70 °K M Natural History Museum Library I Jic. REISE UM DIE ERDE AUSCEFÜHllT AUF DEM KÖNIGLICH PREUSSISCHEN SEEIIANDLUNGS-SCHIFFE PRINZESS EOUISE, COMMANDIRT VON CAPITAIN W. WEN DT, I N DEN JAHREN 183 0, 1831 UND 18 32 VON Dr, F. J. F. MF YEN. ERSTER TIIE1L. HISTORISCHER BERICHT. MIT EINER ABBILDUNG DES FEUERBERGES VON OTAIPU, EINER KARTE UND TABELLEN, BERLIN, 1 8 3 4. IN DER SANDEH’SCHEN HKIIIIAXÜLIAG. ( C ■ EICHHOFF.) SEINER MAJESTÄT DEM KÖNIGE FRIEDRICH WILHELM III. \UERtISTERIHANIGST gewidmet. Vor w « r t. Schon zweimal halte die Königlich Preussische Flagge die Erde umsegelt, als ich das Glück hatte, bei einer dritten Handels -Expedition, welche die Königliche See- handlung nach Südamerika und China unternehmen liess, die Heise als Arzt und Naturforscher mitzumachen. Das prachtvolle Schiff, welches zu diesem Unter- nehmen bestimmt war, hat die Ehre, den Hohen Namen Prinzess Louise zu führen, indem es nach Ihrer Kö- niglichen Hoheit, der jüngsten Tochter Seiner Maje- stät unseres Königes, der vermählten Prinzessin Friedrich der Niederlande, getauft ist. Schon ein- mal hatte dieses Schiff glücklich die Erde umsegelt und wurde überall, wo wir hinkamen, als ein wohlbekannter Gast empfangen. Obgleich der Zweck unserer Reise ein anderer war, als der der wissenschaftlichen Entdeckungs- Reisen, so ist mir dennoch, durch die Hohe Gnade Seiner Majestät des Königes , vielfache Gelegenheit zu Theil gewor- den, Gegenden zu bereisen, welche dein gelehrten Publi- VI kum entweder gänzlich, oder doch mehr oder weniger Unbekannt geblieben waren; so dass ich mich verpflich- tet halte, einen ausführlichen Bericht über diese ganze Reise um die Erde milzutheileu, welche zugleich die erste ist, die, unter Königlich Preussischer Flagge unter- nommen, dem Publikum beschrieben vorgelegt wird. Wie sehr die thätige Hülfe meines verehrten Freun- des, des Herrn Capitain Wendt, welcher die Prin- zess Louise auf ihrer Fahrt eominandirte, bei allen meiuen Unternehmungen förderlich gewesen ist, kann ich nicht genug rühmen, und sage ihm hiermit öffentlich mei- nen Dank. Ich habe den gesammten Bericht über diese Reise in eine historische und eine systematische Abtheilung ge- bracht; jene füllt die ersten beiden Bände, diese, gänz- lich unabhängig von ersterer, die folgenden. Alle die neuen Arten und Gattungen von Pflanzen und Thieren, welche in dem historischen Bericht der Reise aufgenommen und nicht mit Diagnosen begleitet sind, werden im dritten und vierten Bande dieses Buches ausführlich beschrieben werden und erscheinen, fast zu gleicher Zeit, mit den beiden Bänden des historischen Berichts. Berlin, im April 1834. J. Meyen . lulialts-Verzeichniss Erstes Buch. Uebcrfahrt nach der Westküste von Süd- Amerika. Erstes Capitel. Abreise von Berlin. — Einige Bemerkungen über Hamburg pag. 4, dessen wissenschaftliche Anstalten pag. 7 und dessen Handel pag. 10. — Die Prinzess Louise geht in See pag. 15. — Kreuzen in der Nordsee und Schwierigkeit der Fahrt daselbst pag. 2t. — Gehen auf der Rhede von Dunes vor Anker pag. 24. j Eintritt in das Atlantische Meer pag. 28. — Ueber die Handels- Strassen im At- lantischen Meere pag. 30. — Heber die Sargasso-See pag. 36. — Mollusken lassen sich häufig sehen pag. 40. — Eintritt in die Tropen- Region und über die dabei angeslellten meteorologischen Beobachtungen pag. 46. — ■ Heber das Erscheinen der Scliwalhen in so südlichen Breiten pag. 50. — Wassernoth an Bord unseres Schiffes pag. 53. — Betrachtung des Instinkts der Piloten, welche den Hayfisch führen pag. 56. — Region der Windstillen und Wechsel der Pas- sate pag. 58. — Ueber die Temperatur der Aequalorial-Zone pag. 60. — Ent- deckung der Albrothos -Bank durch das Thermometer pag, 65. — Cap Frio er- scheint pag. 67. Zweites Capitel. Ankunft in Brasilien und angenehmer Eindruck, den die Natur auf uns machte pag. 60. — Wir betreten den amerikanischen Boden pag. 72. — Ver- schiedenheit der Menschen-Stämme, welche Rio de Janeiro bewohnen pag. 75. — Einige Bemerkungen über den Sklavenhandel pag. 77. — Verschiedene andere Bemerkungen über das Treiben in Rio de Janeiro pag. 83. — Brasilianische Geldsorten pag. 88. — Besuch der Kirche Nossa Senhora da Gloria pag. 89. — Besuch des Fischmarktes und reges Treiben in den Strassen der Stadt pag. 93. — Excursion nach der Bota foga und dem botanischen Garten pag. 96. — Excur- sion nach dem Gipfel des Corcovado pag. 104. — Ueber den Bau der Farren- Stämme pag. 109. — Abreise von Rio de Janeiro pag. 117. — Ueber die Strö- mungen auf der östlichen Seite von Süd -Amerika pag. 121. — Wir erblicken Staaten -Land und umschiffen dessen östliches Ende pag. 126, — Ungeheuere Massen von Tangen schwimmen dem Schifte vorüber pag. 128. — Grosse Uop- pigkeit der Pflanzenwelt in diesen Gewässern pag. 133. — Umschiflung des Cap H orn’s und über die herrschenden "Winde daselbst pag. 134. — Bemerkungen über den Casclielott-Fang pag. 141. — lieber die Abnahme der Wärme in der Luft und im "Wasser, im Verhältniss zur Breite auf beiden Küsten von Süd- Amerika pag. 145. Drittes Capitel. Meteorologische Beobachtungen, angestellt auf der Reise vom Canal von England zu den Küsten von Chile pag. 1 4(5 bis pag. 191. Zweites Buch. Beobachtungen und Bemerkungen über Chile. Viertes Capitel. Die Prinzess Louise geht zu Valparaiso vor Anker pag. 195. — Nach- richten über die Stadt Valparaiso pag. 198. — Bevölkerung und Handel da- selbst pag. 201. — Witterung pag. 204. — Erdbeben zu Valparaiso pag. 207. — Erhebung des Erdbodens auf der Küste von Chile pag. 212. — Heftiger Sturm im Hafen daselbst pag. 214. — Fernere Untersuchung des Hafens von Valpa- raiso pag. 220. — Eine kleine Excursion in die Umgegend von Valparaiso pag. 223. — Wir verlassen Valparaiso und reisen nach Santiago pag. 225. — Casa blanca pag. 229. — Cuesla del Prado pag. 236. — Rückblick auf die Form und die Hö- hen der durchreisten Gegend pag. 241. — Santiago de Chile und dessen Einwoh- nerzahl pag. 243. — Einige Beiträge zu einer Beschreibung dieser Stadt pag. 245. — Nachweisung über das zu Santiago geprägte Geld pag. 247. — Almeda oder Cauada pag. 249. — Feier des Jahrestages der Schlacht von Chacabuco pag. 252. — Fernere Gebräuche zu Santiago pag. 255. — "Wir werden dem Minister des In- nern vorgestellt pag. 259. — Politische Parteien in Chile pag 261. — Excursio- nen in die Umgegend der Stadt pag. 262. — Ueher die Temperatur der Luft und das Klima von Santiago de Chile pag. 264. Fünftes Capitel. "Wir treten eine Reise nach der Provinz Colehagua an pag. 270. — Wirbelwinde auf der Ebene von Santiago pag. 273. — Hängende Brücke über den Rio Maipü pag. 274. — Halten Mittag auf einem Landgute pag. 277. — La Angoslura pag. 280. — Ebene von Rancngua pag. 283. — Hängende Brücke über den Rio Cacliapoal pag. 288. — Ankunft zu San Fernando und Zusammentreffen mit Herrn Gay pag. 291. — Reise nach der Cordillere von San Fernando pag. 290. — Besteigung des Monte de naturano pag. 296. — Nachtlager am Rio Tin- guiririca pag. 300. — Fortsetzung der Reise am Rio Tiuguiririca hinauf pag. 302. — Ueliergang über den Rio clado de Talcaregua pag. 304. — Herrliche Ve- getation auf dem Monte Sillo pag. 307. — Nachtlager in der Llanura doncclla pag. 308. — Plateau von Gualtatas pag. 310. — Trennung von Herrn Gay pag. 312. — Wir besteigen den Monte Imposible und kehren nach San Fernando zu- / VII rück pag. 315. — Nochmaliger .kurzer Aufenthalt zu San Fernando und Rück- kehr nach Santiago pag. 319. Sechstes Capitel. Wir verlassen abermals Santiago und reisen nach dem Vulcan von Maipü pag. 323. — llio Colorado pag. 327. — Ueher die Pässe, welche über die Cordillere nach Mendoza führen, und verschiedene Höhenbestimmungen dabei pag. 328- — Ankunft zu Tollo pag. 332. — Untersuchung der Umgegend daseihst pag. 336. — Rio del Yeso pag. 341. — Rio del Volcan pag. 342. — Aufenthalt bei der Q,ueseria pag. 344. — Condore der Gegend pag. 345. — v. Nachtlager am Fusse des Vulcans pag. 347. — Reiche Ausbeute daselbst an Pflanzen pag, 348. — ■ Ueher das Leuchten der Vulcane in Chile pag 351. — Wir erstiegen den Kegel des Vulcans und reiche Ausbeute auf diesem Wege pag. 356, — Merkwürdige äulen - Trachyte anf dem Kegel des Vulcans pag. 358 — Rückkehr nach San- tiago pag. 359. — Reise nach den Bädern von Colina und Untersuchung der (Quellen daseihst pag. 360. — Rückkehr nach Valparaiso pag. 365. Siebentes Capitel. Abreise von Valparaiso pag. 366. — Coquimbo pag. 367. — Ankunft im Hafen von Copiapö pag. 370. — Beschreibung des Hafens pag. 372. — Reise nach Copiapö pag. 376, — La liamadilla pag 379. — Nachrichten über die Stadt Copiapö pag. 381. — Reise am Ufer des Rio de Copiapö hinauf pag. 392. — Vitriol-Lager hei Tierra amarilla pag. 393. — Wir verlassen das Thal des Flusses und gehen in das Gebirge hinein pag. 400. — Vorkommen der neuen Pflanzen -Gattung Rotlieria pag. 402. — Chinchillas pag. 403. — Nachrichten über die Mine Clieco pag. 404. — Untersuchung der Umgegend pag. 406. — An- kunft zu Nantoco pag. 408, — Reise nach La Punta pag. 409. — Vorkommen noch unbekannter Condor- Arten pag. 410. — Einige Nachrichten über die Schmelzöfen zu La Punta pag. 412. — Rückkehr nach Copiapö pag. 413. — Reise nach dem Hafen pag, 415. — Anhang und Nachträge pag. 418. — Poli- tisch-statistische Darstellung der Provinz Coquimbo pag. 419. — Nachtrag zur politischen Eintlicilung von Chile. Intendenzschaft von Conccpcion und von Maule pag, 425 — 426. — Bevölkerung der Provinz Chiloe pag. 427. — Arerzeich- niss der Entfernungen zwischen sämmtlichcn Hauptpunkten iu der Republik Chile, berechnet nach Leguas pag. 428. Drittes Buch. Aufenthalt in Peru. Achtes Capitel. Reise vom Hafen von Copiapö nach Arica pag. 430. — Nachrichten über den gegenwärtigen Zustand von Arica pag. 431. — Excursionen in der Umgegend von Arica pag. 433. — Reise nach Tacna pag. 436. — Nachrichten über die Stadt Tacna pag. 438. — Allgemeine politische Eintlicilung von Peru pag. 442. — Wir treten die Reise nach dem See von Tilicaca an pag 441. — Erstes Naclit- * VIII lager Lei dem Dorfe Patclii pag. 445, — Aufenthalt im Gasthause zu Palca pag. 448. — Wir erreichen die höchsten Abhänge des Plateau’s von Tacora pag. 451. — Fortsetzung der Reise auf der Hochebene pag. 454. — Rio del Azufre. Gua- naco's treten hervor pag. 455, — Umgegend von Tacora pag. 455. — Nachtlager am Rio Utchusoma pag. 457. — Der Nevado Chipicani pag. 458. — Merkwür- dige Traclijte, welche die Hochebene des südlichen Peru bedecken pag. 459. — Bolivianisches Indianer-Dorf Morocollo pag. 461. — Der alte Vulcan pag. 464. Oestliclie Abflachung der Hochebene nach dem Becken von Chuquito pag. 465. — Verschiedenheit der Vegetation pag, 466. — Aufenthalt in dem Peruanischen Kirchdorfe Pisacoma und Untersuchung der Umgegend daselbst pag. 467 bis pag. 471. — Fortsetzung der Reise pag. 471. — Spuren einer scheinbar grösseren Be- völkerung dieses Hochlandes pag. 472. — Entvölkerung der Hochebenen des süd- lichen Peru pag. 473. — ■ Sclaven -Einfuhr in Peru pag. 474. — Das Indianer- Dorf Piche -pichun pag. 475. — Wir erblicken den Alpensee von Titicaca pag. 477. — Die Missions-Anstalt San Francisco de Anquac pag. 478. — Schilderung der Gegend am See von Titicaca pag. 479. — Fortsetzung der Reise nach Puno pag. 481. — Erdtoffel-Bau am See von Titicaca pag. 482. — Schöne Einfassung des See’s von Titicaca pag. 482. — Vegetation der Gräser in jener Gegend pag. 484. — Ankunft zu Puno pag. 484. — Nachrichten über Puno pag. 485. — Ueber das Klima zu Puno pag. 486. — Herrn Pentl and ’s Beobachtungen über die Schnee- Fälle in jenen Hochländern pag. 487. — Ueber die mittlere Temperatur von Pu- no pag. 488. — Ueber die Kultur des Mays am See von Titicaca pag. 489. — Herrn Rivero’s Angaben über die Höhen, in welchen die verschiedenen Kultur- pflanzen inPeru Vorkommen pag. 489 — 490. — Nähere Beschreibung des See’s von Titicaca pag. 490. — Die Binse des See’s von Titicaca ist von höchster Wich- tigkeit für dieses Land, dem alles Holz fehlt pag, 491. — Verfall der Bergwerke in der Provinz Clnnjuito pag. 493. Reise um die Erde. Historischer Bericht . Erster Theil 1 % - / ( / Erstes Ueberfahrt nach der Westküste von Südamerika. Erstes Capitel. Abreise von Berlin. — Hamburg und dessen Handel. — Durclischiffung des Atlantischen Oceans. Äm 28. Juli 1830 Abends um 9 Uhr verliessen wir Berlin, beglei- tet von den Glückwünschen der Verwandten, Freunde und Bekann- ten. Schwer ist der Abschied zu schildern bei dem Antritte einer Heise von solchem Umfange, wie wir sic beabsichtigten. Die Hoff- nung, die paradiesischen Gegenden der Welt zu sehen; einst die himmelanstrebenden Cordilleren mit ihren gewaltigen Kuppen und Feuerbergen zu besteigen; die Völker der Siidsee in ihrem Natur- zustände zu selien ; das weite Land der Chinesen, reich an Sonder- barkeiten aller Art, zu besuchen, dieses Alles sind Gedanken, die die feurige Fantasie eines jungen Mannes, der sich dem Studium der Natur ergeben hat, so lebhaft umstricken können, dass er erst in dem Augenblicke der Abreise, erst in der Stunde des Abschiedes die Schwierigkeiten empfindet, die darin liegen, sich zu trennen aus dem Kreise des gewohnten Umganges ; sich loszureissen von Allem, mit dem man durch Bande des Blutes, der Freundschaft und der Zärtlichkeit verbunden ist. In solchen Augenblicken steigen Ahnun- gen in die Seele des Menschen, deren er sich nicht entwehren kann. ) — 4 — W ir veriiessen die Heimath und haben, durch einen unglückli- chen Zufall, keine Briefe während der ganzen Zeit der Reise er- halten, und welche Umwälzungen, welche furchtbare Landplagen haben in dieser Zeit die Ruhe von Europa gefährdet! D er Weg von Berlin nach Hamburg gehört zu den einförmig- sten in ganz Europa; die neue Chaussee, die die ausgedehntesten Moore, wie die havelländische Luch durchschneidet, ist ein Bau, der Erstaunen erregt. Bei dem heutigen Zustande der Staats-Haushal- tungen können künstliche Strassen, und überhaupt die Mittel der Communication, als Maafsstab des commerciellen Zustandes und des innern Reichthums eines Volkes dienen. Schon auf der kurzen Fahrt nach Hamburg macht man, über diesen Gegenstand, verschie- denartige Beobachtungen; wir wollen hier nicht die Klagen über die schlechten Wege im Dänischen Staate wiederholen, da sie schon von allen Seiten erhoben worden sind. Zur Zeit unserer Reise fiel der Schnellwagen , im langsamen Fahren, in der Nähe von Lauen- burg um, und mehrere Passagiere wurden schwer beschädigt. Sobald man die Hille, einen Zufluss der Elbe, überschritten, verschwinden plötzlich die armseligsten Ländereien und die über- mässige Zahl der Bettler, womit die Dänischen Provinzen angefüllt sind, man erblickt die reichen Niederungen, unabsehbar mit dem schönsten Teppiche einer kraftvollen Vegetation bedeckt, und überall mit Dörfern und Gütern belebt. Meilenweit ziehen sich hin die prachtvollen Landhäuser und Gärten des lieblichen Billwerders, und am Ende des Thals erblickt man die reiche Handelsstadt Mamburg mit ihren hohen Thürmen. Hamburg ist in neueren Zeiten dem übrigen Europa mehr be- kannt geworden, als sonst; die leichte Communication mit Berlin, die Wasserstrassen, die über Hamburg nach England und Holland führen, die Versammlung der Naturforscher und Aerzle, im Jahre 1830, und der immer zunehmende überseeische Mandel für Deutsch- land, haben eine grosse Menge Reisender dort hin geführt, um das geschäftige Treiben daselbst zu beobachten. Hamburg besitzt gegenwärtig (im Jahre 1830) 8500 Häuser mit 104,000 Einwohnern, unter denen sich gerade der zehnte Theil, näm- lich 10,000 Juden befinden. Die Stadt ist sehr schlecht gebauet, und übertrifft darin fast die ältesten Städte Deutschlands; die Stras- 5 sen sind enge, scliief und krumm, und über alle Maassen schmutzig. Erst in den letzten Jahren hat man angefangen, in einem geschmack- vollen Stiele zu hauen; man hat hierzu die alten Festungswerke der Stadt abgetragen, und dadurch an Platz gewonnen. So ist gegen- wärtig beinahe die ganze Binnen -Alster umbauet, welches ein vier- eckiges Wasserhassin ist, von einer Grosse, wie es wohl selten in einer Stadt zu linden ist. Die Promenade daselbst, bekannt unter dem Namen des Jnngfernstiegs, gehört zu den reizendsten, die wir gesehen; mehrere Pavillons sind daselbst angebauet, und auf dem Wasser liegen eine Menge von niedlichen Böten, die mit den bunte- sten Flaggen geziert sind. In kühlen Sommernächten fahren gro se Gesellschaften, mit lieblicher Musik und Fackelschein begleitet, auf diesem Wasser umher und geben dadurch der ganzen Umgegend einen besonderen Heiz. Die neue Esplanade, dicht an der Binnen- Alster, ist neu erbauet; es ist eine sehr breite Strasse, die man, nach Art der Linden in Berlin, in der Mitte mit einer Promenade verseilen, und mit mehreren Reihen Bäumen bepflanzt hat. Man muss bedauern, dass für diese breite Strasse die Häuser zu klein und zu sehr unter einem Dache gebauet sind, sie haben dadurch ein einförmiges, kasernartiges Ansehn erhalten, und der Speculations- Geist blickt dahinter hervor; es ist kein einziges Gebäude daselbst, das sich durch Schönheit oder Erhabenheit des Stiels auszeichnet. Die abgetragenen Wälle sind auf eine sehr geschmackvolle W eise bepflanzt und dadurch zu sehr angenehmen, öffentlichen Spa- ziergängen umgewandelt; sic übertreffen, ihrer Lage wegen, näm- lich dicht an den Festungsgräben , die schönen Anlagen von Frank- furt am Main bei weitem. Doch sehr auffallend war es, dass bis zum Jahr 1831 der Besuch dieser Anlagen nach 9 Uhr Abends ver- boten war, wodurch gerade der arbeitenden Mcnschenklasse, wäh- rend der heissen Sommermonate, die Erholung an diesen kühlen Plätzen unerlaubt war. Fünf hohe Thürme verzieren die Stadt Mamburg, die dadurch schon aus weiter Ferne zu sehen ist. Der St. Jacobi - Thurm, erst kürz- lich vollendet, und von einem noch lebenden Baumeister ausgeführt, zeichnet sich durch eine scliönc Form aus, und ist ganz von IIolz aufgeführt. Der Michaelis -Thurm ist seiner Höhe wegen, von 402 Pariser Fuss bekannt; er ist gleichfalls Aist ganz aus Holz gebauet, 6 kann aber keinen Anspruch auf Schönheit machen. Der Michaelis- Thurm ist durch Herrn Benzenberg berühmt geworden; dieser scharfsinnige Gelehrte *) führte hier durch Experimente zuerst den Beweis, der uns geradezu von der Umdrehung der Erde um ihre Axe überzeugt, und mit der Theorie fast ganz genau überein- stinunt. Die Bewohner Hamburgs pflegen die Höhe ihrer Thürme zu überschätzen; sie geben für die Höhe des Michaelis - Thurms ge- wöhnlich 4(50 Fuss an und meinen, dass die übrigen Thürme nicht weit unter 400 Fuss stellen, was aber oft gegen 180 bis 200 Fuss zu hoch ist **). Die Bauart des Michaelis- Thurms hat etwas ganz Eigenthüm- liches und ist dem Studio, wenn auch nicht der Nachahmung, der jungen Baukünstler sehr zu empfehlen. Fast ganz Hamburg ist, nach allen Richtungen hin, mit Canä- len durchschnitten, die Fleeten genannt werden. Ein Arm der Nor- derelbe kommt bei dem Deichthore in die Stadt hinein, und ist zur Anlegung dieser vielen Fleeten benutzt. Biese Einrichtung ist Für die grosse Handelsstadt von grösster Wichtigkeit, indem dadurch alle Waaren, vom Hafen ans, durch grosse und sehr breite Fahr- zeuge, Schulen genannt, gleich nach den Speichern in die entfern- testen Enden der Stadt gebracht werden können. Zur Zeit der Ebbe, besonders im Sommer nnd bei sehr niederem Wasserstande, werden diese Fleeten fast bloss gelegt, und verpesten alsdann die Stadt mit entsetzlichem Gestank. Man sieht dann eine Menge von armen Menschen in dem Schlamm der Fleeten umherwandeln und *) Benzenherg's Versuche über das Gesetz des Falls etc. Dortmund, 1809. 8. **) Zur Vergleichung des Ranges, den der Michaelis- Thurm im Verhältnisse zu andern Thürmen einnimint, wollen wir hier kürzlich die Höhen einiger andern Bauten angehen : Die Peters -Kirche zu Rom ist die Pyramide des Cheops der Münster zu StrassLurg der Michaelis - Thurm zu Hamburg die Stephans - Kirche zu XVien die Paul’s- Kirche zu London . 485 Pariser Fuss hoch, 448 - - 443 - - 402 - - 353 - - 338 - - Dieses sind die grössten Höhen, zu denen die menschliche Kunst sich erhoben hat; die Festigkeit der Römischen Kirche war allein im Stande, sich über die fabelhaften Bauten der Egyptier zu erheben, die gleichfalls durch die Herrschaft der Kirche ausgeführt wurden. die verlorenen, oder sonstig' fortgeworfenen Sachen aufsuchen , was einen sehr widrigen Eindruck auf den Fremden macht. Hamburg besitzt zwei gelehrte Schulen, das Johanneum und ein Gymnasium. Herr Hirector Kr afft, bekannt durch das deutsch- lateinische Wörterbuch, stellt Ersterem vor. Zu den wissenschaftli- chen Anstalten der Stadt gehören noch die Bibliothek, der botani- sche Garten, das Krankenhaus, die Navigations-Schule und einige andere minder wichtige. Die Bibliothek ist sehr wichtig, sie besitzt einen grossen Schatz von alten Schriften, und eine grosse Menge von Handschriften in der morgenländischcn Litteratur. Die Naviga- tions-Schule steht auf dem Walle, und ist mit einer Art von Stern- warte versehen. Einige vortreffliche Instrumente von Repsold befin- den sich daselbst ; auch werden Verfinsterungen der Sonne und des Mondes, so wie andere Merkwürdigkeiten am Himmel, gegen Erle- gung einer halben Mark, durch Ferngläser gezeigt. Mehrere Privatmänner haben, theils aus Liebhaberei , theils aus besonderer Neigung zu einzelnen Fächern der Naturwissenschaft, grosse naturhistorische Sammlungen zusammengebracht, von den wir die hauptsächlichsten hier nennen wollen. Obenan steht Roe- ding’s Museum. Herr Roeding hat diese ganze Sammlung aus ei- genen Mitteln zusammengebracht; sie ist in einem alten Gebäude der Stadt aufgestellt, wofür sich die Behörden 'eine hohe Miethc zahlen lassen. Gegen Einlasskarten Tür 2 3Iark steht dieses Mu- seum einem Jeden offen, und wird auch, von den Fremden, sehr stark besucht. Hie ausserordentliche Zuvorkommenheit und Gefäl- ligkeit des Eigenthümers jener Sammlung weiss Jeder zu rühmen, der sich ihm genähert hat. Die rein naturhistorische Sammlung füllt einen sehr grossen Saal; besonders merkwürdig ist darin der Kopf eines Narwal ( Monodon Monoceros L.J , an dem beide Stoss- zähne ausgebildet sind. Diese sonderbare Abnormität scheint übri- gens nicht so selten zu sein; auch in England befindet sich ein sol- ches Exemplar. Besonders reich ist die Sammlung an ßeutelthie- ren aus Nordamerika, die sich alle in Weingeist befinden, und wor- unter wohl noch mehrere unbeschriebene Thiere vorhanden sind. Eine prachtvolle Schildkröte von Isle de France ( Testudo indica L .), die lebend 3 Centner wog, und viele andere interessante Sachen sind liier vorhanden. An Conchylien zählt die Sammlung: über 8 10.000 Stück. Der ethnographische Theil der Sammlung enthält sehr sehenswerthe Sachen in Bernstein, Elfenhein, in Kupfer und edelen Metallen; viele Holzschnitte, die alten Münzen der Stadt Hamburg, gewiss etwas sehr seltenes; viele alte Waffen und Kunst- sachen aller Art und aus allen Ländern. Unter den Bernsteinsachen befindet sich ein grosser Pokal, der unserem grossen Kurfürsten an- gehört haben soll. Es wäre zu wünschen, dass dieses kleine, aber recht niedliche Museum von der Stadt angekauft, und dadurch ganz öffentlich ge- macht würde. In einer so grossen Seestadt wie Hamburg, wo es so leicht ist, die grössten Massen seltener Naturalien anzuschaffen, da würde die Oeffentlichkeit einer solchen Anstalt von ausserordent- lichen Folgen sein. Herr v. Essen besitzt in seinem Landhause zu Barmbeek eine sehr niedliche Sammlung* von Vögel; es befinden sich darin 2 Ex- emplare von Gejer, die aus den Gebirgen Brasiliens herstammen. Man hat ihnen den Namen Vultur Gryphus , Condor, gegeben. Wir zweifeln nun nicht, dass dieser Vogel in seinem Vaterlande Condor genannt wird, denn schon Molina*) sagt, dass das Wort Condor, mit welchem man die ungeheuren Gejer jener Gegenden allgemein belegt, aus der peruanischen Sprache abstamme; wir bezweifeln aber, dass dieser Vogel der Vultur Gryphus Linn. ist. Da die Vo- gel-Sammlung des Herrn v. Essen zugleich als Verzierung eines schönen Gartensaales dient, so sind die Colibrfis und andere niedli- che Vögel gruppenweis auf kleinen Bäumen aufgestellt, was sich höchst angenehm ausnimmt. Die reichen Insekten -Sammlungen des Herrn v. Winthem zu Hamburg, und die des Herrn Sommer zu Altona sind den Entomo- logen Europa’s sehr bekannt. Die Sammlung der pharmaceutischen Waarenkunde, die früher dem Herrn v. Bergen gehörte, ist jetzt Eigenthum des Herrn Apotheker JXoodt; sie ist in einzelnen Abthei- lungen sehr vollständig. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus das neue Schauspielhaus und das Gefängniss; das Rathhaus ist mit den Sta- tuen der Deutschen Kaiser verziert, die sich damals für Hamburgs ) Naturgeschichte von Chile p. 236. 9 Privilegien besonders interessirten. Das Börsen -Gebäude, worin so unendlich grosse Geschäfte gemacht werden, gehört, merkwürdig genug, zu den sclilech testen von ganz Europa. Unter den Privat- Gebäuden findet sicli nichts Schönes. Unser Aufenthalt zu Hamburg währte sehr lange, da auf un- vorhergesehene Weise, die Ladung unseres Schilfes so sehr verzö- gert wurde, und später der Wind beständig aus Westen kam, so dass das Auslaufen nicht möglich war. Sobald die Prinzess Louise ihre Ladung eingenommen hatte, verliess sie Hamburg und legte sich bei Blankenese vor Anker. Wir verweilten zu Hamburg und erwarteten guten Wind, während welcher Zeit wir häufig die rei- zenden Gegenden besuchten und uns mit dem geselligen Leben der Hamburger bekannt machten. W ie überall in grossen See- und Handelsstädten, herrscht auch zu Hamburg grosser Beicht hum in vielen Familien. Hie günstige Lage, wie die politischen Verhältnisse, als freie Stadt und als freier Hafen für den halben Continent, haben den Handel zu einer solchen Höhe emporgeschwungen, dass Hamburg gegenwärtig der erste Han- delsplatz nach London ist. Aus den Listen, die wir weiterhin millhcilen werden, ist die jährliche Zunahme dieses Platzes an Wich- tigkeit zu ersehen. ASit den raschen Fortschritten der Cultur unter der arbeitenden Volksklasse Deutschlands, mit der Abschaffung der Leibeigenschaft unter den Deutschen Landleuten, haben mit raschen Schritten Wohlleben und Luxus zugenommen , und der Consum der Colonial- Waaren vergrössert sich von Tag zu Tag in demselben Verhältnisse, w ie die Ausfuhr an Producten aus dem Innern Deutsch- lands zunimmt. Nicht in Hamburg allein, sondern in allen See- und Han- delsstädten von Bedeutung herrscht ein Hang zum Wohlleben, und wo dieser ist, da zieht auch Gastfreiheit ein, denn Gesellschaft w ürzt das Gastmahl. Wohl keine andere Stadt des nördlichen Continents besitzt, in ihrer Umgegend, eine so grosse Menge von prächtigen Landhäusern, als Hamburg; mehrere Meilen weit erstrecken sie sich an den Ufern der freundlichen Bille, auf der Hügelkette des rechten Elbufers, über Altona hinaus bis Blankenese, und nach allen andern Himmelsgegenden der Stadt, wo nicht die Natur zu grosse Hinder- nisse in den Weg gelegt hat. Ueberall, zu Flottbeck, Eppendorf. I 2 10 Barmbeck, Wandsbeck, Hamm u. s. w. findet man die schönsten Gärten mit einladenden Landhäusern. Die vornehmsten Familien Hamburgs lind alle Leute, die es nur erschwingen können, wohnen den Sommer über auf den Landhäusern; die Herren der grossen Handelshäuser kommen täglich nach der Stadt, und kehren bald nach der Börsenzeit wieder zurück. Zu Hamburg sind die Men- schen unglücklich, die nicht den Sommer über auf dem Lande woh- nen können. Zunft und Innungswesen ist zu Hamburg noch zu Hause, wie in der Milte des vergangenen Jahrhunderts. Dieselben Perücken und dieselben Kragen hat man behalten, die unter Kaiser Carl Y. getragen wurden. Als nach der Beendigung des Befreiungskrieges auch in Hamburg die gesetzinässige Ordnung wieder einzog, da er- schienen die Ober-Aeltesten (die wahren Volks- Tribunen) bei der Sitzung des hohen Senats in der einfachen Tracht der gegenwärti- gen Zeit, doch die Senatoren hatten ihre Perücken, ihre Spitzen- kragen und Degen nicht abgelegt. Die Folge davon war, dass das Volk darauf drang, dass auch die Ober-Aeltesten in ihrem alten Staate erscheinen mögten, um ihre Rechte gegen die Würde der Senatoren um so mehr bew ahren zu können. Alle diese Anzüge der Stadt- Beamten sind von der Art, die wir auf dem Theater u ml bei Maskeraden unter dem Namen der Alt- Spanischen Tracht zu sehen gewohnt sind. Dieses ganze Treiben ist veraltet, es liegt gegenwär- tig etwas Lächerliches darin. Hamburg ist eine Handelsstadt; Fabriken von Bedeutung sucht man hier vergebens. Die Theuerung des Grundbesitzes, der hohe Tageslohn, die Theuerung des Brennmaterials und mehrere andere Ursachen, stehen hier der Errichtung von Fabriken im Wege. Alles speculirt. Die Zuckersiedereien machen eine Ausnahme, deren Bestehen und reichlicher Gewinn durch besondere Verhältnisse begünstigt wird. Man zählt jetzt über 500 kleine und grosse Zuckersiedereien, deren Besitzer und Arbeiter man zu Hamburg Zuckerbäcker nennt. Ilcpsold’s Name belebt mit Recht eines jeden Hamburgers Brust und seine Werkstätte verdient vor allen genannt zu werden. Er bekleidete den Posten eines Ober -Spritzenmeisters und war allge- mein geschätzt und geliebt. In seinem Berufe fand er den Tod. 11 Bei einem grossen Brande stürzte eine Mauer ein, der er sich zu nahe gewagt hatte; man sagt, er sei über seinen Degen gestolpert. Herr Encke hat die Verdienste dieses grossen Künstlers, in einer kraftvollen Rede, hei Gelegenheit einer öffentlichen Sitzung der Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin, auseinandergelegt und seinem Andenken ein würdiges Denkmal gesetzt. Repsold’s Sohn folgte dem Vater im Amte und auch in demselben Range als Künstler. Bei der grossen Menge von Schiffen, die jährlich zu Hamburg ein und auslaufen, ist der Bedarf an physicalischen, astronomischen und nautischen Instrumenten sehr gross, daher man daselbst auch Handlungen der Art findet, von einem solchen Umfange, wie sie selbst zu Berlin nicht Vorkommen. Die brillanteste Handlung für den Bedarf der Seeleute ist die von Cambell SC Comp., London und Hamburg. Es findet sich daselbst eine Auswahl aller möglichen Instrumente, die auf Schiffen nur irgend gebraucht werden und ge- braucht worden sind. Die astronomischen Zeitschriften, die vorzüg- lichsten Seekarten und praktischen Schriften, die über Nautik erschie- nen sind, werden daselbst vorräthig gehalten, besonders was in Eng- land erschienen ist. Es ist in der That zu bedauern, dass nicht eine ähnliche Handlung, von solchem Umfange, mit deutschen Instrumen- ten daselbst vorhanden Ist. Wir Intimen in keiner Hinsicht die, da- selbst für hohe Preise gekauften Instrumente ihrer Güte wegen rüh- men. Um wie Vieles besser sind die Frauenhoferschen Ferngläser bei gleichen Preisen, und dennoch werden von Deutschen Schiffs- Capitainen nur die Englischen gekauft, weil meistens keine Deut- schen da sind. Ein Unternehmen der Art, ganz ähnlich dem des Herrn Cambell, würde ein sehr gutes und nützliches Geschäft sein, denn die Deutschen Instrumente können, bei gleicher Güte, stets wohlfeiler sein. Hamburg als Handelsstadt ist gegenwärtig, wie wir schon oben gesagt, der erste Platz nach London. Wer sieht nicht mit freudi- gem Erstaunen das rege Treiben in diesem Walde von Schiffen, der den geräumigen Hafen füllt! Im Jahr 1831 liefen 4066 Fahrzeuge in Hamburg ein, worunter 2312 Seeschiffe sich befanden, und von Jahr zu Jahr nimmt der Verkehr zu. M an hat sich gewundert, dass Hamburg im Jahr 1831 nur 135 eigene Schiffe hatte, »ährend Stet- tin um dieselbe Zeit 166 Seeschiffe zählte; Bremen 119 und Lübeck •) * 12 90 Stück; doch man kann eben darin die guten Kaufleute Hamburg 's erkennen; sie haben schon lange eingesehen, dass Kaufmannschaft und Rhederei zwei ganz verschiedene, und von einander zu trennende Unternehmungen sind. Auf eigenen Schiffen fährt man immer theue- rer, als auf gemietheten, und bei der ungeheueren Menge von Schif- fen, die gegenwärtig vorhanden sind, kann man schwerlich in Ver- legenheit kommen. Hie Menge drückt die Preise der Fracht, und die Assecuranz sichert dennoch die Ladung*. Nicht nur in Hamburg, sondern fast überall bauet man gegenwärtig kleinere Schilfe von 200 bis 400 Tonnen Ladung, weil sie den Vortheil haben, bald be- laden zu werden, und nicht so lange im Hafen zu liegen brauchen, bis sie die volle Ladung* eingenommen haben. Bei grossen Schiffen fürchtet Jedermann die Ladung anzufangen, weil der Aufenthalt bis zur vollen Ladung nicht vorher zu bestimmen ist, denn es ist sel- ten der Fall, dass so grosse Schiffe von einem Hause beladen werden. Unter den 2312 Seeschiffen, die im Jahr 1831 zu Ham- burg*) einliefen, waren nur 322 Schilfe, die direct aus den über- seeischen Ländern kamen. 122 Schiffe kamen von Brasilien und 52 aus Nordamerika. 7 Stück aus Ostindien und China. Im Folgenden werden wir die Einfuhr der n ichtigsten Colonial- W aaren mittheilen, womit Hamburg fast ganz Deutschland versieht. Diese absichtlich ganz kurz gefassten Angaben sind keineswegs für den Statistiker gesammelt, obgleich sie richtig sind, sondern wir wollen hicmit dem verehrten Leser ein Bild vor Augen legen von dem innormen Consum dieser köstlichen tropischen Producte, wo- durch er zugleich die beständige Zunahme Hamburgs an Wichtig- keit als Handelsstadt, sowie die Zunahme des Wohllebens und des Luxus im Innern von Deutschland erkennen wird. Es knüpfen sich an diese Zahlen eine Reihe von Reflexionen, die jedem Gebildeten von Interesse sein müssen. Unsere Massen von Wolle und unser schönes Getreide tauschen wir ein gegen die Erzeugnisse der Tro- pen, und unsere Leinen, unsere Tücher und berühmten Glassachen führen wir hinaus über das Meer, und holen dafür die Gewürze In- *) Zu Bremen liefen im Jahr 1832 nur 1116 Schiffe ein, worunter 121 von den "Verei- nigten Staaten Nordamerika^ und 68 von "YVestindien sich befanden; während zu Hamburg in demselben Jahr 2217 einliefen, worunter nur* 59 aus Nordamerika. 13 diens, die leichte Pflanzen- Wolle und alle die heilbringenden Arznei- Mittel der Tropen. Hamburg ist gegenwärtig beinahe der einzige Ort, von wo ans diese Welten -verknüpfende Geschäfte für Deutsch- land betrieben werden. Eine Verminderung des Baaren Geldes in Europa, seitdem die neue Welt nicht nicht mehr so grosse Summen als früher herüber schickt, ist nicht mehr zu befürchten; der Indi- sche Handel hat sich umgestaltet; China, das seit 3 Jahrhunderten unsere edelen Metalle verschlang, muss gegenwärtig diese Summen zurückzahlen; schon merkt es die kluge Regierung des himmlischen Reichs und hat die Ausfuhr des Silbers bei Todesstrafe verboten, doch vergebens. Ucbersicht des Caffee-ISandels in Hamburg und Altona seit den Jahren 1815 bis 1S29. Jalir* Einfuhr in Pfunden Blieb unverkauft fürdas nächste Jalir. Ausfuhr und brauch. Ver • Preise für das Pfund. 1815 33 Millionen Pfd. 16 Millionen Pfd. 8* bis 9 Schilling B. 1816 29 - - 12 - - 33 Millionen Pfd. 7 - 7* 1817 27 - • 9 • - 30 • - 7f - 8 - 1818 28 - - 6 • - 31 - - 91- - 10 1819 24* - • 3* • - 27 - - 14* - 15* - 1820 23 - 3* • - 23 - - 13* - 1821 2H - • 2* • 22* - - 13* - 1822 28* - • 4* - 26* • - 11* - 12 1823 26* - - 6 - 25 . - 11 - Hl * 1824 38* - - 9 • - 35* - 8* - 8* 1825 34 - . 9 - - 34 • . - 6* • 1826 38* . - 13 . . 34* • • 6* - 6* * 1827 51* - - 23 - - 41* - - 5* - 6* - 1828 47* * - 27* - - 43* - - 4* - 4* . 1829 40* * 1 * 23* • * 44* • * 3* - 3* m * Die mittlere Summe der jährlichen Einfuhr ist hiernach 32* Mil- lionen Pfunde, und die der Ausfuhr und des Verbrauchs 32* Millio neu Pfunde. Die Zunahme und Abnahme in der Cultur dieses Handelsarti- kels in den verschiedenen Colonien, ersieht man zum Theil aus fol- dender Tafel. — 11 — C affee - Ein fuhr vom Jahr 1827 L>is 1829. Kommend aus: 1827 1828 1829 Fässer * *). Säcke**). Fässer. Säcke. Fässer. Säcke. Brasilien ..... 238 82676 557 59022 767 80409 St. Domingo .... 958 50520 997 117135 739 60812 Havanna 1239 54378 1467 28335 1913 37758 La Guayra j Porto Cabello ■ — 23953 — 23417 — 23576 Porto -llico .... 4745 28173 4810 13594 5364 18472 Ostindien — ■ 4415 — 2833 — . 125 Von andern Europ. Häfen 6522 68860 8897 45880 3285 17885 Total - Summe 13702 312975 16728 290216 12068 239057 Im Hafen zu Bremen •wurden, in der letzten Zeit, bis 14,000,000 Pfunde j ährlich eingeführt, und ganz Europa soll gegenwärtig etwa 250,000,000 Pfunde von diesem Artikel erhalten. Einfuhr des Zuckers. Jahr. Summe der Einfuhr. Bestand für das nächste Jahr. 1822 78 Millionen Pfunde 20 Millionen Pfunde 1823 76 - - 30 1824 71 - - 21 1825 80 - - 5 1826 49 - - 10 1827 85 _ - 12 1828 98 - - 30 1829 77 - - 121 - Es ist sehr auffallend , dass die Einfuhr des Zuckers nicht in demselben Grade gewachsen ist, wie der Bedarf an Catfee zugenom- men hat; ganz besonders, da selbst der Verbrauch des Thee's sich, in den letzten Jahren, in Deutschland sehr verallgemeinert hat. Anmerkung. Zu Bremen wurden im Jahr 1832 gegen 29 Millionen Pfunde Zucker eingeluhrt. *) Ein Fass liat 600 Pfunde. Eia Sack hat 140 Pfunde. 15 Zufuhr des Zuckers im Jahr 1828. Zufuhr des Zuckers im J. 1829. von; * Kisten. Fässer. Säcke. von: Kisten. Fässer. Säcke. Bahia 17057 003 116 • • • 22248 495 128 Rio de Janeiro . 5083 221 100 • • • 6147 587 114 Pernambueo . 3755 1103 20 • • • 2375 2 55 San tos . 440 1350 4011 • • • 308 — — Porto 1 . T . i > Irans. .Lissabon J 1077 — — © • • 120 — — llannavah 1 MotansnsJ 84142 1240 — • • • 41852 140 — Nord - Amerika! St. Thomas J ’ 784 1874 308 • • • 80 513 13448 England (trans.) Frankreich (trans.) 3338 22520 10185 • • • 531 17568 11058 1301 1840 8453 © • • 1730 520 10744 Batavia"! Manila >■ Gan ton J — — 7451 • • • — — 7375 Total-Summe gegen 99,000,000 Pluild.|Total- Summe gegen 77 ,000,000 Pfd. Endlich drehte sich der Wind, und hielt einige Zeit aus Osten aus, so dass wir an seine Beständigkeit glauben konnten. Am 7. September Nachmittags 3§ Uhr verlicssen wir das feste Land und schifften uns, begleitet von allen Passagieren auf einem kleinen Elb- fahrer ein, um uns an Bord der Prinzess Louise zu begeben, die schon in der Nähe von Stade vor Anker lag. Wir waren jetzt im Begriff, den Erdtheil zu verlassen, dem unser Vaterland ange- hört, wir hatten uns getrennt aus dem Kreise jener Welt, in der wir zuerst das Sonnenlicht erblickten, und sagten nun vielleicht auf immer ein Lebewohl. Mit einem Gefühl der Rührung schauten wir nach den reizenden Einfassungen des rechten Elbufers, dessen an- muthige lliigelreihe mit den prachtvollsten Landhäusern und Gärten bedeckt ist, die sich ununterbrochen von Altona bis Blankenese er- strecken, und vielleicht an keinem andern Orte des nördlichen Eu- ropa1 s übertroffen werden. Die Finsterheit der einbrechenden Nacht machte diesem Anschauen ein Ende, bis endlich die Leuchtfeuer des 16 Schiffs und einige Raketen uns, schon im weiten Dunkel, das Signal gaben, wo die Prinzess Louise vor Anker lag. Im 9 Uhr stie- gen wir an Bord des Schiffes, das uns nach der neuen Welt tragen sollte; Alles war lebendig, Alles in Bewegung. Die Nacht war dun- kel, nur dann und wann schien der Mond und einige Planeten durch die gebrochenen Wolken, und bestrahlte schauerlich schön die weite Elbe, in deren Mitte wir jetzt lagen. Noch einmal stieg der Ge- danke an die Heiinath und an die Trennung, vielleicht auf immer, in unserer Seele auf, und wir üherliessen uns dann dem Schlafe. Gegen 3 Uhr Morgens wurden die Anker gelichtet, der frohe Ge- sang der Matrosen, den sie in dem Augenblick anstimmen, wenn die Anker loslassen, weckte uns aus dem Schlafe, und die Schwankun- gen des Schiffes verkündigten alsbald, dass wir unter Segel waren. Die Schiffahrt auf der Elbe, von Hamburg bis Cuxhafen, ist eben so gefährlich, als die Fahrt in der Mündung des Flusses. Die Sand- bänke bei Blankenese und später bei Krautsand, haben schon man- chem Schiffe den Untergang gebracht, und sind allen grossem Schif- fen ausserordentlich hinderlich und gefährlich. Schiffe die über 14 Fuss tief gehen, können nicht bei Hamburg die volle Ladung ein- nehmen, sie müssen zuerst hinunter gehen und mit dem hohen Was- ser (höchsten Stande der Flutli) den Blankeneser Sand überfahren; alsdann erst können sie die volle Ladung einnehmen, die ihnen durch kleinere Fahrzeuge, sogenannte Lichter, zngeführt wird. Die Fahrt auf diesen Sandbänken ist indessen, nach dem verschiedenen Was- serstande und nach den herrschenden Winden, sehr verschieden, und somit kommt es, dass selbst alte, erfahrene Lootsen, bei bekannter Tiefe des Schiffes, dasselbe dennoch auf den Sand festsetzen. Bei lange anhaltenden Winden aus Süden und Süd -Ost und Süd- West, wobei die Fluth stark zurückgehalten und das Ebben befördert wird, wird nicht nur der Wasserstand der Unter -Elbe viel geringer, son- dern die Sandbänke, auf dem Grunde des Flusses, verändern ihre gewöhnliche Gestalt und vergrössern sich, so dass, in solchen Fäl- len, alle Vorsicht der Lootsen vergebens ist. Uns selbst traf die- ses Schicksal , nachdem wir glücklich die ganze Erde umschifft hat- ten, ohne irgendwo anzustossen. Die Gefahr ist alsdann, wenn man z. B. auf dem Sande bei Blankenese festliegt, sehr gross; der W as- serstand pflegt daselbst, zwischen der höchsten Fluth und der nie- 17 drigsten Ebbe, um 7 Fuss zu differiren; Schiffe, die sehr scharf auf dem Kiel gehauet sind, laufen Gefahr, sogleich umzufallen; andere, nicht stark genug gebauet, zerbrechen, indem die ungeheuere Last eines beladenen Schiffes gänzlich auf dem kleinen Theile des Schif- fes liegt, mit dem es auf dem Grunde festsitzet. Setzt der Wind während dieser Zeit um, oder entsteht ein Sturm, so ist die Gefahr unvermeidlich. Ganz neue Schiffe sind schon, auf dieser Stelle, mitten durch gebrochen ! Und dennoch wäre mit Leichtigkeit diesem Ungemach abzuhelfen; auch hat es an Vorschlägen und Plänen dazu, schon seit geraumen Jahren nicht gefehlt, doch wie immer bei dergleichen Unternehmungen zum allgemeinen Kesten, wobei ver- schiedene kleine Staaten hetheiligt sind, pflegt es erst spät zur Aus- führung zu kommen. Vielleicht sehen die Dänen diese Hindernisse der Schiffahrt sehr gerne, denn sie sind den Bewohnern von Blan- kenese, und der ganzen Umgegend, eine reiche Quelle des Erwer- bes. Sowie ein Schiff auf den Sand kommt, umkreisen es die Blan- keneser mit ihren Lichterfahrzeugen, noch ehe es sich ergiebt. Hie Ufer der Unter-Elbe bieten nichts, als unabsehbare Ebenen dar, die ziemlich reich bewohnt sind; die Städtchen Stade und Glücksladt haben ein sehr ländliches Ansehen, sie liegen fast dicht an den Ufern der Elbe. Stade ist berüchtigt wegen des hohen Zol- les, der daselbst von allen einlaufendeil Waaren erhoben wird. Es liegt daselbst eine Kriegs -Brig mit 6 Kanonen, als Wachtschiff, die streng auf alle Förmlichkeiten wacht. So darf z. B. kein Kauffah- rer, welcher Nation er auch angehören möge, mit gezogenem Wim- pel vorüberfahren, sic maasst sich das Recht an, ihn herunterreissen zu dürfen #). Gegen Mittag kamen wir auf die Rhede von Cuxhaven, woselbst wir nochmals vor Anker gingen, da der Wind nur schwach und die *) Wimpel nennt man in der Secmann's- Sprache eine sehr lange und schmale Flagge^ die auf die Spitze des grossen Mas-tes gezogen wird. Die Kriegsschiffe führen be- ständig den Wimpel, der zuweilen 50, 80 und noch mehr Ellen lang ist; sie haben zugleich den Gebrauch eingeführt, dass in ihrer Gegenwart kein Kauffahrer dieses Ehrenzeichen aufziehen darf. Die Kriegsschiffe sämmtlicher Seemächte halten mit grösster Strenge darauf, und respectiren keineswegs die \ orrechte, die einigen Kö- niglichen und einigen Privat- Schiffen verschiedener Nationen ertlieilt sind. In Dä- nemark hat jedes Schiff das Hecht, den Wimpel zu führen, wenn es die Linie pas« sirt ist, es wird aber von den Engländern eben so wenig respectirt. I 3 Fluth uns entgegen war. Auf dem Schiffe war Alles in grösster Thätigkeit; Jeder suchte seine Wohnung in Ordnung zu bringen und Alles zu befestigen, da es sogleich in See gehen sollte. Wir besahen unsern Wasservorrath und fanden, zu unserm Erstaunen, dass schon Alles voll Krabben und Gewürm aller Arten wimmelte, und dennoch war es erst vor drei Tagen eingenommen. Die Schiffs- Capitaine pflegen das Wasser erst dann einzunehmen, wenn sie den Sand bei Blankenese passirt sind, und dann wählt man dazu die Zeit der niedrigsten Ebbe, indem alsdann das Wasser der Elbe zwar nicht salzig, aber so ausserordentlich schmutzig ist, dass es dem Wasser in aufgerührten Pfützen ähnelt. Nach unserer Messung* ent- hielt das Elbwasser, in der Nähe von Glückstadt, während der Zeit der niedrigsten Ebbe, bei einer Temperatur von 12° R. 0,0015 fremde Bestandteile. Obgleich ein Jeder, der einmal auf längere Zeit zur See gewe- sen ist, den Werth eines guten und reichlichen Trinkwassers zu schätzen weiss, so muss man doch noch die Bemerkung machen, dass die Herren Schiffs- Oapitaine, bei der Einnahme des Wassers, mit ausserordentlich wenig Sorgfalt zu Werke gehen. Der Ge- sundheitszustand der ganzen Mannschaft ist, auf so grossen Reisen, genau abhängig von der Güte der Nahrungsmittel und der des Wassers, sind diese gut, so vermögen die Leute, auf längere Zeit, selbst dem bösesten Ciima zu widerstehen. Es herrscht in den Hä- fen des nördlichen Deutschlands das Vorurteil, dass sich das rei- nere Queüwasser auf Seereisen viel weniger gut halte, als Fluss- wasser; die Schiffs - Capitaine führen beständig ihre Erfahrungen zum Beweise dieser Behauptung an, und so bleibt es bei dem Al- ten. Wir möchten jedoch diesen scheinbaren Erfahrungen der See- leute widersprechen, und gerade das reinere Quellwasser als das vorzüglichere empfehlen; nur der Bequemlichkeit wegen nehmen sie gerade das Wasser, welches ihnen zunächst liegt, denn zu sol- chen Zwecken mögen sie keine Stunde Zeit verlieren, wenn auch dadurch der ganzen Mannschaft, für die trübe Zeit, in offener See, ein angenehmer und wohlthätiger Genuss verschafft wer- den kann. An einigen Orten, gerade in den Tropen-Ländern, muss- ten wir auf unserer Reise Quellwasser einnehmen, und gerade die- ses hat sich am längsten und am besten gehalten. Es hält aber 19 schwer, die Seeleute von ihren Vorurtheilen zurückzub ringen, und ge- wiss nirgends halten sich einmal eingerostete Gebräuche länger, als bei ihnen. Von allen den vielen Vorschlägen, die zur Aufbewah- rung des Wassers und zu dessen Reinigung, im Falle der Noth, an- empfohlen worden sind, nehmen sie keine Notiz, ja den Meisten, für die sie doch eigentlich nur gemacht werden, bleiben sie unbekannt. Die Aufbevt alirung des Wassers in eisernen Rasten , ist auf der Engli- schen Marine schon seit langer Zeit im Gebrauch, und hat sich als die vorteilhafteste Art erprobt; wahrscheinlich giebt es aber ge- genwärtig auch noch nicht ein einziges Schiff, in der ganzen Deut- schen Handelsflotte, auf dem eiserne Wasserkasten vorhanden sind. Alle mögliche Gründe führen sie gegen solche Neuerungen an, wo- von jedoch kein einziger haltbar ist. Gegen Abend erhob sich von Neuem der Wind und nun ging’s, mit Hülfe der Ebbe, in die See. Die Fahrt in der Mündung der Eibe ist eine der schwierigsten; die ausgebreiteten Sandbänke bei Neuwcrk, Vogel- Sand und Dyk- Sand werden durch die Ebbe fast trocken gelegt. Die Fahrt ist, wie gewöhnlich auf beiden Seiten durch kegelförmige Tonnen bezeichnet, die der einen Seite sind weiss, und die der andern schwarz; sie sind gewöhnlich 15 bis 17 Fuss hoch und kosten sehr vieles Geld. Ausserdem liegen zwei Feuer- schiffe in der Fahrt, das eine bei Vogel -Sand und das andere etwa 8 Meilen vor Helgoland. Nur w enn der Wiud zu stark ist, und sich das letztere Wacht- Schiff nicht mehr halten kann, kommt es tiefer hinein in die Fahrt. Letzteres Schiff giebt den einlaufenden Schif- fen den Lootsen; das andere aber, welches bei Vogel -Sand steht, nimmt den Lootsen von den aussegelnden Schiffen auf. 1) er Wind war streng, die See fing an hoch zu gehen und das Schiff legte sich stark auf die Seite; wir bekamen nicht einmal das letzte Feuerschiff zu sehen, da uns schon früher die Seekrankheit befiel. In der Nacht w ar der Wind wiederum so schwach, dass wir noch am folgenden Morgen die bekannte Insel Helgoland im Gesicht hatten, und schon gegen Abend drehte er sich um und blies wieder aus Westen, von woher er die ganze Zeit unseres Aufenthalts zu Hamburg kam. Von nun an begann das Kreuzen gegen den Wind; wir mussten uns nochmals nach Norden wenden, und uns bis über 55° der 15 reite erheben. Raid stürmte es, bald war schönes Wet- 3 * 20 ter; doch die Nächte waren gänzlich dunkel, und der Wind be- ständig entgegengesetzt. Eine Menge von Landvögel kamen an lSord des Schiffes, ruheten sich aus, und gingen wieder davon. Wir fingen eine Meerlerche * **)). die gänzlich erschöpft war und auch bald starb. Die Bartmeise kamen und gingen, und wir haben mehrmals bei dieser Gelegenheit gesehen, dass sic sich, bei ruhiger See, auf einige Augenblicke, auf die Oberfläche des Wassers niederliessen und ausruheten. Auch Medusen Hessen sich hin und wieder sehen, doch lange nicht so häufig, als sie im Frühjahr und im Sommer in diesen Gewässern sich befinden. Zuerst erschien uns die Medusa aurita Linn . , die der, leider zu früh verstorbene Eschscholz mit allem Rechte von Cyanea getrennt, und wieder zur Gattung Medusa gebracht hat. , Ihre Scheibe ist zuweilen mehr, als 6 Zoll im Durch- messer. Später, als wir uns mehr dem Canale von Dover näherten, erschienen das gewaltig grosse Rhizostoma Cuvierii und Beroe pi- losa. Im Canale selbst sahen wir viele Exemplare der Cyanea La- tnarckn Esch., die wir im Monat April, bei unserer Rückkehr, in entsetzlich grosser Menge antrafen; die Individuen mit bläulicher Färbung sind ausserordentlich schön. Eschscholz fand die Keimwülste und die Fangfäden bei seinen Exemplaren nur weiss, und Lamarck nennt sie blau; es kommen aber beide Farben vor, ja sie gehen selbst durch das Violette zum Roth über. Bei jungen Individuen dieses Thieres stehen die Magen -Anhänge, als traubenförmige Bündelchen, stets zwischen 2 Bündel von Fangfäden; bei alten Thieren hängen sie oft 5, und 8 Zoll lang herab, und sind sämmtlich in ihrer Mitte verbunden und fest zusammenhängend. Die Cirrhi können sich über 8 bis 10 Zoll ausstrecken, und stehen in strahlenförmigen Reihen, vom Magen zu dem Rande der Scheibe. Die Abbildung dieses Thie- res bei Eschscholz ##) lässt viel zu wünschen übrig; sehr selten sind die Randlappcn dreieckig abgestutzt, und es scheint uns diese Form nur ein Zustand der Contraction zu sein; sie sind vielmehr elliptisch abgerundet. Die 32 Impressionen auf der untern Fläche der dicken Scheibe, dicht über dem Magenkreise, fehlen bei Esch- scholz gänzlich. Sehr oft treiben nur die Scheiben in offener See *) Pelidna svbarcuata. **) System der Acalcphen. Tab. 5. Fig. 2. 21 umher, während die Magen und ihre Nebensache wahrscheinlich von Fischen abgerissen sind; wir haben dergleichen Stücken aufgefischt, und au ihnen dieselben Contractionen beobachtet, wie bei vollstän- digen Thieren. Dergleichen unvollkommene Thiere haben die Auf- stellung mancher Arten und Gattungen veranlasst, die in der Natur nicht vorhanden sind. Wir hatten das Schicksal, 9 Tage lang in der Nordsee kreuzen zu müssen, während man, mit gutem Winde, in 36 Stunden yon Cuxhaven bis in die Einfahrt zum Canal von Calais kommen kann. Aus unseren tliermometrischen Beobachtungen während dieser Zeit, sind die, über die Temperatur des Wrassers in der Nordsee zu be- achten. W ir beobachteten hier die Temperatur des W assers an der Oberfläche von 4 zu 4 Stunden, nur die Beobachtung um 12 Uhr Nachts blieb aus. Zwischen allen in dieser Zeit, vom 9. bis zum 17. October gemachten Messungen, findet sich nur eine Differenz von 0,7° II.; die Temperatur schwankte stets zwischen 12° und 12,7° R. und das Mittel giebt 12,25° R., welches man als die mitt- lere Temperatur für das Wasser der Nordsee, im Monat Septem- ber, anschcn kann. Die Beobachtungen wurden stets entfernt vom Lande angestellt. Die Temperatur der Luft war, während der gan- zen Zeit, gewöhnlich um 1 Grad Reaumur niedriger, als die des W assers, nur in den Nachmittags - Stunden pflegte sie die des W as- sers, um einige Zchnthcile eines Grades, zu übersteigen. Die Schiffahrt auf der Nordsee gehört zu der schwierigsten die bekannt ist, und jährlich gehen hier eine Menge von SchifTen verloren. Es sind nur wenige Monate im Jahr, und diess sind die Sommer-Monate, in welchen der Himmel in diesen Gewässern klar ist, und wo es möglich wird, durch astronomische Beobachtungen die Lage des Schilfs zu bestimmen. Gewöhnlich ist der Himmel be- zogen, und selbst die gefährlichsten Küsten sind oft erst zu spät zu erblicken. Zum Glück ist die Tiefe der Nordsee nicht bedeu- tend , und somit wird es möglich , nach dem Lothe sich genau zu orientiren, nachdem so ausserordentlich genaue Karten von diesen Gewässern aufgenommen worden sind. Der Seemann, der mit die- sem Wasser bekannt ist, wird mit Bestimmtheit, oft schon durch einmaliges Auswerfen des Lothes, den Ort des Schiffes angeben. Die Tiefe, Festigkeit und Bestandteile des Landes, so wie die Far- 22 benverscliiedenheiten des aufgezogenen Sandes *) , gelten ihm hiezu die Mittel an die Hand. Bei den unaufhörlich herrschenden Westwinden, werden allen aus- laufenden Schiffen grosse Schwierigkeiten entgegengesetzt. Oft- mals kreuzen sie 20, 30, seihst 50 und noch mehr Tage, und kön- nen in keinen Hafen einlaufen; Schiffe, die nur für kleine Reisen verproviantirt sind, kommen hier oftmals in die schrecklichste Noth; besonders häufig kommen Unglücksfälle der Art im späten Herbste vor, wo dann die anne Mannschaft nicht nur mit Hunger und Burst, sondern auch mit der schrecklichsten Kälte zu kämpfen hat. Es kommt in dieser Zeit zuweilen vor, dass Schiffe, wenn sie sich nicht länger gegen den West- und Süd- West- Wind zu halten vermögen, der um diese Zeit immer sein* streng weht, sich umwenden und nach den Häfen Norwegens steuern. Zu ihrem Entsetzen finden sie dort heftige Nord- Ost- Winde, und können eben so wenig einlaufen; dann kehren sie wieder um, doch vergebens, und so bleiben sie Mo- nate lang ein Spiel des Windes. Endlich nach 9 tägigem Kreuzen gelang es uns in den Canal einzulaufen; es war am 17ten, gegen 6 Uhr Abends, als wir die Küsten von Frankreich und England erblickten, und nicht wenig er- freuet wurden. Sehr bald brach die Nacht ein und Alles, rings um uns her, war in Fiasterniss gehüllt, nur die Leuchtfeuer von Bower und Calais blickten aus weiter Ferne, und von Frankreichs Küsten stiegen häufige Blitze auf. Es war Windstille, aber die Strömung* so stark, dass das W asser am Schiffe vorbeirauschte. Mit unbe- schreiblicher Sehnsucht blickten wir nach den Feuern von Frank- reichs und Englands Küsten, die hell durch das liefe Dunkel der Nacht glänzten, doch Capitain Wendt machte die Bemerkung, dass neben den Leuchtfeuern auch Kirchhöfe vorhanden wären! Der Wind wehte am folgenden Tage wieder gerade aus Süd- West, und zwar mit solcher Festigkeit, dass wir, bei allem künstli- *) Das Bleiloth hat auf der untern Fläche eine Gruhe, die mit Talg gefüllt wird, da- mit irgend etwas von den Bestandtheilen des Grundes, den das Instrument berührt, daran kleben bleibt, das man alsdann näher betrachten kann. Bei sehr grossen Tie- fen, als von 4, 5 und von 600 Fuss, ist es sehr schwer zu wissen, ob das Loth den Grund berührt hat, und dieses kann man alsdann oft nur an dem Eindrücke im Talge erkennen. * — 23 — clicu Segeln, nichts gewannen. Wohl zwanzig mal sind wir von den französischen Küsten nach den Kreidefelsen von Dovver gese- gelt, und kamen doch nicht vorwärts, Ins endlich gegen Abend ein Lootse eingenommen wurde, der uns, mit Hülfe der Flutli und der Ebbe, die er genauer mit ihren Oertlichkeiten kennen musste, bis um die Ecke von Dungeness brachte. Der Wind und die starke Strömung waren uns auch hier so entgegen, dass wir fast unbe- merkbar vorschrilten. Am 19. Abends artete der Wind in einen Sturm aus, der uns zum erstenmal die Schrecknisse einer Seereise vor Augen führte. Die Segel mussten eingezogen und das Schiff fast ganz der Strömung von Süd-West Preis gegeben werden. Der Ungeheuern Kosten wegen, die das Einlaufen fremder Schiffe in die Häfen von England verursacht, wollte der Capitain sich nicht ent- schiiessen, umzudrehen und irgendwo einzulaufen, bis der Wind sich geändert hätte, und somit haben wir, unter den schrecklichsten An- strengungen der Mannschaft, bei beständigem Kreuzen, bis zum 25. September die hohe See gehalten. In diesen Tagen war beständig entgegengesetzter Wind; bald stürmte es, bald ging die See ganz ruhig, so wie Regen und Sonnenschein beständig wechselten. Die Strömung von Süd-West war zu stark, um dagegen arbeiten zu können, die See ging so hoch, und die Wogen erhoben sich von allen Seiten, dass sie mehrmals über das Schiff wegschlugen, und durch Einbruch in die Cajüte die grösste Reslürzung bei uns Pas- sagieren verursachten, die wir sänuntlich schwer krank darniederla- gen. Am 22. Abends begann von Neuem ein heftiger Sturm, der uns wieder ganz vom Ziele abfiihrle, die Segel wurden eingezo- gen und das Schiff fast ganz der Strömung nach Osten überlassen; mit Tagesanbruch verdoppelte der Sturm seine Heftigkeit, und nahm von Stunde zu Stunde immer mehr und mehr zu. Die Lage, in der wir uns befanden, war für uns junge Seefahrer ganz entsetzlich; das Schiff lag ganz auf der Seite, bald tauchte die Spitze desselben tief ins Meer, bald erhob sie sich weit über die Wogen, und die See schlug über den Slintertheil des Schiffs. Nachts stieg das To- ben der wilden Elemente auf das Aeusserste; schon war die Mann- schaft ermattet, und es war nicht mehr möglich, das Schiff gegen die starke Strömung zu führen, so dass am 25. des Morgens der Capitain den Rückzug anlreten liess. Mit Tagesanbruch erkannte 24 man die Kreidefelsen an den Küsten Frankreichs, in der (se- iend von Boulogne, und sali, welcher Gefahr wir entgangen wa- ren. Wir hatten mehrere Seeleute an Bord, die schon in diesen Gegenden SchifFbruch gelitten, und nichts als das Lehen gerettet hatten, doch diesen Sturm hielten sie für gewaltig und trauten nur der Güte des Schiffes. Nachdem wir also wieder 8 Tage lang unaufhörlich mit widri- gen Elementen gekämpft hatten, segelten wir zurück nach der »Strasse von Dower, von wo wir gekommen waren. Obgleich dieser Rück- zug, hei einer Reise von dem Umfange, wie wir sie beabsichtigten, sehr niederschlagend war, so freueten wir uns doch, der Gefahr ent- gangen zu sein. Der Rückzug ging sehr schnell vor sich ; der Sturm blies heftig von hinten, aber die Luft war so klar, dass wir einen herrlichen Genuss hatten, als wir dicht an den Englischen Küsten entlang segelten, so dass wir das Leben und Treiben daselbst ge- nau mit ansehen konnten. Die ganze Küste von Dungeness bis de Sangalte und Folkstone ist mit Schanzen bedeckt, die noch als Trümmer an das grosse Unternehmen Napoleons erinnern, woran er seinen Untergang fand. Die prachtvollen Häuser zu Dower, die grossartigen Festungswerke, Magazine und Casernen, sie alle zeigen von der Höhe des Gewerbfleisses der Englischen Nation. Auf der Rhede von Dunes, im Angesicht des niedlichen Städtchens Deal, fielen gegen 1 Uhr Mittags die Anker. Ein Wald, von Schiffen um- gab uns, die sich schon seit vier Wochen hier gesammelt und gegen den Westwind Schutz suchten. Zwei Zweidecker und mehrere Fregatten niedern Ranges lagen in unserer Nähe, und zum ersten- mal sahen wir hier ein viermastiges Schiff, das von gewaltiger Grösse war. Jedes fremde »Schiff, das durch den Kanal geht, ohne zu an- kern, geniesst die Vortlteile der Leuchtfeuer unentgeldlich , doch läuft es irgendwo ein, so zahlt es die Abgabe für sämmlliche Feuer, und diese beträgt gegenwärtig, nach sehr herabgesetztem Preise, noch 14 Pfd. Sterling; dafür ist es von dieser Abgabe auf 14 Monate befreit, es mag einlaufen, so oft es will. Es war Sonnabend, als wir in die Dünen einiiefen; die Beschwer- lichkeiten, die wir in der letzten Zeit, bei Tag und bei Nacht aus- gestanden, nötbigten uns zur Ruhe, und erst am andern Morgen wollten wir, in Gesellschaft des Capitains, den freundliehen Einla- dungen der gastfreien Engländer folgen und Englands Boden betre- ten. Auf das höchste abgespannt schliefen wir fest, als uns am fol- genden Morgen die unangenehme Nachricht erweckte, dass der Wind aus West zu Nord komme und dass sämmtliche Schiffe, mehr als 200 an der Zahl, die Anker lichteten und unter Segel gingen. Auch bei uns erscholl es bald: »Macht das Schiff klar!« Die Anker wurden gelichtet, die Segel gehisst, und bald entschwand unserm Auge das lieblich gelegene Deal, mit dem prachtvollen Landsitze Wellingtons. Die gesammte Flotte war vor uns; der ganze Kanal, in der Gegend von Dow er, war damit bedeckt, und ein seltenes Schauspiel eröffuele sich unsern Augen. Aber kaum war die Spitze von Dower umschifft, als der Wind wieder nach Süden umsetzte, und nun begann die ganze Flotte zu kreuzen. Unsere Prinzess? wie sie sich auch auf der ganzen Reise, als ein der besten Segler gezeigt hat, war sehr bald mitten in der Flotte, und übersegelte ein Schiff nach dem andern. Es war ein schöner Tag und der erste Sonntag, den wir an Bord des Schiffes bei ruhiger See feiern konnten. Das Wasser war hier sehr arm, sowohl an Tangen, als an Weichthieren , und leuchtete auch Nachts fast gar nicht. Der Wind war beständig so schwach und so ungünstig, dass wir erst am 27. Nachmittags Beachyhead erreichten. Es steht auf diesem Punkte ein Blinkfeuer, das eine halbe Minute lang sichtbar, und dann wieder auf 5 Minuten unsichtbar is t. D er Leuchtthurm von Beachyhead ist einer der w ichtigsten im Canal. Die Strömung ist hier ausserordentlich stark und zwar, bei dem stets anhaltenden West- Winde, ganz nach Nord zu Ost, in die Strasse von Dower hinein. Eine Menge Seegras schwamm beständig an dem Schiffe vorüber; wir sammelten den Fuchs vesiculosus in tausendfältiger Form, der oft ganz bedeckt mit Asselartigen Krebsen w ar, z.B. der Li- gia oceaniea , die das Parenchym dieses Fucus fressen. D en Fucus nodosus , F. loretis , die Cystoseira siliquosa mit der niedlichen Plu- mularia ertstata La/n ., das . 361 ■ 32 Wind nachlässt, wird die Strömung westlich, wie wenn das Was- ser wieder zurückflösse, das anhaltende Westwinde in der Baj von Biscaja aufgehäuft hätten. Wir haben, um noch mehr Thatsachen üb er den Lauf der Strömungen zu sammeln, an sehr verschiedenen Punkten ;im Atlantischen Ücean Kruken über Kord geworfen , in die wir vorher ein Schreiben gesteckt, worin der Tag und Ort der Absendung in den vorzüglichsten lebenden Sprachen bemerkt wor- den war, und zugleich die Bitte hinzugefiigt, dass Jedermann, dem eine solche Kruke zu Gesicht kommen möchte, es durch die Zei- tungen bekannt machen solle. Wir haben zwischen den nördlichen Breiten von 39° bis zum Aequator hin einige zwanzig solcher Kru- ken ausgeworfen, doch bis auf deu heutigen Tag ist noch von kei- ner uns Kunde zugekommen. Am 8ten October. Wir befanden uns unter 39,17° nördlicher Breite und 18,13° westlicher Länge*). Der Wind kam aus SSO. und brachte uns eine angenehme Temperatur. Zum erstenmal auf unserer Reise ein schöner Tag, so schön wie in heimatlichen Ge- genden nur in der Mitte des Sommers. Die Temperatur der Luft, die noch gestern, bei OSO.-Wind, um 12 Uhr Mittags 15,6° R. war, ist heute bei SSO.-Wind 17,2° 51. , und dennoch sind wir nur um 2 Grad südlicher vorgerückt. Die See wird allmälig ruhiger und nimmt die reizende Indig- Färbung an, die von jedem Reisenden bewundert worden ist. Mit dieser Farbenveränderung des Wassers zeigt sich zugleich die Erhöhung der Temperatur, welche noch ge- stern zwischen 12,8° II. und 13,3° R. schwankte, und schon heule gegen Abend die Höhe von 16° R. zeigte. Es ist daher kaum zu zweifeln, dass dieses blaue Wasser, mit so erhöhter Temperatur, noch dem Golf-Strome zuzurechnen ist, da überdiess die östliche Strömung in diesen Gegenden, selbst bis zu den Küsten von Por- tugal und Spanien, so wie an der von Afrika zu beobachten ist. Wir hatten die Höhe von Sevilla erreicht, und eilten den Säu- len des Herkules vorüber, als alles, rund um uns her, den Süden verkündete. Das schöne Blau des Himmels, die Reinheit des Hori- zonts, die stille und unabsehbare See, vom schönsten Indigblau ge- *) Unsere Längen- Angaben sind stets westlich oder östlich rom Meridian von London gerechnet. 33 tüncht, und die angenehme Temperatur, nachdem wir so lange der Nasskalte und Beschwerden ausgesetzt waren, gab unserer Lage einen Reiz der Neuheit, der uns Alle mit Fröhlichkeit erfüllte. Wir waren in dem Falle, einen zweiten Sommer in diesem Jahre zu er- leben, nachdem wir zu Ende des Ersten unsere Heimat verlassen halten. Am 9ten October. Wir befanden uns um 12 Uhr Mittags in 38°23' nördlicher Breite, und die Vergleichung unserer Länge durch Beobachtung (19°42/ W.) mit der durch SchitTsreclmung, gab uns eine östliche Strömung, nach dem Canal von Gibraltar, von 25', wo- nach die Stärke der Strömung 25 Fuss in der Minute, und also 5 Zoll in der Sekunde war. Die See war hier sehr arm, weder Pflan- zen noch Mollusken trieben vorüber, und Nachts leuchtete sie nur sehr wenig. In der Nacht zum 11. October kamen wir über die Breite von Ilamands Rock. Es liegt dieser zweifelhafte Felsen nach Englischen Seekarten in 36°52' Breite uud 19°15/ Länge, während er bei No- rie#) und in dem zu Hamburg erschienenen Handbuch der Schiflf- fahrtskunde in 36°45/ Breite und 23° 10' Länge gesetzt ist. Wir fuhren mitten durch die Länge dieser zwei Angaben, und haben, bei dem schön- sten Mondcnschein, nichts von diesem Felsen bemerken können. Möge man iiuless an dem Vorhandensein dieses Felsens noch nicht zweifeln, obgleich jährlich hunderte von Schiffen diesen Weg pas- siven, und ihn nicht gesehen haben. Es ist bekannt, dass die Teu- felsfelsen ( Devils Rocks) in der Nähe der Englischen Küste, unter 46°30' Breite und 13c8/ Länge, erst im Jahr 1818 genau angegeben worden sind, da sie doch schon vor mehr als 20 Jahren früher be- obachtet worden waren. Auch heute Hessen sich häufig Seeschwalben sehen, die vielleicht Bewohner des Ilamands Rock waren; es ruhen diese Vögel zuwei- len auf offener See, was wir mehrmals gesehen, indem sie mit aus- gebreiteten Flügeln auf den Wogen umhertreiben. Nachmittags ka- men wieder grosse Ilecrden von Delphinen zum Schiffe; sie schwam- men uns meistens zu den Seiten, in ganz geraden Reihen von 15 bis *) Epitome of practical navigation. I. 5 34 20 Stück beisammen. Es war Delphinus phocaena , während jener in den nördlicheren Breiten Delphinus Delphis war. Die Strömung, welche heute beobachtet wurde, war Süd 29° Ost. Nachmittags zogen plötzlich einige Wolken herauf, und es regnete et- was, ohne dass das Hygrometer von Saussure und das Psychrometer von Herrn August irgend eine Veränderung anzeigten. Abends wurde es sternhell, und wir genossen eine angenehme Nacht. Un- vergesslich wird der Eindruck bleiben, den die neuen Sternbilder auf unsere Fantasie machten, denn bei dem einförmigen Leben auf otFener See, erregen alle erhabenen Erscheinungen der Natur einen weit grösseren Reiz, als im gewöhnlichen Leben; sie erinnern zu- gleich an die Entfernung von der Heimat. Von Jugend auf ge- wohnt, den grossen Bären in der Nähe des Zeniths zu sehen, senkt er sich hier bis lief in den Horizont. Das prachtvolle Sternbild des Orions, den Stier mit den Plejaden, den Sirius und überhaupt diese ganze Gruppe, heller glänzend als zu Hause, erfüllte uns mit Bewunderung und spannte uns mit Sehnsucht nach dem Anblick des südlichen Kreuzes, der uns aber leider noch lange nicht bevor- stand. Schon seit gestern wehte ein guter NO.-Wind, der uns Hoff- nung machte, dass wir den Passat erreicht hätten. Leider war es nicht der Fall, denn schon am 15ten trat wieder W. zu S.- Wiml ein. Wir kamen auf die Höhen der Canarischen Inseln und wurden erfreut von der Schönheit und Reinheit des afrikanischen Himmels. Auch wir bewunderten die zahlreichen Sternschnuppen, über die uns gelehrte Reisende so viel Interessantes mitgetheilt haben. Es fiel uns hier zuerst auf, dass diese, den Naturforschern noch immer räthselhaften Meteore, gegen Ende ihres Sichtbarseins sich in einen sprühenden Schweif aufzulösen schienen. Wir werden, im Verlaufe dieses Reiseberichts, Gelegenheit finden, verschiedene Beobachtungen über diesen Gegenstand beizubringen. Allerdings scheinen diese Mete- ore, auch nach den Beobachtungen auf unserer Reise, in wärmern Ge- genden, näher dem Aequator häufiger, als im hohen Norden zu sein; doch die Menge, in der sie erscheinen, ist wohl nicht an Oertlichkeiten gebunden, tieferen cosmischen Verhältnissen, die wir noch nicht kennen, mögen sie zugeschrieben werden. Ausserordentlich auf- 35 fallend und bemerkenswert!! war uns die Seltenheit, ja wir mög- ten sagen der Mangel an diesen Meteoren, während unserer Schiff- fahrt durch die Chinesische See, in der Zeit des NO - Monsoon's ; während sie, zur Zeit des SW- Monsoon's, in eben dieser Gegend, durchaus nicht selten waren. Durch die interessanten Beobachtun- gen der Herrn Benzenberg und Brandes *) ist es bekannt gewor- den, dass die Sternschnuppen den Regionen unseres Dunstkreises angehören, ja man hat sogar einige von ihnen, in einer Höhe von 4 Deutschen Meilen, gemessen. Herr Baron Alexander von Hum- boldt **) macht die Bemerkung, dass diese Meteore in den heissen Klimatcn, besonders unter den Wendekreisen , häufig einen Schweif hinter sich lassen, der, 12 bis 15 Sekunden lang, leuchleiul bleibt; ein andermal scheinen sie zu platzen, indem sie sich in mehrere Funken theilen, und in der Regel sind sie viel niedriger, als im Norden Europa’s. In Chile, wo wir, bei dem ewig klaren Himmel, diese 3!eteore am glänzendsten und häufigsten beobachtet haben, wie z. B. in den fruchtbaren Llanos de Rancagua und des Rio de Tinguiririca , in der Provinz St. Fernando, da ward uns Gelegen- heit dieses Meteor in grösster Nähe zu sehen. Als wir am Fusse der Cordillcren Kette ritten, die, sich daselbst schroff erhebend, bis über die Region des ewigen Schnee’s (10,000 Fuss) emporragt, und die Llana de Rancagua nach Osten einschliesst , fiel eine gewöhn- liche Sternschnuppe so tief, dass sie in den Schatten der Gebirgs- kette trat, und sich somit zwischen uns und der Cordillere, in einer geringeren Höhe , als diese befand ; sie liess den leuchtenden Schweif zurück, wie es hier in Chile, bei der wasserfreien Luft, be- ständig der Fall ist. Schon seit zwei Tagen, nämlich am 13. und 14. October, als wir uns zwischen 30 und 28° nördlicher Breite und 23 und 22° westlicher Länge befanden, wurde keine östliche Strömung mehr be- merkt. Es erscheint uns diese Thatsache wichtig, indem sie zeigt, dass die grosse Rotationsströmung, von den Küsten Amerika’s kom- mend und die Wassermassen nach den westlichen Küsten der alten Welt treibend, unterhalb der Canarischen Inseln nur noch sehr * ) Gilberts Annalen iler Physik, Bd. XII. **) Reise in die Aecjuinoctial-Gegenden. Th. I. p. 111. 5 # geringe Ausdehnung hat, und kaum bis 20° westlicher Länge zu reichen scheint. Dieser schmale und schon schwache Strom nimmt sogleich seine Richtung nach Süden und Süd -Süd -West, und wird durch den Nord- Ost -Passat abermals nach den Küsten Amerika’s getrieben. Das ganze Meer, das innerhalb dieser Rotations- Strö- mung liegt, nnd sich ungefähr von 22° bis 36° nördlicher Breite, und von 25° bis 45° westlicher Länge erstreckt, zeigt nur sehr we- nig Strömungen, und diese hängen alsdann stets von den zur Zeit herrschenden Winden ab. Dieses ungeheure Binnenmeer, dessen Oberfläche mehr als 40,000 Geviert- Meilen beträgt, ist unter dem Namen Sargasso-See, also benannt von der ungeheuren Menge Tan- gen oder Seekraut, Sargasso im Spanischen, die sich in demselben befindet, den Seefahrern bekannt. Die Seefahrer durchschiffen dieses Meer auf ihrer Rückreise, aus der südlichen Halbkugel kommend, oder auch auf der Fahrt nach Westindien. Die ungeheure Masse von Pflanzen, die uns auf dieser Fahrt begegnet ist, haben wir be- wundern müssen. Es ist der Fucus Sargasso Gm., der durchaus identisch mit Fucus natans Turn, und Fucus natans Linn. ist, da- her eine von den beiden Arten des Herrn Agardh, entweder Sar - gassum vulgare, oder Sargassum hacciferum , die derselbe daraus gemacht hat, wiederum zu viel ist. Es schwimmt dieser Fucus, in diesen Gegenden, beständig in kleineren oder grösseren Haufen, bald mehr, bald weniger häufig; an manchen Tagen ist das Schiff ganz umringt damit, und zuweilen vergehen mehrere Stunden, dass auch nicht eine Pflanze zum Vorschein kommt. Wir haben die Mar de Zargasso , wie es die Portugiesen nennen, ihrer ganzen Länge nach durchschifft, haben aber überall die tingleichmässigste Verbreitung in der Masse dieser Pflanzen gefunden; solche Stellen, die, wie Columbus cs that, mit grossen Wiesen zu vergleichen sind, haben wir nie gesehen. Ueber die vorhin angegebenen Grenzen dieses Tangen -Meeres, sowohl nach Norden als nach Osten hinaus, wird man nur sehr selten einzelne Exemplare dieses Fucus vorfinden, und dann pflegen sie gewöhnlich halb zerstört zu sein. Die Anhäufung dieser ungeheuren Pflanzenmasse auf dem aus- gedehnten Raum von mehr als 40,000 Geviert -Meilen, ist, seit Co- lumbus Zeiten, ein Gegenstand der Verwunderung und der Nach- forschung gewesen. Einige Seefahrer glauben, dass diese Tangen 37 durch den Golf- Strom zusammengetrieben würden, und dass im * Mexikanischen Meerhusen ungeheure Massen vou diesem Seekraut Vorkommen, eine Meinung, die jedoch nicht mehr zu widerlegen nö- thig ist, wie es die Fortsetzung zeigen wird. Der Golf-Strom und dessen Fortsetzung, überhaupt der ganze Rotationsstrom im nörd- lichen Atlantischen Ocean, wenn gleich jenes 31eer an einigen Stel- len viel von diesen Tangen enthält, geht gerade um diese schwim- menden Felder von Golf-Kraut herum, und hält sie dadurch mehr beisammen. Wenn man auf der Fahrt nach dem südlichen Aethio- pischen Meere , unterhalb der Azoren , das dunkelblaue W asser durchschifft, das durch de 1 Strom von den Küsten von Florida her- übergeführt wird, so wird man selten oder vielleicht nie einzelne Exemplare von dem Fucus finden, den der Golf-Strom weiter w est- lich, in so grossen Massen enthalten soll. Am südlichen Rande des Stroms, besonders in der Nähe der Strasse von Florida, mögen sich, aus natürlich zu erklärenden Gründen, grosse Massen von die- ser Pflanze anhäufen , wie es auch mehrere Seefahrer berichten. Herr Greville*) glaubt, dass solche Zusammenhäufungen von Seegras überall in grossen Oceanen, auf jeder Seite des Aequators Vorkom- men mögen, was wir jedoch nicht bestätigen können; wir haben auch nicht «inmal die entferntesten Ursachen zu solcher Annahme auf- finden können. Herr Alexander von Humboldt *#) war der Meinung, dass diese Seepflanzen auf Untiefen wachsen, und daselbst durch Fische, Mollusken, vielleicht auch durch Strömungen und andere Ursachen losgerissen werden. Herr von Martius ***) glaubt, dass die Tangen auf einer Untiefe in 24° N. Breite und 28° W. Länge wachsen , und daselbst durch Wallfische losgerissen werden. Es scheint uns unbegreiflich, wie so gewaltig grosse Massen von die- sen Pflanzen, wie sie in jenem ausgedehnten Meere Vorkommen, von einzelnen Untiefen losgerissen werden sollten. Auch sind diese Sargasso-Bänke am grössten und am häufigsten, gerade in den er- sten Graden der vierziger, und eben sowohl weiter nach Norden hinauf, also einige hundert Meilen entfernt von diesen Untiefen, des *) Alg. Britannicae. Lond. 1832. **) Reise in die Acquinectial- Gegenden des neuen Continents. Th, I, p. 306. **¥) Reise nach Brasilien, p, 1382. 38 Herrn von Martius, die, wenn sie wirklich vorhanden sind, doch mir von geringer Ausdehnung sein können. Wir haben ungeheure Mas- sen dieser Seepflanze gefischt, und alle die vielfachen Spielarten ge- funden, die Herr Agardh *) unter Sargassum vulgare beschrieben hat. Wir suchten aber vorzüglich nach der Wurzel dieser Pflanze, um die Grundfrage entscheiden zu können , ob denn wirklich die- ses Gewächs einst festgesessen habe, und etwa nur, zufällig los- gerissen , auf der offnen See uniherschwininie. Wohl Tausende und aber Tausende dieser Pflanzen haben wir besehen, und das Resultat dieser Nachforschungen ist , wir wagen es auszuspre- chen, dass diese Pflanzen niemals losgerissen sind, ja, sie haben niemals festgesessen. Schwimmend im Wasser haben sich ihre jun- gen Keime entwickelt, und Wurzeln und Blätter, aber beide von gleicher Beschaffenheit, nach allen Seiten ausgetrieben. Es ist sel- ten, so kleine Exemplare zu finden, an denen man dieses sehen kann, aber doch haben wir sie gefunden, und haben einige derglei- chen mitgebracht ; man wird an ihnen das gleichmässige Wachs- thum, nach allen Seiten hin, beobachten können. Wir haben frü- her Beobachtungen über das Keimen , so wie über Wurzel und Fruchtbildung der Süsswasser-Algen angestellt, und sie an verschie- denen Orten publicirt. Ein solches Entwickeln und Wachsen bei freien Algen -Sporen, und eine Wurzelbildung bei frei schwimmen- den Conferven, haben wir ganz ausführlich beobachtet, und finden daher das Wachsen der Tangen, die frei in offener See umher- schwimmen, nicht mehr so wunderbar. Auch bei keinem einzigen Exemplar, das wir fischten, haben wir Früchte gefunden, während die Pflanzen, die wir an den Küsten Brasiliens erlangten, sämmtlich mit Früchten bedeckt waren. Aber auch dieser Mangel an Frucht- bildung erscheint nicht mehr so sonderbar, denn wir haben, in un- sern Beiträgen zur Phy siologie und Sy stematik der Algen **), durch Beobachtungen nachgewiesen , dass bei den Süsswasser- Algen die Bildung der Frucht und der Wurzel sich gegenseitig bedingen. Bil- det sich die Wurzel aus, so fehlt die Frucht, und so umgekehrt. Bei diesem schwimmenden Fucus ist gerade die Richtung, Wurzel *) Syst. Algarum und S pecies Alg. p. 3. **) Nova Acta Acad. Caes. L , Tom. Jl TV. Vol. II, zu treiben, nach allen Seiten vorherrschend, wie wir es hei den frei umherschwimmenden Conferven beobachtet haben, und man könnte fast die ganze Frons als Wurzel ansehen; die Wurzel der Tangen, wie der Conferven, ist immer nur eine verkrüppelte, in der Ausbildung gehemmte Frons. Sind die Hindernisse aufgehoben, die diese Verkrüppelung verursachen, so wächst die Wurzel fort, aber in ihrer wahren Gestalt, nämlich als Frons. Ist demnach die Tliat- sache festgesteJlt, dass diese, in der Sargasso-See umhersclrwimmen- den Tangen niemals festgesessen haben, so ist auch alles weitere Nachforschen, über den Geburtsort dieser Pflanzen, vergebens. Nach unserer Meinung schwimmen sie an dein Orte ihres Vorkommens vielleicht schon seit Tausenden von Jahren, ihre Masse muss aber jährlich zunchmcn, wenn auch diese Zunahme, wie leicht zu erse- hen, schwer wahrzunehmen ist. Her grossen Menge von Thieren müssen w ir hier gedenken, die in diesen schwimmenden Inseln von Golf-Kraut ihre Wohnung und ihre Nahrung finden. HasSargassum ist gewöhnlich mit niedlichen Sertula- rinen, mit gefärbten Vorticellen und andern, sonderbaren Geschöpfen überzogen, die w ir im ZoologischenTheile derReise beschrieben haben*). *) Anmerkung. Wir können bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen, einer kleinen Schrift von Ilippolylus Ruiz*) zu gedenken, die man von diesem ausge- zeichneten Botaniker kaum hätte erwarten können. Als Ruiz die Sargasso-See durchschiffte, suchte er beständig nach den Früchten des darin schwimmenden Focus; er erkannte sehr bald, dass die mit Luft gefüllten Blasen, deren dieser Tang oft in so grosser Masse besitzt, keine Fructiticalions-Organe wären, da ihm aber auch keine andern Organe zu Gesicht kamen (weil nämlich, wie im Vorher- gehenden a usc inandergesetzt worden ist, diese umherschwimmenden Tangen keine Früchte bilden), so hielt er, sonderbar genug, die auf der Oberfläche des Fucus sitzenden Sertularincn für die Fruclifications-Organe dieses Golfkraul’s, und hat sie nicht nur als solche beschrieben, sondern auch in der angeführten Schrift ab- gcbildet. Unsere Campatmlaria indivisa (Zoologische Abtheilung der Reise Tab. XLIV. Fig. 47), hielt Ruiz für eine Aehre von weiblichen Bliithen, und die ein- zelnen Kelche, worin die Polypen sitzen, für die weiblichen Bliithen selbst. Unsere Silicularia gracilis (Tab. XLIV. Fig. 12 und 13), waren die männlichen Blumen, und eine niedliche Phimalaria hielt er für hermaphrodilische Blumen. Ruiz erzählt, in dieser denkwürdigen Schrift, von dem Leuchten des Tanges, offenbar aber war dasselbe eben den darauf sitzenden Thieren und nicht der Pflanze zuzu- schrciben. *) tt« verafuci natanlis fructi/icatione Commentarius. Mutriti 1798, 40 Verschiedene Pleurohranchen und Nereiden sitzen auf den Ae- sten dieses Tanges und dienen den zahlreichen Krebsen und Fischen zur Nahrung, die hier ihren Sitz aufgeschlagen haben. Die Menge der Weich tliiere ist in der Sargasso-See nicht so bedeutend, als in den grossen Strömungen, die rundumher dieselbe einschliessen. In der Nähe der westlichen Inseln, oder der Azoren, ist die See oftmals ganz erfüllt mit Quallen und Salpen. Auf der Ueberfahrt nach Amerika kamen uns, erst in der Breite von 29° und in der Länge zwischen 22 und 23° westlich von London, die ersten Salpen und Weichthiere der südlichen Gegenden zu Gesicht. Diese merk- würdigen Thiere, die Salpen, wurden zuerst von Osbeck auf der Reise nach China entdeckt, dann von Forskäl im mittelländischen und im rothen Meere gesehen, sowie von Brown auf seiner Reise nach Westindien, und von Banks auf der Reise um die Welt wieder- gefunden, und von jedem dieser Naturforscher verschieden benannt. Diese Thiere, mit so ausgebildeten Organen der Circulation, der Respiration und der Digestion, sind ihrer gallertartigen, krystallhel- len und durchsichtigen Körpermassc wegen, schon vielfach bewun- dert worden, und in neueren Zeiten häufig Gegenstand sehr müh- samer Untersuchungen gewesen. Wir haben mit der Naturgeschichte dieser Gattung unseren Zoologischen Theil des Reiseberichts begon- nen, und verweisen desshalb auf diese Arbeit, worin, wie wir uns schmeicheln, mehrere interessante Resultate für die allgemeine Phy- siologie bekannt gemacht sind. Sobald die Salpen erschienen, war die See mit kleinen, läng- lichen und kugelförmigen Schleimgebilden angefüllt, die einer ge- nauen Untersuchung werth zu sein schienen. Ihre Anzahl war so gross, dass der menschliche Geist erst Grössen erfinden müsste, um sic anzugeben. Im Zoologischen Theilc der Reise *) haben wir Ab- bildungen dieser kleinen Geschöpfe gegeben , um die Herren Zoolo- gen genau zu unterrichten, damit sie selbst über diesen Gegenstand urtheilen können. Die kugelförmigen Geschöpfe hatte» die Grösse einer Linie bis 6 Linien und darüber, sie waren vollkommen rund und von ganz schleimiger, gallertartiger Substanz. Ihre Durchsich- tigkeit war etwas getrübt durch die vielen Kügelchen, oder vielmehr *) Tab, XXXVIII. Fif. 1 — 7, 41 Bläschen, womit die ganze Schleimmasse angefüllt war. Untersuchte man die Masse mit dem zusammengesetzten 3Iikroskop, so zeigten sich die Bläschen mit ihrer Höhlung sehr deutlich, aber nichts von einer andern innern Structur kam zum Vorschein. Die kugelförmi- gen Massen zeigten freie Bewegung durch C'ontraetion ihrer Ober- fläche, die oftmals sogar sehr lebhaft war. Es war nicht selten zu finden, dass in diesen Schleimkugeln ein einzelnes Bläschen um 200- mal grösser war, als die übrigen, die nur punktförmig erschienen. Aber auch solche, besonders ausgebildete Bläschen zeigten nichts von einer besonderen Structur; sie erschienen in natürlicher Grosse ebenso, wie die kleinen Bläschen bei einer 220maligen Vergrösserung. Ausserdem schwammen wurmförmige Schleimgebilde umher, die eine Länge von 3 bis 9 Linien hatten, und an mehreren Stellen ihres Körpers kleine Einschnürungen zeigten. Sie bestehen ebenso aus kleinen Bläschen, wie die Schleimkugeln, und bewegen sich durch Contractionen. Wir sind überzeugt worden, dass diese Gebilde weder Eier höherer Thiere, noch die junge Brut anderer Weich- thiere sind, und stellen sie daher als eigene thierische Formen dar, welche zu einer Tinerklasse gehören, die den Rivularien oder den Nostochineen der Pflanzenwelt gleichzustellen ist. Das erste Thier- chen haben wir Physaematium atlanticum genannt, und das zweite Physaematium vermiculare ; nähere Beschreibung und Abbildungen derselben finden sich im Zoologischen Theile des Reiseberichts. Es sind schon auf andern Reisen schleimige, gallertartige Gebilde ge- funden worden, die man als besonders geformte, organische Sub- stanzen beschrieben und abgebildct hat, mit diesen gehören die eben beschriebenen Sachen wahrscheinlich zusammen. Es war am l(i. und 17. Octobcr, als wir uns beständig mit wi- drigen Winden und abwechselnden Windstillen quälten , so dass wir mit Sehnsucht den Eintritt des Passats erwarteten. Mir rührten auf unserer Reise das vortreffliche meteorologische Instrument mit uns, das Herr August unter dem Namen des Psychrometers bekannt gemacht hat, und werden noch häufig Gelegenheit finden, die Be- obachtungen, und die aus denselben gezogenen Resultate, im Ver- laufe des Reiseberichts initzutheilen. M ir erkannten schon hier die Vortrcftlichkeit dieses Hygrome- ters, denn obgleich das Barometer und das Haar-Hygrometer un- I. (j 42 veränderlich blieben, begannen die beiden Thermometer des Psychro- meters, schon am 16. Abends, eine grössere Differenz zu zeigen und den baldigen Eintritt des Passats anzukündigen. Die einzelnen Beobachtungen finden sich in den meteorologischen Tabellen ver- zeichnet, die wir dem Ende dieses Buches angehängt haben. Am 17ten wurde der Wind immer schwächer und schwächer, und schon gegen Mittag trat vollkommne Windstille ein. Der ganze Himmel bezog sich, wie mit feinem Nebel bedeckt, und die Hitze der Luft ward drückend. Wir konnten nicht aufhören, die ruhige See zu bewundern, die bei der tiefen blauen Färbung einem Me- tallspiegel glich. Doch bald stiegen am Horizonte dunkele Wol- ken auf, die von allen Seiten her das Himmelsgewölbe bedeckten und beständig von elektrischen Entladungen begleitet waren. Mit einbrechender JVaclit genossen wir dieses grossartige Schauspiel; wir hatten die Blitzableiter aufgezogen, und konnten uns also, mit ziemlicher Ruhe, der Beobachtung dieser grossartigen Naturscene hingeben. So unangenehm die Windstillen den Seeleuten sind, ebenso er- wünscht waren sie uns, indem wir dabei stets einer reichen Aus- beute sicher waren. Kaum war die See ruhig geworden, als sich nacheinander alle jene interessanten Seethiere zeigten, wovon uns die Reisenden bisher erzählt hatten. Die niedliche violette Schnecke mit ihrem äusserst zarten und zerbrechlichen Gehäuse (Janthina fragilis Lam.) , die durch ihren purpurrothen Saft, und durch die schleimige, blasenförmige Substanz, w omit ihre Oeffuung bedeckt ist, so berühmt geworden ist, zeigte sich zuerst. Einzelne kleine Krab- ben schwammen umher und suchten nach Raub; bald fischten wir eine Menge von Exemplaren des merkwürdigeu Nautilus Spirula L der, aber stets ohne Thier, auf der Oberfläche des Wassers umher- schwamm. Diese Schnecke, die man bei Amboina und überhaupt zwischen den Moluccen mit ihrem Thiere beobachtet hat*), ist der Repräsentant der grossen untergegangenen Familie der Ammonshör- ner, die einst in allen Gegenden der Erde gelebt haben, und die wir selbst im Zechsteine, auf dem Gipfel des Feuerberges von Maypo *) PeroH in Ann. du Mus. V. p„ 180 und Cuvier Menu pour servir d Vlüst. ei V auat , des Mollusques 1. p. 53. 43 (gewöhnlich Maipü), weit über die Region des ewigen Schnee’s hin- aus, gefunden haben. 3Iehrere Fragen drängen sich hier dem Naturfor- scher auf. Wie kommt es denn wohl, dass dieses Schneckengehäuse, stets ohne Thier, in den Gegenden zu finden ist, die wir so eben durchschifften? Vermöge der Fächer, die verstopft und mit Luft gefüllt sind, kann sich die Muschel schwimmend auf der Oberfläche der See erhalten. Es ist sehr beachtenswerth, dass dieser kleine Nautilus, mit seinem Thiere, in eben denselben Gegenden vorkommt, wo der Nautilus pompilius , gleichfalls schwimmend auf der Ober- fläche der See, so häufig zu finden ist. Es sind die Zweifel bekannt, welche man gegen das Thier erhoben hat, welches Rumpf* **)) für den Bewohner des Nautilus pompilius ausgegeben hat, die sich nun aber bald lösen werden , indem ein gewisser Herr Georg Rennet im Jahr 1829, in der Nähe der Insel Erromanga (in der Gruppe der Neuen Hebriden), abermals den Nautilus pompilius mit dem Thiere ge- fangen, und nach London gebracht haben soll ##). In der Umgegend der Philippinen wird die Muschel sehr häufig gefunden und in Masse verarbeitet; wir haben den Fischern jener Gegend hohe Preise aus- gesetzt, wenn sie uns das Thier derselben bringen würden, aber stets versicherten sie, dass sie dasselbe niemals gesehen hätten. Je- doch unter den Muscheln dieser Art, die uns auf Manila zum Verkauf gebracht wurden, befand sich eine, welche ein grosses Stück von den Weichgebilden des Thieres enthielt. Bald erschien die überaus niedliche Velella aurora , die mit ih- rem ausgespannten Segel durch den leisesten Luftzug umhergetrie- ben wird. Herr von Chamisso, und besonders Herr Eschscholz, ge- ben das V orkommen dieses Thieres weit südlicher an; unsere Breite war 26°, «als wir dieselbe häufig antrafen. Das Thier kann seine Mundöffnung, in Form eines Cylinders, bis auf 1t Linie vorstrecken, sie wieder zurückziehen und in eine längliche Form verändern. Die blauen Fangfäden der Velellen sind keulenförmig, und auf ihrer Oberfläche, besonders der Spitze zu, mit sehr vielen, ganz feinen Härchen besetzt. Die weissen Fangfäden, die dicht um die Mund- öffnung sitzen, sind zugespitzt, waren aber gewöhnlich mit unzäh- *) Amboinische Raritäten-Kanimer Tab. XVII. **) So eben ist die Beschreibung des Thieres in Richard Owen’s Memoir on the pearly Nautilus etc., London 1832., erschienen. 6 44 Ilgen Vorticellen besetzt. Es fehlte leider an Zeit, diese niedlichen Infu- sorien genau zu beobachten und abzubilden. Den Stiel derselben konn- ten wir nicht sogleich auffinden, sonst waren sie glockenförmig, und im Innern mit einer etwas trüben Substanz ausgelullt. Eine Pla- narie und einige mikroskopische Schnecken, fanden wir im Magen dieser Thiere, die selbst, den Krabben und Fischen, da sie ganz wehr- los sind, zur gewöhnlichen Beute dienen. In unsern Museen können nur die kalkigen Scelette dieser Thiere aufbewahrt werden, sie sind zu zart und ihre Farbe zu fein, als dass sie sich in Weingeist er- halten Hessen. Auch die ersten Seeblasen kamen uns hier zu Gesicht, die durch die Schönheit ihrer Farben in Erstaunen setzen. Der Kamm der Blase war mit dem lebhaftesten llosenroth gefärbt, das durch ein- zelne blaue Streifen, in den Falten, noch erhöht wurde. Esjwar die Physalta Caravella Eschsch., die hier gewöhnlich umhertrieb, wir fingen aber auch ein Exemplar, das durch seinen Sporn grosse Aehn- lichkeit mit Physalta Utriculus Eschsch. zeigte , die freilich nur in der Südsee Vorkommen soll. Uebcr diese merkwürdige Gattung Physalta ist schon bedeutend viel geschrieben, und dennoch ist die Kennlniss dieser Thiere noch sehr im Dunkeln. Herr Tilesius hat die Seeblasen zum Gegenstände sehr genauer Untersuchungen gemacht, und uns eine Menge trefflicher Abbildungen über diese Thiere ge- liefert*); da aber die Untersuchung dieses Thieres, auf offener See, so ausserordentlich schwierig ist, so wird es wohl noch sehr lange dauern, und ganz besondere Gelegenheit wird dazu nöthig sein, um über die Phjsiologio dieser Thiergattung ins Reine zu kommen. Bekannt unter dem Namen der Galere und der Fregatte, ist es noch besonders durch die brennende Eigenschaft merkwürdig geworden, die es, durch Berührung mit den Saugröhren, auf die Haut des Men- schen ausübt. Es ist diese Eigenschaft mehrerer Acalephen auch den Physalien gemein, doch im höchsten Grade besitzen letztere die- selbe. Es wird wohl selten ein Seefahrer diese Gegenden passiren, ohne dieses schöne Thier einzufangen, es zu bewundern und sich die Hände daran zu verbrennen. Die unzähligen Fangfäden, die von der Basis der Blase, gleich den Haaren des Gorgonen-IIauptes in krausen Locken herabhängen, und prachtvoll blau und violett ge- *) Krusenstern’s Reisen um die Welt 3r Theil. 45 färbt sind, erreichen oft eine Länge von 2, 3 und 4 Fuss. Die En- den der Fangfäden, die sich in trichterförmige Warzen ausdehnen, sind von Herrn Tilesius sehr schön abgebildet; sie sind es, die bei der geringsten Berührung der Haut einen brennenden Schmerz, ähnlich dem durch Nesseln erzeugten, hervorbringen. Die Haut rö- thet sich dabei und läuft in eine Beule auf. Wie gefährlich dieses sonderbare Thier zuweilen dem Menschen werden kann, das wird folgender Vorfall lehren, der uns von unserm Freunde, dein Capi- tain Wendt, niitgetheilt wurde. Es war auf der ersten Heise der Prinzess Louise um die Erde, als in der Nähe des Erdgleichers eine besonders grosse und schöne Seeblase dem Schilfe vorüber- trieb; ein junger Matrose von ausgezeichnetem Muthe und grosser Tollkühnheit, sprang entkleidet in die See, um das Thier zu holen; er näherte sich demselben und ergriff es, in w elchem Augenblicke die Seeblase mit ihren, 3 Fuss langen Saugarmen den nackten Kör- per des Schwimmers umklammerte. Der junge Mensch, dadurch auf das äusserste erschreckt, vielleicht auch sogleich über den ganzen Körper den brennenden Schmerz empfindend, rief um Hülfe, und konnte kaum noch die Seite des Schilfs erreichen, um hinaufgezogen zu werden. Man riss ihm das Thier sogleich ab und reinigte die Haut, doch war der Schmerz und die Entzündung in der Haut so stark geworden, dass sich alsbald ein Fieber, mit Raserei verbunden, da- zugesellte, und man an der Wiederherstellung des Menschen zwei- feln musste. Der junge Mensch, zwar diessmal noch gerettet, ent- ging aber nicht seinem Schicksal; zu dreist geworden durch seine Tollkühnheit, fiel er später von dem Maste, und fand einen elen- den Tod! Die Windstille währte noch lange fort; beständig wechselten Blitze und fernes Donnern, der ganze Himmel war mit den dick- sten Wolken bezogen, und rund um uns her die tiefste Nacht. Die Hitze war so drückend, dass Avir mit Sehnsucht den ersten Regen erwarteten. Wir spannten Zelte auf, um den Regen aufzufangen, da unser Wasser schon jetzt in einem sehr schlechten Zustande war; doch die Donner zogen vorüber und es kam nicht zum Regen; nur eine angenehme Kühle erfrischte uns und machte den nächtli- chen Aufenthalt, auf dem Verdecke des Schilfes, sehr angenehm. Hegen Morgen, es wrar am 18. October unter 25° 45' N. Breite, 46 traten wir in den Passat- Wind, der sehr frisch zu wehen begann. Am andern Tage passirten wir den Wendekreis des Krebses und durchschifften jetzt die tropischen Gegenden, die uns eine glühende Fantasie, schon in früher Jugend, mit reizenden Farben bezeichnet hatte. Das angenehme milde Wetter, bei dem schönen blauen Himmel , machte uns die Einsamkeit und die fortwährenden Beschwerden der Seekrankheit vergessen , denen wir leider bei jedem neuen Schwanken des Schiffes unterlagen. Tausende von fliegenden Fischen zeigten sich , verfolgt von Boneten (S comber Sarda ), ihren Erbfeinden; sie pflegen immkr mit dem Winde, oft sehr grosse Strecken, aber stets in ganz gerader Richtung zu fliegen; werden aber dennoch, sobald sie sich wieder ins Wasser lassen, ein Raub der Doraden, Boneten, Delphine, Butz- köpfe und anderer Seeräuber, die ihrem Fluge ebenfalls in gerader Richtung folgen. Die Boneten begleiteten das Schiff auf weite Strecken, indem sie stets der Spitze desselben voran kreuzten, aber nicht die Brandungen durchschnitten, wie die Delphine thuen. Schon seit einigen Tagen hatte sich ein Pilote oder Bootsmann, wie ihn die Seeleute nennen #), sehen lassen ; dieser niedliche, bunt gefleckte Fisch schwamm immer dicht vor dem Kiele des Schiffs, ihm gleich- sam den Weg zeigend, wie er es sonst dem Haj zu thuu pflegt. Wahrscheinlich war der Haj, zu dem er gehört hatte, kürzlich ge- fangen worden, er führte daher, in Ermangelung eines anderen das Schiff. Offenbar ein bewundrungswürdiger Trieb dieses Thieres, von dem wir später noch mehr sprechen werden. Am 20. October. Wir befanden uns heute um 12 Uhr Mittags in 22° N. Breite, wo die Temperatur des Meerwassers schon 20,4° R. erreichte, während die der Luft nur 20,2° war. Nachts war der Wind sehr schwach und die See leuchtete bei der kleinsten Bewe- gung ; die Temperatur der Luft fiel gegen Morgen auf 19,6° R., und war, bei diesem geringen Unterschiede, von der Temperatur der Luft bei Tage (21,3° R.), so empfindlich kalt, dass wir uns im Mantel einhüllen mussten. Gleich nach dem Eintritt in die Tropenregion, begannen wir eine 7 tägige Arbeit über die Hora-Variationen, in dem Drucke der Luft und deren Wärme. Es schien uns interessant, eine Reihe von *) Centronotus Ductor . — 47 — stündlichen Beobachtungen, über diesen Gegenstand, gerade aus die- ser Gegend mitzutheilen, um dein Physiker, dein es nicht erlaubt ist, diese Gegenden zu besuchen, die verschiedene Regelmässigkeit, in dem Gange der stündlichen Veränderungen dieser Erscheinungen, vor Augen zu legen. Wir haben Gelegenheit gehabt, uns vorzüglicher Instrumente zu bedienen und die Beobachtungen selbst, besonders die des Barometers, mit aller Vorsicht angestellt, da schon die lei- sesten Schwankungen des Schiffes die Beobachtungen sehr erschwe- ren. 52 Jahre vor unserer Reise haben die Herren Lamanon und Monges, auf der unglücklichen Expedition des la Perouse, gleichfalls dreitägige Beobachtungen der Art angcstellf, sie befanden sich aber in der Zone des Aequators, 1° nördlich und 1° südlich *). Beilie- gende Tabelle giebt unser« Beobachtungen des Barometers. llorar- Variationen der Ebbe und Fluth in der Atmosphäre, gleich nach der Burchschneidung des Wendekreises des Krebses, nämlich von 22° 18' bis 12°49' nördlicher Breite, vom 20. bis 26. October 1830 beobachtet. (Dio Breiten- Angaben sind stets auf 121* Mittags berechnet und die Barometer-Stände auf 0° ltcaum. reducirt und in Englischen Linien angegeben.) am 20s ten 21sten 22sten 23sten 24sten 25stcn 26s ten in : 22° 18/ 20° 43' 19° 8/ 17° 56/ 15° 47' 14° 12' 12° 49' ih 2h 3h 4h 5>‘ 6h 7h 8h 9h I0h llh 12h 13h 14h 15h 16h 17h 18h 19h 20h 21h 22h 23h 24h 300,495608" 300,392344// 300,492344// 300,49568" 300,49568" 300, 19568" 299,99559" 299,99559" 300,395428" 300,49541" 300,395392" 300,395376" 299,795356" 299,795376" 299,59532" 299,795374" 299,79541" 299,69541" 299,89541" 300,69541" 300,1954" 299,995554" 299,89554" 299,89559" 299,895554" 299,89559" 299,89559" 299,89559" 299,595536" 299,5955" 299,595482" 299,79541" 299,99532" 299,995302" 299.89532" 299,89523" 299,89523" 299.695222" 299,695222" 299,595322" 299,59532" 299,895356" 300,295356" 300,195392" 300,19541" 300,195392" 300,195374" 300,095392"! 299,97532" 299,975482" 299,97546" 299,9755" 299,975464" 299,985428" 299,98541" 300,19541" 300,39532" 300,39532" 300,39532" 300,295302" 299,995014" 299,99496" 299,994996" 299,995014" 299,975302" 299,975302" 299,99532" 299,995374" 300,395392" 300,395392" 300,395392" 300,39541" 300,195536" 299,985464" 299,975464" 299,985464" 299.95541" 300,29541" 300,19541" 300,39541" 300,495292" 300,495392" 299,995536" 299.975482" 299,96541 ' 299.966191" 299,955314" 299,945374" 299,95541" 299,95341" 299,945428" 299,94541" 299,96541" 299.965428" 299,965428" 299,965428" 299,965482" 299,925248" 299,925248" 299,92523" 299,925284 ' 299,92523" 299,92523" 299,925194" 299,935191" 299,94503" 299,935004" 299.935004" 299,935004" 299.925014" 299,935004" 299,925004" 299.905014" 299 91504" 299,95504" 299,955176" 299,94504" 299,96504" 299,97504" 299,94504" 299,945122" 299,945194" 299,935194" 299,935194" 299.935222" 299,94522" 299,96522" 299,97522" 299,965004" 299,955004" 299,955004" 299,955004" 299,935036" 299,89505" 299,895014" 299,925032" 299,935086" 299.935086" 299.953004" 299,965122" 299.965122" 299,975004" 299,985176" 299,985176" 299,935197" 299,935194" 299,935194" 299,92523" 299.92523" 299,925248" 299.925222" 299,935004" 299,965086" 299,964996" 299,965032" 299,93505" 299,965032" 299,924994" 299,925004" 299,925014" 299.915004" 299,905004" 299,905004" 299,905122" 299,94504" 299.93004" 299,93504" 299.93504" *) Vojage de la Perouse 1797. Tom. IV. p. 257 — 264. 48 Bei dem ersten Anblicke dieser Beobachtungen ergiebt sich, dass die des ersten Tages, nämlich vom 20. October, noch so be- deutende Unregelmässigkeiten zeigen, dass sie von den der folgen- den 6 Tage abgesondert werden müssen. Der Wind war an die- sem Tage sehr heftig und die Schwankungen des Schiffes sehr be- deutend, wodurch wahrscheinlich ganz allein diese Unregelmässig- keiten, in dem Gange des Barometers, zum Vorschein gekommen sind. Die 6 tägigen Beobachtungen geben alsdann folgende Mittel- Stände : Für den niedrigsten Stand Morgens um 3h 50' : 299,8852" (Engl. Linien) (in Dccim.-M.) - - höchsten Stand Vormittags um 91* 30' : 300,1285" - niedrigst. Stand Nachmittags um 16h 20': 299,8701 " - - höchsten Stand Nachts um 22h 40': 300,1302" D lese Resultate zeigen, dass die eben mitgetheilten Beobach- tungen, obgleich sie mit aller möglichen Sorgfalt angestellt worden sind, nur einen negativen Werth haben. Sie zeigen, dass Beobach- tungen der Art, die auf Schiffen gemacht sind, bei strengem Winde segelnd, kein so grosses Zutrauen geschenkt w erden darf. Die Phy- siker auf la Perouse's Expedition befanden sich, bei ihrer Beobach- tung, dicht um den Aequator, und haben sehr schwachen Wind ge- habt, wie es aus ihrem Tagebuche zu ersehen ist *). Ihre Resul- tate stimmen mehr überein, mit dem wahren Gange des Barometers auf dem festen Lande, als die unserigen, obgleich sie noch durch die Verschiedenheit der Temperaturen, da sie nicht redueirt sind, etwas verkappt erscheinen. Sie erhielten für den niedrigsten Stand, Morgens um 4 — 5h : 29 Z. 9,2 L. - höchsten Stand, Mittags um 9 — 10h : 30 Z, 0,8 L. - niedrigsten Stand, Nachmittags um 4— 5h : 29 Z. 9,6 L. - - höchsten Stand, Nachts um 9 — I0h : 30 Z. 0,5 L. Nach unsern Beobachtungen wäre der höchste Stand des Baro- meters, für jene Gegenden, des Nachts, während nach allen andern Beobachtungen der höchste Stand, für andere Gegenden, Vormittags um etwas höher, als jener zur Nachtzeit ist. Eben so verhält es sich, in unsern Beobachtungen, gerade umgekehrt mit den niedern Barometer- Ständen 5 bei uns ist der Stand um 16h20' um tWö nie- *) 1. c. p. 292. Vitesse du Vaisseau. 49 driger, als der um 3h50'; während sonst gerade des Morgens der nie- drigste Standpunkt beobachtet wird. Wir haben, der Wahrheit ge- mäss, diese Beobachtungen treu mitgetheilt, vielleicht würden den- noch einst die Ursachen herausgefunden, die den hohem Stand des Barometers zur Nachtzeit zu erklären im Stande sind. Nur noch eine Bemerkung wollen wir uns hierüber erlauben; wir befanden uns nämlich im Nord- Ost- Passat, der, wie es jedem Seefahrer be- kannt ist, Nachts stets heftiger weht; vielleicht war es gerade der stärkere Nord -Ost- Wind, der des Nachts den hohem Barometer- Stand bewirkte. Die stündlichen Veränderungen in der Temperatur der Luft ha- ben wir, während der 7 Tage, gleichfalls mit besonderer Genauig- keit aufgezeichnet; sie sind in der ersten Beilage zu den meteorolo- gischen Tabellen, am Ende dieses Buches, nebeneinandergestellt zu ersehen. Wir machen hier nur auf die geringen Variationen auf- merksam, die sich zwischen den Temperaturen des Tages und des Nachts beobachten Hessen. Die kleinste Differenz in den Tempera- turen von 24 Stunden fand am 23. October statt, und betrug 0,8°R., die grösste Differenz aber, durch den Wechsel des Windes, war am 24. October und betrug 1,8° R. Der höchste Stand war um 2 h Nach- mittags = 21,8° und der niedrigste um 3h Morgens =20°. Herr v. Lamanon, auf der Reise unter la Perouse*), fand, in der näch- sten Umgegend des Aequators, die Differenzen der verschiedenen Temperaturen fast gleich gross mit den unsrigen. Am 24. October. Wir hatten in der Mitte des Octobers unter 25ö nördlicher Breite den Süd -Ost- Passat erreicht, er wehte frisch und führte uns schnell den südlichem Breiten zu; als wir aber die Höhe der Inseln des grünen Vorgebirges erreichten, da traten zu unserm Erstaunen Süd-Ost- und Ost-Süd-Ost- Winde ein, die meh- rere Tage lang anhiclten, und uns zwangen, einen sehr westlichen Lauf zu nehmen. 3Ian sehe hierzu das Verzeichniss der Winde, in den meteorologischen Tafeln, im letzten Capitcl zu diesem Buche. In der Breite von 14° trat wieder der Nord -Ost -Wind ein, der dann auch sehr bald zum Ost-Wind wurde. Das Eintreten fremder Winde, in Gegenden wo Passate herrschen, ist eine sehr seltene, und in *) 1. c. I. 4 diesen Gegenden nur zur Zeit des Herbstes vorkomuiende Erschei- nung. Wir glauben, dass diese Süd- Ost- Winde, die liier im Octo- ber zuweilen eintreten, mit der sonderbaren Erscheinung im innigen Verbände stehen, auf die Herr v. Buch, in seiner Beschreibung der Canarischen Inseln *), aufmerksam gemacht hat, dass nämlich auf den Canarischen Inseln die grösste mittlere Wärme gerade im Mo- nat October eintritt. Ha der Wind beständig aus Ost -Süd -Ost kam, so glaubten wir sicherlich den Nord- Ost-Passat verloren zu haben, und gleich in den Süd -Ost -Passat hineingekommen zu sein, ein Fall, der nicht selten, selbst in dieser Höhe vorgekommen ist. Capitain Wendt auf seiner Reise um die Erde, mit dem Mentor, erlebte diesen Fall. Es kam ein Schilf von Botanj Baj mit vollem Winde se- gelnd, während der Mentor, mit vollem Nord- Ost- Winde ihm zu- steuerte. Allmälig legte sich der Wind, es trat Windstille ein und gleich darauf trat der Mentor in den Süd -Ost- Passat, während der Engländer, von Botanj Baj kommend, den Nord-Ost-Passat erhielt. Am 25. October, während der Wind aus Ost-Süd- Ost kam, zogen heftige Gewitter aus Westen auf, die man als sehr bestimmte Zeichen ansah, dass der Wind sehr bald wieder aus Osten wehen w ürde, was auch in der That schon gegen Abend eintraf. Die See- leute glauben beobachtet zu haben, dass in diesen Gegenden die Ge- witter stets, dem Winde entgegengesetzt aufziehen, der gerade auf der Oberfläche der See herrscht. Es stimmt diese Beobachtung auch mit der, gegenwärtig fast allgemein angenommenen Theorie der Pas- sat-Winde überein. Das neue Sjstem der Schiffahrt lehrt, westlich die Inseln des Grünen Vorgebirges zu umfahren, während man früher zwischen die- sen und der afrikanischen Küste hinsegelte, wobei der Weg sehr ab- gekürzt wurde. Bei dieser Fahrt ist die Gefahr vor Windstillen, bei starken Strömungen sehr gross, und die Zone der variabeln Winde weit grösser, als auf der westlichen Fahrt. So compensirt sich die längere westliche Fahrt, mit besserem Winde, mit der kür- zeren östlichen, bei der man der Gefahr vor Windstillen ausgesetzt wird. Ist man die Inseln des Grünen Vorgebirges passirt, so sucht *) Berlin 1825. p. 73. 51 man, so östlich wie der Wind es erlaubt, zu steuern, um auch den Aequator so östlich als möglich zu schneiden. Während der ganzen Zeit, die wir in den Breiten der Inseln des Grünen Vorgebirges zubrachten, Hessen sich sehr häufig Schwal- ben sehen, die auf unserem Schilfe ausruhten und Nahrung suchten. Wir haben mehrere davon gefangen und die Haut derselben mitge- bracht; es unterlag keinem Zweifel, dass es unsere Rauchschwalbe ( Uirundo rustica L.) war. Vielleicht hatten sie später unsere Hei- mat verlassen als wir, und lebhaft weckte ihr Anblick unsere Ge- danken nach Hause. Es that uns selbst leid, dass wir diesen guten Bekannten das Gastrecht versagten und sie einlingen. Auf der Reise von d'Entrecasteaux wurde, CO Meilen von Cap Blanco entfernt, eine Küchenschwalbe gefangen; es war Ende Octo- bers und Herr Labillardiere glaubte gleichfalls, dass sie eben aus Eu- ropa angekommen wäre. Herr Alex, von Humboldt *) machte die Ueberfahrt nach Süd -Amerika im Monat Juni und fand, in der Nähe von Madeira, 40 Meilen mehr östlich, dieselbe Art von Schwalben. Es ist heutigen Tages die Kenntniss, über den Zug dieser Vögel, als abgeschlossen anzusehen; wir wissen, dass unsere Schwalben, in grossen Zügen, mit Anfang des Herbstes den Norden verlassen und nach dem südlichen Europa, Afrika und dessen Umgegenden ziehen, wir wissen aber auch, dass eine grosse Menge von Schwal- ben bei uns Zurückbleiben und eine Art von Winterschlaf halten. Es sind die bei uns zurückbleibenden Schwalben, wie es scheint, nicht nur junge Thiere, die die Reise etwa nicht aushalten können, und aus Ermattung bei uns niederfallen, sondern es liegen andere, uns noch unbekannte Ursachen, der Erscheinung zum Grunde. So verhält es sich auch wahrscheinlich in den südlichen Gegenden, dass nämlich einzelne dieser Thiere daselbst Zurückbleiben, und ihre Reise nach dem Norden nicht mitmachen. Sind diese Vögel, vielleicht durch die Gewalt der Winde, nach den Azoren getrieben, so muss es ihnen im Frühjahr, zu welcher Zeit fast beständig in jener Breite heftige Nord-Ost- Winde herrschen, gleichsam als nördliche Fortsez- zung des Nord- Ost -Passats, sehr schwer werden, die europäischen Küsten wieder zu erreichen. ) Heise clc, Tlieil I. p. 113. 52 Später, als wir die Chinesische See im Monat September durch- schifften, hatten wir die Freude, die Sibirischen Ilausschwalben, auf ihrem Zuge nach den südlichsten Inseln von Indien, ziehen zu sehen. Es war unter 14 ° nördlicher Breite , wo sie unser Schiff berührten, und viele von ihnen sich darauf ausruhten*). Eines Morgens wurden wir mit der frohen Nachricht geweckt, dass ein grosser Fisch gefangen sei; es war ein männliches Exem- plar von Delphinus Delphis , das 6 Fuss lang war. Die Harpune hatte dem Thiere die Rückenwirbelsäule zerschmettert und die Me- dulla verletzt, wesshalb sich dasselbe auch sogleich ergeben hatte. Unsere Freude über den Fang war sehr gross, besonders da es uns schon lange an Abwechselung fehlte. Ein sehr merkwürdiges Epi- zoon sammelten wir von diesem Thiere, das im Zoologischen Theile des Berichts beschrieben werden wird. Der ganze 3Iagen des Del- phin’s war mit Tintenfischen angefüllt, und der Darm mass 61 Fuss. Im obern Theile desselben war eine innorme Menge von Trichoce - phalen zu finden. Wir gedenken hier eines Gegenstandes, den Niemand mehr zu würdigen versteht, als derjenige, der selbst in ähnlichen Lagen des Lebens gewesen ist. Schon seit einigen Tagen hatte Capitain Wendt •) Anmerkung. So eben finden wirinllrn.Froriep’s Notizen (Bd. XXXIV. p.250) elnesetr interessante Millheilung über den Zug der Schwalben, welche aus Stokes's Botanical Co* mentaries vol. 1. p. 33 entnommen ist. Es heisst daselbst : Herrn Stokes’s Angabe zufolge tbeilte ihm Adanson im J. 1783, und Afzelius im J. 1793 mit, sie hätten die Rauch* schwalbe, der erstere bei der Colonie am Flusse Senegal, und der letztere zu Sierra Leone, zu den Jahreszeiten gesehen, zu welchen sie in Europa abwesend ist. Hr. Tudsburg zu Chesterfield, welcher vom J. 1821 bis 1828 als Agent zu Sierra Leone und Rio Nunez wohnte, theilte Hm, Stokes mit, dass die Rauchschwalbe sich, das ganze Jahr hindurch, ifl der Nachbarschaft beider Orte blicken lasse, jedoch in der Regenzeit, d. h. von Juni bis September, seltener sei. Sie halte sich dort an Felsen, die sich 80 bis 90 Meilen von der Küste befinden, auf, und fliege über Flüsse und Seen; an der Küste kam sie ihm nie vor, und eben so wenig sah er Nester und E^er. Die Eingebornen schiessen die Schwalben nie, aber letztere wer- den von Habichten verfolgt. Thunberg sah sie im September und October, bald nach deren Ankunft im Kaflernlande , ihre Nester bauen; später ziehen sie von dort fort, aber Niemand weiss wohin. Nach dem Obigen scliliesst Stockes, dass die Rauchschwalbe beide Enden des alten Conlinents bewohnt, in den gemässigten Zo- nen brüte, und zwar vom Juni bis August in Europa, und im September und Octo- ber an der Südspitze Afrika’s, und dass sie von beiden Enden, während des Win- ters in den Ländern wo sie nisten, nach dem Accjuator ziehen. 