1 €' f'^^i A '?^ »;»i ^M :'■ ■'^O-^-H.- Nü.'^v^« ' VV A> ^ tooß TK D. H. HILL LIBß;^/ NORTH C/ßOLiri>4 ST4TE COLLEGE ONsi ENTOMOLOÖIC^L COLLECTION This book must not be taken from the Library building. IBIän^^^ in Europa, Asien und Afrika, mit besonderer Rücksicht auf die naturwissenschaftlichen Verhältnisse der betreffenden Länder, unternommen in den .Taliren 1.S3I» bis 18-11, Joseph Russegger^ k. k. österr. Bergrath iiiid Vizetlirektor C5(l-^ul»an. Zweiter Theil. Reise in Ost-Sudan. STUTTGART. E. S c h w e i z e r b a r t ' s c h e V e r 1 a g- s h a n d 1 u n g-. 1844. REISE in Egypten , Niibien und Ost -Sudan, mit besonderer Rücksicht auf die naturwissenschaftlichen Verhältnisse der betreffenden Länder, unternommen in den Jahren 1.S36 , ISSV und 1938, JFoseph Russegger» t. k. österr. Bergrath und Vizedirektor der k. k. Berg- und Salinen-Direktion 211 Hall in Tyrol. ZWEITER THEIL. ititt 1 ge00n0|!. ^axie von ttubten , 1 ^t0%na% unl) 1 gfogr. ^arte ii0n (Ü>|1 - ^'udan , 1 Qto^x. j^arte tiex i['äx(tstx am ttumati 1 33latt mit Purd)Cr^nttt^_n unir 5 ianifr^aften. STUTTGART. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung;. 1S44. Vorwort. In meiner Vorrede zum ersten Theile dieses Bandes sagte ich Seite 13: Der zweite , d. h. der vorliegende Band meines Reise- werkes, zerfällt in zwei Theile, von denen der erste meine Reise durch Egypten und Nubien , zu den Schilluk-Negern am weissen Flusse, durch Kordofan und zu den INuba-Negern, der zweite hingegen die Reise durch Sennaar nach Dar el Pert und die Rückreise durch Nubien und Egypten ent- halten werde. Die Masse des vorliegenden Materials und der gefasste, bisher von einem verehrten Publikum so gütig aufgenommene Plan : nicht nur die eigenen Beobachtungen ausführlich dar- zulegen, sondern auch die früherer Reisender, in so weit dieselben in das Bereich meines Wissens gehören , vom gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft und der Zeit- ereignisse aus kritisch zu beleuchten , machen es jedoch unmöglich, jene Gränzen inne zu halten und erfordern um so mehr eine Ausdehnung der Theile des zweiten Bandes, als ich es für ein Vergehen an der Wissenschaft erachten würde, den höchst interessanten und so viele neue Erfah- rungen enthaltenden Arbeiten der Herren Kustoden des hiesigen k. k. Hof - Naturalien -Kabinetes, die eine wissen- schaftliche Zierde meines Werkes bilden, einen zu engen Raum frei zu stellen. Ich .glaube daher ganz hn Interesse der Wissenschaft und dem des verehrten Publikums zu handehi, wenn icii die Anzahl der Theile des zweiten Bandes, um nicht jeden einzelnen zu voluminös zu machen, von zwei auf drei aus- dehne. Der erste bereits erschienene Theil enthielt die Reise durch Egypten und Nubien , der gegenwärtige umfasst die Reisen in Ost-Sudan und in den siidlich angrenzenden Neger- Ländern , und der dritte, nächst folgende, wird die Rück- reise durch Nubien und Egypten nebst dem Anhange , ent- haltend Beiträge zur Flora und Fauna von Zentral- Afrika zum Gegenstande haben. Wien, den 12. März 1843. Russegger, Erster Abscliiiitt. Reise von Chardum den weissen Fluss hinauf zu den Schilluk-Negern. 1) Krster Aufenilialt zu CItarduin. Am Abende des 13. März 1837 waren wir also an unserem vorläufigen Reiseziele, in der iieutigen Capitale des alten Reiches Sennaar, der grössten Stadt von Ost-Sudan, in Chardum angelangt. Der erste Eindruck, den Chardum auf den Reisenden hervorbringt, ist gerade nicht der angenehmste. Eine weite unabsehbare Ebene umgibt den Vereinignngspunkt der beiden kolossalen Ströme, deren Ufer theils bebaut, theils mit einer üppigen Waldveget.ation bedeckt sind. Dicht daran breitet sich zu beiden Seiten eine dürre Fläche aus, theils wie eine Wüste von gelbrothem Sande bedeckt, so z. B. ganz nahe an der Südseite der Stadt, theils bewachsen mit sparsamem, Sonne-verbranntem Grase und mit niedrigem Gestrüppe. Die Stadt hat zwar bei dem Umstände, dass ihre einzelnen Häuser und Quartiere sehr weit von einander gestellt sind, entschieden nicht jene Bevölkerungsmasse, die ihrer grossen Ausdehnung angemessen scheint, doch aber glaube ich, wie man mich auch häufig versicherte, dass die Zahl ihrer Einwohner nahe an 20,000 beträgt. Ein grosser Theil der Häuser ist aus Lehm gebaut; sie haben häufig eine Art Pylonenform; platte Dächer, meist nur eine Etage Höhe , sind , insoferne deren D, H. HILL LIBRARY 8 mehrere einem Herrn angehören, mit grossen Lehmmanern umgeben und bilden so für sich einzelne, abgeschlossene Gruppen. Der grösste Theil der Stadt hingegen besteht aus jenen Hütten mit konischen Dächern , welche die Ein- gebornen Toguls nennen und deren ich bereits näher er- wähnt habe *. Auch von diesen Toguls sind immer mehrere, die zu- gleich von einer Familie bewohnt werden , wie in Schendy, in Metämmä und in den andern Städten dieser Länder, durch Hecken eingeschlossen, und bilden so einzelne Partien, deren Ausdehnung und Togulzahl einen Massstab zur Be- urtheilung des Ranges und des Reichthums des Besitzers abgeben. Das dunkle Grau der Lehmhäuser in den unregel- mässigen Strassen voller tiefer Gruben, die einförmigen Toguls auf weiter Ebene zwischen wirbelnden Staubwolken, die bren- nende Hitze der Sonne, die wir damals nahe am Zenithe hatten, der Gestank der vielen Thierleichen, die überall herum liegen und zu denen sich nicht selten auch Menschenleichen ge- sellen, selbst das grelle Licht des Südens, das unter andern Umständen das Auge so entzückt; Alles dieses zusammen gewährte uns einen traurigen, trostlosen Anblick. Neu im Lande kannten wir die lokalen Verhältnisse desselben nicht, nicht unser nächstes Reiseziel, nicht die Dauer unsers Auf- enthaltes. Der grösste Theil meines Personals lag bereits schwer krank darnieder, wir andern erhielten uns nur fieber- schwach auf den Beinen, hinter uns hatten wir die weite Wüste, vor uns die Regenzeit mit ihren tödtlichen klimati- schen Einflüssen. Mit ernsten Gedanken sah ich in die dunkelgrüne Fluth des Bacher Ahsrak ** und ich konnte in diesem Augenblicke gewisser trüber Ahnungen nicht Herr werden. '^ Togul. Pallme in seiner „Beschreibung von Kordofan und den angränzenden Ländern. Stuttgart 1843" nennt diese Hütten sehr unrichtig Tukkoli, so wie überhaupt in diesem, sonst gewiss sehr schätzbaren Buche fast alle Worte aus den landesüblichen Sprachen falsch geschrieben und manchmal zum Erstaunen verunstaltet erscheinen. ** Das Wasser des Barher el Ahsrak ist in der trockenen Jahreszeit (unser Winter und Früiiling) ganz klar und rein, trübt sich aber stark, wenn im höluren Süden die tropischen Regen beginnen. Y5iA>iäl-i JJfH .H fi 9 Des andern Morgens war es mein Erstes in Bej^leituns: meines Dolmetschers dem Gouverneur von ßelled Sudan * einen Besuch zu machen, um durch ihn die nöthigen Mittel zur Fortsetzunj»; meiner Reise zu erhalten. Wir zojren zwi- sehen halb zerbrochenen Lehmmauern, durch schmutzige Strassen zu einer grössern Gruppe von Lehmhäusern , die den Palast CnuRSCHiD-Pascha's bildeten. Lezterer erwartete uns im Audienzlokale, in der Mitte des grossen Hofes, um- geben von seinen Kabassen, Churschid, ein Türke von altem Schrot und Korn, strenge an den Vorschriften des Islams haltend, mochte damals an 50 Jahre zählen, sein blasses Fiebergesicht zierte ein grosser, starker Bart, und sichtbar leidend, hatte er sich zwischen den Polstern seines Diwans halb vergraben. In seiner Gesellschaft fanden wir den Dr. SoLiMAN-Eflfendi , Vorstand des gesammten Medizinal- vvesens in Belled Sudan ; geboren in Sizilien, später Renegat geworden, versah er, neben seinem eigentlichen Dienste, bei dem Pascha die Stelle eines Leibarztes. — Nachdem wir Platz genommen und die üblichen, höchst langweiligen Komplimente gewechselt hatten, rückte ich sogleicli mit dem Wunsche heraus, so bald als möglich den blauen Fluss hin- auf nach Fassoki abzureisen. Das ist unmöglich ! erwiederte Churschid, in Fassoki, das über SO Tagereisen von hier liegt, hat die Regenzeit bereits begonnen , die Regen rücken be- reits rasch nach INord vor, da man jeden Abend Gewitter im Süden bemerkt, und das Land ist unpassirbar. Da ich Dir wenigstens 1000 Mann Bedeckung in jene Länder geben muss, und ich, fuhr er fort, meine Soldaten nicht gerade hinopfern darf, so rathe ich Dir, diesen Plan aufzugeben, und lieber, so lange es noch die Jahreszeit erlaubt, irgend eine andere Reise , z. B. nach Kordofan, zu machen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass man von Chardum nach Scheibun im Lande der Nuba-Neger hin und zurück unge- fähr 1^ Monate zu reisen habe, kurzen Aufenthalt eingerechnet, und da jenes Land, das vor mir noch kein Europäer gesehen hatte, wenigstens keiner, der uns hierüber Bericht erstattete, "^ Beiled-Sudan : Land Sudan. 10 um so mehr einen unendlichen Reiz für mich hatte, da Cail- LiAUD auf seiner Karte in der Nähe von Scheibun Goldwäschen ang;ibt, aus denen jährlich eine bedeutende Menge Gold nach Kordofan kommen soll, so war mein Entschluss schnell e^efasst, nur fand ich es angemessen, denselben vor der Hand noch nicht auszusprechen. Als wir jedoch zu unserer Barke zurückgekehrt waren, eröffnete ich meinen Gefährten : dass ich entschlossen sey, vor der Regenzeit den weissen Fluss hinauf bis zu den Schilluk-Negern zu gehen, sodann nach Kordofan zu reisen und von da über Scheibun so weit südlich vorzudringen, als es nur immer die Regenzeit erlauben werde, dass ich ferner den weitern Verlauf der Regenzeit in Chardum ab- warten wolle und nach ihrer Beendigung den blauen Fluss hinauf über Fassoki so weit nach Süden zu gehen gesonnen sey, so weit es nur immer die Umstände erlauben werden. Mein Aufenthalt in jenen Ländern stellte sich daher wenig- stens auf ein Jahr fest, und ich überliess es jedem aus meinen Gefährten, entweder nach Egypten zurückzukehren oder mit mir auszuharren. Kotschi, Achmed -Kaptan (m^'» Dolmetscher) , der Bergarbeiter Mortsch und die Bedienten Danelon und Vignoli entschlossen sich sogleich zu lezterm; mein Adjunkt Pruckner, Dr. Veit und Kotschi's Bedienter Raimund hingegen erklärten sich für die Rückkehr, was mir gewissermassen sehr erwünscht war, da alle drei von dem schädlichen Einflüsse des Klimas bereits so ergriffen waren, dass ich bei einem längern Aufenthalte ihrerseits nichts vor- aus sah als einen baldigen gewissen Tod. Pruckners Rück- reise war mir auch in anderer Beziehung willkommen , da er durch seine Kenntnisse, seinen Muth und seine Ausdauer ganz geeignet schien, die Leitung der Expeditions- Angelegen- heiten am Taurus in Klein-Asien zu übernehmen, die, bereits erhaltenen Briefen zu Folge, eine schiefe Richtung zu neh- men begannen und einer kräftigen , mir ganz ergebenen Hand bedurften. Mein Freund, Dr. Veit, hatte unterdessen als Arzt der Expedition von Seiten der egyptischen Regie- rung eine Besoldung von monatlich 1000 Piastern erhalten, und ich sah dadurch, dass er sich in den herrlichen Alpen- 11 thäleni Kanimanions von dein Einfliisse des tropischen Klinia's zu erholen wünschte, die beste Geleg-enheit, meinen in ärztlicher Beziehung ganz verlassenen Gefährten zu Gülek die Hülfe eines einsichtsvollen Aiztes zu verschaffen. — Mein Schicksal und das meiner Begleiter legte ich in die Hände der Vorsehung und sah getrost der nächsten Zukunft in einem Lande entgegen, dessen Klima, nicht weniger in- fernalisch als das am Niger und von Sierra Leone, immer- hin drei Viertheile derjenigen Europäer zum Opfer fordert, die sich der Wirkung desselben in ihrem ganzen Umfange aussetzen. — Churschid -Pascha liess uns in Chardum ein grosses Lehmhaus zur Wohnung einräumen , das wir auch sogleich bezogen und wohin wir unsere Effekten aus den Barken brachten. Bei einem wiederholten Besuche, den ich dem Pascha machte, erfuhr ich zu meinem nicht geringen Erstaunen, dass von der Regierung in Kairo die baldige Ankunft Bo- reanis, den wir bereits von Gülek her kennen, in Chardum angekündigt sey, und zwar mit dem Beisatze, dass der Pascha selbst ihn überall hin zu begleiten habe, dass man mir hin- gegen es frei stelle , meine Reise so einzurichten , wie es mir beliebe. Ich muss gestehen, dass mir ein solcher Miss- griff der Regierung in Kairo , ungeachtet Inkonsequenzen eigentlich ihr Element sind, doch ganz unerwartet kam. Man hatte mit Mühe am Taurus den Einfluss paralysirt, den BoREANi dem Wirken der Expedition entgegenstellte, und hatte ihn endlich ganz von seinem Posten entfernt, und jetzt, nachdem ich gerade nach einer mühe- und gefahr- vollen Reise daran war, im fernen Innern von Afrika mein Wirken für die egyptische Verwaltung zu beginnen, und, hätte man mich mit Ruhe walten lassen und mich nicht gleich von vorne herein der Sache abgeneigt gemacht, auch gewiss ein günstiger Erfolg zu erwarten gewesen wäre ; jezt schickte man mir aus freien Stücken den ausgesprochenen Gegner der Expedition auf den Hals, ohne zu begreifen, dass dadurch nicht so sehr mir als der Sache geschadet werde. Ich überliess der Zeit die Entwicklung dieses Gegen- standes, äusserte mich hierüber gegen den Pascha gar nicht 12 und verfolgte meinen Plan um so rascher, um wenigstens den ersten Tlieil der Reise ungestört zurücklegen zu können. Die schädlichen Wirkungen des Klima's äusserten sich bei meinen Begleitern in immer bedenklicherem Massstabe. Die eine Hälfte von uns lag am Fieber darnieder, die andere konnte sich vor Erschöpfung und Mattigkeit kaum regen. Ein beständiger Schvveiss bedeckte den Körper und der Schlaf floh uns in den bereits sehr heiss werdenden Nächten, welche die Regenzeit und den Beginn derselben charakteri- siren. Noch trugen die Fieber, welche uns plagten, immer den Charakter starker Wechselfieber, mit Delirio in der Hitz-Periode und konnten durch starke Gaben von Chinin mit Sicherheit abgeschnitten werden, doch erregte das sicht- bare Hinwelken meiner Freunde Prückner und Veit grosse Besorgniss, und ich betrieb daher ihre Abreise so viel als möglich. Ich übergab ersterem Depeschen an den Vizekönig und an ßoGHos-Bey, erstattete darin Bericht über meine Hieherreise, legte meine Rechnungen, traf Betriebsdisposi- tionen für die Expedition am Taurus, übergab Prückner die Direktion der leztern und machte der egyptischen Verwaltung Vorschläge zu geognostischen Untersuchungen am rothen Äleere und zur versuchsweisen Bohrungeines artesischen Brunnens in der nubischen Wüste, bei Mur-hat-el-Mora. Bereits damals sprach ich die Möglichkeit aus , dass sich an der egyptischen Küste des rothen Meeres Steinkohlen (Braunkohlen) finden dürften und wiess auf die Nothwendig- keit hin, die Militärstrasse durch die grosse nubische Wüste mit Wasser zu versehen. Beiden Vorschlägen wurde kein Gehör gegeben, nach Jahren aber erschienen sie als neue, besonders glückliche Gedanken , nur mit dem Unterschiede, dass man für die nubische Wüste, anstatt der von mir be- antragten artesischen Brunnen, bei denen ich sogar, Mur- hat el Mora ausgenommen, selbst am Erfolge zweifle, einen Kanal voischlug; ein schöner Gedanke, der mir nie bei- gefallen wäre und den der Projektant ohne Saladins Wunder- lunipe schwerlich ausführen wird. Ich beantragte ferner: eine umstäijdliche Untersuchung der von mir aufgefundenen (^uar/gänge im Giauilgebirge von Assuan, der ähnlichen 13 Gängle in den Porphyr- und Syenitketten der nubisclien Wiiste , des Eisensteinvorkoinraens bei Waddi-Hadidscliaab und bei Korosko, und schlug- hiezu die Herren Voitanek und SzLABEY vor. Ich machte aufmerksam auf den feuerfesten Tbon bei Assiian, ein für Egypten wichtiges Material, doch Alles — Alles ohne Erfolg-. Zum Schlüsse theilte ich Mehemed-Ali und ßoGHos-ßey den Plan meiner zukünftigen Reise nnd meines verlängerten Aufenthaltes in Sudan mit. Am 18. März begann das ßairamsfest. Oiientalische Etiquette erforderte es, dass auch wir unsere Aufwartung bei CnuRscHiD-Pascha machten, um ihm Glück zu wünschen. Wir trafen im Diwan alle Autoritäten von Chardum ver- sammelt, weisse, braune und schwarze. Ein Binibaschi (Bataillonschef) erschien mit seinen Offizieren, durchgehends Türken oder Fellahs, und alle in ihrer geschmacklosen Galla, hochroth mit Goldtressen beladen und mit blossen Füssen. Das ganze Chor bildete eine lange Reihe, einer ging hinter dem andern, glotzend die Augen auf den Pascha gerichtet, um ihm Hand und Kleid zu küssen, und der Bimbaschi freute sich der guten Dressur seiner Krieger. Doch, da das Schick- sal immer hämisch ist, so sollte auch hier ein Streich gespielt werden. Sobald nämlich einer der Offiziere seinen Handkuss angebracht hatte, so ging der Glückliche rückwärts, um dem Pascha nicht den Rücken zu wenden und ohne rechts oder links zu schauen bis zur Thüre zurück, wo er sich auf die Fersen hockte und eine Tasse KaflFe bekam. Das Unglück wollte nun , dass zwei dieser Herren in progressiver und retrograder Bewegung so aneinander rannten, dass beide zu Boden stürzten und die Umstehenden ungalant genug waren, in ein lautes Lachen auszubrechen. Bei dieser Visite er- fuhren wir auch zuerst, dass Mehemed-Ali einen neuen Feld- zug in Arabien eröffnen und von Hedjas über el Derrejeh bis Bassra und Bagdad vordringen werde , und diess zwar alles, wie mich Churschid versicherte, aus reiner Sorge für das Wohl des Grossherrn. Am 19. März kam ein Kourier mit Briefen an mich aus Kairo an , ein Kabass der Regierung , den der Vizekönig eigens zu dem Zwecke, die an uns eingelaufenen Briefe z« 14 iil)erbrin»;en, absandte und der den weiten Weg zu Drome- dar in 47 Tagen gemacht hatte *. Unsere Briefe hatten den Weg aus der Mitte von Deutschland bis nach Chardum in vier Monaten zurückgelegt und also in dieser Zeit 33 Breitengrade durchwandert. ARTiN-Bey, der Sekretär des Vizekönigs, schrieb mir im IN amen seines Herrn „ja gewiss nach Fassoki zu gehen", von der Hieherkunft Boreani's jedoch kein Wort, so dass ich schon an der Richtigkeit der mir von Churschid gemachten Mittheilung zu zweifeln begann. Kurze Zeit vor uns war der englische Arzt und Reisende HoLROYD in Chardum angekommen, aber auch bereits wieder abgereist, so dass ich seine persönliche Bekanntschaft erst später in Kordofan machen konnte. Die von ihm veranstal- tete und in ethnographischer Beziehung sehr interessante Sammlung von verschiedenen Waffen und Geräthschaften der Völker in Ost-Sudan befand sich damals in den Händen eines gewissen MusTAPHA-Eff^endi, eines französischen Rene- gaten, den wir als Arzt und Apotheker bald werden kennen lernen. Die genauere Durchmusterung dieser Gegenstände und einige Jagdpartien an den Ufern des weissen Flusses füllten, nebst unsern wissenschaftlichen Studien, die Zeit unseres Aufenthaltes aus, welche, obwohl wir bereits ganz reisefertig waren, sich dadurch verzögerte, dass Churschid- Pascha, als ein wahrer Türke, eine Menge unnützer An- stände machte, die Ablieferung der nöthigen Barken z. B. von einem Tag auf den andern verschob, die Ertheilung eines Kabasses zur Reise nach Kordofan vervveigerte u. s. w., bis es mir endlich doch gelang, theiis durch den kathegori- schen Imperatif, theiis durch unaufhörliche Anfragen alles Nöthige zu erhalten. So rückte endlich der 24. März, der Tag der Trennung von meinen Freunden Pruckner und Veit, heran. Ich begleitete sie zur Barke, und als die Segel sich schwellten und das Schiff den blauen Fluss, seiner Mündung zu, hinabeilte, konnte ich mich der tiefsten Wehmuth nicht * Während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes im südlichen Nubten und in den Negerländern ging mir durch die Fürsorge des Vize- könjgs kein einziger Brief verloren. 15 enveliren. Der Verlust war hart, ohne ärzfb'che Hülfe* sah ich mich und die meinen den Wirkungen eines infer- nalischen Klinia's preisgegeben, ohne meinen braven Adjunk- ten sah ich die ganze Last der Expedition und aller wissen- schaftlichen Arbeiten auf mir allein beruhen. Pruckner und Veit nahmen auf ihrer Rückreise nach Kairo den Weg durch die ßahiuda-Wüste und durch Dongola, da ihre über- hand genommene Kränklichkeit ihnen den langen Weg durch die wasserlose Wüste, den wir hergezogen waren, nicht mehr gestattete. Als wir vom Flusse in unser Haus zurück- keiirten , trafen wir in der Strasse den Leichenzug eines Berbers. Der Verstorbene war Muhammedaner und mehrere blinde Schechs , einander die Arme reichend, begleiteten singend und Fahnen tragend die Leiche zur Ruhestätte. Leztere wurde, in einem weissen Tuche eingewickelt, auf einem Angarebb getragen , vor dem mehrere halbnackte W^eiber sprangen und tanzten und dabei grosse, zweischneidige Schwerter, wie Besessene, mit entsetzlichen Geberden und ängstlichem Stöhnen, in den Lüften schwangen. Dieses geschieht, wie man mich versicherte, um die bösen Geister abzuwehren, die dem Todteii bei seiner Reise gewaltig zu- setzen sollen. Nachdem wir noch denselben Abend dem Kadi (Ober- richter), einem geborenen Marokkaner, und dem Mufti von Chardum (obersten Priester und Gesetzkundigen) unsere Besuche gemacht hatten und von beiden aufs freundlichste empfangen wurden , gingen wir in den Garten des Pascha, der gi'oss und von zwei griechischen Gärtnern auch gut ge- halten ist. Als Seltenheit zeigte man mir blühenden Jasmin und präsentirte uns reife Trauben (im März), die aber sehr wässerig und schlecht schmeckten. Am vorletzten Tage, bevor wir unsere Reise den weissen Fluss hinauf antraten, wurde ich wieder neuerdings vom Wechselfieber befallen und zwar so stark, dass sogleich Delirium eintrat, welches fast die ganze Nacht durch andauerte. Auch diessmal half mir eine starke Dosis schwefelsauren Chinins wieder auf '* Von den Ärzten in Sndan war sie nicht zu erwarten, nicht ein- mal zu wünschen. 16 die Beine und am 28. IVIärz konnte ich mit meinen Gefährten die Reise antreten, zu der mir CnuRSCHiD-Pascha seine schöne und grosse zweimastige Dahabie gab. Bevor ich Chardum verlasse, erlaube ich mir noch einen Rückblick auf diese Stadt, die durch ihre äusserst günstige Lage an dem Vereinigungspunkte der beiden grossen Ströme * einst für den Sudan-Handel noch eine sehr hohe Bedeutung erlangen kann. Die Ufer der beiden Flüsse sind, wie ich schon oben erwähnte, ganz flach, zum Theil sandig und unfruchtbar, zum Theil bebaut und mit Bäumen bewachsen. Im Süden der Stadt dehnt sich eine weite, sterile Sandebene aus, eine wahre Wüste , die dem ganzen Bilde einen traurigen Ton gibt. Die gegenüber liegenden Ufer der beiden Flüsse sind bedeutend besser kultivirt und man sieht daselbst die grossen Dörfer Umdurmann am weissen Flusse und Kube am blauen Flusse, an der Vereinigung beider, die mit reicher Vegetation bedeckten Inseln ümdum und Tutti und als Ruhe- punkte in JNord die Berge des Cherery und die Lehmhäuser von Halfaja. Die Ufer des blauen Flusses sind so hoch, dass die Bewässerung der anliegenden Grundstücke durchaus künstlich geschehen muss, wozu man sich, wie in Egypten, der Sakien bedient, einer Art Schöpfräder, die durch kolos- sale Sennaar-Ochsen getrieben werden. Das rechte Ufer des weissen Flusses ist flach und niedrig und könnte sehr leicht, würden die Bewohner nur einigen Sinn für Arbeit * Leider muss icli hier auf einen Fehler aufmerksam machen, der sich auf meiner Karte von Ost - Sudan eingeschlichen hat und von mir bei der Korrektur übersehen wurde. Chardum liegt nämlich dicht am linken Ufer des blauen Flusses und erstreckt sich fast bis an die Landspitze Rhas el Chardum, Auf meiner Karte von Nubien ist diese Lage vollkommen richtig angegeben, bei der Übertragung auf das Blatt von Sudan aber wurde das Zeichen der Stadt ungefähr um eine Minute der Breite zu weit südlich gerückt und kam dadurch dicht an das rechte Ufer des weissen Flusses, was nicht wahr ist, indem zwischen der eigentlichen Stadt und diesem Flusse eine ^ Stunde breite Ebene liegt. Eben so ist die Angabe des Ruinenzeichens bei Mandera auf dem Blatte von Sudan unrichtig ; denn nach Linant existiren daselbst keine Ruinen. Auf dem Blatte von JNubien findet auch dieser Fehler nicht statt. 17 haben, natürlich bewässert und in das herrlichste Ackerland umoevvandelt werden. Die Bodenliuitur beschränkt sich auf den Anbau von Hirsenarten (Dura und Dochen), Baumwolle, Gemüsen (meist Bamien , Zwiebel, Melochien und Melint- sclianen) und mehreren Arten von Hülsefrücbten, besonders von Bohnen. Die eine Art der leztern besizt ein Kraut, das entsetzlich stinkt, so dass der dieses Geruches, den ich mit dem ganz alter Wasserschläuche vergleichen möchte. Ungewohnte einen starken Ekel dabei empfindet. Längs dem blauen Flusse befinden sich viele und grosse Gärten der wohlhabendem Einwohner und der Regierungsbeamten. Da alle nicht einheimischen Pflanzen , selbst bei geringer Bewässerung, in diesem Klima sehr stark Blätter treiben und eigentlich ihre ganze Kraft dahin werfen , so haben diese Gärten durch das dichte Laub ihrer Bäume grössten- theils ein sehr freundliches Ansehen und der dunkle Schatten den sie geben , ist in diesem Klima äusserst angenehm. Desto schlechter aber steht es mit den Früchten. Alle die herrlichen Geschenke der Natur, die uns im gemässigten Süden erquicken, als Feigen, Orangen, Zitronen, Melonen, Trauben etc. , welche die Türken bei ihrer Eroberung des Landes hieher brachten , sind hier schlecht und zum Theil sogar ungeniessbar. Sennaars Sonne ist für sie zu lieiss, d. h. zu konstant warm. Ohne Bewässerung dörren sie daher sogleich ab und mit Bewässerung treiben sie zu stark. Vielleicht dass auch in dieser Sache gute Gärtner Manches leisten könnten. Selbst die Dattelpalme, ein Kind des war- men Südens, kümmert hier und ihre Frucht ist schlecht und wässerig. Der Feldbau ist höchst einfach. Pflug und der- gleichen Werkzeuge kennt man nicht. Der Boden wird mit einem spitzen Eisen wund gemacht und der Saame mit dem Beginn der Regenzeit in die Löcher gelegt. Alles übrige überlässt man der Natur. Die Gartenkultur beginnt nach den Regen, ist eben so einfach und nur dadurch mehr Arbeit erfordernd, dass hier durchaus künstliche Bewässe- rung stattfindet, die durch viele kleine Gräben erzielt wird. Die Produktionskraft des Bodens kann durch eine sorgfältige Behandlung zum Ausserordentlichen gesteigert werden und Russegger, Reisen. 11. Bd. 'i. Th. 2 18 inir sind in den Gärten einiger zu Chardum wohnenden Enropäer sogar viermalige Getreideernten in einem Jahre vorgekommen. Die Zeit von der Saat des Korns bis zur Reife der Frucht betrug in einem solchen Falle kaum mehr als 21 Monate. Würde daher die Prodnktionsfähigkeit des Bodens mit weiser Umsicht benüzt, so müsste dieses Land das Ausser- ordentlichste leisten und selbst Egypten würde an Frucht- barkeit zurückstehen. Doch für so etwas hat der indolente Einwohner an und für sich keinen Sinn und die Regieruug thut nicht das Mindeste^ um ihn auf diesen Weg hinzuleiten, d. h. so hinzuleiten , dass er dabei auch einen Gewinn für sich selbst sehen würde. Die Bewohner der Stadt sind zum grössten Theile aus der Klasse der Landeselngebornen: Berber aus dem süd- lichsten Nubien, Dongolaui aus Dongola, Fungi aus Sennaar, die eigentlichen Bewohner dieses Landes seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts und schwarze Araber aus den wahrscheinlich schon vor dem Islam eingewanderten und in der Umgebung von Chardum hausenden Nommaden- Völkern , als da sind die: Ben! Gerar, Djaminabi, Hassanie etc. Berber und Fungi bilden die Hauptmasse der Landeselngebornen und zwar erstere, ohne Veränderung ihres ursprünglichen Sitzes, als eines der ältesten äthiopi- schen Stammvölker, leztere als die späteren Eroberer von Sennaar. Die Dongolaui sind schon seit langer Zeit aus Dongola hier eingewandert und grösstentheils Handelsleute, während die Berber (Barabra) und Fungi sich mit der Be- bauung des Landes beschäftigen. Die Araber der Wander- stämme kommen nur des Handels wegen zeitweise in die Stadt, oder dann, wenn die SchiffTiauarbeiten zu Menscherah am weissen Flusse jährlich ihr Ende nehmen, wo sie dann ausser der Stadt gegen die Spitze der Dschesira (Rhas el Chardum) hin ein Lager beziehen. Diese Klassen der Be- wohner , wie in allen Sudan-Städten in gewisse Quartiere abgetheilt, wohnen grösstentheils in Toguls und in ganz niedern, höchst elenden Lehmhütten. Unter den nicht ein- heimischen y fremden Bewohnern der Hauptstadt behaupten 19 die Neger verschiedener Nationen des Innern der Menge nach den ersten IMatz. Der grösste Theil derselben bildet die gemeine Mannschaft der in Chaiduin stationirten regu- lären Infanterie, und mochte zur Zeit meiner Anwesenheit an 3000 Mann betragen haben. Der andere Theil der Neger dient als Sklaven in den Privathäusern und bei den ver- schiedenen Arbeiten , welche die Regierung unternimmt. Geringer an Anzahl sind die Araber aus Egypten und aus den Raubstaaten. Leztere, unter dem Namen Mograbi, bilden zum grössten Theil die irreguläre Kavallerie , im Dienste der Regierung. Die Araber aus Egypten sind theils Gewerbs-, theils Handelsleute, theils bekleiden sie die Unter- offiziers- und mehrere Offiziers- und Beamtenposten in der Sudanarmee und hei der dortigen Verwaltung. Der kleinere Theil der irregulären Kavallerie besteht aus Scheikie, ein dunkelbraunes, fast schwarzes Volk, arabischer Abkunft, welches das Nilthal zwischen dem Dschebel ßarkal und der Provinz Dongola in Nubien bewohnt und als der Über- rest des einst herrschenden Volksstamms im ganzen südlichen Nubien gegenwärtig als Soldaten im Dienste des Pascha steht und an Bravour allen übrigen Völkern dieses Landes vorgeht. Weit geringer an Anzahl als die Araber sind die jüngsten Eroberer des Landes, die Türken. In ihren Händen sind alle höchsten Civil- und Militärdiensfstellen, •wenige nur beschäftigen sich mit Handel. Sie bilden die herrschende Partei im Lande, nicht durch ihre physische Macht, sondern durch ihr moralisches Übergewicht, Halb- wilden gegenüber, und durch die Gräuel, die ihre Eroberungen begleiteten und die noch heute in der Erinnerung des Volkes fortleben. Die zu meiner Zeit in Chardum anwesenden Türken waren meist aus Kleinasien und unter ihnen befanden sich mehrere Kurden, welchem Volke auch CuuRscHiD-Pascha angehört, der vom Mammeluken des Vizekönigs zu diesem hohen Posten emporstieg. Die Kopten bekleiden auch in jenem Lande die sämmtlichen Stellen der Rechnungsbeamten im Dienste des Pascha und sind wie in Egypten das krie- chende, heuchlerische Volk, das seinen Dienstherrn betrügt, 2* 20 wo sich nur hiezu eine Möglichkeit eröffnet. Abessinier tinden sich grösstentheils nur als Sklaven und zwar des Ijohen Preises weg^en nur in vornehmen Häusern. In klein- ster Anzahl findet sich der Europäer und, ausgenommen einige griechische Handelsleute, traf ich in Chardum höch- .stens acht derselben, und zwar meist Italiener, sämmtlieh Besoldete des Pascha, Ärzte und Apotheker. Die grösste Mannigfaltigkeit unter den genannten Rassen bieten unstreitig die Neger dar. Man trifft dieselben aus allen Nationen der weiter südlich angränzenden Länder, von den schönen Schwarzen aus Fassoki, Dar el Pert und den Ländern der Nubas bis zum hässlichen Affenkopfe des Schilluk und des Dinka'. Auch von sehr entfernten Ländern aus Darfnr, ßegarmi, ßorgu , Bornu , aus den Ländern der Gallas etc. trifft man einzelne Sklaven, jedoch solcher aus den westlich von Kordofan liegenden Ländern nur sehr we- nige, indem dieselben von den Dongolakanfleuten meist schon in el Obeehd aufgekauft werden. Die Sklaven kommen auf zweifache Art nach Chardum und zwar entweder im Wege des gewöhnlichen Sklavenhandels oder durch die be- kannte, durch die egyptische Regierung als eine Hanpt- einnahmsquelle des Staatsschatzes aufs Eifrigste betriebene Sklavenjagd. Der gewöhnliche Sklavenhandel wird von den Dschelabs betrieben, Kanfleuten von verschiedenen Nationen, meist aus Egypten und Dongola, die sich ausschliesslich diesem Geschäfte unterziehen. Die egyptischen Dschelabs gehen meist nur nach Dongola oder Chardum, seltener südlicher, die Dongola-Dschelabs hingegen dringen weit in Süden von Kordofan und Sennaar in die entferntesten Negerländer vor und kaufen dort , grösstentheils von den Häuptlingen , jene Sklaven auf, welche leztere als Kriegsgefangene, durch weitern Verkehr , durch Raub oder sonst auf eine Art in ihre Gewalt bekommen. Bei einigen Negervölkern , z. ß. bei den Schilluks, geht, wie ich selbst erfuhr, die Barbarei * Von Pallme höchst unrichtig Denky oder Jenky genannt , eine Benennung-, die ich nie gehört habe. 21 so weit, (lass ILItern ihre Kinder, Brüder ihre Schwestern aus freien Stücken an den Dschellab verkaufen, ohne dass Gewalt dabei ins Spiel kommt. Auch die Dschellabs von Kordofan und Sennaar (Stadt), an welch lezterm Orte sehr bedeutende Geschäfte dieser Art gemacht werden, bringen zum grössten Theile ihre Sklaven nach Chardum zu Markt, gehen aber selbst selten weiter, indem sie dort ihre be- stimmten Abnehmer finden, die den weitern Verkehr mit dieser Waare besorgen. Zu diesen Industriellen gesellen sich auch zum grossen Theile die anwesenden Europäer, welche, obwohl sie ihrer politischen Denkweise nach fast durchgehends dem radikalsten Liberalismus ergeben sind, doch dieses Gewerbe als ein solches betrachten , welches sich mit ihren Begriffen von Freiheit recht gut verträgt. In Chardum befand sich z. ß. damals ein Franzose, Namens Vessieux , der das Geschäft eines Sklavenhändlers sehr ins Grosse trieb und ganze Ladungen von Negern nach Kairo spedirte. Später bewarb sich derselbe um eine Agentie in Chardum, die er, wie ich glaube, nicht erhielt, obwohl er bei den dortigen Europäern seiner humanen Gesinnungen wegen schon lange der Consul de toutes les nations chre- tiennes genannt wurde, was den Türken nicht wenig Spass machte. Diese einfache Thatsache bezeichnet scharf das Leben des Europäers in jenen Ländern. Wir sehen ihn dort als Menschen ohne Gesetz, und die traurige Überzeugung dringt sich auf, dass bei der Masse, bei der die Civilisation nicht über die Form hinausreicht, nur die Furcht vor den Folgen der Übertretung das eiserne Band ist, welches wir Ordnung nennen. Die abessinischen Sklaven, sehr gesucht wegen ihrer grössern Fähigkeit und angenehmem Gestalt, besonders die Mädchen , wegen ihrer Anhänglichkeit und ihrer manchmal mehr als gewöhnlichen Schönheit, werden von den abessinischen Sklavenhändlern selbst auf die näch- sten Sklavenmärkte von Ost-Sudan gebracht, seltner, dass egyptische Dschelabs nach Abessinien gehen, um diese Ein- käufe dort vorzunehmen. Die abessinischen Sklaven , mit Ausnahme der Gallas, sind fast durchgehends Christen, was aber die in Sudan und zum Theil auch manche in Egypteii 22 wohnende Europäer g^ar nicht hindert, dieselben als Handels- waare zu betrachten. Viele der Negersklaven «belangen durch die Tekayrne * nach Charduin. Diese Frömmler rauben und verkaufen sie auf ihren weiten Wanderungen. Im Ganzen glaube ich beobachtet zu haben, dass die Sklaven in den Häusern der Türken auch in Chardum weit besser behandelt werden , als in denen der Europäer und der Landeseingeborenen. Die Türken betrachten sie mehr als Familienglieder, geben ihnen sehr häufig nach längern und treuen Diensten die Freiheit und helfen ihnen sogar oft zu bedeutenden Posten empor zu steigen. Ein Neger- knabe von ungefähr 8 — 9 Jahren kostete in Chardum damals 200—300 Piaster (20—30 fl. Konv.-Münze) , eine schöne Abessinerin 3000—4000 Piaster (300—400 fl.), die Preise der übrigen Sorten der Sklaven hielten sich zwischen diesen * Tekayrne, der Plural von Takruri, sind Neger von verscliiedeiien Nationen , besonders aus den westlich von Kordofan liegenden mnham- medanischen Negerländern, und bilden also für sich keine eigene Nation. Sie sind Pilger, die nach Mekka wandern, mit der ungeheuren Reise aus dem tiefsten Innern von Afrika oft Jahre zubringen und sich wäh- rend der Zeit durch Betteln , Talismanschreiben , Stehlen etc. erhalten. Eine schlechte Rasse von Miissiggängern, die sehr oft Kinder rauben und als Sklaven verkaufen und von den Eingebornen selbst so gescheut werden, dass ihnen sehr häufig der Zutritt in die Dörfer versagt wird. BuRKHARDT gibt meiner Ansicht nach eine zu günstige Schilderung dieser Leute, wenigstens konnte ich an ihnen einen Hang zur Arbeit nie ent- decken. Im Anhange zu Kapitän Clappep.tons Tagebuch in Narrati ve of travels and discoveries etc. London 1826 findet sich die Übersetzung eines arabischen Manuscripts : „Auflöser der Schwierigkeiten in der Geschichte des Landes Takroor". Auf den ersten Blick ersieht man, dass es sich hier um eine Mystifikation des Namens handelt ; denn der geographische Theil dieses Manuskriptes bezeichnet als Provinzen des Landes Takrur die unter sich ganz unabhängigen Länder: Darfur , Be- garmi, Bornu , Borgu, Haussa etc., folglich alle wichtigern Theile von Mittel- und West -Sudan. Es ist also derselbe Fall, wenn ich sagen wurde, das Land der Christen oder das christliche Königreich besteht aus den Provinzen : Spanien , Frankreich , Österreich etc. So wenig es eine Nation gibt, die „christliche Pilger" und ein Land, das „Christen- heit" heisst, so wenig gibt es eine Nation mit dem Namen „Tekayrne" und ein Land mit dem Namen Takrur, oder nach englischer Schreibart l'akrour. 23 beiden Extremen beinahe in dem Verhältnisse wie auf dem Sklavenmarlite zu Schendy *. Die schlechtesten unter den Sklaven durch ihre Dumm- heit und Wildheit , zugleich die hässlichsten der Gestalt nach und daher auch die wohlfeilsten sind die Schilluk und noch mehr die Dinka. Beide Nationen wohnen, wie wir sehen werden , am Bacher el Abiad und zwar die Dinka im obern Flussgebiete desselben. Sie werden ihres Stumpf- sinnes halber nur zu den gemeinsten Arbeiten gebraucht, zu denen man sonst gewöhnlich sich des Viehes bedient, z. B. zum Treiben der Sakien u. s. w., in welch letz- terer Beziehung sie freilich nicht das leisten , was unsere europäischen Lastträger zu leisten im Stande sind; den« alle diese innerafrikanischen Völker und selbst schon die Araber stehen im Durchschnitte den Europäern an Körper- kraft weit zurück. Im Hause des Arztes SoLiMAN-Effendi sah ich unter andern einen Dinka , dessen Körperform sich auf eine interessante Weise entwickelt hatte. Soliman führte mir den Sklaven als ein Mädchen vor, das ungefähr 14 bis 16 Jahre zählen mochte. Ich betrachtete das Wilde, Stumpfe im Ausdrucke des Gesichtes, welches noch dadurch erhöht wurde, dass nach der Sitte der Schilluk und Dinka die vordem Zähne der untern Kinnlade ausgebrochen waren. Der volle , schön geformte Busen fiel mir bei diesem Alter und da dieser Theil des Leibes bei südlichen, durch keine Schnürmieder misshandelten Körpern sich überhaupt i» vollendeter Schönheit entwickelt, nicht besonders auf. Sehr erstaunte ich hingegen, als Soliman dieses vermeintliche Mädchen sich entkleiden hiess und ich einen vollkommen ausgebildeten Mann vor mir sah. Eine grössere Anzahl von Sklaven, als durch den ge- wöhnlichen Sklavenhandel, kommt durch die Sklavenjagd nach Ost-Sudan und folglich auch nach Chardum. Die Sitte, auf Menschen Jagd zu machen, ist so alt als die Mensch- heit selbst. So weit wir in der Geschichte zurückgehen, ■» Bd. IT, Th. 1, S. 493. 24 sehen wir in Folge höherer Intelligenz, geographischer Lage lind klimatischer Einflüsse eine entschiedene Präpoteiiz der weissen Rasse über die schwarze. Der Sinn, sich in seinem Hause zur Versehnng all der niedrigem Arbeiten mit Sklaven zu umgeben, ist dem uncivilisirten, rohen Natur- menschen gleichsam angeboren und er findet zur Erreichung dieser Absicht den geeignetsten Weg in den kriegerischen Verhältnissen , in denen er fast ununterbrochen zu seinem Nachbar steht. Den Sklaven jedoch zugleich als Handels- waare zu betrachten, ihn, aller Rechte der Menschheit ver- gessend, seinem Heimathlande zu entreissen nnd als Opfer des Eigennutzes und der Geldgier von einer Hand in d*ie andere zu geben, das ist, wenn auch nicht gerade eine Erfindung der weissen Rasse, doch ein Umstand, der durch sie sicherlich den meisten Impuls erhielt nnd der sich de- moralisirend bis in das Innerste fremder Welttheile, beson- ders in das Innerste von Afrika, ausbreitete. Den Küsten näher liegend, bekriegen sich die schwarzen Häuptlinge nntereinander, um ihre Gefangenen den europäischen Sklaven- händlern zu überliefern, im Innern bekriegen sie sich, um dadurch den Anforderungen der Araber und Türken ent- gegenzukommen. Daher sehen wir die Züge der Neger- sklaven-Karawanen nach den Raubstaaten und nach Egypten. Bei dem Europäer tritt unstreitig mehr der schändliche Eigennutz als wirkendes Prinzip hervor, während es beim Muhammedaner zum grossen Theile die Verachtung und der Hass ist, die er gegen Jeden empfindet, der eines an- dern Glaubens ist. Daher bleibt der Sklave in den Händen des erstem auch dann noch Sklave, wenn er sich bekehrt zu den Füssen des Kreuzes hinwirft, während er in den Händen des leztern, sobald er sein „es ist nur ein Gott und Mohammed ist sein Prophet" spricht, einen bedeutenden Schritt im sozialen Leben vorwärts macht. Die Anzahl der Sklaven, welche früher im Wege des Karawanenhandels aus Darfur, Kordofan und Sennaar nach Egypten kam, oder später durch die Einfälle der Mammelukenhäuptlinge , die sich in das südliche Nubien geflüchtet hatten, ihrem Lande entrissen wurden , war nur gering gegen die Schaaren von Negern, die In späterer Zeit denselheri Weg- zw »•elien gezwun- gen wurden. ÄlsMoHAMMED-Bey-el-DefterdarKordofan erobert« und es der egypttschen Herrschaft unterwarf, wurden in einem Jahr 40.000 Neger als Sklaven nach Egypten abge- führt. Da erwachte in Mehemed-Ali der für jene Länder so unheilvolle Gedanke , sich zur Ausführung seiner weit aussehenden Plane, besonders bezüglich der Eroberung von Arabien, eine Armee von Neger zu schaffen, und um dies« Absicht zu erreichen, begann die bekannte Menschenjagd in den an Ost-Sudan angränzenden Negerländern durcli die Truppen der egyptischen Regierung und wurde regelmässig Jahr für Jahr abgehalten*. Der Plan, mit einer Neger- armee auswärtige Eroberungen zu machen , scheiterte an der Hinfälligkeit dieser Unglücklichen in fremden Klimaten. Hunger, Elend aller Art und der Sand Arabiens verschlangen Tausende. Der Gedanke zur Begründung einer Negerarmee wurde daher auf das ihrem Vaterlande zunächst liegende Lcind, auf Ost-Sudan, d. h. auf die egyptischen Eroberungen In Sennaar und Kordofan , beschränkt; zwei Regimenter entstanden, die sämmtlich, mit Ausnahme der Offiziere und Unteroffiziere, fast durchaus Türken und Araber, durcli Sklavenjagden geschaffen und erhalten wurden. Als Mehemed- Ali's Stern mehr und mehr zu sinken begann , das Miss- verhältniss seiner Verwaltungsauslagen gegen sein Staats- einkoramen immer greller hervortrat und er seine Truppen nicht mehr mit Geld zu zahlen vermochte, da begann die jährliche Sklavenjagd eine noch schändlichere Richtung zu nehmen. Die egyptische Verwaltung wurde selbst zum Sklavenhändler, verhandelte zum Theil jene Neger, die man nicht zum Militärdienste tauglich fand, auf Staatsregie oder bezahlte mit ihnen die Soldrückstände der Truppen; wodurch, da letztere selbst Neger sind und es häufig sich ereignete, dass der Bruder dem Bruder, der Vater dem Sohne etc. als Sklave zufiel , die Menschlichkeit auf das greulichste verlezt wurde. Ich werde, als Augenzeuge der Sklaven- * Man sehe über die Sklavenjagd : Chassc aux Ncgres, Souvenirs de voyage par Leon dk Laborde (Revue frangaise). Paris 183S. 26 Jagden In den Jahren 1837 und 1S38, nnf das eigentliche Wesen derselben bei Gelegenheit zurückkommen und will hier nur erinnern, dass, während das energisch einschreitende England den Sklavenhandel an den Küsten aufhob und Mehemed-Ali die Einstellung der Sklavenjagden in Ost-Sudan auf das Bestimmteste versprach, dieselben, wie früher, fort- dauerten. So fand Pallme dieselben in dem Jahre 1838 in Koi-dofan in vollem Gange, und wurden sie auch, vielleicht wegen Truppenmangel, im Jahr 1839 eingestellt, so ist es doch Thatsache, dass sie in den Jahren 1840 und 1841 wieder stattgefunden haben und ohne Zweifel noch fort- dauern. Die egyptische Verwaltung ging noch weiter, indem sie anfing, die Sklavenjagd gleichsam als einen förmlichen Industriezweig zu behandeln und sie nicht nur auf eigene Regie zu betreiben, sondern sogar, gegen Entrichtung eines Theils des Raubes, Patente hierüber auszufolgen. Ein sol- cher Raubbrief wurde bei meiner Anwesenheit in Kordofan im Jahr 1837 dem Sultan Abu Medien * und dem reichen Schech eines der Hauptstadt nahe liegenden grossen Dorfes ertheilt. Ersterer beabsichtigte durch den Erfolg einer sol- chen Jagd die Befriedigung seiner Gläubiger ; letzterer, wie mir schien, betrachtete sie als einen guten Spass oder, was sehr wahrscheinlich ist, er handelte in einem geheimen Auf- trage der Verwaltung, der damals schon darum zu thu« war, irgend eine Ursache zum Kriege mit Darfur zu finden, wohin dieser Schech seinen Zug unternahm. An den Er- gebnissen dieser Privatjagden nahm jederzeit die Regierung" ihren Theil. Die schwarze Armee des Vizekönigs betrug im Jahr 1837 in ganz Ost-Sudan und mit Einschluss der türkischen und arabischen Offiziere und Unteroffiziere 7000 bis 8000 Mann, welche als Garnisonen in Chardum, el Obeehd, Woadd Medine und Sennaar vertheilt waren und von denen sich in den beiden Küsten-Städten des rothen Meers, in Sauakiii * Abkiirzuiiff von Abu em Medina (der Vater der Stadt). Abu Me- dien ist der Bruder des regierenden Sultans Fahdel in Darfur und wir werden ihn später näher kennen lernen. 27 (südliches Niibien) und in Massowa (Abessinien) znsainmon ungefähr 80 Artilleristen befanden. Als im Jahr 1S38 in Folge der Zerwürfnisse mit Abessinicn nnd der unglücklichen Ereignisse bei Kalabat, nach der Znrückberufung Churschid- Pascha's das Gouvernement von Ost-Sudan von Achmed- Pascha übernommen wurde, langten mit demselben einige arabische Regimenter aus Egypten als Verstärkung der Sudanarmee an und die ganze Truppenzahl mochte sich auf das Doppelte der oben angegebenen Zahl belaufen haben. Die ümstaltung der Sklavenknaben in Eunuchen , eine gräuliche Folge der Haremseifersucht orientalischer Völker, war zu meiner Zeit in Chardum nur wenig im Schwünge und die Besitzer grösserer Harems bezogen ihren Bedarf meist aus Kordofan, in dessen Hauptstadt ich auf diesen Gegenstand zurückkommen werde *. Die dunkelbraunen Eingebornen des Landes, und zwar sowohl die äthiopischer als arabischer Abkunft, welche Chardum bewohnen, gleichen in ihren Sitten, in Religion und Sprache ganz ihren Stammverwandten in den Städten des südlichen Nubiens, z. B. in Schendy, Metämmäh etc. **, worüber ich bereits im ersten Theile dieses Bandes umständ- licher sprach. Wie dort , sind sie auch hier eine schöne höchst regelmässig gebaute Menschenrasse, mit weichen, zarten Formen. Bei beiden Geschlechtern findet man häufig Gestalten , deren Bau wirklich ideal genannt werden kann. Dabei haben die Gesichtszüge durchaus nichts Neger-artiges, sonders sind ausdrucksvoll und scharf gezeichnet. Das brennend heisse Klima erfordert nur die allereinfachste Kleidung , die ausser dem Hause in einem grossen baum- wollenen Tuche besteht, womit sie im malerischen Falten- wurfe ihren Körper bedecken. Im Hause gehen beide Ge- schlechter, bis auf die bedeckten Schamtheile häufig nackt. Mädchen und Knaben, selbst im mannbaren Alter, erscheinen * Der Fabrikation der Eunuchen in Oberegyptcn durch die kopti- schen Mönche habe ich bereits im 1. Theiie des II. Bandes erwähnt. '=* II. Band, l. Theil, S. 492 etc. 28 so auch auf der Gasse, wobei bei erstem der zierliche Rahad die Stelle des Feigenblattes vertritt. Starkes Schmieren der Haut mit Butter ist allgemein und des heissen Kliraa's wegen nothwendig, weil, wenn es unterlassen wird, die Ein- gebornen Hautkrankheiten sehr unterworfen sind. Durch dieses Schmieren der Haut wird zwar dieselbe ausserordent- lich zart und weich, hingegen nimmt auch der Körper einen Geruch an, der anfänglich ganz unausstehlich ist und den die Eingebornen selbst dadurch zu beheben suchen, dass sie Krokodilmoschus oder gepulverten Szimbel * unter das Fett mengen. Was Körperstärke und die Fähigkeit betrifft, Stia- pazen aller Art und anhaltend auszuhalten, stehen die Ein- gebornen hinter den Europäern im Durchschnitte weit zuriick und sie unterliegen dem bösartigen Einflüsse ihres Klimas sehr häufig. Der dadurch herbeigeführten grossen Sterb- lichkeit , besonders in den Regenmonaten , hält übrigens andrerseits das in hohem Grade entwickelte Fortpflanzungs- vermögen , eine Folge des Klima, des Müssigganges und des häufigen Genusses geistiger Getränke (Merisa, Bilbill, Dattelbranntwein), wenigstens in der ersten Periode des mann- baren Alters, das Gleichgewicht. Mit Ausnahme der Neger tragen die dunkelfarbigen ** Einwohner von Chardum ihre Haare gerade so, wie die äthiopischen und arabischen Völker des südlichen Nubiens. Die Barabra rasieren häufig den ganzen Kopf und trageh sodann Takia und Tarbusch (Fess) oder wenigstens doch erstere als Hauptbedeckung. Die Fungi und schwarzen Araber hingegen tragen ihr schwarzes, krauses, aber nicht negerwolliges Haar in wilder Üppigkeit und man trifft auch bei ihnen häufig jene perückenartigen Frisuren von ungeheurem Umfange und den launigsten For- men, die wir bei den Bischarins, Ababdes, Djaaleins etc. in ]\ubien getroffen haben. Die Weiber und Mädchen aller jener Völker hingegen tragen die Haare so, wie wir es an den Sculpturen der alten Egypter in ihren Tempeln und an * Die Valeriana celtica unsrer süddeutschen Hochalpen, die, als Handelsartikel aus Europa bezogen, in jenen Ländern zu obigem Zwecke allgemein angewandt wird. *"* Von lichte Bronce bis Schwarz. 29 den Fresko{»;emälden in den Hyppog-een häufig- bemerkeir, nämlich in Hunderte kleiner Zöpfchen geflochten, die kurz am Nacken abgeschnitten werden und meist vom Fette triefen. Die Haare werden mit Glaskorallen und bei Reichern mit Bernsteinkügelchen manchmal auf eine sehr g;eschraiack- volle Weise verziert. Wie in Nubien, so sind auch hier die Männer, besonders auf Reisen, beständig bewaffnet und tragen Lanzen, sowohl zum Werfen als zur Vertheidigung im Gefechte Mann gegen Mann, und am linken Oberarm einen kleinen Dolch, welch leztern sie nur selten ablegen. Grosse zweischneidige Schwerter, die im Handel aus Deutsch- land kommen und bis in das tiefste Innere von Afrika ge- bracht werden, bilden eine Lieblingswaffe der Vornehmern und der Häuptlinge, die sie in Verbindung mit ihren grossen, runden und ovalen Schildern aus Antilopenhaut nicht nur sehr geschickt, sondern auch wirklich auf eine chevalereske Art, nicht ohne Grazie, zu führen verstehen. Die innere Einrichtung der Toguls ist äusserst einfach, aber fast durchgehends rein. In Angarebbs, einigen Matten, hölzernen, thönernen und aus Streifen von Palmenblättern geflochtenen Gefässen , aus zwei Steinen zum Mahlen des Getreides, aus einem Topfe zum Räuchern der Geschlechts- theile, um sie zu stärken, und aus den Waffen besteht der ganze Hausrath, zu dem sich bei den reichern in ihren Lehmhäusern noch Teppiche und Diwane gesellen. Der Bau dieser Lehmhäuser ist einfach. Der Lehm, der mitten in der Stadt gegraben wird, wird zu Ziegeln geformt, diese an der Luft getrocknet und sodann mit ihnen das Mauerwerk bis zur Höhe des Daches aufgeführt, wobei hinsichtlich des Anbringens der nöthigen Fenster und Thüröffnungen nicht die mindeste Symmetrie beobachtet wird. Ist das Mauerwerk vollendet, so werden gespaltene Palmenstämme als Trämme übergelegt, diese mit dicken Strohmatten belegt, darauf ein Estrich von Lehm angebracht, derselbe angeglichen und das Haus ist fertig. Als ich in Chardum war, kostete eines der besten Häuser mit vielen Zimmern , Brunnen und einem Garten 4000 bis 8000 Piaster (400 bis SOO fl. Konv.-Mze.) und war dasselbe einen Stock hoch, so stieg der Preis auch 30 bis auf 10,000 Piaster und darüber. Dass der Art aufge- führte Gebäude den gewaltigen Regenstürmen der Regenzeit nur schlecht widerstehen , ist ganz natürlich. Nach jedem nur etwas heftigen Regen sieht man die Leute auf den Dächern beschäftigt, die entstandenen Löcher auszubessern. Hänsereinstürze sind häufig und würden jene Regenstürrae so anhaltend seyn wie unsere nordischen Regen, so müsste regelmässig Chardum nach jedem Regen neu aufgebaut werden. In dieser Art, mit Ausnahme der Toguls, sind alle Gebäude der Hauptstadt aufgeführt, nur die neue Moschee und einige Theile des Palastes des Pascha bestehen aus ordentlichem Mauerwerke , wozu der erforderliche Kalk in der Nähe der Stadt am rechten Ufer des weissen Flusses gebrannt wird. Man benüzt hiezu die kalkigen Konkretionen des Flussalluviums, theils lässt man die erforderlichen Kalk- steine aus dem ßerberlande im südlichen Nubien flussauf- wärts nach Chardum bringen. Das nöthige Brennmaterial üiidet sich theils an den Ufern selbst oder es wird aus dem «bern Flussgebiete, aus den Wäldern der Schilluks, herab- gebracht. Glasfenster an den Häusern, ausgenommen die Wohnungen des Pascha und einiger Europäer, sind unbe- kannt und ihre Stelle vertreten roh gezimmerte Fenster- 1)alken. Mit Ausnahme der wenigen christlichen Europäer, Kopten imd Abessinier, so wie der heidnischen Neger, sind alle Bewohner Chardums Mohammedaner. Voll der Intoleranz lind des Fanatismus , welche dem Islam gegen Andersden- kende in so hohem Grade eigen sind, sind die Eingebornen übrigens in 'der Beobachtung der Vorschriften dieser Lehre durchaus nicht streng und kennen dieselben, nur an gewissen Formen haltend , wie ich glaube , eigentlich ihrem Wesen nach gar nicht. Sie haben all den Aberglauben ihrer Väter mit aus dem Heidenthum herübergenommen und gemengt mit den Absurditäten des Islams sich ein Gemische von Gespensterglauben und Zauberkraft gemacht, in der die Idee der Gottheit, wie sie der Koran gibt, untergeht. Doch aber theilen sie mit dem eigentlichen Mohammedaner die unbesieg- bare Überzeugung, den rechten Weg zum Heile eingeschlagen 31 zu haben und in diesem Wiederstreben gegen anieve Mei- nungen , das den Mohammedaner von allen Farbe» so cha- rakteristisch bezeichnet, liegt für die Ausbreitung des Chrrsten- tliums in Afrika eine Gefahr, die man vom Standpunkte des Missionswesens aus nicht genug zu würdigen scheiul und die eines ernsten Nachdenkens wohl werth ist. Die Erfahrung aus der Missionsgeschichte aller Länder und Völker lehrt uns, dass der rohe, gegen andere Meinungen ganz gleichgültige Heide, der seinen Glauben andern gegen- über noch nie im Sektenkampfe versuchte und Alle für höher inspirirt ansieht, die ihm durch das moralische und physische Übergewicht einer grössern Civilisation imponiren, weit zugänglicher für die milde beseligende Lehre des Christen- thums ist, als Jener, dessen Glaube im Sektenkampfe ge- boren und in ihm zu seinem gegenwärtigen Umfange her- angewachsen ist. In ersterem , w ohin ich aus eigener Er- fahrung die von mir besuchten heidnischen Völker in Sudan rechnen kann , die ohnehin eigentlich Deisten und keine Fetischanbeter sind, folglich weniger fest an einer gewohn- ten Form halten und jede Versinnlichung des Übersinnlichen mit Hast ergreifen, ist die Ansicht nicht rege, dass sein Glaube der allein wahre sey. Bei dem zweiten hingegen ist letztere Meinung in seine Religion übergegangen, er ist unzugänglich für andere Meinung, er hasst und verfolgt den Andersdenkenden und fühlt sich ihm gegenüber unerreiclibar hoch gestellt. Dahin gehört unter andern ganz besonders der Mohammedaner, der in dem Fanatismus seines Stifters und in dem alten Waffenruhme seiner Religionskriege Nah- rung und Stärkung für seine verletzende Intoleranz findet. In den Reihen der Heiden machte das Christenthum von je der Proselyten in Menge, am Islame prallte es von je zu- rück. In der Natur der Sache liegt es daher, den Heiden früher in den Schoos des Christenthums aufzunehmen, bevor er zum Islam übergeht; denn hat er dieses gethan, so ist er für ersteres als verloren zu betrachten. Keinem Reisenden, der das Innere von Afrika betrat und der einen Theil der Völkermasse kenneu lernte, die jene heissen Landstriche bewohnt, wird es entgangen seyn, weiche Riesenfortschritte 32 der Islam daselbst durch die Lehren der schwarzen Pilger, die Afrika vom Quelleng^ebiete des Nigers bis zum rothen 3Ieere durchwandern, durch die Mittheilungen der Dschelabs lind durch das Feuer und Schwert der Türken und Araber macht. In einem Zeiträume von 700 Jahren , nämlich seit dem zwölften Jahrhundert *, hat der Islam nicht nnr Nord- Afrika, sondern auch fast das ganze Sudan erobert und %venn auch sein politischer Horizont im Norden und im Osten sich trübt und die Zeit vorüber ist, in der der Christ vor den Mohammedanern zitterte, so lebt der Glaube fort und wirft sich, je mehr er in seinem alten üeimatblande bedrängt werden dürfte, mit um so grösserer Kraft dorthin, wo er keinen Widerstand oder doch nur einen schwachen findet. Will man daher den Völkern im Innern von Afrika den Segen des Christenthums angedeiben lassen , um auch dort einst den Baum der Civilisation frisch und grün ge- deihen zu sehen, so ist es höchste Zeit, dem Vordringen des Islams Schranken zu setzen und zu verhindern, dass die Unwissenden, bevor man sie zur Erkenntniss führt, an der Klippe des Fanatismus verloren gehen. Die öffentliche Sicherheit, die Mehemed-Ali durch den Impuls der Waffen in Nubien und den angränzenden Sudan- läudern herbeiführte und zwar in einem Grade , der mit Uecht Bewunderung- erregt, wäre die schönste Gelegenheit, christliche Missionen in Sennaar, Kordofan , Roserres, ja selbst in Fassoki zu begründen und die Wirksamkeit der- selben von diesen Punkten aus in die Länder der Gallas lind in die an Sudan gränzenden Negerländer auszudehnen. Der alte Vizekönig hat der Ausbreitung des Christenthums nie Schranken entgegengesezt, er hat vielmehr die Christen i\i'i\} fanatischen Muselmännern gegenüber beschüzt und ihnen Vorrechte eingeräumt, die sie in jenen Ländern früher nie besassen. Würde daher einer solchen Angelegenheit kein politischer Anstrich gegeben, wie es leider nur zu oft der Fall ist, so würde auch Mehemed-Ali, wie ich denke, gewiss kein Hinderniss entgegensetzen. Die Sache erleidet übrigens * II. Band, 1. TheiU S. 478. t3 keinen Aufschub ; denn die Jahre des achtzigjährigen Greises sind gezählt, und ob sich nach seinem Tode bei der bekannten Persönlichkeit seiner präsumtiven Nachfolger, AßBAS-Pascha und Ibrahim - Pascha , nicht eine gänzliche ümstaltung der Dinge daselbst ergeben wird , möchte ich wohl kaum be- zweifeln. Sehr wahrscheinlich machen sich die Sudanländer wieder frei , oder der dort regierende Pascha und die Beys sich unabhängig, und in jedem dieser beiden Fälle hat das Christenthum keinen Vortheil für sich zu hoffen. England hat diesen wichtigen Umstand bereits erfasst und dass es demselben auch noch eine weitere Bedeutung zu geben weiss, zeigen seine Anstrengungen in Abessinien , in Aschanti, in den Niger-, Senegal- und Gambialändern. In Sudan droht von Seite des Volkes den Missionären durchaus nicht mehr Gefahr und die furchtbaren Wirkungen des Klima's, Abes- sinien ausgenommen , sind fast durchgehends gleich. Die Eingebornen von Chardum , besonders die Barabra und Fungi, behängen sich, wenn möglich, noch mehr mit Talismanen , als ihre uubischen Nachbarn , und ich sah Mäd- chen, die an Schnüren ganze Packe von solchen in Leder eingenähten Papieren um den Hals trugen. Ich hatte einen Diener , einen Berber , dessen Unsterblichkeit so zu sagen vollkommen assekurirt war; denn ein Talisman schüzte ihn vor allen möglichen Krankheiten, ein anderer machte ihn Kugel- und Hieb-fest, wegen des dritten konnte er nie ertrinken, ein vierter öffnete ihm alle Pforten des irdischen Paradieses u. s. w. Doch der Glaube daran war nicht ganz fest; denn als ich mit ernster Miene einst eine Pistole nahm und ihn anhielt, zur Probe auf sich schiessen zu lassen, protestirte er feierlich gegen alle derlei Versuche. Die Nahrung des gemeinen Volkes ist höchst einfach und besteht grösstentheils nur in Dura oder Dochen-Brod, in Dura-Brei, in zu Schleim gekochten ßamien , welche sie auch trocknen und gepulvert mit auf Reisen nehmen , in Milch, seltener in Fleisch von Ochsen (Kühe oder Stiere; denn die Kastration ist daselbst nicht gewöhnlich), Kame- len, Schafen und Ziegen. Die Schafe sind gross, haben lange herabhängende Ohren und dicke Fettschwänze, die Ruisegger, Reisen. 11. Bd.2.Thl. 3 34 Ziegen sind von einer kleinen , äusserst niedlichen Rasse, mit ganz winzigen Hörnchen. Der Fischfang in den beiden grossen Strömen bietet zwar sehr seltene und zum Theil wohl noch unbekannte Arten dar , die Menge der jährlich gefangenen Fische ist jedoch verhältnissweise nur gering, weil der Fluss voll von Krokodilen ist , mitunter von er- staunlicher Grösse. Diese Thiere sind bei Chardum äusserst böse und daher auch sehr gefürchtet. Selten vergeht ein Jahr, dass nicht ein oder mehrere Menschen ein Opfer dieser Bestien werden. Die meisten Unglücke dieser Art geschehen beim Wasserholen , wenn nämlich die Leute, um ihre Schläuche zu füllen , in den Fluss hineinwaten , oder beim Baden, besonders der Kinder. Auf den Sandbänken, der Stadt gegenüber , sieht man diese Thiere oft in grosser Menge auf dem Sande liegen und sich sonnen. Am Lande ist das Krokodil überhaupt scheu und furchtsam , im Wasser hingegen fühlt es sich in seinem Elemente und ist sodann kühn und reissend. Die alten Thiere dieser Gattung, von der ich auch im Nile und seinen grossen Nebenarmen meh- rere Arten beobachtet zu haben glaube , erreichen nicht sehr selten eine Länge von 24 bis 30 Fuss , bei einein grössten Durchmesser des Leibes von 2 bis 3 Fuss * , und ihr Rachen, in diesem Falle gross genug, einen erwachsenen Mann zu umfassen, gewährt sodann wirklich einen furchterregenden Anblick. Das Krokodil verändert seinen gewohnten Stand- punkt im Flusse nur selten, und ganz alte Leute bezeichne- ten mir welche der grössten mit der Behauptung, dass diese schon seit Menschengedenken sich stets an denselben Stellen im Flusse zeigen. Nilpferde sah ich im blauen Flusse bei Chardum selbst nur sehr selten ; denn die Nähe der Stadt und der Leute am Ufer , die schnellere Strömung , die vielen Segelschiffe auf dem mächtigen Strome , der fast die Grösse des Rheins bei Köln haben dürfte, schrecken diese äusserst scheuen * Das grosse Krokodil des k. k. Naturalienkabinets in Wien, wel- ches mein Reisegefährte Kotschv dahin lieferte, dürfte von der Spitze ■des Schwanzes bis zu der der Schnautze ebenfalls nahe an 20 Fuss Länge haben. 35 Tliiere zurück. Im weissen Flusse hingegen, zur Zeit der Überschwemmung gross wie ein Landsee , finden sich Nil- pferde in Menge ; denn die Menschen-leeren Ufer und die geringere Strömung sagen ihnen sehr zu. An Wasser- und Strandvögeln ist ein Uberfluss , der sich nicht darstellen lässt, und es ist keine Übertreibung zu behaupten , dass die Sandbänke der beiden Ströme oft mit Millionen derselben bedeckt sind, die, aufgejagt durch Schüsse, sich in ganzen Wolken erheben und das Ohr mit ihrem Geschrei betäuben. Reissende Vierfüsser meiden die grossen Niederlassun- gen der Menschen, nur die Hyäne, eine sehr grosse, ge- fleckte Art, sucht sie ganz besonders gerne auf. WiedieSonne untergeht, hört man auch bereits vor der Stadt das melan- cholische Geheul dieser Thiere, die sich in der Nacht bis zu den ersten Häusern heranmachen, auch wohl weiter ein- dringen , sich aber vorzüglich gerne in der Nähe des Militär- Hospitals herumtreiben , wo die Geschicklichkeit der Ärzte sie stets mit neuer Nahrung reichlich versorgt. — Der Handel von Chardum ist sehr bedeutend, schon durch die äusserst günstige Lage am Zusammenflusse der beiden Ströme , in der Mitte zwischen Abessinien und Kordcifan und am Thore von Nubien. Hier ist der Zusammenfluss der Karawanen von Kordofan , Sennaar und Abessinien, die erst in neuester Zeit wieder angefangen haben durch die Wüsten direct nach Derr im nördlichen Nubien und in die oberegyptischen Handelsstädte sich zu begeben. Die Karawanen aus Kordofan und Sennaar bringen Negerskla- ven , Gold , Elfenbein , Gummi, Arzneipflanzen, z. B. Cassia, Tamarinden u. s. w. , Straussenfedern , Giraffen- und Leo- pardenhäute und verschiedene Kleinigkeiten. Die Karawa- nen aus Abessinien hingegen vorzüglich abessinische und Gallasklaven nebst einer grossen Menge vortrefflichen Kafle's. Von Chardum ziehen die Karawanen wieder weiter nach Dongola, Egypten und Sauakin am rothen Meer, so dass der Kapitale wenigstens der Transito zu Gute kommt. Ausser baarer Bezahlung mit egyptischer Münze und Maria-The- resia-Thalern, die besonders nach Abessinien gehen, nehmen 3 * 36 die fremden Handelsleute auch vorzüglich e^yptische Pro- dukte und europäische Waaren im Tausche zurück , deren ich umständlicher bereits im ersten Theile dieses Bandes bei Schendi erwähnte. Sehr gesucht sind die neuen egypt. silbernen Piasterstücke , und es liesse sich mit Scheidemünze, an welcher in Chardum zur Zeit meiner Anwesenheit ohne- hin ein äusserst lästiger und den Handel drückender Mangel war, ein sehr gutes Geschäft machen. Die egypt. Scheide- münze , namentlich die Piasterstücke , waren so selten , dass im Wechselgeschäfte der Wucher ganz freie Hand gewann, und man bei der Umwechslung der egypt. Cheirien , Gold- münzen von ii Piaster (18 kr.) bis 20 Piaster (2 fl.) im Nennwerthe, .10 bis .50 Procent verlieren musste. Das Beste bei der Sache war , dass einige der Beamten von der Re- gierung selbst dieser Erwerbsart ganz besonders hold waren, und vielleicht fehlte der Verwaltung nur ein Antrag als Impuls , um auch diesen Handel auf eigene Regie zu be- treiben. Der Handel mit Gummi, Elfenbein, Häuten und einigen andern Artikeln ist Monopol, und da von den übrigen Landeserzengnissen , welche im engern Sinne des Wortes nicht als Gegenstände des Handelsmonopols betrachtet werden, so grosse Zölle und Abgaben bei ihrer Ausfuhr nach Saua- kin und Egypten gefordert werden , dass es für den Privaten, der ausserdem auf der langen Reise die Fracht und sonstige Kosten zu bestreiten hat , kaum möglich ist , die Ver- werthung dieser Produkte so zu bewirken , dass sie ihm Vortheil brächte, so dehnt sich der Druck des Monopols wenigstens stillschweigend über den ganzen Handel aus. Dass die Regierung dabei bedeutende Summen gewinnt, ist begreiflich , aber nicht minder begreiflich ist es , dass sie noch viel mehr gewinnen würde, wenn sie bei massigem Zöllen die Konkurrenz frei geben und dadurch die Produktion vervielfachen würde *. Ich werde auf diesen Gegenstand bei der Betrachtung des Sudanhandels im Ganzen zurück kommen. * So waren durch die Regierung für das Jahr 1838 in Kordofan 15,000 Centner Gummi bestellt. Für die Einsammlung desselben in den Wäldern im Süden von Kordofan und in den Ländern der Nubas zahlt 37 Der Basar befindet sich neben der neuen , g-rossen, aus ge- brannten Ziegeln errichteten Moschee, die ein besseres Aus- sehen g-ewinnen mag, wenn der kleine aus Lehm zusammen geklebte Minaret und der Galgen auf dem Platze abgerissen wird, der gerade vor dem Gotteshause, besonders wenn er gut behangen ist , einen unfreundUchen Eindruck macht. Was die Rauanlage betrifft, so nimmt sich der Basar zwischen den schmutzigen Lehmhütten armselig aus und der beissende Geruch des trockenen Kamelmistes , der in den Häusern statt des Holzes gebrannt wird , macht den Aufenthalt un- angenehm, doch ist andererseits für Unterhaltung gesorgt. Es befindet sich nämlich daselbst ein grosses Kafiehaus, wo man guten abessinischen Kaffe trinkt , der dem wahren Mokka wenig nachgibt, und im Schatten trifft man fort- während Gesellschaft, türkische und arabische Offiziere, Mährchenerzähler und die Elite der Tänzerinnen der Haupt- stadt, zum Theil aus Egypten verbannte Freudenmädchen, die auf den Divans herumsitzen, singen, plaudern, Nargileh schmauchen, tanzen, Eroberungen machen, und unter denen sich eine Attila durch ihre wirklich schöne Figur auszeich- nete. Auch an Waaren ist gerade kein Mangel, obwohl auch keine besondere Auswahl , und zwar um so weniger, die Regierung den dortigen Bewolmern pro Centner 12 bis 15 Piaster, die Fracht bis Alexandria kommt auf 105 Piaster pro Cent, (nach Pallme) und daselbst verkauft die Regierung den Centn, zu 180 bis 200 Piaster. Wurde man den Eingebornen den Centner zu 30 Piaster vergüten, so könnte, wie man mich versicherte und wie ich mich in den Gummi- wäldern selbst überzeugte , die Produktion jährlich auf 30,000 Centner erhöht werden , und wurde dadurch auch ohne Zweifel der Weifh der Waare auf dem Platze herabgesezt, so würde diess nicht bis zur Hälfte geschehen und der Regierung müsste ein bedeutend grösserer Gewinn bleiben. — Man sammelt zwei Arten von Gummi, die eine, das soge- nannte arabische Gummi, ist ein wahres Gummi und kommt von vielen Mi- mosenarteu : Acacia gummifera Willd. ; A. Seyal Del. ; A. Ehrenbergii Hayine; A. tortilis Forsk. ; A. vera Willd.; A. verek Guill et Perr.; A. Adansonii Guill et Perr. u. s. w. Das andere Gummi ist eigentlich ein Harz, gleich dem wahren Weihrauche und kommt von der merk- würdigen Amyiis papyrifera Del. (Plocsslea fioribuiida ICkdl. , Boswellia papyr. Höchst.), die wir im südlichen Flu.ssgebiete, des Bacher Ahnrak und im Lande der Kubas, ganze Wälder bild'^nd. fanden. 38 ^■ da dieselben von den Handelsleuten aus gegründetem Miss- trauen den Augen der Machthaber möglichst entzogen werden. Wer europäische Waaren sucht und europäische ßediufnisse befriedigen will, muss sich in die Häuser der hier wohnen- den Europäer begeben, die sämmtlich Handel treiben. Da diese Europäer meist Besoldete der Regierung sind und als solche den Transport ihrer Effekten von Egypten her zoll- frei haben und diese Begünstigung auch auf die Waaren auszudehnen suchen, welche sie mit sich führen, so sind sie gegen die eigentlichen Unterthanen der egypt. Regierung in grösstera Vortheile und wenigstens in Betreff europäi- scher Artikel fast im ausschliesslichen Besitze der Konkurrenz. Alle europäischen Artikel sind daher auch in Chardum nur zu enormen Preisen zu haben, und bei vielen derselben, z.B. bei Weinen, gewinnen die Europäer mehr als 300 Pro- cent. Der örtlichen Lage der Stadt nach , am Zusammen- flusse zweier so mächtiger Ströme , sollte man glauben , dass sie ein gesundes Klima hätte; dem ist aber nicht so und Chardum ist einer der ungesundesten I^lätze, die ieh auf meinen Reisen im Innern von Afrika traf. Während der Dauer der tropischen Regen *, und besondecs in der Periode ihres Beginnens und ihres Ende, zeigen sich die Wechselfieber fast allgemein und zwar in einer äusserst ra- piden, sehr häufig tödtlichen Entwicklung. Europäer und Eingeborne leiden gleich , und ich glaube bemerkt zu haben, dass leztere noch häufiger von diesen Fiebern ergriffen werden als erstere, bei diesen aber die Anfälle heftiger und sonach auch gefährlicher sind. — Diess liegt theils in der schwächlichem Körperkonstitution der dunkelfarbigen Eingebornen , theils in ihrer von der der Europäer so sehr verschiedenen Lebensweise. Nirgends dürfte, in einem massigen Massstabe natürlich, der Genuss geistiger Ge- tränke verbunden mit guter , zum grossen Theile vegetabili- scher Kost mehr zu empfehlen und eine ängstliche, über- triebene Diät nirgends schlechter angewandt seyn , als gerade in tropischen Klimaten. Wie die starke Ausdünstung * Die jährliche Periode der tropisrhen Reg;en wird von den Arabern „el Chanli" genannt. 39 des Bodens beginnt, der durch 6 Monate von einer glühen- den Sonne durchgeheizt, auf einmal so stark befeuchtet wird, wie die Nordwinde enden , warme Südwinde und Chamsine eintreten . die Nächte heiss werden , kurz wie die Regen- zeit anbricht, tritt bei allen Menschen, ohne Unterschied der Farbe, eine erstaunliche Abmattung ein, die ohne eigentlich an einer deutlich ausgesprochenen Krankheit zu leiden , bei mir anfänglich oft so stark wurde , dass ich, gewohnt täglich auszureiten , mich Tage lang nicht zu Pferde erhalten konnte. Diese Mattigkeit ist die Einleitung zu einer langen Reihe von Fiebern, deren man zwar \on Zeit zu Zeit durch starke Dosen von schwefelsaurem Chinin Herr werden kann , die aber immer wieder erscheinen und besonders dann , wenn der Magen nicht beständig solche Gegenstände erhält, die ihn sozusagen reizen, ihm einen Ton geben. Auch ich war anfänglich von der ganz irrigen Idee befangen, die Nachahmung der Lebensweise der Ein- gebornen müsse für den Europäer das Beste seyn , was er thun könne, doch bald lernte ich einsehen, dass dieses nur dann der Fall sey, wenn man auch die Natur derselben besässe. Ich kehrte daher ganz zu meiner gewohnten Lebens- weise zurück, ass, was mir gereicht wurde, enthielt mich nur der Milch , die ohnediess sehr schlecht ist und nahm täglich zu Mittag- ein Glas starken französischen , spaiiischeu oder griechischen Weins zu mir , je nachdem ich den einen oder andern hatte, und erhielt mich dabei wenigstens in so weit, dass es bei dem Wechselfieber blieb, das mich zwar regelmässig alle drei Wochen befiel, bis ich dessen durch einen starken Aderlass in Kordofan auf längere Zeit los wurde, dass ich aber von den bösartigen Fiebern befreit blieb, die meine unglücklichen Gefährten dahin rafften. Diese bösartigen Fieber , die oft den Tod in wenigen Stunden herbeiführen , die sich durch eine ausserordentliche Hitze ohne Schweiss, durch trockene schuppige Haut und im lezten Stadium durch fürchterliche Konvulsionen, Deli- rium und Erbrechen einer grünen, gallichten Materie in grosser Menge charakterisiren, treten ebenfalls besonders häufig in der Regenzeit auf und sind zwar, wie ich glaube, 40 vorzüglich bedingt durch die schädlichen Ausdünstungen des Bodens *, aber zugleich auch abhängig von der heftigen Wirkung der Sonne, die gerade dann am brennendsten ist. Sie sind der Form nach in einiger Beziehung verwandt dem sogenannten Sonnenstich. Der Sonnenstich , den ich oft zu beobachten Gelegenheit hatte, selbst aber nie davon befallen wurde, obgleich ich häufig zu jeder Stunde des Tages, den Kopf bloss mit der Takie und dem Fess bedeckt, mich zu Pferd im Freien bewegte, zeigt zum Theile ähnliche Symptome, nur treten sie noch viel rapider hervor, separi- ren sich unter sich weniger, so dass man keine Stadien der Krankheit angeben kann , und der Tod folgt manchmal, besonders bei Schwarzen, augenblicklich und in Verbindung mit heftigen Blutentleerungen aus Mund und Nase. Sehr bezeichnend und ganz anders als bei den bösartigen Fiebern ist der Ausdruck des Gesichtes bei lezterer Krankheit; das Auge wild, leuchtend, auf einen Punkt fixirt, trägt etwas Katzenartiges an sich , während das Gesicht selbst roth ge- färbt mir ganz eigentlich zu glänzen schien. Schnelle und starke Blutentziehungen hatten beim Sonnenstiche, der be- sonders in der Regenzeit sehr häufig ist, meist einen guten Erfolg; bei den bösartigen, wahrscheinlich gallichten. Fie- bern ** aber sah ich, wenn sie sich einmal vollkommen entwickelt hatten, keine Anwendung der Heilkunst, die eine günstige Wirkung gehabt hätte. Die in Sudan anwesenden Ärzte, von Vorne herein unwissend in ihrem Fache und zu träge , um sich durch Selbststudium auszubilden , wussten in solchen Fällen keinen Rath und schritten meist, nach der Sitte der Eingebornen, zu zahllosen Hauteinschnitten , durch die der Kranke nur gequält, aber nicht gerettet wurde. Im ersten Stadium der Krankheit jedoch, das sich durch trockene Hitze charakterisirt und noch vor dem Eintritte der gleich darauf folgenden Delirien fand ich die Anwendung eines Brechmittels (2 gr. tart. emet. und 10 gr. Ipecacuanha) • Über tropische Miasmen lese man unter andern : G. Bischof in Edinbiiijj^h new philosoph. Journal 1842, p. 27. *" Von den Europäern auch Sennaartieber genannt (II. Band, I.Tbl., S. 558). 41 immer am sichersten wirkend , wenigstens wird dadurch bei stets stattfindendem Kopfweh, gelbbelegter Zunge, Ekel, Magendrücken und Neigung zum Erbrechen nur der Wink der Natur befolgt, und ich schreibe meine und meines Ge- fährten KoTscHY Rettung nur der jedesmaligen Anwendung dieses Mittels in bezeichneten Fällen zu. Sobald die Haut wieder weich und feucht wird und Schweiss eintritt , so ist die Gefahr vorüber und der Kranke fühlt augenblickliche Erleichterung. Überhaupt ist in jenen Ländern der Schweiss dtas untrüglichste Kennzeichen körperlichen Wohlsejns und die Gewohnheiten der Türken und der wohlhabendem egyp- tischen Ar.aber, den Körper stets mit Kleidern bedeckt zu halten und den Kopf durch Tücher und dicke Turbans vor der Sonne zu schützen , ist als höchst praktisch zu em- pfehlen. Obwohl ich bei meinem längern Aufenthalte in jenem Lande und nachdem ich meine Gefährten zum grössten Theile verloren hatte , in Ermanglung einer ärztlichen Hülfe, die Vertrauen verdient hätte, also eigentlich mit einem Worte aus Angst , an mir selbst Aderlässe häufig applicirte , oft in Zwischenräumen von wenigen Wochen, so mnss ich doch gestehen , dass ich von der Anwendung der Blutentziehungen in solchen Fällen , wenn sich das bösartige Fieber schon vollkommen ausgebildet hatte , nie einen günstigen Erfolg sah. Ich glaube, dass die Anwendung von Kalomel , von Salmiaklösung und vielleicht auch von schwefelsaurem Chinin in den Händen eines geschickten Arztes eine günstigere Wirkung haben dürfte. Ruhren und ruhrartige Diarrhöen sind zu Chardum eine häufige und äusserst gefährliche Sache und das Tragen einer Binde auf blossem Leibe ist, wie schon oft gesagt , nicht genug zu empfehlen. Besonders Gefahr drohend ist die plötzliche Herabsetzung der Tempe- ratur bei solchen Regenstürmen , die in der Nacht , oft ganz unvermuthet , eintreten. In einer Temperatur von 2.5 bis 2S^ Reaum. liegt der Mensch in Schweiss gebadet, in einer erstickenden Schwüle, bei offenen Fensterladen auf den Angarebb. Decken sind in solchen Fällen unausstehlich. Schliessen sich nun durch Mattigkeit und Erschöpfung die Augen und schläft man ein, und es bricht plötzlich ein 42 solcher Sturm aus , bei dem die Temperatur sich schnell um 10® und mehr herabsezt , in der trockenen Jahreszeit bei Nordwinden sogar oft um 20° , dann wehe dem , der nicht schnell genug erwacht, um die Decke über sich zu werfen ! Wie alle Krankheiten in jenem Klima, so haben auch die Ruhren einen äusserst schnellen Verlauf und am dritten odervierten Tage hat schon Mancher ausgelitten. Die Anwen- dung von Laudanum ist in jenem Klima nur in der Hand des Arztes zu rathen und das Beste und Sicherste bleibt immer die strengste, auf Reiswasser und Gummischleim reduzirte Diät mit ordentlichen Blutentziehungen. In dem ersten Stadium und bevor Blut abgeht, soll der Gebrauch eines Dekoktes der äussern Schale der gewöhnlichen Granatäpfel von vorzüglicher und sicherer Wirkung seyn. Gefährlich ist auch der den Ruhren entgegengesezte Znstand des Körpers, und die Abhülfe muss energisch innerhalb der ersten Tage geschehen, kurz der Aufenthalt in Charduni ist, was die schädlichen klimatischen Einflüsse betrifft, für den Fremdling ein Gegenstand sehr ernsten Nachdenkens, und betrachtet man den Umfang, den die bösen Fieber-Epidemien manch- mal erreichen und die dadurch herbeigeführte grosse Sterb- lichkeit, besonders in der Zeit der tropischen Regen, so kann man Chardimi, in Bezug der sanitätischen Verhältnisse, zusammen mit Sierra Leone, den Niederungen des Nigers u. s. w. für einen der gefährlichsten Aufenthaltsorte er- klären, die man bisher noch in Afrika kennen lernte. Nach der Regenzeit im Jahr lS.3ß brach in Chardum plötzlich die Cholera aus und richtete greuliche Verwüstungen an , ja an den Ufern beider Flüsse gab es Dörfer , wo sie im buch- stäblichen Sinne des Wortes alle Einwohner tödtete und die ich im darauf folgenden Jahre noch ganz leer fand. Im Jahr 1837, als ich nach Chardum kam, war die Cholera daselbst zwar noch nicht ganz verschwunden, doch bereits sehr gemildert und sie hatte sich, das Hochland von Abes- sinien , wie es schien, mehr umgehend, weiter nach Süden und Südwesten gewandt, wo ich sie in Kordofan , gerade als sie im Beginne der Regenzeit 1837 erneuert ausbrach, wieder fand. Viel trug zudem Umsichgreifen dieser Krankheit 43 unstreitio: die ausschweifende Lebensweise der Einsrebornen bei, besonders ihre Unmässigkelt im Genüsse der Merisa und des ßilbill. Es gibt unter den Häuptlingen welche, die darin das Unglaubliche leisten und die, wenn sie sich einen besonders guten Tag anthun wollen , auf dem Anga- rebb liegend, ein paar Töpfe voll dieses Getränkes neben sich stehen haben und den einen um den andern leeren. Ein Sklave nimmt das Flüssige ab, was die Natur wieder zurück gibt, und fühlt sich der Zecher nach einem solchen Bachanale unwohl, so trinkt er, was für besonders auf- frischend angesehen wird, eine Lösung von kohlensaurem Natron und gewöhnlichem Kochsalze, oder wirft Stücke des erstem in dieMerisa selbst, um sie nebenbei pikanter zu machen. Obwohl die egyptische Regierung in der blinden Nach- ahmung europäischer Ideen und abermals mit Hast die blosse Form statt der Materie ergreifend, darauf verfiel, in den beiden Hauptstädten von Ost-Sudan, in Chardum und el Obeehd , Militärhospitäler zu errichten , das Saiiitätsueseu der Oberleitung euiopäischer Aerzte zu übergeben, ferner eigene Apotheken zu etabliren und Europäer als Apotheker zu bestellen, obwohl man in Chardum eine eigene Sanitäts- behörde schuf und man dieselbe durch einen Chef, Ober- und Unterärzte, Ober- und Unterpharmazeuten in einer Vollkommenheit repräsentirt fand , die auf demPapiere Nichts zu wünschen übrig liess, so blieb der Sanitätszustand und die Verwaltung desselben doch beim Alten, nämlich in den Händen der Natur, oder wo lezterer durch Kunst unter die Arme gegriffen wurde , geschah es in den meisten Fällen zum Nachtheile der Leidenden, besonders doit, wo es die ärmere Menschenklasse und namentlich die Truppen galt, die nicht mit Unrecht sich entsetzlich vor dem Spitale fürchteten. Das Militärhospital der Hauptstadt von Ost-Sudan, das, wie alle diese Anstalten , dem Vicekönige sehr bedeutende Summen kostet und welches unter der unmittelbaren Ober- leitung europäischer Ärzte stand, war im Jahr 1837, als Dr. Veit und ich es besuchten, in einem Zustande, der es dem berüchtigten Narrenhause zu Kairo * zur Seite stellte. • I. Band, S. 166. 44 Die Unglücklichen, meist Neger, die zur Linderung ihrer Leiden in diese Hölle gelangten, lagen auf der blossen Erde, nur eine dünne Strohmatte unter sich. Ihre Kost , ohne Ansnahme, war schwarzes, iingeniessbares Durabrod , von dem wir der Seltenheit wegen Proben nahmen , Wasser ihr einziges Getränke. Nie wurde ihnen eine Suppe gekocht, obwohl am Rindfleisch kein Mangel war und die schönsten Ochsen ans Sennaar zu Tausenden nach Egypten transpor- tirt wurden. Kein Labsal, keine Stärkung wurde den Kranken gereicht. Syphilitische Kranke lagen daselbst schon seit neun Monaten, ohne dass ihnen eine zweckmässige Arznei ge- reicht wurde und sie sahen daher zum Entsetzen aus. Für die zahllosen Fieberkranken fand sich kein Chinin ; denn das Wenige, das von Kairo gesandt wurde, das nahm, wie man mir sagte, der Harem des Pascha in Anspruch. An- statt daher dieses Mittel anzuwenden , liess man den Fieber- kranken fleissig zur Ader und sie gingen in Menge zu Grunde. Die Leichen wurden Abends aus dem Spitale hinaus in die Wüste getragen, dort warf man sie auf den Sand und liess sie liegen. In der Nacht kamen die Hyänen und räumten die Kadaver auf. Dr. SoLiMAN-Effendi, der Chef des Sani- tätswesens , war seit 8 Monaten nicht mehr in das Spital ge- kommen und seine Stelle vertrat ein Franzose , Namens Tiran, als Renegat MusTAPHA-Effendl. Dieser Mensch war früher Bedienter bei einem französischen Generale und wurde später zum Apotheker im Dienste der egypt. Regierung ernannt und nach Chardum gesandt. Auf dem Wege dahin studierte er auf seinem Dromedar Medizin, wozu er sich einer Art Katechismus in Fragen und Antworten bediente. Da er jedoch von diesem Buche in drei Theilen nur zwei besass, so blieb sein Wissen Stückwerk und es schien ihm auf manche Frage, die ihm später vorkam , die Antwort zu mangeln. Dieser Jünger Äskulaps wüthete unter den Kranken wie ein Würgengel und wurde später nach Kordofan versezt, wo er, vielleicht aus besonderer Neigung zur Anatomie, sich nebst seiner medizinischen Praxis mit der Verfertigung von Eunuchen beschäftigte und damit Handel trieb. So war das Sanitätswesen besorgt. Die übrigen damals in Chardum 45 anwesenden Ärzte und Apotheker waren untergeordnete Wesen , unwissend und jener Gattung angehörend , wie man sie auch in Egypten leider nur zu oft trifft. S) Reise von Cliardum den -wreissen F'Iuss liinauff naclt IWenscIierali, Eleis, zu den ScIiilluk-Meg-ern und zurÜLCk nacli Vorra. Selbst auf Reisen in unserem kultivirten Europa fühlt man eine gewisse , auf Neugierde sich gründende Spannung, wenn man ein fremdes Land betritt, wo man eine andere Sprache redet, wo andere Sitten herrschen, und man er- greift mit einer gewissen Hast alle die Gegenstände, die sich dem noch ungewohnten Blicke darbieten. Um so grösser ist diese Spannung, wenn man in dem entfernten Innern eines fremden Welttheils sich anschickt , in gänzlich unbe- kannte, oder doch nur sehr wenig bekannte Landstriche vor- zudringen , wo nur dem Namen nach bekannte Völker hausen und eine fremde , neue Schöpfung uns erwartet. Egypten und Nubien , vom Mittelmeere bis nach Chardum und be- sonders dem Nile entlang, sind von Forschern und Touri- sten bereits so durchstreifte Länder, dass sie, die vom Flusse weit abliegenden Wüsten ausgenommen, jenen Reiz nicht mehr darbieten können. Anders war es bei uns der Fall, als wir uns anschickten, den weissen Fluss hinauf und durch Kordofan zu den Nubas zu gehen. Hedenborg und LiNANT ausgenommen, war vor mir meines Wissens kein Europäer, der uns hierüber etwas mitgetheilt hätte, auf dem weissen Flusse über Menscherah hinauf gekommen. Noch weniger bekannt war das Land der Nubas. Dort war vor mir nie ein Europäer und von den türkischen Offizieren, welche den Raubzug des Defterdars mitgemacht haben, war keine Mittheilung zu erwarten und es erfolgte auch keine. Ich fühlte es klar, dass erst jezt der Augenblick gekommen sey, in welchem meine Reise Interesse zu ge- winnen beginne, was mein guter Mortsch in die Barke steigend sehr richtig mit den Worten bezeichnete : „jezt wirds a mal Ernst !" Mit solchen Gefühlen sahen wir am 28. März 1837 um 8 Uhr Morgens die weissen Segel unserer '46 sdiönen Dahabie sich blähen. Die Häuser von Chardiim flogen an uns vorüber, %\ir passirten die bebauteu Inseln am Vereinigungspunkte der beiden Ströme , hatten das Dorf ünidurmann am linken Ufer des Bacher el Äbiad vor uns und liefen eine halbe Stunde nach unserer Abfahrt in die Mündung des majestätischen Sk'omes ein. So weit das Auge nach Süden reiclite, war alles unbegrenzte Ebene. Der Fluss war gerade in seinem niedersten Wasserstande, hatte aber doch bei einer Tiefe von 18 bis 25 Fuss eine Breite von mehr als 1200 Klafter *. Das östliche Ufer ist merklich höher als das westliche, an beiden Seiten jedoch theils bebaut, theils mit Mimosen bewachsen und bevölkert mit zahllosen Schaaren von Vögeln der verschiedensten Arten. Um 9 Uhr Morgens hatten wir am rechten Ufer starke Fata Morgaua, und Chardum, das wir noch sahen, schien mitten in einem grossen See, um- geben von Mimosenwäldern, zu liegen. — Endlich verschwand uns, durch frischen Nordwind getrieben, der graue Mina- ret der Kapitale von Ost-Sudan und wir passirten bis Mittag die Dörfer: Szibely , Mechirey und Mega-hammed am linken Ufer, so wie die Dörfer: Kalakla. elGemry und Abu Schewa am rechten Ufer und sahen noch mehrere andere JNieder- lassungen der Djaminabi und Hassanie. Im Verhältnisse des hier überhaupt sehr Menschen-armen Landes fand ich die Ufer des Flusses stark bevölkert. Man beobachtet viele und zahlreiche Viehheerden , besonders von Schafen , und sieht die Ufer von dichten Mimosenwäldern bedeckt, in denen sich kolossale Stämme befinden. Der Fluss hat eine Breite von wenigstens 1000 Klafter und vollkommen ebene, flache Ufer. Am Nachmittage passirten wir die Dörfer * In seinem grössten Stande hat daselbst der Fluss eine Breite von mehr als 1 deutschen Meile bei einer Tiefe von 36 bis 50 Fuss. Welch ein Strom , in einer Entfernung von der Mündung des Nils im Mittelmeere von mehr als 16 Breitengraden! Weiter hinauf wird der weisse Fluss breiter, aber auch seichter, so dass die Tiefe in der Zeit des niedersten Wasserstandes stellenweise nicht mehr als 2 bis 3 Fuss beträgt, hingegen in der Zeit der Ueberschwenimung nimmt er hie und da eine Breite bis zu 3 und 4 deutschen Meilen ein und macht den Ein- druck eines grossen Landsee's, 47 Abd-el-Adel an beiden Ufern, Uvvande und Ahflalla-Wasar am rechten Ufer und erreichten gleich darauf den Dsche- bel el Schech Hassan , kleine , niedere Sandsteinberge, die sich an beiden Ufein erheben, am westlichen beim Dorfe Abusadab (Abu-es-Hadab) ihre grösste Höhe erreichen und den ersten Ruhepunkt in der weiten, unabsehbaren Ebene gewähren. Weiter gegen Süden passirten wir nenerdings am rechten Ufer einen isolirten Berg, Namens Gar-en-lNebbi (die Schale des Propheten), von den Eingebornen auch ge- wöhnlich der Dschebel Aule genannt, obwohl diese Be- nennung eigentlich nur einem am linken Ufer gegenüber liegenden Hügel zukommt. Diese Berge bestehen aus dem Sandsteine der Katarakten von Assuan und gleichartige Felsen erfüllen das Strombett, so dass die Schiflfahrt da- selbst manchmal nicht ohne Gefahr ist. Wir segelten schnell mit starkem Nordwind glücklich durch , mein Gefährte KoTSCHY aber hatte auf seiner zweiten Reise nach Kordofan das Missgeschick , an diesem Punkte mit seiner Barke zu scheitern. Am Dschebel Aule sahen wir eine grosse Menge schwarzer Störche und eine ganz besondere Art dieser Vögel, die ungemein schön ist, deren wir aber nie habhaft werden konnten. Leztere ist so gross wie erstere , aber ganz weiss, nur Kopf, Schnabel , Füsse und Schwanz sind schwarz. Dem Dschebel Aule gegenüber liegt das Hassanie-Dorf Jerim Nebbi (Kontraktion und Verunstaltung von Gar-en- Nebbi) und 5 bis 6 Stunden landeinwärts sahen wir den Dschebel Goos, ebenfalls ein isolirter Berg, der Höhe und Ausdehnung nach von geringer Bedeutung. Alle die Dörfer der schwarzen arabischen Völker am weissen Flusse sind , mit wenigen Ausnahmen , veränderliche Niederlassungen und keine eigentlichen fixen Punkte. Der Name der Niederlassung erstreckt sich stets über eine ganze Gegend , oft von mehreren Quadratmeilen Ausdehnung, und häufig auch auf beide Ufer des Flusses. In einem solchen Terrain liegen die aus Schilf und Stroh verfertigten , kegel- förmigen Toguls der Eingebornen regellos zerstrent, und sammeln sich nur dort zu einem grössern Dorf- ähnlichen, Haufen, wo der Schech des Stammes sich seine Hütte» 48 baut, dessen Naiye auch oft der der ganzen Gegend ist, ■wenigstens dem leztern von den Eingebornen im Gespräche fast immer beigesezt wird. Daraus entspringt bei Erkundi- gungen um Ortsnamen und dgl. die dringende Nothwendig- keit , die Landessprache (hier noch immer Dialekte der arabischen) wenigstens insoweit zu verstehen , um Orts- namen von Menschennamen aus der Konstruktion unterscheiden zu können. Die Hassanie sind, wie die übrigen schwarzen Völker, arabischer Abkunft, welche das Gebiet des weissen Flusses bewohnen , Wandervölker , jedoch nicht in dem ausgedehnten Sinne des Wortes, wie die Beduinen, Bagära, Kababisch u. s. w. Sie beschränken ihre Züge nur auf die Veränderung der Weideplätze innerhalb eines kleinen Ge- bietes und vertauschen sie daher auch den Aufenthalt in einer Niederlassung mit dem in einer andern, so bleiben die Toguls meist an ihrer Stelle, weil sie in Kürze wieder bezogen werden. Dieses Volk steht daher dem wirklich ansässigen Bewohner des Landes bereits sehr nahe. — Unter den Bäumen, welche wir nun stromaufwärts sahen , vermiss- ten wir die Palmen ganz und die verschiedensten Arten der Leguminosen bilden vorherrschend die Wälder an beiden Ufern. Gegen Abend gelangten wir in den Bezirk des Fluss- gebietes , der noch von der Zeit der Fungi-Herrschaft her den Namen Dar-el-Aise (eigentlich Dar-Eleis , das Land der Stadt Eleis) führt. Wir passirten die Dörfer G immelieh am rechten Ufer, eine Stunde darauf Mohammedieh , aus kleinen elenden Schilfhütten bestehend , an beiden Ufern und landeten für die Nacht an einer Niederlassung der Hassanie am rechten Ufer, Namens Arab Mussa. Ausge- nommen kleine Hügel bei Mohammedieh und den ungefähr 200 Fuss hohen Dschebel Mussa, Arab Mussa gegenüber am linken Ufer und I^ Stunden landeinwärts , ist das Land, welches den Riesenstrom umgibt, eben so weit das Auge reicht. Die Ufer sind mit Wald bedeckt und unterhalb Arab Mussa, bei Mahommedieh , liegt eine mit reicher Vegetation bedeckte und von einer bunten Vögelwelt bewohnte Insel mitten im Strome. Bei Arab Mussa selbst besteht das rechte Ufer ans Schlamm und Sanddünen , dicht bewachsen mit 49 Mimosen und dahinter dehnt sich die dürre, Sonne-ver- brannte Kbene der Dschesirah aus. Das linke Ufer hin- gegen ist theils bebaut, theiis mit Wald bedeckt. Der Untergang der Sonne von dem Beginne des Ver- schwindens des untern Randes bis zu dem des obern dauerte volle 2,5 Minuten und die Dämmerung umfasste eine Zeit von 38 Minuten. Die Temperatur im freien Schatten stieg bereits täglich iiber 30° Reaum. *. Die Nacht war lau und rein und wir waren noch nicht lange beisammen gesessen , als mehrere Schwarze erschienen, die uns mit frischer Milch beschenkten und da- für durchaus kein Gegengeschenk annahmen. Als es dunkel wurde, sahen wir am gegenüberliegenden Ufer eine Menge Feuer brennen, welche die Eingebornen anzündeten, um die hier in Menge sich findenden Nilpferde von ihren Durafeldern abzuhalten, in denen diese Thiere, deren Fusstritte in dem während der Regenzeit ganz weichen Boden tiefe Furchen , wie kleine Wassergräben , bilden, greuliche Verwüstungen anrichten. Das zu gleichem Zwecke erhobene Geschrei der Schwarzen dauerte bis tief in die Nacht und unterbrach allein die sonst feierliche Stille. Wir betrachteten lange den hellen Sternenglanz , das südliche Kreuz , das prächtige Sternbild des Schiffes , und mehrere andere jener schönen Gestirne der südlichen Hemisphäre standen hoch am Himmel. Am 29. März hatten wir sehr starken Nord und unsere B.arke flog den mächtigen Strom hinauf. Wir befanden uns mit Sonnenaufgang an einer Stelle , wo an beiden Ufern die Niederlassungen des Has- saiiie Schechs el Tschamus (Büffel, Kuh u. s. w.) sich be- finden. Die Schlammbänke des Stromes waren bedeckt mit Schaaren unzähliger Pelikane und bei den Niederlassungen von Abu el Hagar, an beiden Ufern, sahen wir Felsen im Flusse zu Tage gehen ; ein hier seltener Fall, da sich der Strom mit äusserst geringem Gefälle durch tiefgründiges Alluvium * LiNANT beobachtete in dieser Gcj^end auf seiner Reise nach Eleis eine Temperatur im Schatten von 33" und in der Nacht von 26° Reaum. Sein Dschebel Tinnfe stimmt mit dem südlichen Theile des Dschebel Goos (Dsch. Mussa genannt) auf meiner Karte der Lage nach überein. Russeyger, Reisen. II. Bd. '2. Thl. 4 50 unmerklich dahin wälzt. Eine Stunde darauf, bei el Goos am linken Ufer , hatten wir den auf einem grossen Strome gewiss nicht häufigen Anblick , dass zwei uns begegnende Barken wegen dem geringen Gefälle und dem andauernden Nordwind durch eine Menge Schwarzer, die unbekümmert um die Krokodile im Flusse wateten, stront abwärts gezogen werden mussten. Am Ufer lag eine Dahabie und während wir uns die Köpfe über den Eigenthümer derselben zerbrachen, sahen wir am Strande einen Neger in schöner, türkischer Kleidung auf einem prächtigen Rosse und begleitet von Gefolge zu Pferd und zu Ka- mel einherziehen. Es war der Bruder des jezt regieren- den Sultans Fahdel in Darfur, der aus seinem Vaterlande entflohene Abu Medien. Ich hatte erst später Gelegenheit, dieses Opfer einer afrikanischen Hofkabale und dessen Ge- schichte näher kennen zu lernen. Gegenwärtig war derselbe begriffen, nach Kordofan zurückzukehren , da Mehemed-Ali, den er um Unterstützung zur Eroberung seines Vaterlandes und der ihm durch Fahdel entrissenen Herrschaft bat, seinen Besuch in Kairo , wohin er von Chardum aus gehen wollte, nicht annahm. Wichtigere Dinge beschäftigten damals den alten Vicekönig , der gerade mit der Lösung seiner ünab- hängigkeitsfrage, der Pforte gegenüber, zu thun hatte. Später als Mehemed-Ali seine Hoffnungen untergehen sah und europäische Konsequenz ihm gegen Norden einen gewalti- gen Damm entgegensezte, warf er neuerdings einen Blick auf die südlichen Grenzen seiner Besitzungen, und wie wir aus Pallme's Beschreibung von Kordofan und aus den neue- sten Zeitereignissen wissen , fand er sich für Abu Mediens Bitten späterhin weit günstiger gestimmt und wirklich ge- neigt, auch dem Lande der Darfur-Neger jene Glückseligkeit der Civilisation und der egyptischen Regierungskunst ange- deihen zu lassen , deren sich Kordofan und Sennaar schon lange erfreuten. Bisher jedoch blieb es, ohne Zweifel wegen Mangel an Waffenkraft , noch immer bei den Versprechungen, welche dem Abu Medien * gemacht wurden , der während meines Aufenthaltes in Kordofan ruhig in Obeehd lebte, * Abu bm Medina, der Vater der Stadt. 51 die von Mehemed-äli ihm monatlich angewiesenen 600 Piaster verzehrte und ohne Einfluss und Bedeutung war. Wir passirten im Verlaufe unserer Tagereise die Dörfer Magaui und Salehieh am rechten Ufer , sahen in der Nähe des leztern Ortes eine kleine, schön bebaute Insel im Strome und kamen um Mittag an die grosse Insel Chadschiba , deren prächtige, durch dornichte Schlingpflanzen ganz undurch- dringliche Mimosenwälder voll von Papagayen und Affen waren , welch leztere nicht satt wurden, uns ihre Seiltänzer- künste zu produziren. Auch die Gegend an beiden Ufern trägt hier den Namen Chadschiba, wie die Insel, und dieser gegenüber, an der westlichen Seite des Flusses, befand sich das Lager des SoLiMAN-Kascheff, des Chefs der Provinz am Bacher el Abiad. Wir hielten daselbst an , um mit Soliman das Weitere über unsere Reise nach der Hauptstadt von Kordofan zu besprechen. Soliman, ein schöner, junger Mann von höchst einnehmendem Äussern, empfing uns auf das freundlichste und versprach uns binnen 5 Tagen 25 Kamele nach Torra, ^ Tagreise weit Fluss-aufwärts, zustellen, um nach unserer Bückkehr von den Schilluks sogleich unsere Reise durch Kordofan von dort aus antreten zu können. Der Strom bietet bei Chadschiba einen grossartigen, wahrhaft tropischen Anblick dar. Er ist über 2000 Klafter breit und umgeben von uralten durch Schlingpflanzen mannig- fach durchflochtenen und stellenweise ganz undurchdringlich gemachten Mimosen wäldern. Wir gingen Abends auf die Jagd und waren sehr glücklich; denn wir schössen nicht nur mehrere jener prächtig gefiederten Vögel, unter andern einen so gross, wie eine Turteltaube, mit violettem, metall- glänzendem Federkleide, sondern ich erlegte selbst binnen weniger als 2 Stunden 10 Affen einer sehr schönen Art : grünlichgraues, langhaariges Fell, pechschwarzes Gesicht, starker weisser Backenbart, Backentaschen, himmelblauer Hodensack, bis 2 Fnss langer Schwanz. Manche der Männ- chen hatten ohne Schwanz eine Körperlänge von 1^ bis 2 Fuss -. Die Weibchen trugen ihre Kleinen an der Brust " Man sehe den uatuibistorischen Anhang. 4 * 52 und machten mit ihrer Bürde die gewagtesten Sprünge von Baum zu Baum. Um eines solchen Jungen habhaft zu werden, schoss ich ein Weibchen mit der Kugel , und es gelang mir wirklich, das Kleine unverlezt zu bekommen , ich zog es auf und es bildete lange Zeit eines der Hanptglieder meiner kleinen Menagerie. Der Anblick des kleinen Affen an der Leiche seiner Mutter hatte etwas wirklich Ergreifendes, und ich muss gestehen , dass mich nie in meinem Leben ein Schuss so gereut hat. Immer, so oft wir das Junge weg- nahmen, sprang es wieder auf die todte Mutter hin, suchte sie emporzurichten , klammerte sich fest an und schrie auf das kläglichste. Mit Sonnenuntergang kamen die Affen, die durch unsere Metzelei keineswegs scheu geworden waren, schaarenweise zum Flusse, tranken ganz nahe an unserem Schiffe, begafften uns auf eine höchst komische Weise und sprangen dann mit mancherlei Bravoursätzen in ihre Wälder zurück. — Hier sahen wir auch die ersten Gummi-ausschwitzen- den Mimosen, die übrigens anderorts viel weiter nördlich reichen. Die Gegend umher wird durchaus von Hassanie bewohnt und nur in der Regenzeit trifft man auch wandernde Kaba- bisch * mit ihren Heerden. Beide sind Völker acht arabi- scher Abstammung, die arabische Dialekte sprechen, ge- mischt mit Worten aus Neger- und nubischen Stammsprachen, und arabische Physiognomie haben. Die Hassanie sind ka- stanienbraun , häufig dem Schwarzen sich nähernd , gehen fast nackt , sind nur mit Lanzen und Streitäxten nebst Schildern bewaffnet , gegen Stärkere ein furchtsames, gegen einzelne Unbewaffnete sehr oft ein treuloses, wildes Volk, bei dem Meuchelmorde häufig vorfallen. Die Männer sind schwächlich; doch regelmässig gebaut, unter dem weiblichen Geschlechte hingegen sieht man häufig Gestalten von einer wirklich imponirenden Schönheit. Die Gesichter sind scharf und interessant gezeichnet , ohne allen Neger-artigen Charak- ter, der Wuchs und besonders der Busen können häufig jedem Künstler als Ideal hingestellt werden. Das Benehmen * Wieder ein Name, den man selten richtij? geschrieben findet, so einfach er auch klingt und so vernehmlich ihn die Eingeborucu aus- sprechen. 53 der Weiber sowohl gegen ilire Stamm genossen als gegen Fremde ist ansserordentlich frei und der Hang znm ver- trautesten Umgänge ist bei den Hassanie fast sprichwörtlich gew^orden. Obwohl die Männer nicht sehr von Eifersuclit geplagt scheinen , so sind doch der häufigen Fehltritte wegen Auftritte der ernstesten Art und selbst Morde unter den Hassanie etwas ganz Gewöhnliches, wozu besonders ihr Hang zur Trunkenheit wesentlich beiträgt. Sie sind dem Namen nach Muhammedaner und wohnen in Toguls, aus Schilf oder Stroh geflochten, geräumig und rein. Jeder Togul hat einen eingezäunten Vorhof für das Vieh. Im Übrigen gleichen sie in ihren Sitten fast ganz den Völkern im südlichen Nubien. Soliman erzählte uns, dass seit ein paar Jahren die Regen in CharifFe nur sehr sparsam fallen und dass dadurch der Hauptnahrungszweig der Eingebornen, die Viehzucht, durch Mangel an Weide sehr leidet. Dem- ungeachtet forderte die Regierung aus dem Bezirke des Kascheffs für das Jahr 1837 zur Ablieferung nach Egypten 6000 Stiere und 10,000 Kamele, von welcher Zahl der Kascheff jedoch kaum die Hälfte aufzutreiben im Stande war. Am 30. März fuhren wir schon vor Tagesanbruch ab, passirten die Niederlassung des Hassanie-Schechs Ab-d-el- Kader und gelangten um 7 Uhr bereits nach Menscherah am rechten Ufer, der Platz, wo der Vicekönig jährlich eine grosse Menge Barken zimmern und den Strom hinab nach Egypten bringen lässt. Das Holz zu diesen Barken liefern die Wälder um Menscherah selbst, vorzüglich aber wird es aus den Urwäldern der Schilluks , die zwei Tagreisen Fluss-aufwärts beginnen. Das Holz ist durchaus hartes Mi- mosenholz, die Barken sind daher zwar fest, aber auch sehr schwerfällig. Die Niederlassung ist der vielen Arbeiter und Soldaten wegen ausser der Regenzeit, wenn gearbeitet wird , sehr bedeutend und recht hübsch. Die Hütten sind im nahen Mimosenwalde zerstreut, dessen uralte Schling- pflanzen eine solche gigantische Grösse erreichen , dass sie selbst Stämme bis zu 1 Fuss im Durchmesser bilden. Unter ihnen fiel mir eine besonders schöne Species mit grossen, rosafarbenen Kelchblumen auf. 34 In Menscherall herrschte re^es Leben. Über hnndert Schwarze beschäftig^ten sich mit ßretterschneiden , zwei Schmiden waren im Gange und 25 grosse Barken aus blut- rothem, eisenfesten Äkazienholze lagen auf den Gerüsten. Die Holzhauer befanden sich damals eine Tagreise oberhalb Eleis in den Wäldern der Schilluk, deren nahe liegende Stämme sich der Gewalt unterwarfen und bis wohin das Reisen ohne alle Gefahr und keine Bedeckung nöthig war. Wir beschlossen daher, während man unsere Kamele bei Torra sammelte , einen Besuch bei den wilden Schilluk zu machen , aber nicht weiter als höchstens eine Tagereise über Eleis hinauf vorzudringen , um den nur noch kleinen Rest der günstigen Jahreszeit zur Bereisung des Landes der Nnbaneger verwenden zu können. Nach dem Aufenthalte weniger Stunden segelten wir daher von Menscherah wieder ab , passirten Weschely am linken Ufer, Menscherah gegenüber , Tabidabi am rechten Ufer und langten um Mittag bei Woscheley oder Wodscheley an, welcher Ort die Hauptniederlassung der Hassanie unter ihrem Schech Momammed Woadd Scheley ist. Von hier aus erblickten wirzuerstin S W. das schöne Gebirge Araschkol. Von hier an wird Land und Volk merklich wilder. Die Schiffswerfte von Menscherah sind die lezten Pulsschläge der Civilisation, wenn man nicht die Verwüstungen der Holz- hauer in den weiter Strom-aufwärts liegenden Urwäldern der Schilluk für etwas Ahnliches ansehen will. Der Verein der Menschen zum sozialen Leben in Städten und Dörfern hört mehr und mehr auf und Niederlassungen der Häuptlinge und ihrer Umgebung in weit herum zerstreut liegenden Toguls ist Alles, was der Reisende erblickt. Zwei Tage von hier aus Fluss-aufwärts beginnen die Stämme der Schillukneger, die beide Ufer des Stroms bewohnen , noch weiter hinauf hausen auf dem rechten Ufer Dinka , auf dem linken Schilluk, beide einander als Todfeinde gegenüber stehend, obwohl von gleicher Rasse, und noch weiter Strom-aufwärts hausen die Dinkaneger an beiden Ufern , so z. B. am Dschebel el Abid (Berge der Schwarzen), von welchem Gebirge vielleicht der Fluss seinen " Abkü'.zung von Woalet es Schelev, der Sohn des Scheley. 55 Namen führt , indem wohl derselbe wahrschenih'cher Baclier el Abid (der Fluss der Schwarzen) und nicht Bacher el Abiad (der weisse Fluss) heisst; denn es besteht kein wesent- licher Grund, ihm leztere Benennung zu geben. Beide Völker sind Heiden , zwar, so viel ich erfahren konnte, keine Fetisch- Anbeter, aber entschieden weder Christen noch Muhamnieda- ner, sie sind keine Gianrs * (Ketzer), sondern Kaflfers (Un- gläubige), wie der Türke sagt. Fast jedes Jahr kommen von Sennaar oder Kordofan aus egypt. Truppen in das Land, um sich Sklaven zu holen, und dass diess nicht in einem grösseren Massstabe geschieht , dagegen schüzt die Dinka wie die Schilluk nur ihre zum Sprichworte gewordene Dummheit und ihr schlechtes Äussere. Warum sich Dinka und Schilluk so glühend hassen, konnte ich nicht erfahren, aber der Hass soll , wie man mir sagte , so stark seyn, dass Jeder, der sich auf des Andern Gebiete sehen lässt, sogleich erschlagen wird. Merkwürdig war es mir zu beobachten , das nicht nur bei den Schilluk , sondern auch bereits bei den Völkern arabischer Abkunft, die am weissen Flusse ausser dem Be- reiche der Hauptkarawanenrouten wohnen , die Macht der Häuptlinge sehr präpotent ist. So darf z. B. Niemand Vieh verkaufen, als das Stammesoberhaupt; daher wir oft in die Lage kamen , unseres Lebensunterhaltes wegen , Vieh mit Gewalt wegzunehmai. Was wir sodann in einem solchen Falle den Leuten gaben, nahmen sie ruhig an, ohne zu danken , ohne zu klagen. Es scheint hier ein aus den älte- sten Zeiten der patriarchalischen Verfassung herrührender Grundsatz zu bestehen , nach welchem das Vieh Eigenthum des Stammes nicht des Einzelnen ist. In den ersten Nachmittags- stunden kamen wir bei den Niederlassuno'en in der Geo-end von Torra am linken Ufer an , von wo eine Hauptkarawanen- route nach Kordofan geht, nach dessen Hauptstadt El Obeehd man 70 Karawanenstunden ** in SW. zu ziehen hat. Der Fluss ist über 1500** breit und seine Ufer sind mit dichten Wäldern bedeckt. Das eigentliche Torra , die Haupt- * Was wir Christen zu seyn die Ehre haben. ** 24 Karawanenstunden auf 1° des Aequators gerechnet. 56 Niederlassung- eines Hassanie-Stammes und als ein grosses Dorf zu betrachten , liegt 3 Stunden landeinwärts am Gebirge Araschkol. Unter Defterdar-Bei befanden sich am Ufer bei Torra, wie heutzutage bei Älenscherah , bedeutende Schifls- werfte für Barken, und man sieht noch die Reste davon. Hier fanden wir zuerst im Flusse die schöne £theria Cailliaudi, gestachelte Auster, in grosser Menge *. Gegen Abend gelangten wir zu mehreren grossen Inseln, die, wie die Ufer des Stromes, mit undurchdringlichem Wald bedeckt sind. Wir sahen Nichts um uns als Bäume und Wasser. Der Fluss ist voller Krokodile und Nilpferde, deren Ruhe in dieser wilden Einsamkeit selten gestört wird. Später begegneten wir einem stark bemannten Kahne, der aus einem Baumstamme, durch Feuer ausgehöhlt, bestand. Die nackten Wilden fuhren über, ohne auf unsern Zuruf zu achten. Später holten wir ein paar grosse, zusammengebun- dene Barken ein, die zu den weiter aufwärts liegenden Holz- schlägen fuhren, um Schiffsbauholz zu laden , und als wir bei den Hassanieniederlassungen von Schebasche am linken Ufer anlangten, hielten wir für die Nacht durch an. Kaum hatten wir gelandet, so erschienen sieben nackte Mädchen, die uns zum Willkomm einen ziemlich wilden Tanz produzirten und von denen einige ganz hübsch waren. Als wir uns ihnen nähern wollten , liefen sie jedoch in ihre Wälder zu- rück. Nach Sonnenuntergang Hessen steh sehr grosse Eulen sehen , ohne dass wir eine zu Schusse bekommen konnten. Der nahen Schilluk wegen wurde die Nacht durch Wache gehalten. Am 31. März war unsere Barke schon vor Sonnen- aufgang wieder unter Segel und da der Wind sehr günstig war, so konnten wir in einer Stunde mehr als eine geogr. Meile zurücklegen. Wir passirten die grosse Insel el Duemm, kamen zu einigen ausgezeichnet schönen Waldpartien und sahen am Strande ganze Schaaren von sogenannten Königs- vögeln , die einen prachtvollen Anblick gewährten. Kurze Zeit darnach fuhren wir an einer Niederlassung der Hassanie am linken Ufer vorüber. Am Strande sahen wir die Reste * Atlas zu Cailliauds Werk 11, Taf. 61 j Fig. 1, 2 u. 3. 57 einer Saline, Grnben nntl Bassins, in denen die Schwarzen die Laugte an der Sonne verdunsten lassen, welche sie durch Auslaug^en des Salz-führenden Alluvialbodens erhalten. Mitten im Flusse waren starke Pflöcke geschlagen , um in der Nacht die Schiffe daran zu hängen und nicht nöthig zu haben, sich dem Strande zu nähern; eine Massregel gegen die Ueberfälle der räuberischen Schilliik , vor denen hier die Schwarzen arabischen Völker einen gewaltigen Respekt haben. Weiter Fluss-aufw ärts holten wir eine Karawane Holz- hauer ein , die zu Fusse längs dem Strome nach den Wäldern der Schilluk hinauf zogen, um Bauholz für die Barken zu schlagen. Es waren lauter nackte , schwarze Araber aus der Gegend um Chardum , grösstentheils Beni Gerar, Dja- ininabi und Hassanie. Jeder war mit Lanze und Schild be- waffnet, ausser einem schmutzigen Tuche um die Lenden, ohne Bedeckung und blossen Hauptes, Hessen sie ihre mannig- faltig gestalteten, wolligen und ungeheuren Perücken gleichen- den Frisuren, reichlich mit Fett getränkt, an der glühenden Sonne dünsten. Einige egyptische Offiziere von der Sudan- Armee kommandirten die Truppe, die singend ihren Weg verfolgte. Der Fluss wendete sich fortwährend gerade gegen Süd. Gegen Mittag gelangten wir zu der mit dichtem Wald be- deckten Insel Mahabali , an der wir wieder einige Holz- barken einholten. Während wir an der Insel hinfuhren, tauchte plötzlich dicht an uns ein grosses Nilpferd auf und schwamm, durch die vielen Barken erschreckt, geradezu ans Land. Wir landeten sogleich, doch auch einige der Soldaten von den Holzbarken thaten diess. Das Nilpferd trabte schwerfällig, ein Muster unförmlicher Plumpheit, mit fast auf die Erde hängendem Bauche , dem Walde zu. Schon war ich so nahe, dass ich mich bereit machte, ihm eine Kugel beizubringen, als mir einer dieser Negersoldaten, die schlechtesten Schützen, die ich je gesehen habe, zuvor- kam und schoss. Er fehlte, das Nilpferd aber, noch mehr erschreckt, fing an flüchtiger zu werden, meine Kugel prallte am schwer verletzbaren Körper ab und bevor ich ihm eine zweite beibringen konnte, stürzte es sich auf der andern 58 Seite der Insel vor mir wieder ins Wasser. Da wir mit der grossen Jagd nicht glücklich waren , legten wir uns auf die kleine. Die Insel war bevölkert von einer herr- lichen Vogehvelt, am Strande waren Schaaren von Königs- vögeln *, verschiedenen Reihern und Gänsen, der Wald voll von Papagayen. Schade nur, davSS viele der getroffe- nen Vögel in den Fluss fielen, wohin ihnen der Menge von Krokodilen halber Niemand zu folsren wagte. Kotschy sam- raelte auch sehr schöne Wasserpflanzen. Weiter Strom- aufwärts sahen wir am rechten Ufer ungeheure Rinderheerden, die wir auf ein paar tausend Stücke anschlugen. Schwarze, nackt mit Schild und Lanze auf Ochsen im scharfen Trapp hinterdrein reitend, trieben sie zum Flusse. Nachmittags 3 Uhr erreichten wir endlich Eleis, eine frühere Hauptstadt der Schilluk. Dieser Ort, der, seinem Umfange nach zu schliessen, einst sehr viel Bedeutung ge- habt haben mag, liegt ungefähr l Stunde weit vom Flusse am rechten Ufer, und ist nun in Folge von Kriegen und Sklavenjagden ganz verlassen und ein Haufe von Ruinen. Der Breite nach liegt Eleis ungefähr 22 Älinuten südlicher als die Stadt Sennaar. Eleis hat einmal dem ganzen Lande Strom-abwärts , „Dar el Aise" genannt, den Namen gegeben, und betrachtet man die Trümmer dieser Stadt, zum Theile Reste von Häusern aus lufttrockenen Lehmziegeln, so muss man nothwendigerweise zu dem Schlüsse gelangen , dass hier einst ein höherer Grad von Kultur geherrscht habe. Die Schilluk, die in ihrer Wildheit nur in Toguls wohnen, für die ein Hans von Lehmziegeln ein Palast von unerreich- barer Pracht ist, und die auch nicht eine Spur wahrnehmen lassen, dass sie einst höher gestanden wären, als sie jezt stehen , sind meiner Ansicht nach auf keinem Falle die Er- bauer yon Eleis gewesen. Entweder ist diese Stadt , wie ich glaube, eine alte Niederlassung der Fungi, als sie im 16. Jahrhunderte von Westen her in Sennaar eindrangen, oder sie stammt wie Elefun , das alte Sobah **, aus einer noch früheren Zeit und ist entweder arabischen Ursprungs, " Ardea pavonia Linn. "* Oder Suba. II. Bd. 1. Tlil. S. 477 u. s. w. 59 worauf der Name des Landes hindeutet, oder war bereits eine bedeutende Niederlassung- der ethiopischen üreinAvohner und vielleicht, wie das alte Aloa am blauen Flusse, einst eine christliche Stadt. Diess sind übrigens nur Vermnlhungen, auf den Anblick von Trümmern gestüzt, die einer weitem Enthüllung ihrer Vergangenheit entgegensehen. Der Anblick des Stromes bei Eleis ist der Typus tropi- scher Schönheit. Eine ungeheure Wassermasse voll von Inseln mit Wald bedeckt und Wald auf beiden Ufern. Man sieht nichts als Wasser und das dunkle Grün der Mi- mosenwälder, in die noch nie eine Axt gelangte. Schling- pflanzen mit den herrlichsten Blumen machen die Wälder undurchdringlich , die Bäume hängen vom Ufer weit in den Fluss hinein , so dass der Strand ganz unwegsam ist und jeder Vogel, auf den äussersten Bäumen geschossen, direkte ins Wasser fällt. Nirgends noch sah ich Krokodile und Nilpferde in solcher Menge. Leztere hoben beständig und oft dicht an der Barke ihre scheusslichen Köpfe aus dem Wasser, erstere lagen zur Zeit des Sonnenunterganges reihenweise am Strande und stürzten sich, wenn man längs desselben ging, eins nach dem andern, wie die harmlosen Frösche unseres Heimathlandes , in die Fluth. Bei Eleis endet das arabische Princip mit Einemmale und weiter hin ist Negerland. Einst scheinen die arabischen Völker weiter Strom-aufwärts gereicht zu haben 5 denn CHURSCHiD-Pascha, der auf seinen Kriegszügen gegen die Schilluk und Dinka bis zum Dschebel Abid gekommen war, erzählte mir oft, dass er weiter Strom-aufwärts, im Lande der Schilluk Pyra- miden gesehen habe, seiner Beschreibung nach ganz ähn- lich den hohen , konischen Schechsgräbern aus lufttrockenen Ziegeln , wie man sie noch heute in Sennaar und Nil-abwärts hie und da bis Dongola und weiter sieht. Bei Eleis endet auch eigentlich die Oberherrschaft der egypt. Regierung, oder respective Mehemed- Ali's an den Ufern des weissen Flusses. Die in der Nähe hausenden Schilluk haben sich zwar unterworfen , doch wenige Stunden höher hinauf sind sie ein noch unabhängiges Volk, keine andere Herrschaft erkennend , als die ihrer Häuptlinge. Wir hatten noch nicht 60 lange die Gegend von Eleis verlassen , so sahen wir einige Schilluk in einem ausgehöhlten Baurastamme übersetzen. Der Kahn war sehr lang , aber auch so schmal , dass eine Fahrt dieser Art allerdings viel zu wünschen übrig Hesse. Fast zu gleicher Zeit näherten sich am rechten Ufer zwei nackte Schilluk ganz dem Strande, so dass wir sie anrufen konnten. Sie grüssten uns durch Kopfnicken und Hände- winken recht freundlich und in den einen von diesen er- kannten unsere Schiffsleute, die schon oft in dieser Gegend waren , einen bedeutenden Häuptling dieses Landes. Zur Rechten hatten wir eine kleine Insel mit einem Dorfe der Schilluk, wo sie in runden, kegelförmigen Hütten (Togul), aus Schilf- und Durastroh geflochten, wohnen. Mehrere Wilde zeigten sich , ohne übrigens besondere Notiz von uns zu nehmen. Viel grössere Aufmerksamkeit schenkten uns die Affen, die in grosser Menge auf den nahen Bäumen herumsprangen, an den Fluss kamen, tranken und uns ihre Privatspässe vormachten. Gegen Abend gelangten wir, rings von Wald umgeben, an eine Stelle des rechten Ufers, wo sich die von Chardum gekommenen Holzschläger lagerten und wo auch wir für die Nacht durch anhielten. In Gesell- schaft dieser nackten , schwarzbraunen Araber und Ethiopier waren wir vor den Schilluks sicher, und ich muss gestehen, lezteren gegenüber, kamen mir erstere als ein kultivirtes Volk vor, zu dem ich mich ordentlich hingezogen fühlte. Als die Nacht angebrochen war, hatten wir ein ganz eigen- thümliches Schauspiel, Die dumpfen Töne einer Nogära (Glocke, Trommel) drangen ernst und feierlich aus dem nahen Walde zu uns. Wir gingen ans Land und fanden in einiger Entfernung vom Ufer, mitten im dichten Walde und beim Scheine einer Menge von Lagerfeuern die Schwarzen, nämlich unsere Holzschläger, im weiten Kreise beisammen stehen, in der Mitte die grosse Trommel, aufrecht und von ein paar Männern mit den Fäusten geschlagen. Alle waren nackt, bis auf das Tuch um die Hüfte und Jeder mit Schild und Lanze bewaffnet. Es wurde gesungen, was, das konn- ten wir nicht verstehen. Zum Schluss einer jeden Strophe fiel der ganze Chor der Männer ein, deren wohl einige Hunderte seyn mochten. Der Gesang- hatte nichts Ähn- liches mit den monotonen, unausstehh'chen Weisen der Araber und Ti'irken. Es war ein schöner, prächtiger Männerchor, dessen musikalische Konstruction mich vielfach an den Zigeu- nerchor aus der Preciosa erinnerte. Der dumpfe, feier- liche Ton der Trommel, mitten in Wald und Nacht, die nackten, schwarzen, bewaffneten Gestalten mit ihren wilden Frisuren im flackernden Scheine der Lagerfeuer , der volle, wiederhallende Chor in Verbindung mit unserer vereinzelten Stellung, so fern vom Vaterlande, machten einen ernsten, grossen Eindruck. Der Gesang dauerte, wie gewöhnlich, fast durch die ganze Nacht. Von unserem Lagerplatze 1 Stunde Strom-aufwärts be- fand sich das Dorf des Häuptlings, den wir Nachmittags am Ufer gesehen hatten und noch i Stunde weiter der Ort, bis wohin gegenwärtig die Holzschläger kamen, um Stämme für den ßarkenban in Menscherah zu schlagen. Bis dahin konnte man damals auch ohne weitere Gefahr vordringen 5 weiter hinauf zu reisen, ist der wilden Schilluk wegen , die beide Ufer und die vielen Inseln bewohnen, allerdings sehr schwierig, doch nicht so sehr, glaube ich, wie es uns die türkischen Offiziere in Chardum schilderten. Türkische Soldaten finden durch die Bestialitäten, die sie gegen Andersdenkende verüben, überall Schwierigkeiten, die der humanere Reisende nicht, wenigstens nicht in dem Masse, finden dürfte. Die Schilluk sind für Handel sehr zugäng- lich und sie verkaufen Alles für Lebensmittel und Spielzeug. Was daher der Gewalt schwer möglich ist, dürfte dem Handel und einem klugen, menschlichen Benehmen leichter möglich werden , und das Vordringen der neuesten französischen Reisenden, die dem weissen Fluss-e entlang weiter nach Süden gelangten, als es noch je einem Weissen gelang, scheint diess nur zu bestätigen. Am Abende umflatterten unser Schiff grosse Thiere, deren wir keines damals habhaft werden konnten, die wir jedoch später in Sennaar in Menge bekamen und wo es sich dann zeigte, dass diess keine Fledermäuse seyen, wie wir anfänglich glaubten , sondern eine Art Galeopithecus, 62 fliegender Hund *, von denen viele mit ausgespannten Flügeln über zwei Fuss messen. Am 1. April war unser erstes Geschäft am frühen Morgen die Jagd in den dunkeln Wäldern des rechten Ufers. Unsere Beute war beispiellos mannigfaltig, wir schössen eine schöne, perlgraue Eule **, von der Grösse unserer Uhus und eine andere kleine, nur 4 Zoll hohe, äusserst niedliche Eule; mehrere schwarze Störche; zwei sehr grosse Geyer ver- schiedener Art, der eine prachtvoll schwarz und weiss be- fiedert, der Schnabel zur Haltte hochroth, zur Hälfte himmel- blau ***, der andere braunschwarz und grau befiedert, der Hals nackt und schwarz, Schnabel schwarz; mehrere Reb- hühner und einen Hasen, beide denen in Europa lebenden ähnlich, nur hatte lezterer auffallend grosse Ohren. Wir sahen ferner Heerden von Antilopen, deren ich wieder zwei Arten unterschied, die eine klein, von grauer Farbe mit schwarzen Streifen, Geweihe wie ein Reh, folglich eine Art Zwerghirsch, die andere, grössere, von lichter Trapp- farbe mit zwei schwarzen Längenstieifen an der Seite, die Hörner 6" hoch und gerade aufstehend. Von den vielen Affen , die uns auf den Bäumen umgaukelten , gelang es uns, zwei kleine, junge lebendig zu fangen, die sogleich unserer Menagerie eingereiht wurden. Die Eingebornen fangen diese Aflfen dadurch, dass sie Schalen mit ßusa ge- füllt unter die Bäume stellen. Die Affen, welche dieses Getränk ausserordentlich lieben , berauschen sich damit und sind sodann leicht zu haschen. Als die Sonne höher stieg, verbargen sich die Thiere des Waldes und wir gingen ans Ufer , um Konchylien zu sammeln , wo wir denn auch alle die Bivalven, die Cailliaud am blauen Flusse fand und in seinem Atlasse abbildete , in grosser Menge wieder fanden. Während wir uns mit Einsammeln derselben beschäftigten, kam der Schillukhäuptling, den wir schon gestern sahen, mit mehreren seines Stammes zu uns. Alle waren pech- * Die genauere Bestimmung in dem naturhistor. Anhange. t* Strya lactea ? Teiyungh. nach Hedenborg. -■* Aehnlich im Gefieder dem Falco vocifcr des lb Vaill. nach Hi:dknboug. 03 schwarze Neger und bis auf ein Tncli nm die Hüfte nackt, nur der Häuptling trug ein blaues, baumwollenes Hemd. Sie waren, wie alle andern Scliilluk, die wir sahen , hager und schlank gebaut, von schwächlichem Ansehen, der Kopf ausgezeichnet Neger-artig, die Nase plattgedrückt , die Lippen aufgeworfen, die Backenknochen hervorstehend, und in den kleinen Augen lag ein Ausdruck von Dummheit und Wild- heit, der einen unangenehmen Eindruck machte. Die Köpfe der Schilluk , die wir sahen, waren glatt geschoren und un- bedeckt, trotz der stechenden Sonnenhitze. Sie hatten sich mit Schnüren von Glaskorallen und Armringen von Elfenbein phantastisch herausgepuzt und der Häuptling trug an der rechten Hand einen grossen Fingerring von Silber. Lezte- rer allein verstand und sprach einige Worte arabisch , die übrigen redeten nur die Schilluksprache, die obwohl voller Gnrgeltöne , voller g und r, doch nicht unangenehm sich anhört und dem Klange nach viele Ähnlichkeit mit der Sprache der Barabra in Nubien hat. Sämmtliche Schilluk waren unbeschnitten und hatten eine Eigenthümlichkeit, die sie mit den Dinkas theilen und die ich bei den übrigen Negervölkern in Ost-Sudan nirgends traf, die vordernSchneide- zähne der untern Kinnlade sind nämlich ausgebrochen , bei einigen fehlten auch die vordersten der obern Kinnlade, wo- dnrch der Ton ihrer Stimme etwas Zischendes erhält. Sie waren sämmtlich bewaffnet und Jeder trug ausser mehreren Wurf- spiessen auch noch mit einem Riemen an der Hand befestigt eine Keule aus sehr hartem, schwerem Mimosenholze, an einem Ende dick und gerundet zum Zuschlagen , am andern Ende spitzauslaufend, als Stosswaffe. Die Spitzen der Lanzen sind von Eisen, thells glatt, theils eingehakt, und mit Wider- haken, eine furchtbare Waffe. Die Waffen waren sämmt- lich und zum Theil recht niedlich mit bunten Vogelfedern verziert. Als wir später ans Schiff gingen , kamen mehrere Schilluk dahin, um uns Thierfelle, thönerne Krüge, Waffen und verschiedene Kleinigkeiten gegen Dura zu vertauschen. Wir gingen zu ihnen ans Land und obwohl wir unbewaffnet waren, liefen doch alle, wahrscheinlich meines europäischen 64 Kostüms wegen , augenblicklich davon. Nur ein junger Bursche blieb mit seiner Schwester ohne Furcht und Zagen unter uns, und als die übrigen sahen, dass diesen nichts zu Leid geschehe, kehrten auch sie zurück, näherten sich mir freundlich, ergriffen meine Hände und luden mich ein, mit ihnen in das Dorf zu gehen. Wir tauschten nun gegen Dura verschiedene Gegenstände ein, unter andern auch eine grosse Tabakpfeife und Tabak, Der Kopf der Pfeife ist äusserst plump aus Thon gemacht , das Rohr aus Schilf ungefähr li Fuss lang, am obern Ende mit einer daran ge- steckten grossen, hölzernen, hohlen Kugel, an der das winzige Mundstück angebracht ist. Wenn sie rauchen, so wird die Kugel mit den duftenden Blüthen einiger Blumen gefüllt und der Rauch durch diese Blüthen hindurch einge- sogen, ein Beweis, dass es auch diesen Wilden nicht an Raffinerie des Lebensgenusses mangelt. Der Tabak ist ge- presst und bildet kleine Kuchen, von so festem Zusammen- hange, dass sie zum Gebrauche auf einem Steine gepulvert werden müssen. Dieser Tabak, noch ganz grün eingesammelt, ist jedoch durch seine beissende Schärfe für einen europäi- schen Raucher ganz ungeniessbar. Die Schwester des ki'ihnen Burschen , ohne Zweifel eine Schönheit ihres Stammes und auch wirklich eine recht hübsche, dunkelschwarze Nege- rin , war ebenfalls nackt bis auf den Rahäd , der bei ihrem zarten, schönen Bau recht gut liess. Sie mochte unge- fähr 13 bis 14 Jahre alt seyn , jedoch bereits in voller Jugendfülle. Nichts weniger als scheu , wurde sie mit uns bald bekannt und ihr Bruder, als er diess bemerkte, trug sie mir für einige Hände voll Dura zum Kaufe an, wo- mit auch sie zufrieden schien. Die Holzhauer hatten heute grosse Musterung, wobei sie alle in Waffen erschienen, die Führer mit grossen, zweischneidigen Schwertern, die übiigen mit Wurfspiessen und ihren Schildern. Es wurden Werkzeuge an sie vertheilt, man reihte sie in Compagnien und wies jeder derselben eine eigene Partie der nahe liegen- den Wälder an. Nach einigen Stunden hörte man ringsum den Schlag der Äxte, Bäume brachen und stürzten, die Jahrhunderte an sich vorübergehen sahen, und nur die 65 Schlingpflanzen, die einen Baum mit dem andern ver- binden, hinderten manchmal den Fall der gewaltigsten Mi- mosen und erhielten sie gleichsam im Sturze noch schwebend, bis von den Schwarzen alle die Fäden des natürlichen Netzes durchhauen waren. Erschreckt flohen die Thiere des Waldes und auf mich machte das Krachen und Stürzen der alten Bäume in diesen nie durch eine Axt berührten Wäldern einen sehr wehmüthigen Eindruck. Ich erinnerte mich leb- haft an CooPERs lezten der Mohikaner. Wie dort der India- ner , so sieht hier der Schilluk das ewige Dunkel seiner Wälder lichter werden, wie dort der Kolonist, so dringt hier der Soldat vorwärts und der Eingeborne flieht zurück- gedrängt aus dem Heimathlande seiner Väter. Es ist zwar der Sieg, der der Kultur die ersten Wege bahnt, die kalte Form aber, vor deren Macht die schöne Täuschung flieht, berührt doch das Herz nur unangenehm. — Noch am Abende brachten uns unsere Schilluk , mit denen wir auf einem ganz freundlichen Fusse standen , besonders seit sie wussten, dass wir keine Türken sind , drei lebendige Tenn. So nennen die Neger ein sehr interessantes Thier, das durch seine Formen zwischen dem Fnchs und dem Affen mitten inne steht und zu den Makis (Lemur) gerechnet werden dürfte *. Der Tenn hat die Grösse einer grossen Ratte; ein weich behaartes aschgraues Fell . am Bauche gelblichgrau ; der an unsern Exemplaren 10" lange behaarte Schwanz ist länger als der Körper; der Kopf ist ausgezeichnet fuchsartig, das Gebiss scharf, Schneidezähne wie die der Ratte, die Augen an unsern Exemplaren rostbraun mit röthlichgelbem Schein, kühn, gross und klar; die Ohrlappen sehr gross, aufrecht stehend und gebildet von einer pergamentartigen , wenig be- haarten Haut; an den Händen fünf Finger und Fingernägel (keine Krallen) wie die Affen; die Hinterfüsse zweimal so lang als die Vorderfüsse. Unsere Tenns suchten mit Hast jeden Hedenborg untersrhied zwei Arten des Tenn , den Galago sene- galensis und den G. senariensis. Man sehe den naturliistor. Anhang. Wir sandten preparirfe Felle dieses Thiers nach Wien ein und eine sehr gelungene Zeichnung sah ich , wenn ich nicht irre , bei Sr. königl. Hoheit dem Herzog Paux. von Württemberg, Russe gg er. Reisen. 11. Bd. 2. Till. g 66 dunklen Ort, um sich zu verkriechen, machten angebunden höchst komische, senkrechte Sprünge, gaben keinen Laut von sich , leckten Wasser wie die Hunde und frassen nur Gummi. Diese Thiere sind äusserst zart und sehr schwer am Leben zu erhalten, eines derselben starb uns noch in der Nacht. Am Abende nahmen wir die Meridianhöhe des Sirius = 60° 29' 30", woraus sich uns mit Rücksicht auf Refrak- tion und Polhöhe eine nördl. Breite von 13*^ 3' 54" ergab. Unser Itinerar stimmte mit der beobachteten Breite bis auf 21 Minuten, zu Avelcher Differenz wohl grösstentheils die Krümmungen des Flusses beigetragen haben mögen. Da wir mit Sicherheit darauf rechnen konnten , dass unter der Zeit unsere Kamele zur Reise nach Kordofan in Torra in Bereitschaft gesezt worden waren , traten wir am 2. April unsere Rückreise auf dem weissen Flusse an. Es wehte starker INord und da der mächtige Strom ein nur sehr unbedeutendes Gefälle , folglich äusserst geringe Strömung hat, so musste das Schiff flussabwärts gezogen werden, und wir kamen nur sehr langsam vorwärts. Wir hatten Zeit zu jagen und schössen das erste Exemplar der grossen Nasshorngans * : Gefieder schwarz und weiss, Schwungfedern stahlgrün, ,; Zoll lange und starke Flügel- sporen, auf dem Hals einen Federstreifen bis zum Rücken, untere Seite des Halses nackt, weisse Haut mit rothen Flecken, Am Kopfe ober der Schnabelwurzel ein t Zoll hohes Hörn, überzogen mit einer blutrothen, warzigen Haut, wie die Kammlappen am Truthahne. Ausserdem sahen wir Schaaren von Löffelgänsen, die jedoch sehr scheu waren und grosse, schwarz und weiss gefiederte Geyer. Abends gelangten wir an die Insel el Duemm , wo wir für die Nacht durch anhielten. Am 3. April. Heute widerfuhr unserer Barke die Ehre, von einer Schaar Weiber und Mädchen gezogen zu werden, da die Männer des nächsten Dorfes bei unserer Ankunft alle davon gelaufen waren. Diese Arbeit ist nicht nur be- schwerlich, sonderi; der vielen Krokodile wegen auch gefährlich ** Adas gumbensis. Temmingk, a und ß nach Hkdenborg. 67 lind wie wir erwartet hatten , so fanden sich die Männer endlich von selbst ein , um die Armen zu erlösen. Die Hübschen traf zuerst die Reihe, ein Paar aber, glaubeich, wäre uns ganz geblieben, wenn wir nicht das Prevenire gespielt hätten , und ich muss bemerken : dieses Paar sah sehr böse aus. Da die Barke nur sehr langsam ging, so hatten wir Zeit genug, theils vom Schiffe aus zu schiessen , theils am Ufer zu jagen. Ich war so glücklich, heute den ersten schwarzen Ibis * und zugleich einen sehr schönen Adler zu erlegen. Kopf, Hals, Brust und Schwanz des leztern wäre schneevveiss , die Flügel schwarz und rostbraun. Am entgegengesezten Ufer sahen wir Antilopen in Heerden zu Hunderten, die an den Fluss kamen, um zu trinken. Unter den Bäumen bemerkten wir auch einige 8 bis 10 Fuss hohe Dorapalmen, eine grosseSeltenheit am weissen Flusse, ferner eine Mimose mit pnrsichrothen Kätzchen, die einen herr- lichen Lilienduft verbreiteten , und Schlingpflanzen mit grossen rothen Blumen. Die Nähe der Regenzeit kündete sich be- reits durch grosse Veränderungen in der Atmosphäre an. Der Himmel war nicht mehr so anhaltend rein, wie bisher, sondern öfter mit Wolken bedeckt, Abends sahen wir manch- mal in Süd und Südwest blitzen und nach solchen, wenn auch fernen, Gewitterentladungen folgten fühlbare Her- absetzungen der Temperatur. Übrigens herrschten noch immer fortwährend Nordwinde und sie verzögerten unsere Reise stromabwärts so sehr, dass wir, um die gleiche Strecke zurückzulegen, die wir stromaufwärts in einem Tage zurück- gelegt hatten, fast 3 Tage brauchten. Abends um 4 Uhr sahen wir den schönen Araschkol wieder vor uns und hielten für die Nacht an den Niederlassungen von Schebasche. Wir jagten, trafen Antilopen und Hasen (kleiner als der unsere und mit sehr grossen Ohren) schössen einige sehr schöne Gänse ** und sahen lange einer Schaar Königsreiher zu, Taatalus Cayanensis Lath. nach Hedenborg. Auf jedeu' Fall zu unterscheiden von Ibis Falcinellus L. Der schwarze Ibis der Alten, der sich ebenfalls am weissen Flusse findet, den ich aber lieber den ßtahlgrünen Ibis nennen möchte. Darunter die gewöhnliche aber prächtig befiederte Anas egyptiaca LiTH. o, ß, y und ö oder Anser egyptiacus der egyptischen Denkmäler. 5 * 68 die sich auf dem Sande des Ufers durch die possierh'chsten Sprüng^e belustigten. Im Zurückkehren an das Schiff fand ich im Gebüsche den Kopf eines Hassanie, er war bereits stark in Fäulniss übergegangen. Von dem übrigen Körper war nichts zu sehen. Wahrscheinlich ein Unglücklicher, der den wilden Thieren zum Raube geworden ist. Unser Koch, Giovanni Vignoli aus Siena, litt an Fieber, nachdem er sich schon einige Tage unwohl befand. Am 4. April Morgens 7 Uhr zeigte das Thermometer im Schatten 15,2*' Reaum. und uns fror bei dieser Tempe- ratur. Um 10 Uhr war die Lufttemperatur im Schatten 24,5**, die des Flusses 19^ Reaum. Giovanni fühlte sieh schwach , hustete stark und klagte über heftigen Kopfschmerz. Gegen Mittag wurde der Husten heftiger und krampfhaft, rasch griff er nach dem nebenan stehenden Wasser, ver- fiel in Delirium, das Gesicht färbte sich dunkelroth, fast blau. Schnell öffnete ich ihm eine Ader , das Blut floss nicht, es war dick und schwarz, es war zu spät und um 2 Uhr hatte er ausgelitten, ohne aus dem Delirium wieder zu sich zu kommen. Wir waren gerade in Torra angekommen. Erschüttert standen wir um die Leiche , Keiner wagte ein Wort zu sprechen, denn Jeder fühlte das Traurige unserer Lage , Jeder blickte in eine trübe Zukunft und die Ferne von der Heimath, die Trennung von unserem Arzte und Freunde, Dr. Veit, lag schwer auf uns. Giovanni war durch seinen mürrischen Cha- rakter nicht der angenehmste Begleiter, doch der Tod hatte alles gesühnt und obgleich Bedienter, stand er uns nahe. Bei solchen Reisen , bei denen Tod und Krankheit stets zu erwarten stehen , verschwindet jene Kluft zwischen Herr und Diener, welche die Covenienz zwischen beiden zieht; sie sind Gefährten, theilen Freud und Leid, Gefahr und Noth , sie werden Freunde. Mortsch unterbrach zuerst das Schweigen mit der an eine höhere Macht gerichteten Frage : wer wird ihm wohl zunächst folgen ? Wie glücklich, dass der Mensch nicht in die Zukunft blickt, denn wenige Monate darauf beantwortete er die Frage durch seinen eige- nen Tod. Gerne verliessen wir das Schiff und schlugen unser 69 Lajfer am Strande auf. Zwischen zwei Mimosen und in geringer Entfernung vom Flusse gruben wir noch am Abend unseres Gefährten Grab. Am 5. mit Sonnenaufgang bestatteten wir Giovanni, an dem das Klima schon seine zerstörende Wirkung äusserte, zur Erde und bedeckten das Grab mit einem hohen Haufen dornichter Gesträuche , um es vor Hyänen zu schützen. Dort ruht er nun, weit von seinem schönen Vaterlande, wohin kein Hauch , kein Laut seiner fernen Lieben dringt. Nachmittags hatten wir alle unsere Reit- und Last- Kamele beisammen, rüsteten uns zur Abreise und sandten unsere Sammlungen nach Chardum zurück. Noch am Abend schoss ich den ersten Buceros nasutus (nach Hedenborg), mit schwarzem, gesägten Schnabel *, den wir späterhin in Menge trafen. Am 6. April Morgens besuchten wir noch die Hassa- nie , welche in der Nähe unseres Lagers, aus dem salzigen Alluvialschlamm des Uferlandes durch Auslaugen und Ver- sieden der Lauge in Töpfen Kochsalz herstellen und traten dann unsere Reise nach Kordofan an. * Eine Art Nashornvogel. Zweiter Abschnitt. Wissenschaftliche Bemerkungen, gemacht auf meiner Reise von Chardum bis zu den Schiliuk- Negern, entlang: dem weissen Flusse. 1) l'eber den E züglich der beiden Arme des Nils, als ich im Jahre 1837 • Man sehe meine Karte von Ost-Sudan. ** LiNA^T, Journal of a voyage on the Bacher el Abiad etc. Jour- nal of the K. geogr. Soc. of London. 1832. Vol. II. 80 jene Länder betrat. Ich staunte ob der Widersprüche der Meinungen, die ich so nahe an Ort und Stelle über diese für die Geographie von Central-Afrika höchst wichtigen Fragen vernahm, und ich muss gestehen, dass ich anfänglich gar nicht mehr wusste, was ich glauben sollte. Besonders überraschte es mich, eine Ansicht so durchgreifend und so allgemein ver- breitet zu treffen , welche unsern bisherigen geographischen Annahmen des Laufes der beiden Nilarme [schnurgerade ent- gegen war , und die sich dahin ausspricht, dass der eigent- liche Bacher Abiad keineswegs aus Westen , sondern viel- mehr aus Osten komme; oder gar zu hören, dass lezterer und nicht der Bacher Ahsrak im Dembea- oderZana-See ent- springe. Positive Erfahrungen, durch eigene Anschauungen europäischer Reisenden liegen hierüber wenige vor; denn die Kenntniss des Laufes des weissen Flusses * von Chardum bis zum Dschebel Abid, die des blauen Flusses, oder des Bacher Ahsrak, von Chardum bis Fassoki, und die der öuellen des Abai im Südwesten des Dembea, dessen Lauf durch den See, die Fortsetzung desselben gegen Süd bis zum 9® der Breite und ein paar Punkte seiner grossen Krümmung waren damals alles , was wir hierüber besassen. Das Übrige blieb der Vermuthung vor der Hand und der Zukunft seiner Zeit zur Ergänzung offen. Wir sehen also, dass wir in dieser Beziehung fast ausschliesslich auf die Mittheilungen der Ein- gebornen und überhaupt der dortigen Landesbevvohner hin- gewiesen sind und um diese öuellen in Bezug des Autoritäts- glaubens, den sie verdienen , näher kennen zu lernen , müssen wir sie vorerst in ihrer hidividualität betrachten, und wissen, wie weit wir solchen Angaben Vertrauen schenken dürfen. Die unzuverlässigsten öuellen bezüglich geographischer Mittheilungen über Ost- Sudan und die benachbarten Länder sind unstreitig die Türken , die Eroberer des Landes. Un- wissenheit paart sich in ihnen einerseits mit einem ausschwei- fenden Hang zum Glauben ans Wunderbare und Mährchen- hafte, anderseits mit einem glühenden Hasse gegen die un- gläubigen Bewohner, Es ist daher nichts so Absurdes denk- bar, was man die Türken nicht von jenen Ländern erzählen "* Karte von Sudan. 81 horte, wobei sie nicht ermano^ehi, den ans fremden Sprachen stammenden Worten ihren ursprünglichen Laut zu nehmen, sie zu türkisiren, möchte ich sagen , und dadurch unverständ- lich zu machen *. Die Araber sind im Hange zu Lügen ihnen gleich, nur liegt in ihren Lügen mehr Phantasie und sie zeichnen sich auch hierin vor den Türken als das bei Weitem intelligentere Volk aus. Nachrichten von Arabern über ferne Länder und Völker sind immer höchst unzuverlässig und ihre Sucht aufzuschneiden sehr oft amüsant. Da hört man nur von Bergen , so hoch , dass viele Tage erforderlich sind, sie zu besteigen , von Flüssen, deren Breite unübersehbar ist, und vor Allem von Völkern , die Menschenfleisch essen. Lez- teres Kapitel ist im Munde der Türken und Araber besonders beliebt. Ich hörte sie das von wenigstens vier bis fünf Völkern erzählen und von allen fand ich es erlogen. Die schwarzen Eingebornen der niedern Volksklasse sind im Allgemeinen so unwissend und sie sind für Mittheilungen über ihr eigenes und anliegende Länder zum grössten Theile so unbrauchbar, dass ich mehrmals in Dörfern auf demeinen Ufereines Flusses keinen Menschen fand, der mir zu sagen gewusst hätte, wie die Dörfer am andein Ufer lieissen. Die Mittheilungen , auf die ein Reisender im Lande rechnen kann, sind daher theils sehr geringe, theils ganz unzuverlässige und nur unter den schwarzen Kaufleuten in Kordofan und Sennaar, von denen einige sehr weit reisen und ich selbst solche kennen lernte, welche Darfur bereist hatten, in ßaghermi, Kanem und Bornu waren, und wieder solche, die weit gegen Süden , zu den entferntesten Galla-Völkern nahe am Äquator gelangten, gibt es welche, die Verstand und Wahrheitsliebe genug besitzen, um ihren Erzählungen einen verlässlichen Werth zu geben. Die Nachrichten, von Sklaven eingezogen, die aus fernen Ländern stammen , sind selten auch nur einer Erwähnung werth. Theils machen selbe ihre Reisen in zarten Kinder- jahren , theils, wenn sie auch erwachsen sind, sind sie zu unwissend und zu indolent, um von ihnen Auskunft über * Ich erwähne hier nur des Wortes : Fasoglu anstatt Fassoki und glaube, dass ersteres Wort in Fassoki selbst nur Jene verstehen, die mit Türken in Bcrührunj? kommen. Kussegger, Reise». II.Bcl.2.Thl. 0 82 Fragen, z.B. über Fliissrichtung-en , zu erhalten, die so schwierig zu beantworten sind. Die grössten Reisen im Innern machen die Tekayrne * ; denn diese Pilger von allen mohammedan. Völkern des Innern schwarzer Farbe , ziehen von den Küsten des rothen Meers querdurch bis Tombuktu, Haussa und bis in die Länder des uutern Niger. Jedoch ge- fürchtet, verabscheut als ein böses Geschlecht von Müssig- gängern , habe ich mich nie entschliessen können, ihren An- gaben Glauben zu schenken , da sie mit selben offenbar kei- nen andern Zweck verbinden, als Geschenke zu erhalten. Die Nachrichten, welche ich von Handelsleuten in Chardum über den Lauf der beiden Nilarme einzog, waren in Einzeln- lieiten , besonders was Entfernungen betrifft, sehr Avider- sprechend , doch vereinten sie sich in nachstehenden Haupt- punkten, die ich hier um so mehr anführe, da sie den bisher gehabten Ansichten zum Theile gerade entgegen laufen. 1) Der Hauptstamm des Nils ist der Bacher Abiad, da- her ihn auch die Eingebornen sehr häufig nur Nil nennen, was sie, wenn sie vom Bacher Ahsrak reden, nie thun. Leztern sehen sie für einen mehr untergeordneten Seitenstrom an. Diese Behauptung ist einerseits ganz in der Natur begründet; denn der Bacher Abiad ist auch wirklich , was die Entwick- lung seines Strombettes sowohl als seiner Wassermenge betrifft, ein bedeutend mächtigerer Strom als der Bacher Ahsrak; andererseits stimmt aber auch diese Ansicht der Ein- gebornen ganz mit der Meinung der Alten überein ; denn auch sie gaben dem Bacher Abiad den Namen Nilus, wie dem Haupt- strome, und auch sie betrachteten den Bacher Ahsrak, ihren Astapus, stets als den weniger bedeutenden Arm des Nils **. * Plural von Takruri. *"■ Die Namen der beiden Flüsse Bacher Ahsrak und Abiad sind gleich ung'eeignet; denn ersterer ist ebenso wenig blau, als zweiter weiss. Wuher die Benennung Ahsrak kon^men kann , ist mir un- erklärlich, und es für eine Transfiguration des alten Namens Astapus zu halten, wäre doch wohl ein zu grosses etymologisches Wagestück. Der Name Abiad liegt in seinem Ursprünge weit näher; denn er kann aus dem Worte Abid hervorgegangen seyn, und da wir am Flusse den Dschebel Abid haben , so konnten wir um so mehr auch einen Bacher Abid (Fluss der Sclnvarzen oder der Neger) besitzen, und diese 83 2) Der Bacher Abiad fliesst sehr lano^e gerade aus Süden, und zwar sind Handelsleute demselben nach, mehr als 40 Tagereisen weit, hinaufgezogen , ohne eine bedeutende Ab- weichung in seiner süd-nördlichen Richtung zu bemerken. Von dem Punkte an, wo ich umkehrte (13^ 3' nördl. Breite), soll der Strom sehr an Breite gewinnen , voller grosser Inseln seyn und so seichtes Fahrwasser haben, dass er nur zur Zeit der Überschwemmung für grössere Barken passirbar ist. Er soll mehr einem grossen See gleichen. Südh'eh des Dschebel Abid, zwischen dem 11 und 10*^ nördl. Breite, liegen grosse, ihrer Ausdehnung nach unbekannte Sümpfe und in diesen s oll sich aus Westen her ein be d eut ender , im- mer W a s s e r fü h r e n d e r Strom münden; der eigent- liche Bacher el Abiad zieht sich jenseits dieser Sümpfe wieder weiter in Süd fort und soll sich endlich (aber wo?) nach Osten wenden , d. h. seine nördlich-südliche Richtung (Strom- aufwärts betrachtet), in eine westöstliche verändern. So weit man hinauf an seinen Ufern das Land kennt, ist alles eben und ausser isolirten Bergen findet sich kein Gebirge. 3) Die Quellen des westlichen Flusses sind auch den Eingebornen unbekannt, der östliche hingegen soll nach Eini- gen in den Gebirgen der südlich von Abessinien grunzenden Galla-Länder, nach Andern aus dem Dembea-See entspringen, eins mit dem Abai seyn und so die Rolle spielen , welche man bisher dem Bacher Ahsrak zugedacht hat. Diese so eben angeführten Punkte umfassen alle An- gaben und Mittheilungen, die ich über den Lauf der beiden Nilarme in Chardum erhielt, und mir erübrigt daher, um zur Schlussfolge zu gelangen, nur noch meine eigenen Erfahrun- gen hierüber auseinanderzusetzen und sie durch die Angaben anderer Reisender zu controlliren. Benennung; hätte doch einen Sinn. Der Namen Bacher Abiad, kann aber auch sehr leicht eine Umstaltung des Bacher Abai seyn, welcher Name zwar der jenes Flusses ist , welcher aus dem Dembea-See entspringt und der in seiner Fortsetzung kein anderer ist, als unser Bacher Ahs- rak; mit welchem Namen aber auch in Abessinien überhaupt der Nil bezeichnet wird. Auch kann die Benennung „Bacher Abiad" aus „Bacher Habahia", ein grosser, noch unerforschter Fluss im Innern, entstanden seyn. Ich werde spater auf diesen Fluss zurückkommen. (i * 84 Als ich von Kordofaii aus südlich zu den Nuba-Negern reiste und bis zum Gebirge Tira im 1 1 •^ nördl. Breite gelangte, begleitete mich eine grosse Anzahl Araber und schwarzer Landeseingeborener, unter welchen leztern sicli der greise Schech Mahmud als Hapir befand. Derselbe hatte die Kriegszüge des Defterdar-Bey mitgemacht und war in frühern Jahren in Handelsgeschäften sehr weit südlich gegangen und den Statio- nendistanzen nach, welche er angab, auf jeden Fall über den 8° nördl. Breite gekommen. Ich hatte viele Gelegenheit, die Wahrheit der Aussagen des ehrwürdigen Mahmud zu prüfen, und ich fand sie stets bewährt, so dass ich selbe um so weni- ger bezweifeln kann , da mir alle seine Angaben von vielen Andern, mit denen ich später in Berührung kam , buchstäblich bestätigt wurden. Diesem nach gelangt man, vom Dschebel Scheibunaus, w^enn man gerade südlich reist, in drei bis vier Tagen an einen Strom , der ans West in Ost fliesst , dem Bacher Abiad zueilt und in den erwähnten grossen Sümpfen südlich des Dschebel Abid sich mit ihm vereint. Dieser Strom heisst Ke-ilak oderKe-ila und führt beständig so viel Wasser, dass man zum Übersetzen sich einer Barke bedient*. Ist dieser Strom derselbe mit Cailliaud's Bacher Addah ? möglich, und zwar um so leichter möglich , da ich von diesem Addah nichts erfragen konnte. Eben dieser üngewissheit wegen und weil ich der Distanzenangabe insoferne nicht traue, dass ich jene drei bis vier Tagereisen für sehr stark gemessene halte, trng ich auf meiner Karte den Bacher Addah und den Ke-ilak be- sonders auf und gab dem leztern eine etwas südlichere Lage, so dass er im Meridiane des Dschebel Tira ungefähr in 9*^ 15' nördl. Breite zu liegen käme, wodurch es dann um so erklär- licher wird 5 dass , wie mich Kaufleute aus Darfur versicher- ten , der Ke-ilak ein paar Tagereisen südlich von Hoffrapetah Nahäss (Kupfergruben) vorüber fliesse ; das wäre also mehr * Eine jüngere Schwester unseres Führers Mahmud lebte seit vie- len Jahren in jener Gegend und er selbst soll 16 Jahre jenseits des Ke-ilak und der sieben Se^i'ii zugebracht haben (briefl. Mittheilung^ des Hrn. Kotschy auf seinei- dritten Reise in Kordofan). Mir ist über diese sieben See'n nichts Weiteres bekannt, als dass sie nahe am Ke-ilak liegen sollen. 85 als zwei Längengrade westlich des Tira und ungefähr im 9** der nördl. Breite. Sollte aber dieser Fluss zwischen diesen Punkten sich mehr nordwärts wenden , als ich auf meiner Karte anzugeben wagte , dann dürfte er allerdings mit dem Bacher Addah zusammentreffen, und dann ist auch Schech Mahmuds Distanzeuangabe vollkommen richtig. Dass der Ke- ilak si'idlich von Hoff'ra petah INahäs passirt , dürfte nicht zu bezweifeln seyn; denn auf dem stark begangenen Wege von Darfur durch Dar Marrah und Fungara dahin passirt man keinen Fluss, unddanicht weit südlich von Hoff^ia petah Nahäss ein Strom fliesst, von dessen Ufern die Schwarzen jährlich, um Kupfer zu holen, zu jenen Gruben kommen und Peitschen und Schilder von Hippopotamus mitbringen, welches Thier sie in jenem Flusse ihrer Aussage nach tödten, so muss erstens dieser Fluss immer Wasser führen , wenigstens in den Vertiefungen seines Bettes und kann zweitens kein ande- rer seyn , als unser Ke-ilak oder ein mehr gegen Süden liegender, von einem solchen aber war weder dem alten Mah- mud, der weit über den Ke-ilak hinaus gekommen war, noch einem andern der Eingeborenen etwas bekannt. Von den Gipfeln der Berge Tira, Scheibun und Hedra sah ich in Süd nichts vor mir, als unbegränzte Ebene, und allen Angaben nach, die ich sammelte, ist auch alles Land in Süd, weit über den Ke-ilak hinaus, kleine isolirte Berggruppen abgerechnet, eben und voller See'n und von einem hohen, zusammenhängen- den Gebirge (Mondgebirge), das weiter in Süden vorliegen soll, war so nahe daran — Nichts zu erfragen. Wendet man sich von Tira aus hingegen nach Süd-Ost, so erreicht man in acht bis neun Tagereisen den Bacher Abiad in einem ebenen Lande voller grosser Sümpfe. Ob man auf dieser Route den Ke ilak passirt, wie zu vermuthen ist, konnte ich nicht erfragen. Wahrscheinlich ziehen sich die grossen Sümpfe viel südlicher als sie auf meiner Karte angegeben sind , und dann ist es allerdings sehr leicht möglich, dass sich dieser Fluss in jenen sumpfigen Niederungen zu wenig scharf ausspricht , als dass er nicht besonders von Reisenden , die sich nicht viel darum kümmern , sehr leicht übersehen werden kann. Mit dem Misselad hat der Ke-ilak nichts gemein ; denn 86 beide gehören ganz verschiedenen FInsssystemen an und haben auch eine einander fast entgegengesezte Richtung ihres Laufes. Aus diesen Erfahrungen ziehe ich nun folgende Schlüsse : 1) Es existirt im Süden von Darfur und Nuba allerdings ein bedeutender Strom . dessen Lauf im Ganzen aus West in Ost gerichtet, welcher aber nicht der Hauptarm des Bacher Abiad und noch weniger dieser selbst ist , sondern der den Namen Ke-ilak führt. Dieser Strom dürfte sich seiner mitt- lem geogr. Breite nach im Süden der erwähnten Länder zwischen der zehnten und neunten Parallele befinden und ver- einigt sich mit dem eigentlichen Bacher Abiad in den grossen sumpfigen Niederungen des Dinka-Landes, südlich vom Dschebel Abid. 2) Der eigentliche Bacher Abiad hat im Osten von Teg- gele und Nuba und so weit ihn die Handelsleute aus Kordofan und Chardum kennen, also wenigstens bis zum S^ der Breite, ungefähr eine vorherrschend südliche Richtung. 3) Das auf Cailliaud's und anderer Reisender Karten zwischen dem 6" und 7** Breite und dem 21^ und 22*^ Länge östlich von Paris angegebene Quellenland des Bacher Abiad existirt folglich daselbst nicht und das ebenfalls daselbst an- gegebene grosse Mondgebirge existirt , an jener Stelle wenig- stens, auch nicht. Verbindet man, wie es eigentlich die Mei- nung der Alten zu seyn scheint, mit der Idee Mondgebirge (der Dschebel Kamer oder Kumri der Araber), die der mittel- baren Nähe der Nil-Quellen , so kann es auch nur dort zu suchen seyn, wo leztere liegen und finden sich im Central- lande von Afrika und näher am ÄquatorBerggruppen , welche diesen arabischen Namen führen und wie z. B. namentlich Browne und Hornemann südlich von Darfur, Denham südlich von Mandara und Clapperton gar südlich von Haussa an- geben, so ist dieses noch kein Beweis, dass jene Berggrup- pen identisch mit der mächtigen Bergkette der Mondgebiige des Ptolemäus seyen , auf welche Grundidee wir , wenn es sich um die Existenz derselben handelt, immer wieder zurück kommen müssen. Der Name Dschebel el Kamer ist unter den arabischen Völkern gemein und durch die Autorität ihrer 87 Geographen zu sehr gefeiert worden , als dass sie nicht seihst in den entferntesten Ländern , wo die Nil-Quellen in keinem Falle sich hefinden, um den Besitz dieser geographischen Rarität geizen sollten. Positivere Nachlichten über den Lauf des Bacher Abiad und sein Quellenland sammelte ich im Jahr 1838, als ich mich in Roserres und Fassoki aufhielt und von dort südlich zu den SchongoMo-Negern ging. Durch ein argwohnloses, furchtloses Vertrauen zeigen- des Benehmen war ich so glücklich , mir alle Häuptlinge der Negervölker am blauen Flusse zu Freunden zu machen , sie ehrten meine nicht türkische Denkweise , kamen häufig in mein Zelt und ich ging unbewaffnet in ihre Dörfer und ent- fernte mich mit ihnen zu Pferde oft weit von den Meinen, ohne andern Schutz, als den des Vertrauens. Als ich in Ro- serres lagerte, machte ich auf diese Weise Bekanntschaft mit dem Schech Mohammed, dem Häuptling des nahe liegen- den Dschebel Gaerry. Er war ein Mann von etwa 40 Jahren, sprach das Arabische vortrefflich , war bedeutend mehr unter- richtet als alle seine Landsleute und hatte sehr grosse Reisen gemacht, auf denen er den ganzen Südwesten von Abessinien in Handelsgeschäften besucht und weit gegen Süden in die Länder der Galla's, den Distanzen nach bis in die Nähe des Äquators, vorgedrungen war. Ihm verdankte ich eine Masse schätzbarer Notizen über die Golddistrikte im Süden von Fas- soki, die für mich ihren höchsten Werth dadurch erhielten, dass ich sie alle, als ich später jene Länder selbst in die Kreuz und Quere bis zum 10*^ Breite bereiste , als buchstäb- lich wahr befand, und ich also durchaus keinen vernünftigen Grund habe, die Wahrheit jenerübrigen Daten zu bezweifeln, welche ich selbst nicht controlliren konnte, und zwar um so weniger , da mir die Richtigkeit seiner Angaben von vielen andern Eingeborenen mehr als einmal bestätiget wurde. Er sagte mir unter Anderem : „Wenn man von Fadassi, eine Galla-Stadt, die unge- fähr 20 Stunden SSW. von Beni Schongollo am Jebuss liegt und deren nächst gelegene Berge ich vom Gipfel des Gewesch aus sah, gerade nach Süden geht, so kommt man nach 88 drei Tagereisen in eine grosse Galla-Stadt Namens Lera oder Lerha *. (Also ungefähr im 9** der nördl. Breite oder ein wenig südlicher und abgerechnet Brüce's total unrichtige Länge, nahe zusammentreffend mit seinen Enarea.) Geiit man nun von Lerha aus weiter fünf Tagereisen wieder ge- rade nach Süden , also ungefäiir zum 7*^ bis 6° der Breite, so kommt man an einen grossen Strom, der aus Ost in West fliesst und der kein andereristalsder BacherAbiad, der in den Galla-Ländern, süd- westlich von Habesch entspringt und in Chardum, nachdem ersieh in den Ebenen der Dinkas nörd- lich wendet, mit dem blauen Flusse sich verein t." Obwohl schon vorbereitet darauf, hatte doch das Bestimmte dieser Angaben etwas Überraschendes für mich und ich suchte nun durch Ouer- und Kreuzfragen meine Gewährsmänner zu prüfen ; denn das , was mir Schech Mohammed vom Dschebel Gaerry gesagt hatte, wurde mir von vielen Andern bestätiget, und alle stimmten darin überein , dass , wenn man sich auf jenen Strom zu Schiffe setze , man nach Chardum kommen würde; denn er sey der wahre Bacher Abiad. Auf die Frage, wo denn aber die Quellen dieses Flusses liegen? sagte man mir allgemein : „in den Gebirgen der Gallas in Südwest von Abessinien" oder südöstlich von Schongollo. Einige nannten mir , übereinstimmend mit der in Sennaar öfter vernommenen Ansicht, den Dembea- oder Zana-See südlich von Gondar als den Ursprung dieses Flusses, welcher Behauptung zu Folge der Abai identisch mit dem Bacher Abiad und nicht mit dem Bacher Ahsrak wäre , wogegen aber alle bisherigen Er- fahrungen so entschieden sprechen , dass man leztere Ansicht, wie ich glaube, ohne etwas zu wagen, zu Seite stellen kann. Bevor ich nun über diesen Gegenstand meine Meinung- bestimmt abgebe, erlaube ich mir ganz kurz die Erfahrungen anderer Reisender hier zu berühren , insoferne sie auf diesen Gegenstand Bezug nehmen. * Die Aussprache dieses Wortes lässt sich mit den Charakteren keiner europäischen Sprache genau wiedergeben ; denn r und h fliessen so ineinander , dass sie nur einen Laut bilden , der für uns Abendländer uuschreibbar ist. 89 Als Fernändez im Jahre 1613 von Umbarma , südwest- lich des Dembea, nach Enarea zog- und zwischen dem 7" und S^ nördJ. Breite und 30^ und 37» östlicher Länoe von Ferro sich herumtrieb (wenn anders Tellez' und Brice's Angaben richtig^ sind), so hätte er leicht , wäre er nur etw as mehr gegen Osten hingegangen oder zurückgekehrt, beide geogr. Fragen in einem Zuge beantworten können , so aber ist seine Route gerade so beschaffen , dass wir dadurch über den Bacher Ahsrak wenig und über den Bacher Abiad nichts Bestimmtes erfahren. Fernandez ging von Umbarma, anstatt südlich, in WWS. uud passirte den Bacher Ahsrak bei Minne, ein Ort, den ich nicht kenne, der aber, wenn Bruces Angabe richtig ist, in SS'' östl. Länge von Ferro und in 10° 43' nördl. Breite liegt. Er passirte sonach den Bacher Ahsrak im Lande Kamamil *, gelangte über Abgulgi an den Tumat und ging nun ungefähr dieselbe Route nach Schongollo, die ich 230 Jahre später einschlug, von da ging er weiter südlich nach Enarea (unser Lerha?), aber nicht südlich genug, um den Bacher Abiad, aus dessen weitem Bogen (nach Schech äIohammed's Theorie) er gar nicht hinaus kam , zu erreichen. Indem er denselben Weg wieder zurückging , so haben wir von seiner Reise nur den Gewinn der Kenntniss einer Passage des Bacher Ahsrak und zugleich die Kunde von einem Strom , der süd- östlich von Enarea in südlicher Richtung fliessensoll, den Fernandez Sehe nennt, Bruce Kibbu heisst und der eins mit dem Quilimance an der Küste seyn soll. In neuester Zeit aber ist man geneigt, jenen von Fernandez entdeckten Fluss für den obern Lauf des von Kapitän Harris entdeckten Haines- Fluss zu halten , der an der Küste von Zanquebar im indi- schen Oceane nördlich des Quilimance mündet **. * Man sehe uieine Karte der Liiiider vou Tumat. ** Dieses glaube ich vor der Hand noch nicht; denn meiner An- sicht nach ist der Lauf der Küstenfliisse von Ost-Afrika am Äquator weit kürzer und ihre Quellcnländor sind von den Fliisssystemen des Innern durrh Gebiresriicken getrennt, die sie nicht zu durchbrechen scheinen. Sollte vielleicht dieser Sehe ein Stück des obcru Laufes unse- res Bacher Abiad seyn ? 90 HoRNEMANN lind Browne * hängten theils noch der Theorie einer Verbindung des Nigers mit dem Bacher Abiad an, theils stellen sie, und namentlich Browne, die Ansicht vom Ursprünge des Bacher Abiad im Süden von Darfnr an den Mondbergen anf. Browne erkannte die Existenz eines centralen und ganz abgeschlossenen Flusssystems von Afrika (das des Tschäd- See's) recht gut und sprach es mit Bestimmtheit aus, erwähnt aber auch innerafrikanischer Flüsse, die aus West in Ost fliessen, und unter diesen vor allen des Bacher Abiad. Ferner sagt er auch, der grosse und entfernteste dieser Flüsse ist der Bacher Kulla. Er soll so gross seyn, dass er in Booten mit zehn Personen passirt wird. Wo dieser Kulla aber eigentlich liegt und welche Richtung er hat , blieb Browne unbekannt. Auffallend ist eine gewisse IN amensähnlichkeit zwischen Kulla und unserm Ke-ila oder Ke-ilak. Wenn man Browne's Worte recht aufmerksam durchgeht **, so scheint Kulla gerade südlich von Darfur zu liegen und ein Land zu seyn , welches mit den Kupfer-führenden Distrikten (Hoffra petah Nahass) in Handels- verbindung steht, was ganz mit dem übereinstimmt, was ich über jenes Land erfuhr, in welchem der Ke-ilak fliessen soll, und dessen ich früher erwähnt habe. Denham und Clapper- TON berührten auf ihren denkwürdigen Reisen das östliche Sudan nicht, alle Nachrichten, die sie darüber geben , sind Überlieferungen aus arabischen Manuscripten , die ihnen Sultan Mohammed Bello von tlaussa mittheilte. Ich habe allen Respekt vor Bello's Gelehrsamkeit, jene Mittheilungea aber *** mögen nur ihre Richtigkeit haben , so weit Bello * HüRNKMANN, Rcise von Kairo nach Mursuk. Weimar 1802. BaowNE Travels in Africa etc. London 1799. ** Deutsche Übersetzung. Weimar 1800. S. 360 u. s. w. ■••"'■'* Namentlich : 1) Geof^raphischer Bericht über Länder , Flüsse, See'n u. s. w. von Bornu bis Sennaar und zu den Nilquellen. 