l I 4t Repertorium opericcum noPocum ccgtit ucgetabilis Heraasgegeben von Prof. Dr. phil. Friedrich Fedde. Beiliefte / Baiid XXXV. kim i von Von R. Schlechter. Ausgegeben am 20. Milrz 1925 Preis 12 Mark. OAHLEM bei BERUN. . VERLAG DES REPERT0R1UMS. FABECKSTR. 49. Repectemini spcctccum noOacum cegm tjegetafriltg Herausgegeben von Prof. Dr. phil. Friedrich Fedde. Beihefte / Band XXXV. Die Orchideenflora von Rio Grande do Sui Von R. Schlechter. Ausgegeben atn 20. Marz 1925 Preis 12 Mark. DAHLEM bei BERLIN. VERLAG DES REPERTORIUMS. FABECKSTR. 49. 19 25 Repertorium opericcum noPocum ccgtit ucgetabilis Heraasgegeben von Prof. Dr. phil. Friedrich Fedde. Beiliefte / Baiid XXXV. kim i von Von R. Schlechter. Ausgegeben am 20. Milrz 1925 Preis 12 Mark. OAHLEM bei BERUN. . VERLAG DES REPERT0R1UMS. FABECKSTR. 49. I. Allgemeines. Wenn wir uns mit der Bearbeitung der Orchidaeeen fur die „Flora Brasiliensis“ durch Prof. A. Cogniaux zu beschaftigen haben, so muB es auffallen, daB darin so iiberaus selten einige Staaten ais Standorte ge- wisser Arten erwahnt werden, wie z. B. Espiritu Santo, Parahiba, Rio Grande do Norte, Ceara, Piauhy, Maranhoa und einige andere. Fur jeden, der die Geschichte der botanischen Erforschung der groBen Republik kennt, wird diese Tatsache leicht dadurch erklart, daB nui' wenige Bo- taniker oder botanische Sammler diese Gebiete betreten, gesehweige denn intensiver daselbst gesammelt baben, d. h. also, dafi wir in ihnen die Staaten vor uns haben, deren Flora noeh am wenigsten durchforscht ist. Selbst die im Innern gelegenen Staaten, wie Amazonas, Goyas, Matto Grosso und vor allen Dingen Minas Geraes sind in dieser Hinsicht be- deutend besser bekannt ais die oben erwahnten ungleich leichter zugang- lichen kleineren Kiistenstaaten. Einige von diesen sind wirtschaftlich weniger bedeutend und dadurch ist es wohl auch zu erklarcn, dafi sie mehr vernachlassigt worden sind ais die im Innern gelegenen, wirtschaft¬ lich wichtigeren Landkomplexe. Auch Rio Grande do Sui gehort zu diesen in bezug auf ihre Orchidaceenflora etwas stark vernachlassigten Staaten. Diese Tatsache ist um so erstaunlicher, ais das Gebiet wirtschaftlich sehr wichtig ist und zum groBen Teile von Deutschen bevolkert ist, die ja bekanntlich aufier- ordentlich viel zur naturwissenschaftliehen Erforschung von Brasilien beigetragen haben. Nach meinen Feststellungen dariiber erwahnt Cogniaux in der „Flora Brasiliensis" im ganzen nur 12 Orchideen-Arten fur Rio Grande do Sui. Diesen fiigte er spater (im Jahre 1907) noch einige hinzu, so dafi wir damals nur etwa 20 Arten kannten, die dann im Jahre 1911 durch die Bearbeitung der schwedischen, besonders der LiNDMAN’schen und M\L.v,E'sehen Sammlungen auf etwa 30 stiegen. Diese scheinbare Orchideen-Armut in Rio Grande do Sui war mir wiederholt aufgefallen, denn sie konnte nach meinen Erfahrungen iiber das Vorkommen der Orchideen unter den im Staate Rio Grande do Sui herrschenden meteo- rologischen Verhaltnissen nicht den wirklichen Verhaltnissen entsprechen. Ich beschloB daher, mich einmal eingehender mit der Orchideenflora, des Staates zu beschaftigen. Es lag mir nicht nur daran, diese Orchideen¬ flora spezieller kennenzulernen, sondern auch besonders die pflanzen- P. Fedde, Rep. speo. uov. - Beiheft XXXV. 1 2 geographisehen Verhaltnisse der Familie in diesem Ubergangsgebiet be- leuchten zu konnen, DaB viele neue Arten zu erwarten sein wiirden, nahm ich von vornherein nicbt an; denn es war znm mindesten unwahr- scheinlich, [dafi in dem kleinen Gebiete viele Endemismen vorkommen wiirden. Um zu meinom Ziele zu gelangen, setzte ich mich zunachst mit verschiedenen Orchideen-Interessenten in Porto Alegre in Verbindung, durch deren Mitarbeit es mir auch gelang, mit einigen weiteren Inter- essenten in Korrespondenz zu treten. Vor allen Dingen habe ich Herrn L. Burger und Senhor Pranzisco Aquino, in Porto Alegre, zu danken fur die Bereitwilligkeit mit der sie meine Interessen forderten. Auch Herrn Urbano Kley bin ich fiir eine Sammlung von 18 Nummern, unter denen sich verschiedene recht interessante Arten fanden, zu Danke verpflichtet. Ganz besonders aber hat die Sammlung von Herrn Carlos Jiirgens, der mir bereits 103 Nummern zuschickte, zur Kenntnis der Orchideenflora von Rio Grande do Sui beigetragen. Seine Exemplare sind nicht nur besonders gut prapariert, sondern auch meist recht reichhaltig und immer mit wertvollen Angaben fiber den Standort und die Blfitenfarbung versehen, so dafi wir oft erst durch sie fiber interessante Tatsachen unterrichtet worden sind. Selbstverstandlich werden die von Prof. Lindman und Dr. Malme angelegten Sammlungen immer die grundlegendsten ffir unsere Kenntnis der Flora von Rio Grande do Sui bleiben, da sie sich nicht nur auf einige Familien beschranken, jedoch ist nicht abzuleugnen, dafi gerade ffir die Orchideen die von Herrn C. Jiirgens angelegte Spezialsammlung ffir diese Familie ais die grundlegenste ffir den Staat Rio Grande do Sui angesehen werden mufi. Von den frfiheren Sammlern sei zunachst noch St. Hilaire erwahnt, dessen Pflanzen leider keine naheren Standortsangaben zu ffihren scheinen. Sellow ist vielleicht derjenige, der den Staat von Sfiden nach Norden und nach dem Innern zu besser botanisch durchforscht hat, ais irgendeiner seiner Nachfolger. Leider aber fehlen auch seinen Pflanzen nicht nur genauere Standortsangaben, sondern auch oft genug, wie ich mich bei den Orchideen leider nur zu oft tiberzeugen konnte, auch die Nummern, nach denen man auf Grund der eingehenden Studicn fiber diese wichtige Samm¬ lung durch Prof. J. Urban die ungefahre Herkunft der betreffenden Pflanze hatte feststellen konnen. An pflanzengeographischem Wert verlieren diese bedeutenden Sellowschen Sammlungen dadurch jedenfalls sehr. E. M. Reineck und Jos. Czermak haben im Jahre 1898 bei Porto Alegre gesammelt und einige Orchideen gefunden, die zur besseren Kennt¬ nis der Verbreitung der Arten nicht wesentlich beigetragen haben. A. Bornmfiller, Bruder des bekannten Botanikers und jetzt wohl besten Kenners der „Flora Orientalis" im Boissierschen Sinne, hat im Jahre 1904 ebenfalls eine kleinere, recht gut praparierte Sammlung angelegt, die aber nur wenige Orchideen enthielt. Auch Dr. Herter hat ffir kurze Zeit bei Porto Alegre gesammelt und daselbst auch eine neue Phymatidium- 3 Art gefunden, docli ist sonst wenig an Orchideen-Arten in dieser nicht sehr gut praparierten Ausbeute zu finden gewesen. Cogniaux erwahnt auch noch Sammlungen von Kuhnert, iiber die mir leider nichts Naheres bekannt geworden ist. Nachdem die Arbeit bereits abgeschlossen war, erhielt ich von Herrn Dr. Dutra, in San Leopoldo, noch eine kleine Sendung von Wichtigkeit, da sie verschiedene neue Arten enthielt. Sehr wertvoll waren auch die Notizen, die mir Dr. Dutra einschickte. In diesen hatte er seine Be- obachtungen iiber das Auftreten vieler Orchideen in Rio Grande do Sui niedergelegt. Verschiedene gut charakterisierte Arten fanden sich darunter, die ich aus dem Gebiete noch nicht kannte. Mit diesen kurzen Notizen mufi ich meine Bemerkungen iiber die Erforschung der Orchideenflora von Rio Grande do Sui abschliefien. Ich hoffe, dati in derselben Weise wie in den letzten Jahren dort weiter dazu beigetragen werden wird, daB wir uns hier bald ein klares Bild iiber die Zusammensetzung dieser Orchideenflora und iiber ihre Beziehungen zu den Nachbargebieten machen konnen. Zur Anbahnung derselben soli ja die hier vorliegende Arbeit dienen. Wir wollen nun zunachst zu mehr pflanzengeographischen Be- trachtungen iibergehen. Um eine schnellere Ubersicht iiber die Orchideen von Rio Grande do Sui zu ermoglichen, habe ich eine Tabelle der Gattungen nebst Angabe ihrer Artenzahl, Neuheiten und Endemismen, soweit sie bis jetzt festgestellt werden konnten, sowie die Beziehungen zu den nicht- brasilianischen Nachbargebieten ausgearbeitet, die ich hier folgen lasse. Ubersicht iiber die Orchidaeeen-Gattungen von Rio Grande do Sui. Nr. Arten Zahl Neue Arten Ende- misch Argen- tinien Uru- guay Para- guay I Habenaria . 15 5 5 6 7 4 2 Chloraea .. 1 — — 1 1 — 3 Bipinnula .. 1 1 1 — — — 4 Psilochilus . 1 — — — 5 Cleistes , . 1 1 1 — — — 6 Yanilla . '1 — — — — — 7 Prescottia . 1 '- 1 — — — 8 Hapalorchis .; . . . 1 _ — — — — 9 Brachystele . 2 — — — 1 1 10 Sauroglossum . 1 • — — — — 11 Cyclopogon .. • . 8 4 4 2 2 1 12 Pelexia . 4 4 4 — — — 13 Sarcoglottis . 2 2 2 — — — 14 Eurystyles . 2 - ' - . 1 — 1 15 Cladobium . 1 —r' ' — — — — 16 Stenorhynchus . 7 — 4 1 1 3 17 Physurus . 3 ‘ - 2 — — — 18 Chloidia . 1 — — — 1 — 19 Liparis . 1 — -■ . 1 — 1 20 Microstylis . 1 — — — — — 21 Cryptophoranthus . 1 l 1 — — — ITbertrag 56 18 25 12 13 11 4 Nr. Arten Zahl Neue Arten Ende- misch Argen- tinien Uru- guay Para- guay .. Ubertrag 56 18 25 12 13 11 22 Masdevallia .. 1 — __ _ _ _ 23 Stelis . 2 2 2 _ _ _ 24 Pleurothallis . 27 5 8 1 _ 2 25 Barbosella . 1 _ 1 _ _ 26 Octomeria . 9 6 7 _ _ _ 27 Isochilus . 1 _ ' - _ _ 1 28 Amblostoma . 1 _ _ _ _ _ 29 Lanium. .. 1 _ _ _ _ _ 30 JEpidendrum . 9 1 I — — — 31 Cattleya . 3 — — 1 — 32 Laelia . 2 — — — — _ 33 Brassocattleya . 1 — — — — — 34 Brassavola . 1 — — 1 _ 1 35 Neolauchea . 1 — — — _ _ 36 i Sophronites . 3 — — -' 1 37 Leptotes .. 1 — — — — — 38 Cyanaeorchis . 1 — — — — — 39 Polystachya . 3 2 2 — — — 40 Galeandra . 1 _ — — _ 1 41 Bulbophyllum . 1 — — — — — 42 Govenia . l — — _ _ 1 43 Cyrtopodium . 1 — — — — — 44 Bifrenaria . 1 — — — — — 45 Cirrhaea . . . 1 _ • - _ _ _ 46 Zygopetalum . . 1 — — — — — 47 Promenaea . 1 i 1 — _ — 48 Maxillaria . 5 i 1 _ — _ 49 Rodriguezia . 1 — — — — — 50 Capanemia . 3 — 2 — . - — 51 Notylia . 1 — — — — — 52 Gomesa . 1 — — — _ _ 53 Miltonia .. 1 — — — _ 1 54 Oncidium . 20 — 3 1 _ 4 55 Sigmatostalix . 1 — — — — — 56 Phymatidium . 2 i 2 — — — 57 Platyrliiza . 1 i 1 — — — 58 Ornithoceplialus . 1 i 1 _ — — 59 Zygostates . 2 i 2 — — -- 60 Dichaea . 1 — — — — _ 61 Campylocentrum . 2 — — — — — Summa 174 40 59 16 13 23 Wie wir aus der vorstehenden Tabelle entnehmen konnen, sind uns aus der Familie der Orchidaceen nunmehr aus Rio Grande do Sui 174 verschiedene Arten bekannt geworden, die sich auf 61 Gattungen ver- teilen. Endemiseh sind von diesen Spezies 59, also etwa ein Drittel. Nach meinen vorherigen Vermutungen stellt dieses Drittel einen viel hoheren Prozentsatz dar, ais man nach der Lage und Umgrenzung des Staates hatte annehmen konnen. So darf es uns auch nicht iiberraschen, daB endemische Gattungen vollstandig zu fehlen scheinen. Von den Gattungen hat bis jetzt nur eine, Pleurothallis (mit 27 Ver- treterinnen), uber 20 Spezies geliefert. Es folgen dann Oncidium mit 20 5 und Habenaria mit 15 Arten. Alie ilbrigen Genera haben bis jetzt uriter 10 Spezies aufzuweisen. Wie zu erwarten war, ist dagegen die Zahl der Geschlechter, die nur in einer einzigen Art im Gebiete bekannt sind, recht groB, zurzeit erreicht sie die Zahl 34, d. h, also, daB mehr ais drei Fiinftel der Genera im Gebiete monotypisch sind. Ieh muBte 40 Arten ais neu beschreiben, die, soweit bisher beurteilt werden kann, alie fur Rio Grande do Sui endemisch zu sein scheinen. Auf eine so groBe Zahl von neuen Arten, d. h. also auf uber 20 Prozent, war ich nicht vorbereitet. Man sieht also auch hier wieder, da,B viele Orchideen lokaler verbreitet sind, ais man angenommen hat. Gegeniiber den zahlreichen Endemismen solite man nun auch ziemlich geringe Ziffern fur die auch in den Nachbargebieten auftretenden Arten erwarten. Diese Erwartungen haben sich dann auch bestatigt. Nach Siiden und Siidwesten hin kommen wir ja bald in Gebiete, die durch das Fehlen epiphytischer Orchideen ausgezeichnet sind, die in Rio Grande do Sui noch bei weitem zahlreicher sind ais die terrestrischen, denn hier stehen 45 terrestrischen 110 epiphytische Spezies gegeniiber. Ganz anders gestalten sich die Verhaltnisse in den unser Gebiet umgebenden Nachbar- republiken. Urugay besitzt, nach den CoGNiAUx’schen Zusammenstellungen aus dem Jahre 1907 nur noch 5 epiphytischem gegeniiber 23 terrestrischen Orchideen, Paraguay, soweit bis jetzt bekannt, etwa 50 epiphytische, dagegen etwa 65 terrestrische Arten. Wir sehen also schon hier eine erhebliche Zunahme der Epiphyten nach dem nordlichen resp. tropischen Gebiete zu. Argentina dagegen besitzt 31 epiphytische und etwa 70 terrestrische Arten. Wie auf allen iibrigen Kontinenten ist also auch hier, sobald wir die tropische Zone verlassen, ein schnelles Verschwinden epiphytischer Orchideen bemerkbar und damit auch eine Umgestaltung der betreffenden Orchideenflora. So kommen wir denn zu den Resultaten, daB Rio Grande do Sui mit Uruguay nur 13, mit Paraguay 23, mit Argentina 16 Spezies gemein hat. Betrachten wir diese sowohl Rio Grande do Sui ais auch den Nachbarrepubliken gemeinsamen Arten genauer, so zeigt sich, daB die epiphytischen Spezies fast alie auch weiter im Norden in Brasilien vorkommen, daB wir es also hauptsachlich mit solchen Typen zu tun haben, die nach Siiden und Siidwesten hin iiber die Grenzen Brasiliens vorgedrungen sind. Bei den terrestrischen Arten finden wir dagegen ganz andere Verhaltnisse. Hier sind ganz offenbar auffallend viele von Siiden und Siidwesten her in das brasilianische Gebiet vorgedrungen, und ein groBer Teii von ihnen findet dann schon in Rio Grande do Sui die Nord- grenze der Verbreitung. Selbst bei den endemischen terrestrischen Arten in Rio Grande do Sui ist nicht selten eine Verwandtschaft mit den siid- licheren Typen zu erkennen. Im allgemeinen miissen wir aber fur die Orchideenflora von Rio Grande do Sui eine viel starkere Beeinflussung von Norden her fest- stellen ais von Siiden. Diese Tatsache wird sofort erkenntlich durch das 6 Vorkandensein von Vertretern der Gattungen: Psilochilus, Cleistes, Eurystyles , Cladobium, Cryptophoranthus, Masdevallia , Stelis, Pleurothallis, Amblostoma, Lanhtm, Cattleya, Neolauchea, Leptotes, Govenia, Cirrhaea, Promenaea, Gomeza, Sigmatostalix, Phymatidium und Platyrhiza, von denen eine ganze Reihe ais endemisch-brasilianisch anzusehen ist. Es dttrfte sich wohl empfehlen, hier kurz auf die interessanteren Endemismen aufmerksam zu machen, die im Staate Rio Grande de Sui nachgewiesen worden sind. Die Gattung Bipinnula bildet einen besonders pflanzengeographisch wichtigen Fall. Wir kannten bis jetzt 8 Arten, die in zwei habituell und pflanzengeographisch iiberaus scharf getrennte Gruppen geschieden werden konnten, namlich in EuMpmnula, mit den einbliitigen ostlichen, d. h. bis jetzt nur in Uruguay vielleicht auch im ostlichen Argentina auftretenden vier Arten und den weit entfernt davon nur jenseits der Anden auftretenden mehrbliitigen, westlichen, nur chilenischen Arten (ebenfalls vier), die ich ais Untergattung Pleioptilon bezeichnen mochte. Diese letzteren stehen ganz entschieden den chilenischen Chloraea- Arten sehr nahe, so daB ich schon ofter daran gezweifelt habe, ob sie generisch wirklich zu. trennen sind. Es ware nun natiirlich zur Feststellung des generischen Zusammen- hanges sehr wiinschenswert, wenn wir auch einmal im ostlichen Teile des siidamerikanischen auBertropischen Kontinentes eine Verwandte der chilenischen Bipinnula- Arten finden wiirden. Leider aber warteten wir vergeblich darauf. Die neue Art in Rio Grande do Sui ist eine sehr nahe Verwandte der B. montana Arech. aus Uruguay. Wo liegt hier die Ver- bindung zwischen den Arten dieser beiden Typen? Wenn wir sie genau studieren nur in dem Vorhandensein der Anhangsel an den seitlichen Sepalen, die diesen eine federformige Gestalt geben. Pflanzengeographisch beachtenswert ist sicher auch der Umstand, dafi die einbliitigen Arten von Chloraea , die wahrscheinlich alie zu einer einzigen zu vereinigen sind, die von Parana durch Montevideo bis zum siidostlichen Patagonien vor- dringt, wohl in Uruguay wie die einbliitigen Bipinnula- Arten (!) ihr Ent- wicklungszentrum hat, nur ostlich der Anden auftreten. Die Gattung Chloraea hat zwar im westlichen Argentina typisclie Arten auch ostlich der Anden erzeugt, aber nur noch im Bereiche derselben. Ostlich der grofien argentinischen Pampas-Ebene findet sich nur eine Art, C. mem¬ branacea Ldl., die aber nirgendwo das Tai des La Piata zu iiberschreiten scheint, nordlicb dagegen bis nacb Parana in Brasilien vordringt. Diese Spezies aber unterscheidet sich in ihrer Saule derartig von allen iibrigen Chloraea- Arten, daB ich sie sogar ais eigene Gattung ansehen mochte. Das Stigma ist bei ihr nacb der Saulenbasis ganz auffallend hin verlangert und wahrscheinlich nur im unteren Teile fertil. Warum sind alie diese pflanzengeographisch wichtigen und morphologiseh bemerkenswerten Tat- sachen in der Bearbeitung der Gruppe durch Kranzlin nicht beachtet worden, warum steht bei ihm C. membranacea Ldl. inmitten eines ganz heterogenen Chaos? 7 Die einzige Cleistes- Art, C. australis Schltr. ist in Rio Grande do Sui dadurch bemerkenswert, dafi sie wohl ais die siidlichste Reprasentantin der Gattung angesehen werden mufi. Interessant ist das Auftreten der Gattung Pelexia in vier endemischen Arten. Die Gattung ist allerdings auch in den benachbarten siid]ieheren Republiken in mehreren Typen vertreten, die daselbst ebenfalls meist endemisch sind. Diese Beispiele zeigen uns, dafi die Vertreterinnen des Geschlechts meist doch lokaler verbreitet sind ais wir angenommen haben. Das gleiche Resultat kann aus dem Vorkommen der endemischen Sarcoglottis- Arten gezogen werden. Die Cryptophoranthus-kxi, C. Juergensii Schltr., ist ebenfalls ein sud- liehster Vorposten der Gattung. Sie schliefit sich aber sonst eng an andere siidbrasilianische Typen an. Es ist auffallend, dafi die Gattung Octomeria, die an Artenzahl nach Siiden hin sehr schnell abebbt, noch in sieben endemischen Spezies vor- handen ist. Erklarlich wird diese Tatsache dadurch, dafi das Genus offenbar im siidlichen Brasiiien zwischen Rio de Janeiro-Minas Geraes einerseits und Sae Paulo-Parana andererseits seine hoehste Entwicklung gefunden zu haben scheint. Durch Promenaea riograndensis Schltr. wird das Verbreitungsgebiet der Gattung, dessen Siidgrenze bis jetzt in Sta. Catharina lag, nicht un- bedeutend weiter nach Siiden hin erweitert. Die grofie Gattung Oncidium bietet, obgleich sie die zweitgrofite im Gebiete ist, ebenso wenig Bemerkenswertes wie die grofite Gattung Pleuro- thallis. Von beiden sind keine besonders bemerkenswerten oder isolierter stehenden Typen innerhalb unseres Gebietes gefunden worden. Auffallend ist das Auftreten von zwei endemischen Phymatidium-k rten , Die Gattung ist, soweit bis jetzt bekannt, endemisch-siidbrasilianisch. Bis vor kurzem war sie blofi bis Sta. Catharina bekannt. Durch die Entdeckung der beiden endemischen Arten in Rio Grande do Sui wird man unwillkiirlich zu der Vermutung gebracht, dafi wir bei naherer Erforschung der Epiphyten- Plora der brasilianischen Walder hier doch vielleicht noch manche Neu- heiten erwarten diirfen. Plaiyrhiza war bis jetzt nur in einer Art aus den Staaten Rio de Janeiro und Sao Paulo bekannt. Nun liegt in P. Juergensii Schltr. eine nahe Verwandte aus dem siidlichsten Staate Brasiliens vor. Es ist nicht nur immer eine Freude, wenn eine vorher monotypische Gattung eine zweite Art erhalt, sondern vom systematischen Standpunkte aus auch besonders wichtig, wenn die neue Spezies alie Gattungsmale so wieder- gibt wie der Typus. Das ist auch hier der Fall. Von Dichaea liegt nur eine Bliite vor, die eine Bestimmung der Art nicht zulafit. Dennoch ist damit der Beweis erbracht, dafi die Gattung in Rio Grande do Sui vorkommt. Diese Tatsache ist wichtig, da wir ais siid- lichste Standorte der Gattung bisher nur solche im Staate Santa Catharina kannten. Die Gattung fehlt, wie es scheint, auch vollkommen in Paraguay. 8 Diese Beispiele zeigen uns, daB selbst der verhaltnismaBig kleine Staat Rio Grande do Sui keineswegs interessanter Endemismen unter den Orchideen entbehrt, obgleich seine geographische Lage keineswegs, eine derartige ist, daB wir hier irgendwelche besonders auffallende wirklich endemische Typen erwarten konnten. Selbstverstandlich miissen wir auch annehmen, daB einzelne der bis jetzt ais endemisch. betrachteten Arten auch noch in den Nachbargebieten, vor allen Dingen in dem recht un- zureichend erforschten Sta. Catharina gefunden werden diirften, doch ist auch noch in Betracht zu ziehen, daB der Staat Rio Grande do Sui selbst nur zum geringen Teii botanisch durchforscht ist, daB grade hier die sicher orchideenreichsten nordwestlichen Teile noch zahlreiche Zugange zu seiner Orchideenflora liefern, und dafi auch die siidlichen Grenzgebiete noch manchen Typus aufweisen werden, der bis jetzt nur aus Uruguay oder dem Gebiete der „Missiones“ bekannt sind. Der groBe Zuwachs, den wir hier in der Zusammenstellung der Arten gegeniiber unserer friiheren Kenntnis der Orchideenflora des Staates feststellen konnen, ist fast ausschlieBlich meinen wenigen Korrespondenten zuzuschreiben, die sich mit Eifer der Erforschung des Gebietes in bezug auf seine Orchideenflora hingegeben haben. Eine so wunderbare Sammlung von 103 Nummern an Orchideen, wie sie Herr C. Jurgens hier zusammen- gebracht hat, ist vorher noch nie in Rio Grande do Sui angelegt worden. Viel hat ihm die Wissenschaft auch sonst durch seine Sammlertatigkeit zu verdanken. Aber auch allen iibrigen Herren, die mich in meinen Studien uber die Orchideologie von Rio Grande do Sui unterstiitzt haben, sage ich hiermit herzlichen Dank. Ich habe versucht, diesen meinen Dank dadurch abzutragen, dafi ich ihnen die eine oder andere der von ihnen entdeckten Arten gewidmet habe, und hoffe, daB sie auch mit gleichem Interesse und gleichem Eifer durch Portsetzung ihrer Studien meine Arbeiten zur Erweiterung unserer Kenntnis dieser interessanten und merkwiirdigen Pflanzenfamilie for der n werden. Bevor ich nun zu der Aufzahlung und Besprechung der Arten iiber- gehe, mbchte ich noch kurz auf die Gattungen und ihre systematische Folge eingehen, damit der unten folgende Bestimmungsschliissel, den ich im Interesse spaterer Sammler geben zu miissen glaubte, auch dem Nicht- botaniker verstandlicher wird. Die brasilianischen Orchideen, soweit sie fur die Flora von Rio Grande do Sui in Betracht kommen, konnen wir leicht in zwei Unterfamilien zerlegen, von denen die erste, die Basitonae nur eine Abteilung, die zweite, die Acrotonae zwei Abteilungen besitzt. Durch diese Aufteilung wird schon eine erheblich leichtere Obersieht iiber die 55 Genera der Familie in Rio Grande do Sui ermoglicht. Die Basitonae , in Brasilien nur in einer einzigen Gattung (Habenaria) vertreten, sind dadurch ausgezeichnet, daB die Anthere mit breiter Basis dem Gynostegium aufsitzt und die Pollinien nach der Basis der Anthere die Stielen mit Klebscheibe bilden. Bei den Acrotonae dagegen, bei denen 9 die Anthere meist einem sehr kurzen aber viel schmaleren Filamente aufsitzt, bilden die Poliinien nach der Spitze der Anthere zu die Kleb- massen oder Klebscheiben, soweit solche vorhanden sind. Die beiden Abteilungen der Acrotonae , die uns nun weiter beschaftigen sollen, habe ich ais Polychondrae, die den Neottieae im Sinne Benthams etwa entsprechen, und ais Kerosphaereae bezeichnet. Sie unterscheiden sieh dadureh, dafi die Polychondreae kornige, die Keroshpaereae wachsartige oder knorpelige glatte Pollenmassen besitzen. Die weitere Aufteilung der Polychondreae , iiber die ich schon friiher einmal 1 ) ausfiihrlicher geschrieben habe, geht, soweit die Gattungen aus Rio Grande do Sui in Betracht kommen, aus dem unten folgenden Be- stimmungsschliissel hervor. Btwas komplizierter dagegen gestaltet sich die weitere Differenzierung der Kerosphaereae. Hier unterscheiden wir zunachst zwischen den Sympodiales und den Monopodiales. Wahrend bei ersteren sich die Triebe mit stets scharf begrenztem Spitzenwachstum neben oder iibereinander reihen, haben wir bei den Monopodiales ein unbegrenztes Spitzenwachstum, so dafi die einzelnen Triebe also am Vegetationspunkte sich immer weiter entwickeln, bis sie schlieSlich an Altersschwaehe oder dureh sonstige aufieren Umstande zugrunde gehen. Diese Vegetationsform schliefit allerdings nicht aus, dafi zuweilen am Grunde der Pflanze neue Seitensprosse entstehen, oder dafi auch eine Verzweigung des Hauptstammes eintritt, die bei einigen altweltlichen Typen einen recht hohen Grad erhalten kann. Das unbegrenzte Spitzen- waehstum bleibt allen Verzweigungen dann in gleichem Mafie bei wie dem Hauptstamme. Die Monopodiales , die in der Zusammensetzung der Orchideenfloren der tropischen Gebiete der alten Welt eine sehr bedeutende Rolle spielen, sind in der neuen Welt nur in verhaltnismafiig wenigen Gattungen ver- treten. Anders aber liegen die Verhaltnisse bei den Sympodiales, die sich gerade in Amerika einer ganz besonderen Entwicklung erfreuen. Wir unterscheiden nun hier weiter zwischen acranthen und pleuranthen Gruppen (resp. Acranthae und Pleuranthae). die ersteren mit endstandiger, d. h. an der Spitze der einzelnen Triebe erscheinender Infloreszenz, die letzteren mit stets seitlicher, entweder neben der Grundachse oder in den unteren Teilen der Sprosse seitlich hervorbrechenden Biiitenstanden. Hier- bei ist allerdings zu bemerken, dafi auch bei normal mit einer endstandigen Infloreszenz versehenen Gattung, wie z. B. Epidendrum zuweilen dureh Abortion der terminalen Infloreszenz, seitliche Bliitenstande erscheinen konnen. Immerhin wird es in solchem aber meist leicht moglich sein, dureh Vergleieh mit verwandten Arten festzustellen, dafi die betreffende Art normal endstandige Infioreszenzen hervorbringen miifite. Bei den Acranthae konnen wir zwei Typen unterscheiden, namlich die mit deutlieh ausgebildetem Stipes und diejenigen, welche ohne Stipes H In Engl. «lahrb. XLV (1911) p. 375—410. 10 eine mehr oder minder deutlich umgrenzte Klebscheibe bilden. Bei den ersteren kbnnen wir ebenfalls wieder einige Gattungsgruppen unterseheiden, die aus dem Bestimmungsschlussel zu erkennen sein werden. Bedeutend schwieriger liegen dagegen die Verhaltnisse ibei den Pleuranthae. Hier miissen wir zunachst nochmals auf die Art der Pollinien zuriickgreifen und die Gattungen rait wachsartigen Pollinien denen mit knorpeligen Pollinien gegeniiberstellen. Von den ersteren trennen wir dann die Arten mit ungestielten Pollinien von denen mit gestielten Pollinien ab. Die Gruppen mit lateralen, d. h. seitlichen Infloreszenzen, bilden groBere Schwierigkeiten. Hier kommt es auf recht genaue Untersuchungen an fiir jeden, der nicht die Gattungen naher kennt. Die meisten dieser Genera sind dagegen fiir den Kenner ohne jede Untersuchung sofort kenntlich durch Habitus sowohl, ais aueh durch die Bliitenmerkmale. Die Art der Knospenlage in den jungen Blattern hat Pfitzer hier zur Einteilung in Gattungsgruppen benutzt. Ob sie sich bewahren wird, ist eine grofie Frage, denn Pfitzer hatte nur Gelegenheit bei einigen wenigen diese Knospenlage zu untersuchen, die trotz seines Systems z. B. bei den Liparideae vollkommen zusammengebrochen ist. Ich selbst mochte hier nicht vorschnell neue Vorschlage machen, denn die Frage einer Neueinteilung ist sicher nicht einfach, obgleich hier fiir den Kenner iiuBerlich schort die meisten Gattungen leicht kenntlich sind. Ich folge deshalb zunachst Pfitzer noch weiter, indem ich die Gattungen mit kon- volntiver Knospenlage denen mit duplikativer Knospenlage gegeniiberstelle. Zu den Gattungen mit konvoltiver Knospenlage rechnen wir diejenigen, die im Querschnitt der jungen Triebe zeigen, da.fi die Blatter sich in jungem Zustande mit den Randern iiberdecken, wahrend bei den Gattungen mit duplikativer Knospenlage die Rander der noch nicht entfalteten Blatter entweder sich eben beriihren oder nebeneinander liegen. Duplikative Knospenlage kommt bei den in Rio Grande do Sui auftretenden Arten nur bei vier Gattungen in Betracht. Bei den Gattungen mit duplikativer Knospenlage scheiden wir nun zunachst die Maxillarieae gegeniiber den anderen dadurch aus, daB sie ein tiefausgerandetes Rostellum haben, wahrend bei allen iibrigen Gruppen das Rostellum schnabelartig mehr oder minder ausgezogen ist. Ich mochte nun nur noch hinzufiigen, daB wir bei letzteren zur weiteren Differenzierung nun auch die Zahl der Pollinien (ob 2 ob 4) feststellen miissen. Fassen wir die Ergebnisse dieser Betrachtungen zusammen, so erbalten wir ein merkwurdig einseitiges Bild, soweit die Gattungen der Orchidaceen in Betracht kommen, die bis jetzt in Rio Grande do Sui beobachtet worden sind. Ich beto ne hierbei ganz besonders, daB ich nicht etwa damit eine Ableitung der einzelnen Gattungsgruppen resp. eine Ent- stehung derselben geben, sondern nur ihre verwandtsehaftlichen Be- ziehungen darstellen will. Es ist grade in der letzten Zeit sehr darin gesiindigt worden, daB man die Stammbaume von Familien, Gattungen 11 und Arten in einer Ebene mei st facherformig ausgebreitet darstellen will. In Verfolg der Entwicklungsgescbichte unserer Erdoberflache miissen wir die Entwicklung der einzelnen Pormen doch wesentlieh anders darstellen. Ais bestes Beispiel dafiir pflege icti einen Baum selbst anzugeben, der allmahlich von steigendem Wasser wahrend seines Wachstums iiberdeckt wird. Mit der steigenden Flut werden hier mehr und mehr die Yerbindungen mit den einzelnen Asten, Zweigen und Spitzen abgeschnitten und isoliert dastehen. So wird es auch bei den einzelnen Pflanzenfamilien und Gattungen sein. Durch uns erhalten gebliebene fossile Pormen ist oft eine Ver- bindung wieder herzustellen gewesen, noeh ofter aber sind derartige ver- bindende Formen nicht mehr vorhanden, wie z. B. bei den Orchidaceen, von denen wir iiberhaupt keine fossilen Typen kennen, da die Beschaffenheit dieser Gewachse so hinfallig ist, dafi man eine Possilisierung bei ihnen kaum erwarten konnte. Wir konnen deshalb hier also nur von einer wahr- scheinlichen genetischen Zusammengehorigkeit gewisser Typen sprechen. Schematisch dargestellt wiirden wir etwa folgendes Bild fur die Zusammengehorigkeit der hauptsachlichsten Abteilungen, Gruppen usw. der Familie in Rio Grande do Sui erhalten. Orchidaceae Basitonae Acrotonae Polychondreac Kerosphaereae Acranthae Pleuranthae Sympodialis Monopodiales Um den Nicht-Fachbotanikern in Rio Grande do Sui eine Moglichkeit zu geben, ihre Orchideen zunachst einmal bis auf die Gattungzu bestimmen, habe ich versucht, hier einen allgemein verstandlichen Bestimmungs- sehliissel dafiir auszuarbeiten. Ein Bestimmungsschliissel bis auf die ein¬ zelnen Arten erschien mir zunachst noch nicht ratsam, da wir bis jetzt die Orchideenflora des Staates doch noch zu unvollkommen kennen und durch jede neue Sammlung der Bestimmungsschliissel der Arten um- geworfen werden miifite. AuBerdem aber diirfte es nicht schwer sein, aus den bei der Besprechung der einzelnen Arten hervorgehobenen Merk- malen eine Bestimmung der einzelnen Spezies vorzunehmen, da doch die meisten Gattungen im Gebiete nur wenige Arten aufzuweisen haben. Zur Erleichterung und besseren Ubersicht des Bestimmungsschliissels habe ich zunachst eine Aufteilung in Hauptabteilungen vorgenommen, innerhalb derer dann in Form einer dichotomen Tabelle die Feststellung der Gattungen keine zu grofien Schwierigkeiten bietet. 12 Schliissel zum Bestimmen der Abteilungen und Unterabteilungen. A. Anthere mit breiter Basis fest aufsitzend. Pollinien an der Basis Haft- scheiben meist mit Stielchen (Caudicula) entwickelnd. . I. Basitonae. B. Antbere mit deutlieh-verschmalertem Filament belestigt, meist leicht abfallend. Pollinien an der Spitze Haftscheiben oder Haftmassen entwickelnd. I. Pollinien von korniger oder mehliger Beschaffenheit II. Polyehondreae. II. Pollinien von wachsartiger oder knorpeliger Beschaffenheit ( Keros- phaereae). a Bliitenstande terminal, d. h. an der Spitze der Triebe III. Acranthae. b Bliitenstande lateral, d. h. seitlich oder in den Blattaehseln {Pleu¬ ram hae). 1. Aufbau der Pflanze sympodial, mit bald. begrenztem Spitzen- wachstum der Triebe.IV. Sympodiales. 2. Aufbau der Pflanze monopodial, mit unbegrenztem Spitzen- wachstum der Triebe.V. Monopodiales. Schliissel zum Bestimmen der Gattungen. I. Basitonae. Einzige Gattung im Gebiete.1. Habenaria II. Polyehondreae. A. Anthere aufliegend. I. Stengel am Grunde von einer Blattrosette umgeben. a Seitliche Sepalen nach der Spitze zu geteilt, nicht zerschlitzt 2. Chloraea b Seitliche Sepalen nach der Spitze zu federartig zerschlitzt 3. Bipinnula II. Stengel am Grunde ohne Blattrosette. a Perigon in der Frucht bleibend.4. Psilochilus b Perigon in der Frucht schon vor deren Reife abgegliedert f Stengel oder Stammehen aufrecht.5. Cleistes f f Stengel oder Stammehen windend.6. Vanilla B. Anthere aufrecht. I. Blatter glatt, krautig, oft etwas fleischig. a Wurzeln gebiischelt. 1. Labellum hinten, aufrecht, helmartig .... 7. Prescottia 2. Labellum vorn, mehr oder mi n der geigenformig. f Rostellum deutlich tief zweispaltig ... 8. Hapalorchis tt Rorstellum ungeteilt oder nicht ausgerandet. * Rostellum nicht ausgerandet. x Saule kurz.9. Brachystele xx Saule verlangert.10. Sauroglossum. *"* Rostellum stumpf oder nadelformig. x Rostellum stumpf. 13 I Bliiten mit deutlicher Kinnbildung. § Saulenfufi kurz.11. Cyclopogon §§ Saulenfufi verlangert .... 12. Pelexia || Bliiten ohne Kinnbildung. § Pflanzen schlank terrestrisch. Saulenfufi stark verlangert.13. Sarcoglottis §§ Pflanzen sehr klein, epiphytisch. Saulenfufi kurz.14. Eurystyles xx Rostellum nadelformig, sehr spitz. I Pflanzen sehr klein, epiphitisch, Rostellum beider- seits am Grunde mit einem Zahn 15. Cladobium || Pflanzen kraftig, terrestrisch. Rostellum am Grunde ohne Zahn.16. Stenorhynchus b Wurzeln einzeln an den Knoten des kriechenden Stammes 17. Phy surus II. Blatter diinn, faltig mit stark vortretenden Nerven . 18. Chloidia III. Aeranthae. A. Blatter gefaltet, diinn, krautig. I. Lippe unten, Saule verlangert.19. Liparis II. Lippe oben, Saule kurz.20. Microstylis B. Blatter nicht gefaltet, meist mehr oder minder fleischig oder lederig. I. Ovar gegliedert, d. h. durch eine deutliche Gliederung vom Stiel getrennt. a Pollenkorperchen 2. 1. Sepalen rohren- oder schiisselformig verwachsen. f Rostellum nach vorn gebogen; Narbenflache vertikal. ■ Sepalen an der Spitze zusammenhangend 21. Cryptophoranthus *'■' Sepalen mit freien Spitzen .... 22. Masdevallia tt Rostellum aufrecht, Narbenflache horizonta! . 23. Stelis 2. Mittleres Sepalum frei.24. Pleurothallis b Pollenkorperchen 4—8. 1. Pollenkorperchen 4.25. Barbosella 2. Pollenkorperchen 8.26. Cktomeria II. Ovarium nicht gegliedert, d. h. mit dem Stiel fest zu einem ganzen verwachsen. a Pollinarien ohne seharf umgrenzte Klebscheibe. 1. Lippe am Grunde nicht mit der Saule verwachsen, Saule mit kurzem Fufi.27. Isochilus 2. Lippe am Grunde mehr oder minder mit der Saule verwachsen; Saule vollkommen fu filos. t Pollinien 4. * Pollinien seitlich nur wenig zusammengedruckt. 14 x Pollinien nebeneinander angeordnet, Saule mit dem Lippengrunde napfartig verbunden; Platte deutlich dreilappig.28. Amblostoma xx Pollinien zu zweien iibereianderangeordnet; Lippen- platte ungeteilt . . ..29. Lanium ** Pollinien seitlich stark zusammengedriickt. x Lippennagel mit der Saule hoch verwachsen 30. Epidendrum xx Lippennagel mit der Saule nur am Grunde kurz verwachsen.31. Cattleya ft Pollinie 8 oder 6. * Pollinien 8. x Bliiten ohne Achsensporn. | Bliitenstand am Grunde mit grofier, seitlich zusammengedriickter Scheide. § Pollinien gleichgroB .... 32. Laelia §§ 4 Pollinien grofi, 4 klein . 33. Brassocattleya || Bliitenstand am Grunde mit kleiner Scheide, Blatter peitschenfdrmig oder pfriemlich 34. Brassavola xx Bliiten mit Achsensporn. | Blatter schmal-linealisch; Blutenstande einbliitig, Achsensporn weit vorragend . 35. Neolauchea || Blatter breit, flach; Bliitenstande mehrbltitig, Achsensporn eng.36. Sophronites ** Pollinien 6.37. Leptotes b Pollinarien mit Stielchen (Stipes) und scharf begrenzter Klebscheibe. 1. Bliite vollkommen sporn- oder kinnlos . . 38. Cyanaeorchis 2. Bliite mit deutlichem Kinn oder Sporn. f Lippe ungespornt; Bliiten ungewendet, klein, mit deutlichem SaulenfuB. . . . ... • 39. Polystachya tt Lippe mit deutlichem Sack oder Sporn; Bliiten groO oder mittelgroB ohne deutlichen SaulenfuB . . 40. Saleandra IV. Sympodiales. A. Pollinarien ohne Stielchen und deutliche Klebscheibe 41. Bulbophyllum B. Pollinien mit deutlicher Klebscheibe und Stielchen. 1. Pseudobulbenhomoblast, d. h. aus mehreren einander gleichen Gliedern bestehend; Blatter faltig, krautig. a Lippe ungeteilt, nicht genagelt.42. Govenia b Lippe deutlich dreilappig, genagelt.43. Cyotopodium II. Pseudobulben heteroblast, d. h. aus einem Glied bestehend, Blatter nicht faltig, mehr oder minder lederig. a Knospenlage der Blatter konvolutiv. 15 1. Bliiten ein spornartiges Kinn bildend, in kurzen 1—3-bliitigen Infloreszenzen angeordnet.44. Bifrenaria 2. Bliiten ohne Kinn oder mit wenig vorstehendem Kinn, in meist vielbliitigen Trauben. t Bliitenstand vielbliitig. * Sepalen und Petalen zuriickgeschlagen. Lippe lang genagelt, im Umrifi pfeilformig ... 45. Cirrhaea ** Sepalen nnd Petalen abstehend. Lippe kurz genagelt, breit herzformig.46. Zygopetalum tf Bliitenstand einbliitig. Sepalen und Petalen abstehend; Lippe fast sitzend, dreilappig, mit groBem, rundem Vorder- lappen.47. Promenaea b Knospenlage der Blatter duplikativ. 1. Rostellum tief ausgerandet.48. Maxillaria 2. Rostellum in ein Spitzchen ausgezogen. t Pollinarien mit zwei Pollini en. * Klinandrium nicht hautig berandet; Saule ungefliigelt, x Anthere aufliegend; Rostellum vorgestreckt. I Lippe am Grunde mit kurzem spornartigem Aus- wuchs, Saule ziemlich lang . 49. Rodriguezia II Lippe am Grunde ohne Auswuchs. Saule kurz 50. Capanemia xx Anthere und Rostellum aufrecht . . 51. Notylia Klinandrium haufig berandet, oder die Saule mit zwei Uhrchen oder Fliigeln neben der Narbe. x Lippe im unteren Teile mit der Saule fast parallel, knieformig gebogen.52. Gomeza xx Lippe schon vom Grunde an von der Saule abstehend. I) Lippe nicht genagelt. § Lippe ungeteilt, vollkommen flach 53. Miltonia §§ Lippe mehr oder minder gelappt, am Grunde mit Warzen versehen . . . 