53 den Wasserbedarf auf Rationen gesetzt. Der widrige Wind in der Nordsee, die traurige Fahrt im Canal von England, die allein ge- gen drei Wochen dauerte, hatten unsere Reise ausserordentlich ver- zögert und unsern Wasservorrath sehr in Anspruch genommen. Der Capitain hatte Order, nirgends, vor unserer Ankunft zu Valparaiso, zu landen; doch jetzt mussten wir befürchten, nicht einmal bis Rio de Janeiro mit unserm Wasser gelangen zu können. Noch waren wir nicht die Zone der variabeln Winde passirt, wo uns vielleicht ein sehr langer Aufenthalt bevorstand; es war also hohe Noth, die grösste Sparsamkeit bei dem Verbrauche des Wassers anzuordnen, denn an Regenwasser fingen wir kaum den Bedarf für unser Yieli auf. Es wurde jetzt einem Jeden der Mannschaft, für den Bedarf von 24 Stunden, 2 Flaschen Wasser zugetheilt, womit Caffee, Thee und überhaupt Essen und Trinken bestritten werden musste. Das Uebelste dabei war aber der Umstand, dass das ganze Wasser schon seit längerer Zeit gänzlich verdorben war; es war heftig stin- kend, schmeckte bald süss, bald sauer und bald wiederum bitter; dabei war es von blauer, ja fast von schwarzer Farbe. Dieses W as- ser, das wir des penetrirenden Gestankes wegen, nicht einmal zum Waschen gebrauchen konnten, musste die arme 3Iannscliaft trinken. Wir hatten in der Cajüte einen bedeutenden Vorrath an Selterwas- ser, und entgingen daher, wenigstens in einiger Hinsicht, der schreck- lichen Noth. Schon im Anfänge dieses Buches haben wir auf die Art und Weise aufmerksam gemacht, wie man auf Kauffahrern bei der Einnahme des Wasservorralhs zu Werke geht; wie man so ganz diesen Gegenstand ausser Acht setzt, und von allen den prac- tischen Vorrichtungen, zur bessern Aufbewahrung und zur Verbes- serung des verdorbenen Trinkwassers, keinen Gebrauch macht. Eine unendlich grosse 31 enge von 31itteln sind vorgeschlagen, um verdorbenes Trinkwasser wieder brauchbar zu machen; die mei- sten dieser 31ittel sind aber nicht von dem Erfolge, den man zu erhalten wünscht. Wir hatten einige Pfunde thierische Kohle, oder vielmehr gebrannte Knochen-Erde mitgenommen, um damit einige Versuche bei Scorbut uud etwa vorkommenden Faulfiebern anzustel- len. Einige Fälle von blutendem und stinkendem Zahnfleisch wur- den auch damit sogleic! vertrieben. Jetzt versuchten wir, unser Wasser damit zu reinigen, und fanden auch sehr bald, dass es 54 ein vortreffliches und ganz kostenloses Mittel zur Ver- besserung des Wassers ist. Ein Paar Esslöffel voll von dieser gepulverten Knochenkohle reichten hin, einen ganzen Eimer des stinkenden Wassers geruch- und geschmacklos zu machen. Man brauchte die Mischung nur 6 bis 8 Stunden stehen zu lassen, und dann das klare Wasser von dem zu Boden gefallenen schwarzen Pulver abzugiessen; das Pulver kann, nachdem es wieder getrock- net ist, mehrmals gebraucht werden. Filtrirt man das ahgegossene Wasser durch Fliesspapier, so wird dasselbe klar wie das frischeste Q,uellwasser. Das Filtriren solchen Wassers durch Fliesspapier ist seihst im Grossen practisch; wir haben in Zeit von 12 Stunden 4, bis 5 Flaschen durch einen einzelnen Bogen laufen lassen. Der grossen Wohlfeilheit des Papiers und der Knochenerde wegen, wäre es zu wünschen, dass dieses Mittel, besonders durch die Na- vigations-Schulen, den Seefahrern bekannt gemacht würde, damit sie, in vorkommenden Unglücksfällen, davon Gebrauch machen könnten. Am 27ten October. Als wir heute auf das Verdeck des Schiffes kamen, fanden wir das ganze Tauwerk des Schiffs, sowie einzelne Segel, besonders nach der Windseite zu, bräunlich-roth gefärbt. W ir sahen sehr bald, dass diese Färbung durch ein sehr feines Pul- ver hervorgebracht wurde, dass wir, mit aller möglichen Genauig- keit, mikroskopisch untersuchten. Es bestand aus sehr kleinen, un- vollkommen runden Bläschen, die aus einer ungemein zarten und weichen Substanz gebildet waren, in ihrem Innern nichts von be- sonderer Structur zeigten, sondern wasserhell waren. Sobald die Sonne aus dem Nebel hervorlrat, verschwand auch die rothe Fär- bung der Segel und des Tauwerks, und von dem merkwürdigen Luftgebilde war nichts mehr zu finden. Wir nennen diese Pflanze Aerophytum tropicum , es ist vielleicht die niedrigste aller Algenbil- dungen; ihre Entstehung möge man gemeinschaftlich betrachten mit der Entstehung des rothen Schnee s*) und mit jenen Gallerten, die Hr. Hugo **) auf den Spitzen der Gletscher gefunden hat. Auffal- lend ist es, dass diese rothbraune Färbung des Tauwerks und der *) Man sehe Ilrn. Nees v. Esenhech’s geistreiche Arbeit über die Meteor-Organismen zu R. Brown’s Botanischen Schriften. Bd. 1. **) IVaturliistorisclic Alpenreise. 55 Segel noch nirgends beschrieben worden ist, da sie, wie es scheint, nicht so selten ist, denn Capitain Wendt versicherte, schon auf sei- nen früheren Weltumseglungen diese Erscheinung beobachtet zu ha- ben. Aus der Luft war unser Aerophytum nicht gefallen, denn auf dem Verdeck war keine Spur davon zu finden. Wir waren heute besonders glücklich, denn kaum waren wir mit der Untersuchung des vorhergegangenen Gegenstandes zu Ende, als wir Seewasser, Behufs der Untersuchung der specifischen Schwe- re, aufzogen, und darin etwas Neues entdeckten. Es waren kleine Sternchen, die flächenförmig wie die Schneeflocken, von der Grösse eines Mohnkorns bis zu der einer kleinen Linse, im Wasser umher- trieben; sie waren aus Öscillatorien - Fäden zusammengesetzt, die strahlenförmig, vom Centrum zur Peripherie, aneinandergereiht wa- ren; die einen Enden, die im Centrum sassen, waren in einem Schleime gehüllt, während die übrigen über die Peripherie der Schleimmasse hinausragten. Es waren stets 30 bis 50 Fäden, die ein Sternchen bildeten. Das Ganze war fast ungefärbt, und nur im Sonnenschein gelblich-weiss glänzend. Die einzelnen Fäden be- wegten sich gleich unsern Öscillatorien, denen sie auch in ihrer Structur glichen. Bei einigen Exemplaren waren die Fäden abge- stumpft, bei andern ganz spitz. Später scheinen sich die einzelnen Fäden von einander zu trennen, denn wir fanden sie zuweilen, in dem aufgezogenen Wasser, zu 3 und 4 neben einander schwimmend. Eine Abbildung davon geben wir im Botanischen Theile der Reise. Wir entdeckten diese Oscillatorie , die wir ihres Leuchtens wegen Oscillatoria phosphor ea nennen, zuerst in 8° nördlicher Breite, und haben sie noch bis zu 2° jenseits des Aequators wiedergefunden; also auf einer Strecke von mehr als 140 Deutschen Meilen war die See damit angefüllt. Vom Verdeck des Schiffes aus war sie nicht zu erkennen, daher diese niedliche Pflanze bisher übersehen worden ist. Die Erscheinung des Leuchlens dieser Pflanze werden wir später näher betrachten, da sie mit dem Leuchten der 3Iedu- scu, der Fische etc. im Zusammenhänge steht. Am 28ten October. Den ganzen Tag über wehte noch immer der Ost -Passat, und wir genossen das schönste Wetter bei ziem- lich klarem Himmel. Nachts stand der Mond fast im Zenith und 3Iars 6° daneben. Plötzlich zogen Wolken auf aus Osten; sie ent- 56 luden sicli in furchtbaren Strömen, unter beständigem Donnern und Blitzen, doch in Zeit von 10 Minuten war Alles vorüber und der Himmel wieder klar. Bald nach diesen electrischen Entladungen trat Windstille ein und die Schwankungen des Schiffs wurden nun so stark, dass der Vorder-Klüver-Baum brach. Einige Stunden später trat ein leichter Wind aus SSO. ein, der sich in jeder Stunde 2 bis 3 mal änderte. Wir hatten die Zone der variabeln Winde er- reicht; Windstille mit Winden aus allen Himmelsgegenden wechsel- ten; beständig zogen dicke Wolken vorüber und entluden ihre W as- sermassen, begleitet mit electrischen Explosionen. Die See ging sehr hoch und erreichte heute uur 22,8° R. Wärme, also 0,1° R. weniger als gestern*), obgleich wir südlicher gekommen waren, und sogar zuweilen Windstillen hatten. Wir möchten diese geringere Temperatur der See lieber dem gefallenen Regenwasser zuschrei- ben, als dem unruhigen Meere. Nachmittags wurde ein Hayfiscli recognoscirt, der auch sogleich gefangen wurde; es war ein Meerengel (Squatina laevts Cuv.) , sehr passend so genannt, da die Brustflossen des Thieres so ausseror- dentlich lang sind, dass man glauben sollte, sie wären demselben zum Fliegen bestimmt. Ein Saugefisch ( Echeneis RemoraJ sass auf dem Ilay uud wurde mit aufgezogen. Der Haj zeigte eine innorme Kraft im Schwänze, seihst nachdem ihm das Herz ausgeschnitten war, schlug er ganz entsetzlich um sich. Es war ein junges Thier und das Fleisch desselben schien noch recht zart; es wurden grosse Stücken davon gebraten, und die Matrosen liessen es sich gut schmecken; auch wir haben etwas davon gegessen, das recht gut schmeckte, doch der Gedanke, dass das Thier zu den Menschenfres- sern gehört, benahm uns allen Appetit. Wir gedachten hier des Hajes besonders, um nochmals auf den Instinkt des Fisches aufmerksam zu machen, der den Haj führt; es ist dieser Instinkt, wie es uns scheint, noch nie mit der gehörigen Umständlichkeit erzählt worden, wesslialb derselbe, auch selbst in den neuesten zoologischen Wer- ken, noch bezweifelt worden ist. Der Pilote**), auch Lootsmann genannt, schwimmt stets dem *) Man sehe die meteorologischen Tabellen am Ende dieses Buches. **) Centronotus ductor. 57 Hayfische voran; wir selbst haben drei Fälle gesehen, in denen der Haj vom Piloten geführt wurde. Als sich der Meerengel dem Schiffe näherte, schwamm der Pilote in der Nähe der Schnauze, oder vor einer der Brustflossen des Thieres; mit grosser Schnelligkeit schwamm er zuweilen voran, oder nach den Seiten, gleichsam etwas suchend und kehrte immer nieder zum Haje zurück. Als wir ein Stück Speck, befestigt auf einen grossen Haken, über Bord warfen, hatte sich der Ilaj über 20 Schritte von Bord des Schiffes entfernt. Mit Blitzesschnelle kam der Pilote dazu, beroch den Speck, und schwamm sogleich wieder zum Haje zurück, dem er mehrmals um die Schnauze herumschwamm und plätscherte, als wenn er ihm damit über den Speck Bericht erstatten wollte. Nun setzte sich der Hay in Bewegung, indem ihm der Pilote den Weg zeigte, und sogleich sass er auf dem Haken fest. Ist der Hay gefangen, so bleibt der Pilote noch einige Zeit hindurch in der Nähe des Schiffes. Wir haben schon früher, zu Anfang dieses Capitels, bemerkt, dass wir mehrere Tage hin- durch einen Piloten beobachteten, der stets dem Schiffe dicht am Kiele voranschwamm. Zuweilen umschwamm er das Schiff, vielleicht Nahrungsmittel suchend, und kehrte dann wieder auf seinen Posten zurück. Die Seelente sagen, als von einer ganz bekannten Sache, dass ein solcher Fisch, der dem Schiffe voranschwimmt, seinen Hay verloren habe und sich nun einen andern suche; auch haben wir bei einem blauen Ilaye, den wir in der Chinesischen See erlegten, in der That zwei Piloten gesehen. Uns ist es wahrscheinlich, dass der Pilote von den Excrenienten des Hayes lebt, ihm desshalb folgt, und ihn darum auch führt. Die häutigen Windstillen, die wir in der Zone der variabeln Winde erlebten, brachten uns eine Menge der schönsten Weichthiere zu Gesicht. Wir fingen die prachtvolle Pelagia panopyra , deren Fangfäden gleichfalls etwas Brennen auf der Haut erregen. Die Physalia Caravella , bläulich gefärbt, trieb vorüber, und ganze Mas- sen von Velella tropica wurden aufgezogen. Diese armen Thierchen, in ihrem verthcidigungslosen Zustande, werden beständig von Krab- ben verfolgt, die alle Weichtheile des Thieres abfressen, so dass zuletzt nur das papierartige Skelett übrigbleibt, und allein auf dem W asser umhertreibt. Auch sahen wir ein sehr grosses Exemplar des niedlichen Glaucus hexopterus mit getheiltem Schwänze. / ' ■ - , / — 58 — Unsere Schiffahrt in der Zone der variaheln Winde ging sehr glücklich vor sich; die einzelnen Windstösse, die mit vollkommnen Windstillen abwechselten, wehten meistens aus SO., SSO. und O., wobei wir allmälig immer südlicher vorrückten; heute, am 1. No- vember, stellte sich der Süd-Ost-Passat, mit ziemlicher Heftigkeit ein, und von nun an wurde Süd-West, oder vielmehr so dicht als möglich bei dem Winde gesteuert. Mittags 12 Uhr befanden wir uns in 4° 5' nördlicher Breite, als schon seit einigen Stunden der Süd-Ost-Passat geweht hatte. Um zu zeigen, wie verschieden die Grenze dieser Passatwinde in verschiedenen Jahreszeiten, Monaten, und vielleicht auch in einzelnen Tagen ist, wollen wir mehrere Be- obachtungen hierüber mittheilen. Bie Prinzess Louise kehrte Ende Eebruar s von ihrer Erdumseglung zurück; in dieser Zeit ver- loren wir den Süd-Ost-Passat gerade in der Nähe des Erdgleichers, und erhielten den Nord-Ost-Passat, schon bei 4° nördlicher Breite, also gerade auf derselben Stelle, wo wir auf der Hinreise den Süd- Ost- Wrind erhielten. Vergleichen wir diese Beobachtungen mit den Resultaten, welche Horsburgh *), der Geograph der Engl.-Ost-Iudischen Compagnie, aus den Beobachtungen mehrerer hundert Schiffe gezogen hat, so muss man sich um so mehr wundern, dass sie mit jenen nur sehr wenig übereinstimmen, und wir wären desshalb geneigt zu glauben, dass sich die Grenzen dieser Winde, selbst an einzelnen Tagen, auf be- deutende Strecken weit verändern. Klarheit des Himmels, und da- durch hervorgebrachte grössere Hitze bei Tageszeit, können vielleicht davon die Ursachen sein. Alle diese Resultate, aus so vielen Beobachtungen gezogen, führen wohl zu dem Schlüsse, dass die Sache sehr veränderlich sein muss, und nach Bestimmtheit hierin nicht zu suchen ist. Am 3. November um 2 Uhr Nachmittags durchschnitten wir die Li- nie, in 23° westlicher Länge von London; eine neue Welt eröffnete sich uns, als wir in die südliche Halbkugel der Erde eintraten; es war das heiss erwünschte Ziel der Jugend, das wir jetzt erreicht hatten. *) Directions for Sailing to and from the East - Jndies } China } New-Holland , Cape of Good Hupe and the Jnterjacent Ports etc .j p. 22. 59 Schon früh des Morgens wurden die Schiffs -Jungen in die Maste geschickt und mussten sich nach der Linie umsehen; einigen Damen, die uns als Passagiere nach Südamerika begleiteten, wurde die Linie durch Ferngläser gezeigt, in den man feine Fäden aufge- spannt hatte; diese und noch mehrere andere Spässchen machten sich die Steuerleute des Schiffs. Nachmittags kam auch Neptun an Bord, und belustigte durch seine unsanfte Taufen die ganze Mann- schaft. Während diese Spässchen vorfielen, kam ein Falke geflogen und, setzte sich, ganz ermattet, auf einen der Maste, wo er sich leicht greifen liess; es war der Wanderfalke*), und ein sehr schö- nes Thier. Eine schöne Tropennacht war die erste, die wir auf der südli- chen Halbkugel verlebten; die Stärke des Windes machte die Tem- peratur sehr angenehm, der fremdartige Himmel aber, und das starke Leuchten der See, erregten einen besonders tiefen Eindruck; erst spät gegen 11 Uhr ging der Mond auf, dessen Lauf jetzt durch den Zenith ging. Es ist ein besonderer Anblick, die Mondsichel, die man, von frühester Jugend an, stets in einer schiefen Lage zu sehen gewohnt ist, plötzlich in einer horizontalen Stellung zu erblicken und zwar, oftmals gerade über dem Kopfe; es ist diese Erscheinung besonders charakteristisch für den tropischen Himmel. Das Leuch- ten der See war heute ganz eigenthümlich ; es waren besonders einzelne Stellen, welche leuchteten, und die in einiger Entfernung und in einiger Tiefe, zwischen 6 bis 7 Fuss im Durchmesser zu ha- ben schienen; kamen sie dem Schiffe etwas näher, so erkannte man, dass der glänzende Schein von einem minder grossen, leuchtenden Mittelkörper ausging, der dann um so heller glänzte und wahrschein- lich von Pjrosomen herkam. Auch sah man nicht selten glänzende Streifen, welche schnell wie der Blitz, durch das W asser hinfuhren und von vorübereilenden Delphinen und Doraden erzeugt wurden. Mir haben diese Erscheinung der leuchtenden Fische, noch mehr- mals zu beobachten Gelegenheit gehabt, und werden noch ausführli- cher darüber zu sprechen Anlass nehmen. Beim Durchschneiden des Aequators hat man darauf zu achten, dass es so östlich wie möglich geschehe, damit man, bei der star- *) Falco peregrinus. f * 8 60 ken Aequatorial- Strömung und dem heftigen Süd -Ost- Passat, nicht in den Fall kommt, die Küste von Südamerika oberhalb des Vorge- birges Sant- Augustin zu erreichen. Diese Fälle kommen selbst heu- tigen Tages, bei der so vervollkommneten SchitFahrtskunde gar nicht selten vor; die Schiffe kreuzen alsdann vergebens, oft mehrere Monate bei Cap St. Roque und der Küste von Fernambuco, verbrauchen ihre Yorräthe au Wasser und kommen so in die traurigste Lage. Zuletzt bleibt ihnen nichts übrig, als nach Norden zu steuern, den westlichen Passat aufzusuchen, mit ihm wieder nach den Azoren zu segeln und nun die alte Reise zum zweitenmal anzufangen. Als wir den Aequator schnitten, segelte, schon seit 5 bis 6 Tagen, ein gros- ser Holländischer Indienfahrer in unserer Nähe, dem wir doch zu- letzt vorsegelten. Am folgenden Tage, nachdem wir die Linie pas- sirt waren, bemerkte man, dass der Holländer umgelegt hatte und wieder nordöstlich fuhr. Zwei Ursachen können ihn dazu bewogen haben; entweder war er seiner Länge nicht gewiss, und fürchtete bei der ungeheuren Strömung, von 20 und 24 Meilen in 24 Stun- den, zu westlich zu kommen, weshalb er umdrehte und nordöstlich fuhr, um dann die Linie abermals, aber mehr östlich zu durchschnei- den. Möglich ist es aber auch, dass der Capitain, um uns aus den Augen zu kommen, da wir ihm vorgesegelt waren und sein Schiff wahrscheinlich gleichfalls ein vorzüglicher Segler war, diesen Rück- zug antrat. Man muss lange Zeit hindurch unter Seeleuten gelebt haben, um die Kränkung beurtheilen zu können, die ihnen durch Vorsegeln eines andern Schiffes zugefügt wird. Ehe wir unsere Reise nach der Küste von Südamerika fort- setzen, wird es nicht ohne Interesse sein, wenn wir unsere Beobach- tungen über die Temperatur der Aequatorialzoue mittheilen, da diese Frage, in neueren Zeiten, vielfach in Anregung gebracht worden ist. Herr Alex. v. Humboldt*) hat die Temperatur des Aequators zu 22° R. (27,5° Cels.) festgesetzt, während sie Herr Brewster **) zu 22,6° R. (28,2° Cels.) und Herr Atkinson ***) sogar auf 23,4° R. (29,2° Cels.) hinaufschiebt. Wir sprechen hier nur allein von der Temperatur, unter dem Aequator und dessen nächste Umgebung auf *) Essai sur les ligncs isotherm. **) The Edinb. Journal of scienc. 1826- p. 180. ***) Memoirs of the Astronomical soeiet/ of London Vol. TL p. 137 — 183. 61 offener See, und, wenn von mittleren Temperaturen die Rede ist, so werden diese Beobachtungen ein bestimmteres Resultat herbei- zuführen im Stande sein, als solche, die auf dem Lande angestellt worden sind, denn gerade die Temperatur des Wassers wird die mittlere Temperatur am richtigsten angeben können. Es ist schon lange bekannt, dass die Linie der grössten Wärme durchaus nicht mit der Linie des Aequators zusammenfällt, doch hat man sie mit einer Bestimmtheit festgesetzt, die in der Natur vielleicht nicht be- gründet ist. Mit der verschiedenen Declination der Sonne, ändert sich die Lage dieses Wärrtie-Erdgleichers im gleichen Grade; wir setzen als richtig voraus, dass der Ein- und Austritt der Passat- Winde, dessen Vorgehen und Zurücktreten, so wie die Richtung der halbjährlichen Winde hiemit im innigsten Verbände stehen. Wir fanden auf unserer Hinreise den höchsten WÜrmegrad der Luft zu 23, 1° R. (28,87° Cels.), in der nördlichen Breite von 8° (und 22° W. Länge), am 29sten October 2b Nachmittags, während das W'asser der See die Temperatur von 22, 9° R. (28,62 Cels.) erreichte; der Wind war beinahe ganz östlich. Auf unserer Rückkehr durchschiff- ten wir am 2ten 31ärz dieselbe Breite, also zu einer Zeit, die mit der erstem fast gleich weit vom Solstitium entfernt war, und wir fanden die Wärme der Luft zu 21,4° R. (26,7° Cels.), und die des Wassers sogar zu 20,8° (26° Cels.); unsere Länge war nur 4° west- licher, also ohne Belrachtung, aber der Passat -W4nd wehte mit Heftigkeit aus NNO. Auf der Rückkehr beobachteten wir den höch- sten Wärmegrad der Luft, bei 7° 8' südlicher Breite (u. 16° 5' W.L.), zu 22,6° R. (28,256° Cels.), und den des Wassers zu 21, 9° R. (27,37° Cels.); es war noch im Passat-Winde, der fast ganz aus Osten wehte. Am 26stcn Februar durchschnitten w ir zum viertenmal die Linie und fanden die Temperatur des Wassers ebenfalls zu 21,9° R. (27,37° Cels.), ganz wie vorher unter 7° Breite; einige Tage vorher, war die Wärme sogar schon auf 21,3° herabgesun- ken. Die Wärme der Luft stieg hier nur auf 22,4°R. (28° Cels.), also um 0,2° weniger, als am 22stcn Februar, bei 7° südlicher Breite. Der Wind war in beideu Fällen derselbe. Hienach würde also das Mittel, der höchsten Temperaturen des Wassers im Atlantischen Ocean für die Aequatorial-Zone, gleich 27,3° Cels. sein. Um diesen Beobachtungen einen grossem Werth zu geben, 62 wollen wir zugleich die Beobachtungen hinzuziehen, die wir über diesen Gegenstand in der Süd -See und im Indischen Ocean anzu- stellen Gelegenheit hatten. In der Süd -See fanden wir am 9ten Juni die höchste Temperatur in einer Breite ven 21° nördlich vom Aequator, und zwar bei 84 Längengrade entfernt von der Peruani- schen Rüste; die Luft zeigte 21,8° R. (27,25° Cels.), und das Was- ser 22° R. (27,5° Cels.). Der Wind wehte während dieser Zeit aus OSO ., wir waren aber schon in der Zone der veränderlichen Winde. W ir haben also hier, in der Mitte des gewaltig grossen Oceans, fast dicht am Aequator jene Temperatur wiedergefunden , die Herr Alex. v. Humboldt als Norm für die Gegend des Aequators aufge- stellt hat. Gerade diese Beobachtung ist sehr beachtenswerth , da sie in grossen Entfernungen von Ländern und Inseln angestellt, und daher weniger Täuschungen durch zufällige Nebenumstände unterworfen ist. Die Beobachtungen im Indischen Ocean geben hievon sehr ab- weichende Resultate, und es scheint fast, als hätten jene Naturfor- scher, die dem Aequator eine so hohe Temperatur zugestehen, sich gerade auf Beobachtungen in diesen Gegenden berufen. Als wir am 23sten Decembsr, bei herrschendem NO. Monzun (Monsoon), die Aequatorialzone in der Chinesischen See durchschifften , zeigte die Lull eine Temperatur von 22,8° R. (28,5° Cels.), und das Was- ser von 22,3° R. (27,87° Cels.); wir waren erstaunt über diese Hitze, die aber zwischen 6 und 9° südlicher Breite, nachdem wir die Strasse Sunda verlassen hatten, sich noch weit höher steigerte. In dieser Gegend, wo wir uns der veränderlichen Winde und der Windstillen wegen, mehr als 4 Tage aufhielten, erreichte am 24sten Dece.nber die Luft eine Temperatur von 23,1° R. (28,8° Cels.), und das Wras- ser sogar 23,4° R. (29,2° Cels.). Diese letzten Beobachtungen stim- men ganz ausserordentlich mit den zusammen, die Herr Wilson*) bei der Fahrt des Dampfschiffes Entreprise nach Bengalen, im Indi- schen Ocean und zwar gleichfalls im Monat December, und unter 8° südlicher Breite (88° östlicher Länge) angestellt hat. Diese Ge- gend ist aber die der Windstillen, denn der Süd -Ost -Passat pflegt im Indischen Ocean selten über 10 und 11° südlicher Breite zu we- hen; wir möchten also diese Beobachtungen keineswegs zur Norm *) Siehe Hm. Alex. v. Humboldt’s Reise in die Aequatorial - Gegenden. Bd. "VT. 2te Ablh. p. 38. nehmen, sondern sie eben so als Ausnahmen betrachten, wie die hohen Temperaturen, die Hr. Alex. v. Humboldt *) in den, durch Windstillen so berühmten Gegenden der Galapagos, und Hr. Dirc- kinsk von Homfeldt in 2° 5' nördlicher Breite (81° westliche Länge) gefunden haben. Letzterer fand die Oberfläche des Wassers zu 30,6° Cels. Es geht also aus den, im Vorhergehenden angegebe- nen Beobachtungen hervor, dass die Maxima der Temperaturen kei- neswegs auf die Gegend des Aequators fallen, sondern bald nörd- lich, bald südlich von diesem gelegen sind , was bald durch die Dc- clination der Sonne, bald durch das Vorspringen der herrschenden Winde bedingt wird. Das Maximum der Temperatur des Ocean’s entspricht nicht immer gleichzeitig dem der Luft, die Temperatur der See nimmt mehrere Stunden lang zu, wenn die Luft schon abzukühlen beginnt, wie überhaupt eine grosso Wassermasse sich nur langsamer erhitzen kann, als die Luft. Im Allgemeinen gilt es für die Tropengegend, dass das Wasser der See um 4 Uhr Nachmittags den höchsten Wärmegrad erreicht, und um diese Zeit schon höher steht, als die Temperatur der Luft, die schon gleich nach 2 Uhr sich abzukühlen beginnt. Wenn der Himmel klar ist, dass die Sonne durchscheinen kann , so ist die Temperatur der Luft um Mittagszeit stets um einige Zehntheile höher, als die des W assers; Nachts pflegt aber das W as- ser wärmer zu sein, als die Luft. Es wäre interessant, zu wissen, ob in den Tropengegenden, auf offener See, die Zeit der täglichen höchsten Wärme mit der, in unseren gemässigten Climaten, genau zusammentrifft. Beobachtungen am Lande, sowohl zu Lima, als zu Cauton, MaCito uud Manila, gaben uns für die höchste tägliche W ärme dieselbe Zeit an, in der sie bei uns beobachtet wird; aber *■ auf offener See schien sie uns bedeutend früher einzutreffen, doch ist es nicht möglich gewesen, der vielen Hindernisse wegen, welche die Beobachtungen unrichtig machen, darüber mit Bestimmtheit ent- scheiden zu können. Nur wer selbst die Tropengegenden durch- schifft, und sich mit Beobachtungen der Art beschäftigt hat, der wird die Schwierigkeiten kennen, mit denen richtig anzustellende Beobachtungen, über die Temperatur der Luft, auf dem Schiffe und *) Reise VI p. 307. 64 auf offener See, zu kämpfen liaken, besonders wenn es sich um den Unterschied von und /T° R. handelt. W ir scldiessen diese Erörterungen mit der Bemerkung, dass die mittlere Temperatur des Aequators sicherlich nur sehr wenig die Höhe von 22° R. (27,5° Cels.) übersteigt, welche Temperatur zu- erst Hr. Alex. v. Humboldt bestimmt hat*), indem er sie von der mittleren Temperatur von Cumana ableitete, die 27,7° der hundert- theiligen Scale beträgt. Herr Brewster hat in dem neuen Aufsatze, von 1827**), sich gleichfalls für die Temperatur von 27,7° Cels. (22,2° Reaum.) für den Aequator erklärt. Seitdem wir den Aequator passirt waren, ging unsere Reise sehr schnell von Statten; der Passat wehte so heftig, und war so östlich, dass wir, obgleich bei dem Winde, gewöhnlich 8, und selbst 10 Minuten (2| Deutsche Jleile) in der Stunde machten. Es w ar am Cten November, als wir uns in einer Entfernung von mehr als 150 Deutschen Meilen vom Cap St. Roque befanden, und durch ein Naturschauspiel erfreuet wurden, das uns seit der Ab- fahrt von den heimatlichen Fluren nicht mehr ergötzt hatte. Die Sonne ging über Südamerika hellroth unter, und zeigte wieder zum erstenmal die Erscheinung des Abendroths, die uns von frühester Jugend an stets lebhaft erfreuet hatte. Ein ganzes Feuermeer, mehr als 50° des Horizonts einnehmend, wurde dadurch hervorgerufen; es zeigte uns schon im Geiste die Gestade Südamerikas, die wir schon so lange sehnsüchtig erwarteten. Wir machen hierbei die Bemerkung, dass das Abendroth niemals auf offener See, in grosser Entfernung vom Lande, zum Vorschein kommt, sondern nur auf dem Lande. Wir beobachteten hier, wie in den Gegenden des Nord- Ost-Passats, dass die Sternschnuppen sehr selten waren, wäh- rend sie, in der Zone der variabeln Winde, gewiss eben so häu- fig erschienen, als an der Grenze der sub-tropischen Zone. In der Gegend des Aequators, wo wir so häufig die ganzen Nächte hin- durch auf dem Verdeck des Schiffes blieben, und unsern Geist mit dem Anblicke der Sternbilder beschäftigten, da haben Avir sehr oft gesehen, wie diese feurigen Meteore, keineswegs sich nach dem *) Ess. sur 1. lign. isoth. ,¥) Edinb Journ. of Sciences. Jan. 1827. 65 Winde richteten, sondern nach allen Himmelsgegenden hinfuhren. Auch behauptet man in den physikalischen Lehrbüchern viel zu all- gemein, dass die Wolken, in der Gegend der Passat-Winde, stets eine, dem Winde entgegengesetzte Richtung in ihrem Zuge hätten. Man bauet darauf Hypothesen, und nichts ist voreiliger, als diese Annahme; die Seeleute sehen es allerdings sehr gern, wenn die Gewitterwolken dem Winde, auf der See, entgegen aufziehen; sie betrachten es als ein Zeichen, dass der Wind beständig bleibe, aber die Ausnahmen in solchen Fällen sind uns zu oft vorgekom- men, als dass man so bestimmte Gesetze darüber aufstellen könnte. Das Wetter war ausserordentlich schön, als wir der Brasiliani- schen Küste entlang segelten; der Himmel war stets so klar und wolkenfrei, wie wir ihn auf dieser Reise, seit der nördlichen Grenze des Nord-Ost-Passats, noch nicht gesehen hatten. Das Psychrome- ter des Herrn August zeigte eine Differenz von 4° Reaum., also eine Trockenheit, die kaum zu erklären war; an jedem Abende zeigte die untergehende Sonne ihr schönes Abendrot!) , welches in der Heimat, in einem so hohen Grade, nur als Vorbote von grossen Bewegungen im Luftmeere angesehen wird, hier aber niemals die Regelmässigkeit in dem Gange der Natur unterbricht. Am Ilten November. Wir kamen in die Gegend der Abrolhos- Bank, die sich vom löten bis zum 19ten Grade südlicher Breite paral- lel mit der Küste von Brasilien erstreckt. Die stündliche Beobach- tung der Temperatur des Wassers, zeigte uns diese Bank schon Nachmittags um 2^ Uhr an, obgleich noch um 3 Uhr das Lotli gewor- fen, und bei 65 Faden (390 Fass) kein Grund gefunden wurde. Wir setzen die thermometrischen Messungen daneben. Zeit. Temperatur d. Wassers. Temperatur der Luft. Sh 19,9° R. 20,3° R. 9h 19,8° - 20,4° - 11h 20° 20,3° - 12h 20,2° - 20,3° - lh 20,3° - 20,4° - 2h 30' 20,15° - 20,2° - 31* 20, 1° - 20° 4h 20° — 6h 20.2° - 20° 101* 19,9° - — t. 9 w ir haben im Vorhergehenden erst kürzlich gezeigt, dass die Temperatur des Wassers erst gegen 4h Nachmittags ihr Maximum erreicht; hier nahm sie plötzlich um 2|l»ab, fle| fortwährend his 4h und stieg dann wieder his gegen 6h, also war die Richtigkeit der Beobachtung einer Sandbank unzweifelhaft. Wir werden spä- ter, bei einer andern Gelegenheit, ausführlich über den Nutzen des Thermometers während der Schiffahrt sprechen, wir werden dann auch zu zeigen suchen, dass die Gegenwart von Ränken und die Nähe der Küsten, nicht immer durch Abnahme der Temperatur des Wassers angezeigt wird, und dass daher die Anwendung des Thermometers, zur Sicherheit der Schiffahrt, stets eine gewisse Umsicht erfordert, ohne welche sie zuweilen, wenn der Seemann sich darauf verlässt, sogar sehr nachtlieilig werden kann. Oestlich von der Abrolhos-Bank liegt die fabelhafte Insel As- censaö, die so berühmt geworden ist durch die erfolglosen Nachsu- chungen von la Perouse, Dapres, Lepiue, Krusenstern etc. Von Portugiesischen Karten und noch von vielen andern, ist diese Insel gegenwärtig ganz vertilgt, und dennoch will sie abermals (1829) ein gewisser Capitain Adam, mit dem Schiffe Paradies von Hamburg fahrend, gesehen haben. Die Länge war dem Capitain Adam wohl schlecht bekannt, er erreichte jedoch, von dieser Insel, schon in zwei Tagen Cap Frio. Es ist bekannt, dass Krusenstern die Breite von Trinidad bis zu 37° W. L. untersucht, und dennoch nichts ge- sehen hat; ist indessen vom Capitain Adam die Insel Trinidad gese- hen, und neben dieser noch eine zweite, so würde die Insel Ascen- saö doch nochmals auf den Karten erscheinen müssen, was aber wahrscheinlich nicht der Fall ist. Neuerlichst hat Capitain Owen *) die Insel Ascensaö gesucht, und dabei die Länge von Trinidad um 45 Meilen falsch gefunden, als wie sie in den Tabellen von Hamilton Moore angegeben ist. Hierin, bemerkt Herr Owen, möge wohl der Grund liegen, dass von verschiedenen, neueren Kauffahrern die In- sei Ascensaö gesehen worden ist; sie hielten Trinidad Für Ascensaö, well die Länge von Trinidad zu falsch angegeben war. Bei 21° südlicher Breite stellte sich ein Nord- West- Wind ein, der zwar mit weniger Lebhaftigkeit, aber dennoch sehr gut wehte; *) Narrative of Voyages. London 1833. I. p. 32. 67 auch wurde eine südliche Strömung von 19 Minuten in 24 Stunden beobachtet. Am Ilten November. Das Wetter war sehr trübe, der Wind gegen Mittag aber so frisch, dass wir 10 Minuten in der Stunde segelten. Eine Menge von Fischen und Vögeln Hessen sich sehen, auch kamen uns mehrere Schiffe zu Gesicht; Alles zeigte, dass wir in der Nähe des erwünschten Hafens waren. Capitain Wendt kün- digte den Anblick des Cap Frio für 4 Uhr Nachmittags an; der Nebel verdeckte es in etwas, aber eine halbe Stunde später wurde es doch vom Maste gesehen. Gegen Mittag, schon 5 Stunden frü- her, als Cap Frio erblickt wurde, veränderte das Wasser seine Farbe, es wurde trübe und gelbbraun gefärbt und die Temperatur nahm plötzlich ab; das Wasser zeigte: um ll11 : 19,3° Ileauni. um 12 h : 19,1° um 1 h : 18,8 9 um 2h; 18,5° um 3h : 18,3 t - um 4 h ; 17,9° um 5h; 17,3° - W ir sahen das Land von Cap Frio. Selbst wenn der Himmel ganz trübe gewesen wäre, und wir das Land nicht erblickt hätten, so hätten wir schon hier- durch eine Bestätigung unserer Länge erhalten. Abends 8 Uhr wurde das Loth geworfen und bei 35 Faden Grund gefunden. Eine Menge des Fucus natans schwamm dem Schilfe vorüber, der über und über ganz mit Früchten besetzt war. Die Cam^anularia bra- siliensis nob. *) mit Polypen und Everbehältern überzog die Blätter, die Ampullen und Stengel dieses Fucus, und mehrere andere Tliiere wurden darauf gefunden. Bald nachdem wir Cap Frio erblickt hatten, wurde es in Ne- bel gehüllt, und die Nacht brach ein; wir entfernten uns wieder vom Lande und steuerten nach Süden. Am andern Morgen war das W etter sehr trübe, und man hatte nicht mit Gewissheit Cap Frio erkennen können, wesshalb man sich unbestimmt der Küste nähern musste. Ein kleiner Brasilianischer Schooner kam uns in den W es*. O 7 9 * *) 3r Tlieil unserer Reise - BesclirciLung. Tat. XLII. Fig. 5. 68 lind wäre, durch sein schlechtes Manöver, beinahe überfahren wor- den. Man fragte ihn darauf nach der Lage von Cap Frio, die uns dann der Führer des Schiffs, wahrscheinlich aus bösem Willen, falsch angab. Bei* Anblick dieses kleinen Schiffes gab uns die erste Scene von dem Leben und Treiben der Menschen in Brasilien. Schwarze und braune Menschen, mehr als halbnackend, mit rothen, wollenen Mützen bedeckt, liefen auf dem Deck des Schiffes umher, und wuss- ten nicht, was sie thun sollten. Sobald wir die Lage von Cap Frio zu wissen glaubten, steuer- ten wir gerade auf die Küste los, glaubend, in den Hafen von Rio de Janeiro zu gelangen. Alsbald erblickten wir ein kleines Häus- chen auf einer Insel und hielten es für den Leuchtthurm, doch jener berühmte Felsen, der seiner Form wegen der Zuckerhut genannt wird, und den Eingang in die Baj von Rio anzeigt, wurde immer nicht gesehen. Der Wind wehte sehr heftig, die See ging hoch, und dabei war es so trübe, dass wir bis dicht zur Küste fahren mussten, um unsern Irrthum einzusehen. Man erkannte alsdann, dass die Insel mit dem kleineu neuen Häuschen fast 4 Minuten öst- lich von Punto negro liegt. Wir hatten hierbei Gelegenheit, die Unvollkommenheit der Seekarten zu erkennen, die über die Küsten von Brasilien aufgenommen sind , und fanden also die Klagen ande- rer Seefahrer, über diesen Gegenstand, sehr gerecht. Nicht nur, dass diese kleine Insel, mit dem Häuschen, auf unsern Karten nicht zu finden war, sondern noch mehrere andere Inseln entdeckten wir, als wir den ganzen Nachmittag hindurch der Küste entlang fuhren, von denen keine verzeichnet ist. Wenn dieser Theil der Küste, der so sehr befahren ist, noch so unvollkommen bekannt ist, was soll man denn wohl von dem Uebrigen halten? Ueberall in diesen Gegenden, vom Cap Frio bis Rio de Janeiro, sind die Ufer sehr steil, und die Brandung schlägt 20, 30 und 40 Fuss hoch; häufig wehen hier Stürme aus Süden, und treiben die Schiffe, die vor dem Eingänge von Rio kreuzen, nach diesen Kü- sten. Diese Gegend ist, kurz nach unserer Anwesenheit, durch den schrecklichen Schiffbruch der Thethjs so berühmt geworden. Wir lagen zu gleicher Zeit mit diesem prachtvollen Schiffe im Hafen von Rio de Janeiro; acht Tage später war der Stolz desselben gebro- chen. Eine Reihe von besondere Unglückslailen haben dieses Schiff, 69 auf seiner letzten Reise, von Guajaquil an verfolgt, bis es, auf eine so traurige Weise, an Jen Küstenfelsen von Cap Frio seinen Un- tergang fand. . ■ imanan»» ■ - Zweites Capitel. Ankunft in Brasilien. — St. Scbastiaö Rio de Janeiro.— Umschiffung des Cap Horrfs und die Fahrt an der Küste von Chile. Der Wind wellte frisch, doch die Sonne ging unter, und kaum war cs noch möglich den Hafen zu erreichen. Als wir in die Nähe des Zuckerhuts kamen, wehte die Landluft die Wohlgerüche der tro- pischen Vegetation zu uns herüber, und ihr Einathmen erquickte uns Alle, die wir, so lange Zeit hindurch, bei dieser Ueberfahrt an See- krankheit und deren Folgen gelitten hatten. Der Wind brachte uns nach dem Castell von St. Cruz voriger und hörte alsdann plötzlich auf, nachdem wir kanin die Einfahrt passirt waren. Das Castell St. Cruz liegt dicht vor der Einfahrt in den Hafen von Rio de Ja- neiro; seine Grösse imponirt, in dieser Gegend der Welt, doch ei- nem ernsthaften Angriffe zur See, würde es heutigen Tages nicht lange widerstehen können. Der grösste Theil der Batterien steht unverdeckt da, selbst die Kanoniere sind jedem Feuer offen ausge- setzt; nur die unterste (dritte) Reihe der Kanonen ist casemattirt, und im Hintergrund des Castells befindet sich eine casemattirte Wurfbatterie. Ein Telegraph steht auf dem Castell und signalisirt die Ankunft eines jeden Schiffes nach der Stadt. Zwischen dem Castell St. Cruz und der Batterie von St. Joaö Lage, liessen wir die Anker fallen; tiefer Nebel deckte schon die Gebirge, als wir ein- liefon, und bald fiel etwas Regen mit plötzlich eintretender Finster- niss begleitet, die durch die Tausende von Lichter der grossen Stadt Rio, auf weiter Ferne, angenehm unterbrochen wurde. Nach- dem sich der Wind gelegt hatte, wurde das Wasser der grossen Baj so ruhig, wie man bei uns, wohl nur selten, einen Landsee zu sehen bekommen mögte; das Wasser leuchtete dabei so stark, dass 70 wir glaubten, entfernte Blitze zu beobachten , als Schaaren von Meerschweinen in der Nähe des Schiffes vorübereilten. Mit der Ruhe der Natur, den W ohlgeriichen der nahegelegenen, von der herr- lichsten Tropen- Vegetation duftenden Hügel, die sich rings um uns her erhoben, mit dem tiefen Dunkel, das die ruhige Baj und das lange ersehnte Land umfloss, und mit dem Pfeifen der Cjkaden, die die Luft erfüllten, contrastirte jenes Leuchten der vorübergehenden Fische, auf eine so ergreifende Weise, dass diese Naturscene unsere Fantasie auf das höchste erregte, und uns in dem ersten Augen- blicke unseres dortigen Aufenthalts, von der Wahrheit überzeugte, dass der Ruhm, den die paradiesische Natur Brasiliens bei uns sich erworben hat, nicht erdichtet ist. Noch an demselben Abende kam der Hafen - Capitain mit den Douanen-Ileamten an Bord; man hatte, der Dunkelheit wegen, un- sere Flagge verkannt, und uns für ein Portugiesisches Schiff signa- lisirt, wesshalb man sehr neugierig auf Briefe von Europa war. Die Beamten waren zuerst sehr barsch, da sie nur der Nachrichten aus Portugal wegen gekommen waren, sie wurden aber alsbald höfli- cher, als sie erfuhren, dass die Prinzess Louise ein Königliches Schiff sei. Nachts erhob sich eine kleine Briese, mit der das Schiff weiter in den Hafen, bis vor Angesicht der Stadt hineingelegt wurde. Die Nacht ward uns zur Ewigkeit, wir konnten den anbrechenden Mor- gen nicht erwarten, um uns am Anblicke der reichen Natur zu er- götzen. Endlich erschien der Tag, die ganze Gegend war mit dem dicksten Nebel bedeckt, nur die Spitzen der höchsten Berge der Umgegend ragten darüber hinaus und wurden, mit ihrem dunkeln Grün, von der aufgehenden Sonne beleuchtet; allmälig hob sich im- mer mehr und mehr die Nebeldecke, und eine Gegend nach der an- dern kam zum Vorschein. Von allen Seiten ist diese grosse Bay von Bergen umringt, die mit der schönsten Vegetation bedeckt sind; mit- ten aus dem dunkelgrünen Wasser erheben sich kleine bcrgigfe In- seln, auf deren Höhen stolze Palmen stehen, und mehr, als eine Stunde weit, erstreckt sich die schöne Stadt Rio auf dem südlichen Ufer der Baj. Die unzähligen Kirchen der Stadt mit ihren Thür- men, die prachtvollen Klöster, die auf den Spitzen der nächsten Berge erbauet sind und mit ihrer weissen Farbe so vortheilhaft aus 71 dein dunkeln Grün der Tropen-Vegetation hervorstechen; die hohen Berge, die im Hintergründe der Stadt hervorblicken, unter den der Corcovado der höchste ist, und noch mit Urwaldungen bedeckt sind, und die Gebirgszüge im Westen der Baj, die unter dem Warnen des Orgel- und Stern- Gebirges bekannt sind, und sich mit ihren Zü- gen terrassenförmig erheben', Alles dieses macht diese Gegend, un- ter dem tropischen Himmel, zu einer der schönsten der Welt. Eine Menge von Kriegsschiffen lag rings um uns her, und die Flaggen fast aller grossen Nationen wehten von den Masten; wir entdeckten mit Freude die Königlich Preussische Flagge darunter; es war das Königliche Seehandlungs- Schiff der „Kronprinz“, das, aus Chile kommend, mit einer reichen Ladung Chilesischen Waizens das Cap Horn umschifft hatte. Eine Englische Corvette war gestern mit uns eingelaufen, sie hatte um 7 Tage früher England verlassen als wir; sie begann zu salutiren und bald erscholl der Donner vom Admiral -Schiffe, und die Brasilianischen Batterien antworteten. Die- ses kriegerische Wesen in einer Gegend, «lie so himmlisch schön und ruhig ist, giebt dem denkenden Menschen vielfachen Stoff, zu Betrachtungen über die fortschreitende Cultur, und die unabänderli- chen Uebel, welche mit ihr das Menschengeschlecht begleiten; statt dass mit der fortschreitenden Bildung der Völker die Humanität sich mehr und mehr verbreitet, und mit ihr Ruhe und Frieden in die grosse Gesellschaft der Menschheit einziehen, statt dessen vergrössern sich täglich die Kriegs- Anstalten; immer neue Mittel müssen erfun- den werden, um die öffentliche Ruhe und den Frieden zu erhalten. Die Bay von Rio de Janeiro ist ihrer Grösse und Sicherheit wegen berühmt, alle Kriegsflotten der Welt hätten darin Platz. Die Einfahrt in dieselbe ist zwischen den Fort’s St. Cruz und der schma- len Landzunge, die mit den Fort’s St. Theodosia, St. Jose und St. Joaö besetzt ist; sie ist höchstens 3000 Schritte breit und wäre da- her leicht zu vertheidigen. Man ankert daselbst bei 30 Faden. Die Bay und die Stadt werden durch die Forts de Villegagnon und das Cobras geschützt, die beide, auf kleinen Inseln, dicht vor der Stadt liegen. Die Schlangen -Insel (llha das Cobras) ist für die Verthei- digung der Stadt sehr gefährlich; auf ihr wehte zuerst die Portu- giesische Flagge neben dem Kreuze, das von Cabral aufgestellt wurde. Vor ihr ging die Französische Kauffahrtei -Flotte unter üuguay- 72 Tronin, im Jahr 1710, vor Anker und bombardirte die Stadt. Be- mächtigt sich der Feind der Schlangen-Insel, so ist die Stadt in den Händen desselben. Die Brasilianische Seemacht war zu unserer Zeit im tiefsten Verfall, nur eine grosse Fregatte lag noch im Hafen, und im Gan- zen zählte sie 9 Schilfe mit einem invaliden Linienschiffe. Mit dem grössten Wunsche sahen wir dem Augenblicke entge- gen, in dem wir das Land betreten würden, doch den bestehenden Gesetzen zufolge, durften wir nicht früher das Schiff verlassen, als bis die Polizei- und Zollbeamten dasselbe untersucht hatten, die sehr lange nuf sich warten Hessen. Die Herren der Polizei inqui- rirten sein* scharf, und Capitain Wendt musste mehrmals schwören, dass er aus keinem andern Grunde den Hafen besuche, als um Was- ser und Erfrischungen einzunehmen. Es war nicht mehr weit vom Mittag, als wir die Erlaubniss zur Ausschiffung erhielten; der Tag, der erste, den wir hier am Lande verleben sollten, gehörte nicht zu den schönsten, es war die Luft sehr nebelig und dabei drückend warm; in den Tropen erzeugen überhaupt die Nebel niemals das Gefühl der Nasskälte, wie bei uns, sondern das der drückenden W arme. Je mehr wir uns dem Laude näherten, um so lebhafter ward es; eine unzählige Menge von Booten mit dreieckigen, soge- nannten römischen Segeln bezogen, eilten uns vorüber. Grössere Fahrzeuge mit Baldachinen, unter den, der Länge nach, träge Bra- silianer hingestreckt lagen, wurden von halbnackten Negern in Be- wegung gesetzt. Die Janitschareu- Musik auf den fremden Kriegs- schiffen, das Exerciren daselbst nach dem Trominelsehlag, das be- ständige Ankommen und Abgehen der Fahrzeuge daselbst, bei dem Ertönen der Bootmanns -Pfeife, Alles dieses stellte ein lebhaftes, uns vollkommen neues Schauspiel dar. Wir landeten an dem gros- sen Platze, dicht neben der grossen Fontaine, vor dem Kaiserlichen Palaste. Mit einem Gefühl der höchsten Freude betraten wir den amerikanischen Boden, und in einem Augenblicke waren wir in der Mitte der buntesten Menschenmasse, die an irgend einem Orte der Erde vorhanden ist. Alles rannte geschäftig durcheinander, alles schrie und tobte; halbnackte Negerressen, Neger von den verschie- densten Stämmen, Mulatten, Mamelucken, aber nur selten ein Weis- ser. W ir glaubten uns plötzlich nach einer grossen Handelsstadt der Neger versetzt; denn solch ein lebhaftes Treiben hatten wir, noch in keinem Seehafen Europa’ s gesehen. St. Sebastiaö Rio de Janeiro wurde unter der Königinn Donna Catharina gebauet, die für ihren Sohn Dom Sebastiaö herrschte und nach ihm die Stadt benannte. Die Ray wurde bekanntlich von Mar- tin Affonso de Souza am lslen Januar (1531) entdeckt und fiir den Ausfluss eines Stromes gehalten, weshalb er demselben den Namen des Januar -Flusses *) beilegte. Seitdem der Portugiesische Hof Europa verlassen hat, und die Brasilianischen Häfen den Fremden geöffnet sind, seitdem sind eine Anzahl von Schriften über Brasilien erschienen. Ueber die Haupt- stadt dieses ausgedehnten Kaiserreichs ist vielleicht schon häufiger geschrieben worden, als über irgend eine grosse Stadt Europa s. Es hat daher schon, in neuester Zeit, ein berühmter Reisender, der viele Jahre im Innern Brasiliens umhergezogen ist, und ungeheuere Schätze daselbst gesammelt hat, es für überflüssig gehalten, sowohl über Rio de Janeiro, als über seine Ueberfahrt von Europa nach Brasi- lien irgend etwas initzutheilen ; wir sind indessen der Meinung, dass noch immer sehr Vieles über diesen Gegenstand zu sagen ist; ein jeder Reisende hat seine eigene Ansicht; die ihm vorkommenden Erschei- nungen greift er, nach seiner Art zu denken auf, und theilt sie in dieser Art mit. Nur durch Lesen vielfacher Berichte, die von Män- nern verschiedener Nationen mitgetheilt sind, wird man über den Zustand Brasiliens, eine annäherende Kenntniss erlangen können. Ueber kein anderes Land der Erde lauten die Berichte so verschie- den, als gerade über Brasilien; bald ist es Hass und Rachsucht, herbeigefiihrt durch verfehltes Lebensglück, durch ungesättigten Durst nach Reichthümern und verletztes Ehrgefühl oder vielmehr Eitelkeit, die die Verfasser jener Berichte über Brasilien geleitet ha- ben; bald waren es nationelle Vorurtheile, bald Gewinnsucht, indem man einerseits der Regierung schmeichelte, und anderseits seine Landsleute, durch falsche Vorspiegelungen zu betrügen suchte, um auf diese Weise zu Auszeichnungen, Ehrenstellen oder Reichthümern zu gelangen. Die Zahl derjenigen Schriftsteller über Brasilien, die *) Nach Herrn Pohl (Reise im Innern von Brasilien. >yien, 1832. p. 45.) nannten die Ureinwohner den Hafen Nhiteroy (todtes Meer), oder nach Lery, dem Reisegefähr- ten Villegaignon’s, Garabana. I- 10 74 dieses schöne Land nur aus Liehe zu den Wissenschaften besucht haben, und in deren Berichte nur reine Wahrheits- Liebe zu finden ist, wenn auch schattirt durch Verschiedenheit [der Ansichten, die Anzahl dieser Schriftsteller ist noch nicht zu gross. Gerade von unsern Landsleuten ist die grösste Zahl derjenigen, die in diesem Lande, durch verfelilte Hoffnungen, so bittere Erfah- rungen haben machen müssen; wir können uns, in unsern kurzen Mittheilungen, über die Auswanderung^ - Sucht nach Brasilien keines- wegs ausführlich auslassen, da unser zu kurzer Aufenthalt, in jenem Lande, uns nicht gestattete, hinreichende Nachforschungen über diesen Gegenstand anzustellen, um mit Bestimmtheit darüber abspre- chen zu können. Hin und wieder werden wir einige Bemerkungen einschalten, die sich junge, auswanderungslustige Leute zum Nach- denken Vorhalten mögen. Unser Aufenthalt zu Bio de Janeiro war zu jener Zeit, als noch Dom Pedro das Scepter über Brasilien führte. Wir waren Augenzeuge der gährenden Unruhen, die später diesen merkwürdigen Mann seinen Thron zu verlassen zwangen. Die Po- lizei und die Gerechligkeits - Pflege befanden sich schon damals in einem so schlaffen Zustande, dass sie, die öffentliche Ordnung zu er- halten, nicht mehr vermögend waren *). 3Iit Sonnenuntergang wur- den die Zugänge zu den Ilauptstrassen mit starken Piquets Solda- ten besetzt, und jeder Vorübergehende angerufen. Es war zu unse- rer Zeit daselbst nichts Ausserordentliches, wenn Nachts 4 bis 6 Mordthaten vorfielen; in manchen Häusern wurden Abends die Scla- ven angekettet, damit die Herrschaften während der Nacht ungestört schlafen konnten. Die Hauptstadt glich einem Vulcan, dessen Aus- bruch man befürchtete, aber nicht mit Gewissheit Vorhersagen konnte, wie sich die Explosion gestalten würde. Das Schicksal wird sich, an den Weissen, für die Unthaten rächen, die sie seit Jahrhunder- ten an Millionen und aber Millionen von Negern begangen haben. Un- abänderlich ist jetzt das Loos Brasiliens, drei Viertel der Einwoh- ner-Zahl ist farbig und nur ein Viertel von kaukasischem Stamme. Wir wollen hier die Namen der verschiedenen Menschen-Slämme und deren Abkömmlinge durch gegenseitige Vermischung, im Ver- *) Herr Wertheim hat diesen traurigen Zustand in einer kleinen Schrift: „ Die Ab- dankung Dom Pedro dos Ersten, lierlin, 1833“ sehr unpartheiisch zu schildern gesucht. gleich zu den, in den Spanischen Colonieen Amerika's herrschenden mittheilen. Leider wird in diesem Lande mit dem Namen, den ei- gentlich die Farbe giebt, zugleich der Werth und die Ehre des Men- schen bestimmt. Die Europäer und deren Abkömmlinge in Brasi- lien , so wie die eingebornen Indier bewohnen das Land als freie Leute, letztere wenigstens dem Namen nach; die Neger oder Schwarzen wurden dagegen als Sclaven eingeführt. Die vielfachen Abweichungen, die durch Vermischungen zwischen diesen drei Men- schen-Ragen entstanden sind, werden folgendermaassen classificirt : 1) Die Menschen, die ans Weissen und Negern entstanden sind, werden Mulatten (Mulatos) genannt. 2) Die aus Vermischung der Weissen mit Amerikanern entstan- dene Mittel-Rage, nennt man Mamelucken*) (Mammalucos). In den Spanischen Colonieen Amerikas nennt man diese Rage Metis (Meslizos). 3) Die Mittel -Rage, nämlich die, welche aus der Vermischung von Amerikanern mit Negern entstanden ist, nennt man Caribo- ken (Caribocos) oder Caboklen. Im Spanischen Amerika nennt man diese Menschen Zambos auch Chinos. 4) Cubras nennt man solche Menschen, die aus der Vermi- schung der Mulatten mit den Negern hervorgehen. 5) Mulatos claros entstehen aus der Vermischung der Mu- latten mit Weissen; man nennt sie in den Spanischen Ländern Quarte ron’s, und man schreibt ihnen drei Viertel weisses Blut zu. C) Cr e ölen nennt man in Brasilien die eingebornen Neger, während, in den Spanischen Besitzungen, einst nur die, in Amerika gebornen Abkömmlinge der Spanier, mit diesem Namen belegt wurden. *) Eine Stelle aus dem Missions - Berichte: Erbauliche und angenehme Geschichten der Chiquitos etc. Wien, 1729. p. 3. gieht über den Ursprung dieser Benennung ei- nigen Aufschluss} es heisst darin, hei der Beschreibung der Stadt St. Pant: „Die- ses Orts Inwohner haben aus Abgang Europäischer Weiher ihr edles Geblüt mit dem Barbarischen vermischt, oder besser zu sagen beflecket. Sintemalil die Söhne, so von Natur mehr denen Mütter, als denen Väter Neigungen nachhingen, der- maassen aus der Art geschlagen, dass, die benachbarten Städte hierüber beschämt, ihnen alle Freundschaft auflfündeten, und damit die unäclite Aufführung derselben den Platz des Portugiesischen Namens und Grossmülhigkeit ja nicht im geringsten beflecken könnte, sie zum Unterschiede Mamalucken genannt haben.“ 10 * 7) Aus der Verbindung1 der Quarteron’s mit Weissen, entste- llen die Quint er on’s, den man sieben Achtel vveisses Blut zugestellt. Die Mulatten stehen in Brasilien in demselben Rufe, den sie sich im Spanischen Amerika erworben haben. Man erkennt ihre natürlichen Geistes -Anlagen, ihre Gewandtheit des Körpers und des Geistes, aber man fürchtet um so mehr ihren Charakter, der ge- wöhnlich von eiserner Festigkeit ist, doch durch die geringe geistige Ausbildung, die ihnen meistens zu Th eil geworden ist, gewöhnlich ganz den Leidenschaften unterliegt. Gekränktes Ehrgefühl treibt den Mulatten sein Leben lang wie ein Gespenst, und macht ihn furcht- bar in seiner Rache; er sieht mit Verachtung auf den Neger, des- sen Farbe er theilt, und will sich dem Weissen gleichstellen, der ihn zum Rücktritte zwingt. Kleine Kinder hörten wir sagen, dass sie so weiss wären wie Herren; ein kleines Mädchen sagte uns, dass sie so weiss wäre, um in der grössten Gesellschaft der Seno- ritas zu erscheinen, und dennoch war sie nicht weniger braun, als andere Mulatten. Mulatte gilt in Brasilien als Schimpfwort, man redet dieselben Pardo an. So ist hier die Farbe des Menschen zum Makel geworden, die, da sie unabwaschbar ist, sich nur durch die Gewalt einst zur Eben- bürtigkeit erheben kann. Brasiliens bisherige Ruhe gründet sich auf die Dummheit, Feigheit und hauptsächlich auf die eigenthümliche Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Stämmen der Schwarzen. Der Creole (der in Brasilien geborne Neger) sieht mit Verachtung auf den neu angekommenen Sclaven, er hält sich schon für besser und geht mit ihm nicht mehr um ; aber wahrer Hass und unversöhn- liche Feindschaft herrscht zwischen den Negern der verschiedenen Stämme, der sie davon abhält, sich miteinander zu verbinden. Ihre Geisteskräfte sind noch zu geringe, um einzusehen, dass es absolut nolhwendig ist, sich gemeinschaftlich zu verbinden, um das mit Ge- walt zu erzwingen, was bis zu dem heutigen Tage die Habsucht und die Faulheit der Weissen ihnen, und ihren unglücklichen Vor- fahren geraubt haben, und w as jene, wie es die Geschichte des heu- tigen Tages zeigt, mit dem grössten Rechte zu besitzen glauben. Als wir Rio de Janeiro besuchten, hatte die Einfuhr der Sclaven aufgehört; die gesetzliche Einfuhr derselben war seit dem lten Juli desselben Jahres verboten, doch der Sclavenhandel, im Innern des 77 Landes, dauerte fort, sowohl mit den einmal eingeführten , als auch mit denen, die noch eingeschmuggelt wurden. Im Durchschnitt hat Brasilien jährlich gegen 40,000 Neger-Sclaveu erhalten; in den letz- ten Jahren, vor Aufhebung dieses einträglichen Handels, nahm die Einfuhr besonders zu, so dass wöchentlich 2 bis 3 beladene Neger- schitfe in den Hafen von Rio einliefen. Der General Miller #) hat uns mit ausserordentlichen Farben den schauderhaften Zustand ge- schildert, der auf diesen Sclaven-Schiffen, noch in der neuesten Zeit geherrscht hat, und Herr Rugendas *#) hat, mit meisterhafter Hand, denselben bildlich dargestellt. Wie bei uns das Hornvieh , in gros- sen Milchereien, reihenweis angebunden ist, und aus vorstehender Krippe das Fressen und das Saufen erhält, so sind hier, in dem engsten Raume, bei der furchtbarsten Hitze und bei Wassermangel, die Menschen in langen Reihen angekettet. Schiffe von 150 Tonnen Ladung, wurden mit 7 bis 800 dieser unglücklichen Menschen be- lastet. Man kann sich aus solchem Zustande die Krankheiten und die vielfachen Todesfälle erklären, die bei der Ueberfahrt von Afrika nach Amerika, auf solchen Schiffen stattfanden. Aber wie viele sol- cher Schlachtopfer waren schon darauf gegangen, bis die übrigen nur die Küsten erreichten, von wo aus sie nach Brasilien einge- schifft wurden? Herr Mendez##*), der Verfasser einer sehr lehrrei- chen Abhandlung, über die Ursachen der grossen Sterblichkeit unter den Neger-Sclaven in Afrika, giebt die Menge auf fünf Zwölftel des Ganzen au, die bloss auf der Reise aus dem Innern nach der Küste, zu sterben pflegten. Ausführlicher über die schlechte Behandlung auf den langen Landreisen, über die Taufe der neuen Sclaven und über das Zeichnen derselben, durch glühende Eisen, hat Herr Frejreiss****), Schlichihorst *****) und viele andere Schriftsteller, über Brasilien und über den Sclavenhandel gehandelt. Die Magazine der Sclaven- Händler waren mit das Erste, das wir hier besuchten, um endlich selbst diesen, alle Würde der Mensch- heit entehrenden Handel mit anzusehen. W ir fanden mehrere Ilun- •) Memorias del Peru. Edit. Castellano. London 1830. II. p. 335. **) Voyage pittor. au Bresilc, ***) Memorias oeconomicas de Acad. Real des Scienc. de Lisboa. Tom. IV. 1812- p. 23. *¥¥¥) Beiträge zur näheren Kenntniss Brasiliens. 1824. p. 148, ¥¥¥¥*^ ]^j0 ,je janeiro 1829. 78 dert dieser unglückli heben Geschöpfe, in solchen Läden; sie waren ganz nackend bis auf die Schaam- Gegend, die durch irgend ein kleines Stückchen Zeug verbunden war; das Kopfhaar war meistens gänzlich abgeschoren, so dass sie einen scheusslichen Anblick ge- währten. Sie sassen reihenweis auf kleinen Bänken, oder niederge- kauert auf der Erde, und ihr Zustand war schaudererregend. Es waren meistens Kinder, die hier ausgeboten würden, fast alle waren gezeichnet mit glühenden Eisen, und am häufigsten auf den edelsten Theilen. Ja man soll Mädchen finden, denen man das glühende Eisen auf die junge Brust gedrückt hat!! Durch die Unreinlich- keit, in der sie bei dem Transporte auf den Sclavenschiffen leben müssen, besonders aber durch die schlechte Nahrung, bestehend in Salzfleisch, Speck und Bohnenmehl, bekommen die armen Geschöpfe ein höchst trauriges Ansehen. Ihre Haut wird von impetiginösen Krankheiten befallen, die zuerst in einem kleienartigen Ausschlage bestehen, der sich immer mehr und mehr ausbreitet und kleine Ge- schwüre bildet, die bald um sich fressen. Durch Hunger und Elend hat die schwarze Farbe der Haut ihren Turgor und ihren Glanz verloren; der weisse flechtenartige Ausschlag, die Geschwüre dazu, der abgeschorene Kopf mit dem dummen, gaffenden Ansehen, macht sie in der That zu Geschöpfen, mit denen man sich allerdings, nach dem ersten Eindrücke, nicht gern für ebenbürtig halten mögte. Zu unserem Erstaunen fanden wir auch zu Rio Landsleute, die durch ihre Bildung und Humanität allgemein bekannt sind, und die uns doch mit kalten Worten erklärten, wir mögten ja nicht glau- ben, dass die Neger zu unserem Menschen - Geschlechte gehörten, und gleiche Ansprüche zu machen berechtigt wären. Nach diesen ausserordentlichen Grundsätzen w erden denn auch die Sclaven behan- delt, und wie man sich zu Rio de Janeiro beständig rühmt, ausser- ordentlich milde. Man muss erst lange daselbst gelebt haben, bis sich das Gemüth an den beständigen Anblick des Elends, und der entehrenden Unterdrückung allmälig gewöhnt hat, um solche Sprache verstehen zu können. Beim Kaufe werden die Neger untersucht, wie mau es bei uns mit den Tlneren zu thun pflegt. Gegen die Trägheit und Nieder- geschlagenheit giebt man den Sclaveu vorher reizende Sachen zu essen, als Capsicum, Ingwer, selbst Tabak, oder man zwingt sie 79 zur Lebhaftigkeit unmittelbar durch Ohrfeigen, Rippenstösse und Misshandlungen aller Art. Mit ausserordentlicher Freundlichkeit kommt der Besitzer eines solchen Sclaven -Ladens dem Fremden ent- gegen, reicht ihm dielland, und versichert die ausserordentliche Güte seiner Waare. Sogleich lässt er einige Unglückliche aufstehen, und, mit dein Stock in der Hand, lässt er sie ihre Künste machen. Merken diese scheusslichen Menschen-IIändler aber erst, dass man nur aus Neugierde ihr Gewölbe besucht habe, so werden sie im- pertinent grob; sie fangen dann an, auf die fremden Nationen, be- sonders auf die Engländer, zu schimpfen, die, wie sie sagen, sich in ihre Angelegenheiten mischen, und ihnen den rechtmässigen Ver- dienst rauben, nur um sich selbst zu bereichern. Wir wissen aus den merkwürdigen Schriften von Langsdorf*), Schlichthorst**) und mehreren Andern, wie es gegenwärtig in Brasilien am leichtesten ist, seine Capitalien zu vergrössern, indem man nämlich Sclaven kauft und sie auf Arbeit ausschickt. »Man kauft sie, sagt letzterer Schriftsteller, für haar Geld, auf Zeit, mit oder ohne Verantwort- lichkeit des Verkäufers für den künftigen Gesundheitszustand des Sclaven; mit einem Worte, dieser Mensehenhandel ist das, was in Europa der Pferdehandel ist.» Schon lange vor Tagesanbruch und den ganzen Tag hindurch sieht man Tausende und aber Tausende, von Sclaven umhergehen, und nach Arbeit suchen; die Marktplätze, wie der Hafen, sind damit an- gefüllt, und kaum vermag man einige Schritte zu gehen, ohne dass man von ihnen angesprochen wird. Diese Sclaven müssen für ihre Beköstigung selbst Sorge tragen, und täglich ihrem Herrn ein be- stimmtes Geld nach Hause bringen; bringen sie es nicht, so bekom- men sie Prügel; haben sie aber mehr verdient, so können sie es für sich behalten und damit vielleicht an anderen Tagen bezahlen, wenn sie die Summe gerade nicht verdient haben. Zur Zeit unse- rer Anwesenheit haben wir selbst gesehen, dass die Sclaven täglich 2 Palaccn (1 Rtldr. Preuss.) ihren Herren nach Hause brachten. Viele Herren schicken ihre Sclaven zum täglichen Arbeiten in die nahgelegenen Steinbrüche; Andere, und deren sind nicht Wenige, *) Bemerkungen über Brasilien. Heidelberg, 1821. **) 1. c. p. 165 etc. so schicken sie ans auf den Insektenfang, und dieses ist gerade der Grund, wesslialb man zu Rio de Janeiro die glänzendsten Insekten so billig zu kaufen bekommt. Hat man darin erst eine gewisse Fertigkeit erlangt, so bringt man, bei schönem Wetter, dicht in der Umgegend von Rio, mehr als 5 bis 600 Käfer, im Verlaufe von einem Tage zusammen. Man betrachtet mit Hecht den Handel mit Insekten, als sehr einträglich, da noch während unserer Anwesenheit das Hundert mitß Millreis (4Rthlr. 7 Sgr.Preuss.) bezahlt wurde. — Von al- len Seiten ist jetzt Nachfrage auf Prachtkäfer, mit deren Flügeldecken man in Europa, zum gänzlichen Untergange dieser schönen Thiere, die Damenkleider zu besetzen anrängt. Der sogenannte Diamanten- Käfer #) wurde zu Tuchnadeln für Herren sehr gesucht, und man bezahlte ihn selbst mit 10 Piaster. Der Durst nach Gewinn hat jedoch noch andere Wege einge- schlagen, unj schnell zum Ziele zu gelangen. Die Menschheit wird es einst nicht glauben, wenn wir mittheilen, dass man zuweilen die Neger selbst, zur Zucht hält, wie man bei uns die Pferdezucht in Gestüten betreibt. Man kauft junge Negressen bloss zum Itinder- Erzcugen; im schwangeren Zustande gilt eine Negresse schon ge- gen 100 Millreis (50 Piaster) mehr, als vorher. Die jungen Kinder reisst man vom Rusen der Mutter, und verkauft sie zu 60 bis SO Millreis (30 bis 40 Piaster). Dem Herren der Sclaven steht Alles frei, er macht diese angeblichen Ehen und er trennt sie, wenn er es will; er entreisst den Eltern die Kinder, und verkauft Mann und Frau, dass sie sich vielleicht nie Wiedersehen. Auch die Milch der Negressen benutzt man zum Handel und verkauft sie als Kuhmilch; deshalb kommt zu Rio, in den Häusern der Fremden, wenn sie nicht selbst Kühe besitzen, niemals Milch zum Vorschein, die hier überhaupt sehr Iheuei* ist. Ueberall erzeigt man dem Sclaven, wie dem Farbigen Verach- tung, ein Weisser geht ihm nie aus dem Wege, selbst dann nicht, wenn der arme Sclave auf das äusserste beladen ist. Mit dem Stocke schiebt ihn der Weisse aus dem Wege, wie man bei uns den Hund behandelt. Wenn auf den öffentlichen Plätzen oder im Hafen das Gedränge so gross ist, dass die Sclaven nicht ausweichcn kön- ') Chlamys bacca Kert. und vorzüglich Clilamys cuprca ltlug. nen, dann schlagen die Weissen darauf los, um sich die Bestien, wie sie sagen, aus dem Wege zu schaffen. Mit tiefem Bedauern mussten wir bemerken, dass sich unsere jungen Landsleute, schon nach kurzem Aufenthalte daselbst, sehr häufig solche Rohheiten zu Schulden kommen liessen. Den Franzosen rühmt man hier mit Recht nach, dass sie ihre Sclaven am mildeisten behandeln. Dieser hedauerungswürdige Zustand der unterdrückten Men- schen wird, wie nun zu hoffen ist, schnell seiner Verbesserung entgegengehen. Seitdem die Einfuhr der Sclaven verboten ist, seit- dem sind die Preise derselben sehr gestiegen; die Eigenthümer wer- den genöthigt, sie schonender zu behandeln, um erst so spät, wie möglich, in die Nothwendigkeit, selbst arbeiten zu müssen, gesetzt zu werden. Bei der grossen Sterblichkeit unter den Negern in Brasilien, bei der häufigen Vermischung der verschiedenen Ra^en und der dadurch erfolgten Veredelung dieser Menschen, steht zu er- warten, dass schon nach einem Zeitraum von 30 Jahren die Gene- ration der Sclaven aus solchen Menschen bestehen wird, die das schimpfliche Joch der Sclaverei nicht mehr ertragen werden. Ihre Uebermacht wird es ihnen leicht machen, sich selbst zu emancipi- ren, wenn es die Weissen nicht zuvor thun wollen. Jedes Kind, von einer Sclavinn geboren, ist Sclave, aber jedes Kind von einer freien Frau ist frei, und wenn auch der Vater ein Sclave ist. Die Mulatos claros sind zuweilen so weiss, wie wahre Portugiesen; sie sind aber häufig Sclaven. Jede Sclavinn, die von einem freien Mann geheirathet wird, ist frei. Die Zahl der freien Neger, und überhaupt der Farbigen, ist schon sehr gross, denn sel- ten stirbt eine reiche Person, ohne Mehreren ihrer Sclaven, oder zuweilen auch Allen, die Freiheit zu geben. Leider besteht aus solchen Freigelassenen der furchtbarste Hefen des Volks; in den grossen Städten sind sie es, die zu Allem zu gebrauchen sind. Zum Arbeiten fühlen sie sich, durch ihre Freilassung, zu gut, und so zwingt sie sehr bald die Notli, zu unerlaubten Mitteln ihre Zuflucht zu nehmen. Sie sind es, durch die der Portugiese, wie der Brasi- lianer, sein Rachegefühl ausüben lässt, und durch sie werden mei- stens jene Tumulte veranlasst, und selbst ausgetiihrt, die nun schon so oft über den politischen Zustand Brasiliens entschieden haben. Die Schwäche der Polizej und der Rechtspflege, so wie die Mulh- I- ‘ 11 82 losigkeit der Brasilianischen Soldaten, machen diese rohen, gänz- lich ungebildeten Menschen, in ihren Anmassungen immer furcht- barer. Erst der Mangel an Sclaven wird die Brasilianer arbeiten leh- ren, und dann wird eine neue Epoche für Brasilien beginnen. Schon sehen sie mit neidischen Augen auf die Fremden, die sich in ihrem Lande niedergelassen haben, und durch bittere Erfahrungen und harte Arbeit mehr oder weniger zum Wohlstände gekommen sind. In der Hauptstadt dieses Reichs allein befinden sich mehr als 2000 Preussen ansässig, und in den südlichen Provinzen des Landes sollen sich sogar zwischen 5 bis 6000 aufhalten. In den Händen der Engländer, der Deutschen und der Franzosen ist der grosse Handel zu Rio de Janeiro, und jährlich nimmt dieser Handel, aus absoluter Nothwendigkeit, an Umfang zu, ohne dass die Regierung irgend etwas zu dessen BePdrderung beiträgt. Schon längst hätte man die reichen Kaufleute der fremden Nationen davongejagt, ihre Häuser gestürmt, uud sich in ihren Reiclithum getheilt, der, wie sie meinen, ihrem Lande durch Wucher entzogen wird; doch die Flot- ten der fremden Mächte, die drohend vor der Stadt liegen, haben bisher die Ruhe in dieser Hinsicht erhalten. Schon ist das Einwandern der Fremden ohne Pässe , die nicht von den Brasilianischen Behörden im Auslande unterzeichnet sind, verbo- ten, und gerade die Fremden sind es, über die es zuerst hergeht, wenn einst Anarchie in diesem Lande herrschen würde. Man erlaube uns hier eine Stelle aus unserem Tagebuche aufzuführen, die wir im November 1830 niederschrieben; unsere damaligen Vermuthungen sind noch vor Beendigung unserer Reise in Erfüllung gegangen: »Die Menschenmasse in den vorzüglichsten Städten Brasiliens ist zu gross, um von einer so kleinen Armee in Ordnung gehalten wer- den zu können, als die Kräfte des Staats zu halten erlaubt. Die Finanzen dieses Reichs sind stets in grösster Unordnung. Bei der Pressfreiheit, die diesem in der Kultur noch so wenig vorgeschrit- tenen Volke ertheilt ist, fehlt es auch nicht an Menschen, die von der sogenannten Freiheitsliebe fanatisch ergriffen sind, und bestän- dig das Volk zur Widersetzlichkeit, besonders zur Verweigerung der Abgaben öffentlich auffordern; die glühende Sprache, die den Völkern Iberischer Abkunft angeboren ist, ist ihnen dazu sehr be- 83 hülflich. Die Tagesblätter sind voll von den schrecklichsten Schmä- hungen gegen den Kaiser, die Minister und das Regierungs-Sjstem. In den Werkstätten der Barbiere werden diese sauberen Schriften öffentlich vorgelesen und demonstrirt für Diejenigen, die selbst nicht lesen können. Die nächste Zeit wird den Umsturz des Brasi- lianischen Kaiserthums lehren; sehr weise und streng müsste der Monarch handeln, um diesen Chaos, im Brasilianischen Reiche, we- nigstens in Ruhe zu halten , denn die Partheien stehen schon gegen einander gerüstet.« Die Zeit hat es bewiesen, Dom Pedro ward gezwungen, dem Brasilianischen Throne zu entsagen, und lebt jetzt in Europa. Seine rasche Thätigkeit und sein ritterlicher Muth versagten ihm die Ruhe als Privatmann; er erobert jetzt ein anderes Königreich, nachdem er das Seinige nicht einmal erhalten konnte. Nur die neueste Ge- schichte hat solche Fälle aufzuweisen. Schon im Anfänge dieses Capitels haben wir bemerkt, dass die ßay von Rio de Janeiro fast ganz mit Bergen eingeschlossen ist, und nur da, wo Thäler auslaufen, findet man Ortschaften angelegt. Das Thal, worin die grosse Stadt steht, läuft als eine Halbinsel weit in die Bay hinein, hat aber noch mehrere kleine Berge, die sich, oft mitten in der Stadt, zwischen den Häusern erheben, und gemeiniglich mit Klöstern und Kirchen bedeckt sind. Der nördlichste Punkt dieser Halbinsel, worauf die alte Stadt erbaut ist, liegt der Schlangcninsel gegenüber und ist mit einer Anhöhe verziert, auf der der Convent de St. ßenlo sich erhebt. Den grössten Theil die- ses Gebäudes hat man zu Casernen umgeschaffen, so dass jetzt die frommen Väter und die Soldaten der Brasilianischen Armee, unter einem und demselben Dache wohnen. Wir stiegen bald nach unse- rer Ankunft auf diese Anhöhe, deren Abhänge mit Pisange, Feigen, Melonen und einigen Palmen bedeckt sind; eine herrliche Aussicht auf den Hafen und die schön gelegene Stadt bot sich unserem Auge dar, deren Betrachtung aber bald sehr unangenehm unterbrochen wnrde. Durch die Höhe begünstigt, hatten wir Gelegenheit, in die innern Räume mehrerer Wohnungen zu blickeu, die am Fusse des Berges liegen; durch lautes Schreien wurden wir aufmerksam ge- macht, und mussten sehen, nie zu gleicher Zeit an zwei verschiedenen Stellen, auf das Unbarmherzigste auf arme Neger-Mädchen geschlagen 11 * \ wurde. Gerade Frauen waren es, die diese Execution ausführten. Die Eine schlug* mit einer langen Bohnen-Slange, ohne zu sehen, wo sie hintreffen mögte. Auch in andern Ländern, wo Sclaverei herrscht, hat man die betrübende Bemerkuug gemacht, dass sich gerade die Frauen in der schlechten Behandlung der Sclaven so sehr auszeiclmen. In der kurzen Zeit, die wir zu Rio de Janeiro verlebten, haben wir noch häufig dieses traurige Schauspiel anzuse- hen Gelegenheit gehabt. Die östlich hervorspringendev Spitze der Halbinsel ist Punto do Calabugo, woselbst sich das Arsenal befindet, dessen fast in allen Schriften über Rio de Janeiro erwähnt ist. Das Ufer von der Spitze der Landzunge, auf der der Convent de St. Bento sich be- findet, bis zur Spitze von Calabougo, ist fast geradlinigt, dann macht dasselbe eine Bucht, die später in die Bucht des Rio de Ca- tete, kurzweg Catete genannt, verläuft, und zuletzt in eine noch grössere, nämlich in die Bota foga endet. Nordöstlich wird dann das Ufer der Bota foga durch die schmale Landzunge begrenzt, auf der am äussersten nördlichen Ende die Batterien von St. Theodo- sio sich befinden, und, dem Castell St. Cruz gegenüber, den Ein- gang in den Hafen decken. Wir würden über diese Gegenstände nicht so ausführlich haudeln, da sich die vortrefflichsten Abbildun- gen und selbst ein Plan der Stadt Rio de Janeiro in dem histori- schen Atlas zu Frejcinet’s Reisen um die Welt *) befinden; doch leider ist dieser Atlas zu kostbar, und kommt vielleicht nur sehr W enigen der geneigten Leser zu Gesicht. Im Italienischen Hause ( Hotel de V Empire) schlugen wir un- sern Wohnort auf, der der Reinlichkeit wegen sehr gelobt wurde; wir mögten ihn den künftigen Reisenden nur seiner Lage wegen an- empfehlen. Er steht am Palast-Platze (Placa do Pago) , gerade dem Kaiserlichen Palaste gegenüber, der aber nur selten, meistens nur in Geschäften und bei öffentlichen Gelegenheiten vom Kaiser besucht wurde **) ; mehrere der ministeriellen Behörden haben da- selbst ihren Sitz. Links hat man die Aussicht auf die Baj, deren *) Pl. 3. **) Anmerkung. Wir sprechen hier von den Vorgängen im Jahr 1830, zur Zeit der Regierung Dom Pedro’s. 85 Ufer hier mit Tausenden von Farbigen bedeckt sind. Die grosse Fontaine (Fontaine do Terreiro do Pa§o) stellt dicht am Ufer zwi- schen den beiden Landungsplätzen; es ist ein schöner 4 eckiger Obe- lisk, dem von 3 Seiten her das Wasser der Caryoca *) entfliesst. Eine Wache ist hier beständig nöthig, um Ordnung zu erhalten; der Wasserbedarf für die ganze Flotte, die im Hafen liegt, wird aus dieser Fontaine bestritten. Beständig gehen die Fahrzeuge, von den verschiedenen Schilfen, mit Wasserfässern ab nnd kommen wie- der an; die Kriegsschiffe gehen immer den Kauffahrern vor, und brauchen nicht zu warten. Zur rechten Seite wird der Palast-Platz von der Schloss -Capelle, dem Carmeliter- Kloster uud der Kaiserl. Münze begrenzt. Unweit hinter dem Kaiserlichen Palaste, und zwar östlich, erhebt sich ein hoher Berg, auf dem das Kloster St. Se- bastiaö befindlich ist. Das frische Grün, womit der Berg bedeckt ist, so wie die schöne Pflanzenform uer Bananen- Gewächse, die hier sehr häufig gepflanzt sind, contrastiren , auf eine sehr ange- nehme Weise, gegen das blendende W7eiss der Klostermauern. Auf dem höchsten Punkte des Berges steht ein Telegraph, der auch den Einwohnern der Stadt die Ankunft der Schilfe meldet, und unter welcher Flagge sie fahren. Der Palast- Platz ist einer der lebhaf- testen Theile der Stadt, er ist von bedeutender Grösse und rund herum mit platten Steinen belegt; Abends nach Sonnen -Untergang, dient er häufig der schönen Wrelt zur Promenade. Wenn hier eine vornehme Familie einen Abend - Spaziergang macht, so gehen die Töchter voran; in einiger Entfernung folgt das Eltern -Paar und eine Menge Sclaven schliessen den Zug; langsamen und angemes- senen Schrittes bewegt sich die Gesellschaft fort* Als öffentliche Pro- menade hat man zu Bio de Janeiro einen schönen Garten, der, am Ende der Stadt, nach der Catete zu, dicht am Ufer der Baj gele- gen ist und Passejo publico genannt wird. Hier sahen wir zum erstenmal die üppige Pracht der tropischen Vegetation; die schön- sten Blumen aller Weltgegenden füllten die Rabatten, die mit Ro- sen eingefasst sind, welche gerade in Bliithe standen. Amaryllen. Scitamineen, besonders Amomum-Arten, wetteiferten in der Pracht ihrer Blumen -Farben, mit der der Salvia formosissima. *) Caryoca heisst die Quelle, deren Wasser durch den Aquaeduct herahgeführt wird. Die grossen Promenaden sind mit Kaffee -Bäumen, mit unge- heuren Stämmen der Mangifera indica , mit Pisange, Rosen -Aep fei (Eugenia Jambos L.J, Casuarinen und vielen anderen, seltenen Pflan- zen eingefasst; auch einige prachtvolle Palmen erhoben sich aus dem Innern des Gartens. Blumen zu pflücken ist hier nicht verbo- ten; die Natur ist zu rege und die Menschen sind zum Pflücken zu bequem, als dass dadurch die Pracht dieses Gartens beeinträchtiget werden könnte. Am Ende des Gartens ist eine Wasserkunst, die früher im Gange war; zwei Krokodille, aus Erz gegossen, spieen hier einst das Wasser ; sie sind von wahrhaft schöner Form, doch jetzt sind auch sie wie Alles im Verfall*). Sehr bald wird sich dem Fremden, der die Entwickelungs- Geschichte Brasiliens, in der neuern Zeit, kennt, und gegenwärtig dieses Land besucht, die Be- merkung aufdringen, dass man zu der Zeit, als der Portugiesische Hof seinen Sitz in Rio de Janeiro aufschlug, und selbst noch in den ersten Jahren der Kaiserzeit, viel zu viel fiir dieses Land ge- than, und dieses vielleicht auch noch am Unrechten Ende an- gefangen hat. Anstatt Schulen für den Mittelstand zu errichten, der, wie es scheint, noch ausserordentlich zurück ist, statt dessen errichtete man eine Akademie der Künste. So etwas gefälit dem weisseu Brasilianer, wie dem Portugiesen, es schmeichelt seiner Ei- genliebe für äussere Pracht, für die er ebenso, wie dem Luxus und der Bequemlichkeit gänzlich lebt; viele gute Folgen sind daraus nicht zu erwarten, denn die Söhne der reichen Brasilianer werden sich gewiss nur sehr selten den Wissenschaften und Künsten gänz- lich widmen. . In der Poesie hat Brasilien schon manche schöne Sachen auf- zuweisen; sie entspricht der lebhaften Fantasie der Südländer, doch nach ihrem Zustande, darf nie der Cultur- Zustand eines Volkes be- urtheilt werden; gerade ausgezeichnete Productionen der Art, die für alle Zeiten classisch bleiben werden, sind häufig von Nationen ausgegangen, die erst sich zu civiiisiren begannen. Welche Lieb- lichkeit herrscht in den National - Gesängen der Lappen , welch ein *) Früher wurde Lier die Cochenille gehauet, wozu der Cactus Ficus indica , am Ufer der Bay, gepflanzt ist; jetzt ist auch dieser Cultur-Zweig im Verfall; schon Herr v. Martins hat ihn nirgends mehr in Brasilien angetroffen. 87 tiefer Ausdruck des Gefühls sogar in den des Kamschadalen ? Die gegenwärtige Zeit ist in Brasilien an literarischen Producten sehr arm, und sie sind meistens politischer Natur. Bis zum Jahr 1808 befand sich zu Rio de Janeiro nur eine Gouvernements -Druckerei, die auch noch gegenwärtig besteht und das Dictrio Flumineuse täg- lich druckt. Der Kaiserliche Buchdrucker Plancher- Seignot, der zugleich Buchhändler ist, liefert gegenwärtig die meisten Sachen; bei ihm erscheinen periodisch folgende Schriften: 1) he Tarif de la Douana in 4to. (brocliirt 6000 Reis), 2) Le Budget und 3) L'Al- manacli du Commerce in 8o. (1280 Reis), so wie mehrere an- dere gemeinnützige Sachen. Die Zahl der politischen Tagesblätter ist zu Rio sehr gross. Auch hat Herr Plancher- Seignot ein Diccio- nario das ruas do Rio de Janeiro , ou Guide de l'Etranger dans cette capitale , 1828. kl. 8o. herausgegeben, welches eine höchst ober- flächliche Schrift ist. Die Brasilianischen Zeitungen sind beständig mit Anzeigen über fortgelaufene Sclaven angefüllt; man pflegt ei- ner solchen Anzeige ein kleines Bildchen vorzusetzen, auf dem ein Neger, mit dem Wanderstocke in der Hand, und ein kleines Bündel auf dem Rücken dargestellt wird. In Rio de Janeiro sind die Eck- häuser der Strassen und der freien Plätze fast noch mehr mit An- zeigen beklebt, als in den grossen Städten Europa’s; sie sind stets in mehreren Sprachen abgefasst, vorzüglich in Portugiesischer, Fran- zösischer und Englischer. 1 Der Mangel an baarem Gelde ist für Brasilien sehr drückend, und dem Aufschwünge des Gewerbfleisses sehr hinderlieh. Dieser Mangel ist noch Folge der Abreise des Königs Joaö VI. und der Emigration der reichen Portugiesen; der König allein hat damals gegen 30,000,000 Rthlr. Preuss. in baarem Gelde mitgenommen, ohne die grosse Summe der Kron-Diamanten, die meistentheils der Banco de Brasil eingesetzt waren. Diese plötzliche Entfernung so unge- heurer Summen, hat auf das Laud sehr nachtheilig gewirkt. Der Zinsfuss ist gegenwärtig 12 pCt. , das Disconto auf London aber 22| pCt. Silber -Geld kommt gegenwärtig zu Rio de Janeiro fast nie zum Vorschein, Kupfer und Papier sind die gangbaren Mün- zen. Folgende Geldsorten sind zu Rio im Gange, deren Werth wir in Französischen Franken augebeu : 88 Cruzado ist eine eingebildete Münze von 400 Reis = 2 Frc. 50 Cent. Dobra (eine Portug. Gold -Unze) ist = 12800 Reis = 80 Frc. Pe$a (eine Goldmünze) zu 4000 Reis, zu 2000 und zu 1000 Reis. Silber-Münzen sind: Pataca . . . = 2 Frc. Meja Pataca . . = 1 Frc. Quatro vintins . . = 0,50 Frc. Seis tostoes , . = 3,75 Frc. Tres tostoes . . = 1,875 Frc. Ilum e mejo tostoes = 0,9375 Frc. Tres gintos de tostoes = 0,46875 Frc. Dos Patacos . , = 4 Frc. Tres Patacos 6 Frc. Kupfer-Münzen sind: Quatro vintins . Dos vintins . . Hum vintem , . Mejo vintem . . Quarto de vintem = 0,50 Frc. = 0,25 Frc. = 0,125 Frc. = 0,0625 Frc. = 0,03125 Frc. Wer das Sjstem der Bestechlichkeit in den Brasilianischen Be- hörden kennen lernen will, der muss die Schrift von Schlichthorst **) lesen. Der Verfasser behandelt diesen Gegenstand meistens nur in Bezug auf die Militair- Behörde und auf die Hof- Beamten, aber ganz dasselbe, und vielleicht noch mehr, Hesse sich von den Justiz- Behörden und den Douanen- Beamten sagen. Fremde Schiffe, die in den Hafen einlaufen, sind stets in der grössten Verlegenheit; die fremden Kaufleute zu Rio sind indessen mit dem Gange der Ge- schäfte daselbst sehr vertraut und bringen sehr bald Ailes ins Reine; alle häuslichen Bedürfnisse, wie Essen und Trinken, selbst Kleider u. s. w. werden jenen Beamten von letztem in’s Haus geschickt, um. nicht ihren empörenden Chikaiien ausgesetzt zu sein. Herr Schlichthorst sagt, und zeigt es auch, dass in keinem Lande der Welt die Cabinets- Justiz mächtiger ist, als in dem constitutionellen Kaiserreiche Brasilien. Während unsers Aufenthalts zu Rio de Janeiro haben wir oft- mals Gelegenheit gehabt, die Gastfreiheit unsers verehrten Lands- manns, des Königl. Preuss. General -Consuls Herrn von Theremin, *) Ausführliche Berechnungen des Brasilianischen Miinzfusses im Vergleich zu dem Französischen, findet man in Freycinet’s Vo^'age aut. du Monde. Tom. I. *¥) Rio de Janeiro wie es ist. Beiträge zur Tages - und Sittengeschichte der Haupt- stadt von Brasilien etc. Hannover, 1829. 89 in Anspruch zu nehmen; die zuvorkommende Freundlichkeit und Dienstfertigkeit dieses würdigen Mannes, ist sowohl in Brasilien, als auch hei uns in Europa bekannt. Herr Theremin besitzt ein Land- haus auf dem Catete, das, dicht am Ufer der Baj, auf das reizend- ste gelegen ist; wir folgten einer Einladung zum Mittags - Essen dort hinaus. Auf dem Wege dahin kamen wir bei dem Kloster Ajuda vorbei, das uns seiner grauen Farbe, und der stark vergitter- ten Fenster wegen auftiel; bald erfuhren wir die merkwürdige Benutzung desselben, die, zum Glücke für die Frauen, bei uns nicht so hinreichend bekannt ist. Man pflegt nämlich in die- sem Kloster die Frauen auf einige Zeit einzusperren, wenn z. B. die Männer Gründe zur Eifersucht haben ; auch wenn die Männer genöthigt sind zu verreisen, und auf längere Zeit ihr Haus ver- lassen müssen, können sie ihre Frauen daselbst sehr sicher unter- bringen. Es ist sehr merkwürdig, gerade hier, hei einem Volke solche Anstalten zu finden, das, mit glühender Fantasie begabt, so häufig von Leidenschaften beherrscht wird. Auf dem Landhause des Herrn Theremin genossen wir die erfrischendste Kühle und die reizendste Aussicht. Wir waren überrascht, als den Herren der Ge- sellschaft, nach der Sitte des Landes, weisse Jacken angeboten wur- den, um sich bequem zu machen; eine Sitte, die schon der Prinz Maximilian von Neuwied in seiner Reisebeschreibung mittheilt. Der Seewind wehte frisch und die Wogen der Baj schlugen so stark gegen die Ufer, dass der Brandung wegen Niemand landen konnte. Das pausen weise Anschlägen der Wogen gegen die Ufer, gab ein Getöse von sich, das in den Schluchten, der nebenanliegenden Berge, wie fernes Donnern schweren Geschützes wiederhallte; längere Zeit waren wir ungewiss, ob dieser Donner nicht wiederholte Salut- schüsse wären. Nach eingenommenem Mittagsmale machte die Ge- sellschaft einen Spaziergang, dem Ufer der Baj entlang*; Herr The- remin führte uns, auf dem aumutliigsten Wege, durch die Gärten der anliegenden Landhäuser, zu der Kirche de Nossa Senhora da Gloria. Diese Kirche mit dem Convent, der früher als Jesuiten-Col- legium diente, liegt an einem Vorsprunge der Bay, etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt; es ist ein zierlicher und kühner Bau. Dicht an den steilen Ufern der Baj steht diese Kirche, aufgeführt auf einem grossen Gewölbe; eine grossartige Treppe führt hinauf I- " 12 90 zu ihr. Bezaubern d schön ist die Aussicht, von dieser Kirche aus, auf deu grossen Hafen; der Seewind hatte sich gelegt, ruhig, gleich einem Spiegel war die weite Wassermasse, die tief dunkelgrün ge- färbt ist, und dem Krystall an Durchsichtigkeit gleicht. Ave-Maria läutete man, als wir mit stummer Verwunderung die herrliche Na- tur anstaunten; die frommen Leute griffen nach dem Rosenkranz, und Alles stand still und entblösste das Haupt; tief gerührt verliessen wir den Ort. Der Kaiser kam noch zu unserer Zeit jeden Sonn- abend Morgens zu dieser Kirche gewallfahrtet; auch die verstor- bene Kaiserinn that es, und als ihr der Himmel die erste Erbinn schenkte, nämlich die Donna Maria, gegenwärtige Königinn von Portugal, erhielt sie den Beinamen da Gloria von dieser Kirche. Merkwürdig ist es, dass diese ganze Kirche in Lissabon gearbeitet ist; alle Steine dazu sind, völlig behauen, von dorther nach diesem Orte gebracht. Soviel vermogte einst die Geistlichkeit! Auf diesem Spaziergänge kamen wir bei Steinbrüchen vorbei, die hier am Wege nach der Stadt liegen. Es ist ein schöngefleck- ter Granit- Gneus, der hier gebrochen wird; der Glimmer liegt mehr nesterweis in der Masse, daher beständiger Wechsel im Gefüge. Herr Ilofmann *) hat darin Almadine gefunden, die sich auch in den Stücken befinden, die wir mitgebracht haben. An Kirchen und Klöstern fehlt es zu Bio de Janeiro keines- wegs, doch scheint uns das Brasilianische Volk weniger bigott zu sein, als die Völker der Spanischen Colonieen; auch die Zahl der Mönche und Priester scheint in Brasilien nicht so gross zu sein, als die in den Spanischen Colonieen; so giebt es z. B. auf Lu^onia mehr Geistliche als wahre Soldaten. Die Schloss -Capelle mit der Fronte auf den Palast -Platz gerichtet, ist eine der vorzüglichsten Kirchen der berühmten Kaiserstadt. Sie ist sehr einfach gebauet, in Form eines Kreuzes, aber überladen mit vergoldeten Verzierungen. Wir sahen hier zwar manches schöne Geschmeide, und manche Ohrringe mit Diamanten besetzt, die man den Heiligenbildern umgehängt hatte, aber mit dem reellen Reichthume unserer alten Dome am Rhein und in Ober- Italien, sind die Kirchen in Rio de Janeiro nicht zu ver- gleichen. Nur sehr wenige Candelaber von massivem Gold und Sil- ) Karsten's Archiv für Mineralogie, Gcognosie ctc. Btl. 1. p. 248. Y — 91 — her sind hier zu sehen. Neben der Schloss - Capelle ist die Kirche der Karmeliter- Mönche. Sie ist einfach, aber schön durch den schwarzen Sammet, mit dem die Wände gänzlich bedeckt sind. Ein Sarg, reich vergoldet, steht vor dem Hochaltar und daneben zehn Candelaher, ebenfalls vergoldet. Das Bild auf dem Hochaltar stellt eine Trauung dar, wahrscheinlich die erste des Kaisers Dom Pedro. Das Merkwürdigste in der Kirche do Carrno ist das Wappen Chri- sti; es besteht aus drei grünen Bergen, in einem einfachen goldenen Schilde, mit einem schwarzen Kreuze auf dem mittelsten; Sterncn- kranz und Dornenkrone, ineinander geflochten, als Ilelmschmuck. Decus Carmelis ist die Aufschrift. So schnell und angenehm uns die Tage in Bio de Janeiro ver- gingen, ebeh so lang wurden uns die Nächte, und eben so unan- genehm mussten wir sie verleben. Von dem Schmutze in den Häu- sern dieser Stadt kann sich Niemand eine Idee machen, als der, der das Leben und Treiben der Portugiesen selbst mitangesehen hat. Es war uns ein Grauen, wenn wir unser Schlafzimmer beziehen mussten, denn bei aller scheinbaren Pracht, bei Französischen Ta- peten und schönen Fuss - Teppigen, waren die Betten voller Unge- ziefer, das mit Jleisshunger über uns herfiel, da es schon lange Mangel an Nahrung gelitten hatte. Des Luftzuges wegen sind die Wände der Zimmer sehr leicht gebauet, und reichen nicht bis zur Decke; man wird daher von den Bewohnern der Nebenzimmer sehr unangenehm gestört; die Fenster und Corridor's stehen beständig offen und so kann die frische Luft ungehindert in die Zimmer tre- ten. Zufällig wohnten ein Engländer und ein Franzose, als unsere Nachbarn; durch harte Worte machten sic ihren Unwillen über den schlechten Schlaf laut, und wir accompagnirten in sonorem Deutsch, denn unsere gemeinschaftliche Qualen waren gleichen Ursprungs. Ueberhaupt war in unserm Gasthause eine merkwürdige Wirthschaft; Herr, Ober-Aufseher, Diener, Sclaven, Kinder, Katzen u. s. w., Al- les lebte bunt durcheinander. Die grossen Söhne des Hauses sassen, halber Tage lang, -an einem grausam verstimmten Instrumente und beleidigten, die Ohren der Gäste, auf eine unverzeihliche Art und W eise. Der geehrte Leser möge den Vortrag solcher Kleinigkei- ten verzeihen, uns scheint es, dass sie charakteristische Züge der Nation sind, zu deren Kenntniss wir einige Beiträge liefern wollten. 12 * 92 Die grosse Stadt St. Sebastiaö Rio de Janeiro ist ihrer schö- nen Lage wegen berühmt; viele Maler haben es versucht diese Ge- gend aufzunehmen, doch Alles, was wir bisher darüber gesehen, ist höchst ungenügend. Die Aufgabe ist zu gross; ein Bild der Art müsste in sehr grossem Maafsstabe entworfen werden, und würde vielleicht die Arbeit eines halben Künstler- Lebens sein*). Im grossen Theater zu Rio hat man die unglückliche Idee ausgeführt, und eine Ansicht des Hafens auf dein Vorhänge dargestellt! Die Strassen der Stadt sind lang und regelmässig gebauet, dabei sehr schmal und mit geschmacklosen Häusern besetzt. Nur einzelne Hauptstrassen sind etwas breiter, die Häuser darin 3- und 4 stockig, und mit kleinen Baikonen verziert, den die alten, düstern Gallerieen Platz gemacht haben. Es würde dem Fremden sehr schwer fallen, sich in dieser grossen und regelmässigen Stadt zurecht zu finden, da die Häuser fast alle weiss angeslrichen und von gleicher Form sind, wenn nicht der Schmutz, der die Häuser bedeckt, sie von ein- ander auszeichnete. Das Strassen -Pflaster ist sehr schlecht, und überall, wo die Cominunication nicht sehr lebhaft ist, wachsen Ra- sen hervor; die Eleusine indica var. ß. minor und Eragrostis verti- cillata N. ab Es. sind die gewöhnlichsten Sachen, die daselbst zu finden sind. Zwar sind sehr häufig, wenigstens auf der einen Seite der Stras- sen, breite Fliesen gelegt, aber man hat die Rinnen zum Abflüsse des Wassers nicht gehörig angebracht, und so pflegt es denn, so- bald es nur einige Stunden lang regnet, vor Schmutz nicht mehr zum Gehen zu sein; ganze Strassen werden überschwemmt und un- wegsam gemacht. Die Campo di St. Anna, seit der Krönung Campo da Acclamacaö genannt, ist ihrer ungeheuren Grösse wegen berüch- tigt; auf eben der Stelle, wo einst Dom Pedro als Kaiser von dem unermesslichen Reiche Brasilien gekrönt wurde, hat man zum An- denken ein kleines Häuschen aufgebauet, das Kaiserlicher Palast genannt wird. Nicht einmal die Mitte des Platzes hat man dazu gewählt, und dadurch schon der Ansicht geschadet. Auf der einen Seite des Platzes, dem Museum gegenüber, ist der Sitzungssaal der *) Herr Rugendas hat in seiner lroyage pit. aux Brasil (lieft 5. pl. 7.) die Klarheit des Wassers, in der Bay, ganz meisterhaft dargestellt, doch das Land ist zu sehr ent- fernt; die Ansicht der Stadt und der Kirche Kassa Senhora da Gloria ist auf ei- nem hesondern Blatte (lieft 5. pl. 9.) dargcstelll. 93 Senatoren; der der Deputirten ist auf dem Rathhause, dicht neben dem Palaste. Das Ifaus für die Senatoren ist recht niedlich; ge- genwärtig war es aber von allen Seiten mit Stangen gestützt, weil die heftigen Disputationen der Deputirten demselben mit Einsturz drohten. Während unserer Anwesenheit zu Rio war die Deputir- ten-Kammer beisammen, sie konnte mit dem Hause der Senatoren nicht einig werden, daher sie sich, laut der Constitution, am 17ten November mit einander vereinigten. Mit Blumen und lautem Beifall wurden die Deputirten in diesem Häuschen der Senatoren empfan- gen; die Sitzung war sehr stürmisch, doch hatte man zur allgemei- nen Sicherheit einige Truppen in Bereitschaft. Die Plaga do Rocio, jetzt Plaga da Constituigao genannt, ist ebenfalls ein sehr grosser Platz, an dem das Kaiserliche Thea- ter befindlich ist; in der Mitte des Platzes haben die Kaiserlichen, zur Feier des Fantom’s, das sie die Constitution nennen, ein Ge- bäude errichtet, das 24,000 Piaster kostete. Es ist leicht gebaut, die Säulen von Holz, aber in einem Style, der ächt griechisch ist und wenigstens beweist, dass noch Männer von Genie und edelem Geschmack zu Rio de Janeiro ansässig sind; wahrscheinlich stam- men sie noch von der ehemaligen Academie der Künste ab, zu der sehr ausgezeichnete Künstler, aus allen Ländern Europas, dorthin gezogen wurden. Am Abende der Feier ist das ganze Gebäude mit Lampen bedeckt gewesen, gegenwärtig lässt man es bis zum Na- menstage des Kaisers stehen. Höchst interessant, für den Fremden, ist der Besuch des Fisch- marktes und der Plätze, auf denen die Früchte und Kräuter für Menschen und für die Thiere zu kaufen sind ; sie befinden sich dicht am Ufer der Baj, zu beiden Seiten der Fontaine des Palast-Platzes. Welch eine Menge von Fischen, Krabben, Muscheln und Schildkrö- ten kommt hier zum Verkaufe! Schon in allen grossen See-Städten Europa s pflegt sich der Fischmarkt durch einen entsetzlichen Ge- stank auszuzeichnen, hier aber übertrifft die Unsauberkeit Alles, was man sich darüber vorstellen kann. Das Gewühl der Tausende von Farbigen, Viele davon fast ganz entblösst, Einige durch die sonderbarste Kleidung sich auszeiclmend, die hier schreiend durch- einander laufen ; dort betrunkene Neger , die schon am frühen Mor- gen sich schlagen, und hier wieder unförmlich dicke, sich zankende 94 Mulatten -Weiber. Der Frachtmarkt ist angefüllt mit Südfrüchten aller Art; süsse Orangen, oft von der Grösse eines kleinen Kinder- kopfes, mit feiner Schale und sehr saftreich, aber von wässerigem Ge- schmack, sind ausserordentlich gemein, die kleineren, wohlschmek- kenderen sind jedoch seltener. Das Clima scheint für diese Fracht, in der Umgegend von Rio de Janeiro zu feucht zu sein. Die Pom- pelmuss ist hier, wie überall, eine zu wässerige Frucht; um so schöner sind dagegen die kleinen Litnonien, die sehr stark, besonders zum Getränk," consumirt werden. Ananas, Tamarinden, Rosen -Ae- pfel (Eugenia Jumbos L.) , die Jam-Frucht (Artocarpus integrifolia)^ Manglen und manche andere Sachen, liegen hier neben einander. Von Cocos- Nüssen sieht man hier zwei Arten zum Verkaufe bringen, die kleine, die sehr unschmackhaft ist, wächst in der Umgegend von Rio und gehört wahrscheinlich der Cocos campestris (?) Mart. (Längs- dorffia psetido-cocos Raddi) an; die grössere aber, die gewöhnliche Cocos nucifera , wird von Bahia hiehergebracht, wo sie selbst von Afrika hinübergebracht worden ist. Bananen sind hier im grössten Ueberflusse, aber nicht so wohlschmeckend, wie im Orient; auch die süsse Kartoffel (Convolvulus Batatas) ist hier wässerig und von schlechtem Geschmacke; Yamb- Wurzeln (Dioscorea alata L .) sind in Brasilien sehr gross und werden häufig gegessen. Die Fracht der Arackis hypogaea , hier Mandubibohne genannt, ist recht wohl- schmeckend und wird zu Rio de Janeiro gern genossen; in China ist ihr Gebrauch allgemein verbreitet. Ausserdem findet man hier schöne Wassermelonen, Kürbisse, Flaschenkürbisse, Gurken, Zwie- beln, Salat, Kohl, Bohnen, Spanischen Pfeifer, Ingwer, ausseror- dentlich schöne Radieschen, die nirgend so wohlschmeckend und so gross sind, als hier, und noch eine Menge anderer Sachen, als die Mandiocca (Jatropha Manihot L.) , Majs und Zuckerrohr, die ge- wöhnlichen Nahrungsmittel der Sclaven. D as rege Treiben in der Umgegend dieser Marktplätze, das sich noch weit hin an den Ufern der Bay erstreckt, bietet dem Frem- den ein Schauspiel vom höchsten Interesse dar. Man mögte sagen, dass sich hier Völker aller Nationen und aller Sprachen beisammen- befinden; Tausende von Farbigen bieten dem Fremden, der sich hier sehen lässt, ihre Dienste an; die grossen Strassen, in der 95 Nähe des Palast-Platzes, die mit Kaufleuten angefüilt sind , sind be- ständig auch mit Menschen bedeckt. Hunderte von Sclaven, mit Kauf- manns - Hütern beladen, laufen hintereinander, ein monotones Ge- schrei ausstossend, woran der ganze Chor Theil nimmt, und was ihren Gesang darstellt, mit dem sie sich die Arbeit versüssen. Sie tra- gen Alles, seihst die kleinste Last, auf dem Kopfe; Hunderttausende von Caffee- Säcken, Farbehölzer, Kupfer, Zucker, Eisen u. s. w. werden so durch die Strassen nach dem Hafen hin und her trans- portirt. Nur sehr grosse Lasten werden auf grossen, ungeschick- ten Ochsen -Karren gefahren, die durch ihre hölzernen Achsen ein ganz entsetzliches Geräusch machen. Ueberall hei den Fontainen findet man eine Menge Negeressen, die mit Waschen beschäftigt sind und die, besonders des Abends, zu Hunderten neben einander ste- hen und noch vielmehr plaudern, als die Waschfrauen hei uns zu Lande. Die Brasilianischen Damen, und besonders die zu Rio de Ja- neiro , die sich gerne Caryocanerinnen (nämlich von der Quelle Car- yoca) nennen , sind so oft in den Werken der Reisenden als schön und liebenswürdig angepriesen worden; sie sind es auch in der That, doch den Damen Spanischer Abkunft stehen die Brasiliane- rinnen weit nach. Jene freien Sitten, die noch zu Cooks Zeiten*) in Rio de Janeiro, dem alten Sitze der Vice- Könige von Brasilien herrschten, sind verschwunden, die Gallomanie hat auch hier ihren Einfluss ausgeübt. Die Schönheit einer Caryocanerinn ist nirgends besser dargestellt, als von Herrn Rugendas**) ; dieser ausgezeichnete Künstler hat, auf einem Blatte, alle die liebenswürdigen Eigenschaf- ten dieser Damen zusammenzustellen gewusst; er wählte gerade denjenigen Augenblick zu seiner Darstellung, in dem die Dame, von einer Nonne begleitet, auf einer Gallerie ihren Geliebten erwartet, der hinaufzusteigen so eben im Begriff ist. Von der geistigen Aus- bildung dieser so reizend schönen Damen spricht man nicht viel; die Fremden zu Rio de Janeiro pflegen darüber zu witzeln, dass man die jungen Damen im Lesen und Schreiben nur darum nicht unterrichte, damit sie sich in Liebesabentheucr nicht einlassen kön- ¥) Ilawhesworth Geschichte der Seereisen II. p 29. **) Vojag, pit. lieft 14. pl, 16, SG nen, zu denen sie grosse Anlagen haben sollen. Die Kunst, den Fächer recht niedlich zu bewegen, ist wohl das Höchste, was sie zu erlernen haben; das Uebrige ist ihnen angeboren. Eine Caryo- canerinn im Morgenanzuge sieht nicht so reizend aus, als wenn sie Abends auf der Promenade, oder im Theater erscheint ; in dem un- ordentlichsten Aufzuge liegen sie stundenlang im Fenster und thuen nichts, als reiben sich die Zähne mit Orangenschalen, oder lassen sich von ihren Negressen den Kopf untersuchen. Ueber die Empfin- dungen, die bei dieser letzteren Beschäftigung erregt werden sollen, hat Herr von Eschwege *) sehr ausführlich gehandelt, so dass wir auf dessen Schrift verweisen können, wenn Jemand darüber nähere Auskunft wünscht. Schon den zweiten Tag unserer Anwesenheit zu Rio de Ja- neiro, benutzten wir zu einer Excursion nach der Lagoa de Roderigo Freitas. Wir schifften uns beim Palast- Platze ein, und zwar in einem, von Sclaven geführten Fahrzeuge; ein Maulthier mit unserer Provision war nach der Bota-foga vorausgesendet. Wir wurden von mehreren Deutschen begleitet, unter denen sich der junge Herr von Langsdorf, der Sohn des bekannten Kaiserl. Buss. General - Consuls befand**). Es war ein schöner Morgen, als wir langsam an den Ufern der Baj entlang fuhren; der Seewind wehte noch nicht im Hafen, daher die Oberfläche des Wassers spiegelglatt, klar und durchsichtig wie Krjstall erschien. Hunderte von kleinen Fahr- zeugen eilten, von allen Gegenden, der grossen Baj der Hauptstadt zu, und das laute Treiben der Menschenmasse, an den Ufern, con- trastirte sonderbar mit der Ruhe in der Natur. Eine Reihe von Landhäusern, reizender gelegen, als die am Como-See, ergötzten unser Auge; die ganze Catete, bis zur Bota foga, ist damit be- deckt. Wir landeten an einigen Klippen, die sich über das Was- ser emporhoben, und waren entzückt über die Jlenge von Seege- *) Brasilien. Erster Tlieil, 1830. p. 16. **) Anmerkung. Dieser liebenswürdige junge Mann wurde von seinem Vater, als derselbe Rio de Janeiro verliess, zurückgelassen; er genoss seine Ausbildung auf der dortigen Militair- Academie, wozu der reiche Vater demselben eine geringe Summe ausgesetzt hatte. Wir hatten das Vergnügen, diesem jungen Manne die Ankunft seines Vaters zu Antwerpen, zuerst miltheilcn zu können, da wir sie erst den Tag vor unserer Abreise aus Europa erfahren hatten. 97 schöpfen, die sich hier zum erstenmal In solcher Mannigfaltigkeit vorfanden. Die Felsen waren gänzlich mit Muscheln bedeckt, auf deren Schalen wiederum Corallen, Algen und Sertularien vegetir- ten. Actinien von der schönsten Purpur-Farhe sassen dazwischen, und erschienen wie Blumen, so dass man sie mit vollem Rechte See -Anemonen genannt hat. Zwei Arten von Asterias, eine kleine hellrolhe, und eine grössere, grünlich von Farbe, kamen hier vor; mehrere Arten See -Igel, eine dunkelrothe und eine bläulich grüne Art. Ein Heer von Krabben entfernte sich mit Blitzesschnelle, bei unserer Landung, nur die Taschenkrebse, in den Schalen verschie- dener Muscheln sitzend, konnten nicht entweichen. Die Menge der Naturalien war hier so gross, dass wir bald nicht wussten, wonach wir greifen sollten; in Zeit von einer Viertelstunde war das halbe Fahrzeug damit angefüllt, und wir mussten aufhören mit Sammeln. Unsere Excursion dauerte den ganzen Tag hindurch, und so ging später, der flitze wegen, fast Alles verloren, was wir hier an See- producten gesammelt hatten; die Echinen verloren die Stachel, die Actinien waren zusammengeschrumpft, die Muscheln waren in Fäul- niss übergegangen, und die Krebse hatten sich gegenseitig Beine und Scheeren abgerissen. Wir landeten in der Bota foga, wo ungeheuere Schwämme (Spongta dichotoma) die Ufer bedeckten; vor uns stand der Zucker- hut, jener steiie Felsen, der durch seine Form dem Seefahrer si- cher die Einfahrt in den Hafen von Rio de Janeiro zeigt; seine Höhe beträgt nach Beechey*), 1285 Fuss, doch seiner Steilheit we- gen wird Jedermann berühmt, der ihn besteigt. Als die Verstorbene Kaiserinn, die Erzlierzoginn von Oesterreich, in den Hafen einzog, waren einige Deutsche Soldaten auf die Spitze des Berges geklet- tert, und hatten die Flagge Oesterreichs daselbst aufgesteckt; die Portugiesen holten sic jedoch alsbald herunter. Bei dem Einzuge der jetzigen Kaiserinn, der Prinzessinn von Leuchtenberg, haben die Deutschen Soldaten, deren Kaserne am Fusse dieses Berges steht, ein Freudenfeucr auf der Spitze desselben angezündet. Die Praya Ver- melha ist die Festung zur Deckung der Bola foga; sie liegt dicht an der See, links am Zuckerhut und rechts am Telegraphenberge; ') Vor, II. j). 675. I. 13 98 in ihr sind die Kasernen für das Corps der fremden Truppen, das gegenwärtig aufgelösst ist *). Herr Schlichthorst**) hat die Sitten- losigkeit hei den Soldaten dieses Corps hinreichend geschildert, und wir wollen sie keineswegs vertheidigen, die Berichte aber, die im Jahr 1829 über die Rebellionen der Deutschen und Irländischen Trup- pen in Rio de Janeiro durch unsere Zeitungen verbreitet wurden, sind ganz übertrieben falsch. Die schimpfliche und entehrende Be- handlung, die diesen Truppen durch die Brasilianischen Oberofli- ciere zu Theil wurde, denen das Befühl für Ehre, wie es in der Brust des Deutschen und des Irländers eingewurzelt, fremd ist, nur diese wollten und konnten sie nicht länger ertragen. Wir beluden unsere Maulthiere und unseren Schwarzen, und begannen die Excursion, indem wir uns rechts w endeten von der Bota foga, wo eine enge Schlucht nach dem ausgebreiteten Tliale führt, in dem die Lagoa de Roderigo Freitas liegt. Der ganze Weg ist anfangs, von beiden Seiten, mit niedlichen Landhäusern be- bauet, deren Gärten mit der üppigsten Blumenpracht angefüllt sind. Hin und wieder blickt eine prachtvolle Palme neben den saftigen Bananen hervor; die goldrothen Blumen der Edwarsien, die wohl- riechenden Myrten, Tournefortien, die sensetiven Mimosen, Cleo- men, Paullinien u. s. w. bilden die Einfassung des Weges. Der Brillantkäfer ***) und eine Menge von schönen Baumwanzen bele- ben die Blätter und die Rinde der Gewächse; grosse Schmetter- linge fliegen wild von Baum zu Baum, und nur vergebens folgt man ihnen. Auf dem Wasser der kleinen Gräben, die hier den Weg ein- fassen, wächst die kleine Azolla brasiliensis , unserer Lenma (Enten- grütze) im Habitus gleichend. Sobald man aus der Schlucht in das offene Thal gelangt, findet man kleine Erhöhungen, deren Wände, des Weges wegen, gerade abgestochen sind; sie sind ganz mit einer gelblichgrünen Kruste bezogen, die an einzelnen Stellen mehr oder weniger dick, und zuweilen goldroth gefärbt ist. Die mikroskopische Un- tersuchung ergab, dass diese Gonferve, woraus die Kruste gebil- *) Anmerkung. Die Praya Vermelha, einst Porto di Martin Affbnso, wird als der- jenige Ort bezeichnet . woselbst Martin Affonso zuerst das Land dieser liay betrat. 1. c. Curculio imperialU. / — 99 — det ist, ein Ectocarpus *) ist, ein Pflänzchen ähnlich dein, wel- ches man hei uns Veilchen -Moos zu nennen pflegt, nur dass es hier, wie auch hei uns, im feuchten, frischen Zustande keinen Veil- chen-Geruch hat**); etwas später kommen wir nochmals auf diesen Gegenstand zurück. Ausserdem überziehen mehrere Flechten, als Collema plicatile Ach., C. azureum Sm., Cladoma pityrea 17 h. , Farmelia livido-rufa u. in. a., nebst einigen Laub- und Lebermoo- sen, die blosse Erde. Der Weg, den wir verfolgten, war einer der anmuthigsten; am Fusse hoher Bergrücken, deren Spitzen stets kegel- und glockenförmig emporstehen, aber vom Corcovado, dem höchsten der Gegend beherrscht werden. Ueberall zur Seite kleine Wohnungen und prächtige Gärten, meist Sommersitze der reichen Brasilianer, und der Rücken der Gebirgszüge mit Urwaldungen be- setzt; links eröffnet sich das Thal, in dessen Mitte der See liegt. Es ist dieser See, mit seinem brachen Wasser, gewöhnlich für sich abgeschlossen, nur bei hoher Fluth tritt das Wasser des Meeres über eine Sandbarre, und erneuert das Wasser des See's. Fische, Austern und manche andere Schnecken sind hier in Menge vorhanden. W ir können keineswegs der Meinung des Herrn Hofmann ***) bei- pflichien, und dieses Wasserbecken für einen Süsswasser- See hal- ten, der seinen Zufluss von den nahgelegenen Bergen erhält; uns scheint vielmehr, dass sich die Barre erst in neuerer Zeit gebildet, und so den See vom Meere abgeschlossen hat. Schon beim Ein- tritte in das offene Thal, wie auch besonders am Ufer des See s, liegen gewaltige Steinblöcke umher, die einst von den nahegelege- nen Bergen herabgekommen sein müssen. Es sind Granit -Blöcke, in denen sich häufig Quarz ausgeschieden hat, und entweder nester- weis oder in Adern durchläuft. Zuweilen bilden die Quarze kleine Höhlen in sich; und enthalten noch ausserdem grosse Granaten, die auch zuWoilen im gewöhnlichen Granit daselbst Vorkommen. 15er Granit und der Granit -Gneuss von Rio de Janeiro haben sich sehr genauer Untersuchungen zu erfreuen gehabt. Die Herren Pohl ****), *) Ect. licheniferus n. sp. **) Man selie unsere Abhandlung über diesen Gegenstand in: Nova Acta Acad. Caes. Leopold. Nat. Cur. Tom. XIV. Pars 11. p. 194. ***) 1. c. p. 247. ****) Nachrichten von den Oesferrcichischen Naturforschern in Brasilien, 1823. p. 163, 13 * 100 die Naturforscher auf der Expedition unter Capitain Freycinct *) , Herr Hofmann**), und mehrere andere Mineralogen, haben die Zu- sammensetzung dieses Gesteins vielfach untersucht, und sind zu dem Resultate gekommen, dass nicht leicht an einem andern Orte der Welt ein Granit vorkomme, der so reich an fremdartigen Gesteinen ist. Zur Seite des Weges fanden wir Thonlagen, die 30 und 40 Fuss hoch anstehen, und hoclibraunroth gefärbt sind. Dieser Thon ist nichts, als das verwitterte Gestein des Gebirges. Quarz findet man darin oft ganz unbeschädigt, während der Glimmer und der Feld- spatli schon zu Pulver verwandelt sind. Au anderen Stellen fin- det man den Gümmer noch weniger zersetzt, wie auf dem Wege zum Corcovado, und da ist auch die Färbung der Thonlage nicht so rolli, daher wir diese nur dem Eisengehalt des Glimmers zu- schreiben. Herr Hofmann hat schon darauf aufmerksam gemacht, wie verschiedenartig die Zersetzung des Granits in den Tropen und in unsern nordischen Gegenden ist; hier wird er wohl, durch den häufigen Wechsel von Nässe und Trockenheit, sowie von Kälte und Wärme, auf mechanische Weise getrennt und zerfällt in Grand oder feines Gerolle; in der Umgegend von Rio de Janeiro aber, findet eine chemische Zersetzung an der Oberfläche statt; die starken Re- gen spühlen die feine Erde ab und so häufen sich hier allmälig die Thonlagen auf Kosten der Gebirgsmassen. Diese rothe verw itterte Granitmasse nennt man, in der Umgegend von Rio de Janeiro, ganz allgemein Cascalho, und hält sie für goldhaltig, wozu w ohl die sehr feinen, glänzenden Glimmerplättchen, die noch darin liegen, Veranlas- sung gegeben haben mögen. Wir haben einige Händevoll dieser Cas- calho mitgebracht, doch haben wir keinen Goldgehalt darin auffin- den können. Einige Engländer, sagt man, sollen dem Staate be- deutende Summen für die Erlaubniss geboten haben, diese Erde durchsuchen zu dürfen; doch ist ihnen das Gesuch abgeschlagen worden. Wir kehrten zur Mittagszeit in einem kleinen Gasthause, Vende genannt, ein, das dicht am Wege liegt; ein Zimmer mit of- fenen Fenstern und Thüren, mit einem Tische und hölzernen So- pha’s wrard uns eingeräumt; rund herum um das Haus wuchsen die *) Voyage aut. du Monde. Pars I. p. 102* **) Karstens Archiv. Kd. I. lieft 2. p. 248 schönsten Pisange, in deren Schatten sich der Sclnvarze mit un- serem Maulthiere lagerte. Es ist ein unbeschreiblich angenehmes Gefühl, bei dem heiteren Himmel der Tropen -Gegenden zu athmen ; die Brust hebt sich so hoch und so leicht, und das Gemüth ist da- bei fröhlich gestimmt. Unser Mittagsmal bestand in Pisange, Oran- gen, Brod und Schinken, den wir mit uns führten. Aus dem Safte der Limonien, die hier überall zu haben sind, ward ein erquicken- des Getränk gemacht, das man Sangnia nennt. In Brasilien, wo der Zucker wächst, gebraucht man natürlich nur den Rohzucker; raflinirtcn, wcissen Zucker haben wir nirgends in Rio de Janeiro gesehen. Her Genuss der erhitzenden Weine, als des Port- Weins und des Madcira's, in diesen heissen Gegenden, ist anfangs dem Fremden sehr auffallend, doch er wird sich alsbald überzeugen, dass hei dem häufigen Genuss der Früchte, und bei der heftigen Trans- piration, gerade sie es siud, die der Gesundheit am meisten zuträg- lich sind. Nachmittags besuchten wir den Botanischen Garten, der in der Nähe des See’s gelegen ist; wir waren erstaunt, hier in Brasilien, wo zu unserer Zeit Alles im Verfall war, eine so vorzügliche An- stalt der Art zu finden. Schon durch Grösse, durch Ordnung und durch Reinlichkeit zeichnet sich dieser Garten auf das Yortheilhaf- teste aus. Mango - ( ' Mangifera indied) Bäume blühend und mit Früchten beladen, standen am Eingänge des Gartens, und grosse Hecken von Älpinia calcaratci empfingen uns. Der Hauptzweck, bei Errichtung dieses Gartens, war die Anpflanzung nützlicher Ge- wächse, durch deren Cultur der Wohlstand des Landes hätte geho- ben werden können; vortrefflich waren die Mittel, welche man dazu ergriff, doch die Nation scheint weniger Antheil daran genommen zu haben. Die Vanilla aromatica sahen wir hier in Blütlic und Früchten, die von äusserst angenehmem Gerüche w aren. Eine schat- tenreiche Allee bildete der Brodfruchtbaum der Südsee- Inseln (/tr- tocarpus incisa ), und die Carainbol- Kirsche (. Averrhoa- Carambola ) sahen wir hier zum erstenmal. Der Caryophyllus avomaticus , Lau- rus Cinnamomum, Piper nigrum , Myristica moscliata und der Chi- nesische Theo werden hier versuchsweise gezogen, und gedeihen sehr gut. Die Einführung der Thce-Cultur in Brasilien wurde un- ter dem Minister Grafen de Linhares beschlossen; mau hatte den — 102 Plan, einige Millionen Chinesen allmälig nach Brasilien zu verpflan- zen, und somit den ganzen Theehandel dem Chinesischen Reiche zu entziehen. Einige Hundert Chinesen, aber ohne Frauen, sind auch wirklich übergepflanzt worden; sie begannen den Anbau der Thee- staude, und, wie es schien, mit sehr gutem Erfolg. Gegen 6000 Bäumchen stehen hier, im Botanischen Garten, in Reihen gepflanzt, die einzelnen Stämmchen etwa 3 Fuss von einander entfernt, ganz so, wie wir es später in China gesehen haben. Es ist grüner Thee, der hier bereitet wird, und, wie wir glauben, die Thee - Pflanze von Haynan, aus der Nähe von Canton, eine Sorte, die an und für sich sehr schlecht ist, und die, schon seit langer Zeit, wenigstens von den Engländern, nicht mehr gekauft wird, sondern nur von den Nordamerikanern, und einigen anderen Nationen, zum Verfälschen der besseren Sorten verwendet wird. Wenngleich der Theebaum in der Nähe von Rio häufig blühet, und selbst reife Früchte trägt, so gedeiht er doch keineswegs so gut, als in China. Er bleibt sehr klein und bildet mehr Krone, während er in China höher, schmaler und dicker belaubt wächst. Die Theebäumchen in Brasilien sind dick mit Flechten #) bezogen , deren Wachsthum durch die grosse Feuchtigkeit der Luft ausserordentlich befördert wird. Es sind diese Flechten dieselben, die wir auf dem Theebaume in China gefunden haben, und also wahrscheinlich von dort her mit übergeführt sind; in China sind diese Schmarotzer- Pflanzen sehr klein und schaden dem Banin nichts, w ohl aber kann diess der Fall in Brasilien sein, avo sie sehr gross Averden. Der Thee, der in Brasilien gesammelt Avird, gehört zu den schlechtesten Sorten, denn ihnen fehlt das Acthe- risch -Aromatische, das dem Chinesischen Thee eigen ist. Es lässt sich dieser Mangel an Aroma, durch die grosse Feuchtigkeit der Luft erklären, denn eben so verliert bei uns, in nassen Jahren, der W ein an Qualität. Unser Aufenthalt zu Rio de Janeiro Avar am Ende der Regenzeit, und es verging selten ein Tag, ohne dass es regnete; das Psychrometer des Ilrn. August zeigte nie übcr2°Reaum. Differenz, Avährend Avir es in China häufig mit 5, und selbst mit 7° Reaum. Differenz beobachtet haben. Der hygroskopische Zu- stand der Luft ist, unserer 3Ieinung nach, weit mehr bei solchen *) Ranialina digitata n. sp., Parmelia clirysophtlialma exilis Fr., Parmelia pcrlata ctc. 103 Beurlheilungen zu berücksichtigen, als die Quantität des Regens, die jährlich an einem Orte niederfällt. Aber auch zugegeben, dass die Theepflanze durch langen Anbau, oder durch Versetzung nach trockneren Gegenden, der Qualität nach der Chinesischen Thee-Fflanze gleichkäme, so würde dennoch die Thee-Cuitur in Brasilien nicht bestehen können. Der Mangel an Arbeitern, die Höhe des Tage- lohns und überhaupt die Theuerung der nöthigsten Lebensbedürf- nisse, sind für Brasilien die unübersteigbarsten Hindernisse für die- sen Culturzweig; nie würde Brasilien den Thee so wohlfeil liefern können, als China; überhaupt möge kein anderer Staat sich diese Idee beikommen lassen ! Herr v. Eschwege *) hat uns über das Ende der Chinesischen Colonie unterrichtet; nämlich nach dem Tode des Grafen de Linkares wurden die Unterstützungen des Gouvernements immer spärlicher und seltener, und das Völkchen, das nicht desshalb sein Vaterland verlassen hatte, um anderwärts sich zu quälen oder im Cölibat zu leben, zerstreucte sich nach und nach und ergab sich dem Handel, den es eben so, wie die Juden, vorzugsweise Siebt. Eine Abtheilung dieses grossen Gartens ist nur der Blumen- zucht gewidmet; hier lindet man die schönen Gartenblumen Euro- pa^ neben duftenden Ileliotropien und den schönen Acacien IVeu- Ilollands; Gewächse aus hohem Breiten sind durch Strohdächer gegen die Einwirkung der Sonne geschützt. Leider fehlte es uns an Zeit, mit grösserer Sorgfalt den Garten besehen zu dürfen, denn dio Sonne neigte sich stark, und schon begann es etwas zu regnen, was dann auch bis Mitternacht ununterbrochen anzuhalten pflegte. Der Stifter dieses schönen und nützlichen Gartens wünschte einst, nach seinem Tode daselbst begraben zu werden; er erbauete sich zur Grabstätte einen Hügel, den er mit breitblätterigen Paspa- lum- Arten besäele, und sehr schön mit Rosen und Lebensbäumen ( Thuja occidentalis) cinfassle. Auf die Mitte des Hügels legte er selbst seinen Leichenstein; sein Körper wurde aber, da er ein Mönch war, in der Kirche seines Klosters begraben. Der ganze Garten wird diesem Manne einst ein Denkmal bleiben, das hoffentlich den Granit überleben wird, den er sich selbst legte! Reich beladen, aber ermattet, gelangten wir erst spät nach unserm Gasthause. •; 1. c. Theil 2. P. 9. 