'i) Itinerarium von Sera bis Egypten. Beide Manuscripte mitg-c- theilt in Kapitän Clapperton's zweiter Reise. Deutsch in Weimar 1830. Die Manuscripte aus dem Arabischen ins Englische ubersezt von Salamk. 3) Der Aufloscr der Schwierigkeiten in der Geschichte des Landes Takrur , geogr. geschichtl. Abliandlung des Schech Osman, ins EngJ. iibersezt von Salamb und enthalten als Anbang zum Tagebuch der ersten 91 und seine arabischen Gelehrten g;esehen haben ; denn weiter- hin, und namentlich Ost-Sudan betretend , sind diese Angaben ein solches Gevvirre von Wahrheiten und Lügen und von den Produkten einer oriental. Haschisch-Phantasie, dass man sich darin nicht zurecht findet, und sie machen den Unterschied zwischen dem Schwulst gelehrter arab. 3Iittheilungen und. der Einfachheit in der Erzcählung des gewöhnlichen wandern- den Arabers sehr erkenntlich. Was daher darin vom Nil ge- sagt worden , kann als kein Beleg zur geogr. Erkenntniss seines Laufes oder seines Quellenlandes dienen. RüppELLkam den Abai hinab , vom Dembea-See weg bis zur Deldeibrücke, zwischen dem 12^ und 11** der nördl. Breite. Er fand daselbst den Abai in einer wilden Felsschlucht eingezwängt *, die bei einer Breite an manchen Stellen von kaum mehr als 2 Klafter, eine Tiefe von mehr als 60 Fuss hat. Auch Dr. Beke besuchte den Abai im Süden des Dembea** im^ll^ der Breite und fand die Höhe seines Flussbettes da- selbst über der Meeresfl<äche gleich 2936 Paris. Fuss. RüppELL gibt uns ferner in seinem Reisewerke*** die sehr interessante Reiseroute eines Kaufmanns, der von derDeldei- Brücke über den Abai südlich ging, in 6^ Tagen den Abai wieder erreichte, ihn passirte und nach weitern 12 Tagen Guma (wahrscheinlich das Gonea des Fernandez) erreichte. Diese Reiseroute liegt in ihrem Anfange östlich von dei', die Fernandez ging, in ihrem weitern Verlaufe aber scheint sie mit derselben in eine zusammen zu fallen. Diese Route ist sehr wichtig; denn sie bestätigt zum Theile die Angaben des Reisenden Röchet d'HERicouRT f, der im Jahr 1839 vonSchoa aus an den Abai ging und ihn im 9** nördl. Breite ungefähr erreichte. Seiner Karte nach wendet sich daselbst der Abai und fliesst gegen West, und verwandeln wir die Tagereisen des Kaufmanns (nach Rüppell) in Breitegrade, so erhalten Reise des Kap. Clapperton in: Denham's, Clappertois's und Oudnev's Reisen etc. Deutsch in Weimar 1827. ■-■' Reise in Abessiuien. Frankfurt 1840. 11, S. 212 u. s. w. ** Das Ausland. 1843. Nr. 1. *=" II, S. 216. t Voyagc dans le royaume de Choa. Paris 1841. 92 wir annähernd für den Punkt , wo er weiter westlich den Abai passirte, fast dieselbe 2;eogr. Breite, und verbinden wir nun die Punkte, wo ich zulezt den Bacher Ahsrak verliess (IP nördl. Breite), wo Fernandez ihn passirte, wo der Kaufmann (nach Rüppell) den Abai überschritt, wo Röchet den Abai am südlichsten und gegen West sich wenden sah und endlich, wo man den Abai auf der Deldei-Brücke passirt, mit einer Linie, so bekommt man die Kurve des Bacher Ahs- rak , wie sie bereits Bruce nachwies, nur mit dem Unter- schiede, dass der südlichste Punkt derselben gegen seine An- gabe fast um einen Breitengrad südlicher liegt. Was jedoch da- bei die Hauptsache ist, so dürfte dadurch die Identität des Abai mit dem Bacher Ahsrak ausser allem Zweifel gestellt seyn. Auffallend ist es, dass Cailliald auf seiner Karte unter dem Namen : „Bahr el Abiad" * eines Zuflusses des Bacher Ahsrak erwähnt, welchen er südlich vom Dembea entsprin- gen, aus Nordost in Südwest durch Damot fliessen und in dem Bacher Ahsrak an seinem rechten Ufer einmünden lässt. Ob dieser Chor, denn mehr scheint er nicht zu seyn , auch wirklich existirt, und zwar unter dem Namen „Bahrel Abiad", lasse ich dahin gestellt, da ich bei keinem der andern Reisen- den hierüber etwas finde ; aber unwillkürlich drängt sich mir der Gedanke auf, dass auch bereits Cailliaud davon gehört haben könne, dass der Bacher el Abiad (der grosse Strom nämlich) aus Osten und nicht aus Westen komme, dass dieser Reisende diese Idee auf seiner Karte erkenntlich machen wollte, die Darstellung aber, vielleicht durch irrige Be- richte, unglücklich ausfiel und aus dem majestätischen Bacher ein blossei' Chor und aus dem selbstständigen Strome ein blosser Zufluss des Bacher Ahsrak wurde. Bald nach mir befuhr ein französischer Kaufmann Namens Thibaud, um Nil- pferde zu fangen , den Bacher Abiad von Chardum aus bis zu den Schilluk-Negern, jedoch ohne Erfolg für die geogra- phische Frage, die sich an diesen Fluss knüpft. Als unser deutscher Landsmann Ignaz Pallme in den Jahren lS38und 18IJ9 ** sich in Kordofan aufhielt, so zog er ebenfalls ''" Ausser unserm grossen Bahr el Abiad. ** Beschreib. v.Koidofan etc. Von Ig. Pallme. Stuttg. 1843. S. 213 etc. 93 Erkundigmig-en über den weissen FIiiss und seinen Lauf ein, wählte aber leider hiezu zum Theil sehr unlautere Quellen, uämlich Takruri und einen Neg;er , der 6 Jahre lang; in Eu- ropa war, wieder nach Kordofan zurückkam und dem Reisen- den , ohne Anstand zu nehmen, die gengraphischen Ge- heimnisse seines Landes enthüllte, von denen er ohne Zweifel nur gehört hat, aus eigener Anschauung aber ebenso wenig wusste , als Pallme selbst. Diesen Angaben nach „fliesst in Runga , südlich von Darfur , ein grosser Strom , der Bacher el Abiad , wendet sich von da nach Bakkara, dann in das Land der Jänky und durch das der Schilluk nach Chardum". Weiterhin erfahren wir, „dass dieser Bacher el Abiad kein anderer Fluss sey , als der Gazellenfluss (Bacher el Gasäl) im Laude Banda, und dass er erstem Namen durch die Verände- rung seiner Farbe erhält u. s. w." Diese Nachrichten entbeh- ren alles wissenschaftlichen Werthes; denn theils sind sie zum grossen Theile nur die aufgewärmten Daten , welche be- reits HoRNEMANN Und Browne eiuzogeu und die folglich schon längst bekannt sind, theils enthalten sie solche Namenverun- staltungen, dass man daraus direkte auf Unkenntniss der Sache schliessen kann, um die es sich handelt * und theils entflieh sind es positive Lügen, die man dem Hrn. Pallme aufbürdete. Aus den Reisen der Engländer Browne, Denham, Clapperton, OuDNEY u. s. w. wissen wir z. B. längst, dass das steinige aber an Flüssen reiche Land Runga, durch welches vielleicht der Misseläd, aber auf keinen Fall der Bacher Abiad fliesst, nicht südlich von Darfur, sondern westlich dieses Landes liegt**, dass Bacher el Gasal der symbolische Name von bunderten von Flüssen ist, welche das Glück haben, reines Wasser zu besitzen, und wo daher Schaaren von Gazellen, die auch lieber gutes Wasser, als schlechtes trinken, täglich zu treffen sind, wir wissen längst, dass das Waddi el Gasäl, '^ Z. B. Jänky anstatt Dinka, Bakkara als Name eines Landes, anstatt Bagära als Name eines weit verbreiteten innerafrikanischeu Wan- dervolkes arabischer Abkunft u. s. w. ** Map of Africa, compiled from the most authentic accounts of Iravels , ancient and modern, including those performed under the Pa- tronage of the Afiican Association etc. London 1837. 94 welches man , obwohl es keinen Fluss enthalfen soll, doch oft fälschlich Bacher el Gasäl nannte , östlich des Tschad zwi- schen Kanem und Borgn (Waddai) lieg-t und mit dem Bacher Abiad so wenig^ gemein hat, als das Rhonethal mit der Wolga. Die übrigen Ländernamen, welche uns Hr. Pallme angibt, mit der Bemerkung, dass durch sie der Baclier Abiad fliessen soll , sind mir unbekannt und ich finde sie weder in den Notizen anderer Reisender, noch in den arabischen Be- richten, welche Denham und Clapperton mittheilen, mit Aus- nahme von Gulla, welches wahrscheinlich unser früher er- wähntes Kulla ist *. Die neueste Reise von Europäern , mit der ausschliess- lichen Tendenz, den Lauf des weissen Nils oder des Bacher el Abiad zu erforschen, war unter allen Unternehmungen dieser Art die erfolgreichste und die Erkenntniss jener Län- der erhielt dadurch einen Vorschub, der den kühnen Reisen- «len Anspruch auf die Bewunderung und den Dank der ge- bildeten Welt gibt. Nachdem Mehemed-Ali auf seiner bekannten Reise nach Fassoki den Bacher el Abiad in Chardum gesehen hatte, machte der riesenhafte Strom einen solchen Eindruck auf ihn, dass erbeschloss, den Lauf desselben näher untersuchen zu lassen. Inwieferne dabei das Streben, der Wissenschaft * Übrigens hat sich für Pallme's irrige Angaben , an denen er keine Schuld trägt, da er nur das wieder gibt, was ihm Andere er- zählten, ein zweiter Taurinius gefunden. In einem Novemberblatte des .Tahres 1843 meldet nämlich ein Korrespondent der Augsb. allgem. Zeitung aus Egypten , vielleicht derselbe unternehmende Geist, der den Nil von Abu Hammed durch die nubische Wüste nach Korosko leiten wird , dass ein — Zeugschmid aus Baden: Sennaar, Kordofan und Darfur bereist habe, dann von Darfurs Hauptstadt „el Fascher" in 7 Tagen gerade gegen Süden nach Dar Runga bis an den Bacher Abiad gegangen und auf diesen mir nichts dir nichts durch das Land der Dinka nach Chardum gefahren sey. Da man von el Fascher bis Hoffra petah Nahäss wenig- stens 21 Tage forcirter Karawanen-Reise rechnet und man daselbst Hoch weit von dem nächst gegen Süd vorliegenden Strome entfernt ist, der, wie wir schon wissen , keineswegs der Bacher Abiad seyn durfte, äo muss man vermuthen , dass der egypt. Korrespondent seinem Zeug- üchmid Meilenstiefel zu dieser mehr als zweifelhaften Reise geliehen habe. 95 förderlich zn seyn , Theil nahm , will ich nicht untersuchen, der Erfolg' jedoch ist jedenfalls rühmlich. In Folge des er- wähnten Beschlusses sandte Mehemed-Ali im Jahr 1840 den tiirkischen Offizier SELiM-Bimbaschi den Bacher el Äbiad hinauf. Die Resultate dieser Reise theilt Mr. Jomard im Bulletin de la societe geogr. 1842 mit und sie sind kurz folgende : 1) Die Expedition fand am westlichen Ufer keinen Zufluss, sondern nur Sümpfe (?) und erst 2) gegen das Ende der Fahrt; der Angabe nach nahe dem 6. Grad nÖrdl. Breite fand man am westlichen Ufer die Einmündung eines bedeutenden Stromes, Namens „Bacher- ei Sehotii" oder „el Telkchy«. 3) Man sah nirgends eine Bergkette , sondern nur weite Ebenen. 4) Die Schifffahrt ist des geringen Wasserstandes wegen höchst schwierig gewesen. 5) Am Ende der Fahrt, also ungefähr im 6. Grad nördl. Breite, fand man die geogr. Länge des Stromes gleich 29® östlich von Paris (Länge von Kairo) und noch östlicher. Die egypt. Verwaltung fand für gut, im darauf folgenden Jahre, also im Jahr 1841 , diese Expedition wiederholen zu lassen und fasste den glücklichen Gedanken, dem Selim- Bimbaschi zwei Europäer beizugesellen, nämlich die Herren Arnaud und Sabatier. Die Expedition fuhr am 1. Okto- ber zu Chardum ab und befand sich^ dem Tagebuche des Bimbaschi * nach, am 19. Ramasan, d. i. am 4. November (im Jahr der H. 1257) , an den Dörfern : Ali , Soliman und Nur ; folglich hatten sie bis dahin volle 35 Tage gebraucht. Berücksichtigt man nun , dass jene Dörfernamen , wenn sie nicht die Expedition gemacht hat, als rein arabisch darauf hindeuten , dass sich die Expedition damals noch nördlich der Schilluk , also nördlich des 13. Breitegrades befunden haben dürfte; indem mit dem Beginne der Länder, welche die Schilluks, die Dinkas u. s. w. am weissen Flusse bewohnen, die arabische Sprache und arab. Ortsnamen meines Wissens *■ Aus der Zeitung von Kairo entnommen und übergegangen in den Csterr. Beobachter, Nro. 312 von 1843. 90 nach g-anz aufhören , so scheint entweder hier ein Missver- ständniss zu seyn, oder der erste Theil der Reise ging ausser- ordentlich langsam vor sich, und es ist um so auffallender, dass 8 Tage später (am 27. Ramasan , 12. November dessel- ben Jahrs) die Expedition bereits bei jenem Könige einge- troffen seyn soll , der eine Leibwache von Weibern besizt und der den Mittheilungen der Hrn. Arnaud und Sabatier zu Folge kein anderer wäre , als der König der ßehr, einer bis- her unbekannten Nation, die bereits weit jenseits der Schil- luks und Dinkas hausen soll. Diese Schnelligkeit der Reise auf einem unbekannten Strom , der der Schifffahrt so ausser- ordentliche Schwierigkeiten entgegensezt, wäre unbegreif- lich und meine in der Augsburger allgem. Zeitung veröffent- lichte Aufforderung : dass Mr. Jomard so gefällig seyn wolle, aus den ihm zu Gebote stehenden Nachrichten dieser höchst interessanten und wichtigen Expedition uns die Art und Weise anzugeben, wie denn diese Reisenden ihre geogr. Ortsbe- stimmungen gemacht haben, mit welchen Instrumenten und durch welche Beobachtungen , dürfte daher, wie ich glaube, gewiss im Interesse der Wissenschaft ausgesprochen seyn. Nach dem Beiram, also nach dem 2. und 3. November, ging die Expedition den Angaben des Bimbaschi Selim zu Folge noch 30 Tage mit ungemeinen Schwierigkeiten Strom- aufwärts; das lezt erreichte Land nennt derselbe ; „Dschuja" und fand , dass daselbst der Bacher el Abiad noch immer aus Süden komme. Ln Ganzen tragen die obenerwähnten Mittheilungen aus dem Tagebuche des SELiM-Bimbaschi ganz den Stempel ge- wöhnlicher türkischer Reise-Erzählungen an sich , ein Ge- menge von Thatsachen , missverstandenen, fremden Nach- richten und eigenen Phantasiestücken , aus welchem Ge- menge die reine , trockene Wahrheit sich nur schwer heraus- finden lässt. Sehr willkommen , obwohl auch gemengt mit Erzählun- gen, die ohne nähere Nachweisungen etwas schwer gerade- hin zu glauben seyn dürften , waren daher die Mittheilungen des Mr. Jomard aus Briefen der HH. Arnaud und Sabatier, die Jener in den Bulletins de la Soc. geogr., November 1S42, 97 bekannt gab und die hieraus in mehrere deutsche Blätter übergingen *. Diesen Mittheilungen nach fanden die kühnen französi- schen Reisenden im Ganzen die Ergebnisse der ersten Expe- dition bestätigt, erzählen mit andern Farben dasselbe, was SELiM-Bimbasch in seinem Tagebuche sagt , kamen aber ihrer Angabe nach ungefähr noch um 2 Breitengrade siid- licher, als es der ersten Expedition vorzudringen gelang, folglich fast in die 4. Breitenparallele , sahen nur Ebenen und keine Bergketten , übersahen , wahrscheinlich in den grossen Sümpfen- und See'n-artigen Erweiterungen des Flussbettes, südlich des Dschebel Abid , die Einmündung des grossen westlichen Zuflusses und fanden, was wohl das Interessan- teste ist , an dem südlichsten Punkte ihrer Reise, dass der Bacher Abiad noch aus Süden komme und seine Länge östlich von Paris unbedeutend vom Meridiane von Kairo (29^) ab- weiche und höchstens etwas östlicher liege. Da die Reisenden in dieser Richtung nothwendigerweise zu Gallastämmen gelangen mussten , indem diese Völker nicht nur im Süden von Abyssinien , sondern auch im Süden von Schongollo, Dar el Pert und Nuba wohnen, so darf es keineswegs wundern, dass sie jenseits der Negervölker wieder bronzefarbene Menschen trafen, und dieselbe Erschei- nung bietet sich dar , wenn man von Schongollo aus südlich geht. Ja es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass die Bhurs oder Behrs, wie M. Jomard sie nach seinen beiden Gewährs- männern nennt, kein anderes Volk sind, als die Boren Gallas, nach den Angaben und eingezogenen Nachrichten der frühe- ren Reisenden. Was die geographischen Ortsbestimmungen betrifft, so spreche ich unverhohlen , in so lange ich nicht in Kenntniss des genauen Details derselben bin , meine Zweifel an ihrer Richtigkeit aus und bezweifle besonders die, \\ eiche auf die geographische Länge Bezug haben. Als ich das Ver- gnügen hatte, den wackern Arnaud in Egypten kennen zu lernen, gerade als er seine Reise nach Fassoki antrat, Z. B. Augsbur^er allgem, Zeitung Nr. 18, von 1843. Wiener Zeitung Nr. 99, von 1843. Das Ausland in mehreren Artikeln u. s. w. Riissepger. Reisen. 11, Bd. 2. Till. 7 98 war er keineswegs für derlei Beobachtungen vorbereitet hatte keine Instrumente hiezu und bekam damals keine mit. Wer brachte diesem Reisenden also später den unbedingt noth- wendiffen Chronometer , wer rej>ulirte ihn und wie »eschah es, welche Reihe von Beobachtungen liegt über seinen Gang vor u. s. w. Das sind lauter Fragen , die Mr. Jomard der ge- lehrten Welt nicht unbeantwortet lassen darf, Avenn man den geogr. Ortsbestimmungen dieser Reisenden Glauben schenken soll. Selim- ßimbaschi, von dem mich zwar Jemand ver- sicherte, dass er ein ganzer Mann sey, kommt bei diesen delikaten wissenschaftlichen Forschungen aus dem Spiele, das zeigt ein Blick auf sein Tagebuch. Übrigens halte ich es für entschieden , dass die Reisenden viel weiter in Süden vor- gedrungen sind, als es je einem Weissen gelang, dass sie auf jeden Fall wenigstens die 7. oder 6. Breitenparallele er- reichten , dass sie sich bezüglich ihrer geogr, Länge , von astronom. bestimmten Punkten aus, z. B. Chardnm , an- näherungsweise mit Boussolen fernerhin recht gut orientiren konnten und dass ihre Angaben jedenfalls sehr hohen Werth haben. Im Ganzen geht aus leztern hervor, dass der Haupt- stamm des Bacher Abiad , so weit es gelang vorzudringen, nicht aus Westen , sondern aus Süden kommt und sich der- selbe vielmehr nach und nach als aus Osten kommend zeigte. Es geht ferner daraus hervor, dass in der Richtung Strom- aufwärts keine Bergketten vorliegen und dass der mächtige Strom zur Zeit des hohen Wasserstandes bis in die fernsten Gallaländer schiffbar seyn dürfte. Unter diesen Umständen gewinnt die Angabe des Hrn. Professor Berghaus, die derselbe in seinem Grundrisse der Geographie (Breslau 1841, 4. Lief., S. 286), jedoch ohne die Öuelle zu nennen, woraus er schöpft, über den Bacher Ha- bahia veröffentlicht, sehr an Bedeutung und es ist allerdings nicht unwahrscheinlich, dass dieser Habahia im Süden von Narea (Ennarea, Lerha?) kein anderer Strom sey, als unser Bacher el Abiad in seinem obern Laufe. Im Rückblicke auf alles das, was nun bisher über den Lauf des Bacher el Abiad gesagt wurde, glaubeich meiner 99 Überzeugung nach Folgendes als Resultat der bisherigen Forschungen aussprechen zu dürfen *. 1) Der Bacher el Abiad gabelt sich und theilt sich zwi- schen dem 11** und 10**, vielleicht auch zwischen dem lO** und 9** der uördl. Breite, siidlicli vom Dschebel Abid im Lande der Dinka, wo unermessliche Sümpfe das Uferland bilden, in zwei mächtige Arme, in den Bacher Ke-ila oder Ke-ilak und in den eigentlichen Bacher Abiad. Ersterer kommt, wie wir bereits gesehen haben, aus Westen. Sein Ursprung ist unbekannt, aber vermuthlich in den TNiede- rungen von Dar Kulla, ein weites Savannenland, südlich von Begharmi und östlich von Mandara **. Er fliesst südlich von Darfur und Kordofan (eigentlich Nuba) , wahrscheinlich zwi- schen der 10. und 9. Breitenparallele. Der zweite, nämlich der eigentliche Bacher el Abiad, kommt aus Süden. 2) Dieser Lauf des Bacher Abiad wurde von den neuesten Reisenden, angeblich bis zum 4^ der Breite, verfolgt und gefunden , dass der Strom in dieser Strecke fortan aus Süden kommt und sich nur sehi* sachte ostwärts wendet. Es ist da- her mit Zusammenstellung aller übrigen Daten als wahrschein- lich anzunehmen, dass der Bacher el Abiad bis zur 9. und 8. Breitenparallele durchschnittlich fast gerade aus Süden kommt, dass sodann eine grosse Krümmung desselben beginnt und er einen sehr weiten Bogen beschreibt, ähnlich den kolossalen Flusskrümmungen des Nils in Nubien. Es scheint somit, er kommt südlich der 6. Breitenparallele bereits aus Südost, macht dann weiter südlich eine scharfe Wendung *** und kommt eine Strecke lang aus Nordost, wendet sich im Süden von Lerlia wieder und fliesst daselbst , zwischen dem 7** und 0° der Breite, aus Ost in West, erscheint dort unter dem * Mail sehe meine dem I. Bande dieses Werkes beigegebene Über- sichtskarte. Wien 1842. •'* Kulla ist übrigens im Innern von Afrika ein sehr verbreiteter Name, der eine niedere, weite, ebene Gegend bezeichnet. Vielleicht ist Kulla aus dem arab. Chala hervorgegangen, welches Wort eine Sa- vannenebene bezeichnet. * '• Den Bericliten der französischen Reisenden zu Foli;e müs.stc dieses südlich des 4. Breilengrades geschehen. IT * 100 Namen Habaja (Habahia) und entspringt endlich in den Beigen der Gallavölkersüdlich von Schoa, wahrscheinlich zwischen den Parallelen des 8^ und G^ der Breite. Es liegt sonach keines- wegs ausser dem Bereiche der Wahrscheinlichkeit, dass sein Quellenland mit dem des Sehe bei Beschäm zusammenfällt, und lezterer weder der obere Lauf des Quilimance, noch der des von Kapitän Harris neuentdeckten Hainesflusses , sondern ident mit dem H abahia, und als solcher der obere Lauf des Bacher Abiad sey. Dieses ist meine Ver- m u t h u n g *. 3) Durch den hier entwickelten Lauf der beiden Ströme, des Bacher el Ahsrak und des Bacher el Abiad, bekommt der Name Dschesirah (Insel), mit welchem die Araber das Land zwischen den beiden Strömen bezeichnen, eine hohe Bedeu- tung und ich verweise diessfalls auf das, was ich im l. Bande, 1. Theile dieses Werkes S. 470 und 477 über die Bedeutung des Wortes Dschesirah im Allgemeinen sagte. 4) Wenn wir im Sinne der Alten die Mondberge dorthin versetzen, wo die öuellen des INiles und respective seiner beiden Hauptarme liegen, so können die Mondberge keine andern sejni , als die höchsten Erhebungen jener Gebirgs- massen , die sich im Süden des Zana-See's durch Godjam und Schoa noch weiter in die südlicher liegenden unbekannten Gallaländer ziehen, und von denen die, welche an der innern * Auf meiner Übersichtskarte zum ersten Eande stellte ich in a — d den hypothetischen Lauf des Ke-ilak und in d, c, b den des Bacher Abiad dar. Diese Richtung stimmt nun freilich nicht f^anz mit der so eben oben angegebenen 5 und namentlich sollte der Scheitelpunkt des Fluss- bogens mehrere Breitengrade südlicher liegen und der Lauf nicht so %veit aus Ost hergeleitet seyn ; da dem Obengesagten zu Folge die Quel- len noch westlich des 55. Längengrades (östl. von Paris) liegen dürften. Diese Abweiduing von meiner hier ausgesprochenen eigenen Meinung ist eine natürliche Folge von dem, dass mir damals, als ich dieses Bild entwarf (1841), die Reisercsultate der H. Aknaud und Sabatier unmöglich bekannt seyn konnten. Die Flusslinie d, c, f rcpräsentirt die Ansicht der türkischen Offiziere in Sennaar , welche den Bacher el Abiad aus dem Zana-Sec kommen lassen und die Quellen des Bacher el Ahsrak in die Gegend von e setzen, diess ist jedoch eine Ansicht, die wir allen Er- fahrungen zu Folge als entschieden unrichtig zu bezeichnen be- rechtigt sind. 101 Seite des Flussbogens des Bacher el Ahsnik liefen, wie ich mich selbst überzeugte, eine sehr bedeutende Höhe besitzen und wohl zu mehr als 10,000 Fuss über die Meeresfläche an- steigen dürften. 5) Durch die Resultate der Reise der beiden obenerwähn- ten Franzosen erhielt man endlich einen nenen Beweis, dass die Gallavölker, diese braunen Urbewohner Hoch-Ethiopiens, sich von den Küstenländern Ost- Afrikas, nördlich des Äqua- tors, sehr weit ins Innere gegen West erstrecken, was mit den Angaben derEingebornen vollkommen übereinstimmt, und es entsteht daraus eine sehr wichtige Frage, nämlich: Inwel- clier Beziehung stehen die Gallavölker zu denen ihnen in Farbe und Körperbildung so sehr verwandten Fellatahs im Süden von Bornu , in Haussa und überhaupt im westlichen Theile von Central-Afrika ? dieselbe politische Rolle gefürch- teter Eroberer, Avelche die Gallas in Osten spielen, spielen diese leztern in Westen. 1) mieterolog-isclie Beobacliiiiiig-en tvfilirend meines ersten Jlufeutlialtes zn Cliarduan und xu Torra am Bacher el Abiad* 102 B § s Die Instrumente hingen zu Chardiim grösstenlheils in einem möglichst kühlen, lufti- gen Zimmer. Am 20.mussten des heftigen Windes wegen alle ln:itru- niente in das Haus gebracht y 5 S s :Ö s s:: = S£S = ss ä 5 sstssRass s N. N. stärker schwach NO. o 6 z Stille. Stark" NO. „O.u.NO stürmisch. der Sturm lässt nach •muBa'jj qavu auuog jap UB jajauiorajaqx o CO ©^ o^ 00 t^ ö 1 'uazuaJ3{|!(x irT e^r »^^ cT ^ irT MM OOOt^I^ — in cTcT M~ co" oT oT oT irf •^j qaBU laSn^i Ja4 -linqmii inu -uijaqx in 05 CO CO CO 00 cT -J' >^^c^ -* ri f« C-l — (M 'S'M t^incot^iot- m" © s-r cT cT -T :■? -i" •iui3qx 'qoiluqoMsg O O CO CO CO 5^ n C» e^ 'M •n IM t^ CO * " ©, ® '*, s^ »n^iM kn^oT©©— '"* IMC^ C^-l'MCJrJlM •mnnp'j qauu uajj^qag uaiajj IUI jajaiuoiujaqx t^ O i-O 00 rf cTo vn" in 1^ r» (N (M 'M e<< in OO 00 '-'^© ^'^"*,'^® ifTiM— 'cro©--Mift (MOrOM-'CJiMcie^ •ranvavi iidbu jauinii2 m; jajainomjaijx •^uag ui jajara -ojt'a ""»ä jajamorajaqx CO C^ »n O CO >-■? oo" -^ cT oö" CI »N i-O ro C^ © © © o (M o PO ~i in i-r oö" '^^ r'T -^ in" CO t-^ -H^ (v^T'rO'*0C-IMC^iM^^ •II02 'i^d «! Ja^amoaeg C5 -* O M -" 00 OD 0> !» 00^00 cö" CO ' CO crT co" IM CJ IM m C» crT IM ©<^— iO-ff^c?)00 00 OOOD OOGO^QO_00^0000_ crrcoco"'-o"eo'«i=~«rco'co" C^ Cl IM C^ C-' C» C^ IM CJ 'jiosSantqacqoag 2 6 ... = . 5 tsscsssss •upun)«; 05 t^ O) IM M O IM C»00-H-) •jiazsaSiix s s ^-^^ -S ~ -n IN rf m to t^ t^ X X t- to t- t~ to t^ t^ to to in in in in in in X* o tc an ro IM «* o o M o © >* X X ro X IM IM CO © to "* t^ CO _^ ^__ CO (v; O) O —4 n ■rl' 'S- lo o in rf •^ •^ n 'O '.-) ■M IM v^ *M © o o <-> c< c^ IM ^ IM IM IM IM M c< IM IM M d IM IM IM f< IM C< M CI IM M M IM IM c» X C^ IM cn CO ^ o O "* r^ in ■n t~ in ^ © © X ^ ^ o IM © X UO »^ (J-J o ^ to OD r/i O) CJ © © X to "^ CO IM © Oi O t35 0() f^ to to in c< M CA IM IM IM c< IM IM T M XC'^r-'^OO C*!"^ •^f.^^o qogo oooooo ccj CO o ccT * •^ — ^H •<4 — 4 »rf .^ «ri ^4 -^ •M -- •^ c< Ol •y l|3BU r-^ (O ?« ©^tO«3;_Q0^ (Nr*^0^ o oo_^ 00^ •rajaqx -lutip.wao oT ©" cT (^? 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Breitengrade luid den Berichten der neuesten Reisenden zu Fol<^e, auch nocli weiter hin (bis zum 4.? Grade nördl. Breite), ist eine weite, theilweise mit Mimosenwäldern bedeckte, Ebene; in der Reo-enzeit ein grasreiches Weideland , in der trockenen Jahreszeit von verbranntem, sterilem, hie und da Wüsten- ähnlichem Ansehen. Der Boden sandig und stark eisenschüssig. Kleine, isolirte Hügel von unbedeutender Erhöhung und als ein Punkt von bedeutenderer Erhebung, der einzige Arasch- kol bei Torra, eine ebenfalls ganz isolirte, ung;efähr SOO Paris. Fuss über die Ebene ansteigende und wenige Stunden im Umfang haltende Berggruppe , sind die einzigen Ruhe- punkte , die dem Auge auf der weiten , unabsehbaren Fläche dargeboten werden. Die Berge des Gebirgsstockes von Teg- gele konnte ich, schon weil ich nicht weit genug Strom- aufwärts gekommen seyn mag , vom Flusse aus nicht ent- decken. Das Klima des Flussgebietes ist das tropische in allen seinen charakteristischen Zügen. Die periodischen Regen be- ginnen bei Eleis mit Anfang Mai und dauern, wie in Chardum, bis zum Beginne des Oktober. Nachdem , was ich über die atmosphär. Ersclieinungen , die diesem Klima eigen sind , be- reits gesagt habe und bei meinem folgenden längern Aufent- halte in Chardum und el Obeehd noch sagen werde, erübrigt mir nichts , als in Betreif der Gesetze des Luftdruckes , des Ganges der täglichen Temperatur und des der psychrometr. Erscheinungen auf die Klarheit hinzuweisen, mit der sich selbe in vorstehenden Tabellen aussprechen. Diesemnach er- reicht der Luftdruck täglich zwei Maxima , um 10 Uhr Vor- mittags und 10 Uhr Nachts, und täglich 2 Minima, um 4 Uhr Abends und am Morgen kurz vor Sonnenaufgang. Die Tem- peratur der Luft Hess zwei Extreme beobachten, das Maximum um .3 bis 4 Uhr Nachmittags, das Minimum zur Zeit des Sonnenaufganges (GUhrMorgens), diesem Gange dertäglichen Temperatur war der des Psychrometers; so ziemlich entspre- chend. Das Maximum der Verdunstung fiel mit dem der Tem- peratur fast genau zusammen , das Minimum der erstem aber trat 1 bis 2 Stunden nach dem niedersten Thermometerstande ein. 107 Die lieiTsclieiulen Winde zei^^ton einen wesentlichen Efnfluss auf die Dnnstmengen , weiche die Atmosphäre zn verschiedenen Zeiten aufnahm, wie ebenfalls aus den Tabellen hervorgeht. In den lezten drei Jahren hatte es , (\en Angaben der Eingebornen zu Folge, in der Umgebung des Araschkol , ver- hältnissmässig zu andern Jahren, während dem Chariffe * nur sehr wenig geregnet !uid wirklich Avar die Dürre des dortigen Savannenlandes auffallend. Es scheint also , dass auch hier, selbst in der unmittelbaren Nähe einer grossen Wassermasse und im Herzen des tropischen Klima die Erscheinungen der periodischen Regen ihrer Masse nach grosse Verschieden- heiten beobachten lassen. Die auffallende Regelmässigkeit im Gange des Barometers und der geringe Spielraum zwischen seinen Extremen gestatten uns zur Ermittlung von Niveau- Differenzen in tropischen Klimaten, und im Mangel contempo- rärerBeobachtungen,dieBeniitzung mittlerer Barometerstände, und wir erhalten durch selbe, die, wenn auch aus ganz verschie- denen Zeiten genommen , meist bis in die Hundertel iiberein- stimmen , Resultate von einer Schärfe, die wir auf demselben We»; in unsern nördlichen Klimaten keineswegs zu erreichen im Stande sind. Wenn wir diesem zu Folge den im Monate März zu Chardum beobachteten mittleren Barometerstand von 26,SS Paris. Zolle, dem zu Torra in den ersten Tagen des Aprils gefundenen von 20,775 Par. Zolle gegenüber stellen und hiebei die bezüglichen Temperaturen des Quecksilbers und der Luft berücksichtigen , so ergibt sich uns zwischen beiden Orten ein Höhenunterschied von 164 Par. Fuss **. — Da nun die Meereshöhe von Chardum 1431 Par. Fuss beträgt, so ergibt sich somit für Torra eine solche von 1595 Par. Fuss und für den Bacher el Abiad zwischen Torra und Chardum , bei einer ungefähren Stromlänge von 40 geogr. Meilen mit Ein- schluss aller Krümmungen, ein Gefälle von 4 Par. Fuss auf die geogr. Meile (15 auf 1 Äquatorsgrad gerechnet), ein Werth, der bei der stellenweise so sehr bedeutenden Breite des Stro- mes, das Ansehen desselben, gleich einem grossen Landsee und seine unbedeutende , bei frischem Nordwinde oft sogar * Tropisclie Regenzeit. ■'•** Band II, Theil 1, S. 544. 108 iieg^ativ werdende, Strömung hinlän(>licli erklärt. Verfolgen wir mit diesem Massstabe des Stromgefälles den Stromlauf ungefähr 18 geogr. Meilen weiter aufwärts, bis Eleis , so er- ergibt sieh annäherungsweise für diesen Ort eine Meereshöhe von ungefähr 1607 Par. Fuss, ein Werth, der, wie wir später sehen werden , im Vergleiche mit der Meereshöhe von el Obeehd, der Hauptstadt von Kordofan, ^2018 Par. Fuss, viele Bedeutung hat. Wir sehen nämlich daraus, dass der Bacher Abiad bei Eleis, fast in derselben geogr. Breite mit el Obeehd, um 351 Par. Fuss tiefer liegt als lezterer Ort im Centro des Beckens von Kordofan und dass folglich Kordofan den Bacher Abiad gegenüber eine ganz andere Rolle spielt , als die Oasen Nubiens und Egyptens, dem Nile gegenüber; wir sehen fer- ner, dass Kordofan ein von dem alten Strömungsthale der einstigen libyschen Meeresbucht unabhängiges, lokales Bassin bildet, und folglich, wie ich schon dargestellt habe *, nicht zu dem eigentlichen Oasenzuge von Nord-Afrika gerechnet werden könne **. Sehr weit von einander entfernte Extreme ergaben sich aus dem Gange des Psychrometers für den Luft- feuchtigkeitszustand zu Chardum, während unseres ersten 14tägigen Aufenthaltes. Während die mittlere Differenz am Psychrometer bei einer durchschnittlichen Lufttemperatur von 22,9 und einer Verduustungskälte von 16,5 R. 6,39 betrug, sahen wir am 19. März um 4 Uhr Abends bei der Temperatur von 25,9 R. eine Verdunstungskälte von 12,7Reaum., folglich eine Differenz von 13,2 und am 16. März um 7 Uhr Morgens bei der Temperatur von 20,5 eine Verdunstungskälte von 18,5 Reaum., folglich eine Differenz von 2,0. — Unterziehen wir * IL Band, 1. Theil, S. 285. ** Die Meereshöhe von el Obeehd bestimmte ich mit Benützung des an diesem Orte beobachteten mittleren Barometerstandes der Monate April und Mai, zuerst im Vergleiche mit dem mittleren Barometerstande zu Chardum, aus den Beobachtungen im Monate März, und ein zweites Mal aus den von Mitte Juni bis Oktober fortgesezten Beobachtungen. Im ersten Falle erhielt ich für die Meereshöhe von el Obeclid den Werth = 2013, im zweiten Falle den = 2024, folglich im Durchschnitte den = 2018 Par. Fuss und einen Beweis mehr für die beruhigende Sicher- heit, die dem Barometer in ti'opisclien Klimaten als Werkzeug zur Aus- niittelung von Niveaudifferenzen zukommt. 109 diese Daten in Verbindung mit denimittleren Barometerstande dem Kalküle nach der Auousx'schen Formel, so erhalten wir, für den mittleren Stand des Psychrometers: 1) Epansion des Wasserdunstes in der Atmosphäre = 14,3 M. M. ; 2) Temperatur des Thaupunktes = 12,8 Reaum.; a) Feuchtigkeit der Luft = 45S , das Maximum = 1000 gesezt ; 3) Gewicht des Wasserdunstes in 1 Cubikfuss Raum := 13,5 Gran. Für die hö chste psychrometr. Differenz ergibt sich: für Nr. 1 der Werth = 4,7 M. M. ; „ » 2 „ „ = — 0,9 Reaum. ; » » 3 » » = 66« „ „ 4 „ „ = 4,0 Gran. Zur Zeit, als dieser Luftfeuchtigkeitszustand beobachtet wurde , herrschte starker Nordostwind. » Für die kleinste psych rometrische Differenz, welche bei vollkommener Windstille eintrat, ergab sich nach Obigem für Nr. 1 der Werth = 20,5 M. M. „ „ 2 „ „ = 17,6 Reaum. » j) 3 „ „ = 805. » ;■ 4 „ „ = 19,7 Gran. Aus diest;r kurzen Kalkulation über den Luftfeuchtigkeit^- zustand der Atmosphäre während der Beobachtnngszeit zu Chardum ergibt sich ein sehr kombinirtes, aber eben dess- wegen höchst interessantes Verhältniss für diese Funktion des dortigen Klima. Wir sehen die Einwirkung des nahen Wüsten- und Savannenlandes in Verbindung mit der der grossen Wassermasse, welche Chardum von zweien Seiten umgibt, klar ausgesprochen. Erstere charakterisirt sich durch eine erstaunliche Trockene der Luft bei herrschenden Nordwinden, leztere durch eine überraschende Feuchtigkeit derselben bei herrschender Windstille uud wie gewöhnlich hoher Tagestemperatur, die in der Nacht und gegen Morgen bedeutend herabsinkt. Daraus dürfte sich , wie ich später noch mehr begründen werde, der Wechsel in der Wirkung 110 des Klima's zum Tlieil erklären lassen und die Zuträglicbkeit desselben bei herrschenden Nordwinden (trockener Jahreszeit), so wie die Gefährlichkeit desselben bei Windstille oder gar bei herrschenden , den Lanf der Flüsse begleitenden , Si'id- winden (Regenzeit) als natürlich und folgerecht erscheinen. 3) fweog-nostisclie Beobachtung-en auf der Reise vou Cliarduin« den Radier el jlltiad hinauf bis zu den Scliilluk-]l[eg-ern« umfassend das Uferland. In der Nähe von Chardum , am linken Ufer des Bacher el Abiad , tritt der Sandstein von Nubien in einzelnen Felsen zu Tage, begleitet von dem uns bereits bekannten Eisensand- stein. Im Allgemeinen ist dieser Sandstein jedoch daselbst bedeckt von einem eigenthümlichen Alluvium, von einer thonig- kalkigen , sehr sandigen und zusammengebackenen Schutt- masse, die Quarzgeschiebe und eine grosse Menge Rollstücke eines dichten, bläulichweissen Kalksteins enthält. Diese Kalk- stücke, dem Ansehen nach derselben Formation angehörend, wie ich sie zwischen Abu Hammed und el Mucheireff am rech- ten Ufer des Nüs getroffen habe, sind mir unbekannten Ur- sprungs, indem ich das gleiche Gestein weiter Fluss-aufwärts und anstehend nicht kenne. Die Eingebornen machen Gruben in diesem Alluvium und suchen mit Sorgfalt die Kalkstücke zusammen , um daraus Kalk für Chardum zu brennen. Südlich von Chardum bildet das Uferland des Bacher el Abiad eine vollkommene Ebene, bedeckt mit den Alluvionen des Flusses aus jüngster Zeit, und erst nach einer vollen Tagreise mit sehr gutem Winde gelangt man zu einem niedern Hügelzug, der aus Nordost in Südwest die weite Ebene durch- zieht und durch welchen der Fluss sich seine Bahn brach. Am linken Ufer und mehrere Stunden landeinwärts liegt der Dschebel Goos, ein flacher Rücken ohne Ausdruck. Wo derselbe in seiner Verlängerung gegen Nordost an den Strom vorspringt, bildet er zu beiden Seiten desselben die Hügel von Schech Hassan und noch etwas südlicher, am rechten Ufer, erhebt sich ganz isolirt zu etwa 180 Par. Fuss über die Ebene der kleine Dschebel Aule oder Gar el Nebbi (Jerim Nebbi) * ' Die Schale des Propliclen. 111 genannt. Diese j^^anze Gruppe gehört dein Sandsteine von Nubien an , dessen oberste Bänke Avie in jenem Lande durch grobkörniges Gefüge von den untern, feinkörnigem, sich wesentlich unterscheiden. Die Schichten liegen vollkommen horizontal , sind aber nach allen Richtungen zerkliiftet und Blöcke von ungeheuren Dimensionen bedecken den Rücken und die Gehänge. Dieser bunt und vorherrschend rothgefärbte Sandstein be- steht ganz aus runden Quarzkörnern , die durch ein thoniges, stark eisenschüssiges Cement verbunden sind. Der untere, feinkörnige Sandstein geht allmälig in den obern grobkörni- gen, der auch kantige öuarzbruchstücke enthält, über und die Gränze zwischen untern, feinkörnigen und obern, grobkörni- gen Sandstein ist hier bei Weitem nicht so scharf gezogen, wie es z. B. häufig in Nubien der Fall ist, daher ich mir auch ein bedeutend jüngeres Alter für die obern Straten hier nicht mit Bestimmtheit anzusprechen getraue. Die verschieden- farbigen Quarzgeschiebe und Bruchstücke sind theils durch die ganze Masse zerstreut, theils scheiden sie sich in den obern Bänken in einzelnen, mehrere Zolle mächtigen, wagerech- ten , Lagen aus, wodurch jene allerdings das Ansehen einer Diluvialbildung gewinnen. An manchen Stellen , welche eigenen Straten anzugehören scheinen , was jedoch mit Be- stimmtheit der ungemein massigen Zerklüftung des Gesteines wegen schwer auszumitteln ist, zeigt dieser Sandstein ein geflossenes, glasiges Ansehen, als wenn er vulkanischer Einwirkung ausgesezt gewesen wäre, zu welcher Annahme in der Wirklichkeit aber andieser Stelle weiteie Beweisgründe mangeln dürften. Conkretionen von stark eisenschüssigem Sandsteine und Brauneisensteine beobachtete ich am Gar el Nebbi in bedeutend geringerer Menge, als unter ähnlichen Verhältnissen ich in Nubien sah. Mit dem Sandsteine wechseln dünne Lagen eines harten, stets bunt gefärbten Thons, der jedoch hier zur W^esenheit des Gesteins selbst zu gehören scheint, indem er ausserdem im Sandsteine nicht nur kleine, untergeordnete contemporäre Lager, von der Gestalt in die Länge gezogener Linsen, bildet^ sondern auch in zahllosen Nestern auftritt, die von Bohneiv- 112 grosse und an die Thongallen unseres bunten Sandsteins er- innernd, sich in bestimmten Richtungen aneinander reihen und Streifen bilden, welche die grösseren Thonausscheidungen im Hangenden und Liegenden derselben begleiten. Der bunteThon dieser nesterartigen Räume zeigt sich hie und dain seiner Masse so homogen und wird so hart, dass man ihn , da er in diesem Falle eine mehr kieselige Natur annimmt, als einen förmlichen Übergang in Hornstein oder Feuerstein betrachten muss. Unter ähnlichen Verhältnissen, wie diese Nester von Thon, und so wie diese in bestimmten , Straten-artigen Streifen sich ordnend , treten im Sandsteine des Gar el Nebbi auch noch andere linsenförmige Räume auf, die theils ganz leer, theils mit gelben oder braunen Thoneisenstein, oder mit einer thoni- gen , ockerigen Masse erfüllt sind. Auf einigen dieser Räume glaube ich kohlige Substanz beobachtet zu haben. Versteine- rungen sah ich auch im Sandsteine des Gar el Nebbi nicht, wodurch ich jedoch ihr Vorhandenseyn nicht abspreche. — Die an dieser Stelle im Flusse sich befindenden vielen Fels- massen gehören , so weit ich sie sehen konnte , alle dieser Sandsteinbildung an. — Weiter Strora-aufwärts erhebt sich am linken Ufer und dem Dorfe Mohammedie gegenüber der kleine Dschebel Mohammedie, ebenfalls ein isolirter Hügel von geringer Bedeutung, der der Gruppe des Goos und seiner Form nach derselben Sandsteinbildung angehören dürfte. Dem Dorfe Arab Mussa gegenüber erhebt sich am linken Ufer des Stromes isolirt ans der weiten Ebene der Dschebel Mussa in geringer Entfernung vom Strome *. Er steigt zu ungefähr 200 Par. Fuss über die Fbene an und unterscheidet sich durch seine pittoreske , scharfe Form auffallend von den ausdruckslosen , welligen Gestalten des Dschebel Goos und seiner Gruppe. Ich sah diesen Berg nur vom Flusse aus , wenn es aber erlaubt ist, von der Physiognomie desselben einen Schluss auf Dieser Dschebel Mussa (Moses) ist wahrscheinlich ident mit dem Dschebel Tiniie des Mr. Liivaint auf Berghaus Karte und ist nicht zu verwechseln mit dem andern Dschebel Mussa oder Massclet (kleiner Moses) 5 der ebenfalls am linken Ufer, aber bedeutend südlicher in der Gegend von Menscherah liegt. 113 die Natur seines fiesteins zu folgern, so g^laiibe ich, dass er nicht der Sandsteinbildimg-, sondern der Formation des grob- körnigen , gllmnierreichen Granites angehört, aus dem die meisten Bergtf des nördlichen Kordofans bestehen und den wir bereits aus dem südlichen Nubien keimen. Für diese Ver- muthnng spricht auch der Umstand , dass der Sand, welcher die üferebene bedeckt, in der Nähe des Dschebel Mussa sehr glinimerreich erscheint, was nördlicher nicht der Fall ist: hier ist er das Zersetzungsresultat des Sandsteins, dort das der feldspathigen und glimmerreichen Gesteine. Wahrschein- lich gehört der Dschebel Miissa jenem Granitznge an , der den Porphyr des Dschebel Harrass von der Sandsteinformation nordseits desselben trennt, und ich glaube, dass am linken Ufer des Bacher el Abiad die Gränzlinie zwischen der Sand- steinformation Nnbiens (unterste Kreidereihe) und den kry- stallinischen Felsablagerungen Ost-Sudans sich zwischen dem Dschebel Mussa und dem Dschebel Goos aus Kordwest in Südost erstreckt , und dass der Mussa wie der Abu-Dober be- reits im Bereiche der ieztern , den Goos aber, wie ich be- stimmt ermittelte, im Bereiche der erstem, des Sandsteins nämlich, liegt. Diese Markirungslinie am rechten Ufer des Stroms fortzuziehen, ist, der mächtigen Alluvionen wegen, die dort alle Felsablagerungen bedecken, auf jeden Fall nur als eine annähernde Bestimmung zu betrachten *. '~ Der Dschebel Harräs ist ein Porpliyr.slock von Granit umgeben, der aus der weitverbreiteten Sandsteinformation Nubiens emporsteigt. So wie bei allen Lagerstätten, die nicht entscliieden das Resultat nacli- weisbarer mechanischer Ausfüllung sind, geschah sie nun von oben oder von unten und bei denen die Entstellung weit über alle Zeit geo- gnostischer Fakta nach dem Muster heutiger Analogien hinausreicht, eine Anordnung der Elemente, welche sie konstituircn , in »-ewissen regelrechten Formen nicht verkannt werden kann: so ist es aucli bei allen Gebirgsmasscn kryslallinischer Fcisgebilde der Fall und man kommt bei Anschauung der Natur in einem grossen, ausgcdehaten Massstabe unwillkürlich zu der Ansiclit, dass diese Gebirge niciits ande- res seyen , als Lagerstätten von kolossaler Entwicklung. Die durchgrei- fendste und allgemeinste dieser regelrechten Formen ist die der Linse, eine polyhedrische Figur von unendlich vielen Seiten. Ob diese Bildung, die jedem Bergmanne bekannt ist, mit der Entstehung der Masse zu- sammcnfälU, oder später erfolgte, wage ich nicht zu entscheiden, dass Kiissegger, lieisen. ll,Bd.2.Thl. 8 114 Von Arab Mussa Strom-aufwärts ist das Uferlatul wieder vollkommen eben und theils mit Sand, theÜs mit Kulturboden bedeckt. Bei Abu el Hadjar befinden sich im Strome Felsen, deren Masse ich des frischen Windes halber, mit dem uir sef>eUen, nicht näher untersuchen konnte, die ich aber fiir Porphyr ansah. Dass diess der Fall ist, ist um so wahr- scheiniicher, da der Dschebel Musseiet, nordwestlicli von Menscherah am linken Ufer, so Avie der schöne Araschkol bei Torra, welche beide ein und demselben Systeme angehören, aus Granit und Porphyr bestehen. Von Menscherah angefan- gen ist iibrigens, die so eben genannten beiden isolirten Berge ausgenommen, das üferland beiderseits vollkommen eben und bedeckt mit den jüngsten Alluvionen des Flusses. So weit ich über Torra hinaufkam, ist mir weiters kein Berg und kein Hügel, weder am rechten Ufer noch am linken, bekannt. Der Schlamm , welchen der Bacher el Abiad an seinen Ufern aber diese Beobachtung in vielen Fällen auf die rein vulkanischen Bil- dungs- und Eihebunostheorien krystallinischer Felsniassen, La-erstatte und" Gebirge, sehr moderirend einwirkt, dürfte bei ruhiger, klarer Be- schauung der Sache nicht zu läugnen seyn. Wie bei den Lagerstätten, so spricht sich auch bei allen mir bekannten Gebirgsmassen krystallinischer Natur jene Form der Linse deutlich aus und mit ihr verknüpft sich bei stattfindenden heterogenen, ihrer chemischen Beschaffenheit nach aber verwandten, Felsbildungeu , unmittelbar die Aneinanderreihung derselben nach dem Systeme einer concentrisch schaligen Struktur. So sehen wir die Granit-" und Gneisslinsen (Stöcke) unserer Alpen umschlossen von Schiefern mannigfacher Art und diese Massen Jiegcn in gewissen Rich- tungen aneinandergereiht in der Masse normaler Felsgebilde, denen der Charakter der Schichtung und des Vorhandenseyns organischer Reste, wenn nicht ansscblicsslich, doch in überwiegender Entwickelung zukommt. So sehen wir die Porphyrstöcke Central-Afrika's von grobkörnigen Gra- niten umgeben und diese Massen liegen zerstreut oder in bestimmten Richtungen geordnet in jener Masse von Felsbildungen denen der Charakter subniarinischcr Ablagerungen nicht abgesprochen werden kann. Welchen Entstehungsgruad jene Veränderungen der krystallinischen Felsenu.assen von innen nacb aussen haben, ob er eine Folge chemischer, oder kry- stallinischer Ausscheidung ist u. s. w., weiss ich nicht, und ich erlaube mir hier "ur das Faktum insoweit hinzustellen , so weit es für jedes menschliche Augenpaar zugänglich ist, die. Hypothese behalte ich für mich so lange, bis sie zur Überzeugung wird, obiges Bekenntniss glaubte ich aber ablegen zu müssen , weil man mir von einigen Seiten geologi- sche Ansichten zumuthcte , die mir fremd sind. 115 absezt, ist Kochsalz-fülirend und besonders findet diess in der Umgegend von Torra statt. Obwohl dieser Ko chsalzgehalt des Schlammes nur sehr geringe ist, so verfielen die Einge- borenen doch darauf, das Kociisalz aus diesem Schlamme dar- zustellen und sich so jenen wichtigen Luxusartikel von Ceutral- Afrika wenigstens zu ihrem Gebrauche zu verschaffen. Die Hassanie bei Torra graben zu diesem Zwecke ovale Gruben in den Schlamm, von de- nen sie je zwei und zwei , wie nebenstehende Figur zeigt, unter sich verbinden. Am Rande wer- den diese Gruben durch einen kleinen, nur wenige Zolle hohen Damm eingefasst. Der Boden der grossen Grube hat im Quer- schnitte ab die Gestalt eines Kreissegmentes und die grösste Tiefe fg eines solchen Bassins wechselt zwischen 1,5 bis 2 Wien. Fuss. Die Breite a b der grös- sern ÄbtheHung ist = 8 Fuss, die ganze Länge der beiden Abtheilungen oder ed =ce + cd = 3 + 7 = 10 Fuss, die Breite der kleinern Abtheilung hi ist = 3 Fuss und em ist ein klei- ner Kanal, durch welchen das Wasser hereingelassen und der, wenn die obere Grube voll ist, bei e geschlossen wird. Die obere , kleinere Abtheilung bildet hier gleichsam die Vorwärm- pfanne, ein Reservoir in welchem das eingelassene Wasser so lange zurückgehalten wird, bis die Abnahme der Lauge in der grössern Abtlieilnng, das Nachlassen von einer neuen Wassermenge räthlich macht , in welchem Falle der kleine Lehmdamm bei c geöffnet wird. Die Verdunstung geschieht durcli die Wärme der Sonne. Das Wasser laugt bereits in der kleinen Abtheilung den Schlamm am Boden und an den Wänden dieser Grube aus, nimmt also Salz auf und durch 8 * HC Nachtr.agen von salzigem Schlamm erreicht der Salzgehalt der Lauge jene Höhe , dass man sie zur weitern Konzentra- tion in der grössern Abtheilung für geeignet ansieht. Nun wird c aufgemacht und die Lauge breitet sich in der grös- sern Abtheilung aus, wo man sie der Ruhe überlässt, c wie- der schliesst und durch em neues Wasser in die kleinere Abtheilung einleitet. Bei der grossen Sonnenhitze geht die Verdunstung der Lauge in der grössern Abtheilung schnell vor sich, neue Lauge wird nachgelassen und endlich eine so conzentrirte dargestellt, dass am Rande des Bassins und am Boden desselben bei gänzlicher Verdunstung des Wassers eine Salzkruste sich absezt. Diese Kruste wird gewonnen, das Salz durch Wiederauflösen von erdigen Theilchen gereinigt und die klare Salzlauge in irdenen Töpfen neuerdings verdun- stet, worauf ein bräunliches, mit mehreren anderen Salzen gemengtes Kochsalz zurückbleibt. Für das Vieh gräbt man im Schlamme nur ganz einfache Gruben , in denen das Wasser ebenfalls nach einiger Zeit einen salzigen Geschmack an- nimmt und von den Thieren sehr gerne getrunken wird , die an diesen Tränken auch vollkommen sicher vor Krokodilen sind. Solcher Sonnenpfannen ünden sich am Ufer bei Torra unzählige. Dritter Abscliiiitt. Reisen in Kordofan und im Lande der Nuba-Neger. 1> Reise von Torra am Baclier el Abiad nach el Obeeltd, der Hauptstadt von Kordofan und Aufentlialt da- selbst. Am Movg-en des 6. April verliessen wir das westliche Ufer des Bacher el Abiad bei Torra und zogen landeinwärts in SW. geg-en das Gebirge Araschkol zu. Wir ritten gute Hegins und unsere kleine Karawane zählte 23 Lastkamele. Anfänglich führte unser Weg durch Mimosenwald, so- dann aber 4 Stunden lang über eine mit niederem Gebiische bedeckte Ebene, die von Königsvögeln, Hasen und Antilopen in Menge bevölkert war, Nachmittags ruhten wir am Fusse des Araschkol im dürftigen Schatten einiger Mimosen , es ging warmer Südwind und das Thermometerstand im Schatten eines Felsblockes, also eines vollkommen opaken Körpers, um 3 Uhr Nachmittags auf 33,3 Reaum. Der Araschkol, ein schönes Granit- und Porphyrgebirge, steht isolirt in der Savannenebene. Gegen Süd zeigten sich niedere Hügel und in der Entfernung von S bis 10 Stunden sahen Avir den Dschebel Bedschi. Die Savanne war gegen- wärtig ein dürres, sonneverbranntes Stoppelfeld, von häss- lich fahlgelbem Ansehen , in der Regenzeit hingegen sind diese Ebenen ein im reichsten Graswuchse schwelgendes Weideland , auf welchem mein Gefährte Kotschy bei Gelegen- heit einer spätem Reise eine höchst interessante und reiche botanische Ausbeute machte. In der Regenzeit sind diese 118 Ebenen von zalillosen Heerden der noinadisirenden Hassanie und Kababisch bevölkert, gegenwärtig jedocb fanden wir nur einige wenige Hasanie, die Brunnen gruben, bereits auch Wasser gefunden hatten , uns aber mit frisclier Milch bewir- tbeten. Seit einigen Jahren hatte es in dieser Gegend weniger geregnet , als sonst der Fall war, und da durch diesen Um- stand die Viehzucht dieser Hirtenstämme sehr gelitten hat, die Regierung aber demungeachtet die Abgaben vergrösserte, so waren die Äusserungen dieser Hassanie über die Milde des egyptischen Regiments eben nicht die schmeichelhaftesten. Am Abende ritten wir in einem schmalen Thalequer durch die kleine Bergkette des Araschkol , die nur i Stunde Breite hat, trafen Gruben mit schlechtem, salzigem Wasser, dabei einige Hütten armer Hassanie und gelangten nach weitern 3 Stunden zu dem grossen Dorfe el Edjed, dessen Toguls, mit Strausseneiern auf den Spitzen jener der Angesehenem , zer- streut in der weiten Ebene stehen. Wir brachten die Nacht in der luftigen, kühlen Strohhütte desSchechs auf Angarebbs vortrefflich zu *, — Als w ir am Abende , bei unserer Ankunft zu el Edjed unsere Wasserschläuche musterten , sahen wir, dass unser mit den Lastkamelen nach dem Dorfe vorausgegan- gener Kabass, einer der Dümmsten, die wir während der Reise hatten, nur die Hälfte derselben hatte füllen lassen, so dass Avir auf der bevorstehenden Reise durch die wasserarme Savanne Akaba einen drohenden Wassermangel vor uns sahen. Wir sandten daher noch in der Nacht mehrere Kamele mit ihren Führern an den Bacher el Abiad zurück und mussten wegen dieser Verzögerung den 7. bis gegen Abend im Dorfe zubringen. Während dieser Zeit kam ein Trausport von 60 Negersklaven aus Kordofan an, die, sämmtlich junge, rüstige Bursche, nach Chardum als Rekruten für das erste Neger- ■■* In jedem Dorfe von nur einiger Bedeutung besizt der Schech desvselben eine oder niehi'ere grosse, viereckige Strohhiitten mit plattem Dache, häufig von einer Seite offen, rein und kühl. In diesen Hütten steigen die Reisenden ab und es vertreten selbe sonach in Central- Afrika die Stelle der Karawansereis oder Chans im Oriente. Eine sehr gelungene Zeichnung einer solchen Seriba in Hoskins Travels in Ethio- pia etc. Tafel 36. 119 Regiment bestimmt waren. Sie waren in den Nubabergen ge- fangen und wurden, je zwei und zwei mit dem Halse an schwere hölzerne Stangen geknebelt, die sie den ganzen Tag durch zu schleppen hatten, von einigen arabisclien und Neger- soldaten , die mit Musketen bewaffnet waren und auf Kamelen ritten , eskortirt. Bei einigen waren jene Stangen an ihren beiden Enden gabelförmig gestaltet und die armen Sklaven, je zwei und zwei , mit dem Halse in diese Gabeln gezwängt und darin befestigt. In der Nacht wurden einigen diese Gabeln abgenommen, vielen aber nicht. Um jedoch erstem die Flucht zu hindern, knebelte man ihre Hände und Füsse mit Stricken, so dass keiner dieser Armen, müde durch Hitze, Hunger und Marsch, ungehindert ausruhen konnte. Der Anblick dieser, mit Vorwissen und auf Befehl der egypt. Regierung angeord- neten Barbarei war empörend, und nur die Indolenz, mit der diese Neger diese Misshandlung ertrugen , milderte den schmerzlichen Eindruck. Übrigens erklärt sich bei einem sol- chen Anblick der Hass der Neger gegen die Weissen und dass jener doch nicht so allgemein ist , als man gewöhnlich glaubt, ist eine Erscheinung, vor der Leztere erröthen sollten. Um 34- Uhr Abends brachen wir auf und ritten 6 Stunden in SW. Vier Stunden vom Dorfe entfernt hörten die Mimosen auf, weite Ebene mit diirrem, unter dem Tritte der Kamele rau- schenden , Grase umgab uns. Der Boden ist durchgehends kulturfähig. Wir Hessen ein bedeutendes, isolirtes Gebirge, den Dsciiebel el Dei-jus zur Rechten und betraten mit Sonnen- untergang die Savanne (Chala) el Akaba (die alte, antike). — Noch vor Nacht schoss ich einen gewaltigen Geyer, Vul- tur Kolbii?, den ersten dieser Art, den ich erbeutete. Ruhig zogen wir in der Stille der lauen, sternenhellen Tropennacht über die Ebene hin, kein Laut erhob sich. Das südliche Kreuz, das Siegeszeichen unseres Glaubens, glänzte in unbeschreib- licher Reinheit am Himmel und hob sich mehr und mehr, je weiter die Nacht vorrückte. Weit über Wüsten und Meer zogen unsere Gedanken in das liebe Heimathland und ermüdet legten wir uns endlich auf unsere Teppiche hin, ober uns die dem hohen Süden eigene Pracht des Sternenzeltes. — Nach kurzer Ruhe von wenigen Stunden brachen wir am 8. wieder 120 auf und ritte» 6 Stunden in WWS. Um Sonnenanfganof sahen wir grosse Heerden von Antilopen auf der Savanne , die aber so scheu waren . dass wir nicht zu Schusse kommen konnten. Sie hatten zum Theil die Grösse unserer grössten Hirsche, waren theils ganz weiss, theiis weiss am untern Leibe und braun auf dem Ilücken *. Bei dieser Gelegenheit , als wir mit unsern Hassanie von diesen schönen Thieren sprachen, viickten dieselben wieder mit der Schilderung des Einhorns heraus, entwarfen davon ein Bild, ziemlich dem ähnlich, was wir uns davon machen , und behaupteten , dass dasselbe sich wirklich vorfinde. Ich schenke solchen Erzählungen gewiss nicht mehr Glauben, als sie verdienen, aber interessant ist es immer, die Idee von diesem fabelhaft seyn sollenden Thiere so allgemein verbreitet zu treffen. Anf der Ebene trafen wir hie und da einzelne Mimosen- gesträuche, vorherrschend aber war der Boden bedeckt mit einer Grasart, die, so oft wir abstiegen^ uns grosse Pein ver- ursachte, indem die kleinen, stachligen Früchte derselben sich an die Kleider hefteten , nicht loszubringen w aren und unausstehlich juckten. An dem kleinen , isolirten Granitberge Assoe trafen wir einen Transport von INegersklavinnen ge- lagert, die ein schwarzer Dschelab auf den Markt nach Char- dum führte. Sie schienen gut gelaunt und schäkerten mit uns auf eine sehr muntere Weise, so weit es nur die mehr als mangelhaften gegenseitigen Sprachkenntnisse zuliessen. Gegen Abend wehte frischer Nord, der Himmel war rein, nur ringsum am Horizonte hatte sich ein leichter INebel , wie ein Flor , auf der Savanne gelagert. Wir ritten noch mehrere Stunden in der Nacht zwischen baumhohen Asklepias-Sträu- chen, Mimosen - und Ginester-artigen Pflanzen , mit Schoten- früchten und bis zu 12 Fuss Hohe emporragend **. In der Nacht zündeten wir auf der Ebene, der wilden Thiere w egen, ein gewaltiges Lagerfeuer an , nahmen unsere Kamele in die Nähe desselben, aber unter dem Winde, damit uns ihr ab- scheulicher Geruch nicht belästio-te und blieben bis Sonnen- aufgang. * Wahrsclicinlicb Ant. Addax und Leucoryx. ** Eine Lpgumiiiose. Die {»-plbbliihende Scsbania iHifornii«? 121 Nach einem dreistündigen Ritte in SW. erreic!iten Avir am 9. das Dorf Hascliaaba , die erste menschliche Niederlas- sung" seit unserer Abreise von el Edjed. Das Wasser der 19 bis 20 Klafter tiefen Zisterne war salzig- und übelriechend, wir mussten uns jedoch dazu bequemen, und da überdiess un- sere schwarzen Begleiter seit zwei Tagen nichts gegessen hatten , bedurften sie der Erliolung und wurden vom Schech mit Durabrod und Milch beuirthet. Diess Dorf wiid bereits zu Kordofan gerechnet und von Hassanie bewohnt, die ara- bisch , als ihre Muttersprache, aber mit vielen Eigenthümlich- keiten sprechen , namentlich haben sie , wie im südlichen Nubien, die Gewohnheit, jede Bejahung einer Frage durch ein lautes Schnalzen mit der Zunge auszudrücken. Nach Untergang der Sonne brachen wir auf und ritten in der mondhellen Nacht durch sehr lichte Waldungen von zer- streuten Mimosen und einigen Dompalmen 5i Stunden in West, trafen auf dem Wege eine Karawane von mehr als 100 Skla- ven, der Regierung angehörend, der zweite Transport dieser Art, der uns heute vorkam, und lagerten um Mitternacht mit- ten auf dem Wege. Am 10. April führte uns der Weg an dem isolirten klei- nen Porphyrberg el Gleha vorüber und 0 Stunden in West bis zu dem Dorfe Göemad. Fortwährend umgab uns die Ein- förmigkeit der Grasebene , über welche heute die wahre Rich- tung unseres Weges sehr schwer zu finden war, da sich die Spuren der Karawanen nach allen möglichen Kompassstrichen durchkreuzten. Wir trafen viele Gummi-ausschwitzende Mi- mosen , der in grossen Stücken , gelblichweiss und klar, in- wendig noch flüssig, zwischen den Stamm-Enden der Äste und an den Stämmen selbst klebte und von unsern Schwarzen mit Begierde gegessen wurde. Feldbau trifft man nur in der unmittelbaren Nähe der Dörfer, wo er sich aber auch nur auf die Produktion von Dura und Dochen (zwei Hirsearten) be- schränkt. Am Abende verliessen wir Göemad und ritten 5 Stunden in WWN. nach dem Dorfe Domm oder Domma , wo wir uns lagerten. Unter den Kranken , die uns an jedem Orte so- gleich, wenn die Ankunft von Weissen kund geworden war. 122 in Menge besuchten , trafen wir heute zwei Männer mit syphi- litischen Geschwüren, hier zu Lande eine grosse Seltenheit. Die gewöhnliche Klage der Wohlhabendem , als Derjenigen, weichen ihr Vermögen die Erhaltung grosser Hareme gestat- tet, Avar, wie häufig im Oriente und im Süden , die des Un- vermögens, gegen welches Übel natürlich alle erdenklichen Zauberkräfte aufgeboten werden, wenn die starken Pfeffer- brühen nicht mehr helfen, welche die Frauen selbst bereiten. Am 11. April sahen Avir nordseits unserer Route, die wir 4 Stunden lang in West verfolgten, den schönen isolirten Dschebel Mugnos nnd betraten nun das Terrain der Eisen- fabrikation in Kordofan. In der ganzen Umgebung wird näm- lich eine grosse Menge Raseneisenstein gefunden, Avelchen die Eingebornen mittelst eines sehr einfachen Schachtbaues gewinnen, in Gruben, die sie im Sande machen, mit Holzkoh- len verschmelzen und ein sehr gutes Eisen daraus erzeugen, welches in diesem Tiieile von Central-Afrika einen sehr be- deutenden Handelsartikel darstellt. Auf meiner Rückreise hatte ich Gelegenheit, diesen innerafrikanischen Industriezweig in technischer Beziehung näher kennen zu lernen und das Vor- kommen des Raseneisensteins nebstseiner Gewinnung genau zu Studiren; was jedoch die merkantile Bedeutung dieser Eisen- produktion anbelangt, die dem hier zu Lande gangbaren Werthe dieses Metalls zufolge durchaus keine geringfügige seyn kann, so war es rein unmöglich, darüber etwas Näheres zu erfahren; denn, obwohl in der Umgebung vonChursi, Bara, Tendär , Domma und Szakra vielleicht nicht ein Dorf sich be- findet, in welchem nicht mehrere Einwohner sich mit diesem Fabrikszweige beschäftigen , Gruben auf Raseneiseustein be- treiben , die Erze verschmelzen und die Eisenklösse aus- schmieden *j so war doch weder der damalige Gouverneur des Landes, noch sonst eine türkische oder arabische Notabi- lität im Stande , uns auch nur die allergeringste Auskunft über diesen Avichtigen Gegenstand zu geben , Avas fast fabelhaft klingt, wenn man berücksichtigt, dass einst, Avie wir später * Meine Abhandlung: „Über den Rasencisenstein und dessen Be- nutzung in Kordofan". in Karstens Archiv n. R. 11. Band. 1. Heft. Jahr 1838. 123 sehen werden, bereits eine Gesellschaft von Enoländern nach Bara gegangen war, um die Eisenproduktion nach einem bes- sern 3Iassstab einzurichten und ihr mehr Ausdehnung- zu geben. Wir lagerten uns Mittags in einem Walde von Mimosen und Asklepiasbäumen, der Boden sandig und eisenschüssig, ringsherum Ebene, Einige Heerden weideten in unserer Nähe und nackte Schwarze suchten und sammelten emsig die Früchte jenes Grasses, das uns so peinigte, um sie zu essen. Eine Windhose störte uns in unserer lluhe. Es war Mittag vorüber und das Thermometer zeigte im Schatten über 33** Reaum., als eine sich äusserst schnell und spiralförmig drehende Luft- uud Sandsäule mit bedeutendem Geräusche und nur in einer Entfernung von 10 Klafter aus NO. in SW. an unserem Zelte vorüber fuhr. Wir empfanden gar nichts von der Ge- walt des Wirbels, während doch derselbe alle Gegenstände, die er auf seinem Wege traf und die nicht hinlänglichen Wi- derstand leisten konnten , niederwarf und mit sich herumtrieb. Die Säule hatte einen Durchmesser von ungefähr 4 Klafter und bewegte sich in der angegebenen Richtung mit einer Ge- schwindigkeit von 14 bis 15 Fuss in einer Sekunde. Wir waren gerade im Aufhruche begriffen, als sich uns eine kleine Karawane näiierte. Es war der egyptische Gene- ral MusTAPHA-ßey, der als abgetretener Gouverneur von Kor- dofan sich mit seinem Harem und seiner Dienerschaft nach Chardum begab , wohin er ad latus des CnuRscHm-Pascha be- rufen war. Ich lernte diesen wackern Mann späterhin ge- nauer kennen, da er mein Begleiter auf der Reise den blauen Fluss hinauf wurde. Er hatte eine junge, schöne Giraffe bei sich , die in Kordofan gefangen war. Um diese Thiere nicht auszurotten , hatte Mehemed-Ali kurz vor meiner Ankunft in jenen Ländern den Fang derselben im Allgemeinen verboten und man musste , um sich welche zu verschaffen , die Bewilliguug des Gouverneurs hiezu nach- suchen. Die Kababisch , im Besitze vortrefflicher Pferde, sind die vorzügliclisten Giraffenjäger. Man erhielt damals durch sie eine todte Giraffe um den Preis von 200 bis 300 Piaster (20 bis 30 tl. Konv.-Mz.) , in welch lezterm Falle das Thier ganz ausgewachsen sevn und 10 Fuss Höhe haben musste. 124 Kleineie 5 junge Thiere waren natürlich viel wohlfeiler, für lebende hingeg^en musste man wenigstens um die Hälfte der angegebenen Preise mehr entrichten , da die Jagd sehr be- schwerlich ist, lange anhaltende und sehr forcirte Rennen er- fordert, bei denen die Pferde, trotz ihrer beispiellosen Aus- dauer, aufs Spiel gesezt werden. Ich habe später Gelegen- heit, auf die Giraffenjagd * zurückzukommen. KoTSCHY fing auf einer Mimose eine sehr schöne Bupre- stis von 1,5 Zoll Länge und 0,5 Zoll Breite, die Flügeldecken goldgrün, der Kopf gelb und schwarz gezeichnet, der Leib weiss und schwarz gestreift. In einer Stunde erreichten wir das grosse Dorf Tendär, dessen Toguls niedlich in einem Mimosenwalde zerstreut lie- gen. In Tendär nahmen wir einen Führer und ritten noch 3 Stunden in SW. bis zum Dorfe Waddi Sakki, wo wir beim Schech, einem schönen Schwarzen, der in seiner Jugend in Kairo war, abstiegen. Die Durafelder in der Nähe des Dorfes wa- ren mit Dornenhecken eingefangen und in einer bedeutenden Zunahme der Bodenkultur Hess sich die Annäherung an die Hauptstadt erkennen. Am Morgen des 12. April ritten wir 4i Stunden in SW. bis zu dem grossen Dorfe Chursi, welches seiner Ausdehnung nach füglich eine Stadt genannt werden kann. Kurz vor Sonnenaufgang sahen wir die höchsten Berge aus der Umgebung von ei Obeehd und besonders schön nah- men sich die zwei scharfen Spitzen des in West vor uns lie- genden Absunun aus , dessen Gipfel von Zeit zu Zeit eine Wolke bedeckte, eine von uns lange nicht mehr gesehene Er- scheinung. Wir waren damals von jenen Bergen noch an 16 Stunden entfernt. In Chursi residirt ein Offizier als Kascheff. Unsere An- kunft war bereits bekannt und der Schech , bei dem wir ab- stiegen , ein alter Schwarzer mit weissen Haaren und weissem Bart, in ein blaues Hemd gekleidet und mit einer rothen Mütze auf dem Kopfe, theilte uns die Anwesenheit des eng- lischen Arztes Dr. Hollroyd in el Obeehd mit. In Chursi * Eigentlich „Dsciiiralfc" nadi der Benennung der Eingeborenen : „SeraflF", auch „Dscheraff". 125 lernten wir eine neue Plage kennen, nämlich die Sanrlläuse, von tlenenjder Boden in unserer Hütte voll war. Wir waren daher froh Abends wieder aufzubrechen und noch 5 Stunden in SW. zu reiten , nach deren Verlauf wir uns mitten auf dem Wege lagerten. Friih am Morgen des l.'J. April w^aren wir wieder reise- fertig und zogen 4 Stunden in S. über die dürre Savanne. Als wir an der Nnrdseite des Dscliebel Rurbatsch, der die Gegend von el Obeehd von den Ebenen des nördlichen Kordofans trennt, uns einem flachen Waddi näherten, sahen wir ein Wäldchen vor uns mit Bäumen , w eiche wir aus der Ferne nicht erkennen konnten. Je mehr wir uns näherten , desto grösser wurden sie und endlicii hielten wir an den Riesen der Pflanzenwelt, an den ersten Stämmen der Ädansonia digitata, die uns auf unserer Reise vorgekommen waren und, wie ich mich später überzeugte, vorkommen konnten, da diese Pflanze sowohl im Gebiete des Nils und seiner beiden Arme, als im Meridiane von Kordofan nicht über den 14. Grad der Breite nordseits reicht, ausser sie wird künstlich erzogen und ge- pflegt , — sie ist ein w ahrer Tropenbaum *. Die Adansonie ist in der Pflanzenwelt das , was die Dick- * Die Ädansonia digitata", Affenbrodbaum , im westlichen Central- Afrika „Baobab", im östlichen, namentlich in den Sennaarländern, „Gan- gles", genannt, gehört zu den Malvaceen. Man schrieb den grössten Bäumen dieser Art bisher ein enormes Alter , sogar von mehreren Jahr- tausenden zu. Auffallend war es mir, dass ich so selten junge, kleine Adansonieu sah, sondern höchstens solclie von 1 Fuss Durchmesser, und ich fing an , die Richtigkeit der Annahme eines gar so langsamen Wachsthums dieses Baumes zu bezweifeln. Vor Kurzem erschien nun im Echo du Monde Savant vom 3. December 1843 ein Artikel des M. LoisELEüR Desloisgchamps , worin nachgewiesen wird, dass die Ädan- sonia im Gegentheile ein sehr schnelles Wachsthum habe und jährlich zweimal aufzusetzen scheine (worüber positive Beobachtungen mangeln), dass Stämme bereits in 30 bis 40 Jahren einen Durchmesser von 3 Fuss erreichen und dass daher die Annahme des so hohen Alters bei den grössten Stämmen eine Illusion sey. Wenn dem so ist, was mir sehr wahrscheinlich dünkt . dann kann ich mir auch erklären , warum mein Forschen nach kleinen Adansonchen so selten mit Erfolg gekrönt schien, da ich in der Wirklichkeit Knaben vor mir hatte , wo ich Männer zu sehen glaubte. 126 häuter in der Thierwelt sind, ihr ungeheuer dicker, weUiger Stamm, die plumpen, unsere grössten Baumstämme an Dicke weit übertreflfenden, unsymmetrisch-konisch geformten Äste^ die zur Stärke des Stamms unverhältnissmässig kleine Höhe des ganzen Baums, Alles das erinnert lebhaft an jene unförm- lichen Fleischklumpen. Das Holz ist eine schwammige , kork- artige, leichte Masse, die Rinde noch mehr und voll eines wässerigen Saftes, den die Schwarzen trinken. Den äusser- sten Theil der Rinde bildet eine feine, zarte, graue Haut. Die Blätter sind klein und an einem Stiele je zu fünfen ge- reiht, daher der Name. Die Blüthen schneeweiss, grosse, rosenartig geformte Blumen. Gegenwärtig hatten jene Bäume weder Laub noch ßliithen , die beinahe gleichzeitig nach dem ersten Regen der periodischen Regenzeit hervortreten. Die Friichte, zum Theil grösser als die grössten Kokusnüsse, ei- förmig bis gurkenförmig, meist etwas gekrümmt, haben eine harte Schale, die von aussen mit einem grünlichbraunen, Sammet-artigen Baste überzogen ist. Das innere der Frucht ist eine saftige, weisse, schwammige, später mehlige und an- genehm säuerliche, erfrischende Masse, in der die Bohnen- artigen , schwarzen Körner liegen. Die Höhe der Adansonien am Kurbatsch betrug durch- schnittlich nur 30 bis 40 Fuss, jeder der Stämme aber hatte, 3 Fuss ober der Erde gemessen, 15 bis 20 Fuss im Durch- messer *. Alle grösseren Stämme sind inwendig hohl und die Einrichtung dieser geräumigen Höhlungen zeigte, dass sie nocli vor Kurzem theils von Menschen bewohnt, theils zu Stallungen für Schafe und Ziegen benüzt waren. An den gröss- ten Stämmen w^aien von aussen starke hölzerne Zapfen ein- geschlagen und Fussstapfen eingehauen, um die Bäume erklet- tern zu können , die Früchte zu holen oder auf den riesigen Ästen im Schatten des Laubes, sicher vor Ungeziefer , zu ruhen. * Die giüsste Adansonie, welche ich sah, steht am Dorfe Gitmer in Fassoki. Ihr Stamm hat einen Durchmesser von 30 Wien. Fuss, folglich einen Umfang von nahe 96 Fuss und die horizontal ausgestreck- ten Äste sind gross genug, dass die Neger darauf ihre Siesta halten können. 127 Neben den Adansonien standen Asklepias und Mimosen, verschlungen durch Kaktus-artige , gegliederte Schlingpflan- zen , Alles in einem grossartigen Massstabe , ein herrlicher Anblick! an den Bäumen hingen kleine , aus Pflanzenfasern niedlich geflochtene Vogelnestchen. Die Gestalt retortenför- mig , der Kolben von 3 bis 4 Zoll im Durchmesser , der ab- wärts gebogene Hals (> Zoll lang, die Passage für das Vögel- chen 1 Zoll weit. Die Bewohner waren ausgeflogen. — Gegen Abend erhob sich starker Südwind , er wehte kühl und der ganze südliche Horizont war mit schwarzen W^olken bedeckt, ein sicherer Beweis , dass näher gegen den Äquator hin die tropischen Regen schon begonnen hatten , was gerade keine sehr erfreuliche Aussicht für die Fortsetzung unserer Reise darbot. Wir ritten von den Adansonien 2 Stunden in SSW. bis zum Dschebel Kurbatsch, bestiegen den Gipfel dieses kleinen Granitgebirges und hatten von oben bei Untergang der Sonne einen schönen Überblick von Kordofan. Gegen Nord und Ost verlor sich der Blick am weiten Horizont der Ebenen , gegen West an der Karawanenstrasse von Kordofan nach Darfur stand der zackige Absunun , gegen Süd sahen wir den Dschebel Kordofan und in weiter Ferne den Dschebel Deir und die hohen Gebirge von Teggele. Mit unseren Fern- röhren entdeckten wir in der zwischen den Bergen liegenden grossen Ebene die Toguls und Lehmhäuser von el Obeehd, der Hauptstadt von Kordofan. Wir sezten unsern Ritt noch durch 3 Stunden fort und es war bereits dunkle Nacht, als wir vor elObeedh ankamen. Zu spät, uns um ein Haus umzusehen, schlugen Avir vor der Stadt unsere Zelte auf und schössen auf Anrathen unserer Füh- rer einige unserer Gewehre ab , um, wie sie sagten, die vielen in der Nacht herum schleichenden Diebe zu verscheuchen. Wir waren von Torra hierher gerade 8 Tage aeritten und hatten in dieser Zeit 70 Karavvanenstunden oder ungefiihr 45 geogr. Meilen (15 auf einen Äquatorsgrad) in der durchschnitt- lichen Richtung nach SW. zurückgelegt. Am 14. April lag el Obeehd im Glänze der Morgensonne vor uns, mitten in der Ebene, westlich des Dschebel Kordofan, ein weit ausgedehnter Haufe von kegelförmigen Strohhütten 128 und einigen Häusern aus lufttrockenen Lehmziegeln mit plat- ten Dächern. Wir sandten unsern Kabass Mohammed mit dem Tschausch Abdallah in die Stadt zum kommandirenden Bey, um ihm unsere Ankunft zu meiden und den Brief Churschid- Pascha's zu übergeben. Kurze Zeit darnach brachte uns ein Offizier die Nachricht, dass das Haus des Kadi für uns bereit sey. Wir brachen daher sogleich nach unserer Wohnung auf. Kaum waren wir in der Stadt angelangt, so umgab uns ein Haufe schwarzer und brauner Mädchen, die uns ihre Segens- wünsche zum Willkommen brachten und sich unverhohlen un- serer Gnade empfahlen. Gerührt über die Herablassung, mit der wir ihre Huldigungen empfingen , begleiteten sie uns eine gute Strecke, bis der Zug Aufsehen zu erregen begann und wir sie beredeten, sich zu entfernen. — Der weitere Wegführte uns über einen Friedhof. Viele, theilsganz, theils halbver- faulte Leichen lagen im Freien 5 denn von vorneherein schon schlecht eingescharrt, werden sie häufig zur Nachtzeit von den Hyänen ausgegraben, und geschieht dieses, so nimmt man sich die erste Mühe nicht leicht mehr zum Zvveitenmale ; auch herrschte damals in el Obeehd gerade die Cholera, und die Reste eines Menschen mitten auf einer Strasse der Stadt zu finden, war gerade kein seltener Fall. Im Hause des Kadi angelangt, das sammt dem grossen Hof, inweichem ich mein grosses Zelt aufschlagen liess , uns ganz eingeräumt wurde, befreiten uns die Negersoldaten, welche uns begleiteten, durch einige kräf- tige Peitschenhiebe von den lästigen Zuschauern. Wir stell- ten unsere Instrumente auf, richteten uns ein und entliessen unsere Hassanie mit ihren Kamelen. Als ich sie bezahlte, sah ich, dass sie sich sämmtlich die Nasen mit Stroh verstopft hatten und auf meine Erkundigung über diesen sonderbaren Gebrauch , sagten sie, dass man in el Obeehd sehr leicht die Blattern bekomme und dass sie, um die böse Luft, welche diese Krankheit mit sich bringt, nicht durch die Nase einzu- saugen , dieselbe verstopfen. Diese Leute haben also eine Idee von Miasmen, wenn gleich nicht die beste. Da uns die Lebensmittel ausgegangen waren , ging es uns Neuangekom- menen schlecht. Das Wasser mussten wir auf dem Basar kaufen und ausserdem war nichts zu finden , als etwas zähes 129 Kamelfleiseh. Um so mein' war es nötiiig, recht bald den Goii- venieur zu besuchen , von dessen polizeilichen Anstalten wir in Zeit von ein paar Stunden schon so viele Proben gesehen hatten. Ich ging daher Abends zu MEUEMEO-Bey. Man führte mich in ein gewöhiiliches Lehmhaus, an der Treppe lagen geknebelte Neger und iin Hofe spazirten Negersoldaten. Im Hintergrunde war eine luftige Halle mit einem Diwan , auf welchem drei Offiziere sassen. Der mittlere, ein ganz kleines, dürres, braunes Männchen , mit spassigem Gesichte und die Augen stets auf den Boden geheftet, war der Gouverneur von Kordofan. Ich sezte mich neben ihn , man brachte Kaffe und Pfeifen, ein koptischer Moalem las Briefe vor und ich hatte Zeit, mich von dem ersten Eindrucke zu erholen. Endlich be- gann die Unterhaltung über unser gegenseitiges Befinden, und mit einem Sprunge war MEHEMED-Bey bei meiner Reise nach Süden ; er behauptete , dass jezt nicht die Zeit sey, dahin zu gehen und dass er mir keine Bedeckung geben könne. Als ich jedoch erwiderte : dass ich dahin gehen , und er mir die von CnuRscHiD-Pascha angeordnete Anzahl Soldaten (fiOO bis 600 Mann) geben müsse, weil der Vizekönig es be- fohlen habe, so zweifelte keiner der Anwesenden mehr an der Nothwendigkeit meiner Reise und MEHEMED-Bey versprach mir, dass in fünf Tagen Alles in Ordnung seyn werde. Noch am Abende besuchte mich der englische Arzt Holl- ROYD mit einem andern Europäer , dem Dr. Gallina und einem Smirnioten , Namens Laskari. Hollroyd hatte seine Abreise nach Chardura bereits auf den nächsten Tag festgesezt und schien nicht geneigt, die Regenzeit in diesen Ländern abzu- warten. Er war so gütig, unsere Briefe nach Europa mitzu- nehmen. Gallina, seiner Angabe nach ein Mailänder, war früher in Indien und Arabien , gegenwärtig als egypt. Regi- mentsarzt in Kordofan. Laskari, unter allen Europäern, oder vielmehr unter allen Fremden , die ich in Sudan und überhaupt in Afrika traf, mir eine der erfreulichsten Erscheinungen, ist in Smyrna geboren und in Marseille erzogen. Aus einer alten, angesehenen griechischen Familie, hat seine Bildung etwas Feines, was uns im ersten Augenblick an ihn kettete. Dabei ist Laskari , der im epypt. Dienste als Pharmacieu en Chef Kiissegger, Reisen. 11. DJ. .>. liil. () 130 von Kordofan angestellt war und später in gleicher Eigen- schaft nach Charduni kam, ein ehrenhafter, hraver Mann, der sich glückh'ch fühlt, wenn er Jemanden sich gefällig zei- gen kann nnd dem ich nnendiich viel zu danken habe. Die Hitze in unserer Wohnung, das Haus des Kadi , war wegen der einfältigen Bauart desselben in der Nacht So fürch- terlich , dasswir, um einen Zug der Luft hervorzubringen, einen Fleck des Daches aufreissen mussten. Am 15. April hatte ich Fieber, Der Anfall war so heftig, dass ich 7 Stunden im Deliiio lag und bei meiner Vollblütig- keit in grosser Gefahr schwebte. Ein starker Schweiss ver- schaffte mir Linderung, ich war aber so schwach, dass ich mich nicht regen konnte. Chinin und ein starker Aderlass halfen mir insoweit, dass ich am Abende des folgenden Tages mich für eine kurze Zeit vor unser Haus setzen konnte. Man trug gerade die Leiche eines Berbers vorüber, der eine Menge Menschen folgte. Voran sprangen mehrere halbnackte Weiber, die mit Tüchern die bösen Geister von dem Verstorbenen abwehrten. — Am 17. war ich so hergestellt, dass ich ausgehen konnte. Ich be- suchte Laskari , der sich in seinem Hause nach Landessitte eingerichtet hatte und zwei Frauen besass , eine Abessinierin und eine Araberin aus Kairo. Der anwesenden Türken wegen hielt er, wie er mir sagte, die Vorschriften der Haremsabsper- rung auf das Genaueste, und so freundschaftlich das Verhält- niss war, in welchem ich, besonders späterhin , zu ihm stand, so gelang es mir nie, eine seiner beiden Frauen zu sehen. Er verfehlte dabei seinen Zweck nicht; denn er war dadurch allein schon ein in den Augen der Türken allgemein geachte- ter Mann. In seinem Garten sah ich zum ersten Male eine zahme Viverre, welche die Eingebornen Kutni * nennen, und die sich besonders beim Oeflfnen der Eier, welche sie mit Begierde frass, auf eine spasshafte Weise benahm, indem das Thier- chen jedes Ei, zwischen den vordem Pfötchen haltend, so lange auf die Erde oder an einen Stein schlug, bis die Schale ein Loch bekam. *" Nach Hedgnborg : Mangusta Mungo. Fischbr. 131 Ausser den genannten beiden Europäern war damals ein Franzose Namens Vigoureux als Instrukteur der dortigen Truppen in el Obeehd angestellt. Er war ein alter Krieger aus der Zeit Napoleons, und da er gerade krank lag, besuchte ich ihn in seinem Hause, dem schönsten und besten der gan- zen Stadt. Auf seinen Feldzügen in Deutschland hatte er einige Worte unserer Sprache gelernt, mit denen er sich bei dieser Gelegenheit etwas zu Gute that, uns aber iiiteressirte sein Haushalt weit mehr , als sein Polyglotismns. Auch er hielt sich einen Harem , aber von ganz andern Grundsätzen ausgehend, als Laskari, verbarg er die Schönheiten desselben ganz und gar nicht. Er Hess uns durch drei schöne, pech- schwarze Negerinnen bedienen 5 denen die reinen , weissen Toben, die sie mit vieler Grazie zu tragen wussten , aus- nehmend gut Hessen. Am 18. Meine Vermuthung, dass MEHEMED-Bey bezüg- lich der versprochenen schnellen Beischaffimg von Kamelen nicht Wort halten werde, bestätigte sich heute, indem er mir sagen liess, dass er wenigstens noch vier Tage brauche, um Alles in Ordnung zu haben. Wir waren nun bereits in el Obeehd bekannt und die Eiiigebornen besuchten uns täglich in 3Ienge, um uns Waffen, Leopardenfelle, sehr schöne Stroh- flechtarbeiten, alsMatten, Milchvasen, Schüsseldecken u. s.w., ferner Trinkgeschirre aus Graphiterde vom Gebirge Kadero im Nubalande, lebende Thiere u. s. w. zu verhandeln. Unter leztern erhielten wir mehrere schöne Exemplare von Psitta- cus Meyeri Rüppel und eine Eidechsenart mit stachlichem Schwänze und Hände-artigen Pfoten , mit deren ganzen inne- ren Fläche das Thier beim Gehen auftritt. Am 19. April begingen wir feierlichst in der Hauptstadt des fernen Kordofaus das Geburtsfest Sr. Majestät unseres allergnädigsten Kaisers. Wir zogen unsere beste Galla an, hielten Tafel, und da ich für solche Festtage sorgfältig etwas Rheinwein aufbewahrt hatte , wurde mit deutschem Weine auf das Wohl unseres geliebten , erhabenen Kaiserhauses ge- trunken und — was wohl das Beste an der Sache war , was wir thun konnten — mit treuem, unverändertem Herzen und 132 mit innigster Wärme desselben und unseres schönen Vater- landes gedacht. Unter den Besuchenden, die heute zu mir kamen, waren zwei , deren Mittheilungen mir keineswegs angenehm seyn konnten. Der eine war ein egyptischer Offizier der hiesigen Besatzung, der unter anderm bestimmt war, uns nach Schei- bun zu begleiten und dessen Aussage nach für die bevor- stehende Expedition noch gar nichts geschah, indem die hiezu beorderten Soldaten weder mit Geld, noch mit Lebensmitteln, noch mit Kamelen versehen wurden. Der andere ünglücks- bote war ein ßarbareske ans Tripolis, der durch eine auf dem Trödelmärkte gekaufte alte egyptische Offiziersjacke einem Militär glich, in der Wirklichkeit aber nur von der egypt. Regierung ein Patent erhalten hatte, Sklaven zu jagen und den armen Negern zu nehmen , was er erwischen konnte. Dieser Mann nun, der ein Gewerbe trieb, wofiir er in anderer Herren Länder gehenkt worden wäre, versicherte mich, dass wir in den Gebirgen von Scheibun zu dieser Jahreszeit kein, oder doch nicht hinlänglich Wasser finden würden und rieth mir ernstlich von der Reise ab. Dasselbe thaten auch alle Andern, die ich in el Obeelid kennenlernte, Keiner unter Allen ermunterte mich in meinem Vorhaben und Jeder schil- derte mir den nahen Anbruch der Regenzeit als eine unbe- zwingliche Gefahr, die dunkeln Nächte, die Angriffe der wilden Negerstämme, das in einen Sumpf verwandelte Land, die mit reissenden Strömen erfüllten Chors ohne Brücken, ohne Wege, ohne Stege u. s. w. Kurz, man malte mir ein schauderhaftes Bild, Zum Umkehren , dachte ich mir jedoch, wird immer Zeit seyn; ich bestand daher auf der Ausführung meines Vorsatzes und der Erfolg zeigte, dass ich Recht hatte. Der Barbareske hatte einiges Gold von Scheibun, in Rin- gen gegossen , bei sich , um es zu verkaufen. Es war ausneh- mend schön und, wie alles unverfälschte Gold von dort, feiner als unser bestes Dukatengold. Am 20. April. Heute sah ich den ersten Albino (Kaker- Lak). Laskari sandte ihn zu mir. Er war ein Mann von un- gefähr 40 Jahren, mittlerer, sehr schwächlicher Statur, skrophulöser j unverkennbar kränklicher Habitus, jedoch 133 vollkommen gesunder Verstand. Die Haut sehr blass und fahl, weisser als bei dem weissesten , gesu nd en Europäer. Haar weiss. Die Augen sehr lichtblau, wenig röthlich , am Tage wegen schmerzendem Eindruck des Lichtes geschlossen, am besten versicherte er in der Dämmerung zu sehen. An der Stirne war die Haut voll brauner Flecke. Pliysiognomie roh, ausgezeichneter IVegerkopf. Vater und Mutter dieses Albino waren vollkommene, pechschwarze Neger. um unsern Aufenthalt in el Obeehd bestmöglichst zu be- nützen , beschloss ich den südöstlich der Stadt liegenden Dschebel Koidofan zu besteigen. Ich ritt daher mit Laskari, KoTSCHY und MoRTSCH um 5 Uhr Abends fort, gerade in dem Augenblicke , als ein grosser Transport von Sklaven in el Obeehd ankam. Es war der Tribut der schwarzen Häuptlinge der nächst liegenden Gebirge , durch welchen sie sich ihre Ruhe wieder für einige Zeit erkauften. Unser We«: bis zum Fusse des Gebiroes führte uns .5 Stunden lang über Ebene, theils unbebaute Savanne , theils dichter Mimosenwald , Dornen und Schlingpflanzen erschwer- ten uns den Durchgang sehr; wir mussten grosse Umwege nehmen und hätte uns Laskari nicht beredet, auf Eseln , statt auf Pferden oder gar auf Kamelen zu reiten, so wären wir in der gewählten Richtung gar nicht durchgekommen. Als die Sonne untergegangen war, vernahmen wir das Gewehrfeuer aus der nächsten Umgebung der Stadt, mit dem man täglich die Hyänen abzuhalten sucht, die, wie es dunkel wird , der Stadt zueilen. Ungeachtet dessen ist es jedoch gar nichts Ungewöhnliches, dass diese Thiere zur Nachtzeit mitten in die Stadt gelangen und sich, wie ich schon erwähnte, an Thier- und Menschenleichen gütlich thun. Um 8 Lhr 10 Min. hatten wir die Überraschung einer Mondesfinsterniss, von der wir, ohne Kalender, nichts ge- wusst hatten. Sie wurde um 9 Uhr total und unsere Schwar- zen , wie gewöhnlich den Untergang der Welt vermuthend, waren in grosser Angst. Ihre Freude war daher auch unhe- gränzt, als der Mond später wieder in seinem alten Glänze sichtbar wurde. Um 10 Uhr waren wir dem Gebirge ganz nahe und hielten daher unter einer riesenmässigen Ädansonie, 134 wo wir der wilden Thiere wegen ein gewaltig-es Feuer machten. Bei dieser Gelegenheit trat einer unserer Neger auf eine sehr giftige Schlange , war aber behend genug, sie im Scheine des Feuers , bevor sie ihn biss , zu erschlagen. Es war ein kleines, schöngefärbtes Thier. Das Terrain um uns war durchschnitten von unzähligen, sehr tiefen Regengräben, die uns die ünpassirbarkeit dieses Landes zur Regenzeit ver- sinnlichten , indem sodann alle diese , gegenwärtig trockenen Gräben zu reissenden Strömen werden. Die Gegend am Gebirge Kord of an ist der Nähe der räube- rischen Neger am Dschebel Deier wegen sehr verrufen und wir waren daher auf unserer Huth. Es dauerte auch gar nicht lange, als uns einer unserer Schwarzen auf einige Neger auf- merksam machte, die im nahen, niedern Gebüscheherum- schlichen und uns zu beobachten schienen. Ich sah deren drei, konnte aber nicht ausnehmen, ob sie bewaffnet seyen , was unser scharfsehender Mohammed behauptete. Wir sprangen sogleich auf, und da sie auf die Aufforderung: „augenblicklich zu uns heranzukommen«, nicht Folge leisteten, sondern hinter die Bäume sprangen und verschwanden , so schickten wir ihnen über ihre Köpfe ein paar Kugeln nach, deren Rasseln in den dichten Ästen ihnen Respekt einflössen mochte; denn wir blieben ferner ganz ungestört. Wie ich später erfuhr, wurde in el Obeehd, der Mondes- finsterniss wegen , in jener Nacht fortwährend getrommelt und gelärmt. Am 21. brachen wir mit der Dämmerung auf. In ihrem trügerischen Lichte schien uns der Kordofan von riesiger Höhe zu seyn , eine Täuschung, die schwand, als die Sonne sich hob. Wir bestiegen den Berg von der Ostseite desselben und gelangten nicht ganz ohne Gefahr an einer schwierigen Stelle auf seinen Gipfel, von wo aus wir erst sahen , dass wir uns die Besteigung am südwestlichen Gehänge viel bequemer hätten machen können. Die Fernsicht von oben ist sehr interessant. Die ganze Ebene von el Obeehd liegt zu den Füssen ausgebreitet , um- schlossen von isolirt in den weiten Ebenen sich erhebenden Berggruppen, deren wir 14 zählten. Die bedeutendsten 135 darunter sind der Absunun und der Abu Harräss gegen Darfur. Der Dsehebel Deier und der Kadero gegen Süd, an derGräiize der freien Nubaländer, und darüber emporragend, hohe Berg- spitzen inTeggele. Dicht an uns stand der niedere, aber schön geformte Abu-Gher, mit seiner Plattform auf fast unbesteigli- cher Felsenspitze. Ich nahm von der Granitkuppe des Kordo- fan ans das umliegende Terrain mit der Boussole auf und die mit Sorgfalt durchgeführten Barometer-Beobachtungen geben für die höchste Spitze des Dsehebel Kordofan eine Höhe über el Obeehd von 705 und somit über das Meer von 2723 P. Fuss, Wir stiegen das südwestliche Gehänge auf einem be- quemen Steig herab, gelangten zu einem zerstörten Dorfe von Lehmhütten, einst von Nubas bewohnt, fanden daselbst unsere Esel und ritten in zwei Stunden über die Ebene gegen West nach Meipess , auf welchem Wege wir vielen Bagära * mit grossen Heerden prächtiger, kolossaler Rinder begegneten. Melpess ist ein ebenes Terrain, von Hügeln umschlossen, ein Bassin. Wo man niedergräbt, findet sich gutes Wasser, und da der Boden an und für sich sehr zur Kultur geeignet ist, so haben die angesehenem Bewohner von el Obeehd die- ses Terrain zur Anlegung einer Menge Gärten benüzt. Zahl- lose Ziehbrunnen, ganz den unsrigen ähnlich, sind angebracht und durch künstliche Bewässerung hat man das Land in ein Paradies urageschaffen, das in tropischer Pflanzenfülle schwelgt. Die bedeutendsten Niederlassungen waren damals die des MEHEMED'Bey, des Militärkommandanten und die des Franzosen ViGOUREüx; Plantagen im wahren Sinne des Wortes, die durch Negersklaven bebaut werden. Die Hauptproduktion beschränkt sich auf Getreide - und Gemüsearten, und als Seltenheit sieht man zwischen gewaltigen Tamarinden ** die Kinder des ge- mässigten Südens: Orangen, Zitronen, Granaten u. s. w., an deren kümmernder Gestalt man jedoch erkennt, dass sie nicht im heimischen Klima stehen. *■ Bao^ära, ein Nomadenvolk in Ost-Sudan. Schwarz und arabischen Ursprungs. Wir werden dasselbe bald näher kennen lernen. '•"* Tamarindus indica Liinn., eine Cäsalpinie. Nebst einigen kolos- salen Ficus-Artrn, einer der .schönsten Baume der Tropeuländer, die ich sah. 136 Wir stieoen anf dem Landsitze des Vigoureüx ab, eine gevvöhnliclie Seriba mit Tognis und Stroiibütten , und blieben dort über Naclit. Ansser seinen schönen IMeoermädchen, die sich in voller Freiheit bewegten, waren alle Sklaven, und namentlich alle männlichen, in schweren Fesseln, und das stete Gerassel der Ketten machte einen Eindruck, dessen Resultat gerade nicht das Schmeichelhafteste für die Milde des Gebie- ters war. Am 22. brachen wir , um die Morgenkühle für uns zu be- nutzen^ bereits vor 3 Uhr Morgens anf, sezten unsere Ge- wehre in guten Stand und ritten nach Obeehd zurück. Der Weg führte uns anfänglich durch hügeliges Land voll tiefer Chors und bedeckt mit Gebüschen , in denen sich während der Regenzeit so viele Löwen und Leopaiden aufzuhalten pflegen, dass man auf diesem Weg nicht passiren kann , sondern sich mehr an das Gebirge hält. Als wir uns der Stadt näherten, sahen wir die ersten Hausschwalben, ganz den unsern gleich, und die Eingeborenen, gewohnt, sie für Zugvögel des ersten Ranges anzusehen, versicherten uns, dass diess ein sicheres Zeichen sey , dass die Regenzeit in längstens 40 Tagen ganz bestimmt beginnen werde. Gestern Abend versuchten wir aus der Meridianhölie des Mondes = 5S° 48' — " , aus dem Abstände des Mondes vom Arthur = 38^ 31' 20", aus der Poldistanz des Ar- thurs, im J. 18:57 = 69« 34' 58", und mit Zuhülfenahme der gewöhnlichen Correktionen , wegen Monddurchmesser und Parallaxe , die geograph. Breite von Melpess zu bestimmen. Das Resultat war IS** 49' 42 " *. Da ich es in dem Hause des Kadi, unsere Wohnung zu el Obeehd, vor Hitze in der Nacht nicht aushalten mochte , so zog ich es vor, ganz allein in dem grossen Zelte zu schlafen, das ich im Hofe aufschlagen liess. Müde, hatte ich mich auf meinen Angarebb hingelegt und '•' Wir hatten zu astronomisrh. Beobachtungen leider keine brauch- bare Uhr, und da wir nur im Besitze eines Spiegelsextanten und eines künstlichen Horizontes waren , so konnten wir uns auch nur auf Breilen- bestimmungen einlassen. Die Beobachtungen machte der mich als Dol- metscher begleitende egypt. Korvettenkapitän AcniviED-Kaptan , ein deut- scher Renegat. betrachtete bei offenem Zelte die schönen Sterne, als, es war gerade 9 Uhr vorüber, meine Aiio;en plötzlich durch ein hefti- ges Licht für einen Moment o:ebIendet wurden. Gleich darauf sah ich am nordwestlichen Himmel, fast aus dem Zenite, eine feurige Kugel sich gegen den Horizont niedersenken. Ihr Kern, der mit blendend weissem Lichte strahlte, hatte einen scheinbaren Durchmesser von 4 Zoll und zog hinter sich einen scheinbar 2,.*» Fnss langen Licbtstreif nach, der im schönsten rothen und blauen Lichte strahlte. Nachdem das Meteor einen Bogen von ungefähr 7.5" bescbrieben hatte, erlosch es obne Geräusch. Der Himmel war während der Zeit rein, die Luft ruhig , der Mond leuchtete. — Später gelang es uns, aus der Meridianhöhe des a im g-rossen Bären = 39" 57' — ", aus der Poldistanz dieses Sterns für 1837 = 27" 10' 21" und mit Riicksicht auf alle nötbigen Correktionen die Breite von el Obeehd zu bestimmen, und wir fanden sie = 13" 1' 22". Da MEHEMED-Bey die versprochenen Kamele und Solda- ten noch immer nicht in Ordnung hatte, so ging ich am 23. April zu ihm und verlangte kategorisch die raschere Be- treibung dieser Angelegenheit. Das Resultat war, dass man mich weitere 4 Tage zuzuwarten ersuchte , während welcher Zeit Alles aufgeboten wurde, mich von meinem Vorsatze ab- zubringen, jedoch vergebens; denn gerade die grosse Nähe der Regenzeit trieb mich zur Beschleunigung meiner Reise, um wenigstens bis Scheibun zu gelangen. Schon sah man jede Nacht stark im Süden blitzen, ein Beweis, dass die tro- pischen Regenstürme daselbst begonnen hatten und sich, der Höhe der Gewitter nach zu schliessen , bereits über den 10. Breitengrad in Nord erstreckten, auch hatten in el Obeehd die Chamsine bereits ihren Anfang genommen , jene merkwür- digen elektrischen Winde, die stets der Regenzeit unmittelbar voran und endlich in diese selbst übergehen *. Noch war je- doch das Gesetz der Richtung der Chamsine, die stets aus Süden und Südost, seltener aus Südwest kommen, nicht klar ausgesprochen, noch war zwischen ihnen und nördlichen Winden ein steter Kampf. Leztere waren wahre Samums. * Vom Standpunkte der Wissenschaft aus werden die Chamsine im nächsten Abschnitte behandelt. 138 Wie die Chamsine erfüllten sie die Luft mit Sand und Staub, das Athmen war beschwerlich , der Sand glühte unter den Füssen, die Atmosphäre war beängstigend heiss, über alle Gegenstände verbreitete sich ein gelbes , fahles Licht. Diese Samums begannen jeden Morgen ungefähr um 9 Uhr, dauer- ten bis Nachmittags 1 bis 2 Uhr und kamen stets aus Ost und Nordost. Gegen Abend trat jederzeit wieder Windstille ein und die Nächte waren , ausgenommen die Gewitter im Sü- den, rein und klar. Während der Dauer des Windes steigerte sich stets die Luftelektrizität in einem überraschenden Grade, wie aus den später folgenden Tabellen hervorgeht, und alle Menschen, selbst die Eingeborenen , befanden sich in dieser Periode unwohl und äusserst unbehaglich. In der Nacht nahmen wir, mittelst beobachteter Meridian- höhe des ß im grossen Bären , nenerdings die Breite von el Obeehd und erhielten sie = 13^ 0' 18", folglich wenig diffe- rirend von voriger Beobachtung. Aus beiden Beobachtungen ergibt sich eine durchschnittliche Breite für el Obeehd von 130 _/ 50'/. RüppELL* bestimmte i. J. 1S25 die Lage von el Obeehd ans: 90 Circummeridianhöhen der Sonne, des Sirius und Ca- nopus und aus ßO Monddistanzen und fand dieLänge = Ih. 51' 13" Zeit /..„., „ . «-^n 40/ ^f=,. D ostlich von Paris - 270 48' 15" Bogen \ ' die Breite = IS» 11' 1,8" nördlich. Zwischen den von mir und Rüppell bestimmten Breiten ergibt sich daher eine Differenz von 0® 10' 11,8". Abgesehen von der grossem Gewandtheit und Sicherheit in astronomischen Beobachtungen , die ich meinem verehrten Freunde Dr. Rüp- pell unbedingt vor AcHMED-Kaptan einräume, wäre es ein grobes Vergehen an der Wissenschaft, den hohen Wertli solcher umfassender, so oft wiederholter Beobachtungen, wie die des Erstem sind , den zwei vereinzelt dastehenden auf- zuopfern. Ich nahm daher ohne Bedenken auf meiner Karte dieLage von el Obeehd nach Rüppell's Beobachtun- gen auf **, und nahm selbe auch zur Basis für alle änderte * Reisen in Nubien, Kordofan etc. Frankfurt a. M. 1829, S. 281. ^'■^ Bei meiner Reise in den Ländern am Tumat werde ich au9 139 Positionen in Kordofan und Nnba, bis zum Gebirge Tira, die ich mittelst der Bonssole bestimmte. Am 24. April. In Kordofans Hauptstadt lebte damals schon seit langer Zeit Sultan Demma , ein naher Anverwand- ter des in Darfur regierenden Hauses. Er war bereits vor der Eroberung Kordofans durch die Türken, in der Zeit der Kriege zwischen Darfur und Sennaar, mit den Gondjaren, ein kriegerischer Negerstamm aus Darfur, der daselbst eine Art Soldateska formirt, nach Kordofan gekommen und hatte eigent- lich im Namen des Sultans von Darfur die Regierung jenes Landes übernommen. Er war Zeitgenosse des tapfern Häuptlings Mek-dum-el Mussallem *, der Kordofan den Fürsten von Sen- naar entriss und der als Darfur'scher General noch mehr Be- deutung im Lande hatte als Sultan Demma selbst. Als Mek- DuM sich mit den Türken unter Defterdar-ßey bei Bara im J. 1S20 schlug und jene das Erstemal in diesem Lande mit Ka- nonen den Negern zu Leibe gingen , hielten leztere diese Ge- schütze für lebende Wesen, die Feuer, Tod und Verderben speien. Mit dem Muthe der Verzweiflung stürzte sich der t.apfere Mek-dum mit seinen Gondjaren auf die Kanonen , doch die gewaltigen Schwerthiebe, deren Spuren man noch auf selben, die in el Obeehd liegen, sieht, tödteten diese Wesen nicht , wohl aber fiel der Anführer mit seinen Schaaren, Kordofan wurde ^er Oberherrschaft des Sultan Fahdel von Darfur entrissen und Sultan Demma, der sich ergab, lebt nun, von der egypt. Regierung mit einer kleinen Pension bedacht, unbeachtet in el Obeehd, wo er sich mit Handel und Verferti- gung von Eunuchen beschäftigt. Scheint auch die Rolle, wel- che Demma in jener blutigen Zeit spielte , gerade keine glän- zende gewesen zu seyn , so war er doch für mich als Zeuge der wichtigen Begebenheiten eine historisch interessante Per- son, und seine genaue Kenntniss des Landes machte mir seine Bekanntschaft wünschenswerth. Laskari kam mich zu begleiten. Wir Hessen uns bei Demma ähnlichem Grunde den Werth unserer Beobachtungen, denen des Mr, Cailliaud gegenüber , geltend zu machen suchen. ''' Den von mir eingezogenen Nachrichten zufolge war derselbe eia Eunuch. 140 melden und erhielten die Versichening, dass ihm unser Besneh sehr anf>enehm se). Seine Residenz liegt in jenem Theile der Stadt, der nnr von Gondjaren bewohnt wird und besteht aus einer Menge von Tognis, umgeben von einer 8 Fuss hohen dichten Hecke (Seriba) ans Durastroh und durch ähnliche Hecken getheilt in viele Höfe, die unter sich durch enge Thore in Verbindung stehen. Als Avir sechs solcher Höfe pas- sirt hatten, deren Boden tief mit feinem Sande bedeckt ist, da die Untergebenen Sr. Herrlichkeit nur auf allen Vieren vor ihrem Gebieter zu erscheinen pflegen und man ihnen diese Ceremonie doch etvias bequemer machen will, so gelangten wir zu einem gemauerten , viereckigen Häuschen von 4 Klafter im Quadrat, mitten in einem grossen Hofe stehend, versehen mit einem kegelförmigen Dache aus Durastroh und an drei Seiten mit offenen Eingängen , welche zugleich die Stelle der Fenster vertreten *. — Dieses ist der Audienzsaal des Sultans, luftig, kühl und hoch, dem Klima angemessen. Der Boden ist mit Teppichen belegt, ein grosser Diwan nimmt die Seite des Sales ein, die ohne Eingang ist, ein kleinerer Diwan steht in einer Ecke. Mitten auf dem grossen Diwan sass Demma , lehnte sich auf einige Kissen und las im Koran. Ich reichte ihm die Hand und sezte mich aufsein Begehren neben ihn , meine Begleiter nahmen auf den Teppichen Platz. Er trug eine weisse Tobe, darüber einen scharlachrothen Mantel mit Goldtressen und einen kleinen . weissen Turban. Während unseres anfäng-lichen Gespräches, das sich wie gewöhnlich nur auf gegenseitiges Befinden bezog, affektirte der Sultan ein tiefes Studium des Korans, indem er alle Augenblicke wieder seine Lektüre zur Hand nahm, dabei aber fortwährend sein Gesicht mit einem weissen Sacktnche verhüllte. Als unsere Unterhaltung leben- diger wurde, enthüllte er plötzlich sein Antlitz und ich sah zu meinem nicht geringen Erstaunen , dass derselbe sich sei- nen langen Bart mit Henne hochroth gefärbt hatte, was dem pechschwarzen Gesichte ein infernalisches Ansehen gab. Bei dem Sultane von Teggele , dem Herrn der 99 Berge , soll man, wie man mir erzählte, durch 40 (?) solcher Höfe wandern müs- sen , bis man zum eigcntliclien Audienziokale gelangt. 141 Demma mochte damals 60 bis 70 Jahre zählen und mnss einst ein hübscher, rüstiger Mann gewesen se\n. Seine Züge sind scharf und habe» ausser der Farbe nichts Negeiaitiges. Wäh- rend unseres Gesprächs, wobei Demma eine schätzbare Lan- deskenntniss entwickelte, wurden beständij^ Erfrischungen herbeigebracht, welche die Bedienten auf ihren Knieen ser- virten. Jeder derselben , selbst seine Söhne, die er uns vor- stellte , vernahmen seine Befehle vor iiini auf allen Vieren, und die Geschicklichkeit, mit der sich selbe in dieser Stellung bewegten, deutete auf grosse Uebung hin. Demma erzählte uns viel von einer Reise, die er einst nach Kairo gemacht, von der guten Aufnahme, die er bei Mehemed-Ali gefunden hatte und drückte sich im Betreff der Geschichte der Eroberung des Landes durch die Türken , folglich über die Beendung der Herrschaft seines Hauses in Kordofan durch selbe, mit unge- meiner Schonung für sie aus , womit ihm wohl kaum Ernst gewesen seyn mag. Nach einiger Zeit ersuchte er uns, bei ihm zu speisen und sogleich wurde auch auf dem Boden gedeckt. Die Bedienten schleppten auf den Knieen vier grosse , schön- gearbeitete hölzerne Schüsseln herbei, mit sehr geschmack- vollen Deckeln aus Streifen von Palmenblättern geflochten. Wir wuschen uns Hände und Gesicht nach feiner Landessitte und machten nun mit den Fingern den Angriff' auf die Speisen. Dieselben bestanden in grossen Nudeln aus Dochenmehl, gleich den gelnngensten baierischen Dampfnudeln, jedoch Übergossen mit Zwiebelsauce, daher leider für mich ein Gräuel, ferner in kleingehacktem Fleische mit Gemüse und klein- geschnittenem Zwiebel, in gebackenenMehlklössen mit Honig begossen , an denen ich mich erholte , und in köstlichem, starkem Bibill. Wie wir gegessen hatten, wurde wieder ge- waschen. Während dem Speisen machten Demma's Sklaven in den nächsten Toguls Tafelmusik. Sie schlugen auf Pauken und Trommeln und bliesen dazu Klarinetten-artige Pfeifen, die einen reinen , Flöten-artigen Ton geben. Die Melodien zwar monoton, doch nicht unangenehm. Eine zweite musika- lische Partie bildeten drei andere Sklaven, die unmittelbar vor dem Eingange im Sande hockten, davon blies der eine die erwähnte Klarinetten-artige Pfeife, der zweite schlug eine 142 kleine Trommel und der dritte gab mit einem hohlen Kürbis, in welchem sich kleine Steine befanden, den Takt dazu. Vom Snltan Demma nach Hause zurückkehrend, la«^ uns das Hospital des zweiten Negerregimentes (Regiment von Kordofaii) gerade im Wege und Laskari bat uns einzutreten, zu welchem Zwecke wir aber unsere Watten ablegen und der Schildwache am Eingange übergeben mussten. Das Hospital besteht in einem grossen Hofe, der die Apotheke, das Labo- ratorium und 20 Toguls umfasst. Jeder solcher Togul enthält fünf Angarebbs für eben so viele Kranke , von denen jeder ein ordentliches, reines Bett hatte. Alle Hütten waren rein und luftig gehalten und wo wir hinblickten, sahen wir deutlich den Geist der Ordnung und einer schönen Sorgfalt für die Leidenden ausgesprochen. Das ist Gallina's und Laskari's Verdienst und bei dem Anblicke ihrer Werke, den Schreckens- hölilen von Chardum gegenüber, fingen wir wieder an, an Besseres zu glauben. Im Hospitale, das mit allem Nöthigen versehen war, befanden sich vorzüglich Fieberkranke, einige Syphilitische, solche mit Blattern und einige wenige Verwun- dete. Unter leztern sahen wir einen armen griechischen Skla- ven , dem sein Herr , ein türkischer Offizier , eines Betruges wegen eine solche Bastonade geben liess, dass er bereits zwei Monate darnieder lag und wohl für immer ein Krüppel blei- ben mag. Am 25. April. Heute bestimmte mir der Bey den über- morgigen Tag, also den 27., als den, an welchem unsere Bedeckung voraus nach Melpess abgehen und uns dort erwarten wird . so dass wir selbst unsere Abreise von el Obeehd anf den 28. festsezten. Wir hatten daher Zeit, unsere Exkur- sionen in der nächsten Umgebung fortzusetzen, die uns in naturhistorischer Beziehung, besonders an Insekten, eine sehr reiche Ausbeute darbot. Am 26. Die Gewitter in Süden nahmen mehr und mehr zu und rückten merklich näher, und da zugleich die Cholera anfing stärker um sich zu greifen, bereits täglich zwölf, fünf- zehn, auch zwanzig Menschen starben, und wir Alle, von den klimatischen Einwirkungen bereits stark ergriffen, folglich 14.3 empfanglicher für derlei Krankheiten g-emacht waren, so war mir sehr daran gfeleg;en, meine Abreise zu beschleunigen. Unser Hausherr, der Kadi, die oberste Jiistizperson von Kordofan , hatte, indem er uns Fremden sein Haus einräumte, ein zweites bezogen , welches ebenfalls ihm gehört und wo wir ihm nothwendigerweise einen Besuch abstatten mussten. Wir gingen daher dahin, fanden aber daselbst eine solche Unreiniichkeit und einen solchen Ekel-erregenden Gestank, dass wir sämmtlich entflohen. Da die Hütten des gemeinen Volkes fast ohne Ausnahme sehr rein gehalten werden und aller ünrath sorgfältig zur Seite , d. h. auf die Strasse , ge- schaut wird, so kam mir das Streben dieser hochgestellten Person, sich auf diese Weise auszuzeichnen, sonderbar vor, und es wunderte mich wenig, dass bald darauf die Cholera im Kreise seiner grossen Familie zahlreiche Opfer hin weg- raffte. Laskari erhielt heute zu meiner grossen Freude seine Abberufung nach Chardum, und ich hatte daher die beruhigende Hoffnung, die Regenzeit dort in seiner Gesellschaft verleben zu können. An seinen Posten war der französische Renegat MosTAPHA-Effendi , den wir bereits kennen , bestimmt und ihm ein zweiter Europäer , als Apotheker, beigegeben. Diese Nacht sollte ich die Kunstfertigkeit der hiesigen Diebe kennen lernen. Mit Untergang der Sonne beginnt näm- lich in el Obeehd , wie überhaupt bei den Negern, ein äusserst lärmendes Leben. Bis ein paar Stunden nach Mitternacht wird auf den Strassen und Plätzen getrompielt, geschrien, gesun- gen , getanzt , kurz ein solcher Rumor gemacht , dass es kaum möglich ist einzuschlafen. Ermüdet durch Fieberschwä- che und diesen Lärm, lag ich mit summendem Kopfe allein in meinem grossen Zelte, das im Hofe aufgespannt war, wäh- rend meine Gefährten im Hause schliefen. Im ersten Zimmer lagen AcHMED-Kaptan , Karl und Mortsch, im zweiten Zim- mer lag KoTscHY und an seinem Angarebb angebunden stand der Koffer, welcher unser Geld enthielt. Die arabische und Negerbedienung war entfernt im Hofe gelagert. Das grosse Gewicht unserer Kisten mit Instrumenten, Büchern u. s. w. hatte bereits gleich anfangs das Gerücht in Gang gebracht, 144 dass wir eine grosse Menge Goldes mit uns führen, und unsere Habseligkeiten wurden daher für reiche Beute angeseiieu. Hof und Haus waren ohne Thüren und im Vertrauen auf unser bisheriges Glück dachten wir an keine Wache. Ich war gerade vor Mattigkeit ungewöhnlich fest einge- schlafen, da schlichen sich Diebe in den Hof. Nachdem sie sich überzeugt hatten, dass Alle fest schliefen, gingen sie ins Haus und hatten die Kühnheit, aus der Mitte der im ersfen Zimmer liegenden eine schwere Kiste wegzuschleppen. Wir sahen sie am Morgen offen im Hofe; da sie aber nur Flaschen mit Tamarindeudekokt für die Reise enthielt, fanden die Diebe, nach Öff^nung einer derselben , keinen Geschmack daran und wählten nun mich zum Gegenstande ihr Kunst. Einer davon schlich sich ins Zelt, rissmir mitßlitzesschnelle meinen grossen Reitermantel, den ich als Kissen benüzte, unter dem Kopfe weg und lief davon. Durch dieses Manöver schlug ich mit dem Kopfe auf der hölzeiuen Einfassung meines Angarebb aiif und , zu fest eingeschlafen , konnte ich mich nicht gleich ermuntern. Während ich halbbewusst hernmtappte, entflohen die Diebe, und als mir klar wurde, was mir geschehen war und ich mechanisch nach den Pistolen griff, die auf den Boden gefallen waren und welche der Dieb mitzunehmen übersehen hatte, sah ich mich allein mit meinem gerechten Zorne in lautloser Nacht. Ausser dem Mantel hatte der Dieb mir auch meine Schuhe und ein Sacktuch vom Bette weggenommen. Die ganze Geschichte hatte etwas Komisches und das Mitleid meiner Gefährten kam mir daher auch etwas zweifelhaft vor, doch war ich eigentlich einer grossen Gefahr entgangen; denn wäre ich früher nur so halb erwacht, so würde man mich, um Lärm zu verhindern, wahrscheinlich ermordet haben. Am 27. Mein Reisemantel war mir ganz unentbehrlich und für den Augenblick ein unersetzbarer Verlust. Ich sandte daher sogleich zu MEHEMEo-Bey, Hess ihm den Vorfall melden und sezte eine Belohnung von 2 Thalern für Denjenigen fest, der mir meinen Älantel wieder verschaffen würde. Der schlechten Anstalten wegen, welche der Bey bezüglich unse- rer Abreise getroffen hatte, verschob sich dieselbe neuerdings um zwei Tage. Heute Morgens wehte bereits starker und heisser 145 Südwind , um Mittag stieg- die Temperatur der Luft im Schat- ten auf 35<' Reanm. , Nacinnittaj^s stiegen aus Süden schwere Gewitterwolken auf, die sich zwar j;e|»en Abend wieder zer- streuten , uns aber ernstlich an die Nähe der Regenzeit er- innerten. Am 28. Die Cholera war jezt täglich im Zunehmen und schon starben des Tages mehr als 10 Personen. Viele sterben natürlich in solchen Ländern , ohne dass man darum weiss. — Abends hatten wir das erste Gewitter mit Regen und der Be- ginn der Regenzeit war nun umsomehr ausser Zweifel gesezt, da sich auch die schwarzen Störche *, ans Süden zurückkeh- rend, bereits in grossen Schaaren in el Obeehd eingefunden hatten, wo die Storchfamilien wieder ihre alten Nester, theils auf Bäumen , theils auf den Spitzen der Toguls bezogen. Gerade während dem Regen, also zur anschaulichsten Zeit, besuchten uns einige Häuplinge und darunter auch der greise Mahmud und drangen ernstlich in mich, die Reise auf- zugeben. Sie stellten mir vor, dass in Kurzem das vor uns gegen Süden liegende ebene Land ein Sumpf seyn werde, während die Berge von feindlich gesinnten Negern bewohnt sind, die Regenströme (Chors) werden uns den Rückweg ab- schneiden, wir werden uns Monate lang mit den Negern her- umschlagen müssen und endlich, wenn nicht dem Hunger, doch den WatFen der Wilden erliegen. Da ich den Haupt- grund aller dieser Vorstellungen darin vermuthete, dass es meinen schwarzen Freunden unbequem sey, sich zu dieser Zeit einer so beschwerlichen Reise zu unterziehen , ich mir einmal vorgenommen hatte, wenigstens bis Scheibun vorzu- dringen, wo vor mir noch kein Europäer hingelangte, und da ich es in der That vorzog, mich lieber täglich mit den Negern schlagen zu müssen , als in el Obeehd zu warten , bis mich die Cholera hinrafft, so blieb ich bei meinem Vorsatze, die Reise anzutreten , deren Zweck ein solches Opfer werth war. MEHEMED-ßey, den ich davon unterrichtete, sandte mir Abends endlich die geforderten Last- und Reitkamele, jedoch ohne Sättel, ohne Stricke, und w as das Unangenehmste war, ausser * Ciconia Abdimii Rüpp. Von den Eingeborenen: „Abu Guldscbe** genannt. Russegge 1-, Reisen. II. Bd. 2. Tbl. 10 146 zwei Schwarzen von den Dar-Hamraer-Ärabern, ohne Leute zur Besorgung des Auf- und Abiadens des Gepäckes. Zur ungelegensten Zeit machte der kleine ßey eine Anspielung auf eine Repetiruhr, die er natürlich nicht erhielt. Alle unsere für die Reise entbehrlichen Sachen , soweit auch unsere kleine Menagerie, die sich um mehrere schöne Chameleons und einige rothe Affen * vermehrt hatte, übergaben wir unserem Freunde Laskari. Am 21). Heute Morgens kam ein alter, ehrwürdiger Araber, der Todtengräber des mohammedanischen Friedhofes, und brachte ganz unvermuthet den mir vor zwei Tagen ge- stohlenen Mantel. Er hatte auf seinem Acker bei der gegen- wärtig rasch zunehmenden Cholera beständig mehrere offene Gräber in Bereitschaft, und da er gestern eines derselben ge- schlossen fand, das seines Erinnerns noch keinen Bewohner erhalten hatte, so grub er es wieder auf und fand meinen Trlantel als substituirte Leiche. Ich muss gestehen, dass ich dieses mir einst so theuere Kleid nicht ohne Abscheu be- trachtete, und es musste sich bedeutenden Räucherungen und Chlorifizirungen aussetzen, bevor es wieder in Gnaden aufge- nommen wurde. Übrigens erklärte sich der Vorfall ganz na- türlich : der Dieb wusste nämlich den gestohlenen Mantel, dem bereits nachgeforscht wurde, nicht besser zu verbergen, als dass er ihn zur Nachtzeit in das Reich der Todten legte und die schönste Gelegenheit hiezu bot ihm ein offenes Grab. Da ich bezüglich meiner Kamele noch immer nicht in Ordnung war, so ging ich zu MEHEMED-Bey und sagte ihm ganz kategorisch , dass wenn binnen zwei Stunden die er- forderliche Mannschaft zur Besorgung der Kamele und La- dungen und die nöthigen Sättel und Stricke mir nicht zur Disposition gestellt sind , ich einen eigenen Courrier an den Vizekönig nach Kairo senden und mich seines Benehmens hal- ber beschweren werde. Das wirkte, wie gewöhnlich, der ßey sandte sogleich einen Offizier mit einigen Soldaten aus, Hess Sättel und Stricke wegnehmen, wo er sie fand, die nöthigen Leute, ohne sie erst um ihren Willen zu fragen, * Vielleiclit eine Varietät von Cercopithecus ruber. Der natur« historische Anhang wird die genauere Bestiuiraung geben. ; 147 zusammen fangen und zusammen prügeln , und noch vor Umlauf zweier Stunden war ich im Besitze des INöthigen. Meine Kameltreiber stellten eine nationale Musterkarte der Landes- einwohner dar, und abgesehen von dieser babylonischen Eigen- thiimlichkeit, fand noch das Unangenehme statt, dass kein einziger darunter aus freiem Willen mitging, sondern alle gezwungen waren und daher jeder mit Sehnsucht einen ge- eigneten Augenblick zur Flucht erwartete. Die Truppen unter Anführung eines Bimbasch (Bataillons- chef) gingen diesen Nachmittag nach Melpess voraus und lagerten dort, um mich und meine Gefährten zu erwarten. Ich selbst beschloss, el Obeehd morgen vor Tagesanbruch zu ver- lassen, alle Kisten wurden daher geschniirt, die Ladungen vertheilt, Kamele und Menschen im Hofe versammelt und die Kameltreiber, von denen sich keiner mehr entfernen durfte bewacht. Am Abende hatten wir ein Gewitter mit starkem Regen, und um meine Standhaftigkeit in Verfolgung meines Reise- planes recht auf die Probe zu stellen , musste ich noch in die- ser lezten Nacht erkranken. Ohne alle Vorbedeutungen bekam ich nämlich plötzlich einen so heftigen Anfall von Diarrhöe und Erbrechen, dass ich gar nicht mehr daran zweifelte, ein Opfer der Cholera zu seyn. Mitten in der Nacht wechselte ich mit Hülfe meines Bedienten und im Freien Kleider und Wäsche und wusch mich am ganze Leibe mit frischem Wasser, so kalt ich es auftreiben konnte. Es lag nicht in meiner Ab- sicht, diess als Heilmittel gegen die Cholera anzuwenden, wie mir scheint , hatte ich aber zufällig das Beste gethan, was ich in dieser Lage thun konnte. Kaum hatte ich mich wieder auf meinem Angarebb hingelegt und mich gut einge- hüllt, so gerieth ich in einen sanften Schweiss und fühlte am Morgen , ausser einer grossen Schwäche , keine Nachwehen. Es blieb daher auch bei der Reise. — Bevor ich nun diese antrete , erlaube ich mir zur bessern Orientirung einige Be- merkungen über el Obeehd hier anzuschliessen ; da jedoch bereits Rüppell und in neuester Zeit Pallme * genaue und * Reisen in Nubien, Kordofan etc., von Dr. Ed. Rüppell. Frank- furt a. M. 1829. Beschreibung von Kordofan etc. Von Ig. Pallme. Stuttg. 1843. 10* 148 verlässliche Beschreibungen der Hauptstadt von Kordofan gegeben haben , so glaube ich auch, um Wiederholungen zu vermeiden , mich auf dieselben berufen zu dürfen und be- schränke mich nur auf solche Gegenstände, die ich in jenen Beschreibungen vermisse, oder verändert sah. El Obeehd liegt ira Herzen des Landes und besteht eigent- lich aus mehreren grossen Dörfern , die , sich aneinander schliessend , die Hauptstadt bilden , ohne von einer Mauer oder sonst von einer Schutzwehr umgeben zu seyn *. Bezüglich der Nationalität seiner Bewohner bildet jedes dieser Dörfer ein Ganzes für sich. El Orta (die Kaserne, das Lager), als der eigentliche Centralpunkt , ist nur von Türken , arabischen Soldaten, den wenigen anwesenden Europäern und überhaupt von dem Regierungspersonale bewohnt. Daselbst befindet sich auch der Basar, das Hospital u. s. w., und in diesem Vier- tel sind fast alle Häuser aus Lehm gebaut, während sie ausser- dem nur in Toguls bestehen. El Gondjari ** wird von dem Reste der aus Darfur eingewanderten Gondjaren bewohnt. In ihrer Mitte Sultan Demma. In Waddi Na gile hausen die Dongolaui, Einwanderer von Dongola, grösstentheils ^ Handelsleute und daher auch das Absteigequartier für alle Fremden dieses Standes. Waddi Safie wird nur vonNuba- imd Darfur-Negern bewohnt, die schon vor der Eroberung des Landes durch die Türken hier einwanderten. In ihrer Mitte wohnt Sultan Abu - Medien , der aus seinem Vaterlande vertriebene Bruder des jezt regierenden Sultans von Darfur, Mohammed Fahdel ***. Ein anderes Stadtviertel wird aus- schliesslich von Mograbinern bewohnt, die im Solde Mehemed-Au's stehenden irregulären Truppen aus den Raub- staaten. Wieder ein anderes von Tek ayrne (den schwar- zen Pilgern) und sonstigem Gesindel aller Art. Die Gesammt- anzahl der Einwohner von el Obeehd, sammt Sklaven, Älilitär * Man sphe im Atlasse dieses Werkes die Ansiebt von el Obeehd von der Nordwestseite. "* Nicbt Kongeri , wie Pallme schreibt. *** Nähere Umstände seiner Vertreibung und seines Bestrebens, Dar- fur mit Hülfe egyptischer Soldaten vpieder zu erobern, in Paixmb etc. S.217. 149 und Fremden, gab mir MEHEMED-Bey zu 20,000, an und ich finde diese Angabe sehr wahrscheinlich. Rüppell's Schätzung der Einwohnerzahl ist daher zu gering, oder man müsste annehmen, dass sich seit jener Zeit die Bevölkerung in einem ausserordentlichen Massstabe vermehrte. Das zu meiner Zeit in el Obeehd anwesende reguläre Älilitär belief sich auf 1600 Mann, die Anzahl der Sklaven hingegen war viel beträcht- licher. Mit Aiisnahrae der heidnischen Negersklaven von ver- schiedenen Völkern, die aber im Verlaufe der Zeit grösstentheils zum Islam übertreten , sind sämmtliche Bewohner Mohamme- daner, obwohl die Eingeborenen grösstentheils nur der Form nach. Was die Sitten und Gebräuche der Bewohner von el Obeehd anbelangt, habe ich den getreuen und umständlichen Schilderungen , die uns Rüppell und Pallme hievon geben, nichts Neues beizufügen. Sie gleichen ganz denen der Bewoh- ner von Schendy, Chardum u. s. w. Wie dort ist auch hier der Menschenschlag, zwar nicht kräftig, aber äusserst schön geformt; besonders zeichnen sich hierin die Völker ethiopischeu Stammes aus, und unter diesen vor allen die Dongolaui, deren Frauen und Mädchen in ihren ßlüthejahren, wie in ihrem eigent- lichen Vaterlande , häufig und zwar nach unsern Begriffen, schön genannt werden können. Viel dazu trägt ihre lichte Haut- farbe bei , in der manche fast den Egypterinnen gleich stellen und die sie sich, wenigstens in den Familien der Handelsleute, durch Müssiggang sorgfältig zu erhalten wissen, indem sie den ganzen Tag vor ihren Toguls im Schatten auf Angarebbs liegen. Klima und Lebensweise steigern hier die Populations- mehrung zum Theil in einem für uns ungewöhnlichen Mass- stabe, indem es z. ß. mehrere Häuptlinge gibt, die Besitzer grosser Hareme sind und von hundert und selbst mehr Stimmen im natürlichsten Wortsinne ,,Vater" genannt werden. Der Stand der Sittlichkeit ist in el Obeehd derselbe , wie in Char- dum, Schendy, Sennaar u. s. w. Es herrscht eine üngebunden- heit , die man nach strengen Prinzipien nicht beurtheilen darf. Jene Völker handeln in einer ganz andern Denkweise , in welcher sie einem gewissen ursprünglichen Naturzustande ziemlich nahe stehen. Die Ausschneid ung und Verschliessung der kleineu Mädchen findet^ wie im südlichen Nubieu, auch hier 150 und nach beiden schon erwähnten Arten statt, aber nur hei den mohammedanischen Völkern, und wie dort, so ist auch hier der Alit der Eröffnung* vor der Ehe ein festlicher , der durch besondere Phantasie g^efeiert wird *. Die gesanimte Bevölkerung der Stadt sowohl als des ganzen Landes Kordofan bezieht das nöthige Wasser aus Zisternen ; mir ist keine zu Tage tretende Quelle und kein Bach bekannt , der in der trockenen Jahreszeit fliessendes Wasser darböte. Die Brunnen werden durch Sklaven abge- teuft, und ist man mit der Arbeit einmal in eine solche Tiefe gelangt , dass es ohne Leiter und Seil für einen Menschen unmöglich scheint, aus dem weiten Brunnenschachte empor zu klettern, so verwendet man zum weitern JNiedergraben die schlimmsten Sklaven und jene von denen man am meisten zu fürchten hat, dass sie entfliehen. Man lässt sie hinab, ent- ledigt sie ihrer Ketten und zieht sie so lange nicht mehr her- auf, bis der Brunnen fertig ist, d. h. bis man hinlängliches Wasser erbaut hat. Das Wasser findet sich stets auf der Gränze, wo die Jüngern Auflagerungen, als : Dammerde, Sand, Schutt und Diluvium, die krystallinischen Felsgebilde: Granit, Gneiss und Glimmerschiefer bedecken, welche leztere, wie wir später sehen werden, das Grundgebirge in ganz Kordofan zu bilden scheinen. Viele dieser Brunnen sind über IS und selbst 20 Klafter tief und geben ein klares, aber mattes, fade schmecken- des Wasser, das mir häufig etwas schleimig zu seyn schien. Da das Land , obwohl in der Regenzeit ein Paradies a« Fruchtbarkeit^ in der trockenen Jahreszeit ein dürres Stoppel- feld voll Sand und Staub, der sich in dicken Wolken erbebt, darstellt, so ist in Beziehung des Gedeihens vieler Kultur- pflanzen, und besonders der Gärten wegen , eine stete und starke künstliche Bewässerung des Bodens nicht zu umgehen. * Phantasie (Fantasia) nennt der Araber jede festliche, mit beson- dern Feierlichkeiten verbundene Ceremonie, Unterhaltung ii. s. w. In seinem Ursprünge, glaube ich, beschränkt sich dieser Ausdruck nur auf die Levante , wo er sich aus der Periode der innigem Berührung mit abendländischen Völkern herschreibt und von wo er sodann von Volk XU Volk, von Muud zu Mund im Laufe der Zeit weiter wunderte. 151 Sklaven und grosse, schwere ßag^ärastiere , dieselbe Rasse wie in Sennaar , sind daher beständij^ an den Sakien beschäf- tigt. Ihr Anblick gibt einerseits dein tropisch-ländlichen Bilde ein eigenes Leben , andererseits macht das stete Kettengeras- sel dieser Menschen einen trüben Eindruck. Ungeachtet der Gewohnheit, alle Sklaven zur Nachtzeit und die der Fluchtver- dächtigen auch am Tage in Ketten zu legen , gelingt es den- selben doch häufig, zu entfliehen und die nahen Gebirge des Deier oder von Teggele zu erreichen , wo sie geborgen sind. Eigene Leute beschäftigen sich in el Obeehd mit der Auf- suchung solcher Flüchtlinge, und es vergeht selten eine Nacht, in der man nicht diese Art von Spürhunden mit Feuerbränden herumlaufen, die Fusstritte der am Tage hin und her gegange- nen Menschen beleuchten und endlich mit unbegreiflicher Ge- schicklichkeit aus tausenden solcher Spuren , die sich in allen Richtungen kreuzen 5 die Tritte des Gesuchten herausfinden sieht. Der Feldbau, der zum Theile mitten in der Stadt be- trieben wird, beschränkt sieh auf die Produktion der beiden Hirsearten : Dura und Dochen und auf die einiger Gemüse, wie z. B. ßamien, Kürbisse. In den Gärten hält man Reben, Zitronen, Feigen, Granaten u. s. w., von denen aber der zu grossen Hitze wegen nur leztere erträglich gedeihen. Orangen kommen gar nicht fort. Die wahrscheinlichste Ursache , dass die tropische, stets andauernde Hitze, auch bei sorgfältiger Bewässerung, diese Früchte nicht so vollkommen werden lässt, wie im gemässigten Süden, dürfte auch hier darin liegen , dass die Bäume zu stark ins Laub treiben und so vor der Zeit geschwächt werden. Klimatische Krankheiten besizt Kordofan dieselben wie Sennaar, nur dürfte der Aufenthalt in el Obeehd, welches mehrere Tagereisen vom Bacher el Abiad entfernt, mitten im Savannenlande liegt, folglich wenigstens einen grossen Theil des Jahrs hindurch trockene Luft besizt , doch als gesunder anzusehen seyn, als jener in Chardum und in der Stadt Sennaar. Dessen versicherten mich alle Eingeborenen und dieses be- stätigt sich auch durch die nachfolgenden wissenschaftlichen Beobachtungen. Verunstaltungen unter den Einheimischen sind eine Seltenheit, und dergleichen Dinge wie Kröpfe, 152 krumme Gliedmassen u.s. w. fast unbekannt. Ein einziges Mal erinnere ich mich, dass mich meine Leute auf einen Neger aufmerksam macliten , der nach ihrer Ansicht zwei Köpfe hatte. Der Arme besass nämlich an der einen Seite des wirk- lichen Kopfes eine Kopf-« rosse Balggeschwulst, die ihm allct- dings in einiger Entfernung ein sonderbares Ansehen gab. Über den Handel von Kordofan und beziehungsweise der Hauptstadt des Landes hat Hr. Pallme in seiner Reise S. 172 u. s. w. so umfassende und so schätzbare Nachrichten gegeben, dass mir hierüber Nichts zu sagen erübrigt, nur muss ich im Allgemei- nen bemerken, dass el Obeehd durch seine centrale Lage einer der wichtigsten Punkte des inner-afrikanischen Handels seyn würde, wenn derselbe durch das stupide Erpressungs- System der egypt. Regierung nicht ganz zu Boden gedrückt wäre. El Obeehd liegt in gerader Richtung gegen Ost, unge- fähr 34 Meilen * vom Bacher el Abiad , gegen West ungefäbr 25 Meilen von Darfur, gegen Südost 15 Meilen von den Hauptorten des Gebirgslandes von Teggele, ebensoweit gegen Süd von den nördlichsten Gebirgen des Nubalandes(Dschebel Kadero) und gegen Nord 30 Meilen vom Gebirge Harass, der Einbruchsstation in die Bahiudawüste entfernt. In allen diesen Richtungen ist das Land vollkommen eben und der Waarentransport stösst auf keine Terrainhindernisse. Zwi- schen Teggele , Nuba und el Obeehd streifen die Bagära, ein alt-arabisches , kriegerisches Nomaden volk, bekannt durch seine herrliche Rihder- und Pferdezucht, zwischen dem Bacher el Abiad und el Obeehd nomadisiren die Hassanie, zwischen Darfur und el Obeehd die Dar Hammer und gegen INord bis in das Herz der Bahiuda, die Kababisch und Beni Dscherar, lauter alt-arabische , schon vor dem Islam eingewanderte Nomadenvölker, die durch ihre zahllosen Rinder- und Kamel- heerden einen gewissen Wohlstand und durch ihre Lebens- weise eine unbeschränkte Freiheit geniessen. Anstatt diese Völker durch ein ihrer Freiheit, ihrer Denk- weise , ihren Bedürfnissen zusagende, nachbarliche Behand- lungsweise an sich zu ketten und aus ihren productiven Kräf- ten alle Vortheile zu ziehen, die der Handel darbietet, was * 15 = l** dcs^qualois. 153 keinem Anstand unterlegen hätte, nachdem sich einmal die egyptische Macht durch die Gewalt der Waffen Respekt in ihren Augen gemacht und Furcht unter sie gebracht hat, be- miiht sich die Verwaltung Mehemed-äli's durch Druck und durch Sklavenjagden, deren ßrutalltiit notorisch ist, die Feindschaft dieser Völker aufs äusserste zu steigern. Durch diese Behandlung haben sich Dartur und Teggele nur noch mehr abgeschlossen und nur die INachwirkung der Furcht ans jener Zeit, als Defterdar-Bey in Kordofan wüthete, der Man- gel gehöriger Anleitung und vor Allem die Zwietracht unter den einzelnen Stämmen selbst sind es, die verhindern, dass Kordofan nicht längst schon wieder für Egypten verloren ge- gangen ist. Nach Darfur zu kommen, wo damals Sultan Fah- DEL herrschte, wäre zu meiner Zeit gar nicht schwer gewesen, der Rückkehr aber würden sich unbesiegbare Hindernisse ent- gegen gestellt haben, denn Fahdel hat den Grundsatz ange- nommen, keinen Weissen zurückkehren zu lassen , der sein schwarzes Reich betritt. Sollte Abu-Medien, der Prätendent des Throns von Darfur, zur Regierung gelangen, so wird es in dieser Beziehung besser, denn Medien ist an den Umgang mit Europäern gewohnt, Avar in Kairo und hat, wenn auch seine Intelligenz nicht über die eines gewöhnlichen egyptischeii Offiziers hinausgeht, doch einsehen gelernt, dass man auch, ohne ein Spion zu seyn, in jene Länder reisen kann. Gelingt es Medien, seine Pläne durch Hülfe egyptischer Truppen durchzusetzen , ein schon längst in der Politik von Central-Afrika besprochener Umstand, so wird Darfur ohnehin egyptische Provinz, ob aber die Eroberung dieses Landes durch egyptische Truppen überhaupt ausführbar ist, möchte ich fast bezweifeln. In den gegenwärtigen Verhältnissen wenig- stens scheint die egjpt. Armee und die ganze Militärverwal- tung jenes Landes zu miserabel, als dass man des Erfolges wegen, einem stark bevölkerten, von kriegerischen Neger- stämmen bewohnten, ungeschwächten, durch Eroberungen in neuester Zeit ermuthigten und durch grosse, wasserarme Savannenebeuen und Wüsten von den östlichen und nördlichen Nachbarstaaten, von welchen aus nur durch eine egyptische Armee ein Angriff gescheheo köunte, getreuaten Lande gegen- 154 über, ohne Bedenken seyn. könnte. In Teggele, welches die ganze östliche Gebirgsgruppe des Nubalandes umfasst, herrschte zur Zeit, alsichinKordofan war, Sultan Achmed, ein Nuba-Neger. Seine Residenz istTasin, oder gemeinhin Teggeie genannt, mitten im Gebirge liegend, vier Tagerleisen südöst- lich von elObeehd entfernt. MEHEMED-Bey elDefterdar durch- zog zwar bei seinem Verheerungskriege gegen die JNubas einen grossen Theil von Teggeie, es blieb aber bei dem Durchzuge ; der Sultan erkaufte sich spcäter seine Ruhe durch einen kleinen, ganz unbedeutenden Tribut, mit dem sich die egypt. Regierung zufrieden stellen musste , da von jedem wirklichen Eroberungsversuche, den die egypt. Truppen aiit dieses Gebirgsland unternahmen, die Soldaten mit blutigen Köpfen nach Hause kamen. Seit der Eroberung von Sennaar und Kordofan durch das Übergewicht europäischer Waffen und die Ausdauer der Generäle MEHEMEO-Bey el Defterdar und IßRAHiM-Pascha beschränken sich die Waffenthateu der egypt. Truppen in jenen Ländern auf die bekannten Sklaven- jagden , wo ihrerseits Barbarei gegen Wehrlose und Feig- heit gegen bewaffneten Widerstand die Hauptrollen spielen. Unter solchen Verhältnissen liegt Obeehd, umgeben von Wandervölkern, die ausser den Erzeugnissen ihrer Viehzucht zwar wenig produziren, aber für viele Artikel bedeutende Konsumenten sind, und jenseits derselben in West und Süd liegen die Negerländer, aus denen Gummi, Elfenbein, Gold u. dergl., und zum Theil in grosser 3Ienge, bezogen werden könnte, wenn man in diesen Völkern den Handelssinn zu er- wecken verstünde und sich ihnen nicht als gemeine Räuber gegenüber stellen würde. Dass der Sinn für Industrie jenen Völkern keineswegs mangelt, das zeigen ihre vortrefflichen Lederarbeiten , ihre geschmackvollen Flechtarbeiten aus den in Fäden gespaltenen Palmenblättern * und viele andere Kujist- erzeugnisse. So erhielt ich in el Obeehd von Eingeborenen verfertigte Filigranearbeiten aus Silber , die, was Zierlichkeit und Feinheit betrifft, wenig zu wünschen übrig lassen. In der Umgebung von Kordofan , bei den Wandervölkern und Negern, herrscht nur Tauschhandel, bei dem im Kleinen, * Blätter der Dom« und Delebb -Faliue. loa besonders im Nubalande, zur Ausgleichung' Gold angewendet wird. Die Neger betreiben nämlich schon seit undenklichen Zeiten die dortigen Goldwäschen , die wir bald näher werden kennen lernen. Die aus den Gold-führenden Alluvionen aus- gewaschenen grössern Stücke Goldes sind sie verbunden an ihre Häuptlinge * abzuliefern, die kleinern Stücke hingegen und den sogenannten Goldstaub (Tiper) behalten die Unter- nehmer. Dieser Goldstaub nun wird geschmolzen und in Kinge von verschiedener Grösse , folglich von verschiedenem Werthe, gegossen. Von diesen Ringen schneiden die Neger kleine Stückchen ab und diese, bis zum Werthe von ein paar Piaster (ä 6 kr. Konv.-Mz.) herabgehend , bilden im Handel eine Art Scheidemünze. In Kordofan selbst, namentlich in el Obeehd, kursirt egypt. Geld in allen gewöhnlichen Formen , nur ist zum grossen Nachtheile des Handels ein ausserordentlicher Mangel an kleinerMünze. Um diesem abzuhelfen, hat man einen alten, auch in Darfur üblichen Gebrauch beibehalten. Es besteht nämlich eine Scheidemünze, wenn man es so nennen kann, aus dünn geschlagenem Eisen, in der sehr unbequemen Form: ^ — ^.^^ Diese Stücke werden Haschasch (Opiumesser) ge- ^ 1 r^ nannt und haben je nach ihrer Grösse einen ver- U schiedenen Werth. Die kleinsten wiegen 1 bis 'i Loth und haben den Werth eines Para oder ^^ kr. Konv.Mz. Ein grosses Hinderniss des Handels, der bei dem Mangel an Strassen und persönlicher Sicherheit durchgehends nur Gegenstand der Karawanen seyn kann, ist der Umstand, dass dem nützlichsten Thiere Nord-Afrika's, dem Kamele, in den südlichem Ländern der Aufenthalt nicht zusagt. Dasselbe kränkelt bei geringer Anstrengung, bei hinlänglichem Futter und reichlichem Wasser, erholt sich nicht wieder und er- liegt sehr bald. Die Eingeborenen schreiben diesen Umstand einer eigenen Fliegenart zu, die sie im Allgemeinen Tapän nennen , und die mit den grossen Heerden von Elephanten, welche mit der Regenzeit aus Süden nordwärts ziehen , an- kommen soll. Man glaubt, dass diese Thiere sie in den Falten * Ein unabhängiger Häuptling beisst in Ost-Sudan durchgehends Mctk (König im Arabischen), wenn auch sein Gebiet nur 1 Quadrafmeile gross seyn sollte. 156 ihrer Haut, in ihren Oliren u. s. w. beherbergen, Rüppell in seiner Reise nach Abyssinien * erwähnt dieses Thieres , be- zweifelt aber dessen Existenz , Brück ** hingegen gibt von dieser Fliege eine Abbildung und nennt sie Tsaltsalya, Zimba oder Cynomya. Ohne in die etymologischen Ableitungen die- ser Benennungen einzugehen, ein Terrain, auf dem ich , offen- herzig gestanden , mich nicht zu Hanse fühle , muss ich be- kennen , dass ich selbst von dieser Fliege, die vorzüglich und nach Einigen sogar ausschiesslich den Kamelen nachsetzen und ganze Heerden derselben durch ihren Biss oder Stich ver- nichten soll , sehr viel erzählen hörte , nie aber eine solche auf der That ertappte, obwohl ich mich erinnere, das von Bruce abgebildete Thier gesehen zu haben , welches aber nicht besonders feindlich gegen unsere Kamele gestimmt schien. Ob daher an der Sache etwas Wahres ist, kann ich nicht entscheiden , nur das weiss ich aus eigener Erfahrung, dass die Kamele südlich des 13. und 12. Breitengrades sehr leiden, und sehr leicht, ohne dass man die Ursache kennt, zu Grunde gehen. Vielleicht sagt diesem Thiere, welches an die trockenen Klimate der Wüsten und Savannenebenen gewohnt ist, auch ein mehr südeuropäisches Klima, z.B. das von Persien, recht gut verträgt, die Feuchtigkeit der tropischen Regenzeit, verbunden mit grosser Hitze durch Tag und Nacht, welche jedoch kaum 38" bis 40<* Reaum. im Schatten je übersteigen dürfte , nicht zu. Vielleicht ist die Eigenthümlichkeit des Fut- ters in jenen mehr gebirgigen Ländern, vielleicht die des Was- sers, daran Schuld. Auf jeden Fall ist die Ausmittlung dieser Erscheinung und ihrer Ursachen von grossem Interesse, selbst für die Entwicklung der Kultur in jenen Ländern. Gegenwär- tig können KaraAvanen nur in der trockenen Jahreszeit süd- lich von Kordofan vordringen, denn wie sie in die Regenzeit gelangen , wagen sie den Verlust ihrer sämmtlichen Kamele. Auch die arabischen Pferde leiden in jenen Ländern, wie wir später sehen werden, der Esel aber hält aus und das heisse, feuchte Tropenklima scheint ihm gar JNichts anzuhaben. Sollte * I, S. 314. ''* Deutsche Überüctzung von Vojlkmann, Leipzig 1191. V. Tafel 39—40; Fig. 1. 157 daher es nicht möglich seyn, das Kamel zum Karawanenhandel nach Siiden zu henützen, so kann man sich der Esel bedienen, die zwar weniger leisten als das Kamel, doch aber, besonders bei ilirer dort ausgezeichneten Grösse und Scliönheit, zum Lasttragen besser zu handhaben sejn dürften als ein Ochse. Besonders wichtig ist el Obeehd als Hauptstation für jeden Naturforscher , der in jenen Ländern arbeiten will , und als solche am meisten geeignet, von dort aus Exkursionen nach Darfur, Teggele, zu den Nubas , Bagära n. s, w. zu machen. In el Obeehd, welches durch egyptische Truppen besezt ist, herrscht für den Europäer vollkommene Sicherheit nnd er hat für sich durchaus nichts zu fürchten, so lange er sich klug und zur rechten Zeit muthig benimmt. Die Um- gebung von el Obeehd bietet eine Fülle von Pflanzen und In- sekten dar , worunter sich sehr viel Neues , bisher noch nicht Bekaimtes befindet, und in Betreff der Einsammlung von Vier- füssern , Vögeln und Amphibien aus allen Theilen des Landes und aus den Nachbarländern ist es in el Obeehd so leicht als in Chardum, geeignete Leute als Jäger zu finden, die man mit Schiessbedarf ausrüsten nnd hinaus senden kann. Ich werde später auf diesen für alle Reisende in jenen Ländern wichtigen Punkt wieder zurückkommen und will hier nur noch bemerken, dass el Obeehd als Hauptstation für einen Naturforscher schon desshalb Chardum vorzuziehen ist, weil man an ersterem Orte im Herzen des Terrains sich befindet, auf welchem man, was das Land auf der Westseite des Bacher el Abiad betrifft, mit Hoffnung auf besten Erfolg veirken kann. Hr. Pallme verfällt In seiner Reisebeschreibung S. 153 in einen sehr grossen Irr- thum , wenn er glaubt , dass Hr. Kotschy wegen Kürze des Aufenthaltes das Land nicht kennen lernte. Es handelt sich nicht gerade darum, wie lange man sieht, sondern wie man sieht und zu sehen befähigt ist. Kotschy war dreimal in Kor- dofan, hat das Land in allen Richtungen durchreist und kennt dasselbe in naturhistorischer Beziehung entschieden besser als Hr. Pallme. Dass Hr. Dr. Rüppell und Hr. Kotschy keine bedeutenden Sammlungen aus Kordofan gebracht haben, wie Hr. Pallme S. 140 sagt, ist eine Unwahrheit, und wenn sich derselbe die Mühe geben will, die reiche zoologische 158 Sammlung in Frankfurt und die durcii ümfano; und Inhalt aus^ezeiclinete botanisclie und entomologische Ausbeute, die Hr. Kotschy an das kaiserliche Kabinet in Wien aus Kor- dofan einsandte , näher zu besehen , so würde er sich eines Bessern belehrt fühlen. S) Reise von el 01»eelid in das I^and der UTiitoa-Bfeg-er, oacii Sclieibun und au das 4webirg-e Tira« Am 30. April (1837) um 5 Uhr Morgens verllessen Avir el Obeehd und ritten nach Melpess, wo unsere Truppen unter dem Kommando des Bimbaschi SoLiMAN-Aga, seiner Intelli- genz nach ein gemeiner 5 roher türkischer Soldat, sich ge- lagert hatten. Wir stiegen in der Seriba des Vigoureux ab, und kaum angekommen, schickte mir.SoLiMAN-Aga eine Ordon- nanz, um mir die Abreise auf 3 Uhr Nachmittags anzukünden. Wohl wissend, dass es nöthig sey, diesen Ton gleich von Vorn herein umzustimmen, und indem bereits zwei Drittel mei- ner Kameltreiber, da man ihnen keine Lebensmittel gegeben hatte , desertirt waren , auch gerade nicht in der besten Stimmung, schickte ich die Ordonnanz mit dem Auftrage zu- rück, dem Bimbaschi zu sagen, dass nicht ich der Truppen wegen , sondern diese und er selbst meinetwegen hier wären, dass er von mir den Befehl zur Abreise zu erwarten, vor Allem aber die abgängige Zahl meiner Kameltreiber wieder zu ergänzen habe. Nicht lange darnach erschien Soliman mit seinen Offizieren in meinem Zelte. Ich wiederholte ihm das der Ordonnanz Aufgetragene und äusserte mich ernst über die schlechten Vorkehrungen des kommandirenden Bey, durch dessen Nachlässigkeit in den Verpflegungsanstalten meine Kameltreiber entflohen waren , durch die es kam, dass unsere Mograbi (irreguläre Kavallerie) nur auf 6 Tage mit Proviant verschen, folglich für die ganze übrige Zeit auf Raub hinge- wiesen waren, und endlich sagte ich ihm geradezu , dass ich mir von Soldaten eine ganz andere Idee mache, als ich hier verwirklicht sehe. Bei uns Christen sey es Sitte, wenn der Herr befohlen hat vorwärts zu gehen, es zu thun und führe auch der Weg in den Tod und Klagen über böse Fliegen und schlimmes Wetter , Furcht nicht ans Ziel zu gelangen u. s. w. 159 halten wir für Männer und zwmal für Soldaten j^anz nn- uürdi^*. Diese Worte verfehlten ihren Zweck nicht, der ßimbaschi sah mich mit grossen Augen an und das erste, was er ungescänmt that, war, dass er meine Kameltreiberschaar durch Rekrutirung in Melpess ergänzte , ganz nach dem Vor- bilde seines Gebieters in el Obeehd. Unsere Truppen bestanden in 300 Mann Infanterie , ausser den türkischen und arabischen Offizieren und Unteroffizieren, Jauter Neger und aus ISOMograbinern oderMograbi, irreguläre Kavallerie im Dienste des Vizekönigs, lauter Araber aus dem nördlichsten Afrika, besonders aus Tripolis und Marokko **. Wir selbst mit unsern Bedienten und Kameltreibern, so wie die Schechs, welche uns begleiteten, mit ihren Leuten, zählten zusammen über 50 Mann , so dass wir eine Schaar von mehr als 500 Mann bildeten, die, fast Alle mit Feuer- gewehren bewaffnet, stark genug gewesen wäre, sich mit ein paar tausend Negern zu schlagen , wenn unsere Soldaten nur einigen moralischen Werth gehabt hätten. Die Infanterie besass 150 Kamele, so dass die halbe Mannschaft abwech- selnd einen Tag um den andern reiten konnte, eben so viele Kamele mochten wir mit den Offizieren und den Schechs zum Transporte des Gepäckes und der Wasserschläuche besitzen, und zu diesen 300 Kamelen kamen noch die , welche den Mu- nitionsvorrath trugen , der, wie gewöhnlich bei diesen Zügen, sehr reichlich vorhanden war. Die Mograbi ritten ihre eige- nen, kleinen Pferde, die der Offiziere, von besserer arabischer Rasse, waren ansehnlicher. Wir ritten auf Hegins, Kamele mit in die Länge gezogenen Höckern, oft auch mit zwei niede- ren Höckern und zum Bassgehen abgerichtet. Eine der bedeutendsten Personen in unserer Karawane w ar Schech Omar aus el Obeehd , gewöhnlich Schech el Kibir, „der grosse Häuptling" genannt. Er ist ein Schwarzer aus * Man hielt uns selbst für Soldaten und ich fand es zweckmässig, diesen Glauben aufrecht zu erhalten. "^^ Eine zweite Art irregulärer Kavallerie, welche in Ost-Sudan eine grosse Rolle spielte, bilden die Scheykie, ein nubisches Volk ara- bischen Stammes, welches wir unter den Truppen auf meiner zweiten Reise werden kennen lernen. 160 einem der im Lande wohnenden arabischen Stämme und die egypt. Regierung hat ihn, angesehen durch seinen Reichthuni lind durch seinen Einfiuss , zum Mitteiorgane zwischen ihr und all den an Kordofan gränzenden Negervöikern gewählt. Durch ihn werden die Tribute eingesammelt und abgeliefert, Verträge geschlossen und alle Unterhandlungen eingeleitet. Er begleitet die Truppen der egypt. Regierung auf allen ihren Raubzügen und Sklavenjagden und leistet durch die voll- kommene Kenntniss aller Landessprachen die wesentlichsten Dienste. Omar, ein noch junger und in seinen Manieren an- genehmer Mann, der an Intelligenz hoch über seine türki- schen Gebieter emporragte, kam mit unserem Hapir*, dem alten Mahmud, zu mir und rieth mir, am nächsten Tage in den frühesten Morgenstunden aufzubrechen, und da ich kurz dar- auf SoLiMAN seinen Besuch in seinem Lager erwiederte, so beschlossen wir, die Reise bald nach Mitternacht anzutreten. In Melpess richten die Termiten greuliche Verwüstungen an. In F5ezug ihrer kunstreichen Baue glaubte ich zwei Arten zu unterscheiden **. Die eine baut aus Erde und Sand pira- iiiidenartige Haufen bis zu 10 Fuss Höhe und darüber. Die Masse ist so compakt, dass man sie mit dem Hammer zer- schlagen muss, und das ganze Gebäude so fest, dass man es, ohne Gefahr einzubrechen , besteigen kann. Diese Pyramiden sind von unzählbaren Gängen, Kanäle von einigen Linien in der Weite, in allen Richtungen durchfahren, welche dort, wo sie sich in besonders grosser Anzahl kreuzen , auch grös- sere Höhlungen bilden. Gewöhnlich liegt einem solchen Baue ein alter Baumstock zu Grunde, der dem interessanten Thiere als erster Anhaltspunkt seines Riesenbaues gedient zu haben scheint. Oft bemerkte ich, dass solche Baue, aus denen die Termiten abgezogen waren, von wilden Thieren zu ihrem Auf- enthaltsorte gewählt wurden. Besonders finden sich diese Ge- bäude auf dürrem, sandigem Boden. Die zweite Art, etwas '' Hapir: Fiilircr. >",:* Wahrsclieinlich Termes bcllicosus und Termes destructor. In Beziehung der erstem Art muss ich jedoch bemerken , dass ich nie welche sah, welche grösser als gewöhnliche Ameisen von mittlerer Grösse gewesen waren. In Bezug näherer Bestimmung verweise ich aut dun nuturhistorischen Anhang. 161 kleiner als die vorige, scheint stets jenen Gegenstand zu ihrem Aufenthaltsorte zu wählen, dessen Zerstörung sie sich zur Aufgabe macht, und ist diese beendet, ihn wieder zu ver- lassen. Diese Art lebt in der Erde und auf Bäumen und oft in so erstaunlicher Menge, dass man keine von dieser Plao-e freie Stelle für ein Zelt finden kann. Wie die erstere liebt sie das Dunkel und scheint nur im Dunkeln zu wirken , daher überzieht sie alle Gegenstände, Holz, Leder u. s. w., die sie anfällt, vor dem Beginne der Zerstörung, mit einer Kruste von Erde und Sand, und geschüzt durch diese, beginnt sie den lasch verlaufenden Zernagungsakt. Ein Buch , eine Matte, ein paar Stiefel sind in einer Nacht zerstört. Bei jedem Kör- per , der flach auf der Erde liegt, beginnen sie die Zerstörung an der untern Seite, welche die Erde berührt, bei stehenden Körpern , Pfählen z. B., bald oben , bald unten. So fand ich einige Mal meinen Barometer am Morgen mit einer solchen Termitenmütze bedeckt. Da das Gefäss ganz von Messing war, so litt es in so kurzer Zeit nicht und ich brauchte daher die Haube nur wieder abzunehmen und die Gäste zu verjagen. Im Zelte durfte Nichts auf die Erde gelegt, sondern alle Gegen- stände mussten aufgehangen werden. So oft wir lagerten, wurde ein Gerüste von Stangen und Pfählen erbaut und dar- auf kamen unsere Koffer und Kisten zu liegen. Diese Gerüste, die Zeltwände, die Zeltspannschuüre u. s. w. wurden täglich durch unsere Schwarzen von der Kruste gereinigt , mit der die Termiten sie zu überziehen begannen, den Thieren wurde folglich nie Ruhe gelassen, ihr Werk fortzusetzen, die groben Strohmatten, welche den Fussboden im Zelte bedecken, wur- den des Tages einige Mal gewendet und für die Nacht mit Wasser besprizt, und so gelang es uns , alle unsere Effekten, Pflanzen, Thierbälge u. s. w. während der ganzen Reise vor Zerstörung zu bewahren *. — Kotschy schoss in den Gärten von Melpess mehrere schöne kleine Vögel, die an Form und * Die Thierbälge schiizt iiberdiess die Arsenikselfe, mit der sie präparirt werden. Die Insekten, welche in Baumwolle gelegt oder in eigenen Kiistchen auf Korktafeln gespiesst wurden, so auch die Pflanzen- päcke in eigene, an allen Fugen mit Arsenikseife bestrichene, Kisten verschlossen , bewahrten wir mit Erfolg durch vielen zugelegten Kampfer. Kusse§ger, Rei&en. U. Bd. 2.Thl. Jl 162 Farbe ganz dem gewöhnlichen Kanarienvogel gleichen, jedoch pechschwarze Flügel haben. Am 1. Mai um 2 Uhr Morgens wurde zum Aufl)rnche getrommelt. Der Marsch , den unsere Tambours mit Trommel und Pfeifen zum Besten gaben, war gerade nicht das Schönste dieser Art und erinnerte einigermassen an die Mnsik , welche dem brummenden Petze vorgespielt wird , um ihn mobil zu machen. Noch ärger aber war das Treiben beim Abmärsche selbst. Da war kein Begriff von Disciplin und militärischer Ordnung zu bemerken, hingegen von Seite der INegersoldaten eine Insubordination, die mich vermuthen Hess, dassdiehand- voll arabischer und türkischer Offiziere sich vor selben fürch- tet. Voraus ritt Soliman mit Omar und Mahmud und hinter ihm die ganze Schaar im dichten Gedränge , Reiter und Fuss- gänger untereinander, Jeder fand Stoffe zu schreien und die Verwirrung in stockfinsterer Nacht war gränzenlos. Achmed- Kaptan, ohnehin kein fester Reiter, kam mitten ins Gedränge, und der Lehren des Islams vergessend, ergoss sich sein Herz in Verwünschungen des Propheten, zum Glück in einer Spra- che, die nur wir verstanden. Ich hatte im Gewühle den Ba- rometer vergessen und Mortsch musste daher wieder zurück. Den schönsten Anblick gewährte der Munitionstransport. Derselbe zog seitwärts, von der Karawane getrennt und eine Eskorte verhinderte die Annäherung jedes Unberufenen, be- sonders Jener, die rauchten. Während dem dieser Befehl mit Strenge geltend gemacht wurde, sass der den Zug komman- dirende Offizier hoch zu Kamel zwischen zwei Pulverkisten und klopfte auf selben ganz ruhig die Asche seiner glimmen- den Pfeife aus. Was wäre doch mit unserer Armee geschehen, wenn uns in einem solchen Momente eine Schaar feindlicher Neger angegriffen hätte ? Gegen Tagesanbruch , nachdem sich Jeder satt gelärmt oder im Gedränge einige Beulen erworben hatte, löste sich der kriegerische Knäuel auf, die Karawane zerstreute sich und bildete Mann für Mann einen fast eine Stunde langen Zug. Als wir 4 Stunden gerade in Süd gezogen waren , er- reichten wir ein kleines Dorf, Namens Timmid , und 2 Stunden später gelangten wir in gleicher Richtung zu dem grossen 16:j Dorfe Kasgel , welches zwischen Mimosen an dem Ufer eines gegenwärtig trockenen ßachbettes liegt. Das Land ringsum ist ebener Weideboden mit zerstrenten ßaumgruppen. Gegen Ost und Nordost in einer Entfernung von ungefähr 4 bis 6 Stunden lagen uns die schönen Kuppen des Dschebel Deier, des Abu-Gher und des Dschebel Kordofan , gegen West ver- lor sich die Ebene am Horizonte. Wir mussten bei Kasgel lange um ein Plätzchen suchen, wo es möglich war sich zu lagern; denn der sandige Boden war voller Sandläuse, die, wo wir uns niederliessen, über uns herfielen und empfindlich bissen. Nachdem wir einige Zeit ausgeruht hatten, gingen wir der Jagd nach. Die Gegend ist reich an schönen Vögeln , unter denen wir mehrere Exem- plare von Papageyen (Psittacus Meyeri Rüpp. und eine die- sem ähnliche, aber ganz graue Art) theils sahen, theils auch erlegten und das erste Exemplar von Schech Sersur *, Häupt- ling der Sperlinge, wie ihn die Eingeborenen nennen, schös- sen. Derselbe hat die Grösse einergewöhnlichen Hausschwalbe, schwarz, nur der Hals von unten und die Brust schmutzig- gelb , mit drei sehr lange hervorragenden Schwanzfedern. Um Mittag erhob sich starker Wind aus Süd und Süd- west , der Himmel bedeckte sich mit zerstreutem Gewölke. Wir brachen jedoch um 4 Uhr Abends auf und zogen weiter in SSW. über ebenes, waldiges Savannenland. Das Terrain erlaubte unsern Reitern , ihre gewöhnlichen Kunststücke zu zeigen und uns sie näher zu betrachten. DieMograbi, welche uns begleiteten , gelbbraune , hagere Figuren vom reinsten arabischen Typus, trugen keine andere Kleidung als ein grosses, weisses Tuch, das sie als Mantel in mannigfachen Formen um sich werfen , kurze, nur bis an die Knie reichende Hosen, und auf dem Kopfe dieTakia, ein kleines weisses Käppchen. Eine Muskete, bald mit, bald ohne Bajonnet, meist jedoch in einem erbärmlichen Zustande, war eines Jeden * Emberiza paradisea Lath. ? nach Hedenborg. Eine zweite Art des Schech Sersur ist ganz weiss; nach Hedenborg vidua serena Lath. Man sehe den naturhist. Anhang. Erstere Art scheint mir auch eine Fringilla zu seyn und ist wenigstens sehr verwandt mit Vidua regia, Fringilla regia. Vieillot. 11 * 164 einzige Waffe und nur bei den Offizieren sali ich Pistolen. An der Seite hängt eine kleine Patrontasche. Im Ganzen sind auch die Anführer der Mograbi in dieser Art gekleidet, nur weniger zerrissen und den Kopf mit dem gewöhnliclien rothen Fess bedeckt. Sie sind durchgehends zwar keine schö- nen und die Pferde verständig behandelnden , aber mit Aus- naiime des Trottes feste Reiter. Lezteres Tempo kennen Meder sie, noch ibre Pferde, die nur Schritt oder Galopp zu gehen gewohnt sind , übrigens aber bedeutend mehr aushalten, als sie ihrer Gestalt nach versprechen. Sattel und Riemen- zeug ist im zerlumptesten Zustande und der ganze Reiter ein Bild bitterer Armuth. Die Regierung bestimmt zwar für jeden Mograbi, wenn mir anders die Wahrheit gesagt wurde, im Falle seiner Dienstleistung, einen Lohn von ungefähr 2 Pia- ster (12 kr. Konv.-Mz.) des Tages, welchen der Führer der Truppe , der Schech , zu zahlen hat , da jedoch ersterer dafür nicht nur sein Pferd, wenn es zu Grunde geht, selbst kaufen, sich und dasselbe selbst erhalten , oft ein bis zwei Jahre auf seinen Sold warten muss und zulezt diesen nicht in Geld, son- dern in schlechten Sklaven erhält, bei deren Verkäufer wie- der verliert, so wird das Elend dieser Truppe sehr begreiflich. — Um die Zeit des Sonnenuntergangs bedeckte sich der Himmel ganz mit dichten Gewitterwolken, und um 7 Uhr, nach- dem wir 3 Stunden geritten und mehreren kleinen Karawanen von Sklavenhändlern begegnet waren , war es, die momen- tane Helle der Blitze abgerechnet, so finster, dass wir nicht mehr vorwärts konnten. Wir mussten lagern , wo wir stan- den. Der räuberischen Bagära und der wilden Thiere wegen, beide in solchen Nächten besonders thätig, nahmen wir unsern Munitionsvorrath und alle Reit- und Lastthiere in unsere Mitte, und kaum war es uns gelungen, im Sturme, der die Ebene fegte, ein paar Lagerfeuer anzuzünden, so brach auch das Gewitter aus Ost mit einer solchen Gewalt los, wie ich nicht bald erlebte. Blitz folgte auf Blitz mit betäubendem Donner. Das Feuer der Blitze , die mehrere Bäume in unserer Nähe zertrümmerten, schien sich auf dem Boden hinzuwälzen und war so blendend , dass sich die Augen unwillkürlich schlies- sen mussten. Der Regen floss in Strömen, dazu das sinnlose 165 Geschrei unserer Soldaten , die ihre scheu g;ewordenen Ka- mele kaum zu h<ändi^en vermochten, die Ncähe wilder Thiere, die wir jaus der Unruhe der Pferde mehr erriethen , als des Donners wegen hören konnten und vor Allem die Kisten mit Schiesspniver in unserer Mitte, zwischen Lagerfeuern, deren Brände der Sturm herumtrieb, bis sie im Regen zu erlöschen drohten, diese Umstände machten einerseits unsere Lage sehr unangenehm, andererseits gaben sie uns, die wir bis auf die Haut nass waren , ein sehr grossartiges , unvergessliches Bild einer tropischen Gewitter nacht. Am 2. Mai. Der Morgen war kühl, die Elemente hat- ten ausgetobt und die Natur war wieder ruhig geworden. Wir ritten 3 Stunden lang in Süd durch dichten, duftenden Mimo- senwald auf ganz schmalen Pfaden , die von vorne herein durch Elephanten bereitet, späterhin von den Menschen fort- benüzt werden. Die Stachel der Mimosen und die Dornen der zahllosen Schlingpflanzen erschwerten den Durchzug im Walde sehr und es gab ein beständiges Hängenbleiben , Zer- reissen der Kleider , Zerkratzen des Gesichtes. An einer tie- fen , eingesenkten Stelle der weiten Wald - und Weide-Ebene, die uns umgab , geradehin Birke, »See", genannt , hielten wir an und lagerten uns unter prachtvoll dichtbelaubten , grossen und uns unbekannten Bäumen *. In Ost, in mehrstündiger Entfernung, sahen wir die schönen, scharfen Spitzen desDeier. Nach und während der Regenzeit ist diese ganze Einsenkung ein See von mehreren Meilen im Umfange , der auch in der trockenen Jahreszeit selten ganz verschwindet, sondern sich nur in engere Gränzen zurückzieht. Auf jeden Fall findet man hier immer Wasser und zwar in der Tiefe von wenigen Fuss, und da ausserdem Wald und Blosse die reichste Weide dar- bieten, so haben die zwischen Kordofan und den Nubabergen * Bei einem Durchmesser von 2 Fuss, 3 Fuss ober der Erde ge- messen, hatten diese Bäume eine Höhe von 40 Fuss. Der Bau der Aste nicht unähnlich dem an der Adansonie ; das Laub , wie das des Lorbeers, doch viel e;rösser. Wahrscheinlich eine der vielen und kolossa- len Ficusarten , die in diesen Breiten beginnen. Andere Bäume trugen Früchte, an Form und Farbe gleich Zitronen. M. s. d. naturb. Anh. 106 nomadisirenden Bagära die Umgebung von Birke zu ihrer Hauptniederlassung gewählt *. Das Wasser aus den Brunnen in der Nähe unseres Lager- platzes hatte eine schwärzlichbraune Moorfarbe, war aber klar und nicht sehr unangenehm zu trinken. Zur Auffangung des Regenwassers und auch um an den Brunnen ihre Thiere zu tränken, bilden sich die Bagära eigene Bassins von 2—3 Klafter Durchmesser, die sie durch Lehm wasserhaltig machen und mit einem Lehmdamme umgeben. Die Zelte der Bagära in dem dichten , stellenweise durch Schlingpflanzen undurch- dringlichen Mimosenwalde zu finden, erfordert sehr genaue Lokalkenntniss und den Orientirungssinn dieser Naturkinder. Wir brauchten jedoch nicht lange zu warten, so kamen deren mehrere uns zu besuchen , die uns später selbst den Weg zu ihren Wohnungen wiesen. Die Bagära haben eine schwarzbraune Hautfarbe, der dunkler Cigarren ähnlich , vollkommen arabischen Habitus, der nicht sehr häufig durch Vermischung Übergänge zu dem der ethiopischen Rasse , noch seltener zu denen der eigent- lichen Negervölker wahrnehmen lässt. Die Bagära sind , wie die Kababisch, Hassanie u. s. w., arabischer Abkunft, seit vielen Jahrhunderten nationalisirte Fremde. Sie sprechen arabisch als Muttersprache , doch gemengt mit einer Menge Wörter der nächsten Nubasprachen, daher dem reinen Araber im Anfange schwer verständlich. Sie sind dem religiösen Namen nach Mohammedaner, wissen aber wenig vom Islam und gehen als Deisten , wie alle die verwandten Völker in Ost- Sudan, die ich kennen lernte, jeder seinen beliebigen Weg. Sie sind ein kriegerisches , gegen Feinde furchtbar grausames, bekannt treuloses und von den Negern äusserst gefürchtetes Volk. Hingegen sind sie muthig, sehr enthaltsam , ein keu- scher, kräftiger Stamm. Sorgfältige Enthaltsamkeit von gei- stigen Getränken hörte ich allgemein von selben rühmen. Meiner Erfahrung nach steht der Bagära in intellektuellen Anlagen höher als der Neger, ist aber gemüthlich bedeutend wilder. Er ist rein Nomade und im Besitze von Kamelen und * Rhamadan, gegen wärtity im Hause des Hrn. Grafen August v. Breuner zu Wien, ist ehi Bagära aus diesem Bezirke. 