54. Oncidium II Lippe genagelt.55. Sigmatostalix ff Pollinarien mit vier Pollinien. * Rostellum kurz. x Saulefufilos, ohne Staminodien . 56 . Phymatidium xx Saule mit breitem Fufi, am Grunde mit zwei Stami¬ nodien .57. Platyrhiza x Rostellum schnabelartig ausgezogen. x Blatter reitend; Saule ohne Staminodien 58. Ornithocephalus — 16 — xx Blatter flach, nicht reitend; Siiule am Grunde mit zwei Staminodien.59. Zygostates V. Monopodiales. A. Laubblatter diinn, oft nicht gegliedert. Bliitenstande einbliitig; Lippe genagelt, ungespornt. .60. Dichaea B. Laubblatter (falis vorhanden) fleischig, gegliedert. Bliiten in Trauben; Lippe nicht genagelt, gespornt.61. Campylocentrum II. Besprechung der Gattungen und Arten. 1. Habenaria W. Die Arten der Gattung sind im Gebiete hauptsachlich Bewohner der offenen Campos, auf denen sie meist in mehr oder minder feuchtem Boden auftreten. H. Schnittmeyeri Schltr. gehort ais einzige unter den bis jetzt hier bekannten Spezies einem Typus an, der vorzugsweise in Waldern auftritt. Bemerkenswert ist filr die Gattung in unserem Gebiete die starke Entwicklung der Typen, die sich um H. Gourlieana Gill. und H. sartor Rchb. f. scharen. Diese Pormen sind nicht immer leieht zu unterscheiden und es bedaif genauer Analysen, um die Arten festzustellen. Verhaltnis- maliig gering entwiekelt ist dagegen der H. parviflora- Typus, der in SaO Paulo, Parana und Rio de Janeiro eine groBere Rolle spielt. Nach meinen bisherigen Erfahrungen halte ich es fur sehr wahr- scheinlich, daB der Staat noch eine nicht unbedeutende Zahl weiterer Arten aus verschiedenen Gruppen liefern wird, sobald einmal eine griind- liche Durchforschung eingesetzt haben wird. Sowohl aus den Hiigel- und Bergwaldern, wie auch aus den bis jetzt wenig erforschten Campos der westlichen und nordwestlichen Teile des Staates diirfen wir noch eine ziemliche Bereicherung von Vertretern des Geschlechts erwarten. 1. Habenaria aranifera Schl., Gen. & Spec. Orch. (1835) p. 313. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre und Lagoa dos Patos, in Siimpfen — Tweedie (ex Cogn.). Lindley selbst gibt „Uruguay“ fur die Tweediesche Pflanze an, doch dilrfte wohl Cogniaux authentisches Material mit der von ihm ver- offentlichten Standortsangabe gesehen haben. Mir ist die Spezies bisher bloB aus Uruguay bekannt, wo sie aucb nicht haufig zu sein scheint. Die Art gehort zu den kleineren der „Pentadactylad l , wie sie Cogniaux in der „Flora Brasiliensis" charakterisiert hat, und ist ausgezeichnet durch die gleiehlangen Segmente der Petalen und Lippe und den dem Frucht- knoten gleiehlangen Sporn. 2. Habenaria araneiflora Rodr., Orch. Nov. I (1877) p. 152. Rio Grande do Sui: Fazenda dos Prazeres, bei San Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 674, bliihend im Januar 1904. Die Bestimmung dieser Art hat mir lange Schwierigkeiten gemacht. Sie war schlieBlich nur moglich durch einen Zufall. Schon vor Jahren P. Fedde, Eep. spee. nov. - Beiheft XXXV. 2 18 erhielt ich die Art aus Sao Paulo und schatzte ihre Verwandtschaft sofort auf die Nahe der H. secunda Ldl. ein, in deren unmittelbare Nahe ich sie auch noch jetzt verweisen mochte. Durcli den 1 an geri Sporn und das Gynostegium ist sie artlich gut getrennt. 3. Habenaria Arechavaletae Kranzl., in Bngi. Jahrb. XVI (1892) p. 185. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe —Gaudichaud Nr. 336 (ex Cogn.). Von dieser sehr charakteristischen, friiher nur ausUruguaybekannten Spezies habe icli aus Rio Grande do Sui kein Materia] gesehen. Die Art ist durch die sehr breiten, schief rhombischen hinteren Petalenabschnitte und den kleinen, auf ein aufsteigendes Zahnchen reduzierten vorderen Petalenabschnitt gut gekennzeichnet. Kranziin schreibt ihr eine groBe Ahnlichkeit mit der argentinischen H. Piatantherae Rchb. f. zu, von der ich aber leider nichts entdecken kanu. Es ist bemerkenswert, daB diese immerhin ziemlich auffallende Spezies seit Gaudichaud nie wieder in Rio Grande do Sui gesammelt worden ist. 4. Habenaria bractescens Loll. Gen. &Spec. Orch. (1835) p. 3G8. Rio Grande do Sui: In Siimpfen am Rio Pardo—Riedel Nr. 446 (ex Cogn.). Auch von dieser Art habe ich Material aus Rio Grande do Sui nicht gesehen und ich halte es nicht fiir ausgeschlossen, daB die von Cogniaux hierher verwiesene Pflanze nicht zu dieser Spezies, sondern zu der ihr sehr ahnlichen, jedoch artlich verschiedenen H. Juergensi Schltr. gebort. Auf die Unterschiede zwischen beiden Arten werde ich unten naher eingehen. Habenaria crassipes Schltr. n. sp. Paludicola, erecta, usque ad 150 cm alta, valida; tuberibus nondum notis; caule crasso, stricto vel substricto, tereti, glabro, 7—10-foliato, supra basin usque ad 2 cm diametiente; foliis erecto-patentibus vel suberectis, ligulatis vel lanceolato-linearibus, acutis vel acuminatis, medianis usque ad 20 cm longis, infra medium ad 2,5 cm latis, superioribus sensim decrescentibus et in bracteas abeuntibus; racemo erecto, dense multifloro, cylindraceo, usque ad 25 cm longo, c. 3 cm dia¬ metiente; bracteis erecto-patentibus, lanceolatis vel anguste lanceolatis, longius acuminatis, inferioribus flores vulgo paulo excedentibus superi¬ oribus sensim paulo brevioribus, herbaceis; floribus in genere vix inter mediocres, erecto-patentibus, glabris; sepalo intermedio erecto, orbiculari, concavo, 4 mm longo; 5 -nervio, lateralibus deflexis, oblique ovatis, apiculatis, c. 5 mm longis; petalis erectis, bipartitis, partitione posteriore anguste subfalcato-oblonga, obtusiuscula, c. 3,75 mm longa, anteriore erecta, falcato- subulata, obtusiuscula, ca. 2,5 mm longa; labello alte tripartito, partitione intermedia lineari subacuta, sepalis fere aequilonga, lateralibus divergen¬ tibus filiformi-subulatis, c. 6,5 mm longis, calcare dependente, filiformi, acuto, 2,5—2,7 cm longo; anthera humili, canalibus perbrevibus, adseenden- tibus; processibus stigmatiferis, crassius obovatis, quam canales fere duplo longioribus; ovario fusiformi, pedicellato, glabro, c. 1,3 cm longo. 19 Rio Grande do Sui: In Siimpfen bei Tangerinas, Municipio Venancio Ayres, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 98, bliihend im Januar 1924. Bliiten gelblich-griin, mit weiBer Lippe und dunkelbrauner Anthere. Die Spezies ist mit //. amambayensis Schltr. von Paraguay am nachsten verwandt und ahnelt ihr auch habituell stark. Sie ist gut unterschieden durch die kleineren Bliiten, die viel kiirzeren Vordersegmente der Petalen, die Form der Lippe und den viel langeren diinneren Sporn. 6. Habenaria Dutraei Schltr. n. sp. Herba terrestris, elata, 110—120 cm alta; caule erecto, stricto vel substricto, tereti, glabro, supra basin usque ad 1 cm diametiente, sublaxe 10—12-foliato; foliis erecto patentibus, ligulato-oblongis vel ovato-lanceolatis, subacutis vel subacuminatis, medianis usque ad 13 em longis, medio fere ad 4 cm latis, superioribus sensim paulo decrescentibus; racemo densius multifloro, cylindraceo, ad 18 cm longo, c. 3 cm diametiente; bracteis erecto- patentibus, lanceolatis, acutis, herbaceis, inferioribus ovarium fere aequan¬ tibus, superioribus sensim paulo decrescentibus; floribus in genere vix inter mediocres, erecto-patentibus, glabris; sepalo intermedio erecto, sub- orbiculari, apiculato, concavo, 3,5—4 mm longo, 4—4,5 mm lato, lateralibus deflexis, oblique lati-ovatis, breviter acuminatis, .c. 5,5 mm longis; petalis erectis, alte bipartitis, partitione postereriore erecta, ligulato-lanceolata, acuta, sepalo-intermedio aequilonga, falcato-obliqua, anteriore lineari-subu- lata, falcato-erecta, aequilonga; labello leviter decurvo, usque supra basin tripartito, partitione intermedia lineari, subacuta, lateralibus in labello explanato divergentibus anguste falcato-linearibus, acutis, 5,5 mm longis,' calcare dependente subfiliformi, ovarium pedicellatum subaequante, sub¬ acuto, supra medium leviter dilatato, 1,4 cm longo; anthera erecta, ovali, canalibus adscendentibus, loculis subaequilongis; processibus stigmatiferis oblongis, obtusis quam canales paulo brevioribus; ovario pedicellato fusi- formi-subclavato, c. 1,5 cm longo. Rio Grande do Sui: Fazenda dos Prazeres, bei San Leopoldo. Dr. J. Dutra Nr. 675, bliihend im Februar 1904. Bei oberflachlicher Betrachtung hat die Art eine gewisse Ahnlich- keit mit H. maculosa Ldl., der ich sie zur Sei te stellen mochte. Den fehlenden Flecken auf den unteren Stengelscheiden kommt sicher ais Merkmal nur spezifiseher Rang zu, deshalb wird auch die sogenannte Gruppe der „Maculosae“ bei einer Neubearbeitung der Gattung Habenaria ganz anders umgrenzt werden miissen. 7. Habenaria Gourlieana Gill., ex Ldl. Gen. &Spec. Orch. (1835) p. 309. Rio Grande do Sui: In feuchtem Grunde, an sonnigen Stellen an Wegrandern und auf feuchtem Kulturland, Tengerinas, Municipio Venancio Ayres. 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 97, bliihend im Januar 1924. Bliiten griinlich-gelb, mit weilier Lippe und dunklem Gynostegium. Wohl die prachtigste Art aus der Sippe der „Sartores“. Sie ist vor den iibrigen ausgezeichnet durch die grofien, sich fast dachziegelig deckenden Brakteen, die groBen Bliiten, die langen Segmente der Petalen 2 * 20 und Lippe, den langen Sporn und die spateligen auffallend breiten Narbentrager. Wahrscheinlich erreicht die Spezies in Rio Grande do Sui die Nord- grenze ihrer Verbreitung. 8. Habenaria Juergensii Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, satis valida, 45—65 cm alta; tuberibus oblongoideis vel ellipsoideis; caule stricto, tereti, glabro, 7—9-foliato, supra basin ad 6,5 mm diametiente; foliis ereeto-patentibus, anguste lanceolatis vel ligulato- lanceolatis, acutis vel subacuminatis, medianis usque ad 14 cm longis, infra medium ad 2,3 cm latis, superioribus sensim decrescentibus et in bracteas abeuntibus; racemo erecto, ovali, densius 8—15-floro, usque ad 12 cm longo, 5—6 cm diametiente; bracteis erectis, herbaceis, lanceolatis, acuminatis, ovario plus minusve brevioribus nunc subaequilongis; floribus ereeto-patentibus, illis H. bractescentis Ld.1. similibus sed paululo majoribus, glabris, viridi-flavidis; sepalis ellipticis, acuminatis, 5-nerviis, 1,7 cm longis, intermedio erecto, bene concavo, lateralibus deflexis, valde obliquis, inter¬ medio bene angustioribus; petalis bipartitis, erectis, partitione posteriore sepalo intermedio margine interiore adhaerente, falcato-lineari, obtusa, basin et apicem versus paulo angustata, 1,5 cm longa, partitione anteriore filiformi c. 2,8 mm longa; labello subporreeto basi ipsa indivisa 6 mm longa excepta tripartito, partitionibus anguste linearibus, intermedia obtusa, 1,8 cm longa, lateralibus acutis, apicem versus subulatis, c. 2,4 cm longis, calcare dependente, filiformi, acutiusculo, tertia parte apicali levissime dilatato, 5,3—5,5 cm longo; anthera erecta, obovidea, c. 6 mm alta, cana¬ libus leviter adseendentibus c. 6 mm longis; processibus stigmatiferis porrectis e basi lineari spathulatis, c. 8 mm longis; ovario pedicellato gracilius fusiformi, glabro, c. 3,5 cm longo. Rio Grande do Sui: In etwas sumpfigem Boden der Campos bei Jao Rodrigues, Municipio Rio Pardo, 50 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 23, bliihend im Februar 1921. Bliiten grungelb. Fazenda dos Prazeres. bei San Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 673, bliihend im Januar 1904. Die Art ist nahe verwandt mit H. bractescens Ldl. und ihr habituell sehr ahnlich. Sie unterscheidet sieh durch die groBeren Bliiten, langer zugespitzte Segalen, die viel langeren Vordersegmente der Petalen und Seitensegmente der Lippe, den langeren basalen ungeteilten Lippengrund, den langeren und spitzeren, diinneren Sporn, die hohere Anthere und 1 angere vorn breitere Narbentrager. Beide Arten sind von H. Kleyi Schltr. unterschieden durch das Fehlen des pfriemlichen Auswuchses vor der Spornoffnung. 9. Habenaria Kleyi Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, satis valida, c. 50—55 cm alta; tuberibus nondum notis; caule erecto, stricto, tereti, glabro, fere 10—12-foliato, supra basin 8—9 mm diametiente; foliis ereeto-patentibus, oblongo-lanceolatis vel an¬ guste lanceolatis, obtusiusculis usque acuminatis, medianis usque ad 12 cm longis, infra medium ad 2,5 cm latis, superioribus sensim decrescentibus 21 et in bracteas abeuntibus; racemo erecto, cylindraceo, densius 10—12-floro, c. 10 cm longo, 4,5—5 cm diametiente; bracteis erecto-patentibus, elliptico- lanceolatis, acuminatis, herbaceis, ovarium subaequantibus vel paulo brevi¬ oribus; floribus erecto-patentibus, glabris, illis H. bractescentis Ldl. simi¬ libus et fere aeguimagnis; sepalis ovalibus, 5-nerviis, c. 1,4 cm longis, intermedio erecto, concavo, obtuso, lateralibus deflexo-patentibus, valde obliquis, breviter acuminatis; petalis erectis, bipartitis, partitione posteriore ligulato-lineari, subfalcata, sepalis subaequilonga, anteriore anguste falcato- lineari, obtusiuscula, paulo longiore; labello decurvo, parte basilari indivisa c. 6 mm longa excepta tripartito, partitionibus anguste linearibus, inter¬ media obtusa, 1,5 cm longa, lateralibus paululo angustioribus, subacutis vix longioribus dente conico erecto in basi labelli ante ostium calcaris, calcare dependente filiformi, dimidio apicali leviter dilatato, obtusiusculo, c. 5,2 cm longo; anthera erecta, c. 5 mm alta, canalibus subporrectis, c. 4 mm longis; processibus stigmatiferis subclavatis, porrectis, c. 7 mm longis; ovario pedicellato subfusiformi-cylindraceo, glabro, c. 4 cm longo. RioGrande do Sui: In der Umgebung von Porto Alegre. — Urbano Kley Nr. 1, im Jahre 1919. Die Spezies steht der vorigen und der Ii. bractescens Ldl. am nachsten, hat aber einen dichter beblatterten Stamm, durchschnittlich etwas breitere Blatter, mehr abstehende Brakteen, fast gleichlange Abschnitte der Petalen und der Lippe und ist aufierdem gut charakterisiert durch das Vorhanden- sein eines fleischigen, kegelformigen Zahnes vor der Spornoffnung. 10. Habenaria montevidensis Ldl., Gen.&Spee. Orch. (1835) p. 314. Rio Grande do Sui: Bei der Stadt Rio Grande (Porto Alegre), in sandigem sparlich mit Gras bedecktem Boden — Lindmann Nr. b"7 (ex Rranzl.). Auch hier habe ich kein Material gesehen. Audi aus der Abbildung, die von der in Betracht kommenden Pflanze veroffentlicht worden ist, laBt sich nicht klar ersehen, um welche Art es sich hier handelt. Immerhin Ware das Auftreten der Spezies in der Gegend wohl denkbar. Nur habe ich nach meinen jetzigen langjahrigen Erfahrungen mit den Bestimmungen des Herrn Kranzlin so wenig Vertrauen zu ihnen, da ich nach Untersuchung seiner Exemplare leider zu oft zu dem SchluB komme, daB sie nicht das sind, ais was sie bestimmt worden sind. 11. Habenaria obovatipetala Schltr. n. sp. Herba perennis, erecta, c. 35 cm alta; caule erecto, stricto, tereti, glabro, sublaxe c. 5-foliato, basi c. 2—-3-vaginato, c. 5 mm diametiente; foliis erectis, ligulatis vel oblongo-ligulatis, subacutis, medianis usque ad 11 cm longis, c. 2 em medio fere latis, superioribus sensim in bracteas decrescentibus; racemo erecto, stricto, subdense 20—25-floro, anguste cylindraceo, 12—15 cm longo, c. 1,75 cm diametiente; bracteis erecto- patentibus, lanceolatis, acuminatis, inferioribus flores subexcedentibus, superioribus sensim paulo minoribus, herbaceis; floribus illis H. Arechava- letae Kranzl. similibus et fere aequimagnis, glabris, erecto-patentibus; 22 sepalo intermedio, late ovali, obtusiuscule apiculato, concavo, 3-nervio, 6,5 mm longo, lateralibus deflexis, oblique ovato-lanceolatis, acutis, 6,5 mm longis; petalis erectis falcato-obovatis, obtusis, 3-nerviis, quam sepala fere aequilongis; labello deflexo usque supra basin tripartito, 6 mm longo, par¬ titione intermedia linguiformi-lineari, subacuta, lateralibusfiliformi-subulatis, subfalcatis, intermedia aequilongis, calcare dependente, anguste cylindraceo, obtusiusculo, leviter antrorsum curvato, c. 9 mm longo; anthera erecta, obtusa, canalibus mediocribus adscendentibus; processibus stigmatiferis subclavato-spathulatis,. quam canales paululo longioribus; ovario anguste cylindraceo, leviter torto, c. 1,1 cm longo, glabro. Rio Grande do Sui: Caranna-Bom Jesus, 1000 m s. m. — Dr. J. Dutra Nr. 511, bliihend im Januar 1909. Die Art ist nahe verwandt mit H. Arechavaletae Kranzl., unterscheidet sicli aber durch steiferen Wuchs, die recht verscbiedenen Petalen, den Sporn und die Teile des Gynostegiums. 12. Habenaria parviflora Ldl., Gen. &Spec. Orch. (1835) p. 314. Rio Grande do Sui: Bei der Stadt Rio Grande — Malme Nr. 145. Auf leicht feucht-griindigem Kulturland, Bstacao Joao Rodriguez, Municipio Rio Pardo, 60 m ii. M. — C. J urgens Nr. 90, bliihend im November 1923. Bliiten braunlich-rosa mit blatSweiBen Blattspitzen. Auf grasreichem Camp bei San Leopoldo. — Dr. J. Dutra Nr. 840; Nr. 844, bliihend im No¬ vember—Dezember. Die Art ist von Rio de Janeiro bis Uruguay in zahlreichen Pormen vertreten. Je mehr das Material von ihr in meinem Herbar anwachst, desto sehwieriger wird es, sie von den mit ihr nahe verwandten Arten getrennt zu lialten. Diese ganze Sippe der H. parviflora Ldl. ist iiberaus schwer zu behandeln und ich beftirchte, daB auch hier wieder ein Spezialstudium einsetzen mu8, um zu entscheiden, ob es sich um bestandige Arten oder um Pormen einer variablen Art handelt. H. caaguazuensis Cogn. z. B. unterscheidet sich von dem hier vor- liegenden Exemplar artlich nicht. 13. Habenaria pentadactyla Ldl., Gen. & Spec. Orch. (1835) p. 307. Rio Grande do Sui: Lagos dos Patos — Tweedie Nr. 543 (ex Cogniaux). Lindley gibt fur das Tweedie’sche Original ais Standort „Bonaria, in paludibus" an. Ich kenne selbst die Art bisher nur aus der Umgebung von Montevideo, wo sie ofter gesammelt wurde, aber auch nicht haufig zu sein scheint. Nach den bisherigen Beobachtungen uber die Verbreitung der Spezies scheint sie tatsachlich nur in einem kleinen Gebiete in der Umgebung von Montevideo aufzutreten. Da Tweedie vor allen Dingen dort gesammelt hat, diirfte sein Material wohl auch dorther stammen. 14. Habenaria sartor Ldl., in Hk. Lond. Journ. Bot. II (1843) p. 662. Rio Grande do Sui: Ohne weitere Standortsangabe — Czermak &Reineck Nr. 374. Santa Maria — Malme s. n. 23 Den beiden Bestimmungen dieser meist weiter nordlich auftretenden Art stehe ich etwas zweifelnd gegentiber. H. sartor Ldl. ist habituell einigen der slidlicheren Arten dieser Sippe habituell so ahnlich, daB die letzteren ohne genauere Analyse wohl leicht mit ihr verwechselt werden konnten. Nur nach Untersuehung der beiden in Frage kommenden Exem¬ plare, die mir zurzeit nicht zuganglich sind, ware zu entscheiden, ob die Bestimmungen richtig sind oder nicht. 15. Habenaria Schnittmeyeri Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, valida, 100—120 cm alta; tuberibus nondum notis, caule stricto, 7—8-foliato, tereti, glabro, supra basin 1,1—1,4 cm diametiente; foliis erecto-patentibus, ovatis vel ovato-lanceolatis (superioribus lanceolatis), acutiusculis vel acuminatis, medianis usque ad 15 cm longis, infra medium usque ad 6,5 cm latis, superioribus sensim decrescentibus; racemo erecto, cylindraceo, usque ad 20 cm longo, usque ad 5 cm diametiente, subdense multifloro; bracteis patentibus vel subrecurvis, elliptico-lanceolatis, acuminatis, herbaceis, inferioribus ovarium paulo excedentibus, superioribus sensim decrescentibus; floribus in genere inter mediocres, erecto-patentibus, vero- similiter virescentibus, glabris; sepalis inaequalibus, intermedio erecto, latiovato, obtuso cum apiculo minuto, c. 4 mm longo, lateralibus deflexis, oblique ellipticis, obtusiusculis, c. 6,25 mm longis; petalis erectis, bipartitis, partitione posteriore falcato-ligulata, obtusa, basin versus sensim paululo angustata, sepalo intermedio subaequilonga, anteriore filiformi-lineari, falcata, posteriore vix longiore; labello porrecto, usque supra basin tripartito, partitionibus anguste linearibus, obtusis, intermedia c. 7 mm longa, late¬ ralibus leviter divergentibus paululo vel vix longioribus tamen angustioribus, calcare dependente, filiformi, acutiusculo, c. 1,8 cm longo; anthera humili, leviter recurvata, c. 2 mm alta, canalibus adscendentibus c. 2,75 mm longis; processibus stigmatiferis quam canales fere tertia .parte brevioribus, oblique clavatis; ovario pedicellato curvato-fusiformi, c. 2 cm longo, glabro. Rio Grande do Sui: Sao Leopoldo — Max Schnittmeyer (Nr. 7 in coli. Kley), im Jahre 1916. Ich wiifite keine andere brasilianische Art anzugeben, mit der die vorliegende wirklich naher verwandt ist. Sie nahert sich vielleicht am meisten der H. achnantha Rchb. f., einer mir noch nicht geniigend bekannten Spezies, deren Verbreitungsgebiet aber viel weiter nordlich gelegen ist. Unterschieden ist sie von dieser Art durch die Form der Bliiten und der einzelnenBliitenteile. Bei der vonKranzlin undCogniaux ihr gegebenen Umgrenzung der Sektion Pentadactylae ware die Pflanze hier unterzubringen, doch mochte ich schon jetzt darauf aufmerksam machen, daB hier wie bei fast allen Kranzlinschen Gruppen sehr heterogene Typen vereinigt worden sind. 2. Cliloraea Ldl. Wir kennen von dieser Gattung bis jetzt nur eine Art aus Rio Grande do Sui. Diese ist eine verhaltnismafiig selten auftretende, nicht sehr auf- 24 fallende, aber durch den Bliitenbau recht interessante Erdorchidee, die von Uruguay nach Norden bis Parana vordringt. Wie es scheint, ist sie im Staate Rio Grande do Sui bis jetzt nur im Municipio Porto Alegre naeh- gewiesen worden, wo sie in sandigen offenen Campos auftritt. 1. Chloraea membranacea Ldl., Gen. &Spee. Orch. (1840) p. 401. Rio Grande do Sui: Ohne[nahere Standortsangabe — H. v. Ihering, im Jabre 1906. Belem novo, Municipio Porto Alegre, c. 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 88, bltihend im Oktober 1922. Bliiten aufien hellgriin, innen woifi, Lippe weiB mit rotbraunen Papillen besetzt. Die Spezies unterscheidet sich von den iibrigen der Gattung dadurch, daB das Stigma vorn an der Saule weit hinuntergezogen und das Klinan- drium auffallend niedrig ist. Sie wird deshalb besser ais eigene Unter- gattung angesehen, die ich ais Dolichostigma bezeichne. 3. Bipinnula Commers. In der unten beschriebenen liegt die erste Art der Gattung vor, die auf brasilianiscbem Gebiete gefunden worden ist. Es ist interessant fest- zustellen, dafi von den bis jetzt bekannt gewordenen 8 Arten der Gattung vier, namlich die einbliitigen, nur einen schmalen Streifen im bstlichen Sud-Amerika, von Porto-Alegre bis zur Miindung des Rio La Piata bewohnen, wahrend die iibrigen vier, d. h. die mit traubiger Infloreszenz, einen schmalen Streifen langs der Westkiiste von Siid-Amerika, etwa von Val- pareiso bis siidlich Valdivia bevolkern. Wir seben also aucb hier eine scharfe Trennung der ostlichen und der westlichen Typen. Sehr auffallend ist die Haufung der einbliitigen Arten in der Umgebung der Stadt Montevideo. Die Gattung selbst ist mit Chloraea sehr nahe verwandt und eigentlich nur unterschieden durch das Vorhandensein der federformig angeordneten Anhangsel an der Spitze der stark ausgezogenen seitlichen Sepalen. 1. Bipinnula ctenopetala Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, c. 26 cm alta; radicibus nondum notis, certe illis B. montanae Arech. similibus; foliis basilaribus paucis, erecto-patentibus, ligulato-lanceolatis, acuminatis, usque ad 7 em longis, infra medium ad 1,8 cm latis, basi lata basin scapi amplectentibus; scapo erecto, stricto, tereti, glabro, vaginis alte amplectentibus, acuminatis, mox desiccantibus maxima pro parte obtecto, supra basin e. 4 mm diametiente, unifloro: bractea elliptico- oblonga, ovarium pedicellatum amplectentente, tamen manifeste superante, tenui, acuminata; flore in sectione inter majores, erecto, illo B. montanae Arech. simili, tamen paulo majore; sepalo intermedio erecto, lanceolato-ob- longo, subacuto, apice ipso ut videtur incrassatulo, c. 2,2 cm longo, 5-nervio, lateralibus deeurvis, parallelis, oblique ligulatis, basin versus paululo dilatatis, tertia parte apicali margine latere utrinque appendicibus plumiformi-disposi- titis subulato-linearibus dense obsessis, c. 2,6 cm longis; petalis erectis, oblique oblongis, margine posteriore medio paulo dilatatis, c. 5-nerviis, apice et margine anteriore appendicibus pectiniformi-dispositis obsessis, basin versus margine antererio crenatis, quam sepalum intermedium sub- 25 aequilatis, tamen paululo brevioribus; labello circuitu ovato-subpandurato, e basi lata medio paulo constricto, dimidio anteriore semiovali, valde obtuso, e. 1,3 cm longe, supra basin 1 cm, medio 7 mm, supra medium 8,5 mm lato, basi margine crenis incrassatulis donato e medio ad apicem appen¬ diculis subulatis nunc plus minus applanatis margine et infra marginem dense obtecto, medio longitudinaliter lanuginoso-tomentello, carinis 4 glabris, apicem versus leviter incrassatis percurso; columna sectionis apicem versus paulo incrassata, c. 8 mm alta, stigmate subquadrato; ovario pedicellato clavato, glabro, pedicello incluso c. 3 cm longo. Rio Grande do Sui: In der Nahe von Porto Alegre — H. Wendt, im Jabre 1910. Die neue Art ist sehr nahe verwandt mit B. montana Arech., besitzt aber in den am Rande nach der Spitze zu dicht mit lamellenartigen, kamin- bildenderi Auswiichsen versehenen Petalen ein auffallendes Merkmal. AuGerdem sind die Bliiten grofier, die Anhangsel der seitlichen Sepalen viel langer und dichter und das Labellum am Grunde viel breiter ais in der deutlich verengten Mitte und dem vorderen Teii, die Mitte der Lippe und die Basis dagegen oberseits sehr dicht und deutlich zottig-flaumig bedeckt. Die Entdeckung einer Bipinnula -Art auf brasilianischem Boden ist jedenfalls hochst interessant und stellt ein schones Beispiel fur die tatsachlich vorhandene Beeinflussung der stidbrasilianischen Plora von Siiden her. 4. Psilochilus Rodr. Die Neuaufteilung von Pogonia (im Sinne Benthams) hat ziir Polge gehabt, daB auch die Gattung Psilochilus wieder hergestellt werden muGte. Uber die Zahl der Arten, die hierher zu rechnen sind, hoffe ich, mieh an anderer Stelle noch ausfiihrlicher auBern zu konnen. Wie es scheint, be¬ sitzt das tropische Siid-Amerika in der unten besprochenen die einzige Vertretorin dieser Gattung, die mit der wiederhergestellten Triphora wohl am nachsten verwandt ist. Die wenigen (drei) bis jetzt bekannten Arten des Genus sind Humus- bewohner der Walder oder unter Gebiischen hauptsachlich in den niedrigeren Hohenlagen und auf Hiigeln. GriiBere Hohenlagen scheinen sie zu meiden. Durch die an gewisse Physureae erinnernde Tracht weicht die Gattung von den iibrigen Pogoniae ab. 1. Psilochilus modestus Rodr., Orch. Nov. II (1882) p. 273: Pogonia modesta Cogn., in Flor. Bras. III, IV (1893) p. 133. Rio Grande do Sui: Bei Torres L. Burger, bliihend im Februar (Nr. XLI Collectionis Aquino). Das Exemplar ist bliitenlos, aber sicher zu der Art zu rechnen, von der ich ein sehr reiches Material besitze. Wie es scheint, erreichi die Art hier ihre Siid-Grenze. Nach Norden ist sie bis jetzt bis nach Rio de Janeiro nachgewiesen worden. Am haufig- sten scheint sie in Sas Paulo zu sein. 26 5. Cleistes L. C. Rich. Wir miissen ais Entwicklungszentrum der Gattung Cleistes , die nun bereits gegen 50 Arten enthalt, ohne Zweifel Brasilien ansehen, denn nicht weniger ais etwa 35 Arten sind von dort bekannt, wahrend der Rest sich auf die das Land umgrenzenden Staaten verteilt. Bisber konnte man ais Siidgrenze der Verbreitung des Geschlechtes Parana annelimen. Hier liegt nun eine neue Art aus Rio Grande do Sui vor, durch die die Grenze der Verbreitung ganz bedeutend nach Siiden vorgeriickt wird. Ihre Nordgrenze scheint, die Gattung in Panama zu finden. Die Unterscheidung der Arten ist in diesem Genus keineswegs immer leicht, es bedarf dazu genauer Analysen der oft sehr zarten Bliiten und vor allen Dingen einer genauen Feststellung der Gestalt der Bliiten. Piir den Sammler empfiehlt es sich deshalb, stets eine Bliite besonders aus- zubreiten und sorgsam zu pressen, damit die einzelnen Bliitenteile in ihrer Porm gut erhalten bleiben. 1. Cleistes australis Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, satis gracilis, 40—55 cm alta; radicibus nondum notis; caule stricto vel leviter flexuoso, tereti, glabro, dimidio inferiore vaginis paucis brevibus distanter obsesso, dimidio superiore laxe 3—4-foliato, infra medium 3—4 mm diametiente, 1—2-floro; foliis suberectis, oblongo- lanceolatis, acutis, basi rotundatis, medianis 6—7,5 cm longis, infra medium 1,7—2 cm latis, internodia vulgo paulo excedentibus; bracteis erectis, foliaceis, quam folia vulgo subaequi magnis et simillimis, ovarium plus minusve excedentibus; floribus in genere satis magnis suberectis, tenuibus, glabris; sepalis oblongo-ligulatis, obtusiusculis vel apiculatis, c. 6 cm longis, lateralibus obliquis; petalis oblique oblanceolato-oblongis, apiculatis, quam sepala subaequilongis, supra medium tamen dimidio latioribus: labello oblongo, 6-ta parte antiore manifeste trilobo, basi glandulis 2 subglobosis ornato, carinis 2 medianis valde approximatis e medio crenulatis et mox in lineam medianam caruneulato-crenulatam usque infra apicem decurrentem confluentibus donato, explanato 6 cm longo, inter apices loborum lateralium 1,8 cm, medio 1,5 cm lato, lobis lateralibus oblique triangulis, obtusis, integris, intermedio sessili, suborbiculari, margine crenulato-unelulato, c. 1 cm dia¬ metiente; columna semitereti, leviter curvata, apicem versus paulo incrassata, c. 3 cm longa, clinandrio dorso in dentem longum (filamentum) producto, lateribus breviter denticulato; ovario sessili; cylindraceo, glabro, c. 4 cm longo. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger, bliihend im Pebruar 1922. (Nr. XXIV collectionis Aquino.). Am besten diirfte diese, die siidlichste Art der Gattung neben C. brasi- liensis (Rodr.) Schltr. ( Pogonia brasiliensis Rodr.) untergebracht werden. Sie ist von ihr aber gut verschieden durch die groBeren, mehr an C. revoluta (Rodr.) Schltr. (. Pogonia revoluta Rodr.) erinnernden groBeren Bliiten. Ais besonderes Merkmal der Art sei noch angefiihrt, daB der warzig-gewellte 27 Langs- oder Mittelwulst auf der Lippe hier auffallend schmal ist. Die Blatter sind am Grunde deutlich gerundet. 6. Vanilla Andr. Im Gebiete der „Flora Brasiliensis" weist die Gattung Vanilla mm etwa 16 verschiedene Spezies auf, von denen einige noch recht unvollkommen bekannt sind. Aus Rio Grande do Sui habe ich kein Material der Gattung gesehen, doeh teilt mir Dr. Dutra brieflich rait, daB eine Art innerhalb des Staates auftrete. Die Arten der Gattung sind durch ihre an den Baumen hoeh hin- aufkletternden vielfach verzw.eigten Stamine mit fleisehigen Blattern, ziem- lich groBen Bliiten und fleisehigen Friichten mit harten, rundlichen, winzigen Samen ohne Netzumhiillung leieht zu erkennen. Die Gattung ist in etwa 60 Arten in den Tropen der Alten, wie auch der Neuen Welt ziemlieh regelmafiig verbreitet. 1. Vanilla Chamissonis KL, ex Cogn. in Flor. Bras. III. IV (1893) p. 148. Rio Grande do Sui: Bei Torres, haufig. — Dr. J. Dutra (in litt.). Durch die grofien, langlichen, zugespitzten Blatter und den kraftigen Wuchs ist diese Spezies besonders gut charakterisiert. Ihre Fruchte sind zur Herstellung der Handelsvanille nicht geeignet. 7. Prescottia Ldl. Die Gattung Prescottia ist eine der wenigen aus der Gattungsgemein- schaft der Cranichideae , die in Brasilien eine besonders starke Entwicklung erfahren hat. Die iibrigen Genera dieser Verwandtschaft haben mit wenigen Ausnahmen ihre Entwicklungszentren im andinen Siid-Amerika und auf den Hochgebirgen Zentral-Amerikas. Wir kennen von dem Geschlecht aus Brasilien zurzeit 22 Arten, von denen allerdings einige noch weiterer Aufklarung bediirfen. Diese Arten sind besonders in den Staaten Rio de Janeiro, Minas Geraes, Sao Paulo und Parana angetroffen worden, nehmen von dort aber dann nach Siiden zu offenbar ziemlieh rasch an Artenzahl ab. DaB nicht mehr Spezies aus den nordlieheren Staaten bekannt sind, diirfte wohl nur daran liegen, daB diese bis jetzt zu wenig durchforscht sind, denn ich mochte ais sicher annehmen, dafi auch die Hochflachen von Goyaz, Espiritu Santo und Para verschiedene Vertreter beherbergen. Es ist interessant, daB, wahrend die meisten Arten der Gattung terrestrisch sind, einige, wie z. B. P. epiphytica Rodr. und P. truncicola o Schltr. ais Epiphyten an Baumstammen wachsen. Die Gattung hat weitere Vertreter im andinen Siid-Amerika, in Zentral-Amerika und West-Indien. 1 . Prescottia polysphaera Schltr., in Fedde Repert. XVI (1920) p. 357. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe - H. Wendt, im Jahre 1910. 28 Durch ihre diinnen aber dennoch kurzen Bliitenschafte und die verhaltnismaBig lockere Traube fallt diese Art auf. Leider liegen keine genaueren Angaben iiber den Standort und die Art ihres Wachstums vor. Da sie habituell an P. truncicola Schltr. erinnert, mochte ich fast vermuten, daB sie ebenfalls ais Epiphyt, an Baumstammen oder an Eelsen auftritt. 8. Hapalorchis Schltr. Bis jetzt kennen wir sechs Arten der Gattung Hapalorchis. Diese sind mit Ausnahne der auf Cuba auftretenden H. tenuis (Ldl.) Schltr. siid- amerikanisch, und zwar besonders in den Waldern der Hiigel oder der unteren Bergregionen ais Humusbewohner anzutreffen. An ihren meist durch Unterholz verborgenen Standorten fallen diese zarten Gewachse wenig auf und dem ist es wohl auch zuzuschreiben, daB sie nicht selten autogam sind. Um diese Autogamie zu ermoglichen, wird das Rostellum unterdriickt, so daB dor durch Feuchtigkeit aufquillende Narbenschleim liber die Narbenflache hinaustritt und so mit den freiliegenden Pollenmassen in Yerbindung tritt und deren Austreiben veranlafit. Die einzige fur Rio Grande do Sui gemeldete Art der Gattung habe ich nicht gesehen. Sie ist offenbar mit H. lineata (Ldl.) Schltr. sehr nahe verwandt. 1. Hapalorchis candida (Kriinzl.) Schltr. in Beih. Bot. Centrbl. XXXVII (1920) II p. 363. Sauroglossum candidum Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Acad. Handl. XLVI Nr. 10 (1911) p. 38. Rio Grande do Sui: An schattigen Stellen, Parthenon bei Porto Alegre. — Lindman N. A. 437. Die Pflanze hat nichts mit Sauroglossum zu tun, sondern gehort in die Gattung Hapalorchis. Sie ist mit H. tenuis (Ldl.) Schltr. am nachsten verwandt, aber durch das breitere Labellum ausgezeichnet. 9. Bracliystele Schltr. Die Gattung Bracliystele, die heute etwa 18 Arten aufzuweisen hat, ist besonders in Siid-Brasilien hoch entwickelt. Die versehiedenen Spezies sind meist Steppen- oder Campos-Pflanzen und ais solclie sonnenliebend. Sie tragen deshalb einen ziemlich ausgepragten Xerophyten-Charakter, der) sich hauptsachlich darin zeigt, daB sie dicht mit den Stengel um- hiillenden Scheiden bekleidet sind, die die Pflanze vor zu schneller Wasser- abgabe schiitzen. Besonders reich an Arten sind die allerdings auch am besten durchforschten Siidprovinzen von Brasilien, und ich habe mich deshalb gewundert, daB mir noch nicht eine Art der Gattung aus Rio Grande do Sui eingeschickt worden ist. DaB das Genus dort in mehreren Arten auftritt, nehme ich ais sicher an. 1. Brachystele camporum (Ldl.) Schltr., in Beih. Bot. Centrbl. XXXVII (1920) II p. 372. Spiranthes camporum Ldl., Gen. & Spec. Orcb. (1840) p. 473. 29 Rio Grande do Sui: Auf trockenen Campos, Menino Deus, — A. Malme Nr. 482. Auf trockenen, sandigen Campos bei Porto Alegre — Lindman N. A. 815. Icti habe kein Material der Art aus Rio Grande do Sui gesehen. Die Spezies ist besonders in Uruguay verbreitet. Sie lehnt sich eng an andere siidbrasilianische Arten an. 2. Brachystele Ulaei (Cogn.) Schltr., in Beih. Bot. Centrbl. XXXVII (1920) II p. 374. Spiranthes Ulaei Cogn., in Flor. Bra. III, IV (1895) p. 107, A. 47. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — St. Hilaire, C 2 , Nr. 2406. Die Spezies ist urspriinglicli nach Material besclirieben worden, welches B. Ule in Sta. Catharina sammelte. Sie ist am nachsten verwandt mit B. subfiliformis (Cogn.) Schltr., aber kraftiger und unterscheidet sich o durch die einzelnen Bliitenteile recht gut von ihr. Ich habe selbst Material der Art aus Rio Grande do Sui nicht gesehen. 10. Sauroglossum Ldl. Wiederholt habe ich darauf hingewieson, dafi die mit Spiranthes verwandten Pflanzen in einer geradezu erstaunlichen Weise durcheinander gewiirfelt worden waren. So hat man aucb neuerdings die Gattung Sauro¬ glossum vollstandig verkannt und soweit sie iiberhaupt anerkannt wurde, Arten daselbst untergebracht, die mit dem Typus des Geschlechts herzlich ''Venig zu tun hatten. Cogniaux hat in der „Flora Brasiliensis“ Sauroglossum einfach mit Spiranthes vereinigt, da auch ihm offenbar die Verwandtschaftsverhaltnisse in der Gattungsgemeinschaft der Spirantheae unklar geblieben sind. Tat- sachlich aber ist die Gattung durchaus gut gekennzeichnet und mu8 nach nieiner Ansicht aufrecht erhalten werden. Echte Spiranthes-Axien treten hberhaupt nicht in Siidamerika auf. 1. Sauroglossum nitidum (Veli.) Schltr., in Beih. Bot. Centrlbl. XXXVII (1920) II p. 376. Rio Grande do Sui: An schattigen Stellen, Serra Itacolomy, Mun- cipio Rio Pardo. 120 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 86, bliihend im August 1922. Bliiten weifi, Labellum leicht gelblich schimmernd. Die Indentitat der Pflanze mit S. elatum Ldl., dem Typus der Gattung scheint mir bis jetzt noch etwas zweifelhaft, da die Grofienverhaltnisse der Bliiten nicht iibereinstimmen. Sowohl Spiranthes excelsa Kranzl. wie auch S. pachychila Kranzl. sind in keiner Weise von der vorliegenden Pflanze zu trennen. 