VvV1 / -ff ist, SCHRIFTEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN DANZIG. NEUE FOLGE. — NEUNTER BAND. ENTHALTEND VIER HEFTE MIT 10 TAFELN. MIT UNTERSTÜTZUNG DES WESTPR, PROVINZIAL-LANDTAGES HERAUSGEGEBEN. DANZIG 1895-1898. COM MISSIONS- VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG. r SCHRIFTEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN- DANZIG. NEUE FOLGE, MAY 9 1927 NEUNTEN. BANDES ERSTES HEFT. \ zu (HIERZU TAFEL I BIS VIII.) MIT UNTERSTÜTZUNG DES WESTPR. PROVIN2IAE-LANDTAGES HERAUSGEGEBEN. DANZIG 1896. COMMISSIONS -VERLAG VON WILHELM ENG EL MANN IN LEIPZIG. Bitte die 4. Seite dieses Umschlages zu beachten. r : 4; v-; -'e ■■'. r>T:^ .... T - '-- '■ • ■ 3v,- .- v. ; :t ■ .■ ..., -- ■-■ ' . '■ TV . . . :■ • Mi SCHRIFTEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN DANZIG. u% '2-77 g NBUB FOLGE. NEUNTEN BANDES ERSTES HEFT. (HIERZU TAFEL I BIS VIII.) MIT UNTERSTÜTZUNG DES WESTPR. PROVINZIAL-LANDTAGES HERAUSGEGEBEN. DANZIG 1896. COMMTSSIONS-VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG. Inhalt, Seite. 1. Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft für 1894 I 2. Bericht über die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft 1894 . . . IX 3. Uebersicht über die in den ordentlichen Sitzungen 1894 behandelten Gegenstände XXVIII 4. Bericht über die Sitzungen der Anthropologischen Section 1894 . . . XXX 5. Bericht über die Sitzungen der Section für Physik und Chemie 1894 . XXXI 6. Bericht über die Sitzungen der Medicinischen Section 1894 .... XXXII 7. Bericht über die wissenschaftliche Thätigkeit des Westpreussischen Fischerei- Vereins 1894 XXXIV 8. Verzeichniss der im Jahre 1894 durch Tausch,, Kauf und Schenkung erhaltenen Bücher XXXVII 9. Mitglieder -Verzeichniss der Gesellschaft, ihrer Sectionen und des Vorstandes LTI Abhandlungen. 10. Die Dichte der Bevölkerung im Regieruugsbezirk Danzig. Mit einer Karte (Tafel I). Von Ernst Friedrich 1 11. Mittheilungen über Bernstein XVII. Ueber den, Gedanit, Succinit und eine Abart des letzteren, den sogenannten mürben Bernstein. Von Otto Helm 52 12. Bericht über die Thätigkeit der Elbinger Alterthumsgesellschaft im Vereins- jahr 1893/94. Von Professor Dr. R. Dorr 58 13. Westpreussische Mineralien. Von Dr. Paul D ah ms , • 64 14. Ueber ein eigenartiges, chloritreiches Geschiebe von der Endmoräne zwischen Mühlenkamp und Breitenbach beiBublitz in Pommern. Von Dr. PaulDahms 90 15. Wolkenhöhenmessungen. Mit fünf Tafeln (Tafel II — VI). Von E. Kayser 93 16. Bericht über die siebzehnte Wander -Versammlung des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Pr. Stargard, am 15. Mai 1894 . . . 161 Allgemeiner Bericht 161 Conwentz. Geschäftsbericht pro 1893/94 162 Kumm. Bemerkenswerte Bäume, insbesondere aus der Umgegend von Pr. Stargard 166 Schmidt. Botanische und zoologische Mittheilungen 168 Prätorius. Ueber Coprinus radians Fr 170 Bockwold t. Lebensweise der Mistel 171 M. Hoyer. Ueber das Wengornia Thal 173 Kaufmann. Neue Untersuchungen zur Pilzflora Westpreussens 177 Seite. 17. Bericht über die achtzehnte Wander -Versammlung des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Christburg, am 4. Juni 1895 .... 181 Allgemeiner Bericht 181 (Jonwentz. Skizzen zur Naturgeschichte des Stuhmer Kreises . . . . . 183 Schmidt. Botanische und zoologische Mittheilungen 188 Kumm. Zur Kenntniss der niederen Thierwelt Westpreussens 190 Lakowitz. Ueber die Durchforschung unserer Binnenseen 192 Preuschoff. Botanische Notizen 197 Kaufmann. Einige in der Provinz neu aufgefundene Pilze 198 Conwentz. Geschäftsbericht pro 1894/95 . . 201 18. Anlagen zu den beiden vorgenannten Berichten 206 A. Lützow. Botanische Excursionen in den Jahren 1893, 1894 und 1895 . . 206 B. Treichel. Wirkungen des Maifrostes 1894 216 C. Helm. Beiträge zur Kenntniss der Insecten des Bernsteins 220 D. Brischke. Entomologische Notizen (1895) . . 232 E. Schumann. Weichthiere aus Westpreussen. Nachtrag 234 F. Gr ent zenberg. Bericht über die Haase’sche Excursion im Kreise Karthaus mit besonderer Berücksichtigung der Myriapoden . . . . 236 G. Protz. Bericht über meine vom 11. Juni bis zum 5. Juli 1894 ausge- fiihrte zoologische Forschungsreise im Kreise Schwetz .... 254 H. Protz. Arrenurus rugosus n. sp. Mit 4 Textfiguren 269 !. Graebner. Zur Flora der Kreise Puizig, Neustadt Wpr. und Lauen- burg i. Pomm. Ein Beitrag zur Pflanzengeographie Nord- deutschlands. Mit Beiträgen von F. Graebner, P. Magnus und Chr. Sonder. Mit 2 Tafeln (Tafel VII und VIII) . 271 K= Grütter. Beiträge zur Moosflora des Kreises Schwetz 397 J ahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig* für 1894, erstattet vom Director derselben, Prof. A. Momber, am 3. Januar 1895. Meine Herren! Das eben beendete Jahr, das 152. der Naturforschenden Gesellschaft, hat den exakten Wissenschaften schwere, unersetzliche Verluste gebracht. Gerade vor einem Jahre erhielten wir die Nachricht vom Hinscheiden des Physikers Heinrich Hertz, dessen Entdeckungen über das Wesen der Elektricität wenige Jahre früher die ganze gebildete Welt in eine gewisse Begeisterung versetzt hatten. Einige Monate darauf starb der Vertreter der Physik an der Berliner Universität, August Kundt, und seinen beiden bedeutendsten Schülern folgte sehr bald ihr grosser Lehrer, Herrn ann von Helmholt z. Wenn unsere Gesellschaftauch nicht die Ehre gehabt hat, seinen Namen in der Reihe ihrer Mitglieder prangen zu sehen, so fühle ich mich doch verpflichtet, ehe wir die Todtenliste unserer Mitglieder entrollen, heute dem Andenken des grössten Todten des verflossenen Jahres einige Worte zu widmen. Gerne würde ich einem Manne das Wort überlassen, der im Stande wäre, die Verdienste Helmhol tz’ in ihrer wahren Bedeutung zu feiern; doch, wenn ein Gelehrter von solcher Vielseitigkeit wie Bezold erst drei Monate nach dem Tode des Hingegangenen es unternommen, sein Wirken und sein Streben würdig zur Darstellung zu bringen, so werden wir üns wohl noch länger bescheiden müssen, bis ein Mitglied unserer Gesellschaft es unter- nimmt, wenigstens einige Seiten des einzig universellen Geistes uns vor- zuführen. Ein Physiologe müsste es versuchen, die epochemachenden Arbeiten über den zeitlichen Verlauf der Zuckung animalischer Muskeln oder über die Lehre von der Empfindung der Farben und der Töne darzustellen; wie schwer würde die Aufgabe des Physikers sein, der einigermaassen erschöpfend die grossen Entdeckungen auf den Gebieten der Elektricität, der Mechanik und Hydrodynamik schildern wollte; und wenn unsere heutige Meteorologie sich anschickt, eine Physik der Atmosphäre zu werden, so verdankt sie wesent- liche Fundamente hierzu dem Manne, der uns gewisse Wolken als Brandungen in dem wogenden Luftmeere aufzufassen gelehrt hat. Und wie fing Helm- II holtz’ wissenschaftliche Thätigkeit an? Mit der Zusammenfassung aller physi- kalichen Thatsachen unter einen einzigen klaren Satz von der Erhaltung der Energie, diesen Satz, der nach dem Newtonschen Gravitationsgesetze wohl der folgenreichste für die Wissenschaft gewesen ist. Jetzt ist dieser Satz, der damals den Berliner Physikern als eine phantastische Spielerei erschien, Gemeingut nicht nur der Gelehrten geworden; schon in den Schulen ver- suchen wir seine Geltung in den verschiedenen Gebieten der Physik zu zeigeu, und unsere Schüler fassen ihn als ein allgemein gültiges Princip auf. End- lich, mit welcher Sicherheit hat Helmholtz als grösster Nachfolger des grossen Gauss das A und 0 der exakten Wissenschaft, die Mathematik, be- herrscht. Erst der Mathematiker konnte den Gedanken, den vor ihm Robert Mayer und Joule ausgesprochen, in scharfe und präcise Form bringen. So stehen wir überall, wo wir unsere Blicke hinlenken, staunend vor der Uni- versalität eines Geistes, der zugleich ein Pfadfinder und ein König im Reiche der Wissenschaft gewesen ist. Wahrlich, wie einst nach dem Tode Galileis seine Schüler sich vereinigten, nur um die Entdeckungen des grossen Meisters vollständig zu begreifen und weiter zu führen, so werden auch jetzt noch viele Jahrzehnte die Forscher in gemeinsamer Arbeit Helmholtz’ Gedanken in ihrer ganzen Tiefe aufzufassen und zu durchdringen versuchen. Der Trauer um diesen grossen Mann, die wir mit der ganzen gelehrten, ja mit der ganzen gebildeten Welt empfinden, schliesst sich die Trauer um den Verlust unserer Mitglieder an. In unserer aller Erinnerung steht der Mann, welcher eine Reihe von Jahren an der Spitze der Provinz gestanden, Herr Oberpräsident von Ernsthausen. Oft haben wir in unseren Sitzungen unser hoch geschätztes Ehrenmitglied begrüssen können, oft haben wir Ge- legenheit gehabt, sein Interesse für Mathematik und Naturwissenschaften zu erkennen, noch öfter haben wir Beweise des Wohlwollens erhalten, mit dem er die Arbeiten unserer Gesellschaft jederzeit unterstützte. Die warmen Worte der Anerkennung und des Glückwunsches zu unserem 150jährigen Stiftungs- feste werden noch lange bei uns nachklingen. Es schied ferner aus dem Leben Herr Geh. Rath Dr. August Hirsch, welcher bis zu seiner Berufung nach Berlin im Jahre 1863 unser thätiges Mitglied gewesen ist. Ihm verdanken wir eine Neuordnung der Bibliothek und den ersten gedruckten Katalog. Einen zwar selten erscheinenden, uns aber durch seine persönliche Liebenswürdigkeit besonders werthen Gast, welcher sich auch durch sein Interesse und Verständniss für prähistorische Forschung auszeichnete, Herrn Abgeordneten Drawe, werden wir leider auch nicht mehr begrüssen können. In bester Erinnerung bei den Mitgliedern der Gesellschaft, welche die fünfzehnte W ander- Versammlung des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins 1892 besucht haben, steht der Geschäftsführer dieser Versammlung, der in kräftigem Mannesalter früh dahingeschiedene Herr Oberlehrer Mo mb er in Marienburg. Ausser den eben genannten starben im Laufe des letzten Jahres die Herren Amtsgerichtsrath Glodkowski, Dr. med. III Weissblum, Dr. med. Stobbe, Consul Th. Rodenacker und H Glaubitz zu Danzig. Ich fordere Sie auf, das Andenken der Gestorbenen durch Er- heben von den Sitzen zu ehren. Glücklicher Weise ist aber neben diese uns schmerzlich berührenden Ereignissen eine ganze Reihe von freudigen aus unserem Gesellschaftsleben zu stellen. In einer der ersten Sitzungen des vergangenen Jahres wurde der um unsere Gesellschaft so hoch verdiente bisherige Director, der fast 30 Jahre diesen Posten bekleidet, zum Ehrenmitgliede ernannt. In der An- sprache, mit welcher ihm das Diplom eines solchen überreicht wurde, drückte ich den Wunsch aus, dass er noch viele Jahre in der Gesellschaft als Mit- arbeiter weiter wirken möge; heute können wir unserer Freude Ausdruck geben, dass er zweimal in unseren Sitzungen, aus dem reichen Schatze seines Wissens schöpfend, uns besonders interessante Mittheilungen gemacht hat. Ferner hat die Gesellschaft bei Gelegenheit seines 80. Geburtstages den hoch verdienten Geologen, Herrn Geh. Hofrath Prof. Dr. Geinitz zu Dresden, den viele von uns vor einigen Jahren bei seinem Besuche in Danzig persönlich kennen gelernt haben, ebenfalls zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt. Zum 60. Geburts- tage sandten wir Herrn Geh. Hofrath Prof. Dr. Hackel in Jena, unserem Corre- spondirenden Mitgliede, unseren telegraphischen Gruss. Bei Gelegenheit des 350jährigen Stiftungsfestes der Königsberger Universität sandte der Director im Namen der Gesellschaft dem Nestor der deutschen Physiker, Sr. Excellenz Herrn Geh. Rath Neumann, am 26. Juli ein Glückwunsch-Telegramm, auf welches wir gleich darauf herzliche Dankesworte erhielten. Am 6 April feierte Herr Sanitätsrath Dr. Semon, unser langjähriger Secretär, sein 50jähriges Doctorjubiläum, zu welchem die Gesellschaft in Form einer feierlich über- reichten Adresse ihre Glückwünsche darbrachte. An dem Abends statt- findenden Festessen, welches der hiesige Aerztliche Verein veranstaltete, be- theiligten sich recht viele Mitglieder der Gesellschaft und erfreuten sich an der körperlichen und geistigen Frische des Jubilars. Am 25. April, am Vor- abende des 70. Geburtstages unseres verehrten Mitgliedes, des Herrn Dr. O ehlschläger, des zeitigen Vorsitzenden der Anthropologischen Section, vereinigten sich auf Aufforderung des Vorstandes zahlreiche Mitglieder der Ge- sellschaft mit sonstigen Freunden des Geburtstagskindes, um demselben ihre Glückwünsche in froher Tafelrunde darzubringen. Wegen seiner vielen ver- dienstreichen Arbeiten auf dem Gebiete der Astronomie, der Optik und der Instrumentenkunde hat die Breslauer philosophische Fakultät unsern be- währten Astronomen Herrn Kays er zum Dr. honoris causa ernannt. Der mit der Uebergabe des Diploms beauftragte Berichterstatter überreichte dasselbe Herrn Dr. Kays er am 24. Juni in Gegenwart des gesammten Vorstandes und etlicher Freunde. Auch die Gesellschaft, von deren Mitgliedern in den letzten Decennien drei diese besondere Auszeichnung von derselben Fakultät erhalten haben, fühlt sich durch diese neue Ernennung besonders geehrt. Endlich hatten wir vor wenig Wochen die besondere Freude, dem hochver- IV dienten Entomologen, unserem Correspondirenden Mitgliede Herrn Brisclike, zu seinem achtzigsten Geburtstage die Glückwünsche der Gesellschaft dar- zubringen und uns von der Geistesfrische unseres alten Veteranen überzeugen zu können. Von vier Gesellschaften, mit denen wir im Schriftenaustausche stehen, erhielten wir Einladungen zu ihren Jubiläen. Der Gesellschaft der Natur- forscher zu Kasan und dem Naturwissenschaftlichen Verein zu Magdeburg gratulirten wir zu ihrem 25jährigen Bestehen telegraphisch; der Berliner anthropologischen Gesellschaft sandten wir ebenfalls zur Feier ihres 25jährigen Bestehens eine Glückwunschadresse, und der Königsberger Alterthumsgesell- schaft Prussia überbrachte unser Secretär Herr Conwentz persönlich zu ihrem 50jährigen Stiftungsfeste unsere Glückwünsche. Die Zahl unserer einheimischen Ordentlichen Mitglieder beträgt gegen- wärtig 188, die der auswärtigen 103, die der Correspondirenden 49 und die der Ehrenmitglieder 8. Leider haben wir durch den Tod und durch den Abgang von Mitgliedern, namentlich von Beamten, welche versetzt sind oder bei ihrer Pensionirung ihren Wohnsitz verändert haben, obgleich die Neu- aufnahme im Laufe des Jahres nicht unbedeutend gewesen ist, eine kleine Abnahme in der Mitgliederzahl zu verzeichnen. Wir wollen hoffen, dass die alte Zahl in kürzester Zeit nicht nur erreicht, sondern überschritten werde, da die Aufgaben, welche die Gesellschaft sich gestellt hat, immer mehr Geld- mittel beanspruchen und eine sichere Vermehrung derselben nur durch eine grössere Mitgliederzahl zu erwarten ist. Die Gesellschaft hat, wde Ihnen allen bekannt ist, sehr verschiedene Auf- gaben. Ihren festen Halt hat sie zunächst in den regelmässigen ordentlichen Sitzungen mit wissenschaftlichen Vorträgen, über welche Ihnen unser Secretär nach diesem Berichte Näheres mittheilen wird. Zweimal haben wir in diesem Jahre die Freude gehabt, auswärtige Gäste hier als Vortragende begrüssen zu können. Ganz besonders erfreut wurden wir durch den Vortrag des Wirklichen Geh. Admiralitätsrath Herrn Dr. Neumayer über unseren be- rühmten Landsmann Georg Förster nach dessen hundertjährigem Todestage. Wir hoffen, unser hochverdientes Ehrenmitglied nicht zum letzten Male bei uns gesehen zu haben. Neben ihm ist Herr Dr. von D rygalski so liebenswürdig gewesen, uns über seinen Aufenthalt und seine Forschungen in Grönland sehr bald nach seiner Rückkehr höchst interessante Mittheilungen zu machen. Neben den allgemeinen Sitzungen haben dann die einzelnen Sectionen in üblicher Weise getagt, und auch über deren Thätigkeit werden die Herren Vorsitzenden Ihnen heute Mittheilung machen. Das in dem verflossenen Jahre abgeschlossene Doppelheft, das 3. und 4. Heft des 8. Bandes der Neuen Folge unserer Schriften, ist vor etwa drei Monaten in die Hand jedes Mitgliedes gekommen, und ich übergehe deshalb die Angabe seines Inhalts. Für das erste Heft des 9. Bandes wird jetzt schon eifrig gedruckt. Ausser Arbeiten der Herren Helm und Dahrns Y wird das Heft eine statistisch-geographische Monographie über den Regierungs- Bezirk Danzig des Herrn Friedrich-Leipzig enthalten, welche, wie ich an- nehme, in unserer Stadt, wie in unserer Provinz von allgemeinerem Interesse sein dürfte. Sie wissen, dass unsere Veröffentlichungen in grösserem Um- fange nur durch die Freigebigkeit des Landtages der Provinz Westpreussen ermöglicht werden, dem ich auch an dieser Stelle gebührenden Dank abzu- statten mir erlaube. In unserer Stadt, die einer grösseren Bibliothek entbehrt, welche für die verschiedenen Zweige der Naturwissenschaften verhältnissmässig vollständig ist, hat die Gesellschaft die Pflicht übernommen, die Bücherschätze, die unsere Vorfahren uns hinterlassen, so weiter zu führen, wie es nur irgend unsere Mittel erlauben. Die 1700 M., welche wir aus den Mitteln der Ge- sellschaft und denen der Verch’schen Stiftung hierzu verwenden, werden aber zum grossen Theile durch die Verwaltung und die grossen Aufwendungen für die wissenschaftlichen periodischen Schriften, wie für die Einbände der über- aus zahlreich eingehenden Schriften der wissenschaftlichen Vereine und Institute, mit welchen wir im Schriftenaustausch stehen, in Anspruch' ge- nommen. Im Laufe des letzten Jahres sind folgende sechs Institute und Gesell- schaften mit uns in Schriftenaustausch getreten: 1) Greiz. Verein der Naturfreunde. 2) Stockholm. Geologiska Föreningen. 3) Stockholm. Entomologiska Föreningen. 4) Montevideo. Museo Nacional. 5) Halle a. S. Provinzial-Museum. 