304 Mehrmals schon hatten wir den folgenden Tag zu einer Excur- sion nach dem Corcovado, dem höchsten Berge der Umgegend be- stimmt, doch heftige Hegen, die die Nacht hindurch angehalten, hat- ten die Wege so grundlos gemacht, dass man uns von diesem Vor- haben zurückhielt. Eines Tages endlich brachen wir zu dieser, lange erwünschten Excursion auf; es war ein prachtvoller Morgen, und wir glaubten eines schönen Tages gewiss zu sein, worin wir uns aber recht sehr irrten. Wir wurden abermals von mehreren Lands- leuten begleitet, worunter sich der Herr Geheime Kammer-Referen- darius Ackermann aus Carlsruh und Herr Dr. Stephani, Leibarzt Ihrer Majestät der damaligen jungen Kaiserinn, befanden. Ein Maul- v thier, reich beladen mit Vorrichtungen zum Sammeln, so wie mit der nöthigsten Provision für unsere ganze Gesellschaft, wurde vor- angeschickt. Schon auf der Höhe des Klosters St. Catharina fiel das Gepäck von dem Rücken des Maulthiers; der grösste Theil des Proviants ging dadurch verloren; das Papier zu den Pflanzen wurde nass, und alle Gläser zerschlugen. So begann eine kleine Reise nach der Umgegend der Stadt, und welch ein schlechter Trost war diess für uns, die wir noch so grosse Reisen beabsichtigten! Das Rei- sen mit Maulthieren hat, in der That, noch oftmals unsere Geduld auf die Probe gestellt. Wir gelangten auf die Höhe des St. The- resien- Klosters, und eine der prachtvollsten Aussichten bot sich un- serem Auge dar. Die ganze Bay mit ihren Inseln, ihren Festungen und der zahlreichen Flotte lag zu unseren Füssen, an ihren Uferu ausgedehnt, die grosse Kaiserstadt, mit ihren stolzen Kirchen und Klöstern; dicht vor uns senkte sich der Aquaeduct hinab, jenes be- rühmte Bauwerk Joaö V., das die Stadt reichlich mit gutem Trink- wasser versorgt. Eine Colonade, aus einer doppelten Rogenreihe bestehend, führt das Wasser, vom Kloster der heiligen Therese, über einen Theil der Stadt nach der Höhe von St. Antonio. Die Strassen der Stadt liegen tief unter den Bogen dieses Riesenbaues, dessen Kühnheit Erstaunen erregt. Auf der sechsten Platte, im historischen Atlas zu Freycinefs Reise, ist eine Abbildung von die- sem Theile des Aquaeducts gegeben. Während wir die majestäti- sche Gegend bewunderten, ertönte die Orgel der Kloster -Kirche mit dumpfer Musik, und gab zu andern Betrachtungen Anlass. Es ist ein Frauen -Kloster, das hier auf dieser Höhe steht; grau von Farbe uml fest vergittert. Wie viele Unglückliche, der Freiheit be- raubt, und abgesperrt gegen den Willen der Natur, mögen hier die Tage ihres Lebens schon verweint haben! Der schmale Weg führte uns neben der grossen Wasserleitung, die das Wasser der Caryoca, einer Quelle des Rio Catetes, vom Gipfel des Corcovado’s herabführt. Die Wasserleitung ist über 2 Stunden lang, äusserst fest und entsprechend aus Quadern aufge- führt. Sie ist, um Verunreinigungen zu verhüten, ganz verdeckt, nur in geAvissen Entfernungen sind zur Seite Oeffnungen angebracht, die mit eisernen Gittern verschlossen sind, aber den Reisenden den Wasserbedarf darbieten können. Die Mauern der Wasserleitung sind mit Moosen und Flechten bedeckt, und neben den SeitenöfFnun- gen vegetiren Marchantien auf das üppigste. Kaum waren wir eine Stunde gewandert, als uns ein dicker Wald aufnahm und jenen Reichthum der tropischen Vegetation zeigte, der uns bisher nur in Beschreibungen und Abbildungen bekannt geAvorden Avar. Unge- heuere Stämme von Cisalpinien, Lecythis, GcotFraeen, Rhexien und andere, himmelanstrebende Stämme sahen wir hier, behängt mit Schlingpflanzen der verschiedensten Art. Die feinblätterigen Mimo- sen, die prächtigsten Blumen der Bignonien, Bauhinien, Passifloren, der Justicicn und Lantanen, Gleomen, Clitoricn, Turneren und noch vieler anderen Pflanzen prangten hier durch den dicken Nebel, der uns umgab. Hier begann die reiche Ausbeute an Insekten, besonders aus der Familie der Baumwanzen und der Rüsselkäfer; oft bedeckten sie die Blätter einer Pflanze über und über, dass man das Grün derselben kaum sehen konnte. Wir hatten das Unglück, dass es alsbald zu regnen begann, wodurch die Käfer, und überhaupt alle Insekten in ihre Schlupfwinkel getrieben wurden; hier sassen sie dann versteckt zwischen Blättern, und Avaren nicht mehr aufzu- finden, in Avelchem Falle es sehr vorteilhaft war, irgend etwas un- ter dem Baume auszuspannen, und dann die einzelnen Aeste dessel- ben stark zu schütteln. ZuAveilen theilte sich der Nebel und es eröflnetc sich uns die Aussicht auf die Umgegend; zuerst erblickten Avir, rechts von un- serem W ege, das abgeschlossene Tijuca-Thal, das durch seine thurm- artigen Berge, durch die reiche Vegetation und durch die prächti- gen Gebäude des Kaiserlichen Palastes St. Christoval, so reizend I. 14 106 erscheint. Der spitzeste Kegel, von allen Bergen der Umgegend von Rio de Janeiro, ist der hei Moca con, einer Kaiserlichen Fa- cenda. Auf unserem Wege fanden wir häufig den Granit und den Granit-Gneuss zersetzt; grosse Thonlagen von 10 his„40 Fuss Mäch- tigkeit, und halbröthlich von Farbe, gaben der mächtigen Vegetation die Mittel zur Befestigung. In dem verwitterten Gesteine fanden wir oft die Quarze unverletzt und den Glimmer in grossen Platten, gleichfalls weniger zersetzt als der Feldspath. Häufig waren noch die ganzen Quarz-Adern unverletzt, wie sie das Gestein nach allen Richtungen hin durchzogen hatten. In den Ritzen der nackten Fel- sen sassen die candelaberartigen Cactus befestigt, und daneben schöne Farrn oder Flechten und Moose. Bald eröffnete sich zur Linken das Laranjeiras- Thal, das uns die Aussicht auf einen Tiieil der Bay, auf die Bota foga, die Lagoa de Roderigo Freitas und bis zum Meere hin darbot, das sich endlich in Nebel verbarg. Wie schön auch immerhin einige Gebirgs-Gegenden im nördlichen Europa und in der Schweiz sind, wie lieblich jene in Italien, so sind sie dennoch mit den, in den Tropen -Gegenden nicht zu vergleichen; die Ueppigkeit der Vegetation, das frische, helle Grün, oft mitten unter dem dunkeln, glänzenden der Urwälder; die auffallende Ver- schiedenheit in der Physiognomie der Gewächse, dabei das milde Clima und der tropische Himmel darüber, alles dieses glebt den Ge- genden so etwas freundlich Reizendes, so etwas Einnehmendes, das mit dem ernsthaft Finstern unserer Tannen- und Eichenwälder so auffallend contrastirt. Ja diese düstere, ernsthafte Natur ist es, die die schwermüthige Poesie des Nordens erzeugt hat; schon unter Italiens Himmel wurden freundlichere Bilder geschaffen. Zu unserem Leidwesen begann der Regen von Neuem, und raubte uns nicht nur Viel von dem Genuss, den uns dieser Tag ge- schenkt hätte, sondern verminderte auch unsere Ausbeute an Insek- ten und Amphibien; die Pflanzen wurden nass eingesammelt und eine grosse Anzahl von ilinen gingen dadurch verloren. Wir ge- langten endlich zum Anfänge der Wasserleitung, wo wir, vom schlech- ten Wetter sehr ermüdet, die erste Station hielten; es ist dieser Punkt am Fusse des Gipfels von Corcovado gelegen ; die Gebirgs- masse liegt hier, auf grossen Strecken zu Tage, über die die Ca- rvoca, ein Zufluss des Rio Catetes, brausend herabstürzt, und zum 107 Theil für den Aquaeduct eingefasst ist; die schönsten Pflanzen, dar- unter die seltensten Farrn stehen hier, in unglaublicher Menge, dicht neben dem herabstürzenden Wasser. Das Wasser der Caryoca ist sehr rein und wohlschmeckend, wodurch Rio de Janeiro eineu Schatz besitzt, der nur selten den grossen Städten der Tropen zu Theil wird. Herr Gaudichand *) hat eine qualitative Analyse dieses Was- sers bekannt gemacht; er schöpfte es aus der Fontaine des Palast- Platzes und fand darin etwas viel Exlractiv- Stoff, ferner schwefcl- sauern Kalk, Kochsalz und salzsauere Magnesia. Den Gehalt von Extractivstolf mögten wir dem Aufenthalte des W'assers im Aquae- duct zuschreiben, in dessen Innern sich eine grosse Menge von Laub- und Lebermoosen, von Faden-Pilzen und grossen Spinnen befindet. Die Gebirgsart, die bei der Einfassung der Quelle zu Tage kommt, ist ein sehr dichter Granit, der in parallelen Platten, von 2 bis 3 Fuss Mächtigkeit gelagert ist; er fällt in einen Winkel an 35° und streicht an der Stelle, wo das Wasser darüber hinweg- slürzt, W. 230° N. Herr Ilofmann **) hat eine Lage Rasalt von 1J Fuss Mächtigkeit aufgefunden, die diese Granit -Platten gangar- tig durchstreicht; obgleich uns diese Beobachtung damals schon be- kannt war, so war es uns, bei dem Regen, nicht möglich den Basalt- gang aufzufinden, besonders weil die Glätte des Gesteins nicht erlaubte überall umherzugehen. Dieses Durchstreichen basaltartiger Gänge im Granit, der iu Gneus übergeht, ist eine sehr auffallende Thatsa- che, die wir das Glück hatten, auf der östlichen Hemisphäre, an den Küsten von China abermals zu beobachten. Man hat den Granit von Rio de Janeiro bisher für Urgebirge gehalten und ihm, unserer Meinung nach, ein viel zu hohes Alter zugeschrieben. Das Grob- körnige seines Gefüges, der häufige Wechsel in Korn und Gefüge, die Häufigkeit und Verschiedenheit der fremden, einliegenden Steine, und noch vor Allem die spitze, kegelförmige Gestalt der Berge in der Umgegend von Rio de Janeiro, Alles dieses sprach sehr ent- schieden dagegen; doch das Auffinden des Basalt- Ganges , durch Herrn Ilofmann, mögte jetzt die Sache entschieden haben. Wir halten demnach den Granit- Gneus von Rio de Janeiro, für ein sehr *) Voyage autour du Älonde par Freycinet. IJotanique pag. 12. **) 1. c. P. 249. 14 * 108 jnnges Glied der Uebergangs-Formation; sein überlagerndes Gestein haben wir selbst zu sehen nicht Gelegenheit gehabt; wir wissen aber durch Herrn v. Eschwege, dass es ein grauer, sehr höhlenrei- cher Kalkstein ist; von Versteinerungen in diesem Kalkstein spricht Herr v. Escliwege freilich nicht, wir mögten aber an dem Vorhan- densein derselben kaum zweifeln , besonders da uns -zu Rio de Ja- neiro von einem Deutschen, Herrn Boellinger, ein Stück eines grauen Kalksteins initgetheilt wurde, das derselbe 2 Meilen von der Stadt, iu den Schluchten des Monte sereno gefunden haben will; dieses Gestein ist ganz gefüllt mit mikroskopischen Muscheln *). Von der (Quelle an, wo wir die erste Station hielten, erhebt sich der Gipfel des Coreovado gleich einem spitzen Kegel, an des- sen Seite sich der Weg zu seiner Spitze hinaufschlängelt. Von hier schon beginnt die Region der baumartigen Farm, und Bambusen treten auf; überall dicker Urwald und auf der dicken Schicht von Dammerde die üppigste Vegetation. Hier sammelten wir den Cype - rus polystachyus II. Br ., den wir auch auf Oahu und in China ge- funden haben, den C. densiflorus Meyer , den C. subulatus n. sp. **), die Kyllin gia odorata Vahl , die Fimbristylis brizoidis , die Nemo- chloa turbinata n. sp.***). Die Anzahl der Farrnkräuter ist verhält- nissmässig überwiegend; zu den seltensten, die liier Vorkommen, gehört das Diplazium pulcherrimum , das Polypodium axillare Raddi , das Polypodium corcovadense 11. und eine neue Art ****) ? die 15 bis 20 Fass hohe Stämme bildet und fcinzerl heilte Wedel trägt, die 7 bis 8 Fass lang sind, und durch den leisesten Wind in beständiger Be- wegung erhallen werden. Ueberhaupt kennen wir keine schönere Pflanzenform, als die der Farrn, die wahrhafte Stämme bilden, sie *) Doch wahrscheinlich Süsswasser- Muscheln. Cyperus subulatus n. sp. C. culmo trigono , umbella composita multiradiata . splcls oblongis ternis senisque, spiculis svbulatis trifloris bractea longioribus, involucro 8 — 9 phyllo umbella longiore, valvulis ova- tis acutis plurinerviis } caryopsi ob/onga trigono. ***) Nemochloa turbinata n. sp. N. corymbis axillaribus laxis bracteis angustis, foliis lanccolatis margmc scabris , culmo trigono. »**¥) Polypodium speciosum n. sp. ( P. aculeato Raddi affin.) Frondibus supradecompositis bipinnatis pinnulis pinnati/idis Iürsutts} laciniis linearibus acute dentatisj murgine rqflexis, stipite obtuse tetragono hirsuto. \ 109 sind höchstens armdick, und steigen his zu 20 Fuss und darüber an, sind auf ihrer ganzen Fläche ohne Blätter und nur an der Spitze belaubt. Die hohen Stämme der baumartigen Farrn haben gegenwärtig die Aufmerksamkeit der Botaniker auf sich gezogen, da die Kennt- niss ihrer inneren und äusseren Struclur, für die Erkenntniss der versteinerten Earrn von grösster Wichtigkeit ist. Das Stück des interessanten Folypodmm corcovadense Raddi , das Herr v. Martius aus Brasilien mitgebracht, und das von Nau in den Abhandlungen der Münchener Akademie abgebildet ist, war lange Zeit hindurch das einzige Bild, das von dem Stamme baumartiger Farrn eine Ansicht gab. Erst Herrn Links *) Untersuchung richtete die Auf- merksamkeit auf diesen Gegenstand hin, der, wie man fand, wegen Mangel an Material so sehr vernachlässigt war, wie überhaupt die gesainmte speciell vergleichende Anatomie der Pflanzen. Der Gegenstand, von dem hier die Bede ist, hat aber auch in der That seine grossen Schwierigkeiten, besonders da die Verschie- denheit, in dem Baue der einzelnen Gattungen dieser Familie, so ausserordentlich gross ist, wie nie in einer anderen Familie, ja selbst Arten von ein und derselben Gattung, jenachdem die Pflanzen baum- artig, srauchartig oder krautartlg sind, zeigen eine grosse Verschie- denheit in ihrer Struclur, wenigstens in Hinsicht ihrer äusseren Form, wenn sie auch, dem Wesen nach, in allen Arten einer Gattung gleich ist. Wir haben auf unserer Ileiso sehr verschiedene Formen dieser bäum- und strauchartigen Farrn mitgebracht, sowohl aus Brasilien, wie von den Sandwichs - Inseln und den Philippinen, und wollen hier, ganz im Kurzen, die Resultate ihrer Untersuchung mit- Iheilen; eine ausführlichere Arbeit über diesen Gegenstand, mit vie- len Abbildungen begleitet, wird nächstens an einem anderen Orte erscheinen. Der Stamm der strauch*- und baumartigen Farrn ist, unserer Meinung nach, eine Art des wahren Stammes, d. h. eben so, wie cs der Culnius der Gräser u. a. m. ist. Der Meinung des Herrn Link, dass der Stamm dieser Pflanzen durch eine Zusammensetzung aus Blattstielen erklärt werden könne, können wir nicht beitreten; *) Linuaea von 1826. p. 416- 110 Lei krautartigen und unvollkommen ausgebildeten staudenartigen Pfl anzen dieser Familie wird allerdings, bei dem ersten Anblicke, eine solche Meinung sehr wahrscheinlich, doch bei deu höher entwickel- ten, den wahren strauch- und baumartigen Farrn- Stämmen, scheint es unzweifelbar, dass diese Stämme wahre Stämme sind, und sich ebenso verhalten, wie die Stämme der höchsten Dicotyledonen. Bei einigen Arten und Gattungen fallen die Blattstiele, nachdem sie ab- gelebt haben, ganz dicht auf der Oberfläche des Stammes ab und lassen diesen ganz platt, so dass er sich schlank emporheben kann; bei anderen bleiben kurze Stiele zurück, oder Höcker und selbst dicke Knoten, die vielfach verschieden geformt, und oft äusserst niedlich sind. Es ist sehr interessant, dass gerade hier bei den Farrn, wie cs z. B. der Stamm von Polypodium axillare lladdi zeigt, diejenige Stelle, wo später die Blattstiele abfallen, schon in früherer Zeit durch eine besondere Bildung angedeutet ist; ein Fall, der nirgends so deutlich zu sehen ist, als gerade hier. Die Farrn -Stämme sind, in Hinsicht ihrer Structur, den Stäm- men der Cycadeen mehr verwandt, als man dieses bisher vermuthet hat; im Allgemeinen bilden bei ihnen die Holzbündel, zwar ge- trennt von einander, einen Holzring, der mehr oder weniger am Rande des Stammes liegt. Meistens sind es fünf grosse, bandför- mig ausgedehnte Spiralröhren -Bündel, welche, jedesmal umgeben von einer Lage braungefärbten Pleurenchym's oder Prosenchym's, in Form eines Kreises gestellt sind, und den wahren Holzring ver- treten, der bei den Cycadeen vollständiger und mehr zusammenhän- gend ausgebildet ist. Dieser Holzring, der fest geschlossen ist, fin- det sich allgemein in den Stämmen der Gattung Polypodium u. m. a. Schneidet man einen Polypodium -Stamm horizontal, d. h. parallel mit der Erdoberfläche durch, so sieht man, gleich beim ersten Blicke, diese fünf einzelnen Holzbündel , welche deu eben gedachten Holz- ring bilden; jedes dieser Bündel stellt, mehr oder weniger regel- mässig, das Segment eines kleinen Kreises dar, das mit seiner con- vexen Seite nach dem Centrum des Stammes, und mit der conca- ven nach der Peripherie gerichtet ist. Es werden diese Holzbündel durch eine schmale Einfassung von rothbrauner Farbe angedeutet, die ringsumher mit gewöhnlichen, gelblich gefärbten Zellengeweben eingefasst sind; diese braune Einfassung des Holzbündels besteht, 111 in allen vollkommen ausgebildeten Stämmen dieser Familie, aus wahrem Pleurencbyin, das von ausserordentlicher Festigkeit ist. Am inneren Rande dieses braunrothen Ringes liegt eine ganz dünne Schicht von kleinen parenchjmatischen Zellen, die ganz dick mit Amylum -Körnern angefüllt sind, und eben durch diese den glänzend weisseu Yorstoss machen, der bei einigen Arten, wie z. B. hei Po- lyp odium speciosum nob . , innerhalb des braunen Ringes zu sehen ist. Innerhalb dieser, Amylum - Körner haltigen Schicht liegt eine sehr feine Einfassung von schmalen, langgestreckten parenchjmati- scheu Zellen, welche nnuiittelbar das Bündel von sehr grossen Spi- ralröhreu umfassen, die jedesmal in gestreifte Spiralröhren meta- morphosirt sind. Es ist diese Anwendung des Ilolzbündels ganz und gar abweichend von der in höheren mono - und dicotyledonischen Bilanzen, und verdient ganz besondere Aufmerksamkeit. Innerhalb dieses ISolzrings ist der Stamm mit lockerem, grosszelligem Zellen- gewebe angefüilt, das gleichsam die Stelle des Marks bei höheren Pflanzen vertritt, aber hier, so wie dort, ohne weitere besondere Bedeutung ist, sondern nur allein zum schnellen Wachsthume dient, ja sogar in einigen Fällen in der Famlilie der Farm gänzlich fehlt. Biese markige Zellenmasse , im Innern der Farrn- Stämme, ist ent- weder ganz reine Zellenmasse, ohne irgend eine Spiralröhre, wie z. B. bei unserem Polypodium speciosum , wo dann einzelne kleine Holzhandel, die eben so angeordnet sind, wie die grossen vorher beschriebenen, zwischen dem grossen Ilolzringe und der Rinde des Stammes Vorkommen; oder es ist auch diese innere Zeilenmasse durch feine, aber sich verästelnde Holzbündel durchzogen, lind dann sind diese ausserhalb des grossen liolzringes, nämlich zwischen ihm und der Rinde, nur äusserst seiten; ein Fall, der häufiger vor- kommt, als der ersterc, wo im Innern des Stammes alle Holzbündel fehlen. Bei den meisten Farrn ist der Stamm für die ganze Dauer des Lebens gefüllt; bei einigen trocknet derselbe mit zunehmen- dem Alter ein, und es entstehen dann Lücken in demselben, die zuweilen, wie z, B. in Struthiopteris germanica , ganz regelmässig geformt und niedlich aneinander gestellt sind. Diese Angaben mögten wir für den, mehr oder weniger nor- malen Bau der Farrn -Stämme gelten lasson, dessen einzelne Theile, jenachdeui sie sich öfters wiederholen, oder eine verschiedene An- Ordnung unter sich eingehen, die grossen Verschiedenheiten hervor- bringen, welche die jetzt lebenden Farrn, ganz besonders aber die versteinerten, in so hohem Maasse aufzuweisen haben. Der Stamm von Blechnum fontanesianum Gaudick den wir von den Sandwichs -Inseln mitgebracht haben, ist von dem hier an- gegebenen Baue ganz und gar abweichend; er bestellt gänzlich aus braungefärbtem Pleurenchym *); im Inneren desselben, dicht um das Centrum herum, stehen 5 bis 6 Bündel, die ganz und gar aus gestreiften Spiralröhrcn bestehen, und von einander durch eben dasselbe Pleurenchym getrennt sind, das den ganzen Stamm bildet. Die kleinen Spiralröhren- Bündel , welche man in diesem Stamme hie und da noch ausserhalb dieses grossen Kreises erblickt, sind nur kleine Aeslchen, die, von den grossen Bündeln abgehend, zu den Blattstielen laufen. Diese grossen Spiralröhren -Bündel, deren 5, wie wir glauben, die Normal -Zahl ist, verbinden sich zuweilen unter sich, und laufen dann wieder getrennt nach der Spitze des Stammes hinauf. Zu jedem Blattstiele, der vom Stamme aus sich entwickelt, giebt einer dieser Bündel von Spiralröhren einen Ast ab, der aber durchaus von keinem anderen, besonderen Zellengewebe be- gleitet wird, als von dem Pleurenchym, das den ganzen Stamm bildet. Durch diesen sehr sonderbaren Bau, der ganz besonders darthut, dass der Stamm der Farrn nicht, als aus Blattstielen zu- sammengesetzt zu betrachten ist, wird auf dem Querschnitte des Stammes dieser Pflanze durchaus nichts von demjenigen gesehen, was wir oben auseinandergesetzt haben, und was bisher die ver- steinerten Farrnkräuter charakterisirt hat. Noch anders ist der Bau in einem Farrn -Stamme, den wir von Manila mitgebracht haben, der aber recht sehr gut zu vielen der versteinerten Formen passt, welche besonders in der sehr schätzens- werten Schrift von Herrn Cotta**) abgebildet sind. Dieser Stamm war 3 Fuss hoch und 10 bis 12 Zoll breit, und glich seiner äusse- ren Form nach weit mehr einer Zamia, als einem Farrn-Stamme; nach einem deutlichen Ilolzring, der in der Nähe der Binde gelagert ist, sucht man bei diesem Stamme ganz vergebens, ebenso wie nach *) Der liier verkommenden Kunslnamen wegen, verweisen wir auf unsere Pli^'tolomie. Berlin 1830. ¥*. Die Dendrolitlien. Dresden und Leipzig 1832. 113 dem festen brauögefärbten Pleurenchym, was in den übrigen Farrn- Stämmen eine solche Hauptrolle spielt. Im Inneren dieses Stammes besteht die formirende Masse aus Prosenchym, das oft sehr gross- zeilig ist, und, wenigstens nach der Mitte desselben zu, ganz dick mit Amylum -Körnern gefüllt ist, die die grössten sind, welche wir bis jetzt überhaupt bei Pflanzeu gesehen haben. Hier in dieser Zellenmasse sind die Spiralröhren - Bündel unregelmässig vertheilt, sie verästeln sich, und laufen so unregelmässig nach allen Seiten hin, dass man ihre normale Stellung nicht herauslinden kann, besonders da die Spitze des Stammes auf dem Transport verstockt ist. Auf dem Querschnitte sieht man bald runde Spiralröhren -Bündel, bald mehr oder weniger bandförmig ausgebreitete, die dann aber weiter nichts, als horizontal verlaufende Aeste der anderen Bündel sind. Es mögen diese letzteren Bemerkungen ganz besonders beach- tet werden, wenn man in versteinerten Farm die verschiedene Form der sogenannten Ilolzbündel erklären will. Viele von diesen Holz- bündeln sind nur Spiralröhren -Bündel, und diese geben, durch ih- ren mein* oder weniger horizontalen Verlauf, bei Verästelungen die Hauptursache zur Entstehung solcher Figuren. Die Anordnung der Spiralröhren in den Wurzeln dieses Farrn- S tarn m es , die überall zwischen den Blattstielen hervorkommen, und ganz allein den ungeheueren Stamm in den Hitzen eines Felsens, unmittelbar über der Oberfläche eines Flusses befestigten, diese An- ordnung ist ganz sternförmig und gleicht der Art von Figuren, die ebenfalls, in der Schrift des Herrn Cotta, bei einigen versteinerten Farrn abgebildet sind. Nach dieser Abschweifung, die gewiss einigen der verehrten Leser dieses Buches interessant sein wird, kehren wir zu unserer Excursion zurück; es war in einer tiefen Schlucht, an deren Wän- den die prachtvollen Stämme unseres Polypodium spcciosum schlank hinaufragten; in der Höhe ihrer Wedel, die vom feinsten Luftzüge in beständigem Zittern erhalten wurden, zog sich der Fufssteig herum, den wir verfolgten, und daneben glänzten die scharlachro- then Blumen der Heliconcn. Im tiefen Schatten wucherte die Dic- tyopliora brasiliensis *), dieser sonderbare Phallus, der mit seiner *) Anmerkung, In 1. neuester Zeit sind aus diesem Pilze die neuen Gattungen So- 15 114 schneeweissen Farbe auf das auffallendste aus dem tiefen Grün her- vorsticht. Der Siegen hielt noch immer an, zwar war er nicht heftig, hatte aber schon jetzt die Dammerde so aufgeweicht, dass es sehr schwierig war, zu marschiren; unsere Begleiter verloren die Lust dazu , als wir kaum noch eine halbe Stunde von dem Gipfel des Berges entfernt waren, und so mussten wir uns entscldiessen , Halt zu machen. Auf den Felsen- Blöcken , mitten in einem kleinen Bache, der von dem Gipfel des Corcovado's kommt, lagerten wir uns; das schönste Wasser, das wir zu jedem Trünke von Neuem schöpften, floss zu unseren Füssen vorüber, und durch die dicke Krone des Waldes, der sich über uns wölbte, wurden wir beinahe vor dem Regen geschützt. Durchnässt und ermattet, wie wir waren, schmeckte uns das Mittagsmal, das wir hier einnahmen, ganz köst- lich. Auch die Temperatur der Luft war erfrischend, denn das Quecksilber im Reaumurschen Thermometer zeigte nur 16° und in dem W asser des Baches sogar nur 15,8°, während correspondirende Beobachtungen im Hafen, zu eben derselben Zeit, die Luft zu 18,4° Reaum. angaben. Eben dieselbe Temperatur hatten wir auf der ersten Station, bei der Einfassung der Quelle gefunden, wo sie wahrscheinlich einem Strome warmer Luft, der aus dem Laranjeiras- Thale aufstieg, zuzuschreiben war. Die Höhe unseres Standpuncktes, während der Mittagsmalzeit, betrug nach unserer Barometer -Messung 1875 Fuss Engl.; das Psj- chrometer des Herrn August gab hier 0,7° Reaum. Differenz, während es zu eben derselben Zeit im Hafen, und zwar am Bord des Schiffes, woselbst es bezogen war aber doch nicht regnete, eine Differenz von 1,4° Reaum. zeigte * *). Der kleine Wyaldbach, in dem wir ausruhten, muss zuweilen ausserordentlich reissend sein; grosse Bäume waren entwurzelt und lagen übereinander, gegenwärtig einem Heere von Schmarotzer- phronia Gaud. und Rctigerus Raddi gemacht, doch ganz mit Unrecht; es gehört dieser Pilz zur Gattung Dictyophora Desraux, und ist hei Gaudichaud fehlerhaft dargestellt. *) Anmerkung. Die Höhe des C’orcovado’fi beträgt nach barometrischen und trigo- nometrischen Messungen, die auf lim. Beechey's Kcisc nngeslellt wurden, 2306 Fuss 8 115 Pflanzen als Boden dienen d; gewaltige Blöcke, in seinem Bette, be- wiesen die Verheerungen, die das Wasser dieser Quelle zuweilen anrichtet. Die kurze Zeit unseres Aufenthaltes daselbst wird unse- rem Gedächtnisse nie entschwinden; es war zum erstenmal, dass wir, mitten in einen Urwald gelagert, Alles dasjenige zu Gesicht be- kamen, was berühmte Reisende hierüber geschildert und durch pracht- volle Abbildungen versinnlicht haben. Während wir die Steine im flache aufhoben und rasche Taschenkrebse verfolgten, die sich dar- unter verborgen hielten, und während unsere Reisegefährten sich nach Insekten umsahen, wurden von unserem Schwarzen niedliche Körbchen aus den Blättern der hiesigen Cocos- Palme verfertigt. Nicht genug konnten wir die Ueppigkeit in der Vegetation bewundern, nicht ge- nug die sonderbaren Formen der Gewächse anstaunen, die hier, dicht verflochten mit einander, das weitere Vorschreiten hinderten. Ilymenaeen, Geoffracen, Rhexien, Mclastomen, Lecythis standen wild durch einander, verbunden durch Lianen, die wie Taue eines Schif- fes sich durchkreuzten. Die Rinde der Räume, bedeckt mit breit- blätterigen Pothos, deren grosse, weisse Blume so ahnungsvoll aus dem dicken Grün hervorsticht; daneben schiefblättrige Bignonien, Piper-Arten, Usncen* **)), scharlachrothe Loranthus und glänzende Tillandsien #®). Hier schöne Lantanen, Turneren und Clitorien; dort Concolvulaceen, sonderbare Dorstenien, Cynanchen, Epidendra und Pitcarnien. Aber Bäume mussten wir erst fällen, um ihre Blumen zu erhalten, z. B. das Solanum lepidotum Dun. Die Rinden dieser Bäume waren herrlich mit Flechten und Jungermannien verziert; hier sammel- ten wir die Graphis Sandalon n. sp ., G. opaca n. sp., G. tenella Ach. , Glyphis favulosa Ach., Lecanora subfusca , Darmelia astroides Fr., Lecidea urceolata Ach., Leiogramma punctiformis Eschw. mit P ar- me lia speciosa, besonders auf trockenen Rinden. Lecidca versatilis, Darmelia perfor ata Ach., Sticta limbata, bedeckt mit Jung er man- nia curtistipula Ne es v. Es., Ramalina costata n. sp., Jungerman- nia sinuata Schwarz., J. Martiana jV. v. Es. und J. dichotoma N. i\ Es. u. s. w. Neben einem Rasen von niedlichen Anemien ***) *) Usnea articulata Fr. c. Jruct. **) T//Z. stricto Sm. *¥¥) A. repens Radili. 15 * fanden wir eine ausserordentlich grosse Spinne , mit goldgelbem Bauche, die erst wenige Stunden vorher gestorben zu sein schien, da sie noch so gut erhalten war. Sehr häufig wuchs hier an den Stämmen der Bäume der niedliche Ectocarpus licheniferus n. sp.f dessen wir schon früher (pag* **). 99) gedachten; er bildet hier eine Va- rietät, die wir Var. arborea nennen, und die sich in mancher Be- ziehung auszeichnet. Die Fäden dieser Conferve sind hellgrün ge- färbt, stark mit einander verfilzt, und in Form eines Boletus vom Stamme abstehend. Es ist dieses dieselbe Pflanze, auf der zuwei- len die sonderbare Patellaria Chamissoi nab. vorkommt, welche einst Herr Ehrenb erg irrthümlich, als zusammenhängend mit dem Ectocar- pus, unter dem Namen Coenogonium Linkii*') beschrieben hat. Im bota- nischen Theile unseres Reiseberichtes werden wir durch Abbildungen den Zusammenhang dieser niedlichen Flechte mit den Fäden der Conferve darstellen, und damit alle ferneren Zweifel über diese Pflanze entfernen. Auf dem kleinen Basen dieser Conferve, welche in der Nähe der Lagoa de Freitas die Erde bezog, sahen wir nie- mals diese parasitische Flechte, und auch in den Wäldern ist sie nur selten; meistens ist der Ectocarpus ohne dieselbe. Eine ähnliche Art dieser Pflanze fanden wir, unter gleichen Verhältnissen, auch auf der Insel Manila, aber auch diese sahen wir nie mit jenen Flechten - Früchten, wohl aber mit den ihr angehörigen Conferven -Früchten. Leider mussten wir bald den Rückzug antreten, um noch vor Nacht im Hafen einzutreffen. Wir mussten zwar denselben Weg zur Rückreise einschlagen, waren aber mit der Ausbeute sehr zufrieden, da wir fast eben so viele neue Pflanzen jetzt, als vorher auf der Hinreise fanden; es beweist dieses erst recht den grossen Reichfum der Vegetation in diesen Gegenden. Von der Fassung des Carjoca bis zum Gipfel des Corcovado’s sammelten wir noch folgende Grä- ser: Echinoschoenus triceps n. sp. •*), Carex propinqua n. sj). , Fas- palus plantagineus Tritt. ( corcovadensis Maddi) , F. ßssifolius li. , *) llorae phydeae. Berolin. p. 120. Tal). XVII. **) Echinoschoenus nov. gen, JVees et Meyen . ( Cyperocear » JViynchotpor. proxim. gen.) Spiculae subulatae , subuni/Iorae , squamis inferioribus minoribus vaeuis. Perigynium sub- carfilagineum cum last caryopseos concretum setis nullis , Stylus bi/idus basi longo t ras tu eonicus cartilagineus perststens, Nux t enoso - nervosa transeersim nndulata a styli parte P. compressus Fl. , F. vaginatus FL, P. paniculatus Fl., Digit aria seliger a hink., EcMnolaena polystachya Kirnt h . , Panicum tenuicul- mum Meyer, P. semirugosum N. et Mart., eine schöne Olyra mit an der Basis abgestutzfen Blättern und noch viele andere. Beim Hinabsteigen trafen wir, dicht neben dem Aquaeduct, eine grosse Menge einer äusserst schönen Sticla , die wir unter jlem Namen exampliata bekannt machen werden. Ihr dimkel-braunrother Thallus, mit schwarzer Einfassung umgeben, überdeckte grosse Strecken der Erde, und war überall mit schön grünenden Kräutern umgeben; daneben wuchsen das schöne Oxypetalum Banksii, die Po- lygala brasiliensis , Sauvagesia ovata v. Mart., Uerpestes rotundi - folia , die Mendozia racemosa R. et P., Banistera ciliata, Besleria grandiflora u. s. w. Schwer beladen mit unseren Sammlungen, gelangten wir erst spät an die Ufer der Baj, wo wir unseren Bekannten ein freundli- ches Lebewohl zuriefen, und uns wieder umschifften * *). Am 20steo November, des Morgens früh, lichteten wir die An- ker mit ein tretendem Seewinde, und verliessen Brasilien, jenes schöne Land, dessen Einwohner dennoch nicht zu beneiden sind. Sehr bemerkeeswerLh schien uns noch der herrschende Seewind; Nachts findet fast gänzliche Windstille in der Bay statt, erst gegen persistente longa rostrala mo-nosperma. Jnjlorescentia: spiculae in capitula globosa col- lectae. Capitula in ramis axillaribus umbeüatim disposita cum medio sessili , radiis divari- calis. Echinoschoenus trieeps. E. culmo triquetro folioso, pedunculis axillaribus vagina paulo longioribus , umbeUis tri - qua- driradiatis radiis mu/ioccphalis divaricatis hispidissimis. •) Anmert. Herr Ackermann und dessen Söhne, die uns auf der Excursion begleitet hatten, waren so gütig, uns die gesammelten Insekten aLzunetmen um sie getrocknet, mit er* ster Gelegenheit, nach Europa einsenden zu wollen; wir nahmen um so lieber diesen scheinbar freundlichen Vorschlag an, da wir, durch den andereu Theil unse- rer Sammlungen, schon für längere Zeit ganz hinlänglich beschäftigt waren, und da, durch den langen Transport zur See, besonders hei Umschiffung des Cap Hora’s, der grösste Theil derselben verdorben wäre. Leider ist aber bis jetzt, nach einem Zeitraum von 3 Jahren, noch nichts von unseren Sammlungen cingelroffen, was uns um so mehr befremdet, da wir Herrn Ackermann mehrere Mittheilungen von Werth zu machen im Stande waren, wofür wir eine solche Gefälligkeit wohl erwartet hätten 118 Morgen, etwa um 6§ Uhr, erhebt sich ein kleiner Wind, gerade mit- ten in der Baj, den man durch die plötzliche Bewegung des Was- sers erkennen und verfolgen kann ; allmälig schreitet derselbe dem Lande zu und geht auch zugleich, zum Hafen hinaus, in die See. Mit Sonnenuntergang hört der Wind plötzlich auf; die Strasse zwischen dem Fort St. Cruz und St. Theodosio ist seine Grenze. Aus Ost- Süd -Ost hlies der Wind, als wir den Hafen von Rio de Janeiro verliessen, und nur ein sehr geschicktes Manöver mit dem Schiffe, führte uns schnell aus dem Angesicht der Küsten; eine grosse Menge von Schiffen umgab uns, auch ein Nordamerikaner, mit uns zugleich nach Valparaiso bestimmt; doch nur wenige Stun- den vergingen und die Schiffe entschwanden unsern Blicken, denn die Prinzess Louise gewann überall den Vorsprung. Das Wet- ter war sehr angenehm, indem einzelne Wolkenzüge die grosse Hitze milderten, und wir konnten daher, um so schneller, das Ein- packen der gesammelten Naturalien betreiben. Eine Menge von Wasserschlangen liess sich, innerhalb der Einfahrt, und selbst noch weit in offener See sehen; ungeheuer grosse Medusen, von 1 und 1§ Fuss Durchmesser, trieben dem Schiffe vorbei und in einiger Entfernung liess sich ein Hayfisch sehen, der sich durch seine, über das Wasser hinausragende Rückenflosse verrieth, die so ausseror- dentlich gross war, dass wir auf eine riesenhafte Grösse des Thie- res schliessen mussten. Unsere Freude endete schnell, denn bald, nachdem unsere Landsleute, die uns in See begleitet hatten, das Schiff verliessen und uns, durch ein dreimaliges Hurrah, Lebewohl gesagt hatten, bezog sich düster der Himmel und schon gegen Mit- tag brach ein heftiger Sturm los, der nicht nur allen unseren Ar- beiten ein Ende machte, sondern uns auch, wie gewöhnlich, krank darniederwarf. Den ganzen Nachmittag und die darauf folgende Nacht hindurch stürmte es furchtbar aus Osten, und erst gegen Abend des folgenden Tages legte sich das Toben. Uns betrübte um so mehr dieser Sturm, da noch mehrere Hundert von Pflanzen, die von der Excursion am letzten Tage herstammten, uneingelegt waren und dadurch fast ganz verdarben ; zu unserem Glücke wa- ren noch die zunächst darauf folgenden Tage äusserst schön, und so wurde noch manches Pflänzchen gerettet. Bis zur Höhe der Mündung des Rio de la Plata, war unsere 119 Fahrt über alle Erwartung einförmig; nicht ein Pflänzchen, nicht ein Thier kam uns zu Gesicht, und auch die meteorologischen Be- obachtungen dieses Tages, die sich im Anhänge befinden, Hessen uns ohne Resultate. Capitain Wendt wendete diese Zeit zum Exer- ciren der Mannschaft an, um die Leute an den Gebrauch der Waf- fen zu gewöhnen, die man der Prinzess Louise zur Selbstver- theidigung mitgegeben hatte. Es wurden täglich Uebungen im gros- sen und kleinen Feuer gehalten, wobei Preussische Kartätschen, wohl zum erstenmale, die südliche Halbkugel berührten. Am 28sten November wurde ein Delphin harpunirt, den wir als neu unter Delphinus coeruleo - albus *) beschrieben und abgebildet haben. Dieses schöne Thier war auf dem Bauche und an den Sei- ten blendend weiss, der Rücken war stahlblau, von wo aus einige Streifen dieser Farbe zur Seite des Thieres verliefen. Sein Magen war stark gefüllt mit Saepien, kleinen Fischen und Flusskrebsen; wahrscheinlich hatte er, nur noch vor einigen Stunden, die Mündung des Rio de la Plata verlassen, von der wir uns in einer sehr bedeuten- den Entfernung befanden. Noch an demselben Tage Hessen sich unendliche Massen von Seemöven, und auch die ersten Albatrosse sehen, welche die Vorläufer eines Sturms waren, der w iederum 36 Stun- den lang anhielt. Es fiel etw as Regen während dieser Zeit, und die ganze Lull war undurchsichtig, wie es gewöhnlich, bei starkem Sturm, auf offener See zu sein pflegt. Die Temperatur fiel bis auf 13° Reaum. und ward uns sehr empfindlich, obgleich wir uns im 39° südlicher Breite befanden. Auch einige, schnell aufeinander fol- gende Blitze und Donnerschläge vernahmen wir. Am Abend des folgenden Tages legte sich der Sturm, und der Wind warf sich nach Westen herum, von wo aus er nun vorherrschend blieb; die Nacht hindurch beruhigte sich die hohe See, und am folgenden Mor- gen hatten wir wiederum schlichtes Wasser. Als wir des Morgens auf Deck kamen, war das Schiff umringt von einer Menge von Al- batrossen, Möven und Seeschwalben, die auf dem stillen Wasser umherschwammen und Alles aufschnappten, was vom Schiffe ausge- worfen wurde. Möge man es den Reisenden verzeihen, dass sie so häufig von Albatrossen sprechen, da es in der Thai schwer fallen ) Zoologische Abtheilung unseres Reiseberichts , Tab VII. i'ig. 1. 320 würde, desjenigen Thieres nicht zu gedenken, das auch, Monate lang, unser Begleiter auf der traurigen Fahrt um das Cap Horn war, uns so manche fröhliche Stunde auf diesem wilden und öden Meere gemacht hat, und uns nie verJiess, seihst wenn die thürmenden Wo- gen der unbezähmbaren See über uns zusammenschlugen. Wenn der Mensch, in dem das Elend noch nicht jede Stimme der Natur erstickt hat, die fernen Wüsten der "Welt besucht, mögen sie auf dem unabsehbaren Meere oder auf dem Lande sein, so ist das klein- ste Geschöpf, das Leben zeigt und sieb ihm nähert, von viel höhe- rem Interesse, als zu anderen Zeiten die grösseren im Gewühl der «rossen Welt. Stolz und edel schwimmt der Albatross auf seinem O Elemente, und Trotz bietet er jedem Toben der See, und jedem Brausen des Sturms; ohne das Wasser auch nur mit den Flügel- spitzen zu berühren, erhebt er sich mit der steigenden Woge, und senkt sich wieder in den nahen Abgrund, über dem sich die nächste See wölbt. Unzweifelhaft umfliegt er die Erde, und ist vielleicht nur der einzige Vogel, der es tliut; in heisse Gegenden verirrt er sich selten. Dicht hinter dem Spiegel der Prinzess sassen mehrere dieser grossen und schönen Vögel, die sehr hungrig zu sein schienen. Wir warfen ihnen Stückchen Speck zu, die auf grossen eisernen Angel- haken befestigt waren; sogleich sass einer von ihnen an dem Ha- ken, den er mit dem Speck hatte verschlucken wollen; die Schnur wurde schnell angezogen nnd das Thier, mit Hülfe von Haken, auf Deck gezogen. In ganz kurzer Zeit hatten wir 4 dieser riesenhaf- ten Vögel auf dem Verdeck des Schiffes, wro sie umhergingen, ohne auffliegen zu können, da sie daselbst zum Anlaufen, und zum gleich- zeitigen Ausbreiten der Flügel, keinen Platz hatten. Hier auf dem Schilfe nimmt sich dieses grosse Thier eben so ungeschickt aus, wie es sich zierlich auf dem Wasser bewegt. Die grosse Krüm- mung, an der Spitze des Schnabels, befördert das Festsetzen des Angelhakens, und, bei der ausserordentlichen Gehässigkeit dieser Thiere, fehlt es nie an einigen, wenn die See nur irgend ruhig ist, die nicht zubeissen sollten. Sehr lieblich nnd zugleich rührend ist es mit anzusehen, wie die übrigen Albatrosse aus der Nähe schnell hinzukommen, wenn irgend einer ihrer Cameraden aufgebis- sen hat und an das Schilf hinaufgezogen wird; sie fassen alsdann , r 121 mit ihren Ungeheuern Schnäbeln dem (Gefangenen in die Flügel, und suchen ihn, mit aller Gewalt, zurückzuhalten. So folgen sie, bis dicht an das Schiff, und hei dem Heraufziehen ihres Cameraden bleiben sie in einiger Entfernung sitzen, und sehen ihm nach, bis endlich der unwiderstehliche Reifz des neuen Köders auch den zwei- ten und den dritten aus ihrer Mitte führt. Als einst ein weibliches Thier herangezogen wurde, kam aus weiter Ferne ein sehr grosser Albatross, und wollte es mit aller Kraft, wahrscheinlich war es sein Weibchen, zurückhalten, doch es gelang ihm nicht. So werden denn von jedem Seefahrer, der das Cap Horn umschifft, eine Menge von diesen schönen Vögeln gefangen, man lässt sie dann auf dem Verdecke des Schiffes umhergehen, und meistens dienen sie hierauf den Ma- trosen znr Belustigung 5 selbst wenn der Matrose sie schlachtet, um ihr Fleisch zu essen, so müssen sie deimnoch vorher seine Lange- weile durch Spässchen vertreiben helfen, die seinem Charakter ent- sprechen. Der Matrose kann eie fröhlich sein, ohne Rohheit aus- zuüben ; Morden und Blutvergiessen, an wehrlosen Geschöpfen, ge- hören mit zu seinen feinsten Vergnügungen, und nur die unbezwing- iiche Gewalt hält ihn in Schranken; frei ist er ein Unmensch, und kennt keine Stimme des Mitleidens, keine Stimme der Water. Der Albatross lebt von Fischen, Krebsen, Weichtliieren und verschluckt alles T hierische, wss er nur erhaschen kann, selbst das Fleisch seiner Cameraden, wie wir es weiterinn mittheilen werden. Sowohl im Fluge, als sitzend ergreift er seine Wahrung. Die Bio- medea exulans L. ist die häufigste Art, die auch am weitesten nach Worden herauf vorkommt. Die Albatrosse vermögen mit dem Schna- bel ein Schnattern hervorzubringen , das dem des Storches ähnlich ist; zugleich ist ihr Schnabel eine furchtbare Waffe. Die ungeheure Grösse des Vogels ist bekamst, wir haben selbst 2 Exemplare des Biomedea exulans milgebracht, deren Flugweite 9 und selbst 12 Fuss betrug; auch ein Skelett dieser Art wurde mitgebracht, sowie die Epizoen dieses Vogels. Die Kraft der Wassermassen, die einzelne amerikanische Ströme in das Becken des Atlantischen Oceans ergiessen, ist wohl oftmals überschätzt worden; um eo mehr waren wir verwundert, als wir aut unserer Fahrt, in der berechneten Strömung, die Einwirkung des Rio de la Plata, auf eine Entfernung von mehr als 80 Deutschen 122 Meilen, in Erfahrung' zogen. Als wir die Breite des Ausflusses die- ses gewaltigen Stromes durchschnitten/, befanden wir uns stets im 50sten Grade der Länge, westlich von London, und beobachteten eine Strömung von 24 bis 30 Minuten südöstlich, innerhalb 24 Stun- den. Die Messungen der specifischen Schwere des Wassers, sagten die Einwirkung des Rio de la Plata schon 24 Stunden früher an, als die Strömung zu bemerken war. Bei 34° südlicher Breite (50ster Längengrad) war die specifische Schwere des Wassers = 1,028 bei 19° Cels.; bei 37 und 38° Breite fiet sie auf 1,0265 bei 18,2° Gels., und im 40sten Grade wurde sie wieder gleich 1,028 bei 18° Gels* Biese Strömung darf allerdings nicht ganz auf Rechnung des Rio de la Plata geschoben werden, denn es herrschte während dieser Zeit ein sehr starker Wind aus NNW.*), der nach Perdj **) eine allgemeine Strömung nach Süden und Osten veranlasst; so wie der, in der Zeit des Winters, gerade entgegengesetzt herrschende Wind von O. zu S. bis OSO., eine Strömung nach Norden und Osten, im Verlaufe der ganzen Brasilianischen Küste veranlasst. Anson ***) machte zuerst auf eine südliche Strömung in dieser Gegend aufmerksam, die östliche Strömung erkannte er noch nicht, da es damals noch nicht so leicht war, die Länge zu finden; er machte die Reise in einer, um einige Wochen späteren Jahreszeit, als wir, er fand dieselben Winde und auch dieselbe Strömung. Anson giebt zugleich eine Erklärung dieser südlichen Strömung, die nach ihm durch den Ablauf des Wassers verursacht wird, welches die östlichen Passatwände, die beständig durch den Aethiopischen Ocean streichen, an die Brasilianischen Küsten treiben. Ba damals die Kcnntniss über das Herrschen der Winde, an den Küsten Brasiliens noch fehlte, so war diese Erklärung sehr richtig; jetzt aber erleidet sie einige Einschränkungen. Es ist durch spätere Seefahrer, als z. B. durch Cook, Vancouver, Bentrecasteaux, la Perouse und Krusenstern in Erfahrung gebracht, dass der südliche Aequatorial- Strom, der durch den Süd- Ost -Passat veranlasst wird, zum gröss- *) Anmerkung. Während des ganzen Sommers herrscht der Wind von N. zu O. bis NO. zu O. **) Sailing direefions for de eastern coasts of Brasil. London 1818. p. 2, ***) Reise um die ^Velt. Leipzig 1749. p. 37. 123 len Theil über die nordöstliche Spitze von Brasilien, dem Cap St. Roque hinausfliesst, und dass nur ein kleiner Theil dieser Wasser- masse durch das Anprallen gegen die Küsten von Pareira und Per- nambuco, seinen Abfluss nach Süden und Süden zu Osten nimmt. Südlich vom Cap St. Augustin ist diese Strömung zuweilen schon sehr schwach, was sich natürlich nach den herrschenden Winden, der Jahreszeit, und der dadurch veranlassten Strömung richten muss, die zur Winterszeit, nämlich von März bis September, an der gan- zen Küste von Brasilien gerade entgegengesetzt sind. Die Angaben des Herrn von Krusenstern, über die Strömungen an der östlichen Küste Südamerika^, sind sehr auffallend und verdienen eine genaue Untersuchung *). Nachdem nämlich dieser berühmte Wellumsegler im 11 len Grade südlicher Breite (30° Länge) den Süd- Ost -Passat verloren hatte, und der Wind östlich wurde, blieb, nach seiner An- gabe, demütige achtel der Strom beständig östlich: NO. zu O., ONO. und OSO., und zwar von 9 bis 15 Meilen in 24 Stunden. (Letz- tere Angabe, nämlich die Strömung nach OSO., mögten wir nur allein Tür richtig halten.) Ja bei Cap Frio, und selbst bis zur In- sel St. Catharina, will Herr v. Krusenstern die Strömung stets dem herrschenden Winde entgegengesetzt beobachtet haben. Von St. Catharina war der Strom südwestlich, 15 Meilen täglich, bis zur Breite des Rio de la Plata. »Hier (34°38' Breite, 47°30' Länge), sagt Herr v. Krusenstern**), beobachtete der Lieutenant Golowat- scheff, der die Nachtwache hatte, um 2 Uhr Morgens, eine durch Strömung verursachte auffallende Stauung des Wassers, sie bildete eine Linie, die ungefähr NNO. und SSW., so weit das Auge reichte, sich erstreckte, und war durchgängig so stark erleuchtet, dass sie, seiner Beschreibung nach, einer feurigen Furche ähnlich sah. Hier war wohl die Grenze des SW. -Stromes u. s. w.« Man berechnete am folgenden Tage eine Strömung nach NNO. \ O. von 17 Meilen. Diese nordöstliche Strömung kann, unserer Meinung nach, nur auf einem sehr kleinen Striche beschränkt sein, denn man betrachte nur die Richtung des Beckens des Rio de la Plata, an seinem Ausflusse in das Meer, und man wird sogleich erkennen, dass schon bei 35° süd- *) Reis«; um die AVelt. Petersburg 1812. Ild. 3. p. 244. **“) Reise uin die Erde. Berlin 1811 Bd. 1. p. 122. 16 * 124 lieber Breite die Strömung rein östlich, und später immer mehr und mehr südlich werden muss, wie wir sie auch, auf der Fahrt der Prinzess Louise, ganz genau in dieser Richtung gefunden haben. Am Isten Becember, unter 41 Grad südlicher Breite, trieben gewaltige Massen des Fucus pyriferus hinn. dein Schilfe vorüber; es ist diess derselbe Tang, den die Herrn Banks und Solander, auf Cook’s erster Reise um die Welt, mit dem Namen Fucus giganteus belegten, nachdem ihn Liane vom Cap der guten Hoffnung schon erhalten und beschrieben hatte. Tausende und aber Tausende von Lc- paden waren auf dem Fucus befestigt. Auch Salpen trieben wieder vorüber; wir fischten eine Art, deren Eingeweide in Form einer Mage! zusammengerollt und zinnoberroth gefärbt waren, die wir für ßalpa maxima erkannten, s;e aber näher beschrieben und abge- bildet *) , so wie auch mehrere Exemplare der Art in Weingeist mit- gebracht haben. Da heute das Wetter wieder erträglich war, und bei schwachem Winde die Sonne wieder etwas zum Vorschein kam, so wurde mit der Schiffsmannschaft noch einmal ein grosses Ma- növer in allen Waffen angestellt , nach dessen Beendigung man die Kanonen ins Zwischendeck brachte, und überhaupt das Verdeck zu räumen und zu erleichtern begann, damit das Schiff, hei der bevor- stehenden Umscliiffiing des Cap Ilorifs, um so weniger den gewal- tigen Schwankungen ausgesetzt sein mögte. Schon seit mehreren Tagen begann das schlechte Wetter, und Alles wurde, auf dem Schiffe, zum Empfange desselben vorbereitet; die Ober -Bram -Stangen wurden abgenommen und an den übrigen Masten neue Segel aufgespannt. Noch gegen Abend dieses Tages begann es von Neuem zu stürmen und erst am folgenden Morgen, mit aufgehender Sonne, beruhigte es sich wieder, worauf fast gänz- liche Windstille eintrat. Die Temperatur der Luft war ausserordent- lich niedrig und empfindlich; es bildete sich ein dicker Nebel, der alsbald in Regen niederfiel. Mehrere Tangen und Weichthiere trie- ben vorüber, und auf einem Blatte von Fucus pyriferus sass eine nied- liche Faden -Coralle, aus der wir die Gattung ßilicularia rosea ge- macht, und sie im Zoologischen Theile des Reiseberichts beschrie- *) S. Zoologische ALtheilung des Reiseberichts. Tat. III. 4 125 ben und altgebildet haben *). Der Mund - Becher innerhalb der Fangfäden dieses Polypen ist rosenrot!» gefärbt, und aus dem krie- chenden Stamme des Tlneres kommen schotenförmige Ejerbehälter zum Vorschein. Eine unendliche Menge von Vorticellen sassen über- all rund um das Thier, sie waren etwas grösser, als unsere Vorti- tel fa Convallaria , sonst von derselben Form, nur die Bläschen in- nerhalb des Bechers waren grünlich gefärbt. Wir steuerten von nun an beständig Süd -West, um westlich, von den Falklands -Inseln, nach der Strasse de la Maire zu gelan- gen. Das schlechte Wetter und die widrigen Winde begannen all- mälig, fast beständig war der Himmel mit dicken Wolken bezogen, und die See ging ausserordentlich hoch ; regelmässig erhob sich Nachts ein heftiger Sturm aus Süden, der uns sehr zurücktrieb. Seevögel in grösster Anzahl waren unsere beständigen Begleiter, wohl sieben bis acht verschiedene Arten konnten wir zählen, doch ausser dein Albatross konnten wir keinen einfangen. Eines Nachmittags wurde eie Delphin mit der Harpune verwun- det, er blutete sehr stark, aber entkam 5 alsbald sahen wir zur Seite des Schilfes, in geringer Entfernung, eine ganze Heerde die- ser Thiere, die sämmtlich auf das verwundete Thier losschlugen. W as mag die Ursache dieses Kampfes gewesen sein? Stritten sie vielleicht um das Blut ihres Cameraden? Wir haben späterhin, nämlich auf dem Bücken der Cordillere von Peru, eine ähnliche Be- obachtung bei Vögeln gemacht, wovon wir zu seiner Zeit berichten werden. Eine andere Heerde sehr schön gezeichneter Delphine zog bald nach jenem Bietbade vorüber; sie waren fast am ganzen Kör- per blendend weiss gefärbt, nur auf dem Bücken verlief ein schma- ler brauner Streifen; auch Wallfische Hessen sich täglich sehen, und es wurde dadurch sehr belebt um uns herum. Auf unserer Fahrt vom düsten bis zum SOsten Uradc südlicher Breite, haben wir sehr viel nebeligtes Wetter gehabt, gewöhnlich brach die Sonne erst um 9 Uhr durch, und schon um 4 Uhr Nachmittags war Alles in Nebel gehüllt. Zuweilen fiel der Nebel so plötzlich, dass wir darüber erstaunen mussten, denn eine Veränderung der Tempera- tur war durch den Thermometer durchaus nicht bemerkbar; zmvei- ') S. Tab. XLV. len kam der Nebel in Form dicker Wolken, die Wind und Regen zu bringen pflegen, und setzte die Mannschaft auf dem Schilfe in Allarm. Am 12ten Becember passirten wir westlich die Falklands-Inseln, in 36 "51)' westlicher Länge von London. Wir fanden bei 75 Faden Grund, und schwarzer Sand, mit kleinen Muscheln, wurde aus der Tiefe emporgezogen. Es ist seit Anson’s Zeiten bekannt, dass das Meer an der östlichen Küste von Südamerika, vom Ausflüsse des Rio de la Flata bis zum Staatenlande, nur eine geringe Tiefe hat; südlich vom 40sten Grade segelte Anson sehr nahe der Küste; etwas mehr östlich, nämlich wo wir unseren Lauf nahmen, wurde häufig mit 130 Faden kein Grund gefunden. Bio langen Tage waren uns, auf dieser Fahrt sehr erwünscht, die Sonne ging heute um 8 Uhr Abends unter, und sogleich bildeten sieh am westlichen Horizonte Wolken, die scheinbar ans der See emporstiegen. Auf der entge- gengesetzten Seite des Horizonts, und an verschiedenen Stellen des Himmels, bildete sieb Nebel, der leicht gekräuselt sich auf die See herunter zu ergiessen schien. Schon seit 4 Tagen beobachteten wir, immer gleich nach Sonnenuntergang, diese Wolken- und Ne- belbildung; die Formen, die sich hierbei allmälig entwickelten, waren bewundrungswürdig regelmässig und wiederholten sich täglich. Nachts stürmte es, wie immer sehr stark, und wir wurden bedeutend nach Osten getrieben. Am 13ten Becember. Ber anhaltend starke westliche Wind ver- hinderte den Plan des Cap itain Wendt, durch die Strasse de la Maire zu geben. Mittags 12 Uhr hatten wir 53° 57' südlicher Breite er- reicht; der Wind blies sehr heftig und die See ging ausnehmend hoch; ganze Inseln von schwimmendem Tange trieben dem Schilfe vorüber, doch der Wellenschlag war zu bedeutend, und der Lauf des Schilfes zu schnell, nämlich 9f Minute in der Stunde, als dass wir etwas davon hätten fischen können. Bei diesem schlechten Wetter thürmten sich,; in West und West zu Süd, dicke weisse Wolken, die langsam anzogen. Ber Barometer stand um 12 Uhr 29 Zoll 24 L. und fiel bis 1 Uhr auf 29 Zoll 19 L.; Alles verkün- dete einen furchtbaren Sturm; die Segel wurden festgebunden , und die Mannschaft stand überall in Bereitschaft. Doch langsam zogen jene dicken Wolken über den Horizont, und es hörte auf zu stür- 127 men; als aber auch die Wolken in Süd -West sich lösten, da trat plötzlich das öde und pittoreske StaatenSand hervor. Es war ein höchst erfreulicher Anblick für uns , dieses südlichste Land von Ame- rika zu sehen; unsere heissesten Wünsche führten uns hinüber, was aber, in der Wirklichkeit, unausführbar war. Wir steuerten jetzt Ost zu Süden und vor uns lag Cabo San Juan, die östlichste Spitze des Staatenlandes, das jetzt zu umsegeln war; nach der Rechnung, wir waren unserer Länge sehr gewiss, war diese Entfernung vom Lande 7 Minuten, und wir sahen den Kamm der Berge auf Staatenland, in einem Winkel von 22 Minuten. Grosse Massen von Schnee lagen stufenweis auf dem Rücken der Gebirge, die äusserst steil und zerrissen aussahen. Einzelne Kuppen von sehr merkwür- diger Form ragten über den Kamm des Gebirges hinaus, auf dem kein Baum zu sehen war. Während Capitain Wendt und die Offi- ciere des Schilfs mit Darstellungen der Küstenansichten beschäftigt waren, gab uns das Auftischen der vorüberschwimmenden Sachen viel zu Urnen, und wir bekamen Begriffe von der riesenhaften Vege- tation in diesen, von den Menschen so wenig belebten Gegenden der Natur. Schon Vormittags trieben grosse, inselartige Haufen von Tangen dem Schiffe vorüber, unter denen wir sehr bald zwei ver- schiedene Arten erkannten, der eine war der Fucus pyriferus Linn ., den Ranks und Salandcr, auf Cooks erster Reise, zu 2 und selbst 300 Fuss Länge, innerhalb der Strasse de la Maire gemessen hatten, und ihm desshalb den Beinamen giganteus gaben. Herr Agardh hat, aus dieser Pflanze die Gattung Macroeystus gebildet, bloss weil sie angeschwollene Blattstiele hat. Es gelang uns, eine von diesen schwimmenden Inseln festzuhalten, die unter lautem Jubelruf von fünf Mann, mit aller Anstrengung, auf Deck gezogen wurde; es war nicht möglich, diese ungeheuere Masse zu entwickeln; nur 66 Fuss lang, konnten wir den wahrscheinlichen Ilauptstamm hervorziehen; die einzelnen Aeste waren 30 bis 40 Fuss lang , und ebenso dick, als der Hauptast, von dem sie ausgingen. Die gesammte Pflanze konnten wir auf das dreifache der gemessenen Länge , also auf 200 Fuss schätzen, und die bimförmigen Luftbehälter, an der Basis der Blätter*), hatten oft die Länge von 6 bis 7 Zoll, und die einzelnen ) Anmerkung. Hiernach ist die Gattung Mucrocysius genannt. 128 Blätter maassen von 1 und 2, bis 7 und 8 Fass; sonach möge man sich einen Begriff von der riesenhaften Grösse solcher Pflanzen machen. Unter den von uns eingesammelten Exemplaren finden sich mehrmals die Spitzen der vollständigen Pflanze, die über das Wachs- thum dieses ausgezeichneten Tanges vollständiges Licht verbreiten. Der Stengel dieser Pflanze ist, an seiner Spitze, nichts als blattar- %e Ausbreitung, die jedoch nur nach einer Seite desselben gerich- tet ist, so dass er eigentlich im den oberen Hand dieser Ansbreitung ausläuft. Bei dem fortbestehenden Wach stimm dieser Blattsubstanz an dem obern, säbelförmig gekrümmten Hände, fängt dieselbe a!l- mälig an, bei ihrem unteren Bande, in parallele Blattstreifen zu zer- platzen ; der Sprung geht allmälig immer weiter, bis das Stück von der allgemeinen Blattmasse getrennt ist , und nun ein eigenes Blatt bildet. Schon früher, noch ehe das Blatt getrennt ist, beginnt die Bildung der Luftblase, an der Basis des Blattes, die dann später eine Art von Blattstiel bildet. Zeichnungen, die wir dem Botani- schen Theile des Werkes beifügen werden, können die Sache besser verdeutlichen; offenbar ist der Gegenstand von hoher Bedeutung. 'Später erst, und diess geschieht auch nicht immer, beginnt hie und da eine Drehung des allgemeinen Stengels, und nun entstehen schein- bar alternierende Blätter, während sie früher alle auf einer Seite gestellt waren. Bei sehr alten Exemplaren fallen die Blätter an der Spitze der grossen, Masenförmigep Anschwellung des Blattstieles ab, und dann schwimmt der Stengel mit diesen Blattstielen noch lange allein umher. Es ist sehr auffallend, dass dieser Fueus, der nach den alten Agardhscheu Ansichten wahrscheinlich zu den Lami- narien gehören wird, noch niemals bei Gap Horn mit Früchten ge- funden ist; erst Mertens*) sah die Frucht dieses Focus auf Siteha. Eine Unzahl von Exemplaren haben wir besehen, aber niemals Fructifi- cationcn an denselben gefunden, so dass wir vermuthen, es mögte sich mit diesem Fucus ebenso verhalten, wie mit dem Sargassum vulgare, forma sterilis , das in der Sargasso - See frei umherschwimmt und nie fructificirl, wenn es nicht festsitzt**). Unter den von uns ein- gelegten Stücken befinden sich Blätter, die durch Theilueg gefie- *) Linnaea von 1829 pag. 47. **) Siehe unsere Ansichten über diesen Gegenstand pag. 36 dieses Buches. 129 der! worden sind*). Da die Luflbeliälter dieser Pflanze so ausser- ordentlich g-ross sind, so war es uns leicht, eine Menge von der darin eingeschlossenen Luft aufzufangen, die wir, in hermetisch ver- schlossenen Flaschen, mitgebracht haben, um sie einer Analyse zu unterwerfen. Das Auffangen dieser Luft in Seewasser, das bis auf 4° 11. erkaltet war, war, bei der Kälte der Atmosphäre (4,8° R.), eine sehr empfindliche Arbeit. D er andere riesenhafte Fucus, den wir auffischten, war 70 bis 80 Pfund schwer 'und 5 Fuss lang, hatte auf einem Felsen geses- sen und war mit seiner Wurzel abgerissen* die W urzelfläche selbst war ganz dicht mitLepaden besetzt, und diente zum Beweise, wie lange sie schon in offener See umher treiben mogte. Von der scheiben- förmigen Wurzel dieses Fucus, die 2§ Zoll dick und 5 Zoll breit war, liefen 7 bis 8 grosse Blattstiele aus, deren Dicke von 1 bis 11 Zoll wechselte; nach einer Länge von 11 bis 18 Zoll, dehnten sie sich handförmig aus, und zerlhcilten sich in vielfache Aeste, die oft die Länge von 4 bis 5 Fuss erreichten, und sich immer mehr und mehr fast regelmässig gabelförmig theilten; die Spitzen der fingerförmi- genAeste waren fast beständig gabelförmig getheilt. Die Farbe des Tang’s ist dunkelbraun, ins Olivengrüne übergehend; zu verschie- denen Malen fingen wir Stücke, von den fingerförmigen Verlänge- rungen der Blattsubslanz, die ganz mit Früchten bedeckt waren, und durch ihre verhällnissmässige Grösse auf eine Pflanze von 50 bis 60 Fuss schliessen liessen; auch haben wir in der That, zuweilen so innorm ungestaltete Massen vorbeitreiben sehen, dass diese Grösse wohl nicht bedeutend von der Wahrheit abweichen wird. Sehr merk- würdig und von allen übrigen Tangen abweichend, ist die Anord- *) Anmerkung. Herr Bory de St. Vincent ( Duperry’s Voyage autour du Monde, Bo- tanique) hat neuerlichst seine Aufmerksamkeit dem Fucus pyriferus gewidmet, und hat aus ihm 5 Arten hervorgehohen , die er mit eignen Namen helegt, beschrieben und zum Theil abgebildet hat. Wir haben fast alle die Formen, die Herr Bory daselbst Leschreibt, selbst beobachtet, ja wir haben noch viel mehr, und noch merkwürdi- gere Abweichungen derselben mitgebracht; wir können dabei aber versichern, dass die meisten dieser Arten des Herrn Bory nicht einmal Varietäten sind, da wir sie nicht an verschiedenen, sondern an ein und demselben Gewächse gefunden haben. Diese ganze mühsame Arbeit mit den meisterhaften Abbildungen ist daher vergeblich, und man kann nur bedauern, dass diese ausserordentliche Gelegenheit zu Abbildun- gen nicht besser benutzt worden ist. I. 17 130 iiiing der Luftbehälter im Innern dieser Pflanze , indem nämlich das Parenchym, bestehend ans reinem Tangengewebe, sehr schöne pris- matische Zellen bildet, die eine bedeutende Grösse erreichen, und mit ihrer Längenachse queer liegen. Diese Zellen, die wir selbst zu 9 Linien Länge und 2, 3 und 4 Linien Breite gemessen haben, sind 4, 5, 6 und Sseilig, und so aneinander gelagert, dass kein Zwischenraum übrig bleibt; das Gewebe sieht sehr niedlich aus und gleicht den Wacliszellen der Bienen, nur ist es weniger regelmässig. Als wir diesen Fucus fanden , war er uns noch unbekannt ; bald darauf fanden wir ihn durch den verstorbenen Mertens, in einem Briefe an Herrn v. Schlechtendahl #) beschrieben, und bei unserer Bückehr sa- hen wir die Abbildung desselben in Choris Vojage pittoresque, wo- selbst ihn Herr v. Chamisso mit dem Namen Fucus antarcticus belegt hat. Ganz neuerlich hat Herr Bory de St. Vincent *) **) diesen Fucus nochmals beschrieben, ihn prachtvoll abgebildet und daraus die Gat- tung Durvillea gemacht. Nach unseren eigenen Untersuchungen kann die Gattung Durvillea nicht bestehen ; die Früchte dieser Pflanze sind ganz dieselben, wie bei dem gemeinsten Fucus unserer nordischen Gewässer. Die Fruchtbildung der Gattung Fucus (im ausgebreite- ten Sinne, wie sie nämlich vor Agardhs künstlicher Eintheilung er- schien) besteht in kleinen kugel- oder mehr oder weniger eiförmi- gen Kapseln, die sich dicht unter der Cortical-Substanz bilden, spä- ter etwas nach der Oberfläche hervortreten, wo sie dann kleine nöcker bilden, und zuletzt daselbst aufspringen, um die Contenta hervortreten zu lassen. Die Kapsel besitzt keine eigene Haut, wohl aber ist die umgebende Zellen -Masse dieses Tangen- Gewebes so dicht zusammengedrängt , dass sie als eigene Haut erscheint; sie zu trennen ist uns jedoch nicht geglückt. Diese Fruchtkapseln sind mit einfachen, gegliederten Conferven- artigen Fäden angefüllt, die an- fangs ziemlich wasserhell sind; wenn sich die Kapsel geöfFuet hat, treten diese Fäden, die in Schleim gehüllt sind, mit dem einen ih- rer Enden aus der Ocffhuug hervor, und dann bemerkt man mit un- bewaffnetem Auge kleine Schleimhäufchen, womit die Oberfläche des Fucus oft ganz dick bedeckt ist. Die Conferven -artigen Fäden bil- *) Liunaca Von 1S29 j>. 41. **) Duperr^r,.s Vojago aut. du Blonde. Botanique. 131 \ den sich nun immer mehr und mehr aus; die grumöse Masse, im Innern der einzelnen Glieder wird immer dichter, trennt sich als- dann von den Wänden der Haut und hallt sich zu einer länglichen eiförmigen Masse zusammen, die im Innern, fast genau in die Mitte des utriculus zu liegen kommt. Diese Ballen von Sporenmasse sind die wirklichen Sporen der Tangen und sie treten hervor, sobald der utriculus sich aullöst. Doch ebenso wie die Conferven, um Fort- pflanzungs - Organe zu bilden, oft sehr verschiedenartige Verände- rungen eingehen, die alle dahin auslaufen, den Saamen zu bilden und, dem Wesen nach, auch ein und dieselbe Erscheinung sind, ebenso bemerkt man dergleichen verschiedenartige Veränderungen in diesen Conferven -Fäden , die die Fructifications - Organe der Fucus- Arten sind. Zuweilen schwellen die einzelnen utriculi an und sie trennen sich von einander, schon lange verlier, ehe die Sporen-Masse in ihrem Innern zusammengeballt ist. Oft bildet sich bei dem utri- culus der Conferven, wenn derselbe Früchte bilden will, die innere Haut ganz deutlich aus (die für gewöhnlich durchaus nicht zu er- kennen ist und daher auch schon so oft abgesprochen wurde), wäh- rend die äussere sich aullöst und von der dicht darunter gebildeten sich trennt. In solchem Falle, wie wir ihn einmal bei Spirogyra beobachtet haben, bildet dieser neue utriculus die einfache Spore und aus ihm wachsen die übrigen Zellen hervor. Auf ganz ähnliche Art bilden sich die meisten Früchte der Conferven, und die Bildung der Pollen -Körner höherer Pflanzen geschieht auf ganz ähnliche Weise, nur dass hier die Zellen, deren Inhalt zu den einzelnen Bläschen zusammenballt, in Blasse neben einander liegen. Herr Bory hat dem, schon von Herrn v. Chamisso benannten Fucus den Beinamen edulis gegeben, der schon an und für sich, als Synonym eingezo- gen wird, aber auch viel weniger entsprechend ist, als es Herr Bory glaubt. Nicht nur der Fucus antarcticus , sondern auch der Fucus pyriferus und hauptsächlich die Laminarien der Chilenischen Küste, woraus Herr Bory die zweifelhafte Gattung Lessonia ge- macht hat, werden gegessen; die grosse BI enge von Schleim und Gallerte, welche sic enthalten, machen sie zu einem recht guten Nah- rungsmittel, besonders wenn es durch andere reizende Sachen, als Fleisch, Zucker und Gewürze, verbessert werden kann. Auf diesen schwimmenden Fucus-Inseln befanden sich eine grosse 17 * 132 Menge der verschiedensten, thierischen Geschöpfe; Tausende und aber Tausende von Lepaden und einer zweischaligen Muschel, aus der wir eine neue Gattung bilden werden, waren an den Aesten und Blättern der Pflanzen befestigt; überall sasscn grosse Büschel niedlicher Sertularien*), Cellarien**) und Campanularien***) , auch eine Heine Spirorbis****) mit traubenförmig aneinandersitzenden, röth- lich gefärbten, heraushängenden Eierstöcken kam häufig vor; eine neue Patella j*) , ein Krebs, und sehr verschiedenartige Anneliden wa- ren hier unsere Ausbeute. Wir würden den geneigten Leser ermü- den, wollten wir Alles genauer aufführen, was uns hier zu Gesicht kam, auch wird das Neue davon in dem Zoologischen Thcil des Rei- seberichts enthalten sein. Die Anzahl der Vorticellen und Echinellen, die auf den Sertularinen und auf all den Pflanzen sassen, war un- beschreiblich gross. Als wir Cabo San Juan erreicht hatten, legte sich der Wind und wir waren Nachts beinahe ganz der Strömung überlassen, die uns weit davon nach Nord-Ost führte, so dass wir fast den ganzen folgenden Tag, bei einem leichten NW. -Winde zu thun hatten, das Cap San Juan zu umsegeln. Am nächsten Tage fanden wir, mit der Umscliiffung von Staatenland, das Meer frei von allen Pflan- zen und Thieren; eine Erscheinung, die durch die anhaltende Strö- mung nach Nord-Ost sehr leicht zu erklären ist, indem die Gewäs- ser südlich von Staatenland Insel-leer sind, und auch die Wasser- massen , die aus dem stillen Ocean treten, und um Cap Horn ge- trieben werden , ganz arm an Seepflanzen sind , da in diesen Gegen- den des stillen Oceans, auf ungeheuere Strecken weit keine Inseln vorhanden sind. Doch jede Himmelsgegend hat ihre Eigenthümlichkeiten, die der- jenige ergreift, der die Natur zu befragen im Stande ist. Wir hat- ten den Atlantischen Ocean von 55 Grad nördlicher Breite bis znm 56ten Grad südlicher Breite durchschnitten, wir hatten, auf einer *) Sertularia picta nob. Tab. XLIV. Fig. 1 ■ — 3. Mehrere Büschel dieser schönen Ser- tularie- waren fast rosenrot!« gefärbt, gewöhnlich waren sie waclisgelb. **) Vettaria rejttans Lam. **’) Camjianuluria prolifera nob Tab. XI.III. Fig. 5. **‘>*) Spirorbis antarctica nob. •f-) Patella papyracea nob. Strecke von 1600 geographischen Meilen, alle Jahreszeiten und alle Climate durchschifft. Von den Küsten Englands bis zu den Gegen- den des Nord -Ost -Passats, besonders im Golfstrom, auf seiner Umdrehung an den afrikanischen Küsten, durchschifften wir die un- ermesslichen Gewässer, die mit unzählbaren Weichfhieren belebt sind. Pjrosomen, die glänzendsten Meerlichter, erleuchteten das W asscr in der Nähe des Aefjuators, wo Millionen von leuchtenden Krabben, mit ihrem funkelnden Lichte, zu wetteifern schienen. Wir sahen Brasilien, das reiche Land (!), und konnten nicht aufhören, den Reichthum der Natur daselbst zu bewundern; aber eben so, wie uns die Ueppigkeit der Vegetation in den Wäldern Brasiliens gefes- selt hat, eben so ergriffen uns die gigantischen Gewächse, die der grosse Ocean, in der Gegend des Feuerlandes, des Staatenlandes und der Falklands-Inseln beherbergt. Eine einzige Pflanze von dem, durch Bauk’s und Solander, mit allem Rechte benannten Fucus gi - ganteus reichte ebenfalls hin, mit ihrer ungeheueren Masse blattarti- ger Substanz, eine grosse Fläche Land zu bedecken, ebenso wie jene Riesen in den Urwäldern Brasiliens. Die Anzahl der niederen Algen, der Sertularien, der Campanularien, Cellarien und aller an- deren Thiere, die auf diesen schwimmenden Inseln ihre Wohnung auf- geschlagen haben, üb er trifft an Mannigfaltigkeit die Bedeckung der Bäume, durch Schinarozer- Pflanzen, in den tropischen Wäldern. Der Reisende erstaunt bei dem Anblicke dieser Inseln von schwim- menden Tang’s, dessen monströse Gestalt ihm oft unerklärbar bleibt. Es ist, als wenn sich in diesen öden Gegenden der Erde, wo die Ruhe der Natur nur durch gewaltige Stürme aufgehoben wird, die zeugende Kraft des Planeten, einzig und allein, in dem riesenhaften WTachsthum der Seegeschöpfe zeigen wolle. Seeungeheuer, und überhaupt jene vielfachgestalteten Spritzer, durchziehen in zahlreichen Schaaren diese Meere, indem unzählbare Massen von noch unbekann- ten Vögeln ihnen folgen, die wahrscheinlich von dem Unrathe der- selben leben. An Wreichlhieren ist jedoch die südliche Hälfte des Atlantischen Oceans ärmer, als die nördliche ; das Leuchten der See ist in der Gegend des Cap HoriVs verschwunden, nur eiuzelue leuch- tende Punkte, wahrscheinlich von Krabben herkounnend , sieht man noch. Am loten Deccmbcr* Schon Nachmittags begaunen wir über 134 unsere glückliche Fahrt um (las Cap Horn zu triumphiren; mit einem leichten NW. -Winde, segelten wir bei ruhiger See, im Angesicht des Feuerlandes, und hofften, schon Abends desselben Tages Cap Ilorn zu erblicken; doch plötzlich begann der Barometer zu fallen, am südlichen Horizonte bildeten sich dicke Wolkenmassen, die Dif- ferenz im Psjchrometer minderte sich , und rings um das Schiff tauchten Pinguine auf, die einen jammervollen, quarrenden Ton von sich gaben; dann tauchten sie wieder unter, schwammen unter der Oberfläche des Wassers fort, indem sie mit den Flügeln ruderten, und kamen an einer anderen Stelle zum Vorschein. Diesen bösen Vorboten folgte alsbald ein Sturm aus Westen, der uns eine schreckensvolle Nacht verursachte; das Schiff krachte von allen Sei- ten, als wollte es bersten, Auch am folgenden Tage stürmte es beinahe mit gleicher Heftigkeit, doch hatte der Barometer, schon um 5 ihr Morgens, seinen niedrigsten Standpunkt von 28,96 Zoll Engl, erreicht, und begann wieder zu steigen. Beständig waren wir um- ringt von unzähligen Albatross- n, von Möveu, worunter sich die niedliche Captaube*) befand, ferner von grauen Sturmvögeln, Pinguinen und See- schwalben. Zu unserer Freude verwickelte sich heute eine Diomedea fuliginosa in die Logleine, und wurde auf diese Weise gefangen; es ist diese Art der Albatrosse die schönste, aber auch so ausseror- dentlich scheu, dass sie nur bei den stärksten Stürmen in die Nähe der Schiffe kommt, daher auch nur selten gefangen wird; auf einem anderen Wege wären wir schwerlich zu diesem Vogel gekommen. D ein sich streubenden Gefangenen kam ein zweiter Vogel zu Hülfe, er biss ihn in den Fuss, um ihn zurückzuhalten, aber es half nichts. Wir bemerken hierbei, dass wir glauben, Exemplare dieser Art ge- sehen zu haben, deren Brust und Bücken weiss, und auch grau ge- färbt waren. Unter den Entozoeu der Diomedea fuliginosa fanden wir eine Tacnea, mehrere Filarien und Trichosomen, die wir mit- gebracht haben. Sehr zu Statten kamen uns, bei diesem stürmischen Wetter, das noch mehrere Tage lang anhielt, die langen Tage; es wurde auch Nachts beinahe gar nicht mehr dunkel. Am 18ten December *) Porcellaria capensis , gewöhnlich von (len Seefahrern , nach (1er schönen FJirlmng der Federn. Piulado genannt. 135 ging die Sonne erst um 8 Uhr 40 Minuten unter, als wir uns in einer südlichen Breite von 57 ° 26' befanden. Die niedrige Tempe- ratur der Luft war uns ausserordentlich empfindlich, besonders da der Schiffsraum zum Ileitzen nicht eingerichtet, und es auf unserem Schiffe Sitte war, die Thiire niemals zuzumachen, so dass wir, selbst in der Cajiitc, beständig im Freien sassen. Die stündlichen meteorologischen Beobachtungen , aus dieser Gegend, befinden sich im Anhänge zu diesem Buche, hier folgen nur die Haupt-Data, die aus den Beobachtungen der 4 Tage, nämlich vom 14tcn bis zum 17ten December, gezogen sind. 14. Dec. 15. Dec. 16. Dec. 17. Dec. Höchste Temperatur innerhalb der 24 Stunden 8,3°Cels. 10,6° C. 6,4°Cels. 8,6°C’els. Niedrigste Temperatur ..... 5,5° - a> 0 1 3,7° - 4,3° - Mittel aus sämmtlichen Beobachtungen . 7,2° - 8,3° - 5,4° - 6,3° - Tägliche Differenz zwischen höchster und nie- drigster Temperatur ..... 2,8° - 3,9° - 2,7° - 4,3° - Mittlere Temperatur des Wassers . 5,3 a - 1 © rjT 3,3° - 3,SÜ - Unsere Umschiffung des Cap Horn’s währte 25 Tage; es war ein beständiges Ankämpfen gegen W. und JVW.-Wind. Hatten wir in unserem Laufe durch anhaltendes, mehrtägiges Kreuzen etwas gewonnen, so begann es wieder zu stürmen und wir mussten un- sere Flucht nach Süden nehmen; zweimal sind wir, auf die- ser Fahrt, über den 60slen Grad der südlichen Breite gelangt. Lord Anson giebt sogar den Rath, eben auf dieser Breite die nöthige Länge gegen Westen zu gewinnen, weil, wie er glaubt, daselbst weder die Stürme, noch die Strömungen so heftig sind. Soviel als uns bekannt ist, sind keine positiven Erfahrungen für diese Mei- nung vorhanden; wir selbst sind zwar zweimal bis dorthin gekom- men, und, nachdem sich hier der Sturm gelegt hatte, wieder nach Nord - West gesegelt; wir sehen dieses jedoch keinesw egs als eine Erfahrung an, die für diese Meinung sprechen könnte, denn es ist oftmals, auch dicht am Cap Horn der Fall, dass nach den furcht- barsten Stürmen, die 2 und 3 Tage anhaltcn, das schönste Wetter und oft vollständige Windstille eintritt. Sicherer ist es jedoch im- mer, auf so hoher Breite zu bleiben, weil hier die Gefahr vor SchifFbruch gänzlich verschwindet. Die Zeit, in der wir uns hier befanden, entsprach unserem 136 Juni, lind dennoch fiel die Temperatur der Luft bis auf 2° II.; wochenlang war die Temperatur in unserem Zimmer nicht über 7° I?.; Hagel fiel ausserordentlich häutig, und selbst etwas Schnee- gestöber liess sich sehen. Es würde höchst ermüdend sein, wollten wir hier den täglichen Gang der Witterung, während der Zeit un- serer Umschitrung, angeben, es sei uns daher vergönnt, dieselbe nur im Allgemeinen zu schildern, denn diese gleichmässige und regel- mässige Wiederholung der Naturerscheinungen, in jener Gegend, hat uns selbst fast zur Verzweiflung bringen können. Nachts war der Himmel beständig bezogen, selten nur blickte ein Stern durch, und waren einige derselben zum Vorschein gekommen, so verging gewiss keine Stunde, und sie waren wieder verdeckt. Die Luft war fast beständig im höchsten Grade mit Wasserdampf gesättigt; wo- chenlang zeigte Saussure’s Hygrometer nicht unter 100 Grade, und das Psvchrometer des Herrn August zeigte selten über bis jö Dif- ferenz. Das Fallen des Nebels ist hier, zur Sommerszeit, fast täg- lich zu beobachten; die geringste Abnahme der Temperatur, oft schon bei sich neigender Sonne, z. B. um 5 und 6 Uhr Abends, brachte dasselbe hervor; das Verdeck war zuweilen plötzlich mit Thau bedeckt. Eines Abends fielen plötzlich grosse Tropfen Re- gen aus der Luft, die uns an die grossen Regentropfen erin- nerten, welche Herr Alexander von Humboldt in den Tropen beobachtet hat. Ein kalter Luftzug, in einer höheren Region, mag den Nebel plötzlich dazu verdichtet haben. Herr Alexander von Humboldt beobachtete auch in der That einen solchen kühlen Luftstrom, als er sich nämlich Abends auf der Silla de Caracas be- fand. Herr von Krusenstern *) , der im März diese Gegend durch- schiffte, beobachtete nur einmal die Bildung des Thaues, während sic zu unserer Zeit sehr häufig war. Seit der Expedition des Herrn v. Krusenstern ist die Bemer- kung gemacht worden, dass der Barometer, in der Gegend des Cap Horn’s, beständig einen sehr niedrigen Stand hat, und zwar selbst dann, wenn das schönste Wetter und vollkommene W indstille herrschen ; es beträgt diese Differenz, mit dem mittleren Stande des Barometers in anderen Gegenden der Sec verglichen, w enigstens 6 Linien. Es w ürde ’) Reise um die Welt I. p. 140. 137 schwer halten, diese Erscheinung erklären zu wollen, ohne in Hy- pothesen zu verfallen, wesshalb wir uns mit der Bemerkung begnü- gen, dass unsere Beobachtungen mit denen des Herrn von Itrusen- stern gänzlich übereinstimmen, wie die, sehr genau ausgeführten meteorologischen Tafeln, im Anhänge zu diesem Buche beweisen. Bei angehendem Sturme sank oftmals der Barometer auf 28,70 und 28,50 Zoll Engl., ja am 28s ten December 12 Uhr Nachts selbst auf 28,42 Zoll Engl. ; einen so niedrigen Standpunkt haben wir nur noch bei dem heftigen Typhoon beobachtet, den wir, fast ein Jahr spä- ter, in der Chinesischen See zu überstehen hatten. Diesen niedri- gen Standpunkt zeigte der Barometer, in der Gegend von Cap Horn, nur bei heftigem Sturme aus W. und WNW. Geht der Wind hier nach Süden herum, so steigt der Barometer, oft ganz schnell und sehr bedeutend, und zwar selbst dann noch, wenn ein noch fürchterlicher Sturm aus dieser Gegend bevorsteht. So wurde mehr- mals unser fröhliches Hoffen auf gutes Wetter getäuscht! Nur das Heer der Sturm-verkündenden Seevögel verliess uns in solchen Fäl- len niemals; sie waren noch feinere Wetterpropheten, denn oft ka- men sie schon früher, als der Barometer zu fallen begann, daher wurde ihr Anblick dem Seemanne zuletzt zum Abscheu. Aus folgender Tabelle kann man die Verschiedenheit in dem Herr- schen der Winde, zu den verschiedenen Jahreszeiten, für diese Gegend erkennen; wir gebrauchten hier, ausser den Beobachtungen auf un- serer Reise, die Schilfs- Journale, die Capitain Wendt auf seinen beiden ersten Weltumseglungen angelegt hatte. Dergleichen Zusam- menstellungen, wenn sie von einer hinreichend grossen Anzahl Schif- fen entnommen wären , würden am sichersten die Zeit bestimmen, in der das verrufene Cap Horn am schnellsten umsegelt werden könnte. Zur besseren Uebersicht haben wir alle Winde in acht Stri- che zusammengefasst. / I. 18 f 138 Vergleich ende Tabelle über herrschende Winde zu verschiedenen Jahreszeiten, in der Gegend des Cap Horn’s. w. NW. SW. s- 1 SO. | 0. NO. j Dauer des Windes, in Stunden angegeben. Fahrt der Prinzess Louise im Dec. 1S30 und Januar 1831. Zur Durchschneidung v. 19° Länge*) in 25 Tagen. 328 130 71 00 Sturm. 16 — 4 37 Fahrt der Prinzess Louise im Sept. 1826. Zur Durchschneidung v. 24° Länge in 20 Tagen. 159 75 1 *uunj$ 1 | to o, immer 20 46 10 24 Fahrt des Mcntor’s im März 1823. Zur Durchschneidung v. 25° Länge in 27 Tagen. 270 38 158 72 Ä 18 24 10 60 Aus dieser Uebersicht, so wie aus den Mittheilungen anderer Seefahrer geht hervor, dass hieseihst die Winde fast beständig aus W. , NW. und W. zu S. wehen, und zwar ist diess im Sommer je- ner Gegend ganz vorzüglich der Fall, während zur Zeit des Win- ters, wenngleich die Stürme heftiger sein mögen, sie doch kürzere Zeit aus ein und demselben Striche wehen, dabei oftmals Winde aus Osten und Süden eintreten, die mehrere Tage lang anhalten, und dadurch auf einmal den Seefahrer um diese südliche Spitze des neuen Festlandes führen. Herr von Krusenstern segelte hier im März, und der Nord-Ost- Wind führte ihn schnell herum. Kleinere Schiffe mögen allerdings, bei den heftigen Stürmen zur Winterszeit mehr Gefahr laufen, besonders wenn sic nicht fest gebaut sind, und sich nicht leicht heben; ist das Schiff aber gross und fest, und dabei ein guter Segler, so mag es unbedingt die Fahrt um Cap Horn zur W interszeit vorziehen. Hie Schilderungen des grossen Elends auf dem Englischen Ge- schwader, das, unter Lord Anson, das Cap umschiffte, sind gewiss nicht übertrieben; die zur damaligen Zeit noch unvollkommene Bau- art der Schiffe, besonders die schlechtere Takelage, mit den gros- ¥) Anmerkung, phische Meilen. Ein Grad der Länge beträgt in dieser Gegend beinaho 8 geogra- 139 sen Segeln bei unverhältnissmässig grossen Masten, waren Schuld, dass damals ganze Flotten auf ihrer Fahrt um Cap ISorn ihren Unter- gang fanden. Wen hat nicht der Untergang der grossen Spanischen Flotte unter Don Jose Figarro ergriffen, der 8 Tage früher als Lord Anson dieses Cap umschiffen wollte, um letzteren in der Sfulsee zu bekriegen? Legen 3000 Menschen fanden dabei ihren Tod! Auch bei Tage war der Himmel, in dieser Legend, fast bestän- dig mit Wolken bedeckt; nur auf wenige Augenblicke hellte er sich zuweilen, und nur an einzelnen Stellen auf. Die Sonne kam nur selten um Mittag zum Vorschein, und sobald sie sich wieder senk- te, wurden neue Nebelmassen niedergeschlagen und der Himmel wie- der dick bewölkt. So war es fast alle Abende der Fall, nur ein- mal sahen wir bei Cap Horn, innerhalb 25 Tagen, die Sonne un- tergeben. Hier in diesen unwirthsamen Legenden der Welt verlebten wir die Weihnachten und das Neujahrsfest; es waren Tage für uns, an denen der Sturm um so ärger wüthete, und nie sahen wir die Wel- len höher gehen, als am ersten Festlage. Wir selbst befanden uns in einer sein* verdriessiiehen Lage; «las beständige Werfen des Schiffes, von der einen Seite zur andern, konnten wir nie gewohnt werden, denn es war hicselbst so heilig, «lass mau nicht einen Au- genblick stehen konnte, ohne sich feslhalten zu müssen; hierbei die Kälte in unserer Wohnung, die uns fast verhinderte, unser Tage- buch zu führen, und somit «lic Unthätigkeit in einem so langen Zeit- räume, als diese Uinschiffung des Caps dauerte, Alles diess ver- stimmte uns recht sehr. Von Tag zu Tage hofften wir weiter zu kommen, und «loch endlich aus dieser traurigen Einöde errettet zu werden, doch hatte es uns auch geglückt, um etwas vorzurücken, so stürmte es wieder von Neuem, und wir waren dann gänzlich den Strömungen überlassen, die uns wieder nach der alten Stelle zu- rückführten. Nur der Albatross war unser beständiger Begleiter, gleichsam Lefährte in unseren Leiden; gleich den Harpyen umring- ten diese gefrässigen Thiere unser Schilf, oft sassen sie, zu 20 und 30 Stück, zur Seite desselben, und stürzten auf Alles zu, was vom Bord des Schiffes geworfen wurde. Sie kamen dem Schiffe zuwei- len so nahe, «lass sie von den Matrosen harpunirt wurden; überdiess IS * 140 sind sie so dumm und so dreist, dass wir zuweilen Einzelnen in ih- rer Mitte mit Kugeln die Flügel zerschossen haben, ohne dass die Uebrigen dabei au ff logen. Ihre handhohe, dicke Federbedeckung verhindert das Eindringen jeder Büchsenkugel. Bei dieser Gelegen- heit, wo die Thicre in grossen Massen zusammensassen, haben wir auch bemerkt, dass sie sich Schnäbeln wie die Tauben; doch bei der Grösse des Schnabels dieser Vögel, sieht dieser Akt allerdings nicht so lieblich aus, sie befanden sich aber in zu freundschaftli- chen Verhältnissen, als dass wir es hätten für Beissen halten kön- nen. Am 23. December fingen w ir eine dritte Art von Albatrossen*), die wir auch mitgebracht haben. Höchst überraschend w ar es für uns, als wir den Magen des Thieres öffneten, und darin den Ilals mit dem halben abgesagten Schädel eines anderen Albatrosses vorfanden, der auf gleiche Weise abgezogen zu sein schien, wie wir es mit dem unserigen soeben gemacht hatten; das Thier hatte diesen Hals, mit dem Kopfende voran, niedergeschluckt. Es musste also noch irgend Jemand mit uns zu gleicher Zeit diese Gegend durchschif- fen, der diesen armen Thieren, in gleicher Absicht als wir, nach- stellte. Es ist durch Cooks Reisen bekannt, dass das Fleisch der Albatrosse, recht ordentlich zubereitet, sehr wohlschmeckend ist; unsere 3!atrosen w aren zu übermüthig, als dass sie dasselbe geges- sen hätten. Cnpitain Bligh liess auf seiner unglücklichen Fahrt Albatrosse und Einladen **) einsperren, und sie mit gestosseneui W aizen füttern, wodurch die letzteren Thicre den Geschmack der schönsten Enten, die Albatrosse aber den der besten Gänse er- hielten. Es wundert uns, dass, soviel uns bekannt ist, die Albat- rossfedern noch nicht Gegenstand des Handels geworden sind; es würde für die Mannschaft, besonders auf Schilfen, die auf den Wallfischfang ausgehen, und sich längere Zeit in diesen Gegenden aufhalten, ein Gegenstand von Bedeutung sein. Hoch bis jetzt sind die Matrosen, die nach den Indien fahren, noch zu übermüthig, als dass sie sich damit befassen sollten. Mit dem lOten Januar hörten endlich unsere Leiden auf; wir waren hinaus über die westliche Mündung der Magcllan’s- Strasse und segelten nun fröhlich nach Norden. Einige schöne Tage, die ¥j Diomcdca chlor orhjnrhos Forst. **) Proc. cupensis. 141 jetzt folgten, führten Alles auf das Verdeck des Schilfes, um sich wieder zu erwärmen und sich des Lebens zu erfreuen; nur freund- liche Gesichter sah man jetzt, wenngleich der Wind sehr schwach war und oftmals gänzliche W indstille herrschte. Mit allem Rechte hat man dieses unermessliche Meer mit dem Namen des stillen Oeeans belegt, denn man erstaunt über die Rübe dieses Wassers, und über die Ebene des Wasserspiegels, wenn man wochenlang ein bestän- diges Spiel der wilden Wogen, bei Cap Horn gewesen ist, und nun plötzlich in diese Region cintritt. Ileerden von grossköptigen Ca- schelotts zogen dem Schiffe vorüber, und wurden von unzählbaren kleinen Vögeln begleitet; die Caschelotts schwammen beständig in Reihen, so dass einer dem andern folgte, sie erhoben sich abwech- selnd über das Wrasscr und sanken wieder nieder. Die Caschelotts haben die Ocffnung ihrer Spritzlocher auf der linken Seite, am vor- deren und oberen W inkelihres Kopfes, zwei Drittel derselben münden sich auf der vorderen Fläche und etwa ein Drittel auf der obern Fläche des- selben; dadurch sind sic ausser Stand gesetzt, das Wasser fontainenartig in die Höhe zu spritzen, wie man es auf Laecpede’s Abbildungen, und wohl selbst in Arbeiten der neuesten Zeit linden kann, wie z. R. im Zoologischen Theile der Reise des Herrn Freycinet. Die Ca- schelotts schnauben das W asser in einem sehr dicken Strahle vor sich hin, indem sie einen sehr liefen und dumpfen Ton von sich ge- ben; der Wasserstrahl streift nur etwas über die Oberfläche des W assers fort. Eines Tages kamen wir einem solchen schlafenden t ngeheuer in die Nähe; es war kaum noch Zeit, die Richtung des Schilfes zu ändern, und fast wären wir mit dem Thierc zusammenge- laufen, was wahrscheinlich sehr schlecht geendet hätte. Die Prin- zess ging dem Unthiere dicht zur Seite vorüber, die Spitze des Kopfes kam bis in die Nähe des Bcsanmastcs, als das Schw anzende des Thieres den Kiel des Schilfes erreichte; wir schätzten danach die Länge des Thieres über 80 Fuss, da die ganze Länge des Schilfes 115 Fuss betrug. Erst als das Thier dem Steuerruder vor- überschwamm, erwachte es, und ging plötzlich in die Tiefe, indem es den Kopf senkte und mit dem ganzeu Schwänze perpendikulär über die Oberfläche des Wassers hinausragte; erst in bedeutender Entfernung vom Schilfe, kam es wieder zum Vorschein. Wir hat- ten hier Gelegenheit, den Caschclolt in der Nähe zu sehen, und ihn 142 mit der Abbildung zu vergleichen, die uns Capitain Stövers , ein sehr gebildeter Englischer Caschelott -Fänger, davon mitgetheilt hatte, nur sahen wir noch, am Ende des Kopfes, einen fleischarti- «>en Kamm. Dieser erfahrene Seemann, der das Schilf Partridge (Nr. 4257. des Engl. Signalbuchs) führte, der schon 23 Jahre lang das beschwerliche Geschäft des Caschelottfanges betrieb und seinen Vater dabei verunglücken gesehen hatte, stattete uns, in der Ilreite von Chiloe, auf offener See am Bord der Prinzess Louise einen Besuch ab. Wir waren an dem Tage nicht wenig erstaunt, als plötzlich ein Segelboot am Horizonte zu sehen war, das wir, erst lange nachher, nachdem sich auch das Schilf hatte sehen lassen, für einen Whäler*) erkannten. Man hatte von jenem Schilfe aus Fische gesehen, wie der Whäler den Caschelott nennt, und sogleich vier Segelböte ausgesetzt, um sie zu verfolgen. Nur vor einigen Tagen war ein Unglücksfall vorgekommen; man hatte die Harpune nach einem Fisch geworfen, bei dem Ablaufen der Leine verwickelte sich dieselbe, und das Boot schlug um; die Leute hielten sich schwim- mend am umgeschlagenen Boote, bis sie gerettet wurden. Capitain Stövers theiite uns manche interessante Bemerkungen über den Ca- schelott und dessen Fang mit, der gegenwärtig hauptsächlich ander westlichen Küste von Chile und Peru, sowie an der nordöstlichen Küste von Japan betrieben wird. Das Schiff war auf drei Jahre ausgerüstet und es sollten die Theilnehmer, nach Vollendung der Hei- se, von dem Netto - Gewinn folgende Aniheile haben; Der Capitain . . . T’T Der 2te Offizier Der Kiiper . . Der lsle Offizier ^ Der 3te Offizier Jetier Matrose T~ und von den 10 Halbmatrosen ein jeder 10 Pfd. Sterling. Ueber die Art dieser Unternehmungen und deren Gewinn hat Herr Alexander v. Humboldt**) ausführlichen Bericht erstattet. Herr Stövers erklärte die ungleiche Grösse der Augen des Ca- schelolfs, wovon Lacepede, Cuvier u. m. a. berichten, für eine Fabel, bemerkte aber dabei, dass die Augen überhaupt nicht grösser als die eines Ochsen wären. Der Kopf soll, selbst bei Thieren der Art von 90 Fuss Länge, gerade ein Drittel der ganzen Länge betragen. Der *) Anmerkung, Man nennt im Allgemeinen smvolil die Wallfisclifänger, als die Ca- sclielottfänger Whäler, von dem Englischen Worte wliale, Wallfiscli. **) Versuch iiher den politischen Zustand von Neu -Spanien. 143 sehnigte Behälter auf dein Kopfe, der das gleich Oel fliessende Ce- taccum enthält, ist an seiner hinteren Befestigung mit dem Specke, gerade 18 Fuss hoch, und drei Mann haben volle 5 Stunden Arbeit, um es zu durchhauen; der Behälter wird angebohrt und das flies- sende Cetaceum in Fässer abgezapft. Am vorderen Sclmauzende sitzt noch, dicht auf dem Oberkiefer, eine dreieckige Fettmasse, die gegen 7 Tonnen schwer ist. Sobald die Fettmassen vom Schädel getrennt sind, sinken die Knochen zu Boden. Im Specke und über- haupt an keinem andern Theile des Körpers, als am Kopfe, wird Cetaceum gefunden. Mit dem milderen Wetter zeigte sich auch wieder die See mit niede- ren Thieren belebt; ein unabsehbares Ileer von kleinen Krabben*) er- füllte die Oberfläche des Wassers, und erzeugte Nachts ein sprü- hendes Feuermeer. Unsere Fahrt hinauf, der Küste entlang bis Valparaiso, ging von jetzt an sehr angenehm von Statten, wir hat- ten fast beständig WSW. oder WNW.- Winde die, wenn sie auch nicht sehr heftig waren, uns die Fahrt doch um so erfreulicher machten. Mit wenigen Worten sei es uns hier noch nachträglich erlaubt, etwas über den Weg zu sagen, den man bei der Uinschiffung von Südamerika einzuschlagen hat. Wir wollen den geneigten Leser nicht mehr mit dem Geschichtlichen über diesen Gegenstand belästi- gen, da er schon zu oft abgehandelt ist. Man hat drei Wege bis jetzt eingeschlagen, um die südliche Spitze von Südamerika zu um- schiffen; der Weg durch die Strasse Magellan’s war der zuerst ent- deckte, und in neueren Zeiten am wenigsten benutzte. Unter dem Holländischen See - Hauptmann Cornelius Schonten wurde im Jahre 1616 der zweite Weg, nämlich der zwischen Feuerland und Staaten- land entdeckt, welche Strasse er nach seinem Schiffer Jacob le Maire benannte. Biese Strasse ist, im vergangenen Jahrhundert, von ver- schiedenen berühmten Seefahrern durchschifft worden, Alle stimmen darin überein, «lass man, im Falle von W indstille oder von plötzlich eintretenden Stürmen, wie sie daselbst ganz gewöhnlich sindy der starken Strömung wegen hohe Gefahr laufe, wesshalb man auch ge- genwärtig diese Strasse vermeidet und den dritten Weg, nämlich den um Staatcnland und um Cap Horn ganz allgemein durchschifft. D iesen letzten Weg* haben wir selbst mit der Prinzess Louise ’) lialcjoite chi lentis n, ffe/i. ,.y>, Burrmeist. 144 gemacht, seine Vorzüge können wir aber nicht besonders rühmen. Es fragt sich nun, und wir sind last der Meinung, oh die Burchschif- fung der Magellan’s- Strasse dem Wege um Cap Horn vorzuziehen ist. Seit der Aufnahme der Strasse von Lord Byron*), und auf den verschiedenen Expeditionen der Spanier, sind eine grosse Menge von guten Häfen, innerhalb dieser Strasse bekannt geworden, woselbst man sogar frisches Wasser, Brennmaterial und zuweilen seihst ei- nige frische Nahrungsmittel einnehmen kann. Die Schiffe gehen da- seihst Nachts vor Anker, und, wenn auch die Mannschaft durch das häufige Ankerwerfen, der Ebbe und Fluth wegen, sehr angestrengt wird, so hat sie dafür Nachts Ruhe; übrigens sind die Anstalten zum Aufwinden der Anker, gegenwärtig auf Englischen Schiffen so ausserordentlich bequem eingerichtet, dass man desshalb diese Fghrt nicht verwerfen darf. Hoffentlich wird dieselbe noch ganz allgemein in Aufnahme kommen, sobald die neuere Aufnahme dieser Gegenden durch die Engländer, die kürzlich unter Capitain Ring erfolgt ist, dem Publikum bekannt geworden sein wird. Als wir zu Valpa- raiso waren, kam ein kleines Nordamerikanisches Schiff von New- York, das die Fahrt durch die Magellan’s-Strasse gemacht hatte, und so die ganze ungeheuere Reise in 72 Tagen ausgeführt hatte. Es lag wohl in der Schwerfälligkeit der Schiffe zu Magellaifs Zeiten, so wie an der Nichtkennlniss der sichern Häfen, innerhalb der Strasse, dass die Durchschiffung für den Entdecker derselben so ausserordentlich beschwerlich war, und desshalb so sehr in Verruf kam. Anhang. Es ist Thatsache, dass die Temperatur auf der Westküste von Süd -Amerika bedeutend niedriger ist, als in gleichen Breiten auf der Ostküste dieses Landes. Auf unserer ganzen Reise haben wir uns bemüht, die Ursache dieser Erscheinung zu erforschen, und wer- den im nächsten Buche davon ausführlich handeln; hier theilen wir die Resultate unserer meteorologischen Beobachtungen mit, die hei der Umschiffung des südlichsten Theiles von Süd-Amerika angestellt wurden, und im nächsten Capitel vollständig abgedruckt sind. Die Temperaturen in der zunächst beistehenden Tabelle sind stets das Mittel sämmtlicher, unter gleicher Breite angestellten Beobachtungen, die wir zuerst auf eine Karte aufgetragen, um zu einem um so genaue- ren Resultate zu kommen. Wir wissen jedoch sehr wohl, wie we- nig sagend oft dergleichen Beobachtungen von einem Zeiträume von 6 Wochen sind, und legen daher selbst diesen Resultaten keinen so hohen Werth bei. ) Beschreibung einer Reise um die "Welt in den Jabrcn 1764 bis 1766, ]45 Vergleichende Tabelle über die Abnahme der Wärme in der Luft lind im Wasser, im Verhältniss zur Breite, auf beiden Küsten von Südamerika. (Beobachtet in den Sommermonaten 1830 u, 31.) (Januar 1831.) (DecemLer 1830.) Westlich vom Cap Horn. Oestlich vom Cap Ilorn. Bemer- kungen. Tempe- ratur des Was- sers. Winde. Tempera- tur der Luft. West- liebe Länge von Süd- liche Breite. West- liche Länge von Tempera- tur der Luft. Wrinde. Tempe- ratur des Was- Bemer- kungen. London. London. Geringe Strö- mung nach Norden, oft unhe- 16,3° *) 17,6° 72° 5/ 34° 46° 18,2° e 18,2° Geringe 15,3 SW.Wnd. 16,3 73 12 35 47 - s r Strö- 16,3 16,1 Bei NW. 17,1 16,8 73 10 74 57 36 37 47 17,1 ' 17,5 mung nach SO. 16,1 Wind. 16,8 74 50 38 s: * - 9 * 0 74 50 74 50 39 40 49 49 16,6 13,6 Wind aus 15,7 11,5 Ström, v. SAV. und SW. und len 15,8 Bei 16.6 75 20 41 49 14,3 SA\r. z. S. 10 SAV.z.S. 15,2 schwachem 15,4 76 6 42 52 — 54 10.7 AV ind aus 11,5 zwi- schen 3 und 4 Minuten. NNW. (aus 6 Tag.) SW. 13,3 12,1 Winde. 13,5 11,7 77 6 78 43 44 45 57 59 11. 3 11.3 ' 9,6 9,6 o ö L'- O rS 3 cö <3 ^ 11 1 10,6 79 46 59 IM 5 9,8 1 © $ 9 » * 47 59 11.9 » 9,8 S 00 , - 48 62 11,9 9.8 8,7 5 8,2 80 49 ' 13,2 durchhefti- ge AA^de. a. 10,1 AArind 8,7 t 8,2 80 50 13,2 NO. so holl. Temperat. 10,1 a. NW. r Fast * = 51 63 10,2 8.8 8,1 beständig 7,1 80 80 52 53 64 10,2 8,5 £ 8,8 7,3 = 6,7 Winde 7,7 79-82° 54 63 8,5 7,3 Starke Strö- (aus 4 Tag.) 7 aus W est. (aus 4 Tag.) 7,7 79-82 55 7 - 6,1 Strö- mung n. 6.4 West zu 6.9 79-82 56 64 6.3 5,4 NO. mung nach Osten, und Osl (aus 3 Tag.) 6,1 Norden, u. (aus 3 Tag.) 6 80 57 68 (aus 3 Tag.) 7,9 AArind aus NW. und 5,8 6,3 NW. * 6.8 74—79 58 70 — 73 6,7 AVNW. 5.9 ZU Süden. 6,6 SW.Wde. 5,6 74 | 59 74 (aus 3 Tag.) 5,6 SW.Wnd. 6,6 s *) Anmerkung. Die (trade der Temperatur sind nach dem hunderüliei iligen Thermometer angegeben I 19 146 Drittes Capitel . Meteorologische Beobachtungen, angestellt auf der Reise vom Canal von England zu den Küsten von Chile, UeLerfalirt der Prinzess Louise nach Brasilien. Stunden des Tages. Barometer in Französi- schem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskäl- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des AVassers an der Ober- fläche in Gra- den nach : Witterung u. Winde. lleaum. Cels. lleaum. Cels. Am 30stcn September in 49° 30' nördlicher Breite lind 4° 18' West- lieber Länge von London *). lOli 28Z. 1,9L. 10,6° 13,25c 9° R. 11° 13,75° jSW. Kleine Wolken. 11 28 1,9 10,2 12,75 8,9 11 13,75 W. desgl. 11 30' 28 1,7 11,6 14.50 9 11 13,75 W. Etw. Sonnensch. 12 28 1,5 10,8 13,50 8,7 11 13,75 W. desgl» 13 28 1,3 10,2 12,75 8,3 n 13,75 W. Tr uh es Wetter. 14 28 1,2 10,2 12,75 8,5 11,5 14,37 W. desgl. 15 28 1 11,8 14,75 8,1 11,5 14,37 W. desgl. 16 30 28 I 10,6 13,25 8,5 11,3 14,12 W. desgl. 18 28 1 10,2 12,75 8,2 — . — . W. desgl. 19 28 1 10,2 12,75 8 11 13,75 W. desgl. 21 (28 1 10,2 12,75 8 11,2 14 W. desgl. Am 1. Octbr. in 48° 40' nördl. Breite und 8° 31' west!. Länge. 4 28 0,25 10,6 13,25 — > 10,3 12,87 SW, Trübes Wetter. 8 28 0,25 10,9 13,62 — 10,5 13,12 SW. Starker Wind. 12 28 0,75 u 13,75 — 10,5 13,12 SW. desgl. 16 28 0,75 1 11,1 13,87 — 10,3 12,87 SW, desgl. Anmerkung. Die Länge und Breite iat immer für 12 Uhr Mittags angegeben. Ueberfahrt der Prinzess Louise nach Brasilien. 147 Stundet des Tages. Barometer in Französi- schem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskäl te des Psychro meters nach Ilr ; Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Keaum Cels. August. Keaum . Cels. 1 20*» [28 Z. 0,75 L. 11,2° 14° 1 “ j 10,3° 1 12,87 ° |SW. Starker Wind. 21 |28 1 11 13,75 - S 10,3 Jl2,87 [SW. desgl. Am ‘2. Oclbr. in 48° 46' nördl. Breite und 8° 4' westl. Länge. 4 828 l 10,3 12,87 — 10,3 12,8 SW.} Trüb. Wetter 8 28 1 10,7 13,37 — 10,3 12.8 SW.) u. stark. Wind. 12 28 1 10,9 13,6 __ 10,3 12.8 SW. Stürmisch. 16 28 10,8 13,5 — 10,3 12,8 SW. desgl. 20 28 10,6 13,2 — 10,4 13 SW. desgl. 24 |27 11 10,5 13,1 — 10,4 13 SW. desgl. ■ ' Am 3. Oclbr. in 48° 38' nördl. Breite und 7 20' westl. Länge. 4 27 11 10,4 13 10,5 13,1 SW. 8 27 1 1,50 10,7 13,3 - 10,5 13,1 SW. Bezog, lliuun. 12 28 0,50 11.1 13,8 — 11 13,7 SW. desgl. 17 28 1 10.7 13,3 — 11 13,7 SW . desgl. 20 28 1.50 10,6 13,2 — 11,75 14,6 SW. desgl. 21 28 2,50 10,5 13,1 — 11 13,7 SW. desgl. Am 4. Oclbr. in 48° 28' liördl. Breite und 8° 32' westl. Länge. 4 1 28 2,25 11,1 13,7 11° 11 13,7 SW. 4 30' 28 2,50 11.2 14 11,1 11,4 14,2 SV1 . Sehr bezogen. 5 28 2,75 11,3 14 10,1 1 ! ,5 14,37 SW. 5 30 28 2,75 11,2 14 11,1 11.4 14,2 W. Etw. Staubregen. 6 28 2,75 11,2 14 11,2 11,5 14,3 W. Trüber Himmel. 6 30 28 2,75 11. 1 14,25 11,4 11.6 14,5 W. desgl. 7 28 2,75 11,5 1 1,37 11,1 11,6 14,5 W. desgl. 7 30 28 2,75 11.7 14.62 11,1 11.6 14.5 W. desgl. 8 3 11,8 14,75 11,6 11,6 11,5 W. desgl. 8 30 28 3,33 11,8 14,75 11,7 11,7 14,62 W. desgl. 9 30 28 3,33 11,8 14,75 11,7 11,7 14.62 W. desgl. j 10 i 28 3,50 12,4 15,5 11,9 11,8 14,75 MV. Bewölkt. Hirn. u 28 3,50 12,2 15,2 11,9 11,8 14,75 \ O. desgl. 12 28 3,50 11,2 14 11, 11,8 14,75 NO. Etw. Sonnsch. 13 28 3,50 11 13,75 10,5 11.6 1 1.5 NO. desgl. I 1 28 4 11,4 1 1,2 10,7 11,7 14,62 N O . Bewölkt. Ilimm. 15 28 4 11.5 14,3 10,5 11-7 14.62 \W. desgl. 16 28 4,25 11,7 14,6 10,7 11.6 14,5 \W. Wolkigt. Hirn. 17 28 4,25 11,2 14 10,5 11,6 11,5 ON. desgl. 18 28 4,50 II 13,75 10,3 11,6 14,5 OX. desgl. 19 * 148 Ueberfahrt der Prinzess Stunden des Tages. Barometer in Französi- schem Maass. T emperatur der Luft in G raden nach l Nasskäl- te des Psychro- meters nach Ilr. August. Temperatur des AV^assers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. . ileaum. Cels. Iteaum. Cels. 19h 28 Z. 4,50 L. 11° 13,75°] 10,2° 11. 11,4° 14,25° O. Bezogen. 20 28 4,50 11 13,75 10,1 11.5 14,37 ö. desgl. 21 28 5 11,1 13,8 9,6 11,9 14,87 O. desgl. 22 28 5 11,2 14 9,5 12,2 15,25 O. desgl. 23 28 5 11,2 14 9,6 12,2 15,25 O. desgl. 24 23 5 11 13,75 9,6 12,1 15,12 O. desgl. ‘ Am 5. Octbr. in 46° 3' nördl. Breite und 14° 31' westl. Länge. 1 28 5 11 13,75 10 12,1 15,12 O. Bezogener Iliirnn. 2 28 5 10,9 13,6 10,1 12,1 15,12 O.z.N. desgl. 3 28 4,75 1 10,6 13,2 10 12,1 15.12 O.z.N. desgl. 4 28 4,75 10,2 12,75 9,8 11,9 14, S O.z.jV. desgl. 6 28 5 11,6 14,5 9,7 12,8 16 * SO.z.O. desgl. 6 30' 28 5 11,6 14,5 9,7 12,8 16 SO.z. O, desgl. 7 28 — 11,5 11,3 9,6 12,8 16 SO.z. O.Trüb. Wttr. 8 28 . — 1 11,3 14,1 9,5 , 12,7 15,8 SO.z.O. desgl. 9 28 5 11,7 14,6 9,4 12,5 15,6 O.z.S. desgl. 10 28 5 11,7 1 4,6 9,4 12,6 15,7 O.z.S. desgl. 11 28 5 11,9 11,8 9,8 12,6 15,7 O.z.S. Lebhaft. Wd. 12 28 5 11,9 14,8 9,6 12,7 15,8 SO. z. O. ganz bez. II. 13 28 5 12,2 15,2 9,9 12,8 16 SO.z.O. desgl. 14 28 4,75 | 12 15 10,1 12,8 16 SO.z.O. desgl. 15 28 4,25 12 15 10 12,8 16 SO.z.O. desgl. 18 28 4.25 11,8 14,7 9,8 12,7 15.87 SO.z.O. desgl. 19, 28 4,50 1 1,6 1 1,5 9,6 — — SO.z.O. desgl. 20 28 4,50 11,6 14,5 9,5 12.4 15,5 SO. z. O. Staubregen. 22 28 4 11,5 11,3 9,6 12,6 15,7 SO.z.O. desgl. 23 28 4 11,4 14,2 9,6 12,6 15,7 SO.z.O. desgl. 24 28 4 11,4 14,2 9,6 12,6 15,7 SO.z.O. desgl. Am 6. Octbr. in 43° 41' liördl. Breite und 14° 31' westl. Länge. 1 28 4 11,8 14,75 10 12,6 15,7 0. Bewölkt. Himmel. 2 28 3,75 11,8 14,75 10,2 12,6 15,7 O. desgl. 3 28 3,75 11,9 14,87 — 12,8 16 O. desgl. 6 28 3,25 12 15 — . 13 16,25 0. desgl. 7 28 3,25 12,4 15,3 — 13,2 16,5 O. desgl. 9 28 3,25 13,5 16,87 11,4 14,1 17,6 O. desgl. 10 28 3,25 13,6 17 11,2 14,3 17,87 O. desgl. 11 28 3,25 13,6 17 11,4 14,2 17,75 ö. desgl. li ouis e nach Brasilien 149 Stunden des Barometer in Französi- Temperatur der Luft in Graden nach; Nasskal- te des Psychro- meters nach Hr. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- Witterung u. Winde. Tages. schem Maass. den nach : Itcaum. Gels. August. Iteaum. Gels. 121» 28 Z. 2,75 L. 13,9° 17,3° I2,Ö°B 14,3° 17,87° O. Bewölkt. Himmel. 13 28 2,50 14 17,5 12,6 14,3 17,87 OSO. desgl. U 28 2,50 14,2 17,7 12,4 14,3 17,87 OSO. desgl. 15 28 2,25 14,2 17,7 11,9 14,2 17,75 OSO. desgl. 16 28 2,25 14,4 18 11,8 14,2 17,75 OSO. desgl. 17 28 2,50 14,6 18,2 12.1 14,1 17,6 OSO. desgl. 18 28 2,50 14,4 18 12,4 14 17,5 OSO. desgl. 19 28 2,25 14,4 18 12,4 14 17,5 OSO. desgl. 20 28 2,25 14,5 18,1 12,4 13,9 17,37 OSO. desgl. 21 28 2,25 14,4 18 12,1 13,8 17,25 OSO. Frischer Wnd. 22 28 2,25 14,4 18 12,5 13,8 17,25 OSO. desgl. 23 28 2,25 14,4 18 12,3 14 17,5 OSO. Bezog, lliinm. 24 28 2,25 14,4 18 12 14 17,5 OSO. desgl. Am 7. Octbr. in 41° 25' nördl. Breite und 16° 39' westl. Länge. 1 28 1,75 14,3 17,87 12,1 14,6 18,25 OSO. Sehr frisch. Wd. 2 28 1,75 14,1 1 7,62 12,2 14,7 18,37 OSO. desgl. 3 28 1,75 14,1 17,62 12,3 14,8 18,5 OSO. Durchhrch.il. 4 28 1,50 14 17,5 11,9 14,6 18,25 OSO. desgl. 5 28 1,25 14,1 17,62 12 — — OSO. desgl. 6 28 1,50 14,1 17,62 12,2 — — OSO. desgl. 7 28 1,75 14,2 17,75 12,2 — _ OSO. desgl. 8 28 1,75 14,6 «8,25 12,4 15,2 19 OSO. desgl. 9 28 1,50 15,1 18,8 12,6 — — OSO. desgl. 12 12 30' 28 28 1,50 1,50 15,6 15,3 19,5 19,12 12,8 12,8 15,2 19 OSO. OSO. 1 Der Wd. wird 13 28 1,50 15,3 19,12 12,9 OSO.. j massiger. 14 28 1,25 15,5 19,37 12,9 — — OSO. 1 Das Wetter 15 28 1,25 15,5 19,37 12,9 — — OSO. | klärt sich auf. 16 28 1,25 15,6 19,5 13 15,9 19,87 OSO.' Wenig Wind. 17 28 1,25 15,5 19,37 13,2 — — OSO. desgl. 18 28 1,25 15 18,75 13,2 — — OSO. desgl. 19 28 1,50 15 18,75 13,2 — OSO. desgl. 20 28 1,50 15 18,75 13,2 15,2 19 OSO. desgl. 21 28 1,50 14,9 18,6 12,9 — — OSO. Sternhell. Hirn. 22 28 1,50 15 18,75 13,3 — — OSO. desgl. 23 28 1,50 15 18,75 12,8 — — OSO. desgl. 24 28 1,25 15,1 18, 8 13 15,8 19,7 OSO. desgl. 150 Ueb erfahrt der Prinzess Stunden des Tages. Barometer in Französi- schem Maass Temperatur der Luft in Graden nach: Nasskal- te des Psychro- meters nach llr August. Temperatur des Wassers an der Oher- lläclie in Gra- den nach: Witterung u, Winde. Keaum. Cels. ileaum Cels. Am 8. Octbr. in 39" 13' nördl. Breite und 18° 13' westl. Länge. lh 28Z. 1,25 L. 15,1° 18 ^7-° 13,4° R. — OSO. Sternhell. Hirn. 2 28 1 15,1 18,87 13,2 — — OSO. desgl. 3 28 l 15,2 19 13,5 — — OSO. desgl. 4 28 I 15,4 19,25 13,6 15,7° 19,65° OSO. desgl. 5 28 1 14,9 18,6 14,2 — — OSO. Durchhroche- 6 28 1 15,2 19 14,3 — — OSO- n er Himmel. 7 28 1 15,8 19,75 14,7 — — OSO. desgl. 8 28 1 16,2 20,25 15 16,5 20,62 OSO. desgl. 9 28 1 16,2 20,25 15 — — OSO. desgl. 10 29 1 16,5 20,62 15 — — OSO. desgl. 12 28 1 17 21,25 15,2 16,4 20,5 SSO. Etwas Hegen. 13 28 1 16,8 21 15,3 — — SSO. desgl. 14 28 0,75 16,8 21 15,3 — — SSO. desgl. 15 28 0,75 16,6 20,75 15,4 — — SSO. desgl. 16 28 0,75 16,6 20,75 15,6 16,4 20,5 SSO. desgl. 17 28 0,50 16,9 21,12 15,6 — — SSO. desgl. 18 28 0,50 17,2 21,5 15,6 — — SSO. desgl. 19 28 0,75 17,2 21,5 15,8 — . — SSO. desgl. 20 28 0,75 17,2 21,5 16,2 16,6 20,7 SSO. Massiger Wd. 21 28 0,75 16,8 21 15,8 — — SSO. desgl. 22 28 0,75 16,7 20,8 15,9 16,8 21 SSO. desgl. 23 28 0,50 16,5 20,62 15.6 — — SSO. desgl. 24 28 0,50 | 16,6 20,75 15,6 16,7 20,8 SSO. desgl. Am 9. Octbr. in 38° 25' nördl. Breite und 20° 16' westl. Länge. 4 28 0,50 16,4 20,5 15,5 | 16,6 20,7 SSO. Sehr wenig W d. 7 28 0.75 16,9 21,12 15,5 | — — SSO. desgl. 10 28 1 17,5 21,8 !5,7 17,1 21,37 SSO. Windstille* 12 28 1 17.5 21,8 15,7 17,2 21,50 WSW. desgl. 13 28 1 17,6 22 15,8 — — W.z.S . desgl. 14 30' 28 1 18,2 22,7 15,8 17,2 21,50 W. z. S . desgl. 17 30 28 1 17,8 22,25 15,8 17,4 21,75 W.z.S . desgl. 19 28 1 17,1 21,3 15,8 17,4 21.75 S.z.W Schön. Wett. 20 28 0.75 17 21,25 15,8 17,5 21,87 S.z.W, desgl. 24 28 16,4 20,5 15,6 17,6 22 SSW. desgl. Louise nach Brasilien. 151 Stunden des Tages. Barometer in Französi- schem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : IVasskäl- te des Psychro- meters nach Hr Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Rcaum Cels. August. Reanm Cels. Am 10. Octbr. in 37° 52' nördl. Breite und 21° 20' westl. Länge. 4h 27Z.10,75L. 16,4° 20,5° 15,6°R. 17,6° 22° SSW. Schön. Wett. 8 27 11,25 16,7 20,8 15,5 17,6 22 OSO. Etw. klar, lliin. 12 28 17 21,25 15,9 17,4 21,75 OSO. Klarer Ilimm. 16 28 0,50 17,8 22,25 15,8 17,5 21,87 OSO. desgl. 20 28 1 17,1 21,37 14,2 17,6 22 WNW. Bewölkt sich. 24 28 1 17,3 21,62 14,1 17,2 21,5 WNW. desgl. Am 11. Octbr. in 35° 54' nördl. Breite und 21° 43' westl. Länge. 8 [28 2 17,8 22,2 17,4 21,75 NNW. Guter frischer 12 28 2,50 18,8 23,5 — 17,4 21,75 NNW. Wind. 16 28 2,50 18,5 23,1 — 17,4 21,75 NNW. desgl. 20 28 2,75 17,3 21,62 — 17,4 21,75 NNW, Sehr schönes 24 28 2,75 17,2 21,50 17,6 22 NNW. Wetter. Am 12. Octbr. in 33° 36' nördl. Breite und 22° 12' westl. Länge. 4 28 2,75 16,8 21 14,8 17,7 22,12 NNW. Sehr schönes 8 28 2,75 17,7 22,1 14,8 17,8 22,25 NNW. Wetter. 10 28 3 18 22,5 15,2 18 22,5 NNO. desgl. 11 28 3 18,6 23,25 15,2 18 22,5 NNO. Einige W olken !2 28 2,75 17,8 22,2 14,8 18 22,5 O.z. S. ziehen auf. 13 28 2,75 17,8 22,2 15 18,8 23,5 O.z. S. desgl. 14 30' 28 2 18,2 22,75 15,4 — — NO. Etwas Regen. 18 — — 18 22,5 15 18,4 23 O.z.N. desgl. 20 28 2,25 17 21,25 15 18 22,5 O.z. N. desgl. 22 28 2,50 17 21,25 15 18 22,5 ONO. desgl. 24 28 2 18 22,5 15,2 18,2 22,75 |ONO. desgl. Am 13. Octbr. in 30° 49' nördl. Breite und 23° 3' westl. Länge. 4 28 2,25 17,7 22,1 15,6 18,3 22,87 NO.z.O. Etw. Regen. 8 28 2 18,2 22,75 16,1 18,7 23,37 NO.z.O. desgl. 9 28 2 19 23,75 16,2 — — NO.z.O. desgl. 10 28 2,33 19,5 21,37 16,4 18,9 23,62 NO.z.O. desgl. 11 28 2 19,9 24,87 16,6 18,8 23,5 NO.z.O. Schön. Wt. 12 28 2 19,4 24,25 16,2 18,8 23,5 NO.z.O. desgl. 14 28 1,50 18,2 22,75 15,9 18,8 23,5 NO.z.O. Klar. Hm. 15 28 1,50 18,5 23,12 15,9 18,85 23,5 NO.z.O. desgl. 16 28 1,50 18,5 23,12 15,7 18,8 23,5 NO. z. O. desgl. 18 28 1,75 18,2 22,75 15,6 18,8 23,5 NO. z. O. Einig.Wol- ken im Horizont. 152 U eberfahrt der Prinzess Stunden des Tages. Harometer in Französi- schem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psychro- meters nach Ilr August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach : "Witterung u. Winde. Iteaum. Cels. jjlieaum Cels. 20h 28 Z. 1 L. 18,1° 22,62° 15,9*11. fl 8,7° 23,37° jNO.z. O. Etwas be- 24 28 1,75 18 22,5 — 1 18,7 23,37 |NO.z. O. wölkter H, Am 14. Octbr. in 29° 30' nördl. Breite und 22° 3' westl. Länge. 4 28 1 18 22,5 15,9 18,7 23,37 NO. z. O. Trüb.Wtr. 8 28 1 18,1 22,62 15,9 18,8 23,5 NO.z. O. desgl. 10 28 1 19,6 22,5 — ■ 18,9 23,6 Nü.z. O. desgl. 11 30' 28 l 20 25 — 19,1 23,8 NO.z. O. desgl. 12 28 20 25 16,8 19,2 24 NO.z. O. desgl. 16 28 0,75 20 25 16,6 19,4 24,25 W. desgl. 18 28 0,75 19,2 24 19,4 24,25 W. Schönes Wetter. Am 15. Octbr. GO (N r* • pH 3' nördl. Breite und 22° 42' westl. Länge. 4 27 11,75 18 22,5 15,8 18,9 23,6 W. Etwas bewölkt. 5 — — 18,1 22,62 15,8 — — W. z. S. desgl. 6 __ • — 18,2 22,75 15,9 . — — W. z. S. desgl. 7 — — 18,3 22,87 16 — W. z. S. desgl. 8 — ■ — 18,3 22,87 16 18,7 23,37 W. z. S. desgl. 9 — — 18,2 22,75 16,3 — — W. z. S. desgl. 10 — — 18,7 23,3 16,2 — — W. z. S. Drchbrch. II. 11 — — • 18,8 23,5 16,2 — . — W. z. S. Frisch. Wd. 12 — ■ — 19,2 24, 16,4 18,9 23,62 W. z. S. desgl. 13 — — 19,4 24,2 16,6 — — W. z. S. Etw. Regen. 14 — — 19,2 24, 16,5 — — W. z. S. desgl. 15 — — 19,2 24, 16,6 — — W.z.S. desgl. 16 — — 18,6 23,25 16,1 18,9 23,62 W.z.S. Fast wndstill. 17 — — 18,2 22,75 16 — — W. z. S. Bezogen. 18 — . — 18,2 22,75 16 — W.z.S, desgl. 19 — — 18,6 23,2 16,5 — — W.z.S. Frisch. Wnd. 20 72 11,75 18,2 22,75 16,3 18,8 23,5 W.z.S. Dicke Wolk. Am 16. Octbr. in 26° 33' nördl. Breite und 21° 56' westl. Länge. 4 27 11,75 18,2 | 22,75 16,2 18,4 23 W.z.S. Schönes kla- 8 28 — 18,4 1 23 16 18,5 33,12 W.z.S. resWre(ter. 12 28 0,25 20,2 25,25 16, 4 18,8 23,5 W.z.S. desgl. 16 28 — 20 25 16,2 19,1 23,8 W.z.S. desgl. 