167 Pferden ist die weite Savannenebene , der dichte Wald sein Vaterland in demselben Massstabe, wie die Wüste das des Be- duinen. Wo der Bagära in den Ebenen wandert, zieht sich der Negier auf die Gebirg-e zurück, wohin ihm ersterer mit seinen Kamelen und Pferden nicht folgen kann. Die Waffen der Bagära sind durchg^ehends Wurflanzen (Harpe)und grosse Lanzen, zur Vertheidigung; von Mann gegen Mann. Einige haben sich auch Feuergewehre, alte Musketen zu verschaffen gewusst und kennen den Gebrauch derselben. Der Wurflanzen bedienen sie sich mit einer Bev(?uuderung erregenden Sicher- heit und Kraft bis auf eine Entfernung von 24 bis 30 Schritte und selbst noch darüber. Der Name „Bagära" bezeichnet eigentlich Hirte, Hirtenvolk im Allgemeinen, sie selbst theilen sich wie die Beduinen in Stämme und benennen diese nach dem Häuptling. Die bei Birke Hausenden zahlen an die egypt. Regierung in Kordofan Tribut in Produkten ihrer Viehzucht, aber mehr, wie ich glaube, aus gutem Willen , um Ruhe in jenem schönen Weidelande zu haben , als nothgedrungen ; denn die Truppen , die ich sah, sind nicht geeignet, jene No- maden , die allein alle Wasserplätze , alle Weglabyrinthe in jenen Wäldern kennen und die weiten Ebenen unter einer glühenden Sonne ihre Heimath nennen, zu verfolgen oder zu bestrafen , wenn sie in fernere Gegenden entfliehen wollten. Die Bagära sind schön und schlank gebaut, keine beson- ders kräftigen , sondern mehr zarte Formen. Ihre Gesichts- züge haben nichts Negerartiges, sondern sind regelmässig und scharf gezeichnet, ihre Bewegungen frei, gewandt und nicht ohne Anstand. In el Obeehd sah ich einen Bagära- Häuptling zu MEHEMED-Bey auf Besuch kommen , eine hohe Gestalt, er trat mit einer Lanze in der Hand ein und stellte sich vor den Gouverneur mit den Worten : „Friede sey mit Dir" — worauf er sich, ohne die Einladung abzuwaiten, auf den Diwan sezte und seine Anliegenheit klar und sicher im guten Arabisch vortrug. Im Rufe besonderer Schönheit steht das weibliche Geschlecht der Bagära. Während wir bei Birke lagerten , fanden sich eine junge Frau und ihre Schwester, ein Mädchen von 1.5 bis 16 Jahren ein und Beide rechtfertigten durch ihren ausgezeichnet schönen Körperbau vorerwähnte 168 Behauptung. Sie versahen uns mit Milch und Wasser, kamen zwar ohne Scheu ins Zelt, benahmen sich aber sehr anständig und züchtig-. Bis auf die niedlichen Rahads um die Hiifte gingen beide nackt. Brust, Arme und Bauch war mit kleinen Schnitten in krummen, wellenförmigen Linien tättowirt. Die Haare in unendlich viele kleine Zöpfchen geflochten und reich- lich gesalbt, hingen bis auf Schultern und waren mit vielem Geschmacke mit Schnüren bunter Glas- und Bernsteinperlen durchflochten. Ohren und Nase waren durchstochen, in lezte- rer trug Jede einen, in erstem mehrere Ringe von Glasperlen auf feinen Draht gereiht, Schnüre derselben umgaben Hals und Brust. Was das übrigens schöne Gesicht des Mädchens besonders interessant machte, war die Narbe eines gewaltigen Säbelhiebes, den sie als Kind in einem Gefechte ihres Stam- mes mit einem feindlichen erhielt. Die Männer gingen eben- falls bis auf die bedeckten Schamtheile theils nackt , theils trugen sie Hemden aus Baumwollenzeug, theils ein blosses Tuch in Faltenwurf um sich geschlungen. Die Köpfe unge- schoren und unbedeckt. Bei den Bagära in Birke und von da weiter südlich geht im Handel kein Geld mehr, sie kennen dasselbe nicht und man beschränkt sich nur auf Tausch. Die besten Artikel hiezu sind Leinen- und Baumwollenzeuge, Salz, Zwiebel, Tabak, Schwefelkerzchen , Eisenwerkzeuge, besondes Äxte, Putzsachen, als: kleine Spiegel, Glas- und ßernsteinperlen in Schnüren, Parfümerien , nämlich Szimbel und Malebb u. s. w. Wir kauften für Baumwollenzeuge Waffen und vortreflfliche Stricke , theils aus Leder geflochten (Zelibat genannt), theils aus Baumbast. Die Heerden der Ba- gära, besonders aber ihr Hornvieh , sind ausnehmend schön. Lezteres ist von der Rasse , die sich auch in Sennaar findet, die gi'össte, die ich kenne, ausgezeichnet durch einen beträcht- lichen Höcker von Fleisch- und Fettsubstanz auf dem Rücken. Wenn die Regensee'n bei Birke sich gefüllt haben , soll Uber- fluss an Fischen seyn und die mannigfaltigsten Wasservögel in ausserordentlicher Menge sich einfinden *. Hier erst sehen * über diese Fische, ihr Verschwinden mit dem Wasser und ihr Wiederkommen herrschen seltsame Ansichten. Die Eingeborenen glau- ben , sie ziehen sich in die Erde zurück , halten dort so zu sagen einen 1G9 wir die ersten Ibisse, den wahren Ibis religiosa, bekamen aber noch keinen zum Schusse. Die Bäume um unser Lap;er waren umschlungen von Schlingpfianzen mit herrh'chen Blu- men , denen des Geissblattes ähnlich , und auf den Festous wiegten sich Papageyen, niedliche Nektarinien und Sui- Mangas (Cinnyris), in ihrem unbeschreiblich schönen, Metall- glänzenden Gefieder. Hier schössen wir die ersten Exemplare des in Central- Afrika so sehr verbreiteten Abu Doko * mit seinem phantastisch geformten Schnabel ; sehr schöne perl- graue Falken; Wiedehopfe, den europäischen nicht unähnlich, aber in schöneren Kleidern ; einen schwarzen , im Baue einer Amsel gleichen , Vogel mit hochrother Brust u. s. w. Grosse stahlblaue, metallschimmernde, bis 2 Zoll lange, dickleibige Fliegen mit sehr scharfen Fresswerkzeugen summten um un- sere Köpfe und im Scheine der Lagerfeuer wurden wir von grossen Taranteln geplagt, aber zum Glücke nicht gebissen. Die Eingebornen schienen dieses wirklich ekelhafte Thier weit mehr zu fürchten , als die Scorpionen, und ich konnte mich selbst nie eines gewissen Grauens beim Anblicke desselben erwehren. — Am Nachmittage hatte sich ein starker Nord- wind erhoben, der die Luft mit dichtem Staube erfüllte und der noch am dritten Mai Morgens wie Nebel uns umgab. Indem wir heute einen starken, forcirten Marsch in dem dichten und Winterschlaf während der trockenen Jahreszeit , und kommen , wenn die Bassins sich füllen, wieder hervor. Hr. Pallme schoss eine Ente, fand in ihr eine Menge Fischeier, und glaubt daher, dass die Wasservögel jährlich die Eier vom Bacher el Abiad herbeibringen u. s. w. Woher kommen aber dann die grossen Fische? Ich möchte lieber bedingniss- weise der Meinung der Eingeborenen beipflichten und glauben, dass die Austrocknung des Schlamms nur bis in eine gewisse Tiefe reicht, dass in grösserer Tiefe sich der Schlamm in ganz weichem , flüssigem Zu- stande erhält , vielleicht auch unterirdische Wasserreservoirs bestehen, und dass dahin, wenn das Wasser an der Oberfläche verdunstet und ein Theil versiegt, sich die Fische zurückziehen. Man findet auch wirklich manchmal Fische in den tiefen Spalten des Schlammbodens, welche sich in der trockenen Jahrszeit bilden. * Eine Art Buceros, Nashornvogel. Buceros- Arten sah ich bei Birke zwei, die eine mit schwarzem, gesägtem, die andere mit glattem, rothem Schnabel. Jeder ia der Grösse einer kleinen Taube. 170 wasserlosen Walde zwischen Birke und dem Gebirge Kadero vor uns hatten, so brachen wir frühe auf. Die Unordnung- in unserer Soldatenkarawane wie gewöhnlich; als das Zeichen nämlich mit der Trommel zum Aufbruche gegeben war, trat Jeder den Marsch nach Belieben an. Wir ritten 2 Stunden in SSW. durch dichten Mimosenwald, in welchem wir der Dornen und Stacheln wegen, die uns jedenAugenblick an den Kleidern festhielten , nur schwer vorwärts kamen. Das Ter- rain ist von unzähligen und tiefen Regengräben durchzogen und in der Regenzeit daher späterhin ganz unpassirbar. — Der Wald wurde immer dichter, ein förmliches Chaos von Bäumen, grösstentheils Mimosen und Schlingpflanzen; aber alles dürre und dürstend. Die Erstlinge der Regenzeit schie- nen daher hier noch nicht ihre Gewalt ausgeübt zu haben. Ohne verlässlichen Führer wäre es nur ein seltener Zufall, die wahre Richtung einer Route in einem solchen Walde beizube- halten , wo sich die Pfade der wilden Thiere in allen mögli- chen Richtungen kreuzen und es häufig nöthig ist, einen Baum oder einen der kolossalen Termitenhaufen, die hier in Menge sich finden, zu besteigen , um eine nur etwas freiere Aussicht zu gewinnen. Nachdem wir etwas geruht hatten , was uns des steten Kampfes mit den Dornen und Stacheln der Schling- pflanzen wegen sehr nöthig war, ritten wir wieder 4 Stunden in Süd. Von hier an gewannen die Waldpartien ein fast zau- berhaftes Ansehen. Alle Mimosen um uns her gehörten den Gummi-tragenden Arten an, hatten aber sonderbarer Weise ihre in der Jugend grüne Rinde abgeworfen und dafür eine sehr feine, von hochrother Farbe angenommen. Man sah an vielen dieser Bäume keinen einzigen gesunden Ast, doch war die Safthaut frisch und grün, und gerade diese Stämme waren es, die das meiste, reinste, weisseste Gummi , in grossen Knollen in den Winkeln der Äste , trugen. Ein solcher Wald voll dürrer, blattloser, hochrother Bäume ist ein eigenthüm- licher Anblick , und ich halte diesen Zustand sammt dem der enormen Gummiproduktion, für einen krankhaften, wenigstens doch für einen leidenden in Folge der Trockene und Hitze während der regenlosen Jahreszeit. Einige Hasen, ähnlich unsern europäischen- nur kleiner und mit grösseren Ohren 171 begabt, waren die einzigen lebenden Wesen, denen wir in diesem trostlosen Walde begegneten. Bald darauf trafen wir die ersten Stämme von Amyris papyrifera *, Weihraiichbaum, welcher Baum nach und nach häufiger wurde und stellenweise mit den Mimosen vorherr- schend den Wald bildete, den wir durchzogen. Dieser son- derbare Baum hat in seinem wenig belaubten Zustande fast das Ansehen mancher Euphorbien. Seine langen, peitschen- ähnlichen Zweige trugen nur an ihren äussersten Spitzen kleine Blätterkronen und zugleich schöne, kleine rothe Blu- men, der Form nach denen destiirkischen Hollunders, Syriiiga Vulgaris , nicht unähnlich. Bei einer grössten Dicke von 1 Fuss sah ich diese Bäume nur 18 bis 20 Fuss hoch werden. Stamm und Äste enthalten einen harzigen klebrigen Saft, der aus- schwizt und wie der Gummi an den Mimosen , nur nicht in solcher Menge, sich in den Winkeln der Aeste in Knollen sammelt und den besten Weihrauch liefert. Die Rinde dieser Bäume ist blassgelb, sehr zart, unserer feinsten Birken- rinde oder ölgetränktem Papiere nicht unähnlich, hängt häufig in grosse Stücke gerissen von den Bäumen und flattert im Winde. Nach einer kurzen Ruhe und einer Tasse KafFe rit- ten wir noch li Stunden in S. und schlugen dann mitten im Walde unser Lager auf. In der lezten Strecke fand ich den Boden nicht mehr sandig, sondern mehr lehmig und alle An- zeichen , dass sich das Terrain hier in der Regenzeit in einen förmlichen Sumpf verwandelt. Der Wald , wo wir lagerten, gehört bereits zum Gebiete des Sultans von Teggele , er wird zwar nicht bewohnt, aber häufig der Jagd und des Raubes wegen von den Negern der nahen Gebirge durchstreift. Mah- mud rieth uns daher, uns heute ja nicht von der Karawane zu entfernen und während des Marsches versicherte er, dass wir gewiss von feindlichen Negern begleitet und beobachtet wer- den. Wie sehr er Recht hatte, sollte sich gleich zeigen, ob- wohl der Wald lautlos uns umgab und selbst die Falkenaugen der Mograbi keinen Feind entdeckten. Wir Sassen kaum noch ruhig in unsern Zelten , so ver- nahmen wir in geringer Entfernung vom Lager ein gewaltiges * Man sehe die Anmerkung S. 37 dieses Theils, 172 Hülferufen und zugleich ertönte im Lager selbst das Geschrei: „Wir werden angegriffen". Die Soldaten ergriffen ihre Ge- wehre und liefen alle in den Wald , die Kameltreiber folgten ihnen mit ihren Lanzen, die Mograbi sprangen auf ihre kiei- iien Pferde und rannten in vollem Carriere »lurch Dick iirid Dünn, auf vielfach gewundenen Schlangenwegen , dem un- sichtbaren Feinde entgegen , und, zur Ehre der militärischen Kenntnisse unseres Bimbaschi, war in einem Augenblicke IViemand mehr im Lager als er und wir mit unsern Bedienten. Ich hielt leztere zurück , wir sezten schnell alle unsere Ge- wehre in Bereitschaft und beschlossen , worauf der Bimbaschi in der Eile gar nicht gedacht hatte, das Lager aufs Äusserste zu vertheidigen ; denn nicht nur alle unsere Effekten und Last- thiere, sondern uiser ganzer Munitionsvorrath war preisge- geben. — Nach einiger Zeit kamen unsere Soldaten mit einem gefangenen , nackten Neger zurück. Der ganze Vorfall war : Einer der Soldaten war mit seinem Kamele zurückgeblieben und wurde, als er noch ungefähr 300 Schritte von unserem Lager entfernt war, plötzlich von 8 Negern angegriffen, sei- ner Kleider beraubt und nackt an einen Baum gebunden. Er, selbst ein Neger, schrie fürchterlich und obwohl die Hülfe nahe war und schnell erfolgte , so gelang es doch allen Räu- bern bis auf den einen zu entwischen, welch lezter denn auch als ein junger, kräftiger Kerl vom Bimbasch zum Sklaven ge- macht wurde. Dass übrigens unser mehr erwähnter Bimbasch in demselben Massstabe, in welchem er Militär war, auch die Jura zu handhaben verstand, davon erlebten wir gerade in Folge dieses Ereignisses einen glänzenden Beweis, dessen ich auf meiner Rückreise erwähnen werde. Am 4. Mai sassen wir schon vor Tagesanbruch auf und ritten 2 Stunden in südlicher Richtung. Als wir an einer lich- tem Stelle der Waldungen ins Freie kamen, befanden wir uns auch bereits am Fusse der Gebirge von Kadero. Die Ge- birge von Kadero bilden das südwestliche Ende des Dschebel Deier , und somit mit diesem den nordwestlichsten Rand des grossen Gebirgsstockes von Teggele. Die Berge von Kadero, Koldadschi und Tabatne und in der nordöstlichen Verlänge- rung dieses Zuges der Dschebel Deier trennen Kordofan von 173 dem Lande der Nuba-Neo;er , eine natürliche Grunze darstel- lend. Gegen West und Südwest verlieren sich die ßerge von Kadern in der weiten Ebene, aus der man weiterhin nur ein- zehje Berge, Avie Inseln im Meere, emporragen sieht. Nord- seits dieser Berge, im Terrain der egypt. Herrschaft vonKor- dofan, leben die Nubas, wenn niclit als Sklaven, doch mehr gedrückt als der arabische Theil der Bevölkerung, zerstreut als Fremdlinge 5 in einigen Dörfern, z. B. am Dschebel Har- lass, am Südrande des ßachiuda, die Rolle von Kolonisten spielend. Im Süden jener Berge hingegen treten die Nuba- Neger als selbstständiges, freies Volk auf, getrennt in meh- rere Staaten, die durch ihre eigenen Meks beherrscht werden. Der grösste und bedeutendste derselben ist Teggele, wozu auch die Berge bei Kadero gehören , minder bedeutend ist Kulfan, Debri , Tungur u. s. vv. , die wir alle werden kennen lernen, und unter den vielen noch weniger bedeutenden sind manche, deren ganzes Bereich nur den Besitz eines einzigen, isolirten Berges mit ein paar tausend Bewohnern umfasst. Teggele, für sich grösser, als alle übrigen Nubastaaten zu- sammen, übt auf einen weiten Umkreis durch physische Über- macht auch ein gewisses Übergewicht aus , in demselben Ver- hältnisse Kulfan u. s. w. Die kleinen separaten Nubareiche stehen unter sich in keinem Föderativverhältnisse, sondern jeder ist isolirt, kümmert sich entweder um die übrigen gar nicht, oder steht sogar mit seinen Nachbarn auf einem be- ständigen Kriegsfusse. Auf diese politische Erscheinung und die natürliche Wildheit der Nubavölker gründet sich ihre Schwäche; denn würden sie einen Staatenbund bilden, dessen Elemente sich gegenseitig Schutz gegen äussere Feinde lei- sten, so glaube ich kaum, dass je egyptische Truppen, trotz ihrer Feuergewehre, das Land der Nuba-JNeger durchgeplündert hätten. Dieses sieht man durch den glücklichen Widerstand von Teggele bestätigt und dadurch, dass gerade der westliche Theil des Nubalandes es ist, wo die meisten solcher kleiner Kegerstaaten bestehen und wo zugleich die egyptischen Trup- pen fast jedes Jahr die Barbareien ihrer Sklavenjagden unge- straft ausüben. Viel zu dieser politischen Trennung der Nuba- völker trägt der Umstand bei, dass sie, obwohl ihres ganzen 174 äusseren Habitus nach ein Volk, doch durch Verschiedenheit der Sprache in mehrere Elemente zerfallen. Ich zähle der Sprache nach drei Hauptstämme der Nuba-Neger , als deren Repräsentanten die Bewohner von Scheibun, von Teggele und von Kulfan gelten können. Die Sprache von Scheibun wild im ganzen südwestlichen Theile des Nubalandes, von den Arabern allgemein Dschebel Nuba genannt, gesprochen und zwar vom Lande Fertit an bis an die Parallele des De- bri und Hedra. Die Kulfänsprache herrscht im ganzen nord- ivestlichen Theile von Nuba, am KulfAn, am Kadero, am Koldadschi, am Deier und an den kleineren zwischenliegen- den Bergen. Die Teggelesprache gehört den Gebirgsbewoh- nern von Teggele an, und erstreckt sich somit auf die östli- che Hälfte des Landes *. Ich hielt es, der Orientirung des * Dr. RÜPPELL gibt in seiner Reise nach Kordofan, Frankfurt 1829, S. 370 ein Wörterverzcichniss von sieben Nubasprachen , nämlich von der Spiache der Darfur-, Scheibun -, Fertit-, Dinka-, Teggele-, Schilluk- und Koldadschi-Neger. Nach meiner Ansicht gehören die Fertit-, Dinka- und Schilluk-Ncger entschieden nicht zur Rasse der Nubavölker, und Darfur selbst ist von so vielerlei Volksstämmen bewohnt, dass der Ausdruck Daifursprache zu allgemein bezeichnend seyn dürfte und überhaupt kein Grund mir vorzuliegen scheint, diese Sprache geradehin den Nuba- sprachen zuzuzählen. Es bleiben also für eigentlithe Nubasprachen, nach Dr. Rüppel's werfhvollem Verzeichnisse, die Sprachen der Schei- bun-, Teggele- und Koldadschi-Neger als Hauplstamnisprachen übrig, was mit meiner obigen Behauptung um so mehr übereinstimmt, als die Koldadschisprache, die, an der Gränze von Kordofan herrschend, auch eehr viele arabische Worte bereits in sich aufgenommen hat , entschieden jiur ein Dialekt der Kulfänsprache ist, von der sie auch in mancher Beziehung gar nicht abweicht. Diess werden wir später klar aus dem Vergleiche der Rodadschisprache nach Dr. Rüppell und der Kulfän- sprache, nach einem sehr umfassenden Wörterverzeichnisse entnehmen, das ein Kulfän-Neger selbst verfasste, nämlich Selim, den ich aus Kor- dofan mit nach Europa brachte, der sich gegenwärtig zu Wien im Hause der Frau Fürstin Behiha v. Lobkowitz befindet , sich durch In- telligenz und Gemüth auszeichnet, bereits Deutsch und Böhmisch spricht und wohl der erste Nuba-Neger seyn mag, der ein Vokabular seiner Muttersprache mit Beisetzung der deutschen Wortbedeutung selbst schrieb. — Diesem Neger verdanke ich viele Notizen über sein Vaterland, das ich nur im Vorbeigehen kennen lernte, und namentlich über die sprach- lichen Verhältnisse des Nubalandes. Stets hütete ich ipicb «jiber, di^ 175 Lesers wegen, für nöthig, diesen allgemeinen Überblick der Nubavölker vor der Hand voraussetzen zu müssen. Diese Negerstämme erstreckten sich in früherer Zeit, vor der Er- oberung Kordofans durch die Krieger von Darfur , viel weiter gegen Norden , und zwar über ganz Kordofan bis in die Ba- hiuda, und daher finden wir noch die Reste der Niederlassun- gen jenes V^olkes zerstreut über das bezeichnete Terrain. Der dichte Mimosenwald, den wir bisher durchzogen hatten, erstreckt sich bis dicht an den Fuss der Gebirge von Kadero. Daselbst angelangt, ritten wir eine halbe Stunde lang nach Südost in einem schönen Thale , zwischen wilden Granit- und Porphyrfelsmassen, bis wir in der Nähe des grossen Dorfes Kadero Halt machten. In der Umgebung unsers Lagers am Kadero entwickelte sich die tropische Vegetation in einer Pracht, wie sie uns seit den Schillukw äldern am Bacher Abiad nicht mehr vorgekom- men war. Die riesenhaften Adansonien standen in voller Fragen weiter auszudehnen , als das Wissen eines sehr fähigen Neger- knabens zu reichen pflegt. Dieses bleibe kühneren Forschern übrig. Wer jene Völker in ihrem VaterJande kennen lernte, wer bedenkt, dass sol- che Knaben in zarter Jugend ihrem Lande entrissen werden und dass sie 5 wenn sie nicht lügen wollen, von den geographischen Verhältnissen benachbarter Länder weniger wissen , als unsere Bauern von Kamt- schatka, der kann auch den Werth wissenschaftlicher Forschungen be- urtheilen, die sich auf die Aussagen solcher Kinder basiren, wenn die Frage den natürlichen Horizont ihres möglichen Wissens übersteigt. Leider hülft in solchen Fällen oft die Phantasie des Fragenden nach und dann kommen jene literarischen Missgeburten zu Tage, die der Wissenschaft mehr schaden als nützen. Ob die Nubaspracheu von Teggele, Scheibun und Kulfän sich als ganz selb.stständige Sprachen gegenüber stehen, wage ich nicht zu behaupten; denn aus blossen Vo- kabularien, unter denen nur das eine, das der Kulfknsprache nämlich, von einem Eingebornen selbst verfasst ist, lässt sich darüber wohl nicht entscheiden, aber gewiss ist es, dass sie auch nicht blosse Dialekte einer und derselben Sprache sind, wie z. B. der baierische, sächsische, österreichische u. s, w. der rein deutschen Sprache. Nehmen wir jedoch das Wort „Dialekt" in einer weitern Bedeutung, als Zweig einer Stamm- sprache , in dem Verhältnisse , wie das Holländische zum Deutschen, wie das Spanische zum Lateinischen, dann wäre es wohl eher möglich, die obenangeführten drei Nubaspracheu in einem Hauptstamni zu ver- einen , was übrigens Sprachforschern vom Fache zur Beurtheiluog über- lussen bleibe. 176 Blüthe, und obwohl das Laub dieser Bäume noch nicht liervor- getreten war, gaben ihnen doch ihre grossen, weissen Rosen- ähnlichen Blumen eine unbeschreibliche Zierde. Zwischen den Adansonien standen Kaktusse und Kronenlenchter-ähnliche Euphorbien, Bäume bis zu 15 Fuss Höhe und 1 Fuss im Durchmesser, mit grossen gelben Blumen, ferner Aloen, mehrere grosse Dompalmen *, eine Menge Arten von Mi- mosen und viele Bäume , die wir bisher noch nicht gesehen hatten, darunter ein Baum , den uns die Schwarzen Hjumid benannten und dessen Pflaumen-artige Frucht, wenn sie reif ist, eine gelbe Farbe und ein gallertartiges Fleisch hat, wel- ches erfrischend und nicht unangenehm säuerlich schmeckt. Die Luft war mit ßlüthenduft erfüllt und ihr balsamischer Hauch vertrieb den lezten Rest von Fieberschwäche und mo- ralischer Verstimmung, den wir noch von el Obeehd her mit lins geschleppt hatten. Der Wald um uns war voll schwarzer Störche, deren ich bereits oben erwähnte und während unse- rer geognostischen Exkursion auf die nächsten Kuppen des Kaderogebirges, fingen wir eine schöne Schildkröte, die uns später durch die Unvorsichtigkeit unserer Leute leider wieder entwischte. Ihr starker Rückenpanzer mochte ungefähr einen Quadratfuss Oberfläche haben , und war in fünfseitige Felder getheilt, deren jedes in der Mitte einen Stern bildete. Die Eüsse plump und dick und wie der Schwanz mit starken Sta- cheln besezt. In der Schnabel-artigen Schnautze sassen ganz an der Spitze drei grosse und sehr scharfe Zähne , mit denen das Thier wehrhaft um sich biss. Wasser war in der Gegend, wo wir sie fingen , ausser den Zisternen , damals keines zu finden. Von der dem Lager zunächst liegenden Kuppe des Kadero hatten wir einen weiten Rückblick auf die bereits zu- rückgelegte Waldfläche; gegen NO. lagen uns die Kuppen des Deier , gegen Ost die Gebirge von Teggele , gegen West lagen uns im Zuge des Kadero zwei Berge vor, über sie hin- aus sahen wir nur Ebene. An den Felsen dieser beiden west- lichen Kuppen klebten drei grosse Negerdörfer, sonst konn- ten wir keine Wohnungen von oben entdecken, obwohl meh- rere grosse Dörfer ganz nahe liegen. An der Südseite des * Cucifera thebaica. Del. 177 Kadero, jenseits des Thaies, in welchem wir lag^erten, zieht sich parallel ans Ost in West eine zweite , ähnliche Berg- kette, die von Tabatne hin. Auch sie scheint von dem Haupt- stocke des Teggelegebirges auszugehen und verliert sich wie der Kadero in der westlichen Ebene. Die Kuppen dieser bei- den Bergzüge stehen alle isolirt, durch tiefe Thaleinschnitte von einander getrennt und bilden also keinen zusammenhängen- den Rücken. Die Berge des Deier mögen wohl zu mehr als 1000 Paris. Fuss über die Ebene ansteigen, die des Kadero und Tabatne hingegen , obwohl sie von der Ferne gesehen einen imposanten Eindruck machen, erreichen kaum die halbe Höhe, überhaupt muss sich das Auge des Europäers bei der strahlenden Beleuchtung der Gegenstände in Tropenländern einen ganz neuen Massstab zu Höhenschätzungen angewöh- nen. Zur Orientirung in der Lage der Negerdörfer am Kadero diene folgendes Bild , worin 4#**' 1 ^*» o .'/ / ^^^%#"^' a den Tabatne , b das Dorf Kadero, c „ ,, Kaffir, d „ „ Koldadschi, e „ „ Kururu , f „ „ Kortalla, g „ „ Gualik, h „ „ Tebdänä, i, k und i drei Dörfer, die mir allgemein mit dem Namen Kadero bezeichnet wurden , und m Kuppen des Kadero bezeichnen. Kussegger, Reuen. II. Bd. 2. ThI. J2 178 An der Stelle , wo w ir uns bei Kadero gelag-ert hatten, wurde vier Jahre früher RnusTAN-Bey auf einer Sklaveujagd von den Negern angegriffen, verlor viele Soldaten und ent- kam nur mit genauer Noth. Unsere Stellung den Kadero- Negern gegenüber hatte daher etwas Schwieriges, und Soli- MAN , unser ßimbasch, welcher vermuthete, dass Bewohner dieser Berge es gewesen seyen , welche den gestrigen Angriff % auf einen unserer Soldaten unternahmen, wollte und zwar den Umständen angemessen gleich von vorneweg imponiren. Er drohte daher dem Mek von Kadero, dass sein Dorf, wenn bis zu unserer Rückkehr die Räuber nicht ausgeliefert werden, niedergebrannt und man die Bewohner als Sklaven wegführen wird. Der Mek gelobte alles Mögliche anzuwenden. Auf- fallend war mir bei dieser und vielen andern Gelegenheiten der Hass der Neger von verschiedenen Stämmen gegen ein- ander. Niemand behandelte stets die Negersklaven aus andern liegenden, oft von ganz nahe liegenden Bergen, schlechter als die Neger selbst und unsere kohlschwarzen Gondjaren aus Darfur nannten sie mit einer gewissen Erbitterung immer nur : „die Schwarzen". Als ich einen solchen bei ähnlicher Gelegenheit einst fragte: „Hältst du dich denn für weiss?" so antwortete er mir: „das nicht, aber kein so Spitzbube bin ich, wie der Schwarze dort!" — und rietli mir, so oft ich nur einen 8olchen schwarzen Kerl sehen sollte, sogleich auf ihn zu schiessen. Die Kadero-Neger besitzen sehr grosse Viehheer- den, die wir aber bei unserer Annäherung über die Berge forttreiben sahen. Am Abend verliessen wir unser Lager, was mir nicht unangenehm war; denn die paradiesische Gegend hatte ihre Schattenseiten, nämlich Tansendfüssler in Menge, bis z.u 6 Zoll Länge und über \ Zoll dick, ein Geschöpf, das ich nie leiden konnte und dessen Biss gefürchtet wird *. Wir ritten zwei Stunden, zuerst in südöstlicher Richtung dem Kaderothale entlang, dann gerade in Süd, über den Dschebel Tabatne, an * Chilognatha. Vielleicht ein Julus. Die trockenen Häute, Scha- len, dieser Thiere liegen häufig am Boden in den Wäldern, wo ihnen die trockene Jahreszeit Verderben bringt. Farbe gelblichgrau und geib- lichweiss» 179 dessen südlichem Gehänge, am Rande einer grossen Wald- Ebene, wir unser Nachtlager aufschlugen. Diese Ebene er- streckt sich an der Westseite des Gebirgsstockes von Teggele 80 weit als unsere Reise gegen Süden reichte , so weit wir von den südlichsten Bergen unserer Route aus sehen konnten und so weit als die Lokalkenntnisse unserer Führer und der Eingeborenen darüber hinausreichen. Die ganze Ebene ist Weideland und Wald , nur hie und da eineisolirte Berggruppe, das Bild eines Archipels, dem das bewegte Meer mangelt. Auf unserem Ritte durch das Kaderothal trafen wir wei- terhin alle Adansonien bereits mit dichtem Laube und Blumen zugleich bedeckt, während nur eine Stunde nördlicher die ersten tropischen Regen bloss die Blumen derselben hervor- zurufen im Stande waren. Prächtige Tamarindenbäume rag- ten hoch über die ganze übrige Waldvegetation empor. Als wir an den Dschebel Tabatne gelangten , verliessen wir den gewöhnlichen Weg , der aussen um den Berg herumführt und ritten durch das Dorf Tebdänä , welches mitten anf einem Joche des kleinen Gebirges liegt, und eine bedeutende Grösse liat. Die Togul, theils wie Adlernester auf steile Felsen hin- geklebt, theils zwischen selben versteckt, sind rund; von unten, ungefähr 6 Fuss hoch und mit 8 Fuss im innern Durch- messer, aus Lehm gemauert, den obern Theil bildet ein spitzes Kegeldach aus Stroh oder Schilf. Gewöhnlich stehen 5 bis () solcher Hütten , einer Familie angehörend, beisammen und werden von einer dichten Dornenhecke oder einem Flecht- zaune umgeben. Durch diese vielen Umzäunungen der ganz enge an einander stehenden Togul ist das Dorf von einer Menge schmaler Gässchen durchschnitten, die steil Felsen auf und ab führen, voll alles erdenklichen ünflathes sind und durch die man sich zu Pferde nur schwer durchwindet. Im und am Dorfe sah ich grosse , kegelförmige Bassins , mittelst trockener Mauerung sehr schön und zweckmässig ausgepfla- stert. Sie haben die Bestimmung, das Regenwasser aufzu- fangen und dienen also als Zisternen. Vor den meisten Toguls befinden sich Gerüste aus vier aufrecht im Boden befestigten Stangen mit einem Mattendache, diese Stellen dienen den Negern als Salons, wo sie die Zeit verschleudern und wahr- 12 * 180 ficlieinlich in den heissen Nächten schlafen. Unsere Ankunft rief natürlich die ganze Bevölkerung auf die Beine und ich sah zum Erstenmale eine grosse Menge IN uha-Neger im Stande der Freiheit, in ihrem Heimathlande. Beide Geschlechter, ohne Unterschied des Alters , gehen ganz nackt, ohne alle Ver- lüiliung der Schamtheile, ja die Frauen und Mädchen hat ein eigenthümlicher Luxus, den ich sonst bei keinem andern Negervolke in Ost-Sudan fand, auf die Idee gebracht, ge- wisse Körpertheile , die man in kultivirten Ländern sorgfältig zu verbergen pflegt, besonders und auffallend zu produziren, Sie tragen nämlich um den Leib , ober den Hüften , eine Schnur festgebunden, befestigen daran vorne einen schmalen, kaum 1 Zoll breiten Streifen von weissem Baumwollenzeug, ziehen denselben zwischen den Beinen sehr straff an und be- festigen ihn hinten am Rücken wieder an der erwähnten Schnur. — Nasen und Ohren sind durchbohrt und zwar leztere oft am ganzen Umfange mit Loch an Loch. In den Nasen tragen sie Ringe, die Männer auch oft die Stacheln von Sta- chelschweinen, deren es hier in Menge gibt, in den Ohren wieder Ringe, und zwar an einer Seite oft 10 bis 20 Stück, theils von Messing , das ihnen durch Sklavenhändler zukommt, tlieils , wenigstens die wohlhabendem , von Gold. Ausserdem zieren sie sich mit Stirnbändern, Armbändern, bunten Federn, Glavskorallen u. s. w. Mehrere Männer sah ich, die einen ganzen Kranz von Messingdraht um den Leib trugen , ein anderer hatte auf seinem kahl geschorenen Kopfe eine lange Straussenfeder befestigt, und ich kann noch heute nicht be- greifen, wie er sie halten machte, indem er mit seinem son- derbaren Kopfschmucke leicht wie eine Gazelle von Felsen zu Felsen sprang. Fast alle sind am Leibe mittelst kleiner Schnitte roh tättowirt und ein Häuptling war auf diese Weise an seinem ganzen Körper mit ovalen Narben bedeckt. — Die Hautfarbe ist glänzend schwarz , wozu das stete Schmieren mit Fett sehr viel beiträgt. Der Körperwuchs ist durchgehends schön und regelmässig, auffallend ist bei dem Jüngern Theile des weiblichen Geschlechtes das häufige Aufwärtsstellen der Brüste, bei gänzlicher Zwanglosigkeit von Jugend auf. Die Gesichter zeigen den vollendeten Negertypus , mit einer fast 181 an Affenpliysioo^nomien erinnernden Stumpflieit, dcaher unschön im höchsten Grade. Alle Männer waren mit Wurflanzen be- waffnet, grüssten uns aber, als wir vorüber ritten, sehr freundlich mit, Ja Baba !ja Baba !" (ein verstümmelter arabischer Gruss). Sie sind unbeschnitten und, wie überhaupt die Nuba, das , was wir Heiden nennen , jedoch keine Fetischdiener, oder Götzenanbeter, sondern Deisten mit einer ungeheuren Portion Aberglauben, wie ich später näher zeigen werde. Unsere Mograbi, welche diese Neger insgesammt für Halun- ken erklärten, versicherten uns, dass derjenige Weisse, der allein sich in diesem Dorfe finden würde, ganz anders, als mit „ja ßaba" empfangen und sicherlich ermordet würde. Das lasse ich nun daliin gestellt; denn die Mograbi sind , wenn es ein ürtheil über Neger betrifft, gerade nicht die verläss^- liebste öuelle. — Ihre Sprache ist die der Neger am Kulfan, nur mit einigen Eigenthümlichkeiten, und der Nähe von Kordo- fan wegen mit vielen arabischen Worten gemengt ; i m Klange übrigens sehr ähnlich den Sprachen von Scheibnn und am Hedra, so wie der der Schilluk am Bacher el Abiad. Als ich vor ihren Augen ein paar Störche von einer hohen Tamarinde herab schoss, lachten sie ganz unmässig, die Ara- ber hingegen grollten mir ob des Leichtsinns, einen solchen Vogel zu tödten. Am Morgen des 5. Mai zogen wir 4 Stunden nach SSO. durch dichten Mimosenwald. Der Boden, eine fette Damm- erde, bildet in der Regenzeit einen grundlosen Schlamm, gegenwärtig war derselbe jedoch noch ganz ausgetrocknet und voller tiefer Klüfte, die das Reiten sehr schwierig mach- ten. Die Pferde stürzten alle Augenblicke. Die Kamele mit der breiten Fläche ihrer Füsse gingen sicherer, bei der Höhe dieser Thiere aber muss der Reiter der vielen Dornen wegen für sein Gesicht in steter Sorge leben. Hier z. B. wäre ein Terrain, wo es den Negern, wenn sie mehr einig und weni- ger dumm wären, ein Leichtes seyn müsste, jene Horden, die den Schrecken der Sklavenjagden in ihr schönes Land tragen, zu vernichten. In hoher Regenzeit sind diese Wälder unpas- sirbar und in der trockenen Jahreszeit ist der Boden so zer- klüftet, dass keine Kavallerie mit Kraft und Einheit der 182 Bewegungen agiren kann. Würden sie dabei nacii ihrer Ge- wohnheit die dunkle Naclit zum Angriffe wählen, Feuer in das dürre Pflanzenchaos legen, was neben dem engen Pfade fast undurchdringlich ist, die den Truppen schon lange be- kannten Brunnen verschütten und ihre Heerden forttreiben, ich glaube, sie würden ihrer Quälgeister bald los werden und kämen sie in noch so grosser Zahl. Die Neger am Tumat, wie ich auf meiner zweiten Reise erfuhr, schienen diese Theorien schon besser inne zu haben. In diesem Walde traf ich unter andern den schönsten, reinsten Gummi während dieser meiner Reise. In Ost lagen uns die isolirten Kuppen des Gualik und Deri, weiter vor uns in Südost die prächtigen, scharfen Spitzen des Njukur und Turban, alle zu dem Gebirge von Teggele gehörend. In West sahen wir zerstreute Berggruppen isolirt in der Ebene stehen, denAbile, Woadda, Ander und später den schönen Miehedan. Während einer kurzen Ruhezeit fingen wir im Walde eine Zibethkatze, ein schönes Thier, das einen ungeheuer starken Geruch verbreitete und so wild um sich biss, dass es kaum gewältiget werden konnte, ohne es zu tödten. Unser weiterer Weg führte uns 3^ Stunden in Süd immer durch Wald, wobei wir dem Hauptgebirge von Teggele und zwar dem Njukur und Turban ganz nahe kamen, hierauf entfernten wir uns wieder vom Hanptgebirge, ritten 2i Stunden in SSW. durch Wald und über Grasebenen, sahen ganze Heerden von Straussen , ohne eines habhaft zu werden und erfuhren von unsern Soldaten, die die Flanken der Karawane deckten, dass sie einen Rudel Giraffen aufjagten , ebenfalls aber leer aus- gingen , was bei dem tollen, fortwährenden Lärm dieser Leute nicht leicht anders seyn konnte. Nach einem lOstündigen Marsche schlugen wir unser Lager im Walde von Hedra auf, ohne jedoch der Dichte des Waldes wegen diesen Berg heute noch sehen zu können. Bezüglich der Vegetation war das Zunehmen der Tamarinden auff^allend , die immer häufiger wurden , ausserdem sahen wir auf unserem heutigen Marsche mehrere uns noch unbekannte Fettgewächse, melirere noch nie gesehene Mimosen , deren Blumen einen herrlichen Jasmingernch verbreiteten und grosse Cassien, mit schönen isa gelben Blumen. Welche Vegetationskraft an der Gränze der trockenen Jahreszeit und der Regenzeit, wo der Boden noch so trocken war, dass wir auf den Ebenen nirgends Wasser fanden und unsern Trinkbedarf von Berg zu Berg in Schläu- chen fortschleppen mussten ! Besonders rnuss ich hier einer merkwürdigen Euphorbie erwähnen , die ich ebenfalls heute zum Erstenmale sah, die weiter gegen Süden häufiger wird lind deren Milch von den Nuba-Negern zur Vergiftung ihrer Wurflanzen gebraucht wird. Diese Pflanze bildet Stämme bis zu 6 Fuss Höhe. Die Äste sind fleischig und weich , von lichter grauer Farbe , mit Stacheln besezt. An den äussersten Spitzen der Äste sitzen die kleinen Blüthen- und Blätterkronen, der Form nach nicht unähnlich denen der gemeinen Wolfsmilch. Bei jeder Ver- wundung der Pflanze quillt die Milch in reichlicher Menge hervor, sie ist harzig, klebt stark und ist sehr scharf. Warm beim Einsammeln dieser Milch ein Tropfen auf meine Haut fiel , verursachte derselbe ein heftiges Brennen und Jucken und Hess einen blauen Fleck zurück , der längere Zeit sicht- bar blieb. Sehr schädlich äussert sich die Ausdünstung dieser Milch ; denn jederzeit nach dem Einsammeln derselben, wenn es auch nur wenige Minuten gedauert hatte , fühlte ich ein eigenthümliches, sehr schmerzhaftes Brennen im Halse oder vielmehr in der Luftröhre, das mir ein paar Mal wirklich Be- sorgnisse erregte. Dieser Saft ist es nun , dessen sich die Nuba zur Vergiftung ihrer Wurfspiesse bedienen , welche zu diesem Zwecke, anstatt wie gewöhnlich aus Eisen, aus sehr hartem Mimosenholz verfertigt werden , weil an solchen das Gift fester hält. Der eigenen Angabe der Eingeborenen zu Folge wird die Milch der Pflanze in einem Gefässe gekocht, eingedickt und während dem mit Skorpionen und kleinen, sehr giftigen Schlangen , deren Biss binnen wenigen Minuten töd- ten soll, gemischt, wobei man es natürlich an Hersagung kräftiger Zaubersprüche nicht fehlen lässt. Dass dieses Alles geschieht, zweifle ich nicht, dass es in jenen Gegenden so giftige kleine Schlangen gibt , deren Biss in kurzer Zeit , in einer Stunde, tödtet, ist sicher, ob aber alle diese Umständ- lichkeiten erforderlich sind, die natürliche giftige Eigenschaft 184 jenes Pflanzensaftes zu erhöhen, ist eine andere Fragte. IMir scheint derselbe schon an nnd für sich ein sehr starkes Gift zu seyn und das müssen auch die Eingehornen glauben ; denn so oft ich mich einer solchen Euphorbia näherte, um sie anzuzapfen, warnten sie mich mit einer Miene, als ging ich meinem siche- ren Tode entgegen. Um über dieses zu entscheiden, sammelte ich ein paar Fläschchen dieser Pflanzenmilch in ganz reinem natürlichen Zustande, sammelte aber auch zugleich eine Quantität des von den Negern präparirten Giftes, welches ich selbst von den vergifteten Lanzenspitzen abschabte, packte diess zusammen in ein Kistchen und sandte es bei Gelegen- heit, als Fürst Pückler-Muskau von Chardum zurück nach Egypten reiste, dem gütigen Anerbieten des Fürsten zufolge, mit nach Europa. Ich übergab es dessen europäischem Be- dienten und leider scheint dieser den interessanten Gegenstand während der langen Reise verloren zu haben. Eine Quantität dieser Pflanzenmilch hatte sich bereits während des Trans- portes zurück nach el Obeehd zersezt, es schied sich ein Butter-ähnlicher, harziger, weisser Stoff, und eine dünne, wässerige, aber noch immer milchähniiche Flüssigkeit ans. Erstere Materie verbreitete einen sehr scharfen, etwas harzi- gen und unangenehmen Geruch. — Die Wirkung dieses Lan- zengiftes ist tödtlich, wird der Körper wo immer durch die vergiftete Waffe verwundet. Nach kurzer Zeit stellen sich Krämpfe und heftige Konvulsionen ein , der Körper schwillt gewaltig auf und längstens in ein paar Stunden erfogt der Tod. Wahrscheinlich würde auch hier die innere und äussere An- wendung von Ammoniak gute Folgen haben. Sehr schnell scheint sich indess das Gift im Körper doch nicht zu verbrei- ten ; denn die Neger behaupteten , dass Thiere , von solchen vergifteten Lanzen getroffen, wenn man die verwundete Stelle schnell vom übrigen Körper trennt, ohne Bedenken von ihnen verzehrt werden. Besonders viel und starkes Gift dieser Art soll von den Negern am Gebirge Debri , westlich von Hedra, erzeugt und an die Nachbarn verhandelt werden. Am 6. Mai zogen wir in SW. 3 Stunden durch Tama- rindenwald und sahen heute zum Erstenmale gegen Nordwest, in bedeutender Entfernung, das schön geformte Gebirge 185 Knlfän, welches von einem sehr wehrhaften Stamme der Nnba-Neger bewohnt wird, eine Menge von Dörfern nmtas- sen soll, die von mehreren Hänptlingen beherrscht werden und an deren Macht bis dahin die Sklavenjagden ohne wesent- lichen Erfolg abgeprallt sind. — Wir sahen ganze Gebiische von giftigen Euphorbien. Unsere Route führte uns noch wei- tere 2 Stunden in SW. durch ebenen Wald , von sehr tiefen Regenstrombetten durchschnitten, und als wir mehr ins Freie gelangten , befanden wir uns am Fusse des ganz isolirt in der Waldebene stehenden Berges Hedra, wo wir auch unser Lager aufschlugen. Der Hedra hat nur ungefähr 2 Stunden im Umfange , ist aber sehr stark bevölkert. Wir waren noch eine ziemliche Strecke vom Fusse des Berges entfernt, als ich auf ein ganz eigenthümliches Gesumme aufmerksam wurde, welches vom Berge herkam und das fast Ähnlichkeit mit dem eines aufgejagten Bienenschwarms hatte. Als ich nun dem Berge näher kam und ihn schärfer von unten nach oben be- trachtete, so wurde mir ein Anblick , der jede Vorstellung übersteigt. Unsere Ankunft hatte nämlich sämmtliche Hedra- Neger auf die Beine gebracht, der ganze Berg war sozusagen auf dem uns zugewendeten Gehänge mit Menschen bedeckt, auf jedem Felsen , auf jeder Spitze sah man nackte, schwarze Hedraui, mit ihren Lanzen bewaffnet, auf den Fersen hockend, uns beobachten. Ihr lautes Geplauder und zum Theil Kriegsgeschrei , so wie die Masse durcheinander laufender Menschen , gab dem ganzen Berge ein belebtes An- sehen und im buchstäblichen Wortsinne das Bild eines ge- störten Ameisenhaufens. Im verflossenen Jahre wollte die Kaswa (jene Truppenmasse , welche jährlich von der egypt. Regierung auf Sklavenjagd ausgesandt wird) den Hedra neh- men, dieselbe aber hatte bereits durch die Tapans *? so viele Kamele verloren, dass sie es für besser hielt, nach el Obeehd zurückzukehren. Da jedoch die Hedraui in lezter Zeit neuer- dings eine Karawane von Dschelabs angefallen und beraubt haben sollen, wie man mir sagte, so beschloss der Senat in Kordofan Hedra nach dem nächsten Charifie, also im Winter 1837 auf 1838, mit Sturm zu nehmen und alle Hedraui zu "' Die bereits erwähnten bösen Fliegen* 186 Sklaven zu machen. Da in el Obeehd fast jeder Gassenjunp;^e in Kenntniss dieses Staatsgeheimnisses war , so ist es aucli leicht denkbar, dass die Kunde davon bereits an den Hedra gelangt war und die Aufregung der Hedraui bei unserer An- näherung, obwohl der Chariff erst im Beginne war, ist daher leicht erklärlich. Wir Hessen uns übrigens durch das Kriegsgeschrei der Hedra-Neger nicht irre machen, näherten uns ruhig dem Berge am östlichen Abhänge desselben und sandten Omar mit der Botschaft an sie ab : „dass wir nicht des Krieges wegen ge- kommen seyen , dass ihnen Nichts zu Leide gethan wird , so lange sie sich gut benehmen und dass sie ungehindert in unser Lager kommen können , jedoch ohne Waffen. Sogleich erschien der Mek des Hedra mit vielen Beglei- tern. Er, ein grosser Mann, mit wildem, finsterm Gesichte, trug allein ein Hemd, die Anderen gingen ganz nackt. Alle hatten die Köpfe rasirt und unbedeckt, trotz der glühenden Sonne. Sie waren im Ganzen an ihren Körpern weniger ver- ziert als die Neger am Tabatne und nur wenige hatten sich tättowirt*. Auf dem kleinen Hedra sahen wir mehrere Dör- fer, deren Togul auf steilen Felsen zerstreut umher liegen und der häufigen wilden Thiere wegen mit dichten undurch- dringlichen Dornenhecken umzäunt werden. Am Fusse des Berges fanden wir mehrere und tiefe Brunnen, in allen aber warmes, schlechtes Wasser, das in Schläuchen aufbewahrt sehr bald einen fauligen Geruch entwickelte. Die Bauart der Dörfer und der einzelnen Togul ist am Hedra ganz die- selbe, wie am Tabatne. Der Mensch hingegen lässt einen auffallenden Unterschied beobachten. Die Hedraui sind eine sehr schöne Negerrasse, gross, stark , fast möchte ich sagen herkulisch gebaut und doch dabei schlank. Die Leichtigkeit, * Unter dem Ausdruck „tätlowirt" darf man bei diesen Negervöl- kern durchaus nicht jene kunstreichen Hauteinzeichnungen und Einätzun- gen verstehen, die vielen Völkern, z. B. der Siidseeinseln, eigen siiid. Es sind nur kleine, elliptische Narben von Hautschnitten, die in ver- schiedenen Linien gehalten, die Haut des Negers zu schmücken be- stimmt sind, und nur in seltenern Fällen sah ich durch diese Schnitte Zeichnungen bestimmter Gegenstände, z. B. Sonne, Sterne u. s. w. ausgedrückt. 187 mit der sie auf ihren Granitfelsenklippen von Block zu Block, von Felsen zu Felsen springen , ist wirklich bewundernn^^- erregend. Die Hautfarbe der Hedra-Neger ist dunkelschwarz, mit einem leichten Stich ins dunkle Indigo, während bei den meisten andern Nuba-Negern ein Stich des dunklen Schwarz ins dunkle ßronzefarbe stattfindet. Die Gesichtszüge sind im Allgemeinen scharf gezeichnet und wild, welch lezterer Ein- druck jedoch sich verliert , wenn der flinke Hedraui zu spre- chen beginnt. Den Dinka und Schilluk , so wie ihren Nach- barn am Tabatne gegenüber ist ihre Physiognomie schön zu nennen. Beide Geschlechter und ohne Unterschied des Alters gehen ganz nackt wie am Tabatne. Ihre Waffen sind Wurf- lanzen und kurze hölzerne Keulen. Die Spitzen der erstein von Eisen und sehr hartem, schwarzem Mimosenholze. Leztcrc werden vergiftet , haben eine Länge von 2 Fnss und darüber und sind rund , glatt, sehr schön gearbeitet. Der Schaft der Wurflanze ist gewöhnlich ein ß bis 7 Fuss langes Rohr, am unteren Ende mit einem eisernen Ring beschlagen, theils des Gleichgewichtes wegen, theils um die Richtung der Lanze, wenn sie die Luft durchschneidet , weniger veränderlich und sicherer zu machen. Das zu den Waff"en nöthige Eisen , urul zwar im fertigen Zustande, erhalten sie aus Kordofan. Jeder Hedraui trägt gewöhnlich mehrere solcher Wurflanzen mit sich und ausserdem noch eine grössere, schwere, zu seiner Vertheidigung. Zum Schutze gegen feindliche VV^aflFen bedie- nen sie sich grosser Schilder aus dicker Antilopenhaut. Diese sind elliptisch geformt, haben ein hölzernes Gerippe und bei einer Länge von 5 Fuss 1 Fuss Breite. Obwohl die Hedra- Neger, welche in unser Lager kamen, ihre Waff"en vor dem- selben ablegen mussten, so waren wir doch sehr auf unserer Hut. Ein dichter Kordon umzog das Lager, die Soldaten hatten ihre Bajonnete angesteckt, und die ganze kleine Armee stand schlagfertig auf den Beinen. Übrigens lief der ganze Verkehr friedlich ab. Wir tauschten für Salz und Tabak Ziegen ein. Von leztern findet sich im Nubalande eine eigene, allerliebste Art. Sie sind im ausgewachsenen Zustande nicht grösser als die kaum zwei Wochen alten Jungen unserer europäischen Ziegen, haben kleine, gerade aufstehende 188 Hörnclieii und sind meist sehr niedlich gezeichnet. Ausser den Ziegen besitzen die Hedia -Neger auch Schafe und Hornvieh. Der Mek von Hedra sandte nnserni Schech Omar eine Menge von Lebensmittehi , Milch , Dura, Ziegen u. s, w. zum Geschenke, wobei ich bei den meisten dieser Neger, wel- che mit den Geschenken ins Lager kamen, bemerkte, dass sie wenigstens einige Worte Arabisch verstehen , was immerhin auf einen stärkeren Verkehr mit den nördlichen Ländern hin- deutet. Die Hedra-Neger sind sämmtlich unbeschnitten. Vor unserer Abreise fanden unsere Gondjaren es für nöthig, einen ihrer Kameraden , der sich wegen Koliken nicht ganz wohl befand , eine lokale Blutentziehung anzuordnen. Der Kranke legte sich hiebei auf dem Bauche an die Sonne und ein Anderer machte mit einem Messer zehn bis zwölf tiefe Hautschnitte auf dessen Rücken. Nachdem die Blutung , die ganz und gar nicht stark war, ungefähr eine Stunde gedauert hatte und der Rücken durch die Sonnenglut gehörig durchge- heizt war 5 stand der Kranke mit dem Bewusstseyn der Ge- nesung auf. Abends brachen wir von Hedra wieder auf und ritten '^\ Stunden in südlicher Richtung durch Wald und über Weide- ebene, worauf wir uns zwischen Scheibun und Hedra im Walde lagerten. Wir sahen auf diesem Marsche Luban- baume * in Menge, so wie auch jenen Baum, der die von den Arabern „Murr" oder auch „Datteln von Kordofan" genannte Frucht trägt, der aber keine Palme, sondern eine Dikotyle- done ist**. Die Frucht ist klein, eher Zwetschgen ähnlich, als einer Dattel zu vergleichen, und hat einen fade süsslichen Geschmack. Überraschend war für uns die Menge der Elephanten- Losung, welche wir heute sahen. Ganz frische Spuren dieser Thiere bedeckten das Terrain und machten es für unsere Pferde und Kamele fast unwegsam, alle Augenblicke meinten wir auf Elephanten stossen zu müssen , deren es hier in zahl- loser Menge geben soll, und den Losungen und Spuren nach * Die erwähnte Amyris papyrif., Weihrauchbaum. ** Dass Hr. Kotschy von allen diesen Pflanzen auf das Unermüdctste sammelte , brauche ich wohl nicht erst zu erwähnen. 180 anrh gibt, doch unsere Hoffnung wurde heute nicht erfüllt; denn der Lärm unserer Soldaten-Karawane war zu gross. Da- für jagten wir eine ansehnliche Heerde von Tetal-Antilopen auf. Sie haben die Grösse unserer grössten Hirsche , dunkel- braune Farbe, dicke, bis 2 Fuss lange, unten geringelte, ge- wundene und etwas rückwärts gebogene Hörner. Sie liefen ihrer Beleibtheit wegen etwas schwerfällig und es gelang, ein Stück zu erlegen *. Das Fleisch schmeckte wie das des Hirsches. Weiterhin begegneten wir einer Schaar Elephantenjäger, ihrer Angabe nach von Hedra. Sie waren mit Wurflanzen und Schildern bewaffnet, ganz nackt, Ohren und INasen vol- ler Ringe und am Leibe tättowirt. Lauter schöngebaute, flinke JiurscJie, gingen sie an unserer Karawane kühn vorüber. Bei einem derselben fiel mir eine sonderbare Verzierung auf; er hatte nämlich am Zeugungsgliede , das wie bei allen diesen Völkern von Natur aus in einem kolossalen Massstabe ent- wickelt war, zwei hölzerne Kugeln, von der Grösse gewöhn- licher Billardkugeln, angebunden, die beim Gehen ein sonder- bares Spiel trieben, was nur ein Luxus dieser Art erträglich finden kann. Diese Neger kamen aus der Gegend von Scheibun und von ihnen erhielten wir die ersten Früchte der schönen Delebb- palme , welche wir bisher noch nicht gesehen hatten , die sich aber in den Wäldern bei Scheibun in grosser Menge findet **. * Hedenborg erklärte den Tetal für neu. Übrigens scheint mir diese Antilope viele Ähnlichkeit mit Antilope Addax zu haben. '•"■"' Die Delebbpaime ist die schönste Palme, welche ich in Central- Afrika sah. Sie ist meines Wissens noch nicht beschrieben und daher wahrscheinlich neu. Sie tritt im Süden von Sennaar und Kordufan als wildwachsender Waldbaum erst zwischen dem 11. und 12. Grad nördl. Breite auf, erstreckt sich aber in einzelnen Exemplaren, wahrscheinlich durch Kunst gezogen, im Flussgebiete des blauen Flusses auch weiter nördlich ; so sieht man einige wenige Delebbpalmen ausserhalb der Stadt Sennaar Fluss-abwärts und am nördlichsten bei Saba Delebb, unweit der Mündung des Dender im blauen Flusse, vielleicht auch durch den Fluss selbst dabin gebracht. An beiden Orten kommt sie nur kümmernd fort und verkrüppelt. Man sieht es ihr an , dass sie nicht auf hcimathlichem Boden steht. Sie scheint den dürren Sand und Salze- 190 Ausserdem erhielten wir von ihnen die Zwiebel einer Pflanze, Avelche ausfindig zu machen uns nie gelang. Diese Zwiebel haben eine Länge von 8 Zoll , unten einen Durchmesser von 1 Zoll , und laufen nach oben ganz regelmässig konisch zu. Gebraten sollen sie eine gute Speise seyn , da wir aber deren zu diesem Experimente zu wenige hatten , so wurden alle zur Einsendung bestimmt. Heute fingen bereits mehrere Kamele an zu erliegen und mussten von den Soldaten geschlachtet werden. Diese Thiere hatten täglich Futter und Wasser im Cberfluss, ge- ringe Anstrengung wegen kurzer Tagemärsche und kleiner Ladung, und doch litten alle sichtbar. Die Araber und Neger schrieben diesen Umstand den bösen Fliegen , den Tapäns, zu, worüber ich jedoch bei aller Aufmerksamkeit mir keine Über- zeugung verschaffen konnte. Während des ganzen Marsches vom Hedra weg hatten wir die schönen Bergspitzeu des Njukur und Turban neben unse- rer Iloute in Ost, und weiter in Südost sahen wir aus dem Ge- birgsstocke von Teggele, der gegen seine südliche Spitze am Tira die grösste Höhe zu erreichen scheint, noch bedeutend höhere Kuppen herüber ragen, z. B. den Kawarmi und den höchsten von allen, den Abul. Von unserer ganzen Karawane, weiss und schwarz, war kein Einziger, der uns nicht ver- sicherte, dass die Neger am Njukur und Turban Menschen- bildenden Schlammboden nicht zu lieben, sondern gedeiht am schönsten lind zu einem wirklich prachtvollen Baum in den dichten Tropenwäldem zusammen mit der Tamarinde , wo die jungen Pflanzen beständigen Schatten und zur Zeit der Regen einen grossen Theil des Jahrs hin- durch viele und lange andauernde Befeuchtung haben. Auffallend ist es mir, dass Cailliaud auf seiner Reise nach Singe diesen merkwürdigen, schönen Baum ganz übersah. Wahr ist es allerdings, dass diese Pal- men im Flussgebiete des blauen Flusses weit seltener sind, als im süd- lichen Theile des Nubalandes, und ich vermuthe daher, dass Cailliaud die wenigen, welche er doch wahrscheinlich sah, mit Dompalmen ver- wechselt hat, von denen sie sich übrigens durch ihre Blattformen, durch den Bau der Stämme, durch den Mangel der Äste und durch die ganz cigenthümliche Frucht auf den ersten Blick unterscheiden. Im Atlas zu diesem Werke , auf dem Bilde von Scheibun (Landschaften , Blatt 17) steht eine Delebbpalme im Vordergründe, vor dem Elephanten. 191 fressen wären. Dass die dortig^en Bergbewohner wild , sehr wild seyn mögen, gebe ich zu , ja halte mich sogar aus dem, was ich selbst sah, davon überzeugt, dass sie aber Menschen- fresser seyen , glaube ich nicht. Denn erstens sind diese An- gaben , sowohl aus dem 3Iunde der Araber, als aus dem frem- der Neger , wegen der zwischen den Stämmen herrschenden Feindschaft, sehr unverlässlich und meist nur Lügen aus eigener Er6ndung, andererseits versicherte mich Selim und manch anderer Nuba-Neger, dass bei ihnen vom Gebrauche, Menschenfleisch zu essen, keine Rede sey, und meine Frage bezüglich dieses Gegenstandes wurde stets entweder mit Ab- scheu beantwortet, oder ich wurde der Albernheit derselben wegen ausgelacht. Am 7. Mai ritten wir 4 Stunden in Süd bis an den mitten in der Waldebene isolirt stehenden Berg Scheibun , an dessen nordwestlicher Seite wir unser Lager aufschlugen. Der Weg bis dahin führte uns durch ebenen Wald von tiefen Regen- strombetten durchschnitten , näheran Scheibun hingegen wurde das Terrain hügelig und 1^ Stunde früher, bevor wir den Berg erreichten , traten wir in eine grosse Waldpartie von Delebb- palmen, Tamarinden, Cassien , Adansonien, Mimosen aller Art und vielen andern Bäumen, die wir in diesem Augenblicke zum Erstenmale sahen, ein. Alle Bäume in frischem Grün, alle bedeckt mit den ihnen eigenthümlichen, zum Theil präch- tigen Blumen. Dazu der Jasminduft der Jasmineen und man- cher Mimosenblüthen , die milde Morgenluft, die strahlende, ätherische Beleuchtung, und ich muss gestehen, dass mir jezt iioch warm im Herzen wird, nachdem Jahre verflossen, wenn ich an diesen Anblick denke, der, was Vegetationspracht be- triff"t, der Schönste ist, den ich im Tropenlande genoss und dem selbst an Grösse des Eindruckes unsere nordischen Tannen- und Buchenwälder weichen müssen. Hier endlich sahen wir Delebbpalmen in Menge. Der Stamm dieser Palme, stets kerzengerade, erreicht eine Höhe von SO bis 120 Fuss, hat eine dunkelgraue, ganz glatte Rinde und ist daher sehr schwer zu besteigen. Ungefähr im zweiten Drittel der Stammhöhe von unten wird der Stamm , wahr- scheinlich durch eine Erweiterung seiner Spiralgefässe, dicker, 192 als er unten ist. Diese Zunahme des Durchmessers erstreckt sich auf eine Höhe von 8 bis 10 Fuss , dann nimmt die Dicke des Stammes wieder ab und er verläuft regelmässig bis zur prächtigen Krone, ohne ringförmige Wi'ilste, ohne scharfe Absätze und ohne einen Ast. Die grossen Blätter reihen sich an den 10 Fuss langen, mit starken Stacheln besezten Blatt- stielen zu Fächern, aber weniger sternartig als bei der Dom- palme und bei Cliamerops, sondern sanft gebogen wie bei der Dattelpalme und so gross , dass ein Mann sich hinter einem solchen Fächer verbergen kann. Die Blätter sitzen , ausge- nommen an der Spitze des Blattzweiges , nur an einer Seite des Stiels. Unter der Krone, gerade am Beginne derselben, hängen die grossen Fruchtbündel , 10 bis 20 an der Zahl und jeder mit 8 bis 10 Früchten beschwert. Wenn diese Früchte reif sind, erreichen sie Kopfgrösse, haben eine lichtbräun- lichgelbe Farbe und ein stark bastiges , nur schwer mit den Zähnen zerreissbares Fleisch , wie die Frucht der Dompalme. Der Geruch der Frucht ist dem einer reifen Ananas ähnlich, zwischen den Fiebern liegt eine weiche, gelbe, saftige Sub- stanz, von süssem , duftenden Geschmack , derenvvegen man die grobfaserige Masse aussaugt, was übrigens eine schwere Arbeit ist. Jede Frucht sizt an einem grünen Kelch und hat drei grosse Steinkerne, die eine feste, weisse, ungeniessbare Masse umschliessen. In diesem Walde sahen wir auch die ersten Soterbäume, ebenfalls, wie ich glaube , neu, wenigstens meines Wissens nicht beschrieben. Der So t er* gehört zu den Dicotyledo- nen und ist von derGrösse unserer Buchen. Seine Blumen sind dunkelroth, geformt wie die der Cucurbitaceen, in der Farbe fast wie Amaryllis persica, daher bei ihrer bedeutenden Grösse einen schönen Anblick gewährend. Das Merkwürdigste an diesem Baume sind seine Früchte. Sie haben eine cylindrische • Der Sotor, oder Soter, wie ihn die Eingeborenen nennen, wurde ebenfalls von Cailliaud übersehen, was ich sehr natürlich finde, da ich im Flussgebiete des Bacher Ahsrak und des Tuniat nur ein ein- ziges Exemplar traf, und zwar in der Nähe des Berges Kassan. S. D. Herzog Paul von Württemberg hingegen beobachtete diesen Baum, wenn ich nicht irre , auf seiner Reise an den Fakirnu. 103 Form , sind 1 bis 2 Fuss lano^ und 2 bis 6 Zoll dick, erreichen ein Gewicht von 30 Pfund und darüber und häng;en an Seil- artigen , elastischen Stengeln wie an Stricken vom ßaume herab, zumTheil vom Wipfel bis auf die Erde. Diese Stengel sind stark genug-, um durch ihre Hülfe wie an einer Strick- leiter den Baum ersteigen zu können. Das Fleisch dieser Kürbis-artigen Frucht, das die schwarzbraunen Samenkörner in grosser Menge zerstreut enthält, ist so grobfaserig und fest , dass man die Frucht mit einem Beile zerhauen muss. Die Schale der Fracht, von einer grünlichgrauen Farbe, ist lederartig und fest mit dem Fleische verwachsen, welches leztere, wie ich hörte , nicht genossen wird, sondern drastisch- purgirend und ein gutes Mittel gegen syphilitische Krankhei- ten seyn soll. Die Farbe des Fleisches ist dunkel rothbraun, der Geschmack bitter *. Der Soter beginnt zwischen dem 11. und 12. Grad der Breite, unter denselben Bodenverhält- nissen, wie die Delebbpalme und die Tamarinde und scheint fast noch mehr Schatten und Feuchtigkeit zu lieben , als diese. Nördlicher sind diese Bäume unbekannt. Die ganze Vegetation bekam durch viele Schlingpflanzen, worunter eine mit rothen, denen der Fuchsia ähnlichen Blu- men, durch Baum-artige Euphorbien, durch wuchernde Jas- miueen und vor allen durch mehrere und kolossale Ficusarten einen acht indischen Anstrich. Wie die Adansonien durch ihre enorme Stammdicke, so sind einige Arten von Ficus, worunter gewiss auch einige neue seyn mögen , durch den ausserordentlichen Umfang ihrer dicht belaubten und schön gebauten Kronen und durch ihre gesammte Höhe die be- deutendsten Bäume, welche ich in Central- Afrika sah. Um den Eindruck des Riesenmässigen einer Adansonie zu erhalten, muss man dicht vor ihr stehen, ein solcher Ficus hingegen bedingt durch seine manchesmal mehrere hundert Fuss im Umkreise einnehmende Krone schon aus grosser Ferne die " Leider vermisse ich in meinem Tagebuch eine Bemerkung über die Form der Blätter dieses Baumes und die Erinnerung kommt mir nicht zu Hülfe. Da jedoch, wie ich glaube, Kotschy auch von den Blättern gesammelt und eingesandt hat, so verweise ich diessfalls auf den naturhistorischen Anhang. Russe gger, Reisen. 11. Bd. 'i. Thl. 13 194 Ahnung des Kolossalen , das den Nähertretenden mit Bewun- derung erfüllt. Die meisten Ficuse hei Scheibun gehöreu £iuer Art mit grossen länglich-eiförmigen, stark glänzenden Blättern und ganz kleinen Früchten an. Die grossen und dicken Aeste dieser Bäume senden senkrecht herabliängende Zweige zur Erd« nieder, natürliche Ableger, welche, noch «in paar Fuss vom Boden entfernt, bereits starke Wurzeln treiben, mit diesen endlich die Erde erreichen, sich darin be- festigen und zu neuen Bäumen werden , so dass ein solcher Mutterstamm seine Kinder, wie die Säulen eines Portikus um einen Tempel, um sich versammelt, Wasser fand sich auf der Waldebene um Scheibun in Menge. Wo wir in einem, wenn auch trockenen , Bette eines Regenstromes niedergruben, fanden wir meist schou in der Tiefe eines Fusses eine reichliche Wassermasse. Dieses Wasser, durch thonige Straten vom Versitzen zurückgehalten und ausser der Regenzeit in steter Berührung mit organischen Substanzen, welche im Akte chemischer Zersetzung sich be- finden, ist das abscheulichste Wasser, als Trinkwasser be- trachtet, das mir vorgekommen ist. Selbst die Salzlauge von Mur-bat-e|-Mora würde ich noch vorziehen. Dieses Wasser hat eine grüne Farbe, welche, einige Zeit der Luft ausgesezt, ins Schwärzliche übergeht, die Temperatur lau , Geruch und Geschmack faulig und endlich bei zunehmender Entwickelung von Schwefelwasserstoff unüberwindlich zurückschreckend. In Schläuche gefüllt, war derGenuss am zweiten Tage, wenig- stens uns Europäern, unmöglich. Zum Glücke entdeckten wir später in einigen Felsenspalten des Scheibun recht klares, gutes Wasser, nur zu wenig, um auch nur für de» dritten Theil unserer Mannschaft zu genügen. Zisternen auf dem Berge, wie am Tabatne, und gut abgedeckt, müssten hier vortreffliche Dienste thun. Der Wasserreichthum macht die Wälder um Scheibun zu einem wahren Asyl für die Elephan- ten und andere wilde Thiere. Erstere finden sich in solcher Menge, dass sie durch ihre tiefen Fussstapfen im Boden, der zur Regenzeit weich und schlammig und ausser derselben trocken und hart ist, das Terrain auf grosse Strecken fast unwegsam machen. In den Wäldern , unter den jungen Bäumen, 195 richten diese Thiere greuliche Verwüstunoen an und wir tra- fen manchmal förmliche Verhaue, welche diese Kolosse he- wirken. Ausserdem gibt es um Scheibun Giraflfen , Löwen, Leoparden, Nashörner, Antilopen, Affen u. s. w. in Menge und eine prachtvolle Vogelwelt. Inmitten dieser organischen Fülle stehen isolirtdieGranit- und Gneissfelsmassen des Scheibun * und auf dem Rücke» und den Gehängen des schönen Berges zerstreut die traurigen Reste der gleichnamigen Negerstadt unbewohnt und öde. Die Stadt Scheibun hatte vor Kurzem noch für den Neger- handel eine hohe Bedeutung und noch in den Trümmern lässt sich der ehemalige Wohlstand und ein bestandener besserer socialer Zustand dieser Neger , ihren wilden Nachbarn gegen- über, nicht verkennen. Die Togul schienen grösser und besser gebaut zu seyn , als alle , die ich bisher sah, und einige vier- eckige Lehmhütten auf dem Rücken des Berges machen noch in ihren Trümmern, von Ferne gesehen, den Eindruck eines kleinen Kastells. Scheibun war der Hauptstapelplatz für den Goldhaudel im Süden von Kordofan, und die Handels- leute des leztern Landes bezogen von dort ausser dem Golde Elfenbein, Rhinozeroshörner, Tamarinden und ähnliche Natur- produkte. Hart bedrängt, aber doch verschont, durch Mehk- MED-ßey el Defterdar auf seinem Zuge nach Teggele, hielt sich Scheibun in seinem blühenden Zustande , bis es voriges Jahr, also lS3(i, von MusxAPHA-Bey, dem damaligen Gouver- neur in Kordofan, bei Gelegenheit einer Sklavenjagd und nur in der Absicht, um einen grossen Sklaventransport nach el Obeehd bringen zu können, mit Sturm genommen wurde. Die Neger kämpften mit Verzweiflung, sie mussten jedoch der Ubergevvalt des Feuergewehres unterliegen. lüOO Men- schen wurden als Sklaven nach Kordofan geschleppt, eben so viele sollen getödtet worden seyn und die übrigen entflohen. Was von den Togul nicht in Flammen aufging' , das steht noch als Zeuge dieser schändlichen Barbarei, und wir betraten so- zusagen fast noch rauchende Trümmer. Noch lagen die Haus- geräthe, zerschlagene Töpfe und was nicht verbrennen • Die barometrisch gemessenen Höhen aller dieser merkwürdigera von mir besuchten Punkte folgen im nächsten Abschnitte. 106 konnte, ringsherum, und an manchen Stellen lagen noch die nach den Feinden geschleuderten Lanzen am Boden , die mei- sten mit hölzernen Spitzen und diese alle vergiftet. Durch die astronomisch bestimmte Lage von el Obeedli , durch das sorgfältig entworfene Dreieck des Dschebel Kordofan mit el Obeehd und Melpess und durch die vom Dschebel Melpess, vom Gipfel des Kadero , Tabatne, Hedra, Scheibun und Tira genommenen Azimuthe gelang es mir , die Lage von Schei- bun mit einiger Genauigkeit zu bestimmen und ich fand: nördl. Breite = 11 <> 13' — ", östliche Länge von Ferro 47" 51' 30" für die höchste Kuppe des Scheibun. Caillaud hat daher, ob- wohl er in die Länder westlich des Bacher el Äbiad gar nicht gekommen war, auf seiner Karte, bloss nach eingezogenen Nachrichten, die Lage von Scheibun nur um einen halben Grad ungefähr zu südlich angegeben, in der Länge hingegen fehlt seine Angabe um mehr als einen Grad, um Avelchen Scheibun (oder Chaboun , wie Caillaud schreibt) zu weit westlich angegeben ist. Der Angaben anderer Karten , die Scheibun zum Theil gar zwischen den Bacher Ahsrak und Bacher el Abiad versetzen, kann nicht weiter erwähnt wer- den und MEHEMED-Beys Route, die Dr. Rüppell, natürlich nur als blosses Namensverzeichniss , in seine Karte aufnahm, ist zur Ortsbestimmung unbrauchbar*, da die Rechnung eines Türken nach Tagemärschen um so weniger einem Kalküle unterzogen werden kann, wenn die Richtungen dieser Tage- märsche sogar mangeln, wie in diesem Falle. Die von meiner Bestimmung der geographischen Lage Scheibuns abweichen- den Daten anderer Karten bedürfen daher keiner weitern Er- örterung, da ich bisher noch mit meinen Begleitern der ein- zige Europäer bin, der bis nach Scheibun gelangte, und der also die Autopsie für sich hat. Gegen Abend, als die Beleuchtung sehr günstig w^ar und man die fernsten Berge mit Schärfe sehen konnte, bestieg ich die höchste Kuppe des Scheibun, um die Azimuthe der im * Auch die Orts- und Bergnamen in dieser Route sind sehr falsch, so ist allen von mir an Ort und Stelle erhobenen Daten zufolge der „Oder" (0 — Der) nichts anders als der Berg „Tira". 197 Umkreise sichtbaren Gebirge zu nehmen und die Höhe des Berges barometrisch zu bestimmen. Am Fusse des Berges fand ich zwei lileine Dattelpalmen , offenbar gepfllanzte; der Weg führte mich wieder durch die Trümmer der armen Negerstadt, oben aber entfaltete sich vor mir eine erhabene Fernsicht *. In Nord stehen der Hedra und der Urwa isollrt in der weiten VValdebene, auch derMiehedan und Ander sind deutlich sicht- bar. In NW. derDschiiut und darüber hinaus der schöne Kul- fan. In West der lange und hohe Debri und südlich von ihm ein mir niciit benannter Berg. Am fernsten Horizonte sahen wir gegen Fungara hin den spitzen Kega. In Süd und uns am nächsten den Moari, weiter hinaus den Saburi und den Tungur, ein langer Rücken, noch ferner der Kutak und el Buram und nur schwer am Horizonte ausnehmbar, im Lande Fertit, eine mir unbekannte Spitze. Alle diese Berge in Nord, West und Süd sind isolirte Gruppen ohne allen Zusammen- hang unter sich; über sie hinaus, sowohl gegen Fungära, als gegen Fertit und gerade nach Süden hin, sieht das Äuge nur weite Ebene, die am Horizonte sich verliert, nirgends ein Ge- birge von grösserem Zusammenhange, und so Aveit unser Füh- rer, der alte Mahmud, gekommen war und Auskunft geben konnte, ist auch kein solches ihm weiter gegen Süden hin be- kannt. Gegen Nordost , Ost und Südost hingegen hatten wir den Gebirgsstock von Teggele dicht an uns. Auch derselbe scheint eigentlich aus unter sich isolirten Berggruppen zu be- stehen , jedoch durch ihr nahes Zusammentreten und da sie nur durch tiefe Schluchten und enge Tliäler, wie es scheint, getrennt sind, bedingen sie den Eindruck eines geschlossenen Gebirgslandes. In der westlichen Fronte dieser Bergmasse stehen aus Nord in Süd der Qualik, Deri, Njukur, Turban, Abul, Kawarmi , Schawaui und Tira. Dieser iezte bildet das südlichste, in die grossen Ebenen sich verlaufende Vorge- birge von Teggele , welches von Scheibun aus in Südost dicht vor uns lag. Die höchsten aller dieser Berge gehören meist der Bergmasse von Teggele an , sind aber überhaupt nach ihrer scheinbaren Höhe gereiht: der Abdul, Debri, Njukur und • M. s. meine Karte von Ost- Sudan. 198 Turban, el Buram , Kntak, Kavvarmi, Tung;ur, Saburi, Scha- Tvaui u. s. w. — Die mittlere Erhebung^ dieser Berge über dem Horizonte der Ebene bei Scbeibun dürfte, wie icb glaube, SOO bis 900 Fuss nicht übersteigen und der höchste derselben, der Abul, dürfte kaum zn mehr als 1200 bis 1500 Paris. Ftiss über diese Ebene emporragen. Die der Südspitze von Teggeie nahe liegenden Berge stehen unter der Botmässigkeit des Sultans jenes Gebirgslandes. — Von Scbeibun gelangt man in kürzester Richtung gegen Ost-Ost-Süd in 7 bis 8 Tage- reisen an den Bacher el Abiad. Die Entfernung der Karte nach beträgt zwar kaum mehr als die Hälfte dieser Angabe, jedoch soll man, wie mich Mahmud versicherte, der im An- fange der Route sich befindenden Berge nnd tiefen Chors und später der in den Dinka-Ebenen liegenden Sümpfe wegen, jene Zeit zu dieser Reise ganz sicher brauchen. Am 8. Mai. Am Morgen erfuhren unsere Mograbi, dass ein Häuflein Schwarzer im nahen Walde gesehen worden sey und sie hatten daher nichts Nothwendigeres zu thun , als die- selben aufzusuchen. Es dauerte nicht lange , so hatten diese Spürhunde ihren Zweck erreicht, indem sie einige Familien fanden, die ihre kleine Ziegenheerde im Walde bei Scbeibun weideten. Ein Kampf entspann sich, einer der Neger wurde todt , ein anderer durch den rechten Arm geschossen , einige entkamen , mit den übrigen aber, 16 an der Zahl und mit 40 Stück Ziegen kehrten unsere Soldaten als Sieger aus dem un- edlen Kampfe ins Lager zurück. Die Gefangenen wurden als Sklaven ins Zelt des Bim- basch gebracht , der sie nach el Obeehd einlieferte. Die Ar- men hockten am Boden , der zerschmetterte Arm des Ver- wundeten sah grässlich aus, er ertrug seinen Schmerz jedoch mit einem stoischen Gleichmuthe, der zu bewundern war. Nach einigen Tagen des Marsches sah ich diesen Unglück- lichen nicht mehr, er wird daher wahrscheinlich seinen Leiden erlegen seyn. Diese Leute waren von weniger dunkelschwar- zer Farbe, als die Nuba sind, und das dunkle Bronze derHant erinnerte bei den Meisten mehr an die Bagära. Nur die Phy- siognomien einiger Männer trugen ganz den Negertypus, die der Frauen hingegen auffallend das Eigenthümliche der 199 Bagära, und ich g^lanbe daher keinesweg^s, dasa diese Leute, wie uns die Mograbi versicherten, Bewohner des nahen Scha- waui waren , sondern halte sie für ein wanderndes Gesindel ohne nationeile Einheit. Alle gingen nackt und eine junge Frau , deren Mann schon im verflossenen Jahre die Dschelabs zum Sklaven gemacht hatten, war an Brust, Armen und Bauch mit Figuren tättowirt , die Sonne, Mond und Sterne darstell- ten. Sie und die übrigen gefangenen Weiber trugen lederne Amulette in die Haare gebunden, ein Gebrauch, der ebenfalls den Bagara: eigen ist. Einen der gefangenen Neger, der, er- mattet durch die Hitze, am Boden lag, wollten die Mograbi, als untauglich zum Sklaven , erschiessen , der Bimbasch je- doch gab es nicht zu. Wir blieben für heute, um unsere Thiere ausruhen zu lassen, am Scheibun gelagert, geognosirten, botanisirten und jagten in der Umgebung. Als seltene Ausbeute erwähne ich der Auffindung einer ganz neuen Gattung Liliaceen und einer schönen Eule, so gross wie ein Uhu, aber ohne hervorragende Ohren. Die Augen gross und glänzend schwarz, das Gefieder flaumicht, perlgrau, mit verschieden gefärbten Punkten. Am 9. Mai. Von Scheibun aus verliessen wir die bisher vorherrschend südlich gewesene Richtung unserer Reiseroute und wandten uns südöstlich, indem wir uns dem Hauptgebirgs- stocke von Teggele an seiner südlichsten Ausspitzung, am Dschebel Tira und Dschebel Dahab*, näherten. Mit dem Namen Dahab umfasst man die niederen Vorberge des Tira an seinem südliehen und südwestlichen Gehänge, am Rande der grossen Ebene. Wir ritten 7 Stunden in SO. durch dich- ten Wald in hügeligem, von tiefen Regengräben durchschnit- tenen Terrain. Der Wald ist voll von Elephanten, Tetal- Antilopen und andern wilden Thieren. Delebbpalmen, Cassien, Fikusse, Adansonieft werden vorherrschend, die Mimosen scheinen hingegen mehr zurückzutreten. Um Mittag lagerten wir am Berge Dahab , dessen ausdrucksloser Rücken sich zu ungefähr 450 Paris. Fuss über die hügelige Ebene zwischen dem Tira und Tungur erhebt. Der Dahäb sowohl, als der dicht daran liegende Tira, der sich weiter hin mit dem '^' Deutsch : „Goldberg''. 200 Schawaui und Kawarmi u. s. w. verbindet, ist von oben bis unten mit Vegetation bedeckt, die zwischen Felsmassen in üppiger Kraft gedeiht. Das ganze Westgehänge des Dahäb ist zum Erstaunen bevölkert, Dorf an Dorf, Togul an Togiil sich reihend, schäzte ich die Bevölkerung des Theils, den wir gerade von unserem Lager aus sehen konnten und in Be- tracht der Zahl der Toguls , auf wenigstens GOOO Menschen. Ungeachtet der so sehr überwiegenden Anzahl der Tira- Neger, unserem Häuflein gegenüber, waren sie durch unsere Ankunft doch sehr beunruhigt, und es brauchte einige Zeit, bis es unserem Omar gelang, sie zu überzeugen, dass wir nichts Böses im Schilde führen. Nach einigen Stunden kam ein Häuptling mit drei andern Männern zu uns ins Lager. Sie waien schön gewachsene, stark gebaute, kohlschwarze Neg(M', ganz nackt und unbeschnitten. Jeder trug grosse, goldene Ringe in Nase und Ohren und in ersterer auch , wenigstens auf einer Seite, entweder den Stachel eines Stachelschweins oder ein Schilfrohr eingesteckt. Die Köpfe rasiren sie ganz und die, welche ich sah , waren am Körper nicht tättowirt. Ihre Waffen sind schön gearbeitete Wurfspiesse, welche sie vor dem Eintritte ins Lager ablegten. — Gegen Abend kamen die Tira-Neger in Menge zu uns ins Lager und brachten für die Soldaten Dura und Bohnen mit. Die Weiber und Mäd- chen hielten sich jedoch immer ferne, ein Beweis, dass ihr Vertrauen nicht fest stand , und von unserer Seite war daher Vorsicht nöthig. Alle Regenstrombette in der Umgebung von Scheibnn, zwischen Scheibun und Tira , in der Nähe des Berges Dahäb und weiter gegen Süden am Tnngur, und darüber hinaus, füh- ren goldhaltige Alluvionen *. Jährlich nach beendeter Regen- zeit, wenn sich die reissenden Bergströme wieder etwas ver- loren haben , doch aber in allen Vertiefungen noch reichliche Wassermassen vorhanden sind, beginnen die Neger der um- liegenden, durchgehends, mit Ausnahme von Scheibnn seit seiner Zerstörung, stark bevölkerten Gebirge, besonders die aus Teggele , vom Tira , Tungur , Moari u. s. w. aus diesen * Über das Vorkommen des Guides in diesem Terrain im nächsten Abschnitte. 201 Alliivionen Gold auszuwaschen . welche Manipulation ich spä- ter beschreiben werde. Wir waren also im Golddistrikte an- gekommen, der sich über einen grossen Theil des Landes ausdehnt und ans dem seit den ältesten , nachweisbaren Zeiten das Gold nach Kordofan gebracht und von da durch Handel weiter verbreitet wird. Unser zunächst gestecktes Reiseziel war also glücklich erreicht und es handelte sich vor Allem darum , von den Tiia-Negern solche Plätze angezeigt zu er- halten , wo sie ihre Goldwäschen betreiben , um das Vorkom- men des Goldes daselbst zu untersuchen , die sich darbietenden Aussichten an Ort und Stelle prüfen zu können und hierüber dem Vizekönig Bericht zu erstatten. Ich wandte mich desshalb an Schech Omar, versprach Dem , der mir eine reiche Stelle dieser Gold-führenden AUuvionen zeigen werde, eine Beloh- nung von 500 Piaster im Werthe und Avurde von Omar, der sich hierüber mit den Tira-Negern besprach, auf morgeii ver- tröstet. Ein weiterer Zweck meiner Reise war, von Tira aus weiter gegen Südeti vorzudringen, um wenigstens den Keilak, den mächtigen aus Westen kommenden Seitenstrom des Bacher el Abiad, zu erreichen, was von unserem Lager aus, wie mich Mahmud versicherte, in vier Tagen* hätte geschehen können. Vergebens wandte ich mich mit den dringendsten Vorstellun- gen an unsern Bimbasch. Er und seine Soldaten waren nicht mehr vorwärts zu bringen; denn die Regenzeit hatte am Tira schon begonnen und die Furcht, dass uns durch unüberschreit- bare Regenströrae und grundlosen Schlammboden, besonders zwischen Hedra und Kadero , der Rückweg nach Kordofan abgeschnitten werde, wir somit dem Hunger oder den Waffen der wilden Neger erliegen müssten, war bei unsern Truppen, die an der Sache kein anderes Interesse hatten , als das des Raubes, zu dessen Ausübung im grössern Massstabe sie sich aber zu schwach fühlten, zu überwiegend. Dass der Bimbasch in dieser Beziehung zum Theil nicht ganz Unrecht hatte, des- sen wurden wir auf unserem Rückmarsche belehrt. Der Moment, umkehren zu müssen, war jedoch für mich höchst schmerzlich. Allein mit meinen Leuten vorzudringen, da ich einmal mit Truppen angekommen war, folglich von den "^ S. 84 dieseä Thciles. 202 Negern als Türke und als Feind betrachtet wurde , war schlechterdings unthnnlich, schon der Rückreise nach Kordofan wegen, die ich awf jeden Fall unternehmen miisste, da ich keine Möglichkeit vor mir sah, allein mit den wenigen , mir noch übrigen und elenden Lastthieren den Bacher el Abiad zu erreichen und längs desselben durch die Länder der Dinka- nnd Schiluk-lNeger nach Chardum zu gelangen; denn alle diese Völker sind durch die Barbareien der Sklavenjagden auf das Äusserste gereizt In ihren Augen ist jeder Weisse ein Turkaui (ein Türke), folglich ihr Feind. Sie kennen keinen Unterschied weder der Nation, noch dem Glauben nach. Nach Chardum rief mich überdiess meine Dienstpflicht zurück , da ich die Aufgabe hatte, nach der Regenzeit die Goldwäsche« im Südwesten von Abyssinien zu untersuchen. Mir blieb da- her nur der ungenügende Trost des Bewusstseyns, Alles auf- geboten zu haben , was in meiner Kraft lag , um mit meiner Reise iu die Länder der Nuba beide Zwecke zu vereinen, den im Interesse des Vizekönigs und den im Interesse der Wissenschaft. Mit Sonnenuntergang brach aus Süden ein starkes Ge- witter an , es regnete heftig durch die ganze Nacht und von hier an verfolgten uns diese Gewitterstürme, welche eigent- lich die Regenzeit wesentlich bilden , auf unserem ganzen Rückmarsche bis nach Chardum, durch mehr als vier Breiten- grade. Am 10. Mai. Früh am Morgen kamen mehrere Tira- Neger, um uns zu den Goldwäschen zu führen. Mit Sicher- trögen und Grabinstrumenten versehen, begleitet vom Bim- basch , Schech Omar und einer Schaar Soldaten , ritten wir 1 Stunde in S.W. Wir passirten mehrere Strombette, die vom Gebirge Tira ausgehen und welche uns die Neger als Gold-führend bezeichneten. Wir untersuchten die verschiede- nen Alluvionen derselben, sahen überall die Spuren, dass schon viel an diesen Stellen gearbeitet worden ist , fanden allenthalben Gold , überzeugten uns aber auch , wie wir im nächsten Abschnitte sehen werden , dass man bemüht war, uns die Plätze, wo die reichsten Alluvionen vorkommen dürf- ten , Dicht anzuzeigen, was dadurch erklärlich wird, dass der 203 Bimbascli sowohl , als Schecli Omar und alle höheren Offiziere von Kordofan, sich mit dem Goldhandel beschäftigen , sich ein bedeutendes Vermögen dabei sammeln und es daher nur un- geine gesehen haben würden, wenn die egyptische Regierung selbst ihre Hand auf die Goldgewinnung gelegt hätte. Man war sichtlich bemi'iht, uns von weiteren Untersuchungen abzu- halten. Nachdem wir alle Umstände bezüglich des Goldvor- kommens erhoben hatten , die wir unter solchen Verhältnissen erheben konnten, kehrten wir in unser Lager zurück. Am Älittag kam wieder ein Gewitter aus Süden und es regnete längs den Tirabergen sehr stark. Als der Sturm sich gelegt hatte, sezten wir unsere geognostischen Exkursionen fort und zwar vorzüglich in der Absicht, um an den Bergge- hängen , wo die Gold-führenden Regenströme ihren Ursprung nehmen, nach Gold-führenden Lagerstätten zu suchen und so das Vorkommen des gediegenen Goldes im festen , anstehen- den Gesteine selbst nachzuweisen. Bei dieser Exkursion fanden wir am südwestlichen Gehänge des Dschebel Daliab einen bisher noch nicht gesehenen Baum. Derselbe hat eine Höhe von ungefähr 12 Fuss, bei einer Dicke von 2 Fuss , dicht am Boden gemessen. Seine Blätter und grossen rothen Blumen gleichen in Form und Farbe ganz denen des gewöhnlichen Nerium (Oleander). Späterhin be- kam ich diesen schönen Baum nie wieder zu Gesichte. In der Umgebung von Scheibun und Tira ist der, auch in Kordofan vorkommende , Haigilibb * äusserst häufig. Er gleicht im äussern Ansehen dem ächten Seifenbaume (Sapindus Sapona- ria). Nicht bloss die Früchte desselben, sondern auch die Safthaut seines Stammes und seiner Äste, so wie die jüngsten Triebe, geben, mit Wasser gemengt und durchgearbeitet, einen Seifen -artigen Schanfh , der zum Waschen der Kleidungs- stücke benüzt wird und bei den in Kordofan herrschenden Be- griffen von Wäsche auch dem gegebenen Zwecke vollkom- men entspricht. Während wir an den Felsen des Dahäb herumklefterten, kamen wir mit mehreren Tira -Negern zusammen. Eine^ * Landesname. Bezüglich einer wissenschaftlichen Bestimmung ver- weise ich uuf deu uaturliist. Anhang;. 204 derselben, ein Stutzer erster Klasse, der seine Ohren ganz mit Messingdraht dnrchflochten hatte, so dass sie der Forin nach aufhörten Ohren zu seyn , lud uns ein, in sein etwa eine halbe Stunde entferntes Dorf hinaufzusteigen, was wir jedoch, da die Nacht ganz nahe war, zu thun unterliessen. Keiner der Tira-Neger verstand auch nur ein Wort Arabisch , Schecli Omar aber und viele unserer Negersoldaten sprachen die am Tira übliche Sprache fertig. Wir handelten für Salz von ihnen Dura ein, da unsere Kameltreiber bereits seit zwei Tagen Hunger litten und für Zwiebel, die sie sehr lieben, gaben sie uns auch bereitwillig ihre Waffen. Da für morgen der Antritt unseres Rückmarsches beschlossen wurde, so musterte man Abends im Lager unsere sämmtlichen Lastthiere, «nd wir sahen zu unserem Schrecken , dass wir bereits mehr als den vierten Theil verloren hatten und die übrigen alle so elend waren, dass wir froh seyn mussten, die Hälfte derselben nach Kordofan zurückzubringen. Am 11. Mai. Nach einer Regennacht ein herrlicher Morgen. Wir brachen schon früh vor Sonnenaufgang aus unserem Lager am Tira auf, und als die Felsenspitzen des Ka- ■warmi im Morgenrothe über den Rücken des Tira herüber leuchteten , die Blumen-bedeckten Bäume im Walde um uns her dufteten und die Kronen der hohen Delebbpalmen sich im leichten Ostwinde schaukeiten , da blickte ich noch einmal zu- rück mit. dem ganzen Schmerze, weichen die Empfindung er- regt, einen liebgewonnenen Plan , eine Idee, in die man sich verliebt hat, nicht durchführen zu können. Wäre ich von dem Gnomen-artigen MsHEMED-Bey in el Obeehd nicht auf eine so ärgerliche Weise an der raschen Fortsetzung meiner Reise gehindert worden, ich hätte in diesem Augenblicke ebenso gut von den Ufern des Ke-ilak zurückkehren können, als ich vom Berge Tira zurückkehrte *. Die Sonnenstrahlen hauchten endlich auch unsern Nuba- Negern , die uns von Hedra aus begleitet hatten, Leben ein ; denn die lezte Regennacht hatten sie sehr schlecht zugebracht, indem sie nackt um die grossen Lagerfeuer herum auf den "* Der Tira liegt meinen Bestiinmungen zufulge gerade im 11** der nördi. Breite. 205 Fersen hockten, jeder seinen kleinen Schild als Dacli anf dem Kopfe. Diesen Negern wurde der Transport der am Scha- waui gefangenen Skhiven anvertraut und sie rechtfertigten dieses Vertrauen durch die möglichste Brutahtät. Sie kuppel- ten die armen Gefangenen, jeden mit dem Halse, zu zweien und zweien , an so schwere Stangen , dass sie kaum im Staude waren, selbe fortzuschleppen, nur die hübsche, junge Frau, welche den gestirnten Himmel an ihrem Körper trug , führten sie aus besonderer (ialauterie und nach altenglischer Weise an einem Stricklein um den Hals; die kleinen Kinder durften frei mitlaufen. Wir hielten um Mittag wieder auf unserem alten Lager- Platze am Berge Scheibun und blieben der Schwäche unserer Lasttbiere wegen auch die Nacht dort liegen. Die grossen Gruben, welche unsere Soldaten zur Ansammlung des Trink- wassers im Sande der Chors gegraben hatten , wurden wäh- rend unserer Abwesenheit von den Elephanten als Badewan- nen benüzt. Wie daher unser ohnehin abscheuliches Trink- wasser aussah, ist nicht zu beschreiben. Es war eine Lauge zum Schandern. Abends hatten wir wieder starkes Gewitter, das sich besonders heftig in Nord und Nordost am Gebirge Njnkur und Turban entladete. In der Nacht kamen mehrere Löwen unserem Lager ganz nahe, da jedoch alle Last- und Reitthiere innerhalb des Kreises unserer Lagerfeuer sich be- fanden und eine Menge Wachen ausgestellt waren , so blieb es bei ihrem sonoren Gebrülle, das man im Freien, zur Nacht- zeit und im hallenden Walde hören muss , um den Eindruck zu begreifen, den es hervorbringt. Ungeachtet dieser unheim- lichen Vorposten desertirte uns doch ein Negersoldat in der- selben Nacht. Am 12. Mai. Es war noch dunkel als wir aufbrachen, und mit den ersten Strahlen der Sonne langten wir bereits in dem schönen, nördlich von Scheibun liegenden, Palmenwalde an. Die Karawane zog voran und ich mit dem ßimbasch folgte derselben in einiger Entfernung. Er erzählte mir viel von einem Vogel mit vier Flügeln, der in diesen Ländern hausen sollte, und obwohl Kotschy und ich schon oft von diesem son- derbaren Geschöpfe erzählen gehört hatten , hielt ich das 2G6 Ganze doch für eine jener Lnp;en , an denen die Türken und Araber, wenn es jene wenig bekannten Länder gilt, ganz un- ersdiöpflicli sind. Auffallend war mir nur die ßestinimtheit, mit welcher der Bimbasch behauptete, selbst diesen Vogel öfter fliegen gesehen zu haben. So kamen wir langsam fort- reitend an eine lichte Stelle des Waldes, die Karawane zog vor uns im hohen Grase der Ebene. Plötzlich hörten wir Flinten- schüsse fallen und sehen gleich darauf die ganze Karawane nach allen Richtungen sich zerstreuen. Matürlich dachten wir an nichts anderes, als dassdie Karawane von einer Menge Neger angegriffen worden sey. Unsere WaflFen zur Hand nehmend , eilten wir daher der Karawane zu Hülfe. Da be- gegnete mir Freund Kotschy, der seines Hegins, welcher sich auf den Rückweg gemacht hatte, nicht mehr Meister werden konnte. Verwundert fragte ich ihn : Was es gebe? Elephan- teu! Elephanten! war die Antwort, und dabei ritt er, zu wenig Acht habend, in ein Nest von Waldbienen, mit denen nun er und sein Dromedar einen separaten Kampf begannen, während wir zwölf Elephanten, dicht vor uns, querdurch die Kara- wane brechen und Reissaus nehmen sahen. Wir verfolgten sie längere Zeit und sandten ihnen vergebens 50 manche Ku- gel nach. Vier derselben waren sehr gross und mochten wohl, wie ich an den Bäumen beobachtete, an denen, sie vorüber liefen, an 12 bis 1.5 Fuss Höhe haben, die übrigen waren kleiner und einige noch ganz jung und ohne Stosszähne. Die Rüssel schwangen sich im Laufe, wie Pendel, die Zähne der Alten waren kolossal, ihre Haut mit einer Schlammkruste be- deckt, ihr heftiges Schnauben kam mir vor wie der Ton eines Gebläses. Kotschy hatte zuerst diese Thiere entdeckt. Sie lagen im dichten Gebüsche und langten mit den Rüsseln Zweige herab. Nur leztere aus der Ferne wahrnehmend, wusste er nicht, was das eigentlich sey, und machte einige Mograbi darauf aufmerksam, Ihre Falkenaugen erkannten den Gegenstand sogleich, sie sprengten rasch auf das Ge- büsche los und jagten mit Flintenschüssen die Elephanten auf. Alle zwölf brachen, so gereizt, auf einmal hervor und liefen auf die Karawane los. Diese, das Beste, was sie in diesem Augenblicke thun konnte, zerstreute sich , die Elephanten 207 fortwährend dnrcli die Kugeln der Mograbi verfolgt und ge- troffen , jedoch nicht tödtlich, wnssten nicht, wohin sie sich wenden sollten und eigriff^en nun selbst im raschesten Trotte, dem man nur schwer zu Pferde im Galoppe folgen konnte, die Flucht. Wir sammelten wieder unsere Karawane und sezten die Reise gegen Hedra fort. Auf dem Wege verloren wir neuer- dings viele Kamele , welche die Soldaten sogleich aufarbeite- ten, und da sie, bei gänzlichem Mangel an Provisionen, be- züglich ihres Unterhaltes eigentlich wohl auf die krepirten Kamele hingewiesen waren, so halte ich mich auch überzeugt, dass manches der Kamele früher unter dem Schlachtmesser geendet haben mag;, als die Natur seiner Laufbahn das Ziel gesezt hatte. Kaum waren wir g"egen Abend auf unserer alten Lager- stelle am Hedra angelangt, so kam Kotschy, der mit einigen unserer Leute eine kleine Strecke zurückgeblieben war, und sagte mir eiligst : er und seine Begleiter haben in geringer Entfernung vom Lager den Vogel mit vier Flügeln gesehen. Ich wusste nicht, wie mir geschah, ich konnte es nicht fassen, dass das unmögliche möglich seyn sollte. Indess nahm ich schnell meine Flinte, rief noch ein Paar unserer Leute , die ich als gute Schützen kannte und ging mit Kotschy in der gegebenen Richtung. Eine kleine Strecke ausserhalb dem Lager kamen wir auf eine Fläche, mit niederem dürren Grase bedeckt. Hier muss der Vogel sitzen , flüsterte Kotschy, an dem sich schon alle Symptome des Jagd-Berserkers zeigten. Die Sonne war gerade im Untergehen und keine Zeit zu ver- lieren. Wir vertheilten uns und zogen in einer Linie über die Ebene. Nicht lange, und der Vogel flog auf. Hätte ich eine Haremserziehung genossen, in diesem Augenblicke hätte ich an Teufelsspuck und Hexenthum geglaubt, denn was wir in der Luft sahen, war wunderbar. Es war ein Vogel, der sich jedoch mehr durch die Luft zu wälzen , als zu fliegen schien, bald sah ich wieder vier Vögel, bald drei, bald zwei, bald sah ich wieder einen Vogel , der aber wirklich aussah, als hätte er vier Flügel, bald drehte sich das Gaukelspiel wie ein Haspel um seine Axe und es verwirrte sich das ganze 208 Bild. KoTSCHY war der nächste , er schoss und der Proteus- Vogel fiel. — Wir liefen alle zugleich hin, mir schlug laut das Herz im Kampfe zwischen Wahn und Vernunftgründen. Vier Flügel ! dachte ich mir, ist ja doch ganz unwahrschein- lich. Vor uns lag todt ein Caprimulgus* von der Grösse einer kleinen Haustaube. Gefieder braun und schmutziggelb, mit schwarzen Flecken. Aus jedem der zwei Flügel ragt eine über .J Fuss lange Feder hervor; der Schaft dieser Feder ist nackt, dünn und sehr biegsam, wie an den Schwanzfedern des gewöhnlichen Pfaues. An unserem Exemplare mass der Schaft allein 2 Fuss und 7 Zoll Wien. Mass. An der Spitze des Schaftes befindet sich eine schwarze Fahne , die so gross ist, als der eigentliche Flügel selbst. Diese beiden langen Federn, wegen der Zartheit ihrer Schäfte das Spiel eines jeden Windzuges, erschweren einerseits den Flug dieses Vo- gels sehr und bewirken andererseits durch ihr Flattern und Herumtreiben in der Luft während dem Fliegen um so mehr alle die obenerwähnten Täuschungen, als dieser Vogel , als Nachtvogel, nur im trügeiischen Lichte der Dämmerungfliegt und an und für sich einen sehr ungeregelten, nusichern Flug besizt. Ich erwähnte dieses Vorfalls ausführlicher, um einen Beweis zu geben , wie sich jene Naturräthsel so häufig lösen, die uns leichtgläubige Reisende in der Form , wie sie ihnen mit auf den Weg gegeben werden, und ohne auf eigene An- schauung gegründetes Raisonnement, auftischen. Am 13. Mai. Da an jedem Morgen, besonders nach einer Regennacht, der Himmel klar und der Horizont sehr rein war, so beeilte ich mich, den Hedra zu besteigen, um von seiner Spitze aus, sowohl rückwärts gegen Tira, als vor- wärts gegen Kadero die nöthigen Visuren zu nehmen. Die Fernsicht von oben war ausnehmend schön und ich entdeckte zwischen dem Kulfän und Tungur, also in West und Südwest, noch drei, dem Namen nach mir unbekannt gebliebene, isolirte Berggruppen. Ich hatte ausdrücklich mir jede Begleitung^ eines Soldaten bei dieser Exkursion verbeten und mit mir " Nach Hkdenborg: Caprimulgus Longipennis, Voigt, Cuvier. Später schössen wir ein zweites, aber kleineres Exemplar am blauen Flusse. 209 TTHren nur Kotschy und Mortsch. Wahrend wir auf der Spitze der steilen Granitfelsen, die den höchsten Kamm des Hedra bilden, arbeiteten, kamen viele von den dortigen Ne- gern zusammen. Die meisten bewaffnet, umgab uns endlich eine grosse Schaar, doch nur in der harmlosen Absicht, zu sehen , was wir machen. Da unter ihnen auch Weiber und Mädchen sich befanden, die ohne alle Scheu sich uns näher- ten, so erwiederten wir dieses Veitrauen , legten ohne Be- denken unsere Waffen ab und beschäftigten uns ruhig mit unseren Instrumenten. Die Hedraui lachten über Alles, was wir angriffen. Das Aufstellen eines Barometers z. B. , wel- chen sie für eine Uhr ansahen, war für sie ein höchst amüsan- ter Akt. Einige der ältesten sprachen ein paar Worte Ara- bisch, und als wir die Spitze des Hedra verliessen und die Neger bemerkten, dass wir mit unsern Stiefeln und beschwert mit unsern Instrumenten nur sehr langsam über die Spiegel- flächen der Granitblöcke herabklettern konnten, umgaben sie uns von allen Seiten, reichten uns helfend die Hände, nahmen und trugen unsere Instrumente, kurz, benahmen sich auf das Gefälligste. Auf dem Wege durch ihr grosses, auf steilen Felsen zerstreutes Dorf, wo die Düfte von Unflat aller Art zu Ekel erregend waren , um uns länger zu verweilen, trafen wir Achmed- Kaptan mit einigen unserer türkischen Offiziere, die Elfenbein eintauschten. Für liO Beile aus weichem Eisen, von denen das Stück in Kordofan zu 1 Piaster oder 6 kr. ver- kauft wird, also für einen Werth von :J fl. Konv.-Mz. , gaben die Neger eineu Elephantenzahn von wenigstens 20 Pfund im Gewichte *. Bei meiner heutigen Zusammenkunft mit den Hedra- Negern bemerkte ich , dass das Tabakschnupfen bei denselben sehr üblich ist. Sie bedienen sich hiezu desselben scharfen, narkotischen Krautes, wie die Schilluk-Neger **. Auch sah ich heute mehrere dieser Neger, was mir bisher unter den Nuba nicht vorgekommen war, an verschiedenen Theilen ihres Körpers mit einer dunkeirothen , erdigen Farbe bemalt; * Paluhe S. 175 u, s. w. über den iiincrafrikaniscben Elfcubein- handel. ** Seite 64 dieses Thcils. Ru .HS egg er, Reisen. 11. Bit, 'i.TUl. J4 210 Tiele hatten ferner auch das wollige, krause Kopfliaar nicht abrasirt, wie sie gewöhnlich zu thun pflegen, sondern das- selbe viehnehr mit Messingdraht und Ringen auf mannigfaltige Weise verziert. In den Felsenspalten des Hedra sahen wir beim Herab- steigen eine Menge grosser, über 1 Fuss langer Eidechsen, konnten aber keiner derselben habhaft werden, — Wir hatten am Nachmittage bereits unser Lager abgebrochen und stan- den zum Aufbruche bereit, als ein furchtbares Gewitter los- brach. Der Regen floss in Strömen und in einem Augenblicke war der Boden ringsum in eine schlammige Pfütze verwandelt. Unsere Araber- und Negersoldaten hatten kurz vor dem Aus- bruche des Gewittersturms alle ihre Gewehre zur AbAvehrung desselben in die Luft losgeschossen, und ich glaube nicht, dass wir, durchnässt, wie wir waren , ein Gewehr hatten, das in diesem Augenblicke losgegangen wäre. In geringer Entfernung von uns standen ein paar Tausend bewaffnete Hedra-Neger und sahen ruhig unserem Treiben zu. Wir waren daher in einer sehr kritischen Lage und der ßimbasch that sehr gut, dass er mitten im Gewittersturme, bevor sich noch die Neger das Ding besser überlegen konnten, aufbrechen Hess. Diess ge- schah in der gewöhnlichen Unordnung, die jedoch heute Ge- fahr-drohender war, als je. Der Thonboden war durch den starken Regen bereits weich und schlüpfrig wie Glas gewor- den. Unsere Lustthiere stürzten zusammen , Niemand konnte reiten. Jeder schleppte sein Thier am Zügel und suchte sich zu Fusse , triefend von Nässe, durch den zähen Schlamm durchzuarbeiten, was nicht wenig Anstrengung kostete. So gelangten wir zum ei-sten Chor; wir mussten durch; da aber der Boden des Ufers sehr abschüssig war und, des gänzlichen Mangels an Ordnung wegen , jeder Soldat mit seinem Kamele zuerst hinüber wollte, so entstand ein Drängen und Treiben, und im Graben, an dessen Rande alle Thiere stürzten, lagen Kamele , Bagage und Soldaten brüderlich im Schlamme neben und aufeinander. Zum Glücke waren die Hedraui so dumm, uns in diesem Momente nicht anzugreifen. Wir wären ohne Rettung verloren gewesen. Erst im tiefern Walde konnten wir uns etwas erholen und wieder aufsitzen. Als die Nacht 211 anbrach, brach auch das Gewitter von Neuem los. Es wurde so finster, dass man den Kopf des eig-enen Reitpferdes oder Hejj^ins nicht mehr sehen konnte, die Dornen und Schling- pflanzen zerrissen uns Haut und Kleider, und nur das Leuchten der Blitze liess uns manchmal einen Blick in die Verwirrung offen , in der sich unsere Karawane befand. Wir konnten un- möglich mehr vorwärts kommen und lagerten uns daher, wo wir standen , mitten im dichten Walde. Die Bagage lag auf einem Haufen, alles war nass und an trockene Wäsche nicht zu denken, unsere Matten lagen im Schlamme und das Was- ser drang durch die Teppiche, auf denen wir liegen sollten. Wir hatten eine Menge Leute verloren, die sich im Walde verirrten, deren Lage der vielen wilden Thiere wegen sehr gefährlich war und die erst der Schein unserer grossen Lager- feuer und die fortdauernden Signalschüsse wieder im Laufe der Nacht ins Lager führten. Müde, schläfrig, hatten wir eine schlechte Aussicht uns im Kothe und Wasser zu erholen , wir schritten daher zu einem sogenannten heroischen Mittel. Der Koch ÄIohammed musste den stärksten Kaffe kochen, den er je in seinem Leben braute, dieser wurde zur Hälfte mit Rum gemischt und als Schlaftrunk in genügender Menge genossen. Die Nacht liess allerdings sehr viel zu wünschen übrig und am Morgen schüttelte der Frost uns in unsern nassen Kleidern , doch blieben wir gesund, während unsere armen Soldaten und Neger, durch die ganze Nacht mit den Wassergöttern im Umgänge, fast alle am Mor- gen mit Fieber oder heftigen Koliken zu kämpfen hatten. Am 14. Mai sassen wir ununterbrochen 12 Stunden im Sattel und erreichten Abends unsern alten Lagerplatz am Tabatue. Der Weg war entsetzlich schlecht geworden , wir hatten heftigen Sturm, der unsere beladenen Kamele, die sich ohnediess kaum mehr auf den Beinen halten konnten, umzuwerfen drohte; an allen Bergen ringsumher regnete es sehr stark, nur wir blieben heute, in Mitte der Gewitter, zum Wunder trocken. Zwei unserer Negersoldaten hatten auf dem Wege die Blattern bekommen , sie wurden daher \oa den übiigen abgesondert und sahen, grässlich verunstaltet, 14* 212 dem Tode, wenn nicht auf der Reise, doch sicher in den Händen eines egyptischen Arztes , entgeoen. Im Schlamme des Bodens fariden wir heute eine Menge Konchyh'en, lauter ünivalven, welche die tropische Reg^enzeit hervorlockte. Niedere Gebüsche waren bedeckt damit und unter unserer reichen Ausbeute dürfte sich manches Neue befinden *. Am 15. Mai. Am frühen Morgen bestiegen wir den Tabatne, um uns mit den auf den Hedia genommenen Visuren wieder in Verbindung zu setzen, unser Lager wurde den Tag hindurch von den Tabatne-Negern häufig besucht, die sich recht friedlich benahmen und mit unsern Soldaten Tausch- handel trieben. Nachmittag brachen wir nach Kadeio auf, zogen aber diessmal nicht über den Tabatne, sondern an seiner Westseite herum und bezogen Abends unsern alten Lagerplatz am Kadero. Als wir vor zehn Tagen diesen Weg gezogen waren , sahen wir noch viele Bäume kahl und die Adansonien trugen zum Theil nur ihre Blumen , aber keine Blätter. Jezt hingegen war in Folge der wenigen , aber star- ken , Regen die Scene verändert. Alle Bäume standen im vollen, frischen Grün, von allen Seiten umgab uns die Blumen- pracht der tropischen Regenzeit. Die Lubans blühten , die Glycinen ** prangten und Kotschy fand ein uns unbekanntes, • Darunter dürften sich auch, so weit ein Uneingeweihter es be- urtheilen kann, die von Caiilaud in seinem Atlasse II, Tafel 60 abge- bildeten: Helix irregularis, „ flanimata, Paludina buliiuoides , „ unicolor, Melania fasciulata , Anipullaria carinata befinden, obwohl Caillaüd einige dieser Arten nur in nördlicher ge- legenen Gegenden gefunden hat. Die Ampullaria ovata hatten wir nur bisher an den Ufern des Ba- cher el Abiad, dort aber auch in grosser Menge, geschon. *'^ Die hoihrothen, in der Form ganz kleinen Erbsen ähnlichen, Samenkörner dieser Glycine (Glycine precatoria Wiij)en ?) werden in jenen Ländern , ihrer gleichförmigen Grösse wegen , als Gewichte zur Ausgleichung und Bestimmung kleiner Quantitäten Goldes im Handel beuüzt. Ihrer auffallenden Schönheit wegen durften sie jedoch auch 213 ausHehniend schön hlnliendes Zwiebelgewächs, von dem wir Zwiebel nach Europa sandten *. Am 16. Mai. Als \ch am Morgen, um meine Aufnahme mit dem kleinen Berge bei Melpess in Verbindung zu setzen, den ich, obwohl sehr entfernt, doch klar und scharf ausnebr men konnte, den Kadero bestieg, hatte ich Gelegenheit de» überraschenden Einfluss der Granitblöcke seiner Spitze auf die" Magnetnadel zu beobachten und, wie wir im nächsten Ab- schnitte sehen werden, genau nachzuweisen. Auf dem mit Wald bedeckten Gebirge schoss ich ein prachtvoll gefiedertes Taubenpaar**. Von derGrösse einer grossen Turteltaube, ist dieses Thier am Rücken perlgrau , mit einem Übergange ins Stahlgrüne und Purpurrothe, am Bauche und auf der Brust hingegen tief zitronengelb gefärbt. Später waren wir so glücklich, mehrere dieser schönen Thiere zu bekommen. ;. Auf meinem Rückwege in das Lager fand ich zu meinem nicht geringen Erstaunen in der Nähe unserer Zelte einen er- henkten Neger an einem Aste baumeln. Der Arme war schon todt und sein luftiges Ende ein Akt der Gerechtigkeit. Auf unserer Herreise nämlich wurde, wie ich schon erzählte, ein Soldat von mehreren Negern räuberisch angefallen , einer dieser Neger wurde gefangen und vom Bimbasch als Sklave weitere Anwendung finden. Diese schöne Pflanze bildet kleine Bäume von 10 bis 12 Fuss Höhf-. * Bei dieser Gelegenlieit muss ich auch bemerken, dass mir nicht klar werden kann, welchen BaumPAU-ME S. 139 seiner Reise unter dem Namen „Tabaldi" bezeichnet. Seiner Beschreibung der Frucht und der enormen Stammdicke nacl» ist dieser Baum kein anderer als die Adan- sonia digitata, auch kann man wohl , Abu Schock. Stachelschwein 30 „ Abu el Hessein. Wilder Hund. Canis pallidus Hedenb • . . 10 „ Szebäd. Zibethkatze. Viverra civetta ... 10 „ Fached. Wildes Schaf? Mir unbekannt . . 30 „ Abu Gomful. Igel. Erinac. senariens. Hedenb. 5 „ Abu Dziefra. Schildkröte 20 „ Geko. Hyrax capensis? Hedenb 10 „ Ernebb. Hase. Den Kap'schen ähnlich . , 10 „ ümra Jeschäd. Kleines, mir unbekannt geblie- benes Thier 20 222 Piaster. Eines Abu Keimtn. Kleines, mir unbekannt gebliebe- nes Thier 30 „ el Ged. Mir unbekannt, aber gross er als eiu Reh 20 „ Wuarel. Kleines Tliier, mir unbekannt ge- blieben 10 „ Semme. Mir unbekannt, der Besehreibung nach neu 30 Einer Assala. Grosse Schlange. Pythonart . . 20 In diesem Masstabe berechnet el Emin mit Rücksicht auf Schwierigkeit und Gefahr der Jagd , auf Grösse und Selten- heit der Thiere alle seine Lieferungen, und ich glaube durch JWittheilung obigen Verzeichnisses manchem injene Länder rei- senden Naturforscher einen Dienst zu erweisen. Leider blie- ben uns selbst mehrere der von el Emin angegebenen Thiere unbekannt, doch erhielten wir auch im Gegentheile eine Menge andere, die in obigem Verzeichniss nicht angegeben sind. Besonders wichtig und noch vieles Neue darbietend ist in jenen Ländern die kleinere Thierwelt. Auf sie war daher auch unser vorzügliches Augenmerk gerichtet. Kotschy zog sich während der Zeit unseres Aufenthaltes in el Obeehd für einige Tage nach Melpess, und fand, dass dort die Löwen, eine wahre Landplage daselbst, so an Anzahl und Külmheit zu- genommen hatten , dass sogar die Kamele innerhalb der ho- hen Umzäunung der Seriba des Nachts bewacht werden muss- ten. Unter den vielen Exemplaren von Ibis religiosa, die der- selbe von dort mitbrachte, befand sich eine schöne Varietät, deren violete, stahlartig schillernde Schwungfedern von unten roth sind. Ausserdem schoss derselbe in Melpess die grosse Eule von Scheibun, die mit ausgespannten Flügeln über 4 Fuss inisst,sah einengrossen, schwarzen Vogel mit einem Hörne auf dem Schnabel , wie wir später erfuhren : der Buceros Abys- sinicus oder der Teir-el Nessiba (Schicksalsvogel) der Ein- gebornen, fing im Hofe der Seriba mehrere Taranteln, so gross wie mittlere Bachkrebse, lang und dick behaart, mit gewalti- gen Fresszangen, die den grössten Theil des Kopfes einnehmen 223 und fand eine giftig;e Wanzenart, deren BIss sehr schmerzt nnd Entzündung erregt *. Unter den seltnem Thieren, die wir in el Oheehd selbst reqnirirten, befanden sich: eine kleine Eule von ausnehmender Schönheit der Zeichnung, Gefieder unten weiss, oben grünlich gelbbraun mit schwarzen Flecken, Gesicht mit weissen Flau- nien bedeckt und mit braunen Federn, backenbartartig einge- säumt; kleine, schneeweisse Reiher, am Hinterkopfeund Rücken mit langen, zarten, haarförmigen Federn von gelbbrauner Farbe; eine Schlange, 3 Fuss lang, weiss nnd braun gefleckt mit breitem, dreieckigem Kopfe, ober jedem der beiden Augen ein kleines, spitzes, 1,5'" hohes, rückwärts gekrümmtes Hörn- chen, der Angabe nach giftig; so wie eine andere kleine und sehr giftige, ganz schwarze Schlange, ebenfalls mit breitge- drücktem, dreieckigem Kopfe ; mehrere der häufigen Skorpio- nen-Arten, darunter ein schwarzer, 41^ Zoll lang, mit grossen Scheeren und gelbem Schwanzstachelgliede, ein anderer 6 Zoll langer ganz schwarzer Skorpion, der in einem Glase auf- bewahrt über Nacht sechs lebendige vollkommen ausgebildete Junge gebar, der Stich dieses Skorpions wird allgemein für tödtlich gehalten**; eine grosse, weiss und schwarz ge- streifte Ratte; eine giftige Eidechsenart, das Thier 8 bis 10 ■'"■ Wenn ich nicht irre, so erwähnt auch v. Kotzebue in seiner Reise durch Persien giftiger Wanzen. Indessen glaube ich die Über- zeugung aussprechen zu dürfen , dass die schmerzhaften und inflamatori- schen Wirkungen des Bisses vieler Thiere in tropischen Ländern nicht gerade stets einem wirklich vorhandenen positiven Gifte zuzuschreiben, sondern sehr oft nur als eine sekundäre Folge der klimatischen Einwir- kung seyn dürften, die jedem abnormen Zustande des Körpers einen hohen Grad von Heftigkeit und jeder krankhaften Erregung einen äusserst rapiden Verlauf ertheilt, und ich glaube, dass der Stich unserer ge- wöhnlichen Wespe, der Biss unserer gewöhnlichen Wanze z. B. in tro- pischen Ländern eine weit heftigere Wirkung hervorbringt, als in un- serem nordischen Klima. ** Als wirksamstes Gegenmittel ist bekannt die unverzügliche Skari- fikalion der gestochenen, augenblicklich stark entzündeten Stelle, an der man jedoch keine Wunde, sondern höchstens nur ein kleines Pünktchen, ■wie einen feinen Nadelstich, bemerkt, sodann Aussaugen der wundgc- machten Stelle oder besser Einreibung von Ammoniak und innerlicher Gebrauch einiger Tropfen desselben. Es trug daher auch jeder von uns beständig ein kleines Fläschchen Ammoniak mit sich. 2'i4 Z(»II lanf^ und verliältnissniässif>- sehr dick, Bauch weiss, Rücken gelbbraun mit schwarzen Streifen, j>eschuppt; besonders g^rosse lind schöne Arten von Scarabaeus, Carabus und Curculio, und zwar häufig solche, welche auch in den Senegal- und Gambia - Ländern vorkommen; u. s. w. Die Erhaltung^ unserer naturhistorischen Sammlungen, be- sonders des botanischen Theils derselben, kostete uns, da die Regenzeit schon vollkommen im Zuge war und wir beinahe täglich die heftigsten Gewitterstürme hatten, unsägliche Mühe. Die elenden Lehmhäuser gewähren vor dem eindringenden Wasser fast nicht mehr Schutz, uls ein Zelt, ja lezteres ist noch in der Beziehung vorzuziehen, weil man bei anhaltend starkem Regen in einem gewöhnlichen Lehmhause keines- wegs, wenigstens nicht vor einem theilweisen Einstürze des- selben sicher ist. Unser, des Kadi Haus zeichnete sich in dieser Beziehung durch eine merkwürdige zweckwidiige Bau- art aus. Das ganze flache Dach war nämlich von einem erhöh- ten Rande, ohne Abzngsöffnungen, umgeben. Bei jedem star- ken Regen bildete sich folglich in diesem Bassin ein Teich, der, was mehrmals geschah, bei plötzlichem Durchbruche uns gleich einem Giessbache mit Koth und Wasser iiberschüttete, das Zimmer zum Sumpfe umwandelte, und auf Betten, Instru- inenten, Büchern etc. greuliche Verwüstungen anrichtete. Die elektrischen Entladungen bei solchen Gewitterstürmen ■waren äusserst heftig, die Blitze schlugen häufig ein und tödteten einmal ein kleines Negermädchen mitten auf der Strasse. Bei einem Chamsine, den wir am 2;}. Mai erlebten, und der, wie gewöhnlich, einem solchen Gewitter vorherging, war die An- häufung der Luftelektrizität so gewaltig, dass der Leitungs- Draht vom Dache nieder zu meinen Elektrometern starke Fun- ken gab und das eigenthümliche Knistern desselben laut zu hören war*. Um unsere, für die gegenwärtige Lage, werthvollen Reise -Effekten und Sammlungen wählend der bevorstehen- den Reise vor diesen Regengüssen zu sichern und um auch andererseits das Zerspringen der Kisten und Koffer in der hef- tigen Sonnenhitze zu verhindern, kaufte ich mehrere frisch "^ Hierüber das Nähere im uächsten Abschnitt. 225 abgezogene, grosse Oclisenliäiite und Hess jede Kiste «nd jeden Koffer in eine solche Haut, die raulie Seite nacli aussen ge- kehrt, fest einnähen und dieselbe sodann, um Fäulnisszu verhin- dern, an der Sonne trocknen, wodurch eine solche Decke ganz hornartig wurde und sich als Schutzmittel vortrefflich bewährte. Die starke Hitze des Tages und der Nacht, die Chamsin- Winde, die feuchten Ausdünstungen des Bodens im Beginne der Regenzeit und dergleichen Einflüsse äusserten auf un- sere Gesundheit die nachtheiligsten Wirkungen, und der eine oder andere von uns war beständig krank. Ali, Kotschy's Bedienter, ein Nubier, bekam einen heftigen Sonnenstich, seine Augen waren roth und funkelten, er delirirte fortan, griff mit den Händen ohne Unterlassan den Kopf, und nur durch schnel- les und reiches Aderlassen brachten wir ihn wieder zu sich; 3I0RTSCH bekam in Folge einer Verkühlung eine Gedärment- zündung; Karl, mein Bedienter, eine Rippenfellentzündung, «nd so ging fast Keiner leer aus. Interessant war jedoch bei einer schnellen und energischen Hülfe der rasche Verlauf der Krankheit und die in Kurzem eintretende Besserung, was mit dem rapiden Zunehmen der Krankheit und der schnellen Folge des Todes im entgegeugesezten Falle im Verhältnisse steht, wenigstens bei starken, ungeschwächten Naturen. Um übrigens einen klaren Begriff von den Sanitätsan- sichten, selbst der höchsten Personen, in Kordofan zu geben, genüge ein von mir erlebter Fall. Als wir von den Nuba- Negern nach el Obeehd zurückkamen, hatte die Cholera be- reits ihren Kulminationspunkt hinter sich und war im Abneh- men. In dem Hause des Kadi, der obersten Justizperson, in welchem wir wohnten und das der Kadi selbst in unserer Abwesenheit einstweilen bezogen hatte, waren mehrere Men- schen gestorben. Eines Tages kam unser Koch Mohammed in mein Zelt und klagte mir, dass er es in der Küche eines ab- scheulichen Gestankes wegen , den er schon lange verspürte, nun nicht mehr aushalten könne und er gezwungen sey im Freien sein Handwerk zu treiben. Wir untersuchten zusam- men die Sache und fanden in der Küche selbst die Leiche eines an der Cholera verstorbenen Sklaven des Kadi verscharrt und nur mit ein wenig Erde bedeckt. Ich erinnere mich nicht bald Riis.cgger, Reisen. U. Bd. 2. Thl. 15 226 eines so grauenhaften Anblickes, flberhaupt hatte dieser Kadi, der übrigens im Gerüche der Heiligkeit stand, was seine eigenen Geruchsorgane betrifft, eine sonderbare Wiedehopf- Datur. Er hielt seine Gerichtssitzungen in seinem zweiten Hause und zwar dicht an einer Kloake. An diesem Plätzchen schien er sich heimisch zu fühlen, da zeichnete er, wenn wir ihn besuchten, unsere Namen in den Sand, um sie für ewig seinem Herzen einzuprägen und konnte sich nicht genug dar- über wundern, dass die Franki oft die Gewohnheit haben, ihre Besuche so plötzlich, mitten in einem Satze, abzubrechen und davon zu rennen. Den durch die Europäer im Solde der egyptischen Regie- rung eingeleiteten Sanitätsanstalten, nämlich dem Militär- spitale, stand eine grosse Änderung bevor. Laskari, dem es gelungen war, diese Anstalt auf einem menschlichen Stand- punkte zu erhalten, schickte sich an nach Chardnm abznf>ehen, lind bereits war von dort sein Nachfolger, der französische Renegat Mustapha- Effendi angekommen. Diesem Manne und seinen Kenntnissen gelang es, die Anstalt binnen Jahresfrist der gleichnamigen Schreckenswirthschaft in Chardum gleich zu stellen, und der Reisende Pallme schildert den Zustand des Militärspitals zu el Obeehd im Jahr 183S so, dass man darin nur die gelungenste Nachahmung der Hauptstadt erkennen kann. Später trat Mustapha- Effendi mit Sultan Dema in V^er- bindung und trieb Handel mit Eunuchen, die seine geschickte Hand selbst verfertigte. Während der Zeit unserer Abwesenheit im Nuba-Lande war auch der Darfur'sche Prinz Abu Medien, den wir bereits am Bacher el Abiad gesehen hatten, angekommen. Ich fand an ihm einen starken, hübsch gebauten, ungefähr 2.5 Jahre alten Neger. Er trug die gewöhnliche , griechisch-türkische Kleidung der egyptischen Militärs, sprach das Arabische wie seine Muttersprache, hatte aber übrigens nichts an sich, was ein besonderes Interesse an seiner Person erregen konnte. Die Naturverhältnisse seines Landes betreffend, die mich zunächst interessirten , erfuhr ich durch ihn nicht viel Neues; denn dass Darfur eine weite Gras- und Waldebene wie Kor- dofan sey, dass es viele isolirte Gebirgsgruppen zähle, kein 227 Gold und Silber, wolil aber viel Kupfer und Eisen besitze, ist olinehin bekannt *. Seiner gänzlich zerrütteten Vermögens- Verhältnisse wegen beabsichtete Abu-Medien auf seine Faust eine Sklavenjagd in die benachbarten Nnbaberge zu machen und hatte bereits vom Gouverneur MEHEMED-Bey die Bewilli- gung hiezu erhalten. In früherer Zeit wurden solche Raubzüge von Jedem, der Schulden hatte oder sonst Sklaven brauchte, nach Will- kühr unternommen; in neuerer Zeit trat hingegen die egyp- tische Regierung ins Mittel, d. h. sie beschränkte diese will- kürlichen Plünderungen und übernahm sie theils auf eigene Re- gie, theilsertheilte sie Liebhabern hiezu die Erlaubniss, gegen Verabfolgung des dritten Theils des Raubes. In Handhabung dieses Industriezweiges zeichnete sich damals ganz vorzüglich SchechlsMAEL, der Häuptling der Dar-Hamraer-Araber, aus **. Derselbe machte häufig Einfälle in Darfur, bei denen er seine Leute, er hatte allein bei 600 Sklaven, stets persönlich an- führte, und zwar, nach Gebrauch der dortigen Häuptlinge, trotz der glühenden Sonnenhitze in voller Harnischrüstung ***. IsMAEL zeichnet sich durch persönliche Tapferkeit aus, * Da Kordofan durch Darfur in Verbindung mit Mittel-Sudan, d. h. mit den Ländern Bornu, ßegliarrai, Kanem u. s. w. steht, so trifft man unter den Handelsleuten hierüber manche Kenntnisse, und man weiss es in Kordofan recht ^ut, dass jene Länder nicht von Negern, sondern voa braunen Völkern (Tibbus, Arabern, Fellatahs u. s. w.) bewohnt sind, dass der Schech von Bornu Kanonen besizt und mehrere Engländer (Denham, Kj.apperton, Oudney) ihn besucht haben. ** Dar-Hammer (Land-Hammer) ist der an Darfur gränzende west- liche Theil der Kordofan-Ebene, an den Gebirgen Abu Harräs und Ab- «unun liegend, der von den Hammer- Arabern bewohnt wird, die eine!« jener schwarzen arabischen Völker sind, die wie die Kababisch, Bagära, Hassanie u. s. w. in der Vorzeit aus Jemen einwanderten. •**'' Die bei den Häuptlingen der schwarzen arabischen und ethio- pischen Volksstämme in Ost- Sudan sich findenden eisernen Rüstungen, welche sie an Schlachtentagen und bei besondern Feierlichkeiten zu tragen pflegen, als ein Familiengut heilig halten und um keinen Preis veräussern, sind theils europäische Arlieit, theils stammen sie aus Arabien. Alle, die ich sab, trugen mehr oder weniger die Kennzeichen eines höhern Alters an sich, und ich glaube, dass viele dieser Rüstungen theils Reste des alten Sarazenen-Ritterthums, theils vielleicht einst Eigenthum von Rreuz- l'ährcri] gewesen sind und durch Handel und Krieg nach und nach in die 15 * 228 er ist im Munde des Volkes ein Iiocbgefeierter Held; ein ans- g;ezeichnet schöner und starker Mann und ein vortrefflicher Reiter. Von mehreren seiner Raubzüge nach Darfnr brachte er iiber 1000 Kamele und eine Meng^e von Sklaven als Beute mit. MusTAPHA-ßey, der vormalige Gouverneur von Kordofan, entsezte ihn aus mir unbekannter Ursache seiner Würde, unter dem gegenwärtigen Gouverneur* Mehemed- Bey aber machte er der egyptischen Regierung den Antrag, 1000 Kamele aus Darfur derselben zu liefern, wenn man ihn wieder zum Schech von Dar-Hammer ernennen w^olle. Dieser Antrag war zu lockend, um demselben zu widerstehen und der schlaue Araber, der wenigstens unter dieser Bedingung 2000 — 3000 Kamele in Darfur stehlen musste, um sich selbst bei dem Unternehmen zu bedenken, gewann sein Spiel. Die Wiederer- hebung Ismaels zu seiner vorigen Würde ging gerade während meiner Anwesenheit in el Obeehd vor sich. Es war ein Hauptfest. Angethan mit rothem Mantel, mit blossem, schwarz gelockten Haupte und gezogenem Schwerte sprengte IsMAEL auf schneeweissem Rosse, eine wahrhaft ritterliche Gestalt, durch die Strassen von el Obeehd, begleitet von Omar und einer Menge schwarzer Häuptlinge. Ismael entwickelte da- bei seine ganze Reitkunst und sezte unter andern mit seinem edlen Araber über einen, wenigstens 2 Klafter breiten Graben. Die Schwarzen tranken Mcrissa und Bilbill zum Zerplatzen, tanzten und sangen und lärmten die ganze Nacht durch. Der Sklavenhandel mit Darfur war damals stark im Zuge und während unserer Anwesenheit kamen zwei Sklaven-Kara- wanen aus jenem Lande an, welche zugleich eine bedeu- tende Menge Elephantenzähne, und darunter welche von 4 — 5 Fuss Länge, mitbrachten **. Hände ihrer gegenwärtigen Besitzer kamen. Sehr wahrscheinlich werden solche Rüstungen, theils wirkliche Harnische, theils blosse Panzerhemden, noch heut zu Tage in Arabien , wo sie häufiger im Gebrauche stehen, verfertigt; doch ist mir hierüber nichts Näheres bekannt. * Im Jahr 1837. ** Die grossen Elephantenzähne messen auch 6 — 7 Fuss an Länge, und man soll sie sogar in Darfur, bei der grossen Menge dieser Thiere, zu künstlichen Hecken um die Toguls der vornehmsten Häuptlinge be- nützen. 229 Die Neger beiderlei Geschlechts, welche selbe mitführ- ten , waren durchaus ausnehmend schön und kräftig gebaute Menschen von dunkel glänzendschwarzer Farbe. Die Skla- vinnen ans Darfur werden überhaupt sehr gesucht, theils als eine der schönsten Negerrassen , theils ihrer Treue, Anhäng- lichkeit und Gelehrigkeit wegen. Im natürlichen Verhältnisse zum Mangel an Bildung und zur Hitze des Klimas ist der Umgang beider Geschlechter in el Obeehd äusserst frei und nach unsern Begriffen sittenlos, wie ich schon früher erwähnte. 3Iehrere der Schechs halten sich in der Art, wie in den Städten des südlichen Nubiens, bis zu 200 und mehr Sklavinnen , welche in abgesonderten Toguls wohnen und gegen eine monatliche Abgabe von 1.5 bis 20 Piastern an ihren Dienstherrn die vollste Freiheit ge- niessen, Merissa und Bilbill auszuschenken und sich dem Ver- gnügen hinzugeben. Es verging fast kein Tag dass nicht einige solcher Mädchen, und darunter die sogenannten Moalets (von Arabern und Negerinnen erzeugt), von besonderer Schönheit, ohne Umstände uns besuchten und uns unverhohlen ihre Gunst- bezeigungen antrugen, Dass unter solchen Umständen und bei dem helssen Blute der Eingeborenen mancherlei Verbrechen sich ereignen, ist natürlich, und dass dabei die Urtheile der türkischen Justiz nicht immer die vernünftigsten sind, bestätigte ein Fall kurz vor unserer Anwesenheit. Ein Dongolaui traf, als er in seine Hütte trat, seine junge Frau in den Armen eines Andern. Dieser, den Mann erblickend , sprang mit dem Dolche auf ihn zu und wollte ihn niederstossen , doch der gekränkte Gemahl kam ihm zuvor und rannte ihm die Lanze durch den Leib. Die Sache wurde vom Kadi untersucht und der Mann ohne weiters aufgehängt. In diesem Falle erzeugte die türkische Strenge gerade nicht den besten Eindruck, was jedoch die Er- haltung der öffentlichen Sicherheit betrifft, da ist sie nur zu loben und da hat sie auch Ausserordentliches geleistet, was man, ohne unbillig zu seyn, nicht verkennen soll. Während meiner zweiten kurzen Anwesenheit fielen zwei Exekutionen vor, bei der einen wurde ein Araber, der seinen Bruder ermordete, bei der andern zwei Neger, die am Gebirge Deier einen Sklavenhändler ermordet hatten , nach kurzem Prozesse vor 230 dem Palaste des Gouverneurs aufgeknüpft. Der Reichtliuin der Vornehmsten des Volkes, namentlich der Hänpth'nge Her schwarzen arabischen Volksstämme, besteht vorzüglich in Sklaven und Kamelen, und es gibt deren einige, die von erstem an 1000 Stücke, von leztern wohl an 2000 — 3000 und selbst darüber besitzen. Während der Zeit unseres gegen- wärtigen Aufenthaltes trübte sich der politische Horizont. Von Kairo gingen Nachrichten ein, dass der Vicekönig einen Zug quer durch Arabien gegen Bassra und Bagdad beabsichte, eine neue Anstrengung seiner ohnehin geschwächten Kräfte, die auf die Administration seiner Länder nur die traurigste Rückwirkung befürchten Hess *. Auch verbreitete sich das Gerücht, dass Mehemed-Ali im nächsten Jahre einen Feldzug gegen Darfur beabsichte, um dem Prätendenten Abu-Medien zu seinem Besitze zu verhelfen, d. h. mit andern Worten, um Darfur für sich zu behalten. Dieser leztere Feldzug unter- blieb bis heutigen Tages aus Mangel an Mitteln hiezu ganz und man beschränkte sich bisher blos auf die gewöhnlichen Sklavenjagden. Näher jedoch als diese zunächst in Aussicht stehenden Ereignisse ging uns die Nachricht, dass die Abes- sinier** in Kalabat eingefallen seyen und MusTAPHA-Bey noch in der Regenzeit eine Expedition dahin unternommen habe***. Dieses Ereigniss konnte für unsere zunächst bevorstehende Reise längs der Westgrenze Abessiniens viele Bedeutung mit * Was sich auch bestätigte. ** Und zwar die Makädi, allgemeiner Name für die christlichen Abessinier, zum Unterschiede von den Gepperti, den niohamedanischcn Bewohnern von Abessinien. Diese beiden in ganz Ost-Sudan üblichen Be- nennungen scheinen in Abessinien selbst weniger oder nicht im Gebrauche zu stehen , weil, wenn ich mich nicht irre , die abessinischen Reisenden derselben nicht erwähnen. In ganz Sennaar hingegen sind die Aus- drücke „Habesch und Belled-petah Makädi" vollkommene Synonima zur Bezeichnung von Abessinien. **'•' Der eigentlichen Lage von Kalabat, Kollabat, Kullabat (gleich- bedeutende Namen) und der wahren Bedeutung dieses Wortes muss ich hier umständliche Erwähnung thun, da im Laufe der Reise öfter vuii Kalabat die Rede seyn wird und diese Lokalität unter diesen Namen auf keiner Karte der frühern Reisenden zu finden ist. Am West- und Nordwcsf-Rande des Gebirgslandes von Abessinien zieht sich eine Niede- rung hin, eine weite mit Gras und Gebüsch bedeckte, von den aus dem 231 sich führen und wir waren daher sehr gespannt, hierüber das Nähere recht bald in Chardum zu erfragen. Dass die zwischen abcssinischen Gebirgslande herabkomnienden Bergströmen bewässerte, stellenweise sebr feuchte und daher ebenso fruchtbare als ungesunde Ebene, welche Kulla, Kolla, Kala (aus dem arabischen Chala) genannt wird. Diese Ebene erstreckt sich von den Ufern des Dender, den obersten Theil der Dschesirah-el-Dschesireh bildend (man sehe meine Karte von Ost-Sudan), zu den Ufern des Rahäd und von dort in Nordost bis zum Atbara oder Takass^, den obersten Theil von Dar Atbara bildend. In Ost schliesst sich die Kolla unmittelbar an das abessinische Hochland in den Provinzen Waldubba, Walkayt und Tschelga an, in West hingegen ver- bindet sich selbe mit den grossen Ebenen, welche der Dender, Rahüd und Atbara durchtiiessen und die sich ununterbrochen bis zum Bacher-el- Ahsrak im Lande Sennaar und bis zum Niele im südlichen Nubien er- strecken, sich gegen Nord aber am rechten Ufer des Atbara mit den Ebenen des Landes Bedja vereinen. Der südlichste Theil der Kolla ist auch bekannt unter dem Namen Rhas-el-Fil (dasHaupt der Elephanten) und umfasst als solcher die Ebene an den Ufern des Dender und Rahäd ; der nördlichere Theil, zwischen dem Rahc\d und Atbara, wird zugleich ausschliesslich mit dem Namen Kolla, Kulla oder Kala bezeichnet. Diese ganze, mit reicher Weide und Wald bedeckte Ebene ist theils der Aufenthaltsort unzähliger Ele- phanten, Rhinozerosse, Büffel, Antilopen, Affen, Löwen u. s. w., und da- her von den abessinischen Jägern stark besucht, theils ist sie von Völkern rein ethiopischen Stammes, verwandt den Bischarins, von solchen rein arabischer Abkunft , verwandt denSukorie, und von solchen gemischten Ursprunges, verwandt den Hadendoa, Halcnga u. s. w. bewohnt, die ent- weder daselbst mit ihren Hcerden nomadisiren oder Ackerbau treiben, d. h. Dura pflanzen, und besonders zwischen dem Rahäd und Atbara eine Menge Dörfer inne haben, die nach der Landessitte „deniDoife den Namen des Bezirkes oder des Landes zu geben", eines wie das andere von den Arabern Kulla, Kolla, Kala, oder im Plural und allgemein Kullabat, Kollabat, Kalabat genannt werden, so dass also Kalabat nicht so sehr ein bestimmtes Dorf, als jene Dörfer zusammen bezeichnet, die in der Kolla oder Kala liegen. Diese Pluralbildung ist dieselbe, wie z. B. bei den Worten: Angarebb (Schlafstelle) im Plural Angarebbat, Beut (Jungfrau) im Plural Benat u. s. w. Sehr wahrscheinlich gehören zu diesen Dörfern auch die sogenannten „Dörfer der Cohalas", welche auf der Karte von Berghaus verzeichnet sind. — Wenn daher in Zukunft von Kalabat die Rede seyn wird, so sind darunter die Dörfer in der Kolla oder Kala zwichen dem Rahäd und Atbara am westlichen Rande des abessinischen Hochlandes zu ver- stehen. Auf meiner Karte von Ost- Sudan ist die Lage der Kolla ganz richtig angegeben, ausserdem aberfindet man zwischen dem 14. und 15. (irade der Breite und zwischen dem 53. und 54. Grade der Länge (lusel Ftrio Meridian; einen Ort „Kalabat" , nordöstlich von Teawa, 232 der egyptischen Re2:iei'ui)g und Abessinien schon seit längerer Zeit herrschende Spannung den nachtheiligsten Einflnss auf angegeben. Dieser Punkt beruht, wie wir später sehen werden, anf der Angabe niehreref Eingeborener, die öfter in jene Gegenden des Handels wegen kommen und welchen Punkt ich als eine mir bestimmt gegebene Angabe in meine Karte aufnehmen zu müssen glaubte, ohne dass icli gerade die genaue Richtigkeit seiner Lage verbürgen kann, die übrigens viel für sich hat, da dieser Ort ganz in der Nähe der obenerwähnten Kolla zu liegen kommt. Der Schauplatz des späterhin oft in Erwähnung kommenden Krieges bei Kalabat liegt südlicher , dicht an der ange- nommenen Grenze Abessiniens, am rechten Ufer des Rahäd, in der Nähe von Rhas-el-Fil, und zwar, wie ich später in Woalet-el-Medine erfuhr, 10 — 12 Tagreisen am Rahäd aufwärts, 6 Stunden von diesem Fluss, an seinem rechten Ufer entfernt und südlich von dem auf den Karten be- zeichneten Orte Rhas-el-Fil, also nach meiner Karte in der geraden Richtung von Rhas-el-Fil nach Serke. — Dieses Kalabat liegt be- reits auf früherem abessinischen Gebiete, wurde erst in neuester Zeit von egyptischen Truppen besetzt und ist in Bezug des Handels zwischen Sennaar, oder respective Egypten und Abessinien, ein Platz von höchster Bedeutung, worauf ich später zurückkommen werde. Bei dieser Gelegenheit will ich nicht säumen, einen Irrthum zu be- richtigen , der seit Bruce und noch älteren Reisenden sich in allen Karten und in den meisten Reisebeschreibungen fortgepflanzt hat. Wir sehen nämlich häufig an den Grenzen von Abessinien, und besonders an dessen Nord- und Westgrenze, Landstriche von grosser Ausdehnung, und darunter auch die oben besprochene Kolla, als von einem eigenen Neger- volke bewohnt angegeben, welches den Namen „Schangalla" führen soll. Diese Angabe ist ganz falsch und es existirt in ganz Ost- Sudan und in ganz Abessinien kein eigenes und besonderes Volk, welches diesen Namen trägt, wohl aber bezeichnet der Abessinier mit dem Worte „Schangalla" jedes an den Gränzen wohnende Volk , welches einst von Abessinien aus unterjocht und tributär gemacht wurde. Ebenso falsch wie die an- gebliche Existenz dieser Schangallas sind auch die von den meisten frühern Reisenden hierüber, mit Ausnahme des Dr. Rüppell, gegebenen Notizen. Alle die Landstriche, welche von den sogenannten Schangallas, als einer eigenen Neger-Nütion. bewohnt seyn sollten, sind von den oben erwähnten dunkelbraunen Wander- und sesshaften Völkern ethiopischer und arabischer Abkunft bevölkert, bei denen der Name „Schangalla" als Unterjochte der Abessinier, durchaus nicht mehr anzuwenden ist, in- dem sie sich bei der gänzlichen politischen Zerworfenheit Abessiniens fast Alle von diesem Lande wieder frei gemacht haben, hingegen mehr oder weniger unter die weit ausgedehnte Herrschaft der egyptischen Re- gierung geriethen. Negervölker gibt es in jenen Distrikten gar keine. Der Name „Schangalla" ist daher ul.s ein reines sprachliches Missver- 2:J3 die Handelsveiliältnisse beider Interessenten ausüben müsse, sahen wir bereits in elObeed durch den gänzlichen Mangel an Kaffe bestätigt, der ausschliesslich aus Abessinien nach Ost- Sudan kommt und desseuEinfuhr nun gänzlich unterblieb, so dass wir dieses Genusses, doppelt nothwendig in heissen Kiimaten, hätten entbehren müssen, hätte uns nicht MEHEMED-Bey mit dem nöthigen Bedarfe aus seinem eigenen Vorrathe bedacht. Als wir daran waren unsere Rückreise nach Chardum an- zutreten, handelte es sich darum, jene Plätze des nördlichen Kordofan in Erfahrung zu bringen, wo auf Eisenerze von den Schwarzen gearbeitet und wirklich Eisen erzeugt werde. Doch in dieser Beziehung waren alle Nachforschungen rein ver- gebens, und zwar, wie mir später klar wurde, zum Theile da- durch, weil wir uns immer um einen Ofen erkundigten , wenn wir das Ding recht begreiflich machen wollten, indem es uns so wenig beifiel, dass man Eisenerze ohne Ofen schmelze, als man in Kordofan einen Ofen hiezu für nöthig hält. Alles, was wir herausbrachten, war, dass wir uns in Chursi um das Nähere erkundigen sollten, und dass vor mehreren Jahren eine Ge- sellschaft Engländer mit einem transportablen eisernen Ofen im Auftrage des Vicekönigs nach Kordofan gekommen sey, sich in Bara, eine Stadt nordwestlich von Chiirsi, niederge- lassen habe, daselbst aber bis auf den lezten Mann gestorben sey. Der Bey selbst sagte mir, dass er vor Kurzem die Be- standtheile dieses Ofens näher untersucht habe und dass ntm die Absicht sey , all dieses Eisenzeug zu verkaufen. Da ich wohl wusste in wie weit dem Gerede des Bey und noch mehr seinen eigenen Ansichten zu trauen sey, so sezte ich es uns zur nächsten Aufgabe nach Bara zu gehen und dieser mir noch nicht klar gewordenen Expedition der englischen Eisen- männer nachzuforschen. Unsere kleine Karawane, die nur aus uns fünfEuropäern ständniss und als ein Wort von blosser politischer, aber durchaus nicht nationaler Bedeutung' aus den Karten ganz und gar wegzulassen, und am wenigsten ist derselbe mit dem Wort „Schongollo" zu verwechseln, welches der Name eines bedeutenden , kriegerischen und unabhängigen Negervolkes im Süden von Fassoki ist, welches wir spätcihin genau wer- den kennen lerueu. 234 mit unsern arabischen und niibischen Bedienten und den nötlii- gen Kameltreibern, schwarze Araber aus Dar-Hammer, dem Tscbausch Abdallah , den wir schon von Chaidum aus mitf>e- biacht hatten und einem Führer von Ort zu Ort bestand, er- hielt noch zulezt einen kleinen Zuwachs durch einen INe^er- knaben vom Gebirge Kulfan , der von den Tekayrnegefanp^en, von Dr. Gallina in el Obeehd als Sklave gekauft und mir für 270 Piaster (27 fl. Konv.-Mze.) abgetreten wurde. Dieser Kulfän-Neger ist Selim, der mir später so viele Dienste lei- stete, sich stets durch Fähigkeit, Treue und Anhänglichkeit auszeichnete und an dem ich das Bewusstseyn habe, der Barbarei einen Sklaven entrissen und dem bürgerlichen Leben einen vortrefflichen Menschen gegeben zu haben. Ausserdem ersuchte mich Gallina, für einen seiner Freunde in Chardiim zwei andere kleine Negersklaven mit dahin zu nehmen, einen Knaben, der mir später gestohlen wurde, und ein Mädchen, dem Ansehen nach von 7 bis S Jahren , welche Gallina aus seinem Hause wegen — erwiesenem unerlaubtem Umgang mit einem erwachsenen Sklaven — entfernen wollte. So un- angenehm mir dieser Transport war, so musste ich mich, der mir von Gallina erwiesenen Gefälligkeiten wegen, dazu her- beilassen. Die Erfahrung hatte uns bereits unsere Kara- wane treiTIich organisiren gelehrt und alles bewegte sich im geregelten Gange einer Älaschine. Ich bildete mit meinen Gefährten und den Jägern den Stab, bald der Karawane vor- aneilend, bald ihr nachziehend, je nachdem es unsere Aufgabe erforderte. Abdallah kommandirte den Zug der Lastkamele und von den Bedienten hatte jeder wieder die Aufsicht auf einen besonderen Theil derselben , der eine überwachte den Wassertransport, der andere den der Küche , der dritte den der Naturalienkisten u. s. w, Selim kommandirte mit gewalti- gem Ernste seinen eigenen Zug, der aus dem andern Neger- knaben , aus der 8jährigen ßüssenden und aus einem grossen, rothen Affen , unserem Koko , bestand ; Alle natürlich auf Ka- melen reitend, deren wir im Ganzen 35 hatten. Noch im Mo- mente des Aufbruches erhielten wir von den Bewohnern el Obeehds einen Beweis ihrer Kunstfertigkeit im Stehlen. Wir hatten nämlich drei grosse Schafe für die Reise gekauft, 235 welche man am helllichten Tage aus unserer Mitte stahl, und alle in der Eile eingeleiteten Bemühungen, sie wieder zu er- halten, waren vergebens. Am T.Juni, um 4 Uhr Nachmittags, nahmen wir von unse- ren Freunden Laskari, Gallina und Vigoureux Abschied und verliessen el Obeehd. Wir ritten auf muntern , sehr muthigen Hegins, 21 Stunden in NO. bis zum Deschebel Knrbatsch; so genannt, weil der braune Sohn der nordwärts liegenden Weide- ebene, wenn er auf dem Riicken des Berges angelangt, das in seinen Augen herrliche el Obeehd vor sich liegen sieht, seinen flüchtigen Dromedar mit dem K u rbatsch * antreibt, um noch mit dem lezten Strahl der sinkenden Sonne den Bil- bill der Hauptstadt zu schlürfen und in den weichen, Szimbe! duftenden Armen der reizenden Dongolaui-Mädchen zu ruhen. Auch wir hielten unsere raschen Hegins an und blickten bei einer Tasse Kaffe auf el Obeehd zurück , dessen Herr- lichkeit hinter uns lag. Nach kurzer Ruhe ritten wir noch 2 Stunden in Nordost vorwärts und lagerten uns endlich auf der weiten Savanne. Das südliche Kreuz kulminirte bereits um 7 Uhr Abends und war um 10 ühr schon unter einem Winkel von 45** geneigt. Die prächtigen Sternbilder flimmer- ten , die tropischen Regen hatten bereits alle Vegetationskraft geweckt und jeder Lufthauch wehte uns Liliendnft zu. In Norden blizte es, das Lagerfeuer loderte traulich. So — ist sie schön, unbeschreiblich schön die Tropennacht ! Nur die dem hohen Süden eigenthümlichen, dunkelschwarzen und selbst für das bewaffnete Auge Sternenlosen Flecken am Firmaraente machten einen trostlosen Eindruck und diese Leere am Himmel Hess eine Leere in der Brust zurück. Der heutige Untergang der Sonne war mit einer Erschei- nung verbunden, die mir früher noch nie vorgekommen ist. Als nämlich die Scheibe gegen Darfur in die weite Ebene niedertauchte, durchdrangen das intensive Abendroth, ausser den gewöhnlichen, purpurgoldenen Strahlenbündeln, auch sol- che von himmelblauer Farbe, deren ätherisches, sanftes Licht die Berge von Kord ofan, besonders den zackigen Absunun, ''^ Reitpeitsclie, aus der Haut des Hippopotamus geschuitteu. 236 In einer Farbenpracht beleuchteten , die kein Pinsel und keine Feder wiederzugeben im Stande ist. Am 8. Juni. Bereits eine Stunde vor Sonnenaufe^ang Sassen wir wieder im Sattel und ritten den schon auf der Her- reise gemachten Weg zurück nach Chursi , wozu wir 8 Stun- den brauchten. Waren unsere Hegins gestern bloss munter, so waren sie heute förmlich wild, und der meine, den ich bloss mittelst eines Halszaums lenkte, ging mir zweimal durch, wo- bei er das leztere Mal den Hang zu erkennen gab , mit mir schnurgerade in ein dichtes Mimosengebüsch zu rennen. Nichts vor mir sehend , als eine förmliche Zerfleischung meines Ge- sichtes , nahm ich eine meiner Pistolen mit dem festen Vor- satze, da an ein Abspringen nicht zu denken war, dem wüthen- den Thier die Kugel durch den Kopf zu jagen , als es von sich selbst stehen bh'eb und in die entgegengesezte Manie verfiel, d. h. nicht mehr vorwärts gehen wollte. Diesen Angenhlick benützend , sprang ich ab und meine Leute zogen dem boshaft schnaubenden Hegin eine starke Schnur durch die Nase, mit- telst welcher ich das Thier fortan mit Leichtigkeit bändigte. Je näher wir an Chursi kamen, desto dürrer und trockener fanden wir noch das Land umher, ein Beweis, dass die Regen- zeit hier noch nicht so stark angebrochen war, als wir sie weiter südlich getroffen hatten. Doch sie schien sich auf ihrer Wanderung gegen Nord an uns angeschlossen zu haben, denn wir waren bereits um 2 Uhr Nachmittags in der Nähe von Chursi, als aus NO. ein furchtbares Gewitter anrückte. Die Scene begann mit einem gewaltigen Sturme. Dichte Sand- und Staubwolken, wie Pulverdampf einer Schlachtlinie, roth, braun und schwarz gefärbt, durchzuckt von leuchtenden Blitzen, wälzten sich als eine grosse Masse auf der Erde fort und um- hüllten uns plötzlich so , dass wir unsere Kamele , die Miene machten, scheu zu werden, nur mit Mühe beisammen halten konnten. So gelang es uns endlich, einige Togul von Chursi zu erreichen , als ein tüchtiger Regenguss erfolgte, und erst als dieser nachgelassen hatte, konnten wir unsere Zelte nächst der Seriba des Schechs Hussein aufschlagen. Auch in Chursi waren bereits die schwarzen Störche aus Süden angekommen und wir zählten bis 20 Nester derselben auf einem einzigen 237 Banme beisammen. Scliech Hussein , die erste Nofabilität in Chmsi, konnte uns, zu unserem grössten Erstaunen, keine näiiere Auskunft bezüglich jener Orte geben, an denen die Schwarzen Eisenerze gewinnen und zu Gute bringen , obwohl diess, wie wir später sehen, ganz in der Nähe von Chursi selbst geschieht. Er rieth uns daher, was wir ohnehin zuthun gesonnen waren, nach Bara zu reiten und uns dort zu er- kundigen. Am 9. Juni. Der Himmel war sehr regendrohend, doch machte ich mich mit Mortsch und AcHMED-Kaptan , in Beglei- tung eines Soldaten des Kascheffs, nach Bara, welches zwei Stunden nordwestlich von Chursi entfernt liegt, auf den Weg, während unsere übrigen Leute mit dem Gepäcke in Chursi zu- rück blieben. Wir mochten ungefähr den halben Weg zurück- gelegt haben, als uns wieder ein starker Regensturm überfiel. Ich und Mortsch, in gute Reitermäntel eingehüJlt, sezten unsern Weg fort, AcHMEo-Kaptan aber verkroch sich unter einem Mimosengebüsch , verlor, als er uns später wieder ein- holen wollte, den Weg und kam erst wieder zu uns , als wir von Bara zurückkehrten. Der Anblick von Bara, einst die Hauptstadt und nun die zweite Stadt des Landes, macht einen sehr angenehmen Ein- druck. Bara liegt in einer Niederung der grossen Ebene des nördlichen Kordofan, hat daher in seinen zahllosen Zisternen Überflnss an Wasser und folglich auch, da dasselbe zur Be- wässerung des Bodens sehr öeissig benüzt wird, eine herrliche, äusserst üppige Vegetation und, besonders hier zu Lande eine grosse Seltenheit, viele und kräftige Dattelpalmen. In Bara sind , so wie in Melpess, Gärten und Landhäuser der wohlhabendem und angesehenem BewohnervonelObeehd, und da einige dieser Lehmhäuser sogar übertüncht sind, so gewähren sie im Schatten der buschigen Palmenkronen und in Mitte der Gärten ein sehr freundliches Bild. Der Kaimakam BEoiR-Aga, einer der bravsten und tüchtig- sten Offiziere der egyptischen Armee, durch dessen Fähigkeit und Entschlossenheit es dem kleinen MEHEMED-Bey allein mög- lich war, sich als Gouverneur von Kordofan zu halten, befand sich gerade in Bara und hielt Diwan. Ich stieg bei ihm ab 238 und machte mir es mit Mortsch im Gericlitssaale, der' mit Men- sclieri angefüllt war, bequem. Hier endlich erfuhr ich Nähe- res über die Eiseng^ewinnnng in Kordofan und zwar, dass die- selbe an sehr vielen Orten nördlich von Chursi, besonders bei den Dörfern Waddi Saki, Tendar, Benni, Madien, üm- dschardu, ei Feradschaab* u, s. w. stattfinde und dass es für mich am zweckmässigsten sey, von Chursi nach erstem» Dorfe zu reisen und von dort die oanze Reihe der Prodnktionsplätze durchzugehen , was ich denn auch beschloss. In Bara selbst wurden liie Eisenerze gewonnen, wahrscheinlich weil das Kul- turland, als oberste Strate, zu mächtig ist, auch wird daselbst von den Eingebornen kein Eisen aus zugeführten Erzen er- zeugt, wohl aber bestand einst der Antrag, in Bara ein grösse- res Etablissement zu erricliten, und vor ungefähr neun Jahren, also um das Jahr 1828 oder 1829, sandte der Vizekönig vier Eng- länderaus dem europäischen Meisterschaffs-Fersonale der Fa- briken in Kairo dahin, welche die gusseisernen Bestandtheile eines Flammenofens mit sich brachten, die in London verfer- tigt, ich im Jahre 1837 noch in Bara in einem Magazine liegen sah. Was diese vier Engländer eigentlich mit diesem Flammen- ofen vor hatten, konnte ich nicht ermitteln; denn da drei der- selben nach kurzem Aufenthalte an bösen Fiebern gestorben waren, der vierte aber nach Egypten zurückkehrte und später zu den Kohlengruben am Libanon abging, so sah ich nur die Gräber der drei Opfer des klimatischen Einflusses. Entweder beabsichteten sie in Kordofan eine grossartigere Roheisener- zeugung einzuleiten und dieses Roheisen sodann in ihrem riammenofen zu puddeln, oder sie wollten, was gar nicht un- wahischeinlich ist, den Versuch machen, die äusserst leicht flüssigen Raseneisensteine in einem Flammenofen zu schmel- zen und zu reduziren. Auf jeden Fall traten ihnen bezüglich des nöthigen Brennstoffes die grössten Hindernisse entgegen. Da mir auch BEom-Aga das Vorhaben der Regierung mit- theilte , die gusseisernen Bestandtheile dieses Flammenofens dem Meistbietenden zu verkaufen , so war es meine Pflicht, ihm das Ungeeignete dieses Verfahrens begreiflich zu machen, indem man dadurch, wenn man anders der Eisenproduktion in '''' Auf meiner Karte unriciitig „Teradschaab" gesdirieben. 239 Kordofan die Aiifmerksainkeit schenken will, die sie verdient, Jeiclit in die Lage kommen kann, die Bestandtheile eines nenen Flammenofens mit nngelieuven Kosten von England, oder wo immer her, nach Kordofan transportiren zu müssen. Begir- Aga begriff" mich recht gut, ob diess aber auch mit Mehemed- Bey, dem ich dasselbesagte, der Fall war, lasse ich dahin gestellt. In dem Magazine, wo die Ofenbestandtheile aufbewahrt wurden, fingen wir eine Menge Fledermäuse mit Hufeisen- förmigen Nasen und brachten unserm Kotschy ein ganzes Tuch voll dieser Thiere mit. Am Abend ritten wir wieder nach Chursi zurück, wo uns die Einwohner mehrere grosse Rhino- zeroshörner zum Kaufe brachten. Am 10. Juni. In 4 Stunden gelangten wir in nordöst- licher Richtung von Chursi nach dem Dorfe Waddi Sacki *, wo uns der Schech äusserst freundlich in seinem Togul auf- nahm und uns zu den Stellen in der Umgebung des Dorfes be- gleitete, wo die ebenfalls in der Nachbarschaft gewonnenen Raseneisensteine in kleinen Gruben, die man im blossen Saude maciit, mit Holzkohlen geschmolzen werden**. Nachmittags litten wir In li Stunden OOS, nach dem Dorfe Umdschardu und von da 1 Stunde in OON. nach dem in einem Mimosen- walde versteckten Dorfe el Feradschaab, wo wir die dortigen Eisenschmiden und die Grubenbaue der Eingebornen zur Ge- winnung des Raseneisensteins, blosse Schächte von geringer Tiefe und einer an dem andern, besichtigten, und worauf ich ebenfalls im nächsten Abschnitte umständlicher zurückkommen werde. Von el Feradschab ritten wir 1 Stunde in NNO. nach dem grovssen Dorfe Tendär , wo wir die warme Nacht im Freien zubringen wollten, aber um Mitternacht, im stärksten Schweisse liegend, plötzlich von einem Gewittersturme mit starkem *■ Eigentlich : „Waddi es Sackie", das Thal der Wasserziige, wegen der vielen Brunnen so genannt. **■ Im nächsten Abschnitte folgt die umständliche Beschreibung die- ses in vieler Beziehung merkvpurdigen Prozesses. Man sehe darüber auch meine Abhandlung „über das Vorkommen und die Verarbeitung des Raseneisensteins auf den Savannen des nördlichen Kordofan in Kakstens Archiv für Mineralogie, Geognosie etc., 11. Band, 1838, S. 215. 240 Regen aufgejagt wurden und uns in die nächsten Togul flüch- ten mussten. Am 11. Juni sezten wir unsere Reise nach Chardum fort, verliessen aber in Tendär jene Route, die wir auf der Herreise vom Bacher el Abiad nach el Obeehd genommen hat- ten und wählten zur Rückreise den nördlicher sich hinziehen- den und angenehmeren Weg über Szakra, der über Abu Che- rad nach Woscheley am Bacher el Abiad führt, welche Nie- derlassung der Hass.anie nördlich von Terra und näher an Menscherah liegt und wo wir uns auf dem Strome wieder ein- zuschiffen beschlossen. Wir ritten von Tendär 2 Stunden in NON. nach dem Dorfe Madien, mitten auf der Ebene, aber umgeben von einem unabsehbaren, prächtigen Ackerbauland, wo in guten Jahren, bei reichlichen Regen, eine sehr grosse Menge von Dura und Dochen erzeugt wird, so wie man überhaupt das Land von Ten- «lär bis Szakra die Kornkammer von Kordofan nennen kann. Dessen ungeachtet aber bemerkt man unter den Leuten keine mit dieser vorzüglichen Güte des Rodens im Verhältnisse ste- hende Wohlhabenheit; denn einerseits schliesst das Verfah- ren der egyptischen Regierung dem ünterthanen gegenüber die Idee eines Wohlstandes im Volke an und für sich gänzlich aus, andererseits darben die Menschen, ihrer eigenen Indo- lenz halber, mitten in einer schwelgenden Natur, wenn die geringsten umstände eintreten, welche momentan die Produk- tionskraft des Bodens herabsetzen. Voriges Jahr z. B. , als es in diesen Gegenden weniger regnete und zur genügenden künstlichen Bewässerung, wozu die vielen Brunnen das Mittel darbieten, die erforderlichen Zugthiere mangelten, indem die Regierung rücksichtslos dem Lande die Ochsen wegnimmt und, ■wie wir später sehen werden , dieselben zu Tausenden nach Egypten transportiren lässt; soll eine solche Theurung hier statt gehabt haben , dass ein Maas Dura , kaum mehr als ein gewöhnliches Suppenteller voll, an l.'i Piaster (1 fl. 30 kr. Konv.-Münze) kostete und viele Menschen des Hungertodes starben. Die Art und Weise, wie die Schwarzen den Boden zur Getraidekultur vorbereiten, ist äusserst einfach. Es wer- den nämlich im Beginne der Regenzeit mit einer Stange, an 241 der sich ein kurzes Quereiseu, in der Art wie ein Rechen, be- findet, Furchen in i\ei\ Boden gezogen und in diese reihen- weise die Körner gelegt. Sind nun diese Furchen wieder an- geebnet, so bleibt der Acker gänzlich der Natur überlassen. In der Umgebung von Madien befinden sich mehrere Ra- seueisensteingruben und Eisenschmiden. — Weiter Jl Stun- den in OINO. gelangten wir nach dem Dorfe Abdle*, welches von Barabra, aus dem südlichen Nubien eingewandert, be- wohnt wird und mitten in einem dünnen Mimosenwalde liegt, der sich über einen grossen Theii des nördlichen Kordofan erstreckt. Nordöstlich von Abdle und li Stunden von da entfernt trafen Avir das Dorf el Benni, in dessen Nähe sich Eisensteiu- gruben befinden, und 1 Stunde Aveiter, IT)» mehr gegen Ost liegend, gelangten wir nach dem Dorfe Szörega, wo wir un- ser Nachtquartier aufschlugen. Wie gewöhnlich ritten wir nach dem Togul des Schech, in welchem wir diessmal gerade die Kinder des Dorfes zur Schule versammelt fanden. Einige beschäftigten sich mit Schreiben, einige mit Auswendiglernen des Korans **, da jedoch unser Koko sich sogleich auf den vor der Hütte des Schechs errichteten Galgen sezte und den kleinen Schwarzen von oben herab greuliche Gesichter schnitt, so ward der Ernst der Schule tief erschüttert und Koko hatte den Bei- fall der Menge ausschliesslich für sich gewonnen. Am 12. Juni. Eine Stunde östlich von Szörega liegt das Dorf Szöreg. Aut dem Wege dahin sahen wir in Nord und ungefähr 6 Stunden von unserer Route entfernt den isolirt in der grossen Ebene stehenden Dschebel Mugnos, der einzige Berg, den wir seit unserer Abreise von el Obeehd gesehen hatten, und in dessen Umgebung gegenwärtig Kababisch no- madisiren. Der Boden der Ebene, über die wir heute hin- zogen, ist dürre, sandig und mit Mimosengestrüppe bedeckt, die * Auf meiner Karte „Abdee", ein Fehler, den ich bei der Corrcctiir übersah. *"^ Unter den Völkern arabischen Stammes dürfte man in Ost-Sudan wenio^e nur einige Bedeutung habende Dörfer oder Lager finden, in welchen nicht eine Schule bestünde, wo die Kinder freilich meist nur die sinnlosen Phrasen des Koran herabplaudern lernen. Rimsegger, Reisen. II, Bd. 2. ThI. 16 242 charakteristische Form für jenes Terrain, wo man hier zu Lande ingeringerTiefeiinier der Oberfläche die mächtigen Raseueisen- steinstraten zu finden pflegt, und wirklich trafen wir in derüm- gebung des Dorfes Mo-Hagar, welclies '.\ Stunden östlicli von Szöregliegt, Eisensteingruben und Eisenschniiden*. Mo-Hagar ist, wie alle Dörfer auf unserer Route, mit Ausnahme vonÄbdle, von schwarzbraunen Arabern bewohnt, die den Hauptstämmen Hassanie, Kababisch, Beni Dscherar, Husseinadi, Djaminabi u. s. w. angehören, sich aber wieder in kleinere Stämme un- terabtheilen. Die Araber von Mo-Hagar rechnen sich zum StammeVVoaled-Hammid und sind ausgezeichnet schöne Leute, besonders erfreuen sich dieses Vorzugs ihre Frauen und Mäd- chen. Der Scbech des Dorfes empfing uns nackt in seinem To- gul mit einem rotiien Fess auf seinem Kopfe, auf den er sich Ei- niges einzubilden schien. Von Mo-Hagar ritten wir 2 Stunden in OON, nach dem Dorfe el Schadib und von da 1 Stunde in NO. nach dem Dorfe Alainann. Auf dem Wege dahin durchschnit- ten wir einen Heuschreckenzug, der J.iber 1 Stunde Breite hatte und gerade nach NW. jzog. Die Heuschrecken flogen, wie immer in jenen heissen Ländern, um die Zeit des Sonnen- unterganges und rubten theihveise von Zeit zu Zeit, wälirend die Luft mit den übrigen, wo sie am diclitesteu flogen, in der Art erfüllt blieb, wie es mit den Schneeflocken bei leichtem Schneegestöber der Fall ist. Auffallend war es mir, dass alle jene Heuschrecken**, welche sich entweder um zu ruhen oder um zu fressen, auf den Boden niederliessen, sich dabei um- kehrten und sich mit dem Kopfe der eutgegengesezten Rich- tung des Zuges, also im vorliegenden Falle gegen Südost, zu- wendeten. Da ich diese Erscheinung stets beobachtete, so oft ich solche Züge der Wanderheuschrecke traf, so halte ich sie für eine gesetzliche Funktion in der Lebensweise dieser Thiere, weiss aber nicht, ob diese Beobachtung auch von ande- ren Reisenden gemacht wurde. Die Schilderungen von diesen Heuschreckenzügen, wie wir sie in einigen altern Reisewerkeii * Die Sclinjide in Kordofan erzeugen sich, %vie wir später sehen worden, üir niitliiges Eisen selbst. '•■'" Acridiuni niigrafcrliun F. oder eine besondere Art dieser Gattung. Nat. Aubang'. — Einige dieser Tliiere liaben 3 Zoll Länge und darüber. 243 finden und denen zu Folge ilire Menge den Tag in Nacht um- staltet u. s. w., kann ich meinen Beobachtungen gemäss nur als höchst iibertriehen ansehen. Unser Koko machte sich mit diesen Heuschrecken viel zu schaffen und frass sie sehr begierig. Am 1 3. Ju ni. Von Alamann ritten wir, Richtung OON., in 31 Stunden nach dem grossen Dorfe Szakra, welches an de nordöstlichen Grenze des bebauten und von sesshaftem Volke bewohnten Theiles des nördlichen Kordofan liegt. Dicht an Szakra, gegen Ost, beginnt die weite Savaunenebene , el Akaba genannt, welche sich in einer Breite von 28 Reisestun- den bis zum Bacher el Abiad erstreckt und bis wohin in gera- der Richtung man erst in einer Entfernung von 22 Stunden das einzige Dorf , nämlich Abu Cherad , trifft. Diese weite Ebene, eine Fortsetzung der bisher durchwanderten, und in wahrer Beziehung eine Savanne, ist zur Zeit der tropischen Regen ein üppiges Weideland und Avird von den wandernden Kababisch mit ihren Heerden bevölkert; in der trockenen Jahreszeit hingegen ist auf dieser Fläche der Weide- und Wassermangel so gross, dass alle Wanderstämme sich nord- wärts in die Bahiuda ziehen. Da wir gegenwärtig im ersten Stadium der Regenzeit noch nicht gewiss waren, hinlänglich und auf allen Lagerplätzen Wasser in der Akaba zu finden, so erforderte es die Vorsicht, alle unsere Schläuche in Szakra zu fiiUen, und wir hielten daher in diesem Dorfe Rasttag. Sogleich nach unserer Ankunft brachten die Leute des Schech, in dessen Seriba wir eingezogen waren, Lebensmittel in grosser Menge, als Milch, Durabrod und Brei aus Docheii- mehl herbei, um uns damit fiir die Reise durch die Akaba zu versehen. Sie konnten sich nicht genug wundern, dass wir von dieser Verpflegungsmethode nur für unsere Kameltreiber, aber nicht für uns und unsere eigenen Leute, ausser gegen Vergütung, Gebrauch machten, und als sie sahen, dass Koko in der Geschwindigkeit ein Durabrod gestohlen hatte, brach- ten sie auch für ihn eine Razion. Überhaupt fanden wir in allen auf unserm gegenwärtigen Wege liegenden Dörfern das gastfreundlichste und offenste Entgegenkommen, was in dem Massstabe auf der andern Route über Domma nicht stalt lö* 244 findet. Hier tritt die Gastfrenndscliaft mehr frei alsTlieilnahme an dem Fremdling hervor, dort, wo täglich Karawanen und Soldaten ziehen , jährlich mehrere Tausende von Sklaven transportirt werden und die Bewohner durch ErpreSvSungen aller Art gedrückt werden, gelingt es nur nach einiger Zeit, erst den Eingebornen fiir sich zu gewinnen. Die Anordnung, dass alle Lebensmittel, Fourage u. s. w., welche diese Dörfer an solche verabfolgen, die im Dienste der Regierung reisen, von dieser auch bezahlt werden, darf wohl nur in dem Sinne genommen werden , wie sie für den Feilab in Egypten gilt, d. h. sie bleibt in der Ausführung eine leere Form. Der Schech des Dorfes war nicht zugegen, demungeach- tet aber nahmen uns seine junge Frau und ihre Schwester, ein Mädchen von überraschender Schönheit, mit zwangloser Freundlichkeit auf, die sich bei lezterer bis zu dem Anerbie- ten steigerte, dass sie die Reise fernerhin mit uns machen wolle, wenn wir dem Schech zur Sicherstellung ihrer Rück- kehr in ihr Heimathland eine Kaution von 100 Piastern, nach ihrer x\nsicht eine ungeheure Summe, zurücklassen wollten. Die Ebene um Szakra ist sehr reich an Wild, besonders an zwei sehr schönen Trappenarten * und einer Menge Arten von Antilopen, welchen die Einwohner von Szakra starke nach- stellen und sie auf eine ebenso einfache als sinnreiche Art fangen. Sie legen nämlich an jene Plätze, die von diesen Thieren am meisten besucht, oder wohin sie gejagt werden, eine Menge ans biegsamen Reisern geflochtene Ringe hin, deren innerer Durchmesser so gioss ist, dass der Fuss einer Antilope darin Platz findet, die aber zugleich an ihren innern Rändern in der Art mit staiken Stacheln besezt sind, dass das Thier, ist es einmal in diese Ringe getreten, dieselben nicht mehr vom Fiisse wegbringt und so leicht gefangen oder ge- tödtet wird. Die Ebenen waren gegenwärtig von Heu- schrecken bedeckt, welche die Leute von Szakra sammelo, ihnen die Köpfe, Flügel und Beine ansreissen, den Rest an ein Rohr gespiesst kurze Zeit ans Feuer halten und dann begierig verzehren, eine 3Iethode, die bei den Arabern und '■•' Die Huvvara, Otis Arab. oder Otis Hubara, mit deiu schönea Fedeibusclic, und die Maggar, Otis Nuba Rüpp. 245 Negern alloemeiii üblich Ist. Im Doife selbst und in der Um- gebiini; sahen wir mehrere sehr tiefe Brunnen, welche die Be- sitzer, um ihre Wände vor Einsturz zu bewahren, mit Keifen aus den Thanwurzeln der Mimosen geflochten, im ganzen Schrott, d. h. so auszimmern oder vielmehr ausfüttern, dassein solcher Reif dicht auf den andern zu liegen kommt. Die Bewohner von Szakra oehören dem Stamme Bahiuda an. Die Männer, beständig im Freien und meist mit der Jagd beschäftigt, iiaben eine sehr dunkle, kastanienbraune Farbe, das weibliche Geschlecht hingegen, obwohl bis auf den Rähad, oder ein um die Hüfte geschlungenes Tuch, nackt gehend, weiss sich den ursprünglich lichtem Teint so gut wie die Dongolaui zu erhalten. Von Szakra aus hatten wir den Dschebel el Def-jus in ei- ner Entfernung von S bis 1) Stunden und in der Richtung ONO. (4 h.) vor uns. Der Dei-jus bildet, wie alle Gebirge Kordo- fans, eine isolirte Gruppe und gewährt mit seinen theils senk- rechten Felswänden, theils mit üppiger Vegetation bedeckten Gellängen, mitten in der unabsehbaren Ebene einen prächtigen Anblick. Die höchste Kuppe des Dei-jus trägt den Namen Deis-es-Semin =•', in Beziehung auf die dortige gute Weide, und befindet sich im östlichen Theile der Gruppe, zu welcher auch, als nördliche Fortsetzung derselben , aber vom Dei-jus ge- trennt, der Dschebel Derwisch, dessen Rücken 15 Kuppen trägt, zu rechnen ist. Die Umgebung des Dei-jus ist nur von Kababisch bewohnt. Am 14. Juni. Nachdem wir uns mit zwei Führern zur Reise über die Akaba versehen hatten, von denen der eine, ein Mograbi, als Autorität der Regierung in Szakra stationirt war , brachen wir frühe am Morgen auf und ritten ^^ Stunden in der Richtung gegen den Dei-jus, worauf wir bis Abends auf der Ebene lagerten. Auf der Akaba musste es schon oft und stark geregnet haben ; denn Alles war mit frischem Grün bedeckt, die Kamele der Kababisch zogen zu Tausenden herum , begleitet von ganzen Schaaren mehrerer Arten grosser Geyer , die dabei ihre Rechnung fan- den; zwischen blühenden Mimosen standen die 10 und mehr * Dschebel cl Dei-jus, der Berg der Böcke. Deis-es-scmin der feite Bock. 246 Fuss liolien Pyramiden der Termiten wie Grabesmonumente, und unser Ritt wäre sehr angenehm gewesen, hätten uns nicht zwei Übel geplagt, das eine ein sehr heisser Nordwind, das andere eine Art Aussatz, der uns seit einigen Tagen befallen hatte, eine Folge der anhaltenden Hitze und scharfen Schweisse zu seyn schien und in rothen Flecken mit Bläschen am ganzen Körper bestand , die unausstehlich juckten. Die Schwarzen riethen uns, gleich ihnen, mit Fett einzureiben, was auch wirk- lich half und als ein, diesen Aussatz nur heilendes, aber nicht zurücktreibendes Mittel auch ohne allen Nachtheil angewen- det wird. Am Abende brachen wir wieder auf, zogen in östlicher Richtung und erreichten nach 4 Stunden ein grosses Lager der Kababisch, welches dieselben an einem Regenteiche auf- geschlagen hatten. Ihre schönen Zelte aus Zeugen von Kamel- haar , die unzähligen Lagerfeuer und die grössten KameU heerden, die ich je gesehen habe, gaben uns am Fusse des Dei-jus ein sehr grossartiges Bild des Nomadenlebens. Auch wir suchten Ruhe, die wir aber nicht fanden, da uns in der Nähe des Regenteiches die Mnskitos entsetzlich peinigten. Am 15. Juni brachen wir daher schon um 2 Uhr Mor- gens auf und ritten, zwischen dem Dschebel el Dei-jus und dem Dschebel Derwisch passirend, in einem Zuge 7 Stunden lang gegen Ost (.'i h. 7"). Im Dunkel der Nacht verloren wir beim Aufbruche unserer Karawane mehrere Kamele , die wir nur mit Hülfe der Kababisch wieder zusammenfangen konnten und während dieser Verwirrung desertirte auch unser Mograbilührer, der es mir nicht verzeihen konnte, dass ich es ihm den Tag vorher durchaus nicht gestattet hatte, einem reisenden Kababisch sein Kamel wegzunehmen , um es selbst zu reiten. Unser Weg führte anhaltend durch schönen Mi- mosenwald , den wir, so wie die ganze Akaba, von grossen Heerden verschiedener Antilopenarten bevölkert fanden *. Kurz vor Sonnenuntergang entdeckten wir in SO., ferne am Horizonte, die emporragenden Spitzen des Araschkol bei ■' Vorwaltend von den grössten Arten, seltener eine ganz kleine, äusserst niedliclic Zwergantilope, die sich von den grössern Stammver- wandten immer ferne hielt und die wir leider nie zu Schusse bekamen. 247 Tona und fanden zngleich auf der Savanne zwei verlanfene Kamele, ein jnnges, das sieh blockend nnserer Karawane an- scliloss und ein altes, dem ein wildes Th'e;-, waiiischeiniicli ein Löwe, deren es hier in Menge gibt, eliicu halben Schenkel weggerissen hatte und über welches daher sogleich unsere Schwarzen begierig herfielen. Die reissenden Thiere der Äkaba wrihlen meist die alten verlassenen Termitenhaufen zu ihrem Aufenthalte, und nur selten gelingt es eine solche Bestie am Tage zu sehen. Nachdem wir am Abend .'i^ Stunden in Ost geritten waren, die Nacht uns iiberfiel und wir vom Schlaffe so geplagt wurden, dass wir uns kaum mehr auf den Sätteln erhalten konnten, lagerten wir uns, um das Dorf Abu-Cherad, unser nächstes Reiseziel, in der Nacht nicht zu verfehlen , auf einer weiten Saniifläche. Am 16. Juni. In der Nacht stürmte es gewaltig und wir eruachten bedeckt von Sand und Staub , der durch alle Kleider bis auf die Haut drang. Nach einem halbstündigen Kitte erreichten wir am frühen Morgen das grosse, von Has- sanie bewohnte Dorf Abu Cherad , welches mitten in einer Sandebene am östlichen Saume der Akaba und 4 Stunden vom Bacher el Abiad entfernt liegt. Wir wurden von dem Schech, einem ausgezeichnet schönen Manne, aufs freundlichste empfangen und fanden im Dorfe mehrere unserer Bekannten vom Ufer des Bacher el Abiad. Unsere Dar-Hammer-Araber , die seit 24 Stunden keinen Tropfen Wasser erhalten hatten, da wir selbst nur ganz wenig mehr besassen , fielen vvüthend über die Jauche von Abu Cherad her und auch wir mussten uns daran mehr gütlich thun als uns lieb war; denn der heftige Südostwind, ein wahrer Chamsin, derdleLuft mit Wolken von Sand und Staub erfüllte, verursachte uns Allen nicht nur Kopfweh, sondern auch einen steten brennenden Durst. Bei grossen Überschwemmungen gelangt der Bacher el Abiad bis ganz nahe an Abu Cherad und bildet daher zu bei- den Seiten seiner eigentlichen Ufer einen Landsee von vielen Meilen Breite. Dicht an den Toguls von Abu Cherad jagt man sodann Krokodile und in den Vertiefungen bleibt eine Menge 248 fruchtbaren Schlammes zurück. Würde man hier dem Winke der Natur durch kleine Kanäle zu Hülfe kommen, anstatt zu- zusehen, wie der Sand den Segen des Flusses wieder bedeckt, so könnte Abu Cherad ebenso gut zwischen üppigen Saaten stehen als es jezt im brennenden Sande liegt. Abends verliessen wir das Dorf, trafen auf dem Wege in einem Hassanielagerunsern HASSAN-AgavonTorra und langten endlich nach 4 Stunden am Bacher el Abiad an, dessen grosser, bleicher Spiegel im Mondlichte still und ruhig vor uns lag. Das Plätschern der Wellen des majestätischen Stroms am dicht bewaldeten Ufer war himmlische Musik unsern Ohren, die stinkende Lauge von Scheibun und das schleimige Zister- nenwasser von Kordofan lagen nun hinter uns, und wir tranken in grossen Zügen die trübe aber doch frische Fluth, die, man freilich neben den krystallenen Quellen unseres Alpenlandes nur mit Ekel betrachten würde, für uns aber Nektar war. Anders dachten unsere Dar -Hammer- Araber, die, wie alle Savannen-Nomaden des Innern, und gewiss nicht mit Un- recht, die Nähe des Flusses (das Klima an seinen waldigen Ufern) sehr fürchten und seinem Wasser das warme, schleimige Wasser ihrer Brunnen weit vorziehen. Während wir jauchz- ten vor Freude , liefen uns alle unsere Begleiter in der Nacht mit ihren Kamelen davon und am Morgen des 17. Juni sahen wir uns mit unsern eigenen Leuten altein am Flusse. Wir be- fanden uns am linken Ufer 5 Stunden unterhalb der Stelle bei Torra, wo wir Giovanne begruben und starke 3 Stunden ober- halb Mensclierah, welches am rechten Ufer liegt. Auf eine Barke konnten wir des andauernd starken Südwindes halber nicht rechnen, und ich sandte daher, um nach Menscherah zu gelangen und von dort zu Wasser nach Chardum zu gehen, sogleich einen Boten nach ersterem Orte ab, der auch um Mitternacht mit 20 Kamelen zurückkam. Den ganzen Tag hatten wir Zeit, uns mit der Jagd zu beschäftigen, die aber dadurch äusserst unglücklich ausfiel, dass wir alle die schönen Vögel, die wir von den Bäumen am Ufer herabschössen und die ins Wasser fielen, als verloren an- sehen mussten, weil sich der vielen Krokodile wegen Niemand in den Fluss hineinwagte. 