6) Posen. Naturwissenschaftlicher Verein. Ausser den zahlreichen durch Kauf und Tausch erworbenen Schriften hat die Gesellschaft eine Reihe von Bücherspenden erhalten, deren Titel in dem laufenden Hefte der Schriften werden veröffentlicht werden. Doch kann ich es mir nicht versagen, hier schon Sr. Exeellenz Herrn Staatsminister von Gossler, LIerrn Geh. Rath Prof. Dr. Galle in Breslau, Herrn Geh. Rath Dr. Abbegg, Herrn Buchhändler Anton Bertling und Fräulein Kl ins- mann für die wichtige Bereicherung unseres Bücherschatzes den Dank der Gesellschaft auszusprechen. Fräulein Klinsmann hat bei Gelegenheit des 100jährigen Geburtstages ihres verstorbenen Vaters, des um die Kenntniss der Danziger Flora hoch verdienten Botanikers, unseres vieljährigen Mitgliedes und Secretärs, eine ganze Reihe von werthvollen Büchern unserer Bibliothek übersandt. Mit dem Danke der Gesellschaft hat der Berichterstatter Fräulein Klinsmann einen Kranz mit der Bitte überreicht, das Grab des geliebten Vaters an dem Gedenktage zu schmücken. Glücklicher Weise fehlt es uns in Danzig nicht an Männern, welche gegenwärtig die Schätze unserer Bibliothek benutzen; doch wichtiger scheint es mir gerade in diesem Punkte, wenn wir an unsere Nachkommen denken. VI Haben wir auch für die nächsten Jahre nicht darauf zu rechnen, dass unser Danzig eine Hochschule, ich denke hier speciell an eine technische Hoch- schule, erhalten könnte, so muss meinem Dafürhalten nach eine Gesellschaft, die ein Alter von anderthalb Jahrhunderten erreicht hat, auch an fernere Zeiten denken, in denen für eine Hochschule die Benutzung einer Bibliothek, wie die unsrige es ist, von nicht hoch genug zu schätzender Bedeutung sein dürfte. An unsere Bibliothek sckliesst sich unser Lesezimmer an, in welchem alle eingegangenen Schriften eine Zeit lang den Mitgliedern zur Benutzung ausgelegt werden. Die Mühe, welche Herr Dr. Lakowitz durch die Ver- waltung des Lesezimmers übernommen, wird, wenn auch nicht von vielen, so doch von etlichen Mitgliedern, welche diese Einrichtung regelmässig benutzen, dankbar anerkannt. Durch Vermittelung der Gesellschaft sind dem Provinzial-Museum einige interessante naturhistorische Objecte überwiesen, welche wir Herrn Prof. Bail und dem Petrischüler B ehrend verdanken. Aus der Humboldt-Stiftung erhielten die Herren cand. med. Michel- sohn und Boretius je ein Stipendium von 150 M. Wahrscheinlich werden wir schon im nächsten Jahre Dank den bei Gelegenheit des 150-jährigen Stiftungsfestes uns zugegangenen Schenkungen und Dank dem Stobbe’ sehen Legate in der Lage sein, noch ein drittes Stipendium in gleicher Höhe ver- leihen zu können. Schon im vorigen Jahresbericht hat mein Vorgänger der Versammlung mitgetheilt, dass Se. Excellenz Herr von Gossler von dem Herrn Minister der geistlichen, Unterrichts- etc. Angelegenheiten eine Förderung der Be- obachtungen auf unserer Sternwarte erbeten habe. In diesem Jahre haben wir zunächst die Zusicherung erhalten, falls die Gesellschaft aus eigenen Mitteln Beiträge für astronomische Beobachtungen geben wolle, werde der Herr Minister in derselben Höhe eine Summe bis zu 500 M. jährlich flüssig machen. Da sich die Gesellschaft bereit erklärte, unserem Astronomen 300 M. jährlich zu seinem Gehalt als Bibliothekar zuzulegen und der Director aus seinem Dispositionsfonds weitere 200 M. in Aussicht stellen konnte, so hat der Herr Minister schon für 1894 500 M. zur Förderung astronomischer Be- obachtungen jährlich bis auf Weiteres bewilligt. Mit Hilfe dieser Zuwendung konnten wir an die Ausführung eines Vor- schlages unseres Astronomen gehen, ihm in einem geschickten Mechaniker einen ständigen Gehilfen zu verschaffen und für diesen eine mechanische Werkstatt einzurichten. In dieser sind zuerst die Instrumente hergestellt, die Herr Kays er zu seinen Wolkenhöhenmessungen entworfen. Ausserdem ist fast ganz vollendet eine Winkeltheilmaschine, welche wir hier zur Ansicht ge- stellt haben, und deren nähere Einrichtung Herr Kays er in einer Sitzung der physikalischen Section demonstriren wird. Der Gehilfe des Herrn Kayser soll aber auch der Beobachter auf der zweiten Station, auf der hiesigen YII Navigationsschule sein, welche, zunächst mit dem Gebäude der Gesellschaft optisch verbunden, für die eigentlichen Beobachtungen aber telephonische Verbindung erhalten musste. Mein weiteres Gesuch, welches Se. Excellenz Herr von Gossler bei dem Herrn Minister befürwortete, für diese bestimmten Beobachtungen noch eine jährliche Beihilfe der Gesellschaft zu überweisen, aus welcher in erster Linie die Telephonmiethe bezahlt werden sollte, wurde abschlägig beschieden. Wir haben aber jetzt die uns noch fehlende Summe von der Provinzial-Commission zur Verwaltung der Westpreussischen Provinzial- Museen erhalten. Für diese bereitwillige Unterstützung, die wir für unser Unter- nehmen erhalten haben, sage ich an dieser Stelle allen Behörden, besonders den hohen Chefs derselben, den lebhaft empfundenen Dank und knüpfe an ihn die Hoffnung, dass die Erfolge der Beobachtungen den gehegten Erwar- tungen entsprechen werden. Eine Reihe von Beobachtungen, die schon im verflossenen Jahre 'ausgeführt werden konnten, haben die Anwendbarkeit der von Herrn Kayser ersonnenen Methode genügend dargelegt. Herr Kays er ist jetzt damit beschäftigt, die Eundamentalzahlen, welche für die genaueren Messungen nothwendig sind, mit grösserer Schärfe zu bestimmen und wird voraussichtlich im nächsten Monate in der Lage sein, seine Instrumente der Gesellschaft zu zeigen und über die ersten Beobachtungen eingehend zu berichten. Die grösseren Mittel, welche jetzt für astronomische resp. meteorologische Beobachtungen aufzubringen sind, haben einen Gedanken nahe gelegt, dem die Gesellschaft in der Jahresversammlung bei Gelegenheit der Etatsberathung ihre Zustimmung gegeben. Wie Sie zum Theil wissen werden, hat im Jahre 1845 die Naturforschende Gesellschaft dieses Haus, in dem wir jetzt tagen, gekauft und die Anzahlung aus der Kasse der eigentlich nur für Astronomie bestimmten W olf’ sehen Stiftung bestritten. Im Jahre 1866 hat sie dann durch einen bestimmten Beschluss anerkannt, dass die Zinsen von 24 000 M. aus- schliesslich für astronomische Zwecke verwandt werden, und dass die Gesell- schaft der Wolf’schen Stiftung ein Kapital von 14 400 M. schulde, welche Summe nicht verzinst werdeu solle, aber jährlich mit 150 M. wieder der Stiftung zurückzuzahlen sei. Namentlich die Reduction des Zinsfusses hat es aber bewirkt, dass seit etlichen Jahren die Ergänzung des Kapitals zu der ursprünglichen Höhe nur sehr langsam fortschritt, ja sogar in einzelnen Jahren das Kapital sich verringerte. Da nun die von der Gesellschaft dem Herrn Minister gegenüber zugesicherte Mehraufwendung von jährlich 200 M. für Förderung astronomischer Arbeiten und die 150 M. Amortisationsbeitrag un- gefähr gleich dem Zinsertrag der Summe ist, welche die Gesellschaft der Wolf’schen Stiftung schuldete, so haben wir diese vollständig in ursprünglicher Höhe wieder hergestellt. Dieselbe hat hierdurch die Höhe von 39 600 M. erreicht und giebt einen Zinsertrag von 1419 M. Die hierzu nothwendigen 10 200 M. sind dem Vermögen der allgemeinen Kasse entnommen. VIII In der letzten ausserordentlichen Sitzung am 19. December ist für das neue Geschäftsjahr der alte Vorstand wiedergewählt und der Etatsentwurf für 1895 genehmigt. Es schliesst ab in Einnahme und Ausgabe mit 9624,50 M. Ich schliesse meinen Bericht mit dem Wunsche, dass das neue Jahr für unsere Gesellschaft ein recht glückliches sein möge, und dass die Lösung der Aufgaben, die wir uns gestellt, so bescheiden sie auch sein mögen, doch an ihrem Theile zum weiteren Fortschreiten der Wissenschaft dienen mögen! IX Bericht über die ordentli(*!u4Ji Sitzungen clor* GPesellsoliairfc im Jabre 1894. Sitzung am 4. Januar 1894, am Tage der Feier des 15L Stiftungsfestes. Der bisherige Director der Gesellschaft, Herr Prof. Dr. Bail, erstattet den Jahresbericht für das Jahr 1893 (Vgl. pag. LXI des vorigen Heftes). Es erfolgt die Uebergabe des Vorsitzes an den neuen Director Herrn Prof. Mo mb er (vergl. Seite LXVI ebenda). Ueber die Thätigkeit der Sectionen während des verflossenen Jahres 1893 erstatten die Vorsitzenden derselben Bericht: Herr Geheimer Sanitätsrath Dr. Ab egg über die Medicinische Section, Herr Dr. Oehlschläger über die Anthropologische Section, Herr Prof. Mo mb er über die Section für Physik und Chemie, Herr Pegierungsrath Meyer über die wissenschaftliche Thätigkeit des der Gesellschaft als Section angehörenden Westpreussischen Fischereivereins. Hierauf spricht Herr Dr. v. Drygalski über seine erst vor kurzem be- endete Forschungsreise nach der Westküste Grönlands. (Der Vortrag ist in den Berichten der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin 1894 veröffentlicht). Sitzung am 17. Januar 1894. Die Herren Stadtrath Helm und Prof. Dr. Conwentz machen Mit- theilungen über neue Funde Bernstein -ähnlicher und anderer fossiler Harze. Herr Dr. Lako witz demonstrirt eine monströs ausgebildete Krebsscheere. Herr Dr. Ziem spricht über Durchleuchtung des Auges und den Fächer im Auge der Vögel. So selbstverständlich das zu beschreibende Verfahren erscheinen mag, ist es bisher doch noch nicht in systematischer Weise angewendet worden und es finden sich in der Literatur nur ganz vereinzelte hierhergehörige Angaben. Und obwohl der Keppler-Scheiner’sche Versuch, die Demonstration des von einem vor der Hornhaut befindlichen leuchtenden Körper auf der Netz- haut des Auges entstehenden, umgekehrten und verkleinerten Bildchens an herausgenommenen Augen von grösseren Thieren, besonders des Ochsen, nach Excision eines Stückchens des hinteren Abschnitts der Lederhaut (Sclera) bereits vor 275 Jahren angegeben worden ist; ob- wohl auch der französische Physiologe Magendie schon im Jahre 1835 als eine Verbesserung dieses Versuchs die Verwendung von Augen albinotischer Thiere, weisser Kaninchen, Mäuse X UDd besonders auch Tauben empfohlen hat, an welchen vermöge des Durchscheinens der Sclera das Netzhautbild ohne weiteres wahrzunehmen ist: so hat man merkwürdiger Weise doch nicht den umgekehrten Versuch gemacht, den nämlich, die Lichtquelle hinter dem excidirten Auge auzubringen und nun von vorn her in das Auge hineinzusehen. Es ist nicht denkbar, dass der so leicht kenntliche Fächer des Auges der Tauben auf diese Weise niemals gesehen worden wäre, man ist aber über die Tragweite dieser Beobachtung sich wohl nicht klar geworden, sonst hätte das Prinzip, auf welchem die Anwendung des Augenspiegels beruht, schon vor vielen Jahrzehnten aufgefunden werden müssen. Besonders bei Vögeln ist die Durchleuchtung heraus- geschnittener Augen von grossem Werth, da hier die gewöhnliche Untersuchung des Augen- bintergrundes mittelst des Spiegels, also mit auffallendem Lichte, durch das ,, Dazwischen- kommen“ des Fächers, wie man sich gewöhnlich ausdrückt, am lebenden Thiere sehr schwierig und selbst am todten, herausgenommenen Auge nicht ganz einfach ist: mit durchfallendem Lichte kann nun auch die Aufgabe wohl bald gelöst werden, einen Atlas der Augen der Vögel herzustellen. Will man das Verhalten des Fächers nur im Ganzen feststellen, so lässt man helles Sonnen-, Tages- oder auch Lampenlicht auf das herausgeschnittene Auge von hinten her auffallen und sieht durch die Hornhaut hinein, um jene den Fächer charakterisirenden braunrothen Wülste und Falten, die von den beiderseits ihn umgebenden, rothgelblich oder gelbröthlich glänzenden, brechenden Medien scharf sich abheben, meistens sofort oder doch nach einigen Drehungen des Auges in dieser oder jener Richtung schon auf Abstand wahrzunehmen. Will man aber das Verhalten des Augenhintergrundes im Einzelnen erkennen, so muss eine etwa vorhandene Uebersichtigkeit oder Kurzsichtigkeit des eigenen Auges durch das Vorsetzen des für die Ferne corrigirenden Glases erst ausgeglichen und das zu untersuchende Auge an das untersuchende dicht angehalten werden. Man sieht nun den Fächer in die bei Vögeln nicht wie sonst runde, sondern elliptische, von hinten oben nach vorn unten verlaufende und sehr helle Platte des Sehnerven mit seinen Falten eingepflanzt, mit feinsten Pigmentkörnchen an seinem oberen, spitzeren Ende; ferner das bei nicht verbluteten Thieren oft bis in die feinsten Verzweigungen gefüllte Gefässnetz der Aderbaut, welches die eine, medialwärts und etwas oberhalb vom Fächer gelegene sog. macula lutea, die braunroth gefärbte Stelle des deutlichsten Sehens in Bogenwindungen von oben und unten her umgiebt, ferner lateralwärts vom Fächer die zweite macula lutea, von welcher in ganz frischen Präparaten feine, vielleicht doppelt contourirte Nervenfasern darstellende Streifen im unteren hinteren Quadranten nach der Peripherie hin verlaufen, endlich die mehr oder weniger dunkle Pigmentirung in der Peripherie des Durchscheins. — Ein ausserordentlich schönes Bild ergeben die frischen Augen von Enten, deren Pupille bedeutend weiter ist als die der Pliihner und Tauben, so dass ein Uebersichtsbild mit einem Blick gewonnen werden kann. Bei starkem Pigmentgehalt des Auges mancher Hühner ist zuweilen nicht viel mehr als die Platte der Seh- nerven und der Fächer zu erkennen, doch zeigen gesprenkelte Hühner öfters eine überraschend schöne Zeichnung des Augenhintergrundes. Von Wichtigkeit ist es, die den Augapfel be- deckende Muskelschicht sorgfältig abzutragen, sonst erhält man eine Durchleuchtung nur der Sehnervenplatte. Die Zahl der Falten des Fächers ist bei den einzelnen Gattungen eine ver- schiedene, eine grosse bei den Tagvögeln, besonders bei dem Raben, eine spärliche bei den Nachtvögeln, so bei der Eule, die nur 5, bei dem Ziegenmelker, der nur 3 Falten besitzt. An Medianschnitten des ganzen, mittels Messers und Schlegels gespaltenen Kopfes und Durch- leuchtung des Auges von der Schnittfläche aus gewinnt man eine gute Ansicht von der Topo- graphie des Fächers; er ist meistens im hinteren unteren Abschnitte gelagert, fand sich aber an einzelnen der demonstrirten Köpfe mehr nach vorn hin geschoben, so dass der Blich auf den- selben geradezu auffiel. Was die Lage des Fächers zur Sehnervenplatte betrifft, so ist dieselbe in einer vom jüngeren Sömmering gelieferten Abbildung des Auges vom Strausse wohl unrichtiger Weise so dargestellt, als ob er neben dem Sehnerven her verläuft, während er doch wahrschein- lich immer in die Sehnervenplatte selbst, fast symmetrisch eingepflanzt ist. Eine sonderbare Angabe ist die in Bechholds Lexikon der Naturwissenschaften zu findende, dass der Fächer nur der Eule zukomme; im Gegentheil, alle Vögel besitzen ihn mit einziger Ausnahme des Schnepfen- strausses ( Apteryx australis) und gerade bei der Eule und anderen Nachtvögeln ist er wenig XI entwickelt. — Was die Function des Fächers anlangt, so hat auf Grund des anatomischen Baues desselben G. L. Treviranus, einstmals Professor der Medicin in Bremen, schon vor 74 Jahren die Anschauung geäussert, dass er einer Anschwellung fähig sei und das Auge während des Fliegens wie ein dunkler Schleier vor dem grellen Lichteinfall schütze, und dass ohne den Fächer der Adler nicht im Stande sein würde, der Sonne entgegen zu fliegen — , in Ueberein- stimmung mit der noch älteren Angabe von Perrault, dass der Fächer bei denjenigen Vögeln am besten ausgebildet und am stärksten pigmentirt sei, welche am höchsten fliegen. Auch Blumenbach (1824) findet, dass das ,, vorzüglich starke Pigment, womit er angeschwärzt ist“, es wahrscheinlich mache, dass er hauptsächlich zur Absorption des blendenden Lichts bestimmt sei, erwähnt aber die Angaben von Treviranus und Perrault ebensowenig wie Leuckart (1876), Carriere, Oscar Schmidt u. a. Autoren, welche meistens annehmen, dass der Fächer in der Er- nährung der bei Vögeln bekanntlich gefässlosen Netzhaut oder des Glaskörpers eine Rolle spiele. Auch dem Vortragenden war die Ansicht von Treviranus unbekannt, als es ihm ge- lungen ist, nachzuweisen, dass hier ein richtiges Schwellgewebe vorhanden sei, und zwar bei Untersuchung lebender Vögel (Huhn, Taube, Ente, Pute, Lerche, Rabe) mittelst des lichtstarken, concaven Augenspiegels und reflectirten Sonnenlichtes. Man sieht hier auf das deutlichste, dass ein actives Vorschieben und Anschwellen des Fächers stattfindet bis zu dem Grade, dass die Pupille bezw. die Krystallinse von hinten her schliesslich vollkommen zugedeckt ist und helles Licht in das Auge nicht mehr eindringen kann. Durch anderwärts (Virchow’s Archiv Bd. 126a; Wiener klin. Wochenschrift 1893 Nr. 5) genau beschriebene Versuche hat Vortragender von dieser Function des Fächers mit Bestimmtheit sich überzeugt. Synergisch mit dem Verschluss durch den Fächer tritt ein äusserer Verschluss des Auges durch Vorschieben der Nickhaut und Schliessen der Lider ein. Auch im Schlafe, bei der Erregung, beim Kampfe, beim Krähen und bei anderen mit Congestion nach dem Kopfe verbundenen Gelegenheiten findet eine An- schwellung des Fächers statt, beim Krähen begleitet von dem Schlüsse der Lider. Die Wissenschaft trägt selbstverständlich ihren Lohn in sich selbst und mit einem dem Archimedes zugeschriebenen Worte war die Kunst göttlich, schon ehe dem Staate sie gedient: aber doch hat das Durchleuchtungsverfahren und die Erkenntniss, dass am Fächer ein Schwell- gewebe vorhanden ist, auch praktischen Werth für die vergleichende Pathologie: einmal in der Leichtigkeit, die grosse Seltenheit oder vielleicht den gänzlichen Mangel von Trübungen der brechenden Medien des Auges, insbesondere der Krystallinse (grauer Staar) bei den Vögeln, den Bewohnern der freien Luft, nachzuweisen, dann aber auch in der Ueberzeugung, dass ein sehr ähnlich gebautes Gewebe, der sog. Strahlenkranz im Auge des Menschen gleichfalls ein Schwellgewebe sein muss, ein Umstand, durch welchen, abgesehen von Anderem, auch das bisher noch so dunkle Gebiet des grünen Staars (Glaucoma) unserem Verständniss zugänglich wird. So kann die Zoologie und vergleichende Anatomie der wissenschaftlichen und praktischen Medicin auch hier die wichtigsten Aufschlüsse liefern, in Uebereinstimmung mit der umfassenden An- schauung über die Bedeutung der beschreibenden Naturwissenschaften, besonders der Zoologie, für die Medicin, welche bei Gelegenheit des 150. Stiftungsfestes der Gesellschaft Herr Ober- Präsident von Gossler vorgetragen hat. Sitzung am 7. Februar 1894. Herr Dr. Lakowitz trägt über die Ergebnisse der deutschen Planktonexpedition, soweit dieselben gegenwärtig bereits veröffentlicht sind, vor. Die grossen, in den letzten Decennien von verschiedenen Nationen ausgesandten Expeditionen zur Erforschung der physikalischen Verhältnisse und der Organismenwelt des Meeres haben eine unermessliche Fülle von Beobachtungen und überraschenden Entdeckungen geliefert, durch welche die jüngste der naturwissenschaftlichen Disciplinen, die wissenschaftliche Meereskunde, begründet wurde. In früheren Vorträgen ist hierüber an dieser Stelle berichtet worden. XII Auf jenen Fahrten gelangten von Organismen der Tiefsee wie der Oberfläche zumeist nur di grösseren Formen zur Beobachtung, daneben wurden allerdings auch, besonders vom Meeres- gründe, jene zierlichen mikroskopischen Formen der Radiolarien, Foraminiferen und Kieselalgen in den dichten Schleppnetzen heraufgefördert, von denen übrigens sehr viele nun als Oberflächen- formen erkannt sind. Wie man jetzt weiss, blieb dagegen die grosse Masse der kleineren und kleinsten Lebewesen der obersten Wasserschichten dem Auge des Forschers damals grössten- theils verborgen. Erst als man mittels sehr engmaschiger Netze das Wasser durchsiebte und das Mikroskop zu Hilfe nahm, erkannte man, welches reiche Leben gerade an und nahe der Oberfläche bis zur Tiefe von circa 400 m hinab existirt. Dieses gezeigt zu haben, ist das grosse Verdienst des Kieler Physiologen Victor Hensen. Doch weniger sind es die Formen an sich, weniger anatomische und entwickelungsgeschichtliche Studien an jenen niederen Meeres- organismen, als vielmehr die ungleich wichtigeren Fragen nach der Bedeutung jener winzigen Lebewesen im Haushalt der Natur und nach ihrer Quantität in den Meeren, welche die ganze Arbeitskraft dieses Forschers in Anspruch nahmen. Man glaubte früher im allgemeinen, dass, mit wenigen Ausnahmen, die grösseren Meeres- thiere, die nicht gerade eine raubthierartige Lebensweise führen, von den an den Küsten wachsenden Pflanzen ihre Nahrung beziehen. Hensen hat das Unrichtige dieser Behauptung bewiesen und zugleich gezeigt, dass die in Milliarden das Wasser bewohnenden niedrigen Organismen, z. B. Kieselalgen, Geisselthierchen, Würmer, Krebsthierchen, auch Larven ver- schiedener Meeresthiere, Fischeier u. s. w. die Hauptnahrung bilden, welche auch die Hochsee den grösseren Thieren des Meeres darbietet. Diese das Meer erfüllende und an der Oberfläche am dichtesten einhertreibende, aus den heterogensten Dingen zusammengesetzte, ohne energische Eigenbewegung willenlos im Wasser einhertreibende Masse nennt Hensen Plankton. Das Plankton ist als die Quelle der gesammten Nahrungsproduction des Meeres zu betrachten, an dessen Vorhandensein wie der Naturforscher, so auch die gesammte Laienwelt regsten Antheil zu nehmen Veranlassung hat, da ohne Plankton die Nutzthiere des Meeres, die Fische und Meeressäugethiere, undenkbar wären. Wie die Nutzthiere des festen Landes die Grasproduction des Bodens als Nahrungsquelle verwerthen, so weiden die Nutzthiere des Meeres die Plankton- massen der Oberfläche ab, die sich jahraus, jahrein immer wieder neu erzeugen. Und auch unmittelbar verwendbar für den Menschen dürfte das Plankton sein; macht doch der als eifriger Oceanforscher bekannte Fürst Albert von Monaco den Vorschlag, jedes aussegelnde Schiff mit dichten Netzen aus feiner Seidengaze zu versehen, damit der eventuell Schiffbruch leidenden und häufig dem Hungertode auf offenem Meere preisgegebenen Schiffsbesatzung die Möglichkeit geboten werde, sich die organische Substanz der Planktonwesen als Nahrung verschaffen zu