20 28 0,25 18,9 23,62 16 19 23,7 Wr. z. S. Sternhell. H. 24 28 0,25 18,6 23,25 16,4 18,8 23,5 W.z.S. desgl. Louise nacli Brasilien 153 | Stunden 1 4es 1 Tages. Barometer in Französi- schem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach: Nasskäl. te des Psychro- meters nach Hr. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Rcaum. Cels. August. Reaum. Cels. Am 17. Octbr. in 26° 23' nördl. Breite und 21° 56' westl. Länge. 41» 28 Z. 0,50 L. 18,8° 23,5° 16,6°R. 19° 23,7° W. z. S. Schön. Wttr. 8 28 1 19,1 23,8 16,6 18,8 23,5 W. z. S. desgl. 12 28 1 20,2 25,2 16,5 19,2 24 W. z.S. fast windstill. 14 28 1 21,8 27,2 17,6 19,3 24 W. z. S. desgl. 16 28 1 21,6 27 17,8 19,3 24,1 W. z. S. desgl. 20 28 1,75 1 19,5 24,3 17,4 19 23,7 W.z.S. desgl. 24 28 1,75 18,8 23,5 16,8 18,9 23,62 W.z.S. desgl. Am 18. Octbr. in 25° 24' nördl. Breite und 23 6' westl. Länge. 4 28 2 18,3 22,8 16,7 18,9 23,62 NO.z.N. Feiner Wd. 8 28 2,50 19,4 24,2 16,5 19 23,7 NO.z.N. desgl. 12 28 2,75 19,6 24,5 16,8 19,2 24 ONO. Eintritt d. Pas- 14 28 2 20 25 17,2 19,3 24,12 ONO. sats. 16 28 2 19,8 24,7 16,8 19,4 24,25 ONO. desgl. 20 28 2,25 19,3 24 18,4 19,3 24,1 ONO. desgl. 24 28 2 19 23,75 17 19,3 24,1 ONO, desgl. Am 19. Octbr. in 23° 31' nördl. Breite und 23° 44' westl. Länge. 8 28 2 19,4 24,25 17,3 19,5 24,3 ONO. Bewölkt. Ilim. 12 28 1,50 20,7 25,87 17,5 19,6 24,5 ONO. desgl. 16 28 1 19,7 24,6 17,5 19,8 24,7 ONO. Drchbroch.il. 20 28 1 19,7 24,6 17,5 19,7 24,6 ONO. desgl. 24 28 1 jl9,4 24,25 17,6 19,5 24,3 ONO, desgl. l. 20 Ueberfahrt der Prinzess 154 r Rm. Cs. °Rm. Rm. Cs. o V Rm. Cs. °Rm. Rm. Cs. 1 All! 20. Octbr. in 22° 18' N. Br. u.24 32' W. L. 131« 14 21,2 21,3 26.5 26.6 — 20,6 25,7 NO.z.O. NO.z.O. li« 19,5 24,37 — 19,6 24,5 ONO. 15 21,3 26,6 — NO.z.O. 2 19,4 24,25 — — — ONO. 16 21,3 26,6 20,7 25,87 NO.z.O. 3 19,4 24.25 — — — ONO. W 17 20,8 26 _ NO.z.O. 4 19,2 21 — 19,7 24,6 ONO. % 18 20,7 25,3 — 20,8 26 NO. z. O. 5 19,1 23,8 — — — ONO. g! 19 20,7 25,8 — — _ NO.z.O. 6 i9 23,7 — • — ■ — ONO. Bi ONO. q 20 20,5 25,6 — — - - - N O. z. O. 7 19,6 24,5 — — — 21 20,4 25,5 — - NO.z.O. 8 19,6 21,5 — ■ 20 25 ONO. 22 20,5 25,6 — NO.z.O. 9 20,3 25,3 __ — — ONO. sr 23 20,6 25,7 — NO.z.O. 10 20,4 25,5 — — — ONO. 24 20,5 t25,6 — _ NO.z.O. 11 20.5 25,6 — ■ — — ONO. g 12 20,6 25,7 — 20,2 25,2 ONO. Am 22. Octbr. in 19°S' N.Br.u. 26° 30' W.L 13 20,7 25,8 — ■ — — ONO. 14 20,6 25,7 — • — — ONO. 3« 1 20 25 - - — NO. z. O. 15 20,8 26 — 20,3 25,3 ONO. % 2 20,1 25,12 _ „ — NO.z. O. 16 20,6 25,7 — 20.4 25,5 ONO. 2 3 20,2 25,25 — — NO.z.O. W 17 20,4 25,5 — 20,4 25,5 ONO. 4 20 25 — — NO.z.O. %. 18 20,4 25,5 — 20,4 25,5 ON.z.O. 5 20,2 25,25 — — NO.z.O. % 19 20,4 25,5 — — — ON.z. O. 6 20,3 25,37 — — NO.z.O. =t 20 20,4 25,5 — 20,4 25,5 ON.z.O. ~ 7 20,4 25,5 — — _ NO.z.O. fJq 21 20 25 — — — ON.z. O. 8 20,4 25,5 — — NO. z. ö. 22 19,8 24,7 — — — ON.z.O. o? 9 20,8 26 _ — NO.z. O. 23 19,8 24,7 — ■ — — ON.z.O. 3 10 20,8 26 — NO.z.O. 24 19,6 24,5 — 20,4 25,5 NO.z.O. 1 1 20,8 26 _ _ — NO.z.O. 12 20,9 26,1 NO.z.O. sr Am 21. Octbr. in 20c43' N. Br. u. 25°15' W.L. 13 21,2 26,5 — - , - NO.z.O. | 1 19,8 24,7 — _ — NO. z. O. 14 21,4 26,7 — 21,4 26,79 NO.z.O. g 2 19,6 24,5 — — — no.z.o. r 15 21,3 26,6 _ — NO.z.O. 3 19,6 24,5 — — — ■ NO.z.O. g 16 21,2 26,5 - NO. z. O. 4 19,6 24,5 — • — — NO.z.O. 17 20,9 26,1 _ 21,2 26,5 NO.z.O. 5 19,9 24,8 — 20,6 25,7 NO.z.O. g 18 20,9 26,1 _ _ NO.z.O. 6 20 25 — — — NO.z.O. 3 19 20,8 26 _ _ NO.z.O. 7 20,1 25,1 — — 25,7 NO.z.O. 20 20,6 25,7 20,8 26 NO.z.O. ^ 8 20,1 25,5 — 20,6 — NO.z.O. S 21 20,5 25,6 _ NO.z.O. | 9 20,8 26 — 20,6 25,7 NO.z.O. 3 22 20,5 25,6 _ - - ■ NO.z.O. 2 10 20,9 26,1 — — — NO.z.O. f 23 20,5 25,6 . NO.z.O. 11 20,8 26 — — 25,7 NO.z.O. “ 24 20, 1 25,5 _ NO.z. O. 12 21,2 26,5 — 20,6 — NO. z. O ! Louise nach Brasilien 155 £ g Temperatur N ass- kälte des Psy- Temperatur des Wassers cg c 3 Temperatur Nass kälte Temperatur des "Wassers &- o der Luft an der Ober- Witterung 2 der Luft Psy- an der Ober- Witterung a- in Graden chro- fläche in Gra- und 2u in Graden chro- fläche in Gra- und cn H 8> nach : in e- ters. den nach: Winde. p nach: me- ters. den nach: Winde. 09 09 O cn Rm. Cs. °Rm. Rm. Cs. o yi Rm. Cs. °Rm. Rm. Cs. Am 23. Octbr. in 17°56'N. Br. u .26°30 W.L. 12h 13 21,8 21,7 27,2 27.1 — 21,7 27,12 OSO. OSO. Vi ct*- O li, 19,9 24,8 — — . — ■ NO.z.O. 14 21,8 27,2 — — — OSO. ft 2 20,2 25,25 — — — NO.z.O. , 15 21,8 27.2 — — — S.z.O. 3 20,2 25,25 — — — IVO. z. O. ? 16 21,7 27,1 — 21,7 27.12 S.z. O. b- 4 20,2 25,25 — 20,7 25,87 NO.z.O. E 17 21,7 27,1 — — — S.z.O. e- 5 20,4 25,5 — — — NO.z.O. g 18 21,6 27 — — S.z.O. N 6 20,4 25,5 — __ — NO.z.O. 19 21,6 27 — — — S.z.O. 09 7 20,4 25,5 — — — NO.z.O. ^ 20 21,5 26,8 — 21,2 26,5 S.z.O. 8 20,5 25,6 — 20,6 25,7 NO.z.O. £ 21 21,6 27 — — — S.z. O. g 9 20,5 25,6 — — — NO.z.O. 3 22 21,6 27 — — — S.z.O. 5’ 10 19,9 24,8 — — — NO.z.O. 23 21,6 27 — — — S.z.O. 3 11 20,1 25,1 — — — NO. z. O. 24 21,6 27 — — _ S. z. O. O 12 20,4 25,5 - 20,7 25,87 NO.z.O. Etw. 13 20,5 25,6 — NO. z. O. Ke- Am 25. Octbr. in 14ol2'N.Br.u.26013'W.L. 14 20,6 25,7 — — — NO. z. O. gen. 1 21,3 26,6 • — . — — OSO. 15 20,6 25.7 — — — NO.z.O. 2 21,4 26,7 — — — OSO. 16 20,6 25,7 — 20,8 26 OSO. 3 21,4 26,7 — — — OSO. 17 20,4 25,5 — — — OSO. OSO. JT 4 21,4 26,7 — 21,6 27 OSO. 18 20,4 25,5 — — — 5 21,3 26,6 — — — S. z. O. 19 20,3 25,3 — — — OSO. 5T 6 21,2 26,5 — — — S.z. O. ■20 20,4 25,5 — 21 26,25 OSO. 7 21,2 26.5 — — • — S. z. O. 21 20,4 25,5 — — — OSO. g. 8 21,2 26,5 — 21,6 27 S. z. O. — - 22 20,3 25,3 — — — OSO. £ 9 21,8 27,2 — — OSO. 23 20,3 25,3 — — — OSO. 10 21,8 27,2 — — — OSO. 24 20,3 25.3 — 21.2 26,5 OSO. 11 21,8 27,2 — — — OSO. Am 24. Octbr. in 15° 47' X. Br. u.26°31' W.L. 12 13 21,8 21,9 27.2 27.3 — — — OSO. OSO. fSt c* 1 20,1 25,1 1 — — OSO. 14 22 27,5 _ — — OSO. CD 2 20,1 25,1 — — OSO. r 15 22,2 27,7 — — — OSO. 3 20 25 — — — OSO. N 16 22,1 27,6 — — — o. 4 20,2 25.2 — 21 26,25 OSO. og 17 21,9 27,3 — 21,9 27,3 0. A 5 20 25 — — — OSO. = 18 21,9 27,3 — — — o. 6 21,2 26,5 — — — OSO. ** 19 21,9 27,3 — — — 0. O 7 21,2 26,5 — — - OSO. 20 21,8 27,2 — 21,9 27,3 ONO. 8 21,4 26,75 — 20,9 26,1 OSO. ~ 21 21,7 27,1 — — — ONO. 9 21,4 26,75 — — — OSO. s 22 21,8 27,2 — — — ONO. 10 21,6 27 — 21,3 26,62 OSO. • £- 81 22,2 27,75 — 22,3 27,8 9 22,4 28 - — — — 0. 10 22,4 28 __ 22,4 28 0. g 11 22,4 28 — — — o. §: 12 22,4 28 — 22,5 28,12 0. s 13 22,8 28,5 — 22,5 28,12 0. “ 14 22,8 28,5 — 22,4 28 0. sS m 22,6 28,2 — 22,3 27,8 o. £ 16| 22 27,5 ■ — 22,2 27,7 o. * 18 22 27,5 22,2 27,7 o. Temperatur der Luft in Graden nach : Nass- kälte des Ps y- chro- me- ters. Temperatur des AVassers an der Ober- fläche in Gra- den nach : Km. Cs. °Rm. Rm. Cs. Witterung und "Winde. Am 28. Qctbr. in 8°20/ N. Br. u. 22° 18' W. L O.z.N z.N O.z.N. O.z.N O.z.N .z.N 2 3 4 5 6 7 8 9 10 12 14 16 18 21,9 27,3 — 2 21,9 27,3 — 2 21,9 27,3 — 2 22 27,5 — 2 22 27,5 — 2 22,1 27,62 — 2 22,3 27,7 2 22,4 28 — 2 22,8 28,5 20,1 2 23 28,7 20,2 2 23 28,7 20,2 2 23,1 28,87 20,2 2 22,9 28,62 20,2 2 22,7 28,37^20,4 2 27.6 27.7 27,7 27.7 27.8 28 28,1210. z.N. 5? 3 3 P E“1 2* 2- * oT *3 22,6 ,28,25 O.z.N. 28,37 O.z.N. 28,5 O.z.N. O.z.N. O.z.N. 28,25 SSO. ;28,6 Am 29. Octbr. in 7° 26' N.Br. u. 25 °6' W.L. 4 8 12 18 Am 30. Octbr. in 6°5'N.Br. n. 22° 23' W.L. 22,2 27,5 21,1 22,5 28,12 O.z.N. 22,2 27,7 — 22,6 28,25 OSO. 22 27,5 — 22,6 28,25 SSO. 20,5 25,62 — 22,5 28,12 SSO. 4 21,2 26,5 < — 22,3 27,8 |SO. z. S. W 8 22 27,5 — 22,4 28 jSO.z. S. % 12 22,3 27,8 — 22,4 28 ISO. z. S, 2: 18 21,8 27,2 — 22,4 28 |sso. F Am 31. Octbr. in 5° 9' N. Br. n. 22° 15' W. L. 4 8 12 18 22 21,4 26,7 19,7 22,2 22,3 27,8 20 22,1 21,8 27,2 19,9 22,2 21,8 27,2 20,2 22,2 21,4 28 19,9 22 27,7 [SSO. Sclivve 27,62 OSO. rer Wd. 27,75 OSO. desgl. 27,75 OSO. desgl. 27,5 (OSO. desgl. Am 1. Novbr. in 4°5' N. Br. u. 20° 24' W. L. 27,6 [SO. Wenig 27,6 |SO. bewölkt. Himmel. [21,3 26,6 |20,2 22,1 f21,3 26,6 |20,2 22,1 Louise nach Brasilien 157 Temperatur der Luft in Graden nach : Rm. Cs. Nass- ] kalte des Psj- | cliro- ine ters. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra den nach; •Rm.j Rm. Cs Witterung und Winde. Temperatur der Luft in Graden nach: Nass- kalte des Psy- cliro- me- ters. Temperatur des Wassers an der OLer- fläclie in Gra- den nach: Rm. Cs. °Rm. Rm. Cs. Witterung und "Winde. 201> 21,6 24 21 26,6 26,25 20 21,9 19,8 |21?7 27,3 ISO. 27,1 |SSO. Am 2. Novbr. in 2° 24' N. Br. u. 22° W. L. 8 |21,6 12 21,9 18 @21,2 26,6 128 27,3 20,4 26,5 19 21.7 21.8 21,7 27,1 ISO. 27,25SO. 27,1 |.SO. 4 21,1 26,3 21 8 21,2 26,5 — 21,1 12 21,4 26,7 18,9 21 20 20,6 25,7 18,4 20,7 8 21 26,2 18,6 20,8 26 12 21,3 26,6 18,8 20,9 26,1 16 21,3 26,6 18,6 21 26,25 18 21,1 26,3 18,6 — — 20 21 26,2 19 — — Am 3. Novbr. in 0°4 N.Br. u. 23° 40' W.L. 26,25jSO. Abwecli- 26,37jSO. selnd lle- 26,25ISO. gengüsse 25,8 ISO. u. Wind Am 4. Novbr. in 2°4' S. Br. u. 26° W. L. SO. so. so. SO.z.S. so. Am 7. Novbr. in 9° 31' S. Br. u. 29° W.L. 6 20,6 25,75 — 21,2 26,5 SO, Schönes 8 20,8 26 — 21,1 26,37 SO. Wetter. 12 21,1 26,37 — 21,4 26,75 SO. 18 21,2 26,5 — 21,4 26,75 so. Am 9. Novbr. in 14°22'S.Br. u. 32°27'W.L SSO. SSO SSO SSO. so. so. so. so. so. so. lll 20,4 25,4 17 20,8 26 4 20,2 25,25 17 20,8 26 6 20,3 25,37 16,9 20,8 26 8 20,5 25,37 17,9 20,6 25,7 12 21,5 26,87 18,2 21,3 26,62 13 21,4 26,75 18,1 21,4 26,75 16 21,1 26,37 18 21,4 26,75 18 2! 26,25 17,8 21,2 26,5 20 20,7 25,8 18 21,2 26.5 24 20,4 25,5 18 | 20,8 26 £ ST (S "i Am 8. Novbr. in 1 1°49/ S. Br. u. 31 W.L. 5 8 12 13 14 15 16 17 18 22 24 20.4 20,8 21,6 21,6 21.5 21,5 21.5 21,4 21,2 20.6 20,6 25.5 26 27 27 26,87 26,87 26,87 26,75 26.5 25,7 25,7 18.5 18,2 17.5 17,7 18 18,1 17.6 17,6 21,1 21,1 21,4 21,3 21,2 21,2 21,2 21,1 21,1 21 20,8 26,37 SSO. g W 26,37 S- r- 26,75 SSO. 3 1 26,62 SSO. SSO. ^ s SSO. |1 26,5 26,5 26,5 26,37 26,37 26,25 SSO. * 2. SSO. SSO. SSO. |26 SSO. S: o ST1 ^ i < o « ir o ET c- Am 10. Novbr. in 16°46' S. Br. u. 34o1 S' W. L 4 5 6 S 11 12 14 16 18 20 21 22 23 24 A m 1 1 . Novbr. in 19° 14' S. Br. u. 35 °5ß' W. L. (=: tr n> s 20,4 25,5 17,9 20,4 25,5 Iso. 19,5 24,37 18,5 20,4 25,5 SO. 19,8 24,75 17,6 20,3 25,37 SO. 20,3 25,37 18,1 20,3 25,3 so. 21,2 26,5 18,5 20,7 25,8 so. 21,2 26,5 18,6 20,8 26 so. 21 26,25 18,4 20,8 26 so. 20,8 26 18,2 20,9 25,12 so. 20,5 25,62 18,2 20,6 25,75 so. — — — 20,5 25,62 so. — — — 20,4 25,5 so. — — — 20,3 25,37 so. — — — 20,2 25,25 so. — — — 20,2 25,25 so. 1 — — — 20,1 25,1 ISO. 2 — — — 20,1 25,1 SO. 3 — — — 20,1 25,1 so. 4 — — — 20,1 25,1 so. 5 — — — 20 25 so. 6 — — — 20 25 so. 7 — — — 20 25 so. 8 20,3 25,37 18 19,8 24,75 so. 9 20,5 25,62117,9 19,8 24,75 so. 158 Ueberfahrt der Prinzess Louise nach Brasilien g? C 3 Temperatur Nass- kalte Temperatur des AVassers Witterung und gf c Temperatur Nass- kälte des Psy- chro- Temperatur des AVassers « 3- der Liutt in Graden Psy- chro- an der Ober- fläche in Gra- p-l der Luft in Graden an der Ober- fläche in Gra- AVitterung und 05 H p nach : nie- iers. den nach: Winde. Gß H p nach : me- ters. den nach: Winde. a; fD CO Rm. Cs. °Rm. s Rm. Cs. a? o 0} Rm. Cs. °Rm. Rm Cs. iii> 20,4 25,5 — 20 25 SO. 18h 19,2 24 18,2 19,1 23,87 SW.z.W. 12 20,3 25,37 — 20,2 25,25 so. 19 19,2 24 18,2 19,2 24 SW.z.W. 13 20,3 25,37 — 20,3 25,37 so; 20 19,2 24 18,2 19,4 24,25 SW.z.W. 14* 20,2 25,25 17,4 20,1 25,12 so. 21 19,2 24 18,2 19,4 24,25 SW. z.W. 15 20 25 17 20,1 25,12 so. 24 19,2 24 18,2 19,3 24,12 SW.z.W. 16 20 25 20,2 25,25 so. 18 20 25 17,2 20 25 so. Am j.4.Novbr. in — 0 — 'S. Br. u. — 0 — 'W-L. 22 20 25 17,2 20,9 24,87 so. 1 19,1 23,87 18,4 19,4 24,25 SSW. w 24 20 25 17,1 20,8 24,75 so. 2 19,3 24,12 IS, 4 19,4 24,25 SSW. % 3 19,4 24,25 18,2 19,3 24 SSW. — Am 12.Novm \in 21° 8. Br. u.36°50 W.L. 4 19,2 24 18 19,2 24 SSW. £ 5 20 25 17 19,2 24 so. 5 19,2 24 18 19,2 24 SSW. *ö 7 19,3 24,1 17 19,2 24 so. 6 18,9 23,6 17,7 19/2 24 SSW. % 8* 19,5 24,37 16,7 19,3 24,1 so. 7 18,6 23,2 17,6 17,8 19,3 24,12 SSW. 3. 11 19,6 24,50 16,7 19,5 24,3 so. 8 18,8 18,8 23,5 19,3 24,12 SSW. !*. 12 19,9 24,87 — 19,7 24,6 nw. 9 23,5 17,7 19,3 24,12 SSW. t'. 14| 20,6 25,75 18 19,8 24,7 NW. Er 10 18,6 23,2 17,4 19,3 24,12 SSW. 3. 17 20,4 25,5 17,8 19,7 24.6 NW. * 11 18,7 23,37 17,3 19,1 23,87 SSW. * 18 20,1 25,1 17,6 19,6 24,5 NW. 12 18,6 23,2 17,3 18,8 23,5 SSW. 19 19,9 21,8 17,6 19,5 24,37 NW. *1 13 18,7 23,37 17,4 18,5 23,12 23,12 SSW. rA Ö so. * 20 19,8 21,7 17.6 19,5 24.37 NW. 1 14 18,8 23,5 17,6 18,3 21 19.8 24,7 17,8 19,4 24,25 nw. f: 15 19 23,75 17,4 17,9 22,37 OSO. * ^ 22 19,7 24,6 17,8 19,2 24 NW. 16 18,2 22,7 17,5 17,3 21,62 Sehen — g 23 19,7 24,6 17,7 18,9 23.62 NW. 17 18,5 23,1 17,4 17,5 21,87 CapFrio. % * 24 19,6 24,5 17,8 18,9 23,62 NW. 18 18,4 23 17,6 17,6 22 O.z.S. ®* Aml3.Novbr. in— c — ' s. Br. u. — °— ' W. L. 19 20 18,4 18,8 23 23,5 17,8 17,8 17,8 17,8 22,25 22,25 O. z. S. E =• Grund 3 ^ 2 19,6 24,5 17,8 18,9 23,62 NW. 21 18,8 23,5 17,9 17,8 22,25 hei S1 (s: 3 19,5 24,3 17,8 18,8 23,5 NW. NW. c ff 22 18,8 23,5 17,7 17,8 22,25 36 Faden. SS n" 4 19,4 24,2 17,9 18,7 23,3 23 18,6 23,25 17,5 17,8 22,25 O.z.S. cA * 5 19.4 21.2 18 18,7 23,3 NW. t * 24 18,6 23,25 17,8 17,8 22,25 O.z.S. s 6 19.4 24,2 18,2 18,7 23,3 NW. « * 7 19,6 24.5 18,2 18,6 23,2 nw. y= Amlö.jNovbr. in— °— 'S. Br. ii.— W.L. 8 19,8 24,62 18,3 18.4 23 NW. i z 1 18,4 23 17,4 17,4 21.75 0. z. S. 9 19,9 24,8 18,5 18,4 23 NW. 5 2 18 22,5 17,2 18,3 21,62 O.z.S. 12 20,5 25,6 18,9 18,9 23,62 SW.Z.W.S* 3 17,8 22,25 17,6 18,4 23 Sind an der 14 20,4 25,5 18,8 19 23,75 SW.z.W.Pj 4 18,1 22,6 17.7 18,5 23,12 Küste von J6 19,6 24,5 18,5 19.1 23,87 SW.z.W. SL 5 18,3 22,85 17,5 18, 22,5 Cap Frio, ” 19,4 24,2 18,4 19,1 23,87 SW.z.W. 6 18,1 22,6 17,7 18,3 22,87 O.z. S. Reise von Brasilien bis zum Cap Horn. 159 Stundei des Tages. Barometer t m Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : iVasskäl te des Psjchro meters nach 11 r August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u, Winde. Keaum Gels. Heaum Cels. Am 21. Novbr. in 25° 56' siidl. Breite und 43 ° 42' westl. Länge. 8b 29,82 Z 19° 23,7° 18.1° — ONO. Bewölkt, llimm. Jl 2 29,74 20 25 18,6 — — ONO. desgl. 16 29,72 20,3 25,3 18,8 — — NNO. desgl. 18 29,72 19,8 24,7 18,6 18,5° 23,12° NNO. Wenig bewölkt. 20 29,75 19,6 24,5 18,6 18,4 23 N. z. W. desgl. Am 22. Novbr. in 2G° 31 siidl. Breite und 44° 1' westl. Länge. 8 29,83 16,7 20,8 11,6 17,8 22,2 S. Sehr feiner Regen. 12 29,85 17,4 21,7 14,4 18,2 22,75 SSO. Es stürmt. 16 29,88 16,8 21 14,4 18,2 22,75 SSO. Bewölkt. 18 29,89 15,8 19,7 13,4 18,2 22,75 SSO. desgl. 20 29,93 16,9 21,1 13,2 18,2 22,75 SSO. Windstille. Am 23. Novbr. in 29° 11' siidl. Breite und 44° 38' westl. Länge. 1 29,96 16,9 21,1 13,6 18,4 23 SO. Sternheller llimm. 8 29,99 16,2 20,2 14 18,5 23,12 S. desgl. 12 30,05 17,4 21,7 13,5 18,6 23,25 S. Flauer Wind. 13 30,05 17,1 21,3 12,7 18,6 23,25 S. Schönes Wetter. 14 30,05 16,9 21,1 12,7 18,6 23,25 S. desgl. 15 30,05 16,8 21 12,7 18,5 23,12 S. desgl. 16 30,05 16,7 20,8 12,6 18,5 23,12 S. desgl. 17 30,05 16,7 20,8 12,4 18,3 22,87 S. desgl. 18 30,05 16,7 20,8 12,6 18,2 22,75 SO.z. S. desgl. 19 30,08 16,5 20,6 12,3 18 22,5 SO.z.S. desgl. 20 30,08 16,5 20,6 12,5 | 17,8 22,25 SO. Massiger AAind. 21 30,08 16,6 20,7 12,4 17,8 22,25 SO.z.S. desgl. 22 30,08 16,7 20,8 12,6 17,8 22,25 SO. desgl. 23 30,08 16,6 20,7 12,4 17,8 22,25 SO. desgl. 24 | 30,08 16,5 20,6 12,8 17,9 22,37 SO. desgl. Am 24. Novbr. in 27° 47' siidl. Breite und 45° westl. Länge. 1 30,08 16,1 20,5 1 12,4 17,9 22,39 SO. Sternheller llimm. 2 30,07 16,4 20,5 12,6 17,7 22,12 OSO. desgl. 3 30,06 — 12,8 17,7 22,12 OSO. desgl. 4 30,06 16,2 20,2 12,6 17,6 22 OSO. desgl. 1 5 30,07 15,9 19,8 12,1 17,6 22 OSO. Klares Wetter mii 1 6 30,07 16,1 20,1 12,1 — SO. z. O. leichtem AVnd. 1 7 30,08 16,9 21,1 12,6 j — SO.z. O. desgl. B 8 30,08 17,6 | 22 13,1 | 17,5 21,8 SO.z. O. desgl. 160 Reise von Brasilien l Stuntlei des Tages. f Barometer 3 e in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach: Nasskal- te des Psychro- meters nach llr August. Temperatur des "NVassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. IXeauin Cels. lleaum Cels. 12h 30,08 Z. — — — — _ Io. z. N. Leichter Wind. 13 30,10 18,6° 23,2° 14,2° — — O.z.N. Wenig Wind. 14 30,10 18,6 23,2 14,5 — — O.z.N. desgl. 15 30,10 18,8 23,5 14,6 — — O.z.N. desgl. 16 30,10 18,5 23,1 — 18° 22,5° O.z.N. Klarer llimmel. 17 30,08 18,1 22,6 14 — . — O.z.N. desgl. ‘ 18 30,08 17,7 22,1 13,8 — — . O.z.N. desgl. 19 30,08 17 21,2 13,4 — — O.z.N. desgl. 20 30,10 16,8 21 13,4 18 22,5 O.z.N. desgl. 21 30,11 16,7 20,8 13,4 — — O.z.N. desgl. 9 22 — 16,7 20,8 13,2 — . . — O.z.N. desgl. 23 — . 16,6 20,7 13,5 — — • O.z.N. desgl. 24 — 16,6 20,7 13,5 17,7 22,1 O.z.N. desgl. Am 25. Novbr. in 29° 30' südl. Breite und 45° 4' westl. Länge. 1 30,04 116,5 20,6 13,6 — — O.z.N. Klarer llimmel. 2 30,04 16,4 20,5 13,4 — O.z.N. desgl. 3 30,04 16,5 20,6 13,4 — — O.z.N. desgl. 4 30,01 16,6 20,7 13,4 17,6 22 O.z.N. desgl. 5 30,06 16,4 20,5 13,5 — . — O.z.N. desgl. 6 30,06 1 7,4 21,7 13,9 — O.z.N. desgl. 7 30 07 17,9 22 13,8 — ■ — . O.z.N. desgl. 8 30.08 ‘7,1 21,3 13,6 17,6 22 O.z.N. desgl. 9 30,09 17,1 21,3 13,8 — - O.z.N. desgl. 10 30,08 17,3 21,3 14 — . — NNW. Klar. Ilimm. mit 11 30,07 18,2 22,7 14,7 — — NNW. Sonnenschein. 12 30,08 19 23,7 15,1 17,2 21,5 NNW. desgl. 14 30,04 16,2 24 16,2 — . — NNW. desgl. 16 30,01 19 23,7 16,6 - — NNW. desgl. 17 18,3 22,8 16,7 16,9 21,1 NNW. desgl. 18 17,1 21,3 16,2 16,8 21 NNW. Schön, klar. Wt. 20 17,1 21,3 16,2 16,4 20,5 NNW. desgl. 21 17 21,2 16 — . NNW. desgl. 22 17 21,2 16 — NNW. desgl. 23 17 21,2 15,7 — . \NW. desgl. 24 29,98 16,8 21 15,2 16 20 NNW. desgl. Am 26. Novbr. in 31° 57' südl. Breite nnd 46°45' westl. Länge. 1 1 29,98 1 16,6 20,7 1 15,2 j — “ I] VNW. Schön, klar. Wt. 2 I 29,98 I 16,4 20,5 j 15,1 1 — - Il VNW. desgl. Ins zum Cap Horn 161 Stunder des Tages. Barometer . 111 Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : IVasskäl- te des Psychro- meters nach Hr Temperatur des "Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. lleaum Cels. August. Reaum Cels. 1 31> 29,98 Z. 16,4° 20,5° 1 J4’8° NNW. Schön, lilar. Wt. 1 1 29,98 16,4 20,5 14.8 15.9° 19,8° NNW. desgl. 5 29.97 16.6 20,7 14,9 — — NNW. desgl. 6 29,98 16,6 20,7 14,8 — — NNW. desgl. 7 29,98 16,7 20,8 14.6 — — NNW. desgl. 8 29,98 16,8 21 15 15,4 19,25 NNW. desgl. 9 29.98 57 21,2 15.3 — — NNW. desgl. 10 29,98 17,8 22,2 16 — — NNW. desgl. 11 29,98 18.5 23.1 16,1 — NNW. desgl. 12 29,98 18,8 23,5 1 6,4 15,6 19,5 NNW. desgl. 13 29.97 19,3 24,1 1 6,8 — - NNW. desgl. 1 1 29,97 19.1 23,8 16,7 — NNW . desgl. 15 29.97 19.1 23,8 1 6.9 — — NNW . desgl. 16 2.9,97 19. L 23,8 16.9 — — NNW. desgl. 19 29,90 17 21,2 15.6 15,9 19,8 NNW. desgl. Am 27. Novbr. in 34° 36' siidl. Breite und 43 J 23' westl. Länge. 8 4 29,82 ! 6,5 20,6 14,8 15 18,75 NAV.Etw.bewölkt.IIim 9 8 29,93 1 6,4 20,5 15,2 14,7 18,3 NW. desgl. 9 29,92 16,4 20,5 15,2 — NW . desgl. 10 29,93 16.5 20,6 15,3 — — NW'. Trübes Wetter. 12 29,94 16,8 21 15,2 15,2 19 NW . desgl. 1 29,90 15,6 19,5 14.3 — — NW. desgl. 2 29,92 15,2 19 13,6 — — S. desgl. 3 29,92 15 18,7 13,2 — — S. desgl. 4 29,92 14,6 18.2 12,3 — ■ S. desgl. 5 29.93 14,3 17,8 11,9 — — S. Durchbrochen. Ilini. 6 29,93 14.2 17,7 11 1 1,6 18.2 S. desgl. 7 29,93 13,8 17,2 11.2 j — — S. desgl. 8 29,96 13.6 17 10,7 14.4 18 SSO. llewölkt. llinun. 12 30.04 13.3 16,6 9,8 [11,3 17,85 SSO. desgl. Am 28. Novbr. in 36° 22' siidl. Breite und 47° 35' westl. Länge. 3 30.01 13,3 16.6 9,3 14,2 17,7 SSO. 5 30.06 12,9 16,12 10,4 14 17.5 O. Klarer Himmel. 8 30.06 13,4 16.7 12.1 14 17,5 O. desgl. 12 30,09 14,8 18,5 11,8 1 1,1 17,62 O. desgl. 4 30,05 13,9 17,3 12 — — O. desgl. 6 30,05 14 17,5 12 14,2 17,7 0. desgl. 8 29,94 13.7 17,1 12,7 13,6 17 NO.z.N. desgl. 12 ' I. 29,94 13.7 17,1 12.7 13,5 16,87 N'O.z.N. Etw. bewölht. 21 162 Reise von Brasilien Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskäl- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach : Witterung u. Winde. lleaum. Cels. Reaum. Cels. Am 29. Novbr. in 39° 4' südl. Breite und 49 °42' westl. Länge. 4h 29,77 Z. 13,8° 17,2° 12,4° 13,4° 16,75° NO.z.N. Sturm. 8 29,60 13 16,2 13,2 13,4 16,75 NO.z.N. desgl. 9 29,60 13,7 17,1 14,1 13,6 17 KO.z.O. Stark. Regen. 12 29,48 14,8 18,5 14,1 12,7 15,8 NW.z.W. desgl. 16 29,50 14,9 18,6 12,4 12,2 15,2 NW.z.W. desgl. 18 29,50 13,2 16,5 10,8 11,3 14,1 NW.z.W. desgl. 20 29,61 11,8 11,7 9,8 9,2 11,5 SW. Heller Himmel. 24 29,70 10,6 13,2 9,6 8,9 11,12 SW. desgl. Am 30. Novbr. in 40° 31' südl. Breite und 49 ° 15' westl. Länge. 8 29,77 10,4 13 10,3 8,9 11,12 WSW. Schön. Wetter, 12 29,77 11,7 14,6 10,8 9,25 11,5 WSW. desgl. 16 29,81 13 16,2 9,6 9,6 12 WSW. desgl. 18 29,78 11.2 14 8,4 9,5 41,8 WSW. Wenig Wind. 20 29,80 9,8 12,3 8,6 9,3 11,6 SW. z. S. desgl. 24 29,80 9,5 11,8 8,8 9,1 11,3 NW.z.N. desgl. Am 1. Decbi \ in 41° 23' südi. Breite und 49° 5L westl. Länge. 1 29,74 9,6 12 9 — W. z. N. Etwas bewölkt. 8 29,67 9,8 12.3 9 9 11,25 W.z.N. desgl. 12 29,65 — — — 9,6 12 W.z.N. Schön. Wetter. 13 29,62 12,5 15,6 10,8 9,6 12 W.z.N. desgl. 16 29,60 12,8 16 10,4 10,2 12,75 W.z.N. desgl. 20 29,58 1 2,5 15,6 10.9 10 11,5 W.z.N. Es stürmt. Am 2. Decbr . in 42° 47' südl. Breite und 52 °I6' westl. Länge. 4 29,55 9,9 12,3 9 11,2 14 W.z.N. Es stürmt. 8 29,57 9, 11,2 8,4 7,8 9,75 NW.z.W. Massig. Wd. 10 29,57 9,7 12,1 8,9 7,6 9,5 NW. z. W. desgl. 12 29,52 9,8 12,3 8,4 7,7 9,62 NW. z. W. desgl. 13 29,53 9,5 11,8 8,1 — SW, Feiner Regen. 14 29,53 8,5 10,6 7,5 — — . SW. desgl. 15 29,51 8,1 10,2 7,4 — — SW. desgl. 16 29,51 7,3 9,1 6,7 7,6 9,5 SW. desgl. 17 29.51 7,3 9,1 6,7 — SW. desgl. 18 29.45 7,5 9,3 6,9 — — SO. Bewölkt und sehr 19 29.44 7,7 9,6 7,2 — — SO. dunkel. 20 29,44 7,8 9.7 7,3 7,8 9,75 SO. desgl. 21 29,14 7,8 9,7 7,4 — SO. desgl. 22 29,44 7,6 9.5 7 — — SO. Schwacher Wind. bis zum Cap Ilorn 163 Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach ; Nasskal- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. ileaum. Ccls. Ueaum. Cels. 231* 29,38 Z. 7,6° 9,5° 7,1° - SO. Schwacher Wind. 24 29,38 7,6 9,5 7,2 7,4° 9,25°[SO. desgl. Am 3. Decbr. in 42° 47' siidl. Breite und 52c 16' wesfl. Länge. 4 29,28 8,3 10,3 7,8 7,6 9,5 SO. Etwas Regen. 8 29,30 8,1 10,1 7,5 9,2 11,5 S.z.O. desgl. 12 29,50 8,6 10,7 7,5 9,4 11,7 S. z. W. Es stürmt. 16 29,60 8,4 10,5 7 9,8 12,25 S.z. O. desgl. 20 29,63 7,8 9,7 5,6 9,6 12 S.z.O. Sturm, Regen 21 29,82 6,8 8,5 5,1 9,1 11,37 S. z. O. und Ilagel. Am 4. Decbr. in 42° 47' siidl. Breite und 52 3 30' westl. Länge. 4 29,78 7,4 9,2 4,7 — — S.z.O. Sturm, Regen 8 29,85 7 8,7 4,3 9,2 11.5 S.z.O. und Ilagel. 12 29,82 8,3 10,3 6,4 9,1 1 1,37 WSW. Leicht bewölkt. 16 29,60 9 11,2 8,3 9,3 11,6 WSW. Etwas Regen. 20 29,64 8,5 10,6 6,8 9,2 11,5 WSW. Heftiger Sturm. 24 29,34 | 8,4 10,5 6,9 9,2 11,5 WSW. Zuweil. Regen, Am 5. Decbr. in 42° 31' siidl. Breite und 53 ° 9' westl. Länge. 4 29,65 7,8 9,7 6.8 9,1 11,37 W SW. Trüb. Himmel. 8 29,61 8.2 10,2 7 9,1 11,37 WSW. desgl. 12 29,78 9,3 11,6 8 9,2 11,5 WSW. desgl. 13 29,28 9,7 12,1 8,2 — IV SW . desgl. 1 16 29,88 9 11,2 7,5 9,4 11,75 WSW. des,0,!. 1 20 29,94 8.6 10,7 6,4 9,3 11,62 W MV . Leicht bewölkt und 1 24 29.96 8,3 10,3 6,7 9 11,2 W SW . d, Sturm lässt nach. Am 6. Decbr . in 42° 41' siidl. Breite und 51° 31' westl. Länge. I 4 29.95 8,7 10,8 7,6 8.9 11,12 WSW. Trüb. Himmel. ! 8 29.98 9,18 11,4 8,15 9,3 11,62 WSW, desgl. 1 12 29,97 9,6 12 8,7 .9,4 1 1,75 WSW. desgl. 1 14 29,99 9,8 12,2 8,8 — WSW. desgl. 16 30,02 9,7 12,1 8,8 9,7 12,12 SSW. Bezogen. 18 30,02 9,8 12,2 8,6 9,9 12,37 SSW. desgl. 20 30,0 1 9,4 11,7 8,1 10,3 12,87 S.z. W. desa;l. 24 30,05 9 11,2 8,1 9,3 11,62 S. z. W. desgl. Am 7. Decbi •. in 42° 46' siidl. Breite und 54 c 35' westl. Länge. 4 i 30,01 i § 10 7 1 9,2 11,5 IS.z.W. Sehr dichter 8 I 30,01 ! 7,4 9.2 7 9,5 11,87 |S.z. Wr. Nebel. 21 * 164 Reise von Brasilien Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psychro- meters nach Ilr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach : Witterung u. Winde. ilcaum Cels. Lteaum Cels. 121» 30,04 9,1° 11,3° 8,3° 9,5° 11,87° NW. Sehr dicht. Nebel. 13 30,04 10,6 13,2 8,6 — — NW. desgl. 11 30,04 10,3 12,8 — — , — NW. Klarer Himmel u. 20 30,87 9,4 11,7 8,6 9,2 11,5 NW. frischer Wind. 24 29,77 9,2 11,5 8,2 7,6 9,5 WNW. desgl. Am 8. Decbr . in 44°54/ südl. Breite und 57° 46' westl. Länge. 4 29,67 9,15 12,4 8,3 7,6 9,5 WNW. Klarer Himmel, 8 29,70 9,3 11,6 8,7 7,6 9,5 WNW. desgl. 12 29,75 11,2 14 10 7,7 9,62 W. z. N. desgl. 13 29,80 10 12,5 — 8,6 10,75 S.z. 0. desgl. 14 29,82 9,4 11,7 — — • — S.z. O. desgl. 15 29,82 8,9 11,1 — — — S. z. O. desgl. 17 29,85 8,5 10,6 7,9 7,9 9,87 SSO. Trüber Himmel. 18 29,88 8,4 10,5 8 8 10 SSO. Es nebelt sehr 20 29,94 7,2 9 — — ■ — SSO. stark. 23 29,95 7,2 9 7 7 8,75 SSO. desgl. Am 9. Decbr. in 45° 50' südl. Breite und 59° 54' westl. Länge. 4 29,94 6,5 8,1 6,4 6,4 8 SSO. Klarer Himmel. 8 29,99 7,1 9,2 7 7 8,75 WNW. desgl. 12 29,95 10,1 12,6 9,4 9,4 11,75 WNW. desgl. 13 29,95 10,7 13,3 — — — WNW. desgl. 14 — 11,1 13,8 9,9 9,9 12,3 WNW. desgl. 16 29,88 — — — 8 10 W . z. N. Euter Wind. 20 29,88 9,3 10,6 8,7 8 10 W. z. N. desgl. 24 29,92 8,7 10,8 8,3 7,9 9,87 H . z. N. desgl. Am 10. Decbr. in l 17° 12 südl. Breite und 59° 47' westl. Länge. 4 29,98 8,2 10,2 7,8 8 !0 SSO. Euter Wind. 8 29,98 9,4 11,7 8,3 7,8 9,75 ONO. Nebel. 12 29,96 11,3 14,1 7,8 7,9 9,87 ONO. desgl. 13 29,96 10,6 13,2 8,5 _ ONO. desgl. 14 29,96 10 !2,5 10,3 — — ONO. desgl. 15 29,96 9,8 12,2 10 — — ONO. desgl. 16 29,9 l 10 12,5 — 8,4 10,5 ONO. desgl. 17 29,93 9,3 1 1,6 — — ONO. desgl. 18 29,9 1 9,2 11,5 9,2 =— — NNO. desgl. 1!) 29,94 8,9 11,1 8,6 — — NNO. desgl. 20 29,9 1 8,9 11,1 8,6 8,1 10,12 NW. Es wird klarer. 24 29,9 4 7,9 9,8 I 8,5 7,9 9,87 NW. desgl. bis zum Cap Horn 165 Stunde des Tages Barometer n m Englischen Maass. Temperatur der Luft in Graden 1 nach : iVasskäl te des Psj'chro meters nach Hr Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witt erung u. "Winde. Reaum . Cels. August Reaum . Cels. Am 11. Decbr. in 48° 55' südl. Breite und 62° 24' westl. Länge. 4h 29,83 Z. 8® 10° 8,2° 7,8° 9,75c NW. Es wird klarer. 8 29,74 9,6 12 7,7 — — VW. desgl. 12 29,72 12 15 7,9 8,4 10,5 NW. desgl. 16 29,68 12,9 16,1 8,8 8,7 10,8 NW. desgl. 18 29,64 12,2 15,2 10,2 — NW. desgl. 20 29,56 11,2 14 10,6 8,3 10,37 NW. desgl. 24 29,43 1 10,23 12,7 8,8 7,9 9,87 NW. Klarer Himmel. Am 12. Decbr. in 51 22' südl. Breite und 63 58' westl. Länge. 4 | 29,40 9,9 12,3 8,3 7,3 9,12 W. Klarer Himmel. 5 29,44 9,2 H,5 7,8 — W. desgl. 6 29,48 8,9 11,1 6,8 — — SSW. desgl. 7 29,48 8,5 10,6 6,25 — — SW. desgl. 8 29,44 8 10,2 6,15 7,2 9 SW. desgl. 9 29,49 8 10 5,7 — SW. desgl. 10 29,49 8 10 5,8 — — SW. desgl. 11 29,49 8,2 10,2 6 — — SW. desgl. 12 29,49 8,3 10,3 5,9 7,2 9 SW. desgl. 13 29,50 8,2 10,2 6 — SW. desgl. 14 29,51 8,5 10,6 6 — — WSW. desgl. 15 29,51 8,7 10,8 6,2 — — WSW. desgl. 16 29,53 8,8 11 6,3 7,1 8,87 WSW. desgl. 17 29,52 9 11,2 6,4 — WSW. desgl. 18 29,52 8,6 10,7 6,2 — — WSW. desgl. 19 29,49 8,2 10,2 6,2 — WSW. desgl. 20 29,49 8 10 6,3 6,8 8,5 W. Z. S. Etw. bewölkt. 21 29,50 7,4 9,2 6,2 — — W.z.S. desgl. 22 29,50 7,3 9,1 5,9 — W.z.S. desgl. 23 29,50 7,2 9 5,9 — W.Z.S. desgl. 24 — 7,2 9 5,8 6,2 7,7 W.z.S. desgl. Am 13. Decbr. in 53°57' siidl. Breite und 64° 18' westl. Länge. I — 7 8,7 5 W z. S. Leicht bewölkt. 2 — 6,9 8 6 — — — w z. S. desgl. 3 — 6,6 8,2 — — — w z. S. desgl. 4 — 6,7 8,3 — 5,7 7,12 w z. S. desgl. 5 — 6,4 8,6 — — w. z. S. desgl. 6 29,37 6,8 8,5 5,8 5,6 7 w. z. S. Starker ind. 7 29,35 6,8 8,5 5,7 — w. z. S. desgl. 166 Umschiffung, des Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach: IVasskäl- te des Psychro- meters nach Hr. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Reahm. Cels. August. Reaum. Cels. 81. 29,32 Z. 6,9° 8,65° 5,9° 5,5° 6,87 1 W.z, S. Starker Wind- 9 29,28 7 8,75 5,8 — . — . W. Es stürmt. 10 29,28 7,3 9,12 6 — W. de. sgl. 11 29,24 7,8 9,75 6,15 6,15 7,6 W. desgl. 12 29,21 7,8 9,75 6,15 6,1 7,6 W. Dicke W olken zie- 13 29,19 8,1 10,12 6,5 5,9 7,37 W. hen aus SW. auf. 14 29,20 7,5 9,37 6,2 5,9 7,37 W. desgl. 15 29,19 6,8 8,5 5,4 5,8 7,25 W. Die Wolken ziehen 16 29,23 7,2 9 5 6 7,5 W. über das Schiff u. es 17 29,25 7 8,75 5,4 6 7,5 W. entsteht kl. Sturm. 18 29,26 6,7 8,3 5,2 6 7,5 W. Der Wd. lässt nach. 19 29,33 6,1 7,6 4,4 . — . W. Etwas Nebel. 20 29,33 5,9 7,3 4,3 6,1 7,6 W. desgl. 21 29,34 6 7,5 4,5 — • ■ — W. desgl. 22 29,34 6 7,5 4,5 — — W. Leicht bewölkt. 23 29,33 5,7 7,1 4 — — W. desgl. 24 29,34 6 7,5 4,6 5,7 7,1 W. desgl. Am 14. Decbr. in 54° 47' südl. Breite und 63° 6' westl. Länge. 1 29,34 5,8 7,2 4,2 5,8 7,25 W. Leicht bewölkt. 2 29,33 1 5,8 7,2 4,4 5,7 7,1 W. desgl. 3 29,38 5,9 7,3 5 5,8 7,25 W. desgl. 4 29,29 6 7,5 5,2 5,9 7,37 W. desgl. 5 29,29 6,5 8,1 5,6 6,1 7,62 W. desgl. 6 29,27 6,7 8,3 5,7 6 7,5 W. desgl. 7 29,27 5,4 6,7 5,7 6 7,5 W. desgl. 8 29,29 5,2 6,5 5 5 6,25 W. desgl. 9 29,31 4,8 6 4 4,9 6,12 W. desgl. 10 29,34 4,4 5,5 3,4 5 6,25 W. Durchbroch. Himm. 11 29,37 4,5 5,6 3,5 5 6,25 W. desgl. 12 29,38 5 6,2 3,8 5,1 6,37 W. Bezogen. 13 29,42 5,8 7,2 4,6 5,1 6,37 W. desgl. 14 29,42 6,7 8,3 5,1 5,4 6,75 W. desgl. 15 29,44 6,6 8,2 5,15 5,2 6,5 NW. desgl. 16 29,45 6,4 8 5,1 5,3 6,6 NW. desgl. 17 29,45 6,4 8 5,15 5,3 6,6 NW. desgl. 18 29,44 6,5 8,1 5,3 — — NNW. desgl. 19 29,43 5,9 7,3 4,9 4,8 6 NNW. Etwas Regen. 20 29,42 5,7 7,1 4,9 4,7 5,8 NNW. Bewölkt. 21 29,40 ! 5,8 7,2 5 - — NNW » desgl. Cap Horn’s, 167 Stunden des Tages. Haromctei . in Englischen Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskäl te des Psycliro meters nach Hr August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Keauni Cels. Reaum Cels. 221» 29,40 Z. 5,7° 7,1° 1 5° I ~ — >W. Bewölkt. 23 29,40 6,1 7,6 5,2 1 ~ — YY\YY. desgl. 24 29,38 6,4 8 1 5,6 | 4,9° 6,12° WNW. desgl. Am 15. Decbr. in 56° 9' siidl. Breite und 64 0 53' westl. Länge. l 29,34 6 7,5 5,5 . — WNW. Bewölkt. 2 29,34 6,2 7,7 5,6 — . — YYiN’YY. desgl. 3 29,33 6,3 7,8 5,6 — — WNW. desgl. 4 29,30 6,3 7,8 5,6 — YV>YV. desgl. 5 29,29 6,4 8 5,5 — YY . desgl. 6 29,28 6,1 7,6 5,5 4,4 5,5 YY". desgl. 7 29,26 5,9 7,3 5,4 4,25 5,31 YY. desgl. 8 29,28 6,1 7,6 5,5 4,4 5,5 YY". desgl. 9 29,26 6,4 8 5,8 — YY". desgl. 10 29,24 6,8 8,5 6,1 — — YY". desgl. 11 29,24 6,9 8,6 6 — — WjVYY". Feuchtes kal- 12 29,22 6,6 8,2 5,9 4,5 5,6 WJVW. tes YY"etter. 13 29,20 7 8,7 7,2 — YVNYV. desgl. 14 29,16 7,8 9,7 7,2 — — YY"3i"YY". Leicht bewölk- 15 29,13 8,5 10,6 7,2 — — Y YY. ter Hi in in el. 16 29,10 8,2 10,2 7 4,6 5,75 ATW. desgl. 17 29,08 8,4 10,5 6,8 — NW. YYenig Wind. 18 29,08 7,8 9,7 5,4 — NW. Starker Regen. 19 29,08 6,4 8 5,6 — — ^iYYr . desgl. 20 29,07 6,1 7,6 5,5 4,3 5,37 NW. desgl. 21 29,07 5,6 7 5 4,3 5,37 NW, Es fängt an zu 22 29,05 5,4 6,7 4,6 4,2 5,25 NW. stürmen. 23 29,04 5,6 7 4,3 4,2 5,25 NYY. desgl. 24 29,03 5,5 6,8 4,6 4,2 5,25 NYY", desgl. Am 16. Decbr. in 56° 50' südl. Breite und 65 0 13' westl. Länge. 1 29,01 5,5 6,8 4,7 — YY". Es stürmt. 2 29 5,4 6,7 4,7 — YY". desgl. 3 29 5,4 6,7 4,7 — YY". 31it Regen begleitet. 4 28,99 5,2 6,5 4,6 — YY". desgl. 5 28,96 5 6,2 4,5 — _ YY". z. N. desgl. 6 28,99 5 6,2 4,4 — YY". z. N. desgl. 7 28,99 4,9 6,1 4,3 — it YY.z.N. desgl. 8 28,99 4,8 6 4,3 3,3 4,12 YY.z.N. desgl. 9 29,04 4,7 5,8 4 3,1 3,87 [’ YY". z. N. desgl. 168 UmsdiifTung des Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Reaum. Cels. Reaum. Cels. 101» 29,05 Z. 4,6® 5.7° 4° 2,8° 3,5° W. z. N. Leicht bewölk- 11 29,09 4,5 5,6 3,8 3,1 3,87 W. z.N. ter Himmel. 12 29,12 4,4 5,5 3,6 3 3,75 W. z.N. desgl. 13 29,15 4,4 5,5 3,5 — — S. z. O. Sturm mit lief- 14 29,18 4,5 5,6 3,5 — — S. z. O. tigen Stössen, 15 29,18 4,1 5,1 3,2 — — S.z. O. desgl. 16 29.25 4.2 5,25 3 3,2 4 S. z. O. desgl. 17 29,28 4,4 5,5 3,2 — — S. z. ö. desgl. 18 29,28 4,1 5,12 3 — — . S. z. O. desgl. 1!) 29,32 4.2 5,2 3 — — S.z. O. D. Sturm lässt n. 20 29,36 4 5 2,6 3.9 4,87 S.z. ö. Etwas Regen. 21 29,38 3,6 4,5 2,6 3,7 4,62 S.z. O. desgl. 22 29, 10 3 3,7 2.2 3,7 4,62 S.z. ö. desgl. 23 29,12 4 5 2.2 3.6 4,5 S. z. O. desgl. 24 29,12 3,8 4,7 2,8 3,4 4,25 S.z. O. Trübe Luft. Am 17. Decbr. in 56° 52' sücll. Breite lind 65° 9' westl. Länge. 1 29,48 3,5 4,3 2,5 3,3 4,12 WSW. Trübe Luft. 2 29,48 3,6 4,5 2,7 2,8 3,5 WSW. desgl. 3 29,48 3.7 4,6 2,1 2.8 3,5 WSW. desgl. 4 29,50 3,5 4,3 3 2,8 3,5 WSW. desgl. 5 29,50 3.7 4,6 3,1 — WSW. desgl. \ 6 29,50 3,7 4,6 3,4 — _ WSW. desgl. 7 29,50 4 5 3,8 — WSW. desgl. 8 29,49 4.4 5,5 4,2 3.1 3.87 51 SW. desgl. 9 29,48 4,8 6 4,2 — — WSW. desgl. 10 29,45 4,8 6 4,6 — — WSW. desgl. 11 29,44 5,4 6,7 4,6 — NW. desgl. 12 29,44 5,4 6,7 4,6 — — NW. desgl. 13 29,39 5.7 7,1 4,9 3.8 4.75 NW. desgl. 14 29,40 6,5 8,1 5,5 3.9 4.87 NW. desgl. 15 29,42 6,9 8,6 5,9 4,4 5,5 WNW. desgl. 16 29,40 6,6 8,2 5,8 4.3 5,37 WNW. desgl. 17 29,42 6,6 8,2 5,8 4.4 5,5 WNW. desgl. 18 29,42 6,5 8,1 5,4 4.4 5,5 WNW. desgl. 19 29,10 5,9 7,3 5,4 4,6 5,75 WNW. desgl. 20 29,39 5,8 7,2 5,3 4,5 5.62 WNW. desgl. 21 29,39 5.2 6,5 4,6 — WNW. desgl. 22 29,35 5,1 6,7 5 — — WNW. desgl. 23 29,30 5,4 6,7 5 — — : WNW. desgl. 24 29,25 5,4 6,7 5 4.6 5.7 WNW. desgl. Cap Horn’s, 169 Stunden des Tages. Barometer in Englischem 31aass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskäl. te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des "Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: 1 Witterung u. Winde. ileaum. Cels. ileaum. Cels. Am 18. Decbr. in 57° 2 6' südl. Breite und C8 0 21' westl. Länge. li> 29,25 Z. 5,5° 6,8° 5° — — YV. Trübe Luft. 2 29,20 5,6 7 5,2 — — YV. desgl. 3 29,16 6 7,5 5,5 — — YY. desgl. 4 29,14 6,1 7,6 5,6 4,6° 5,7° YV. desgl. 5 29,11 5,9 7,3 5,5 4,8 6 vv. Heftiger Regen u. 6 29,13 6,5 8,1 6,1 5,1 6,37 YY. starker YVind. 7 29.12 6,6 8,2 6,2 — — YV. desgl. 8 29,10 6,3 7,8 5,9 — — YV. desgl. 9 29,10 6,3 7,8 5,8 — — YV. desgl. 10 29,09 6,3 7,8 5,8 5,3 6,62 YV. desgl. 11 29,09 6 7,5 6 — — YV. desgl. 12 29,08 6,9 8,6 6,1 — — YV. desgl. 13 29,08 7,3 9,1 6.4 — — YV. desgl. 14 29,07 7,5 9,3 6,5 4,5 5,6 YV. desgl. 15 29,06 7,5 9,3 6,4 — YV. desgl. 16 29,05 7,5 9,3 6,3 — — YV. desgl. 17 29,04 7,5 9,3 6,3 — — YV. Klarer Himmel. 18 29,03 7,5 9,3 6,3 4,2 5,25 YY . z . V. desgl. 19 29,02 7,5 9,3 5,4 — YY'. z .V. desgl. 20 29,01 6,2 7,7 5,3 4,2 5,25 WYY'. Bewölkt. Hiinm. 21 29 5,6 7 5 — WYV. desgl. 22 28,96 5,4 6,7 4,9 — — WYV. desgl. 23 28,94 5,3 6,6 4,8 — — WYY. desgl. 24 28,93 5,4 6,7 4,9 4,5 5,62 WYV. desgl. Am 19. Decbr. in 58° 1' südl. Breite und 70° 15' westl. Länge. 1 28,88 5,4 6,7 4,8 — — VYY Bewölkt. Himmel. 2 28, S6 5,2 6,5 4,7 — — \ YY . Regen. 3 28,86 4,9 6,12 4,6 — — IV. Abwechselnd Regen 4 28,80 5,1 6,3 4,6 4,4 5,5 V. mit Sonnenschein. 5 28,78 5,2 6,5 4,7 — V. Durchbrochen. Ilim. 6 28,76 5,3 6,6 4,8 — — V. desgl. 7 28,72 5,5 6,85 4,9 — — V. desgl. 8 28,74 5,6 7 4,9 4,6 5,75 V. desgl. 9 28,75 5,4 6,7 4.7 — V. desgl. 10 28,79 5,8 7,2 5,1 — — V. desgl. 11 28,80 5,5 6,8 4,9 — — V. desgl. 12 28,82 6,1 7,6 5,3 4,8 6 V. desgl. 13 28,85 6,2 7,7 5,3 — — V. desgl. I. 22 170 Umschiffung des Stunden des Tages. Barometer in Englischem Alaass. Temperatur der Luft in Graden nach: Nasskal- te des Psychro- meters nach Ilr. Temperatur des Wassers an der Ober- fläclic in Gra- den nach : Witterung u, Winde. Keaum. Gels. August. Keaum. Gels. 14h 28,88 Z. 6,7° 8,3° 5,6° — — N. Durchbrochen. Hirn. 15 28,89 6,8 8,5 5,7 — — N. desgl. 16 28,88 6,5 8,1 5 4,8° 6° N. desgl. 17 28,88 5,8 7,2 5 — — >. desgl. 18 28,88 5,8 7,2 5 — — N. desgl. 19 28,88 5,3 6,6 4,7 — — N. desgl. 20 28,88 5,2 6,5 4,6 ■ 4,83 6 NNW. desgl. 21 28,88 5,2 6,5 4,6 — — . NNW. desgl. 22 28,88 4,8 6 4,4 — ■ — NNW. desgl. 23 28,88 4,9 6,1 4,6 — ■ — NNW. Regen. 21 28,88 4,7 5,87 4,2 4,8 6 [NNW. desgl. Am 20. Decbr. in 58° 44' siidl. Breite und 70 0 26' westl. Länge. 1 28,87 4,5 5,6 4,3 — — NNW. Regen. 2 28,88 4,6 5,7 4 — — SW. Nebel und Regen. 3 28,90 4,6 5,7 3,95 — — SW. desgl» 4 28,90 4,6 5,7 3,8 4,7 5,82 SW. desgl. 5 28,93 4,4 5,5 3,8 — — SW. desgl. 6 28,93 4,6 5,7 3,9 — — SW. Mit schönem Wtt. 7 28,95 4,9 6,1 4,1 ■ — — SW. desgl. 8 28,95 5 6,2 4,4 4,9 6,12 SW. desgl. 9 28,99 5,3 6,6 4,4 — — SW. desgl. 10 28,99 5,4 6,7 4,5 — SW. desgl. 11 28,99 4,4 — — . SW. Durchbroch. Hirn. 12 29 5,2 6,5 4,5 — — SW. desgl. 13 29,05 5,5 6,8 4,8 5 6,2 SW. desgl. 14 29,05 5,8 7,2 4,9 — SW. desgl. 15 29,05 5,5 6,8 4,7 — — w. Wenig Wind. 16 29,08 5,2 6,5 4,5 4,95 6,135 W. desgl. 17 29,09 5,3 6,6 4,5 — — W. desgl. 18 29,10 5,3 6,6 4,7 — — WSW. desgl. 19 29,15 5,2 6,5 4,6 — — WSW. desgl. 20 29,15 5 6,2 4,5 — — WSW. desgl. 21 29,18 5,1 6,3 4,2 4,9 6,13 WSW. desgl. 22 29,18 5,2 6,5 4,6 — — WSW. desgl. 23 29,20 5,3 6,6 4,6 — • — WSW. desgl. 24 29,22 5,2 6,5 4,6 — — WSW. desgl. Am 21. Decbr. in 57° 46 siidl. Breite und 7J °10' westl. Länge. 1 29,25 5,3 6,6 5 5 6,2 WSW. Etwas Regen, 2 29,25 5,2 6,5 4,6 1- - 1 SW.z.W, dcsgl. Cap Iforn's, 171 Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach t Nasskäl- te des Psychro- meters nach Ilr Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Reaum. Cels. August Reaum. Cels. 3»* 29,25 Z. 5° 6,2° _ - _ SW.z.W. Klar. Ilimm. 4 29,28 5 6,2 4,5° — — SW.z.W, de. sgl. 5 29,29 5 6,2 4 4,8° 6° SW.z.W. desgl. 6 29,34 5,1 6,3 4,2 — — SW.z.W. desgl. 7 29,34 5,3 6,6 4,5 — — SW.z.W. desgl. 8 29,29 6 7,5 5,5 — — SW.z.W. desgl. 9 29,27 6,5 8,1 5,3 5 6,2 SW.z.W. Nebel. 10 29,25 6,4 8 5,4 — SW.z.W. desgl. 11 29,25 5,7 7,1 5,2 — — SW. z. W. desgl. 12 29,25 6,4 8 5,6 — — SW.z.W. Bewölkt. 13 29,23 6,4 8 5,6 5,2 6,5 SW.z.W. desgl. 14 29,22 6,4 8 5,5 — — SW.z.W. Trübe Luft. 15 29,20 5,7 7,1 5 — — SW.z.W. desgl. 16 29,20 5,7 7,1 4,6 — — SW. z. W. desgl. 17 29,20 5,4 6,7 4,3 — — SW.z.W. desgl. J8 29,20 5 6,2 4,3 — — SW. z. \V. Ftw. Regen. 19 29,20 4,9 6,1 4,1 — — SW.z.W. desgl. 20 29,20 5 6,2 4,1 5,4 6,37 W. z.S. desgl. 21 29,19 4,9 6,1 4,4 — — W.z.N. desgl. 22 29,20 5 6,2 4,3 — — W. z.N. desgl. 23 29,20 4,9 6,4 4,9 — — W.z.N. Klarer llimni. 24 29,16 4,9 6,1 4,9 4,9 6,12 W.z.N. desgl. Am 22. Decbr. in 58° 57' südl. Breite lind 73 0 1' westl. Länge. 1 29,19 5,1 6,3 4,4 — — VI . z. N. Klar. Himmel. 2 29,20 5,3 6,6 4,6 — — W. z. N. desgl. 3 29,20 5 6,2 4,4 — — W. z. N. desgl. 4 29,20 4,8 6 4,3 5 6,25 W. z. N. desgl. 5 29,19 4,9 6,1 4,4 — — W.z.N. desgl. 6 29,20 5,2 7,2 4,6 — — W.z.N, Feiner Kegen. 7 29,19 4,7 5,8 4,2 — — W.z.N. desgl. 8 29,19 4,5 5,6 4,2 4,9 6,12 W.z.N. Hagel. 9 29,19 5 5,2 4,3 — W.z.N. Ziemlich klar. 10 29,19 5,3 6,6 4,5 — — W.z.N. desgl. 11 29,19 5,9 7,3 4,9 — — W.z.N. desgl. J2 29,19 6,4 8,8 5,2 5,1 6,37 W.z.N. desgl. 13 29,20 7 8,7 5,6 — — VV'.z.N, Bewölkt. Hirn. 14 29,20 7,2 9 5,8 — — WSW. desgl. 15 29,19 6,8 8,5 5,6 — — WSW. desgl. 16 29,16 6,9 8,6 5,6 5,3 6,6 W SW. desgl. 22 * 172 UmseliifFiing des Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. lleauin. Cels. Reaum. Cels. 171> 29,16 Z. 6,6° 8.2° 5,4° - WSW. Bewölkter Hirn 18 29,16 6 7,5 5,6 — — . WSW. desgl. 19 29,16 5,7 7,1 4,5 — — WSW. desgl. 20 29,16 5,5 6,87 4,7 5,2° 6,5° W SW. desgl. 21 29,15 5,6 7 4,5 — — WSW. desgl. 22 29,15 5,4 6,7 4,5 — — WSW. desgl. 23 29,14 5,3 6,6 4,4 — — WSW'. desgl. 24 29,13 5,1 6,3 4,3 5,2 6,5 WSW. desgl. Am 23. Decbr. in 59° 20' südl. Breite und 74 ° 48' westl. Länge. 1 29,16 5 6,2 3.5 — — WSW. Windstille. 2 29,16 4,7 5,87 3,7 — — WSW. desgl. 3 29,18 4,6 5,7 3,8 — — W SW. desgl. 4 29,20 4,7 5,87 3,6 5,1 6,37 WSW. Etwas Regen. 5 29,20 4,6 5,7 3,4 — — WSW. desgl. 6 29,22 4,5 5,6 3,4 — — WSW. desgl. 7 29,22 — — — WSW. desgl. 8 29,26 5 6,2 4,2 5,1 6,75 WSW. desgl. 9 29,28 4,4 5,5 3,5 — — WSW. Windstösse. 10 29,28 4,7 5,87 3,9 — — WSW. desgl. 11 29,28 4,8 6 — — — WSW. desgl. 12 29,32 5 6,2 3,8 5,3 6,62 SW. Sturm. 13 29,36 5 6,2 3,7 — — SW. desgl. 14 2.9,36 4,7 5,87 3,2 — — SW. desgl. 15 29,38 4,75 5,87 3,1 — — SW. desgl. 16 29,38 4,7 5,8 3 5,4 6,75 SW. desgl. 17 29,11 4,8 6 3,1 — SW. desgl. 18 29, 14 4,3 5,3 2,75 — — SW. desgl. 19 29,16 4,3 5,3 2,8 — — SW . Regen und Hagel 20 29,48 3,3 4,1 2,5 5,5 6,87 SW. desgl. 21 29,48 3,6 4,5 2,4 5,5 6,87 SW . desgl. 22 29,18 4 5 2,8 — — SW. desgl. 23 29,50 4 5 2,8 — — SW. desgl. 24 29,50 4 5 2,8 5,1 6,37 W. Hagel. Am 24. Decbr. in 57° 41' südl. Breite und 74 °56' westl. Länge. 1 29.50 4,1 5,1 2,8 — — W. Klarer Himmel. 2 29,50 4,2 5,2 2.8 — — W. desgl. 3 29,50 4,3 5,3 2,9 — . — W . Stürmisch. 4 29,50 4,5 5,6 3 5 6,25 W. desgl. 5 29,5 1 4,4 5,5 3,3 — — W. desgl. Cap Horu's. 173 Stunden des Tages. Uarometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psjchro- ineters nach Hr. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: — Witterung u. Winde. lieaum. Cels. August. lieaum Cels. 6h 29,49 Z. 4,6° 5,7° 3,1° — — W. Hagel, Regen und 7 29,51 4,4 5,5 3,5 — — W. Stürme. 8 29,47 4,7 5,8 3,5 5° 6,25 c W. desgl. 9 29,47 4,7 5,8 3,7 — — W. desgl. 10 29,47 4,8 6 3.9 — — W. Bewölkt. 11 29,40 5 6,2 3,8 — — W. Heftiger Sturm. 12 29,40 — — — — W. desgl. 13 29,33 5,2 6,5 4,4 5,1 6,37 W. desgl. 14 29,33 5,2 6,5 4,4 — W. desgl. 15 29,35 5,3 6,6 4,4 — — W. desgl. 16 29,33 5,4 6,7 4,6 — — W. desa;l. 17 29,31 5,2 6,5 4,5 — — W. Oefters Regen und 18 29,30 5,1 6,3 4,4 — — W. anhaltender Sturm. 19 29,23 5 6,2 4,6 5 6,25 11 . desgl. 20 29,22 5 6,2 4,4 — — \V. desgl. 21 29,22 4,9 6,1 4,5 — — W. desgl. 22 29,20 5 6,2 4,4 — — W. desgl. 23 — — — — — W. desgl. 24 29,15 4,7 5,8 4,2 4,9 6,12 W. desgl. Am 25. Decbr. in 58° 13' südl. Breite und 74 °32' westl. Länge. 1 29,12 4,4 5,5 4 _ W. Stnrm und Regen- 2 29,16 4,6 5,7 4,2 — — W. schauer. 3 29,06 4,7 5,8 4,3 W. desgl. 4 29 4,3 5,3 3,3 5,2 6.5 W. D. Sturm lässt nach. 5 28,97 4,4 5,5 3,4 — — W. desgl. 6 28,97 4,2 5,2 3,1 — — W. desgl. 7 28,97 3,6 4,5 3 — — W. desgl. 8 28,96 4,1 5,1 3 5,1 6.37 W. desgl. ' 9 29 4 5 2,7 W. Einzelne Wolken. 10 28,98 4,4 5,5 2,6 — W. desgl. U 28,95 4,5 5,6 2.6 — WSW. Sturm. 12 28,99 4,4 5,5 2,9 5,3 6.6 WSW. desgl. 13 — — 5,3 6.6 WSW. desgl. 14 28,95 4,4 5,5 2,9 — SW. z.W. desgl. 15 29 4,5 5,6 2,7 — — S W. z.W. d e sgl . 16 26,98 3,7 4,6 2,7 — — SW. z. W. desgl. 17 28,90 3,7 4,6 2,7 — — SW. z.W. desgl. IS — — — — — SW. z.W. desgl. | W 28,90 3,9 4,87 3,1 — SW. z.W, desgl. 174 Umschiffang* des Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : iVassh al- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des AVassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u, Winde. tleaum. Cels. rteaum. Cels. 20h 28,86 Z. 4,4° 5 5° 2,9° 5,4° 6,75° SW. z. W. Hagel mit 21 28,86 4 5 3 — — SW.z'W, Sturm. 22 28,86 3,4 4,2 2,3 — — SW.z.W. desgl. 23 — — 2,3 — — SW.z.W. desgl. 24 28,86 3,8 4,7 2,8 — — SW.z.W. desgl. Am 26. Decbr. in 57° 46' südl. Breite nnd 73° 44' westl. Länge. 1 28,80 4,2 5,2 2,9 — — WSW. Sturm u. Ilagcl. 2 28,80 4,2 5,2 2,8 — — WSW. desgl. 3 28,74 3,2 4 2,2 — — WSW. Regen mit Hagel 4 28,75 3 3,7 2,1 5 6,25 WSW. und 5 2,8,75 3,3 4,1 2,4 — — WSW. Schnee. 6 28,79 2,4 3 2,8 — — WSW. desgl. 7 28,89 2,2 2,7 2,6 — WSW. desgl. 8 — 2,6 3,1 2,9 — — WSW, Schneegestöber, g 9 28,85 2,6 3,2 1,9 — . — WSW. desgl. 10 28,84 4,2 5,2 2,4 — — WSW. Hagel. 11 28,8 1 4 5 2,6 — — WSW. desgl. | 12 28,93 4,6 5,7 2,8 — — WSW. desgl. 13 29 4,5 5,5 2,8 — — WSW. Heftiger Sturm. 1 f 29,05 4,5 5,5 2,9 — — WSW. desgl. 15 29,05 4,7 5,8 2,8 — — SW ; z. S. desgl. 10 29,16 4,7 5,8 3 5 6,25 SW. z. S. desgl. 17 29,17 4,8 6 3 — — SW. z. S, Her Sturm 18 29,23 4,6 5,7 2,8 — — SW.z. S. lässt nach. 19 29,23 4,5 5,6 4 — . — SW. z. S. desgl. 20 29,23 4,5 5,6 2,7 4,9 6,12 SW. z. S. desgl. 21 29,23 3,6 4,5 2,6 — — SW. z. S. desgl. 22 29,26 3,7 4,6 2,8 — — SW. z. S. Bewölkt. Hirn. 23 29,26 3,8 4,7 3 — — SW. z. S. desgl. 24 29,26 5 6,2 3,6 5 6,25 SW. z. S. desgl. Am 27. Decbr. in 5 7°46'südl. Breite und 74° 28' westl. Länge. I 29,26 5,2 ' 6,5 3,8 — — SW. z. S. Bewölkt. Hirn. 2 29,26 4,8 6 3,6 — — SW. z. S. desgl. 3 29,26 4,6 5,7 3,9 — — SW.z.S, Etwas Regen. I 4 29,27 5 6,2 4,5 5,1 6,37 SW. desgl. 5 29,29 5,7 7,1 4,7 5,1 6,37 IV W. Regen. 6 29,29 5,1 6,3 4,7 — — NW. Trübes Wetter. 1 7 29,29 5,2 6,5 4,7 — — NW. desgl. 8 29,30 5,5 6,8 4,7 5,15 6,37 WNW. desgl. Cap Horn’s, 175 Stundei des Tages. Barometer i in Englischen Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Pfasskäl te des Psychro inelers nach Hr August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u, Winde. Lieaum . Cels. Rcaum . Cels. 9h 29,30 Z. 5,4 6,7 5 _ — WNW. Regen. 10 29,31 5,7 7,1 5 — — . WNW. desgl. 11 — — — — WNW, desgl. 12 29,19 5,7 7,1 5,5 — — WNW, Bewölkt. 13 29,18 5,7 7.1 5,4 — — WNW. Regen. 14 29,17 5,8 7,2 5,6 — WNW. desgl. 15 29,17 5,8 7,2 5,6 — — WNW. desgl. 10 29,15 5,9 7,3 5,7 — — NW.z.N. desgl. 17 29,15 6 7,5 5,8 — — NW.z.N. desgl. 18 29,14 6 7,5 5,8 — — NW.z.N. Etw. Regen. 19 29,08 6 7,5 5,8 — — NW.z.N. desgl. 20 29,07 5,9 7,3 5,7 4,7 5,8 NW. z. N. F einer, anlial- 21 29,06 5,8 7,2 5,6 — NW. z. N. tender Regen 22 29,08 5,8 7,2 5,6 — NW. z. N. mit Sturm. 23 29,07 5,9 7,3 5,7 — — NW.z.N. desgl. 24 29,08 5,9 7,3 5,6 4,5 5,6 NW. desgl. Am 28. Decbr. in 58° 10' südl. Breite und 77 0 31' westl. Länge. 1 29,05 5,9 7,3 5,4 — — W. Fein. Reg. u. Sturm. 2 29 6 7,5 5,6 — — W. Nebel. 3 29 |5,8 7,2 5,4 — — W. desgl. 4 29,05 5,8 7,2 5,4 4,6 5,75 W. desgl. 5 29,04 5,8 7,2 5,4 — W. Etwas Regen. 6 29,04 5,8 7,2 5,4 — — W. desgl. 7 29,04 5,9 7,3 5,5 4,5 5,6 NNW. desgl. 8 29,04 5,8 7,2 5,4 NNW. desgl. 9 29,05 5,9 7,3 5,5 — NW. desgl. 10 29,04 6,2 7,7 5,7 — — VW. Trübe Luft. 11 29,01 5,9 7,3 5,6 — NW. desgl. 12 29 6,4 8 5,9 5,15 6,37 NW. desgl. 13 28,98 6,3 7,87 5,8 — NW. desgl. 14 28,97 6,4 8 5,9 — NW. desgl. 15 28,94 6,2 7,7 5,8 — W. Bewölkt. 16 28,93 6,2 7,7 5,8 5,15 6,37 W. Nlässiger Wind. 17 28,87 6,3 7,87 6 — IV. desgl. 18 28,80 6 7,5 5,8 — W. desgl. 19 28,71 6,4 8 6,1 — — VNW. desgl. 20 28,69 6,4 8 6,1 5,2 6,5 YNW. desgl. 21 28,55 — — — I VNW. Regen. 22 28,54 6 7,5 5,6 5,2 6,5 I YNW. desgl. 176 Umschifft! ng des Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : iVasskäl- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des "Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach : Witterung u. Winde. Bcaum. Cels. Lleaum. Cels. 23h | 28,52 Z. 6° 7,5° | 5,5° I — — - NNW. Regen. 24 28,42 5,8 7,2 | 5,2 | 5,1° 6,37° NNW. desgl. Am 29. Dec jr. in 58° 5' südl. Breite und 79° 43' westl. Länge. 1 28,42 5,4 6,7 4,9 — — N. Sturm. 2 28,43 5,7 7,1 5 — — N. desgl. 3 28,44 5,2 6,5 5 — — N. desgl. 4 28,48 5,3 6,6 5,1 5 6,25 N. desgl. 5 28,48 5,4 6,7 5,2 — - — N. desgl. 6 28,50 5,1 6,3 4,7 — = — N. desgl. 7 28,50 5,2 6,5 4,6 — — N. desgl. 8 28,55 5,6 7 5 5,1 6,37 N. Trüber Himmel 9 28,59 5,8 7,2 5,4 — N. mit 40 28,61 5,7 7,1 5,1 . — N. Sturm. 11 28,63 6 7,5 5,1 — N. desgl. 12 28,63 6,5 8,1 5,5 5 6,25 WNW. desgl. 13 28,68 6,6 8,2 5,5 _ — WNW. desgl. 14 28,66 6,7 8,3 5,8 — WNW. desgl. 15 28,66 6,3 7,8 5,7 — — WNW. desgl. 16 28,66 6,2 7,7 5,6 — — WNW. desgl. 17 28,66 5 9 7,3 5,3 — — WNW. Feiner Regen. 18 28.66 5,5 6,8 5 — — WNW. desgl. 19 28,66 5,5 6,8 5 — — WNW. desgl. 20 28,68 5,5 6,8 5,1 5,1 6,37 WNW. desgl. 21 28,70 5,8 7,2 5,4 — — WNW. desgl. 22 28,70 5,6 7 5,4 • — — WNW. desgl. 23 28,76 5,3 6,6 5,7 — — WNW. Dick bewölkt. 24 28,75 5,3 6,6 5,8 5,2 6,5 W. desgl. Am 30. Decbr. in 57° 34' südl. Breite und 80 °27' westl. Länge. 1 28,74 5 6,2 4,7 — — W. Trübe. 2 28,74 5 6,2 4,7 ■ — — W. desgl. 3 28,76 5,1 6.3 4,8 — — ■ W. desgl. 4 28,76 5,2 6,5 4,8 5 6.25 W. Feiner Regen, 5 28,84 4,9 6,1 4,5 — — W. desgl. 6 28,87 4,9 6.1 4,5 — . — W. desgl. 7 28,87 4,9 6,1 4,7 — — W. Regen. 8 28.88 5 6.2 4,7 5,1 6,37 W. desgl. 9 28,89 5 6,2 4,8 — W. desgl. 10 28.89 5,3 6,6 4,8 — — W. desgl. 11 28.93 5,2 6.5 4,5 — — W. desgl. Cap Horn’s, 177 Ständer des Tages. Barometer . in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psychro- meters nach llr Temperatur des AVassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Reaum.| Cels. i August. Reaum Cels. 12h 28,94 Z. 5° 6,2° 4,5° 4,9° 6,12 W. Feiner Regen. 13 28,96 5,4 6,7 4,3 — — W. de sgl. 11 28,97 5,6 7 4,1 4,9 6,12 W. Zuweilen fein. Reg. 15 29 5,6 7 4,1 — — W. desgl. 16 28,96 5,5 6,8 4 4,9 6,12 W. desgl. 17 28,96 5,6 7 4,4 — W. Trüber Ilimmel. 18 28,95 5,5 6.8 4,2 — — W. z.S. desgl. 19 28,95 5,4 6,7 4,1 — — W.z.S. desgl. 20 28,95 5,2 6,5 4,6 — — W. desgl. g 21 28,97 5,2 6,5 5 — — W. Durchbrochen. Hirn. I 22 28,97 5,1 6,3 5,2 — — W. desgl. 23 29 5.2 6,5 5,2 — — W. desgl. 1 24 29 5,2 6,5 4,9 4,6 5,75 W. desgl. Am 31. Decbr. in 54° 31' sücll. Breite und 79° 4' westl. Länge. 1 29 Z. 5,2 6,5 4,6 — — W. Durchbrochen. Him 2 — — — — — — W. Trübe Luft. 3 29,05 4,8 6 4 — — W. desgl. 4 29,05 4,6 5,7 3,8 4,95 6,12 W. desgl. 5 29,05 5,1 6,3 4,4 — — WNW. desgl. 6 29,05 5,1 6.7 4,6 — — WNW. desgl. 7 29,06 5,6 7 4,6 — — W\W. Regen. 8 29,06 5,8 7,2 4,8 5,1 6,37 WNW. desgl. 9 29,08 5,9 7.3 5 — WNW. Es klärt sich auf. 10 29,08 6.2 7,2 5,3 — — WNW. desgl. 11 29,08 6,4 8 5,6 — — WNW. desgl. 12 29,09 5 6,2 4,1 5,1 6,37 WNW. desgl. 13 29,06 5,15 6,3 4,3 — WNW. desgl. 11 29,07 5,9 7,3 5 — — WNW. desgl. 1 5 29,08 5,8 7,2 5,3 — — WNW. Regen. 16 29,08 5,6 7 5,6 5,1 6,37 WNW. desgl. 17 29,08 5,6 7 4,1 — WNW. desgl. 18 29,16 5,6 7 4,3 — — WNW. desgl. 19 29,19 5,5 6,8 5 — — WNW. Klarer Himmel. 20 29,22 5,5 6,8 1,6 5,4 6,75 WNW. desgl. 21 29,25 5,1 6,7 4,2 — — \\ NW. desgl. 22 29.27 5,4 6.7 4.5 — — WNW. desgl. 23 29,28 5,4 6,7 4,3 — — WNW. desgl. 21 I. 29,30 5,5 6,8 4,t 5,35 6,6 WNW. desgl. 23 178 Umschiffung des | Stunden | des 1 Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft iu Graden nach : IVasskäl- te des Psychro- meters nach Ilr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach : Witterung u. Winde. •Acaum. Cels. tteaum. Cels. Am 1. Januar in 54° 46 südl. Breite und 79® westl. Länge. 1 29,34 Z. 5,4° 6,7° 4,6° — — WNW. Bezogen* 2 29,34 5,5 6,8 4,8 — — WNW. desgl. 3 29,34 5 6,2 4,8 — — WNW. desgl. 4 29,34 4,9 6,1 4,5 5,3° 6,6° WNW. Regen. 5 29,30 5,8 7,2 5,6 — — NNW. desgl. 6 29,30 5,8 7,2 5,6 — — NNW. Dicke Luft. 7 29,29 5,9 7,3 5,7 — — NNW. desgl. 8 29,29 6,2 7,7 5,9 5,5 6,87 NNW. Etwas Regen. 9 29,27 6 7.5 5,8 — — NNW. desgl. 10 29,28 6 7,5 5,8 — — WNW. Trübe. 11 29,30 6 7,5 5,8 — — WNW. desgl. 12 29,30 6 7,5 5,8 5,4 6,75 WNW. Etwas Regen. 13 29,37 6,1 7,6 5,9 — WNW. desgl. 14 29,40 6 7,5 5,8 — — WNW. desgl. 15 29,40 6,1 7,6 5,8 — — WNW. desgl. 16 29,44 6,1 7,6 5,9 5,4 6,75 W. Sturm. 17 29,41 6,2 7,75 5,9 — W. desgl. 18 29,49 6,2 7,75 5,8 — — W. desgl. 19 29,49 6,2 7,75 5,6 — — W. desgl. 20 29,50 6,1 7,62 5,6 5,4 6,75 W. desgl. 21 29,52 6,4 8 5,8 __ — W. desgl. 22 29,55 6,4 8 5,6 — __ W. Feiner Regen. 23 29,55 6,1 7,62 5,4 — — W* desgl. 24 29.60 6,2 7,75 5,6 5,6 7 W. desgl. Am 2. Januar in 54° 3l' südl. Breite und 79 0 4' westl. Länge. 1 29,60 6,1 7,62 5,8 — . — W. Feiner Regtn. 2 29,60 6,1 7,62 5,6 — — W. desgl. 3 29,64 6,1 7,62 5,6 — __ W. desgl. 4 29,66 6,1 7,62 5,6 5,6 7 W. Bezogen. 5 29,70 6,1 7,62 5,7 — _ W. desgl. 6 29,70 6,2 7,62 5,9 ■ — ■ — W. desgl. 7 29,70 6,2 7,62 6 • — • — W. Regen. 8 29,75 6,2 7,62 6 5,8 7,25 W. desgl. 9 29,72 6,2 7,62 6,1 — — W. desgl. 10 29,72 6,5 8,12 6,1 — — W. Bezogen. 11 29,74 6,5 8,12 6,1 — — W. desgl. 12 29,70 6,6 8,25 6,1 5,6 7 W. desgl. 13 29,70 6,6 8,25 6,2 — — W. desgl. Cap Horn’s, 179 Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Lu£t in Graden nach : Nasskäl- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Reaum. Cels. Reaum. Cels. 14h — 6,5° 8,12° 6,1° — — W. Bezogen. 15 29,64 Z. 6,6 8,25 6,2 — — W. desgl. 16 29,64 6,5 8,12 6,2 5,4° 6,75° S. Sturm. 17 29,64 6,5 8,12 6,1 — — S. desgl. 18 29,60 6,3 7,87 6 — — S. desgl. 19 29,54 6,4 8 6,1 — — S. desgl. 20 29,50 6,4 8 6 — — S. desgl. 21 29,50 6,4 8 6 — — S. desgl. 22 29,44 6,5 8,12 6,1 — — S. desgl. 23 29,43 6,4 8 6,1 5,4 6,75 S. desgl. 24 29,40 6,5 8,12 6,2 — S. desgl. Am 3. Januar in 55° 9' südl. Breite und 79° 50' wTestl. Länge. 1 29,35 6,5 8,12 6,2 — S. Sturm. 2 29,35 6,5 8,12 6,2 — — S. desgl. 3 29,34 6,5 8,12 6,2 — — WSW. desgl. 4 29,34 6,5 8,12 6,2 5,7 7,12 WSW. desgl. 5 29,34 6,4 8 6,2 — WSW. Regen. 6 29,27 6,6 8,25 6,4 — — WSW. desgl. 7 29.27 6,4 8 6,3 — — WSW. desgl. 8 29,29 6,2 7,75 6 5,6 7 WSW. Bewölkt und 9 29,29 5,8 7,25 5,6 — — WSW. stürmisch. 10 29,28 5,6 7 5,4 — — WSW. desgl. 11 29,28 5,7 7,12 5,4 — — WSW. desgl. 12 29,27 6,1 8 5,7 5,6 7 W. Sturm, 13 29,27 6,6 8.25 5,9 _ — W. desgl. 14 29,32 7,1 8,87 6,1 — — W. desgl. 15 29,32 6,9 8,62 5,8 — — W. desgl. 16 29,32 6,8 8,5 5,6 5,7 7,12 W. desgl. 17 29,32 6,5 8,12 5,3 — W. desgl. 18 — — — — — — W. desgl. 19 29,31 6,2 7,75 5,1 _ — W. desgl. 20 29,29 5,9 7,3 5 5,2 6,5 W. desgl. 21 29,26 5,7 7,12 4,8 — W. Sternhell hei hef- 22 29,26 5,7 7,12 4,8 — — W. tigern Sturm. 23 29,25 5,7 7,12 4,6 — W. desgl. 24 29,20 5,7 7,12 4,7 5;2 6,5 W. desgl. Am 4. Jamiai in 56° 19' südl. Breite und 79° 46' westl. Länge. 1 29,20 | 5,4 7,5 4,5 - W. Sternhell bei hef- 2 | 29,20 5,3 6,2 4,4 - - 1 W. tigern Sturm, k23 * 180 Umschulung des Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskäl- te des Psychro- meters nach Ilr. August, Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. lieaum. Cels. lieaum. Cels. 31» 29,19 Z. 5,2° 6.5° 4,3° W. Sternhell bei lief- 4 29,20 5,2 6,5 4,3 5,1° 6,37° IV, tigern Sturm. 5 29,20 5,2 6,5 4,2 — . — W. desgl. 6 29,20 5,4 6,7 4,2 — — W. desgl. 7 29,20 5,4 6,7 4,2 — — W. desgl. 8 29,20 — • — W. desgl. 9 29,23 6 7,5 4,8 — — W. desgl. 10 29,20 6,2 7,7 4,8 — — W. Klarer Himmel. 11 29,20 5,1 7,1 4,5 — — W. desgl. 12 29,20 6,2 7,7 5 5,2 6,5 W. desgl* 13 29,21 5,7 8 5,1 — — W. Regen. 14 29,26 6,2 8,2 5,1 — __ W . desgl. 15 29,26 6,6 8,2 5,1 — — VV. Klarer Himmel. 16 29,23 6,2 7,7 4,9 5,2 6,5 W . desgl. 17 29,25 6,1 7,6 1,9 — VV. desgl. 18 29,26 6 7,5 5,7 ___ — W. desgl. 19 29,25 5,5 6,8 4,3 — — VV. Trübes Wetter. 20 29,23 5,5 6,8 4,3 5,2 6,5 W. desgl. 21 29,20 5,3 6,6 4,6 — NW. desgl. 22 29,18 5.4 6,7 4,6 — NW. desgl. 23 29, 16 5,4 6,7 4,5 — — NW. Sturm* 24 29,12 5.2 6,5 4,2 5 6,25 NW. desgl. Am 5. Januar in 56° 17' südl. Breite und 80 °58/ westl. Länge. 1 29,10 5,6 7 4,7 — — NW. Regen. 2 29,06 5,4 6,5 4,4 — — NW. „ desgl. 3 29,04 5,6 7 5 — — NW. destrl. 4 29 5,5 6,87 4,8 5,2 6,5 NW. desgl. 5 28,99 5,6 7 4.9 — — . NW. desgl. 6 28,94 5,7 7,1 5,1 — — NNW. Regen u. Sturm. 7 28,94 5,7 7,1 5,1 — . . — NNW. desgl. 8 28,88 5,8 7,2 5,3 5,3 6,62 NNW. desgl. 9 28,87 5,8 7,2 5,2 . — — NNW. desgl. 10 28,79 5,9 7,3 5,2 . — . — NNW. desgl. 11 28,72 5,8 7,2 5 — . — NNW. desgl. 12 28,72 6,2 7,7 5,1 — — NNW. desgl. 13 28,72 6,6 8,2 5,4 5,2 6,5 NNW. desgl. 14 28,72 6,4 8 5,4 — — NNW. Klarer Himmel 15 28,71 6,4 8 5,4 — — NNW. mit Sturm. 16 28,65 6 7,5 5,2 — — NNW. desgl. Cap Ilorn’s, 181 Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach ; Nasskal- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Rcaum. Cels. Ileaum. Gels. 171» 28,65 Z. 5,8° 7,2° 5° NNW. Klarer Ilimmel 18 28,65 5,4 6,7 4,7 — — NNW. mit Sturm. 19 28,64 5,4 6,7 4,7 — — NNW. desgl. 20 28,64 5,2 6,5 4,3 5,2° 6,5° NNW. Regen. 21 28,70 5 6,2 4,3 — — NNW. desgl. 22 28,70 5,1 6,3 4,3 — — NNW. desgl. 23 28,66 5,4 6,7 4,6 — — NNW. desgl. 24 28,61 5,2 6,5 4,5 5,2 6,5 NNW. Bewölkt. Am 6. Januar in 56° 13' südl. Breite und 82° 8' westl. Länge. 1 28,55 5,4 6,4 4,6 — — NNW. Stürmisch mit 2 28,53 5,2 6,5 4,6 — — NW. Regen. 3 28,53 4,7 5,8 4,1 5,3 6,62 NW. desgl. 4 28,58 4,8 6 4,4 — NW. desgl. 5 28,64 4,3 5,3 3,6 — — NW. desgl. 6 28,70 4,8 6 3,8 — — NW. desgl. 7 28,70 — — 5,2 6,5 NNW. Durchbrochener 8 28,74 5,3 6,6 4,2 5,2 6,5 NNW. Himmel. 9 28,79 5,3 6,6 4,3 — — W.z.S. desgl. 10 28,79 5,5 6,8 4,5 — — W.z.S. desgl. 11 2S,84 5,4 6,7 4,5 — — W.z.S. Heller klarer 12 28,87 5,5 6,8 4,6 5,4 6.75 W.z.S. Himmel. 13 28,91 5,4 6.7 4,6 — VV. z.S. desgl. 14 28,97 5,8 7,2 4,5 — — w. desgl. 15 28,99 5,8 7,2 4,6 — — w. desgl. 16 29,05 5,5 6,8 4,4 5,4 6,75 w. desgl. 17 29,09 5 6,2 4,1 — w. desgl. 18 29 4,4 5,5 3,6 — — w. desgl. 19 29 4,8 6 3,4 — — w. desgl. 20 29 4,9 6,1 3,5 5,4 6,75 W. Re gen mit Hagel. 21 29 4,3 5,3 3,3 — W. desgl. 22 29 4,3 5,3 3,2 — — W. z. S. desgl. 23 29 4,4 5,5 3,4 — — W. z. S. desgl. 24 29 4,6 5,7 3,4 — W.z. S. desgl. Am 7. Januar in 54° 11' südl. Breite und 82° 19' westl. Länge. 1 29 4,8 6 3,5 — — W.z.S. Bewölkt. 2 29 4,6 5,7 4,2 — — W.z.S. desgl. 3 29 4,4 5,5 3,2 — — W. z. S. desgl. 4 28,99 3,7 4,6 2,9 5,4 6,75 W.z.S. desgl. 5 28,99 4,4 5,5 3,4 — W.z.S. desgl. 182 Umschiffiing des Cap HoriTs. Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maas». Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u, Winde. Rcaum. Cels. Reaum. Cels. 6>> 28.99 Z. 1,4° 5,5° 3,3° _ W.z.S. Bewölkt. 7 28,99 1,6 5,7 3,2 — — W. z. S. Massiger Wind, 8 29 4,4 5,5 3,4 5,6° 7° W. z. S. desgl. 9 29 4 5 3 — — W.z.S. desgl. 10 29 4,9 6,1 3,6 — — W. z. S. Kegen. 11 29 4,8 6 3,6 — — W. z. S. desgl. 12 29,01 4 5 3,1 5,4 6,75 W. z. 8. desgl. 13 29,05 5 6,2 3,6 — — W.z.S. Kleine Regen- 11 29,08 5 6,2 3,7 — — W.z.S. schauer. 15 29,08 4,7 5,8 3,4 — — W.z.S. desgl. 16 29,09 4,9 6,1 3,3 5,4 6,75 W. z. S. Schnee u. Hagel. 17 29,09 5,5 6,8 3,9 — — W.z.S. desgl. 18 29,11 5 6,2 3,6 — . — W.z.S. desgl. 19 29,11 5 6,2 3,5 — — W. z. S. Yeränd. Wttr. 20 29,15 4,9 6,1 3,5 5,7 6,75 W. z. S. desgl. 21 29,14 5,2 6,5 3,6 _ W.z.S. desgl. 22 29,14 4,9 6,1 3,6 — W. z. S. Etw\ bewölkt. 23 29,14 4,8 6 3,4 — W.z. S. Himmel. 21 29,14 4,9 6,1 3,3 5,8 7,25 W.z.S. desgl. Am 8. Januar in 52° 3' siidl. Breite und 80° 32' westl. Länge. 1 29,15 4,9 6,1 3,5 _ _ W. z. S. Sternhell. 2 29,15 4,8 6 3,2 — — W. z. S. desgl. 3 29,15 4,9 6,1 3,2 — — w. desgl. 4 29,15 4,8 6 3,2 6 7,5 w. desgl. 5 29,20 5 6,2 3,4 . — w. desgl. 6 29,20 5,4 6,7 3,6 • — . ■ — w\w. Klarer Himmel. 7 29,20 5,4 6,7 3,6 — . — WNW. desgl. 8 29,20 5,4 6,7 3,7 6,2 7,75 WNW. desgl. 9 29,20 4,8 6 3,4 WNW. desgl. 10 — — . — • — . __ — . WNW. desgl. 11 29,20 5,8 7,2 4,2 — — WNW. desgl. 12 29,20 6,2 7,7 5,4 6,7 8,37 WNW. desgl. 13 29,20 6 7,5 4,2 — WNW. desgl. 11 29,20 6,2 7,7 4,2 _ — WSW. desgl. 15 29,20 6,4 8 4,3 __ WSW. desgl. 16 29,20 6,5 8,1 4,2 6,8 8,5 WSW. desgl. 17 29,20 6,2 7,7 4,3 — . — WSW. desgl. 18 29,22 6 7,5 4,3 — — - WSW. desgl. 19 — — — — — — WSW. desgl. Fahrt an der Westküste von Südamerika, 183 Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maas». Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psychro- meters nach Ifr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Keaum. G'els. Keaum. J Cels. 201- 29,26 Z. 5,8° 7,2° 3,8° 6,8° 8,5° WNW. Klarer Himmel. 21 29,29 5,8 7,2 4 — — WNW. desgl. 22 29,29 6 7,5 4,1 — WNW. desgl. 23 29,28 5,8 7,2 4 — — WSW. Bewölkt. 24 29,30 5,9 7,3 4,3 6,8 8,5 WSW. desgl. Am 9. Januar in 50° 19' südl. Breite und 80° 40' w estl. Länge. 1 29,30 6,1 7,6 4,4 _ — W. z. S. Bewölkt. 2 29,30 5,6 7 4,4 — — W. z. S. desgl. 3 29,30 5,9 7,3 4,4 — — W. z. S. desgl. 4 29,33 6 7,5 4,5 6,7 8,37 W.z.S. desgl. 5 29,33 6,2 7,7 4,5 — W.z.S. desgl. 6 29,34 6,4 8 4,6 — — W.z.S. Massig. Wind. 7 29,34 6,6 8,2 — — WNW. desgl. 8 29,34 6,4 8 5 6,6 8,25 WNW. desgl. 9 29,35 6,6 8,2 5 — — WNW. desgl. 10 29,38 6,7 8,3 5,1 — — WNW. desgl. 11 29,38 7 8,7 — — WNW. desgl. 12 29,38 7 8,7 5,5 7 8,75 WNW. desgl. 13 29,38 7 8,7 5,6 — — WNW. desgl. 14 29, 38 7,1 8,8 5,6 — — WNW. desgl. 15 29,36 7,2 9 5,6 7,4 9,25 NW. desgl. 16 29,34 7,1 8,8 6 7,4 9,25 NW. Gutes Wetter. 17 29,30 6,7 8,3 5,6 — NW. desgl. 18 29,30 7,2 9 6,2 — — NW. desgl. 19 — — — — — NW. desgl. 20 — — — — 7,3 9,12 NW. desgl. 21 29,29 6,8 8,5 — — NW. Etwas Regen mit 22 29,27 6,1 7,6 — — — NW. Sturm. 23 29,27 6,6 8,2 5,7 — — NW. Bewölkt. 24 29,27 6,6 8,2 5,7 7,2 9 NW. desgl. Am 10. Januar in 49° 4' südl. Breite und 80 ° 1' westl. Länge. 1 29,26 6,6 8,2 5,4 — NW. Bewölkt. 2 29,24 6,2 7,7 5,3 — — NW. desgl. 3 29,22 6,6 8,2 5,6 — — NW. desgl. 4 29,22 6,2 7,7 5,4 7,1 8,87 NW. desgl. 5 29,20 6,3 7,8 5,2 — SW. desgl. 6 29,26 6,3 7,8 5,3 — — SW. desgl. 7 29,30 6,1 7,6 5 — — SW. desgl. 8 29,37 6,4 8 5 7 8,75 SW. desgl. 184 Fahrt an der Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach: iVasskäl- te des Psychro- meters nach llr. August. Temperatur des 'Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. Reaum. Cels. Reaum. Cels. 91i 29,44 Z. 5,6° 70 4,8° SW. Bewölkt. 10 29,47 6,8 8,5 5,2 — . — SW. desgl. 11 29,50 6,9 8,6 5,2 — — SW* Heller Sonnen- 12 29,58 6,4 8 4,8 — — SW. schein. 13 29,64 6,8 8,5 4,7 — — SW. desgl. 11 29,64 6,7 8,3 4,9 — - — SW. desgl. 15 29,71 7,3 9,1 — 7,9° 9,87° SW. Etwas Regen. 16 29,73 7,2 9 5,2 — — SW. desgl. 17 29,78 7,1 8,8 5,3 — SW. Bewölkt. 18 29,78 7 8,7 5,7 — SW. Stürmisch. 19 29,77 6,9 8,6 5,2 7,4 9,25 SW. desgl. 20 29,78 6,6 8,2 5,7 . — . — SW. desgl. 21 29,80 7,3 9,1 5,1 — — SW. desgl. 22 29,80 6,6 8,2 5,6 — — SW. desgl. 23 29,80 6,8 8,5 5,6 7,6 9,5 SW. desgl. 21 29,82 7,1 8,8 5,8 — SW. desgl. Am 11. Januar in 0 / südl. Breite und — — ' westl. Länge. 1 29,81 7,2 9 6 _ SW. Begen. 2 29,81 7,3 9,1 6,2 — . SW. Bewölkt. 3 29,82 7,5 9,3 6,1 — SW. desgl. 4 29,82 7,6 9,5 6,6 8,1 10,1 SW. desgl. 5 29,85 7,7 9,6 6,9 — SW. desgl. 6 29,88 7.9 9,8 6.9 — — W. z. S. desgl. 7 29,93 8,0 10 7,1 — — W.z.S. desgl. 8 29,94 8,2 10,2 7,1 8,6 10,75 W. z. S. desgl. 9 29,93 8,4 10,5 7,3 — — W.z.S. desgl. 10 29,96 8,6 10,7 7 — — W. z. S. desgl. 11 29,96 8,6 10.7 7 __ — W.z.S. desgl. 12 29,96 8,6 10,7 7 — — . W. z. S. desgl. 13 30,04 9,1 11,7 7,6 — — W. z. S. Durclibroch. II. 14 30,01 9,8 12,2 7,8 — — W. z. S. desgl. 15 30,04 9,4 11,7 7,7 — — W.z.S. desgl. 16 30.07 9,1 11.7 7,7 9,3 10,62 W.z.S. desgl. 17 30,07 9,2 11,5 8 — W. z. S. Sehr trübe. 18 — — — — — SW.z.W. desgl. 19 30.10 9,1 11.3 7,7 — — SW. z.W. desgl. 20 30.10 8.8 11 7,6 9,2 11,5 SW.z.W. desgl. 21 30,14 8,8 11 7,5 — S W. z. W. Dick bewölkt. 22 30,14 8.8 ll 7,4 — SW.z.W. desgl. .3 Westküste von Südamerika, 185 Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psychro- meters nach llr. August. Temperatur des Wassers an der Oker- fläche in Gra- den nach: Witterung u. Winde. lleaum. Cels. iteaum. Cels. 231» 30.14 Z. 8,8° 11° 7,3° - — SW. z. W. üickbewölkt. 24 30,14 8,8 11 7,3 , 9,2° 11,5° SW. z.W. desgl. Am 12. Januar in - O i siidl. Breite nnd — _o < westl. Länge. 1 30,16 9 11,2 7,4 — — SW. z.W. Dick bewlkt. 2 30,16 8,9 11,1 7,4 — — WSW. Schwacher Wd. 3 30,16 8,9 11,1 7 — — WSW. desgl. 4 30,16 8,9 11,1 6,7 9,4 11,75 W. desgl. 5 30,16 8,9 1 1,1 — w. desgl. 6 30,18 8,8 11 6,7 — — w. desgl. 7 30,18 8,7 10,8 6,7 — — w. desgl. 8 30,18 8,9 11,1 7 9,3 11,62 w. Bewölkt. 9 30,18 9,2 11,5 7 — — w. Windstille. 10 30,19 9,7 12,1 7,4 — — w. desgl. 11 30,20 10,2 12,7 7,8 — — w. desgl. 12 30,20 10,3 12,8 7,7 9,8 12,25 w. desgl. 13 30,20 — — — — w. desgl. 14 30,17 10,6 13,2 8,4 — ; w. desgl. 15 30,17 10,6 13,2 8,2 — w. desgl. 16 30,16 10,4 13 8,2 10,1 12,62 w. desgl. 17 30,16 10,4 13 8,4 — — w. desgl. 18 30,16 10 12,5 8 — — w. desgl. 19 30,16 9,8 12,2 7,8 — — w. desgl. 20 30,16 9,6 12 7,8 10,1 12,62 w. desgl. 21 30,16 9,5 11,8 7,4 — — W. Sehr trüb. Himmel. 22 30,15 9,2 11,5 7 — — w. desgl. 23 30,15 9,3 11,6 7,1 — — w. desgl. 24 30,15 9,4 11,7 7,2 10 12,5 w. desgl. Am 13. Januar in 43° 54' siidl. Breite und 78° 15' westl. Länge. 1 30,14 9,3 11,6 7.1 10 12,5 w. Windstille. 2 30,14 9,2 11,5 7,2 — — w. desgl. 3 30,14 9,4 11,7 7,4 — — w. desgl. 4 30,12 9,4 11,7 7,2 9,9 12,37 w. desgl. 5 30.10 9,6 12 7,6 — — w. desgl. 6 30,10 9.9 12,3 8,1 — — l\W. Klarer Himmel u. 7 30,10 10 12,5 — — — NW. etwas Wind. 8 30,10 10 12,5 7,6 — — NW. desgl. 9 30,08 10 12,5 7,5 — — NW. desgl. 10 30,08 10 12,5 7,5 10,1 12,62 NW. desgl. 11 30,08 10,4 13 7,8 — — NNW, Schönes Wetter. L 24 1S6 Fahrt an der Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach: Nasskäl- te des Psychro- meters nacli llr. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u, Winde. Reaum. Cels. August. Reaum. Gels. 12h 30,8 Z. 10,6° 13,2° 8° |l0,6° I3,25‘ NNW, Schönes W etter. 13 30.10 10,7 13,3 8 — NNW. desgl. 14 30,10 11,1 13,8 8,4 — — NNW. desgl. 15 30,10 10,8 13,5 8,2 — — NNW. desgl. 16 30,10 10,6 13.2 8 10,8 13,5 NNW. desgl. 17 30,10 10,8 13,5 8.2 — — NNW. desgl. 18 30,08 10,8 13,5 8,4 — — NNW. desgl. 19 30.08 10,6 13,2 8.4 — — NNW. desgl. 20 30,08 10,6 13,2 8,4 11,6 14,5 NNW. desgl. 21 30,07 10,6 13,2 8,6 — — NW.z.W. desgl. 22 30,05 10,6 13,2 8,8 — — NW.z.W. desgl. 23 30,05 10,6 13,2 9 — — NW. z. W. desgl. 24 30,05 10,6 13,2 9,2 11 13,75 NW.z.W. desgl. Am 14. Januar in 43° südl. Breite und 77° 6' westl. Länge. 1 30,04 10,7 13,3 9,5 — NW. z. W. Schön.Wttr. 2 30,04 10,8 13,5 9,7 — — NW.z.W. desgl. 3 — — — — — NW. z. W. desgl. 4 30,03 10,6 13,2 9,8 10,8 13,5 NW.z.W. desgl. 5 30,05 10,8 13,5 9,9 — — ■ WNW. desgl. 6 30,05 11 13,7 9,9 — — WNW, desgl. 7 30,07 11 13.7 9,9 — — WNW. desgl. 8 30,06 11,9 14,8 9,8 10,6 13,25 N. z. O. desgl. 9 30,05 11,9 14,8 10,6 — — N. z. O. desgl. 10 30,05 11,9 14,8 11,2 — — N. z. O. desgl. 11 — — — — — — N. z. O. desgl. 12 30,05 12 15 10,7 10,S 13,5 N. z. O. Bewölkt. 13 30,05 12,1 15,1 10,8 __ — N. z. O. desgl. 14 30,05 12,1 15,1 10,8 — — • N. z. O. desgl. 15 30,05 12,1 15,1 10,9 — ■ — NNW. desgl. 16 30,05 12 15 11 — - — NNO. desgl. 17 30,05 11,9 14,8 11,1 — _ NNW. Leicht bewölkt. 18 30,05 11,8 14,7 11,2 — — NNW. desgl. 19 30,05 11,7 14,6 11,1 — — NNW. desgl. 20 30.05 11,7 14,6 11,1 11,2 14 NNW. desgl. 21 30,08 11,7 14,6 11,2 — — NNW. desgl. 22 30,10 11,6 14,5 11 — — NNW. desgl. 23 30,09 11,4 14,2 10,8 — — W. desgl. 24 30,09 11,4 14,2 10,7 11 13,7 W. desgl. Westküste von Südamerika, 187 Stunden des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nacli : Nasskäl- te des Psychro- meters nach Ilr. Temperatur des Wassers an der O her- fläclie in Gra- den nach: Witterung u. Winde. tteaum. Cels. August. licaum. Cels. Am 15. Januar in 42° 9' südl. Breite und 7G °6/ westl. Länge. 1 — — — — — — W. Leicht bewölkt. 2 30,08 Z. 11,4° 1 1,2° 10.6° — — W* desgl. 3 30,06 11.2 14 10,6 — — W. desgl. 4 30, OS 11,2 14 10,6 11° 13,7° W. Sternheller Himmel. 5 — — — — — — W. desgl. 6 — — — — — — W. desgl. 7 30,09 12,2 15,2 11 — — W. desgl. 8 30,09 12,3 15,3 10,9 11,9 14,87 MW. Klarer Himmel. 9 30,14 12,4 15,5 10,9 — — MTW, desgl. 10 30,15 12,5 15,6 11,1 — — NNW. desgl. 11 30,15 12,6 15,7 11,2 — NNW. desgl. 12 30,15 13 16,2 11,3 12,7 15,8 NNW. desgl. 13 — — — — — NNW. desgl. 14 30,14 13,3 16,6 11,5 — — NNW. desgl. 15 30,14 13,3 16,6 11,4 — — NNW. desgl. 16 30,12 13,2 16,5 11,5 12,9 16,12 NNW. desgl. 17 30,12 13,1 16,3 11,4 — — NNW, desgl. 18 30,12 12,6 15,7 11,2 — — W. desgl. 19 30,12 12,5 15,6 11,3 — — W. desgl. 20 30,12 12,2 15,2 11,2 12,4 15,5 44 . desgl. 21 30,11 12 15 11 W. desgl. 22 30,1 1 11,9 14,8 11 — — W. desgl. 23 30,11 12,1 15,1 11,1 — — W. desgl. 24 30,11 13 15 11 12,4 15,5 W. Etwas nebelig. Am 16. Januar in 41° IG' südl. Breite und 45 °20' westl. Länge. 1 30,13 11,7 14,62 11.2 W. Windstille. 2 30,11 11,8 14,7 11 — — W, desgl. 3 — — — 11,1 — — VV . desgl. 4 30,06 11,6 14,5 11.2 12,1 15,5 W. desgl. 5 30,05 11,8 14,7 11.6 W. desgl. 6 30,05 12,4 15,5 12.1 _ — W. desgl. 7 30,05 13.2 16,5 12 — — W . desgl. 8 30,01 13 16.2 12 12,5 1 5,6 W. desgl. 9 30,04 12,8 16 12,1 12,5 15,6 W. Trübes Wetter. 10 30,01 13.3 16.6 12,2 — — W. desgl. 11 29,98 13 16,2 12,2 — — W. desgl. 12 29,98 13 16.2 12.3 12,6 15,75 NW. Z. N. desgl. 13 29,97 13,2 16,5 12,4 NW.z.N. desgl. 24 * 188 Fahrt an der 1 Stunden | des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : Nasskal- te des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: "Witterung u. Winde. ileauin. Cels. Reaum. Gels. 14 1 29,96 Z. 13,7° 17,12° 12,2° -- - NW, z. N. Trüb. Wetter. 15 29,95 13,3 16,62 11,9 — — NW. z. N. desgl. i6 : 29,95 13 16,2 11,9 13° 16,25° W. desgl. 17 29,94 13,3 16,62 12,4 — — W. desgl. 18 29,91 13,3 16,62 12,4 — — w. Bezogen. 19 29,91 13,2 16,5 12,4 — — w. desgl. 20 29.92 13,2 16,5 12,5 12,9 16,12 w. desgl. 21 29,88 13,4 16,7 12,6 — — W. Ziemlich klarer 22 29,86 13,4 16,7 12,7 — — w. Himmel. 23 29,86 13,6 17 12,9 — — W. desgl. 24 - — — — — — w. desgl. Am 17. Januar in 37° 19' sücll. Breite und 74 57' westl. Länge. l 29,83 13,6 17 13 — W. Ziemlich klarer 2 29,83 13,6 17 12,8 — — WNW. Himmel. 3 29,83 13,6 17 12 — — WNW, desgl. 4 29,84 13,1 16,3 12 13 16,25 WNW. desgl. 5 29,95 12,1 15,1 11,1 — — W. desgl. 6 29,95 12,3 15,3 10,6 — — WSW. desgl. 7 30 13,2 16,5 11,4 — — WSW. desgl. 8 30,04 13,2 16,5 11,8 13 16,25 SW. desgl. 9 — — — — — — SW. desgl. 10 30,05 13,2 16,5 10,9 12,9 16,12 SW. desgl. 11 30,05 13,2 16,5 10,9 — — SW. desgl. 12 30,08 13,6 17 11,3 — — SW. desgl. 13 — — — — 12,9 16,12 SW. desgl. 14 30,08 15 18,7 12 — — SW. desgl. 15 30,08 15 18,7 12 — — SW. desgl. 16 30,08 15,9 19,8 12,6 — — SW. desgl. 17 30,08 15,6 19,5 12,3 — — SW. desgl. 18 30,08 15,3 19,1 11,8 — — . SW. desgl. 19 30,08 15,2 19 10,7 ■ — — SSO. desgl. 20 30,08 12,8 16 10,5 13 16,25 SSO. desgl. 21 30,15 12,6 15,7 10,6 . — . — SSO. desgl. 22 30,10 12 15 10,7 — ■ — SSO. desgl. 23 30,08 12,4 15,5 10,7 — — SSO. desgl. 24 30,08 12,4 15,5 10,6 12,9 16,12 SSO. desgl. Am 18. Januar in 37° 19' siidl. Breite und 74 0 57' westl. Länge. 1 30,08 112,3 15,3 10,7 112,9 16,12 SSO. Klarer Himmel. 2 30,08 112,3 - 1 - 1- - SSO. desgl. Westküste von Südamerika, 189 Stunden ! des Tages. Barometer in Englischem Maass. Temperatur der Luft in Graden nach : IVasskäl- le des Psychro- meters nach Hr. August. Temperatur des Wassers an der Ober- fläche in Gra- den nach: Witterung u, Winde. Iieaum. G'els. Iieaum. Cels. 3h 30,05 Z. 12,2° 10,3° SSO. Klarer Himmel. 4 30,05 12,4 — 10,4 13,2° 16,5° S. z. O. desgl. 5 30,05 11,9 — 10 — — S. z. O. desgl. 6 — — — — — — S. z. O. desgl. 7 30,05 13,3 — 11 — — S.z. O. desgl. 8 30,05 13,9 — 11,6 12,9 16,12 S.z. O. desgl. 9 30,07 14,7 — 12,1 — — S.z. O. desgl. 10 30,08 15,7 — 12,8 — — S.z.O. desgl. 11 30,13 15 — 12,4 — — S.z. O. desgl. 12 30,11 14,9 — 12 13,5 16,87 WSW. desgl. 13 30,04 15 — 12 — — WSW. Schönes Wetter. 14 30,07 15,5 — 13,2 — — WSW. desgl. 15 — — — — — — WSW. desgl. 16 30,07 15,3 — 11,8 14 17,5 WSW. desgl. 17 30.05 14,7 — 11,1 — — WSW. desgl. 18 30,05 14,4 — 11,4 — — WSW. desgl. 19 — — — — — WSW. desgl. 20 30,05 13,4 — 11,4 12,7 15,87 WTSW. desgl. 21 30,05 13 — 11,4 — — WSW. desgl. 22 30,05 13,1 — 11,5 — — WSW. desgl. 23 30,05 13 — 11,6 — — WSW. desgl. 24 30,04 13 — 11,5 12,8 16 W.z.N desgl. Am 19. Januar in - _0 ! südl. Breite und — — ' westl. Lange. 1 30,06 13 — 11,5 — — Wr. z.N Schönes W ttr. 4 30,06 13 — 11,8 * — W.z.N desgl. 8 30,06 12,7 — 11,6 12,1 15,12 W.z.N desgl. 12 30,05 13,5 — 12,3 — NNW. Bewölkt. Iloriz. 16 30,07 13,5 — 12,2 12,3 15,37 NNW. desgl. 20 30,04 13,5 / 12,8 — — NNW. desgl. 24 30,03 13,2 — 11,8 12,25 15,25 NNW. desgl. Am 20. Januar in — ° — ' südl. Breite und — °— ' w estl. Länge. 4 30,01 12,8 — 11,9 — — S. z. O. Sind an d. Küste 8 30,06 14,4 — 13,2 13,1 16,3 S.z. ö. von Chile. 12 30,10 14,6 — 12,6 13,6 17 S.z.W. Bewölkt. Iloriz. 16 30,05 15,2 — 13,2 — — S. z.W. desgl. 20 30,04 13,7 — 12 13,6 17 SSW. desgl. 24 — — — — — Sehr starker Sturm, Am 21. Januar Nachmittags 4 Uhr ankerten wir im Hafen von Valparaiso. 190 (Er ste Beilage, Zu Seite 49.) Iforar - Variationen der Temperatur der Luft in den Tropen, von 22° 18' bis 12° 49' nördl. Breite; beobachtet vom 20. bis 26. October 1830. October, am: j 20sten. 21 steil. 22sten. J 23sten. 24sten. j 25sten. j 26sten. Breite 1 um 12 li Miltags: 22° 18' KD o o W 19° 8' | 17° 56' 15° 47' 14° 12' 12° 49' lht 19,5° 11. 19,8° R. 20° R. 19,9° R. 20,1° R. 21,3° R. 2l,4°R. 2 19,4 19,6 20,1 20,2 20,1 21,4 21,4 .3 19,4 19,6 20,2 20,2 20 21,4 21,4 4 19,2 19,6 20 20,2 20,2 21,4 21,2 5 j 19,1 19,9 20,2 20,4 20 21,3 21,2 6 19 20 20,3 20,4 21,2 21,2 21,1 7 19,6 20,1 20,4 20,4 21,2 21,2 21,3 8 19,6 20,4 20,4 20,4 21,4 21,2 21,8 9 20,3 20,8 20,8 20,5 21,4 21,8 21,9 10 20,4 20,9 20,8 20,5 21,6 218 22,3 11 20,5 20,8 20,8 19,9 21,8 21,8 22,1 12 1 20,6 21,2 20,9 20,1 21,8 21,8 22 13 20,7 21,2 21,2 20,4 21,7 21,9 22,1 14 20,6 21,3 21,4 20,5 21,8 22, 22.3 i 15 20,8 21,3 21,3 20,6 21,8 22,2 22,2 !■ 16 20,6 21,3 21,2 20,6 21,7 22,1 22.2 17 20,4 20,8 20,9 20,4 21,7 21,9 21,8 18 20,4 20,7 20,9 20,4 21,6 21,9 21,8 19 20,4 20,7 20,8 20,3 21,6 21,9 21,8 20 20,4 20,5 20,6 20,4 21,5 21,8 21,7 21 20 20,4 20,5 20,4 21,6 21,7 21,6 22 19,8 20,5 20,5 20,3 21,6 21,8 21,6 23 19,8 20,6 20,5 120,3 21,6 21,5 21,6 24 19,6 20,5 20,4 *20,3 21,6 21,5 21,6 i Höchster Stand: 20,8 21,3 21,4 20,6 21,8 22,2 22,3 Niedrgst. Stand: 19,2 19,6 20 19.9 20 21,2 21.1 Tägl. Variation: 1,6 1,7 1,4 0,8 1.8 1 191 (Zweite Beilage. Zu Seite 60.) Beobachtungen über die Temperatur der Luft und des Seewassers; angestellt auf unserer Rückkehr, nach der Abfahrt von St. Helena bis zu den Breiten der Inseln des grünen Vorgebirges. Tag. rjn ET s CD Breite. Länge. Temperatur der Luft nach : Temperatur des Wassers nach : Winde. Ileaum Cels. Reaum Cels. 16. Feb. 81* _ 19,4° 24,25° SO. Passat. 12 14°28/ S. 7°47'W. 19,6° 24,5° 19,7 24,62 SO. 18 19,3 24,12 19,4 24,25 so. 17. Feb. 8 20,3 25,37 19,9 24,87 so. 12 13° 3' s. 9°45'W. 20,6 25,75 19,9 24,87 so. 18 20 25 20,1 25,12 so. 18. Feb. 8 20,6 25,75 20,5 25,12 so. 12 12°15/ s. 11°20'W. 21,2 26,5 20,6 25,75 so. 18 20 25 20,3 25,37 so. 19. Feb. 8 20,4 25,5 20,1 25,12 so. 12 10°22' s. 13°10/W. 21,6 27 20,5 25,62 so. 18 20,8 26 20,4 25,5 so. 20. Feb. 8 20,9 26,12 20,6 25,75 S. z. 0. 12 8°54/ s. 14°22'W. 22,2 27,75 21 26,25 S. z. o. 21. Feb. 18 20,4 25,5 20,8 26 Im Angesicht der 8 21,6 27 21 26,25 Insel Ascension. 12 8C14' s. 15°10'W. 22,4 28 22 27,5 SSO. 22. Feb. 18 20,6 25,75 21,9 27,37 SSO. 8 21,8 27,25 21,4 26,75 OSO. 12 7Ö 8' s. 16°5' W. 22,6 28,25 21,9 27,37 O. 18 21 26,25 21,4 26,75 SO. 23. Feb. 8 — — 21,4 26,75 so. 12 4° 50' s. 18°24/W. 21,6 27 21,8 27,25 0. 18 21,2 26,5 21,6 27 OSO. 24. Feb. 8 21,8 27,25 21,6 27 OSO. 12 3° 3' s. 20° 7' W. 22 27,5 21,8 27,25 SO.z.O. „ 18 21,4 26,75 21,8 27,25 SO.z.S. 25. Feb. 8 — — 21,3 26,62 SO.z.S. 12 l°25' s. 21°25'W. 21,4 26,75 21,4 26,75 I). Pass, hört auf. 18 21,2 26,5 21,3 26,62 SO.z. S. 192 Tag. Stunde. Breite. Länge. Temperatur der Luft nach : Temperatur' des W assers nach : Winde. Reaum. Cels. Reaum. Cels. 26. Feh. Sh 22,1° 27,62° 21,8° 27,25° Passiren den Ae- 12 0°25'N. 22°52'W. 22,4 28 21,9 27,37 0. quator. 18 21,7 27.12 21,8 27.25 ONO. 27. Feb. 8 22 27,5 21,4 26,75 OSO. 12 lMS'N. 23°48/W. 21,8 27,25 21,7 27,12 O. 18 — — — — O.z. S. Sehr star- 28. Feb. 8 21,4 26,75 21,5 26,87 NO. ker Regen. 12 3° 2' N. 24° W. 22,2 27,75 21,5 26,87 SO. 18 — — — — NNO. Stark.Reg. 29. Feb. 8 — - — — — ONO. Der NO. 12 — — — — — — O. Passat 18 21 26,25 21,3 26,62 NO. tritt ein. 2. März. 8 21,7 27,12 21,4 26,75 NO. 12 5°30'N. 25° KKW. 21,8 27,25 21,6 27 NO. 18 21,3 26,62 21,4 26,75 NO. 3. März. 8 21 26,25 21 26,25 NO. 12 7°45'N. 26°48'W. 21,4 26,75 — — NO. 18 20,2 25,2 20,6 25,75 NO. 4. März. 8 20,2 25,2 20,2 25,25 NO. 12 KPIO'N. 28°46/W. 21,3 26,6 20,4 25,5 NO. 18 19,6 24,5 20 25 NO. 5. März. 8 19,6 24,5 19,2 24 NO. 12 12°30'N. 30°12/W 18,9 23,62 19,2 24 NO. IS 18.4 23 18.8 23,5 NO. Zweites Buch. Beobachtungen und Bemerkungen über Chile. Viertes CapiteL Ankunft zu Valparaiso und Aufenthalt daselhst. — Reise nach Santiago de Chile und Bemerkungen über diese S t a d t. Seitdem wir über die Breite von 3Jagellan‘s Strasse hinausgesegelt waren, genossen wir beständig ein angenehmes Wetter und unsere Reise ging, wenn auch der häufig entgegengesetzten Winde wegen langsam, aber doeh sehr erfreulich für uns von Statten. Am 20. Ja- nuar 1831 erblickten wir die schneebedeckten Spitzen der Cordille- ren, und hofften nun bald unsere langwierige Seereise zu beenden; Alles an. Bord wurde von Neuem belebt, und wir begannen unsere Reisematerialien zu sammeln und zu verpacken, um nach unserer Landung keine Zeit dadurch zu verlieren. Aber zu unserem Erstau- nen erhob sich in dieser letzten Nacht ein so gewaltiger Sturm aus NW. und N. bei W.v d ass selbst das Schiff in Gefahr kam ; das W asser schlug durch die Fenster am Hintertheil des Schiffes hinein, die des schönen und ruhigen Wetters wegen schon lange geöffnet waren, und nun kaum schnell genug geschlossen werden konnten. Durch die sicheren Aussichten, schon am folgenden Tage an das Land zu treten, waren wir, wie alle Passagiere, dazu verleitet worden- I. 25 194 unser Gepäck frei umherstehen zu lassen, ohne es gegen den Sturm zu befestigen, der ganz plötzlich eintrat; und so wurde die Noth während des Sturmes, als wir erwachten, scheinbar noch grösser, indem ganze Kasten und alles was herumlag, von einer Seite zur andern gerollt wurden. Zur allgemeinen Freude legte sich schon ge- gen Morgen der heftige Sturm und, obgleich es ganz trübe war und die See noch lange Zeit hindurch sehr hoch ging, konnten wir doch dem Lande zu steuern. Erst gegen Mittag erblickten wir die Küste und kamen alsbald der falschen Bay vorüber, die einige Stun- den südlich von Valparaiso liegt. Es war die Spitze von Corou- milla, die wir zuerst erblickten und deren ödes, fast von aller Ve- getation entblösstes Ansehen uns in Staunen setzte. Bie Ufer wa- ren fast überall sehr steil, aber häutig mit einem weissen Gestein bedeckt, in dem, wie es uns aus der Ferne schien, mehrere grosse und kleine Höhlen sich befanden, in die das Meer mit entsetzlichem Brausen und Schäumen kineinschlug. Durch spätere Nachforschun- gen erfuhren wir, dass diese weissen Felsmassen, sowohl südlich als nördlich von Valparaiso, nichts als gewaltig mächtige Muschelbänke wären, die unmittelbar auf dem Gesteine der Küste liegen, ganz so, wie wir es später in sehr ausgedehntem Maasse in der Provinz Co- piapö , im Norden von Chile, gefunden haben. In einiger Entfer- nung von der Küste erhob sich das Land zur Höhe von einigen Hun- dert Fuss und verlief alsdann in eine, allmälig ansteigende und un- absehbare Ebene, die nur hin und wieder mit einzeln stehenden Bäumchen besetzt war. Dicht hinter der Spitze von Coroumilla liegt eine Bay, Laguni la genannt, die in ihrer Form mit der von Valparaiso grosse Aehnlichkeit hat, so dass durch sie schon manches Schiff ins Verderben gegangen ist, ein Fall, der auch besonders bei anhaltend trübem Wetter sehr leicht Vorkommen kann, da sich auch hier, auf der westlichen Seite, ein ähnlicher Felsen vorfindet, wie der St. Richards -Felsen bei Valparaiso, auf den, als ein sehr siche- res Zeichen des Hafens von Valparaiso, schon Hawkins*) im Jahre 1592 aufmerksam gemacht hat. Lagmiilia ist besonders durch den Haufen von Klippen zu unterscheiden, der westlich von der Spitze von Coroumilla liegt. Etwa zehn Tage nacli unserer Ankunft in *) Obs. in lü« Voyage into the South Sea. London 1622. p. 119. 195 €I«iIo segelte auch wirklich ein grosses Englisches Schiff in diese Baj der Lagunilla hinein, und litt daseihst Schiffbruch. Es kam von Liverpool, beladen mit Baumwollenwaaren von 145000 Piaster an Werth. Dieser Schiffbruch gab noch zu sehr unangenehmen Auftritten Veranlassung, indem sehr bald die Bauern und allerhand Gesindel aus der Umgegend sich daselbst versammelten und, mit offe- ner Gewalt, die an das Land getriebenen Sachen des zerschlagenen Schiffes in Beschlag nahmen. Die Englischen Agenten der Versi- cherungsanstalten begaben sich von Valparaiso dahin und mussten, mit den Waffen in der Hand, ihre Sachen vertheidigen , wobei es wirklich zu kleinen Gefechten kam. Doch ähnliche Fälle kommen auch in unserrn hoch kultivirten Europa vor, wo, wegen zu grosser Entfernung, die Behörden nicht gleich einschrciten können. Wir fuhren stets im Angesichte der Küste entlang und erstaun- ten über die Einförmigkeit derselben, indem auf der ganzen Strecke von mehreren Meilen nur zwei bis drei kleine Gebäude sich befan- den, die daselbst fremdartig ohne Schalten und ohne Wasser stan- den. Mehrere Algen*) trieben dem Schiffe vorüber, die mit Poly- pen besetzt waren, welche zu interessanten Untersuchungen Veran- lassung gaben; besonders bemerkenswerth war die Campanularia major nob.**\ die die grössten Polypen unter allen Sertularien hat, die wir gesehen. Es war schon spät Nachmittags, als wir den Hafen von Valpa- raiso erreichten, und durch ein geschicktes Manöver gegen den Wind hineinkreuzten. Die Hafenbeamten kamen sogleich an Bord, und nahmen,, wie es die Gesetze verlangen, noch ehe die Prinzess Louise vor Anker ging, die Schiffspapiere in Empfang’. Wir muss- ten innerhalb der fremden Kriegsschiffe die Anker werfen und dabei einem Französischen Linienschiffe, der Vestalin, dicht vorüber se- geln, indem der Wind sehr ungünstig war. Endlich fiel der Anker, der aber, des steinigen Grundes wegen , nicht sogleich festhielt, so dass die Prinzess zu treiben begann und sogar, wie es schien, gerade auf die Vestalin hinauf. Als die Gefahr sich zeigte, liess Capitain Wendt die aushängenden Böte kappen; auf der Vestalin wurde die *) Besonders Lazninarien von den Arien, aus denen Herr Bory die Gattung Lessonia gemacht hat. Siehe die Abbildung im Zoologischen Tlieile der Reise Tah. XVII. Fig. 1 — 4. 196 Leesegelstange eingezogen und die daran befestigten Fahrzeuge liess man auslaufen. In dein Augenblicke, wo uns hohe Gefahr drohte, wurde es lebhaft auf der Vestalin; Hunderte und aber Hunderte von Menschen kamen aus den unteren Räumen, um das Ende die- ses Vorfalles mit anzusehen; das grosse Schiff erschien wie ein Bie- nenstock, immer neue und neue Gesichter kamen zum Vorschein und bedeckten die Verschanzungen desselben, Zu unserem Glücke lief der Vorfall sehr gut ab, wir trieben der Vestalin dicht am Ilinter- tlieilc vorüber, und gleich darauf hielt der Anker. Sobald die Ha- fenbeainten von Bord gingen, erhielten wir eine Menge von Besu- chen und alsbald war die Kajüte mit Landsleuten aus allen Staaten Deutschlands gefüllt. Der Abendschuss von den umliegenden fremden Kriegsschiffen und das Wirbeln der Trommel meldeten den Untergang der Sonne, und erinnerten uns an den Aufenthalt in der paradiesisch schönen Baj von Rio de Janeiro, wo wir zuletzt diese bekannten Töne gehört hatten. Zur Zeit unserer Ankunft war der Hafen von Valparaiso sehr leer an Schiffen, es lagen nur 7 bis 8 grössere Handelsschiffe darin, ausser den Französischen und Englischen Kriegsschiffen und dem Wrack einer Chilenischen Fregatte, das gegenwärtig als Staats- gefangniss benutzt wurde. Seiner Grösse nach kann der Hafen von Valparaiso eine bedeutende Flotte aufnehmen, die Sicherheit dessel- ben ist jedoch nicht besonders zu rühmen, indem der Grund so fel- sigt ist, dass die Anker entweder nicht festhalten, oder sich in den Klüften festsetzen und in letzterem Falle nicht loszumachen sind; aus- serdem ist die Bay gegen NO. und O. geöffnet, und gerade von dorther wehen in jener Gegend die starken Stürme, besonders zur Zeit des Winters, die so häufig unermesslichen Schaden anrichten. D er Hafen von Valparaiso ist halbmondförmig gestaltet und fast rund herum mit hohen und schroffen Felsenwänden eingefasst, die nur dicht am LTfer einen schmalen Strich ebenes Land übrig lassen, auf dem die Stadt Valparaiso erbaut ist. Gegen Norden des Hafens zieht sich die Felsenmasse etwas tiefer zurück und eine grössere Ebene, meistens aus Sand bestehend, tritt hervor, auf der das frü- here Dorf Almendral erbauet ist, das gegenwärtig schon mit der Stadt zusammenhängt, und seiner niedlichen Landhäuser wegen ein freundliches Ansehen hat. Dahinter erhebt sich die Cuesta von 197 Valparaiso, die die Höhe von 1200 Fuss erreicht lind über welche die Chaussee nach Santiago führt. Die nordwestlichste Spitze des Hafens wird durch die Hügelreihe der sieben Brüder begrenzt und durch eine kleine offene Batterie vertheidigt; auf der südlichen Seite, dicht neben der Stadt, befindet sich diesen gegenüber eine zweite Batterie, die gleichfalls offen stellt. Die alte Spanische Batterie auf der südwestlichsten Spitze, das sogenannte Castillo viejo , scheint jetzt aufgegeben zu sein. Dicht hinter der Stadt erheben sieb die Berge äusserst schnell, und steigen bis zur Höhe von 12 und 1300 Fuss; sie sind von Osten nach Westen durch tiefe Schluchten durch- schnitten, die Quehradas genannt werden, und meistens etwas flies- sendes Wasser enthalten. In diesen Quebraden und an den Wän- den derselben ziehen sich weit hinauf die Wohnungen der ärmeren Klasse des Volks. Wir gingen am 21sten Januar zu Valparaiso vor Anker; es war daselbst gerade die Glitte der Sommerszeit, und um so mehr wurden wir überrascht, als wir statt paradiesische Fluren, von de- nen der Ort seinen Namen empfangen hat, nichts als kahle, baum- lose Felsenmassen erblickten, die wie mit Feuer abgesengt erschie- nen; nur aus der Tiefe der Schluchten blickte etwas Grün hervor. Solche Aussichten milderten stark unsere Hoffnung*, die wir uns über die reiche Ausbeute an Naturalien gemacht halten. Da noch an demselben Abende einige unserer Passagiere das Schiff verliessen, so folgten auch wir den Einladungen eines jun- gen Kaufmanns, und fuhren ans Land, um die Nacht daselbst zu bleiben. Auf das höchste erfreut, nun endlich dieses seltsame Land, dieses Italien von Südamerika, zu betreten, stiegen wir an die Küste. Die Beleuchtung der Stadt bei der Unebenheit des Bodens und der Un- regelmässigkeit derselben, besonders die Hunderte und aber Hun- derte von Lampen, die aus den kleinen Wohnungen, an den Abhän- gen der Berge hinunterstrahlten, so wie die doppelte Ileihe von Fackeln, die, bei Gelegenheit einer Procession, sich auf schlängeln- dem Wege einen Berg* hinaufzog, Alles dieses gab dem Orte, bei dem angenehmen Klima und dem sternhellen Himmel, einen interes- santeren Anblick, als wir ihn bei Tage genossen hatten. Der Weg führte uns nach Almendral, wo die Wohnung* unserer neuen Bekann- ten sich befand ; wir können die Annehmlichkeiten nicht schildern, 19b die wir auf diesem Gange, dem ersten, empfanden, nachdem wir die einförmige mul entnmthigeiide Fahrt um Cap Horn gemacht hat- ten. Ueherall sassen die Chileren vor den Thören der Häuser, oder in offenen Zimmern, und genossen die Kühle der Abendluft. Die schönen Damen spazirten uns langsam vorüber, und aus ihren Haa- ren dufteten uns die glänzenden Blumen unseres Jasmins*) entgegen. Wir traten in der Wohnung unseres Führers ah, und befanden uns bald im zahlreichen Kreise der Eingebornen, deren unbefangene, freie Unterhaltung durch häutige Witze, besonders von Seiten der Damen, sehr anziehend war. Auf vielfach wiederholte Einladungen mussten wir daselbst die Nacht zubringen, die aber leider die schlechteste war, die wir in Chile verlebt haben. Obgleich unser W irtli ein Deutscher war, und sich das Haus mehr nach europäischer Art erbaut hatte, so übertraf doch die Unreinlichkeit, selbst in dem Schlafzimmer der Senorita, der Frau unseres Wirthes, die sich zur Zeit zu Santiago befand, alle Vorstellungen, und wir haben, des Ungeziefers wegen, die ganze Nacht hindurch wachen müssen. Hiezu kam noch die Plage des Mosquilos und die Unzahl der Mäuse, die über uns herliefen, da das Bett, nach Landessitte, auf blosser Diele durch Decken zusammengelegt war; wir haben später so manche schöne Nacht unter freiem Himmel, auf der Höhe der Cordilleren geschlafen, wo sich die Feldwanzen, Scorpionen, Kröten und alle möglichen Thiere bei uns einstellten und die Wärme theillen, aber etwas Aelmliches wie hier, in der Wohnung auf Ahnendral, ist uns in C liile nie vorgekommen. Die Stadt Valparaiso zählt mit ihren Vorstädten gegen 19,700 Einwohner, sie ist der grösste Hafen auf der Westküste von Südamerika, und wurde am 31. October 1822 zum alleinigen Frei- hafen von Chile erklärt. Fremden Schiffen ist es zw ar erlaubt, nach Coquimbo, Talcaliuana, Valdivia und San Carlos de Chiloe zu kom- men, Huasco und Copiapö dürfen sie aber nur mit Genehmigung der Regierung besuchen, und zwar sind diese letzteren Häfen mir Ex- port-Häfen für Kupfer und überhaupt für Erze. Alle übrigen Hä- fen, als (|ui utero, Concon, San Antonio u. s. w. sind ganz geschlos- sen. Bei all der Grösse des Hafens von Valparaiso und bei dem ') Jasmwu.n ofßcinale L. 199 grossen Geschäft, Jas hier in guten Zeiten gemacht wird, hat den- noch die Stadt ein höchst trauriges Ansehen und gleicht mehr einem Fischerorte unserer Gegenden, als dem Sitze so grosser Kaufleute ; nur einzelne Häuser zeichnen sich durch ihre Grösse und durch ei- nige Fracht im Innern aus. Mitten in der Stadt, gerade vor dem Zollhause (Aduana), erhebt sich ein kleiner Berg, der zur Höhe von 170 Fuss ansteigt, und oben mit einer Beihe sehr niedlicher Häuser besetzt ist, die säminllich von fremden, hieselbst ansässigen Kauf- leuten bewohnt werden; ganz vorzüglich haben die Deutschen hier ihren Wohnsitz aufgeschlagen. Man geniesst von diesem Berge aus eine herrliche Aussicht über die ganze Bay und über die Stadt, die sich am Fusse des Berges fortzieht. Einige Hundert Schritte von diesem Hügel liegt der Berg, auf dem, zur Zeit der Spanier, das Haupt- Castell befindlich war, in dem zugleich der Gouverneur von Valparaiso seinen Sitz hatte. Bei dem grossen Erdbeben von 1822 stürzte das Gebäude zusammen, und O’IIiggins, der damalige Ober- direktor oder Präsident von Chile, konnte sich nur mit JVoth daraus retten; er war von Santiago herabgekommeu, um den Lord Co- chran, damaligen Admiral der Chilenischen Flotte, fcstzuneh- men, seiner Streitigkeiten wegen mit dem Oberbefehlshaber der Befreiungs - Armee, San Martin, dem der Admiral unterge- ordnet war. Als Lord Cochran, der sich an Bord seines Ad- miral-Schiffs befand, die erste Kunde von der furchtbaren Wirkung dieser Erderschütterung vernahm, begab er sieb an das Laad und schiffte den Präsidenten an Bord der Fregatte O Iliggius ein. Viel- leicht, wie Lady Graham*) bemerkt, wurde hiedurch der Entschluss des Präsidenten O’IISggins uingeäudert, und er liess von Cochran ab. Seit jener Zeit ist das Haupt- Castell gänzlich geschleift, und die Wohnung des Gouverneurs ist gegenwärtig auf der Plaga. Ehe wir in unseren Bemerkungen über Chile fortfahren, wollen wrir die politische Eintheilung dieses Staates mittheilen, so wie sie gegenwärtig, im Jahr 1831, fcststcdit. Die Grenzen des Staates w ur- den von dein Congresse, im Jahr 1822, festgesetzt **), wobei man sich um ein sehr bedeutendes Stück Land, nach Süden hin, berei- *) Journal of a Resideuco in Chile. London 1824. 4to. p. 319. ) Constitucion I’oiilica de la repuLliea de Chile. Art. 2. 200 chcrte, das wohl nie von Chile erobert werden wird; man erkannte nämlich Cap Horn als die südliche, und die Wüste von Atacama als die nördliche Grenze von Chile an. Es folgt hier die Eintlieilung des Landes in Provinzen, mit den Angaben der Ortschaften, die das Recht haben, Deputirte zu erwäh- len, deren Anzahl gleich beigesetzt ist. Zahl der! Zahl der Ortschaften *). Deputir- Stellver- ten. treter. I. Prorincia de Coqui m b o : 1 1. Copiapö 1 1 2. Iluasco 1 1 3. Elqui y Cutun 4. Serena, Barrasa, Zola- 1 1 qui und Andacolla 2 1 5. Illapcl y Combarbala, 1 1 II. Prov. de Aconcagua: 1. Petorca 1 2. Legua 1 3. Quillota 2 4. San Felipe 2 5. Andes 1 III. Prov. de Santiagos 1. Valparaiso 1 2. Casa blanca 1 3. Santiago 7 4. Melipilla 1 3 5. Rancagua 2 IV. Prov. de Colchagua: 1. Talca 2 2. Curicö 2 3. San Fernando 5 V. Prov. d c 1 Manie: 1. Linares 2 2 2. Cauqucnes 2 3. Parral 1 4. Itata 1 5. San Carlos 2 VI, Prov, de Conccption: 1. Cliillan 2 2. Anjeles 2 3. Conccption 1 4. Rere 1 5. Coelema 1 6. Pucliacai 1 7. Lautaro 1 VII. Prov. de Val di via: 1. Va ldi vi a 1 2. Osorno 1 VIII. Prov. de Chiloe: 1. San Carlos 1 2. Castro 1 3. Quinchao. 1 | Summa: | 56 | 10 *) Anmerkung. Die mit gesperrter Schrift gedruckten Ortschaften sind Sitze der Pro- vinzial -Gouverneure , die Inlendenten genannt werden. 201 Die Stadt Valparaiso, zur Provinz Santiago gehörig, ist Sitz des Gouverneurs der Provinz. Sie ist in 6 Quarteles abgetheilt und jeder Theil hat einen Inspeclor, einen Sub -Inspector und einige Al- cal'des de Barrio (Polizey- Commissarien). Das erste Quartei be- ginnt, am Fusse der südlichen Anhöhen und erstreckt sich bis zum Platze Jayme; das zweite bis zum Hause des Don Roberto 3Iac- fanlum; das dritte bis zum Königs -Kreuze, welches die Quebra- den de San Juan, de Dios und des heiligen Elias einscldiesst; das vierte beginnt am San Franciscus- Platze und schliesst in sich die Quebraden del Almendro und des San Augustin; das fünfte beginnt am Endender regelmässigen Wohngebäude und schliesst in sich die Quebraden de la C’ajilla, de Santa Domingo, del Quince und de San Gonas, mit den nächsten Bergen bis zur Höhe des Arrayan; die sechste Abtheilung endlich schliesst die Bevölkerung der höchsten umliegenden Berge in sich. 3Ian wird sich nach dieser Eintheilung die beste Vorstellung von der unregelmässigen Bauart von Valpa- raiso machen können; nur sehr wenige Strassen haben eigene 3a- men; man muss sich gewöhnlich nach den 3amen der einzelnen An- höhen, und besonders nach denen der Quebraden richten, wodurch es dem Fremden fasst unmöglich wird, irgend ein Haus aufzuhnden. In den einzelnen Quebraden sind Aufseher angestellt, die dar- auf zu sehen haben, dass das darin fliessende Wasser nicht auf- gehalten oder verunreinigt werde. Es werden die 3Iänner, welche diese Posten bekleiden, stets öffentlich genannt. 3Ian darf sich gar nicht wundern , dass selbst bis zum heutigen Tage noch nicht ein einziger anständiger Gasthof zu Valparaiso er- richtet ist, worin man als Fremder wohnen könnte; früher, vor Er- öffnung der Häfen in Folge der Revolution, gab es deren gar keine im ganzen Lande; überall genoss man als Fremder die Gast- freiheit, oder man beherbergte sich unter freiem Himmel, wie man es auch noch gegenwärtig in vielen sehr volkreichen Städten von Peru findet. Ein einziges Französisches Caffee - Haus ist in Valparaiso vorhanden, in dem anständige Leute doch wenigstens für Geld essen können. Aach der neuesten Zählung *) enthält Valparaiso mit der Vor- stadt Almendral 19,700 Einwohner, und zwar wie folgt: ) E13Iercurio. Diario mercantily publ. p. Don Diego Portales. Valparaiso 1830. 6. Sept- I. 26 202 3622 unverheirathete Männer; 2924 verheirathete Männer; 4362 unverheirathete Frauen (!); 3339 verheirathete Frauen; 2307 Knaben von 1 bis 7 Jahr und 2488 Mädchen von 1 bis 7 Jahr. Sekularisirter Clerus 5 Personen und 662 Fremde. W ir werden späterhin Gelegenheit finden, auf die eigenthüm- liclien Verhältnisse aufmerksam zu machen, die diesen Zahlen zum Grunde liegen. Pen Umfang des gegenwärtigen Handels möge man aus folgen- den Angaben beurtheilen, die aus der politisch -merkantilischen Zei- tung gezogen sind, welche zu Valparaiso erscheint. Numerische Uebersicht der Schiffe, welche im Jahr 1830 in den Hafen von Valparaiso ein- und auslielen. An g e k o m men: Abgeg a n g e n : Monate. Engländer, Nordameri- kaner. Franzosen, Deutsche. Südameri- kaner. 6h P* QJ) TS .5 «ö Cu 73« H p Engländer, Nordameri- ka!] er. Franzosen, Deutsche. Südameri- kaner. 1 U h o o rg g hs« |H i Januar. » . 4 6 5 — 7 — 4 3 3 — 12 — Februar. . . . 5 6 5 13 — 3 6 2 — 2 — Mürz. . . „ e 7 6 3 1 12 — 1 2 2 — 7 — April. .... 10 6 10 1 7 __ 6 5 6 1 7 — Mai 5 6 1 — 4 i 8 7 7 1 7 i Juni. .... 8 2 2 — 9 — 4 4 1 — 7 — Juli. .... 1 3 1 1 9 — 4 2 1 — 11 — August. . . . 9 7 1 — 13 — 3 5 1 1 8 — September. . . 2 4 2 — 9 — 3 2 1 — 12 — Oclober. . . . 6 3 2 2 10 i e 5 1 — fi — November. . . 4 2 2 — 10 — t 4 2 2 10 i December. . 6 4 11 — 10 — o 3 (i 1 10 — Summa 07 l 55 | 45 j 5 j 113 5 2 j 49 | 48 | 33 | 6 | 99 J 2 Ivriegsschill'e wa- ren darunter: , n 1- 1 2 1- 1 8 1 2 7 I- 1 3 i- Pie Zahl sämmtlicher eingelaufenen Schiffe betrug demnach 287, und die der ausgelaufenen 237, worin die Zahl der Kriegs- schiffe mit eingescldossen ist. Pie Brutto -Einnahme der Aduana zu Valparaiso betrug, nach öffentlichen Bekanntmachungen , im Jahr 1829 über 600,000 Pias- ter, wovon allein 500,000 Piaster für Einführung überseeischer W aaren gezahlt wurden. Valparaiso, so wie ganz Chile, ist seines schönen Klimas we- 203 geil berühmt; bei Tage ist es nicht zu heiss, indem die Tempera- tur durch den Seewind gemildert wird, der sich täglich regelmäs- sig nach 11 Uhr einstellt. Wenn man dann von der Höhe in die See hinausblickt, so sieht man zuerst, in weiter Ferne, von Westen her eine dicke Wolke aufziehen , die sich immer mehr und mehr der Küste nähert, alhnälig in die Raj hineintritt und auch das W asser derselben in Bewegung setzt. Dieser Nebel, der von Ferne einer Regen- oder Hagelwolke gleicht, bildet sich durch das Zuströmen einer kälteren Luft aus offener See, indem die, durch anhalten- den Sonnenschein, den Vormittag über erwärmte Luft des Hafens specifisch leichter geworden ist und sich erhebt. Wie unsere Re- obachtungen des Psjchrometers lehren, so ist die Luft, im Hafen von Valparaiso, eigentlich sehr feucht; die beiden Thermometer des Instruments zeigen, des Morgens um 8 Uhr, selten mehr als einen Grad Reaum. Differenz, daher auch diese Nebelbildung, bei einer geringen Abkühlung, wie die durch den Seewind erfolgt. Zur Mit- tagszeit haben wir das Fsjchrometer nur einmal mit 2 Grad Reaum. Differenz beobachtet. Der Seewind weht gewöhnlich aus SW. und SSW., selten nur aus NNW., erreicht gegen 2 bis 3 Uhr ge- wöhnlich seine grösste Stärke, und weht alsdann mit ausserordent- licher Frische; nicht selten jedoch nimmt er noch um 5 und 6 Uhr an Stärke zu, und kann dann mit solcher Heftigkeit wehen, dass alle Communication der Schiffe mit dem Lande aufgehoben ist, und die grossen, vor doppelten Ankern liegenden Schiffe zu treiben beginnen, wie wir es selbst mehrmals gesehen haben. Mit Sonnenuntergang legt sich der Wind und zuweilen tritt, binnen einer Viertelstunde, gänzliche Ruhe der Luft und des Wassers ein. Hier kann man sich oft nicht genug wundern, wie das in Auf- ruhr gerathene Meer in so kurzer Zeit sich besänftiget. Ebenso überraschend ist es, wenn um Mittagszeit das W asser der Ray plötzlich zu rauschen beginnt, indem es noch dicht daneben die ebenste Spiegelfläche zeigt, und man auch am Lande noch keine Spur von Wind bemerkt. Hat sich Abends der Seewind gelegt, so tritt eine liefe Pause in der Natur ein, und ein kühlender Luftzug aus NO. und NNO., der von den Schneeregionen der Anden herabgestiegen zu sein scheint, wie wir es später genauer darthun werden, erfrischt die ermattete Natur. Nichts gleicht dann der Schönheit dieser Som- 26 * 204 S mernäclite zu Valparaiso; ihre Ruhe wird nur durch das gleichför- mige und monotone Anschlägen der Wogen gegen die Küste, sowie durch das Schäumen der Brandungen unterbrochen, das zuweilen in weiter Ferne widerhallt. Zu dieser Zeit kommen dann die Ein- gehornen aus ihren Wohnungen hervor, und Jung und Alt erfrischt sich durch die angenehme Kühle; in langen Reihen ziehen sie dann, im langsamsten Schritte, in der Nähe des Strandes vorüber, und die schönen Damen, wie immer im blossen Haare, reich geschmückt mit duftenden Blumen, erscheinen in ihrem Fulze. Fremdar- tig:? aber für das Ohr des Europäers besonders angenehm, schallt dann die rauschende Musik, vom Bord der fremden Kriegsschiffe zum Lande hinüber, und die späte Nacht vermag nicht die Bewoh- ner der Stadt zur Ruhe zu bringen. Bis lange nach Mitternacht sind auf dem grossen 3farktplatze der Stadt (liier überall nur Pla^a genannt), die schönsten Früchte und andere Nahrungsmittel zum Verkaufe; die Leute wohnen gleich daselbst, oft nur in Zelten, die von zwei und drei Seiten zugeschlossen sind, während die Lichter ganz frei in der Luft brennen, und vom Winde fast gar nicht be- wegt w erden. Erst nach Mitternacht wird der Luftzug etw as küh- ler, die Eingebornen pflegen ihn puelche zu nennen, und dann be- ginnt einige leichte Wolkenbildung, die gegen Morgen immer mehr und mehr zunimmt. Des Morgens früh ist der Himmel zu Valpa- raiso immer stark bewölkt, und etwa nach 6 Uhr fällt ein star- ker Nebel, der um die siebente Stunde herum oftmals in solchen Massen niederschlägt, dass es 20 bis 30 Minuten lang förmlich reg- net. Das Wasser der B,ry ist dabei so ruhig, und die Oberfläche desselben so spiegelförmig glänzend, wie wir es, auf unseren Ge- wässern des Nordens, wohl nie zu sehen bekommen. Langsam trei- ben dann die kleinen Fischerkähne umher, auf denen man mit An- geln fischt. Mit dem Niederfallen des Nebels verschwindet alle Trü- bung am Himmel, und nun beginnt die Sonne zu wärmen, bis wie- der gegen Mittag die kältere Luft der See zuströmt, und der täg- liche Gang der Naturbegebenheiten daselbst von Neuem beginnt. So war es zu Valparaiso zur Zeit, als wir den Ort besuchten, nämlich im Januar und im März; wohl unterscheidet sich das Win- terwetter davon, nämlich im Juni, Juli und August, doch mangelt es noch immer an den nöthigen Beobachtungen darüber. W ohl wissen 205 ( wir, schon ans Ansons*) Zeiten, dass sowohl Chile, als Peru eine, im Verhältnis zu ihrer Breite, viel niedere mittlere Temperatur ge- messen, als andere Länder; aber vergebens sucht man, 90 Jahre nach jener merkwürdigen Heise, nach guten und planmässig angestellten meteorologischen Beobachtungen in den grossen Städten südlich von Li- ma. Bei allen Nachforschungen haben wir zu Valparaiso nichts Brauch- bares der Art auftreiben können, und selbst die Temperatur von San- tiago werden wir nur sehr unvollkommen angeben können. Bei unserer Abreise aus dem Hafen, als wir in das Innere des Landes reisten, ersuchten wir einen der See - Cadetten, die sich am Bord unseres Schiffes befanden, während der Zeit unserer Abwesenheit an Bord des Schiffes die meteorologischen Beobachtungen fortzusetzen, und die correspondirenden Barometerhöhen regelmässig aufzuzeichnen. Nach unserer Rückehr fanden wir «auch einige unregelmässig angestcllte Beobachtungen vor, wovon wir jedoch nur diejenigen von des Mor- gens um 8 Uhr als brauchbar miltheilen können, da die übrigen bei der Erwärmung des Schiffes durch die Sonne, wogegen man sich nicht in Acht genommen hatte, sämmtlich pnbrauchbar waren. Die correspondirenden Barometerhöhen waren später nicht nöthig, da der Reisebarometer durch einen Steuermann des Schiffes zer- brochen wurde, und zwar in der ersten Minute, wo wir ihn aus der Iland gaben. Beobachtungen des Psjchrometers im Hafen zu Valparaiso; an- gestellt au Bord der Prinzess Louise um 8 Uhr Morgens, vom lsten bis 28sten Februar 1831. Tage. Tempera- tur der Luft. Nasskalte. Tage. Tempera- tur der Luft. Jf asskälte. Tage. Tempera- tur der Luft. IVasskälle. Lehr, 1 13,5° R. 12,9°R. Lehr, 10 14,4ft R. 13,1° R. Lehr. 19 12,2°R, 11,5°R. 2 14,4 13 11 14.1 12,7 20 12.9 11.9 3 14,6 13,2 12 13,3 12,3 21 13,3 12,3 4 14,1 13 13 12,5 11.5 22 12,6 11.6 5 13.5 12,7 14 12,8 11,7 23 12,9 12,1 6 13,2 12,7 15 12,4 11,4 24 12,7 12,1 7 13,5 12.7 16 12,4 11,4 25 12,4 11,9 8 12.5 11,8 12,9 17 11,9 11,4 11,8 26 12,9 11,3 9 13,5 18 12,8 28 10,9 10,4 *) Der gelehrte Verfasser des interessanten Reiseberichtes hat im fünften Ilauplslücke des zweiten Buches diesen Gegenstand mit einer, für damalige Zeit, sehr grossen und tiefen Sachkcnutuiss behandelt. *206 Aus diesen Beobachtungen wird man wenigstens den ungemein niedrigen Stand der Temperatur erkennen, der liier, an ei- nem Orte herrscht, welcher der Breite von Madeira in der nördli- chen Hemisphäre entspricht, einem Orte, in dessen Nähe wir des Morgens um 8 Uhr, gerade im Monat Octoher, die Temperatur stets 18 und 10° R. gemessen haben. Mittags 12 Uhr, wenn der Seewind wehte, erreichte die Temperatur im Hafen von Valparaiso selten die Höhe von 20 R. , d. h. an Bord des Schiffes und mit al- len Vorsichtsregeln beobachtet. Am Lande haben wir die Tempe- ratur der Luft am 24sten Januar um 12 Uhr Mittags selbst zu 20,4° R., und am 25stcn sogar zu 19,7° R. beobachtet, während an Orten, die den Sonnenstrahlen unmittelbar ausgesetzt waren, die Hitze in der That unerträglich schien. Des Morgens früh ist die Atmosphäre im Hafen sehr feucht, wie die Beobachtungen der Nass- kalte und die Bildung des Nebels zeigen, von der wir vorhin berichtet haben. Gegen Mittag, wenn der Seewind herrscht, erhebt sich die Differenz der beiden Thermometer im Psychrometer selten Silier 3° R., während wir sie am Lande selbst zu 6,4® R. beobachteten, näm- lich auf einer Anhöhe vor den Wohnungen der Deutschen Kaulleute, wo der Barometer auf 337,14 Pariser Linien stand, während er am Ufer 339,2 gezeigt hatte. Auf der unteren Station, dicht am Strande, zeigte der Psychrometer 20,4° R. Luftwärme und 16,2° R. Nasskälte, wobei es 8 Minuten später, auf der Anhöhe, nur 19,7° R. Luftwärme und 13,4° R. Nasskiiitc zeigte. Die grosse Hitze durch anhaltendes Strahlen der Sonne, sowie die grosse Trockenheit der Atmosphäre auf dem Lande, bringt auch eine solche Wirkung hervor, «lass schon in der 31itte des Sommers plle Höhen und die Abhänge der umgebenden Berge, gänzlich von aller Vegetation entblösst sind; nur in den Tiefen der Quebraden, woselbst einige Quellen den Sommer über nicht versiegen, erhält sich das frische Grün. Rings umher ist Alles todt und öde, nur die zart gefärbten Eidechsen, Tropidurns heterolepis n. sp. , T. nitidus n. sp ., T. nigromaculatus n. sp,, T. chilensis (Lophyrus chilensis Lesson.J*) und das Heer der Heuschrecken, bieten den brennenden *) Siehe ilie Bearbeitung der von uns mitgcbrachten Amphibien durch Herrn Wieg.» mann im drillen Theile des Reiseberichts. Strahlen der Sonne Trotz. Das Grundgestein von Valparaiso ist ein feinkörniger Sienit, der zuweilen Granitblöcke enthält, die über- aus reich an Glimmer sind; er allein bildet die Küste und die um- liegenden Berge, auf deren Abhängen er gewöhnlich halb zersetzt, und braunroth gefärbt ist. Auf den Höhen hat er sich ebenso, wie der Granit- Gneus bei Rio de Janeiro, zu einer röthlichen Thonerde gesetzt, die oftmals Fusshoch aufliegt und zuweilen wahrscheinlich durch Zusammenschwemmung sehr mächtig ansteht. Ueberall fan- den wir die Thonerde hart zusammengetrocknet und vielfach nach allen Richtungen zersprungen; die Vegetation derselben war abge- storben und Alles in Pulver zerfallen, nur einzelne Sträucher stan- den wie Skelette da und halten ihr Laub zu ihren Füssen liegen. W enn irgendwo an den Abhängen der Quebraden eine schöne Lo- belie oder Fsoralea, oder eine Fuchsia noch einige ihrer Blüthen zeigte, so brauchte man sie nur anzurühren, und alle Blätter und Rliithen fielen ab und zerbrachen. Es war eine bemerkens- werthe Erscheinung, wie die Lubelia Tupa oftmals noch an ihrer Spitze einige frische Blüthen zeigte, während sie an ihrer Basis schon gänzlich abgestorben war. Zur Zeit des Winters müssen ungeheuere Wassermassen von der Höhe dieser Berge herabstürzen, wovon überall die zurückgebliebe- nen Spuren zu sehen sind; oft war der Boden wild zerrissen und ungeheuere Blöcke waren, augenscheinlich durch die Gewalt des W assers aus ihrer Lage getrieben. An den steilen Abhängen und deren ausgewaschenen Schluchten, fanden wir überall den Quarz aus dem verwitterten Granit sehr gut erkalten. Zur Zeit des Früh- jahrs ist hier gerade die Erndtc für den Botaniker ; dann sollen alle Berge mit dem üppigsten Grün bedeckt sein, die gegenwärtig (im Februar) ein Bild der unbewohnbarsten Wüste darstellen. Im W in- ter, wenn zu Valparaiso starke Regengüsse fallen, sinkt die Tem- peratur so tief hinab, dass man ein Kaminfeucr daselbst zu den grössten Wohlthaten rechnet. Unter den Plagen, die Valparaiso so häufig heimsuchen, stehen die Erdbeben obenan; das schreckliche Erdbeben von 1822 ist zu wichtig in seinen Folgen, selbst für die heutige Theorie der Gecg- nosie, als dass wir solches hier nicht ausführlicher behandeln sollten, als es bisher geschehen ist. Das Erdbeben von 1829 war nicht so be- 208 deutend, wie man es in Europa durch übertriebene Schilderungen dargestellt hat; ausser einigen kleinen Erdspalten, die sich bildeten, stürzte zu Valparaiso nur ein Haus ein. »Am 19tcn November 1822* **)), berichtet Don Felipe Castillo Albo, Abends um 10 Uhr und 54 Minuten empfand man zu Santiago ein sehr heftiges Erdbeben, das 2§ Minute lang* anhielt; es verursachte in der Hauptstadt keinen Schaden von Bedeutung, aber ausseror- dentlich waren die Zerstörungen ausserhalb. Valparaiso, Quiiiota, La Ligua, Casa blanca u.s.w. sind gänzlich ruinirt. Die Häuser, Ha- cienden und Landwohnungen sind eingestürzt. Es scheint jedoch bis jetzt, dass die Zahl der Todten nicht über 200 steigt, jedoch ist die Summe des angerichteten Schadens, sowie die Ausdehnung dieser Erderschütterung noch nicht bekannt u. s. w.« Es war gewiss ein grosses Glück, dass die erste Erschütterung nicht mitten in der Nacht losbrach, sonst hätten sicherlich viele Hunderte mehr ihr Lehen verloren. Folgende Nachrichten von Val- paraiso sind aus glaubwürdigen Briefen gezogen, die gleichfalls durch Don Castillo Albo ##) mitgetheilt sind: »Die Erschütterung be- gann zu Valparaiso etwa lim 101 Uhr Nachts, ihre indulirende Be- wegung dauerte ununterbrochen 4 Minuten lang fort, und zwar in der Richtung von Norden nach Süden. Die Bewegung war so hef- tig, dass Erschütterung der Erde und Einstürzen der Häuser fast in ein und demselben Augenblicke erfolgte. In der Vorstadt Almen- dral sind nicht zwei Häuser unbeschädigt geblieben, und im Hafen seihst findet man nicht mehr 40 bewohnbare Gebäude. Die Erschüt- terungen der Erde folgten häufig aufeinander, die eine mehr, die andere minder stark, und es verging nicht eine Viertelstunde, ohne dass man einige Erschütterung spürte; so dauerte es fort bis zum folgenden Morgen um 4 Uhr, um welche Stunde sie anfingen nach- zulassen und aufzuhören, so dass man am folgenden Tage nur noch zwei Stösse bemerkte. Ueber die Anzahl der Verunglückten spricht man sehr verschieden; Einige geben 53 und Andere 181 Menschen an. was aber das Meteor anbelangt, welches hier um 4 Uhr Morgens beobachtet wurde, so herrscht hierin ein kleiner Irrthum, denn wir *) El Mercurio de Chile 1822. p. 323. **) Abeja argenlina. Ko. 10. 1823. p. 38, 209 beobachteten es um 3f Uhr, indem wir nach der Uhr sahen*). Es ist ferner ganz gewiss wahr, dass die Erde ihre Schlünde an eini- gen sandigen und schwachen (!) Stellen öfFnete; aber man sah auch oben auf den Bergen einige solcher Spalten, und ich selbst beob- achtete sie in der Tiefe einer Bergschlucht, wo viele Erde zusam- mengeschwemmt war.« Ferner llieilt Don Castillo Albo am ange- führten Orte mit, ihm habe ein gewisser Don Onofre Bunster, der sich in der Nacht des grossen Erdbebens zu Valparaiso befand, er- zählt, dass, als er sich auf dem grossen Platze der Stadt befunden und auf den nahe gelegenen Berg habe steigen wollen, er davon hätte abstehen müssen, weil eine grosse Menge Erde und Steine daselbst herabgefallen wäre. Hierauf habe er sich an den Strand begeben, um sich nach seinem Schiffe fahren zu lassen, was auch nach vieler Arbeit endlich gelungen wäre; Herr Bunster beobachtete so- dann die Bewegungen des Meeres, die die ganze Nacht hindurch fort- dauerten. Beim höchsten Stande des Wassers maass er, von seinem Schiffe aus, 13 Klafter Tiefe, und als das Meer zurückgetreten war, fand er nur 8 Klafter; der Unterschied zwischen diesen ab- wechselnden Wasserständen war also nur 30Fuss, wodurch hierbei den hohen Ufern wenig Schaden geschah. Ueber die Zerstörungen, die dieses Erdbeben zu Santiago und in den umliegenden Provinzen veranlasste, finden wir in der Abeja ar- gentiua von 1823 genauere Angaben. Don Castillo Albo sagt dar- in : »Zum Glück waren die ersten Bewegungen undulirend, und es ging der Schaden aus diesem Grunde vorzüglich von den Dächern aus, welche ihre Steine abwarfen; es ist kein Hans in der Stadt ste- hen geblieben, an dem dieses nicht zu finden war. Vorzüglich lit- ten die Kirchen sehr stark, die Thürine legten sich auf die Seite und bei andern stürzten grosse Vlassen herab; selbst die Cathedrale und der Regierungspalast litten sehr. In der nächsten Umgebung *) Anmerkung. Was dicss für ein Meteor gewesen ist, darüber haben wir nirgends Aufschluss erhalten; vielleicht war es eine glühende Masse, die aus einem der nahe- gelegenen Vulcane, in gewaltigem Bogen, über das Land hinweg in die See geschleudert wurde, wie man es auch schon bei früheren grossen Erdbeben beobachtet haben will. Nach Ladj Graham (1. c. p. 311.) sollen die Fischer auf der ganzen Küste ein Licht fern in der See gesehen haben, was zuerst einige Zeit still stand, dann sich der Küste näherte, sich in zwei Stücke tlieilte und darauf verschwand. I. 27 210 der Stadt war der Schaden sehr gross, und die neuen Gebäude lit- ten mehr als die alten. Auf den» Lande, besonders nördlich von Santiago, war die Wirkung der Erschütterung furchtbar. Die Ha- cienda de Porpaica wurde mit allen ihren Gebäuden gänzlich zer- stört. Die Erde öffnete sich an verschiedenen Stellen und aus eini- gen Spalten trat Wasser hervor. Dasselbe geschah .an vielen ande- ren Hacienden. Die Stadt Aconcagua wurde gleichsam demolirt; das Haus, welches stehen blieb, ist unbewohnbar. Dasselbe Schicksal traf die Villa de los Andes, sowie Putaendo und Qviillota. Gegeü Süden von Santiago war die Erschütterung nicht so heftig; zu Me- lipilia litt man bedeutend, die Hacienda de Guachar wurde gänzlich destruirt. Zu Rancagua hat man nur wenigen Schaden bemerkt und auf der anderen Seite des Rio Cachapual ist das Erdbeben überhaupt nicht furchtbar gewesen , wenngleich auch hier sich die Erde an ver- schiedenen Stellen geöffnet hat, und Wasser mit einem gelblichen Schaume aus der Tiefe der Schlünde hervorgetreten ist.» Don Felipe Casfillo Albo hat die meteorologischen Beobachtun- gen, die er vom 19ten bis zum 27tcn November, während der Zeit jenes berühmten Erdbebens zu Santiago anstellte, im Alercurio de Chile von 1822 No. 16. publicirt, woraus wir nur die wichtigsten in folgender Tabelle mittheilen. Die Beobachtungen selbst wurden an- gestellt, um zu zeigen, dass die Erderschütterungen durchaus kei- nen Einfluss auf den Stand des Barometers haben, wovon wir auch später, in der Provinz Copiapö, uns hinlänglich zu überzeugen Ge- legenheit hatten, und was auch schon durch die Beobachtungen des Herrn Alexander v. Humboldt u. a. m. hinreichend bewiesen ist. Monat. Tag. Stunde. Minute. Barometer. Engl. M. Witterung und Erderschütterungen. iVovbr. 1822 19 22 b 54 ' 2 SZ. 2|L. Klares Weiter. Grosses Erdbeben, 2 Minuten und 30 Sekund. anhaltend. 20 3 6 28 21 Klares Wetter. Zwei weniger starke Stösse, 5 bis 6 Sekunden dauernd. '' 3 32 28 2 Etwas Wind. Drei weniger starke .Stösse, 3 bis 4 Sekunden dauernd. Heiterer Himmel. Vier heftige Erschüt- terungen, 3 bis 4 Sekunden dauernd. 21 7 36 28 2 22 4 14 28 2 Heiterer Himmel. Fünf sehr heftige Er- schütterungen, 3 bis 4 Sek. dauernd. ; 4 16 28 2 Heiterer Himmel. Sechs noch heftigere Erschült., 3 bis 4Sekunden dauernd. 