249 Am 18. Juni heluden ^\'n^ alle unsere in der Nacht ange- konimenen Kamele, und da keine Tliiere zum Reifen iibrig blie- ben, sezten wir unsern WeobisznmÜberfalirtspunktejMenscIie- rali gegeniiber, zn Fussefort. Wir kamen, da wir uns einersehr eroieblgen Vogel- nnd AflFenjagd wegen verweilten, erst um Mit- tag an jener Stelle an, wo wir einen grossen Gewehrtransport der Regierung trafen , der gerade nach el Obeehd abging-. Während wir da lagerten und auf eine Barke zur Überfahrt warteten , wurde uns der Anblick eines der grossartigsten Chamsinstürme *, die ich je erlebte. — Um 3 Uhr Nach- mittags stiegen nämlich in SO, Gewitterwolken auf , die mit frischem Winde von daher schnell heranriickten und sich, als sie näher kamen, gegen Ost und Süd ausdehnten. Ihre Fär- bung wurde immer intensiver , es war ein dunkles aber doch brennend lebhaftes Braunroth, das in dunkles Schwarz und Grau überging, mitten inne mit weisslichgranen Ranchwolken. Diese Wolkenmasse nahm endlich über 100^ des Horizontes ein und stieg zu 60 und 70^ gegen den Zenit auf. Ein don- nerndes Brausen Hess sich hören, einzelne Wolken, wie Pulver- dampf, drangen über den Fluss, es war ein Anblick, als wenn ein London in Flammen stünde und ans der Flammenmasse beständig mit Kanonen gefeuert würde. Menscherah mit einen Palmen und Mimosen und dem Riesenstrome im Vorder- grunde gab ein unbeschreibbares Bild. Nie erinnere ich mich ein grelleres Grün gesehen zu haben , als das jener Bäume war, auf feuerroth und schwarzem Hintergrunde. — Plötzlich wurde es dimkel, so dass man für Augenblicke kaum hätte lesen können, ein sonderbares, unheimliches, gelblichrothes Dämmerlicht umgab uns und beleuchtete zauberhaft die ganze Gegend. Der Sturm war da. Donner und Blitz suchten sich einzuholen, Bäume krachten und brachen neben uns, der Fluss warf wilde Wellen, wie ein grosser Sturm gepeitschter See, die Luft war mit Staub und Sand zum Ersticken voll, das Thermometer zeigte ungefähr l\0^ R. Wir mussten uns im Momente des stärksten Sturmdranges, um uns zu halten, auf * Dergleirhcn Gewitterslürme werden von den Arabern vulgär mit dem Namen „Habub oder Habiiba" bezeichnet, mit Beziehung auf Haua oder Hauwa, die Luft. 250 den Boden setzen und uns tief in unsere Mäntel hiillen ; denn es war kaum zu atlimen, die Brust ängstlich beklemmt und der Kt^if so eingenommen, dass wir fast unserer Gesundheit wegen be- sorgt wurden. Ein tüchtiger Regenguss beendete das unendlich grossartige Phänomen, das ungefähr 1 Stunde im Ganzen ge- währt haben konnte, es wurde wieder hell, der Regen aber dau- erte fort bis tief in die Nacht. Im Beginne des Regens regnete es im buchstäblichen Sinne Koth, da sich der Sand und Staub aus der Atmosphäre niederschlug, und es fehlte daher, als wir uns erhoben, nicht an komischen Scenen , besonders jämmer- lichsah unser armer Koko aus, der in einen Kothklumpen umge- wandelt war und kläglich schrie. Die Sache hatte aber auch eine ernste Seite; denn wir standen nun, nass bis auf die Maut, mit allen unsern Effekten in tiefem Morast und die Einschif- fung der schweren Mineralienkisten in die nach dem Sturme angekommene Barke war auf dem schlüpfiigen Boden mit den gl össten Schw ierigkeiten verbunden. Zu unserm Missgesclücke fuhren wir auch noch mitten im Stiome auf einer Sandbank auf und nur durch die Hülfe einiger zwanzig Menschen , die uns von Menscherah herüber zu Hülfe kamen , konnten wir wieder flott werden. Bei unserer Ankunft in Meiischerah sandte uns der freundliche Kascheff sogleich eine Menge waimer Gerichte ans seiner Küche, wir schlugen am Ufer unsere Zelte auf und vergassen , uns am lustigen Lagerfeuer trocknend, bald die Mühen des Tages. Wir blieben am 19. und 20. Juni in Menscherach, schifften uns am 21. auf einem grossen Transportschiffe nach Chardum ein, konnten aber conträren Windes halber erst am selben Tage Nachmittags 2 Uhr abfahren. — Die ganze Zeit über beschäftigten wir uns mit der Jagd, schössen eine Menge schöner Gänse* und Enten, Königsvögel, Rahö **, heilige Ibisse, grüne und * Nach Dr. HEDE^Bor.G An.is Melanotos Lath. Voigt, Cuv. (Wu.ska Makäda); Anas gambcnsis Tem. a und ß (Horng^ans) ; Anas ooyptiaca, a, ß, y und 6 Lath. (Nilgans); Anas nianilcnsis Sokneuat eine Art von An. clypeata und meliiere unbeslimnitc Spezies. ** Ein Reiher, so genannt von den Eingeborenen seines Gescineics „Rahü" wegen. Auf den Sandbänken des obcrn Nil in Schaareii zu vielen Tausenden. Melirere Arten von Ardca Virgo. Tem. nach Hedeisb., üben grau j unten rothbraun. 251 .schwarze Ibisse* niul einen präclitigen Adler, Kopf, Hals und Bauch schneeweiss, Flügel und Rücken rostbraun. Auf- fallend war uns die erstaunliciie Menge von Krokodilen, eine Erscheinung , die uns in diesem Massstabe noch nie vorge- kommen war. Wenn man nach Untergang der Sonne längs den Ufern ging, so sah man sie schaarenweise, nahe am Laiide, die Schnauzen ans dem Wasser strecken. Die An- näherung eines Menschen oder ein Scliuss machte sie ver- schwinden. Im Wasser selbst aber, in ihrem Elemente, sind sie sehr kühn, und Unglücke beim Baden, Wasserschöpfen und dgl. ereignen si( ii daher häufig. Jede Nacht machten die Krokodile durch ein gewaltiges Herumschlagen im Wasser grossen Lärm. Eine kurze Strecke unterhalb Menscherah mnssten wir Windstille halber anhalten, wir jagten am rechten Ufer, der Wald daselbst ist aber durch Schlingpflanzen und dornen- volle Mimosen so undurchdringlich, dasswir nur den kleinsten Theil der Beute erhalten konnten. Als in der Nacht der Mi>ud aufging , erhob sich günstiger Wind und wir segelten die ganze Nacht durch. Am 2 2. Juni. Unsere Barke flog am Morgen mit frischem Süd den Stiom hinab. Am Dschebel Miissa sahen wir in der Felswand zwei Höhlen, konnten uns aber des starken Windes und des ganz flachen Strandes wegen nicht nähern, um 10 Uhr passirten wir bereits den Dschebel Mohammedie und hielten bald darauf, wegen plötzlich eintretender Wind- slille, am Dschebel Gar-en-Nebbi, am rechten Ufer. Vom Gipfel aus hatten wir eine höchst einförmige Ansicht der sandigen Ebene der Dschesirab, und nachdem wir auf dem Berge ver- gebens die versteinerte Frau gesucht hatten, die sich dort befinden sollte, fuhren wir Abends wieder ab und segelten die ganze Nacht durch. Am 23. Juni. Um S Uhr Morgens umsegelten wir die Spitze der Dschesirab, Rhas-el Chardum, welches Manövre die Matrosen unserer Barke aber so ungeschickt machten, '■' Der «^riinc ist verschieden von Ibis falciiicllus , der sieli auch am B. Abiad findet, und dürfte neu seyu. Der schwai'zc Ibis: Tantalus Cayanciisis Lath. nacli Hedenborg. 252 dass uns der starke Wind, der auf dem Bacher el Abfad eine uns günstige, auf dem Bacher el Ahsrak aber eine ccniträre Richtung hatte, an das rechte Ufer des leztern Stromes warf, wo wir ein paar Stunden im Schlamme stecken blieben. Das Wasser des Bacher Abiad war dem Ansehen nach durch die rasch aus Süden vorrückenden Regen noch nicht verändert, in seiner Art noch immer khir, obwohl bereits bedeutend höher gestiegen*, das des Bacher Ahsrak hingegen war trübe, schmutzig gelbroth, ein Beweis, dass es in seinem obern Strom- gebiete schon sehr stark regnete und ihm, dem ursprünglichen tiebirgsstrome, sehr viel Schlamm zugeführt werde. Um Mittag kamen wir, nach einer fast dreimonatlichen Abwesen- heit wieder glücklich in Chardum an. * II. Bd. 1 Tbl., S. 562. Vierter AlbisclHBitt. Wissenschaftliche Bemerkungen iiher die westlich des Bacher el Abiad liegenden Länder, namentlich Kordofan und Nuba. 1) Pliysikalisclie Beobaclitungen während der Reise In Kordofan und jVuba, mit besonderer Rücksicitt anf «las I41inia dieser I^äuder. Die Länder westlich des weissen Fhisses (des Bacher el Abiad) liegen sämmtlicli jenseits der nördl. Grenze der perio- dischen liegen, ihre klimatologischen Verhältnisse sind daher rein tropischer Natur* und der Typus derselben zeichnet sich scharf mit wenigen Zügen : zwei Jahreszeiten , eine trockene, regenlose und eine Regenzeit; Nordwinde vorherrschend in ersterer, Südwinde in lezterer , Thaue selten, nur an den Ufern der Ströme und Seen häufiger und stärker. Die Regen- zeit, eine durch 5— G Monate des Jahres anhaltende Reihen- folge von Gevvitterstürmen mit der höchsten Potenz von Luft- elektrizität, unterbrochen durch zwischenliegende ruhioe heitere Tage, beginnt im Süden des Nuba-Landes (lO— II. Grad der Breite) mit April ** mid rückt langsam gegen Nord, so dass im nördlichen Tiieile Kordofans die ersten der perio- dischen Regen nicht vor dem Ende des Monats Mai erscheinen. Mit den Monaten September und Oktober enden die periodi- schen Regen und es beginnt die trockene Jahreszeit. * IL Band, I. Tlieil, S. 530. Also cinig'e Zeit später, als weiter östlich in gleicher Breite, aber näher am Hauptgcbirgsstocke von Abessinien im Osten des blauen Flusses, des Bacher el Ahsrak. 254 Umständliche und genaue Beobachtungen über Luftdruck, Luftwänne, Luftfeuchtigkeit u. s. w, sind mir in ßeziel'.uiig auf Kordofau und Nuba ausser den meinen keine bekannt, und da diese nur den Zeitraum von kaum drei Monaten umfassen, so reichen sie allerdings nicht aus, um ein vollkommenes , durch Ziffer ervvahrtes Bild der klimatologischen Landesverhältiiisse für den Umfang eines ganzen Jahres zu geben, dürften aber andererseits dadurch sehr an Interesse gewinnen, weil sie ge- rade in jene Periode fallen, in welcher die trockene und Rogen- zeit einander sich berühren, erstere endet und leztere beginnt. Diese Beobachtungen sind folgende : 255 1 o u ^ IC « •€ CO -• B o s ^ S C« b o o CA 3 o o p« o ^ w CC ^ '"^ ~ -:. {/? "« •a > J» u = .« -B 0) ^ 'S a ^ U U CO cn ■lilllüpy I|DI!ll 3111101^ o j^p UV ja4auiouuai|X o c o •zuajjjna ©^ •>I i|3i!u laSiiH J94 ^ 5 -I|ni|iiiii )Mii -iiusiix in •y I|3L'U •d" ■" •iuaai|x q3!ii"lo^39 © 5^ •uiiiu.i;! i|a«u usnuips ■* c» OO O X >n — in © t^ © X CO c» CO CO O uap.ij IUI Jdtdiuoiujoi|x 5^ CO — I-» ^•i Zt Tf c« fo CO m m r^ © CV5 M © © CO X O X IT» CO -- •jiiaO HI Jdtaiu o o >n * T* «^ ro M ^ M <•■■; f-J M _< o X CO in tC t- X t- r^ 1^ t- 3D r- CO CO CO CO w m m in in c-i IM •|102MBj iii jajaiuojBg CO to CO lO to CO CO CO CO o CO CO CO CO CO CO CO c^ r< !r< -., (H e>; n c^ t\ r« c< c< s^ c^ Cl M Cl X c« ' o fO .-< o - c« - S-» CO © .-1 c-i m CO •4IOZS9SUX < ^ 1 > '^•^§ 0 C — >?« >2|di«cß ^''-■z^ - -3« t £■333. 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Um CO . . = £ t 5 =0 5 = = in öd ■^d 5 =; c« d (/2 c\^ CI o e^ CO 00_ O n M Ti fo M in T» IT« IM ■o'to IN co' CO >.-3 ro f-J O O) >n O) t- '-^ ^^ ■'^ ^.s '^ "^ °'9, to CC- ^ CO CO CO O CO C< TI C» Cl Tl c< c^ c< ciT c • o N 5 CO N 5 ö ^ 5 s s .5 st Ca o s = » C^ - ^ - - Cl^O—i — dOl «* - ifi <; o c« •i £ 8 l ! " >' f 268 Schenkt man vorstehenden Beobachtungen in Bezuj; auf die einzehien Elemente der atmosphärischen Thätigkeit, welche sie umfassen , einige Aufmerksamkeit , so sieht man sich zu nachstehenden Folgerungen berechtiget : a. Luftdruck. Der mittlere Barometerstand zu el Obeehd betrug aus 98 Beobachtungen in den Monaten April, Mai und Juni bei einer Temperatur am Instrumente von "li^'lO Reaum. 26,321 Paris, Zolle, woraus sich, wie schon früher erwähnt wurde, für diese Station eine Meereshöhe von 2018 Pariser Fuss berechnet. Die Schwankungen des Luftdruckes, die Gesetze der- selben und die ihrer 4 Extreme innerhalb der Zeit einer Erd- umdrehung sind aus den Tabellen genau zu entnehmen und stimmen mit dem, was ich bisher über die Erscheinungen dieser atmosphärischen Ebbe und Fluth gesagt habe, genau überein. Der Umfang dieser Schwankungen ist sehr gering, indem die Differenz der täglichen Maxima und Minima des Barometer- standes zu el Obeehd nur zwischen 0,09 und 0,05 Paris. Zolle und der summarische Umfang der Extreme des Luftdruckes aus 98 Beobachtungen in 3 Monaten und während des stürmischen Anbruches der Regenzeit nur 0,22 Paris. Zolle beträgt. Übrigens war der Gang des Barometers ein durchaus regel- mässiger und das Übereinstimmende im Staude der öueck- silbersäule an verschiedeiien Tagen, aber zu gleichnamigen Stunden, ist wirklich überraschend. Im Ganzen jedoch beob- achtete ich nach dem wirklich erfolgten Anbruche der Regen- zeit einen im Allgemeinen um ein bis zwei Linien höhern Barometerstand als früher, eine Erscheinung, die ich auch in Mittel-Europa bei sehr lange anhaltendem Regenwetter öfters beobachtet habe. b. Luft wärme. Die mittlere Lufttemperatur im freien Schatten eines vollkommen opaken Körpers betrug zu el Obeehd in den Monaten April , Mai und Juni aus 98 Beobachtungen 25,08 Reaumur, eine Grösse, die mit dem Älittel aus dem daselbst beobachteten höchsten Thermonieterstande = 35,2 Reaumur und dem niedersten = 16,0 mit 25.6 bis auf 0,52*' Reaum. 269 übereinstimmt. Der Umfang der im Ganzen nnd wie gewöhn- lich selir regehiiässig- eintretenden beiden Extreme der täg- lichen Temperatur beträgt im Durchschnitte des Tages 11,2 Reaum. Der Unterschied der beiden äussersten summarischen Temperaturextreme aber stieg bis zu 19,'^. c. Luftfeuchtigkeit. Psychrometrische Beobachtungen wurden nur zu Obeehd während meines zweimaligen Aufenthaltes daselbst abt>eführt. Die täglich eintretenden beiden Extreme des Fenchtigkeits- zustandes der Atmosphäre trafen meist mit denen der täglichen Temperatur ziemlich nahe zusammen , indem zur Zeit der grössten Tageswärme das Vermögen der Luft neue Dunst- mengen in sich aufzunehmen ein Grösstes und umgekehrt ein Kleinstes war. Indessen wirkten auch andere atmosphärische Funktionen, besonders Winde, wesentlich auf den Gang des Psychrometers ein und veränderten denselben auf mancherlei Art. Die Differenzen zwischen Luftwärme und Verdunstungs- kälte betrugen im Mittel aus allen Beobachtungen 3,7 Reaum., dieselben Differenzen in den Momenten der täglichen Maxima durchschnittlich 5,5, in denen der Minima 2,5; folglich derUm- fang der periodischen Schwankungen der täglichen Extreme 3,0 Reaum. In Verbindung mit den, den Beobachtungszeiten ent- sprechenden , mittleren Barometerständen ergibt sich nach der AuGusr'schen Formel für el Obeehd : /. Für den mit Hern Stand des Psychrometers: 1) Expansion des Wasserdunstes in der Atmosphäre = 22,3 M. M. 2) Temperatur des Thaupunktes = Reaum. 18,7. 3) Feuchtigkeit der Luft = 676, das Maximum = 1000. 4) Gewicht des Wasserdunstes in 1 Kub.-Fuss Reaum. = 21,2 Gran. //. Für die beobachtete höchste Diff'eren's zwischen Lufttcänne ««'' Verdunstunffskätte. Werth von No. 1 = 16,3 M. M. » » „ 2 = 14,5 Reaum. 270 Werth von No. ."i = 318. „ „ „ 4 = lljjö Gian. III. Für die beobachtete kleinste Di/fercn's fleischen Luftwärme und VerduHStmif/sliülle. Wert!» von No. i = t>r>,.5 M. M. „ yy „ 8 = 21,1 Reaum. » » >? «i = 886. „ „ 4 = 24,9 Gran. Da ich am Schlnsse meiner Reise in Central-Afrika ohne- hin einen Überblick über die Zahlenresultate aller dieser und der verwandten Beobachtnnt^en geben werde, so glanbe ich mich liier der Kiirze wegen weiterer Betrachtungen i'iber bliese psychrometr. Ergebnisse enthalten zu dürfen, und be- merke nur, dass man aus obigen verl.ässlichen Zahlendaten einen gründlichen Beleg zur Beurtheilung der so bedeutend grossen Unterschiede im Ltiftfeuchtigkeits-Zustande während der trockenen Jahreszeit und der Regenzeit hat. Wahrend nämlich das Maximum der Luftfeuchtigkeit:^ 1000 gesezt, dieselbe in der ersten Hälfte des Aprils bis auf 318 herabsank, stieg sie in der zweiten Hälfte des Mai, nach dem vollen Anbruche der Regenzeit, bis auf 880, also um bedeutend mehr als das Doppelte. Aus diesem Ergebnissein Verbindung mit der starken Anhäufung von Elektrizität in der Atmosphäre und ihrer hohen Spannung im Beginne der Regenzeit, dürften sich von den Ärzten sehr wichtige Folgerungen für den furchtbaren Gesundheitszustand des tropischen Central-Afrika in der ersten Periode der jährlichen Regenzeit ziehen lassen, fl. Winde, Wolken und Witterung im All<2,cni einen. Bezüglich der heirschendenWindrichtung, der Anhäufung und Form der Wolken und der Witterung, im gemeinen Sinne des Wortes, geben die am Ende vorstehender Tabellen ange- gebenen Zahlenwerthe einen, wie ich glaube, genügenden Überblick für die Daner der Beobachtungszeit und nmn er- sieht daraus, dass, wie schon erwähnt, während der Regenzeit die herrschende Windrichtung aus Südost und Südwest ist und dass die Regenzeit selbst mit den ihr eigenthümlichen Wolkenzügen und atmosphärischen Niederschlägen sich nur 271 als eine Reihenfolge von (Jevvittei\stiiniicn . mit zwischen^ liegenden, mehrere Tn2;e umfassenden, inhigen Perioden dar- stellt, in welch leztern der Himmel klar ist, Windstille herrscht und die Temperatur am höchsten steigt. Was je- doch die Klassifikation der Winde nach ihrem eigentlichen Wesen und vorziiglich nach ihrem Erregungsprinzipe anbe- langt, so ergeben sich aus meinen sowohl in ei Obeehd als an andern Orten des Innern von Afrika gemachten Beobach- tungen sehr wichtige Schlussfolgen und wir erkennen von Vorne herein zwei Klassen Winde *, solche, die ihren Grund in einer rein mechanischen Störung des Gleichgewichtes der Luftschichten haben, herbeigeführt durcli ihre verschiedene Dichtigkeit und Schwere in folge grosser Temperaturver- schiedenheiten in den atmosphärischen Regionen und solche, die in dem rein elektrischen Zustande der Atmosphäre be- gründet sind. Durch die grosse Tageshitze in der periodischen Regen- zeit, während des ruhigen Intervallums von einem Gewitter- sturme zum andern, welches manchmal 3 und 4 Tage umlasst, scheint der elektrische Zustand der einzelnen Luftschichten eineji solchen Grad von Spannung zu ei halten , dass ein heftiges Restreben der Gegensätze dieses elektrischen Zu- Standes (+ und — ) zur gegenseitigen Ausgleichung eintritt. Geschieht diese Ausgleichung nicht gleich von Vorne herein plötzlich, tumultiiarisch durch einen Funken (Blitz), oder durch Darbietung eines bessern Leiters (Regen), im Falle zu gleicher Zeit das Vermögen der Luftdünste in sich aufzu- nehmen ein Kleinstes geworden ist, so ist eine Bewegung dieser hoch elektrisirten Luftschichten nach der Richtung der elektrischen Luftströmung, d. h. ein elektrischer Wind, eine sehr natürliche Folge , und dieser Wind wird so lange anhalten, so lauge die Sj)annung in den elektr. Gegensätzen der Luftschichten unter sich anhält. Man selic daiübcr meine umstaiullii lieii Abliandliingen in: Baumgartnkus Zci.stliiiit für Pliysik und verwandte Wissenstliaften. Jahr^anj; 1837 und in ITolgep.'s Wiener Zcitscliiilt für Pliysik, Chemie nnd Tvlineiakij^ie, Jaliigang- 1840, von welclien Anfsätzcn ich nur bedauern nuiss , dass sie voller Druekfehler sind. 27*2 Wir sehen daher in Folge dieser Voraussetzung; rein mechanische Winde und elektrische Winde. Die ersteren wehen zu allen Jahreszeiten und nach Umständen aus allen Richtungen; ihrer Temperatur nach an und für sich abhängig" von der Wärme der Luft, die in Bewegung ist, und von der Wärme des Bodens, über welchen die bewegten Luftschichten hinziehen ; daher sind dieseWindeam heissesten in der Periode der Regenzeit und im Bereiche der Wiiste oder der weiten Savannenebenen. Hohe Entwickelung- von Luftelektrizität ist diesen Winden und Stürmen, wohin die sogenannten Samums und alle die gewölinlichen Wüsten und Savannen-Stürme ge- hören, meiner Ansicht nach nur zufällig eigen, insoferne sie nämlich mit Gewittern in Verbindung stehen. Ganz anders verhält es sich, wie ich glaube, mit den elektrischen Winden. Sie haben Elektrizität nicht zur Folge, nicht zur zufälligen Begleitung, sondern sie gehen ans Elektrizität hervor und haben in ihrer Rückwirkung auf die Erdoberfläche alle Eigenthümlichkeiten hoch elektrisirter , in Bewegung begriffener Luftschichten. Eine solche elektrische Luftschicht wirkt in ihrem Gange wie eine auf Tuch gestri- chene Siegellackstange, mit der man über Streusand u. dergl. hinfährt. Daher sehen wir bei einem ganz leichten elektrischen Winde, der kaum stark genug wäre, ein Blatt Papier vom Boden zu nehmen , die Luft doch dicht mit Saud und Staub erfüllt, wie beim heftigsten Sturme, aber nicht wie bei leztern in Wolkenzügen von verschiedener Dichte, sondern gleich- förmig durch die ganze Luft verbreitet, so weit das Rayon des W^indes sich ausdehnt. Es scheint aus allen Beobachtungen, die ich an scharf ausgesprochenen elektrischen Winden machte, hervor zu gehen, dass die Luftschichten sich hiebe! als Elektrophore darstellen , an denen sich , wie am Harzkuchen . die elektri- schen Gegensätze (-[- und — , nachstehende Zeichnungen) auf der obern und untern Fläche ganz separat aussprechen. Alle diese Luft-Elektrophore bilden unter sich ein System, dessen unterste Seite die der Erde entgegengesetzte, die oberste Seite aber die damit korrespondireude Elektrizität besizf. Die Gesetze der elektr. Anziehung halten dieses System 273 + + + + + + + um so stärker zusammen und fesseln es um so mehr an die Erde, je stärker diese gegenseitige Anziehung' der Gegensätze, je stärker somit ancli ihre Spannung ist. Durcli die Vermehrung der leztern steigert sich aber auch das Bestreben dieser Gegen- sätze zur gegenseitigen Ausgleichung, d. h. zur Neutralisation von + und — . Findet diese Statt, so tritt natürlich 0 E. ein und die ganze Erscheinung, der Wind, ist beendet. Diese Neutralisation sehen wir auf dreifache Weise eintreten, erstens kann in Folge der zunehmenden Spannung ein Fnnke entstehen, Blitze bilden sich , d, h. ein Donnerwetter entladet sich und aller elektr. Gegensatz, alle elektr. Strömung, der Wind, höien auf, weil das erzeugende Prinzip = 0 wird. Zweitens, Regen entsteht, die Luft wird zum guten Leiter und die Gegensätze gleichen sich ruhig aus. Drittens, eine Vei- bindung von beiden hat statt, die elektrischen Gegensätze gleichen sich tumultuarisch aus, unter Blitz und Donner wer- den 4- und — zu 0 und die angehäuften, wässerigen Diinsfe kondensiren sich durch die der Ausgleichung der elektr. r.iisxegger, Reisen. U. 15(1. '2. Thl. 18 274 Gegensätze unmittelbar folgende plötzliche Temperaturlierab- setzung zu heftigem Regen. Unter den Winden, welche den Charakter elektrischer Winde am vollendetsten an sich tragen, steht der Chanisin vorne an. Da ich iiber die Zeit seines Eintrittes und seiner Dauer, über die mit ihm verbundenen Erscheinungen und iiber seine Wirkungen auf thierisch organische Körper schon öfter im Verlaufe dieses Reisewerkes zu sprechen Gelegenheit hatte, so will ich hier nur hervorheben , dass der Chamsin in allen Momenten seines Auftretens die vorne von mir ausgesprochene Theorie iiber elektrische Winde vollkommen rechtfertigt. Jeder Wind setzt, wie man sich auf weiten Sandflächen am besten überzeugen kann, die Luft in eine wellenförmige Bewe- gung, und es ist daher klar, dass ein auf der Erdolierfiäche fixer, aber hoch in die Luft ragender Körpersich bei diesem Zuge der Luftwolken bald in dieser, bald in jener Luftschichte; folgfich, wenn die Luftschichten verschiedene Elektrizität besitzen, bald in einer Luftschichte mit -j-, bald in einer solchen mit -^ E. be- finden muss. Diese Voraussetzung sehen wir beim Chamsiue durch den steten W echsel der Luftelektrizität am Leitungs- drahte des Elektrometers vollkommen bestätigt und dadurch die voine erwähnte Ansicht, dass die Luftstraten ein System von Elektrophoien darstellen , gerechtfertigt. Eben so sieht man ferner am Chamsiue ausgezeichnet das Aufheben und Mitsichführen leichter Körper, Sand und Staub, nicht durch Sturmesgewalt, sondern durch elektr. Anziehung; wir sehen die Sand- und Staubwolken desChamsins nahe an die Erdober- fläche gefesselt, wir sehen endlich das Anziehen der wässeri- gen Duustatume aus der Atmosphäre und ihre Anhäufung zu Regenwolken , als welche sie den Chamsin fast stets be- gleiten, und viele andere Erscheinungen, die nur stark elek- trischen Luftschichten eigen seyn können. Mir erübrigt nun nach dem Vorausgeschickten, und zum Belege dafür, nur die Angabe der mit den beobachteten gewöiinlichen heissen Winden jener Gegenden und den Chamsinen verbundenen Erscheinungen; da diese aber, wenig- stens die Chamsiue betreffend, mit denen der Luftelektrizität überhaupt in Eins zusammenfallen, so reihe ich ihre Beschrei- 275 bnnjj; auch der Betraclitmio- über diese Funktion der atmo- sphärischen Thätigkeit ein. e. Luftelektrizität. Bei stiller, ruhij^er Witterung und wenn sich keine Ge- witterwolke in der Nähe des Beobachtungsortes befand, war der Zustand der Liiftelektrizität während der Zeit meines Auf- enthaltes in Kordofan * stets ein so gemässigter, dass wenn er sich auch an den sehr empfindlichen Elektrometer mit zambonischer Säule zu erkennen gab, doch an eine Messung seiner Stärke nicht zu denken war. Wie aber Wind sich er- hob, oder ein Gewitter nahte, da traten auch die Elektrometer, denen die Luftel. mittelst eines 24 Fuss über das Dach empor- ragenden Kupferdrahtes zugeführt wurde, in volle Thätigkeit. Bei herannahenden Gewittern und bei gewöhnlichen Stürmen sprach sich die Luftel. meist nur stossweise aus und ruhige Intervallen liessen erkennen, dass entweder die Strömung der Luftel. Unterbrechungen unterworfen war, oder die Spitze der Elektrometerstange zeitweise ausser dem Bereiche der elektrisirten Lnftwellen zu stehen kam. Besonders intensiv bewies sich die Lnftel. bei solchen Stürmen dann, wenn sie durch ihren mechanischen Impuls Massen von Sand und Staub mit sich führten, und es scheint, dass diessfalls die Reibung dieser fremden Körper in der Luft zur Erhöhung der Luftel. beiträgt. Bei diesen Stürmen zeigte sich die Luftel. in ihrer Qualität mehr konstant und ein Wechsel der elektr. Gegen- sätze trat weniger häufig ein. Bei Chamsinen nahmen die Erscheinungen der Luftel. so- gleich einen hohen Grad der Stetigkeit an , sie dauerten ohne Intervallen während der ganzen Zeit des Windes fort, + und — E. zeigte sich im beständigen Wechsel. Dass es unter solchen Umständen oft sehr schwer, ja unmöglich wird zu bestimmen , ob man es mit einem der gewöhnlichen heissen und nur zufällig mit Erscheinungen von * Durch die späleni Beobachtungen bewies sich dieser Zustand der Atmosphäre als allgemein für das tropinche Central-Afrikn geltend. 18 "^ 276 Liiftel. verbundenen Winde, oder mit einem ans elektri- schen Grundnrsachen liervorgegangenen zu thnn !iat . ist nicht zu läugnen. Ich stelle daher auch nur ßeobaciitungen und Ansichten hin und erst der Zukunft und mehi faltigen Beohachtungen bleibt es überlassen, hieraus Gesetze abzu- leiten. Am 2;i. April wehte zu el Obcehd bereits mit Tagesan- bruch ein sehr starker Wind aus Ost und NO., der die Luft mit ganzen Wolken von feinem Staub erfüllte. Mit eintreten- der, höherer Tagesvvärnie zeigte sich auch ein höherer Grad von Luftel. und dieselbe wurde endlich um 10 Uhr Vormittags zur Zeit des Maximums so stark, dass sie, besonders während heftigen Windstössen , gar nicht mehr gemessen werden konnte; denn die Strohhalme des Elektromet. divergirten iiber 40^ und schlugen zu beiden Seiten an den Glaswänden an. Späterliin nahm mit dem Winde die Luftel. ab , wuchs aber sogleich wieder, wie der Wind zunahm und war fort- während + , um 11 Uhr mit 3" - 4* Divergenz der Strohhalme. Geoen 2 Uhr Nachmittags hörte endlich der Wind und mit ihm die Luftel. ganz auf. Am Himmel waren keine Wolken bemerkbar, die Luft aber war erfüllt mit einer unerträglichen Masse von Sand und Staub. Am 27. April zu el Obeehd. Sehr starker Siulwind, der südliche Himmel mit Haufenwolken hedeckl , Abends daselbst Gewitter, während dem Winde schwache + K- Divergenz nur 2". Am 23. Mai zu el Obeehd. Nach einer Temperatur im Schatten von 33*^ Reanm. brach aus OSO. ein gewaltiger Sturm an, der später in SO. übersprang und sich in dieser Richtung erhielt. Der Sturm begann mit Wirbelwinden und kurz nach seinem Beginne fiel die Temperatur der Luft um S** herab. Die Atmosphäre war so mit Sand und Staub erfüllt, dass man sich im Freien des Athmens wegen das GesicJit ver- hüllen musste. Die Luft, eine grosse Staubwolke, war feuer- gelb gefärbt , die Hitze bei einzelnen W indstössen schien un- ausstehlich und Alle fühlten sich, wenn nicht gerade unwohl, doch sehr unbehaglich. Mit Anbruch des Windes zeigte sich starke Luftel., die 277 beständig ans -|- in — wechselte, später .nber, als sieden liöclistcn (iiiul erreichte (4 Uhr Abends), län^eie Zeit + blieb. Wählend dieser Periode konnte dieE. nicht gemessen werden, denn die Strohhalme , iiber 40*^ diverj>irend . schlnoen an den (ilaswänden an, der Leitnngsdraiit zischte lant hörbar nnd »ab bei jedesmaliger Ännähernng eines Leiters 1 — 1 Linien lange, ant der llant schmerzhaft stechende Fnnken. Eine iialbe Stunde nach diesem Momente erfolgte staiker Strichregen. Die E. bleibt während diesem Regen +5 änssert sich aber nur sein- schwach. Der Strichregen danerte ungefähr i Stunde, die Luft klärte sich sodann, alle Lnftel. war verschwunden, der Wind aber hielt stark ans SO. au. Auf die Magnetnadel konnte ich keine erkennbare Einwirkung dieses Sturmes bemerken. Der mechanische Impuls des Windes war sehr stark. Am 25. Mai zu el Obeehd. Am Morgen starker Wind aus SO. und S,, am Zenithe leichte Federwolken, der Horizont rein. Um 11 Uhr lässt der Wind nach und es tritt endlich W indstillc ein: am Zenitiie zeigen sich Gewitterwolken, am Horizonte zerstreute Hanfwolken, — Lnftel. lässt sich walir- nelimen, nach einigen Entladungen wird sie +5 die Halme divergiren mit + an 1.5^, darauf begann ein rascher Wechsel der L'.iftel. zwischen + und — und von IH bis 12 Uhr machte ich folgende Beobachtungen über die Divergenz der Halme : 8» mit — E. 20» mit — E, ino ^'^^ 5« ,> + „ 50 „ + „ 8« >, — „ Nun fing es an zu regnen , die Luftel. bleibt + und verschwindet endlich, während der Regen andauert und einige starke Entladungen erfolgen, ganz. Später erhebt sich vvie- derWind aus S,, die Gewitter dauern au und erreichen Abends einen hohen Grad von Heftigkeit. Im Riickblickc auf das Vorhergesagte, glaube ich nun, dass wir es bei den Winden am 23. und 27. April mit gewöhn- lichen Stürmen zu thnn haben, in deren Begleitung GewittereL zufällig auftritt , in den W^inden am 23. und 2.'}. Mai abersah ich wirkliche Chamsine , d. h. elektrische Winde in der vorne 278 ausgesprochenen Bedentiing des Wortes. Ob ich dicssf:ills lecht sehe, überlasse ich gerne dem belehrenden ürtheile ge- lehrter Physiker, — nur bitte ich damit so lange zu warten, bis meine zu Chardum während der Dauer der ganzen Regen- zeit abgeführten Beobachtungen der Oeff'entlichkeit übergeben seyn werden , da sie vielfachen Bezug auf diese Erscheinun- gen haben. f. Terrestrischer Magnetismus. Die in el Obeehd von mir abgeführten Beobachtungen über Deklination und Inklination der Magnetnadel geben im Durch- schnitte eine Deklination = 8^ 30' westlich und Inklination =18"; die Inklinationsnadel machte durchschnittlich in 1 Zeitminute 20 Schwingungen. Im Allgemeinen waren diese Beobachtun- gen durch die auffallende Faulheit der sämmtlichen Magnet- nadeln, die zu Gebote standen, und die mir zu beheben nicht gelang, sehr erschwert. Die Einwirkungen eines In solchen Extremen sich bewe- genden Klima's auf die organische Natur können wieder nur höchstens Extreme seyn, daher auch alle Krankheiten daselbst durch ihren rapiden Verlauf charakteristisch sich bezeichnen. Das sonneverbrannte Stoppelfeld, die trostlose, fahlgelbe Ebene von Kordofan , als die sich das Land in der trockenen Jahreszeit darstellt, verwandelt sich wie durch Zauberschlag in üppiges Wald- und Weideland, sobald die ersten Regen des Chariffs fallen. So gesund das Klima auf jenen Savannen- ebenen in der trockenen Jahreszeit ist, wo die Hitze durch frische Nordwinde gemildert wird, so gefährlich ist dasselbe in der Regenzeit bei herrschenden Südwinden , bei durch Tag und Nacht anhaltender grosser Hitze, bei erhöheter Luft- feuchtigkeit, bei häufig sich wiederholenden atmosphärischen Niederschlägen, starker Ausdünstung des Bodens und hoch- gesteigerter Luftelektrizität. Ich berufe mich, die klimatischen Einflüsse und Krank- heiten betreffend, ganz auf das, was ich in dieser Beziehung Band 11. Theil 1, S. 556 u. s, w. über die Erscheinungen im 279 südlichen Nubieii sagte. Es sind mit geringen Modificationen dieselben Verhältnisse wie in den Ebenen von Taka. Bemer- ken mnss ich aber, dass wenn anch der Europäer leichter von dem schädlichen Einflüsse des Klima ergriffen wird als der dunkelfarbige Sohn des Landes, er in gleicher La«>-e mit die- sem doch im Ganzen schwerer unterliegt und seine festere nordische Natur dem Übel, das ihn aufreiben will, wenig- stens einen weit schwerern Kampf bereitet, als diess bei dem viel weichern Tropenländer dunkler Rasse der Fall ist. Da- fiir sprechen viele meiner Erfahrungen. Als lokale, nicht klimatische Krankheit sehen wir in Kor- dt)fan besonders häufig den sogenannten Guinea-Wurm , der Fcrrentid* der Araber, Vena medinensis, welchen wir im Ver- laufe der Reise genauer Avcrden kennen lernen. ») fMeoIog^iscIie Pliysiog-noinie und g-eog^nostisclie Ver- Iifiltiiisse der liftnder ^vestlicli des Baciter el AMad, nanieutlicli Kordofau uud IViiba. Von den weiten Sandflächen der Bahiuda-Wüste in Süd bis zu dem Gebirgsstocke von Teggele uud seinen westlichen Ausläufern und von den flachen Ufern des Bacher el Abiad in West bis zu dem Gebiete von Darfur erstreckt sich eine grosse Grasebene, hie und da mit Mimosenwäldern bedeckt, hie und da sandig, unfruchtbar, hie und da ein kleiner, isolir- ter Berg, von scharfen Formen und geringer Höhe, wie eine Insel ans dem Meere emporragend, das ist Kordofan in einer Ausdehnung von ungefähr 3 Längen- und 3 Breitengraden. Diese weite Ebene, in einer mittlem Meereshöhe von 1800 Par. Fuss, steigt im Ganzen sanft aus N. in S, und aus O. in W. an. Die höchsten Bergspitzen Kordofans erreichen nicht die Meereshöhe von 3000 Fuss und die bedeutendsten Depres- sionen des Bodens befinden sich im Süden von el Obeehd bei den Bassins der Regeuteiche von Birke und längst den Ufern des Bacher el Abiad die Reste der alten Beete seiner einstigen Flussarme. * RiippEL, Reisen in Nubien, Kordofan etc. S. 166. Naturgescliichte der drei Reiche XII. Bd. oder Lehrbuch der Zoo- logie von Voigt, VI. Bd. Stuttgart, 1840, S. 27. 280 Dass Koi'dofaii, sowie Darfur und der ganze Südiaiul der »rossen libyschen Bucht, nicht als eine Oase und gar nicht als zum inneiafrikanischen Oasen-Zuge gehörend betrachtet wer- den können, habe ich bereits im II. Bd. 1. Theil S. 2S5 u. s w. umständlich dargethan. In ihrem Avestlichen Ansteigen schliesst sich die Ebene von Kordofan an die gleichartige Ebene von Darfur an, gegen Süd vereinigt sie sicli mit dem Terrain deslNuba-Landes, halb Ebene und halb Gebirgsland. Der hervorspringende Charakter des Voihandensej ns iso- lirter Berge und ßergkuppen auf weiter Gras- und Wald-Ebene wird gegen Süd im Lande der Kubas immer vorherrschen- der*, die einzelnen Berge tieten häufiger zu Gruppen zusam- men und diese Gruppen gewinnen an Umfang und Höhe, ohne den Charakter der isolirten Stellung zu verlieren , die weiter- hin, jenseits des 11. Breitengrades und westlich des Meridians von el Obeehd, wieder ganz denselben Typus annimmt, der sich in der Physiognomie von Kordofan ausspricht. Im Westen «les Bacher el Abiad vereinen sich die isolirten Berggruppen in dem Gebirgsstocke von Teggele, ein Gebirgsterrain von un- gefähr 30 geogr. 31eilen Länge und 20 geogr. Meilen grösster Breite, von dem nur wenige Punkte näher bekannt sind. Die- ser Gebirgsstock ist «ings umgeben von Wald und Grasebene und seine höchsten mir bekannten Punkte dürften die Meeres- hÖhe von 3500 Par. Fuss kaum übersteigen. Gegen Süd spitzt sich dieser Gebirgsstock am Dschebel Tira in die Ebene Vorgebirge-artig aus, gegen Ost fällt der- selbe in die weite, sumpfige Niederung ab, die der Bacher el Abiad durchströmt, gegen Nord ist er wie eine Mauer (Dschebel Deier) am Rande der Ebene von Kordofan abge- schnitten und gegen West löst er sich in eine grosse Anzahl kleiner Berge und Berggruppen auf, die wie Inseln aus der grossen, durchschnittlich zu 2000 Par. Fuss Meereshöhe anstei- genden , Waldebene des Nuba-Landes emporragen und der Fläche den Ton der Landschaft von Kordofan geben , so weit man sie gegen Westen und Süden kennt, d. h. so weit ich sie in diesen Richtungen sah. * M. s. nieiiio Kurte von Ost-Sudaii. 281 Diese kurze Skizze von der iiusseni Stnikfiir der IJiiuler Kordofan und Nuba dürfte durch naclif<)l<>endes , auf Basis meiner Beobachtungen berechnetes, Nivellement an Deut lichkeit oeuimien und dadurch zu einem wichtigen Heitra" für Erkenntniss der Bodenerhebung- im centralen Afrika werden, I. Berechnete Meereshöhen. n. Am Baclier cl Abi ad. Par. Fiiss. Chardum, Stadt J4..J Älenscherah, Niederlassung; der Barken-Bauer 1570 Torra. Niederlassung der llassanie .... 1595 Eleis, Trümmer einer alten Stadt 10G7 b. In Kordofan. el Edjed, Dorf 2579 Szakra, „ 1593 »lo-Hagar, „ ^QJ^^^ Ali'ütS „ 1677 Chursi, „ J75^ el Oheehd, Stadt 2018 Spitze des Dschebel Kordofan 272;» IMelpess, Doif 2033 Spitze des Dscliebel Melpess 2144 Birke, Lager der Bagara am See 1S55 c. 1 11 N 11 b a. Lager im Kadero-Thale in Teggele .... 2236 Spitze des Dschebel Tabatne im Kadero-Ciebirge in Teggele 260G Ebene am Fusse des Hedra 2134 Spitze des Hedra 2833 Ebene am Fusse des Scheihun 2218 Spitze des 8clieil)un 2834 Lager am Fusse des Tira in Teggele .... 2276 282 IL Meereshöhen nach Schätzung (auf Basis vorstehender Berechnung). a. A m 6 a c li c r e I A b 1 a d. Par. Fuss. Spitze des Gar-enNebbi 1700 „ „ Araschkol 2200 b. in Kordofan. Spitze des Kurbatsch 2170 „ „ Absunun 3000 „ „ Abu-Gbei- 2600 „ „ Deier in Teggele 3000 Höchste Spitze des Kadero in Teggele . . . 2S00 c. i n N u b a. Spitze des Ander 2400 „ „ Njukur in Teggele 3200 y, „ Urma 2360 „ „ Debri 3200 >, „ Turban in Teggeie 3200 „ „ Abul „ „ 3400 „ „ Kawanni in Teggele 2900 „ „ Sehawaui in Teggele 2800 „ „ Tira in Teggele ....... 2600 „ „ Tungur 2800 „ „ Moari 2600 „ „ Sabnri 2800 „ „ Kutak 3000 „ „ el Burani 3100 Um von den geognostischen Verhältnissen der Länder Kordofan und Nuba in gedrängter Kiirze ein möglichst ge- naues Bild zu geben, werden wir zuerst die von mir gemach- ten Durchschnitte vom B. el Abiad bis ei Obeehd und von da nach Tira mit den Beobachtungen Rüppel's und Kotschy's im nördlichen Kordofan in Verbindung setzen und sodann, um eine Uebersicht der geognostischen Struktur von ganz Ost Sudan westlich des B. el Abiad, soweit unsere bisherigen Erfahrungen 283 aiisreiclien, zu erhalten, auch ilei- Beohaclitnu{>en Brownes in Daifur und anliangsweise derer der Eii<;Iän(ler Denham, Klapperton und Oüdney in Mittel-Sudan erwähnen. Wenn man die Salz führenden Älluvialablaf>erunj>en* ver- liisst, welche die Uferebeue des Bacher el Abiad bilden und die wir bereits vorne S. 114 etc. kennen lernten, so betritt man in einer Entfernung- vom Lfer von 2 bis 3 Stunden, gegen Westen landeinwärts, das Gebiet des alten Alluvial- und Dilu- vial-Sandes und Sandsteins (oberster Sandstein von Nubien), der auch hier die oberste Ablag^erung darstellt und theils mit tiefgründigem Kultnriande bedeckt, theils blossgeleg;t ist. Im erstem Falle entzieht ihn ein fruchtbarer Wald- und Weide- boden dem Auge, im leztern Falle bildet er sandige, steile, liöciistens mit kümmerndem Mimosen-Gesträuche bedeckte Flächen auf der weit ausgedehnten Savanne. Berge und Fels- masscn abnormer Gesteine (Porpiiyre, Granite u. s. w.) durch- brechen diese jüngere Decke und erheben sich, felsigen Inseln gleich, zerstreut auf der unabsehbaren Ebene. Die nächste dieser isolirten Berg;- und Felsmassen, den Araschkul, erreicht man von Torra ans gegen SW. in 4 Stunden. Die Hau|)tmasse des Araschkol bildet ein Bergrücken aus NO. in SW., ungefähr 3 Stunden lan«^ und bis zu (»00 Fuss über die Ebene ansteig;end. Viele scharfe und spitze Gipfel, pralle Gehänge mit ungeheuren Blöcken bedeckt, geben die- sem Gebirge einen interessanten Ausdruck. (Jegen Süd zieht sich eine Hügeheihe vom Araschkol bis zu dem 8 bis 10 Stun- den entfernten Bedschi und noch darüberhinaus, welche Reihe als eine Verläng^erung des Haupt-Gebirgs-Stockes, oder, wenn wir w ollen , als eine Fortsetzung der Spaltenerhebung zu be- trachten ist, der auch der Araschkot sein Daseyn verdanken dürfte. Diese ganze Gruppe gehört vorwaltend der Granit- bildung an, welche Felsart jedoch zahlreiche und verschieden- artige üebergänge einerseits in Gneiss, anderseits in Porphyr wahrnehmen lässt. Das herrschende Gestein des Bedschi, * Flussscliliimm und Fliüs.ssaiul mit Siisswasscr-Koucliylien und Stra- ten von Salzllioi!. M;iii selic von nun an meine geo^nostische Karte von Ost-Sudaii, im Atlasse zn diesem Werke, so wie die bezüg^liclicn Durchschnitte. 284 nach den von Kotschy mir oebracliteii Handstücken , ist ein Glin)nu;r-reicliei;, feins('liiefe!i<>er Ciieiss. zunrriieile dem Cen- tial-Giieisse unserer Alpen ähnlicli. Auch in der Piiysioj^iio- mie ist der Bedschi wesentlich vom Araschkol unterschieden, indem eistercr nur als ein Hiigel von flacher, sanft gewölbter Kuppelfoim erscheint. Das Gestein des Araschkol bildet ein feinkörniger Granit mit fleischrothem Feldspathe , sehr krystallinischem, farblosen öuarze und wenigem, silherweissen oder schwarzen Glimmer. Wäre nicht die Feine des Korns, so wi'irde dieser Granit , der durch Homogener- und Dichterwerden seiner Grundmasse in Poiphyr i'ibergeht, stellenweise sehr an {\(in rothen Granit der Kataiakten von Ässuan eiinnern. Der Granit des Arasch- kol ist häufig- senkrecht zerklüftet und diese Zerklüftung' ist als der Beginn der nachfolgenden weitem Zerstörung' , die sich in Blöcken von ungeheuren Dimensionen ausspricht, zu betrachten. Die weite Grasebene, welcheden schönen Arasch- ki)l umgibt, ist für den Botaniker wie für den Jäger ein wahres Wunderland, und Kotschy, der sich in dei- Regenzeit dort befand, konnte mir die Schönheit der dortigen Vegetation nicht genuczeichnet reoel- massig in Gesteinlagen getheilt, die in wellenförmigen Bie- gungen auf einander liegend von Quarzgängen durchsezt Averden und viele, mitunter interessante Veiwerfungen wahr- nehmen lassen. Die Gesteinslagen haben zum Tlieile sehr geringe Mächtigkeit, oft nur 3 bis 4 Zolle. Die Quarzgänge streichen aus ]N0. in SW. und erreichen eine Mächtigkeit von 1 bis 1,.5 Fuss. Sie sind mit dem Nebengesteine offenbar kon- temporär. Einige dieser Gänge sollen den Angaben der Ein- gebornen zu Folge Bleierze führen, wovon ich mich jedoch, da ich es erst erfuhr, als Kotschy in der Regenzeit nach Chardiim zurückkam, nicht durch eigene Anschauung^ über- zeugen konjite. Am Dorfe Haschaaba, südwestlich vom Berge Assoe, fand ich die Diluvialablagerung der Ebene durch die bestehen- den Zisternen bis in eine Tiefe von 120 Fuss aufgeschlossen, konnte aber nur Straten von schwarzen, gelben, rothen und sehr eisenschüssigen Thon bemerken. Ob man damit, wie es bei Obeehd der Fall ist, bis auf das feste Grundgestein gelangte, konnte ich nicht erfahren, bezweifle es aber bei der grossen Tiefe des Kultur- und Dilnvialbodens. In geringer Entfernung- nordwestlich von Haschaaba sehen wir auf der weiten Ebene den kleinen Berg el Gleha, ein in Blöcke zerfallener Steinhügel von höchstens 30 Fuss Höhe, der aber manche interessante Eigenthümlichkeit wahr- nel'.men lässt. Das (iestein des Gleha ist ein Feldspathporpbyr von seltener Schönheit. Die Feldspatlimasse ist von perl- grauer und weisser Farbe mit Perlmutterglanz, sehr krystalli- 286 nischer Struktur, mitunter deutliche schiefe rhomboidische Säulen bildend. Die einj:;e\Tachsenen Krystalle sind schwarzer (ilimmer und schwarze Hornhlende. In seiner Struktur träi;t der Gleha ganz das Ansehen des Kammes eines (ianii- ausf^ehenden an sich; denn man erkennt noch in dem Trümmer- haufen seiner Blöcke deutlicii die Theilun«^ in bestimmt aus- g^esprocheneu Lagen, die aus NW. in SO. streichen, unter 50" — 60** inSW. verflachen und eine durchschnittliche Mäch- tigkeit von 4—6 Fuss besitzen. In nordwestlicher Richtung vom (jleha und von diesem an 10 geographische Meilen ent- fernt sahen wir den Dschebel Mugnos, seiner Form nach der- selben Formation angehörend, welcher der Dei-jus angehört, und noch ferner als der Mugnos tauchten am Horizonte einige Kuppen und Spitzen auf, wahrscheinlich die südlichsten jener isolirten Berge, südlich des Dschebel Haräss, welche wir durch Rippell's Reise von D<»ngola nach el übeehd näher kennen lernten. Westlich vom Gleha, in der Nähe des Dorfes Domma, betraten wir jenen Theil der Ebene im nördlichen Kordofan, der sich durch das häufige Vorkommen des Raseneisensteiiis besonders charakterisirt und wesswegen, so wie wegen der vielseitigen, fast in jedem Doife stattfindenden Benützung dieses Minerals, man dieses Terrain sehr geeignet den ,,Kisen- Distrikt" von Kordofan nennen kann. Dieser Eisendistrikt er- streckt sich vom Gleha gegen Westen, meines Wissens bis Bara und von Chursi gegen Norden bis an den Mugnos, Sehr wahrscheinlich ist es, dass dieses Eisenerz-führende Teirain eine weit grössere Ausdehnung besizt und ich vermuthe nicht nur eine allgemeine Verbreitung des Raseneisenstein-Vorkom- niens auf dem ganzen Savannenlande des nördlichen Kor- dofans, sondern auch eine Ausdehnung; desselben ostwärts bis in die Ebenen am Bacher el Abiad und westwärts bis Darfnr und ohne Zweifel noch weiterhin, durch ganz Mittel - und West-Sudan. Die Formation , welcher der Raseneisenstein in Kordo- fan angehört, ist die bereits erwähnte des Diluvialsandes und Diluvialsandsteins, lezterer in einem Zustande ausserordent- licher Auflösung und ganz zu Sand zerfallen, so dass es, 287 die Saiulsteinliüg^el an den Ufern des Bacher el Abiad anso^e- nommen , nnr selten gelingt kompaktere Straten desselben zu finden. Dieser Sandboden , mit di'innen Mimosen und Äsklepias- Gebiisclien bewachsen , besteht aus einem gelbrothen, losen, durch Eisenoxyd gefärbten und von diesem so durchdrunge- nen Sande, dass sich derselbe durch seine Färbung, dort, wo er von Kulturboden nicht bedeckt wird, weithin erkennbar macht. Dieser eisenschiissige Sand wechsellagert mit ebenso eisenschüssigen Thonstraten und beide enthalten in gewisser Tiefe Konkretionen von Raseneisenstein (Knollen von ver- schiedenen Formen und Dimensionen) in grosser Menge. Einerseits bis zur (irösse des Sandkorns herabgehend, bilden diese Konkretionen einen integrireuden Bestandtheil des ausserdem bloss aus abgerundeten Körnern von Quarz bestehen- den Sandes, andererseits, an Menge und Grösse zunehmend, bilden sie ganze selbstständige Straten von Raseneisenstein und treten, als solche Konkretionen im Grossen, mit den Schichten des Sandes und des mit ihm wechsellagernden Thones in bestimmt ausgesprochene Lageriingsverhältnisse. Der Raseneisenstein dieses Diluvialsandes, dem äussern An- sehen nach als Wiesenerz und sogenanntes Bohnenerz anzu- sprechen, scheint aus nachstehenden Gründen fortdauernder Bildung zu seyn. Man bemerkt nämlich , dass der Eisen- führende Sand und Thon sowohl, als der Raseneisenstein selbst voll von vegetabilischen Resten, VVurzelstücken u. s. w., besonders von Dikotyledonen , ist, und dass viele dieser Reste noch unverändert sind , während sich die meisten derselben bereits in Eisenerz umgewandelt haben. Diese Umwandlungen selbst tiagen zumTheil einen sehr merkwürdigen Charakter, wir finden z.B. Aeste, deren äussere Rinde, obwohl ihre Form sehr gut erhalten ist, aus einem Gemenge von Thon und Eisenstein besteht; das Innere aber, oder der Kern, ist eiu Gemenge von ganz reinem Eisenstein mit Sand. Kleine Körper von Rasen- eisenstein, die im Sande zerstreut vorkommen, lassen eben- falls in ihrer Textur den vegetabilischen Grimdtypus nicht verkennen. Mir scheint, dass man es hier ganz mit dem- selben Akte zu thun hat, welcher bei der Bildung der 288 Konki'ctionen von kohlensaurem Kalk und bei der Petrefaktion oif^anisciier Körper diircli diesen in dem Flusssclilamnie des Bacher el Alisrak statt hat. Hier sind es die BestandHieilc des Raseneisensteins, die im Sande und Sandsteine, wenip,- stens was das Eisenoxyd anbelanot, als geoeben vorliej>en, dort ist diess mit den Oxyden der Erdbasen der Fall. !)iirch die fortwährende Zersetzung- organischer Körper, besonders vegetabilischer iSatnr, die sich im Flnssschlamme als jimg- stesAlhninm, so uie in den obersten Schichten des Diluviums, wo dasselbe mit Älluvionen der Jeztzeit bedeckt ist, oder die unmittelbare Grundlage des Kulturbodens, des Wald- und WeideI)odens n. s. w. darstellt, befinden, bilden sich Säuren oder Verbindungen, die, obenerwähnten Oxyden gegeniiber, die Rolle von Säuren spielen und mit ihnen zu Salzen sich verbinden, in dem einen Falle vorwaltend zu kohlensauren Kalk, im andern zu Eisenoxydhydrat, kohlensaurem Eisenoxydhydrat, phosphor- sauren U.S.W. Diese Salze , und deren frequenter Bihlung dort, wo ihre Elemente vorhanden sind, unstreitig die zeit- weise Bedeutung und Durchdringung des Bodens mit Wassei', bei Gelegenheit der periodischen Ubersclnvemmungeu oder der periodischen Regen, Hauptbedinguiigen sind, scheiden sich durch den Konkretionsakt, meiner Ansicht nach dem Krystallisationsakte auf's nächste verwandt, aus und zwar nach Umständen und im verschiedenen Zustande von Reinheit, entweder polyhedrische Massen bildend (Knollen, TSieren, Nester u. s. w.) oder in Stiaten sich ablagernd oder endlich nnmitfelbar im Entstehen metamorphisch die Stelle und die F(»rm jener organischen Körper ersetzend nnd einnehmend, duich deren Zersetzung sie eigentlich entstanden sind. Diese allmälige Llmstaltung sieht man besonders schön an solchen Stellen . w (» ganze Schichten von Wurzelfasern und andern vegetabilischen Resten im Sande liegen. Einst die Oberfläche des Bodens bildend , wurden sie später vom eisenschüssigen Sand und Thon wieder bedeckt und während auf der neuen Oberfläche eine neue Vegetation Wurzel schlägt, geht die alte sichtbar ihrer Umwandlung im Raseneisensteiu entgegen. In der Nähe von Bara , Chursi und Tendar wurden mir an 15 Dörfer bekannt, in deren Umgebung durch die 289 ßemühiiiigen der Ein^ebonien und in der Absicht die Erze auf Eisen zu verarbeiten, das Vorhandenseyn des Raseneisen- steins mit Bestimmtheit nachgewiesen ist. Die Verh.ältnisse des Vorkommens sind überall dieselben. Unter der obersten Sanddecke, und meist in einer Tiefe von 7 bis 8 Fuss, finden sich nämlich die ersten Eisenerzschichten, entweder reiner Raseneisenstein oder Thon und Sandstraten , erfiillt mit Kon- kretionen von Raseneisenstein und, so uie alle übrigen Schich- ten dieses Gebildes, horizontal abgelagert. Diese Eisenstein- Schichten wecliseln in der Mäciitigkeit von (i Zoll bis 1 Fuss und haben wieder eisenschüssigen Sand zu ihrem Liegenden. Unter diesem zweiten Sande folgt wieder Raseneisenstein. Weiter in die Teufe kennt man zwar bei dem höchst mangel- haften Grubenbaue der Eingeborenen die Lagerungsfolge nicht, doch ist es wahrscheinlich, dass der Raseneisenstein mehrmals mit dem Sande und Thon wechsellagert und sich in seinem Vorkommen öfter wiedeiholt. Aus diesen Verhält- nissen ergibt sich , dass die einfachste und wohlfeilste Methode zur Untersuchung dieses Terrains die Niedertreibung melire- rer Bohrlöcher bis ins Liegende der Eisenerz-führenden Ab- lagerung wäre. Der Abbau des Raseneisensteins geschieht auf die denk- bar roheste und unwirthschaftlichste Weise. Auf einer Fläclu» von ungefähr 400 bis 500 Qnadratklafter zählte ich bei dem Dorfe el Feradschaab an 350 theils offene, theils verbrochene kleine Tagschächte. Jeder solcher Schächte hat einen kreis- runden Durchschnitt, einen Durchmesser oben von 4 bis 5 Fuss und höclistens eine Tiefe von 10 Fuss. Sobald man mit einem solchen Schachte die oberste Schicht des Raseneisen- steins erreicht , wird auch das weitere Abteufen eingestellt und es beginnt sogleich der Abbau des Erzes, der darin be- steht, dass man das Erzlager bis zum Liegenden durchbriciit und dann im Tiefsten des Schachtes die Erze ringsum so weit herausnimmt, als diess, ohne plötzlichen Einsturz befürchten zu müssen, da keine Zimmerung in Anwendung kommt, ge- schehen kann. Ist diessgeschehen, so wird ein solcher Schacht wieder verlassen und dicht daran, meist nur wenige Fuss entfernt, ein neuer begonnen. Nachstehende Zeiclinung KiiRscugcr, Ueisen. U.Btl.2.Tlil. 19 200 gibt'elii deutliches Bild dieses Abbaues. Es bezeichnet a die Sand - und Thonschichten , c die oberste Raseneisenstein- schicht und b die erwähnten Schächte mit ihren Erweiterungen im Tiefsten. 11 :v':.dn:,i,.Mi::,:;i,n::;^,:.': />^iiMii a. Von der einst gehegten Absicht des Vizekönigs, diese Be- arbeitung des Raseneisensteins so wie seine weitere Behand- lung und die landesübliche Methode seiner Verstlimelziiiig auf fertiges Eisen zu verbessern, und von den» trau i igen Schick- sale der desshalb nach Bara gekommenen Engländer, habe ich schon im vorigen Abschnitte zu sprechen Gelegenheit ge- habt *. — Ich sah den Zustand der Dinge wieder in seiner ursprünglichen Wildheit und nicht eine Spur eines stattgefun- denen fremden Einflusses war zu erkennen , obwohl ich ande- rerseits bekennen muss, dass die Eingeborenen keineswegs ungeneigt für Neuerungen wären, die ihnen Voitheil bringen. Der ans obenerwähnten Schächten gewonnene Rasen- eisenstein wird sorgfältig geschieden und es werden nur die reinsten, folglich die reichsten, Stücke der weitem Behand- lung unterzogen, die vorerst darin besteht, dass man sie zur Bohnengrösse zerschlägt. Um zu schmelzen, machen die Eingeborenen im Sande kleine, kegelförmige Gruben, mit der Spitze nach unten. Der grösste Durchmesser einer solchen Grube beträgt 12 bis 14 Zolle und so auch ihre Tiefe. Ist nun eine solche Grube mit einem Gemenge von Holzkohlen und zerkleinertem Erz, ohne Zuschlag, gefüllt, so wird noch ein Haufe Kohlen dar- auf geschüttet, derselbe von oben angezündet, die Düse des Blasbalges, uie nachstehende Zeichnung zeigt, am Rande der Grube bei a unter einem Winkel von 40 bis 4.'i'^ eingesezt "■ Von dem Vcrsiulic Mi:hemet-Au's , diese Eisenerze diircli Alba- neser sehniclzen zu lassen, wie RurrELi. S. 162 sagt, wurde mir nichts bekaunt. 291 und die Campagne bci>iiiiit, indem ein Mann den , weiter nnten besclniebeneii, Blasbalg in Bewegung sezt. ■-S?K^#;i'" Nach einigen Stunden beginnt die Masse sich zu setzen und zusammen zu sintern, und in dem Verhältnisse, als diess geschieht, werden neue Erze und Kohlen nachgetragen. Un- gefähr nach 10 Stunden ist der grösste Theil des leichtflüssi- gen Raseneisensteins geschmolzen und die Grube mit Gezeuge voll. Man nimmt nun Blasbalg und Düse weg , räumt das Feuer ab und lässt die Masse auskühlen. Das Resultat dieser ersten Schmelzung sind ungeflossene, zusammengebackene Erze, welche man zur neuen Campagne zur Seite legt , und Schlacke. Diese Schlacke ist wieder zweierlei; die obere ist schwarz , schwer , von dichtem Bruche , sehr eisenhaltig und wird als unbrauchbar weggeworfen; die untere ist ebenfalls schwarz und schwer, aber mehr porös, stellenweise glasig und mit Körnern von reducirtem Eisen, mitunter von bedeu- tender Grösse, gemengt. Diese Schlacke kommt zur zweiten Schmelzung. Die zweite Schmelzung, die der metallisches Eisen halten- den Schlacke nämlich, wird in denselben Gruben, mit dem- selben Gebläse und unter denselben Umständen vorgenommen, dauert aber, der Natur der Gezeuge zufolge, nur ein paar Stunden. Nun erhält man oben eine dichte, ebenfalls sehr eisenhaltige Schlacke, welche wieder weggeworfen wird, tiefer eine Schlacke, welche sichtbar mit metallischemEisen gemengt ist und wieder zur Verschmelzung kommt, und zu Unterst endlich , als Endresultat des langwierigen Prozesses, einen graupigen, von Schlacke mehr oder weniger durch- drungenen Eisenkönig. Lezterer wird mühsam mit eisernen Keulen zerschlagen, die Schlacke ordentlich ausgeschieden und das Eisen, ohne weitere Behandlung , den Schmiden als gares , weiches Eisen verkauft. IJ) * 292 Selten gelingt es diesen nackten, schwarzen Hi'ittenniän- nern einen kompakten, schlackenfieien, reinen Eisenkönig zu erzeugen. Ich kaufte einen solchen an Ort «nd Stelle, welcher etwa 15 Pfunde wiegt und ein sehr gutes, vollkommen weiches Eisen ist *. Die Blashälge, deren man sich bei dieser Manipulation bedient, sind dem ganzen Verfahren entsprechend, d.h. noch auf der ersten Stufe der Erfindung **. Thcils sind sie nur lederne, gewöhnliche Wasserschläuche, die ein Mann aus- dehnt und wieder zusammendriickt , theils haben sie eine ganz eigene, sonderbare Form. Es wird nämlich aus Thon , wie hier beistehende Zeichnung zeigt: ein Schiissel-förmiger Körper b mit einer ange- sezten langen und etwas nach unten gekrümmten RöJjre c verfertigt. Der offene Theil der Schüssel b wird mit einer Haut a bedeckt und diese am Rande von b theils durch Binden , theils durch Verschmieren mit Thon, so viel als möglich luftdicht befestigt. Diese Haut hat oben ein Loch, worin ein Arbeiter mit einem Finger fährt, und in- dem er nun abwechselnd die Haut spannt (in welchem Moment * Dieses SHick Eisen befindet sich im Mineialicnkabinetc im Haiipt- miinzamtsgebäiifle zu Wien. ** Den Angaben der Reisenden im westliclien Central -Afrika, namentlich denen des berühmten Mungo Park zufolge, ist die Methode, welche die dortigen Eingeborenen zur Verschmelzung ihrer Eisenerze verwenden, eine weit mehr vervollkommnete. So besitzen die Mandingo Neger zum Schmelzen der Erze Öfen von 10 Fuss Hohe und 3 Fuss Durchmesser (engliscli). in denen sie, wie die Turkomaiinen am Tau- rus, als Resultat ihres Prozesses ein Gemenge von Schlacke mit garem Eisen und Stahl-artigen Roheisen (dem sugenannten Wildstahlc nnd unserm Hartrenneisen nicht unähnlich) erhalten, welches Gtmenge sie in ihren Schmidefcuern sodann auf weiches Eisen mit grossmi Material und Zeitaufwand weiter verarbeiten, während der Kordofaii-Nrger aus .seinen sehr leicht flüssigen Erzen in seinen kleinen Gruben gleich weiches Eisen erzeugt. Mungo Paki;, erste Reise im Innern von Afrika. Aus dem Englischen. Berlin und Hamburg 1800. S. 254 u. s. w., ferner den Eiscnprczess der Turkomannen bctreflend: dieses Reisewerk I. Bd. 2, Thcil, S. 546 u. s. w. 293 vorstellende Zeiclinmig oenommen ist) und wieder bis an den Boden der Sclinssel niederdrückt, erzeugt er Wind, der natür- lich, ausgenommen jenen der neben dem Finger im Loche herausfahrt, nirgends anders entweichen kann, als durch die Röiire c, an deren Verlängerung sich die Düse befindet. So Avild die Sciiwarzen sind, welche sich mit dieser Eisen- prodnktion beschäftigen, so bedauern sie doch selbst off'en- lieizig , also ihren Zustand vernünftig beurtheilend, das Un- genügende der ihnen zu Gebote stehenden Mittel, und sie drangen z. B. in mich, ihnen bessere Blasbälge zu verschaffen. Ich machte der egyptischeii Regierung diessfalls die drin- gendsten Vorstellungen , ich machte sie auf das in vieler Bezielning Wichtige aufmerksam, der Civilisation in jenen Ländern durch Hervorrufen eines industriellen Strebens die Bahn zu brechen. Doch vergebens. — Die Kohlen zur Schmelzung werden aus Mimosen gebrannt. Diess geschieht in den Wäldern der Akaija auf eine ganz einfache Weise, indem ein kleiner, nur 2 bis 3 Fuss hoher Haufe Holz ange- zündet und mit Sand bedeckt wird, um das Feuer in Schran- ken zu halten. Die Kohlen sind , da meist nur Astholz und Reisig in Anwendung kommt, sehr klein , aber gut gebrannt, klingend und wenig abfärbend. An Ort und Stelle verkaufen die Produzeuten des Roh- gutes den Schmideu oder sonstigen Abnehmern ihr Eisen um den Preis von ungefäiir 11^ bis H Piaster (8 — 9 kr. Conv.-Mze.) per Pfund, und zwar entweder im Wege des Tauschhandels oder, wenigstens im nördlichen Kordofan, auch für Geld der egvptischen Regierung. So hoch dieser Preis auch ist, durch den sich der Zentner weiches Eisen bis auf 13 bis 15 fl. Konv.-Mze. berechnet, so finde ich ihn doch noch weit unter der Mühe, den Material- und Zeitaufwand, der den armen Schwarzen bei ihrer Eisenfabrikation zugeht. Beim Rohschmelzen sowohl als beim Schlackenschmel- ren (nach obiger Darstellung) sind stets drei Mann beschäf- tigt, von denen zwei in Handhabung der Blasbälge sich ab- lösen und einer, nebst dem Aufgeben der Erze und Kohlen, die Leitung des Ganzen besorgt. Der höchste Luxus in Ajisstattung eines solchen Etablissements besteht darin , dass, 294 wenn die Sonne anf dem röthlichgelben Sande gar zu mg brennt, vier Stöcke eingerammt werden und eine Strohmatte darüber ausgespannt wird. Im günstigsten Falle gelingt es den Schwarzen durch ein Roh - uud ein Schlackenschmelzen , also in ungefähr 12 bis 14 Stunden Zeit, 15 bis 20 Pfund gares Eisen zu er- zeugen, welches, obwohl aus Erzen erblasen, denen nach unsern Methoden ein kaltbrüchiges Produkt eigenthümlich zukömmt, von ausnehmender Güte ist und sich durch Weiche und Biegsamkeit auszeichnet. Die weitere Verarbeitung dieses Eisens, das Ausschmiden desselben zu Lanzenspitzen, Dolchen, Feldbaugeräthen, Scheidemünzen * u. s. w. nehmen meist die Schmelzer selbst vor und bedienen sich dazu der- selben Gruben und derselben Gebläse, deren schon erwähnt wurde, höchstens dass ich einigemal die Anwendung eines doppelten Gebläses, nämlich zweier alter lederner Schläuche, zu beobachten Gelegenheit fand. Die Düsen der Schmide- feuer sind unter Winkeln von 25 bis :J0« eingelegt , als Am- poss dient ein grosses Stück Gareisen , als Hammer eine eiserne Keule, vom Härten des Eisens, vom Stahle u. s. w. existirt kein Begriff. Der Eisengehalt der Erze, die in Arbeit genommen werden, beträgt unsern Untersuchungen zufolge 60 — 70 Proc. und von diesem Gehalte bringen die Schwarzen, wenn man ihren Angaben Glauben schenkt, im Minimo 20, im Maximo 40 Proc. aus. Obwohl der Raseneisenstein , wie bekannt, ein sehr leichtflüssiges Erz ist, so gelingt es den Schwarzen doch nicht, dasselbe in ihren Gruben in einen vollkommen flüssigen Zustand zu versetzen, sondern sie ver- wandeln es nur in eine halbflüssige, teigige Masse. Indem aber eben dadurch das reduzirte Eisen nicht in die Lage ver- sezt wird , einerseits Verbindungen mit dem Kohlenstoffe und den Erden Basen einzugehen , andererseits durch das starke Stechen des Windes, durch das wiederholte Schmelzen (Schlackenschmelzen) die Oxydation des Phosphors des Raseneisensteins entweder neuerdings bewirkt, oder seine Desoxjrdatiou von vorne herein verhindert wird und derselbe vollständig in die Schlacke tritt, so erklärt sich gerade aus * Man gehe vorue S. 155. 295 der Natur und der Beschaffenheit dieses in Betreff von Zeit und Materialanfwtind und Metallverhistes höchst niau«>elhaften Prozesses die merkwürdige Erscheinung;, dass es den Schwar- zen gelingt ans Erzen, die in unsern Manipulalionen nur kalt- brüchiges Eisen zu geben pflegen, ein vollkommen tadelloses, weiches Eisen zu erzeugen. Am südlichen Rande der Raseneisenstein-führenden Diluvial-Ebene des nördlichen Kordofan und zugleich den nörd- lichen Rand des Plateaus von el Obeehd bildend, liegt der lang- gedehnte Dschebel Kurbatsch, über dessen Rücken mitten hin der Karawanenweg von Chursi nach el Obeehd führt. Der Kurbatsch erhebt sich zu höchstens 150 Fuss über die Ebene und erstreckt sich aus NW. in SO. Er besteht aus grobkörnigem Granite, ganz analog in der Form und im äus- sern Habitus dem gleichnamigen Gesteine aus dem Berber- Lande im südlichen Nubien *, wo wir dasselbe in Begleitung von Felsgebilden auftreten sehen, welche allem Anscheine nach der ältesten Grauwackenzeit anzurechnen sind. Der Gra- nit des Kurbatsch ist in regelmässige Lagen getheilt, welche ans Ost in West streichen und rechtwinklicht von vielen Quarz- gängen aus N. in S. durchsezt werden, welche Gänge durch- schnittlich nur 1 Fnss Mächtigkeit besitzen und seiger fallen. Der Feldspath und Quarz des Granites sind vorherrschend von weisser Farbe, der Glimmer, verschiedenfarbig, ist in grossen Blättern eingewachsen. Auffallend war mir an mehreren Stellen des Kurbatsch, besonders an seinen Ablosungsklüften \ind auf seinen Quarz- gängen, Spnren von stattgefundener Sprengarbeit zu tinden, eine Entdeckung, die mich in diesem Lande höchlichst über- raschte und wobei ich nur glauben kann, dass die in Bara ver- storbenen Engländer zur Zeit ihres dortigen Wirkens auch geognostische oder bergmännische Versuche am Kurbatsch vornahmen, deren lezterer Tendenz ich jedoch nicht ab- sehe **. * If. Band 1. Theil , S. 601 u. s. w. '•" Über die Felsablagcrungen zwischen dem Bacher el Abind und dem Central-Plateau von Kordofan sehe man den Durchschnitt; Tafel 4, Nr. 1. 290 el Obeehd , die Hauptstadt von Kordofan , liegt inmitten einer Ebene, die im weiten Kreise von den isolirt stehenden Bergen: Kurbatscli, Kordofan, Melpess, Abu Harrass und Ab-sunun umgränzt ist. Durchschneidet man diese Ebene aus Nord in Süd, oder ans Ost in West, so bemerkt man, wie auch das Vorne angegebene Barometer-Nivellement klar dar- thut, von allen Seiten ein Ansteigen des Bodens gegen die Ebene zu, in deren IMitte el Obeehd liegt, und es ist sonach diese Ebene im buchstäblichen Sinne des Wortes ein Plateau und da dieses Plateau das Centrum des ganzen Landes Kor- dofan bildet, wie ein Blick auf die Karte zeigt, so nenne ich dasselbe das Central-Plateau von Kordofan. Bei dem Um- stände, dass die sorgsam berechnete Meereshöhe von el Obeehd 201S Paris. Fuss beträgt und diese Stadt mitten auf der Ebene des Central-Plateaus liegt, glaube ich auch ganz richtig die mittlere Erbebung dieses Plateaus selbst zu 2000 Paris. Fuss Meereshöhe in runder Summe annehmen zu diirfen. Dass unter solchen Umständen die Diluvial- und Allu- vial-Ablagerungen des Central-Plateaus eine andere Lage- rungsfolge wahrnehmen lassen, als jene der tiefer liegenden Ebenen ringum, die noch Meeresboden gewesen zu seyn schei- nen, während das Centralplateau mit seinen Bergen am Um- kreise desselben längst trocken gelegtes Land war und dass der gänzliche Mangel des Raseneisensteins und der dieses Ei- senerz enthaltenden eigenthiimlichen Thon- und Sandstraten auf dem Centralplateau durchaus nichts Auffallendes an sich trägt, sind sehr natürliche Folgerungen, die ganz einfach aus der dargelegten Struktur des Bodens hervorgehen. Die Diluvial- und Alluvialablagerungen des Centralpla- teaus sind durch die zahllosen Brunnen in el Obeehd, in Mel- pess und in allen den Dörfern, welche die Hauptstadt umgeben, genau bekannt, und sie bestehen bis zu einer Tiefe von 120', in welcher man bisher noch stets das Grnndgestein erreichte, von oben nach unten aus Dammerde und einer wechsellagern- den Reihe von Thon und Sandstraten, ohne Raseneisenstein, und den organischen Resten zu Folge, die sie umschliessen, durchaus Süsswassergebilde. Das Grundgestein der Diluvial- und Alluvialablagerungen 297 des Centralplateaus ist durcligehoiuls der orobkörnioe Granit der umlie«»endeii Berge, mit dem einzigen Untevscliiede, dass er in dieser Tiefe sehr häufig- ein mehr Gneiss-ähnliclies Ge- füge wahrnehmen liisst. Interessant sind die Wasseransamm- lungon zwischen diesem Grundgebirge und den jiingern Auf- liigerniigen. Wenn man nämlich mit ßrunncngraben die jüngeren Auflagerungen duichfaliren hat uwd das Grundge- fitein erreicht, so ist man auch in den meisten Fällen sicher Wasser zu erhalten , lein , klar, aber matt und wenig er- frischend. Das Erscheinen des Wassers ist stets ein Beweis der unmittelbaren T\ähe des Giundgesteins, welches das weitere Versitzen desselben hindert; die umgekehrte Folgerung- be- währt sich aber nicht immer. Es scheint daher, dass die von den nahen Bergen und liöhei' liegenden Punkten zu sitzenden Grundwasser, so ^vie das das Schnttland durchdringende Wasser der periodischen Regen , sich auf dei', ohne Zweifel unebenen, welligen Oberfläche des Grundgesteins ansammelt, die unterirdischen Mulden und Becken erfüllt und so Reser- voirs bildet, deren Auffindung- durch zweckmässig- geleitete Bohrungen für die Kultur des Landes, welches, die Regen- zeit ausgenommen, ganz von diesem Grundwasser abhängt, von höchster Wichtigkeit wäre, und ich glaube auch, dass man an mehreren Punkten in der Nähe der Gebirge, so z. B. in IMelpess, durch Bohilöcher Springqneilen erbauen würde. Der Dschebel Kordofan ist nach dem Absunun , der von el Obeehd auch viel entfernter liegt, der höchste Berg- des Centralplateaus. Er steigt, meiner Messung- zufolge, zu 27*2;} Par, Fuss Meereshöhe oder zu 705 Fuss über el Obeehd an und besteht ganz aus dem grobkörnigen Granite, den wir am Kurbatsch sahen. Der Kordofan hat mehrere Gipfel, die zusammen eine Berg-gruppe von ungefähr 3 Stunden Umfang bilden , welche sich in ihrer grössten Ausdehnung aus INord in Süd erstreckt und von ihren höchsten Punkten einen Überblick über das ganze ("entralplatean gewährt. Der Granit des Kordofan ist voller öuarzgän^e, die zwar vorherrschend aus NO. in SW. streichen , sich aber auch stellenweise in allen Richtungen durchsetzen. Der Quarz 298 der Gänge, von weisser und lichte Smalte-blauer Farbe, ist sehr rein, krystallinisch und wird begleitet von grossen Gliin- niertafeln und ausgezeichnet schönen und grossen Krystallen von schwarzem Turmalin , beide dem öuarze eingewachsen, und beide mit demselben, ausser auf Gangen, auch auf Nestern vorkommend, in welch lezterem Falle jedoch die Turmaline sich weniger in regelrechten Krystallen, als in bloss krystalli- nischen Massen ausbildeten. Am südwestlichen Gehänge des Berges beobachtete ich beim Herabsteigen in die Ebene von Melpess einen Diorit- schiefergang, der NO. streicht, senkrecht fällt und eine Mächtigkeit von I bis 2 Lachter besizt. Das Centralplateau Kordofans steigt südlich von el Obeehd noch sanft bis gegen Melpess an, senkt sich aber dann und erreicht meines Wissens die grösste Tiefe in den ISiederungeu der Bagara bei Birke, welche um IG^ Paris. Fuss tiefer als el Obeehd liegen. Von da an hebt sich der Boden wieder um so mehr, je mehr mau sich dem Gebirgs- stocke von Teggele näheit, und da mich meine Reiseroute mehr in dieses Gebirgsland , als in die offenen, gegen Süden vorliegenden Ebenen führte, so kann ich auch über die Schwingungen der Obeifläche der lezteren weiterhin keine Auskunft geben. Das Terrain bei Melpess, 4 Stunden südlich von el Obeehd , ist hügelig und von tiefen Regengräben zer- rissen. Diese Hügel sind theils die mit Vegetation bedeckten Ausläufer des nahe liegenden Kordofau und Abu-Gher, die in der Ebene nach und nach sich verlaufenden Rücken dieser Berge, theils sind sie das Ausgehende, die Kämme gewalti- ger Quarzgänge, welche dem die herrschende Formation hier bildenden grol)körnigen Granite angehören, durch die schneller vorwärtsschreitende Verwitterung ihres Neben- gesteins sichtbar werden und nun Hiigelzüge in der Ebene bilden, die sich schon in grosser Entfernung durch das Ge- regelte ihrer Richtung, durch ihren Parallelismus unter sich und durch ihre weisse Farbe auszeichnen. Zwischen diesen Hügeln, Gangkämmen, sieht man das herrschende Gestein, den grobkörnigen Granit, in den tiefen Einrissen i\cv Ebene stellenweise zu Tage gehen. Den ersten grossen Quarzgang 299 dieser Art, einen lliigelztig bildend , findet man zwischen el Obeelid und Melpess. Er streicht N. — S., hat eine Mächtig- keit von mehreren Klaftern, besteht ans weissem, sehr reinem Uiiarz nnd fiihrt Eisenkies in sehr 2:erinj>er jMenjre. Dicht an Melpess erhebt sich der Kamm eines gleichen önarz- ganges von ansserordentlicher Mächtigkeit zu einem kleinen Berg bis zn 111 Paris. Fnss über das Dorf (bis zu 2114 Paris. Fnss IMeereshöhe), streicht I h., besteht ans reinem, glasi- gem Quarz und lässt keine Spur von Erzfiihrnng, meines Wissens, wahrnehmen. Auf dem llücken dieses Gangkam- mes ist der Quarz in kubische Blöcke von bedeutender Grösse zerklüftet. Solcher Quarzgänge, obwohl weniger mächtig, als leztervkähnter. sieht man um Melpess mehrere , sie strei- chen alle unter sich parallel und der Kamm eines solchen er- hebt sich südlich vom Dschebel Melpess ebenfalls zu einer namhaften Höhe. V om Melpess bis zum nördlichen Gehänge der Berge des Kadero und Deier dehnt sich eine durchaus mit Gras und Waldboden bedeckte, weite Ebene aus. Nirgends sah ich ein anstehendes Gestein, und so weit ich das tiefgründige Alluvium, welches diese Ebene bildet, kennen lernte, besteht dasselbe theÜs aus fetter, zäher, lehmiger Dammeide, t'ieils aus sandigem Boden, welche auf Lehmstraten nnd Schichten von blauem , plastischen Thone ruhen, die das schnelle Versitzen der Regenwasser hindern und so eine Hauptbedingung zur Fruchtbarkeit dieses stellenweise sehr schönen Savannen- Landes bilden. Alle diese Alluvialstraten sind voll von den Trümmern der Sciialen noch lebender Arten von Land- und Süsswasser- Konchylien, mehrere Univalven und eine Bivalve umfassend *. Wenn man, gegen Süden vorwärts wandernd, diese Ebenen am Gebirge Kadero verlässt, so geniesst man einen wirklich unbeschreiblich schönen Anblick seiner Berge. Aus dichtem, blühendem Tropenwald ragen die wilden , scharf gezeichne- ten Felsmassen empor, bis auf ihre höchsten Gipfel ein * Helix flammata. Helix irrcjt^ularis. Aiujniliaria cariiiata. Aiio- donta arciita? cCau.liaud. Atlas seines Reisewerk.es, II. Tafel 60 und 61). Mehrere Paludincn u. 8. w. 300 Gemenge von üppiger Vegetation und kahlen Felsmassen dar- stellend. Die Berge des Kadeio mit denen des Deier zu- sammenhängend und einer geognostischen Gruppe angehörend, erstrecken sich aus SW. in INO. und bilden drei, durch Höhe und Ausdehnung besonders in die Augen fallende Gebirgs- massen , nämlich : i\en Dschebel Tabatne , Dschebel Kadero und Dschebel Deier. Die ganze Gruppe gehört der Granitbildung an und zwar derjenigen, welche ich in Afrika stets in Begleitung der Por- phyre und Syenite sah, welche selbst in Porphyr und Syenit übergeht und sich überall, wo sie vorkommt, durcii Ihr aus- gezeichnet körniges Gefüge, durch den vorwaltend rothge- färbteii l'eldspath, übrigens durch grossen Farbenwechsel ihrer Bestandtheile ausgezeichnet *. Die Felsparlien dieser * In clor Reihe der afrikanisclieii, sogenanntcu abnormen oder kryslallinischcn Felsorbilde lernte ich von den Küsten dos Mittelmeers bis zum zeiiiiten Grad nördl. Breite drei Granifformationen kennen, die sicli wosenllioli von einander nnterselieiden und selir verseliiedenen Pe- rioden iinzu^ehöien .seheinen. Die er.ste dieser Granitbildunji,en reprä- senlirt sich in den Gesteinen der Katarakten von Assuan und Waddi Haifa, an mehreren Gebirgen des Küstenlandes am rothen Meere, am Sinai , an vielen Dergen Nubiens und Sudans und eiinnert an manehe Granitformen des fernen Skandinaviens-. Dieser Granit , meist ausge- reichnet körniger Textur, der Feldspatli vorwaltend rotli , übrigens im mannigfachen Wechsel der Farben der Bestandtiieile, niuii an Horn- blende, begleitet von jungem Diorit- und Porphyrgängen , geht hiiufig selbst in Syenit undPorphyr über. Sein relatives Alter in der gesannnten Lagerungsfolge genau zu bestimmen, ist mir unmöglich; ich halte ihn jedoch für entschieden älter als die untersten Ablagerungen der Kreide- zeit (uiiteier Sandstein von Nubien nnd der Halbinsel des Sinai) und für jünger als die beiden nachfolgenden Granitbildungen. Unter allen mir bekannten Granit- und Syrnitformationen steht diese dem vulkani- schen Charakter an nnd für sich am nächsten, und wo sie sich in Masse entwickelt , ist sie auch wirklich oft von Gesteinen und Erscheinungen begleitet, die einen einstigen vulkanischen Einfluss nicht verkennen und nicht in Abrede stellen lassen. Die zweite Granitformation ist die des Berber-Landes und der Berge in Kordofan : Grobkörnig, selten körnig- schieferig; und diess zwar meist nur in grosserer Tiefe unter Tags, Feldspatli von weisser Farbe, der Glimmer in grossen Tafeln und ganzen Nestern ausgeschicflen, das Gestein begleitet von kontemporären Gängen (Quarz und Feldspatli;, Turnialine führend; und seinen Lagerungsverhältnisseii im Berberlande »Ol Granitberge haben höchst pittoreske Formen. Sie sind bis zu ihren Gipfeln zerrissen, zerspalten; in ungehenre Blöcke zerfallen gewähren sie den Anblick abenteuerlicher Ruinen, Wachthiirme u. s, vv. Grosse Felsmassen sieht mau , sich wunderbar im Schwer- punkte erhaltend, mit einer Spitze auf andern Blöcken ruhen, wie neben- stehende Zeichnung einer solchen Partie zeigt. Die Vorberge des Kadero sind nieder und erheben sich höchstens zu :J00 bis 400 Fnss iiber die Waldebene, die Cen- tralberge aber und namentlich die des Deier steigen zu 1000 Fuss und dariiber iiber die angrenzende Ebene an. Der Granit der Vorberge im Kadero hat mittleres Korn , ist be- sonders öuarz-reich und verhältnissmässig Glimmer- arm. Der Feldspath röthlich , der Quarz wasserhell und span- grün, der Glimmer schwarz. Das Gemenge ist innig, die Masse sehr krystallinisch. Der Granit zeigt häufig senk- rechte , prismatische Absonderung und ist der Verwitterung sehr zngängig, daher viele Blöcke, obwohl sie ohne Zweifel auf ihrer ursprünglichen Stelle ruhen , doch gauz abgerundet und wie polirt erscheinen *. Eine Menge von Diorit und Diorit-Porphyrgängen dnrchsezt in verschiedenen Richtungen die Granitmassen , alle von bedeutender Mächtigkeit. Beide nacli zu .«chlicsscn , dciüllcsteii Graiiwackczeit angeliöicnd. Vuii Vul- kanismus meines Wissens keine Spur. Die dritte Granitformatioii ist die des Centrahiickens unserer süd- drutsclien Alpen, repräscntirt in den Hocligj-ebirgcn der Scliongollo- Nrf^er und des Landes Teo«reIe. Gestein körnig, meist in Gnciss und liiiul!;^- in Glinmierscliicfer iiberf;clieiid, bcf^Ieitet von Gneiss, Glimmer- srliicfer, CliIoritsdiieftT , Honiblendescliiefcr u. s. w., kontemporare und jiinj^eie Gänge umscbliessend , und unter ieztern aucli solclie von Granit und Syenit der zuerst erwaluiten Foiniation; nie aber in diese Formation selbst übergebend. Es ist die älteste und zu den grössten Höben sieb erbebende dieser dri i Formationen, ein sogenanntes Primi- livgestein, Erze-fübrond und reicb an vcrscbiedcncn Mineralien auf untergeordneten Lagerstätten. Der bcki'.nnte scliwarze Überzug von Eisenoxydul an den Granit- blötken der Katarakten; ein Vervvitterungsüberzug. 30t2 diese Ganggesfelne zeigen ein dichtes , Hornstein-artiges Gefüge, mit flaclimuscliligem Bruche und ähneln so manchen Formen des Basaltes. Der Granit selbst, stellenweise sehr viel Hornblende aufnehmend, geht, da in diesem Verhältnisse Quarz und Glimmer zurücktreten, in Syenit und dioiitischcs Gestein über, in welchem Falle diese Abänderungen sehr häufig Nester-artige Körper im übrigen, unveränderten Gra- nite bilden. Ebenso zeigen sich Nester-förmige Ausscheidun- gen vouttnarz, offenbar mit dem Hanptgesteine kontemporär: am interessantesten aber ist das Vorkommen von Kugel- förmigen Konkretionen der Granite selbst (polyhedrische Krystallformen desselben). Diese Kugeln haben höchstens die Grösse i bis | Kub.-Fusses, ihie Masse ist sehr fein- körnig, bis ins Dichte, der Feldspath ist darin vorherrschend, unverändert bis auf eine sehr lichte Färbung, der Quarz be- deutendglasiger, als der des Nebengesteins, der Glimmer tritt meist ganz zurück. Die 3Iasse der Kugeln ist sehr fest. Der Diorit der Gänge ist häufig in parallele Lagen ge- theilt, die mit den Gängen vorwaltend aus NO. — SW. streichen und in SO. durchschnittlich 4.5*^ verflachen. Der Dioiit-Porphyr der Gänge enthält in einer dichten , homoge- nen Grünsteinmasse Krystalle von Hornblende und Quarz. Manche Granite und Syenite des Kadere sind denen der Kata- rakten von Assuan täuschend ähnlich und die schönste Vaiie- tät dieser Gesteine sah ich daselbst am Tabatne, wo in einer grobkörnigen , grünen und rothen Feldspathmasse schwarze Hornblende den Glimmer vertritt und der Quarz wasserhell und sehr glasig im Gemenge auftritt. Die Helge Gualik und Deri , welche südöstlich vom Ta- batne die Berge des Kaderogebirges mit denen des Njukur und Turban am Westraude von Teggele in Verbindung setzen, scheinen ganz derselben Fel.^bildung• anzugehören , die den Kadero und Tabatne konstituirt. Wo sich am Kadero jene Graphiterde findet (ein schwar- zer, Graphit- haltiger Thon), aus welcher die dortigen Neger sehr dauerhafte Gefässe und Schalen verfertigen, und unter welchen Verhältnissen diese Erde vorkommt , konnte ich nicht erfahren. So blieb mir auch der noch brennen sollende 303 Vulkan Koldadschl (Koldagi, wie Rüppell S. 150 sclireibO oäiizlich unbekannt. Rüppell bezweifelt selbst die genaue Ricbtiokeit dessen, was er darüber in el Obeehd erzählen hörte und sagt ausdrücklich , dass er diese Notizen nur vom Höreusagen habe. Nicht genug bedauern kann ich es, dass mir des berühmten Reisenden Reisebuch erst lange nach meiner Rückkehr von INuba zu Händen kam und ich damals, als ich kaum zwei Stunden westlicher am Koldadschi vorüber zog, keine Ahnung von dem hatte, was Rüppell darüber erfuhr, sonst wäre ich unverweilt hingeritten. Da übrigens der Koldadschi einer der Kaderoberge ist, und ich in diesen, weder selbst irgendwo eine Spur noch fortdauernder vulkani- scher Thätigkeit sah, noch von Jemanden darüber etwas hörte, sich auch dort, wo ich die Kaderoberge durclfJ>treiftej nirgends Gesteine finden , die auf eine neuere vulkanische Thätigkeit hindeuten, z. B. Obsidian, Bimsstein, Lava u. s.w., so muss ich das Vorhaudeuseyn des Vulkans Koldadschi allerdings sehr in Zweifel stellen und kann nur wünschen, dass einem künftigen Reisenden es gelinge, diesen Zweifel mit Bestimmtheit zu lösen =",. Eine sehr interessante Erscheinung an den Granitblöcken des Kadero beobachtete ich am 15. Mai 18'i7, als ich meiner Karte wegen einige der umliegenden Punkte mit der Boussole aufnehmen wollte und desslialb eine der höchsten, in der Nähe unsers Lagers liegenden Kuppen bestieg. Es war * Übrig-cns kennen wir lliätio:e Vulkane im östlichen Central- Afrika, namlicli im Reiclie Stlica die Solfaren am Dofan und die heissen Quellen bei Fine Fini , westlich von Ankober. Röchet, d'Hericourt Voyage d.uns le pays d'Adel et le Royaumc de Choa. Paris 1841. — Was es mit dem erloschenen Vulkane Tofafiin der neuesten französischen Reisenden am obern Bacher el Abiad fiir «ine Bewandtniss habe, ist mir unbekannt; auffallend aber ist unter andern die Ähnlich- keit der Namen Dofan und Tofafan, die, wenn kein Zufall im Spiele ist, verniulhei) Hesse, dass das eine oder andere Wort ein Idiotismus der Galla-Sprachen für den Begriff „Vulkan" sey. Dass übrigens, wie Hr. GiRAP.D glaubt (LEo^n. Jahrb. 1844, S. 313), dieser Tofafan der erste erloschene Vulkan sey, den wir aus Central - Afrika kennen, ist unriditig, denn die Kenntnisse von dem liipolhefischen „Koldadschi" dos Rüppell, vom „Dofän" des Röchet und von meinem „Gekdul" sind durthgehends älter und, erstem ausgenommen, festgestellt. 304 bereits Abend, als ich ganz allein auf der mit grossen Granit- blötken bedeckten Bergspitze anlangte. Ich wählte mir mei- nen Standpunkt, von welchem gegen West einige Schritte entfernt ein mächtiger Dioritgang sich befindet, der die ganze Gebirgsknppe durchsezt. Nachdem ich meine Boussolc anf einen Granitblock, der von einer Haarkinft ans Süd in Nord durchsezt wird, bei a hingejegt hatte, sah ich zu meinem lir- staunen, dass dieblaue Spitze der Nadel an- statt nach Nord nach Osten zeigte, da aber zu gleicher Zeit in Norden ein starkes Gewitter stand und es bereits über den nahen Savannen von Kordofan donnerte , so vermuthete ich in dieser Erscheinung nur den vorübergehenden Einflnss starker Lnftelektricität. Während ich meine Betrachtungen hierüber anstellte, kam AcHMED-Kaptan mir nachgestiegen, und da ich ihn von dem Vorfalle in Kenntniss sezte , beobachtete er, neben mir stehend, seine Handboussole und sie zeigte rich- tig, d. h. die blaue Spitze nach N. Ich nahm nun meine Boussole vom Granitblocke weg und legte Achmed's Handbonssole an ihre Stelle. Wieder die- selbe Erscheinung, die blaue Spitze nämlich zeigte nach Ost und zugleich wurde das Südende der Nadel, welches nach Westen gerichtet war, stark von der untern Fläche der Koni- passbüchse angezogen. Führte man die Boussole auf dem Blocke herum, ohne sie aufzuheben, so ergaben sich folgende höchst interessante Erscheinungen : Bei b drehte die Nadel sich gänzlich um und die blaue Spitze derselben zeigte nach Süd, bei c zeigte dieselbe nach West und bei d zeigte sie ganz regulär nach Nord, an allen Stellen aber wurde ihr Südende so stark zu Boden gezogen, dass sie sich nicht fiel bewegen konnte. Nahm man die Bonssole vom Blocke weg, so spielte die Nadel ganz frei und zeigte richtig. 305 Dadurch erg^ab sich iiun , dass auf der Oberfläche des Blockes eine Kreis-förmige Fläche sich befinde, in deren Be- reich sich starke Polarität ausspricht, und dass dieser magne- tische Kreis, durch dessen ]>littelpunkt die obenerwähnte Haar- kluft ging, einen Durchmesser von ungefähr 2 Fuss besitze. Ausserhalb diesem Kreise liess sich am Blocke keine Polarität bemerken. Die Nacht brach an und da uns die Neger auf dem Berge bereits beobachtet hatten, so erforderte es die Klugheit, in's Lager zurückzukehren. Am nächsten Tage war ich jedoch schon vor Soiineuanfgang wieder auf dem Berge und wieder- holte bei reinem Himmel den Versuch. — Dieselben Erschei- nungen. — Der nahe Dioritgang und die herumliegenden Diorit- blöcke zeigten sich ohne Einwirkung auf die Nadel, mehrere Granitblöcke auf dem Gipfel aber Jiessen ähnliche Polarität wahrnehmen, nur nicht so scharf ausgesprochen , wie an dem einen, vorerwiihnten Blocke. Der Granit dieser Blöcke ist vom mittlem Korne, Feldspath-reich , der Feldspath roth, statt Glimmer — Hornblende (Syenit), der Quarz wasserhell, ausser kaum bemeikbaren Spuren von Magneteisen, meines Wissens ohne Erzführung. Wenn man von den Bergen des Kadero und des Tabatne die Reise in südlicher Richtung fortsezt, so durchwandert man eine grosse Ebene voll zerstreuter, isolirter ßerggruppen, eine Ebene, deren Ende gegen Süden gänzlich unbekannt ist. So unregehuässig die Berggrnppen auf der weiten Fläche zer- streut erscheinen, so legelmässig gestaltet sich das Bild ihrer Anordnung bei einem Blicke auf die Karte. Wir erkennen näm- lich drei Bergzüge (nicht Bergketten 5 denn diese Berggruppen hängen nicht zusammen), die sich aus Südwest in Nordost er- strecken und in lezterer Richtung in dem grossen Gebirgsstocke von Teggele sich vereinen. Dem ersten dieser Züge , den wir bereits kennen lernten, gehören der Deier, Kadero, Tabatne, Abile , Woadda, Ander, Kulfän u. s. w. an. Zum zweiten Zuge gehören derGualik, Der!, NjuKur, Hedra, Dsclülut, Debri, Kega u. s. w. Zum dritten Zuge endlich der Turban, Abu], Kawarmi, Rimsc^j;»!, Reiten, 11. Bd. ?. Tbl. 20 306 Sthawaui, Sclieibun, Tiia, Tnngur, Sabnri, el ßuraiii, Hoffra petäh Nahäss etc. Der erste Zug, so weit ich ihn kennen leinte und der ähn- lichen Physiognomie der Berge nach , ein freilich etwas un- sicherer Weg, zu beurtheilen wage, gehört der Formation des GraniiCt. , Syenites und Porphyrs an, so auch der zweite Zug. Die Ebene, welche diese isolirten, in den angegebenen Rich- tungen Gich reihenden Berggruppen umgibt, ist grossentheils mit dichten Mimosen- Wäldern bedeckt, und ein tiefgrinidiger, kultu-.fäbiger Boden lässt nur hie und da Felsen wahrnehmen, die der Formation der nächstliegenden Berge angehören. In der Nähe des Dschebel Hedra ist das Terrain von tiefen lle- gengräben durchschnitten, wodurch stellenweise das Alluvium: Dammerde, Lehm, Sand und Schutt bis auf das Grundgebirge entblösst ist. Lezteres ist Granit, häufig von Griinstein, Feld- stein und sehr mächtigen Öuarz-Gängen durchsezt. Der Granit des Hedra zeigt manchfache Abänderungen seinem Eorne und seiner Mischung nach. Meist ist er fein- körnig und sehr quarzig, Glimmer und Hornblende schwarz und griin, Feldspath-roth und weiss. Durch die Färbung des leztern erscheint das Gestein selbst bald ganz rosenroth, bald lauchgrün. Durch Zunahme der Hornblende geht er in Syenit über und durch dichter- und homogenerwerden seiner Masse, bei zunehmendem öuarz-(iehalt, in ein eigenthümliclies Hornstein- artiges Gestein. Er ist voller Diorit (Grünsteiii) und Quarz- Gänge, senkrecht abgesondert und in Blöcke von ungeheuren Dimensionen zerfallen, die, obwohl an ihrer primitiven Stelle liegend, doch wie durch Fluthen abgerundet erscheinen. Verlässt man den Hedra, sich südlich gegen Scheibun wendend, su nimmt die Ebene mehr und mehr einen hügeligen Charakter an , und je mehr man sich zugleich dem Haupt- Gebirgsstocke von Teggele nähert, desto höher werden diese Hügel, desto mehr schliessen sie sich aneinander, bis sie end- lich klar als das sich aussprechen, was sie eigentlich sind, als die Vorberge des voierwähnten dritten Gebirgszuges, Zu- gleich mit dieser Terrainumstaltung ändert sich auch der geo- gnostisclie Charakter der Gegend , die bisher beobachteten Alluvialbildungen der Ebene treten zurück, der Boden wird 307 felsig , das Giuiuloesteiii tritt allerorts hervor, und wo es be- deckt ist, geschieht es nur durch fetten, in Vegetationskraft schwelgenden VValdboden oder durch SchuttgeröHe der Re«»cn- ströme und Giessbäche, ^velche das Terrain durchfurchen; kurz, man bewegt sich auf Gebirgsboden. Wie man die Parallele des Turban und Abul erreicht, wechselt das Grundgestein seinen mineralogischen Habitus. Man sieht nicht mehr den rein körnigen Granit mit Porphyr und Syenit, der uns bisher begleitete, sondern es tritt die Formation unseres Centralalpenrückens, Granit und Gneiss, begleitet von Glimmer-, Chlorit- und Hornblendeschiefer in i'iberraschender Ähnlichkeit mit den verwandten Felsbildungen in Tyrol und Salzburg auf. — Der Granit dieses dritten Ge- birgszuges lässt stets Hang zur schieferigen Textur wahrneh- men; geht daher auch häufig in Gneiss über und das rein kör- nige Gefüge, wie wir es an den Graniten und Syeniten des er- sten und zweiten Gebirgszuges sehen , konnte ich nirgends an ihm wahrnehmen. Der rotheFeldspath verschwindet als herr- schender Gemengtheil, und wie in den Alpen beobachtet man als vorwaltende ßestandtheile der körnig schieferigen Gesteine : weissen Feldspath, weissen Öuarz und verschiedenfarbigen Glimmer in den mannigfaltigsten Verbindungsverhältnisse:). Diese Formation krystallinischer Gesteine stellt sich uns zu- gleich als die des Golddistriktes in CentraUAfrika dar; denn das Schnttland der zahllosen Bergströme und Giessbäche, die in der Regenzeit von den Bergen niederstürzen, aus den Thä- lern von Teggele hervortreten, oder im Terrain der hügeligen Vorberge sich sammeln, und entweder dem Bacher el AbiatI oder dem Keilak zueilen , oder in den westlichen Ebenen sich verlieren , enthält mehr oder weniger korporalisches Gold. Der Scheibun erhebt sich isolirt aus dem mit dichtem Walde bedeckten und durch Regenströme in allen Richtungen zerris- senen Hügellande, das sich bis an den Fuss der Tiraberge, südlichste Spitze von Teggele, hinzieht, und hat bei einem Umfange von zwei Stunden eine Richtung aus Nordwest in Südost. Das vorwaltende Felsgebilde des Scheibun ist Gnei.ss, Gefüge körnig -schieferig-, Feldspath weiss, Quarz weiss, 20 308 Glimmer schwarz und dunkel-Iaiicliorün , Spuren von Magnet- eisen enthaltend , ganz dasselbe Gestein, wie man es häufig- im Hintergrunde der Thäler Gastein und Rainis beobachtet. Viele Grünsteingänge und sehr mächtige Quarzgänge durchsetzen die Felsmasse. So beobachtet man mitten auf der Höhe des Berges, wo die Triimmer der nnglücklichen Neger- stadt stehen, einen seiger fallenden Grünsteingang nach h. 3 durchsetzen. Seine Mächtigkeit beträgt 4 Fuss, er ist ausge- zeichnet, doch, so weit ich ihn kenne, ohne Erzführuiig. Die Quarzgänge durchschwärmen den Gneiss nach allen Richtun- gen, haben sehr häufig GlimmerausscheidMngen zu Saalbän- dern und führen sichtbar Eisenkies und Magneteisen. Am nördlichen Gehänge des Scheibun sieht man den Kamm eines solchen Quarzganges in einer Mächtigkeit von 10 — 20 Klafter zu Tage gehen, er streicht aus NW. in SO. und bildet in die- ser Richtung einen föiniliclien Iliigelzug. Der Quarz ist weiss und röthlich, sehr glasig und ohne sichtbare Erzführnng. Einen ähnlichen sehr ausgezeichneten Quarzgang beobachtet man an der Westseite des Berges, er ist ebenfalls sehr mächtig und zieht sich , wie der erstere, am Nordgebänge streichend, als ein schönes, weisses Band über die graue Felswand herab. Interessanter als alle diese Grünstein- und Quaiz-Gänge sind hingegen die Gänge von rothem Granit, gleich dem desDsche- bel Hedra, des Kadero u. s. w., welche zwar in sehr geringer Mächtigkeit, aber ganz conform den Grünsteingängen, die Ge- steinslagen des Gneisses unter sehr scharfen Winkeln durch- setzen. Meines Erachtens sind die Quarzgänge des Scheibun mit dem Gneisse, in welchem sie aufsetzen, offenbar contemporär, die Grünstein- und rothen Granit-Gänge hingegen entschieden jüngerer Entstehung und wahre Gänge. Ihr Auftreten erin- nert an ein ähnliches Vorkommen auj Heidelberger Schloss- berge, das ich in der lehrreichen Begleitung meines hochver- ehrten Freundes v. Leonhard besichtigte, und bestätigt meine früher ausgesprochene Vermnthung über die Aitersverschie- denheit der Granite in Kordofaii und dem Lande der Kuba. — Auch das Schuttland (Allnviuni) in der nächsten Umgebung des Scheibun zeigt dort, wo es in den Regengräbeuj zum Tlieil 309 bis auf das Gniudgpsteln, den Gneiss, entblössf isf. eine Eiüeii- thümliclikeit. Die (oberste Laj»e bildet eine scb^vaize, fette Danimerde, darunter folgt blauer plastiscbcr Thnn, der mit Pflanzeniesten der Jeztzeit gemengt ist. Dieser Tbon , oder eigentlich l^elim, wiederholt sich nach der Tiefe, wechsel- lageit aber mit Straten von losem Sand. Die Mächtigkeit des blauen Thons i'ibersteigt meistens 2 Fuss, während die der Sandschichten nur wenige Zolle beträgt. Der Thon ist mit- unter sehr fest, fast hart und Gold-führend. — Sieben Stunden si'idöstlich von Scheibun liegt {\v,r Tira, aus mehreren Bergen bestehend, welche zusammen die südlichste Spitze von Teg- gele bilden und deren äusserste Kuppe, das Vorgebirge dieses Gebirgsstockes, den Namen Dschebel el Dahab (Goldbeig) trägt. Das Terrain zwischen dem Scheibun und dem Tira ist voller kleiner Berge und Hügel, von herrlichem Walde be- deckt und durch tiefe Begengräben , Giessbäche , getrennt, deren Ströme in der Begenzeit in dem mit dem Schuttlande und Gerolle der nahen Berge bedeckten Boden Schluchten aus- waschen, welche die Passage sehr erschweren und im weitem Verlaufe der periodischen Begen endlich ganz unmöglich macheu. Au vielen Punkten sieht man in diesen Gräben das Grnnd- gestein zu Tage gehen. Es ist der Gneiss des Scheibun und der nahen Berge, von zahllosen (Quarzgängen durchsezt. Je näher man jedoch den Bergen des Tira kommt, desto mehr nimmt der Gneiss ein schieferiges Gefüge an und endlich geht er ganz in Glimmerschiefer über. Granit sah ich auf dieser Strecke gar nicht mehr anstehen. Grüustein und Feldstein- gänge beobachtet man in grosserZahl, die Quarzgänge aber zeichnen sich auch hier wieder durch ihre Mächtigkeit aus und ihre Kämme bilden kleine Berge. Die Berge des Tira reihen sich zu einem langen, aus- druckslosen Bücken , der sich hinter dem Schawaui gegen die hohe, schöne Kuppe des Abul hinzieht, und wahrscheinlich mit diesem Berge sich verbindet, oder docii ganz nahe an ihm erst endet. Das Schuttland in der Nähe des Tira, so wie jenes, wel- ches zwischen den Hügeln und kleinen Bergen abgelagert ist, aio die das ganze Terrain zwischen dem Tira und Tungur einneh- men , ist besonders reich an Gold, daher auch hier die vor- züf^lichsten Goldwäschen der Neger sich befinden, welciie zu seilen einen der Hauptzwecke dieser meiner Reise bildete und die wir bald werden näher kennen lernen. Der ganze Tira besteht ans Gneiss, gleich dem unserer siiddeutschen Centralalpenkette. Sein Gefüge neigt sich durch- aus mehr zum Schieferigen als zum Körnigen, Feldspath weiss, Oiiarz vvasserhell, Glimmer dunkelgrün. An Gängen verschie- dener Art, besonders an Quarzgängen, ist der Tira reich. Der Quarz derselben lässt einen in dieser Formation seltenen Far- benwechsel beobachten , er ist weiss, blau, roth , gelblich, meist sehr rein und glasig, und in diesem Falle ohne sichtbare Erzführung; auf manchen Gängen sahen wir hingegen den Quarz unrein, mit Feldspaththeilchen gemengt, von graulicher Farbe, mit trübem , Hornstein artigem Ansehen und körnigem Gefüge. Dieser leztere Quarz ist erzführend ; denn er enthält sichtbar eingesprengt Eisenkies, Arsenkies, Magneteisen, ßleiglanz u. s. w. Ausser den Quarzgängen beobachtet man auch Grünstein- nnd Feldsteingänge, und auf leztern das Vor- kommen von krystallisiitem Arsenkies *. Die Schutt- und Gerolle- Anhäufungen in der Umgebung des Scheibun , Tira und Tnngnr sind die hauptsächlichsten secnndären Lagerstätten des Goldes im Lande der Nuba. Diese Allnvionen gelangen Jahr für Jahr mit den ßerg- strömen in die Niederungen des Hügellandes und das Gold gehört sonach dem Gesteine jener Berge an (Gneiss), von denen sich die Bergströme ihr Materiale holen. Das Gold, welches sich gediegen im Schutte und im Sande der Bäche und ihrer Umgebung findet, ist von ganz vorzüglicher Rein- heit und Schönheit, es ist feiner als unser Dukatengold, enthält keine andere Beimengung, ausser etwas Silber, ist äusserst weich und geschmeidig und daher ohne künstliche Legierung, zu eigentlichen Knnstarbeiten nicht woiil an- wendbar. Es findet sich meist in der Form eines feinen Stau- bes (Tiper); doch soll man auch, wie ich hörte, grössere *■' Über die Felsablagerungeii im südliclien Koidofaii und im Lande der Nuba-Neger sehe man den Durclischnift: Tafel 4, Nro. 2. 31 J Stücke 5 von ßolinengrösse und darnbei- finden. Ich uiiiss jedoch gestehen, dass ich selbst solche Stücke im Nnha- Lande nicht, wohl aber auf meiner spätem Reise in Fas- soki sah. Der Goldstaub oder Goldsand besteht aus lauter kleinen, eckigen Körnern , die zwar keine regelrechte Krystallform wahrnehmen lassen, aber andrerseits durch ihr scharfkantiges Ansehen ein Kriterium abgeben dürften, dass sie nicht von ferne hei- an Ort und Stelle gelangt seyen , sondern dass ihr j)rimärer Fundort ganz nahe liegen dürfte. Das Gold ist in dem obenerwähnten Alluvium allgemein verbreitet, und wo ich nur lezteres in der Nähe der llegenbäche unteisuchte, fjuul sich auch jenes, wenigstens in Spuren. Stellen, wo sich be- sondere Ileiclilialtlgkeit zeigt, sind freilich seltener, wenig- stens seltener, als ich sie später in Fassoki, Kamamil, Schon- gollo u. s. w. sah. Am leichtesten findet man bei einer blos oberflächlichen Untersuchung die Gold-reichern Stellen immer unmittelbar nach der Regenzeit, indem die von den Bergen niederstürzenden starken Regenströme nicht so sehr neues, Gold-führendes Schuttmaterial herbeibringen, als vielmehr das schon vorhandene umarbeiten, unter gewissen Bedingungen des Wasserschwalls stellenweise förmlich abläntern, und so wieder neue, die weitere Arbeit reichlich lohnende Angriffs- punkte der Seifen aufdecken. Dass es vernünftiger wäre, diese Aufdeckung Gold-reicherer Alluvien nicht blos der Natur zu überlassen, sondern derselben durch zahlreiche Schächte und Schramme zu Hülfe zukommen, wie dieNeger in Fassoki und Kamamil thun , liegt auf der Hand, doch von einer solchen Industrie sah ich hier keine Spur, kann aber auch nicht be- stimmt behaupten, dass es nicht und nirgends geschehe, da man sichtlich bemüht war, den Gegenstand so geheim als möglich zu halten =\ Der Gold-führende Sand besteht aus Gneiss, öiiarz, Feld- spath und Grünstein-Bruchstücken und Körnern, und er ist daher offenbar rein nur das Resultat der Zerstörung der an '■' Auf meiner Reise nach Fassokl u. s. vv. leinte icli alle die auf die Goldwäschen der Neger Bezug nehmenden Arbeiten bis in das kleinste Detail kennen. 312 Ort und Stelle, so wie in den umliegenden Beigen lienschen- den Felstormation und ihrer Lagerstätte. Behandelt man die- sen Gold-führenden Sand anf dem Sichertroge, so lässt er stets etwas Bleiglanzschlich zurück , eine nothwendige Folge ober- wähnter Erzführung der besondern Lagerstätte des Gneisses. Die JNuba-Neger, von den verschiedensten Stämmen die- ses zahlreichen Volkes, beschäftigen sich an den Bergen Tira, Tungur und an mehreren Punkten in den Gebirgen von Teg- gele jährlich nach der Regenzeit mit Goldwaschen. Wegen der Verschiedenheit der hiebei thätigen Parteien, die sich nach N egelgebrauch schon von vorne herein hassen, kommt es da- bei öfter zu blutigen Auftritten und förmlichen Kriegen. Durch Uebermacht hat der Negersultan von Teggele sich eine ge- wisse Territoriallierrschaft über den Golddistrikt südlich von Scheibun angemasst und behauptet sie fortwährend. Ihr zu Folge müssen die Gold-waschendcn Parteien ihm alle grösseren Stücke Goldes ausliefern und dürfen nur den eigentlichen Gold- sand und Goldstaub (Tiper) für sich behalten. An manchen der besten Stellen, sagten uns die Neger am Tira (dieTlraui), kann ein Mann sich des Tages auf zwei Loth Gold (nach unserm Massstabe beurtheilt) erschwingen, d. h. wenn er sehr glücklich ist, und bearbeitet man nur die gewöhnlichen der bessern Stellen, so kann sich der Wäscher täglich, nach ihrer Angabe, einen Goldvverth von 30—40 Pia- ster (3—4 fl. Konv.-Münze) durchschnittlich heraus- waschen. Mir scheinen diese Angaben wohl etwas zu hoch und ich sah im Schuttlande am Tira nirgends einen solchen Goldgehalt , der die Richtigkeit dieser Daten rechtfertigen könnte, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass ich nur ganz kurze Zeit dort war und Regenzeit und Kraftlosigkeit der mir zum Schutze gegebenen Truppen mich zur schnellen Rückkehr zwangen. Ich überzeugte mich übrigens, dass Gold sich überall in jenen Alluvionen, selbst in der Dammerde lindet, dass das Gold-führende Schuttland sich über die ganze, meh- rere Quadratmeilen grosse Hügelebene zwischen den Tira und Tungur erstreckt und sich sowohl zwischen die südlichen Berge von Teggele , als zwischen die westlichen Berge verbreitet, und glaube es, dass, seitdem die Türken Kordotan 313 besitzen *, dnich den konstanten nnd .'iiisoedebnten Betrieb der liold wüschen von Seiten der Neger nnd dnieh den Haubzn« des Defterdar-Bey 5 der die alten Schätze in Kordofan pliin- derte, an Gold, aus jenen Seifen erzeugt, der Wertb von mebre- ren Millionen Tbalern nach Egypten gegangen seyn mag , ab- g;erechnet jenes Gold, welches in den Händen der Sultane von Teggele zurückblieb und das noch keine türkische Hand er- oberte. Man kann diese Gold-führenden Allnvionen immerhin zu den reichern rechnen, sie sind aber bei weitem nicht so ergiebig, wie die, welche wir südlich von Fassoki werden kennen lernen. Was den gegenwärtigen Goldhandel in Kor- dofan anbelangt, wohin das Gold der Nuba, welches in Handel kommt, ausschliesslich seinen Zug- nimmt, so gibt derselbe durchaus keinen Anhaltspunkt zur richtigen Beurtheilung' die- ser Einnahmsqnelle ; denn die obersten Civil- nnd Militär- beamten haben sich desselben bemächtigt und suchen ihn der Öffentlichkeit so viel als möglich zu entziehen. Im ötfent- liclien Handel kam zur Zeit meiner Anwesenheit in el Obeehd ein Loth Gold auf 16 — 17 fl. Konv. -Münze zu stehen, woraus sich unserem europäischen Goldwerthe gegenüber nnd im Ver- hältnisse der Oertlichkeit des Handelsplatzes nur ein geringer Gewinn ergeben würde, wenn nicht die Käufer den Mangel eines geregelten Gewichtsystems sehr geschickt für sich zu benutzen verstünden **. Die Methode der Neger, das Gold zu waschen, ist sehr einfach; denn der Manipulant bedarf hiezn nur zweier Kürbis- schalen oder zweier hölzeiuer Schüsseln, welche unsere Siclier- tröge vertreten. Hat der Neger eine Stelle getroffen, wo er gute Geschäfte zu machen hofft, so füllt er die eine Schale mit dem Gold-führenden Gezenge (Sand, Erde, Geschiebe ver- schiedener Grösse u. dg;!.), giesst Wasser darauf, wäscht die * Gpgeinväitig (1844) 24 Jalire. "' Das Guld wild in ganz Sudan nacii Okion und Bniclitlicilcn die- ses Gewiclites verkauft. Die Okic ist eij;entlicli iialic au 2^ Loih Wiener Gcwiclit , Abw eicIiungcMi jedoch zum Nachtlieilc des Produzenten und be- deutende Ungleithlieiien dieses Gcwirhtes in veisehiedencn Provinze» von Ost-Sudau kon7n]en häufig: vor. 314 grossem Steine ab , wirft sie weg und schüttelt die Schale eiiiii^e Augenblicke sachte, gleich einem Sicheitrog. Hat er anf diese Weise bewirkt, dass sich das Gold zu Boden sezte, so kann er, ohne Verlust befiirchfen zu müssen, ausgenommen den, der sich durch die mangelnde Aufschliessung des Korns ergibt, einen starken Abstrich wagen. Dieses wird nun öfter wiederholt, bis er das Quantum möglichst verkleinert und in demselben Verhältnisse den Goldgehalt desselben konzentrirt hat. Ist dieses geschehen, so beginnt der Neger den feinen Sand und Schlich, der ihm als Rest der ganzen in die Arbeit genommenen Masse zurückblieb und all sein Gold in sich ent- hält, sorgfältig, und indem er der Schale mit der Hand eine zitternde, Stossherd-ähnliche Bewegung gibt, aus einer Schale in die andere überzjigiessen. Bei jedem solchen Uebergusse wird, wie auf dem Sichertroge, am obersten Rande des Schlich- keils einiges korporalisches Gold in feinen Körnchen sichtbar. Grössere Körner dieses Metalls, wenn sich solche finden, ent- fernt er sogleich mit der Hand, und bewahrt sie besonders auf, die feinern, oft nur Staub-ähnlichen aber nimmt er mittelst eines kleinen, feuchten Läppchens auf und wäscht dieses sorg- fältig in einer besondern Schale aus, in welcher er endlich auf diese W^eise und durch stetes Wiederholen seiner Mani- pulation das Gold, mit wenigen feinen Schlichtheilen gemengt, also bereits ziemlich rein, erhält. Die lezte Reinigung des so erhaltenen Goldes nimmt der INeger dadurch vor, dass er das- selbe auf eine Muschel legt, wozu ihm die grossen Bivalven die- nen, die sich in den Tümpeln der Regenströme finden, und dass er es endlich auf glüiienden Kolilen oder auf heisser Asche trock- net. Ist dieses geschehen, so bläst er mit dem Munde die feinen ' Schlichtheilclien aus, wobei natürlich einiger Goldverlust nn- vermeidlich ist, sammelt nun das ganz reine Gold in einem Federkiele und bringt es entweder als Goldstaub ,/riper" in den Handel, oder sclimilzt es um und giesst Ringe von ver- schiedenei' Grösse daraus. Dieses Schmelzen des Goldstaubes geschieht in kleinen Tiegelchen von feuerfestem Tlion, welche sicii die Neger selbst verfertigen 5 der Guss erfolgt in Formen aus Thon zu Stängelchen, welche sodann an iliren beiden En- den etwas platt gedrückt und mit Punkten verziert, zu Ringen ni5 «cbof^en, als Kettenglieder aneinander g;ereilit nnd so ent- \veder als Schmuck bewahrt oder in den Handel gebracht werden. Geschieht lezteres, so werden diese Ringe nnd zwar die grössern, schönem , ohne sie zn zerstiicken, im Wege des Tanschhandels verwerthet, die kleinern und weniger gelunge- nen oder verzierten aber werden häufig in kleinere Stiickchen verschiedener Grösse zerschnitten, welche im Handel die Rolle der Scheidemimze spielen. — Dass die Methode desGoldaus- zieheus, so wie die Neger sie handhaben, sehr laugsam und zeitraubend ist, kann niciit gelängnet werden, dass sie aber auch damit eben so richtige Resultate, bezüglich der Dar- stellung des ausziehbaren Goldgehaltes, erzielen , wie wir mit nnsern besten Sichertrögen, davon habe ich späterhin mich oft überzeugt. Was die primitive Fundstätte des Goldes im bezeichneten Terrain betrifft, so sehe ich dasselbe als ganz entschieden für das Eigenthnm der Gänge an, welche die dortige Gneiss-, Glimmerschiefer- undChloritschiefer-Bildungder Gebirgsmasse so häufig" durchsetzen, mitunter von grosser Mächtigkeit sind, meist ans ISO. in SW. streichen , aus Quarz, Feldspatli und (»rüiistein bestehen und ßleiglanz , Arsenkies, Eisenkies und IMagneteisen der Gangmasse eingesprengt führen. Diese erz- füliienden Gänge enthalten sämmtlich Spuren von korporali- schcm Golde, solche Stellen jedoch, an welchen sich ein be- sonderer Adel zu entwickeln scheint, bekam ich während mei- nes kurzen Aufenthalts nicht zu Gesichte, Bei Gelegenheit meiner spätem Reise in Fassoki und südwärts konnte ich über die ausgedehnte \ ertheilung und respektive geringe Konzen- trirung" des Goldes in dieser Formation umfassendere Beobach- tungen anstellen, und ich werde daher dort auf diesen Gegen- stand zurückkommen. Auch am Tira, glaube ich, wird das (iold nicht so sehr aus höher in den Gebirgen von Teggele liegenden Lagerstätten herbeigeschwemmt, als vielmehr, dass es sich an und für sich in dem an Ort und Stelle durch Zer- störung- des Gold-führenden Gesteins gebildeten Schuttlande von Vorne herein befindet, dass diese Gold-führenden Alluvionen durch die jährlichen Regenströme nur neu aufgedeckt und umgewühlt werden, neue Punkte zum Angriffe darbieten und 316 so den Ersatz mehr ans sich selbst beigeben, als ihn von ferne hei- orlialten. Die reichsten Punkte scheinen in der Ilüi>el- ebene zwischen dem Tira nnd Tnngnr zu liegen * und alle Lokal-Veihältnisse deuten darauf hin, dass von eigentlichem Bergbau , in so lange nicht besonders (Jold-reiche Gänge ge- funden werden sollten, was ich bezweifle, dass es geschieht, wenig zu hoffen wäre, sondern dass es auch hier das Klügste ist, das zn benützen, was die Natur schon voibereitet hat, was siejährlich mit ihren Strömen theilweise umarbeitet, überwascht und .so zn sagen abläutert, nämlich dieAlluvionen nnd das Schutt- land. Auch hier würde ich rathen, die Manipulation der Neger anfänglich beizubehalten und sich nur darauf zu beschränken, dieselbe zu erweitern, zu regeln und nach und nach zn ver- vollkommnen und erst dann auf die Einführung einer oder der andern unserer bessern europäischen Aufbereitungsmetlioden hinzuwirken, wenn mau das Terrain und seine Goldführung- vollkommen kennen gelernt haben wird**. — Um die geogno- stische Kenntniss von Kordofan und Nuba möglichst festzu- stellen und durch die der betreffenden Verhältnisse der benach- barten Länder zu erweitern und zu einem Bilde des centralen östlichen Afrika's nördlich vom Äquator zu vereinen, erlaube ich mir schliesslich ganz kurz die Beobachtungen anderer Rei- sender in meine Abhandlung hereinzunehmen. Südlich nnd südwestlich, zunächst von Nuba ist terra incognita. und der Schleier, der jene Länder deckt, ist nie berührt worden, viel "•' Besondere Aufmeiksamkeit verdient diessfalls ein Hiigelziip^, der sicli nach 5 h. ungelülir drei Stunden luiig vom Tira zum Tungtir liiii- zielit. Das Gestein ist der herrscliende Gnciss , voii von Quarz<;ängen mit Spuren von Erzl'iihrunp^. Längs dieses Hiigelzuges erstreelU sicli das Bett eines Regenstroms (Clior> , der mir als derjenige bezeichnet wurde, in dessen IS'iihe sich bislier die Gold-reichsten Seifen fanden. Ich fand selbst im Sande dieses Baches Gold und zwar am meisten in einer lehmigen, aufgelösten Masse, die auf Schutt liegt und vom Sande be- deckt wird , ganz analog dem Vorkonunen in Fassoki. "'•' Bei den Nuba-Neger» sah ich, obwohl selten, auch Ringe von Silber, ähnlich denen, die sie aus Gold giessen. Sie erzeugen sich diese Silberringe durch iJmschmelzen von Silberthalcrn (meist österreichische Maria Theresia, welche sie sich im Wege des Handels aus Sennaar oder Abessinien zu verschaffen wissen. Auch aus Kordofan beziehen sie zu diesem Zwecke Silbermiinzen , grösstentheiis egy|itische. 317 weniger gelüftet. Oestlich uiul südöstlich schliessen sich die auf meiner Leitern Reise geniacliten Beobachtnngen an, die wir daher auch im Verlanfe dieses Werkes werden kennen lernen. Nördlich von Kordofan, nnd zwar von Dongola dnrch die Bahinda bis ei übeehd, können wir aus Rüppell's Heise einen Hauptdurchschnitt entwerfen; Darfur kennen Avir dnrch Browne, nnd noch weiter westlich reihen sich die Beobachtun- gen der Reisenden Denham, Clapperton nnd Oudney an, den Beweis liefernd, dass sich das Felsgebäude von Central-Afrika in seinen Hauptumrissen von einem Ocean zum andern als das- selbe zeigt. Wollen wir mit Rlpfell im INorden von Kordofan begin- nen : Derselbe verliess das Nilfhal in Dabbe (Debbe) , an der südlichen Gränze von Dongola und wandte sich, direkt nach Süden reisend, geiade in die grosse Wüste (zum Theil mehr eine Steppe), welche Kordofan vonNubien trennt und mit dem Namen Bahinda bezeichnet wird. In der Nähe des Flussthaies bedecken Sand und ftuarz- gerölle, die Reste des zerstörten , obern , grobkörnigen Sand- steins von Nubien, alten Nilschlamm, worauf sogleich das Terrain des Sandsteins selbst beginnt, der in horizontal ge- schichteten Felsen zu Tage geht. Diesem Sandsteine gehört die Niederung am Brunnen Abu Gerad, so wie der ganze Dschebel Simmrie an. Der Sandstein des Simmrie ist von rothgrauer Farbe, horizontal geschichtet und wechselt gegen die Tiefe mit blauem Töpferthou. In den Niederungen des Waddi JMaras und des Waddi Serafi ist der Boden lehmig und mit Vegetation bedeckt, wahrscheinlich ein altes Süsswasser- A II u vi um. Der kleine Berg Nasbusan besteht aus Granit und bildet somit in dieser Richtung den ersten Vorboten der weiter gegen Süden folgenden mächtigen Entwickelung krystallinischer Felsgebilde, Der weit ausgedehnte Dschebel Harass, dessen Felsmas- sen bis zu .'iOO Fuss über die Ebene ansteigen, besteht ans Porph}r, eine dichte, leberbraune Feldspathmasse mit krystal- linischeu Uuarz- nnd Tuimalin Krystallcn, aber ohne (ilimnier. Schichtung ist nicht wahrzunehmen. Das Dorf Kailab liegt in 318 einem weiten Kesseltliale, welches mit Alluvionen ang;efüllt ist. Man (luichfiilir mit den Brunnen an der Westseite dieses Thaies, bis zu 1)0 Fuss Tiefe, Schuttoerölle der nahen Berge und vöthlichen Thon. Südlich vom Harass liegt wieder eine mit Vegetation bedeckte Ebene. Der Boden ist lehmig ; so am Dorfe Saraue. Der Dschebel Atgian , auf welchem das ebengenannte Dorf selbst liegt, besteht aus feinkörnigem, hell- «rrauem Granit, mit wenig schwarzem Glimmer. Süsswasser- Alluvien erfüllen die Niederung am Teiche (Birke) Ketschmar, Lehm, Schlamm u. s. w. und einige Hügel daselbst glaubt RtppELL aus Thonmergel bestehend. Der kleine Berg FiÜe ist ein isolirter Granithügel. Warum Rlppell den ausgezeichnet grobkörnigen Granit des Kurbatsch einen Eurit nennt, ist mir unbekannt, auch muss ich im Vorbeigehen bemerken, dass die bereits besprochene Gruppe von Adansonien nicht südlich des Kurbatsch, sondern nördlich desselben liegt *. Browne durchzog von Siut , in Oberegypten , die grosse lybische Wüste, sodann die grosse nubische Wüste west- wärts des Nils, und gelangte so endlich nach Darfur, mei- nes Wissens der einzige Europäer von wissenschaftlicher Bedeutung, der jenes merkwürdige Negerland betrat. In das Bereich der gegenwärtigen Abhandlung gehören nur die geognostischen Beobachtungen, welche Browne in Dar- fur selbst anstellte , deren aber leider äusserst wenige sind. Wir erfahren daraus nur, dass die felsigen Berge in Dar- fur, wahrscheinlich jene, welche die Umgebung von Kobbe bilden und sich weiter südlich mit dem Dschebel Marrah ver- , einen, aus grauem Granite bestehen , dass sich in einigen Di- strikten jenes Landes Steinsalz, Salpeter und Eisenerze (ohne Zweifel Kaseneisensteine) finden, und dass daher die Diluvial- und Alluvial-GebildeKordofans sich bis dahin ausdehnen. Die Manipulation der Darfur-lNeger zur Erzeugung des Eisens ist der Beschreibung Brownes nach ganz dieselbe, die wir in * Audi Rürpi^Li. nennt die Adansonie mit den Landesnamen „Ta- boldi", und es ist daher kein Zweifel, dass unter den Tabaldi-Bäumcn (S. 213 dieses Bandes) des Reisenden Pallme die Adansonien gemeint sind. all) Kordofan kennen lernten , nur scheint das Produkt in jenem Lande von geringerer Güte , nämlich kalthriichig zn seyn. GoUl soll sich im eigentlichen Darfur gar nicht finden, sondern nnr im Wege des Handels dahin gelangen, das Kupfer hin- gegen spielt in jenem Lande als Handelswaare eine eben so wichtige, \^ie durch die noch unbekannte Art seines natürlichen Vorkommens merkwürdige Rolle. Das Kupfer kommt aus den südlich von Darfur und unge- fähr im 10, Grade der nördlichen Breite liegenden Kupfergru- ben : ,,Hofira-petah Nahäss" als Handelswaare nach Darfur und von da zum grossen Theile nach Kordufan. Browne sah dasselbe in Gestalt grosser Hinge, deren jeder 10—12 Pfund wog; das, welches ich hingegen von Darfur-Handelsleuten in Kordofan erhielt, war in Gestalt von Gräupchen, ohne Zweifei die ursprüngliche Form, in der dieses Produkt aus der Mani- pulation hervorgeht, die der Schilderung der Neger zu Folge, welche sie sahen, ganz dieselbe seyn soll, welche zur Dar- stellung des Eisens in Kordofan angewendet wird. Dieses Kupfer * ist von einer sehr lichten, gelblichen Farbe, äusserst fein und geschmeidig, und, was mich mit Bewunderung erfüllte, so rein, dass ich mit keinem Keagens aucli nicht Spuren eines andern Metalls darin auffinden konnte. Ich gab mir \iele Mühe, Proben von jenen Erzen zu er- halten, aus denen dieses Kupfer erzeugt wird, oder wenigstens etwas Näheres über deren Voikommen zu erfahren; aber alle meine Nachfoischungen waren diessfalls vergebens und das einzige, was ich aus den Aussagen der Neger entnehmen konnte, war, dass dieselben an Ort und Stelle das Kupfer, der Beschreibung nach, im gediegenen Znstande, dicht unter der Oberfläche finden und es mit sehr geringer IM übe gewinnen. Die Richtigkeit dieser Angabe bezweifelte ich lange; seitdem ich aber Gelegenheit hatfe, das Vorkommen des gediegenen Kupfers in den Apenninen von Modeua zu studiren und ge- funden habe, dass dasselbe ursprünglich auf besondern Gang- klüften und Gesteijj-Ablosungsflächen in Hornstein, Grauman- * Piübon hicvon übergab ich dem k. k. Miiicralieiikabinetc der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen zu Wien (Neues Münzamts- Gebüude;. 320 ganerz und eigentliümlicIieiiFeldspathgestelnen, die sämintlicli den Eupliotiden untergeordnet sind , welche die Kalke niid Sandsteine der Apenninen so häufig durchbrechen, vorkom- mend , sicli nach Verwitterung dieser Lagermassen ganz frei auf jenen unermessHchen Halden findet, welche durch die Zer- störung dieser mehr oder weniger leicht verwitterbaien Ge- steine entstehen, so hin ich der Ansicht geworden, dass ein ähn- liches Verhältiiiss auch in den Bergen von Hoffra-petah Nahäss stattfinden möge, dass nämlich das Kupfer daselbst gediegen vorkomme und nach Verwitterung der Gesteinsmasse, der es angehört, ohne besondere Mühe von den Negern aufgesam- melt werde, was auch dort, wie in den Apenninen, mit dem sichersten Erfolge dann geschieht, wenn starke Regen die nati'nlichen Halden so zu sagen frisch abgewaschen haben. Dass ich im Nubalande Euphotidbildungen nirgends getroffen habe, schliesst deren Vorhandenseyn daselbst und noch we- niger in Hoflfra petah INahäss durchaus nicht aus. Findet sich dieses Kupfer, wie ich vermuthe, unter den angegebenen Ver- hältnissen, oder auch unter andern, in jedem Falle aber im gediegenen Zustande, dann handelt es sich bei Zugutebriii- gnngdeselben nur um einen einfachen Feiukupferungs-I*rozess, und die Darstellung eines ganz feinen Produktes im Wege oberwähnter roher Negermanipulation erklärt sich sehr natür- lich ; wäre diess aber nicht der Fall und käme das Kupfer wie immer vererzt vor, so ist ein solches Gelingen dieser Manipu- lation, ohne alles Kupfer in die Schlacken zu treiben , fast un- glaublich. Am Dschebel Marrah sollen sich nach Browne heisse Quellen befinden und die wandernden Araber sollen aus den südlichen Gegenden Schwefel als Handelswaare mitbringen. Bestätigt sich dieses, so Messe sich auch das Vorkommen vul- kanischer Formationen in jenen, noch nie von einem Europäer gesehenen Ländern vermuthen. Denhams und seiner Gefährten denkwürdige Reise von Tripoli, an den Küsten des Mittelmeeres, zu den Ufern des kolossalen Tschad und von da südlich bis zu den Mendefy- Bergen in Mandara (ungefähr im 9. Grad nördlicher Breite), sowie Clapperton's Reise durch West-Sudan, geben uns im 321 Alloemeineu voitrefiFIfchc Diirclisclinitte über das westliclio und mittlere Central-Afrika nördlicli des Äquators, so dass wir bereits im Stande sind , ein geognostiscbes Bild von jenen Ländern zu entwerfen, das sieb zu einer genauem Darstellung der «eognostiseben Verbältnisse so verlialten dürfte, wie bei einer Landesvermessung das aus der Triangulirung bervor- gebende Netz zur Detailaufnabme. Besonders lebrreieb in dieser Beziebung ist eine der deutseben Bearbeitung von Den- HAMs, Clappertons uud OuDNEYS ReiscAvcrli , Weimar 1S27, anbangsweise beigefügte Abbandlung über die von M. Den- HAM mitgebraobten Mineralien, bearbeitet von Hin. Karl König in London. Wir erseben daraus die vollste Bestätigung mei- ner bisber über Egypten, Nubien und Ost-Sudan gelieferten geognostiseben Duicbscbnitte, wir seben nabe in denselben Breiten die verwandten oder die gleieben Formationen und er- lang,en dadnrcb den Beweis, dass die geognostiscbe Struktur Nord-Afrika's beinabe dieselbe ist von den Küsten des atlanti- seben Ozeans bis zu denen des indiscben und des rotben Meers. Aus oberwäbnter Abbandlung gebt im Weitern bervor, dass die Gebirge in Mandara, im Süden von Bornu und Beg- barmi, so wie die Berge in West-Sudan bis in die Nabe des Uuorra, ungefäbr in der 13. Breitenparallele, der Granit- und Glimmerschiefer-Formation angeboren. Der Granit, charak- terisirt durtb rotben Feldspatb, der Glimmerscbiefer, vorzüg- licb in West Sudan berrscbend. In den Süsswassern und deren Alluvionen finden sich, gieieb in Ost-Sudan, Arten von Etberia, Iridina, Anodonta u. s. w. wahrscbeinlicb dieselben, wie im Bacber el Abiad, el Äbsrak, Tnmat u. s. w. Wie in Nubien und Egypten seben wir nordwärts vom Savannen-Lande, welches den Tschad umgibt, und untei- denselben Verhältnis- sen : die Formationen des Grünsandsteins (nach König bunter Sandstein und öuadersandstein), der Kreidekalke, der tertiä- ren Kalke (Grobkalk) und Sandsteine, der Diluvialsaudsteine (mit Resten von Paludina? mit fossilem Holze und mannigfal- tigen Kieselkonkretionen) entwickelt und unter verschiedenen Modifikationen durchbrochen von vulkanischen Felsgebilden, grösstentbeils basaltischer Natur. Kussesger, lieisen. 11. Bd. 2. Tlil. 21 ;j22 Auch Denham beobachtete auf seiuer Reise von Muisuk an den Tschad das Vorkommen von Eisensandstein und Eisen- oxydhydrat im und mit Giiinsandstein unter all' den Modifika- tionen und Combinationen , die ich in Nubien und an der Süd- gränze Egypfens fand , er beobachtete, wie ich, die sogenann- ten glasigen Sandsteine , bei denen das Quarz-Zement so vorherrschend wird , dass dadurch eine homogene Masse ent- steht, die in vielfaciier Beziehung den Charakter vulkanischer Schmelzung an sich trägt, bei der die eigentlich zu Grunde liegende Sandsteinnatur nur durch die zahlreichen Übergänge nachzuweisen ist und deren Bildung dem ungeachtet auf nas- sem Wege vor sich gegangen seyn dürfte. Diese glasigen Sandsteine fand auch Denham aus dem Bereiche des Grünsand- steins bis in die Ablagerungen der Diluvialzeit hinaufreichen. Glücklicher als ich , gelang es dem genannten Reisenden auf den weiten Sandflächen des Tibbn Landes Fulgurite (Blitzröh- ren) zu finden, ähnlich denen in Europa. Besonders interessant sind Denhams Beobachtungen über die mannigfaltige Salzbildnng im Diluvialsande und Sandsteine, so wie im Gebiete der tertiäreji Kalke und Mergel der Wüsten. Sie bestätigen die von mir gelegenheitlich meiner Reise zu den Natronseen ausgesprochenen Verniuthungen und gestatten manchen Blick in das chemische, fortdauernde Leben in den Straten jener Jüngern Felsbildnngen. — Wenn wir das bisher über die geognostischen Verhältnisse der Länder westlich des Bacher el Abiad Gesagte mit wenigen Worten zusammenfas- sen, so ergibt sich uns für diesen Theil von Ost-Sudan folgen- des Bild : Wir sehen die Sandsteinformation von Nubien im Flussge- biete des Bacher el Abiad bis zum 1 5. Breitengrade gegen Süden vordringen, w eiter gegen Westen hingegen nur den 16. Breiten- grad überschreiten und beiderseits sodann unter dem kultur- fähigen Savannenboden und unter mächtigen Ablagerungen von Diluvialsand verschwinden, welch leztere beide in Kordofan un- mittelbar die krystallinischen Gesteine in Ebenen und Thälern bedecken. Auf diesen Savannen und Sandebenen, bis über den 13. Breitengrad, sehen wir einen Archipel isolirter Felsmassen und Felsberge, zerstreut, Insel-artig, die bis in die 14. Breiten- 323 parallele der Fonnation des Porphyrs, Syenits und Granits mit rotliem Feldspathe, weiterhin aber der des grobkörn igen Granites mit Turmalin , weissem Feldspath und grossen Glim- merausseheidungen angehören. — Südlich der 13. Breiten- parallele vereinen sich diese Inselbergc mehr und mehr zu ausgedehnteren Gebirgsmassen , sie bilden den grossen, für sich betrachtet, ebenf.ills isolirten, Gebirgsstock von Teggele mit seinen isolirten Vorbergeu an der Westseite und gehören bis zu ungefähr 11 <* 30' n. Breite wieder der Formation der Porphyre, Syenite und Granite mit rothem Feldspathe und mäch- tigen Dioritgängen, weiterhin aber der Formation unserer siul- deutschen Central-Alpenriicken , dem Gianite, Gneisse, Glim- merschiefer und Chloritschiefer mit Erz-fiihrenden Quarz- gängen an. N a (• li t r a ft-. Bevor ich die Länder westlich des Bacher el Abiad in Bezug auf ihre geographische Lage und ihre geologische Phy- siognomie verlasse, muss ich nochmals zum Inhalte des zweiten Abschnittes dieses Theils, Nro. 1, S. TO — 102, den Lauf des Bacher el Abiad und die Lage der Mondberge betreffend, zu- rückkehren. Seit der Zeit, als ich jene Abhandlung schrieb, kam mir nämlich das höchst interessante Werk : The Highlands of Aetliiopia by Major W. Cornwallis Harris. In tree Volumes. London 1844 zu, und ich fand sowohl darin, als besonders in der dem Werke beigegebenen Karte mannigfaltige Daten, die zunächst auch auf unsein vorliegenden Gegenstand die wich- tigste Beziehung nehmen. Die Karte des Major Harris umfasst Abyssinien und die südlich dieses Landes liegenden Gallaländer bis an den Äqua- tor. Das ganze Terrain im Centrale ist Gebirgsland , und ab- gesehen von den verschiedenen Richtungen der einzelneu Ket- ten, besonders im Gebirgsstocke von Abyssinien, stellt sich als Haiiptrichtung des ganzen Gebirgszuges die aus Nordost in Südwest heraus. Grosse Ebenen liegen in Nordwest und Südost diesem Centralznge vor und in ihnen entwickeln sich, in Conformität der Richtung des Gebirgs- Systems , welche 21 * :!24 die sämmtliclien Quellengebiete in sich fasst, zwei grosse Fliisssysteme: ein sü d östlicli- östli dies und ein n o vd- \v e s 1 1 i c h - vv e s 1 1 i eil e s *. Zu ersterem Flusssysteme gehören, aus Nord in Süd ge- rechnet, folgende Hauptströnie t 1) Der Hawasch; 2) der Webbe, Wabi oder Hai- nes-Fliiss mit seinen Armen: den Bergama. Sorat und Wocha; 3) der Joob, Juba oder Goschob, mit seinen Armen: den Toritsch , Kibbi (Sehe, Kibbe, Kibbu) und Tito. Diese drei Hanptströme miinden im indischen Ozeane oder verlieren sich im Sande der Küste desselben. Südlicher als der Goschob oder Juba, bezeichnet Harris auf seiner Karte noch einen aus Nordwest in Südost fliessenden Strom, ohne jedoch seinen Namen anzugeben. Derselbe entspringt mit (hei Armen im Lande Doko und dürfte an seiner Mündung im indischen Ozeane wohl ident mit dem Quillimance seyn, wenn lezterer nicht ein Deltaarm des Juba ist. Zum nordwestlicli westlichen FInsssysteme gehören, aus Nord in Süd gerechnet, die Hanptströme: 1) Der Takasse, Atbara, der Astaboras der Alten, mit seinen vielen Armen minderer Bedeutung. 2) Der Abai, Bacher el Ahsrak oder blaue Nil, der Astapus der Alten, mit seinen Armen, den: Bahad, Dender, Tuntat, Jebuss, Jamma u. s. vv. 3) Der Bacher el Abiad, weisseNil, der Nilus der Alten, mit seinen Armen, den : Seboth (rotlie Fluss) und {\ei\ llabaliia. Wichtig fiir unsern hier vorliegenden Gegenstand ist nur das noidwestliohe und westliche Flnsssystem, dessen Glieder in ihrer Uanptverbindimg im südlichen Nubien den heutigen Nil bilden und da der Takasse oder Atbara aus- ser dem Terrain unserer gegenwärtigen Forschungen fällt, sein Lauf bei der Reise durch Nubien dargestellt wurde, und auch der Lauf des Bacher el Ahsrak bereits mit Be- stimmtheit nachgewiesen und bekannt ist, so erübrigt uns ■'•' Dr. Bekk's INacInidileii iihvv die Länder siidlitli des Abai (Berg- HAiis Ainialcn. 1843. S. 477) .stiniiiieii mit M. Harhi-s Angaben libercin. 325 zur nähern Beleuchtung nur das Flussgebiet des Bacher el Abiad. Die Zuflüsse des Bacher el Abiad theileu sich nacli Har- ris und meinen Erhebungen in westliche und östliche. Unter erstem ist ans den von mir eingezogenen Erkundigungen nur der Kei lak im Süden von Nuba und Darfur bekannt, welcher schon besprochen wurde; zu den östlichen Zuflüssen gehören aber der Habahia, der Hauptstamm des Bacher el Abiad, der Bacher Seboth und ein dritter, mehr nördlich liegender Eluss, den Harris auf seiner Karte mit dem Namen ,,Blue River" bezeichnet, und der, Avenn er auch nicht atif einem Missversländnisse und einer Namensverwechslung mit dem Bacher el Alisrak (in der Bedeutung : blauer Fluss) beruhen sollte, doch jedenfalls seiner Grösse nach nur untergeordne- ter Bedeutung zu seyn scheint. Der Kei-Iak liegt ganz ausser dem Bereiche der Karte von Harris und ich berufe mich seinetwegen auf das schon Gesagte. Der Blue River entspringt nach Harris zwischen dem 8 — 9^ nördl. Breite und im .34** der Länge *, nordwestlich der Galla-Länder Enarea und Goma, an der Westseite der grossen Bergkette, welche die gebirgigen Galla-Länder von den weiten Ebenen des Innern trennt. Der Sebofli entspringt nach Harris im 7 — 6** nördl. Breite und 3:> — ;)4" der Länge, westlich von Enarea, Goma und Kaffa, an der Westseite der erwähnten Bergkette. Beide dieser Ströme fliessen sogleich nordwestlich , dem Hauptsfamme des Bacher el Abiad sich zuwendend. Der Habahia endlich entspringt westlich von Kaffa und ganz nahe an diesem Lande, in einer Bucht-förmi- «en Einbieouno- der oberwähnten Berükette. Seine Quellen liegen zwischen denen des Sebotl» und dem Lande Kaff^a, im ii'^ der Breite und 34 — .'»5'* der Länge. Sein Lauf hat zuerst eine südliche Richtung, jenseits der dritten Brei(enparallele aber und im 34** der Länge , also nur etwas mehr als einen Grad östlich der Länge von Chardum und ungefähr 3** östlich der Länge von Kairo, wendet sich derselbe und nimmt ein( westliche Richtung an. Wo nun die weitere Wendung dieses Stromlaufes nach Norden zu erfolgt, ist allerdings aus der '' Die Längen östlicli von G.ccinvicli aorccliiict. ;{2G Karte des Major Harris nicht zu eiitnelimen , berücksiclitigt man jedoch die Richtung- des nnlern Stronilaufes des Baclier el Abiad und die bereits ans meinen Erfahrungen und den An- gaben der neuesten französischen Reisenden, Arnald und Sabatier, sich folgernden Daten, so kann man, wie ich glaube, mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass diese grosse Krümmung des Stromes nach Norden ungefähr zwi- schen dem zweiten und dritten Breitengrade und nahe an dem Meridiane von Kairo, d.i. zwischen dem 31<^ — 32° der Länge von Greenvvich , stattfindet. Stellen wir die Daten , welche aus der Karte des Major Harris hervorgehen , den Ansichten gegenüber, welche ich S. TO u. s. w. dieses Theiles genau auseinander sezte , so er- geben sich nachstehende Folgerungen : 1) Im Ganzen bestätigen sich dadurch die Angaben der französischen Reisenden, die Mittheilungen meines Gewähi- mannes , des Schech Mohammed vom Dschebel Gaerry und meine weitern Erhebungen; und die Ansicht, dass der Haupt- stamm des Bacher el Abiad nicht aus Westen , sondern eine weite Strecke hindurch gerade aus Süden und dann aus Osten kommt und derselbe in den Gebirgsländern derGalla südwest- lich von Schoa entspringt, ist meiner Meinung nach zur Ge- wissheit geworden und steht fest. Der berühmte Reisende Bruce hatte daher bereits schon vor langer Zeit die richtige Ansicht ausgesprochen, wie ein Blick auf seine Karte zeigt. Liegt auch in der Art und Weise, wie er den Lauf des Bacher el Abiad veizeichuet, manches abweichende Detail gegen die heutzutage ansgemittelte geogr, Lage dieses Stromes , so ist doch die Hauptidee, welche er aufstellte, die richtige, und die kleinen Kritiker des grossen Bruce haben durch ihre Angriffe auf die Resultate seiner genialen Anschauungen der Wissen- schaft wirklich keinen Dienst geleistet. 2) Den Angaben des Schech Mohammed von Gaerry zu Folge (S. 88 dieses Theiles) könnten die von ihm angegebe- nen Distanzen von Fadassi bis zum grossen Strome sowohl auf den Seboth , als auf den Habahia und auch auf den Kibbe und Goschob bezogen werden, da er jedoch ausdrücklich sagte, dass sein grossei- Strom nordwest und nordwärts gegen 327 Cliaiduni fliesst, der Kibbeund Gosdiob aber gerade entgegeii- gesezt, gegen den indischen Ozean zu, fliessen, so kann er auch nur den Seboth oder den Habahia gemeint haben. 3) Der Habahia scheint, wie ich S. 98 und 100 als Ver- muthung aussprach, wirklich der obere Theil des Haupt- stammes des Bacher el Äbiad zu seyn , mit vvelcheu jedoch, wie aus Harris Karte deutlich hervorgeht, der Sehe oder Kibbe, der Quilh'mance und der Haines-Fluss durchaus ni chts gemein haben und ich erkläre meine diessfalls früher ausge- sprochene Meinung für einen Irrthum. Wahr ist hingegen, dass die Quellen des Seboth und Habahia ganz nahe an denen des Goschob und Kibbe liegen und nur durch den Wasser- theiler davon getrennt sind. 4) Der auf meiner Übersichtskarte verzeichnete obere Lauf des Bacher el Abiad oder el Abid, wie er vielleicht richtiger heisst, wenn das Wort „Äbiad" nicht diessfalls aus „Habahia" hervorgegangen ist, hat eine zu sehr ostwestliche anstatt südost-nordvvestliche Richtung, einen zu langen Lauf und stimmt höchstens in seiner Lage mit dem andern Haupt- arme, dem Bacher Seboth, überein, während der eigentliche Hauptstamm des Bacher el Abiad, der Habahia, noch mehrere Breitengrade südlicher aus Osten kommt und auf meiner Karte ganz mangelt. 5) Die Angaben der französischen Reisenden , Arnaud und Sabatier , stimmen mit denen des Major Harris im Gan- zen sehr gut überein und ich habe hierüber nur Folgendes zu bemerken : Nahe am sechsten Breitengrade fanden die erwähnten französischen Reisenden am w^estlichen t)fer des Bacher el Abiad die Einmündung eines aus Südost kommenden be- deutenden Stromes , Namens „Selioth" oder „Telkchy". Dieser Fluss ist, schon der Namensähnlichkeit halber, ausser Zwei- fel kein anderer als der „Seboth*^ des Harris, und abgesehen davon, dass die Breite nicht richtig angeben seyn dürfte, in- dem die Einmündung des Seboth wenigstens um zwei Grade nördlicher liegen sollte, wenn anders ein Schluss aus der Terraiuabdachunä- oezooen werden darf, schliesst obige An- gäbe auch noch eine, wahrscheinlich auf einer fehlerhaften 328 Übertragung der Situationsangabe beruhende, Unmöglichkeit in sich: denn ein aus SO. kommender Strom kann sich in jener Breite und bei der nachgewiesenen konstanten SN. Richtung desB. el Abiad nicht am «estlichen Ufer desselben einmünden. 6) Meine S. 99 geäusserten Ansichten iiber dieKrümmun- gen des Hauptstammes desBacherel Abiad habe ich nur als Ver- muthung hingestellt und begebe mich derselben gerne, da ich durch den Vergleich der Behauptungen des Major Harris mit denen der französischen Reisenden ganz die subjektive Über- zeugung gewonnen habe, dass der Bacher el Abiad bis zum vierten oder dritten Breitegrade direkt aus Süden kommt, mit verhältnissmässig geringer Abweichung seines Stromlau- fes vom Meridiane von Kairo. 7) Das auf Harris Karte zwischen dem Blue River und dem Tumate angegebene Land : „Jebel Shankela" ■' ist kein anderes, als das von mir selbst zum Theile bereiste Land der Schongollo- Neger, dessen Lage ganz genau bezeichnet ist. S) Gehen vsir nun , nach diesen hier dargelegten Er- örterungen und Berichtigungen , auf die Lage der Mond- berge und auf die Behauptungen der Alten über, denen nach diese Berge dort liegen, wo die Arme des Nil entspriu- gen, so bestätigt sich meine früher ausgesprochene Ansicht, dass sie im Südwesten von Abessinien liegen, vollkommen, und es konnten von den Alten keine anderen Berge darnuter verstanden worden seyn , als die der hohen Gebirgskette, welche sich westlich von Schoa, von der südlichsten Krüm- mung des Abai, über Gudero, westlich von Euarea und Kaffa, gegen Südwest erstreckt, die Quellenländer des Kibbe und Goschob von denen des Seboth und Habahia trennt und zu- sammen mit ihrer nördlichen Fortsetzung in Godjam, jenseits des Abai, die segenreiche Mutter der Riesenströme im öst- liehen Central-Afrika nördlich des Äquators bildet. 8) I"liysiogiiomiscIier C'liarakter der l^äniler Kordofan uad IViiba in Dezieliung- aitf deren F'lora* und F'auna. Die organischen Schöpfungen Ost- Sudans können wir im Allgemeinen iu solche, welche dem Gebirgslande und in * Jebel-Dscl)ebel-Gcbir"C oder Gebirgsland. 329 jene, welche den Ebenen, den Savannen, angehören, theilen. Viele Formen der dortjoen Thicr- und Pflanzenwelt finden sich gleichzeitig; in beiden Lokalitäten, viele andere wandern, durch verschiedene Motive bewogen und zwar bis in grosse Entfernungen 5 Pflanzen aus den Ebenen von Sudan bis in die Niederungen von Egypten (Samen-Transport durch den Nil), Vögel aus dem heissen Innern bis in die Länder des südlichen Europa. Ausschliesslich den Charakter eines tropischen Ge- birgslandes tragen die Flora und Fauna des Hochlandes von Abessinien, des von Schoa und gleich diesen jene des Landes am Tumat, bis in die Ebenen der Galla und Dinka , an sich; während der Charakter des Savannenlandes in den Schöpfungen der Ebenen von Kordofan, Nuba, Senuaar, injenen der Küsten- länder am indischen Ozean u. s. w. sich ausspricht. Mannig- faltige Verbindungen des einen Haupttypus mit dem andern treffen wir in den grossen , inselartig in den weiten Ebenen zerstreut liegenden Gebirgsgruppeu , z. B. in Teggele. — Meine Aufgabe umfasst zunächst Kordofan und Nuba, jedoch nicht nach dem Massstabe einer genauen und gelehrten Dar- stellung, wozu ich schon als Laie nicht berufen bin , sondern nur insoweit, um mit einigen raschen Zügen eine Skizze hin- zulegen, der die eigene Anschauung zur Seite steht *. Pflanzenwelt, Vorherrschend , sowohl durch die Anzahl der Arten als durch die der Individuen, sind vor allen die Leguminosen und darunter besonders die Mimosen (am Tumat und in * Bezijn^licli genauer, wissensthaftliclier Darstelliui!^ der organisclicn Srliöpfungon oberwälniter Läiuler berufe ich niicli auf: den uaturliistor. Anliaug zum II. Baude 3. Theilc dieses R ei se we rkcs. RcppEf-L, Dr., neue Wirbeltliiere , zur Fauna von Abyssinieii gc- böreud. Frankfurt a. M. 1835. RüpPELf-, Dr.. zoologischer Atlas. Frankfurt a. M. 1829. Cmuaavu, Voyage a Meroc etc. Paris 1827. Tome quatiieme. Bruce, Reisen zur Entdeckung der Quellen des blauen Nil. Deut.sch. Lci|izig 1791. 5. Band. Harkis, The Higiauds of Äthiopia, Vol. I., pag. 408 u. s. w. Vol. II, pag. 393 u. s. w. 330 Sennaar die Dalbergia Melanoxylon, Ebenholzbaiim , Guill. und Perr.); mehrere Arten von Cassia, Caesalpina (Tamarin- den u. s. w.) 5 Indigofera. Sie verbreiten sich iiber ganz Kordofan und Nuba, bilden fast auschh'esslich die Wälder der £benen im erstem Lande und erscheinen mit andern Bäumen gemengt in den Ebenen des leztern und auf den doitigen Ge- birgen. Unter den vielen Papilionaceen erwähne icl» be- sondersder im 12. Breitengrade zuerst gesehenen prachtvollen Glycine (precatoria?). Vorne S. 212. Viele der gesehenen Leguminosen dürften auch der Gattung Cercis zuzurechnen seyn, auf den Savannen zahlreich Sesbania filiformis mit ihren gelben Blumen u. s. w. Den Leguminosen zunächst dem Grade der Entwicke- lung nach folgen im Savannen- und Kulturlande die Gram- mineen. Die Euphorbiaceen, weniger zahlreich den Arten nach, gehören vorzüglich den Bergen in INuba an. Die ihrem Ansehen nach hervorragendsten Arten derselben sind jene, mit deren Milch die Niiba ihre Lanzen vergiften tind die Kronleuchter -förmige. Beide beginnen erst im 12. Grade n. Br. aufzutreten (vorne S. 176 und 183). Unter den Malva- ceen, von denen in Nuba mehrere Arten erscheinen, zeichnet sich der Riese der Pflanzenwelt, die Adaiisonia digitata, beson- ders aus. Sie beginnt nahe dem 13. Grade der Breite und er- scheint sowohl auf den Ebenen von Kordofan als in den Thälern der INuba. Von Palmen sahen wir drei Arten : die Phoenix dacty- lifera, als Kulturpflanze öfter in Kordofan , sehr selten und ohne Zweifel nur ganz zufällig dahin gebracht, in Nuba. Die Cucifera thebaica (flyphaene c.) reicht südlicher als erstere. Mit dem 11. bis 12. Breitengrade endlich beginnt die prächtige Delebb-Palme als selbstständiger Waldbaum. Vorne S. 191. Sollte diese Palme nicht sehr verwandt mit Borassus flabeili- formis .seyn? Von Arayrideen zeichnet sich die im Süden von Kor- dofan mit dem 12. Grade der Breite zuerst auftretende Amy- ris (Boswellia) papyrifera, der sogenannte Luban, ganze Wälder, besonders an Berg-Gehängen, bildend, vorzüglich aus. 331 Vorne Seife 171. Wenn übrigens Harius g^lauht , dass der Liihan vorziiglicli des Kalkbodens zu seinem Gedeihen bedarf, so dürfte er sich irren; denn sowohl in INuba als in den Ländern am bl. Flusse und am Tnmat sah ich »rosse Wälder dieses interessanten Baumes ausschliesslich nur auf Granit, GneisS'5 Syenit- und Porphyr-Boden. Von Äpocineen erwähne ich des schönen Neriums? welches ich laut S. '203 am Berge Tira (11 •* n. Br.) fand. Die Cu eil r bi taceen sind durch mehrere Arten reprä- sentirt, häufig findet sich auf dürrem Savannen -Boden die Koloqninfe in mancherlei Varietäten, von denen einige ge- braten von den Eingeborenen genossen, andere zum Gerben der Häute benüzt werden. Hierher gehört auch wahrscheinlich der sonderbar gestaltete Sotor (vorne S. 192) mit seinen schönen rothen Blumen und seinen riesenmässigen Früchten. Diesen vielleicht noch ganz neuen Baum sahen wir auf unserer Reise erst im 11. Grade n. B. Häufig auf den Ebenen , besonders des nördl. Kordofan, erscheinen die Äsclepi ad een und die Ä. procera bildet aus- gedehnte Gebüsche. Auf den hügeligen Vorbergen des Tira, so wie überhaupt im Nuba-Lande, zeigen sich dieSapindeen in grosser Menge den Individuen nach und Sap. Saponaria (wenigstens dieser sehr ähnlich, m. s. den naturhistor. Anhang) erscheint als ganz gewöhnlicher Waldbaum. Vorne S. 203. Aus der Familie der Artokarpeen ist es die Gattung Ficns. welche sie!« nicht nur durch viele Arten und darunter vielleicht manche neue, sondern auch durch die glänzende Schönheit derselben und durch die enorme Grösse ihrer In- dividuen, da sie zunächst der Adansonia die grössten Bäume zählt, auszeichnet. Die Ficusse des massigem, niclit tropi- schen Südens, als Sycomorus, carica u. s. w. sind längst zu- rückgetreten und erscheinen nur in Folge künstlicher Kultur, dagegen beginnen in Kordofan und werden südlicher immer häufiger und grösser die prächtigen und von Cailluud be- schriebenen F. platyphylla, glumosa, intermedia u. s. w. Auch F. indica und religiosa glaube ich in den dichten Wäldern am Tira gesehen zu haben. 332 Die Mnsaceeii erscheinen in Kordofan nur als Kultur- pflanzen *. Ausser diesen liier angegebenen Ordnungen und Familien sind noch durch mehrere Arten vertreten die: Synanthereen, Atripliceen, Capparideen, Rutaceen, Rnbiaceen, Borragineen, 11. s. w. ; viele andere, in deren Beziehung ich als Nicht- Botaniker nur auf den von Cailliaud gegebenen Index seiner Centurie und auf den umfassenden Inhalt des naturhistor. An- hanges am Ende dieses Bandes hinweisen kann. Thierwelt. W i r b e 1 t h i e r e. Aus den M a m m a I i e n sind die Ruminantier und Rosores durch die zahlreichsten Arten und Individuen vertreten : Aus der Reihe der erstem sehen wir auf den Savannen von Kordofan im wahren Sinne des Wortes zahllose Heerden von Antilopen, vielerlei Arten dieses Geschlechtes, von der niedlich kleinen Zwerg- Antilope hinauf bis zu der grossen schönen Leucoryx, Ausserdem finden sich auf den Savannen in Heerden zu Tausenden: Eriel, Omiaba, A. corina, im Nnba- Lande der grosse Tetal, und obwohl seltener als am blauen Flusse, der prächtige Njelen, der Strepsiceros der Alten. Wir brachten die präparirten Häute von 9 Antilopenarten mit. Die Giraffe zeigt sich bereits im nördlichen Kordofan, wird aber, stark verfolgt von den Kababisch, merklich seltener; häufig, aber stets ein Tliier der Ebene, ist sie im westliciien und südlichen Kordofan und in den Nuba- W^äldern. Stets in Beeiden, nie in grosser Zahl beisammen. Von Ochs gibt es meiirere wilde BüflFelarten in den Nuba- Wäldern , einen zahmen Büffel, und als gewöhiilich,es Wirth- schafts-Vieh bemerkt man den Ochsen von derSennaar -Rasse, gewaltig gross und stark, mit hohem fleischigen Höcker auf dem Rücken , lezterer ein besonderer Leckerbissen. Das Schaf gross, buntfarbig, mit langen herabhängenden Ohren^ kurzhaarig, Fettschwanz. Es soll eine wilde Art geben, von der ich jedoch kein Exemplar sah. '" Auf dem Gebirge Akaro am Tuniat fanden wir im Laufe unserer zweiten Reise Musca paradisiaca wild wachsend. 333 Von Zieoe einige Varietäten. Die merkwürdigste ist die in Nuba gewölinliche. Sehr klein und niediicii, ausgewachsen kaum über einen Fnss hocii, nette kurze Hörnchen, langhaa- rig, verschiedenfarbig. Hieher gehört auch der seltene wilde, langliaarige, schwarze Bock aus dem Nuba-Lande und von den Bergen in Kordofan. Der Grösse nach eher unter als über der Mittelgrösse der Ziege. Nach Hedenborg: C. sennaren- sis, Vera antiqua capra aeg}ptioruni in monumentls occureus. Das Kamel, die einhöckeiige, arabische Art, ist hei- misch bei den Wandervölkern auf den Ebenen Kordofans und reicht in kräftiger Entwicklung seines (ieschlechtes ungefähr bis zum 12. Grad n. Br. (fast wie am blauen Flusse), von da an kümmert es und ist nicht mehr fortzubringen ; meiner Ansicht nach in Folge lokaler klimatischer Einflüsse der feuchten wal- digen Tropenländer, In der Ueihe der Rosores dürften dem Zoologen noch die scliöiisteu Eroberungen bevorstehen und wir schenkten ihnen daher auch eine besondere Aufmerksamkeit. Der kapische Haase und Hystrix cristata (es soll noch eine zweite Art von Sta- chelschwein in Kordofan geben) sind ziemlich geraein. Von Mtis fingen wir 7 Arten und von Hypudaeus, Dipus, Echimys, Sciurus (hieher 2 Arten Sahara, die mit aufzublasendem Schwänze und eine nur auf Bäumen lebende, Sc. anulatus? Desm., Hedenb.) u. s. w. sahen und fingen wir viele Arten, de- ren Bestimmung ich noch nicht kenne (m. s. den naturhistor. Anhang). Die Pachy dermen haben viele, gewaltig grosse und zum Tlieil phantastisch gestaltete Vertreter. DieElephanten finden sich in den Wäldern am B, el Abiad und im Nuba-Lande in erstaunlicher Menge, so dass sie hie und da das in der Regenzeit schlammige Terrain durch ihre tiefen Fussstapfen fast unwegsam machen. Heerden von meh- reren hundert Stücken sind keine Seltenheit. Der Elephant wandert mit der Regenzeit, dringt aber im südlichen Kordo- fan selten über den 12. Grad der Breite hinaus gegen Nord, während er am Bacher el Abiad den 13. und am obern Atbara sogar den 16. Breitengrad auf seinen Zügen gegen Nord über- schreitet. Die Gründe dieser Begrenzungen seiner Wander- 334 Schaft dürfteil weniger in klimatischen als in rein lokalen Verhältnissen mit Bezucr auf Futter und Bevölkerung- des Ter- rains zu suchen seyn. Das Nilpferd findet sich in den Strömen Ost-Sudans, he- souders aber im B. el Abiad in sehr grosser Menge, und auch in den Fluthen des noch von keinem Weissen gesehenen B. Keilak soll es häufig vorkommen. Das Rhinozeros, das zweihörnige, ist an und für sich sel- tener und sein Vorkommen scheint noch seltener dadurch, weil es nicht wie der Elephant in Heerden geht, sondern sich entwe- der allein oder gepaart findet, eine Erscheinung, die mit der Unofeselliokeit und Wildheit dieses Thieres im Verhältnisse steht. Voiziiglich findet sich das Rhinozeros in den Wäldern am B. el Abiad, in Nuba und westlichen Kordofan. Längst dem ß. el Ahsrak und am Atbara erscheint dieses Thier be- reits im 14. bis 17. Grade der Breite. In Nuba und am B. el Abiad findet sich ferner der Pha- cochoerus (^ilas scheusslich anzusehende ethiopische wilde Schwein), eine besondere Varietät vom zahmen Schwein und zwei Arten von Hyrax auf den Gebirgen Kordofans und in Nuba. Das Pferd in Kordofan ist ein Abkömmling theils der tür- kisch-auatolischen, theils der arabischen Dongola-Rasse, das Pferd der Bagara hingegen, kleiner als das vorige, aberstark, muthig und ausdauernd, scheint jener Rasse näher zu stehen, die man bei den Galla-Völkern und hei den Negern in Schon- gollo trifft und die in ihrem Ursprünge wohl auch, wie ich glaube, arsibischen Blutes seyn dürfte. Der zahme Esel ge- hört der schönen egyptischen Rasse an. Wilde Esel und eine Art Zebra sollen sich finden , wir erhielten aber weder von ei- nem noch vom andern ein Exemplai'. Aus der Ordnung Biuta findet sich in Kordofan ein gros- ser Orykteropus als Bewohner von Erdhöhlen und alter, ver- lassener Termitenbaue. Es ist der von uns mitgebrachte Abu- Dlaff, ähnlich aber grösser als 0. capensis. Auch eine zweite, kleinere Art soll sich finden. Von Chiropteren finden sich viele Arten von Fleder- maus, Rhinolophus u. s. w. Wir sammelten deren 11. Ob der sich auch in Kordofan findende, eigentlich aber in Sennaar 335 heimische, zwei bis drei Fuss lilafternde Gedenko, der am Tage schockweise an Palmen hängt und in alten Gebäuden sich aufhält, dem Geschlechte Pteropus zuzurechnen ist, muss ich Zoologen vom Fache zur ßenrtheilung überlassen (natur- hist, Anhang). Aus der Ordnung der Pia n ti grada fanden wir 1 Art von Giilo (Abu Kepp , G. capensis?), 1 Art von Erinaceus, zwei Arten von Sorex u. s. w. , deren nähere Bestimmung ich noch nicht kenne. Die Ordnung der Ferae hat zahlreiche und sehr interes- sante Vertreter. Aus dem Geschlechte der Katzen finden sich in Kordofan sowohl als in Nuba zahlreiche Löwen, grosse Leoparden (von den Eingebornen fälschlich Nimr, INemr, Nimir, d. h. Tiger genannt), F. niaiiiculata, F. jubata u. s. w. mehrere Arten, deren nähere Bestimmung mir nicht bekannt ist. Aus dem Geschlechte Hyäne besonders häufig die crocnta und striata, leztere bis zur Grösse eines Fleischerhundes und hie und da, wie CS auch mit den Löwen der Fall ist, in einer Menge, die zur förmlichen Landplage wird. Aus dem (Jeschlechte Hund, abgerechnet (\ei\ zahmen, meist Windspiel -artigen, fanden wir mehrere Arten als : C. variegatus (Baschomm), C. palli- dus (Abu el Hessein), C. niloticns? Hedenb. C. pictus n. s. w. wild in den Ebenen herumziehend. In den INuba- Wäldern finden sich von Viverra : die afrik. Zibeth-Katze und mehrere andere Arten, von denen wir zwei mitbrachten, dieViverra Genetta und eine dritte, deren Bestim- mung mir noch unbekannt ist. Jn Kordofan, besonders gegen Darfur hin, trifft man von Herpestes den niedlichen Kutni (Mangnsta Mungos. Fischer nach Hedenborg) und eine noch unbestimmte Art; von Mephitis den merkwürdigen Abn-Affen (Vater des Gestankes, der nähern Bestimmung erst entgegen- sehend). Ans der Ordnung der Quadrumana finden sich in den Wäldern am B. el Abiad zwei Arten von Cercopithecns, eine kleinere und eine grössere, ähnlich dem C. sabaens; die klei- nere ausgezeichnet durch grossen, weissen Backenbart, der das schwarze Gesicht umgibt, die grössere Art durch die 330 himmelhlniie Färbung der niäi)nlichen Geschlechtstheile. Da- selbst finden sich ferner zwei Arten von Gelago (nach Hedenb. G. senegalensis und G. sennariensis), von denen ich jedoch nur eine, den sogenannten Tenn, kennen lernte (vorne S. 65). Der Gelago gehört zu den Maki. Auch Harris erwähnt die- ses Thieres in seiner üebersicht der Fauna des südlichen abes- sinischen Hochlandes. Diese Affen lieben ganz vorziiglich den Aufenthalt in den dichten Wäldern des ebenen üferlandes am B. el Abiad, finden sich unter gleichen Lokalverhältnissen auch am B. el Ahsrak und ihr Auftreten beginnt durchschnitt- lich mit dem 14. Grad der Breite. Seltner findet man diese Arten in Kordofan und INuba, was sich durch die geringere Wasserführung dieser f^änder erklären dürfte, da diese Thiere viel und oft trinken. Dagegen finden sich auf den Gebirgen von Kordofan und Nuba, der Angabe nacli , denn selbst sah ich diesen Pavian nur auf den Gebirgen von Sennaar, der Cjnocepiialus Sphinx in einigen Varietäten, worunter C. Hamadryas, ein wildes, bös- artiges Thier. Ferner sieht man in Kordofan und Nuba den schönen Cercopithecus ruber und nach Hedenborg C. Aethiops, beide, wie es scheint, in mancherlei Varietäten. Vögel, Die Vogelwelt ist der Masse nach zum Erstaunen ent- wickelt, besonders au den Ufern der Ströme, man vermisst hingegen einerseits die holden Sänger der gemässigten Zone und, einige Arten ausgenommen, andererseits das Prachtge- fieder der Ostindier und Brasilianer. Für wirklich heimisch und sich beständig im Lande aufhaltend sehe ich nur die ei- gentlichen Raubvögel an, die übrigen scheinen mit der Regen- zeit uord- und südwärts zu ziehen und sehr viele sind wahre Zug- und Wander-Vögel, daher wir in Central- Afrika so vie- len Kapensern, Senegalensern, ja selbst Ostindiern, begegnen. Die Ordnung der Psittacinen ist im Verhältniss zu andern tropischen Ländern nur sehr schwach vertreten; denn ausser drei oder vier Arten von Conurus, worunter C. torquatus und Alexandri, sah ich von Psittacus nur den einzigen P. Meyeri Rijpp. und sonst keinen andern Papagei. 337 Von Miisophagiden fanden wir im Flussgebiet des Tn- mat eine sehr schöne Art von Corythaix (Tnrako), den C. Persa und eine zweite, noch nicht bestimmte, vielleicht neue Alt, am blauen Flusse in Fassoki*. Aus der Ordnung- der Scan so res: G Arten von Cnculus, 4 Arten von Picus, 1 Art von Bucco (ß. marginalis Rüpp.), 2 Arten von Centropus und 1 Art von Yunx. Die Ordnung der S ch webe vö gel (Suspensae) ist sehr zahlreich vertreten und wir fanden allein : 4 Arten von Alcedo , darunter A. maxima Lath. und die prächtige A. caeruleocephala nach Hedene., was Farbenpracht und Zeichnung betrifft , einer der schönsten Vögel des tropi- schen Afrika. 8 Arten von Merops , 2 Arten von Promerops , woriniter eine noch nicht bestimmte, vielleicht neue. Mehrere darunter erinnern in Bau und Farbenglanz an die P.aradiesvögel. 1 Art von (Jpupa , dem europäischen W^iedehopf ganz ähnlich. Mehrere ungemein niedliche und prächtig gefärbte Arten von Nectarinien und Cinnyris (Suimanga). Aus der Ordnung der Rabenvögel (Coraces) : 1 Art von Coracias (C. abyssinica Lath.); 1 Art von Gar- rulus ; 3 Arten von Buceros und zwar darunter der merkwür- dige B. abyssinicus , der Deier el Nessiba (Schicksalsvogel) der Eingebornen, von uns nur auf den Ebenen am obern blauen Flusse gesehen ; 2 Arten von ßuphaga, darunter B. erytror- hyncha Ehrenb. , der stete Begleiter der Kamele ; 2 Arten von Oriolus; 2 Arten von Corvus, darunter der grosse glän- zendschwarze C. montanus le Vail. auf den Bergen amTumat. Aus der Ordnung der F lö t vögel (Oscines) fanden wir: 1 prachtvolle Art von Muscicapa, ganz weiss mit lazur- blauem Hinterkopf und drei langen Schwanzfedern , M. para- disi Lath. ? am blauen Flusse; " Da die orgaiusclien Schöpfung^en in Ost-Sudan im Flussgebiete des Bacher el Ahsrak mit denen am Bacher el Abiad und jenen in Kor- dofan und Nuba selir verwandt sind, so nehme ich keinen Anstand auch erstrer hier zu erwähnen, um Wiederholungen zu vermeiden. lluKseggcr, neiseri. II h(\. 7. ThI. 22 338 10 Arten von Tiiidus, darunter T. leucocepliala RCpp., aenens Lath. u.s. w., so wieeine Art mit grünem, weissgefleck- tem, metalliscli glänzendem Gefieder vom Gebirge Akaro; 12 Arten von Lanius (Würger), worunter 4, deren Be- stimmung mir nocli nicht bekannt ist; 2 Arten von Motaciila ; 5 Arten von Saxicola; 5 Arten von Mainrus 5 1 noch nicht be- stimmte Art von Silvia. Aus der Ordnung der Passeres sammelten \^ir: 3 Arten von Alauda ; 5 Arten von Ploceus; 3 Arten von Loxia ; 14 Arten von Fringiila, worunter mehrere mit Pracht- gefieder, als: F. orix, 2 Arten von Vidua (F. regia), nämlich der Schech Sersur* mit schwarzen und der mit weissen Schwanz- federn (ersterer nach Cailliald: veuve au collier d'or, Atlas 11, Taf, 59, Fig. 2), Iczterer nach Hedenborg (Vidua serena), ferner : F. elegans , bengalus , ultramarina Lath. u. s. w. — 1 Art von Emberiza, 1 Art von Pyrrhula (Gimpel). Aus der Ordnung der Seh walben vögel(Hirundlneae) sammelten wir: 29 Arten von Hiriindo , unter welchen eine einzige, H. rufifrons le Vail., bisher bestimmt wurde; 5 Arten vou Capri- mulgus, meist iu den Ebenen lebend , darunter sind: C. infus- catus, eximius, isabeliinus Rüppell und der abenteuerlich ge- staltete Vierflügler (vorn S. 207), C. longipennis Cuv. **, wahr- scheinlich in zwei Varietäten , so wie eine noch unbe- stimmte Art. Die Ordnung der Rapt ato res, Raubvögel, ist in Central-Afrika sehr zahlreich an Arten. Wir erlegten : 6 Arten von Strix, darunter die schöne Str. lactea Temingk amB. elAbiad; ferner20 Arten von Falko uudAqnila, worunter einige sehr schön befiederte sich befinden, z. B. der prächtige F. ecaudatus le Vail. von der Insel Woadd Hamdalla im blauen Flusse (Sennaar), der nicht minder schöue F. vocifer le Vail. u. s. w. ; 13 Arten von Vnltur und Cathartes , worunter sehr grosse, als V. Kolbii z. B. siud, C. Percnopterus lebt auch in Ost-Sudan in ganzen Schaaren. *■ Emberiza p.iradisea Lath. ** Ich niaclie liier auf das Pliaiitasigebilde aufmerksam, das der Ver- fasser von „aus Meuemed Am's Reich" im III. Bd. S. 295 zum Besten gibt. 339 Aus der Ordnung der H ii li nervo gel (Gallineae) erleg^- ten wir : Mehrere Arten von Perdix (P. Clappertoni Rüpp.) ; 3 Arten von Pterucles (Pt. arenarius auf den Savannen) , 1 Art von Tetrao, wohin auch jene Waldhühner gehören diirften, welche ich einst in Fassoki traf und durch deren Ahnliclikeit mit zah- men Hühnern ich so überrascht wurde, dass ich, memorabile dictn, gar nicht schoss und leider später nicht mehr so glücklich war, welche dieser Art zu sehen. Aus der Ordnung der T au b en vö gel : Mehrere Arten von Columba , worunter die prächtige C. guinca (vorzüglich auf Delebbpalmen), die C. abyssinica Rüpp. und mehrere schöne Varietäten von C. turtur sich befinden. Ans der Ordnung der Rennvögel (Cursores): Der durch ganz Afrika verbreitete afrikanische, grosse Stranss findet sich auf den Savannen in zahlreicher Menge, doch sah ich ihn nie in grossen Schaaren beisammen. Unge- aclitetseinerGefrässigkeit, ünreinlichkeit und übrigen Ungezo- genheiten wird der Stranss oft gezähmt und als nutzloses Haus- thier gehalten, das dem Besitzer viele Verlegenheiten bereitet. Numida Meleagris findet sich in zahllosen Schaaren. Aus der Ordnung der Trapp vögel (Pressirostres) er- legten wir : 2 Arten von Otis (O. Arab. L. , die Huwara und O. Nuba Rüpp., die Mäggar der Eingebornen); 1 Art von Oedicnemus, Achmed Levvet ; 2 Arten von Charadrius; 2 Arten von Vanel- lus : 1 Art von Cursorius. Aus der Ordnung der Grallatae, Stelzvögel: 3 Arten von Ciconia (gesehen haben wir deren mehrere), worunter die prachtvolle Ciconia ephippiorhyncha Rüpp. und C. Argala (Abu-'l-Seihn , der wahre Marabu) , beide aus den Ländern am blauen Fluss; auf den Savannen sahen wir auch schwarze Störche , konnten aber keines habhaft werden ; 12 Arten von Ardea, Psophia und Grus, darunter: A. pavonia L. (der prächtige Königsvogel), A. virgo (der Rahö) in Schaaren zu vielen Tausenden auf den Sandbänken der Flüsse; 2 Arten von Platalea (Abu IMalaga); 1 Art von Scopus ; 1 Art von Phoenicopterus (Flamingo). 