können. In dem Plankton sind von grösster Bedeutung die pflanzlichen Mikroorganismen, da sie allein im Stande sind, gleich den grünen Pflanzen des festen Landes, unter dem Einfluss des Lichtes aus Wasser und dessen mineralischen Beimischungen, sowie aus der Kohlensäure und einigen Salzen, die sich fast überall in der Natur vorfinden, ihren Protoplasmaleib aufzubauen. Sie bilden wiederum die Nahrung der kleinsten Planktonthiere, die wieder von grösseren ver- zehrt werden; sie sind deren Urnahrung. also die Urquelle alles Lebens im Meere überhaupt. Nach den Untersuchungen Hensens liefert die Ostsee allein in ihren kleinsten pflanzlichen Lebewesen fast ebenso viel an organischer Substanz als eine gleich grosse Fläche Wiesenland. Die eigenartige Methode des Fangens mit dem Planktonnetze, weiter die scharfsinnig durchgeführte Methode der Auswerthung der Fänge nach Gesammtvolumen des Planktons, Gehalt an organischer Substanz, der Auszählung der einzelnen Organismen für ein bestimmtes Volumen Meereswasser und schliesslich die Umrechnung der erhaltenen Zahlenwerthe für den betreffenden durchfischten Meerestheil überhaupt werden vom Vortragenden an einzelnen Bei- spielen erläutert, zugleich die Fangapparate an grossen Abbildungen und an einem kleineren Planktonnetz demonstrirt, welches Herr Professor Braun- Königsberg gütigst zur Verfügung gestellt hatte. Unter Anwendung dieser Methodik handelt es sich nicht mehr, wie früher wohl, auschliesslich um die Erforschung der qualitativen, sondern auch der quantitativen Verhältnisse der kleinsten Meeresorganismen. Die Biologie des Meeres wird durch Hensens Methodik zu XIII einer exacten, erklärenden Wissenschaft, welche sich die Aufgabe gestellt hat, den Stoffwechsel des gewaltigen, fast drei Viertel der Erdoberfläche beherrschenden Gesammtorganismus des Meeres zu erkennen und zu deuten, anders ausgedrückt, zu erklären, wie im Weltmeere der Kreislauf der organischen Materie sich vollzieht. Nachdem diese Untersuchungsmethode auf Fahrten in der Ostsee und Nordsee wiederholt erprobt war, sollte sie auch auf die grossartigen Verhältnisse des Atlantischen Oceans ihre An- wendung finden. So entstand der Wunsch nach einer grösseren Planktonexpedition innerhalb des Atlantischen Oceans, welche Fahrt denn auch Juli-November 1889 zur Ausführung kam. Ueber die Vorbereitung, Ausrüstung und den äusseren Gang dieser wichtigen Expedition hat Vortragender bereits vor längerer Zeit berichtet. Eine in vergrössertem Maassstabe gezeichnete Karte veranschaulicht die Reiseroute (Nordküste Schottlands-Südspitze Grönlands-Ostgrönland- strom - Labradorstrom - Neufundlandbank - Golfstrom - Bermudas - Sargassosee - Capverden - A scension- Para in Brasilien-Sargassosee-Azoren), zugleich in graphischer Darstellung den Volumengehalt der betreffenden Meeresabschnitte an Plankton (nach Schütt). Vortragender geht auf die- Ergebnisse der Expedition ein, soweit dieselben gegenwärtig in einzelnen Vorberichten veröffentlicht sind, und legt zugleich den ersten Band des grossen pracht- vollen Planktonwerkes vor, an welchem eine stattliche Reihe hervorragender Forscher bei der Fülle des zu bewältigenden Materials noch immer arbeitet. Die Hauptergebnisse liegen ziemlich abgeschlossen vor, die noch ausstehenden Detailuntersuchungen dürften dieselben nur unwesent- lich modificiren. Der offene Ocean ist im ganzen wider Erwarten arm an Plankton, wenigstens im Vergleich mit der Ostsee und der Nordsee, nur die kalten Meerestheile Östlich und südlich Grönlands sind ebenso reich wie diese Küstenmeere. Die Vorstellung vom Reichthum der Tropen an Lebewesen darf für das Meer nicht aufrecht erhalten werden. Besonders arm an Plankton er- weist sich die Sargassosee, und hiermit in Einklang steht auch die Armuth dieses Meeres an höheren Thieren. Die bisherige Anschauung von einer ungleichmässigen Vertheilung der kleinen Meeres- thiere, in der Form, dass Gebiete mit Thieranhäufungen und -Schwärmen gegen wüstenartig leere Gebiete abwechseln, ist aufzugeben; geradezu überraschend ist aufStrecken von hunderten von Meilen die gleichmässige Ausstreuung des Planktons. Neben kosmopolitisch lebenden Formen giebt es in ihrem Vorkommen eng begrenzte. Wie in der Dichte, so auch in der Zu- sammensetzung weicht das Plankton des Nordens von dem des Südens ab. Auf der Fahrt von Nord nach Süd tauchen, abgesehen von den Kosmopoliten, neue Formen auf, alte verschwinden, entsprechend wechselt das Bild bei der Durchquerung des Oceans von Ost nach West. Man kann hier, ebenso wie bei den Organismen des festen Landes von Thier- und Pflanzenprovinzen und -Bezirken sprechen. Nach der Tiefe zu nimmt das Plankton an Dichtigkeit schnell ab, verschwindet aber keineswegs ganz wie man lange Zeit glaubte; auch aus Tiefen bis 4000 Meter brachten die Schliessnetze lebende, freischwebende Organismen herauf. Auffallend ist das weite Vordringen der Bewohner der flachen Küstengewässer nach dem offenen Meere; ein grosser Procentsatz aller Meeresorganismen, besonders die Larvenformen, stammt von der Küste. Und doch kann man von einer echten Hochseefauna und -Flora sprechen; es giebt Lebewesen, welche nie die Küste erreichen, nie lebend auf den Meeresgrund sich her- ablassen, vielmehr beständig schwebend und schwimmend in den obersten Wasserschichten des hohen Meeres ihr Dasein fristen; es giebt also ein selbständiges, vom festen Lande unabhängiges, oceanisches Leben. Das Pflanzenmaterial tritt im Plankton gegen das Thierquantum zurück, gerade umgekehrt wie auf dem Lande, und doch liefern die schnell sich vermehrenden Pflanzen, wie eine genauere Betrachtung zeigt, die auskömmliche Nahrung für die dortige Thierwelt; die Ausnutzung des vorhandenen Pflanzenmaterials im Meere seitens der Thiere ist auch eine viel gründlichere als auf dem festen Lande, wo ungeheure pflanzliche Massen ohne Nutzen für die Thierwelt durch äussere störende Ereignisse zu Grunde gehen. XIV Von Wichtigkeit ist die endgiltige Lösung der Frage über die Sargässosee. Durch die Autorität A. von Humboldt’s war der Glaube an das Vorhandensein gewaltiger Seetangwiesen in der Mitte des atlantischen Oceans zwischen dem 20. und 30.° n. Br., die sHt Jahrhunderten ihre Lage nicht geändert haben sollten, stark befestigt., und auf unseren Schulatlanten haben diese Tangwiesen, als Sargassomeer bezeichnet, einen festen Platz erhalten. Man meinte bis in die neueste Zeit gar, die Sargassotange seien eben dort an Ort und Stelle entstandene, be- ständig schwimmende Pflauzen. Nachdem hier und da Zweifel an dieser Aulfassung aufgetaucht waren, ist nun durch die Planktonexpedition, welche zweimal das Gebiet der Sargassosee durch- querte, festgestellt, dass von ortsbeständigen Tangwiesen überhaupt nicht die Rede sein kann. Vielmehr findet, man nur einzelne oder zu Streifen und Packeten vereinigte, vor dem Winde treibende, losgerissene Krautbündel, welche von ihren Ursprungsstellen, den felsigen Küsten der westindischen Inseln und des benachbarten Continentes von Amerika, durch den Floridastrom abgerissen und in den Atlantik hinausgetrieben werden, um allmählich auf dieser Wanderung zu Grunde zu gehen. — Die Mikropflanzen der Hochsee sind besonders eingehend in ihrem Formenreichthum, in ihrer Verbreitung und in ihrer bedeutenden Anpassung an den Aufenthaltsort durch Professor Schütt studirt werden. Man kann von einer ewig bleibenden Vegetation des Meeres reden, welche in ihren Einzelformen dem Blicke des vorüberziehenden Beobachters sich wohl entzieht, in ihrer Gesammtheit aber sich auffallend bemerkbar macht, da sie die Farbe des Wassers mit bestimmt. Im Pflanzen -armen Süd- Atlantik z. B. zeigt das Wasser bei grosser Durchsichtig- keit eine tief kobaltblaue Farbe, der Norden, wie die Küstengewässer haben dagegen in Folge ihres Reichthums an meist gelblich gefärbten Pflänzchen bei auffallender Trübung eine grün- liche Färbung. Die absterbenden Planktonwesen sinken in die Tiefe und dienen den Tiefseetbieren als Nahrung; zugleich häufen sich die unzerstörbaren, harten Kiesel- und Kalktheile der Haut- bedeckung auf dem Grunde im Laufe grosser Zeiträume zu gewaltigen Massen an, die zu dicken Schichten erhärten und so das Relief des Meeresgrundes und damit der Erdoberfläche beeinflussen. Die hohe Bedeutung dieser Mikroorganismen wird mit fortlaufender Untersuchung immer augenscheinlicher. Ihr Studium eröffnet eine aussichtsvolle Perspective für die zukünftige Forschung. Denn ,, nirgends wird man so tief in die Lebenswege, in das Nebeneinander der Organismen, in die Geschichte ihres Entstehens und ihres Vergehens, in die Abhängigkeit der Arten von den unorganischen Bedingungen einzudringen vermögen, als in den Oceanen.“ So hat die Planktonexpedition nicht nur viele Thatsachen unserer naturwissenschaftlichen Kunde hinzugefügt, sondern sie hat auch ,,ein ganz neues und ergiebiges Gebiet genauer und nach bestimmtem System zu betreibender Forschungen aufgedeckt.“ Darin übertrifft diese deutsche Expedition an Bedeutung alle bisherigen ähnlichen Expeditionen anderer Nationen. Im Anschluss an den Vortrag bringt Redner die Hanptformen der Planktonthiere und -Pflanzen in einer grösseren Zahl auf Glas selbst entworfener, transparenter Zeichnungen mittels der Camera lucida zur objectiven Anschauung und erläuterte kurz Bau und besondere An- passungseinrichtung der vorgeführten, gestaltungsreichen, äusserst zierlichen Organismen. Hierauf spricht Herr Dr. Ziem über das Verhalten des Tapetum lucidum bei auffallendem und durchfallendem Lichte, unter De- monstration der Bayer’schen und Möller’schen Tafeln des Augenhintergrundes der Hausthiere und frisch herausgenommener Augen von Katzen. Im Gegensätze zu dem in der letzten Sitzung besprochenen Fächer im Auge der Vögel ist das Tapetum lucidum der Säugethiere eine Vorrichtung zur Verstärkung des Lichtes. Es ist eine nach Innen von der Capillargefässschicht der Chorioidea gelegene, hellgefärbte, ge- fässlose, aber von reichlichen Gefässen durchsetzte Stelle, in deren Bereich das Epithel der Netzhaut zwar nicht vollkommen pigmentlos (von Helmholtz), aber doch sehr pigmentarm (G. XV Schwalbe) ist, und deren Peripherie von dem rothbraunen, dunkelblauen oder braunschwarzen Tapetum nigrum eingenommen wird, dem an Fuscin reichen Pigmentepithel der Retina und dem dunkel pigmentirten Gewebe der Choiioidea. Mikroskopisch besteht das Tapet, lucid. entweder aus platten, mehrfach aufeinander geschichteten Zellen, die feine, spiessige, farblose Kry stalle in dichter Aneinanderlagerung enthalten (Tapet, cellulosum), oder aus welligen, vielfach sich durch- flechtenden Bindegewebsfibrillen, die getrocknet eine Färbung nicht mehr erkennen lassen (Tapet, fibrosum). Die in manchen Handbüchern der Physiologie und vergleichenden Anatomie zu findende Angabe, dass das Tapetum bei fleischfressenden Thieren zellig, bei pflanzenfressenden faserig sei, ist nicht zutreffend, denn es ist faserig z. B. auch bei einigen fleischfressenden Beutelthieren. Möglicher Weise wird sich herausstelleu, dass das Tapet, cellulos. als das stärker Licht reflectirende vorzüglich oder ausschliesslich bei denjenigen Thieren vorkommt, welche mit Blumenbachs Worten ihrem Geschäft hauptsächlich im Dunkeln nachgehen, das Tapet, fibrös, dagegen bei solchen Thieren, welche nur ausnahmsweise des Nachts ihre Nahrung suchen (Pflanzenfresser, Wiederkäuer, Rind, Pferd, Elephant und andere). Die Färbung des Tapet, lucid. bei auffallendem Lichte ist eine sehr wechselnde bei den einzelnen Pferden und Hunden — bei letzteren ist es pfaublau, azurblau, gelbroth, goldfarben oder anders gefärbt — , weniger wechsel- reich (smaragdgrün, atlasgrün, gelblichgrün) bei grauen und schwarzen Katzen. Diese Ver- schiedenheit hat H. Möller z. Th. wenigstens mit der Haarfarbe der Thiere in Verbindung zu bringen gesucht und bei 72 braunen Pferden nur grüne Nüancen des Tap. lucid , bei 12 Fuchs- pferden 9 mal ein grünes, bei 6 Rappen 4 mal ein blaues, bei 10 Schimmeln 9 mal ein hell- röthliches Tap. lucid. gefunden; ein blaues allerdings auch bei je einem Fuchspferd und Schimmel, ein röthliches bei je 2 Rappen und Fuchspferden. Ausgedehntere Untersuchungen sind hier jedenfalls noch nothwendig. Dass das Tapet, lucid. als ein zur Concentration des Lichtes auf die Netzhaut, beziehungsweise die fovea centralis derselben, dienender Reflector aufzufassen ist, hat Blumenbach schon im Jahre 1824 als wahrscheinlich bezeichnet, also 20 Jahre vor den viel- genannten Untersuchungen von E. Brücke. Es ist bekannt, dass der Reiter im Dunkel der Nacht auf das Auge seines Pferdes sich mehr verlassen kann, als auf sein eigenes; andererseits sehen manche Hunde im Dunkeln auffallend schlecht, wie ein von dem Vortragenden mit dem Augenspiegel kürzlich untersuchter, der ein ungewöhnlich kleines Tapet, lucid. besitzt. Grosse Ausdehnung des Tapet, lucid., wie besonders bei den Katzen, ist natürlich mit so und so starker Blendung bei Tages- oder Sonnenlicht, und Unvermögen kleine Gegenstände dann zu erkennen verbunden, ein Fehler, der gerade bei Katzen, einerseits durch die Möglichkeit äusserster Ver- engerung der dann nur einen feinen Spalt bildenden Pupille, andererseits aber durch ein sehr feines Geruchsvermögen zum Theil ausgeglichen wird. Die Angabe von Schröder, v. d. Kolk und Vrolick über das Vorkommen des Tap. lucid. bei dem Strausse ist schon von Gadow angezweifelt worden, vielleicht hat es sich da um den Schnepfenstrauss, den Apteryx australis gehandelt, ein nur Nachts auf Nahrung ausgehendes Thier, dem als einzigem unter den Vögeln auch der Fächer vollständig fehlt. Bei durchfallendem Lichte ändert sich das Aussehen des Tapetum von Katzen, Ratten und Mäusen in sehr auffallender Weise durch das Auftreten einer, besonders bei den ersteren, sehr schönen Maserung des Augenhintergrundes in rubinrothen und schwarzen Flecken und Streifen, die Vortragender in der Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane Bd. IV. näher beschrieben hat und die zum Theil wohl als Interferenzerscheinung an dünnen Blättchen aufzufassen ist; doch müssen noch weitere Untersuchungen, besonders auch an Augen mit blauem Tapetum, bei durchfallendem Lichte angestellt werden. Sitzung am 21. Februar 1894. Herr Prof. Mornber weist auf den auffallend tiefen Barometerstand während des jüngsten Südwest-Orkanes bei uns hin. Das Barometer zeigte am 12. Februar den tiefsten Stand von 730 mm (= 26" llß'"). Wie eine XVI Durchsicht früherer hier am Orte erzielter meteorologischer Beobachtungs- reihen ergeben hat, wurde in Danzig in diesem Jahrhundert ein gleich tiefer Barometerstand am 4. Februar 1825, ein noch tieferer aber am 25. Dezember 1821 von 26" sowie am 15. Januar 1827 gar von 26" 6,9'" beobachtet. Herr Dr. Kumm spricht über nordische Geschiebe mit Spuren der Einwirkung von Wind, Wasser und Eis, aus der Sammlung des Pro- vinzial-Museums. Bei dem Versuche, in die Urgeschichte des Erdballes einzudringen, findet der Mensch einen sicheren Anhalt in den Annalen, welche die Erdrinde selbst in Form von Abdrücken und Versteinerungen von Pflanzen und Thieren aus weit zurückliegenden Zeiten auf bewahrt. Für den Abschnitt der Erdgeschichte, welchen man das Diluvium nennt, und während dessen in unserer Provinz wie im ganzen norddeutschen Flachlande der Aufbau der zu Tage liegenden Bodenschichten fast ausschliesslich sich vollzog, sind diese Reste sehr spärlich, um so mehr, da die klimatischen Verhältnisse, insbesondere die allgemeine Eisbedeckung des Bodens während langer Abschnitte der Diluvialzeit nur einer spärlichen Lebewelt die Möglichkeit der Existenz gewährte. Unter diesen Umständen gewinnen als Zeugen aus der Diluvialzeit jene zahllosen, dem Boden eingebetteten Gesteinstrümmer (Geschiebe) erhöhte Bedeutung, welche von den aus Norden vordringenden gewaltigen Inlandeismassen in unser Gebiet geführt und nach dem Zurück- weichen dieser zugleich mit Sanden, Lehmen und Mergeln zur Ablagerung gebracht wurden. Sie sind wiederholt zum Gegenstand eingehender Studien gemacht worden, besonders weil sie im Stande sind, uns Aufschluss über mancherlei Vorgänge während ihrer Aufhäufung auf unserem heimathlichen Boden zu verschaffen. Aus der an solchen Diluvialgeschieben reichen Sammlung des Provinzial-Museums wird eine Auslese bemerkenswerther Stücke vom Vortragenden demonstrirt. Einige ,, Gletscherschliffe“ lassen deutlich in Parallelschrammen die Spuren des gleitenden und an der Unterfläche mit harten Gesteinsbrocken durchsetzten Gletschereises erkennen. Die Wucht des Eisdrnckes zeigen einige zerquetschte Geschiebe, deren vollständiger Zerfall durch nachträgliches Eindringen geeigneter Kittmassen, wie z. B. Kalk- oder Quarzsinter, zwischen die Bruchstücke verhindert wurde. Die Strudel erzeugende Fülle der Schmelzwasser, welche vorzüglich während des Zurück- weichens der Eismassen entstand, hat ihre Spuren in zahlreichen mahlsteinartig ausgehöhlten Geschiebestücken hinterlassen. An manchen derartigen Gesteinen ist die erfolgte Aushöhlung bis zur völligen lochartigen Durchbohrung vorgeschritten. Auch die bekannten, auf die gleiche Art entstandenen ,, Gletschertöpfe“ sind in unserem erdigen Diluvialboden nachgewiesen worden, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Bildung der in manchen Gegenden Norddeutschlands vorkommenden kleinen, aber auffallend tiefen Moore und Wasserlöcher auf die Thätigkeit des Strudel bildenden Schmelzwassers jener Gletscher zurückzuführen ist. Durch Abrollung im be- wegten Wasser sind auch eigenthiimliche linsenförmige Gebilde entstanden, welche bei uns nicht selten Vorkommen und oft eine sehr regelmässige Gestalt besitzen. Vielfach lässt sich an den Gesteinsblöcken die lösende Kraft des Wassers nachweisen; zugleich tritt das innere Gefüge der Stücke deutlich hervor, indem zuerst die, weicheren und leichter löslichen Partien resp. Schichten fortgeführt wurden, während die widerstandsfähigeren in oft wunderbarer Gestaltung ihrer Umrisslinien zurückblieben. Die hieraus resultirenden, nicht selten an Formen der pflanzlichen und thierischen Lebewesen erinnernden Gesteinsgestalten haben in früherer Zeit nur zu oft zu falschen Auffassungen und manchem thörichten Aberglauben Anlass gegeben. Besonders eingehend werden die ,,Kantengerölle“ oder ,, Dreikanter“, diese unten unregel- mässig geformten, oben pyramidenförmig gestalteten Geröllsteine besprochen, deren Entstehungsart erst jetzt klargelegt ist. Nachdem es dem Geologen J. Walther geglückt ist, in der Wüste zwischen dem Nil und dem Rothen Meere ganz dieselben Dreikanter, wie sie bei uns verkommen, zu XVII entdecken und die Bildung derselben auf den vom Wind bewegten Sand zurückzuführen, mussten aus nabe liegenden Gründen die früheren auf die Wirkung von Bis, Wasser und anderen Agentien basirten Deutungen unserer Dreikanter hinfällig werden. Der vom Winde einher- gewehte feine Sand reibt, schleift und schärft die im Sandboden festliegenden Gesteinsstücke in ihrer frei herausragenden oberen Partie kantig zu. Derartige Stücke aus verschiedenen Theilen der Provinz werden vorgelegt. Herr Apotheker Gönner mann hält einen durch viele Experimente belebten Vortrag über Stickstoff und Stickstoffvvasserstoffsäure. Derselbe demonstrirt hierauf noch ein neues, aus Diatomeenerde herge- stelltes Filter (Berkefeldfilter), welches vermöge seiner feinen Structur alle festen Bestandtheile, selbst Bacterien mit Sicherheit zurückhält. Sitzung am 1. März 1894. Herr Wirklicher Geh. Admiralitätsrath Prof. Dr. Neumayer hält einen Vortrag über Georg Förster als Naturforscher. Am 10. Januar d. J. waren es 100 Jahre, als der deutsche Gelehrte Georg Adam Förster, getrennt von den Seinen, fern der Heimath, in Paris sein kurzes, wecbselvolles und wenig glückliches Leben beschloss. Hatten seine hohe Begabung und seine werthvollen, wissenschaft- lichen Arbeiten ihm hohes Ansehen und einen ersten Platz in der damaligen Gelehrtenwelt verschafft, so hatten seine politischen Ideen, sein ausgesprochen kosmopolitischer Republikanismus und besonders sein Hervortreten während der französischen Revolution zum Nachtheile für Deutschland einerseits seine gesicherte Lebensstellung, andererseits noch über den Tod hinaus sein Andenken bei den Zeitgenossen vernichtet. Zumeist noch unter dem Eindruck ungünstiger Ausstreuungen über Försters Charakter vermied es die deutsche Gelehrtenwelt jener Zeit, die Erinnerung an ihn wachzuhalten, ihm die gebührende Stellung zuzuerkennen. Jetzt nach 100 Jahren, wo die mancherlei Momente, welche in den Lebensgang dieses merkwürdigen Mannes hineingriffen, eine bessere Würdigung finden, als bald nach seinem Tode, wo das Nichtige der vielen ihn herabwürdigenden Behauptungen längst dargethan, ist es Zeit, die Bedeutung dieses Mannes ungetrübten Auges zu betrachten und ihn selbst der unverdienten Vergessenheit zu entreissen1). Im Jahre 1765 verliess der erst 11jährige Förster mit seinem Vater für immer seinen Heimathsort Nassenhuben bei Danzig, zunächst zu einem einjährigen Aufenthalte im Gouverne- ment Saratow, woselbst sein Vater im Aufträge der Kaiserin Katharina II. die Colonieen an der Wolga bereiste. Später berichtete Georg Förster über diese Reise in der von ihm überaus schnell erlernten russischen Sprache; eine deutsche Uebersetzung dieses Berichtes lieferte er gleichfalls. In beiden Schriften kündigte sich bereits seine ungewöhnliche Sprachgewandtheit an. Schon im darauf folgenden Jahre wanderte er mit dem Vater nach England, welches ihm eine zweite Heimath wurde. Hier erfuhr er zum Theil im öffentlichen Unterrichte, der Haupt- sache nach aber durch seinen Vater, der als Professor der Naturgeschichte zu Warrington in Lancashire angestellt war, seine wissenschaftliche Vorbildung, hier erwies seinem Vater wie ihm das Schicksal hohe Gunst, hier aber sank auch das Lebensglück beider durch eigene Schuld in Trümmer. Als nämlich auf Anregung König Georgs III von England bald nach der Beendigung der ersten Weltumsegelung durch Cook (1769 — 71) eine zweite derartige Fahrt ausgerüstet wurde, und es sich um einen wissenschaftlichen Leiter der Expedition handelte, fiel die Wahl auf Reinhold Förster, der die gleichzeitige Zulassung seines Sohnes Georg mit zur Bedingung 9 Das Leben G. Försters und seines Vaters Reinhold Förster ist vielfach beschrieben, so u. a. auch aus dem Kreise der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig von Strehlke, im Programm der Petrischule 1862 und 1863, sodass Vortragender darauf verzichtet, Einzelheiten dieser Lebensläufe hier wiederzugeben. Besonders hinzuweisen ist auf A. Dove’s biographische Skizze über die beiden Förster. (Die Förster und Humboldts. 