211 Monat. Tag Stunde. Minute Barometer. Engl. M. Witterung und Erderschütterungen. Novbr. 1822 22 7 h 54' 28 Z. lfL. Heiterer Himmel. Sieben kleineErschüt- terungen, 3 bis 4 Sekunden dauernd. i 22 55 28 21 Heiterer Himmel. Acht kleine und sehr kurze Erschütterungen. 23 4 13 28 21 Bewölkt. Zehn milde und kurze Undu- lationcn. * 8 53 28 1 Bewölkt. Eilf milde und kurze Undu- lalionen. * 17 14 28 1 Bewölkt. Neun kleine und kurze Er- schütterungen. 24 8 22 28 3 Bewölkt. Zwölf kleine Erschütterungen, 4 bis 5 Sekunden dauernd. 25 8 42 28 3 Bewölkt. Dreizehn kleine Erschütterun- gen, 4 bis 5 Sekunden dauernd. Es ist unzweifelhaft, «lass dieses Erdbeben dicht an der Küste und besonders zu Valparaiso viel heftiger war, als zu Santiago, ja dass sogar viele Erschütterungen zu Santiago gar nicht bemerkt wurden, die an der Küste sehr bedeutend waren. Lady Graham*) hat die meisten der Erschütterungen aufgezeichnet, und sagt über den Zustand zu Valparaiso während dieser Zeit, dass auch nicht ein Haus in der Stadt bewohnbar geblieben sei, obgleich meh- rere ihre Form noch behalten hätten. Die Strassen waren gänzlich leer von Menschen, aber die Berge vom Volke belagert. Die Schiffe im Hafen waren mit Menschen überfüllt und es fehlte an Nahrung, denn in den zerstörten Oefen konnte nicht gebacken werden. Don Felipe del Castillo Albo **) giebt die Zahl der Erderschüt- terungen, vom löten November bis zum löten December, auf 171 an, worunter 21 sehr heftig waren; ausserdem bemerkt er, dass durch Vergleichung von richtigen Uhren, zu Valparaiso und Santiago, die Erschütterung am löten November gerade 3 Minuten früher zu Val- paraiso, als zu Santiago bemerkt wurde. Es sollen alle zu berück- sichtigenden Umstände bei dieser Berechnung beobachtet worden sein, und demnach wäre die Schnelligkeit in der Fortpflanzung dieser Er- schütterung ganz ausserordentlich , nämlich gegen 24 Legoas in Zeit von 3 Minuten. Nimmt man die sämmtlichen Beobachtungen zusam- *) Journal p. 309. u. s. w. ¥¥) El Mercurio cliilcno 1828. Santiago No. 8. p. 345. 27 * men, so mögte die Richtung dieses furchtbaren Erdbebens von Nord -Ost nach Süd -West gewesen sein. Wahrscheinlich ging es aus vom Vulcan von Aconcagua, der sich schon seit langer Zeit geschlossen zu haben scheint, da gegenwärtig wenig mehr von ihm bekannt ist; die zunächst gelegenen Oerter, als San Felipe el Real oder Aconcagua und die Villa de los Andcs, scheinen am stärksten gelitten zu haben. So auch alle die Ortschaften, die ungefähr in der Richtung von NO. nach SW. bis Valparaiso befind- lich sind. Von dieser Linie pflanzte sich die Erschütterung in die Llanura de Casa blanca und in die Llana de Mapacho fort, ging dann hinaus über den Rio Maipü, den Rio Cachapual und erstreckte sich bis zur Provinz Conception; doch waren die Erschütterungen in diesen Gegenden nur sehr schwach. Selbst bei Valdivia hat man das Erdbeben noch bemerkt. Nördlich hinauf über Coquimbo, Huasco und Copiapö ist es nur schwach gewesen. Einige andere Nachrich- ten über dieses grosse Erdbeben, die in entlegneren Gegenden ge- sammelt wurden, befinden sich noch in den Reisebeschreibungen von Head*) und Miers **). Die merkwürdigste Erscheinung in Folge dieser gewaltigen Ex- plosionen im Innern der Erde, die diese ausgebreiteten Erschüt- terungen veranlassten, ist die Erhebung einer sehr ausgedehnten Strecke Landes über das Niveau des Meeres. Lady Graham ***) hat hierüber die ersten Beobachtungen bekannt gemacht; ihr Aufenthalt war, während der Zeit dieses Erdbebens, zu Qnintero, auf dem Landsitze des damaligen Admirals Lord Cochran; in seiner Gesellschaft fand sie, dass sich die ganze Küste, in der Bay von Qnintero, um 4 Fuss erhöht hatte. Felsen und Klippen, die früher unter dem Wasser standen, ragten jetzt hinaus und waren ganz mit Muschelbänken bedeckt. In einem kleinen Aufsatze, der in den Transactions of the Geolog. Society von 1824 pag. 413. befindlich ist, setzt Lady Graham den Gegenstand noch weiter auseinander. Sie giebt an, dass die Ufer der Bay von Valparaiso sich nur um 3 Fuss erhoben hätten, und dass man ferner in jener Gegend meh- *) Rough N"otes laten during same rapid Journeys across the Pampas^ and ainong the Andes. London, 1826. **) Travels in Chile and la Plata etc. London, 1826. ***) 1. c. p. 329. 213 rere Merkmale vorfinde, aus denen sich schliessen lasse, dass der- gleichen Erhebungen in diesem Lande schon mehrmals, und zu sehr verschiedenen Epochen stattgefunden hätten. Auch Miers und Head sprechen von der Erhebung des Landes, und gehen zugleich eine Berechnung, wonach sich 400,000 Engl. Quadrat -Meilen erhoben haben sollen. Diese letztere Angabe ist sehr originell, beruht aber auf sehr unrichtigen Voraussetzungen. Bei unserem Aufenthalte zu Valparaiso haben wir alle Mühe angewendet, um hinter die Richtigkeit dieser Angaben zu kommen; wir untersuchten die -Küsten der Bay, sowohl südlich als nördlich, und überall fanden wir die Thatsache bestätigt. Ebenso ist diese Erhebung, um einige Fuss Höhe, im Hafen von Cotpiimbo, und noch mehr im Hafen von Copiapö zu bemerken. So wie sich die Küstengegend bei diesen letzten vulcanischen Operationen, im grössten Theile des Chilenischen Staates, um einige Fuss Höhe über das JViveau des Jlceres gehoben hat, so ist sie einst vor geraumer, über alle Traditionen hinausreichenden Zeit, auf einmal um mehr als 40 und selbst 50 Fuss emporgestiegen, und seitdem sind wohl mehr .als einmal dergleichen kleine Erhöhungen, um einige Fuss nämlich, vorgekommen. Wir haben die Gründe zu dieser Behaup- tung in der Provinz Copiapö vorgefunden, und werden sie an ih- rem Orte genauer angeben. Die mächtigen Musehelbänke von noch gegenwärtig, an denselben Orten in der See lebenden Mu- scheln, die wir unmittelbar auf dem Sienit der Küste gelagert fanden, so weit wir dieselbe in der Provinz Copiapö zu sehen Gelegenheit hatten , eben diese Muschelbänke sind auch nördlich*), so wie südlich von Valparaiso **) vorgefunden worden. Bei Quintero, nördlich von Valparaiso, liegen diese Muschelbänke ebenfalls auf dem Sienit, den wir auf der ganzen Küste von Chile, nördlich von Conception anfangend, überall zu Tage liegend gefunden haben. Man hat sich in Chile der Idee hingegeben, dass die grossen Erderschütterungen und Ausbrüche der Vulcane daselbst alle 90 Jahre wiederkehren, doch ist diess, wie wir glauben, nicht leicht der Fall. Die Jahre 1570, 1647, 1657, 1722, 1730, 1751 und 1822 Nach Lady Graham und Herrn Poeppig. **) Schon nach Ulloa’s Relation del Viage ML p. 32 L sind grosser Erdbeben wegen berühmt; das Erdbeben von 1751 war so furchtbar, dass sich die Erde öffnete, die Stadt Coneeption verschlang und die Erschütterungen daselbst, fast ganz ohne Unter- brechung, einen ganzen Monat lang anhielten. Zu Valparaiso war das letzte Erdbeben von Bedeutung im Jahr 1829, doch wurde nur ein Haus dabei umgeworfen, obgleich die Erde an einigen Stellen sich spaltete #). Bei Santiago bemerkte man jedoch, dass an zwei Stellen in der Cordilleren-Iiette, nämlich zwischen dein Vulcan von Santiago und dein von Aconcagua, Feuer ausgew orfen wurde, w as man dort bis dahin noch nicht gesehen hatte. Vielleicht war dieses Erbeben gelinder, da es mit Eruptionen begleitet war, wodurch sich die elastischen Dämpfe entfernen konnten; jedoch stürzten zu San- tiago noch mehrere Häuser ein. Wohl mögten wir hier die Mei- nung aussprechen, dass die Feuerberge des mittleren Chile’s ein zum Tlieil getrenntes Sjstem von denen des südlichen Uhile’s bil- den. Valparaiso gehört zu jenem, Coneeption zu diesem Gebiete. Gegenwärtig, wie zur Zeit unseres Aufenthaltes in der Provinz Santiago, pflegen sich in zwei bis drei Wochen regelmässig einige kleine Erderschütterungen zu w iederholen. Ein allgemeiner Schrecken überfällt alsdann die Bewohner, und Alles verlässt, unter gewalti- gem Geschrei »Misericordia! Misericordia! il tiembla!« die Woh- nungen. Einige Monate später befanden wir uns im nördlichen Theile von Chile, nämlich in der Partido de Copiapo, in einem Lande, wo Erderschütterungen zu den gewöhnlichsten Erscheinungen gehören. Hier waren die Bewohner schon vertrauter mit dieser furchtbaren Plage, sie blieben zuweilen des Nachts im Zimmer, wenn das Haus gerüttelt wurde und die Bäume sich bewegten. So kann man sich selbst mit der grössten Gefahr vertraut machen! Aber Erdbeben sind nicht die einzigen Plagen, w elche Valparaiso so häutig heimsuchen; die heftigen Stürme, die während der Zeit *) Ein Englischer Schilfs Capitain, der zur Zeit dieses Erdbebens inr Hafen von Val- paraiso lag. hat in Engl. Zeitschriften die Mittheilung gemacht, dass heim Aufwin- den seiner Anker, dieselben mit dem Ende der Ketten zusammengeschmolzen gewe- sen. Wir Italien zu Valparaiso hierüber viele Nachfragen angestellt, doch überall hat man sehr stark darüber gelacht. Auch darf man die Geschichte nur etwas genauer betrachten, und man wird darin sehr bald ein gewöhnliches Märchen erkennen, womit uns die .Schilfs-O'apilaine so häutig beschenken. 215 des Winters an hiesiger linste wehen, pflegen zuweilen unter den, im Ilafen liegenden Schiffen eine noch grössere Niederlage anzu- richten , als die Erdbeben auf dem Lande. Diese gefürchteten Nord- und Nord -Ost -Winde wehen auf der westlichen Küste von Süd- amerika, hauptsächlich in der Breite von 30 bis 36°; mehr nörd- lich, von 20 .bis 30°, so wie südlich von 36 bis 45°, sind sie minder heftig *). Sie pflegen Ende Aprifs zu erscheinen, und sind auch im Mai, Juni und Juli zu erwarten. Es herrscht keine Regel- mässigkeit in ihrem Vorkommen, so wie sie auch in Hinsicht ihrer Stärke sehr verschieden sind; von Norden her einsetzend, pflegen sie gewöhnlich 24 Stunden aus dieser Richtung zu wehen, werfen zuweilen sich um und kommen aus Nord -West, was man als ein sicheres Zeichen ihrer Heftigkeit ansehen kann, nie aber wehen sie aus West, sondern gehen beständig durch Nord-Ost, Ost nach Süden herum; oft wehen sie 3 bis 4 Tage lang und sind mit Regen begleitet, der die ganze Luft erfüllet und sie undurchsich- tig macht. Ihre Heftigkeit ist zuweilen so gross, dass, wie die Geschichte cs nachweist, ganze Ortschaften durch sie zerstört werden. ITlloa erzählt, dass diese heftigen Orkane aus Nord und Nord -Ost sehr bestimmt durch gewisse Seevögel angezeigt werden, die man daselbst O'icbranta- huessos nennt, und die sieh 1 bis 2 Tage vor- her sehen lassen. Gegen diese heftigen Orkane aus Nord- West, aus Norden und Nord-Ost, gew ährt der Hafen von Valparaiso keine Sicherheit, wozu noch der schlechte Ankergrund kommt, der ganz aus Felsen besteht, und wo die Anker nur in den Klüften festhallen können. Das grösste Unglück, das diesen Hafen in neueren Zeiten betroffen hat, ereignete sich im Winter 1823, kurze Zeit nach dem gewaltigen Erdbeben vom Novem- ber 1822, wodurch dieser junge Freistaat so ausserordentlich gelitten hatte. Nichts war in einem katholischen Lande wie Chile natürlicher, als dass man all dieses Unglück als eine Strafe ansah, die von dem gött- lichen W esen für die Greuelthaten der Revolution über das Land verhängt würde. Es war im April 1823, als dieser gewaltige Orkan losbrach, gerade zu einer Zeit, wo der Mentor, das erste Preussi- sche Schiff, welches die Erde umsegelte, im Ilafen von Valparaiso lag. *) S. Ul loa Ilelaciou «lei Yiage. Tom. III. P. II. r. 279 u. s. \v. 216 Da der Handel zu jener Zeit blühete, so war die Baj mit Schiffen gefüllt? auch ein Tlieil der siegreich zurückgekehrten und von ihrem Admiral verlassenen Chilenischen Flotte lag darin. Bei- nahe vier Tage währte dieser Sturm, der sich fast über das ganze Land verbreitet hatte. Er war in den letzten Tagen mit Regen begleitet, der die Luft so undurchsichtig machte, dass man bei Tage nicht einmal die Wege erkennen konnte. An der Cuesta del Prado, in der Nähe von Santiago, über welche die Chaussee von Valparaiso nach der Hauptstadt führt, war das Unwetter noch so stark, dass ein Courier, der nach Santiago bestimmt war und den Berg zu Pferde überstieg, zweimal wieder am westlichen Abhange herunterkam , glaubend, ihn überstiegen zu haben und nach der Llanura Mapacho zu gelangen. Als er zum zweitenmale in dem Poslhause auf der westlichen Seite eintraf, von wo aus er abgegan- gen, waren die ersten Worte, die er den Leuten zurief, dass er sich doch diessmal nicht verirrt haben werde, und es war den- noch der Fall. Ein junger Kaufmann, den Wechsel-Prozesse, wäh- rend dieser Schreckenszeit, von Valparaiso nach Santiago führten, brachte 4 Tage auf dieser Reise zu Pferde zu. Ueber alle Maas- sen furchtbar ging es aber im Hafen zu; die Anker hielten nicht, oder die Taue brachen und die Schiffe trieben ohne Rettung auf die Küste, wo sie gänzlich zerschellten. Die Nordamerikaner be- gannen zuerst zu treiben, und zogen dadurch viele andere Schiffe in’s Verderben, woran allein ihre Oekonomie Schuld hatte, indem sie, wie gewöhnlich, nur einen Anker mit sich führten. In der finstern Nacht sah man von allen Seiten Nothsignale; hier wurden Kanonen gelöst, und dort grosse Feuer angezündet, doch vergebens, es war nicht möglich, von irgend einer Seite Hülle zu leisten. 21 Schiffe geriethen während dieses Sturmes auf die Klippen, und zerschellten gänzlich* Der Mentor lag fest an einer gewaltigen Kette, der allein die Bewohner desselben ihr Leben zu verdanken hatten; von einem Amerikaner, der dicht an ihm vorübertrieb, rettete sich die Mann- schaft an Bord des Mentor’s, indem ihr Taue zugeworfen wur- den, an denen sie sich in die See stürzte und hinüberschwamm. Von den übrigen Schiffen, die ihren Untergang vor Augen sa- hen, soll mancher kühne Schwimmer seine Rettung vergeblich versucht haben. 217 Die Stadt Valparaiso hat sich nach allem sie betroffenen Un- glücke schnell erholt, und zum ersten Handelsplätze der gan- zen Westküste Amerikas emporgeschwungen. Zwar hat sich in neueren Zeiten der ganze Handel bedeutend vermindert, indem der Mangel an baarem Heide sehr gross ist; doch so wie Geld durch Eröffnung neuer Minen an irgend einem Orte der Küste wieder in Umlauf kommt, so ist auch der Handel wieder in Flor, und dann kön- nen nirgends bessere Geschäfte gemacht werden, als eben hier. In Folge der Revolutionen ist das Land verarmt, aller grosse Reich- thum ist verschwunden, und cs wird daher gewiss noch lange dau- ern , bis dieses schöne und reich gesegnete Land in seinem Innern wieder zur Blüthe kömmt. Der Mangel an baarem Gelde hat den Zinsfuss beinahe gesetzinässig zu einer Höhe von 20 bis 25 pro Gent gebracht. Summen von 50 und 60,000 Piaster lassen sich zu Valparaiso, in jedem Augenblicke, ganz sicher zu \\ pro Cent mo- natlich unterbringen. Eben hierin liegt der Grund, dass Gewerbe und Fabriken sich nicht in dem Maasse schnell entwickeln können, als man von Ferne her es zu erwarten berechtigt war. Die gegen- wärtige Regierung thut Alles, was in ihren Kräften steht, um die Ansiedlung fremder Fabrikanten zu befördern, damit die ärmere Klasse Beschäftigung, und allmälig auch Geschmack an diesen Be- schäftigungen linden soll. Sehr w eise verschliesst sie nach und nach die Häfen für die Einfuhr dieses und jenes Artikels, der im Lande selbst producirt werden könnte, und sie würde sicherlich noch schneller hierin zu Werke gehen, wenn nicht häutige Geldverlegenheiten sie zwängen, zu den Zöllen ihre Zuflucht zu nehmen. Die Einfuhr des Mehls (Preussisches und Nordamerikanisches wird hingeführt) war schon im Jahr 1831 in Peru verboten, doch in Chile noch er- laubt. Ein Deutscher Bäcker, der sich zu Valparaiso, mit grossen Kosten, eine Rossmühle hatte bauen lassen, liess das Werk zu un- serer Zeit stillstchen, denn er erhielt das Mehl der Nordamerikaner billiger, als er es sich selbst machen konnte. Eine Menge von Hin- dernissen treten in diesem Lande zusammen , die der schnellen Ent- wickelung der Fabriken und des Ackerbaues entgegenstehen. Es ist nicht nur Mangel an baarem Gelde, sondern hauptsächlich Mangel an arbei- tenden Händen unter denChilenern, w ozu der alte Hang zum romantischen Leben, und die damit verbundene Liebe zur Unthätigkeit, der sie 218 Lei ihrem früheren Reichthume nachgehen konnten, Veranlas- sung giebt. Die grosse Massigkeit in ihren Genüssen und die fehlerhafte Erziehung des weiblichen Geschlechts, so wie viele andere Ursachen, die wir im Verlaufe der Reise auseinander- zusetzen Gelegenheit haben werden, sind als die Haupthinder- nisse der schnelleren Entwickelung anzusehen. Fast aller überseei- sche Grosshandel ist in den Händen der fremden Kaufleute, die durch grössere Gewandheit und Capitalien das ganze Geschäft gegenwär- tig regieren. Die Meisten davon kehren in die Heimat zurück, wenn sie hinlänglich sich bereichert haben, und der Staat verliert dadurch immer mehr und mehr. Wie ausserordentlich einträglich das Ge- schäft des Handels ist, mögte man wohl daraus schliessen kön- nen, dass alle fremden Kaufieute daselbst in sehr kurzer Zeit wohlhabend werden; der fremde Handwerker sogar verlässt liier seinen Stand und wird Kaufmann, sobald er nur einiges Gehl ver- dient hat, denn der Handel, besonders das üiscontiren, ist zu lockend und gewinnbringend für ihn. Von der Sucht, gewissen fremden Nationen in ihren Sitten und Gebräuchen nachzuahmen, sind die Bewohner der Westküste von Südamerika eben so wenig befreit geblieben, wie viele andere Völ- ker, und so sieht man mit Bedauern, wie in Städten, die durch den freien Verkehr dem Einflüsse der Fremden vorzüglich ausge- setzt sind, allmälig die Nationalität verschwindet. Ein sehr falsches Bild würde man sich über das schöne Chile mit seinen interessan- ten Bewohnern machen, wollte man nur Valparaiso allein betrach- ten; wir werden daher mit Allem, was auf die Sitten und Ge- bräuche der Chileren Bezug hat, hier zurückhalten, und es an pas- senderen Orten, wenn wir erst mehr in den Provinzen herumgereist sein werden, gelegentlich mittheilen. Es ist staunenerregend, wenn man, wie wir, zur trockenen Jahreszeit diesen Hafen besucht, und die innorme Masse von frischen Nahrungsmitteln erblickt, die hier täglich zu Markte gebracht werden. Die kahlen und verbrannten Felsenwände, die ringsumher die Ufer vom Hafen von Valparaiso umschliessen, und höchstens nur mit dem säulenförmigen Cactus und der Bumelia bicolor besetzt sind , wirken so tödtend, dass man kaum begreift, wie darüber hinaus noch so frucht- bare Gegenden vorhanden sein können , die diesen Reichthum 219 liefern. Schon früh des Morgens, gleich nach 6 Uhr, wird der Fischniarkt ahgehalten, der mit Fischen und Krebsen der Baj über- füllt ist. Wir haben hier den JEsox chtlensis, Ciprinus regius (Kö- nigsfisch, Feje Rey genannt), Gadus morhua , Cyclopterus lumpus L. , ßluraena conger u. a. m. gesammelt. Der Ciprinus regius kommt zuweilen in solchen Heerden in die Baj gezogen, dass man von den Schiffen Eimer und Fässer hinablässt, und ihn auf diese Art gleich in Masse fängt. Jung wird er eingesalzen, gleich den Sar- dellen, und ist sehr wohlschmeckend. Mit Früchten ist die Pla§a ganz überfüllt, welche auch hier an der Küste, wo das Fleisch theuer ist, neben den Fischen die ISauptnahrungsmittel der ärmeren Volksklasse sind. In grossen Kör- ben und Kasten, aus Ochsenhäuten verfertigt, die man hier Patacas nennt, wird das Obst auf dein Rücken der Maultiiiere und Esel nach der Stadt gebracht, indem jedes 'Filier zwei solcher Körbe, einen an jeder Seite, zu tragen hat und gewöhnlich den Führer noch dazu, der dem Thiere beinahe auf dem Halse sitzt. Hier ist ein Ue- berfluss an Feigen, die nirgends so gut schmecken, als in Chile; fast alle unsere europäischen Früchte sind hier zu finden, Aepfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche, Kirschen, Erdbeeren, Nüsse, Quitten u. s. w. Neben den Citronen, Apfelsinen und Limonien lie- gen die schönsten Weintrauben, die Früchte der Fackeldistel und Oliven. Granaten, Mandeln, Kastanien, die Früchte von Capsicum bacciferum , Mays, Melonen, Kürbisse und Wassermelonen, nebst vielen anderen minder wichtigen Sachen, sind hier den grössten Theil des Jahres hindurch zu finden. I) ic W assermelone, Sandilla genannt, wovon in den verschiede- nen Provinzen so sehr verschiedene Arten gebauet werden, wie die Cuchugra und Pelaie, deren schon Molina erwähnt, ist eins der wichtigsten Nahrungsmittel in diesem Lande, ja oft nur das einzige der ärmeren Volksklasse. An keinem anderen Orte sind die Wassermelonen so wohlschmeckend, als hier, daher ihr Ge- nuss, bei der kühlenden und Durst -stillenden Eigenschaft, auch so ganz allgemein ist. Die Armen freuen sich, wenn die Zeit der Was- sermelonen herankoinmt, und sie müssen dann auch zu einem so allgemei- nen Nahrungsmittel dienen, dass wie man uns versicherte, zur Zeit dieser Früchte last alle syphilitischen Krankheiten, besonders sämmt- 28 * 220 liehe Gonorrhoeen hei dem Volke zu Valparaiso verschwinden sollen. Die europäischen Steinfrüchte, die hier eingeführt sind, halten nicht den angenehmen Geschmack wie hei uns; die Pfirsiche, hier Duras- nos genannt, sind fest und dabei von wässerigem Geschmack, auch fast gänzlich ohne den feinen Geruch, den unsere Pfirsiche besitzt, so dass man diese Frucht zuerst kaum wiedererkennt. Die hiesige Erdbeere ist um Vieles grösser, als die grössten unserer Garten -Erdbeeren, sie entbehrt aber auch den angenehmen Geruch und den säuerlichen Geschmack. Dieselbe Bemerkung mögten wir auch über die Ge- mässe machen, die man gegenwärtig hier bauet, wiez. B. über alle Kohl -Arten, Bohnen, Bähen u. s. w. Au Vögeln ist der Hafen von Valparaiso ausserordentlich arm, und selbst in der nächsten Umgebung haben wir zur Zeit des Som- mers nichts gefunden. Auf der Baj findet sich in grosser Anzahl ein taubenartiger Larus #), der sich beständig in der Nähe der Schiffe aufhält, und die über Bord geworfenen Nahrungsmittel auf- sucht. Dieses arme Thier, das so ausserordentlich niedlich aus- siehf, muss leider beständig die Zielscheibe der Schiffs - Officiere sein, die zum Zeitvertreibe danach schiessen. Eines Tages wurde durch eine sehr gut gerichtete Kugel ein Seewolf erlegt; die Kugel ging ihm mitten durch den Kopf, und nur in solchem Falle bleibt das Thier auf der Oberfläche des Wassers, sonst geht es bei der ge- ringsten Verwundung sogleich in die Tiefe und es wird unmöglich, desselben habhaft zu werden. Das Thier hatte ein sehr zähes Le- ben und lebte noch lange nachher, nachdem ihm die Matrosen wäh- rend unserer Abwesenheit den ganzen Schädel eingeschlagen hatten. Es war Phoca tetradactyla Cuv ., die in der Voigtschen Ausgabe des Thierreichs von Cuvier weggelassen ist; es ist eine wahre Ota- ria, deren Ohren in der Richtung der Augen, etwa 2 Zoll dahinter befindlich, äusserst klein sind und eine dreieckige zugespitzte Form haben. Der Oberkiefer hat 8 Backenzähne und 4 zweischneidige Schneidezähne , wovon die zwei äusserst en sehr spitz waren ; der Unterkiefer hat 10 Backenzähne und 4 einschneidige Schneidezähne. Die Länge des Thieres betrug 3 Fuss 4 Zoll, es hatte vorn nur 4, hinten aber 5 Zehen, und einen 3 bis 4 Zoll langen Schwanz. Un- *) L. glaueoles n. sp. 221 sere schnelle Ahrelse von Valparaiso verhinderte die Bearbeitung des Skeletts dieses Thieres, doch haben wir einige Entozoen aus demselben mitgebracht. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass dieses Thier die Urigne, die Phoca lupina Molina’s ist, und zwar war unser Exemplar ein noch sehr junges Thier; wir haben es später an der Küste von Coquimbo bis G Fass lang gesehen. Mo- lina sagt von der Plioca lupina , dass die Ohren desselben wie nahe am Kopfe weggeschnilten wären; diesen Vergleich haben wir auch ganz passend gefunden, nur ist noch ein dreieckig zugespitztes Stück der Ohrmuschel stehen geblieben. Dieser Seewolf ist sehr wichtig für die Oeconomie der Küstenbewolmer, die das Fleisch, das Fell und die Haut des Thieres vielfach benutzen. Aus den Häuten die- ser Thiere macht man die ledernen Fahrzeuge, Balza genannt, die man überall im nördlichen Chile und im südlichen Peru als Böte ge- braucht, deren Beschreibung wir später ausführlicher mitthcilen werden. Eines Nachmittags, als der Seewind gerade nicht sehr bedeu- tend war, machten wir eine Fahrt nach den Klippen, die am nörd- lichsten Thcile des Hafens, weit oberhalb Ahnendral hinaus liegen; w ir wurden auf das angenehmste überrascht durch den ausserordent- lichen Reich thum und durch die Verschiedenheit der Gewächse und Thiere, welche diese, halb unter Wasser liegenden Sienitblöcke bedecken. Auch sie gehören zu den Felsen, w elche in Folge des letz- ten grossen Erdbebens von 1822, um eine Höhe von 3bis4Fuss über die Oberfläche des Meeres emporgehoben worden sind. Hier auf diesen Blöcken, die jetzt zum Theil nicht mehr vom Wasser gedeckt w erden, sind alle die Massen von Pflanzen und Thieren, welche einst die Fläche derselben belebten, abgestorben; Millionen und aber Mil- lionen von Individuen haben hier, durch das Zurücktreten des Was- sers, ihren Tod gefunden. Die Klarheit des Seewassers macht den Anblick der submarinen Flora und Fauna um so schöner; die gan- zen Flächen sind mit unzähligen Pholaden bedeckt, dazwischen glän- zen die schönsten Actinien in den prachtvollsten Farben hervor, und Chitonen, von der verschiedensten Färbung, liegen dicht auf den Felsen und wetteifern zuweilen in ihrer Farbenpracht mit den Ac- tinien; Patellen und Fissurellen liegen daneben. Hier und da, in grösserer Tiefe, oder an den Seilen der grösseren Felsen, sind grosse 222 Asterien befestigt, die an diesem Orte besonders häutig und in aus- serordentlicher Pracht vorkamen. Die Aster tas helianthus Lam., deren Vaterland bisher unbekannt war, ist an der Küste von Val- paraiso besonders häutig; ihre ungeheuere Grösse bei den vielen Strahlen, deren das Thier gewöhnlich einige 30 Stück hat, macht sie zu den ausgezeichnetesten Formen dieser schönen Gattung. Schö- ner noch an Färbung ist unsere Asterias aurantiaca n. sp. * **)), und alle übrigen Arten dieser Gattung übertrifft die schön gefärbte As- tericts gelatinosa n. von der nur zu bedauern ist, dass sie sich nicht auf bewahren lässt, ohne alle die schönen Farben zu verlieren, welche ihr angehören. Der Grund ihrer Oberfläche ist weiss, etwas ins Milchblaue fallend, und die stacheligen W arzen, welche über die Oberfläche des Thieres hinausragen, sind vom schönsten Orange gefärbt. Eine Menge von gefrässigen Krabben bewohnen die Spalten dieser Klippen; verschiedene Tangen mit ihren breiten und langen Blättern***), welche zuweilen von armen Leuten gegessen werden f), bewohnen die Klippen und geben ih- nen eine ausserordentliche Fülle von Leben. Valparaiso ist gegenwärtig schon so häufig von Naturforschern be- sucht, dass es überflüssig wäre, eine ausführliche Schilderung die- ser Gegend zu geben. Von Mund zu Mund hat sich die Kunde über den Reichthum der Vegetation daselbst verbreitet, und ist die Schön- heit der Natur zur Zeit des Winters gewiss nicht mit Unrecht so hoch gepriesen worden; sie ergötzt alsdann ehen so sehr den Reisenden, wie sie tödtend auf ihn zur Zeit des Sommers wirkt. Durch die hohen Berge, welche Valparaiso eiuschliessen, und die vielen wasserreichen Schluchten (C|uebradas), welche diese Berge durch- *) A. radiis quinis longis conicis acximxnatls dorso convexix , superficie grämt lata colore axtran- tiaco tincta. **) A. substantia mucosa gelatinosa, radiis sex planis acuminatis, superficie verrucis magnis co- nicis colore aurantiaco t inet in et in lineas stibregulares positus obtectis. ***) Vornehmlich der Fucus pxjriferus L. und die Laminarien, aus den Herr Bory die Gattung Lessonia gemacht hat. f) Anmerlrung. Vidaure erzählt schon, dass die Blätter eines Fucus, der an der Küste von Chile gegessen wird, einen starken Knall von sich geben, wenn dieselben gebraten würden. Offenbar ist dieses der Fucus pxjriferus L ■ mit seinen tausendfachen Spielarten, dessen Blattstiele zu einer Blase anschwellcn , welche Luft enthält und hei dem Platzen, durch die Einwirkung der Hitze, diesen Knall verursacht. 223 schneiden, ist die Mannichfalligkeit in der Vegetation um Valparaiso so ausserordentlich gross, wie vielleicht an keinem anderen Orte der Erde. Schon ist ein grosser Theil der überaus schönen Pflan- zen dieser Gegend in unsere botanischen Gärten eingezogen, und die Herbarien in Europa werden die Flora von Valparaiso gewiss bald vollständig besitzen. Durch die Gärtner und Pflanzensammler, welche von England herüberkommend, sich jahrelang an diesen Orten aufgehalten haben, sind die grössten Massen an getrockneten Pflanzen und Sämereien zu uns nach Europa gekommen und werden jetzt in England, leider auf eine zu einfache Art, publicirt. Möge die Schilderung einer nur kleinen Excursion, welche wir über Almendral hinaus machten, hinreichen, um dem geneigten Leser einige Anschauung von der Natur dieser Gegend zu geben. So wie wir hinter Almendral hinaus die Landstrasse verliessen, fanden wir überall an den Seiten und am Fusse der hohen Felsen die Argemone mexicana *), und die Ruta graveolens, wahrscheinlich aus Europa cingewandert, begrüsste uns. Der Weg führte zuerst über hohe Felsen, woselbst in dem anstehenden Sienite grosse Stein- brüche angelegt sind, aus denen die Steine auf dem Rücken der Maulthiere nach der Stadt geführt werden. Wir stiegen alsdann aus der verbrannten Oberfläche dieser Iliigel hinab in eine Schlucht, und waren erstaunt über das frische Grün und die reiche und man- nichfache Vegetation, welche hier so plötzlich mit der todten Natur wechselte, da auf der Oberfläche der Berge von den Strahlen der Sonne Alles verbrannt war, und die Erde nach allen Seiten hin von tiefen Spalten durchschnitten wurde. In der Tiefe der Schlucht floss ein klares Bergwasser., das sich häutig aus engen Felsspalten hinabstürzte und niedliche Wasserfälle bildete, die rings umher mit schöner Vegetation umschattet wurden. Ueberall wuchsen Confer- ven im Wasser und wo dasselbe langsam floss, oder seichte Stellen zeigte, da war die Oberfläche desselben mit dickem Rasen von Ily - drocotyle rammculoides überzogen, und an dem Rande derselben wuchsen der Cyperus reget us Wild., der Scirpus glaucus , der Jun- ens compressns , Juncus stipnilatus n. sp eine neue Isolepis und noch viele andere Pflanzen dieser Familien. Die Temperatur des Wassers *) I'ar. Jlorib. albis , maximisque , siygmutc 6- partito. 224 war 18° K.. während die Temperatur der Luft um 11 Uhr gleich- falls 18° R. zeigte. Einige Wasserkäfer*) Leichten die Oberfläche des W assers, während grosse Tipulae, eine ausserordentliche Menge von Libellen, und buntgefärbte Schmetterlinge die Luft durchzogen. Zu den Seiten der Schlucht, oft an den steilsten W änden , wuchsen grosse Gesträuche und Räume ; der Myrthns luma 31ol ., mehr oder weniger grosse Stämme bildend, war bedeckt mit einer unendlichen Anzahl von Blumen, und einige Fuchsien**) zeigten, bei der vorge- rückten Jahreszeit noch Spuren ihrer Blüthenpracht. Ilse Mntisia ilicifolia Cav. überzog ganze Sträueher, und wetteiferte in der Blü- thenpracht mit danebenstehenden Syngenesssten, der Proustia pyrifo- lia DP., der Proustia pungens Lessing u. s. w. Ueberall wuchsen dazwischen Calceolarien***), Oxaliden, das Lythrum rostratum Domb ., und hie und da erhoben sich Stämme des grossen candelaherartigen Cactus, der die ganze Küste dieses Landes bedeckt; es ist dieser Cactus offenbar verschieden von Cactus peruvianus , indem er lß Kan- ten zeigt, und wir w erden ihn fernerhin Cactus chilensis nennen. An einem hohen Stamme desselben, welcher ganz dein Einflüsse der Sonne ansgcselzt war, maassen wir die Temperatur desselben im In- nern seines Marks; wir steckten das Thermometer tief in die saftige Zellenmasse hinein und fanden daselbst eine Temperatur von 20,3° R., während das Instrument, aufgehängt in freier Luft und ganz dem Einflüsse der Sonne ausgesetzt, nicht mehr als 20° R. zeigte. Wenn es gleich wahr ist, dass die Pflanzen ilire eigene Wärme erzeugen, so ist doch ebenfalls nicht zu leugnen, dass sie dem Einflüsse der äusseren Temperatur ein wenig widerstehen können; die Sonne, welche den Tag über auf den Cactus- Stamm gewirkt hatte, hatte auch die Temperatur desselben über die der Luft erhöht. Reich be- laden mit den mannichfaltigsten Pflanzen kehrten wir an Bord der Prinzess zurück. ■ ■ > Einige Tage nach unserer Ankunft zu Valparaiso wurde es ent- schieden, dass die Prinzess Louise wenigstens fünf bis sechs Wochen im Hafen von Valparaiso liegen bleiben sollte; wir ent- *) Ilydrophilus lateralis unil II. puscitarsis Mus. Berolinense. F. macrostemma B. et P. ***) l. racemosa Cav., C. rugosa B. et P., C. alba B. et P. , C, hypoleuca 7t. sp. 225 schlossen uns daher das Schilf sogleich zu verlassen, und eine Reise über die Cordilleren, his nach Mendoza hin anzutreten. Die Jahres- zeit war schon so weit vorgerückt, dass die Vegetation in der näch- sten Umgegend von Valparaiso höchst kümmerlich und unsere Aus- beute an Pflanzen und Insekten nur sehr spärlich zu werden erschien. Zum Führer erhielten wir einen sehr braven Einge- bornen, der uns von befreundeten, dort ansässigen Kaufleuten em- pfohlen worden war; mit ihm traten wir am 26sten Januar 1831 unsere Reise nach Santiago an. Unser Gepäck war, Behufs der an- zustellenden Sammlungen, sehr bedeutend, und wir bedienten uns desshalb eines kleinen zweiräderigen Wagens, wie man sie hier zum Reisen im Gebrauch hat. Die Chilener nennen solche Wagen Berloche, im Gegensätze zu Berlina, welches eine vierräderige Kutsche ist; sie werden von zwei Pferden gezogen, wovon das eine in der Gabel, und das Sattelpferd an der linken Hand geht. Wir waren beim Abreisen nicht wenig verwundert, als wir bemerkten, dass in einem solchen Chilenischen Reisewagen für unsere Sachen gar kein Platz war, obgleich wir uns desselben gerade nur des Gepäckes we- gen bedienten, und sie daher auf dem Rücken zweier Maulthiere auf- geladen werden mussten. Für diesen zweisitzigen Wagen , mussten wir, für uns und unseren Diener, bis Santiago 24 Piaster, und für jedes Maulthier 5 Piaster zahlen, also im Ganzen für das blosse Fuhr- werk zu einer kurzen Reise nach Santiago gegen 46 Thaler. Man wird sich schon hieraus eine Vorstellung von der Theuerung in die- sem Lande machen können, wobei man sich dennoch aller Ansprüche auf Bequemlichkeit begeben muss. Im gestreckten Galopp ging es durch die Strassen der Stadt und über Almendral hinaus nach der Cuesta de Valparaiso; dort fanden wir einen Haufen von zehn Pferden, die durch zwei Arrieros (Lastthier- und auch Pferdetreiber) uns vorangejagt wurden, wobei sie sich ausruhen sollten, um spä- ter unserm Wagen zur Ablösung vorgespannt zu werden. Der Zug war in der That gleich im Anfänge höchst malerisch; die Ar- riero’s mit spitzen Spanischen Strohhüten , mit breiten Krempen, und ungeheueren Sporen, deren Räder bis 5 Zoll im Durchmesser hatten, waren ausserordentliche Reiter. Im stärksten Galopp trieben sic die beladenen Maulthiere und die losen Pferde voran , und zeig- I. 29 226 ten sich in ihren Kunststücken, wobei die Ponchos*) durch ihre flatternde Bewegung den Heitern ein romantisches Anselm gaben. Wir beginnen liier die Beschreibung einer Reise, die im Jahr 1794 von Vancouver gemacht wurde, und im fünften Capitel des sechsten Buchs seines Reiseberichts so vortrefflich geschildert ist. Es sind seit jener Zeit 37 Jahre verflossen, eine Zeit, die auch für dieses Land die ereignisreichste gewesen ist; möge man daher un- sere Berichte vergleichen, um die Fortschritte in der Kultur dieses Landes zu erkennen. Vancouver machte diese Reise im April, also drei Monate später als wir, und fand daher das Land so ganz ab- gestorben und scheinbar ohne Kultur. Die prachtvolle Landstrasse, die zu jener Zeit angefangen wurde, ist gegenwärtig zu allgemeiner Benutzung vollendet; Lastwag-en gehen jetzt über die Cuesta deZapata und über die Cuesta del Prado, und in zweiräderigen Wagen ge- langt man schnell und bequem bis zur Hauptstadt. Die Natur ist hier besiegt worden, Menschen aber gefährden jetzt diese Land- strasse, so dass man sie unbewaffnet nicht mehr bereisen darf. Sehr bald überstiegen wir die Cuesta de Valparaiso, die sich zur Höhe von 1260 Engl. Fuss erhebt; zu beiden Seiten des Weges waren furchtbar steile Abgründe, deren Wände mit dem üppigsten Grün bekleidet und durch einzelne, fremdartig in dieser Gegend da- stehende Palmbäume**) auf das angenehmste verziert waren. In der Tiefe dieser Schluchten sah man das liebliche Grün bebauter Fel- der, das mit der gänzlichen Sterilität der nahe gelegenen Felsen so auffallend contrastirte. Der Berg besteht, wie die ganze umliegende Hügelkette, aus demselben Sienit***), der die Küste von Valparaiso bildet, in dem hin und wieder Gänge von grobkörnigem Granit-]-) *) ’Eine Art von Mäntel, die man durch ein Loch in ihrer Mitte über den Kopf zieht, und die bis zu den Oberschenkeln lose herabhängeu. **) Cocos chilensis Mol, ***) Sienit von mittlerem Korn mit weissem Feldspalk, schwarzer Hornblende, dunkel tomback -braunem Glimmer und wenigem graulich - weissem Quarze. — Herr Professor G. Rose hat die Güte gehabt, die von uns milgebrachte Sammlung von Gebirgsarten in orjktognostisclier Hinsicht zu untersuchen ; die uns darüber mifgetheilteu Bemerkungen werden wir, im Verlaufe des Buches, als Anmerkungen geben, die mit R. unterzeichnet sind. -J-) Granit, grobkörnig, mit vorherrschendem graulich - weissem körnigem Quarz, tlcisch- rothem, sehr frischem Feldspath und ton. back-braunem Glimmer, letzterer in einzel- nen Kristallen im Quarze einliegend. K. enthalten sind. Porphyr*) deckt die Spitze der Cuesta und das ganze Gestein erhält hier ein röthlich-weisses Ansehen, das auf der verwitterten Oberfläche fast gelbroth gefärbt ist. Von der Spitze des Berges breitet sich nach Norden, Osten und Süd-Osten die Lla- nura de Penuela**) aus, die auf Strecken von zwei bis drei 3Ieilen mit diesem röthlichen Porphjr bedeckt ist, und eine gleichmässige, fast gänzlich unbebauete und auch wegen Mangel an Wasser un- fruchtbare Ebene bildet, auf der hin und wieder kleine Granit- blöcke***) vorhanden sind. Sie wird durch eine Hügelreihe nach Norden und Osten begrenzt, über die weiter hinaus sich höhere Bergketten erheben, die zuletzt in die Schneefelder der Cordilleren übergehen. Einzelne Kuppen, als die Campana de Quillota, der Vnlcan von Aconcagua und mehrere Andere ragen über den allge- meinen Bücken ihrer Ketten hinaus und geben der grossartigen An- sicht der Natur, von dieser Ebene aus, einen eigenen Charakter. Nichts als Raubvögel beleben diese Ebene, die hier ungestört die Fische und Muscheln verzehren, welche sie sich aus der Bay geholt haben; auf diese Weise ist hier eine 31 enge von Muschelschalen zu- sannnengehäuft, welches anfangs überrascht. Cuvier’s Percnopte- rus Jota\ ), so wie der Falco T/iarus sitzen hier in Menge an den Seiten des Weges, der daselbst die natürlichste Chaussee ist; einige Schaaren des grossen Ibis ff) zogen mit furchtbarem Geschrei an uns vorüber, und Hessen sich an den Ufern einiger seicht fliessen- den Quellen nieder. Nach Osten zu fällt das Thal, und das Post- haus Pefiuelas, 3 Meilen von Valparaiso liegt nur 941 Engl. Fuss über dem Meere. Auch unsere Caravane machte daselbst halt und es wurden dem Wagen andere Pferde vorgespannt, die sich bis da- hin «buch Voranlaufen weniger angestrengt hatten. Ein stattliche- res Haus steht gegenwärtig auf der Stelle, wo Vaucouver noch eine *) Porphyr von dunkel röthlich -Lrauner Grundniasse mit sehr kleinen sparsam einlie- genden Feldspathkryslallen und kleinen Poren , worin sich straliliger Pistacit findet, R. Desgleichen mit vielen schmalen Feldspathkrystallen und ohne Pistacit. R. **) Gewöhnlich las Taklas genannt. ***) Granit von mittlerem Korn mit vielem röthlich -weissen Feldspath, wenigerem gelblich- weissem Q,uarz und sehr wenigem braunem Glimmer. R, •J-) Der lrultur Jola des Molina. y-]-) Ibis albicollis. 29 228 ärmliche Lehmhütte fand. Der Besitzer ist zugleich Gastwirth, und verkauft spirituöse Getränke, wodurch er eine sehr gute Einnahme zu haben scheint. Wir tranken daselbst ein Glas Zuckerwasser, welches der Wirth nicht bezahlt nahm, wahrscheinlich weil es ihm zu unbedeutend war, dafür einen Real (6 Silbergr.) abzufordern. Man sagt zwar, dass alle Kaufleute in diesem Lande so begierig nach dem Gelde wären, und dennoch nehmen sie für solche Gegenstände keine Bezahlung, wofür bei uns, sehr gewöhnlich, verhältnissmässig viel bezahlt wird. Ein grosses Unglück traf uns an diesem Orte, das uns später auf dieser ganzen Reise viele unangenehme Augen- blicke verursacht hat. Wir öffneten den Barometer und fanden ihn zerschlagen; — alsbald fiel es uns bei, wie es sich auch später zeigte, dass das Instrument schon am vorhergehenden Tage durch die Rohheit eines Menschen zerschlagen worden war, dem wir es auf einige Augenblicke zu halten in die Hand gegeben hatten, und dass wir es also schon unbrauchbar auf die Reise mitgenommen hatten. Es war zum erstenmal, dass wir das prachtvolle Instru- ment, nach Guaj-Lyssac’s Erfindung, aus der Iland gegeben hatten, und sogleich war es vernichtet, obgleich der Mensch, dem wir es übergeben hatten, sehr wohl wusste was darin befindlich war. Nachdem von Penuelas ab der Weg noch einige Legoas weil in der Ebene fortläuft, gelangt man zu einer kleinen Hiigelreihe, durch die der Weg hinab in das Thal von Casa blanca führt, das in seiner Mille 300 Fuss niedriger, als das Posthaus Penuelas liegt. Das Thal oder die Llanura de Casa blanca ist eins der interessan- testen, die wir in Chile gesehen; es ist nur anderthalb Legoas breit, verläuft aber fast genau von Norden nach Süden, und bietet überall eine sehr fruchtbare und bebauete Gegend dar. Ge- rade in der 3Iitte des Thaies verläuft das kleine Flüsschen, der Rio de Casa blanca, der die Ursache des Reichthums dieser Gegend ist. Auf der östlichen Seite wird das Thal von einer gleichmässig hohen Bergkette, die Cuesta de Zapata, eingefasst, so wie auf der west- lichen durch den östlichen Rand der Cuesta de Valparaiso, die sich in eine Hochebene ausdehnt, welche bis zu diesem Thale verläuft. Die Kunststrasse nach Santiago verläuft in gerader Linie durch das schöne Thal, beinahe genau von Westen nach Osten*) und gewährt ‘) Nord 105° O. 229 dem Fremden einen angenehmen Anblick. So eben war hier die Erndte vollendet, und die Getreidefelder waren ihres Schmuckes be- raubt worden, aber dennoch hatte die Landschaft ein freundliches An- sehen, denn überall sprosste frisches Gras zwischen den Stoppeln hervor, und der schöne Espino-Straucli*) stand im frischesten Grün. Einen unangenehmen Eindruck macht die Einfassung der Gärten und der Felder zu den Seiten des Weges, die inan mit einer undurch- dringlichen Mauer von dem trockenen Strauche des Espino umzo- gen hat. Der vielen und grossen Stacheln wegen, die dieser Strauch besitzt, sind dergleichen Umzäunungen, besonders gegen das Vieh, sehr anwendbar, weniger aber gegen die Menschen. Man erinnert sich beim Anblick dieser dicken Strauchwände, die vertrocknet und aller Blätter beraubt sind, dass hier ganze Waldungen begraben stehen, die dem Lande wenigstens zum Schmucke dienlich gewesen wären. Die üppige Natur dieses schönen Landes versäumte nicht, auch diese getrockneten Wälder zu beleben; die prachtvollen scharlachrothen Blumen des Eccremocarpus scaber und die der Loasen überranken das dürre Gesträuch, in dein Tausende und aber Tausende |von kleinen Vögeln ihre Nester bauen, und unzählige Raiten mit bü- schelförmigem Schwänze **) ihre tägliche Behausung aufschlagen. D as Kirchdorf Uasa blanca, gegenwärtig schon mehr als 60 sehr gute Häuser zählend, wurde bekanntlich durch das Erdbeben von 1822 gänzlich zerstört; in einer so reichen Gegend , in der Nähe des grossen Hafens gelegen, und durch prachtvolle Strassen mit Valparaiso und Santiago verbunden, hat es sich aber schnell er- holt, und ist viel glänzender wieder erstanden, als es vorher ge- wesen. Die Posada (Gasthaus) zu Casa blanca, durch einen Ita- liener angelegt, ist auch wohl das einzige Gasthaus nach euro- päischer Art, das man an der Landstrasse dieses Reiches vorfin- det; der vielen Reisenden wegen, welche diese Strasse passiren, wird es stark besucht, obgleich die Theucrung darin innorm ist. Es war zur Zeit der Siesta, als wir nach dem Orte kamen, daher er auch fast menschenleer erschien; wir sahen den Wirth in dem *) Acacia Carcn. .Mol. **) Dendroleius Degun Xub. (.Mus Degus Molinuc ) einfachsten Fnterkleide umhergehen, seinem gewöhnlichen Anzuge zur wannen Jahreszeit, in dem er seihst bei dem Besuche der feinsten Damen von Santiago blieb. Wir binden hier im Orte eine Menge Lastwagen, die von der ungeschicktesten Bauart waren, wie man säe nur irgendwo in der Welt finden kann. Räder und Achsen dieser Wagen sind ganz von Holz und ungemein kolossal , damit sie die grossen Lasten zu tragen im Stande sind; sie werden von 6 bis 7 Ochsen gezogen, und der Treiber, auf dein Wagen sitzend oder zur Seite auf einem Pferde reitend, mit einer langen Stange in der Iland, lenkt die Ochsen ganz sicher, und erinnert sie zuweilen mit sehr derben Sti- chen an ihre Faulheit. Mit ausserordentlicher Langsamkeit, bei furchtbarem Knarren und Pfeifen, bewegt sich eine solche Maschine Schritt vor Schritt, und gebraucht 10 bis 12 Tage, um die Reise von Valparaiso nach Santiago zu machen. Kurz vor Sonnenuntergang verliessen wir Casa blanca, und hatten eine sehr angenehme Fahrt durch das schöne Thal. Eine un- endliche Menge von Vögeln bedeckte die trockenen Espino- Sträu- cher, womit der ganze Weg eingefasst war; sie kamen hervor, um die angenehme Kühle des Abends zu gemessen, und sangen ihre Lieder, jeder nach seiner Melodie. Es waren darunter Icterus mi- litaris , Turdus Thema, Turdus saturninus , Turdus Thilius Mol,, Fringilla Diuca u. v. A. Auch der Falco Cher iw ay licss sich hier häufig, besonders zu den Seiten des Weges sehen; er sass auf hohen Bäuinen und ge- wöhnlich in Gesellschaft des Weibchens, worin er auch dem Falco Tharus des Molina gleicht. An einem Hause hielten wir an, um Wasser zu trinken, das man uns in einem Ochsenhorn brachte, ein Gefäss, das noch weiter im Innern des Landes ganz allgemein im Gebrauch ist, und welches man, auf der Reise in den Cordilleren, beständig bei sich führen muss. Die Fahrt ging sehr schnell vor sich, beständig im gestreckten Galopp, und wir erreichten noch vor cinbrechender Nacht die Cuesta de Zapata; hier sahen wir in den kleineren Qnerthälern etwas niedrigen Grund, der sehr reich an W asser war. Prachtvolle Wäldchen bedeckten diese Gegenden, die mit den nordischen Elsenwäldern die grösste Aelmlichkeit halten. 231 Es waren Leguminosen *) und andere Bäume **), welche die grösste Aehnlichkeit hatten mit Ainus glutinosa und Betula albar nur dass die hiesigen feiner belaubt waren. Auch hier standen die Bäume eben so einzeln und buschartig zusammengedrängt, wie bei uns die Elsen, und dazwischen war der Boden mit dem üppigsten Grase bedeckt, während im Hintergründe die schwarzen Felsenmas- scu durchblickten. Die Cuesta de Zapata erhebt sich schnell bis zu 900 Fuss über das Thal von Casa blanca, und gewährt von ihrer Höhe eine äus- serst angenehme Aussicht auf die Landschaft; sie besteht noch im- mer aus dem Porphyr, der bei Valparaiso die Kuppe der Cuesta bildet, und einem feinkörnigen Granit***) auf der östlichen Seite. Das Gestein auf der westlichen Seite ist hier überall sehr stark verwit- tert und hat ein schwarz braunes Ansehen. Es wurde Nacht, als wir den Berg überstiegen; die Leute machten uns aufmerksam, so- bald uns Beiter begegnen würden, mit dem Gewehre bei der Hand zu sein, es fiel jedoch nichts vor. Beim Steigen bergan wurde noch ein drittes Pferd vor die Berloche gespannt, und zwar auf eine sehr einfache Art und Weise; einer der Arrieros, die die Pferde voran- jagten, halte an seinem Sattel, und zwar an der linken Seite des- selben, eine eiserne Kette mit einem Hinge, die er, ohne vom Pferde abzusteigen, an einem Haken zur Seite des Wagens befestigte, und nun mit seinem Pferde mitzog. Ging es aber an einem steilen Ab- hange hinab, so befestigte der Arriero seine Kette am Hintertheile des Wagens, und hielt ihn, wegen zu schnellen Hinabrollens, zurück. Auf der andern Seite führt der Weg durch tiefe Schluchten, die man mit dem kleinen Thale, in das sie auslaufeu, Cajon de Zapata nennt *j-). Es war eine wilde, romantisch schöne Gegend, die durch die Beleuchtung des Mondes einen besonderen Reitz erhielt. Wir eilten hindurch und kamen auf die Ebene von Curucavia, wo sich die Dörfer Curucavia und Bustameute hehnden; dieses Thal läuft *) Sellin us mollc. **) l'tigus obliqua. ***) Granit, feinkörnig mit vorherrschendem weissem l'cldspalh, gräulich - weissein t^uarz und loinback-brauneni Glimmer. 11. ■f") Anmerkung. Nach !5rn, lUiers wachsen daselbst der Laurus peumo, L. aromalica . Drimi/s cliilensis und Smegiladcrmos (/«iV/uy. 232 mit dem von Casa folanca parallel, ist aber nicht so eben, als letz- teres, doch ausserordentlich fruchtbar. Der Himmel war in dieser Nacht so klar, und Mond und Sterne glänzten so hell, dass wir die meisten Gegenstände in weiter Ferne deutlich sehen konn- ten. Es ist hier Sitte, die schönen Nächte ganz besonders zum Reisen zu gebrauchen, und bei der Hitze des Tages zu ruhen; doch wir wollten die Gegend untersuchen, und batten desshalb mit dem Fuhrherrn besonders abgemacht, nur bei Tage fahren zu wol- len, wofür wir sogar 4 Piaster mehr zahlen mussten. Wir pas- sirten noch das kleine Flüsschen Poangui, das gegenwärtig sehr flach war, aber ein so ungeheuer breites Bette zeigte, in dem die Steine wild durcheinander geworfen waren, dass es zur Winters- zeit gewiss sehr bedeutend sein muss. In dem Dorfe Bustamente, wo sich ein Gasthof nach Landessitte befand, in dem wir ab traten, blie- ben wir über Nacht. Das Gasthaus war ein grosser Bauernhof, der von allen vier Seiten mit niedrigen Häusern aus Lehm besetzt war; die eine Reihe von Wohnungen war für die Fremden bestimmt, und in lau- ter einzelne Zimmer getheilt. Eine Bettstelle, mit einer Ochsenhaut überzogen, und ein kleiner Tisch waren die gesummten Möbel, die sich in den Gaststuben befanden, in die das Licht durch die Thüre hineinfiel. Um den Hunger zu stillen, packten wir die mitgenom- menen Lebensmittel aus, erschracken aber nicht wenig, als sämmt- liche Sachen in unserem Küchenkasten verdorben waren; die Pak- kung war nicht für den Rücken der Maulthiere eingerichtet gewe- sen, denn für diesen Platz ist selbst das Eisen nicht fest genug. Einige Flaschen waren zuerst zerbrochen, ihr Inhalt hatte unsern ganzen Zuckervorrath für die Reise aufgelöst, und eben so alle übrigen Esswaaren verdorben. In der That, wir mussten gleich am ersten Tage unserer Reise so fatale Erfahrungen machen, dass uns das ungewohnte Lager auf der ausgespannten Ochsenhaut auch nur auf wenige Augenblicke Schlaf gewährte. An irgend eine Aufwartung in diesem Gasthause, oder an Essen und Trinken, das man für Geld haben wollte, war hier nicht zu denken, und dennoch haben sich diese Gegenden, in der neueren Zeit, ausserordentlich schnell emporge- schwungen, und übertreffen in Hinsicht der Gasthäuser alle Anstal- ten der Art im ganzen übrigen Reiche von Chile. Zu jener Zeit, als Vancouver diesen Weg zu Pferde passiren musste, war weder 233 von C uni ca via, noch von Bustamente eine Spur vorhanden; selbst zu Casa hlanca war noch nicht einmal ein Gasthaus, wo jetzt ein Hotel steht. Schon früh Morgens brachen wir wieder auf, um auf irgend einem, in der Nähe der Landstrasse gelegenen, Gute (Hacienda) ein Frühstück einzunehmen. Hie angenehme Morgenluft erfrischte mehr, als der Schlaf in der erhitzten Lehmhütte; Hunderte und aber Hunderte von Vögeln lies- sen sich hören, und belebten die trockenen Espino- Hecken. Auf einem Bauernhöfe sahen wir einen Papagey *) als Hausthier ge- zähmt, mit den Tauben und Hühnern zusammenlebend, er behielt aber immer den grössten Platz für sich, indem er mit seinem un- geheueren Schnabel die Täubchen verjagte. Sass er auf dem Rük- ken eines Daches, so verweigerte er jedem anderen Vogel diesen Aufenthalt. Später waren wir so glücklich, eins von den Rebhühnern**) zu erlegen, die daselbst ihrer Menge wegen, schon in den vergan- genen Jahrhunderten sehr berühmt waren. Ulloa erzählt, auf dem W ege von Valparaiso nach Santiago wären die Rebhühner so häu- fig, dass man sie mit Stöcken und Peitschen todtsehlüge, ja dass man ganze Wagen voll davon nach Valparaiso auf den Markt bringe. Diese ungeheuere 31asse ist nun zwar mit der Zeit verschwunden, aber zum Glücke noch nicht ausgerottet; es ist ein neuer Vogel, den Herr v. Kittlitz Crypturus perdicarhis genannt hat. Auch ein grosser Fuchs ging uns am Wege vorüber, dessen wir aber nicht habhaft werden konnten; wahrscheinlich war es der Culpen des Molina, indem er ebenfalls lange Zeit vor uns stehen blieb und uns ansah. Sehr häufig liess sich der prachtvolle Chado***) sehen, der beständig vertraut mit seinem Weibchen beisammensass. Endlich gelangten wir zu einer Hacienda, die zugleich eine Art von Gast- haus war, wo es aber etwas bunt herging. Wir fanden die Senora allein zu Hause, ein viermonatliches Kind säugend, das sie ausseror- dentlich zärtlich behandelte, während noch drei andere Kinder um sic herum schrieen und weinten, ohne dass sie davon Notiz nahm. Nach unserer Art zu leben, kann man sich keine grössere Unord- *) Psittacvs Cyanahjseos Molinae. Tetrao Perrlir Mol. ,¥¥) Falco Chcriway ? I. 30 234 numr denken. 2!? hier in derSrube. und vorzüglich in der Speisekammer herrschte. Fleisch. Butter. 31ehi Rase u. s. w. lagen, ohne bedeckt zu sein, überall umher, und Hundert tausende von F Jegen konnten sich oaran ungestört ergötzen. Der Rcithut der Scftora. von schwarzem Fi-ze. mit Federn besetzt. stand auf einem Brette zwi- sehen ai:en Topfen, und der Sattel mit dem Zaume hing draussen auf dem Zaune des Gartens. Während der Zeit, dass unser Essen angeferF ’t wurde. und die Pferde seit gestern Morgen zum ersten- m;J getaner: wurden, besuchten wir den Garten und die I m^e^rend. Feigen. D ailnüsse . Birnen. Aepfel. Pirrsiche und Trauben füllten im üppigsten Wüchse, meistens noch mit Früchten beladen, den Garten, aber eie ganze Fmaregend war von einer Unzahl des De- srus* . dieser merkwürdigen Rifte. belebt, die aul' den Bäumen herumläoft. und den husch eiförmigen Schwanz, gleich dem Eich- hörnchen. anfsetzt. Das Thier lebt gesellig, hat seine grossen un- terirdischen Wohnungen in der Vähe der Gebüsche, und timt den Garten ungeheueren S .haben. indem es von den Y\ urzeln und Früch- ten der Bäume lebt. Auch soll es die Eier und selbst die jungen Vögel nicht verschonen . die es in ihren Vestem aufsneht. V ach einem reichlichen Frühstück setzten wir die Reise fort: die F _ene erhob sich beständig um etwas nach Osten zu. wo sie durch, nie Cuesta del Prado begrenzt wird, eine Bergkette, die fast parallel mit der Cuesta de Zapata verlauft, und über die der Y\ eg nach Santiago fuhrt. Di? Landschaft hatte überall ein todtes An- sehen. denn die Getreide -Erndte war rorüiier. und nur hin und wieder standen noch ATavsfelder besetzr. Die Hitze batte Alles verbrannt. so cass nur selten einzelne Rasenstellen zu sehen waren. Feberall au: den Bäumen und den Gesträuchen war der Begus in grosser Menge zu finden. Hb und wieder zu der Seite der Landstrasse wa- ren einzelne Hacienden zu sehen, am’ denen man mit dem Ausdre- schen des Getreides beschäftigt war. T\ ü saaen die Staubwolken. _ei diesem Geschäfte . sich nimm eihoch erheben, und wussten an- fangs nicht . wodurch sie be wirkt wurden. D ie Chilener bedienen sieb in der Taa: einer eigen Ldiümliehen Methode. mn die Könrer vom Stroh zu trennen, eie in inen Lanm zugleich die wohlfeilste B-HeäLie~ Tü: TTEL ist. Es wird nämlich der Ho den auf irgend einem freien Platze, oder in einem eingezäunten Garten geebnet. und mit dem auszudre- s cii enden Strohe belegt: hierauf treibt man eine Menge von Pfer- den und Maulthieren hinauf, die durch mehrere gute Reiter bestän- dig' im Galopp nrn berge tri eben werden, um auf diese Weise die Kör- ner auszutreten. Es ist wahrhaft interessant, dieses Schauspiel mit anzusehen, denn auf den grosseren Hacienden haben wir Hunderte von Stufen gesehen, die. beständig irn stärksten Galopp dieses Ge- schäft betrieben. Schon aus weiter Ferne hört man das Wiehern und Toben der schäumenden Rosse, und das Rufen der Arrieros. wobei sich eine ungeheuere Staubwolke erhebt, die oft viele M ei- len weit zu sehen ist. So sonderbar diese Art zu dreschen erschei- nen mögte. ist sie doch sicherlich hier zu Lande die vortheil- hafteste. der ausserordentlichen Schnelligkeit einmal nicht zu gedenken, womit die grössten Massen in kurzer Zeit gereinigt werden. Ha es in Chile Sitte ist. nur auf Hengsten zu reiten, und es eben so schimpflich wäre, auf eine Stute zu steigen, wie Lei uns auf ei- nen Esel, so haben die E ndwirt.be den Vorth eil. dass sie zum Austreten des Saarnens. wie zu den übrigen Geschäften der Land- wirthschaft. die Stuten gebrauchen können, die sonst nur zur Zucht gehalten ^ werden. Hie Reinigung der Getreidekörner von der Spreu geschieht durch Werfen der Masse gegen den Wind, und wird eben- falls mit grosser Schnelligkeit bewerkstelligt . wahrscheinlich weil hier die Spreu, der grossen Trockenheit wegen, noch leichter ist. als hei uns zu Lande. Enter" beständig abwechselnder ."Neuheiten gelangten wir bald zu der Caesta del Prado, die sich gegen 900 Fuss über die Ebene von Curicaria erhebt, und zu deren Gipfel sich die Chaussee einige dreissigmal irn Zickzack hinaufwindet. Hier schwindet erst das Ge- sfein der Küste und ein (Konglomerat *) tritt mit grosser Mächtig- keit auf: ausserdem Grünsteine und Granit, mit vielem Glimmer als Geriille . und ein röthlich-w eisses Gestein ; das üherall in Blöcken *) PorpLjr -CcrrnplonaeTät mit Tiefen einliegenden SlücTen ei:, es Porplnrr"? mit rötLLi.cL- wei-Mei G nmdmaae und 1’ feinen ätnlich gefärbtes Fe’ ds.p a t Lk rra tal ] ea. B.. (i-;eTz. zersetztes Gestern. -weisa mit err.igen» BrncLe. setr leieLt mit dem ritzbar, roll Weiner Honlangen . mit o ei: erg ein gefärbten Wänden uni mit Weinen rotLen oder gelien Trümmern darctzogen. E 236 umherliegt. Die Ansicht dieser Gegend ist ausserordentlich ange- nehm, und jeder Reisende erstaunt über die Herrlichkeit der Land- schaft, wenn er anf den Gipfel des Berges gelangt ist; nach Osten breitet sich vor ihm aus die Llanura Mapocho, eine der reichsten von ganz Chile, in welcher Santiago liegt, und in die hinab, gleich- falls im Zickzacke, die vortreffliche Strasse führt. Das Ganze hat grosse Aehnlichkeit mit der Strasse über den höchsten Theii des Simplon, wenigstens so wie dort, haben sich auch hier die Berge geformt; doch der Eindruck, den diese Gegend macht, ist freundli- cher, da hier die Rücken der Berge mit belaubten Bäumen und schattigen Sträuchen, wie überhaupt mit der schönsten Vegetation bedeckt sind. Hier sammelten wir zuerst die schöne Saljjiglossis^ die wir später auch in den verschiedensten Gegenden fanden. Auf der anderen Seite, am Fusse des Berges, liegt das Post- haus Prado, in dem wir abstiegen. Wir fanden darin eine sehr zahlreiche Familie, die uns mit solcher Freundlichkeit aufnahm, als ob wir alte Bekannte wären. Die schönen Damen waren in feinen modernen Kleidern, und mit grossen seidenen Tüchern be- hängt; sie rauchten ihre Cigarre und tranken 3Iate, den Paraguay - Tliee. Eine von ihnen lag auf einem Bette, in der Stellung dei büssenden 3Iagdalene, und war so reizend, schön, wie jene noch nicht gemalt ist. Vier breite Betten standen in dem einen Zimmer, und alle waren mit Damen und Herren besetzt, die sich ausruhten, obgleich sie sicherlich den ganzen Vormittag noch nichts gethan hatten. Ausser einer Bank von Lehm gab cs hier iui Zimmer keine Sessel, und die Missende 3tagdalene lud uns ein, auf ihrem Bette auszuruhen. Rauchen war die gewöhnliche Unterhaltung, die durch einzelne witzige und satyrische Einfälle der Damen sehr angenehm un- terbrochen wurde; als man die Ursache unserer Reise erfuhr, so hatte man einige Zeit hindurch Stoff zum Lachen und zu Bemer- kungen, indem wir fürEngländer gehalten wurden, denen vor Allen sol- che Tollheiten zuzutrauen wären. Um sich über uns lustig zu machen, holte unsere schöne Gesellschafterinn ihren kleinen Liebling hervor, der sich unter dem Belte befand; es war ein Cuy*), ein ganz aller- liebstes Thier, von der Grösse eines 31eerschwelnchens. Sogleich *) J-ePlu nänimus Molinae „ 237 wünschten wir das Thier zu kaufen, doch es war für Geld nicht zu haben. Mehrmals standen wir in diesem Lande im Begriff, der- gleichen niedliche Hausthiere kaufen zu wollen, doch niemals gaben sie die Damen fort, wenngleich ihnen das Geld oftmals nützlicher gewesen wäre als diese Thiere. Auch hei uns trennt man sich un- gern von kleinen niedlichen Thieren, an die man sich gew öhnt hat, hier im Lande aber wird es den Damen, bei ihrem lebhaften Geiste, gewiss noch viel schwerer, sich von solchen zu trennen; auch ha- ben wir sehr ergreifende Scenen der Art zu erleben das Glück ge- habt, die wir im Verlaufe der Reise mittheilen werden. Eine andere Dame holte einen grossen Kater herbei, um ihn uns anzubieten, dessen Erscheinung mit allgemeinem Jubel auf- genommen wurde; wir lernten aber bei dieser Gelegenheit kennen, dass sich der Kater mit dem kleinen Cuy sehr gut vertrug. Hier, w ie noch häutig bei unserem Aufenthalte in Südamerika, kam es vor, dass wir längere Zeit im Kreise einer Familie sein konnten, ohne die Herren und Damen herauszufinden, die mit einander verheira- thet waren. Verwechselungen, die dadurch vorfielen, dienten immer zur lustigen Unterhaltung der Gesellschaft. Ungern trennten wir uns von unseren neuen Bekannten, und jagten während der 31ittagshitze durch die Ebene Mapocho. Kein Windchen bewegte sich, und kein lebendes Thier liess sich sehen; eine vollkommene Ruhe der JVatur war eingetreten, selbst die Ve- getation erstorben und die fruchtbare Ebene glich einem abgeseng- ten Lehmboden; nur bewegliche Bilder, durch ungleiche Refraction erzeigt, belebten die glühende Ebene. Selbst die Pferde ermatte- ten und wollten nicht mehr im starken Galopp gehen , da kam einer der Arrieros hinzu und machte mit seinem grossen Messer den Thie- ren einige Schnitte in den harten Gaumen, so dass eine grosse Masse Blut floss. Der Mensch hatte den Glauben, dass das Thier durch einen solchen Aderlass wieder muthiger würde! Wir kamen endlich durch den Rio Pudaguel, der gegenwärtig sehr flach und schmal war, dessen hohe Ufer aber, wie die Zerstörungen in der Umgegend für die Grösse sprechen, welche er zuweilen erreicht, D as Ende der Laguna Pudaguel hatten wir kurz vorher, aber nur von ferne gesehen; wir können daher auch nicht über den Zusam- menhang desselben mit dem Rio Mapocho mit Bestimmtheit sprechen. 238 Es ist eigenthümlich , dass über das Stromsystem in dieser, so be- suchten Ebene von Mapocho noch Zweifel übrig sind. Auf der al- ten Karte von La Cruz*) fliesst der Mapocho, nachdem er sich mit dem Rio Larnpa und noch mit einem westlichen Arme verbunden hat, durch die Ebene nach SW. und läuft in den Rio Maipü. Der Arm, der dort mit Rio de Lampa bezeichnet ist, ist der Rio de Colina, den wir später selbst passirten und der sich aus der Valle de Co- lina ergiesst; der westliche Arm ist der Rio de Lampa. Die alten Karten von Vidaure und Molina geben hierüber gar keine Auskunft. Der Engländer Haigh**) giebt zu seiner Reisebeschreibung* eine Karte, auf der der Mapocho, nachdem er sich getheilt und wie- der vereinigt, und alsdann mit dem Rio de Colina verbunden hat, unter dem Namen Rio Puraguel durch die Ebene dicsst, und sich in SW. in den Maipü ergiesst. Dagegen sagt aber Lady Graham***), dass der Rio de Colina und Rio de Lampa den See von Pudaguel füllen, und dass der Mapocho mit demselben in keiner Verbindung stehe, was wir ebenfalls nach dem glauben, was wir gesehen haben. Der Rio de Mapocho, nachdem er viel von seiner Grösse durch die vielen Kanäle verloren hat, die zur Bewässerung der Ebene von ihm abgeleitet werden, verläuft nach der Ebene, theilt sich mehrmals und verschwindet dann plötzlich. Auf der anderen Seite des Rio Pudaguel wurde die Ebene be- bau der. und erhielt ein freundlicheres Ansehen ; die Thürme von Santiago blickten schon aus einer Ferne von drei Legoas hervor und in der hohen Kette der Cordilleren konnten wir immer deutlicher und deutlicher die einzelnen Berge unterscheiden, die sämmtlick in dieser Gegend, mit dem ganzen Rücken der Kette in ewigem Schnee gehüllt sind. In der Nähe der Stadt befinden sich eine Menge von Landhäusern mit kleinen Gärtchen, die man gewöhnlich Chacras nennt, und man sieht den Wohnungen, wie auch den Leuten einen gewissen Wohlstand au; die Fruchtbarkeit ist hier ausserordentlich *) Mapa geografica de America meridional par D. Juan de la Cruz Cano y Olmedilla. Anno de 1775. — Eine andere Auflage dieser Karte, mit vielen willkührlichen Abän- derungen begleitet, ist von Brue, Paris 1817, erschienen. **) Sketches of Buenos Ayres and Chile. London 1829. 8vo. •**) Journal of a Res. in Chile, pag. f97. 239 gross, und durch die Nähe der grossen Stadt werden hier die Be- mühungen des Landbaues reichlich belohnt. Vor dem Eingänge in die Stadt erblickten wir den Obelisken, der dem Andenken jenes allgemein verehrten General -Capitains ö’IIiggins gesetzt worden ist, auf dessen Befehl der prachtvolle Weg von Valparaiso nach Santiago angelegt wurde. Oer Obelisk ist von Backsteinen erbauet und wird nicht lange der Seit wider- stehen; eine einfache Aufschrift: »D. O. Linarj mando hacer este camino ano 1795», sagt dem Vorübergehenden seine Bedeutung. Es war gegen das Ende der Siesta, als wir zu Santiago anka- men, und die ersten Strassen der Stadt, durch die uns der Weg führte, wollten keinesweges den Begriffen von der Schönheit dieser Hauptstadt entsprechen, die wir uns gebildet hatten. Oie Strassen waren nie gereinigt und die niedrigen Häuser, bei der gewöhnlichen Bauart ohne Fenster, so ausserordentlich schmutzig, dass das Ganze den Charakter grosser Armuth an sich trug. Oie ärmeren Leute, sowohl Männer als Frauen, gingen halb entblöst über die Strassen, und man sah es ihnen an, dass sie gern noch länger geschlafen hätten. Ehe wir in der Erzählung weiter fortgehen, müssen wir noch einen Blick auf die durchreiste Gegend zurückwerfen. Molina suchte die Ansicht zu verbreiten, dass das ganze Chile, von der Meeres- küste an Ins zu den Cordilleren , von drei parallel verlaufenden Bergketten durchzogen werde, zwischen welchen sich ebene Thäler befinden, welche terrassenförmig übereinander liegen, und je näher den Cordilleren, um so höher ansteigen. Oiesc Ansicht von der Form des Landes hat ihre Gegner und ihre Vertheidiger gehabt, und man muss gestehen, dass, wenn man grosse Massen in’s Auge fasst, und einen allgemeineren Ueberblick über das Ganze geben will, dass alsdann viel Wahres in der Ansicht Molina1 s ist; doch, wie es sich im Verlaufe dieses Reiseberichts noch oftmals zeigen wird, so ist in mehreren Gegenden des Landes auch keine Spur von dieser Struktur zu finden, während in anderen die Gestalt auf das auffallendste damit ühereinstimmt. Zu den letzteren gehört die Ge- gend, die wir so eben durchreisten, über deren eigentliche Form erst in den letzten Jahren, besonders durch J. Miers*), wahre Nachrichten *) Travels in Chile and la l’lata. London 1825. p. 338, 240 mitgetheilt worden sind. Die Cordillercn -Kette giebt nämlich, in der Breite zwischen Aconcagua und Chacabuco, einen Ast ab, der fast im rechten Winkel*) von dem Hochgebirge sich trennt und sich schlängelnd, bis zur Küste herabläuft; man nennt ihn die Cuesta de Chacabuco, welche sich nach Hr. Miers bis zur Höhe von 2896 Engl. Fuss erhebt, und, wie dieser Reisende glaubt, eine Seitenaus- dehnung des hohen Tupanguto (?) ist, den man von Santiago aus fast östlich erblickt. Einige Eegoas westlicher theilt sich die Berg- kette in drei Arme, wovon der nördlichste die südlichste Grenze des Stromgebietes von Aconcagua bildet, und endlich, sich ganz südlich wendend, in die Cuesta von Valparaiso verliert; die Campana de Quillola ist ein isolirter Berg, der in einem kleinen Aste dieser Kette liegt. Der zweite Arm ist die Cuesta de Zapata, und der dritte die Cuesta del Prado; sämmtlich laufen sie fast in gerader Richtung von Norden nach Süden, und enden vorläufig am Rio Maipü. Ueber diese drei Aeste der Cuesta de Chacabuco führt die Kunststrasse von Valparaiso nach Santiago, die wir nochmals verfolgen wollen. Die Cuesta von Valparaiso bildet ein Plateau, die Llanura de Peiiue- las, die gewöhnlich las Tablas genannt wird; sie erhebt sich nach Miers auf 941 Engl. Fuss. Die darauf folgende Ebene von Casa blanca senkt sich, nach den Beobachtungen des Herrn Rivero** ***)), wieder bis auf 319 Metres, nach Miers*##) sogar auf 227 Metres (740 Engl. Fuss). Die Cuesta de Zapata, die das Thal von Casa blanca in Osten schliesst, erreicht die Höhe von 641,15 Metres nach Hrn. Rive- ro, nach II. Miers nur 563,9 Metres. Die darauf folgende Ebene von Bustamente senkt sich auf 170,27 Metres nach Hrn. Rivero, auf 475,4 Metres nach Hrn. Miers, und die Cuesta del Prado, welche die Ebene Bustamente von der des Mapocho trennt, zeigt sogar die Höhe von 2543 Engl. Fuss nach Miers. Die grosse Verschiedenheit, welche sich in diesen Höhen-Anga- ben vorfindet, ist sehr auffallend und nicht leicht erklärlich. Künf- tige Reisende mögen die Sache entscheiden ; uns war es nicht ver- gönnt, denn als wir auf der ersten Station, im Posthause von Penue- las, den Barometer eröffneten, fanden wir ihn zerbrochen. Die Höhe *) Nacli Herrn Poeppig. **) Mercurio Peruano. Lima, 7. FeLruar 1832. ***) 1. c. I. p. 350. 241 ton Santiago, der Hauptstadt des Reiches, mitten in der Ebene des Mapoclio gelegen, können wir schon mit grösserer Gewissheit ange- ben, denn es liegen uns eine grosse Menge von Beobachtungen vor. Die ersten Höhenmessungen von dieser Stadt wurden bekanntlich durch die Herren Bauza und Espimosa im Jahre 1794 gemacht; nach ihnen*) betrug sie 821 Varas cast. = 2452 Span. Fuss = 2257 Engl. Fuss ##). Sie gaben die Höhe ihres Barometers zu 27,39 Zoll bei 72° Fahr, an , während eine Menge von Beobachtungen , die in neu- ester Zeit zu Santiago angestellt sind, dieselbe stets über 28 und selbst 28,2 Zoll angeben. Hiernach war die Höhe um mehr denn 770 Fuss überschätzt. Don Felipe del Castillo Albo, den wir schon mehrmals anzurühren Gelegenheit gehabt haben, machte im Jahre 1828 ***) zuerst auf diesen Irrthum aufmerksam und gab zugleich die Höhe von Santiago auf 1699^ Span. Fuss an (=1557 Engl.). Ilr. Miers gab im Jahre 1820 die Höhe von Santiago zu 1691 Engl. Fuss an, und im vergangenen Jahre hat noch Herr Rivero-j*) in ei- ner Reihe von Höhenbestimmungen für Chile, die er vor mehreren Jahren daselbst angestellt hat, die Erhebung von Santiago über den Spiegel des Meeres zu 650,50 Varas cast. (= 1848,78 Span. Fuss = 543,73 Metres) angegeben. Hiernach wären die Höhen: nach Bauza und Espinosa 2452 Span. Fuss nach Castillo Albo .... 1699,5 - nach Miers 1813 nach Rivero * . 1848,75- - = 1787 Engl. Fuss. W ir haben noch eine zweite Reihe von Beobachtungen be- kannt zu machen , die uns Se. Excellenz der Herr Baron Alexander von Humboldt mitgetheilt hat. Sie sind in einem Manuscript von Hrn.Pentland enthalten, worin sich dieser ausgezeichnete Reisende die Höhenmessungen, welche zu Santiago, auf dem Gipfel der la Cumbre und an verschiedenen Orten im Gebiete der vereinigten Staaten des Rio de la Plata, angestellt sind, zum Gegenstand specieller Unter- suchungen vorgesetzt hat. ¥) Memorias sobre las observat. astronomicas de Espinosa. Madrid 1809 de Orden Su- perior. I. Memoria segunda p. 179. **) Anmerkung. 312 Varas castcll. sind = 936 Span. Fuss und = 858| Engl. Fuss, oder 1 Vara ist = 33 Engl. Zoll. '“) El 3Iercurio cbilcno por. Slora. No 8. Santiago. 1") Mercurio peruano. Lima 7ten Februar 1832. I. 31 242 Herr Pentland giebt folgende Tabelle, worin die Barometer- stände für die verschiedenen Beobachtungen für Santiago aufge- zeichnet sind: „ , _ _ , Temperatur Barometerliöhe Name des Beobachter». Barometerhöhe. „ach Cels. auf 0° C. red. Pentland 719,05 Mill Lei 22° = 716,17 Mill. Lorier (Dr. u. Prof. d. Mathematik) . 719,80 Mill, . , . Lei 22,5° = 716,95 Mill. Lorier (zweite Reihe von BeoLacht.) 719,30 Mill Lei 11,5° = 717,90 Mill. Gillies 720,35 Mill Lei 20,5° = 717,70 Mill. M iers 717.55 Mill Lei 19.6° = 715,65 Mill. Mittel 719,21 Mill. Lei 18,2° = 716,87 Mill. Herr Pentland machte, während einer Seit von sieben Tagen, eine Reihe von ßaronieterbeobachtungen zu Valparaiso, zu denen Herr Lorier die eorrespondirenden zu Santiago anslellte. Die Ba- roineterhöhen waren zu Valparaiso (5 Metres über der Oberfläche der See) 765,20 Mill. bei 19,2° Cels., und zu Santiago 720,05 Mill. bei 22,5® Cels., wonach die Höhe von Santiago über die Oberfläche des Meeres = 537 Metres wäre. Ha der mittlere Barometerstand zu Santiago, wie er oben angegeben ist, =719,21 Mill. bei 18,2° Cels. zu sein scheint, und Herr Pentland die absolute Barometerhöhe, auf dem Niveau des stillen Meeres, zu 764,10 Mill. bei 21,5° Cels. an- nimmt, so ergiebt sich aus diesen letzten Angaben eine absolute Höhe von 517 Metres für Santiago. Bei dem 31ittel zwischen die- sem und dem ersten Resultate bleibt Herr Pentland stehen, und giebt also die Höhe der Hauptstadt zu 527 Metres oder 270 Toisen. Hie Höhe von 537 Metres, berechnet nach den eorrespondirenden Beobachtungen zu Valparaiso und Santiago , mögte doch vielleicht die richtigere sein; sie stimmt mit der, von Herrn Rivero angegebe- nen Höhe bis auf 6 Metres überein. Man erwarte hier keineswegs eine Beschreibung der Stadt San- tiago, über die von so vielen Reisenden, besonders in neuerer Zeit, Nachrichten milgetheilt sind. Frczier, Vidaure, Alcedo, Vancouver, Haigh, Caldcleugh, Basil Hall, Schmidtmeyer, Lady Graham, Miers u. a. m. haben, zu verschiedenen Zeiten, diese schöne Stadt zu be- schreiben gesucht, es bleibt aber, seihst wenn man die Berichte Al- ler zusammenfasst, noch unendlich Vieles übrig, um sich eia vollständi- ges Bild von Santiago machen zu können. Nur einzelne Gegenstände werden wir hier hervorheben, die uns von besonderer Wichtigkeit zu sein scheinen, indem sie den Charakter der Nation, so wie den der Regierungen zu verschiedenen Zeiten zu beleuchten im Stande sind. 243 Santiago zählte *m Jahre 1794 gegen 35000 Einwohner, eine Schätzung, die nns Vancouver inilthcilt, welcher sie wahrscheinlich vom General-Capitain seihst erhielt. Somit war wohl Vidaure’s *) frühere Schätzung, nämlich zu 46000 Einwohner, viel zu hoch. Im Jahre 1817, gleich nach der Schlacht von Chacabuco, schätzte man die Einwohnerzahl auf 40000 Köpfe, doch ist zu bezweifeln, dass dieser Schätzung eine Zählung zum Grunde gelegen hat. Im Jahre 1830 betrug die Zahl der Bewohner von Santiago 65675, und zwar nach einer officiellenZählung vom lOten December 1830**), wozu wir fol- gende Nachweisungen geben können. Anzahl der Bewohner in der Part'do Santiago. Männer. Weiber. lina- ben. Mäd- chen. Fremde. | CO Gesanunte Summe. Ver- heira- thet. U ii- ver- hcira- thet. Ver- lieira- thet. Un- ver- heira- Chet. Ile 23y5 1838 2395 1374 1509 1856 28 12 11407 2 le 2903 2469 2903 2770 1786 224(1 46 31 1514S Abtheilungcn |3le 863 1562 863 1552 1589 1664 42 13 8148 Ute 1720 870 1720 980 942 1552 27 8 7819 5te 1445 1765 1445 2520 1909 2917 50 31 12082 Stadt Santiago. 6te 1210 730 1210 711 842 893 31 7 5634 7le 443 195 443 555 495 580 17 6 2734 .8te 523 422 523 385 401 437 9 3 2733 Bezirk von Ren ca 2827 222S 2827 2528 2093 2302 60 7 14872 Bezirk von Colina 623 589 623 589 765 738 8 4 3939 Bezirk von Lainpa 404 479 404 479 692 668 — 2 3128 Bezirk von Nunoa 2310 859 2310 821 621 1473 9 5 84 OS Bezirk von St. Jos6 187 302 187 253 301 275 r- i — 1513 Bezirk von St. Bernard . . . 170 756 100 749 290 421 4 1 2490 Bezirk von Tango • • 986 2188 1778 2182 1482 1396 9 2 10023 jiyooy 1 7252| 19731 [184480 1 57 17| 19412 347|132|1 10048 Hiezu kommen noch die Bewohner der Klöster und Wohlthä- tigkeits- Anstalten, als: I. Mönchsklöster. 1) San Francisco 112 4) San Augustin 55 2) Santa Domingo 52 5) San Juan de Dios .... 5 3) Santa Merced 53 6) Racolta Dominga 39 In Summa also 316 Mönche. *) Geschichte von Chile. Hamburg 1782. p. 173- **') El Araucano. Ko. 15. 25. vorn 1. Decemher 1830. 31 * 244 II. Nonnenklöster. Claras 230 Augustinus 433 Clarisas 48 Carmen S. Jose 33 Capuchinas . 37 Carmen de S. Rafael ... 32 Rasas 42 Summa 855. III. Erziehungs- und Wohlthätigkeits- Anstalten enthalten 657 Personen. Hiernach stellt sich die Anzahl der Bewohner folgendermaassen : Santiago allein 65675 Mönche 316 Nonnen 855 Erziehungs- und Wohlthätigkeits- Anstalten . . 657 Summa 67503 Die Anzahl der Kinder zu Santiago betrug den Angaben nach 35129, und von ihnen befanden sich im Jahre 1830 in Schulen*): In den niederen Schulen 654 In den höheren Schulen 772 Summa 1426 In sämmtlichen Mädchenschulen befanden sich 328(1) Schülerinnen. Cesamml- Summe . 1754 Zu Renca, der bei Santiago angrenzenden Villa, befanden sich bei 14872 Einwohner nur 79 Knaben in der Schule. Santiago gehört demnach gegenwärtig zu den grössten Städten auf der ganzen Westküste von Südamerika; die Bevölkerung der Stadt hat sich seit der Zeit der Revolution ausserordentlich vergrössert, vielleicht ist aber der Wohlstand in eben demselben 3Iaasse gesunken. Als Santiago im Jahre 1541 erbauet wurde, führte es den Namen Nueva Estremadura, zum Andenken an das Vaterland des Erbauers, den Namen Santiago führte damals Conception. Da letztere Stadt beständig den Einfällen und den Verheerungen der Araucaner aus- gesetzt war, so wurde Nueva Estremadura zur Hauptstadt und zum Sitze der Regierung erwählt. Im Jahre 1574 zog die Regierungs- behörde von Concepeion, dem alten Santiago, nach Nueva Estrema- dura, dem neuen Santiago, welches schon 1552 durch ein königliches Decret den Beinamen einer sehr edeln und legalen Stadt er- •) El Araucano No 18. December 31. de 1830. 245 halten halte. Viele und grosse Unglücksfälle hat Santiago seit jener Zeit erlitten; furchtbare Erdbeben, die früher in jener Ge- gend viel stärker und häufiger waren, so wie die Araucaner, ha- ben sie heimgesuebt, und zur Zeit der Revolution wüthete die Rache mit ihren schrecklichen Folgen. Santiago ist ganz regelmässig gebaut, die Strassen sind 36 Fuss breit und schneiden sich in rechten Winkeln, so dass dadurch lauter regelmässige Quadrate (Quadras) entstehen. Jede Seite ei- ner Quadra ist 150 Varas, etwa 420 Fuss Engl., lang, und fasst gewöhnlich 6 bis 8 Häuser. In der Mitte der Strassen befinden sich Rinnen mit fliessendem Wasser, Asequias genannt, die auch gewöhnlich durch die Gärtchen der Häuser laufen; sie sind 2 bis 3 Fuss breit und so flach, dass die Wagen ungefährdet durchfahren können. Das Wasser der Asequias wird, am nordwestlichen Ende der Stadt, durch einen Canal aus dem Rio Mapocho abgeleitet. Die Strassen sind gegenwärtig gepflastert, und häufig findet man sogar Trottoirs auf den Seiten; das fliessende Wasser in den Asequias führt gewöhnlich die Unreinlichkeiten ab, wenn die Rinnen sich nicht durch zu grosse Anhäufung des Unraths verstopfen. Auch die Häu- ser haben sich seit jener Zeit, in der Vancouver diese Stadt be- suchte, verändert; eine grosse Menge zweistöckiger Häuser haben sich emporgehoben und verzieren den Platz. So wie die einstöcki- gen Häuser, haben auch sie einen Hof im Innern des Gebäudes, den man Patio nennt, und im zweiten Stocke führt eine Gallerie rings um denselben herum. Im unteren Stocke sind die Räume gewöhn- lich zu Magazinen, Remisen und Ställen benutzt. In den einstöcki- gen Gebäuden sind die Fenster mit grossen eisernen Gittern um- geben, die auf eine sehr geschmackvolle Art und Weise mit ver- goldeten Rändern und Rlumen verziert sind. Her Patio selbst ist häufig mit verschiedenartig gefärbten Steinen gepflastert, die durch regelmässige Anordnung dem Ganzen ein sehr niedliches Ansehen geben. Hie äussere Fronte des Hauses aber, die nach der Strasse liegt, ist gewöhnlich sehr einförmig, und giebt daher der ganzen Strasse ein sehr einförmiges Ansehen, das noch durch die, fast allgemein gebrauchte, weisse Farbe der Häuser erhöht wird. Ha das letzte Erdbeben, vom Jahr 1822, die Stadt Santiago uur sehr wenig heimsuchte, so hat man schon angefangen zu vergessen, dass mau da- 246 selbst auf einem Boden wohne, dem nicht zu trauen ist. Einzelne ausserordentlich grosse und prachtvolle Häuser hat man erbaut, die mit europäischer Schönheit zugleich den tropischen Styl verbinden. Das Haus des Don Carmen de Valdiviese ist das schönste, und steht an einer Ecke der Pla ( Chrysomela Maulica MolinaeJ} und Buprestis concinna Dej. 297 auch Alles verbrannt. Mehrere Insekten und ausserordentlich schö- ne Pflanzen waren die Ausbeute dieser Excursion. Der Berg be- steht aus einem Porphyr*), der nur in einzelnen Schichten zu Tage kommt, wo zugleich eiaige Blöcke eines dichten Grünsteins und zer- setzten Grünstein- Porphyrs umherliegen; im Uebrigen ist er ganz mit Dammerde bedeckt, aus welcher kleine Quellen hervorbrechen und den Boden, wenigstens an einzelnen Stellen, sumpfig machen. Blöcke einer anderen Art von Porphyr **) liegen zerstreut, über den Abhang des Berges bis zu seinem Fusse hinab. Wir fingen hicselbst einige Igneumoniden und fanden in dem Sumpfwas- ser Ameisennester, welche, aus feuchter Erde gebaut, etwa sieben Zoll hoch und 14 Zoll dick waren; die niedliche Anagallis alterni- folia Cav. wuchs nebenbei in Menge. Ausserdem kommt hier unter deu Steinen eine schwarze Spinne mit roth geflecktem Bücken vor, die von den Landleuten allgemein für giFt ig gehalten wird; sie hat klei- ne runde Cocons, von gelber Farbe, die bis 10000 Eier enthalten. Unter den sehr niedlichen Pflanzen, die wir hier sammelten, zeich- nen sich besonders aus die Escallonia rubra und die Uolletieu***), die wir als Sträucher, von 5 bis OFuss Höhe fast gänzlich mit Blu- men bedeckt fanden; einige Sträucher dieser Pflanzen trugen weisse Blumen, andere hingegen rotlie, ja wir fanden auch einen Strauch, der weisse und rothe Blumen zusammen trug. Unter dem hohen Holze zeichnete sich besonders der Peumus fragrans und die Laurelia aromatica aus, deren Blüthezeit soeben vorüber war. Auf den Binden dieser Bäume fanden wir die Ramalina calicaris u. fra- xinea Fr. (forma tenella) in Gesellschaft mit Panne fia c/tri/sop/i- tlialma , mit Lecanara subfusca rar. coeruleata Fr Lecanora cerina v pyracea Fr. An anderen Stellen sahen wir die Parmelia tiliacea mit Usnea barbata und Ramalina pollinaria (sterilis), während eini- ge Felsen ganz mit Lecidea atrobrunnea Seltner. Fr. überzogen wa- ren. — W ir werden im Verlaufe dieses Buches genau auf die Anga- *) Porphyr mit grüner Grundmasse, einliegenden kleinen tafelförmigen weissen Alhit- krystallcn und kleinen Körnern von Grünerde. R. **) Zersetzter Porphyr mit graulich-hrauner Grundmasse, kleinen weissen verwitterten Feldspatlikrystallen und einzelnen kleinen schwarzen und frischen Iiornhlend- krystallcn. R. ***) Colletia spinosa Lam. und Coli, ferox Hook. I. 38 298 ben dieser niederen Pflanzen halten, da sie mit europäischen Exem- plaren stets verglichen sind, und somit über die Verbreitung dieser Pflanzen einige neue Resultate liefern. Nachmittags gegen 4 Uhr setzte sich unser Zug in Bewegung; der Alcalde war umgürtet mit einem alten Toledo-Degen, mit Pistolen und Karabiner, und ausser den Soldaten, waren auch alle Bauern noch stark bewaffnet. Die dienenden Bauern tragen sich in dieser Ge- gend noch sehr eigentümlich; ein langer Zopf hängt ihnen über den Rücken herab und ein Ziegenfell ist um die Hüften geschnallt, so dass sie sich beim Reiten darauf setzen können. Dabei tragen sie kurze lederne Hosen, dass die Unterschenkel entblösst sind; die Füsse sind mit Sandalen bekunden und mit gewaltigen Sporen ver- sehen. Unser Proviant bestand in Rrod, Fleisch, sowohl frisch als getrocknet, Käse, Farina, Dulce, Mate, und rohem Zucker; aus- serdem führten wir einige metallene Kochgeschirre mit und etwas spirituöse Getränke. Der Weg führte uns 3 Legoas weit durch die Llanura Tingui- ririca, die in dieser Gegend ein höchst interessantes Ansehen erhält. Im Allgemeinen ist sie ganz eben, und nur mit niederer Vegetation bedeckt, die gegenwärtig durch die anhaltende Sonnenhitze fast ganz verbrannt war, so dass der Thonboden nackend und vielfach ge- sprungen Mar; unzählige Ameisen belebten ihn, die den Eingang zu ihren Nestern mit zerfressenen Grashalmen bedeckt hatten. Es würde eine geraume Zeit Arbeit erfordern, wollte inan alle die Ameisen beschreiben, und ihren vielfach verschiedenen Nesterbau beobachten, w elche wir bloss am heutigen Tage gesehen hatten. Das Eigenthiimlicke dieser Gegend ist das Hervortreten ziemlich regel- mässig gestellter Felsblöcke, in weit von einander abstehenden Ent- fernungen. Diese Blöcke sind von grünschwarzem Ansehen, und bestehen aus porphyritischem Congloinerat; sie sind meistens I| bis 2 Fuss dick und 2 bis 3Fuss lang. Der ganze Haufen dieser Steine erhebt sich nie über 5 bis 8 Fuss über die Ebene, und alle die ein- zelnen Blöcke sind von West zu Süd nach Nord zu Ost gerichtet. In der Mitte fast einer jeden dieser Steingruppen steht ein grosser dicker Myrthenbaum, dessen Krone so rund wie beschnitten er- scheint. Es ist etwas eigeuthümlich Räthselhaftes in der Physiogno- mie dieser Gegend und unsere Aleinung über die Bildung der Ehe- 299 nen in Chile ward hier noch mehr vergewissert. Wenn auch nicht das ganze Chile als ein Land anzusehen ist, das aus Ebenen be- steht, die terrassenförmig über einander gereiht sind, so liegt doch, wenigstens für gewisse Gegenden dieses Landes, viel Wahres in diesem Ausspruche des alten Molina. Die meisten Ebenen aber, wenn sie nicht ausgebreitete Gebirgskämme sind, wie die las Tablas auf der Cuesta von Valparaiso, sind viel später als die Gebirgsket- ten gebildet, welche sie begrenzen; sie zeichnen sich aus durch Gleich- mässigkeit, indem sie oft auf Tagereisen weit nicht um einige Fuss Höhe zu differiren scheinen. Wir glauben, dass sich die grossen Ebenen in Chile auf die Art gebildet haben, dass grosse Massen von Erde mit Gerolle verbunden, durch grosse Wassermassen von dem höheren Rücken der Cordillere herabgespült worden sind, und in einem noch dickflüssigen Zustande die tiefen Thäler ausgefüllt ha- ben, wodurch, nachdem das Wasser verschwunden war, die Ebene gleichmässig ausgefüllt zurückblieb. Die Richtung der gruppirten Steinblöcke in der Ebene des Rio Tinguiririca scheint uns die Rich- tung anzudeuten, in der einst diese Ueberschwemmung stattge- funden haben muss. Die Fl iisse dieses Landes, welche von der Cordillere herab- kommend, sich durch die Ebenen nach Westen begeben, haben erst nach jener Bildung ihr Rette eingegraben. Auch ist es hier gar nicht seilen, Stellen zu finden, wo durch den Lauf der Flüsse oder durch einzelne grosse Ueberschwemmungen die ausfüllende Masse des Thaies zu 40, 50 und oft noch mehr Fuss Höhe, ganz senkrecht abgeschnitten zu Tage liegt; hier kann man dann deutlich sehen, dass das ganze Thal mit einer Masse von Erde, besonders mit Lehm ausgefüllt ist, in der unzählbare kleine und grössere Steine, gewöhnlich ganz rund abgerieben enthalten sind, welche auf 50 Fuss Tiefe eben so aussehen, wie die, welche der Oberfläche an- gehören. Noch vor Sonnenuntergang gelangten wir zu den Ufern des Rio Tinguiririca, dessen Lauf, wo er aus dem Hochgebirge hervortritt, von Südost nach Nordwest gerichtet ist. Wir passirten zuerst die Q,uehrada del Valle, jetzt eine breite und tiefe Schlucht, die sich in dem Rette des Rio Tinguiririca, in einem Winkel von 75° öffnet, zur Zeit des Winters aber, in einen sehr tiefen und reissenden 38 * 300 Fluss-Arm verwandelt wird. Hiemit begann der beschwerliche Weg, denn die Abhänge der Schlucht waren so steil, dass es selbst für den Reiter gefährlich war, auf dem Pferde sitzen zu bleiben. Meh- rere Feigenbäume fanden wir in dieser Gegend verwildert, die reich mit Früchten beladen waren. Sobald der Weg an die Ufer des Flusses gelangte, wurden wir durch die herrliche Vegetation äus- serst überrascht; sie war hier so schön und fast so üppig, wie in den Wäldern Brasiliens. Wir sahen hier Mjrthen *) von 30 bis 40 Fuss Höhe und 3 bis 4 Fuss dicken Stämmen ; der Laurel **) trieb 10, 12 bis 13 Stämme von 1 Fuss Durchmesser aus ein und dersel- ben Wurzel und der Espino, in der Ebene nur als ein hoher Strauch wachsend, kommt hier als grosser Raum vor. Escallonien wechseln ab mit dicken Stämmen der candelaberförmigen Cactus und die Ephedra americana ILumb . , als ein hoher Raum, ist ganz bezogen mit den scharlachrothen Blumen der Mutisien ***), die einen ausser- ordentlichen Anblick gewähren. Die Stämme des Cissus violacea f), armdick , steigen auf die Spitzen der Smegmarien und verbinden sie mit Peumus und anderen danebenstehenden Räumen; sie kommen wieder herab, schlagen Wurzeln und steigen wieder hinauf. Die Lobelia Tupa und L. serrata ff) erreichte hier die Höhe von 10 bis 15 Fuss, sie war voll von scharlachrothen Blumen und zierte die steilen Abhänge der Felsen, die zuweilen ganz nackt über alle Vegetation hinausragten. Ausserdem ein Heer von Schizant/ius, Ai- strömer ien, Mutisien , Lorant hus u. s. w., welche die ganze Gegend auf das prächtigste belebten. Mil einbrechender Nacht machten wir dicht am Ufer des Flus- ses Halt, und schlugen unser Nachtlager auf; kaum waren die Thiere abgepackt, als auch schon die Feuer, aus dem trockenen *) Myrtus luma Mol. **) Laurelia serrata Bert. Mutisea inflexa rar. •{•) Ciss7ts violacea n. sp. C. poliis digitatis, f oliolis ovato • lanseolatis dentatis acutis lasi attenuatis glalris } catile striato Jlexuoso. fructu violuceo. T"l') Lobelia serrata n. sp. L. foliis lauceolatis acutis serratis decurrentibu .» subtomeiitosisy racemo bracleato terminali floribus pedunculisque hirsutis } anteris superioribus hirsutis. 301 Ilolze der Cactus und der Ephedra- Stämme angefacht, aufloderten und die Soldaten, rundherum gelagert, ihre Cigarren von Papier und feingeriebeuem Tabak rauchten. Nur an einem kleinen Plätz- chen wurde der Boden etwas gereinigt und die Lager für Herrn Gay, Silva und uns selbst, aus dem Sattelzeuge der Pferde, dicht neben einander bereitet, während sich die ganze Mannschaft bunt durch einander, rings um uns her lagerte und sich meistens auf die blosse Erde legte. Zum Nachtessen hatten wir gebratenen Käse, ein sehr beliebtes Gericht auf solchen Reisen, das wir später noch oft genossen haben, und das Wasser des Flusses, das in Becher von Ochsenhörnern geschöpft wurde. Die Temperatur der Luft war äusserst angenehm, wir maassen mit dem Psychrometer des Herrn August: um Abends 17,6° R. Wärme und 14° R. Nasskälte, und um 9ih Abends 16, 6° R. Wärme und 14,2° R. Nasskälte. Während wir am Feuersassen, unsere Pflanzen verpackten und einige Notizen aufschrieben , wurden durch das Licht des Wacht- feuers eine Menge von Insekten herbeigezogen, und wir fingen bei dieser Gelegenheit den Chilenischen Scorpion*) und einen niedlichen Maikäfer **) , der in grosser Masse durch die dickbelaubten Bäu- me gezogen kam, die unser Feuer und unsere Lagerstellen be- deckten. Die Nacht war weniger angenehm, da wir uns oft ver- gebens den Schlaf herbeiwünschten , der uns durch eine Menge von Ameisen und durch das Geräusch des schnell dahinfliesscnden Flus- ses, dessen Wassermasse sich über gewaltige Porphyr- ***) und Sie- nit- Blöcke herabstürzte, versagt wurde. Der Rio Tinguiririca ist in dieser Gegend etwa 80 Fuss breit und die Ufer, auf der entge- gengesetzten Seite sind 40 bis 50 Fuss hoch, woran mit grosser Schnelligkeit die Wassermasse vorbeirauschte. Gegen Morgen war auch die Kälte sehr empfindlich und wir massen, am 5ten Februar um 51 Uhr, 10,5° R. Wärme und 9,4° R. Nasskälte. Wenn man nach einer solchen schlaflos verbrachten Nacht aufsteht und das Lager durchsucht, so kann man versichert sein, dass man verschie- *) Scorpio cliilensis Mol. **) Amphimtilta berxjllina .lut. ***) Dunkeler Grünstein -Porphyr. 302 Jene kleine Insekten darin findet. Auch wir erbeuteten diessmal ei- nige Käfer und waren sehr verwundert, eine Menge der hiesi- gen Feldwanzen darin zu finden. Vidaure *) glaubt, dass die Chi- lenische Feldwanze aus Europa eingefülirt und 40 Jahre vor der damaligen Zeit, daselbst noch nicht vorhanden gewesen sei, doch wir inögten dem widersprechen, denn das Thier selbst sieht sehr verschieden von unseren Wanzen aus. Es wurde 6 und selbst 7 Uhr, bis die Maulthiere so bepackt und die Pferde gesattelt waren, dass wir unsere Reise fortsetzen konnten. Während dieser Zeit war uns die Kälte sehr empfindlich, und wir suchten uns durch 3fate zu erwärmen. Unser Frühstück bestand in einem Brei von Farina, mit heissem Wbisser übergossen und mit Zucker süss gemacht, der auf die einfachste Art in unserem Triukhorne zubereitet wurde und ganz herrlich schmeckte. Der Weg führte sogleich auf eine Hügelreihe von 2 bis 300 Fuss Höhe, die ausserordentlich steil und schwer zu ersteigen war. Die armen Pferde und Maulthiere mussten sich dabei sehr anstren- gen; der W eg schlängelte sich im Zickzack hinauf und war gleichsam mit Stufen versehen, die einige Fuss hoch auseinanderstanden. Die Thiere sprangen mit gleichgesetzten Vorderfussen auf die höher gelegenen Stufen , und zogen dann schnell die Ilinterfüsse nach, wobei sie eine ziegenartige Stellung annchmen mussten, um sich auf dem kleinen Raum der Stufe zu erhalten und sich zum neuen Sprunge vorzu bereiten, den sie dann auch mit aller Vorsicht aus- führten. Der Reiter kann hiebei ganz sicher sein, wenn er nur dem Thiere den Zügel frei lässt und sich fest an den Mähnen hält, da- mit nicht, durch die Schwere des Reiters, der Sattel nach hinten rutscht. Das Gepäck auf dem Rücken der Maulthiere muss hiebei ganz besonders festgeschnürt sein. Die Hügelreihe setzte sich un- unterbrochen auf dem rechten Ufer des Flusses fort, und ihrem Rücken entlang führte uns der Weg, der mit dickem Gehölze bedeckt war; nur hin und wieder kamen freie Stellen zum Vorschein, durch die wir nach dem reissenden Flusse hinab und die freundlichste Gegend vor uns sehen konnten. Auf dem linken Ufer des Flusses ver- lief eine schmale Ebene, Llanura Talcaregua genannt, die etwa in *) Geschichte von Chile, Hamburg, 1782. p. 67. 303 einer Höhe von 40 Fuss über dem Wasserspiegel des Flusses gelegen war; die Ebene schien uns eine Fortsetzung der Ebene Tinguiririca zu sein, nachdem diese sich plötzlich erhoben hat. Die Vegetation auf dem rechten Ufer des Flusses ist grossartig, und gewinnt an Schönheit durch die Menge von Bäumen mit dicken und glänzen- den Blättern; hier wächst die schöne Persea, die Herr Nees von Esenbeck Persea Meyeniana genannt hat; ferner die Quilloja Saj)o- naria mit den niedlichen sternförmigen Samenkapseln. Der Peumus fragrans , mit mehreren Stämmen aus ein und derselben Wurzel wachsend, wird hier häutig dicht neben dem Wege gefällt, in Stäm- men von 20 Fuss Länge von den Bergen herahgeworfen und durch die Fluthen des Bio de Tinguiririca nach der Ebene herabgeführt. Die Maqui * **)) mit ihren schönen, glänzenden und immer grünen Blättern wuchs hier in grosser Menge, und war mit reifen Früch- ten ganz bedeckt, aber ohne Blüthcn. Diese blauschwarzen Bee- ren haben einen säuerlichen Geschmack, der nicht unangenehm wäre, wenn sie nicht einen harzig -balsamischen Stoff enthielten; aber den- noch werden sie viel gegessen, und sind den Reisenden in jenen Ge- genden, oft auf lange Zeit hindurch die einzigen Nahrungsmittel, die ihnen übrig bleiben, wenn sie sich in diesen weglosen Gegenden verirren. So wie unsere Heidelbeeren, färben sie die Lippen blau- rotli. Zu den ausgezeichnetsten Pflanzen dieser Wälder gehört eine Rose ##) und eine ausgezeichnet schöne Parmelia ***), die sowohl Felsen, als Baumrinden überzog. Ferner die Sticta crocata (ohne Früchte), Ramalina pollinaria , Evernia flavicans ß. crocata Fr. und eine neue Evernia , der wir den Namen americana gegeben haben. D as Gestein besteht aus einem grünen Porphjrf) mit grossen *) Aristatelia Macqui. 11er. **) ftosa glabra n. sp. 11. germinibus ovalis pedunculisquc inranis bracteis liueari -lauccolatis hirsulis } lacineis caly- cis elongatis , integerrimis aut subpinuati/idis incunis murgiiiibus albis, J'oliis oi atis aeumina- tis dentatis subsessilibus petiolis aculcatis. • ***) P. caperata, forma ulophylla. t) 1. Grünsteinporphyr mit grünlich-grauer, etwas körniger Grundmasse und einliegen- den weissen Feldspalhkrystallen. 2. Porphyr mit grünlich - grauer Grundmasse, mit kleinen weissen Fcldspathkrystal- lcu. Rothe Trümmer durchziehen in verschiedenen Richtungen das Gestein. R. 304 Feldspathen , der hier dicht am rechten Ufer, zuweilen sehr hoch und steil ansteht. In einiger Entfernung erheben sich, dicht darüber hin- aus Sienite * *), in fast senkrechten Wänden, zu der Höhe von mehr als 1000 Fuss; ihre oberen Ränder sind kammförmig ausgezackt und ragen ganz nackend über alle Vegetation hinaus. Erst gegen Mittag gelangten wir an den Rio clado de Talcaregua, wo sich derselbe in den Rio Tinguiririca mündet, indem er von Nord zu West aus dem Gebirge hervortritt. An der Stelle seiner Mündung befin- den sich rothbraune Porphyre **) und darüber porphyritische Con- glomerate ***), die geschichtet, in einem Winkel von 55 0 N. zu W. streichen. Wir überschritten diesen gefährlichen Gebirgsstrom mit vieler Besorgniss, denn er war so reissend, dass die Maulthiere während des Gehens in demselben stark herabgetrieben wurden ; bei ]edem Schritte, den sie machten, untersuchten sie erst vorsichtig die Festigkeit des Grundes und dann erst, mit der Brust gegen den Strom gerichtet, traten sie weiter vor. Jenseits des Flusses hatten wir sogleich einen steilen Berg, von etwa 600 Fuss Höhe, zu er- steigen, auf dessen Spitze, eine kleine Hochebene bildend, wir un- ter dem Schatten einiger Bäume Halt machten. Die anhaltende Hitze hatte die ganze Ebene, die der Einwirkung der Sonnenstrah- len frei lag, so vollständig verbrannt, dass nur einzelne Strohhalmen des hiesigen wilden Hafers und einige Blumenschafte der Bermudien noch übrig geblieben waren. Als wir aber zufällig den lehmigen Boden öffneten, so fanden wir ihn gänzlich mit kleinen Zwiebeln durchdrungen, deren Blumen und Blätter schon längst spurlos ver- schwunden waren. Welch einen Anblick muss diese Ebene, so wie alle Abhänge dieser Berge, zur Zeit des Frühjahrs gewähren, wenn sie mit der prachtvollsten Flor der Liliaceen bedeckt ist! Nur hie und da, wo Feuchtigkeit gegen die tödtende Wirkung der Hitze geschützt hatte, erblickten wir Ueberbleibsel jenes Frühlingsschmuk- Sienit, kleinkörnig mit weissein Albit, schwärzlich -grüner Hornblende und sparsam einliegendem tombakbraunem Glimmer. It. *¥) Rother Porphyr mit weissen Feldspathkrystallen. R. ***) Conglomerat, enthaltend grosse Fragmente eines rothen Mandelstcins mit einliegen- den Kalkspalli- und Quarzkugeln , die beide eine Iliille von Griiuerde haben. Fer- ner kleinere Fragmente eines rothen Porphyrs mit weissen Feldspathkrystallen und kleinen eckigen Stücken eines dichten Grünsteins. R. 305 kes des Gebirges; wir sammelten noch Amaryllis flammea Car.. A. chilensis V Berit. , A. maculata l' Berit das schöne Phalangium coeruleum , die S trumaria chilensis Mol. u. a. m. Es ist fast unglaublich, wie viele Millionen von Lebenskeimen sich in der Tiefe dieses todten Bodens erhalten, der einer Dresch- tenne in unseren Gegenden am ähnlichsten sieht; aber schnell be- lebt sie sich wieder, und glänzt in dem prachtvollsten Kleide, so wie die Wolken den Horizont bedecken und die ersten Hegen wie- der niederfallen. Die kleine Hochebene, auf der wir Halt gemacht halten, war in jeder Hinsicht äusserst interessant; wir befanden uns auf einer Ebene, die die Spitze eines 600 Fass hohen Berges bildete, der zugleich einen Winkel von 70° ausfüilte, welchen der Bio clado de Talcaregua bei seiner Mündung in den Bio Tinguiririca macht. \ or uns nach Süd- West, auf dem linken Ufer des Bio Tinguiririca, erhebt sich ein breiter Berg mit abgestumpfter Spitze, dessen Ab- hänge mit säulenförmigen Steinen eingefasst sind, die wie die Pfei- fen einer Orgel in regelmässigen Beihen übereinander stehen; man nennt ihn den Bodeo viejo. Auf der anderen Seite, dem Ufer ent- lang, verläuft die herrlich bewaldete Gebirgskette, «auf deren Bük- keu unser Weg geführt hatte und hinter ihm, in weiter Entfernung, erheben sich einige bedeutende Nevado s, als die Alto checo u. a m. Während von einigen Leuten ein kärgliches Mittagsmal berei- tet wurde, wobei einige Tauben*), am Degen gebraten, vorka- men, waren wir mit Einlegen der Pflanzen und Einpacken der übri- gen Sachen beschäftigt, w«as wie gewöhnlich immer die Zeit ausfüll- te, in der unsere Leute schliefen und sich um nichts bekümmer- ten. Ja es schien uns oft, däss auf der Boise von diesen Leuten das Schlafen dem Essen vorgezogen wurde, denn oftmals, selbst mehrere Tage hinter einander, lebten sic von Unbedeutendem, bloss weil sie zu faul waren, sich etwas Besseres zu bereiten. Lieber as- sen sie die auf Kohlen gebratene, oder vielmehr versengte Uharqui (getrocknetes Fleisch) und gewöhnliche Farina, als dass sie sich die von uns geschossenen Vögel zubereiteten. In dem Augenblicke, in welchem die Beisegesellschaft Halt macht lind die Thiere abgesat- *) Columba aurita Tem. I. 39 306 telt werden, liegt auch sicherlich schon die Hälfte der Mannschaft auf der Erde und schläft. Beständig schützen sie die zu grosse Hitze als die Ursache ihrer Mattigkeit vor, doch wie schon früher be- merkt wurde, ist die Wärme im ganzen Chilenischen Staate nir- gends so bedeutend, dass sie die Leute am Arbeiten hindern könnte; es ist vielmehr diese Trägheit, oder dieses Wohlgefallen am bestän- digen Schlafen, nichts weiter als Angewohnheit. Auch hier war die Temperatur im Schatten sehr angenehm, doch, unmittelbar den Son- nenstrahlen ausgesetzt, war die Hitze sehr empfindlich, und Men- schen und Thiere suchten eitrigst nach Schatten. Hie Beobachtun- gen am Psychrometer gaben uns folgendes Resultat: 12h Mittag 18,2° R. Wärme und 13,8° R. Nasskälte. Klarer Himmel. 2h 18,8° - - « O 1 - Vollkommen klarer Himmel. 2h 30/ - 19,2° - - - 14,3° - . 3h 18,8° - - - 13,9° - - Etw as bezogen. EinigeWölkclien. 3h30' - 18,2° - - - 14,2 ° - - Wieder ganz klar u, etwas Wind. Hiernach war also die Temperatur um 2 Grad geringer, als um dieselbe Zeit zu Santiago, wo sie um Mittag gewöhnlich 21° R. erreicht. Den minderen Grad an Trockenheit der Luft, wie ihn das Psychrometer hieseihst anzeigt, obgleich die Vegetation überall ver- brannt war, mögten wir den beiden Flüssen zuschreiben, die hier am Fasse des Berges vorbeiliefen. Gegen 4 Uhr brachen wir wieder auf, und setzten unsere Reise fort; in Zeit von einer halben Stunde kamen wir aus der Region der Baumvegetation in die der Sträucher, und mit ihr erschienen die prächtigen Escallonien und eine unendliche Anzahl von Synge- nesisten. Her Cactus chilensis war schon seit der Ebene vom Rio Tinguiririca verschwunden, und der Espino folgte noch als Strauch bis zur Region der Sträucher, wo er endlich ganz verschwand; auch die Ephedra americana wurde kleiner und kleiner. Alsbald gelangten wir auf ein offenes Plateau , von wo aus die unwirthsame Cordillere mit ihren Schneebergen sich unserem Auge darstellle ; ge- rade vor uns lag der Monte Iinposible, den wir später bestiegen, südlich von ihm zieht sich die Sierra Toledo hin und rechts die Sierra del Monte Sillo, über die uns später der Weg führte. Hie * Eingebornen bezeichnen mit dem Namen la Cordillera gerade die höchsten Bergketten in der Mitte der Andes, die bist gänzlich von aller Vegetation eutblösst, und durch ihr todtes Ansehen mit nichts 307 zu vergleichen sind. Oft ist man schon mehrere Tage lang in dem hohen Gebirge gereist, wenn endlich die Führer bei irgend einer freien Aussicht ausrufen: »He! Aqui la Cordillera!« (Da! Hier ist die Cordillere!). Der Monte Sillo zeigte schon jenes wilde, gross- artig imponirende Ansehen, das die Cordillere charakterisirt, und das man vergebens in den Alpenketten Europa’s sucht; die Wege waren oftmals Schauder-erregend, denn sie führten, am Abhange steiler Berge, über ganz kahle und feste Felsen, wo jedes Ausglei- ten des Pferdes uns in den Abgründen zerschmettert hätte. Wir versuchten, an solchen gefährlichen Stellen zu Fuss hinüber zu ge- hen und wurden dabei vom Schwindel ergriffen, so dass wir es spä- ter vorzogen, auf dem Pferde sitzen zu bleiben; man muss nur dem Thiere den Zügel und hiemit ganz freien Gang lassen. Der Monte Sillo besteht, auf seiner nördlichen Seite, aus einem rothen, traehy- tischen Conglomerat, und auf der südlichen aus Grünstein mit Adern eines schwarzen Gesteins durchzogen, das, wie Herr Gaj fand, die Magnetnadel stark bewegte. Der ganze Abhang des Berges war mit kleinen Sträuchern bedeckt, deren Blumen zu den ausgezeich- netesten Familien gehörten, die wir gefunden ; der stachligte Strauch der Barnadesia flavesceris *) war überall mit den schönen, glän- zend-gelben Blumen besetzt und die Macraea rosea Lindl. wettei- ferte mit ihr in der Anzahl und Pracht der Blumen. Daneben wuchs ein Strauch mit äusserst zarten und kleinen, gelben Blumen, deren Bau ausserordentlich interessant ist; wir haben aus dieser Pflanze die Gattung TVendtia gemacht, die wir zum Andenken an unseren Freund, den Herrn Capitain Wendt, der die Prinzess Louise auf unserer Reise um die Erde commandirte, hier aufstellen. TV e n d t i a. Ch ar. g eil. Calyx inferus 5- sepahis , sepalis lanceolatis acuminalis hracteis 5 — 6 basi nni- lis lineari- cuneatis ucuminatis, aeslivalione imbricalus. Corolla peniapeiala bypo- gyna , petalis ovatis acuininatis vix unguicululis. Stamina 10 bypogyna basi v ix connuta. Germen solitarium superum 3-loculare polyspcrmum . siigviate subsessili *) Barnadesia Jlavescens n. sp. H. foliis lanceolatis subulatis, coriaceis integerrimis suhpubescentibus . spinis geminis stipu- laceis , Jloribus terminulibus , involucri J"olioli$ subulatis rigidis flavis. in/erioribus ciliatis su- perioribus sericeis. 39 308 magno 3 -pari Mo , lacineis oblongis acuminatis crenulatis coriaceis subtus hirsuiis . Ovula receptaculo cenirali afßxa. Wendtia gracilis n. sp . W. fructicosa caule subanguloso foliis oppositis Ireve petiolatis trijidis serlceis, lobis lanceolalis cuneatis acutis: Jloribus terminalibus axillar ibusque saepe in umbel- las 3-Jloras congestis , longepedunculatis , pedunculis gracilibus subsericeis} calyce bracteisque serieeis , corolla Jlava , stigmate purpureo. Es ist diese schöne Pflanze nicht nur der Repräsentant einer neuen Gattung*, sondern durch sie sind wir berechtigt, eine eigene, neue Familie von Pflanzen, nämlich die Ledocarpeae aufzustellen, zu der, ausser dieser Gattung Wendtia noch eine ältere, näm- lich Ledocarpon Dcsf. ( Cruckshanksia Ilooi:. ) hinzukonnnt. Es steht diese neue Familie zwischen den Geraniaceis , den Rutaceis und den Oxalideis und ist in der Kürze folgendermaassen zu charak- terisiren. Die Pflanzen der Ledocarpeen sind entweder perennirende Stauden oder kleine Sträucher mit entgegengesetzten, kurzgestiel- ten, dreizähligen Blättern und kleinen Afterblättchen an der Basis des Stieles. Der Kelch dieser Pflanzen ist regelmässig 5 -blättrig und an der Basis mit langen Bracteen versehen, die entweder einzeln stehen oder mit einander an der Basis verbunden sind. Die Kelch- hlättchen, wie die Bracteen desselben, sind vor dem Aufblühen der Blumen ganz übereinander zusammengefaltet. 5 Blumenblätter, fest- sitzend, hjpogjnisch gleiehmässig gestaltet. Staubgefässe 10, eben- falls hjpopjnisch, die 5 der einen Reihe wechseln und die der an- ren opponiren den Kelchblättchen. Das Ovarium ist frei und 3- oder 5-gehäusig, mit einer dicken, fadenförmigen Centralaxe ver- sehen; die Gehäuse mehrsaamig, an der Spitze und im Innern auf- springend und sich von der Centralaxe ablösend, so weit als die- selbe Saamenhalter ist. Die Scheidewände der Kapsel laufen aus der Mitte der Valvel, nicht aus der Nath zu der Centralaxe, und die Valvel selbst theilt sich beim Aufspringen fast bis zur Hälfte. Saamen (?) Mit Sonnenuntergang kamen wir in die Llanura doncella, die eigentlich nichts weiter, als eine breite Längsschlucht ist, in der sich etwas Wasser und Weide befindet, so dass wir daselbst Halt machen und unser Nachtlager aufschlagen konnten. Sogleich wur- den die Leute ausgeschickt, um trockenes Holz zu sammeln und 309 die Feuer anzuzünden, denn die Temperatur der Luft wurde em- pfindlich kalt. Farina mit heissem Wasser übergossen und süss ge- macht, so wie etwas gebratener Käse war auch heute unser Nacht- essen ; aber bis in die späte Nacht hinein beschäftigte uns das Ein- legen der Pflanzen, das Abziehen der Vögel und das Verpacken der Steine, während die Leute theils schon schliefen, tlieils ihre Cigar- ren rauchten und sich über unsere Beschäftigung lustig machten. Hier wie fast auf allen unseren Reisen in Chile und Peru, entbehr- ten wir fast aller Hülfe, denn es war nicht möglich, jenen Leuten etwas Geschmack für unsere Arbeit beizubringen; dadurch aber, dass wir ganz auf uns beschränkt waren, war es nicht möglich alle die grossen Reichthümer zu sammeln, die sich daselbst bei jedem Schritte uns darboten. Viele Hunderte von seltenen Vögeln, wovon nur wenige in unseren Sammlungen sich befinden, wären die Frucht unserer Reise gewesen, wenn wir auch nur einen Europäer beses- sen, der uns dabei unterstützt hätte. Herr Gay war so glücklich einen solchen Mann, einen Franzosen nämlich, zum Schiessen und zum Conserviren der grösseren Thiere mit sich zu führen, und da- her waren die Sammlungen dieser Art, die er seit sehr kurzer Zeit angelegt halte, schon sehr bedeutend. Bas Wetter war Abends sehr angenehm, denn das Psychrome- ter zeigte noch um 9 Uhr 12,7° R. Wärme und 11° R. Nasskälte, wobei der Himmel klar und mit dem tiefsten Blau gefärbt war, das durch die hellglänzenden Sterne und das ferne Leuchten der Vul- cane auf das angenehmste erhellt wurde. Am folgenden Morgen fanden wir die Temperatur sehr niedrig und mussten uns eiligst durch starke Bewegung zu erwärmen suchen; Herr Gay stieg auf die Sierra de Portillo, die sich auf der westlichen Seite der Llanu- ra doncella äusserst steil, etwa im Winkel von 00° zu einer sehr bedeutenden Höhe erhebt, während wir auf der östlichen Seite blie- ben und die Abhänge untersuchten, die mit einem verwitterten Ge- stein bedeckt waren, das sich in rolhbraune, aschenartige Erde ver- wandelt hatte, in der >vir oft fusslicf wateten. Einige niedliche Al- stroemerien und eine Menge von Zwiebeln, womit die Erde wie durchsäet zu sciu schien, waren unser Lohn. Während wir diese kleinen Untersuchungen in der nächsten Um- gegend anstelltcn, hatte unsere Karavaue gepackt und wir setzten 310 die Reise wieder fort. Wir waren im beständigen Steigen begriffen und die Wege wurden immer wilder und gefährlicher, je weiter wir vorschritten. Eine Stunde etwa von unserem Nachtlager entfernt, verschwanden auch die Striiuclier und nun waren wir beständig der Wirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt. Wir gelangten zur Sierra de Gualtatas, wo die terrassenförmige Gestalt der ßerge, mit einem niedlichen Wasserfalle verziert, einen ausserordentlich grossartigen Anblick gewährte. Auf dem Abhange dieser Berge hatten die Son- nenstrahlen so tödtend gewirkt, dass alles Grün der Vegetation ver- schwunden war; hin und wieder sassen, in den Klüften der Felsen grosse, Bromelien- artige Gewächse, deren Stamm 4 bis 5 Zoll Durch- messer hatte und mit Hunderten von Blättern bedeckt, gegenwärtig aber von der Sonne gänzlich verbrannt war, so dass die Rinde der Wurzel und des unteren Theiles des Stammes wahrhaft verkohlt erschien. Wo nur das Auge hinblicken konnte, da war überall tod- tes Gestein*), bis wir das Plateau von Gualtatas erreichten, wo ziemlicher Reichthum an Wasser ist und, in Folge dessen, auch Reichthum an Vegetation, an Vögeln, Insekten und anderen beleb- ten Wesen. Eine reiche Quelle mit dem klarsten Wasser, die rund herum umschattet war, zeigte eine Temperatur von 7,4° R. Wir machten Halt bei der Quelle und bereiteten uns aus den Vögeln, die soeben geschossen waren, ein Frühstück. In der Umgegend fanden wir sehr interessante Pflanzen; ein grosses Feld war mit einer Amaryllis bedeckt, die noch ziemlich frisch in Iliülhe stand. Mehrere Loasien**), Alstroeme- *) Grünstein-Porphyr von griinlich-grauer Grundmasse und vielen einliegenden dünnen gelblich-weissen Feldspalli- und Albit-Krystallen. II. 1. Loasa pedicularif olia n. sp. L. foliis oppositis bipinnati/idis subhirsutis pinnulis ebovatis ob/usis, Jloribus terminalibus axillaribusque parvis. lubis c alp ein obocatis obtiisis petalis multo brevioribus } fruct. subglu- boso incano. 