11. Cyclopogon Presl. Ais ich im Jahre 1920 meinen „Versuch einer Neuordnung der Spiranthinae 11 veroffentlichte, konnte ich 47 zur Gattung Cyclopogon gehorende Arten aufzahlen. Nachst Pelexia war die Gattung damit die grofite unter 30 den Spiranthinae. Heute glaube ich, dafi sie tatsachlich die artenreicliste in dieser Gattungsgemeinschaft sein wird, denn erstens kommen noch verschiedene, bereits friiher bekannte Arten hinzu, ferner aber bringt fast jede groBere Sammlang aus Siid-Amerika weitere Novitaten. Wir konnen schon heute mit etwa 60 Spezies das Genus kaum iiberschatzen. Die Gattung ist durchaus natur licii und bat trotz gegenteiliger Behauptungen mit Spiranth.es selbst recht wenig zu tun. Sowohl habituell, wie auch im Bau der Saule und der Pollinarien ist sie so vorziiglich gekennzeichnet, dati man sich eigentlich dariiber wundern mufi, daB sie je mit Spiranthes vereinigt worden war. In Brasilien allein sind bereits uber dreiBig Arten der Gattung nach- gewiesen worden. Diese Zahl wird durch weitere Erforschung der Plora des Landes sicher sehr bald bedeutend iiberholt werden. 1. Cyclopogon apricus (Ldl.) Schltr., in Beih. Bot. Centrbl. XXXVII (1920) II p. 384. Rio Grande do Sui: In hartem, trocknem Boden bei Porto Alegre. — Tweedie (ex Cogniaux); ebenda: Czermak & Reineck Nr. 158. Ich habe selbst kein Material der Art aus Rio Grande do Sui gesehen. Die Pflanze ist in der Umgebung von Montevideo ziemlich haufig und von den meisten Sammlern mitgebracht worden. Neuerdings ist sie dann auch von Czermak & Reineck bei Porto Alegre wiedergefunden worden. Durch ihren gedrungenen, niedrigen Wuchs ist die Spezies vor den iibrigen leicht kenntlich. 2. Cyclopogon chloroleucus Rodr., Orch. Nov. I (1877) Ind. p. III. Rio Grande do Sui: Pazenda Leitao, Muncipio Rio Pardo, c. 80 m. ii. M. — C. Jiirgens Nr. 37, bliihend im September 1921. Blatter auf satt- griinem Grunde mit weiBen Langsstreifen; Bliiten weiB. Nach Siiden war die Art bis jetzt bis Sao Paulo und Parana bekannt. Der neue Standort in Rio Grade do Sui erweitert also das Verbreitungsgebiet nicht unbetrachtlich. Im getrockneten Zustande fallt die Art besonders dadurch auf, daB die Bliiten eine fast sohwarze Parbung annehmen. Die Lippenform ist ziemlich breit. 3. Cyclopogon Dutraei Schltr. n. sp. Herba perennis, terrestris, erecta, c. 30 cm alta; radicibus fasciculatis, carnosis, dense pilosulis; foliis basilaribus 7—9 erecto-patentibus, lanceo- lato-ellipticis, acutis, basi in petiolum 3—5 cm longum angustatis, glabris lamina 6—7,5 cm longa, medio 1,5—2 cm lata, ut videtur 3-lineata; scapo erecto, distanter c. 5-vaginato, tereti, e basi glabrata apicem versus mox minute subglanduloso-villosulo, supra basin c. 3 mm diametiente; racemo erecto, subdense 20—25 floro, subsecundo, ad 10 cm longo; bracteis erecto- patentibus, lanceolatis, acuminatissimis, tenuibus, inferioribus flores vulgo ex¬ cedentibus, superioribus sensim minoribus; floribus in genere inter medio¬ cres, illis C. alpestris Rodi', similibus et fere aequimagnis; sepaiis porrectis, subparallelis, oblongo-lanceolatis, obtusis, uninerviis, extus dimidio inferiore minute et satis dense pilosulis, apicem versus glabratis, 6mm longis, laterali- 31 bus obliquis, basi margine anteriore paulo ampliatis et decurrentibus; petalis sepalo intermedio margine arcte adhaerentibus, oblique linearibus, obtusis, uninerviis, glabris, sepalo intermedio paululo brevioribus; labello e basi vix unguiculata ovato, in tertia parte apicali angustato et deinde sursum in laminam apicalem reniformen emarginatam dilatato, toto 6 mm longo, supra basin 3,5 mm lato, in tertia parte apicali 1 mm lato, lobo apicali c. 1,5 mm longo, 2,5 mm lato, auriculis in basi labelli incrassatis vix prosilientibus; columna generis, satis gracili, c. 4 mm longa, pede brevi; ovario subclavato-fusiformi, dense et minute pilosulo, c. 5 mm longo. Rio Grande do Sui: Bei San Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 839, bliihend im August. Offenbar eine schone Art, die in den Blattern etwas an C. trilineatus. (Ldl.) Schltr. erinnert, im Bliitenstand dagegen mehr an C. alpestris Rodr. gemahnt. Von beiden ist sie gut unterschieden durch die recht eharakte- ristische Lippenform. 4. Cyclopogon elatus (Sw.) Schltr., in Beih. Bot. Centrbl. XXXVII (1920) p. 387. Rio Grande do Sui: Zwischen Gebiisch bei Porto Alegre — A. Malme Nr. 62. Rio Grande — A. Malme Nr. 88. Nach Kranzlinscher Bestimmung tritt die Art in Rio Grande do Sui auf. Nach meiner Kenntnis der Art halte ich ihr Vorkommen soweit im Siiden fur vollkommen ausgeschlossen und nehme an, dafi hier wieder eine der falschen Bestimmungen vorliegt, die sich Prof. Kranzlin geleistet hat. 5. Cyclopogon iemadophila (Rodr.) Schltr., in Beih. Bot. Centrbl. XXXVII (1920) II. p. 389. Rio Grande do Sui: In feuchtem Boden in der Umgebung von Porto Alegre. — Barbosa Rodriguez s. m., bliihend im Dezember. Ich halte es nunmehr nicht fur ausgeschlossen, daB wir in dieser in „Flora Brasiliensis“ abgebildeten Art ein etwas verwachsenes Exemplar irgendeiner noch naher festzustellenden Art der Spirantheae vor uns haben. A.uffallend ist jedenfalls, daB die Pflanze nie wieder gesammelt worden *st. In der Tracht erinnert sie an einige Brachystele-kvie>n. Nach der alleinigen Abbildung ist ohne Material eine Aufklarung der Spezies un- moglich. 6. Cyclopogon platyunguis Schltr. n. sp. Herba perennis, terrestris, 12—17 cm alta; radicibus fasciculatis subfusiformi-inerassatis, subvilloso-pilosis; foliis basilaribus 5—6, erecto- patentibus, petiolatis, sub anthesi, vulgo jam subemarcidis, lamina ellip¬ tica, subacuminata vel subacuta, basi cuneata, 2—2,75 cm longa, medio fere 1—1,3 cm lata, petiolo canaliculato, 1—1,25 cm longo; scapo erecto, gracili, vaginis 3—4 mox desiccantibus, dissitis, acuminatis obsesso, tereti, n basi glabrata apicem versus mox minute papilloso-pilosulo, supra basin ad 2 mm diametro; racemo erecto, dense 12—18-floro, plus minusve secundo, 1.8 —3 cm longo; bracteis erecto-patentibus, lanceolatis, acuminatis, tenuibus, inferioribus flores subaequantibus, superioribus sensim paulo minoribus; floribus in genere inter minores, illis C. aprici (Ldl.) Schltr. similibus et fere aequimagnis; sepalis subporrectis et subparallelis, oblongo-lanceolatis, obtusis, uninerviis, intermedio 4 mm longo, lateralibus obliquis, subligulatis, 5 mm longis, basi margine anteriore paulo ampliatis et decurrentibus; petalis oblique ligulatis, basin versus sensim paulo angustatis, apice obtuso breviter excisis, uninerviis, sepalo intermedio paulo brevioribus; labello ex ungue late semiorbiculari late ovato, supra medium in isthmum latum contracto, 6-ta parte apicali in lobum terminalem late reniformem abrupte dilatato, in basi laminae breviter et obtuse biauriculato-angulato, toto 5 mm longo, supra basin 3 mm lato, isthmo vix 1 mm longo, 1,1 mm lato, lobo apicali 0,75 mm longo, 1,5 mm lato; columna mediocri, generis, rostello incluso c. 3 mm longa; ovario breviter pedicellato clavato, minute papilloso- puberulo, vix 4 mm longo. Rio Grande do Sui: Auf grasreichen Campos bei Sao Leopoldo. — Dr. J. Dutra Nr. 838, bliihend im September. Die Spezies steht dem C. apricus (Ldl.) Schltr. am nachsten, besitzt aber in dem viel schlankeren Wuchs, in den schmaleren Blattern, der Form der Petalen und vor allen Dingen in dem sehr charakteristischen Labellum Merkmale, die eine Trennung der beiden Arten notwendig machen. 7. Cyelopogon subalpestris Schltr. n. sp. Herba perennis, erecta, terrestris, c. 30 cm alta; radicibus fasciculatis, cylindraceis, carnosis, obtusiusculis, dense pilosis; foliis basilaribus 5—6, erecto-patentibus, petiolatis, glabris, lamina elliptico-oblonga, subacuta vel apiculata, basi cuneata vel rotundato-cuneata, 3,3—4,2 cm longa, medio fere 1,7—2,2 cm lata, petiolo sulcato, 2—2,5 cm longo; scapo erecto, sub¬ stricto, satis gracili, vaginis c. 4 acuminatis laxe obsesso, tereti, e basi glabrata apicem versus minute papilloso-puberulo, supra basin c. 2,5—3 mm diametiente; racemo erecto, sublaxe multifloro, subsecundo, usque ad 12 cm longo; bracteis erecto-patentibus, tenuibus, anguste lanceolatis, valde acutis, inferioribus flores excedentibus, superioribus sensim paulo minoribus; floribus illis C. alpestris Rodr. similibus et fere aequimagnis; sepalis porrectis subparallelis, oblongo-lanceolatis, obtusis, uninerviis, basi tantum minute papilloso-puberulis, caeterum glabris, intermedio c. 6 mm longo, lateralibus obliquis, basi margine anteriore paulo ampliatis et decurrentibus, c. 7 mm longis; petalis oblique linearibus, obtusis, uninerviis, glabris, basin versus paulo angustatis, sepalo intermedio paululo brevioribus; labello subsessili, e basi breviter et obtuse biauriculata ovato, supra medium contracto et deinde in lobum apicalem obovatum antice truncato-obtusissimum et obscure 4-lobulatum sursum leviter dilatato, toto 7,5 mm longo, supra basin 3,5 mm lato, infra apicem c. 1,75 mm lato; columna satis gracili generis, rostello incluso c. 5 mm longo, pede brevi; ovario subsessili, cylindraceo-fusiformi, minute papilloso-puberulo, c. 5 mm longo. Rio Grande do Sui: Bei Sao Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 837, bliihend im August. 33 In der Infloreszenz und in den Bliiten, besonders in der Porm des Mittellappens des Labellums erinnert die neue Art an C. alpestris Rodr., doch ist sie in den Blattern recht 'verschieden von diesem. 8. Cyclopogon trifasciatus Schltr. n. sp. Terrestris, erectus, 23—28 cm altus; radicibus crassiusculis, fascicu¬ latis, villosulis; foliis basilaribus 4—5, erecto-patentibus, petiolatis, lamina ovata vel elliptica, obliqua, acuta vel breviter acuminata, basi cuneato- rotundata, 4—7 cm longa, medio vel infra medium 1,8—2,7 cm lata, petiolo basi dilatata vaginante 2,7—8,5 cm longo, canaliculato; scapo erecto, stricto vel leviter flexuoso, e basi glabrata apicem versus glanduloso- pilosulo, vaginis 4—5 alte amplectentibus acuminatis, dissitis obsesso, supra basin usque ad 2 mm diametiente; racemo densius 15—30-floro, secundo vel subseeundo, usque ad 6 cm longo; bracteis erecto-patentibus, anguste lanceolatis, acuminatis, subhyalinis, ovarium plus minusve ex¬ cedentibus; floribus in genere inter mediocres, sub nutantibus, albidis; sepalis lanceolatis, obtusiusculis, umnerviis, praesertim basin versus sparsim glanduloso-puberulis, 5 mm longis, lateralibus obliquis; petalis sepalo inter¬ medio margine interiore agglutinatis, subaequilongis, oblique oblanceolato- subspathulatis, obtusiusculis, uninerviis; labello pandurato, subsessili, e basi ovata vel potius hastato-ovata in tertia parte apicali bene constricto, late reniformi, apice breviter exciso, 8 mm longo, basi 2,5 mm lato, lobo apicali 2,78 mm lato, supra basin gibbis 2 conicis, retrorsis, brevibus intra- marginalibus donato; columna semitereti; c. 2 mm alta, facie minute pube- rula; ovario fusiformi, minute glanduloso-puberulo, subsessili, c. 4 mm longo. Rio Grande do Sui: Picada Sinembu, Municipio Santa Cruz, in schattigem Urwald, c. 300 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 26, bliihend im Juni 1921. Blatter liellgriin mit drei weiflen Langsstreifen, Blviten weiB. Die Art ist sowohl durch die Tracht, die Form der mit drei weifien Langsstreifen versehenen Blatter und die Form der Lippe gut gekennzeichnet. Sie gehort in die Verwandtschaft des C. variegatus (Ldl.) Scliltr. 12. Pelexia L. C. Rieh. Wie ich schon oben ausfiihrte, sind die Gattungen Cyclopogon und Pelexia die artenreichsten unter den Spirantheae. Soweit sich bis jetzt tibersehen laBt, diirfte Pelexia etwa 55—60 bekannte Arten haben, die im tropischen Amerika von Siid Mexiko bis nach Argentina verstreut sind, allerdings mit einem besonderen Schwerpunkt in Brasilien, von wo allein etwa 30 Spezies bekannt geworden sind. Wahrend die Arten der Sektionen Eupelexia und Centropelexia besonders ais Humusbewohner an schattigen Stelien im Walde und auf Felsen anzutreffen sind, sind die die groBte Sektion der Gat.tung ausmachenden Pa chygenium -Arten fast ausschliefilich Bewohner der offenen Campos, wo sie teils in trocknerem, teils in feuch- terem Boden zu finden sind. Besonders auffallende Bliitenfarbung kommt in der Gattung nicht Vor: Die meisten Spezies haben aufien mehr oder minder dicht behaa.rto Pedde, Rep. spec. nov. — Beilieft XXXV. 3 . &o> 34 griine oder griingelbe Bliiten, selten weiBliche Bliiten, die aber nie rein- weiB sind wie z. B. bei Spiranthes und einigen anderen Geschlechtern der Spirantheae. Die schattenliebenden Spezies pflegen mehr vereinzelt auf- zutreten, die Arten der Campos dagegen mehr gesellig. Sie bieten durch ihre GleichfSrmigkeit im Aufbau bei ihrer Bestimmung dem Systematiker oft nicht geringe Schwierigkeiten dar. 1. Pelexia Burgeri Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, satis valida, 50—60 cm alta; radicibus incrassatis, subfusiformibus, fasciculatis, foliis basilaribus usque ad 3, erecto-patentibus vel subpatentibus, anguste lanceolatis, acutis vel acuminatis, basin versus sensim in petiolum longum angustatis, lamina 25—38 cm longa, medio fere 2,5—3,8 cm lata, petiolo 23—30 cm longo; caule erecto, stricto, tereti, e basi subglabrata apicem versus glanduloso-pubescente, supra basin usque ad 6 mm diametiente, vaginis pluribus, acuminatis, alte ampleetentibus, apicem versus sensim in bracteas abeuntibus mox desiccantibus obsesso; racemo erecto, dense vel subdense 10—20-floro, usque ad 10 cm longo, c. 5,5—6 cm diametiente; bracteis erecto-patentibus, lineari-lanceolatis, acuminatis, inferioribus saepius flores excedentibus, superioribus sensim paulo brevioribus; floribus erecto-patentibus, in genere satis magnis, ut videtur virescentibus; sepalis oblongo-ligulatis, extus dense glanduloso-hispi- dulis, c. 1,7 cm longis, lateralibus obliquis, basi margine anteriore ampliata et connata cum pede columnae mentum subglobosum incurvum, c. 7 mm longum formantibus; petalis oblique et anguste lanceolatis, acuminatis, sepalo intermedio margine interiore agglutinatis, fere aequilongis, utrinque breviter hispidulis, basi decurrentibus; labello panduriformi, e basi angustiore obovato, in tertia parte apicali arctius constricto et in laminam late rhombeam valde obtusam explanato, vi expanso c. 2 cm longo, supra medium et in quarta parte apicali c. 8 mm longo, basi in auriculas 2 angustas retrorsas, obtusas exeunte; columna semitereti, rostello satis alto incluso c. 1 cm alta, pede incurvulo c. 6 mm longo; ovario obovoideo, dense glanduloso-hispidulo, c. 7—8 mm longo. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (Nr. XXIX, Nr. XXX collect. Aquino) bliihend im Februar 1922. Ais Nachstverwandte der Art ist wohl P. saltensis (Griseb.) Schltr. anzusehen. Von ihr unterscheidet sich unsere Art durch die groBeren Bliiten, das mehr kugelige, also dickere, durch die seitlichen Sepalen gebildete Kinn, die Form der Lippe und durch das ziemlich hohe Rostellum. 2. Pelexia gracilis Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, gracilis, c. 50 cm alta; radicibus carnosulis, fasci¬ culatis, pilosulis; foliis basilaribus 2—3, erectis, graciliter petiolatis, lamina lanceolata, acuta vel acuminata, basi rotundato-cuneata, plus minusve obliqua, 10—12 cm longa, infra medium 3,3—4 cm lata, glabra, petiolo canaliculato, glabro, 16—19 cm longo, basin versus sensim paulo dilatato; scapo gracili, tereti, vaginis c. 5—6 alte ampleetentibus, acuminatis obsesso, e basi glabrata apicem versus glanduloso-pilosulo, supra basin ad 3 mm 35 diametiente; racemo erecto, sublaxe 8—12 floro, usque ad 12 cm longo; bracteis erecto-patentibus, anguste lanceolatis, acutis, inferioribus nunc flores subaequantibus, superioribus sensim paulo brevioribus; floribus in sectione inter mediocres, erecto-patentibus, virescentibus; sepaiis lanceolato- ligulatis, obtusiusculis, extus papilloso-hirtulis, c. 1 cm longis, lateralibus obliquis, basi margine anteriore decurrentibus cum pede columnae mentum ovario adnatum c. 1 cm longum subacutum formantibus; petalis glabratis, anguste et oblique oblanceolato-ligulatis vel sublinearibus, sepalo inter¬ medio fere aequilongis et margine inferiore agglutinatis; labello dimidio inferiore angusto, e medio fere obovato, in 5-ta parte apicali constricto et in lobum apicalem late reniformem obtusissimum sessilem sursum expanso, vi explanato c. 1,8 cm longo, supra medium c. 4,5 mm lato, lobo apicali c. 3,25 mm longo, c. 6 mm lato, auriculis basilaribus labelli retrorsis, oblique semioblongis, obtusis, puberulis, ungue brevi; columna semitereti, pro genere mediocri, pede c. 1 cm longo, apice incurvulo; ovario fusiformi, dorso menti alte adnato, papilloso-hirtulo, c. 1,3 cm longo. Rio Grande do Sui; Bei Torres — L. Burger (Nr. XIV in coliect, Aquino) bliihend im Januar 1922. Diese durch ihren schlanken Wuchs ausgezeichnete Art gehort in die Sektion Eupelexia und diirfte am besten neben P. macropoda Schltr. unter- gebracht werden. Durcb die schmaleren und schieferen Blatter und die Porm der Bliitenteile, besonders des Labellums ist sie gut gekennzeichnet, 3. Pelexia incurvidens Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, c. 30 cm alta; radicibus fasciculatis, stipitato- fusiformibus, carnosis; foliis basilaribus nondum notis; caule stricto vel substricto, vaginis foliaceis, lanceolatis, acuminatis, alte amplectentibus, 6—7, dissitis magna pro parte obtecto, tereti, e basi glabrata apicem versus glanduloso-piloso, supra basin 5—6 mm diametiente; racemo erecto, sub- dense 10—15-floro, subsecundo, usque ad 7 cm longo; bracteis erecto- patentibus, lanceolato-linearibus, acuminatis, foliaceis, flores vulgo paulo- excedentibus; floribus in sectione inter mediocres, virescentibus, erecto- patentibus; sepaiis sublanceolato-ligulatis, obtusiusculis, c. 1 cm longis, extus perbreviter glanduloso puberulis, lateralibus obliquis, cum pede colum¬ nae mentum dorso adnatum, decurrens, c. 6 mm longum, obtusum formanti¬ bus; petalis oblique laneeolato-ligulatis, obtusiusculis, sepalo intermedio aequilongo margine anteriore arcte agglutinatis; labello e tertia parte basilari angustata obovato, in quarta parte apicali paulo contracto et in laminam apicalem subquadratam, obtusissimam angustato, basi retrorsim biauriculato, dentibus incurvis, carnosulis, obtusiusculis, toto vi explanato c. 1,7 cm: longo, supra medium 5 mm longo, lobo apicali c. 4 mm longo et lato; columna semitereti, c. 8 mm alta, pede apice incurvulo c. 6 mm longo; ovario subsessili, clavato, glanduloso-puberulo c. 8—9 mm longo. Rio Grande do Sui; Auf freien trockenen Campos, Campo de La Cria, Municipio Santo-Amaro c. 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 51„ 3 * 36 biti hend im Dezember 1921. Bluten und Kraut griinlich, Lippe und Petalen ieicht weiBlich. Die Spezies diirfte wolil am besten neben P. bonariensis (Ldl.) Schltr. untergebracht werden, von der sie dureh die schmaleren Bluten und die Form der Lippe gut untersehieden ist. Ich vermute, da£J die von Cogniaux ais Stenorhynchus bonariensis Cogn. in der Flora Brasiliensis aus Rio Grande do Sui angegebene Pflanze hierher gehort. Sehr charakteristisch fiir die Art sind die nach innen eingebogenen Ohrchen am Grunde des Labellums. 4. Pelexia stictophylla Schltr, n. sp. Terrestris, erecta, usque ad 60 cm alta; radicibus mihi nondum notis; loliis radicalibus ut videtur paucis (2—4), erecto-patentibus, petiolatis, lamina ovato-oblonga, breviter acuminata vel acuta, basi rotundata vel cuneato-rotundata, plus minusve obliqua, 8—14 cm longa, medio vel infra medium 3—6 cm lata, albido-maculata, petiolo canaliculato usque ad 20 cm longo; scapo vaginis 7—10 alte amplectentibus, acuminatis obsesso, tereti, e basi glabrata apicem versus glanduloso-piloso, supra basin usque ad 7,5 mm diametiente; racemo dense multifloro, cylindraceo, 12—16 cm longo, c. 5 cm diametiente; bracteis erecto-patentibus, anguste lanceolatis, acuminatis, inferioribus nunc flores subaequantibus, superioribus sensim paulo brevioribus; floribus erecto-patentibus, illis P. maculatae Rolfe fere subaequimagnis et similibus; sepalis lanceolato-ligulatis, obtusiusculis, c. 1,4 cm longis, extus minute glanduloso-puberulis, lateralibus obliquis, basi producta cum pede columnae mentum calcariforme, dorso adnatum cylindraceum, obtusiusculum, c. 1,7 cm longum formantibus, petalis sepalo, intermedio margine interiore arcte adhaerentibus, oblique oblanceolato- ligulatis, obtusis, uninerviis, quam sepala paululo brevioribus, glabratis; labello e basi ligulata basi ima sagittato-auriculata, in tertia parte apicali sensim paulo dilatato, sexta parte apicali trilobo, lobis lateralibus abbreviatis, rotundatis, intermedio antico, late reniformi, retuso, labello toto c. 2,2 em longo, usque supra medium 3,5 mm lato, in 5-ta parte apicali 5 mm lato, lobo apicali c. 3 mm longo, 6 mm lato, decurvulo; columna semitereti, ■c. 8,5 mm longa, pede 1,7 cm longo; ovario fusiformi-cylindraceo, minute glanduloso-puberulo, c. 1,8 cm longo, subsessili. Rio Grande do Sui: Im Schatten der Walder bei Barro de Colorado, Municipio de Passo Fundo, c. 400 m Ii. M. — C. Jtirgens N. 56, bliihend im Dezember 1921. Die Spezies diirfte am besten neben P. maculata Rolfe untergebracht werden, deren Heimat letzthin auf der Insel Cuba entdeckt wurde. Von ihr unterscheidet sich unsere Art dureh den hoheren, kraftigeren Wuchs, die meist etwas schmaleren Blatter, grofiere Bluten und die Form des Labellums. Beide Arten gehoren zur Sektion Eupelexia. Herr Jtirgens gibt ais Farbung der Bluten fiir die neue Art „grunlich“ an mit weifilichen Petalen und gelber Lippe. Die Blatter werden ais „satt-dunkelgriin mit gelben Punkten" beschrieben. 37 13. Sareoglottis PresL Die etwa 40 Arten umfassende Gattung Sareoglottis besitzt in Brasilien, soweit bis jetzt bekannt, wohl gegen 23 Arten. Sie steht dem Genus Pelexia wohl am nachsten, unterscheidet sich aber dadurch, dafi das durch die seitlichen Sepalen gebildete Kinn oder Mentum hier mit dem Ovar so eng verwachsen ist, daS man es ais Achsensporn bezeichnen konnte, in den das meist langer genagelte Labellum eingelassen ist. Dieser Achsensporn erreicht oft die Lange des ganzen Ovariums und ist meist mit ihm so eng verbunden, daB man ihn von aufien nicht erkennen kann. Die meisten der Arten sind in Brasilien Bewohner der Campos, wo sie oft an feuchteren Stellen auftraten, doeh gibt es auch eine ganze Reihe von Arten, die an Waldrandern oder im Schatten der Walder an- zutreffen sind. Diese letzteren haben nicht selten weifi- oder gelbgefleckte oder gebanderte Blatter. Die Arten der Gattung gehoren zum Teii zu den grofiten Vertretern der Gruppe der Spirantheae, die ja in Brasilien ganz besonders reich ver- treten ist. 1. Sareoglottis glaucescens Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, 60—70 cm alta; radicibus fide collectoris carnosis, fasciculatis; -foliis basilaribus rosulatis, synanthiis, erecto-patentibus, lan¬ ceo! atis vel oblanceolatis, acutiusculis, basin versus sensim in petiolum canaliculatum angustatis, glaucescentibus, lamina 15—18 cm longa, medio fere 4—5,5 cm lata, petiolo 10—15 cm longo; caule vel potius scapo erecto, stricto, tereti,, e basi glabrata apicem versus glanduloso-puberulo, vaginis 5—8 erectis, amplectentibus, acuminatis distanter obsesso, supra basin 8—9 mm diametiente; racemo erecto, subdense multifloro, cylindraceo, in specimine nostro 23 cm longo, c. 5 cm diametiente; bracteis erecto-patentibus, anguste lanceolatis, acuminatis, inferioribus ovarium subaequantibus, vel paulo superantibus, superioribus sensim paulo minoribus; floribus in genere vix inter mediocres, erecto-patentibus, illis S. rufescentis Fisch. similibus, tamen minoribus; sepalis anguste lanceolato-ligulatis, obtusiusculis, extus glanduloso-subvillosis, 1,2 cm longis, intermedio concavulo, lateralibus sub- falcato-obliquis, basi margine anteriore decurrente cum pede columnae cuniculum ovario aequilongo omnino adnatum formantibus; petalis oblique ligulatis, obtusiusculis, sepalo intermedio paululo longiore margine interiore arcte adhaerentibus, basin versus paulo angustatis, decurrentibus; labello e basi unguiculata auguste sagittata oblanceolato, in 5-ta parte apicali contracto et in laminam apicalem suborbicularem, undulatam, sursum ex¬ panso, tertia parte apicali obscure bicostato, toto 2,2 cm longo, in tertia parte apicali et in lamina apicali c. 6 mm lato, dimidio basilari superne hispidulo; columna semitereti, c. 1,2 cm alta, pede 2,7 cm longo; ovario subsessili, fusiformi, dense glanduloso-subvilloso, c. 2,7 cm longo. Rio Grande do Sui: An Waldrandern bei Herval de baixo, Muni¬ cipio Santa Cruz, c. 500 m ii. M. — C. Jurgens Nr. 99, bliihend im Mai f923. Bliiten auBen griin, innen blaB-weiB mit rotlicher Saule. 38 In dieser Art haben wir eine nahere Verwandte der S. rufescens KL vor uns. Yon dieser unterscheidet sie sieh durch die blaugriine Farbung der Blatter, die kleineren Bliiten mit auBen weniger dichter Behaarung, die schmaleren Sepalen, den langeren Achsensporn und die Porm des Labellums, dessen Yorderlappen bei der neuen Art fast kreisformig, bei S. rufescens Kl. dagegen mehr schmal elliptisch ist. 2. Sarcoglottis Juergensii Schltr. n. sp. Terrestris, erecta, 21—22 cm alta; radicibus fide cellectoris fasci¬ culatis, carnosis, stipitatis; foliis basilaribus paucis, erecto-patentibus, petio- latis, oblique ovatis, acutis vel subacuminatis, glabris, lamina usque ad 12 cm longa, infra medium usque ad 5,5 cm lata, basi rotundato-cuneata, petiolo satis gracili, canaliculato, in specimine singulo nostro 7 cm longo; scapo erecto, stricto, tereti, e basi glabrata apicem versus minute glanduloso- pilosulo, vaginis 5—6 alte et arcte amplectentibus, acuminatis magna pro parte obtecto, supra basin usque ad 3 mm diametiente; racemo erecto, subdense 8—14-floro, usque ad 9 cm longo, ad 3,5 cm diametiente; bracteis erecto-patentibus, lineari-lanceolatis, acuminatis, inferioribus ovarium exce¬ dentibus, nunc flores subaequantibus, superioribus sensim paulo minoribus; floribus erecto-patentibus, in genere vix inter minores- sepalis anguste obianoeolato-ligulatis, obtusiusculis, extus minute glanduloso-puberulis, c. 8 mm longis, lateralibus obliquis, basi producta et connata cum pede columnae cuniculum c. 9 mm longum, ovario omnino adnatum formantibus; petalis oblique et anguste oblongo-ligulatis, obtusiusculis, sepalo intermedio vix longiore margine interiore arcte adhaerentibus, glabris, basi decurrenti¬ bus; labello manifeste unguiculato, lamina panduriformi, basi sagittata, in tertia parte basilari constricta, medio ovali, ex 5-ta parte apicali in lobum apicalem transverse oblongum sursum paululo dilatato, toto (ungue excluso) 1,3 cm longo, in tertia parte basilari 3 mm, medio fere 6 mm infra apicem 4,5 mm lata; columna semitereti, gracili, c. 1,2 cm alta, pede c. 9 mm longa; ovario fusiformi-cylindraceo. c. 1,7 cm longo, minute glanduloso-puberulo, subsessili. Rio Grande do Sui: Im Urwalde bei Serra das Mulas, Municipio Santa Cruz, c. 400 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 76, bliihend im April 1922. Blatter oberseits glanzend schwarz-purpurn, unterseits etwas heller. Bliiten dunkelrosa, innen weifi mit rosa Zeichnungen. Diese neue Spezies ist durch die Porm der Bliiten vorziiglich gekenn- zeichnet. Ich wiifite keine andere Art zu nennen, mit der sie naher verwandt c> ist, es sei denn, daB wir sie mit der etwas groBeren S. Schwackei (Cogn.) Schltr. vergleichen wollen, die aber wahrend der Blutezeit blattlos ist. Das Labellum ist ausgezeichnet durch den stark verbreiterten mittleren Teii. 14. Eurystyles Wawra. Durch einen Zufall gelang es mir, diese von Wawra ais Zingiberacee angesehene Gattung aufzuklaren und festzustellen, daB sie eine Orchidee 39 ist, mit der die von mir spater aufgestellte Gattung Trachelosiphon ver- einigt werden mu8. Aus der Besclireibung allein war dies nicht ersichtlich, erst die Abbildung des Wawraschen Originals, dessen Bliitenmorphologie allerdings ganz falseh gedeutet ist, lieB diese Ubereinstimmung erkennen. Die Gattung Eurystyles enthalt nun die folgenden neun Arten: E. actinosophila (Rodr.) Schltr. (Spiranthes actinosophila Rodr.j, E. ananasso- comus (R. f.) Schltr. (Stenoptera ananassocomus R. i.), E. Cogniauxii (Kranzl.) Schitr. (Stenorhynchus Cogniauxii Kranzl.,), E. cotyledon Wawra, E. Lorenzii o (Cogn.) Schltr. (Stenoptera Lorenzii Cogn.,), E. colombiana Schltr. (Trachelo- siphon colombianum. Schltr.,), E. cristata Schltr. (Trachelosiphon cristaium Schltr.,), E. auriculata Schltr. und E. paranaensis Schltr. Von diesen Spezies sind ftinf in Brasilien beheimatet, eine ist west- indisch, zwei treten in Colombia auf und eine ist Costa Rica gefunden worden. 1. Eurystyles cotyledon Wawra, in Osterr. Bot. Zeitschr. (1863) p. 223. Stenoptera ananassocomos Cogn., in Pior. Bras. III, IV (1894) p. 254 exci. synonym. Rio Grande do Sui: Taguara — U. Kley Nr. 15, irn Jahre 1921. Wie ich schon oben erklarte, ist es mir nur durch einen Zufall gelungen, diese Pflanze restlos aufzuklaren. Erst viel spater kam mir zur Kenntnis, daB auch K. S chum a n n in seinerFindigkeit und seinem bewunders- werten Scharfblick dieses eigentiimliche Gewachs ais Orchidacee, und zwar ais Stenoptera in der damaligen Umgrenzung erkannt hatte. Nach dem, was wir bis jetzt uber die Art wissen, scheint sie wohl bis nach Rio de Janeiro hinaufzugehen. Ich entsinne mich, daB sie vor etwa 25 Jahren im Berliner Botan. Garten in Kultur war, an Zweigen, die der Sammler GroBmann aus Sta. Catharina mitgebracht hatte. 2. Eurystyles Lorenzii (Cogn.) Schltr. n. comb. Stenoptera Lorenzii Cogn., in Flor. Bras. III, IV (1895) p. 255. Rio Grande do Sui: Epiphyt, auf der Serra La Cria, Muncipio Santa Amaro, 150 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 50, bliihend im November 1921. Pflanze graugriin mit silberig-glanzenden Blattern; Bliiten c. 4, mit blaBweiBen Sepalen und Petalen. Vor den iibrigen Arten der Gattung ist die vorliegende durch den langeren, schlankeren Bltitenschaft, die noch starker ais bei den iibrigen verkurzte, wenigbliitige Infloreszenz, langere noch zartere Bliiten mit spitzeren langer ausgezogenen Sepalen und das schmalere Labellum ausgezeichnet. 15. Cladobium Schltr. In Cladobium haben wir ein hochst interessantes Genus aus der Verwandtschaft von Stenorhynchus vor uns, das schon auBerlich durch die Tracht, die zarten Blatter und Bliiten, die Form der Bliitenteile und das 40 dreizahnige Rostellum gut eliarakterisiert ist. Entgegen den Stenorhyuchus- Arten sind alie Vertreter der Gattung epiphytisch. Wir kennen bis jetzt acht Arten dieses Gesclilechtes, von denen sieben brasilianischen Ursprunges sind, wahrend eine in Costa Rica (in Zentral-Amerika) beheimatet ist. Da die Spezies oft nur auf hohen Urwald- baumen zu finden sind, halte ich es fiir wahrscheinlich, daB sieh bei der fortschreitenden Erforschung der tropisch-amerikanischen Flora ihre Zahl noch bedeutend vergroBern wird. Cladobium ceracifolium (Rodr.) Schltr., in Beih. Bot. Centrbl. XXXVII (1920) II p. 432. Spiranthes ceracifolia Rodr., Orch. Nov. II (1881) p. 285. Stenorhynchus ceracifolius Rodr., Orch. Nov. II (1881) Ind. p. XV. Rio Grande do Sui: Epiphyt, Facenda Boa Esperamja, Muncipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 28, bliihend im Juli 1921. Bliiten blaBweifi, Labellum griin-geadert. Blatter graugrlin, oberseits silberig-glanzend. Die Spezies ist wohl mit C. oliganthum Hoehne & Schltr. von Sao Paulo am nachsten verwandt, ist aber niedriger mit kiirzeren Blattern und kleineren Bliiten mit kiirzerem Sporn. In ihrer GroBe erinnert sie wohl am meisten an C. epiphytmn (Rodr.) Schltr., das aber am Grunde der Lippe nur sackartig vertieft ist, wahrend hier das Kinn resp. der Sporn die Lange des Ovari ums erreicht. 16 . Stenorhynchus L. C. Rich. Ich habe schon bei Gelegenheit meines Versuches einer systematischen Neuordnung der Spirantherae darauf hingewiesen, daB die Gattung Steno¬ rhynchus von vielen neueren Autoren vollkommen miBverstanden und falsch ausgelegt worden ist. So ist es ihr auch in der Bearbeitung der Orchi- deen in der „Flora Brasiliensis“ ergangen, in der von den 27 dort auf- gezahlten Stenorhynchus- Arten nur neun zu dem Genus gehoren, wahrend die ubrigen meist zu Pelexia uberzufiihren sind. Im ganzen kennen wir zurzeit gegen 20 brasilianische Arten, die zum groBen Teile erst nach Erscheinen der „Flora Brasiliensis" bekannt geworden sind. Von ihnen bediirfen aber verschiedene noch einer weiteren Untersuchung, am fest- stellen zu konnen, ob sie wirklich den Rang einer eigenen Spezies beanspruchen konnen. Aus dem Staate Rio Grande do Sui sind bis jetzt 7 Arten des Geschlechtes bekannt geworden. Einige von diesen sind aber noch ais eigene Spezies etwas unsicher. 1. Stenorhynchus australis Ldl., Gen. & Spec. Orch. (1840) p. 477. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegro — Tweedie; Lindmann Nr. 629. Bei Neu-Wiirtemberg, auf Wiesen — J. Bornmiiller Nr. 303; Facenda Boa Esperanca, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M, — C. Jiirgens Nr. 44, bliihend im November 1921. Bliiten rosa. Bei Sao Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 842, bliihend im Oktober. 41 In den Siidstaaten von Brasilien, von Rio de Janeiro ab ist diese Spezies sehr verbreitet und haufig. Da die schon rosenrot- oder hell- karminrot-gefarbten Bliiten immer leicht bemerkt werden, ist die Pflanze in allen aus diesen Gegenden stammenden Sammlungen vertreten. Yiele Autoren, so auch Cogniaux in seiner Bearbeitung ftir die „Fiora Brasiliensis“, halten die Pllanzen ftir eine Porm des S. orchivides Rich., doch ist sie meiner Ansicht nach besser von diesem getrennt zu halten. 2. Stenorhynchus Esmeraldae (Lind. &Rchb. f.) Cogn., in Flor. Bras. III. IV. (1895) p. 170. Rio Grande do Sui: Bei Torres — F. Burger (Nr. XXVI, XXXIV, XXXV Collectionis Aquino), bliihend im Februar 1922. Barra de Ribeiro — F. Aquino. Im Halbschatten, Facenda Boa Esperanca, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 24, bliihend im April 1921. Ebenda — C. Jiirgens Nr. 67, bliihend im Februar 1922. Im Halbschatten, Serro da Cria, Municipio Santo Amaro, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 68, bliihend im Februar 1922. Im Urwalde bei der Colonia Santo Angelo — Lindman N. A. 1075. Bis vor kurzem war diese auffallend kleinbliitige Spezies der Gattung selbst in groBeren Herbarien ziemlich selten. Die bessere Durchforschung der Siid-Staaten Brasiliens hat nun gezeigt, da 8 sie bis nach Rio Grande do Sui und auch bis Paraguay nicht selten ist. Bemerkenswert ist, dafi die Pflanze in Sten. Tonduzii Schltr. von Costa Rica ihre nachste Ver- ° wandte hat. Uber die Blatt- und Bliiten-Farbung der Art schreibt Herr C. Jiirgens wie foigt: Bliiten unscheinbar, weifi, in langer Traube; Blatter mit satt- griiner Grundfarbe, sehr variierend in Form, GroBe und Tiefe der Farbung, mit blaBweiBen Punkten oder Flecken, seltener einfach sattgriin. 3. Stenorhynchus exaltatus Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLVI Nr. 10 (1911) p. 29 t. b. Rio Grande do Sui: Terristrisch auf den Campos, der Serra dos Tapos — Lindman N. A. 941, a. Ich kann hier nur das wiederholen. was ich bereits friiher an anderer Stelle liber diese Art gesagt habe. Sie mufi mit S. -paraguayensis (Rchb. f.) Cogn. sehr nahe verwandt sein und es erscheint mir recht zweifelhalt, ob sie endgiiltig von ihm getrennt gehalten werden kann. Der einzige Unterschied besteht im Vorhandensein der zwei Polster unterhalb der Mitte am Rande der Lippenplatte, die vielleicht in der Zeichnung zu stark her- vorgehoben worden sind. Ich habe die Art bis jetzt noch nicht gesehen. 4. Stenorhynchus lateritius Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLVI Nr. 10 (1911) p. 21. t. 5. Rio Grande do Sui: Terristrisch, in trockenem Boden der Serra dos Tapes — Lindman Nr. 781. 42 Auch von dieser Art kenne ich bis jetzt nichts. Ich wiirde mich nach der Beschreibung und Abbildung nicht wundern, wenn sie sich ais ein niedriges Exemplar der vorigen erweisen wiirde. Beide stellen vielleicht nur Formen des S. paraguayensis (R. f.) Cogn. dar. Der Vergleich der Art mit zwei so grundverschiedenen Pflanzen, wie S. paraguayensis (R. f.) Cogn. und S. oestrifer (R. f.) Cogn. in Kranzlins Beschreibung ist un- glaublich. Die beiden Pflanzen sind voneinander vollkommen verschieden, die letztere einer anderen Gattung, namlich Pelexia angehorend. 5. Stenorhynchus paraguayensis (Rchb. f.) Cogn., in Flor. Brasil. III. IV. (1895) p. 162. Rio Grande do Sui: Sonnige Hange bei Parthenao, unweit von Porto Alegre, selten —• Reineck, bliihend am 29. Jan. 1899. Die Pflanze ist merkwiirdigerweise von Cogniaux ais Spiranlhes bracteosa Ldl. bestimmt und unter diesem Namen ausgegeben worden. Sie gehort aber zu der Pflanze, die mir mit dem von Cogniaux aus der Hasslerschen Sammlung bestimmten S. paraguayensis (Rchb. f.) Cogn. identisch zu sein scheint, wiihrend Spiranthes bracteosa Ldl. eine Brachystele- Art ist. Das Original von S.paraguayensis (Rchb. f.) Cogn., also die von 'Reichenbach fil. in der Linnaea XXV p. 230 im Jahre 1852 beschriebene Pflanze habe ich nicht gesehen. Die Beschreibung ist ohne GroBenangabe wenig zufriedenstellend und stimmt schlecht mit der von Cogniaux damit identifizierten Pflanze uberein. Da aber Reichenbach fil. keinen Sammler erwiihnt, Cogniaux dagegen diesen angibt, bin ich. zunachst verpflichtet anzunehmen, dafi Cogniaux das Original gesehen und mit der Hassler¬ schen Pflanze verglichen hat. 6. Stenorhynchus riograndensis Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLVI Nr. 10 (1911) p. 28. Rio Grande do Sui: Auf den Campos der Serra dos Tapes — Lindman N. A. 941b. Der Standort und die Form der Bliiten, von denen ich nun einige erhalten habe, lassen vermuten, dafi hier dieselbe Pflanze vorliegt, die von Kranzlin auch ais S. lateritius Kranzl. beschrieben worden ist. Es scheint mir, dafi sie mit S. paraguayensis (Rchb. f.) Cogn. sehr nahe verwandt sein muB. Es ware jedenfalls sehr wiinschenswert, S. paraguayensis (R. f.) Cogn., S. exaltatus Kranzl., S. lateritius Kranzl. und S. riograndensis Kranzl. einmal genauer miteinander zu vergleichen und eventuelle Unterschiede scharfer hervorzuheben. 7. Stenorhynchus stenophyllus Cogn., in Bull. Soc. Bot. Belg. XLIII (1906) p. 289. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — St. Hiiaire C2 Nr. 1834 bis). Auch diese Pflanze habe ich nicht gesehen. Sie mufi mit 5. Hasslen Cogn. nahe verwandt sein, ist aber nach den Angaben des Autors viel niedriger und hat sehmalere und kiirzere Blatter. Auch die Bltiten mussee 43 kleiner sein. Hoffentlich wird die Spezies bald wieder gefunden, damit ihre Verwandtschaft endgiiltig niedergelegt werden kann. Die Farbung der Bliiten ist bis jetzt nicht bekannt geworden. 17. Physurus L. C. Rich. Wie bei allen Gattungen der Orchideen, so sind auch bei Physurus nicht nur die rein brasilianischen Vertreter in der „Flora Brasiliensis" aufgezahlt worden, sondern auch die der siidlichen, westlichen und nord- lichen Nachbar- resp. Grenz-Gebiete. So finden sicli hier von 20 Physurus- Arten nicht weniger ais fiinf (also ein Yiertel), die nicht zur brasilianischen Plora im engeren Sinne gehoren. Da aus Brasilien selbst inzwischen 9—10 weitere neue Arten der Gattung beschrieben worden sind, konnen wir ihre Zahl im Gebiete heute auf etwa 25 a.ngeben. In ihrer engeren Umgrenzung ist das Genus rein tropiseh-amerikanisch, nur eine Art ubersehreitet im Norden den Wendekreis und tritt noch in Florida auf, das bekanntJich auch sonst eine Anzahl tropischer Pormen beherbergt. Von Rio Grande do Sui liegen bis jetzt drei Spezies vor, und ich mochte annehmen, dafi das Gebiet noch eine ganze Reihe weiterer enthalt. 1. Physurus Kuezynskii Porsch, in Oester. Bot. Zeitschr. (1905) p. 152. Physurus dichopetalus Kranzl. in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLVI Nr. 10 (1911) p. 41 t. 7. Rio Grande do Sui: Im Urwalde bei Santo Angelo. — Lindman Nr. 999. Im Urwalde, Linha da Serra, Municipio Sta. Cruz 350 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 91, bliihend im Januar 1924. Die Untersuchung meiner Pflanze hat ergeben, dafi sie mit der von Porsch veroffentlichten Art aus Santa Catharina identisch ist und dafi auch Phys. dichopetalus Kriinzl., der bereits aus Rio Grande do Sui be¬ kannt war, hierher gehort. Herr Jiirgens gibt nahere Notizen uber die Farbungen. Danach sind die Blatter blaugriin mit sammetartigem Glanz, die Bluten weifilich. 2. Physurus Lindmanii Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLVI Nr. 10 (1911) p. 38 t. 7. Rio Grande do Sui: Im Urwalde bei der ehemaligen Colonia Santo Angelo.- Lindman N. A. 1045. Ich kenne diese Spezies nur aus der Abbildung, die leider nur einen Teii der Bliite und nichts vom Habitus der Pflanze erkennen lafit. Nach den Bemerkungen des Autors soli sie mit Ph. Lindleyanus Cogn. verwandt sein. Aus der Analyse geht dieses nicht sicher hervor. Hoffent- lich kommt bald weiteres Materia! der Spezies, damit ihre genauere Stellung festgelegt werden kann. 3. Physurus Malmei Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLVI Nr. 10 (1911) p. 41 t. 7. 44 Rio Grande do Sui: In ziemlich dichtem Urwalde bei der Colonia Ijuhy — Malme Nr. 818 C. Aus der Beschreibung des Originals ist nicht deutlich ersichtlich,. in welche Yerwandtschaft diese Spezies gehort, da sehr wichtige MaBe teils fehlen, teils sich in den Angaben widersprechen. Nach der veroffent- lichten Bliitenanalyse wiirde ich zunachst auf Beziehungen zu P. aratan- hensis Rodr. sehlieBen, der aus Ceara beschrieben ist, doeh weicht die hier zu besprechende Art durch die kurzen Bliitentrauben ab, die kiirzer sein sollen ais die oberen Blatter. 18. Cliloidia Ldl. Meine nun langjahrigen Erfahrungen mit der Gruppe der Tropidieae veranlassen mich, die altweltlichen und neuweltlichen Gattungen nunmehr getrennt zu halten. Aus diesem Grunde mochte ich auch die alte Lindley- sche Gattung Chloidia wiederherzustellen. Man hatte sich, seitdem Bentham sein grofies, zum Teii recht un- notiges Zusammenziehen von Gattungen vornahm, daran gewohnt, Chloidia mit der altweltlichen Corymbis zu vereinigen. Wenn wir die Bliitenstruktur der beiden Typen vergleichen, so finden wir doch recht auffallende Unter- schiede. Die Sepalen und Petalen sind schon dadurch verschieden, dafi sie nach dem Grunde zu bei Chloidia nicht nagelartig verschmalert sind. Die Lippe ist bei Corymbis aus einem langen rinnenformigen Nagel vora in eine runde Platte verbreitert, bei Chloidia aus breiterem konkaveu Grunde nach vorn allmahlich verschmalert, also der von Tropidia ahnlicher. Die Saule ist viel kiirzer ais bei Corymbis und tragt ein aufrechtes mafiig langes Rostellum. Sie erinnert ebenfalls mehr an Tropidia ais an Corymbis. Die Anthere und die Pollinien dagegen gleichen wieder mehr denen von Corymbis. Die Gattung besitzt ini tropischen Amerika etwa fiinf Arten, die aber noch naher zu untersuchen sind, da offenbar unter ihnen eine groBere Differenzierung stattgefunden hat, ais bisher angenommen wurde. 1. Chloidia decumbens Ldl. Gen.&Spec. Orch. (1840) p. 484. Rio Grande do Sui: An schattigen Stellen, Montealverne, Municipio Santa Cruz — 160 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 25, bliihend im April 1921. Bliiten gelb. Das Material der vorliegenden und anderer Sammlungen aus Siid- Brasilien spricht dafiir, daB die Pflanze von der verwandten C. flava (Sw.) Schltr. wirklich verschieden ist, wie schon Cogniaux angibt, der beide ais Corymbis-hrl&n getrennt halt. Da bei der Art offenbar sehr haufig Autogamie eintritt, halte ich es fiir sehr wahrscheinlich, daB damit immerhin gewisse Umwandlungen in der Lippe stattfinden. Es ware deshalb sehr erwiinscht, daB von den Sammlern in Brasilien von diesen Pflanzen imnier moglichst reiches Bliitenmaterial gesammelt wird, damit ihre Variabilitat festgestellt werden kann. 45 19. Liparis L. C. Rich. Wahrend in der Alten Welt die Liparideae eine auffallend starke Entwicklung erfahren haben, spielen sie in der Zusammensetzung der Orchideenflora der Neuen Welt eine recht untergeordnete Rolle. Nur in Zentral-Amerika scheint sich ein starkeres Entwicklungszentrum der Gattung Microstylis gebildet zu haben. Brasilien ist, wie iiberhaupt das ganze Siid- Amerika verhaltnismaBig arm an Vertretern der Gruppe. Wahrend wir von Microstylis hier noch eine gewisse Anzahl von Arten erwarten konnen, scheint es, ais sei unsere Kenntnis der Gattung Liparis so gut wie erschopft. Von den sechs in der „Flora Brasiliensis" aufgezahlten Arten sind tatsachlich nur drei wirldich brasilianisch. Die iibrigen stammen aus den Nachbar- gebieten und sind in Brasilien selbst bis jetzt nicht nachgewiesen worden. Es ist selten, daB sich in selbst grofieren Sammlungen eine andere Art zeigt, ais die weit verbreitete L. elata Ldl. Auch in Rio Grande do Sui ist bis jetzt nur diese eine Art nachgewiesen worden. 1. Liparis elata Ldl., in Bot. Reg. (1828) t. 1175. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (Nr. XXXVII, Nr. XXXVIII in Collect. Aquino), bliihend im Februar 1922. Bei Taguara — Urbano Kley, im Jahre 1918. Die Aufteilung in Varietaten, wie sie Cogniaux in der „Flora Brasiliensis" gibt, gefallt mir nicht. Die afrikanische Varietat rupina wird neuerdings allgemein ais eigene Art angesehen und sicher mit Recht. Die iibrigen Varietaten, d. h. die amerikanischen, brechen in sich zusammen, ha sie vollkommen durch die Uppigkeit des Wachstums bedingt sind, also von der Nahrkraft des Bodens abhangen. Ich habe durch Versuehe fest- stellen konnen, dafi man aus der gewohnlichen L. elata Ldl. im Cogniaux- schen Sinne, innerhalb der nachsten Wachstumsperiode z. B. die sogenannte Varietat latifolia erzeugen kann, indem man der Pflanze mehr Nahrstoffe zufiihrt. 20. Microstylis Null. Die Gattung Microstylis , die in Zentral-Amerika nicht weniger ais etwa. 50 Vertreter aufzuweisen hat, ist in dem riesigen Brasilien bis jetzt nur in zehn Arten bekannt. Auch das andine Siid-Amerika ist arm an Spezies des Geschlechts. Wir konnen aus ganz Siid-Amerika bis jetzt etwa 35 Arten, also etwa ein Drittel weniger ais aus Zentral-Amerika. Diese Tatsache zeigt deutlich die geringe Entwicklung der Liparideae auf dem siidamerikanischen Kontinente. Besonders auffallend wirkt hier z. B. ein Vergleich mit dem kleinem Deutsch-Neu-Guinea, das bis jetzt etwa 180 verschiedene Vertreter der Idparideae hervorgebra.cht hat. Die brasilianischen Arten der Gattung haben mit zwei Ausnahmen •eine iiberraschende habituelle Ahnlichkeit, die ihre Unterscheidung be- deutend erschwert und zur Notigkeit macht, dafi von jedem Exemplar bei der Bestimmung eine Bliite zu untersuchen ist. Die besten Merkmale zur Erkennung der Arten bietet hier namlich das Labellum, das bei den 46 einzelnen Arten immer recht charakteristisch und in seiner Porm sehr bestandig ist. 1 . Microstylis sertulifera (Rodr.) Schltr. m. comb. Cheiropterocephalus sertuliferus Rodr., 0'rch. Nov. I (1877) p. 29. Microstylis hastilabia Cogn., in Pior. Bras. III, IV (1895) p. 283 (non. Rchb. f.). Rio Grande do Sui: An halbschattigen Platzen zwischen Stein- geroll oder an verwitterten Pelsen, Herval de Sao JoSo, Municipio de Santa Cruz, 400 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 66, bliihend im Pebruar 1922. Bliiten blaBgriin. Im Urwalde, Linha da Serra, Municipio de Santa Cruz, 300 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 92, im Mai 1923 ohne Bliiten. Ich zweifle nicht daran, daB beide Exemplare zu derselben Art gehoren. Sie zeichnen sicli gegeniiber dem anderen Material der Spezies durch besonders groBe und kleine Blatter aus, stimmen aber in der Bitite durchaus iiberein. Von Cogniaux ist die Pflanze irrtiimlich mit der zentral-amerika- nischen M. hastilabia Rchb. f. identifiziert worden, die in der Porm der Lippe verschieden ist. Die Spezies ist in den Siidstaaten Brasiliens offenbar ziemlich weit verbreitet. 21. Cryptophoranthus Rodr. Es ist ein Beweis fiir die scharfe Gattungsauffassung des oft nicht geniigendbeachteten, vonReichenbach fi 1. undeinigen anderen absichtlich herabgedriickten brasilianischen Forschers Barbosa Rodriguez, da.B er ais erster die Gattung Cryptophoranthus von Masdevallia abtrennte, die bis dahin immer ais ein Glied der Gattung Masdevallia angesehen wurde. Einige der Herren, die sich abfallig iiber die Rodriguezschen Arten geaufiert haben oder diese mit Stillsehweigen iibergingen, hatten besser getan, selbst ihre Hande von den Orchidaceen und anderen Familien, in denen sie ebenso Unheil angerichtet haben, fortzulassen. Die Gattung ist im Jahre 1887 von R. (A. Rolfe im Gardeners Chronicle v. II p. 692) spater ausfiihrlicher behandelt worden. Rolfe gab damals eine Ubersicht aller bekannten Arten. In der Bearbeitung der Gattung in der „Flora Brasiliensis“ durch Cogniaux, der vielfach zum ersten Male zeigte, dafi die Arbeiten von Barbosa Rod riguez durchaus ernst zu nehmen sind, finden wir vier Arten erwiihnt. Inzwischen ist diese Zahl auf acht verdoppelt worden und ich bin sicher, dafi sie spater nicht unerheblich anschwellen wird. So liegt auch hier wieder eine neue Art aus Rio Grande do Sui vor, die die erste von dort bekannt gewordene und zugleich die siidlichste aller bis jetzt beschriebenen darstellt, 1. Cryptophoranthus Juergensii Schltr. n. sp. Epiphyticus, breviter repens, usque ad 6,5 cm altus; rhizomate brevi, decumbente, vaginis pallidis, acutis omnino obtecto, c. 2 mm diametiente; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus secundariis 3—6 mm 47 inter se distantibus, perbrevibus, cylindraceis, 3—8 mm longis, vix 1 mm diametientibus, vaginis plus minusve absconditis; folio erecto, oblanceolato, obtuso vel obtusiusculo, basin versus sensim petiolato-angustato, coriaceo, 3,5—5,5 cm longo, 1,1—1,4 em lato; inflorescentiis in apice caulis paucis, fasciculatis, perbrevibus, unifloris; pedunculo basi breviter bivaginulato, c. 7 mm longo; bractea ovata, ovario plus duplo breviore; flore in genere inter minores, extus brevissime hispidulo, roseo-brunnescente, intus intense roseo-brunneo; sepalis oblongo-lanceolatis, apicibus cohaerentibus, c. 7 mm longis, basi breviter connatis, lateralibus usque ad apicem cohaerentibus, mentum perbreve valde obtusum formantibus; petalis erectis, olique ligu- latis, subacutis, basin versus sensim paulo angustatis, uninerviis, glabris, 2,75 mm longis; labello ex ungue brevi, basi auriculis 2 minutis retrorsim lineari-falcatis donato abruptius in laminam ovatam, obtusiusculam, dimidio anteriore verruculosam, basi margine retrorsim sagittato-bidentatam, bicari- natam, ima basi gibbo rotundato ornatam dilatato, 3 mm longo; columna semitereti, erecta, c. 3 mm alta, apicem versus paulo dilatata, pede adscen- dente, c. 1,5 mm longo; ovario cylindraceo, minutissime puberulo, pedicello brevi incluso c. 3 mm longo. Rio Grande do Sui: An schattigen Stellen am unteren Teile der Baumstamme zwischen Moos, Herval de baixo, Municipio Santa Cruz, 300 bis 400 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 71, bliihend. im Marz 1922. Bliiten innen dunkel-braunrosa, auBen viel heller. Die Species ist habituell dem C. fenestratus Rodr. und dem C. Dusenii Schltr. am ahnlichsten, steht aber dem. letzteren am nachsten. Durch die schmaleren Sepalen, schmalere Petalen und die Form des Labellums ist sie artlich gut getrennt. 22. Masdevallia Ruiz & Pav. Bei einer ganzen Reihe von Gattungen der Orchidaceen in der „Flora Brasiliensis“ erhalt man ein ganz falsches Bild ihrer Zusammensetzung dadurch, daB Cogniaux ungliicklicherweise auch alie rein andinen peru- anischen Arten aufgenommen hat, die von Poeppig und Endlicher in ihrem bekannten „Nova Genera et Species" beschrieben worden sind. Ganz besonders ist dies der Fall bei der Gattung Masdevallia. Von den 17 Arten, welche Cogniaux hier behandelt, sind tatsachlich nur acht in Brasilien nachgewiesen worden. Die iibrigen stammen teils aus Peru, teils aus Guiana. Es sind inzwischen noch einige weitere Arten beschrieben worden, so daB wir fiir Brasilien nunmehr etwa 14 bis jetzt beschriebene Spezies annehmen konnen. Interessant ist das Auftreten einer kleinen Gruppe, die verstreut von Zentral-Amerika (Guatemala) im andinen Sud-Amerika bis Peru und in Brasilien nun bis Rio Grande do Sui nachgewiesen worden ist. Diese kleine Artengemeinschaft ist scharfer von den iibrigen Vertretern des Denus Masdevallia getrennt, daB ich sie fast ais eigene Gattung ansehen 48 mochte, einstweilen aber doch vorziehe, sie ais eigene Untergattung Trigo- nanthe anzusehen. Diese Untergattung, ais deren Typen ich M. simula Rehb. f. und M. O' Btieniana Rolfe bezeichnen mochte, scheint im siidlicherenlTeile Brasiliens besonders gut entwickelt zu sein, denn wir kennen von dort nunmehr bereits 5—6 Arten, die allerdings einander nahestehen, sich aber doch gut unterscheiden. 1. Masdcvallia zebrina Porsch, in Osterr. Bot. Zeitschr. (1905) p. 154. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe.— P. Aquino Nr. XXXYI. Epiphytisch, Pacenda Leitao, 90 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 45, bliihend im November 1291. Bliiten auf grtingelben Grunde dicht rosabraun punktiert. Bei San Leopoldo. — Dr. J. Dutra Nr. 947, bliihend im Oktober. Ich hoffe, diese Spezies, von der ich kein OriginalmateriaJ gesehen, richtig identifiziert zu haben. Meine Analysen und die MaBe der einzelnen Teile stimmen gut mit der Beschreibung und der Abbildung iiberein. Die Art ist danach mit der ebenfalls aus Siid-Brasilien stammenden M. O’Bne- niana Rolfe sehr nahe verwandt und konnte sich vielleicht ais eine kleinere Porm von ihr erweisen, wie auch M. Edwalli Cogn. vielleicht nur eine kraftigere Varietat mit groBeren Blattern ist, wahrend M. paulensis Rodr. wohl mit M. 0'Brieniana Rolfe selbst zusammenfallen diirfte. 23. Stelis Sw. Die Gattung Stelis ist seit dem Tode Lindleys immer ein Stiefkind der Orchideologen gewesen. Erstens wurden diese kleinbliitigen, meist recht unscheinbaren, wegen ihrer fleischigen Blatter schwer zu praparierenden Epiphyten schon von den Sammlern gemieden 1 ). Zweitens erfordert die Untersuchung der kleinen Bliiten viel Miihe und Zeit und ilire Bestimmung ist immer mit groBen Schwierigkeiten verkniipft. Selbst Reichenbach fil. schien sich nicht gerne mit diesen winzigen Bliiten zu beschaftigen, die ab- gesehen von den Unterschieden im Bau der Lippe verhaltnismaBig gleich- formig gestaltet sind. Dennoch muB man die Natur bewundern, die bei Ein- haltung dieser einfachen Grundformen so viel Verschiedenheiten in diese winzigen Bliiten hineinlegen konnte. Je langer man sich in das Studium dieser interessanten Typen vertieft, desto erstaunter muB man sein uber diese Formenfiille. Ich bin der festen Uerzeugung, daB Brasilien in bezug auf seinen Reichtum an Vertretern der Gattung uns noch viele Uberraschungen bringen wird. In der „Flora Brasiliensis“ sind 44 Spezies aufgezahlt, resp. be- schrieben worden, von denen 6 nicht zur Plora des Landes selbst gehoren. Seit dieser Bearbeitung sind etwa 25 neue hinzugefiigt worden, so daB wir schon jetzt mit einer Artenzahl von gegen 65 rechnen konnen. Sobald die Epiphytenflora der Walder einmal naher erforscht wird, schnellt Ich kenne sehr umfangreiche Sammlungen aus Brasilien, in denen nicht eine einzige Stelis -Art vertreten ist. 49 diese Zahl sicher weit tiber 100 hinauf. Schon die Dusen’schen Sammlungen aus Parana haben gezeigt, welch eine Pillle von Vertretern die Gattung in einem kleinen Gebiete enthalt. Bis jetzt waren Stelis- Arten stidlich von Santa Catharina nicht bekannt geworden. Ieh kann hier zwei neue Arten aus Rio Grande do Sui bekannt geben. Damit wird die ostliche Stidgrenze der Verbreitung der Gattung bedeutend nach Siiden vorgeschoben. 1. Stelis Aquinoana Schltr. n. sp. Epiphytica, pusilla, florifera 7—10 cm alta; rhizomate valde abbreviato; radicibus filiformibus flexuosis, glabris; caulibus erectis, teretibus, vaginis vulgo 3 alte et arcte amplectentibus pallide brunneis omnino obtectis, 1—2cm longis, 1 mni diametientibus; folio oblanceolato, obtuso vel subacuto, basin versus sensim in petiolum brevem angustato, carnoso-coriaceo, 2,5—4,5 cm longo, supra medium 5—8 mm lato; inflorescentiis singulis, gracillimis, folia vulgo duplo vel plus duplo superantibus, pedunculo pauci-vaginulato, setiformi, folium fere aequante, racemo ipso laxius multifloro, secundo, 3—5 cm longo, rhachi tenui, flexuosa; bracteis tenuibus, latiovatis, mucro- nulatis, ovarium pedicellatum subduplo excedentibus; floribus minutis, glabris, ut videtur atropurpureis, 2,75 mm diametientibus; sepalis ovalibus obtusis, 3-nerviis, lateralibus paulo obliquis; petalis multoties minoribus oblique lati-obtrapezoideis, apice truncatissimo incrassato medio callo obtusissimo ornatis, uninerviis; labello petalis fere aequimagno, carnoso, circuitu late obtrapezoideo, antice truncato, dimidio anteriore leviter ex¬ cavato, medio carina transversa brevissime excisa donato, basi 3-nervio; columna petalis aequilonga, crassa, basin versus angustata, lobis lateralibus truncatissimis, subnullis, intermedio late triangulo valde obtuso; ovario pedicellato cylindraceo, glabro, c. 1,5 mm longo. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (Nr. XXXI Cellectionis Aquino), bluhend im Pebruar. Die Spezies diirfte ais die am weitesten nach Siiden vorgehende anzusehen sein. Sie gehort offenbar in die Verwandtschaft der S. filiformis Ldl„ von der sie schon durch die dunkle Bliitenfarbung und die kiirzeren, verhaltnismafiig breiteren Blatter unterschieden ist. 2. Stelis Juergensii Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, gracilis, florifera 30—40 cm alta; rhizomate valde abbreviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus erectis, tereti¬ bus, leviter flexuosis, vaginis 3—4 alte et arcte amplectentibus dimidio inferiore obtectis, 9—14 cm longis, c. 2,5—3 mm diametientibus; folio erecto, oblongo-ligulato, obtuso, basi in petiolum brevem sensim angustato, 10—13 cm longo, medio fere 2—3,2 cm lato; inflorescentia singula, erecta, folium dimidio usque subduplo superante, pedunculo gracili pauciva- ginulato, 6—10 cm longo, racemo ipso vulgo leviter curvato vel arcuato, secundo, dense multifloro, usque ad 17 cm longo; bracteis tenuibus, ovali- cucullatis, obtusis, ovario brevioribus; floribus in genere vix inter mediocres, glabris, pallide virescenti-flaveolis, c. 4 mm diametientibus: sepalis inaequi- F- Fedde, Rep. spec. nov. — Beiheft XXXV. 4 50 magnis, ovatis, obtusis, 3-nerviis, intermedio quam lateralia obliqua sub- duplo majore; petalis minutis, tubum corollae vix excedentibus, oblique et transverse ovalibus, apice obtusissimo leviter incrassatis, 3-nerviis; labello e basi perlate cuneata tenuiore dimidio anteriore semiovali, obtusissimo, carnoso, superne subplano, medio carina transversa breviter excisa donato, petalis fere aequimagno; columna brevi, crassa, basin versus contracta, petalis aequilonga, lobis lateralibus (anticis) oblique semioblongo-triangulis, obtusis, dorsali triangulo, obtusissimo paululo majore; ovario pedicellato cylindraceo, glabro c. 2,5 mm longo. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Fazenda Leitao, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 43, bliihend im Oktober 1921. Am nachsten diirfte diese Spezies mit S. guttifera Porsch verwa.ndt sein. Sie ist aber kraftiger im Wuchs, hat noch ungleichere Sepalen (ahnlich wie S. inaequisepala Hoehne & Schltr.) und ist durch die Porm der Lippe und Saule, die hier halb-oval ist, artlich gut getrennt. 24. Pleurothallis R. Br. Ich bin fest davon iiberzeugt, daB Pleurothallis die artenreichste Gattung der Orchideen in Rio Grande do Sui bleiben wird, wie sie es iiber- haupt auch fur ganz Brasilien ist. In der „Flora Brasiliensis“ zahlt Cogniaux 226 Spezies auf, von denen aber 25 ais nicht brasilianisch ausscheiden miissen. Inzwischen sind jedoch iiber 50 weitere Neuheiten bekannt gegeben worden, so daB schon jetzt fur Brasilien die Artenzahl des Genus auf uber 250 zu bemessen ist, ich bin sogar sicher, dafi sie sehr bald 300 iibersteigen wird. Es ware nutzlos, hier iiber die Polymorphie der Gattung zu schreiben, ein solches Thema kann erst bei Gelegenheit einer Monographie der ganzen Gattung besprochen werden, die jetzt wohl eine der groBten unter den Orchideen ist. Aus Rio Grande do Sui, von wo in der „Flora Brasiliensis" nur eine einzige Spezies angefiihrt wird, kennen wir deren nun bereits 27. Diese hohe Zahl ist ganz den letzthin dort tatigen Sammlern und Orchideen- Liebhabern zu verdanken, unter denen Herr C. Jiirgens mit einer Aus- beute von jetzt schon 21 verschiedenen Arten bei weitem an der Spitze steht. Diese Artenfiille ist um so erstaunlicher, ais die Gattung in Rio Grande do Sui etwa die Siidgrenze ihrer Yerbreitung erreicht, denn nur noch eine Art P. riograndensis Rodr. tritt im nordlichen Argentina und in Paraguay auf. 1. Pleurothallis Aquinoi Schltr. n. sp. Epiphytica, pusilla, 3—4 cm alta; rhizomate valde abbreviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus brevibus, 5—7 mm longis, tereti¬ bus, vaginis 3 arcte amplectentibus, pallidis, apiculatis omnino obtectis, c. 1 mm diametientibus; folio erecto, oblanceolato-ligulato, obtusiusculo, basin versus sensim in petiolum usque ad 1 cm longum angustato, petiolo incluso 2,2—3,8 cm longo, in medio fere laminae 4—6,5 mm lato; in- 51 fiorescentiis 1—3-nis, erectis, quam folium vulgo brevioribus, nunc sub- aequilongis, pedunculo setiformi, minute paucivaginulato, 1—1,8 cm longo, racemo ipso 2—7-floro, sensim evoluto, usque ad 1,5 cm longo; bracteis cucullato-ovatis, breviter acuminatis, ovarii pedicello vix longioribus; floribus in genere inter parvulos, labello petalisque exceptis glabris, succedaneis; sepalis ovato-lanceolatis, obtusiusculis 3-nerviis, c. 4 mm longis, lateralibus obliquis, cum pede columnae mentum breve obtusum formantibus; petalis oblique lanceolatis, acuminatis, uninerviis, margine manifeste ciliatis, quam sepala paululo tantum brevioribus; labello e basi minute biauriculata tertia parte inferiore rhombeo, deinde paulo constricto et in laminam lanceolato- linguiformem, apice obtuso ealloso-incrassatam margine breviter ciliatam producto, petalis aequilongo, carinis 2 e basi usque in medium decurrentibus ornato; columna semitereti, apicem versus dilatata, c. 2 mm alta, clinandrio lacerato, pede apice incurvulo, e. 1,5 mm longo; ovario cylindraceo, glabro, pedicello fere aequilongo incluso c. 3 mm longo. Rio Grande do Sui: Barra do Ribeiro — F. Aquino Nr. IV, bliihend im Marz 1921. An Pelsen und Baumen bei Belem Novo, Municipio Porto Alegre, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 58, bliihend im Januar 1922. Die Spezies gehbrt zu einer kleinen charakteristischen Gruppe, deren Vertreter leider in der Cogniauxschen Bearbeitung stark auseinander- gerissen wordeu sind, und ais deren Typen wir P. flammea Cogn., P. laciniata Rodr. und P. microphyta Cogn. ansehen konnen. Unsere Art ist durch die Form und den Bau der Lippe recht gut gekennzeichnet; si e ist auBerdem im Wuchs kraftiger ais die iibrigen. 2 . Pleurothallis Blumenavii Cogn., in Pior. Bras. III. IV (1896) p. 514. Rio Grande do Sui: Auf grofien Baumen in sonniger Lage, Alto do Lagoa, Municipio Venancio Ayres, 400 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 70, bliihend im Marz 1922. Bliiten braunlich-gelb. Ais siidlichster Standort der Spezies war bis jetzt die Umgebung von Blumenau in Sta. Catharina bekannt, durch ihre Entdeckung in Rio Grande do Sui wird das Verbreitungsgebiet also nicht unbedeutend nach Siiden hin verlangert. In Brasilien besitzt die Spezies offenbar keine nahere Verwandten, wohl aber in Central-Amerika und in Columbia, wo z. B. P. immersa Rchb. f. zu dieser gleichen Sippe gehort. 3. Pleurothallis caespitosa Rodr., Orch. Nov. I. (1877) p. 14. Rio Grande do Sui: Bei Sar> Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 843, bliihend im November. Die vorliegenden Exemplare sind etwas groBer und tippiger ais die z. B. aus Parana stammenden und ahneln deshalb etwas der P. subcordifolia Cogn., die tibrigens mit der vorliegenden Art nahe verwandt ist. Beide Spezies sind ausgezeichnet durch die dreikantigen Stammchen und die kurzen wenigbliiten Infloreszenzen mit fleischigen, gelben Bliiten. 4* ! 4. Pleurothallis Caroli Schltr. n. sp. Epiphytica, parvula, 2,5—4 cm alta; rhizomate valde abbreviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus erectis, teretibus, vaginis c. 3, apiculatis, brunneis omnino obtectis, 0,8—1,7 cm longis, vix 1 mm crassitudine excedentibus; folio erecto, elliptico-vel oblanceolato-subspathu- lato, basin versus subpetiolato-angustato, 1,5—2 cm longo, medio vel supra medium 5—8 mm lato; inflorescer.tiis vulgo singulis, valde abbreviatis, uni floris, pedunculo vix 3 mm excedente vaginis brevibus obtecto; bractea ovata ovarii pedicellum fere aequante; flore in genere inter minores, glabro; sepalis ovatis obtusiusculis, 3-nerviis, 2,5 mm longis lateralibus obliquis; petalis oblique oblongo-lanceolatis, valde acuminatis, uninerviis, c. 2 mm longis: labello curvato, circuitu latiovato, e basi late rliombea dimidio anteriore ovali-angustato, valde obtuso, superne leviter bicostato, c. 1,25 mm longo; columna semitereti, vix 1 mm alta, clinandrio serrulato; ovario cum pedicello paulo longiore c, 2,5 mm longo, glabro. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Pazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 64, bliihend im Pebruar 1922. Bliiten gelb nach den Spitzen in rosabraun iibergehend. Eme niedliche kleine Art, der ich am besten einen Platz neben P. nectarifera Cogn. anweisen zu miissen glaube. Durch ihre schlankeren aber kiirzeren Stammchen, die breiteren Sepalen, die lang zugespitzten Petalen und die Form der Lippe ist die Spezies gut gekennzeichnet. 5. Pleurothallis Crepiniana Cogn., in Pior. Bras. III, IV, (1896) p. 542. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Pazenda Soledade, Municipio Rio Pardo. 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 32, bliihend im August 1921. Epiphytisch, Herval de baixo, Municipio Santa Cruz, 350 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 73, bliihend im Marz 1922, In der „Flora Brasiliensis“ sind Angaben uber die genauere Herkunft dieser Spezies sparlich, sie wird nur aus Minas angegeben. Ich kenne sie nun von den oben aufgezahlten Standorten in Rio Grande do Sui und auch von Parana, von wo sie in vier Standorten vorliegt. Das Bild in der „Flora Brasiliensis“ ist nieht richtig. Die Pflanze hat seitlich scharf zusammengeprefite, also reitende Blatter wie eine Schwert- lilie, nieht drehrunde, wie sie dort dargestelit werden. Bis jetzt war sie nur in zwei Exemplaren, von Lindberg gesammelt, bekannt. Die Bliiten beschreibt Herr Jiirgens also hellrosa mit dichter brauner Fieckung. 6. Pleurothallis depauperata Cogn. in Flor. Bras. III, IV (1896) p. 574. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Pazenda Boa Esperanca, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 42, bliihend im Oktober 1921. Bliiten blaBgelb. Auf freistehenden Baumen, Linha Cipo, Municipio Venancio Ayres, 350 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 52, bliihend im November 1921. Bliiten braunlich-gelb. Auf hohen Baumen, Herval de baixo, Municipio Santa Cruz, 350 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 79, bliihend im Mai 1922. 53 Bliiten hellgelb. Labellum und Saule mit rosa Berandung. Bei San Leopoldo Dr. J. Dutra Nr. 852, bliihend im Marz. Erst wollte icb die Pflanze zu P. linearifolia Cogn. stellen, iiber- zeugte mieh dann doch aber, daB sie besser hier untergebracht wird. Die Arten dieser Verwandtschaft sind nicht leicht zu bestimmen. Die Unterschiede sind offenbar ziemlich gering, auBerdem aber scheinen sie einer gewissen Variabilitat unterworfen zu sein. Beobachtungen hieriiber in der Heimat und Einsendung stets reichlichen Materials ist hier doppelt erwiinscht. 7. Pleurothallis Glaziovii Cogn., in Flor. Bras. III, IV (1896) p. 546, Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — F. Aquino, ini Jahre 1921. Passo de Mangueira. Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 12, bliihend im Februar 1921. Bliiten gelb. Epiphytisch, Fazenda Leitao, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 77, bliihend im Mai 1922. Bliiten sattgelb. Bei Sao Leopoldo—Dr. J. Dutra Nr. 850. Bis jetzt war die Art nur in einem einzigen Exemplar in Berliner Herbar bekannt, das ohne nahere Herkunftsangabe von Glaziou stammte. Es ist deshalb besonders wichtig, daB die genauere Herkunft nun bekannt wird, und daB diese Seltenheit nun in einem vorziiglich praparierten und reichen Material vorliegt. 8. Pleurothallis hamburgensis Kranzl., in Kgl. Svensk Vet. Acad. Handl. 46 Nr. 10 (1911) p. 49. Rio Grande do Sui: An Bauinstammen im Urwalde, Hamburger Berg — Lindman N. A. 459. Nach der Beschreibung muB hier eine besonders winzige Art vor- liegen, die habituell stark an Barbosella erinnern muB, wenn sie nicht, wie ieh fast vermute, wirklich dazu gehort. Die Blatter sollen nur etwa 8 mm lang sein und die einbliitigen, haarfeinen Infloreszenzen nur bis 2 cm Hohe erreichen. Die Spezies bedeckt in groBen Rasen mit lang hinkriechendem Rhizom die Baumstamme. Ich habe die Pflanze bis jetzt noch nicht gesehen. 9. Pleurothallis hygrophila Rodr., Orch. Nov. I (1877) p. 7. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Fazenda Soledade, Munieipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 27, bliihend im Juli 1922. Bliiten hellgelb. Ebenda — Nr. 31, bliihend im Juni 1921. Bei Sao Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 851. Von Rio de Janeiro und Minas ab ist diese Art nach Siiden hin weit verbreitet. Sie war bis jetzt bekannt bis nach Parana hinein. Der Standort in Rio Grande do Sui ist also neu. An ihre niedrigen, zierlichen, drahtigen Stammchen, den schmalen dickfleischigen Blattern und den kurzen oft iiberhangenden 3—7 bltitigen Trauben kleiner hellgelber Bliiten !st die Pflanze immer leicht zu erkennen. 54 10. Pleurothallis Juergensii Schltr. n. sp. Epiphytica, repens, 6,5—15 cm alta; rhizomate elongato, repente, rigidulo, vaginulis brevibus, arcte amplectentibus omnino obtecto, radicante, c. 1,5 mm diametiente; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus 1—3 cm inter se distantibus, gracilibus, vaginis 3 arcte amplectentibus infra medium obtectis, caeterum nudis, ut videtur angulatis, 2—9 cm longis, c. 1 mm diametientibus; folio erecto, elliptico vel anguste oblongo, obtusius- culo basi cuneato, sessili, carnoso-coriaceo, 4,2—6,5 cm longo, medio fere 1,3—1,9 cm lato; inflorescentiis vulgo singulis, unifloris, vulgo medium folii haud attingentibus, pedunculo paucivaginulato 7—10 mm longo, bractea ovali-cucullata, apiculata, ovarii pedicello fere aequilonga; flore illo P. nemorosae Rodr. simili, sed majore, glabro, pallido, brunneo-striato, carnosulo; sepalis anguste oblongis, acutiusculis vel apiculatis, intermedio 5-nervio, adscendente, c. 1,1 cm longo, lateralibus porrectis, usque infra apicem coalitis, acutis, obliquis, 3-nerviis, vix 1 cm longis; petalis e basi ligulata dimidio superiore oblique lanceolatis, valde acutis, et margine acute serru- latis, 3-nerviis, 4,75 mm longis; labello circuitu oblongo-ovato, medio dilatato, apice truncato obtusissimo, superne margines et apicem versus dense verruculoso, supra basin latere utrinque margine lobulo vel auri¬ cula suborbiculari crenulata aucto, explanato c. 4 mm longo, medio 2,5 mm lato, inter apices lobulorum 2,75 mm lato, trinervio; columna satis gracili, leviter curvata, apicem versus paulo dilatata, 4 mm longa, clinandrio trilobulato, pede porrecto c. 2,5 mm longo; ovario cylindraceo, glabro, pedicello duplo longiore incluso c. 4 mm longo. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Fazenda Boa Esperanza, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 20, bltihend im Marz 1921. Bliiten weifilich-blaB, rosabraun gestreift. Die Spezies ist verwandt mit P. iguapensis Schltr., ist aber artlich gut unterschieden durch durchschnittlich schmalere und spitzere Blatter, langere Stammchen, etwas grofiere Bluten, schmalere Sepalen, bedeutend schmalere Petalen, die breitere, oberseits besonders nach den Randern und der Spitze zu warzige in der Mitte verbreiterte Lippe und die schlankere Saule. 10. Pleurothallis leptotifolia Rodr., Orch. Nov. I. (1877) p. 15. Rio Grande dojjSul: San Lourengo — H. von Ihering(ex Cogn.). Bis jetzt kenne ich Material der Art nicht weiter siidlich ais bis Parana. Von Rio Grande do Sui habe ich diese Spezies bisher nicht ge- sehen, doch wird das von Cogniaux untersuchte Material sicher richtig bestimmt sein. Die Pflanze ist iiberaus charakteristisch durch ihren kurzkriechenden Wuchs, ihre pfriemlichen, selten uber 2 cm langen, dickfleischigen Blatter und die die Blatter wenig uberragenden, meist nur locker 2—3-bliitigen Infloreszenzen mit hellgelben, zarten Bluten. 12. Pleurothallis leucorhoda Schltr. n. sp. Bpiphytica, breviter repens, 7—8,5 cm alta; rhizomate rigido, breviter repente, flexuoso, tereti, vaginis brevibus omnino obtecto, 2—2,5 mm 55 diametiente; caulibus erectis, vaginis 2 arcte amplectentibus usque infra medium obtectis, teretiusculis, 2—2,8 cm longis, c. 2 mm diametientibus; folio erecto, oblongo, subacuto, basi rotundato-cuneato, vulgo leviter obliquo, 4,5—5,8 cm longo, medio fere 1,1—1,9 cm lato, carnoso; inflorescentia singula folio vulgo subduplo breviore, arcuato-decurvula, pedunculo brevi, paucivaginulato, c. 1 cm longo, racemo ipso sublaxe 4—7-flora, usque ad 3 cm longo, rhachi minute papillosa; bracteis tenuibus, cucullato-ovalibus, apiculatis, ovarium fere aequantibus; floribus illis /. lilacini Rodr. similibus sed paululo majoribus; sepalis extus minutissime papillosis, 3-nerviis, inter¬ medio anguste oblongo, obtusiuscule acutato, 8,5 mm longo, lateralibus in laminam late ovalem, breviter excisam 7,5 mm longam coalitis; petalis anguste et oblique obovato-spathulatis, uninerviis, apice obtuse apiculatis, uninerviis, c. 3 mm longis; labello e basi brevissime subunguiculato-con- ■ tracta dimidio inferiore quadrato, plica latere utrinque insiliente supra medium obscure subtrilobato, dimidio superiore subreniformi paulo latiore, toto explanato c. 3 mm longo, supra basin c. 2 mm lato, supra medium 2,2 mm lato; columna leviter curvata, semitereti, apicem versus paulo dilatata, vix 3 mm longa, pede incurvulo c. 1,2 mm longo; ovario minu¬ tissime papilloso-puberulo cylindraceo, cum pedicello fere aequilongo, c. 4 mm longo. Rio Grande do Sui: An Baumstammen, der Rinde dicht anliegend, Pazenda Boa Bsperanca, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 13, bliihend im Marz 1921. Bliiten weiBlich mit rosa Labellum. Bei Sao Leopoldo—Dr. J. Dutra Nr. 849. Anfangs glaubte ich P. lamproglossa Sehltr. vor mir zu haben, doch zeigte ein Vergleich der Analysen, daB unsere Pflanze artlich zu trennen ist. Sie unterscheidet sich durch schlankeren Wuchs, diinnere Stammchen, kleinere Bliiten mit schmaleren Sepalen und viel schmaleren Petalen, sowie durch das am Grunde schmalere im vorderen Teile breitere Labellum. Auch die Farbung der Bliiten ist nach den Angaben von Herrn Jiirgens bei der Vorliegenden Pflanze verschieden von der bei P. lamproglossa Sehltr. Beide Arten gehoren in den naheren Verwandtschaftskreis der P. lilacina Rodr. 13. Pleurothallis mantiquirana Rodr., Oreh. Nov. I (1877) p. 14. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Pazenda Boa Bsperanca, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 35, bliihend im September 1921. Bliiten auf hellrosa Grundfa.rbe fein dunkelbraun-gestrichelt. Wie wenig in der Bearbeitung der Gattung in der „Plora Brasiliensis" auf die natiirliche Verwandtschaft der Arten Riicksicht genommen worden ist, geht daraus hervor, daB die Art dieser Sippe, zu denen aufier der 'vorliegenden und der nahe verwandten P. rhabdosepala Sehltr. auch noch -c P atropurpurea Cogn. und P. Crepiniana Cogn. gehoren, in ganz verschiedene Gruppen, weit entfernt von einander untergebracht worden sind. Es geht deutlich daraus hervor, daB manche Merkmale bei der Einteilung der Gattung viel zu hoch bewertet, wahrend wichtige iibersehen worden sind. 56 P. mantiquirana Rodr. war bis jetzt nur aus Minas Geraes bekannt gegeben und nur aus der Beschreibung und Abbildung bekannt. Ge- troeknete Exemplare schienen in samtlichen Herbarien zu feblen. 