2 Paare bunter Lebensläufe.) 2 XVIIl gemacht hatte. 1772 — 75 machte Georg F. jene für die Wissenschaft und für ihn selbst so bedeutungsvolle Reise mit. Ein gewaltiges Beobachtungsmaterial wurde wie auf der ersten, so auch auf dieser zweiten Reise von Cook und seinen Reisebegleitern gesammelt. Doch Cook sollte keine Zeit bleiben zur Bearbeitung der Ergebnisse, denn schon kurze Zeit nach der Rück- kehr wurde er vom Könige zu seiner dritten Reise veranlasst, von der er bekanntlich nicht mehr heimkehrte. Der ältere Förster drängte mittlerweile in London auf die Verwerthung der heimgebrachten wissenschaftlichen Schätze, welche im britischen Museum aufbewahrt wurden, doch er fand kein Gehör und selbst gebunden durch einen Vertrag, nichts ohne Erlaubniss des Königs über seine Reise zu veröffentlichen, veranlasste er seinen Sohn Georg, der durch einen solchen Vertrag allerdings nicht gebunden war, die Herausgabe der ersehnten Reisebeschreibung zu bewerk- stelligen. So entstand Georg Försters „Beschreibung einer Reise um die Welt in den Jahren 1772 — 1775“ in englischer Sprache, mit Ergänzungen von seinem Vater, und bald darauf, 1784, eine deutsche Uebersetzung des Werkes gleichfalls vom jüngeren Förster. Vortragender geht auf die Bedeutung dieses Werkes für die Wissenschaft näher ein und betont, dass die von Förster in der Vorrede aufgestellten neuen und weitausschauenden Principien, von denen ein Forschungsreisender sich leiten lassen müsste, auch heute noch als Norm auf wissenschaftlichen Reisen gelten. — Das Zerwürfniss mit der englischen Regierung war nach diesem Vorgänge selbstverständlich und vollständig. Die Herausgabe des Textes hatte die Regierung nicht ver- hindern können, wohl aber die der viel wichtigeren Kupfertafeln sammt Erläuterungen. Vor allem aber weigerte sich die Regierung, dem Vertragsbrüchigen Förster das ausgesetzte Gehalt weiter zu zahlen. Beide, Vater und Sohn, geriethen bald in die bitterste Noth. In England fanden sie keine Hilfe. Da berief Friedrich II. von Preussen den älteren Förster als Professor nach Halle, wo er bis zu seinem Tode 1798 blieb; Georg Förster erhielt nach vorübergehendem Aufenthalt in Paris und in Holland einen Lehrstuhl der Naturgeschichte in Kassel, Es ist tief zu bedauern, dass die beideu Förster ihre gesicherte, der freien Wissenschaft ausschliesslich gewidmete Lebensstellung in England aufgeben mussten, und besonders Georg F. fortan in die diesen freien Geist beengenden Schranken vorgeschriebener Lehrthätigkeit bei un- genügend gewährten materiellen Mitteln hineingetrieben wurde. Sein Lebensgaug wäre unter ihm zusagenden äusseren Verhältnissen ein ganz anderer geworden; so flüchtete er sich, unbe- friedigt in seinem wissenschaftlichen Streben, hart kämpfend um den Erwerb des täglichen Brodes, aus einer Stellung in die andere, nirgends fand er eine bleibende Heimath. Man kann wohl sagen, der eigenmächtige Schritt des Vaters bei der Herausgabe des vorerwähnten Reise- werkes hat auch das fernere Missgeschick des Sohnes bestimmt. Jetzt nach 115 Jahren ist man in England daran gegangen, die Beschreibung von Cooks Reisen in grossartiger Ausstattung auf Grund der eigenen Aufzeichnungen des Entdeckers neu zu bearbeiten. Der erste Band, welcher die erste Reise Cooks betrifft, ist erst vor kurzem von dem Hydrographen der britischen Admiralität in London, Capitän Wharton1), herausgegeben, der zweite für die nächste Zeit in Aussicht gestellt, und dürfen wir darin weitere interessante Aufschlüsse über die wissenschaftliche Thätigkeit Försters erwarten. Es wäre zu wünschen, dass vor dem Er- scheinen dieses wichtigen Werkes weitere Besprechungen und Veröffentlichungen über die Reise der beiden Förster nicht veranlasst würden. Der Aufenthalt Försters in Cassel (1778 — 84) ist durch die bemerkenswerte Thatsache gekennzeichnet, dass Förster dem Geheimbunde der Rosenkreuzer daselbst sich anschloss. Ist nun dieses Verhalten keineswegs zu loben oder zu billigen, so ist es doch, wie es auch von Dove geschieht, aus den ungeklärten Ansichten der damaligen Gelehrten weit über das Wesen der Naturobjecte wohl zu entschuldigen, wenn man sich dabei erinnert, dass die grossen Ent- deckungen Lavoisiers und Pristleys noch nicht zum Gemeingut geworden und noch in der Entwicke- lung begriffen waren. Gewiss ist es ganz ungerecht, den Schluss ziehen zu wollen, dass Försters *) Capitän Cooks Journal during his first voyage round the world made in H. M. Bark „Endeavour“ 1768—71. A Literal Transcription of the Original M. SS. XIX Charakter überhaupt ein sehr zweifelhafter gewesen sei. wie es Kopp in seiner Geschichte der Alchemie versucht. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass sich der noch junge Gelehrte in Gesellschaft bedeutender Männer befand, als er sich den Rosenkreuzern zuneigte; wir nennen nur den bekannten Anatomen Sömmering. Unheimlich genug ist Förster seine Gemeinschaft mit den Rosenkreuzern schliesslich geworden, denn nur so erklärt es sich, dass er mit Freuden seine Stellung in Cassel 1784 mit der keineswegs glänzenden Stellung eines Lehrers der Natur- geschichte in Wilna vertauschte. — In demselben Jahre verlobte Förster sich mit Therere Heine, der Tochter des bekannten Göttinger Philologen, die ihn später nach Wilna begleitete. Als die in Wilna in Aussicht gestellte Mitbetheiligung F.’s an einer projectirten Reise um die Welt nicht zur Verwirklichung gelangte, kehrte F. nach Deutschland zurück und erlangte 1788 das Amt eines Bibliothekars bei dem Kurfürsten von Mainz. Dem wissenschaftlichen Streben F.’s war damit zugleich wieder eine freiere Bahn eröffnet. Hier besuchte den durch seine Begabung als Naturforscher und Schriftsteller bereits be- rühmten Mann Wilhelm v. Humboldt, der bald für den jungen Gelehrten so eingenommen war, dass er seinen 20jährigen Bruder Alexander veranlasste, mit Förster zusammen 1790 eine Reise nach dem Niederrhein, den Niederlanden, Frankreich und England zu unternehmen. Bei dieser Gelegenheit wurde von Förster noch einmal der Versuch gemacht, seine Ansprüche auf das englische Werk über die zweite Reise Cooks zur Geltung zu bringen; die englische Regierung blieb indessen unerbittlich. Dafür trug jene Reise einen anderen Erfolg der Wissenschaft und Kunst ein, nämlich Försters formvollendetes Werk „die Ansichten vom Niederrhein“, dessen schöner Stil und edle Ausdrucksweise den Verfasser in die Reihe der ersten deutschen Schrift- steller erhebt und zugleich den Adel der Gesinnung des Verfassers dem unbefangenen Leser wohlthuend beweist. Diese Arbeit, wie die von seiner Tochter Therese unter Anleitung von Gervimis gesammelten und herausgegebenen kleineren Schriften, endlich seine verschiedenen Essais, namentlich jener über Cook, werden vom Vortragenden zum Theil eingehend besprochen und aufs angelegentlichste empfohlen; sie sollten eine Lectüre unserer reiferen Jugend werden. Die Abhandlung zum Gedächtniss des grossen Cook beleuchtet der Vortragende im einzelnen, da darin für Hydrographie und Karten-Aufnahme Grundlegendes geboten wird. Noch nach anderer Richtung hin war diese Reise von Bedeutung. Wie A. v. Humboldt es selbst an verschiedenen Stellen seiner Schriften freudig bekennt, erhielt er gerade die wesentlichsten Anregungen zu seinen späteren Arbeiten aus seinem intimen Verkehre mit Georg Förster während der Reise nach dem Niederrhein. Wir eriunern uns hier an eines der populärsten Werke Humboldts, „die Ansichten der Natur“, dessen Lectüre noch einen Jeden entzückte, der sich derselben eingehend widmete, und welches das Gepräge des Verkehrs mit Georg Förster nur zu deutlich an sich trägt Möglich ist es auch, dass der damals zuerst besprochene Plan einer kosmischen Geographie mehr als ein halbes Jahrhundert später Humboldt die Anregung gab zu seinem berühmtesten Werke, dem „Kosmos“. In diesem Werke finden wir allenthalben in den wärmsten Ausdrücken die Bedeutung- Försters als Naturforscher, als Freund und Lehrer des Verfassers hervorgehoben. Wer so innig mit dem grössten wissenschaftlichen Reisenden des Jahrhunderts verknüpft vor uns erscheint, besitzt wahrlich allein dadurch eine Berechtigung, für alle Zeiten eine hervorragende Stellung in der Entwickelung der Naturforschung einzunehmen. War in dem ersten Theile des Vortrages die hohe Bedeutung Georg Försters als deutscher Gelehrter Gegenstand der Betrachtung gewesen, so bildete der zweite Theil in gewissem Sinne eine Ehrenrettung Försters als Mensch. Es wird von mancher Seite Förster zum Vorwurf gemacht, dass sein Charakter nicht gut und edel war, dass er zu grosse Schwäche in seinem häuslichen Leben zeigte, während von anderer Seite sein Leben über alle Schranken als ein edles gepriesen wird. Hierin Maass zu halten, ist nun nach 100 Jahren vor allem geboten. Darauf jetzt des Näheren einzugehen, ist überflüssig. Man hat Förster Dinge nachgeredet, die auf seinen Charakter ein höchst ungünstiges Licht werfen und sein innerstes Wesen vor der Geschichte zu verdunkeln im Stande sind, — Dinge, die, durch eine einseitige Auffassung gewisser Mittheilungen zum Theil aus seinem Brief- 2* XX Wechsel herauscombinirt, später in die verschiedenen Biographieen Försters als vollendete That- sachen aufgenommen wurden. Man hat sich schliesslich gar nicht gescheut, aus diesen selbst eine wissenschaftliche Unehrlichkeit Försters herleiten zu wollen. Alle die von verschiedenen Seiten erhobenen Anschuldigungen sind in sich zusammengesunken, der innerste Kern von Försters Charakter ist, wie man jetzt weiss, ein durchaus edler; das Wort von Gervinus, G. Förster war „ein Mann mit reinlichem Geiste“ hat sich aufs beste bewahrheitet. Und das, was der deutsche Patriot an Förster zu tadeln hat, nämlich sein Anschluss an die Mainzer Ivlubisten und sein Antrag im Pariser Convent 1794, die linksrheinischen Lande der einigen und ungetheilten Republik Frankreich einzuverleiben, findet mildere Beurtheilung, wenn man die damaligen jammervollen Zustände im deutschen Reiche, wie auch die oberflächlichen und leicht- lebigen Verhältnisse am Hofe des Kurfürsten Erthel von Mainz in Betracht zieht. Sie waren geeignet, Förster, der, wie Hove sagt, Kosmopolit aus Grundsatz, international fast von Her- kunft und mehr noch durch Schicksal war, in seinen republikanischen Ideen zu bestärken. Der Anschluss an Frankreich erschien ihm als ein Heil für die deutschen Lande, eine Befreiung aus den verrotteten politischen Zuständen der kleinen Staaten Als nach der Eroberung von Mainz 1793 durch die deutschen Heere Förster sich dauernd seiner Stellung beraubt, sich getrennt von den Seinen und heimathlos sah, als die nähere Be- kanntschaft mit der Pariser Centralregierung seine politischen Ideale gründlich zerstörte und endlich gar der Verlust seiner noch unveröffentlichten Schriften in dem eroberten Mainz ihm die letzte Hoffnung auf ein gedeihliches Weiterarbeiten raubte, da brach seine Lebenskraft unrettbar zusammen; unbeweint starb er in der ihm fremden Stadt, und Niemand weiss, an welcher Stätte des Vielgewanderten Gebeine ruhen. Wir können der Ueberzeuguug sein, dass er noch vor seinem Lebensende seine Irrthiimer eiugesehen hat, wenn vir auch in seinen Briefen aus jener unglücklichen Zeit einen Belag dafür nicht finden können. Nachdem heute nach Ablauf eines Jahrhunderts das deutsche Reich in Macht und Ehren erstanden ist, können wir freier über das Verhalten einzelner Grössen in demselben urtheilen und können unter allen Umständen der wissenschaftlichen Bedeutung des deutschen Schriftstellers Förster, denn das war er kraft der Eigenartigkeit seiner Schreibweise, obgleich er in mehreren Sprachen schrieb, Gerechtigkeit an- gedeihen lassen. „Wenn ich“, so schloss Redner seinen Vortrag, „überhaupt eine Befriedigung darin finde, dass ich das Resultat meiner Studien zu Gunsten des Naturforschers, Geographen und deutschen Schriftstellers Georg Förster zum Ausdrucke bringen konnte, so schätze ich mich besonders glücklich, dies in dem Kreise der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig gethan zu haben. Hier ist die Heimath des unstäten Wanderers trotz alledem gewesen, hier seiner dankbar zu gedenken, war es denn auch eine Pflicht. Diese Dankbarkeit gebührt ihm von einer Natur- forschenden Gesellschaft im allgemeinen und in Sonderheit der hiesigen, sie gebührt ihm aber auch von Seiten aller jener, die, wie ich, in dem Studium und der Lectüre seiner vorzüglichen Schriften reiche Anregung zum Nacheifern auf den durch ihn der Naturforschung gewiesenen Wegen empfangen haben.“ Sitzung vom 21. März 1894. Herr Prof. Momber trägt über das allgemeine Windsystem der Erde vor. So jung verhältuissmässig die Wissenschaft der Meteorologie auch ist, so zeigt ihre Ge- schichte schon jetzt eine Reihe von merkwürdigen Wandlungen einmal in den Aufgaben, deren Lösung sie sich stellt, und dann in den Principien zu deren Lösung. Zunächst galt es, die vor- handenen meteorologischen Beobachtungen zu sichten und neues Material zu sammeln; statt der vereinzelten Beobachtungsorte, imter denen unser Danzig mit in erster Linie stand, wurde ganz Europa mit einem grossen Netz von Stationen bedeckt und die dort gefundenen Beobachtungen an gewissen Centralstellen zu Mittelwerthen vereinigt. XXI Das grösste Verdienst hat sich in dieser Beziehung Dove erworben, durch dessen Be- mühungen diese Aufgabe der Meteorologie ihren Abschluss fand; im Wesentlichen galten die meisten seiner Untersuchungen der Feststellung des Klimas eines Ortes. Neben diesen klima- tologischen Untersuchungen hat Dove aber auch schon solche geführt, bei denen fortschreitende Luftbewegungen näher untersucht wurden, wie seine Arbeiten über Oyclone und sein bekanntes Drehungsgesetz der Winde zeigen. Die Ursache jeder Luftbewegung sah Dove bekanntlich schon in der stärkeren Erwärmung der Tropen durch die Sonne; dort entstehe ein aufsteigender Luftstrom, der vom Nord- und Südpol die kältere Luft ansauge. Diese Polarströmung erhält durch die Axendrehung der Erde auf der nördlichen Halbkugel eine Ablenkung von Ost nach West; und so entsteht der Passat zu beiden Seiten des äquatorialen aufsteigenden Luftstromes. Die oben nach Norden und Süden abfliessende Luft bildet dann über dem Polarstrom einen Aequatorialstrom, der wieder durch die Axendrehung der Erde sich in einen Südwest resp. auf der südlichen Halbkugel in einen Nordwest verwandelt. In einer bestimmten geographischen Breite kommt dann der Aequatorial- strom, dessen Luft durch Abkühlung schwerer geworden ist, zur Erde zurück, und es entsteht so in höheren Breiten der Kampf zwischen dem Polar und Aequatorialstrom — Zone der wechselnden Winde. In den fünfziger Jahren bekam die Meteorologie neue Aufgaben, und ihre Vertreter ge- langten zu neuen Anschauungen. Seit dem berühmten Sturm von Balaclava in der Krim wurde der telegraphische Wetterdienst durch Leverrier eingeführt und hierbei die cyclonenartige Luft- bewegung in den barometrischen Maximen und die entgegengesetzte in den Minimen nach- gewiesen. Weiter wurde festgestellt, dass die Minima selbst sich im allgemeinen von West nach Ost bewegen, aber in sehr verschiedenen Zugstrassen, von denen einige besonders begünstigt werden. Jetzt wandte sich die ganze Aufmerksamkeit der Meteorologen diesen Minimen und den besonderen Temperatur- und Luftdruckbeziehungen zu, unter deren Einfluss eine Fort- bewegung derselben statffindet. Fast immer fand man im Centrum der Minimumcyclonen einen Wärmeüberschuss, und diesem schrieb man das Aufsteigen der darüber befindlichen Luft und das Ansaugen der benachbarten Luftmassen zu. Doch bald kam man in Folge bestimmter Beobachtungen auf den neu eingerichteten meteorologischen Gipfelstationen, vornehmlich auf dem hohen Sonnblick, zu der Erkenntniss, dass obige Erscheinung, die man als die Ursache der Cyclonen angesehen, nur eine Wirkung der- selben sei, und dass die eigentliche Ursache an anderer Stelle zu suchen sei. Man kam wieder auf die allgemeine Circulation der Atmosphäre zurück und suchte die Cyclonen als secundäre Erscheinungen dieser zu erfassen. Schon längere Zeit vorher hatte der amerikanische Meteorologe Ferrel eine Theorie auf- gestellt, durch welche bestimmte Luftdruckmaxima erklärt werden sollten, die dann die localen Erscheinungen hervorbringen. Unabhängig von Ferrel hat Werner v. Siemens eine andere Theorie aufgestellt und in der Abhandlung ,,Ueber die Erhaltung der Kraft im Luftmeere der Erde“ in den Schriften der Berliner Akademie 1886 niedergelegt. In ihr kehrt er zu dem Bove’schen courant ascendant der Tropen zurück und sucht in diesem mit Benutzung der neueren Sätze der mechanischen Wärmetheorie, denen Dove noch fremd gegenüberstand, die eigentliche Ursache aller Bewegungserscheinungen in der Atmosphäre. Der Ideengang hierbei ist etwa folgender : Alles Leben und alle Bewegung auf der Erde entstammt der Sonnenstrahlung. Ohne diese würde auch das Luftmeer bewegungslos sein In ihm muss aber durch die