2. Loasa striata /Ochetocarpus nov. gen) n. sp. L. foliis oppositis bipinnati/idis laciniis linearibus obtusis marginibus scabris: Jloribus purris terminalibus axillaribusque , petalis cahjcem aequantibus calycis lobis linearibus j)ilosis . fru- ctibus cylindraceis longitudinaliter sulcatis dehiscentibusque , caule i-olubili nigro punctalo, 3. Loasa scandens ( Blumenbuchia) n. sp., L. oiu n in o hirsu/a caule scandcnte rainoso , ramis foliisque oppositis , foliis basi cordatis multilobatis, lobis acutis dentatis, foribus terminalibus . fructibus contortis pilosis pilis viri- dibus, calycis lobis lineari- lacineatis acutis subdentatis, *• 311 rien*), der S chizanthus pinnatus , Aster Bellidiastrum n. sp Bacchari- den##), viele Sjngenesisten***), schöne Gräser nnd andere Sachen, als Bromus macranthes n. sp Danthonia picta n, sp.f Deschatnpsia pul - *) 1. Alstr oemeria aurea n. sp. A. scapo erecto, foliis lineato - lanceolatis obtusis sessilibus , umbella eomjtosita 8 — 9 radial a Jloribus aureis, pedunculis 2 — 3 Jloris , involacri foliis lineuri lanceolatis. 2. Alstr oemeria exerens n. sp. A. peregrinae II. et P. affinis ; caule erecto foliis lineari- lanceolatis contortis , Jloribts 2 — 5 nis petalis exterioribas obcordatis acut is ; staminibus declinatis corolla longioribuSj antheris ovato -cordatis. **) 1. Baccharis c o r y mb o s a n. sp. B. caule gracili sulcato, foliis sessilibus lanceolatis mucronulalis integerrimis glabris basi longe attcnuatis, Jloribus pedunculatis, pedunculis s ulcatis subciscosis Jloribus Jlavesct ntibus, 2. B a ccharis linifoli a n. sp. B. fruticosa caule sulcato subglanduloso dense folioso, foliis liriearibus acutiusculis resinoso glandulosis duris , panicula coarctata longa bracteata Jloribus aureis formosissimis. ¥¥‘) 1. Helianthus lanceolatus n. sp. II. herbaceus caule simplici terele strialOj foliis lanceolatis acutis alternis sessilibus scabris } anthodii foliolis ovatis acutis scabris. 2. Ilel ianthus revolutus n. sp. II. herbaceus foliis oblongo-lanceolatis acutis trinerviis scabris alternantibus ; caule tereti striatOj anthodii foliolis oblongis acutis apice revolutis scabris . 3. Madia hirsuta n. sp. M. annua, glanduloso -hirsuta foliis lineuri -lanceolatis acuminatis scabris , caule ramoso striato, pedunculis terminalibus axilluribusque , anthodii foliolis extus hirsutis apice subtri dentato, Jloribus Jlavis. 4. Solidago chile nsis n. sp. 5. caule gracili glabro substriato apice subramoso , foliis asternis sessilibus semiamplexi- caulibus lanceolatis acutis glabris, margine scabris, iuferioribus subserratis superioribus linearibus, racemo terminali simplice Jloribus pedunculatis, bracteis linearibus, 5. Perezia diversifolia n. sp. P. rhizomate crasso, caule tereti striato glabro, foliis papyraceis lucidis glabris caulinibus sessilibus semiamplexicaulibus alternis ovato - cordatis acutis dentato - spimdosis , radica/ibus longe petiolatis pinnatisectis, lacineis ovatis acutis dentato - spinosis , floribus capitatis termi- nalibus subnutantibus, corollis coeruleis. 6. Erigeron s emiample xic aule n. sp. E. foliis lineari -lanceolatis acutis integris glabris senilibus semiamplexicaulibus, caule her- baceo striato glabro , floribus corymbosis, radiis ramosis pedunculis unifloris. 7. Erigeron sulcatum n. sp. E. caule hcrbaceo anguloso-sulcato scabriusculo, foliis lineari - lanceolatis scabris subdentatis, superioribus linearibus integris 3 involucri foliolis linearibus pubescentibus, spica laxa pedun- culis subunifloris. 8. Perezia reflexa n. sp. P. perennis caule simplice erecto , foliis subradicaliöus semiamplexicaulibus dense imbricatis linearibus iutegerrimis acutis marginibus reflexis , nervo simplicissimo supra impresso hirto stipulis lineari-lanceolatis acutis subdentatis, caule striato hirto unifloro . 312 chra n. sp., Eleocharis cortulata n. sp., Junens graminifoUus Presl. u. s. w. waren hier unsere Ausbeute; auch fanden wir wieder die schwarze giftige Spinne, welche wir schon früher auf dem Monte na- turano gefunden hatten. Während wir hier gelagert waren, kamen zwei Chitener von der Cordillere herab, die in der Nähe der Schneegrenze nach den Wurzeln einer violett blühenden Calceolaria gegraben halten, deren man sich hier zu Lande zum Rothfärben bedient; es waren die einzigen Mensehen, die uns auf der ganzen Reise begegnet waren. Man fragte sie sogleich nach den Pinchei- ras, dem gegenwärtig so gefürchteten Indianer -Stamme; sie versi- cherten jedoch, dass diese sich nirgends in diesem Tlieil der Cordil- lere befänden und wir daher ganz sicher reisen könnten. Auch erzählten sie uns, dass es gestern Nachmittags in der Cordillere geregnet habe, während wir gestern aus der Tiefe her den Monte Imposible, eingehüllt in dicke Wolken, gesehen hatten. Selbst hier auf dem Plateau von Gualtatas, von wo aus nur noch eine halbe Tagereise weit die ewige Schneegrenze des Monte Imposible ent- fernt liegt , selbst hier unterscheiden die Leute noch ganz genau die Cordillere von der Sierra, auf deren Plateau wir uns befanden. Vergebens wünschten wir diese Reise in der Cordillere weiter auszudehnen, weil ein übler Umstand uns daran verhinderte. Als wir das Schiff und den Hafen verliessen, hatte uns Herr Wadding- ton, der Kaufmann, an den das Schiff addressirt war, versichert, dass wir unbesorgt unsere Reise bis zu Ende des Februars forlsez- zen könnten; doch einige Tage später, nachdem wir Santiago ver- lassen hatten, schickte man uns einen Eilboten mit der Nachricht nach, dass das Schiff schon den 12ten Februar absegeln würde und wir daher schnell zurückkehren mögten. So waren wir in unserem Unternehmen, bei all den grossen Kosten, die es verursacht hatte, gänzlich gehindert und wir mussten uns zur Rückkehr entschliessen, obgleich die Prinzess Louise später, noch bis zum 5ten März im Hafen von Valparaiso liegen blieb. Demnach trennten wir uns von der Reisegesellschaft des Herrn Gaj und des Don Antonio Silva, die ihre Reise nach dem Vnlcan del Azufre und nach den Quellen des Rio Tinguiririca fortsetzten, während wir uns allein dem Monte Imposible zuwandten und ihn, als den Kamm der Cordil- lere, noch bestiegen ehe wir umkehrten. Wir wünschten uns Glück 313 auf unsere Leiderseitigen Reisen, die wir noch zu unternehmen be- absichtigten, doch leider sind sie von beiden Seiten nur zu schnell beendet worden. Die Herren Gay und Silva gelangten am zweiten Tage nach unserer Trennung zum Vulcandcl Azufre und haben sich 3 Tage lang am Fusse desselben aufgehalten, ohne die Quellen des Rio Tingui- ririca zu erreichen. Der Vulcan zeigte keine Spur von Eruption, und schien auch, schon seit langer Zeit, nicht mehr ausgeworfen zu haben. Herr Gay sah während der Zeit, dass er am Fusse des Vulcans gelagert war, keine von jenen Lichterscheinungen, die wir soeben der Wirkung der Vulcane haben zuschreiben wollen, und er glaubt daraus schliessen zu können*), dass alle diejenigen, welche eine solche Meinung hegen könnten, durchaus keine Spur von Kenntnissen in der Physik besässen! Da der Weg vor dem Angriffe von Seiten der Indier sicher war, so entschlossen wir uns, die Reise nach dem Monte Imposible und die Rückkehr nach San Fernando in Regleitung eines einzigen Die- ners, eines Bauern zu machen, den wir noch auf dem Hofe des VI- calden erhielten, indem wir unseren Diener schon zu San Fernando zurückgelassen hatten, da er nicht nur unbrauchbar, sondern sogar hinderlich zu sein schien. Wir Hessen das Maulthier mit den Pa- tacas an der Quelle, wo wir zur Nacht wieder zurückzukehren ge- dachten, und wir waren sicher, nicht bestohlen zu werden. So traten wir Beide zu Pferde, soweit es der W eg erlaubte, unsere Reise an. Ueberall sahen wir die prächtigste Alpentlor und nur Botaniker, die selbst die hohen Alpenregionen besucht haben, können das Ver- gnügen begreifen, welches wir hier, in der schrecklichsten Einöde empfanden. Die Ephedra americana (?) kommt hier in einem ver- krüppelten Zustande, als kleiner Strauch von 1 bis 2 Fuss Höhe vor. doch mögten wir sic als eine eigene Art betrachten, wie diess auch Miers gethan hat, der sie Ephedra bracteata genannt zu haben scheint. Escallonien kommen in Menge vor, doch niedlichere Formen**), *) S. El -Araucano. Santiago de Chile 12. Mai 1831. **) Escallonia Car melit ana n, sji. E. omnino glabra , ramis dense foliosis , foliis lanceolatis acutis dentatis basi attenuatis . flo- ribus paniculatis breve pedunculatis . 40 314 und ihre Blumen mit tieferem Roth gefärbt. Eine Nierembergia *), ein Lupinus **), ein schönes Tropaeolum ***) mit rispenförmig her- abhängenden Blumen, so wie die Calandrmia venulosa Hook, und C denticulata Hook, waren ausserordentlich häutig. Sobald wir etwas höher stiegen, verwandelten sich die Abhänge der Berge in wahre Blumengärten, die oft gleich wie mit einem rothen oder gel- ben Teppiche bezogen zu sein schienen; hier wuchsen Calandri- m'a umbellata R.etP C. mucronulata ****), Calceolaria alba R. et P., Ledocarpon chilense Desf., Ribes triloha f), Viola truncata ff) Verbena scoparia Hook., eine der schönsten Pflanzen dieser Gegend, Pozoa denticulata n. sp. fff) , Pozoa incisa n. sp. f f f f ) und das sonderbare S elinum acaule Cav. erschien, das hieselbst ebenso die Felsen überzieht, wie es hei uns, in der Schweiz, die Aretien thuen. Alsbald mussten wir die Pferde zurücklassen, denn die Wege erlaubten es nicht mehr, dass sie folgen konnten; wir banden ihnen die Füsse und liessen sie in der Mitte dieser schönsten Blunien- *) Nieremb er gia subdentata n. sp. J\\ omnino hirsuta caule erecto, foliis lanceolatis acutis subdentatis, corolla alba. **) Lupinus recurv atus n. sp. L. caule suffrulicoso pubescente folioso; foliis longe petiolatis, foliolis subovatis acutis basi attenuatis subtus pubescentibus , racemis elongatis floribus verticillatis fructibus hirsu- tis stylo persistente recurvato. ***) T. paniculatum. ***') Calandrinia. mucronulata n. sp. C. caule erecto 2 - ped . alto, glabro striato subanguloso , foliis radicalibus ovato - cuneatis obtusis vel subacuminatis basi attenuatis crassis , stipulis alternis ovatis amplericaulibus apice mucronulatis papyraceis glaucis inf erioribus deciduis , superioribus persistentibus . ra- cenio paucifloro bracteato , pedunculis erectis s sepalis calycis glauco-purpurascentibus. f ) H ibes trilobum n. sp. 11. inerme foliis subcordato-trilobatis dentatis infra hirsutis , petiolis foliis brevioribus hir- sutis glandulosis j ramis hirsutis glandulosis nigro punctatis pedunculis paucifloris fructi- bus hirsutis violaceis. "HO fiola truncata. n. sp. J”. caule crasso , foliis spatulatis basi attenuatis acuminatis tnargine superiore dentatis hirsutis crassiusculis in apice ramorum dense stellatim congestis, petiolis latis foliis lon- gioribus. fff; P foliis radicalibus longe petiolatis cordato -rotundatis dentatis coriaceis glauco viri - dibas, ff ff; P. cauli ramosissimo decumbenti } foliis rotundatis subcuneatis margine supej'iore tncisis subcoriaceis viridibus. 315 gärten zurück. Als wir aber später wieder vom Berge Imposible zurückkehrten, hatten sich die Thiere vor Müdigkeit niedergeworfen, und eine Menge von sehr grossen Adlern, es war aber nicht Condore, halten sich versammelt und schwebten um sie herum, gleichsam die armen Thiere schon als ihre Beute betrachtend. Sehr bald gelang es uns einen dieser schönen Adler, den Chacun de la Cordillera *), zu erlegen, der mit seinen ausgebreiteten Flügeln eine sehr bedeutende Länge zeigt und sich nur auf den höchsten Spitzen der Anden auf hält. Auf dem Basen des Seh'num acaule Cav. fan- den wir häufig grosse Stücken von Ilarz, die von dem Volke als ein gutes Mittel gegen Diarrhoeen und Harnbeschwerden gebraucht werden. Zu den seltensten Pflanzen dieser höchsten Gegenden ge- hörten: JSassauvia nivalis Less., Genista juniperina**) , Anteriscium verrucosum ***), Calopoppus acerosus f), Älstroemeria nivalis -ff), und ein Epilohium fff) , womit die Vegetation auf dem Monte Im- posible schloss; an Insekten erbeuteten wir mehrere Wespen und sa- hen grosse Schmetterlinge fliegen, die aber nicht zu erreichen waren. *) Aquila megaloptera n. sp . **) Genist a j unip eritia n, sp. G. fruticosa, caule ramosissimo glabro , foliis ternis amplexicaulibus linearibus , acutis, dense imbricatis supra striatis, calyce hirsuto leg umine glabro. ***') Anteriscium verrucosum n. sp. A. foliis subcordato -rotundatis aut trifidis, margine superiore dentato, fructibus purpu- rascentibus verrucosis , involucro 5 -phyllo. f) Calopappus nov. gen. ( JYnssauviacearum famil.J Jnvolucrum campanulato- cylindraceum polyphyllum , fo/iolis exterioribus ovatis apice atte- nuatis dentatis acuti&simis , interioribus lanceolatis , acutis glabris rigidis , receptaculum squamosum. Capitula solitaria terminalia 6 - flora, flosculi omnes hermafroditi bilabiales , labio exteriori apice tridentato interiori bifido revoluto. Antherae connutae caudatae exser- tae apice Jilamentis afjinis, Stigma bijidum. Pappus biserialis paleaccus, paleis longis latis, lucidis, serratis, Calopappus acerosus n. sp. C. caule procumbente ramosissimo omnino folioso, foliis dense imbricatis acerosis acutis basi semiamplexicaulibus glabris rigidis, Jlosculis pappuni fo/iolaque involucri aequantibus coloris sanguinei. ff) Al stroemeria nivalis n. sp, A. caule crecto foliis lineari- lanceolatis acutis sessilibus. floribus corymbosis subitmbel/a- tisqne, staminibus longitudinem coro/lae superantibus apice tortis, fff) Epilo biutn nivale n. sp. E. caule decumbcnte terete glabro , foliis oppqsitis sessilibus oblongis obtusis suberenatis glabris, floribus axillaribus pediinculatis glabris , stigmate indiviso clavato, 40 * 316 Am Posse des Monte Imposibie wuchs eine kleine, überaus niedliche Pflanze, die in die Nähe der Gattungen Nassauvia und Caloptilium Lag. gehört ; wir haben aus ihr die Gattung Portalesta gebildet, welche dem Andenken des hochverehrten Ministers Don Diego Portales gewidmet ist. Port alesia nov. gen. ( Nassauviacectrum familiae.) Char. gen. Involuerum campanulatum polyphyllum midtiseriale foliolis exterioribus 4 , lanceo- lalis acutis hirsutis , intcrioribus 5 ovato - lanceolatis apice 3 - deniatis subhirsutis, Receptaculum squamosum stibpaleaceum. Plosculi hermafroditi corollis iubidoso hifundibtdif orm'tbus bilabial is , labio exteriore ovato apice 3-dentato, labio inferiore ovato -oblongo obluso. Aniherae connafae liberae lineares apice acuminafae basi candafae. Filamenfa plana medio consfric/a apice incrassata . Stigma lange exser- tum, bijidum , laciniis apice subglobosis ßuscis. Achaenium obovatum glabrum. Pap- pus uniserialis plumosus, pilis longissimis, subpersistens in achaeniis abortivis , deci- duus in achaeniis maf uris. Capitula pedunculata, 5 — 6 ß ora bracteata in glome- ridos subglobosos congesta. Port alesia procumb ens n. sp. R. caule ramosissimo procumbente ramis dense ßoliosis , ad originem foliorum tenuiter tomentosis , foliis imbricatis (facie fere JSassauviae nivalis Less.) cimplexi- eaidibus, ovatis acuminatis mucronulatis parallele nervoso - sidcatis reßexis glabris, capitidis bracteatis, bracteis ovato cunealis apice acuminatis reßexis nervosis basi altenuatis. i Der beschwerliche Weg hatte uns seit dem Ruhepunkte an der Quelle auf dem Plateau de Gnaltatas, über 5 hohe Berge geführt, die meistens aus Grünstein -Porphyren *) bestanden, wovon einige, *) Die Stufen von diesen 5 Bergen, die wir von dem Plateau von Gualtatas Lis zum 31onte Imposible überstiegen, sind der Reihe nach: 1) Mandelstein mit kleineren und grösseren Blasenräumen, von denen die erste- ren ganz mit Quarz ausgefüllt, die letzteren nur auf den Wänden mit Quarzkry- stallen besetzt sind und auf diesen, Kristalle von Stilbit (Bläflcrzeolith) enthalten. Zunächst auf den Wänden der Blasenräume befindet sich eine dünne Schicht Grünerdc. 2) Grünstein - Porphyr mit kleinen undeutlichen Krystallen von Feldspath, grü- ner Hornblende mit einliegenden Körnern von Grünerde, neben den Kugeln mit Quarzkrystallen liegend. 3) Grünstein- Porphyr , wie der von der Sierra de Gualtatas; die Grundmasse ist jedoch grünlich schwarz und die einliegenden Krystalle sind etwas grösser und be- stimmt als .Albitkrystalle zu erkennen. 4) Weisses, ganz zersetztes, in eine Porzellanerde- artige Masse umgeändertes Gestein, 5) Zersetzter Grünstein - Porphyr ; die ’Zersetung ist nicht so gross, wie bei dem vorigen Gestein, so dass noch die röthlich -graue Farbe desselben übrig geblie- hen ist. R. 317 nämlich der zweite und dritte dieser Berge, sehr sonderbar aussahen, da das Gestein derselben, mehr oder weniger dicken Quadern gleich, übereinander geschichtet war, und auf der Spitze des Berges ganz frei lag, so dass man die einzelnen Platten hinabwälzen konnte. Der letzte Berg vor dem Monte fmposible besteht aus einem rothen Grünstein -Porphyr, worin eine Menge von Krystallen eingesprengt sind, und dessen Oberfläche an einzelnen Steilen, wo sie beständig der Sonnenhitze ausgesetzt, mit einem schwarzen und glänzen- den Ueherzuge, einem Brauneisenstein, bedeckt ist. Ein anderer, mitten zwischen diesen Bergen, besteht aus einem weissen, ganz zer- setzten, in eine Porzellanerde -artige Masse umgewandelten Gestein, und zeigt auf seiner nördlichen Seite einen Schauder - erregenden steilen Abfall, über den is sie einige Wassermelonen aufgetrieben und ihren Hunger gestillt hatten, denn sie waren auf dem Lute, wo wir eingekehrt waren, um Mit- tagszeit leer ausgegangen. Früh wieder aufgestanden, belauschten wir auf einem Baume, der dicht an einem Teiche stand, zwei schö- ne Scharben*), wovon wir eine mitgebracht haben; sie haben die grösste Aehnlichkeit mit einer anderen Art, die uns auf der Chine- sischen See, während eines heftigen Orkans, wahrscheinlich von Lu- gon herkommend, auf das Schiff geworfen wurde. Am Ilten Februar Aachmittags 3 Uhr langten wir wieder zu Santiago an, und fanden die ganze Stadt, zur Feier der Schlacht von Cliacabuco im Jubel, wie wir es schon weiter oben berichtet haben; aber leider fanden wir auch die Nachricht vor, dass die Prinzess Louise noch auf unbestimmte Zeit ganz ruhig zu Val- paraiso liegen würde, und dass wir also, ganz unnützer Weise so schnell hatten zurückkehren müssen. Sechstes Capitel \ Fortgesetzte Untersuchungen des Landes von Santiago aus. — Reise nach dem Vulcan von Maipü. — Reise nach den Bädern von Colina und Rückkehr nach Valparais o. D er längere Aufenthalt unseres Schiffes zu Valparaiso brachte uns zu dem Entschlüsse, sogleich eine zweite Reise anzutreten, und zwar nach den Quellen des Rio Maipü und dem Feuerberge dieses Namens, den wir schon auf der Reise nach San Fernando von der Ebene aus gesehen hatten. Die Empfehlungen des Herrn Ministers Don Diego Portales an den Governador militar zu San Jose und Tolio liessen uns dieselbe Aufnahme und dieselbe Unterstützung- ver- O muthen, wie sie uns zu San Fernando zu Theil wurde. Den fol- genden Tag nach unserer Rückkehr zu Santiago benutzten wir, um *) Ilalieus gractlis n. ep. 323 unsere Sammlungen zu ordnen, und das Tagebuch genauer auszu- führen; doch der allgemeine Jubel, in dem die Bewohner der Haupt- stadt verfallen waren , nöthigte uns noch länger daselbst zu verwei- len, indem die Besitzer der Pferde und Maulthiere dieselben wäh- rend dieser Zeit nicht vernsiethen wollten, angeblich, um auch dem lieben Viehe etwas von der Befreiungsfeier zu Gute kommen zu las- sen. Doch die wahre Ursache war wohl die, dass sie selbst lieber den Verdienst aufgeben, als auch nur einen, von diesen grossen Fest- tagen verlieren wollten. Erst am 14len Februar früh Morgens konnten wir Santiago verlassen, einen Diener und einen Arriero mit drei Pferden und einem Maulthiere mit uns führend; noch ehe wir die Thore der Stadt erreichten, waren wir einigen Unannehmlich- keiten ausgesetzt. Unsere Pferde waren sehr hartmäulig und gingen, wie die Pferde in Chile es allgemein gewohnt sind , beständig im Galopp. Seit einiger Zeit war aber das Galoppreiten in den Stras- sen der Stadt Santiago streng verboten, daher uns die Polizei-Be- amten in Strafe nehmen wollten. Wir machen hier auf die Wichtig- keit dieses Verbotes in einer Stadt wie Santiago, besonders aufmerk- sam, bei einem Volke, welches das Reiten und zwar das schnelle Rei- ten als eines der gewöhnlichsten Unterhaltungsmittel betrachtet. Nur die sehr häufigen Unglücksfälle, die hierdurch veranlasst wurden, brachten die Regierung zu einein so strengen Gesetze, was allerdings grossen Widerwillen erregte, besonders da die hiesigen Pferde fast nie zum Trabe zu bewegen sind, und man daher durch die lange Stadt im gewöhnlichen Schritte reiten muss. Selbst die Polizeidie- ner wollten Anfangs die Uebcrtretungsfälle dieses Verbotes nicht an- geben, nachdem jedoch Einige derselben desshalb ihres Amtes ent- setzt wurden, fing man an sich daran zu gewöhnen. Der Weg führte uns wieder über die Canada zu einer der südlichsten Oefi- nungen der Stadt hinaus, verlief alsdann aber mehr östlich, näher dem Hochgebirge, als der Weg, den wir auf der Reise nach San Fernando passirt waren. Die Umgegend war überall durch Wasser- gräben gut bewässert und fleissig bebauet, wozu der Verdienst durch die Nähe der Hauptstadt die Leute bewogen hatte. Die Be- wässerung geschieht hier durch einen Banal, der das Wasser des Rio Maipü durch die Ebene zum Rio Mapoeho führt und, bei ho- hem Wasserstande des Letzteren, selbst das W asser desselben nach 41 * 324 der Ebene und dem Rio Maipü abführen kann. Von Caclion de Maipü, unweit der Eröffnung der riesenhaften Schlucht, aus welcher der Rio Maipü in die Ebene von Mapocho hervortritt, geht der Ka- nal aus und ist durch das hoch anstehende Gestein*) der Ufer ge- führt; er wird durch drei Schleusen verschlossen, deren Pfeiler von dem anstehenden Sienit gearbeitet sind. Die Regierung, zur Zeit der Spanier, unternahm diesen Bau schon vor mehr als 40 Jahren, zu eben der Zeit, in der alle grossen Bauten, die dieses Land auf- zuweisen hat, ausgeführt worden sind; nämlich unter der Regierung des berühmten O SIiggins. D och, wie dergleichen grossartige Was- serbauten fast in allen Ländern nur sehr langsam vorschreiten, so ging es auch mit diesem Kanal, und erst nach der Befreiung des Landes, im Jahre 1S22 und 1823, wurde durch Anwendung ausser- ordentlicher Kräfte die Sache zu Ende gebracht. Man stellte da- mals 10000 Arbeiter zu gleicher Zeit an. Auf die grosse Wichtig- keit dieses Kanals brauchen wir nicht mehr aufmerksam zu machen, da in diesem Lande, bei der grossen Fruchtbarkeit des Bodens, der Gewinn des Landmannes dennoch ganz dem Zufalle wegen Wasser- noth überlassen bleibt. An einer Menge von kleinen Landhäusern kamen wir vorbei und fanden die Bewohner derselben, obgleich es noch früh am Tage war, vor der Thüre sitzend und sich durch Ge- sang und Spiel unterhaltend. Die Bauern, oft in der armseligsten Kleidung, nur durch den Poncho das Nöthigste bedeckend, mit gros- sen Sporen an den Füssen, die nur mit Sandalen hehunden waren, sassen da mit der Zither in der Hand, und accompagnirten die Schwermut!» athmenden Gesänge ihrer Schönen, oder liessen sich als Improvisatoren hören und besangen die Tapferkeit ihrer Vor- fahren, die heisse Liebe einer schönen Jungfrau oder die Untreue einer falschen, durch die Hass und Rache im Kreise befreundeter Familien sich entspann. Auch das beliebte Kugelspiel, wovon wir schon früher gesprochen, wurde überall tleissig getrieben. Wir *) Sienit von mittlerem Korn, mit weissem AlLit, graulich-weiasem Quarz, scliwarzlich- griiner Hornblende und einzelnen kleinen Schüppchen von tombak-braunem Glim- mer. R. Weiter östlich hinauf ist Grünstein-Porphyr anstehend, dessen einliegende Feldspath- Krystalle klein und sehr sparsam Vorkommen, so dass er fast das Ansehen eines grünlich- schwarzen dichten Grüustcins hat. 325 Avollen jedoch nicht glauben, dass diese Leute, die in einem so glücklichen und fruchtbaren Landstriche wohnen, ihr ganzes Leben auf solche Art und Weise verbringen, sondern hoffen vielmehr, dass sie nur diese Tage zur Nachfeier des grossen Festes verleb- ten, indem drei Festtage allein ihnen nicht genügten. So begeg- neten uns auch mehrere Familien, die ihre Nachbarn besuchten; es waren zuweilen grosse Züge, Männer und Frauen, Alles sass zu Pferde und führte die Kinder auf dem Schoosse. Die Zither auf dem Rücken der Männer, fehlte nie. Diese Besuche werden zu- weilen mehrere Tage hintereinander fortgesetzt, indem man von einem Bekannten (Ainigo) zum anderen zieht, während welcher Zeit die Wohnungen verschlossen und ohne Aufsicht gelassen werden. D er Rio Maipu bildet die Grenze zwischen den Districten von Santiago, Melipilla und Rancagua; aber in ihm erkennt man auch eine natürliche Grenze, gleichsam eine Scheidungslinie zweier sehr verschiedener Klimate. Nördlich von Maipu regnet es im Sommer niemals, und im Winter auch nur sehr selten ; südlich von diesem Flusse aber ist grosser Reichthum an Wasser. Die Ebene Mapocho, wie wir es schon früher bemerkt haben, hat, etwa eine halbe Legua von dem Rio Maipu entfernt, einen plötzlichen Abfall, und mit diesem erscheint eine andere Vegetation, und dadurch eine andere Physiognomie des Landes. Der Kugi, das Chilenische Rohr *) , das in der Provinz Cachapoal an den Ufern des Rio clado und des Rio Tinguiririca weit hinaufsteigt, und das so ansserordentlich häufig ist, haben wir niemals am rechten Ufer des 3Iaipu wiedergefunden; ebenso war hier nichts von jener grossartigen Vegetation vorhanden, welche die Ufer des Rio Tinguiririca eiufasst und deu Reisenden dort in Erstaunen setzt. Auf dem linken Ufer, beinahe dicht an der Stelle, wo der Fluss aus seiner Schlucht hervor in die Ebene tritt, liegt das reiche Dorf San Juan, und ihm gegenüber, auf dem rechten Ufer, nur noch et- was höher hinauf auf die Berge, liegt das kleine Dörfchen Cachon del Maipu, nur aus einzelnen Hütten und einigen kleinen Gütern be- stehend. Vou hier an beginnt eine wahrhaft romantische Gegend, *) Arundo Ilagi Mulinae, 326 indem der Fluss mit riesenhafter Schnelligkeit, brausend und schäu- mend sich über grosse Felsenmassen hinabstürzt, und durch hohe und "enge Ufer eingezwängt ist. Auf eine weite Strecke führt der Weg , natürlich nur für Fussgänger und Heiter passirbar, dicht am Hände des gäben Abgrundes , der noch mit baumartiger Vegetation bedeckt ist, und dadurch das geheimnissvolle Manschen des Wassers, in der Tiefe der Schlucht, dem Auge des Wanderers entzieht. Kreutz- chen von SIolz, aus dünnen Maumästen zusammengebunden, stehen hie und da am Rande errichtet, und fordern den Vorüberziehenden auf, einige Augenblicke dem Andenken der Verunglückten zu wid- men. Einzelne niedliche Häuschen stehen hier, in dem immer grü- nenden Walde, und man sieht den Bewohnern derselben die Frucht- barkeit des Bodens an. Auf den europäischen Obstbäumen, die da- selbst in grosser Menge gepflanzt sind, fanden wir häufig einen herr- lichen Loranthus, dessen scharlachrothe Blumen in so ausserordent- licher Menge vorhanden waren , dass sie einzelne Theile der Bäume ganz bedeckten. Die geognostische Construction dieser Gegend ist sehr com- plicirt, und nur eine lange anhaltende Untersuchung könnte einigen Aufschluss, über die Lagerung der vielfach verschiedenen dioritischen und porphyritischen Gesteine geben, die hier in grösster Mächtig- keit auftreten. In der Ebene Mapocho ist Grünstein -Porphyr die Grundlage und über ihm liegt ein schöner Sienit, in welchem grosse Steinbrüche bearbeitet werden. Weiler hinauf ist, an den Ufern des Maipuüusses, ein Grünstein -Porphjr *) zu finden; letztere bilden zuweilen sehr regelmässige 6- oder 7-seitige Säulen von riesenhaf- ter Grösse, die oft 10 bis 15 Fuss im Durchmesser haben, und dabei verhältnissmässig lang sind. Alle diese Gesteine streichen nach Nord -Nord- West, gleich jenen am Rio Tinguiririca, wie wir es im vorhergehenden Capitel erörtert haben. So gelangten wir zur Mün- dung des Rio Colorado, wo sich derselbe in den Rio Maipu ergiesst, *) Scheint derselbe Grünstein- Porphjr zu sein, welcher die Kuppe des Monte Imposihle bildet; die mitgebrachten Stufen sind etwas zersetzt. Die Grundmasse ist durch Oxj- # dalion des Eisens röfhlich- braun geworden; die Schwarzen Hornblendekrjstalle sind meistens noch gut erhalten, doch die Krjslalle von Feldspalh erscheinen als kleine weissc Punkte. li. und etwa 8 Leguas entfernt von Santiago liegt. Der Rio Colo- rado ergiesst sich, von NO. kommend, nach Süd-West zu Süd, ist etwa 30 Schritte hreit, aber zur Zeit der nassen Jahreszeit sehr gefährlich. Er hat sehr hohe Ufer und inan muss erst weit an ihm hinaufziehen, um einen offenen Uebergangspunkt bei niedrigen Ufern zu finden. Durch eine Drücke wird dieser Uebergang möglich, die auf die einfachste Art durch Dalken zusammengesetzt ist, welche von einem Felsen zum anderen hinübergelegt sind, aber selbst eines Geländers entbehrt, obgleich sie mehr als 20 Fuss hoch über dem Spiegel des Flusses liegt, der gewaltig brausend sich darunter fortbewegt. Der Uebergang über diese Drücke ohne Geländer ge- hörte zu den gefährlichsten Partieeil dieser Reise, und dennoch wäre es ein Leichtes, dem Dinge abzuhelfen, da läolz in grosser Masse dicht daneben steht, und grosse Ortschaften diesen Weg bestän- dig zu benutzen haben; selbst der kürzeste Weg über die Cordil- lere nach Mendoza führt gleichfalls über diese Drücke. Dieser Pass nach Mendoza wird nur in der Mille der besten Jahreszeit benutzt, da er der heftigen Schneegestöber wegen, die in dieser Gegend der Cordillere so häufig herrschen sollen, sehr verrufen ist; auch pas- sirlen wir, auf dem rechten Ufer des Rio Maipu, mehrere sehr grosse Qwebraden, die zwar zu unserer Zeit trocken waren, aber zurZeit des Winters furchtbar angeschwollen sein müssen, wovon die Zer- störungen in ihrem Rette zeugten. Unweit der Drücke, welche über den Rio Colorado führte, ist ein Häuschen, wo man wegen der Pässe, zur Reise nach oder von Mendoza, befragt wird; sagt man hier, dass man bloss nach San Jose, Tollo, oder den übrigen Ortschaften, auf der Chilenischen Seite der Cordillere dieser Gegend reist, so kann man ungehindert pas- siren. Wir theilen bei dieser Gelegenheit sämmtlichc Wege mit, welche von- Chile aus über die Cordilltre nach den vereinigten Staa- ten des Rio de la Plala führen, so weit wir sie, für die verschie- denen Gegenden des Landes, erfahren haben. Im nördlichsten Tlieile des Landes, nämlich in dem District von Copiapö und ISuasco sind uns dergleichen grosse Pässe nicht bekannt geworden; erst in der Dr eite von Coipiimbo findet sich einer, genannt la liioja, der, nach dem Zeugnisse der Eingehornen, nicht sehr beschwerlich zu passiven sein soll. Der zweite Weg ist der, welcher über den hohen Rerg la 328 Cumbre führt; er ist der gewöhnlichste und zu jeder Jahreszeit passirbar, doch vom Monat Mai bis Ende Oclober gewöhnlich nur für Fussgänger. Es ist derselbe Weg, der auf la Cruz Karte von Süd- amerika verzeichnet ist, wobei jedoch einige Irrlhümer zu verbes- sern sind. Herr Miers hat diese Strasse beschrieben, welche durch den denkwürdigen Uebergang der patriotischen Armee, unter San Martin, so berühmt geworden ist; sie erreicht nach Miers die Höhe von 11,920 Fuss. Es liegen uns mehrere Handschriften mit Bemerkungen und Be- obachtungen über diesen Gebirgspass vor, die wir der Güte des Herrn Baron Alexander von Humboldt zu danken haben; sie sind von so hohem Interesse, dass wir sie, dem Hauptinhalte nach, hier mittheilen. Zugleich bilden diese Beobachtungen eine Fortsetzung des barometrischen Nivellements, das wir auf Seite 240 dieses Bu- ches, von Valparaiso an bis Santiago, umständlich angegeben haben. Herr Alphonse de Moges, Capitain eines Schilfes im Dienste Frankreichs, sagt in einem Schreiben an Herrn Alex. v. Humboldt, dass man die Reise von Santa Rosa bis Mendoza gew öhnlich in 4 bis 5 Tagen mache, und folgende Ortschaften wären dabei als Sta- tionen anzusehen: Die erste Tagereise ginge bis zur Casa del Rey (maison de re- fuge), la Guardia genannt, die am Fusse der ersten grossen Kette liegt. Die zw eite Tagereise bis zu dem kleinen Längenthal von Pa- ramilla, die dritte bis Laderas, die vierte bis zum Posthause von Uspallata, oder noch hinüber über die Paramilla de Uspallata bis Villa Vicencia, und die fünfte endlich bis Mendoza. Auf der Karte, die wir diesem Reisebericht beigefügt haben, finden sich alle diese Ortschaften verzeichnet, worauf wir also verweisen können. Die ganze Reise von Santiago bis Mendoza beträgt nach Hrn. de Moges: von Santiago bis Santa Rosa 20Lieues, von Santa Rosa bis zum Kamme der Cordillere (la Cumbre) IS L. und von dem Kamme bis Mendoza 50Lieues, also in Summa 88 Lienes. Herr Miers *) giebt sännntliche Ortschaften auf diesem ganzen Wege an, schätzt ihre Entfernungen nach Englischen Meilen, und *) -Trav. in Chile etc. I. p. 349. 329 hat sic, auf seiner Karte, nach Gutdünken eingetragen. Es sind folgende, denen wir gleich die Höhenbestimmungen nach Herrn 3Iiers Beobachtungen beisetzen: Meilen Fuss Meilen Fuss Engl. Von Santiago Lis San-Ignäcio 12 Engl. bis Casueha de las Vacas . Engl. . 7 Engl. Lis zum Poslliause von G'olina 9 - Punta de las Vacas . . 1 Lis zum Posthause v. ChacaLuco 21 2139 - Rio de las Vacas . . , . 3 Lis zum nördlichen I’ussc der - Ladera de las Vacas . . . 6 Cuesta de ChacaLuco . . 19 - Rio Rlanco Lis "V illa JVueva, Santa liosa . 5 2614 - Paramillo de Juan Pohre . 1 7888 Lis zur Brücke der Viscaclias 9 - Manantiales Lis zur crslen Qucbrada • . 3 3215 - Arrogo del Penon . . . Lis z. Iiio Colorado .... 6 - Penon Rajado .... - Ladera de los Loros . . . 5 - Las Polvaderas .... . 2 * Ladera de los Papeles . . 1 - Ladera de la Jaula . . . 4 - Estero de los Papeles . . 1 - Los Tamhillitos .... 6250 - Allo del Puente. . . , . 3£ - Laderas de la Cortaderas . 3 - Punta de las Quillais , . U - Rio de Piclieuta . . . . 10 - Estero de los Ilornillos . &5 - Rio de los Cliacayes . . . 10 - la Guardia ...... 1 2 5148 - Rio Seco . 4 - C'asuclia de los Ojos de Agua 13£ 6874 - Posthaus von Uspallata . . 10 5970 - Casueha del Juncalillo . 10f 7730 - Bobedas de las fundiciones 1 - El Portillo - Puente del Piedra . . . . 4 - Casueha de la Calavera . 4 9450 - Ebene von Uspallata , . . 7 - Wesll. Fiiss der la Cumhre 1 - Aguita del Guanaco . . 3 - Casueha del Cumhre . . . 3 - Aguita de la Zorra . . . 5k - la Cumhre 1 2 11920 - ölinas San Pedro . . . . 2 - Oestl. Fuss der la Cumhre. 3 - Aguita de San Pedro . . . 14 - Casueha de las Cuevas . . 1 10044 - Westseite der Paramillo • il - Casueha del Paramillo . . 4 - Ostseite der Paramillo . . 9 - Las Lehas ....... 6 - Ilornillos - Los Ilorconcs 4 - Villa Vicencia .... 5328 - Rio de los llorcones . . . 1 - Coral Viejo - Puente del Inca .... r 2 - Sierillas ...... . 13 - Casueha de los Pujios 2 - La Calera . 10| - Ccrro de los Penitentes . H - Mendoza 2602 - Poralles de Pavo .... l Die Länge des ganzen Weges 321 31. E ngl. Hie Höhe der la Cumbre, als den höchsten Berg* auf dieser Strasse, schätzt Herr 3Biers auf 15,000 Fuss, während der Pass nur über die Höhe von 11,920 Fuss führt. Auch für diese Gegend hat Herr Pentland eine interessante Zusammenstellung* tler O gemachten Höhenbestimmungen angefertigt, welche wir ebenfalls der ausseror- dentlichen Güte des Herrn Baron Alexander von Humboldt zu ver- danken haben. Die erste Beobachtung machte daselbst Herr Bauza, I. 42 330 und zwar auf jener bekannten und denkwürdigen Reise von Santiago nach Mendoza. Seine Beobachtung giebt für die Höhe der Passage 1949 Toisen, nämlich nach der neuen Formel OUmanii's berech- net, wenn der Stand des Barometers, im Niveau der See, auf 30 Zoll Engl, bei 16,6° Wärme angenommen wird; sie giebt aber 1976 Toisen, sobald die absolute Barometerhöhe, für die Ufer des stil- len Meeres, auf 764,10 Millirn. bei 21,5° Cels. zum Grunde gelegt wird. Eine zweite Beobachtung machte Herr Dr. Gillies; er sah, auf dem höchsten Punkte des Passes, das Barometer auf 19,233 Zoll Engl, bei 59° Fahr, fallen, und Herr Miers beobachtete es daselbst auf 19,125 Zoll bei 3S° Fahrenheit. Hiernach wären die Höhenbestim- mungen, nach Oltmanns neuesten Tafeln #) berechnet: Nach Herrn Gillies Beobachtungen . . . 3829 Metres. Nach Herrn Miers Beobachtungen . . . 3763 Metres. Nach Herrn Bauza’s Beobacht. (1949 Tois.) 3798,66 Metres. Nach Herrn Bauza’s Beobacht. (1976 Tois.) 3851,29 Metres. I) as Mittel hiervon wäre 3810,48 Metres. Sehr auffallend ist es hiebei, dass die Höhenbestimmung des Herrn Bauza für den Pass über die la Cumbre so genau ist, da das Barometer dieser Reisegesellschaft zu Santiago so bedeutend niedriger gestanden hat. Es wird aber hieraus wahrscheinlich, dass irgend ein Versehen beim Aufschreiben, oder beim Ablesen der Be- obachtung zu Santiago stattgefunden habe. In dem durch die Güte Sr. Exeellenz des Herrn Alexander v. Humboldt uns mitgetheilten Manuscripte, giebt Herr Pentland noch die Höhe für Mendoza an; sie beträgt: nach den Beobachtungen des Herrn Gillies 828 Metres und nach den Beobachtungen des Herrn Miers 823 Metres, während die Beobachtungen Bauza’s 939 Metres geben. So können wir auch die Höhen -Bestimmung mittheilen, die Hr. Gillies zu San Luis, am Rio dcl Desaguadero und zu San Jose de! Moro angestellt hat. Herr Gillies beobachtete zu: San Luis . . . Bar. 27,220 Zoll Engl. Lei 70° F. Temp. <1. Quecks. u. 70° Wärme d, Luft, Rio del Desaguadero - 27,400 - 59° - - 52’ - - San Jose del Moro - 25,96 - 70° - - 70° - * Diese Barometer-Beobachtungen entsprechen den Höhen von 867, 787 und 1278 Metres. *) Annuairc pour Tan 1830. Paris, 1830. 331 Zuletzt theilt Herr Pentland noch die Beobachtungen des Hrn. Ih\ Bedhead, seines Freundes mit, welclie derselbe im Jahr 1821 auf sein Ansuchen an verschiedenen Orten, östlich von der Cordil- leren- Kette, angestellt hat: Cordova Baroin. 28,400 Zoll Engl. Lei 80° F.Temp. d. Quecksilbers u. 84° W arme der Luft. Tucuman - 27,563 - - 75° - * - 75° - - Tupisa - 26,260 - - - 60° - - - - 60° - - Salta - 26,107 - - - 74,2° - - - - 74,7° - - . Die entsprechenden Höben für diese Beobachtungen sind 515, 767, 1159 und 1222 Metres. Der dritte Pass ist der von la Dehesa, der in der Breite von Chacabueo verläuft; der vierte der von los Pastös, der sich über die Bergkette Putuendo hinüberzicht, und der fünfte ist der Pass durch die Portillo , derselbe, den wir soeben einschlugen, um den Yulcan von Maipü zu besteigen. Wir verfolgten ihn bis zum Bio del Yeso, dem zweiten Zullusse des Bio Maipü. Am lsten März 1826 wurde dieser Pass von Ilrn. Dr. Gillies *) auf der Beise nach Mendoza passirt; es fiel während dieser Zeit ein starker Aschenre- gen, der über zwei Stunden anhielt. Wir sind der Meinung, dass dieser Auswurf nicht dem Vulcan von Maipü angehört hat, sondern einem der neuen Vulcane, die wir, nördlich von dem Passe durch die Portillo, auf unserer Karle zu diesem Buche verzeichnet haben. Ausserdem sind die Pässe las Hamas und el Planchon in der Provinz Colchagua, und der Pass Antuco in der Provinz Concep- cion bekannt. Letzterer soll leicht zu überschreiten sein und man glaubt sogar an die Möglichkeit, ihn einst in eine fahrbare Strasse umwandeln zu können. Von der Brücke über den Bio Colorado bis zur nächsten Villa San Jose rechnet man noch 3 Leguas, der Weg führt, immer un- weit des Bio Maipü, über Berge und durch Thäler, die ungeheuer stark bewaldet sind, bis sich zuletzt ein breites Thal öffnet, das mit grünenden Wiesen bedeckt ist und worin sich San Jose befin- det. Dieser Ort ist bedeutend gross, er zieht sich, wohl eine ganze Legua am Bio Maipü hin, und man bemerkt darin einige sehr grosse und wohlhabende Besitzungen. Der Menschenschlag daselbst ist ausnehmend schön. Als wir zu San Jose gegen Mittagszeit eintra- fen, war die Hitze in dem Thale sehr gross , und wir fanden ganze ■*) Brewst. Eilinb, Journal 5. p, 376. 42 * 332 Familien vor ihren Wohnungen, im Schatten der Bäume ruhend. Männer und Frauen befanden sicli in der möglichst geringsten Be- kleidung, und waren, bei dem Erscheinen eines Fremden, desshalb nicht in der mindesten Verlegenheit; vielmehr waren sie sehr lustig und, da es gerade die Carnevals- Zeit war, erlaubten sie sich man- cherlei Faschings -Freiheiten, begossen uns mehrmals unversehens mit Wasser u. s. w. Etwa in der Mitte des Ortes, in der Woh- nung* des Alcalden, ist ein Magazin der Waffen für die Miliz, das wegen der häufigen Einfälle von Seiten der Pincheiras sehr wichtig ist. Gegenwärtig wird die Gegend durch ein Piquet regelmässiger Truppen geschützt, die zu Tollo ihren Sitz haben. Am äussersten Ende des Ortes verschwindet das Thal auf dem rechten Ufer des Flusses, und ungeheuere Felsenwände treten als Ufer auf. An eben dieser Stelle befindet sich eine hängende Brücke, die auf gleiche W eise construirt ist, wie jene, die wir bei Gelegenheit der Reise nach San Fernando näher beschrieben haben, nur ist diese kleiner und auch wohl weniger fest; man hatte an den Enden der Brücke Winden angebracht, wodurch man sie stramm anziehen konnte. Der Weg über die Brücke führt zu dem kleinen Orte Tollo, der dicht am linken Ufer des Rio Maipu liegt, und wohin wir uns be- gaben. Tollo besteht aus einigen wenigen, einzeln stehenden Häusern, die meistens dem Herrn Bunster gehören, einem wohlhabenden und zu Santiago sehr bekannten Bergwerksbesitzer ; seine Jlinen lie- gen in der nahen Portillo, worüber der Pass nach Mendoza führt, und hier zu Tollo werden die Erze aus jenen Minen bearbeitet. W ir hatten von der Regierung ein Empfehlungschreiben an Don Bernardo Boarnata, der den pomphaften Titel Commendante militar de San Jose del Monte führte, und zu Tollo, im Hause des Herrn Bunster wohnte; wir waren aber nicht wenig erstaunt, als wir in ihm einen der drolligsten Menschen fanden, die wir im Leben ge- sehen haben. Während unserer Ankunft zu Tollo war man gerade von der Siesta befallen, und wir mussten wohl eine Stunde warten, bis man uns empfing. Als aber Don Bernardo erfuhr, dass das Schreiben, welches wir bei uns führten, von dem Herrn Minister des Innern sei, sprang er auf vom Lager und hinkte schnell zur Thüre, um uns zum Eintritte zu uöthigen, während er sich im 333 tiefsten und schmutzigsten Negligee befand. Eine Schusswunde im Heine hatte ihn zum regulairen Dienste unlauglich gemacht, wess- halb man ihm dergleichen Dienste, als Commandant eines Dorfes an- vertraut hatte. Mit dem Durchlesen unseres Briefes ging es etwas schwierig, und da auch die Brille nicht helfen wollte, so wurde der Officier von dem daseihst stationirten Piquet zur Hülfe gerufen, und? nachdem wir ihnen unser Vorhaben mündlich vorgetragen hatten, fing man an, den Inhalt des Briefes zu verstehen, der auf die verschie- denen Anwesenden, welche sich, nach Chilenischer Sitte schon in Masse versammelt hatten, um den Fremden zu betrachten, einen sehr verschiedenen Eindruck machte. Der Commandant wurde sehr ernsthaft gestimmt, denn es häuften sich ihm grosse Hindernisse im Kopfe, um unser Vorhaben, nämlich den Vulcan von Maipü zu besteigen, auszuführen. Er hatte vor mehreren Tagen mehr als die Hälfte seiner Soldaten auf die Pincheiras - Jagd ausgeschickt, und wenn diese nicht bald zurückkämen, so könnte er unserem Zuge keine Bedeckung gehen, ohne die nun einmal nicht zu reisen wäre. Der Officier und die Soldaten lachten über uns und machten unter sich Witze; einige andere Leute aber, es waren die, welche bei der hängenden Brücke angestellt waren, sagten mit sehr gravitätischer Miene, dass uns dieses Vorhaben nicht gelingen würde, und wir mögten es nur lieber ganz aufgeben. Vor etwa 20 Jahren, mein- ten sie, sei ein Franzose in diese Hegend gekommen, habe aber den Vulcan nicht besteigen können, und zwar nur der Gerölle we- gen. Aber durchgängig hielt man uns für einen Engländer, denn diese stehen, bei dem gemeinen V olke dieses Landes, schon seit Bra- kes Zeiten in dem sonderbarsten Ruf. Die Essenszeit war vorüber, als wir zu Tollo ankamen und so gingen wir wieder leer aus, bis auf einige Durasnos, die wir glück- licher Weise noch erhaschten, auch sah uns der Commandant, so- wie die übrigen Soldaten daseihst so verhungert aus, dass sie wohl schwerlich, selbst für Geld, etwas von ihren Lebensmitteln abgeben konnten. Wir ersuchten nun den Don Bernardo, dass er uns aus der Villa San Jose die nöthigen Nahrungsmittel zu der Reise, sowohl für uns, als für die ganze Karavane, welche er mit uns absenden würde, besorgen, desgleichen neue Pferde und Maullhiere mie- tlien uud überhaupt alle Anstalten treffen lassen mögte, dass wir 334 am folgenden Tage Nachmittags die Reise antreten könnten. So- gleich liess Don Bernardo sein Pferd vorführen, schnallte den Sähel um und ritt, von einigen Soldaten hegleitet nach der Villa. Für künftige Reisende bemerken wir hier, dass wir unsere Pferde und Maultbiere, die wir von Santiago mitgebracht hatten, wieder zu- rückschicken mussten, da sie für das Steigen gar nicht passend wa- ren; man sehe sich hei dem Bedingen solcher Thiere ja vor, damit man sie entlassen kann, wenn man will. Die Thiere sind zu Valpa- raiso so wie zu Santiago ausserordentlich theuer, nährend man sie in den Provinzen, besonders in den Berggegenden, wie z. B. hin- ter San Jose del Monte, ausserordentlich wohlfeil erhält, und auch zum Steigen im Hochgebirge gewöhnt findet. Hier bot man uns gute Pferde, die wir selbst zur Reise gebrauchten, für 10 und 12 Pias- ter zum Kaufe an, während man zu Valparaiso und Santiago, schon für den Gebrauch der Thiere auf einige Tage diese Summe zahlen muss. Reisenden, die hier auch nur einige Wochen unterwegs sind, rathen wir sehr, für sich die nöthigen Pferde und Maultbiere zu kaufen und sie dann später in den Häfen der Küste zu verkaufen, wobei sie vielleicht noch Vortheil haben können. Es war uns lieb, einen der Herren Gebrüder Bunster zu Tollo ' anzutretfen, i*i dessen Gesellschaft wir sehr angenehme Stunden verlebten. Er erzählte uns Vieles von den Abenteurern, welche unter dem Namen von Deutschen Bergleuten und Scheidekünstlern bieher gekommen wären und durch ihre Einrichtungen, die vielleicht sehr gut, nur nicht für dieses Land passend sein mogten, schon manchen Chilenen um viele 'Pausende gebracht hätten. Herr Bun- ster klagte sehr über den Mangel an guten Büchern, die man zu Santiago nur selten zu sehen bekomme; die besten, die wir in sei- ner Bibliothek bemerkten, waren Brandes Chjmisterj und Brong- niarts Mineralogie, sowie der Horaz in Englischer Sprache. Herr Bunster hatte eine sehr gute Meinung von seinen chemischen Kennt- nissen, aber von den Bestandteilen des Diamants wusste er noch nichts. Er theilte uns mit, dass am Rio colorado , etwa 2 Leguas von der Mündung desselben in den Rio Maipii, da wo wir ihn pas- sirten, ein kleines Kohlenlager aufgefunden sei, welches nur einige Klafter mächtig und zwischen zwei hohen Bergen liege; er zeigte uns einige Stücke dieser Kohle, die wir auch mitgebracht haben 335 und bemerkte, dass sie sehr schlecht brenne. Wir fanden nichts als Porphyre anstehend am Rio colorado, und vielleicht sind sie die Ursache des Taubseins dieser Kohle, so wie es der Fall zu Walden- burg in Schlesien ist, gerade an der Stelle, wo der glockenförmige P o rp li jrb erg e m p orsteigt. Ganz besonders beklagte man sich hier über die räuberischen Einfälle der feindlichen Indianer -Stämme, besonders über die Pin- cheiras; sie sind jetzt die Geissei des Landes, welche die Ungerech- tigkeiten rügt, die einstens ihren Vorältern zugefügt wurden. Die Pincheiras sind das Gespenst, welches die Bewohner der Gebirgs- gegenden, von den Grenzen von Araueo an bis über die Breite von Mendoza hinaus, in beständiger Angst und Schrecken erhält. Von Pincheira erzählte man uns, wie in unserem Vaterlande von Rübe- zahl. Dieser kriegerische Indianerstamm beunruhigt schon seit lan- ger Zeit die ungeheuere Landstrecke, von den Thoren von Ruenos- Ay res bis zu San Jose del Monte, das nur 7 bis 8 Meilen von der Haupt- stadt von Chile entfernt ist. Die Pincheiras sind vortreffliche Reiter und sollen zuweilen Strecken von I bis 200 Leguas zurücklegen, ohne dabei zu schlafen. Sie führen auf ihren Streifzügen Tausende von Pferden mit, damit sie beständig wechseln und somit in Fällen der Noth den Verfolgern entwischen können. So sind sie denn ein Schreckbild, das bald hier und bald dort erscheint, wenn man es Hunderte von Meilen entfernt glaubt, und das wieder verschwindet wenn man es aufsucht. Die Hauptwaffe dieser Nation ist eine Lanze von Rohr, die bis 20 Fuss Länge haben soll; beim Angriffe schwin- gen sie dieselbe in Bogen von 10 bis 12 Fuss Durchmesser, so dass der Gegner nie weiss, wo sie treffen soll und w o sie zu pariren ist. Auch führen sie gegenwärtig nicht selten Säbel und selbst Feuer- gewehre, die ihnen zu Mendoza von Englischen Kaufleuten verkauft werden sollen. Wir sahen selbst einen solchen neuen Englischen Säbel, welcher einem Indier abgenommen wurde, als er damit einem Gehülfen des Herrn Bunster, bei dem letzten unverhofften Ueberfalle vor etwa 9 Monaten, einen furchtbaren Gesichtshieb versetzt hatte. Die ganz vollständige Besiegung der Pincheiras und Pehuenches hielt man, noch zur Zeit unserer Anwesenheit in jenem Lande, für ziemlich unausführbar, und dennoch ist es, wie die Staatszeitung von San- tiago vom 21 ten Januar 1832 meldet, endlich der Regierung gelun- n 336 gen, diesen Erbfeinden eine gänzliche Niederlage beizubringen. Ein gewisser General Bulnes hat viel, zu diesem entschiedenen Siege über die genannten beiden Indianerstämme, beigetragen und man glaubt, dass gegenwärtig wohl Colonien errichtet werden würden, in welchen allmälig auch diesen Menschen der Geschmack an den süsseren Genüs- sen der Gesellschaft und des Landbaues beigebracht werden solle. Das Klima von Tollo ist ausserordentlich angenehm, nur um Mittagszeit ist es, durch die Wirkung der directen Sonnenstrahlen, etwas zu heiss, im Schatten dagegen recht erträglich. Die we- nigen folgenden Beobachtungen des Psj chrometers , welche wir hie- selbst anzustellen im Stande waren, werden schon hinreichen, dem geneigten Leser ein kleines Bild von den Extremen der Temperatur innerhalb 24 Stunden anzugeben. AVärme Nasskälte. Am 14. Februar um 6h 30' Abends . . 18,6° R. . . 10,5° R. 7h 30/ Abends . . 17° R. . . 9.5« R. 9h 30/ Abends . . 14,1° R. . . 9° R. Am 15. Februar um 6h 30' Morgens . 9,2° R. . , 6,4° R. — Das Wasser einer Quelle 12h 30/ Morgens . 21,2° R. . . 11,6° R. batte 10,4° R. um diese •2h Mittags. . 21,5° R. . . 11,2° R. Zeit. 3h 30/ Mittags. . 19;6° R. . . 11,5° R. 4h 30' Mittags. . 19,2° R. . . 11,4° R. Wir sahen zu Tollo den Himmel niemals getrübt, auch zeigen die vorhergehenden Beobachtungen eine beispiellose Trockenheit, denn um 2 Uhr Nachmittags zeigte das Instrument eine Differenz von 10,3° R. Besonders merkwürdig ist das tiefe Sinken der Tem- peratur während der Nacht, wo der Himmel bewunderungswürdig klar und rein erscheint. Wir mügten die Höhe von Tollo, über die Ebene von Santiago, nicht über 2000 Fuss hinaufschieben, wo- nach die absolute Höhe des Ortes über die Meeresfläche nur 3600 Fuss betrüge; dennoch alter friert es hieselbst, zurZeit des Winters nicht unbedeutend, und selbst der Feigenbaum gedeiht hier nicht mehr. Den zweiten Tag unseres Aufenthaltes zu Tollo benutzten wir zur Untersuchung der Umgegend, und sammelten daselbst eine grosse Menge von Naturalien. Die kleinen stehenden Gewässer in der Um- gegend von Tollo, waren bedeckt mit der niedlichen Azolla magella- nica , welche sich soeben in Früchten befand, die zur Berichtigung dieser Gattung Aufschluss gegeben haben.*) Der Clmradrius cayamis , *) Anmerkung. Die Gattung Azolla erhielt ihren Namen von Lamarck (Encvclop. 337 der Iiibitz dieses Landes, spazirte in der Umgegend umher, und eine kleine niedliche Lerche*) von schwarz rother Farbe sang unauf- hörlich ihr wohlklingendes Lied. Tollo liegt am Fusse eines hohen Berges, der aus Bimstein besteht, und in der 3Iitte zweier Quebra- den, die sich in den Rio Maipü münden; die westlichste ist die Que- brada del Sause, die zur gegenwärtigen Sommerzeit fast gänzlich ausgetrocknet war, die östlichste aber, nämlich die Quebrada del Tollo hatte gutes Wasser und ist sehr bedeutend; in ihrem Rette fanden wir die Calceolaria purpurea mit den schönen blauen Blumen, die wahrscheinlich vom hohen Gebirge zufällig herabgeschwemmt war. Auch fingen wir ein sehr grosses Exemplar der Colnher Aes- culapii Mol.**') sowie den niedlichen Tropidurus oxycephalus n. sp. Bot, I. p. 340.), oline dass die Charaktere derselben, wegen Mangel an Früchten an- gegeben wurden; doch waren es Amerikanische Exemplare, auf welche Lamarck diese Gattung gründete. R. Brown fand auf Neu -Holland ähnliche Pflanzen, die denAzollcn Amerika’s ausserordentlich nahe stehen; er untersuchte ihreFruetifications- Organe und gebrauchte sie zur Charakteristik der Gattung Azolla von Lamarck (S. Prodrom. Florue Novae Holland, p. 166.). Nachdem wir die Fruclifications - Organe der Amerikanischen Azollen hinlänglich untersucht und sie, als zu einer eigenen Gattung gehörig, getrennt von Brown's Azollen, erkannt hatten, waren wir auch so glücklich, diese seltene Pflanze Neu-IIollands mit den schönsten Früchten be- deckt zur Untersuchung zu erhalten, was wir unserem hochverehrten Freunde, deni Herrn Endlicher in Wien, zu verdanken haben. Die Azollen Neu -Hollands und die aus Amerika gehören zwei verschiedenen Gattungen an, und den Namen Azolla behalten wir für die Arten der Amerikanischen Gattung, für welche er ursprünglich bestimmt war; demnach muss die Australische Gattung Azolla von R. Brown einen anderen Namen erhalten, für den wir Rhizosperma vorschlagen. Bei den Azollen Lamarck's haben die männlichen Fruclifications- Organe drei halbzusammen gedrückte, bimförmige Antheren, welche in eigenen Vertiefungen zu den Seiten eines Säulchens aufgehängt sind, das mit seiner Basis auf einer häuti- gen, fast ganz runden, oben abgeplatteten Blase befestigt, welche mit einer öligen Substanz angefüllt ist. Ausser der allgemeinen Kapsel, welche das Ganze um- sclilicsst, sind die Antheren noch mit einer inneren, feinen Haut eingeschlossein welche an dem Rande befestigt zu sein scheint, wo die Cahjptra abspringt. Die weiblichen Fortifications-Organe unterscheiden sich, von denen der Neu-Holländischen Azollen, nur in Hinsicht der Gestalt der kleinen Saamen. Bei den Azollen Lamarck's enthalten die inneren gestielten Kapseln 5 bis 7 kleine Saamen, die zusammenge- drückt und ziemlich rund sind. Dabei sind sic auf ihrem Rande mit vielen einfa- chen, ziemlich langen und steifen Haaren besetzt. — Eine ausführliche Beschreibung mit Abbildungen begleitet, werden wir über diese beiden Gattungen im Botanischen Tlicile dieser Reisebeschreibung nächstens folgen lassen. *) Alaitda rafa Linn. *’) Coronella Chamissonis n, sp. I. 43 338 D erselbe Hydrophilus , Jen wir zu Valparaiso in dem Wasser der Qviebraden gefunden, war auch hier in sehr grosser Menge vorhan- den. Zufällig überraschten wir hier eine braunrolhe Vogelspinne*), welche am Wege sass und ein Stück Wassermelone frass; diese be- haarte Spinne war mit ihren Füssen 7| Zoll lang und hatte ein so widerliches Ansehen, dass sie Niemand anfassen mogte. Als sie sich rund umher eingeschlossen sah , stellte sie sich zur Wehr, indem sie sich auf die Ilinterfüsse setzte, den Hachen weit aufsperrte und die Vorderfiisse zum Kampfe ausstreckte , ihre Beute aber dabei nicht fahren liess. Zum Glück ist dieses grosse Thier unschädlich; die Kinder sollen, wie schon Molina erzählt, derselben die grossen her- vorstehenden Zähne ausbrechen und sie dann zum Spielen benutzen. Als wir dieses hässliche Thier einlingen, waren eine Menge von Ein- gebornen zugegen, doch Niemand von ihnen traute sich, demsel- ben zu nahen. Wir bemerken hier noch, dass die Arten der Gat- tung Mygale nur von Vegetabilien leben, und dass die Sage, die Vogelspinne stelle den kleinen Vögeln nach, wohl nur eine blosse Fabel ist. Die grösste Merkwürdigkeit dieser Gegend ist eben der Berg, aus Bimsleinen**) bestehend, an dessem Fusse Tollo liegt; er er- hebt sich bis zu einer Höhe von 300 Fuss und ist von drei Seiten ganz isolirt, aber nur von der westlichsten zu besteigen. Die übri- gen Seiten sind so steil, dass es unmöglich wird, sie dazu zu be- nutzen, wohl aber kann man daselbst herabsteigen, indem ihre Ab- hänge, auf 4 bis 5 Fuss Tiefe, mit dem verwitterten Bimstein gänz- lich bedeckt sind, der sich in eine sandartige Asche verwandelt hat. Man kann in diese Asche hineinspringen und mit ihr hinabrutschen. Wenn man lief in dieser Asche nachgräbt, so findet man noch un- verwitterten Bimstein, in mehr oder weniger grossen Stücken, wie wir sie auch mitgebracht haben, ja zuweilen findet man darin auch einzelne Blöcke von einem Conglomerate, das viele Körner eines Obsidians enthält. An einzelnen Stellen der Oberfläche findet man auch grosse Stücken von Grünstem -Porphyr und dichtem Grünstein. ale scrufa n. sp. ('Ara nett scrofa MoJ.) 31. ferruginea hirta tarsis apice pectoreque nigris. ¥¥) Binistciu, parallelfasrig mit sparsam eingeslreuten Kristallen von braunem Glimmer um! glasigem Feldspatli. R. 339 Gegen Süllen lagert sich dieser Lavaberg gegen den höheren Monte Sauce, der in der grossen Mette liegt, die sich am linken Ufer des i&io Maipü hinzieht; der Ort ist aber noch zwei Tagereisen vom Vulcan von Maipü entfernt, welcher durch seinen Krater niemals Bimsteine der Art ausgeworfen hat. D 011 Bernardo, der Commandant zu Tollo, war unaufhörlich beschäftigt gewesen mit Anordnungen zu unserer Reise und so war es uns möglich, schon am folgenden Tage nach unserer Ankunft zu Tollo, die Heise nach dem Yulcan anzutreten. Sobald die Siesta vor- über war, und die grösste Hitze sich gemildert hatte, sassen wir zu Pferde und gingen wieder über die Maipü- Brücke, nach dem rechten Ufer des Flusses, wo der Weg nun beständig blieb. Unser Zug bestand aus 8 Soldaten , 5 Bauern von der Miliz , einem Weg- weiser, zwei Dienern und dem Alcaden der umliegenden Gegend. D on Bernardo führte selbst den Zug an und begleitete uns einige Leguas weit, dann hielt er an, übergab das Commando über die Karavane dem Alcalden, wandte sich darauf zu uns und entwickelte in einer langen Bede Alles dasjenige , was er gethan hatte , um un- sern Wünschen und denen des Herrn Ministers zu genügen und er hofFe auch, dass wir damit zufrieden sein würden. Wir dankten herz- lich diesem diensteifrigen Manne und schieden. D er Weg verlief unweit des Flussufers und ging zuerst am Fasse der Sierra la aida de Almendro vorbei, die, wie es schien, gänzlich aus Grünstein*) besteht und ganz ausserordentlich steil ist. Bis auf eine Strecke von mehr denn zwei Leguas entfernt von Tollo, befinden sich einzelne, zerstreut stehende Häuschen in der Nähe des W ege s und später kommen grosse, eingezäunte Gärten, in welchen die Bewohner der Umgegend ihre Pferde und Maulthiere gemein- schaftlich ziehen. Bald verschwanden auch die letzten Spuren der menschlichen Kultur, und der Weg wurde ausnehmend schlecht und beschwerlich zu passiven. Wir gelangten zu einer Steile, wo es sehr deutlich ist, dass das Thal, worin jetzt der Maipü fliesst, einst durch Zerbrechung und Voneinanderklaftung der Steinmassen ent- standen ist, welche noch gegenwärtig die Ufer bilden. Das schwarz- graue Gestein, ein sehr dichter Porphyr, ist geschichtet und erhebt ¥) Dichter schwärzlich -grüner Grünslein mit undeutlichen Fcldspath -Kristallen. sparsam eingestreuten kleinen weissen 43 * \ 340 sich auf jeder Seite des Flusses; es streicht in einem Winkel von 45 bis 50° , liegt dagegen an anderen Stellen wieder horizontal. Drei Leguas entfernt von Tollo macht der Rio Maipü eine sehr starke, doppelte Krümmung und das Wasser bricht sich, mit furcht- barem Geräusche, gegen den nackten Felsen, von dem es in seinem Bette eingezwängt wird. Da der Weg in beständigem Auf- und Absteigen verläuft, so ging die Reise nur im langsamsten Schritte von Statten und erst gegen Mitternacht erreichten wir das niedliche Thal, in dem sich einige Wohnungen, 5 Leguas entfernt von Tollo, befinden. Hier übernachteten wir bei einer alten und sehr liebens- würdigen Familie, die uns mit der grössten Freude bewirlhete. Man hatte hier die schönen Früchte unseres Erdtheils angebauet, z. B. gute Birnen, sauere Kirschen und selbst Feigen und Wein, doch waren letztere noch sehr weit zurück, obgleich sie in den Ebenen beinahe schon aufgegessen waren. Die grossen Städte Süd-Ameri- ka's, die am Fussc der Cordillere liegen, haben den grossen Vor- theil, dass sie zu jeder Zeit im Jahre frische Früchte aufzuweisen haben, indem die, welche auf grösseren Höhen wachsen, immer spä- ter und später reifen, bis endlich an den Küsten der Wechsel von Neuem beginnt. Das Klima ist hier schon weniger angenehm als zu Tollo, im Winter soll der Schnee hieselbst sehr hoch fallen und lange liegen bleiben. Wir waren zu dieser Reise ziemlich reichlich mit den gewöhnlichen Lebensmitteln versehen, und so war es eine Freude, mit anzusehen, wie die Soldaten um die Feuer herumlagen, an den Bajonetten die Ilammelribben , Charqui, das wie Sohlenleder zusammengetrocknet war, und Käse brateten, und sich darauf etwas zu Gute thaten. Am löten Februar. Das Thal, worin wir übernachtet hatten, verläuft von West zu Nord nach Ost zu Süd; nach Süden zu, auf dem linken Ufer des Flusses, verläuft die Sierra del Ingenio de San Pedro Nolaco, und auf der östlichen Seite die berühmte Sierra de San Gabriel, über welche der Weg nach Mendoza führt. Wir unter- suchten noch das Gestein daselbst, das «chon zur Bergkette des heiligen Gabriel gehört und fanden eine Stelle, wo der Sienit*) auf *) Sienit von mittlerem Korn mit weissem Albit, schwärzlich -griiner Hornblende, ein- zelnen kleinen Schüppchen von tomliak braunem Glimmer, aber ohne Quarz. It. 341 eine sehr interessante Art den T racliy t * *) durchsetzt, indem er wie eingekeilt zu liegen scheint und gerade entgegengesetzt streicht. Der Abhang der Porphyr -Massen ist daselbst etwa 500 Fuss hoch, und gerade in der Mitte desselben tritt der Sienit hervor. Sobald sich die Karavane gerüstet hatte, nahmen wir Abschied von unseren freundlichen Wirthsleuten ; die Senora hatte gemerkt, dass uns die getrockneten Kirschen, die sie uns vorgelegt hatte, sehr gut geschmeckt, und als wir nun die Reise wieder antraten, brachte sie davon ein ganzes Säckchen voll, soviel als bis dahin hatten gepflückt werden können. Eine Legua von unserem Nacht- lager entfernt, mündet sich der Rio del Yeso in den Rio Maipü, der aus Nord-Ost vom Gebirge herabkommt. Die Entfernung der beiden Mündungspunkte, des Rio del Yeso und des Rio colorado, geben wir ziemlich genau auf 8 bis 9 Leguas an, und finden sie auf der alten Spanischen Karte von La Cruz sehr richtig eingetragen, ja selbst die starke Krümmung des Rio Maipü, von der wir vorhin sprachen, ist darin verzeichnet; weiter hinaus aber, über den Rio del Yeso, ist der Verlauf des Flusses auf jener Karte unrichtig, weil man ihn wahrscheinlich nur bis hieher, wo der Weg nach Men- doza abgeht, untersucht hatte. Unter den Felsenstücken, die am Wege lagen, fanden wir ein Stück von rothein, splitterigem Horn- steine, mit ansitzendem Grünsteinporphyr mit röthlichbrauner Grund- masse. Der Uebcrgang überden Rio del Yeso**) ist, Avegen der schma- len und einfachen Drücke ohne Geländer, äusserst gefährlich, doch liegt, zum Glücke für Uebergehende, mitten im Flusse ein grosser Felsen von dichtem grünen Epidot, der wieder zum Ausruhe- punkte dient, und dadurch die kurzen Drücken gefahrloser zum Passiren macht. Auf der anderen Seite führt der Weg auf den Morro del San Anzico, einen sehr merkAvürdigen Rerg, der sich, gleich einem abgestumpften Kegel, in die Höhe hebt; er besteht ebenfalls aus Sienit, welcher aus dem Grünsteinporphyr hervor- *) Trachyt mit röthlicliweisser Grundmasse, inliegenden kleinen spitzen Krystallen von glasigem Feldspath und verwitterten braunen Glimmerkrystallcn. R. *¥)'Yeso Lcdeulet Gyps und auch Kreide, die weiter hinauf liegen soll, doch ist uns von Letzterer nirgends, seihst nicht zum häuslichen Gebrauch, ein Stück vorgekom- men; vielleicht ist es nur ein weisses Gestein, etwa Alabaster oder Gyps, wie wir ihn am Feuerberge von Maipü fanden. 342 bricht, wovon er noch auf beiden Seiten eingeschlossen ist. Bis zu diesem Berge steigt der Cactus chilensis hinauf, aber der Espino *), der überhaupt am Bio Maipü selten ist, fehlt hier gänzlich. Eine halbe Stunde vom Ilio del leso entfernt mündet, in einem sehr spitzen Winkel, der Bio del Volcan in den Bio Maipü, ebenfalls von Nord-Ost herkommend. Dieser Fluss ist beinahe so breit, als der Bio Maipü an diesem Orte ist, und mit vollem Beeilte kann man behaupten, dass der Maipü durch den Zusammenfluss dieser beiden Ströme gebildet werde. Die Höhe der Gegend mögten wir, durch Vergleichung der Vegetation und der Temperatur, auf 4500 bis 5000 Fuss bestimmen, welches denn die höchste Grenze des Cactus chilensis für das mittlere Chile wäre. Der Weg nach dem Feuerberge von Maipü verläuft, von hier an, auf dem rechten Ufer des Bio del Volcan, doch mussten wir ihn zweimal durchschreiten. Es ist ein sehr enges Thal, das von ho- hen Bergketten eingeschlossen wird, worin der Fluss verläuft und einen grossartigeren Charakter annimmt. Unweit der Verbin- dungsstelle mit dem Bio Maipü liegt, auf dem rechten Ufer des Flus- ses, ein kleines Castell, das in früherer Zeit zum Schutze gegen den Angriff von Seiten der Indier gebraucht wurde, jetzt ist es ziem- lich in Verfall. Wir hatten zu unserer Sicherheit, sobald wir den Bio del Yeso passirt waren, eine Wache von 4 Mann daselbst zu- rückgelassen, um diesen Zugang entweder zu decken, oder für den Fall eines Angriffs, uns so schnell als möglich davon in Kenntniss zu setzen, damit wir, wenigstens von dieser Seile her, nicht heimlich überfallen werden könnten. Bald hinter der Fortaleza bestiegen wir die steilen Bergketten, und der Weg wurde von nun an ausser- ordentlich beschwerlich. Welche grosse Menge von interessanten Pflanzen haben wir hier gesammelt! Das schöne Tropaeolium pa- niculatum , das wir schon früher auf der Ebene von Gualtatas, in der Cordillere von San Fernando, gefunden, stand hier in grösster Pracht; wir sammelten hier eine neue Macraea**'), die schönsten Mu- tisien***), und fanden die Kartoffel im wilden Zustande. Der Schi- *) Acacia Caven. Mol. **') Macraea cordata n. sp. M. foliis cor dato - dentatis , subpetiolatis oppositis subtil? niveo -tornentosis. ***) Mutisia gracilis n. sp. 343 zanthus pinnatus erschien wieder und ein Heer von Adesmien, die fast sämmtlich neu waren. Von nun an stiegen wir schnell und beständig dicht an dem steilen Abhänge der Bergkette, zu deren Fuss sich schäumend der Rio delVolcan herabstürzte. Von hoher Ferne herab, erblickten wir diesen Fluss fast beständig zu unseren Füssen. Die Felsenmasse, auf der wir die Reise fortsetzten, bestand noch immer aus einem Grünstein-Porphjr, der jenem der Sierra de Gualtatas in der Provinz San Fernando sehr ähnlich, nur mit etwas lichterer Grundmasse versehen ist. Hier und da kamen Gänge eines körnigen Gemenges von weissem Feldspath und braunem Glimmer vor, letzterer in einaewachsenen dicken Tafeln von mehr als zwei Linien Durchmesser. o Auch Blöcke von Bandjaspis, gräulich-grün und röthlich-weiss ge- gefärbt, lagen am Wege. Wir gelangten zu einer Stelle, wo hoch an der Felsenwand, durch die darauf fallenden Sonnenstrahlen, ver- schiedene Adern von Erzen und wiederum grosse Massen dazwischen zu erblicken waren. Es war unmöglich, zu ihnen zu gelangen, da sie etwa 800 Fuss hoch über unserem Wege in der steilen, fast senkrecht anstehenden Gesteinmasse vorkamen; doch bald binden wir einzelne grosse Blöcke, welche aus jener Höhe herabgefallen, uns den Weg versperrten. Es war meistentheils Schwefelkies und etwas Eisenglanz; das Gestein aber, worin diese Erze Vorkommen, ist derber Quarz von röthlicher Farbe. Eine halbe Legua weiter hinauf erscheint eine Salzquelle, welche mit ihrem Wasser die ganze Umgegend in einen Sumpf umgewandelt und den Boden mit einem Kalksinter inkrustirt hat. Eine kleine von den vielfachen Formen der Cliara vulgaris erfüllte auch hier die Lachen, die mit Salz stark imprägnirt waren. Die Stelle, an der die Quelle vorkam, war M- caule fruclicoso Jlexuoso scandenti subanguluto pallide fusco , foliis linearibus rigid is marginibus revolutis cirrhosis glabris, Jforibus terminalibus magnis , involucri foliolis ovali- bus, iiif erioribus apice apendiculatis acutis, superioribus mucronulatis apice pubescentibus } Jlosculis radii pidcherrimis rubro-J'uscis apicibus integris. Mut is ia sang ui neu n. sp. M, caule alato, foliis glabris dental o - spinosis murgine rcvoluto , in volar ro disco longiore ci/lindraceo imbricato multiseriali, foliolis iiiferioribus ex oblongo- ovatis apice apendiculatis acutis spinosis, superioribus mucronulatis apice birsutis, floribus terminalibus solitariis, Jlos- culis radii pulcherrimis atrapurpurcis, Mutisia a c er o s a Less, 344 nicht zugänglich, doch glauben wir, dass dieselbe im Zechstein ih- ren Sitz hat, der eine kleine Strecke weiter hinauf, äusserst mäch- tig auftritt. Das Kochsalz, das sich hie und da in der Umgegend der Quelle krjstallisirt hatte, war sehr rein und wohlschmeckend, auch wäre die Sole, wenn die Quelle einmal gereinigt würde, wahr- scheinlich so häufig, dass sie zur Bereitung von Salz im Grossen gebraucht werden könnte. Doch an dieser Stelle würde schwerlich ein W erk, zur Fabrikation dieses Artikels errichtet werden können, denn gänzlicher Mangel an IIolz, ausser einigem, ganz niederen Strauchwerke, und die ausserordentlich beschwerlichen Wege, stehen jedem Unternehmen der Art hier entgegen. Gegen Mittag gelangten wir zur Queseria, einer kleinen Hütte, woselbst sich einige Leute mit ihren Ziegen- und Hornviehheerden befanden, und darin den Sommer über Käse machten. Das Thal dehnt sich hier etwas aus und bietet, mit seiner Alpen- Vegetation, den Heerden ein vortreffliches Futter. Einige kupferne Kessel und einige hölzerne Gefässe, die unter freiem Himmel stehen, bilden neben der niederen Strohhütte die ganze Werkstätte dieser Käse- Fabrik, welche, in Hinsicht der Unreinlichkoit, schwerlich durch eine andere Anstalt der Art, an einem anderen Punkte der Welt über- troffen werden mögte. An Auswaschen der Gefässe, nachdem sie gebraucht sind, ist, schon des beschwerlichen Transportes des Was- sers wegen , nicht zu denken ; sie werden daher mit der Zeit so schmutzig, dass die Milch, schon nach einigen Stunden sauer wird und gerinnt. Der Millionen von Fliegen und kleinen Mosquitos nicht zu gedenken, die einzelne dieser Gefässe fast gänzlich bedeckten, und durch ihre Fäulniss, bei der brennenden Sonnenhitze, ei- nen höchst unangenehmen Geruch von sich geben. Für unsere Soldaten war diese Chilenische Sennenhütte ein Ort der Erquickung, und mit wahrem Ileisshunger fielen sie über den Käse her, der hier natürlich sehr wohlfeil war; wir aber mussten uns von dem Orte entfernen, denn schon auf einem Umkreise von 50 Schritten duftete er zu stark. Die Erhöhung dieses Ortes über den Meeres- Spiegel schätzen wir, durch Vergleichung der Vegetation und der Temperatur auf 9000 Fuss. Die Beobachtung des Psjchrometers des Herrn August gab uns: 345 um 12.1» 30' Mittags 17.2° II. Wärme u. 7,9° R. Nasskälte, um 2h — Mittags 17,4° R. Wärme u. 8,2° R. Nasskälte, um 2h 30' Mittags 16, 6° R. Wärme u. 7,9° R. Nasskälte. Sein* auffallend war, ausser dem hohen Grade von Trocken- heit, noch die schnelle Abnahme der Temperatur um 2 Uhr 30', die sich nur durch die Nähe der Schneegrenze und die schnell herab- steigenden kalten Winde erklären lässt. Von hier aus hat man die Aussicht aut* den Vulcan von Maipü und einen Theil der grossen Kette, die mit ewigem Schnee bedeckt ist. Der Vulcan wird vom Rio del Volcan durch die Bergkette Monte Valde geschieden, hinter der die Quebrada morale hineinläuft. Nirgends in der Cordillere haben wir mehr Condore gesehen, als eben hier; obgleich in be- deutender Höhe, erschienen sie glänzend schwarz mit einem weis- sen Flecke auf dem Rücken. Im langsamen Fluge umkreisten sie anhaltend die Heerden, welche hier weideten; doch gab es da- selbst wenig für sie, denn die jungen Ziegen hatte man aus Vor- sicht nach dem niederen Thale gebracht. Die gewöhnliche Art, um diesen König der Vögel zu schiessen, ist die, dass man ein tod- tes Thier irgendwo in die Nähe eines Verstecks legt, und daselbst so lange wartet, bis die Condore hinzukommen. Rei der grossen Schnelligkeit, mit welcher wir reisen mussten, war eine solche Jagd nicht auszuführen, und es ist uns auch nie gelungen, einen Vogel der Art zu schiessen. Zwar ist sehr viel über den Condor gefa- belt worden, doch scheint die Art ihn zu fangen, wie sie Vidaure*) erzählt, sehr glaublich. Die Bauern nämlich, sagt dieser Schrift- steller, errichten ein enges Pfahlwerk und werfen ein Aas dazwi- schen. Die Raubvögel kommen und fallen darauf, füllen sich damit so viel wie möglich an und können nun aus dem Pfahlwerke, worin sie keinen Anlauf nehmen können, nicht mehr hinausfliegen; alsdann kommen die Kauern hinzu und schlagen sie mit Knütteln todt. Die Sache wird dadurch um so glaubwürdiger, da wir selbst gesehen haben, wie diese Vögel wohl sechs bis zehn Schritte zum Anlaufe nötliig haben, um sich zu erheben, was ihnen gewiss noch be- schwerlicher fällt, wenn sie recht vollgefressen sind. Auch soll man sie dadurch lebendig fangen, dass sich ein Rauer unter einer *) Geschichte von Chile. Hamburg 1782. p. 70. I. 44 346 Ochsenhaut verbirgt und den herangekommenen Vogel mit wohl« verwahrter Hand an den Füssen festhält, bis Leute hinzukommen und ihn todtscidagen. Diese Art den Condor zu fangen, mögte doch wohl sehr gefährlich sein und gewiss nur von Wenigen ausgeführt werden, die diesen Vogel in der Nähe gesehen haben. Auch er- zählt man, und zwar recht glaubwürdige Schriftsteller, dass die Condore in grosser Gesellschaft selbst das Hornvieh angreifen, und die- sen Thieren zuerst die Augen aushacken, um sie dadurch mehr in ihre Gewalt zu bekommen. So etwas ist nun offenbar unglaublich, doch verhält sich die Sache dem ähnlich. Wir haben es selbst gesehen, wie ein noch lebendes Maulthier, das aus Entkräftung niedergefal- len und von der Tropa zurückgelassen war, von einer grossen Schaar von Urubu s #) umringt und lebendig angefressen wurde. Schon hatten sie dem Thiere das eine Auge ausgehackt und den Masldarm bedeutend hervorgezogen, zogen sich aber immer auf 4 bis 5 Schritte zurück, wenn das sterbende Thier noch einmal seine letzten Kräfte zusammennahm, und um sich schlug. Im nächsten Augenblick waren sie wieder da und hackten weiter, bis das Thier sich endlich ganz ergab. Gegen 3 Uhr verliessen wir die Queseria und traten den be- schwerlichsten Weg an, den wir jemals passirt sind; er dauerte über zwei Stunden und lief beständig am Abhange der hohen Berg- kette hin, die noch immer das rechte Ufer des Rio del Volcan ein- schliesst, und über und über mit Gerolle bedeckt ist. Die Gebirgs- masse besteht zuerst aus einem schwarzen Porphjr und aus Alpen- kalk von blauschwarzer Farbe, dessen Schichten senkrecht gestellt sind; ihre Spitzen bilden einen fortlaufenden lind vielfach ausge- zackten Kamm, der sich bald thurmartig erhebt, bald sich treppen- förmig abstuft und mit tiefen Einschnitten versehen ist, die gleich- sam wie ausgewaschen durch herabstürzende Wassermassen erschei- nen. Dieser Alpenkalk enthält eine unendliche Masse von Verstei- nerungen, unter denen sich besonders die Ammonshörner auszeich- nen; wir sahen daselbst ein Exemplar von drei Fuss Durchmesser, konnten jedoch dergleichen grosse Steinmassen, bei der Schnellig- keit, mit der wir reisen mussten, nicht herabführen. Mehrere an- ’) / ultur foeten* d'.lzara. Cf'. Jota .1 lulina.J I — 347 — dere Versteinerungen, als Cuculleen , Exogyren, Korallen ( CyatTio - phyllum) , Belemniten u. a. in., haben wir initgebracht, sie sind jedoch nicht besonders erhalten, sondern mehr breitgedrückt und verstümmelt *). Dringt man auf diesem beschwerlichen Wege wei- ter vor, der, ausser einigen sfacheligten Leguminosen, meistens Adesmien, und einigen strauchartigen, interessanten Sjngenesisten **), weiter nur wenig aufzuweisen hat, so tindet man die Gebirgsm.asse ganz aus porphyritischen Conglomeraten bestehend, welche bist auf jede Tausend Schritte in ihren Farben wechseln; bald erscheinen sie grün und weiss marmorirt, bald roth und gelb, bald braun und schwärzlich, und so geht es fort, bis sich das Thal des Flusses in eine Ebene ausdehnt, die sich unmittelbar in die Schneefelder des Kammes erhebt. Endlich ergiesst sich die Q,uebrada del Guil- loa muerte, in einem Winkel von 30° in den Rio del Volcan; durch sie führte der Weg, welcher des reissenden Wassers und der vie- len darin liegenden Blöcke wegen , sehr gefährlich war. Der Rio del Volcan bildet hier sehr niedliche Wasserfälle; dreimal stürzt sich die Wassermasse von terrassenförmig über einander liegenden Höhen herab, wobei jede Stufe 30 bis 50 Fuss Höhe zeigt und gänzlich im Schaume des brausenden Wassers gehüllt ist. Nachdem wir auch über diesen Fluss gegangen und eine kleine Anhöhe erstie- gen hatten, gelangten wir auf eine weitausgedehnte Ebene, die sich bis zum Kegel des Vulcans hin erstreckt. Auf ihr, unter dem Schutze eines mächtigen Felsens **•), der von der nahen Gebirgswand hin- abgekommen war, schlugen wir unser Lager auf, indem wir be- ständig den Gipfel des Vulcans vor Augen hatten. Kaum hatten wir angehalten, als auch die ganze Gegend von unserer Karavane be- lebt war; die Pferde und Maulthiere liefen auf dem prachtvollen *) Eine ausführliche Beschreibung und Abbildung dieser Stücke findet man im Zoolo- gischen Theile unserer Heise, Tab. LXII. **) I) Barnade sia lanata n. sp, B. foliis liniaribus acutis rigidis hviatis, caule subangu- lato lunato, foliis alternantibus , involucri foliolis lanceolatis acutis margine ciliatis. 2) Perezia diversifolia var. crispa. n. sp. Differt u P. dicersifolia foliis radica- libus pinnatisectis , lacineis crispis. ¥¥¥) Porphjrartiger Mandelstein von rölhlichgrauer Grundmasse, in welcher kleine runde Kugeln von Quarz liegen, die mit einer Schicht von Grünerde umgehen sind, und weisse FeJdspathkrystalle. Die Quarzkörner und Fe 1 dsp at hk ns lall e sind an Volu- men die Grundmussc überwiegend. 44 * 348 Rasen umher, der die ganze Ebene überzog; einige Rauem such- ten das Holz zu den Nachtfeuern zusammen, das nur sehr spärlich in kleinen S trän ehern von Leguminosen und Syngenesisten zu fin- den war. Die Soldaten hatten ihre Waffen zusaminengestellt und machten, in einiger Entfernung von unserem Lager, ihre Feuer an, während Andere Wasser herbeiholten und das Fleisch zum Braten auf die Bajonette steckten *). Das Feueranniachen gelingt diesen Leuten äusserst schnell; sie suchen zuerst nach einem Stückchen von getrocknetem Pferdedün- ger, legen darunter etwas angezündeten Schwamm und gleich dar- auf die kleinen Aestchen der S traue her, die sie soeben gepflückt ha- ben. Die Luft ist hier so ausserordentlich trocken, dass die vegeti- renden Sträucher, gleichsam saftleer und wie eingetrocknet daste- hen. In einigen Minuten, nachdem der Zündschwamm in die Masse hineingesteckt ist, steigt ein dicker Rauch auf und die Flamme tritt von selbst hervor, oder es ist nur ein geringer Luftzug nöthig, um sie hervorzubringen. Während dieses Treibens wanderten wir umher, und sammelten daselbst die ausserordentlichsten Schätze ein. Hier wuchsen die Acaena aculeata **), A. stellaris ***), Plantago gran- diflora f), Mutisia Hookeri ff), Bowlesia flexilis fff), die in den Ritzen der Felsen vorkam, ein neues Myriophyllum , das den kleinen Bach, der sich durch die Ebene hinzieht und sich später *) Man sehe hierzu die Ansicht des Feuerherges von Maipu, welche in einer möglichst getreuen Abbildung diesem liaude beigegeben ist. **) Acaena aculeata n. sp. A. foliis radicalibus bipinnatifdis, pinnis alternantibus sessilibus profunde pinnat ifidls , pinnulis linearibus cuneatis acuminatis margine subrevolutis , caule erecto terete striato pubescente , stipulis alfernis hirsutis semiamjdexicaulibus subulatis, fori- bus in racemum spicafum elongat um dispositis verticillatis , bracteis oratis acuminatis hirsu- tis, calyce undique aculeis glochidiatis armato, nonnullis majoribus. ***) Acaena stellaris n, sp. A- caule procumbente foliis pinnatis, pinnis alfernis ovatis den- tatis, inferioribus oppositis sericeis subtus vil/osis , Jloribus in capitulum globosum aggrega- tis, calyce tubuloso upice hirsuto et desinente in 4 setas apice gloehidiatas calyce triplolongiores. f) Pluntago grandiflora n. sp. I* ■ foliis lineare-lanceolatis acuminatis basi attenuatis sericeis trinerviis, scapo elongato sericeo, flot ibus in sjiicam globosam oblongam aggrega- tis , corolla rot ata magna fuuee purpurea. ff) Mutisia 11 o oh er i n. sp. (M. linearifolia Hooh. non Cav.J M. caule fe.ruoso fruticoso subangnlato glabro, foliis linearibus rigidis subspinosis , marg.nibus r ecolut is subtus bi- sulcatis. ff+) B owle sia fle xili s n.sp. B. caule flexili pilis stellatis minnfis subincano, foliis subcor - dato-reuiformibus 3 — 7 lobatis , lobis integris submucronatis margine ciliatis. 349 in den Rio del Volcan ergiesst, ganz dicht anfüilte. Mehrere Oxa- liden und die rosenrothen Blumen der Calandrinia vmbellata R. et P C. denticulata Hook, und C. biffora*), überzogen ganze Flächen der Gegend wie mit einem Teppiche und gewährten dem Auge ei- nen hohen Genuss. Weit hinauf, bis zur nächsten Schneegrenze hin, breitete sich unabsehbar eine Wiese aus, die mit dem schönsten Grün bewachsen und mit einzelnen, hellgefiirbten Blumen verziert war. Hier sammelten wir das Phleum Haenkii Presl. (dem P/t. alpinum sehr ähnlich), die Vilfa asperifolia n. sp ., Deyenzia velutina n. sp., Hor- dium comosum Presl ., Elymus agropyroides Presl. und die schöne Lu - zula chilensis n. sp. Sobald die Sonne sich neigte, schloss sich der grösste Theil der Blumen dieser Gegend, und augenblicklich trat eine empfindlich niedere Temperatur ein; kein Vögelchen liess sich sehen, nur der Coudor schwebte in ausserordentlicher Höhe, unbeweglich forschend über uns. Die Beobachtungen des Psychrometers gaben uns um 6 Uhr 8,1° R. Wärme und 4,2° R. Nasskiilte, und um 7 I hr 7,6° R. Wärme und 4,8° R. Nasskälte. Zwischen 6 und 7 Uhr hüllte sich plötzlich die Spitze des Vulcans in Wolken, während sie den ganzen übrigen Tag und auch gewöhnlich nächtlich ganz frei von allen Dünsten war. W ir hallen unsere Reise hieher hauptsächlich aus dem Grunde an- getreten, um das Leuchten dieses Vulcans ganz in der Nähe zu sehen. W ir schlugen auch desshalh unser Lager auf dieser hohen Ebene, dicht an der ewigen Schneegrenze auf, um den Krater des Vulcans beständig in möglichster Nähe vor Augen zu haben, und jene Erschei- nung genau beobachten zu können. Aber kaum waren wir seit ei- ner Stunde auf den erwünschten Platz angekommen, als sich der Krater des Vulcans in Wolken hüllte und nun, die ganze Nacht hin- durch, nicht ein einziges Mal leuchtete. In der Nacht vorher war das Leuchten, bei dem reinen und klaren IFnuncl, so ausserordentlich schön, dass wir uns damals schon freuten, recht bald jener Erschei- nung auf die Spur zu kommen. Dieses Leuchten, das in den schönen Sommernächten den glän- zenden Himmel Ghile’s verherrlicht und um so stärker scheint, je ru- ¥) Calandrinia biflora n. sp. C, radice perenni lignoso, caule erectiusculo ad basin prae- cipue folioso , J oliis linearibus vel lineari- cuneatis acutis glabris basi attenuatis } racenw bi - floro peduncnlis glabris sepalis ovatis acutis. 350 higer die Natur und um so klarer der Himmel ist, dieses Leuchten ist eine so auffallende Erscheinung, dass wir die Erforschung der Ursachen desselben jedem künftigen Reisenden dringend anempfeh- len mögten. Im Verlaufe der Reisebeschreihung haben wir schon mehrmals dieses Leuchten berührt und überall zu beweisen gesucht, dass dasselbe scheinbar den chemischen Processen zuzuschreiben ist, welche unaufhörlich im Innern der Vulcane vor sich gehen. Höchst auffallend ist es, dass fast alle Schriftsteller, die über dieses Land geschrieben, diese merkwürdige Erscheinung gewöhnlich mit Still- schweigen übergehen, da man doch unmöglich annehmen kann, dass sie erst in der neuesten Zeit aufgetreten ist. Es befindet sich sogar schon bei Herrera*) eine Stelle, wo es über das Klima von Chile heisst: »nunca caen Rajos, ni se ojen Truenos, ni ven Relampagos.» Vi- daure**) scheint der Erste zu sein, der eine kleine Notiz über die- ses Leuchten mittheilt. Er sagt, dass im Sommer daselbst .der Luft- kreis jederzeit heiter sei, dass sich aber zuweilen feuerige Lufter- scheinungen sehen lassen. Ebenso macht Herr Miers***) die Remer- kung, dass man in den Sommernächten fast in ganz Chile den Schein des Wetterleuchtens bemerke, aber nirgends Wolken sehe, noch Ge- witter höre. Wir haben bereits im vorhergehenden Capitel die Re- merkung gemacht, dass das Volk ganz allgemein sagt: »Ei Volcan relampaga« (der Vulcan leuchtet). Wir haben dieses Leuchten im- mer stärker gefunden, je mehr wir uns, bei ganz klarem WTetter den OefFnungen dieser Feuerberge näherten. Im Thale von Ranca- guaf) sahen wir eines Abends, bald nach Sonnenuntergang, das Hervortreten einer Lichtmasse aus dem Krater des Vulcans, die ei- nem Rlitze gleich, im nächsten Augenblicke wieder verschwand; gleich darauf trat eine Feuermasse hervor, die in die Höhe gewor- fen wurde und wieder zurückfiel. Wir wissen sehr w ohl , wie leicht Täuschungen in solchen Fällen möglich sind, mögten aber doch den Vorfall erzählen, wie wir ihn aufgefasst haben. Jener Feuerberg liegt im Angesicht einer Hacienda , die von einem sehr gebildeten 3Ianne bewohnt wird, der uns die Richtigkeit dieses Volksglaubens *) Dec. VII. Lib. 1. Cap. VII. **) Geschichte des Königreichs Chile. Hamburg 1782. Deutsche Uebersetzung. p. 14. ***) Travels to Chile and la Plata etc. II. ■f) Siehe pag. 287. 351 mit der grössten Bestimmtheit versicherte. In den Ebenen haben wir dieses Leuchten niemals mit Geräusch begleitet gesehen, wohl aber fast jedesmal auf dem Rücken der Cordillere, wo dieses Ge- räusch der Vulcane dem entfernten Donner wiederholter Itanonen- Salven gleicht. Um dieses Factum zu ermitteln, hatten wir unsere Reise nach dem Vulcan von Maipü gerichtet, und kaum hatten wir uns an seinem Fusse gelagert, als sich die Kuppe desselben in W ol- ken hüllte und wir, die ganze Nacht hindurch, auch nicht eine Licht- erscheinung beobachten konnten. Gegen Morgen, kurz vor Sonnen- aufgang, verschwanden die Wolken, und nun sahen wir eine Rauch- säule und eine Flamme, die beständig anhielt, aus dem grossen Kra- ter aufsteigen. Nachdem die Sonne aufgegangen war, verchwand die Flamme dem Auge, doch die Rauchsäule aus dem grossen Kra- ter, sowie eine aus einer kleineren Seitenöffnung, war den ganzen Tag hindurch sichtbar. Aus weiter Ferne, wie z. B. aus der Ebene des Rio Maipü, wo wir die Spitze des Yulcans, von der Strick- Brücke aus, selbst mit Ferngläsern gesehen haben, da war kein Rauch dem Auge sichtbar. Sollte es sich nun künftig bestätigen, dass diese Lichtmassen, welche unter Begleitung eines unterirdischen Donners, das nächtliche Leuchten in diesem Lande bewirken, aus dem Krater der Vulcane aufsteigen, so wird man schnell mit einer Erklärung der Erschei- nung bei der Iland sein, da die Detonationen des Wasserstoffs mit Sauerstoff, angezündet durch die Feuermasse desVulcans, die Sache so leicht zu erklären scheinen. Doch man hat hiebei zu bedenken, dass es sehr auffallend ist, warum allein die Vulcane von Chile ein solches Leuchten zeigen und sich hierin selbst von den, ihnen zu- nächst gelegenen, nämlich den Peruanischen, unterscheiden, mit de- nen sie unter ganz gleichen Verhältnissen stehen. Der Feuerberg in der Wüste von Atacama scheint der letzte zu sein, dem man ein solches Leuchten zuschreiben kann. Der Vulcan von Arequipa zeigt es nicht mehr, eine ganze Woche lang haben wir ihn vor Augen gehabt und selbst die Feuermasse in seinem Krater gesehen, die sich Nachts an den darüberstehenden Wolken abspiegelte. Immerhin bleibt also diese Erscheinung eine sehr schwer zu enträthselnde, an die wir ei- nige andere, eben so schwierige der Art, nur anknüpfen können. Wir meinen hiermit das sogenannte Wetterleuchten, das man früher 352 sehr einfach von entfernten Gewittern herleitete, gegenwärtig aber, nachdem man mehr darauf geachtet hat, für eine nicht immer so leicht zu erklärende Erscheinung hält. Ebendahin gehören vielleicht die Feuererscheinungen , die man , wie Herr Alexander v. Humboldt*) berichtet, im Anfänge und zu Ende der Regenzeit an dem Gipfel des Diuda bemerkt, wie aueh, an völlig gewitterlosen Tagen, am Gipfel des Guaraco oder Mureilago, der am südlichen Ufer des Ori- noco, der Mündung des Rio Tamatama gegenüber gelegen ist, in einem Lande also, das ganz frei ist von wirklichen Vulcanen. So schnell wie Herr Gaj**) über diesen Gegenstand aburtheilt, mögten wir darüber nicht hinweggehen. Wir hatten eine sehr beschwerliche Nacht zu bestehen, denn gleich nach Sonnenuntergang ward die Temperatur der Luft sehr niedrig, und ein sehr heftiger, schneidender Wind kam von den Schneefeldern des Gebirgskammes herab, gegen den wir uns zu schützen kaum im Stande waren. Selbst die meteorologischen Re- obach hingen konnten wir an diesem Orte, gleich nach 7 Uhr, nicht mehr fortsetzen, da der Wind so heftig war, dass wir weder mit Hülfe eines Lichtes, noch bei einem Feuerbrande die Grade des Thermometers abzulesen im Stande waren. Nachts beobachteten w ir eine mehrmalige Veränderung in der Farbe der Wolken, welche die Spitze des Vulcans einhüllten. Das Weiss derselben färbte sich bläulich und ging später ins Röthliche über. Später mussten wir sogar die Feuer auslöschen, um nicht durch sie von etwa herumir- renden Pincheiras entdeckt zu werden. Ausserdem stellten wir Wa- chen aus, die stündlich abgelöst und von uns selbst rev.idirt wurden. Zu dem wenigen Schlafe, den wir auch in dieser Nacht genossen, gesellte sich noch ein heftiges Uebelbefinden , das durch die rohen Nahrungsmittel, von denen wir schon seit mehreren Tagen lebten, erzeugt zu sein schien. Um die rohe Farina, mit heissem Wasser übergossen und zu einer Art von Drei gemacht, zu verdauen, ist nicht nur ein sehr gesunder, sondern auch ein daran gewöhnter Ma- gen erforderlich. So waren w ir äusserst froh, als der neue Tag an- brach und der Paraguaj-Thee uns wieder zu den Arbeiten des neuen Tages stärkte. Wir hatten bestimmt, so früh wie möglich aufzu- *) Reise ete. IV. p. 480. **j Siehe p, 313 dieses Werkes, 353 brechen, um schnell bis zur Schneegrenze zu gelangen, wo wir wie- der Halt machen und einige Excursionen unternehmen wollten; doch auch hier, wie gewöhnlich, hatten sich Nachts die Pferde verlaufen, und wir mussten erst nach allen Richtungen Reiter aussenden, um sie aufsuchen zu lassen. Es ist hier im Lande überall Sitte, dass inan Nachts die Pferde und Maulthiere, wenn sie abgepackt sind, frei umhergehen lässt, und da kommt es denn fast täglich vor, dass sich die Pferde verlaufen haben, wenn sie des Morgens früh ge- braucht werden sollen. Gegen solche, einmal eingewurzelte Sitten, half alles Reden nichts, und daher mussten wir täglich dieses Leiden von Neuem mitansehen. Während der grösste Th eil der Leute mit dem Einfangen der Pferde beschäftigt war, unternähmet! wir eine Excursion in die Um- gegend. Wir waren erstaunt, seihst auf dieser Höhe und bei der niederen Temperatur, die Nachts geherrscht hatte, die Ebene trok- ken und ohne allen Thau zu finden; nur an einzelnen, sehr be- schränkten Stellen, wie in den Schluchten, durch die kleine Räche hinabflossen , oder wo sich Moräste gebildet hatten, da waren die Pflanzen dicht am Rande des W assers mit Reif bedeckt. Das Psy- chrometer zeigte noch: um 5h 30' Morgens 5,5° R. Wärme und 1,6° R. Nasskälte und um 6h 30' Morgens 5,8Ö R. Wärme und 1,6° R. Nasskälte. Mit aufgehender Sonne Hessen siel», ausser den Condoren, meh- rere Vögel sehen, unter denen wir eine neue Ente*) und einen an- deren Vogel erlegten, aus dem wir die Gattung Gehet orhynclms **) gebildet haben. Der Ochetorhynchus ruficaudus , wie wir die Art ge- nannt, sass gewöhnlich auf den Rändern der umherliegenden Felsen- blöcke und schnappte, nach Art unseres Rothkehlchens, nach den vorüberfliegenden Insekten. Es bewohnte diese Region eine unend- liche Zahl von sehr kleinen Mosquitos, die wir erst dann bemerk- ten, nachdem wir an verschiedenen Stellen der Hände ein brennen- des Jucken empfanden. Selbst mit der Lupe besehen, erschienen diese Mosquitos von einer halben Linie Länge; sie hatten sehr grosse, niedliche, federbusch- artige Fühler. Wir machten hier den Entwurf zu einer bildlichen Darstellung *) Anas pyrrogastra n. sp. ¥¥) Siehe den Zoologischen Theil der Ileisebeschreibung Tab. XXI. I. 45 354 dieser Gegend , wie solche diesem Bande der Reisebeschreibung bei- gefügt ist, und wollten nur auf das geognosüsch Wichtige, so wie auf das Grossartige in dem Anblicke dieser interessanten Gegend, durch diese Zeichnung aufmerksam machen. Der Gegenstand ver- diente wohl von einer Meisterhand ausgefuhrt zu werden. Schon auf der gestrigen Reise haben wir auf die senkrechte Stellung aller Schichten des Alpenkalksteins, und der der Porphyr- Conglomerate aufmerksam gemacht; hier sieht man auf dem linken Ufer des Rio del Volcan dieselben Gesteinmassen und in eben derselben Lage. In der Gegend, wo wir unseren Bivouak aufgeschlagen hatten, ist ein bunter und sehr schön gefärbter porphyrartiger Mandelstein vor- herrschend; er tritt in den Bergketten, die südwestlich vor unseren Augen lagen, in senkrecht gestellten Schichten zu einer Mächtigkeit von mehreren Tausend Fuss auf. Das Ausgezackte oder das tief Zerklüf- tete des Kammes von diesem Gestein giebt dem Ganzen eine sehr pitto- reske Form. Ungeheuere Blöcke sind von diesen, bist senkrecht sich er- hebenden Felsenwänden hinabgestürzt, und bis weit in die Ebene hin- weggerollt. Der grosse Felsen, unter dessen Dach unser Lager abge- schlagen war, stammte ebenfalls von dort her. Vor uns im ganzen Osten zog sich der Kamm der Cordillere hin, der weit und breit mit ewigem Schnee bedeckt war, doch überall da, wo sich irgend ein steiler Abhang befand, erblickte man die senkrechte, fast säulen- förmige Stellung der Schichten, sowohl des Porphyrs als des Al- penkalks. Erst nach 9 Uhr waren alle Pferde und Maulthiere eingefangen, und nachdem alle gesammelten Schätze verpackt waren, setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Wir mussten, etwa eine Stunde weit, das Thal nach Osten hinauf passiren und fanden daselbst mehrere kleine Wasseransammlungen, die mit den kleinen Charen und einem Triglochin*) angehäuft waren. Hierauf ötfnet sich im Süden ein Thal, an dessen Ende der berühmte Vulcan emporsteigt. Ein kleines Wasser, welches aus den Schneefeldern des Yulcans hervor- kommt, durchströmt der Länge nach dieses Thal, und ernährt die prachtvollen Blumenfelder, die sich daselbst befinden. Tiefe Schluch- *) Triglochin cliilense n. sp. T. glabrum radice fusiforme, foliis radicalibus , 8 — 10 ad bct- sin singit/i scapi^ linearibits acutis striato nervosis ( latitudinis 1 — 1£ llu.J basi canalicutatis sese invicem amplexantibus , scapo folia superante f Jioribus pedunculaiis. 355 ten, grosse Felsenblöcke und Einsturz des zusammengeschwemmten Landes, lassen auf die ungeheuere Kraft dieses Gewässers sehliessen, welche es zu gewissen Jahreszeiten haben muss. Wir besuchten diese Gegend zu Ende des Sommers, also zur besten Jahreszeit für die Flor derselben. Ganze Felder, weit ausgedehnt, waren bedeckt mit den grossen, zolllangen Blumen des Mimulus guttatus , der in seiner Blumenkrone so schön purpurroth punktirt ist. Die Calceo- laria nudicaulis n. sp. wechselte mit der violetten Blume der Calceo- laria arachnoidea , deren Blätter fast so dick befilzt waren, wie un- sere Stachys germanica. Aber Tausende und aber Tausende dieser Blumen standen beständig neben einander, und die staehelichten Sträucher der Adesmien mit ihren gelbrothen Blumen, sowie einige strauchartige Syngenesisten fassten die Umgegend ein. Nicht min- der überraschend erscheint die Veränderung des Gesteins; das gan- ze Thal wird zu beiden Seilen aus den ältesten Gebilden der Flötz- formation zusammengesetzt. Es ist derselbe Zechstein, den wir schon gestern auf dem rechten Ufer des Bio del Volcan , dicht bei der Queseria anstehend gefunden hatten, welcher auch hier, auf der rechten Seite das Thal einschliesst und mit ungeheuer mächtigen Lagen von krystallisirtcm Gypse bedeckt ist. Auf der linken Seite des Thaies erreicht die Bergkette die Höhe von etwa 600 Fuss und scheint ganz aus Gyps und einem dichten, feinkörnigen Kalksteine von bläulich -grauer Farbe zusammengesetzt zu sein. Ueberall sind grosse Blöcke dieser glänzend weissen Krystallmasse herabgestürzt, und geben den grünen, reich mit Blumen bedeckten Feldern ein sehr schönes Ansehen. Wenn aber diese gewaltigen Gypsmassen von der Sonne beschienen werden, dann ist es nicht möglich, ans der Ferne her, sie von den Schnee- und Eisfeldern zu unterschei- den, an die sie zum Theil grenzen und zum Theil von ihnen bedeckt werden. Am Ende des Thaies hatten wir die Schneegrenze erreicht und mussten hier, der Gerolle wegen, alle Pferde zurücklassen. Die Gegend hatte ein eigenlhüirdiches, wildes Ansehen erlangt; überall waren die Felsen so furchtbar zerspalten und auseinander gerissen, dass es schwer wurde, einen Weg hinauf zum Gipfel des Vulcans zu baden. Nur hie und da, oft in Entfernungen von 30 bis 40 Schritten von einander, wuchsen einzelne Pflänzchen, die zusammengedrängte Häufchen bildeten und sich ganz eigentümlich ausna Innen. Wir 45 * 356 sammelten daselbst: Phaca Arnothiana Hook.,P/i. Cruckschanksn Hook, et Am., einige prachtvolle neue Nassauvien*), so wie Nassauvia niva- lis Less .; ferner die schöne Alstroemeria umbellata **) und einige ausgezeichnete Sjngenesisten, aus denen wir die Gattung* Metazan- thus ***) gemacht haben. Vor Allem ausgezeichnet war eine neue Calycera f), bei der das Rhizom blasenartig aufschwillt und einer Menge von gestielten und ungestielten, oder doch ganz kurz ge- stielten Dolden zur Basis dient. Die Dolden siud mit ihren Blüthen so dicht aneinander stehend , dass sie nur ein ganzes, dicht zusam- menhängendes Häufchen bilden. Das Gewächs erscheint zwischen kleinen Gerollen und sieht sehr fremdartig aus; es giebt davon Biü- 1. Na s s auvia py r amidali s n. sp. N. perennis caule erecto lasi ramoso, ramis opposi- tis, caule anguloso - sulcato, foliis densissime imbricatis ad apicem caulis laxe imbricatis, se- miamjdexicaulibus ovato -lanceolatis parallele nervosis, apice attenuatis spinosis marginibxis serratis , Jloribus terminalibus in capitulum semioblongum aggregatis , corollis Jlavis. 2. Nassauvia multiflora n. sp. N. perennis caule simplici erecto, foliis semiamplexl- caulibus densissime imbricatis lanceolatis hirsutis , parfe sitperiori reflexis dentato-mucronu- latis nervosis, nervis plurimis parallelis , profunde striatis , capitulis numerosis breve pedun- culatis in spicam magnam cylindraceam bracteatam congestis , Jloribus roseis formosissimis. **) Alstroemeria umbellat a n. sp. A. caule erecto toto glabro, foliis ovatis basi attenua- tis ad apicem caulis confertis, umbclla 4—5 flora, petalis exlerioribus latioribus ovato-cor- datis apice nervorum mucronulatis margine superiore serrato , ungui integro attenuato ner- vis 1, interiuribus lanceolato- cuneatis unguibus attenuatis nervis tribus. ***) Metazantixus nov. gen. (Eupatorinarum gen. prope CaculiamJ. Involucrum campanula - tum poli/pliyllum biseriale, foliolis lineari - lanceolatis acuminatis glabris , internis latioribus marginatis. Iteceptacxdum nudum nigro-punctatum. Floseuli omnes hermafroditi tubulosi. Corolla regularis 5 -partita dentibus non reflexis. Antberae longe exscrtae basi connatae ecaudatae apice acuminatae liberae. Filamenta lata laevia ante apicem incrassata. Stigma bifldum inclusum stilo basi incrassato. Achaenium rostratum sub -5 - angulare striato-sulca- tum longum pappo persistente multiseriali setoso subserrato. Met azanthus grandiflorus n. sp. M. annuus caule procumbente crasso ramoso , ra- mis floriferis erectis anguloso -sulcatis, foliis ad basin caulis densis, succulentis semiamplexi - caulibus irreguläre b ip innatifid i s , pinnulis dentato-subtripartitis , petiolis triangularibus sti- pulis alternis semiamplexicaulibus lanceolatis acuminatis , involucro, caxde florifero stipulisque violaceis. M et azanthus cacalioides n. sp. M. kerbacevs caxde ramosissimo, foliis alternis longe- petiolatis semiamplexicaulibus pinnatifldis carnosis , lobis lineari -lanceolatis vel lineari -cu- neatis acutis glabris , caulibus floriferis uni/loris slipulaceis , stipulis lanceolatis aexitis ad ba- i involucri densis, involucri campanulati flavi foliolis corollis longxoribus , staminibus longe exsertis, antheris apice sagittatis. f) Calyce ra venfosa n. sp. C. foliis radicalibus spaiulatis basi longe attenuatis, sxipra margine dentato , caulinibus oblon go- lanceolatis sessilibus integris, Involucro 5 -part ito bra- cteolisqxie 4 — 5- lleceptaculo subnudo paleis spatxdaeforntibus nonnxdlis obteclo, Ackuenio luaiviis ca/ycis squamaccis coronuto. 357 thenköpfe, wenn wir sie so nennen dürfen, die einen Durchmesser von 6 bis 8 Zoll haben. Eine grosse Heuschrecke war das letzte Insekt, das wir hier sahen; sie hatte sich wohl liieher, auf den Aschenkegel des Vulcans verirrt. W ir versuchten zuerst, von der südwestlichen Seite her zum Gipfel des Vulcans zu gelangen, indem daselbst eine tiefe Schlucht, gleichsam eine Fortsetzung des Thaies war, durch das wir gekommen; das schwarze Gestein schien uns daselbst weniger mit Schnee bedeckt, und durch seine treppenförmige Lagerung sehr geschickt zum Hin- aufsteigen. Aber wir hatten sebr geirrt als wir zu derselben ge- langten, denn das, was wir aus der Ferne her für Zechstein gehalten, waren grosse Eislterge, die mit schwarzer Lava- Asche bedeckt wa- ren und von den Sonnenstrahlen ein glänzendes Ansehen erhielten. Diese Eismassen zogen sich fast bis zum Gipfel des Vulcans hinauf, sie waren jedoch au seinem Gipfel mit weissem Schnee bedeckt. Ih- rer Steilheit wegen war das Vordringen auf ihnen ganz unmöglich und wir mussten zurückkehren. Das Gestein, das unter den Eisfel- dern liegt, ist Zechstein; wir fanden darin mehrere platte Abdrücke von Ammonit es btplex. Jetzt begannen wir den Gipfel des Vulcans von der nordöst- lichen Seite zu ersteigen , und kamen sogleich auf grosse Schnee- felder, welche so hart wie Eis waren und wohl schon lange liegen mogten. Sie bedeckten eine sehr mächtige Lage von alabasterar- ligem Kalkstein, der dem Gjpse einliegt. Von diesen Schneefeldern, auf denen ohne Eissporen sehr beschwerlich zu gehen war, gelang- ten wir über ein grosses Feld von Gerolle, das sich unmittelbar zu dem Abhang des Kegels hinaufzog. V on einem Steine mussten wir zum andern springen und dann wieder durch die liefe Asche waten, so dass wir nur ausserordentlich langsam vorrücken konnten. Wir sam- melten daselbst einige Auswürfe des V ulcans, die meist trachjtisch sind; einige von ihnen enthalten grosse glasige Feldspathkrystalle, und andere sind wiederum rein porphjritisch *) **). Eins der mitge- *) Trachyt mit hräiinlich-rotlier Grundmasse lind inliegenden Kristallen von glasigem Fcldspath und Hornblende, letztere jedoch nur sehr sparsam. Ein Stück dieses Gesteins enthält als Einschluss einen Porphyr, der eine graue Grundmasse und in- liegende grosse weissc Feldspathkrystalle hat. R. **) Porphyr mit schwarzer Grundmasse und feinen, eng nebeneinander liegenden Feld- spathkrystallen und grössereu grünen Krystallen von Augit (?). R. 358 brachten Musterstücke besteht noch zur Hälfte aus einem Grünstein- Porphyr und zur anderen Hälfte aus einem trachytischen Bimsteine. Jene weissen, Feldspath-haltigen Bimsteine, wie wir sie weiter un- ten bei Tollo *) gefunden haben, kamen hier nirgends vor, und eben so wenig ist jemals dem Vulcan von Maipü Lava in brodför- migen Streifen entfiossen , wenigstens nicht an den drei Seiten sei- nes Kegels, die wir von ihm gesehen haben. Wir hätten schon frü- her von dem weiteren Hinansteigen abstehen müssen, da die Asche des Kegels zu mächtig wurde, wenn wir nicht bald die Säulenreihen von braunrothen Trachyten erreicht hätten, die sich hier, auf dem Abhange des Kegels emporgehoben haben. Dieser Traehyt ist zu so regel- mässigen Säulen geformt, wie die Basalte bei Unkel am Rhein; sie sind 4-, 5- und 6-seitig, meistens 7 bis 8 Zoll im Durchmesser und wie die Orgelpfeifen aneinandergereiht. Sie stehen aufrecht, mit ih- ren oberen Enden etwas nach der Spitze desVulcans gerichtet, und ragen treppenförmig übereinander hervor, so dass es uns möglich ward, gerade auf ihnen, nämlich von Säule zu Säule, hinanzuklim- men. Diese Säulen - Trachyte stehen auf dem Abhange des Kegels hervor, auf mehr als 250 bis 300 Fuss Längen- Ausdehnung; ihre ganze Masse ist 50 bis 60 Fuss breit und 15 bis 20 Fuss über die Asche und die Gerolle hinausragend**). So gelangten wir, auf einem sehr beschwerlichen Wege um mehrere Hundert Fuss höher hinauf, und mussten dann wieder in der tiefen Asche den Weg fortsetzen. Es war aller Anschein vorhanden, dass wir den Gipfel des Vulcans erreichen und zu seinem grossen Krater gelangen würden, doch plötzlich, et- wa 200 Schritte entfernt von dem kleinen Rauchfange, der sich zur Seite des Gipfels befindet, und aus dem beständig dicke Rauchwol- ken aufstiegen, dehnte sich eine tiefe Schlucht vor uns aus und machte den Fortgang unmöglich. Es war ein grossartiger Anblick, den uns hier die wilde Natur gewährte. Der kleine Krater war rund herum mit zerissenem in Schlacken verwandeltes Gestein ein- gefasst, welches den kleinen Thürmen ähnelte, die als Verzie- *) Sielie p. 338. •*) Anmerk. Es bestellt dieses Gestein aus einem feinkörnigen Gemenge von weissem Feldspatli und braunem Glimmer; letzterer in eingewachsenen dicken Tafeln von mehr als zwei Linien Durchmesser. Manche Feldspalhkrvstalle sind zu einer brau- nen erdigen Masse zersetzt. R. 359 rangen auf allgolhischen Gebäuden Vorkommen. Dicht über diesem kleinen Krater wurde die Spitze des Vulcans durch einen Vorsprung des Gesteins umkränzt, von dem riesenhafte Eiszapfen gleich umgekehrten Thurmspitzen hinabhingen. Die Höhe des Gi- pfels, wo sich der grosse Krater des Vulcans befindet, schätzten wir 500 Fuss über dem höchsten Standpunkte, den wir erreicht hat- ten. Unmöglich ist es, bei der gegenwärtigen Form des Berges, von diesen beiden Seiten, auf welchen wir es versuchten, zu dem grossen Krater des Vulcans zu gelangen. Künftigen Beisenden mög- ten wir Vorschlägen , den Weg dahin über die Schneefelder von der östlichen Seite her einzuschlagen. Sie müssten alsdann, von dein letzten Thale aus, dem linken Ufer des Bio del Volcan entlang zie- hen, und würden dann noch eine Tagereise auf den Schneefeldern zuzubringen haben; indessen auch dieser Weg mögte grosse Schwie- rigkeiten aufweisen. Auf der südlichen Seite des Vulcans tliesst der Bio Maipu hervor; hier ist das Gebirge so wild, dass man bis jetzt noch keinen Weg dahin aufgefunden hat. Einige Leute von unserer Karavane, die uns gefolgt waren, wa- ren froh, als wir das Zeichen zur Rückkehr gaben. Das Steigen war uns Allen sehr beschwerlich gefallen; wir konnten zuletzt nicht 30 bis 40 Schrille machen, ohne anzuhalten und 10 bis 12 Minuten lang auszuruhen. Iliebei brach den Leuten, weiche uns folgen muss- ten, der Unmuth aus; sie sprachen laut unter sich und schienen an unserem gesunden Verstände zu zweifeln, denn so zwecklos, näm- lich ohne Aussichten, daselbst edele Metalle zu finden, sich so an- greifenden Beschwerden auszusetzen , das war ihnen unbegreiflich. Doch das Hinabsteigen ging leichter und schneller; wir konnten bei der liefen und weichen Asche in grossen Sprüngen von 10 bis 15 Fuss hinahlaufcn. Sehr interessant erschien, von dieser Höhe hinab, die gewaltige Gypsmasse, welche, wie wir es von hier übersehen konnten, einen länglichen abgeplatteten Berg von 7 bis 800 Fuss Höhe bildet, und auch auf der östlichen Seite, durch eine Qucbrada, d e parallel mit der läuft, in welcher wir zum Gipfel des Vulcans vorgedrungen waren, vom Ilauplkammc des Gebirges getrennt ist. Die Rückkehr nach Santiago ging sehr schnell vor sich, indem wir schon mit einbrechender IVacht zum Bio del l eso gelangten, wo wir die ausgestellten Posten cinuahmcn, und schon um Mitternacht in 3ö0 unserem alten Nachtquartiere eintrafen, wo wir vor zwei Tagen so freundlich aufgenommen worden waren. Ueberall wo wir hinkamen, hatten die Leute viel Sonderbares von unserer Reise zu erzählen; wir wurden von Allen befragt, was wir daselbst an Werthvollem ge- funden hätten. Am folgenden Tage zur Mittagszeit langten wir in Tollo an, und wurden mit grossen Ceremonien von dem alten Kom- mandanten empfangen. Er war gerade sehr eifrig mit der Inspection der Waffen beschäftigt und beim Abschiede legte er es uns recht sehr ans Herz, dass, wenn wir den Herrn Minister sprechen wür- den, wir demselben versichern mögten, wie er Alles gethan, was in seinen Kräften gestanden, um unsere Heise zu befördern. Nachts genossen wir die Gastfreiheit in einer Hacienda im Cajon del Maipu, und kehrten am anderen Tage, den 20sten Februar, wieder nach Santiago zurück. Zu unserem grössten Leidwesen waren wir auch diessmal viel zu schnell zurückgekehrt, denn es war noch immer keine Bestim- mung vorhanden, wann die Prinzess in See gehen sollte. Unsere Sammlungen waren indessen herangewachsen, und w ir hatten einige Tage nöthig, um sie in Ordnung zu bringen. Hie ausserordentlich trockene Luft war sowohl hier, als besonders im Hochgebirge, un- seren Pllanzensaminlungen äusserst günstig; denn sonst wäre es un- möglich gewesen, so grosse Massen von Pflanzen, und zwar in so kurzer Zeit aufbewahren zu können, da wir ganz allein waren, und zu dergleichen Beschäftigungen durchaus keine Hülfe von den Eingebornen erlangen konnten. Im Hochgebirge war es sogar nur sehr selten nöthig, dass die eingelegten Pflanzen in frisches Papier umgelegt wurden. Während dieser Zeit, die wir zu Santiago zu- brachten, hatten wir uns mehrmals der Besuche sehr wohlunterrich- teter Männer zu erfreuen, welche, von edcler Wissbegierde ange- trieben, unsere Sammlung zu sehen kamen, und sich Erklärungen über diesen oder jenen Gegenstand ausbaten. Am 20sten Februar machten w ir noch eine kleine Ausflucht nach den Heilquellen von Colina, die etwa 6 bis 7 Leguas von Santiago entfernt liegen. W ir fuhren in einer Berloche, auf dieselbe Art, w ie auf der Reise von Valparaiso nach Santiago. Der W eg nach Co- lina geht drei Leguas weit auf der grossen Strasse nach Aconca- gua; er führte uns über die herrliche Brücke, welche, über den Ma- 361 poclio gebauet ist, durch die Villa Renca, dicht am Fasse des Monte del Renca vorbei, der etwas westlich vom Monte del Dominico liegt. Schon eine halbe Legua hinter Renca erhebt sich das Thal, es war zur jetzigen Jahreszeit wie versengt; nirgends sah man Pflan- zen, dagegen war überall der Roden geplatzt, und dennoch ist ge- rade diese Gegend eine der reichsten des Landes und eine Mahre Fruchtkammer für die Hauptstadt. Sobald der Weg von der Ilaupt- strasse abgeht, nähert man sich dem Gebirge, und sogleich ist die Ebene mit Sträuchern und hohen Räumen besetzt*). Ueberall sieht man Wohnungen, die nach der hiesigen Art von Wohlstand zeigen. Melonen, Wassermelonen und Feigen waren überall in grosser An- zahl zu haben. Auch einzelne sehr grosse Hacienden trafen wir da- selbst. Die Aquila pezopora nob. findet sich hier sehr häufig, fast immer paarweis und meistens auf der Erde umhergehend. Rei einem solchen Thiere, »lern wir den Magen öffneten, war derselbe fast ganz mit Insekten -Larven gefüllt. Es ist nicht nur diese Art, son- dern noch mehrere andere Falken und Adler giebt es in diesem Lande, M olche fast beständig auf der Erde nmhergehen. Herr von Kittlitz hat in seiner Beschreibung der Chilenischen Vögel, welche in den Schriften der Academie zu Petersburg, vom Jahr 1831 enthalten ist, die Bemerkung gemacht, dass diess ein auffallender Charakter der Vogelwelt in Chile ist. Er sah nicht nur den grösseren Theil der Vögel, die an der Lüste leben, auf der Erde umhergehen, sondern er fand auch eine gaüze Gruppe unter ihnen, die so kurze Flügel haben, dass sie kaum fliegen können, sondern eigentlich nur von ei- nem Orte zum anderen, in grossen Sprüngen ziehen. Ausführlicher werden wir hierüber im Zoologischen Theile unserer Reise handeln. Ehe man das ü orf Colina erreicht, hat man den Rio de Colina und einige Zuflüsse desselben zu durchfahren; der Weg M'ird zuletzt ganz ausserordentlich schlecht. Sticht hinter dem Dorfe hört der O Fahrweg auf, und die Strecke bis zu den Rädern, von etwa einer Viertel- Legua, kann nur zu Fusse oder zu Pferde gemacht M erden. Selbst dieser kurze Weg ist sehr schlecht, er verläuft am steilen Abhange einer Rergreihe, die das linke Ufer einer Quebrada bildet, in der sich die Heilquellen befinden. Gegen vier Uhr Aachmittags *) Acacia Caven , und Prosojiis Siliqi/as/rum- I. 46 362 langten wir in den Bädern an und erstaunten über die ausseror- dentliche Einförmigkeit der Bergschlucht, worin sich dieselben be- finden; besonders aber über die niedlichen Gebäude, die man liier zur Bequemlichkeit der Badegäste angelegt hat. Man ist in diesem Lande nicht gewohnt, so etwas, besonders auf dem Lande, und hier sogar in den Bergen vorzufinden. Die hiesigen Bade-Anstalten wur- den vom Orden der Dominikaner angelegt, die hier nahebei ein Klo- ster hatten. Aber auch nur die Geistlichen waren im Stande, in die- sem Lande, und an solchem Orte wie hier, so vorzügliche Einrich- tungen zu treffen. Man findet fünf geräumige einstöckige Häuser, die auf jeder Fronte 6, 7 bis 8 Zimmer haben; ausserdem noch meh- rere kleine Häuser. Die Zimmer sind nach Landessitte sehr einfach, die Wände von blossen Luftsteinen zusammengesetzt, der Fuss- boden ist von Erde, und die Thiire dient zugleich als Fenster. Von Möbeln ist hier nichts zu finden, sondern wer hieher kommt, um zu baden, der muss sich Alles mitbringen, was er braucht. Vor den Häusern sind Lauben von Strauchwerk errichtet, in denen sich auf blosser Erde die Küche befindet, und alle übrigen häuslichen Ge- schäfte abgemacht werden. Es war schon in später Jahreszeit, als wir Colina besuchten, es befanden sich aber noch 60 bis 80 Ba- degäste daselbst. Zur Zeit der Weihnachten sollen diese Bäder am besuchtesten sein, und wohl 2 bis 300 Personen fassen. Dicht vor den Häusern befinden sich die warmen Quellen, die bloss zum Baden gebraucht werden; sie kommen sehr spärlich aus einem braunrothen Trachyt hervor, der hohe Berge auf dem rech- ten Ufer der Quebrada bildet. Es sind sieben Quellen an der Zahl, deren Temperatur folgende ist: Die erste Quelle, wir fangen mit der südlichsten an, zeigt 25,6° Reaum.; die zweite 25,6° R. ; die dritte 25,6° II. ; die vierte 24,5° R. Die drei darauf folgenden Quellen sind nur zu 23,6° R. , 23,3° R. und 23,8°It.; sie bilden das allgemeine Bad, in dem mehrere Perso- nen zusammenbaden, Männer und Frauen jedoch in verschiedenen Räumen. Man hat die Bassins zum Baden, die im Felsen ausgehölt sind, in kleine Häuser von Luftsteinen eingefasst, und zwar bilden die vier ersten Quellen vier einzelne Badestuben. Die Eingänge zu diesen Räumen sind ohne Thören, und wenn Jemand darin badet, so hängt er ein Handtuch oder irgend ein Kleidungstück in die 363 Oeffnung, zum Zeichen, dass das Bad besetzt ist. Bei solchen Ein- richtungen kommt es denn häufig vor, dass die Herren, im Vorüber- gehen, in die Stuben hineinsehen und dabei fragen, ob das Bad auch wirklich besetzt ist. Die Damen pflegen alsdann mit einer Illandvoll Wasser zu antworten und sind darüber weiter nicht erzürnt.. Die ganze Reihe der warmen (Quellen findet sich auf einer Strecke von 24 Schritten. Bei den allgemeinen Bädern für die Armen sind die Einfassungen ohne Dächer, und auch in den übrigen Bädern finden sich grosse Luftlöcher in denselben; die Jungen pflegen von den Felsen aus, auf die Dächer zu steigen und die badenden Damen, durch Werfen mit kleinen Steinchen, zu necken. Dergleichen Späss- chen fielen daselbst nicht auf, und es wäre Niemandem eingefallen, die Jungen von jenen Luftlöchern fortzujagen. Etwa hundert Schritte von den letzten Quellen kommt eine andere aus der Erde hervor, die nur 20,8 °R. Temperatur zeigt und zum kalten Bade, in einem Bassin daselbst, benutzt wird. Noch tiefer hinab, in der Quebrada, kommt eine kalte Quelle von 18,8° R. aus dem trachytischen Conglomerat hervor; sie wird nur zum Trinken be- nutzt und steht in hohem Ansehen. Des Morgens früh gehen die Badegäste zu dieser Quelle, die natürlich uneingefasst ist, und trin- ken daseihst, oder nehmen sich das Wasser in Flaschen mit hinauf. Die Heilquellen von Colina scheinen uns von sehr geringer W ir- kung zu sein, sie werden aber besucht, da sie so nahe bei der Haupt- stadt liegen und man bis zu dem Dorfe Colina selbst, in grossen Familien -Kasten , wie wir diese Wagen nennen wollen, die mit 6 bis 8 Ochsen bespannt sind, fahren kann, was aber nicht der Fall ist, wenn man die ausserordentlich wirksamen Quellen von Qauque- nes in der Provinz Colchagua besuchen will. Viele Familien gehen nach den Bädern von Colina, um sich, wie es auch bei uns meistens geschieht, zu zerstreuen; andere gebrauchen die Bäder gegen Aus- schläge der Haut und gegen rheumatische Leiden. Wir nahmen ei- nige Flaschen W\asser aus diesen Quellen mit uns, und haben sie später, nach Verlauf von vier Monaten, auf offener See qualita- tiv untersucht. Das Wasser schien durchaus gut erhalten, nur das der warmen Quelle zeigte einen geringen Bodensatz. Die specifi- schc Schwere des Wassers, sowohl desjenigen von den warmen Quellen, als auch des kalten, zeigte, bei einer Temperatur von 46 * 364 20° R., 1,005 im Verlüiltniss zum destillirten Wasser. Die Wirkung der angewendeten Reagentien war Arie folgt: Kalkwasser macht eine Trübung, die zum Tlieil wieder aufge- lösst wurde. Auch der Eisengehalt schien in beiden Gewässern gleich zu sein, da die Niederschläge durch blausaures Kali, nach hinzuge- tröpfelter Schwefelsäure, gleich stark waren. — • Baryta muriatica macht in beiden etwas Trübung. — Ammonium oxalicum macht eine weisse Trübung, die in den warmen Quellen stärker war. — Kali oxalicum macht keine Trübung. — Argentum nitricum gleichfalls ohne Niederschlag, so wie auch Kali causticum und Galläpfeltink- tur. Dagegen macht Kali carbonicum einen leichten weissen Nieder- schlag. Der Geschmack des Wassers ist angenehm, doch glauben wir, dass die grössere Heilkraft der kalten Quelle nur im Volks- glauben liege. W ir fanden einen Dominikaner-Mönch in den Bädern, der da- selbst die Ordnung leitete, und überall wie ein guter Vater betrach- tet wurde. Der alte Herr hatte in seinem weissem Ornate ein sehr ehrwürdiges Ansehen und freuete sich sehr, dass wir unsere Auf- merksamkeit auf diese Heilquellen gerichtet hätten. Er liess sich von uns ein Verzeichniss der Temperaturen v on den einzelnen Q uellen ge- ben; wir hatten dasselbe mit Decimalzahlen geschrieben, die er aber nicht lesen konnte. Es wäre zu wünschen, dass künftige Reisende die einzelnen Quellen nochmals messen mögten, um daraus zu ersehen, ob die Tem- peratur derselben nach gewissen Zeitperioden sich verändere oder gleich bleibe. Das Gestein bei den Bädern von Golina ist meistens ein sehr verwitterter braunrother Trachyt; nur auf dem linken Ufer der Que- brada bricht Sienit hervor, dieselbe Gesteinmasse, die sich im Ga- jon del Maipü und am Rio Tinguiririca über den Grünstein-Porphyr emporhebt. Die Vegetation war hier beinahe gänzlich verschwun- den, denn ausser einer Proustia*), die noch hin und wieder den Bo- den belebten, fanden wir fast nichts. Das Klima schien beinahe das- selbe zu sein w ie zu Santiago, nur ist die Luft daselbst noch trocke- uer. Die Beobachtungen des Psychrometers gaben: *) Proustia ilicifolia Hook. 365 Am 22. Februar 41* Nachmittags 19,4° R. Wärme und 11,8° R. Nasskälte. 