14. Pleurothallis microtis Schltr. n. sp. Epiphytica, pusilla, erecta, 4—6,5 cm alta; rhizomate valde abbre¬ viato ; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus erectis, gracillimis, rigidulis, vaginis 3, apiculatis, arcte amplictentibus, brunnescentibus primum omnino obtectis, 1—2,5 cm longis, vix 0,75 mm diametientibus; folio erecto, angustius elleptico, obtusiusculo, basi breviter petiolato-angustato, 8—14 mm longo, medio fere 4—6 mm lato; inflorescentiis singulis, erectis, folium fere duplo superantibus, gracillimis, pedunculo paucivaginulato setiformi, quam folium vulgo fere aequilongo, racemo ipso laxe 2—4-floro, secundo, usque ad 2 cm longo; bracteis tenuibus, cucullato-ovalibus, apiculatis, ovarii pedicello aequilongis; floribus parvulis, tenuibus, glabris, fide collec¬ toris pallidiflavis; sepalis lanceolato- ovatis, producto-acuminatis, 3-nerviis, 3,5 mm longis, lateralibus obliquis, petalis oblique lanceolato-ligulatis, valde acuminatis, uninerviis, quam sepala fere duplo brevioribus; labello lanceolato-linguiformi, subacuto, 3-nervio, vix 1 mm longitudine excedente, glabro; columna semitereti, apicem versus bene dilatata, c. 1 mm alta, clinandrio subintegro; ovario cylindraceo, glabro, cum pedicello aequilongo c. 1,5 mm longo. Rio Grande do Sui: Hoch auf Baumen an diinnen Zweigen, Herval de Sao Joao, Municipio Santa Cruz, 350 m. ii. M. — C. Jurgens Nr. 81, Bliiten hellgelb. Ais Nachstverwandte dieser Spezies mochte ich P■ dryadum Schltr. ansehen, die habituell sehr ahnlich ist, von der sicli aber die vorliegende durch starker ausgezogene Sepalen, kiirzere scharfer zugespitzte Petalen und die Form der Lippe recht gut unterscheidet. Es gibt sicher in Brasilien noch eine groBe Zahl unbeschriebener Arten dieser Verwandtschaft, die alie durch die Tracht, die diinnen aber ziemlich kurzen Stammchen, kleine Blatter und die iiberaus zarten Bliiten- trauben mit nur wenigen, fast durchsichtigen Bliiten ausgezeichnet sind. 15. Pleurothallis modestiflora Schltr. n. nom. Pleurothallis minutiflora Cogn., in Flor. Bras. III, IV (1899) p. 564 (non S. Wats.) Rio Grande do Sui: Epiphyt an halbschattigen Stellen, Monte- alverne; Municipio Santa Cruz, 150 m ii. M. — C. Jurgens Nr. 75, bliihend im April 1922. Bliiten hellgelb. Im Urwalde an steilen Sandsteinfels- wanden, Serra da Cria, Municipio Santa Amaro, 120miib. M. — C. Jurgens Nr. 93, bliihend im April 1923. Bliiten hellgelb. Ebendort — Nr. 95. Bliiten blafigelb. Der Cogniauxsehe Name muBte durch einen neuen ersetzt werden, da bereits vorher der gleiche von S. Watson fiir eine Ait von Guatemala verwendet wurde. 57 Die Art gehort einer kleinen Gruppe an, ais deren Typus ich P. obovata Ldl. bezeichnen mochte. Die hierher zu rechnenden Arten, die sich alie durch den gleichen Wuchs, ziemlich lange Stammchen, langliche, nacb der Basis zu verschmalerte Blatter, gebiischelte, stark verkiirzte, locker 2 —3-bliitige Infloreszenzen und kleine zarte Bliiten mit einfach gestalteter Lippe auszeichnen, sind nicht leicht zu unterscheiden, da sie sich in den Bliitenteilen auffallend ahneln. 16. Pleurothallis pelioxantha Rodr., Orch. Nov. I (1877) p. 17. Pleurothallis Loefgrenii Cogn., in Flor. Bras. III, VI (1906) p. 559. Rio Grande do Sui: Im Urwalde auf hohen Baumen starke Biischel bildend, Fazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 100 m i.i. M. — C. Jurgens Nr. 102, bliihend im Oktober 1923. Bliiten auBen braunlich-griin, innen dunkelrosa. Es unterliegt keinem Zweifel, daB die spater veroffentlichte P. Loef¬ grenii Cogn. mit P. felioxantha Rodr. identisch ist. Die Art ist leicht kenntlieh durch den ziemlich hohen Wuchs (bis uber 30 cm). Die scharf- kantigen Stammchen, die nur am Grunde einige kurze Scheiden tragen und die sehr kurzen, iibergebogenen, 3—6-bliitigen Trauben mit au8en dicht papillos-behaarten Bliiten. Die Art war bisher nur aus Minas Geraes und aus Sao Paulo bekannt gegeben, doch liegt mir auch von P. Dusen in Parana gesammeltes Material vor. 17. Pleurothallis picta Ldl., Rot. Reg. (1835) sub t. 1797. Rio Grande do Sui: Epiphyth, Linha Cipo, Municipio Venancio Ayres, 350 m ii. M. — G. Jiirgens Nr. 46, bliihend im November 1921. Bliiten hellgelb. Epiphyth, Herval de baixo, Municipio Santa Cruz, 350 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 82, bliihend im August 1922. Bliiten hellgelb. Ich muB offen gestehen, daB ich mich mit der Umgrenzung dieser Art und der P. Grobyi Ldl, so wie sie in der „Flora Brasiliensis“ ge- handhabt worden sind, nicht befreunden kann. Ich stehe aber hier wahr- scheinlich vordemselben Dilemma, vor dem sich auch Cogniaux befunden haben diirfte. P. Grobyi Ldl. und P. picta Ldl. sind begriindet auf Guayana-Pflanzen. Beide unterscheiden sich in der Bliitenfarbung von den brasilianischen. Ohne die Typen der beiden Arten gena.u studieren zu konnen, ist die Frage der Identitat der Guyana-Pflanzen mit den bra¬ silianischen nicht zu losen. Ich werfe hier nur die Frage auf: Wie kommt es, daB in der Verbreitung der beiden Arten zwisclien Guyana und etwa dem Staate Rio de Janeiro die breite Kluft in der Verbreitung klafft. 18. Pleurothallis riograndensis Rodr., Orch. Nov. II (1882) p. 28. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standoi'tsangabe — Barbosa Rodriguez. Auf Baumen und hoheren Strauchern bei der Stadt Rio Grande ziemlich haufig — Lindman N. A. 673 (ex Kranzl.). Epiphytisch, Fazenda Boa Esperanza, Municipio Rio Pardo, 70 m. ii. M. — C. Jiirgens Nr. 18, bliihend im Marz 1921. 58 Diese ist die erste Spezies der Gattung, die aus Rio Grande do Sui bekannt geworden ist, und die einzige, die von dort in der „Flora Brasiliensis" aufgezahlt worden ist. Sie gehort zu einer Gruppe, die gerade in Brasilien am besten ausgebildet ist und dort eine gaoze Reibe eng verwandter Formen erzeugt hat. Diese Gruppe richtig zu umgrenzen, wird Aufgabe eines spateren Monographen der Pleurothallideae sein. var. longieaulis Cogn., in Flor. Bras. III, IV (1896) p. 542. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Fazenda Boa Esperan<;a, Muni¬ cipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jurgens Nr. 17, bliihend im Marz 1921. Bliiten hellrosa. Die Varietat unterscheidet sich von der Stammform hauptsachlieh durch kraftigeren Wuchs und vor allen Dingen durch die bedeutend langeren Stammchen. In den Bliiten stimmt sie gut mit der Stamm¬ form iiberein. 19. Pleurothallis ruscifolia R. Br., in Ait. Hort. Kew. ed. 2, XI (1813) p. 211. Rio Grande do Sui: Auf Baumen bei Porto Alegre nach Nave- gantes zu—Reineck, bliihend im Oktober 1891. Es ist auffallend, daB diese Art, die, in ihrer heutigen Umgrenzung, aus den Grenzgebieten von Brasilien im Norden und im Westen bekannt, bisher aber in Brasilien selbst nie gesammelt worden ist, nun in dem auBersten Siidosten von Brasilien nachgewiesen wird. Die Spezies selbst steht sehr isoliert. Sie ist ausgezeichnet durch ihre langen drahtigen Stammchen, schmalelliptische Blatter mit deutlicher Traufelspitze und gebiischelte sehr zarte Bliiten. 20. Pleurothallis saurocephala Ldl.. in Lodd, Bot. Cab. (1830) t. 1571. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Campo grande. Municipio Rio Pardo, 60 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 22, bliihend im April 1921. Bliiten rosabraun. In der „Flora Brasiliensis" ist diese Spezies von Cogniaux ganz falsch untergebracht worden. Er stellte sie zwischen P. diffusa Poepp & Endl. und P. Xifhizusa Rchb. f., zwei vollkommen verschiedene Arten, die weder mit einander noch mit/ 5 . saurocephala Ldl. etwas zu tun haben, P. saurocephala Ldl. gehort vielmehr zu einer vorzugsweise brasilianischen Gruppe, zu der z. B. P■ riograndensis Rodr., P. pardipes Rchb. f. und P. Klotzscheana Rchb. f. zu rechnen sind. 21 . Pleurothallis Saundersiana Rchb. f. in Gardn. Chron. [1866] I. p, 74. Pleurothallis felislingua Rodr., Orch. Nov. II (1881) p. 18. Rio Grande do Sui: An Baumstammen im dichten Walde, Silveira Martins — Lindman N. A. 1299. Auf Baumen, Colonia Ijuhy — Lindman N. A. 1365. • Ich habe diese Pflanze nicht gesehen und zahle sie hier nur auf nach der Bestimmung Kranzlins, der auch die Identitat der Spezies mit P. felislingua Rodr. festgestellt haben will. 59 Mir hat mit Ausnahme der recht verschiedenen P. Juergensii Schltr. 6 aus Rio Grande do Sui iiberhaupt keine Art aus dieser Verwandtschaft vorgelegen. 22. Pleurothallis serpentula Rodr., Orch. Nov. II (1881) p. 29. Rio Grande do Sui: An Baumstammen, im Urwalde, Hamburger Berg. — Lindman Nr. 453; Nr. 455. Diese Spezies ist nahe verwandt mit der vorigen, im Wuchs von ihr und P. Juergensii Schltr. iiberhaupt kaum zu unterscheiden. In den Bliiten hat sie aber, wie alie Arten dieser schwierigen Gruppe gute Merk- male, die ihre Abtrennung rechtfertigen. Material der Spezies aus Rio Grande do Sui habe ich nicht gesehen. 23. Pleurothallis Sonderana Rchb. f., in Linnaea XXII (1849) p. 830. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Pazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 15, bliihend im Marz 1921. Bliiten gelb. Epiphytisch, Pazenda Leitao, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 15a, bliihend im Juni 1922. Bliiten intensiv gelb. Bis jetzt war diese kleine durch ihre meist ziemlich kurzen Stammchen, die schma-len dickfleischigen Blatter, die die Blatter wenig iiberragenden, scharf einseitswendigen, dichtwenigbliiten Infloreszenzen und die goidgelben Bliiten leicht kenntliche Art nur aus den Staaten Rio de Janeiro, Minas Geraes, Sa° Paulo und Parana bekannt. Durch ihre Entdeckung in Rio Grande do Sui wird also ihr Verbreitungsgebiet nicht unbedeutend nach Siiden erweitert. 24. Pleurothallis sparsiflora, Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, 9—12 cm alta; rhizomate valde abbreviato; ra¬ dicibus filiformibus, flexuosis, glabris; - caulibus 1,7—3 cm longis, teretibus, usque supra medium vaginis 3 arcte amplectentibus, atrobrunneis obtectis, 1—1,5 mm diametientibus; folio erecto, oblique et anguste oblanceolato, obtuso vel obtusiusculo, basin versus sensim petiolato-angustato, 6—7,5 cm longo, 7,5—10 mm lato, carnoso-coriaceo; inflorescentiis 1—2-nis, gra- cillimis, erectis, folium aequantibus vel paulo excedentibus, pedunculo setiformi, distanter paucivaginulato, nunc dimidium folii aequante nunc folium subaequante, racemo ipso sensim evoluto, laxe 3—7-floro, rhachi bene flexuosa, pertenui; bracteis fistulosis apiculatis, pedicello supraaxillari multo brevioribus; floribus in genere inter mediocres, erecto-patentibus, succedaneis, flavidis, brunneo-suffusis; sepalis anguste oblongis, obtusius- culis, 3-nerviis, extus minutissime papillosis, 7 mm longis, lateralibus in laminam ovalem, concavam, obtusam omnino connatis; petalis oblique obovato-oblongis, obtusiusculis, uninerviis, apicem versus margine subden- ticulato-irregularibus, glabris, 3,5 mm longis; labello circuitu ovali, basi brevissime et late unguiculato, glabro, lamina ipsa basi breviter cordata, supra medium sinu insiliente obscure trilobata, lobo apicali (silicet appe- lare) antico, suborbiculari, obtusissimo, labello toto 3,5 mm longo, medio fere 2 mm lato, 3-nervio; columna semitereti, glabra, c. 3 mm longa, apice valde dilatata, clinandrio sub 5-lobulato, pede brevi; ovario cylindraceo. 60 minutissime papilloso, pedicello supraaxi liari, glabro, filiformi subtriplo longiore, usque ad 8 mm longo. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Fazenda Soiedade, Municipio- Rio Pardo, 130 m ii. M. — 0. Jiirgens Nr. 19, bliihend im Marz 1921. Bitite gelb mit braunrosa. Im Habitus erinnert die Art stark an die weit verbreitete und haufige P. cuneifolia Cogn., die aber in Rio Grande do Sui noch nicht nachgewiesen ist. Von ihr unterscbeidet sie sich durch den kraftigeren hoheren Wuchs, groBere auBen fein-papillose Bliiten und die Porm der Bliitenteile. Trotz dieser nicht unerheblichen Abweichungen (vor allen Dingen auch in der Porm der Lippe) mochte ich der Pflanze doch einen Platz neben P. cunei¬ folia Cogn. anweisen. 25. Pleurothallis subcordifolia Cogn., in Flor. Bras. III, VI (1906) p. 561. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Passo de Mangueira, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 16, bliihend im Marz 1921. „Bliiten gelb, bis zu vier an der kurzen Traube.“ Von dieser in den groBen europaischen Herbarien sehr seltenen Art habe ich im Laufe der letzten Zeit ein reiches Materini erhalten. Ich besitze die Spezies nun von vier Standorten, namlich von dreien aus Sao Paulo und einem von Rio Grande do Sui. Allem Anschein nach gehort die Pflanze zu einer kleinen Gruppe von Arten, die in einzelnen Vertretern iiber den groBeren Teii des Tro- pischen Siid-Amerikas verbreitet sind. Sie ist mit P. chamensis Ldl. von Venezuela verwandt. 26. Pleurothallis subpicta Schltr., in Anex. Mem. Inst. Butant. I (1922) IV. p. 42. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Belem Novo (Hindenburghohe), Municipio Porto Alegre, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 61, bliihend im Januar 1922. Bliiten reinweiss. Auf hohen Baumen im Urwalde, Linha preta. Municipio Santa Cruz 400 m ii. M, — C. Jiirgens Nr. 103, bliihend im Oktober 1923. Bliiten von mehr dunkelgelber Parbung. Beide Exemplare stimmen nicht ganz mit dem von Sao Paulo stammenden Typus der Art iiberein. Die Spezies dieser Verwandtschaft sind aber im trockenen Zustande so schwer zu unterscheiden, daB ich es zuniichst nicht wagen mochte hier weitere neue Arten aufzustellen, bis ich ein sehr reiches Material dieser Sippe zusammengobracht habe. Ein groBer Ubelstand besteht z. B. auch darin, daB von den von Barbosa Rodriguez aufgestellten Arten dieser Verwandtschaft kein Originalmaterial vorhanden ist, um etwaige kritische Fragen entscheiden zu konnen. Wir miissen uns hier ganz auf die bereits umgezeichneten und offenbar von dem Zeichner nicht immer ganz richtig aufgefaBten Entwiirfe von Barbosa Rodriguez beschranken. Die Art selbst ist von P. ficta Ldl. schon durch niedrigeren Wuchs, kleinere Bliiten und die im Verhaltnis weniger ausgezogenen Sepalen zu erkennen. 61 27. Pleurothallis Vellozoana Schltr. n. sp. Epiphytica, pusilla, gracilis, florifera 5,5—6 cm alta; rhizomate valde abbreviato; radicibus tenuibus, filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus erectis, gracillimis, vaginis 3 brunneis, arctissime amplectentibus, apiculatis maxima pro parte obtectis, 1,8—2,2 cm longis, vix 0,75 mm diametientibus; folio erecto, elliptico, obtusiuscule acutato, basin versus sensim petiolato- angustato, carnoso-coriaceo, petiolo brevi incluso 1—1,4 cm longo, supra medium 3—8 mm lato; inflorescentiis singulis, erectis, gracillimis, folium 4—5-pio superantibus, pedunculo setiformi, distanter paucivaginulato, folium 2—3-plo superante, racemo ipso perlaxe 3—4-floro, usque ad 2 cm longo; bracteis tenuibus cucullato-ellipticis, apiculatis, ovarii pedicello multo brevioribus; floribus in genere vix inter mediocres, tenuibus, glabris, sulphureis; sepalis anguste oblongis, obtusis, 3-nerviis, nervo mediano extus caiinato-incrassatis, 6 mm longis, lateralibus obliquis, usque infra apicem connatis; petalis oblique oblongo-ligulatis, obtusis, uninerviis, c. 5 mm longis; labello e basi angustiore medio et supra medium rhombeo-dilatato, obscure trilobato, antice semioblongo, obtuso, 3-nervio, 3 mm longo, supra medium 1,5 mm lato, in tertia parte anteriore superne papilloso-asperato; columna satis gracili, semitereti, apicem versus paulo dilatato, 2,5 mm alta, pede brevi, clinandrio lateribus denticulato, utrinque dente falcato donato; ovario cylindraceo, glabro, pedicello fere 4-pio longiore gracili incluso c. 6 mm longo. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Herval de Sao Joao, Municipio Santa Cruz, 350 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 85, bliihend im August 1922. Bliiten gelb. Im Habitus besitzt diese Art groBe Ahnlichkeit mit P. dryadum Schltr. e und P- microtis Schltr. Sie unterscheidet sich aber von beiden durch den etwas hoheren Wuchs, langere Infloreszenzen, verhaltnismaBig kleinere Blatter, die stumpfen nicht ausgezogenen Sepalen, von denen die seitlichen fast bis zur Spitze verwachsen sind und die Form der Petalen und des Labellums. Ich habe die Art dem Andenken eines der ersten Erforscher der brasilianischen Flora, Vellozo de Miranda, gewidmet. 25. Barlbosella Schltr. Ais ich im Jahre 1918 die Gattung Barbosella begriindete, war in den europaischen Herbarien nur wenig Material vorhanden. Ich habe seitdem ein recht reiches Material erhalten und konnte auch verschiedene neue Arten aufstellen, so dafi die Gattung nunmehr in meinem Herbar reich vertreten ist. Die vielen Untersuchungen, die ich inzwischen an- gestellt habe, haben gezeigt, daB die Charaktere der Gattung, die ich damals angegeben habe, durchaus konstant sind. Sowohl die zentral- amerikanischen, ais auch die andinen und tropisch-amerikanischen stimmen in diesen Gattungsmerkmalen vollkommen iiberein und sind so scharf von 62 Restrepia unterschieden, dati fur mich liberhaupt kein Zweifel bleibt, dati Barbosella eine vollkommen natiirliche Gattung darstellt. Wir kennen nun bereits etwa 20 Arten des Genus, die von Costa Rica nach Siiden einerseits langs der Anden bis nach Peru verbreitet sind, andererseits von Guyana ab bis nach Argentina auftreten. Wahrscheinlich. gehort die oben besprochene Pleurothallis hamburgensis Kranzl. von Rio Grande do Sui ebenfalis zu Barbosella, doch wird sieh diese Prage erst entscheiden lassen, wenn etwas Material der Pflanze eintrifft. 1. Barbosella australis (Cogn.) Sehltr., in Fedde Repert XV (1918) p.260. Restrepia australis Cogn., in Flor. Brasil. III, VI (1906) p. 564. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — Kuhnert Nr. 40. Epiphytisch, an Baumen und Felsen, Herval de baixo, Municipia Santa Cruz, 300—400 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 72, bliihend im Marz 1922, Sepalen und Petalen blauweifi, Labellum rosa-gestrichelt. Ich habe schon friiher meine Bedenken ausgesprochen, ob B. Loef- grenii Cogn. von Sao Paulo wirklich von dieser Spezies zu trennen ist. Es ware sehr wiinschenswert noch reicheres Bliitenmaterial beider Pflanzen zu erhalten, damit die Frage ihrer Unterschiede endgiiltig gelost werden kann. Die Bliitenfarbung der Art war bis jetzt ganz unbekannt. Die An- gaben dariiber, die wir Herrn C. Jiirgens verdanken, sind deshalb besonders wertvoll. 26. Octomeria R. Br. Die Gattung Octomeria hat ohne Zweifel in Brasilien ihr Haupt- entwicklungszentrum. Von den bis jetzt bekannten etwa 85 Arten sind gegen 70 in Brasilien beheimatet und dort endemisch. Jede grofiere Sammlung von dort bringt weitere neue Arten, so dafi es nur eine Frage der Zeit sein wird, wann die Gattung an Artenzahl das erste Hundert iiberschreitet. Grade aus Brasilien haben wir hier noch sehr viel zu erwarten, obgleich auch neuere Sammlungen vom Ostabfall der Anden gezeigt haben, dafi auch dort die Octomeria -Arten reichlicher vertreten sind ais man wohl friiher annahm. Bezeichnend fiir das brasilianische Entwicklungszentrum ist die Tat- sache, dafi von allen aufierhalb Brasiliens auftretenden Typen sich auch Verwandte in Brasilien selbst finden, vielleicht mit der einen Ausnahme der Sektion Aspegrenia , die aber doch wohl in O. brevifolia Cogn. eine Verwandte hat. Alie Arten sind epiphytisch. In trockneren Gebieten im Innern Brasiliens, wie z. B. in einigen Teilen von Minas Geraes treten sie zu- weilen ais Felsbewohner auf. liberhaupt machen fast alie Spezies den Eindruck xerophiler Gewachse, doch stimmt damit nicht immer die Wahl der Standorte bei ihnen iiberein. Die Unterscheidung der Arten macht oft ziemliche Schwierigkeiten, ohne Analyse und umfangreiches Vergleichsmaterial ist sie oft ganz unmoglich. 63 Die Durcharbeitung der Arten durch Cogniaux in der „Flora< Brasiliensis" gehort, abgesehen von einigen Mangeln, durch die infolge zu starker Schematisierung oft verwandte Arten auseinandergerissen worden sind, zu den besten Teilen der Bearbeitung der Familie, sie stellt eine noch gut brauchbare Monographie dar, in der nur die wenigen auBer- brasilianischen Arten fehlen. 1. Octomeria gracilicaulis Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, gracilis, 15—22 cm alta; rhizomate valde ab¬ breviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus pergracilibus, erectis, vaginis c. 5 arcte amplectentibus primum magna pro parte obtectis, 10—14 cm longis, 1,75—2 mm diametientibus; folio erecto, anguste ligulato, obtusiusculo, 6,5—9 cm longo, medio fere 6—9 mm lato, basin et apicem versus sensim paululo angustato; inflorescentiis pluribus fasciculatis, more, generis valde abbreviatis, unifloris, pedunculo perbrevi, basi bivaginulato; bractea ovata, acuminata, ovario pedicellato multo breviore; flore in genere inter minores, tenui, glabro, pallide flavo; sepalis anguste ovatis, ob- tusiusculis, 3-nerviis, 5 mm longis, lateralibus obliquis; petalis oblique lanceolato-ovatis, obtusiusculis, 3-nerviis, quam sepala. subaequilongis; labello supra basin trilobo, explanato 4 mm longo, inter apices loborum lateralium 2 mm lato, lobis lateralibus parvulis, rotundatis, intermedio oblongo-ovato, antice praemorso cum apiculo minuto, 3 mm longo, supra basin 1,5 mm lato, carinis 2 e lobis lateralibus usque infra medium labelli decurrentibus; columna teretiuscula, leviter curvata, 1,75 mm alta, pede brevi; ovario .cum pedicello cylindraceo. glabro, c. 3,5 mm longo. Rio Grando do Sui: An Felsblocken und auf Baumen in sonniger Lage, Belem Novo, Municipio Porto Alegre, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 94, bliihend im Mai 1922. Bliiten einfarbig hellgelb. Die Spezies ist nahe verwandt mit P. pinicola Rodr., unterscheidet sich aber durch die langeren und schlankeren Stammchen, schmaleren, langeren Blatter, schmaleren und stumpferen Sepalen und Petalen und den mehr eiformigen Vorderlappen des Labellums. Durch ihre schlanken langen Stammchen ist diese Spezies, von der ich praehtvolles Material erhielt, iiberaus charakteristisch. Diese Stammchen erreichen zuweilen fast die doppelte Lange der Blatter. 2. Octomeria fibrifera Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, satis valida, 25—30 cm alta; rhizomate valde ab¬ breviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus erectis, rigidius- cule carnosulis, teretibus, vaginis 4—5 arcte amplectentibus, superioribus vulgo persistentibus, in fibros solutis primum magna pro parte obtectis, 13—18 cm longis, c. 4 mm diametientibus; folio sessili, anguste ligulato, obtusiusculo, basi sensim angustato, 9—12 cm longo, 9—13 mm lato, car- noso-coriaceo; inflorescentiis pluribus fasciculatis, more generis valde abbreviatis et unifloris, pedunculo perbrevi, basi bivaginulato; bractea amplectente, ovario pedicellato multo breviore, ovata, apiculata; flore in genere inter mediocres, tenui, glabro, pallidiflavo; sepalis anguste oblongis, 64 obtusiusculis, 3-nerviis, 8 mm longis, lateralibus obliquis; petalis oblique et anguste oblongis, obtusiusculis, quam sepala paululo brevioribus et angustioribus, basin versus paulo angustatis; labello supra basin trilobo, explanato 4 mm longo, inter apices loborum lateralium 2,25 mm lato, lobis lateralibus parvulis, intermedio anguste ovali vel ovali-oblongo, antice praemorso, carinis 2 e lobis lateralibus usque infra medium labelli de¬ currentibus; columna levissime curvata., teretiuscula, 2 mm alta, pede adscendente brevi; ovario cum pedicello cylindraceo, glabro, c. 5 mm longo. Rio Grande do Sui: An Pelsblocken und auf Baumen in sonniger Lage, Belem novo, Municipio Porto Alegre, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 78, bliihend im Mai 1922. Biiiten blaBgelb. Durch ihren kraftigen Wuchs, die viel dickeren, offenbar etwas fleisehigen Stammchen und grofiern Blatter und Biiiten ist diese Art von der vorigen, mit der sie verwandt ist, leicht zu unterscheiden. Eine be- sondere Eigentiimlichkeit der Spezies besteht darin, daB die allmahlieh sich zersetzenden Scheiden lange noch ais Faserbiischel an den Stammchen stehenbleiben. 3. Octomeria Juergensii Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, gracilis, 14—20 cm alta; rhizomate valde ab¬ breviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus erectis, graci¬ libus, 6,5—10 cm longis, teretibus, vaginis 5—6 mox destruetis, primum magna pro parte obtectis, 2—2,8 mm diametientibus; folio erecto, anguste ligulato, acutiusculo, 7—9 cm longo, medio fere 9—12 mm lato, basi sub- petiolato-angustato; inflorescentiis more generis abbreviatis, unifloris, fasciculatis, pedunculo subnullo vaginulis 2 obtecto; bractea ovata, am- plectente, subacuta, ovario pedicellato multo breviore; flore in genere inter minores, glabro, pallidiflavo. tenui; sepalis lanceolatis, obtusiusculis, 3- nerviis, 6 mm longis, lateralibus obliquis; petalis oblique lanceolatis, ob¬ tusiusculis, quam sepala paululo brevioribus; labello supra basin trilobo, explanato c. 3,75 mm longo, inter apices loborum lateralium vix 2 mm lato, lobis lateralibus oblique quadrato-rotundatis, parvulis, intermedio oblongo-ovato, obtuso, margine irregulari, 2,75 mm longo, basi 1,28 mm lato, carinis 2 e basi loborum lateralium usque in medium fere decur¬ rentibus ornato; columna subrecta, subtereti, glabra, vix 2 mm excedente, pede brevi; ovario cum pedicello cylindraceo, glabro, c. 4 mm longo. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Eazenda Boa Esperan^a, Municipio Rio Pardo, 70 m. ii. M. — C. Jiirgens Nr. 21, bliihend im April 1921. Biiiten gelb. Bei oberflachlicher Betrachtung konnte man die Pflanze fur eine ° Varietat der O. gracilicaulis Schltr. halten. doch fallt sie schon dadurch auf, daB ihre Stammchen kiirzer und nicht so schlank sind, ferner daB die Sepalen und Petalen schmaler sind, die Lippe vorn nur stumpf, nicht gestutzt und die Saule kiirzer und dicker ist. Durch das Auftreten von Arten, wie die vorliegende sie darstellen, wird die systematische Ein- teilung der Gattung immer mehr erschwert. 65 4. Octomeria pinieola Rodr., Orch. Nov. (1881) pr. 101. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe— Gaudichaud Nr. 335 (ex Cogn.). Ich habe keine Exemplare aus dem Gebiete gesehen, die mit dieser Art libereinstimmen. Da Gaudichaud nur die Kiistengebiete des Staates kennengelernt hat, ist wohl anzunehmen, daB die Spezies inzwischen wieder gesammelt worden ist, und ich glaube daher nicht fehlzugehen, wenn ich vermute, daB die Gaudichaudsche Pflanze mit einer der oben beschriebenen Arten identisch ist. 5. Octomeria pusilla Ldl., in Hook. Comp. Bot. Mag. II (1836) p. 354. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre :— Czermak & Reineck Nr. 372 (ex Cogn.). Auch von dieser Art habe ich kein Material aus Rio Grande do Sui gesehen. Nach brieflichen Angaben des Herrn Reineck ist seine Samm- lung vollstandig aufgeteilt worden, so daB nirgendwo eine wirkliche Originalsammlung der beiden Sammler vorhanden ist. Ob die Bestimmung richtig ist, ist aus den oben gegebenen Griinden nicht festzustelien. Die Spezies ist sonst nur aus Sta. Catharina bekannt, wo sie zum ersten Male von Tweedie gesammelt wurde. 6 . Octomeria riograndensis Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, pusilla, 5,5—7 cm alta; rhizomate valde abbreviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus erectis, gracilibus, 2,5—4 cm longis, gracilibus, vaginis c. 4 arctissime am plectentibus primum magna pro parte obtectis, 2,3—4,5 cm longis, rigidulis, vix 0,7 mm diametientibus; folio erecto, subulato, acuto, 3—5,5 cm longo, 0,75—1 mm diametiente; inflorescentiis paucis fasciculatis, more generis valde abbreviatis, uni- floris; pedunculo perbrevi, basi 2-vaginulato; bractea ovata, apiculata, ovario pedicellato multoties breviore; flore in genere vix inter mediocres, glabro, tenui, albido; sepalis lanceolato-oblongis, subacuminatis, 3-nerviis, 5,5 mm longis, lateralibus obliquis; petalis oblique lanceolato-oblongis, acuminatis, 3-nerviis, quam sepala subaequilongis; labello supra basin trilobo, explanato 3,5 mm longo, inter apices loborum lateralium et in medio lobi antici 2,25 mm lato, lobis lateralibus oblique ovato-rotundatis, obtusis, intermedio suborbiculari, apice manifeste exciso basi angustato, earinis 2 brevibus e basi loborum lateralium usque in medium labelli decurrentibus; columna teretiuscula, c. 1,5 mm longa, pede adscendente, fere duplo breviore; ovario pedicellato gracilius cylindraceo, glabro, c. 3 mm longo. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Fazenda Boa Esperamja, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 14, bliihend im Marz 1921. Bliiten weiB. Auf Grund ihrer zugespitzten Sepalen und Petalen diirfte diese Art neben O. Wawrae Rchb. f. unterzubringen sein. Sie ist von ihr aber gut unterschieden durch niedrigeren Wuchs, kleineren Bliiten und das sehr verschieden gestaltete Labellum, das mehr an das der O. rodeiensis Rodr. F. Fedde, Rep. speo. nov. — Beiheft XXXV. 5 66 erinnert, aber groBere Seitenlappen besitzt.. Die ganze Pflanze ist auch bedeutend niedriger und zierlicher ais O. rodeiensis Rodr. 7. Octomeria sancti angeli Kranzl., in Kgl. Svensk Vet. Aead. Handl. 46 Nr. 10 (1911) p. 52 t. 9. Rio Grande do Sui: Auf Baumen bei der friiheren Kolonie Santo Angelo und der Kolonie Silveira Martino — Lindman N. A. 1001 au.b. Auch diese Art gehort zu den „Teretifoliae u . Anfangs glaubte ich eine der beiden anderen hier beschriebenen Arten dieser Gruppe mit ihr identifizieren zu konnen, leider aber ohne Erfolg. Bei beiden ist das Labellum so grundverschieden, daB eine Identitat ausgeschlossen ist. Durch das fast viereckige Labellum, an dem die Ausbildung von Seiten¬ lappen fast ganz unterdriickt ist, ist die Spezies gut gekennzeichnet. 8 . Octomeria unguiculata Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, gracilis, 22 cm alta; rhizomate valde abbreviato ; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus gracilibus, rigidulis, teretibus, vaginis.c. 5 arcte et alte amplectentibus primum omnino ob¬ tectis, c. 14 cm longis, vix 2 mm diametientibus; folio erecto, subulato acuto, in specimine nostro 8 cm longo, 2,5 mm medio diametiente; in- florescentiis more generis valde abbreviatis, unifioris, paucis, pedunculo perbrevi, basi bivaginulato; bractea ovata, ovario pedicellato multoti.es breviore; flore in genere inter mediocres, glabro, ut videtur pallidiflavo; sepalis angustius oblongis, obtusiusculis, 7,5 mm longis, 5-nerviis, latera¬ libus obliquis; petalis oblique obovato-ellipticis, obtusiusculis, 3-nerviis, quam sepala paulo tantum brevioribus, basin versus sensim paulo an¬ gustatis; labello manifeste unguiculato, late panduriformi, explanato ungue incluso 4,5 mm longo, lamina basi subcordata, lobis lateralibus oblique semirhombeis, obtusatis, intermedio antico, suborbiculari, antice breviter exciso, lamina tota 3 mm longa supra basi 3 mm lato, lobo antico 1,75 mm longo et lato, carinis 2 e basi loborum lateralium usque infra medium labelli decurrentibus; columna teretiuscula, c. 2,5 mm alta, pede brevi; ovario cum pedicello gracilius cylindraceo, glabro, c. 4 mm longo. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (Nr. XXIX in Collectione Aquino), bliihend im Pebruar 1922. Diese Spezies, von der ich leider nur einen bliihenden Trieb besitze, der grade ausreichte, um die Beschreibung anfertigen zu konnen, ist durch einige Merkmale vor allen iibrigen der „ Teretifohae u ausgezeichnet, durch die sie leicht erkannt werden kann. Die Sepalen sind gegeniiber den anderen fiinfnervig, und zwar laufen die Nerven an den Spitzen nicht wie sonst tiblich zusammen, sondern sie bleiben frei; die Lippe ist aus¬ gezeichnet durch einen fur die Gattung auffallend langen Nagel und von einer sehr charakteristischen Form. Hoffentlich wird es moglich sein, bald mehr Material dieser inter- essanten Art zu erhalten, die iibrigens auch durch ihre langen Stammchen auffallt. 67 9. Octomeria umbonulata Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, satis gracilis, 13—17 em alta; rhizomate valde abbreviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus gracilibus, teretibus, vaginis vulgo 5 alte et arcte amplectentibus, mucronulatis, magna pro parte primum obtectis, 6—10 cm longis, medio fere usque ad 2 mm diametientibus; foliis sessilibus, ligulatis, obtusiusculis, basin versus paulo angustatis, coriaceis, 6,5—8 cm longis, medio fere 8—13 mm latis; inflorescentiis 3—5-nis fasciculatis, more generis valde ab¬ breviatis, unifloris, pedunculo perbrevi, basi 2-vaginulato; bractea ovata apiculata, ovario multo breviore; flore in genere inter mediocres, tenui, glabro; sepalis lanceolatis vel oblongo-lanceolatis, obtusiusculis, 3-nerviis, 7 mm longis, lateralibus obliquis; petalis oblique oblongo-ligu- latis, obtusiusculis, 3-nerviis (cum nervis apice haud confluentibus), quam sepala subaequilongis; labello circuitu ovali, explanato 4 mm longo, inter apices loborum lateralium et medio 2,5 mm lato, supra basin trilobo, lobis lateralibus brevibus, semiellipticis, obtusatis, intermedio orato, apice breviter praemorso, carinis 2 brevibus tamen satis altis e basi loborum lateralium usque infra medium labelli decurrentibus ornato, supra basin in nervo medio callo vel umbone parvulo aucto; columna teretiuseula, c. 2 mm longa, pede adscendente, vix 1 mm longo; ovario cum pedicello brevi gracilius cylindraceo, glabro, c. 4 mm longo. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Belem Novo, Municipio Porto Alegre, 100 m ii. M. — C. Jurgens Nr. 21 a, bliihend im Mai 1922. Bliitenfarbe blafigelb. Auch diese Art gehort zur Verwandtschaft der O. fini cola Rodr. und ahnelt etwas der O. gracilicaulis Schltr. Sie ist aber kiirzer im Wuchs und unterscbeidet sich durch groBere Bliiten mit schmaleren Sepalen und Petalen und breiterer Lippe mit kleineren, anders geformten Seiten- lappen. Vor allen Dingen aber besitzt sie in der Lippe ein vorziigliches Merkmal, das icb bisber bei keiner anderen Art der Gattung beobachtet habe. Oberhalb der Lippenbasis zwisehen den beiden Seitenlappen tragt der Mittelnerv einen deutlichen fleischigen kleinen Hocker oder eine Schwiele, die offenbar auch etwas dunkler gefarbt ist ais der ilbrige Teii der Lippe und deshalb um so mehr auffallt. 27. Isochilas R. Br. Wie es scheint, ist die Gattung Isochilus docb reicher ausgestaltet, ais man friiher annahm, und die Arten, besonders I. linearis R. Br., haben danach keineswegs die weite Yerbreitung, die man ihnen zugeschrieben hat,. Charakteristisch ist z. B., dafi I. latibracteatus A. Rich. u. Gal. meist mit I. linearis R. Br. identifiziert wurde, wie auch eine andere zentral- amerikanische Art, die icb ais /. Langlassei Schltr. beschrieben habe, o Siid-Amerika ist offenbar arm an Arten. Wir kennen hier die ostliche Art, namlich I. brasiliensis Schltr., und die westliche, /. peruvianus Schltr. 4 Moglich, sogar wahrscheinlich ist, dafi der westindische I. linearis R. Br, 5* 68 auch in Venezuela und vielleicht in Guyana auftritt. Die breite Senke, die durch das Bett des Amazonas geschaffen wird, scheint auch hier wie in vielen anderen Fallen in der Verbreitung von Pflanzen und Tieren eine Grenze zu bilden. 1. Isochilus brasiliensis Schltr., Orchfl. Peru (1921) p. 80. Rio Grande do Sui: Bpiphytisch, Pazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 33, bliihend im August 1921. Bliiten rosa. Haufig bei San Leopoldo — Dr. J. Dutra (ex litt.). Die Art ist habituell dem westindischen /. linearis R. Br. ziemlich ahnlich, meist aber hoher im Wuchs, mit aufrechten 2—4-bliitigen In- floreszenzen, durchschnittlich etwas kleineren Bliiten, in der Mitte etwas breiteren Petalen und deutlichen Unterschieden in der Lippe. Wahrend diese bei dem typischen I. linearis R. Br. im vorderen Drittel etwas ver- breitert, in der Mitte eingeschniirt ist und einen glatten Nagel hat, ist sie bei I. brasiliensis Schltr. unterhalb der Mitte etwas breiter und hat einen mit einem kleinen rundlichen Warzenpolster versehenen Nagel. 28. Amblostoma Scheidw. Von der kleinen Gattung Amblostoma , die bis jetzt nur 4 Arten auf- zuweisen hat, kennen wir nur eine aus Brasilien, von den iibrigen sind zwei in Peru, die vierte in Bolivien beheimatet. Die Gattung selbst ist besonders in den drei andinen Arten sehr nahe mit Epidendrum verwandt, so daB ich meine Bedenken habe, ob sie wirklich von ietzterem generisch zu trennen sind. A. tridactylum (Ldl.) Rchb. f. dagegen unterscheidet sich durch die becherformige Anwachsungsstelle der Lippe an die Saule und durch die Anthere resp. die Pollinien, die hier nicht so stark zusammen- gedriickt sind, wie bei den typischen Epidendrum- Arten, und in der Anthere paarweise iibereinander liegen. 1. Amblostoma tridactylum (Ldl.) Rchb. f., in Walp. Ann. VI (1861) p. 485. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (ohne Nummer), im Pebruar 1922. Im Distrikt Gravatahy — Dr. J. Dutra (hi litt.). Soweit bis jetzt festgestellt ist, scheint die Pflanze vom Staate Rio de Janeiro, wo sie z. B. an den unteren Hangen des Orgelgebirges auf¬ tritt, siidlich bis Rio Grande do Sui vorzugehen. Hier ist sie erst durch die vorliegenden Exemplare nachgewiesen worden. Im ostlichen Minas Geraes, Sao Paulo, Parana und Sta. Catharina war sie bereits friiher be- kannt. Die Exemplare aus Rio Grande do Sui zeiehnen sich durchschnitt¬ lich durch den gedrungeneren Wuchs aus. 29. Lanium Ldl. Wir kennen bis jetzt von der kleinen Gattung Lanium aus Brasilien 4 Arten, die verstreut von Nord-Brasilien bis zum siidlichsten Staate auf- ireten. Die weiteste Verbreitung von ihnen hat ohne Zweifel die siid- 69 lichste Spezies, L. avicula Ldl., die nach Norden bis Rio de Janeiro nach- gewiesen ist. Die Vertreter des Genus sind durchweg kleine, niedrige, kurz- kriechende Gewachse mit ziemlich unscheinbaren, kleinen, aufien weiBlich beliaarten Bliiten, die denen kleiner Epidendra stark gleichen, aber dadurch unterschieden sind, dafi die 4 Poliinien nicht so stark zusammengedriickt sind und paarweise iibereinander liegen. Von vielen Autoren wird die Gattung mit Epidendrum vereinigt. AuBer den 4 brasilianischen sind noch 2 andine Spezies bekannt, so dafi das Genus also im ganzen 6 Arten enthalt. 