Sonnenstrahlung ein constantes Quantum Sonnenenergie in Form von freier und latenter Wärme, in lebendiger Kraft bewegter Luftmassen oder als locale Druckansammlung aufgespeichert sein. Denkt man sich die Erde als homogene Kugel ohne Wasser, von der Atmosphäre umgeben, ohne Rotation, und denkt man sich die Erdaxe senkrecht zur Ekliptik, so würde am Aequator stets die grösste Erwärmung durch die Sonne stattfinden. Die am Boden erwärmten Luftthei'chen steigen auf. Dadurch entstehen schliesslich meridionale Luftströmungen; an der Erdoberfläche und etwas über dieser von den Polen nach dem Aequator gerichtete sogenannte polare, in grösserer Höhe äqua- toriale. Diese Strömungen werden aber durch die Rotation der Erde wesentlich verändert. In XXII Folge der mittleren Geschwindigkeit der Luftmasse von 379 Metern in der Sekunde, welche dem 35. Breitengrade entspricht, werden alle Luftbewegungen zwischen dem 35 Grad nördlicher und südlicher Breite sich langsamer bewegen als die Erde, also die Richtung von Ost nach West erhalten, während die Luftmassen in höheren Breiten der Rotation der Erde vorauseilen und sich von West nach Ost bewegen. Der Polarstrom hat hiernach eine östliche Richtung und steigt an dem aufsteigenden Luftstrom des Aequators in westwärts gerichteten Spiralen in die Höhe. Die vom Aequator nach den Polen strömende Luft erfährt eine Aufstauung, da das Bett des Luftstromes in Folge der Abnahme des Erdquerschnittes sich immer mehr verengt; es ent- steht also ein locales Druckmaximum. Yon solch einer Stelle aus werden in mittleren Höhen- schichten der Atmosphäre Luftströmungen in radialer Richtung ausgehen, die schliesslich mit der Polarströmung vereint nach dem Aequator eilen, wo wieder das Aufsteigen erfolgt. Durch das Fortreissen der benachbarten Luftschichten wird aber eine Verdünnung der unter diesen am Erdboden liegenden Grenzschichten der Luft hervorgerufen — ein locales Minimum auf dem Erdboden. Es stehen Maxima und Minima des Luftdruckes in ursprünglichem Zusammenhänge und beide werden in der Regel gleichzeitig und in geographischer Nachbarschaft auftreten. Die eigenartige Yertheilung von Wasser und Land an der Erdoberfläche, der grössere und geringere Feuchtigkeitsgehalt der. Luft, die localen Temperaturdifferenzen und andere Momente wirken auf die Ausbreitung und Verschiebung der Maxima und Minima ein. Die höchsten Schichten des äquatorialen Luftstromes werden aber von diesen Erscheinungen in den mittleren und tiefsten Schichten wenig berührt, sie eilen in höheren Breiten der langsamer rotirenden Erdoberfläche immer mehr voraus und nähern sich in Spiralen immer mehr den Polen, erzeugen hier ein arktisches Druckmaximum und gelangen dann in südöstlich gerichteten Spiralen in die tieferen Schichten und treten als unterer Nordwest ihren äquatorialen Rückgang an. Wie complicirt auch alle diese Bewegungen erscheinen werden, die in ihnen thätige lebendige Kraft entstammt im Wesentlichen der Beschleunigung, welche die in den Tropen aufsteigende Luft in Folge ihrer Ueberhitzung am Erdboden erleidet. Wichtige Anregungen für die practische Meteorologie ergeben sich aus den hier skizzirten neuen Anschauungen. Immer mehr muss sich die praktische Meteorologie von den Beobachtungen an der Erdoberfläche frei machen; daher die Bedeutung der meteorologischen Beobachtungen auf den Gipfelstationen und im Luftballon. Erst die letzteren werden genauere Zahlen geben über Temperatur und Feuchtigkeit in verschiedenen Höhen und bei verschiedener Wetterlage, d. h. unter der Herrschaft von Cyclonen oder Anticyclonen, im Winter oder im Sommer, bei Tage oder bei Nacht, besonders seit der Erfindung des gegen jegliche Strahlung unempfindlichen Aspirationspsychrometers von Assmann. Weiter aber gewännen die Wolkenbeotachtungen im Luftballon und von der Erdoberfläche immer mehr an Bedeutung, die der hochfliegenden feinen Cirruswolken, wie die über Bildung und Auflösung der Wolken. Im Anschluss an diese Mittheilungen führt der Vortragende eine Anzahl Experimente nach Vettin und Czermak aus, welche die Entstehung von Luftbewegungen unter dem Einfluss von Temperaturunterschieden zu veranschaulichen geeignet sind: Zur Demonstration des aufsteigenden Luftstromes wird Tabakrauch auf einer Glasplatte oder einer anderen Unterlage, die von einer Glasglocke bedeckt ist, in dünner Bodenschicht zur gleichmässigen Ausbreitung gebracht. Wird nun ein Punkt der Unterlage auf irgend eine Weise, z. B. durch einen eine Spirale durch- fliessenden galvanischen Strom schwach erwärmt, so zeigt sich bald eine kleine Rauchprotuberanz, aus der dann schnell eine scharf begrenzte Säule mit oben umgebogenen und in sich zurück- laufenden Rändern aufsteigt, die sich bei anhaltender Erwärmung von unten her immer wiedei erneut. Eine ähnliche Erscheinung erhält man, wenn man eine specifisch schwerere, sich leicht vertheilende, gefärbte Flüssigkeit, z. B. Tinte, auf dem Boden eines mit Wasser gefüllten Glas- gefässes ausbreitet und dann eine Stelle des Bodens nur schwach erwärmt. Bringt man da- gegen auf die Mitte der Bodenfläche einen Kältepol in Form eines Stückchens Eis oder eines mit Aether augefeuchteten Wattepfropfens, so entstehen Circulationen, welche den ersteren gerade entgegen gesetzt sind, nämlich auf die abgekühlte Stelle senken sich von allen Seiten die Rauch- XXIII theilchen herab, strömen am Boden radial fort, steigen an den weniger kalten Wänden des ab- geschlossenen Raumes empor und kehren in einem radial gerichteten Oberstrom zu jenem Mittel- punkt zurück, um wieder in den Bodenstrom überzugehen. Aehnliche Luftströmungen entstehen an der Erdoberfläche in Folge der Erwärmung an dem Aequator und der Abkühlung an den beiden Polen. Sitzung am 18. April 1894. Herr Prof. Dr. Bail spricht über Vertiefung und Erweiterung des bota- nischen Unterrichtsstoffes. Herr Dr. Lickfett hält einen Vortrag über Cholera und Wasser und demonstrirt darauf einige dem Cholerabacillus verwandte Vibrionen. Die Forschung, welche sich seit der letzten Invasion der Cholera in Europa mit den Be- ziehungen dieser Epidemie zum Wasser beschäftigt, hat zu den wichtigsten epidemiologischen Aufschlüssen geführt. Ohne auf die Gegensätze zwischen der localistischen Lehre Pettenkofers und der conta- gionistischen Lehre Kochs über die Cholera einzugehen, welche beide für manche Thatsachen wie z. B. für die dauernde Immunität vieler Ortschaften keine genügende, für alle Fälle passende Erklärung geben, bleibt der Vortragende ausschliesslich auf dem Boden der Thatsachen und constatirt zunächst die unbestreitbare, auch von den Anhängern Pettenkofers zugegebene Zuge- hörigkeit des Koch’chen Kommabacillus zur Cholera, sowie die entscheidende Bedeutung, welche dem Wasser bei der Verbreitung der Cholera zukommt. Die unmittelbare Beziehung der Cholera zum Wasser ist gerade während der Epidemie 1892/93 bei der überwiegenden Mehr- zahl der die Localepidemien einleitenden ersten Krankheitsfälle auf das Klarste hervorgetreten. Hierfür werden Beispiele angeführt. Was die Dauer der Lebensfähigkeit des Choleravibrio im Wasser anlangt, so ist festge- stellt, dass der Bacillus in destillirtem Wasser bei 16-20° C. bereits nach 24 bis 36 Stunden abgestorben ist; in einem sterilisirten Brunnen wasssr war derselbe dagegen, nach Pfeiffer, noch nach 7 Monaten und nach Wolfhügel in einem anderen sterilisirten Naturwasser sogar noch nach einem ganzen Jahre lebensfähig geblieben. Die kurze Lebensdauer des Choleravibrio in destillirtem Wasser, welches weder Salze noch organische Substanz enthält, von welchen der Bacillus leben könnte, beweist, wie wenig widerstandsfähig er im Vergleich mit anderen pathogenen Bakterien ist, wenn ihm das Nährmaterial auch nur für kurze Zeit entzogen wird; die Pfeiffer -Wolfhiigel’schen Versuche thun dar, dass es in der Natur Wassersorten giebt, welche nach Abtödtung der in ihnen enthaltenen Saprophyten ein vortreffliches Conservirungsmittel für die Cholerakeime bilden. Es scheint besonders ein nicht zu niedriger Chlorgehalt der Wässer zu sein, welcher auf die Lebensdauer des Vibrio begünstigend einwirkt. Während z. ß. der Vibrio im sterilisirten Mottlauwasser mit einem Gehalt von 34 Milligr. Chlor im Liter noch nach 3 Monaten lebensfähig ist, stirbt er im sterilisirten Radaunewasser mit 8,5 Milligr. Chlorgehalt bereits innerhalb 4 Wochen ab. Der Gehalt an organischer Substanz ist in beiden Wässern nahezu gleich gross. Wichtig ist nun die Beantwortung der Frage, wie es mit der Lebensdauer des Cholera- vibrio in nicht sterilisirtem Naturwasser steht. Hier spielt neben der chemischen Zusammen- setzung der Gehalt an lebenden Saprophyten sowie die Temperatur eine wesentliche Rolle. Durch Laboratoriumsversuche ist zweifellos sichergestellt, dass die Lebensdauer des Choleravibrio in Wasserproben, falls die chemische Zusammensetzung dieselbe ist, mit der steigenden Menge an saprophytischen Spaltpilzen und mit steigender Temperatur abnimmt. Im Mottlau wasser, z. B. mit 26 000 Bakterien im Cubikcentimeter, konnte Vortragender den Vibrio noch nach 9 Tagen nachweisen; mischt er dagegen das Mottlauwasser mit der zehnfachen Menge steri- lisirten Mottlauwassers, so dass der Bakteriengehalt auf etwa 2500 Keime im Cubikcentimeter herabgemindert war, so hielt sich der Vibrio bei 8 bis 10° drei Tage länger lebensfähig. Unter natürlichen Verhältnissen aber, bei denen die unbehinderte Sauerstoffzufuhr sehr erheb- XXIV lieh in Betracht kommt, findet der Vibrio im Wasser offenbar für seine Existenz viel geeignetere Bedingungen, als bei den Laboratoriumsversuchen, zumal bei den letzteren das schnelle Ueberhandnehmen der Saprophyten äusserst störend auf seine Lebensdauer wirkt. Diese An- nahme wird noch bestätigt durch die Thatsache, dass Koch im Sommer 1893 in stagnirenden Gewässern, welche vom vorhergehenden Jahre verseucht waren, die Cholerabakterien auf’s Neue nachweisen konnte; eine Neuinficirung der betreffenden Wässer war ausgeschlossen. Ueber das Maximum der Zeit, während welcher der Choleravibrio in einer natürlichen Wasserhaltung sein Leben überhaupt zu fristen vermag, weiss man bis jetzt absolut gar nichts. Was die Lebensdauer des Choleravibräo im Eise anbetriflft, so liegen hierüber nur Laboratoriumsversuche vor; im Natureise ist er bis jetzt nicht aufgefunden worden. Nach Laboratoriumsversuchen waren die Cholerabacillen im Eise bei einer Temperatur von — 0,5 bis — 7° C. nach längstens sechs Tagen getödtet. Bei der Unkenntniss über die Lebensdauer des Pilzes im Naturwasser wird die Vorsicht erheischen, dass von Zeit zu Zeit das einmal verseucht gewesene Wasser bakteriologisch unter- sucht wird, Dies geschieht auch gegenwärtig noch mit dem Wasser der Mottlau, in welcher im Oktober vorigen Jahres bekanntlich Cholerabacillen nachgewiesen wurden. Das Resultat der Untersuchungen ist seit dem Monat Oktober stets negativ ausgefallen. Die fortgesetzten Untersuchungen des Mottlauwassers seitens des Vortragenden haben nun zu interessanten Beobachtungen zunächst von rein wissenschaftlichem Werthe geführt. Es sind bis jetzt über 20 verschiedene Vibrioarten im Mottlauwasser aufgefunden (namentlich sind die tieferen Schichten des Flusses besonders reich an Kommabacillen) und unter diesen befinden sich sechs, welche eiLe gewisse Aehnlichkeit mit dem Koch’schen Cholerabacillus aufweisen und auch für Meerschweinchen pathogen sind. Sie tödten die Versuchsthiere unter Temperatursturz in 3 bis 10 Stunden gerade so und unter denselben Krankheitserscheinungen, wie der Cholera- bacillus Jedem derselben fehlen aber einige der wesentlichen Eigenschaften des Cholerabacillus, so dass jene Arten nicht mit dem letzteren zu identificiren sind. Höchst auffallend ist nun, dass diese sechs choleraähnlichen Vibrionen nur an denjenigen Stellen der Mottlau aufgefunden wurden, wo der Kahn des im Oktober v. Js. an Cholera asiatica erkrankten Schiffers Nickel gelegen hatte und die Darmdejectionen des Erkrankten in den Fluss geschüttet worden waren, weshalb der Gedanke nahe liegt, diese Arten als degenerirte Cholerabacillen aufzufassen. Ob diese etwas abweichenden Mottlauvibrionen auch für Menschen pathogen sind, ist bisher nicht erwiesen; im Darm des Menschen sind sie bis jetzt nicht aufgefunden worden. Choleraähnliche Vibrionen hat man auch im Spree-, im Donau- und im Elbewasser gefunden, einer derselben — aus der Elbe — besitzt die Eigenschaft des Leuchtens, wie sie manchen Meeresbacillen zu- kommt. Dieser Leuchtbacillus ist auch wiederholt aus diarrhöischen Darmdejectionen von Meuschen isolirt worden. Vortragender demonstrirt Reinculturen jener choleraähnlichen Vibrionen, darunter auch den interessanten Leuchtbacillus. Die Eigenschaft des letzteren, im Dunkeln mit grünlich- weissem Licht zu phosphoresciren, tritt besonders gut in zehnprocentiger Gelatine und in Bouillon in die Erscheinung, wenn man die Culturen 24 bis 48 Stunden bei 22° C. hält. Vor- tragender macht hierauf die Section eines Meerschweinchens, welchem er am Vormittage eine Cultur des Leuchtbacillus in die Bauchhöhle injicirt hat. Nach Verdunkelung des Zimmers nimmt man ein helles Leuchten der Darmschlingen und der parenchymatösen Organe der Bauch- höhle wahr. Dasselbe Phänomen wird an einigen frischen Seefischen demonstrirt, deren Ober- fläche vor 24 Stunden mit einer Bouillon-Cultur des erwähnten Mikrobiums bestrichen worden war. Sitzung am 17. Oktober 1804. Herr Prof. Dr. Conwentz giebt in einem längeren Vorträge Schilde- rungen aus dem wissenschaftlichen Leben St. Petersburgs. XXV Sitzung am 7. November 1894. Herr Prof. Dr. Conwentz sckliesst an den Vortrag der vorhergehenden Sitzung seine Reiseerinnerungen aus dem nördlichen Russland und aus Finland an. Sitzung am 28. November 1894. Herr Prof. Dr. Bail spricht über Formveränderuugen von Pflanzen, welche auf den Einfluss von Schmarotzern zurückzuführen sind. Herr Stadtrath Helm trägt die Ergebnisse seiner neueren Untersuchungen über den unter dem Handels- Bernstein vorkommenden sogenannten „mürben Bernstein“ und den Gedanit vor (abgedruckt in diesem Heft). Sitzung am 5. December 1894. Herr Oberlehrer Evers spricht über Heinrich Hertz und seine Entdeckungen. Der Vortragende giebt zunächst einen Abriss des Lebenslaufes dieses für die Entwickelung der physikalischen Wissenschaft so hochbedeutsamen Mannes. Nach seinem am l. Januar d. J. erfolgten Tode ist eine Reihe ganz vortrefflicher Gedächtnissreden, so von Planek, Ebert, Reicharz u. A. erschienen, durch welche sein Lebenslauf zum Allgemeingut der wissenschaftlich gebildeten Welt geworden ist. Die bedeutendsten seiner Arbeiten sind in den Jahren 1887 bis 1891 in ,, Wiedemanns Annalen der Physik und Chemie“ publicirt und 1892 gesammelt, sowie mit einer Einleitung und Zusätzen versehen, unter dem Titel „Untersuchungen über die Aus- breitung der elektrischen Kraft“, in Buchform erschienen. Nach Hertz’ Tode ist noch ein Werk, das er im vorigen Jahre mit Aufbietung seiner letzten Kräfte beendigt hat, herausgegeben nämlich „Allgemeine Principien der Mechanik“; Hertz’ grosser Lehrer, Hermann v. Helmholtz, dessen am 8. September d. J. erfolgten Tod die deutsche Nation und Wissenschaft auch schon zu beklagen hat, hat in der Einleitung dazu seinem grössten Schüler ein ausdrucksvolles und pietätvolles Denkmal gesetzt. Um die Bedeutung seines Einflusses auf die Naturauffassung unserer Zeit verstehen und würdigen zu können, muss man sich den Unterschied der Anschauungen über das Wesen der elektrischen Erscheinungen von einst und jetzt vergegenwärtigen. Nach der älteren Ansicht wären die elektrischen und magnetischen Erscheinungen auf eine Modification der Newton’schen Annahme von unmittelbar und geradlinig in die Ferne wirkenden Kräften zurückzuführen. Diese Kräfte sollten unabhängig sein von der Natur der zwischen den elektrischen bezw. magnetischen Körpern befindlichen Stoffe. Ausserdem wurde die Ausbreitung einer solchen Kraft durch den Raum als augenblicklich mit unendlicher Geschwindigkeit erfolgend vorausgesetzt. Nun hat schon der grosse englische Physiker Michael Faraday einen Einfluss der zwischen den elektrischen bezw. magnetischen Körpern befindlichen Stoffe auf die zwischen ihnen wirkenden Kräfte nach- gewiesen. Hiernach konnte es nicht mehr zweifelhaft sein, dass wenigstens ein Theil der elektrischen bezw. magnetischen Fernwirkung durch Vermittelung der zwischenliegenden „polari- sirten“ Medien zu Stande käme; ein anderer konnte immerhin noch übrig bleiben, der einer directen Fernkraft angehörte. Faraday neigte sich der einfacheren Annahme zu, dass Fernkräfte überhaupt nicht existirten uud dass alle elektrischen Vorgänge auf Spannungszustände und deren Aenderungen innerhalb der die elektrischen (^bezw. magnetischen) Körper trennenden Zwischenmedien, der sogenannten Isolatoren, zurückzuführen wären. Clerk-Maxwell hat diese Faraday’schen Anschauungen in ein geschlossenes System gebracht und sie mit dem eleganten Gewände der mathematischen Analysis umkleidet. Nach dieser Theorie müsste also der Sitz der Veränderungen, welche die elektrischen Erscheinungen hervorbringen, nur noch in den sogenannten Isolatoren gesucht werden, das Ent- XXVI stehen und Vergehen der „Polarisationen“ in den isolirenden Mitteln musste der Grund der scheinbar in den Leitern stattfindenden elektrischen Bewegungen sein. Unzertrennbar war mit dieser Theorie, da es sich um die Fortpflanzung einer Zustandsänderung von Punkt zu Punkt in dem isolirenden oder mit Faraday’schem Ausdruck „dielektrischen“ Medium handelte, eine endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit der elektrischen Wirkungen verbunden. Wir sehen, die Theorie war im grossen und ganzen fertig, wenn auch noch manche Un- vollkommenheit zu beseitigen, manche nothwendige Consequenz zu ziehen war. Es kam nur darauf an, Thatsachen aufzudecken, welche eine Entscheidung zwischen ihr und den älteren Fernwirkungstheorien zu liefern im Stande wären. Um die Auffindung solcher Thatsachen hat sich schon vor 50 Jahren der grosse Faraday und nach ihm eine grosse Anzahl ausgezeichneter Physiker vergeblich bemüht. Zwar in England, dem Heimathlande der geschilderten Theorie, hing die Mehrzahl der Gelehrten ihr an, besonders auch seitdem sich die aufstrebende Elektro- technik der mit ihr in Zusammenhang stehenden Kraftlinientheorie Faradays bemächtigt hatte; aber in den Ländern des Continents, besonders in Deutschland, wo man sich im Zauberkreise der Weber’schen Theorie, die ja sicherlich als eine grosse Geistesthat anzusehen ist, befand, verhielt man sich ihr gegenüber vielfach ablehnend, jedenfalls „kühl bis an’s Herz hinan“. Wesentlich unter dem geistigen Einfluss von Helmholtz, der in der von ihm aufgestellten Theorie von einem hohen Standpunkt aus gewissermaassen beide gegnerische Theorieen als be- sondere Fälle auffasste, stehend, unternahm es nun Hertz, die fehlenden entscheidenden That- sachen aufzufinden, und es ist ihm dies in so vollkommenem Maasse gelungen, dass jetzt an einem Siege der Faraday-Maxwellschen Anschauungen nicht mehr zu zweifeln ist. Er zeigte, dass elektrische Störungen (in der Form von Funkenentladungen) sich im Raum wellenförmig ausbreiten, dass sie von den Leitern zurückgeworfen werden, wobei es zur Entstehung von stehenden Wellen kommt; die Aufsuchung der Knoten und Bäuche derselben gestattete eine bequeme Messung der Wellenlängen. Der Vortragende beschrieb die wesentlichsten der Vor- richtungen, welche Hertz hierzu benutzt hat. Mit Hilfe dieser Vorrichtungen ist es nun gelungen, den bestimmten Nachweis zu führen, dass diese elektrischen Wellen sich in der Luft mit derselben Geschwindigkeit fortpflanzen, wie die Lichtwellen, nämlich mit der Geschwindigkeit von 300000 Kilom. in der Secunde. 