340 Ans der Ordnung der S u mpfw ad er (Limicolae) : 2 Arten von Ibis, 1. religiosa und faicineilus; 2 Arten von Tantalns, T. C'ajanensis Lath. und T. Ibis; 1 Art INumenins; 1 Art Seolopax und 1 Art von Himantopus. Zu den Snnipf- n ädern gehört auch der merkwürdige Konchylienfresser, von dem wir am B. el Abiad viele Exemplare schössen. Dr. He- denborg bestimmte denselben als Tanastomns lamelligerus Tem. Das Weitere , da sich das Thier in der Sammlung zu Wien befindet, überlasse ich den Zoologen. Auch Pallme spricht S. 141 seines ßuclies von einem Konchjlienfresser. Aus der Ordnung der LI f er lauf e r (Littorales, Lang- finger, Macrodactylae) : 1 Art von Parra ; 21 Arten von Rallus, deren nähere Be- stimmung mir noch unbekannt ist ; 1 Art von Gallinula ; 2 Arten von Fulica. Aus der Ordnung der Gänsevögel (Anseres) : S Arten von Anser und Anas, darunter A. cgyptiaca in 4 Varietäten, A. gambensis (Horngans) in 2 Varietäten. Aus der Ordnung der Rüde rvö gel (Steganopodae) : 4 Arten Pelikane; 2 Arten Plotns (Anhinga, im blauen und weissen Flusse), wenigstens 2 Varietäten einer Art, Plot. Vailantii Tem. nach Hedenborg, mit ungemein schön gezeich- netem Gefieder. Aus der Ordnung der Kurzf lügler (Brevipennes) : 1 Art von Podiceps. Ausser diesen hier der Reihe nach angegebenen Arte« von Vögeln wurden von uns in Ost-Sudan noch mehrere erlegt, über welche entweder gar keine Bestimmung in Bezug auf Geschlecht und Art voiliegt (wenigstens 9 Arten) und worun- ter sich manches JNeue befinden dürfte oder über die zwai" Dr. Hedenborg bei unserer Zurückkunft nach Egypten seine Meinung abgab , die weitere Feststellung derselben aber der Zukunft überlassen blieb. Unter leztere gehören z. ß. : 1 Art von Temia nach le Vail. 2 Arten „ Colins „ Lath. 2 „ „ Pogonias „ Hedenb. 1 Art „ Elanus „ Sav. ich erlaube mir desshalb neuerdings auf den natnrhistori* 341 sehen Anhang zu verweisen und sehe das vorstehende Verzeichniss selbst nur als eine J a »• d 1 ist e im wissenschaftli- chen Kleide an, welche zu geben mir abernöthig scliien, um von der Physiognomie der organischen Natur jener Länder eine klare Anschauung auf kurzem Wege zu erhalten. A m p li i b i e n. Das Krokodil, der Riese unserer gegenwärtig bekannten lebenden Saurier, findet sich in den Strömen Ost-Sudans in einer Menge, die Erstaunen erregt. Besonders ist der B. el Abiad stellenweise voll von diesen Thieren, Meiner Ansicht nach bestehen mehrere Arten des Crocodilus. Ausserdem finden sich von Sauriern mehrere Arten von Lacerta , Varauus, Stellio , Ascalabotes (Gecko), Chamae- leon u. s. Av. Die O p h i d i er sind zahlreich und in mehreren Geschlech- tern auftretend. Wir brachten aus Sennaar einen grossen Python und fingen in Ost-Sudan überhaupt Arten von Colnber, Naja, Vipera u. s. w. , unter welchen beiden leztern sich welche be- finden, die wegen ihres Giftes äusserst gefährlich und sehr ge- fürchtet sind. Von Cheloniern fingen wir eine Trionyx und eine Te- studo von besonderer Schönheit , die uns aber leider wieder entkam. Von B atr ach ie rn erinnere ich mich nur Frösche ge- sehen zu haben. Mein Gefährte Kotschy sammelte sie und über iiire Bestimmung ist mir noch nichts Näheres bekannt. Fische. Hier stehen wir auf terra incoguita ; denn das, was bis- her von den Fischen aus den Strömen und Teichen Ost- Sudans bekannt und systematisch festgestellt wurde , ver- schwindet ganz gegen das. was noch zu thun übrig ist. Heden- borg und Kotschy sammelten Manches , aber der Fischfang erfordert längeren Aufenthalt und ich möchte sagen mehr eine ausschliessliche Widmung. Ein Naturforsciier in diesem Faclie würde, in Ost Sudan arbeitend, sicher die Wissenschaft mit sehr viel Neuem bereichern. 342 Mollusken. Von Gasteropoden sammelten wir : 1 Art Bulimus , B. flammata (Cochlogeiia Cailliaud) in Nuba; 1 Art Acliatina, A.zebra, in Kor(l<»fai) ; 1 ArtCyclostoma, C, bulimoides am Bacher el Abiad ; 1 Art Paludina, unbestimmt, am See von Birke, Kordofan; 2 Arten von Ampnliaria ; A. ovata und carinata, bejde am B. el Abiad; 1 Art Melania, M. fas- ciolata am B. el Abiad. Von Acephal e n : 2 Arten von Aetberia, A. tubnlosa* und eine unbestimmte, ohne röhrenartige Stacheln auf der obern Sciiale , beitle im B. el Abiad häufig-, so weit ich ihn befnhr; 3 Arten ünio , U. egyptiacus und niloticus und 1 nnbestimmte, ß. el Abiad; 4 Arten von Anodonta, A. rubens, arcuta und 2 unbestimmte, alle im B. el Abiad und Ahsrak ; 2 Arten Iridina, I. nilotica und 1 unbestimmte, ebenfalls in beiden Strömen; l Art Cy- rena, C. consobrina (Caill.) , scheint in Unteregypten , wo Caillaud sie fand, ein durch den Nil dahin gebrachter Fremd- liing zu seyn, findet sich im B. el Abiad und el Ahsrak. Ausser diesen Mollusken fanden wir von Gasteropoden mehrere Helixarten, deren Bestimmung mir noch nicht bekannt ist. Wahrscheinlich ist darunter auch H. irregnlaris des Cailliaud. Auch einige, ausser obenerwähnten, mitgebrachte Acephalen dürften den oben angegebeneu nicht einzureihen seyn und bei näherer Bestimmung ihre eigene Stellung er- halten. Gliederthicre. Von jenen fünf, diese grosse Abtheilung des Thierreichs bildenden Klassen, als Crustaceen, Aracliniden, Insekten, My- riopoden und Anneliden, sind es vorzüglich nur die mittlem drei und ganz besonders die eigentlichen Insekten , welche diessfalls durch Anzahl der Arten und der Individuen den Typus der Schöpfungen jenes Landes charakterisiren. Mein uner- müdeter Gefährte Kotschy sammelte in Kordofan allein an 20,000 Stück Insekten, und ich zweifle nicht, dass unter einer * A. Cailliatidii. 34a solchen Anzahl die Wissenschaft manche neue schone Er- obernng machen wird. Hei einer solchen Masse von Material, abgesehen davon, dass ich nicht vom Fache hin, erübrigt mir in Bezug auf Detail nur die Berufung aufden naturhistorischen Anhang. Von Cr ustac een finden sich Arten von Daphnis, ver- schiedene Isopoden u. s. vv. Von Aracliniden : mehrere und sehr grosse Arten von Skorpionen, Taranteln, Theraphosa (von den Eingeborneu sehr gefürclitet, ob mit Recht oder Unrecht fühlte ich mich bei diesem hässlichen Thier nicht berufen zu entscheiden); meh- rere andere Arten von Araneiden- und Phalaugiden-Geschlech- teru u. s. vv. Von Insekten vorzüglich in vielen Arten und zahlreich : Hymenoptereu (Bienen, VV^espen, Ameisen u. s. w., zum Tlieil Arten von erstaunlicher Grösse); — Coleoptereu (eine Menge von Geschlechtern: Buprestis, Curciilio, Cerambyx, Blaps, Pi- inelia, Cetonia, Scarabaeiis, Copris, Carabus, Cautharis, Sta- phyliuus etc. und darunter, obwohl nicht so hä'ifig, als in manch andern tropischen Ländern , welche mit prächtigen Flügel- decken); — Lepid:)pteren (in zaiilreichen Geschlechtern und Arten, nie aber sah ich solche, die an Grösse und Pracht den Brasilianischen Schmetterlingen zur Seite gestellt werden könnten) ; — Orthopteren (verschiedene Arten von Heu- schrecken und Grashüpfern, von Mantis , Blatta ii. s. w.); — Dipteren (zahllose Arten von Mücken, besonders in der Nähe der Flüsse und Seen; verschiedene Arten von Tabanus, Vieh- bremse, hieher ohne Zweifel die hypothetische Tsaltsalya des Bruce; eine Menge Arten von Fliegen und Bremsen u. s. w.) ; — Dictyopteren (viele Arten von Florfliegen, Wasserjungfern u. s. vv. und vor allen in Myriaden die Termiten, wie ich glaube in zwei Arten); — Hemipteren (mehre Arten von Cicaden, sehr viele und darunter prachtvoll gefärbte und gezeichnete Arten von Wanzen, Arten von Aphida, Laus u. s. vv.) ; Sucto- rien, der Floh, — ihn, diesen Plagegeist des warmen Südens (besonders Syriens), trafen vvir meines Erinnerns im heissen, tropischen Afrika, d. h. in den von uns bereisten Äquatorial- läudern. jrar nicht oder nur sehr selten. 344 Von Myriapoden : einige Arten von Julus und Scolo- pendia, erstere an manchen Orten äusserst zahlreich. Von Anneliden dürften sich ausser Hirudo wenige finden. Strahlt hiere. Von diesen kommen hier allein die Helminthen (Einge- weidewürmer) in Betracht, Ausgenommen die in Central- Afrika häufig vorkommenden Bandwürmer, den Ferrentid (Vena medinensis, Dragonneau,Guineaw urm)und einige andere bereits bekannte Arten, betreten wir hier neues Feld , auf welchem sich Naturforscher in jenen Ländern bisher noch wenig um- gesehen haben dürften. Desshalb glaube ich auch hat mein Gefährte Kotschy gerade in diesem Bereiche, durch rastlose Thätigkeit und durch wahre Selbstaufopferung sich wesentliche Verdienste erworben, indem, selbst krank, im tropischen Klima Stunden langinThierleichen herumzuwühlen unreine Aufgabe für den seyn kann , der für die Wissenschaft begeistert ist. Unter seinen diessfälligen Eroberungen dürfte viel JNeues seyn. *) Bcmerkiiug-en ilber die Völker, ^velclie die l'fer des Baclier el Abiad, Hordofan uud ^ITuba be^volinen. Abgesehen von den in das Land in neuester Zeit einge- drungenen Fremdlingen, den türkischen und egyptisch-arabi^ sehen Eroberern nämlich , deren Anzahl ohnehin nicht von grossem Belang ist, kann man die ganze Bevölkerung der Länder zunächst im Westen des weissen Flusses in drei Haupt- klassen theilen : a) in Völker arabischer Abkunft; dahin ge- hören die üfeibewohner des Bacher el Abiad bis zu den Schil- inks, die Wandervölker Kordofans; die Kababisch, Beni D s c h e r ä r, H a d d a u i e, H a s s a n i e, D j a m i n a b i, H u s s e i- nadi, Dar-Hammer, Bagära und noch mehrere andere Stämme von geringerer Bedeutung, b) i n V ö I k e r e t h i o p i s c h e r il a s s e ; dahin die Danagli (Dongolaui), Einwanderer ans Dongola, vorzüglich in el Obeehd ansässig; Barabra, ebenfalls aus Nubien, im 345 Lande zerstreut; Gondjaren, aus Darfur, die voiiez- ten Eroberer des Landes, vorzüglich in el Obeelid an- sässio- *. c) N eg^ er vö 1 ke r ; dahin g^ehören die Schi M uk und Dinka am Bacher el Abiad , südlich des 13. Breitegrades; die sämnitlichen Nnba in Teggele und südlich der Ebenen von Kordofan. Die Muba am Dschebel Harräss, im nördlichen Kordofan bilden eine Negerinsel mitten im arabischen Elemente, ein Rest aus der Zeit als die freien Negervölker ihre Wohn- sitze bis in das südliche Nubien ausgedehnt hatten, während man gegenwärtig die 12. bis 13. ßreitenparallele als die un- gefähre Grenze derselben hier ansehen kann. Den meisten gegenseitigen Vermischungen dieser drei Völkerklassen unter sich wav unstreitig die ethiopische Rasse {lusgesezt; sie ist am wenigsten zahlreich und dem Eindringen fremder Elemente am meisten zugänglich ; viel reiner, und viele Stämme sogar ganz lein, erhielten sich die Völker arabischer Abkunft und am reinsten sind unstreitig die Neger , die zahl- reichsten aus allen und von den übrigen getrennt durch die breite Kluft, welche Eigenthümliches der Rasse, Farbe und vor allem andrerseits der Fanatismus des Islam ziehen. Eine schöne Mischung, eine Veredlung der Negerrasse, bilden die sogenannten IMoalets, entstanden aus der Verbindung der dunkelbraunen Araber mit Negerinnen (Negersklavinnen). Besonders sprichtsichhierdieRasseveredlung in den reizendsten Formen des weiblichen Geschlechtes aus. Ein Volk, das keine Geschichte hat, ein Volk, das über sein bürgerliches und politisches Daseyn keine historischen Erinnerungen besizt, ist meinem Begriffe nach ein wildes Volk, und steigt es von der Stufe einer historischen Stellung herab bis zu jener, auf der es sich seiner eigenen Vergangen- heit nicht meiir bewusst ist , dann ist es verwildert. In der Intelligenz liegt die eigentliche Macht, und betrachten wir nach Obigem die Völker Sudans, so sehen wir durchaus Ver- wilderte oder ganz Wilde; wir sehen aber auch, seinen * Zu den ethiopisclieii (ür-) Völkern gehören auch die Abyssinier zum grössten Theile, die Galla, die Bischariin, die Fungi u. s.w. 340 ursprünglich geistigen Anlagen nach, den Araber* an der Spitze, ihm folgt der Ethiopier und zulezt steht der Neger. Die Zeit des Eindringens der braunen Araber in die Län- der Ost-Sudans ist unbekannt; doch sprechen viele Griinde dafiir, dass diess bereits lange vor dem Auflodern des Islams geschah und dass der Impuls von Jemen her nacii und nach und wiederholt erfolgte und sich längs dem Atbara und am Nordwestrande desethiopischen Hochlandes (Abyssinien) aus- dehnte und endlich über den grössten Theil des nördlichen tropischen Afrika sich erstreckte. Die Landungen dieser Völker erfolgten wahrscheinlich bei Sauakin und etwas südli- cher. Sie umgingen das abyssiuische Hochland, weil sie, die Söhne der Wüste , es entweder nicht erobern konnten oder nicht erobern wollten **. Auch die ethiopischen Völker, die verwilderten Nach- kömmlinge ihrer mächtigen Vorfahren, welche wir in Kordofan und am Bacher el Abiad hie und da zerstreut finden, sind Ein- gewanderte, theils aus Nubien , theils aus Darfur, und für die eigentlichen Ureinwohner jener Länder sehe ich nur die Neger an, welche aber, durch das Andrängen der Araber und Ethio- pier aus ihrem Laude vertrieben, sich weiter nach Süden zurück- gezogen haben. Ein ähnliches Vordringen und Ausdehnen des arabischen Prinzipesin Begleitung des Islam werden wir am blauen Flusse sehen, wo gegen wältig nicht nur Sennaar, mit Ausnahme der zerstreuten Fungi , bereits wieder ganz in den Händen arabi- scher Völker und Gebieter ist, sondern von wo ans das Araber- thum den Fluss hinaufging, sich Roserres bemeisterte, nun Fassoki bedroht lind in welchem Verhältnisse des Vorschreiteus die Negervölker sich zurückziehen. Theils sind es Kriege und Sklavenjagden, welche diese Erscheinung bedingen, theils ist sie eine Folge der im Innern zunehmenden Ausbreitung des Islam***. * Der übrigens von dem Araber im Norden Afiika's und in seinem eigentlichen Stainmlandc woUl zu unterscheiden ist. '■'* Man sehe über diese Völker: Bcp.khardt, Reise in Nubien. — Übrigens sind diese Einwanderungen arabisclier Völker in Nubien und Sudan niclit zu vermengen mit den späteren Eroberungen der Araber im nürdliclien Küstenlandc Afrikas. •*• Vorn S. 30 ff. ;J47 So weit ich und Kotschy das üferland des Bacher el Abiad, Kordofan und Niiba kennen lernten, so weit uns die Berichte Rüppells und die der neuesten französischen Reisen- den hierüber l)elehren. so weit wir Darfur und Mittel-Sudan djMch Browne , (Yapperton, Denham, Oudney n. s. w. kennen, so weit liin sind uns in jenen Ländern bisher keine Reste von Monumenten und Gebäuden bekannt, die auf eine einstige, höhere, vorchristliciie Kultur hinweisen möciiten. Die ältesten bekannten Reste solcher Art diirften wohl die Trümmer von Elels (vorn S. 5S) seyn , welche , wenn sie nicht aus der Zeit absfamnien, als das Christenthnm im südlichen Nubien und im nördlichsten Tlieile von Sennaar herrschte, ein Werk der Araber oder der Fungi zu seyn scheinen. Anders verhält es sich an den Ufern des blauen Flusses (II. Bd., 1 Theil, S. 477 ff.); denn da sehen wir z. B. in den Resten von Sobah nicht nur die Trümmer einer Stadt, welche bis zu den Zeiten des altethiopischen Christenthums, in die des Königreichs Aloa * zurück datiren dürfte, sondern es ist da- selbst durch die Sphinx im egyptischen Style, welche Cailhaüd fand, auch das Bestehen einer altern , ohne Zweifel vorchrist- lichen, ethiopischen Kultur nachgewiesen. Ich wage daher auch nicht die Richtigkeit der Erzählun- gen von Pyramiden im altegyptischen oder ethiopischen Style, die CHURSCHiD-Pascha am Bacher el Abiad. südlich des 13. Breitengrades gesehen haben will, wie er dem Fürsten Pückler sowohl als mir erzählte, gerade hin in Abrede zu stellen, trage aber um so mehr sehr grosses Bedenken dieselben zu glauben, als die neuesten französischen Reisenden und Dr. Werne gar nichts davon erwähnen **. Gleichen Anstand finden bei mir die Angaben, welche Pallme '•'''* über die zu Cab-Bellnl im west- lichen Kordofan liegen sollenden Ruinen einzog, welche Anga- ben den Charakter arabischer, phantasievoller IJbertreibiing so sehr an sich tragen, dass ich sie jenen von den Ruinen beiGus- Radjeb am Atbara, beiRera und Mandera gleich zustellen mir * 10. Jahrhundert u, Z. ** IC. PviTTER, ein Blick in das Nilquellenland. Berlin 1844, *** Dessen Reise, S. 214. 348 erlaube, die so lange ungesehen in ihrer Grosse fortexistirten, bis sie gesehen durch Linant fast in Niclits zerfielen*. Diesen Voraussetzungen zufolge und in Betracht, dass die Länder am Bacher el Ä.biad und zunächst westlich desselben von wilden und halbwilden Völkein bewohnt werden, welche, wie z. B. die Ethiopier, aus dem Schiffbruche ihrer früheren historischen Grösse nicht einmal kurze Erinnerungen gerettet haben, dass die Alten selbst und namentlich bis auf die Zeiten der Araber nur sehr sehwankende, mährchenhafte Notizen von jenen Ländern hatten, so darf es uns nicht wundern , dass wir von der Geschichte derselben so gar wenig wissen. Sehr wahrscheinlich ist es , dass Kordofan und Sennaar in ihrer neuern Geschichte Hand in Hand gehen , was jedoch die frühere anbelangt, so dürfte schon darin ein wesentlicher Unterschied bestehen , dass ein Theil von Sennaar nicht nur bald nach der Einführung des Chri'stenthums in Abessinien als ein ethiopisch-christlicher Staat erscheint , sondern dass sich dort auch noch die Reste einer weit altern , einer egyptisch- ethiopischen Kultur finden , welche wir in Kordofan bisher ganz vermissen. Allem Anscheine nach war Kordofan einst , wenigstens zum grössten Theile und bis in das südliche Nubien, von JNegern und zwar von Nuba-Negern bewohnt. Dafür sprechen die Menge Orts- und Bergnamen nubaischer Abstammung in Kordofan und vor Allem die inselartigim arabischen Volks- und Sprachenelemente zurückgebliebenen Reste der Nuba-lNeger, welche ich in ihren heutigen Wohnsitzen in Teggele und auf '•' Die Resultate der Forsduingen Linant's bezüglich Mandcrali, iii Folge sriiier iinbezweifelt eigenen Anschauung (Journal of tlic R. geogr. See. of London, II, 1832, p. 188 etc.), sehe ich durch die Erzälilungeii des griechischen Dolmetschers des Fürsten Picki,er-M. (allgein. Zeitung, 1844, Nr. 214) keineswegs als umgestossen an. Sehr interessant hinge- gen ist das, was lezterer übe," die Höhle am Dschebcl Liberi sagt und dieser Gegenstand, als ein Beitrag zur Kultusgeschichtc des alten IMeroe, verdient der sorgfältigsten Untersuchung durch einen Sachverständigen. Übrigens muss ich hier im Vorbeigehen bemerken, dass die vom Fürsten PücKLER-M. im obenerwähnten Aufsätze angegebene geographische Lage von Mandera mit einem geringen Längenunterschiede dieselbe ist, welche schon LiKANT bezeichnete und die sich auch bereits auf meiner Karte von Ost-Sudan (1843) findet. 349 den Nnbabergen als die zurückgedrängten Ureinwohner Kor- dofans ansehe. Dieses Zurückdrängen gescliali ohne Zweifel schon zur Zeit der ersten Einfälle der arabischen Wanderstämme aus Jemen , die sich den unbehülflichen Negern gegenüber als Herren der Weideebenen im Savannenlande Kordotans aus- breiteten, während wir sie im starkem christlichen Aloa, zwi- schen dem Atbara und Bacher el Ahsrak, nach Selim el Assuani im 10. Jahrhunderte noch , eine untergeordnete Rolle spielen und in der Vorstadt des alten Sobali wohnen sehen, wie die unterdrückten Juden in heutigen mohammedanischen Städten. Kordofan war schon lange arabischer Besitz, während im nördlichen Sennaar die Araber nur Schritt für Schritt zur Herrschaft gelangten und erst im 12. Jahrhunderte volle poli- tische Bedeutung als ansässiges Volk unter dem Panier des Islam erlangten. Mehrere Jahrhunderte scheint die Herrschaft der Araber ungestört geblieben zu seyn als plötzlicli zu Anfang des 16. Jahrhunderts ein bis dahin unbekanntes ethiopisches Volk, die Fnngi*, aus Westen andrang, das Reich Sennaar mit den Waffen in der Hand eroberte und es durch Fürsten aus seinem Stamme beherrsclite. Woher diese Fungi kamen, ist noch heute niciit ausgemittelt. Die Erzählungen der Eingebornen lassen sie von den Ufern des Bacher el Abiad gekommen seyn, welche Ansicht auch die früheren Reisenden aussprechen. Jene Fungi, welche sich noch heute in Sennaar finden und den Süden der Dschesirah ,• die Länder vom Dschebel Moje bei Sennaar bis Dar-el Pert zum grossen Theile bewohnen und noch gegenwärtig in Roserres herrsclien, sind ihrer Sprache, ihren Sitten und ihren äussern körperlichen Formen nach, wie die Barabra und Bischariin , ein ethiopisches Volk, einerseits, besonders an der Nordgrenze ihrer heutigen Wohnsitze, stark mit den Arabern, andrerseits, namentlich in Roserres bis Fas- soki, stark mit Negervölkern vermischt, daher die verschiede- nen Nüancirungen ihrer Farbe und ihrer Gesichtsformen, welchen nach sie voUendeteUbergänge in beide Völker bilden. Wie irrig Bruce daran ist, die Fungi mit den Schilluks zu vef- wecliscln, habe ich bereits S. 479, II, 1 gezeigt. .150 Meiner früher geäusserten Ansicht zu Folge dürften zwar die Fungi, wie die Gondjaren , ein ethiopisches Volk ans Darfur und von dort durch Kordofan über den Bacher elAbiad nach Sennaar eingedrungen seyn. Dieser Ansicht stellt sich aber eine zweite Frage an die Seite, nämlich die : ob wohl das Wort „Fungi" eine nationale und nicht wie das Wort „Schan- galla" vielmehr eine allegorische Bedeutung habe? * und wenn dieses der Fall wäre, ob nicht diese Fnngi vielleicht die alt- ethiopischen Einwohner von Sennaar sind, die sich nur zu An- fang des IC. Jahrhunderts von der Herrschaft der Araber ■wieder frei machten, Sennaar wieder eroberten und nun neuer- dings unterjocht und verdrängt sich in den Süden der Dsche- sii'ah gezogen haben ? Wenn dieser Aufstand sich im Westen des Landes sollte entwickelt haben, so könnte diess allerdings auch Veranlassung zur Sage von einem Einfalle von dorther gegeben haben, ohne dass von der Einwanderung irgend eines fremden Volkes wirklich die Rede dabei seyn könne. Darüber zu entscheiden bleibe jedoch Geschichls- und Sprachforschern vorbehalten , die berufen sind , einst diese räthselhaften Ver- hältnisse aufzuklären. Welciien Einfluss dieser Fungikrieg, in dessen Folge das Fungireich Sennaar seine Herrschaft von Fassoki bis Dongoia und vom Westrande Abyssiniens bis an die Ebenen von Darfur ausdehnte, gleich von vorn herein auf Kordofan hatte, ist bei dem Geschichtsdunkel, welches auf diesem Lande liegt, unbe- kannt und wir wissen nur mit einiger Gewissheit, dass Kordo- fan um die Mitte des IS. Jahrhunderts, bereits vor der Ankunft Bruck's in Sennaar, ein an das Reich Sennaur tributäres Land war. Diese politischen Bande müssen jedoch sehr schwach gewesen seyn , indem Sennaar seiner Oberherrschaft über Kordofan mehrmals mit den Waffen Achtung verschaffen musste , wohin z. B. der Feldzug des Seunaar - Häuptlings Scliech ISassib im Jahr 1779 gehört, von welchem Pallme erzählt. — In die Periode der Fungiherrschaft datiren sich auch die Einwanderungen ethiopischer Stämme ans Nubien nach Sennaar und Kordofan, so die Barabra aus Berber, die Dongolaui oder Danakli aus Dongoia. Wenn auch Kordofan * Bruce glaubt: „Herrn, Sieger, freie Bürger". Bd. IV, S. 462. .151 mittelbar unter Fungilierrsciiaft stand , so scheinen dieselben in nationeller Beziehung sich nie in jenem Lande festgesezt zu haben, und das arabische Piinzip blieb daselbst fortan das überwiegende. In Sennaar hingegen wurden die Araber im ersten Sturme von den Fungi förmlich erdriickt, aber nicht lange, so nnteilagen die wilden Fungi neuerdings den geistig hoher stehenden Arabern, und wir sehen hier einen der Fälle, wo der durch Waffengewalt Besiegte den Sieger durch geisti- ges Übergewicht verschlingt. Die Fungi ergaben sich bereits in den ersten Jahren ihrer Herrschaft dem Islam und endlich wurden sie in Sitten, Sprache und Denkweise förmliche Araber, ihre urspri'ingliche Individualität verschwindet mehr und mehr; schwer, ja unmöglich ist es bereits hie und da eine Grenze zu ziehen und nur im südlichsten Theile des alten Sennaar in Roserres, am Tabi , am Koely sehen wir die Fungi noch am reinsten, au Zahl zwar weit unter den Negern , dieselben je- doch beherrschend. In Fassokl verschwinden heut zu Tage die Fungi bereits unter dem überwiegenden Einflüsse der Neger und von dort an südlich ist, wie in Nuba und Teggele, reines Negerthum. Die Herrschaft über Kordofan scheint den Fürsten von Sennaar vom Beginne her manchen Streit mit jenen von Darfur zugezogen zu haben und das schöne Weideland lag gleichsam als Zankapfel zwischen sie hingeworfen. Melek IMusallem führte zu Anfang des 19. Jahrhunderts die (londjahren aus Darfur nach Kordofan und eroberte dieses Land im Namen seines Herrn , des Sultans von Darfur, M<.'HAM]MED Ibn Fahdel. So w ar nun Kordofan förmlich unter die Herrschaft von Darfur gelangt und blieb darunter bis zu der Schlacht bei ßara im Jahr 1S20", in Folge welcher der siegende MoHAMMED-Bey-el-Defterdar das Land im Namen des Vizekönigs von Egypten in Besitz nahm — und auch sogleich mit der Verwüstung desselben begann. Sennaar wurde von der egyptischen Armee unter den Befehlen des IsMAEL-Pascha und IßRAHiM-Pascha zur nämlichen Zeit erobert und längs dem Bacher el Ablad bis Eleis, so wie längs dem B. el Ahsrak bis Roserres förmlich unterworfen un4 zur egyptischen Provinz * Vorn S. 130. 352 gemacht; die Beherrscher von Roserres und Passoki wurden aber als solche belassen , jedoch in einer tributären Stellung bis heut zu Tage erhalten. So haben Avir nun Kordofan als egyptische Provinz mit egyptischer Verfassung vor uns, welche leztere wir im Laufe dieser Reise bereits hinlänglich kennen lernten , deren Wir- kungen und Folgen anzuschauen wir hinlänglich Gelegenheit fanden und noch finden werden*. Das Prinzip der egyptischen Regierung spricht sich auch in Kordofan durchaus als kein eriialtendes, sondern vielmehr um zu den Mitteln für andere Zwecke zu gelangen , als ein rein zerstörendes aus. Die Zukunft des Landes ist daher in keiner Weise sicher gestellt und eine weitere Ausdehnung der Eroberungen , nach vollendeter Ausbeutung der gegenwärtig noch zu Gebot stehenden geringen Hülfsquellen des Landes, steht eben so gewiss als nothwendig in Äussiciit, wenn nicht früher die auf Schrecken, keineswegs auf wirkliche Kraft oder Übermacht der Eroberer gebaute egyptische Herrschaft einen solchen Ausgang nimmt, wie ihn die Denkweise der Einge- bornen für den Fall schon lange andeutet, wenn die energische Hand erschlafft, welche gegenwärtig die Zügel führt. Durch die Vorbereitungen zu diesen Eroberungen steht Kordofan seinen südlichen und westlichen Nachbarn feindlich gegenüber, und die barbarischen Sklavenjagden gegen die Nuba-Neger sind ebenfalls ein fortdauernder Krieg, wie die dem Abu Medien bezüglich seiner Thronpiätendentschaft in Darfur gegebenen Hoffnungen als die Einleitung zu einem zu- künftigen Krieg zu betrachten. Sollten diese Läwder sich hin- gegen beifalleu lassen ein Prävenire zu spielen 5 ich glaube kaum, dass bei der herrschenden innern Stimmung die egyptische Macht einem solchen Stosse von Aussen widerstehen könnte. Dieser Geg'enstand von einer andern Seite ang-eschen in : „Aus Mehemed-Am's Reicli. Vom Verfasser der Briefe eines Verstorbenen, Stuttgart 1844." Welche Seite der Anschauung die richtige ist , wird dem klar, der mit gesunden Augen Mkhemed-Ali's und der Seinen Wirken an Ort und Stelle sieht. Ist auch der Ausgang der Thoreii Orakel, so darf derselbe doch auch den Vernünftigen nicht als blosser Zufall erscheinen. Keine Wirkung ohne Ursache und keine Prostitution ohne eigene Zuthat. 353 Zu den bereits im Laufe meiner Reise angefiihrten Be- merkungen über Sitten und Gebräuche der Bewohner von Kor- dofan und Nnba, über die unter ihnen herrsehende Religion, über ihren Handel und ihre Bodenkultur u. s. w. habe ich hier um so weniger etwas hinzuzufügen, als den gleichen Gegen- stand bereits Dr. Rüppkll und vorzüglich Pallme in seiner Beschreibnug von Kordofan so ausführlich und wahr behandelt dass mir kaum etwas Neues darüber zu sagen übrig bleibt. Die Angabe des Reisenden Pallme , dass die Nuba keine Götzendiener sind, kann ich nur bestätigen und durch die Aus- sagen meines Nnba-Neger Selim dürfte ausser Zweifel gesezt seyn, dass die Religion dieses Volkes in einem mit mancherlei Aberglauben gemischten Deismus bestehe. Die Nuba geben keinem materiellen Wesen eine göttliche Verehrung, sie haben keine Priester und keine bildliche Darstellung- des Übersinn- lichen. Die am meisten in einer gewissen Art von Kultur vor- gerückten Stämme dieses Volkes sind die Nuba, welche das eigentliche Teggele und jene, welche das Gebirge Debri be- wohnen. Die Nnba von Teggele, grösstentheils einem modi- fizirten Islam ergeben, sind kriegerisch und industriös, treiben Viehhandel, erzeugen Baunivvollenzeuge und waschen Gold, die Nnba von Debri sind als Handelsleute im Lande bekannt, sie erzengen das wirksamste Lanzengift, und au sie, glaube ich, niüsste man sich wenden, wollte man als Einzelner durch fremde Vermittlung weiter gegen Süden vordrino-en. Im übrigen sind die Nuba bedeutend wilder als die Neger am blauen Flusseundam Tuniat; ob jedoch unter ihnen Stämme sich finden, welche Menschenfleisch essen, eine unter den Türken und Arabern ziemlich allgemeine und vielleicht durch die Nuba selbst hervorgerufene Sage, indem sie, wie ich micii oft überzeugte, bei etwas lebhaftem Appetit gräuliche Dinge ohne allen Ekel verzehren , z. B. Aas von Thieren jeder Art u. s.w., zweifle ich und habe diese meine Zweifel bereits vorne S. lÜO näher begründet. Das Kapitel von Menschenfressern scheint übrigens in Central-Afrika eine stehende Erzählung der Eiiigebornen zu seyn. Fast jeder Reisende hörte sie und kei- ner noch hat den eigentlichen Herd des Faktums getroffen. Mir wurden die Nuba von den Gebirgen Turban und Njukur Kus» »gger, ReUfii. II. Bd. 2 Thl. 2U 354 und vor Allem die sogenannten Njem-Njein als Kannibalen geschildert. Leztere sollen südlich von Nuba , jenseits des Keilak wohnen. Ähnliches erzählte man Browne von den Bewohnern des Landes Gnum *; dem Kapitän Clapperton von den Jem-jem, den Bewohnern des Landes Jakoba ** ; dem Reisenden Pallme *** von den Banda-niam-niam im Lande Banda u. s. w. Diesen gleichlautenden, in den entferntesten Ländern, zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Quellen geschöpften Nachrichten zu Folge, scheint allerdings an der Sache etwas Wahres zu seyn, und dadieBezeichnnngen Njem-Njem, Jem-Jem, Niam-Niam durch ihre Ähnlichkeit auf eine allgemeine Bedeutung dieses Ausdruckes schliessen lassen, so lässt sich vermuthen, dass in den von Europäern noch nicht besuchten Ländern des Innern sich mehrere und unter sich ganz verschiedene Völker befinden, welche jenen scheuss- lichen Gebrauch besitzen und allgemein mit einem Aus- drucke bezeichnet werden (Njem-N jeni etc.) , der die allge- meine Bedeutung „Menschenfresser" hat und nicht der Name einer Nation ist. — Ein zweiter noch unerforschter und sehr interessanter Gegenstand ist, dass ebenfalls den meisten Rei- senden inCeiitral-Afrika von weissen oder wenigstens von licht- braunen Völkern erzählt wurde , welche dem Äquator näher und mitten zwischen Negervölkern oder jenseits derselben wohnen sollen. Da nun die neuesten französischen Reisenden auf dem Bacher el Abiad , jenseits der Schilluk- und Dinka- Neger, wirklich wieder auf eine braune Menschenrasse, wahr- scheinlich Gallastämme, gestossen sind , so scheint es aller- dings, dass eine solche von den Negern ganz verschiedene und vielleicht mit den Gallas und den Fellatahs verwandte Nation die Äquatorialländer im Innersten von Afrika , wenigstens zum Theil, bewohnt. Auch wäre es möglich, dass wir es hier mit verdrängten, altethiopischen Völkern , oder mit gänzlich unbekannten Lrbewohnern zu thun hätten und auf jeden Fall bildet dieser Umstand eine Überzeuo-nno" mehr, welche ■■' Brownk's Rpiscn. Deutsch. Weimar 1800, S. 364. '■'■^ BfSf hreibiinj^ der Reisen und Entdeckungen etc., von Denham, Clapperton und Oudney. Deut.sch. Weimar 1827, S. 513. :;=»* Beschreibung von Kordofun etc. Stuttgart 1843, S. 215. 355 wichtige Entdecknngen wir noch im Innern zu erwarten haben, daher die Wissenschaft nur sehnlichst den Wunsch ausspre- chen kann: vorAvärts, mit Mnth und Ausdauer* ! Bereits vorne S. 174 habe ich bezüglich der Nnbasprachen meine Ansicht dahin ausgesprochen, dass ich dieselben in drei Klassen theile, n<ämlich in die Scheibun-, Teggele- und Kulfän- sprache. Von den beiden erstem, so wie von der Sprache, welche am Koldadschi (Gebirge Kadero) gesprochen wird, gibt Dr. llüppELL in seiner Heise in Nubien , Kordofan etc. S. 370 ff', eine Reihe von Sprachproben. leb lasse hier das Wörterverzeichniss aus der Kulf;insprache folgen, weiciies Selim, den wir bereits kennen, ein geborner Kulfän-Neger, selbst verfasste und bei dessen Vergleichung mit dem Wörterver- zeichnisse aus der Koldadschisprache des Dr. Rüppell auf den ersten Blick hin sich zeigt, dass die Koldadschisprache mit der Kulfänsprache auf das innigste verwandt und wahrschein- lich nur ein blosser Dialekt derselben ist: zugleich aber auch, dass die Koldadschisprache viel mehr arabische Worte in sich aufgenommen hat als es bei der Kulfänsprache der Fall ist, was sich durch die grössere Nähe an Kordofan und durch die häufige Berührung der Kadero-JNeger mit Arabern von selbst erklärt. Wörterverzeichniss aus der Sprache der Kulfän-Neger im Lande Nuba. Deutsch. Kulfan. Deutsc/i. Kulfän. Vater Apa. Bruder Onto. Multer Aja. Schwester Anetan. Grossvater Ananeag'an. Wasser Oto. Gi'üssmufter Ananenenen. Feuer Ika. Onkel Onuntu. Brod Kall. Mensch Indie. Milch Est. Mann Korto. Fleisch Faje. Frau Eto. Holz Ori. Knabe Tono. Bauch Toh. Mädchen Terdo. Brust Oko. Die gar so kaukasisch klingende Mittheilung von den blauen Augen der Bandaniamniam , ^velche Pai-lme in Kordofan erhielt, mag wohl doch eine der gewöhnlichen arabischen L)bertrei)»nngen seyn. 23 * 35(> Deutsch. Kulfan. Deutsch. Kulfaii. Fuss Kot. Kalb Kote. Finger Osic. Esel Odu. Kopf Or. Pferd Koss. Augen Kalto. Elephant Obul. Ohr Ulsa. Afle Nakono. Nase Ojon. Hund Bull. Mund Awol. ScJiwein Kizan, Leinwand(Bauni- Schlange Kobul. wollenzeug) Keto. Kröte Towar, Haut Dor. Sperling Kandeto. Bein Feni. Katze Kodrazie. Blut Ohr. Giraffe Sap. Messer Fatnr. Kamel Kala. Zahn Kotudo. Hase Udulando. Zunge Sado. Strauss (Vogel) Tidam. Haar Telde. Maus Kume. Arm Osiene. Schaf Ortidn. Hand Onto. Hiihner Doto. Gott Bell. Gazelle Kel. Himmel Are. Igel Kunanan. Stern Odo. Skorpion Iriin. Mond Nonto. Gro.sse Spinne Raar. Priester s Fliegen Wiedeto. König CiL Öl Te.ss. Berg Kudu. Maia Ariuie. Stein Kakar. Feigen No).ni. Erde Weda. Dattel Entü. Felder Eje. Baum Koto. Garten Massa. Getreide Wie. Sand Tor. Butter Scno. Haus Call. Dura (Hirse) Kurdn. Dorf Itaguli. Salz AriscIe. See Artukas. Baumwolle Aka. Fluss Torha. Sklave Kali. Brunnen Koldo. Hemd Ketono. Henne Kokordo. Schuhe Faito. Taube Titum. Sclnvert Sibet. Ziege Ogot. Lanze Konuil. Lamm Orti. Schild Kaiu. Kuh Teh. Glasperle Delto, Besteht hiefür kein Wort in der Kulfäusprache. 357 Uciitscli. Eisei» Serto. Re^eu Op. Wind Erso. Stioliiiiattp Neide. Zelt Ketukol. Glas - *. Taa (Zeit der Taof.shelle) Top. Nacht Faler. Sonne Eis. Taa: (als Ein heit HcrZeiteinth eil.) V^onj^. Moifi^en Zirin. (jbmnorgeii Oo;anionzirin. Heute Kneur. Jezt Ky-t(ilo. Woche Canda. Abend Etie. Gestern Wal. Vorjiestern Spat Frühe Immer Nie Monat (Mondmo- nat) Willion. Kai. Wala. Honi. Knelnalde. Nonto - Kunnol- long-. Deutsch. Kiilfnn. Jahr Ougr. Sonneniinteif^ana; Essulon. Sonnenanff^ang Esollon. Mittag; Ular. Mitternaciit Zirin-faler *". Stunde •■.":'« Rcf^enzeit Ili. Trockne Jahres- zeit Sonzolon. •Sonntao; Wendeon. Montag Alon. Dienstag Ogancni. Mittwoch Willon. Donnersta»- Gralunion. Freita- Candanion f. Samstag Warganion. Schwarz Uri. Weiss Ori. Roth Kele. Blau Te. Grün Tedo. Gelb Ciri. Braun Ciri. Lang Dohi. Kurz Serdo. * Dafür besteht kein Wort, was auch für Geld, Flinte, Schie.ss- pu'ver u. dgl., den Kulfiin- Negern noch unbekannte Gegenstände, der Fall ist. Sehr schön konstruirt aus Morgen — Nacht: „Zirin-Faler" als zwischen beiden im Mittel liegend. **^ Besteht kein Wort, weil die Eintheilung des Tages in Stunden nicht stattfindet. t Bei den Kulfkn Negern beginnt die Woche mit dem Freitag, der daher die Stelle unseres Sonntags einnimmt und Candanion, „Tag der Woche", von Canda (Wociie) und Veong (Tag) genannt wird. Mittwoch bezeichnet sich daher als Willon , d. h. der vorgestrige Tag mit Bc- zieiunig auf den Freitag. Diese Art die Wochentage zu zählen scheint den Kulfän-Negern erst durch die Verbindung mit den Anhängern de.s Islam, mit mohammedanischen Pilgern (Tekayrne), mit Dongoia und Kor- dofan-Kauflcuten n. s. w. eigen geworden zu seyn. 358 Deutsch. Kutfaii. Deulscli. Kiilfan. Sciliilutzig; (un- Nein Teincere. rein) Tua-uri ( Nicht Ti'incere. Rein Tua-ori \ Nichts Fallene. Gut Köndj. der To =■=*-. Besser Kenedin. die Tütendo. Sehr gut Köndo. das Ta. Gross Knordo. ein Berbera. Sehr gross Indiknordo. eine Bcrbcrdo. Wenig Watene. ein Berbera. Schlecht Belo. ich Ana. Sehr schlecht Beiono. du On. Viel Endeere. er Tordo. Mehr Endcerene. wir Ani. Sehr viel Indicndcere '•'■', ilir Uni. Klein Watono. sie Tordi. Sehr klein Indi watono. uns Ana. Sehr Indi. euch Undel. Rechts Wenn. für uns Anen-ta-na. Links Nel. für euch Aijno-tana. Gerade aus Kelohisa. Anergana. von uns Schön Köndin. von euch Zwawe. Hässlich Belo. mit uns Twe-cea. Vorn Orko. • . 1 Cea. mit euch Hintrn Kalkal. Ona. mein Seitwärts Wuran. dein Kokina. Hier Anel. sein Elagena, Dort Ongär. Ona. unser Oben, auf Tua. Hu na. euer ' Genug Tuai. von mir Angiri. Wann ? Nondor. von dir Torkonona. Warum ? Na. für mich Kotanin. Von da To ka-Kandua. für dich Kokinani. Dahin Qngako. Ja Tacere. Ich bin Zware. * Merkwürdig! Der Kulfän-Neger sagt : du bist oben auf oder von aussen „schwarz", in der Bedeutung schmutzig und „weiss" in der Be- deutung rein. ** Ich glaube auf die regelmässige und unregelmiissige Bildung der Vergleichungsstufen bei den Beiwörtern aufmerksam machen zu müssen. **=" Der Artikel wird dem Worte nachgcsezt und angehängt , z. B. Tifuni (Taube) — Titumto, die (der) Taube. 359 Deutsch. du bist er ist wir sind ilir soyd sie sind i( li bin ^cweseu iih werde seyn ich habe du hast er hat wir haben ilir liabet sie Ilaben ich werde du wirst PS gibt es hat gegeben es gibt nicht komm her er ist früh ge- kummen Sollen müssen lieben ich liebe du liebst idi kann heirathen gehen stehen singen reden schweigen hauen stechen morden rauben lauten maclicu essen Kulfaii. Ass. Tordo-naswan. Aniiiin. Uninin. Kuniani. Zuavve. Toccre. Vale. Vali. Valon. Anivalen. Univalen. Tordinievalen. Tucerc. Zusan. Othinion. Othinnalon. Zusemenzan. Twes. Wala - Wala- Tolno. Onemon. Tincere. Ware. Ana wäre. On wäre. Tasere. Ede. Gnahi. Tewi. Ware ". Wie. Wemini. Lugi. Serki. Corkiunlan. Tuari. Dorci. Sori. Koli. trinken reiten kommen sitzen liegen bringen (etwas) schlafen aufstehen wachen kaufen verkaufen der erste (in der Reihe) der lezto derlezte(iniRang) ganz halb viertel eins zwei drei vier fünf sechs sieben acht neun zehn eilf zwölf dreizehn vierzehn fünfzehn sechszehn siebenzehn achtzehn neunzehn zwanzig dreissig KuKan. Dia. Kuji. Tues. Aki. D'zeri. Kotanin. D'zerbolon. Di. Kornje. Zani. Zanalon. Orfanitolon. Toino =■'•■. Kai. Turdu. Bizungen. Bisiri. Ber. Ora. Toju. Kcnzo. Tisu. Farzo. Falat. Ebdo. Wet. Bure. Bureberkon. Bureorakon. Buretüjukon. Burekenjukon. Buretisukon. Buref.irzokon. Burefalatkon. Bureebdokon. Hurewetkon. Bureeddukon. ßureburctojukon. Für singen und lieben ein Wort. Wie es scheint gleiohbedeutend mit „der Gekommene". 360 Deutkcli. KiilOin. ütHtsch. Kiilfaii. vierzig» Burcburekenju- si ('bonzig niirolnirefalatkon kon. achtzig Bnreburnrbdokon fünfzig Biirebiiretisukon. neunzig Bnreburewctkoii. scchszig Bureburefarzo- liiindeit Burebureeddukon kon. lausend - "-. Aus diesen Proben der Ku!f;iii-Nnba-Spiache ersehen wir, dass man es mit einer zwar rohen, aber durchaus nicht Bildungs- unfaiiigen Sprache zu thun hat, welche auch, wie sie gep^en- waitig vorliegt, einen feineren Organismus wahrnehmen läs'^t, als man ihn in der Sprache eines wilden Negervolkes vei muthen sollte. Vielleicht dürfte es einem oder dem andern Sprach- foischer, der das Sprachenchaos von Central-Afrika zu seinem Studium wählt , nicht ungeeignet erscheinen, diese wenigen von mir hier gegebenen Elemente der Kulfänspiache weiter zu verfolgen und festzustellen, wobei ihm Selim als beste Uuelle gewiss bereitwilligst an die Hand gehen wird. Bemerkung. Bevor ich mit dem fünften Abschnitte dieses Theils meine zweite Reise in Ost-Sudan beginne, muss ich des ersten Bandes dieses Reisewerkes wegen einen Sprung nach Kleinasien zu- rück mnchen. In den Jahrbüchern der Literatur , Bd. 10(5. Wien IS44 und in den zunächst vorhergehenden Heften hat eine berühmte Feder mein Reisewerk einer langen Rezension gewürdigt. Unter den vielen, wie gewöhnlich zum Tbeil gegründeten, zum Theil nicht gegründeten, auch ganz falschen Bemerkun- gen, die darin vorkommen und die ich hier füglich übergehen zu dürfen glaube, sind jedoch auch einige, die ich der geogra- phischen Kenntniss der Länder am Taurus wegen nicht um- gehen darf. So hörte ich z. B. den bekannten und in neuester Zeit be- festigten Kngpass des Taurus, durch welchen die Strasse von '"'' Hicfür besteht kein Wort und ohne Zweifel auch kein Begrift'. 3C1 Adaiua zulsclieii dem Bulgiir Dagli und Raffhir Dap^h über Erekli nach Koniali führt, von keiner Seele ani Taiirns^Ciuelik", sondern diiichans „Gülek" nennen : so kann ich alte Bnigen, über deren Poitalen sich noch hente die Wappen von Genna oder von Venedif^ befinden, nicht geradeweg' für sarazenische Banwerke erklären ; so haben der Seihnn nnd Dschihnn ver- schiedene IMündiingen , ^voran in Tarsns nnd Adana Niemand zweifelt, was anch schon d'Anville behauptete nnd was schon desshalb in der Oidnnng seyn dürfte, weil beide Flüsse in ihrem nntersten Lanfe dnrch das Gebirge Karadasch von ein- ander getrennt sind. Ich hielt «lie Sache für so ausgemacht richtig, dass ich mich, der ich doch ganz nahe an den Mün- dungen dieser beiden Flüsse war und i\en Seihnn bei Adana, den Dschihun bei Messis selbst passirte , nicht bis zum Ans- flnsse derselben begab. So liegt el Bostan oder el Bistan wirklich im (inellengebiete des Dschihnn und ganz in der INähe dieser Qnellen , nnd geben Abulfeda, das Menasik nnd Dschüwinnma hierüber andere Daten, so scheinen diese offen- bar nnriclitig nnd das in vorliegender Rezension auf ihre Basis hin Gesagte mehr rhetorisch schön, als geographisch orientirt zn seyn. Hingegen mache ich hier selbst auf einen wirklichen Fehler meiner Karte desTaurns aufmerksam, der mit manchem Andern der erwähnten Rezension ganz entging und der mir leider selbst erst nach vollendetem Drucke auffiel. Dieser ist nämlich die zu starke Strafirnng des Terrains an der Route v<»n Kasanlie überTaisus und Adana nacji JMessis, von da nördlich bis Siss und am rechten Ufer des Dschihun bei Anasarba. Man kommt dadurch auf die Vermnthung, das Land sey bergig, während dasselbe nur eine wellige Ebene darstellt, hie nnd da mit einer isolirten Bergkuppe. Fünfter Absclinitt Zweiter Aufenthalt zu Cliarduni. 1) Oescliiclitliches ^vUltrend des Aufentlialtes in der Reg-enzeit int J. ISS?, f^efaltren des Klima, Vor1>e- reitung^en zur zweiten Reise im Süden. Die Mittagssonne des 23. Juni 1837 brannte senkrecht anf unsere Köpfe nieder, als unsere Matrosen die Dahabie am schlammigen Ufer befestigten und wir mittelst eines vom Schiffe an's Land geworfenen Brettes schnell den Boden von Chardum wieder betraten. Kein Mensch war zu sehen, die Gluti» des Tages bannte die Bewohner in ihre Häuser und Toguls, die Stadt war wie ausgestorben. Tschausch Abdallah wurde in den Palast CnuRSCHiD-Paschas gesandt, um daselbst unsere Ankunft zu melden und uns zugleich eine Wohnung zu verschaffen, wir übrigen aber, wohlvvissend, dass der red- selige und nun von weiten Reisen zurückgekehrte Abdallah derlei Kommissionen nicht im Sturmschritte abzumachen pflegt, begaben uns in das dem Ufer ganz nahe liegende kleine Magazin, wo wir alle unsere zurückgelassenen Effek- ten aufbewahrt hatten und wozu wir die Schlüssel besassen. Wenn auch nichts weniger als ein Salon, so war dieser Raum doch kühl, und da wir bei Musterung unserer Hab- seligkeiten auf ein kleines Kistchen mit echtem deutschen Rheinwein stiessen, den wir für unvorhergesehene Fälle sorg- fältig aufbewahrten, und zugleich das Schicksal einige Ci- garren-Vorräthe uns enthüllte, so stand uns unser graues, moderiges Magazin noch viel höher, als der erste Gasthof am Rhein. Ich sass gerade hoch auf einem Pflanzenpacke 363 lind zündete mir meine Cig-arie an, als Abdallah mit mehreren Bekannten eintrat nnd mir mit Wehmntii erzäiilte: 2;eiiört zu liaben ich sey am B. el Abiad gestorben. Mit altklassischer Todesveraciitnng; forderte ich von meinem Packe herab nähere Ansknnft iiher mein irdisches Ende und es klärte sich die Sache dahin auf, dass es nur eine unliebsame Verwechslung mit dem Koche Giovanne war , und man in Chardum statt diesen mich selbst als todt ausgeji^eben hatte. Durch die Verschuiegenheit unserer Araber kam die Stadt erst nach einer Stunde in Kenntniss unserer Ankunft nnd der erste Europäer, der uns mit seinem Besuclie beehrte, war BoREANi. Der alte Ginsberg am Tauriis war gestorben und nachdem Boream mit einiger AbweicKung- vom bekannten „de mortuis nil nisi bene" dem Alten eine nicht unkräftige Leichenrede gehalten hatte, gingen wir auf das Neue des Tages i'iber. Der Sultan INemmzaui, von dem uns die egypt, Offiziere zu Menscherah am Bacher el Abiad bereits erzählt hatten, war, wie vermuthet, kein Anderer als Fürst Pückler-Muskau; leider aber war der Fürst damals abwesend und mit seiner Dahabie noch in Woad-Medineh, von wo man ihn täglich er- wartete. Hingegen lag sein Leibarzt, der bekannte Dr. Koch aus Alexandria, krank in Boreani's Wohnung zu Chardum. Wir besuchten ihn und fanden ihn sehr leidend, in einem Be- sorgniss erregenden Zustande*. Bei Boreani fanden wir auch Nachrichten von unsern Freunden Pruckner und Dr. Veit. Die lezten waren aus Korosko datirt und gaben uns ein traniiges Bild der Leiden, welche sie während ihrer Reise aus- znhahen hatten. Beständig krank , lagen beide längere Zeit in Dongola in einem, wenn auch nicht gerade hülflosen, doch immerhin in einem trostlosen Zustande und erreichten nur mit unsäglicher Mühe Korosko, von wo sie ihre Reise auf dem Nile, und somit auch mit weniger Beschwerden, fortsetzen konnten, als es bis dahin, grössteiitheils auf Kamelen, möglich war. — Gegen diese Leidensbilder der klimatischen Ein- wirkung stach der Anblick des Reisegefährten Boreani's, eines '■' Laut Zeitungstiacliricliten ist Dr. Koch als Leibarzt des Achmed Pasdia Menikm im Jahre 1844 zu Chardum gestorben. .564 jungen Piemontesers Namens Giovanni Vollonera , seltsam ab. Der lebendige Änsflnick bliihender Gestnidlieit nnd reger Munterkeit nahm sieli Giovanni zwisrben unsern fiebergelben Gesichtern wie die Hoffnung mitten in trauriger Gegenwart ans nnd die heitere Gemiithlichkeit dieses Mannes, der die ganze Tour am blauen Nile später mit uns zusammen machte, lebt jetzt nach Jahren noch in schöner Erinnerung fort. BoREANi sowohl als sein Gefährte beschäftigten sich damals ausschliesslich mit Sammeln und Präpariren von Thieren. Tags darauf gingen wir zu CnuRSCHiD-PascIia , den uir aber so leidend fanden, dass wir uns gleicli wieder empfahlen. Auf seinen Befeiil wurde uns ein sehr grosses Hans mit Hof nnd Nebengebäude zur Wohnung angewiesen. Alle Bequemlich- keit, welche man hier zu Lande von einer Wohnung fordert, war da vorhanden, nur ein Umstand, den wir in seiner Fülle erst später ganz kennenlernten, berührte uns unangenehm, nämlich das Vorhandenseyn einer unglaublichen Menge Unge- ziefer aller Art, besonders grosse Skorpionen , Taranteln nnd Ameisen jeder Farbe und Grösse, welche leztere ganz anders zu beissen pflegen als ihre harmlosen, europäischen Kollegen. Ich zog gegen leztere, die mich im buchstäblichen Sinne mehr- mals aus meinem Zimmer verjagten, wenn sie in ganzen Scliaaren plötzlich aus der Lelimmaiier oder dem Lehmboden hervor- brachen, mit Feuer nnd Wasser zu Felde, doch vergebens. Vielmehr schien es mir, ich machte sie durch diese Verfolgung nur noch schlimmer, bis sie endlich plötzlich , ohne eine mir bekannte Ursache, von sich selbst ausblieben. MusTAPHA-Bey, der frühere Befehlshaber in Kordofan, be- fand sich schon seit einiger Zeit inCliardiim, wo er gleich- sam als Vize-Gouverneur und I>!ilitär-Kommandant von Sudan dem kranken CHURSCHiD-Pascha ad latus gegeben war. Be- sMmmt, unsern nächsten Feld/ug nach der Regenzeit nach Fassoki zu kommandiren, war er für uns eine Person von holier Wichtigkeit. Ich lernte in ihm einen der gebildetsten und humansten Türken im Umgange kennen, welche ich je getroffen habe, und seine genaue Landeskenntniss war für uns von grossem Interesse. MusTAPHA - Bey war während unserer Abwesenheit in 3(>r» Koi«lofaii nacli Kalahat* gezogen, um (lasell)st die Aliyssinier, die sogeiiaiiiiteii Makadi, für iliien Kinfall in ScMnaar zu züclitigen , mnsste jedoch der Regenzeit Avegen von dort zu- rückkehren, ohne den Feind gestraft zu haben. Die erste Veranlassung zu diesem Kriege gab die Bruta- lität des türkischen Befehlshabers an der Grenze, des äcmmed- Kascheff, mit welcher derselbe gegen seine INachbain jen- seits verfuhr. Häufige Sklavenjagden , Beraubung und Ent- heiligung ihrer Kirchen , verbunden mit der diesen Truppen ganz eigenthümlichen Feigheit, dort wo sie auf Widerstand stossen, brachte die Makadi auf den Gedanken, sich dieser unangenehmen Gäste zu entledigen, und nachdem sie drei Jahre darüber nachgedacht hatten, übeifielen sie Avirklich unter der Anführung eines Häuptlings aus dem altabyssinischen Ge- schlechte der Coufu, den die Türken stets nur den General CoNFU nannten, ohne seinen mir unbekannten Vornamen beizu- setzen, unvermuthet die egyptischen Truppen , naiinien i\ei\ Bimbaschi, den Anführer der dort stationirten Mograbi und mehrere Offiziere gefangen, welche sie nach Gondar abführten und sollen ungefähr 2it0 Mann Soldaten getödtet haben. Für die Offiziere verlangten die Makadi grosse Lösegelder, welche auch die Mograbiner für ihren Anführer sogleich erlegten, der aus seiner Gefangenschaft daduich befreit, fast zur selben Zeit in Cbardum anlangte, als wir von Kordofan daselbst ein- trafen. Nicht so die egypt. Regierung, welche, ihre OfHciere noch lange in Gondar gefangen sitzen Hess, vielleicht in der Hoffnung, sie für billigeres Geld zurück zu erhalten. Mit den gemeinen Soldaten machten die Makadi kurzen Prozess, sie wurden sammt und sonders auf eine grässliche Art ver- stümmelt und entmannt. Die abgeschnittenen Membra nahmen die Makadi nach Laudessitte als Trophäen mit , wie die Roth- hänte die Skalpe der Überwundenen. Im Spitale zu Cbardum sah ich zwei dieser Unglücklichen. Die Operation ward mit einem scharfen , krummen Messer gemacht und damit begon- nen, einen Streifen Haut vom Nabel bis zum Membrnm abzulösen, worauf erst die gänzliche Lostrennung mit einem Schnitte vor sich ging. Besinnungslos stürzten diese Beiden * Vorne S. 230. in einen mit Wasser und Schlamm gefüllten Graben , kamen da wieder zu Sinnen , bedeckten mit Sclilamm die grausen- hafte Wunde, stillten so die Blutung;, wurden von den ilni{>en in diesem Zustande gefunden und nach Chardum gebracht, wo man ihnen zwar das Leben rettete, aber natürlich keinen Ersatz mehr für den erlittenen Verlust geben konnte, MusTAPHA-Bey, kaum von Kordofan angelangt^ w urde so- gleich an die Gränze von Rhas-el-Fil, wo die Äflfaire statt ge- funden hatte, zur Rache für diese Unbilden abgesandt, jedoch vergebens. Nachdem eine bedeutende Menge der regulären Negersoldaten desertirt war, traf man, an Ort und Stelle an- gelangt, entweder keinen Feind mehr oder denselben in solcher Menge, dass man ihn nicht anzugreifen wagte. Die Armee begnügte sich daher, einige Toguls niederzubrennen und kehrte unverrichteter Dinge zurück. CnuRscHiD-Pascha gab jedoch die Sache desshalb nicht auf und beschloss, in der Überzeugung, während der Regenzeit un- möglich in der Kulla agiren zu können , nach dem Chariff'e selbst den Feldzug dahin zu unternehmen, während Mustapha.- Bey beordert wurde uns Fluss-aufwärts nach Fassoki zu be- gleiten. Bei dieser Gelegenheit bemerkten wir, wie elend es in Ost-Sudan damals mit dem Vertrauen auf die egypt. im Lande stationirte Truppenmacht stand. Nicht nur, dass mau uns in Chardum selbst die Möglichkeit einer Eroberung von Roserres, Sennaar u. s. w. durch die Abyssinier in Aussicht stellte, so sprach man sogar von einer Gefahr für die Hauptstadt selbst, und ich glaube auch, wenn das lumpichte, wegen seiner Feig- heit notorisch bekannte abyssinische Gesindel zur rechten Zeit Chardum berennt hätte, dass ein grosser Theil der egypt. Gar- nison (Negertruppen) auf und davon gelaufen wäre. So standen damals die Angelegenheiten am innerafrika- nischen politischen Horizonte für uns, die wir nach der Regen- zeit in jene Gegenden zu reisen hatten; keine sehr erfreuliche Aussicht, da wir zu unsern Arbeiten nur Ruhe und Frieden brauchen konnten. MusTAPHA-Bey war durch seine frühere Stellung in Kor- dofan mit den Verhältnissen im Nuba- Lande, von wo wir ;)67 gerade kamen , sehr bekannf. Seine Erzählungen gaben uns zwar im Ganzen weniger Neues, alsviehnelir nur Bestättignng dessen, was wir schon wussten; doch eines tJmstandes, dessen er bezüglich der Sitten und Gebräuche der Nnba- Neger er- wähnte, muss ich auch hier Erwähnung thun , weil darin, im Falle er sich bestättigen soihe, etwas sehr Charakteristisches für dieses Volk liegt. Die Nuba sollen nämlich ihre Todten in sitzender Stellung begraben , neben den Verstorbenen eine Lanze und zugleich das eine Ende eines Seils um seinen Arm legen , während sie das andere Ende aus der Erde her- vorragen lassen. An diesem leztern Ende zupfen nun die An- gehörigen täglich ihren Todten und fragen ihn: ob er nicht zu- rückkehren Avolle , da er jedoch ihren Ermahnungen kein Ge- hör gibt, so wird das Seil nach einigen Tagen ganz aus dem Grabe gezogen und derVerstorbene ist für die Seinen verloren. Sehr viel hatten wir in der ersten Periode der Regenzeit, in der \\ir uns gegenwärtig befanden , durch die nächtlichen Chainsiue zu leiden, die in Verbindung mit der lästigsten Hitze (um Mitternacht bis zu 28" Reaum.) mit ganzen Massen von Sand und Staub, die von allen Seiten in unsere Zimmer ein- drangen , deren Thür- und Fensteröffnungen nur mit Brettern verschlossen werden konnten und mit all dem Ungeziefer, mit welchen wir die Wohnung theilten, die Nacht zur wahren Qual machten. Kam noch zufällig der Umstand dazu , dass in der Nähe sich irgend eine Leiche befand und die fanati- schen Rechtgläubigen die ganze Nacht ihr Mohammed ill' allah etc. fortbrüllten bis Geifer vor den Mund tritt und sie ohnmächtig zu Boden stürzen , nach kurzer Erholung aber und nach einer Tasse Kaffe wieder von Neuem beginnen , so war es in der That oft zum Verzweifeln. Unter den wenigen Europäern, welche Chardum damals in seinem Schosse trug und welche fast durchgehends unter der Mittelgattung standen, war auch ein Livorneser , seiner Pro- fession Militärapotheker, seinem Geschäft nach Handelsmann. Für ein wahres Heidengeld übernahm dieser Seitensprosse der Hygieia unsere Proxiantirung für die nächste grosse Reise , erwies uns aber späterhin , als er uns , vor dem Tode flüchtend , in sein Haus am äussersten Rande der Stadt ms aiifnnlim, so manchen Liebesdienst, der uns seine lleclinnn(>'en wieder vergessen maclite und uns dankbar ihm veipfliclitete. Seine hübsche Tochter, die blasse Genofeva, deren Antlitz, um mich orientalischschön auszndiücken, wie die Mondscheibe glänzte, wenn sie voll ist und deren dunkles Äuge noch brennender stach als Chardums Tiopensonne, erschien jeden Augenblick in einem andern Kostiim, bald in der Kleidung eines egypt. Offiziers, wenn sie Gefahr ahnte, bald in der einer levantischen Dame, wenn hohe bis zum Nichtsdenken gesteigerte Geistesruhe sie durchdrang, bald in europäischen Kleidern, in denen sie uns am meisten entzückte, da wir diese Erinnerungen bereits lange hinter uns hatten. So tödteten wir denn, ausser unsern wissenschaftlichen Arbeiten, mit Besuchen die Zeit, die bei CHURSCuiD-Pascha Anstandshalber regelmässig jede Woche einmal statt fanden. Der Pascha befand sich wieder etwas wohler und erzählte uns viel von seinen Reisen am ßacher el Abiad , besonders auch von den Alteithümern , namentlich den Pyramiden, wel- che er daselbst gesehen haben wollte. Alle diese Angaben können in Fürsten PCckler's Werk „aus Mehemed- Ali'sj Reich" '= nachgelesen werden. Ob der Pascha das Erzählte selbst glaubte, lasse ich dahingestellt, ich kann es aber umsowenigcr glauben, da die neuesten französ. Reisenden in jenen Gegenden gar keine Erwähnung davon machen, ich auch bezweifeln muss, ob der gravitätische Türke inChardum wirklich durch die Ver- hältnisse zum Fürsten sich bewogen fand, ja kein Mäluchen zu erzählen und ich mit IIüppell den Grundsatz tlieile, dassein gewandter Blick eines gebildeten Europäers , der Wahrheit sprechen will, hundert Angaben aus türkischen und arabischen Erzählungen vorzuziehen ist**. Zu jener Zeit fanden gerade starke Truppentransporte von Charduni über Sanakin nach liedjas statt ; denn der von Mehemet-äli beabsichtete und zum Theil auch verwirklichte - in, S. 232. ** Selir walirsfheinlicli hat der gute Pasclia piraiuidale Graiiitfelseii für kiin.stliclie Pyramiden angesehen. Ich vervveüse de.s.shalb auf die schönen Formen der Rodochat Berge in Schongollü, die wir später wer- den kennen lernen. 309 Eiobeiiinofszug quer durch Arabien nach Bassora erforderte eine bedeutende Armee, die das von Mensclien entblösste Ef*^yp- len nicht auf die Beine zu stellen vermochte. Dass die Ero- berung von Bagdad im Hintergrunde dieses Beginnens stehen mochte, diirfte nicht zu bezweifeln seyn. Neger-Sklaven Avurden daher in Soldatenjacken gesteckt und durch die Wiiste getrieben. Hunger, Durst und schlechte Behandlung, ver- bunden mit den Strapatzen des Marsches, sollen Hunderte von diesen Rekruten aufgerieben haben, was ich nur um so wahr- scheinlicher finde, da ich das unter aller Kritik schlechte Ver- pflegungs-System egyplischer Armeen durch eigene Anschau- ung kennen lernte. Am I. Juli ward uns eine höchst angenehme Überra- schung zu l'heil. Es war bereits Abends und wir erholten uns in der Kühle unsers Hofes, als ein Mann eintrat, der uns in geläufigem Italienisch die Ankunft des Fiirsten Fückler mel- dete und sich als den Dolmetscher desselben zu erkennen gab. Wir eilten sogleich in sein Haus, das am Ufer des blauen Nils gelegen war und fanden den ausgezeichneten Mann unter der Thüre sitzend , die vom Pascha beorderte Ehrenwache im Hofe aufgestellt. Ein langer, grauer Bart ertheilte dem Für- sten in seinem halb europäischen und halb arabischen Kostüme das Ansehen eines mehr vorgerückten Alters, als sich in sei- ner lebendigen Mittheilungsgabe erkennen Hess. Wir hatten gegenseitig viel einander zu erzählen, wir geistreich befragt, liessen mit eigener Lust unsere Erinnerungen aus Kordofan und Nuba vorüberziehen , der Fürst hingegen beglückte uns dafür mit äusserst interessanten Mittheilungen aus der Zeit seines Beisammenseyns mit Mehemed-Ali und mit seinen An- sichten über Egyptens Gegenwart und Zukunft, welche wir be- reits aus der A. allgem. Zeitung kennen und die sich nun auch im vorne erwähnten Werke mit erneuerter Frische und wört- licher Treue wieder gegeben finden. Dass ich diese Ansich- ten grösstentheils nicht theile, ist ebenso bekannt, als erklär- lich ; denn wir beide schöpften aus sehr verschiedenartigen Quellen, Fürst Pückler entnahm die Prinzipien der egyptischen Verwaltung aus dem Munde Mehemed-Ali's, oder vielmehr sei- nes Dolmetscher-Sekretairs, da 31ehemed-Ah bekanntlich nur Ru SS egg er, Rtisrn. II Bd. '!. Tlil. 24 a7o türkiscli spricht, untl vervollstiindiote sie soilann zum Theile durch die Angaben einiger liöherer Bediensteter des Pascha, theils Europäer, theils Türken. Ich, der ich mich selbst in der vulgären arabischen Sprache etwas Weniges bewegen konnte, las diese Principien und ihre Folgen ans dem Volks- leben und lernte deren Praxis im Geschäftsleben mit der egypt. Regierung kennen, in das mich zum Theil meine Stellung hin- ein zwang. Wer von beiden recht gesehen, recht gelesen, recht gehört hat, möge die öffentliche Meinung entscheiden, was dann am richtigsten geschehen wird , wenn von dem Hel- den unserer getheilten Ansicht längst Niemand mehr etwas zu hoffen und Niemand mehr etwas zu fiirchten hat. Es war schon spät in der Nacht, als wir, in Geist und Ge- müth anfgefrischt, den Fiirsten verliessen. Ein heftiger Sturm tobte und bald darauf brach einer jener tropischen Gewitter- Regen los, bei denen das Wasser in Faden so zu sagen vom Himmel stürzt. Die Feuchtigkeit des Bodens trieb in nnsern Zimmern einige Skorpionen von unerfreulicher Grösse aus ih- ren Schlupfwinkeln , die Phantasie that das Ihrige und der Schlaf floh uns. Am Morgen waren die Strassen vonChardum Pfützen und die grossen Lehmgiuben auf den Plätzen, die zu- gleich den Einwohnern als Kloaken dienten und alles Gräss- liche. Unnennbare enthielten, Seen, in deren kocytischer Fhith die schwarze Jugend badete, schwamm und tauchte und sich des Lebens freute. Mit den einen der beiden kleinen Neger- Sklaven, die mir Dr. Gallina in Kordofan für Hadji-Mohammed in Chardum mitgegeben hatte, erlebte ich eine mir unange- nehme Begebenheit. In Chardum angelangt, übergab ich beide, die kleine Sünderin wie den kräftigen Chamis, dem from- men Hadji, der, im Vorbeigehen gesagt, sich des schlechtesten Rufes zu erfreuen hatte. Chamis kam bald zurück und er- klärte, bei dem Hadji nicht bleiben zu wollen, aus dem sehr einleuchtenden Grunde, weil er ihm nichts zu essen gäbe. Ich nahm den Kleinen daher wieder unter meine Leute auf und schrieb an Gallina, um mir seine weitere Weisung bezüglich dieses Jungen zu erbitten. Hadji-Mohammed foideite den Ne- ger mehrmals von mir, ich jedoch glaubte ihm denselben bis zum Empfang einer Antwort von Gallina verweigern zu müssen. 371 Eines Abends spät g'ui^ Chamis auf einen Augenblick vor die Thiue des Hofes , da packte ihn ein starker Arm am Halse, der Mund wurde ihm fest zugehalten und so der Kleine vor die Stadt geschleppt. Hier sah er sich mit einem grossen Neger allein, der mit ihm den Weg eine Zeit laug in das In- nere der südlich die Stadt begränzenden Sandflache nahm; als es aber anfing sehr stark zu regnen und wahrscheiniicii auch der Furcht vor wilden Thieren wegen, wieder zur Stadt zurück- kehrte. Sobald sich Chamis neuerdings zwischen Häusern sah, fing er an aus Leibeskräften zu schreien, und der Neger, aus Angst ertappt zu werden, liess die Beute fahren. Nach diesem Abenteuer zu Hause angelangt, zitterte Chamis noch am gan- zen Leibe, und lange Zeit war der arme Junge nicht mehr zu bewegen, allein auf die Strasse zu gehen. Die Zeit brachte jedoch auch wieder Muth, und als Chamis einst Nachmittags auf den Basar geschickt wurde, um etwas zu bringen, ver- schwand derselbe und nie sah ich ihn wieder, ungeachtet aller Bemühungen der Chardumer Polizei. Ich zweifle nicht im mindesten daran, d.iss Hadji-Mohammed die Veranlassuug zu diesem Sklavenraube gab und dass Chamis sich in seineu Hän- den befand, doch konnte ich meine Vermuthung nicht erweisen. Verdriesslich blieb die Geschichte schon Gallina's wegen, der uns den Neger anvertraut hatte. Am 9. Juli trat Fürst Pijckler seine Rückreise an. Abge- sehen von dessen hervorragender Persönlichkeit, bleiben mir diese wenigen Tage des Beisammenseyns noch in mancher Be- ziehung unvergesslich, und dass mich der Fürst von der Aus- führung eines in böser Stunde gefassten Vorsatzes abhielt, werde ich stets mit warmem Danke anerkennen. Während ich mich und meine Begleiter in der Glnth des Innern Afrika der Wissenschaft und dem Interesse des Vize- königs opferte, gelang es einigen, die keine Seele lieben kön- nen, ausser die eigene , unsere Expedition vor den Augen des Vizekönigs, der als Mann von hoher Thatkraft wohl die Früchte wissenschaftlicher Bemühungen liebt und schäzt, nicht aber so sehr, in Ermanglung eigener Bildung, die langen und oft schwierigen Wege zu würdigen versteht, aufweichen man zu diesen Früchten gelangt, in Misskredit zu bringen. 24 - 372 Uns direkte zmiick zu berufen, laj; kein veinünftiger (Jrund vor und man sandte daher eine ZAveite Expedition ab, in der Hoffnung, dass wir, dadurch gekränkt, selbst zuriickgehen werden. Körperlich angegriffen durch Strapatzen und klima- tischen Eintluss, geistig niedergeschlagen durch steten Kampf gegen ünbeweglichkeit einerseits, gegen Ränke und Opposi- tion aller Art andrerseits und im (lefiihle des Verlassense>ns so fern vom Vaterlande, erdachte in einem trüben Momente der Wunsch in uns den Riickweg anzutreten, doch eine kurze Erinnerung des Fürsten zur rechten Zeit an die Folgen eines solchen Schrittes und sein Wort, dem Vizekönige der Sache \^'ahre Lage zu berichten, erweckte neuerdings den Entschluss auszuharren und die Aufgabe zu Ende zu bringen, und so ge- schah es auch, so weit es in unsern Kräften lag. in Folge meines Berichtes von dem Voikommen des Goldes am (jlebirge Tira beschloss CnuRSCHiD-Pascha dasselbe durch die in Kordo- fan stationirte Armee besetzen zu lassen und zwar bereits nach dem schon begonnenen Chariff'e; n)einem Uathe gemäss aber unterblieb dieser Schritt, der, ohne eist die Resultate der Untersuchungen in Fassoki etc. abzuwarten, ein sehr über- eilter gewesen wäre und ohne Zweifel wurden den Truppen hiedurch einige blutige Köpfe erspart; denn die Armee von Kordofan dürfte kaum fähig gewesen seyn, die zahlreichen und kriegerischen Tiraui zu besiegen. Am 14. Juli wohnte ich im Divane CnuRSCHiD-Pascha's einer sehr interessanten Verhandlung bei. ich traf nämlich dasselbst einen christlichen Bischof sehr hohen Ranges aus Abyssinieu , der auf seiner Rückkehr von Jerusalem und Kairo hieher nach Chardum gekommen war, um sich über Woadd Mediueh nach Gondar zu begeben. Der Bischof, ein Mann von ungefähr 35 Jahren und sehr dunkelbrauner, fast schwar- zer Farbe mit scharf gezeichneten, sprechenden Gesichtszügen, sprach vortrefflich arabisch, war gekleidet wie ein egyptischer Kopte und hockte dem Pascha gegenüber mitten im Saale auf den Boden. Auf die Vorwürfe CMURSciiiD-Pascha's, wegen dem IJberfall bei Kalabat, vertheidigte der Bischof lebhaft seinen Rhas-Ali*, stellte die ganze Affaire als eine reine Eigen- '' RiiAS-AiJ: (las rrliabene, Iiuho Haiijit. 373 m:uhti'»keit des Generals Confu dar, erbot sich zur Steuer der Wahrheit dessen, was er sa<>e, in Chardum zu bleiben und stellte, zu meinem nicht ^erino;en Erstaunen, dem Pascha „sei- nen Kopf, seine Hände und seine — Genitalien'* zur Disposi- tion. Hat CoNFU eigenmächtij>- •»ehandelt, erwiederte fest CiiURscHiD, nährend wir l>lühe hatten das Lachen zu unter- drücken, so miiss Hhas Ali uns denselben ausliefern und wenn nicht, so sey ihm der Kriegerklärt ; geh hin! und sage ihm das ! der Bischof erhob sich langsam , grüsste den Pascha und ent- fernte sich. Da wir recht gut wussten, dass eher Confu den Ruas-Ali, als lezterer den erstem ausliefern könne, so sahen wir den Krieg als entschieden an. Der Bischof hielt sich nach diesem noch längere Zeit in Chardum auf, um eine Ka- rawane von Dschellabs zu erwarten, der er sich nach Gondar anschliessen könne. Während dieser Zeit sahen wir ihn oft bei uns im Hause, wo er uns viel aus seinem Vaterlande er- zählte und uns den politischen Zustand desselben als höchst traurig und zerfallen in endlose Parteikämpfe kühner, dem Rua.s-Ali wenig oder keinen Gehorsam leistender Häuptlinge darstellte; Gegenstände, die ich umsomehr übergehen kann, da wir sieausden neuern Reisewerken ohnehin genau kennen. Zu- nächstdiesenwichtigen politischen Angelegenheiten vertrieb man sich im Divane mit sehr heterogenen Dingen die Zeit, worun- ter die von einem Europäer dahin gebrachten und die gemein- sten Orgien zum Gegenstande habenden Bilder die meiste Aufmerksamkeit erregten. Sie wurden^ mit rohen Zoten be- gleitet, von denselben Türken herumgegeben, in deren Gegen- wart man es höchst unanständig gefunden haben würde, nur im entferntesten des Haremlebens zu erwähnen. Das Klima Chardums wurde mit dem Vorrücken der Regenzeit immer unerträglicher, besonders peinigte uns des Nachts die furchtbarste Hitze, ein beissender Ausschlag be- deckte die Haut, ein stetes Herumwerfen in fieberhafter Angst trat an die Stelle eines ruhigen Schlafes, der Schweiss floss stromweise und doch musste man mit Decken vorsichtig bereit seyn, sich sogleich einzuhüllen, sobald ein kühlerer Windstoss erfolgte, weil jede Verkühlung höchst gefährlich ist. Am Morgen nach solchen Höllen-Nächten konnten wir uns vor 374 Maftigkeit kaum auf den Beinen halten und wir sahen elend ans. Gerade jezt galt es diesem feindlichen Einflnsse des Klima mit aller Kraft zu begegnen. Am vortheilhaftesten fand ich eine tägliche, starke Bewegung-, und da der glühenden Sonnenhitze wegen an Fusspartien nicht zu denken war, so kaufte ich mir von einem Franzosen, Namens Thibaut, einen schönen niuthigen Dongola-Schimmel, auf dem ich nun täg- lich in den Abendstunden eine for^irte Tour in der Avüsten Umgebung der Stadt machte und der mich auf der ganzen Reise nach Schongollo und zurück begleitete. Tuibaut, be- reits bekannt durch seinen Girafifentransport nach London, ein munterer Franzose und äusserst angenehmer Gesellschafter, in Sudan Schech Ibrahim genannt, ist derselbe, der später die für die Geographie von Central-Äfrika berühmt gewordene ExpediUon zur Erforschung der Quellen des Bacherei Abiad be- gleitete und damals gerade mit dem Plane umging , ein lebendi- ges Hippopotamus nach Europa zu bringen, wozu er von Seite ensrÜscher zoologischer Gesellschaften die schönsten Anerbie- tungen hatte, meines Wissens aber seinen Zweck nicht erreichte. Am Hi. Juli erkrankte 3Iortsch, aus Bleiberg in Kärn- then gebürtig, der die Expedition als Bergarbeiter begleitete, eine gute, treue Seele, den ich erprobt in Leid und Freud als meinen Freundzu betrachten gewohnt war. Bereits in derNacht nahm das Fieber einen sehr bösartigen Charakter an, Deli- rium stellte sich ein, die Haut war bei der schrecklichsten Fieberhitze trocken und ohne Spur von Schweiss. Das ganze ärztliche Collegium von Chardum versammelte sich, wendete Aderlässe und Visikatore an, der Kranke aber wurde immer schlechter. Am IS. gesellten sich zu den fortdauernden Deli- rien Konvulsionen, die Ärzte fuhren mit Blutentziehungen fort und erst jezt erlaubten sie kalte Überschläge. Der Kranke wurde ruhiger und schon hielten wir ihn am Morgen des 19. Juli für gerettet, als um Mittag plötzlich sehr heftige Delirien eintraten, derselbe sang, pfiff, sclirie und betete in ruhigem Momenten, seine Pulse flogen, sein Blick war zum Entsetzen wild. Ich stand gerade an seinem Bette und hielt ihn mit meinen Händen auf den Angarebb zurück, um das Aufspringen zu verhindern, da hörte ich in seinem Innern ein 375 lautes Geräusch, Blut drang ans Mund und Nase, lieftiges Er- brrclien einer grünen Materie erfolgte, das sieh eini'>^emal wiederholte und um 5 Uhr Abends war der armeMoiiTscu todt. Es war ein erschütternder Anblick, wir konnten uns derThrä- nen nicht enthalten. Da die Fäniniss der Leiche anoenblick- IIcIj begann, so trugen wir dieselbe am 20. Juli Morgens in Be- gleitung der in Charduiii anwesenden Europäer vor die Stadt und begruben sie zwischen dem Militärspitale und dem Bacher el Abiad tief im sandigen Boden der Dschesirah *. So weit ich als Nichtarzt Mortsch's rapide Krankheit beurtheile, so halte ich sie für eine Folge einer sehr heftigen Gehirnaffek- tiou durch die damals ausserordentlich starke Sonnenhitze, der sich derselbe, so wie mein Bedienter Danelon, der ihm bald folgte, etwas zu leichtsinnig aussezte. Ais wir von dem traurigen Gange zurückkehrten, spra- chen wir im Hause des Ulive zu, wo ich einen jungen Neapo- litaner traf, einen der vielen Apotheker, welche die egyp- tische Regierung zum Schrecken der Soldaten nach Chardum gesandt hatte. Mich interessirte der junge Mann, weil er auf seiner Reise nach Chardum in der Bahiuda die Schrecken der Wüste im vollsten MavSse kennen gelernt hatte. Er war nämlich der Karawane vorangeritten und verirrte sich. Er- müdet durch das lange Reiten, stieg er von seinem Kamele, um auszuruhen, das Thier aber, an dessen Sattel in zwei Schläu- chen sein ganzer Wasservorrath hing, fand es für gut durch- zugehen und verschwand. Nun war seine Lage schrecklich, ohne Wasser, ohne Nahrung, ohne zu Avissen wohin, irrte er, der Verzweiflung preisgegeben , auf dem unabsehbaren Sand- meeie herum, am Tage von glühender Hitze, in der Nacht von durchdringender Kälte und der Furcht vor wilden Thieren gepeinigt. So blieb er endlich zum Sterben bereit, ganz er- schöpft unter einer einzeln stehenden Mimose liegen , wo ihn erst am vierten Tage, dem Tode nahe, einige wandernde Kaba- biscli fanden, die ihn mit Wasser labten, auf ein Kamel banden und so in ihr Lager brachten, von wo er endlich gelegenheit- lich seine Reise nach Chardum fortsezte. " Bei Vcrfeiiij^unj^ des Grabes fandrii wir im sandigen Alluvial-Bodeii das Skelett eines grusscn Hippopotuiuus-Scliädcls. 370 Während den Tagen, als Mortscii krank la^. erlebte ich einen Beweis von der grossen Sicherheit, deren sich der iMiro- päer, wohl bemerkt derChiist, im Bereiche von Meheved-Ali's kräfliger Herrschaft zn erfrenen hat. Einer meiner Lente kanfte niimlich auf dem Basar Hühner für nnsern Hansbedarf nnd zahlte das Weib, welches sie verkaufte, mit e^jptischen Cheirien (Gold-Mi'inzen). Knrze Zeit daranf erschien das Weib in nnserm Hanse und forderte statt diesen (Joldmünzen einzelne Piaster, Kleingeld nämlich, das in Chardnm damals eine grosse Seltenheit war. Da sie ihre Absicht nicht erreichen konnte, ging siezwar fort, kam aber nochmals und zwar in Be- gleitung- eines bewaffneten egyptischen Soldaten, der mit Lär- men, Drohen und Schimpfen forderte, dass dem Weibe augen- blicklich ilirWille geschehe; meine Leute hingegen packten den Eisenfresser, nahmen ihm seine Waffen ab nnd erklärten ihm, während sie ilin fortjagten, dass er dieselben am künftigen Morgen beim Pascha abholen könne. Es war schon spät Abends, als einig;e Offiziere mit ihrem desarmirten Soldaten erschienen nnd mich diingend baten die Waffen herauszu- geben und dem Pascha Nichts von dem V'orfalle zn erzählen. Ich erfüllte ihren Wunsch und sah in ihrem Benehmen, das Klügste, was sie thnn konnten, den Beweis, wie kräftig des alten Vizekönigs Rand seine fanatische Soldateska beherrscht und welche Achtung er dem Europäer auch in den entfern- testen Theilen seiner Länder verschafft hat. Am 22. Juli erhielten wir Briefe ans Eg^ypten und am 23. kam zu unserer grössten Freude der brave Laskari aus Kor- dofanan, um seinen Dienst als Chef der Militärapotheke in Chardnm anzutreten. Bisher hatte ich in ganz Nnbien längst des Nils keinen Eingebornen gefunden, der sich besonders mit dem Fischfange abgegeben hätte, und alle die herrlichen Geschenke, welche die Natur in den Flnthen des Nils dem Menschen darbietet, überlässt derselbe in uralter Dummheit den Krokodilen. Nur in Char- dnm, und wahrscheinlich auch nur in V eranlassnng der anwesen- den Europäer und Türken, finden sich ein paar Fischer. Einer da- von, unser Hauptlieferant, brachte unseinesTages einengrossen Zitterwels (Malapterurus electricus), der sich im Bacher el 377 Abiad wie el Älisrak häufig findet. Bei der Benilining am Kopfe oder am Srinvaiize fliellte das Tliier tüclitige Schläge aus, welche ganz dieselbe FiiDpfindung erregten, die man bei Entladung einer Leydener Flasche fühlt. Der Fisch war im Wasser mit einem Tuche umhiillt und dieses ganz natiirlich nasse Tuch pflanzte die Schläge fort, nicht so das Wasser für sich , was ich hier aiisdiückllch erwähnen zu müssen glaube. Keiner unserer Araber wäre um noch so hohe Preise zu be- wegen gewesen das Thier zu berühren, denn jeder behauptete dass dasselbe oft Schläge auszutheilen pflege, welche am ganzen Leibe lähmen. Ob dabei eine wiikliche Erfahrung zu Grunde liegt, und ob sich etwa in diesen Flüssen nicht auch Zitteraale ((ivmnotus electricus) finden, deren Entladungsver- mögen bekanntlich ein viel stäikeres ist, lasse ich dahinge- stellt. An demselben Tage, an dem wir uns von diesem Fische electrisch durchprügeln Hessen, machte AcHMED-Kaptan eine an- dere zoologische Erfahrung. Als er nämlich frische VV\äsche aus seinem Koffer nahm , wurde er von einem grossen Skorpion, der sich im Hemde einquartirt nnd welches Achmed leichtsinnig geinig nicht genau visitirt hatte, in die Brust gestochen. Der Schmerz war durch einige Stunden furchtbar, stossweise das ganze Nervensystem durchzuckend und fast die Besinnung raubend. Angstsch weiss bedeckte die Stirne und erst nach innerlicher nnd äusserlicher Anwendung von Ammoniak wurde der Kranke ruhiger und starkes Fieber beschloss den Akt. Unser Laskari wurde bei seiner Abreise von el Obeehd von dem Eunuchen - Fabrikanten - Trifolium , Sultan Demmä, Sultan Abu-Medien und dem französischen Renegaten Mlsta- PHA-Effendi mit der Kommission beehrt einige dieser armen Kinder, an denen die Kunst ihren höchsten Triumph feierte, nach Chardum mitzunehmen. Auf meine Bitte führte sie mir derselbe in puris n. vor, und ich berühre hier diesen UmUand aus der Ursache , weil der Verfasser des Werkes „aus Mehemed-Ali's Reich, Bd 3, S. 1. 58" sehr unrichtige Daten über den Akt dieser Entmannung auf Basis der von Andern hierüber eingezogenen Erkundigungen mittheilt. Der zu dieser Opera- tion bestimmte Knabe wird vor derselben durch viele Tage mit strengster Diät und Purgiermitteln so viel als räthlich 378 Iierabg^estimmt j um sehr natihlicli die Folgen der starke» Verwundung', Blutung, Entzündung u. s. w. so wenig gefähr- lich als möglich zu machen. Sodann wird das Opfer rücklings auf einen Angarebb gebunden, ihm die gehörige Stellung ge- geben und dasselbe darin festgehalten. Die Operation selbst besteht in einem raschen Schnitte, durch den mit einem sehr scharfen Messer der Penis sammt dem Hodeusacke dicht am Leibe abgeschnitten wird. Wie es möglich ist den Körper 80 in Sand einzugraben, dass der Kopf und der zu operirende Theil allein frei bleiben und doch die Operation ausgeführt werden könne, ist mir physisch rein undenkbar und geschieht Huch nicht. Die ßlutung wird nicht durch darüber gegos- senes, siedendes (!) Blei gestillt, sondern auf weniger heroi- sche Weise durch Überschläge fetter, klebriger Substanzen, bei peripherischer Anwendung kühlender Mittel, höchster Ruhe der Lage u. s. w. Wohl aber wird nach gestillter Blu- tung ein kleines Bleistäbchen in die Öffnung der Harnröhre ein- geführt, und um das Verwachsen derselben zu verhindern, so lange, ausgenommen die Augenblicke des Urinlassens , darin stecken gelassen, bis die Heilung vollständig erfolgt ist, in welchem Falle man sodann, ausser einer Narbe höchstens, keine Spur des früheren Besitzes mehr beobachtet. Am 31. Juli. Das Klima fordert seine Rechte, Fast alle der anwesenden Europäer fühlten sich mehr oder weniger unwohl und auch unter den Eingebornen herrschte allgemein das Siechthum der tropischen Fieber. Ich selbst befand mich seit einigen Tagen, ohne gerade wirklich krank zu seyn, so matt , dass ich mich nicht zu Pferde halten konnte und meine gewohnten täglichen Spazierritte unterlassen miisste. Be- sorgt wegen dem, was folgen könne, nahm ich ohne Jemanden zu fragen, eine gute Dosis schwefelsaures Chinin, das ich in hinlänglicher Menge schon von Kairo mit mir führte, und fühlte mich bereits Tags darauf insoweit wenigstens hergestellt, dass ich wieder im Stande war auszureiten. Am 6. August verliess uusKotschy, um sich neuerdings nach Kordofan zu begeben. Unsere Absicht war nämlich, unsern Aufenthalt während der Regenzeit für jedes Fach der Naturkunde, zu v\'clchem wir uns berufen glaubten, so sehr 379 als nur möglich zu benutzen, und zwar um so mehr gerade zu dieser Zeit , da die meisten europäischen Reisenden die Neugierde oder VVissenscIiaft in jene Länder führt, mit dem Anbruche der tropischen Regen, wenn sie ihre Geschäfte nicht positiv festhalten , den Rückweg anzutreten pflegen. Abge- sehen von den vielen Voranstalten zur nächsten Reise, die ich selbst besorgen wollte, hielt ich es für sehr wichtig, die begon- nenen physikalischen Beobachtungen ununterbrochen an ein und demselben Orte durch die ganze Dauer der Regenzeit fortzu- setzen, und da dieses Geschäft ich ausschliesslich besorgte, an- dererseits aber für Zoologie und Botanik in der nächsten Um- gebung von Chardum für uns nichts mehr zu thun war, Avährend für diese Zweige in den Wäldern am Bacher el Abiad und auf den weiten Savannen von Kordofan gerade jezt, wo die Vegetation in vollster Entwickelung sich befand . die meiste uud reichste Ausbeute zu erwarten stand, so fassten v^ir folgendeil Plan , den wir auch in Ausführung brachten. Ich blieb nämlich mit unserni Dolmetscher AcHMEO-Kaptan, der ohnediess immer kränkelte , und meinem Bedienten Danelon, dem Lezten der europäischen Dienerschaft, der uns noch ge- blieben Avar, sammt einigen unserer Nubier in Chardum , zu- rück; während Kotschy mit seinem Bedienten Ali dem bereits durch RüppELL und Hedenborg zum Präpariren der erlegten Thiere abgerichteten Hassan und einigen Jägern auf einer kleinen aber sehr bequemen Dahabie nach Menscherah am Bacher el Abiad abging, sich durch längere Zeit in der Um- gegend von Torra und am Araschkol aufhielt, von da sich südwärts zum Berge Bedschi und gegen die Gränze der Schilink wendete, dann aber weiter landeinwärts nordseits gegen die Berge Mugnos und Deijus wanderte und die Auf- gabe hatte, von da bis Mitte September wieder nach Chardum zurückzukehren, um dann die zweite grosse Reise nach Süden mit mir gemeinschaftlich anzutreten. Kaum hatte uns Kotschy verlassen, so besuchte uns ein Franzose Namens Reaule, der vor einiger Zeit aus Kalabat, wo er sich lange in Handelsgeschäften aufgehalten hatte und wo jezt nach der vorne erwähnten Affaire mit den Abyssiniero Nichts mehr zu gewinnen war, hierher zurückkehrte. 380 Er konnte uns nicht genug die tropische Schönheit jener Waldgegend* mit isolirten Berggrnppen und die starke An- zahl der grösstentheils aus ^byssiniern bestehenden Bevölke- rung daselbst rühmen. In wie weit seiner Aussage, die durcli- aus nichts Unwalnscheinliches hat, zu glauben ist, lasse ich dahingestellt, jedenfalls aber dürfte es für eine künftige Ex- pedition in jene Länder nicht unwichtig seyn , die wahre geo- graphische Lage dieses bedeutenden Handelsplatzes des Em- poriums des Verkehrs zwischen Sennaar und Abyssinien ans- zumitteln. Am 7. August. Eine in der Nacht erlittene Verküh- lung brachte mir einen äusserst schmerzhaften Rheumatismus. Ich konnte mich nicht bewegen, und kaum hatte ich mir durch Anziehen eines Flanellkleides einige Linderung verschafft, so brachte der 8. August neues und grösseres Unheil. Um Mittags- zeit kam mein Bedienter, Karl Danelon , vom Basar nach Hause und klagte über eine furchtbare, brennende Hitze am ganzen Körper unter der Haut, welche trocken und ohne Schweiss war, so wie über unerträgliche Schwäche in allen Gliedern. Der merkwürdige Umstand, dass dabei der Sonnen- Ausschlag, an welchem er bisher sehr stark litt, ganz zurück- getreten und keine Spur mehr davon sichtbar war, machte mir Bedenken, doch ermahnte ich ihn, als er mir kleiumüthig ge- stand, dass er fürchte, dem armen Mortsch folgen zu müssen. Bald darauf musste er sich legen, starker Durst, stierer Blick, fliegender Puls, ungeheure Hitze und Angst, wildes Delirium folgten. Die anwesenden Aerzte liessen mehrmals zur Ader und boten wirklich Alles auf, was in ihrer Macht stand, ver- gebens — die erwähnten Zustände nahmen zu , der Kranke kam nicht mehr zur Besinnung, grünes Erbrechen stellte sich unter fürchterlichen Konvulsionen ein, wiederholte sich mehr- mals und um 9 Uhr Abends starb der in der frischesten Lebenskraft vor Kurzem noch blühende junge Mann in meinen Armen. Die Fäulniss trat, wie bei Mortscii, zugleich mit dem Tode ein. Rathlos standen die Anwesenden um den Verstor- benen, den alle seiner Gutmüthigkeit wegen liebten. Mich ' Vorne S. 230 ii. s. w. 381 machte der Fall stumm, rief aber zuoleicli in mir noch mehr den kräftioen Entschlnss hervor, durch dieses neue Ungliick mich niciit heui^en zu lassen , sondern in der mir selbst gege- benen Stellung fest auszuharren. Am 9. August begruben wir die Leiche Danelons neben MoRTSCH. Über die Gräber Beider liess ich in türkischem Style ein Monument aufmauern und dasselbe durch eine Art Veranda vor Sturm und liegen schiitzen. INun war von unserer im Früh- jahre in Chardum zurückgebliebenen Expedition gerade die Hälfte gestoiben *, nämlich die europäische Dienerschaft, und dass nun die Heihe an die Herrschaft selbst komme, bedurfte zur Ermittlung keiner besonders tiefsinnigen Spekulation. Diese unerfreulichen Kalküle, der Widerwille gegen unsere bisherige Wohnung, wo mich Alles an den Verlust meiner Leute erinnerte, und, ich gestehe es offenherzig, die War- nung eines arabischen Schechs, der mir sagte, dass alle in diesem Hause Wohnenden bald zu sterben pflegen, bewogen mich, von dem freundlichen Anerbieten des vorn erwähnten Livornesers, uns sein Gartenhänschen einzuräumen, sogleich Gebrauch zu machen , und schon Tags darauf waren wir dort eingezogen. Unsere neue Wohnung stand am südöstlichen Rande der Stadt, war ein einen Stock hohes Häuschen, ans Lehm gebaut, unten die Küche und Raum für die Bedienten, oben ein Zimmer für uns, einer Laterne gleich, mit Fensteröffnungen an allen vier Seiten , ohne Fenster natürlich. An Zugluft war kein Mangel und unserem Auge bot sich , nebst dem Garten, die Sandebene von Chardum zur Ansicht dar, ein langweiliger Genuss. Im Garten, den die blasse Genofeva pflegte, konnten wir uns erholen, im Hofe wieherte mein Schimmel, kurz, a most excellent Cottage, dessen spezifische Comforts wir nach und nach werden kennen lernen. Am 13. August. Die Süd- und besonders die Südwest- winde, über die INiederungen am Bacher el Abiad kommend, "■* AcHMED-Kaptan starb später, im Jalir 1839, am Bacher el Abiad, nailulein er, gegenwältig sclion leidend, vom Vizekönige der ersten Ex- pedition zur Erforschung der Quellen dieses Flusses zugetheilt wurde. 382 schienen auf uns Europäer einen merkwürdig- Übeln Einfluss zu üben, und im geringsten Falle fühlten wir, besonders im Beginne solcher Stürme, starken Schwindel mit Kopfschmerz, Brustbeklemmungen u.s. w., welche Empfindungen sich, wenn einmal der Sturm vollkommen ausgebrochen war, meist nach und nach wieder verloren. Heute jedoch erkrankten die meisten der anwesenden Europäer ernstlich, und besonders bei mir äusserten sich jene Symptome, die ein schnelles, kräf- tiges Einschreiten erfordern. Eine nicht zu schildernde Schwäche, starke Hitze und doch keine Spur von Schweiss, verbunden mit Neigung zum Erbrechen, bewogen mich, ohne erst einen Arzt zu fragen, dem ich doch kein Vertrauen hätte schenken können, ein starkes Brechmittel zu nehmen, und mittelst schwachem Thee und Bettvvärme brachte ich meinen Körper glücklich in Schweiss. Tags darauf nahm ich Ricinus- öl und dann erst wendete ich eine leichte Aderlässe an , wo- durch ich, abgerechnet eine grosse Schwäche, am nächsten Tage schon wieder so weit hergestellt war, dass ich meinen Angarebb verlassen konnte. Nicht so schnell ging es bei den Übrigen, unter denen besonders Boreani am meisten litt *. Am 14. August erhielt ich Briefe von Kotschy. Die schöne Dahabie scheiterte an den im Flusse verborgenen Fel- sen, nahe am Dschebel Gar-en Nebbi (D. Aule). Mannschaft und sämmtliche Bagage wurden gerettet, die Dahabie kehrte, zur Noth ausgeflickt, nach Chardum zurück, Kotschy aber sezte seine Reise nach Menscherah zu Lande fort, wo er bereits glücklich angekommen war. Abgerechnet die wissenschaftlichen Beobachtungen , war die ergiebige Jagd auf Wasservögel am Bacher el Abiad das einzige Vergnügen, * Ich würde dieser ermüdenden Kranklicifsgcscliicliteii liier nicht erwähnen, wenn ich nicht glaubte künftigen Reisenden in jenen Ländern dadurch einen Gefallen zu erweisen. Im Tropenklima niuss der euro- päische Arzt einen ganz neuen Abschnitt seiner Praxis beginnen und seine neuen Erfahrungen werden vielleicht nicht oiine Opfer erkauft. Wie der Homöopatii sich da ausnehmen dürfte, weiss ich nicht, dass aber Mitlei von einem Menschen daselbst angewandt, der niclit nur mit heiler Haut durchkam, sondern, wie es bei mir der Fall ist, gar keine Spur von Nach- wehen des dortigen Aufenthaltes fühlt, alle Beachtung verdienen, ist uu- bczweifelbar gewiss. 381 wcitlies Alnverlislunp^ In unser Iiüclist elnfonniges Leben brachte, und so oft es dalier die körperlichen Kräfte nur in etwas erlaubten , ritt ich mit Laskari dahin. Bei einer dieser Jagdpartien sah ich auf einer Sandbank, mitten im Flusse, grosse, weisse, Pelikan-artige Vögel mit schwarzen Schöpfen am Hinterkopfe. Ich konnte keines derselben habhaft wer- den, was ich um so mehr bedaure, da mir diese Thiere ganz neu waren und ich sp<ätei-hin nie mehr welche davon zu Gesichte bekam. Nicht minder interessant war mir ein auf der Uferebene geschossener Vogel. Derselbe hat die Grösse und ungefähr auch die Gestalt einer Drossel, schwärzlich- blaues Gefieder, und das Männchen besizt, was das Merk- würdigste ist, ein vollkommen ausgebildetes Zcn- gungsglied von 4 Linien Länge und l Linie Durchmesser, das im Tode nicht zuri'icktritt, sondern vollkommen sichtbar bleibt. Dieser Vogel muss im Ganzen sehr selten seyn , denn ich erinnere mich nur noch zweier Exemplare, die wir am Bacher el Ahsrak schössen und welche Kotschy mit seiner Sammlung nach Wien einsandte. Am 18. August. Wir besuchten MusxAPHA-Bey, um ihn bezüglich der Vorkehrungen zur nächsten Reise, die wir mit Ablauf der Regenzeit anzutreten gesonnen waren, zu be- treiben. Er versprach uns auch ganz bestimmt, dass die Trup- pen bis Ende September zum Abmärsche bereit seyen und dass die für die Reise bestellten drei Reitpferde noch viel früher zu unserer Verfügung gestellt werden. Im weitern Verlaufe des Gespräches theilte er uns die traurige Nachricht mit, dass zahlloser Schwärme von Heuschrecken wegen die heurige Ernte in Kordofan als gänzlich missrathen zu betrachten ist und dass daher jenem Lande Hungersnoth bevorstehe. Ob der Bey selbst angelogen war, was ich fast bezweifle, oder ob nur ihm darum zu thun war, dieser Kunde Eingang zu ver- schaffen, will ich nicht entscheiden; denn bei Kotschy's Rück- kehr aus Kordofan erfuhren wir gerade das Gegentheil, und es ist daher, bei den bekannten Eigenschaften der türkischen Gouverneurs, nicht unwahrscheinlich, dass hier der Regierung und ihren Anforderungen gegenüber eine Spekulation zu Grunde lag. 384 Der Abend war schön nnd die Temperatur unoewöhnlich milde. Ich ritt daher mit Laskari nach dem 1 Stunde von Chardum, am linken Ufer des Bacherei Ahsrak, liegenden Dorfe Bnri. Die Sonne senkte sich gerade in die weite Wüsten- fläche der Bahiuda jenseits des Nils als wir auf der Kuppe ei- nes Sandhiigels anlangten, wo im Schatten einiger kiimmern- der Mimosen ein paar Negerhiitten standen, aus denen uns einige Kinder freundlich entgegenkamen. Die Fernsicht von oben, ausgenommen die zwei kolossalen Ströme und ihre Ver- einigung am Rhas el Chardum, ist sehr einförmig. Kingsuni Ebene, grösstentheils Wüste , an den Ufern ein in Fruchtbar- keit schwelgendes, aber wenig benutztes Land, vor uns die schmutzige Kapitale von Ost-Sudan, in Nord der Minaret von Halfaja und etwas mehr westlich der flache, ausdruckslose Bücken des Cherery, das war das Panorama, das sich unsern Blicken darbot, nnd doch gewann ich diesen Platz lieb nnd ritt am Abende so oft als möglich dahin. Die Negerkinder wur- den durch einen Piaster glücklich gemacht und Hessen mich ruhig meinen Gedanken nachhängen. Da lag ich denn im Sande, die Zügel meines Schimmels in der Hand und blickte nordwärts in der Richtung des fernen, theuern Heimathlandes. Immer drängte sich mir die Frage auf; Werde ich wieder da- hin zurückkehren? und fiel dann mein Blick auf das Grab mei- ner Leute, das in der Ebene vor mir lag, so konnte ich mich doch, obwohl nicht muthlos, eines wehmüthigen Schmerzes nicht enthalten, aus dem mich manchmal erst des Schim- mels Schnauben dicht an meiner Wange weckte, als wollte er mir sagen: komm, sitz auf und sey ein Mann, wie es steh geziemt. Bei einem dieser Besuche überfiel Laskari und mich die Nacht und zugleich ein gewaltiger Gewittersturm. Der Wind warf Regen und Sand in rabenschwarzer Finsterniss uns so ins Gesicht und unsere Pferde wurden durch den Sturm mit Donner und Blitz so wild und unlenksam, dass wir die ganze Stadt verfehlten, lange Zeit auf der unwirthbaren Sandebene herumritten nnd uns glücklich schäzten eine der Hütten am entgegengesezten Ende von Chardum zu erreichen, von wo wir, bis auf die Haut nass, nach Hause fanden. Schon fing der Wasserstand der beiden Flüsse an abzu- «385 nehmen. Beim ßaclier el Ahiad war zwar die Abnahme noch sehr wenig- merklich , aber der Bacher el Ahsrak war seit wenip^en Tajyen um ein paar Fuss gefallen, ein Beweis, dass im höhern Süden, in der Nähe des Äquators, so wie in de» südlichen Hochgebirgen Abyssiniens, die starken Tropen- regen bereits nachliessen. Dass diese Abnahme aber bei bei- den Flüssen so ungleichförmig sich ausspricht, dürfte sich ans der verschiedenen Länge ihres Laufes, der Zahl ihrer Zufliisse, der Terrain-Beschaffenheit Ihres Flussgebietes n. s. w. einfach erklären. Der Bacher el Abiad hat einen weit längern Lauf und hat mehr und viel stärkere konstante Zuflüsse als der Ahsrak, er durchfliesst mit grösstentheils sehr geringem Ge- fälle ein meist ebenes Land, wo er grosse Bassins, Reservoirs seiner Wassermasse, erfüllt, Seen und Sümpfe bildet. Der Verlauf in den Schwankungen seines Wasserstandes ist da- her ein mehr geregelter und geringere Änderungen in den bedingenden Ursachen seines Ansteigens cBegeuzeit) können nicht so schnell einen so auffallenden EinBuss auf ihn aus- üben. Der Bacher el Ahsrak hingegen hat einen viel kurzem Lauf, wenigere und nicht so bedeutende konstante Zuflüsse, er durchzieht, die Ebenen von Sennaar ausgenommen, durch- gehends Gebirgsland, bildet auf seinem Wege, vom Dembea an, keine Seen und Sümpfe, hat ein stärkeres Gefälle, kurz ist als ein wahrer Gebirgsstrom weit empfänglicher für jede Änderung in der Quantität seines Zuflusses, empfänglicher daher für alle Schwankungen der tropischen Regenzeit. Für uns liatte dieses Fallen der Flüsse etwas Tröstliches ; denn wir sahen darin einen Beweis, dass die grössere Hälfte der Regenzeit hinter uns lag und die rothbraune, lehmige Fluth des Ahsrak, unser ausschliessliches Getränke, indem wir Wein nur wie Arznei zu uns nahmen, täglich eine kleine Kaffee- Schale voll, kam uns nun weniger garstig vor, weil wir selbst in den Wellen des Stromes hinter der trüben Gegenwart eine klarere Zukunft uns winken sahen *. Etwas Tröstliches that '•' In Ermanglung der egjyptischen Filtrirkriip;e wird das während der Regenzeit ganz trübe Flusswasser auf folgende Art geklärt. Man füllt die grossen, oft mehr als einen halben Eimer haltenden und in eigenen Gerüsten im Zimmer, dort wo Luftzug ist, stehenden Thonkruge Rus scegcr, Reisen. U. Bd. 2. Thl. 25 386 uns auch wirklich noth , indem das infernah'sche Klima uns bereits wieder mit einer neuen Erfalirtinj»; be{>;li"ickte. Unser bisheriger Sonnenausschlag, der uns Tag und Nacht in Be- wegung erhielt und der bei bösen Fiebern schnell zuri'icktritt, hatte nämlich einen grossartigen Charakter angenommen und es bildeten sich förmliche Beulen auf der Haut, Abszesse, die an den Gelenken, welche sie besonders zum Wohnsitze lieb- ten, ungeheuer schmerzten. Es war ein garstiger Zustand, zn dem uns aber die Eingebornen, als zu einer unfehlbaren Ret- tung vor gefährlicheren Einwirkungen des Klima, allgemein gratulirten. Boreani's Reisegefährte und ich, gerade die zwei kräftigsten Naturen unter den anwesenden Europäern, litten am meisten, und mitten auf meiner Stirne sass lange eine grosse Beule, die unter dem Namen der „Diamant des Geister- königs" allgemeinen Neid erregte, die ich selbst aber nicht ohne Aerger betrachten konnte. Dazu noch die durch Fieber und Leber-Äffektionen herangezogene fahlgelbe Hautfarbe, und es ist erklärlich, dass wir Europäer uns selbst, den schwarzen und dunkelbraunen Eingebornen , mit ihrer reinen, weichen Sammthaut, gegenüber, ganz abscheulich vorkamen. Eine kleine Laube im Garten, ganz geeignet für einen tropischen Werther, brachte uns auf den prosaischen Gedan- ken unsere Menagerie dahin zu verpflanzen. Dieselbe bestand in einem grossen Strauss*, der aber selten zn Hause war, sondern beständig mit Urlaub in der Stadt herumzog, kleine Kinder biss , andere Frevelthaten verübte und endlich nach Buri durchging, wo ihn der Schech , da wir an seiner Besse- rung verzweifelten, mit unserer Bewilligung auch behielt, fer- ner in ein paar rothen Afien ans Kordofan, wovon der eine in Salzburg an der galoppirenden Lungenschwindsucht verschied, hl ein paar jener schönen Afien vom Bacher el Abiad , mit schwarzen Gesichtern und weissen Schnurrbärten , und in bis oben, zerschneidet dann eine kleine Handvoll frischer Bohnen, noch besser Mandeln, zu Stuckchen, die man in ein reines Tuch gibt und da- mit einige Mal, ohne tief einzutauchen, im Wasser herumfährt. Sogleich erfolgt ein mechanischer Niederschlag der im Wasser schwimmenden Erd- thcilchen und dasselbe wird , wenn es auch die röthlichgclbe Thonfarbe nicht ganz verliert, doch ziemlich klar. * £in Andenken des Fürsten Pijcj^LER, 387 einem Löwen, den wir für 3 Piaster (IS kr.) von einem Kaba- biscli gekauft hatten, nnd der, bereits ein paar Monate alt, so zahm war, dass er uns ohne Kette, frei wie ein Hund, auf der Strasse nachlief. Diese Menagerie machte uns viel Spass. Es war eine beständige Opposition , die von Seite der mnthvvil- ligen Äffen so weit ging-, dass der eine mehrmals den Löwen, wenn er gerade Sieste hielt, beim Schweife hielt, während der andere diesen günstigen Moment benüzte und ihm Ohrfeigen gab. Dieser Löwe war ein gutes Vieii und so dressirt, dass, wenn man ihn bei seinem JNamen „Arssiän« rief, er seinen Dank für diese Aufmerksamkeit durch Brüllen zu erkennen gab; nur vergessen, oder, besser gesagt, zu konzentrirt in sei- nen Gedanken war er etwas; denn einmal übersah er es bei einer Promenade im Garten und purzelte in eine tiefe Zisterne, aus der ihn ein Araber nur mit vieler Mühe heraufbrachte. Während meiner Abwesenheit in Fassoki gab ich Arsslän zu meinem Hausherrn in die Kost und bestimmte täglich 1 Piaster für frisches Fleisch zu seinem Unterhalt; doch bei meiner Rück- kehr fand ich ihn in lezten Zügen, und sein Aussehen sprach, dass ihm dieser Piaster gewiss nicht täglich zu Gute gekommen war. Auffallend war mir bereits mehrmals bei meinen Spazier- ritten an den tifern der beiden Flüsse das Trockenstehen so vieler grosser Sakien, wodurch eine schnelle Verw^üstung des Kulturlandes, das fortwährender Bewässerung benöthigt, her- beigeführt wird. Allgemein (der Pascha sowohl als der ge- meinste Fellah) sagte man mir, dass diess eine unvermeidliche Folge der unverhältnissmässig grossen Ochsentransporte sey, welche jährlich , auf Befehl der Uegierung, in diesem Lande angekauft, d. h. faktisch von den Gouvernements-Beamten den Landleuten weggenommen nnd nach Egypten abgeliefert werden müssen. Was für Unfüge von einer treulosen, nur für ihren eigenen Sack bedachten ßeamtenmasse in einem solchen Falle und in einer solchen Entfernung vom Centralsitze der Regierung, unwissenden, durch Barbareien aller Art einge- schüchterten Wilden gegenüber, ausgeübt werden, ist wohl begreiflich, und ebenso klar ist es, dass nur eine in ihren Prinzipien von Vorne herein schon ganz verfehlte Verwaltung sich selbst den Hauptnerv der Bodenkultur auf so ungeschickte 25 -^ 388 Art durchhauen kann. Ich werde auf dieses schonung^slose Hinwegnehmen alles tüchtigen Zug- und Zuchtviehes und auf die traurigen Folgen desselben bei meiner Reise durch Don- gola umständlich zurückkommen. Zu Ende Augusts wurde der Stand des blauen Flusses mehr stationär, und es war durch einige Zeit weder ein Stei- gen noch ein Fallen desselben bemerkbar, der Bacherei Abiad hingegen begann sichtbar und legelinässig abzunehmen. Am 1. September hatten wir Nachts einen gewaltigen Gewittersturm. Der Wind rüttelte unser Laternenhänschen der Art, dass wir an Flucht dachten. Der Regenteich auf dem Dache brach durch, unser Zimmer war wie eine Pfütze; wo- hin in schwarzer Regennacht? fragten wir uns und fanden es am besten, uns in unsere Mäntel einzuwickeln und sitzend den Morgen zu erwarten. Als der Tag anbrach, fiel mein erster Blick auf meinen Barometer. Er war eine förmliche Koth- Sänle geworden und ich musste ihn waschen. Überall auf «len Dächern sah man Leute, um den Schaden der Gewitter- nacht auszubessern, und ich habe die Überzeugung, dass wenn in Chardum dergleichen Regen so lange andauern würden, als diess in einigen unserer nördlichen Gegenden der Fall ist, die ganze Stadt in Koth sich auflösen würde. Solcher Ge- witterstürme hatten wir bisher mit Zwischenräumen schöner, aber ausserordentlich heisserTage, viele; besonders häufig aber wurden sie nnn im September, im Kulminationspunkte der Regenzeit für Chardum, zu welcher Zeit wir jeden zwei- ten Tag, und zwar vorzüglich des Abends und bei der Nacht, darauf rechnen konnten. Der Refrain des Liedes war immer Koth und Wasser, Spektakel, contraklimatischeVerwünschun- gen und mitunter Fieber. Ich umgehe daher diese Odiosa, da sie ohnehin im nächsten Abschnitte mit Ziffern beleuchtet zu ersehen sind. Am 4. September. Heute kamen die im diessjähri- gen Sommer zu Menscherah am Bacher el Abiad für die egypt. Regierung gezimmerten Barken an, um von hier, den hohen Wasserstand des Nils benützend , mittelst welchen allein sie die vielen Schellal passiren können, die weite Reise nach Egypten fortzusetzen. Es waren deren einige zwanzig, stark 389 und plump gezimmert und des eiseufesten Mimosen-Holzes wegen, aus dem sie bestehen, an und für sich sehr schwer. Churschid -Pascha sandte mit diesen Barken zwei sehr schöne Giraffen an CLox-ßey nach Kairo. Am 7. September erhielt ich Briefe von Kotschy aus Torra, worin er mir seine baldige Znrückiiehr meldete. Ei» flinker Hassanie war der Überbringer. Da ich niclit nur wie- der Briefe an Kotschy, sondern auch einige Medicamente an ihn zu senden hatte, so packte ich das Ganze zusammen in eine kleine lederne Tasche und war gerade im Begriffe die- selbe dem schwarzen nackten Courier um die Schultern zu hängen, als er in diesem Augenblicke Keissans nahm, zum Hause hinausstiirzte und fortlief. Verblüfft hielt ich die Ta- sche hoch mit beiden Händen, die Anwesenden lachten, meine Leute aber liefen dem Hassanie nach, machten ihn nach einer kurzen Balgerei zum Gefangenen und brachten ihn zurück. Der arme Schwarze zitterte vor Angst und als ich ihm nun doch die Tasche umhing, war er wie vom Schlage gerührt. Später klärte siclis auf, dass der Hassanie den Akt des Rie- mcnumhängens ganz ident hielt mit dem des Strangulirens und dass ihm in jenem Momente einfiel, er habe einen Urias- Brief überbracht. Der Gegenstand war wirklich zum Lachen, hat aber auch seine ernstere Seite, und dass wir Weisse (Eiiropäer) bei den sclnvaizen Völkern in Central-Afrika, die zunächst den türkischen Besitzungen hausen, fast allgemein als die grössten Kannibalen, als Bestien im Rufe stehen, die nur schwelgen in Menschenblnt und Menschenfleisch, die ihre Seife aus dem Gehirne der Neger bereiten, mit deren Blute ihre Fesse färben u. s. w., das verdanken wir denen unserer Farbe, die dort gleichsam die Rolle der Vorfechter der Civili- sation spielen, und die es sogar, in ihrer eingebildeten Stellung zwischen Ungläubigen und Ketzern, vielleicht oft nicht ungerne sehen, diese Kluft für den Islam offen zu erhalten*. Vor dem Diwan des Pascha sah ich heute den ersten gefleckten Neger, ein abnormaler Zustand der Haut in einem etwas mindern Grade als bei den sogenannten Albinos der '^ Vonic S. 30 u. p. w. RiiAMADAN, ein Bagüia aus Kordofan und gegcuwärtig im Hause des 390 Fall ist. Ef war ein Junge von 8 bis 9 Jahren , seine Klfeni sind rein scliwarz, er selbst jedoch tadellos gebaut und dem Anscheine nach ganz gesund, hat auf der Stirne einen fahl röthlichweissen Fleck, ähnliehe Flecke auf der Brust und von gleicher Ff\rbe sind der ganze Bauch und die Geschlechts- theile, während der übrige Körper glänzend schwarz ist. Sehr feine, weiche, weisse Haare bedecken sparsam die lichtgefärb- ten Stellen der Haut und zu meiner Verwunderung bemerkte icb die Doppelfärbung auch am Haupthaare, indem sich mitten in dem kohlschwarzen wolligen Haare Schöpfchen von langen, weichen, weissen Haaren deutlich ausnehmen Hessen. Wäh- rend wir beim Pascha sassen, kam ein Kahabisch vom Bacher el Abiad als Kläger für einen seiner Anverwandten, dem im Streite mit einem Andern eine Hand abgehauen wurde. Der Vertreter hatte das Corpus delicti bei sich und legte es dem Pascha vor. Wie sich nun dessen llechtsgelehrsamkeit aus der langen Erzählung des Kababisch herausfand und was für ein Urtheil gefällt wurde, blieb mir unbekannt; denn wir mussten Geschäfte wegen fort. Am 8. September zogen starke Heuschreckenzüge über die Stadt und nahmen ihre Richtung gegen die Ebenen am Atbara, gegen das reiche Weideland von Taka u. s. w. hin. Je näher unsere Abreise rückte, desto stürmischer wurde zu imserm grössten Verdrusse die Regenzeit. Wir hatten einige furchtbare Gewitter auszustehen, die Blitze schlugen häufig Hrn. Grafen von Breuner zu Wien, kam aus meiiu-n Händen in die des kön. dän. Gencralconsuls, Hrn. v. Dumotreicher, der ilin nach Europa nalnn und für seine Reise von Triest nach Wien sorgfälfig bedacht war. Ob- wohl nun dieser Junge stets die beste und freundlichste Behandlung ge- noss, stand er doch lange in dem Wahne, er werde nur desshaib gut genährt, um ihn zum Frasse gehörig fett zu machen. In dieser üeber- zeugung beschloss er sich todt zu hungern und nahm lange fast keine Nahrung zu sich. Als er nun ernstlich erkrankte und man ihm, um ihn zu Bette zu bringen, die Stiefel auszog, glaubte er, nun sey der gräss- liche Augenblick gekommen. Er sclilug um sich und schrie fürchterlich, und erst die liebevolle Behandlung während der Krankheit und die ihm erwiesene Aufmerksamkeit brachte ihn auf vernünftigere Gedanken. Wenn icb nicht irre, so fanden bei den Schwarzen, die im Dienste Sr. k. Hoheit des Hrn. Herzogs Max von Baiern sich befinden, ähnliche An- stände und Auftritte statt. 391 ein, was des nahen grossen Pulvermagazins wegen, das na- türlich keinen Blitzableiter hatte, sehr unangenehm war, viele der Lehmhäuser in der Stadt stürzten zusammen , wir wurden mehrmals in unserm Häuschen förmlich ausgeschwemmt, der Sturm drohte alles zusammenzureissen und fÜ2:te es sich, dass ich und Achmed während eines solchen Momentes gerade im heftigsten Fieber-Paroxismus lagen, was leider öfters der Fall war, so war unsere hülflose Lage wirklich erbarmenswürdig. So erinnere ich mich einmal bei drückender Hitze uud unter einer Älasse von Decken von Fieberfrost gerüttelt Avorden zu seyn, während betäubender Kopfschmerz mich folterte, der Regen stromweise auf mein Feldbett niederstürzte und ich, der sich nicht regen konnte, jeden Augenblick den Einsturz der ganzen Hütte erwarten musste. Das sind Augenblicke, die man nicht so leicht wieder vergisst. Doch fehlte es, wie überhaupt im Leben, auch in den trübsten Stunden nicht an komischen Auftritten. Eines Abends hörte ich Lärm im Garten, ich vernahm des Hausherrn gräu- liche Livorneser-Flüche, seiner holden Genofeva kreischendes Stimmchen und Pferdegetrappel. Als ich hiuabkam, fand ich CuuRSCHiD-Pascha's wohlgenährten Sekretär SouMAN-Effendi, hoch zu Ross in einem Zustande, in welchem Niemand ge- scheidt zu seyn pflegt, mitten in den Gartenbeeten, um mir ei- nen Besuch zu machen, er konnte aber die Treppe zu meiner Wohnung nicht finden. Auf meine Vorstellung ward Ruhe und SoLiMAN folgte mir in mein Zimmer. Den lästigen Kame- raden wieder weg zu bringen war keine Möglichkeit. Indem ich ein zu kurzes summarisches Verfahrender vielen Gefälligkeiten wegen, die er mirsonst erwies, nicht anwenden wollte, und da* baldige, natürliche Ende seines Besuches wohl absehend, zog ich vor, ihm es an Erfrischungen nach seinem Geschmacke nicht fehlen zu lassen. Nicht lange, so nahm der dicke Effendi jene Stelle ein, die der in Hogarth's modern midnight conver- sation am tiefsten Gesunkene behauptet. Nun war Ruhe. Wir legten ihn auf eine Art Divan im Garten , unweit unserer Menagerie, und überliessen ihn, sein Pferd neben anbindend, dem Schlafe. Am andern Tage traf ich ihn bei dem höchst orthodoxen CHURSCHiD-Pascha. Er legte bedächtig den Zeige- tinger an den Älund, sagte mir aber leise beim Fortgehen: er 392 habe sich gestern piächtig unterhalten und werde bahl wieder kommen. Im Divaiie verhandelte man gerade die (launer- streiche zweier arabischer (ieldweclisler. deren Kunststiicke, die sie vor dem Pascha produzirten, wirklich Erstannen er- regten. Man legte ihnen einen Haufen vvohlgezählter egypt. Goldmünzen vor. Sie zählten dieselben nut ganz nackten Ar- men und in möglichster Entfernung des Körpers vom Geld«*. Nach einmaligem Zählen fehlte bereits fast die Hälfte dessel- ben, die sie auf eine äusserst behende Weise in ihre Kleider während dem Zäblen zu bringen wussten. Beide Künstler wurden zur Strafarbeit in Eisen abgenrtheilt. Am 16. September kam KoTscHY glücklich mit seinen Begleitern wieder in Chardum an. Mein mufhiger Reisege- fährte hatte seine Tour genau so durchgeführt, wie ich vorne angegeben habe und seine Ausbeute war, besonders in bota- nischer Beziehung, von höchstem Interesse, wie man sich aus dem natnrhistor. Anhange überzeugen wolle. Abgesehen von den Schritt vorwärts, den die Wissenschaft in der Flora Ost- Sudans durch Kotschy's Bemühungen machte, hat Kotschy auch um die zoologische Erkenntniss dieser Länder die wesentlichsten Verdienste. Bios von seiner gegen wärtigen Reise brachte er z. B. bei hundert Arten von Vöjjeln in ungefähr 300 Exem- plaren, über 120 Arten von Insekten in einigen tausend Exem- plaren u. s. w. mit, deren sorgfältige Verpackung nun seine Zeit in Anspruch nahm. Häufig fand Kotsceiy auf seiner Reise in Ost- und Nord-Kordofan Spuren der frühern Neger-Bevöl- kerung. Es scheinen Nuba- und Schilluck-Neger gewesen zu seyn, die das ganze Land einnahmen und dasselbe verlies- sen, als die Gondjaren aus Darfur, Kordofan bis zum B. el Abiad und bis zum Nile eroberten. Am Araschkol, am Deijns und am Bedschi sieht man noch jezt die Trümmer ihrer ein- stigen Dörfer, und die heut zu Tage dort hausenden arab. Stämme nennen als ehemalige Bewohner zwei Negervölker, die Kaffer-Maidje und die KafFer-Kurtan, Namen natürlich, von denen diese Neger selbst wohl schwerlich etwas gewusst haben dürften. Noch heut zu Tage hausen Nuba-Neger am Gebirge Harrass und noch nicht vor langer Zeit kamen die- selben auf ihren Raubzügen bis in die Gegend von Umdurmann 393 bei Cliardnm. Auch die Scliillnk vom ß. el Äbiad kommen jalirlich in die Gegenden am Arasclikol, aber in fiiedlichern Absichten, nm nämlich den nomadisirenden Kababisch und Hassanie daselbst Dura bauen zu lielfen, wofür man ihnen einen Antheil an der Ernte überlässt. Läng;ere Zeit brachte KoTscHY unter den Kababisch zu, von deren Schech Salem er auf das Beste empfangeu wurde. Bios am Araschkol herum soll die Zahl ihrer Kamele damals an 10,000 betragen hahen, und wenn dieses wirklich so ist, so stand dem reichen Häupt- ling seine Äusserung zu Kotschy nicht übel, indem er sagte: „die Türken wissen nicht wie stark wir sind , sie wissen nicht woher wir kommen und nicht wohin wir ziehen". Gerade da- mals aber war Salem in grosser Verlegenheit. Die Kababisch am Araschkol hatten nämlich einen Takruri ermordet und SoLiMAN-Kascheff von Torra fing sechs derselben , jedoch nicht die schuldigen. Unter diesen Gefangenen befand sich auch der Sohn eines sehr bedeutenden ihrer Schechs. Chur- scHiD-Pascha , diesen Umstand benützend, Hess Salem sagen: er werde alle aufhängen lassen, wenn man die Schuldigen nicht ausliefere, — und Salem lieferte sie aus. Die Kaba- bisch sind, wie die Bagära, ein kräftiges, genügsames, nüchter- nes Volk. Sie leben nur von Dura , Kamelfleisch , Milch und Wasser, trinken keine geistigen Getränke und rauchen nicht. Ihre Muttersprache ist die arabische, die sie in grosser Rein- heit sprechen. Wesentlich unterscheidet sie von den Hassa- nie eine bessere moralische Haltung. In ihren Lagern herrscht eine ernstliche Ordnung und die Liberalität des schönen weib- lichen Geschlechts scheint sich mehr auf den Stamm zu beschränken, als es bei den Hassanie der Fall ist, wo jeder Fremder begünstigt wird, kaum eine Nacht desshalb ohne Streit und Raufereien vergeht und unter andern wirklich die sonderbare Sitte herrschen soll , dass die Frau in jeder Woche einen freien Tag hat, an welchem sie ganz nach Gutdünken, ohne eine Einrede des Herrn Gemahls befürchten zu mi'issen, über sich disponiren kann. Übrigens ist der Kababisch als Naturmensch nur gut, edel, tapfer u. s.w. durch den Impuls des Momentes, nicht, wie der erzogene Kulturmensch, aus Grund- satZj daher wir auch au ihm, wie am Araber u. s. w., dieuuer- 394 klärliclisten Gegensätze bemerken und dem ritterlichsten Edel- sinn oft gemeine Gaunerslreiclie folgen sehen , wie es der Augenblick bringt. Die Kababisch sind vorzügliche Jäger, wozu sie, namentlich zur Giraü'en- und Antilopen-Jagd, ihre vortrefflichen Pferde und Hunde besonders geeignet machen. Ausserdem aber befassen sie sich mit Fangen der Thiere in Schlingen, nach allen möglichen, zum Theil sehr scharfsinni- gen Methoden. Für Hyänen wählen sie Schlingen, die sich übefr dem Kopfe des Thiers zusammenziehen und dasselbe er- würgen; für Antilopen manchmal solche, bei denen sich, wie das Thier hinein geräth, eine stark gespannte Säbelklinge löst und demselben einen Hieb in die Läufe versezt u. s. w. Besonders sinnreich sollen sie die Trappen fangen. Sie spü- ren nämlich das Nest der Trappe aus und während diese das- selbe verlässt und nach Umständen durch andere Jäger einige Zeit hindurch ferne gehalten wird , legt sich einer derselben rücklings flach auf den Boden, steckt die Hand unter das Nest und in dasselbe so hinein, dass sie nur noch von den Eiern und der Unterlage derselben bedeckt ist. Dieser 3Iann wird mit Reisig gut bedeckt und die übrigen entfernen sich. Sezt nun die Trappe sich wieder auf ihr Nest, so packt sie der Verborgene ganz bequem bei den Füssen und hält sie fest. Die Savannen fand Kotschy in der Regenzeit zum Ent- zücken schön, überall Wasser in Menge, grosse Teiche, be- lebt von den mannigfaltigsten Wasservögeln, die Vegetation in ihrer höchsten Fülle, alles frisch und grün. Die Ebenen sind bevölkert von zahllosen Heerden der verschiedensten An- tilopen-Arten; Hyänen gibt es in Menge und sie besuchten Kotschy jeden Abend in seinem Lager. An den Brunnen und Teichen weiden die Heerden der Nomaden, und der Ranch aus ihren Lagern leitet den Wanderer theils gastlich, theils war- nend auf der weiten Grasfläche. Der Bacher el Abiad ist zum See geworden und da des starken Nordwindes wegen das Schiff bei Kotschy's Rückkehr flussabwärts gezogen wer- den musste, so fuhr man seitwärts in den vom Flusse überschwemmten Wäldern, die seine eigentlichen Ufer bilden und gegenwärtig einen Park von unbeschreiblicher Schönheit dm&teilen. 395 Die Zeit iinserer Abreise nahte iiuii raseli heran; denn im Einverständnisse mit MusxAPHA-Bey hatte ich hiezu den I. Oktober festgesezt. Wir versahen uns mit den nöthig- sten Bedürfnissen, als Reis, Bohnen, Mehl, Kaffe, Zwie- back, Zucker, Dattehi, Salz u. s. w. auf sechs Monate und vergassen keineswegs den liöchst nöthigen Wein und Essig, Da ersterer, massig genossen . eine Hanptbedingung zur Erhaltung der Gesund lieit für den Europäer in tropiseiien Län- dern bildet, so glaube ich bemerken zu müssen, dass es vor- züglich sehr starke Weine, z.B. spanische, portugiesische, Madeira u. s. w. sind, welche sich hiezu am besten eignen. Sie halten sich gut, und da es genügt, täglich nur ein kleines Gläschen, am besten in den Vormittagsstunden mit Biskuit zu geniessen , so braucht man im Ganzen nicht sich mit einer zu grossen Ladung zu beschweren. Scharfer Essig ist schon der allenfalls Erkrankenden wegen ein dringendes Bedürfniss und dürfte, mit Wasser und Zucker ein sehr erfrischendes Getränke bildend , auch den Gesunden als eines der besten Präservative zu empfehlen seyn. Von Instrumenten nahmen wir nur die zu meteorologischen und mineralogischen Beobachtungen nöthigsten mit , alles Übrige hingegen übergaben wir unserm Laskari zur Aufbewahrung mit der Bitte, diese Gegenstände an das österr. Konsulat in Kairo einzusenden, im Falle wir nicht mehr zurückkehren sollten. Da die Einwirkung der glühenden Sonnenhitze alle Koffer und Kisten , mögen sie wie immer angefertigt seyn, zerspringen und gänzlich zerreissen macht, so wurden sie sämmtlich in frische nasse Ochsenhäute eingenäht, die, wenn sie trocknen, hornartig fest werden und die vollste Sicherheit gewähren. Unser Jagd- und Kriegs-Arsenal wurde mit allen erfor- derlichen Munitionsgegenständen auf das Beste und Reich- lichste versorgt , zu geognostischen und bergmännischen Un- tersuchungen wurden unter meiner Leitung die nöthigen Werk- zeuge angefertigt, und zum Handel mit den wilden Völkern des Innern versahen wir uns mit einer genügenden Menge von Glaskorallen (besonders beliebt sind hochrothe und himmelblaue), von grossen Bernsteinkorallen (im Innern vom höchsten Werthe), von kleinen Friktionsfeuerzeugen, Hand- 396 spiegelcheii , Gewürzen, Pcarfiimerleii (Szimbel und Maleb), Kochsalz n. dgl. Gegenständen. So ausgerüstet wurde nun der Reiseplan dahin festge- stellt. Alle unsere Effekten sollten auf einer grossen Regie- rungsbarke auf dem Bacher cl Ahsrak nach Sennaar (Stadt) gebracht werden und auch wir die Reise bis dahin zu Schiffe machen, wozu ich für uns eine schöne, schnellsegelnde Daha- bie für den Betrag von 400 Piaster (40 fl. Konv.Mz.) miethete. Von Sennaar aus wird die weitere Reise zu Land fortgesezt, daselbst sollten wir auch MusxAPHA-Bey mit den Truppen er- warten und zugleich dort die nöthigen Kamele und Reitpferde für unsern Bedarf, samnit den erforderlichen Wasserschläu- chen und Kameltreibern , erhalten. Mein eigenes Reitpferd, wohl wissend, dass uns die Regierung nur schlechte Pferde stellen werde , Hess ich durch meinen Seis (Reitknecht) über Woadd Medineh in kleinen Tagemärschen und in Begleitung eines unserer Jäger nach Sennaar zu Lande führen. Mit Faki Elemin von Torra am B. el Abiad, der in der Zwischenzeit mit seiner ersten Lieferung präparirter Thier- felle nach Chardum gekommen war, wurde von Kotschy, mit Beihülfe des Kadi, ein neuer Contrakt abgeschlossen, der ihn verpflichtete, seine Jagden in unserer Abwesenheit fort- zusetzen. Am 2S. September hatten wir seit der Regenzeit den ersten anhaltenden Gewittersturm aus Nord, ein Zeichen, dass das Ende der tropischen Regen herannaht. Wir machten unsere Abschiedsbesuche bei Churscuid- Pascha und MusTAPHA-Bey, mit welchen beiden und deren Be- nehmen wir während der ganzen Zeit unseres Aufenthaltes nur Ursache hatten vollkommen zufrieden zu seyn. Churschid ver- sprach mir nach Verlauf von fünf Monaten eine bequeme Barke bis nach Rosserres, oder, wenn der Wasserstand es erlauben sollte, bis nach Fassoki* entgegen zu senden, um * Warum die Türken anstatt Fassoki „Fasoglu" schreiben , lässt sich erklären ; denn es liegt so in ihrer Gewohnheit Ortsnamen mit der Zuthat „Sohn" zu construiren, ein Überbleibsel aus der alten Nomaden- Zeit; daher „Fasoglu" der Sohn des Fasogl. Wie aber der Verfasser von „aus Mehemed-Ali's Reich" unter andern auf den Gedanken kommt: „Fazoli, Faso! u. f. w." zu schreiben, ist uneikläilich. 397 die Rückreise aus jenen Ländern bis Chardnm schneller und mit weniger Anstren^^ung- zurücklegen zu können. MusTAPHA-Oey gab mir einen verlässlichen Tschausch, der Pascha einen olFenen Befehl an alle Beamte der Regie- rung der Provinz Sennaar, mir in Allem auf das Bereitwilligste an die Hand zu gehen, und übernahm zugleich die Absendung unserer nach Europa bestimmten Briefe bis nach Kairo, von denen mir, sowohl hin als her, während meines fast zweijähri- gen Aufenthalts in Nnbien und Sudan, zur Ehre von Mehemed- Ali's Posteinrichtung, kein Einziger verloren ging. BoREANi blieb mit seinem Gefährten noch in Chardum und beabsichtete erst einige Wochen später ebenfalls seine Reise nach Sennaar anzutreten. Wir verliessen am .SO. September Abends Chardum. AcuMED-Kaptan und Kotschy fuhren mit unserer Dahabie, der Tschausch und der grösste Theil unse- rer übrigen Leute aber, jezt, nach dem Verluste aller europäi- schen Dienerscliaft, ans lauter Nubiern, Negern und Arabern bestehend , fuhren mit dem Transportschiffe nach dem eine Stunde flussaufwärts am linken Ufer des B. el Ahsrak liegen- den Dorfe Buri, wo wir, um nur einmal von Chardum weg zu seyn, die Nacht zuzubringen beschlossen und wohin ich zu- gleich mit Laskari und ülivk dem Ufer nach abging. Dort sclilugen wir im Freien unser Lager auf, das Feuer loderte wieder in unserer Mitte, hinter uns lag Chardum mit seinen Lehmhütten und seiner Kadaver-Luft, vor uns der mächtige Strom, dem hinauf unser Weg nach Süden führt. Da kehrten alte Kraft und alte Lust in unsere Herzen wieder, und wir, die wir noch vor Kurzem Chardum, als unser aller wahrschein- liches Grab betrachten mussten, empfanden in diesem Augen- blicke einen Grad von Frohsinn und Heiterkeit, den nur der Wechsel unserer passiven Lage mit dem aktiven, lebendigen Treiben der Reise hervorrufen konnte. 3) Pliysikalisclie Beobaclitung-en zu Chardum -«vKh- reiid der Reg-enzeit im JTahre 1833', mit besonderer RUcksicltt auf Meteoroloffie« 398 ä B 9 iuaai|X •* 33,0 34,2 28,5 32,6 35,2 40,0 00 © CO -<_ (Tl ©_ © 00 — 0" ff «" »rf irT tT 05 CO M C> CO fO fO M 5 e" •zuajdina f^oaoint^drcTaofo irT «* «- 05 to CO to" 00 oT 00 •^1 qauu |aän>l Ja* -lliiqmu 4ior«>3ico-H ro M M »« c^ ro W5 TJ f^ 10 »0 — • c» «n «0^ © co^ «5^ ©^ rj" cT cT -J- CO* CO tO M CO CO CO CO •41133 ui jajam -oiug luv ja^amomjaqx 0 •*^ -:);_ ui^ x 0 f. .- -^ ao^ OCX lO^C^UD^O^S^O^ CO CO CO CO CO CO CO CO 'NIM "! 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Gerade in dieser Nacht, in welcher der Barometer plötzlich so hoch stieg, konnte ich nicht stündlich beobachten, da oieiu Bediea- ter starb. tu B 3 1 C :0 Gewitter- drohend a a schön Mondhell sehr .«schön schön Ö V im Cenite Girr, heiter Cumm.am ganzen Himmel i ■ a m 'S o ken heiter ganz heit. inS. heiter, im Zenite Cum. in N. i sehr stark SW. schwächer stille B CS s stark. SW. S. u. SW. starker S. n sehr stark S. und SO. •lunuay i|o«u antiog aap li« jajaiuoiujaqx CO 00^ e«^ CO >* S o u >. 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Ge- witter .-eä ^ Ü TS O •= «Ä > Wölken. d "o 6 5 5 , • s s s io ü Strat. in Ost Cumm. Cumm. ganz be- deckt bedeckt mit Cumm. H. Cirr. s S 3 _ bt »o

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Cumm. häuft sich zu Gew.- wolken heiter » s s s s £ 3 Sa in NO. Cumm. Cumm. heiter u. zerstr. Cu. Sturm aus 0. Sturm aus SO. CS 'S schwächer stille 0. u. SO. leicht. SO. stille s s s s stark 0. u. SO. schwächer 0. u. SO. stille stossweise 0. u. SO. stark S. u. SW. tn «^ oot^aooMOOMuso «o «D r^ 0> «< c< c< 05 — ^ t^ O) C« C< f« c« o O t© O OiMt-^i-f^^'t-t^r- 0> GO t^ IN ?< ff* t- r- i- OD t^ t^ f* t-. r« ■ t~ r- U5 IM « C< t- t- t^ .-I ^ in (M lo" >o to to (M e< e^ IM t- t- t- t- to QO ^ w* n •Ti« »o « o *« »o o> < S S*^< < -<-^-^-=^s^g"Ns«^ ^SSS < s" OD IN «t M •L £ S l iaqui8»das 428 g U) B a M a u ea die Gewitterwolken aber eicht und nicht gehäuft. Oas Gewitter stieg hoch. Donner, aber kein Regen, starker SU. folgte. Um i Uhr A. Gewitter in S. Don- ner, Blitz, kein Regen. Am 2 7. Sept. Abends der ;anze Horizont in Gewitter. Besonders stark in N. 1 Stunde lang weht NW. Am 28. Sept. In der Nacht von gestern starker SW. und etwas Regen. Der Sturm am Abend aus N. war der erste aus dieser Rich- tung während dieser Regen- zeit. Kr ging später in ge- wöhnlichen NO. liber und ist ebenfalls ein Anzeichen des herannahenden Endes der Regenzeit. a 2 schön Sturm starke Blitzen in S. schön Donner, Blitz und etwas Re- sten iin Ganzen beobachtet. 349 schön 97 Gewit- terdroh, u. fern. Gew. a o heiter bedeckt m. Gewitter- wolken heiter sanz be- deckt Staub u. Sand im Ganzen beobachtet. 237 heiter 145 leicht oder nui s sehr stark SW. schwächer Sturm aus SO. stille SW. in schwach, Stössen starker Sturm aus N. seit 1 Stunde im Ganzen beobachtet. 2 Nord 2 NO. 3 NW. 20 Ost. 'luneay ipiiu auuog jap uu ja^amuiujaqx 5 s' 'zuajajfia CO •y qavu ia3n>i jaj •linquin jiiu -uijaqx o •H qaau •uijaqx -qailuqoMao Ol ff« •mnBag qacii ua^jvqag uaiajj IUI jajaiuoiujaqx 26,5 28,2 27,9 27,0 25,5 27,8 23,0 ff« •^uoT UI ja^atu -ojL'g uie jajamoui jaqx Ol n CO 'Vi'yi UI jsiauiojeg 728,1 725,8 725,7 725,6 726,9 729,2 727,4 ')j089un)t{3uqoag a 3 ■H s s s 5 1 Chardum. hes Mittel obachtun- •apunis -< «# >o »o t-. e^ t» •jiaisaSb'x S* chni ithn s 48 u •3«X « «- 00 ff« ff« ff« o Reaum. zuui Anhaltspunkte, so erhalten wir : 433 für I. den Wertli = 17,4 M.M. » 2. „ „ = 15,4 lleaum. „ 3. „ „ = .320. „ 4. „ „ = 14,ß Gran, und im Geg^eiisatze ero;il)t sich bei der am 13. Juli um 5 Ulir M. beobacliteten* kleinsten Differenz des Psychrometers = 0,00 Reaum. mit 728,0 M.M. Barometerstand; ISjO» Reaum. Lufttemperatur und 18,0" Reaum. Verdunstungskälte, für: 1. der Werth= 21,1 M.M. 2. „ „ = 18,0 Reaum. 3. „ „ = 1000. 4. „ „ = 20,7 Gran. d. ErdmagnetiRiiius. Die Dekh'nation der Magnetnadel wurde zu Chardum beobachtet am : 16. Juli 6> Uhr Ab. mit 10» — ' westl. 17. „ s' » M. „ 10» -' „ 27. „ 7 }} » » ^ 35' yy <>8 6 >y » ,, 9« 30' „ 4. Aug. 10 }} » >} "15 » daher im Mittel 9» 40' westl. fiir die Inklination der Magnetnadel ergaben sich folgende Werthe : Am 12. Juli 9 Uhr M. 22» 10' „ 12. » 3 » Ab. 25" 15' „ 13. » 9 » M. 250 _ » 15. » (i » » 23« 45' „ 16. » 10 » » 24» >, 17. » 8 » » 240 30' „ 25. » 7 » » 260 — ,, 27. » 8 » » 230 30' » 28. » 7 » » 220 40' ,, 4. August 5 » Ab. , 280 35' » 5. }} 7 » M. 250 30' ., 5. » 4 n Ab. , 250 — ,, 6. » 4 „ im Mittel** »_ 220 daher . 240 27'. * Es regnete damals. '** Beobachtungen der magnetischen Intensität durch die Anzahl von RuKi.egger, Reihen. U. Bd. 2. Thl. 28 434 c. HypSomcirlBche Versuche mit Beziehung auf den Siede- punkt des Wassers. Cm mittelst Bestimmung des Sietlepnnktes Hesdestillirten Wassers (oder auch •^ewöhnlidieii reinen Quellwassers) Höhenunterschiede nach der von Professer Gintl in seiner Anleitung- zum Höhenmessen mit dem ThermometerC Wien 1835) angegehenen Methode ansznmitteln, war ich mit dem in dieser Anleitung bildlich dargestellten Apparate versehen. Welche Schwierigkeiten sich mir bei Anwendung desselben darboten, habe ich\ereits in der Zeitschrift fiir Physik und verwandte Wissenschaften von Baumoartner und Holger, 5. Band, Wien 1837, S. 505 umständlich auseinander gesetzt, und ich glaube hier, um Wiederholungen zu vermeiden, unter Hinweisung auf jene Abhandlung nur bemerken zu müssen , dass ich mich jetzt für ganz überzeugt halte, dass die vorzüglichste Ursache des überraschend schnellen Aufsteigens dos Quecksilbers im Hypsothermometer und dessen Eintreten in die oberste Kugel, kurz dessen Unbrauchbarkeit zu schnellen und verlässlichen Ausmittlungen von Höhenunterschieden, in der unverhältniss- mässigen Grösse der untersten Kugel meines Instrumentes lag, welche eine solche Masse von Öuecksilber enthielt , dass die gleichförmige Ausdehnung desselben bei Einwirkung des heissen Wasserdampfes nicht momentan statt finden konnte und wozu allerdings zufällig im Quecksilber enthaltene Luft- theilchen, die dem Quecksilber im gewöhnlichen Zustande sich mittheilende hohe Luftwärme des Tropenklima u. s. w. beigetragen haben mögen. Prof. GiNTL, der mich im Jahr 1844 zu Hall besuchte, versicherte mich, dass er bei seinem Instrumente nach an- fänglicher Konstruktion, wie die des meinen war, mit gleichen Hindernissen zu kämpfen hatte, dass dieselben jedoch bei der Konstruktion, welche er gegenwärtig seinem Instrumente ge- geben habe, nicht mehr eintreten. Der äussere Anblick dieses neuern und sehr compendiös verfertigten Apparates scheint Schwingungen der Inklinat.- Nadel innerhalb einer gewissen Zeit wur- den zwar vorgenommen , die Resultate warm aber der stets und nach jeder Belebung wieder eintretenden Trägheit der Nadel wegen unzu- verlässlich und ich umgebe sie dalier. 43.5 diese Behanphmg allerdings zu rechtfertigen, und ich bin da- her weit entfernt das über die alteConstruktion des Apparates ausgesprochene Anathem auch auf die neuere auszudehnen, dass jedoch mein damaliges Instrument zu schnellen und ver- lässlichen Höhenbestimmungen untauglich war und diessfalls meinem genauen und vortrefflich gebauten Barometer weit nachstand, habe ich bereits im II. Bande 1. Theil S. 544 in der Anmerkung ausgespiochen. Durch eine lange und mit unsäglicher Geduld durchge- führte Reihe von Beobachtungen gelang es mir für den Siede-i punkt des Wassers in Chardum einen mittlem Werth abzu- leiten, der dem mittlem Luftdrucke, respective dem mittlem Barometerstande, genau entspricht. Es war nämlich : Genf. Am 15. Juli 11 U.M. d. Siedep. d. destill. Wass. = 98,960 » 16. » 11 » » » » » » >t = 98,80S » 17. » 8 » » » » » » » = 98,850 n 27. >i 9 » » » » » » » = 98,804 » 4. Aug. 10 „ » » » » » W = 98,856 » 6. » ^•2 » » » » » » >l = 98,804 » 21. » 10 „ n n » » » » == 98,756 »> 22. n 9 » » >i » » M » =: 98,800 » 25. » 8 j » » M » » » » = 98,804 » 2«. n 4 „ Ab. » » t> » » = 98,654 » 27. » 11 „ M. W » » <> » = 98,800 n 28. » 10^,, » » » » » » = 98,750 » 29. » lU» » )» n » » » = 98,704 n 31. » 11 „ » )> » » » » = 98,805 » 3. Sept. 4 Ab, ' » >l » » » » = 98,708 » 4. » 10 M. » n » » » >l = 98,808 » 5. » 5 Ab. ' » w » » » » = 98,704 » 6. » 10 M. » » » » » » = 98,804 i folg :iich im Mittel = 98,787 Cent. oder ganz nahe = 98,80; ein Werth, welcher nach den GiNTL'schen Tabellen und nach den Tables Hypsometriques pour servir a determiner les Hauteurs relatives au moyen du Thermometre(Vienne, Imprimerie des heritiers de M.Ghelen) einem Barometerstande = 727,366 MM. oder nahe gleich 28* 43G 727,4 M.M., d. h. dem nach meinen Tabellen ansgemittelten mittlem Barometerstande von Cliarduni entspricht, nnd daher für richtig erkannt werden mnss. Diesen Daten entspricht nach den Gintl 'sehen Tabellen eine Meereshöhe von 340,5 M. = 1076 par. Fuss, Avelche gegen die mit dem Barometer anf das sorgfältigste, in möglichst kurzen Zeitabschnitten und im Wege eines stufenweisen Nivellements von Station zu Station für Chardum ausgemittelte = 1431 Par. Fuss um 355 Par. Fuss differirt. Dass ein solches stutenweises barometrischesNivelle- ment, mit grösster Sorgfalt, mit den besten Instrumenten auf Basis vieler hundert Beobachtungen, mit Berücksichtigung aller auf den Luftdruck Bezug nehmeuden Functionen und im tropi- schen Klima durchgeführt, ein viel verlässlicheres Resultat gibt, als die auf einen und denselben Punkt beschränkte Er- mittelung der Temperatur des siedenden Wassers, ohne gleichzeitige Berücksichtiguug des Zahlenwerthes des ver- änderlichen Luftdruckes, dürfte Physikern gegenüber näher zu erörtern überflüssig erscheinen *. f. Wind, Wolken und Witterung im Allgemeinen. Die am Schlüsse meiner vorstehenden Tabellen ange- gebenen und aus der Anzahl der beobachteten bezüglichen Erscheinungen abgeleiteten Verhältnisszahlen für Winde, Wolkenbedeckung des Himmels und Witterung geben ein * Gleichzeitige Beobaclitungcn mit dem Hypsotliermometer würden ohne Zweifel bei nicht zu grosser Entfernung der Stationen ein verlässlicheres Resultat geben , als wenn man , wie es bei mir der Fall war, nur auf einer Station beobachten kann und dieses Resultat licsse sich, wenn wir H = der zu suchenden HöhendifTerenz , t' = der Temperatur des siedenden Wassers in der untern, t ^^ der in der obcrn Station, T = der Lufttemperatur in der untern , T = der in der obern Station und cp = der geogr. Breite setzen, durch folgende Formel ausdrücken : I . * . . ( / 439062 . t\ log. H =:loff. !l ±0,00284 cos. 2 C? -f log. { I 39914,7 - 1 ^ ' ^t I ^ j y^ ' 800 + 3 t/ (439062 . t'\ ) ^^^^*'' ~ 800 + 3 t'y + '"^- !^'^^^* + ^'^"^^^ ■'^ "^ ^^^' die Temperaturen in Centesimalgraden , die Höhe in Wionerfuss, daher ist auch log. H — 0,5001627 = dem log. der Höhendifferenz in Metern. 437 klares, jede weitere Erläiiferung tinnotliig; machendes Bild der tropischen Regenzeit fi'ir Chardnm. In ßeziehnng der Anzahl der Genitter nnd der Regenmengen lässt die Periode der Regen- zeit in der flachen, sandigcnümgebnng von Chardnm die Einvvir- knngder nahenWüsten niciit verkennen nnd die verhältnissmäs- sige Seltenheit atmospiiärischer Wasserniederscliläge daselbt, den Regenmengen nnd der Zahl der Regentage im nördlichen gebirgigen Theile Äbyssiniens und in der Nähe der Küsten des rotlien Meeres, bei geringem Unterschiede der geographischen Breite, gegeniiber, bilden einen charakteristischen Zug in den klimatischen Eigenthiimlichkeiten des innerafrikanischen Sa- vannenlai]des. Je weiter man nach Süden gegen den Äquator vordringt, unter welchem die Gewitterregen, oline an be- stimmte Zeitperioden sich zu halten, zu jeder Jahreszeit beob- achtet werden, und je mehr man sich zugleich dem gebirgigen Theile des Landes im obern Gebiete des blauen und weissen Flusses nähert, desto häufiger, desto stärker fallen die Tropenregen; Gebirge und grosse Wassermassen üben, wie überall, auch dort ihren Einflnss auf die atmosphärischen Niederschläge aus, nnd das frische Grün jener Wälder, die in ihrem Bereiche ins Unglaubliche gesteigerte Entwickelung des vegetativen und animalischen Lebens beurkunden diesen Unterschied im Gegensatze der fahlgelben , wenig belebten Ebene Chardums sehr scharf. siechster Ahischnitt. Reisen in Sennaar, Roserres, Fassoki und in den südlich von Fassoki, am obcrn Bacher el Ahsrak (Abai) und am Tuinat, liegenden Negerländern bis zu den Galias. 1) Reise von Cliardnm auf dem Baclier el Alisralc naclt IW^oad Ifledineli und der Stadt Sennaar, Aufenthalt daselbst und Kxcursion nacli den Rerg-en Sze^eti und moje im Innern der liscliesirali« Ami. Oktober 1S;{7 verliessen uns am frühesten Mor- gen unsere Begleiter aus Chardum und begaben sich dahin zurück, wir aber gingen an Bord unserer Barken und traten unsere Reise gerade in dem Augenblicke an , als die ersten Strahlen der vom Atbara aufsteigenden Sonne den Minaret des nahen Chardums beleuchteten. Wir hatten frischen Wind und segelten gut ungeachtet der sehr starken Strömung des noch immer hochgehenden Flusses, der in majestätischer Breite sich vor uns entfaltete. Am Dorfe Buri fliesst der ß. el Ahsrak gerade aus West in Ost, 1 Stunde weiter aufwärts aus SO. in NW. und noch 1 St. weiter aus S. in N. Die Ufer sind ganz eben , theils mit dichten Mimosenwäldern bedeckt, deren Blüthenduft wie in einem Gewächshause die warme Morgenluft erfüllte, theils sind sie bebaut und mit Sakien stark besezt. Im Strome liegen viele Inseln ebenfalls theils bebaut, theils mit Wald bedeckt. 439 Vm 9 ülir befanden wir nns zwischen dem rechten Ufer und der Insel Gereef (Gireef). Der Wind wnrde conträr und die B.irken müssen {gezogen werden. Die Gegend, besonders jene am linken Ufer, wird wüster, der Sakien werden weniger. Nachdem wir das Dorf Gereef passirt hatten , hielten wir um Mittag in der Nähe des zerstörten Dorfes Umdum am rechten Ufer an. Hier befinden sich die Ruinen einer alten, aus Lehm- ziegeln erbauten Stadt , in vieler Beziehung denen (ähnlich, deren ich sogleich bei El-efun erwähnen werde. Nachmittags fuhren wir wider an das linke Ufer hinüber, bei welcher Überfahrt ich ein auf einer Sandbank sich sonnen- des Krokodil erschoss. Die Ufer sind hier durchgehends viel höher, als jene am B. el Abiad und dabei so dicht bewaldet, dass die dornichten Mimosenbäume ganz in das Wasser herein hängen, was das Ziehen der Schiffe bei conträrem Winde ausserordentlich erschwert und die ziehenden häufig nöthigt solche Baumgruppen mit dem Seile auf dem Rücken zu um- schwimmen, wobei sie sich natürlich der vielen Krokodile wegen nicht geringer Gefahr aussetzen. Demungeachtet und trotz der frequenten Schifffahrt scheint es noch Niemanden ein- gefallen zu seyn, einen Zieherweg längst dem üferrande aus- zubauen. Der Strom wird sehr breit, seine Ufer sind hier wenig bebaut und die Bewässerung ist nur mittelst Sakien möglich. Bei dem Ziehen des Schiflfes längst dem Ufer gelaugte unsere Dahabie mehrmals derart in das Chaos der herein- hängenden Baumkronen, dass wir die Kajüte gar nicht ver- lassen konnten und das Takelwerk der Barken sehr bedeutend beschädigt wurde. Der Reis , welcher unsere Dahabie kom- mandirte, hatte mit CnuRscHiD-Pascha die Reise den Bacher el Abiad hinauf gemacht und als ich ihn daher der Pyramiden und sonstigen Ruinen und Denkmäler wegen befragte, die Churschid- Pascha auf jener Reise gesehen haben will, so antwortete er mir ganz offenherzig, dass er sich nicht erinnern köime, dort von der- gleichen Gegenständen etwas bemerkt zu haben, was ich hier ausdrücklich zu dem vorne S. 3G8 hierüber Gesagten nach- träglich erwähne. Für die Nacht legten wir am linken üferbeimDorfeBager an, vs'osich grosse Pflanzungen von Baumwollej Bamien, Dura n. s.w. 440 befinden. Der FInss kömmt aus SO. Im nahen Mimosenwalde hatten wir das Vergnügen einer prächtig;en Jagd , die uns reiche und seltene Beute bot. Frischer Siid hielt die ganze Nacht durch an, ferne in SO. blitzte es, doch am schönen Sternenhimmel vermissten wir unser geliebtes südliches Kreuz, das damals am Tage kulminirte, dafür glänzten nns aber die Prachtsterne des Schiffes, im nördlichen Halbkreise leuchtete Kassiopeja und die Milchstrasse zog sich ein breites schimmern- des Brillantenband quer durch den Zenit. Blieben wir nur für eine Nacht an einem Orte und drohte kein üngewitter, welche Unannehmlichkeit, der nahen trocknen Jahreszeit wegen, ohnehin bald nicht mehr zu fürchten war, so Hess ich auf meinen fernem Reisen im Innern Afrika's nie mehr Zelte schlagen; denn gewohnt bereits an das Klima, ver- traut mit der Lebensweise in jenen Ländern, zogen ^^ir es weit vor, das prachtvolle Sternengewölbe über nns, im Freien zu liegen, als in der ängstlichen Schwüle des Zeltes. Am 2. Oktober. Früh am Morgen brachen wir auf, mussten aber des conträren Windes halber die Schiffe ziehen lassen. Der Fluss macht viele und scharfe Wendungen und als endlich der Mimosenwald am linken Ufer*, durchschlungen von zahllosen Schlingpflanzen , so dicht wurde, dass unsere Leute schlechterdings nicht mehr fortkommen konnten, so fuhren wir an das rechte Ufer hinüber, wobei wir die schöne Insel El efun passierten. Dicht hinter der Insel liegt am rechten Ufer das Dorf EI- efun und in der Nähe desselben befinden sich die Trümmer der Stadt Sobah **, der hypothetischen Kapitale des alten, christ- lichen Staates Aloa, wovon ich bereits im II. Bande 1. Theile S. 477 u. s. w. gesprochen und gesagt habe , dass die Hänser dieser bedeutenden Sfadt aus lufttrocknen Lehmziegeln erbaut waren und die Reste derselben, wenn man die klimatischen Verhältnisse des Landes zu Rathe zieht, ein Alter von 300 Jahren ungefähr haben mögen. Die Bauart ist entschieden arabischen Styles , insoweit sich derselbe ans stehenden "* In welclrem wir, Iiicr eine Seltenheit, auch einige recht niedliche Gruppen von Dattolpahnen bemerkten. *" Auf meiner Karte von Ost-Sudan fälschlich „Sobak" geschrieben. 441 Tiüinmern, die freilich zum Tlieile auch einer neuern Zeit an- gehören mögen, noch nhnehmen lässt. Dem Baumaterial nach gleichen die RcvSte bei Kl-efun ganz jenen, die wir hei Umdum sahen und deren ich vorne erwähnte , nur deuten erstere auf eine bedeutendere Stadt ihrer Ausdehnung und der Grösse der Häuser nach iiiii , als es bei den zweiten der Fall ist. Dieser Umstand und die mir gegebene Versicherung der Araber, dass die lluinen bei El-efun und nicht jene bei Umdum die des alten Sobah sind , welchen Namen sie noch heute tragen, lassen mich auch vermuthen, dass wir hier wirklich die Reste der Hauptstadt von Aloa (El-efun) vor uns zu haben. Übri- gens scheinen die Ruinen bei Umdum ein höheres Alter zu haben, denn sie sind förmlich zu Schutt aufgelöst. Cailliaud gibt auf seiner Hauptkarte an zwei Plätzen, nämlich nördlich und südlich von El-efun Ruinen an und aus seiner Detailkarte des Stromlaufes des B. el Ahsrak (Atlas Tom. II, Tafel 51), wo die Situationen im grössern Masstabe mehr entwickelt sind , ergibt sich , dass er die nördlichen Ruinen, jene von Sobah, auf halbem Wege zwischen Umdum und El-efun und die südliehen dem Dorfe Nuba gegenüber an- gibt. Diese Positionen sind meiuerAnsicht nach unrichtig und dürften sich auf den fatalen Gebrauch der Eingeborenen, den Namen eines Dorfes über eine ganze Gegend auszudehnen, gründen. Cailliaud scheint entweder die Ruinen von Sobah zu nördlich oder El-efun zu südlich placirt und die Ruinen dicht an Umdum gar nicht gesehen zu haben; oder sein Sobah sind die Ruinen bei Umdum *, sein Helet el Cheryf (Hoely-el Scherif) ist das heutige El-efun und sein el Eylfoun ist auf den wirklichen Trümmern von Sobah (nach meiner Angabe) placirt, welche Positionen ungefähr mit den von mir gefun- deneu lokal übereinstimmen würden, und in welchem Falle Cailliaud also die Ruinen bei Umdum für die Reste des alten Sobah ansieht, in welcher Meinung ihn der Fund der bekann- ten Sphynxstatue nur bestärkt haben kann , die dem Dorfe Nuba gegenüberliegenden Trümmerhaufen scheinen von keiner Bedeutung und Jüngern Ursprungs zu seyn. — Schade, dass Lepsiüs von Meroe aus seine Reise nicht so weit südlich * Cailluvo schreibt Am-döra. 442 nnsdelinte, vielleicht wäre es seinem Blicke g;elungen auch auf «liesem Felde Licht zu verschaffen , in dessen Dunkel der INIchtalterthunisforscher nur ängstlich sich hevveg^f. Der Boden des Flusses bei El-efun ist grober Schutt und fierölle, die Gegend steril, sandig, dichte Gebüsche von As- klepias bedecken das Uferland, gemengt mit einer Hyoscya- mus-artigen Staude, deren prachtvolle, grosse, purpurrothe, inwendig gelbe Kelch-Blumen einen herrlichen Effekt machten. Um 10 Uhr erhob sich ein frischer WWN. , wir spannten alle Segel, ein Dolch steckte im Mastbaum, um den Wind konstant zu machen , der Reis (Kapitän) zog sein Hemd aus und spannte es quer über den Steuerbord zum Nachschieben, während er nackt am Vordertheil des Schiffes die Manövers leitete, ein Beweis, dass nicht immer das Kleid den Mann macht und die Dahabie flog. Um Mittag befanden wir uns den Dörfern Gedide gegenüber und hielten einige Zeit am rechten Ufer an , das wieder sehr gut bebaut ist und viele Sa- kien zählt. Nachmittags segelten wir zu den genannten Dörfern ans linke Ufer hinüber, um Lebensmittel einzuhandeln, d. h. wir schössen Hübner und bezahlten sie dann, die einzige Me- thode, um im Drange der Nothwendigkeit von den indolenten Bewohnern dieser Dörfer derlei Gegenstände zu erhalten. Der Strom nimmt an Breite zu und kommt aus Ost, die Ufer sind fortwährend theils dicht bewaldet, theils stark be- baut, um 4 Uhr hingegen hatte sich am rechten Ufer die Scene geändert, auf einer sandigen Ebene steht das Dorf Selaad, in der ganzen Umgebung desselben kein Baum. Oberhalb Selaad macht der Strom viele und sehr scharfe Wendungen, der Wind liess nach und wurde später conträr. Da zugleich der Horizont ringsum sich bedeckte und in S. ein Gewitter stand, so suchten wir wieder das linke Ufer zu gewinnen, wo wir Abends die Barken beim Dorfe el Mussodieh anlegten. Auf der Fahrt von Selaad dahin hatten wir am rechten Ufer die Erscheinung einer ausgezeichneten Windhose. Es bildete sich in Folge des Luft-Wirbels eine Säule, welche unten in eine kegelförmige Spitze endete und mit der- selben den Sand und Staub in dicken Wolken aufwühlte. Sie nahm am Himmel eine Höhe von ungefähr 10 Graden ein und 443 haffe 3 Klafter ehva über der Erde einen scheinbaren Durch- messer von 8 Klaftern, diese Säule näherte sich langsam dem Strome und als sie denselben erreichte, beweg^te sich dessen Wasser als nenn es sieden winde und die Wellen spritzten hoch auf. Damit endete die Erscheinung;, die ungefähr eine Viertelstunde lang- gedauert hatte, während dem esinS. mehr- mals donnerte. Die Ufer des Flusses sind hier von schwarzen Arabern aus dem Stamme Mohammedie bewohnt. Sie stehen in dem Rufe eines schlechten, höchst unsittlichen Volkes. Auf- fallend war es mir unter ihnen grösstentheils nur schwächliche, schmächtige Gestalten zu sehen und die herrlichen Körper- formen der Kababisch, Hassanieh u. s. w. beinahe gänzlich zu vermissen. Die grosse Anzahl der Neger beiderlei Geschlechts, die wir übrigens hier unter den Arabern bemerkten, deu- ten auf einen grossen Sklavenstand , oder auf starke Ansied- lungen von Freigelassenen, daher jedenfalls auf starke Ver- mischung hin, die physisch und moralisch hier nicht die besten Folgen gehabt zu haben scheint. Als wir spät am Abend unser gewöhnliches Flussbad nah- men, standen einige unserer Leute auf den Barken und schlu- gen mit Stangen ins Wasser, eine Vorsicht, die man uns als sehr nöthig anrieth, um der vielen Krokodile wegen in Sicher- heit zu seyn. Dass unter solchen Vorkehrungen manches un- schuldige Fischlein, welches zufällig am Leibe streifte, ein momentanes Erblassen erregte, lässt sich denken, doch Bäder sind in jenem Klima dringend nothwendig und müssen daher gewagt werden. Am 3. Oktober. Wir passirten heute die Dörfer Nuba am linken Ufer, die Insel Kutran und Dorf Kiitran am recliten Ufer, Höly-el-Foggära, Eelti und el Tihene am I. U., Nafti am r. U., Tekela* am 1. U. , die grosse, schön bebaute Insel Bi- schakra, so wie ein gleichnamiges Städtchen am rechten und ein solches, wo wir die Nacht anhielten, etwas südlicher am linken Ufer. Zwischen Mussodieh und Nuba erheben sich hinter dem ebenen , bebauten Uferlande hohe Dünen von Sand und Schlamm, und da das Dorf Nuba mit seinen viereckigen Lehm- * Auf der Karle irrig „Tebala". 444 hütfen in einer wüsten Ebene liegt, anf der nur einige Dom- palnien sich erheben, so glaubten wir eine echt egyptisehe Landschaft vor uns zu sehen. Des conträren Windes halber muKsten die Barken grösstentheils gezogen werden, wozu wie gewöhnlich die Mannschaft in den Dörfern unter zahllosen Spektakeln zusammengefangen, die Reise verzögert und lang- weilig gemacht wurde. Bei Kutran befinden sich wieder Sa- kien an beiden Ufern, die gleichnamige Insel ist gut bebaut, der FInss macht viele und starke Krümmungen und breitet sich bei Bischakra wie ein grosser See aus. Beide Städtchen dieses Namens bestehen ans niedlichen, viereckigen Lehm- hilnschen und in dem südlicher liegenden am Unken Ufer sah ich eine konische Pyramide aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut, von 50 bis 60 Fuss Höhe, bei 24 Fuss Durchmesser an der Basis. Dieses Denkmal ist das Mausoleum eines Faki, steht bereits mehrere Jahrzehnte und ich erinnere mich schon in El-efun zwei ähnliche Kegel gesehen zu haben. Diese Bau- forni der Mausoleen berühmter oder heiliger Männer ist für das südliche Nubien und für Sudan eigenthümlich, vertritt die kleinen Tempel mit Kuppeln, welche die Araber in Egypten zu gleichem Zwecke erbauten und noch erbauen und scheint ihrer Grund-Idee nach allerdings aus der Anschauung der schlanken ethiopischen Pyramiden alter Zeit hervorgegangen zu seyn *. 4. Oktober. Oberhalb Bischakra wird das Uferland immer schöner. Tlieils ist dasselbe bebaut, wie an den Dörfern Fooger, Hoely Seid, Woadd-Terabi u. s. w., theils mit prächtigen Mimosen-Wäldern bedeckt, der Aufenthalt zahl- loser Vögel in tropischer Farbenpracht und grosser Familien von Affen**. Die Fruchtbarkeit des Bodens übertrifft alle Vorstellung, d. h. mit ausgehender Regenzeit oder dort, wo er durch den Fluss natürlich oder künstlich bewässert wird. * Sollten vielleicht die Pyramiden Churschid Pasclia's am Bacherei Abiad solche Lehmkegcl seyn ? '"" Besonders häufig von Vögeln sind daselbst: Coniirus torqiiatus und Alexandri, viele und ausnehmend schön befiederte Arten von Fringilla, eine Art von Turdus mit blau, grün und purpur gefärbtem, metaliisch- scliimmerndem Gefieder, auf den Flügeln schwarze Punkte. Von AflFen nur die kleinere Art von dem in Ost-Sudan heimischen Ccrcopithecus. 445 Die Diirafelder standen gerade in voller ßlüdie , die Baum- wolle hoch und kräftig, das Gras dicht. Mehrere >vie mit einem grünen Teppich bedeckte Inseln liegen im Strome und darunter welche, deren Länge wohl 2 Stunden betragen mag. Eine solche mit dichtem Grase bedeckte, sehr lauge Insel er- reichten wir um Mittag und zugleich sahen wir die Dörfer Kassamber und Cliorkut am linken , ßolul und nahe daran Woadd el Schebb, mit '2 kegelförmigen Pyramidcngräbeni und einem riesenhaften, sehr ferne sichtbaren Baum, vielleicht eine Tamarinde, am rechten Ufer. Wir fuhren einige Stunden lang in einem schmalen Kanäle, zwischen dem linken Ufer und niedern , aber seiir lang gestreckten Inseln , bis wir bei Chorkut wieder in freies Fahrwasser gelangten. In den ge- nannten Dörfern sieht mau sehr wenige Togul , sondern grösstentheils Lehmhäuser nach egyptischer Art. Die Be- wohner sind Barabra ans dem si'idlichen Nubien, welche ara- bisch und berberisch fast durchaus gleich geläufig sprechen. Oberhalb Chorkut macht der Strom viele Krümmungen, deren welche bei conträrem Wind nicht leicht zu passieren sind. In Ost und Südost standen Gewitter, es donnerte, die Sandbänke des Flusses waren diciit bedeckt mit Schaaren von Nilgänsen und Bahos, deren betäubender Lärm in der Ge- witterschwüle dem fernen Donner accompagnirte. Kaum hatten wir die grossen Dörfer Kamnin Scharkiä am rechten und Kam- nin Harbia (Garbiä) gegenüber am linken Ufer erreicht, so brach auch der Sturm plötzlich und mit solcher Gewalt los, dass er beinahe unsere Barke mitten im Strome umwarf. Später fiel etwas Begen, der nur sehr kurze Zeit anhielt, zu- gleich aber stieg in West ein neues Gewitter auf. Oberhalb Kamnin wurde das Ziehen des Schiffes durch den fast un- durchdringlichen Wald am Ufer ausserordentlich erschwert, das Seil verhing sich beständig zwischen den Bäumen, konnte nur mit grosser Mühe losgemacht werden und die Fahrt ging daher sehr langsam vorwärts. Wir konnten dabei die ganz nackten Schwarzen nicht genug bewundern, theils der Kühn- heit wegen, mit der sie ohne alle Furcht vor den Krokodilen im Strome schwammen, theils der Behendigkeit halber, mit der sie den durch Dornen und Schlingpflanzen, durch gestürzte 44G Bäume und Äbfallliolz g;anz und gar unwegsamen Wald durch- drangen, bald über die Bäume wegkletterten, bald unter densel- ben, auf dem Bauche liegend, durchkrochen — ohne ihren biosgestellten Körper zu verwunden. Mit Sonnenuntergang erreichten wir das Dorf Woadd el Med! am linken Ufer und landeten. In der Nacht hatten wir kurzen aber starken Regen, der uns übrigens , die wir fest in unsere griechischen Schiffsniäntel eingewickelt waren, nicht viel störte , empfindlicher war uns ein zugleich eintretender kühler Süd-Ost. Am 5. Oktober. Wir hatten fast den ganzen Tag hin- durch konträren Wind und Himmel. Die Barken mussten meist gezogen werden und wir fanden dadurch Gelegenheit in den Wäldern am Ufer zu jagen *. Bis Mittag passierten wir die Dörfer: Hoely Äliä am rechten, Abu Scher (Abu Escher) am linken und Gerradä am rechten Ufer**. Zwischen den zwei leztern Dörfern sind beide Ufer dicht bewaldet. Gerradä be- steht wieder grösstentheils ausToguls und hat eine bedeutende Grösse, jedoch keine Sakien. Oberhalb Gerradä werden die waldigen Ufer sehr hoch und der alte Nilschlamm bildet senkrechte Wände bis zu 30 Fuss Höhe, die an der Basis gegen den Andrang des Wassers, insoweit dasselbe nicht sehr hoch ansteigt, durch ein förmliches Vorwerk, aus einer verworrenen Masse sammt den Wurzeln herabgestürzter Bäume bestehend, geschüzt werden. Gegen Abend landeten wir am linken Ufer beim Dorfe Woadd-el Ferür, wo der Fluss eine sehr starke Krümmung macht. Das Dorf ist gut gelegen, hat hübsche Häuschen , kleine Gärten , gewährt besonders von der Ferne durch einige Gruppen von Dompalmen eine sehr freundliche Ansicht und ist der Sitz eines Kascheffs. Lezterer mit einer Sklavin CnuRSCHiD-Pascha's verheirathet, kam mit einer alten, * Als besondere Beute erwäline ich eines grossen braunen Adlers, den in grossen Schaaren sich lindenden Abu Doko (eine Buceros-Art), die -Od Sabara (eine Art Sciurus ? nach Hedene.), welches Thier, von der Grösse eines gewöhnlichen Eichhörnchens, die sehr merkwürdige Eigenschaft be- sitzt seinen Schwanz aufblasen zu können und denselben der Art nach Willkuhr auf das Dreifache seines gewöhnlichen Volums zu vergrössern. "^'^ Auf der Karte sind irrig Aliä und Gerradä auf dem linken Ufer angegeben. 447 ganz verwahrlosten Arnautenflinte an Bord nnd w<»llte selbe durchaus für ein neues, europäisches Gewehr eintauschen. Von hier kann man zu Lande in einem Tage nach Woad Medineh gelangen, während wir zu Wasser des konträren Windes nnd der mäandrischen Fiusskrümmungen halber noch drei Tage dahin brauchten. Am 6. Oktober. Zwischen Woadd el Ferür und Hoely- el Foggära* durchfliesst der Bacher el Ahsrak ein meist un- bewohntes Land. Der Fluss ist verhältnissmässig schmal und sehr tief, enthält viele Inseln, und diese sowohl als die Ufer sind bedeckt mit einer Waldvegetation, von der man mit Hecht sagen kann, sie prangt in tropischer Pracht. Das Geflechte der dicken Wurzeln der Bäume senkt sich am Ufer in den Strom, während sich zugleich die Äste derselben in seinen Fluthen baden. Undurchdringlich durch ein Gewebe von Schling- pflanzen, durch Dornen und Stachelgewächse, geschmikkt mit den schönsten Blumen, belebt von Atten, Schlangen und bunten Vögeln, scheinen Wald und Strom in ein Ganzes zu ver- schmelzen, das iiber jede Beschreibung erhaben ist, das an ästhetischer Schönheit meiner Ansicht nach zwar unsern heimathlichen Tannen- und Buchenwäldern zurücksteht, an bi- zarrer Pracht sie aber weit übertrifft und jedenfalls als der vollendete Ausdruck uranfanglicher, ungezügelter Lebensfülle und Kraft betrachtet werden muss. In diesen Wäldern schössen wir denschönen Adler mit schneeweissem Leibe und schwarzen Flügeln, den perlgrauen, schön punktirten Falken, trafen ganze Schaaren von Affen, Papagaien , prächtigen Nektarinien und Suimangas, zahllose andere kleine Vögel und darunter vor- züglich jene in der Zeit der Liebe brennend hochrotheFringilla- Art (Drix), deren Federn, am Boden liegend und von der Sonne beleuchtet, glühende Kohlen scheinen und die, sieht man ein solches Vögelein einzeln in den Strahlen der Morgensonne auf einem Durastengel oder der Spitze eines Astes sitzend, wie ein Opferflämmchen im Tempel der Natur leuchtet, dessen Anblick den wildesten Jäger milder stimmt. Wie im Paradiese hat aber auch hier der Böse seine Vertreter. Schlangen, kurz und dick, fanden sich in Menge. Die Eingeborenen bezeich- * Das zweite Dorf dieses Namcus auf unserer gegenwärtigen Route. 448 neten sie uns als sehr giftig;, clnrcli iiir Sriieuseyn jedoch ent- hoben sie uns jeder ängstlichen Vorsicht. — Nachdem der Fluss in einer gewaltigen Krümmung durch eine lange Strecke aus NO. in SW. fliesst*, gelangten wir um Mittag an jene Stelle, wo er wieder gerade aus Süden kommt. Im Flusse sind viele Inseln; das rechte Ufer zeigt sich bewohnt und bebaut. Um 3 Uhr Nachmittags hatten wir am linken Ufer neben uns mehrere Sakien und um 4 Uhr landeten wir daselbst in der Nähe des Dorfes Hoely-el Foggära. Wir hatten gänzliche Windstille, der Himmel war theilweise mit Gewitterwolken bedeckt, die Hitze unausstehlich drückend. Demungeachtet gingen wir sogleich ans Land. Hoely-el Foggara besteht ans lauter Toguls und liegt ungefähr i Stunde vom Ufer entfernt, ganz nahe daran und dem Ufer näher liegt das Dorf Szambul** (auchSchambul) und dicht am Ufer stehen mehrere der bereits öfter erwähnten kegelfcirmigen Pyramidenmausoleen , um- geben von Asklepiasgebüschen und Mimosenbäumen. Wir fanden diese Denkmäler 20 bis 2.5 Fuss hoch und an der Basis von 18 bis 20 Fuss im Durchmesser. Das Bauma- terial, v\ie hierorts überall, besteht aus lufttrocknen , festen Lehmziegeln. Mit Anwendung einiger Mühe hält es nicht schwer an diesen Gebäiulen von aussen hinauf zu klettern. An der Aussenseite fanden wir mehrere grosse Thonkrüge stehen, die, in diesem Klima gewiss ein vernünftiger Gedanke, mit Wasser gefüllt den hier Betenden Labung gewähren. Dass Mancher sich laben wird, ohne zu beten, liegt in der mensch- lichen Natur und ich bezweifle daher, ob der Gebrauch, diese Krüge bei besondern Festen mit Merissa zu füllen , was , wie man mir sagte, die Verwandten des Verstorbenen besorgen, besonders praktisch und der Seele des Hinübergegangenen auch erspriesslich ist. Der Eingang in das Innere dieser Denkmäler, wo das eigentliche Grab sich befindet, ist stets eng und niedrig. In der Nähe des Dorfes Hoely el Foggära befinden sich die Lehmreste eines alten grossen Dorfes oder, * Cailliaüd's Detailkai'te über den Lauf des Bacher el Ahsrak (Atlas Tom. II) ist stellenweise, so auch hier, unrichtig. '•'* Auf der Karte von Ost-Sudan ist derNanie des dicht an Szambul bc- Keichueten Dorfes, nämlich Hoely-el Foggära, einzutragen übersehen worden. 