1. Lanium avicula Ldl, ex Benth. in Hook Ic. Pl. (1881) t. 1335. Epidendrum avicula Ldl., in Hook. Journ. Bot. III (1841) p. 85. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (Nr. XXVII col¬ lectionis P. Aquino), bliiliend im Pebruar 1922. Erst durch das vorliegende Exemplar ist der Nachweis erbracht worden, daS die Gattung nach Siiden hin bis Rio Grande do Sui vordringt. Die vorliegenden Exemplare stimmen im groBen und ganzen mit den aus Santa Catharina, Parana, Sao Paulo, Minas Geraes und Rio de Janeiro stammenden iiberein, sind aber niedriger im Wuchs und haben unverzweigte Infloreszenzen, wahrend die aus den iibrigen Gebieten stammenden meist eine wenn auch geringe Verzweigung aufweisen. Be- sonders kraftige Exemplare sah ich aus Parana. In den Bliiten konnte ich sonst keine Unterschiede entdecken, die eine Abtrennung der Pflanze von Rio Grande do Sui gereehtfertigt hatten. 30. Epidendrum L. N aciis t Pleurothallis ist nach Angaben von Cogniaux Epidendrum in Brasilien die groBte Gattung der Orchideen. Sie enthalt in seiner Bearbeitung fur die „Flora Brasiliensis" 129 Arten, von denen aber 19 ais auBer- brasilianisch und 30 ais zur wiederhergestellten Gattung Encyclia gehorend abgerechnet werden miissen. Dadurch sinkt die Artenzahl auf 80 hinab, zu der allerdings etwa 15 inzwischen beschriebene Spezies hinzuzufiigen waren, so dafi wir fiir Brasilien nun etwa 95 bekannte Arten des Geschlechts a-nnehmen konnen. Damit tritt Epidendrum nun in der Zusammensetzung der Orchideenflora bedeutend gegen Habenaria und Oncidium zuriick, denn beide Gattungen haben mehr ais 110 Arten auf- zuweisen. Rio Grande do Sui ist verhaltnismafiig arm an Arten der Genus, denn nach meinen Zusammenstellungen konnte ich bis jetzt nur 7 von dort angegebene Arten festlegen, zu denen noch 2 unbeschriebene kommen, so dafi die Zahl hier auf 9 steigt. Damit behalt Epidendrum allerdings den dritten Platz in der Zusammensetzung der Orchideenflora von Rio Grande do Sui, da merkwiirdigerweise die Gattung Habenaria in den bisher vorliegenden Sammlungen, trotz der gegenteiligen friiheren Annahme unsererseits, mit auffallend wenigen Arten vertreten ist, Oncidium 70 aber schon uber 10 Arten aufweist. Das Verhaltnis zwischen Pleurothallis und Epidendrum bleibt also in bezug auf ihre Artenzahl etwa das gleiche, wie es sich fiir ganz Brasilien herausgestellt hat. 1. Epidendrum Burgeri Schltr, n. sp. Epiphyticum, erectum vel decurvum, 15—20 cm longum, rhizomate perbrevi, adscendente; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caulibus simplicibus, teretibus, basi vaginatis, caeterum laxe 3—4-foliatis, vaginis foliorum arcte amplectentibus omnino obtectis, 6—7 cm longis, c. 3 mm diametientibus; foliis erecto-patentibus, oblongo-ligulatis, subacutis, basin versus sensim paulo angustatis, 5—7 cm longis, medio vel supra medium 9—12 mm latis; inflorescentia terminali, arcuato-decurvula, laxe 2—4-flora, folia superiora vix aequante, pedunculo paucivaginulato 2,5—3 cm longo; bracteis ovato-deltoideis, acutis, ovario multoties brevioribus; floribus in genere inter mediocres, viridibus, glabris; sepalis angustius oblongis, acutiusculis, basin versus sensim paulo angustatis, 5-nerviis, c. 1,3 cm longis; lateralibus obliquis, subfalcatis; petalis oblique linearibus, subacutis, supra medium paululo dilatatis, 3-nerviis, quam sepala fere aequilongis; labelli ungue lineari, columnae marginibus omnino aduato, c. 8 mm longo, lamina reniformi, basi subcordata, antice rotundata, obscure subtrilobata, apice ipso brevissime excisa vel retusa,, margine irregulari, 8 mm longa, medio fere 15 mm lata, basi callis 2 brevibus oblongis, obtusis ornata; columna apicem versus paulo dilatata, subrecta, clinandrio trilobato, lobis lateralibus obtuse semirhombeis, 8 mm longa; ovario pedicellato cylindraceo- subfusiformi, glabro, c. 2 cm longo. Rio Grande do Sui: Torres — L. Burger (Nr. XV; Nr. XVII in collectione Aquino), bliihend irn Januar 1922. Die neue Spezies diirfte wohl mit E Henschenii Rodr. am nachsten verwandt sein. Sie unterscheidet sich aber von ihr durch den niedrigeren Wuchs, die wenigblattrigen, schlankeren Stammchen, die langere, dennoch nur 2—4-bliitige Infloreszenz, grofiere, grtine Bliiten und die Form der Lippe, bei der der Mittellappen iiberhaupt kaum deutlich abgesetzt und nur ais leiehter Einschnitt beiderseits kenntlich ist. Durch ihre lang- gestielten, schmal spindelformigen Ovarien ist die Spezies auch sonst in dieser Verwandtschaft leicht kenntlich. 2. Epidendrum faustum Rchb. f., ex. Cogn. in Flor. Bras. III, V (1898) p. 80. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — Sello Nr. 4053. Cima da Serra — Aquino Nr. 11, bliihend im September 1921. Seit Sello sie etwa im Jahre 1826 entdeckte, ist die Spezies nie wieder gefunden worden. Es ist deshalb besonders wichtig, daB wir nun auch ihren naheren Fundort kennen. Die Art ist am nachsten verwandt mit E. Allemanii Rodr., aber niedriger und gut unterschieden durch die schmaleren Pseudobulben, schmalere Blatter, die lockere, wenigbliitige Infloreszenz und die Form der Bliitenteile. 71 3. Epidendrum fragrans Sw., Prodr. (1788) p. 123. Rio Grande do Sui: Im Distrikt Taquore haufig — Dr. J. Dutra (in litt.). Ich habe kein Material der Spezies aus dem Gebiete gesehen. Sie ist aber durch ihre einblattrigen Pseudobulben und die kurze Infloreszenz so charakteristisch, daB ich an der Richtigkeit der Bestimmung durch Dr. Dutra nicht zweifle. 4. Epidendrum Mosenii Rchb. f., in Gardn. Chron. (1880) II p. 390. Epidendrum planiceps Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handi. XLVI Nr. 10 (1911) p. 61 t. 41. Rio Grande do Sui: Porto Alegre — J. Czermak und Reineck Nr. 376. Morro da Policia, Porto Alegre —■ Malme s. n. An Felsen und Baumen in freier Sonne, Belem Novo (Hindenburghohe), Municipio Porto Alegre, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 62, bliihend im Januar 1922. Bliiten beim Erbliihen gelb, spater sich dunkelrot farbend. Von dieser lange verschollen gewesenen Art habe ich in der letzten Zeit wiederholt Material erhalten. Sie ist gut gekennzeichnet durch ihre am Rande ungleich gezahnelten Petalen und die Form der Lippe mit zwei basalen Schwielen und einer Mittelleiste auf der Platte. E. planiceps Kranzl. stimmt in jeder Weise mit E. Mosenii Rchb. f. iiberein. Die von Cogniaux ais E. elongalum Jacq. bestimmte, von Czermak und Reineck gesammelte Pflanze gehort ebenfalls hierher und nicht zu der Jacquinschen Art. 5. Epidendrum Noackii Cogn., in Flor. Bras. III, VI (1906) p. 569. Rio Grande do Sui: Epiphyt auf Baumen und Felsblocken, Fa- zenda Boa Esperanga, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 30, bliihend im Juni 1921. Bliiten griinlich mit weifier Lippe. Wie ich bis jetzt feststellen konnte, ist die Spezies von Sao Paulo uber Parana und Sta. Catharina bis nach Rio Grande do Sui verbreitet. Der Grund, dafi sie nicht schon friiher beschrieben wurde, liegt wohl darin, daB sie mit E. floribundum H. B. und Kth. verwechselt worden ist, mit dem sie nahe verwandt ist. Sie ist eine sehr kraftige Pflanze mit bis iiber 1 m hohen Stammchen, die an der Spitze die oft reich ver- zweigte, vielbliitige, leicht iiberhangende Bliitenrispe tragen. 6. Epidendrum pseudodifforme Hohne und Schltr., ined. Rio Grande do Sui: Torres —- L. Burger (Nr. XVIII collectionis Aquino), bliihend im Januar 1922. Bliiten griin. Die vorliegenden Exemplare unterscheiden sich von der westindischen Art durch die bedeutend kleineren Bliiten, die eine ziemlich derbe Kon- sistenz der Sepalen aufweisen. Ich habe auch jetzt noch meine Bedenken, ob nicht alles siidbrasilianische Material zu dieser Spezies gehort, die durch das Labellum von dem echten E. difforme Jacq. artlich durchau. gut getrennt ist. Die Bliitenfarbung wird ais griin angegeben. Die Spezies wird demnachst an anderer Stelle veroffentlicht werden. Das Original stammt aus Sao Paulo. 72 7. Epidendrum pium Rchb. f. und Warm, Ot. Bot. Hamb. II (1881) p. 92. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre — J. Czermak und Reineck Nr. 167 (ex Cogn.). Eine verhaltnismaBig seltene Art, die friiher nur aus Minas Geraes und Sao Paulo bekannt war. Sie gehort in die Verwandtscliaft von E. strobiliforum Rchb. f. und E. Rodriguezii Cogn. und hat wie diese un- scheinbare, kleine, griinliche Bliiten. Von beiden Spezies ist sie leicht zu unterscheiden durch die nickenden Bliitentrauben. 8. Epidendrum rigidum Jacq., Enum. Pl. Carib. (1760) p. 29. Rio Grande do Sui: Torres — L. Burger (Nr. XVIII; Nr. XXXII collectionis Aquino). Eine in ihrer heutigen Umgrenzung weitverbreitete, unscheinbare Art. Die von mir ausgefiihrten Untersuchungen scheinen aber darauf hinzu- deuten, daB die siidbrasilianische Pflanze von dem westindischen Typus verschieden ist. Diese Unterschiede finden sich hauptsachlich in der Form und im Bau der Lippenplatte. Weitere Untersuchungen miissen angestellt werden, um die Prage zu klaren, ob hier zwei verschiedene Arten oder nur Varietaten vorliegen. 9. Epidendrum variegatum Hook., in Bot. Mag. (1832) t. 3151. Rio Grande do Sui: Porto Alegre — J. Czermak und Reineck Nr. 167. E. varigatum Hook. ist eine tiber das tropische Amerika weitverbreitete Art, deren seharfere Umgrenzung aber noch aussteht. Sowohl in der Form der Pseudobulben und deren H5he ais auch in der Form und Breite der Blatter ist sie recht variabel. In den Bliiten finden sich bei Exemplaren aus verschiedenen Gegenden Unterschiede, die darauf schlieBen lassen, daB es sich hier vielleicht doch nicht nur um eine Art handelt, sondern um eine Gruppe nahe miteinander verwandter, aber schwer zu unter- scheidender Typen. 31. Cattleya Ldl. Die Gattung Cattleya hat in Brasilien wohl diejenigen Formen hervor- gebracht, die am beliebtesten und popularsten geworden sind. Cogniaux hat fur die „Flora Brasiliensis" im ganzen 34 Arten angenommen, die sich auf 6 Gruppen verteilen. In Rio Grande do Sui sind von diesen Gruppen nur 2 vertreten, namlich die „Guttatae“ und die intermediae^, die beide iiberhaupt in Stidbrasilien ihr hauptsachlichstes Entwicklungs- zentrum zu haben scheinen. Die Unterscheidung der Arten ist im ge- trockneten (Herbar-)Zustande keineswegs immer leicht. Unter diesen Umstanden ist es auch wohl erklarlich, dafi sich die Orchideologen uber den Wert einzelner Spezies durchaus nicht einig sind. Ganz besonders gilt dieses fur die mehr im Norden von Siidamerika auftretenden Typen der Labiatae- Gruppe. Aber auch die „Guttatae“ und die „ Intermediae “ bieten in ihrer Unterscheidung keine geringen Schwierigkeiten. Erschwert werden die Bestimmungen auch noch dadurch, daB einige Arten stark 73 zur Kreuzung mit mehr oder minder nahen Verwandten neigen, so da& zuweilen samenbestandige Pormen entstehen, durch die auch die Grenzen der Gruppen verwischt werden konnen. 1. Cattleya amethystoglossa Lind. Rchb. f., ex Lind. Cat. Pl. Exot. (1857) p. 26. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — F. Aquino. Bei Porto Alegre — U. Kley Nr. 14, im Jahre 1921. Epiphyt, Belem Novo, Municipio Porto Alegre, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 87, bliihend im Oktober 1922. Bliiten erst fast weiB, spater amethyst-blaulich, La¬ bellum mit dunklerem Mittellappen. Die Art ist zuerst von Bahia bekannt geworden, dann auch in Minas Geraes und Sao Paulo gefunden. Die Sellowschen Exemplare stammen vielleicht ebenfalls von Rio Grande do Sui. In ihrer Tracht erinnern kleinere Exemplare an C. Loddigesii Ldl., kraftigere mehr an C. intermedia Ldl., doch ist sie durch die Bliitenfarbung und die Form der Lippe von beiden recht gut unterschieden. 2. Cattleya guttata Ldl., in Bot. Reg. (1831) t. 1406. Rio Grande do Sui: In der Umgebung von Porto Alegre — U. Kley Nr. 17, im Jahre 1917. F. Aquino Nr. XXI, im Februar 1922. Epi- phytisch, Belem Novo, Municipio Porto Alegre, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 63, bliihend im Januar 1923. Sepalen und Petalen hellrosa mit dunkel- braunen Punkten, Labellum dunkelrosa mit fast weifiem Grunde und Seitenlappen. Die von Herrn U. Kley gesammelte Varietat ist offenbar eine Albino- form mit griinlich-gelben Sepalen und Petalen und fast weifier Lippe. Yon Herrn F. Aquino erhielt ich eine monstrose Bliite. Die Spezies ist mit C. Leopoldi Versch. nahe verwandt und durch die kiirzere wenigerbliitige Infloreszenz unterschieden. Sie ist in Siid- Brasilien ziemlich verbreitet. 3. Cattleya intermedia Grah., ex Bot. Mag. (1828) t. 2851. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre — U. Kley Nr. 2, im Jahre 1918; Nr. 3, im Jahre 1920. Bei San Leopoldo — Dr. J. Dutra (in litt.). Die Spezies ist in der Gestaltung der Lippe sehr variabel, so dafl es leicht verstandlich ist, daB sie wiederholt in ihren verschiedenen Formen ais eigene Art beschrieben wurde. Im Wuchs erinnert sie an C. Loddigesii Ldl., doch ist die Lippe immerhin zu verschieden, um sie mit ihr vereinigen zu konnen, auBerdem weicht sie auch in der Bliiten- farbung stark ab. Von Rio de Janeiro ab ist die Spezies durch alie siidlicheren Staaten bis nach Rio Grande do Sui verbreitet. var. Aquinii (Rodr.) Rolfe in Gardn. Chron. (1900) I p. 83. Cattleya Aquinii Rodr., Pl. Nov. Jard. Bot. Rio I (1891) p. 23 t. 4. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre — F. Aquino, bliihend im September 1921 (in herb. Sehltr.); U. Kley Nr. 1, im Jahre 1922. 74 Die Art neigt dazu, die Petalen durch Verbreiterung und intensiv violett-rote Farbung der Petalen diese der Lippe ahnlicher zu gestalten. Bei der Varietat Aquinii (Rodr.) Rolfe tritt diese Eigentiimlichkeit be- sonders ausgepragt auf. 32. Laelia Ldl. Wie ich schon bei friiherer Gelegenheit i) festgestellt habe, ist die Gattung Laelia , so wie sie heute aufgefafit wird, in eine Reihe von sehr charakteristischen und pflanzengeographisch fest umgrenzten Sektionen zu trennen. Fur Brasilien kommen nur die folgenden in Betracht: Catt- leyodes, Hadrolaelia, Microlaelia und Cyrtolaelia. Von diesen besitzt Rio Grande do Sui nur eine echte Art, sowie eine andere Pflanze, die nach R o 1 i' e s Untersuchungen eine Kreuzung zwischen Laelia und Cattleya darstellen soli, namlich L. elegans Ldl. Es wird jetzt allgemein angenommen, da 11 diese Pflanze eine Hybride zwischen Laelia purpurata Ldi. und Cattleya gzittata Ldl. ist. Laelia ptirpuraia Ldl. ist bis jetzt aber recht selten in Rio Grande do Sui nachgewiesen worden. Wir miissen also annehmen, daB es sich hier, falis eine Hybride wirklich vorliegt, um eine solche handelt, die schon ihre selbstandige Verbreitung gefunden hat und somit ais eigene durch Hybridisation entstandene Spezies zu betrachten. DaB diese L. elegans Ldl. wirklich samenbestandig ist und vollwertige Fruchtkapseln hervorbringt, ist schon dadurch bewiesen, dafi sie stellenweise so haufig ist, daB sie in groBen Mengen nach Europa importiert werden konnte. 1. Laelia elegans Rchb. f., in Allgem. Gartztg. (1852) p. 242. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe—F. Aquino. Epiphyt, Fazenda Soledade. Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 1, bliihend im Januar 1921. Bliiten weifi mit lila Labellum. Im Distrikt Torres, haufig —• Dr. J. Dutra. Nach ihren Merkmalen miifite die Pflanze zur Sektion Cattleyodes gerechnet werden. Sie unterscheidet sich aber von allen iibrigen Cattleyodes-Avten dadurch, daB von den 8 Pollinien die 4 unteren stark reduziert sind, wie es bei Kreuzungen zwischen Laelia und Cattleya der Fall zu sein pflegt. In ihren Bliiten gehort die Pflanze zu den schonsten in der Gattung Laelia. 2. Laelia purpurata Ldl., in Paxt. Flow. Gard. III (1853) t. 96. Rio Grande do Sui: Im Distrikt Torres, haufig7— Dr. J. Dutra. Durch ihren hoheren Wuchs, die Form der langeren Pseudobulben, die rosenroten Bliiten mit schon dunkelrot getuschter Lippe ist diese Spezies gut zu erkennen. Sie gehort zu den schonsten in der Gattung und ist deshalb vielfach in Europa zur Anzucht neuer Hybriden verwendet worden, die sich meist durch Reichbliitigkeit auszeichnen. l ) In „Orchis“ 1917 p. 88 — 96. 75 33. Brassocattleya Rolfe. Die hierher zu rechnenden Pflanzen stellen Gewachse dar, die durch Kreuzung zwischen Brassavola und Cattleya entstanden sind. Gerade in den Siidstaaten von Brasilien tritt besonders eine Pflanze auf, die zuerst unter dem Namem Cattleya Lindleyana Rcbb. f. bekannt, spater ais eine Hybride zwischen Brassavola tuberculata Hook. und Cattleya ititermedia Grah. gedeutet wurde. Mir liegt wieder eine Bliite dieser Pflanze aus Rio Grande do Sui yor. Da Brassavola tuberculata Hook. in Rio Grande do Sui nicht vorkommt, sondern nur B. Perrinii Ldl., so ist hier anzunehmen, daB die vorliegende Bliite einer Kreuzung zwischen der letzteren und Cattleya intermedia Grah. entstammt. 1. Brassocattleya Lindleyana (Rchb. f.) Rolfe, in Gardn. Chron. (1889) I p. 437. Rio Grande do Sui: Torres — U. Kley Nr. 5, im Jahre 1920. Ebendort, selten — Dr. J. Dutra. Es liegt leider nur eine Bliite vor, ohne Pseudobulben und Blatter. Die Bliite ist etwas grofier ais die gewohnliche Form, besitzt aber sowohl in der Form der einzelnen Teile ais auch in der Farbung alie Merkmale der Lc. Lindleyana (Rchb. f.) Rolfe. Es ware sehr wiinschenswert, daB von der Pflanze moglichst reiches und vollstandiges Material eingeschickt wird. 34. Brassavola R. Br. Yon den etwa 15 bisher bekannt gewordenen Arten der Gattung Brassavola treten 9 in Brasilien auf, darunter nicht weniger ais 7, die fur das Gebiet endemisch sind, also auBerhalb der Grenzen der Republik nicht vorkommen. Das Verbreitungsgebiet der Gattung erstreckt sicli von Siid-Mexiko und Westindien Uber das tropische Siid-Amerika bis nach Rio Grande do Sui und Paraguay. Im andinen Westen des Kontinentes sind die Arten nur an dem niedrigen Kiistenstreifen gefunden worden. Nach Rolfe soli Brassavola nodosa Hook. bis Guayaquil und sogar bis Peru hinuntergehen. Mir selbst haben nur noch. colombianische Exemplare vorgelegen. In Rio Grande do Sui kennen wir nur eine Art des Geschlechts, namlich die auch weiter nordlich und in Paraguay sowie dem. argentinisehen Chaco-Gebiete auftretende B. Perrinii Ldl., die gegeniiber der 4 Jahre friiher beschriebenen B. tuberculata Hook., doch nicht immer leicht zu erkennen ist. Im Habitus stimmen alie Arten des Genus ganz auffallend uberem, 1. Brassavola Perrinii Ldl., in Bot. Reg. (1832) t. 1561. Brassavola chacoensis Kranzl., in Engl. Jahrb. XXXIIIBeibl. 80 (1905)p. 7. Rio Grande do Sui: Cansas, auf alten Waldbaumen. — E. M. Reineck&J. Czermak s. n., bliihend im September 1898. Haufig im Distrikt Gravatahy — Dr. J. Dutra (in litt.). Auf Baumen und Felsen, Fazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens 76 Nr. 84, bllihond im August 1922. Sepalen und Petalen hellgriinlichgelb. Lippe weiB. Wie ich schon oben angab, ist die Spezies auch weiter nach Norden (bis Sta. Catharina) und aufierhalb Brasiliens in Paraguay und dem argen- tinischen Chaco-Gebiete nachgewiesen worden. Sie ist die siidlichste Spezies der Gattung und ausgezeichnet durch schlanken Wuchs, 2—7-blutige kurze Trauben, schlanke pfriemliche Blatter und das ovale kurz zugespitzte Labellum. 35. Neolauchea Kranzl. Die kleine monotypische Gattung Neolauchea wurde im Jahre 1897 vonKranzlin im Bull. Herb. Boiss. v. V. p. 110 aufgestellt. Langere Zeit hindurch blieb die Pflanze nur wenig bekannt, bis sie dann besonders aus Santa Catharina durch den Sammler GroBmann ofter lebend nach Europa eingefiihrt wurde und so bald eine grofiere Verbreitung in den hiesigen Sammlungen fand, denn bei ihrer leichten Kultur und ihrem schnellen Wachstum konnte die Pflanze leicht durch Teilstiicke vermehrt werden. Die Gattung ist ohne Zweifel mit Sophronites und Sophronitella verwandt, aber durch den Habitus und durch den Bau der rosenroten Bliite generisch gut unterschieden. Sehr auffallend ist z. B. der an die Gattung Brachtia erinnernde sackartige Achsensporn. 1. Neolauchea pulchella Kranzl., in Bull. Herb. Boiss. V. (1897) p. 110. Meiracyllium Wettsteinii V orsch, in Oesterr. Bot. Zeitschr. (1905) p. 100. Rio Grande do Sui: Montenegro — H. Renner (Nr. 16 in collectione U. Kley), im Jahre 1917. An Baumstammen kletternd, teilweise mit den mehrfach verzweigten Trieben zottenartig herabhangend, Fazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 80, bliihend im Juni 1922. Pseudobulben dunkelgraugriin mit sattdunkelgriinen Blattera. Bliite einfarbig rosa. Diese reizende kleine Pflanze erhielt ich mehrfach in kultiviertem Material. So wird sie seit Jahren in verschiedenen Sammlungen kultiviert. Wild gesammelte Exemplare kenne ich aus Parana, Sta. Catharina und Rio Grande do Sui. 36. Sophronites Ldl. Die Gattung Sophronites in ihrer heutigen Fassung ist, vom allgemeinen morphologisch-systematischen Standpunkte betrachtet, ein unhaltbares Gemisch, das in seiner jetzigen Umgrenzung unmoglich bestehen kann. Die einzigen Merkmale, welche diese 8 Arten zusammenhalten, sindschlieBlich der gedrungene Wuchs, die rote leuchtende Bliitenfarbung, die mehr oder minder ungeteilte, am Grunde mit der Saule verwachsene Lippe und die 8 Pollinien enthaltende Anthere. Bei genauerer Untersuchung findet man dann, dafi die Bliiten sehr verschiedene Typen erkennen lassen. Ich scheide zunachst Sophronites violacea Ldl. aus, die ich demnachst ais eigene Gattung Sophronitella mit der bisher einzigen Art S. violacea (Ldl.) Schltr. 77 ausfiihrlicher begriinden werde. Diese Gattung steht Neolauchea entschieden naher ais Sophronites und ist von ersterer hauptsachlich getrennt durch die Tracht und vor allen Dingen durch die sehr auffallende Porm der in zwei aufragenden Lappen ausgezogenen Narbenhohlung. Die iibrigen Arten gehoren drei streng zu scheidenden Typen an. Zunachst haben wir den echten Gattungstypus, der die beiden Arten 5. cernua Ldl. und pterocarpa Ldl., beide mit mehrbliitigen Trauben, umfassen wiirde. Diesem stehen scharf gegeniiber die drei groBblumigen Arten 5. coccinea (Ldl.) Rehb. f., S. Rositteriana Rodr. und 5. Wittigiana Rodr., mit stets einbliitigen Infloreszenzen, die ich ais Eunannos bezeichne. Der dritte Typus, der von B. Rodrigeiez vielleicht mit Recht ais eigene Gattung Constantia aufge- steilt worden ist, ist mir bis jetzt nur aus der Originalbeschreibung und den Beschreibungen und der Abbildung in der „Flora Brasiliensis" bekannt. Ob die beiden letzten Artengemeinschaften ais eigene Gattungen oder ais Sektionen zu behandeln sind, ist eine Frage, deren Beantwortung ich noch anf spater verschieben mochte. 1. Sophronites cernua Ldl., in Bot. Reg. (1828) sub. t. 1147. Rio Grande do Sui: An Baumstammen, der Rinde fest angeprefit. Passo de Mangueira, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 10, bliihend im April 1921. Bliiten rot. San Leopoldo, haufig — Dr. J. Dutra (in litt.). Im bliihenden Zustande sind die Unterschiede zwischen der vor- liegenden Art und S. pterocarpa Ldl. nicht sehr groB. Sie liegen haupt¬ sachlich in den schmaleren Formen der Sepalen, Petalen und Lippe bei S. cernua Ldl. und in deren schlankerer neben der Narbe starker verdickter Saule. Cogniaux zieht auch Unterschiede in der Form der Blatter heran, doch scheinen hier Ubergange vorhanden zu sein, die eine scharfere Trennung erschweren. Die vorliegende Spezies ist von Bahia ab siidlich bis nach Rio Grande do Sui verbreitet. 2. Sophronites coccinea (Ldl.) Rchb. f., in Walp. Ann. YI (1861) p. 465. Cattleya coccinea Ldl., in Bot. Reg. (1836) sub t. 1919. Sophronites grandiflora Ldl., Sert. Orch. (1838) t. 5. Rio Grande do Sui: Bom Jesus, ziemlich haufig, — Dr. J. Dutra (in litt.). Vor den anderen Arten des Geschlechts im Gebiete ist die hier zu besprechende durch die bedeutend grofieren, leuchtend orangeroten Bliiten mit im Verhaltnis zur GroBe der Sepalen und Petalen, kleinerem Labellum und das Fehlen eines Achsensporns ausgezeichnet. Die Art hat zwei niihere Verwandte in Minas Geraes, deren spezifische Berechtigung wohl noch weiter zu priifen ist. Infolge ihrer grofien, 4—5 cm im Durchmesser haltenden Bliiten wird die Spezies in den europaischen Sammlungen gern geziichtet. Man hat sogar durch Kreuzung mit Cattleya- und Laelia-kvtQn recht interessante neue Typen mit prachtigen Farben erzielt. 78 3. Sophronites pterocarpa Ldl., in Paxt. Flow. Gard. III (1853) p. 11 fig 239. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre — Isabelle. Ieh selbst habe kein Material dieser Art aus Rio Grande do Sui gesehen, doch gibt Cogniaux in der „Flora Brasiliensis" sie von dort an. Auf die Unterschiede zwischen ihr und. S. cernua Ldl. habe ich schon oben hingewiesen, hinzuzufiigen wiire noch, daB bei S. pterocarpa Ldl. die Bliiten mehr rosenrot-purpurn sein sollen, nicht wenigrot, wie bei S. cernuahdl. Die Spezies ist von Rio de Janeiro ab siidlich bis Rio Grande do Sui und Paraguay verbreitet. 37. Leptotes Ldl. Der groBe englische Systematiker G. Bentham hatte in der Be- arbeitung der Orehideen fur die von ihm in Gemeinschaft mit Hookerfil herausgegebene „Genera et Species Plantarum" die Yereinigung dieser Gattung mit der westindischen Tetramicra beantragt. Er neigte sehr dazu, die Gattungen moglichst zusammenzuziehen. Mit Recht sind spater ver- schiedene Botaniker gegen diese Verschmelzung zweier habituell sowohl wie in ihren Bliitenmerkmalen durchaus verschiedener Gattungen aufgetreten. Wahrend Tetramicra rein westindisch ist, ist Leptotes rein brasilianiseh wahrscheinlich sogar rein sudbrasilianisch, denn das Verbreitungsgebiet der Gattung scheint in dem Staate Rio de Janeiro und Minas Geraes seine Nordgrenze zu finden. Cogniaux zahlt in der „Flora Brasiliensis" 5 Arten des Geschlechts auf, von denen zwei, S. tenuis Rchb. f. und S. minuta Rolfe, deren naheres Vorkommen uns bis jetzt nicht genau bekannt ist, mir noch nicht vorgelegen haben. Wie es scheint, sind alie Arten auf mehr oder minder xerophytische Lebensweise eingestellt. Sie wachsen meist in troekneren Gegenden an Baumstammen oder Felsen, von denen sie in kurzen Biischeln herabhangen. Die mehr oder minder dickfleischigen, fast stielrunden Blatter ais Wasser- speicher ermoglichen es ihnen, langere Trockenperioden zu iiberstehen. 1. Leptotes bicolor Ldl., in Bot. Reg. 1833 sub t. 1625. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Fazenda Itacolomy, Municipio Rio Pardo, 60 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 39, bluhend im Oktober 1921. Sepalen und Petalen weiB, Labellum hellblau. San Leopoldo, Faguara, haufig — Dr. J. Dutra (in litt.). Von Rio de Janeiro bis Rio Grande do Sui ist diese Spezies nun nachgewiesen worden. In Minas Geraes und in Parana scheint sie besonders verbreitet zu sein. Schon daraus geht ihre xerophile Natur hervor. Durch die groBen die Saule hoch umfassenden Seitenlappen des Labellums ist sie von den iibrigen in der Gattung leicht zu unterscheiden. Die vor- liegenden Stiicke zeichnen sich durch besonders diinne aber ziemlich lange Blatter aus, Wahrend bei den iibrigen Arten die Infloreszenz meist ein- bliitig ist, finden wir bei L. bicolor Ldl. nicht sehr selten 3—5-bliitige verkiirzte Trauben. 79 38. Cyanaeorchis Rodr. Ich habe selbst bisher kein Material der Gattung aus Rio Grande do Sui gesehen. Da sie aber in Parana haufig ist, in Paraguay auch von verschiedenen Standorten bekannt geworden ist, habe ich ihr Auftreten in dem uns hier interessierenden Staate liingst vermutet. Diese Vermutung wird mir nun brieflich durch Dr. J. Dutra bestatigt. Die Gattung gehort ihrem morphologischen Aufbau nach entschieden zu den Polystachyae und diirfte phylogenetisch wohl mit Galeanara in Verbindung stehen. Sie unterscheidet sich aber durch den Bau der Lippe, die vollkommen spornlos ist und durch die fufilose Saule, die nicht einmal ein Kinn bildet. 1. Cyanaeorchis Arundinae (Rchb. f.) Rodr., Orch. Nov. I (1877) p. 113. Eulophia Arundinae Rchb. f., in Linnaea XXII (1849) p. 854. Rio Grande do Sui: District Bom Jesus — Dr. J. Dutra, (in litt.). Die Pflanze muB noch weiter beobachtet werden, da sie nach meinen Untersuchungen wohl in verschiedene Arten aufzuspalten sein wird. Ich habe bereits eine zweite Art, C. minor Schltr., von Parana und Paraguay „ abgetrennt, bin aber noch nicht zufrieden mit der Umgrenzung der Hauptart. Jedenfalls ist gutes und reiches Untersuchungsmaterial der Art aus Rio Grande do Sui sehr erwiinscht. 39. Polystachya Hook. Wahrend die Gattung Polystachya in ihrem Hauptverbreitungsgebiet im tropischen und subtropischen Afrika infolge ihrer ausgepragten Spezies- merkmale verhaltnismaBig leicht zu bearbeiten ist, bieten die amerikanischen Spezies, zu denen auch der Typus der Gattung gehort, trotz ihrer geringeren Artenzahlbedeutend grofiere Schwierigkeiten. Die samtlichen amerikanischen Arten gehoren einer einzigen, verhaltnismaBig wenig differenzierten Gruppe an, die sich in zwei Untergruppen teilen laBt, namlich in Arten mit deut- lichem Mentum und in solche mit stark reduziertem Mentum. Innerhalb dieser beiden Untergruppen sind die einzelnen Spezies keineswegs leicht zu unterscheiden, da meist die Habitusform, die GroBe und Breite der Blatter, die Porm und Art der Infloreszenz, die GroBe der Bliiten, und vor allen Dingen die Porm der Lippe selbst und deren Schwielen ais charakteristische Merkmale herangezogen werden miissen. Einige Arten sind durch diese Eigentiimlichkeiten charakteristisch genug, um sofort erkannt zu werden, das Gros der siidamerikanischen Spezies ist aber vor der Bestimmung genau zu analysieren, bevor ihre Zugehorigkeit zu irgendeiner Art festgelegt werden kann; erschwert wird eine solche Pestlegung noch durch die meist sehr kleinen Bliiten. 1. Polystachya estrellensis Rchb. f., in Linnaea XXV (1852) p. 231 Rio Grande do Sui: Auf hohen Baumen im Urwalde, Pazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 100 m ii. M. — C. Jurgens Nr. 101, bliihend im Januar 1924. Bliiten weiBlich-griin. 80 Das vorliegende Exemplar stimmt nieht ganz mit dem in der „Plora Brasiliensis" abgebildeten iiberein, das auch nieht ais Typus betrachtet werden kann und auch nieht ganz mit der Originalbeschreibung in Ein- klang zu bringen ist. Immerhin fiihle ich mieh doch bewogen, die vor¬ liegende Pflanze zunachst ais P. estrellensis Rchb. f. zu betrachten. Wie fast. alie Abbildungen der drei Orchideenbande der „Flora Brasiliensis" ist auch die der Art dort viel zu steif und fleischig gezeichnet. Man miiCte bei der Durchsicht dieser Tafeln fast glauben, daB in Brasilien fast nur xerophile Orchideen vorkommen. 2. Polystachya Juergensii Schltr. n. sp. Epiphytica, humilis, 4—12 em alta; rhizomate valde abbreviato; ra¬ dicibus filiformibus, flexuosis, glabris; pseudobulbis ovoideis vel sub- globosis, nunc lageniformibus, 6—10 mm altis, medio vel infra medium 4—6 mm diametientibus, 2—3-foliatis; foliis erecto-patentibus vel patentibus, linearibus, obtusis vel obtusiusculis, basin versus sensim paulo angustatis, subcoriaceis, basi pedunculum amplectentibus, 3,5—10 cm longis, 3—6 mm latis; inflorescentia singula, quam folia vulgo manifeste breviore, pedun¬ culo vaginis vulgo 2 alte amplectentibus, compressis maxima pro parte obtecto, teretiusculo, apicem versus minutissime puberulo, 2—5 mm longo, racemo ipso (simplici) dense 10—20-fioro, sensim evoluto, 1—2 cm longo, rhachi minute puberulo; bracteis patentibus, deltoideis, acuminatis, ovarium aequantibus vel paulo superantibus; floribus in genere inter minimos, inversis, glabris, viridiflavis; sepalis ovalibus, obtusis, uninerviis, c. 2 mm longis, lateralibus obliquis, apice subapiculato-contractis, basin versus margine anteriore ampliata cum pede columnae mentum perbreve valde obtusum formantibus; petalis oblique lineari-ligulatis, obtusis, basin versus leviter angustatis, uninerviis, quam sepala paululo brevioribus; labello e basi breviter contracta circuitu perlate ovali, explanato c. 1,75 mm longo, 1,75 mm medio lato, e tertia parte apicali 3dobo, basi callo elato per¬ breviter cariniformi, dense farinoso ornato, lobis lateralibus et dimidio anteriore lobi intermedii exceptis plus minusve farinoso, lobis lateralibus oblique vel subfalcato-ovato-triangulis, obtusiusculis, intermedio carnoso- incrassatulo, subquadrato, antice truncato-obtusissimo, lateralibus fere 3-plo longiore; columna crassiuscula, vix 0,5 mm longa, pede perbrevi; ovario cylindraceo, glabro, c. 1,5 mm longo, subglabro. Rio Grande do Sui: Porto Alegre — U. Kley Nr. 4, im Jahre 1920. Auf etwas isoliert stehenden Baumen, Pazenda Boa Esperan 9 a, Muncipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jurgeris Nr. 54 (typus), bliihend im Dezember 1921. Bliiten griingelb. Die Spezies diirfte mit P. paulensis Rchb. f. verwandt sein, unter- scheidet sich aber durch die Tracht, die durchschnittlich viel kiirzere Bliitentraube, die auffallend kleinen Bliiten und die Form der oberseits dicht mehlig-papillosen Lippe. Sie erinnert auch etwas an P. foliosa Rchb. f. aus Guyana. 81 3. Polystachya micrantha Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, 2Q—25 cm alta; rhizomate valde abbreviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; pseudobulbis ovoideo-lageniformi- bus vel ovoideis, 3—4-foliatis, 1,5—2 cm altis, infra medium 6—9 mm diametientibus; foliis erecto-patentibus anguste ligulatis, obtusis vel sub¬ acutis, subcoriaceis, 10—18 cm longis, medio fere 1,2—2,8 cm latis; inflorescentia erecta, foliis vix aequilonga, pedunculo leviter compresso, vaginis c. 4 compressis, breviter acuminatis, arcte et peralte amplecten- tibus omnino obtecto, racemo ipso (simplici) subnutante, brevi, dense 10—18-floro, usque ad 1,8 cm longo: bracteis patentibus, ovato-deltoideis, acuminatis, ovarium aequantibus vel paulo brevioribus, rhachi minutissime puberula; floribus inversis, in genere inter minimos, glabris; sepalis late ovatis, obtusiusculis, 3-nerviis, 2,75 mm longis, lateralibus obliquis, basin versus margine anteriore paulo ampliata cum pede columnae mentum valde obtusum perbreve formantibus, petalis oblique ligulatis, obtusius¬ culis, uninerviis, quam sepala subaequilongis; labello circuitu perlate rhombeo, e basi perlate cuneata supra medium trilobo, 2,75 mm longo, •expanso inter apices loborum lateralium 3 mm lato, superne , basi callo brevi, alto, cariniformi ornato, apicibus loborum lateralium exceptis, fari- noso-papilloso, lobis lateralibus oblique triangulis, obtusis, antice truncatis, lobo intermedio antico, semiquadrato-subreniformi, apice breviter emargi¬ nato; columna crassiuscula, glabra, c. 1 mm longa, pede perbrevi; ovario cylindraceo, subglabro, c. 3 mm longo. Rio Grande do Sui: Epiphyt in den Waldern bei Arrabalde do Espirito Santo, bei Porto Alegre — F. Aquino Nr. XXII, bliihend im Februar 1922. Vor allen iibrigen brasilianischen Arten mit unverzweigter Inflores- zenz ist diese durch ibre verhaltnismaBig grofien Blatter und den langen die Blatter an Lange aber kaum erreichenden Bliitenschaft gekennzeichnet. Ein weiteres gutes Kennzeichen der Art ist die nickende oder leicht iiber- gebogene, im Verhaltnis zur Lange des Bliitenschaftes auffallend kurze Bliitentraube, die ich in dieser an gewisse Epidendra erinnernden Stellung sonst in dieser Gruppe gar nicht kenne. Die Bliiten sind auffallend klein, jedoch etwas groBer ais bei P. Juergensii Schltr. 40. Galeandra Ldl. Das Entwicklungszentrum der hier zu besprechenden Gattung liegt ohne Zweifel in Brasilien, denn von den etwa 25 bekannt gewordenen Arten sind nicht weniger ais 16 brasilianisch. Von ihnen wiederum nur 3 fur Brasilien nicht endemisch. Die Gattung kann in 3 habituell ziemlieh gut getrennte Gruppen eder Sektionen zerlegt werden. Zunachst konnen wir unterscheiden die epiphytischen Arten, mit verlangertem, zuweilen drehrundem, meist mehr oder minder spindelformigem Stamm, und die terrestrischen, stammlosen, resp. mit kurzen, unterirdischen, meist eiformigen knollchen- F. Fedde, Rep. spec. nov. — Beiheft XXXV. 6 82 artigen Stammchen versehenen Arten, deren oberirdische Teile aber doch betrachtliche Hohe erreichen konnen. Diese terrestrisehen Arten lassen sich in zwei weitere Gruppen zerlegen, namlich in die blattfiihrenden, bei denen der bliihende SproB deutliche Laubblatter zeigt und in die blatt- losen, von denen Blatter bisher tiberhaupt nicht bekannt geworden sind. Am reichlichsten sind die Galeandra -Arten ira Stromgebiet des Amazonas vertreten. Sie nehmen, wenn wir von dort aus weiter nach Siiden vorgehen, an Zahl ziemlich schnell ab und beschlieBen in Rio Grande do Sui und Paraguay das Yerbreitungsgebiet der Gattung. Wahrend Paraguay 3 Vertreterinnen des Geschlechts aufweist, ist in Rio Grande do Sui bis jetzt nur eine bekannt geworden. Interessant ist, festzustellen, daB alie diese nach Siiden vordringenden Spezies zu den terrestrisehen Arten gehoren. 1. Galeandra Beyrichii Rchb. f., in Linnaea XXII (1849) p. 854. Rio Grande do Sui: Terrestrisch, im schattigen Urwald, Tange- rinas, Municipio Yenancio Ayres, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 96, bliihend im Januar 1924. Sepalen und Petalen auBen hellgriin, innen weiB, Lippe weiB mit am Grunde griinen, nach der Spitze zu rosenroten Langsstreifen. Allem Anschein nach ist G. hysterantha Rodr. nicht von dieser Art zu trennen. In den letzten Jahren ist ein ziemlich reiches Material dieser beiden Formen eingelaufen, welches deutlich zeigt, daB die von Cogniaux angegebenen Unterschiede zwischen den beiden Arten zu- sammenbrechen, sobald eine grii (.iere Serie von Exemplaren verglichen wird. Das Verbreitungsgebiet der Art geht nach Norden bis nach Espi- rito Santo. 