1893 ist es Blondlot in Nancy auch gelungen, dieselbe Fortpflanzungsgeschwindigkeit der elektrischen Störungen durch eine Methode zu erhalten, welche unabhängig von jeder Theorie über die Natur dieser Störungen ist; dadurch ist dies3 Geschwindigkeit mit derselben Sicherheit nachgewiesen, wie durch die bekannten Versuche von Römer, Bradley, Fizeau u. A. die Lichtgeschwindigkeit. Da durch Hertz und viele andere in seinen Spuren einhergehende Forscher festgestellt ist, dass die elektrischen Wellen sich ebenso verhalten, wie die Lichtwellen, dass sie nach denselben Gesetzen zurückgeworfen, gebrocheu, gebeugt, polarisirt worden, da ferner wie bei den Licht- wellen es der Annahme eines übertragenden Mediums bedarf, so ist die natürliche Annahme die, dass dasselbe Medium, der Aether, zur Uebertragung beider Arten von Wellenbewegungen dient; mit anderen Worten, dass elektrische und Lichtwellen identisch sind. Maxwells divina- torischer Geist hat, auf rein theoretischen Wegen die Faradayschen Anschauungen weiter ver- folgend, schon 1864 in seiner elektromagnetischen Lichttheorie diese Ansicht aufgestellt und durch scharfsinnige, mathematische Entwickelungen ausgebaut. Fast dreissig Jahre hat es ge- dauert, bis dieser vielfach nur als geistreiche mathematische Speculation, die aber in der Natur keinen Rückhalt fände, angesehenen Theorie die Macht der Thatsachen den sicheren Boden verlieh. Die beiden grossen Gebiete, einerseits der Elektricität und des Magnetismus, andererseits der Optik und der Wärmestrahlung, sind durch diese Entdeckungen zu einem verschmolzen Jeder leuchtende Körper ist als ein Erreger elektrischer Schwingungen (von sehr kurzer Wellen- länge) anzusehen; jedes Licht, sei es das der Sonne, eines Sterns, einer Flamme oder eines Leuchtkäfers, ist eine elektrische Erscheinung, gerade so aber auch die Wärme, welche der Ofen ausstrahlt. Das Licht und die Wärme, rvelche wir von den Strahlen der Sonne empfangen, betragen nur einen Theil der Strahlungsenergie der Sonne. Wie das Vorhandensein von XXVII Schwingungen noch kürzerer Wellenlänge in den sog. ultravioletten Strahlen des Sonnen- spectrums durch ihre chemischen Wirkungen festgestellt ist, so ist es wohl nur eine Frage der Zeit, dass auch über das sog. ultrarothe Ende des Spectrums hinaus elektromagnetische Strahlen grösserer Wellenlänge nachgewiesen und damit der ursächliche Zusammenhang von Vorgängen auf der Sonne mit den Erscheinungen des Erdmagnetismus und der Erdströme auf- gedeckt wird. Das Verdienst aber, diesen grossen Fortschritt in der Vereinheitlichung unserer Natur- anschauung auf sicheren Boden gestellt zu haben, muss wesentlich Heinrich Hertz zugesprochen werden, und wenn die Continuität unserer Culturentwickelung gewahrt bleibt, wird sein Name genannt werden, so lange es elektrische Schwingungen giebt. Sitzung ain 19. Dezember 1894. Herr Dr. Kumm berichtet über den Verlauf der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Wien, vom 23. bis 30. September 1894. XXVIII Uebersicht über die in den ordentlichen Sitzungen 1894 behandelten Gegenstände. A. Allgemeines. 1. Der Director Herr Bail erstattet den Jahresbericht über das ab- gelaufene Jahr 1893. Im Anschluss an diesen erfolgen dann die Berichte über die ordentlichen Sitzungen der Naturforschenden Gesellschaft durch Herrn Semon; über die Medicinische Section durch Herrn Abegg; über die Anthropologische Section durch Herrn Oehlschläger; über die Section für Physik und Chemie durch Herrn Mo mb er; über den Westpreussischen Fischerei-Verein durch Herrn Meyer; am 3. Januar (Stiftungsfest). 2. Vortrag des Herrn Neumayer aus Hamburg: Georg Förster als Naturforscher; am 1. März. 3. Zwei Vorträge des Herrn Conwentz: Aus dem wissenschaftlichen Leben St. Petersburgs und Reise- Erinnerungen aus dem nördlichen Russland und Finland; am 17. October und am 7. November. 4. Bericht des Herrn Conwentz: Ueber das 50jährige Jubiläum der Alterthums-Gesellschaft Prussia in Königsberg; am 22. November. 5. Vortrag des Herrn Kumm: Bericht über die 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wien; am 19. December. B. Physik, Meteorologie und Chemie. 1. Herr Mo mb er bespricht den aussergewöhnlich niedrigen Barometer- stand vom 12. Februar und knüpft daran Analogien mit älteren Beobachtungen ähnlicher Art; am 21. Februar. 2. Vortrag des Herrn Gönn ermann: Ueber Stickstoff- und Sauerstoff- Wasserstoffsäuren ; am 21. Februar; 3. Vortrag des Herrn Mo mb er: Ueber das allgemeine Windsystem der Erde; am 21. März. 4. Vortrag des Herrn Evers: Heinrich Hertz und seine Entdeckungen; am 5. December. XXIX C. Zoologie und Botanik. 1. Herr Lakowitz demonstrirt die Regeneration einer Krebsscheere ; am 17. Januar. 2. Vortrag des Herrn Lakowitz: Ueber die Ergebnisse der deutschen Planktonexpedition ; am 7. Febr. 3. Vortrag des Herrn Bail: Ueber Vertiefung und Erweiterung des botanischen Unterrichts- stoffes; am 18. April. 4. Vortrag des Herrn Bail: Ueber Formveränderungen von Pflanzen, welche auf den Einfluss von Schmarotzern zurückzuführen sind; am 28. November. D. Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 1. Mittheilungen der Herren Conwentz und Helm: Ueber neuere Funde bernsteinähnlicher Harze; am 17. Januar. 2. Vortrag des Herrn Kumm: Ueber nordische Geschiebe mit Spuren der Einwirkung von Wind, Wasser und Eis, aus der Sammlung des Provinzial-Museums demonstrirt; am 21. Februar. 3. Vortrag des Herrn Helm: Ueber den unter Bernstein vorkommenden sogenannten „mürben Bernstein“ und den Gedanit; am 28. November. E. Mediciu und Physiologie. 1. Vortrag des Herrn Ziem: Ueber Durchleuchtung des Auges und den Fächer im Auge der Vögel; am 17. Januar. 2. Vortrag des Herrn Ziem: Ueber das Verhalten des Tapetum lucidum bei auffallendem und durchfallendem Licht; am 7. Februar. 3. Vortrag des Herrn Lick fett: Ueber Cholera und Wasser, nebst Demonstrationen einiger dem Cholerabacillus verwandter Vibrionen; am 18. April. E, Geographie und Reisen. Vortrag des Herrn von Drygalski aus Berlin: Die Grönland-Expedition der Berliner Gesellschaft für Erdkunde; am 3. Januar. XXX Bericht über die Sitzungen der Antliropologisclien Seetion im Jahre 1894, erstattet von dem Vorsitzenden derselben, Dr. Oehlscliläger. Die anthropologische Section der Naturforschenden Gesellschaft zählte im abgelaufenen Jahre 52 hiesige und 9 auswärtige Mitglieder. Es fanden während dieses Jahres 4 Sitzungen statt. In der Sitzung vom 14. Februar sprach Herr Prof. Dr. Conwentz über bildliche Darstellungen von Thieren, Pferden und Wagen aus der vorchrist- lichen Zeit unserer Provinz. Am 7. März sprach Herr Stadtrath Helm über die chemischen Bestand- theile westpreussischer prähistorischer Bronzen. Der Vortragende hob beson- ders den reichen Antimongehalt bei einzelnen Bronzegegenständen hervor. In einem zu Rondsen bei Graudenz gefundenen Löffel stellte er auch den Gehalt an Wismutli fest. Der Vortragende kam zu dem Schluss, dass das zu diesen Bronzen verwandte Rohmaterial höchst wahrscheinlich aus Siebenbürgen- Ungarn bezogen sei, da in den dort gewonnenen Erzen die genannten Metalle mit einander vereint Vorkommen. — Herr Prof. Conwentz schilderte an demselben Abend noch den Burgwall am Melnosee im Kreise Graudenz Auch zeigte er im Anschluss an seinen Vortrag über bildliche Darstellung von Thieren, Pferden und Wagen eine Urne aus Lindebuden im Kreise Flatow mit interessanten figürlichen Darstellungen vor. — Herr Dr. Kumm berichtet über einige in Kl. Bölkau gefundene Gesichtsurnen, und schliesslich über einen Besuch der ungemein reichhaltigen vorgeschichtlichen Sammlungen des Nationalmuseums zu Kopenhagen. In der Sitzung vom 31. October sprach Herr Stadtrath Helm über die von ihm besuchte Versammlung deutscher und österreichischer Anthropologen zu Innsbruck im August dieses Jahres, Ferner theilte er die Ergebnisse seiner chemischen Untersuchung alter Bronzemünzen mit, in welchen der Antimon- gehalt niemals die Höhe von Vs Procent erreicht. In der Sitzung am 12. December machte Herr Prof. Conwentz höchst wichtige Mittheilungen über die bei Rutzau Vorgefundenen Kjökkenmöddinger (Küchenabfallreste). Es ist dieses der zweite Fund dieser Art an der deutschen Ostseeküste, während der erste bei Tolkemit am Haffufer von dem Geologen G. Bereu dt im Jahre 1874 gemacht wurde. Beide Fundstellen liegen in Westpreussen. XXXI Bericht über die Sitzungen der* Sectioix ivii* Physik xxxitl Chemie im Jahre 1894, erstattet vom Vorsitzenden derselben, Oberlehrer H. Eyers. Die Section für Physik und Chemie hat im Laufe des Jahres 1894 zwei Sitzungen abgehalten. In der ersten, am 21. März, fand die Wahl eines neuen Vorsitzenden statt, an Stelle des Herrn Professor Mo mb er, der sein Amt als Vorsitzender der Section niedergelegt hatte. In der zweiten, am 14. November, fanden zunächst die Ergänzungs wählen der beiden Schriftführer statt. Dann demonstrirte der Vorsitzende ein von Quincke construirtes Spiegelgalvanometer, das sich sowohl durch die Ein- fachheit der bei seiner Construction verwandten Hilfsmittel wie durch die Vielseitigkeit seiner Anwendung auszeichnet. Mit Hilfe dieses Instruments zeigte derselbe die Wirkung elektrischer Schwingungen, welche von einer Funkenstelle aus sich wellenförmig fortpflanzen, auf den Widerstand loser Contacte. Diese letzteren wurden durch unter regulirbarem Druck stehende feine Metallspähne gebildet. Durch die Wirkung der sie treffenden elektro- magnetischen Wellenzüge wird ihr elektrischer Leitungswiderstand vermindert, während mechanische Schwingungen auf sie in der entgegengesetzten Weise einwirken. XXXII Bericht über die Sitzung-en der Medicioisehen Sektion im Jahre 1894. Vorsitzender: Dr. Abegg. 1. Sitzung am 11. Januar. 1. Herr Dr. Ab egg legt ein Präparat von Vereiterung der Schoossfuge einer Wöchnerin vor. 2. Herr Chefarzt Dr. B aum stellt eine Frau vor, welcher wegen Krebs das rechte Hüftgelenk, unter der Knochenhaut, entfernt worden war. 3. Herr Dr. Ziem zeigt Bilder aus dem Braune’sclien Atlas, welche dar- legen sollen, dass eine erhebliche Menge Flüssigkeit im Gehirn-Rücken- markskanal nicht vorhanden ist. 4. Herr Dr. Wallenberg 11 legt Gehirndurchschnitte vor von belichteten und nicht belichteten Tauben. 2 Sitzung am 8. Februar. 1. Herr Dr. Semon jun. berichtet über einen Fall von Eklampsie (allge- meinen Krämpfen) im Wochenbette. 2. Plerr Dr. Ziem legte Gehirndurchschnitte von Katzen vor. 3. Sitzung am 8. März. 1. Herr Dr. Ziem sprach unter Vorstellung von Kranken über die Be- ziehungen zwischen Nasen- und Augenkrankheiten. 2. Herr Dr. Glaeser hielt einen Vortrag über neuere Behandlungsweise der weiblichen Gonorrhoe. 3. Herr Oberarzt Dr. Freymuth besprach die Unterscheidungsdiagnose zwischen Fleck-Typhus und Influenza. 4. Herr Dr. Voges berichtete über Impfungen an Thieren mit Toxoprotein. 5. Herr Dr. Ziem zeigte Gehirndurchschnitte von Katzen und Kaninchen. 4. Sitzung am 12. April. 1. Herr Dr. Goetz stellte einen Kranken vor, welcher wahrscheinlich an Aorten-Aneurysma (örtlicher Erweiterung der Hauptschlagader) leidet. 2. Herr Dr. Ziem besprach die Beziehungen zwischen Nasen- und Augen- Krankheiten, unter Vorstellung von Kranken. 3. Herr Dr. Voges legte das Präparat eines Aorten-Aneurysma’s vor. XXXIII 4. Herr Kreisphysikus Dr. Farne zeigte den Kehlkopf eines einjährigen Kindes mit einem im Innern des Kehlkopfes liegenden Spulwurm. 5. Herr Dr. Schar ff enorth zeigte Cultureu von Gonococcen. 6. Herr Dr. Ab egg legte die verschiedenen Instrumente vor zur künstlichen Geburt todter Kinder, die Kephalotryptoren von Scanzoni, Breisky, Auvard und den KraniopTast. 7. Herr Dr. Semon jun. zeigte Ovarialcysten (Eierstockblasen) eines neu- geborenen Mädchens. 5. Sitzung am 26. September. 1. Herr Dr. Glaeser zeigte eine Gebärmutter, welche wegen Krebs ent- fernt worden war, und am Mikroskop einen Schnitt durch den krebsigen Rand des Mutterhalses. 2. Herr Dr. Goetz legte einen Kothstein vor, der aus einer Zellgewebs- eiterung entnommen war. 3. Derselbe legte die Lungen eines Mannes vor, in welchen von der rechten Seite her, vom Hilus (der Eintritts- und Austritts-Stelle der Lungengefässe), eine Stricknadel von 20 cm Länge eingedrungen, quer durch die Haupt-Brustschlagader nach der linken Lunge vorgedrungen war und an dieser ein Decubital-Geschwür erzeugt hatte. 4. Herr Dr. Oehlschläger legte zwei hypertrophische Nymphen (kolossal vergrösserte innere Schamlippen) vor, welche er einer Frau entfernt hatte. 6. Sitzung am 11. October. 1. Herr Dr. Ortmann stellt einen Mann vor, bei welchem er wegen Krebs des Dickdarms die Colotomie (Darmschnitt) ausgeführt hatte. 2. Derselbe stellte einen jungen Mann vor, den er wegen Aktino-Mykosis (Strahlenpilz) an der Ohrspeicheldrüse, an Gesicht und Hals mit Erfolg operirt hatte. H. Sitzung am 18. December. 1. Herr Dr. Wolff hielt einen Vortrag über einen Apparat zur Behandlung der Pott’schen Kyphosis (Buckelbildung in Folge der Erkrankung von Rückenwirbeln). 2. Herr Oberarzt Dr. Freymuth zeigte 1. ein Präparat von durchbohrendem Geschwür des Zwölffingerdarms, 2. den Darm eines an Typhus verstorbenen Mädchens. 3. Herr Dr. Lickfett zeigte am Mikroskop die Geissein der Cholera- Vibrionen und der Typhus-Bacillen. 4. Herr Dr. Lewy legte eine hirnlose Missgeburt vor, einen Anencephalus. 5. Herr Dr. Wallenberg II sprach über Thierversuche zur Erforschung des Ortes für den Corneal-Reflex innerhalb der aufsteigenden Wurzel der 5. Gehirn-Nerven, und über Zwangsbewegungen nach Einführung von Quellstiften (Tupels) unter die vorderen Vierhügel, unter Vorzeigung von Zeichnungen und des operirten Kaninchens. 3 XXXIV Bericht über die wissenschaftliche Thätigkeit des Westpreussischen Fischerei Vereins im Jahre 1894, erstattet vom Vorsitzenden desselben Regi er un gsr ath I) ei brück . Die Beobachtungen über die Wanderfische wurden fortgesetzt, ins- besondere wurde dem Vorkommen yon Männchen des Aals in unsern Ge- wässern nachgeforscht. Tn der Putziger Wiek wurden bei wiederholten Unter- suchungen unter den Aalen von 35—45 cm Länge 10 Procent Männchen mit mehr oder minder entwickeltem Lappenorgan gefunden; diese Aale hatten durchschnittlich 38 cm Länge und etwa 70 g Gewicht. Unter den in der Weichsel absteigenden Aalen wurde dagegen bis jetzt kein Männchen gefunden. Der Lachs steigt, wie in andere kleine Ostseeflüsse, so auch in den Sagorschbach auf, kann hier aber nur bis Brück gelangen, wo jährlich eine Anzahl stattlicher Exemplare gefunden wird. Die Krebspest, welche seit 1883 in Westpreussen zahlreiche Gewässer heimgesucht hat und ausser abgeschlossenen Seeen nur die Gebiete der Radaune, der Leba, der Ossa und der Liebe unberührt gelassen zu haben scheint, hat in den letzten Jahren nachgelassen und ist jetzt anscheinend verschwunden. In den inficirt gewesenen Wasserstrecken erscheinen jetzt stellenweise auch dort, wo nicht Krebse neu ein geführt sind, hin und wieder junge Thiere dieser Art. Ein bei Wasserthieren weit verbreiteter, aber nicht häufiger Blutparasit, das Geisselthier chen Trypanosoma sanguinis , welches nur wenig grösser als ein Blutkörperchen des Karpfen ist, wurde bei einem allmählich schwach gewordenen und schliesslich eingegangenen Karpfen in solcher Menge ge- funden, dass ein Exemplar auf etwa 200 rothe Blutkörperchen kam, sodass wohl anzunehmen ist, dass sein Auftreten die Todesursache war. Der Parasit, welcher sich übrigens noch 48 Stunden nach dem Tode des Fisches im Blute vorfand und sich auch unter dem Deckglase eingekittet tagelang lebend er- hielt, wird bei Wasserzutritt sofort aufgelöst, er kann sich also nicht aus den Leichen der von ihm getödteten Thiere verbreiten. Im Uebrigen ist über seine Lebensverhältnisse nur wenig bekannt. XXXV Die Untersuchungen der Gewässer wurden bei Gelegenheit fortgesetzt. Insbesondere wurden wiederholt die todte Weichsel und das Frische Haff untersucht. Die todte Weichsel wird bekanntlich zum grossen Theil als Lagerplatz für Holztraften benutzt und ist ausserdem eine vielbefahrene Wasserstrasse. Die breiten dem Ufer vorgelagerten Holzmassen nehmen den Dampferwellen ihre uferzerstörende Wirkung, so dass das Wasser zwischen den Holzflössen zwar hin und wieder bewegt, nicht aber tief aufgewühlt wird. Hier entwickelt sich deshalb, trotz der öfteren Störung durch Umlagerung der Hölzer, ein reiches Thierleben, das im Ganzen dem in den Haffen ähnlich ist. Die zu Grunde gesunkenen Holzstücke, die in der Tiefe vegetirenden Blätter des Schilfs und des Wassermooses ( Hypnum fluiians) sind mit Räs’chen des zierlichen Hydroidpolypen Cordylophora lacustris bedeckt, der bis in die Nähe der Mottlaumündung vor dringt. Daneben lebt auch ein Süsswasser- schwamm, Ephydatia fluviatilis. Im Grunde des Fahrwassers in etwa 3 m Tiefe kommt auch ein echtes, sonderbar gestaltetes Meerkrebschen, Corophium longicorne , in ziemlicher Menge vor. Auch die freischwimmende Thierwelt zeigt echte Meeresformen: Temora longicornis und Temorella affinis , zwei Calaniden unserer Ostseegegend, finden sich garnicht selten zwischen den übrigen zahlreichen freischwimmenden Lebewesen. Von diesen bildete die Kieselalge Melosira varians im Juli eine Art Wasserblüte, wie auch öfters im Haff. Ausserdem traten in Masse auf: Na'is longisetn , die Cladoceren Leptodora hyalina, Scapholeberis obtusa , Sida crystallina, Simocephalus vetulus, Chydorus spliaericus , Alona affinis und quadrangularis, Bosmina cornuta , ferner Cyclops viridis und rubens und zahlreiche Räderthiere, namentlich Arten von Brachionus ( urceolaris , militaris, amphiceros u. a.) und Anuraea (squamula, aculeata, stipita ), lauter Formen, die auch im Haff zu den häufigsten gehören. V on einigem Interesse dürfte auch die Untersuchung einiger Gewässer auf dem Terrain der Rieselfelder bei Heubude sein. Hier finden sich zwischen den Dünenhöhen und ohne oberirdische Verbindung mit den Rieselgräben mehrere Teiche je von V2 bis 1 Morgen Grösse, welche beim Ausheben des zur Planirung des Rieselfeldes gebrauchten Sandes enstanden sind. Diese 1 bis 2 m tiefen Gewässer enthalten offenbar Druckwasser aus den Riesel- gräben, das- die löslichen Stoffe des Rieselwassers mit sich geführt hat. An den Ufern zeigte sich meist eine üppige Rohr- und Schilfvegetation, die Wasseroberfläche war im November grossentlieils mit Wasserlinsen bedeckt. Das Wasser war reich an Thieren, aber arm an Arten. Sehr häufig war namentlich die krystallhelle, gegen 2 cm lange Larve der Büschelmücke (Corethra plumicornis ) und die Larve einer Eintagsfliege ( Cloe diptera), dann die Copepoden Cyclops biscupiclatus und C. viridis, an denen vielfach Acineten, Podophrya cyclopum , hafteten, ferner Simocephalus vetulus, eine Daphnia und die Ostracode Cypria ophtalmica. Die letztere, ein Thier chen von etwa 0,5 mm Länge, bevölkert in grosser Menge auch den Abflusskanal, welcher das Drainagewasser der Rieselfelder und das unverbrauchte Sielwasser abführt. 3* XXXVI Hier kommen ausserdem noch eine andere Ostracode, Candona candida, sowie der allverbreitete Cyclops viridis vor. Von andern Gewässern wurden namentlich der Skompensee bei Nitz* walde, der Zworsnosee bei Lautenburg und die Seeen bei Gorzno untersucht. Für die Fischereikarte der Provinz wurde neues Material gesammelt, die Verhältnisse einzelner Gebiete wurden versuchsweise kartirt. XXXVII Verzeichniss der im Jahre 1894 durch Tausch, Kauf und Schenkung erhaltenen Bücher. Asien. Calcutta. Asiatic society of Bengal. Proceedings 1893 No. 9, 10. 1894 No, 1—7. Calcutta 1893, 94. 8. Annual address. Calcutta 1894. 8. Yokohama. Deutsche Gesellschaft f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens (Tokio). Mittheilungen H. 53, 54. Suppl. H. 1 zu Bd. 6. Tokio 1894. 4. Belgien. Brüssel. Societö entomolog. de Belgique. Annales. Tom. 37. Brux. 1893. 8. Memoires 1893 II. Brux. 8. Lüttich. Socidtd gdolog. de Belgique. Annales. Tome 20. Liöge 1892 — 93. 