449 wenn wir wollen, einer Stadt. Dieser Umstand, in Verbindun;; mit den gerade erwähnten Denkmälern, maf>; Cailliaud bew«»- gen haben, die Rninen des alten Arbagi daselbst zu vermntheii, wie aus den seinem Reisewerke beigegebenen Karten hervor- geht, da derselbe aber weiter im Verlaufe seiner Reiseerzäh- lung* selbst sagt, dass die Ruinen von Arbagi sich auf dtn* Route von Mnselemieh (auch Messelemieh) nach VVoadd-el Ferrür befinden, so scheint auch hier wieder, abgesehen von seiner furchtbaren Namenverstümmelung, z. B. Quad-Edde- froue anstatt Woadd el Fernr u. s. w. eine Verwechslung odor Täuschung statt gefunden zu haben; denn die gerade Route von Muselemieh nach Woadd el Ferur kommt dem Flusse nirgends so nahe, als Cailliaud sein Arbagi hin verpflanzt. Arbagi war vor der Eroberung Sennaars durch die Fungi der Überlieferung der Eingebornen nach eine bedeutende Han- delsstadt. Im Anfange des 16. Jahrhunderts, als die Invasion der Fungi vom Bacher el Abiad her erfolgte und in der Nähe von Arbagi selbst eine entscheidende Schlacht geschlagen wurde, durch welche die Fungi die Macht der frühern arab. Herrschaft brachen, wurde auch diese Stadt zerstört, verwü- stet wie das alte Sobah z. ß., und Bruce sah im Jahre 1772 Arbagi oder Herbagi, wie er es nennt, nur mehr als ein gros- ses, angenehmes, aber schlecht bewohntes Dorf**. Die Lage von Arbagi oder Herbagi stimmt nach Bruck's Bestimmung genau mit der Lage des heutigen Muselemieh überein, das damals noch nicht existirte, daher es auch Bruce noch nicht kannte. Beide Plätze liegen 4 Stunden südlich von Woadd el Ferur und 3 Stunden westlich von dem Dorfe Fadassi, d. h. in gerader Richtung vom Flusse***. Die gegen mich ausge- sprochene Behauptung dei' Eingebornen und zwar sehr ansehn- licher Handelsleute von Mnselemieh, wohin ich selbst nicht kam , „dass diese Stadt auf den Trümmern und alten Resten • Tom. III, S. 90. *" Bruce, Reisen zur Entdeckung des Nils. Deutsch, Leipzig 1791. Bd. 4, S. 508 u. s. w. **•' Dieselben Distanzen gibt auch der Verfasser von „Aus Mehemed- Au's Reich" au, der Muselemieh selbst besucht hat und genau beschreibt. Bd. III, S. 317 u s. w. Russegger, Reiten, ii. Bd. '2. ThL 29 450 von Ärbagi sich erliob^', hat daher die grösste Wahrscheinlich- keit für sich, und ich habe demnach auch keinen Anstand ge- nommen den Namen Arbagi auf meiner Karte dicht an jeneii der Stadt Mnseleniieh zn setzen, deren Lage unter andern Cailliaud ebenfalls ganz falsch angibt. Arbagi soll vor der Eroberung durch die Fungi eine sehr bedeutende von Arabern bevölkerte Stadt gewesen seyn. Als Bruce dahin kam, war dieser Ort zw.ar sehr herabgekomnien, es wohnte jedoch daselbst^ gleichsam als Statthalter im Dienste der damals mächtigen Fungi und des Herrschers von Sennaar, der in seiner neuen, erst von den Fungi erbauten Hauptstadt Sennaar residirte, Woadd-Agib, der lezte erbliche arabische Fürst aus der Dynastie, welche vor den Fungi jenes Land be- herrschte. Dieser Woadd-Agib, dessen Voinanien ich nicht kenne, war der Bruder der damals im Namen ihres Sohnes zn Schendy regierenden Sittina (S. H. Band, 1. Theil, S. 407), welches Land ebenfalls schon, nnd zwar bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts, unter der Oberherrschaft der Fürsten von Sennaar (Dynastie der Fungi) stand. Durch den Wechsel dei' Verhältnisse, besonders durch den Sturz der alten Hauptstadt Sennaar von ihrer grossen Bedeutung als Residenz mächtiger Fürsten und als Handels- stadt herab zum gegenwäitigen Nichts, welcher Sturz eine Folge der Eroberung des Landes durch die Generäle Mehemed-Ali's war, nahm der Handel Sennaars eine andere Richtung, Woadd Medineh und Muselemieh (das alte Arbagi) blühten aUf und Chardum, die gegenwärtige Landeshauptstadt, entstand ganz neu und wurde ihrer in jeder Beziehung günstigen Lage we- gen der Sitz der egyptischen Regierung von Ost-Sudan. Mu- selemieh ist gegenwärtig ausser Chardum und el Obeehd einer der bedeutendsten Handelsplätze des Paschaliks und dürfte, was Wohlstand einzelner Handelsleute betrifft, vielleicht noch über Chardum stehen. Wöchentlich ist daselbst zweimal grosser Markt (Suk). Die ganze Umgebung von Muselemieh ist stark bevölkert und an den Routen, welche vom Flusse ans zu diesem Handelsplatze führen, liegen eine Menge Dörfer, von schwarzen Arabern verschiedener Stämme bewohnt. Am 7. Oktober. Des schwachen Windes wegen 451 erreicliten wir erst um Mittag das Dorf Hamdum am linken Ufer mit einigen Sakien. Oberhalb dieses Ortes sieht das Ange wieder nur Wald, der Flnss wird sehr breit nnd ist voller Inseln, die Scämmtlich mit einer prachtvollen Vegetation be- deckt sind. Um 4 Uhr Abends sehen wir am linken Ufer das Dorf Fadassi, in dessen Umgebung das Land sehr gut be- baut, und da die Ufer daselbstsehr flach und niedrig sind, ohne Sakien, durch das natürliche Austreten des Stromes bewässert wird. Die Sandbänke des Flusses waren bedeckt mit Wasser- vögeln aller Art und in einer solchen Menge, dass sie, durch unsere Schüsse aufgejagt, wie eine Wolke sich erhoben. In dem Dorfe x\mräb am linken Ufer trafen wir einen Trans- port sehr schöner kräftiger Maulthiere, die nach Sennaar ge- führt wurden , um von dort aus zur Beförderung der sämmt- iichen Munitionsvorräthe der Truppen bei unserm bevorstehen- den Feldzug in die Negerländer zu dienen. Eine kurze Strecke oberhalb Amräb stehen am linken Ufer mehrere Dörfer, welche den Namen Om-Magarib führen und wo wir für die Nacht landeten. Die Gegend hier herum ist bekannt wegen der vielen Hyänen und übrigen Raubthiere, die hier hausen, welche im' Viehstande sehr vielen Schaden anrichten und unter denen die Löwen weiter stromaufwärts und besonders in den waldigen^ Gegenden der Stadt Sennaar gegenüber so an Menge und^ Kühnheit zunehmen, dass sie, wie man mir erzählte, häufig des. Nachts in die Dörfer kommen, bis zum hellen Morgen darin herum patrouliren und die Einwohner es nicht wagen ihre Toguls zu verlassen bis die ungebetenen Gäste sich entfernen. Kaum war die Sonne untergegangen , so hörten wir bereits aus der Ferne das Heulen der Hyänen, und ungeachtet unseres Lagerfeuers, um das wir auf unsern Ajigarebbs herum lagen, kamen mehrere dieser Bestien in der Nacht uns so nahe, dass ich auf eine, welche dicht an mir wie ein grimmiger Hund knurrte, mit der Pistole schoss, sie aber der Nacht und des flackernden Scheins des Feuers wegen fehlte. Übrigens Hessen sie uns nach dem Schusse in Ruhe und suchten ihr Glück anderswo. Am 8. Oktober. Kurz nach Sonnenaufgang sezten wir 29* 452 unsere Reise fort. Das rechte Ufer Wald und Aue, das linke sehr bebaut und mit vielen Sakien besezt. Um 7k Uhr passierten wir hohe, senkrechte Uferwände des alten Nil- schlamms an der Westseite des Flusses, die Strömung' war stark und gefährlich, das Ziehen der Barken daher sehr er- schwert. Wir gingen ans Land und Ali schoss eine grosse Eule mit langen aufrechtstchenden Ohren. Um 8 Ulir sahen wir vor uns am rechten Ufer den Minaret von Hoely el Schech und etwas weiter oberhalb die Stadt Abu-Harräss. Das grosse Dorf Hoely el Schech ist gut gelegen, besteht, einige schlechte Lehmhäuser ausgenommen, nurausToguls, be- sizt aber eine aus lufttrocknen Ziegeln gut bebaute Moschee mit einem Minaret , der schöner ist als jener von Chardum. Oberhalb dem Dorfe stehen mehrere konische Schechgräber. Um 9 Uhr landeten wir in Abu Harräss. Die Stadt ist dem Ansehen nach halb so gross als el Obeehd , folglich für Sudan immerhin sehr bedeutend, sie ist auf einem Vorsprunge des rechten Ufers erbaut, besteht, einige wenige grössten- theils schlechte Lehmhäuser ausgenommen, aus lauter Toguls, hat eine elende , aus Lehm fabrizirte Moschee , keinen Basar, wohl aber als ^'sichtiger Handelsplatz einen sehr grossen Suk, auf dem übrigens wir nichts fanden, als schlechte Datteln und ranzige Butter. Die Umgebung ist ganz eben, trostlos wüste, voll Sand und Staub. Die Bewohuer sind schwarze Araber, Neger und Mograbi , irreguläre Kavallerie, im Dienste der Regierung. Abu Harräss gegenüber am rechten Üferwird ausden Alluvien des Flusses Kochsalz gewonnen und zwar ganz in derselben Art, wie es bei Torraam B. el Abiad ge- schieht (vorne S. 115). Die Nähe des Rahäd und seiner dicht be- waldeten Ufer macht die Umgegend von Abu Harräss der vielen wilden Thiere wegen gewissermassen verrufen und besonders leiden die Heerdendrrch die zahlreich umherstreichenden Löweu und Hyänen, ohne dass diesem Übel kräftig begegnet würde. Von Abu Harräss gelangt man zu Dromedar in 3 — 4 Tagen nach Mandera, ein Granitberg mitten im Savannenlande des Dar Atbara von Abu-Harräss aus in ONO. liegend. Der Brunnen wegen ist an dieser Stelle ein besuchter Lagerplatz der Schukorie und der Ort hatte der Ruinen halber, welche 453 Türken und Aiaher daselhst gesehen haben wollen*, bereits eine £>e\vi.sse('elebntät erlanf^t, alsLiNANT, der erste Enrnpäer, der Mandera selbst besuchte, nachwies, dass diese Ruinen weni;>stens dort nicht existiren. Fürst PücKLER-MusKAU hat Avälirend er selbst krank in Abu-Harräss Iaj2^, seinen Dolmetscher nach Mandera gesandt. Auch dieser fand daselbst zwar keine Ruinen von besonderer Bedeutung, wohl aber Trümmer früherer Bauwerke, die Immerhin zu der Vermuthting berechtigen dürften, dass an jener Stelle einst eine Stadt gestanden, ein knitivirtes Volk gelebt habe. Nur ist, wenn man die Erzählung des Dolmet- schers des Fürsten Pückler über Mandei-a (aus Mehemed-äli's Reich III, S. 332) mit den Angaben des trefflichen Linant (vorliegendes Reisewerk, II. Bd. 1. Tbl., S. 475) aufmerksam vergleicht, auffallend, dass die Daten, welche ersterer für Mandeia gibt , ganz mit denen übereinstimmen , welche lezterer über Rera mittheilt und dass hingegen Linant, der ohne Furcht vor Arabern und mit aller Müsse beobachten konnte, in Mandera Nichts sah als einige Bassins zur Samm- lung des Regenwassers. Es scheint daher, dass der griechi- sche Dolmetscher die Plätze Rera und Mandera verwechselte und ersteren für lezteren hielt. Dass Mandera (d. h. der Name) demnngeachtet, auf dem Kärtchen S. .'»38 (aus M. A, B. 111), an der richtigen Stelle angegeben ist, beweist nichts; denn die geogr. Lage von Mandera ist durch Linant schon lange bekannt. So bin ich auch der Ansicht, dass der Dschebel Cur des Dolmetschers nichts anders ist, als der Dschebel Man- dera des Linant, und dass daher das Kartenbild desDolmetschers nur dann annähernd geographisch richtiger gestellt erscheint, wenn man das Dreieck , welches seine Berge Liberi , Man- dera und Gur bilden, soweit nordwestlich rückt, dass seinGur auf die Stelle seines Mandera zu liegen kommt und dann für Gur und Mandera die Namen Mandera und Rerasubstituirt wer- den. Jedenfalls erfordern die Angaben des Dolmetschers nicht * Mehemed-Aga, der Anführer der Mofjrabi in Abu-Harrass, der- selbe, der mit CHUKSCHin-Pasclia die grossen Pyramiden am B. el Abiad gesehen haben will, erzählte mir auch von Pyramiden zu Mundera| mit Hieroglyphen verziert. 454 jejie üher den Obeüskeii-artigen Fels, der zur Hälfte Marmor lind zur andern Hälfte ans Granit besteht, sondern jene über den Speos am Dscliebel Liberi eine weitere üntersnchnng. Um Mittat^ veiliessen wir Ahn Harrass nnd fuhren längst dem rechten Ufer des FInsses. Nach einer Stunde erreichten wir die Mündung des Rahäd, schifften eine kurze Strecke hin- auf und landeten. Der Rahäd entspringt, wie sein südlicher Nachbar, der Dender, welcher sich Schnkawa, zwischen Woadd Medineh und Woadd el Abbäs, gegenüber im Bacher el Ahsrak mündet, in den Gebirgen, welche die westliche Ab- dachung Abyssiniens bilden und die südlichen Ebenen der Kolla v«)n dem Plateau und Becken des Denibea trennen. Der Lauf des Rahäd, den wir an der Mündung ungefähi- 180 Fuss breit fanden und der damals mit starker Strömung hoch ging, ist nur stellenweise, wie der des Dender, mit Bestimmtheit nachgewiesen, besonders unbekannt noch ist aber meines Wissens das Quellenland dieser beiden Flüsse, der einzigen, welche der Bacher el Ahsrak während seinem Laufe durch das Reich Sennaar aufnimmt. Das Wasser des Rahäd fanden wir trübe, jedoch nach landesüblichen Begriffen immerhin gut zu trinken. In der trockenen Jahreszeit versiegt das Wasser dieses Flusses in seinem sandigen Bette auf lange Strecken und dort wo dasselbe in Tümpeln zurückbleibt und so zu sagen stehende Pfützen die regenlose Zeit hindnrchbildet, ist er den Aussagen der Eingeborenen zu Folge der Aufenthaltsort einer Menge von Krokodilen und Nilpferden. Damals, als ich diesen Flnss das Erstemal besuchte, hätte man auch mit grossen Barken ungehindert einige Meilen weit hinaufschitfen können, dann soll er sich aberso verschmälern und die Waldvegetation an seinen beiden Ufern soll ^sich in solcher Fülle entwickeln, dass die Krone der Bäume stellenweise über ihn zusammen- reichen und die Passage für grössere Baiken unmöglich ma- chen, ausser es w ürde die Axt ins Mittel treten. Die Ufer des Rahäd sind bis Abyssinien, wie die des Den- der, vollkommen eben und man sieht höchstens kleine isolirte Berggruppen in einiger Entfernung. Bis dahin, wo die abys- sinische Bevölkerung beginnt (die Makadi) , also bis an den Ostrand der Kolla, ist das Flussgebiet des Rahäd, wie das des 455 Dender, ausschliesslich voij schwarzen (d. h. dunkelbraunen) arabischen Volksstämmen bewohnt, die theils in Dörfern an- gesiedelt leben, theilsmit ihren grossen Heerdeii ein Nomaden- leben führen. Solche Stämme sind z. ß. die Debdide , die Kohalas. Auch Gondjaren sollen in der Nähe von Rhas el |:'il hausen ; ich konnte jedoch nicht erfahren , ob dieselben einer Abstammung mit den «los Darfnr eingewanderten Gond- jaren in Kordofan , einst die Erobeier des leztern Landes, %yelche ich für ein äthiopisches ürvolk ansehe, sind oder nicht. Das Land zwischen den beiden fast parallel ans SO. in NW. gerichteten Strömen , die Ebene nämlich zwischen dem Rahad und Deiider und zwischen dem Bacher el Ahsrak und dem Westrande des abyssinischen Hochlandes nennen die Araber auch Dschesirah-el Dschesireh (die Insel der Inseln), ohne Zweifel in Rücksicht auf die ausserordentliche Frucht- barkeit dieses Terrains, dessen Boden, schwarz und fett, den grössten Aufgaben einer , seinen übrigen Eigenschaften ent- sprechenden, Kultur gewachsen wäre. An den Ufern des Rahad befinden sich mehrere Dörfer der arabischen Stämme lind einer mir in Woadd Mediueh gewordenen, sehr verlässigen Nachricht zu Folge liegt 10 bis 12 Tagreisen den Fluss auf- wärts und sodann G Stunden von dessen rechtem Ufer entfernt, folglich südlich von Rhas el Fi! , das bereits oft genannte Kalabat, der Schauplatz der lezten Afiaire mit den Abyssi- iiiern *. Die Entfernung zwischen Kalabat und Gondar gab man mir auf 6 Tagreisen an , eine Angabe, deren volle Rich- tigkeit ich bezweifle, indem sie mir jedenfalls um zwei bis drei Xagreisen zu g-eriug erscheint. Eine Tagreise von Kalabat, zwischen dem Rahad und Dender und zwar näher dem zweiten Flusse, dieKompassrichtiing konnte ich nicht ausmitteln, liegt eine andere grosse St.adt : el Attisch oder l'At tisch ge- nannt. Kalabat ist grösstentheils von Makadis bewohnt. Die wahre geographische Lage keiner dieser beiden für den tlandel zwischen Sudan und Abyssinien sehr wichtigen Städte ist genau ausgemittelt, und ich bedaure, dass i^iir vorstehende Notiz, die einzige, die wir bisher über diesen Gegenstand besitzen, unter der Masse meiner gesammelten Bemerkungen * Man sehe vorn S. 230 bis 233 die Aninprkuns:. 456 entgangen w.ir, als meino Karte von OsfSndan konstniirt wurde, sonst würde ich nicht nnterlassen haben, die Position dieser Plätze wenigstens anzndentcn. Bemerken mnss ich hier auch, dass diesen erhaltenen Daten zufoI{i;e die so eben erwähnte Stadt el Attisch von dem Dorfe und Berge gleichen Namens, östlich des Rahäd und in der von Woadd Medineh nach Beila gedachten geraden Linie liegend , wohl zu unter- scheiden ist, welch leztere Position ich aus altern Karten auf- genommen habe. — Das Land zwischen dem Rahad und Den- der, bis zu ihren Mündungen im Bacher el Ahsrak , ist auf grosse Strecken dichter Wald und wenige Tagreisen aufwärts soll man bereits die ersten Delebbpalmen finden. WildeThiere, Löwen, Leoparden, Hyänen. Elephanten, Affen u. s. w. finden sich sowohl in diesen Wäldern als auch von hier südlich den Bacher el Ahsrak hinauf in allen waldigen, wenig bewohnten, aber von vielen Antilopen und dergleichen harmlosen Thieren bevölkerten und zeitweise von grossen Viehheerden besuchten (legenden in sehr bedeutender Menge , so dass stellenweise die Existenz der "Niederlassungen dadurch wesentlich gefähr- det wird. In den Wäldern am Rahäd und Dender ist auch das afrikanische Washorn eine gewöhnliche Erscheinung. Dieses äusserst wildeThier sieht man nie, wie den Elephanten, in Heerden beisammen , sondern stets einzeln oder gepaart. Die Jagd des Nashorns , zu Pferde mit Feuergewehren und Lanzen , ist gefährlicher als die des Löwen und zwei Jahre vor meiner Anwesenheit am Rahad geschah es bei einer da- selbst von den egyptischen Offizieren in Woadd Medineh ver- anstalteten Jagd, dass ein Nashorn in blinder Wnth über die Störung seiner Ruhe und gereizt durch die , wie gewöhnlich nnüberlegt angebrachten Schüsse der Mograbi auf die Jäger einrannte, ein paar Soldaten und einige Pferde umbrachte und nur mit Mühe durch Lanzenstiche endlich getödtet wurde. Die Jagd des Nashorns mittelst Fanggruben , durch Zuschlei- chen und Abhauen der Sehnen an den Hinterfüssen , auch die durch fiift, überhaupt durch Anwendung von List wird daher von den Eingebornen . die das Chevalereske des Zertreten- werdens durch eine solche Bestie nicht begreifen , weit vor- gezogen. 457 Um 2 ülir vorliossen wir den Rahad, um 4 Uhr la^ Wnadd Medineh am linken Ufer vor nns und nin 5 ülir Abends lan- deten wir am obersten Knde der Stadt, in einiger Entfernung von den Häusern. Auf der Fahrt dabin sahen wir am Ufer melirere Tamarinden und es scheint wirklich, dass am Bacher el Ahsrak die eigentliche tropische Vegetation nördlicher reicht, als es unter gleichen Breiten am Bacher el Abiad und in Kordofan der Fall ist. Die nächste Umgebung der Stadt ist steril und wiiste , weiter flussanfwärts aber breiten sich unabsehbare Durafelder aus. Nirgends entdeckt das Auge einen Berg. Der Stadt gegeni'iber liegt im Strome eine Insel mit prächtiger Vegetation, an deren Ufern wir beim Vorüber- fahren eine Menge W^arrans bemerkten , die bei der Annähe- rung des Schiflfes sogleich in das Wasser sprangen. Woadd Medineh ist bedeutend kleiner als Chardnm , hat am Ufer mehrere, aber schlecht gebaute Lehmhäuser , eine Kaserne, in welche ein ganzes Negerbataillon hineingepresst ist und hinter diesen Häusern eine Schaar von Toguls. Als wir landeten war bereits der ganze südliche Horizont mit schweren Gewitterwolken bedeckt, man tröstete uns jedoch damit, dass nur jene Gewitter zu fürchten seyeu , welche in O. und NO. stehen. Später zog sich das Gewitter aus S. zu nnserm Verdrusse dahin, in W. stieg ein anderes auf und als die Nacht anbrach und die dunkelste Finsterniss uns umgab, brach auch der Sturm mit solcher Gewalt los, dass er heinahe unsere grosse Barke ans Land warf. Der Regen stürzte in Strömen nieder, die Atmosphäre stand in Feuer, der Donner lärmte betäubend. Wir flüchteten vom Lande auf die Barken, der Sturm brach eine Segelstange unserer Dahabie ab und warf sie, zum Glück ohne Jemand zu verletzen , auf das Ver- deck, in die Kajüte drang der Regen von allen Seiten ein und während wir gegen diese kleinen menschlichen Leiden an-^ kämpften, erscholl das Geschrei: die grosse Barke sey leck, voll Wasser und am Untergehen. Wir eilten natürlich, unsere Habseligkeiten in solcher Gefahr wissend, durch Nacht und Sturm dahin, wobei wir noch die Aufgabe hatten, unsere ara- bischen Matrosen, die sich anfänglich nicht regen wollten, aus der Dababie hinausprügeln zu müssen. Als wir aii die 458 ^arke kamen, zei{j;te sich, dass nur die Furcht unserer Bedienten we«»^en etwas Wasser , das iiber Bord in die Barke gelangt war, diesen Lärm veranlasste. Nass bis auf die Haut kehrten ^'ir in unsere Daliabie zuri'ick, wo nun erst das grösste Spek- takel losging. Wir hatten nämlich die Unvorsichtigkeit be- gangen unsere Dahabie in eine schmale Einbucht des Ufers, wahrscheinlich ein alter Sakiegraben , ziehen zu lassen. Die Wände des Uferschlammes ragten hoch über den Bord auf und am Ende der Bucht, dicht vor dem Schiffsschnabel, zog sich ein kleiner Graben iiber die Uferwand herab. Kaum hatten wir uns wieder in unsere Mäntel eingehüllt, so stürzte durch diesen malitiösen kleinen Graben plötzlich ein gewaltiger Regenstrom als Wasserfall auf unsere Dahabie nieder. Wäre es uns nicht gelungen durch schnelles Abhauen der Schiffs- seile, mit denen die Dahabie am Lande befestigt war, augen- blicklich abzustossen , so wäre die Dahabie, mit Wasser voll, unfehlbar untergegangen. Wir suchten nun in der Nacht eine andere Landungsstelle und da alles an Bord , wir sowohl als unsere Kleider, dieWäsche u. s. w. durch und durch nass waren, auch das nass gewordene Holz uns die Wohlthat eines Feuers versagte, so blieb uns nichts übrig, als die Ängarebb ans Land bringen zu lassen und dort so gut es ging den Morgen zu er- warten. Bei allen solchen Gelegenheiten ist das sinnlose Schreien und Lärmen der Südländer, namentlich der Araber, ihr total konfuses Treiben, wenn sie einmal zugreifen, für den Europäer, und namentlich für den aus dem kühlem Norden, der in dem Augenblicke der Gefahr ruhiger und besonnener zu Werke zu gehen gewohnt ist , etwas Unausstehliches und geeignet, auch den sanftmüthigsten Menschen endlich in Wuth zu, l^ringen. I,,. Am 9. Oktober. Den ganzen Vormittag hatten wir mit Trocknen unserer Sachen zu thun und besahen dann die Stadt von innen und aussen. Inwendig Gruben, gegenwärtig YoU mit Wasser, Gräben in den Gassen und auf dem Suke, Unrath und Gestank von allen Seiten, hie und da ein Aas; von Aussen Sand und Staub und darüber hingebreitet eine in Spnnenglut zitternde Luft, das ist so im Allgemeinen das Bild einer innerafrikanischen grossen Stadt und so ist auch Woadd 459 Medineti. Da zu g^leiclier Zeit mein Pferd von Chardiim an- gekommen war, so ritt ich vor die Stadt, wo gerade die Neger- tnippeii im Feuer exerzirten. Einen erbärmlichem Anblick als diese in Woadd Mediiieh stationirten Truppen liamals ^ darboten, kann man sich im militärischen Fache und wohlge- ^nerkt als Garnisonstrnppen nicht leicht vorstellen. Der ge- meine Negersoldat, ohne Disciplin , ohne Subordination, war nichts mehr als ein gemeiner Räuber in Uniform , der mindere Ofßzier (durchaus Araber), seit mehr als eijteni Jahre ohne JSold , zerrissen in Kleidern, ein roher Fellah von vorn her, ohne allen Sinn für seine Aufgabe, war durch seine wirklich traurige Lage auf den Bettel hingewiesen , daher auch in Woadd Medineh, wo der Kommandirende gar nichts für seine Leute zu thuu schien, mehrere Offiziere zu uns kamen, unver- holen ihre Noth schilderten und um jUnterstütziing baten. Dazu kam noch eine eigene, die höchste Bornirtheit des Geistes verrathende Deutung des Reglements , vermöge welcher ich z.B. einen in Strafe sich befindenden Kapitän auf dem Exerzier- plätze sah, wo er mit Fussschellen und Kette angethan , seine Kompagnie kommandirte. Ob unter solchen Verhältnissen, Thatsachen, die ich selbst sah und daher verbürge, Ehrgefühl und Muth sich in Truppen heranbilden , entwickeln können, lasse ich dahin gestellt und ich erwähne nur desshalb dieses Gegenstandes hier so ausführlich, weil dieselben und ähnliche Truppen unsere Begleiter — unsere Beschützer — während des folgenden Feldzuges bildeten und diese hier erwähnten spezifischen Eigenschaften derselben viele Ereigni$se.§,us j^jaer Zeit auf eine sehr einfache Weise erklären werden, v i,«; -, , r». In \Voadd Medineh fanden wir einen Italiener, Namens Bartoli, alsßataillonsapotheker, einen jungen muntern Mann, der uns einige angenehme Stunden machte. Er erzählte uns uiiter anderm von einer Kasiia (Sklavenjagd), welche er kurze Zeit zuvor mitgemacht hatte und bei der man von Roserres * Unter CHURscuiD-Pascha's Nachfolger, unter dem kraftvollen und in vieler Beziehung vortrefflichen AcHMED-Pascha, dem in lezterer Zeit nach der unumschränkten Herrschaft in Sudan gelüstete und der sodann ini J. 1843 plötzlich — starb, hatten sich später die militärischen Ver- hältnisse iu jcnea Ländern unverl^enobar besser gestaltet. 460 nns, quer Hnrcli die Dscliesirah , zu den Scliillnks am Bacher el AMad marsrhirte. Die Armee kam elnip;emal zu Nej^er- niederlassungen , deren Bewohner noch gar keine weissen Menschen gesehen hatten und daher hoch über die Erscheinung; der türkischen und arabischen Offiziere, der Mograbis n. s. w. erstaunt waren. Man lagerte sich, die Trommeln wirbelten und die armen Neger, in der Meinung, nun beginne ein Fest, fingen an zu tanzen. Während dem aber wurden sie von den Truppen umringt und wer sich nun nicht als Sklave ergab, wurde ohne Unterschied niedergeschossen. Ich, der ich die Sklaven Jagden aus eigener Anschauung kennen lernte, trage keinen Zweifel an der Walirheit dieser Erzählung. Bevor ich Woadd Medineh verlasse, muss ich eines in der Geschichte des Aberglaubens sehr interessanten Gegen- standes erwähnen. In ganz Ost-Sudan und ohne Zweifel auch in andern Theilen von Central-Afrika herrscht der Glaube, dass es Hyänenmenschen * gebe, d. h. Wesen, die beides sind, Menschen sowohl als Hyänen, welche nach Willkühr in einer dieser beiden Formen erscheinen und unter gewissen Bedin- gungen aber (Beschwörung) in Hyänenform erscheinen müssen. Sehr wahrscheinlich hat zu diesem Glauben das Faktum bei- getragen, das die Hyäne nur des Nachts auf Raub ausgeht, dass sie am Tage sich so zu verbergen weiss , dass man nur äusserst selten eine zu sehen bekommt und ich selbst mich nicht erinnere auf meinen Wanderungen mehr als ein oder zweimal ein solches Thier am Tage gesehen zn haben. Wo daher jede Nacht eine solche Menge von Hyänen herkommen mag, ist den Eingebornen eine im natürlichen Wege unerklär- liche Sache **. Diese Marafilnas bilden in Ost-Sudan eine eigene Klasse der bei einigen arabischen Völkern, bei einigen Neger- völkern und bei den Völkern äthiopischer Abstammung, Fungi, Dongolaui u. s. w. eine grosse Rolle spielenden Zauberer "* Im Sudan-Arabischen: Marafil „die Hyäne", daher Marafil-Nas „Hyänenicute oder Hyänen-Menschen". '•'•■' Im grossen Reiche des Aber|>'Iaubens tritt immer eine Grundidee in verschiedenen Formen auf: auf Java und den Molukken z. B. soll der Glaube herrschen, dass Krokodile manchmal Menschen gebären und von solchen auch geboren werden , daher zwi. sonie. Die Wälder waren voll von Äffen, die uns am Ufer und auf den Bäumen ihre Gauklerki'inste vormachten. Ich unter- schied nur die zwei bereits am Bucher el Abiad gesehenen Arten. Der Dender ist an seiner Mündung seiner Grösse und der Gestalt seiner Ufer nach ganz gleich dem Rahad. Eine Stunde überhalb der Mündung dieses Flusses liegt eine Insel im Bacher el Ahsrak, welcher hier sehr breit ist. Wir fuhren am linken Ufer und landeten nach weitern 11 Stunden, um unsere zu- rückgebliebene grosse Barke zu erwarten. Wald und Ge- büsche am Ufer sind fast undurchdringlich und nur ganz enge, im Dunkel des ewigen Schattens sich hinwindende Steige durchziehen in mancherlei Richtungen dieses grossartige Pflan- zen-Chaos. Es sind diess die Wege, welche sich die Elephan- ten , Nashörner, Nilpferde u. s. \\. auf ihren Gängen von und zum Flusse austreten und sie sind sozusag-en die einziffen Wegmacher also, die man in jenen Ländern kennt. Dass es unheimlich wäre mit einem solchen Thiere in der engen Gasse zusammen zu treffen , ist natürlich , nicht minder unheimlich war es uns aber, als wir daselbst gerade vor Anbruch der Nacht ganz frische Spuren von Löwen und einer andern gros- sen Katzenart, wahrscheinlich Leoparden, fanden. Als daher unsere Barke nachgekommen war, zogen wir es vor, theils dieser Bestien wegen , theils damit uns unsere Schiffszieher nicht so leicht desertiren, an eine unbewohnte Insel mitten im Strome zu fahren und dort die Nacht zuzubringen. Der Himmel war ganz rein, der Mond leuchtete mit süd- lichem Glanz und eine tiefe Stille ruhte auf Wald und Strom. Da sahen wir neben unsern Barken mehrere schwarze Kolosse aus den wie Silber glänzenden Fluthen sich erheben. Es wa- ren Nilpferde, die im Strome herum plätscherten und im Was- ser schnaubten, ein Thon wie der, wenn der Dampf einer Dampfmaschine plötzlich seiner Haft entbunden wird. Sie spielten und brüllten von Zeit zu Zeit mit so sonoren, tiefen Basstönen , dass die Luft bebte und das Echo der gewaltigen 30* 4G8 Stimme weithin in den Wäldern verhallte *. Es war eine un- endlich grossartige, zauberhaft schöne Scene, wir waren Aug und Ohr. Nachdem die Nilpferde lange ihr Wesen fortge- trieben hatten, wurde es wieder stille, aber nur für kurze Zeit; denn nun hörten wir vom Ufer gegenüber Hyänen-Geheul und in weiterer Ferne Löwen brüllen, ein Konzert, das bis zum Morgen fortwährte. Am \'^. Oktober. Die noch nie von einer Axt ent- weihten Wälder an beiden Ufern dauern fort und setzen dem Vordringen unserer Schiffszieher solche Schwierigkeiten ent- gegen, dass wir, um eine etwa eine Viertelmeile lange Strecke zurückzulegen , drei volle Stunden brauchen. Wir sahen un- zählige Perlhühner, seit einiger Zeit schon unsere gewöhnliche Speise, mehrere grosse Eulen, die Spuren von sehr grossen Leoparden und wieder die bereits beschriebenen dunklen Lau- ben voll schöner Blumen. Nach dem Frühstücke befällt mich plötzlich ein heftiges Fieber. Starker Frost mit betäubendem Kopfschmerz, trockene Haut, Neigung zum Erbrechen. Ich nehme Brech Weinstein, worauf starke Hitze, Delirium und ein leichter Schweiss fol- gen, dem aber auch ein unleidentlicher Schmerz in der Rücken- inarksäule sich beigesellt. Um 2 Uhr landeten wir in Schukäwa am linken Ufer und man brachte mich, unfähig selbst zu ge- hen, in das am Ufer aufgeschlagene Zelt. Der Schmerz im Rücken wurde immer heftiger, dazu gesellte sich ein gleicher in den Kinnbacken, Dilirium, grosse Angst und stetes Herum- werfen auf dem Angarebb dauerten durch die ganze Nacht. Man sah mich als verloren an. Kotschy, dem ich meine Ret- tung danke, öffnete mir mit einer Lanzette, er that es zum * In Bezieluinc der mechanischen Kraft stelle ich das Gebriillc des Kilpferdrs f^lcich dem des Löwen, jedoch ist zwischen beiden Stimmen ein tharakteiistischer Unterschied. Dem Gebrülle des Nilpferdes, ist es auch noch so sonor und tief, bleibt immer eine JVhiilichkcit mit dem GebruUe eines gewöhnlichen Stiers, djis Gebrüll des Löwen hinpjrgen sezt nicht mit höheren, grunzenden Tönen ab, sondern rollt wie Donner und verhallt ohne Misston, ohne grellen Absatz, sozusagen in sich selbst. Es ist , den Begriff „Gebrüll" festgehalten , das reinste Gebrüll , das sich denken lässt und welches als solches unter allen Stiamien wilder Thierc einzig dasteht. 409 Erstenmal in seinem Leben, eine Ader, brachte mir eine starke Dosis Chinin hei und verschaffte mir endlicli {»ej*;en Morgen durch fort^ese/.te warme Einreibungen mit Terpentin einige Linderung' der unsäglichen Kreuzschmerzen, die mich folter- ten Ich lag betäubt und ganz erschöpft. Am 14. October. Mein Znstand wurde während des Vormittags etwas weniger hoffnungslos, doch blieben sich die Hauptsymptome gleich, der Puls war fortwährend äusserst be- schleunigt. Um 2 (Jhr Nachn)ittags liess ich mich auf die Da- habie zurück bringen und gab Befehl zur Abreise. Nach ei- ner Stunde passirten wir das grosse Dorf Saba Delebb (die sieben Delebb-Palmen) am rechten* Ufer. Wie mir meine Gefährten sagten und auch ich auf der lliickreise bemerkte, stehen wirklich einige Palmen am Dorfe, die aus der Ferne betrachtet Delebb-Palmen zu seyn scheinen. Weiter ober- halb sieht man wieder an beiden Ufern nur Wald, und grosse Strecken des üferraudes sind mit der Baumwollen-Stande be- deckt, die in voller Kraft bis zu 5 und 6 Fuss Höhe empor- wächst. Abends landeten wir unter den Mimosen an der Ml- schera (Tränkeplatz) des Dorfes Absogora am linken Ufer. Während der Fahrt hatte ich des Fiebers wegen neuerdings Chinin genommen. Das Fieber blieb nun allerdings aus, aber im Übrigen änderte sich mein Zustand nicht, ans Erschöpfung fühlte ich grossen Hang zum Schlafe und konnte doch nicht schlafen, so lag ich in halber Betäubung wieder die Nacht durch am Lande. Am 15. Oktober. Wohl wissend, dass meine Natur einen starken Stoss verträgt und um eine Entscheidung meiner Lage herbeizuführen, sey sie auch welche immer, nahm ich eine starke Gabe Bittersalz. Die Wirkung war heftig, um Mittag jedoch konnte ich eine Stunde lang schlafen, starker Schweiss stellte sich ein und Naciimittags waren bis auf eine grosse Mat-. tigkeit alle bösen Krankheits-Symptome verschwunden. Wir brachen heute sehr frühe auf, legten aber den ganzen Tag hindurch der dichten Wälder an beiden Ufern * In dorn vorlieo;eiiden Piofokulle der Fiussaufnahme steht ganz richtig „rp(htes" Ufer, auf der Karte ist aber Irider, was mir bfi der Korrektur entging, das Doif als um liiiKeii Ll'er liegmd angegeben. 470 vveg-en doch nur eine verhälfnissmässig kleine Strecke zurück. Wir passieren das Dorf Penegile am linken Ufer, weiter ober- halb die Insel Harbnn und ein Dörfchen i>leichen ISainens am linken Ufer, das grosse Dorf Djeri am rechten Ufer und sahen daselbst etwas weiter Fluss-anfwärts und ganz in der Nähe mehrere Delebb- Palmen. An den Ufern des sich vielfach krümmenden, breiten und viele Inseln enthaltenden Stromes sammelten unsere Leute Koitchylien, worunter wir jedoch nur f5olche Arten fanden, die wir bereits vom Bacher el Abiad her kennen. Abends hatten wir Gewitterregen, die Nacht wurde kalt und wir blieben daher, theils der Nasse theils der vielen Schlang^en wegen, indem wir an einer unbewohnten Stelle an- hielten, die Nacht durch an Bord. Am 16. Oktober. Der Morgen war ganz besonders klar und schön und wir entdeckten, als wir um 8 Uhr das Dorf Techin am linken Ufer und dicht daran das kleine Dorf Woadd Nogudi erreicht hatten, vom hohen Uferraude aus in blauer Ferne die Gebirge im Westen der Stadt Sennaar: den Dchebel Szegeti und Dschebel Moje, ein Anblick, der uns um- somehr entzi'ickte, da wir seit Chardum keinen Berg, nicht ein- iiiial einen Hügel, gesehen haben. Zwischen Techin und Es- saar am rechten Ufer ist der vielfach gekrümmte Strom sehr breit und voller Inseln, worunter die Insel Essaar durch ihre Grösse sich auszeichnet, die Ufer sind beiderseits mit Wald und Aue bedeckt. Am Lande fanden wir heute selir häufig eine Art Skolopender, schwarz, bis 6" lang und an 4'" dick. Eine halbe Stunde oberhalb Essaar landeten wir an der Stadt Woadd el Abbäs am rechten Ufer. Das linke Ufer ist dichter Wald, das rechte hingegen, wo der Strom einen star- ken Anfall hat, ist 4 bis 5 Klafter hoch, sehr steil und obwohl ^anz aus altem Nilschlamm bestehend, bietet es doch oben und \n der nächsten Umgebung der Stadt nichts als eine sterile Ebene voll Sand und Staub dar. Die hohe luftige Lage der Stadt, welche sehr gross ist, ganz aus Toguls besteht und wo nur der Kascheff allein ein Lehmhaus mit grossem Gehöfe und unständigem Diwan besizt, macht den Aufenthalt daselbst sehr gesund, und um dem Orte diesen grossen Vortheil nicht zu neh- men, scheinen die Bewohner absichtlich jede Bodenkultur ferne 471 von den Woluningen zu halten, indem sie recht gut wissen, dass in dein Klima ihres Landes (i'iberhaiipt im tropische» Klima) keine Orte nnoesünder sind als jene, in deren Nahe eine starke iippige Vei^etation gedeiht oder hänfi{^ ein holiei* Feiichtiokeitsgrad der Lnft bestellt, daher sehen wir auch oberhalb Sennaar bis in die Gebirge von Fassoki die meisten bewohnten Orte zunächst mit einer wüsten , steril gehaltenen Umgebung-, vom Flusse und von den Wäldern am Ufer mög- lichst entfernt und, wo es thnnlich war, auf erhöhten Stellen angelegt. Der Kascheff , ein freundlicher Ti'irke vom alten Schlag-, lud uns, als wir ankamen, sogleich in sein Haus, und als wir zu den Barken zu ri'ick kehrten , sandte er uns noch Schafe, Hi'ihner und Milch für die Reise nach. Die Umgebung von Woadd el Abbäs ist der vielen Löwen wegen, die daselbst hausen, sehr verrufen. In der Nacht hatten wir Regen. Am 17. Oktober. Vom Ufer aus sahen wir am Morgen die schönen Berge bei Sennaar schon etwas näher gerückt. Der Strom macht bei Woadd el Abbas eine sehr starke Krüm- mung und fliesst eine Strecke lang gerade aus Ost in West. Eine schön bewachsene und über eine Stunde lange Insel liegt der Stadt gegenüber mitten im Flusse. Hier sahen wir wie- der zwei Sakien und bekamen für eine kurze Strecke günsti- gen Wind. Bis zum Dorfe Schambath am rechten Ufer, wel- ches wir Abends erreichten , fanden wir den Strom breit, mehrere Liseln und beide Ufer mit Wald bedeckt. In Scham- bath fiel uns die grosse Anzahl schöner Weiber und Mädchen auf, die uns am Ufer auf das Freundlichste entgegenkamen und mit Milch versorgten. Ein idealisch schöner Wuchs und tadellose Formen sind diesem Geschlechte in Ost-Sudan ohne- hin eigen, hier aber waren auch einige Gesichter darunter, denen es in Europa an zahlreichen Eroberungen nicht geman- gelt haben würde. — Sie trugen ausser dem Rahad oder einem Tuche um die Hüfte kein anderes Kleidungsstück, waren aber dafür jede mit einer grossen Zahl von Talismanen behangen. Die Farbe der Haut ist ein lichtes reines Braun. Die Bevöl- kerung ist durchaus arabisch. A m IS. Oktober. Um (i Uhr Morgens brachen wir auf, fuhren um 8 Uhr ans linke Ufer, wo wir eine unzählige Menge 472 von Warrans und zum Ersteiimale »rosse Strecken mit Bambiis- ai'ti}>em Schilfrohre bedeckt fanden und sahen um 9 Uhr am Horizonte den Minaret der Stadt Senuaar, der alten Kapitale des erloschenen Fnnj^ireiches, der hier wie eine Leuchte des Islams steht, eine Warte des Glaubens ^eg^en die südlich an- grenzenden halb heidnischen , halb mnhamedanischen Völker, der südlichste Älinaret , den wir am Bacher el Ahsrak trafen. Um 11 Uhr waren wir der Stadt schon ganz nahe, zur Rechten hatten wir am linken Ufer eine sandige Fläche ohne Bäume, in der Ferne die Gebirge Szegeti und Moje, zur Linken lag uns die grosse, zum Theil bebaute und mit einer prachtvollen Vege- tation bedeckte Insel Woadd Flamdalla. Wir fuhren an meh- reren Sakicn vorüber und landeten um Mittag an der am linken Ufer des Bacher el Ahsrak liegenden Stadt Senn aar, bei i\en unterhalb der Stadt liegenden Zitronengärten, wo wir unsere grosse Barke erwarteten. Unsere Reise von Chardum liieher hatte 18 Tage gedauert und die Distanz beider Orte beträgt nach unserer SehifFsrechnung, i\eu Krümmungen des Flusses nach, 64 geogr. Meilen (15 = 1 Äquatorsgrad) *. Als unsere grosse Barke angekommen war, stiessen wir wieder ab, um uns flussaufwärts, oberhalb der Stadt und in einiger Entfernung davon einen Lagerplatz zu suchen. Eine Vorsicht, die schon des Trinkwassers wegen , welches aus dem Flusse geschöpft wird , nothwendig ist , indem man sonst in die Lage kommt, das Wasser trinken zu müssen, in welchem sich weiter flussaufwärts die Menschen baden , worin sie ihre von Fett durchdrungenen Toben waschen und 3Ianches thun, woran zu denken nicht einmal rathsam ist. Wir schlugen unsere Zelte südlicli von der Stadt zwischen sandigen Hügeln in der Nähe des Stromes auf und richteten uns für einen lan- gem Aufenthalt, der sich auch richtig bis zum 27. November hinaus verlängerte, so wohnlich als möglich ein. Die Stadt Sennaar, von den Fungi zu Anfang des 16. Jahr- hunderts erbaut und sogleich zur Residenz ihrer Fürsten und zur Hauptstadt ihres neu gegründeten Reiches erhoben, trägt * Von Chardum bis Woadd Mediueli 35 und von da bis Sennaar 29 geogr. Meilen. Sennaar Hegt in 13° 37' 10" nördl. Breite, 31® 24' 34" östl. Länge von Paris und in 1545 Paris. Fuss^ Meereshühe. 473 dc»n Charakter einer grossen innerafrikani'schen Stadt in höch- ster Vollenduiio- an sich *. Sie «leimt sicli in einer Grösse, Vielehe gejfenwärtigbedentend liinter der von Charduin znriick steht, über mehrere hügelige Erhöhungen des Alluvial- büdens aus, reicht an ihrer Ostseite bis an den mächtigen Strom und hat landeinwärts eine weite Fläche vor sich, die nördlich und südlich am Horizonte sich verliert, gegen West aber zum Theil von den in der Entfernung einer Tagreise liegenden Ge- birgen Szegeti und Moje begrenzt wird. Die nächste Umge- bung der Stadt, einige wenige Gärten der Wohlhabendem abgerechnet, ist unbebaut und eben, wegen Mangel an Kultur ganz steril, voll Sand und Staub, die bei jedem Winde in dichten Wolken sich erheben. Weiter hin schliessen sich am linken Ufer ober- und unterhalb der Stadt und gegen Westen unermessliche Durafelder an und die weite Ebene ist mit Dör- fern bedeckt. Das gegenüber liegende , rechte Ufer des Stroms aber, so wie die Insel Woadd Hamdalla, eine Stiecke unterhalb der Stadt beginnend, sind zwar stellenweise bebaut, jeiberrschaft lezterer Zeit gegründet, d. h. «»hiie Zweifel durch frei gelassene und vom Gebirge Kadero iil)stammende Sklaven bevölkert. In Kadero ist wöchentlich grosser Markt, der sich zwar grösstentheils auf den Handel mit Vieh und Lebensmitteln beschrcänkt, wohin aber die Kauf- leute der ganz nahen Stadt auch andere Artikel als baum- wollene Zeuge, europäische Waaren ; Glasperlen, bunte Sack- ti'icher, Szimbel, Trinkgläser u. s. w. bringen. Ad ziem i, 2i Stunden südwestlich von Kadero, hatte einst wie dieses Dorf einen eben so grossen 'Wochenmarkt. Dadulo, nördl. ^ Stunde von Sennaar, daselbst befindet sich ein kleines Gehölz , bis wohin öfter Elephanten kommen Rollen. Hassan Wo add Sandeln ba, in der Richtung gegen den Szegeti 2 Stunden entfernt, grosses Dorf *. ßadzboi, von den Türken Bas bosch genannt, kleines Dorf der Stadt gegenüber, am rechten Ufer. In der Nähe des Dorfes liegt ein isolirter Hügel, Namens Bischerre, die einzige Erhöhung des Terrains am rechten Ufer des Flusses. In Ronga, ein grosses Dorf weiter flussaufwärts und oberhalb Abdin, am rechten Ufer, hält sich der noch lebende, lezte Fürst der Fungidynastie von Sennaar, Sultan Badi, auf**, lebt befindet sich auch ein Plan der Umgebung von Sennaar, auf welchem alle diese Dörfer nach ihrer wirklichen Lage angegeben sind. ** Auf dem Plane irrig „Hassan Woadd Sandel" geschrieben. Das Dorf heisst nümiich nach dem Häuptling (Schech) , der daselbst im Namen der egyptischen Regierung herrscht : Hassan, der Sohn des Saw- »KLOBA. Diese ßezeichuungsart für Orte findet man bei den Arabern und den arabisch redenden Fungi in Sennaar und Roserres allgemein liblich, ein Umstand , der dem mit der Sprache wenig oder gar nicht Vertrauten oft zu grossen Missverständnissen Anlass gibt. '''* Der Melek, Mek (wörtlich König) herrscht mit souveräner Macht über einen gewissen Bezirk , als über sein Land oder Reich. Sind mehrere solche Melek (Moluk) einem gemeinsamen Fürsten tributär und so zu sagen Lehenträger desselben, so wird dieser einen solchen Staaten- hund beherrschende Fürst in Sudan „Sultan" genannt und der Fürst von Sennaar, der in der Blüthe des Fungireiches über alle Melek von Fas- soki bis Dongola herrschte, war also im vollsten Sinne „ein Sultan", welcher Titel auch auf die nächsten Fumilienglieder übergeht. Der 475 ohne allen Einflnss anf die Landesverhältnisse und verzehrt rnhi<»- seinen ilim von der epyptischen Reo;iernng; ansgesezten Monatsfi^ehalt von 750 Piaster (75 fl. Konv.-Mze.)- Er ist ein dnnkelbranner Fnngi, noch in ^uten Jahren und scheint dem Lehen nicht entsagt zu haben , denn die sciiwarzen Freudenmädchen* in Runga , seiner eigentlichen Residenz, sind ihrer Schönheit wegen im Lande bekannt. Bagära und T ekele (Teggele) zwei beträchtliche Dörfer, welche durch den lezten Sultan, dem Vorne genannten Bädi, mit Sklaven aus Teggele und aus den von den Bagära bewohnten Ebenen Kordofans bevölkert Avurden. Uns, die wir noch vor kurzer Zeit im Nubalande gewesen waren , war es auffallend hier die bekannten Namen Kadero, Bagära, Teggeleu.s.w. wiederzufinden, und so einfach dieser Umstand sich erklärt , so geht daraus doch das interessante Faktum hervor, dass die Fungi in Sennaar, wie die Gondjaren in Kordofan , die Nothwendigkeit erkannt haben , in jenen Ländern Kolonien zu begründen und dadurch einerseits der regierende Fürst wird dann mit dem Beisatz el Kibir als „Sultan-el-Kibir" (grosser Sultan) bezeichnet. So haben noch heut 7.a Tage die Länder Darfnr und Teggele ihre Snitnne, die über eine Menge Melek herischen, während z. B. Fassoki und Roserres von früher unabhängigen , in neuester Zeit aber der egypt. Regierung tributär gewordenen Melek beherrscht werden. * Ich habe schon bei früherer Gelegenheit erwähnt, dass viele der angesehensten Häuptlinge im südlichen Niibien und in Ost -Sudan sich eine grosse Zahl Sklavinnen halten, die, häutig sciiüne Mädchen, nicht nur zu ihrer eigenen Unterhaltung dienen, sondern auch gegen eine monat- liche Abgabe an ihren Herrn die Befugniss haben , frei über ihre Reize zu disponiren. Diese Sitte oder Unsitte ist besonders in Sen- naar zu Hause und der angesehenste und reichste Scliech daselbst , der alte Sandeluba, von dem ein Sohn uns als Führer und Dolmetscher bis zu den SchongoUo-Negern begleitete, besizt am nordwestlichen Ende der Stadt Sennaar ein ganzes Dörfchen , welches nur von solchen Mädchen bewohnt wird, die ihm zwar als Sklavinnen eigenthümlich an- gehören, deren jede aber für eine monatliche Abgabe von 20 Piastern (2 fl. Konv -Münze) das Recht hat in ihrem Togul Merisa und Bilbill auszuschenken und weiterhin zu fhun , was ihr beliebt. Die Kinder, welche aus solchen Goncessionen hervorgehen, sind Sklaven und gehören dem Herrn. 476 Population emporzuhelfen, andrerseits dadurcli ihre Macht zu hpf'estio;en. Auch g,eht daraus hervor, dass die Fungi, geschah es nun durch Krieg-, oder im Wege des Handels*, sich in steter Verbindung mit den Ländern am Haclier elÄbiad und westlich desselben erhielten. Es scheint ferner, dass die Fungi wie die (londjaren, durch die Heranziehung einer Bevölkerung von Negein und ethiopischen Stämmen (Nuba, Barabra , Dong»»- laui), dort wo ihre eigene Popnlatiousentwickeinng nicht zu- reichte, dem zu starken Überhandnehmen des arabischen, ihnen von Vorne her feindlich gegenüberstehenden, Prinzipes zu be- gegnen suchten. Es war jedoch ein vergeblicher Kampf; denn die nationale Inviduaiität der Fungi und der Gondjaren war moralisch dem Araberthiim schon grösstentheils unterlegen, als die Eroberungen der egyptischen (türkisch -arabischen) Armee in neuester Zeit auch ihre politische Bedeutung aufhoben. W^enu man berücksichtigt, dass die meisten der auf dem Plane angegebenen und der gegenwärtigen Stadt zunächst liegenden Dörfer einst mit derselben verbunden waren und eine Masse bildeten, so ersieht man , dass Sennaar als Stadt einst eine grosse Ausdehnung gehabt haben muss, was auch die vielen Schutthäufen von Trümmern alter Lehmhäuser und Tognis in und um der Stadt, bis auf weite Distanzen hinaus bestätigen. Als Cailliaud mit der egyptischen Armee nach Sennaar kam, war die Stadt schon sehr herabgekommen, doch Kchäzte derselbe, obwohl ein grosser Theil der Einwohner bei Annäherung der Truppen entflohen war , die Bevölkerung noch immer auf 9000 Seelen , während sie, als ich daselbst war , wie ich glaube, kaum mehr als COOO — 7000 Seelen höchstens betragen haben mag. Die gegenwärtigen Bewohner der Stadt bilden eine förm- liche Musterkarte der Sudanvölker; denn wir sehen Araber • Von Sennaar führen mehrere Handelswege (für Karavanen) zu den Schilluk am Bacher el Abiad , von denen man mir den am meisten begangenen also angab: von Sennaar nach Hadzin 6, von Hadzin nach I3alie 6, von Ualie nach Om Seneta 10, von Om Senela nach dem B. el Abiad 10 Karavanenstunden , zusammen 32 Stunden (24 = 1 Grad des Äquators). 477 verschiedener Stämme, Fnngi, ßarahra und Donfjolaui, Neger aus Nuba. vom Bacher el Abiad und aus üar-cl Pert und endlich die heutigen Beherrscher des Landes, die Türken und Araber der egyptischen Armee. Der Anzahl nach dijrften die eingeborenen und ursprünglich aus Jemen stammenden Araber (vom lichten Braun bis zum dunkelsten herab) den be- deutendsten Theil der ganzen Bevölkerung ausmachen : den interessantesten jedoch bilden die Fungi. Wie schon gesagt, so sind leztere keine Neger, sondern der Sprache, dem Bau des Kopfes, dem Haare und ih rem ganzen Habitus nach ein ethiopisches Stammvolk , wie die Barabra u. s. \v. Sie haben in ihren Gesichtsformen nicht das Scharfe des Arabers, aber auch nicht das Stumpfe des eigentlichen Negers, von welchen sie an und für sich ihr langes, bei den Frauen schlichtes, bei den 3Iännern häufig krauses, bei keinen von Beiden aber wolliges Haar wesentlich unterscheidet. Die Farbe der Fungi wechselt, je nach den Graden der Ver- mischung mit andern Völkern, vom dunklen Braun (Cigarren- färbe) bis zum reinen Schwarz ; in allen Nuancen aber charak- terisirt sie, wie die Ethioper überhaupt, ein eigener Kupfer- artiger Schimmer der Haut. Die innerafrikanischen Vulks- rassen blos nach ihrer Farbe einzntheilen (Cailliaud 11 . Seite 273) ist unpraktisch; denn wir sehen bei jedem jener Völker so viele Übergangsstufeu, Vermischungsgrade, Zwischeii- rassen , wenn wir sie so nennen wollen, dass wir mit Kinrei- liung derselben der Farbe nach in grovsse Verlegenheit kommen müssten. Wir sehen z. B. unter den Dongolaui Weiber, deren Teint sich wenig von dem gemeiner Sizilianerinnen unter- scheidet, wieder andere hingegen von dunkel kastanienbrauner Farbe und doch gehören beide einem Volke an. Nachdem, was ich über die Sitten und Gebräuche dieser Völker bereits an andern Orten (z. B. vorne S. 18 u. s. w.) gesagt habe und nachdem was uns hierüber Cailliaud (11 , S. 276 u. s. w.) mit vieler Treue mittheilt*, erübrigen mir nur einige einzelne Bemerkungen , als Resultate der an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen. * Zeiclinungen der üblichen Waffen und Gerätbschaften in dessen Atlas II, Tafel 56 nnd 57. 478 Alle vorne erwähnten Völker, ans denen die Einnohner- schaft der alten Kapitale von Seiiiiaai' liestelit, bekennen sich zum Islam, mit Ausnahme einiger \veni<»er christlicher ahyssiui- scher Handelsleute und im Dienste der Regierung^ stehender Kopten, die hier nicht weiter in Rechnung kommen, und mit Ausnahme der Negersklaven, welche das Heidenthum ihrer Väter noch nicht verlassen und noch nicht zum Islam überge- treten sind. Dieses ßekenntniss zum Islam beschränkt sich je- doch im Wesentlichen auf den Namen; denn abgerechnet einen mehr oder weniger hohen Grad von Fanatismus, womit hier der Glaube beginnt und woran ersieh festhält, tritt das eigeut- liche Wesen dieser Religion ganz und gar zurück , die Vor- Schriften derselben werden nicht beachtet, ja zum grössteu Theile gar nicht gekannt und der Islam der Völker im östl. Sudan ist faktisch nur ein Titelblatt, der Inhalt ist aber eine lange Reihe verschiedenen Aberglaubens, ohne Znsammenhang, zum Theil ohne Poesie und ohne Würde vor den Augen der Gläubigen selbst. Bezüglich der auffallendsten Gleichgültigkeit gegen Dogmen, die dem wahren Muselmanne hoch heilig sind, gegen die Manen der ersten Weiden des Islams und gegen Gebräuche, die wenn sie auch nicht im strengsten Wortsinne als religiöse Funktionen betrachtet werden müssen, doch damit in enger Verbindung stehen, habe ich viele Beispiele erlebt. Einstens z. ß. sassen wir Abendsam Flusse und in unserer Nähe spielten mehrere Männer ein Spiel, bei dem sonderbarer Weise nach jedem Absätze als Refrain des Begleitenden und keineswegs religiösen Gesanges das mohammed. Glaubensbe- kenntniss: „Es ist nur ein Gott u. s. w.« gesungen wurde. In einem unbegreiflichen Anfall von Leichtsinn, rief einer der Unsern, der dicht am Kreise jener Männer stand, als die Worte kamen : „und Mohammed ist Gottes Prophet^' sehr laut auf Arabisch: „und Mohammed war ein Windbeutel". Ich erschrack nicht wenig, indem ich einen höchst fatalen Auftritt erwartete, statt dem aber, fanden alle Anwesenden den Spass ganz prächtig und konnten nicht genug darüber lachen. Ein andermal starb in unserer Nähe eine Frau. Ihre Tochter stürzte sogleich auf den freien Platz vor dem Togul und rief, indem sie sich den Kopf mit Staub bestreute, die 479 Naclibarn mit so fiirchtharen Geschrei zusammen, dass wir anfänglich glaubten es brenne. Eine Menge Leute versammelte sich vor dem Togul, worin dieTodte lag. Zwei VVeii)er sassen am Boden, vor sich grosse Schüsseln voll mit Wasser und in jeder ein schwimmender hohler Kiirbiss, auf welchen sie mit kleinen Stäbchen trommelten. Während dem gingen die übrigen Weiber gebiickt, als wollten sie etwas auf der Erde suchen, nach dem Takte jener Älusik um den Tognl, das In- teressanteste waren dabei aber die beiden Hanptklägerinnen, zwei schöne Barabramädchen, welche nackt bis auf die ßahäds, sich mit einem Stricke rücklings zusammen gebunden hatten und indem sie Staub auf die Köpfe streuten. Staub in den Mund nahmen und wieder in die Luft bliesen, mit krampfhaften Geberden und Gesichtsverzerrungen vor den trommelnden Weibern tanzten , die abwechselnd nebstbel so schrien , dass sie förmliche Konvulsionen bekamen. Als wir uns, um diese eigenthümliche Trauer genauer anzusehen , in den Kreis der Zuseher hineinbegaben , machten sich die beiden Tänzerinnen sogleich von einander los, eilten auf uns zu und tanzten vor uns ihre Solos, jedoch mit den unzüchtigsten Geberden, die sich denken lassen. Zugleich hörten die Weiber auf zu schreien, winkten uns freudlich näher zu kommen und so lange wir nun anwesend waren, schien das Andenken der Todten ganz in den Hintergrund zu treten, wie wir uns aber entfernten, fing die sonderbare Todtenfeier wieder von vorne an. Rein abhängig vom Momente ohne Grundsätze und System handelnd, d. h. mit einem Worte als Naturkinder, sind die Bewohner von Sennaar, wie jene von Schendy , Chardum , el Obeehd u. s. w. , nach unsern Begriffen und besonders in erotischer Beziehung im höchsten Grade unsittlich, wozu Klima, Temperament und der häufige Genuss von Merisa und Bilbill nicht wenig beitragen. Nebstbei ist das gemeine Volk in Sennaar ausserordentlich diebisch und so sehr man vor gewalt- samen Räubereien sicher ist, so wenig ist man es vor heim- lichen oft mit ausserordentlichem Scharfsinne und mit Behen- digkeit ausgeführten Diebstählen. Wir hatten daher auch jede Nacht eine Wache im Lager. Toguls und elende Lehmhütten, ähnlich denen der Fellah 460 inEjjypten, bilden die äussern Tlieüe der Stadt, der innere bestellt ans den Trümmern alter Gebäude, ans grossem, aber nicht weniger elenden Leiimliänsern, ans weiten Plätzen, voll tiefer Grnben und voll ünrath. Noch sieht man die Reste des ans Backsteinen und in alterthümlicher Pyloneuform erbau- ten Palastes der alten Fürsten in Sennaar (Cailliaud, Atlas 1, Tafelt»), noch steht auf dem Hauptplatze die Moschee. Sie ist geräumig-, besteht aus einer Halle mit flachem Lehmdache, hesizt einen Minaret, befindet sich aber in einem sehr erbärm- lichen Zustande und sieht überhaupt jenem Bilde der Moschee von Sennaar, welches Cailliaud (Atlas 1, Tafel i) gibt, ganz und gar nicht ähnlich. Möglich, dass die Schuld dieser ün- ähnlichkeit an der Zeit liegt und in den Veränderungen, welche sie begleiten. Am nördlichen Ende der Stadt haben die im Dienste der Regierung stehenden Offiziere und Beamten, so wie einige Handelsleute, ausgedehnte Gärten augelegt, in welchen sie niclit nur die hiudesüblicheu Gemüse (Bamien, Melochien, Melintschanen, Zwiebel, Gurken u. s. w.) anbauen, sondern auch Citrouen, Tranben und Melonen kultiviren, jedoch, was leztere drei betrifft, mit noch weniger Erfolg als in Chardum. Die Tranben und Melonen erreichen zwar, wie dort, eine bedeu- tende Grösse, ihr Geschmack aber bleibt wässerig, fade, sie ha))en kein Är(»ma und würden im gemässigten Süden kaum genossen werden. Die Citrouen bleiben klein , erreichen höchstens die Grösse unserer sogenannten welschen Nüsse, bleiben grün und färben sich nur dann gelb, wenn sie zu faulen beginnen. Sie sind entsetzlich sauer. Dagegen treiben die Bäume ein viel stärkeres und schöneres Laub als im ge- mässigten Süden, und gerade in diesem übertreiben des Lanb- wnchses bei constanter grosser Hitze scheint das Misslingen der Frucht begründet zu seyn. Für den Anbau der Cerealien zeigt sich der Boden um Sennaar sehr geeignet und mit Ende Oktober begann bereits die erste Ernte der Dura, welche beim Zurückgange der Überschwemmung, also kaum vor mehr als acht Wochen, gesäet worden war. Am nordöstlichsten Ende der Gärten, wo sie an den FIuss stossen, stehen einige Palmen, die das Interesse haben, dass sie alle drei bisher in Ost-Sudan bekannten Palmen-Arten repräsentiren, indem man 481 daseihst D.ittel • Dom und Delebb- Palmen nebeneinander stehen sieht. Das tropische Klima Sennaars beobachtet im Ganzen den- selben Gang wie jenes von Chardum, nur dürfte die Hitze am erstem Orte, wenn nicht einen höhern Grad erreichen, doch nocli gleicliförmioer durch das ganze Jahr anhalten, was eine Folge der geringern Wassermasse ist, welche, im Gegensatze zu der, die Chardum von drei Seiten umgibt, nur an der einen, nämlich an der Ostseite der Stadt Sennaar, sich hinzieht. Wälirend unserer Anwesenheit erreichte der Chariff' , die Regenzeit, das volle Knde ; denn mit Schluss Oktober traten die Nordwinde ein, welche nun konstant in dieser Breite bis Ende März anhalten , anfänglich zwar noch ziemlich war m gingen, jedoch bereits kühle Nächte und besonders empfind- lich kühle Morgen* zur Folge hatten. Die gesündere Jahres- zeit hatte nun begonnen ; für uns, die wir die erste Regenzeit glücklich hinter uns sahen, ein nicht unwichtigerund jedenfalls ein erfreulicher Moment. Mit den ersten Tagen des November war der blaue Fluss von seiner Inundationshöhe schon so weit zurückgetreten, dass die meisten Sandbänke sichtbar wurden, noch war es aber immer möglich den Strom mit grossen Segel- barken bis nach Roserres bequem und mit geringen Schwierig- keiten selbst bis Fassoki (IP nördl. Br.) zu befahren. über die in Sennaar auftretenden , eigenthümlichen Krankheiten und ihre Beliandlungsweise gibt Cailliaud (II, S. 263 u. s. w.) eine umständliche Beschreibung. Viele der- selben dürften jedoch nicht blos diesem Terrain und dem Klima von Sennaar ausschliesslich, sondern überhaupt Central- Afrika angehören , und sind daher nicht so sehr als lokale, sondern vielmehr als klimatische Krankheiten anzusehen. Die Hauptrolle unter diesen spielt auch hier das so- genannte Sennaar -Fieber, Wurda oder Wrda genannt (II. Bd. 1. Thl. S. 556 u. s. w., II. Bd. 2. Thl. S. 38 u. s. w), '■'' Unsere durch anhaltende Wärme verwöhnten Körper fanden die Temperatur dA" Nächte (20— 19** Reaum. -f) schon selir kühl und sank das Thermometer am Morgen auf -|- 14 und 13" Reaum. herab, so fror uns, wir mussten uns in unsere Mäntel und im geschlossenen Zelte in unsere warmen Decken einhüllen. Russegger, Reisen. U. Bd. 2. Thl. 31 482 welches , wie in Clirirdiim , vorzüglich in der ersten Periode der Regenzeit herrscht und zahlreiche Opfer foidert. Einige Monate vor unserer Ankunft in Seniiaar nahmen diese Fieber daselbst den Charakter einer äusserst rapiden Epidemie an, welche Erscheinung um so hemerkenswerther seyn dürfte, als sie fast genau mit der Peiiode zusammentiifft, in welcher zu el Obeehd (fast in gleiciier nöidl. Breite, aber ungefähr 4 Längengrade westlicher) die Choleia am stärksten um sich griff. Gegen den Ausgang der Regenzeit hin lässt der bös- artige Charakter dieser Fieber mehr und mehr nach und sie maclien den Wechselfiebern Platz , welche zwar nicht jenen Grad der Gefährlichkeit besitzen, jedoch duich die Stäike und durch das oft schnell Aufeinanderfolgen der Anfalle auch (\t^» kräftigsten Organismus wenn nicht unterliegen macheu , doch so erschüttern und umstimmen, dass, wie wir an meinen Ge- frihrden Kotschy sehen werden, die beunruhigendsten, gefähr- lichsten und zum Theil sonderbarsten Folgekranklieiten daraus hervorgehen. Charakteristisch unter den Symptoujen der da- mals zu Sennaar herrschenden Wechselfieber fiel mir der un- sägliche Kreuz- und Lendenschmerz auf, der damit meistens verbunden war, den ich sonst nirgends beobachtete, und welcher oft einen solchen Grad von Heftigkeit erlangte, dass der Leidende nicht ein paar Minuten lang in einer und derselben Lage verbleiben konnte. Die gefährliche Jahreszeit war hinter uns, demungeachtet aber, mich ausgenommen, i\ev ich bereits der Natur auf der Reise von Chardum hierher meinen Tribut gezahlt hatte, erkrankten während des Aufenthaltes zu Sennaar wiederholt alle meine Begleiter ohne Unterschied der Farbe, und das Lagersah oft einem Spitale nicht unähnlich. Am heftigsten für einige Zeit wurde Kotschy erschüttert, für immer aber herabgestimmt AcHMED-Kaptan , der sich bis zu seinem Tode am Bacher el Abiad nicht mehr von den Folgen dieser Krankheiten vollkommen erholen konnte. Ebenso ging es BoREANi mit seinen Begleitern. Wie es kam , dass gerade ich allein in Sennaar vom Fieber verschc^it blieb , ist um so auffallender, da ich auch gar keine Vorsicht zur Ver- meidung desselben anwandte, ausser dass ich mich vor jeder Verkühlung hütete. Ich kam als Rekonvaleszent an und 483 wurde als solcher bestandio- von einer wiitlienden Esslnst gje- peini^t , die ich rücksichtslos niul zwar orösstentheils nur mit Fleisch und Guriiensalat * befriediote, ich sezte mich nnge- scheut der Sonne aus, ging oder ritt, da mein Pferd ange- kommen war, tiigiich auf die Jagd , schlief nur so viel, als gerade nothwendig war, und ich erstarkte mehr und mehr, von Tag zu Tag, was wohl ein Beweis seyn dürfte, welchen ge- waltigen Kinflnss das innere Leben auf das äussere des Körpers nimmt. — In Behandlung dieser Fieber beobachteten wir ganz das bisherige Verfahren , es wurde nämlich zuerst ein Brech- oder Purgirmittel und dann Chinin angewandt. Gewöhnlich dauerte die Krankheit 7 — 8 Tage, wobei ich be- merkte, wie weit erregbarer die farbigen Eingebornen uns Europäern gegenüber sind; denn die Hälfte der Gabe, die für leztere nothwendig war, um eine entschiedene Wirkung hervor- zubringen, genügte für Eistere. Diese Naturmenschen stehen gewissermassen den Kindern nahe; sie sind durch Genüsse der verschiedensten Art noch nicht abgestumpft, daher zugänglicher für arzneilichen Effekt. Ausser den Fiebern in verschiedenen Formen bemerkt man in Sennaar vorzüglich: Dissenterie, Hautkrankheiten, Guineawurm und häufig Syphilis. Gegen Hautkrankheiten suchen sich die Eingeborenen und Neger, und zwar mit vielem Erfolg, durch Schmieren mit Fett zu schützen , welches Mittel ich besonders von Seite des schönen Geschlechts nicht nur in überschwenglicher l'ülle, sondern auch auf eine ganz eigenthümliche Art anwenden sah. Mehrmals traf ich nämlich auf dem Suke zu Kadero an grossen Markttagen früh am Morgen Frauen und Mädchen, die einen Theil der erkauften Butter sogleich auf den Scheitel des Kopfes legten und dort fest andrückten. Manche dieser Schönen bildete sich auf diese Art eine förmliche Bntterperücke, die sodann beim Nachhausegehen in brennender Sonnenhitze zerschmolz. Während die Butter von den langen, schwarzen und in unzähligen Zöpfchen geflochtenen Haaren auf die " In Ost-Sudan wird von den Einwohnern eine Art Gurken gepflanzt, ganz den unsrigen ähnlich, nur etwas grösser und im Fleische lockerer. Ich möchte diese Frucht einen Übergang der Gurke zur Melone nennen. 31 * 484 schönsten Körperformen floss, waren die Toiletkiinstlerinnen während dem Gehen sorj> fältig bemüht, sie mit den Händen in die ohnehin sammtweiche Haut einznieiben. So unangenehm eine solciie Gewohnheit dem Kui<»päer ist, so nothvvendig ist das Schmieren der Haut für den Eingeboinen. Aus liücksieht für die Gernchsnerven hatte ich z. B. nnsern schwarzen Dienern das Schmieren mit Fett verboten, nach kurzer Zeit zeigte sich fast bei allen Hautausschlag, der nach Anwendung von Fett wieder verschwand, aber jederzeit wiederkam, wenn das Schmieren zu lange unterblieb. Sehr gewöhnlich in Sennaar ist der Guineawnrm, doch leiden daran vorzüglich nur jene , die mit nackten Füssen herumgehen, auf blosser Erde liegen, während der Regenzeit viel in Lachen henimwaten u. s. w. Man kann sich daher durch Vorsicht schützen *. Häufig verbreitet, und zwar in Seunaar noch mehr als in Chardum, fand ich syphilitische Krankheiten. Viel trägt zur Verbi'eitnng dieses Übels die Anwesenheit der egyptischen Truppen unstreitig bei, der Hauptgrund liegt aber offenbar in der Lebensweise der Eingeboruen selbst. Ungeachtet der häufigen Verwahrlosung sah ich doch keine Verunstaltungen, und wenn auch diese Krankkeit sehr oft chronisch wird , so scheinen ihr doch das heisse Klima , die vorherrschende Trockne der Luft, die an und für sich einfache Nahrung der Menschen, die beständige und häufig starke Ausdünstung der Haut der Art Schranken zu setzen, dass sie in keinen gefähr- lichen Formen auftritt. Unter den Mitteln, welche die Ein- gebornen gegen diese Krankheiten, besonders aber unter denen, die sie bei Verwundungen anwenden, mögen sich viele befinden, die wegen ihi-er Wirksamkeit hohe Bedeutung haben. Bei einer der Jagden z. B., Avelche wir oft des Nachts auf die Hyänen anstellten , die nicht nur regelmässig unser Lager be- suchten , sondern die man auch jede Nacht auf den Plätzen * Ausführliches über die Natur dieses merkwürdigen Tiiieres, über die Heilung der durch dasselbe erzeugten Geschwüre , über Literatur dieses Gegenstandes u. s. w. Voigt, Lehrbuch der Zoologie, Stuttgart 1840, VI, 27 u. 8. w, (Naturgeschichte der drei Reiche, XII). 485 lind Strassen der Stadt treffen kann, wenn siederGenich eines Aases dahin loclit, hatte unser Jä«er Issa, ein Abyssinier, die Unvorsiclitio:keit, das Pulver in seinem Pulverhorne zu entzün- den und sich dadurch die eine Seite des Gesichts und den rechten Arm staik zu verbrennen. Die Brandwunden wurden immer schlimmer und der arme Mensch litt j;rässlich. Ein Araber, der ihn zufällig' sah, machte aus g^epulverter Henne (^Lawsonia alba Lam.) mit Wasser einen Brei an und le^te ihm denselben auf. In auffallend kurzer Zeit war Issa hergestellt, wobei Avir eine Eigenthümlichkeit der Farbigen bemerkten. Issa hatte nämlich eine sehr dunkle, fast schwarze Hantfarbe. Überall nun, wo die heftige Eiterung der Brandwunden die vorige Haut zerstört hatte und sich später eine neue bildete, hatte dieselbe die weisse Farbe eines Europäers, wurde end- lich roth, dann rothbraun und nach langer Zeit erst schwarz und der übrigen Haut gleich. Dass Issa mit seinem halb weissen halb schwarzen Gesichte komisch aussah, ist natürlich. Den grössten Theil der Zeit, während wir zu Sennaar MusTAPHA-ßey mit seinen Truppen erwarteten, brachten wir mit botanischen und geognostischen Exkursionen , mit physi- kalischen Beobachtungen und mit der Jagd zu, die uns reiche Beute gab. Unter den vielen Thiereu, die wir in der nächsten Umgebung der Stadt, auf der naiien, theils bebauten, theils bewaldeten Insel VVoadd Hamdalla und in den Wäldern bei Basbosch am rechten Ufer theils selbst erlegten , theils von den Eiiigebornen , die uns sehr gerne behülflich waren, er- hielten, glaube ich hier kurz folgender erwähnen zu sollen: Der Gedenko aus der Ordnung der Chiropteren. Wir fanden ihn am Tage häufig an den Palmen und in den inneren kühlen und dunklen Räumen der pyramidalen , ausser der Stadt liegenden Schechsgräber hängen. Das Thier fliegt in der Nacht sehr gut und mit Geräusch, erreicht die Grösse ei- nes Eichhörnchens, misst mit ausgespannten Flatterfüssen bis 21 Paris. Fuss, hat eine graubraune Farbe, einen ausge- zeichneten Hundskopf mit leicht gespaltener Nase, ein sehr scharfes Gebiss, scheint sich aber vorzüglich nur von Palmen- saft zu ernähren. Auf Woadd Hamdalla fanden wir auch eine Art Grossolir (Plecotus). 486 H y ä n e n 5 bis zur Grösse eines Fleisclierliundes. Sie sind ansseroidentlicli liänfic; und in der Nacht sehr keck. Einige- male kamen welche iinsern Zelten so nahe, dass sie sich in die Spannstiicke derselben verwickelten. Wir schössen sie am sichersten in mondhellen Nächten bei gelegtem Aas, an dem in keinem Tiieile der Stadt je ein ]>1an«j^el ist. Ausg^ezeichnet an diesen Thieren ist bei den Männchen die unverhältniss- iiiässig grosse Entwicklung des Zeugnngsojiedes, welches von den Eingebornen als ein starkes Zaubermittel sorgfältig auf- bewahrt wird. Einst waren mehrere Hyänen beisammen und zehrten an einem todten Kamele. Als eine derselben auf den Schnss zusammenstürzte, fielen die andern, statt zu entfliehen über sie her und bissen sie, so dass ich mich dabei an das vorne über die Hyänen-Menschen (Zauberer) Gesagte erinnerte^ und ich möchte fast glauben, dass jene Sage vom Zerreissen der Hyänen unter sich nur eine phantasiereiche Darstellung einer wirklich an diesem wilden Thiere gemachten Beobachtung ist. Trotz ihrer Keckheit ist aber die Hyäne durchaus nicht muthig, sie greift, verwundet, den Menschen im offenen Kampfe, wie der Löwe, der Leopard u. s. w., nicht an und ist am Tage vol- lends ausserordentlich scheu. Nur ihre Jungen soll die Mut- ter, wie ich hörte, lebhaft vertheidigen. Die grösste Art der in Sennaar sich findenden Hyänen ist von aschgrauer Farbe mit schwarzen Flecken, die 3Lähne auf Hals und Rücken : lange, graubraune, borstenartig im Affekte aufrecht stehende Haare. Eine andere, ebenfalls sehr grosse Varietät schössen wir, vveldie ein braungelbes Fell mit wenigen schwarzen Punkten lind eine sehr lange, braune borstenartig nach vorwärts stehende * Rückenmähne besizt. Assala, eine Art Python**. Das von uns erhaltene Exemplar war ein Weibchen, nur 9 Paris. Fuss lang und hatte im ausgehungerten Zustande 4 Zoll grössten Durchmesser. Sie ist auf dem Rücken braungrau mit schönen, scharfvvink- lichten Zeichnungen , am Bauche blaulichweiss. geschuppt. * All dem todten Individiuini beobachtet. ** Die Boa findet sich meines Wissens in Central-Afrika , so weit CS untersucht ist, nicht. 487 Den Angaben der liingebornen nach soll sie eine Länge bis zn '20 Fuss eneiclien und am rechten Ufer, im Manns-hohen Grase, soll sich eine zweite Art, ebenso gross, aber von röth- Jicher Farbe, finden. Im Magen hatte sie nur einige wenige \ogeIknochen und ein paar Federkiele, übrigens fanden wir im Innern derselben mehrere grosse Bandwürmer, fest einge- bissen in der Darmwand und mehrere harte, kugelförmige Konkretionen, von mittlerer Schrottgrösse, glänzend, wie mit Goldlack überzogen. Die Resultate der weitem Untersu- chung; derselben sind mir noch nicht bekannt. Abu el Uessein. Eine Art wilder Hund. Canis pal- liduSj ein sehr wildes, bissiges Thiei', von dem uns die Schwar- zen einmal eine ganze lebende Familie brachten. Ausserdem kamen wir in Sennaar und dessen nächster Umgebung in Besitz einiger anderer Arten vom wilden Hund, mehrerer Arten wilder Katzen und besassen lebendig mehrere interessante Viveren, als Zibetkatze, Herpestes (Kutni, Tschadja), Mephitis (Abu-AfFen) u. s. w. (vorne S. 335). Besonders reichhaltig fiel unsere Jagd im Gebiete der Vogelwelt aus und wir vermehrten unsere Sammlung durch viele Exemplare schöner Trappen (Huwära und Mäggar); Falken (darunter F. ecandatus le Vail., den wir auch lebend besassen, der perlgraue Falke in mannigfaltigen schönen Varie- täten, eine brannrothe Falkenart mit weisser Haul)e, ein ganz schwarzer Falke, sehr selten, ferner der scliöne F. vocifer le Vail. u. s. w.); sehr grosse Geyer mit ausgespannten Flügeln, 8 Fuss und darüber messend; mehrere Eulenarten, und zwar einige derselben mit prachtvollem Gefieder in Bezug auf Zeich- nung und gedämpften Farbenton, Papageien (Connrus) in mehreren Varietäten und viele Arten aus den Ordnungen der Wasservögel, Stelzvögel etc. Unter leztern ist Ciconia Argala (Abu'l Seihn, der wahre Marabu) ziemlich häufig. Diese grossen V^ögel finden sich stets an Markttagen zu Kadero ein, wo sie ohne Scheu auf dem Suk zwischen den Schwarzen herum stolziren und mit den Geyern sich in die Fleischabfälle und weggeworfenen Knochen tiieilen. Trifft man den Marabu jedoch einzeln, so ist er, besonders dem ihm weniger bekann- ten Europäer gegenüber, sehr scheu und dem ersten, den ich 488 «nuf freier Ebene in der Nähe unserer Zelte sclioss, konnte ich nur dadurch nahe genug kommen, um ilim eine Kugel beizu- bringen, dass ich einer vom Fhisse zur Stadt zurückkehrenden lind im höchsten Grade einfach kostiimirten Negerin meinen Arm bot und sie begleitete, welclie Scene, da die an Galanterie solcher Art nicht gewohnte Negerin lange nicht begreifen konnte, was ich eigentlich will, uns vielen Stoff zum Lachen gab. An den Mimosen auf Woadd Hamdalla und bei Basboscli und zwar an den äussersten Spitzen der Zweige hängend , sa- hen wir auch jene wunderbar schön geformten Nestchen in Korb- und Retortenform wieder, die wir bereits im Nnba-Lande nnd in Kordofan (vorne S. 127) sahen. Hier aber fanden wir sie desshalb so ganz besonders schön, weil sie aus buntfarbi- gen Grashalmen geflochten waren und daher ein ungemein niedliches Ansehen hatten. Den Angaben der Eingebornen nach sind diese Nestchen die Meistersti'icke einiger Nektari- nien- Arten , was auch, nach der Grösse zu urtheilen, sehr wahrscheinlich ist. Jn Sennaar befanden sich zur Zeit unserer Anwesenheit ein Kascheff für die politischen und administrativen, sowie ein Bimbasch für die militärischen Angelegenheiten. Der erste, durch längern Aufenthalt und viele Fieber bereits stark an der Lel»er leidend, w eichen Zustand er uns als eine Krankheit sei- ner — Pulsadern beschrieb, spielte eine ziemlich indifferente Rolle*, um so interessanter daher war uns der Bimbasch, ein noch junger Anatolier von sehr anständigem, angenehmen Äussern und ganz das Gegentheil des Kommandanten von Woadd Medineh; denn noch nirgends in Nubien und Sudan habe ich unter den egyptischen Truppen eine solche Ordnung, Disziplin und ein so gutes Aussehen derselben getroffen als hier. Sie waren alle rein und gut gekleidet, die Offiziere hatten viele "■ Als Türke ganz nach altem Sclilage machte er uns seine Besuche immer mit voller Suite, unter der sein Hausnarr im Hanswurstenkleide und mit Schellenkappe einen sehr dominirenden Platz einnahm, eine bucklichte, hirssliche Zwerggestalt, die uns täglich belästigte, um ein Bak- Echisch zu erpressen. Die Spässe, die er seinem Herrn vormachte, wa- ren natürlich seit Jahren dieselben und bestanden in den gemeinsten und rohestcu Zoten. 489 ]VIrossen Tagoshitze wegen etwas anhielten. Das «janze Ter- rain, welches wir bis dahin durchzogen, ist vollkommen eben, durchaus mit Dura bebaut und voller Dörfer, die von Arabern, Fungis und Negern bewohnt werden. Der Dura sah man all- gemein in ihrem kümmernden Zustande die sparsamen Regen der lezten Regenzeit an. Am Abende ritten wir noch 3 Stun- den in West und lagerten sodann mitten auf der offenen Sa- vanne, indem man uns warnte die Nacht in der mit Gebüschen bedeckten Ebene näher am Szegeti zuzubringen, da dieselbe voll wilder Thiere, besonders Löwen, Leoparden nnd Hyänen ist. Am 2 7. Oktober. Mit der Sonne sassen wir wieder im Sattel und ritten i Stunden in West den kleinen Thon- schieferbergen zu, welche zwischen dem Moje und Szegeti liegen. Der Anblick dieser Berge dünkte uns ausserordent- lich schön und er that unsern, durch die langweiligen, unend- lichen Ebenen ermüdeten Augen wahrhaft wohl. Das inter- essante Vorkommen eines grossen Hornsteinganges am nord- östlichsten Rande dieser Bergkruppe* fesselte uns einige Stunden lang und wir kamen erst Mittags in dem kleinen Dorfe Szeiek an, welches eine sehr niedliche Lage zwischen den mit Vegetation bedeckten Hügeln und Bergen hat, die den Vordergrund des Szegeti bilden, der nun mit seinen grauen ganz kahlen, wild zerrissenen und unersteiglich scheinenden Granitwänden nahe vor uns lag. Die ganze Ebene zwischen diesen isolirten kleinen Bergen und zwischen dem Szegeti und Moje ist mit Mimosen-Gebüsch bedeckt, in welchem wir vom Gipfel des Szeiek herab eine isolirte Kuppe zunächst dem gleichnamigen Dorfe, mehrere kleine Dörfchen zerstreut lie- gend erblickten. Zugleich hatten wir von diesem Standpunkte aus eine schöne Übersicht der ganzen Berggruppe, die ich mit der Boussole aufnahm, und gegen Süden in weiter Ferne sahen wir isolirte Berge, namentlich den Abu Tammrah, welche be- reits zu Rosseres gehören. Am Abend ritten wir bis an den * Das Näliere hierüber, so wie über die geognostischen Verhältnisse der ganzen Gruppe, im nächsten Abschnitte, dem auch eine petrographische Karte derselben beiiiegt. 494 Fiiss des Szeo^eti, dessen Formen, o;Ieicli einer oewaItio;en Mauer mit Tliiirmen und Pyramiden, sieh immer o rossartiger, in der DJimmerung^ fast geisterhaft, gestalteten. Wir lagerten uns in der Nähe eines kleinen Dörfchens der Fungi und beka- men, da die Nacht schon angebrociien war, sogleich Besuch. Zuerst näherte sich dem Lager ein Leoparde, wenigstens hiel- ten ihn unsere Leute seinem gewaltigen Schnauben nach da- für, welches diesen Thieren, die, wenn sie auf Raub ausgehen, weit seltner brüllen als der Löwe, ganz eigenthümlich ist. Später kamen Hyänen noch dichter heran und da hatte ich Gelegenheit die Schärfe des Auges an uiisern Schwarzen zu bewundern. Issa bemühte sich vergebens mir in einer Ent- fernung von ungefähr 30 Schritten eine grosse Hyäne ersicht- lich zu machen; er sah jede Bewegung des Thiers, von wel- chem ich im Dunkel der Nacht keine Spur entnehmen koinite, und da ich daher auch nicht in die Lutt hinein schiessen wollte, so bewies er durch einen Schuss, dass er vollkommen recht gesehen hatte. Dieser Gäste wegen waren wir für unsere Kamele, und besonders ich für meinen Schimmel* nicht ohne Besorgniss, wir nahmen die Thiere daher in den Kreis des kleinen Lagers herein, unterhielten ein paar tüchtige Feuer während der ganzen Nacht und Hessen von Zeit zu Zeit Ge- wehre abfeuern. Am 2 8. Oktober. Die Atmosphäre war am Morgen so mit Dünsten angefüllt, dass ich von einer Besteigung des Szegeti**, die jedenfalls änserst mühsam gewesen seyn würde, durchaus keinen Gewinn erwarten konnte und ich zog es daher vor, von Issa begleitet, den noidöstlichen, d. I. den grössten Theil der Berggruppe des Szegeti, ganz zu umgehen. * Die Ein^pboriicn wollen beobachtet haben, dass die Hyänen am liebsten Kamele, wenig^er Esel und am seltensten Pferde angreifen. Sie {scheinen daher die Wehrhafi'i<;keit der Thiere ganz richtig zu beurtheilen. So lange übrigens im Lager Thiere vorhanden sind, droht dem Menschen, Hyänen gegenüber, keine Gefahr, hei Löwen und Leoparden hingegen ist eine solche Assekuranz weit unsicherer. ** Gemessene Höhe des Moje = 2126 Par. Fuss. Geschäzte Hölie des Szegeti = 2100 Par. Fuss. Beiderseits über dem Meere. Erliölinng über die Ebene daher ungefähr 400 bis 500 Fuss. 495 Wir traten unsere Tour, die des ans nng^elienren Granit- Blöcken bestehenden Gerölles am Geliäng^c wegen äusserst beschwerlich war, an der Ostseite des Berg^es an. Es war ein lJn'>;lückstao-; denn in geringer Entfernung vom Lager sah ich auf einem Baume einen Adler von bedeutender Grösse sitzen, das Gefieder blaulichgrau, der Rand der Flügel schwarz, Kopf und Hals weiss. Ich schoss und fehlte das seltene Thier, von dem kein zweites Exemplar mir je wieder zu Gesichte kam. Missmuthig- wegen der Ti'icke des Schicksals, umsomehr da ich auf Issa's Gesicht ein unterdrücktes Lachen zu bemer- ken glaubte, stolperte ich über die Granitblöcke meines Weges und selanote am nördlichsten Ende des Szejreti zu einem klei- nen Döifchen, hinter welchem mir auf den dortigen hohen Fel- sen das Waifhnannsheil wieder lächelte: denn da schoss ich den ersten Geko*, den ich anfänglich der Farbe und Grösse nach für ein JMurmelthier hielt und erst erkannte, als ich ihn vom Felsen herabholte. Der Geko ist ein Pflanzenfresser, hat an den Vorderfüssen vier, an den Hinterfüssen drei zylindrische Zehen mit Fingernägeln , ist schwanzlos und lebt in grosser Gesellschaft auf kahlen Felsen, auf denen er mit sehenswer- ther Behendigkeit herumspringt. Wir sahen und schössen am Szegeti eine Menge dieser Thiere, deren ansserordentliclie Neugierde für alles Fremdartige ihre Jagd sehr unterhaltend macht. So oft ich auf einen Geko geschossen hatte, sah ich so- gleich ringsum auf den schärfsten Spitzen der Felsen, in ihren Klüften u. s. w. deren Viele erscheinen, die begierig zu wissen, was geschah, sich umsahen. Wenn übrigens der Geko nicht gleich auf den Schuss todt liegen bleibt, so ist er, obwohl tödt- lich verwundet, zwischen jenen Granit-Blöcken nur äusserst schwer zu bekommen, da ersieh augenblicklich verkriecht und ich konnte immer nur auf die Hälfte der Geschossenen als sichere Beute rechnen. Das Fleisch dieses Tliiers ist zart und weiss und gibt einen sehr guten Braten. Während Issa und ich auf die Gekos plänkelten, erschien auf einem hohen Felsen ein grosser Pavian*, bald folgten ihm * Hyrax (capensls), CHpdas, aus der Ordnung^ der Pachydermen. Geko in Ost-Sudan genannt. "•■" In Ost-Sudan Gyrrid genannt. Cynocephalus Sphinx. Cailluüd. 496 mehrere und ziilezt zählten wir Heren SO, die mit gellendem Geschrei entflohen, als wir uns nähern wollten. Sie sprangen mit ausserordentlicher Leichtigkeit über die wie polirt glän- zenden Granit-Platten die scheinbar senkrechten Felswände hinauf, sezten sich von Zeit zu Zeit und sahen mit im Schoose gekreuzten Armen unsern vergeblichen Bemühungen ihnen nachzusteigen zu. Nach langer Zeit gelang es endlich dem flinken Issa zu Schusse zu kommen und er streckte einen der Paviane mit der Kugel nieder. Da jedoch das Thier auf einer Steinplatte liegen blieb, auf welche hinanfznkommen all unser Wagen und Abmühen vergebens war, so mussten wir es lie- gen lassen und den Geyern abtreten. Die Bewohner der Dör- fer am Szegeti schilderten uns diese Paviane als eine wahre Landplage und erzählten uns eine Menge Geschicliten von der Geilheit und Frechheit dieser Thiere. Ich lasse die Wahrheit derselben dahingestellt, doch das soll richtig seyn, dass sie öfters in die Tognis eindringen und Lebensmittel stehlen. Die Vegetation rings um den Szegeti ist tropisch schön. Mannshohes Gras, zum Theil so stachelig, dass ich während der Excursion ein paar Mal die Kleider ausziehen musste, um mich von dieser Qual zu befreien, schöne Arten von Ficns, prächtig blühende Schlingpflanzen, mehrere Mimosen-Arten II. s. w. Die Gebüsche an der Westseite des Berges fanden wir voller Perlhühner. Wir kehrten endlich, erschöpft durch die glühende Sonnen- hitze und durch den steten Kampf mit Dornen und Schling- pflanzen, so wie ermüdet durch das beschwerliche und zum Theil auch gefährliche Steigen, durch ein enges Thal, welches die südwestliche Gruppe des Szegeti von der nordöstlichen trennt, zu unsern Zelten zurück. Abends sahen wir noch ganz kleine, rothbraun gefiederte Eulen und in der Nacht hat- ten wir wieder grosse Hyänen-Partie. Am 29. Oktober. Am Morgen ritten wir gegen Süd- ost zwei Stunden über Ebene bis zu dem isolirten Berge Dara, Der wahre Tartarin, C. Haniadryas, der auf den alt-egyptischen Fresko- Gemälden häufig erscheint. Seine Farbe ist ein grünliches Braunschwarz, das Gesicht schwarz, Eau des Kopfes dem Hunde ähnlich, sehr starkes Gebiss, das Gesäss schwach bläulichroth. 497 eine südliche Fortsetziini>- dos Szelok. Da wir daselbst einen von uns aufgefundenen erzfühienden und sehr mächtigen Quaizs gang zu untersuchen hatten*, so schickten wir unsere Leute mit den Thieren in das auf der Ostseite des Berges liegende Dörfchen Dara, aus welchem hei unserer Ankunft alle Ein- wohner entflohen waren, sich aber später, von unserer friedlichen Absicht überzeugt, wieder einfanden. Nachmittags sezteu wir in östlicher Richtung unsere Reise über die Ebene fort und gelangten nach 2i Stunden zur Zeit des Sonnenunterganges an das Gebirge Moje, eine isolirte Gruppe von Bergen, etwas Weniges nur höher aber von bedeutend grösserem Um- fange als der Szegeti. Um in die Nähe eines Dorfes zu ge- langen, sezten wir noch in der Nacht unsern Ritt im Gebirge fort, passirten eine tiefe enge Schlucht und kamen in ein kleines Becken-artiges Thal, wo wir einige Toguls der Fnngi trafen und uns lagerten. Dieses Dörfchen gehört zu dem weiter gegen Südost ebenfalls noch zwischen den Bergen liegenden Dürfe : Woadd SchegiaHoely Hussemoda (das Dorf Hussemöda des Sohnes des Schegra) und wird gemeinhin wie das Gebirge: Moje (Wasser, d. h. ein Platz, wo sich Wasser findet) genannt. Wilde Felsmasseu umgaben uns, die im trügerischen Scheine von Lagerfeuer und Nacht wie riesige Alpengipfel auf uns herniedersahen und doch nur Hüg-el g"egen dieselben sind. Die ganze Ebene, welche wir heute zwischen dem Szegeti und Moje durchwandert hatten , ist theils Weideland, theils mit Mimosengebüsch bedeckt, in welchem wir unzählige Perl-> liühner** trafen, grosse Antilopen (Tetal), Trappen und Hasen jagten und unter andern eine sehr grosse Eule erlegten. Am Tage hatten wir heute durch kurze Zeit und bei ganz heiterem Himmel sehr starken Ostwind, der fast zum Sturme anwuchs. Am 30. Oktober. Das Sonnenlicht enttäuschte uns der hohen Berge wegen und Avir sahen uns am Morgen von Felsgipfeln umgeben, die kaum zu .500 Fuss über die Thal- ebene ansteigen. Die Gehänge sind, wie am Szegeti, mit * Man sehe im nächsten Abtichnitte. "" Niimida inelcagris. Russegger, Reisen. II. ßd. 2. Thl. 32 498 Granitgerölle bedeckt, jedoch weniVer massio^ und weniger kahl, indem zwischen den Bhicken dirhtes Gebüsch , Mimosen und schöne Ficuse Instig gedeihen. In den Morgenstunden bestieg ich mit meinen Gefährten eine der höchsten Spitzen des Moje, gerade oberhalb dem Dörfchen. Der hohen Felsen und der Dornen wegen war die Ersteigung sehr bescliwerlich, wir wurden jedoch durch eine schöne Fernsicht belohnt. Wir sahen Sennaar ganz deutlich, konnten alleVisuren nehmen und die Höhe von unserm Standpunkt barometrisch messen. Unsere grösste Aufmerksamkeit erregte jedoch der Abu Kudür, eine in geringer Entfeiniing vom siidöstlichsten Ende des Moje und ganz isolirt in der Ebene stehende, prismatisclie , von aller Ve2:etation entblösste und ungefähr zu 2ri0 Fuss über die Ebene ansteigende Granitknppe, deren senkrechte Felswände wie hohe kahle Mauern ganz unbesteiglich scheinen. Dahin, lasst uns ziehen! — wurde einstimmig beschlossen. Beim Herabsteigen sahen wir Paviane und Gekos und erlegten einige kleine Wasserhiihner, deren Aufenthalt am Moje uns uner- klärlich war, ein Räthsel, das sich am Abu Kudür löste. In den Abendstunden ritten wir zwischen den Bergen des Moje gegen SO., passirten das unansehnliche Dorf Husse- moda, dessen ich schon erwähnte und wo damals ein sehr lumpicht aussehender Arnaute die Zügel der Regierung hand- habte, umritten das südöstlichste Ende des Moje und wandten uns, in der Ebene angelangt, gerade dem Abu-Kudur zu, den wir mit Sonnenuntergang erreichten. Wie eine Warte stand der von der untergehenden Sonne geröthete herrliche Granit- fels vor uns, der Lilienduft der blühenden Mimosen erfüllte die laue Luft, es war zu schön, um im Lager zu bleiben. Um das Terrain für die morgige Besteigung des Abu Kudür, die ich mit IssA zu versuchen beschlossen hatte, zu rekognos- ciren , ging ich daher noch am Abende dahin und war über- rascht am Fusse des Felsens an der Nordwestseite desselben eine Reihe grosser Zisternen zu treffen, deren ich in eitjer Linie aus Ost in West fünf zählte. Sie waren sämmtlich voll des besten Wassers von der lezten Regenzeit und zum Theil ganz bedeckt mit einer lebhaft grünen , Lotus -ähnlichen Wasserpflanze, die grosse Bhuuen und Früchte gleichzeitig 499 tnig und deren kolossale Blätter die Wasserspiegel zum Theil so dicht bedeckten , dass bei o^eringer Aufmerksamkeit die Annäherung; gefährlich werden konnte. Die Wände dieser Zisternen gehen im festen Granite senkrecht nieder und der Querschnitt bihlet eine Ellipse, deren grössere Achse ich bei dergrössten derselben = 18 Fuss, die kleinere = 9 Fuss fand. Die Tiefe muss hineingeworfenen Steinen zufolge beträchtlich seyn, messen aber konnte ich sie nicht, da die sehr geneigten Granitplatten am Rande eine hinlängliche Annäherung gerade an den bedeutendsten Stellen verhindern. Das Wasser dieser Zisternen soll nie ganz versiegen. Auf den ersten Blick hin hielt ich diese Zisternen für künstlichen Ursprunges ans längst verflossener Zeit, als ich sie aber näher untersuchte und fand, dass sie sämmtlich genau in einer aus Ost in West gerichteten geraden Linie liegen und dem Streichen eines 3 bis 4 Fuss mächtigen Grünsteingauges angehören, welcher mit .50** in Süd verflächt und dessen Ausgehendes, als ein zu beiden Seiten freier Felskamm, sogar eines dieser Bassins mitten durchsezt und dasselbe in zwei Hälften theilt, dass ferner am Rande keine derselben auch nur eine Spur künstlicher Bearbeitung des Felsens wahrnehmen lässt, dass wenigstens zwei derselben unter sich in geringer Tiefe so in Verbindung stehen, dass der oberhalb als natürliche Brücke sich hinüber wölbende Fels alle Merkmale daibietet, dass nie der Mensch Hand an seine Gestaltung legte und dass für die Bequemlichkeit des Zutrittes gar Nichts gethan ist, so musste ich von meiner anfänglichen Idee wieder abgehen und ich sehe diese Zisternen für nichts Anderes als für ofifene Spalten des erwähnten Grünsteinganges an, die sich in der Regenzeit jährlich mit Wasser füllen. Die Nacht war schön aber unruhig; denn erstlich plagten uns die Hyänen mit zahlreichen Besuchen und zweitens be- kamen unsere Kameltreiber den schlechten Gedanken mittlen Thieren durchzugehen , weil ihnen die Exkursion bereits zu lange dauerte. Da wir aber dadurch in die grösste Ver- legenheit gekommen wären und Überredung durchaus nicht half, so Hessen wir die Widerspenstigen von unsern Leuten sogleich bestrafen und jeder sah nun die Pflicht ein zu bleiben. 32 * 500 Am 31. Oktober. Mit Aubnicli des Tjijjes machte ich mich mit Issa auf, um den Abu Kiidur zu besteio;eu. Der Himmel war heiter und nur am Koiizonte etwas trübe, es zog starker N.- und NO. -Wind. Die Besteigunj; dieses Felsens, der, wie gesagt, höchstens zu 250 Fuss über die Ebene ansteigt, war im Verhältniss zu der geringen Höhe eine der anstrengend- sten Touren, dieich, obwoiil Gebirgsländer und von Jugend an mit Bergsteigen vertraut, je in meinem Leben gemacht zu haben mich erinnere. Wir mussten mehrmals, dem Gipfel ganz nahe, wieder umkehren , nm zum Hinaufkommen eine andere Stelle zu suchen. Obwohl Jssa wie eine Katze kletterte,, so konnten wir doch kein Instrument mitnehmen, und nur dadurch, dass wir uns durch Ablegen aller Fussbekleidung auf den steilen , glänzend glatten Grauitplatteu Stand verscliufften, nach den Spalten der Felswände, uns an Grasbüscheln haltend, hinanklommen, einer dem andern zur Leiter diente und wir oft wieder unter grossen Granitblöcken , deren Ersteigung rein unmöglich war, auf dem Bauche durchkrochen, gelang es uns endlich nach anderthalbstündiger Anstrengung die höchste Spitze des Felsens zu erreichen, auf der ich mit der Hand- buussole die Aufnahme der ganzen Gebirgsgruppe beendete. Auf dem Rückwege , nachdem wir unsere weiter unterhalb verborgenen Gewehre wieder abgeholt hatten, schössen wir Gekos und Perlhühner, und da sah ich auch im Gebüsche zum Erstenmale am hellen Tage eine Hyäne, die jedoch so scheu vor mir entfloh, dass ich gar nicht zu Schusse kam. Vom Abu Kurdür herab entdeckte ich auf der weiten Savannenebene viele und zum Theile grosse Teiche, deren Wasser von der lezten Regenzeit herrührte, späterhin zwar versiegt, gegen- wärtig aber Ursache war, dass wir die Savanne von nomadi- sirenden Arabern mit ihren Heerden so stark bevölkert fai.dei. Nachmittags traten wir unsern Rückweg nach Sennaar an und ritten 3^ Stunden Inder Ebene fort, die theils Savanne, theils mit Dura bebautes Kulturland , theils mit Mimosenge- büschen bedeckt ist. Zu beiden Seiten unserer Route sahen wir mehrere Dörfer und mit Anbruch der Nacht lagerten wir au dem grossen Dorfe : Hoely Achmed Woad Idris Schech- 501 em Mesrhnliuit *, wo uns ein Abenteuer ganz eig^entliümlieher Art erwartete. Es war bereits stockfinster als wir anlang^ten und wie gewöhnlich eine Strecke ausserhalb des Dorfes unser Nachtiao er aufschlugen. Miidigkeit und Schlaf hatten uns zu- lezt so gepehiigt, dass wir uns kaum mehr im Sattel zu halten vermochten und das erste, als wir abstiegen, war daher, auf unsern Angarebbs der Ruhe zu pflegen, während unsere Leute in das Dorf gingen, um Milch zu kaufen. Zu müde, um erst Feuer zu machen, waren die meisten von uns schon fest einge- schlafen, alsanf einmal in unserer Mitte ein entsetzlicher Lärm entstand , die gefesselten Kamele waren aufgesprungen und wollten durchgehen, mein Pferd schlug rasei d um sich, und am Boden wälzte sich unter furchtbarem Biüllen und Herumzerren ein Knäuel wilder Thiere. Ich glaube , dass auf solche Art aufgeweckt, wohl jedes Gesicht anfänglich erblasst, doch fiel mir ebenso schnell bei, dass wenn auch die Bestien einen von uns gepackt haben sollten , dieser ohnehin schon verloren wäre, und schoss beide mit Kugeln geladenen Läufe meines Gewehres auf geradewohl in die Meute hinein, sogleich folgten mehrere Schüsse von allen Seiten und wir konnten vom grossen Glücke sagen, dass im Dunkel der Nacht keiner von uns getroffen wurde. Mit Heulen löste sich der gordische Knoten und die Thiere sprangen dem Dorfe zu. Nicht lange so hörten wir daselbst Geschrei und sahen die Leute mit Feuerbränden hin und her laufen. M^ir eilten dahin, um allen- falls Hülfe zu leisten, wenn es nöthig wäre, und erfuhren nun erst den ganzen Sachverhalt. Es waren nämlich drei grosse Hyänen, wahrscheinlich zwei Männchen und ein Weibchen, die, auf nächtlichen Raub ausgehend in unser Lager kamen und dort zum Besten unserer Kamele unter sich zu raufen an- fingen. Auf unsere Schüsse, deren Kugeln nicht alle fehl- gingen, wie starke Blutspuren zeigten, flohen die Hyänen dem Dorfe zu und nahmen en passent einen armen Esel mit, der vor der Thür eines Toguls angebunden stand. Die Schwarzen verfolgten sie , konnten sie jedoch ungeachtet der Last, welche sie mitschleppten, nicht mehr einholen. ' Das Dorf des Achmed, des Sohnes des Iduis, Scliecli von Meschu- huit, insgriueiu aucli Woad Idris geiiaiiut. 502 Am I.November. Am Morgen hörten wir Kanonen- donner ans Sennaar; die Truppen exerzirten im Feurr, und um etwas nocti davon zu sehen, ritt ich voraus und kam in wenig^er als zwei Stunden in Sennaar an, meine Gefährten zu Dromedar brauchten eine Stunde läno;er und die Kamele der Karavane legten den Weg in 4 Stunden zurück. Ich erwähne desshalh dieser Differenzen, um daraus zu sehen, wie wenig verlässlich die Distanzenangaben der Eingebornen sind, wenn man sich nicht zugleich über die Methode der Reise ver- ständigt. Die Ebene, welche ich durchritt, ist grösstentheils mit Dura bebaut und ich sah eine Menge Dörfer. In einem derselben, das ich passirte, war gerade eine Leiche. Vor dem Togul, worin dieselbe lag, gingen zwei alte Weiber mit blossen Schwertern und scheusslichen (jrimassen auf und nieder und wehrten durch Lufthiebe die böseti Geister ab, während eine Schaar anderer Weiber am Boden sass und aus voHem Halse schrie. In Sennaar, wo wir einen Brief Mustapha- ßey's vorfanden , der uns seine baldige Ankunft meldete , be- zogen wir wieder unsern alten Lagerplatz , wohin man uns auch die unterdessen angekommenen und für die Expedition be- etimmten Reitpferde brachte, welche ich aber in jeder Beziehung zu elend fand und daher sogleich dem Kascheff zurücksandte. Als ich zum ßimbasch kam , theilte mir derselbe die offi- zielle Nachricht mit, dass ÄCHMED-Pascha, der frühere Kriegs- minister (nicht A. P. Menikli), mit 8000 Mann regni. und irregul. Truppen nach Chardum auf dem Marsche und bereits in Dongola angekommen sey. Wir hatten daher jedenfalls in Ost- Sudan wichtige Veränderungen in nächster Zeit zu er- warten , auf die wir um so begieriger waren , da Churschid- Pascha, wie ich aus guter Hand erfuhr, selbst nichts Näheres Übel' diese Expedition wusste. Der Ereignisse am Taurus wegen, schrieb ich Pruckner, der am 6. Juli in Kairo angekommen war, dass er sich so schnell als möglich nach Gülek zu begeben habe, um dort die Leitung der Expedition zu übernehmen , da ich bei innerer Misshelligkeit derselben die Unmöglichkeit eines vereinten kräftigen Wirkens und somit die Auflösung derselben nur zu gewiss vorhersah. 503 Am 5. November. Der Wasserstand des Bacher el Alisiak nahm immer meJir ab und die Fortsetzung der Reise auf dem Flusse bis Rosenes hatte daher endloser Hindernisse halber nichts Anziehendes für uns. Unter diesen Umständen und vorziiglicli, um das Land besser kennen zu lernen, fasste ich den Plan unsere schweren Reiseeffekten auf dem Flusse nach Roserres zu senden , selbst aber mit meinen Beg^leitern zu Lande dahin abzugehen. Übrigens blieb es dabei die Rück- reise auf dem Flusse zu machen. In dieser Absicht nun sandte ich an MusTAPHA-Bey einen Courier und ersuchte ihn, mir die erforderlichen Kamele mit der nöthigen Mannschaft nebst Stricken und Schläuchen zur Verfügung zu stellen. Am 7. November. Mittags kam Boreani mit seinem Begleiter tJiovA.'JNi an, schlug in unserer Nähe sein Lager auf, behielt aber seine Barke hier , da er jedenfalls die Flussreise nach Roserres dem langen Ritte vorzog. Boreani hatte, wie er mir sagte, den bestimmten Auftrag erhalten , die ganze Reise mitzumachen und war nicht gesonnen hier die Ankunft MusTAPHA-Beys abzuwarten, der mir fast täglich einen Boten sandte, um mich seiner baldigen Ankunft zu versichern. Dr. Gallina aus el Obeehd war in Woadd Medineh angekommen, um als Arzt CuuRscHiD-Pascha auf seinem Feldzuge nach Ka- labat zu begleiten *. Am 14. November. Nachrichten von M. Bey zu Folge ist CnuRSCHiD-Pascha mit seinen Truppen bereits nach Kalabat abmarschirt. Unter leztern befanden sich auch die in Kordofan stationirten, denen sich Sultan Abu-Medien als Volontair und mehrere Häuptlinge mit ihren geharnischten Reitern ange- schlossen hatten. Heute erhielten wir zu unserer nicht geringen Freude wieder ein Paket Briefe aus Europa und einen mächtigen Nachtrag der allgemeinen Zeitung. Wir schwelgten in Neuig- keiten und Erinnerungen. Am 18. November verliess uns Boreani und sezte seine Reise nach Roserres foit. Nicht lange nachher kamen viele Araber von den in Osten des Bacher el Ahsrak wohnenden " Dr. Galuna unterlag in Kalabat dem klimatischen Einflüsse und wuide dort be^^rabeu. 504 Stäinmeii, besonders Schukorie, mit einer grossen für unsere Armee bestimmten AnzabI Kamele an, die man einstweilen auf den Durafeldern um Sennaar sieb gütlicb thun liess. Am 2 2. November bracbfe uns endlicb ein Neger- offizier 19 scbwarze Kamele * und zugleich übergab mir der Kascbeff die nötbigen Sättel, welche neu und sehr gut waren, zwei Esel , die erforderlichen Schläuche und Stiicke und eine grosse Barke zum Transporte unserer Reiseeffekten auf dem Flusse. Die Esel sandte ich dem Kascbeff niclit weniger als dreimal zurück, weil ich sie unbrauchbar fand und erhielt endlich zwei starke, bereits gesattelte, sammt einem brauch- baren Pferde. Noch härter aber ging es mit den Kamelen und ich bestand endlich darauf die 19 schwarzen, deren ich mich übrigens versicherte, nur dann zu behalten, wenn man mir noch 11, und zwar weisse, hinzugebe, wenn nicht, so kaufe ich dieselben, wie ich dem Kascbeff sagen liess, auf seine Wag und Gefahr und werde sein Benehmen dem Vizekönig: berichten. Diess half, wie gewöhnlich. Am 2 3. November. Wir fangen nun an uns ernstlich zur Abreise zu rüsten. Gestern Abend war Melek Soliman, der tribiitäre König von Roserres, angekommen, welcher von seinem Besuche bei CuuRSCHiD-Pascha in Woad Medineh wie- der in sein Land zuiückkehrt. Nachmittags liess er seinen Besuch bei mir anmelden und ich empfing ihn nebst seiner zahlreichen Begleitung am Eingange des Zeltes. Soliman ist ein in mehrfacher Beziehung interessanter Mann und Fnngi im reinsten Typus. Er mochte damals, als ich ihn kennen lernte, ein Alter von 70 Jahren haben, ist von mittlerer Grösse und bereits schwächlichen Ansehens, hat eine sehr dunkel Cigarren-braune Farbe**, ein volles Gesicht ohne Spur von Bart, ein grosses sprechendes Auge. In seiner Jugend ein Krieger von berühmt gewordener Tapferkeit, wurde er in den * Die dunkelfarbig'en Kamele werden durchaus für scblechtpr an- gesehen als die lichtfarbigen , indem sie nicht nur an und für sirh als LasKhiore schwächer sind, sondern auch den Strapazen der Reise weit eher unterliegen. ** Ich bitte mir diesen profanen Ausdruck nachzusehen, da ich durch- aus keinen bessern, die Farbe schlagender bezeichnendem kenne. 505 vielen Kneo;en, die er gep^eii die Gallas und andere Völker, namentlich ^e^en die Fnngi am Dscliehel Giile , und ihren Häiiptlin«- Schecb Idris Woadd Adlan führte, zum Krüppel gehauen, daher auch seine »auz vei'drehte lechte Hand. Er trug ein Hemd aus weissem Baumwollenzeug mit bunten Rändern (ganz ähnlich der altrömischen Tunika), darüber eine ebenfalls weisse Tobe und weil starker Wind ging einen weissen ßeduinen-Bornus. An den Füssen hatte er Sandalen, in der Hand trug er einen langen Zwieselstock, auf den er sich beim Gehen stützte, den Kopf bedeckte die Meleksmütze, eine Auszeichnung der Häuptlinge in Ost-Sudan. Diese Mütze, bei SoLiMAN aus rothem Sammt mit gelben Quasten und Garnituren verfertigt und mit buntem Seitenzeuge gefüttert, hat eine runde , einem niedern Hute ähnliche Form , mit zwei langen Enden des sonst sclimalen Randes , die als Krempe» aufgeschlagen zu beiden Seiten des Kopfes wie Hörner empor- stehen*. Unter dieser Mütze und unmittelbai' den kahl ge- schornen Kopf bedeckend, trug der Meiek eine Takiä**, aus gelb und rothgefärbten Streifen von Palmenblättern geflochten, eine sehr schöne und äusserst feine Arbeit. Die Begleiter des Melek waren untergeordnete Häuptlinge aus Roserres und Fassoki, Fungi und Neger, durchaus schön gebaute Äliinner, von denen die ersteren alle gleich Soliman fertig arabisch sprachen und durchaus mit reinen weissen Hemden und Toben bekleidet waren, den Kopfjedoch unbedeckt hatten. Soliman's Benehmen war anfänglich still, fast misstrauisch möchte ich sagen, später wurde er gefällig, mittheilend, blieb aber immer sehr ernst. Seine und seiner Begleiter Begriffe zeigten sich im Allgemeinen, wie nicht anders möglich, sehr beschränkt, doch trat beim Melek sein gesunder natürlicher Verstand bei jeder Gelegenheit hervor. Ein Beweis, dass Soliman sich nach den Verhältnissen zu richten wusste , ist seine gegenwärtige Stellung der egypt. Regierung gegenüber. " Tu Galla trug Souman einen rollien Mantel mit Goldborten und vergoldeter Brust-Agrafe, so wie eine rotlisannntene mit Gold gestickte Meleksmütze. Cailliauu, Bd. 111, PI. 1, gibt ein Bild eines solchen Häuptlings in Negligee. '*'* £iu dicht um Kopfe anliegendes Käppcheu. 506 Während nämlich die Fürsten von Sennaar, Kordofan, Schendy u. s. w. im schlecht berechneten, nnoleichen Kampfe mit den türkisch - arabischen Eroberern untergingen und Land und Herrschaft verloren haben, erhielt sich Soliman durch kluge INachgiebigkeit, durch Leistung von Tribut, durch Stellung von Hülfstruppen, durch Geschenke u. s. w. als Melek von Roserres, als welcher er, vor der Eroberung Sennaars durch die egyp- tischen Truppen, unter Sultan Badi, dem Fürsten von Sennaar, stand. Dass übrigens die Eroberer des Landes an ihm einen verlässlichen Bundesgenossen gefunden haben, glaube ich nicht, sondern halte mich vielmehr überzeugt, dass er, obgleich selbst Muselmann , die Türken und die egyptische Oberherr- schaft innigst hasst. Unsere Gäste besahen Alles im Zelte mit grosser Neu- gierde, besonders unsere Bücher, Karten und Gewehre und ihren grössten Beifall fand das feine, verschiedenfarbige Brief- papier. Als ich daher dem Melek beim Fortgehen einige Blätter solches Papiers und eine Doppelflinte zum Geschenke machte, fühlte ersieh ganz glücklich und ein Sklave musste Leztere von nun an immer hinter ihm hertragen. Dem Melek Soliman verdanke ich viele Notizen über die gegen Süd vor- liegenden Neger- und Galla-Länder. Er war in seiner Jugend iuGondarund am Dembeasee, wohin er ganz übereinstimmend mit Bruce, die öuellen des Bacher el Ahsrak oder des Abai verlegt. Auch von dem Laufe des B. el Abiad hatte er eine sehr richtige Vorstellung; denn er war einer derjenigen, die mich versicherten, dass dieser grosse Strom nicht aus Westen, sondern weithin gerade aus Süden und dann aus Osten kommt, wie es auch wirklich der Fall ist*. Die Daten, welche er mir im Voraus über das Vorkommen des Goldes iuDar-el-Pert gab, fand ich auf der folgenden Reise genau bestätigt und ich habe daher keinen Grund an der Wahrheit seiner übrigen Aussagen zu zweifeln. Unter andern versicherteer mich, dass die Neger in Fassoki und den südlich zunächst liegenden Ländern zwar keine Mohammedaner, aber auch keine Fetischdiener seyen, sondern dass sie Gott als ein unsichtbares Wesen verehren, nur hie und da die Sonne als den höchsten Ausfluss desselben, * Vorne Seite 70 «. s. w., ßo wie S. 323 u. s. w. 507 als eine göttliche Erscheiniinp^ betrachten, aber nicht förmlich anbeten, und dass manche Feierh'chkeiten, z. B. die Festtänze der Neger um i\en Liibanbaum, welche einige Türken mir als eine religiöse Handlung jener Völker bezeichneten , nicht solche, sondern gewöhnliche Unterhaltungen sind. Die den Kamelen in den wasserreichen, weiter gegen Süden liegenden Ländern so gefährliche Stechfliege nannte Soliman „Surret" und bezeichnete sie als eine kleine, gelbe Fliege (Wespe?) mit einem starken Stachel*. Heute Abend kamen die Truppen MusxAPHA-Bey's an und er selbst traf des Nachts in Sennaar ein. Am 2 4. November, MusiAPHA-Bey beschloss am 30. d. M. nach Roserres abzumarschiren, Meiek Soliman brach mit seinen Leuten sogleich dahin auf und ich sezte daher meine Abreise von Sennaar auf den 27. fest. Um Mittag kam ein Courier aus Kairo an, der die Nachricht brachte, dass die für uns bestellten und von der egjptischen Regierung uns nach- zusenden versprochenen Lebensmittel (Schiffszwieback, Wein, Essig, Zucker u. dgl.) mit einer Barke bereits in Woad Medineh eingetroffen seyen und diese Tage hier ankommen müssen. Am 2 5. November. Der Kascheff sendet mir nach- träglich die geforderten 1 1 weissen (d. h. lichtfarbigen) Kamele. An regulärer Infanterie, welche beordert war, den Zug nach Fassoki mitzumachen, standen nun in Sennaar 800 Mann. MusTAPHA-Bey erwartete hiezu noch eine genügende Abthei- Inng irregulärer Kavallerie (Mograbi und Scheykie) und hatte ausserdem im Sinne bei seinem Durchzuge die bewaffneten Leute der Meleks von Roserres, Fassoki u. s. w. sammt ihren Häuptlingen zu requiriren, so dass die Bildung einer für diese Länder nicht unbedeutenden Armee in Aussicht stand. Am 2G. November. In der Nacht war das Frachtschiff von Woad Medineh angekommen, das unsere Lebensmittel bringen sollte, die wir bereits vor 9 Monaten bestellt hatten, brachte uns aber ausser Munition, die der kgl. dänische Generalkonsul zu Alexandria gefälligst besorgt hatte , nichts. Da ich einen solchen Verlauf der Sache bereits vermuthet • Vorne S. 156. 508 hatte, so kamen wir auch dadurch in keine besondere Ver- legenheit, indem wir uns bereits in Chardnm auf G Monate mit dem Nöthigen versehen hatten, und der Nachtheil traf nur die Regierung:;, indem sie dadurch in die Lage versezt war, wenig- stens um das Doppelte höhere Verpflegungskosten der Expe- dition bestreiten zu miissen. Nachdem wir unsere schweren Geräthe und Alles, was wir nicht unmittelbar zur Reise brauchten , an Bord unserer Barke gebracht hatten, fuhr dieselbe mit gutem Winde nach Roserres ab, wir aber Hessen zur morgigen Abreise die Ladung für die Kamele vertheüen und schniiien, die Zelte wuiden ab- geschlagen, die Schläuche gefüllt und dieKaravaneorganisirt. i)ieselbe bestand ausser uns drei Europäern in unserer Diener- schaft (10 Mann: Abyssinier, Araber, Nubier und Neger) und in 10 Kameltreibern, zu denen wir noch 5 in Abdin erhalten sollten, also im kompleten Zustande aus 28 Mann. An Thiereii hatten wir 30 Kamele, 2 Esel nnd 2 Pferde, Sämmtliche Waffen wurden in besten Zustand versezt und alles zum Auf- bruche vorbereitet. S) Reise läiig-s dein Baclier el Alisrak von Sennaar naclt Roserres. Aufeutlialt daselbst. Monzentri- run^ der Truppen bei Mek-el I^ell. Reise uacla Kassokl. Am 27. November 1837 verliessen wir die Stadt Sennaar. Der Aufbruch unserer kleinen Karavane begann bereits vor Sonnenaufgang; aber erst nach einem fast drei- stündigen Schreien und Lärmen unserer Araber und nachdem einige kaum beladene Kamele ihre Ladung abgeworfen hatten und wieder gebändigt werden mussten, kam es zum Aufsitzen. Wir ritten i Stunde in SW. nach dem Dorfe Kadero, wo ge- rade grosser Wochenraarkt war und wo wir, uns landeinwärts wendend, den Bacher el Ahsrak verliessen. Von da 2 Stunden in 11 h. .5® nach dem Dorfe Locha, das mitten in der Savannen- ebene liegt, die zum Theile bebaut ist und auf der wir zu bei- den Seiten unserer Route mehrere Dörfer erblickten. Am Abend ritten wir 3 Sunden in 9 h. 10'^ nach dem Dorfe Felläh- dahj wo wir unser Nachtlager aufschlugen. Das Dorf liegt in 500 g^erinoer Entfermnif^ vom Flusse mul hesfeht nur aus wenio^cn Tognls. In den Wäldern der weiten Ebene, die wir heute durcli- zo«eii , sahen wir wieder jene rothen Mimosenbännie, welche wir im Nubaiande* getroffen haben und die damals ausgesprochene Vermnthung, dass diese rothe Färbung der Rinde Folge eines krankhaften Zustandes der Pflanze zu seyn scheine, bestätigt sich hier ganz und gar nicht. Hier waren nämlich diese Bäume mit frischem, grünen Laube bedeckt und standen in voller Bliithe, und es zeigte sich deutlich, dass sie nur die alte äussere graue Rinde abgeworfen haben und dass die feine rothe Rinde nichts anders ist als die zurückge- bliebene, von aussen roth, von innen dunkelgrün gefärbte Saft- haut, welche bei vorrückendem Alter sich wieder nach und nach in grü..lichgraue und endlich in rauhe, graue Rinde umstaltet. Am 28. November. In 4^ Stunde von Fellähdah er- reichten wir i\e\} Bacher el Ahsrak wieder und ritten nun am linken Ufer desselben bis zu dem grossen Dorfe Abdin, von Fellähdah 2i Stunden entfernt. Bis zum Flusse ist die Ebene ein Mimosenwald , ganz im Charakter der Gegenden des süd- lichen Kordofans, am Flusse selbst aber, der dort, wo wir ihn wieder trafen , aus OOS. kömmt und sich gerade nach N. wendet, entwickelt sich eine äussert üppige ßaumvegetation in vollendet tropischer Pracht und besonders ausgezeichnet durch kolossale Tamarindenbäume. Abdin liegt sehr schön atif einer Anhöhe dicht am Flusse, einer mit grossen Bäumen besezten Insel gegenüber , um- geben von Durafeldern und Gärten. Das Dorf besteht nur ans Toguls, besizt der hohen Ufer wegen eine Sakie und ist der Sitz eines Kascheffs , der aber gerade abwesend war. Statt seiner fungirten ein schwarzer Schech und ein kop- tischer Schreiber, ein eminentes Spitzbubengesicht und zu nnserm Vergnügen das Lezte dieser Rasse, welches wir auf nnserm Wege gegen Süden trafen. Wir waren von Sennaar ans angewiesen hier Dura für unsere Leute zu fassen, be- kamen aber keine; wir wollten Schafe kaufen, man gab sie * Vorne S. 170. 510 uns nicht, obwohl daran kein Mang^el war. Nnr mit Mühe und durch katheo;orische Fordeiuno- gelang es uns endlich die fünf uns noch aboäng^igen Kameltreiber zu erhalten. Von Äbdin wendeten wir uns der Flnsskrümmiinp^en wegen wieder landeinwärts, passirten das Dorf Radiecha und erreichten mit Sonnenuntergang Rarawa, wo wir lagerten. Raräwa liegt eine halbe Stunde vom Flusse entfernt, der sich stark in Ost wendet und mehrere Inseln enthält, welche mit sehr schöner Vegetation, namentlich mit ganzen Wäldchen grosser Tamarindenbäume , bedeckt sind. Die Savanne von Abdin hierher fanden wir durch viele und tiefe Chors *, deren Beete jezt trocken lagen , durchschnitten , und weit in West sahen wir zwei kleine isolirte Berge . die ich schon von der Spitze des Abu Kudür ans entdeckte , deren Namen ich aber nicht kenne. Bei Rarawa beginnt eine sehr bedeutende Krümmung des Flusses, deren Sehne wir nach 8 h. .5" in 7 Stunden durch- litten. Das Terrain ist durchaus eben, Savanne und Mimnsen- gebüsch. Zu beiden Seiten unsers Weges erreichte das Gras eine Höhe von 9 — 10 Fuss und bildete hie und da ein durch Dornen und Schlingpflanzen undurchdringliches Gehege, be- völkert von zahllosen Perlhühnern, von Trappen und sehr schönen Falken. Dort, wo wir den Fluss erreichten, mag der- selbe höchstens 100 Klafter breit und muss daher sehr tief .«?eyn , er kommt daselbst gerade aus Ost und wendet sich in WO. Wir lagerten unter einer schönen Baumgruppe, wo wir zwei arabische Handelsleute mit ihren Eseln trafen. Sie zogen in Geschäften nach Sern und schlössen sich unserer Karavane an. Am rechten Ufer sahen wir Rauchsäulen und Menschen, erblickten aber kein Dorf. Abends schoss ich einem grossen Krokodile eine Kugel in den Kopf, da es aber in den Strom stürzte und mit demselben forttrieb, blieb es für nns verloren. In der Nacht blizte es stark in Ost, die bereits konstant herrschenden Nordwinde liessen jedoch kein Gewitter mehr herankommen und die Witterung blieb fortwährend scliön. Am 30. November. Bis Serii oder Sero verfolgten wir den Fluss, uns nie mehr als ^ Stunde von seinem linken Ufer "^ Chor, eia Kegeustroni, eio Regepbacli, Torreot. 511 entfernend. Nach fünfstündijjem Ritte von iinRerm Naehtlaj»;er ans passirten wir das jj^rosse Dorf Ad-Delebbäli * am linken Ufer, sahen später am rechten Ufer die »rossen Dörfer Abn- Snnnut und i St. weiter aufwärts Karkodji und erreichten in 2 Stunden von Ad-Delebbäh das Dorf Sern. Serii liegt am linken Ufer, ungefälir ^ Stunde vom Flusse entfernt, ist von bedeutender Ausdehnung, abscheulich unrein und besteht aus lauter Toguls, die grossen meist nur aus Durastroh und Schuf verfertigt , die kleinern zum Theil von innen und aussen mit Lehm verpuzt, ähnlich den Toguls der Nuba-Neger. Die Bewohner sind schwarze Araber und Neger. Bis nahe an Seri'i fanden wir das durchrittene Terrain durchaus eben und voll grosser Termitenhaufen, die Savanne mit Wald und Aue wechselnd , belebt von einer zahlreichen Thierwelt, besonders reich an schönen Adlern und Falkenarteu und an sogenannten Königsvögeln. DeiFluss macht viele kleine Krümmungen. Sein rechtes Ufer ist dichter Wald und Ge- büsch , gegenwärtig im frischesten Grün und durch die auf- fallend regelmässigen Kronen der Tamarinden wie ein herr- licher Park. In der Nähe von Serii beginnt hügeliges Land und dicht am Orte selbst steht ein nicht unbedeutender, die Hügel rings- um beherrschender und ganz mit Vegetation bedeckter Berg. Auch in SO., in weiter Ferne, sahen wir kleine Berge. Tiefe Chors durchschneiden das Terrain nach allen Richtungen und münden sich im Flusse, der hier schmal und tief ist. Seine Ufer, besonders das rechte, sind hoch und steil. Wir lagerten uns am linken Ufer, um morgen mit der ganzen Karavane auf das rechte überzusetzen und dasselbe bis Roserres beizube- halten. Zwischen den Hügeln, an deren östlichem Abhänge Serü liegt, befindet sich eine sumpfige Niederung, welche bis an den Strom reicht und bei hohem Wasserstande unter Wasser steht. Da nun dasselbe beim Zurücktreten des Flusses nicht ganz abfliessen kann , so bildet sich jener Sumpf , der zwar der Aufenthaltsort der schönsten Wasservögel ist, zu- gleich aber auch Serü zu einem äusserst ungesunden Orte macht, wo jährlich böse Fieber wüthen. * Von dea £iu\vol)nern gewöhnlich Lebbdb genannt. 512 Seru gehört noch unmittelbar unter egyptische Oberherr- schaft und ist der Sitz eines Kaimakams ; Karkociji hingegen, Seru gegenüber, wird bereits zu Roserres gerechnet und unter- steht dem Melek Soliman, dessen Barke dort angelegt hatte und gerade abfuhr, als wir in Seru anlangten; Soliman selbst war bereits gestern zu Lande nach Hause abgegangen. Bei Seru sahen wir ßaumwollenpflanzungen, ebenso üppig im Ge- deihen, als verwildert. Die Staude von der Art, mit grossen rothen Blumen, fanden wir durchgehends 5 bis ö Tuss hoch. Die in der Nähe des Dorfes stehenden Adansonien und Delebb- palnien zeigen durch ihre Grösse und die Kraft ihres Gedeihens, dass sie auf ihrem heimathlichen Boden stehen und hier keine Fremdlinge mehr sind, wie es bei den Krüppeln an der Stadt Sennaar der Fall ist. Seru sowohl, als alle Dörfer , welche wir von da Fluss- anfwärts berührten, fanden wir stark bevölkert, und besonders bemerkten wir einen ausserordentlich zahlreichen Viehstaud an Kamelen, Hornvieh und Schafen, ein Beweis, dass der Segen der egyptischen Verwaltung sich noch nicht bis hieher ver- hreitet habe und der Kaimakan zu Seru bisher noch immer nur als der erste Strahl der ominösen Morgenröthe zu betrach- tenist, von der die Wetterpropheten nichts Gutes vorhersagen. Das Hornvieh, welches man von hier an weiter flussaufwärts trifft, gehört einer eigenen Rasse an, die sich von jener in Sennaar und im südlichen Nubien wesentlich unterscheidet und die man die Roserresrasse nennen kann. Sie ist bedeutend kleiner als jene, hat die graulichweisse Farbe des ungtirischen Ochsens, jedoch viel kleinere Hörner, auf dem Rücken wie die Sennaarrasse, einen fleischigen Höcker, ist lebhaft und leicht bewesflich. Alles Vieh fanden wir schön gehalten und .sehr gut genährt. Seru hat als Mittelstation zwischen Roserres und Sennaar auch für den Binnenhandel Bedeutung, lind ich begegnete mehreren Kaufleuten, aus Roserres zurück- kehrend , wo sie ihre Vt'^aaren umgetauscht hatten, über- haupt fanden wir in Roserres auch diessfalls mehr Beweglich- keit, und ich muss, eigener Anschauung zu Folge bekennen, dass erst da, wo die egyptische Landesadministration in ihrem un- mittelbaren Wirken gegen Süden geendet h a t , ein sichtlicher 513 Wohlstand des Volkes beginnt und Fellali-Druck und Fellali- Elend noch ganz unbekannte Dinge sind , wie wir im Laufe der Reise noch deutlicher sehen werden. Am I.Dezember. Früh am Morgen begannen wir un- sern Übergang über den Bacher el Ahsrak, der unserer stör- rigeti Lastthiere wegen volle acht Stunden in Anspruch nahm. Personen, Gepäcke und Esel wurden in einer aus Baumstäm- men mit Baststricken zusammen gebundenen Barke über- geschifft, die von allen Seiten so viel Wasser nahm, dass be- ständig mehrere Mann mit Ausschöpfen beschäftigt waren, um einen förmlichen Untergang hintan zu halten. Wir nannten diese Barken sehr ungeeignet Sesostrisbarken ; denn schwer- lich hat sich der grosse Rhamesside bei seinen INilfahrten eines solchen Kastens bedient. Pferde und Kamele mussten neben der Barke schw immen , wobei von leztern , ihrer aiige- bornen Dummheit und Böswilligkeit wegen, nur 6 Stücke auf einmal hbergesezt werden konnten. Die Pferde wurden bei dieser Manipulation und um ihnen das lange Schwimmen zu erleichtern, mittelst des Zaumes, an der Mähne und am Schwänze emporgehalten, ähnlich auch die Kamele , denen man einen Strick um den Hinterleib schlang. Araber, Ne- ger etc. pflegen bei allen ähnlichen Veranlassungen mehr zu schreien als zu arbeiten , heute aber war ihr tolles Treiben wirklich sinnverwirrend und zur ungünstigsten Zeit trieb der böse Geist den Kaimakan von Serü mit seinen Genossen, sämmtlich rohe Amanten * , herbei , welche auf grobe Weise die Barke forderten , um Getreide überzuschiflFen. Wohl wis- send, dass wir zusammen mit unsern Leuten eine sehr respek- table Waffenmacht bildeten, und dass, dieser Menschenklasse gegenüber, jeder den Kürzern zieht, der unpraktisch genug ist, nicht imponiren zu wollen, ward den Amanten ein Empfang zu Theil , der sie höchst befremdete , und sie hielten es für klüger, uns das saure Werk ungestört fortsetzen zu lassen. Wir lagerten in der Nähe des Dorfes Karkodji, im Schat- ten hoher Mimosen. Kotschy befand sich unwohl und fing an * Albancser, von denen viele im Solde der egjptischen EegicruDg stehen. Russegger, Reisen. U. Bd. 'i. Xhl. 33 514 Händen und Füssen an anfzuschvvellen, was unsere Schwarzen für eine öfter eintretende Nachwirkung der während der Regenzeit ausgestandenen starken Fieber erklärten. Karkodji ist so gross wie Serü und grösstentheils von Fungi bewohnt, die von hier an längs des Bacher el Ahsrak bis Fassoki die vorherrschende Bevölkerung bilden. Sie spre- chen ihre eigene Sprache, die dem Laute nach der Berber- sprache in Nubien ähnlich ist und hier eine Menge Worte aus dem Arabischen, der Tigresprache, welche an der abyssini- schen Grenze gesprochen wird, und aus Negersprachen auf- genommen hat. Unsere Araber und Nubier, den makadischen Polygloten Issa ausgenommen, konnten sich nur sehr schwer verständlich machen. Von hier an wird die rein arabische Sprache merklich seltener, bis sie endlich in Fassoki ganz verschwindet, dagegen zeigt das Volk mehr und mehr der Farbe nach eine Annäherung zum Negertypus. Die Leute sind fast durchgehends ausnehmend schöu gebaut, kräftig, dunkelschwarz, nur ihre schönen, scharf gezeichneten Ge- sichtszüge und ihr mehr schlichtes Haar unterscheiden sie wesentlich von den Negern. Dem Namen nach sind sie durch- gehends Mohammedaner, jedoch ohne merkbaren Fanatismus, ganz gleichgültig gegen anders Denkende und mit dem Hasse gegen Christen um so mehr noch unbekannt, da sie sich alle Weisse als Türken vorstellen. Übrigens fanden wir das Volk sehr gefällig und ohne alle Scheu auf das Freundlichste uns entgegenkommend. Zu Karkodji wird wöchentlich grosser Markt gehalten. In der Nacht blizte es stark in Ost und der ganze Himmel war mit Gewitterwolken bedeckt, es erfolgte jedoch kein liegen. Am 2. Dezember. Wir passirten am rechten üter die Dörfer: Duntai, Debebe, Saurku, Gerbudi und el Behega, wo uns der junge Schech, ein innerafrikanischer Stutzer, sehr freundlich aufnahm und mit allem Nöthigen versorgte. Frisch am ganzen Leibe gesalbt, die langen Haare in nette Zöpfchen geflochten , eine neue Tobe um den Leib , der mit ganzen Packen aller möglichen Amulette behangen war, eine sehr zierlich gearbeitete Lanze in der Hand, schien sich der junge Mann nicht wenige auf seine Eleganz ehizubilden. 515 Diintai liegt auf Hii{»eln zerstreut, am Ufer ein schöner Mimosenwald, die sclilanken Stämme SO bis 90 Fuss hoch, der Waklboden wie gefegt. Zwischen Duntai und Debebe erblick- ten Avir gegen Süden den Dschebel Abel am linken Ufer, eine lang gestreckte Kuppe , mit Vegetation bedeckt und von ge- ringer Höhe. Es war noch früh, als wir in Debebe anlangten, wo wirMeIek Soliman wieder fanden, den wir schon weit vor- aus vv<ähnten. Der Alte schlief noch und ich konnte ihn daher nicht sprechen. Sein Togul, der gesperrt, aber ganz unbe- wacht war, steht vereinzelt am Ende des Dorfes. Der Durchmesser desselben mag 24 Fuss betragen , die ungefiähr S Fuss hohe Wand ist aus Reisig geflochten, mit Stroh belegt und sehr fleissig mit Lehm verpuzt, das kegelförmige Dach besteht aus dichten Lagen von Stroh. Das ganze Gebäude steht auf. aus Steinen zusammen gelegten, Pfeilern, ein paar F'uss über den Boden erhöht. Der Fluss macht bei Debebe sehr scharfe Wendungen. Von da bis Saurku und weiter hin bis el Behega ist das hü- gelige Terrain von vielen Chors durchschnitten und mit einer äusserst üppigen Waldvegetation bedeckt. Ausser vielen und schönen Mimosen-Arten sahen wir riesenmässige Adansonien und die meisten scJiönen ßaumarten aus dem südlichen Kor- dofan und Nuba, darunter häufig den Murr*, die sogenannte Dattel der INeger. Stellenweise sahen wir zwischen den Bäu- men dichtes, 10 Fuss und darüber hohes Gras, das in Verbin- dung mit niederem Gebüsch und stacheligen Schlingpflanzen die Wälder neben dem Pfad undurchdringlich macht und ein Pflanzengewirre bildet, das man sehen muss, um sich diese Vegetationsfülle richtig vorstellen zu können. Die Toguls der Dörfer liegen meist zwischeji den Bäu- men versteckt, aber gerade dieser idyllische Umstand dürfte es seyn, der den längern Aufenthalt daselbst der Fieber we- gen gefährlich macht. Die Waldungen wimmeln von Thieren. Leoparden und Löwen sind hier sehr häufig, Perlhühner sieht man in unzähl- baren Schaaren, und da sie nicht verfolgt werden, sind sie so " Vorue Seite 188. 33 * 516 wenig scheu, dass wir sie oft mit den Händen liasclien zu kön- nen glaubten. x\ntiIopen , schöne Arten von Falken, Königs- vögel u. s. w. sieht man in Menge. Am 3. Dezember. Noch war es so dunkel am Morgen, dass wir nur schwer etwas entfernte Gegenstände ausnehmen konnten, als unsere scharfsiciitigen Schwarzen entdeckten, dass die Bäume um unser Lager voll Perlhühner seyen. Diess war auch so und auf manchem Baume sass buchstäblich Huhn an Huhn. Mit ein paar Schlissen deckten wir unsern ganzen Bedarf am Fleisch bis zum nächsten Tag. Kaum hatten wir el Behega verlassen, so trafen wir mitten auf dem Pfade, der sich durch den Wald schlängelt, einen Leoparden, welcher jedoch früher, als wir zu Schusse kamen, in das Dickicht entfloh. Wald und Gebüsch erstrecken sich ununterbrochen bis zum Dorfe Mumi, welches, aus 30 Togul bestehend , zwi- schen grossen Adansonien und dichtem Gebüsche versteckt am Flusse liegt*, der sich mit den mannigfaltigsten Wendun- gen durch die hügelige, mit unabsehbaren Wäldern bedeckte Ebene schlängelt. Wie kleine Inselchen liegen diese Dörfer mit ihren Äckern in diesem 31eer von Wald und Gebüsch und die ganze Gegend scheint bedeutend stark bevölkert zu seyn. Zugleich mit uns kam aus der entgegengesetzten Rich- tung ein Bote im Dorfe mit der Nachricht an, dass der Bruder des Melek Soliman gestorben sey; sogleich ertönte Trauer- musik mit Becken und hohlen Kürbissen von allen Seiten und in jedem Togul wurde das Lob des Verstorbenen so harmo- nisch gesungen, dass wir ungesäumt aufbrachen, um noch heute das Dorf Gereba zu erreichen, wobei wir aber in der Eile vergassen, von Mumi aus einen Führer njitzunehmeii. Wir ritten durch Wald und Gebü.sch 5 sahen eine Menge Antilopen und viele Bäume, die wir noch nicht gesehen hat- ten, wurden endlich von der Nacht überfallen , konnten kein Dorf finden und mussten nach langem Herumirren auf einer * Das Dorf Mumi, 4^ Stunden von el Behfega entfernt, liegt om rechten Ufer, dem Dorfe Ed-Daramaileh am linken Ufer ungefähr gegen- über. Auf der Karte ist das Dorfzeichea angegeben, der JVauie aber ist ausgeblieben. 517 Waldebene im hohen Grase lao^ern. Sicher darauf rechnend, Gereba oder ein anderes Dorf zn erreichen, hatten wir unter- lassen, in Mnmi nnsern Wasservorrath nach Bedarf zu er- gänzen , und da wir uns nun in unserer Hoffiinn^ getäuscht sahen, genau aber die Richtung" kannten, in welclier man zum Flusse gelangen müsse, sandten wir sogleich einen unserer Bedienten mit 4 Kamelen und mehreren Leuten dahin ab, um die leeren Schläuche zu füllen. Es war eine helle Mondnacht. Nach ungefähr einer Stunde hörten wir Schüsse fallen, worauf wieder Stille folgte und da unsere Leute noch immer nicht ka- men, zogen wir ihnen entgegen. Durch Schreien und Signal- schüsse fanden wir sie auch glücklich auf dem Rückwege be- griffen , aber ohne Wasser. Sie hatten wirklich einen Pfad getroffen, der zum Flusse führt, sahen aber drei Löwen mitten auf dem Wege stehen und sie erwarten. Auf ihre Schüsse entfernten sich zwar die Bestien , kehrten aber wie- der, wodurch die Kamele so in Äng;st versezt wurden, dass es unmöglich war, sie weiter vorwärts zu bringen. Uns blieb daher nichts übrig, als die alte Jauche, die sich «och in den Schläuchen fand, mit unsern Pferden zu theilen, das Lager durch mehrere Feuer zu sichern, und uns von bes- serem Wasser träumen zu lassen. Am 4. Dezember. Das gestern gewunschene Dorf Ge- reba heute wieder zu suchen, lag nicht in unserm Plane, wir suchten uns vielmehr dem Flusse zu nähern , erreichten nach li Stunden das Dorf Woadd Ratl und ^ Stunde darauf, immer durch Wald und Auen reitend und umgeben von einer pracht- vollen Vegetation, das Dorf Geiran, \ Stunde vom Ufer ent- fernt. In den Wäldern sahen wir viele Affen und hier schös- sen wir das erste Exemplar des schwarzen Falken mit der grossen schwarzen Federkrone , die er nach Belieben aufrich- ten und niederlegen kann, ein Vogel, den wir nur sehr selten zu sehen bekommen. Überall, wo wir seit Serü mit den Leuten in Berührung gekommen waren , hatten wir Gelegenheit zu bemerken , wie beliebt und gleich einem Vater verehrt Melek Süliman in sei- nem Lande ist. Der Geist seiner verständigen, milden Herr- schaft ist wie gewöhnlich auch dort in das Volksleben über- 518 gpg;ang"en. Wo wir hhiknmen, genosspii wir der freundlichsten, rückhalflosesten Aufnahme, der vollsten Sicherheit in jeder Beziehung, und unsere Reise durch Roserres, besonders inso- lang^e wir nicht mit den egyptischen Truppen in Beriihruug' standen und uns alleiu unter den Eiugehoruen bewegten, ge- hört zn meinen angenehmsten Erinnerungen aus jener Zeit. In geringer Entfernung von Geiran sahen wir östlich un- serer Route die beiden Felskuppen des Krduss und Okelmi kahl und schroff aus der Waldebene emporragen, ein imponi- rend schöner Anblick. Ihre nähere Untersuchung war dem morgigen Tage vorbehalten. Wir erreichten das grosse Dorf Umdurmanu, immer durch Wald reitend, wo wir die schönsten firuppeu von Adansonien mit Stämmen von mehr als sechszig Fuss Umfang sahen, nach ungefähr von 31 Stunden. Unser Weg führte uns, ohne es anfänglich zu wissen, auf einer Art Hochebene hin; denn als wir uns mehr dem Flusse zu wende- ten, um das Dorf zu erreichen, und plötzlich aus dem dichten Walde hervortraten, sahen wir den Fluss in einiger Tiefe un- ter uns sich durch ein weites, heckenartiges Stromthal schlän- geln, das, so weit das Auge reicht, mit dichtem Wald erfüllt ist; gegenüber in nordwestlicher Richtung am linken Ufer liegt der Dschebel Abel. Sehr auffallend war mir, als wir in das Stromthal nieder- stiegen, der grosse Temperatur- Unterschied. Oben auf der höher liegenden Ebene des alten Stromufers war es nach Sonnenuntergang noch bedeutend warm, unten am Flusse aber empfanden wir plötzlich solche Kühle, dass wir unsere Mäntel iinmehmen mussten. Ein starker aromatischer Duft, eine Folge der äusserst üppigen Vegetation, indem das Gras am Wege 12 Fuss hoch stand, erfüllte betäubend die Luft, welche fühlbar feucht war und mir ahnte daher von unserm Nacht- quartier nichts Gutes, was sich auch bestätigte, denn am nächsten Morgen hatten Kotschy und AcuMED-Kaptan heftiges Fieber, nur ich und unsere Schwarzen blieben gesund. Das Dorf liegt dicht am Strome, dessen Silberspiegel im strahlenden Mondlicht, in Verbindung mit den Adansonien, die ihre Riesenarme weit hin in die Nacht ausstreckten , mit dem Rauschen des Nordwindes in den Fächern der hohen 519 Palmen , mit dem monotonen Geheul der Hyänen im nahen Walde, ein ßild darstellte, dem ich den Namen: „Zaubernaeht in einem Zatiberlande" j^ehen möchte. Am 5. Dezember. Meiner kranken Gefährten wegen beschloss ich die Excnrsion an den Krdnss und Okelmi mit IssA, Selim und ein Paar Kameltreibern allein vorzunehmen. Wir brachen früh am Morgen auf und ritten 2^ Stunden in nordöstlicher Richtung grösstentheils durch dichten Wald, bis wir auf eine nur mit zerstreut stehenden Bäumen und hohem Grase bewachsene Ebene hinausgelangten und zugleich den Dschebel Dauil, die uns zunächst liegende und. wie die iibrigen, isolirt ans der Ebene emporsteigende Felskuppe erreichten. Die kahlen, senkrechten Felswände des Dauil luden uns eben nicht zu seiner Besteigung ein und zwar um so weniger, da wir zu diesem Zwecke bereits den Krduss, den höchsten Berg der ganzen Gruppe, ausersehen hatten. Wie das auf Blatt 4 der Durchschnitte gegebene Bild zeigt, so besteht diese Gruppe aus 7 in der Ebene ganz ver- einzelt und ohne allen Zusammenhang unter sich stehenden Bergen , oder eigentlich Felskuppen , die in zwei zu einander parallelen Reihen aus Ost und West sich erstrecken, und von denen die an Höhe bedeutendste, nämlich der Krduss , zu un- gefähr 800 Pariser Fuss über das Stromthal oder 2370 Pariser Fuss über das Meer sich erhebt. In der Linie des Krduss, weiter gegen West und 1 Stunde davon entfernt , liegt der Okelmi, am Umfange der grösste dieser Berge und vor dem Krduss und Okelmi gegen Süd bilden der Dauil und Nussur mit noch zwei kleinern isolirten Felskuppeu Fronte. Auf der Ebene am Dauil sahen wir mehrere Strausse, die eiligst entflohen, viele Huwära, sehr grosse Antilopen und auf den Felsen Gekos und Paviane. Unter mehreren noch nie ge- sehenen Baumarten fiel mir besonders eine auf, deren Rinde einem weissen, zarten Papier gleicht, und deren glänzend hell- grüne Blätter. Grösse und Form jener unseres europäischen Nussbaums haben. Am Südgehänge des Krdnss fanden wir Spuren früherer Bewohner, Feuerstellen, Trümmer von Töpfen u. s. w. , nir- gends herum aber war ein Mensch zu sehen. Die Ersteigung 520 des Krdiiss in der Gluth der Mittagssonne war ungemein be- srliweilicli. Ich stieg mit meinem (jewehie voran, Issa folgte mir in einiger Entfernung, da vernahm ich plötzlich seinen Ruf, hörte das Wort „Ässala*" und sah ihn mit der Hand mir winken, nicht vorwärts zugehen. Ich war gut bei Schuss, der Jagdberserker that das seine und nicht einsehend , was mir geschehen könnte, schritt ich sachte vorwärts, strengte die Äugen an , um das Thier zu entdecken und setzte mich ganz in Bereitschaft, zu schiessen. Je mehr ich vorwärts ging, desto mehr schrie Issa und auf einmal sah ich mich von einem Schwärm wilder Bienen angefallen, die mir Gesicht und Hände jämmerlich zerstachen, ich Unglücklicher hatte näm- lich anstatt „Assel" (die Biene) „Assala" verstanden und konnte jezt nur die scharfen Sinne des Schwarzen Issa be- wundern, der die Thiere auf eine solche Entfernung wahr- nahm , während der civilisirte Europäer erst durch das Gefühl ihre Bekanntschaft machen musste. Die Stiche der Bienen schmerzten mich unsäglich und ich konnte der mich wüthend verfolgenden Thiere lange nicht los werden. Der lezte Gipfelfels des Krduss war uns, da er zu allen Sei- ten senkrecht abfällt, ohne Leiter unmöglich zu erklimmen und wir mussten, ein paar Klafter nur unter dem höchsten Punkte, umkehren. Von der Höhe des Krduss entdeckte mein Auge in grösserer Entfernung, ausser dem Dschebel Abel, gerade gegenüber am linken Ufer, und den Dschehel Gärry in 10 h., einige und 20 Stunden ungefähr entfernt, in Roserres, rings herum nichts als unbegrenzte Savannen , Ebene und Wälder, durch welche sich in den mannigfaltigsten Windungen der Bacher el Ahsrak mitten hinschlängelt. Der Abel sowohl als der Gärry sind lang gezogene, ausdruckslose, isolirt stehende Bergrücken. Dicht vor uns, 1 Stunde gegen West entfernt, stand der Okelmi mit seinen kahlen , prallen Felswänden, etwas niederer als der Krduss, aber pittoresker in seinen küh- nen Formen. Nachdem wir das interessante Erz- Vorkommen am Krduss und Okelmi, wohin wir uns vom erstem aus be- gaben**, näher untersucht hatten, kehrten wir nach ümdur- * Sehr grosse Schlange, Python-Art. *' Hierüber im uäcbstcn Abschnitte. 521 mann in unser Lag^er zurück. AcHMED-Kaptan hatte sich vom Fieber etwas erholt, Kotschy aber war wie ein Wassersiichti- ger ano;eschwollen und in einem bedauernswerthen Zustande, demnn<>eachtet aber und obvvolil Iieute auch unsere Barke an- gekommen war , hatte derselbe moralische Kraft genug , mit uns die Landreise fortzusetzen. Am 6. Dezember. Wir passirten heute, immer durch hügeliges Waldland und über Grasebene ziehend, die Dörfer: el Cheräd , das eine sehr hübsche Lage, auf einem Hügel am Flusse hat und von dichtem Walde umgeben ist, Umbari, Atalie und blieben in Hamda. In Atalie überraschte es uns, mitten in dem von schwar- zen Fungi und Negern bewohnten Lande eine lichtfarbige, gelblichbraune Menschenrasse zu finden. Sie scheint offenbar arabischen Ursprungs zu seyn, hat zwar allgemein die Sprache des Landes angenommen, sich aber in ihrem sonstigen Habitus sehr wenig verändert. Wir haben also hier eine Insel des aiabischen Volks, mitten im Fungi- und Neger-Elemente. Die Dächer der Toguls dieser Dörfer haben häufig nicht die ge- wöhnliche spitzige Form, sondern die gerundeter Kuppeln, indem sie der hier in unbeschreiblicher Menge vorkommenden Termiten wegen dazu dienen, Gjas, Stroh n. s. w. in grossen Massen darauf anzuhäufen und zu trocknen. Unsere Jagd fiel heute ungemein ergiebig und mannigfaltig aus, in den Wäl- dern finden sich viele wilde Büffel und in der Nacht kamen zwei Hyänen mitten in unser Lager, wodurch unsere Kamele so in Schrecken kamen, dass \^ir sie kaum bemeistern konn- ten. Die Hyänen vertrieben wir mit Pistolenschüssen. A m 7. Dezember. Nach einem Ritte von 2^ Stunden erreichten wir ßedüss. AcHMED-Kaptan's Fieber hatte sich so verschlimmert, dass wir für heute unsere Reise nicht mehr fortsetzen konnten. Die Bewohner des Dorfes waren sämmt- lich mit ihren Heerden in die Wälder gezogen und erst nach einiger Zeit fand sich der Schecli mit einem Manne ein , der uns als Führer diente, beide sehr schöne hochstämmige Schwarze. Während wir in ßedüss waren, kam auch Melek SoLiMAN an, zog aber blos durch und liess uns durch seine Leute begrüsseii. 522 Auf dem Wes^e von Hainda Iiieher sah ich, im Walde nehenan Jai^end , einen wilden Hund , die Haut wenig- beliaart und blaulichgrau , in der Grösse eines mittlem Wolfes. Als er stand, war der Scliwanz nach aufwärts gebogen, wie beim zahmen Hunde. Das Tliier war so scheu und die Lokalität der Schlingpflanzen wegen so ungünstig, dass ich nicht zu Schusse kam. Ich war von einem Schwarzen begleitet, der die Gegend so wenig inne hatte als ich , und dessen Persön- lichkeit von dem zur Bewunderung ausgebildeten Natursinne seiner Brüder stiefmütterlich ausgeschlossen schien. So kam es, dass wir uns endlich in dem mehr als 12 Fuss hohen und fast undurchdringlichen Grase am Flusse so verirrten, dass wir erst nach einem zweistündigen Kampfe mit Dornen und Schlingpflanzen, durch die wir uns mit den Jagdmessern Bahn machen mussten , und aufs äusserste ermattet durch Hitze, Anstrengung und Durst zu den ünsrigen wieder kamen. Die Gegend herum ist sehr reich an wilden Thieren der mannig- faltigsten Art und im Flusse sahen wir auf Sandbänken mehrere Krokodile von ungewöhnlicher Grösse sich sonnen. Am 8. Dezember. Nach einem vierstündigen Ritt ka- men wir in das malerisch gelegene Dorf Gherf. Unser Weg dahin führte durch dichten Mimosenwald. Ich ritt mit Issa, der Jagd wegen, wie gewöhnlich voraus, als wir auf einmal an einer lichten Stelle des Waldes ein Rudel Giraffen weiden sahen. Wir zählten deren zwölf und darunter vier sehr grosse, von denen jede wohl ihre 16 Fuss Höhe haben mochte. Dass man dort zu Lande in einem solchen Augenblicke auch schiessen dürfe , fiel mir gerade nicht bei , obAvohl wir dazu rahe genug waren ; denn ich war in dem Anblicke zu ver- tieft. Die herannahende Karavane verscheuchte die schönen Thiere und mein Nachreiten blieb eines Sturzes wegen , den Ich sammt dem Pferde über eine Baumwurzel machte, ohne Erfolg, wenigstens ohne angenehmen. Diese Wälder sind auch voll wilder Büffel, aufweiche die Einwohner der Dörfer fleissig Jagd machen, dieselben aber dadurch, weil sie keine Feuergewehre besitzen, keineswegs verscheuchen. Der hier vorkommende Büffel ist der kaffersche, der durch ganz Central-Afrika verbreitet zu seyn scheint, de» 523 versrhiedenen Hörnern nach aber , welche ich sah , diirffen mehrere Varietäten dieses Thieres in jenen nnermesslichen Wäldern sich finden. Ich sah selbst nnr solche von schwarzer nnd erdgraner Farbe, die Eingebornen aber versicherten mich, dass es anch lichtfarbi'>e, braune, weisse u. s. w. gebe. Die Wahrheit dieser Mittheihing- will ich nicht verbürgen. Bei Gherf ist der FInss sehr schmal ; das Dorf liegt um- geben von Gruppen wahrhaft prächtiger Cassiabäume , von Delebb- und Donipalmen, welch leztere hier besonders kräfti«jj gedeihen und zwei- bis dreimal so grosse Früchte tragen, als in Egypten nnd Nubien. Von Giierf aus sahen Avir zuerst in SW. den grossen D. Tabi und den zu derselben Gruppe gehö- renden Gasi. Die Bewohner von Gherf sind sehr schwarz, in ihren häufig ausdrucksvollen Gesichtern liegt nichts Negerartiges und besonders ausnehmend schön ist ihr kräftiger, tadelloser Wuchs. Wir trafen im Dorfe mit Meiek Soliman zusammen, der gerade im Begriffe war, abzui eisen. Die sämmtlichen Weiber und Mädchen erhoben, als er das Dorf verliess, ihm zu Ehren ein schrillerndes Geschrei. Soliman ritt ein weisses, schlecht aussehendes Gallas*- Pferd , mit türkischem Sattel und kleinen Steigbügeln, nach europäischer Form, in welche er aber nur die grosse Zehe eines jeden Fusses stellte, was dort, wie bei den Galla und in Abyssinien **, bei Reitern allgemein Sitte ist, daher auch diese Steigbügel meist nnr sehr klein und niedlich verfertigt werden. Auf dem Kopfe trug Soliman seine zweihörnigeMeleksmütze, sein Körper war in eine Masse Tüchereingewickelt und in dereinen Hand hielt er einen Sonnen- schirm. Eine Art Leibwache umgab ihn hier, schwarze Fungi und Neger, die weissen Toben über die Schultern geworfen, übrigens nackt bis auf ein Tuch um die Hüfte, jeder mit Talis- manen aller Art beladen, der Kopf aber unbedeckt, trotz der glühenden Sonne. Diese Krieger waren mit grossen zwei- schneidigen Schwerten , Lanzen und runden , sehr fest und * i. e. aus den Galla-Läiidern stammend. *'^' M. s. Abbildiuig^en zur Reise in Abyssinien von Dr. Rüppell. Frankfurt a. M. 1838, Tafel 3. 524 schon gearbeiteten Schilden , von nnj^efähr 2i Fnss Dnrch- inesser, bewaffnet und gewährten einen wirklich malerischen, ganz eigenthiimlich bewegten Anblick. Soliman's Nachtrab, säinmtlich auf schönen, muthigen Dromedaren reitend , bildete voraus eine alte Frau , der man sehr viel Ehre erwies und die man, wenn ich mich recht ent- sinne, mir als eine Schwester des Meiek bezeichnete, ihr folg- ten zwei Neger-Sklavinnen*, zwei sehr hübsche und lebhafte Mädchen, von denen die eine später den Zug nach Schongollo mitmachte. Zulezt ritt die männliche Dienerschaft, lauter starke, behende, gut gehaltene Bursche, die hinter dem Kücken der alten , ernsten Frau mit den hübschen Mädchen ihre Spässe trieben. Einige Zeit später brachen auch wir auf. Wir ritten dem Flusse nach hinauf in Süd, passirten nach zwei Stunden das Dorf VVagangangi, eine Stunde weiter el Gher und kamen mit Einbruch der Nacht vor dem grossen Dorfe , oder eigentlich Komplexe von mehreren Dörfern, an, welches den Namen Ro- serres trägt und womit auch das dem MeIek Soliman unter- stehende Land zu beiden Seiten des Flusses von Sern bis nach Fassoki bezeichnet wird. Einen unbeschreiblich schönen Eindruck machten heute die Tabiberge auf uns, als ihre Gipfel in den Strahlen der Abendsonne glänzten. Bei der Täuschung, dass diese Berge in südlicher Beleuchtung und von ferne alle weit höher er- scheinen, als sie sind, glaubten wir unsere heimathlichen Alpen vor uns zu sehen, nur der Schnee fehlte. Rosseres liegt in einem Walde von Dompalmen , land- * „Sklave und Sklavin" sind Worte, mit denen man sehr häufig, in so ferne sie auf Dienstverhältnisse im socialen Leben Central-Afrika's ang'ewendet werden, nicht jenen Begriff von Sklaverei und Sklaven- Elend verbinden darf, den uns die Barbarei und der Eigenutz der Euro- päer in den Kolonien damit verbinden lernt. Der Sklave, der allerdings ein leibeigner Diener ist. wird durch Gcwolinheit, durch persönliche Zu- neigung bald ein Glied der Familie, ein Kind vom Hause, und aus die- sem oft sogar der Beiierrscher desselben. Anders verhält es sich aber mit kricgsgefangenen Sklaven, diese haben freilich alle Barbareien 7a\ erwarten, die wild} Famutudu, » » Akaro, » » Fabauo, » » Kudniu, )} » Fadoga, n » Faronja und Fallowud, » » Fasangoru (wo in den Jahren 1838 und 1839 die Stadt Mehemmed-Aliopoiis entstand, jedoch als unreife Geburt bald wieder vom Schauplatze verschwand). » » Kassan, » » Luogi, » » Obi, » » Fawingis, » » Fassodur, » » Fadonga, 539 am Berge Belfrdii, Aiulu, » » » „ Beging, Abgnlgi, Hom.isclia, Medbis, Famedi'u, Bescliory (Plateau , die goldreiclieii Chors Pul- cliidia, Gutsehescli u. s. vv.), Faknmkum, Burnu, Girry (walirschelnlicli der Goreri), Diss, Till (daselbst sollen die reichsten Goldvväsciien und das Gold auch im anstehenden Gesteine be- kannt seyn nnd daraus gewonnen werden , wo- ranf ich später zurückkomme)*, Melsoela, Sude, Kambel, Abu-el Dugu, „ „ Kokli, » .. DJ«", „ „ Koely oder Koeli (wo MelekMANUFAN herrscht). Auch in den Gebiigen bei Fadassi soll sich Gold finden, und in den dortigen Ebenen gräbt man in geringer Tiefe unter der Oberfläche Eisenerze, der Beschreibung nach ganz der Raseneisenstein, wie wir ihn in Kordofan kennen lernten. Die Galla's daselbst, welche grosse Heerden und besonders viele kleine, aber sehr dauerhafte Pferde besitzen, bearbeiten diese Erze auf Eisen, so wie in Kordofan , und schmelzen auch das Gold zu Ringen etc. So Aveit die Mittheilungen des Schech Mohammed iiber diesen Gegenstand. Die meisten und noch meiirere vomScheche nicht genannte Goldwäschen lernte ich theils selbst kennen, '' Der Name des Berges Tul, als reichster Fundort des Goldes, ist in Roserres , Fassoki etc. in aller Leute Mund. Mir blieb er leider, wie wir sehen werden, das verheissene Land des Moses. » » » » )} » n » » » » » » n » >y » » » » » » 540 tlieils sah ich die Lokalität doch insoweit, dass ich sie auf mei- ner Karte „über die Länder am Tnmat etc." bestimmen konnte. Nur bei sehr wenigen, als bei denen am Famutudu, am Beging, am Famedru, Fakumkum, Melsoela, Kambel nnd Djrn gelang mir letzteres mit Verlässigkeit nicht. Schech Mahommed versicherte mich wiederholt, dass er es auf sich nehmen wollte einen einzeln und besonders ohne ägyptischer Truppen Bedeckung Reisenden tief in das Herz von Afrika zu führen, nur setzte er als Hauptbedingung des Gelingens: Vorgabe von Handelsgeschäften und Vermeidung alles Aufsehens. Ich theile diessfalls ganz die Ansicht des Schechs und bin fest überzeugt, dass unter solchen Bedingun- gen dem Einzelnen , zu Lande Reisenden, das gelingen kann, was einer Masse und um so weniger, je grösser sie ist, nicht gelingen dürfte. Sehr gut wäre es natürlich, wenn ein solcher Reisender Arzt seyn würde. Auch bin ich überzeugt, dass Roserres, dessen Klima sehr gesund seyn soll*, sich ganz vor- züglich zu einem Aufenthaltsort während der Regenzeit eignet. Der Reisende geniesst, wenn er sich klug benimmt, volle Sicherheit und ist in der Lage, gleich nach der Regen- zeit dort seine Tour beginnen zu können, wo die Meisten bisher, welche in Chardum blieben und nach dem Regen so- weit südlich vordrangen, sie geendet haben. Unsere naturhistorischen Eroberungen fielen in Roserres nicht unbeträchtlich aus. Unter den vielen Thieren, die wir dort erlegten, zeichnen sich besonders prächtige Arten von Alcedo, von kleinen, weissen Eulen, von Coraces, von Ardea, mehrere Arten von Nagern, Antilopen, der grosse Oryktero- pus u. s. w. aus. Am 21. Dezember. Vormittags verliessen wir Roserres und nachdem wir unsern Kotschy auf seinem Pferde zurecht gebiacht hatten , ritten wir langsam anderthalb Stunden am rechten Ufer hinauf, bis wir gerade dem Lager der Truppen am linken Ufer gegenüber standen. Wir sahen die Dörfer Fa- kir-el Maliäger, Abu Prammad und Putävva und betraten den Uferrand des Bacher-el Ahsrak, um den Ubeigang ans linke Ufer vorzunehmen, an einer sehr anziehenden Stelle. " AcHmHD - Kaptan und Kotscmv kamen 8cliou ki-äiikelnd daselbst an. 541 Die weissen Zelte unserer Truppen lagen auf einer Sand- bank am linken Ufer gerade vor uns* Beide Ufer des Flusses sind hoch und steil, das rechte ist mit einem Waide von Dom- palnien und mehreren kleinen Dörfchen, das linke hingegen mit dem Pflanzenchaos eines Urwaldes bedeckt, über dessen phantastische Gruppen die schönen Gipfel des Tabigebirges zu uns herüber blickten. Gerade ober dem Lager beginnt die grosse Insel Mek-el Leli (der König der Nacht), bedeckt mit prächtigen Tamarinden und baumhohem Grase. Der Fluss selbst ist hier voller Felsen , welche einen eine halbe Stunde langen Schellal bilden, den sogenannten Schellal el Gher oder die sie- bente Katarakte des Cailliaud**. Bei sehr hohem Wasser- stande kann auch dieser Schellal, wo der Strom fast gar kein Gefälle hat, mit grossen Barken befahren werden. Der Übergang über den Bacher-el Ahsrak war nicht ohne Schwierigkeit, wir verloren dabei ein gutes Lastkamel und fanden, am linken Ufer angelangt, zwei andere, unsern Truppen gehörende, die beim Trinken von Krokodilen angegriffen und zer- rissen worden waren. Abends ritten wir mit MusTAPHA-Bey, dem Bimbasch und BoREANi, die uns entgegen gekommen waren, in das Lager, wo wir unsere Zelte nehen denen Mustapha's aufgeschlagen fan- den. Das Lagerleben nahm nun wieder seinen Anfang, Trom- meln und Pfeifen und Lärm aller Art, Blöcken der Kamele, Wiehern und Stampfen der arabischen Pferde, Lagerfeuer etc., in Summe keine Ruhe bei Tag und Nacht. Am 2 2. Dezember. Ein Soldat, der mit einigen, wie ge- wöhnlich mit Lanzen bewaffneten, Negern gestern Abend vom Lager in eines der nächsten Dörfer gehen wollte, wurde, als er im Dompalmen- Walde seinen Begleitern vorausgeeilt war, von einem Löwen angegriffen. Auf seinen in der Todes- angst ausgestossenen Schrei eilten zwar die Neger sogleich herbei und tödteten den Löwen mit ihren Wurflanzen, es war jedoch zu spät; denn der Soldat hatte schon solche Wunden * Unsere Armee bestand nun aus lOOü Mann reg. Infanteiic (Neger mit aiabischen Unteroffizieren und arabischen oder tüikisrhen Offizieren) und 200 Mann irreg. Kavallerie (Mograbi und Scbeikie aus Nubien). *'' In der Wirklichkeit aber vielleicht die zwanzigste und darüber. 542 erhalfen , dass er bald darnach starb. Der Löwe, dem leider von den Negern sogleich der Kopf abgeschnitten wurde, mass ohne denselben, aber sammt dem Schwänze, 9^ Pariser Fuss Länge, hatte eine kurze Mähne und war ein kolossales Thier. Fast gleichzeitig zerriss ein Löwe eines unserer Kamele und ein anderer, nur etwas weniges kleiner als ersterer, wurde ge- tödtet und zu Kotschy gebracht. Auch dieser hatte eine kurze Mähne und ein furchtbares Gebiss. Um die ganze Haut auch jenes Löwen zu erhalten, der unsern Soldaten getödtet hatte , eilte Kotschy sogleich in das Dorf, aber schon zu spät; denn der Kopf war bereits gekocht und aufgezehrt, und nur die von einer Menge Lanzenstiche durchlöcherte Haut des übrigen Körpers war noch vorhanden. Bei dieser Gelegenheit kam ich in Kenntniss eines unter diesen Negern bestehenden, sonderbaren Gebiauchs. Kostet nämlich der Kampf mit einem Löwen ein Menschenleben, so werden alle Anderen, die daran Theil nahmen, für sieben Tage unrein. Man sperrt sie in einen Togul zusammen, vor dem ein Stück des Löwen, wenn man seiner habhaft wurde, gewöhn- lich der Schwanz desselben , aufgehängt wird. Nach dieser Zeit müssen die Betheiligten, um Avieder in die Gesellschaft einzutreten, sich baden und erhalten neue Toben und Lanzen. Die Nächte, die wir im Lager ganz dicht am Flusse zu- brachten, fanden wir sehr kühl und feucht und der grossen Luftwärme am Tage gegenüber beobachteten wir sehr oft an ein und demselben Tage, von derZeit gerade vor Sonnen- aufgang bis zu der der grössten Hitze Nachmittags, eine Diffe- renz von 21 bis 12^ Reaumur. Obwohl am Tage noch immer constant Nordwinde herrschten, so beobachteten wir doch einige Mal des Abends leichten Südwind , was uns ein Beweis zu seyn schien, dass am Äquator die Gewitterstürme der Regen- zeit bereits wieder eingetreten seyen und ihre Wanderung nach Norden angetreten haben. Bei einer der Zusammenkünfte mit Mustapha -Bey , der früher Gouverneur in Kordofan Avar, sagte mir derselbe: er habe einst im Lande der ]Nuba ein Thier gesehen, dass an Grösse und Gestalt ganz einem Bären gleiche und welches die Eingebornen „Schallakot" nennen. Das Vorkommen von Bären 543 wäre gewiss für die Zoologie Central-Afrika's sehr Interessant und Ich erwähne daher liier im Vorbeigelien dieses ünistandes, um nachfolgende Reisende darauf aufmerksam zu machen. Am 24. Dezember. Bei der Jagd auf Mek-el Leli ver- irrte ich mich im hohen Grase und als ich nach einer dreistüu digen ,-^iiicht zu beschreibenden Anstrengung in der brennen- den Hitze des Mittags und in nicht geringer Gefahr wegen wilden Thieren , endlich wieder zu meinen Leuten kam und aufs äusserste erschöpft schnell, ohne mehr widersteirenzu kön- nen, eine Flasche Wasser trank, bekam ich augenblicklich star- kes Fieber mit Delirium und musste ins Lager gebracht werden, wo ich mich ein paar Tage nicht vom Angarebb bewegen konnte. Zum Glück hatte diese Unbesonnenheit keine Nachwehen, aber das Bewusstseyn gerade die Weihnachtstage fern von der Hei- math in einem solchen Zustande zubringen zu müssen, folterte mich. KoTscHY besserte sich langsam, die Geschwulst nahm etwas ab und die besten Dienste leistete jetzt eine ihm auf die Brust gelegte Visikator. Am 2 9. Dezember. Mittelst des a im grossen Bären nahmen wir drei Breitenbestiramungen vor und erhielten für unser Lager, in der Parallele der nördlichsten Spitze der Insel Mek-el Leli, im Mittel: 12« 10' 29" als nördliche Breite*. Gestern Abend entdeckten die durch langes Fasten ge- schärften Augen der Soldaten den neuen Mond und somit das Ende des Rhamadan. Der Eingang des Bairam wurde auf das Festlichste begangen. Die Andächtigen beteten , unsere Ka- none, die einzige, welche wir mitschleppten, that ihr möglich- stes und die Truppen unterhielten eine halbe Stunde lang ein lebhaftes Reihenfeuer, was in der schönen Nacht und bei dem vielfachen Echo im Walde einen grossartigen Eindruck hervor- brachte. Heute Morgens trommeln und pfeifen die Soldaten vor den Zelten aller Offiziere, die Dienerschaften kommen, um Bakschisch zu holen, die Soldaten zerreissen auf dem Sande zwei Ochsen und verzehren sie, wir machen unsere Gratulations- Visiten beim Bey und Bimbasch, diese geben sie in Begleitung^ des ganzen Offizierkorps zurück, kurz der Bairani entwickelt * Aus dem Itinerar: östliche Lange des Lagers bei Mek-el Leli 32» 2' 10" von Paris. Meereshöhe der Insel: 1568 Paris. Fuss. 544 sichln seiner Pracht, nnd tief im Innern von Afrika wird nichts versäumt, worauf orientalische Etiquette Anspruch macht. Am 30. Dezemher. Da 3Ielek Soliman mit ein paar hundert seiner Krieger, um den Feldzng^ mitzumachen, zur Ab- reise endlich bereit war, auch der Häuptlinj^ des ^"ny, ein junger, kolossaler Neger, der heute mit seiner doppwgehorn- ten Mütze und in einem Schlafrock-artigen Kaftane im Lager paradierte, zu gleichem Zwecke mit seiner Mannschaft sich ge- stellt hatte, so beschloss MusTAPHA-Bey mit meiner Zustim- mung am 1. Januar nach Fassoki aufzubrechen und zwar den Marsch dahin auf dem fast ganz unbewohnten linken Ufer vor- zunehmen, wo wegen Desertion der Soldaten und wegen Ex- cessen der wilden Truppe weniger zu besorgen war, als auf dem mit vielen Dörfern bedeckten rechten Ufer. Hart vermissten wir unter unseru Bundesgenossen den unternehmenden Schech des Gule , Idris Woadd Adlak, Da derselbe aber noch aus langer Zeit her mit Meiek Soliman in einem feindseligen Verhältnisse lebt, früher mit iiim Krieg führte und vor Kurzem erst noch Streit wegen Schafen hatte, die von dem einen Theile auf das Gebiet des Andern getrieben wur- den, so zog es CnuRSCHiD-Pascha vor, den Idris mit seinen Leu- ten zur Unternehmung auf Kalabat zu berufen, wodurch er jede Berührung zwischen diesen gegen einander feindseligen Häupt- lingen, wenigstens für den gegenwärtigen Augenblick, hintan hielt. MusTAPHA-ßey hatte für die Häuptlinge in den vor uns liegenden Negerländern und in der Absicht, sie durch Ge- schenke für die Regierung zu gewinnen, wobei natürlich unsere Goldexpedition vorgeschoben wurde, mehrere der erwähnten Hörnermützen, mehrere rothe und mit Goldborten besetzte Mäntel, so wie einige türkische Säbel mitgenommen. Alles dieses wurde nun in Ordnung gebracht und sich auf das Thätigste zum Aufbruche gerüstet. Am 3L Dezember. Kotsciiy hatte sich in den letzten Tagen zum Schlüsse seiner Kur noch eine Ader öffnen lassen, und war nun von seiner Krankheit, die uns solche Besorgniss erregt hatte, fast ganz hergestellt. Alle unsere Kisten wur- den geschnürt und zum Aufladen in Bereitschaft gehalten. 545 Den lezteii Tag des Jcahres 1837 wollten wir Europäer nicht ohne fröhlichen Anklang in die Vergangenheit versinken lassen. Wir gahen Abends grosse Tafel, wozu MusTAPUA-Bey, der Binibasch Emin-Aga und der Kascheff Ismael geladen wur- den. BoREANi führte die Küchenangelegenheiten meisterhaft, auf der Tafel, welche unsere Angarebbs snbstituirten, standen Malvasier und (/ipro, und flammende Maschais* erhellten im weiten Kreise den Platz vor den Zelten. Um Mitternacht wurde dann dem Jahre 1837 „Lebe- wohl" und dem Jahre 1838 ein frohes „Glück auf<< gebracht. Wir thaten beides mit warmem Gefühle; denn wir sahen herbe Momente hinter uns und waren von der Hoffnung einer einsti- gen glücklichen Heimkehr ganz durchdrungen. Ungeachtet dass Kotschy sowohl als ich während unseres Aufenthalts bei Mek-el Leii durch Krankheit in unsern Excur- sionen öfters gehindert wurden, fiel doch unsere naturhistori- sche Ausbeute so ziemlich reichhaltig aus. Wir schössen hier unter andern: mehrere Exemplare einer Art Perdix, die unsern Haselhühnern sehr ähnlich ist, sehr schön gezeichnete Eulen, erhielten ein paar lebende Tenn (vorne S. 65 und S. 336) und sahen das Erstemal auf unserer Reise die grosse Antilope Njelen. Diese Antilope, die grösste, welche mir in Afrika vorkam und wahrscheinlich der Strepsiceros der Alten , sah ich in Exemplaren bis zur Grösse eines gewöhnlichen kleinen Pferdes. Die Hörner sind in gerader Linie drei Fuss lang, an der Wurzel von der Dicke eines grossen Ochsenhoins und nach aufwärts gewunden. Diese Antilope soll sich auch auf dem Gebirge Debri in Nuba finden. Die Hörner derselben * Masclial oder Maschala ist ein aus eisernen Schienen zusanimen- {>esezter Korb von uno^cfähr einem halben Cubikfuss Rauminhalt. Dieser Korb, auf eine fünf bis sechs Fuss liohe Stange gesteckt, mit Kienholz oder in Ermanglung dessen mit andenn trockneni und klein gespaltenem Holze gefüllt und dieses anjjeziindet , vertritt die Stelle der Fackel im Lager , bei festlichen Aufzügen zur Nachtzeit, besonders im Rhamadan, in den Vorhöfen angesehener Häuser orientalischer Städte u. s. w. Diese uralten Feuerkörbe haben für das Lagerleben das ganz [eigen- tbünilich Gcmülhliche, was dem Kaniinfeuer im ruhigen Familienkreise zukömmt. Rus«egger, Reisen. II. Bd. 'i. ThI. 35 54<> g;ebraiichen die Neg-er als Blaseinstnimente bei ihren Fest- lichkeiten. In dem dichten Walde am linken Ufer desBacher-el Ähs- rak bei Mek-el Leii findet sich häufig; der sogenannte Eisen- holzbanm , bekannt dnrch die grosse Härte nnd Schwere sei- nes Holzes. Dieser Banm war in der Nähe unseres Dägers die überwiegende Holzart nnd diente nns als Brennmaterial. Un- sere Araber nannten denselben Babanns, ob er aber die Dal- bergia Melanoxylon Guill. et Perr. oder näher verwandt der Cupania Sideroxylon Cambess, vielleicht anch keines von bei- den ist, ranss ich den Botanikern vom Fache überlassen, und erlaube mir, da Kotschy hierüber die nöthigen Daten gesam- melt hat, auf den naturhistoiischen Anhang zu verweisen. Der Banm Ist von mittlerer Grösse, macht wenig Ansehen und dürfte, wie ich glaube, doch wahrscheinlich zu den Legumino- sen gehören. Übrigens sah ich weder Blüthen noch Früchte desselben. Ans seinem Holze verfertigen sich die Neger einen Theil ihrer Waffen, z. B. Keulen, Spitzen für jene Lanzen, welche vergiftet angewendet werden u. s. w. Am I.Januar 1S3S. Es war noch dunkel, als der Trom- melwirbel uns zum Aufbruche mahnte. Die Zelte wurden ab- geschlagen, die Kamele beladen und mit Anbruch des Tages sassen wir im Sattel. Da unsere Gegenwart beim Abmaische der Karavane, die an Kamelen, Pferden und Eseln gegenwär- tig schon 2000 Stück zählen mochte, und sich daher, besonders anfänglich, nur langsam bewegte, nicht nöthig war, so litten wir mit MüSTAPHA-Bey, Boreani, einem Theil unserer Diener- schaft und einer SchaarMograbi voraus. Anfänglich wendeten wir uns eine halbe Stunde lang in West, um aus dem dichtesten Tlieile des Waldes, der stets in der Nähe des Flusses sich be- findet, mehr in das Freie zu kommen, dann aber schlugen wir südliche Richtung ein. Unser Vorhaben, freieres Terrain zu gewinnen, gelang; nicht 5 wir hatten keinen andern Weg als die Steige der Ele- phanten und Nilpferde und neben diesen schmalen, holpericb- ten Pfaden blieb der Wald auf grosse Strecken buchstäblich undurchdringlich, ein Chaos von Mimosen, Dompalmen, stach- lichen SchlingpBanzen und VI bis 15 Fuss hohem Grase. Wie 547 wir eist zu spät erfuhren, licatte der Bey gar nicht daran fje- darht mit den Führern der Karavane einen bestimmten Platz zu verabreden und noch weniger selbst verlässige Wegweiser mitzunehmen. So kam es denn, dass wir uns im Walde total verirrten, und da zugleich die Pfade der v^iIden Thiere, denen wir folgen mnssten, um nur vorwärts zu kommen, häutig die Eigenschaft der sogenannten Sackgassen haben, und plötzlich im dichtesten Gebüsche enden, so fehlte es nicht an unange- nehmen Täuschungen und Auftritten, Mit unseren Kleidern blieben wir fortwährend an den Dornen hängen, oft waren wir genöthigt uns förmlich mit den Säbeln durchzuhauen, mir riss ein Strauch die Brille von der Nase und mein durch eine rasche Bewegung am ungelegensten Orte scheu gemachtes Pferd zer- trat sie mir und sprang zugleich den, auf einen kleinen Esel reitenden Bedienten* Boreani's nieder, der dadurch am Fusse bedeutend verwundet wurde. Nach ähnlichen Spektakeln und nach achtstündigem Herumirren gelangten wir Nachmittags an den Fluss, an einer Stelle, die man mir el Aphta nannte und die ungefähr den Dörfern Adlan , Farestu u. s. w. gegenüber liegt. Wir lagerten uns auf dem Sande des Ufers. Der Fluss kommt gerade aus Süden und wendet sich in Ost, vor uns in Südost am rechten Ufer hatten wir den Dschebel Maaba. Das Terrain, welches wir bis zur Lagerstelle durchzogen haben , ist ganz eben , im Walde sahen wir viele prächtige Bäume, die wir nicht kannten und Adansonien von (iO bis 70 Fnss Stammumfang. Auf dieser Tour schössen wir auch das zweite Exemplar jenes Caprimulgus, den ich bereits vorne S. '107 und S. ;{3S als den enträthselten Vierflügler näher beschrieb. Vergebens warteten wir bis zum Anbruche der Nacht — keine Karavane kam in unsere Nähe. Ohne Lebensmittel und, was das Unangenehmste wegen der durchdringenden Kühle * Dieser Mensch, Namens Müstapha , ein geborner Malteser und Renooal, machte uns durch seine Furchtsamkeit während der Reise viel Spass. Diese moralische Krankheit erreichte bei ihm, als wir mit den Npo;(Mii in Schongollo in feindliche Berührung kamen, einen solchen Grad . dass er am hellen Tage und bei körperlich scheinbar gesundem Zustande die greulichsten Visionen hatte. 