5h Nachmittags 18,8° R. Wärme und 12* R. Nasskälte. 6h Nachmittags 17,8° R. Wärme und 12,4° R. Nasskälte, 7h Nachmittags 16,9° R, Wärme und 11,3° R. Nasskälte. 8h Nachmittags 16,4° R. Wärme und 11,4° R. Nasskälte. IO1* Nachmittags 15° R. Wärme und 10,8° R. Nasskälte. Am 23. Februar 6h Morgens 12,6° R. AVärme und 10,3° R, Nasskälte. Dicht hinter dem Bade und den Wohnhäusern erheben sich nach allen Seilen hin gewaltig hohe Berge, die l)is zu 15 und 1800 Fuss ansleigen. Durch den anhaltenden Sonnenschein und die Reflexion des Lichts und der Wärme an jenen steilen Felsenwänden, wird die- ses Thal so stark erhitzt, dass die Wärme daselbst im Freien uner- träglich ist. Um diese Zeit liegt Alles in den zugeschlossenen Stu- ben und schläft, und erst mit Sonnenuntergang öffnen sich wieder die Thören, und das Baden beginnt von Neuem. In einiger Ent- fernung betindct sich, auf hohem Berge, eine Kirche, die ihres wun- derthäligen Bildes, der heiligen Rosalia wegen, berühmt ist. Die frommen Leute wallfahrten dahin, und holen es selbst bis in ent- fernte Gegenden. Auf unserer Rückkehr, am Morgen des folgenden Tages, begegneten wir diesem wunderthätigen Bilde der heiligen Rosalie. Ein .Raun zu Pferde trug die reich geputzte Puppe, und ein grosser Zug von allerhand Bettlern und Gesindel bildete die Be- gleitung, die unter Musik, Gesang und Beten an uns vorüberzog. Am 23sten Februar, schon um Mittagszeit, waren wir wieder in Santiago; unsere Ausbeute an Pflanzen auf dieser Reise war über alle Maasscn schlecht ausgefallen. Mit dieser Ausflucht wurden unsere Excursionen von Santiago aus geschlossen, und wir schickten uns an, nach Valparaiso zurück- zukehren, denn die Abfahrt der Prinzess sollte nun bald vor sich ge- hen. Am 24sten Februar , um .Mitternacht, verliessen wir diese schöne Stadt, in der wir in so kurzer Zeit Beweise der grössten Freund- schaft empfangen hatten. Unser ganzes Leben hindurch w erden wir an die angenehmen Stunden und Tage denken, die uns daselbst von den liebenswürdigen Bewohnern bereitet wurden. Das Leben und Treiben zu Santiago, bei dem so köstlichen Klima hat so et- was Eigenthüinliches, dass wir diesen Ort allen anderen vorziehen mögten, die wir in Süd-Amerika besucht haben. Auf der Rückkehr hatte sich unsere Karavaue so vergrössert, dass wir zum Transport 366 der Naturalien allein drei Maulthiere gebrauchten. Wir machten die Reise sehr schnell und trafen, schon am folgenden Tage, gegen Abend zu Valparaiso ein, wo die Prinzess Louise noch neun Tage vor Anker liegen musste. Welche grössere Reise in das Innere des Lan- des hätten wir ausführen können, wäre uns die Abfahrt unseres Schiffes genau angegeben worden ! Siebentes Cap lieh Abreise von Valparaiso. — Coquimbo. — Landung im Ha- fen von Copiapö und Reise in das Innere dieser Provinz. Sonntag den 6tcn März lichteten wir die Anker und richteten den Lauf des Schiffes nach Norden. Unsere Ordre war, nach Co- piapö zu segeln, um daselbst Kupfer einzunehmen, vorher aber noch im Hafen von Coquimbo anzusprechen, einige Sachen daselbst ab- zugeben und einen jungen Mann von unserem Handlungshause ein- zunehmen, der zu Copiapö die nöthigen Geschäfte für die Prin- zess betreiben sollte. Am 8ten März, des Morgens früh, waren wir im Angesicht von Coquimbo, doch der Wind fehlte und es herrschte fast vollkommene Windstille, so dass wir nicht einsegeln konnten. Es ist hier wie zu Valparaiso derselbe Fall, dass sich der Seewind erst gegen Mittag, fast regelmässig um 11 Uhr einstellt. Um unsere Geschäfte im Hafen von Coquimbo schnell abzumachen , und damit es nicht nöthig würde, daselbst vor Anker zu gehen, liess Capitain Wendt ein Boot aussetzen, das in den Hafen hineinrudern und die Geschäfte daselbst ausrichten sollte. Wir suchten die Gelegenheit zu benutzen und fuhren mit an das Land. Um 6 Uhr früh verliessen wir die Prinzess und ruderten nach der Küste, die ganz in Nebel ge- hüllt war, so dass die aufgehende Sonne auf längere Zeit nicht durchbrechen konnte. Die Fahrt war sehr angenehm, denn die See war vollkommen ruhig und die verschiedenartigsten Wasservögel be- gleiteten uns beständig, auf die wir Jagd machten. Wir schossen unter anderen einen P/tafaropus, der häufig in die Nähe des Boo- tes kam 5 der Vogel war im Winterkleide und ist einem Phalaropus 367 platyrrhynchos , der an der Küste von Pommern geschossen und im Museum zu Kerlin auf bewahrt ist, so ausserordentlich ähnlich, dass wir die beiden Vögel für ein und dieselbe Art halten müssen. Auf den Klippen, vor der Einfahrt in den Hafen befanden sich Tausende und aber Tausende von Scharben*), die sich nach Sonnenaufgang erhoben und unabsehbare Schaaren bildeten. Die Felsen der Küs- ten waren mit grossen Reihern bedeckt, die in Linien regelmässig aufmarschirt zu sein schienen, und friedlich neben den Pinguinen stan- den. Letztere hatten ein besonderes, affenartiges Ansehen; wir schossen mehrere derselben, konnten sie aber leider, der Brandungen wegen, niemals einnehmen. Man hatte vom Schiffe aus die Entfernung bis zum Hafen zu geringe geschätzt, daher wir uns nicht wenig wunderten, als unsere Fahrt bis 11£ Uhr dauerte. Da um diese Zeit aber auch der See- wind eingetrelen war, so hatte die Prinzess uns schnell einholen können, und wir sahen sie bereits schon vor der Einfahrt des Ha- fens, als wir an das Land traten. Südlich von dem eigentlichen Hafen von Coquimbo liegt eine falsche Bucht, ähnlich jener, die südlich von Valparaiso befindlich ist; man kann sie aber, schon aus weiter Ferne, durch den gänzlichen Mangel an Bäumen und strauch- artiger Vegetation sehr gut erkennen und vermeiden. Die Bucht von Coquimbo ist ausserordentlich gross, und prachtvoll geschmückt durch das sie umgebende Land, das sich amphithcatralisch rund umher er- hebt, und mit einer prachtvollen Vegetation bedeckt ist. Die be- rühmte Stadt la Serena, eine der ältesten dieses Landes, liegt an der nordöstlichen Seite der Bucht, wo das Landen der Schiffe durch ausgedehnte Sandbänke verhindert wird; sie zeigt sich aus der Ferne mit ihren Kuppeln und ihren hohen Palmen**) auf eine fast ori- entalische Weise. Auf der südlichen Seite der grossen Bay befindet sich eine kleine Einbucht, wo, ganz versteckt und geschützt gegen alle Winde, selbst die grössten Schiffe, in einer Entfernung von 10 bis 20 Schritten vom Ufer, vor Anker gehen können. Wir fanden nur drei Schiffe in diesem Hafen liegen, aus dem jährlich eine grosse Menge von 3Ietallen ausgeführt wird. Eine kleine Mole, welche da- selbst angelegt ist, macht das Landen mit einem Boote sehr leicht, *) l’halacrocorax Gaimardi Less. **) Jlo/inaea micrococos liert. 368 was in den übrigen Häfen, wie zu Valparaiso, Copiapö u. s. w. sein* schwer und seihst gefährlich ist. Dicht am Landungsplätze steht das Zollhaus mit seinen Magazinen , und daneben noch einige 20 bis 30 Wohnungen, welche den llafenort la puerta de Coquimbo bilden; die Stadt la Serena ist aber, von hier aus, noch 3 Leguas entfernt. Wir fanden Pferde im Hafen, die von unserem IZandlungshause für den Fall unserer Ankunft daselbst zurückgelassen waren, und da Capitain Wendt fest entschlossen war, wegen Ersparung der Kosten im Hafen von Coquimbo nicht vor Anker zu gehen, so übernalimen wir selbst das Geschäft , um so schnell als möglich den jungen Kauf- mann von la Serena herunterzuholen, der mit der Prinzess nach Copiapö mitgehen sollte. So elend der Fischerort Cofpiiinbo aus- sieht, so herrscht docli in seinen armseligen Hütten nach Art der Chilener, Luxus und hohe Gastfreiheit; selbst die wenigen Augenblicke, welche uns daselbst zu verweilen vergönnt waren, lieferten davon vielfache Beweise. An der Landungsstelle des Hafens sieht man denselben grob- körnigen Hornblende- und Glimmer-reichen Sienit, welcher die Küste von Valparaiso bildet; zu beiden Seiten desselben erhebt er sich zu hohen Bergen von 2 bis 300 Fuss und steht mit seinen wahren Schichten fast senkrecht. Diese Grünstein - Sienit- Berge sind bei- nahe entblösst von aller Vegetation, nur der Cactus chilensis *), der hier sehr armselig aussieht, lässt sich hin und wieder sehen und ist auch hier zuweilen mit den scharlachrothen Blumen des Lorant/ms aphyllus überzogen. Der W eg nach la Serena führte zuerst über die Sienitberge zur linken Hand der Landungsstelle, und verläuft ^ alsdann beständig* am Strande, wo die Temperatur durch die Kühle des Seewindes sehr angenehm ist. Hier auf diesem Wege begegnen sich die grossen Ileerden von Maulthieren, oft zu 3 bis 400 Stück an der Zahl, beladen mit den Produkten aller Weltgegcnden. Die edeln Metalle und das Kupfer dieses Landes beleben die Märkte von Indien und China, und Deutsche Glassachen, Chinesische Seidenwaa- ren, Französische Putzsachen, Englische Tücher und Baumwollen- zeuge, selbst Mehl aus Nord-Amerika ziehen dafür ein und sind Gegenstände grossen Gewinnes. Nur in Nordost erblickt man, vom Hafen aus einen kleinen Tlieil Cactus coc/Himbanus Mol.? 3ö9 der Gordillcre, die daselbst mit Schnee bedeckt ist; in den ande- ren (»egenden scheint sie sich weiter zurückzuziehen oder nicht so hoch zu sein. Der Strand ist mit einer unzähligen Menge von See- produkten bedeckt, überall liegen Muscheln umher, als Pectenarten, die Concholepa peruviana , Solen vagina von 6 bis 7 Zoll Länge und Patellen; daneben liegen grosse Tangen, Spongien, Alcjonien, Ac- tineen, Krebse, Fische und selbst die Gerippe gestrandeter Wallfische, und unzählbare Schaaren von Land- und von Wasservögeln haben sich zusammengezogen, um gemeinschaftlich die reiche Beute zu theilen. Die Scharben, welche wir bei Sonnenaufgang auf den Klip- pen bei der Einfahrt in den Hafen fanden, waren jetzt, dicht an der Küste, mit Fischen beschäftigt; die weit ausgedehnten Sandbänke daselbst, über die das Wasser nur einige Fuss hoch steht und sich in regelmässigen Zwischenräumen schäumend bricht, waren ihnen dazu sehr behältlich. Sie überschwärmten, so zu sagen, ganze Flä- chen von einer Viertel- bis zu einer halben Qiiadratmeile und liessen vielleicht keinen Fisch durch, der sich dahin verirrte; 30, 40, selbst 50 und noch mehr Individuen stürzten sich plötzlich mit Blitzesschnelle in die Tiefe und holten ihre Beule hervor. Es war in der That ein sehr interessantes Schauspiel, und dicht daneben standen Frauen im Wasser, und holten die essbaren Muscheln aus der Brandung her- vor. So gelangten wir, bei der angenehmsten Unterhaltung, nach der niedlichen Stadt la Serena; unsere Zeit erlaubte es nicht, von dem grossen Reichthume an Naturprodukten, die wir auf dem Wege gesehen halten, Nutzen zu ziehen; wir durften uns daran nur von Ferne ergötzen, denn kaum waren wir in der Stadt angekommen und im Hause des Englischen Konsuls abgestiegen, als auch schon die Prinzess Louise mit vollen Segeln stattlich im Hafen kreuzte, und durch Kanonen-Salven uns zur schnellen Rückkehr antforderte. Doch der Engländer, den wir abzuholcn gekommen waren, liess sich, aller Bitten und aller Drohungen ungeachtet, nicht aus «lern Geleise brin- gen, und erst mehrere Stunden nach unserer Ankunft begab er sich zu Ross und galloppirle gemächlich zum Hafen hin. Während die- ser Zeit machten wir einen Besuch bei dem Intendenten der Provinz Cocpiimbo , Don Jose Maria Bcnevente, Jeneral dcBrigada, einem sehr liebenswürdigen, allgemein bekannten und verehrten Chilener, dem wir Empfehlungsschreiben zu übergehen hatten. Eine kleine I. " 47 Excursion, die wir noch nach den entfernten Strassen der Stadt unter- nehmen konnten, gab uns einige recht niedliche Pflanzen. Das Tro- paeolum majus fanden wir daselbst in grosser Menge, einen Ricinus , eine Urtica , die Nicandra physaloides und mehrere Malven. Inden kleinen Gräben mit fliessendem Wasser sahen wir Patamogetonen und seihst ein Ceratophyllum , das einzige, das wir in Süd-Amerika gefunden. An Insekten erbeuteten wir Nichts. Schon um 3 Uhr Nachmittags*) verliessen wir die Stadt la Serena, eilten zum Hafen und schifften uns schnell ein; denn mit Sonnenuntergang hört hier im Hafen plötzlich aller Wind auf, und eine bedeutende Strömung nach Norden bringt die Schiffe sicherlich in hohe Gefahr, wenn nicht hinreichend starke Mannschaft an Bord ist, welche das Schiff wieder in den Hafen hineinbugsirt. Zuweilen fehlt hier wochenlang aller Seewind und alle Schiffe müssen dann ruhig im Hafen liegen bleiben. Am lOten März. Mit Sonnenuntergang liefen wir in den Hafen von Copiapö; grosse Felsenmassen liegen vor der Einfahrt dieses Hafens und die Brandung ist daselbst furchtbar. Der Seefahrer, wel- cher zum erstenmal diesen Hafen besucht, ist gewiss nicht wenig in Verlegenheit, wenn er auf der schmalen Fahrt vor diesem Hafen, und zwischen den hohen Brandungen einlaufen soll. Als sich die Prinzess Louise der Einfahrt näherte, war dieselbe, von der ei- nen Felsenreihe bis zur anderen, queer über mit Schaum bedeckt, und es war ziemlich ungewiss, ob nicht darunter eine Sandbank Anmerkung. Zum Lobe des schönen Coquiinbo's lassen wir hier folgende Stelle von Freziere einrücken: Dieses Land, sagt Freziere in seiner Reise nach der Südsee, scheint annocli die Anniulh der goldenen Zeit heiheliallen zu haben; der Winter ist nicht strenge, die scharfen Nordwinde wehen daselbst niemals, die Sommerhitze wird durch leichte Winde zur Mittagszeit abgekühlt; es herrscht also das ganze Jahr hindurch nichts, als eine glückliche Verbindung des Frühlings mit dem Herbste, welche mit einander zu wechseln, und die Blumen mit den Früchten zu verknüpfen scheinen. Zu Frezieres Zeiten waren noch die Strassen der Stadt ungejiflastert und unsau- ber, die Häuser unansehnlich, von blosser Erde gebauet und mit Stroh bedeckt; die Strassen waren damals mit Feigen, Pomeranzen, Oel- und Palnikäunien bepflanzt und glichen schattigen Alleen. Jetzt ist von dem Allen nichts mehr vorhanden, son- dern die Stadt ist gleich der Hauptstadt gebaut. Aber in diesen Häusern, sagt Freziere, steckt manches sehr liebreizendes und aufgewecktes Mädchen, welches nicht wenig dazu beiträgt, die Anmuth des Ortes um so besser zu gemessen. 371 läge, wenngleich die Brandung auch fehlte. Capitain Wendt halte den Hafen schon früher besucht, und selbst einen genauen Plan da- von aufgenommen, aber dennoch schien ihm die Sache bedenklich; er stieg auf den Fockmast, von wo aus er eine freie Umsicht hatte. Die Steuerleute und alle Schiffsleute standen bereit an ihren Plätzen, um, im Falle der Notli, in jedem Augenblicke das Schiff umlegen zu können. Sehr vorsichtig und mit kleinen Segeln näherten wir uns der grossen Schaummasse; es herrschte die heiligste Stille auf dem Schiffe, als wir dieselbe durchsteuerten , und stets zwischen 15 und 20 Faden Wasser fanden. Wir waren aber dennoch glücklich einer Gefahr entgangen, die uns bis dahin noch unbekannt war, denn es liegt, dicht vor der Einfahrt und fast in der Mitte derselben, ein spitzer Felsen, der nur 6 Fuss Wasser hat und für gewöhnlich keine Brandung zeigt. Ein Nordamerikanisches Schiff war, vor einiger Zeit, auf den Felsen gestossen und halte auf diese Weise denselben entdeckt. Bei dem späteren Aufenthalte der Prinzess im Hafen, wollte Capitain Wendt diesen Felsen aufsuchen, und fuhr mit einem Boote dahin, doch es hat lange gedauert, bis man ihn gefunden. Ein dumpfes Geräusch, ähnlich dem des kochenden Wassers, hatte den Felsen an- gedeutet, als man sich in seiner Nähe befand. Capitain Wendt fand ihn klein und nur 6 Fuss unter dem Wasser; an seinem Bande aber fiel das Senkblei bis auf 200 Fuss herab. Wir waren nicht wenig überrascht, als wir in den Hafen von Copiapd einläefen und daselbst, ausser einer traurigen Hütte, wie sie bei uns zuweilen Bettler an offener Landstrasse errichten, weder Häuser noch Schiffe, noch Boote erblickten. Nichts als kahle Fel- senwände von 50, 60 und 80 Fuss Höhe schlossen rings umher den Hafen ein, und nur ein einziger Fischer, herumfahrend auf einem Fahrzeuge von Seehundsfellen, belebte die todte Gegend. Capitain Wendt fuhr mit uns sogleich an das Land, um die nöthigen An- stalten zu treffen, damit wir am folgenden Tage unsere Reise nach der Stadt Copiapd antrelen könnten. Die Wellen gehen hier an der Küste sehr hoch und daher ist die Landung, mit einem Boote von Holz, sehr schwierig; es wäre jedoch ein Leichtes, eine kleine ftlolc daselbst zu erbauen und so diesem Uebelstande abzuhelfen. Die da- zu nöthigen Steine liegen dicht daneben und gern würden die Schiffer, 47 * 372 welche daselbst vor Anker gehen, dafür eine kleine Abgabe zah- len, während sie jetzt ihre Fahrzeuge ruiniren. Das Grundgestein dieser Küste des nördlichen Chile ist derselbe grobkörnige Sicnit*), den wir bei Valparaiso und Coquimbo gesam- melt haben; aber aufs höchste überrascht wurden wir, als wir die mächtigen Muschelbänke erblickten , die hier unmittelbar den Sienit bedecken und sich ununterbrochen in das offene Meer hinein erstrei- ken. Diese Danke stehen an einzelnen Stellen bis 40 und 50 Fuss hoch über den gegenwärtigen Stand der Meeresfläche; sic bestehen aus einem Gemisch von vollständig erhaltenen Muscheln, wie wir sie noch gegenwärtig lebend an dieser Küste gesammelt haben, wel- che zusammengekittet sind mit Sand, Thon und den kleinen Rudi- menten der zerbrochenen Muscheln. An einigen Stellen, die sehr weit ausgedehnt sind, sieht man Massen, welche aus ganz kleinen zerbrochenen Stücken bestehen, die fest zusammengekittet sind und nur schwer wiedererkannt werden können. Unter den Millionen und Millionen von Muscheln, die hier begraben liegen, haben wir in vollständigen Exemplaren gesammelt die Concholepa peruviana, selbst Exemplare, welche noch mit Pholaden und einem riesenhaften Ba- ianus bedeckt waren, die Venus Dombeyi \ Calyptraea trochiformis , ferner Mytilus , Pecten, Cardium - Arten und noch viele andere mehr **). Schon im Vorhergehenden ***), als wir von den Folgen des gros- sen Erdbebens im Jahre 1822 sprachen, gaben wir mehrere Oer- ter an der Küste von Chile an, wo man gleichfalls dergleichen be- grabene Muschelbänke beobachtet hat. Wir wiesen zugleich nach, dass durch eben dieselbe Ursache, welche das furchtbare Erdbeben bewirkte, die ganze Küstengegend des mittleren Chile’s um 3 bis 4 Fuss Höhe über das Niveau des Meeres emporgehoben worden war. Hierdurch wurden die belebten Muschelbänke aus dem Wasser em- porgehoben und mussten absterben. Ja schon dort, an der Küste von Valparaiso, war es hiedurch möglich zu erkennen, dass der- Körniges Gemenge aus graulich -weissem Albit, schwärzlich-grünem Hornblende und schwarzem Glimmer ; der Albit herrscht vor. lt. **) Anmerkung. In dem anstehenden Sienile finden sich einige kleine Höhlen, in denen die Oberfläche des Gesteins mit einer -weissen, 2 bis 3 Linien dicken Kruste überzogen ist, welche aus reinem G ypse besteht. ***) Cap. IV. pag. 212. 373 gleichen Erhebungen schon mehrmals und von sehr verschiedener Stärke stattgefunden hatten. Deutlicher war dieses Alles im Hafen von Co- piapö zu sehen, wo die Muschelbänke ausserordentlich mächtig sind, und an verschiedenen Stellen ein verschiedenes Gefüge zeigen. Hier sieht man, dass die See auf den verschiedenen Höhen, in denen sie einst zu diesen Muschelbänken stand, grosse Höhlen ausgespült hat, die jetzt, in Folge der späteren Erhebungen, weit über das Meer hinausstehen. Auch die Springfluthen, welche hier zu verschiedenen Zeiten vorgekommen sind, haben dazu beigetragen, diesen Muschel- bänken ein zerrissenes und höchst sonderbares Ansehen zu geben. Gewiss sind mehrere Erhebungen dieser Küste der neuesten Zeit an- gehörig, doch historische Ueberlieferungen kennt man hier nicht. Ein alter Fischer, mit seiner Frau und seinen Kindern in jener arm- seligen Hütte wohnend, war der einzige Mensch, welcher hier diese grossen Naturscenen mitangesehen hat. Er bewohnte damals eine jener gossen Höhlen, die einst das Meer aus diesen Muschelbänken ausgespült hat, als im Jahr 1819, in Folge eines heftigen Erdbebens, die See sich plötzlich erhob und 30 Fuss hoch das ganze Land über- stimmte; auch in seine Höhle drang das Wasser und entriss ihm vier Kinder. Als wir die Anhöhe erstiegen hatten, die den Hafen rings um- her einschlicsst, fanden wir ein Haus, das einzige, welches in die- ser ganzen Gegend steht. Es dient einem Zollbeamten zum Aufent- halt, der hier den Schleichhandel verhindern soll! Copiapö ist nur Export-Hafen, es darf daher zur See nichts eingeführt werden, ja die Schilfe dürfen, ohne vorhergehende Erlaubniss von Valparaiso, daselbst gar nicht einlaufen; doch nur um so grösser ist dadurch der Schmuggel - Handel. Einige junge Leute, welche wir in dem Zollhause antrafen, über- nahmen es bis zum folgenden Morgen die nöthigen Pferde und Maul- thiere herbeizuschaffen , mit denen wir die Reise nach Copiapö so- gleich antreten könnten. Der Engländer, welcher uns von Coquimbo aus begleitet hatte, verlicss mit uns das Schilf und schlug sogleich sein Nachtlager auf dem Lande auf, indem er auf dem Schilfe, selbst als es im Hafen lag, beständig seekrank war. Er bezog eine grosse Höhle, die dicht am Laudungsplatze befindlich ist, und in französi- scher Sprache die Aufschrift führt: »Gasthaus für alle Nationen.« 374 Mit einbrechender Nacht schifften wir uns wieder ein, um noch zur morgenden Abreise Alles in Bereitschaft zu setzen. In der kur- zen Zeit, die wir am Lande zubrachten, hatten wir eine grosse Aus- beute sowohl an Muscheln und Pflanzen, als an Steinen und Kreb- sen gemacht, letztere verbargen sich zwischen den Steinen der Küste und waren sehr schwer zu fangen. I) er Aufenthalt auf dem Schiffe w ar in dieser Nacht sehr unan- genehm, denn das Schiff befand sich in beständigem Rollen, eine Bewegung, die noch unangenehmer ist, als das heftige Schwanken auf offener See. Bei* Tag war noch nicht angebrochen, als w ir uns mit unserem Bepacke schon am Lande befänden und die Pferde zu satteln anfingen, denn wir waren froh, der unangenehmen Bewegun- gen w egen, das Schiff* verlassen zu können. Kurz vorher haben wir der Fahrzeuge von Seehundsfellen ge- dacht, deren sich der alle Fischer dieses Ortes bediente. In Pre- zier’s Reise nach der Südsee, ist zuerst ein solches abgebildet, das auch nur wenig verschieden ist von denen, die hier im Hafen von Copiapö gebraucht werden. Während der Zeit, in der wir mit dem Bepacken unseres Maulthieres beschäftigt waren und es zu tagen begann, kam der alte Fischer mit seinem kleinen Jungen an den Strand; sie setzten sich neben ihr Fahrzeug, das sie Abends auf das Land gezogen hatten, und bliesen es voll Luft, eine Arbeit, die wohl eine Viertelstunde Zeit erforderte. Diese Fahrzeuge (Balza) beste- hen nämlich aus zwei ledernen Säcken, die voll Luft geblasen, und neben einander gebunden sind; ein jeder Sack ist aus zwei Häuten von grossen Seehunden zusammengenäht, und 10 bis 12 Fuss lang. An dem vorderen Ende des Fahrzeuges sind diese einzelnen Säcke der Spitze Z|i mehr genähert, während sie am hinteren Ende weit auseinander stehen. Die Näthe sind mit Talg und Harz verklebt, so dass die Säcke beinahe luftdicht sind; durch eine kleine Oeffnung am vorderen Ende, welche mit einem Barm überzogen ist, wird die Luft eingeblasen. Der Darm wird hierauf durch einen Knoten zu- geknüpft und somit die Luftsäcke verschlossen. Auf der Spitze des Fahrzeuges, und nicht w ieFrezier es abgebildct hat, sitzt der Schif- fer mit einem Ruder, das auf beiden Enden platt ist, und rudert einmal rechts und einmal links; auf dem hinteren Theile des Fahr- zeuges liegt dagegen die Last, womit es beladen ist. Diese Balsen 375 sind von dem Leder der Seehunde gemacht, da diese ganze ausge- dehnte Küste, nördlich von Coquimbo an, bis hoch hinauf in die Nähe von Lima, gänzlich ohne hohes Holz ist. Aber auch für den Fall, dass die Bewohner dieser Gestade reich an Holz wären, wür- den sie sich dennoch solcher Fahrzeuge bedienen müssen, da nur wenige Punkte ihrer Küste, der hohen Brandungen wegen, mit ge- wöhnlichen Booten zu besuchen sind. Mit diesen Balsen wagen sich die Schiffer zwischen die Klippen, wo der Reichthum an Muscheln, Krabben und Fischen gerade am grössten ist; doch leider sind diese Fahrzeuge auch das unvertilgbarste Mittel des Schmuggelhandels, denn sie landen fast überall an den so ausgedehnten Küsten, welche die Behörden unmöglich strenger controllireu können. Wir haben eine solche Balsa mitgebracht, der alte Fischer von Copiapö überliess sie uns für 10 Piaster. Die Leute, Avelchc den Hafen von Copiapö bewohnen, führen ein höchst einförmiges und elendes Leben; nur einige Ziegen be- sitzen sie, die sich kümmerlich von den Salzpflanzen *) und Flech- ten **) der Umgegend nähren. Zur Zeit unserer Ankunft war der Rio de Copiapö schon einige Leguas von la Ramadilla entfernt, gänz- lich versiegt und nur einzelne Pfützen, mit stark gesalzenem Was- ser gefüllt, befanden sich hier und da in seinem Bette. Beinahe 12 Leguas vom Hafen entfernt war das erste trinkbare Wasser zu fin- den. Die Leute leben von Fischen, die der Hafen im Ueberflusse hat, von Krebsen und Echinen mit grünem Gehäuse, welche hier zuweilen die Grösse eines kleinen Kinderkopfes erreichen, und als sehr wohlschmeckend gerühmt werden. Im Hafen von Copiapö reg- net es niemals, nur zuweilen fällt des Morgens ein so starker Ne- bel, dass die Pflanzen davon feucht werden. In Begleitung des Engländers, unseres Passagiers von Coquimbo, und zweier Maulthiertreiber, traten wir die Reise nach Copiapö au. Sobald man die Anhöhen der Küste, die etwa 50 bis 70 Fuss mes- sen mögen, erstiegen hat, eröffnet sich eine gleichmässige Ebene, die nach Norden und nach Süden dem Auge unabsehbar verläuft, und nur im Osten von niederen Bergreihen eingefasst wird. Hier *) Salsola glomcrulata n. sp. S. suffruticosa omnhio laiu/ginoia, aphylla, ramis procura- bcntibus teretibus sulcato-slriatis .Jloribas in glomcru/o's alternutos dense an-arcvatis. ° OÖ Ö ** ) Ilocclla tinctoria , forma phymatudes macrostelis. 376 erblickt man nirgends die bobc Cordillere, obgleich sich die vorlie- genden Gebirgsketten nur ganz allmälig erheben. Die ganze Ebene, die fast überall eine gleichmässige Fläche bildet, ist mit einer har- ten liruste bedeckt, die zuweilen nur einige Zoll, doch an anderen Stellen selbst mehrere Fuss dick ist und aus einem Conglomerat von kleinen Quarzkörnern , durch ein Bindemittel von weissem dichten Kalkstein verbunden, gebildet ist. Diese Ebene, Besierto de Copiapö, verläuft gegen Norden un- mittelbar in die Besierto de Atacama, welche in der alten, so wie in der neuesten Zeit so berühmt geworden ist. Man findet auf dieser Ebene zuweilen kleine Steinhaufen, auch wohl Reihen von Steinen, die den Ruinen von ehemaligen Mauern gleichen und vom Volke für Ucberbleibsel, aus der Zeit des grossen Feldzugs der Incas ge- gen Chile gehalten werden, doch an ihnen ist eigentlich nichts zu sehen. Der Weg verläuft vom Hafen aus nordöstlich über die Ebene, nach dem Bette des Rio de Copiapö, in dessen Nähe er alsdann bleibt. Eine Cassta #) , eine Prosopis *) **) und eine Apocyne ***) waren beinahe die einzigen Pflanzen, die wir auf einer Strecke von drei Leguas erblickten; nichts, weder Insekten noch Vögel, liess sich in der furchtbaren und grauenhaft einsamen Ebene sehen, nur die Maulthier- Treiber führten ihre Heerden, mit Kupfer beladen, hinab zum Hafen. Das hiesige Kupfer wird stets in Barren zu zwei Quinta! f) gegossen, und einem jedem Maulthiere ladet man zwei dergleichen Barren, eine von jeder Seite des Rückens auf. Im Ila- *) C. acuta n. sp. **) Prosopis fruticosa n. sp. P. spinis robustis geminis subulatis , foliis longe peduncvlatis 2 3 partitis, partialibus pinnatis foliolis 10 — 14 jugis linearibus obtusis glabris , caule terete sulcato, spicis jiedunculatis solitariis, legumine monuliformi reticuloso compresso curvato. ***") Skytanthus nov. gen. (Apocynearum genus prope Alstoniam 11 Br.) Calyx 5 -parti- tus. Corolla hypocrateriformis basi angustata , hypogyna aestii atione contorta , faucc tu- boque esquamatis, limbo regulari 5 - lobato. Anterae 5 distinctae membranaceae 2 - loculares, loculis parallelis , subsessiles basi tubi insertae, connecticulis apendicalatis iubo longioribus . Ovaria 2. Stilus 1 Jiliformis apice dilatato. Stigma crassum subglobosum verrucosuin apice 2 ( ?) partitum. Folliculi duo maximi, compressi, fulcali subulati. Sk. acutus n. sp. S. suffruficosa caule procumbente puberulo, foliis oppositis alternisque lanceolatis acutis integris coreaceis supra subfuscis glabris, subtus glaucis farinosis (!), Jlo- ribus terminalibus axillar ibusque cyniosis , bracteis parvis lanceolatis acutis, calyce peduncttlo- que hirsutis, corolla glabra eoreacca purpurea. f) Quinta! ist ein Spanischer Centncr von 100 castcllanisclien Pfnnilen. 377 fen ladet man das Kupfer am Strande ab, wo man fast zu jeder Zeit grosse Haufen solcher Barren vorfindet, die daselbst unbewacht liegen bleiben. Wir gelangten endlich zu dem Bette des Bio de Copiapd, und waren erfreut, doch endlich wieder die Vegetation in Masse zu er- blicken. Das Bette des Flusses ist sehr bedeutend breit, etwa zwei- mal so gross, als der Rhein bei Coeln; dabei ist es um 15 bis 20 Fuss tiefer liegend, als die Desierto de Copiapö, über die wir eben gekommen waren. Schön grünende Bäumchen, Sträucher und Gräser bedecken den Boden, aber von Wasser ist nichts zu erblicken. Auf den Bäumen erblickten wir verschiedene Raubvögel, von denen wir einen*), der dem Falco pterocles sehr nahe steht, erlegten. Ifierunter- fallcnd hielt sich der Vogel an einem kleinen Aste fest, und wir konnten ihn nicht früher erlangen, bis es gelang, den Ast selbst ab- zuschiessen. Einige Meilen weiter hinauf fanden sich einzelne Pfüt- zen im Flussbetle, welche Wasser enthielten, das äusserst stark mit Bittersalzen geschwängert war, und je weiter wir hinauf kamen, nahm die Salzmasse zu, die selbst die Erde in dicken Krusten bedeckte, wo das Wasser ausgetrocknet war. Endlich erschien auch der Fluss; es war ein ganz seichtes Wasser ohne Fall, das in einem Moore versiegte, überall war es mit Salzkrusten bedeckt, und eine kleine Form der Chara vulgaris füllte es gänzlich aus, wie es in ähnlichen Fällen auch bei uns vorkommt. Eine grosse Menge Enten und Re- genpfeifer **) bedeckten diese Wasserpfützen, und der Theghel ***) spazierte daselbst häutig am Ufer umher, und erhob sein weit schal- lendes Geschrei, sobald wir uns näherten, um die Enten oder den Charadrius Xu beschleichen, der in grossen Schaaren daselbst lebte. Unsere Pferde und Maulthiere waren sehr elend, so dass wir schon bei diesen Salzpfützen, etwa 7 Leguas entfernt vom Hafen, anhalten und ausruhen mussten; die Ditze war bedeutend und wir waren daher froh über das schlechte Trinkwasser, welches wir uns vom Schilfe aus mitgebracht hatten, denn bei der grossen Trocken- heit der Luft quälte der Durst ganz entsetzlich. Dicht neben uns la- gerte sich eine Heerde von Maullhieren, die mit Kupfer beladen *) Aquila hraccatu n, sp. Tab. XVIII in der Zoologischen Abtheilung der Reise. **) Charadrius marmoratus Magi. Tab. XXVJ1I, *YV) Charadrius cayanus Lath, I. 48 V — 378 — waren; ehe Jen Thieren Jie Last abgenommen wurde, legten sie sich nieder, und zwar so, dass wenigstens die eine Hälfte ihrer Last auf die Erde zu liegen kam, und ihnen daher nur die andere Hälfte zu tragen (ihrig blieb. Heim Abpacken der Lastthiere werden die Sät- tel und die Kupferbarren der ganzen Tropa, in regelmässige Reihen aufeinander gepackt, so dass es daselbst wie in einem militairischen Lager aussieht, an dessen Enden die Feuer angemacht werden. Acht Leguas entfernt vom Hafen erheben sich die ersten Berg- reihen, welche die Wüste von Copiapo gegen Osten begrenzen. Auf dein rechten Ufer des Flusses springt ein einzelner Berg hervor, der vorne aus einer Art von I)ioril*J und dahinter aus Grünstem**) besteht ; auf ihm befanden sich einige strauchartige Salzpflanzen und eine rosuj)is siliquastnim DC , **¥) Arundo Donax L. 393 erhoben und mit den vielen, silberweiss glänzenden Rispen einen sehr angenehmen Anblick gewähren. Wäre dieses schönste der Gräser, die wir gesehen haben, in unser nördliches Klima zu ver- pflanzen, so würde unseren Gärten eine ausserordentliche Zierde dadurch erwachsen. Zwei Leguas entfernt von Copiapo liegt ein klei- ner Ort mit Namen Punto negro, der aus einigen Hacienden und ei- nigen wenigen Bauernwohnungen besteht; eine Strecke mit fliegen- dem Sande geht hei ihm vorüber und auf dem rechten Ufer des Thaies öfTnet sich daselbst wiederum eine Quebrada, die aber eben- falls trocken war. Die östlich hervorspringende Spitze dieser Schlucht besteht aus einem schwarzen Gestein *) , von dem der Ort seinen Namen erhalten hat. Wir schossen in dieser Gegend einen herrli- Falken; es war ein altes Thier des Falco Cheriway Jacq. (? ) Hinter Punto negro wird die Algarroba immer häufiger, und eine Weide, wahrscheinlich Salix Humboldt ii , erscheint noch dazu. Von hier an, bis zum nächsten Orte Ramillas findet man überall zerstreut stehende Häuser von äusserst traurigem Ansehen, bei ihnen sahen wir zu- weilen baumartige Gossypien, welche ausserordentlich reich mit schö- nen goldgelben Blumen bedeckt waren; auch der Cacturs Tana war daselbst angepflanzt. Ramillas ist ein Ort von 4 bis 5 Hütten, der seinen Namen von der Farbe des nahen Gesteins erhalten hat, eben so wie Punto negro. Ramillas ist offenbar zusammengezogen aus Tierra amarilla, wie auch noch jetzt dieser Ort von einigen Bewoh- nern der Stadt Uopiapö genannt wird. Es ist hier das Gestein des linken Ufers des Thaies, das schon in weiter Ferne ein hellgelbes Ansehen zeigt, wovon sich jene Benennung herschreibt. Wir eilten schnell dahin, um die Ursache jener gelben Farbe zu erforschen, und waren nicht wenig erstaunt, als wir, schon in einiger Entfer- nung, die Luft mit einem starkem Geruch nach Vitriol und schwef- ligler Säure angefüllt fanden. Der ganze Abhang der Felsenmasse, auf einer bedeutenden Ausdehnung und mehr als 100 bis 140 Fuss Höhe, ist daselbst mit verwittertem Eisenvitriol bedeckt, der, gleich- sam wie Asche, von oben heruntergefallen ist, und nun einen sehr schwer zu ersteigenden Berg bildet. Indem man Stufen in diese lockere Erde eintritt, die mit freier Schwefelsäure geschw ängert ist, gelangt *) Dunkeler lauchgrüncr Serpentin, einen Uebergang in dichten Grünstein bildend. II. I. 50 394 man hinauf auf die Spitze des Abhanges, und erblickt daselbst, mitten in den Felsenniassen, grosse und weit ausgedehnte Nester und Lager von einer prachtvoll glänzenden Krystallmasse, die sich durch ihre schönen und vielfach verschiedenen Farben ausserordent- lich auszeichnet. Diese Krystallmassen sind hin und wieder 6 bis 10 und selbst 15 Fuss mächtig, und die Menschen haben daselbst überall kleine Stollen eingetrieben, um die Edelsteine oder das Gold zu finden, das, ihrer Meinung nach, unter so schönen Mineralien Vorkommen muss. Ueberall ist der Berg durchwühlt, oft bis 8 und 12 Fuss Tiefe, aber nirgends ist das Ende dieser Krystall- Lager zu sehen. Man kann sich nichts Prachtvolleres denken, als die W ände dieser Stollen in der Krystallmasse, da auch die meisten Farben der schönsten Edelsteine an den hier liegenden Krystallen vorhanden sind. Diese grossen glänzenden Massen sind Vitriole des Eisens und des Kupfers; wir haben grosse Massen davon mit- gebracht und Herr Professor II. Hose hat die Güte gehabt, diesel- ben einer quantitativen Analyse zu unterwerfen, welche in Poggen- dorf’s Annalen von 1832, Bd. 27 p. 309 — 319, bekannt gemacht ist. Herr Hose fand darin folgende Salze, deren Vorkommen wir hier einzeln genauer beschreiben wollen: 1) Neutrales schwefelsaures Eisenoxyd mit Krystal- lisationswasser. Dieses Salz bildet die Hauptmasse des gan- zen Lagers, es kommt derb und auch krystallisirt vor; das derbe Salz bildet feinkörnige Massen, die im Bruche beinahe dem weissen Marmor gleichen und zuweilen fast ganz weiss, gewöhnlich aber mit einem Anflug von violett gefärbt sind. Diese derben Massen sitzen unmittelbar an einem grünlich - grauen Jaspis, worin das La- ger der Vitriole vorkommt, und zuweilen viele Fuss tief mächtig ist; auf ihrer Oberfläche sitzen die krystallisirten Massen dieses Salzes, die noch viel mächtiger sind, aber doch hin und wieder in ihrer Mitte eine Partie von jenem derben Salze aufweisen. Die Krystallformen dieses Salzes beschreibt Herr Rose als reguläre 6- seitige Prismen, die an den Enden mit den Flächen einer öseitigen Pyramide und der geraden Endfläche begrenzt sind. Ausser diesen Flächen, die stets die herrschenden sind, finden sich noch unterge- ordnete schmale Abstumpfungsflächen, sowohl der Seitenkanten des Prisma s als der Endkanten der Pyramide, und ebenfalls kleine Ab- 395 stumpfangen der Ecken bei der Verbindung des Prisma’ s mit der Pyramide. Diese Krystalle sind an ihrem Fundorte ausserordent- lich glänzend und von bläulicher, violetter oder röthlich- violetter Farbe; sie wechseln zwischen der Grösse von einer Linie, bis zu der von zwei Zoll und darüber, und sind muschelig im Bruche. Wir hatten unter den von uns mitgebrachten Musterstücken ausserordent- lich schöne und grosse Krystalle, die aber bei der DurchschifFung der Siidsee, und besonders auf der Chinesischen See, der grossen Feuchtigkeit der Luft wegen, sehr gelitten, ja sich bis zur Hälfte aufgelöst haben. Zu Manila öffneten wir die Kiste mit diesen Sal- zen und fanden diese ganz feucht. Die Analyse des Salzes im kry- stallisirten Zustande gab: Kieselsäure 0,31 prC., Schwefelsäure 43,55 prC., Eisenoxyd 24,11 prC, , Thonerde 0,92 prC., Kalkerde 0,73 prC., Talkerde 0,32 prC. und Wasser 30,10 prC. Demnach besteht das Salz aus neutralem schwefelsauren Eisenoxyd mit Kry- stallisationswasser, gemengt mit etwas schwefelsaurer Thonerde, Kalkerde und Talkerde. Hiebei ist zu bemerken, dass dieses neu- trale Schwefelsäure Eisenoxyd bis jetzt noch nicht im krystallisirten Zustande bekannt war. Herr Hose sagt *): »Das Salz ist offen- bar durch Oxydation eines leicht zersetzbaren Schwefelkieses ent- standen. Zersetzt sich derselbe so , dass sich alles Eisen in Oxyd und aller Schwefel in Schwefelsäure verwandelt, so ist bekannt- lich von letzterem mehr vorhanden, als zur Sättigung* des Oxyds nothwendig ist. Es erklärt sich daher, wodurch wohl noch etwas freie Säure im Salze vorhanden ist.« Wir können diesen Bemer- kungen noch folgende Thatsachen hinzufügen: wir haben nämlich in ebendemselben dichten Jaspis, worin diese Vitriole Vorkommen, etwas Schwefelkies vorgefunden, und solche Stücke selbst mitge- bracht; freilich befand sich dieses Gestein etwa anderthalb Leguas von dem Lager der Salze entfernt, ist aber uubezweifelt dersel- ben Formation angehörig. Ferner befinden sich, innerhalb dieser grossen Krystallmasscn, und besonders am Rande derselben, ein- zelne grosse Blöcke, die ganz rein aus Eisenoxyd bestehen, und also ebenfalls für die gegebene Erklärung dieser Erscheinung spre- chen. 50 * *) 1, c. p. 313. 396 2) Basisches schwefelsaures Eisenoxyd mit Krystal- Iisatio ns wasser. Dieses Salz kommt in doppelter Form vor, nämlich einmal in kleinen sechsseitig- tafelförmigen Krystailen, wel- che gleichsam Ueberzüge des derben, neutralen, schwefelsauren Ei- senoxyds bilden, und ferner in Massen, welche aus kurzfasrigen In- dividuen zusammcngehäuft sind, die die Länge von 2 bis 3 Linien haben und leicht aneinanderliegen. Dieses letztere Salz bildet zu- weilen Massen von einigen Fussen Dicke, und enthält in seinem In- nern mehr oder weniger grosse Kugeln, die aus solchen faserigen Krystallchen zusammengesetzt sind, welche excentrisch aneinander- liegen und sehr niedlich aussehen. Ihr Aneinanderliegen ist jedoch so locker, dass sich diese Massen selten erhalten. Die Farbe diese^ Salzes ist schmutzig gelblich -grün , aber mehr verwittert ist es gelblich -roth mit einem Glanze wie Federalaun, während die Kry- stalle von dunkelgelb-brauner Farbe und durchscheinend sind. Herr Rose fand in diesem Salze eine grössere Einmengung von faseriger Kieselsäure, als in dem neutralen, die sich schwer trennen liess. Die Analyse des krystallisirten schwefelsauren Eisenoxyds gab : Kie- selsäure 2,62 prC. , Eisenoxyd 24,56 prC., Kalkerde 0,12 prC., Talk- erde 3,34 prC., Thonerde 0,26 prC. und Wasser 29,30 prC., wo- bei es in 100 Theileu 39,60 Schwefelsäure enthält; und die des haarförmigen Salzes gab: Kieselsäure 1,43 prC., Schwefelsäure 31,73 prC., Eisenoxyd 28,11 prC., Kalkerde 1,91 prC., 0,59 und Wasser 36,56 pro Cent. 3) Neutrale schwefelsaure Thonerde mit Krystalli- sati o n sw ass er. «Dieses Salz, sagt Herr Rose*), kommt nur in einzelnen Stufen vor; es ist nicht krystallisirt, sondern findet sich - zwischen den vorigen Säuren in kleinen derben Massen, die regel- mässig begrenzt, nach einer Richtung aber vollkommen spaltbar sind; in den übrigen Richtungen ist der Bruch dieses Salzes un- eben. Das Salz ist weiss, durchscheinend, auf der Spaltungsfläche starkglänzend und von Perlmutterglanz.« Die Analyse gab : Kiesel- säure 1,37 pro Cent, Schwefelsäure 36,97 prC. , Eisenoxyd 2,58 prC., Thonerde 14,63 prC., Talkerde 0,14 prC. und Wasser 44,64 prC. Dieses Salz war bisher den Chemikern schon bekannt, Herr Alex. *) 1. C. p- 317. 397 von Humboldt fand es im Uebergangsthonschiefer in der Nähe von Cumana, und Herr Boussingault *) in den Anden von Columbien. Bei Cumana kommt es in ausserordentlicher Masse vor und wird als Alaun benutzt. 4) Schwefelsaures Kupferoxyd. Dieses Salz findet sich in allen mitgebrachten Stufen, doch nur in sehr kleinen Krystallen, die zwischen den übrigen Salzen, aber besonders in dem derben, neutralen schwefelsauren Eisenoxyd eingesprengt sind; es hat eine viel hellblauere Farbe als unser Kupfervitriol, ja es ist beinahe bläu- lich-grün gefärbt und giebt den Massen, die schon die verschieden- sten Farben zeigen, ein um so schöneres Ansehen. Die Analyse des Salzes gab Herr Bose : Kieselerde 1,89 prC. , Schwefelsäure 31,43 prC., Kupferoxyd 28,31 prC., Eisenoxyd 2,29 prC., Thonerde 0,80 prC., Kalkerde 0,90 prC. und Wasser 34,09 prC. In den mitge- brachten Musterstufen findet sich freilich nur wenig von diesem Salze, doch kommt es sehr häufig in jenem Lager vor, wo es nicht bloss als feine Krystalle eingesprengt, sondern zuweilen selbst in kleinen Massen vorkommt. Die Entstehung desselben ist dem Kupferglase zuzuschreiben, welches darin, sowie das Eisenoxyd in grossen Blök- ken vorkommt. Nach dieser Uebersicht wird man im Stande sein, sich einen deutlichen Begriff von dem schönen Ansehen dieses Salzlagers zu machen; die bläulich-violetten, grossen Kryslallmassen des neutralen schwefelsauren Eisenoxyd’s mit Krystallisationswasser , sind durch das gelbbraune Salz des basischen Eisenoxyd s und durch das blau- grüne des schwefelsauren Kupferoxyds unterbrochen, und hin und wieder erscheint in denselben ein Nestchen von weisser, schwefel- saurer Thonerde. Die Schönheit dieses Gesteins zog sicherlich schon seit früher Zeit, die Aufmerksamkeit der Bewohner jener Gegenden auf sich, und wir glauben, dass gerade nach ihm dem ganzen Thale die Benennung gegeben worden ist. Es findet sich nämlich eine sehr merkwürdige Stelle bei Herrera**) , worin es heisst, dass das Thal von Copayapö nichts anderes bedeute, als ein Feld, das mit Türkisen (Sementera de Turquesas) besäet ist; denn es findet sich daselbst ein Berg, in dem sehr viele und sehr gute Vorkommen, *) Anna! os ilc Cliimie et *•« 1 o - £ 2 = a . u x> ter. X- ez 7 bis 15 b 25 b. 35 b 50 b. e, 2 x> - £ * c y cs = 'S £ X > E | -< a- 15 J, 25 J. 35 J 50 J. 70 J x -J E-S - X> Z > 3 3 u * 2 * 1 > £ Z X Lj t -3 — X X) £ - £ b X r3 *0 ö 5 H a ( Männer. ■ Cnverh. 551 418 1(»6 62 39 •2b 24 12ö9 1464 San ! Verh. 56 245 232 113 25 671 1960 723 2187 4147 Carlos, j Frauen. Unverh. jVerh. 493 399 1 241 141 97 304 101 185 88 73 45 19 f Männer. • Unverh. 191 165 100 18 8 10 11 503 625 Carelmapu ) Verh. 21 57 94 36 7 215 718 215 840 1558 v Maullin. 1 LI ri verh. 216 183 119 32 41 29 5 l V erh. 51 72 66 22 4 Chacao. < Männer. Unverh. Verh. 273 195 6 65 64 14 106 7 78 16 90 3 17 576 361 937 630 366 996 1933 Frauen. Unverh. 267 206 69 25 15 39 9 l Verh. 15 117 108 68 53 5 Männer. ■ Unverh. 917 535 231 71 19 21 10 1804 1845 Calbuco. -< Verh. 3 189 322 258 127 79 978 2782 977 2822 5604 Frauen. Unverh. S69 489 274 69 82 43 19 l Verh. 20 289 308 260 82 18 | Männer. ■ Unverh. 493 420 120 68 38 29 15 1183 1096 Dalcahiie. < Verh. 96 244 230 93 20 683 1866 672 1766 3634 Frauen. Unverh. 478 319 126 70 47 25 11 ( Verh. 130 290 171 70 11 ( Männer. Unverh. 376 272 117 43 16 21 6 851 932 Quenac. < Verh. 2 56 127 142 107 29 463 1314 459 139| 2705 Frauen, j Unverh. 386 273 129 58 44 29 13 1 Verh. 1 94 151 129 70 14 Männer, j Unverh. 910 723 306 65 30 34 13 2082 2178 Quincliao. < Verh. 1 160 285 365 317 45 1173 2355 1173 335] 6606 Frauen, j Unverh. 795 755 326 104 96 84 18 ( Verh. 7 269 372 375 127 23 Männer, j Unverh. 1147 897 433 81 50 80 1 2689 2722 Castro. -1 Verh. 1 176 416 439 439 10 1481 4170 1481 4203 8373 Frauen, j Unverh. 1129 801 442 104 121 124 1 ( Verh. 390 450 425 213 3 ( Männer, j Unverh. 531 515 258 65 21 22 10 1425 1556 ! Lcmui. -1 Verh. 75 294 302 212 38 921 2346 917 2473 4819 Frauen, j Unverh. 597 459 253 79 78 73 17 1 Verh. 136 30‘2 309 149 21 I ( Männer, -j Unverh. 671 430 206 90 62 26 14 1499 1532 \ Chonchi. J Verh. 6 96 207 219 132 40 700 2199 722 2251 4453 Frauen, j Unverh. 618 413 221 221 78 38 19 1 Verh. 7 181 205 208 97 20 1193416937169931622515548,3405 712,1390117646,21547 1 4580|7705j22285|43832 *) El Araucano 25. Januar 1833. 54’ Anjeees, Plaza. 32 Araüco, Plaza. 200 198 ACO NCAGUA, Capital de ea Provincia de este kombre. ULI >vii NI 152 158 48 Aeg iE, Villa. 11 43 203 163 San' rA Barbara, Plaza. 32 18 199 140 43 CO]> iCEPCION, Capital de ea Phovincia de este nombiie. 22 41 170 130 33 33 Chii ,ean, Ciudad. 28 8 190 150 39 10 37 Coe< 3URA , Plaza. * 198 187 385 345 218 205 230 195 SAN CARLOS, Capital de ea Phovincia de Ciiieoe. 112 118 80 40 123 100 90 110 305 CUP tICO, Cafitae de ea Phovincia de Coechagua. 35 43 155 115 37 55 20 65 230 75 CAUQUENES, Capital de ea Phovincia dee M 452 458 206 306 463 143 440 430 450 645 340 415 Copi iapo, Villa. 132 138 60 20 120 110 130 325 20 95 320 San Fernando, Ciudad, 24 21 188 148 35 8 32 18 213 108 53 448 128 Guaequi, Villa. 382 388 190 236 393 370 360 380 575 270 345 70 250 378 Guasco, Mineral, 20 12 191 151 31 17 29 8 205 111 63 451 131 9 381 Santa Juana, Plaza. Äi 328 130 176 333 310 300 320 515 210 285 390 190 318 340 321 San Juan, Ciudad en lal •317. 203 217 223 228 185 218 195 271 245 210 244 225 193 231 202 347 Isea de Juan Feri 332 338 140 186 343 320 310 330 425 220 295 440 200 328 350 331 50 357 Punta DE Sa Llilll ..14 18 195 155 25 18 23 14 201 115 47 455 135 10 385 6 325 203 335 160 SanLuisG.zj 211 217 20 65 222 199 189 209 404 99 174 251 79 207 174 210 150 213 214 Ligua M 272 278 80 126 283 260 250 270 461 160 235 340 140 268 270 271 50 315 80 275 90 niRc 175 8 181 38 20 186 163 153 273 368 60 135 360 40 168 210 174 168 203 178 178 36 ul If 11«, .1 P 24 220 160 12 28 28 20 190 " 120 55 460 140 20 399 12 330 213 340 11 219 2! fe 6 30 198 158 6 38 28 26 196 118 40 458 138 30 388 18 328 223 338 20 217 2' .I0. 32 17 181 141 44 3 7 34 9 204 101 26 441 121 9 371 13 211 186 321 19 200 2( ljii 117 218 20 65 123 200 190 210 405 100 175 240 80 208 170 211 150 230 160 215 17 1< ii P 2 11 21 21 ?! 12 j K 1 15 £8 202 208 20 40 213 190 180 200 395 90 165 260 60 198 180 201 170 197 160 198 16 11 19 18 200 160 30 13 28 14 211 120 28 460 140 5 390 6 230 198 340 5 219 2(1 !m t .t S u |m b lg Sgl M Hi 148 154 44 12 159 136 126 146 341 36 111 304 16 144 234 147 174 230 184 151 63 15 172 178 20 26 183 160 150 170 361 60 135 280 40 168 210 171 150 115 180 175 39 1(1 322 328 130 176 333“ 310 300 320 515 210 285 130 190 318 60 321 300 198 270 325 111 21 12 39 190 150 13 38 20 35 198 110 32 450 130 30 380 27 320 223 330 20 209 25 16 13 190 150 26 16 28 9 206 110 62 460 130 8 380 2 3 320 203 330 5 209 27) 36 22 182 142 47 3 37 14 209 102 58 442 122 12 372 21 412 181 322 22 201 2(1 92 98 100 60 103 80 70 90 285 20 25 360 40 88 290 91 330 265 240 95 119 !(. 280 268 88 134 292 268 258 278 473 168 243 172 148 276 102 279 238 285 228 283 69 ift 133 122 320 280 225 140 150 130 65 240 165 580 260 148 510 130 450 225 460 136 339 40. 182 188 32 38 193 170 160 180 375 78 145 272 50 178 192 181 162 185 172 185 28 n 14 257 29 263 192 158 25 20 20 24 204 112 24 452 132 12 382 9 322 205 65 111 268 245 255 255 450 145 220 215 125 253 145 256 | 195 265 205 260 45 I4(| 1 j 9 ■! i i 1 1 * y o. ui 1 ei ill 1. L, iud PI|A, Afl [IE 6 UR 25 ;6 4 137 64 54 156 Uancagua, Ciudad. |0_ 8 161 40 30 173 24 SAIS TIAGO, Capital de ea Provincia y Corte de la Republica.. iO 8 311 110 130 330 174 150 SERENA, Capital de la Provincia de CoRirraBO. 20_ 6 39 210 200 26 146 170 320 Tue apel, Plaza. 12 0 17 210 200 5 146 170 320 26 Tal camavia, Plaza. 52 2 5 2t2 192 17 138 162 312 42 20 Talcahuano, Puerto. 50_. i 81 120 110 100 56 80 230 86 94 82 Tal ca, Ciudad. 58 ‘5 269 139 68 340 J98_ 330 288 136 132 108 42 278 278 270 180 Talca, Mineral. 25_] t 276 300 450 145 126 144 220 408 VALDIV IA, Capital de la Provincia. paraiso, Ciudad y Puerto. UL II HL, 45 12 190 45 30 142 180 180 172 90 100 310 Val ilJl >5 I ; J21 246 m 68 202- 68 8 148 172 322 85 18 8 72 92 280 135_ 385 182 Yumbel, Plaza. 257 Jillapel, Villa. 268 109 85 255 255 247 165 43 80 Drittes Buch. Aufenthalt in Peru Achtes Capitel . Ankunft zuArica. — Reise iiberTacna und die Hoch eb ene von Tacora nach dem Alpensee von Titicaca. Am 20sten März noch kurz vor Sonnen -Untergang verliessen wir den Hafen von Copiapö, und steuerten der Küste entlang nach Nor- den hinauf. Unsere Fahrt ging angenehm von Statten und schon am 26sten März, Nachmittags um 5 Uhr, ankerte die Prinzess Louise im Hafen von Arica. Schon den Tag über hatten wir die herrliche Aussicht auf die hohe Cordillere genossen ; unabsehbar zog sie sich vor unseren Augen hin und war überall mit hegelför- migen Gipfeln gekrönt, die über die ewige Grenze des Schnees hin- ausragten. Gerade vor uns und dicht neben einander erhoben sich der Nevado de Tacora und der Nevado de Niuta; zwischen ihnen hindurch führt der Weg nach La Paz und Potosi, den wir später bereisten. Als wir uns der Einfahrt in den Hafen näherten, erblick- ten wir den Morro de Arica, einen Berg von ungefähr 700 Fuss Höhe, der sich ganz steil am Ufer des Meeres erhebt; er war blen- dend weiss von Farbe und schon freueten wir uns, dass, wie wir glaubten, daselbst neue Gebirgsformationen Vorkommen würden. Her Hafen von Arica ist zwar bedeutend gross, doch wie fast alle Häfen der ganzen Westküste, offen und gegen nördliche Winde un- geschützt. Eine niedliche Mole hat man, zum Landen der kleinen Fahrzeuge, in die See hineingebaut; auf der Spitze derselben befin- det sich ein kleines Wachthaus, in dem ein Ofncier der Zollbehörde Wache hält. 3fit Sonnenuntergang und des Nachts benutzen die Bewohner von Arica diese Mole zur Promenade, und gemessen da- selbst die Kühle eines leisen Lüftchens, das sich Nachts von dem Rücken der Cordillere herabzieht. An allen anderen Punkten des Hafens sind grosse Sandbänke, Felsenmassen und hohe Brandung. — 431 — so dass nur noch an einzelnen Stellen die Landung durch Balsen möglich ist. Sobald die Geschäfte der Zollbeamten an Bord der Prinzess vorüber waren, schifften wir uns aus, und fanden gleich am Ufer ein höchst interessantes Schauspiel; es waren nämlich unermessliche Schaaren von kleinen Fischen in die Bay gekommen, die unter gros- sem Jubel des Volkes sogleich aufgefischt wurden. Alt und Jung, Männer und Frauen, alle standen halb entkleidet im Wasser und schöpften die Fische mit grossen Körben, Eimern und Töpfen. Die Menge der Fische war so gross, dass mit jeder zurücktretenden Welle mehrere Tausende auf dem Strande liegen blieben und von ganz kleinen Kindern aufgenommen wurden. Arica ist eine kleine Stadt von ausserordentlich hässlichem An- sehen; Kirchen und Klöster stehen verfallen da und beweisen die zerstörende Kraft der Erdbeben, welche auch gegenwärtig diese Ge- gend so häufig heimsuchen. Die kleinen Häuser sind äusserst häss- lich und auf das armseligste aus Lehm aufgebaut; spitze Dächer sicht man in Arica nicht mehr, meistens sind die 4 Wände nur mit Bohr, mit 31atten oder Lumpen zugedeckt. Selbst der Patio ist, der Wirkung der Sonnenstrahlen wegeu, gewöhnlich mit grossen Dek- ken überspannt. Zwar liegt Arica in der tropischen Region, und hie und da erblickt man auch niedere Palmen, kleine Plantagen von Zuckerrohr, von Baumwolle und von Pisange (Platanares), aber der Mangel an Wasser und die ungeheueren Sandmassen, welche fast rings umher den Ort umgeben , ertheilcn ihm ein wahrhaft elendes und unfruchtbares Ansehen. Und dennoch sind die Feigen von Arica nirgends wohlschmeckender, nirgends die Oliven so gross und so saftig, als gerade hier. Auf Kohlen geröstet, werden sie beständig auf den Strassen zum Verkaufe umhergetragen , und bilden einen Uauptnahrungszweig des Volkes. Pisange und die Fuss-langen Ilül- senfrüchte einer Algarrova*} sind ausserordentlich gemein. Von letz- terer Frucht isst man die weisse, baumwollenartige 31arksubstanz, mit der die Saamenkörner umhüllt sind; sie ist von säuerlichem Geschmack und kühlender Eigenschaft. Auch Trauben werden hier noch gebauet, und einzelne kleine Stellen, die durch kleine Quellen bewässert werden, zeigen eine 3Ienge verschiedener Pflanzen. Wir sammelten hier den Cyperus tacnensis n. sp.y C. pedatus n. sp ., C. ar- ticulatus X., und einen C. subart ic-ulatus n. sp . , der Wurzelblätter besitzt. Die Bewohner des Ortes bestehen, ausser den ansässigen Frem- den, fast gänzlich aus gemischtem Blute; es sind Mulatten, Mestizen und Zainbos, auch weichen sie in ihrer Kleidung von den Bewoh- neru Chile s gänzlich ab. Mit Sonnenuntergang gehen sie umher, *) Prosojiis dulcis llumb. 432 in grosse Mäntel gehüllt, um sich gegen die erfrischende Kühle des Abends zu schützen; den Kopf bedecken sie mit einem grossen Hute von Vicuna-Wolle, der durch ein sehr breites und buntes seidenes Band mit einer grossen Schleife verziert ist. Wir unternahmen sogleich eine kleine Excursion dem Ufer der See entlang und waren nicht ivenig erfreut, als wir hier Hundert- Tausende von schönen Echiniden am Rande der See aufgehäuft fan- den. Ihre Fleischmasse war gänzlich verfault und durch die Einwir- kung des Wassers und der Sonnenstrahlen waren sie glänzend weiss gebleicht. Deutsche Seefahrer haben diese sehr niedlich gefärbten See-Eier in grosser Masse nach Europa gebracht und sie sind nun fast in allen Cabinetten. Eine niedliche Comatala und mehrere kleine Krabben fanden wir zwischen ihnen, die alle in der zweiten Ab- theilung des Zoologischen Theils dieser Reise beschrieben werden sollen. Der Geruch, den diese grossen Massen faulender See- geschÖpfe von sich gaben, war schon aus weiter Ferne zu verspü- ren; sowohl ihm, wie den kleinen stehenden Gewässern, die durch den gehinderten Ablauf des kleinen Baches, weicher zur Seite der Stadt seinen Lauf hat, entstehen, schreibt man die ungesunde Lage der Stadt zu, die in dieser Hinsicht allerdings schon lange berühmt ist. Auch zur Zeit unserer Anwesenheit zu Arica, war der Gesund- heitszustand der Bewohner daselbst sehr traurig, Hunderte von ih- nen gingen wie Schatten umher und litten seit undenklichen Zei- ten an Wechselfiebern. Nicht einmal ein Arzt befand sich in diesem berühmten Hafen! Arica gehört zu den wichtigsten Häfen auf der ganzen West- küste, denn durch ihn wird beinahe die ganze Hochebene vom süd- lichen Peru, die Umgegenden des Sees von Titicaca und fast ganz Bolivien, mit den Fabrikaten der europäischen Staaten versehen. Man zieht Arica dem Hafen von Cobija, dem einzigen der Republik Bo- livien vor, und zahlt selbst 3 prC. für den Transit der Wraaren durch das Peruanische Gebiet, ehe man von Uobija durch die W üste zieht, und die ungeheuere Strecke auf dem Rücken der Cordillere bis nach La Paz zurücklegt. Als wir nach Sonnenuntergang von der kleinen Excursion zurückkehrten, um uns wieder einzuschiffen, war es dicht vor dem Ufer abermals sehr lebhaft. Man hatte Stab- eisen ausgeladen, das auf dem Rücken der Maultliiere nach La Paz geführt werden sollte; da die Stäbe hiezu zu lang waren, war man eben beschäftigt, dieselben umzubiegen. Ein grosses Feuer hatte man dazu auf dem Sande angemacht, worin die Stäbe geglüht und alsdann zwischen Steinen auf die einfachste Art umgebogen wurden. Wir genossen einen wahrhaft herrlichen Abend, der Himmel war ungemein klar und rein, der Seewind hatte sich gelegt und die Stille der Natur ward nur durch durch das rhjtmischc Geräusch 433 der anschlagenden Wellen angenehm unterbrochen; doch schon früh mussten wir das Land wieder verlassen, denn hier wie in allen an- deren Häfen von Peru, ist nach 7 Uhr Abends jede UommunicaLion zwischen dem Lande und den im Hafen lisgenden Schiffen aufgeho- ben; kein Boot darf nach dieser Zeit das Land verlassen. Beim Einschiffen kam ein schöngefärbter Cerambix auf unseren Hut geflo- gen, es war »1er einzige Käfer, den wir bei einem zweitägigen Auf- enthalte an diesem Orte zu Gesicht bekamen. Auf dem Schiffe wurde es Nachts sehr kühl; das Thermometer fiel bis 17,8° R. wobei das feuchte Thermometer des Psychrometers 16 0 R. zeigte. Auch das Wasser im Hafen zeigte um 10 Uhr Nachts die auffallend niedrige Temperatur von 15,4° R. , während wir es am vergangenen Tage, gerade um dieselbe Zeit, auf offener See zu 19° R. gemessen hat- ten; man mögte daher, wie auch aus einigen anderen Beobachtun- gen hervorgeht, die wir gelegentlich inittheilen werden, zu glau- ben geneigt sein, dass die so ausserordentlich niedere Tempera- tur an dieser Küste, vielleicht durch eine Strömung kalten Wassers aus der Tiefe veranlasst werde. Auffallend war es, dass schon des Morgens früh, eine Stunde nach Sonnenaufgang, die Temperatur des Wassers gerade um einen Grad Reaumur höher stand, wie z. B. die Beobachtungen am 27sten und ^testen, des Morgens um 7 Uhr, zeigten, zu welcher Zeit wir das Wasser zu 16,4° R. fanden, während die Wärme der Luft nur 16,8° betrug, also noch einen Grad weniger, als Abends um 10 Uhr. Habei war auch die relative Trockenheit der Luft des Morgens grösser, als am Abende. Im Hafen, am Bord des Schiffes, fällt jedoch, während der Seewind herrscht, die Differenz der beiden Thermometer im Psychrometer nicht über 1*° R. herab. Am Bord des Schiffes fanden wir die Temperatur der Luft nicht über 22° R. ansteigend, und dennoch wollte man, dem Sonnenscheine ausgesetzt, vor Hitze vergehen. Der folgende Tag unseres Aufenthaltes zu Arica war der Palm- sonntag, Domingo de Ramos, wie ihn die Spanier nennen. Wir waren schon früh am Lande, um noch bei der Morgenkühle eine Excursion zu machen; und sahen die Leute nach der Kirche strö- men, indem sie grüne Palmblätter zur Verherrlichung des Festes in der Hand trugen. Wir nahmen unseren Weg nach der südliehen Seite des II afens und fanden den Urubu nirgends häufiger als hier. Dicht an der Stadt und unmittelbar am Ufer erhebt sich der Morro de Arica, der aus einem schwärzlich-grauen feinkörnigem Sandstein besteht, der mit Säuren aufbraust und über sieh einen braunrothen, ebenfalls kalkhaltigen Sandstein gelagert hat, während Adern von niandelsteinarligcm Porphyr*) ihn durchsetzen. Eine grosse Höhle *) Mandelsteinartiger Angit-Porphyr von dichter, schwärzlich -grauer Gruudmassc mit I. 55 434 befindet sich in diesem Berge, die das Ansehen hat, als wäre sie durch Kunst hervorgebracht; sie ist gewölbt und von ausseroi deutli- cher Höhe, ihr Boden und die Felsenwände zur Seite sind mit einer hellgrünen, kleinen Alge, vielleicht einem Fortococcus viridis über- zogen. Ha wir das Microscop nicht mit uns führten, so konnten wir leider das kleine Pflänzchen nicht bestimmen. Hie Kuppe und die Seiten des Morro de Arica sind, wie wir es schon aus offener See erblickten, von weisser Farbe, doch hatten wir uns sehr geirrt, indem wir früher glaubten, dass diess die Farbe des Gesteins wäre*). Hieser weisse Ueberzug ist der berühmte Vogeldünger, der Guano der Peruaner, über den, besonders in neuester Zeit, so ausführliche Nachrichten bekannt gemacht worden sind. Fast auf der ganzen Küste des südlichen Peru überzieht dieser Vogeldünger die kleinen Inseln und Klippen, die in der Nähe der Küste liegen; auf einzel- nen dieser Punkte liegt er in so mächtigen Lagen, dass vielleicht Jahrtausende dazu nötliig gewesen sind, um diese Anhäufungen der Masse hervorzubringen. Es sind die unermesslichen Schaaren der grossen Seevögel, welche diese Küste bewohnen und dieses köstliche Düngungsmittel bereiten; sie gehören zu den Geschlechtern der Pe- likane, der Scharben, Cormorane und Möven. Ihre Anzahl ist Le- gionen indem sie, im wahren Sinne des Wortes, die Sonne verfinstern, wenn sie sich, des Morgens früh, in meilenlangen Schaaren von ih- rem Aufenthalte erheben. Man muss sie selbst gesehen haben, um sich von ihrer Menge einen richtigen Begriff zu machen, und dann wird man es auch begreiflich finden, dass an einzelnen Orten so un- geheuere Massen dieses Düngers jährlich gegraben werden. Herr liivero **) giebt an, dass bloss die kleinen Inseln liaj und Jesus jährlich gegen 500 Fanegas dieses frischen Vogeldüngers liefern. Her Guano ist ein Handels- Artikel von grosser Bedeutung, beson- ders da in den südlichen Küsten-Provinzen von Peru, bei dem gros- sen Wassermangel, der Boden sehr sandig ist und einer Düngung zum Bebauen bedarf. Hie ausserordentliche Kraft, welche der Vo- geldünger, bei hinreichender Bewässerung, dem Boden giebt, ist ebenfalls unseren Landleuten in Europa bekannt; im südlichen Peru wird durch sie der Ertrag der Feldfrüchte verdoppelt. Nach dem Alter, und vielleicht auch durch die verschiedenen Arten der Vögel, ist der Guano von verschiedener Farbe und Güte, so dass man dar- einliegenden schwärzlich-grünen Augit-Krystallen und unregelmässigen Blasenräumen, deren Wände mit Quarz-Krjstallen zum Tlieil amethystarlig gefärbt besetzt sind. R. *) Anmerkung. Schon Herrera Dec. V. Lib. IV. Cap. IX. erzählt: „en algunas Isias de la costa del Peru se ven unos Cerros blancos, que parecen de nieve, i son montones de estiercol de Pajaros Slarinos, que van alli ä estercolar, i alii van los Bancos a cargar de ello, para estercolar Ja Tierra, de que sienten grau proveclioetc.“ **) Memorial de las Ciencias naturales y de industria national y extranjera. Lima 1828. p. 28. 435 in drei verschiedene Varietäten aufstellt, nämlich den rothen (Guano rojo) , den bräunlichen (G. perduzco) und den weissen (G. blanco) Vogeldünger, die auch in verschiedenem Preise stehen. Den rothen und den braunen Guano bezahlt man die Fancga (2| Quintal) mit 1| Piaster, den frischen weissen aber mit 2 Piaster, und in Kriegs- zeiten noch zu viel höheren Preisen. Ausführlichere Nachrichten über den Guano findet man in der, schon oben erwähnten Abhand- lung des Herrn Rivero, wovon Herr Alex. v. Humboldt in der Hertha von 1829 Mittheilung gemacht hat. Kürzlich kamen uns auch Nach- richten von England aus zu, dass an mehreren Küstengegenden von Schottland und Irland, der Vogeldünger ebenfalls in so grossen Massen vorkomme, dass er zur Oeconomie benutzt wird. Die Vögel, welche den Peruanischen Guano geben, nennt man im Allgemeinen Iluanaes. Wir wanderten weiter und fanden die Küste überall mit schrof- fen und spitzen Felsen eingefasst, in deren Spalten äusserst schöne Krabben sich aufhielten. Ganz vorzüglich zeichneten sich zwei Arten von der Gattung Grapsus aus, welche dem Grapsus guttatus ähnlich gezeichnet sind; sie waren sehr schwer zu fangen, denn die hoch- steigende Brandung beförderte ihre schnelle Flucht. Andere Krab- ben lebten auf dem sandigen Ufer in der Nähe des W assers, wo sie die Eingänge zu ihren Höhlen hatten; mit ihren langen Füssen lie- fen sie äusserst schnell und von der Seite, wodurch sie ein sonder- bares Ansehen erhielten. Etwa eine halbe Stunde von der Stadt Arica entfernt, verschwindet, die Bergkette und es treten Sandhügel auf, die auf eine unabsehbare Weite die Ufer des Meeres einschlies- sen, und bei der Quebrada de San Victor beginnen. Ueberall auf diesen Sandbergen finden sich Muscheln und die Knochen grosser Cetaceen, oft in einer Höhe von 30 bis 40 Fuss ; sie sind wahrschein- lich die Ueberbleibsel grosser Springfluthen. „ Gegen Mittag, zur Zeit der grossen Hitze, kehrten wir von unserer Excursion zurück, die ausserordentlich schlecht ausgefallen war; auf dem ganzen W ege hatten wir ausser einigen Tangen auch nicht eine Pflanze gesehen, und eben so wenig Insekten gefangen. Am Nachmittage desselben Tages machten wir eine Excursion nach der entgegengesetzten Seite des Hafens und gingen einem klei- nen Bache entlang, der den Namen Rio de Arica führt. Ueberhaupt muss man sich von den Flüssen des südlichen Peru s und des nörd- lichen Chile’s einen richtigen Begriff machen. Gewöhnlich sind es kleine seichte Bäche, über die man hinüberspringen, oder trockenen Fusses durchgehen kann; aber auch der kleinste solcher Bäche ist hier hinreichend, um den Boden bewohnbar zu machen und Tausen- den von Menschen ihre Nahrung zu geben. Die geringste Quelle, die kleinste und unbedeutendste Wasserpfütze, bildet hier eine Oase 55 * 436 in dem todten Sandmeere, das auf dieser ganzen Küste die Gestade des Meeres vom Fusse der Gebirge trennt. Um diesen kleinen Fluss herum, der die Existenz von Arica bedingt, befinden sich die Plan- tagen von Zuckerrohr, von Baumwolle, Pisange und selbst die Rebe bringt hier die herrlichste Frucht zur Reife. Aber der Preis aller dieser Lebensmittel ist ungeheuer hoch, daher der Aufenthalt in sol- chen Orten sehr kostspielig. Zu den theuersten Artikeln in diesem Lande gehört die Besorgung der Wäsche, deren Verbrauch in die- ser heissen Gegend sehr gross ist. Wir haben hier für das Waschen jedes einzelnen Stückes 2 und 2* * Realen (15 Silbergroschen) bezah- len müssen, ein so innormer Preis, dass das ganze Gehalt der Offi- ciere an Bord der Deutschen Schiffe noch lauge nicht hinreicht, um nur die nöthigste Wäsche besorgen zu lassen. Wir mögten bei die- ser Gelegenheit die Herren Rheder darauf aufmerksam machen, dass sie den Leuten ihrer Schiffe, für die Zeit ihres Aufenthalts in den Häfen der W estküsle, eine bedeutende Zulage an ihrem Gehalte be- willigen, weil im entgegengesetzten Falle, dieselben gezwungen sein würden, durch Schleichhandel und andere gesetzwidrige Handlun- gen, das ihnen nöthige Geld zu erlangen, wodurch offenbar die Sicherheit ihres Schiffes gefährdet wird. Aber auch auf dieser letzten Excursion war die Ausbeute an Pflanzen äusserst gering, ausser einigen Cyperoideen, einigen Helio- tropien*), einer Psoralen**) und einigen Euphorbien, die gewöhn- lichen Pflanzen dieser Küstengegend , kam uns fast gar nichts zu Gesicht, und wir entschlossen uns daher, so schnell wie mög- lich das Schiff zu verlassen, und nach den wasserreichen Gegenden der Cordillere zu ziehen. Sogleich trafen wir die Anstalten dazu und packten die nöthigsten Materialien zur Anlegung der Sammlun- gen zusammen. Wir mussten hiebei sehr sparsam zu Werke gehen und nur wenige Instrumente mit uns führen, denn der Kosten- Auf- wand für den Transport dieser Sachen, überstieg unsere Mittel. Unser Freund , der Capitain Wendt, war so gütig und erlaubte, dass ein junger Mann von unserer Schiffsmannschaft, mit Namen Philippi, der auf dieser Reise der Prinzess Louise seine Carriere als See- mann anfing, uns begleiten durfte. Schon am 28sten März Nachmittags verlicssen wir den Hafen und traten in Gesellschaft des Capitain Wendt die Reise nach Tacna an, von wo aus wir unsere künftige Reise bestimmen wollten. Der *) II eli o tr opium Simplex n. sp. II. sub/rutieosum procumbens adpretso villosum, folUs pefio/atis ovato-oblongis acutiusculis rugosis, spicis axillaribus laieralibusqve conjugatis aut solitariis ebracteatis simplicibus. Ausserdem Jl. eurassavicum L. und II synzystuchyum II. et Pav. *) Psoralea marginata n. sp P svffiuticosa J’oliis trifoliatis , foliolis petiolatis ovati» marginalis acuminatis pubescentibus petiolis apice hirsntis caule terete hirsut issimo . floribux spicato-e.ipitatis densis pedunculis axillui ibus hirsutis. 437 Weg von Arica nach Tacna verläuft, auf einer Strecke von 7 bis S Leguas, in der Nähe des Strandes. In einer Entfernung von einer halben, bis zu einer ganzen Legua von dem Ufer der See, zieht eine Hügelreihe von kiesigem Sande hin, die sich bis zur Höhe von 2 und 300 Fuss erhebt. Nirgends in dieser Pampa, von Arica bis Tacna hin, liegt irgend ein Gestein zu Tage, überall ist sie mit Grand (kiesigem Sande) bedeckt. Ilin und wieder ist der Sand zu einer Kruste zusammengebacken, wahrscheinlich durch den in ihm ent- haltenen Thon, und dann ist dieser Weg besser als auf der schönsten Chaussee. Man kann sich nichts Traurigeres denken, als den Weg von Arica nach Tacna; nichts Lebendes, nicht eine Pflanze, nicht ein Insekt oder ein Vogel iiess sich auf derselben sehen. Einige Le- guas von dem Thale des Rio de Arica befindet sich eine Quebrada, in welcher etwas Wasser fliesst; man nennt sie die Valle de Lluta, und in ihr allein zeigen sich einige Pflanzen. Ein strauchartiges Eupatorium prangte mit seinen rollten Blumenbüscheln, und der Ri- cinus und die Argetnone von Chile standen daneben. Später erblickt man aus weiter Ferne her zwei Palmen, die dicht am Ufer des Mee- res stehen; sie allein errinnern noch den Reisenden, dass er sich in den Regionen der Tropen befindet, doch von all den bunten Kä- fern, den grossen Smetterlingen, den Kolibris und den glänzenden Blumen, die wir nur für diese Gegenden gedacht halten, war bis dahin noch nichts zum Vorschein gekommen. Die Hitze ist in die- ser Pampa, des starken Seewindes wegen, nicht so bedeutend, als inan glauben sollte, und dennoch scheuen sich die Bewohner der Umgegend, dieselbe bei der Tageszeit zu durchreiten, und ziehen gewöhnlich die Nacht dazu vor. Die Gerippe der gefallenen Maul- thiere, noch bedeckt mit der pergamentartig zusammengetrockne- ten Haut, sind die einzigen Gegenstände, welche auf diesem Wege Stofr zur Unterhaltung geben; sie sind die Denkmäler der Jahr- hunderte, in der neueren Geschichte dieses Landes. Der Weg ist so einförmig, dass selbst die Eingeborneu sich häufig daselbst verirren und in das Gebirge hineingerathen. Noch ganz kürzlich war es einem Deutschen Kaufmanne, in Gesellschaft eines Arriero’s von Arica, so ergangen. Er kam in die Bergket- ten, welche sich südlich von Tacna bis zur hohen Cordillere hin erstrecken, und irrte zwei Tage lang ohne Wasser und ohne Brod umher; endlich, vom höchsten Durste gequält, öffnete er sich mit den Zähuen eine Arnivene und stillte den Durst mit seinem eigenen Blute. Das Thal des winzigen Rio de Tacna ist sehr bedeutend breit, oft wohl eine halbe Legua und noch mehr; mit Wohlgefallen ruht hier das Auge auf den einzelnen Bäumen und der strauchartigen Vegetation, da rings umher Alles todt ist und nichts als Sand und 438 nackte Felswände zu sehen sind. Die Stadt Tacna ist weit ausge- dehnt, wohl eine Legua lang und für Peru eine niedliche Provin- zial-Stadt, obgleich sie oftmals das Ansehen eines Ruinenhaufens irgend einer alten Inca- Stadt hat. Ihre Gebäude sind von Luft- steinen, wie die zu Copiapö, errichtet; doch giebt es hier lange und gerade Strassen, in denen grosse und kleine Steine liegen, welche die Stelle des Pilasters vertreten sollen, so dass man selbst bei Tage nur sehr beschwerlich darin gehen kann. Die Häuser sind sehr klein, einstöckig, mit einem spitzen Dache versehen, und im Innern der Stadt sännntlich weiss angestrichen, wodurch die Stras- sen ein unglaublich einförmiges und todtes Ansehen erhalten. Sel- ten findet sich hier ein Patio, wie in den Häusern der übrigen Städte dieser Länder, sondern gewöhnlich liegt die Wohnstube gleich nach der Strasse hinaus, und der Vorübergehende sieht durch die Thüre die Helten stehen; auf denen die Frauen den Tag hin- durch liegen. Zuweilen sind die Stuben in solchen Häusern nur durch Decken von Leinewand abgeschlagen. Die Dächer, von Rohr geflochten, sind in den Wohnungen der Reichen äusserst zierlich, sie bilden zugleich die Bedeckung der Stube. In einigen Häusern, in denen Brod und Früchte verkauft wurden, sahen wir Schweine und anderes Vieh umherlaufen. Die Damen von Tacna sind im Allgemeinen sehr hässlich, nur einzelne von jenen berühmten Peruanischen Schönheiten Hessen sich sehen und wurden dann, selbst von den Einwohnern der Stadt, wie fremdartige Wesen betrachtet. Sie tragen grosse Hüte von Stroh, oder häufiger von Vincuna-Wolle, weiche von Atacama eingeführt und mit 10 bis 15 Piaster bezahlt w erden. Ihr Haar hängt vorn in unzähligen Locken herab, während der Zopf in 20 bis 30 Flechten zertheilt ist, eine Arbeit, bei der sie fast den halben Tag zubrin- gen. Schon in Arica sieht man das lange halbkrause Haar, abstam- mend von den Negern, in Locken hcrabhängen; den Zopf aber ha- ben sie oben zusammengeflochten und lassen die Enden frei hängen ; eine höchst sonderbare und geschmacklose Tracht. Nirgends mag das Reiten allgemeiner im Gebrauche sein als gerade hier, Alles sitzt hier zu Pferde, die Armen auf Eseln; selbst die Damen, wenn sie in der Stadt Besuche oder andere kleine Geschäfte abzumachen ha- ben, benutzen diese Art von Bequemlichkeit. Tacna gehört mit zu den Orten im südlichen Amerika, wo der Lebensunterhalt am theuersten ist; es ist eine Stadt von 10000 Einwohnern (9000 nach einer Zählung vor 2 Jahren), die sowohl an Wasser, als an Holz den grössten Mangel leidet. 8 Leguas ent- fernt vom Hafen und fi bis 7 Tagereisen von La Paz, betreibt sie den Transithandel mit Bolivien, der sehr einträglich ist. Die volk- reichen Städte in der Hochebene von Chuquilo, werden mehr von 439 Arequipa als von Tacna aus versehen, da der Pass über die Altos de Toledo weniger beschwerlich ist, als der über die Paramos de ' Tacora. Hier sahen wir auch, mit freudigem Erstaunen, die ersten Llama - Heerden , welche die groben Wollenzeuge, von den India> nern der Hochebene verfertigt, zum Verkauf herabbrachten; doch weiter hinab nach der Küste gehen sie nicht, denn die brennende Sonnenhitze in der Pampa ist ihnen sehr schädlich. Von hier nach Arica unterhält man desshalb den Transport durch Esel und Maul- thiere. Der kleine Bach, Rio de Tacna genannt, an «lern die Stadt Tacna liegt, hat nur so wenig W asscr, dass er nicht einmal die Umgegend beständig damit versehen kann. Zur Zeit unserer An- wesenheit zu Tacna erhielt die Stadt nur zweimal wöchentlich das W asser des Flusses; an den übrigen Tagen benutzten es die bei- den Ortschaften, welche 2 und 3 Leguas oberhalb Tacna liegen. Man hat in dem Thale kleine Rinnen gegraben, die das W asser des Flusses nach den Strassen und den verschiedenen Besitzungen der Umgegend leiten. Der Kostenaufwand, den die Erhaltung der Ord- nung bei diesem künstlichen Rewässerungs- System verursacht, ist so bedeutend, dass das Wasser mit schwerem Oelde erkauft werden muss. Herr Bolten, Besitzer einer Chacra, in dessen Hause wir zu Tacna wohnten, bezahlte jedesmal 6 Piaster, wofür ihm, 3 bis 4 Stunden lang, das Wasser zur Bewässerung der Gärten und zum häuslichen Bedarf zugeführt wurde; ihn kostete daher das Wasser jährlich über 300 Piaster. Die grosse Lebhaftigkeit in den Stras- sen der Stadt ist auffallend an den Wassertagen, denn sonst herrscht wahre Todtenstille darin. Bei all dem W assermangel gedeihen dennoch in diesem Lande die schönsten Granaten, und die Oliven, die Trauben, Melonen und W assermelonen, sind selten so wohlschmeckend, als an diesem Orte. Ueberall sind hier die Gärten nach Art der Reisfelder eingerichtet, so dass man das W asser zwischen die Rabatten führen kann. In den Gärten hieselbst sieht man nichts als Lucerne. Melonen, Was- sermelonen, Granaten, Oliven, Pisange und Baumwolle. Auch grosse Anpflanzungen von Arundo Donax sind daselbst vorhanden, welches Rohr eine wichtige Rolle in der Oeconomie der Bewohner dieser Gegend spielt. An Brennholz ist der Mangel ausserordentlich drük- kend, es wird meistens von Arica eingeführt; eine Carga (d. h. eine Eselsladung), die zu Arica mit anderthalb Realen bezahlt wird, ko- stet des Transportes wegen zu Tacna einen Piaster. Diesem Man- gel würde schwerlich so bald abzuhelfen sein, wohl aber dem des Wassers, durch Errichtung artesischer Brunnen, die wohl nur zu einer sehr geringen Tiefe getrieben werden dürften, denn fast über- all ist hier Wasser in der Tiefe. Das Klima zu Tacna ist recht angenehm und gesunder als zu 440 Arica, wo die Febris tertiana so häufig herrscht. Schon des Mor- gens früh ist es hier sehr warm, aber nur sehr wenig steigt die Hitze den Tag über, was wollt dem kühlenden Einflüsse der nahe- gelegenen Coridllere zuzuschreiben ist. Am 30sten März, also zu Ende der warmen Jahreszeit, maassen wir mit dem Psychrometer: um 11 h Mittags 19° R. Wärme u. 14,4° R. Nasskälte, um llh 30' - 20° R. - u. 14,8° R. um 12h - 20,8° R. - u. 15,2° R. Erst Nachmittags zwischen 3 und 5 Uhr entsteht ein lebhaf- ter Wind, der die kalten Luftschichten von den Schneefeldern der Cordillere herabführt und uns selbst sehr empfindlich wurde. Durch ihn bilden sich Nebel und Wolken, die den ganzen Himmel bedek- ken und sich erst Nachts wieder auflösen. Lange nach Sonnenun- tergang, wenn sich der Wind gelegt hat, ist die Kühle nicht mehr so empfindlich wie am Nachmittage. Bleibt der Himmel die Nacht hindurch bezogen, so ist es schon früh am folgenden Morgen sehr warm. Wir müssen es sehr bedauern, dass eine lange Reihe von Thermometer-Beobachtungen, die wir daselbst angestellt hatten, ver- loren gegangen sind. Die Höhe von Tacna ist, nach Herrn Pent- tands Messung, 1795 Engl. Fuss über dem Spiegel des Meeres. Tacna hat sich im Laufe derZeit auf Kosten Arica’s vergrössert. die Bewohner des letzteren Ortes vcrliessen denselben und flohen, der grösseren Hitze und der herrschenden Fieber wegen, weiter hinauf in das Land. So ist Arica herabgesunken zu einem erbärm- lichen Hafenorte, woselbst die Kaufleute von Tacna ihre Commissio- naire und ihre vorläufigen Waaren -Niederlagen haben. Sobald ein Schiff zu Arica vor Anker geht und Waaren für diesen Hafen an Bord hat, so werden sogleich die Musterkisten von den zu ver- kaufenden Waaren ans Land gebracht und nach Tacna geschickt. Der dortige Commissionair, und das sind fast alle fremden Kaufleute daselbst, bietet nun die Waaren des Schiffes nach den ihm vorge- legten Mustern aus, und lässt dann die gekaufte Masse, oder was er sonst noch davon zu verkaufen glaubt, in Arica ausladen. Die Ausfuhr-Artikel von Tacna und Arica bestehen in edelen Metallen als remittirte Gelder, in etwas Kupfer und Chinarinde. Tacna, bei einer Bevölkerung von 10000 Einwohnern, ist eine echte Handelsstadt, und vergebens wird man sich daselbst nach Kün- sten und Wissenschaften umsehen. Ein Italienischer Arzt, seiner po- litischen Meinung wegen aus Chile verbannt, machte sich daselbst zur Zeit durch seine Kuren, vermittelst des thierischen Magnetismus, sehr berühmt. Vielleicht hat diese wunderbare Heilmethode nie ei- nen fruchtbareren Boden gefunden, als gerade bei den Damen dieses Landes. Bei einem sehr beschränkten Ideenkreise und einem natür- lichen Hange zum Glauben an das Wunderbare, greifen sie mit ih- 441 rer lebhaften Fantasie und ihrem reizbaren Nervensysteme Alles auf, was ihnen neu ist, was ihnen Unterhaltung- gewährt, und was sie in den Augen der Umgebenden liebenswürdiger und bewunderungswür- diger erscheinen lässt. Alle Welt sprach hier von diesen Wunder- kuren, vielleicht noch lebhafter, als bei uns vor einer Reihe von 12 Jahren; doch sicher wird diese Heilmethode daselbst noch schneller vergessen werden, als bei uns. Zu den Merkwürdigkeiten, die wir zu Tacna sahen, gehörten die Stufen von gediegenem Kupfer, auf deren Oberfläche dasselbe hin und wieder in vollkommenen Würfeln krjstallisirt vorkommt. Herr Bolten war im Resitz dieser Stufen, gab sie aber um keinen Preis heraus. Dieses gediegene Kupfer kommt, in ganz unglaubli- chen Massen, in der Cordiilere von Rolivien vor; man findet es bei Corocuero, etwa 20 Leguas von La Paz entfernt. Die kleinen Stücke, welche wir von diesem Kupfer sahen, waren stark mit koh- lensaurem Kupfer überzogen, doch bei der Reduction desselben hat- ten 16 Unzen über 14 Unzen ganz reines Kupfer gegeben. Man wollte nächstens einen Versuch machen, und dieses Kupfer herun- tertransportiren lassen, was aber, obgleich es fast ganz rein ist, doch nur wenigen oder gar keinen Nutzen zu versprechen scheint, denn es liegt im Hochgebirge und in einer Entfernung von 7 Tage- reisen von der Küste, wobei die Transportkosten, auf dem Rücken der Maulthiere, sehr leicht den Werth des Metalles übersteigen dürften, gegen 150,000 Q,uintal hatte man bisher von diesem gediege- nen Kupier losgeschlagen und sie liegen zum Transport bereit*). xMehrere von den berühmten Luxus-Artikeln, welche in den volk- reichen Städten von Rolivien verfertigt und überall in Südamerika ausserordentlich geschätzt werden, sind gerade hier in Tacna am häutigsten zu kaufen. Es gehören dahin die bewundrungswürdigen Filigraine-Arbeiten in Silber, wovon uns hier grosse Gelasse zu Ge- sicht kamen. In den. Wohnungen der Reichen pflegen die Kohlen- becken, zum Anzünden der Cigarren, aus dieser Arbeit zu beste- hen. Diese Sachen stehen hier in sehr hohem Preise; auf dem Fest- lande von Europa würden sie zu den grössten Seltenheiten gehö- ren, deren Preis aber innorm wäre. Häufiger kommen sie schon als Geschenke nach England. Die Filigraine-Arbeiten der Chinesen übertreiben die der Rolivianer sowohl an Feinheit, als an Geschmack, und sind dagegen unglaublich billig. Ausser diesen Silberarbeiten sind die prachtvollen, gestickten Decken berühmt, die zu La Paz und der Umgegend verfertigt werden; auch sie sind nur als Raritäten *) Anmerkung. Die bisher hypothetische Würfelform der Kupfer -JCrystalle ist auch kürzlich in einem Aufsatze einer amerikanischen Zeitschrift (The Monthly americ. Journal. Jan. 1832 p. 318.) bestätigt •worden. Die Stufen waren ebenfalls aus Südamerika gebracht. I. 56 442 zu betrachten, weniger als besondere Kunstsachen. In einem Lande, wo das Silber Product ist, und ausser dein Betriebe der Minen Niemand arbeiten will, da muss der Preis solcher Kunstwerke sehr hoch kommen, und dieser übersteigt denn auch in der That unsere Vermutlmngen. Auch die bunten Fächer und Wedel wollen wir hier aufführen, die aus den Federn des amerikanischen Strausses gemacht werden. Die Bolivianischen Indianer färben diese Federn mit sehr hellen und auffallenden Farben, binden sie in Büschel zu* sarnmen und befestigen Stiele von schwarzer Farbe daran, die sie mit verschiedenen Sachen auslegen. Die kleineren dieser Wedel gebraucht man in den Wohnungen der Vornehmen zum Abstauben, die grösseren aber benutzt man zu Sonnenschirmen. So sahen wir z. B. einen Doctor zu Santiago de Chile, der, wie die anderen Aerzte daselbst, seine Visiten zu Pferde abmachte, und gegen den brennenden Sonnenschein einen solchen grossen Wedel von gefärb- ten Straussen- Federn in der Hand trug. Ehe wir in der Erzählung Tacna verlassen und unsere Reise über die Cordillere antreten, wollen wir die gegenwärtige Einthei- lung von Peru miltheileu. Die Republik zerfällt gegenwärtig in 7 Departimentos, welche wiederum in Provinzen abgelheilt sind. 1) Arequipa mit 136,812 Einwohnern, nach der Zählung von 1795, zerfällt in die 7 Provinzen: 1) Arica. 4) Cercado. 2) Gaylloma. 5) Condesuvos. 3) Camana. 6) Motjuegua. 7) Tarapacä. 2) Ajacucho mit 150,608 Einwohnern, zerfällt in die 9 Pro- vinzen : 3) Cuzco 1) Andahuaylas. 2) Congallo. 3) Castro vireyna. 4) Iiuamsnga. 5) Huancavelica, 6) Huanla. 7) Lucanas. 8) Parinacochas. 9) T ayacaja. mit 216,382 Einwohnern und 11 Provinzen: 1) Albancay. 2) Aymaraes. 3) Calca. 4) Cercado ¥) 5) Catabambas. 6) Cunibivilcas. 7) Paruro. 8) Paucartambo. 9) Qunpicanchi. 10) Tinta. 11) Urubamba. *) Anmerliting. Die grosse Stadt Cuzco bat eine Münze wie Lima, mit einigen 20 iieamten. Sie bat gegenwärtig die Universität des Sau Antonio Abad, die 1692 ge- stiftet und am lOten Januar 1828 bestätigt wurde. Bs befinden sicli auf dieser Univer- sität 71 Doctores, 9 Maestros und 18 Bachilleros. Das Hospital daselbst, schon 1555 gestiftet, bat 12000 Piaster jährliche llevenüen und kann 300 Kranke fassen. Im October 1830 befanden sich 235 Kranke darin. Auch ein Invaliden - Ilaus für beide Geschlechter befindet sich zu Cuzco. Wir theilen diese IVach rieh teil hier ohne Bedenken mit, da sie aus officiellen Quellen geschöpft und Lei uns noch gänz- lich unbekannt gehliehen sind. 443 4) Junin mit 200,839 1) Cajalambo. 2) t’onchucos. 3) Huaycas. 4) Iiuamalies. Einwohnern und 8 Provinzen: 5) Huanuco. 6) Huari. 7) Jaujas. 8) Paseo. 5) Libertad mit 250,970 Einwohnern und 10 Provinzen: 6) Lima 149,112 7) P uno 1) Cajamarca 2) Cliachap ojas 3) Cliola. 4) Huamacliueo 5) Jaeii. mit 1) Cauta 2) C’anete. 3) Cercado. 4) Chancay. mit 156,000 1) Azangaro. 2) Carabaya. 6) Lambayeque. 7) Maynas, 8 ) Pataz. 9) Piura. 10) Trujillo. Einwohnern und 8 Provinzen: 5) Huarocheri. 6) Jca. 7) Santa. 8) Yanyes. Einwohnern und 5 Provinzen: 3) Cbufjuito. 4) fluancane. 5) Lampa. Einige Zeit nach unserer Ankunft zu Tacna wurde vom Herrn Bolten, dem Kaufmanne, an welchen unser SchifT addressirt war, bestimmt, dass dasselbe etwa 14 Tage lang zu Ariea liegen, und alsdann nach fslay hinaufgehen sollte. Sogleich fassten wir den Entschluss, eine Reise über die westliche Cordilleren -Kette, nach dem See von Puno zu machen, und alsdann, über Arequipa nach dein Hafen von Islaj zurückzukehren, wo wir hoffen durften, die Prinzess Louise wiederzufinden. Unser verehrter Freund, Capi- tain Wendt, begünstigte dieses Vorhaben nach allen Kräften, und so wurden sogleich die nöthigen Anstalten zu dieser Reise getroffen, ü as Herbeischaffen der Pferde und Maulthiere, so wie der Ankauf der Lebensmittel für die ganze Reise, war mit so ausserordentlichen Beschwerlichkeiten verknüpft und die Kosten waren dabei so gross, dass wir beinahe die ganze Reise hätten aufgeben müssen. Hie Le- bensmittel für die Reise bestanden in Fleisch, Brod, Dulce, Käse, Chocolate, UafTee, Porter, Zwiebeln und Kartoffeln. Ein kupfer- ner Theekessel und ein Gefäss, zum Kochen der Speisen sind Iiaupt- gegenstäude bei solchen Reisen. Erst bei dem Einkäufe dieser Sa- chen erkannten wir die innorme Theuerung zu Tacna. Die Kartof- feln wurden stückweise verkauft, und 24 bis 26 Stück kosteten einen Piaster. Her gebrannte und zerriebene Caffee ist daselbst so rar, dsss wir das Loth davon beinahe mit einem halben Piaster bezah- len mussten. Am Gründonnerstage den 31sten März, des Morgens früh, war unsere Abreise festgesetzt; einige Stunden nach der bestimmten Zeit erschien endlich der Arriero, wünschte aber zuerst eine Unze Gold, um die 3 Pferde und 2 Maulthiere beschlagen lassen zu können, welches Geld, wie er erklärte, noch ausser dem bedungenen Lohn 56 * 444 gegeben werden müsse. Wir bezahlten die 3Iiethe eines jeden Thie- res mit 17 Piaster bis Puno, wobei derArriero ebenfalls als ein Thier mitzählt, wie es hier allgemein Sitte ist. Ausserdem mussten wir die Futterungskosten auf der Reise tragen, die sich täglich bis auf 3 Piaster beliefen. Um Mittag endlich, gerade zur Zeit der grössten Hitze, verlies- sen wir Tacna; der Himmel war so rein und klar, dass auch keine Spur von Dünsten zu bemerken war, und um so stärker konuten die Sonnenstrahlen nun wirken. Der Weg führte uns in dem Thale des Rio de Tacna, das von der Breite einer halben Legua ist und rechts und links von bedeutenden Bergketten eingeschlossen wird, zur Cordillere hinauf; über die nördliche dieser Bergketten läuft der Weg über Moquegua nach Arequipa. Es war W assertag am Tage vorher gewesen, daher waren hie und da im Bette des Flus- ses noch feuchte Stellen zu bemerken. Die Vegetation in der Nähe des Flussbettes war kärglich; ausser einigen syngenesistischen Sträuchern, ßacchariden und Eupatorinen*) wuchs eine Ambrosia**), auf deren W urzeln wir zwei verschiedene Arten von Orobanchen vorfanden. Die Wände der einschliessenden Bergketten waren aber gänzlich aller Vegetation beraubt, und gaben der Gegend das ödeste Ansehen. Im Osten schloss sich das Thal durch die hohe Kette der Cordillere, und der JVevado de Tacora war uns beständig im Ge- sicht; er lag, von unserem Wege aus gesehen, in Nord 45° Ost. In einer Entfernung von 2 Leguas liegt das niedliche Dorf Caleo; einzelne Hacienden daselbst sind geziert durch lange Reihen von hohen Bäumen, die fast das Ansehen unserer Pyrainiden-Pappeln haben und die Umgegend fremdartig, aber sehr angenehm beleben. Es schien, aus der Ferne gesehen, eine Wreide, wahrscheinlich Sa- li.v Humboldtn zu sein; ihre Form erhalten diese Bäume dadurch, dass man, sobald sie einige Höhe erreicht haben, die Aeste, beson- ders die unteren, abschlägt, wodurch sie gezwungen werden, be- ständig in die Höhe zu wachsen und zur Seite auszuschlagen. Das schöne Gynerium Neesii und die goldgelbe Baccharis von Copiapö, die Nolaua von Coquimbo, die Datura arborea und mehrere andere interessante Pflanzen wuchsen hier neben den Oliven, den Granaten und den Feigen, welche rund herum die kleinen Wassergräben ein- fassten. Ueber eine Legua ist dieses Dorf lang, d. h. hie und da stehen einige Hütten, und dann wiederum eine Hacienda. Bald *) J'erno nia oct angularis n. sp. F. foliis ovatis cordatis acuminatis dentatis seu serrafo- dentatis, alternis, rigidix , caule erecto alto octangulari striato sulcato, capitulis axillaribus terminalibusque pedunrulatis numerosis corymbosis , corymbis longe pedunculatis in spicam la- xam aggregatis, Jloribus roseis. **) Ambrosia or o b anchif er a n. sp. A. caule anguloso sulcato pubescente, foliis alternis 2-pinnati/idis sublus canescentibus lange petiolalis, petiolis subalatix, pinnulis serrato - denta- tis, acutis, racemo denso terminali. 445 hinter Caleo liegt auf der linken Seite des Thaies das kleine Dörf- chen Patchi; an ihm geht der Weg nach den heissen Quellen von Calientes vorbei, die noch 1| Legua und 6 Leguas von Tacna ent- fernt, am Fusse der Cordillere liegen. Bei einem einzeln stehenden Hause, das von einem Schneider bewohnt wurde, stiegen wir ab. Der Schneider stieg so eben zu Pferde und wollte die Bäder von Calientes besuchen; er gab uns noch die Erlaubnissj des Nachts sein Haus zum Schlafen zu benutzen und ritt davon. Die Häuser dieser Gegend haben keine Thüren, man schläft darin in ei- nem Vorraume, also in freier Luft, nur bedeckt gegen die nächtli- chen Nebel. Ausser dem Bette und einem Tische waren keine Mö- bel in dieser ganzen Lehmhütte zu finden. Während unsere Thiere abgesattelt und besorgt wurden, und der Arriero ein Abendessen anfertigte, durchsuchten wir die Umgegend. Ein Spartium #) von ausserordentlicher Höhe, fast ganz ohne Blättchen, aber mit Hunder- ten der grossen gelben Blumen bedeckt, zog besonders unsere Auf- merksamkeit auf sich. Sehr häufig war hier die Phytotoma Bloxa- mii Jard. ; sie sass auf den Spitzen der kleinen Sträucher, schwirrte bei untergehender Sonne mit den Flügeln und sang ihr einfaches aber niedliches Lied. Ehe es zum Schlafen ging, fiel noch ein kleiner Streit in unse- rer Wohnung vor; der Schneider hatte nämlich seine zwei kleinen Jungen allein zu Hause gelassen, die, nachdem es finster geworden und sie sich ebenfalls an unserem Nachtessen ergötzt hatten, sich zur Ruhe begeben wollten. Sie holten ein altes Schaafsfell herbei, das sie in einen Winkel der Stube legten und sich darauf niederliessen ; der grössere von den beiden Jungen nahm etwas zu viel von dem Felle so dass der kleinere auf der Erde liegen musste. Unwillig darüber begann Letzterer den Streit, und erst nach einer kleinen Schlägerei wurden sie über die Theilung einig, worauf sich noch der grosse Hund zu ihnen gesellte und beide, ganz zusammengekrümmt, ebenso gut auf der einfachen Schaafshaut schliefen, als wir auf unseren kost- baren Pellonen (Satteldecken von Ziegenfellen) , die wir aus Chile mitgebracht hatten. Schon früh am folgenden Morgen traten wir unsere Reise wieder an , und stiegen allmälich nach dem Fusse der Cordillere. Einige schöne strauchartige Pflanzen aus den Familien der Leguminosen ##) und Bignoniaceen war Alles, was wir auf diesem Wege zu sehen bekamen; kein Pflänzchen, kein Gräschen deckte die wilde und lodte Gegend, die rings umher wasserleer und mit Gerolle bedeckt war. *) Spartium americanum n. sp ■ Sp. diff. a Sp. junceo folis oblongo-cuneatis acutis pe- tinlatis alternis et Jloribus majoribus. * ¥) 31 im os a pelloca n tlia n. sp. M.arborea cautibus petiolisqne aculeatis puberulis , aculeis gemi- nis , foliis bipinnatis, pinnis oppusitis Jo/iolis 20 — 26 jugis linearibus obtusis subtus pubes- ccntibus, capit ulis ajcilluribus pedunculat is. 446 Endlich 4 Lc guas von unserem Nachtlager entfernt, fanden wir ein Meines Häuschen, aber ebenfalls kein Wasser. Hier war Alles durch die anhaltende Sonnenhitze des Sommers verbrannt; die grossen Feigenbäume standen blattlos da, nur noch in den Knospen, an den Spitzen der Aesle war das Leben derselben zu erkennen. Nur der Schinus Molle ( var . foliis integris) stand gerade in ßliithe und Früch- ten; er hatte seine aschgrauen gefiederten Blätter beibehalten. Die- ser Baum, Mulli im Peruanischen genannt, ist in der Haushaltung dieses Landes sehr wichtig. Seine Frucht besteht aus Beeren, wel- che gleich den Weintrauben aneinander hängen ; ihre fleischigte Masse ist von süssem , der Kern aber von sehr bitterem Geschmack. Die Eingeborenen bereiten einen Trank aus diesen Beeren , indem sie dieselben mehrere Tage lang ini Wasser liegen lassen. Hierauf sei- hen sie die Flüssigkeit durch und lassen sie noch einige Tage ste- hen, bis sie einen angenehmen Geschmack erhält. Man gebraucht diesen Saft gegen Colik, gegen Lendenweh und Steinschmerzen; wird er aber mit Chicha (dem Getränke aus Mays) vermischt, so schmeckt er viel besser. Dickt man den Saft ein, so wird daraus ein wohlschmeckender Honig bereitet , doch in die Sonne gestellt, verw andelt er sich in Essig. Die Saanien des Mulli sollen gut sein, um Wunden zu heilen ; die Abkochung der Blätter dieses Baumes soll sogar alle Schäden heilen. Merkwürdig war es zu sehen, wie alle Schweine, die hier ge- zogen wurden, am Kropfe litten, während die Menschen noch keine Spur davon zeigten. Wir haben überhaupt nirgends, auf unserer ganzen Reise, diese Krankheit der Menschen gefunden, aber auf der ost liehen Seite der Cordillere, in den eingeschlossenen Thälern da- sellist, soll sie sehr häufig sein, selbst zu Mendoza und der Umge- gend der Stadt, wie die Herren Miers und Miller*) berichten; doch ist der Kropf zu Mendoza nicht mit Cretinismus verbunden. Nur eine kurze Buhe gönnten wir hier unseren Pferden und Lastthieren, während welcher Zeit wir unser Frühstück bereiteten, das in Chocolate und gebratenem Hammelfleische bestand. Als wir wieder aufbrachen, erhob sich der Weg äusserst schnell, und schon nach einigen Stunden gelangten wir in die Regionen, wo in der Tiefe der Gebirgs-Schluchten fliessendes Wasser vorhanden war, das einigen Pflänzchen kümmerliche Nahrung gab. Das Gestein der Ge- gend gehört der Flötzformation**) an, und ist in fast horizontalen Schichten gelagert, w obei ein rüthliches Gestein ***) die obere Lage *) Mein, del Peru I. p. 143. **) Graues thoniges« etwas poröses Gestein, sieht wie die Grundmasse mancher Thon- Porphyre aus. II. ***) Schiefriges graulich -schwarzes Gestein, welches mit Säuren ziemlich stark braust und auf den Schichluugstlächen j-oth ist. R. 447 bildet; aber ungeheuere Porphyr-Massen*) brechen durch, die eben- falls geschichtet und beinahe senkrecht gestellt sind. Später kom- men porphyritische Konglomerate und Sienite vor, die mehrmals ab- vvechseln und ungeheuer mächtig sind. Bald ward die Ilitze auf die- sem Marsche unerträglich ; hoch in freier Luft zeigte das Thermo- meter, schon um 10 I hr 30 Minuten 24° R., und von den kahlen Stei- nen aus strahlte uns die brennende Wärme entgegen. Wir gelang- ten in die Region der Cactus , welche der todteu Gegend ein beson- deres Ansehen gaben ; nichts als nackte Steinmassen, auch nicht ein Pflänzchen war ausser diesen saftigen Gewächsen zu sehen. Ein neuer Cactus **), gewiss der schönste seiner Form nach, umkränzt hier die Abhänge der Berge. Sein dicker, gerader Stamm wird 6 bis 8 Fuss und darüber hoch; er ist fast ungekantet und ganz dicht mit schwarzbraunen Stacheln umkleidet. Im Alter fallen die Stacheln an der Basis des Stammes ab, und derselbe wird ganz kahl. Aus der Spitze des Stammes laufen von einem Punkte 5, 8 bis 12 Aeste aus, welche hellgrün gefärbt, mit feinen Haaren bekleidet sind und 2 bis 3 Zoll im Durchmesser haben. Diese Aeste von 2| bis 3s Fuss Länge, wachsen nach verschiedenen Richtungen aus; einige nach Oben, einige nach Unten, und andere winden sich schlangenlörmig. Das Vorkommen dieses Cactus ist sehr beschränkt, er erscheint nur in der Provinz Arequipa und zwar in der Löhe zwischen 5 und 7000 Fuss. Als wir später von Arequipa aus nach dem Hafen von Islay zurückkehrten, sahen wir ihn nochmals auf der Bergkette Alto pri- mero, und sonst nicht mehr wieder. Die Blüthen dieses schönen Cactus haben wir nie gesehen. Noch einige andere Cactus***) fanden wir in Blüthe, und haben sie sogleich beschrieben, da ihre Aufbewahrung nicht gut möglich war. W eiter hinauf gelangten wir zu einer Quebrada in der, obgleich bei sehr wenigem Wasser, dennoch eine überaus reiche und schöne Vegetation enthalten war; hier wuchsen Isolepis fuscata n. sp Bow- lesia diversifolia n. sp., mehrere Cruciferen und herrliche Solanen mit grossen Blumen. Sehr häufig war hier eine grosse Spinne, die in der 31ille ihres Gewebes ein tutenförmiges Zelt gemacht hatte, worin sie sich gegen die brennende Sonne verkroch. Auch ein präch- •) Porplijr frisch und unzersetzt von gelblich - grauer Grundinasse mit kleinen schnee- weissen undurchsichtigen Feldspalhkrj’slallen und kleinen, graulich - weissen stark durchscheinenden Quarzkörnern. Die Grundinasse ist überwiegend und die 1‘ eld- spathkr^ stalle linden sich darin nur in geringer Menge, und in noch geringerer die Quarzkörner. 11. **) Cereus candelaris nob. **’) C actus f u scicular i s n. sp. C. erectus 1 6-angularis 4 — 6 peil, altus , suhartieulatus ( art . 3 — 4J. Aculeis 8 — 9 e circitlo radiantibus, Flores 9 — 10 albi 3 ^ poll. longi in apice rumo - rum positi. Cactus aureus n. sp. C. erec/o - rrpens , sexangularis suhartieulatus, aculeis 6 — 7 longis rigidis centrali reelo lougissimo. Flores aurei Jormosissimi 1 poll, longi, calyce villoso. 448 fjger Loranthus*) gehörte hier zu unserer Ausbeute, und weiter hinauf fanden wir ein schönes neues Lycium **) und eine schöne Echeveria***). Schon gegen 2i Uhr gelangten wir nach Palca, einem kleinen Orte, wo wir die Nacht über bleiben wollten, denn bei dem schnel- len Ansteigen auf die Vorberge der Cordillere dürfen die Pferde und Maulthiere, wenigstens in den ersten Tagen, nur wenig angestrengt werden. Obgleich unsere heutige Tagereise nur 7 Leguas betrug, so war sie doch, bei so beschw erlichem IV ege, sehr anstrengend gew esen und es war uns daher selbst sehr angenehm, so früh ins Lager zu kommen, weil wir nun noch einige Zeit zur Durchsuchung der Umgegend anwenden konnten. Palca liegt auf dem Abhange des rechten Ufers einer schmalen, aber sehr tiefen Qviebrada, die über- all mit sehr reicher und schöner Vegetation bedeckt ist. Ausser der Fonda (einer Dorfschenke) und einigen ganz kleinen Hütten befin- det sich daselbst ein Kloster des heiligen Franziscus, das höchst au- ntulhig gelegen ist. Eine Menge von Colibris und einer schwarzen Drossel belebte die Gesträuche. Auf der Höhe von Palca sahen wir in Peru die ersten Kartoffeln bauen, und Mays und Alfalfa (Lu- zerne) bildeten die übrigen Zweige des Ackerbaues. Hin und wie- der weideten Llamas, und ganze Heerden derselben kamen auf, der grossen Strasse von Potosi und La Paz herab. Unter Strassen und Wege in diesen Gegenden des Landes, denke man sich nur nichts anderes, als die einfachsten Fufssteige, welche über die unwegsam- sten Berge und durch die tiefsten Thäler führen. Sehr bemerkensw erth sind die viereckigen Thürme, die in die- ser Gegend Vorkommen; es sind Bauten von 20 Fuss Höhe undSFuss Breite, die ganz ans Luftsteinen ausgeführt sind; hin und wieder sind metallene Bänder eingelegt, um ihnen eine grössere Festigkeit zu geben. Einer dieser vierseitigen Obelisken war an seiner Basis zur Seite zerfallen, und man konnte hier deutlich sehen, dass er nicht hohl, sondern ganz voll gebauet war. Fragt man die Leute der Gegend, was diese Gebäude bedeuten, so sagen sie ganz kurz: »Es def tiempo del Key« (Es ist aus den Zeiten der Könige, nämlich der Incas). ln der nächsten Umgebung von Palca haben wir sieben dieser Obelisken gezählt, drei derselben stehen fast dicht aneinan- der, sie sind nicht künstlich gefärbt und ihre natürliche Thonfarbe giebt ihnen daher ein einförmiges todtes Ansehen. Andere Leute *) L. acuminatus R. et P. **) Lycium distichum. L. spinosum , ramis alternis distichis subulatis subramosis , J oliis al- ternis sessilibus ovatis acutis coreaceis. ***) Echeveria peruviana (an nov. gen. ? ) E. foliis radicalibus obovatis - cuneatis acutis. carnosis , foliis caulinibus lanceolatis acutis, spica terminali laxa bracteata, calyce corolla multo breviori, foliolis obovatis acutis glabris , staminibus longis corollam rix aequantibus, corolla purpurea. 449 nennen die Obelisken Casas del Hey, worunter man gegenwärtig ir- gend eine Art von Gebäuden verstellt, die dem Reisenden einigen Schutz gegen das Klima geben können ; diese Obelisken vermögen aber höchstens in den Morgen- und Abendstunden, einigen Schatten gegen die brennenden Strahlen der Sonne zu gewähren, und sind daher wohl zu ganz anderen Zwecken errichtet worden. Es ist ganz eigentümlich, dass in allen neuen Werken über Peru nirgends sol- cher Rauten Erwähnung geschieht; wir haben dergleichen noch in einigen anderen Gegenden, nämlich in der Nähe des Sees vonPuno angetroffen, und diese führten uns zu einer Vermutung über ihre Bedeutung. Es ist bekannt, dass unter Yupangui, dem lOten Inca, eine Rebellion unter den alten BeAvohnern der Provinz Callao aus- brach*). D er Inca selbst, schon ermüdet von beständigen Krie- gen, schickte seinen Sohn, den Inca Topa, zur Besiegung der Rebel- len ab, was auch alsbald gelang. Zum Gedächlniss seiner Siege liess der Inca Topa grosse Steinmassen**) und noch andere ausgezeich- net prächtige Gebäude errichten. Diese ausgezeichneten Obelisken, von blossen Luftsteinen zusammengesetzt, mögten wir als solche Bultas de piedra betrachten ; einige von ihnen stehen in der JVähe des Rio Chulanano , (i bis 7 Leguas von Puno entfernt, und selbst weiter südlich, zwischen den Ortschaften Pisacoma und Pichu-piehun kommen ähnliche Bauten vor. Vielleicht sind die Obelisken, welche in der Valle de Palca stehen, von eben demselben Inca Topa und ebenfalls zum Gedächtniss der gelieferten Schlachten und unterjochten Völker errichtet worden. Ja unsere Vermuthung ge- winnt noch an Wahrscheinlichkeit, indem erst Yupangui den gros- sen Chinin, den Beherrscher der Völker von Supe bis Tumbez ge- stürzt hatte, und sein Sohn diese Eroberungen nach dem Süden ge- wiss weiter ausdehnte. Die Seiten dieser viereckigen Steinmassen sind ziemlich genau nach den vier Himmelsgegenden gerichtet, und so stand die Errichtung derselben auch vielleicht mit dem Cultus des Siegers in Verbindung, denn die Incas erweiterten oftmals ihr Reich nur in der Absicht, ihre Religion zu verbreiten und Messen den be- siegten Völkerschaften im Uebrigen ihre eigene Regierungsformen. Während unseres Aufenthaltes zu Palca langte eine Tropa von Potosi an; sogleich legten sich die Führer derselben auf die Erde, und begannen zu spielen, obgleich es am stillen Freitage war; noch spät nach Mitternacht wurden wir von dem Geräusche dieser Erz-Spieler geweckt. Getreu unserem Vorsatze, auf die Sitten der, von uns besuchten Völker aufmerksam zu machen, ohne darüber ge- rade abzuurtheilen, tbeiien wir hie und da die Vorfälle mit, welche uns aufsticssen, und die besonders geeignet sein dürften, zur Er- *) S. lferrera T)ec. V. Lil». III. Cap. XIII. *'1) H alias de piedra. I. 57 450 Teichting1 unseres Zweckes beizutragen. Die Tochter des Wirths- haus - Besitzers war eine grosse und starke Dame, die sich viel mit dem häuslichen Treiben beschäftigte , eine gewiss sehr sel- tene Erscheinung in diesem Lande. Lange Zeit hindurch bemerkten wir einen hübschen jungen Mann, der, mit der Cigarre im Munde, der Dame sehr aufmerksam zuhörte und beständig mit der grössten Hochachtung und Zärtlichkeit zu ihr sprach. Häufig dekla- mirte er, recitirte die zärtlichsten Gedichte seiner Landsleute, und schien selbst im Improvisiren recht geschickt zu sein. Mit grösstem Wohlgefallen hörte die Dame Alles mit an, und lobte ihn nicht sel- ten seiner Liebenswürdigkeit wegen. Erst spät am Abende erfuhren wir, dass diese beiden Leute Mann und Frau, und schon seit mehre- ren Jahren verheirathet wären. Ja der Mann fragte uns sogar, wie uns die Senorita, seine Frau, gefalle und zwar in ihrer Gegenwart. Da M änner und Frauen, sowohl in Chile als in Peru, sich bestän- dig mit Seiior und Senorita anreden, so wird es häufig schwer zu er- kennen, ob Leute mit einander verheirathet sind. In Chile nennt man die Frauen Seiiora und nur die Mädchen Senorita, doch in Peru wäre es eine harte Beleidigung, wollte man eine 80jährige Frau nicht ebenfalls Senorita anreden , wenigstens war es in den Gegen- den der Fall, die wir besucht haben. Hier zu Palca hatte man eine Menge von Indiern und Indierinncn, die förmlich wie Sklaven be- handelt wurden. Als kleine Kinder holl man sie von der Hochebene, wo man sie entweder erkauft , oder sie von den Eltern zum Geschenk erhält, weil es jenen an Nahrungsmitteln fehlt. Zu Palca werden diese Kinder noch unter dem besonderen V orwände der Bekehrung durch die Franciskaner-VIönche gehalten, und sind wohl oft mit Ge- walt den Eltern geraubt. Unser Nachtlager schlugen wir in einer natürlichen Höhle des dicht daneben anstehenden Gesteines*) auf; fast beständig fielen Ge- rolle von dem Abhange des steilen Berges, und es schien uns, als wären sie zuweilen, vielleicht durch leise Erdbeben, besonders häu- fig. Gegen Abend liess sich das Quaken eines Frosches**) hören; wir gingen noch aus, um ihn zu längen, was auch alsbald gelang. Am 2ten April. Die Temperatur war uns am folgenden Morgen sehr empfindlich, da wir noch in der Nacht vorher in den heissen Gegenden der Küste geschlafen hatten. Wir maassen hier um Uhr die Temperatur der Luft und des Uiessenden Wassers zu R. Einige Leguas weit hinter Palca hinauf, verläuft der Weg stets am Abhange der fruchtbaren Quebrada und ist ausnehmend ange- *) Graulich - gelbes thoniges Gestein, schiefrig, erdig und mit Säuren brausend. Schwärzlich- grauer dichter Kalkstein. Gelblich - grauer dichter Kalkstein mit Adern von Kalkspath durchzogen, der sehr grosskörnige, deutlich spaltbare Zusammensetzungs- Stücke bildet. R. *’) Telmatoiius peruvianus nov. gen. T. III. Tab. L V I . I'ig. 2. 