41. Bulbopliyllum Thow. Bulbophyllum gehort zu den wenigen Gattungen der Orchideen, die tiber den ganzen Tropengiirtel, also sowohl in der alten, wie auch in der neuen Welt verbreitet sind. Wir konnen hier viel besser ais bei den wenigen anderen groBen Genera der Familie, die eine ahnliche Ver- breitung zeigen, eine ganze Reihe von Entwicklungszentren feststellen. Der afrikanische Kontinent bildet das erste, auf den iemurischen Inseln (besonders auf Madagaskar) haben wir das zweite, das tropische Asien, besonders der Himalaya, in seinen tropischen und subtropischen Regionen ein drittes, Malaysien ein viertes, Papuasien mit Polynesien ein weiteres, das in bezug auf Artenzahl und Formenreichtum wohl alie iibrigen iiber- trifft, und schlieBlich das tropische Amerika das letzte. Sehr bemerkens- wert ist auch hier die auffallende Vielgestaltung in der Bitite, obgleich die Gattung gegeniiber den anderen Kontinenten mit ihren etwa 50 Spezies, die auch meist vereinzelt auftreten, hier an Artenzahl doch stark zuriicktritt. Brasilien hat bis jetzt etwa 40 Arten der Gattung geliefert, von diesen scheint der groBere Teii in dem Staate Minas Geraes aufzutreten. 88 Auch Rio de Janeiro und Sao Paulo haben eine betrachtliche Zahl von Arten geliefert, wahrend ihre Zahl in Parana schon erheblich zuriickgeht. Von Rio Grande do Sui kennen wir bis jetzt nur eine Art, die, oft ver- kannt, nach Norden bis Minas Geraes und Sao Paulo vorgeht. 1. Bulbophyllum Regnellii Rchb. f., in Linnaea XXII (1849) p. 835. Bulbophyllum napelloides Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLVI Nr. 10 (1911) p. 67. Rio Grande do Sui: Freihangender Epiphyt, Linha Cipo, Municipio Venancio Ayres, 350 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 48, bliihend im No¬ vember 1921. Bliiten weiB, am Grunde rosa. Epiphyt, Linha Preto, Municipio Sta. Cruz, 300 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 53, bliihend im Dezember 1921. Bliiten blaB-griinlichweiB. Die Spezies ist lange nicht genugend erkannt worden, obgleich sie in Minas Geraes, Sao Paulo, Parana und Rio Grande do Sui durchaus nicht so selten zu sein scheint. B. napelloides Kranzl. gehort sicher hierher. Die beiden hier vorliegenden Exemplare unterscheiden sich dadurch, dafi die Nr. 53 bedeutend schmachtiger ist und diinnere Pseudobulben sowie nur bis 2-bliitige Trauben hat. 42. Govenia Ldl. Das Entwicklungszentrum der Gattung Govenia liegt offenbar in Zentral-Amerika, von wo wir bis jetzt bereits 14 verschiedene Arten kennen. Im andinen und tropischen Siid-Amerika treten nur wenige Arten auf. Brasilien besitzt davon nur 2 Arten, von denen die eine aber noch etwas zweifelhaft ist. Die einzige Art, welche in Rio Grande do Sui auftritt, ist die weit verbreitete G. Gardneri Ldl. Die Gattung Govenia bietet bei der Unterscheidung der Arten recht groBe Schwierigkeiten, da gerade in den Bliiten im allgemeinen eine auf- fallende Ubereinstimmung bei den einzelnen Arten besteht. Sehr be- merkenswert ist die Einfachheit der Formen aller Bliitenteile, besonders der Lippe, die bei fast ali en Spezies vorn durch eine Anzahl scharf um- grenzter leicht verdickter, dunkler, kleiner Flecken nahe der Spitze aus- gezeichnet ist. 1. Govenia Gardneri Hook., in Bot. Mag. (1838) t. 3660. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — U. Kley s. n., bliihend im Ja,hre 1921. Herr U. Kley schickte mir auch eine Knolle dieser Spezies, die dann im Botanischen Garten in Dahlem kultiviert wurde und im Somnier 1923 daselbst zur Bliite gelangte. Ob G. sulphurea Rchb. f. von Paraguay wirklich von dieser Spezies zu trennen ist, ist eine Frage, die erst zu entscheiden sein wird, wenn diese Paraguay-Pflanze wieder gefunden wird. 6 * 43. Cyrtopodium R. Br. Ich halte es fiir sehr wahrscheinlich, dati uns die Gattung Cyrto¬ podium noch eine stattliche Reihe unbeschriebener Arten liefern wird, sobald wir erst einmal die bis jetzt veroffentlichten Arten griindlicher kennen und vor allen Dingen wirklich reiches und vollstandiges Materiat der einzelnen Typen vorliegt. Die Gattung hat offenbar in den Campos der innerbrasilianischen hoher gelegenen Plateaus, so besonders in Minas Geraes, ihr Entwicklungs- zentrum, denn mehr ais die Halfte aller bis jetzt bekannten Arten des Geschlechts treten in Minas Geraes auf. Wir miissen in der Gattung unterscheiden zwischen den terrestri- schen, stets kurzbulbigen Arten und den meist epiphytischen iangbulbigen Arten, zu denen aucb die Typen der Gattung gehoren. Ein groBer Ubelstand fiir die Bestimmung der eingeschickten Arten liegt oft darin, daB die Sammler glauben, genug damit getan zu haben, wenn sie eine Infloreszenz pressen. Es ist so iiberaus wichtig, dafi auch ein Rhizomstiick mit Pseudobulben, wenn moglich aueh mit Bliittern geprefit wird. Perner wird eine Bestimmung dadurch bedeutend erleichtert, daB man die Bliitenfarbung einigermaBen genau notiert. Ich bin der festen Uberzeugung, daB gerade Rio Grande do Sui noch verschiedene Arten der Gattung liefern wird, wahrend bis jetzt nur eine einzige be- kannt ist. Es heifit hier, sein Auge fiir Beobachtungen offen zu halten, denn moglichst genaue Angaben uber den Wuchs, die Art des Bliiten- standes (ob verzweigt oder unverzweigt) und uber die Farbung der Brakteen und Bliiten konnen nicht nur die Bestimmung erleichtern, sondern auch viel zur Erkenntnis der Artenmerkmale beitragen. Wir kennen aus Brasilien bis jetzt etwa 20 verschiedene Arten der Gattung in Brasilien, aber nur eine ist aus Rio Grande do Sui bekannt. Ich bin sicher, daB die Campos im Innern noch verschiedene Arten auf- weisen und mochte deshalb die Interessenten fiir die Orchideenflora von Rio Grande do Sui besonders auf die Gattung aufmerksam machen. 1. Cyrtopodium palmifrons Rchbf. f. und Warm., Ot. Bot. Hamb. II (1881) p. 88. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Serra Alegre, Municipio Sta. Cruz, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 55, bliihend im Dezember 1921. Bliitenstand bis uber 1 m lang, Schaftscheiden und Brakteen gelblich, braunrosa gefleckt; ebenso die Bliiten. Diese Spezies, die im Siiden das C. punctatum R. Br. vertritt, wird oft mit letzterem verwechselt. Sie ist ihm allerdings recht ahnlich, hat aber kleinere, intensiver gefarbte Bliiten und ist auch sonst durch die Porm und den Bau der Lippe gut unterschieden. Die Art ist bis jetzt nur aus Minas Geraes bekannt gewesen, ihre Entdeckung in Rio Grande do Sui verdient besondere Beachtung. — 85 — 44. Bifrenaria Ldl. Bis jetzt war die Gattung nur bis Parana, und Santa Catharina bekannt. Durch briefiiche Notizen von Herrn Dr. J. Dutra werde ich darauf aufmerksam gemacht, daB sie auch in einer Art in Rio Grande do Sui auftritt. Ich selbst habe Material der betreffenden Pflanze nicht gesehen, zweifle aber nicht daran, daB die von Dr. Dutra vorgenommene Bestimmung richtig ist. Damit werden nun die Grenzen des Verbreitungsgebietes der Gattung von Santa Catharina bis nach Rio Grande do Sui nach Siiden hinausgeschoben. Die einzige im Staate auftretende Art, B. Harrisoniae Ldl., ist im siidlichen und mittleren Brasilien ziemlich weit verbreitet. Ihr Auftreten in Rio Grande do Sui hat mich nicht iiberrascht, obgleich, wie schon bemerkt, die Gattungsgrenze bisher weiter nordlich verlief. 1. Bifrenaria Harrisoniae (Hook.) Rchb. f., Xen. Orch. I (1854) p. 61. Dendrobium Harrisoniae Hook., Exot. FI. (1825) t. 120. Maxillaria Harrisoniae Ldl., Bot. Reg. (1825) t. 899. Rio Grande do Sui: Im District Montenegro, selten — Dr. J. Dutra (ex litt.). Die Pflanze zeichnet sich aus durch den gedrungenen Wuchs, ein- blattrige vierkantig-eiformige Pseudobulben, ziemlich derbe, fast ledrige, elliptische, gestielte Blatter und kurze Infloreszenzen mit 3—5 ziemlich groBen Bliiten. Die Sepalen sind meist olivbraun, die Petalen innen rosen- rot, die Lippe mehr oder minder intensiv violettrosa mit feinen weiBen Haaren auf der Platte. 45. Cirrhaea Ldl. Obgleich nach der „Flora Brasiliensis" die Gattung Cirrhaea nur 5 Arten enthalten soli, glaube ich doch, daB wir noch viel zu ihrer naheren Kenntnis beizutragen haben, denn trotz aller Miihe ist es auch heute noch kaum moglich die Arten, sobald sie etwas von den beiden Grundtypen C. dependens (Lodd.) Rchb. f. und C. saccata Ldl. abweichen, naher zu bestimmen. In friiheren Jahren schien in Europa ein reiches lebendes Material in den einzelnen Liebhabersammlungen vorhanden zu sein. Heute ist eine Cirrhaea- Art fur die Kultur eine Seltenheit. Ich habe schon seit langem die Dberzeugung, daB die Gattung weiter studiert werden mUB, bevor man sich uber die Umgrenzung der Arten klar werden kann. AuBerhalb Brasiliens ist keine Art bekannt geworden, d. h. also, dafi die Gattung, soweit wir bis jetzt unterrichtet sind, fiir Brasilien endemisch ist. Die von Cogniaux angenommenen 5 Arten, verteilen sich uber ein Gebiet, das von Rio de Janeiro beginnend sich offenbar uber alie siidlicheren Staaten bis Rio Grande do Sui hinunterzieht, wo das Geschlecht erst durch Herrn H. Renner nachgewiesen wurde. 1. Cirrhaea saccata Ldl., in Bot. Reg. (1839) Misc. p. 72. Rio Grande do Sui: Montenegro — Heinrich Renner (Nr. 11 in collectione U. Kley) im Jahre 1918. 86 Leider sind die vorliegenden Exemplare sehr stark gepreBt, vielleicht sogar vor dem Pressen durch Kochen der Bliiten abgetotet. Bei Unter- suchung des Materials konnte ich verschiedene Unterschiede gegeniiber der typisehen C. saccata Ldl. feststellen, jedoch mochte ich hier keine neue Art aufstellen, bevor nicht gut prapariertes Bliitenmaterial vorliegt. Da ich hoffe, daB meine Arbeit einige Interessenten fur die Orchideenflora von Rio Grande do Sui zu weiteren Sammlungen anregen wird, nehme ich an, daB mit ihrer Hilfe die Cirrhaea -Frage gelost werden konnte, wenn auch geniigend Materia! von den nordlicheren Staaten einlauft. * 46. Zygopetalum Hook. Da ich selbst kein Material der Gattung aus dem hier in Betracht kommenden Gebiete und keine Notizen liber die Art ihres Vorkommens erhalten habe, kann ich dariiber hier keine Angaben machen. Es geniige festzustellen, daB die hier in Frage kommende Art fast immer ais Epiphyt auf Baumstammen beobachtet worden ist. Das Geschlecht der echten Zygopetala ist nicht sehr artenreich. Ver¬ schiedene Gattungen, die von einigen Autoren mit Zygopetalum vereinigt worden sind, diirften doch besser getrennt gehalten werden. In dieser scharferen Umgrenzung enthalt das Genus kaum liber 20 Arten, von denen die meisten in Brasilien beheimatet sind, wo auch das Entwicklungszentrum der Gattung zu liegen scheint. Die wenigen im andinen oder subandinen Siidamerika noch auftretenden Spezies, diirften wohl ais Ausstrahlungen dieses Entwicklungszentrums anzusehen sein. 1. Zygopetalum Mackayi Hook. Bot. Mag. (1827). A. 2748. Rio Grande do Sui: Faquara, haufig — Dr. J. Dutra (in litt.). Ich habe selbst kein Material der Spezies aus unserm Gebiete gesehen. Durch ihre ziemlich groBen Bliiten mit griinlichen, braungefleckten Sepalen und Petalen und weiBer, am Grunde blaugetuschter Lippe ist die Art gut zu erkennen. 47. Promenaea Ldl. Es sind erst drei Jahre verflossen, seitdem ich im „Notizblatt des Botan. Gartens und Museum zu Dahlem“ (Nr. 70 p. 469—482) eine Revision der Arten der Gattung Promenaea veroffentlicht habe. Ich konnte darin 14 verschiedene Arten aufzahlen, die alie brasilianisch sind, so daB Promenaea, die iibrigens von Cogniaux in seiner Aufzahlung der brasilianischen Endemismen iibersehen worden ist, sich ais grBfite endemische Orchi deengattung erweist. Uber die geographische Verbreitung des Genus konnte ich im Jahre 1920 schreiben, dafi es mit Sicherheit nur aus den Staaten Sta. Catharina, Parana, Rio de Janeiro und Minas Geraes bekannt sei. Durch die Ent- deckung einer Art in Rio Grande do Sui wird das Verbreitungsgebiet also betrachtlich nach Siiden verlangert. 87 Nach unseren bisherigen Erfahrungen miissen wir annehmen, dati die einzelnen Arten der Gattung eine sehr lokale Verbreitung haben, denn fast jeder der oben aufgezahlten Staaten hat eine eigene Spezies auf- zuweisen. Aucli die einzige bis jetzt in Rio Grande do Sui gesammelte Art ist noch nicht bekannt gewesen und offenbar daselbst endemisch. Alie Arten wachsen epiphytisch auf Baumen oder seltener an Pelsen. 1. Promenaea riograndensis Scbltr. n. sp. Epiphytica, erecta, humilis, 9—10 em alta; rhizomate valde abbreviato; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; pseudobulbis valde approximatis, compressis, latiovatis vel late ovalibus, bifoliatis, mox rugosis, 1,3—2,3 cm longis, 8—1,5 cm latis; foliis erecto-patentibus, ligulatis, acutis vel saepius acuminatis, basin versus sensim paulo angustatis, glabris, textura more generis tenuioribus, 5,5—9,5 cm longis, medio fere 0,9—1,4 cm latis; in- florescentiis singulis, unifloris, quam folia bene brevioribus, pedunculo gracili, plus minusve flexuoso, c. 3 cm longo, tereti, glabro, vaginis 4 amplectentibus, acuminatis magna pro parte obtectis; bractea elliptica, acuminata, ovario pedicellato breviore: flore in genere inter mediocres, glabro; sepalis ovato- oblongis, acuminatis, 1,6 cm longis, lateralibus obliquis, nervo mediano extus leviter carinatis, basi margine anteriore paulo dilatata cum pede columnae mentum breve obtusum formantibus; petalis oblique elliptico- oblongis, acuminatis, basi antice paulo decurrentibus, quam sepala sub- aequilongis; labello breviter unguiculato e tertia parte basilari trilobo, vi explanato late obovato, 1,5 cm longo, supra medium 9 inm lato, hypochilio medio antice callo breviter bialato, medio tenuiter et obtuse carinato, apice obtuse 3-dentato donato, carina obliqua carunculata, latere utrinque in basi oborum lateralium addita, lobis lateralibus in labello expanso porrectis, oblique oblongis, obtusis, dimidium lobi intermedii fere attingentibus, epichilio (i. e. lobo intermedio) sessili, suborbiculari, apieulato, 8 mm longo, 9 mm lato; columna semitereti, generis, 7 mm longa, pede brevi; ovario pedicellato gracilius cylindraceo. glabro, c. 1,3 cm longo. Rio Grande do Sui: Epiphytisch bei Torres — L. Burger (Nr. XXXIII collectionis Aquino), bliihend im Februar 1922. Nach meiner Einteilung der Gattung mtifite die Art neben P. Rol- lissonii Ldl. eingeschaltet werden, von der sie sich durch die Bliitenfarbung, schmalere, mehr zugespitzte Sepalen und Petalen, die Form der Lippe mit den mehr nach vorn gestreckten stumpfen Seitenlappen und den recht abweichenden Callus des Hypochils gut unterscheidet. Die Bliiten sind offenbar hellgelblich in ihrer Grundfarbe, die Se¬ palen am Grunde braunrot oder violettrot gefleckt, die Petalen innen violettrot getiipfelt, die Lippe ebenfalls violettrot-getiipfelt, mit dicht violett- rot-gesprenkelten Seitenlappen. 48. Maxillaria Ruiz und Pav. In der Zusammensetzung der Orchideenflora von Brasilien spielt die Gattung Maxillaria eine keineswegs unwichtige Rolle. Nach Cogniaux 88 rangiert sie mit 62 Arten an 5. Stelle. Ich bin aber iiberzeugt davon, daB die Gattung endgultig von Stelis und vielleicht auch von Octomeria iiberholt werden wird. Wir kennen alierdings die groBe Gattung Maxillaria recht wenig; es scheint sogar, daB sie von vielen Spezialforschern ab- sichtlich umgangen wurde, weil die Arten recht wenige durchgreifende Merkmale bieten, die zu einer Umgrenzung scharf charakterisierter Sektionen geeignet sind. Die einzige Zusammenstellung, welche vor- handen ist, hat Reichenbach fil. im Jahre 1861 in Walpers „Annales“ geliefert. Ich habe mich bemiiht, mich in das von ihm vor- geschlagene Einteilungssystem der Gattung hineinzuarbeiten, aber ohne jeden Erfolg. Cogniaux hat leider schematisch die Einteilung iiber- nommen. Das hat zur Foige gehabt, daB in der „Flora Brasiliensis“ die Arten recht unnatiirlich aneinandergereiht sind. Ein Studium der Gattung wird ganz besonders dadureh erschwert, daB die Typen der einzelnen Arten sehr stark verstreut und unter den augenblicklichen Verhaltnissen schwer zuganglich sind. Eine auf Grund genauer Untersuchungen aller Typen durchgefiihrte Monographie des Genus wiirde uns sicher eine ganz andere Einteilung geben ais die bisher geltende. Eine Briicke, die es erst ermoglichen konnte, an eine Monographie der Gattung Maxillaria heranzutreten, ware die Abgrenzung der Gattung selbst, besonders gegen- iiber Ornithidium und Camaridium. Ich muB offen gestehen, daB mir bis jetzt eine strenge Scheidung ebensowenig gelungen ist, wie anderen Autoren. Wir miissen hier offenbar noch bedeutend mehr Material sammeln, um klar sehen zu konnen. Wie ich schon oben mitteilte, besitzt die Gattung nach Cogniaux im Raume der „Flora Brasiliensis" 62 Arten. Von diesen sind ais nicht- brasilianisch 14 Spezies zu streichen, so daB wir nun einschlieBlich der inzwischen beschriebenen auf etwa 55 Arten rechnen konnten. Diese Zahl wird aber nach meinen Erfahrungen mit der Familie sicher noch weit iiberfliigelt werden, dennoch aber nicht die Hohe erreichen, die ich fur Stelis und Octomeria voraussehe. Auffallend ist, daB Maxillaria in Rio Grande do Sui noch verhaltnis- maBig stark vertreten ist, wahrend andere Gattungen, die eine ahnliche Verbreitung haben, nach dem Sxiden bedeutend schneller an Artenzahl veilieren. Hier liegt dennoch die Siidgrenze des Verbreitungsgebietes, denn weder in Paraguay, noch in Uruguay sind bis jetzt Vertreterinnen des Genus bekannt geworden. Auffallend ist, daB Rio Grande do Sui nicht weniger ais 6 Arten der Gattung aufzuweisen hat. 1. Maxillaria Juergensii Schltr. n. sp. Epiphytica, humilis, erecta vel suberecta, 8—9 cm alta; rhizomate adscendente, cauliformi, vaginis brunneis, amplectentibus omnino obtecto, e basi pauciramoso, 2,5—3 mm diametiente; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; pseudobulbis bene approximatis, fusiformi-eylindraceis, mox longi- tudinaliter paucisulcatis, bifoliatis, 1,3—1,6 cm longis, medio vel infra medium 3,5—4 mm diametientibus; foliis suberectis, graciliter triquetro- 89 subulatis, mucronulatis, 3—4 cm longis, vix 1—1,5 mm diametientibus; inflorescentiis juxta basin pseudobulborum singulis natis, more generis unifloris, quam folia bene brevioribus, pedunculo vaginis c. 9, amplee- tentibus, breviter acuminatis, pallide brunneis magna pro parte obtecto, 1—1,3 cm longo; bractea vaginis pedunculi simili sed majore dimidium ovarii paulo excedente; flore erecto, illo M. variabilis Batem. fere aequi- magno, atrobrunneo, glabro, carnoso; sepalis oblongis, apiculatis, c. 1 cm longis, lateralibus obliquis, basi margine anteriore paulo dilatata cum pede columnae mentum oblique ovoideo-triangulum, obtusum, 5 mm longum formantibus; petalis oblique oblongis, obtusiusculis, dimidio su¬ periore paululo angustioribus, 3-nerviis, quam sepala subaequilongis; la¬ bello simplici, e basi cuneata oblongo, obtuse apiculato, marginibus irregularibus subdenticulato, callo depresso lineari e basi apicem versus sensim paululo dilatato usque infra medium decurrente leviter exciso ornato, 1,3 cm longo, medio fere 5 mm lato, glabro; columna leviter curvata, semitereti, apicem versus paululo dilatata, c. 7 mm longa, pede decurvulo c. 5 mm longo; ovario pedicellato angustius cylindraceo, glabro, 1,6—1.7 cm longo. Rio -Grande do Sui: An sonnigen Stellen auf Baumen, Herval de Sao Joao, Municipio Santa Cruz, 350 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 83, bliihend im August 1922. Bliiten dunkelbraun. Sao Francisco de Paulo, Cima da Serra — Aquino s. n. Diese neue Art steht der M. vernicosa Rodr. nabe, unterseheidet sich aber durch kraftigeren Wuchs, grofiere Pseudobulben, langere Blatter, bedeutend grofiere, dunkelbraune Bliiten, die Formen der einzelnen Perigon- segmente und das langere Kinn. Die Art erinnert etwas an M. echinophyta Rodr., hat aber verlangerte Rhizoma und kleinere Bliiten mit anders gestaltetem Labellum. 2. Maxillaria madida Ldl., in Bot. Reg. (1838) Misc. 44. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — L. Burger Nr. 13. Durch ihren selir kraftigen Wuchs mit dickem, ziemlich kurzem Rhizom und die fast zylindrischen zweiblattrigen Pseudobulben mit starren, fleischigen, sehr schmal linealischen, spitzen Blattern und sehr kurzen Infloreszenzen ist diese Spezies, die nach Norden bis Rio de Janeiro vor- geht, recht gut charakterisiert. Meine Befunde an der Lippe ergeben ein mehr geigenformiges Labellum. 3. Maxillaria marginata Fenzl, ex Flor. Serres X (1854) p. 112. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (Nr. XXV in col¬ lectione Aquino), bliihend im Februar 1922. An sonnigen, steilen Fels- wanden, Circa volha, Municipio Soledade, 600 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 100, bliihend im November 1923. Sepalen und Petalen gelb mit rotem Rand, Labellum gelb mit sclrwarzrotem Mittellappen. Bis jetzt war die Spezies aus Rio Grande do Sui nicht bekannt geworden. Sie gehort zu einer hauptsachlich brasilianischen Gruppe, zu 90 der z. B. auch M. picta Hook. gerechnet werden mufi. Sehr charakte- ristisch ftir sie ist das auffallend dicke Rhizom, durch das sie vor M. picta Hook. auch im getrockneten Zustande leicht erkannt werden kann. 4. Maxillaria plebeja Rchb. f., in Hamb. Gartztg. XV (1859) p. 57. Rio Grande do Sui: Montenegro — Heinrieh Renner (Nr. 9 in collectione U. Kley), im Jahre 1917. Epiphytisch auf Baumen, Pazenda Soledade, Municipio Soledade, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 9, bliihend im Januar 1921. Bei Torres — L. Burger (Nr. XII in collectione Aquino), bliihend im Februar 1922. Bei Sao Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 845, bliihend im Januar. Die Spezies war lange verscholien und man kannte ihre nahere Heimat nicht. Nun stellt sich heraus, dati sie in Rio Grande do Sui ihr hauptsachlichstes Verbreitungsgebiet hat. Sie ist mit M. Ferdinandiana Rodr. am nachsten verwandt, unter- scheidet sich aber durch die nicht so stark zusammengedriickten Pseudo- bulben, etwas groBere Bliiten und die nach vorn breitere Lippe. 5. Maxillaria porphyrostele Rchb. f., in Gardn. Chron. (1893) I p. 978. Rio Grande do Sui: Epiphyt, Fazenda Boa Esperanga, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 34, bliihend im September 1921. Bliiten gelb, am Grunde braunrot gestrichelt, Saule purpurrot. Bei Torres — L. Burger Nr. 10 (in collectione Aquino), bliihend im Fe¬ bruar 1922. Wie es scheint, ist diese Spezies in ihrer Verbreitung auf die beiden siidlichsten Staaten von Brasilien, Rio Grande do Sui und Sta. Catharina beschrankt. Von Sta. Catharina erhielt ich Material, das bei Campinas von Noak gesammelt worden war. Obgleich die Art in Kultur nicht selten anzutreffen ist, sind wildgesammelte Exemplare von ihr in den europaischen Herbarien mir sonst nicht bekannt. Auch Cogniaux fiihrt keine von ihnen an. Von M. picta Hook., der unsere Spezies im getrockneten Zustande ahnelt, ist sie durch die schmalen, langeren Blatter leicht kenntlich. 6. Maxillaria vernicosa Rodr., Orch. Nov. I (1878) p. 121. Rio Grande do Sui: Sao Leopoldo — U. Kley Nr. 6, im Jahre 1916. Epiphyt, Linha Cipo, Municipio Venancio Ayres, 350 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 47, bliihend im November 1921. Bliiten gelb. Labellum am Grunde purpurrot. Bei Sao Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 848. In den europaischen Herbarien ist diese Spezies, von der ich nun ein vorziigliches und reiches Material besitze, bis jetzt recht selten. Urspriinglich wurde sie von Minas Geraes beschrieben, dann fand sie P. Dusen in Parana. Durch ihre Entdeckung in Rio Grande do Sui wird also das Verbreitungsgebiet der Spezies sehr bedeutend nach Siiden hin ausgedehnt. Seit einigen Jahren befindet sich die Pflanze auch im Botanischen Garten in Dahlem in Exemplaren in Kultur, die von P. Dusen aus Parana mitgebracht wurden. 91 49. Rodriguezia Ruiz und Pars. Das Hauptentwicklungszentrum der Gattung liegt wohl ohne Zweifel in Brasilien, wo nicht weniger ais etwa 20 Arten bekannt geworden sind. Das Genus ist besonders gekennzeichnet durch den meist lockeren Wuchs, die drahtigen Infloreszenzstiele und die Form der Bliiten. Diese letztere ist ausgezeichnet durcli die verwachsenen seitlichen Sepalen, die am Grunde sackartig oder kahnartig vertieft sind. Das nach vorn verbreiterte Labellum ist nach dem Grunde zu meist keilformig und besitzt unterseits am Grunde selbst einen spornartigen oder kegelformigen Auswuchs, der durch den Grund der seitlichen Sepalen iiberdeckt wird. Die maBig schlanke Saule ist nach oben verdickt und in zwei vorgestreckte Armchen ausgezogen. Die meist weiBen, seltener rosenroten, zuweilen auch gelben Bliiten stehen einseitswendig in mehr oder minder lockeren Trauben. Rodriguezia decora Rchb. f. in Bot. Zeit. X (1852) p. 771. Burlingtonia decora Lam., in Gard. Flor. II (1852) t. 188. Rio Grande do Sui: Bei Torres, selten — Dr. J. Dutra (in litt.). Durch ihren sehr lockeren Wuchs, mit lang aufsteigendem, drahtigem Rhizom und die schlanken, langen Infloreszenzstiele, die lockere, 3—6- bliitige Traube und ansehnliche weifie, auf den Sepalen und Petalen dunkelviolett gefleckte Bliiten ist diese Spezies sehr charakteristisch und nicht zu verkennen. 50. Capanemia Rodr. Die Gattung Capanemia ist ganz zu Unrecht von Cogniaux teils mit Quekettia, teils mit Rodriguezia vereinigt worden. Nach den heutigen Prinzipien der Systematik ist es ausgeschlossen, daB die Gattung mit einer der beiden oben erwahnten vereinigt werden kann. Eine Zer- splitterung, wie Cogniaux sie vorgenommen hat, ist noch weniger zu- lassig. Der Scharfblick des leider viel verkannten, oft sogar geschmahten brasilianischen Botanikers Barbosa Rodriguez hat hier, wie auch in vielen anderen Fallen, das Richtige erkannt. Es war mir deshalb eine Freude, die Gattung in der ihr von B. Rodriguez gegebenen Fassung wiederherstellen zu konnen. Ich habe in den letzten Jahren grade von dieser Gattung ein sehr reiches Material erhalten und hatte auch Gelegenheit, einige Arten in Kultur lebend zu untersuchen. Diese Untersuchungen haben gezeigt, daB nicht nur die Gattung richtig begriindet ist, sondern daB auch die Arten von Rodriguez -richtig unterschieden und richtig untergebracht sind. Soweit bis jetzt zu iibersehen ist, ist die Gattung vorzugsweise siidbrasilianisch, und zwar von Rio de Janeiro und Minas Geraes ab nach Siiden verbreitet. Die einzige auBerbrasilianische Art ist C. brachycion (Griseb.) Schltr. in Nord-Argentina und Paraguay, die friiher ais Sig?nato- stalix brachycion Griseb. beschrieben worden war. 92 1. Capanemia australis (Kranzl.) Schltr. n. comb. Quekettia australis Kranzl., in Fedde Repert. II (1908) p. 57. Rio Grande do Sui: An Waldstammen bei Neu-Wiirttemberg, 500 m ii. M. — A. Bornmiiller Nr. 142, bliihend im September 1904. Bliiten weiB mit gelben Tupfen im Schlund. Epiphyt, Potreiro Grande, Municipio Rio Pardo, ziemlich selten, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 36, bliihend im September 1921. Bliiten reinweiB. Die Spezies ist sehr nahe verwandt, mit C. micromera Rodr. und von ihr nur durch genaue Untersuchung zu unterscheiden. Sie ist gegeniiber der letzteren Spezies kenntlieh durch etwas schmalere Sepalen und Petalen, das nach dem Grunde zu etwas schmalere Labellum und die bedeutend langer ausgezogenen SaulenrShrchen. 2. Capanemia Juergensiana (Kranzl.) Schltr., in Pedde Repert. XV (1918) p. 148. Rodriguezia Tuergensiana Kranzl., in Notizbl. Bot. Gart. u. Mus. Berlin II (1919) p. 377. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — C. Jiirgens. Epiphyt, Pazenda Boa Esperanqa, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 41, bliihend im Oktober 1921. Bliiten reinweiB. Eine sehr nahe Verwandte der C. uliginosa Rodr. haben wir hier vor uns. Sie ist aber durch den etwas schlankeren Wuchs, die meist langeren und schlankeren Infloreszenzen, die Porm der Sepalen und Pe¬ talen sowie den Bau der Lippe und der Saule artlich gut getrennt. 3. Capanemia uliginosa Rodr., Orch. Nov. I (1877), p. 137. Rodriguezia uliginosa Cogn., in Pior. Bras. III, VI (1904) p. 169. Rodriguezia anomala Rolfe, in Gardn. Chron. (1891) I p. 728. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre — P. Aquino im Jahre 1890; im Jahre 1921. Bei San Leopoldo, selten — Dr. J. Dutra (in litt.). Ich verdanke Herrn Aquino Material vom Originalstandorte der Rodriguezia anomala Rolfe, die mit Capamia uliginosa Rodr. identisch ist. Auf die Unterschiede zwischen der vorliegenden Spezies und C. Juergenstana (\\riinz 1.) Schltr. bin ich schon oben naher eingegangen. Nach meinen Befunden sind beide Arten spezifisch gut getrennt. 51. Notylia Ldl. Nachdem die Orchideenflora von Brasilien etwas besser erforscht worden ist, hat sich herausgestellt, daB sie doch mehr Arten beherbergt, ais man friiher angenommen hatte. Cogniaux zahlt in seiner Bearbeitung der Gattung fiir die „Flora Brasiliensis“ 19 Arten des Geschlechtes auf, doch kommen davon vier in Abzug, weil sie bis jetzt in Brasilien selbst noch nicht gefunden worden sind. Inzwischen sind nur 3 weitere bra- silianische neue Arten beschrieben worden, so daB wir also jetzt mit 18 bekannten brasilianischen Notylia-hvien rechnen konnen. Die Bestimmung der einzelnen Spezies der Gattung, die sich habi- tuell stark ahneln, bereitete schon im Jahre 1861, ais Reichenbach fil. 93 in Walpers Annales vol. VI eine Aufzahlung und Ubersicht der Arten gab, ziemliche Schwierigkeiten. Jetzt, nachdem die Gattung iiber doppelt so grofi ist, sind diese Schwierigkeiten noch erheblich gewachsen. So ist es auch leicht erklariich, dafi viel Materiat in den einzelnen Herbarien teils unbestimmt, teils mit falschem Namen versehen zu finden ist. Aus Rio Grande do Sui ist mir bis jetzt nur eine Vertreterin der Gattung bekannt geworden. 1. Notylia pubescens Ldl., in Bot. Reg. (1842) Misc. 62. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (Nr. XXVIII col¬ lectionis Aquino), im Februar 1922. Diese Spezies ist offenbar von Rio de Janeiro ab naeh Siiden bis Rio Grande do Sui verbreitet. Sie ist wohl nicht, haufig, aber verstreut iiber das ganze Gebiet anzutreffen. Durch das kurz genagelte, schmal- lanzettliche Labellum und die ziemlich schlanke, dicht und sehr kurz papillos behaarte Saule ist sie gut gekennzeichnet. 52. (xomeza R. Br. Durch die Arbeit von Porsch iiber die Mutationen der Bliiten ist die Gattung Gomeza fur den Morphologen und Biologen besonders inter- essant geworden. Ich habe schon an anderer Stelle darauf aufmerksam gemacht, dafi ich nicht in allem den Porschschen Auslegungen folgen kann. Seine Bearbeitung der Gattung weicht in vielen Fallen von der Gogniauxschen in der „Flora Brasiliensis" ziemlich stark ab. In seiner Auffassung der Spezies kann ich ihm aber keineswegs immer Recht geben, obgleich er gegeniiber Cogniaux mit Recht einige Arten wiederhergestellt hat, die von Cogniaux teils ais Synonymo aufgefafit, teils iibersehen worden sind, so z. B. G. divaricata Hffmsgg. und G. chrysostoma Hffmsgg. (G. alpina Porsch). Andererseits aber ist es mir unverstandlich, warum Porsch zwei der charakteristischsten Arten, G. laxiflora Kl. und G. sessilis Rodr. mit G. planifolia Kl. vereinigt. Im Texte erwahnt er, dafi er auch G. Glaziovii Cogn., eine vorziiglich gekennzeichnete Spezies, mit G. plani¬ folia Kl. identifizieren will, doch fehlt dieser Namen spater in der Zu- sammenstellung der Synonymie. Die Gattung ist mit ihren etwa 10 Arten rein brasilianisch, doch ist zu erwarten, dafi sie hier oder da auch iiber die siidostlichen Grenzen hinausgeht. 1. Gomeza divaricata Hffmsgg., Verz. Orch. (1844) p. 65. Rio Grande do Sui: Epiphyt, Fazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 29, bliihend im Juni 1921. Bliiten gelb, sehr woblriechend. Von den iibrigen Arten der Gattung ist die vorliegende durch die bis zum Grunde freien, leicht spreizenden seitlichen Sepalen kenntlich. Sie diirfte wohl die am weitesten verbreitete Spezies sein, denn sie ist von Rio de Janeiro and Minas Geraes bis nach Rio Grande do Sui, also im ganzen Verbreitungsgebiete der Gattung nachgewiesen worden. 94 Das vorliegende Material zeigt alie Merkmale der Art in sehr charakteristischer Weise. 53. Miltonia Ldl. Die Gattung Miltonia ist unter den iibrigen des hier in Frage kommenden Gebietes mit Gomeza und Oncidium am nachsten verwandt. Von ersterer unterscheidet sie sich durch die groBeren bunten Bliiten und die Form der Lippenplatte, von letzterem durch die grofie ungeteilte, am Grunde mehr oder minder pfeilformige, im rechten Winkel zur Saule ab- stehende Lippenplatte mit kurzen Langslamellen oder Kielen und die nicht neben der Narbenhohlung geohrte Saule. Wir kennen bis jetzt von dem Genus etwa 23 Arten, die allerdings recht heterogenen Ursprunges zu sein scheinen und wahrscheinlich besser in mehrere Gattungen aufgetrennt werden miiBten. So sind die zentral- amerikanischen Yertreter, die sich um M. laevis Ldl. gruppieren, sicher nicht naher verwandt mit der kolombianischen M. vexillaria Rchb. f. und den iibrigen ihr nahestehenden Vertretern des Geschlechts. Die brasilia- nischen Spezies, die wieder einen eigenen Typus darstellen, sind ais echte Miltonia- Arten anzusprechen, da sie den Typus der Gattung darstellen, vielleicht mit Ausnahme der M. candida Ldl., die dann wohl kaum bei der Gattung verbleiben diirfte. Aus Rio Grande do Sui habe ich selbst kein Material der Gattung gesehen, doch teilte mir Dr. J. Dutra mit, daB er die beiden unten auf- gezahlten Arten beobachtet habe, die beide leicht kenntlich sind und an ihren Fundorten im Staate keineswegs selten sein sollen. Die eine von ihnen ist auch schon in Paraguai nachgewiesen worden, wahrend die andere, M. Regnelli Ldl., hier offenbar die Siidgrenze ihrer Verbreitung findet. 1. Miltonia flavescens Ldl., Sert. Orch. (1836) sub t. 48. Miltonia stellata Ldl., Sert. Orch. (1836) sub t. 48. Cyrtochilum flavescens Ldl., Bot. Reg. (1833) t. 1627. Cyrtochilum stellatum Ldl., Sert. .Orch. (1836) t. 7. Oncidium flavescens Rchb. f. in Walp. Ann. VI (1861) p. 757. Rio Grande do Sui: Cahy, haufig — Dr. J. Dutra (in litt.). Durch die stark zusammengedriickten langlichen Pseudobulben, die mit grofien gelblichen Scheiden und Brakteen besetzten Infloreszenzen und die blaBgelben Bliiten mit weiBer, sparlich rotpunktierter Lippe ist diese Spezies recht gut gekennzeichnet. Die Pseudobulben und Blatter trocknen ebenfalls hellgelb, so daB die Art auch im getrockneten Zustande stets unschwer zu erkennen ist. 2. Miltonia Regnellii Rchb. f., in Linnaea XXII (1848) p. 851. Rio Grande do Sui: Bei San Leopoldo — Dr. J. Dutra (in litt.). Vor der anderen Art ist diese durch ihre mehr gedrangten Pseudo¬ bulben, die schlankeren Infloreszenzen mit kurzen Scheiden und kurzen Brakteen, die meist nur 2—4-bliitige Trauben, groBere resp. breitere 95 Bliiten mit weitilichen Sepalen und in der Mitte violettgetuschter, viel breiterer Lippe, sowie durch die kiirzere Saule ausgezeichnet. Bin gutes Merkmal liegt auch darin, daB die Lippe bei M. flavescens Ldl. am Rande mehr oder minder gekrauselt, bei M. Regnellii Rchb. f. dagegen ziemlich glatt ist. 54. Oncidium Sw. Nachst Pleurothallis ist Oncidium mit 20 Arten in Rio Grande do Sui jetzt die groBte Orchideengattung. Sie ist wie Pleurothallis auch hier durch besonderen Pormenreichtum ausgestaltet, denn die hierher zu rechnenden Spezies gehoren den verschiedensten Sektionen der Gattung an. Das Verbreitungsgebiet der Genus geht nach Siiden uber die Grenzen von Brasilien hinaus, denn wir kennen aus Paraguay sogar noch 14 Artert, aus Argentina noch 4 Arten und aus Uruguay 3 Spezies. Von ihnen ist die Mehrzahl auch in Rio Grande do Sui nachgewiesen worden. Fur ganz Brasilien gibt Cogniaux 107 Arten an, da aber von diesen 22 innerhalb der brasilianischen Grenzen nicht auftreten, miifite diese Zahl auf 85 reduziert werden, doch sind inzwischen eine Reihe weiterer neuer Spezies beschrieben worden, so dati die Zahl etwa auf ihrer alten Hohe bleibt. Auffallend ist, daB nach unseren bisherigen Erfahrungen die Sektion Sebolleta offenbar in der Orchideenflora von Rio Grande do Sui fehlt. Die „Barbata“ sind dagegen verhaltnismaBig reich vertreten. Interessant ist besonders eine Gruppe, die auch einige offenbar endemische Formen ge¬ li efert hat, namlich die sich um O. pubes Ldl. schaarenden Typen, die ais eigene Untergattung anzusehen sind, leider aber in der Kranzlinschen sogenannten Monographie der Gattung im „Pfianzenreich“ in alie mog- lichen Sektionen verteilt worden sind. Diese Arbeit hat iiberhaupt recht wenig Neues oder Gutes zur besseren Kenntnis der Verwandtschafts- verhaltnisse in der Gattung gebracht, auch kaum dazu beigetragen, uns die kritischen oder wenig bekannten Arten besser vor Augen zu fiihren. 1. Oncidium barbatum Ldl., Collect. Botan. (1821) t. 27. Rio Grande do Sui: Selten auf Lueheha, nach Canoas zu •— E. M. Reineck s. n., im November 1898. Auf Waldbaumen hinter Nave- gantes, bei Porto Alegre — E. M. Reinick und J. Czermak Nr. 172, bluhend im Dezember 1898. Quinta bei der Stadt Rio Grande auf Baumen offoner Walder — Lindman N. A. 787 (ex Kranzlin). Im Uferwalde am Rio Sinos, bei Quinta Peixoto, unweit Porto Alegre — Malme sine Nr. (ex Kranzlin). San Leopolao, Cahy — Dr. J. Dutra (in litt.). Die Spezies ist ziemlich variabel, aber doch immer leicht kenntlich durch die Lippenform. In der Gruppe der „Barbata“ gehort sie zu den kleinerbliitigen Arten. Ihre Umgrenzung in der Kranzlinschen Arbeit ist vollkommen irrig. So zieht er sogar O. Herzogii Schltr. ein und be- o hauptet, daB sie nicht einmal ais Varietat haltbar sei. Das Ausrufungs- zeichen hinter den Herzogschen Nummern solite ja wohl bedeuten, daB 96 er das O. Herzogii Schltr. gesehen hat. Solite dieses wirklich der Pali sein, dann kann ich nur mein Erstaunen uber eine solche Beurteilung grundverschiedener Arten ausdriicken. Sie entsprache allerdings voll und ganz frilheren Arbeiten dieses „Monographen der Orchideen“. 