35* 548 der Nächte war, ohne Mäntel, hatten wir wenig Erfreuliches vor uns. Wir sandten daher unsere Bediente nach allen Richtungen ans, um die Karavane aufzusuchen. Zugleich glückte es uns ein herumirrendes Schaf zu fangen, das wir sogleich brieten, und weiches uns , die wir ausser etwas schwarzem Kaffe am Morgen den ganzen Tag nichts zu uns genommen hatten, auch ohne Fett und Salz recht gut schmeckte. Es war schon spät in der Nacht und Niemand kam. Wir nahmen daher unsere Pferde dicht an uns und legten uns auf dem Sande nieder. Mich fror heftig und ich mochte vor Müdigkeit gerade eingeschlum- mert seyn , als ich etwas auf mich fallen und mich ganz be- decken fühlte. Rasch griff ich um meine Pistolen und sprang auf. Ein Mograbi stand lachend vor mir und sagte : ich habe bemerkt, dass dich friert und dessiialb warf ich meinen ßor- uuss über dich. Das war ein schöner Zug eines Sohnes der Wanste und es that mir leid, dass ich ihn nur als ein Ergebuiss des Augenblicks betrachten musste, denn als ich ein paar Tage später mein Pferd wegen einer leichten Verwundung nicht reiten wollte und ich denselben Mograbi bat, mir eines seiner beiden Pferde für gute Bezahlung nur auf zwei Tage zu über- lassen , sagte er mir ganz trocken : mein Pferd gebe ich kei- nem Christen. Spät nach Mitternacht kamen unsere Bediente zurück. Sie hatten die Karavane, die weit zurück geblieben war, glücklich gefunden und brachten uns Lebensmittel und Mäntel mit. Am 22. Januar. Nach einem vierstündigen Ritte ge- rade in Süd erreichten wir den Chor-el Tschamus, wo wir mit unserer Karavane zusammentrafen und wo ich nichts nothwen- diger zu thun hatte, als aus meinem Brillenvorrath den gestern erlittenen Verlust, der für mich Kurzsichtigen eine wahre Qual war, wieder zu ersetzen. Der Strom, der hier nur eine Breite von ungefähr 200 Schritten hat, fliesst in einer tief liegendeuj sumpfigen Ebene, der Aufenthalt vieler Nilpferde. In der Hälfte der heutigen Route ungefähr hatten wir nahe zu unserer Rechten den Berg Begis, den man zur Gruppe des Tabi rechnen kann, welches Gebirge wir weiter in West zur Seite hatten. Der BergMaaba am rechten Ufer lag uns östlich ungefähr drei bis vier Stunden entfernt. 549 Das Terrain um das Lager faiuleii wir diircligehendseben, und da unsere Zelte im hohen, gegenwärtig ganz dürren (irase aufgeschlagen waren, so waren auch die vielen Lagerfeuer am Abend um so mehr nicht ohne Gefahr, da wir den beträcht- lichen Pulver- und Patronen-Transport unserer Truppen ganz in der Nähe hatten. Der Wald, der uns von allen Seiten um- schloss, bestand fast ausschliesslich aus Dompalmen und riesen- haften Adansonien. MusTAPHA-Beyschossim Grase eine grosse röthliche Schlange, die sehr giftig seyn soll. Als wir sie öff- neten, fanden wir in ihr mehrere steinharte Körner, Linsen- bis Erbsen-gross, von braun gelblichgrüner Farbe, metallisch schimmernd und mit konzentrisch schaligem Bruche, der später abgeführten qualitativen Analyse nach ein organisches Pro- dukt des Thiers. Als wir am Ufer des Flusses jagten, kam ein Kannot mit Negern zu uns herüber gefahren, utes Wasser zu erhalten. An den Ufern dieses Ch»irs sahen wir die unverkennbarsten Beweise, dass in der Regenzeit die Was- serhölie bis zu 24 Fuss steigt. Der Tnmat kommt an un- serer Lagerstelle gerade aus SSW. und vereinigt sich 1^ geogr. Meile weiter unterhalb, zwischen den Dörfern Ab« Schendi am linken Ufer (des Tnmat) und Fatnda am rechten Ufer (des Alisrak) mit dem Bacher el Ahsrak *. Der Sand des Tnmat ist goldführend. Kaum waren wir auf dem Sande des Tnmat von unsern Pferden abgestiegen, so erschienen mehrere Neger, um uns zu begrüssen. An allen bewunderten wir ihre schönen, kräftigen Körperformen und das dunkle Schwarz ihrer sammtweichen Haut. Ihre Physiognomien hatten ausgezeichnet den Typus des INegerkopfes, wolliges, kurzes, grauses Haar, stark auf- geworfene Lippen, stumpfe Nase, enggeschlitzte. Mongolen- artige Augenlieder. Jeder ging; ganz nackt bis auf ein Tuch um die Hüfte und war mit mehreren Wurfspiessen bewaffnet, einige trugen Schilde. Keiner verstand Arabisch. Wenige Augenblicke später hörten wir aus dem Walde Ahsrak von Mck el Leu bis an unsere erstt* Lagerstclle am Fasse des Fassokl zurückgeleg^te Route 20^ gpogr. Meilen (15 = 1" des Äquators) ; nöidliche Breite unserer Lap^eistelle im Tuniat 11** 13' 8"; östl, Länge von Paris 32" 30' 30"; Meeresböhe 1763 Paris. Fuss. * Bezug-lieb der Situations-Verliältnissc des Landes Fassoki an der Münduno^ des Tumat und zwiscben den beiden Flüssen südlich bis in die Parallele des Berges Tumr bitte ich das im Atlas sich befindende Kärt- chen: „Mündung des Tumat in den blauen Fluss (Bacher el Ahsrak)" einzusehen. Betrachtet man übrigens die oben angegebene Breite und Wasser- höhe des Tuniat am Fassoki zur Zeit der trop. Regenstürme und berück- sichtigt man, dass der Tumat nur einer der vielen Chors und Seiten- flüsse und wahrscheinlich noch nicht der grösste ist, welche ihr Wasser dem B. el Ahsrak zusenden, endlich dass das Flusssystem des Bacher el Abiad ein in jeder Beziehung viel grösseres und mächtiger entwickeltes als das des Ahsiak ist, so kann man sich eine Idee von jener Wasserniasse machen, welche dem Nile jährlich in Folge der Irojnschcn Regen zuge- führt wird und sein pcriudisclics Ansteigen bedinj^t. 553 den tiefen Ton Her Büffelliorner, ein Zeichen, dass der Meiek naht. Dem Zuge voran sprenote im vollen G.ilopp anf dem Sande des Tumat herauf ein nackter Neo^er auf einem schnee- weissen Galiaspferd , ein herrlicher Kontrast, hinter ihm ein Häuptling, im weissen Hemde und mit der Hörnermütze; dann folgte der MeIek, ebenfalls zu Pferd und umgeben von 30 bis 40 Negern zu Fusse, bewaffnet mit Lanzen und Schilden und auf grossen Büffelhörnerii blasend, was durch den Reiz der Neuheit und gehoben durch ein vielfaches Echo einen eigen- thümlichen, nnvergesslichen Eindruck hervorbrachte. Hinter dem MeIek folgten mehrere Häuptlinge naher Gebirge und Ortschaften. Ihre Pferde, die sie sehr gut ritten, waren sehr zweckmässig gezäumt und boten, an den Köpfen mit grossen Stirnplatten von Messingblech mit erhabener Arbeit geziert, ähn- lich den Stirnplatten der Pferde-Rüstungen unserer alten Ritter, einen mittelalterlichen Anblick dar. Die Sättel, aus Holz, mit schwarzem Leder überzogen, sind kleiner als die unförmlichen türkischen und arabischen Sättel, auch zweckmässiger geformt, das ganze Riemenzeug ist fest und gut und die Steigbügel (blosse Ringe) sind nur so gross, dass die grosse Zehe Platz darin findet. MeIek Assusa*, der Herrscher von Fassoki, sezte sich anf dem Sande in unsere Mitte, seine Begleiter hingegen stan- den im Kreise um uns. Assusa war damals ein Mann von ungefähr 40 Jahren, nntersezter Statur, seine Gesichtszüge machten auf mich den Eindruck stumpfer Wildheit, sein Gang war unsicher und faul, er versteht kein Wort arabisch und überliess die Verhandlung ganz den Häuptlingen in seinem Gefolge, von denen die mei- sten auch nur der in Fassoki üblichen Sprache mächtig waren, welche dem Klange nach der Sprache der Kamamil-Neger * AssusA Irugf damals die Würde des Melek erst seit einem Jaliie. Er war seinem Olieim, der von den Häuplliiigen erwürgt wurde, in der Regierung gefoli^t und soll, da er sicli anfäng-licli sträubte, dieselbe un- ter solchen Vorbedeutungen anzunehmen, durch Androiinng eines gleichen Schicksals hiezu gezwungen worden seyn. Der Akt der Erwiirgung des Melek geht feierlichst und öffentlich vor sich, soll in der Geschichte von Fassiikl und der benachbarten Länder sehr oft vorfallen und wird, so viel ich crfuiir, nur als der einfache Ausdruck der Unzufriedenheit der Häupt- linge mit ihren IVlclek betrachtet. 554 verwandt zu seyi» scheint. Assusa trng* eine giüne Melek- Mütze und uin den Kopf ein «gelbes Tucli f^evvunden, ein <>ros- ser rot ii er Mantel, auf der Brust mit einer {>;oIdenen Ag^rafe befestigt, bedeckte den Körper, an dem ich, ausser einem schmntzii>en Tuche um die Hüfte, kein anderes Kleidiin<^sstiick entdecken konnte. Daj^eg^en war der Meiek mit Amuletten voll behangen und trug an den Fingern grosse silberne Hinge. Bore AM reichte ihm seine Pfeife hin, aus der er einige Ziige machte, hieraufnahm er mit Behagen einige Tassen KaflFee zu sich, g^oss aber jedesmal einen kleinen Rest davon auf die Erde. Als MusTAPHA-Bey den Assusa aufforderte dem Melek- SoLiMAN entgegen zu reiten und ihn zu empfangen, verweigerte er es unter dem Vorvvande mit Soliman in keinem guten Ein- verständnisse zu leben, trug aber seinem Gefolge auf diess zu thun. Soliman bildete mit seiner Mannschaft, als er ankam, eine Art feierlichen Aufzugs. Ein Schwarzer ritt zu Drome- dar voian imd schlug zwei grosse kupferne Pauken, die er zu beiden Seiten des Sattels hängen hatte. Unter gegenseitigen Versicherungen der wärmsten Freundschaft trennten wir uns von AssusA und seinem Gef(>lge, IMusTAPHA-Bey jedoch schien diesen Versicherungen um so wenigei' zu trauen, als voriges Jahr an die- ser Stelle die egyptischen Truppen zweimal des Nachts von den Negern angegriffen wurden. Wir bezogen unser Lager im Flussbette des Tumat etwas weniges weiter aufwärts von der Stelle, wo wir mit Assusa zusammengetroffen waren; die nö- thige Anzahl Wachen wurden aufgestellt, denselben für die Nacht die grösste Wachsamkeit eingeschärft und übrigens der Rest des Tag-es mit lJntersuchuni>' des Flusssandes auf seinen Goldgehalt zugebracht. Am 6. Januar. Melek Assusa erhielt heute die für ihn mitgebrachten Geschenke, bestehend in einerneuen Mütze, liinem grossen, rothen mit Gold verzierten Mantel, einem Sä- bel und zwei hübschen Shaw Is. Diese Geschenke, über de- ren Werth und Schönheit seine Begleiter in lautes Erstaunen ausbrachen, empfing er selbst mit einer blöden Gleichgiiltigkeit, versprach aber zulezt doch, uns auf dem bev<»rstehenden Zuge nacli Schongollo mit einigen hundert seiner Krieger zu beglei- ten und uns für Morgen, da wir im Sinne hatten den Fassoki 555 zu hesteiofen, nicht nur Fülirer und Geleite zu gehen, sondern auch die ]Nef>er auf dem Berge zu verhalten, uns nicht anzu- greifen. Vor lezterm muss ich gestehen, fürchtete ich mich im IJewusstseyn unserer Metige und unserer guten Waffen gerade am wenigsten, ueit mehr ßesorgniss hingegen erreg- ten in mir die schlechten Verpflegungsanstalten für unsere Truppen. Schon hatten diese! hen keinen vorräthigen Proviant mehr und waren mit ihrem Unterhalte auf die immerhin unge- wissen Getreidelieferungen des Melek Assusa hingewiesen. Im Geiste schon sah ich die i'iblen Folgen vor mir, die ans die- sem echt türkischen Verkennen dessen , was Noth thut, her- vorgehen können und sie trafen auch leider Alle ein. Auf der Jagd sahen wir heute in grosser Menge die schön gefärbten Tauben aus dem Nuba-Lande wieder (Columb. abyssin. Rüpp.) und schössen ausser mehreren, weniger durch Farbenpiatht als durch sonderbare Formen bemerkbaien und von uns bisher noch nie gesehenen Vögeln, auch einen schwarzen Vogel von der Grösse eines mittlem Huhns, mit gelbem Schnabel, welchen uns Dr. Hedenborg in Alexandria, als wir zurückkehrten, als eine noch nicht bestimmte, vielleicht neue Art von Corythaix (Tnrako. Vorne S. 337) bezeichnete. Dieser Vogel ist einer von (\ei\ sehr wenigen, die ich zwischen den Tropen als Sänger kennen leinte; denn die meisten kann man füglich nur Schreier nennen. Der Ton seiner Stimme hat etwas Ähnliches mit den hohen Tönen einer Orgel und ist, verstärkt durch ein viel- faches Echo, in jenen Waldgebirgen sehr angenehm zu hören. In der nächsten Umgebung unsers Lagers fanden wir häufig den prächtigen Acanthus polystachius des Cailliaud in voller Blüthe CVol. 4, S. 3ß2; Atlas II, Taf. 62, fig. 2), mit seinen hochrothen Blumen eine der schönsten Zierden des Süden und hier baumartig bis 10 Fnss hoch emportreibend. Am 7. Januar. Mittelst des a im Auriga und des« im grossen Bären ergah sich uns aus 3 Beobachtungen die geogiaphische Breite unseres Lagers im Mittel zu 11*^ 13' S" nördlich. Früh am Morgen traten wir mit einigen Umwegen unsere Exkursion auf den Fassoki an. Wir ritten zuerst nach den ungefähr i Stunde vom Lager Fluss- abwärts entfernten 550 gfTossen DorfeBareo am linken Ufer des Tiiiiiat, wo ässusa seine Residenz gegenwärtig aufgeschlagen hatte, von da in ^ Stunde zumTnniat, weiter in i Stunde in das Dorf Fassoki am rechten Ufer des Tumat, desgleichen in ^ Stunde nach dem Dorfe Re- heida, ebenfalls eine Residenz des Assusa und von da endlich in i Stunde an den Bacher el Ahsrak, den wir seit Hoeli — nicht mehr gesehen hatten*. Die Umgebung dieser Dörfer bildet theils Wald, theils bebautes Land. Der Anblick des Bacher el Ahsrak iiber- raschte uns, er ist nun zum wahren Gebirgsstrome geworden, kaum 80 Fuss breit, sahen wir sein Bett voller Felsen, das Wasser klar, frisch, ein dunkelgrüner, bedeutende Tiefe an- zeigender Spiegel. Uns gerade gegenüber am rechten Ufer lag das Dorf Chorasigr und weiter Fluss-aufvvärts Famagat am Gehänge des gleichnamigen Berges. Der Bacher el Ahs- rak kommt an dieser Stelle aus SSO. und tritt zwischen schwarzen , steilen Felswänden aus dem Strompasse von Fas- soki hervor, den wir später näher werden kennen lernen. Wir ritten am linken Ufer hinauf bis zum Dorfe el Gumr**. Auf dem Wege dahin trafen wir mehrere Fungi-Mädchen, die geiade Wasser am Flusse holten. Sie fürchteten sich vor uns " Ich bitte hierüber mein Kärtchen „Münduiifj; des Tumat in den Bacher el Ahsrak" zu Rathe zu ziehen. Alle Dörfer in Fas.sokI und wei- ter südwärts, so weit ich kam, bestehen nur aus Top^ul und bereits in Rosseres findet man (1838) die in Sennaar gewöhnlichen Lehmhäuser nicht mehr. Die Residenzen der Meleks bestehen ebenfalls nur in To- gnl, grösser und besser zwar gehalten als die übrigen, der Form nach aber gleich und stets mehrere derselben zusammen mittelst einer hohen Hecke eingefangen. IVur bemerkte ich hier nicht die Abtheiiungen des Raums innerhalb der Hecke in viele separate Höfe, wie sie bei den Woh- nungen der grossen Häuptlinge in den Ländern westlich des Bacher el Abiad bestehen. übrigens sind die Togiil hier im Allgemeinen von aussen und in- nen sehr rein gelialten, haben häufig Wände von Lehm und festgeschla- genen Lehmboden, kegeiförmige ScIiillHächer und stehen des Ungeziefers wegen auf 1 bis 2 Fuss holien Pfeilern aus übereinander gelegten Steinplatten. ■••* In dem zu diesem Werke gcliorenden Atlas gibt Bl. 19 eine An- siclit dos Dorfes Gumr unterhalb dem Strompasse von Fassoki und Bl. 21 eine Ansicht des Dorfes Abu Dscliellola, mit unserm zweiten Lager am östlichen Gehänge des Berges Fassoki, oberhalb dieser Stromenge. i>ä7 lind wollten entfliehen, doch die Leute des Assusa, die uns be- gleiteten, henihioten sie. Ganz nackt bis auf die Kahads schienen sie ihren ganzen Sinn für Luxus nur auf die Haare zu verwenden; denn diese trugen sie in unzählige seiir nied- liche Zöpfchen geflochten, die sie auf mancherlei phantasie- reiche Weise gruppirten und mit Schnüren von bunten Glas- perlen verzierten. Ungeachtet ihrer ausnehmend schönen Körperformen und ihrer zum Theil recht hübschen Gesichts- züge hatten sie etwas Abschreckendes, denn sie waren sämmt- lich so reichlich geschmiert, dass sie in der Sonnenwärme buchstäblich vom Fette trieften, welches eine ranzige, ekel- hafte Geruchssphäre um sie zog. Am Dorfe Gumr sah ich die grösste Adansonie, die mir in Central-Afrika vorgekommen ist. Sie theilt sich über der Erde, wo sie, in der Nähe des Bodens gemessen, einen Durch- messer von SOFuss, folglich nahezu eiuen Umfang von 90 Fuss besizt, in mehrere Stämme, von denen die grössten Äste hori- zontal wegstehen und die Starke unserer mächtigsten Well- bäume haben. Mehrere Negerinnen hielten auf diesen Ästen ausgestreckt im Schatten gerade ihr Morgenschläfchen, und der unselige Gedanke, aus Galanterie gegen diese schwar- zen Damen im zierlichsten Galoppe unter dem Laubdache dieses Riesenbaums durchzureiten , hätte mir das Le- ben kosten können. Mein Pferd sprang nämlich auf eine stark geneigte Steinplatte, glitt aus und wurde so heftig zu Boden geworfen, dass ich mich nicht mehr wenden konnte und mit der Hälfte des Körpers unter das Pferd zu liegen kam. Als man mich herauszog, fühlte ich jedoch ausser einigen unbedeutenden Kontusionen zu meiner Verwunderung keine Verletzung und konnte die Reise ungehindert fortsetzen, nur nahm ich mir vor, für die Zukunft in solchen Paroxismen die Bodenverhältnisse näher zu betrachten. Wir waren nun neuerdings am westlichen Gehänge des Fassoki angekommen und beschlossen von hier aus, nachdem wir den nördlichen Theil des Berges nmritten hatten, die Be- steigung des Gipfels zu versuchen, welche auch ohne allen An- stand vor sich ging, da wir dabei mit nichts als mit der gros- sen Tageshitze zu kämpfen hatten. Als wir auf der Spitze 538 anhino-tei), entzog uns ein dichter Nebel alle ferne lieg^enden ßeioe, wir sahen keinen einzig^en derselben und der Haupt- zweck der Besteigung war somit verfehlt. Sehr genau hin- gegen konnten wir die Umrisse des Gebirges selbst entwerfen, worauf wir standen. Dasselbe bildet einen über li geogr. Meile langen und au dem höchsten Punkte zu 2659 Paris. Fnss über das Meer, oder zu 896 P. Fuss über die Mündung des Tumat im Bacher el Ahsrak ansteigenden, im Älittel ge- rade aus Süd in Nord streichenden, mit Wald-Vegetation be- deckten Felsrücken , dessen westliches Gehänge der Tumat, das östliche der Bacher el Ahsrak, der ganzen Länge nach, bespült. Gegen Süd verläuft sich der Fassoki theils in der Ebene am Tumat, tlieils wird er durch ein flaches Thal vom Berge Tumr getrennt, gegen Nord hingegen bildet der Fassoki jenes Voigebige (Rhas), an dessen äusserster Spitze der Tu- mat mit dem Ahsrak sich vereint. Wäre es nur etwas heite- rer gewesen, so müssten wir vom Gipfel des Fassoki aus we- nigstens das ganze Reich des Melek Assusa übersehen iiaben, welches sich am rechten Ufer des Bacher el Ahsrak nördlich bis zum Chor el Gauna, östlich und südlich bis zu den Gumus, am linken Ufer des Ahsrak hingegen nördlich bis zum Chor Dakog, südlich bis zum Fallowud, Hadjar el Bagara, Fafiruu und westlich über den Tumat hinaus mir unbekannt erstreckt. Die Berge, welche die ganze Gruppe des Fassoki zusammen- setzen, gehören der Gneiss- und Chloritschiefeibildung an, welche Gesteine den gleichnamigen in unsern süddeutschen Alpen bis zum Verwechseln gleichstehen. Vom Gipfel aus sahen wir das grosse Dorf Abu Dschellola an der Ostseite des Fassoki und unser Lager im Tumat an der Westseite desselben, zu unsern Füssen. Oberhalb Dschellola erweitert sich das Stromthal des Ahsrak wieder bedeutend und zur Zeit des hohen Wasserstandes sollen, den Aussagen der Neger nach, Segelbarken noch eine weite Strecke hinauf fahren können, gegenwärtig war der Wasserstand jedoch so geringe und der FIuss so voller Untiefen, dass man 1 Stunde ober jenem Dorfe den FIuss zu Pferd ohne Gefahr passiren konnte. So weit wir sehen konnten, sahen wir das Land mit Wald bedeckt und in der Nähe der Dörfer bebaut. Der Fassoki 55» selbst ist bis auf seiiUMi höclisteii Rücken hinauf stark mit Ge- sträuch, Lnban- nn«I Ficus-Biiiimen verschieilener Arten be- wachsen. Die Lubanbänmc waren gerade in vdller Bli'ithe und wir fanden an ilinen eine uns unbekannte Schlingpflanze, deren schöne rothe Blumen ganz denen der Fuchsia glichen. Vom (iipfel des Fjissoki kehrten wir wieder nach (iumr znri'ick, wo wir am Flusse ausruhten und von den Negern sehr freundlich mit Merisa und Dura-Brei bewirthet wurden, der sehr angenehm säuerlich schmeckte. Während wir im Schatten der Bäume uns gütlich thaten, waren wir Zeuge eines g;auz eigenthümlichen Gebrauches. Es nahte sich, wo wir sassen , dem Flusse ein Zug von Weibern, alle festlich geschmückt, d. h. frisch geschmiert und die Haare mit Glasperlen durchflochten. Voran schritt nach dem Takte einer abscheulichen Musik, die man mit einer Art Lyra, einer Pfeife und einem hohlen Kürbisse, worin lose Steinchen gerüt- telt wurden, bewerkstelligte, eine Frau, die dem Ansehen nach schon mehrere Kinder hatte, nackt und geschmückt wie die übrigen, in der Hand trug sie ein blosses Schwert und um den Leib einen langen Strick. Die Arme war schon lange, wie man uns erzählte, von dem bösen Geiste Bumm, einer Spe- cies Satanas, besessen, der ihr viele dumme Streiche eingab*. Um denselben auszutreiben, muss eine solche Bumm-Candidatiii durch sieben Tage strenge fasten und darf nicht — sprechen. Des Nachts macht man ihr Musik und jeden Tag wird sie im Flusse gebadet. Heute war gerade der siebente Tag und nun sollte die Entteufelung vollendet werden. Man führte sie mit Musik bis an den Uferrand , nahm ihr dort allen Schmuck ab, sie legte das Schwert bei Seite und ging nun unter einem gräu- lichen Forte der Instrumente, wobei sie nach dem Takte ihrem Hintertheile eine sonderbar zitternde Bewegung ertheilte, in das Wasser, während sie ein Neger hinten am Stricke hielt. Als sie eine hinlängliche Tiefe erreicht hatte, tauchte sie un- ter und wurde sodann ohnmächtig herausgetragen. Diese Ohnmacht war übrigens eine reine Verstellung, denn da ich ganz nahe an ihr stand, glaube ich bemerkt zu haben, dass sie "■ Der Glaube an Besessene ist bei jenen Völkern allgemein. 560 kaum das Lachen unterdrücken konnte. Uebrigens erhielt sie sich in ihrer Holle , man legte sie auf den Sand , die Weiber spieen ihr Wasser in das Gesicht, auf die Art wie unsere Kinder den sogenannten spanischen Nebel fabriziren, wusch sie und siehe da — der Bumm entfernte sich ganz stille. Das erste, was sie der bürgerlichen Gesellschaft zurückgegeben that, war — sie sprach sehr geläufig und der Zug, der sich durch unsere Gegenwart nicht im mindesten stören liess, kehrte lachend und singend ins Dorf zurück. Aus ähnlichem Aberglauben ist die Religion des ganzen Volkes zusammengesezt , welches daher auch die Mohamme- daner „Kaffer", d. i. Heiden, nennen. Die Häuptlinge übrigens affektiren durchaus eine grosse Anhänglichkeit an den Islam, kennen aber weder den Koran , noch kennen und befolgen sie die übrigen diesen Glauben bezeichnenden Vorschriften. Die Beschneidung z.B. ist bereits in Fassoki nur ein Akt, der nach Belieben vorgenommen oder unterlassen wird und ich sah sehr viele unbeschnittene Männer. Unter den südlich von Fassoki wohnenden Negern fand ich die Beschneidung gar nicht mehr. Am 8. Januar. Den ganzen Vormittag beschäftigten wir uns mit Untersuchung der goldführenden Alluvieu des Tu- mats, wobei uns eine alte Negerin die wesentlichsten Dienste leistete, da sie das Goldausziehen , mittelst eines hölzernen Sichertroges, wirklich meisterhaft verstand. Sie verfuhr hiebei auf eine ähnliche Weise, wie dieselbe bereits vorne S. 3i;» etc. beschrieben wurde, und worauf ich umständlicher im nächsten Abschnitte zurückkommen werde. Am Nachmittag ritt ich über Bareö an den isolirt am linken Ufer des Tumat stehenden und ungefähr zu 450 Paris. Fuss über das Bett desselben sich erhebenden Berg Medelak. Von seiner Kuppe aus hatte ich eine weite Fernsicht und er- freute mich zum erstenmal einer so klaren Ansicht des vor uns in West und Süd vorliegenden Gebirgslandes, dass ich mit der ßoussole sehr viele der bedeutendsten Berge aufnehmen konnte. Die äussersten Gränzpunkte des Rayon, den ich vom Medelak aus überblickte, waren gegen Nord und Nordwest der Maaba und Tabi, gegen Nordost und Ost der AbuRammla und die Gumusberge, gegen Südost, Süd und Südwest der 5C1 Fallowndj Fadoga, Fabauo, Koschanköni und Rugreg-, gegen West lag die waldige Ebene nnbegränzt vor uns*. Ani9. Jannar. Der l'.eutige Tag war zur Abführung einer Hauptprobe über die Goldfübrung des Tuniat, respect. seiner Alluvionen, ausersehen. Schon waren von Boreani und mir die Proben mit grösster Soigfalt an verschiedenen Stellen und aus versciiiedenen Tiefen ausgehoben, schon w ar die Masse bis auf ein Quantum von 300 bis (»00 Pfund veijüngt, und ich schickte mich mit meinen Leuten und mehreren sachkundigen JNegern gerade an, dasselbe mittelst der Sichertröge dnrch- zuarbeiten, als der ßey, der wahrscheinlich glaubte, dass bei einer Generalprobe auch ein General mitarbeiten müsse, mit seinen Offizieren den Negern die Sichertröge entriss und wie wuhnsinnig über die Probe herfiel und Gold auszuziehen be- gann. Da half keine Vorstellung und Einrede, die Dilettanten waren wüthend in ihrem Diensteifer. Nachdem Jeder mit beiden Hcäuden in seinem Sichertroge hinlänglich gewühlt und den halben Schlich und fast alles Gold verschwenimt hatte, somit das Endresultat dieses un- sinnigen Beginnens sehr natürlich ein höchst missliches war, wuiden alle missvergnügt und sprachen die Lberzeugung aus, dass im Tumate mit Goldwaschen nichts zu machen sey. Es war eine acht türkische, halb komische, halb ärgerliche Scene und ein getreues Bild en miniature, welchen Verlauf Unternehmungen, die Kenntnisse, Fleiss und Ausdauer erfor- dern, in solchen Händen nehmen, wenn nicht zugleich ein Impuls von Oben kathegorisch und ordnend duichgreift. Auf das technische Detail dieses Versuches komme ich im nächsten Abschnitte zu sprechen. Nach den errungenen und keineswegs glänzenden Resul- taten , wobei mir alle Lust zur Wiederholung dieser Probe vergangen war, wurde auf Morgen unsere Abreise beschlossen. Während unseres gegenwärtigen Aufenthaltes in Fassoki waren Abgesandte des Melek von Kassan, welches Gebiet wir auf dem Wege nach SchongoUo passiren niussten, angekom- men, um uns ihrer friedlichen Gesinnung und ihrer Beihilfe * Man sehe meine Karte über die Länder am Tiimat etc. Russegger. Reisen. U. Bd. '.'. Thl. 3Ö 5G2 im bevorstehenden Feldziige zu versichern. Der Bey nahm sie sehr gut auf, beschenkte sie und versprach ihnen alles Schöne. Bei diesem Bündnisse mit Kassan kam uns ein Umstand besonders zn Gute. Meiek Soliman von Roserres hatte näm- lich vor ungefähr vier Jahren einen Sohn des MeIek von Kassan im Kriege gefangen genommen und als Sklaven fort- geführt. Diesen gab nun Soliman los und liess ihn mit seinen Landsleuten frei in seine Heimath ziehen. Einen geeigneteren Moment zn dieser Handlung hätte Soliman nicht leicht wählen k(>nnen und dadurch, dass Kassan uns den freien Durchzug gestattete und Frieden gelobte, ward die Basis unserer Operationen bis nach Kamamil vor- geschoben. Um diese Verhältnisse gehörig einzusehen, muss ich hier erwähnen, dass das ganze Gebirgsland deuTumat und Bacher- ei Ahsrak entlang, von Fassoki südwärts bis zu den Gallas, durchgehends von Negervölkern bewohnt wird, die sich in eine Menge \on einander mehr oder weniger unabhängige Staaten theilen. Die grössern darunter, als Schongollo, Ka- mamil, Obiund Köli, umfassen ein bedeutendes Gebirgsterrain, unter den kleinern jedoch, als Akaro, Fabauo, Koschankosu, Fadoga , Kassan u. s. w. sind viele, deren Gebiet sich auf nicht viel mehr, als auf eine Gebirgsgriippe oder gar nur auf einen einzelnen Berg beschränkt. Jeder dieser Staaten hat seinen eigenen Melek (König), mancher auch mehrere solcher Häuptlinge*, die eine souveräne Macht ausüben, und zwar nach Umständen, theils ganz unbeschränkt, theils an den Willen der übrigen Häuptlinge gebunden. Ein Prinzip der Einheit in diesen Staaten ist nirgends zu beobachten , weder im Innern Haushalte noch nach Aussen. Es ist ein wahrer Naturzustand , die weniger Mächtigen sammeln sich um die Mächtigern und von leztern schlägt sich jeder auf seine Faust. Daher leben auch alle diese Staaten, unter denen höchstens nur eine grosse allji:emeine Gefahr theilweise Bündnisse * Am Tabi z. B. sollen ausser dem Tiiniki noch fünfzehn andere Haii|)tling;e hausen, die. wenn sie nicht eine Gefah»- von Aussen bedroht, bestäiidij; unter sich seH)st in Zank und Hader leben. rj63 herbeiführt, beständig; unter sich im Kriege und darin, dass alle (befangenen, wenn sie nicht verstümmelt und ermordet wer- den, Sklaven sind, liegt meiner Ansicht nach die eigentliche Wurzel der Sklaverei und des Sklavenhandels in diesen Thei- len von Central-Afrika. Die INachfrage nm Sklaven von Aus- sen ist nur ein Motiv mehr zum Fortbestehen dieser kleinen Kriege, und ich glaube, dass eines der ersten Mittel dem Sklavenhandel in Ost-Sudan zu begegnen, das wäre: diese kleinen Staaten aufzuheben und grössere , mächtigere zu bilden. Dann hätte man nur mit wenigen Herrschern zu thuii, und dem Interesse dieser Wenigen wäre leichter dnrcli Ei- öffnung anderer Handelswege und Vortheile eine solche Rich- tung zu geben, in der sie von der Idee des Verkaufes ihrer eigenen Unterthanen und von der des Menschenraubes abge- bracht würden*. Dem Einzeln-Reisenden, und sey er auch Eingeborner, steht dieses Zerfallensej n in kleine, unter sich unabhängige und in steter Fehde lebende Staaten als mäch- tiges Hinderniss seines Vordringens entgegen und daher die Erscheinung, dass diese Neger ihre eigenen Berge und Dörfer niciit verlassen und der nächsle Ort für sie eine unbekannte Welt ist, weil sehr häutig jeder riskirt todt geschlagen zu werden, der sein Bereich verlässt. Dem Vordringen in Masse hingegen wäre, wenn nicht andere Umstände es für die Länge unmöglich machen würden, dieses Staaten-Verhältniss inner- halb gewisser Gränzen allerdings beförderlich , indem Viele dieser einzelnen Melek begierig die Gelegenheit ergreifen, sich den mächtigen Fremdlingen anzuschliessen, wie es z. B. bei uns der Fall war, um am Nachbar Rache zu üben für alten zugefügten Schaden. Theils eine Folge dieser Separation , theils wieder das Fortbestehen derselben befördernd, ist die Sprachen-Verschie- denheit, die sich, wie in den Nubabergen, in dem Masse kund gibt, dass der Neger des einen Berges häufig den des andern, dicht daran liegenden, nicht versteht. Wie ich bei den Nuba- * Auch auf diesem Wege würde man um so sicherer zum Ziele gelangen, wenn dem Vordringen des li«Iams durch die Verbreitung des Cluislenthums in jenen Ländern Schranken gesczt würden. (Vorne S. 30 u. s. w.) 36 - 504 Negern (vorne S. 174 u. s. w.) drei Hanptspraclien annehmen zn müssen glaubte, von denen alle übrigen jenes Landes als Dialekte anstehen . und Avelclie drei Hauptsprachen vielleicht selbst ntn* als Zweige einer Stammsprache (Nnba-Spriiche) zu betrachten sind, so habe ich auch durch eigene Beobachtung und durch Mittheilung Landes- und Sprachkundiger die An- sicht o-ewonuen, dass in den Ländern am Tumat und Ähsrak, von Fassoki bis zu den Gallas, nur zwei Hauptsprachen in Bezug auf ihre lokale Ausdehnung existiren , ))ämlich jene von Fas- soki und jene von Kamamil , dass beide unter sich, wenig- stens dem Klange nach, verwandt sind, dass alle anderen in jenen Ländern gesprochen werdenden nur als Dialekte dieser beiden Hauptsprachen betrachtet werden können, und dass der gemeinsame Stamm der Leztereti vielleicht in der Fassoki- Sprache zu suchen seyn dürfte. Während unseres Aufenthaltes in Fassoki überzog sich an jedem Morgen der Himmel mit Gewitterwolken und im Thale des Tumat selbst hatten wir Nebel , theils ein Beweis, dass näher am Äquator die periodischen Regeiistürme bereits begonnen haben, theils ein Anzeichen des reichlichen Grund- wassers , welches in diesem schonen Gebirgslande als Folge der Regenzeit zurückbleibt. Lezterer Umstand macht auch den scharfen Unterschied im Ansehen der Vegetation während der trockenen Jahreszeit und während der Ilegenzeit, wie sich derselbe im südlichen Nubien , in Kordofan und Sennaar ausspricht, mehr verschwinden und Fassokl behält in ersterer Periode mehr den Charakter eines Frühlings, als den eines jeder Entwicklung vegetabilen Lebens Stillstand gebietenden Sonnenbrandes. Unsere botanischen Erobernngen waren daher sehr zahl- reich und wir Hessen, um unsere Schätze nicht den Gefahren eines allfällig unglücklichen Feldzuges auszusetzen, einige Kisten bis zu unserer Rückkehr nach Fassoki in den Toguls des Assusa zurück. Unter den schönen Bäumen, welche die Ufer des Tumat gleich einem Garten schmücken, fanden wir zwei Arten von Glycine , darunter auch jene prächtige aus dem Nubalande (vorne S. 212) , ferner einen Rhododendron- artigen Baum, und unter den zahlreichen Schlingpflanzen eine 565 eigene Art Rutheiicactus*, der wie Cissus von Baum zu Baum sich schlingt und dessen stiickartig lieiabhängende, staehel- loseÄste so stark sind, dass man an ihnen ganz sicher hinauf klettern kann. Am 10, Januar. Um Mittag war die Karavane orga- nisirt. Melek Assusa erscheint mit einigen hundert seiner Leute, wie er versprochen hatte und Melek Soliman, vielleicht um zu zeigen, wie sehr er der Sache des Fortschrittes ergeben sey , vertauschte seine zweigehörnte Melekmiitze mit dem Fess. Unsere ganze Macht helief sich nun bereits auf mehr als 2000 3Iann**, wovon die reguläre Infanterie, die Mograbi und Scheikie***, also mehr als die Hälfte dieser Masse, mit * d. Ii. dorn Namen iiacli. ■''* Als auch noch die Mcleks von Akaro, Kassan und Fabauo mit ihren Leuten später zu uns stiessen, stieg- die Zahl unserer gesammten Mannschaft bis zu 3000. *'•'* Scheikie oder Scliechie, wörtlich die Ano;cscIieneii, die V'ornclunen des Volkes bedeutend, sind »iner der alt-arabisciicn Volkssläinme , die allem AnsciM'ine us in seineu Travels von Einzelnen dieses Volkes gibt. 567 sonstige Aiissfattmig an die Pferde der ulten Saiazeiiemitter erinnerte. Jedem dieser Häuptlinoe trug ein Sklave ein {grosses Schwert nacli. Den Zug eröffnete Meiek AsvSusa mit den Ne- gern von Roserres und Fassoki. Assusa. ritt einen schönen Gallasschimmel fest und gewandt, trug seine Staatsmütze, eine weisse Tobe, den von MusTAPUA-Bey geschenkten Sä- bel und rauchte in einem fort aus einer laugen Pfeife, die ein ei«euer Sklave zu besorgen hatte. Ihm und seinen wilden Reisigen folgte unser Munitionstransport auf 200 Kamelen und unter starker Bedeckung, dann die Karavanenabtheiluugen des Bey , des Bimbasch , meine u. s. w. ; ferner die sämmtliche reguläre Infanterie mit Kamelen beritten, endlich die Kaval- lerie, nämlich die Mograbi und Scheikie; unsere Kanone, zerlegt und auf ein paar Kamele gepackt , so wie ein kranker Mograbi-Schech auf einen Angarebb gebunden und quer iiber auf ein Kamel gelegt, befanden sich in Mitte der Infanterie; wir Europäer aber, mit dem Bey und seinen ersten Offizieieii den Stab bildend, waren an keine bestimmte Stelle im Zuge ge- bunden und ritten, der ungestörtem Jagd wegen, meist voraus. So zogen wir, östlich desTumats, vom Lager aus acht Stunden in SSW. und lagerten uns am grossen Chor-el Baba. Die Berge Fassoki, Gnker, D.isa und Fasangoru Hessen wir auf dieser Route links zur Seite, während wir weiter in Ost und Südost den Fallowud und Farronja und zunächst vor uns in Süd den Akaro sahen. Der Weg führte beständig durch dichten Wald und baumhohes Gras; an feuchten Stellen sahen wir sehr viel Bambus", und wilde Reben, deren Früchte sauer schmecken, schlangen sich in Festons von Baum zu Baum. Die Nacht machte den lezteu Theil des Marsches sehr unan- genehm ; denn die Dornen der Mimosen und verschiedener Sträiicher, die den Weg verengten, zerfezten unsere Kleider so, dass sich unserer Garderobe eine traurige Zukunft er- öffnete. Am 11. Januar. Nach anderthalb Stunden in 13 h. 10° erreichten wir den Hadjar-el Bagära, einen im Walde frei- stehenden kleinen Berg an der Gränze des Gebietes des MeIek von Fassoki gegen das des Mek von Akaro, und nach weitern • Das gemeine Bambusrohr, wenigsten.^ demselben j^anz ähnlich. 508 zwei StiMiHeii in oleiclicr Rielitniij; <;elanoten wir an den scliön- geforinten , isolirt stellenden Äkaro. Derselbe besteht aus zwei Bergknppen dicht am rechten Ufer des Tnmat, und mit- ten atif dem Joche, welches sie verbindet, lie«>t das Dorf Akaio. DerMelek erschien zu Pferde und schloss sich mit seinen Leu- ten unserem Zuge an. Auf dem Berge sahen wir eine der so- genannten Kronleuchter- Eupliorbien, die im Nubalande sehr häufig, hier aber selten sind. Wir umritten das östliche (rehänge des Äkaro und er- reichten nach 2^ Stunden in 14 h. —^ den Djumbo, wo wir vieles und gutes Wasser fanden. Der Djumbo, obwohl klei- ner als der Tumat, ist ein stattlicher Chor, der in der Regen- zeit zu ^eiuem bedeutenden Strome anwächst und dessen Bett auch jezt noch in seinen Vertiefungen Wasser fülirte. Wo wir an den Djumbo gelangten, war seine Richtung ans Ost in West, und seine Miindung im Tumate, südlich vom Berge Akaro, lag uns nahe. Wir passirten den Djumbo und lagerten uns am linken Ufer desselben in einem Walde prächtiger Bäume. Obwohl die Häuptlinge der nahe liegenden Berge, wenigstens die be- deutendsten, fast alle in unserem Lager waren, so war diesem scheinbar freundlichen Verhältnisse doch nicht recht zu trauen, und von hier an wurde nicht nur das Lager jede INacht stark und sorgfältig von unseren regulären Truppen bewacht, son- dern es mussten auch durch jede Nacht Patrollen der irregu- lären Truppen die äussersten G ranzen des Lagerrayohs um- ziehen. Spät am Abend erschien der Meiek des zunächst auf un- serer Route gegen Süd vorliegenden und sehr ausgedehnten Gebirges Fabauo, ein langer, wilder Schwarzer, nackt und blos mit einer Lanze bewaffnet. Um dieses Entgegenkommen eines Negerstammes, der sich den Egyptern noch nie so freund- lich gezeigt hatte, zu würdigen, wurde der Mek sogleich mit einem grossen Hemde und der bekannten Mütze, seine Leute aber mit Tüchern beschenkt, die sie um die Hüfte banden. Auch dieser Häuptling schloss sich nun mit seinen Leuten un- seren Truppen an. Am l'i. Januar. Ein dreistündiger Ritt in der Richtung 5G0 SSW. brachte uns an den Fahaiio. ein schöner Berg-, südlich von Äkaro, zwischen dem Djnnibo nnd Tnntat. Änf seiner Knppe steht isolirt ein riesenhafter Ficns und daran ein gros- ses Dorf, der Sitz des Melek. Wir umritten das östliche Ge- hänge des Fabauo, sahen noch einmal den Djumbo , der hier sehr breit ist, sich in viele Arme zertheilt und mehrere mit Vegetation bedeckte Inseln nmschliesst, nnd erreichten, nach- dem wir zwei Stnnden in SOS. und eine Stunde in S. geritten waren, wieder das rechte Ufer des Tumat*, gegenüber vom Berge Kassan. Wir passirten den Fluss und lagerten uns an seinem linken Ufer. Anf dem Wege vom Djumbo nach dem Tumat überschritten w ir zw ei bedeutende Chors, den Chor- el Dahab (Goldflnss) nnd den Aköntosch. Beide entspringen in den östlich nnserer Route liegenden F^dögabeigen , er- strecken sich aus Ost in West und münden im Tumat. Das ganze Terrain um den Kassan zu beiden Seiten des Tumats und längs demselben gegen Nord und Süd ist beigig und be- deckt mit dichtem Wald. Die doniinirend daiüber empor- ragenden Gebirgsgruppen verlieren nun mehr und mehr den Charakter der bisher beobachteten isolirten Steilnng nnd ver- einen sich zu grösseren Partien, ein eigentliches und zusam- menhängendes Gebirgsland darstellend. Die Allnvionen aller Cliois sind goldführend und zwar mehrere darunter, wie wir im nächsten Abschnitte sehen werden, können mit Recht sehr goldreich genannt Averden. Wir befanden nns nnn im Gebiete des Melek von Kassan, welches Cailliaud irrig; zu el Key! rechnet, ein Name, der den nns begleitenden Häuptlingen ganz unbekannt war. Wahrscheinlich ist Keyl ans einer Verstüm- meluncj von Koeli entstanden, welches Land al)er, wie meine Karte zeigt, nordwestlich von Kassan jenseits des Fäkirnü nnd Rugreg liegt. Ein ähnliches Verhältniss besteht mit Dar Fok (Foq), welches Land Cailliaud als südlich von Kamamil \\e- «^end angibt und welches, als politische Individnalität genom- men, gar nicht existirt. Dar Fok heisst wörtlich Oberland nnd '' Diis Gebiet von Fabauo, uorin sehr viel Gold gewasclieii wird, eistreckt sich am rechten Ufer des Tumat vom Berge Fabauo siidlifli bis an den Vorsprung; des Fädöga, zwiitclien dem Tumat und dem Chor Abjjul^i. 570 dieserName kommt jedem Lande zu, das bezieliunosweise auf ein anderes höher liegt. So bezeichnen die Bewohner von Sennaar z. ß. Roserres und Fassoki als Dar Fok u.s. \v. Audi das von Cailleaud östlich von Dar Fok (das eigentliche Scliou- gollo) angegebene Land Chinchon diirfte auf einer unrichti- gen Auffassung der Angaben seiner Begleiter beruhen. Chou- chon (fast gleichlautend mit Chinchon) ist nämlich der Name des mächtigen Melek von SehougoUo , der, zu meiner Zeit ein alter Mann, bereits damals regierte, als IsMAEL-Pascha, in dessen Gefolge Cailliaud sich befand, die Schlacht bei Singe schlug (7. bis 10. Februar 1822), und da, wie ich bereits er- wähnte, die Bewohner des südlichen Nubiens, die von Ost- Sudan u. s. w. die Gew ohnheit haben , den Namen des Häupt- lings mit dem eigentlichen Namen des Landes häufig zu ver- wechseln und auf die bezügliche Frage erstem für den leztern anzugeben, so kann auf solche Art das Land Chinchon ent- standen seyn, das keiner der uns begleitenden Negerhäupt- linge, die als Eingeborne gewiss kompetent waren , unter die- sem Namen kannte. Obwohl wir mit den Negern am Kassan ein Bündniss geschlossen hatten, so waren doch bei unserer Annäherung alle, bis auf die wehrhaften Männer, entflohen, ein schlimmes Zeichen , das uns zur grossen Voisicht aufforderte. Der Me- lek des Kassan selbst kam jedoch sogleich ins Lager, ein jun- ger, rüstiger Mann, sehr lebhaft und von angenehmem Äus- sern. Er ritt ein schönes schwarzes Pferd , war mit einer grossen Wurflanze bewaffnet und wurde sogleich mit einem rothen Mantel und einer Meiekmütze beschenkt, welche ich ihn aber erst in der Schlacht bei ßeni Schongollo auf- setzen sah. Wir hatten nun fünf Melek mit ihrer zahlreichen Beglei- tung in unserem Gefolge. Die Situation unseres Lagers am Tumat war ausnehmend schön. Li Südwest hatten wir vor uns das Panorama derObiberge, in Nordwest die zackigen Gipfel des Köschanköru , in Südost lagen uns die sanft ge- wölbten Berge des nahen Kamamil, in Nordost die Gebirge von Fadöga und Fabauo, überragt vom Fallowud und Farronja, und mitten durch, umgeben von dichten Wäldern, windet sieb 571 nilii«j derTumat, der hier auch zu dieser Jahreszeit eine ansehii- iiche Meni>e VV asser füliite. Am l:{. Jan uar. Die Nächte waren, im Verhältniss zur hohen Temperatur des Ta«ies , (Miipfindlich kalt. Heute Mor- gens z. B. war das ganze Thal des Tumates mit Nebel bedeckt und der Thermometer auf S*' Reaum. herabgesunken. Wir zitterten vor Frost. Ein zweistündiofer Ritt in der Richtun«- SSW. brachte uns an den Fuss des Berges Kassan, am linken Ufer des Tu- mates. Er bildet eine kleine Kette aus SO. in NW., in welch' letzterer Richtung er sich an die Berge des Obilandes an- schliesst. Die höchste, gegen den Tnmat abfallende Kuppe des Kassan und besonders das Gehänge des Berges ist mitTo- guls bedeckt, was, in Verbindung mit einer kolossalen Baum- vegetation (Adansonien und Ficusarten) , einen sehr maleri- schen Anblick gewährt". Die Toguls sind aus starken Zwei- gen dicht geflochten und zum Tlieil mit Lehm von aussen und innen sehr nett verputzt. Die Kegeldächer bestehen aus Schilfrohr. Viele der Toguls stehen auf Pilotengerüsten, so dass in der Regenzeit das Wasser, ohne in die Wolmungen einzudringen, unterhalb ungehindert abfliessen kann. Auf demselben Gerüste befindet sich bei einigen Toguls eine Art Gallerie, ein aus Reisig schön gefiochtener Gang, der um den ganzen Tognl hertimführt, so dass es, wie ich glaube, in die- sen Hütten zur Zeit der Regen recht wohnlich -seyn mag. Als wir am Kassan hinritten, sahen wir auf der Kuppe des Berges eine Menge bewaffneter Neger, die unseren Zug beobachteten. Am südlichen Gehänge passirten wir das Bett eines tiefen, felsigen Chors, der aus SW. in NO. sich eistreckt und in letzterer Richtung mit dem Tumat sich vereint. Das Terrain wurde nun so unwegsam, dass es uns nur mit gross- ter Mühe gelang die beladenen Kamele durch die vielen stei- nigen tiefen Gräben und durch den dicliten Wald, voller Fcls- massen und natürlicher Verhaue, unbeschädigt durchzubriugen. Wir mochten so eine Stunde in SOS. gezogen seyn, als wir von einer Anhöhe aus das Erstemal in der Ferne die Gebirge von Schongollo vor uns sahen. Nach einerweitern mühevollen • Atlas, Blatt 20 "ibt die Ansitlit einer eolclien Partie. 572 Stunde tn SSO. , bei welchem Marsche wir ein kolossales Gerippe eines Elephanten im Walde fanden, erreichten wir den Tumat, nnn ein klarer, frenndlicher Bergstrom in einem, mit hohen Bäumen i'iberschatteten Felsenbett. Nachdem wir den Fluss passirt hatten, befanden wir uns im Lande Kamamil. Jenseits des Tumat mussten wir, des äusserst schwie- rig zu passirenden Terrains halber, wobei uns neuerdings der Übergang über zwei tiefe Chors nicht geringe Verlegenheit bereitete, grosse Umwege nehmen, und wir brauchten zwei Stunden, um einen gegen OSO. uns nahe liegenden Hügel zu erreichen , auf dessen Kuppe wir mitten in einem Durafelde Lager schlugen. Ungeachtet wir den ganzen Tag im Sattel Sassen , hatten wir doch heute kaum eine Strecke von sechs Stunden zurückgelegt. Die Kamele, zum Theil schwer bela- den, litten mit ihren weichen Fussschwiilen auf dem scharfen Felsboden ungemein, und rechnet man liiezu noch bei einer solchen Karavane die zum Theil oft unvermeidliche Unord- nung, das Drängen der Thiere und Menschen an gefährlichen Orten, so wird man es begreiflich finden, dass ich oft auf den Kassan hinübersah, ob die Neger dort etwa nicht den Einfall bekommen, uns anzugieifen. Unsere Lagerstelle war sehr gut gewählt, denn wir übersahen von derselben aus die ganze Umgebung. Das Ge- birge Abgulgi , das Hauptgebirge von Kamamil, lag mit sei- nen sanftgewölbten Kuppen und mit seinen vielen Dorfern in OOS. gerade vor uns und so nahe, dass wir die Massen von Negern , welche , mit ihren Lanzen bewaffnet und in Hau- fen getheilt, kampfgerüstet auf dem Gebirgskamme uns zu erwarten schienen, recht gut ausnehmen konnten. Der Ab- gulgi muss sehr stark bevölkert seyn , denn das nördliche Ende dieses Gebirges ist bis zu den höchsten Punkten hin- auf ganz mit Toguls bedeckt. Gegen NO. und ganz dicht an unserem Lagerplatze erhob sich der südlichste Voispriing des Gebirges Fädoga, dessen Kuppe ein nettes Negerdörfchen krönte. In Süd und Südwest umgab uns im weiten Kreise das prächtige Panorama der Gebirge von Schongollo und Obi. Wir sahen den Singe, den Gevvesch und den weit ausgedehnten Obi. Zwischen beiden lezteren befindet sich eine hügelige 573 Hochebene , von deren Mitte auf die drei kahlen , ungefähr zu 400 Fuss aiisteii>enden , »anz isolirt stehenden und sehr spi- tzen Granitpyramiden des Rodochat sich erheben, der wahre Glanzpunkt im ganzen Gemälde, als die Sonne hinter den Obi- bergen in das dortige, noch unbekannte Land versank. Da von dem Abgulgigebirge mehrere Chors ausgehen, in welchen die Kamamil-Neger bedeuteiide Goldwäschen betrei- ben , so war uns darum zu thun , mit denselben in freundliche Berüjirung zu kommen ; doch vergebens. Keiner von ihnen Hess sich im Lager sehen. Die Massen bewaffneter JNeger, welche wir des Abends auf dem Abgulgi sahen, schienen darauf hin- zudeuten, dass man uns des Nachts , die gewöhnliche Zeit, welche die INeger zu solchen Unternehmungen wählen , zu überfallen gedenke. Es war daher alle Vorsicht nöthig; die Soldaten bildeten aus Stämmen der dornigen Mimosen einen dichten Verhau, eine Dornenmauer um das ganze Lager*, welche allerdings hinreichend war, nackte Menschen ohne Werkzeuge vom Sturm abzuhalten, zahlreiche Wachen und Patrollen wurden ausgestellt und bei Sonnenuntergang musste unsere kleine Kanone sich dreimal hören lassen, um mit dem Kcho auch den Schrecken auf den umliegenden Bergen zu verbreiten. Die Nacht verfloss ruhig. Die Neger zündeten auf ihren Bergen keine Feuer an, dass sie aber die ganze Nacht durch auf den Beinen waren, überzeugte uns das Kriegs- geschrei oder vielmehr Geheul, was von Zeit zu Zeit voni Ab- gulgi zu uns herüberscholl. Kamamil, welches westlich vom Tumat und östlich vom blauen Flusse begränzt wird , dessen rechtes Ufer von Gallas und Makadis bewohnt ist, stösst gegen Noid an das Gebiet von Fädöga , gegen Süd an Schongollo. Das ganze Land soll einem einzigen Fläuptliug unterstehen, der merkwürdigerweise den Namen Milosch führt und am Abgulgi residirt**. Zunächst gegen Süd lag nun das weit ausgedehnte Ge- birgsland der Schongollo-Neger vor uns. Dasselbe gränzt gegen Ost an den Jebuss, ein Fluss, den man mir so gross * Ein so verschanztes La2;ei- nennt der Sudan-Araber: „Seriba". *" Die Herrschaft über das benachbarte Obi hingegen soll unter mehrere Häuptlinge getheilt seyn. 574 schilderte, als derTumat ist. ^eg;en Süd an unbekanntes. gios- sentheiis ebenes Land: in beiden Riciitungen sind die Gallas die unmittelbaren Nachbarn der Schongollo-Neofer. Geg^en Nord reicht Schongollo bis an das Gebiet von Kamamii und übi, gegen West soll sich dasselbe hingegen bis an die isolirte Berggruppe des Dschebel Tul erstrecken, über welchen hin- aus flaches Land beginnt, welches bis zu den Ufern des Ba- chsr-el Abiad und eines östlichen Hauptarmes desselben reicht. Lezterer ist vielleicht der Blue River auf Harris Karte, was um so wahrscheinlicher ist, da wirklich in nicht bedeuten- der Entfernung vom Dschebel Tul ein Fluss sich befinden soll, der weiterhin mit dem Bacher-el Abiad sich vereint*. Schon- goUo bildet den südlichsten Distrikt jenes Komplexes des ge- birgigen Negerlandes am Tumat, welches Cailliaud mit dem Namen : Dar el Bertat ou Djebel O'ouyn (Auin) bezeichnet. Abgesehen davon, dass dieser sonst äusserst zuverlässige Rei- sende dieses Land etwas zu westlich liegend angibt, so ist Dar el Bertat, den Angaben unserer Begleiter zu Folge, bes- ser Dar el Pert, das kalte Land, zu schreiben, unter welchem Namen man das hochliegende Gebirgsland am oberen Tumat begreift, und Dar el Djebel O'ouyn, d. h. Dar el Dschebelauin, heisst wörtlich: das Land der Gebirgsbewohner, eine Benen- nung, die als besonderer Landesname wohl auf einem Miss- verständnisse beruhen dürfte. Über ganz Schongollo herrschte zur Zeit meiner Anwesenheit ein Häuptling Namens Chonchon, der schon hoch in Jahien war und iniDorfeGewesch, ^ Stunde südlich vom Dorfe Beni Schongollo, residirte. Der Dschebel Tul , den noch nie ein Weisser besuchte und den vor mir auch noch kein Europäer aus der Ferne ge- sehen hat, bildet, \>as Reichthum au Gold betrifft, in dem Munde der Bewohner von Ost- Sudan ein wahres Eldorado. Es gelang mir später, von einigen Punkten aus den Tul so deutlich zu sehen, dass ich ihn auf der Karte, wenigstens an- nähernd, bestimmen konnte; selbst an Ort und Stelle gewe- sen war aber aus allen unsern Begleitern nur ein einziger, nämlich Ibrahim-Sandeluba, dem ich auch die weiteren Notizen Nach Z/Immbrmann'« Karte hin^PKen wäre, dieser Fluss kein an- derer, als der Sobat (Saubat oder Telky). 575 hierüber verdanke. Nach Sandeluba liegt der Tul 17 Tag- reisen zu 133 Karavanenstunden (24 = 1" des Äquators) oder ^H w^*^»'"- Meilen (15 auf 1» des Äquators) von Sennaar ent- fernt, und er gab mir iiber seine, ein paar Jahre früher dahin gemachte Reise folgende Route au : Von Senuaar in der Rieht. SSW. 1 T. nach Hoely Hassan el Genei, Dorf. Vom Dsch. Gnie in d. Rieht. SSO. 1 „ 1 ,. » Rosrassa, Cha- la *, unbewohnt. 1 „ » Dschebel Daili, bewohnt. 1 » » Dschebel ßosi, Chala. 1 » w Dscliebel Mas- müm. bevv. 1 >y » Dscheb. Saemm, bew. l „ » Dschebel Gule, bew. 7 T. ). 1 „ » Chor el Delebb, Chala. 1 » » Chor es Soba- cha, Chala. 1 „ » Dschebel Ingel- mi, bew. 1 „ » Dschebel elSilk, bew. 1 V » Dschebel Mig- mik, bew. 1 » » Dschebel Abu el Dugu, bew. 1 >, » Dschebel Kokli, bew. 1 » » Dsch.Koelijbew. 1 » » „ Diss, „ I >, » » Tul, „ 17 Ta ge. Nach meiner Karte fällt die Distanz zwischen Sennaar und dem Tul etwas kürzer aus; eine natürliche Differenz zwi- schen Projektion und Reiseweg, wenn man leztern nach dem Über die Betleutung von „Chala" s. weiter vornen S. 99. 231, und II. ThI. 1. S. 412. 57« nötliig^en Zeitaiifwande zu seiner Zurücklegung mit allen erforderlichen Umwegen u. s. w. ausmittelt. Die Lage des Tnl auf der Karte wurde von mir aus dem Dreiecke: Akaro- Tul-Kassan bestimmt. Die Route aus unserem Lager zu Beni Schongollo, am Fusse des Gewescli , bis zum Tnl gab mir Sandeluba also an: Von Beni Schongollo in der Rieht. SW. 1 T. an den Berg Andu, bew. „ „ „ W. 1 „ an d. B. Ho- mascha.bew. „ y, „ NW. 1 „ au den Berg T u I, bew. 3 Tage zu 24 Ka- ravanenstund. od. 15 geogr. Meilen (15=1" desÄq.). Das Gebirge Tul und die demselben zunächst liegenden Berge sollen sehr stark bevölkert seyn. und unter den dorti- gen Negern befinden sich, wie es iiberhaupt in Schongollo der Fall ist, nach der Angabe des Sandeluba, viele Dongolaui, die theils Handelsgeschäfte, besonders der Goldhandel, dahin füh- ren, theils sind sie Flüchtlinge aus den vergangenen Kriegs- und Revolutionsepochen im südlichen Nubieu, oder solche, die es an und für sich für zuträglicher erachten , auf jenen fernen Negerbergen zu hausen , als unter den Fittigen der egypti- schen Verwaltung in Dongola zu ruhen. Diese Dongolaui sollen unter den Negern hohes Ansehen geniessen. Ihrer An- wesenheit verdanken viele der lezteren einige Kenntniss der arabischen Sprache, und da sich solche Dongolaui noch weit über den Dschebel Tnl hinaus in das tiefste Innere des Aqua- toriallandes finden sollen und dieselben sich vollkommen an- sässig zu machen pflegen, so erscheint dieser Umstand für die Bildung gemischter Rassen von grosser Bedeutung. Selbst Dschelabbs, sind diese Dongolaui im Stande Jeden als Dsche- labb Reisenden zu schützen, nur soll er kein Weisser seyn; denn am Dschebel Tul sah man noch nie ein Exemplar eines solchen , und die von den egyptischen Truppen unter Ismael- Pascha und im Laufe meiner Expedition in Schongollo verüb- ten Gräuel sind allerdings nicht aeeionet, dieser Farbe die Bahn 577 zu brechen. Hingegen soll weiter im Innern, wo man die weisse Rasseauch nicht einmal dem Namen nach kennt, keine Gefahr für Europäer seyn, was die Expedition der französischen lleisenden am oberu Bacherei Äbiad nur zn bestätigen scheint. Der Dsche- bel Tul ist allen Angaben nach das goldreichste Terrain in diesem ganzen Theile des Landes zwischen den beiden gros- sen Strömen. Die Alluvien aller Chors daselbst fiihren Gold, und vorzüglich reich daran sind, wie wir auch im Verlaufe der Reise bei den Chors auf der Hochebene Beschori sehen wer- den, gewisse Thonstraten , die in verschiedener Tiefe unter der Oberfläche auftreten. Auch im anstehenden Gesteine fin- det sich das Gold am Tul, und ich erhielt bei der Zerstörung von Beni Schongollo durch einen Scheikie ein Stück körnigen, schwärzlichgrauen Quarz, der auf den Ablosungsflächen erdi- ges Magneteisen führte und so stark mit gediegenem Golde eingesprengt war, dass ich den Goldgehalt ei nes Centners so IchenQuarzes auf wenigstens GOLotli anschlage. Der Schei- kie hatte dieses Stück in einer Negerhütte in einem Sacke ge- funden, und Sandeluba sowohl als Schech Mohammed zu Ro- serres, mein verlässlicher Gewährsmann, dem ich später das Stück zeigte, versicherten mich, dass dieser goldreiche Quarz am Tul breche (Gänge im Gneisse wahrscheinlich) und dass die Neger dieses Gestein daselbst, so weit es ihnen möglich ist, gewinnen, stossen und zum Theil auf dem Sichertroge be- handeln , wie den goldführenden Lehm und Schutt der Chors, zum Theil aber, und zwar bei den reichsten Stücken, sich da- mit begnügen, dieselben zu zerstossen, aus dem Mehle das Gesteinspulver mit dem Äluude auszublasen, das zurückblei- bende Gold einzuschmelzen und, wie ich bereits erwähnte, in Ringe zu giessen, Sänimtliche diese Manipulationen sollen am Tul aus- schliesslich durch Weiber betrieben werden, und in einer Grube daselbst (HoflFra, wie Mohammed sich ausdrückte) soll sich dieser Quarz in solcher Menge finden , dass man im Stande wäre, ganze Magazine damit zu füllen (?). Da ich mir die Methode durchaus nicht vorstellen kann , wie die wilden Neger am Tul ohne Werkzeuge dieses Gestein bearbeiten können, so glaube ich, dass unter jener Hoffra eine Berg- Russepgei, Reisen. U. Bd. 2. ThI. 37 578 Schlucht zu verstehen sey, in welcher die Regengüsse das na- türlich hereinbrechende Gestein anfhänfen, und dass diese Trümmer, insoweit sie goldführend sind, von den Negern so- dann gesammelt und weiter veiarbeitet werden. Dass allen diesen eingezogenen Daten nach meine Sehn- sucht, an deuTnl zu reisen, aufs Höchste stieg, lässt sich vor- stellen, und um so schmerzlicher fiel mir daher später die Ver- eitelung dieser meiner Hoffnung *. Am 14. Januar. Früh des Morgens brachen wir auf und zogen zwei Stunden durch niedern Mimosenwald längs dem Abgulgi hin, auf dessen Rücken noch immer die Neger ihre drohende Stellung behaupteten und unserem Zuge zusahen, ohne uns jedoch etwas in Weg zu legen. Im weitern Verlaufe des Marsches passirten wir die beiden Chors Abgulgi, welche am Gebirge desselben Namens entspringen und sich imTumate münden. Heide führen Gold und häufig trafen wir die Spu- ren der von den Negern hier betriebenen Goldwäschen. Nach einem sehr starken Ritte von 2\ Stunden in SWS. gelangten wir wieder zu einem Chor, der trocken lag und an dessen jenseitigem Ufer wir auf eine Hochebene gelangten, die sehr stark bevölkert scheint, denn wir zählten an 30 Neger- dörfer, welche theils zuKamamil, theils zu Schongollo gehö- ren, deren Bewohner übrigens sämmtlich entflohen waren. Von dieser Hochebene aus, welche den Namen ßeschori führt, übersahen wir das ganze, zwei bis drei Meilen breite, Thal des Tumats zwischen denObi-, Schongollo- und Kamamil- bergen, ein hügeliges Terrain , bedeckt mit dichtem Wald und durchsclmitten von unzähligen Chors, sämmtlich goldführend und alleimTumate mündend, in W WS. , jenseits der Obi-Berge, ungefähr 15 Stunden entfernt, sahen wir die schöne .hohe Spitze des Nesilla. — Die Formen der umliegenden Granit- und Gneissber^e sind höchst ausdrucksvoll und sie sind zum Theil bis * Schech Mohammed bestätigte im Ganzen die Ang^aben des San- DELUBA , nur .schilderte er mir die Bcvöliieruiigj am Tul etwa.s weniger zalilreich. Nach seiner Angabe, er selbst war nämlich nulirmals an Ort und Stelle, bedienen sich die Neger am Tul der Bogen und i'f'eile als Waffen, welche leztere sie, wie die IVubas ihre Lanzen, nach Um- ständen vergiften. 579 oben mit Veg;etati;em Bette. Jenseits desselben begin- nen die hügeligen Vorberge des Gewesch und Singe, zwischen welchen wir, auf stellenweise sehr schwierig- zu passirenden Pfaden, S^ Stunden stets in westlicher Richtun«- ritten, bis Avir endlich am Fusse des Gewesch anlangten und von einer Anhöhe aus das g:rosse, schön gelegene Dorf Beni Schongollo ganz nahe vor uns sahen. Eine ^ Stunde südlich von Beni Schongollo liegend, sahen wir das Dorf Gewesch, die Residenz des Chonchon und noch eine i Stunde südlicher die Toguls von Singe, am Fusse des gleichnamigen Berges, bekannt durch die Reise Cailliaud's , der einzige Europäer, der mit seinen Begleitern * vor unserer Expedition in diese Gegend gekom- men war **. Bereits gestern hatte MusTAPHA-Bey ein Paar Neger vom Berge Kassan, die in Schongollo gut bekannt waren und von denen der eine ein Schongollo-Mäeführt und geleitet war kein anderer Erfolg zu erwarten. Die halbe 31unition war verschossen, wir vermissten über dreissig Sol- daten, wovon die meisten gefallen seyn mochten , der Verlust der Neger ist mir nicht bekannt, kein einziger SchongoHo wurde zum Sklaven gemacht; deim ihre Weiber und Kinder hatten sie gleich anfänglich geflüchtet, von den Männern aber ergab sich keiner und unser Rückzug endlich war ganz dazu geeignet in jenen Völkern den Wahn von dem Übergewichte egyptischer Truppen auf eine unabsehbare Zeit zu zerstören. Am 19. Januar. Da der Bey Miene machte den Rück- zug auf das schleunigste fortzusetzen , so machten Boreani und ich eine sehr energische Vorstellung dagegen, übergaben ihm ein Verzeichniss jener Plätze , wo wir einige Zeit anzu- halten für nöthig erachteten , um die Goldführung der Chors zu untersuchen und drohten ihm, falls er nicht darauf eingehen wolle, die Sache dem Vizekönig anzuzeigen. In Folge dieses blieben wir den heutigen Tag am Pulchidia und untersuchten die Alluvien dieses und der benachbarten Chore, ohne dabei im mindesten beunruhigt zu werden*. Am 20, Januar. Nachdem wir den Tumat passirt und seine Goldführung untersucht hatten, bezogen wir unser altes Lager am Chor Gutschesch. Unter unseren Lastkamelen riss, ohne Zweifel in Folge von Strapazen und klimatischen Ein- flüssen, denn an Futter und Wasser war Ueberfluss, eine grosse Sterblichkeit ein und wir allein verloren heute deren drei Stücke. Regenzeit so gross werden, dass eines hinreitbt einen Mann ganz zu be- decken. Wir fanden auch wirklich solche Zwiebel in der Grösse der Sotorfrucht und 25 bis 30 Pfand schwer; die Pflanze selbst aber s;ihen wir niclit. "' Die Resultate dieser und der nachfolgenden Uiitersuchungfa sehe man im nächsten Ab^cbnitte. 38* 596 Die nördliche g-eographische Breite des Lagers am Gut- scliescli wurde heute Nacht mittelst des a im Aurig;a zu 10" 17' IT" bestimmt. Am 2 1. Januar. Der heutige Tag wurde mit Unter- suchung der sehr goldreichen Aliuvien des Gutschesch zuge- bracht, wobei leider der Bey mit seinen Offizieren neuerdings auf das thätigste mitwirkte und uns dadurch in unseren Ar- beiten auf eine unangenehme Weise störte. Abends wurde von den Truppen ein von ihnen in einem nahen Dorfe ausge- spürtes Duramag^azin rein ausgeplündert. Am 22. Januar. Wir bezogen unser altes Lager am Abgulgi. Die Soldaten zündeten ohne allen Grund ein nahes Dorf an. Das Feuer verbreitete sich bei starkem Winde schnell in dem hohen Grase, ergriff endlich den Wald und brachte unser Lager selbst in die grösste Gefahr, von der wir nur durch ein plötzliches Umschlagen des Windes befreit wurden. Die Neger am Abgulgi standen, wie bei unserer Hinreise, kampfgerüstet auf ihren Bergen und sahen ruhig diesem Treiben zu , für das ich keine Entschuldigung finde. Übrigens unterblieb von Seite der Truppen umsomehr jeder Angriff", da die Schongollo bereits ihre Kampflust abgekühlt hatten. Von den Lastkamelen war bereits nahe an die Hälfte theils todt, theils unbrauchbar. Am 23. Januar. Das Schuttland des Abgulgi fanden wir bei unserer heutigen Untersuchung bedeutend goldreich, von den Schächten jedoch , welche die Neger daselbst nach Cailluud abteufen, um die besonders goldführenden Straten auszubeuten, sahen wir, wahrscheinlich wegen Unkenntniss der Lokalität, Nichts*. Bereits vor Antritt unseres Rückzuges, und wahrschein- lich um uns desshalb zu trösten, versprach mir MusxAPHA-Bey, die Expedition vom Dschebe! Kassan aus an den ungefähr 20 bis 24 Karavanen-Stunden von dort entfernten Tul zu füh- ren**; doch schon heute machte mich der Bey auf den elen- den Zustand unserer Lastthiere aufmerksam und äusserte sein "■ Viele .solcher Schächte fanden wir später am Fasangoru. ** Von Beni Schongollo aus hätten wir in gerader Richtung viel näher an den Tul gehabt. Terrainverhältnisse aber machen daselbst 597 Bedenken, ob es wohl rathsam seyn dürfte, sie der neuen Strapaze dieser Tour zu unterziehen. Die Vertiefungen im Bette des Abgulgi* waren noch mit Wasser der lezten Regenzeit angefüllt, in welchem unser KoTscHY mehrere Arten grösstentheils schön gefärbter Fische fing, deren systematische Bestimmung ich zwar nicht kenne, die aber immerhin, schon der Lokalität wegen, aus der gewiss noch keine Fische nach Europa kamen, hohes Interesse haben dürften. Am 2 4. Januar. Um unsere Kamele möglichst zu scho- nen, wählten wir zur Rückkehr an den Kassan einen Umweg, indem wir zum grössten Theile das Bett desTumates verfolg- ten. Auf diesem Wege sah ich heute in den Ländern am Bacher-el Ahsrak und am Tumat zum Erstenmale einen Sotor mit Früchten von mehr als 30 Pfnnd Schwere, wodurch ich jedoch durchaus nicht behaupten will, dass dieser Baum da- selbst wirklich eine so ausserordentliche Seltenheit sey , nur dass er weit seltener hier als im Lande der Nuba und am Bacher-el Abiad zu finden ist, das ist ausser allem Zweifel. Das Schuttland desTumates fanden wir bei unseren heu- tigen Untersuchungen stellenweise so goldreich, wie das des Abgulgi und des Gutschesch. Am Kassan angelangt, zeigten sich nur auf dem Berge hie und da bewaffnete Neger, das Dorf war, wie früher, ganz verlassen. Kaum hatten wir unser altes Lager am Tumat, zwei Stunden nördlich vom Kassan, bezogen, so brannte schon wieder Gras und Wald ringsum, nur die Toguls blieben nun fortan von unseren Soldaten verschont , da wir wieder im Be- reiche unserer Alliirten angekommen w aren **. für Reisende mit Kamelen den Umweg- über Andu und Hotnasciia notli- wendig und auch diesen konnten wir, der mit den Scliongolio bestehen- den Feindseligkeiten wegen, nicht einschlagen. * Wahrscheinlich ist Abgulgi (Abu-Gulgi) abgeleitet von Abu- Gulge oder Abu-Guldsche, Name einer scliwarzen Storchart, Ciconiu Abdimii, Rupp. , die in dfr Regenzeit auf Bäumen und auf den Toguls der Dörfer nistet. (Vorne S. 145.) ""'"' Aus dem Durchschnitte dreier, mittelst des a im Auriga ange- ^tellter Beobachtungen ergab sich die nördliche Breite unseres Lagers am Kassan = lO" 26' lo". 598 Am 2 5. Januar. An» friiliesteii Morgen ritten wir Eu- ropäer in Begleitung mehreier unserer schwarzen Häuptlinge au den Kassan , untersuchten den Chor Kassan, ohne ihn je- doch goldfühiend zu finden und langten ungefähr um 10 Ulir Vormittags auf dem Gipfel des Berges an, wohin ein recht bequemer Fusssteig führt. Der Gipfel des Kassan bildet ein kleines Plateau, mit Vegetation bedeckt. Einige Toguls be- leben das Bild dieser luftigen Höhe. Die Fernsicht von oben ist der äusserst günstigen Lage des Kassan wegen ausseror- dentlich schön. Beinahe das ganze Thal des Tumates lag zn unseren Füssen ausgebreitet. Im weiten Kreise, begränzt von den Sude, Obi, Schongollo und Fassokl-Bergen, vom majestätischen Koschankoru , dem liohen Fallowud, dem steilen Farronja und den Graiiitpyrami- ^en des Rodochat, überblickten wir das ganze, bisher durch- wanderte Gebirgsterrain und gegen Südwest, in weiter Ferne, der Reinheit der Luft wegen aber doch sehr deutlich, erblick- ten wir zum Erstenmale am westlichen Rande des Gebirgs- stockes von Dar-el Pert den goldreichen Dschebel Tul, eine schöne, kuppeiförmige, dem Ansehen nach ziemlich hohe ßergspitze, beiderseits mit einem langen Gebirgsrücken in die weite Ebene sich verlaufend. Westlich vom Tul war noch eine isolirte Bergkuppe zu bemerken, welche uns unsere Neger mit dem Namen Surkum und mit dem Beisätze bezeichneten, dass die dortigen Bewohner sich besonders häufig vergifteter Pfeile als Waffe bedienen. Beim Herabsteigen vom Kassan gelangten wir zu wahr- haft kolossalen Ficusbäumen , deren einer, welcher mehrere Toguls überschattete, bei einer Höhe von ungefähr SO Fuss eine Krone besass, deren enormen Umfang wir auf 300 bis 400 Fuss anschlugen. Die Art dieser Ficuse war übrigens uns ganz neu. Sie tragen Früchte von der Grösse kleiner Zitro- nen ; die äussere Schaale (Haut) grau, rauh, Borken ähnlich 5 das Fleisch blutroth und sehr süss schmeckend. Bei unserer Exkursion auf den Kassan schössen wir eine sehr grosse Art Raben (glänzendschwarz; Cor. montanus le Vaill. nach Hedenborg 5 vorne S. 337) und in den von ihren 599 Bewohnern verlassenen Toguls fanden wir viele und grosse Hörner wilder Biiffel und der NJelen-Äntilope. Als wir in unser Lager znriickkainen, fanden wir, dass dergrössteTlieilder Fassokl-Neger, welche uns begleitet hat- ten , bereits in ihre Heimath voraus abgegangen waren. Der Bey sagte uns zwar, sie seyen entflohen, um nicht die noch immer im Zweifel schwebende Tour an den Tul mitmachen zu müssen , es scheint jedoch fast, dass man sie absichtlich entliess, um zur Nichtausführung dieser Exkursion einen Grund mehr zu haben. Am 2 6. Januar. Des Morgens Früh ritt ich mit Mu- STAPHA-Bey und mehreren Negerhänptlingen aus unserem Ge- folge wieder an den Kassan. Dort angelangt, wendeten wir uns östlich und zogen bis in das weite, beckenartige Thal zwi- schen dem Kassan und dem Fakirnu, wo wir den Chor Sude untersuchten, jedoch das Alluvium desselben sehr arm an Gold fanden. Auf dem Wege dahin hatten wir den prächtigen An- blick eines Sotorbaumes in voller Blüthe, der mit seinen gros- sen dnnkelrothen Blumen und zugleich mit seinen kolossalen Früchten einen Anblick von wirklich seltener Schönheit dar- bietet*. Auch fanden wir bis über 50 Pfund schwere Zwie- bel derselben Pflanze, die wir schon in Schongollo getroffen hatten, jedoch ohne auch hier, so wie dort, die Pflanze selbst zu sehen. Der Bey kehrte, seiner Dienstleistung als Goldwäscher bereits müde, bald in das Lager zurück und ich blieb mit un- seren Neoern allein. Nicht lanoe so erschienen viele der Neger von Kassan, ein Beweis, dass sie, ohne von uns gesehen zu werden, alles beobachteten, was vorging. Ihr Benehmen gegen mich war übrigens das freundlichste und mir kam unter ihnen es wirklich gar nicht in den Sinn, dass sie an mir Hache für so manche von den Türkea ihnen zugefügte Unbill neh- men könnten. Sie begleiteten mich auf dem Rückwege ein Stück , was mir nur um so angenehmer war, da wir den Chor verfolgten und dieser Weg mit so ausserordentlichen Schwierigkeiten des Terrains verknüpft war, dass wir sogar in die Lage kamen, • Der Sotor wird von deo Kassan-Ncgerii „Biscliup" genannt. 600 einmal unsere Pferde über einen steilen Absturz des Baches liinab führen zu müssen. Überhaupt schien mir, dass die Neger, als wir ihnen einmal begieiflich gemacht hatten , dass wir keine Türken seyen, eine ganz besondere Zuneigung zu uns hatten. Der Mek Rajan von Kassan, der Mek Woadd-Wasingir vom Fa- bauo, Assusa mit seinem alten Abu-Gjas als Dolmetscher, da er selbst kein Wort Arabisch verstand , und mehrere dieser angesehenen Häuptlinge kamen täglich auf Besuch in unser Zelt, wo wir sie mit Kaffee, Liqueur, Datteln , welch' leztere sie besonders hochschäzten, bevvirtheten und ihnen Bilder zeigten, die Abu-Gjas erklärte. Besonders gerne sahen sie die Bilder der Mulatin Johanna und einer schönen Paraguay- Indianerin in einer Auflage von Stegmann's Heise und nach- dem Abu-Gjas ihnen gesagt hatte, dass diess Porträte meiner Frauen seyen , so war ihr Erstes immer eine Frage nach die- sen Bildern. Bei einer solchen Gelegenheit sah ich einmal einen Beweis von der Anschauungsgabe eines Arabers , die demselben nicht besonders zur Eine gereichte. Während näm- lich Rajan gerade das Buch in der Hand hatte und der wilde Neo-er in den Anblick der schönen Indianerin ganz vertieft war , nahte sich hinter ihm ein Mograbi und blickte auch in das Buch , fragend: was ist das? ein Krokodil? In seinem Gesichte lag dabei durchaus kein Zug von Satyre, sondern nur der reinste Ausdruck hoher Stupidität. Nach löblicher Gewohnheit unserer Truppen wurde Nach- mittags wieder Savanne und Wald ringsum angezündet. Ein heftiger NO. schürte das Feuer und fachte die Flammen in einem solchen Grade an, dass, wenn nicht zum Glücke der Tnmat inzwischen gelegen wäre, wir die grösste Gefahr aus- zustehen gehabt hätten ; denn das Feuer rückte im weiten Bogen und mit Sturmesschuelle gerade auf unser Lager zu. Wir sahen uns plötzlich in schwarzen Rauch eingehüllt. Das Prasseln der Bäume, das Tosen der Flammen , die in rothen Wirbeln durch die Rauchwolken hoch emporschlugen, war fürchterlich schön. Nachdem dieses Feuerwerk so gut ge- lungen war, erklärte mir Abends der Bey : dass er mit den Truppen nicht an den Tul gehen könne, denn die eine Hälfte 601 der Kamele sey bereits krepfrt und die andere sey diesem Akte nahe; auch habe er erfahren, dass die ScbongoIIo, von unserem Vorliaben unterrichtet (?), uns bereits dort einen blu- tigen Empfang bereitet lialten. Am 2 7. Januar, Unserem Lager fast gegenüber miin- det sich der am Fadoga entspringende Chor Akontosch, wel- chen zu untersuchen wir heute beschlossen hatten. Dieser Chor hat ein sehr tief eingeschnittenes . enges, wildes Bett, ist jedoch, was Goldführung anbelangt, nach dem Gutschesch der reichste Chor, den wir getroffen haben. Wir waren nach einem 21 stündigen Ritte gegen Ost von einer mit sehr hohem Grase und dichtem Gebüsche bedeckten, hochliegenden Ebene noch nicht lange in das tiefe Bett des Akontosch niedergestiegen und gerade am besten mit unserer Probwäsche beschäftigt, als wir über uns an mehreren Stellen starken Ranch aufsteigen sahen. Als die zur Rekognoszirung ausgesandten Mograbi den hohen Uferrand erreicht hatten , erscholl auch sogleich der Ruf, nur schnell zusammenzupacken und aufzusitzen, denn es sey Gras und Wald ringsum in Brand gesezt. Ohne Zweifel hatten uns diesen Dienst die hier im Fadogagebirge hausen- den Neger erwiesen , von denen wir einige hie und da im Ge- büsche erblickten und also gewiss waren , dass wir von ihnen, wenn nicht umgeben, doch genau beobachtet wurden. Unsere anfängliche Verlegenheit war nicht geringe, denn wir sahen den ganzen Strich Landes, den wir passiren mussten , um in unser Lager zu gelangen, im vollen Brand und nur die Dürre des Grasesund der starke Wind, welche bewirkten, dass das Feuer ausserordentlich schnell den Boden fegte, waren auch Ursache, dass wir endlich einige Lücken entdeckten , durch die wir zwischen den auf beiden Seiten brennenden Gebüschen, natürlich im schnellsten Tempo , passiren konnten. Bei die- sem keineswegs angenehmen Ritte bewährte sich die Güte der arabischen Pferde auf eine glänzende Weise; denn obwohl unser ein paar hundert Mann zu Pferde seyn mochten, so war unter lezteren doch kein einziges, welches bei Losung dieser schwierigen Aufgabe dem Reiter den Dienst versagt und nicht auf das bereitwilligste und schnellste gehorcht hätte. 602 Als wir im Lager nnkamen , fanden wir AcHMED-Kaptan schwer am Fieber darnieHer liegen. Ohnediess an Körper- kratt bereits sehr herabgekommen, schienen die gegenwärtig starken täglichen Temperaturswechsel von 20 bis 25" Reaiim.* erschütternd auf ihn einzuwirken, während sie uns übrigens ganz unberührt Hessen. Bei der fortwährenden Sterblichkeit unter unsern Kame- len war auf die Reise an den Tul ohnehin nicht mehr zu denken , denn hätten wir auch alle Bagage unter Bedeckung am Kassan zurückgelassen , so wäre es doch unmöglich ge- wesen, so viele brauchbare Kamele zum Reiten unter den Übriggebliebenen herauszufinden, dass wir darin eine Garantie für unser sicheres Fortkommen, für unsere leichtere Beweg- lichkeit in Feindesland hätten erblicken können , abgesehen davon , dass jedem unserer Offiziere und Soldaten graute, wenn sie von dem Marsch an den Tul nur reden hörten, so dass eine allgemeine Desertion der Negertruppen diessfalls in Aussicht stand. Jedoch eine genaue Musterung meiner übrig gebliebenen Kamele belehrte mich leider, dass selbst unsere Rückreise nach Fassoki nicht mehr ausführbar sey, ohne ge- zwungen zu seyn, unsere gesammelten Mineralien, unsere Bücher und derlei schwerere Gegenstände zurückzulassea. Diess lag nun, so lange noch eine Hilfe möglich war, diMch- aus nicht in meiner Absicht und ich bewog den ßey mir sechs seiner eigenen Kamele zur Rückreise zu überlassen, die von vorne her viel besser waren, als alle übrigen. Bei einer der gewöhnlichen Zeltkonversationen mit unse- ren schwarzen, vorne erwähnten Freunden, kamen wir in Kenntniss eines hier zu Lande bestehen sollenden , sonderba- ren Gebrauches, dessen ich hier, wenn ich auch die Wahrheit dieser Angabe füglich nicht verbürgen kann, doch erwähnen muss, da ich Grund habe nicht daran zu zweifeln und uns da- durch ein Blick in merkwürdige soziale Verhältnisse dieser Völker gewährt wird. * Wir IiattPii z. B. gerade vor Soinicnaufg;an» mehrmals eine Tem- peratur von 8 bis lO'* R., ivälireiid sie Südaiiii bis 2 -Ulir Nachmittags auf 30". 32°, 36** R. u. s. \v. im freien Schatten stiejf. G03 Unter den Kassan-Neoern und den übrijjen Negervölkern von Dar-el Pert soll niinilicli der Gebrauch hestelien , dass sich alte gebrechliche Leute, um sich und Ändern nicht länger zur Last zu fallen, häulig entschliessen lebendig in das Grab zu steigen. Der Lebensmüde geht mit seinen Verwandten und Angehörigen diessfalls an jene Stelle, wo er zu ruhen Avünscht. Man macht ein Grab, schmaust und zecht drei Tage lang und zum Schlüsse des Festes legt sich der Held desselben in der Grube zur Ruhe, die über ihm zugewor- fen wird. Am 28. Januar. Auf dem Wege von Kassan an den Fabauo passirten wir am östlichen Ufer des Tumats drei grosse Chors. Eine Stunde nördlich des Fabauo gelangten wir an den Chor-el Dahab und lagerten uns auf seinem rech- ten Ufer. Am 2 9. Januar. Der Chor-el Dahab, Goldfluss oder eigentlich Gold-Giessbach , führt seinen Namen nicht mit Un- recht, denn als wir ihn heute drei Stunden weit aufwärts näher untersuchten, fanden wir sein Schuttland bedeutend reich an Gold. Der Chor-el Dahab entspringt in der südwest- lichen Verlängerung des hohen Farronjagebirges und ist an seinen öuellen nur durch einen Bergrücken vom Djumbo ge- trennt. In der Regenzeit wächst dieser Chor zu einem statt- lichen Bergstrome an. Auf dem Rückwege zum Lager fanden wir auf jenen engen Steigen , welche die Elephanten durch Gebüsch und baumhohes Gras bis zum Tumate austreten, mehrere Gruben von sechs bis acht Fuss Tiefe bei drei Fuss Durchmesser. Die Eingebornen bedecken sie sorgfiiltig mit Reisig und lauern in der Nähe bis ein Elephant auf seinem Gange zum Flusse mit den Vorderfüssen in eine solche Grube stürzt, wodurch dem Jäger Gelegenheit wird, dem Kolosse eine tödtliche Wunde beizubringen. Am 30. Januar. Zwei Stunden nördlich vom Chor-el Dahab passirten wir wieder einen Chor und eine Stunde wei- ter den Fliiss Djumbo, von dem aus wir neuerdings, zwei Chors passirend, in drei Stunden an den Akaro gelangten, an dessen 604 südiichein Gehänge wir unser Lager aufschlugen. In der Nähe des Lagers und ungefähr in der halben Höhe des Berges sahen wir zwischen hohen kahlen Granitfelsen versteckt die Toguls eines Negerdorfes, aus dem jedoch die Bewohner ent- flohen waren. Solcher Dörfer befinden sich auf dem Äkaro selbst drei. Von unserem Lager aus erblickten wir die Fels- pyramiden des Rodochat in Schongollo. Auf dem Wege hieher fanden wir einen grossen Sotor mit rothen Blumen und nebenan einen ganz ähnlichen Baum mit weissen Blumen, den wir noch nie gesehen hatten und auch später nicht mehr zu Gesichte bekamen , auch w aren wir so glücklich in einem nahen Chor mehrere Arten Fische zu fan- gen, darunter eine unserem Wels ähnliche, ungefähr einen Fuss lange. Am 31. Januar. Kaum war es etwas licht geworden, so waren wir schon auf dem Wege, um den Akaro zu bestei- gen. Als wir das zwischen Felsen versteckte Negerdorf pas- sirt hatten, wurde die Besteigung sehr schwierig und wir. mussten stellenweise der fast senkrechten und spiegelglatten Granitfelsen wegen unsere langen, seidenen Leibbinden als Seile für die weniger Gewandten zu Hilfe nehmen, eine Mühe umsonst, denn zum Herabsteigen von der Kuppe fanden wir einen recht guten, bequemen Steig. Die Fernsicht von oben ist im vollsten Wortsinne prachtvoll , der am Rande des Ge- birgslandes vorgeschobenen Position des Akaro wegen noch schöner als auf den Kassan und vielleicht die schönste, die man in jenem Lande treffen kann. Das ganze Land bis zum Rodochat, bis zu den Bergen der Galla am Ahsrak und bis zum Tul, den wir deutlich sahen, lag südwärts 5 nordwärts hingegen die weite Ebene von Rosserres vor uns ausgebreitet. Gegen West veilor sich der Blick über den Fafirun und Ko- schankoru hinaus in unbegränzten Flächen ; gegen Ost aber fesselten ihn die schönen Berge des Gumuslandes, vom Abu Rammla südlich bis zum Delmiroro , jenseits des Bacher-el Ahsrak, und darüber ragten , zum Theil in weiter Ferne, die abyssinischen Häupter des Mönköling, Auguru, Kuba, Gumschn u. s. w. hoch empor. Zu unseren Füssen lag das freundliche Thal des Chors G05 Ginglling- , das die beiden Kuppen des Akaro von einander trennt. Auf dem Gebiig;e überraschte uns zwischen nackten Gra- nitfelsen die üppigste Vegetation. Wir fanden grosse, uns unbekannte Bäume, den stärksten, dichtesten Schatten ge- während, den ich noch je sah, prächtige Kronleuchter-Etiphor- bien und als eine uns noch nie vorgekommene Seltenheit wilde Bananenbäumchen in schattigen Felsenspalten. Es ist Musa paradisiaca (vorne S. 332). Die reifen Früchte fanden wir schlecht, für uns ungeniessbar und zur duftenden Banane in den Gärten von Kairo sich verhaltend , wie der Holzapfel zum edlen Rosmarinapfel aus Botzen. Bevor wir wieder in das Dorf gelangten , schössen wir einen der schönsten Vögel jenes Landes. Gross wie ein Sperling, ist das schone Thier am ganzen Notaenm mit spangrünen, stark metallisch schim- mernden, am Gastraeum hingegen mit schneeweissen Federn bedeckt. Bei den ersten Toguls erwarteten uns einige Neger von Akaro, nackt und bewaffnet wie die übrigen, ohne besondere Eigenthümlichkeit. Sie Hessen uns ungehindert ihre Hütten von innen und aussen besehen. Leztere sind aus Reisig- ge- flochten und enthielten, ausser einer Art Kuchen, sehr schmack- haft aus mir unbekannten Beeren gebacken und ausser Mützen aus Stroh geflochten, mit hinten lange herabhängenden Fran- sen, welche einem schwarzen Gesichte sehr wild lassen , nichts besonders Interessantes. Nachmittags ritten wir in drei Stunden bis zum Chor-el Baba, der am Berge Dasa entspringt und sich in den Tumat ergiesst. Voransgesandte Soldaten brannten das hohe Gras nieder und wir bezogen unser altes Lager, welches un- seren Beobachtungen zu Folge in 10° 52' 20" nördl. Breite liegt*. Am L Februar 1S38. Am Morgen brachen wir sogleich mit starker Begleitung zu den Goldwäschen am Fasangoru auf, * In den Tümpeln des Chor-el Baba fingen wir dieselben Wcls- artigeu Fische, wie am Akaro. 606 welchen wir, die Berggruppe desDasa zur Seite lassend, nach drei Stunden in östlicher Richtung erreichten. Eine über die höchsten Rücken des Fassoki, Tiinii", Guker, Dasa, Fasangorn, Omasenia, Farronja , Fadoga etc. hin gezogene Linie bildet hier die Wasserscheide zwischen dem Stromthale des Bacher- ei Ahsrak und jenein des Tumates, Eine Stunde weiter vom Fasangoru gelangten wir in das Thal des Chor Adi zwischen dem Fasangoru und dem Fallownd. Der Adi entspringt am lezteren Gebirge, fliesst aus Südwest in Nordost und mündet sich im Bacher-el Ahsrak, von dem wir noch vier Stunden Weges entfernt waren. Wir bescliäftigten uns den Tag hin- durch mit Untersuchnng des goldreichen Alluviums des Chor Adi und seiner ISebenzweige, untersuchten eine Menge jener zu beiden Seiten des Adi dicht aneinander liegenden Schächte, welche die Neger bis zu mehr als 20 Fnss Tiefe durch das Schuttland blos mit Hilfe eines kleinen hölzernen Stockes ab- teufen, um zu den tiefer liegenden goldreichen Straten zu ge- langen und fanden auch gediegen Gold in öuarzstücken des Gerolle , worüber ich das Nähere im nächsten Abschnitte be- sprechen werde. Der Adi bildet zwei sogenannte Schellale, von denen der eine, der untere*, von malerischer Schönheit ist, DerFluss hat sich hier im festen quarzigen Chloritschiefer eine Schlucht bis zu 20 Fnss und mehr Tiefe ausgewaschen und im Gesteine ein Labyrinth von engen Kanälen mitThoren, Fenstern und derlei Felsgestalten gebildet, ein niedliches Mi- niaturbild aus unserer grossartigen, heimathlichen Alpennatur. Abends kehrten wir in das Lager am Chor-el Baba zurück. Am 2. Februar. Die Wichtigkeit der Goldwäschen am Fasangoru bewog uns unsere ganze Truppenkaravane vo- raus nach Fassoki zu senden, von dessen nördlicher Spitze wir nur noch eine starke Tagreise entfernt waren , während wir mit dem Bey, der irregulären Kavallerie und einiger Infante- rie mit wenigen Kamelen für den nothwendigsten Transport neuerdings an Aen Fasangoru abgingen und am Chor Adi bis zum 5. Februar uns aufliielten. Uns kam diese Veränderung der Lagerstelle um so will- * M. «. Situation der Goldwäschen am Fasang^oru. Auf dem Blatte der Karte über die Länder am Tumat u, s. w. «07 kommener, als die Mogr.ibi den Einfall hatten, ein paar Pferde, die bei der Tranke krepirten und in das Bassin des Chor Baba fielen , aus welchem wir alle unser anfänglich vortreffliches Trinkwasser bez<)o;en, nicht herauszuziehen, sondern dort der Verwesung zu überlassen. INicht nur dass das Trinkwasser dadurch auf das schauderhafteste verpestet wurde, sondern sogar die Fische, die sich in diesem Bassin aufhielten, nahmen dadurch einen der Art fürchterlichen Gestank an, dass es uns' ganz unmöglich war, sie zu geniessen. Um diesem Superlativ von Barbarei für die Zukunft zu begegnen, verhielten ^\ir den Bey von nun an jederzeit Schildwachen an die Tränkplätze zu stellen. Die Avichtigen Resultate unserer Untersuchungen gibt der nächste Abschnitt*. Ausserdem fanden wir am Adi die Trüm- mer eines sehr grossen, von den Gumus zerstörten Negerdor- fes, schössen schön gefiederte, nur vier Zoll hohe Zwergeulen und das erste Exemplar eines prächtigen Corythaix (wahr- scheinlich C. Persa, vorne S. 337). Am 5. Februar. Am Morgen ritten MusTAPHA-Bey, ßoREAM und ich an den Fallowud, um die Anschwemmungen des Chor Faschumen, eines Seitenarms des Adi, zu untersu- chen. Von der Hohe am Faschumen aus sahen wir noch ein- mal den schönen Rodochat , um ihm für ewig Lebewohl zu sagen; wir sahen die Berge am rechten Ufer des ßacher-el Ahsrak und bewunderten die hohe, pyramidale Kuppe des Isching im nahen Gumuslande. Abends verliessen wir unser Lageram Adi, erreichten nach zwei Stunden den Dasa, dessen auf seiner Ostseite in wilden Felsenspalten entspringenden Chor wir näher untersuchten, gelangten nach weiteren zwei Stun- den an den isolirt stehenden, kleinen BergGuker und lagerten uns an seinem nördlichen Ende, Zwischen dem Dasa und Guker passirteu wir ein niedliches Negerdorf mit grossen Durafeldern. Am 6. Februar. Eine Stunde nördlich vom Guker * An der Stelle uno^efähr, wo wir am Adi unser Lager aufgeschla- gen hatten oder etwas näher gegen den Uaciier-el Ahsrak zu, erliob sich ein Jahr später die Stadt Mt-Iieincd Aiiopolis, jene schnell vorüber gehende Erscheinung, auf die ich ebenfalls später zurück kommen werde,. 608 erreichten wir den Dschebel Tnnir, die südöstlichste Kuppe des Fassoki, und nachdem vih- drei Stunden am östlichen Ge- hänge des Lezteren hingezogen waren , schlugen wir am lin- ken Ufer des Ahsrak zwischen den Dörfern Abu Dscliellola und Gummr, Famagat gerade gegenüber, unser zweites Lager in Fassoki auf und der Feldzug war beendet*. Der Erste, der uns in Fassoki entgegenkam, war Moha- med-Aga, einer unserer Artilleiieunteroffiziere, den wir am heftigsten Leberleiden erkrankt und dem Tode nahe in Fassoki zurückgelassen hatten. Die Neger naiimen sich seiner an, brannten die leidende Stelle mit glühenden Eisen und stellten ihn durch die Bildung einer grossen Brandwunde vollkommen her. Der Togal , worin MusxAPHA-Bey und der Bimbasch ihre zurückgelassenen Sachen und ich einige Dura aufbewahrt hatten, war in unserer Abwesenheit niedergebrannt. Wahr- scheinlich war wohl böse Hand dabei im Spiele, wenigstens zeigten die höhnischen Bemerkungen der Neger über die Schicksale unserer Soldaten in SchongoUo gerade von keiner freundlichen Theilnahme. Am 7. Februar. Unser Lager bei Abu Dschellola, ge- rade am Beginne des Strompasses von Fassoki, eine wilde Felsschlucht von stellenweise kaum mehr als 150 Schritten Breite , war ausnehmend schön gelegen und wir blieben da- selbst bis zum 10. Februar mit Geognosiren, Jagd und Vor- bereitungen zur Rückreise beschäftiget. Während dieser Zeit waren wir mit den Eing^ebornen häufi": zusammen und benüzten vorzüglich die arabischen Sprachkenntnisse des alten Abu Gjas, um uns über die bürger- lichen Verhältnisse der Neger in Fassoki zu belehren. Ich werde später auf diesen Punkt zurückkommen, muss aber hier einer ganz besondern Eigenthümlichkeit der hiesigen Regie- rung und respect. des Volkes erwähnen. Es soll nämlich der Gebrauch stattfinden, dass jedes Jahr einen Monat lang die öffentliche Gewalt , in der Person des * Unsere Reiseroute von Beni Sclion^oUo zurück nach F.issokl be- trägst dem Itinemr nach 31 g;eo^ruphische Meilen (15 = l"). Unser Lager bei Abu Dschellola am oberen Ende des Strompasses von Fafisokl ist abgebildet iiu Atlas dieses Werkes Bl, 21. 609 Mek und der Häuptlinge, alle Ihre Funktionen suspendirt (Re- gierungsfeiien) und dass somit in dieser Zeit eigentlich Jeder thun kann, was er will. Verwundert fragte ich Abu Gjas , ob da nicht Mord und Todtschlag stattfinde, er versicherte mich aber, dass diess ganz und gar nicht der Fall sey ; denn es bleibe jeder tiir die Handlungen verantwortlich, die er während die- ser Zeit begehe und die also auch nach diesen Ferien die Fol- gen der Blutrache, wie sie im ungezügelten Naturzustande des Menschen begründet ist, nicht ausschliessen. Ist dem nun ganz so, wie mich Abu Gjas oft versicherte, so kann man wirk- lich nicht genug staunen, welche Extreme von natürlicher Intelli- genz und niederster Wildheit sich in diesen INaturkindern die Hände bieten. Unsere zoologische Ausbeute fiel sehr reichhaltig aus. Wir fanden hier häufig den kleinen, prachtvoll gefiederten Alcedo (vorne S. 337), ferner jene interessanten wilden Hüh- ner*, die ganz unsern Haushühnern gleichen (vorne S. 3u9), sehr schöne Reiher u. s. w. An Hyänen war kein Mangel und als unsere Diener einst in der Nacht der Jagd auf diese Bestien oblagen, trafen sie auf zwei Zauberer, die gerade an einem todten Kamele frassen und sich sogleich, als sie die Jäger er- blickten, in Hyänen verwandelten, so dass jene ganz erschro- cken in das Lager zurück eilten **. ■* Diese wilden Hühner haben die Grösse unserer Haustauben und ganz die Form der Haushiihner. Die Schwänze stehen aufrecht und mit der breifern Seite parallel dem Körper, die Farbe der Federn ist ein dunkles, verschiedenfarbig geflecktes Braun, die Kämme der Hähne sind hochroth und gross. Kotschy sah dieselbe Art Hühner auch am Araschkol. ■-"■* Vorne S. 460 u. s. w. , zu welchen Anschauungen und ausserge- wöhnlichen Handlungen die durch Aberglauben erhizte Phantasie den Menschen treibt, kann man aus der aktenmässigen Geschichte unserer Hexen -Prozesse entnehmen. Ahnliches trifft man auch in den hier be- sprochenen Ländern. Im Jahre 1831 z. B. liess Chürschid- Pascha zu Chardum eine Hexe (ein Hyänen-Weib) verbrennen, welche das kleine Kind eines Soldaten auffrass und endlich ihrer eigenen, noch im Tode bestätigten. Aussage zu Folge den Soldaten selbst verzehrte. Sie gab vor die Macht zu haben, sich jederzeit, wenn sie nur wolle, in eine Hyäne verwandeln zu können. Auch Mustapha, der Bediente des Bo- BEANi, sah in der Nacht des Treffens bei Beni Schongollo. durch Furcht Ru SS egger. Reisen. II. Bd. '». ThI. 39 010 Da MüSTAPHA - Bey beschloss, mit seinen Truppen den Rückmarsch anzutreten und nur den MekSoLiMAN mit 200 Sol- daten iiocli für einige Zeit in Fussokl zurückzulassen, um Tri- but einzutreiben , vielmehr aber, wie ich glaube, um Fassoki besezt zu halten, so ergriff" ich diese Gelegenheit, um unsere Expedition von dieser Armee wieder zu trennen, deren Beglei- tung' zur Sicherheit nun nicht mehr nothwendig war und die uns in unsern wissenschaftlichen Arbeiten nur hindern konnte. Am 10. Februar sezte ich daher mit meinen Leuten nach Famagat hinüber, um von dort ungestört den Rückweg nach Roserres am rechten Ufer des Bacher el Ahsrak anzu- treten. Während wir mit unseren Sachen in einer Barke über- schifften, gingen unsere Kamele eine Stunde oberhalb dem La- g;er bei Abu Dschellola durch den Fluss, der daselbst der vielen Untiefen wegen sehr seicht ist. Als unsere Zelte auf einem Felsvorsprunge dicht an Fa- magat, fast gerade ober dem Flusse, aufgeschlagen waren und ich mich wieder allein unter meinen Leuten sah, konnte ich mich der innigsten Freude nicht enthalten, der zwar nothwen- dig gewesenen, aber lästigen Begleitung endlich los zu seyn. Unsere Jagd bei Famagat tiel ganz vortrefflich aus. Wir schössen unter vielen Andern eine sehr schön gezeichnete Art von Plotus (Anhinga, vorne S. 340), Affen, Antilopen, Ge- kos, Reiher u. s. vv. Am 11, Februar, früh am Morgen, trat MusxAPHA-Bey, begleitet von Boreani, mit seinen Soldaten den Rückmarsch am rechten Ufer an. Wir blieben allein zurück und brachen erst um 2 Uhr Nachmittags, nachdem uns die Neger von Fa- magat noch mit köstlichem Bilbill bewirthet hatten, in gleicher Richtung nach Rosserres auf. Der Himmel war bewölkt, wie häufig dieser Tage, ein Beweis, dass die Regenzeit aus Süden uns nachzog. Nach 2 Stunden befanden wir uns der Mündung des Tu- mat im Bacher -el Ahsrak gegenüber und sahen noch einmal die schönen ßergspitzen des Akaro, Koschanköru u. s. w., auf befai)f2;en, eine Menge Zauberer in verschiedenen Gestalten sirli im La- ger lieruni tummeln und die Gewehre der Soldaten behexen, daher sie seiner Ansicht »och so schlecht scltosscn. 611 immer von ihnen Abschied nehmend. Nach weiterem MarvSche f>elaMg;ten wir auf sehr gutem Wege, der uns stets durch hü- geliges Waldland voller Chors fiihrte, an den Chor el Ganna, wo wir lagerten. Wir hatten heute die Dörfer Chorasigr, Agumba, Fatuda, Dar-Sakia und zulezt el Ganna rechts des Weges gelassen, da sie sämmtlich und wie es scheint aus Sanitäts-Rücksicliten, die die Natur den Eingebornen an die Hand gibt, möglichst weit vom Strome und von dem dichten Walde, der seine Ufer bil- det, entfernt angelegt sind. Auf dem Wege fanden wir viele todte Kamele, ein Beweis, dass der Zustand der einige Stunden vor uns her ziehenden Soldaten- Karavane nicht der beste war, und sie brachte auch wirklich kaum i ihrer anfänglich be- sessenen Kamele nach Roserres zurück. Am Chor el Ganna betraten wir wieder das Gebiet des Melek von Roserres. Am 12. Februar. Um uns später am Tage der Jagd recht mit voller Müsse hingeben zu können, brachen wir schon um 3 Uhr Morgens auf, passirten einige bedeutende, aber gegenwärtig noch trocken liegende Chors, Hessen rechts ober- halb des Weges die Dörfer: Hadabat, Machreba, Serefa, Abu Haräm, Woadd-Gerür liegen, und lagerten in der Nähe dieses Dorfes, dicht am Flusse. Auf dem Wege sahen wir einen merkwürdigen Baum, nämlich eine grosse Dompalme, die mitten aus einem Feigen- baume emporwuchs, oder später von lezterm umwachsen und am Stamme umhüllt wurde. Am 1.1. Febru a r. Um 3 Uhr Morgens sassen wir wieder im Sattel, nachdem wir die Nacht, der grossen Kühle wegen, an einem gewaltigen Feuer zugebracht hatten. Als wir eine starke Stunde geritten seyn mochten, trennten wir uns von unserer Ka- ravane, sandten diese längs dem Flusse und den Dörfern : Schel- lan, Abu Genne (wo im Flusse sich eine grosse Insel gleichen Namens befindet), Adiri, Abu Daweihe und Dauil nach Om- löa voraus, während wir mit unsern Jägern weiter landeinwärts den Weg über die Savannen -Ebene und die Dörfer: Woadd Gede, Abu Dschellola, Abschanga und el Delauiu wählten, und vom lezteren Dorfe aus den ganz isolirt in der weiten Ebene 39 * 612 stehenden, ungefähr 400 Fnss hohen, Dschehel Maaba be- stiegen, auf dessen Rücken das Dörfchen Eiwan liegt. Die Fernsicht von der Kuppe des Maaba war, eines star- ken Höhenrauches halber, sehr beschränkt, desto lohnender hingegen waren die Resultate der geognostischen Erforschung, die ich im nächsten Abschnitte anseinander setzen werde. In zwei Stunden erreichten wir vom Maaba aus, über die weite und verhältnissraässig stark bevölkerte Gras-Ebene rei- tend , das Dorf Omloa am Bacher-el Ahsrak, wo wir unsere Karavane gelagert fanden. Auffallend ist die grosse Anzahl der Dörfer am rechten Ufer des Flusses, während wir am linken, auf der Hinreise zwischen Roserres und Fassoki, nur ein einziges Dorf getroffen haben. Bei gleicher Güte des Bodens kann hier füglich nur ein politischer Grund vorliegen und das ist, den eingezogenen Erkundigungennach, auch der Fall. Früher soll das linke Uferland so stark bevölkert gewesen seyn, als es gegenwärtig noch das rechte ist, jedoch die häufigen Einfälle der ganz nahen Tabi-JNeger, und späterhin das Vordringen der egyptischen Truppen bis Schongollo, vor Allem aber das Vordringen der egyptischen Verwaltung bis Roserres und der Einflnss der- selben auf dieses Land, bewog die Bewohner, sich ganz in die Arme der Tabi -Neger zu werfen, deren Übergewicht sie be- reits oft gefühlt hatten und welche bis dahin für unbezwinglich galten. Die Bevölkerung des linken Ufers wanderte daher an den nahen Tabi aus. Die Ebene, welche den Maaba umgibt, wimmelt von Perl- hühnern,ausserdenen wir auch viele Antilopen und selteneVögel sahen. Unter leztern schössen wir den Buceros, mit säge- förmig gekerbtem, grossen Schnabel, und leider fehlte ich mit der Kugel einen sehr grossen Teier-el Nessiba* (Buc. abys- sinicus) , von welchem Vogel wir übrigens später ein Paar schöne Exemplare erhielten. Am 14. Februar. Der schönen Mondnacht halber, und um unsere Kamele, durch Benützung der Nachtkühle, mög- lichst zu schonen, brachen wir bereits um 1 Uhr nach Mitter- * Bruce, Reise zu den Quellen des ISii. Dculsch von Volkmann. Leipzig 1791. Bd. V, S. 172, PI. 34 (diese Abbiiduno- ist nicht gelungen). 613 nacht auf. Um 3 Uhr Murgens stand das südliche Kreuz senk- recht am Himmel und kurz nach Sonnenaufgang lagerten wir am Dorfe Obsogole, am linken Ufer des grossen Chors Omde- laging, der am Dschebel Gaerry entspringt und im ßacher-ei Alisrak mündet. Wir hatten auf unserem heutigen Marsche die Dörfer el Tachla, Farestü. Adlan, ei Charaba und el Eftah ganz nahe passirt. Von unserem Lager, auf einem schönen Hügel am rech- ten Ufer des Ahsrak bei Obsogole, aus sahen wir den isolirten kleinen Berg Begis, gegenüber in SSW. in der Nähe von Obsogole befindet sich im Flusse ein kleiner Schellal, Namens el Rheff. Heute sah ich auch , jedoch ohne zu Schusse zu kommen, die erste Wuska Makada (Makadi-Gans). Ein schö- nesTliier, in der Grösse des nordischen Schwans, schwarz und weiss gefiedert, am Kopfe schwarz und hochrotli gestreift. Meines Wissens mangelt diese Gans unserer Sammlung. Am 15. Februar. Nachdem wir die nahe auf einander folgenden Dörfer: el Paris, Chinis, Omiöa, Putäwa, Abu Prammad, Hoeli-el Schelldul und Fakir Mahiiger passirt hatten, langten wir glücklich in Roserres wieder an. Wir la- gerten uns diessmal unmittelbar am rechten Ufer des Flusses, wo die für uns bestimmte grosse Barke zui- Flussreise bisChar- dum in Bereitschaft lag, und wo wir auch Boreani und Mu- STAPHA-Bey mit einem Theile seiner Truppen gelagert fanden. Meinem Intinerar nach beträgt unsere am rechten Uter des Bacher- el Ahsrak von Famagat bis Roserres zurückge- legte Route 27 Karavanen- Stunden oder Iti^ geogiaphische Meilen (15 = 1»). '*) IK\%'eiter Aiifentlialt zit Roserres. Reise von da. aiif dem Radier ei Alisrak ziiriick iiacli SSeiinaar, ^l^oadd ^ledineli und Cliarduiii. Rritter und lezter Aufeutlialt daselbst bis zum Antritt der Rückreise nacli Kg^ypten. Da wir in Roserres bis zum 21. Februar blieben, so ar- beitete ich meine Relation über die untersuchten Goldwäschen ans und sandte sie mittelst eines Couriers, der auch unsere Privatbriefe mitnahm, dem Vizekönige nach Kairo. Obwohl 614 dem Strome nach von der Hauptstadt Egyptens noch über 1000 Stunden Weges entfernt, so sahen wir uns docli im Geiste schon den Pyramiden gegenüber und wir wagten es auf gut Glück unsere Ankunft daselbst im Laufe des Sommers anzu- melden. Aus Chardum fanden wir Nachrichten über Cuuii- SCHID-Pascha und den Erfolg seines Feldzuges gegen Katabat. Lezterer scheint dem unseres Angriffes auf Schongollo zum Sprechen ähnlich zu seyn. Beiderseits ein geringer Verlust an Soldaten, keine Gefangene, niedergebrannte Toguls und ein Ende, das zweifelhaft zwischen Sieg und Flucht steht, mehr aber sich zur leztern hinneigt. In Abyssinien selbst hatten die Egypter keinen Schritt vorwärts gemacht und dem Vernehmen nach haben wir Aussicht mit Ciiurschid noch vor Chardum auf seiner Rückkehr von Kalabat zusammenzutreffen. Einen Ver- lust hatten wir zu bedauern, nämlich den des Dr. Gallina aus Kordofan, der als Arzt den Chürschid - Pascha nach Kalabat begleitete und dort an einem bösen Fieber starb. Bald nach unserer Ankunft in Roseries kam eine Karavane von Geppert Makadi* aus Abyssinien an, welche Wachs und Sklaven brachten, unter welch leztern sich einige recht hübsche Mäd- chen befanden. Diese Gepperti, wie man sie auch abgekürzt nannte, waren von einem lichten Cigarrenbraun. Die Männer trugen kurze, enge anliegende Hosen aus Baumwollenzeug und Toben, die Mädchen weisse, lange Hemden. Kopf und Füsse waren unbedeckt. Zum Schutze gegen die brennende Sonnen- hitze trug Jedes, ohne Unterschied des Geschlechtes, einen fla- chen Sonnenschirm, aus Palmenblättern oder Stroh geflochten und von ungefähr zwei Fuss im Durchmesser, beständig mit sich. Die Männer waren mit grossen, sehr krummen Messern und mit runden Schilden bewaffnet. Da wir die ganze Rückreise bis Chardum zu Schiffe zu machen gesonnen waren, so sandte ich einen Theil unserer Leute mit den Pferden und den übrig gebliebenen Kamelen zu Lande dahin ab, wir übrigen aber richteten uns die Barke für die lange Reise so wohnlich als möglich ein, wobei wir noch einen kleinen Theil unserer Kisten mit Mineralien u. s. w. auf * iMoliamniedanisclie Makadi. Leztt'res Wort in Ost -Sudan allge- mein diT Name für Abyssinier. 615 die kleine Barke des Biiiibasch luden, welche zur rechten von Favssokl herab kam, aber, obwohl leer, doch 14 volle Tage der vielen Untiefen und des aussergewöhnlich niedern Wasser- standes halber zu dieser Fahrt gebraucht hatte. Am 18. Februar marschirteu die Truppen fort und fuhren auch MusTAPHA-Bey und Boreani auf ihren Barken ab, und als wir am 20. ein Zunehmen des Wasserstandes bemerkten, so dass wir hoffen zu können glaubten , mit unserer grossen, schweren Barke fortzukommen, schifften auch wir uns ein, um nächsten Tag unsere Fahrt anzutreten. Eine reiche Jagdbeute machte unseren lezteu , kurzen Aufenthalt in Roserres sehr angenehm. Mit meiner vortrett- lichen Kugelbüchse, eine Arbeit von Ebert in Wien, gelang es mir, natiirlich auf der Auflage, schräg über den Baclier-el Ahsrak hinüber, auf eine Distanz von wenigstens 500 Schrit- ten das erste Exemplar der prächtigen Ciconiaephippiorliyucha Rupp. zu erlegen, wobei ich noch den kleinen Triumph (eierte, dass vor mir viele der türkischen Offiziere mit ihren langen Flinten hinüberschossen und keinei" den Vogel erreichen konnte, der sich aus diesem Geplänkel auch gar nichts zu machen schien, bis meine kurze Kugelbüclise iliu eines Andern belehi te. Unsere Schwimmer holten, der vielen Krokodile wegen, nicht ohne Gefahr den schönen Vogel herüber, von dessen Art wir nur noch ein zweites Exemplar während der Reise erlegten, — Die Cic. ephipp., deren landesüblilänner davon, waren aberschäiidlich genug ihre Weiber und Kinder zurückzulassen, die sodann von den Soldaten so lange zur Arbeit in Beschlag genommen wurden, bis die Männer sich an ihre Posten einfanden. Bei den wil- desten Negervölkern traf ich gerade das Gegentbeil, indem Weiber und Kinder immer die ersten waren , die geflüchtet wurden, während die Männer sich zulezt retteten oder an Ort und Stelle ervvarteten, was da komme. Dass es bei diesen Jagden der Soldaten auf die Dorfbe- wohner barbarischer zuging, als nothu endig war, darf ich kaum besonders erwähnen. Von der Mannschaft der beiden mit uns zugleich von Roserres abgegangenen Transportschiff^e erschlug ein Tschausch einen Fungi im Wasser, Aveil er zu wenig fleissig arbeitete und jene zwei Soldaten , die ich auf meiner Barke selbst hatte, um die nöthigen Leute zu requi- riren , wenn wir aufsassen , versuchten es bei dieser Gelegen- heit in den Dörfern zu rauben und widersezten sich unserem Tschausch , der sie davon abhalten w oUte. Ein ernstliches Einschreiten war somit angezeigt. Leztere zwei Soldaten liess ich durch meine Leute augenblicklich und Angesichts der Eingebornen abstrafen, und was den Tschausch der andern Barken betraf, forderte ich die Bestrafung desselben, als ich mit MusTAPHA-Bey wieder zusammen kam. Zu diesen Unannehmlichkeiten kam noch ein fortwährend konträrer Wind (Nord), wodurch unsere Fahrt so verzögert 618 wurde, dass wir des Tages oft nur eine äusserst kurze Strecke zurücklegten konnten. Abends überzog sich stets der liiminel mit Gewitterwolken und mehrmals blizte es des Nachts stark in S. und SW. Am 2S. Februar trafen wir auf einer grossen Sandbank bei Serü Mustapha - ßey mit seinen Truppen gelagert. Wir erfuhren von ihm, dass AcHMED-Pascha mit seinen neuen Trup- pen in Chardum angelangt sey, dass Churschid- Pascha noch am Dender stehe und dass er selbst beordert sey, einige 100 Mann Soldaten von hier aus nach l'Attisch zu senden, um dort die rückständigen Steuern eintreiben zu lassen. Am 5. März erreichten wir endlich die Stadt Sennaar, wo wir unsere Zelte auf unserer alten Lagerstelle über der Stadt aufschlugen, später aber in den schattigen Garten des Nasir, unterhalb der Stadt, übersiedelten. So langweilig eigentlich durch stete Hindernisse unsere Heise von Roserres zu Schiffe hieher war, so entschädigte uns doch der naturhistorische Rückblick auf de^i Erfolg derselben reichlich. Wir hatten in diesen Mi Tagen, was Zoologie an- belangt^ eine sehr interessante Strecke des Bacher-el Ahsrak durchwandert und hatten Müsse ffenu«^ aufs eifrigste der Jagd zu huldigen. Jede Nacht fast hatten wir Gelegenheit den moralischen Eindruck des sonorsten Löwengebrülls zu stndiren, das wir besonders an den waldigen Ufern oberhalb Serü oft aus einer sehr unerfreulichen Nähe anhören mussten. Jede Nacht um- gab uns das Geheul der Hyänen mit all seinen argen Disso- nanzen und stundenlanges Gepolter der TNilpferde im Strome füllte die Zwischenzeit aus. Bei Baranko fanden wir auf den dürren Stoppelflächen der Savanne die europäische gewöhnliche Ratte in unzählbarer Menge, und unsere gezogenen Kugelläufe kosteten einigen Krokodilen das Leben. Lin junges Krokodil brieten unsere Leute in seinem eigenen Fette, um es zu verzehren. Das Fleisch hatte ein sehr weisses, l)lätteriges Ansehen, fast wie jenes von gut ausgewässertem Stockfisch. Ich ass einige Bissen mit Appetit, aber bald verursachten der starke M(»schus- geruch und die Phantasie mir einen Ekel, dem ich nicht zu ClU widerstehen vermochte. Im Innern hatte dieses Thier viele Einu;e\veine\viirn)er, die wir sornjfältig- sammelten : Bei Äbn-Gherf tödteten wir eine gelbe, schön gezeichnete Wasserschlange, welche über 3 Fiiss lang war. Die reichste Ausbente jedoch, Gazellen, Sabaran.s. w. abgerechnet, mach- ten wir im Gebiete der Vogel weit, z. B.: Viele Exemplare eines sehr schönen Adlers, Leib rost- braun, Flügel nnd Schwanz dnnkeLschwarz , Brust, Hals und Kopf stark und schneeweis befiedert; eine grosse Reiher- Art, Leib roslfarb, Flügel aschgrau, Federbiisch rostfarb; einen Caprimulgus von unbeschreiblich schöner Farbenzeichnung aus braun, grau, schwarz und weiss, der Schweif über 1 Fusslang; die schöne Art von Muscicapa , vorne S. 337; den Muschel- fresser vom ßacher-el Abiad, schwarz, mit sonderbar geform- tem, breitem Schnabel, vorne S. 340; schnepfenartige \'ögel in der Grösse einer Gans; viele Exemplare der Horngans, A. gambensis; die Delebb-Taube, S. 339; Ibis falciiiellus, wie es scheint in verschiedeneu Vaiietäten; schneeweisse Beiher mit meergiünen Beineu ; mehrere Anhinga und sehr viele der schon beschriebenen Vögel. Besonders interessirte mich eine Art Schwalben, von der Grösse unserer europäischen Mauerschwalbe, spangrün mit Metallschimmer 5 an der Brust brennend roth , unter dem Schwänze lasurblau. Dieser schöne Vogel findet sich zwischen ümbarri und Gaelgeni, wo er in dem harten Schlamme der hohen Nilufer auf eine sonderbare \vt nistet. Er macht näm- lich in der senkrechten üferwand horizontale Löcher, bis zu 2^ Fuss Tiefe, bei 1 — li Zoll im Durchmesser. Diese vielen, fast nach geraden horizontalen Linien (in Folge des verschie- denen Wasserstandes) sich aneinander reihenden Löcher geben der Wand selbst ein sonderbares Ansehen , was noch sonderbarer dadurch wird, wenn plötzlich aus diesen Löchern hunderte dieser Vögel wie auf einen Zaiiberschlag heraus- fliegen. Perlhühner trafen wir auf dem ganzen Wege in un- zähliger Menge und stellenweise so heimisch, dass sie, wie wir eine Lagerstelle verliessen, sogleich über die Brodkrnni- meu herfielen, die sich am Boden fanden. Nach meinem während der Flussreise von Roserres bis 620 zur Stadt Sennaar verfassten Itinerar beträgt die Entfernung beider Orte, den Krümmungen des Stromes nach, 62^ geogr. Meilen (15 = 1"). Am 6. März Abends verkündete uns Kanonendonner den Anfang des grossen Bairam, und Tags darauf folgten die ge- wöhnlichen und der zahlreichen Dienerschaften der Honora- tioren wegen, die erstere sich alle um ßakschisch meldeten, kostspieligen Besuche. Durch einen gänzlichen Mangel an Papier und ähnliche Requisiten rückten wir einem gewissen Naturzustande mehr und mehr näher und einige Tage Müssig- gang kam uns nicht ungelegen. Wir suchten unsere Bekannten auf und besahen unter Anderem auch SANDf:LUBA's grossartige Frauen-Insel, wo kein Unglücklicher durch unerfüllte Wünsche geplagt wird. Seit wenigen Tagen hatten sich die klimatischen Verhält- nisse sehr geändert, die erfrischende Kühle der Nächte war verschwunden und der Thermometer sinkt des Nachts nicht mehr unter 20'' R. Jeden Abend erfüllt ein warmer, feuchter Dunst, wie der einer Badestiibe, die Atmosphäre und macht den Aufenthalt im Freien unangenehm. Des Nachmittags steigen stets am Horizont dichte Gewitterwolken auf. die Abends den ganzen Himmel bedecken , sich aber gegen Morgen zu wieder veilieren. Die Vormittage sind immer schön. In Ost sehen wir öfter starke Gewitter, doch der Wind verjagt sie. So nahten sich also von allen Seiten die Vorboten der nahen Regenzeit und ermahnten uns nach Norden zu ziehen. Übri- gens befanden Kotschy und meine Person sich sehr wohl und wir betrachteten uns als akklimatisirt, nur AcHMED-Kaptan erholte sich nicht mehr*. Am 8. März kam MusTAPHA-Bey, denwirinSerü zurück- gelassen hatten, mit seinen Truppen in Sennaar an und lagerte sich unterhalb unserer Zelte, bei den Delebb-Palmen. Als ich ihn besuchte, drang er in mich, ihn in Woadd Medineh zu er- warten, wollin auch Achmed - Pascha und Churschid - Pascha kommen und dort ein grosses Lager beziehen werden. Da '^' Interessant war mir die Ers, lnMiuino:, dass im lieissen Küina des tropischen Afrika Wunden so scliwer heilen und zwar besonders schwer in der Regenzeit. «21 es MusTAPHA-Bey übrigens beliebt hatte, meinen und des Bo- REANi Kameltreibern bei ihrer Abreise von Roserres keine Dura, ihreinziges NalirMngsniittelj zu verabfolgen, und die egyptische Verwaltung in Sennaar es sogar vortheilhaft fand, denselben, als sie da ankamen, auch die Bezahlung für die ganze Reise zu verweigern, so drohten sie mit den wenigen noch übrigen Kamelen, welche einige leichte Kisten zu tragen hatten, die wir in unserer Barke nicht mehr anbringen konnten, davon zu laufen, und erst als ich ihnen die Zahlung verbürgte, wenn sie die Sachen richtig nach Chardum brächten, konnten sie be- wogen werden, mit unserem Issa, den ich der Sicherheit wegen mitsandte, dahin abzugehen. Gegen Abend hatten wir einen heftigen Sturm aus SW., der ungefähr 20 Minuten lang die Atmosphäre mit dichten Staubwolken erfüllte und um Mitternacht folgte, während in SW. ein Gewitter stand, ein leicliter, kurzer Regen. Am 9. März mit Sonnenaufgang verliessen wir Sennaar, aber bereits unterhalb der Stadt , bei den Delebb - Palmen, fuhr unsere Barke so auf, dass wir erst Nachmittags wieder flott wurden. Zahllose Sandbänke und konträrer Wind legten uns auf weiterer Fahrt täoflich die g-rössten und zeitraubendsten Hin- dernisse in den Weg, und erst am 13. März, nachdem uns MusTAPHA-Bey mit seiner leichten Dahabie bereits eingeholt hatte, erreichten wir die Mündung desDender, wo wir landeten. Die dichten Gebüsche an den Ufern dieses Flusses, der auch jezt, nahe dem Ende der trockenen Jahreszeit, noch Wasser führte, waren zu einladend, um nicht sogleich , obwohl es schon Abend war, auf die Jagd zu gehen. Ich schoss ein paar Hasen (L. capensis?}, ganz ähnlich unseren europäischen Feldhasen, nur etwas kleiner und mit verhältnissmässig grösseren Löffeln, eine Art, welche wir seit Sennaar her häufig trafen. Da die Sonne schon unterge- gangen war, schickte ich mich an zum Schiffe zurückzukehren. Ruhig ging ich mit dem kleinen Selim, der hinter mir die Ha- sen trug, durch den dunkeln Miniosenwald , als ich, auf eine offene Stelle heraustretend , ganz unvermuthet einen grossen Leoparden in einer Entfernung von 30 Schritten vor mir stehen 622 und micii betiMchten sah. Selim umßn^ mich von hinton und rief «faiiz weinerlich ein Tiger! ein Tiger! Mir war mit seiner kindlichen Stimme in diesem Ängenbiicke nicht gedient nnd wäiuend ich ihm daher Stillschweigen befahl, riss ich schnell mein Gewehr von der Schulter und spannte beide Läufe. Nur der eine davon war mit einer Kugel geladen, der andere ent- hieltjHasenschrot, und was mir sonst nie geschah, so hatte ich gerade diessmai vergessen meine Pistolen oder eine Stoss- waffe zu mir zu stecken. Ich i'iberlegte daher, ob ich mein Lehen dieser einen Kugel anvertrauen soll, und da ich, das Erstemal und allein mich in solcher Lage befindend, Avohl fühlte, dass meine Hand nicht so ruhig war, um einen ganz sichern Schuss zu garandren , so schoss ich nicht, sondern sezte mich nur in Bereitschaft, sogleich zu schies- sen , wenn der Leoparde mich anzugreifen Miene machen sollte. Mehrere lange Minuten mochten wir so einander ge- genüber gestanden seyn und uns starr angesehen haben, wobei sich der grosse weisse Schnurrbart der Bestie lecht gut aus- nahm, da regte sich der Leopard und kehrte seineFlanken mit seinem langen Schweife, rasch schlug ich an, in der Meinung, dass nun der Angriff erfolge, da kehrte sich mein vis-ä-vis um und verschwand langsam im Gebüsche. Wahrscheinlich hat sich der Leoparde vor mir nicht weniger gefürchtet als ich mich vor ihm, und als er weg war, schämteich mich ins Innerste nicht geschossen zu haben ; Selim aber meinte, dass er ihm, hätte er uns angegriffen, sogleich die Hasen überreicht haben würde. überhaupt ist das tJferland des Dender, wie das des Ra- liäd, voll wilder Thiere, und besonders auch ein Lieblingsaufent- halt der Nashörner und Elephanten. Die ganze Nacht hin- durch wechselte Löwengebrüll mit dem Lärm der Nilpferde im Strome ab , und wir Hessen daher die Feuer brennen und Wache halten. Am 15. März Abends landeten wir in Woadd Medineh und schlugen oberhalb der Stadt auf einem schönen, mit Ra- sen bedeckten Platze, dicht am Flusse, unser kleines Lager auf. ÄCHMED-Pascha, MusTAPHA-Bey und Boreani waren be- reits hier. Erstere lagerten mit ihren Truppen unterhalb der Stadt, lezterer hatte sich in der Stadt, in dem Lehmhause C23 eines europiiiselieii Handelsm.imies, einquaitirt. Churschid-P«- scha war von seinem Feldziij>e naeli Kalabat noch niciitzuriick- o^ekehrt, man erwartete ihn aber tä<>lich. tiber die Sendnn»" Achmed- Paschas herrschte noch immer ein gewisses Dunkel. Er war mit 3500 Mann Infanterie, grösstentheils Syrier, und 600 Mann Kavallerie ausEgypten, dem Strome nach über Dongola nach Chardnm und von dort nach Woadd Medineh marsriiirt. Einige waren der Meinung, es läge dieser Sendung eine krie- gerische Absicht des Vizekönigs auf Darfur zu Grunde, andere sahen darin die Vorbereitung zu einer kräftigen Demonstration gegen Abyssiuien und den Wunsch, dieses Land zu besetzen. Ersteres wäre, der Lokal-Verhältnisse wegen, wie ich schon gezeigt habe, ein sehr schwieriges Unternehmen, von dem sich kein besonders günstiger Erfolg erwarten liesse, gegen lez- teres würden ohne Zweifel England sowohl als Frankreich protestirt haben, und ich glaube daher, dass ganz einfach mit dieser Sendung nur der Zweck verbunden wurde, die Militär- kraft in Kordofan und Sennaar zu verstärken, welche so weit herabgesunken war, dass man von einem allfälligen Aufstände der Eingeborenen Alles befürchten musste. Bei dieser Ge- legenheit suchte man den kränklichen CuuRSCHiD-Pascha , der überdiess den Weinstock des Herrn , wie man sagte , etwas stark beschnitten haben soll, zu entfernen und sicii zugleich eines unternehmenden, im Diwane zu Kairo eine nicht gerne gehörte Sprache führenden Kopfes , nämlich des Achmed- Pascha, früher Kriegsminister, auf die Art zu entledigen, dass man ihn an die äusserte Gränze des weit ausgedehnten Rei- ches versezte. Wie schlecht berechnet lezteres war, zeigte die Folge dadurch, dass AcHMEo-Pascha, als er sich festgesezt hatte, das egyptische Aussaugungs-System noch in einem viel grösseren Massstabe betrieben haben soll, als CflURscHiD-Pascha that, nur mit dem Unterschiede, dass er die Früchte dieser Er- pressungen nicht mit der egyptischen Regierung zu theileii beabsichtigte, sondern bald nach der, dem Vizekönige durch die Wegnahme Syriens gewordenen Reduktion seiner Macht, sich unter die unmittelbare Herischaft der Pforte zu begeben beschloss, d. h. faktisch seine Unabhängigkeit erklärte, da der schwache Arm der Pforte, der gleich in Arabien, so auch in Ö24 Serinaar ein Nichts, ein blosser Titel gewesen seyn wiirde, iiin an der weitern Ausführung seiner Pläne ganz und gar nicht gehindert hätte. Der schnelle Tod Achmed- Pascha's, wie man in Sudan allgemein sagt, durch Gift herbeigeführt , befreite im Jahre 1S43 die egyptische Regierung, respective den Vizekönig, von dieser drohenden Gefahr, und das früher kolossal ausgedehnte Paschalik von Ost -Sudan zerfiel nun in mehrere Gouverne- ments, bei denen man zugleich Gelegenheit fand , die durch vorne erwähnte Reduktion zu Disposition gefallenen Pascha's auf eine anständige Art unterzubringen. Mit den Truppen Achmed -Pascha's waren drei Europäer angekommen, drei Franzosen, und alle drei Ärzte in der Armee. Der eine, ein Beflissener der Naturkunde überhaupt, machte Anstalt zu einer Nilpferdjagd mittelst Kanonen, der andere, welcher bereits unter Napoleom in der Kavallerie gedient hat und lezter Zeit Apotheker in Dongola war, war ein grosser Verehrer zweier Götter Griechenlands und ein munterer Alter, der dritte war ein stiller , junger Mann , den ein trauriges Schicksal in die Fremde trieb. Sie besuchten uns sogleich, und was man in Egypten u. s. w. von Europäern, türki- schen Notabilitäten gegenüber, sehr selten hört, sie waren insgesammt von Hochachtung gegen Achmed - Pascha durch- drungen. Einiger, nicht füglich zu umgehender, Reperationen an unserer Garderobe wegen konnten wir erst am nächsten Tage Achmed - Pascha in seinem Lager besuchen. Er kannte uns bereits aus Kairo und empfing uns äusserst freundlich. Sein Benehmen war ernst und gemessen wie immer, und sichtbar war ein gewisses Bemühen , den Zweck seiner Sendung zu verhüllen , zu welchem Zwecke er einige Äusserungen that, die wir ihm von vorneher nicht glauben konnten. Das Lager seiner Truppen war gross, regelmässig und sehr rein gehalten. Die Truppen sahen vortrefflich aus. Grösstentheils aus kräf- tigen, schönen Leuten bestehend, waren sie gut genährt, rein und gut gekleidet und hatten eine schöne, militärische Hal- tung. Das Feldspital war, so weit es auf dem Marsche mög- lich ist, musterhaft eingerichtet , und ganz besonders wohl G25 tliat es uns, wieder einmal eine erträgliche Regiments-Musik zu hören. Am 19. März kam Churschid- Pascha, aus Kalabat zu- rück, unter dem Donner der Kanonen zu Woadd Medineh an und lagerte sich oberhalb den Truppen AcHMED-Pascha's. Bei der ersten Zusammenkunft mit ihm nahm ich Veranlassung, ihm eine kurze Skizze unserer Untersuchungen der Goldwä- schen in Fassoki u. s. w. mitzutheilen , und ihn zu fragen , oh er im Interesse des Vizekönigs vor der Hand eine weitere Ein- leitung wünsche, wenn nicht, so werde ich nach Egypten zu- rückkehren. Zu meiner Verwunderung verlangte (Jhurschid, ich sollte die mitgenommenen Proben vor ihm in Chardum abführen; dazu fühlte ich mich aber nicht geneigt; denn er- stens waren die mitgenommenen Posten zwar zahlreich, aber einzeln genommen nicht reichlich genug, um einen Theil be- reits in Chardum zu verwenden, zweitens war ich in Chardum von allen Hülfsmitteln entblösst , um eine geregelte Unter- suchung vornehmen zu können, und drittens endlich fand ich es angemessen und in meiner Stellung liegend, in dieser Ange- legenheit nur mit Mehemed- Ali oder IßRAHiM-Pascha und mit keinem Andern in weitere Berührung zu treten, da ich der mannigfaltigsten Einstreuungen von vorneher versichert seyn konnte. Ich schlug daher, als ich sah, dass Churschid meine Frage, die nichts mehr als Artigkeit war, nicht recht aufgriff, sein Ansinnen mit dem ab, dass ich diese Proben nur vor dem Vizekönige machen werde und daher wünsche, so schnell als möglich nach Egypten zurückzureisen, worauf Churschid na- türlich eingehen musste. Unsere Provisionen aus Kairo waren noch immer nicht angekommen und ich war der Rückreise wegen nicht in geringer Besorgniss, da für unsere, durch kli- matischen Einfluss bereits erschütterte Gesundheit und gerade jezt im Beginne der Regenzeit, eine etwas bessere Nahrung und vor Allem der massige Genuss von Wein und Kaffe, wo- von wir seit längerer Zeit ganz entblösst waren, als ein wahres Bedürfniss erschien. Zum Glück kam, der anwesenden vielen Offiziere wegen , für uns aber ganz unerwartet , ein Commis des Franzosen Vessieux aus Chardum mit einer Ladung Wein, Rhura, Bisquit u. dgl. an, von dem ich nun den Bedarf für Russeeger, Reisen. II. Bd. •'. Till. 40 einige Zeit, jedoch J^egeii enorme Preise, eiiiliandelte. Von die- sem Couimis, einem oebonieii Triester, erfulir ich zum Eisten- male, dass der Reisende Pallmk, nach Kordofan ab2;egano;en sey und wahrscheinlich gegenwärtig sich in elObeehd befinde. Am 22. März. Als wir Boreani, der heute abreiste, zum Schiffe geleitet hatten, eilten wir vor die Stadt, wo Achmed- Pasclia's Truppen im Feuer exerzirten. Sie machten ihre Sache recht gut, besonders interessant aber war ein Reiter- spiel , der bekannte Djirrid , welches die beiden Pascha's mit einigen Offizieren am Schlüsse des Manövers ausführten und wobei Achmed- und CHURSCHiD-Pascha, ein Schech der Scheikfe und der Kascheff von Woadd Medineh sich eben so sehr als vortreffliche Reiter, als sehr geitbte Werfer des Djirrid (ein die Stelle der Lanze vertretender Stock) auszeichneten. Ich kenne kein Reiterspiel, bei dem sich männliche Kraft und Ge- wandtheit im Reiten ritterlich schöner entwickeln lassen, als den Djirrid , jedoch sind die oft mit aller Gewalt geworfenen Stöcke, wenn sie schlecht parirt werden, nicht ohne Gefahr, und die beiden Pascha's empfingen einige solche Würfe, deren Wirkung- sie gewiss lange gedachten. Als wir Nachmittags in unserem Zelte sassen, welches sich ganz nahe an der Stelle befand, wo die Leute aus der Stadt ihr Wasser holten und ge- rade eine Menge Menschen dort versammelt war, entstand plötzlich ein gewaltiger Lärm. Ein Wasserträger, der bis zur Mitte des Leibes in den Strom watete, um seinen Schlauch zu füllen und gar an kein Krokodil gedacht haben mochte, da man, wie ich hörte, seit 20 Jahren hier von keinem solchen Unglück wiisste, was man als Verdienst eines in der Nähe begrabenen Heiligen I)etrachtete, w urde unvermuthet von einem solchen Ungeheuer gepackt, das sogleich mit ihm unter dem Wasser verschwand. Die Weiber schrieen aus vollem Halse, die Männer liefen fort, um ihre Lanzen zu holen und eilten so- dann flussaufwärts, indem sie versicherten, dass die Krokodile, wenn keine Sandbank in der Nähe wäre, jederzeit mit ihrem Raube flussaufwärts schwimmen. Wirklich kam auch das Krokodil in einer kleinen Bucht ans Land. Es hatte den Menschen, der bereits todt war, schräg um die Mitte des Lei- bes im Rachen und zwar so fest gepackt, dass es seinen Raub 627 nicht los Hess, obwohl die Schwarzen vom Cfer hinab es mit Lanzen stachen. Da schien es, dass sich ein zweites Krokodil näherte, denn es erfolgte einige Unruhe im Wasser und das erstere liess die Leiche los, die sogleich ans Ufer gerissen und unter greulichem Geheule beerdigt wurde. So empfangen die Bewohnei- jener heissen Ebene Tod und Leben von demselben Strome, kein Wunder, dass sie ihm, gleicli einer höhern Macht, Verehrung bezeugen und ihm ihre Opfer weihen , wenn auch die Motive derselben noch so sehr verschieden sind. Ich sah z.B. ein Soldatenweib, deren Mann glücklich von Kalabat heimgekehrt war, ein Dankopfer bringen. Sie zog^ mit ihren Freundinneu sing;end an den Strom, warfBrod hinein und die übrigen warfen Steine nach. Bald darauf kam ein anderes Weib in zahlreicher Begleitung ihres Geschlechtes. Sie trug in einer grossenSchüssel auf dem Kopfe die Nachge- burt einer Wöchnerin. Während sie den Inhalt der Schussel in den Fluss warf, warfen die übrigen Weiber Steine nach und sangen , mit den Händen klatschend dazu den Takt gebend, ein sehr munteres, recht harmonisch kling;endes Lied, dessen Inhalt ich leider nicht verstand. Am 24. März Mittags verliessen wir Woadd 3Iedineh, um gerade nach Chardum zu fahren. Mit unserer schweren Barke hatten wir auch während dieser Reise wieder eine Menge Hindernisse und es ging so langsam vorwärts, dass die bei- den Paschas, MusTAPHA-Bey und mehrere mit ihren Daha- bien uns bald einholten und Chardum einige Tage früher erreichten. Als wir in Abu Harräss anlangten, brachen gerade die von Kalabat dorthin zurückgekehrten Soldaten nach Chardum auf. An ihrer Spitze zwei heilige Fahnen, roth, mit blauen Streifen und bedeckt mit Koran-Sprüchen. Bei dem kleinen Dorfe Baranko, am rechten Ufer, zwi- schen Woadd Medi und Kamnin Scharkia, schössen wir eine sehr schön gezeichnete Art von wildem Hund , in der Grösse eines kleinen Wolfes. Das Fell hat eine lichtgelblichgraue Farbe, gefleckt mit braunen Punkten und Streifen, der Schweif dunkelbraun und zottig, die Schnautze spitz, wie die unseres 40 * r.28 Fuchses gestaltet. Audi erhielten wir eine zweite Art von Feldhasen und mehrere kleinere, interessante Thiere. Bei el Selaad , wo wir so aufsassen , dass wir die Barke ganz ausladen mussten , um wieder flott zu werden, während wir in einiger Entfernung auch Boreani's Barke in ähnlicher Lage sitzen sahen , waren alle Männer ans dem Dorfe ent- flohen. Gegen Morgen kam unser Tschausch mit mehr als 50 Weibern und Mädchen angerückt, die statt ihren Männern ar- beiten sollten. Sie warfen beherzt ihre Toben weg und wa- teten ans Schiff". Einige von den Jüngern waren wirklich ausnehmend schöne Gestalten, und was mich wunderte, es be- schwerte sich keine über die ihr zugedachte unweibliche Arbeit. Indessen war natürlich kein Ernst, um die Barke loszubringen, und wäien nicht endlich die Männer gekommen, die mun- tere Schaar abzulösen , wir wären an die Sandbank gebannt geblieben. Bei dieser Gelegenheit zeigte es sich, dass wir selbst ein recht niedliches Wesen an Bord hatten, nämlich eine Galla- Sklavin, welche unsere gesammte Schiffsmannschaft von der Verwaltung in Sennaar auf Abschlag ihres guthabenden Lohns erhalten hatte und welche nun nach Chardum gebracht wurde, um dort im allgemeinen Interesse verhandelt zu werden. Der Reis des Schiff"es hatte bisher dieses Mädchen sorgfältig unter dem Verdecke, wo nur Ratten hausten, verborgen. Einmal aufgetaucht aber in die menschliche Gesellschaft , blieb sie nun am Steuerruder sitzen und kokettirte mit uns, die wir am Hirjtertheile des Schiff^es unser Zelt aufgeschlagen hatten, mit aller Wärme eines tropischen Naturkindes. Erst später erfuhr ich, dass die Arme, wenn sie der Art ihre Gefühle au den Tag legte, von dem barbarischen Reis, sobald wir uns vom Schiff'e entfernten, mit Schlägen bedacht wurde, daher wir oft das Mädchen weinend fanden, ohne diesen materiellen Grund ihrer Thränen zu kennen. Am 3. April um 10 Uhr Vormittags kamen wir endlich glücklich wieder in Chardum an, nachdem unsere Reise von da bis Beni Schongollo und wieder zurück gerade G Monate und 3 Tage gedauert hatte. Ich muss gestehen , dass unge- achtet der traurigen Erinnerungen, die der Anblick von Chardum fi29 in Jedem von uns hervorrief, ich doch eine innige Freude ver- spürte, als unsere Barke mit vollem Segel längst den Lehm- häusern der Kapitale hinfuhr. Laskari nahm uns freundlich in sein neu gekauftes, grosses Haus auf, wo wir bis zu unserer Abreise, die trotz alles Drän- gens bis zum S. Mai sich hinausschob, verblieben. Zahlreiche Verhandlungen mit CHURscHiD-Pascha begannen sogleich nach unserer Ankunft. Sie hatten meist den Zweck, unsere Abreise zu betreiben, uns die nöthigen Barken bis Metämmäh und sodann die erforderlichen Kamele zur Reise durcii die Bahiuda zu verschaffen, und waren umsomehr von der langweiligsten Natur, als der Pascha durch leere Versprechungen uns von Tag zu Tag hinhielt und der Verstand meines Dolmetschers, als türkisches Mittelorgan, durcli klimatischen Eiufluss krank- haft, in ein gewisses Trägheitsmoment versezt ward, in wel- chem er merkwürdiger Vi'^eise nur immer den Sinn der ersten Worte einer Äusseruno* auffasste. alles Ubrioe aber nicht mehr hörte, sondern dafür seine eigenen fixen Ideen substi- tuirte, die gerade nicht immer die besten waren. Uuter diesen Umständen vs'aren diese Verhandlungen walne Geduldproben, an die ich noch gegenwärtig mit Missbehagen denke. Am 17. April waren wir im Diwane (Salon) Vessieux versammelt, da trat ein Mann, in schwefelgelber türkischer Kleidung, mit feuerrothem Gesichte, ein, sah jeden von uns steif an, murmelte die Worte „SoLiMAN-Effendi" und sezte sich dicht an meine Seite. Ein grauer Bart wallte bis zur Brust des Unbekannten nieder, aus dessen Gevvirre endlich einige französische Laute hervordrangen und wir in ihm den Dr. Iken, Militär-Stabsarzt in Kordofan, einen gebornen Hannoveraner, kennen lernten. Ich sprach ihn sogleich in unserer theuern Muttersprache an und er antwortete mir im reinsten, schön- sten Deutsch, dass er unsere Sprache fast vergessen und nun besser englisch als deutsch rede. Später lernten wir den Hrn. Doctor näher kennen und die Erzählung der von ihm bestande- nen unzähligen Abenteuer machte uns nicht wenig Unterhaltung. Bei Vessieüx trafen wir uuter anderen auch einen kleinen buckligen französischen Koch, insgemein Signor Luigi genannt, den ersterer aus Egvpten bis hieher gebracht hatte, um ihm G30 hier, in weiter Ferne vom Vaterlande, die freundliche Ver- isicherung' zu geben, dass er nun liingehen könne, wo der Pfeffer wächst. Luigi war in Verzweiflung, und da wir die Idee, einen französischen Koch zu besitzen, zu schön fanden, auch derselbe dringend bat, ihn aus diesem Lande wieder zu entfernen , so nahm ich den Armen mit zurück nach Egypten. An allen Stellen reichlich von der Natur bedacht, wo es ge- rade nicht erforderlich wäre, hatte Luigi von unseren schlan- ken Arabern viel auf der Reise zu leiden. Sie nannten ihn den Vater der Igel, und erhob er sich dann im gerechten Zorn, um in einem Arabisch, das gewiss kein Araber verstand, den Losen eine Strafpredigt zu halten, so gab es Scenen, bei denen ein Milzsi'jchtiger hätte zerbersten können. Da wir in Chardum unsere I'ferde zurückliessen und ich meine Schimmelstute an Laskari gegen den jungen Bagära, Rhamadäu und einen grossen, starken Esel vertauschte, der die Bestimmung erhielt, mich abwechselnd mit meinem Dro- medar durch die Wüsten JNubiens zu tragen, so reduzirten wir unsere Dienerschaft auf die nöthigste Zahl. Sie erhielt je- doch vor der Abreise wieder einen kleinen Zuwachs , indem AcHMED-Kaptan den jungen Galla Osman* und, um auch seiner Frau in Alexandria eine Freude zu machen, ein hübsches, aufblühendes Galla-Mädchen , Namens Djelimma , kaufte und mit nach Egypten nahm. Am 24. April hatten wir zu Chardum den ersten Ge- wittersturm dieses Jahres aus SW. , den wir als den Beginn der tropischen Regenzeit und als eine Aufforderung betrachten mussten, unsere Bündel zu schnüren. Boreani, der mit seinen Begleitern allein nur einer giossen Barke bedurfte, war be- reits am 19. April abgereist und schlug von el Mucheireff aus den Weg durch die grosse Wüste nach Korosko ein. Aus be- greiflichen Gründen musste mir nun daran liegen, meine Ab- reise möglichst zu beschleunigen, und ich drang daher wieder- holt in CHURSCHiD-Pascha mir die zwei nöthigen Barken zu verschaffen. Jedoch vergebens, und ich sah mehr und mehr * Wurde später mit den Sclivvarzen im Dienste Sr. k. Hoheit des Herrn Herzog' Max in Bayern erzogen und seil, wie ich höre, ge- sluiben beyn. C3l die Absicht klar hervortreten, dass man mich mit Willen zu- rückhielt, nm den von CHURscHiD-l'ascha und 3IüSTAPHA-Bey an den Vizeköni«; über die Resultate der Expedition erstatte- ten Berichten den gewünschten V^orsprnng- zu verschaffen. Unter diesen Umständen und da zugleich der Inhalt der Expe- ditionskasse ziemlich zusammengeschniolzen war, hielt ich es für das Klügste, mir vorerst von CwuRscHiD-Pascha die nöthi- "•en Keisegelder zu verschaffen. Nach einij>en Schwieii^keiten und Vexationen von Seite des Regierungskassiers, denen ich nach Umständen Geduld oder kathegorischen Imperatif ent- gegenstellte, erhielt ich die gewünschte Summe, und nun er- achtete ich es hoch an der Zeit, entschieden aufzutreten. Ich ging zu C/HURSCHiD-Pascha und forderte die unverzügliche Ver- abfolgung der Barken mit der Äusserung-, dass ich, wenn ich selbe nicht sogleich erhalte, Privatbarken mietheu werde und zwar auf seine Verantwortung hin um jeden Preis, der gefor- dert werden wird. Zugleich Hess ich durch meine Leute leztere Absicht in Chardum bekannt machen und zun» Beweise, dass mir ernst sey , miethete ich auch wirklich den schönen Sandal (kleine Daliabie) eines türkischen Negocianten für mich und meine zAvei Begleiter zur Fahrt bis Metämmäh. Während dieser Zeit trafen am 3. 31ai die nun seit mehr als Jahresfrist erwarteten Lebensmittel für uns ein , die wir, wie ich später erfuhr, gai- nicht oder doch in weit schlechterer Qualität würden erhalten haben , wenn sich nicht zulezt der k. dänische Generalkonsul v. Dummreicher eneigisch dieser Angelegenheit angenommen hätte. Nun waren wir also von dieser Seite für die Rückreise sicher gestellt. Zugleich biachte uns der Kabass Hussein, der die Proviantlieferung be- gleitete, ein grosses Paquet mit Briefen und Zeitungen. Einige in öffentlichen Blättern erschienene Artikel über uns und unsere Expedition machten uns vielen Spass. So hiess es unter an- derm, wir wären auf dem blauen Flusse hinab zu den Gold- bergen gesegelt und hätten dort Golderze gefunden — weit reicher als jene von I*eru. Nicht minder ergötzlich war es uns, dass ein Mann in Egjpten, der schon seiner Stellung nach genaue Keniitniss des Gegenstandes hätte habensollen, uns gratulirte, den gelehrten Brocciii in Sennaar getroffen zu 632 haben. Zufällig war aber damals Brocchi* schon zehn Jahre fodt nnd sein üniganj;;, so voll Geist er auch im Leben gewe- sen seyn mag, wäre für uns gerade nicht mehr der angenehm- ste gewesen. Am 5. Mai endlich erhielten wir die bestellten zwei Last- barken. Die eine davon, Avelche brauchbar befunden wurde, liess ich sogleich bepacken, die andere aber wies ich als zu schlecht zurück. Diese Vorsicht war um so nöthiger, da der ungewöhnlich seichte Wasserstand des heurigen Jahres die Passirung der Schellale am Dschebel Gärry für beladene Bar- ken äusserst gefährlich machte und bereits seit Kurzemsieben derselben daselbst ihren Untergang gefunden hatten**. Die- ser Umstand verursachte eine neue Verzögerung, indem wir die verlangte zweite Barke erst am 7. Mai erhielten. Auch diese war alt und nahm viel Wasser, doch glaubte ich , um nur einmal fortzukommen, die Fahit nach Metäniniäh damit wagen zu dürfen, brauchte jedoch die Vorsicht, die sämmtliche für diese Barke bestimmte Ladung auf ein Gerüst legen zu lassen, wodurch sie ausser Berührung mit dem stets eindrin- genden Wasser kam. Am Abende des 7. Mai waren wir vollkommen zur Ab- reise gerüstet. Wir begaben uns an Bord des Sandal, ver- theilten unsere Leute, sammt zwei Soldaten und den Kabass Hussein, der die Bestimmung hatte mit nach Egypten zurückzu- gehen, auf die beiden Lastbarken, welche nebst unseren Lebens- mitteln und Geräthschaften auch die ganze so mühsam errun- gene naturhistorische Ausbeute während unseres Aufenthalts in Ost -Sudan trugen , und bereiteten uns vor Chardum am nächsten Morgen, S. Mai 1S3S, zu verlassen. Der brave Las- KARi, dem wir so viele Gefälligkeiten zu danken hatten, ging mit an Bord, um uns bis an den Dschebel Cherery zu begleiten. So war endlich der heissersehnte Augenblick der Abreise * Brocchi liegt in Cliarcliini, wo er den bösen Fiebern der Regen- zeit unterlag, nächst der Kaserne begraben. Ein einfacher Schutthaufe deckt die Reste des ausgezeichneten Mannes. Wir Hessen dem Grabe eine etwas anständigere Form geben. " ' Bei der vorjährigen Pteise Fluss-aufwärls konnten wir des da- mals viel höheren Wasserstandes wegen die Gefahr bei Passirung dieser Sehcilale nicht so wahrnehmen. C33 herangekommen, aber niclif, ohne unsere Geduld anfs neue zu prüfen, denn spät am Abend erschienen die Bedienten des Pascha und nahmen den Sandal, nachdem wir uns darauf schon ganz zur Reise eingerichtet hatten, für ihren Herrn auf den morgigen Tag zu einer Lustfahrt in Anspruch. Offenbar lag die Absicht uns zu necken hier zu Grunde, und als ich daher standhaft mich weigerte, den gemietheten Sandal zu räumen, kam es leider zwischen unseren Leuten und der Dienerschaft des Pascha zu einer Schlägerei, in welcher leztere jedoch den Kürzeren zog und ihr Vorhaben aufgeben musste. Die Folge davon war, dass noch des Nachts der Pascha den Reis des Schiffes holen und ihm eine tüchtige Bastonade geben liess. KoTSCHY eilte mit auf den Divan. kotuite zwar die Misshand- lung des Reis nicht mehr hindern , brachte es jedoch durch seine rücksichtslos ausgesprochene Missbilligung dieses ab- scheulichen Verfahrens dahin, dass man uns den Sandal , den ich unterdessen mit meinen Leuten bewachte, nicht mehr ab- forderte. Nur die beiden als Bedeckung bestimmten Soldaten wurden zurückberufen , was ich auch ruhig geschehen liess, da ich ihrer nicht bedurfte. Li der Nacht wurde unsere alte Lastparke, die am Ufer befestigt war, plötzlich leck, das Wasser drang mit Gewalt ein und wir mussten schnell ausladen. Bald gelang es uns jedoch den Leck zu stopfen, die Barke wurde wieder beladen und wir sahen nun mit Sehnsucht dem Morgen entgegen, der uns der Heimath wieder näher brachte. So war nun der erste Akt unserer iunerafrikanischen Ex- pedition geschlossen. Betrübend hingegen waren die Vorfälle, die, den eingegangenen Nachrichten zu Folge, unterdessen bei der Expedition am Taurus sich ereigneten. Mein Adjunkt Pruckner war am 12. August 1837 von Chardum zurück, also nach einer forcirten Reise von 4 Mona- ten 20 Tagen in Gülek angekommen und übernahm sogleich die l^eitung der Geschäfte. Der Bau des Ofens schritt, so schnell es unter türkischem Einflüsse geschehen konnte, vor- wärts, das Gebläserad war bereits fertig und es wurden Ver- suche mit Schmelzung der Erze in einem kleinen Ofen 634 gemacht, den man nach der Form konstruiite, die für den Gros- sen im Baue begriffenen bestimmt war. Das Schmelzen der Erze, von denen ich nun die feste Überzeuo;nng; habe, dass sie sich als stark Zink- nndÄntimon-haUig auf dem Herde des Flammofen gar nicht behandeln lassen, indem sie, statt zu schmelzen , nur zu einer teijjigen , dampfenden Masse zusam- menfritten, fand in diesem kleinen Ofen ohne Anstand statt. Man stach in demselben zur Probe 270 Okka (607 Pf.) gut geröstete Bleierze (blendigen Bleiglanz) mit einem Bleihalte von 34 Prozent und beschickt mit alten Bleischlacken durch und erhielt 28^ Prozent oder 77 Okka reines Blei, woraus sich, wenn anders die Gehaltsprobe der Erze richtig war, nur ein Metallverlust von 5^^ Prozent beziffert. Ausserdem hatte man die Haufenverröstung der Erze im Grossen mit bestem Erfolg eingeleitet, die Holz- und Kohlenlieferungen , soweit es in sol- chen Ländern geschehen kann, etwas geregelt, kurz, die Tan- rusexpedition hat gehandelt, sie hat gewirkt und die später aus Alexandria aufgetauchte Behauptung, dass diese Expedi- tion während meiner Abwesenheit nichts gethan hätte, stellt sich als unwahr dar. Leider jedoch trat der böse Geist des Widerspruches und der Zwietracht in die Mitte der Expeditionsglieder und als am 10. September 1837 der erste mit dem Vizekönig ab- geschlossene Kontrakt ein Ende nahm , reisten die Herren SzLABEY und VoiTANEKUiit den Arbeitern Pirchner und Langgner nach Alexandria ab, um dort mit BooHos-Bey einen neuen Kon- trakt für sich abzuschliessen, was ganz gegen den Willen Ibra- mM-Pascha's geschah, der sie aufforderte, diess in Gülek selbst zu thun. In Alexandria angelangt, behandelte man diese Leute übrigens auf eine Weise, die ichselbstdann nicht billigen kann, wenn ihr Benehmen die Gränzen gewöhnlicher Klugheit sollte überschritten haben. Die Kontraktabschliessung kam nicht zustande, und als die Herren Szlabey und Voitanek sich dahin ausgesprochen hatten, auf ihre eigenen Kosten meine llückkehr aus Sennaar abzuwarten, um sodann das Weitere einzuleiten, nöthigte man sie, offenbar gegen ihren W^illen und ohne den Versuch zu machen, sie bis ueiters zur Rück- kehr auf ihre Posten zu bewegen , was das Angemessenste 635 gewesen wäre, zur Einschiffuno- nach Tilest, die am 1. Dezem- ber stattfand. Prlckner war mit Dr. Veit und den übrigen Expeditionsgliedern zur Fortführung der Gescliäfte am Taurus in (jüiek zurückgeblieben. Unter diesen Umständen fand ich es für angemessen so- gleich vonChardum aus an BoGHos-ßey den Antrag zu stellen, dass ich gesonnen sey unter den bisherigen Kontraktsbedin- gungen schnell an den Taurus zurückzukehren, dort die un- mittelbare Leitung der Geschäfte wieder zu übernehmen und den Bau der Hütte zu Ende zu führen. Den Erfolg dieses Schrittes werden wir bei meiner folgenden Rückkehr nach Alexandria kennen lernen. Während unseres gegenwärtigen Aufenthaltes zu Char- dum und zum Theil in Folge der Mission AcHMED-Pascha's nach Ost-Sudan und seiner später darauf folgenden Ernennung zum Gouverneur dieser Länder, gingen sowohl in Bezug der äusseren Verhältnisse, namentlich kalabat betreffend, als auch in Bezug der inneren Verwaltungen wichtige Änderungen vor. Wie ich bereits erwähnte*, gab AcHMEo-Kascheff durch sein Benehmen den vorzüglichsten Anlass zu den Differenzen mit Abyssinien. Als im vorigen Jahre die Makadi, aufs höchste gereizt durch die Bestialitäten der egyptischen Truppen, lez- tere bei Kalabat plötzlich überfielen und umringten , nahmen AcHMED-Kuscheft und der die Truppen kommandireude Bim- basch keinen Anstand die Flucht zu ergreifen und ihre Sol- daten im Stiche zu lassen. Während beide im schnellsten Tempo ausrissen, hatte Achmed, ein Liebling Churschid- Pascha's, die Frechheit dem Bimbasch Feigheit vorzuwerfen und lezterer, der, darüber ergrimmt, sogleich umkehrte, um auf die Makadi loszugehen, wurde nebst einem Schech der Mograbi und mehreren anderen Offizieren gefangen und nach Gondar abgeführt. Achmed , der sich hiedurch ein paar lästige Zeu- gen vom Halse geschafft sah, eilte nach Chardum. Des traurigen Schicksals der gefangenen und verwunde- ten Soldaten, sowie des Loses der egyptischen Offiziere, habe ich vorne erwähnt**. ÄlusxAPHA-Bey und CnuRscHiD-Fascha * Vonie S. 230 etc. und 365 etc. ** Vorue S. 365 etc. G36 «nternalimen nun die uns bereits bekannten Feldziige zur Rache an den Makadis, jedoch ohne Erfolg;, denn der Zorn •wurde blos an leeren Tognis ausgelassen. Übrigens reichte selbst dieser zweifelhafte Sieg hin, die Türken zu Charduni in Ruhe einzuwiegen, als sie plötzlich zu Ende April die Nach- richt aufrüttelte, dass die Makadi neuerdings in Kalabat ein- gefallen seyen, die Umgebung von l'Attisch verwüsten und diesen wichtigen Ort selbst bedrohen. Nun wurde von Ach- MED-Pascha die Eröffnung eines grösseren Feldznges gegen die Makadi und zugleich ^e^en die Schukorie-, Halenga, Hadendoa etc. im Lande Taka, welche sich fast zu gleicher Zeit erhoben hatten und der egyptischen Regierung die Tri- butzahlung verweigerten, beschlossen und zu dessen Beginn d.is Ende der Regenzeit bestimmt. Ich erlebte den Verlauf und die Resultate dieses Feldzuges in Ost-Sudan um so weni- ger, als sich diese Unternehmungen durch die inzwischen ge- kommenen Expeditionen auf dem Bacher- el Abiad und die Reise Mehemed-Ali's nach Fassoki bis in die Jahre 1S40 und 1841 hinaus erstreckten, da jedoch Arnauü , Sabatier und Werne nebst seinem Bruder, der in Chardum starb, damals in Ost-Sudan sich aufhielten** und in nächster Berührung zu AcHMED-Pascha standen , so haben wir von diesen ohne Zweifel nähere Details über diese Begebenheiten zu erwarten. Hier muss ich aber eines in Europa vielleicht nicht sehr bekannten ürastandes erwähnen, der auf die wiederholten Er- hebungen der Nomadenvölker am Atbara nicht ohne allen Einfluss gewesen seyn dürfte und der immerhin werth war, die Aufmerksamkeit der egyptischen Regierung auf sich zu ziehen. Als nämlich die bekannte Verbrennung IsMAEL-Pascha's zu Schendy im Jahre 1822*** stattgefunden hatte, so begann * Auf meiner Karte von Nubien irrig „Schukoje" geschrieben. •''' Ein Blicit in das Nil-Quellenlaiid von K. Ritter. Berlin 1844. '•'** RüppEL in seiner Reise in Abyssinien Bd. 1, S. 29 vcrst-zt dieses Faktum in den Monat November 182'J, da jedoch Cailijaud am II. No- vember 1822 in der Quarantäne zn Marseille angelangt (Voyage k Meroe, au Fleuve blanc etc. Band ]II. S. 336), sehr bald daselbst die Nacliricht von dieser That erliielt, so dürften, wenn nicht bestimmtere Angaben bestehen, bezüglich der Zeit des Ereignisses einige Zweifel 637 unter der Leitung^ des Melek Nemir von Schendy und seines Bruders Mohammed Woadd-em Melek-em Messaad* eine all- gemeine Eiliebuno; der Einwoliner im südlichen Nubien gegen das ti'irkische Joch, die mit der furchtbaren Züchtigung endete, welche MonAMMED-Bey-el Defterdar in den Jahren 182:5 und 1824 über sie verhängte. Melek 31ohammed fiel, Nemir aber mit den Seinen entfioh und wendete sich gegen Abyssinien. Auf dem Wege dahin schlug er sich bei TAttiseh uiit den ihm nachsetzenden Türken 5 verlor seinen Harem und Alles, Avas er gerettet hatte , entkam aber und nahm zugleich seinen früheren Bundesgenossen , der ihn später treulos verlassen hatte, den Schech Begir, gefangen. Nemir floh nun nach Abys- sinien, schenkte aber früher dem Begir, den er lieber ferne als sich nahe sah, die Freiheit und Hess sich in jenem Lande nie- der. Jährlich kamen Einwohner aus Schendy ihren alten Helden zu besuchen und durch sie kam auch die Nachricht von dem hohen Preise nach Abyssinien , welchen die egyptische Regierung auf seinen Kopf gesezt hatte. Diess war hinrei- chend, um eine Verschwörung gegen ihn anzuzetteln, deren Haupt der Vater einer seiner neuen Frauen war. Diese ver- rieth an Nemir das ganze Geheimniss, er gewann sie für seine Sache und bei einem Feste , welches er gab und wozu die Verschworenen geladen waren, soll Nemir's Frau ihren eigenen Vater erstochen haben , während seine übrigen Leute die an- dern anwesenden Feinde ermordeten. Seit dieser Zeit lebt Nemir, bei dem das vorgerückte Alter den glühenden Hass gegen die Türken nicht gekühlt hat, ruhig, ist von dem abyssinischen Generale Confu gerne ge- sehen , da er ihn in seinen Plänen unterstüzt und soll, wie ich hörte, den Mittelpunkt aller jener Operationen bilden, die von Abyssinien aus gegen die Türken eingeleitet worden, wo- für namentlich der Umstand spricht, dass Nemir nach den obwalten und wenig^sfens sclieint der Tag desselben nicht gonau bekannt zu seyn. Man sehe ferner Reisen in Nubien, Kordofan etc. von Dr. RürrtL. Frankfurt a. M. 1829, S. 100 u. s. w. * Auch unter dem Namon Melek Missajad bekannt. Man sehe Bd. II, Thcil Ij S. 498 dieses Reisewerkes. 6.18 vorjährigen Ereignissen bei Kalahat von Confü mehrere der ge- fangenen egyptischen Soldaten kanfte , um durch sie seine Leute im Gebrauche der Feuergewehre unterrichten zu lassen. Es ist daher auch gar nicht unwahrscheinlich , dass der alte Nemir direkt oder indirekt einen Einfluss auf die wiederhol- ten Erhebungen der Nomaden-Völker zwischen dem Atbara und Rahäd nimmt. Noch während unserer Anwesenheit zu Chardum und ohne Zweifel in Verbindung mit den dem ÄcHMED-Pascha gegebenen Aufträgen, begann eine Untersuchung gegen Abdel-Kader, den von CuuRscHiD-Pascha ernannten Schech el Beled, gegen den Kadi von Chardum und die Gouverneurs von Kordofan, Dongola und Berber. Wie bekannt, sind solche Untersuchun- gen und Strafakte bei den Türken immer ohne nachhaltigen Erfolg, wenigstens ohne günstigen für den Unterthan. Man wechselt nur die Rollen unter den Schauspielern, die Substanz 39 den von ihm ausg^eübten schmutzigen Druck bei seinen Lands- leiiteu höchst verhasst, der Kadi und ÄBBAS-Bey von Berber fielen, der Mamur von Dongola hingeg^en, bekannt durch Se- milasso, der ihn zu dressiren versuchte, und wirklich, wie ich mich selbst iiberzeugte, nicht ohne Erfolg, so wie Mehemed- IJey, der Kleine aus Kordofan, der zur Abwechslung auch manchmal und vielleicht nicht zum Nachtheile des Landes, seine Bedienten Diwan halten liess, erhielten sich noch, ob- wohl sie die öffentliche Meinung schon längst verurtheilt hatte, bis weiters auf ihren Posten. Das allgemeine Interesse, das man in Ost-Sudan damals auf Darfur richtete, bewog auch mich die möglichsten Erkun- digungen über dieses interessante Land und besonders über die Verbindungswege desselben mit Kordofan einzuziehen. Anwesende Dschelabbs aus Darfur gaben mir hiezu die schön- ste Gelegenheit und ich theile hier getreu die Ergebnisse meiner diessfälligen Forschungen mit: Aus Kordofan führen zwei Karavanenwege nach Kobbe, der Hauptstadt von Darfur. Der südliche dieser Wege führt von el Obeehd nach: Abu Harräss, grosses Dorf. Om-Sumema, „ „ Kalagli, „ ,> Batne Dauil. Chala. Ein langes Thal , wie der Name sagt, mit Hütten und Seriben der Karavanen. Gisankure. Chala. Didamm. „ Gubescha. „ Goos Erdebb. „ Waddi Beschara. „ Goos. „ Doescha. Dorf in Darfur. Arab MaUa. Grosses Dorf mit sehr räuberischen Bewohnern, welche die Karavanen häufig angreifen. Dschemaahn. Stadt und Haupthandelsplatz zwischen Kordofan und Darfur, wo auch manchmal der Sultan residirt. 640 Auf dieser Route, grösstentlieils über wasserarme Savan- nenebene ziehend, soll man nenn Tage zubring'en. In der Re- genzeit sind diese Ebenen von ganz unabhängigen, ränberiscben ßagfira-Stämmen bevölkert. Der gegenwärtige Häuptling in Dschemaahn ist Abdel-Mula. Die Bewohner sind mohamme- danische Neger. Das Land soll schön und sehr fruchtbar seyn. Von Dschemaahn nachTendelti rechneten die Dschelabbs in der Richtung nordAvest sieben Tagreisen und von Ten- delti, eine grosse, stark, bevölkerte Stadt, nach Kobbe eine Tagreise ■■'. Die Lage von Kobbe ist durch Browne, die von el Obeehd durch RüPPELL und uns bestimmt und aus dieser Bestimmung der beiden Endpunkte und den ^ngaben der Dschelabbs ist auf meiner Karte die Lage von Dschemaahn abgeleitet, deren Richtigkeit ich daher bei den unsicheren Distanzen-Angaben der Handelsleute nicht ganz verbürgen kann. Die nördliche Karavanen-Route von el Obeehd nach Kobbe ist weit näher und insoferne auch bequemer, da man Dörfer und Wasser nach Bedarf findet. Demungeachtet Avird dieser Weg von den Dschelabbs nur selten gewählt, weil sie auf selben der Entrichtung sehr hoher Zölle und zahllosen Räubereien und Plackereien ausgesezt sind. Dieser nördliche Karavanen-Weg geht von el Obeehd nach : Hoely Hammed. Dorf. Megenis. Chala. Katul. Dorf am Ab-Sunun. Gebirgiges Land. Nach den Angaben der Dschelabbs 70 (?) Berge in der Umgebung. Kaadscha. Dorf; fortwährend gebirgiges Land , voll Antilopen , Dschirafen u. d. gl. , daher auch häufis: von Jägern besucht. Surutseh. erstes zu Darfur gehörendes Dorf. * Die Lage von Tendelti ist auf Zimmermann's Karte des östlichen Mittel-Afrika, Pyritz 1843, unrichtig angegeben und auch der daselbst, westlich von Tendelti, angegebene Fluss „Nileh", alsnördlicheFortsetzung des Keilak, existirt allen Erkundigungen zu Folge dort nicht, indem der Keilak eine ganz andere Richtung hat 5 siehe meine Karte von Ost-Sudan. ^ 041 IJelile. Dorf in Darfiir. Soamm. „ „ » Bunis. „ „ „ Ischeschat. „ „ „ Argut. „ „ „ Tendelti. Grosse Handelsstadt. Kobbe. Hauptstadt. Auf dieser Route bringer» die Karavanen gewöhnlich zwölf Tage zu. Der Weg von el Obeehd über Abu-Harrass, Fadu und Rill nach Tendelti wird, wie uns die Dschelabbs sagten, am seltensten gegangen, wahrscheinlich des grossen Wasser* mangels halber. Diesen Angaben zufolge liegt ferner der Dschebel Mar- rah* zwei Tagreisen südlich von Tendelti, und zehn Tagreisen südlich von Dschemaahn sollen die Kupfergruben Hoffra-petah Nah.-iss liegen (vorne S. 319). Der Beschreibung nach befin- den sich diese Kupfergruben , die ähnlich denen des Rasen- eisensteins in Kordofan seyn sollen , in einer von isolirten Bergen umgebenen Ebene, auf der man überall Wasser findet, wo man nur nieder gräbt und die an Fruchtbarkeit als ein Pa- radies geschildert wird. Was die weiter westlich liegenden Länder anbelangt, so konnten wir nur erfahren , dass man von Kobbe nach Borgu (Brgu), wo Scherif Mohammed regiert, 15 Tagereisen und von Borgu nach Katako (sollte das Denhams und Clappertons Ka- tagum seyn?), wo Sultan Babirma (vielleicht gar eine Ver- wechslung mit dem Landesnamen Begharmi) regiert, 30 Tag- reisen rechnet. Von den noch westlicher liegenden Ländern wussten die Dschelabbs nichts weiter anzugeben, als dass die Inglis (Engländer) bereits dort gewesen sind und dass man endlich an den grossen Salzsee (an den Ozean) gelangt. Kurz vor unserer Abreise aus Chardum kam Faki Elemin aus Torra am Bacher-el Abiad mit einer grossen Lieferuntj präparirter Thierfelle an, worunter sich einige sehr interes- sante Gegenstände befanden. Kotschy schloss daher mit die- sem Jäger einen neuen Kontrakt für zukünftige Lieferungen ab und ernannte Laskari als seinen Bevollmächtigten, fasste " Auch diese Angabe differirt sehr mit Zimmermann's Karte. Russen gor, Keiseii. l\. Bd. 1. Tlil. 41 642 aber auch zugleich den Entschluss, selbst %vieder von Egypten nach Kordofan zurückzukehren und im Interesse der Wissen- Kcluift seine Forschungen in jenen Ländern fortzusetzen. Die- sen schönen Plan brachte der muthige Reisende nait grossen Opfern auch wirklich zur Ausführung. Bereits ati das Klima gewöhnt, vertraut mit Volk, Sitte und Sprache, war von seinen Leistungen der schönste Erfolg für die Wissenschaft zu er- warten. Im günstigsten Momente seiner Reise, mitten in sei- ner unermüdlichen Thätigkeit, wurde er jedoch, dem Ziele nahe, in seinem rühmlichen Streben durch Ereignisse unterbrochen, deren Älotive, Ausführung und Folgen man nur bedauern kann und bezüglich welcher ich mir auf einen gehaltvollen Artikel In der Beilage zur allgemeinen Zeitung, Nr. 40 vom Jahre 1844, zu verweisen erlaube. Unter den von Faki Elemin gebrachten Vierfüssern Avaren uns besonders mehrere Exemplare des merkwürdigen Abu DlafF (vorne S. 334) und ein Thier sehr willkommen, das die Eingebornen Abu Keeb nennen. Dasselbe haust, wie der Abu Dlaff, in unterirdischen Bauen , hat die Grösse eines ausge- wachsenen Katers, ist auf dem Rücken schmutzigweiss, sonst ganz schwarz, hat einen rundlichen Kopf, vorstehendes, sehr scharfes Gebiss, bis zwei Zoll lange Schneidezähne. Aus der Ordnung der Chiropteren waren uns neu : eine sehr kleine Fledermaus, braungelbes Fell mit schwarzen Flü- geln, Hufeiseiinase; eine zweite sehr kleine Art, deren Körper nur die Grösse einer Haselnuss hat und die wir zu tauscnden am Abend an den Ufern des ßacher-el Abiad herumsch wärmen sahen. Wir erlegten mehrere mit unseren Reitpeitschen. Das Fell ist dunkelgrau, am Bauche weiss. Der Kopf ist dem eines Hundes ähnlich, das Gebiss klein und scharf, die Flatterhaut ungemein zart und durchscheinend. Unter den vielen Vögeln, die wir während unseres Auf- enthaltes sammelten, waren uns neu: ein grosser, grauer Pe- likan, ein Jbis (Kopf, Hals und Brust rostfarb, sonst stahl- grün gefiedert), ein anderer Ibis, ganz dunkel braungrau. Im Bacher-el Ahsrak fingen wir eine Schildkröte, die sich im Bacher-el Abiad nicht (inden soll. Der Rückenschild ist rund, hat 1^ Fuss Durchmesser, pergamentartig, braungrün 643 gefärbt mit weissen Punkten , übrigens ganz glatt. Die Schnauze ist ein schweinsartiger Rüssel. Das Thier ist sehr wild und bissig. Unter den vielen Insekten war uns besonders ein Käfer interessant , den ein Europäer mit aus Kalabat brachte und dessen wir um keinen Preis habhaft werden konnten. Er hat die Grösse eines unserer grossen Mistkäfer, die Form von Cetonia, Flügeidecken schmutziggelb, Kopf und Rückenschild goldgrün , die untere ganze Seite ebenfalls goldgrün. Vorne am Kopfe hat der Käfer zwei kleine Hörnchen und zwischen diesen ein grosses, einen halben Zoll langes Hörn, das, nach rückwärts gebogen , oben an seinem Ende sich in zwei, eben- falls nach rückwärts gebogene Aeste theilt. Ich kann mich nicht erinnern, dieses Thier irgendwo sonst gesehen zuhaben. 41 Siebenter Abschnitte Wissenschaftliche Bemerkungen, gesammelt während den Reisen in Sennaar. Roserres, Fassoki und in den südlich von Fassoki am Bacher el Ahsrak und am Tumat liegenden Ländern. 1) MLlimatisclie VerliäUnisse. ritysikaliscli-meteoro- lo^isclies Ta^eliiicli. Nachstehende Tabellen umfassen zwei für die Klimatologie des tropischen Central-Afrika sehr interessante Perioden, näm- lich den Übergang aus der Regenzeit in die trockene Jahres- zeit im Monate Oktober, und jenen aus der trockenen Jahres- zeit in die Regenzeit in den Monaten März und April. In Ver- bindung daher mit den Angaben der Erscheinungen während der inzwischen liegenden trockenen Jahreszeit und mit den bereits früher tabellarisch dargestellten Beobachtungen wäh- rend dem Verlaufe der Regenzeit in Kordofan und zu Chardum haben wir nun ein geschlossenes Bild der klimatischen Erschei- nungen in Ost -Sudan während dem Verlaufe eines ganzen Jahres. Bedauern muss ich es, dass die Art des Reisens wäh- rend dem einem Feldznge ähnlichen Vordringen von Chardum bis Beni Schongollo mir nicht erlaubte, alle meine Instrumente mitzunehmen und ich besonders in der Reihe der Beobach- tungen die iiber den hygrometrischen Zustand der Luft hart vermisse. C45 00 e M E Am 2 0. Oktob. Noch immer sind die herrschenden Winde S. und SO. A m 21. Um 11 UhrM. steigt die Hitze im ZelteauJ3l0 Reaum. Im Lager an der Stadt Sennaar. ganz nahe dem Flusse, hingen die Instrumente 30 Fuss über dem damaligen Niveau desselben. 6D C 3 1 Gewitter drohend schön in der Nacht Blitze in Nord schön in W. Gewitter druhend schön n sehr schön e 'S Im Zenit Cirr. Cumm. in S. Cm. heiter zerstreut Cumm. bes. in W. u. NO. heiterer in NO. Cumm. ganz heiter zerstreut Cumm. heiterer heiter ganz heiter e stark 0. u. NO. S. u. SO. n Ost stille frischer NO. » Stille •y i|3«u lojinips uaiajj mi 4jnq jap aniujadinax CO CJ MCO^t^ O^* ©OJ ©»:?■?« Mt^ODOOOi?» oT oo" 0 9 9 oT t-^ 9 9 ©" i>^ «T oT oT -P -T^ ap" ^ 'WW "! aajaiuojKg ■)iosSan)i(9eqoag S »^ -^j» sss SS SS sssssssss 'S 5 S «8 rt " ^ g !/3 •apnnjs -IN >* o —^to ^ \a — M ^»ft s « > <- SS < C8.-S JS B5« 0 41 .2 • => c ö h 04 • S.J= C Cj ^ so :0 O 0 e ,S S- 1- 0 «- e ■■0 u g «1 t. V fe 0) est« ^ s a » CSS S b s 1 CO & b CO :5 e CO Ü5 ^ iT ^^ , 0 CO CO C 0 b 4) 1 CO "C 0 s 'S fe a u • 22 S « s C« 'S u s a> . C «5 1 lU SO S 4> 1 So 2 N s et u «.Cm b '2 "3 • M SJO" _C _a _c ö • ojO ^9 OJ Ol . V , 0 Sa- fe . K s 0 = 0 CSS 1 ^ s e« •■{j qocu U3:)}eq3s uaisjj 00^ 0 fO t- »ft^OO i« 0 et n rH^a "^ mi yn^ Jap jnjeaodniax M IM M («5 00 «0 t^ a (M ccT IM M CO IM oToo « IM ff» M d CO CO CO^ t- ® t. CO "* <•» t- US CO rv 'K'Vi ui aa^ainoava M IN *< e< ?^ d (M "* d ^ © -< iH (M M ^ »0 •jiazsaSex -^ s < •Sbx d ■M •JBU0J\1 '12 8 l .1 3 q 0 } 31 0 (i4: r •- c i. c " ''.c — = M) 1 •Sc« £5 lar. Nnclit wie n S. wie 26. Okt. ospliiire n orlifllt , n einer tu ie Luftte s i "=£^-£--'•2 •3 « ■= -a ü ■; < -S .