8. Ceihi*nk Amerika» Mexico. Anuario del observ. astr. nac. 1894 Ann. 14. Mex. 1893; 1895 Ann. 15. Möx. 1894. 8. (2 Exempl.) Boletin del observ. astr. nac. Tom. 1, N. 15 — 17 (2 Exempl.). El clima de la ciudad de Mdxico por Barcena. Mex. 1893. 8. Memorias y revista soc. T. 7, N. 3 — 12. Mex. 1893, 94. 8. Boletin de agricultura, etc, 1893, 94. Mex. 8. 13 äxxexxt a rk. Kopenhagen. K. Dänische Akademie der Wissenschaft. Oversigt over det K. D. Vidensk. selskabs forhandl. i. Aar. 1893 No. 3; 1894 No. 1, 2. Kjöb. 8. Socidtö r. des antiquaires du nord. Aarborger 1893 Bd. 8, H. 3, 4; Bd. 9, H. 1, 2. Kjöb. 8, Sociötd botanique. Tidsskrift. Tom. 19, H. 1, 2. Kjöb. 1894. 8. Medlemsliste 1894. 8. XXXVIII Deutscliland und Oesterreich - Ungarn. Annab erg. Annaberg-Buchholzer Verein f. Naturkunde. Jahresbericht 1894. 8. Aussig. Naturwissenschaftlicher Verein. Thätigkeitsbericht f. d. J. 1887 — 93. Aussig 1893. 8. Berlin. K. Preuss. Akademie der Wissensch. Abhandlungen aus dem Jahre 1893. Berlin 1893. 4. Sitzungsberichte 1893 No. 26 — 53. 1894 No. 1 — 38. Berlin. 8. K. Preuss. meteorol. Institut. Ergebnisse der meteor. Beob., D. meteor. Jahrbuch f. 1890. Berlin 1893 4. Ergebnisse der meteor. Beob. im Jahre 1892. Berlin 1894. 4. -- an den Station. 2. u 3. Ordn. 1893. H. 2. Berlin 1893. 4. — — — 1894. H. 1. Berlin 1894. 4. Veröff. des K. Preuss. meteor. Instituts, Ergehn, d. magnet. Beob. Potsdam 1890, 91. Berlin 1894. 4. Bericht über die Thätigkeit 1893. Berlin 1894. 8. Hydrographisches Amt der Admiralität. Annalen der Hydrog. u. marit. Meteor. Jahrg. 22, 1894. 8. Bei- heft 1—3. Gesellschaft für Erdkunde. Verhandlungen Bd. 20, No. 8 — 10; Bd. 21, No. 1 — 9. Berl. 1893, 94. 8. Gesellschaft Naturforsch. Freunde. Sitzungsberichte in d. Jahre 1893. Berlin 1893. 8. Gesellschaft f. Anthropologie, Ethnologie u Urgeschichte. Verhandlgn. 1893 April bis 1894 Juli. Berlin. 8. General-Register zu Band I — XX (1869 — 1888) der Zeitschrift für Eth- nologie. Berlin 1894. 8. Deutsche Geolog. Gesellschaft. Zeitschrift Bd. 45, H. 3, 4; Bd. 43, H. 1. Berlin 1893, 94. 8. Deutsche entomol. Gesellschaft. D. entomol. Zeitschrift 1894 H. 1, 2. Berlin 1894. 8. Physikalische Gesellschaft. Fortschritte der Physik i. d. J 1887, Jahrg. 43, Abth. 3. Berlin 1894. 8. Botan. "Verein für die Provinz Brandenburg. Verhandlgn. Jahrg. 35, 1893. Berlin 1894. 8. Vereinigung von Freunden der Astronomie u. kosrn. Physik. Mittheilungen 1894. Berlin. 8. Deutscher Fischer ei- Verein. Mittheilungen 1894, No. 3 — 12. 4 Beilagen. Zeitschrift f. Fischerei (N. F. der Circulare) 1893 No. 6, 1894 No. 1—4. XXXIX Central-Commission für wiss. Landeskunde v. Deutschland. Bericht 1891 — 93, Bericht 3. 8. Bonn. Naturhistor. Verein. Verhandlungen. Jahrg. 50 IL. 2, Jahrg. 51 H. 1. Bonn 1893, 94. 8. Bremen. Naturwiss. Verein. Abhandlungen. Bd. 13 H. 1. Bremen 1894. 8. D. Meteor. Jahrbuch für 1893. (Bergholz). Jahrg. 4. Bremen 1894. 4. Buchenau, über Einheitlichkeit d. bot. Kunstausdrücke. Extr. Beilage- Bremen 1893. 8. Breslau. Schlessische Gesellsch. f. Vaterland. Cultur. Jahresbericht 71, 1893. Breslau 1894. 8. Verein für das Museum Schles. Alterthümer. Schlesiens Vorzeit. Bericht 83. Bd. 6 H. 1. Bresl. 1894. 8. K. Oberbergamt. 1. Nachtrag zum Katalog der Bibi. 1881 — 92. Breslau 1894. 8. Der 5. allg. D. Bergmannstag in Breslau, Sept. 1892. Bresl. 1894. 8. Verein für Schles. Insektenkunde. Zeitschr. für Entomologie. H. 18. Breslau 1893. 8. Botan. Tausch- Verein. General-Doubletten. Verzeichn. 26. Tauschjahr 1893 — 94. Brünn. N aturforsch .-V er ein. Verhandlungen Bd. 31. 1892. Bd. 32. 1893. Brünn 1893, 94. 8. Bericht, 11, 12 der meteor. Kommission 1891,92. Brünn 1893, 94. 8. K. K. Mähr. Gesellsch. zur Beförd. des Ackerbaues. Centralblatt f. d. Landwirthe. 1893. 73. Jahrg. Brünn. 4. Budapest. K. Ungar, naturwiss. Gesellsch. Math, es termesz-ertesitö. 12 Kot. f. 1 — 5, 7. Budapest 1893. 8. Termesz füzetek 1893 f. 3 — 4, 1894 f. 1 — 2 Budapest. 8. K. Ungar, geolog. Landesanstalt. Földtani KözL (geol. Mitth.) 1893 f. 11—12. 1894 f. 1 — 10. Bud. 1893, 94. 8. Mitth. d. geolog. Anstalt (Jahrbuch) Bd. 10 H. 4 — 6. Budap. 1893. 8. Cassel. Verein f. Naturkunde. Bericht 39, 1892—94. Kassel 1894. 8. Chemnitz. Naturwiss. Gesellsch. Bericht 12. Chemnitz 1893. 8. Danzig. Westpreuss. Provinzial-Museum. Bericht über die Verwaltung d. naturhist., archäol. u. ethnol. Samm- lungen f. d. J. 1893. Danzig. 4. Westpreuss. Fischerei-Verein. Mittheilungen Bd. 6 H. 1 — 4. Danzig 1894. 8. xxxx Darmstadt. Verein f. Erdkunde. Notizblatt. Folge 4 No. 14. Darmstadt 1893. 8. Dresden. Naturwiss. Gesellsch. „Isis“. Sitzungsberichte 1893 Juli — Dezember, 1894 Januar — Juni. Dresd. 8. Gesellsch. f. Natur- u. Heilkunde. Jahresbericht u. Sitzungsberichte 1893 — 94. Dresd. 1894. 8. Dürkheim a. d. Hart. Pollichia. Mittheilungen No. 7, 51. Jahrg. Dürkheim 1893. 8. Der Drachenfels bei Dürkheim. Sep.-Ausg. Neustadt a. d. H. 1894. 8. Emden. Natur forsch. Gresellsch. Jahresbericht 78, 1892 — 93. Emden 1894. 8. Erfurt. K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. Jahrbücher, N. F. H. 20. Erfurt 1894. 8. Erlangen. Physik. -med. Societät. Sitzungsberichte, H. 25, 1893. Erlangen 1893. 8. Frankfurt a. M. Senckenberg. naturforsch. Gesellsch. Abhandlungen, Bd, 18, H. 2, 3. Frankf. a. M. 1894. 4. Bericht üb. d. Senckenb. naturf. Gesellsch. 1894. Frankf. 8. Physikalischer Verein. Jahresbericht 1892 — 93. Frankf. 1894. 8. Frankfurt a. 0. Naturwiss. Verein, d. Reg.-Bez. Frankfurt. Monatl. Mittheilungen (Helios) 1893 No. 9 — 12, 1891 No. 1 — 3, 7 — 9. Frankfurt a. 0. 8. Societatum litterae. 1893 Aug.- — Dez , 1894 Jan. — Sept. Frankf. a. 0. 8. Freiburg i. Br. Naturforsch. Gesellschaft. Berichte, Freib. u. Leipzig 1894. 8. Görlitz. Oberlausitz. Gesellsch. d. Wissensch. 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Montevideo 1894. 8. LI Angekauft wurden im •'! alir e X^Ö-A folgende 'VWer-lier a. Allgemein wissenschaftlichen Inhalts: Biologisches Centralblatt. Jlirg. 14. 1894. Leipzig. 8. Comptes Bendus. Tom. 118, 119. Tables ä Tom. 116, 117. Paris 1894. 4. Tom. 1—7. Paris 1835—38. 4. Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Monographie 21. Berlin 1894. 4. Forschungen zur Deutschen Landes- und Volkskunde. Bd. 8 H. 2 — 6. Stutt- gart 1893, 94. 8. Gaea, Zeitschrift zur Verbreitung naturw. u. geogr. Kenntnisse. Bd. 30. 1894. Köln u. Leipzig. 8. Globus, illustr. Zeitschrift für Länder- u. Völkerkunde. Bd. 65, 66. Braun- schweig 1894. 4. Himmel and Erde, popul. illustr. Monatsschrift. Jhrg. 6, H. 4 — 12; Jhrg. 7, H. 1—3. Berlin 1894. 8. Journal, American 1894. New-Haven. 8. Mömoires de l’acad. des Sciences de St. Pötersbourg. Sör. 7. Tom. 41 No. 6 — 9, Tom. 42 No. 1 — 11. St. Petersburg 1893, 94. 4. Monatsschrift, Altpreuss. 1893 II. 7 — 8, 1894 H. 1 — 6. Königsberg 8. Altpr. Bibliogr. für 1892. Königsberg 1894. 8. Natur, Zeitung zur Verbreitung naturw. Kenntnisse. Bd. 43. Halle 1894. 4. Naturwiss. Bundschau, wöch. Berichte. Jhrg. 9. 1894. Braunschweig. 4. Naturwiss. Wochenschrift. Bd. 10. Berlin 1894. 4. Prometheus, illustr. Wochenschr. über die Fortschritte der angewandt. Natur- wissenschaft. Jhrg. 1894. Berlin 4. Sammlung gemeinverständl. Vorträge. Ser. 3 Nr. 188 — 200. Ser. 4 Nr. 1 — 10. Hamburg 1894. 8. Deutscher Universitäts-Kalender. Winter-Semester 1894 — 95. Berlin 1894. 8. b. Physikalischen und chemischen Inhalts. Annalen der Physik und Chemie. Jhrg. 1894 Nr. 1 — 13. Leipzig 8. Namenregister zu Bd. 150 — 160 und N.-F. Bd. 1 — 50. Lpzg. 1894. 8. Beiblätter 1894. Leipzig 8. Berichte der Deutschen chemischen Gesellsch. Jhrg. 27. 1894. Berlin 8. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. 1889 H. 4 — 6, 1890 H. 1, 2. Braunschweig 8. Journal für pract. Chemie. Jhrg. 1894. Leipzig 8. Zeitschrift, elektrotechn. Jhrg. 15. 1894. Berlin 4. für Instrumentenkunde. 1894. Berlin 8. — Deutsche meteor. Jhrg. 11. 1894. Berlin 8. Wilh. Weber’s Werke, herausg. v. d. K. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen. Bd. 4 Th, 2, Bd. 6. Berlin 1894. 8. 4* LII Gr. Wiedemann, die Lehre von der Elektrizität. 2. Aufl. Bd. 1, 2. Braun- schweig 1893. 8. F. Neumann, Vorlesungen über math. Physik. PI. 7. Vorlesungen über Capillarität v. Wangerin. Leipzig 1894. 8. c. Astronomischen Inhalts. Jahrbuch, Berlin, astron. 1896. Berlin 1894. 8. Nachrichten, astron. Bd. 134, 135. Kiel 1894. 4. Sirius, Zeitschrift für popul. Astron. Bd. 27. Leipzig 1894. 8. Galle, Verzeichn, der Elemente der bisher beob. Cometenbahnen. Lpzg. 1894. 8. Wolf, Plandbuch der Astronomie, ihrer Geschichte und Litteratur. Bd. 1, 2. Zürich 1891, 93. 8. (1. Zoologischen Inhalts. Archiv für Naturgeschichte. Jhrg. 57, Bd. 2 H. 3 1891. Jhrg. 59, Bd. 2 H. 2 1893. Jhrg. 60 Bd. 1 PI. 1— 3 1894. Berlin 8. Bronn, Klassen und Ordnungen des Thierreiches. Bd. 4 Lief. 31 — 34, 36, 37, Bd. 2 Abth. 2, Lief. 9, 10. Leipzig u. Pleidelberg 8. Zeitschrift für wissensch. Zoologie. Bd. 57 PI. 2 — 4, Bd. 58 H. 1 — 4. Leipzig 1893, 94. 8. e. Botanischen Inhalts. Centralblatt, botan. Jhrg. 1894. Cassel 1894. 8. — Beihefte. Bd. 4 II. 3—6. Cohn, Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. 7 H. 1. Breslau 1894. 8. Engler und Prantl, die natürl. Pflanzenfamilien. Lief. 98 — 110. Lpzg. 1894. 8. Jahresbericht, botan., 1891 Abth. 1 IP. 3, Abth. 2 II. 2, 1892 Abth. 1 IP. 1, 2, Abth. 2 H. 1. Berlin 1893, 94. 8. de Candolle, monographiae phanerog. prodromi, nunc continuatio, nunc revisio. Vol. 8. Paris. 1894. 8. Penzig, Pflanzenteratologie. Bd. 2. Genua 1894. 8. Rabenhorst, Kryptogamen-Flora. Bd. 1 Abth. 3 Lief. 42, 43 ; Bd. 4 Abth. 2 Lief. 24, 25; Bd. 5 Lief. 9. Leipzig 1894. 8. f. Anthropologischen Inhalts. Archiv für Anthropologie, Bd. 22 H. 4, Bd. 23 H. 1, 2. Braunschweig 1894. 4. Internationales Archiv für Ethnographie, Bd. 6 H. 7, Bd. 7 H. 1 — 6, Suppl. zu Bd. 7, Bijvoegsel tot D. 7. Veth het Paard. Leiden 1894. 8. Zeitschrift für Ethnologie, Jhrg. 1893 PL 6, 1894 H. 1 — 5. Ergänzungs- blätter. Berlin 8. Hampel, Alterthümer der Bronzezeit in Ungarn. Budapest 1890, 8. Hoernes, die Urgeschichte des Menschen. Wien 1892. 8. Lin Montelius, Tidsbestämming in ßronsäldern 1885. 8. Morgan, die Urgesellschaft. Aus d. Engl. v. Eichhoff. Stuttg. 1891. 8. Sophus Müller, die nord. Bronzezeit. Autor. Ausg. v. Mestorf. Jena 1878. 8. — ordning af Danmarks oldsager. 2 Theile. Kjob. 1888, 91. Much, die Kupferzeit in Europa. Jena 1893. 8. Naue, die Bronzezeit in Oberbayern. München 1894. fol. y. Sacken, d. Grabfeld v. Hallstatt. Wien 1868. 4. g. Mineralogischen Inhalts. Neues Jahrbuch für Mineralogie 1894, Bd. 1 IL. 2, 3; Bd. 2 H. 1 — 3; 1895 Bd. 1 LI. 1. Beilageband 9. Stuttgart 1894. 8. Schimper, draite de paleontologie vdgetale. Tom. 1 — 3. Atlas. Paris 1869 — 74. 8 u. 4. h. Medicinischen Inhalts. Archiv f. Anatomie und Physiologie. 1894. Anat. Abth. H. 1 — 6. Physiol. Abth. H. 1—6. Leipzig 1894. 8. Geschenke 1804. Toni K. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Geolog. Karte von Preussen und Thüringen. Lief. 46, 62. Berlin 1894. — Erläuterungen. Gradabth. 55 No. 28, 29, 34, 35. Gradabth. 80 No. 24, 29, 30, 35, 36. Berlin 1894. 8. Abhandlungen. Bd. 10 H. 6, 7. N. F. H. 2 mit Atlas, N. F. H. 9 Th. 2. Berlin 1893, 94. 8 u. 4. Production der Bergwerke, Salinen und Hütten des Preuss. Staates im Jahre 1893. (Sonder-Abdr.) Berlin 1894. 4. Jahrbuch d. K. geolog. Landesanstalt 1892, Berlin 1893. 8. Vom K. Ministerium f. d. landwirthschaftl. Angelegenheiten, Domänen und Forsten. Landwirthschaftl. Jahrbücher. Bd. 22, Ergänzungsbd. 2; Bd. 23 H. 1 — 5. Berlin 1893, 94. 8. Von Sr. Excellenz v. Dossier, Ober-Präsidenten der Provinz Westpreussen. Wachsmuth, die Invasion der Diphtheritis-Bacillen. S.-A. 1891. 8. — die Otitis media. S.-A. 1891. 8. Meyer, Bericht des phys. Cabinets. Breslau 1892, 93. über elektr. Eisenbahnen. — Sonderabdr. üb. Störungen durch elektr. Strassenbalmen. Verhandlungen d. Deutsch, zool. Geselisch. auf d. 3. Jahresversammlung in Göttingen v. Spengel (Bog. 1). Leipzig 1894. 8, LIY Jentzsch, üb. d. kalkfreien Einlagerungen des Diluviums (S.-A.) Denkschrift betreffend die Verwendung d. Afric. Fonds und 1 — 4 Denkschriften. Möbius, Eiernester pelag. Fische. S.-A. Von der Provinzial-Commission zur Verwaltung der Westpreussischen Provinzial ■ Museen. Abhandlungen zur Landeskunde H. 7. Danzig 1894. 4. Von Herrn Geheim rath Br. Abegg. Vierteljahrsschrift für die praktische Heilkunde. Prag 1848 — 1879 mit einz. Lücken, zusammen 62 gebundene Bücher. Register zu Bd. 1 — 40 oder 1844 — 53. Prag 8. Merkel, Molluskenfauna von Schlesien. Breslau 1894. 8. Schueck, magn. Beobachtungen an der Unterelbe. Hamburg 1893. 8. Von Herrn Br. Dahms. Eine Anzahl Sep.-Abdrücke geolog. Inhalts. Von Herrn Rittergutsbesitzer Brawe. Die Rom. Villa zu Nennig und ihre Mosaik v. Domcapitular v. Wilmowsky I. Bonn 1864, fol. Von Herrn Geheimrath Prof. Br. Galle in Breslan. Mittheilungen der K. Universit. -Sternwarte zu Breslau üb. die Resultate der geogr. u. klimatol. Ortsverhältnisse. Breslau 1879. 4. Von Herrn Stadtratli Helm. Festschrift zur anthrop. Gesch. in Innsbruck 1894, herausg. v. d. Wiener anthrop. Gesellsch. 4. Beiträge zur Anthrop., Ethn. und Urgeschichte von Tyrol. Festschr. v. d. anthrop. Ges. in Innsbruck 1894. Innsbruck 1894. 8. Vom corresp. Mitglied Herrn Kollm. Verhandlungen des 10. Deutsch. Geograghentages zu Stuttgart. Berlin 1893. 8. Katalog der Ausstellung des Deutsch. Geographentages. Stuttgart 1893. 8. Von Herrn Posteleven Mietzner. Congres internat. de zool. 2 Sess. ä Moscou 1 P. 2 P. M. 1892, 93. 8. Von Herrn 0. Münsterberg. Richter, die Lehre von der Wellenberuhigung Berlin 1894. 8. Vom corresp. Mitglied Herrn Reimeke, (Wilh. Engelmann in Leipzig.) Engler, bot. Jahrbücher f. Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeo- graphie. Bd. 17, 18. Leipzig, 1893, 94. 8. LV Ausserdem Geschenke. Die goldene R. Virchow-Medaille, überreicht 13. Oct. 1891. Berlin 1893. 4. Schräder, Neu- Guinea Kalender 1895. Berlin. 8. Corrcspondenzblatt d. Deutsch. Gesellsch. für Anthrop., Etlin. u. Urgeschichte. Jhg. 25. München 1894. 4. Ton den Verfassern. Belck, S. A. aus d. Verhandl. d. Berliner anthrop. Gesellschaft Freitag, die contagiösen Sexualkrankheiten. Leipzig 1893. 8. Gumlich, wiss. Abhlgn. der phys.-techn. Reichsanstalt, Bd. 1. Unter Leitung von Pernet, von Jaeger und Gumlich. Thermometer-Arbeiten. Berlin 1894. 4. Haeckel, System. Phylogenie der Protisten und Pflanzen. Th. 1. Berlin 1894; 8. Harperath, die Weltbildung. 500 Thesen. 1894. 8. Haug, vgl. Erdkunde und alttestamentl. geogr. Weltgeschichte. Text und Karten. Dazu: Bauer Ernst, Recension üb. das v. Haug erläut. alte Testament. Ernste Thatsachen, off. Brief. Ludwig, dendropathol. Notizen, pilzl. Organismen. S. A. Möbius, die echten Perlen. S. A. 8. Nagel, vergl. pliysiol. u. anatom. Untersuchungen über den Geruchs- u. Ge- schmackssinn. (Preisschr.) Bibi. zool. H. 18. Stuttgart 1894. 4. Pincus, anus praeternatur. (Samml. klin. Vorträge.) Leipzig 1893. 8. Prinz, 3 vergröss. Karten v. Mondlandsch. nach Phot, des Lick Observator. Radde, Bericht üb. d. kaukas. Museum u. die öffentl. Bibliothek in Tiflis 1893. T. 1894. 8. Simmons, Tufts College studies N. 3, 11. 1894. 8. Thorell, förteckn. öfver Arachnider. Stockh. 1894. 8. Treichel, zahlreiche Separat- Abdrücke. LVI A. Mitglieder- Verzeichniss der N atur forschenden Gesellschaft zu Danzig. 10, December 1895. I. Ehrenmitglieder, Als Mitglied in die Gesellschaft auf- genommen : v. Achenbach , Dr., Staatsminister uud Ober- Präsident der Provinz Brandenburg, Excellenz, in Potsdam 1878 Bail, Dr., Prof., in Danzig (Ehrenmitglied 1894) 1863 Geinitz , H. B., Dr., Prof., Geheimer Hof- rath, in Dresden 1894 v. Gossler, Dr., Staatsminister und Ober- Präsident der Provinz Westpreussen, Excellenz, in Danzig 1891 Lissauer , Dr., Sanitätsrath, in Berlin (Ehren- mitglied 1892) . 1863 Als Mitglied in die Gesellschaft auf- gonommon : Möbius, K., Dr., Prof., Geh. Regierungsrath, Director der Zoologischen Sammlung des Kgl. Museums für Naturkunde in Berlin (Ehrenmitglied 1893) . . 1871 | Neumayer, Dr., Prof., Wirk]. Geh. Admiral. - Rath, Director der Deutschen Seewarte in Hamburg (Ehrenmitglied 1893) . 1880 Radele, Dr., Geheimer Rath, Director des Kaukasischen Museums in Tiflis (Ehrenmitglied 1893) 1859 II. Ordentliche und correspondirende Mitglieder. Aufgen. im Jahre Abegg, Dr., Geheimer Medicinalrath und Director der Provinzial-Hebeammen- Lehranstalt in Danzig 1856 Abegg , Dr., Kgl. Commerz- und Admirali- tätsrath a. D., Bankdirector, in Berlin 1893 Abegg, Philipp, Rentier in Wiesbaden . . 1893 Aefner, Dr., Oberstabsarzt in Königsberg 1887 Albrecht, Dr. jur., Landrath in Putzig . . 1888 Alterthumsgesellschaft in Elbing .... 1884 Althaus, Dr., Arzt in Danzig 1874 Anger, Dr., Gymnasial-Director in Graudenz 1872 Ascherson, P., Dr., Prof., in Berlin (Corresp. Mitglied) . 1893 j Bahnsch, Dr. phil., Prof., in Danzig . . 1886 Bartels, Capitain in Neufahrwasser . . . 1874 Baum, Dr., Chefarzt in Danzig .... 1868 Baumbach , Dr., Oberbürgermeister in Danzig 1892 Aufgen. im Jahre Becker, Corpsstabsapotheker in Danzig . 1890 Behrendt, Dr. med., in Danzig .... 1893 Behrendt, Rechtsanwalt in Danzig . . . 1895 Berendt, Dr., Prof., Landesgeologe in Berlin (Corresp. Mitglied) 1893 Berenz , Emil, Kaufmann in Danzig . . . 1882 Berger, J \ J., Kaufmann in Danzig . . . 1873 Berger, Johannes, Chemiker in Danzig . . 1879 Berndts , G.,Dr. jur., Regierungsrath in Danzig 1893 Bertling, A., Buchhändler in Danzig . . 1892 Beyer, Carl, Buchhändler in Danzig . . 1890 Bezzenberger , Dr., Prof., in Königsberg i/Pr. (Corresp. Mitglied) 1894 Bibliothek, Königliche, in Berlin .... 1882 v. Bieter, Hugo, Rittergutsbesitzer in Melno bei Rehden Westpr 1878 Bindemann, Regierungsbaumeister in Danzig 1889 Bischoff , Oscar, Stadtrath in Danzig . . 1878, LYII Aufgen. ira Jahre Bischoff, Dr., Landrichter in ri’honi . . . 1886 v. Bockeimann , Gymnasial- Oberlehrer in Danzig 1888 Bockwolclt, Dr. phil., Gymnasial-Oberlehrer in Neustadt Westpr 1882 BÖhm, Commerzienrath, in Danzig . . . 1865 BÖhm, Joh., Dr. phil., Assistent an der geol.-pal. Sammlung d. Königl. Mu- seums für Naturkunde in Beilin . 1884 Borchardt, W., Apothekenbesitzer in Berent Westpr 1878 Boretius, Dr., Generalarzt a. D., in Danzig 1883 Bornträger , Dr., Regierungs- und Medici- nalrath in Danzig 1895 v. Borries, Oberst a. D., Director des Pro- vinzial-Museums in Halle a. S. (Corresp. Mitglied 1893) .... 1859 Breda, Königl. Baurath, Landesbauinspector in Danzig 1889 Bredow, Dr., Sanitätsrath, in Danzig . . 1855 Breidsprecher, Königl. Baurath, Eisenbahn- Director in Danzig 1892 Bremer, Emil, Dr. med., Kreisphysikus in Berent Westpr 1886 Brischke, Hauptlehrer a. D., in Langfuhr (Corresp. Mitglied 1876) .... 1866 Brochs, Gymnasial-Director in Marienwerder 1881 Buchenau, Dr., Professor, Realgymnasial- DirectorinBremen. (Corresp. Mitglied) 1889 Bürgerverein in Könitz 1892 Büttner,1. Gymnasial-Oberlehrer in Wernige- rode 1885 Oitron, Rechtsanwalt in Danzig .... 1885 Clgassen, Albert, Commerzienrath, in Danzig 1886 (John, Hermann, Dr. med. et phil., Professor in Breslau (Corresp. Mitglied) . . 1880 Conwentz, Dr., Professor, Director des West- preuss. Provinzial-Museums inDanzig 1878 Czwalina, Professor, in Danzig .... 1838 Dahms, Dr.phil.,GymnasiallehrerinGraudenz 1892 Damme, Geh Commerzienrath, in Danzig . 1867 Debbert, Dr. , Gymnasial-Oberl. in Danzig 1895 Delbrück, Regierungsrath, in Langfuhr . . 1894 Dohm, Anton , Dr., Professor, Geh. Reg.-Rath, Director der Zoologischen Station in Neapel (Corresp. Mitglied) . . . .1876 Dommasch, Buchhalter in Danzig . . . 1874 Aufgen. iui Jahre Domnick, Fercl., Rentier zu Kunzendorf, Kreis Marienburg Westpr. . . . 