2. Oncidium concolor Hook., in Bot. Mag. (1840) t. 3752. Rio Grande do Sui: Epiphyt, auf hohen Baumen in lichtem Geast, Linha Cipo, Municipio Sta. Cruz, 450 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 89, bliihend im Oktober 1923. Bliiten reingelb. Bei Morro das Pedras, unweit Sao Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 841, bliihend im September. Eine ziemlich isoliert stehende Art, die in O. Ottonis Schltr. die einzige nahere Verwandte hat. Auf die Unterschiede zwischen beiden Spezies bin ich bei Gelegenheit der Beschreibung der letzteren eingegangen. Das von Kranzlin spater beschriebene O. Ottonis Rchb. f. aus Venezuela hat mit meinem brasilianischen O. Ottonis Schltr. nichts zu tun. Die Reichenbachsche, aber erst im Jahre 1922 durch Kranzlin ver- offentlichte Art mufi deshalb einen neuen Namen erhalten. 3. Oncidium cornigerum Ldl., in Bot. Reg. (1832) t. 1542. Rio Grande do Sui: Porto Alegre. — P. Aquino Nr. XXIII., bliihend im Dezember 1921 bis Januar 1922. Epiphytisch, Pazenda Sole- dade. Municipio Rio Pardo 70m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 6, bliihend im Pebruar 1921. Bliiten blafi, gelbbraun gesprenkelt. Ohne Zweifel haben wir hier eine Verwandte des ziemlich seltenen O. cruciatum Lell. vor uns. Die Lindleysche Originalabbildung stimmt nicht ganz mit meiner Analyse der Art iiberein, doch habe ich keine Bedenken, das vorliegende, prachtige und reiche Materia! ais zu O. cornigerum Ldl. gehorig anzusehen. Die Bliiten sind bei dieser Spezies blasser ais bei den meisten anderen dieser Verwandtschaft. 4. Oncidium cruciatum Rchb. f., in Gardn. Chron. (1878) I. p. 138. Rio Grande do Sui: Caseata de Hermenegilde, Serra dos Tapes — Lindman No. 793b. Diese sonst aus Rio de Janeiro und Parana stammende Art habe ich nur auf Grund Kranzlinscher Angaben aufgezahlt. Da die Be- stimmungen dieses Autors leider immer mit grofier Vorsicht zu genieflen sind, muS ich besonders darauf aufmerksam machen, daB ich keine Ver- antwortung fvir die Bestimmung iibernehme. Ich selbst habe kein Materia! der Art aus Rio Grande do Sui gesehen. 5. Oncidium divaricatum Ldl., Gen. & Spec. Orch. (1833) p. 205. Rio Grande do Sui: Bei Sao Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 847. Die Spezies ist sehr nahe verwandt mit O. pulvinatum Ldl. und wird sehr oft mit ihm vervvechselt. Im Wuchs ist sie nur etwas sparriger mit oft reicher verzweigter vielbliitiger Rispen. Die Bliiten sind sehr ahnlich gefarbt wie die des O. pulvinatum Ldl. In dem hier deutlich vierlappigen, nicht wie bei den beiden anderen Arten einfach runden Schwielenkissen liegt ein gutes Kennzeichen der Art vor. Audi die ganzrandigen, nicht gezahnelten Seitenlappen der Lippe werden ais Speziesmerkmal besonders erwahnt. 97 6. Oncidium Edwallii Cogn., in Flor. Bras. III, VI, (190) p. 383. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Fazenda Boa Esperan<;,a, Municipio Rio Pardo, 70m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 69, bliihend im Marz 1921. Diese Art und C. aberrans Schltr. sind mit einander nahe verwandt und aueh habituell einander ahnlich, unterscheiden sich aber durch die Lippenschwielen und den weniger steifen Wuchs bei O. Edwallii Cogn. Bisher war die Art nur aus Sao Paulo bekannt. 7. Oncidium flexuosum Sims, im Bot. Mag. (1821) f. 2203. Rio Grande do Sui: An Baumen im schattigen Walde bei der Cascada de Hermenegilda, Serra dos Papes — Lindman N. A. 785; N. A. 791. Epiphyt an Baumen und Felsen, Fazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 7, bliihend im Februar 19.21. Bliiten gelb. San Leopoldo, sehr haufig. — Dr. J. Dutra (in litt.). Die Spezies ist von Rio de Janeiro und Minas Geraes ab nach Siiden ziemlich verbreitet und dringt iiber die Grenzen von Brasilien hinaus bis nach Paraguay vor. In ihrem Wuchs ist sie durch das aufsteigende Rhizom sehr charakteristisch, das in Abstanden von 8—12cm die stark zu- sammengedriickten, zweiblattrigen, beiderseits durch blatttragende Scheiden gestiitzten Pseudobulben hervorbringt. Die reichbliitige Rispe wird auf einem sehr schlanken, die Blatter weit iiberragenden Schaft getragen und ist dadurch bemerkenswert, dati die Bliiten meist nur einer Seite zu- gekehrt sind. 8. Oncidium hecatanthum Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLVI Nr. 10 (1911) p. 81 A. 13. Rio Grande do Sui: An Baumen im Urwalde bei der Caseata de Hermenegilda, Serra dos Papes. — Lindman N. A. 793a. Diese Art ist mir nur aus der Beschreibung und der Abbildung bekannt. Sie muB danach mit O. cornigerum Ldi. nahe verwandt sein und ich glaube, dat! sie nach der Beschreibung wohl ais die kleinstbliitige der sich um O. pubes Ldl. scharenden Arten sein diirfte. Ich habe bis jetzt aus Rio Grande do Sui kein Material erhalten, daB ich mit der Ab¬ bildung und Beschreibung hatte in Einklang bringen konnen. 9. Oncidium longipes Ldl., in Paxt. Flow. Gard. I. (1850) p. 46. Rio Grande do Sui: Bpiphytisch, Fazenda Leitao, Municipio Rio Pardo, 70 m. ii. M. — C. Jiirgens Nr. 40, bliihend im Oktober 1921. Sepalen und Petalen braunlich, Lippe gelb. Unter den niedrigeren Arten der „Barbata“ ist die vorliegende wohl die kraftigste. Sie ist leicht mit O. uniflorum Booth. zu verwechseln, unterscheidet sich von ihm aber durch die stets zweiblattrigen Pseudo¬ bulben und durchgehend groBern Bliiten. In den europaischen Sammlungen ist die Spezies unter dem Namen O. janeirense Rchb. f. bekannter. 10. Oncidium macronyx Rchb. f., Ot. Bot, Hamb. II. (1881) p. 95. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — Sellow Nr. 3276. Epiphytisch, Fazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70m ii. M._ C. Jiirgens Nr. 3, bliihend im Januar 1921. Bliiten braunlichgelb. F. Fedde, Rep. spec. nov. — Beiheft XXXV. 7 Die Wiederentdeckung dieser Spezies ist recht interessant. Das Material stimmt vollkommen mit dem Sellowschen Original im Berliner Herbar iiberein. Die Art ist seit ihrer Entdeckung durch Sellow nur noch einmal von Schunk (?) in Argentina gesammelt worden. Im Bliiten- bau, besonders in der Lippe, erinnert sie entschieden an O. longicornu Mute), nur sind die Bliiten gleich dadurch auffallend, daB sie bedeutend groBer sind. 11. Oncidium micropogon Rchb. f., in Bonpl. II (1854) p. 90. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre — U. Kley Nr. 18. Arraial do Espiritu Santo, Municipio Porto Alegre — F. Aquino s. n., bliihend im Februar 1922. Epiphytisch, Beiem Novo, Municipio Porto Alegre, lOOm ii. M. — C. Jiirgens Nr. 60, bliihend im Januar 1922. Sepalen und Petalen hellbraun, Lippe gelb. Es war mir besonders wichtig, von dieser Art Material zu erhalten, das ganz mit der Reichenbachschen Darstellung seines Typus iiberein- stimmt. Dieses Material hat mir nun deutlich gezeigt, dafi die Art von Cogniaux in der „Flora Brasiliensis“ falsch abgebildet worden ist, denn er hat offenbar mein O. psyche Schltr. dargestellt. Ebenso hat Kranzlin ganz zu Unrecht O. psyche Schltr. mit O. micropogon Rchb. f. vereinigt. Beide Arten sind vollkommen verschieden. Die Petalen sind bei der vor- liegenden Art viel kleiner und schmiiler und anders gefarbt ais bei O. psyche Schltr. und das Labellum in allen Teilen, so auch in den Schwielen sehr verschieden geformt. 12. Oncidium nitidum Rodr., Orch. Nov. II (1882) p. 193. Rio Grande do Sui: An Bitumen im Urwalde, Colonia Ijuhy — Lindman N. A. 1355a. Bis jetzt ist mir diese Spezies von meinem Korrespondenten nicht zugegangen. Ich habe nichts, was mit der Art identisch sein konnte. Sie gehort ebenfalls in die iiberaus charakteristische Gruppe, die sich um O. cruciatum Ldl. und O. pubes Ldl. schart. Die Arten dieser Gruppe, die vielleicht ais eigene Untergattung anzusehen sein wird, sind infolge ihrer ziemlich komplizierten Lippen- struktur nicht leicht zu unterscheiden und es ware besonders wiinschens- wert, daB sie jetzt, nachdem sie durch die Kranzlinschen „Monographie“ mehr denn je durcheinander gewiirfelt sind, einmal sorgfaltig durch- gearbeitet wiirden. Zu dem Zwecke wiire es unbedingt notig, dafi wir von ihnen moglichst reiches Material erhalten. 13. Oncidium paranaense KranzL, in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLYI Nr. 10 (1911) p. 84, A. 13. Rio Grande do Sui: Auf Baumen der Walder, Piratiny — Lind¬ man N. A. 789. Taguara -— U. Kley Nr. 10, im Jahre 1910. Epiphytisch, Fazenda Soledade, Municipio Rio Pardo 70m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 4, bliihend im Januar 1921. Bliiten gelb-braun, unscheinbar. Es bereitet mir eine gewisse Freude, berichten zu konnen, dafi nun von dieser seltenen Art auch wieder prachtiges Material vorliegt. 99 Wie Kranzlin richtig angibt, erinnert sie in den Bliiten etwas an O. pumilum Ldl., gehort aber ohne Zweifel in die kleine Gruppe, die O. Loef- grenii Cogn., O. raniferum Hook und einige andere nahere Verwandte enthalt. Die Spezies ist bisher nur aus Parana und Rio Grande do Sui be- kanntgeworden. 14. Oncidium psyche Schltr., in Fedde Repert. XVII (1921) p. 16. Rio Grande do Sui: Ohne genauere Standortsangabe — Riedel. Ganz zu Unrecht ist diese Art von Kranzlin mit O. micropogon Rchb. f. vereinigt worden. Es ist charakteristisch fiir diesen Autor, daB er derartige Monographien, wie er sie leider verschiedentlich in die Welt gesetzt hat, zusammenschreibt, oline sich weiter um die Typen zu kiimmem, oder zu versuchen, sie zu sehen. O. psyche Schltr. unterscheidet sich von O. micropogon Rchb. f. zu- nachst durch viel kraftigeren Wuchs, breitere Blatter, die viel hohere Infloreszenz, groBere Bliiten mit quergebanderten Sepalen und Petalen von sehr verschiedener Form, das anders geformte Labellum mit recht verschieden konstruierter Schwiele und die verschiedene Saule. 15. Oncidium pulvinatum Ldl., in Bot. Reg. XXIV (1838) Misc. 61. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Pazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 5, bliihend im Pebruar 1921. Bliiten gelb, braun gesprenkelt. San Leopoldo, haufig — Dr. J. Dutra (in litt.). Auf die Unterschiede zwischen dieser Art und den anderen der ,, Pu Ivinata Grup p e, die miteinander naher verwandt sind, ist oft genug eingegangen worden, so daB ich hier nicht Wiederholungen geben will. AuBerdem ist ja O. pulvinatum Ldl. die einzige Art dieser Gruppe in Rio Grande do Sui, wenigstens soweit bis jetzt bekannt ist. 16. Oncidium pumilum Ldl. in Bot. Reg. XI, (1825) t. 920. Rio Grande do Sui: Auf Baumen bei der Caseata de Hermenegilda, Serra dos Papes -- Lindman N. A. 783. Epiphytisch, Pazenda Soledade, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 8, bliihend im Pebruar 1921. Bliiten gelb mit braun. San Leopoldo, haufig — Dr. J. Dutra (in litt.). Wir haben hier eine weitverbreitete und sehr charakteristische Art der Gattung vor uns. Sie ist von Rio Janeiro und Minas Geraes ab uber das ganze Siid-Brasilien bis nach Paraguay nachgewiesen und daselbst ziemlich haufig. Weiter nach Norden zu wird sie seltener. Vereinzelt soli sie noch in Bahia auftreten; auch in Mato Grosso ist sie gefunden worden. Die Spezies variiert in ihrer Bliitenfarbung zwischen goldgelb und braunlich. 17. Oncidium riograndense Cogn., in Pior. Bras. III. IV (1905) p. 446. Rio Grande do Sui: Ferromecco — A. Kuhnert. Mir ist die Pflanze nicht bekannt geworden. Cogniaux bringt sie neben O. verrucosissimum Cogn. unter. Sie gehort also zu der sehr charak- teristischen Gruppe, die sich um O. pubes Ldl., O. Lietzei Regel und ihren 7* 100 Verwandten schart. Von O. verrucosissimum Cogn. unterscheidet sie sicli durch die Porm der Lippe init kleinerem Vorderlappen und d(e recht verschiedene, ziemlich kompliziert gebaute Lippensehwiele. 18. Oncidium uniflorum Booth., ex Bot. Reg. XXXIX (1843) t. 43. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre — Lindman N. A. 797. Sellow Nr. 4521. Bei Sao Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 843, bliihend im November. Ich selbst habe Materia! der Art aus Rio Grande do Sui nicht gesehen, wohl aber kenne ich sie aus Parana, so da 1.1 also ihr Vorkommen bei Porto Alegre leicht moglich ware. Da dort aber auch O. longipes Ldl. nicht selten zu sein scheint, halte ich es nicht fur ausgeschlossen, da 15 hier eine Verwechslung mit diesem vorliegen lconne. Urspriinglich ist die Art von Rio de Janeiro bekanntgeworden. 19. Oncidium varicosum Ldl., in Bot. Reg. (1837) sub. t. 929. Rio Grande do Sui: Epiphytiseh, Estacao Joao Rodriguez, Municipio Rio Pardo, 50 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 2, bliihend im Februar 1921. Bliite gelb mit groBem Labellum. San Leopoldo, Cahy, haufig — Dr. J. Dutra (in litt.). Eine in Europa in Kultur sehr beliebte Art mit groBen, vielbliitigen Rispen leuchtend gelber Bliiten. Sie ist von Minas Geraes nach Siiden bis Rio Grande do Sui und Paraguay nachgewiesen worden, aber nun infolge der grofien Nachfrage nach lebenden Pflanzen fiir Europa nur schon stellenweise fast ganz ausgerottet oder recht selten geworden, wo sie friiher in grofien Mengen auftrat. Es ist dieses leicht erkiarlich, wenn man bedenkt, dafi die Art alljahrlich zur Schnittblumenkultur in Tausenden und Abertausenden von Exemplaren eingefiihrt worden ist. 20. Oncidium Widgrenii Ldl., Fol. Orch. Oncid. (1858) p. 17. Rio Grande do Sui: Auf Baumen im Urwalde, Colonia Ijuhy — Lindman N. A. 1355b. Ich habe Material dieser Spezies, die bisher aus Minas Geraes bekannt war, aus Rio Grande do Sui nicht gesehen. WasKranzlin ais O. Widgrenii Ldl. abbildet, scheint mir mehr O. cornigerum Ldl. zu sein. Dazu stimmt auch besser seine Beschreibung der vegetativen Teile der Rio Grande do Sul-Pflanze. 55. Sigmatostalix Rchb. f. Brasilien besitzt von dieser sonst rein andinen Gattung nur eine einzige Art, die sich aber von den iibrigen der Gattung nicht unwesentlich unterscheidet, so daB man wohl berechtigt ist, sie ais Typus einer eigenen Untergattung, Ornithophora, anzuseheri. Ja ich ware fast geneigt gewesen, die Rodriguezsche Gattung Ornithophora wieder herzustellen. Gegeniiber den anderen Spezies des Geschlechts ist die brasilianische untersehieden durch die kriechenden Habitus, durch die einfache, nicht ver- zweigte Infloreszenz mit diinnen, winzigen, (nicht spelzenartigen) Brakteen, die kiirzere und dickere Saule und das kiirzere Rostellum. 101 Diese einzige brasilianische Vertreterin des Genus ist ein reizendes, zierliches, etwa spannenhohes, kriechendes, epiphytisches Gewachs mit schmalen zusammengedriickten, zweiblattrigen Pseudobulben und linea- lischen oder schmallinealischen Blattern. Die neben dem Grunde der Pseudobulben einzeln erscheinenden Infioreszenzen sind scblank und locker 5—12-bliitig, meist so lang ais die Blatter. Die reizenden kleinen Bliiten sind -vveifi und gelb gefarbt und haben eine purpurrote Saule. 1. Sigmatostalix radicans Rchb, f., in Hamb. Gartztg. XVI (1860) p. 16. Ornitophora quadricolor Rodr., Orch. Nov. II. (1882) p. 226. Rio Grande do Sui: Bei Porto Alegre — F. Aquino, im Jahre 1921. Epiphytisch auf Baumen, Fazenda Leitae, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 65, bliihend im Februar 1922. Sepalen und Petalen griinlichgelb, Lippe weifi mit 2 gelben Hockern an der Basis. Saule dunkelbraunrosa mit gelber Antbere. San Leopoldo, haufig — Dr. Dutra (in litt.). Wegen ihres zierlichen, zarten Wuchses und der bunten kleinen Bliiten wird die Pllanze nicht selten in Europa in Gewachshausern kultiviert. In ihrer Heimat ist die Spezies uber ein Gebiet verbreitet, daB sicli von Rio de Janeiro und Minas Geraes durcb ganz Siidbrasilien bis nach Rio Grande do Sui hinzieht. 56. Phymatidiuin Ldl. EinschlieBlich der unten beschriebenen kennen wir bis jetzt von dieser Gattung sieben verschiedene Arten. Es sind kleine, oft nur einige Zentimeter hohe, sehr zarte Epiphyten mit weifien fast durclischeinenden Bliiten von iiberaus zarter Textur. Da diese winzigen Pflanzchen dem Auge des Sammlers nur zu leicht entgehen, halte ich es fiir sehr leicht moglich, daB durch die weitere Erforschung der Epiphytenflora, der Ur- walder noch verschiedene weitere Arten zutage gefordert werden. Die Gattung ist, soweit wir bis jetzt dariiber unterrichtet sind, rein brasilianisch, also fiir die Republik endemisch. Die bis jetzt bekanntgewordenen Arten verteilen sicli uber ganz Siidbrasilien, von Rio de Janeiro und Minas Geraes ab nach Siiden bis Rio Grande do Sui, wo zwei bisher nur von dort bekannte Arten fest- gestellt werden konnten. 1. Phymatidiuin Aquinoi Schlt. n. sp. Epiphyticum, erectum, pusillum, floriferum 4—6,5cm altum, tenellum; rhizomate subnullo: radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caule nullo; foliis basilaribus 7—12 erecto-patentibus vel suberectis, anguste lineari- subulatis, triquetris ut videtur, mucronulatis, 8—12 mm longis, vix 0,75 min latitudine excedentibus; racemis in axillis foliorum singulis natis, erectis vel adscendentibus, perbreviter pedunculatis, usque ad 6cm longis, laxe 10—16-floris, rhachi bene flexuosa, ut videtur triquetra, sensim evoluta; bracteis erecto-patentibus, triquetro-subulatis, nunc flores paulo superan¬ tibus, nunc ovarium paulo excedentibus, viridibus; floribus in genere vix 102 inter mediocres, tenuissimis, glabris, diaphanis, niveis; sepalis anguste lanceolatis, acutis, uninerviis, 4mm longis, deflexis, lateralibus subfalcato- obliquis; petalis erectis, oblique lanceolato-oblongis, acutis, uninerviis, in nervo medio extus gibbo late conico obtuso perbrevi donatis, quam sepala subaequilongis; labello circuitu late lanceolato, acuminato, e tertia parte basilari trilobo, basi late retundato, expanso c. 4,5 cm longo, inter apices loborum lateralium 3,25 mm lato, in tertia parte basilari dentibus 2 corni- acutis donato, lobis lateralibus oblique semiorbicularibus valde obtusis intra marginali-insilientibus, lobo intermedio ovato-lanceolato, acuminato; columna generis, sigmoideo-torto, dimidio superiore refracto, rostello per¬ longo, petalis subaequilonga; anthera longius rostrata, ovario pedicellato, glabro, triquetro c. 4,5 mm longo. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (Nr. XIX in collec¬ tione Aquino), bliihend im Januar 1922. In sumpfigem Gelande, auf diinnen Zweigen von Strauchwerk, Herval de baixo, Municipio Santa Cruz, 350m u. M. — C. Jurgens Nr. 74, ohne Bltiten im April 1922. In der Gestalt ihrer Lippe ist diese Spezies durch die ausgesprochene Dreilappigkeit vorziiglich gekennzeichnet. Im Habitus erinnert sie wohl am meisten an P. myrtophilum Rodr., doch sind die Bliiten sehr verschieden. Sehr bemerkenswert ist der buckelai’tige Auswuchs in der Mitte der Pe- talen auf der Innenseite. Ahnliche Bildungen kommen bekanntlich bei Dipteranthus und bei Petalocentrum ebenfalls vor. 2. Phymatidium Herteri Schltr., in Pedde Repert. XVI (1920) p. 450. Rio Grande do Sui: Sao Prancisco de Paulo, De Cima do Serra. 900 m ii. M. -— W. Herter Nr. 26245, bliihend im Marz 1913. Wie ich schon friiher angab, ist die Art mit P. delicatulum Ldl. am nachsten verwandt. Sie ahnelt ihm auch im Habitus, hat aber verhaltnis- maBig langere Blatter und kiirzere Infloreszenzen, mit lockerer, weniger bliitiger Traube. In den Bliiten selbst 'ist sie unterscbieden durch die Form der Sepalen und Petalen, durch das langer genagelte, schmal- rhombische am Rande uber der Mitte gezahnelte Labellum mit anders gestaltetem basalem Kallus und die Gestalt der Saule. 57. Platyrhiza Rodr. Es diirfte wohl wenige Herbarien geben, in denen sich Material dieser seltenen und sehr eigenartigen Gattung befindet. Wie so oft bin ich auch hier wieder vom Gliick begiinstigt worden, denn ich erhielt ein einzig dastehendes Material der Seltenheit. Das Original der Gattung ist leider, wie die meisten Typen von Barbosa Rodriguez, nicht mehr vorhanden. Wir miissen fur fast alie von ihnen heute die Original- abbildungen annehmen. Wo diese wirklich geblieben sind, ist mir un- bekannt, da aber Cogniaux sie fur seine Bearbeitung der Orchideen in der „Flora Brasiliensis“ in der Hand gehabt hat, ist mit Sicherheit an- zunehmen, daB die nach ihnen angefertigten Tafeln dieser Arten in der „Flora Brasiliensis" dem Original entsprechen, und wir miissen deshalb zu- nachst darauf zuriickgreifen. 103 Ais ieh das prachtige Material von Herrn C. Jiirgens erhielt, nahm ich natiirlich zunachst an, dafi ich es mit P. quadricolor Rodr., der einzigen bekannten Art der Gattung, zu tun habe. Eine Bliitenanalyse zeigte dann aber so viele Unterschiede, daB ich mich gezwungen sehe, die von Herrn C. Jiirgens gefundene Pflanze ais eigene Art anzunehmen. Die. Original- art, P. quadricolor Rodr., wurde zuerst im Staate Rio de Janeiro gefunden, Cogniaux identifizierte mit ihr spater Material aus Sao Paulo. Durch die Entdeckung der neuen Art wird also die Siidgrenze des Verbreitungs- gebietes der Gattung bedeutend nach Siiden verschoben. 1. Platyrhiza Juergensii Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, pusilla, 3,5—-8,5cm alta; rhizomate subnullo; ra¬ dicibus applanatis, flexuosis, glabris, usque ad 3—3,5mm latis; caule nullo; foliis basilaribus 5—8, erecto-patentibus, anguste oblanceolatis; acutis, basin versus sensim in petiolum canaliculatum angustatis, carno- sulis, petiolo incluso 1,5—3,3cm longis, supra medium 3—4mm latis; inflorescentiis singulis in axillis foliorum natis, erectis, 3,8—8,5cm longis, pedunculo satis gracili tamen brevi, 1,3—2,5 cm longo, vaginulis paucis, dissitis obsesso, racemo ipso laxe 3—9-floro, erecto, usque ad 6cm longo; bracteis erecto-patentibus, ovatis, subacutis, ovario pedicellato paulo bre¬ vioribus; floribus illis P. quadricoloris Rodr. fere aequimagnis, glabris, fide collectoris pallidiflavis, erecto-patentibus, glabris; sepalis erecto-pa¬ tentibus, oblongo-ligulatis, obtusis uninerviis, vix 5 mm longis, lateralibus obliquis; petalis oblique lineari-ligulatis, obtusiusculis, uninerviis, quam sepala subaequilongis; labello bene complicato, hypoehilio si licet appellare obcuneato, brevi, basi in dentes falcato- retrorsos, acuminatos 2 producto, antice calloso, exciso, mesochilio e basi semioblongo-cuneata concava antice in lobos vel processibus subulato-falcatos rectrorsos producto, medio antice dente brevi ornato, epichilio (i. e. lobo) antico transverse ovali antice trilobulato, cum lobis lateralibus divergentibus obtusis, intermedio antico, semiovali, obtuso brevi, labello toto c. 5 mm longo, inter apices loborum lateralium c. 5mm lato, lobo intermedio (antico) c. 2,75mm longo, 3,25mm lato; columna gracili, semitereti, c. 3,75 mm longa, generis, cli- nandrio humili; ovario pedicellato subclavato, obtuse triangulo, vix 5 mm longo. Rio Grande do Sui: Epiphytisch, Serra do Cria, Municipio Santo Amaro, 150m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 49, bliihend im Januar 1921. Bliiten hellgelb. Die Entdeckung dieser Art stellt gewissermafien einen der besten Funde des erfolgreichen Sammlers C. Jiirgens dar, denn es ist irnmer ein besonderes Ereignis, wenn eine lange Zeit hindurch monotypische Gattung eine zweite Art erhalt. Die neue Art weicht in den Einzelheiten der Lippenstruktur Punkt fur Punkt derartig von P. quadricolor Rodr. ab, dafi kaum ein Zweifel dariiber bestehen kann, daB wir hier eine eigene Spezies vor uns haben. 104 58. Oriiithocephalits Hook. Es gibt selbst unter den Orchideen wenige Gattungen, die morpho- logisch, speziell bliitenmorphologisch so viel Interessantes bieten wie Ornithocephalus. Bei aufierlich so ahnlichem Habitus, daB man die einzelnen Spezies sofort ais Angehorige des Geschlechts erkennt, bieten die einzelnen Spezies so viele Abweichungen in der Struktur der Bluten dar, daB man sich wundern muB, welche Sprunge die Natur zu machen imstande ist. Die Gattung ist vorzugsweise brasilianisch, denn unsere bisherige Kenntnis des Genus zeigt, daB Brasilien kaum weniger verschiedene Arten beherbergt ais alie ubrigen Lander zusammen. Charakteristisch ist dabei, daB die einzelnen Arten meistens doch recht lokal verbreitet sind, so daB bei IJntersuchung von irgendwelchem Materia! oft unerwartete Unterschiede in dem Bliitenbau zutage treten und zeigen, daB man sich hier nie aut' oberflachliche habituelle Ubereinstimmung verlassen aarf. Es ist schwer, fiir die Gattung heute ein Entwicklungszentrum anzunehmen, denn sie ist ziemlich gleichmafiig liber das tropische Siid- Amerika verbreitet. Sie zeigt allerdings eine Zunahme von Artentypen nach dem Amazonas-Becken zu, doeh sind andererseits in den verschiedensten Gebieten so abweichende Formen gefunden worden, daB man sie am besten wohl ais Relikte alterer Formen ansehen muB. Nur eine Monographie der Gattung kann uber die Verbreitung der einzelnen Typen und ihre morpho- iogische Zusammengehorigkeit AufschluB geben. Ich habe selbst versucht, an diese Arbeit heranzugehen, indem ich alie mir zuganglichen Arten analysiert und gezeichnet habe, muBte aber schliefilieh davon absehen, hier weitere Klarung zu schaffen, weil mir einige der interessantesten Formen fehlten. 1. Ornithocephalus brachystachyus Schltr. n. sp. Epiphyticus, humilis, 6—8 cm altus; rhizomate sub nullo; radicibus filiformibus, flexuosis, glabris; caule subnullo; foliis in quoque surculo 6—7, erecto-patentibus vel suberectis, anguste subfalcato-linearibus, obtusius- culis vel acutis, spatha 1,8—2 cm longa exclusa 4—6 cm longis, medio fere 5—8 mm longis, carnosulis; inflorescentiis in axillis foliorum sl. vagi¬ narum singulis, erecto-patentibus, quam folia plus duplo brevioribus pedun¬ culo pauci vaginulato, muriculato-hispidulo, quam spatha folii subaequi- longo, racemo ipso disticho, sublaxe 4—8-floro, usque ad 1,7 cm longo, rhachi bene muriculato-hispidula, leviter flexuosa; bracteis erecto-patentibus, ovatis, apiculatis, dorso carinatis, miriculato-hispidulis, inferioribus florem paulo excedentibus, superioribus sensim paulo brevioribus; floribus in genere inter minores, erecto-patentibus; sepalis ovalibus obtusis, basin. versus paulo angustatis, uninerviis, concavis, margine serrulato-muriculatis, dorso sparsim subulato-muriculatis, caeterum glabris, lateralibus obliquis, nervo mediano carinatis, vix 1,5 mm excedentibus; petalis oblique et late suborbicularibus margine irregulariter subdenticulatis, extus convexis, uni¬ nerviis, quam sepala fere aequilongis; labello porrecto, e basi constracta, carnosula callis 2 oblique oblongoideis obtecta obovalo, obtuso, margine 105 irregulariter denticulato, leviter concavulo, c. 1,78 mm longo, supra medium c. 0,9 mm lato; columna apicem versus bene dilatata, vix 5 mm. longa; anthera longius rostrata, apice ipso obtusa; ovario breviter pedicellato subclavato, triquetro, costis muriculato-dentieulato, c. 1,5 mm longo. Rio Grande do Sui: Wahrscheinlich von Torres — L. Burger ,(Nr. XYI in collectione Aquino) im Pebruar 1922. Vor allen iibrigen brasilianischen Arten ist die vorliedende ganz besonders gekennzeichnet durch die kurzen Infloreszenzen bei verhaltnis- mafiig starkem Wuchs und durch die wenig ausgebildeten Seitenlappen des Labellums. die hier nur zur Yerbreiterung des Nagels nach der Basis zu dienen. Ahnliche Reduktionen der Seitenlappen habe ich eigentlich sonst nur bei einer noch unbeschriebenen guatemalensischen Art kennen- gelernt. 59. Zygostates Ldl. Nachdem sich nun herausgestellt hat, daB Zygostates costaricensis Nash nichts anderes ist ais Ornithocephalus xiphochilus Schltr., muB die Gattung „ Zygostatas gewissermaBen auch ais ein brasilianischer Endemismus an- gesehen werden. Sie hat etwa die gleiche Verbreitung wie Sophronites, da namlich eine Art auch bis nach Paraguay eindringt. EinschlieBlich der unten beschriebenen hat die Gattung nunmehr 8 verschiedene Arten, wahrend in der „Flora Brasiliensis“ nur drei auf- gezahlt werden. Das Verbreitungsgebiet der Gattung ist nach unseren bislierigen Erfahrungen etwa das gleiche wie bei Sophronites, d. h, es erstreckt sich von Rio de Janeiro und Minas Geraes nach Suden bis Rio Grande do Sui und Paraguay. Die Gattung ais solche ist nahe verwandt mit Ornithocephalus, von ihm aber unterschieden durch die nicht reitenden Blatter, das kahnformige Labellum und durch das Vorhandensein der meist ziemlich groBen Stami- nodien am Grunde zu beiden Seiten der Saule. 1. Zygostates Aquinoi Schltr. n. sp. Epiphytica, erecta, parvula, florifera 3,5—5 cm alta; rhizomate subnullo; radicibus filiformibus, flexuosis, tenuibus, glabris; pseudobulbis cylindraeei, vel ovoideo-cylindraceis, unifoliabis, 3,5—6 mm altis, vix 1,5—2,5 mm diametro; folio erecto, lineari, mucronulato, basin versus sensim paululo angustato, triquetro-carnoso, 2,5—4 cm longo, 2,5—5 mm lato; inflorescentiis juxta basin pseudobulborum natis, erecto, vulgo quam folia fere aequilongis, pedunculo gracili, paucivaginulato, racemo ipso brevi, subdense 4—8-floro, usque ad 1,5 cm longo; bracteis patentibus, lanceolatis, acutis, ovario pedicellato subduplo brevioribus; floribus in genere inter minores, glabris, flavescenti-albidis, erecto-patentibus; sepalis reflexis oblongis, obtusiusculis, 5 mm longis, intermedio angusto, lateralibus obliquis bene latioribus; petalis erectis, oblique flabellato-dilatatis, basin versus unguiculato-angustatis, tertia parte superiore semiorbiculari-rotundatis, grosse serrato-dentatis, quam sepala fere aequilongis; labello subporrecto, naviculiformi-cucullato, circuitu oblongo, medio vix constricto, basi breviter 106 et obtuse biauriculato, apicem, versus extus leviter carinato, apice ipso incurvo, supra basin latere utrinque margine lobulo obscuro incurvulo donato, c. 3,5 mm longo, basi intus saepe leviter ruguloso-incrassato; columna generis, curvatula, c. 2,5 mm alta, basin versus incrassata, staminodio erecto, lanceolato-subulato, vix 2 mm lato latere utrinque basi ornata; ovario pedicellato subelavato, obtuse triquetro, glabro, c. 7 mm longo. Rio Grande do Sui: Bei Torres — L. Burger (Nr. XX collectionis Aquino), bliihend im Januar 1922. Epiphytisch, Belem novo, Municipio Porto Alegre, 100 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 59, bliihend im Januar 1922. Bliiten „bla6-weifi“. Diese neue Art ist nahe verwandt mit Z. Alleniana Kranzl. von Paraguay, unterscheidet sich aber durch die etwas groBeren Bliiten, die weniger breiten Petalen, das kiirzere und breitere Labellum und die kiirzeren anders geformten Staminodien, die beiderseits neben der Saulenbasis emporstreben. Die Blatter sind auBerdem durchschnittlich langer und schmaler. 2. Zygostates Lindmanii (Kranzl.) Schltr., in Pedde Repert. XVI (1920) p. 449. Dipteranthus Lindmanii Kranzl., in Kgl. Svensk. Vet. Akad. Handl. XLVI (1911) Nr. 10 p. 80 t. 12. Rio Grande do Sui: Auf Baumen im Urwalde, Santo Angelo — Lindman Nr. 999 1/2. Es ist mir nicht recht verstandlich, aus welchem Grunde Herr Kranzlin diese Pflanze in die Gattung Dipteranthus verwiesen und sie dort sogar mit der abweichendsten Art, D. corniger Cogn., verglichen hat. Die Pflanze miiBte unter allen Umstanden durch ihre Bliitenstruktur sofort ais Zygostates-Kvt erkannt worden sein. Sie ist mit Z. Alleniana. Kranzl. vielleicht am nachsten verwandt, unterscheidet sich aber durch niedrigeren Habitus, breitere Blatter, kiirzere Bliitenstande und die Form der einzelnen Biiitenteile. Ich kenne sie leider bisher nur aus der Beschreibung und Abbildung. 60. Dichaea Ldl. Ais einzigen Beweis dafiir, daB die Gattung Dichaea in Rio Grande do Sui vertreten ist, kann ich eine einzelne Bliite anfiihren. Das Vor- handensein des Genus in dem Gebiete war eigentlich zu erwarten, war es doch in allen iibrigen siidbrasilianischen Staaten noch ziemlich reichlich vertreten. Es ware recht wunschenswert, dafi man gerade in Rio Grande do Sui dem Vorkommen dieser Gattung etwas mehr Beachtung schenkt, weil sie daselbst die Siidgrenze ihrer Verbreitung findet. Aus diesem Grunde habe ich hier die Gattung trotz des unvollstandigen Materials besonders erwahnt und hoffe, daB die Interessenten und Sammler in Rio Grande do Sui durch Einsendung von brauchbarem Material dazu beitragen werden, daB die dort vorkommende Art festgestellt werden kann. 1. Dichaea spec. Rio Grande do Sui: Taquara — U. Kley Nr. 12, im Jahre 1919. 107 Leider ist infolge des nur aus einer einzigen Bliite bestehenden Materials nicbt festzustellen, um welche Art es sich hier handelt. Zur Feststellung der Yerwandtschaft ware es unbedingt notig, dafi ein Stiick des Stammchens mit Blattern und, wenn irgend moglich, mit Bliiten ge- liefert wird. Mit der einzelnen Bliite, deren Verwandtschaft so schlecht festzustellen ist, kann ich bei bestem Willen nichts anfangen. 61. Campylocentrum Bth. Je besser wir die Orchideenflora von Brasilien kennen lernen, desto mehr zeigt sich, da8 die Gattung Campylocentrum dort eine groBere Rolle spielt, ais man friiher annehmen konnte. Es zeigt sich mehr und mehr, dafi wir in der Gattung ein Geschlecht vor uns haben, das in voller Entwicklung begriffen ist. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Spezies sind infolgedessen noch nicht so differenziert, wie in vielen anderen Gattungen, dennoch haben sich die einzelnen Spezies schon so geschieden, daB sie habituell leicht genug kenntlich sind. Untersuchen wir aber die Bliiten, so zeigt sich, daB die allerdings schon jetzt ziemlich konstanten Merkmale nicht so gegeneinander abgehoben sind, wie es nach den recht charakteristischen Habitus-Merkmalen zu erwarten ware. Pawcett und Rendle, denen die merkwiirdigen Habitus-Unter- schiede in der Gattung offenbar auch aufgefallen sind, haben mit Recht hier ein ganz neues Unterscheidungsmerkmal eingefiihrt, indem sie auf Grund der Art des Aufspringens der Kapsel Harrisiella von Campylocentrum abtrennten. Ich stimme ihnen darin vollkommen zu, dafi dieses Merkmal bisher nicht geniigend gewiirdigt wurde, und bei richtiger Beurteilung wahrscheinlich viel zur besseren Erkenntnis der Gattungen beitragen wiirde. Leider aber tritt uns hier eine groBe Schwierigkeit entgegen. In den seltensten Fallen haben wir Friichte der Orchideen zur Verfiigung, um sie zur systematischen Differenzierung der Gattungen verwenden zu konnen. (Ich glaube heute behaupten zu konnen, dafi wir von kaum einem Zehntel der bis jetzt bekannten Genera die Friichte so weit kennen, dafi wir sie in die Charakteristik der Gattung aufnehmen konnen.) Wie so viele andere epiphytische Gattungen ebbt auch Campylo¬ centrum in Sud-Brasilien bis zum Verschwinden ab. Wir kennen in Rio Grande do Sui nur noch 3 Arten. Aus Paraguay sind bis jetzt 2 ge- meldet worden, aus Argentina ebenfalls 2 und damit ist die Siidgrenze der Gattung erreicht. Im Norden sind Arten des Genus bis Siid-Mexiko festgestellt worden. 1. Campylocentrum densiflorum Cogn., in Flor. Bras. III, VI (1906) p. 512. Rio Grande do Sui: Ohne nahere Standortsangabe — Sellow. Bei Porto Alegre — F. Aquino Nr. V, im Jahre 1921. Auf Baumen im schattigen Gezweig, Passo de Mangueira, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 11, bliihend im Marz 1921. Die von den Herren Aquino und Jiirgens gesammelten Exemplare stimmen gut mit dem Original von Sellow iiberein. Cogniaux gibt 108 keinen Standort an, auch das Material des Dahlemer Herbars hat weder Nummer noch Standortsangabe. Nach den sonstigen Befunden konnen wir aber mit ziemlicher Gewifiheit annehmen, daB es aus Rio Grande do Sui stammt. Durch die Form der Lippe und den Sporn ist die Spezies gut charakterisiert. Habituell zeichnet sie sich auch durch den starren Wuchs aus. 2. Campylocentrum omithorhynchum (Ldl.) Rolfe, in Orch. Rev. XI 1903) p. 246. Rio Grande do Sui: Fazenda Soledade, meist im diinnen Gezweig hangend, Municipio Rio Pardo, 70 m ii. M. — C. Jiirgens Nr. 38, bliihend im Oktober 1921. Bliiten weifi. Die Art gehort zu denjenigen, die sich durch nadelartige oder pfriemliche Blatter auszeichnen. Sie steht dem C. parahybunenae (Rodr.) Rolfe ziemlich nahe, hat aber kiirzere Infloreszenzen mit kleineren Bliiten, die stark einseitswendig stehen, diinnere Blatter und nur sparlich warzige Wurzeln. Die Spezies diirfte wohl die schlankeste in der ganzen Gattung sein. Campylocentrum Dutraei Schltr. n. sp. Epiphyticum, erectum, simplex, certe supra 13 cm longum; radicibus simplicibus, filiformibus, flexuosis, glabris, laevibus; caule plus minusve flexuoso, simplici, bene (sublaxe) foliato, tereti, glabro, c. 2,75—3 mm diametiente, vaginis foliorum arcte amplectentibus, leviter striato-nervosis omnino obtecto; foliis patentibus vel erecto-patentibus, oblongo-ligulatis, apice inaequaliter et obtuse bilobulatis, crassius coriaceis, subtus sub- carinatis, 2,5—3,3 cm longis, medio fere 5,5—7,5 mm latis; racemis sub- sessilibus, patentibus, dense 12—20-floris, secundis, usque ad 1 cm longis, rhachi minute papillosa; bracteis late ovalibus, obtusis, tenuibus, ovario fere aequilongis; floribus erectis, illis C. densiflori Cogn. similibus, ovario excepto glabris; sepalis subparallelis, lanceolato-oblongis, obtusiusculis, vix 3 mm longis, 3-nerviis, lateralibus paulo obliquis; petalis oblique lanceolato-oblongis, subacutis, uninerviis, c. 2,75 mm longis; labello sepalis fere aequilongo, dimidio inferiore late rhombeo, 7-nervio, dimidio anteriore abruptius lanceolato, obtusiusculo, carnosulo, infra medium c. 1,8 mm lato, calcare cylindraceo apicem versus incrassato, obtuso, tertia parte apicali arcte incurvo, sepalis fere aequilongo; gynostegio perbrevi generis, lobis lateralibus columnae porrectis semiovalibus; ovario cylindraceo-subfusi- formi, minute papilloso-puberulo, vix 2 mm longo. Rio Grande do Sui: Bei Sao Leopoldo — Dr. J. Dutra Nr. 846, bliihend im Januar. Aufierlich erinnert diese neue Art stark an C. densifiorum Cogn., mit dem ich sie anfangs auch identifizieren wollte. Sie ist aber schlanker im Wuchs, hat durchschnittlich schmalere Blatter, kiirzere Infloreszenzen, breitere Sepalen und Petalen und ein ungeteiltes Labellum, das bei C. densifiorum Cogn. ziemlich deutlich dreilappig ist. %:m§k \ ^ 't\C * 'l'w- r b’$ 'mm ,K /• V «I slp •c, /!#, : ■l;!C '4wii'S ,-k.c v $11 ''t, v- ft*.5 •«-, ■ f i y,-;., f. , ' 'W ,L»'/ ’ • ‘ • »* • ' 1 ' 1 , 1 .K?l : ■V^V-v if ' $*i -- '#• •* feli-: tip V ; %' wmI IfiM /«m cfWt > ’} || k f&imwK Z*1 f:,K;-W7.; ^ ,4 ;-A £Wsf;K\ £ ‘1 m£s„ £ v»: rf w' 1 ^'Ifc -.ww fi •> «"'■ "0 >• Ma f ■ ?##«® «S v«; MMfe •/ • - ■. ■ ’ . ■ ' i- ! , ,s •„ ■..; \ PSll .... V . < ‘ ■' 'f .-W 7 . . . /i I 7 ,. !■ - V/ jy;, > <; i i ,: <: )£M -%■ *Wk&%$ki£%k> BRiC, ,,v». ,1) ? 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