£ .^ , 1 c.-='r, »;Z S^^ so S=g.«säS|£^ < < Si 5«£^.2:i=|=S •o Cü J£ •B-sCeO'B TS ' s a s :0 o c ^ JS ' £ S » £ _ j :© s £ : > .K » QO CO S QO 3S -/> c» S^ :0 t- ü ^Ü 5 ü ^ ?: - N o tt) £** ' b S S J3 & -% s t- o «3 c-« -> S S s ■?: «ü -5 ■«=' ~ s "^ •« '" ^ K O 6) _« . •» «oc o t- r? »fl m »ft (vj tOC«tO<3>Q0©«*l©>OO «OO "* (N O «O O »* o t- © ©»« «* M t- — -- © Ol C5 — O e< -" © e^ IT« t- t^ t~. r- t— 4J O s bc •?Saä N S X = CO «- -a . -ö'^< O o •- -< c* « —4 -^ rj'ujtot-otöf-ao©"" — ff« 1* t^ 1^ © CO © s ^ S <5 g S § IT« 1« © PO M •iE8l aaqoj}Jo (i48 s V te B S § n Am *. No v. Um 8 Uhr M. war der Wind so heftig, dass wir kaum das Zelt erlialten konn- ten und keine Beobachtung mög- lich war. Am 6. Nov. Um b^^ Uhr M. war die Lufttemperatur gleich 13,8 Rcaum. Seit die Nordwinde nun wehen, sind die Gewitter in .S. ver- schwunden und der Himmel ist immer rein, bei Tag und Nacht. Vormittags wachsen die Winde häufig zur Sturmesstärke an. Am 7. Nov. Abends 9 Uhr bei schwachem NW. und gani klarem Himmel sahen wir viele und grosse Sternschnuppen in .SSO. Sie glänzten mit einem starken, blauweissen Lichte und beschrieben Bogen von unse» fähr 200. Witterung. :3 I» c "S = S S ssssssss stsassss e 0. NO. stark N. u. NW. ^^ ^ 4^ N. mit häufigen Wirbeln N. stille stark N. N. sehr stark N, •y qDBu uaiJBqog uoiajj Uli y n'j jap Jujvaadraax 16,8 28,0 30,5 (T« IM — aC CD O IV5 C« — O ^- 00 05 O O) — M C« M M C< «5© 0)>*»AOCV5vn-'»0 ©OJ COlOmcO©"!*!--© 'WVi «! lajamoiBg 723,7 725,3 723,3 722,8 722,6 723,1 M X CO ^ 00 «■' m" "^^ "^ "rt" f •T M C» «■» (M (N C^ (M t^ t— t^ r.» r- t-* — ^CO CO^t-^O^OO^-^OC^O^ — fO(H «* '),i«8Sun)qaeqoag S-i ci CS s s s t S £ s s : ta sssÄStss •apunis CO O M ■<* CO CO t- © — -g:^ e!? 3 , 2: ^ _ »* c» »o M vn c» O) f © e t^ «! _ "* M t- _ „ ^ X to o © © CO © c» IN X eo OD QO Ol O) 00 t- k-*^ rt _ »0 o .J- t- Ol 05 OJ Ol 00 IN _ 05 X »ii r« — Ol O X C^ S-l * M (X> o> to M M fO ift t~ r- o ■» C^ an c; in PO 'S C5 CI IN (N O-*iN^iNC0'*»0 s ^ s| s s s^- s s s S.3 ^:^ :^Z ^.^ s a s ' 00 Uli yn-j J9[) anjKaadniax C^intOMOQOO^ — »Ä tlM .*o©o^>ft^oto» — oo^Tc« — oo't-foojooo Q0O5 ^ff»aio-"r-.ooO"< "WW "! 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B w Wl Die ner W de, w In de 1 0., 1 räume z heit ie Inst ^asse s ■ -jb e = c = -o M U S 29. Nov ■igens schi NW.-Wi indstille. i Blitzen i Zwische 1 dabei ga ru hingen i über dem s^J^.SSs^§ ? tsjK^ sa^Sr^ »tS s4< sfe ^ z X "0? "3 "^ « '}] qaeu ua))»i|3<; uaiajj *^ --©oooc«^koojciwto^ooc*'**'oe<»n^«*oso»^e<-^«*ce^o>i-i'*t*«: 'K'W "! 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Bd. 2. Thl. 42 658 her el fast der ine. der der 5i^7_ göjr. = ..:.__ BS....S. C _. i „ TI CO ID M fO CO fO ?^ c< 'S »^ — C^c<«C^«CO C « = £ = . :o t: . 5 :5^-^i:jD • = = = = •=! -s s • • - = • « v g u s - ::: o^>3 Z o — oe< e*«-«' -«r^rS"""" -* B ~~ fÜ ■S J .E Z ~-. VI eil B ^ 9 5< =* -^ „.p.-.»,»--^.»-.^^.»^^^^ Ol ^^ ^^ ....^•K.^M.^.^.^^^^.V«.«^«^^*. ** ^ e b ^ .2 'S 'S"" ~ ^ .s ^ ^ ;^ "O v c; 4= v .2 ^ a) B ^ ^^ . . s ^= ^= «= J^ ^^- ^S= :, s 'S "x ^ X ^ ^ aa s ^ o o u Oi Ol c» *WW 11 jaiamoiBg d" (N t- u <» _ a; 12 S e; a, fe'-' o • — • t. = ü *1io8Sna|i(3«qoag CS pfi •apunjg ©(M© in>-sc«cvs»oQoceaoai© — «^-H(Mco"*»n «o •jiazb-agL'x S<5S ^" ^ ^' •Sbx •)i!noivi ■i£8l aaqiuazoQ 050 o-fl^in t-^o ?^o cjt- I?« s -< 'S 3 2 u oö oiNeirt-fl"««« — c«'C CTl . 3 ^ = s^.3 s s s =^^ s t^ t.3 s^ t->oO'-'Oo»OkOto»-»nQO»nX'Ät---t-ooiv5Qo»o.j © ci IM M -*: QO 05 (M ■i£8l jaqiuazaQ 42 «60 s es B i Am 5. Januar. Observations- Platz in der Nähe des Dorfes Fassoki im Strombette des Tu males. Am T.Januar. Die Beobach- tungen auf dem Berge Fassoki wurden 150 Fuss unterhalb der höchsten Spitze vorgenommen § s :0 ^^„^^^. O B 'S :« _« ter Girr, ter > > > > > > > OJ ^ 0 B .3 S 2 s^ s s s CO N. stille •>| ipmiuanBips uaiaJi ui; yn'j jap jn^iuaduiax t~r tö" — " -^ ri" orT 1» t-^ 'Vi'Vi "! JajawojBg c-i r» C-l «^ C» CI M c^ -. — — ---H(NiMe^^-. — — — ^ ')ios3aa)i(a«qoag Lag. am blau. Flusse bei Mek-el Leli 3 0 7} ~i5tS2t2I:tt-- CB •apun?s 00 i^oo — e-iM-* ^OtDt-tO(3)OWo:i'!*iOtDt-"<» •jiazsaSiGX -ai s: J= =^' 15 =^ S -a - ==:H ^ =H 5 ^ r» — M O O koaiO-'Oor-— 'OOt-ODOin ©»•AOOOOO — O O) -o © »•*-S'COrt-*'*'*«>tS(V5l^XliO ffi »n >o (o tD to t- (» cc t-^ t^ t^ (O 0 to CO cT -30 cö' cö' CO ^A' CO t^ tO^ co" 1- Cl vT t-^ f^ f^ r- t- t~- r^ ^ -H — •^ •-* 0 o> ^H •-• -^ 1H ■— — •^ — — ■-^ 1-H — « — Co r^ f-^ t^ r-» f^ f^ r- r^ t~ t- t^ t^ CO «0 t- t^ r~ r^ t^ t^ •^ t^ t^ «^ l>. t^ CO CO CO CO CD 0 CO M- - «3 a* _ ce — CJ 55 ^ 6 "5 ^ '* « u ä « -* — CO © -IC« -H CO CO C< -H CO l> Oi © CO ff< n in CO c- 0 §■ r e< c< c« d M ir« (Ti i»^^"#^— '»«f«?_i^co"*_«*>noaococ'f-'!C>M3oao-'--ir»(y5QOcS'*© — «stoMaD ocr>aj050C5a)0©o©®oxoo~~~~ 000©00©o©©©00 «ts ». ^ ^ ^ ^ tl n -5 IJJ o =^5 O — fJ-*C»fO"*>050t-.(»C5tOO(rJM':jlintOI>CZ)0>0©lNC^M«0«0-H««^ S ' -^ oT J> c-i" ac i<^ T» 'WIM U! Jajamojug 702,6 702,55 702,55 707,5 706,1 704,1 704,0 704,0 684,7 706,3 "*— "* t--_ •jiosSunjqaBqoag am Berge Kasan II Lager am Berge Fabauo Lager am Berge Akaro Spitze des Akaro im Lag. am Akaro o CO ►5 •apunjs n ^ iti -^ e^d "So — IM — iMfOkn■ 4" ^ e 0£ n O t~ © o _ _ in O) •* Ol M o rl »n © © rf c» © © © t>. GO © o o OD m r- •n o> o o C3 T> tc — f' c« — «-- O O r- r- r- o Cl t^ —, in r/1 IM •rti o O! © CO c< ~* c^ c< c^ c* M ro C) (N e^ ■r» "^ fO M CM (V5 t^t~"^t--^-^tO'*aOr)'©fOr#-)0503XCOtCOCOtOXQOt--C--fO^I>rjr'5C in » t- GO « "8 £81 icnaqa^ 666 B § A m 6. März. Observirt lu Senn.aar im Lager an den Garten unterhalb der Stadt. Am 8. 10 UhrM. Deklination der Magnetnadel 10" westlich. Gegen Abend überzieht sich wieder der ganze Himmel mit dichten Gewitterwolken. Ans SW. erhebt sich ein Sturm, der unge- f.nhr '20 Minuten lang dauert und die Luft mit dichtem .Staub er- füllt. Darauf ward der Himmel heiter und es weht frischer 0. In der Nacht bedeckt sich der Himmel neuerdings und um Mit s »4 1 schön ; a ü s ■2 ^ ^ ^ ^ ^ -:2 '2 s i i CO ** (0 Wolken. heiter - 2 u t-1 "TS t- .■S i i :: i t ::^.-S i i - Ol (U s Wind. d ^i - -3 - = =-'^-3 ^ - « ^ N. stille N. stille N. stille 0. und NO. SO. SW. N. •y ipvu uajjuqat; uaiajj IUI yn»] jap jn)Kaadiiiax i^ (V5 ^1 .^ C-l O »M 'M t- Oi CO t- O IM O O t- d O — M u1 -- l--'MO)iOCO«^'r>OOrtc^O iMMrl — ^»HMC^fOClirOlM 'WI'W "! JaiaiuojBa »-, — M — »no"'!-'-"'* "* miMMO — Of-M — Qor-O O — — — -J~'ro-''WM C1 (M ?< C^ CI (N (H IM C^ ■M C-l vn '^ p-5 r< -r >.-.. 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Winde, Wolken und Witterung im Allgemeinen. In der zweiten Hälfte des Monats Oktober herrschten noch immer die Winde aus S. und SO. Selten nur erhoben sich Winde aus NW. und NO. , die stets von kurzer Dauer waren. Täg- lich stiegen noch Gewitter in W., SO., O,, und auch, obwohl seltener, in NO. auf. Leztere fürchtete man besonders, doch meistens lösten sie sich sämmtlich , nachdem es stark blizte und wenig donnerte, in einen Sturm auf, der von einem schwa- chen und sehr kurzen Regen begleitet wurde. Ein einziges " Bei meinem vorjährigen Aufenthalte zu Chardum im Monat März fand ich die Abweichung der Magnetnadel = 10" (vorne Seite 102) und später während den Monaten Juni bis Oktober = 9** 40' durchschnitt- lich (vorne Seite 433). 687 Mal während unserer Reise von Cliardum nach Sennaar entlud sich ein solches Gewitter am Bacher-el Ahsrak mit einer furchtbaren Gewalt. Die Regen fielen übrigens jederzeit Abends oder des Nachts. Nach den merkwürdigen Nebeln am 2.5. und 26. Oktober Abends, verbunden mit einer grossen Feuchtigkeit der Luft und einer Badehaus-ähnlichen, ängstlichen Schwüle, folgte plötzlich eine auffallende Änderung des ganzen Witte- rungszustandes. Die täglich Nachmittags bisher aufgestiegenen Gewitterwolken verschwinden, selten nur sieht man in der Nacht ferne Blitze, die Nordwinde gewinnen die Überhand, wehen kräftig und konstant und der Himmel bleibt rein durch Tag und Nacht. Mit Ende Oktober hatte in Sennaar die trockene Jahres- zeit vollkommen begonnen, die N.- , NO.- und NW.-Winde herrschen, mit äusserst wenigen Ausnahmen, ausschliesslich und dauern in dieser Breite bis Ende März. Sie wehen an- fänglich noch warm, die Nächte jedoch und besonders der Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, werden empfindlich kühl, der grossen Tageshitze gegenüber sogar empfindlich kalt. Jeden 3Iorgen zu Anfang Novembers, ungefähr 2 Stunden nach Sonnenaufgang (stets 6 Uhr Morgens mit, der Breite an- gemessener, geringer Abweichung), erhebt sich ein frischer N., der gegen 10 Uhr Vormittags häufig bis zum Sturme anwächst, in der Mittagsstunde sich etwas legt, dann JNachmittags wieder beginnt und endlich Abends mit Sonnenuntergang (stets 6 Uhr Abends, mit der der Breite entsprechenden geringen Abwei- chung) endet. In der Nacht ist die Luft meist ruhig, höchstens weht ein leiser NW. Auf den weiten Savannenebenen des Innern beobachtet man die wellenförmige Bewegung der Luft in Folge der Winde ganz ausgezeichnet, die Luftschichten heben und senken sich wie die grossartigen Wogen des Ozeans und lassen diese Form ihres Ganges durch den Sand und Staub bemerkbar werden, den sie im Momente ihrer Senkung in Masse mit in die Höhe nehmen. Während diesen Winden lässt sich nie jener hohe Grad von Luftelektrizität beobachten, der die Chamsine so sehr auszeichnet. 688 In der ersten Hälfte des Monats März waren die Nord- winde in der Breite von Sennaar und Woadd Medineh noch immer die vorherrschenden. Ihr Gang war stets sehr regel- mässig;, unterschied sich aber von dem vorher erwähnten darin, dass sie an jedem Morgen um 8 — 9 Uhr Vormittags begannen, den ganzen Tag durch bis Sonnenuntergang anhielten , dann bis Mitternacht ganz aussezten, sodann sich wieder erhoben und bis Sonnenaufgang fortdauerten , wornach wieder Wind- stille durch 2 bis 3 Stunden erfolgte. Im April und Mai traten nach und nach die O.- und W.- Winde wieder häufiger auf, Südwinde stellten sich wieder ein, Nachmittags und Abends stiegen wieder, besonders in S., Ge- witterwolken auf, man sah in der Nacht wieder Blitze, mit Ge- witterstürmen erfolgten wieder leichte, kurze Regen, kurz die Thätigkeit der beginnenden Regenzeit erwachte aufs Neue. S) Beiträg-e zur Pltysiog-uoiiiie und Creog-nosie der E^änder am Baciter-el Alisrak und Tuniat , von Cliarduiii 1>is zum lO. C^rade nürdliclier Breite. Von dem Punkte an, wo unterhalb der Stadt Chardum der Bacher-el Abiad mit dem Bacher-el Ahsrak sich vereint und beide mächtige Ströme den eigentlichen Nil bilden, bis zur Breitenparallele der Stadt Serü, also durch mehr als 2i Breitengrade durchfliesst der Bacher-el Ahsrak eine voll- kommene Ebene, auf welcher, ausgenommen die isolirt in der Ebene der Dschesirah zwischen dem B.-el Ahsrak und dem B,-el Abiad in der Breite von Sennaar stehende Berggruppe des Szegeti-Moje mit dem Szeiek, Abu Kudur u. s. w. meines Wissens kein einziger Berg oder Hügel dem Auge einen Ruhe- punkt gewährt. Diese weite Fläche, welche gegen Westen am B.-el Abiad mit der Ebene von Kordofan sich verbindet und gegen Osten bis zum Rande des abyssinischen Hochlandes reicht, ist theils Savanne, eine Grasebene, die den Nomaden- Völkern in der Regenzeit ein reiches Weideland darbietet, theils eine Art Steppe, steril, sandig, unwirthbar, in der trockenen Jahreszeit wasserarm gleich der Wüste, in der 680 Regenzeit sparsam mit Gras bedeckt. Das üfeiland des Flusses ist verliäitnissmässig; stark bevölkert, tlieils bebaut, theils mit dicliten Wäldern bedeckt, die in tropiscber Fülle und Vege- tationspracbt prangen. Weiter entfernt vom Flusse, als pe- rennirender Lebensquell, wird die ermüdende Einförmigkeit der Ebene nur durcb dünne Mimosenwälder und Gebüscbe unter- brocben. Feste Ansiedelungen werden dort wenige getroffen, dagegen aber wohl die Lager der Wandervölker mit ihren zahllosen Viehheerden und wilde Thiere iu Menge. Bei Serü beginnt das Land hügelig zu werden, die tiefen Bette der Regenbäche (Chor) dnrchfnrchen das Terrain und münden sich im Hauptstrome. Die Wälder nehmen an Dichte und Umfang sehr bedeutend zu, die Entwickelung der Vege- tation wird im Allgemeinen üppiger, die Wälder werden bis zur Undurchdringlichkeit dicht, in diesem Tipus spricht sich das Bild des Landes fast durch 2 Breitengrade bis Fassoki aus. Isoliite Berggiuppen von grösserer Bedeutung erblickt man am B. el Ahsrak bis Roserres nur zwei, nämlich bei Umdurmann den Abel auf der einen und die Gruppe desKrduss und Okelmi auf der andern Seite, weiter im Innern der Dschesi- rah beobachtet man der isolirten Berge mehrere , wie Felsen- inseln im Ozean. Von Roserres südlich entwickelt sich die Hügelbildung immer mehr und mehr, die Bette der Chors werden tiefer, mächtiger, die isolirten Berggruppen zu beiden Seiten des Stromes an Zahl und Umfang bedeutender, die Vegetations- fülle wird allgemein , der Charakter der Sterilität ist ver- schwunden. Das rechte Ufer des Stromes ist stark bevölkert, weniger, besonders von Roserres südlich, das linke. Bei Fassoki, wo der Tumat mit dem Bacher-el Ahsrak sich vereint, betritt man Gebirgsland. Anfänglich sind es zahl- reiche, isolirt aus dem Hügellande sich erhebende Berge mit zwischenliegenden Ebenen. Weiter gegen Süden werden aber diese Berggruppen häußger, gewinnen an Umfang und nähern sich unter sich mehr und mehr, bis man endlich in Kamamil, Obi und Schongollo ein vollkommen ausgebildetes Gebirgs- terrain mit zusammenhängenden, untergeordneten Bergketten vor sich hat, deren Stammgebirge, die grossen und hohen Bergketten in den Galla-Ländern am Bacher-el Ahsrak (Abai) Rus.seggei, Rtksen. II. Bd. "i. Tlil. 44 090 lind am Jebnss, man östlicli und südöstlich znr Seite lässt. Zahl- lose Reg^enbäche «lul perennirende ßergstiöme dnrchziehen das Land in allen Richtungen und vereinen sich mit dem Tumat und Ahsrak, sie bilden vollkommene Thäler. Die Vegetation ist allgemein verbreitet, prachtvoll, die Berge luid Hochebenen sind stark bevölkert , die Ansiedelungen durchaus stabil. Dieses Gebirgslaiid, von t'assoki bis zu den Ebenen der Galla, westlich von Fadassi, ist der westlichste Vorsprung jenes Theiles des abyssinischen Hochlandes , welcher die innere Seite der grossen Krümmung des Abai erfüllt und weiter hin gegen !N0. das Becken des Dembea oderZanasees beiGondar iimschliesst. Die Berge nähern sich dem Abai aus dem Innern in gewaltigen Massen und dem Ansehen nach zu Meereshöhen von 9000 — 10,000 Fuss ansteigend , behaupten sich im g^leichen Schlüsse, aber mit verminderter Höhe, auf dem linken Uferlaude desselben und am Tumate, nehmen weiter gegen West mehr und mehr an Höhe ab, trennen sich aus ihrem gegenseitigen Verbände, erscheinen vereinzelt, Inseln gleich und verlieren sich endlich in den weiten Ebenen gegen den B. el Abiad hin. Nach Dr. Rüppell dürften sich die Berge in der Provinz Godjam, südlich des Zana- oder Dembeasees, der eine Area von 150 Qnadratstunden einnimmt, zu 13,000 bis 14,000 Par. Fuss erheben. Seinen direkten Beobachtungen nach steigt das Hochland von Abyssinien unmittelbar von dem flachen Küstensaume bei Massöwa und in kaum zehnstündiger Entfer- nung vom Meere schnell zu 9000 Fuss an; hierauf folgen die Sandsteinterrassen von Tigre in mittlerer Meereshöhe von 6000 Fuss und in dem vulkanischen Centralstocke des Semen- gebirges erheben sich die Berge über die Schneegränze (13,600 Fuss). Der Bergpass Seiki liegt in 12,000 Fuss, die Kuppe des Bua Hat, des höchsten Berges in Semen, hat ungefähr 14,000 Fuss Meereshöhe. Die mittlere Erhebung des Plateaus von Woggera über das Meer beträgt 8500, die des Plateaus von Gondar 6500 Fuss. Dieses Plateau stürzt sich weiter westlich, in der sogenannten Kulla (Kala, Kalabat) plötzlich um 4000 Fuss ab , so dass für die Ebene der Kulla am Rande des abyssinischen Hochlandes eine Meereshöhe von 2500 Fuss 691 sich berechnet, von der sie sich sodann weiter gegen West, gegen Sennaar und Roserres, wo meine Messungen beginnen, bis zu 1500 und 1600 Par. Fuss Meereshöhe abdacht. Die Erhebung des Bodens im Innern von Afrika, und zwar längst dem Nile und seinen grossen Seitenarmen , erfolgt aus INord in Süd hei weitem nicht in jenem starken Verhältnisse und in jener Terrassenform , die man , ohne den Gegenstand genauer zu kennen , so lange als bestehend angenommen hat. Dr. RüppELL hat meines Wissens zuerst auf das Unrichtige dieser Meinung hingedeutet und seine Ansicht hat sich sowohl durch mein barometr. Nivellement von Kordofan und Nuba (vorne S, 281 etc.), als durch mein nachstehendes barometr. Nivellement der Bodenerhebung im Flussgebiete des Bacher el Ahsrak und des Tumates vollkommen gerechtfertigt. Aus den vorne tabellarisch angegebenen Beobachtungen über Luftdruck und Luftwärme und mit Zuhülfenahme der gleichstündigen (nicht gleichzeitigen) Beobachtungsdaten, bei möglichst kleinen Zeitintervallen, ergeben sich folgende Höhen- resultate : I. Aus barometer. Messungen berechnete Meer es höhen in Pariser Fuss. Stadt Chardum 1431 „ Woadd Medineh 1500 „ Sennaar 1545 Ebene am Fusse der Berge Szegeti und Moje (Mittel). 1706 Spitze des Berges Moje 2126 Stadt Roserres 1621 Insel Mek-el Leli 1586 Fassoki. Vereinigungspunkt des Tumates mit dem „ Bacher el Ahsrak 1763 Spitze des Berges Fassoki 2659 Lager am Berge Akaro 2279 Spitze des Berges Akaro 3094 Lager am Berge Kassan 2301 Spitze des Berges Kassan 3024 Lager am Chor Abgnlgi 2666 „ auf dem Plateau ßeschori 2767 44 * 692 Dorf Belli Schoiigollo 3361 Kuppe des Berges Gevvesch in Sehongollo, oberhalb Beni Schongollo . . . . , 3813 Mittlere Erhebung von Dar-el Pert 2700 II. Auf Basis dieser berechneten Meereshöhen wurden durch Schätzung bestimmt folgende Meereshöhen in Par. Fuss. Spitze des Berges Szegeti bei Sennaar 2100 „ „ „ Szelek 1900 „ „ „ Abu Kudur 1950 „ „ „ Krduss in Roserres 2370 ^ „ „ Maaba 2100 Die höchsten Kuppen des Gebirges Tabi .... 2500 Kuppe des Berges Medelak in Fassoki . . 2200 „ Bellao „ „ . . 1900 „ „ „ Dasa » » . . 2300 „ „ „ Faruni » » . . 2200 j, „ „ Fasangoru » » • . 2400 „ „ „ Fallowud » >, . . 2900 „ „ „ Hadjar-ei Chala » „ . . 1800 „ „ „ Bagöri ,, » . • 1900 Spitze des Berges Abu Raminla, in Abu Rammla . 3000 „ „ yy Woadd Hammla „ „ „ . 2900 Höchste Kuppen der Koeliberge 3300 Spitze des Berges Semmin im Lande der Guinus 2300 „ „ „ Dschebellad „ „ „ „ 2500 „ „ „ Futak „ „ „ „ 1950 » » >. Kudulu „ „ „ „ 3000 >> ,} » Bainasa „ „ „ „ 2900 „ „ „ Gumschu „ „ „ „ 3000 » » » Timmer „ „ „ „ 2200 „ „ „ Hadjar-el Bagära in Akaro . . 2300 „ „ „ Oinasemma » » • • 3000 yy „ „ Fadoga in Fadoga 3100 „ „ „ Faronja „ „ 3500 „ „ „ Fabauo in Fabauo .... 2900 y, „ yy Omschiefa „ „ .... 2500 yy ,, y, Koschanköru in Koschanköru . 3300 093 Spitze des Berg;es Bongalu in Koschankoru . 2250 » » » Fafirün „ w . 3100 y> » » Rugieg „ » . . 3500 » » » Gaduin „ » < . 2S00 » » » Abufudar „ » . . 3000 » » » Amoesandu „ » . . 2500 » » » Beilafudi „ » . . 2800 » » » Luogi in Kassan . . , . 3100 » » » Koblu y, » • • , . 3400 » » W Gammada ,> » • • . . 2900 » » » Faschini „ » • . 3700 » » » Kobili yy >} • . . 3600 » » » ümbe „ » . . 3200 » » » Abgulgi in [Camamil . . . 3200 » » » Durschaschi „ » . . 3000 » » » Gonguru „ » * . . 3100 » » » Fakirnu in Obi .... . 3200 » » » Goreri „ „ . 3700 » » » Beilisidan „ >, . . 3900 » » » Fabingii „ „ . 3500 » » n Gieschup „ „ . 3000 » » n Obi „ „ . . 3700 » » » Sude in Sude . 3700 » » » Ganga „ „ . 3500 » » » üle „ „ . . 3800 » » » Singe in Schongollo . . . 4400 » » » Rodochat „ }} . 3900 » M » Fassodur „ » . . 4800 » » » Bibi „ » • . 4300 » » N Fadongu „ » • • . 4500 » » » Fawingis „ M • • . 3600 » » » Hischi „ » • • . 3900 » » » Sorre „ » • • . 4200 » » » Dagosche „ » * • . 4100 » )» » Belfrdu „ » • . 3S00 » » » Medbis „ » • • . 5000 )> » » Andu „ W • • . 4300 Höchste Spitze des Berges Gewesch > . . • . 4300 C94 Klippe des Berges üinbi im Lande der Galla, zwischen dem Jebuss und Abiii . . . 7000 „ ,) ^, Belfiidi im Lande der Galla, am rechten Ufer des Abai . . . 8000 „ „ „ Beschori » » » ... 9000 „ „ „ Belamili » » » ... 9000 Der Abai (Bacher-el Ahsrak) bei der Mündung des Jebuss, ungefähr in 10*^ 16' nördl. Breite . . . 1930 Der Bacher el Abiad in derselben Breite, also oberhalb des Berges Tofafan im Lande der Dinka* . . . 1890 Die beiden hier zulezt angegebenen Meereshöhen der Flussbette des Abai oder B. el Ahsrak und des B. el Abiad sind aus der Annahme hervorgegangen, dass das Gefälle dieser zwei Flüsse von jenen Punkten an, bis wohin dasselbe durch barometr. Nivellement ausgemittelt wurde, weiter aufwärts sich nicht sobald und bedeutend ändern dürfte, daher diese Höhen, respektive die betreffenden Flussgefälle, in geradem Verhältnisse zu den Stroralängen (Entfernungen) und dem barometrisch ausgemittelten , durchschnittlichen Stromgefälle stehen. III. Folgerungen, die sich bezüglich der Bodengestaltung aus vorstehenden, durch barometrische Messung und Schätzung aus- gemittelten, Meereshöhen ergeben. Um Nachstehendes mit jenem in Verbindung zu bringen, was bereits bezüglich dieses Gegenstandes über das Nilthal in Egypten und Nubien gesagt wurde, erlaube ich mir auf S. 545, II. Band 1. Theil dieses Reisewerkes hinzuweisen. Diesemnach betiägt : a. Die mittlere Meereshöhe des Nilthaies vom : Mittelmeer bis Assuan 171 , von Assuan bis Chardum 886 Pariser Fuss. * Vorne S. 303. Auf Zimmkkmann's Karte des östl. Central-Afrika (Pyiitz 1843) Tefasan gescliriebcn. Andere schreiben wieder Tefafaungh Dofa-Faungli, Tefason u. s. w., oline Zweifel ist dieser isolirt am rechten Ufer des B. cl Abiad zwischen dem 10. und 11. Grade nördl. Breite sich befindende Berg Tofafon ganz ident mit dem Dschebel Abid (Berg der Neger oder Negerberg) auf meiner Karte von Ost-Sudan. 695 Erstere Ziffer drückt demnacli die mittlere Älcereshölie des Stromthules von Eg'ypteii, leztere die desjenigen von N u b i e n aus. Ferner berechnet sich ans vorstehenden Daten : b. Die mittlere Meereshöhe des Stromthaies des Bacher el Ahsrak (Äbai von Fassoki an bis zum Zana-See): Von Chardum bis Fassoki, d. i. in den Leandern Sennaar und Roserres, auf 1597; von Fassoki bis zur Deldei-Brücke, südöstlich des Zana- Sees, auf 2349 Paris. Fuss, * und die mittlere Meereshöhe des Bacher el Abiad von Chardum bis Eleis auf 1.549 Paris Fuss. c. Betrachten wir weiter die aus den Höhendifferenzen sich ergebenden Stromgefiille, so erhalten wir, die Distan- zen der Stromlinie nach — gerechnet : Für den B. el Ahsrak. Von Chardum bis Woadd Medineh, bei 35 geogr. Meilen** Distanz, auf 1 Äleile 2,0 Paris. Fuss ; von Woadd Medineh bis Stadt Sennaar, bei 29 geogr. Meilen Distanz, auf 1 Meile 1,55 Paris. Fuss; von Sennaar bis Mek-el Leii in Roserres, bei 63 geogr. Meilen Distanz, auf 1 Meile 0/>5 P. Fuss ; von Mek-el Leli bis Fassoki, bei 20 geogr. Meilen Distanz, auf 1 3Ieile S,8 P. Fuss; von Chardum bis Fassoki, bei 146 geogr. Äleilen Distanz, auf 1 Meile 2,3 P. Fuss; von Fassoki bis zur Deldei-Brücke, bei ungefähr 90 geogr. Meilen Distanz, auf 1 Meile 13,0 P. Fuss und von Chardum bis zur Deldei-Brücke, bei ungefähr 236 geogr. Meilen Distanz, auf I Meile 6,4 P. Fuss. Für den Bacher el Abiad: Von Chardum bis Eleis, bei 58 geogr. Meilen Distanz, auf 1 Meile 4,0 P. Fuss. Für den ganzen Nil mit seinen beiden Haupt -Annen soweit sie zur Zeit meiner Reise bekannt wareu : Vom Mittelmeer bis zur Deldei-Brücke, bei 644 geogr. Meilen Distanz, auf 1 Meile 4,7 P. Fuss ; Meereshölle der Deldei-Brücke nach Beke = 2936 P. Fuss. ** 15 geogr. Meilen = 1*^ des Äquators gerechnet. 606 vom Mittelmeere bisEIeis, bei 466 geogr. Meilen Distanz, auf 1 Meile 3,6 P. Fuss. Fiir den Tumat: Von Fassoki bis auf das Plateau von Beschori, bei 15 geogr. Meilen Distanz, auf 1 Meile 67 Paris. Fuss. d. Wenn wir die Parallele des 11. Breitengrades heraus- heben, um mit Zuhülfenahme vorstehender Daten und jener des barometrischen Nivellements im Nnba lande* die Bodeu- gestaltungdesin dieser Li nie liegenden Landes, vom Berge Tungur, westlieh des B. el Abiad , bis zum Gebirgsgehänge östlich des B. el Ahsrak, in einer Ausdehnung von 5 Längen- graden, zu beurtheilen, so erhalten wir den auf Blatt 4 befind- lichen Durchschnitt, und wir können nach der bezüglichen Grösse der beiden Stromgefälle annehmen, dass in der Parallele des Berges Gonguru (lO** 32' nördlicher Breite), am linken Ufer des Bacher el Ahsrak, das Bette dieses Stromes so ziemlich im gleichen Niveau mit dem des Bacher el Abiad in derselben Parallele liegen möge. Nach diesen Umrissen der Bodengestalt von Ost-Sudan schreite ich zur Darstellung der geognostischen Struktur des Landes und lasse hier zuerst die Reihe der auf meiner Reise von Chardum bis Beni Schongollo gemachten diessfälligen Beobachtungen folgen **. Der Flussschlamm der heutigen Anschwemmungen bildet zunächst Chardum das Uferland des Bacher el Ahsrak. Jede Felsbildung verschwindet unter den mächtigen Alluvionen der unabsehbaren Ebenen. Zwischen den Dörfern Umdumm und Bager bildet die steilabfallenden Ufer ein grobkörniges Kon- glomerat von Flussschlamm und öuarzkörnern (meist kleine Geschiebe), die Ufer sind zerrissen und bei sehr niederem Was- serstande werden einzelne Felsen dieses Konglomerates mitten im Strome sichtbar. Sie enthalten Bänke aus den Resten der Etheria Cailliaudi (nach Ferussac. Vorne S. 342 : Aetheria C. nach Voigt) bestehend. Eine kurze Strecke vor dem Dorfe Kutran sehen wir die * Vorne Seite 281. *" Man sehe im Atlas dieses Werkes die geognostische Karte von Ost-Sudan. 697 Bänke des neuein Schlammes mit denen eines jungten, erdigen, sehr kalkigen Mergels >^echseln, der auch bei Umdnrmann, Chardum gegenüber, am B. el Abiad vorkommt und dort zum Kalkbrennen benüzt wird. Die Straten dieses Mergels liegen ganz horizontal und erreichen eine Mächtigkeit bis zu 6 Fuss. Das eigentliche Liegende dieses erdigen , schmutzig weissen, sehr zerfallenen und lose zusammenhängenden Mergels sind die Straten eines alten Flussschlamms, stark von kohlensaurem Kalk durchdrungen , eine compakte. feste Masse. Dieser er- dige Mergel, ein offenbares Süsswassergebilde, ein Alluvium des Stroms, in welchem sich der Gehalt an kohlensaurem Kalk, der dem Flussschlamme jenes Terrains überhaupt angehört, be- sonders vorwaltend ausspricht, bildet die erste Stufe der Pe- trifikation desselben, den Lbergang aus Schlamm in wirkliches Gestein. Oberhalb dem Dorfe Hoely-el Foggära, am linken Ufer, tritt der obere, grobkörnige Sandstein von Nubien zu Tage, ganz derselbe, wie wir ihn bereits und fast in derselben Breite am Bacher el Abiad, am Berge Gar-en Nebbi kennen lernten. Auch weiter flussabwärts, bei Elefun , scheint es, dass im Strombette selbst entweder diese Sandsteinbilduug oder das vorne erwähnte, grobkörnige Konglomerat entblösst liegt; denn wir bemerkten an seichteren Stellen mehrmals an dem Tone der am Grunde auffahrenden Barke, dass dieser nicht, wie gewöhnlich hier, aus Schlamm, sondern aus Gerolle be- stehe. Bei Foggära wird dieser grobkörnige Sandstein von den horizontalen Straten eines ganz eigenthümlichen Konglo- merates bedeckt, welches wir bereits bei den Dörfern ümdumm und Bager weiter flussabwärts getroffen hatten. Dasselbe besteht aus weissen, gelben und rothen öuarzkörnern und Ge- schieben des darunter liegenden Sandsteins, verbunden durch ein Zement von Flussschlamm und kalkigthoniger Masse. Die- ses Konglomerat enthält Süsswasser-Konchylien der noch im Strome lebenden Arten. Besonders häufig findet sich in un- förmlichen Haufen und Klumpen, analog dem Vorkommen im lebenden Zustande, die Etheria Cailliaudi, seltner sah ich Ar- ten von ünio, Iridina und Anodonta, ganz vermisste ich üni- valven. Die Schalen dieser Konchviien sind in ihren Formen 698 gut erhalten , jedocli sehr mürbe und ganz weiss (entfärbt). Die unteren Bänke dieses Konglomerates sind fest, sandstein- artig und würden sich selbst zu Bausteinen eignen. Die obe- ren Bänke desselben hingegen zeigen losen Znsammen hang, zerfallen theils zu Schutt, der der Vegetation sehr günstig ist, theils ist die Oberfläche der Bänke mit den losen Kieseln be- deckt, die auch in diesem Zustande kleine Bänke von Gerolle in der Masse des Konglomerates selbst bilden. Sehr häufig wird dieses Konglomerat wieder durch jüngsten Flussschlamm bedeckt und geht daher an den Ufern nur theilweise zu Tage. So bildet dasselbe zwei Stunden oberhalb Eelti eine zwei Stunden lange und stellenweise 4 bis 5 Klafter hohe Bank. Die Schichten, bis zu 6 Fuss und darüber mächtig, korrespon- diren in dieser ganzen Strecke genau und sind nur durch die sattelförmigen Einschnitte der Regenbäche unterbrochen. Auch bei Tihene und bei Fooger sehen wir dieses Konglome- rat und zwar an lezterm Orte in Sandstein übergehend. Bei Bischäkra, am rechten Ufer, bildet alter, fester Flussschlamm, von der Konsistenz eines sandigen Thons, die steile Uferwand. Grosse Massen trennen sich fortan durch den Andrang des Flusses vom Ufer und bleiben so lange als felsenartige Inseln im Strome, bis die Fluthen sie wieder zerstören. Mitten in dieser mächtigen Schlammablagerung sezt eine 2 Fuss mäch- tige Schicht von hartem Thon auf, der durch Rotheisenocker ziegelroth gefärbt ist und auch den Eisenocker in kleinen Ne- stern ausgeschieden enthält. — In diesem eisenschüssigen Thone setzen auch kleine Klüftchen von öuarz auf, Aus- scheidungen der in diesem Schlamme vertheilten kieseligen Materie. Leztere spielt übrigens in diesem Gebilde noch eine weitere, höchst interessante Rolle. Sie durchdringt nämlich an manchen Stellen gleichförmig den eisenschüssigen Thon und wandelt ihn, im Überschüsse auftretend, in einen rothen dich- ten Kieselkalk und Süsswasserquarz um. Diese jugendliche Felsbildung scheint fortdauernd zu seyn und wir sehen hier im rein neptunischen Wege, verbunden mit chemischer Ausschei- dung und ferne von allem Vulkanismus, Gebilde entstehen, wel- che denen des Dschebel Achmar bei Kairo täuschend ähnlich sind und ganz gewissen vulkanischen Produkten, gebr.inntem, «99 gefilttetem , verglastem Tlione z.B. «leieheii. (I.Band,]. Theil, S. 275.) — Hoely Seid, am recliteii Ufer, gegenüber und eine Stunde oberhalb dem Dorfe Chorkut, am linken Ufer, liegt das Kon- glomerat ausgezeichnet auf altem, schwarzem, dicht und fest gewordenem Flussschlamme auf und enthält Pflanzenreste, meist Wurzelstiicke von Mimosen, die ganz verkalkt sind. Zwischen Woadd-em Medi und Hoely el Foggära(das zweite Dorf dieses Namens bei Szambul; vorne S. 448) erscheint diese jugendliche Felsbildung mehrmals an beiden Ufern des Stro- mes; unter besonders interessanten Verhältnissen aber in der Nähe des leztern Dorfes am linken Ufer. Es sind die ober- sten, jüngsten Bänke des Conglomerates, welche hier die Ufer bilden und in denen der Flnssschlamm in seiner noch unverän- derten Eigenthümlichkeit vorherrscht, welche daher auch noch wenig Konsistenz zeigen, erst an den tiefsten Punkten wirk- liche Steinstrnktur und bis dahin alle Nuancen des Verlaufes dieser Umwandlung wahinehmen lassen. Diese Bänke sind hier voll mit Wurzelstücken der in nächster Umgebung lebenden Mimosenarten. Der Versteine- rungsprozess , ein fortwährend tiiätiger, legt sich hier in seinen Stadien klar vor Augen. Die mächtigen Mimosen am Uferrande durchdringen mit ihren Wurzeln alle Straten des Alluviums und in allen Richtungen. Wir sehen das oben frische, lebende Wurzelstück in seiner Verlängerung nach unten ab- sterben, der kohlensaure Kalk, vertheilt durch die ganze Masse des Konglomerates , beginnt die Urastaltnng , die organische Materie wird verdrängt, chemisch verändert und . statt dem Holze sehen wir in den tiefsten festen Schichten des Konglo- merates eine steinharte, graue, feste, klingende, conzentrisch strahlige, zum Theil krystallinische Masse von kohlensaurem Kalk, welche die Textur des Holzes von aussen ausgezeichnet beibehalten hat. Diese ümstaltung bemerkte ich jedoch nur bei harten Hölzern mit festem Kern, während bei solchen, deren Rinde nur eine poröse, schwammige Masse umschliesst, wie bei der dort gewöhnlichen Asklepias, die Metamorphose mehr rein mechanischer Natur zu seyn scheint. Der schwam- mige Kern ist diessfalls ganz zerstört und das Konglomerat 700 selbst erfüllt als harter, sandin^er Schlamm den von der, zum Theilc sehr g;iit erhaltenen, Rinde umschlossenen Raum. Die Chor, wie die Sudan-Araber die Regenbäche zu nen- nen pflegen, mögen mit dem Hauptstrome zusammen gleichen Antheil an der Bildung dieser Konglomerate nehmen, die sich fortan flussaufwärts verfolgen lassen. Oberhalb Om-Magarib bildet der alte Flussschlamm, hart und fest, fast wie verhär- teter Thon, senkrechte Ufer-Wände und bedeckt das obener- wähnte Konglomerat, welch lezteres bei Abu Harrass in zer- rissenen, wilden Formen neuerdings hervortritt. Dieser Stadt gegenüber, am linken Ufer des Bacher el Ahsrak, setzen im Konglomerate Thonstraten auf, welche Kochsalz führen, das die Einwohner mittelst Auslaugung und Verdunstung der Lauge in flachen Gruben durch die Sonnenwärme gewinnen. Die Stadt Abu Harrass ist auf einem Vorsprunge des rech- ten Ufers erbaut, wo das Konglomerat feinkörnig, sandstein- artig und so fest ansteht, dass es als Baustein benuzt wird. Mit demselben wechsellagern Straten eines sandigen, grauen, harten Thons (erhärteter Lehm) bis zu 1 Fuss mächtig, und an der Mündung des Rahäd trifft man eine eingelagerte Mergel- bank, sandig und grau von Farbe. Alle diese Alluvien sind voll versteinerter Wurzelstücke. Die Stadt Woadd Medineh steht auf demselben Konglo- merate, welches wir bei Abu Harrass beobachteten, nur ist es hier grobkörniger und nicht nur voll versteinerter Wurzel- stücke, sondern auch voller Reste von Süsswasser-Konchylien. Die Etheria Cailliaudi ist wieder vorherrschend, aber auch Anodonta, . Unio und Iridiiia finden sich häufig. Auch fanden wir einen von einer sandsteinartigen Masse überzogenen Kno- chen, unserer Ansicht nach der unterste Fussgelenkknochen eines jungen Kamels. — Bei Abu Harrass sowohl als auch bei Woadd Medineh sehen wir in den festesten, sandstein- artigen Schichten des Konglomerates, wo dasselbe ganz aus öuarzkörnern, verbunden durch ein kalkigthoniges Zement, besteht, Adern von krystallinischem Kalkspath und Erbsen- grosse Konkretionen von einer Thoneisensteinartigen Masse, mit conzentrisch-schaliger Textur. Bei Hascharro, oberhalb Woadd Medineh , bildet das oft 701 erwähnte Alltivial-Konglomerat Felsen und einen hohen steilen üferrand. Grosse Haufen versteinerter Wurzelstücke von Mimosen und Asklepias, regellos durch einander geworfen, erfüllen kleine Höhlen in dieser Felsbildung, vom Flusse zu- sammengeschwemmte Haufen, welche späterhin das Alluvium bedeckte und einhüllte. Am Dorfe Genip weichen die Schich- ten der Alluvien von der ihnen hier gewöhnlichen horizontalen Lagerung ab, sie streichen ]N — S. und verflachen mit 25 '^ in Ost, also der gegenwärtigen Stromrichtung gerade entgegen. Bei Bagädi am linken Ufer ist das angeschwemmte Land, grob- körniges Konglomerat, bedeckt mit hartem, sandigem Schlamme, so voll von Holz und Konchylien-Resten, dass einzelne Bänke nur aus solchen bestehen. Am Ufer liegen grosse Felsblöcke, Trümmer der Uferwände, welche ganz aus den Schalen der Etheria zusammengesezt sind, die durch eine kalkigthonige, sandige Masse fest zusammengekittet werden. Hier sieht man auch ganze versteinerte Mimosenstämme, und es scheint, dass hier ein Wald von den Fluthen niedergelegt wurde, oder eine grosse Anschwemmung von Holz stattgefunden hat. Von Bagädi an nimmt die Masse des versteinerten Holzes in den Alluvialbildungen des Bacher el Ahsrak ausserordentlich zu. So sehen wir bei el Goseier am linken Ufer den gewöhnlichen, Jüngern Flussschlamm voll versteinerter Mimosen-Reste, die, ohne Zweifel hier auf sekundärer Lagerstätte, durch Regen- güsse entblösst zum Theil auf der Oberfläche herum zerstreut liegen. Das Holz ist in eine dichte, graue, mergelige Kalk- steinmasse umgewandelt, die weiter flussaufwärts bei Woadd- Gasmalla am rechten Ufer als dichter, grauer Kalkstein eine selbstständige Felsbildung darstellt und als solche ziemlich hohe Uferwände bildet. Dieser merkwürdige Kalkstein ist nicht nur voll des so eben erwähnten, in seine Masse umge- wandelten Holzes, sondern er besteht eigentlich nur aus solchen, und ich bin sehr geneigt diese ganze Felsbildung nur als eine Schicht aufgehäuften, in Kalkstein umgewandelten Holzes an- zusehen. Fünf Stunden oberhalb Goseier, flussaufwärts am linken Ufer, sehen wir neuerdings im Flussschlamme Bänke von ganz und theilweise versteinertem Holz , dessen Äste und Wurzel- 702 stücke abenteuerlich geformte Gruppen bilden. Hier scheint wirkh'ch an Ort und Stelle ein g-anzer Wald seinen Untergang gefunden zu haben und theilweise späterhin durch die Regen- ströme wieder entblösst worden zu seyn. Weiter flussaufwärts treten im festen Flussschlamme bedeutende Bänke von den be- reits erwähnten Konchylien auf, welche wir durch das Vorwal- ten der Etheria als Austernbänke bezeichnen können. Bei Essaar und Woadd-el Äbbäs am rechten Ufer beginnt eine sehr bedeutende Ablagerung des bereits erwähnten Kon- glomerates und Flussschlamms. Sie kann, durch den starken Andrang des Flusses hoch nnd steil entblösst, über eine Stunde verfolgt werden und bildet hie und da senkrechte Wände von ungefähr 30 Fuss Höhe, welche durch die in der Regenzeit in den Fluss herabstürzenden Giessbäche in den wunderlichsten Formen zerrissen sind. Das Konglomerat, repräsentirt durch inniges Gemenge von Flussschlamm mit grobem Sande, ist in seinen untern Schichten sehr fest und enthält eine 3Ienge kal- kiger und mergeliger Konkretionen, Knollen ohne regelmässig bestimmte Form, bis zur Faust-Grösse und darüber. Der feste Kern dieser Knollen isttheils Kalkstein, theils ein harter Mer- gel, sehr dicht, weiss, grau und mitunter sehr geneigt zur kry- stallinischen Struktur. Diese eigenthümlichen Konkretionen häufen sich nach oben und bilden ungefähr 6 Fuss unter der Oberfläche des Bodens eine eigene Bank , die in der ganzen Strecke der hohen üferentblössung sichtbar ist und sich durch ihr eigenthümliches , buntscheckiges Ansehen im schwarz- grauen Farbenton des Flussschlamms sehr bemerkbar macht. Auf diesem Konglomerate mit Konkretionen liegt jüngerer Flussschlamm, der viele Geschiebe von Gneiss, Glimmerschie- fer, Granit und dergleichen krystallinischen Felsgebilden ent- hält, die ersten Boten aus fernen Gebirgen, die mir auf mei- ner Flussreise dem B. el Ahsrak hinauf vorkamen. Der Feld- spath dieser Fremdlinge ist zum Theil ganz zu Kaolin verwit- tert und klebt stark an der Zunge. Auch Konchylienreste der bereits erwähnten Arten enthält dieser Flussschlamm in grosser Menge. Im Vorbeifahren überraschte es uns von der Barke aus in diesem Alluvium, 3 Fuss unter der ßodenfläche, ein vollständi- 703 ges Meiischengerippe ans der senkrechten Uferwand hervor- ragen zu sehen, doch das Vorhandenseyn eines .nlten Todten- ackers erklarte die Erscheinung- einfach und schnell. Sennaar, die alte Hauptstadt der Fungi, liegt auf einem Vorsprunge des linken Ufers, gebildet durch mächtige Anhäu- fungen von Flnssschlanim und zerrissen durch die Bette der vielen Regenbäche, die das Terrain durchfurchen und demsel- ben das Ansehen eines hügeligen Dünenlandes geben. Dieses Alluvium enthält Süsswasser-Konchylien der Jeztzeit in grosser Menge, Bivalven sowohl als Univalven, und unter leztern traf ich das Erstemal am B. el Ahsrak im beginnenden fossilen Zu- stande , sogar sammt der Farbe bestens erhalten, die schöne Ampullaria ovata des Cailliaud und einige Helixarten. Charak- teristisch für dieses Alluvium ist die unzählige Menge knolli- ger Konkretionen, die durch seine Masse vertheilt, dort, wo der Schlamm nach und nach zu Staub zerfällt oder vom Was- ser weggeführt wird, als spezifisch schwerer und weniger ver- witterbar liegen bleiben und einen, wie mit losem Gerolle be- deckten, steinigen Boden bilden. Diese Konkretionen, Knollen von Bohnen- bis zur doppel- ten Faustgrösse, bestehen vorwaltend aus kohlensaurem Kalk, von aussen erdig, mergelartig, von gelblich weisser und gelb- lichgrauer Farbe; im Kerne aber fest und von krystallinischer Struktur. Häufig haben diese Knollen in ihrem Innern gang- artige Drusenräume, deren Wände mit mikroskopischen, dem Ansehen nach rhomboedrischen, schwarzbraunen Krystallen, mit intensivem Glasglanz, bekleidet sind. Selten haben diese Drusenräume eine rundliche Form. Diese Konkretionen sind durch die ganze Masse des bezüglichen Alluviums zerstreut und nicht auf einzelne Straten desselben beschränkt oder solche selbst bildend. Man dürfte es hier offenbar mit einer Aus- scheidung des kohlensauren Kalkes aus der Masse des Allu- viums zu thun haben und das Resultat eines eigenthümlichen Krystallisations-Prozesses vor sich sehen, in dessen Folge der kohlensaure Kalk zu polyhedrischen Körpern, zu den erwähn- ten Konkretionen, sich gestaltet. Ausser diesen Konkretionen fanden wir nahe am Flusse, «nd zwar in den obersten Straten des Flussschlamnis, einen 704 zweiten Beweis von Krystallisations-Thätigkeit im Alluvium, nämlich kleine Krystallgiäupchen, höchstens in Bohnengrösse, von Seienit. Diese Gräupchen, deren jedes durch eine Masse vieler kleiner Rrystalle gebildet wird , finden sich, wie die Kalk-Konkretionen, in der Masse des Schlammes zerstreut, zum Theil liegen sie durch Regen oder Austrocknung des Schlamms entblösst in Menge auf der Oberfläche desselben und sind diessfjills von Aussen mit einer starken, weissen Verwit- terungs-Kruste überzogen. Hier haben wir es mit einer Aus- scheidung des schwefelsauren Kalkes aus der Masse des Allu- viums und mit dem Resultate eines vollendeten Krystallisations- prozesses zu thun, in dessen Folge der schwefelsaure Kalk zu vollkommen regelrechten Formen sich gestaltete, nämlich zu der dem Selenite angehörenden Kernform der schiefen, rek- tangulären Säule. Die reinen Krystalle zeigen ausgezeichne- ten Perlmutterglanz. An mehreren Stellen beobachtete ich an den Ablagerun- gen des altern Flussschlammes bei Sennaar eine mir sehr in- teressante Erscheinung, nämlich spiegelglatte Absonderungs- flächen, gleich den Harnischen oder Spiegelblättern der Berg- leute bei den Gängen und Lagern. Diese Ablosungsblätter theilen die Masse in scheinbar regellose Partien. An Rutschun- gen kann man hier, bei vollkommen horizontaler Lagerung, bei dem gänzlichen Mangel an Klüften und Spalten, füglich nicht wohl denken und dieses Polierungsgeschäft Gletschern zuzuschreiben , die einst die unabsehbaren Ebenen des tropi- schen Sennaars abgerieben haben, würde der kühnste Eismann Bedenken tragen ; woher also diese Erscheinung? muss man fragen. Sollten wir es hier mit den Resultaten eines Krystal- lisationsprozesses zu thun haben, den die Natur in ihren Fels- gebilden nach dem grössten Massstabe eingeleitet hat, dem die ellipsoidischen Massen, dem die Linsen-artigen Formen so vieler Lagerstätten , dem die conzentrisch-schalige Struktur ganzer Kalkberge in den Hochalpen des Taurus u. s. w. ihre Entstehung verdanken dürften und den wir vielleicht nur durch die Kleinheit unserer Anschauungs-Art in seiner Grösse so oft übersehen und verkennen? Der ältere Flussschlamm bedeckt bei Sennaar in einer 705 Mächtigkeit von 30 bis 50 Fuss ein Konglomerat, dessen hori- zontaliiegende Bänke man oberhalb der Stadt bei niederem Wasserstande zu Tage gehen sieht. Dieses Konglomerat ist fest, kann als Baustein beuüzt werden und dient in Sennaar zu Einfassungen und Verzierungen der Gräber. Die Struktur dieser Felsbildung ist ganz die der Puddingsteine. Die ße- standtheile dieses Konglomerates sind vorherrschend Quarz- körner und Geschiebe, von Erbsengrösse bis zur Grösse einer Faust und wahrscheinlich hervorgegangen aus zerstörten Ab- lagerungen des übern, grobkörnigen Sandsteins von Nubien (Diluvium), ferner: Körner und Knollen von Tiioneisenstein und jenes für die Sandsteinformation von Nubien so charak- teristischen Eisensandsteins, sämmtlich verbunden durch ein kalkig-thoniges, sehr eisenschüssiges und hartes Zement. — Stellenweise werden diese Beimengungen des Eisensandsteins überwiegend und das Gestein erscheint als ein reines Eisen- sandstein-Konglomerat. Pflanzenreste fand ich keine, in Masse aber die Schalen der oft erwähnten Etheria in sehr gut erhal- tenem Zustande. Diese Konglomeratbildung dürfte meiner Ansicht dem Alter nach jenen Konglomeraten parallel stehen, welciie bei Abu-Harräss und Woadd Gasmalla den Süsswasser- kalk bedecken. Oberhalb Kadero sieht man am linkea Ufer des Flusses und im Flusse selbst Felsen zu Tage gehen, die jenen Graniten angehören, welche 8 Stunden landeinwärts gegen Westen die Gebirge Moje und Szegeti zusammensetzen und die wir bald werden näher kennen lernen. Diese krystallinischen Gesteine, die unmittelbare Grundlage aller Alluvien in der Ebene von Sennaar, kann ich nur als die fernen Ausläufer jener Gebirge im Westen von Sennaar betrachten, welche hier in dem tiefen Einschnitte des Flussthaies bei niederem Wasserstande sicht- bar werden. Noch etwas weiter flussaufvvärts, ungefähr 3 Meilen von der Stadt Sennaar entfernt, sehen wir die Granit- felsen neuerdings zu Tage treten. Der Granit ist sehr fein- körnig und quarzreich, der Quarz wasserhell und glasig, der Glimmer schwarz, in kleinen Blättchen, der Feldspath weiss und in geringem Verhältniss beigemengt. In diesem Granite setzen Gänge von Brauneisenstein auf, der ein oolitisches Rus segger, Reisen II. Bd. '.•. ThI. 45 706 Gefüj^e besizt und sehr rein zu seyn scheint. Ohne Zweifel dürfte das Materiale dieser Lagerstätte nicht ohne Einfluss auf den Eisengehalt jener Alluvien, welche diese krystallinischen Feis- gebilde überlagern, namentlich auf den des zulezt erwähnten Konglomerates seyn. Unterhalb jener Stelle, wo man das Hervortreten des Gra- nites in der Mähe von Kadero zuerst beobachtet, also näher der Stadt Sennaar, zeigt das vorne erwähnte Konglomerat ein sehr eigenthümllches, seltenes Lagerverhältniss. Man beobachtet nämlich am rechten Ufer das Konglomerat in .5 bis 6 Fuss mäch- tige ßäiiUe getheilt, die eine gelinge Neigung gegen SO. haben. Diese Bänke liegen aber mit ihren Schichtungsflächen nicht fest aufeinander, sondern es zeigt sich zwischen je zweien dieser BäiiUe ein leerer Raum und die obere Bank scheint so- mit nur auf jenen Erhöhungen der untern aufzuliegen, welche die im Konglomerate häufig vorkommenden grossen Quarz- geschiebe bilden. Am einfachsten erkläre ich mir diese Er- scheinung dadurch, dass sich ursprünglich zwischen den Bän- ken des festen Konglomerates Einlagerungen von Sand oder Gerolle befanden, welche Einlagerungen im Verlaufe der Zeit der stark auf jene Seite dringende Strom zerstörte und heraus- wusch , und ich glaube, dass weiter vom Ufer entfernt diese leeren Räume zwischen den Bänken des Konglomerates nicht stattfinden. Jedenfalls könnten dieselben technisch zur Ge- winnung schöner Bausteine sehr vortheilhaft benüzt werden. Wenn wir die von Charoum bis zur Stadt Sennaar längst dem Bacher el Ahsrak beobachteten Alluvial-Gebilde über- blicken, so sehen wir, dass wir es hier durchaus nur mitSüss- wasser Ablagerungen dieses Stromes selbst zu thun haben und dass sich für dieselben von oben nach unten nachstehendes Lagerungsschema dürfte entwerfen lassen : 1) Flussschlamm der jüngsten und heutigen Bildung, in seinen äussern Kennzeichen ganz analog dem IVilschlamme in Egypten, mit Einlagerungen von erdigem Kalkmergel. 2) Fein und grobkörniges Konglomerat, bestehend aus Quarzkörnern und Quarzgeschieben mit festem Flussschlamm als Zement, sandsteinartig, Kalk- und Mergel -Konkretionen führend. 707 3) Alter Flussschlamm , fest, mit Einlag-erungen von eisenschüssigem Tlion, Kieselkalk und Süsswasserquarz, voll von, zum Theil eisenschüssigen, Kalk- und Mergelkonkretionen. 4) Fein- und grobkörniges Konglomerat, öuarzkörner und Quarzgeschiebe , näher an Sennaar auch Trümmer unp Geschiebe zusammengesezterkrystallinischer Felsgebilde, alter Schlamm und kalkigthonige Materie als Zement. Sehr fest, zu Bausteinen benutzbar, Einlagerungen von Salzthon, ge- wöhnlichen Thon und Mergel führend, voll von Thoneisen- stein-, Eisensandstein-, Kalk- und Mergelkonkretionen. 5) Süsswasserkalk , scluvärzlichgrau, hart, klingend, stellenweise wieder mergelartig, hie und da Neigung zur konzentrischstrahligenund überhaupt krystallinischen Struktur. Mit wenigen Ausnahmen enthalten diese Alluvien Pflanzen- reste, vorzüglich von Mimosen und Asklepias; alle hingegen enthalten Süsswasserkonchylien der Jeztzeit, vorwaltend Bi- valven, seltener ünivalven, und unter erstem besonders häufig dicEtheriaCAiLLiAUDi, theils in regellosen Haufen beisammen, theils ausgedehnte Austernbänke bildend. Mir ist die Anschauung so jugendlicher Felsbildungen stets vom höchsten Interesse, und ich bin für meinen Theil fest überzeugt, dass, wollen wir die Natur in ihrer geologischen Weikstätte belauschen, wir sie in den jüngsten Formationen der Erde aufsuchen müssen und nur dort unser Heil finden können. Die Fülle der zahlreichen, zum Theil aller Begrün- dung entbehrenden Theorien und Hypothesen, die ans der verschiedenartigsten Auffassung des Wesens und des Ent- stehens der alten krystallinischen Felsgebilde hervorgingen, deren Bildungsgeschichte längst unserer Zeit und menschlicher Anschauung entrückt ist und welche nur durch eine natürliche Reihe von Mittelgliedern an die Gegenwart geknüpft werden kann , haben der Wissenschaft wesentlich gewiss sehr wenig genüzt. Wir sehen die jüngsten Felsgebilde der Erde vor unsern Augen entstehen, wir sehen die Umwandlungen, die sie erleiden und die jene Beschaffenheit hervorrufen, Vielehe, abgesehen von der der zeitlichen Reihenfolge ihrer Bildung entsprechenden örtlichen Stellung derselben, die älteren Ab- lagerungen charakterisiren ; man sollte daher auch glauben, 45* 708 dass wenn man diese Reihen Glied für Glied aufmerksam ver- folgen wollte, man zu Schlüssen gelangen würde, die geeignet wären ohne Zuthat gewaltsamer Hypothesen eine natür- liche Naturgeschichte der Felsgebilde unserer Erde zu be- gründen. Im Westen der Stadt Sennaar und in der Entfernung einer Tagreise von da sieht man isolirt auf der weiten , un- absehbaren Ebene sich zwei betrcächtliche Berggruppen er- heben , welche sich mit den zwischen ihnen liegenden und sie zu beiden Seiten begleitenden kleinern , hügelartigen Er- hebungen in der Richtung aus Südost in Nordwest an einan- der reihen *. Die nordwestlichste dieser Gruppen ist unter dem Namen Szegeti , die südöstlichste als Dschebel Moje be- kannt. Beide unterscheiden sich ihrer Physiognomie nach schon aus weiter Ferne. DerMoye, höher und auch seiner Ausdehnung der Breite und Länge nach beträchtlicher als der Szegeti . hat spitze , scharfe Kämme, hohe Kuppen, seine Gehänge sind mit Blöcken bedeckt, zwischen denen die Vege- tation festen Fuss fasste. Der Szegeli hingegen ist ganz kahl, mit senkrechten Wänden steigt er wie eine Mauer aus der Ebene empor, seine scharfen Umrisse haben ein zerrissenes, zertrümmertes Ansehen, gleich einer Ruine, seine Kämme sind voller Spitzen und Zacken, sein Fuss ist mit Blöcken von Ungeheuern Dimensionen bedeckt. Zwischen diesen beiden ausdrucksvollen Bergen sieht man kleinere, niedere Berge mit welligen sanften Formen. Wir näherten uns von Sennaar her zuerst dem Szegeti und gelangten in der Ebene, welche zunächst das nordöstliche Ende dieses Berges umgibt, zu einigen isolirten Felsen, die in einer geraden Linie nach 3 h. 5" aneinander gereiht liegen und offenbar das Ausgehende, den Kamm eines bis zu 10 Klafter mächtigen Ganges bilden, den man auf eine bedeutende Strecke verfolgen kann. Die Masse dieses Ganges bildet ein eigenthümlich gestaltetes, buntfarbiges, sehr hartes, Horn- stein-artiges Gestein , welches, von Eisenoxyd durchdrungen, auf den Ablosungsklüften Brauneisenstein ausscheidet, in der '' Man selic auf dem Blatte der Dmcbschiiitte Nro. 4 im Atlas Durclischnilt und Grundriss dieser Gebirgsgruppen. 709 Gesteinsmasse erscheint viel Quarz beigemengt, theils in Kry- stalien, theils in regellosen Körnern, die dem Gesteine ein Porphyr-ähnliches Ansehen geben. Das Gestein ist stellenweise voller kleiner Drusenräume und geht nach oben zu in ein poröses, zerfressenes Uuarzgestein über. In diesen Drusen- räumen beobachtet man fremdartige Mineralkörper, unter denen mir besonders mikroskopisch kleine, schwarze Krystalle auffielen , die ich nicht näher zu bestimmen wage. Zerstreut und wenig findet man Schwefelkies eingesprengt, was auf Erzführung hindeuten möchte, worüber ich mir jedoch keine nähere Überzeugung verschaffen konnte. Der Gang scheint zu stehen, seine Masse ist sehr zertrümmert und zum Theil ganz in Blöcke zerfallen. Zu beiden Seiten dieses Hauptganges sieht man mehrere kleine parallele Gänge dieser Art als seine Begleiter. Das Nebengestein des Ganges ist dort, wo sein Ausgehendes am mächtigsten hervortritt , nicht wahrzunehmen, da die Ebene ringsum mit tiefgründigem Grasboden bedeckt ist; verfolgt man jedoch den Gang seinem Streichen nach in SW., so sieht man ihn in dem Thonschiefer, welcher die kleinen Berge zwischen dem Szegeti und Moje bildet, deutlich fortsetzen, und es kann somit über die B'ormation, derer angehört, kein Zweifel bestehen. Der so eben erwähnte Thonschiefer , welcher die vielen isolirten kleinen Berge in der .*> Stunden breiten Ebene zwischen dem Moje und Szegeti bildet, und unter denen der höchste der Szeiek am Dorfe gleichen Namens nur zu 200 Fuss über die Ebene ansteigt, ist schwarz und schwärzlich- grau, hat ausgezeichneten Seidenglanz und führt zwischen seinen Schichtungsflächen Eisenoxyd. Stellenweise ist er quarzig , der Glimmer scheidet sich in grössern Partien aus und wechselt lagenweise mit dem Quarze, d. h. der Thon- schiefer geht in ausgezeichneten Glimmerschiefer über; in welchem stets nur lokalen Falle das Gestein meistens wellen- förmige Biegungen seiner sogenannten Schichten wahrnehmen lässt. An den Ablosungsflächen der Gesteinslagen sieht man starke Ausscheidungen von Graphit. Im Ganzen beobachtete ich an diesem Thonschiefer ein westliches Streichen und ein starkes Fallen gegen Nord. 710 Auf dem Berge Szelck, und zwar dicht unterhalb seiner Kuppe, beobachtet man die Lagen eines Gesteins, das, wie zahlreiche Übergänge darthnn, ursprünglich auchThonschiefer gewesen zu seyn scheint, nun aber in einem gänzlich ver- änderten Zustande sich befindet. Dieses Gestein , dessen Mächtigkeit ungefähr 2 Klafter beträgt und das dem Thon- schiefer ganz conform streicht und verflächt, jedoch eine aus- gezeichnet wellenförmig gebogene und gekrümmte Struktur zeigt, ist schwarz, leicht, porös, hat sein schiefriges Gefüge zwar beibehalten, ähnelt aber doch sehr manchen Formen der basaltischen Wacke. Der Thonschiefer in der Nähe dieses Gesteins ist verändert , sieht wie gebrannt ans und die Aus- scheidungen von Eisenoxyd sind beträchtlicher. Einerseits geht dieses Gestein in den Thonschiefer des Gebirges über, andrerseits in Kieselschiefer, in Phonolith-ähnliche Bildungen, und dort, wo es in einzelnen Lagen eine dichtere Textur an- nimmt, hat es das Ansehen einer basaltischen Wacke. An diesem Punkte stehend, konnte ich nicht umhin diese Erschei- nung als das Resultat vulkanischer Einwirkung und das Ge- stein für einen vulkanisch umgewandelten Thonschiefer an- zusehen, dessen Masse sich gangartig zwischen die Gesteins- lagen des Thonschiefers , der den Szeiek bildet, eingedrängt hatj ohne deren Stellung zu veriindern. Der Szegeti vom Szeiek li Stunde entfernt, bildet, für sich betrachtet, einen ungefähr 2 Stunden langen Kamm, der fast in gleicher Richtung mit dem vorne erwähnten Hornstein- gang aus Südwest in Nordost sich erstreckt, ganz .aus grob- körnigen Granit besteht und, wie ich glaube, selbst nur als das Ausgehende eines kolossalen Granitganges im Thonschiefer, von 100 — 150 Klafter Mächtigkeit, zu betrachten seyn dürfte. Dass solche Gänge nicht durch gewöhnliche feuerige oder wässerige Experimente dei* Natur entstehen, weiss wohl jeder Bergmann , er weiss aber auch , dass die Beschaffenheit sehr vieler und namentlich die der Linsen-förmig , ellipsoidisch. Putzen-, Nester-. Stock-artig konstiuirten Lagerstätten (Gänge und Lager) laut den ruhigen , vorurtheilsfreien Beobachter auffordern , den krystallinischeii Konkretionsbildungen als combinirtes Resultat der Ausscheidung und Krystallisation der 711 Gemeiigtheile der Felsgebilde , iiielii' Rücksicht zu schenken und bei solchen Fragen, die sich meist nur aus den Tiefen der Erde begründet beantworten lassen , stets auch die zu hören, welche ihr Beruf dahin führt und die daher mehr zu sehen pflegen, als man gewöhnlich, biossauf der Oberfläche wandelnd, wahrnimmt. Die Granitmasse des Szegeti erhebt sich bis zu ungefähr 400 Fuss über die angränzende Ebene und zeichnet sich durch eine im grossen Massstabe deutlicli ausgesprochene schalige Absonderung aus. An beiden Seiten des Berges bildeten sich dadurch die prallsten Felswände in fast senkrechter Stellung, so dass es nur an sehr wenigen Stellen und stets mit Gefahr möglich ist, über die wie polirt glänzenden Steinplatten hin- auf den Kamm des Szegeti zu erklettern. Die sehr häufig über 2 Klafter dicken Absonderungsplatten, die fortwährend in Ge- stalt schaliger Massen herabstürzen , bilden , am Fusse zu Blöcken zerfallend, jenes kolossale Gerolle , das den Szegeti umgibt, und dessen Bildung so lange fortdauert, bis der ganze Berg so zu sagen in sich selbst zerfallen seyu wird. Aus einem ähnlichen Prozesse fortwährender Zerstörung an Ort und Stel le scheinen auch jene Haufen von Granit und Porphyrblöcken hervorgegangen zu seyn, die man hie und da isolirt auf «len weiten Ebenen von Kordofan und Sennaar triff^t, eine Erscheinung, die bei Verfertigung der Hypothesen über eratische Blöcke nicht unbeachtet bleiben sollte. Der Granit des Szegeti ist grobkörnig und stellenweise reich an Hornblende. Der Feldspath ist krystallinisch ent- wickelt, fleischroth, vorherrschend, wie im Granite und Syenite der Katarakten von Assuan, mit welchem Gesteine der Granit des Szegeti ohnehin die grösste Ähnlichkeit hat. Der Glimmer grün und schwarz, sparsam in kleinen Partien beigemengt. Der öuarz, in quantitativer Entwickeliing dem Feldspathe stellenweise gleichstehend, ist wasserhell und krystallinisch. Als besondere Lagerstätte machen sich besonders C hlorit in linsenförmigen Nestern, die sich, mitunter von bedeutender Grösse, in der Richtung des Gebirgsstreichens aneinander reihen und Grün st ein bemerkbar, welch lezterer, theils auf wirklichen Gängen von 4 bis 5 Fuss Mächtigkeit, den Granit 712 aus Ost in West durchsezt, tliells wie der Chlorit und unter o^Ieichen Verhältnissen, linsenförmige IN ester bis zu einigen Fuss Mächtigkeit bildet. Aus den Ablosnngsklüften der erwähnten schaligen Ab- sonderungsplatten stiirzen in der Regenzeit kleine Bäche her- vor, welche eine thonige Masse mit sich führen, deren Sedi- mente auf den dunkeln Steinplatten als lichte Streifen weithin bemerkbar sind. Die durch diese Absonderung gebildeten Felswände fand ich auf der Südwestseite des Berges bedeu- tend steiler als auf der Nordseite, wo hingegen der Granit mehr zertrümmert und das Gerolle massiger ist, unter dessen kolossalen Blöcken, theils abgerundet, theils scharfkantig, ich viele mit ausgezeichnet glänzenden, wie polirten, Flächen sah. Jm südlichen Theile des Zuges erscheint der Granit hie und da feinkörnig, immer jedoch Feldspath-reich. Vom Szegeti ritten wir in li Stunden zum kleinen Berge Dara, der südlichen Fortsetzung des Szeiek und wie dieser dem Thonschiefer angehörend , der sich durch beträchtliche Ausscheidungen von Eisenoxyd zwischen seinen Gesteinslagen auszeichnet. Dicht am Dorfe Dura befindet sich ein Hügel, auf dessen Kuppe ein mächtiger öuarzgang als steiler Felsenkamm zu Tage geht. Die Richtung dieses Ganges erstreckt sich aus NO. in SW., sein Fallen ist seiger, seine Mächtigkeit stellen- weise mehrere Lachter betragend. Zu beiden Seiten dieses Ganges, der sich vielleicht einige Stunden weit verfolgen lässt, indem alle fernen südlichen Hügel, die genau in seiner Strei- chungs-Stunde liegen, ihm anzugehören scheinen, beobachtet man die Ausgehenden ähnlicher, dem Hauptgange auf grosse Erstreckung parallel streichender , w eniger mächtiger Quarz- gänge , die ebenfalls im Thonschiefer aufsetzen. Der Quarz des Hauptganges ist dicht und glasig, wasser- hell und ganz rein. An seinen Ulmen und in besondern Lagen, von 4 bis 5 Fuss Mächtigkeit, führt dieser Quarz eingesprengt Eisenkies und Arsenikkies. Lezterer zum Theil krystallisirt, crsterer mit der Qiiarzmasse ganz und innigst verschmolzen, oder in kleinen, Haar-, Draht-, Baum-förmigen , ästigen, zähnigen Partien ausgeschieden, gewissen Formen desSpröd- 713 glaserzes und des hexaediisclien Silbergianzes täuschend ahn- lieh ". Sehr wahrscheinlich sind diese Kiese j^öldig. Ausser die- sen Erzen führt der öuarz, dessen erwähnte erzführende Laj^en mit solchen eines tauben körnigen Quarzes wechseln , auf kleinen Kluft-artigen Drusenräumchen gediegenen Schwefel in sehr kleinen Krystallen von hochschwefelgelber Farbe, ein- zeln und in Gruppen vereint, mit starkem, dem Demantglanze sich nähernden, Fettglanz. Der Schwefelgehalt mancher Kies- freier Quarzlage dieses Ganges gibt sich übrigens auch schon durch den starken Schwefelgeruch beim Zerschlagen dieses Gesteines kund. Allem Ansehen nach , wenigstens der ganz übereinstim- menden Richtung des Streichens gemäss, steht dieser mächtige Quarzgang in Verbindung mit dem nördlich des Szeiek ge- troffenen Hornsteingange und es ist sehr wahrscheinlich sogar nur ein und derselbe Gang mit veränderter Äusfüllungs- masse. Drei Stunden vom Dara estlich erhebt sich der Moje, die zweite Hauptpartie der ganzen Berggruppe und zwar die höhere und ausgedehntere. Der ganze Zug des Moje, mit allen seinen Kuppen und Vorbergen, gehört, wie der Szegeti, der Granitbildung an , doch zeigt hier das Gestein wesentliche Verschiedenheiten. Der Glimmer, in schwarzen Blättchen, ist sparsam beigemengt. Der Feldspath rolh , braun, grünlich- braun, schmutziggelb, bildet, zum Tlieil mit Saussuiit zu- sammen, theils die Hauptmasse des Gesteins, theils ist er dem- selben in ausgezeichneten Krystallen porphyrartig einge- wachsen. Der Quarz milchweiss und smalteblau, opalartig glänzend, in krystallinischen Körnern beigemengt und kleine Klüftchen bildend. Von einer Schichtung ist an diesem schönen Gesteine nichts zu bemerken. '' Wofür ich diese, zum grossen Theile mikroskopischen Partien anfänglich auch hielt. Ich gedachte die nähere Untersuchung dieser Erze nach meiner Rückkehr in Alexandria vorzunehmen, was aber, wie wir sehen werden, nicht gesch.th. Lefevre, der später, während ich meine Reise anderwärts noch fortsezte, des Betriebes der Goldwäschen wegen nach Fassoki ging, untersuchte diese Erze genauer und erkannte die er- wähnten kleinen Erzpartien für Eisenkies, v. Bulletin de ia Soc. gelog. de France. Vol. 10, p. 144, 146, 148. 714 Seiner Form nach kann man die Gruppe des Moje als die zwei ausgehenden Kämme zweier itolossaler, unter sich paral- leler Granitg^änge betrachten, deren höchste Punkte im Centrale der beiden Bergketten zu ungefähr 400 Fuss über die Ebene ansteigen. Beide Ketten streichen 8 h. in 20 h., besitzen eine Länge von ungefähr 3 Stunden, eine Gesammtbreite von 6000 bis 7000 Klafter und sind durch ein 600 bis 800 Klafter breites Thal von einander getrennt. Ganz nahe am Dörfchen Moje tritt in der Granitmasse viele Hornblende auf, die sich mit dem Glimmer zusammen theils in kleinen Nestern ausscheidet, theils grosse , linsen- förmige Körper bildet. Das Zerfallen des Gesteins in Blöcke beobachtet man hier zwar wie am Szegeti, doch sind die Granit- Blöcke des Moje bei weitem nicht so gross. Nachdem wir das südöstliche Ende der nordöstlichen Kette des Moje umritten hatten, gelangten wir an den isolirt in der Ebene stehenden und phantastisch geformten Abu-Kudur, der als in der Streichungslinie der Kette des Moje liegend, als eine südöstliche Verlängerung derselben betrachtet werden kann. Das Gestein des Abu-Kudur, der sich zu ungefähr 250 F. über die Ebene erhebt, so wie das der ihn zunächst umgeben- den Hügel, ist grobkörniger Granit und dem des Szegeti sehr ähnlich. Der Glimmer tritt im Ganzen sparsam auf und zu- sammen mit Chorit in grünen und schwarzen ßlättchen; der Feldspath vorwaltend, fleischroth, braun, durch Aufnahme von grünem Glimmer und Chlorit und damit aufs innigste gemengt, auch grün , bildet die Hauptmasse und erscheint poiphyrartig im Gemenge in Krystallen bis zur Grösse eines Kubik-Zolles und mit ausgezeichnetem Perlmutteiglanz; der Quarz trübe und wasserhell, theils körnig, theils in Tafeln, wie im Sclirift- granite. Die Absonderungs-Massen des Abu Kudur sind aus- serordentlich durch ihre Grösse und der ganze Berg ist eigent- lich nur mehr ein hoher, prismatischer Block auf einem Post- amente von gigantem Gerolle. Am nördlichen Theile des Abu Kudur tritt der Quarz ganz aus dem Gemenge und das Gestein besteht nur aus rothem Feldspath mit schwärzlichgrünem Glimmer, in welcher Masse grosse Krystalle von rothem Feldspathe eingewachsen sind. 715 Der Granit des Abu Kiidiir zeichnet sich durch seine vie- len Gänge aus. Die Gri'nisteinj^änge mit ihren interessanten offenen Spalten habe ich bereits vorne S. 498 u. 4!)9 umständ- lich erwähnt, ausser denselben beobachtet man aber auch eine grosse Anzahl kleiner öiiaizgänge von geringer Mächtigkeit, welche auf ihren Ablosungsflächcn grünen Glimmer ausgeschie- den enthalten. Auch den aus NW. in SO. sich erstreckenden Zug kleiner Granithügel, östlich vom Abu Kudur, kann ich nur für das Ausgehende eines Ganges halten. Als hier ringsumher herrschendes Hauptgestein , obwohl grösstentheils bedeckt durch den Kultur-fähigen Boden der Savannenebene, somit dem Auge entzogen, sehe ich den Thonschiefer an. Wenn man das Stromthal des Bacher el Ahsrak von der Stadt Sennaar weiter südlich gegen Roserres verfolgt, so stösst man wieder auf dieselben Alluvial-Gebilde, die wir mit gerin- gen lokalen Abweichungen bereits nördlich von Sennaar ken- nen gelernt haben, nur glaube ich im Allgemeinen anneh- men zu dürfen , dass südlich von Sennaar die Konkretionsbil- dungen des kohlensauren Kalkes und die erwähnten Umwand- lungen vegetabilischer Körper im kohlensauren Kalk wein'ger häufig verbreitet sind. Zwischen den Dörfern Woadd Genaniund Ganafid bildet eine senkrechte, über eine Stunde lange und meist eine Höhe von 30 bis 36 Fuss besitzende Wand das linke Ufer. Die horizontal gelagerten Straten derselben lassen ei- nen interessanten Durchschnitt wahrnehmen. Zu oberst liegt ein grobkörniges, festes, sehr eisenschüssiges Konglomerat aus Quarzkörnern, Thon, Schlamm und Sand , in einer Mäch- tigkeit von 6 bis 8 Fuss, mit Vegetation bedeckt, organische Reste aber nur sparsam enthaltend. Dieses Konglomerat ist reich an kohlensaurem Kalk, der sich hier auch in häufigen Konkretionsmassen ausscheidet. Darunter folgt ein zweites, 20 bis 24 Fuss mächtiges Konglomerat, welches viel feinkörni- ger als das obere und stellenweise sehr fest ist, aus ganz wenigen grössern Quarzkörnern, hingegen vorwaltend aus Quarzsand, Thon- und Kalk-Konkretionen, verbunden durch ein mergeliges, sehr eisenschüssiges Bindemittel, besteht. Die ganze Masse erscheint durchdrungen von ockerigem Thoneisenstein, wäh- rend dichter, rother Thoneisenstein theils als Ausfüllung 710 kleiner Klüfte auftritt, welche das Konglomerat in allen Rich- tungen durchziehen, theils zusammen mit Eisensandstein und Eisenstein-Konglomerat regelmässige Einlagerungen zwischen den Straten des Konglomerates bildet, welches die Hauptab- lagerung darstellt. Die Bänke dieses Eisenstein-Konglome- rates, ganz ähnlich dem bereits bei Sennaar beobachteten, er- reichen eine Mächtigkeit von 2 bis 3 Fuss, während die der Einlagerungen des dichten, rothen Thoneisensteins nur wenige Zolle beträgt. Nach unten beobachtet man an diesem Konglomerat ein bedeutendes Vorwalten des Bindemittels, nämlich des eisen- schüssigen Mergels, daher in dieser Richtung das Konglome- rat feinkörniger wird, andrerseits hingegen sieht man wieder hie und da den kohlensauren Kalkgehalt dieses Alluviums so zunehmen, dass dasselbe in einen dichten, festen Kalkstein übergeht, eine Parallelbildung zu dem Süsswasserkalk von Abu Harräss. Unter diesem Konglomerate folgt eine 2 Fuss mächtige Schicht von weisslichgrauem , ganz lockerm Flusssand, wel- cher endlich auf einem Konglomerate von mir unbekannter Mächtigkeit liegt, welches ganz voll von Schalen der Etheria Cailliaudi sich als eine wahre Austernbank ausspricht. Grob- körniffe Schlamm- und Sand-Konglomerate bilden auch bei Abdin die hohen Ufer und Felsen im Flusse. Das Konglome- rat ist eisenschüssig und enthält Einlagerungen desThoneisen- stein-Konglomerates von Sennaar, deren Verwitterung imd Zerstörung die rothe Färbung des Uferlandes ihren Ursprung verdankt. Bei Seru und Karkodji beginnt am beiderseitigen Ufer des Bacher el Ahsrak hügeliges Terrain, durchschnitten von einer Menge tiefer Chors und bestehend ans Flussschlamm , Schutt- land und den bereits beschriebenen Slisswasser-Alluvien. Bei Karkodji, wo der Strom die Ufer mehrere Klafter hoch entblösste, sieht man deutlich die Auflagerung des alten Nilschlamms auf einem Konglomerate, welches aus buntfarbi- gen Quarzkörnern (wahrscheinlich des obern Sandsteins von Nubien) besteht, die theils durch ein kalkigthoniges Zement, theils durch Schlamm zusammengehalten werden. Stellen- 717 weise ist dieses Konglomerat s.andsteinartig und sehr fest, voll von vegetabilischen Resten und ganze Bänke der Etheria ent- haltend, deren Schalen entfärbt, aber sehr gut erhalten sind. In diesem Alluvium finden sich auch in bedeutender Menge wieder die knolligen Konkretionen von Kalk-Mergel. Die Masse derselben ist dicht und krystallinisch, in einzelnen Hand- stücken oft sogar den Kalkbildungen alter Perioden nicht un- ähnlich. Auf Drusen und Klüftchen findet man häufig in den- selben kleine, jedoch ausgezeichnete Krystalle von Kalkspath. Die Versteinerungs-Masse der Pflanzen-Reste, meist Wurzel- stücke von Mimosen, ist dieselbe derKonkretionen, einekalkig- thonige Masse mit konzentrisch strahliger Textur. Aus dem sandsteinartigen Konglomerate des Ufers treten Quellen zu Tage, wahrscheinlich als Folge beckenartiger Vertiefungen in den höhern Theilen des Hügellandes, und setzen eine Menge grüner, schleimiger, Algen-artiger Sub- stanz ab. Am Dorfe el Behega erblickt man den isolirt am linken Ufer stehenden Berg Abel, ein langgezogener Felsrücken von geringer Höhe und dem äussern Ansehen nach der Granit- Formation angehörend. Bei den Dörfern Hedebat und el Durar trifft man auch wirklich grosse Granitblöcke am linken Ufer. Dieser Granit ist ganz derselbe grobkörnige, feldspathreiche, mit grossen Glimmertafeln, welchen wir im nördlichen Kordo- fan und im Berberlande kennen lernten. Übrigens reichen die bei Karkodji und Seru auftretenden Süsswasser-Alluvien , mit geringen und bereits beschriebenen Modifikationen, ein hüge- liges Schuttland bildend, fluss-aufwärts bis Roserres, und ich glaube diessfalls nur bemerken zu müssen , dass wir in dem altern Flussschlamm Konglomerate, bei Geiran Stücke von Mimosenholz, das ganz in Braunkohle umgewandelt war, und am Dorfe Duntai bei Seru Menschenknochen fanden, verkalkt und im Zristande einer beginnenden Verkohlung. Auch findet sich bei Geiran. jedoch selten und meines Wissens nur in klei- nen, Knollen-artigen, länglichen Stückchen, eine Art festes Erd- harz oder vielmehr mit Erdharz durchdrungene Braunkohle, dicht mit konzentrischschaliger Textur im Querbruche, den Jahrringen des Holzes ähnlich , mit stark rauchender und 718 bituminösen Geruch entwickelnder, aber nur kurz andauernder Flamme brennend. Zwischen den Dörfern Geiran und Umdurmann, am rech- ten Ufer, sieht man in östlicher Richtung, 3 bis 4 Stunden vom Strome entfernt, mitten aus der weiten Ebene die isolirten Feis- gruppen des Okelmi und Krduss sich erheben. Vorne S. 51U. Auch beim Anblicke dieser isolirten, steil und kammartig* sich erhebenden und in bestimmten Richtungen sich aneinander- reihenden Felsrücken drängte sich mir der Gedanke auf, dass sie nichts anders seyen , als die Ausgehenden kolossaler Gänge. Der Dauil* besteht aus körnigschiefrigem Quarz, von sehr glasigem Ausehen, zwischen den Blättern istsilberweisser Glimmer in grosser Menge ausgeschieden. Spuren von Feld- spath lassen vermuthen, dass man es hier mit einer Art Gneiss- bildung zu thun habe, bei der das Überwiegen des einen Ge- mengtheiles, des Quarzes, den eigentlichen äussern Charakter des Gesteins verschwinden macht. Das Gestein des Dauil zeigt senkrechte Zerklüftung und Absonderung in ungeheuren Massen. Seine Felswände steigen senkrecht aus der Ebene auf. Kahl und schroff erhebt sich auch der Krduss, doch min- der als der Dauil, und auf seinem Rücken herrscht, wenigstens in allen Einschnitten und Einsattelungen, eine kräftige Vege- tation. Der Krduss bildet die höchste Kuppe der ganzen Fels- partie. — Er steigt zu ungefähr 800 Fuss über die Ebene des Stromthaies empor und besteht aus körnigem Quarz, der eben- falls der Gneissbildung zuzurechnen seyn dürfte. Wie am Dauil allgemein, so zeigt auch hier der Quarz, jedoch nur stellenweise, schieferige Textur und enthält in die- sem Falle vielen, weissen, grünen, pfirsichblütherothen Glim- mer in Blättchen und grossen Tafeln, so wie rothen Turmalin, der durch sein lokal häufiges und sogar massiges Vorkommen das Gestein hie und da in Turmalin-Fels umgestaltet. Häufiger als am Dauil sieht man dem Quarze des Krduss Feldspath bei- gemengt, stets krystallisirt, von weisser und rother Farbe. Das körnige Gefüge dieses Quarzes tritt besonders in der ■* Man sehe den Gruudriss der Gruppe auf Durchsclinittstafel Nr. 4 ad pag. 519. 719 Periode der Gesteinsverwitterung- ausgezeichnet hervor, und als eine weitere Folge derselben sehen wir den grobkörnigen Quarzsand am Fusse jener Felsraassen. Im Quarze des Krduss setzen besondere Klüfte auf, deren Ausfüllung- zwar ebenfalls körniger Quarz ist, welcher sich aber von seinem Nebengesteine doch wesentlich unterscheidet. Der Quarz dieser Klüfte zeigt nämlich einen losern Zusammen- hang seiner Theile, ist sehr porös, farblos und wasserhell, während das Nebengestein eine röthlichgraue und trübe Fär- bung besizt. Der Quarz der Klüfte ist erzführend. Er ent- hält Kupferkies, Kupferlasur und dunkles Kupferfahlerz. Er- stere eingesprengt und angeflogen, lezteres theils in kleinen Krystallen eingewachsen, theils mit der körnigen Masse des Quarzes gleichsam zusammengeflossen. Im Ganzen sehe ich übrigens die am Krduss getroffenen Erze als sehr arm im Ge- halte an. Einzelne Lagen des Quarzes, der den Krduss bildet, sind sehr eisenschüssig, und verwittert zumal das Gestein, so schei- det sich rothes Eisenoxyd in grosser Menge aus. Auch der Okelmi besteht ganz aus körnig schiefrigem Quarz, glimmerreich, Feldspath und rothen Turmalin wie jener des Krduss führend. Die Gesteinsmasse des Okelmi ist voll mächtiger, erzführender Quarzklüfte, deren Anzahl eigentlich den ganzen Berg nur als ein Stockwerk dieser Gänge betrach- ten lässt. Sie sind offenbar mit der Hauptgesteinsmasse kon- temporär und wie bei den meisten Ganggebilden dieser Art, so trägt auch hier die Erzführung den Charakter einer Aus- scheidung des Erzgehaltes aus der ganzen Gesteinsmasse und eines konzentrirten Anhäufens desselben zwischen je zwei scharf begrenzten Gesteinsblättern an sich. Diese erzfüh- renden Blätter streichen aus NW. in SO. und werden von tauben Quarzklüften (Blättern), die NO. in SW. streichen, regelmässig durchsezt. Der Quarz dieser tauben Querklüfte ist sehr glasig und dicht. Die Erzführung ist ganz dieselbe, wie am Krduss, nur scheinen mir die Gänge des Okelmi bedeutend reicher zu seyn und sie bieten das Interessante dar , dass man mit den vorne erwähnten Erzarten zusjimmen fast alle Zersetzungs- und 720 Umstaltungs-Produkte derselben, daher eine grosse Mannigfal- tigkeit des Eizvorkommens überhaupt trifft. Sollte der Erzführung des Krduss und Okelmi je eine nähere Aufmerksamkeit geschenkt werden, wozu die Nähe des Bacher el Ahsrak und der Umstand einladen, dass sich für ei- nen kleinen Betrieb genug Brennstoff aus den umliegenden Wäldern beziehen Hesse, so wäre das Erste und Nöthigste ^en ganzen Okelmi sorgfältig abzuschürfen, um vor Allem die flofinungen genau zn begründen und so viel möglich numerisch nachzuweisen , die sich hier dem Unternehmer darbieten dürften. Bei Roserres hat der Strom sich tief in seine altern Allu- \ien eingeschnitten, und während wir auf dem hohen, hügeligen, "von zahllosen und tiefen Giessbachbetten durchfurchten Ufer- lande beiderseits nur die bereits beschriebenen Süsswasser- AUuvien wahrnehmen, sehen wir im Strombette selbst das Grundgebirge, den grobkörnigen Granit von Kordofan und Ber- ber, zu Tage gehen. Das Gemenge des Granites bilden weis- ser und rother Feldspath in grossen Krystallen, vorherrschend ; Glimmer in grossen Tafeln; öuarz wasserhell, sehr rein, zum Theil in Tafeln wie im Schriftgranite. Lokal tritt der Glim- mer zurück und Feldspath mit Quarz bildet allein das graniti- sche Gemenge. An ausserwesentlichen Bestandtheilen führt der Granit von Roserres: Hornblende und zweiaxigen Glimmer. Vorzüglich interessant jedoch sind stockförmige, parallel lie- gende, aus Ost in West streichende Lagerstätten von gross kry- stallinischem Kalkspath (rhomboedrisches Kalkhaloid), meiner Ansicht nach contemporäre, kurzabsetzende Gänge von gros- ser Mächtigkeit. Man trifft solche Lagerstätten in der Nähe der Mischera (Tränkeplatz am Flusse) des Dorfes Roserres, zwischen den Toguls des Melek Soliman bei Fakir-el Mähager und dem Flusse u. sl w. Der Kalkspath dieser Lagerstätten, von weisser, fleischrother, rosenrother, weingelber, blaulich- grauer Farbe, bildet ausgezeichnete, stumpfe Rhomboeder mit Perlmutterglanz, welche theils als solche ein gross krystalli- nisches, sehr schönes Gestein von wenig festem Zusammen- hange konstituiren, theils durch Kleinerwerden und weniger deutlich ausgesprochene Krystallform einen grobkörnigeo, 721 krystallinischeii Kalkstein darstellen, von theilweise dolomiti- schem Gefüge. Als ausserordentliche Bestandtheile findet man diesem Kalkspath Gesteine, besonders den feinkörnigem Varietäten desselben, eingesprengt: Hornblende, zvveiaxigen Glimmer in Körnern (rnndlicben Krystallen) und, jedoch selten, ßleigianz. Glimmerund Hornblende sind von schwarzer und dunkel lanch- griiner Farbe, und namentlich lezteres Mineral ist hie und da in bedeutender Menge und in grossen Krystallen, mehrere Zolle lang, jedoch unrein ausgebildet und unganz vorhanden. Den äussern Formen nach zu schliessen, gehören auch die Gebirge Tabi und Gärry, deren ersteres man, 14 Kuppen des- selben zählend, von Roserres ans in SW., lezteres inüOS. er- blickt, den krystallinischen Gesteinsformen und zwar ersteres der Gneiss und Schieferbildung, lezteres dem Granite von Roserres an*. An der Insel Mek-el Leli, oberhalb Roserres, sieht man den so eben beschriebenen Granit mit seinen Kalkspath-Lager- stätten neuerdings als Grundgebirge zu Tage gehen. An der Oberfläche ist derselbe verwittert und zu einer sandsteinarti- gen Masse aufgelöst, aus welcher die schwerer zerstörbaren öuarzkörner wie aus einer Breccie hervorragen. Dieser Granitsand bildet dort, wo ihn die Alluvien des Flusses be- decken, mit der kalkigthonigen Bindemasse derselben zu- sammen ein ganz eigenthümliches Konglomerat, einen graniti- schen Alluvialsandstein, der stellenweise das Grundgebirge unmittelbar bedeckt. Die allgemeine Hauptbedeckung des Granites aber ist ein mächtiges Schuttland, ein Gerolle, wel- ches zunächst unter der Dammerde das beiderseitige Uferland bildet und ausschliesslich aus zerstörten krystallinischen Fels- gebilden besteht. In diesem Flussgerölle findet man Trümmer und Geschiebe von : Gneiss, Quarz, Grünstein, Grünsteinporphyr, Granit, Tra- chyt, Basalt mit viel Olivin, Augit, Stilbit und Mesotyp. Die Wände der Drusenräume des Basaltes, in welchen die Stilbite lie- gen, sind oft mit smaragdgrünem, erdigem Überzuge bekleidet, ~ Für den Tabi bestätigt durch Cailluüd, worauf ich später zurück- liomuen werde. Riissegger, Reisen. II. Bd. 2. ThI. 46 7-22 der ebenfalls augitischer Natur zu seyn scheint. Ausserdem finden sich Geschiebe von Jaspis, Agat, Chalzedon n. drgl. Woher nun diese Abstämmh'nge acht vulkanischer Fels- gebilde, nämlich diese Trümnier und Geschiebe von Trachyten und Basalten, kommen niöoen, kann ich schlechterdings wicht entscheiden; denn im ganzen Stromgebiete des B. el Ahsrak, soweit ich es durch eigene Anschauung kennen lernte, fand ich diese Gesteine nirgends anstehen, wohl aber trafen wir, wie wir gleich sehen werden, sehr verwandte Bildungen in ge- ringer Entfernung. Möglich, dass die nahen Tabi-Berge, über deren geognostische Struktur wir noch keine nähern Daten besitzen, oder die isolirt stehenden Vorberge derselben die primitiven Lagerstätten dieser Gesteine enthalten , am wahr- scheinlichsten ist es mir jedoch , dass wir dieselben nicht so ferne zu suchen brauchen, sondern dass Gänge von Basalt, Trachyt, Grünstein, Grünsteinporphyr, Quarz u.s. w. dasGiund- gebirge der ganzen Umgebung, den Granit und Gneiss, durch- setzen und die Zerstörung ihrer Ausgehenden im Verlaufe der Zeit ganz einfach jene Trümmer und Geschiebe von scheinbar räthselhaftem Ursprünge lieferte. Von Mek el Leii bis zum Chor Tschamus dauern die An- häufungen des so eben beschriebenen Schuttlandes, bestehend aus Trümmern und Geschieben krystallinischer Felsgebilde, unverändert fort, nur findet sich in diesem Gerolle nebst den übriffen oben genannten Gesteinen auch Hornstein. Wo das Grundgebirge zu Tage geht, ist dasselbe Granit, Syenit und Gneiss mit dem bekannten fleischrothen, ausgezeichnet krystal- linischen Feldspathe. Dieser Felsbildung gehört auch der kleine isolirte ßegis an. Der Mündung des Tschamus im B. el Ahsrak gegenüber, am rechten Ufer des leztern und in geringer Entfernung vom Strome erhebt sich inselartig aus der weiten Ebene der Maaba. Er steigt zu ungefähr 400 Fuss über das Stromthal an und bil- det einen Gang-artigen Felsrücken in der Richtung 1 h. — »i;4 h. Am Fusse des Maaba sieht man Gneiss zu Tage gehen, mit lokaleftUbergängen in Hornblende-reichen, Porphyr-artigen Granit. Aus diesem Gesteine, welches ich für das hier herr- schende ansehe, erhebt sich der Maaba gangartig, eine ganz 723 eijjenthiimllcli o^estalfete Masse von stark eisenschussls^cin Honisfeiii und Honistelnpoipliyr mit glasigem Feldspathe, Hya- lit und opaliiitigem Quarze. Ersterer, porphyiartig einge- wachsen, gibt dem Gesteine einen tracliytischen Cliaiakter, der Quarz ist eingesprengt und der Hyalith bekleidet in tranbigen, nierenförmigen, kleinen Partien die Wände zahlloser, kleiner, blasenartiger Drusenräume. Der Querschnitt dieser Höhlun- gen lässt stets einen zackigen, zerfressenen Rand wahrnehmen. Häußg sind diese Höhlungen ganz oder theilweise mit Braun- eisenstein und Thoneisenstein ausgefüllt, welche beide Mine- ralien übrigens auch als Ausfüllung besonderer Gänge und Klüfte das Gestein durchziehen. Die allgemein zu beobach- tende Ubereinstimmmnng in der Richtung und Stellung dieser Gänge (Streichen NO. in SW., Verflachen in SO.) mit jener der gewöhnlichen Absonderungsspalten des Gesteines, von Schichtung kann hier wohl füglich nicht die Rede seyn, dürf- ten keinem Zweifel Raum geben, dass diese Eisensteingänge selbst nichts anders als solche, mit Eisenerzen erfüllte, Abson- derungsklüfte sind. Diese Eisensteingänge, besonders jene, welche Thoneisen- stein zur Ausfüllungsmasse haben, besitzen eine Mächtigkeit bis zu mehreren Fuss. Der Thoneisenstein, jener der gelben Varietät und häufig zu Ocker zerfallen, scheint ein sehr reiches Erz zu seyn, das 50^^ Eisengehalt immerhin dem Ansehen nach erreichen dürfte. Auf einem dieser mächtigeren Thoneisensteingänge, und zwar dicht neben dem Steige, der an der Südseite des Berges auf den Gipfel desselben führt, fand ich eine Höhle, deren Eingang zum Theil verbrochen ist. Sie scheint naturlichen Ursprungs, eine offene Gangspalte zu seyn, weiter in ihrem Innern jedoch, soweit ich sie verfolgen konnte, trägt sie unver- kennbare Spuren der Bearbeitung an sich, und es scheint so- gar, dass man den Eisensteingang dem Streichen nach in SW. verfolgt hat. Diese Wahrnehmung war mir höchst interessant, und es scheint, dass die Eingebornen, vielleicht in einer sehr fernen Zeit, den Werth dieses leicht zu gewinnenden und auch leicht zu schmelzenden Erzes kannten und dasselbe wahrschein- lich in der Art behandelten, wie es noch gegenwärtig mit dem 46 * 724 Raseneisensteine in Kordofan der Fall ist. Sollte iibrigens seiner Zeit diesen reichen Eizen eine weitere Rücksicht {ge- schenkt werden, so wäre es immer am besten ihre Verschmel- zung am linken Ufer des Ähsrak vorzunehmen, wo fiii- einen kleinen Betrieb Brennstoff vorhanden wäre nnd wo man viel- leicht am Schellal el Gher sogar das Gefälle des Flusses als Betriebskraft benutzen könnte. Dass der Maaba sein Daseyn vulkanischer Kraftänsserung verdankt, bin ich für meinen Theil ganz überzeugt. Der Berg ist bis oben mit Vegetation, und namentlich mit sehr schönen Luban-Bäumen bedeckt. Vom Maaba an südwärts, am rechten Ufer des Flusses, sehen wir in allen Chors Chloritschiefer zu Tage gehen. Am Chor el Ganna streichen die Gesteinslagen desselben ISO. in SW. und verflachen SO., die Struktur des Gesteins ist ausge- zeichnet blätterig, dasselbe enthält viel Glimmer und wird häu- fig von Quarzgängen diirchschvvärmt. Eine Stunde unterhalb Famagat beginnt ein faseriger, feldspathreicher Gneiss, dem auch der ganze Berg Famagat angehört und welcher, wie wir am Berge Fassoki sehen werden, von allen Seiten vom Chlo- ritschiefer unterteuft zu werden scheint. Hinter Famagat, gegen Osten, erheben sich die Berge der Gumus in drei Etagen übereinander mit ungemein schönen, malerischen Formen. Dem Ansehen und den Geschieben der aus Osten kommenden Bergströme nach scheinen auch diese Berge der Gneiss- und Chloritscliiefer-Formation anzugehören. Auf dem linken Ufer des Bacher el Ahsrak durchwandert man vom Chor el Tschamus südwärts fortdauernd Alluvial- Terrain. Die Anschwemmungen des Chor Ofud, der, wie der Tschamus, von den Tabi-Bergen herkommt, bestehen vorwal- tend aus reinem öuarzsaud und bei Hoeli-Hoeli beschäftigt Mek-SoLiMAN jährlich ungefähr 200 seiner Leute, um aus dem Schuttlande des dortigen Chor Gold auszuwaschen. Die Aus- beute soll sehr gering seyn. Der isolirte Bagöri gehört dem Choritschiefer von Fas- soki an , welches Gestein auch im Chor Dakog zu Tage geht. Das Gerolle dieses Regenbaches besteht ganz aus Trümmern eines sehr quarzigen Chloritschiefers. 725 Der hohe Bergrücken, der das Stromthal des Bacher el Ahsrak von dem desTnmates trennt und an dessen nördlichem Vorj^ebiro^e die beiden Ströme sich vereinen, ist das eigentliche Land Fassoki in der landesiiblichen , geographischen Bedeu- tnng dieses Wortes. Das Centrale dieses Bergrückens, das Gebirge Fassoki, gehört der Gneiss-Formation an, welche der obenerwähnte Chloritschiefer von allen Seiten umgibt. Dieser Chloritschiefer mit seinen unzähligen , offenbar contemporäreii Quarzgängen ist das herrschende Gestein in der ganzen Umgebung von Fassoki. Er geht an vielen Orten, besonders in den Thaleinschnitten des B. el Ahsrak, desTn- mates und der verschiedenen Chor in grossen Felsmassen zu Tage und bildet die kleinen isolirten Felshügel, welche die höliern Berge am Rande der grossen Ebenen umgeben. Aus diesem hügeligen, von den tiefen Betten der Bergströme durch- schnittenen Terrain des Chloritschiefers ragen die höhern Berge isolirt, ohne Zusammenhang in Ketten von grösserer Ausdeh- nung, empor. Sie bestehen, wie gesagt, aus Gneiss, ganz ähnlich dem der Central-Alpenkette in Tyrol und Salzburg und dem der Berge Tira und Schcibun im Nuba-Lande. Am Fusse des Berges Fassoki beobachtet man im Allge- meinen zwei Varietäten des Chloritschiefers. Die eine zeigt das Gestein in seiner Reinheit, die andere enthält Hornblende, ist besonders quarzreich und geht stellenweise ganz in ein körnig-schieferiges Hornblendegestein von besonderer Schön- heit über. Die Krystalle der Hornblende sind grün, gross, büschel- förmig gruppirt : der öuarz ist weiss, der Chlorit grün, in ßlätt- chen, alle Gemengtheile sind scharf unter sich getrennt. Die Felsmassen des Chloritschiefers sind in Gesteiuslagen getheilt, die NW. in SO. durchschnittlich streichen und den Gneiss der höhern Berge von allen Seiten unterteufen, so dass derselbe dem Chloritschiefer aufgelagert zu seyn scheint. Dort, wo der Choritschiefer, der sehr massige Absonderung w ahrnehmen lässt, mit dem Gneisse in unmittelbare Berührung tritt, nimmt er am meisten Hornblende in sein Gemenge auf und bildet den vorne erwähnten Übergang iu köruig-schiefriges Uurnbleude-Gesteiu. 726 Der FftRsokI, so wie die übiij^en höchsten Berg-e des Mit- telgebirges zwischen dem B. el Ähsrak und Tumat, besteht ans Gneiss derselben Beschaffenheit wie der, welcher den Fa- magat am rechten Ufer des Ahsrak bildet. Die ungeheuersten Blöcke dieses Gesteins bedecken die Kuppen und Kämme des Fassokl, der übrigens bis zu seinen Gipfeln hinauf in Vegeta- tion prangt und besonders mit Luban- und Ficus-Bäumen ver- schiedener Art besezt ist, während an seinem Fusse riesenhafte Adansonien stehen. Meiner barom. Messung nach erhebt sich der höchste Gipfel dieses Gebirges zu 896 Par. Fuss über das Strombett des Tumates an seiner Mündung im Ahsrak. Der am linken Ufer des Tumat isolirt und ungefähr zu 400 Fuss über die Ebene sich erhebende kleine Berg Medelak bCvSteht sammt seinen Nebenhügeln aus Chloritschiefer, der be- sonders reich an öuarzklüften ist und stellenweise in Glimmer- schiefer und Thonschiefer übergeht. Im Fliissbette des Tumates selbst, längst dem westlichen Gehänge des Fassokl, geht der Chloritschiefer in grossen Fels- partien zu Tage. Häufige öuarzgänge von 4 bis 5 Fuss Mäch- tigkeit, parallel unter sich aus N. in S. streichend und mit den Gesteinslagen unter flachen Winkeln gegen Ost einfallend, durchsetzen ihn. Der Quarz dieser Gänge ist sehr rein, gla- sig, klar und ausser Chlorit-Theilchen ohne alle sichtbare Bei- mengung. Interessant ist die Erscheinung, dass der Chlorit- schiefer im Liegenden dieser Gänge sich mit wellenförmigen Biegungen dem Streichen nach dicht an das glatte Liegend- blatt anlegt, doch vom Gangquarze immer scharf getiennt bleibt. Am Hangendblatte hingegen ist die Quarzmasse bticklig, wie blasig, aufgebacken nach unserer Bergleute Ausdruck. Durch die tnmultuarische Einwirkung des Stromes in der Regenzeit sind diese Felsmassen des Chloritschiefers phantastisch wild zer- rissen und der malerische Anblick dieser sonderbaren scharfen Formen wird durch den Gegensatz der grünen Farbe des Gesteins zum blendenden Weiss der Quarzgänge ungemein gehoben. Die im Südosten des Fassokl zunächst liegenden Berge, der Tumr und Guker, gehören dem Chloritschiefer an, welches Gestein sich am Ostgehänge des Fassokl, wie wir es gerade am Westgehänge desselben sahen, nordwärts zieht und dea 727 Fnss des Mitfelgebirg;es bildet; am Beginn des Strompasses des B. el Alisrak bei Famagat aber tritt das Stromthal aus dem Chloritschiefer in den Gneiss des Berges Famagat ein , wel- ches Gestein durch zwei Drittheile der ganzen Pass-Länge die senkrechten Felswände beider Ufer bildet. Der Gneiss ist hier durchgehends prismatisch abgesondert, die Absonderungs- Massen sind kolossal , die Prismen stehen senkrecht. Von untergeordneten Lagerstätten ist längst dieser Strecke nichts zu bemerken. Am nördlichen Ende des Strompasses, im lezten Drit- theile desselben und so aucl« im eigentlichen Schellal, vom Dorfe Gummr flussabwärts, geht wieder allgemein der Chlorit- schiefer zu Tage. Er bildet mächtige Felsmassen, enthält wenig untergeordnete Lagerstätte und ist regelmässig in Ge- steiiislagen getheilt, die aus NW. in SO. streichen und gegen SW. sich verflachen, somit fast entgegengesezt jenen am West- gehänge des Fassoki. Der Sand des Tumates, welcher aus öuarz, Chloritschie- fer und Magneteisen besteht, ist Gold-führend. Die Neger von Fassoki betreiben jährlich daselbst einige Goldwäschen, jedoch nicht in dem Massstabe der Ausdehnung, wie diess bei vielen der südlicher liegenden Wäschen der Fall ist. Was bei Beschreibung der Goldwäschen am Berge Tira in Nuba, vorne S. 310 etc., über die Gestalt des Goldstaubes, über die Darstellung des Tiper, dessen ünischmelzen zu Rin- gen, über Goldpreise u. s. w. gesagt wurde, gilt grösstentheils auch hier, und ich habe diessfalls nur einige Abweichungen zu berühren. Die Fassokl-Neger sind zum Goidausziehen viel gewand- ter und bedienen sich hierzu einer weit zweckmässigeren Me- thode als die Nuba. Sie haben 1,5 bis 2 Fuss lange, 1 Fuss breite, gut gearbeitete, flache, höchstens 3 Zoll in der Mitte tiefe, hölzerne Tröge, ganz in der Form wie die sogenannten Setz- oder Säuber-Tröge unserer Bergleute. In diese Tröge geben sie den zu waschenden Schutt, Sand etc., schlämmen denselben unter fortwährendem Zugiessen von Wasser und Schütteln des Troges, werfen die Steine aus und streichen das Taube von der Oberfläche mit den Händen ab. So bleibt ihnen 728 endlich ein ziemlich reiner Magneteisenschh'ch znrück, wel- chen sie dein eigentlichen Goldausziehen unterwerfen. Die- ses wird auf denselben Trögen vorgenommen, wobei die Ne- ^ev äusserst «geschickt ihnen eine solche Bewegung zu geben verstehen, dass das Wasser mit dem Schliche in einer bestän- digen Rotation sich befindet, sich dadurch das Gold im Centro des Rotationskreises ansammelt und der taube Schlich am Rande desselben mit den Fingern abgestrichen werden kann. Diese, sehr viele Übung erfordernde, Manipulation setzen sie so lange fort, bis sie das Gold möglichst rein, nur mit etwas fei- nem Schlich gemengt, auf dem Troge haben, worauf sie sodann das Gold mittelst eines kleinen Läppchens herausnehmen, auf eine Muschel geben und ganz so verfahren, wie die Nuba am Tira. Zum Einschmelzen des Tiper (Goldstaubes) bedienen sie sich kleiner Tiegelchen von Thon, die sie selbst verferti- gen und welche im Durchschnitte vier Feuer aushalten. Beson- ders schön ist es bei diesem Goldausziehen zu sehen, mit wel- cher Geschicklichkeit die Neger durch eine ganz unmerkliche Schwingung des Troges das Gold auf einen beliebigen Punkt conzentriren und von der Schlichdecke befreit sichtbar machen. Noch zarter ist diese Manipulation des Reinziehens, wenn sie statt auf dem Troge, auf einer Muschel vorgenommen wird, w elches delikate Experiment ich jedoch nur von einer Negerin mit vollendeter Gewandtheit machen sah. Um die auf dem Wasser schwimmenden, feinen Goldtheil- chen, das todtgepochte oder sogenannte Schaum-Gold unserer Poch- und Waschwerke, niederzuschlagen, d. h. unter Was- ser zu bringen und so ihrer habhaft zu werden, bedienen sich die Neger einer sonderbaren Methode, sie streuen nämlich Asche auf das Wasser und das Schaum-Gold schlägt sich, in Folge des mechanischen Impulses, wie ich glaube, augenblick- lich nieder. Diess ist dieselbe Erscheinung, die wir auf un- gern Sichertrögen durch Bespritzen mit Wasser herbeiführen und welche einfache Methode leider noch nicht mit den erfor- derlichen Modifikationen in die Aufbereitungs-Manipulation selbst eingeführt wurde, wo hie und da, besonders dort, wo schlecht gepocht wird, eine ähnliche Abhülfe sehr nothwendig wäre. 729 Wir unterzog^en nach dieser Manipulationsweise der Ne- ger ein Quantum Flusssand von 540 Pfund (450 Pfund Trocken- gewicht), welches wir von verschiedenen Stellen nahmen, wo uns das Alluvium als Gold-fiihrend bekannt war, einer nähern Untersuchung. Drei Mann brauchten zum Abschlämmen und Ausziehen des Schliches 4 Stunden und ebenso viele Zeit zum Reinausziehen des Goldes. Es erhellt daraus, da diese Leute nuter unsern Augen arbeiteten, dassein Mann in einer achtstün- digen Schicht höchstens 200 Pfund durcharbeiten kann. Aus der Probe zeigte sich weiter, dass das Alluvium an Schlich (durchweg Magneteisen) 0,5 höchstens 1% enthielt und der Gehalt des Alluviums an Wasch-Gold 5 Loth auf 1000 Centr. desselben nicht iibersteigt. Somit wären in 200 Pfund , das Quantum, welches ein Mann in einem Tage aufarbeiten kann, höchstens 0,01 Loth Gold im Werth von 13 kr. Konv.-Münze oder ungefähr von 2 türkischen Piastern enthalten. Diess dürfte, im Fallesich nicht reichere xAlluvionen daselbst finden, ein Beweis seyn, dass sich diese Seifen nach landesüblicher Methode nicht mit Vortheil bearbeiten lassen. Würde jedoch auch nur die allereinfachste, europäische Aufbereitungs-Methode eingeführt, so würde es natürlich nicht schwer halten, wenigstens ein zehnfaches Aufbringen zu er- reichen und dann müsste sich auch der Kalkül günstiger gestalten". Das Gold ist von ganz besonderer Schönheit und tiefgelber Farbe. In Sennaar stand zur Zeit meiner * Als ich bei meinein folgenden Aufenthalte in Alexandria wahrzu- nehmen glaubte, dass mir bezüglich der Probennahmen und der Würdi- gung der hieraus sich ergebenden Resultate von verschiedenen Seiten Einstreuungen bevorstehen, denen ich begegnen musste, so sandte ich von den durch Umfang und Gehalt wichtigsten Alluvionen (Seifen) jener Länder eigene Probenpartien, die von mir selbst an Ort und Stelle mit Beobachtung aller zur Wahrung der Ächtheit erfor. derlichcn Formen genommen wurden, an Se. Durchlaucht Hrn. Fürsten von LoBKOwiTZ, als damaligen Präsidenten der hohen Hofkammer im Münz- und Bergwesen, mit der Bitte, diese Proben durch das k. k. Haupt- Münzprobieramt vornehmen zu lassen. Diese Bitte wurde auf das gnä- digste gewährt und die Proben wurden unter der Leitung unseres aus- gezeichneten General- Landes- und Haupt-Münzprobierers, Hrn. Löwe, mit aller Sorgfalt abgeführt. Die nachstehende Tabelle uoifasst die interes- santen Resultate dieser Untersuchung: 730 •piOQ ÜB 00 e> lO .ri 00 <* «4 0001 J"e puJoqBHUB o CI •« t' o ff« ifOisDsuqssJiaqqaiiSloj i^l -? r: o o US o o> 00 >n C |5 «5 r^ «o M ^ e; O ZT e< CD 00 Ci ^ "^ g = C5^ <; ' 5 ■'" « .c«^^ M «5 -< 00 O ©" «*" • ^s = •5 s t; |S S S es o b c o 6« U 4) o s ü-fi O). > S 4) Cm ec • u Ol '-m Ol i. J= o « J= OD o Aus dem Alluvi bg^ulgi im Land il-Neger . . > < S ^ £ £ « '« es b 91 ca 2 O e a 9 s S < 09 < ce CS 'S ^ cc — S C bis 4 Stunden von den Goldwäschen am Adi entfernt; ein Weg, selbst eine Schienenbahn für Pferde, 47 * 740 wäre ohne besondere Schwierigkeit dahin herzustellen und nicht nur, dass man mittelst dieses Stromes in unmittelbarer Verbindung mit Chardum, selbst mit Egypten stünde, so könnte man seiner Zeit die ganze Aufbereitiingsanstalt an seine Ufer verpflanzen und ihr eine grossartige Ausdehnung geben. Mein Plan ging dahin, die Arbeiten vorerst mit ungefähr 500 Mann, Eingebornen jind Soldaten, zu beginnen, während der trocknen Jahreszeit so viel des Schnttgerölles durchzu- klauben und des goldfiihrenden Schuttes ans dem Bette des Chor sowohl, als auch aus den Schächten am Ufer, deren Be- trieb übrigens regulirt werden müsste, zu fördern, als nur möglich und hiebei die goldigen Quarzstücke aus dem Gerolle nebst dem erwähnten Schutt an den zur Aufbereitung bestimm- ten Plätzen aufzuhäufen. Bei ruhiger Beurtheilung, nach europäischem Massstabe, erscheint ein solcher Beginn allerdings zu tumuUuarisch und die Kosten desselben mit den gleich anfänglich zu erwartenden Resultaten ausser Verhältniss, daher in gewisser Beziehung eher abschreckend als einladend. Ich wusste jedoch, dass ein gemässigterer Antrag bei der egyptischen Verwaltung nicht durchgehen würden und die Erfahrung hat diess nicht nur be- stätigt, sondern sie zeigte sogar, dass derselbe für den kühnen Gedankenflng Mehemed-Ali's noch viel zu niedrig stand, wie die Folge lehren wird. Übrigens muss ich auch bemerken, dass nach egyptischen Grundsätzen die Unterhaltungskosten des grossen Personals keine besondern Auslagen verursacht haben würden, da den Soldaten ohnehin nur ihre Löhnung be- zahlt, vielmehr in Sklaven reluirt oder auf lange Zeit schuldig geblieben und den Eingebornen nur der allerdringendste Lebens- bedarf, aus dem Lande selbst in natura erpresst, verabfolgt worden wäre. Mit den Schächten war meine Absicht, stets bis auf die feste Sohle niederzugehen und so die Mächtigkeit aller Straten des goldführenden Alluviums und zugleich durch Ausmittlung der Gränzen desselben seinen Umfang, somit den Gegenstand der Aufgabe, vollkommen kennen zu lernen. Mit dem Beginne der tropischen Regen hätte ich alle bergmännischen Arbeiten eingestellt und das ganze Personal 741 zur Aufbereitung- des g-esaminelteu Vorrathes verwendet. Diese wäre darin bestanden : 1) Aus den durch die Klaubearbeit ^gesammelten goldig;en Quarzgeröllen die reicheren, sichtbar Gold enthaltenden Stücke von den ärmern, den Pochgezeugen, zu trennen, Avelche leztere ich vor der Hand gar nicht beri'icksichtigt hätte. 2) Den Schutt auf grossen, hängenden Sichertrög^en oder mittelst einer einfachen Zigeunerwäsche zu verwaschen. Bei diesen Methoden würde ein Mann des Tages 6 bis 8 Centner aufbereitet haben. 3) Den anf diese Art erhaltenen Magneteisen- und Kies- schlich, der zugleich das gediegene Gold in sich begreift, würde ich zusammen mit den zerstossenen , reichern Quarzgefällen aus der Klanbearbeit der Amalgamation in Pässern, die Ma- schine, um jede kostspielige Anlage vorder Hand zu ersparen, durch thierische Kraft bewegt, unterzog^en und so das Gold als Resultat des ganzen Prozesses der Aufbereitung vieler tausend Centner rein ausgeschieden haben. Diese ganze Arbeit hätte ich als einen grossartigen, in der Aufbereitung dieser Alluvien allein ein sicheres Resultat gebenden Versuch betrachtet und jeder Sachverständige würde dadurch alle nothwendigen Daten erhalten haben, um die weiteren Fragen beantworten zu können. Diese würden z. B. Folgendes zum Gegenstande haben: als 1) die Ausmittlung der zweckmässigsten europäischen Anfl)e- reitungsmethode für diese Gezenge, meiner Ansicht nach: Rätterwäsche, Seiingitter- Pochwerke mit Amalgamaticm am Satze, oder des Goldes wegen noch besser Walzwerke mit der Amalgamation unmittelbar an der Gitterseparation für die Walzentrübe und einige Stossherde zur Behandlung der reich- sten Sedimente der Rinnenführnng unterhalb der Amalgama- tion, der auch, in Ermanglung einer Hütte, die aus dem önarz- gerölle ausgehaltenen goldreicheren Gezeuge, durch Walzen in Mehl verwandelt, zu unterziehen wären*; ferner 2) die Ermittlung des zweckmässigsten Platzes für eine solche An- lage am Bacher el-Ahsrak; 3) die Errichtung einer Schienen- * Über dio Konstruktion und Beliandlung: solcher Maschinen be- rufe ich mirh auf mein Werkchen: „der Aufbereitungsprozess Gold- und Silber-haltiger Pocherze etc.", Stuttgart 1841, sammt Atlas. 742 bahn für Pfordetransport bis dahin; 4) die bergmännische Ge- winnung der goldfühienden AMnvien; am zweckmässigsten, wie ich glaube, eine blosse Abdeckarbeit nach Art der gewöhn- lichen Schottergruben am Tage und, des Wasserabzuges we- gen, von unten etagenweise nach dem Thale des Adi hinauf; 5) eine gründliche Kalkulation der auf diese Prämissen sich stützenden Betriebs- und Anlagekosten, des sich darstellenden Nachhaltes bei einem gewissen Betriebsraassstabe, des zur Einlialtung des leztern erforderlichen Personals u. s. w. In wieferne von Seite der egyptischen Verwaltung in diese meine Pläne eingegangen wurde, werde ich im Verlaufe der Reise zu erwähnen Gelegenheit finden. Die Gewinnung des goldführenden Alluviums des Adi und seiner Seitenarme, sehe ich bei Begründung eines solchen Etablissements daselbst immer als den Hauptzweck an, und zwar um so mehr, da die Natur selbst durch das Vorkommen, die Beschaffenheit und die leichte Gewinnung des Schuttes der Kunst bereits in die Hände arbeitete. Wichtig jedoch bliebe es immer, durch sorgfältige Schürfungen die vielleicht vor- handenen, besonders goldhaltigen Lagerstätten mit Bestimmt- heit nachzuweisen, und, wenn es die Umstände erlauben, in ordentlichen bergmännischen Abbau zu nehmen. Da jedoch anfänglich hiezu die geeigneten Mittel mangeln dürften , so wäre auch meiner Ansicht nach ein solches Unternehmen erst dann zu beginnen, wenn der vorne erwähnte Versuch beendet, die bezeichneten Vorerhebungen gepflogen und die Gewinnung des Alluviums nebst der Aufbereitung desselben in Ordnung gebracht wäre. Wenn man vom Chor el Baba am rechten Ufer des Tu- inates sich südwärts wehdet, so stösst man auf eine bedeutende, ganz isolirt stehende Berggruppe, den Akaro , der sammt sei- nem nördlichen kleinen Vorberge, dem Hadjar el Bagära, aus Gneiss und Granit besteht. Am Fusse des Akaro ist das Gestein feinkörnig, Feldspath und öuarz sind weiss, der Glimmer ist blaulichschwarz. Durch Aufnahme von Hornblende geht das Gestein in Amphibolfels über. Höher den Berg hinan trifft man grobkörnigen Granit mit grossen Feldspathkrystallen, der Glimmer schwarz und 743 grün. Die Kuppe des Akaro erhebt sich zu 815 Paris. Fiiss über die Ebene am Fnsse des Berges. Der grobkörnige Gra- nit des Akaro ist oberflächh'ch sehr verwittert und in kolossale Blöcke zerfallen. Der grosse Chor el Dahab entspringt am westlichen Ge- hänge des an 3500 Fiiss hohen Farronjagebirges und mijndet sich zwischen dem Flusse Djnmbo und dem Berge Fabauo im Tumat. Das Bette dieses Chor ist im Gneisse eingeschnitten, lind gewaltige Felsmassen dieses Gesteins bilden .3 Stunden oberhalb der Mündung des Dahab einen Schellal, wo die Neger ober- und unterhalb desselben Gold waschen. Das herrschende Gestein ringsum ist Granit und Gneiss, beide durch zahlreiche Übergänge auf das Innigste verwandt. Der Granit ist sehr feinkörnig und ganz weiss. Der Gneiss ist dickschieferig, vom mittlem Korne, der öuarz desselben farblos, der Feldspatli weiss und blass fleischrotli , der Glimmer grau und goldgelb. Durch sichtbar eingesprengtes Magneteisen nimmt das Gestein hie und da eine dunkle Färbung an, sowie es andrerseits durch Hornblende in Amphibolfels übergeht. Granit und Gneiss zusammen werden durch viele Quarz- gänge durchsezt, deren Gestein glasig und ohne sichtbare Erz- fnhrung ist. Auch Feldspath findet sich auf Klüften häufig. Das Schuttland am Schellal fanden wir reich au Gold und am reichsten jenes Alluvium, das sich zwischen den Felsmassen abgesezt hatte und aus einer compakten, thonigen, mit Steinen und vegetabilischen Resten gemengten Sandmasse besteht, die den Boden krnstenartig bedeckt. Unterhalb des Schellal, eine wilde, pittoreske Felspartie, fanden wir im Alluvium auf 1000 Centner SO Loth Gold und 1 % reinen Magneteisenschlich, oberhalb des Schellal hingegen fanden wir 1 bis 2 % Schlich und bis 96 Loth Gold in dem gleichen Quantum. Eine grössere Durchschnittsprobe wies 2 % Magneteisenschlich und 78 Loth Gold auf 1000 Cent- ner aus. Die Goldkörnchen sind dem Schliche zahlreich beigemengt, aber nicht von besonderer Grösse. Das Gold ist schön gefärbt, rein , und einzelne Partikelchen bilden Fäden von geringer Länge, ein Beweis, dass dieses Gold aus Gesteinsklüften 744 abstammt, fiir welches Vorkommen , wie bekannt , diese Form sehr charakteristisch ist. DerFabauo, das Vor^ebirg^e bildend zwischen dem Tumat und dem Chor el Dahab, ist ein geognostisch sehr interessanter Punkt. Das herrschende Gestein des Berges ist Gneiss^ dem der Centralalpenkette im Salzbnrgischen so ähnlich , dass er in Handstücken nicht davon zu unterscheiden ist. Das Gefüge ist vom mittlem Korn, Feldspath und Quarz sind weiss, der Glimmer schwarz. Dieser Gneiss ist in ungeheuren , berg- artigen Massen abgesondert und voller Gänge von Feldstein, Feldspath, Quarz und jenem grobkörnigen Granite, der die Berge im nördlichen Kordofan und zum Theil jene im Berberlande konstitnirt, und der sich durch seine grossen, schönen Feldspathkrystalle und seine grossen Glimmertafeln auszeichnet. Haben wir es also hier nicht, was ich allerdings glaube, mit contemporären Gängen zu thun, so wäre dises ein schlagender Beweis für das jüngere Älter dieses grobkörni- gen Granites. Zwischen den massigen GneissgeröUen des Fabauo , am Ufer des Tnmates, haben sich die Anschwemmungen des Lez- tern aufgehäuft, und ich fand diese zu meiner nicht geringen Überraschung voll jener nierenförmigen und knolligen Kalk- konkretionen , die wir bereits aus dem Gebiete des Bacher el Ahsrak in Sennaar und Roserres kennen. Dem Berge Kassau fast gegenüber, nur etwas nördlicher, mündet sich am rechten Ufer des Tumates der Chor Akontösch. Derselbe entspringt am Westgehänge des Gebirges Fadoga und charakterisirt sich durch seine hohen, steilen Ufer, durch sein felsiges Bett, als ein wahrhaft wilder Bergstrom. Das herrschende Gestein des Fadoga ist hier ein chloritischer Gneiss, der sich links dem Akontösch bis an den Tumat verfolgen lässt, und welcher Felsbildung auch die Berge am linken Ufer des leztern, namentlich der Kassan, angehören, wie wir später sehen werden. In diesem chloritischen Gneisse setzen am Akontösch viele Chloritschieferlager und sehr mäch- tige Quarzgänge fiuf. Bei der vorgenommenen, möglichst genauen U ntersuchung; 745 der Allnvien des Äkontösch fanden wir nicht nur die lokalen Anschwemmungen zwischen den Felsmassen im Strombette, sondern das »anze Schuttland des Chor in einem hohen Grade goldhaltig;. Wir hoben Proben aUvS, die per 1000 Centner 160 bis 208 Loth (»old und 0,5 % Kiesschlich nachw iesen , welch lezterer wegen der lehmigen Beschaffenheit der Waschgezeuge sehr schwer auszusichern war. Die beiden , aus grösseren Quanten genommenen Durchschnittsproben ergaben auf 1000 Centner für die ärmeren Gezeuge 94 Loth , für die reicheren 251 Loth an Gold und beiderseits 2 7o •■^•"ßn Kiesschlich. Das Alluvium des Äkontösch erwies sich sonach aus den Durch- schnittsproben als das goldreichste, w^elches uns in Ost- Sudan vorgekommen ist. Das Gold ist sehr grobkörnig, und wir erhielten oft Blättchen und plattgedrückte Körner desselben von 2 bis 3 Gran Schwere. Südlich des Chor Äkontösch, am rechten Ufer desTumat, dem Kassan gegenüber, liegt der kleine, aber eine giosse Fernsicht darbietende Berg Omschiefa. Er besteht aus chlo- ritischem Gneiss. Vom Omschiefa bis zum Kassan kann man an den steil entblössten Uferwänden des Tumates 4 Straten des Alluviums unterscheiden; zu oberst liegt Dammerde mit Sand gemengt, dann folgt grober Scliutt, ferner ein feiner, sehr compakter Sand und endlich Sand von so festem Zusammen- hange, dass er stellenweise fast eine Art Sandstein bildet. Keine dieser Anschwemmungen fanden wir goldführend, was auch zu vermnthen war; denn erstens liegt das Flussbett hier in einer Ebene und entfernt vom anstehenden Gestein, zweitens ist die Schuttanhäufung sehr massig und drittens befinden sich keine Felsen im Rinnsale, die einen Wasserschwall bewirken möchten, der ein Abwaschen , Abläutern des Alluviums zur Folge hätte. Der Kassan selbst, dessen höchste Kuppe zu 723 Fuss über den Tnmat ansteigt, gehört ebenfalls dem chloritischen Gneisse und zwar einer ausnehmend schönen Varietät des- selben an. Das Gestein ist dickschieferig, in grossen Massen abgesondert, enthält wenig öuarz, aber viel Chlorit, durch den es eine meergrüne Farbe erhält, der Glimmer ist schwarz. Adern und krystallinische Partien von weingelbem Adular 74© durchziehen diesen Gneiss , dem ausserdem hie und da Eisen- kies eingesprengt ist. Westlich voraKassan, in dem weiten Becken, welches der Kassan, der Luogi, der Gieschup und der Fakirnu einschliessen, befinden sich der Chor Kassan und der Chor Sude (auch Schude genannt) , weicher sich mit ersterem vereint. Der Kassan mündet im Tnmate. Das anstehende Gestein in der Umgebung beiderChors ist der chloritische Gneiss des Kassan^ in welchem am Chor Sude Gänge von Granit aufsetzen. In lezterem ist der Quarz vorherrschend und weiss, der Glimmer sparsam bei- gemengt und süberweiss, derFeldspath weiss und röthllch, die Gesteinstextur vom mittlem Korn. Die Ufer des Chor Sude sind sehr steil, stellenweise an 100 Fuss hoch, bestehen theils aus Schuttland in verschie- denen Schichtenfolgen, theils ist weiter aufwärts das Bett des Chors voller Gneissfelsen , die einen Schellal oder vielmehr eine wirkliche Kaskade bilden , welche zur Zeit der Regen, ■wenn der Bergstrom viel Wasser führt, einen schönen Anblick gewähren mag. Nirgends gelang es uns, innerhalb des erwähnten Ge- birgsbeckens, in den Alluvien der beiden Chors, weder in denen des Kassan, noch in denen des Sude, mehr als höchstens einige Spuren von Goldführung aufzufinden, wodurch ich übrigens diese denselben nicht absprechen will, und zwar um so weniger, als sich am nördlichen Gehänge des Kassan , längst welchem sich der gleichnamige Chor hinzieht und dem Tumate zueilt, wirklich Gold im Schuttlande findet, wenn auch nicht meinem Wissen nach in besonderer Menge. Übrigens hatte ich Gelegenheit an diesem Punkte eine eigenthümliche Methode der Neger kennen zu lernen, mit- telst welcher sie das an Gold ärmere Schuttland zu ihrem Waschprozesse vorbereiten. Sie ziehen nämlich quer am Ge- hänge hin einen anfänglich 1 Fuss tiefen und I Fuss breiten Graben a, von diesem Graben aus ziehen sie längst dem Ge- hänge herab viele, sich unregelmässig schlängelnde Kanäle b, so angelegt, dass sie auf (> Fuss Länge 1 Fuss Gefäll be- kommen und so lange, als es das Terrain erlaubt. Diese 747 schlangenförmigen Kanäle enden in Gruben von 2 bis S Fuss Durchmesser und 1 Fuss Tiefe. Fallen nun starke Regien, so stehen an den Kanälen a und b, durch welche das Wasser herabströmt, mehrere Ne^er, welche mit hölzernen Stöcken langsam das anlieg^ende Gold- führende Schuttland herein arbeiten und zugleich das Ver- les^en und Überlaufen der Trübe verhindern. Die rapiden Regenfliithen, deren Zufluss übrig^ens ohne Zweifel durch kleine Erddämme etwas regulirt werden wird, führen alle feinern Theile des Alluviumsund darunter auch das Gold in die unterhalb sich befindenden Gruben c , während die Neger die gröbern Theile, als Steine, Wurzeln u. dgl. sogleich aus- werfen. Der starke Impuls des Wassers bewirkt in den schnell sich füllenden Gruben eine, wenigstens oberflächliche Abläute- ruiig^ des Sedimentes, und die Neger erzielen so, allerdings mit offenbarem Goldverlust, sehr einfach nicht nur das auf dem Sichertroge lästige Abschlemmen, sondern auch eine Konzen- tration des Goldgehaltes in der Masse , welche sich in de» Gruben ansammelt und die sie sodann auf den Sichertrögen weiter behandeln. Diese Methode ist roh, sie ist aber immerhin ein Beweis, dass diese Wilden denken und dass natürliche Intellisrenz in 748 ihnen lie^t, auf die unsere Türken bei ihren unj^liickseli^en Goldwäschversiicheu mit Ächtung hätten hinblicken dürfen. An der Stelle, wo uns unser Weg vom Kassan an den Abgiilgi im Lande Kamnmil über den Tumat führte, beobachtet man in seinem felsenreichen Bette mehrere Stellen, wo die Neger aus dem Schnttlande nach der Regenzeit Gold waschen. Auch hier sind wieder vorzüglich jene compakten Straten des Alluviums, welche aus eisenschüssigem Thon, Sand und Damm- erde bestehen und zum Theile noch ganz unveränderte vegeta- bilische Reste, Wurzeln, Äste etc. beigemengt enthalten, die goldreichsien , und Proben an solchen Stellen genommen wiesen auf 1000 Centner einen Goldgehalt von 96 bis 160 Loth und 3 7o ™'*^ etwas Magneteisen gemengten Kiesschlich nach. Im Durchschnitte glaube ich dürfte man hier pr. 1000 Centner Alluvium immerhin einen Goldgehalt von 48 bis 112 Loth an- nehmen, je nachdem man es nämlich mit ärmeren oder reicheren Gezeugeu zu thun hat. Auch hier an den Gehängen desTumates fanden wir wieder dieselbe Kanalwäsche der Neger, deren ich vorne am nördlichen Gehänge des Kassan erwähnte. Das Gold schien mir übrigens im Tumate eine gelblich-weissere Farbe zu haben , als ich bisher beobachtete, und was mit der geringern Feine des Goldes aus dem nahen ChorÄbgnlgi, wie wir später sehen werden, übereinzustimmen scheint. Auch bemerkte ich hier das Gold mehr in Blättchen- als in Körner- form, die Blättchen zwar bedeutend gross, selbst bis zu 2 Gran im Gewichte und darüber, doch aber meiner Ansicht nach immer ein Beweis eines hier statthabenden weiteren Trans- portes der Ällnvionen. An der Stelle, wo wir diese Anschwemmungen des Tumates untersuchten , sah ich kein anstehendes Gestein , das Gerolle jedoch, welches sehr massig ist, besteht aus Trümmern und Geschieben von Gneiss, Granit, Chloritschiefer und (iuarz. Als herrschendes Felsgebilde auf dem Wege vom Tumat zum Gebirge Abgulgi fanden wir den schönen Syenit der Kata- rakten mit dem fleischrothen Feldspathe und ausgezeichneten Hornblende-Krystallen. In den Betten der beiden Chor Abgulgi hingegen sehen wir durchaus Gneiss, mit häufigen Übergängen in Granit, 740 Quarz vonvaltend und wie der Feldspath weiss, der Glimmer schwarz, in Blättchen und Nestern. Grosse Chloritschiefer- lag-er mit Nestern von schwarzem Glimmer begleiten den Gneiss und eine Menge Quarz und Feldspathgänge durchziehen ihn nach allen Dichtungen. Nicht nur diese Gänge fühien Eisen- kies, sondern derselbe findet sich auch häufig im Gneisse selbst auf kleinen Nestern und scheint in einer gewissen Region durch die ganze Gesteinsmasse vertheilt. Der Kies ist rein und krystallinisch und als Folge seiner Zersetzung sehen wir die rothe Färbung des Schuttlandes am Fusse des Abgulgi und den Anflug von Alaunsalz an einigen Felsen in den Chors. Zugleich entdeckten wir wieder in dem kiesführenden Gneisse auf kleinen Quarzklüften die bereits am Kassan aufgefundenen, weingelben Ädularkrystalle. Eifrigst suchten wir in den Chors am Abgulgi um jene 18 Fuss tiefen Schächte, deren Cailhaud erwähnt und woraus die Neger einen eiseuockerigen, Gold führenden Schutt förderten, den sie wuschen. Mangelte es uns jedoch an ortskundigen Führern, was sehr wahrscheinlich ist, da uns die Kamamil- Neger feindlich entgegenstanden und keiner derselben sich bei uns befand, oder waren diese Schächte bis zur Unkennt- lichkeit verstürzt, was ich bei dem fortdauernden Arbeiten der Neger nicht glaube , kurz unsere Bemühungen blieben fruchtlos. Cailliaud untersuchte bei seiner Anwesenheit die Anschwemmungen mehrerer Chors in der Nähe des Abgulgi, und wie aus seiner Beschreibung hervorgeht, nicht mit dem besten Erfolg; denn das Endresultat seiner Bemühungen spricht sich dahin aus*, dass durchschnittlich auf die goldreicheren Alluvionen am Abgulgi nur ein Goldgehalt von 4 grains par quintal, oder nach Wienergewicht 14 Loth auf 1000 Centner berechnet, sich ergäbe. Es ist nicht zu verkennen , dass die Versuche Cailliauds in der ganzen Art und Weise ihrer Durch- führung viel zu wünschen übriglassen, und dass besonders, was hierbei doch offenbar die Hauptsache ist, ein Individuum ge- mangelt zu haben scheint, welches mit dem Sichertroge voll- kommen umzugehen verstand; andrerseits muss ich aber auch selbst bekennen , dass im Verlaufe meiner Untersuchung sich * Cailliaud, Voyage etc. III, p. 17—18. T50 nirgends die Unverlässliclikeit lileliierer Sicherproben so sehr Ijeinerkbar machte als gerade am Abgulgi. Während wir nämlich an mehreren Stellen der beiden Chors Proben wuschen, die auf 1000 Centner des Alluviums einen Goldgehalt von 140 bis ISO Loth und von 1—2 7o Kies- schlich andeuteten, fiel die Durchschnittsprobe wieder Er- warten schlecht und zwar noch schechter als die vorne er- wähnte des Cailliaüd ans , indem dieselbe auf 1000 Centner nur einen Goldgehalt von 5,5 Loth und 1,5 % reinen Kies- schlich auswies*. Dieses Resultat ist mir ganz unwahrscheinlich ; denn alle Anzeigen sprechen für einen bedeutend höhern Gehalt dieser Alluvien, die alle, selbst die Dammerde, goldführend befunden wurden. Eine Eigenthümlichkeit des Goldes vom Abgulgi ist seine geringere Feine. Während nämlich das Gold von allen übrigen in Ost- Sudan von mir untersuchten Seifen auf die Mark über 22 Karat fein Gold hält, hält jenes vom Abgulgi nur 20 Karat 6,75 Gran. Vom Abgulgi bis zum ChorGntschssch auf der Hochebene Beschori und in der ganzen Umgebung dieses wilden, pitto- resken ßergstromes ist das herrschende Gestein chloritischer Gneiss. DerblauIichgrüneChloritund Glimmer theilenihreFarbe dem ganzen Gesteine mit, das häufige Übergänge in dichten * Bei den gewöhnlichen Proben Hess ich stets einen Sichertrog voll des zu untersuchenden Alluviums an verschietlenrn Orten und aus verschiedenen Tiefen ausheben , woraus dann der Schlich und das Gold ausgezogen wurden. Diese Proben dienten nur zur Information; denn bei den Durchschnittproben wurden die auf gleiche Weise genommenen einzelnen Proben auf Haufen geworfen und gesammelt. Ein solcher Haufe wurde sodann bis auf ein Quantum von 2 bis 3 Centner vorschrift- niässig verjüngt und aus dem verjüngten Quantum Schlich und Gold aus- gezogen. Natürlich wäre es weit verlässlicher gewesen den ganzen grossen Probenhaufen durchzuarbeiten ui)d am verlässlichsten, wenn ein solcher Haufe anstatt z. B. nur 100 Gentner, 3000 bis 4000 Centner be- tragen hätte. Um solche Proben jedoch bloss mit Sichertrögen abzuführen, mangelten mir geeignete Leute und die Zeit und es hinderte mich direkte daran die Anwesenheit der schlecht verpflegten, schlecht disciplinirten Armee, die stets den Ort wechseln musste, um nicht zu verhungern oder von den Teindea aufgerieben zu werden. 751 Chlontschieferwaliiiiehmen lässf. Vom Gntschescli südlich sah ich nur Granit und Gneiss und im Flussbette des Tuniates, wo wir diesen ßero;stiom auf dem Wege nach Beni S( hon^ollo zum Leztenmale überschritten , fand ich noch einmal den schönen , rothen Syenit der Katarakten , welcher daselbst dem Granite untergeordnet zu seyn scheint, der in gros- sen Felsmassen einen wilden Schellal gerade am Uber- gangspunkte bildet. Dieser Granit ist grobkörnig, Quarz und Feldspath sind weiss und in gleichem Verhältnisse vorhanden, ten organischen Resten und dem Wasser des Clior sieht man an den Felsen im Fluss- bette stellenweise einen starken Anflug von Salzen , kohlen- saures Natron und salpetersaures Kali. In den hohen Bergen, die Beni Schongollo umgeben, die den Centralrücken im Quellenland des Tumates bilden und gegen Süd in die hügeligen Ebenen derGalla abdachen, sehen wir die rein schiefrigen Felsformeu auffallend zurücktreten, und wir haben vorherrschend nur Gneiss vor uns, der sich in schönen scliarf gezeichneten Bergforraen erhebt. Das Gestein hat vor- herrschend körniges Gefüge, nähert sich somit dem Granite, enthält viel schwarzen Glimmer, zum Theil in Nestern ausge- schieden und wird von Quarzgängen häufig durchsezt. Im Schuttlande des Chors, der sich vom Gewesch niederzieht, fanden wir kein Gold. Die westlich des Gewesch sich erhebenden prallen Fels- Pyramiden des Rodochat bestehen, insoferne physiognomische Kennzeichen aus der Entfernung ein solches Urtheil zulassen, aus grobkörnigem Granit oder Syenit. Werfen wir einen Rückblick auf das bisher durchwanderte Gold-führende Terrain, dessen erste Anzeichen wir bereits in Roserres trafen , so ist das erste , was in die Augen fällt, die grosse örtliche Ausdehnung desselben. Rechne ich nur die Aus- dehnung aller jener Goldwäschen und jener Gebirgsformationen, die wir als Gold-führend betrachten müssen, insoweit ich die- selben theils durch eigene Anschauung kennen lernte, theils durch verlässliche Angaben, der Einheimischen feststellte, so erstrekt sich dieselbe über eine Area von wenigstens 300 geogr. D Meilen. Berücksichtige ich aber ferner, dass fast an allen westl. Bergen, am Tul, am Koeli, am Tabi u. s. w. Gold gewaschen wird , und zum Theil, wie am Tul , Gold im anstehenden Ge- steine bekannt ist, dass die Goldwäschen am rechten Ufer des Bacher el Ahsrak sich weit in das Innere des abyssinischen Berglandes erstrecken dürften und ihre Ausdehnung gegen Süd in die Galla-Länder ganz unbekannt weit ist , rechne ich hiezu noch das Gold-führende Terrain im Süden und Südosten von Kordofan in Teggele, am Tira, am Scheibun u. s. w. , so glaube ich , abgesehen noch von einer wahrscheinlichen 48* 756 Wiederholung der goldführenden Formationen im Süden von Darfur, die Area des goldführenden Terrainvs'in Ost-Sudan mit Sicherheit auf wenigstens 1500 geogr. D Äleilen anschlagen zu dürfen. Ein weites Feld für europäische Spekulation und ein Feld, das einst dann seine reichlichen Früchte tragen wird, wenn die Civilisation dem grossen Strome nach hinauf und von Osten her aus Ahyssinien und den Bergen der Galla his in jene schönen Länder vorgedrungen seyn wird. Betrachten wir die Goldführung dieses Terrains in geo- gnostischer Beziehung, so ergehen sich uns folgende Haupt- momente: 1) Im Innern von Afrika (in Ost- Sudan auf meine Reise bezogen), im Schoose der dortigen primitiven Felsgehilde und in den Alluvionen der Flüsse und Chors, welche sie durch- strömen, liegt ein grosser Reichthum an Gold; wenn auch nicht gerade so gross, als man oft fabelte und in Bezug ein- zelner gefundener Goldmassen auch nicht so gross, wie au manchen andern Punkten der Erde, z. B. am Ural etc. 2) Das Gold findet sich gediegen in Körnern, die selten eine regelrechte Form haben und ist das Eigenthum der Granit-, Gneiss- und Gneiss-Chloritschieferformation. In ersterer kommt das Gold vor auf: Quarz-, Kalkspath- und Feldspathgängen, für sich und gemengt mit Zinkblende, Eisenoxyd und Eisenkies. In lezterer Formation erscheint es auf grossen , mächtigen stockartigen öuarzlagern mit Brauneisenstein , Magneteisen- stein, ockerigem Braun- und Thoneisenstein mit Eisenkies, 3) Unter den goldführenden Straten des Alluviums , in denen sich das Gold zusammen mit Magneteisenschlich (Gneiss- Chloritschieferformation) und Kiesschlich (Granit-Gneissfor- niation) findet , zeichnen sich jene stets durch ihren Gehalt am meisten aus, die entweder aus einer lehmigen , eisenocke- rigen, mit Geschieben und Felstrümmern oder ans einer festen thonigen, mit Sand und vegetabilischen Theilchen gemengten Masse bestehen. 4) Die Alluvien der wilden, felsigen Bergströme, mit starken Abstürtzen (Schellals), in denen das Wasser in der Regenzeit in einer tumultuarischen Bewegung sich befindet, fiind in der Regel goldreicher als die der ruhig fliessenden. 757 5) Die reichsten Älluvien fand ich an den Chors Adi, Akoiitosch, el Dahab, Gntschesch uiul am obern Tuinat. Sehr g;emischt am Ab<>ulgi. Mittlere Meereshöhe des goldführenden Terrains in Dar el Pert = 2700 Paris. Fnss. ft) Die Allnvien der aus Osten kommenden und in den Tumat sich mündenden Bergströme fand ich bedeutend Gold- reiciier, als die der westlichen Partie. 7) Der höcliste Gehalt aus D n rc h seh nittsp rohen berechnet si(;h auf 1000 Centner des untersuchte n Alluviums zu 251 Loth an Gold und zu 2^0 a» Schlich, der geringste Gehalt zu 5,5 Loth an Gold und zu 0,5 ^o s" Schlich. 8) Das Gold ist durchgehends, mit sehr wenigen Aus- nahmen, von hoher Feine. Die aus Dnrchschnittsproben sich ergehende höchste Feine zeigt sich beim Golde vom Adi , mit 22 Karat 8,5 Gran auf die Mark, die niederste Feine beim Golde vom Abgulgi mit 20 Karat 6,75 Gran auf die Mark. Ausser den hier gegebenen Daten und einigen früher von mir in Karsten's Archiv, v. Leonhard's Jahrbüchern und Dr. Holger's Zeitschrift für Physik erschienenen Abhandlungen besitzen wir über die Geognosie des Flussgebietes des Bacher el Alisrak und des Tumates sehr wenige Nachrichten, die sich meines Wissens nur auf die Mittheilungen des Ileisenden Cailliaud und auf die in neuester Zeit in den Bulletins de la soc. geolog. de France, Vol. 10, pag. 144, 14fi und 14S erschie- nenen Daten des französischen Reisenden Lefevre (der Nil bis Chardum und Geologie von Sennaar) beschränken. Mehr, jedoch auch nur meist kurze uiid zerstreut in den bezüglichen Reisebeschreibungen vorkommende, Bemerkungen besitzen wir über die Geognosie der benachbarten Länder Abys- sinien •', Schoa, Darfur etc., und ich erlaube mir in dieser Be- ziehung mich auf die im II. Bande. l.TheilS. 621 etc. und die in diesem Theile, vorne S. 316 etc. gemachten Bemerkungen zu beziehen, und erwähne hier nur kurz zur Ergänzung des geognostischen Bildes von Ost-Sudan einiger der von Cailliaud während seiner Reise von Chardum nach Singe an solchen * Geognostisclie Bemerkungen i'iber das Terrain am West- und Nordwesfrande Abyssinlens, so wie über die Umgebung des Dembea-Secs, s. m. in Rüfpell's Reise in Abyssinien 11, S. 141—171 nnd S. 195 — 292. Punkfen g:emacliten geog;nost. Beobachtungen, welche ich selbst zu besuchen nicht das Glück hatte. Der isoMite, ans fünf getrennten Kuppen bestehende und zu ungefähr 600 bis 800 Fuss über die Ebene ansteigende Ke- rebin , nordwestlich von Mek-el Leli, besteht aus dem rothen Granite und Syenite der Katarakten. Die Bergformen sind äusserst scharf, nadelartig. Derselben Formation, Avie der Kerebin, ist auch der Ker- kat (Ouerkat). Er liegt südwestlich vom erstem und steht ebenfalls isolirt in der Ebene. Der Ägädi, der nordwestlichste Theil der Tabigruppe, ansgezeichnet durch seine schönen De- tailaiisichten, erhebt sich zu 400 bis 500 Fuss über die Ebene und besteht aus Granit. Ähnlich dem Agadi ist auch der 600 bis 800 Fuss hohe Kilgu. Der Gasi zeigt schon aus der Ferne durch seine sanfteren, weniger scharfen Formen , dass er nicht der Granit-Syenitfor- mation angehört. Er besteht aus Amphibol-, Feldspath- und Schiefergesteinen (wahrscheinlich die Gneissformation von Fassoki mit Chloiitschiefer und Hornblendegestein). Überall zeigt sich auf der Oberfläche dieser Felsen Eisenoxyd , und eisenschüssiger Sand bildet den Älluvialboden ringsumher. Man wäscht daselbst Gold. Die Hanptkette des Tabi hat dieselbe geognostische Be- schaffenheit wie der GasI , und auch dort waschen die Neger aus den von Eisenoxyd ganz durchdrungenen Alluvionen Gold aus, welches jedoch eine lichte, weisslichgelbe Farbe und ge- ringere Feine als das Gold der übrigen Seifen haben soll. Cauxiaud gibt als Ursache bedeutende Beimengungen von Silber und Platin an. So Cailliaud in seiner Vo.yage a Meroe etc. Vol. II, Chap. 37 und 3S und Vol. III, p. 19. Zum Schlüsse meiner Darstellungen der geognostische« Verhältnisse von Ost- Sudan erlaube ich mir die bezügliche geognostische Karte im Atlasse dieses Werkes als ein Sum- marium dessen , was wir gegenwärtig über jene Länder in dieser Beziehung wissen, vorzulegen, mich hiebei auf die be- reits im II. Bande, 1. Theil dieses Werkes, S. 633 etc. und vorne S. 322 etc. gegebene Übersicht zu berufen und vor Allem 759 die Karte jener Nachsicht zu empfehlen, die nothwendiger- weise ans der Betrachtung- der zu Gebote stehenden Materialien und der mit den ßeobachtung^eu verbundenen Nebenumstände hervoroeheu dihfte. Wenioe Beobachtuno^en konnten mit jener Müsse, mit jener Ruhe durchgeführt werden, unter deren Schutze allein ein allseitig begründetes Resultat geschaffen werden kann. Beobachtungen mit den Waffen in der Hand abgeführt, Beobachtungen in krankhaftem, leidendem Zu- stande, in stetem Kampfe mit Hindernissen aller Art gemacht, bedingen nothwendig ein sehr schnelles Auffassen, das einem Irrthume um so eher Raum gibt*, zu je grösserer Eile man gezwungen ist. Meine geognostische Karte von Ost- Sudan ist daher nicht mit ähnlichen Arbeiten über Deutschland, Frank- reich etc. parallel zu stellen, wo alle Mittel gegeben sind, um genaue Details zu liefern. Sie ist, dem flüchtigen Momente abgerungen, eine einfache Übersicht der Formationsfolgen im Felsbaue jener Länder, ein Schema der allgemeinen Ver- hältnisse, eine Grundlage für künftige Detailarbeiten **. 3) lleiiierkungren über die Völker, tvelcite die Ufer des UacUer-el Ahsrak uiid des Tuinates lie^voltneii, über ihre g-escliicUtlicIien und sozialen Verhältnisse. Wie in den Ländern westlich des Bacher-el Abiad, so lassen sich auch die Völker, welche die Dschesirah, die Ufer " Jene g;eognostIschen Daten , welche nirlit auf Autopsie solcher Reisender beruhen, die man als zur wissenschaftlichen Forschung berufen ansehen kann, Daten, welche aus den Angaben der inländischen Handels- leute, einiger Europäer in Ost-Sudan und aus dem wahrscheinlichen Zu- sammenhange der Gebirgssysteme hervorgehen, glaubte ich, um mich nicht an der Wissenschaft zu versündigen, in der Karte als zweifelhaft be- merken zu müssen, und ich sezte daher diessfalls dem Buchstaben, der die bezügliche Felsart bezeichnet, jedesmal ein ? bei. Dem bisher in diesem Reisewerke beobachteten Systeme zu Folge sollten nun die Beiträge zur Fauna und Flora der Länder am Bacher-el Ahsrak und am Tumat folgen , da jedoch in dieser Beziehung ein allge- meiner physiognomischer Überblick bereits ina dritten Kapitel des vierten Abschnittes, vorne S. 328 etc. , gegeben wurde und die umständlicheren Details im naturhistorischen Anhange zum II. Bande , 3. Theile folgen werden, so glaube ich dieser Arbeit, die nur Wiederholungen darbietea könnte, enthoben zu seyn. 760 des Baclier-el Alisrak und jene des Tumates bewohnen, drei Haupt-Natinnalklassen unterordnen. Wir haben in lezterem Terrain : a. Völker arabischer Abkunft in den Stämmen Hassanfe, Mohammedie, Schukorfe, Omrann, Debdaile, Bagära, Musselemie u. s. w. Die zweiten und lezten ausgenommen, lauter Wandervölker, beziig^lich weicheres sehr schwer fallen winde, ihren numerischen Stand anzugeben. Gewiss ist es jedoch, dass im ganzen Bereiche des alten Sen- naar die Bagära das wenigst zahlreiche arabische Volk sind. Das Prinzip des nomadischen Hirtenlebeus ist in diesem Volke zu intensiv in seine Lebensweise verflochten, als dass es sich zwischen zwei grosse Ströme eingeschlossen , oder beengt durch einen grossen Strom auf der einen (Bacher-el Ahsrak) und durch fremde, kriegerische Völker auf der andern Seite (Schukorfe, Makadi etc.) nicht zu sehr im Verfolge seines W^anderlebens beeinträchtigt sehen müsste. Wenige Familien daher ausgenommen, hausen die Bagära lieber auf den unermesslichen Ebenen westlich des Bacher-el Abiad , wo ihre Heerden reiche Nahrung und ihre Raubzüge an den schwächern Negern wenige Hindernisse finden. Am untern Bacher-el Ahsrak , von Chardum bis Sennaar und von Mandera bis an die Ufer des Rahäd, ist das arabische Prinzip entschieden das vorherrschende, jedoch hat dasselbe durch Vermischung mit den nachstehenden Volksklassen zahllose Veränderungen erlitten, so dass aus den gegenwärtigen For- men der Typus der arabischen Abstammung oft nur schwer zu erkennen ist. Der eigenthümliche Stolz des Arabers, Sprache, Sitte, Sinn für Freiheit sind jedoch geblieben. b. Völker ethiopiscli er Abkunft. Fungi, Berber, Kohalass, Gondjaren, Makadi, Galla. Die erstem, die früheren Herren von Sennaar, dürften an Zahl, wenn nicht gleich , doch zunächst den Arabern stehen. Sie bewohnen die Dschesirah , von den Bergen Moje und Szegeti angefangen, bis an denKoeli und Tabi, die Ufer des Bacher-el Ahsrak bis Roserres und Fassoki , die Ufer des Rahäd und 761 t Dender bis an die Granzen Abyssiniens. Gleichwie die Fungi an der nördlichen Gränze ihrer gegenAvärtio;en nationalen Ent- wicklung im Araberthum untergehen, so werden sie im Süden vom Negerprinzip überwältigt, und bereits am Koeli , Tabi, in Roserres und am obern Dender spricht sich ihre Eigenthümlich- keit nur mehr in den Familien einiger Htäuptlinge aus, während die Neger bereits die Volksmasse bilden und in Fassoki die Fungi ganz verdrängt haben. Berber, Kohalass und Gondjaren bilden in diesem Theile Ost-Sudans nur sehr untergeordnete Elemente des ethiopischen Stamm Volkes. Von den Arabern durch Sprache, Farbe und Gesichtsbildung, von den Negern ausserdem noch besonders durch langes, schlichtes^ nicht wollig krauses Haar gleich den übrigen ethiopischen Völkern verschieden, haben sie hier keine nationale Bedeutung. Die Makadi (Abyssinier) und Galla wohnen am Saume ihrer Länder, und sind eigentlich nur als Fremdlinge zu be- trachten, die Krieg oder Handel in das uns hier zur Betrach- tung vorliegende Terrain führen. Welche Mystifikation mit dem Namen „Schangalla", den wir noch auf vielen Karten treffen, verbunden ist, habe ich bereits vorne S. 232 auseinander zu setzen Gelegenheit ge- funden, und ebenso S. 350dargethan, dass es noch keineswegs gewiss ist, ob nicht eine ähnliche Täuschung sich auch an den Namen „Fungi" knüpft. c. N e g e r V ö 1 k e r. Neger befinden sich als Sklaven , als Freigelassene und als isolirte Reste aus jener Zeit, als sie noch gleich in Kordofan ihre Wohnsitze weiter gegen Norden ausdehnten im ganzen Lande, unter Arabern, wie unter den Fungi. Als selbst- ständiges Volk, mit nationaler Bedeutung, erscheinen sie je- doch erst und zwar gemischt mit andern Völkern in Roserres, reiner am Koeli, am Tabi, am Gärry; ganz rein aber, als allein herrschendes Volk und besonders im Gebirgslande in sehr be- deutender Anzahl, sehen wir sie auf den weiten Ebenen an den Ufern des Bacher-el Abiad und seiner Seitenarme; südlich der 11. ßreitenparallele im Innern der Dschesirah; vom Koelf, 762 Tabi und von Fassoki an südlich bis zu den Gallavölkern, und am rechten Ufer des Ahsrak, das Land der Gumus bewohnend. Am Tumat und Ahsrak sind sie desselben schönen Schlags, wie die Nuba- Neger und der Form nach verschieden von den Schilliik und Dinka. In eine Menge Zweige getheilt durch iSprachverschiedenheit und politische Separation, sind sie doch dem Wesen nach nur Zweige eines Stamms, Theile eines Vol- kes , von allen andern Völkern scharf getrennt. Die zahl- reichsten und mächtigsten Stämme, w enn wir solche annehmen, sind im vorliegenden Terrain dieSchilluk-, Dinka-, Schon- goUo-, Kamamil-, Fassoki- und Gumus-Neger. Wir sehen diesem nach und bei einem Blicke auf die Karte, dass links des Bacher -el Ahsrak und im Innern der Dschesirah das Neger-Element bei weitem nicht so weit gegen Norden \orgerückt ist, als in Kordofan und noch viel weniger als am Bacher-el Abiad. Es ist diess eine nothwendige Folge des von den ältesten Zeiten her stärkeren, in Handels-, Reli- gions- und klimatischen Verhältnissen gegründeten Vorschrei- tens der Kultur am Bacher-el Ahsrak und des später folgenden starkem Audrängens des arabischen und ethiopischen Prinzipes in derselben Richtung. Egyptische Araber und Türken, als neueste Eroberer des Landes, Kopten als die patentirten, schlauen Geschäftsführer der federfaulen Türken, einige europäische Abenteurer in Seiinaar und Woadd - Medineh, Kaufleute aus Dongola und Egypten, Arnauten im Dienste Mehemed-Ali's etc. , gehören nicht unter die eigentlichen einheimischen Bewohner des Lan- des, sie sind, selbst die beiden ersteren, nur in verhältnissmäs- sig geringer Anzahl vorhanden und als eine veränderliche Grösse zu betrachten, die von dem politischen Wechsel der Landes- und Regierungsverhältnisse abhängt. — Die alte Ge- schichte des Theils von Ethiopien , der die Länder am Ahsrak lind am Tumat umfasst, ist in das tiefste Dunkel gehüllt. Überlieferungen , zum grössten Theil eines höchst zweifel- haften Inhaltes und ohne historischen Grund, sind das einzige, was uns diessfalls aus der Zeit der Griechen- und Röraerherr- schaft in Nubien blieb, und sie sind ein Beweis, auf welch met* unsicherji Bstsls damals die Kenntniss dieser Länder 763 beruhte. Selbst die späteren Einwanderungen dunkelfarbiger, arabischer Stämme von Jemen her (vorne S. 346), aller Wahr- scheinlichkeit nach lange vor dem Entstehen des Islams er- folgt, lassen sich nicht über das Bereich der Sage hinaus näher nachweisen, und es steht desshalb auch von zukünftigen For- schungen um so weniger etwas zu erwarten , als selbst die Geschichte des höher kultivirten Abyssiniens, nach Rüppell* erst um die Mitte des lo. Jahrhunderts einen wahrhaft histo- rischen Charakter annimmt. Die mündlichen Überlieferungen der Araber, welche auf diese Einwanderung Bezug haben, und die der berühmte Burk- HARDT in seiner Reise durch Nubien (deutsch, Weimar 1S20) an mehreren Orten getreulich wiedergibt, sind meines Wissens noch das Beste, was wir hierüber besitzen. Merkwürdig war es mir, in dieser Beziehung unter den Bagära in Kordofan Sagen zu treffen, die den vollendeten Charakter griechischer Mythe an sich tragen. So erzählen diese wilden Söhne der Savannen dieGeschichte des Midas und des plauderhaften Bar- biers, der das Geheimnis« we^en den lan2;en Ohren nicht auf dem Herzen behalten konnte und substituiren hiebei nur statt des Midas einen Sultan und statt der langen Ohren Hörner. Keineswegs will ich aus solchen Zufälligkeiten gewagte Schlüsse über Alter und frühere Verbindungen dieser Araber folgern , jedoch bleiben sie immer ein interessanter Beleg für die intellektuelle Entwicklung dieser alten Wandervölker. Waiirscheinlich war es die Aufgabe dieser arabischen Noma- den, mit den altethiopischen Stammvölkern um den Besitz ihres Landes zu ringen , aus welchem Kampfe die kriegerischen Araber allerdings am Ende siegreich hervorgingen , in wel- chem aber auch die Reste ethiopischer Kultur ihren Untergang fanden und an ihre Stelle die Wildheit der Eroberer trat. Wann und wie diess geschah und welchen Einfluss diese Er- eignisse auf die Stellung der Negervölker in Sennaar und den südlich angrenzenden Ländern nahmen, ist gänzlich unbekannt. An den Ufern des Bacher-el Ahsrak, wo, gleich wie in Nubien, das Christenthum unmittelbar auf den Trümmern des altethiopischen Kultus sich erhoben zu haben scheint und lange "^ Rüppell. Reise in Abyssinien, 11. Bd. S. 335. 764 schon feste Wurzel gefasst hatte, als erst der Islam Eingang fand , scheint der Kampf der Araber gegen das ethiopische Stammvolk am längsten gedauert und den wenigst schnellen Erfolg gehabt zu haben. Wir sehen nämlich nach den arabi- schen Geschichtschreibern *, die zuerst Licht in das Dunkel der Geschichte des heutigen Sennaar und der angrenzenden Theile Ost-Sudans brachten, in dem christlich ethiopischen König- reiche Äloa, am Bacher el Ahsrak, zur Zeit des zehnten Jahr- hunderts u. Z. den Islam noch eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Erst mit dem 12. Jahrhunderte wurden die Araber, nachdem sie Kordofan schon lange sich unterworfen hatten, die herrschende INation in Sennaar und durch den Islam wurde das Christenthum verdrängt**. Mit dem Beginn des 16. Jahr- hundertes erst, als der schon oft erwähnte Einfall der Fungi von Westen her und die Gründung der Stadt und des Reiches Sennaar, oder vielmehr, wie ich glaube, die Wiedererhebung des ethiopischen Stammvolkes, worunter ich hier eben die Fungi verstehe, erfolgte, erhält die Geschichte des neu gegrün- deten Staates Sennaar einigermassen und nur zum Theil hi- storischen Charakter und wird durch das schnelle Umsichgrei- fen der Fungi-Herrschaft zur Geschichte des ganzen Landes, von Schendy an, den JNil und B. el Ahsrak hinauf, bis Fassoki. Über die Geschichte von Sennaar, seit der Gründung durch die Fungi und bis zur Zertrümmerung ihrer Herrschaft durch die egyptisch-türkischen Armeen in neuester Zeit, haben wir durch die Reisenden Bruce und Cailliaud, so wie durch unsern grossen Geographen Ritter, einige Aufschlüsse erhalten, und ich erlaube mir diessfalls vorzüglich, jedoch unter Vor- behalt der im Verlaufe dieses Werkes gemachten berichtigenden Bemerkungen, auf: Bruce's Geschichte und Verfassung von Sennaar in seiner Reise zu den Quellen des Nil, deutsche Übersetzung, Leipzig 1791, Band IV., S. 458 etc., so wie auf Cailliaud's Angaben über denselben Gegenstand in seiner Vo- yages aMeroe etc. Tora. II, pag. 254 etc. u. pag. 396 etc. mich zu berufen. * II. Bd. 1. Theil S. 477 etc. und vorDe S. 347. ** Vorne S. 347. 765 An lezterm Orte g-lbt Cailliaud ein Verzeichiiiss der Kö- nige von Fassoki bis zuriick zum Jahre 1607. Dass Fassoki eine Zeit lang unter Her Oberherrschaft der Fungi stand, geht ans den gesammelten Daten entschieden her- vor, ob jedoch der Beginn dieser Herrschaft mit dem ersten der Könige aus der Liste des Cailliaud, mit Kelah, zusammen- fällt und wann in Fassoki sich die Neger wieder der Itegierung bemeisterten, ist ganz ungewiss. WahrscJieiniich jedoch ge- schah lezteres, als IsMAEL-Pascha im Jahre 1822 den Meiek Hassan, Sohn des Matar, der Herrschaft entsezte. Bald dar- nach, als die egyptisch-türkische Armee sich wieder zurück- zog, gelangte die Familie des gegenwärtigen Melek Assusa, reiner Neger-Typus, zur Regierung. Bis zum J. 1607 wissen wir also von Fassoki in geschicht- licher Beziehung Nichts* und über die Folgezeit haben wir nur ein tiockenes Verzeichniss der Namen seiner Könige. Erst in neuester Zeit, seit dem J. 1S22, als Cailliaud und 15 Jahre später ich mit den egyptisch-tüikischen Armeen bis Fassoki und in die zunächst angrenzenden südiichen Negerländer vor- drangen, sind wir in Kenntniss der im Verlaufe unserer bezüg- lichen Reisewerke erzählten Fakta, die, so beschränkt sie auch durch Mano-el an Sprachkenntniss und durch die feindliche Stellung, den Negern gegenüber, sind, uns doch einiger Weise die Schicksale jener Länder in neuester Zeit vor Augen legen. Gegenwärtig dehnt sich die egyptische Herrschaft von Chardum nach dem B. el Ahsrak hinauf bis Sern aus. Das Land wird nach den Grundsätzen dieser Verwaltung regiert, und alle die Erscheinungen, welche sie charakterisiren und die hinlänglich bekannt sind, begleiten sie und führen rasch Land und Volk jenem Grade von Elend zu, den beide in Egypten schon längst erreicht haben. Roserres, von Seru und Karkodji an beiden Ufern des Ahsrak gegen Süden bis zum Chor el Ganna und bis zum Chor Dakog sich ausdehnend, hatte von jeher seine * Ob der Portugiese Bermudez, welcher im Jahre 1540 zum Patri- archen von Ethiopien ernannt wurde und durch längere Zeit im Lande Fassoki sich aufgehalten haben soll, über die geschichtlichen Verhältnisse dieses Landes etwas hinterliess, ist mir nicht bekannt. V. Bitter, Erdkunde I, S. 226. 766 eigenen Meiek, die jedoch, wie sie früher den Sultanen von Sennaar tribntär waren, nun unter egyptischer Oberherrschaft stehen. Bis in die lezten Jahre beschränkte sich leztere nur auf den Empfang gewisser Abgaben und auf das Recht, vonj Melek des Landes lloserres bei Skiavenjagden und Feldzügen die erforderliche Beihülfe zu fordern. Gegenwärtig jedoch sind durch die Absendung eines eigenen Kaimakams nach llo- serres und durch die Einführung mehrerer egyptischer Insti- tutionen alle Einleitungen getroffen, um lloserres zur wirkli' chen egyptischen Provinz zu machen. Ich sah dieses Land , dem diese glückliche Bestimmung zugedacht ist, noch in dem Zustande seiner ursprünglichen Verfassung und habe Gelegenheit gehabt darauf aufmerksam zu machen, wie anff"al!end der Unterschied zwischen dem Wohl- stande der ünterthanen in Roserres und dem bereits weit vor- gerückten Elende in Sennaar in die Augen springt. Seitdem sind nun fast 8 Jahre verflossen und es steht zu vermuthen, dass dieser Unterschied aufgehört hat. Südlich von Roserres, in unbekannter Ausdehnung ^egext West und Südwest, gegen Süd und Südost bis zu den Galiannd gegen Ost bis zur Grenze Abyssiuiens, dehnen sich die Neger- staaten aus, deren nördlichster am B. el Ahsrak das König- reich Fassoki ist. Wie ich bereits vorne S. 56*2 etc. dargethan habe, so geben diese Staaten das Bild einer vollendeten poli- tischen Zertrümmerung, die die Grundlage ihrer Schwäche gegen jeden Angriff von Aussen bildet und deren sichtbare, nächste Folge der verhältnissmässig nur geringe Widerstand ist, den sie den abscheulichen Sklavenjagden der egyptischen Verwaltung entgegen zu stellen vermögen. Gleichwie mit einiger Gewissheit vorauszusehen ist, dass im ersten Momente, wann einst die straff"gespannten Zügel der egyptischen Regierung erschlaff"en sollten, was, wenn nicht früher, doch mit dem Tode Mehemed-Ali's erfolgen dürfte, und wenn nicht zugleich, wie bereits das Beispiel AcHMED-Paschas lehrte, der Gouverneur von Ost-Sudan sich unabhängig macht und ein kräftiges Regiment auf seine Faust fortführt, oder eine europäische Macht einen unmittelbaren Einfluss auf jene Län- der ausübt, ganz Ost-Sudan wieder in meinen früheren Zustand 767 zurückkehren wird, so ist auch mit Recht zu vermuthon , dass der erste nur halbwejjs »ut geleitete Angriff' von Seite Ahys- siniens oder noch vielmehr von Seite der kriegerischen, mäch- tigen (ialla das ganze, lose Konglomerat der Negerstaaten im Süden von Roserres über den Haufen wirft, ein Umstand, der bei dem Avachsenden Interesse, das einige europäische Staaten in neuester Zeit Abyssinien und besonders dem (lalla* Reiche Schoa schenken, von grosser Bedeutung ist. Noch lebt ein Theil jener alten Familien, die einst über Schendy, Kordofan, Senuaar herrschten, noch sind die Namen der Häuptlinge, die aus ihnen hervorgingen, im Munde des Vol- kes, dessen Parallele zwischen einsf und jezt nicht zum Vor- theiie der egyptischen Verwaltung ausfällt, wenn auch diese unbestreitbar das Verdienst hat, eine grosse öffentliche Sicher- heit im Lande geschaffen zu haben. Glühender Hass, der nur durch Furcht gezügelt wird, erfüllt die Herzen der dunkelfar- bigen Ravssen gegen ihre Unterdrücker, die Türken, und da die Sudan-Armee selbst, grösstentheils aus eingeborneu Negern bestehend, nur einen sehr prekären Schutz gewährt, duich kein moralisches Band an die Regierung gekettet ist und, wie die zahllosen Desertionen bezeigen , der dortige Soldat jede Gelegenheit benüzt, um wieder in seine heimathlichen Berge oder zur unabsehbaren Weite seiner Savannen-Fibenen zurück- zukehren und Noth und Elend ihn den Stand verwünschen •machen, der ihn nur in seiner angebornen Freiheit beengt, so ist es nicht schwer abzusehen , dass die Armee sich auflöst, sobald die Kraft zu wirken aufhört, welche sie zusammenhält. Mit ihr fällt der Hebel zur Ordnung in Ost-Sudan, und benützen die Häuptlinge diesen Moment, so hal)en sie eine zweite Ero- berung des Landes durch eine egyptisch-türkische Armee, so wie jezt Egypten steht, nicht so bald mehr zu befürchten. Gleichwie das Bereich der egyptischen Herrschaft in sich selbst zerfallen muss, so stürzen durch ihre Schwäche die verschie- denen Negerstaaten beim ersten Stosse von Aussen zusammen. Eine Unterjochung von Seite der Galla würde dem Handel vom indischen Ozeane her die Bahn bis in das Herz von Afrika brechen, und der Abai , der vor der Thüre von Schoa vorbei- Üiesst, würde die unabsehbaren Folgen eines solchen Unter- 708 nehinens auf seinem Rücken bis ncich Sennaar und Nubien tragen. Die Wege der Waffen, des Glaubens, des Handels sind auch für jene Länder die Wege der Knltiir, und gleich wie jene nur von Norden her längst der grossen Ströme hinauf und vom Osten von den Bergen der Abyssinier und Galla herab siegreich in die Länder am obern Ahsrak und Tumat eindrin- gen können, so kann auch nur die Kultur diese Wege gehen, und sie wird sie meiner Ansicht nach mit Erfolg gehen, wenn das Interesse der Europäer fortan auf jene Länder gerichtet bleibt. Nachdem, was ich im Verlaufe der Reise über die Sitten und Gebräuche, über Handel, Religion und Sprache der Eiu- gebornen des hier zur Betrachtung vorliegenden Terrains ge- sagt habe und nachdem , was uns auch Cailliaud darüber mit- theilt, erübrigen mir nur noch wenige Bemerkungen. Der Handel im Allgemeinen ist durch das schonungslose Monopolsystem der egyptischen Verwaltung total ruiuirt. Die ehemals zahlreichen Sennaar-Karavanen haben aufgehört und den Transporten der Regierung Platz gemacht. Wiederholte, mit bestialischer Roheit gepaarte Sklavenjagden haben die Negerländer ganz abgeschlossen und einige Dschelabbs, die mit Glaskorallen , Baumwollenzeugen , Bernsteinschmuck, Waffen (heimlich), Salz, Datteln, Szimbel, Maleb, kleinen Spiegeln etc. dahin ziehen und dafür Gold und Sklaven, Elfen- bein, Straussfedern, Affen und dergleichen unbedeutende Dinge zurückbringen, bilden die Reste jenes Verkehrs, der unter der Fnngl-Herrschaft zwischen Sennaar und den Negerländern so lebhaft war und jene Masse von Gold au sich zog, von der man noch jezt wie ,von einem lätigst entschwundenen Traume erzählt. Roserres liefert der Regierung Hornvieh , Kamele, Sklaven, Elfenbein, Gummi, Weihrauch, Sennes, Tamarinden und etwas Gold. Theils werden diese Artikel als Tribut ab- geführt, theils ist ihre Lieferung in die Hände einiger weniger Handelsleute gelegt, das was noch im öffentlichen Handel be- lassen wird, ist mit den drückendsten Abgaben beschwert. Als Tauschartikel, denn Geld (egyptisehes und der österr. '•' Vorne S. 536. 769 Maria-Theresia-Tlialer*) ist in Roserres eine grosse Selten- heit, g,ehen dahin dieselben wie in die Negerländer. Be- deutend ist in Koserres derTransito von Abyssinien nach Sen- naar, ISnbien nnd Egypten, der jedoch zur Zeit meiner Anwe- senheit wegen Kriegsverhältnissen darnieder lag. Abyssinien liefert vorzüglich Sklaven nnd KafFe. Lez- terer ist von vorzüglicher ftnalität nnd steht dem Mokka nahe. Sennaar liefert Sklaven von den Bergen der Dschesirah, meist von den Truppen auf den jährlichen Sklavenjngden ein- gefangen nnd von der Regierung im Allgemeinen wieder zur Zahlung der Truppen bestimmt, ferner Hornvieh, Häute, Gummi, Rhinozeroshörner u. s. w. , gleiche Artikel Avie Kordofan. Dahin gehen ebenfalls dieselben Handelsgegenstände wie nach Kordofan, so wie überhaupt der Handel von Sennaar ganz gleich dem des leztern Landes steht, worüber uns Pallme in seiner Reise, S. 172 etc., genaue und schätzbare Details gibt. Die arabische Sprache ist die herrschende Gerichts- und Geschäftsspracheinganz Sennaar und nebst der Fnngisprache, welche eine ethiopisclie und der der Barabra und Dongolaui, wenigstens dem Klange nach, ähnlich ist, auch die herrschende Landessprache von Chardum bis Sern. Bis dahin ist sie, wenigstens am Flusse, überwiegend; weiter hinauf aber wird unter dem Volke die Fnngisprache gangbarer, das Arabische verschwindet mehr nnd mehr nnd wird in Roserres selbst nur mehr von den Häuptlingen und von Kaufleuten rein gesprochen. Übrigens ist das Fungi selbst mit einer Menge arabischer Worte bereichert. An den Gränzen Abyssiniens wird Tigre, von Roserres bis Fassoki Fungi gesprochen, in Fassoki und den übrigen Negerländern am obernAhsrak undTumat bestellen besondere Sprachen und weiterinSüd nnd Südost lezterer Länder herrscht die Gallasprache. Bereits vorne S. 563 habe ich dargethan, dass meiner Ansicht nach die in obenerwähnten INegerländern herrschenden Sprachen sich in zwei Hauptsprachen unter- ordnen lassen, nämlich in die Fassoki- und in die Kamamil- Sprache und dass wahrscheinlich der gemeinsame Stamm bei- "•^ Voine Seite 536. Rus<;e?gci, Reisen. II. Bd. >. ThI. 49 770 der dieser Hauptsprachen in der Fassokispraehe zu suchen seyn dürfte. Cailliaud in seinem Reisewerke II, pag. 421 etc. giht ein Wörterverzeichniss ans der Kamamilsprache und bezüglich der Gallasprache besitzen wir Tutscheks so eben in derliterar.- artist. Anstalt zu München erschienenes Werk: A Grammar and dictionary of the Galla language by Charles Tutschek. 3 Vol. Von Chardum bis Fassoki herrscht der Islam, wenn nicht dem W^esen doch der Form nach allgemein. Auch die Neger von Fassoki selbst sind dem Namen nach Mohammedaner, dem Wesen nach aber sind sie weniger Anhänger des wirklichen Islams, als vielmehr eines eigenen, wunderlich zusammenge- fügten Gebäudes von gespenstigen Aberglaubens der mannig- faltigsten Art, das sich Jeder nach Belieben zu bilden scheint. Südlich von Fassoki und zum Theil auch in Fassoki selbst fand ich keine ßeschneidung mehr. Übrigens gilt von der Religion dieser Negervölker im Ganzen das, was ich S. 353 über die Nuba-Neger sagte. Sie sind nämlich, wie diese, Deisten , keine Götzendiener, keine Fetischverehrer, hahen keine Priester. Südlich von Fassoki fand ich auch von den Formen des Islams keine Spur mehr, jedoch wird jeder Häuptling, wenn man ihn um seine Religion fragt, dem Weissen zu gefallen , welche er alle für Türken hält, sagen, er sey Mohammedaner; vorausgesezt er kennt diesen Namen, welche Kenntniss ich aber.allgemein, wenigstens in Schongollo , Obi , Kamamil und westlich am Fakirnu etc. als vorhanden sehr in Zweifel ziehe. 772 Ilaiipt- der in den Jahren 1836, 1837 und 1838 während meinen Reisen linftlemperatur und Luftreuchtiglieit an jenen Orten , wo durch ten Beo- ex: • Beobaclitungsort. Zeit der Beobachtung. o Aritlimctische Mittel. c cc b: Psychrometer. (S •^ tri a , ^ ei B 3 s a > 5 Alexandria. 20. April 1836 27. April 1836 18 17,7 25,6 12. Nov. 1836 7. Dez. 1836 96 762,8 15,4 15,5 24,0 15,2 13,2 2.0 10. Au|?. 1838 27. Sept. 1838 64 761,5 21,6 21,7 21.6 19,() >> 178 762,3 17,9 17,9 24,2 17,8 15,9 1,9 Cairo. 25. März 1836 12. April 1836 43 19,9 25,4 11. Dez. 1836 28. Dez. 1836 39 762,5 14,4 14,6 23,5 13,9 10,8 3,1 82 762,5 14,4 17.7 24,5 13,9 i0,8 3,1 Assuaii, 22. Jan. 1837 2. Febr. 1837 19 754,7 15,5 16,2 32,5 15,2 13.2 2,0 Korosko iiiNubien 9. Febr. 1837 13.Febr. 1837 18 754,2 17,4 18,3 17,2 14,9 2,3 A|)u - hammed in 22. Febr. 1837 24. Febr. 1837 14 733,9 22,7 22,9 Nubien. el Mncheireff in 1. März 1837 5. März 1837 31 730,9 23,5 24,0 33,8 23,3 19,6 3,7 Nubien. Chaidum in Sen- 15. März 1837 26. März 1837 55 727,7 23,1 24,4 31,8 22,9 16,5 6,4 naar 25. Juni 1837 29. Sept. 1837 484 727,4 26,6j 27,2 33,9 25,9 20,6 5,3 12. April 1838 4, Mai 1838 106 725,7 27,4' 29,0 27,1 18,7 8,4 645 727,1 26,4 27,3i33,7 25,8 19,9 5,9 el Obeehd in Kor- 14. April 1837 5. Juni 1837 98 712,5 19,4 25,1 30,5 24,0 20,3 3,7 dofan 773 diircliscliiiitte in Eoypten , Nubien und Ost -Sudan über Luftdruck, längere Zeit beobachtet werden konnte, abgeführ- bachtungen. Berechnete Funktio- Höchster beob- Niederster be- nen der Luftfeuchtig- achteter Stand. obachteter keit im Mittel des Stand. Bemerkungen. psyclirom. Standes. b B J2 ^ •O CS 3 3 ^" s u j: fÄ d Bä (3 •^ cg „ Nß. Die Meereshöhen in a CS '^ S "^ ~ u Pariser Fuss. c s s es CS B s 2 s c - S S 2 c 1 s s 4" , CS :r s 4J 0 >— 0 u II ■« CS s 0 5 1 0 «3 a «1 0 •B •3 ^" CS « s 0 cj b" 0 ^ £ bi 3. u „< S 'S C^ 3 B. B JZ g ^ JZ Ä j! -ofc < s !>. < "^ ^ OJ •^ 2 £ c t3 c. s a. 3 (3 ij h C e S ch •0 -3 H H Eu 0 1 ^ •iO,0 14„1 Meereshöhe des Observa- 13,2 11,8 761 13,0 768,5 17,0 4,0 756,9 14,2 , ► toriums = 33' nördl. Breite •'^ = 6V> 13' 5". 22,9 19,1 833;21,8 764,6 24,8 2,6 757,8121,5 1.1 16,6 14,8 793 16,1 768,5 24,8 4,0 756,9 14,2 1,11 27,3 14,1 Meereshöhe des Obserra- toviums 148' nördl. Breite 9,84 8,1 609 9,5 767.2 16,5 6,1 760,1 11,8 2,5 30« 3' 9". 9,84 8,1 609 9,5 767,2 27,3 6,1760,1 11,8 2,5 13,2 11,8 761 13,0 760,4 21,1 2,7 751,5 11,6 1,2 >fördliche Breite 240 4' 48' Meereshöhe 342'. 15,0 13,5 757 14,7 19,7 26,7 2,8 12,0 17,2 1,2 Meeresliöhe 450' nördliclie Breite 22'' 38' 0". Meereshölie 963' nördliche Breite 19» 28' 0". 21,0 17,9 677 20,1 732,2 29,5 5,6 729,7 16,0 2,2 Meereshöhe 1331'nördliche Breite 17» 58' 58". 14,3 12,8 458 13,5 729,5 32,0 13,2 725,5 15,6 2,0 Meereshöhe 1431' nördliche Breite 15» 37' 0". 21,6 18,4 569 19,9731,2 34,0 10,2 723,5 18,0 0,0 16,2|14,4 377 14,l'730,l 37,3 11,2 721,8 15,5 4,2 20,0 17,3 524 18,2 731,2 37,3 13,2 721,8 15,5 0,0 22,3 18,7 676 21,1 715,8 35,2 10,1 709,8 16,0 1,2 Meereshöhe 2018' nördl. ' Breite 13" U' 2". Vom 30. April bis 20. Mai in das Land der Nuba-Neger gereist. 774 Beobachtungsort. Zeit der Bcobaclitung. s 60 e 3 Ji o a o Aritlimetiscbe Mittel. • von bis 3 CO s 1 . BS a s e <ä 2 S B, S Seiinaar, Haupt- stadt. Roserres (Stadt) u.Mek-elLeIi(Fl.- Insel) in Roserres. Fassoki u. Schon- goUo. An ver- schiedenen Plä- tzen zwischen 11^ 17' 40" und 10° 16' o" nördlicher Breite. Woadd Medineh, Stadt am blauen Flusse. Metämmäh in Nu- bien. Dongola in Nu- bien (neue Stadt). 20. Okt. 1837 6. März 1838 9. Dez. 1837 15. Febr. 1838 5. Jan. 1838 16. März 1838 15. Mai 1838 11. Juni 1838 26. Nov. 1837 9. März 1838 31. Dez. 1837 21. Febr. 1838 10. Febr. 1838 22. März 1838 27. Mai 1838 19. Juni 1838 245 164 129 28 25 62 723,64 721,9 697,3 724,8 729,14 739,2 30,5 24,84 22,5 24,9 24,7 27,5 30,4 31,6 33,8 r75 Berechnet e Funktio- 1 1 Hoch ster benb- Niederster be- neu der L keit im iiftfeuchtig- Mittel des achte ter Stand. obaclitetcr Stand. Bemerkungen. psyclirom, Standes. i 4) S Sl •a (ti a s r E u BS cä Pd BS C § i - J= .s j: J= s X CS Ö 1^ 1 S CS B S CS N s V &4 a e CS a a •B e s ao cS .*> CS ." >- .5 e. 1 ■ ^2 1 ü ie ti J= its k *■ S H •3 ^ o 1 s" 1! s ö CS ea S S 5 o 4) E o Is ea cn &. E ü S o ^ £ h h o < S 'S * s S -" .s E -S O je sb < 'S < >3 E .2 Ct h t.1 t~t e. v s ^ •a -3 M H