45 L nehm. Beständig- war uns die üppigste Vegetation, mit den pracht- vollsten Blumen reich geschmückt, zur Seite. Der Cactus peruvianus mit seinen grossen, weissen Blumen ist hier recht zu Hause, und die Sträucher, worunter sich mehrere Lycien*) befanden, sind dicht überzogen mit der herrlichen Mutisia hirsuta **). Auch ein Lyco- persicon wuchs hier sehr häutig; es bildete zuweilen kleine Berge von seiner Masse, die mit den gelben Blumen ganz bedeckt waren. Ain Bande der Quebrada sah man noch einige jener vierseitigen Obelisken, wovon im Vorhergehenden die Rede gewesen ist; am Ende derselben aber hört alles Wasser auf, und mit ihm verschwin- det auch die reiche Vegetation. Bald muss man über nackte Fels- rücken hinüber, die aus Porphyren und porphyritischen Conglome- raten bestehen; auch Sieuit tritt später wieder hervor. Die ho- hen Cactus , selbst der C. peruvianus, verschwinden und niedere For- men treten hervor, die auf ihrer ganzen Oberfläche mit weissglän- zendem Haare bedeckt sind; auch hier wieder Arten, die man ver- gebens in den systematischen Handbüchern sucht. Ausserordentlich steil werden hier die Abhänge der Berge, und ihr Ersteigen war äusserst beschwerlich für unsere Thiere; Gerippe von 3!aulthieren, die rechts und links, vielleicht seit Jahrhunderten liegen, beweisen es noch deutlicher. Hier erscheinen an dem Abhange einer Felsen- wand zwei kleine Quellen, deren herabtröpfelndes Wasser ringsum- her die seltsamste Vegetation hervorgerufen hat. Schon sind alle hohen Pflanzen auf dieser Höhe verschwunden und selbst Sträucher, die hier noch Vorkommen, sind zwergartig verkrüppelt. Am auffal- lendsten ist hier das Wachsthum einiger kleiner Alpenpflanzen, die in der Nähe der ewigen Schneegrenze Vorkommen ; es sind diess die grossen Haufen von Selmum acaule Cav.***), verschiedene Fragosen, eine Verbena •{*) , ein niedliches Ly copodium \\ ) u. a. m. Zuerst setzen sich diese Pflänzchen an grosse Felsen, die besonders hervor- ragen; mit dem Verlaufe der Jahre nehmen sie allmälig so überhand, dass es nicht selten ist, eine Familie dieser Pflanzen zu sehen, wel- che 12 bis 20 Quadratlüss Fläche bedeckt; ganze Blöcke sind mit ihrem Rasen überzogen, der auf seiner Oberfläche so fest ist, dass *) L. disticlium n. sp. etc. **) Mutisia hirsuta. M. fruticosa caule anguloso subpubescente , foliis pinnatis , foliolis ses- silibus basi decumbentibus alternis lanceolatis aeutis integerrimis glabris , petiolis subulatis cirrhosis , cirrhis geminis , Jloribus terminalibus maximis, involucri hirsuti foliolis inferioribus ovalibus aeutis, superioribus lineari-oblongis apice mucronulatis, Jloribus radii maximis ovuto oblongis apiec integris obtusis. ¥¥¥) Laretia acaulis Hook. f) Verb ena minima n. sp. V. siiffruticulosa caule repente ramosissimo glabro , foliis minu- tis lanceolatis carinatis coreaceis rigidissimis dense imbricatis glabris , Jloribus solitariis sub- terminalibus tetrandris fauce hirsuta, cahjce tubum corollae vix aequante hirsulo, lobis obtusis eiliatis, -j-f) L. liastat um n. sp. Caule erecto ramosissimo, foliis dense imbricatis ovato -hastatis aeutis apice verrucosis ; spicis tetragonis. 57 * 452 man, selbst mit dem stärksten Messer kaum hineinzudringen vermag. Der Stamm einer solchen Pflanzenfamilie, die sicherlich ein Denk- mal vieler Jahrhunderte ist, erreicht selten die Länge von ei- nem Fusse, gewinnt aber zuweilen eine Dicke von 5 bis 6 Zoll und ist unendlich viellach verästelt und verzweigt. Durch die beständige Vergrösserung des Stammes erhebt sich der Rasen und erhält zu- letzt eine gewölbte Form; selbst Flechten wachsen auf diesen Pflan- zen hervor! Man sieht es in dieser Gegend, wo Alles, selbst kleines Strauchwerk zum Brennen fehlt, nicht selten dass dergleichen Pflan- zenhaufen zu diesem Zwecke benutzt worden sind. Der vielen harzigen Stoffe wegen, welche dieselben enthalten, brennen sie recht gut, aber auch, ihrer grossen Festigkeit wegen, iiusserst langsam, so dass ein solcher Haufen, von 12 bis 20 Quadralfuss Oberfläche, wohl länger als 24 Stunden brennen kann. Es ist wohl C harakter überhaupt der Alpen-Vegetation , dass die Pflänzchen, welche die hochgelegenen Gegenden beleben, mehr gesellig wachsen ; wenigstens tritt dieses nirgends so auffallend her- vor, als gerade in diesen Gegenden. Schon in der Cordillere von Chile, bei Gelegenheit des Besteigens des Vulcans von Maipü, ha- ben wir auf die sonderbare Pflanzenform derBoopideen aufmerksam gemacht, die daselbst, oft mitten in der Lava- Asche, kleine runde Haufen bilden, die aus zahlreichen B.umenköpfen bestehen. Hier iu der Cordillere von Tacna findet etwas Aehnliehes statt, das nur noch mehr überrascht. Man sieht, oft schon aus weiter Ferne, kleine Haufen von 1 bis lf Fuss Höhe, die eine gelbrothe Farbe haben und den Reisenden Anfangs täuschen, indem er glaubt, irgend ein Wild zu erblicken. Bei näherer Untersuchung ist dieses Häufchen eine Pereskia , deren Blätter dicht aneinander gedrängt und mit 2 bis 3 Zoll langen, gelbrolheu Stacheln bedeckt sind. Die Blüthen der Pflanze stehen zwischen den Blättern und ragen nicht über die Stacheln hinaus. In der Höhe, wo die Pereskien erscheinen, da sind die langb. haarten Cereen schon lange verschwunden; sie be- schlossen die Vegetation der Cacten, die sich durch sie bis in die Nähe der ewigen Schneegrenze (5 bis 600 Fuss darunter) erheben, wo die Familie der Crucileren die Oberhand erhält. Die Gebirgsflora von Süd -Amerika hat in der grossen Menge von kleinen, niedlichen Umbelliferen, die zu der Abtheilung der Mu- lineen DC. gehören, einen ausserordentlichen Schatz. Je mehr nach dem Süden dieses neuen Conlinents hinab, um so mehr häufen sich die Gattungen und Arten dieser Pflanzen, die zuletzt, wie in den Breiten über 50° hinaus in die Ebene treten, wo sie ein Illima fin- den, das dem der hohen Gebirgsrücken im nördlichen Chile und in Peru entspricht. Die Mulineen Amerika’s werden durch die Primu- laceen in Europa vertreten; die Gattung Androsace , besonders die 453 Aretien, überziehen auf den Gebirgen Europa’s oftmals grosse Fel- sen, und bieten denselben Anblick dar, weichen in Amerika eiuige Arten der Gattungen Fragosa , Bolax, Azorella u. s. w. gewähren. Diese einförmigen, von aller baumartigen Vegetation entblöss- ten Ebenen nennt man Paramos, auch wohl hin und wieder lun- cas. Die noch höher gelegenen Ebenen, wo die Vicunas weiden, heissen Punas *), und Puna brava nennt man eine der kältesten und unfruchtbarsten Paramos. Bei Garcilasso findet sich noch die Benennung Anti-Suja für eine Region, die mit ewigem Schnee be- deckt ist. Um 1(H Uhr war die Wärme der Luft 14° R., während sie noch gestern, etwa 10U Fuss unterhalb Palca um dieselbe Zeit 24° R. betrug; wir waren demnach seit gestern wenigstens 6000 Fuss gestiegen. Gegen Mittag* endlich, nach einem anhaltenden und be- schwerlichen Steigen, erreichten wir den Kamm des Gebirges, und betraten somit den westlichen Rand der ungeheueren Hochebene, in die sich die Cordillere daselbst ausdehut. Eine unermesslich grossartige, doch weniger schöne Aussicht eröfTnete sich hier unse- rem Auge; alle die Höhen und alle die Bergketten, welche wir, von der Küste an, überstiegen hatten, lagen hier zu unseren Füssen, und der grosse Ocean erschien, in weiter Ferne, wie Nebelwolken. Vergebens suchte das Auge nach Wäldern, vergebens sah es sich um nach grünenden Wiesen, aber nichts als nackte Felsen erblickte es, und ewige Schneefelder. Die beiden Schneeberge, der Nevado de Tacora und der Nevado de Niula, stehen unweit dieses Randes der Hochebene; schon vom Meere, aus weiter Ferne her, hatten wir sie erblickt, und zwischen ihnen verläuft der Pass von Guatillas, der nach La Paz führt und den wir ebenfalls einscldugen. Diese beiden Ncvados erheben sich vollkommen kegelförmig über die Ebe- ne, der Erstere, nämlich der Nevado de Taeora, liegt nördlich und ist zugleich der grössere; seine Spitze ist etwa 3 bis 400 Fuss hoch inil Schnee bedeckt. Den Pass von Guatillas, der am Fusse des Kegels vorbeigeht, giebt Herr Pentland zu 14830 Engl. Fuss hoch an, so dass der Nevado de Tacora nicht mehr als etwa 15200 Fuss erreichen mögte. Bei der Bekanntmachung der Höhenbestim- mungen des Herrn Pentland im Annuaire v on lb30, so wie im Edin- bourger New Philosophical Journal **) findet sich der Berg von Ta- cora und der von Chipicani als gleichbedeutend , was aber nicht der Fall ist; die daselbst angegebene Höhe von 5760 Metres oder 18898 Engl. Fuss gehört dem Chipicani an, während Herr Pentland für den Nevado de Tacora keine Höhe gegeben hat. In den Mit- *) Ilerrera V. 4, 9. '*) 10. p. 351. 454 — theilungen, die Herr Alexander von Humboldt *) aus den Handschrif- ten des Herrn Pentland gemacht hat, ist es auch ganz bestimmt an- gegeben. Auf unserer Karte, welche diesem Reisebericht beigefügt ist, findet man die Position dieser Berge nach daselbst angenom- menen Winkeln eingetragen. So wie der Kamm des Gebirges erstiegen ist, beginnt eine un- absehbare Hochebene, die sich nach Norden, Nord-Osten und Osten über mehr denn 150 Geviert-Meilen ausdehnt; sie ist fast gänzlich wüste und wird Paramo genannt. Als wir darüber hinwegritten, er- hob sich, in der Zeit zwischen 12 und lUlir, ein furchtbarer Wind, der mit grösster Gewalt nach den Küstengegenden herab zog ; seine Stärke und seine Kälte waren äusserst empfindlich, so dass wir das Gesicht mit wollenen Tüchern verbinden mussten. Diese kalten Winde sind es, welche in der Zeit zwischen 3 und 4 Uhr den Him- mel von Tacna bewölken; sie sind es, welche die niedere Tempe- ratur in den Küstengegenden dieser Breiten verursachen, wo es Nachts, obgleich in einer Breite von 18° südlich, oftmals recht empfindlich kalt ist. Erst gegen Abend, mit untergehender Sonne, legen sich diese heftigen Winde, und dann wehen sie, doch minder heftig, in entgegengesetzter Richtung. Nachdem wir etwa zwei Stunden lang auf der Hochebene geritten waren, näherten wir uns dem Nevado de Tacora, aus dessen Schneedecke ein kleines Flüsschen, der Rio del Azufre, hervortritt und seinen Lauf nach Süden zu W esten nimmt. Das Wasser des Flüsschens ist stark mit Eisenviti'iol und Alaun imprägnirt, der sich oftmals zur Seite der Ufer in Krusten absetzt. Herr Pentland hält den Nevado de Tacora für einen aus- gebrannten Vulcan, oder eigentlich für eine Solfatara, deren Dämpfe fu «lern Wasser des Rio del Azufre condensirt werden. Wir fan- den keine Spuren von neueren Auswürfen dieses Berges, sahen auch nirgends eine Spur von Krater, und mögten daher annehmen, dass, wenn er jemals ein geöffneter Vulcan gewesen ist, er nur der V orzeit angehört haben kann. Auch die Bewohner der Provinz von Ai •ica, welche diesen !!ei*g beständig vor Augen haben, nennen ihn ganz bestimmt Nevado und sagen, dass es kein Feuerbei’g ist. In einer Vertiefung der Ebene, dicht an einem kleinen Bache, machten wir Halt, und kochten unser Mittags-Essen. Eine Menge von Pflan- zen und Steinen hatten wir schon bisher gesammelt und ihre Ver- packung nahm uns viele Zeit weg, welche durch die heftigen Winde noch verlängert wurde. Hier war es, wo uns die ersten Rudel von Guanaco’s zu Ge- sicht kamen. Zu 3 bis 4 und zu 7 bis 8 Sliick weideten sie an den Ufern der kleinen Bäche und Flüsse; sie waren nicht scheu, so dass sie uns oftmals dicht vor den Pferden vorübergingen, dann still *) Hertha von 1829. p 21, 455 siamlen und uns ansahen. Ihr Lauf ist nicht so schnell, wie man aus ihrer schlanken Form schliessen sollte; mit einem guten Pferde sind diese Thiere in der Ebene leicht einzuliolen. Wird das Gua- naco von Hunden verfolgt, was wir häufig gesehen haben, so läuft es stets in kurzem Galopp, und pflegt selten mehr als zehn Schritte dem Hunde voran zu sein; jedoch, wenigstens nur höchst selten, wird es vom Hunde eingeholt; dann geht das Guanaco bergan, und so bleibt der Hund zurück. Sind Junge im Rudel, so laufen diese und die Weibchen voran und ihnen wird, wenn sie verfolgt werden, von den älteren Männchen durch Stossen mit dem Kopfe nachgeholfen, aber dennoch werden die jungen Thiere häufig gelängen und in der Gefangenschaft aufgezogen, wo man sie in den Wohnungen zur Un- terhaltung der Frauen hält. Die Jagd dieser Thiere ist den Einge- bornen, so wie dem Reisenden in jenen Gegenden von grossem JVutzen, der hier fast an Allein Mangel leidet, was er sich nicht selbst von der Küste mitgebracht hat. Im Zoologischen Theile un- seres Reiseberichts findet sich eine ausführliche Abhandlung über die Naturgeschichte dieses niedlichen Thieres, und wir können da- her den geneigten Leser dorthin verweisen. Die Färbung des Guanacos ist hellbraunroth, die kurze Wolle des Thieres ist mehr gelblichroth, während die längeren Haare, die vom Rücken und der ganzen Seile des Leibes herabhängen, mehr rolhbraun gefärbt und auch fester von Structur sind. Diese länge- ren Haare werden bei dem Guanaco niemals so stark, dass sie, wie bei dem Liama, herabhängen, erhalten auch nie die dunkelrothbraune Farbe, wie bei Letzterem. Wir haben viele Tausende dieser Thiere in den Gebirgen von Chile und Peru gesehen, und geben diese kür- zeren Haare, bei einer helleren Färbung, als ein Characteristicum des wilden Guanaco’’ s an. Die Haare unter dem Rauche, wie auf der inneren Fläche der Schenkel, sind sehr kurz und gelblichweiss gefärbt. Die Färbung des Gesichts ist bläulichschwarz, und nur auf der Stirn, wo auch die Haare etwas länger sind, ist die Färbung mehr schwarz, während der Rand der Ohren ganz weiss und die zwei Zoll langen Wimpern der Augenlieder schwarz sind. Einige Stunden östlich von dein Rio del Azufre liegt das Dörf- chen Tacora, woselbst früher eine starke Bevölkerung vorhanden gewesen zu sein scheint; jetzt jedoch steht fast nur noch das Fran- ciscaner Kloster, dessen Mönche die Indier bekehren wollen, welche hier und im ganzen Umkreise nicht mehr vorhanden sind. Ta- cora gehört zu den Ortschaften, welche zu den, am höchsten gele- genen gezählt werden können; Herr Penlland giebt die Höhe von Tacora zu 14275 Engl. Fuss an. Etwa 3 Leguas hinter dem Klo- ster von Tacora liegt ein bedeutender See, an dessen Ufer eine Un- zahl grosser Vögel sich befand. Je weiter man gegen Nord-Osten 456 vorschreitet, findet man die Hochebene beständig im Ansteigen; bin und wieder kommen morastige Gegenden vor, die auf ihrer Ober- fläche Salzkrusten auswittern; der Weg führt durch sie hindurch, und mehrmals sanken die Pferde tief hinein. Es scheint, dass diese Salzsteppen sehr häutig auf dem ausgebreiteten Plateau Vor- kommen, und besonders mehr nach Süden bin. Die Geschichte er- zählt, dass das Heer von Almagro, als es diese Despoblados y Pner- tos nevados passirte, 7 Tagereisen lang dergleichen Salzsteppen antraf. Die Hochebene ist hinter dem Dorfe Tacora mit nackten Porphyr -Massen * * *) bedeckt, die etwas geschichtet von SSW. nach AND. streichen; an einigen Stellen kommen Quarzadern zum Vor- schein, die mitunter derben Carniol enthalten, und später tritt ro- ther Sandstein auf, der einen Congiomerat deckt, welcher aus zersetzten Porphyrstücken besteht. Nichts als kleine Cruciferen, kleine Astragalen, Wernerien und ganz verkrüppelte, strauchartige Syngenesislen, worunter mehrere Baccharis- Arten, die der B. hu- mtfusa Kunth gleichen; sie sind oft nur einen Zoll hoch, und be- decken nur die wasserreichen Gegenden dieser Ebene. Eine neue Lecidea (bullata) überzog, in Gesellschaft von Laubmoosen die Erde, so wie auch grosse Massen der Parmelia perforata Achar. (vetusta). Auch Parmelia conspersa Ach. und Umbiiicaria pa- pulosa Ach. fanden wir hier, und eine Poa, unserer supina sehr ähnlich, und ein Chamaecalamus spectabilis (nubigera) sammelten wir hier, wo auch eine neue Ambrosia ***) den kärglichen Rasen bilden half. D ie Sonne war im Begriff, unterzugehen, und schon hatten wir 12 Leguas, beständig ansteigend, an dem heutigen Tage zurückge- legt, als wir, links vom See von Tacora, eine Casa del Rey er- blickten. Es war eine einförmige Steinmauer, die einen kleinen Raum von 4 Seiten cinschloss, und nicht über 3 Fuss Höhe hatte. Ohne Kunst waren die Steine dazu übereinandergelegt und man mussle sich über den grossen Namen dieses öffentlichen Gasthauses wundern. Unser Arriero glaubte, dass die nächste Casa del Rey, die etwa eine Legua weiter östlich liegen sollte, besser sein würde, und so entschlossen wir uns, noch weiter zu ziehen. Bald aber *) Porpliyr von rötlilichweisser Tracliyt-ähnlicher Grundmasse, mit inliegenden Feldspath- krystallen, die zuweilen 2 Linien lang, gewöhnlich aber kleiner und oft ganz durch- sichtig sind, so wie mit weissen durchsichtigen Quarzkörnern und schwarzen Glimmer- blättchen. **'> Porphyr mit gelblich-weisser Grundmasse, weissen durchsichtigen Quarzkörnern und weissen undurchsichtigen FeldspathkrystaUen 5 die Grundmasse ist sehr vorwal- tend, Quarzkörner und Feldspathkrystalle sind nur sehr klein und in geringer Menge vorhanden, besonders die letzteren. *) Ambro sia tacorcnsis n. sp. A. herhacea caule Jlexili sulcato glabro , foliis irreguläre lobato-pinnatifidis subtus canescentibus , lobis acuminatis subdentatis, racemis terminalibus htxis. 437 ward es dunkel und eine sehr empfindliche .Kalle trat ein, die uns noch unangenehmer wurde, da der Weg noch über zwei Leguas betrug. Endlich gelangten wir zum Rio Utchusoma, an dessen Ufer wir die erwünschte Casa del Rej nach sehr langem Suchen vorfanden; sie bestand aus zwei verfallenen Steinmauern von etwa 2 Fuss Höhe, welche nicht einmal im Stande waren, gegen den hef- tigen Wind zu schützen. Es dauerte lange, bis so viel Holz zusam- mengebracht war, dass wir ein kleines Feuer anmachen, uns erwär- men und etwas zum Nachtessen zubereiten konnten. Das Holz war feucht und der Wind so heftig, dass diess Alles nicht glücken wollte. Die Reise des Tages hatte uns und unseren Regleiter, den jun- gen Philippi, so ausserordentlich angegriffen, dass wir uns in einem höchst fieberhaften Zustande befanden, der mit Geschmacklosigkeit und dem brennendsten Durste verbunden war, und froh waren, als wir uns auf unser Lager niederlassen konnten. Es war die Osternacht, welche wir hier verlebten, doch bei all unserer Müdigkeit eine der traurigsten, die uns vorgekommen; die Kälte war zu gross, so dass uns die spärlichen Decken nicht erwärmen konnten. Raid fiel ein starker Thau, der sogleich zu Eis gefror und die Decken steifte; dann ging der Mond auf und schien uns gerade in's Gesicht, da ihm bei seinem hohen Stande nicht auszuweichen war, und so ging die Nacht schlaflos dahin. Schon früh jagte uns die Kälte vom Lager, und einige Tassen heissen Catfee’s gaben uns wieder Kraft zur Arbeit des nächsten Tages. Alle Gew ässer der Umgegend fan- den wir mit dicken Eislagen bedeckt, die in dieser Nacht so fest geworden waren, «lass wir des Morgens früh mit den Pferden dar- über hin Weggehen konnten. Selbst der*Mio Utchusoma, bei seinem schnellen Laufe und bei einer Breite von zwanzig Schritten, war ebenfalls mit einer dicken Eislage bedeckt; er kommt aus den Schnee- decken desNevado de Chipicani hervor, dessen Kegel, in der Entfernung einer halben Legua von unserem Nachtlager, sich äusserst steil em- porhob. Der Rio Utchusoma fliesst nach Süd-West und stürzt sich westlich von der Cordillere herab, wo er unweit Tacna vorbeiflies- sen soll. Diess ist der Fluss, dessen Lauf man zu ändern beab- sichtigt, um die Gewässer desselben nach dem Thale von Tacna zu führen. Seit länger als einem halben Jahrhundert besteht dieses Projekt und wird wohl niemals ausgeführt werden, denn durch Er- richtung von artesischen Brunnen würde man heut zu Tage leich- ter zum Ziele kommen. Fälschlich geben mehrere Schriften den Rio Maure als den Fluss an, den man zu diesem Zwecke bestimmt hat, doch der Rio Maure ist noch eine starke halbe Tagereise wei- ter östlich gelegen und ergiesst sich, östlich der Gräle dieser Hoch- ebene, in den Desaguadero des See s von Titicaca. Jenes Wasser, heisst es im Mercurio Peruano, ist nur 30 Leguas von Tacna ent- I. 58 458 fernt, von welchen nur 12 durchgegraben werden dürfen, nämlich die, welche in der Milte liegen, bis zu der Anhöhe, welche den Namen Iluaylillas führt. Denn wenn das W asser bis dahin gebracht ist, so fällt es von seihst in die Vertiefung von Yungani, die am Fasse liegt, herunter und wird durch die darauf folgenden Felder, bis Tacna hin seinen Weg sich selbst bahnen. Wir selbst haben dem weiteren Verlaufe des Flusses nicht folgen können, es wäre aber leicht möglich, dass man sich, in Bezug- auf die Ausführung dieses Projekts, recht sehr geirrt hat. Man hat in jenen gewalti- gen Höhen, wo man nur von riesenhaften Massen umgeben ist, kei- nen richtigen Maafsstab, und vielleicht schätzt man dadurch Entfer- nungen und Anhöhen viel zu gering. Aber wenn auch nur 12 Le- guas auf dieser Hochebene zu durchstechen wären, so würde däess eine Arbeit sein, welche hei den dortigen Verhältnissen , die unbe- schreiblichsten Hindernisse vorlinden und vielleicht eine Zeit von ei- nem halben Jahrhundert erfordern würde. Wohnungen, Holz und Lebensmittel fehlen hier, ohne die der Mensch nicht bestehen kann, auch sind der arbeitenden Hände zu wenig. Der Nevado Chipicani, von dessen Gipfel der Rio Utchusoma entspringt, gehört zu den höchsten Bergen dieser Cordilleren-Kelte; Herr Pentland giebt seine Höhe zu 18,898 Engl. Fuss und bemerkt, dass sich auf seinem Gipfel, an der östlichen »Seite ein Krater ge- bildet hat. Wir hatten unser Lager sehr nahe dem Fasse dieses Berges aufgeschlagen , die ewige Schneegrenze auf seinem Gipfel senkte sich herab, bis auf etwa 200 Fuss über die Ebene, und bis zu ihr hinauf steigen die kleinen Gewächse, die in dieser Hochebene Vorkommen. Auf der östlichen Seite des Berges befand sich ein sehr steiler Abfall, der von Schnee entblösst war und eine golb- rothe Farbe zeigte; wir schrieben dieselbe dem verwitterten Tra- ehyte zu, aus dem auch die übrigen Berge dieser Gegend beste- hen, und ebenfalls nicht selten solche Abhänge zeigen. W enn auch Herr Pentland den Krater des Chipicani wirklich gesehen hat, so gehört dieser Berg doch nur zu den ausgebrann- ten Vulcanen; man findet in seiner Umgegend keine Spur von neue- ren vulcanischen Producten, und auch die Bewohner der nahegele- genen Ortschaften wissen nicht, dass jemals seinem Krater Feuer oder andere Materien entsprungen sind. Ueberall versichert man hier, dass auf diesem ganzen Hochlande, selbst bis zum See von Puno herab, niemals Erdbeben Vorkommen. Noch eine Menge kleiner, aber sehr seltener Alpenpflanzen sam- melten wir ein, ehe wir unser Nachtlager verliessen und über den Rio Utchusoma gingen. Der Pass nach La Paz, den wir noch im- mer einschlugen, verlief durch die Ebene inNord 25° Ost (bei etwa 32° Abweichung). Auf der ganzen Strecke, die wir am gestrigen 459 Tage zurückgelegt hatten, öffhete sich die Ebene unabsehbar nach Süden, wo sie in weiter Ferne durch einen sehr grossen kegelför- migen Sclmeeberg, vielleicht den Vu'can de Gualatieri, geschlossen wurde*); in ihr verläuft der Pass nach Potosi. Heute aber, sobald wir den Utchusoma überschritten hatten, wurde die Hochebene auch nach Süden hin durch eine Bergkette geschlossen, deren Kamm mit 3 JYevado’s besetzt ist. Gegen Nord- Westen erheben sich 2 andere Schneeberge, die durch eine niedere Kelle verbunden waren. Die Trachyte dieser Hochebene waren so regelmässig über einander ge- schichtet, dass sie aus der Ferne alten Mauerwerken zu gleichen schienen, welche die kesselförmigen Vertiefungen umkränzten. Den ganzen Vormittag durch ritten wir über solche trachytische Felder, die häutig so verwittert waren, dass das Gestein, gleich dem fein- sten Sande, mehrere Fuss hoch anliegt und das Fortkommen da- durch sehr erschwert wird. Dieser Trachyt **) ist von blendend weisser Farbe und ausserordentlich reich an kleinen Quarzkrjstal- len, er bedeckt fast das ganze Plateau von Tacora und giebt ihm, durch seine weisse Farbe, ein ausserordentlich einförmiges Ansehen. An einigen Sellen haben wir einzelne Stücken, eines schwarzen kie- sigen Gesteins *##), mitten in diesem Trachyte eingeschlossen gefun- den. Auf unserer Rückreise, von Puno nach Arequipa, fanden wir abermals diesen Trachyt, die grössten Höhen des Passes bildend, und es ist demnach zu vermuthen, dass dieses ganze Plateau, unun- terbrochen von dem Kloster Tacora an, bis nördlich hinauf über die Altos de Toledo, mit diesem Gestein bedeckt ist. Nur hin und wieder lindet sich in diesem verwitterten Gesteine ein einzelnes Pflänzchen; bald ein kleiner strauchartiger Syngene- ¥) Anmerkung. Unser Arriero nannte den Berg den IVevado de Guailles und sagte, dass an seinem Fusse das Dörfchen Cassapo liege. Völlig zersetzter in Porzellanerde verwandelter Trachyt, hei welchem man, beson- ders im frischen Bruche, die Form der zersetzten eingewachsenen, oft ziemlich gros- sen Feldspathkrystalle, noch recht gut erkennen kann, der aber ausserdem noch eine Menge Quarzkrystalle , wie auch einige kleine glasige Feldspalhkrystalle enthält, welche durch die Zersetzung der übrigen Masse nicht im geringsten gelitten haben. D ie Quarzkrystalle sind Hexagondodekaeder mit abgestumpften Seitenkanten, die meistens eine Linie lang, zuweilen aber auch etwas grösser, zuweilen etwas kleiner sind. Sie sind durchsichtig und so vollkommen scharfkantig, wie nur irgend auf- gewachsene Krystalle sein können, und ihre Flächen sind so glatt, eben und glän- zend, dass sie sich zu den schärfsten Messungen mit dem Reflexions- Goniometer eigenen. Die Feldspalhkrystalle sind in der Regel kleiner, als die Quarzkrystalle, aber eben so glattllächig und scharfkantig wie diese. Sie sind weiss, durchsichtig, und meistens Zwillingskrystalle , in welchen die Individuen so verbunden sind, dass sie die vollkommenste Spaltungsfläche P. mit einander gemein haben. Die Voll- kommenheit und Friscliheit dieser Quarz- und Feldspathkrystalle in der, sonst durchgängig zersetzten Masse, macht diesen Trachyt ganz besonders interessant und merkwürdig. R, **¥) Schwarzer Kieselschiefer, der mit einer anderen braunen Masse umgeben ist, die glänzenden muschligen Bruch hat, sich mit dem Messer ritzen lässt, wenngleich schwer, und vor dem Lölhrohr ganz unschmelzbar ist. 5S * 460 sist *), bald eine überaus niedliche Malvace **), welche auf den ersten Anblick unseren Pulsaliilen glich. Aber überall war das Ge- stein unterminirt; ein kleiner Nager ***) bewohnte es in unglaubli- cher Anzahl. In tausendfachen Verästelungen verliefen die schlan- genförmigen Wohnungen dieses Thieres, und dehnten sich über ganz grosse Felder aus, so dass überall der Tritt des Pferdes unsicher wurde. Ueberall, wo kleine Gewässer diese Hochebene durchfliessen, und grünende Wiesen und niederes Strauchwerk deren Ufer ein- fassen, da sieht man auch Rudel von Guanacos. Um Mittagszeit kamen wir zum Rio del Cano, einem Anne des Rio Maure, hielten daselbst an, und bereiteten unser Mittagsessen, während die gesammelten Pflanzen und Steine geordnet und ver- packt wurden. Nirgends war hier Schatten zu linden, denn nir- gends war ein Strauch oder irgend ein Felsen vorhanden, der ihn hätte gewähren können; die Sonne stand fast gerade im Zenith und die Erde war bis auf 23° R. erhitzt. Ras Psychrometer, in freier Luft aufgehängt, da es nicht möglich war, Schatten zu verbreiten und dabei die Ausstrahlung der Erde zu verhindern, zeigte: um 12h 30' 14.9° R. Wärme und 4° R. Nasskälte, um lh 14° - - - 4,7° - Das Wasser dieses Flüsschens zeigte 14,6° R. Temperatur, wäh- rend die Gewässer dieser Gegend, noch Morgens um 8* Uhr mit dickem Eise belegt waren, das sich jedesmal erst Nachts bildet. Von die- sem Flusse an steigt man auf ein höher gelegenes Plateau, das sich ebenfalls nach Nord-Ost erstreckt und daseihst durch eine grosse Gebirgskette, welche mit vielen Schneebergen besetzt ist, geschlos- sen wird. Es lief diese Kette, die Gräte des ganzen Plateau s, pa- rallel mit den Höhenreihen, die wir bisher überstiegen halten. In Zeit von einer Stunde gelangten wir zum Rio Maure, dem bedeu- tendsten Strome dieser Hochebene. Im schnellen Falle stürzt er rasch und brausend durch seine pittoresken Ufer und ergiesst sich später in den Desaguadero des See’s von Titicaca. An einzelnen Stellen der Ufer dieses Flusses sind die Porphyre f) und deren Baccltaris qu a dr an gular is n. sp. B. fruticosa ramosissima caule ramisque subquu- drangularibus lanuginosis, foliis ovatis margine rejlexis , acuminatis adpressis dense imbri - eatis supra glabris resinosis, subtus fomentosis , / loribas solitariis terminalibus , involucri fo- livlis lineari-ob/ongis subobtusis glabris resinosis. B aecharis lucida n. sp. B ■ frutieosa caule ramisque erectis glabris, foliis linearibu» ar utis subpatentissimis earinatis laxe imbricatis , marginjbvs rejlexis subra glabris resinosis luridis subtus villosis , Jloribus solitariis terminalibus , inrolurro glabro. **) S i d a pe die ularij o li a n. sp. S- foliis radicalibus lange petiolatis bi-pinnatis , pinnulis ovato-cunealis lobatis fomentosis, petiolis pilis stellatis obteclis basi alatis, Jloribus axillari - bus peduneulatis, cah/cis tomentosi lobis rejlexis. * ’ * ) Galea musteloides JYob. f) Mandelstein mit rölhlich-brauncr Grundmasse, iu welcher schwärzlich-graue Augil- 461 Trümmergesteine gewaltsam durchbrochen und liegen jetzt, regel- mässig geschichtet, unmittelbar auf dem Trachjte, doch sind sie meistens von letzterem bedeckt. Etwas später, wobei der Weg be- ständig ansteigt, treten sehr merkwürdige Porphyre und Mandelsteine auf, ia denen sich oftmals grosse Kugeln mit concentrischen Schich- ten befinden. Hie und dort eröffnen sich schöne grüne Thäler, welche, ihres Wasserreichthums wegen, mit ausserordentlich guter Weide für die Ilausthiere dieser Gegend bewachsen sind. Ueberall erblickt man die grossen Heerden der Llamas, in deren Nähe auch die Guanacos weiden, doch, wenn mit unlergehender Sonne die Heer- den nach Hause kehren, dann geht das Guanaco nicht mit in die Ge- fangenschaft, sondern bleibt, kurz vor den menschlichen Wohnungen, stehen, sieht sich dieselben an und geht dann wieder zurück auf die Berge. Enten, Schnepfen und manche andere Vögel beleben diese Gegend, doch an Insekten ist fast gänzlicher Mangel. Abermals er- schienen die schönen Pereskien, welche mit ihren gelbrothen Stacheln kleine Haufen bildeten , die unangreifbar waren. Gegen Abend gelangten wir nach dem Bolivianischen Indianer- Dorfe Morocollo, das am Rio Chulanano, dem östlichen Zuflüsse des Rio Maure liegt. Es ist diess keinesweges die gerade Strasse nach Puno, die wir einschlugen, sondern absichtlich hielten wir uns mehr rechts, um früher an den See von Puno zu gelangen. Es wa- ren die ersten Wohnungen der alten Peruaner, die wir hier zu Mo- rocollo unverändert wiederfanden. Weder die Zeit noch der Druck der Eroberer hat Einfluss auf sie gehabt; nichts, gar nichts als der Name der Religion hat sich hier geändert, der sie angehörten. Mo- rocollo besteht aus etwa 25 steinernen Gebäuden, die am Fusse zweier Hügel angebauet sind. Die meisten der Häuser sind rund, ganz aus mehr oder weniger zugehauenen Steinen zusammengesetzt, deren Fugen mit Erde mul Rasen zusammengekittet sind. Die run- den und spitzen Dächer zu diesen Häusern sind aus Heu zusammen- geflochten, das die Cordillere daselbst erzeugt. Das ganze Haus ist ein einziges Wohnzimmer, das zugleich die Küche enthält und auch Vorrathskammer ist; die Thüre zu demselben besteht in einem kleinen Loche, von 2 ± Fuss Höhe, in das die Leute hineinkriechen und das zugleich dem Rauche, des darin angcmachten Feuers, zum Kristalle eingewaclisen sind und unregelmässige Höhlungen von verschiedener Grösse Vorkommen, die mit faserigem Mesotyp ausgefülit sind. Augit- Porphyr mit röthlich- brauner Gruudmasse, in welcher schwärzlich -grüne Augit- Kryslalle, kleine graulich - weisse , wenig hervortretende Krystalle von Labra- dor und einzelne Körner von röthlich -gelbem Olivin liegen. Augit- Porphyr ähnlich dem vorigen, doch sind die Labrador - Krystalle in der röthlich-hraunen Grundmasse nicht mehr zu erkennen; die Augit-Krystalle sind grös- ser und die Olivinkörncr finden sich in grösserer Menge, sie haben sonst dieselbe Farbe, die aber wahrscheinlich durch anfangende Zersetzung hervorgebracht ist. Ausserdem finden sieh in der Gritndmasse noch kleine Kugeln von Kalkspath. R> 7 462 Durchgänge dient. Stämme von candelaberartigem Cactus , die man aus viel tiefer gelegenen Gegenden hinaufgeholt hat, vertreten die Stelle der Balken und Sparren, und dienen in reich ausgestatteten Woh nungen selbst zu Thören. Stricke aus Llanuihäuteu geschnit- ten, vertreten überall die Stelle der Nägel und Haken. Vor jedem Hause, gewöhnlich auf einem kleinen Haufen von Erde, ist ein Kreuz errichtet, das ganz einfach aus 2 rohen Stückchen zusammengehun- den ist, und an «len beräucherten Wänden der Wohnungen sind de- ren ebenfalls mehrere zu linden, die neben der Trommel, der Flöte, und einer Art von Violine angebracht sind. Dicht neben den Häu- sern stehen Verzäunungen von Steinen, die bald rund, bald viereckig sind, und gewöhnlich die Höhe von 3 Fass erreichen. Sie dienen zum nächtlichen Aufenthalte der Llama’s und der Schaafe, die da- selbst ganz in freier Luft liegen. Den Tag über weiden diese Thiere auf «len nahegelegenen Wiesen, oder an dem Abhange der Berge, stets in tlcr Nähe der ewigen Schneegrenze, und mit untergehender Sonne kehren sie eben so fröhlich nach Hause, wie sie des Mor- gens aus ihren Verbacken davon laufen. Sehr viele Pacos oder Al- pacos wurden hier gezogen ; «lie Wolle dieser Varietät des Llama’s war an einigen Thieren so lang, dass dieselbe von den Seiten des Leibes bis zur Erde hinabhing, und die Füsse beinahe ganz be- deckte. Von hinten gesehen, hatten diese Thiere mehr Aehnlichkeit mit einem Bären, als mit dem leichtfüssigen Guanaco, von dem sie abstammen. Ausser einigen Tassen Schaafsmilch war es nicht mög- lich, irgend etwas von den Indiern zu erlangen, ja nicht einmal das nöthige Futter für die Pferde wollten sie verkaufen. Sie sprachen die Quichoa-Sprache, in der sich unser Arriero mit ihnen verständigte, und auf jedes Verlangen, das wir an sie richteten , erhielten wir zur Antwort: »Es giebt nichts, gar nichts!« Sie drücken den Hass da- durch aus, welchen sie einst gegen «lie Spanier hegten, und den sie jetzt auf die Republikaner und auf alle Weisse ausdehnen; wenn man nicht mit Gewalt droht, so erhält man von ihnen keine Hülfe, zieht man aber, aus Noth gedrungen, «len Degen, so geben sie schnell was sie haben. In dem Hause, vor dem wir hielten, befand sich eine kleine Vorrathskammer, deren Oeffnung mit einer Thüre von dem Holze des Cactus peruvianus verschlossen wurde. Bei dem gänzlichen Holzmangel, auf dieser grossen Ebene, ist jeder Stock und jedes Stückchen Brett ein grosser Schatz in den Händen dieser Leute. Die Temperatur «1er Luft war zu Morocollo ausserordentlich nied- rig und wurde uns sehr emplindlich, da wir «len Tag hindurch be- ständig- den brennenden Sonnenstrahlen ausgesetzt gewesen waren. Abends um 6 Uhr, als der Boden noch sehr erwärmt war, maassen wir mit dem Psjchrometer 7° R. Wärme und 6,1° R. Nasskälte, doch « — ■ 463 — einige Stunden später nahm die Temperatur sehr schnell ab ; sie war um 6* Uhr gleich ö,5° II., umSUhr gleich 2° II. und am folgen- den Morgen, um Uhr, gleich — 1,5° II., um 7§ Uhr gleich — 0,5° It. Die Gewässer der Umgegend waren zu dieser Zeit mit Eis, und die Felder und Wiesen sehr stink mit Reif bedeckt; dabei war es ge- rade im Anfänge des Herbstes, als wir uns daselbst aufhielten. Abends und Nachts, so wie den Tag über war der Himmel in die- ser Gegend rein und klar, und nirgends zeigte sich ein Wölkchen; doch am entfernten Horizonte in Osten, in der Umgegend von La Faz, da waren dicke Gewitterwolken aufgezogen und es blitzte sehr häutig. Am 4ten April. Die armen Pferde und Maulfhiere, ihre Nahrung suchend, die ihnen in den letzten Tagen so kärglich zugetheilt war, hatten sich Nachts verlaufen, und es wurde sehr spät, bis sie wie- der eingelangen waren und w ir unsere Reise fortsetzen konnten. Unweit Morocollo , doch wiederum auf Peruanischem Gebiete, fanden wir eine reiche Quelle in der offenen Ebene, deren Temperatur um 9 Uhr Morgens 5° R. war, während noch rings umher die Gewässer mit Eis und die Ebene mit Reif belegt war. In der Nähe der Quelle ist ein anderes Indianer- 1) orf, das ebenfalls am Fusse eines Bei •ges angelegt ist, und hin und wieder stehen an den Abhängen der ein- zelnen Schneeberge, die sich rechts und links als kleine Ruppen über die Ebene erheben, die einzelnen Wohnungen der Indianer, welche fast gänzlich verlassen sind. Neben diesen steinernen Gebäuden, die sich dem Auge des Reisenden, von Ferne her, nur als kahle Fel- • sen darstellen, die von keinem Baume beschattet und von keinem Strauche umgeben sind, linden sich die runden oder viereckigen Hecken, mit steinernen Mauern eingefasst, die theils den Llamaheer- den zum nächtlichen Aufenthalte dienen, theils mit Kartoffeln, Quinoa oder unseren Ceralien besetzt sind, welche hier, nur als Grünfutter gebraucht werden, da die Saat derselben auf dieser flöhe nicht mehr reift. An Wasser war in der Ebene, die wir soeben durchritten, grosser Ueberfluss und selbst an mehreren Stellen hatten sich, durch den verhinderten Abtluss desselben, Moräste gebildet. Gegen Mittag näherten wir uns endlich der Gräte des ge- sanunten Plateaus; schon zwei Tagereisen weit, seit dem Nevado de Tacora, waren wir in beständigem Ansteigen. Es bildet diese Gräte zugleich die Wasserscheide; nur der Rio Maure mit seinen Zuflüs- sen, dem Rio del Cano und dem Rio Chulanano, verläuft anfangs westlich von ihr, bildet aber später in Süd-West eine Stelle, wo er sich durchbricht und in das Längenthal hiuabtliesst. Alle übrigen Gewässer, die westlich von dieser Gräte entspringen, laufen hinab nach der Küste, und die, welche östlich ihren Lauf nehmen, ergies- sen sich in den grossen See von Puno. liier auf dieser Gräte l>e- findet sich ein hoher Nevado, zugleich von grossem Umfange, der auf seinem Gipfel einen gewaltigen Krater zeigt. Wir schätzten die Erhöhung dieses Gipfels über die allgemeine Kette auf 3 bis 4000 Fuss; hiebei nehmen wir, für die Erhöhung des Plateaus von Tacora bis hier zu dieser Gräte, wenigstens 1500 bis 2000 Fuss an, was zu der Höhe von Tacora hinzugefügt, die gewaltige Höhe von 16200 Fuss für die Gräte des Plateaus, und etwa 1Ö000 bis 20000 Fuss für diesen Yulcan geben würde. Gewiss haben wir die Erhöhung des Plateaus, von Tacora an bis hieher, noch viel zu gering ge- schätzt; niemals haben wir den Verlust unseres Höhen -Barome- ters mehr bedauert als eben hier. Ebenso bedauern wir es, dass wir den Namen dieses höchsten Berges der westlichen Cordilleren- Ilette nicht erfahren haben; unser Arriero kannte ihn nicht und die Leute, in dem nächsten Dorfe Pisacoma, konnten uns ebenfalls keine Auskunft geben; nur das versicherten sie, dass daselbst keine Vul- cane vorhanden wären, die gegenwärtig noch Feuer auswerfen. Vor- läufig werden wir diesen Berg den alten Vulcan, el Volcan viejo nennen und ihn auf unserer Karte verzeichnen; so wie der ausge- brannte Vulcan Chipicani, zeigt auch dieser im ganzen Umfange sei- nes Kraters ein gelbrothes Gestein, das wahrscheinlich ebenfalls ein verwitterter Trachjt ist. In den Zeiten, als dieser Feuerberg noch belebt war, sind ungeheuere Massen feldspathiger Laven, wahre Bim- steine, seinem Krater entflossen; die höchsten Punkte dieser Gräte des Plateaus sind, bis auf eine Entfernung von mehr als einige Mei- len, ganz damit bedeckt. An einigen Steilen erkennt man noch die einzelnen Laven, welche zu verschiedenen Zeiten zu 7 und 8 Fuss mächtig, übereinander hingeflossen sind und den weisseu Trachyt decken. Wahrscheinlich sind diess die jüngsten vulcanischen Erschei- nungen, die auf diesem Plateau des südlichen Peru vorgekommen sind, aber schon seit Jahrhunderten muss dieser Vulcan ruhen. Die Vegetation, die diese höchsten Punkte des Plateaus deckt, stimmt auch ganz zu der Höhe von 16200 Fuss, die wir vorher da- für anzugeben gewagt haben. Der Pass über die Altos de Toledo, der etwas über einen Grad nördlich von dieser Gegend gelegen ist, und eine Höhe von 15500 Fuss, nach den Messungen des Herrn Ri- vero und Herrn Pentland übersteigt, der ist, im Verhältniss zu die- ser Gegend, noch sehr reich mit Vegetation bedeckt. Dieselben strauchartigen Syngenesisten, die dort eine Höhe von 1 und ljFuss erreichen, sind hier, auf diesen verwitterten Lavafeldern, kaum zu der Höhe von 5 bis 8 Zoll herangewachsen. Ganz ausserordentlich karg ist hier die Vegetation, und man mögte sagen, dass diese Wüs- ten mehr durch Thiere, als durch Pflanzen belebt werden. Ueberall hat auch hier jener kleine Nager, dessen wir schon früher er- wähnten, das verwitterte Gestein unterminirt; in kleinen Haufen 465 von 10 bis zu 12 Stücken kam er auf die Oberfläche, war aber schnell verschwunden, sobald wir nach ihm schiessen wollten. Auch sehr schöne Käfer, die Nyctelia decorata n. sp. in dem Llama- Dünger und die neue Gattung Philorea picipes in der verwitterten Lava, liessen sich sehen; bisher kam uns, auf dem ganzen Plateau, auch nicht ein einziges Insekt zu Gesicht. Um Mittag hielten wir an einem kleinen Flüsschen, das sich wahrscheinlich noch in den Kio Maure ergiesst und von dem alten Vulcan herzukommen schien. Das Psychrometer zeigte daselbst um 1 Uhr 15° R. Wärme und 9,2° R. Nasskälte , in freier Luft bei Son- nenschein; im Schatten aber, der durch vorübergehende Wolken be- wirkt wurde, zeigte es nur 10° R. Wärme und 6° R. Nasskälte. Schon am Morgen, als wir Morocollo verlassen hatten, zeigten sich in Osten einige kleine Wolken; sie nahmen beständig zu, je mehr wir uns der Gräte des Plateaus näherten, und um Mittag war schon bei- nahe der ganze Himmel bezogen. Eine Menge von Vicunas zeigten sich an den Rändern der nahegelegenen Kuppen, sie erschienen aber, ihrer schlanken Form wegen, fast gespensterartig. An kleinen und sehr niedlichen Pflanzen, war unsere Ausbeute liieselbst sehr gross. Von nun an stiegen wir an dem östlichen Abhange dieses Hoch- landes hinab und hatten bei jedem Schritte Gelegenheit, die Ver- schiedenheit der Gegend zu bewundern, wie sie sich, östlich und westlich von jener Wasserscheide, so entschieden anders darstellt. Auch hier erblickten wir keine anderen Gesteine, als Porphyre und Trachyte ; an den Ufern des Rio de Pisacoma, in einer tiefen Schlucht, sahen wir den Porphyr *) auf einem röthlrchen Trachyte *#) liegen, und mehrere hohe Berge sieht man in dieser Gegend, welche nicht mit Schnee bedeckt sind, und auf ihrem ganzen Gipfel eine gelbröthli- che Farbe zeigen, etwa wie von verwittertem Trachyte. Ein impo- santer Anblick stellte sich unserem Auge dar, als wir in das Thal des Rio de Pisacoma hinabstiegen; unabsehbare Bergketten, hie und da mit Schneebergen gekrönt, zogen sich zu unseren Füssen hin, und gaben zuletzt dem Lande eine wellenförmige Gestalt. Aber im fernsten Osten erschienen die Riesen der östlichen Cordilleren-Iiette, der Illimani und der Zorata. Wir sahen sie in einer Entfernung Porphyr zum Theil schon in anfangender Zersetzung. Die noch frischen Stellen ha- ben eine hellgraue Grundmasse mit ebenem und glänzendem Bruche, in welchem Krystalle von durchsichtigem weissem Feldspath, Körner von durchsichtigem weis- sein Quarz und Blättchen von schwarzem Glimmer liegen; doch alle diese Gemeng- theile nur in sehr geringer Menge und Ausdehnung. An der zersetzten Stelle hat die Grundmasse ihren Glanz verloren und ein erdiges Ansehen angenommen; die ein- liegenden Krystalle sind aber noch unverändert gehliehen. *¥) Trachyt, hräunlich-rothe Grundmasse mit einliegenden Krystallen von weissem un- durchsichtigem Feldspath, schwarzer Hornblende und schwarzem Glimmer; alle Krv- slalle nur von sehr geringer Grösse. I. 59 466 von mehr als 45 Leguas, und die Gesichtswinkel, in welchen sie uns erschienen, Hessen schliessen, dass ihre mit Schnee bedeckten Spitzen Wenigstens die filöhe von 7 bis 8000 Fuss erreichen müssten, was zu der Höhe der ewigen Schneegrenze, die wir für diese Gegend erst bei 16000 und 16500 Fuss annehmen, hinzugezählt, ihre Höhe zu 23 und 24000 Fuss und darüber angiebt. Diese Bemerkungen haben wir damals an Ort und Steile in unser Tagebuch eingetra- gen; damals war es uns noch unbekannt, dass Herr Pentland schon einige Jahre vor uns in jenen Gegenden gereist war, und mit den grössten Anstrengungen alle diese Berge, theils barometrisch, theils trigonometrisch bestimmt halte. Nach Herrn Pentland erreicht der Zorata 25250 Engl. Fuss und der Nevado lllimani 24350 Engl. Fuss, und es hat uns nach unserer Rückkehr recht sehr gefreuet, eine solche Uehereinstimmung in der vermutheteu, und in der durch Mes- sungen angegebenen Höhe zu linden; uns waren damals nur die Messungen des Herrn liivero bekannt, bei der von ihm angegebe- nen Höhe, des grossen Sees von Puno konnten solche Vermuthungen, über die Höhe dieser Berge, schon mit einiger Bestimmtheit gemacht werden. Besonders auffallend war die Verschiedenheit in dem Charakter der Vegetation; das ganze Thal, in dem wir unsere Reise fortsetz- ten, war mit der Vegetat on bedeckt, die den Pampas, östlich von der Cordillere eigentümlich ist; sie bestand in harten und ziemlich hohen Gräsern mit spitzigen Blättern. Diese spitzen Blätter, welche besonders bei den hohen und starken Gräsern, wie derbe Stacheln stechen, entstehen dadurch, dass sich das Blatt, welches eine sehr feine Mittelrippe besitzt, an seiner oberen Hälfte plötzlich zusam- menschlägt und vollkommen rund erscheint. Wir sammelten hier eine Festuca humilior n. sp. und Rip tat herum laeve n.sp., es schie- nen jedoch sehr verschiedene Sachen neben einander zu stehen, die gerade nicht in der Blüfhe waren. Es haben diese Arten von Gi ■äser das Eigenthümliche, was wir an den, ihnen verwandten Ar- ten auch bei uns sehen, dass sie nämlich immer in kleinen Häufchen wachsen, die bald mehr, bald weniger ausgebreitet sind. In den Ritzen der Felsen, die neben unserem Wege sich erho- ben , sow ie in den grossen Schluchten, sammelten wir eine neue Art der Gattung Philibertia * *), die Calceolaria cuneiformis R. et F- , die Atropa hirsuta**) neben Botvlesia tenella ***) und mehrere schöne * ) Philibertia flava n. sp. Pit- omitino molüter tomeniosa foliis cordatis acuminatis sub- triangülaribus , umbellis ifloris^ involucri foliolis linearibas brevibus , corolla flava extus hir- stifa intus glabra. Atropa hirsuta n. sp. A. frnticulosa foliis subrordalis acutis inlegris pubcscentibus longe petiolatis ) pefiolis hirsulis, floribus peduneulatis axillaribus } calucis hirsuti lacineis linearibus acutis. * **) Botvlesia tenella n. sp. IS. toto p'tlis slelfafis ineanis , eanle proeumbentc foliis cordafo- rotundis 5 — 7 lobatis lobis mtirroiiahi/is, fructibus pilosis pilis hostutis- Farren. Hier war es auch, wo sich die ersten langgeschwänzten llaasen der Cordillere, das ächte Viscacha der Peruaner, sehen liessen. Mit dem Boden hatte sich auch der Himmel verändert, beständig rein und klar auf dem Plateau von Tacora, war er hier stets mit Wolken bezogen und das Krachen des anhaltenden Donners hallte in den fernsten Bergreihen wieder. Es dauerte auch nicht lange, dass wir in der Pampa des Bio de Pisacoma dahinjagten, als uns ein heftiges Unwetter mit Hagel begleitet überfiel, wobei die Tem- peratur so herabsank, dass es höchst empfindlich kalt wurde. Ge- gen Abend endlich langten wir in dem Peruanischen Kirclulorfe Pi- sacoma an, und kehrten in die Wohnung des dort'gen Cura (Priester) ein, wo wir mit der gewöhnlichen Gastfreiheit empfangen wurden, die an solchen, einsam gelegenen Wohnungen der Menschen noch nicht verschwunden ist. Mit der gewöhnlichen höflichen Redensart wurde uns sogleich das ganze Haus zur Disposition gestellt, und wir bezogen ein kleines Zimmer, das schon für vorüberkommeude Reisende bestimmt war. Wir waren äusserst froh, endlich wieder an einem Orte zu sein, wo wir von den Beschwerden der Reise und des Klimas ausruhen und uns erholen konnten ; unsere Pferde und Maulthiere waren aber so sehr angegriffen, dass wir, ohne einen Ruhetag zu machen, die Reise nicht länger fortsetzen konnten, wess- halh wir uns auch entschlossen, zwei Nächte an diesem Orte zu verweilen. Das Kirchdorf Pisacoma zählt 12 bis 1300 Indianer, die zum Stamme der Ilacis gehören und die Ouichoa- Sprache reden. Die Wohnungen der Indianer ähneln fast denen zu Morocollo, und sind beinahe sämmtlich aus Steinen aufgeführt; eine niedliche Kirche mit einem Thurme und zwei Glocken versehen, steht in der Mitte des Ortes, und die bebaueten Felder der Bewohner erstrecken sich, weit und breit an dem Abhänge der hohen Berge hinauf, zu deren Fuss das D orf erbauet ist. Nach Süd -Osten dehnt sich ein weites Thal aus, das mit der Pampas -Vegetation bedeckt ist, und in dessen Mitte der Rio de Pisacoma fliesst. Unzählige Llamas wei- den hier, ohne einen Hirten zu gebrauchen. Don Hermenejildo Vis« cando war unser Wirth und Seelensorger des Ortes, er regierte in demselben gleich einem Fürsten und verstand die armen Indier in einer Unterwürfigkeit zu erhalten, wie es heutigen Tages nur noch einigen Missionären eigen ist. Don Hermenejildo war ein sehr ver- schmitzter Pfaffe, der ausserordentlich grosse Reichthümer zu besi- tzen schien und hier, an diesem Orte, auf einer Höhe von etwa 14800 Fuss ein Wohlleben führte, das uns in Erstaunen setzte. Er hesass grosse Minen und schien, besonders früher, in ihrer Ausbeute sehr glücklich gewesen zu sein. Als wir ihn im Scherze daran er- innerten, meinte er : »la plata en las minas es buena, pero las minas 468 son malas.« Der Luxus in dem Hause dieses Geistlichen war so gross, dass bei jeder Mahlzeit 10 bis 12 Schüsseln, alle aus massivem Silber gearbeitet, auf den Tisch kamen. Man bedenke die Schwie- rigkeiten, alle diese Sachen nach einer Gegend hinzuschaffen , die so abgeschlossen im hohen Gebirge lag. Hier assen wir das Brod von La Paz, die Früchte von Tacna, das Dulce von Cuzco und tranken die Weine von Fisco und von Concepcion de Chile, wie die Theesorten von China und den Mate von Paraguay. In Peru ha- ben wir, vielleicht nirgends bessere Chocolate getrunken , als eben hier bei dem Pastor von Pisacoma. Aber auch mehr als 20 Indier und die hübschesten Indierinnen waren hier beständig in Bewegung, um die Küche ihres Beichtvaters zu versehen. In Seide gekleidet und im grossen sammetnen Mantel gehüllt, ging der Herr Pastor im gra- vitätischen Schritte, und unter dem Geläute der Glocken und dem Gefolge der Diener, alle Morgen zur Kirche und las daselbst die Messe. In einer halben Stunde war der Gottesdienst vorüber, und dann hatte der Herr den Tag über nichts mehr zu thun. Den Un- terricht der Indier versah ein Ordensgeistlicher, Freile de Cayllome, ein Indier von Geburt. Der arme Indier dieser Gegend lebt dagegen in einem wahr- haft bedauernswerthen Zustande; die Kartoffel, die Quinoa und das Fleisch der Llamas, das ist Alles, was ihm hier zu Gebote steht. Hier reifen weder die Cerealien Europa*s, noch der Mays von Ame- rika, nicht einmal die Luzerne kann hier gebauet werden, und Rogen, Gerste und Hafer werden nur zu Grünfutter für Pferde und Maul- thiere gesäet. Letzteres scheint hier zu den grössten Schätzen zu gehören, denn, obgleich wir so vornehm im Hause des Cura aufge- nommen wurden, und, was Essen und Trinken anbelangte, in keiner Hinsicht gespart wurde, so war unser Wirth doch so hart, dass er unseren Thieren durchaus kein Grünfutter zukommen liess, so dass diese, obgleich aufs Aeusserste entkräftet, sich mit den harten Grä- sern der Pampa begnügen mussten, wobei wir schwerlich die Reise hätten fortsetzen können. Doch der Arriero verstand es, in der letzten Nacht, einen der Diener des Cura zu bestechen, und, durch die Noth gezwungen, auf diesem Wege zum erwünschten grünen s Hafer zu gelangen. Da unser Wirth erfuhr, dass wir, von Süd -Amerika aus nach China reisen würden, so erkundigte er sich, ob die Chinesen auch Christen wären. Als wir den Herrn Pastor nach der Zahl der Men- schen (hombres) seines Kirchdorfes fragten, antwortete er: Dos Senor! No mas, otros todos son Indios! Zu diesen zwei Menschen rechnete er sich selbst und seinen anwesenden Neffen. Das Klima ist zu Pisacoma sehr rauh; schon vorhin haben wir bemerkt, wie traurig es daselbst mit dem Ackerbau steht. Zwar 469 fällt daselbst zur Winterszeit nur wenig Schnee, und Hagel und Gewitter sind im Sommer nur selten ; doch die Temperatur ist, selbst im Sommer, zu niedrig. Eine (Quelle, welche sich dicht an unserer Wohnung befand, zeigte die Temperatur von 7° R., während jene bei Morocollo, auf dem westlichen Abhange der Hochebene, nur 5° R. zeigte. Die Beobachtungen des Psychrometers, die wir zu Pisacoma angestellt haben, sind folgende: Am 5. April. 8h 5,7° R. Wärme und 2,3° R. Nasskälte. Klarer Himmel. 8h 30' 6,4° R. - 3° R. 12h30/ 11,3° R. - 6,2° R. - Etwas bezogen. Die Temperatur der Luft in der Sonne betrug 20.2° Reaum. 3!l 9,5° R. Wärme und 5,4° R. Nasskälte. Sehr kalter Wind mit Hagel. 41* 7,8° R. - - 3,2° R. 6h30' 6,2° R. 2,9° R. 91* 5,7° R. - - 2,8° R. Erdbeben kennt man nicht zu Pisacoma. Das Thal, worin der Rio de Pisacoma verläuft, liegt Nord 30° West (ohne Variation). An unserem Ruhetage hatten wir vollauf zu thun, um diese merkwürdige Gegend zu untersuchen. Der Porphyr, der hier die Berge bildet, so weit das Auge reicht, ist derselbe, welchen wir kurz vorher am Rio de Pisacoma gefunden, wo er schon etwas ver- wittert war. Er erscheint in regelmässigen, senkrecht gestellten Säulen , welche die Gipfel der Berge und der Bergketten umkränzen, die sich hier terrassenförmig erheben; nur Herr Alexander v. Hum- boldt *) hat eine ähnliche Bildung der Porphyre bei Jacal in Mexico beobachtet und davon eine Abbildung mitgetheilt. Auf diesen Ter- rassen, welche von den Porphyr-Säulen eingefasst sind, bauen die Indier ihre Nahrungs-Pflanzen; sie haben den Boden, auf dem gan- zen Abhange des Berges von Pisacoma, mit Steinmauern eingefasst und ihn zu diesem Zwecke in kleine Quadrate getheilt. Auf den Ab- hängen der nahgelegenen Berge findet man grosse Blöcke von obi- gem Porphyr, deren Oberfläche mit nierenförmigem Schwarzeisen- stein überzogen ist. Eine Menge der niedlichsten Flechten, be- sonders Gyrophoren und Lecanoren belebten das todte Gestein, in dessen Klüften und Spalten kleine Piperaceen mit schildförmigen Blättern wuchsen. Sehr reiche Ausbeute an schönen und seltenen Pflanzen ward uns hier zu Theil, und zugleich waren wir so glück- lich, in den entlegensten Schluchten dieser Berge die ErdtofFel im wilden Zustande zu finden. Sie war kurz vorher verblüht und hatte kleine Knollen, von der Grösse der Erbsen angesetzt, die sehr bit- ter schmeckten. Zu den schönsten Pflanzen, die hier wachsen, ge- hören: Calceolaria pisacontensis n. sp. mit ihren schönen, grossen braunrothen Blumen, Atropa spinosa **) , die prachtvolle Loasa pilo- *) Vlies des Cordilleres et des Peuplcs d’Amerique. PJ. 63. **) Atropa spinosa n. sp. A, fruticosa foliis fascieulatis, oblongis, basi attenuatis subeoria- ceis glabris pedunculatis in latera spinarum insertis , spinis alternis longis rigidis inferio- ribus rarnosisj Jloribus pedunculatis , pedunculis foüa aerjuantibus glabris. 470 sa *) , das Ledocarpum cistiflorum n. sp. , die Perezia hidentata **) , P. g/andulosa***) , Ledocarpum chilense Desf., Calceolaria cuneifor- mis R . et P. u. a. in. Auf dem Abhänge des Berges hinter Pisacoma, und zwar zwi- schen den Porphyr-Blöcken, lebte eine grosse Menge von Viscacha's, wovon einige erlegt wurden. Dieses Thier, das wir zuerst nacli Europa gebracht haben, bildet eine neue Gattung in der Familie der llaasenmäuse ( Lagostomi Wiegmann ) , die wir Lagidium , und die einzige Species, die uns bekannt geworden ist, Lagidium perua - num genannt haben. Ausführlich haben wir über diesen Gegenstand in einer Monographie dieser Thiere gehandelt, welche im Zoologi- schen Theile unserer Reise erschienen ist und worauf Mir hier ver- weisen können ****). Bei unserer Excursion in der Pampa, dicht neben dem Ufer des Rio de Pisacoma, machten wir eine interessante Ausbeute an Am- phibien; wir fingen liier einige Eidechsen -J-), eine schöngefärbte liröte und eine Giftschlange fff), welche alle von Herrn Wieg- mann beschrieben und mit Abbildungen versehen, im dritten Theile dieser Reise erschienen sind. Eine angenehme Unterhaltung gewähr- ten uns liier die Llama’s, M ährend sie bepackt wurden. Unser Wirth trieb nämlich einen sehr einträglichen Fruchthandel, indem er zu Tacna die schönen grossen Sandiila’s (Wassermelonen) kaufen liess, die er, mit Hülfe der Llama-tleerden, über die westliche Cordilleren- Iictte nach dem Markte von Puno führte. Zu unserer Zeit be- zahlte man die einzelne Wassermelone zu Tacna, die daselbst Nah- rungsmittel des Volkes Mar, mit einem halben Piaster, und jedes LSama trug nicht mein* als 4 dieser Früchte, wenn sie klein waren, aber nur 2 von den grösseren. Die Reise von Tacna nach Puno machen diese Thiere nicht unter 14 bis 16 Tagen, wonach man *) Loasa pilosa n. sp. L. herbacca omnino pilis (lang. 2 — 2| litt.) obtecta, foliis opposi- tis pinnatis aut ßubpinnatifidis margiue pilosis , subtiis glaucescentibus scabris , floribus dia- metri pollicis , calycis lobis lineari - lanceolatis acutis dentatis. **) Perezia hidentata n. sp. P. caule herbaceo striafo pubescente foliis amplexicaulibus linearibus acutis , 3J pol. longis 4 lin. latis, sinuato -bidentatis spinosis subglabris , capitulis 7 — 8 floribus, involucri fuliolis oratis cordatis spinosis apice hirsutis. ***) Perezia glandulosa n. sp. P. caule gracili ramoso tereti glanduloso , foliis alternis, inferloribus ovatis acutis margiue dentato-spinosis basi attenuatis , superioribus oblongis acu- tis semiamplexicaulibus, dentato-lubatis sjtinulosis, floribus terminalibus axillaribuspue ereciis, corollis coer uleis. ****) Anmerkung. Im Herbste 1833 kam das erste Heft der Transactions of the Zoo- logical Society zu uns nacli Berlin, worin unser Lagidium peruanum von Herrn B en- net unter dem Namen Lagotis Cuvieri beschrieben und ebenfalls abgebildet ist. Die Abhandlung des Herrn Bennet ist im Mai 1833 der Gesellschaft eingcreiclit, wäh- rend unsere schon im April gedruckt war und wir, schon im Jahr 1832 den Namen Lagidium peruauutn veröffentlicht hatten. t) Ablepharus poecilopleurus n. sp. ff) Bufo spinulosus n. sp. fff) 'Lach ymeris peruviana n. gen. ungefähr den Preis dieser Wassermelonen zu Puno berechnen kann. Ueber das Bepacken der Liama’s verweisen wir ebenfalls auf den speciellen Bericht über diese T liiere, iin dritten Theile dieses Buches. Ain 6ten April. Früh Morgens brachen wir auf und verliessen Pisacoma, woselbst wir in sehr kurzer Zeit unsere Sammlung be- deutend vermehrt hatten. Nicht wenig mussten wir uns wundern als wir, kurz vor der Abreise, um den Pass befragt wurden und denselben zum Visiren herausgeben mussten. Es schien uns über- haupt, als wenn unser Wirth, schon am Tage vorher, einigen Ver- dacht gegen uns gehegt hätte. Er fragte mehrmals, was wir denn eigentlich zu verkaufen hätten und konnte es nicht begreifen, wie wir, ohne Kaufleute zu sein, bloss aus Liebe zu der Natur, eine solche beschwerliche Heise machen konnten. Er fasste daher Ver- dacht gegen uns, besonders da ihm zuletzt auch unser Glaube et- was verdächtig wurde, weil wir nicht zur Messe gekommen waren; er liess uns durch seinen Neffen sogar darum befragen. Der Krieg zwischen Bolivien und Peru, der soeben auszubrechen im Begriff war, machte unser Erscheinen vielleicht verdächtiger, da eine M enge von fremden Abcntheurern, besonders Italienern, im Lande als Spione umherreisen sollten. Wir schieden von unserem W irthe scheinbar als Freunde, indem er dem Arriero Briefe an den Mann seiner Nichte mitgab, der zu Chuquito Bürgermeister war; die Briefe schienen dem Arriero verdächtig, und er wollte sie desshalb lieber auf der Rückreise abgeben. Der Weg von Pisacoma nach dem See von Puno lief beständig Nord zu Ost. Etwa eine Stunde von Pisacoma entfernt, durchzogen wir die schöne Pampa, welche sich unabsehbar von Norden nach Süden erstreckt und erst bei dem Gebirgsknoten von Porco endi- gen soll; auf beiden Seiten ist sie mit parallel verlaufenden Berg- ketten eingefasst, und in Süd-Süd-West scheint sie in dem Thale des Rio del Desaguadero zn münden. Gleich hinter dieser Pampa, oder vielmehr in der Bergkette, welche die Pampa in Osten be- grenzt, kommt der rotlie Sandstein zu Tage, der hier überall an den Abhängen und an den Spitzen der Berge erscheint, und ih- nen das Ansehen zerfallener Städte und alter Burgen giebt. Oft- mals, wenn er mehr am Fusse eines Berges oder in der Mitte einer grünenden Ebene erscheint, hat er aus der Ferne her selbst das Ansehen von Dörfern. Man glaubt Dächer, Fenster und Tlniren in künstlichen Gebäuden zu sehen. An verschiedenen Stellen war die- ses Flötzgestein äusserst mächt'g, und nirgends, seitdem wir den westlichen Abhang dieser C'ordillercn- Kette verlassen, hatten wir das ältere Gestein, nämlich den Alpenkalk, wieder zu Gesicht be- kommen. Schon Herr Alexander v. Humboldt 4 *) lrei>er die Lagerung der (»eLirgsarten p. 213. hat die Bemerkung N ° 472 gemacht, dass der Alpenkalk, auf dem neuen Continente ebenso, wie auf dem alten Festlande, überall da fast gänzlich fehlt, wo der Kohlensandstein mächtig hervortritt, und so umgehrt. An mehre- ren Stellen durchbrachen Trachyte *) den Sandstein und auf einer bedeutenden Anhöhe war derselbe mit einer Lage eines grünlich- grauen Thon’s bedeckt. In dieser Umgegend bemerkten wir, was höchst auffallend war, unter dem Gerolle mehrere sehr fremdartige Gesteine vulcanischen Ursprungs, die vielleicht durch Ueberschwem- mung hieher geführt waren; es war hauptsächlich ein blasigtes, schwarzes, basaltartiges Gestein mit feinkörnigem, unebenem Bruche ohne Einschlüsse. Ueberall da, wo sich kleine Berge erheben, sieht man hier die Ueberbleibsel ehemaliger grosser Bevölkerung. So wie bei den In- dianer-Dörfern Morocollo, Pisacoma u. s. w., so auch hier, sind die ganzen Abhänge der Berge mit Steinmauern eingefasst, die schein- bar auf die Anzahl der früheren Bewohner schiiessen Hessen. Diese Abtheilung der Ländereien und deren Einfassung durch Mauern von rohen Steinen, ist überall sehr regelmässig angeordnet und giebt den Ge- genden, die gegenwärtig nur von Vicuna’s, Guanaco’s und Llama's be- sucht werden, ein ganz eigentümliches Ansehen. Auch jene runden, höchst todt und einförmig aussehenden Häuser stehen da, aber die Indier, welche sie bewohnten, sind nirgends zu sehen. Wo ist nun aber jene grosse Bevölkerung dieser Gegenden geblieben? Keineswegs werden wir uns in eine ausführliche Erörterung dieser wichtigen Frage einlassen, doch können wir denjenigen Schrift- stellern nicht beistimmen, welche beständig die Entvölkerung (?) jener Gegenden der grausamen Herrschaft der Spanier zuschreiben wollen. Es ist sehr wichtig, dass man, ehe man zur Beantwortung dieses Gegenstandes schreitet, zuerst die Richtigkeit der Facta ge- nauer untersucht, von denen man ausgeht. Durch die tiefen Nachfor- schungen des Herrn Alexander von Humboldt ist es klar dargethan, dass die starke Bevölkerung, die man diesem Lande um die Zeit der Eroberung zuschreibt, durchaus ohne allen historischen Grund ist**), aber dennoch hat Hr.Miller***) die alte Fabel von den 8,280,000 Indianern, die im Jahr 1551 vom Erzbischof Loniza selber gezählt worden seien, wieder aufgefrischt. Es wäre die Pflicht des Herrn Miller gewesen diese Aussage, die, wenn sie richtig, von so ho- *) Trachyt mit röthlicli-weisser Grundmasse und inliegenden Kristallen von weissein Albit, schwarzem Glimmer und schwarzer Hornblende; die Kristalle sind in solcher Menge vorhanden, dass die Grundmasse kaum sichtbar ist, Feldspath- und Glim* merkrvstalle sind von mittlerer, die Hornblendekrystalle von sehr geringer Grösse, dennoch aber vollkommen ausgebildet. Die 6seitigen Tafeln des Glimmers sind scharf begrenzt, zuweilen ziemlich dick. R, **) S. Versuch über den politischen Zustand in’ Spanien. I. p. 76, ***) Memorias del General Miller par Mr. John Miller. Londres 1829. II. p. 194. 473 her Bedeutung ist, mit Beweisen zu unterstützen. Woher glaubt denn Herr 3Iiller, dass die 1,500,000 Indianer, die unter dem Vice- Könige Toledo gezählt wurden, nur die Varones, d. h. die Männer von 18 bis 50 Jahren gewesen sind, die den Tribut zahlen muss- ten? Und wenn auch dieses der Fall wäre, so würde sich nach den bekannten statistischen besetzen, eine andere Summe für die Ge- sammtzahl der Bewohner ergeben, als die von 8,280,000. Es ist nichts schwieriger, als die Zahl der Einwohner eines Landes angeben zu müssen, ohne wirkliche Zählungen veranstalten zu können; um wie viel schwieriger ist diess noch in einem Gebirgslande, wie Peru, und zu einer Zeit wie im Jahr 1551, wo von einer geregelten Re- gierung, der verschiedenen Provinzen des Landes, noch keine Spur vorhanden war. So würde man sich auch recht sehr täuschen, wenn man gegenwärtig die vielen leeren Wohnungen und die ganzen Ort- schaften, welche man auf dem Hochlande gänzlich verlassen antrifft, als Beweise einer früheren grösseren Bevölkerung annchmen wollte. Die Indier dieser Gegenden besitzen mehrere Hänser und zwar in sehr verschiedenen Gegenden, welche sie nach Verschiedenheit der Jahreszeit beziehen und wieder verlassen. Im Sommer zieht der Indier hinauf nach den frischgrünenden Feldern in der Nähe der ewigen Schneegrenze, um seinen Llama-Heerden ein besseres Fut- ter zukommen zu lassen; sein Haus verlassend, verschliesst er es mit Steinen, womit er die Thürölfnung vermauert. In der einen Gegend bauet er die Erdtoffel und die Ouinoa, während er in der andern höher und trockener gelegenen Gegend, den Wintervorrath an getrocknetem Llama-Feiseh zuzubereiten pflegt. Hiebei machen wir noch die Bemerkung, dass diese Gegenden, die wir auf dem Hochlande der westlichen Cordilleren-Kette durchreist sind, in frü- heren Zeiten einen bedeutenderen Minenbau betrieben haben, als gegenwärtig; die Bergwerke von Morocollo und Pisacoma waren einst berühmt und haben natürlich, zu jener Zeit, eine Menge von Menschen zusammengezogen, die jetzt, nachdem der Bergbau da- selbst fast gänzlich verfallen ist, aus jenen Gegenden wieder fort- gezogen sind. Bei alle dem ist es keineswegs zu bezweifeln,- dass, so lange die Regierung der Spanier in diesem Lande gedauert hat, auch eine'allinälige Entvölkerung stattgefnndert ; Krankheiten, die Wir- kung unserer berauschenden Getränke und vor Allem der persönliche Dienst, die berüchtigte Mita, haben hiezu beigetragen. Die Entvöl- kerung hat aber wohl keineswegs in solchem Maasse stattgefunden, wie sie, selbst von den massigsten Schriftstellern angenommen wird. Ein sehr wichtiges Aktenstück für diese unsere Meinung, glauben wir in dem denkwürdigen Briefe des Don Jose Gabriel Tupac Amarü zu besitzen, welches in den Archiven zu La Paz aufge lun- I. 60 474 den und gegenwärtig vom General Miller *) mitgetheilt worden ist. Dieser berühmte Cacique von Tungasaca, in der Provinz Tinta, der in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts die blutige Revo- lution, in den Hochländern von Peru führte, gieht in gedachtem Briefe alle die Hauptursacheu an , w esshalb sein Volk zur Revolu- tion gezwungen gewesen war. Er klagt über die schwere Arbeit, die man seinen Mitbrüdern auflegt**), über den Druck durch die Mita, aber vorzüglich über den tyrannischen Druck der Corregido- ren und Alkalden, wodurch das Volk in die tiefste Armuth gestürzt werde ***). Don Jose würde sicherlich eine so furchtbare Entvöl- kerung, wenn dieselbe stattgefunden hätte, mit unter seine Be- schwerden, die er an den König von Spanien richtete, aufgenom- men haben, doch davon befindet sich darunter kein Wort. Seit einer Reihe von 300 Jahren hat auch Peru, durch die Ein- führung der Sclaven, einen beständigen Zuwachs an seiner Bevöl- kerung erhalten; man hat im Mercurio peruano diese jährliche Zu- nahme auf 500 Köpfe berechnet, wonach, wenn wir eine runde Summe annehmen wollen, etwa 150,000 Neger aus Afrika daselbst eingeführt sind. Man hat gefragt, wo diese Menschenmasse ge- blieben ist; doch wohl gewiss mit Unrecht, denn es würde leicht sein, nachzuweisen, dass diese afrikanischen Völker wesentlich zur Vermehrung der Einwohnerzahl beigetragen haben; sie haben sich mit den übrigen Menschenra^en verbunden, und ihre Abkömmlinge sind unter den Bewohnern der Küsten im südlichen Peru gegenw är- tig* die grössere Zahl. Das Klima in Peru ist im Allgemeinen so ausserordentlich angenehm, dass sich jene schwarzen Völker daselbst, was ihre Gesundheit betrifft, viel woliler befinden, als in ihrem Vaterlande. Ueberall in Peru sieht man alle Neger mit weissem Haare, und wir haben mehrere derselben in den grossen Städten am See von Puno gesehen, die zu einem ausserordentlichen Alter gelangt waren, was in ihrem Vaterlande wohl nicht stattgefunden *) Memorias etc. I. p. 384. **) ,,Los liacendados, sagt er in jenem Briefe, viendonos pcores que a esclavos, nos ha- een traliajar desde las 2 de maiiana liasta el anocliecer que parecen las cstrellas, sin mas sucldo que dos reales (12 Silbergroschen) por dia: fuera de esto nos pensionan los doiningos con faenas con pretexto de apuntar nuestro trabajo que por omision de ellos se pierde, y con echar vales parece que pagan.“ ***) Merkwürdig ist die Stelle: „Muclios Indios no tienen con que casarse y por decir que son solteros ne pagan el tributo entero, y muclias veces nada, y la razon es porque, como sus padres vienen destruidos de Potosi; (sie kamen also wieder von Potosi und starben nicht so allgemein daselbst, wie man gewöhnlich zu glauben pflegt!) de baber heclio alferazgos, mitas, y padecido en las Panaderias, arrendados como esclavos, o porque quedan sumamente destruidos de los corregidores, o porque sus padres son pobres por los obligationcs de los pueblos, y otros motivos, los cu- ras por no perder sus ricuchicos y otros abusos los dejan vivir ä su agrado, y cuan- do ellos me nos piensan les coge la muerte en mal estado: yo nose, Seiior, como puedan dar su descareo al Juez D i v i n o. “ 475 hätte. Es herrscht hier überhaupt der Glaube, dass das Peruani- sche Klima vorzüglich günstig sei zur Erreichung eines hohen Al- ters , während das Chilenische Klima mehr der Jugend wohlthue. Daher kommt es auch, dass reiche Chilener in ihren späteren Jah- ren nach Peru ziehen, um daselbst ihr Leben länger zu geniessen. Nach dieser Abschweifung kehren wir wieder zurück auf die Pampas, die wir auf unserer Reise von Pisacoma nach dem India- ner-Dorfe Piche -pichun durchritten. An verschiedenen Stellen fan- den wir, auf diesem Wege, kleine 4seilige Pyramiden, die auf den Spitzen der nahe stehenden Berge errichtet waren und wahrschein- lich in Zeiten, wenn diese Gegenden mit Sc hnee bedeckt waren, als Wegweiser dienen sollten. Der ganze Weg war sehr einförmig und gab an Pflanzen nur wenige Ausbeute. An Thieren kamen uns nur der weisshalsige Ibis und die prachtvollen Käfer*) zu Gesicht, die sich im Llama-lHistc aufhalten. Schon früh Nachmittags gelang- ten wir zu dem Indianer-Dorfe Piche -pichun, wo wir das Nacht- lager aufschlugen. Der Ort ist nur klein, aus wenigen zerstreut stehenden Hütten zusammengesetzt, aber sehr bedeutende Amalga- mations-W erke befinden sich daselbst. Zum Treiben der Stampf- Werke hatte man ein Wildwasser von einem nahegeienen Berge herabgeleitet, das mit ungeheurer Kraft ein grosses Rad in Bewe- gung setzte. Die Amalgamations- Stelle war mit Quader- Steinen höchst ungleich gepflastert, und eine 31 enge von 3Ietall musste auf diese W eise verloren gehen. Auffallend war hier die ausserordent- liche 3Ienge von Vögeln, welche sich in der Nähe der Häuser und auf dem kleinen vorbeifliessenden Bache befanden; sie war so gross, dass wir niemals schossen, ohne 2 bis 3 Vögel auf einem Schlisse gewärtig zu sein. Wir erlegteu hier eine neue Ente*#), eine kleine Taube mit röthlicher Brust ***) und eine Tringa, die der Tringa dorsalis Deppe aus 3Iexico gleich ist. In dem kleinen fliessenden W asscr sahen wir einen todlen Fisch umhertreiben, der zu jener Abtheilung der Siluroideen gehört, welche durch die Untersuchung des Herrn Alexander von Humboldt so berühmt geworden ist; das Thier bildet eine neue Gattung, die dem Malapterurus Lac, nahe- steht, und wir nennen es Pygidium fuscum -J-). Auch hier ist gänzlicher Mangel au Holz und beschränkter Acker- bau, der grossen Höhe wegen. Der Roggen wird als Grünfutter *) Nyctelia decorata mul JV. laevigata , *¥) Anas oxyptera n. sp. ***) Columba eryihrothorax n. sp. t) P y gl di um Char. gen. Corpus elongatum caudam versus compressum. Cirri maxil- lares 4, nasales nulli. Pinnae pectorales ut pinnae abdominales duae cum pinna ana/i circa nimm positae, Pinna adiposa parva. Pye idium fuscum. Corpore nudo longit. 5 — 6 pollic. coloris fusci. Jla.rillis labialis } tnaxilla superiori majori, Pinnis pectoralibus radiis - 9, pinnis caudalibus radiis- VI. 60 * 476 gebraucht und selbst die Alfalfa (unsere Luzerne) fehlt hier noch gänzlich. So wie in den übrigen Ortschaften , wollten auch hier die Indier unseren Pferden nichts zukommen lassen, und erst nach langen Drohungen, nachdem wir ihnen vorgestellt hatten, dass wir in Dienstgeschäften für das Gouvernement reisten, Hessen sie uns etwas von der grünen Saat ah. Die Stelle des Saatfeldes wurde alsdann abgeschlossen, und die Pferde und Maulthiere für die Nacht dasethst hineingelassen. Auch hier findet man überall in der Umgegend einzeln stehende Häuser, und grosse Llama-Heerden beleben die Felder, so dass man die Bewohner- Kahl dieses Kreises ziemlich hoch anschlagen kann. Hier wird der Llama-Dünger nicht nur un getrockneten Zu- stande zum Brennen benutzt, sondern seihst in den Schmelzöfen gebraucht man ihn als Desoxydations-Mitte!. Wir hatten abermals eine angenehme Nacht, indem wir in ei- nem Indianer-Hause ein kleines Zimmer zum Schlafen erhielten, und hier gegen die Kälte geschützt waren. Fast um Mitternacht wurden wir auf eine sonderbare Art überrascht; es halte sich nämlich un- sere Ankunft in der Umgegend verbreitet, und es war irgend eine Gerichtsperson, aus einem entfernt gelegenen Orte, gekommen und wollte unsere Pässe revidiren. Man klopfte an die Thüre unserer Wohnung und verlangte Bede und Antwort; doch nach einigen Dro- hungen von Innen Hess man sich beruhigen und wartete bis zum folgenden Morgen. Man sollte kaum glauben, dass man in einer Republik, wie Peru, mit solchen Sachen belästigt würde, doch nur die Sonderbarkeit unserer Beschäftigung machte uns in den Augen dieser Leute verdächtig; ja man hat uns an anderen Orten bedau- ert, dass wir auf eine so beschwerliche Weise, wie durch Einsam- meln heilsamer Kräuter, unser Brod erwerben müssten. Am 7ten April. Eine sehr starke Tagereise stand uns heute bevor, und so brachen wir schon sehr früh auf. Der Weg führte beständig in breiten Pampen, die sich alhnälig* herabsenkten ; über- all erblickten wir unzählbare Heerden von Llama's, auch unsere Schafe wurden häufiger und selbst Meidende Pferde sah man hie und da. An dem Fusse der Berge, welche die Ebene einschlossen, lagen die steinernen Häuser der Indier, und auch hier waren viele von ihnen verlassen. Die Gegend wurde immer reicher an W asser, je tiefer wir hinabstiegen, ja selbst an einigen Stellen dieser Thä- ler hatte man Abzugsgräben angebracht, ohne welche die Gegend schwerlich zu passiren gewesen wäre. Nirgends auf unserer Reise haben wir so viele und so verschiedenartige Vögel gesehen, als ge- rade an diesem Tage, doch es ging uns hier, wie so oft an ande- ren Orten; die schönsten Vögel, die grössten Adler wurden den Tag über geschossen und mussten Abends weggeworfen werden. 477 da es uns an Zeit und Hülfe gebrach, uni dieselben abzubalgen. Schon mit den Pflanzen, Steinen und Insekten waren wir hinreichend bis in die späte Nacht beschäftigt und, in Folge der Anstrengung des Tages, blieb uns nur noch wenige Kraft dazu übrig. Grosse Schwärme schwarzer Ibise zogen über uns vorüber, sie verdunkelten die Sonne durch ihre Menge, und ihr schreckliches Ge- schrei war schon in weiter Ferne zu hören. Gegen Mittag kamen wir über ein kleines fliessendes Wasser, worin eine Menge von Lla- mas und besonders die Alpacas, mit ihrer langen Wolle lagen, und sich gegen die Hitze der Sonne abkühlten; die Thiere drängten sich gegenseitig, um die tiefsten Stellen des Wassers einnehmen zu kön- nen. Abermals hatten wir einige Bergketten zu übersteigen, auf deren Rücken sich kleine Lagunen befanden; der Wasserspiegel der- selben war ganz bedeckt mit weissen und schwarzen Vögeln, von der Grösse einer Henne, deren Stimme mit der des Menschen be- sondere Aehnlichkeit hat. Die Thiere schwammen auf dem Wasser umher und gaben, sich einander jagend, ein sehr wohlklingendes Gelächter von sich. Beim Auffliegen schossen wir einen Vogel der Art, welcher aber, nicht ganz getödtet, nahe dem Wasser niederfiel und, noch ehe wir durch den morastigen Boden zu ihm gelangten, schon in das Wasser zurückgekrochen war. Hier im Wasser em- pfingen ihn seine Kameraden, bissen ihn, drückten ihn beständig un- ter das Wasser, und verarbeiteten ihn so lange bis er starb. Noch eine Stunde von diesem kleinen See entfernt erreichten wir die letzten Anhöhen, und es eröffnete sich dann die schöne, längst er- wünschte Ansicht auf das Becken von Chuquito, indem die letzten Anhöhen sich schnell in die Ebene senkten. Unvergesslich wird uns der Anblick vor Augen schw eben, den wir von dieser Höhe aus ge- nossen; das ganze Thal von Chuquito mit seinem unabsehbaren See lag vor uns, eingefasst in grünenden Fluren und bedeckt mit bläuli- chem Nebel, begrenzte er auf eine angenehme Art den Horizont. Unzählige Inseln ragten aus der Tiefe des Sees hervor, die nichts als Bergspitzen dieses Thaies sind, und die Kiesen in den Cordille- ren de Tipuani, der Zorata und der lllimani glänzten, mit ihren schneebedeckten Häuptern aus weiter Ferne hervor. Schnell stiegen wir hinab in das Thal des grossen Alpensee’s, und eine3Ienge schö- ner Pflanzen begegnete uns hier auf dem Wege, bis wir bei der früheren Missions-Anstalt San Francisco de Anquac anhielten und Mittag machten. Höchst auffallend war auf diesem Abhänge das Hervortreten ei- nes hellgrauen, mergelichten und etwas Eisen-haltigen Dolomit’s, welcher wahre Teufelsmauern bildete, die in der Richtung von West zu Süden nach Ost zu Norden, parallel mit einander verliefen und uns bis zur 3Iissions-Anstall begleiteten. Diese Mauern hatten ge- 478 wohnlich die Höhe von 20 Ins 30 Fuss und waren 4 bis 5 Fuss breit; aus der Ferne gesehen, musste man sie für Werke der Kunst halten, die durch ihre kolossalen Massen die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die verschiedenen, parallel verlaufenden Mauern liegen in mehr oder weniger grossen Entfernungen von einander, und ihre Klüfte und blasigen Ränder bieten vielen kleinen, aber höchst nied- lichen Pflänzchen einen festen Anhaltspunkt dar. Die frühere Missions-Anstalt San Francisco de Anquac liegt noch zwei und eine halbe Legua von dem Ufer des grossen See’s ent- fernt, und 3 Leguas westlich von dem Städtchen Juli; es besteht aus 3 bis 4 Häusern und einer Kirche. Auf dem Hofe des Geist- lichen, welcher früher daselbst gewohnt hat, befindet sich ein nied- licher Springbrunnen, dessen Einfassung sehr schön ist. Besonders in die Augen fallend sind aber die 4 Bäumchen der prachtvollen Buddleja arborea*') , die hier das Gärtchen eines Indiers schmücken. In Form dicker Knollen bedeckten die goldrothen Blumen die ganze Krone des Bäumchens, das die Höhe von 15 Fuss erreicht hatte. Dieser ausserordentlich schöne Baum, der in unserem Klima vortreff- lich gedeihen würde, fiel hier um so mehr auf, wo gänzlicher Man- gel an Bäumen und Sträuchern statt findet; auch später noch, an den Ufern des Sees, haben wir mehrmals dieses Bäumchen ange- pflanzt gefunden. W ir halten uns auf freiem Felde in der Nähe einer Indianer- Wohnung gelagert, und kochten unsere Erdtoffeln und brateten die geschossenen Enten; mehrere Indier, im Zustande der grössten Ar- muth, näherten sich uns bettelnd mit dem Zurufe: Ave Maria purisi- ma! Es schienen noch die einzigen Ueberbleibsel eines früheren Un- terrichts in der christlichen Religion zu sein. Hier wie an verschie- denen anderen Stellen, um den See von Titicaca herum, fänden wir die ersten Bettler, die uns auf unseren Reisen in Süd-Amerika vor- kamen. In der Nähe unserer Lagerungsstätle hatten einige Indianerinnen, auf der freien Erde, einen Webestuhl aufgeschlagen und verfertigten darauf ein ausserordentlich dauerhaftes Zeug. Es war ein schwar- zes Tuch, aus sehr feiner Llama-Wolle gewebt, das sie auf blosser Erde vermittelst vier kleiner Stückchen aufgespannt hatten ; mit lan- gen eisernen Nadeln trennten sie in diesem Zeuge die eingeschos- senen Fäden von einander und führten, zwischen jede zwei Fäden, einen rothgefärbten wollenen Faden durch. Die Leute lagen bei dieser Arbeit auf den Knieen in sehr gebückter Stellung, und das ganze Geschäft war so ausserordentlich beschwerlich und müh- Buddleja arborea n. sp. B. ramis sub 4-gonis incanis , foliis lanceolatis aeutis subtus ferrugineo tomentosis supra glabris rugulosis } Jloribus capitatis panicidatis , eapitulis peduu- culatis oppositis , bracteis lineari cuneatis . 479 sam, (lass mehr als 2 Stunden nöthig waren, um einen einzigen Fa- den durchzu bringen. Gern hätten wir die ganze Vorrichtung zur Bereitung dieser Zeuge mitgebracht, doch die Frauen erklärten, dass sie dieselbe um keinen Preis fortgeben würden, da im ganzen Im- kreise, auf 8 Tagereisen weit, kein Holz zu linden sei, wovon sie sich diese einfachen Vorrichtungen wieder verfertigen könnten. Ein Stück Zeug, das mehrere Monate Arbeit gekostet hatte , verkauften sie uns, und wir haben es nach Berlin gebracht, wo es auf dem Königlichen Ethnographischen Museum nicdergelegt ist. Es ist die- ses Zeug von einer Stärke, dass es unverwüstlich erscheint, wobei das Vorschimmern der rothen Fäden, zwischen den schwarzen, ihm ein artiges Ansehen giebt; die Indianerinnen gebrauchen es als Um- schlagetücher bei grossen Festtagen. Nachmittags verliessen wir wieder San Francisco de Amjuac und setzten unsere Reise nach dem grossen Kirchdorfe llave fort, wo wir die Nacht zubringen wollten. Der Weg führte beständig durch die angebauete Ebene, und überall sah mau Heerden von Llainas, Schafen, Schweinen, Eseln, Pferden, Maulthieren und selbst von Hornvieh; wir können die Freude nicht ausdrücken, welche der An- blick einer so reichen und stark behänden Gegend in uns er- regte. Zum erstenmal sahen wir hier wieder Ackerbau, wie Avir ihn in unserer Heimat gewohnt Avaren, hier, in einer Oase, die ringsumher mit Aviisten und schneebedeckten Gebirgszügen einge- schlossen ist. Das Städtchen Juli kam auf dieser Strasse nach llave nicht zum Vorschein , denn der Weg verlief stets 1 bis 2 Leguas von dem Ufer des Sees entfernt und ging, erst zwei Stunden von dem I) orfe llave, in die grosse Kunststrasse, die sogenannte Camino del Rej über. Diese berühmte Inca- Strasse, einst von Pachajuti Yupangui, dem zehnten Inca erbauet, verläuft rund um den See, auf dessen westlicher Seite nach La Paz. Sie ist gegen 12 bis 15 Fuss breit, aus Stein gebauet, zuweilen mehrere Fuss hoch, hie und da mit steinernen Brücken und zur Seite mit Abzugsgräben ver- sehen; gegenwärtig befindet sie sich aber in einem solchen Zustande, dass man, avo es nur irgend möglich ist, sehr gern daneben reitet. Diese Strasse ist eine Fortsetzung der grossen Kunststrasse, die unter der Regierung der Incas von Cuzco nach Quito geführt wurde. Auf jede 4 Leguas Entfernung befand sich daselbst ein Gast- haus, das Tambo genannt wurde, ein Ausdruck, der sich noch jetzt erhalten hat. Die Posten wurden auf diesen Strassen durch Läufer unterhalten; jeder Läufer hatte H Legua zu machen und die Leute sollen auf diese Weise bis ungefähr 50 Leguas in 24 Stunden zu- riickgelegt haben. Rings um den See erstreckt sich eine grüne, reich bebauete Ebene, die 2 bis 3 Leguas breit ist und von Bergketten eiugeschlos- 4S0 sen wird, die die Höhe von 800 und von 1000 Fuss übersteigen. D er ganze Rücken dieser Bergkette ist mit frischem Grün bedeckt und unzählige Häuser stehen an ihrem Abhänge, hie und da mit jener prächtigen Buddleja verziert, während die angrenzenden Gärten mit Steinmauern eingefasst sind. Hin und wieder eröffnet sicli eine Aus- sicht auf den grossen See, und die goldreichen Berge von Tipuani ragen aus weiter Ferne her über ihn hinaus. Die Berge an den Ge- staden dieses Sees sind rotlier Sandstein und Porphyr; Erstere sind gewöhnlich geschichtet und senkrecht gestellt, auf ihrem Kamme viel- fach ausgezackt und gewähren einen interessanten Anblick. Die ganze Gegend hat einen lieblich schweizerischen Charakter, und mit unter- gehender Sonne ertönt der Kuhreigen von den angrenzenden Hü- geln; er klang uns so melancholisch, wie der tiefe Ausdruck des Schmerzes eines unterjochten und noch trauernden Volkes. In leichtem Galopp jagten wir durch die Ebene, als uns plötzlich der Wohlgeruch einer niedlichen Pflanze*) aufschrcckte, die in so gros- ser Anzahl vorhanden war, dass sie die Wiese nie mit einem Tep- piche deckte; schon am 3Iorgen dieses Tages hatten wir sie in ein- zelnen, aber verkrüppelten Exemplaren bei Piche-pichun gesehen. Von San Francisco de Anquac bis Ilave rechnet man 4 Leguas, doch erst spät in der Nacht langten wir daselbst an; es war schon finster ge- worden, als wir die Inca-Strasse erreichten, wo, des gänzlichen Ver- falles wegen, der Weg so beschwerlich war, dass wir mehrmals Ge- fahr liefen, mit den Pferden zu stürzen. Den ganzen Tag über war der Himmel bewunderungswürdig klar gewesen, aber mit untergehender Sonne bezog er sich in den Gegenden von Bolivien; der Donner rollte herbei und hallte wieder in den nahen Bergen, während Blitze beständig die Luft durchkreuz- ten. Dabei erhellten Leuchtkäfer mit einem so glänzenden Lichte den Boden, wie wir es bis dahin noch nicht gesehen hatten. Mehr- mals täuschten sie uns, indem wir glaubten, Licht in dem ersehnten D orfe Ilave zu erblicken. Leider haben wir nur das Weibchen von diesen interessanten Thieren mitgebracht, das zur Gattung Lampy- ris gehört. Erst spät des Nachts gelangten wir an den Rio de Ilave; es ist ein grosser Fluss, den wir Nachts nicht passiren konnten, wesshalb wir auf dem rechten Ufer blieben und eine Kirche, die da- selbst, dicht am Ufer errichtet ist, zum Zufluchtsorte annahmen. Einige Indier, die auf unser Rufen herbeikamen, öffneten uns die Thüre zu diesem Gotteshause; sie brannten die Lichter auf dem Hochaltäre an, welche sie sich am folgenden Tage bezahlen liessen. Gegen schweres Geld brachten die Leute auch etwas Grünfutter !) Verhena odorata n. sp. V. tetrandra horbacea foliis oppositis semitrifidis lacineis 2 — 3 fidis pubescentibus , caule hirto. Jloribus capituto -umbellatis sessilibus numerosis , bracteis ovato-acutu corolla roseu » 481 herbei, ohne dass wir am folgenden Tage die Reise nicht mehr hät- ten fortsetzen können, denn unsere Pferde waren zu sehr abgensat- te t. Holz war aber um keinen Preis hier zu haben, und so bei auch unser Nachtessen sehr schlecht aus. Am 8ten April. Die Kälte trieb uns schon früh wieder vom Lager auf und wir setzten unsere Reise, dem See entlang, nach Puno fort. Her Rio de Ilave ist sehr bedeutend; zwischen 30 bis 40 Schritte breit und mit hohen Ufern eingefasst, ist er zur Zeit der periodischen Regen unpassirbar. Weit unterhalb der Kirche zeigte uns ein Indier eine Fährte, wo wir ziemlich leicht den Fluss durchsetzen konnten; von hier rechnet man noch zwei Leguas bis zur Mündung des Flusses in den See. Auf dem Rio de Ilave sahen wir zuerst eine Menge von kleinen Fahrzeugen, ebenfalls Ra Isen genannt, die aus Binsen geflochten waren; sie dienten zum Ueber- gange über den Fluss während der nassen Jahreszeit, dem dortigen Sommer. Ras Dorf Ilave liegt auf dem linken Ufer des Flusses und ist von ausserordentlicher Grösse; seine Kirchen und Convente und die Menge grosser Häuser , die aber sämmtiich leer, oder doch we- nigstens iin Verfalle stehen, zeigen von dem ehemaligen Reichthume des Ortes und dessen grosser Bevölkerung. Von ilave führt der Weg gerade auf Acora, eine sehr niedliche Villa, die dicht am Ufer des Sees liegt und westlich von einer freund- lichen Bergkette eingeschlossen wird ; überall an den Seiten der Strassen ziehen sich reich bebauete Felder hin. Hier wird die Qui- noa*') auf grossen Feldern gebauet, ähnlich unseren Saatfeldern; die Pflanze wird 3 bis 4 Fuss hoch und ist äusserst dicht gesäet. So wie bei uns die gemeine Melde eine Varietät mit rothen Blättern macht, ebenso macht es auch das Chenopodium Quinoa. Auch giebt es Varietäten dieser Pflanzen, die sich, in Hinsicht der Farbe des Saamcns auszeichnen; man bauet sie mit weissem und schwarzem Saamen, erstcre heisst nach Molina, bei den Indiern von Chile, Da- hlie. Die Saamen dieser Pflanze sind sehr nahrhaft; sie enthalten einen mehligen Stoff, dessen Benutzung bei diesen Völkern mannigfach ist, am ähnlichsten würden sie unserer Hirse sein. Man zerreibt die Quinoa auf einem Steine, mit welcher Arbeit die Frauen beständig beschäftigt sind, und kocht sie dann zu Mehlsuppen, zu dicken Breien und benutzt sie auch vielfach zu gegornen Getränken. Der geröstete Saame giebt ein, der Chocolate ähnliches Getränk und wird häufig gebraucht. Unzählige Sehaaren von sperlingsartigen Vögeln sassen in den Quinoa-Feldern, deren Saamen soeben reiften um! eine ausserordentlich reiche Lrndte versprachen. Neben der Quinoa verlaufen die grossen Kartoffelfelder, die ganz vorzüglich gut bestellt sind. Da der Boden hieseibst sehr nass *) Chenopodium Quinoa L, I. 61 482 ist, so legt man die Kartoffel auf hohe Rabatten, die zwischen sich tiefe und breite Furchen haben; die Rabatten sind so schmal, dass nur zwei Reihen darauf gepflanzt werden können, die aber in der, li Fuss hohen und aufgelockerten Erde ganz ausserordentlich reiche Frucht tragen. Die Bestellung des Bodens findet meistens noch nach der Indier Sitte statt, nur an einzelnen Stellen, von den grossen Hacienden aus, wird der Pflug gezogen, der mit Ochsen bespannt ist. Die Bestellung des Bodens von den Indianern ist sehr einfach, aber höchst mühsam; sie haben einen sehr einfachen Pflug, eine Art von Spaten nämlich, den sie in dielfand nehmen und ihn mit aller Kraft in die Erde werfen, indem sie zugleich mit dem Fusse nachhelfen, der auf einen Vorsprung drückt, welcher kurz vor der Spitze des In- struments angebracht ist. Bei der Bearbeitung stehen 2 Indier ne- ben einander, die zu gleicher Zeit diese Ilandpflüge werfen und die damit aufgebrochene Erde nach ihren Seiten werfen; Frauen stehen vor dem Pfluge und zerbrechen die aufgeworfene Erde. Oftmals sieht man ganze Bei heil von Indiern nebeneinander stehen, und die Arbeit geht taktmässig vor sich. Bei dieser Bearbeitung des Bodens wird die Regel beobachtet, dass diejenige Stelle, die in der einen Ernte Rabatte war, zu der nächsten Ernte Furche wird, und so wieder umgekehrt die Furche zur Rabatte. Bei dem ewigen Frühling, des- sen die Hochebene von Chuquilo sich erfreut, hören die Zeiten der Saaten und der Ernte niemals auf; überall sieht mau Indier, die ei- nen pflanzen und die anderen ernten. Auch Roggen und Berste wird bieselbst in grossen Massen gebauet, «loch meistens nur zu Ctrün- futter, für Pferde und Maullhiere verbraucht; unzählige Indier und Indierinnen sind damit beschäftigt, dieses Futter in grossen Bündeln, auf dem Rücken der Llamas und der Esel nach den Städten zu führen, und es daselbst auf dem Markte oder in den Häusern zu verkaufen. Schon seit vielen Jahrhunderten ist hier das Land im Zustande der Kultur, selbst die Ebenen, die jetzt zu Hraswiesen benutzt werden, sieht man überall mit Linien durchschnitten, den Ueberbleibseln der früheren Kartoffel-Kultur daselbst. Wir gelangten zur niedlichen Villa Acora, die schon von Ilave aus zu sehen ist; liier erblickt man wieder zum erstenmal Häuser mit Dachsteinen bedeckt, wie hei uns in Europa. Wir fanden da- selbst die erste Peruanische Post-Einrichtung, «lie aber, leider nur dem Namen nach vorhanden war; wir wollten frische Maulthiere da- selbst haben, konnten aber keine erkalten. Das Städtchen ist sehr niedlich gebauet und mit schönen Kirchen versehen; es mag etwa an 3000 Einwohner zählen. Iler Weg von Acora nach Chuquito ist 3 Leguas lang, von ihm aus hat man beständig den See im Angesicht. Krosse weisse Rei- her und der schöne Flamingo heleben in grosser Anzahl die Ufer 4S3 desselben; Luftspiegelungen eigener Art gaben ihnen, von Ferne her, eine riesenhafte Grösse und die sonderbarste Gestalt. Die Stadt Chuquito liegt auf einer Anhöhe von 270 Fuss, dicht an dem Ufer des See’s, von wo aus man eine der interessantesten Ansichten geniesst, die die Höhenthäler der Cordilleren darbie- ten können. Schöne Cactus , Cereen und Pereskien, überziehen den Abhang des Berges, der mit Loasen, mit Celsien, Verbenen , Cal- ceolarien u. s. w. auf das freundlichste geschmückt ist. Schnell mussten wir hier unsere Reise fortsetzen und konnten nur Weniges sammeln, obgleich die meisten der Cactus in Blüthe standen. Chu- quito ist regelmässig und sehr niedlich gebauet, es zählt etwa 5000 Einwohner und war früher, vor der Revolution des Don Jose Tu- pac Amaru, im Jahr 1781, die grösste Stadt dieses Departements; am Uten April jenes Jahres wurde sie von dem Rebellen-Chef, der auch den Beinamen Nicacatari führte, was soviel als Feuer- Natter bedeutet, erobert und fast gänzlich zerstört. Die Greuelthaten je- ner blutigen Rebellion der Indier gehen über alle Vorstellung; Tau- sende und «aber Tausende von IV eissen sind von jenen stumpfsinnigen Menschen geschlachtet und aufs äusserste gemartert worden. Die ausführliche Darstellung dieser furchtbare i Auftritte wird wahr- scheinlich, was aber kaum zu begreifen ist, der Geschichte entge- hen, denn mit aller Vorsicht hat die Spanische Regierung gesucht, alle Kunde davon zu ersticken. Erst die letzten Zeiten haben einige wichtige Documente an das Licht gerufen, die im Stande sind, ei- nige sichere Aufklärung über jene Vorfälle zu geben. Die grosse Kirche zu Chuquito ist ein Prachtgebäude; rings umher ist sie mit Arcaden umgeben und gänzlich von Quadersteinen aufgeführt. Grosse Springbrunnen sieht man auf der Plapositis , Jloribus solitariis , foliis rninu’issi- tnis hirsntis basi spinarum adfixis, ■f) Malacocliaete Tatora n. sp. 61 * 484 wir uns nicht genug ergötzen konnten, macht auf den fremden Rei- senden einen unerwarteten Eindruck. Mit Hecht nennen die Bewoh- ner dieser Hochebenen ihr Vaterland ein Paradies, und können nicht auf hören es zu lohen und zu preisen, wenn sie das Schicksal aus der Heimat entfernt hat. Den ewigen Frühling ihres Vaterlandes ziehen sie den Früchte -reichen Gegenden der Küste vor; dort ist Alles mit grünenden Ebenen bekleidet und Alles im höchsten Kultur- Zustande, aber wie anders, wie entgegengesetzt diesem, sieht es in den übrigen Provinzen dieses grossen Reiches aus? Bei der baumlosen Vegetation, die dieses Land um den Alpen- see von Titicaca schmückt, herrscht die Familie der Gramineen und Cyperoideen auffallend vor; überall sind die Ebenen, die bis zu den Eiern des See’s reichen, und die Abhänge der Berge, wo nicht die Kultur den Charakter der Natur umgeändert hat, dicht mit grünem Basen bedeckt, und die Verschiedenheit der Gräser, welche densel- ben bilden, ist ausserordentlich gross. Wir glauben, dass es dem Botaniker nicht uninteressant sein wird, wenn wir hier alle die Grä- ser nennen, welche wir daselbst in einer so kurzen Zeit und bei einer so schnellen Reise zu sammeln Gelegenheit hatten ; fast alle hier vorkommenden G» äser haben ein alpinisches Ansehen, und mehrere kommen den unseligen allerdings sehr nahe, jedoch ganz gleiche Formen mit denen, auf den Alpen Europa’s, haben wir nicht gefunden. Wir sammelten in der Nähe des grossen See's das Hor- deum muticum Presl , Sttpa pungens n. sp ., Stipa trochlearis n. sp., Agrostis rigescens Presl , Trisetum uniflorum (Agrostis caespitosa Presl), Bromus unioloides Humb. et Kunth. , Poa Meyenii Kees v, Esenheck •, Festuca humilior , Chondrosium prostratum Kunth. , Paspa- lus minimus n. sp. (besonders häutig in der Elana de Lampa), Era- grostis contristata n. sp., Vilfa tenacissima Kees ah Es., Vilfa fasti- giata n. sp. Gynerium pygmae um n. sp., Deyenzia specigera Presl, Air opsis peruviana n. sp., Clornena peruviana rar. Pal. de B. und rar. ß. pulvinata , Eleocharis alhibracteata n. sp., Piptatherum laeve n. sp. u. a. in. Nachmittags spät langten wir an zuPiino; überall erscholl krie- gerische Musik, die grösseren Strassen und die Plätze waren mit Soldaten besetzt, welche in Ucbungen begriffen waren. D er aus- brechende Krieg mit Bolivien hatte diese Truppen in grossen Mas- sen zusammengezogen. Ueberall wo wir diesen Soldaten vorbeizie- hen mussten, wurden wir gröblich insultirt, wobei sich die Officiere unterhielten. »Ein Engländer! Ein Engländer!« riefen sie von allen Seiten. G asfhäuser giebt es bis jetzt noch nicht in Puno, und so mussten wir lange umherirren, bis der Arriero ein Haus fand, wo wir wohnen und die Pferde aufgenommen werden konnten. Wir be- zogen daselbst einen alten Stall, aus dein zuerst die Llanias und 485 die Esel hinausgetrieben werden mussten, um uns Platz zu machen. Nur Kaufleute und Regierungs-Beamten reisen in diesen Gegenden, und sind mit Empfehlungen versehen, so dass sie den Mangel an Gasthäusern nicht empfinden; um so unverzeihlicher war es von dem Kaufmann zu Tacna, der unsere Geschäfte besorgte uns keine Empfehlungen mitgegeben zu haben. Die Stadt Puno ist bedeutend gross und zählt über 9000 Ein- wohner*); sie ist Sitz des Gouvernements von der Provinz Puno. D er Oberst, Doctor **), Don Juan Franzisco Rejes bekleidete die Stelle des Gouverneurs daselbst; wir mussten uns demselben vor- stellen und er nahm uns mit ausserordentlicher Kälte und Unhöflich- keit auf, die sonst dem Peruanischen Charakter fremd ist. Die Plaga in der Mitte der Stadt ist einst von schönem Ansehen gewesen ; von drei Seiten ist sie durch hohe Gebäude eingeschlossen, und die vierte wird durch die prachtvolle Mutterkirche (ffglesia Matriz) begrenzt. Milten auf dem Platze befindet sich eine grossartige Fontaine, mit einem artigen Bassin. Jetzt ist Alles im Verfall, auch nicht ein Hans ist ganz, das auf diesem Platze steht; ohne Thören, ohne Fenster, mit herab hängenden Sparren u. s. w. stehen sie da, und nur Klagen hört man über diesen Zustand, den der Verfall der Bergwerke daselbst hervorgebracht hat. Die gegenwärtige Regie- rung ist zu schwach und ohne Mittel, sie vermag nicht das Land wieder zu erheben. Die Mutterkirche allein, durch ihren festen Rau, widerstand bisher der Zerstörung der Zeit; sie ist ein gross- artiges Gebäude, das den schönsten Städten in Europa zur Zierde dienen würde. Eine fromme Frau that vor einigen 80 Jahren ein Gelübde, dass sie eine Kirche erbauen wolle, ganz in Proportion dein Ergebnisse ihrer Minen, wenn der Himmel ihre Wünsche er- füllen würde. Diese Mutierkirche war das Resultat jenes Gelübdes; sie ist mit zwei Thören geziert und in Form eines Kreutzes gebaut, eine hohe und breite Treppe führt hinauf zu ihr, von wo aus die ganze Plaga und, über die Häuser der Stadt hinweg, der grosse See zu übersehen ist. Hier gehen die Bewohner von Puno, in grossen 3Iän- teln gehüllt, auf und ah und halten ihre politischen Gespräche. Schon früh des Morgens wird auf der Plaga der Markt gehalten, und alsdann ist ein reges Treiben daseihst. Hier sieht man das Fleisch des Llama’s, sowohl in frischem, als in getrocknetem Zustande; es ist dasHnuptnah- rungsmiltel des Volkes. Neben diesem befinden sich die Kartoffeln, deren cs hier mehrere sehr niedliche Varietäten giebt; wir neunen *) Nach General Miller, der früher Gouverneur der Provinz war. Herr Peutland giebt nur 5000 Köpfe an. V on der Universität zu Chuquisaca creirt, die, nach der Schlacht von Aj'acucho eine Menge von Hoctor-Diplomen an llolivar schickte, um sie an die ausgezeichnet- sten Ofiici ere verteilen zu lassen. 486 hier tlie Hulijuc, eine kleine rothe Kartoffel, von der Grösse kleiner Kastanien, man findet sie geröstet aof offener Strasse zum Ver- kauf, wie hei uns die Kastanien, und sie schmeckt sehr gut. Aus- serdem giebt es daseihst feines Weitzenbrod, zu dem das Mehl von Arequipa herbeigeführt wird, denn weder Weitzen noch Roggen reift in der Höhe des See’s von Titicaca. Quinoa, Zwiebeln, Spa- nischer Pfeffer, Salz, Kohlen, Roggen und Gerste, als Grün- futter, sind die übrigen Artikel, die den Markt zu Puno füllen. Die einzigen Früchte, die wir hier sahen, waren Quitten und Grana- ten, die aber kaum zu gemessen waren; sie waren aus entfernten Gegenden herbeigeführt, welche durch ihre günstige Lage und Ge- stalt die Kultur derselben erlauben, doch gehören sie dennoch zu den grössten Seltenheiten. Das Klima zu Puno ist, im Verhältniss zu dem an den Küsten- gegenden, sehr rauh, doch sind die Eingebornen, die sich einmal an diese niedere Temperatur gewöhnt haben, damit sehr zufrieden, denn hier herrscht weder grosse Kälte noch starke Hitze. Die Be- obachtungen des Psychrometers, die wir hieselbst anzustelleu Gele- genheit hallen, sind Folgende: Am 7. April 5h 30' Nachmittags 15° ll. "Wärme und 9,1° R. Nasskalte. Der Himmel 6J> 12,3° 11. - - 7,8° R. - Leinahe ganz!. 3C' 11,6° 11. , - - 7,5° 11. «< klar, mir einige 8h 10° R. - - 6,5° R. - leicht. W ölkch. Am 8. April 6h 30' Morgens 6,9° R. - - 1,4° R. - ; Kleine weisse 8h 8° R. - - 4,9° R. - W ölkehen. 9h 9° 11. - - 5° R. - - Windstille, 12h 12° R. . - 8° R. . der See ist sehr 12* 30' 12° 11. * - 8° R. bewegt. Puno Siegt einige 70 Fuss über dem Niveau des grossen See s von Titicaca; für. Rivero hat die ersten Barometer-Beobachtungen, die er an diesem Orte anstellte, bekannt gemacht*). Er fand da- selbst den Stand des Barometers zu 17 Zoll 7,8 Linien bei 58° Fah- renheit, und 57° Fahrenheit Luftwärme, welcher von uns, nach Oltmann’s Tabellen berechnet, die Höhe von 12831 Engl. Fuss giebt. Herr Pentland hat die Höhe der Stadt zu 12832 Engl. Fuss und die des See’s zu 12760 Engl. Fuss bestimmt. Die bedeutende Höhe, in der diese Gegend liegt, Hess auf eine viel niedere Temperatur schliessen, doch es zeigt sich hier, wie auch auf der Hochebene von Tacora, dass die Temperatur, auf den ausgedehnten Ebenen dieser Gegenden, viel weniger im Verhältniss zur Höhe abnimmt, als auf den isolirt stehenden und sich schnell erhebenden Berg- rücken. Unser kurzer Aufenthalt in dieser Gegend war nicht geeignet, um hinreichende Thatsachen, über das Klima in den verschiedenen *) Memorias de las ciencias naturales. Lima, 1828. p. 63. 487 Jahreszeiten dieser Gegend, zu sammeln. Uiloa *) hat diesen Ge- genstand mit ausserordentlichem Fleisse und mit grosser Sachkennt- niss, für die damalige Zeit, behandelt; seine Bemerkungen beziehen sich zwar auf andere Gegenden, als die, von denen wir sprechen, doch stimmen sie im Allgemeinen auch mit dem Klima der hiesigen Länder überein. Bekanntermaassen ist, an den Küstengegenden von Peru, der Winter gerade die nasse Jahreszeit, und der Sommer, vom November bis zum Mai dauernd, die trockene Zeit. Auf den Hochebenen verhält es sicli zum Th eil umgekehrt; die Winterzeit, nach dem Stande der Sonne nämlich, ist daselbst die trockene Jah- reszeit und im Sommer, nämlich vom November bis zum April, herrschen daselbst periodische liegen. Wir kamen in den ersten Tagen des Aprils nach der Hochebene von Chuquito, und täglich sahen wir Regen und Gewitterwolken daselbst aufziehen. Auf dem westlichen Abhänge des Plateau’s von Tacora schien sich die Sache anders zu verhalten; der Arriero versicherte uns, dass daselbst im August am übelsten zu reisen wäre. Herr Pentland, dessen Reise ein so grosses Licht über diese, bis dahin gänzlich unbekannte Ge- genden geworfen hat, hat auch sehr interessante Beobachtungen über die Schneefälle aufnotirt, die er daselbst während der Zeit seiner Reisen erlebte, und Herr Baron Alexander von Humboldt hat die Güte gehabt, uns diese Beobachtungen zur Publication mit- zulheilen. Herr Pentland sagt, dass der Schnee, in der Breite von 14 bis 20° südlich vom Aequator, nie während der Regenzeit fällt, welche daselbst in den alpiuischen Regionen, d. h. über 8000 Fuss hinaus, frühestens im November beginnt und Anfangs April endet. Während dieser Zeit vergeht selten ein Tag-, an dem es nicht mehr oder weniger regnet; die Nächte sind dagegen ausserordentlich klar und machen, besonders auf den europäischen Reisenden, einen lie- fen Lindruck, der ihm in unseren nordischen Gegenden fremd bleibt. Während der Zeit, vom Mai bis November, ist der Himmel beständig klar und weder Schnee noch Regen fällt in diesen erhabenen Regionen. Herr Pentland beobachtete, während der Zeit seiner Reise, f*n folgenden Orte Schneefälle: 1) Zu Puno bei 15° 50' südlicher Breite und einer Erhöhung von 3912 Metres. Am 1, November 1826, bei einer Wärme von 13,4° R, Regen und Gewitter während des Tages. Am 3. November, bei 13° R. Wärme, bei Regen und Gewitter. Am 5. November, bei einer Wärme von 13,1° lt. und einigem entfernten Donner-Rollen, fiel so viel Schnee, dass die Ebene damit 6 bis 9 Zoll hoch bedeckt wurde. Es war gerade an dem Tage, als die Sonne den Zenith von Puno passirte. Am 6. November, bei 13,3° R. Wärme und vielen Gewittern, folgte Hagelfall und Schnee. *) Not. americanas etc. Mad. 1772. Cap 3. 488 2) An der Laguna de Illimani in 16 0 44' südlicher Breite und 4862 Metres Erhöhung. Am 3, December 1826, Lei 6.1° R. Wärme. Es fiel viel Regen und seLr viel Schnee, welcher sich über die tiefer gelegenen Thäler auf 400 Metres Höhe aus- delmle und die Berge bedeckte, so hoch als die Schneegrenze sich senkte (bei 5200 Metres nämlich), 3) Zu Carocollo in 17 ° 38' 30" südlicher Breite und 3879 Me- tres Erhöhung. Am 13. März 1827, bei vielem Regen von Norden anziehend) starker Hagelfall, beglei- tet von heftigen Stürmen. Am 14. März 1827. Es war Nachts sehr viel Schnee gefallen. 4) Zu Viaclia zwischen Tacna und La Paz, nähert sicli der Breite von 16 0 40' südlich und hei einer Erhöhung von 4250 Metr. Am 19. März 1827. Gewitter mit Hagelfall, der die Erde 8 Zoll hoch bedeckte und während der Nacht fiel sehr viel Schnee, bis zur Höhe von 4700 Metres in den nahegelegenen Gegenden. 5) Zu Chullunquani etwa in 17 ° 16' südlicher Breite. Am 7. April 1827. Häufige Gewitter, Hagel und Schnee. 6) Zu Potosi in 19° 35' südlicher Breite und 4053 bis 4166 Me- tres Erhöhung. Am 29. December 1826, bei einer Temperatur von 7,5° R. , häufige Gewitter und Re- gen mit bedeutendem Schneefall, der die Spitze des Berges bedeckte. Am 30. December 1826, bei 8° R. und ebendemselben Wetter, fiel auch in der Stadt selbst Schnee. Am 3. Januar 1827, bei 7° R. Wärme. Viel Regen, Hagel und Gewitter. Am 4. Januar 1827. Etwas Schneefall des Morgens. Während des Aufenthaltes des Herrn Pentland zu C’hutjuisaca (in 19° 2' südlicher Breite und 2845 Metres Höhe) vom 13ten Januar bis zum 26sten Februar sah er daselbst niemals Schnee, wohl aber regnete es sehr häufig, auch hat man Herrn Pentland versichert, dass daselbst niemals Schnee falle. Zu Chucpiisaca sollen sehr häutig Gewillter stattfinden. Nach dem Padre Cobo *) schlug der Blitz daselbst an einem Tage fünfmal ein und tödtete 5 Personen, und an einem anderen Tage schlug der Blitz sogar zwölfmal ein. Mit der lienntniss der Temperaturen in diesen Gegenden sieht es noch sehr traurig aus; ausser den 'wenigen Thermometer -Beob- achtungen von Herrn Pentland und von uns selbst, sind uns weiter keine anderen bekannt geworden. Es scheint aber, als wenn das Mittel der höchsten Temperatur um Mittagszeit, etwa zwischen 12 und 13° II. stünde, und dass die niedrigste Temperatur Nachts etw a 4° 11. im Mittel habe. Bei dieser niederen Temperatur ist natür- lich der Ackerbau sehr beschränkt; weder Weitzen, Gerste, noch Roggen reifen auf diesen Höhen; letztere werden nur zum Grün- futter gebaut und sind sehr wichtige Artikel, da seihst die Luzerne hier nicht mehr kultivirt w erden kann. So gehört der Mays hieselbst zu den grössten Seltenheiten, und man säet ihn hier nicht mehr, *) Extr. del Manuscrito que escr. el Padre en la Ciudad de Lima y concluyö en 7 de Julio de 1653, Anal, de Ciencias 7. p, 141 — 159, 489 weil er zu wenig und eine zu schlechte Frucht giebt. Schon Ciega de Leon *) sagt, dass es am Seee von .Titicaca keine Obstbäume gebe, und auch der Mays werde daselbst nicht gesäet, weil er zu wenig Frucht giebt. Ja in der Geschichte der Incas heisst es aus- drücklich: »In dem Gebiete rings um Calao her, das doch wenig- stens 120 Meilen im Umkreise enthält, geht der Mays nicht auf, weil es zu kalt ist,« und auch Ulloa berichtet ebenfalls, dass in dieser Ge- gend nur die (£uinoa und Kartoffeln gebaut würden **). Herr Pent- laml sagt dagegen, dass der Mays, der auf einigen Inseln des See’s gebaut wird, sehr berühmt sei***). SJie Kultur des Mays steigt, in der Hochebene von Peru, nicht über 12000 Fuss hinaus, so wie die der Luzerne (Alfalfa) nicht über 11000 Fuss. Herr Rivero -J-) hat diess durch mehrere Beispiele zu beweisen gesucht, die er, bei Gelegenheit eines barometrischen Nivellements, von Callao bis Paseo hinauf, angegeben hat. Wir heben aus dieser interessanten Ar- beit einige der wichtigsten Punkte hervor, indem wir neben der Höhe des Ortes die Früchte setzen, die daselbst gebaut werden. Obrajillo in 2,724 Metres Höhe. Ocas (Oxalis tuberosa), Kar- toffeln, Gerste und Weitzen. Culluay in 3655 Metres Höhe. Luzerne, Ocas, Gerste, die nicht mehr reift. Alto de Jacaibamba in 4613 Metres Höhe. Ebendieselben Früchte. *) Chronica ilcl Peru pag. 180. ¥¥) S. Relac. del Viage P. II Tomo terc. pag. 214. ¥¥¥) Anmerkung. Eine Stelle bei Garcilasso (Comcnt. real, de los Incas 105) giebt uns den gewünschten Aufschluss über den berühmten Mays von der Insel Titicaca. Nachdem nämlich Manco Capac, einer ganz fälschlichen Sage nach, auf diese Insel vom Himmel herabgekommen war und daselbst den grossen Sonnentempel erbauet haben soll, liess er Alles herbeischaffen, um diese kleine Insel so berühmt wie möglich zu machen. Er liess Garten-Beete daselbst einrichten (Andenes), die mit guter und fruchtbarer Erde gefüllt wurden, welche aus weiter Ferne herbeigebracht werden musste, und zwar bloss um Mays zu hauen, den man in jener ganzen Region nicht antrifft, da die Erde daselbst sehr kalt ist. Bei grosser Sorgfalt gelang es auch, einige Kolben in diesen Garten-Beeten zu ziehen, welche man dem Könige brachte, der sie wiederum dem Sonnen-Tempel zum Opfer übergab und sie durch die, dem Sonnendienste geweiheten Jungfrauen den übrigen Klöstern und Tempeln des Reichs überbringen liess, von wo aus sie unter das Volk kamen. Die Indier glaubten, dass, wenn sie nur ein Korn von diesem Mays erhielten, es ihnen für die ganze Lebenszeit niemals an Brod fehlen würde. Die Peruaner machten dreier- lei Brod aus dem Mays (^’ara). Die erste Art nannten sie Cancu und gebrauchten es zum Opfer, die andere Humintu, sie diente zu ihren Feierlichkeiten; die dritte Art Canta, war ihr gewöhnliches Brod. Der Älissionair Bayer (Reise nach Peru in den Jahren 1752 — 1766) besuchte die Insel Titicaca, die nach ihm Copacabana genannt wird, und fand daselbst viele Kühe. Rinder und Schafe, auch Erdäpfel, Ocas, Quinna, Bohnen und Mays, sowie Rosma- rin, Nelken und andere Gartenblumen. Demnach hat sich die Kultur des Mays auf dieser Insel, durch gehörig angewendete Sorgfalt erhalten und ist in dieser Hinsicht berühmt geworden, während in dein Lande rings um den See, diese herrliche Frucht nicht gehauet werden kann. T) Memorial de ciencias nat, 1. pag. 102. I. 62 490 Casaeancha in 4384 Metres Höhe. Nichts als Gräser fiir die Schafe. Huayllaj in 4317 Metres Höhe. Gerste, die nicht reift. Dasselbe findet statt auf dem Cerro de Paseo, 4352 Metres hoch, zu Junin 4063 Metres hoch, berühmt durch die Schlacht vom 6. Aug. 1824, und noch an verschiedenen Orten der Hochebene von Paseo. Iluajpacha, der höchste Punkt wo Majs gelbauet wird , nämlich in 3824 Metres Höhe (11770 Fuss), zugleich bauet man daselbst Gerste und Hülsenfrüchte! ! Portachuelo de Tucto (Kamm der Cordillere) in 4803 Metres Höhe. Ohne alle Vegetation! Der grosse See, der das Becken von Chu ' ; ■ : •-, . « mis? >t n s. •yayy*M ^•' ■=*?