1885 Dreyling, Dr. med., in Danzig 1889 Ehlers, Stadtrath in Danzig 1876 Elkeles , Dr., Apothekenbesitzer in Danzig 1894 Eller, Dr., in Danzig 1888 Evers, Professor, in Danzig 1878 Fahl, Meliorations-Bauinspector in Danzig 1892 Farne, Dr., Kreisphysikus a. D., in Danzig 1878 Fechner, Zahnarzt in Danzig 1894 Ferber , Rechtsanwalt in Danzig .... 1895 Feddersen, Regierungs- und Forstrath in Marienwerder 1891 Fink, Dr. phil., Chemiker in Danzig . . 1895 Fink , Ober-Regierungsrath in Cöln a./Rh. 1887 Fischer, Dr. med., in Danzig 1890 Fischer, G., Brauereibesitzer in Neufahr- wasser 1893 Fleischer, //., Zahnarzt in Danzig . . . 1892 Förster, B., Dr., Prof., in Mühlhausen im Eisass (Corresp. Mitglied) .... 1893 Freitag, Dr., Arzt in Danzig 1871 Freymuth, Dr., Sanitätsrath, Oberarzt in Danzig 1876 Friedländer, Dr. med., in Danzig . . . 1883 Gaebler, Fabrikbesitzer in Danzig . . . 1892 Gartenbauverein in Danzig ...... 1890 Gehrke, W., Maurermeister in Danzig . . 1882 Gehrke, Dr. med., in Danzig 1895 Gibsone, Geh. Commerzienrath, in Danzig . 1894 Gieldzihski, Kaufmann in Danzig . . . 1875 Ginsberg , Dr. med., in Danzig .... 1890 v. Glasenapp, Landrath in Marienburg . 1894 Glaser, Dr., Sanitätsrath, Physikus a. D., in Danzig ......... 1859 Gläser . Dr. med., in Danzig 1894 Goetz, Dr. med., in Danzig 1882 Golclmann, Rechtsanwalt in Danzig . . . 1882 Goldschmidt, Dr. med., in Danzig . . . 1892 Goltz, Rechnungsrath in Danzig . . . .1872 Gräbner, P., Dr. phil , in Berlin .... 1894 v. Grass, Präsident des Westpreussischen Provinzial-Landtags, Rittergutsbesitzer auf Klanin bei Starsin Westpr. . . 1873 Greffin, Telegrapbendirector in Danzig . 1882 Grentzenberg, Dr., Gymnasiallehrer in Elbing 1894 LVIII Aufgen. im Jahre Griesbach , II., Dr. mecl. et phil., Prof., in Mühlhausen Eis. (Corresp. Mitglied) 1898 Gronemann , Bittergutsbesitzer auf Subkau 1883 Grott, Director der Realschule in Graudenz 1885 Grün , Dr., Geh. Regierungs- u. Medicinalrath in Hildesheim (Corresp. Mitglied) . 1877 Grün au, Dr. med., Director der Provinzial- irrenanstalt in Schwetz Westpr. . 1884 Giintz, Ernst , Dr. phil., in Danzig . . . 1890 Haberkant, Dr. med., in Danzig .... 1895 Haeckel, Dr., Professor und Hofrath in Jena (Corresp. Mitglied) .... 1868 Han ff, Dr., Arzt in Danzig 1874 Hartig, R., Dr., Professor in München (Corresp. Mitglied) 1898 Hartingh, Rittergutspächter in Bielawken bei Pelplin 1879 Hasse , Franz, Kaufmann in Danzig . . 1877 Hehn, 0., Stadtrath und Medicinal-Assessor in Danzig 1866 Ilennig , Dr. med., in Ohra 1887 Herr, Staatsanwalt in Danzig 1886 Hesekiel, Landgerichtsrath in Danzig . . 1874 Hess, Gymnasiallehrer in Danzig . . . .1891 Hesse, Theodor, Buchhalter in Danzig . .1877 v. Heyden, Dr. phil., Major z. D., in Bockenheim b. Frankfurt a. M. . . 1867 Hildebrandt, Apotheker in Danzig . . . 1883 Hildebrandt, Weinhändler in Marien werder 1894 Hinze, Dr., Oberstabsarzt a. D., in Danzig 1869 Hoepffner, Dr. med., Generalarzt a. D., in Danzig 1890 Hoffmann, Otto, Kaufmann in Danzig . . 1877 Hohnfeldt, Dr. phil., in Zoppot .... 1884 Holtz, J., Kaufmann in Danzig .... 1871 Horn, Dr., Fabrik-Dirigent in Leopoldshall (Corresp. Mitglied) 1868 Hoyer, M., Director der landwirtschaftlich. Winterschule in Demmin (Pomm.) 1892 tfacobsen, Emil, Dr. phil., Chemiker in Berlin (Corresp. Mitglied) 1870 Jelski, Dr. med., in Danzig 1892 Jentzsch, Dr., Professor, Director der phys.- ökonomischen Gesellschaft in Königs- berg (Corresp. Mitglied) .... 1880 Le Joli , Professeur des Sciences in Cher- bourg (Corresp. Mitglied) .... 1857 Aufgen. im Jahre Jüncke, W., Kaufmann in Danzig . . . 1872 Jüncke, Albert, Kaufmann in Danzig . . 1880 Kabus, Rentier in Danzig 1892 Kafemann, Otto, Buchdruckereibesitzer in Danzig 1886 Kämpfe, Dr. med., Kreisphysikus in Karthaus 1895 Kanter, Dr., Gymnasial-Dir. in Pr. Friedland 1894 Kasprzick, Dr. med., in Danzig .... 1883 Kavffmann, Walter, Procurant beim Nord- deutschen Lloyd in Bremen . . . 1869 Kavffmann, Amtsgerichtsrath in Danzig . 1874 Kayser, Dr. phil., Astronom in Danzig . 1859 Kehding, Consul, Medan/Deli, Sumatra (Corresp. Mitglied) 1894 Keil, Gymnasial-Oberlehrer in Danzig . . 1885 Keilhack, Dr., Landesgeologe in Berlin . . 1892 Kessler, Dr., Director a. D., in Wiesbaden (Corresp. Mitglied) 1856 Kiesow, Dr., Professor, Oberlehrer in Danzig 1877 Kist , Rentier in Danzig 1891 Klatt, Dr., in Hamburg (Corresp. Mitglied) 1866 Klebs, R., Dr., Geolog in Königsberg Ostpr. 1892 Klein, Herrn., Dr., in Köln (Corresp. Mitglied) 1873 Klingbeil, Gymnasial-Oberlehrer in Danzig 1891 v. Klinggraeff , H., Dr. phil., in Langfuhr bei Danzig (Corresp. Mitglied) . . . 1877 Klunzinger, C. B., Dr., Professor am Kgl. Naturaliencabinet in Stuttgart (Corresp. Mitglied) 1875 Knoch, Gymnasial - Oberlehrer in Jenkau bei Danzig 1880 Kohtz, Dr. med., in Danzig 1881 Kollm, Georg, Hauptmann a. D., General- secretär in Berlin (Corresp. Mitglied) 1893 Korella, Dr. phil., Gymnasiallehrer in Danzig 1890 Kornstaedt, Apothekenbesitzer in Danzig . 1884 Kosmack, Stadtrath in Danzig .... 1882 Kraschutzki, Dr., Ober-Stabsarzt in Danzig 1890 Kr eis- Ausschuss in Strasburg Westpr. . . 1874 Kresin, Dr. med., in Danzig 1885 Kressmann, Arthur, Consul in Danzig . . 1880 Kretschmann, Dr., Director des KÖnigl. Gymnasiums in Danzig .... 1884 Kroemer, Dr., Medicinalrath, Director der Provinzial-Irrenanstalt in Conradstein bei Pr. Stargard 1884 Kronke, Gymnasiallehrer in Graudenz . . 1889 Krüger, E. R., Maurermeister in Danzig . 1869 LIX Aufgen. im Jahre Kruse , Dr., Geheimer Regierungs- und Pro- vinzial-Schulrath in Danzig . . . 1879 Kumm, Dr. phil., Kustos am Provinzial- Museum in Danzig 1892 Kunath , Director der städtischen Gas- und Wasserwerke in Danzig .... 1881 Kunze , Ferd., Major, Rgb. auf Gr. Bölkau 1880 Laasner, Uhrmacher in Danzig .... 1877 Lakowitz, Dr., Gymnasial - Oberlehrer in Danzig . 1885 Lampe , Dr., Professor, in Danzig . . . 1859 Landwirtschaftliche Schule zu Marienburg 1885 Lange, Louis, Kaufmann in Marienburg . 1879 Lange , Gymnasiallehrer in Danzig . . . 1892 Laser, Gerichtsassessor in Danzig . . . 1895 v. Leibitz , Major, in Langfuhr .... 1892 Lewy, J., Dr. med. in Danzig .... 1887 Leyden, Oscar, Kaufmann in Danzig . . 1880 Liebeneiner, Forstmeister in Carzig(Corresp. Mitglied) 1893 Liepmann, Bankier in Danzig .... 1875 Lierau, Dr. phil., Gymnasiallehrer in Danzig 1888 Lietzau, Apothekenbesitzer in Danzig . . 1879 Lievin , LIeinrich, Dr. med., in Danzig . . 1881 Linclc, Rittergutsbesitzer auf Stenzlau, Kr. Dirschau 1879 v. d. Lippe, Apotheker in Danzig . . . 1865 Loevvnsohn, Martin, Kaufmann in Danzig 1891 Ludung, Dr., Professor, in Greiz (Corresp. Mitglied) 1890 Luerssen , Dr., Professor in Königsberg Ostpr. (Corresp. Mitglied) 1893 MLac-Lean Loclilan, Rittergutsbesitzer auf Roschau, Kr. Dirschau 1879 Mannhardt, Prediger in Danzig .... 1894 Märcker, Rittergutsbesitzer auf Rohlau bei Warlubien, Kreis^Schwetz . . .1877 Magnus, P., Dr., Prof., in Berlin (Corresp. Mitglied) 1893 Marschalk, Kaiserl. Maschinenmeister in Neufahrwasser 1874 Martiny, Justizrath, in Danzig .... 1869 Maschke, Regierungsbaumeister in Danzig 1893 Matthaei, Dr. med , Stabsarzt in Danzig . 1894 Mecklenburg, Karl, Kaiserl. Marinebaurath in Danzig 1893 Meissner, Dr., Generalarzt in Danzig . . 1894 Mencke, E ., Kaufmann in Danzig . . . 1874 Aufgen. im Jahre Meschede, Dr., Professor, Director der Irren- klinik in Königsberg 1872 Meyer, Albert, Consul in Danzig . . . 1878 Meyer, Dr. phil., Director des Realgym- nasiums in Danzig 1894 Miclielsen, Apothekenbesitzer in Danzig . 1895 Mix, Commerzien-Rath, in Danzig . . . 1865 Moeller, Dr. med., Kreisphysikus inCzarnikau Ostpr 1879 Momber, Professor, in Danzig .... 1867' Morwitz, Jos., Kaufmann in Philadelphia . 1871 Morwitz, Mart., Kaufmann in Berlin W., Linkstrasse 1 1873 v. Müller, Ferdinand, Baron, Dr. phil. et med., Gouvernements - Botaniker in Melbourne (Corresp. Mitglied) . . 1886 Müller, Hugo, Dr. med., in Danzig . . . 1888 Müller, Karl, Dr., in Halle a S. (Corresp. Mitglied) 1883 Müller, Paul, A., Dr., Titulärrath, Gehilfe des Directors des Magnet.-Meteorol. Observatoriums in Jekatharinenburg (Corresp. Mitglied 1893) .... 1886 Münsterberg, Otto, Kaufmann in Danzig . 1877 Muscate, Kaufmann, in Danzig .... 1894 Nagel, Dr., Professor, Director des Real- gymnasiums in Elbing 1867 Nass, C., Gymnasial- Oberlehrer in Danzig 1894 Nathorst, A. G., Dr., Professor in Stockholm (Corresp. Mitglied) 1890 Naturwissenschaftlicher Verein in Bromberg 1881 Oberbergamt, KÖnigl., in Breslau . . . 1890 Oehlschläger, Dr., Arzt in Danzig . . . 1867 Ortmann, Paul, Dr. med , in Danzig . . 1892 Otto, Stadtbaumeister a. D., in Langfuhr . 1872 Otto, Robert, Consul in Danzig .... 1879 v. JPalubicki, Major und Rittergutsbesitzer auf Liebenhof bei Dirschau . . . 1876 Penner, W., Rentier in Danzig .... 1872 Penner, Dr. med., in Danzig 1884 Penzig, Dr., Professor in Genua (Corresp. Mitglied) 1888 Perlbach, Ernst, Kaufmann in Danzig . . 1886 Peters, Dr., Rector in Danzig 1861 Peters, Rentier in Neu- Schottland . . . 1880 Petschow, Kaufmann in Danzig .... 1867 Petschow, Dr., Chemiker in Danzig . . . 1892 Pincus, Dr. med., Arzt, in Danzig . . . 1883 LX Aufgen. im Jahre Plehn, Landschaftsdirector, Rittergutsbesitz, auf Krastuden bei Nikolaiken, Kr. Stuhm 1878 Plehn , B., Rittergutsbesitzer in Gruppe, Kr. Schweiz 1891 Poelchen, Dr. med., dirigirender Arzt des Stadt. Krankenhauses in Zeitz (Corresp. Mitglied 1893) .... 1882 Poppo, Dr., Sanitätsrath, in Marienwerder. 1886 Praetorius , Dr., Professor, in Könitz . . 1878 Preuschoff, Probst in Tolkemit .... 1884 Preusse, Departements-Thierarzt und Vete- rinär-Assessor in Danzig .... 1890 Puttkcimmer, Franz, Kaufmann in Danzig 1887 Putzier , Dr. med., in Danzig 1894 Iladike, Kgl. Garteninspektor zu Oliva . 1893 Realprogymnasium zu Riesenburg Westpr. 1884 Rehberg, ord. technischer Gymnasiallehrer in Marienwerder 1890 Reimann , Dr. med., in Danzig" .... 1894 Reinicke, E., V erlagsbuehhändler in Leipzig (Corresp. Mitglied) 1893 Reinke, Dr. med., in Danzig 1891 Reinke, Dr., Prof, in Kiel (Corresp. Mitglied) 1893 Remele, Dr,, Prof., Geh. Regierungsrath, in Eberswalde (Corresp. Mitglied) . . 1894 Richter, Dr., Fabrikbesitzer in Danzig . . 1867 Richert, Landes -Director a. D., Mitglied des Reichstages und des Abgeord- netenhauses in Berlin 1869 Rittberg , Graf, König!. Landrath a. D., Rittergutsbesitzer auf Stangenberg, Kr. Stuhm 1879 Rodenacker, Ed., Stadtrath in Danzig . . 1873 Roepell, Kammergerichtsrath in Berlin SW., Yorkstrasse 70 III 1889 Rosenstein, Dr. phil., in Danzig .... 1895 v. Rümker, Rittergutsbesitzer a. Kokoschken 1880 Ruttke, Alfred, Generalagent des Nordstern, Halle a. S 1892 Saage, Amtsgerichtsrath in Danzig . . . 1880 Salzmann, Carl, Kaufmann in Danzig . . 1875 Samuelson, Dr. med., in Königsberg Ostpr. 1885 Sander, M. E., Kaufmann in Hamburg (Corresp. Mitglied) 1876 v. Sandberger, Dr., Prof., Hofrath in Würz- burg (Corresp. Mitglied) .... 1888 Sauer , Lithograph in Danzig 1872 Aufgen. im Jahre Schaefer, Dr. med., Kreis- Pliysikus in Danzig 1895 Schaefer, Kaufmann in Danzig .... 1885 Scharffenorth, Dr. med., in Danzig . . . 1889 Schahnasjahn, Gutsbesitzer in Altdorf bei Danzig 1882 Scheeffer , Gymnasial-Oberlehrer in Danzig 1878 Scheele, Dr., Sanitätsrath, in Danzig . . 1870 Scheinert, Buchhändler in Danzig . . . 1868 Scheller, Apothekenbesitzer in Danzig . . 1882 Schellwien, Julius , Kaufmann in Danzig . 1877 Scliimanski, Dr. med., in Stuhm .... 1886 Schimmelpfennig, Post-Divectov a.D., in Jena (Corresp. Mitglied) 1865 Schlucker, Bernsteinwaaren-Fabrikant in Langfuhr 1886 Schlueter, Gymnasial-Oberlehrer in Danzig 1879 Schmechel, Landschafts-Secretair in Danzig 1868 Schmidt , August, Dr., Gymnasial-Oberlehrer in Lauenburg in Pommern . . . 1879 Schnaase, Gymnasial-Oberlehrer i. Pr.Stargard 1883 Schneller, Dr., Arzt in Dauzig .... 1855 Schnibbe, Kunstgärtner in Scliellmühl . . 1883 Schoeneberg, Kaufmann in Danzig . . . 1874 Schoettler, Gymnasial - Oberlehrer in Pr. Stargard 1881 Schramm, Fabrikbeutzer in Bohlschau bei Neustadt, Westpr 1871 Schreiber, Lehrer in Danzig 1879 Schroeder, Hugo, Dr., in London (Corresp. Mitglied) 1880 Schroeter, Georg, Dr., med. in Danzig . . 1895 Schroeter, Paul, Dr. med., in Danzig . . 1890 Schubart, Dr., Prof., in Zoppot .... 1866 Schultz, Dr., Regier .-Präsident in Hildesheim 1879 Scfmltze, Gymnasiallehrer a. D., in Zoppot 1865 Schumann, E., Professor, Gymnasial-Ober- lehrer in Danzig 1868 Schumann, K., Dr., Prof., in Berlin (Corresp. Mitglied) 1893 Schustehrus, E., Dr. med., in Danzig . . 1892 Schweder G., Director in Riga (Corresp. Mitglied) 1895 Schwidop, Kaufmann in Danzig .... 1878 Semon, Dr., Sanitätsrath, in Danzig . . . 1853 Semon, Max, Dr. med., in Danzig . . . 1893 Seydler, Conrector in Braunsberg (Corresp. Mitglied) 1869 v. Sierakowski, Dr., König!. Kammerherr, Graf in W aplitz, Kr. Stuhm . . . 1890 LXI Aufgen. im Jahre Silberstein , Dr., Rechtsanwalt in Danzig . 1895 Simon , Dr., Arzt in Danzig 1879 Staberom , Victor , Apotheker in Danzig . 1893 Staeck, Ad., Gutsbesitzer in Leegstriess . 1883 Steffens, Otto, Kaufmann in Danzig . . . 1877 Steger, Dr., Kreisphysikus in Danzig . . 1895 Steimmig, Paul, Fabrikbesitzer in Danzig 1895 Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig . 1878 Stoddart, Francis, Cominerzienrath, in Danzig 1877 Strasburger, Dr., Professor, Geh. Regie- rungsrath, inBonn a.Rh.(Corresp. Mitgl.) 1880 Sudermann, W., Kaufmann in Danzig . . 1894 Suhr, P., Gymnasial-Oberlehrer in Danzig 1890 Thomas, Gust., Vorsteher der landschaft- lichen Darlehnskasse in Danzig . . 1893 Thor eil, Dr., Professor in Montpellier (Corresp. Mitglied) 1875 Tiburtius , Landesbaurath in Danzig . . 1894 Tornwaldt, Dr., Sanitätsrath, Arzt in Danzig 1870 Treichel , A., Rittergutsbesitzer in Hoch Paleschken, Kr. Berent . . . .1876 Treptow, Emil, Professor der Bergbaukunde in Freiberg in Sachsen (Corresp. Mitglied 1893) 1890 Tümmler, Dr. phil. , Gymnasiallehrer in Graudenz ......... 1894 B. Mitglieder der ant Abegg, Dr., Geh. Med.-Rath in Danzig. Anger, Dr., Gymnasial-Director in Graudenz. Bahnsch, Dr., Professor, in Danzig. Bail, Dr., Professor, in Danzig. Baum , Dr., Chefarzt in Danzig. Berger, Joh., Kaufmann in Danzig. Breda, Kgl. Baurath, in Danzig. Chevalier, Pfarrer in Langenau bei Freystadt. Conwentz, Dr., Professor, Director des West- preussischen Provinzial-Museums in Danzig. Friedländer, Dr., Arzt in Danzig. Gehrke, Dr., Arzt in Danzig. v. Grass, Rittergutsbesitzer auf Klanin, Kr. Putzig. v. Flaustem , Referendar a. D. in Danzig. Flanff, Dr., Arzt in Danzig. Helm, 0., Stadtrath in Danzig. Holtz, J., Kaufmann in Danzig. Aufgen. im Jahre Wachowski, Rudolf, Kreissecretair in Berent 1882 Wacker, Oberlehrer a. D., in Berlin . . 1867 Wagner, Dr. med., in Zoppot 1890 Wallenberg, Abrah., Dr., Sanitätsrath, in Danzig 1865 Wallenberg, Adolf , Dr., Arzt in Danzig . 1887 Wallmüller, Dr., Oberstabsarzt in Thorn 1887 Wanfried, Kaufmann in Danzig .... 1892 Wegener, Oberlehrer in Danzig .... 1892 Weiss, Rechtsanwalt und Notar in Danzig 1890 Wessel, Polizei-Präsident in Danzig . . 1894 Westpreussi scher Bezirksverein des Vereins deutscher Ingenieure, in Danzig . . 1890 Wi Ilers, Dr., Regierungsrath in Danzig . 1892 v. Winter, Premier-Lieutenant a. D., Ritter- gutsbes. auf Gelens, Kr. Culm . . 1893 Wittmack, L., Dr., Prof., Geh. Regierungs- rath, in Berlin (Corresp. Mitglied) 1893 Wodtke, Dr. med., Kreisphysikus in Thorn 1888 Wolff, Kaufmann in Danzig 1875 Ziegenhagen, Kaufmann in Danzig . . . 1875 Ziem, Dr., Arzt in Danzig 1885 Zimmermann, Mühlenbaumeister in Zoppot 1867 Zimmermann, Ingenieur in Danzig . . . 1883 Zimmermann, Otto, ordentl. Lehrer an der Victoria-Schule in Danzig . . . 1893 Zynda, Lehrer in Stuhm 1883 fopologischen Section. Hoyer, Dir. der Landwirthschaftsschule zu Demmin in Pommern. Jelski, Dr., Arzt in Danzig. Kafemann, Buchdruckereibesitzer in Danzig. Kauffmann, Walter, Procurant des Norddeutschen Lloyd in Bremen. Kayser, Dr. pliil., Astronom in Danzig. Kornstaedt, Apotheker in Danzig. Kosmack, Stadtrath in Danzig. Kumm, Dr., Kustos am Provinzial- Museum in Danzig. Lakowitz, Dr., Gymnasial-Oberlehrer in Danzig. Lampe, Dr., Professor, in Danzig. Lemke , E., Frl., in Berlin. Lietzmann, Generalagent in Danzig. Lissauer, Dr., Sanitätsrath, in Berlin. L joewenberg , Dr., Arzt in Danzig. LXII Märker , .Rittergutsbesitzer auf Rohlau bei War- lubien, Kr. Schwetz. Mencke, E ., Kaufmann in Danzig. Momber , Professor, in Danzig. Münsterberg, Otto, Kaufmann in Danzig. Nauck, Rector in Schlochau. Oehlschläger, Dr., Arzt in Danzig. Otto, Stadtbaurath a. D , in Langfuhr. Peters, Dr., Rector in Danzig. Pfeffer, Professor, Oberlehrer a. D., in Danzig. Pincus, Dr., Arzt in Danzig. Richert, Abgeordneter in Berlin. Scheele, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Sclieinert, Buchhändler in Danzig. Schmechel, Landsch.-Secretair in Danzig. C. Mitglieder der Section Bail, Th., Dr., Professor, in Danzig. Berger, Joli., Kaufmann u. Chemiker in Danzig. Bertling , A., Buchhändler in Danzig. Dommasch, F., Buchhalter in Danzig. Evers, H., Professor, in Danzig. Freymuth, J '., Dr., Oberarzt in Danzig. Greffin, Telegraphen-Director in Danzig. Helm, 0., Stadtrath in Danzig. Hess, Gymnasiallehrer in Danzig. Keil, P., Gymnasial- Oberlehrer in Danzig. Kayser, E., Dr. phil., Astronom in Danzig. Kiesow, J., Dr., Professor, in Danzig. Schneller, Dr., Arzt in Danzig. Semon, Dr. med., Sanitätsrath, in Danzig. Semon jun., Dr. med., in Danzig. Simon, Dr., Arzt in Danzig. Steger, Dr. med., Kreis physikus in Danzig. Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig. Steinwender, Professor, in Danzig. Stryowski, Professor, in Danzig. Tornwaldt, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Wallenberg, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Witt , Reg.-Geometer in Danzig. Wodike, Dr., Kreisphysikus in Thorn. v. Wrangel, Baron, Kammerherr, Wirkl. Staats- rath und Kais. Russ. Generalconsul in Danzig. für Physik und Chemie. Lakowitz, Dr., Gymnasial-Oberlebrer in Danzig. Lampe, H., Dr., Professor, in Danzig. Lietzmann, H., Generalagent in Danzig. Marschalk, C., Kaiserlicher Maschinenmeister in Neufahrwasser. Momber, A., Professor, in Danzig. Scheeffer, E., Gymnasial- Oberlehrer in Danzig. Schumann, E., Professor, in Danzig. Suhr, P., Gymnasial-Oberlehrer in Danzig. Thomas , Bankvorsteher in Danzig. Wegener, Gymnasial-Oberlehrer in Danzig. D. Mitglieder der medicinischen Section sind alle Aerzte, welche Mitglieder der Naturforschenden Gesellschaft sind. Im Jahre 1893 betheiligten sich an den Sitzungen der medicinischen Section: Die Herren Dr. Abegg, Vorsitzender. „ Scheele, San .-Rath, „ Baum , Chefarzt. „ Behrendt. „ Boretius, Oberstabsarzt. „ Bornträger, Reg. u. Med.-Rath. ,, Dreyling. „ Farne , Kreis-Physikus a, D. „ Feyerabend. Die Herren Dr. Fischer. „ Freymuth, Oberarzt und Kreis- Physikus a. D., Sanitätsrath ,, Friedländer. „ Ginsberg. „ Goetz. „ Goldschmidt. „ Hanff. Lxm Die Herren Dr. Mennig. „ Hinze , Oberstabsarzt a. D. ,, Hir schfeld. ,, Hoepfner, Generalarzt a. D. ,, Hohnfeld. „ Kasprzik. ,, Kresin. „ Kolitz. „ Lewy. ,, Lievin. „ Müller. „ Oehlschläger. „ Penner. „ Pincus. Die Herren Dr. Reimann. „ Schaefer, Kreisphysikus. „ Scharf enorth. „ Schröter. „ Semon, Sanitätsrath. ,, Semon jun. „ Simon. „ Thun, Schriftführer. ,, Tornwaldt, Sanitätsrath. „ Wallenberg I., Sanitätsrath. „ Wallenberg II. ,, Wallenberg III. ,, Ziem. E. Mitglieder des Vorstandes der Gesellschaft. Für das Jahr 1895 sind gewählt worden als: Director: Professor Momber. Vicedirector: Geh. Medicinalrath Dr. Abegg. Secretär für innere Angelegenheiten: Sanitätsrath Dr. Semon. Secretär für äussere Angelegenheiten: Professor Dr. Conwentz. Schatzmeister: Kaufmann Otto Münsterberg. Bibliothekar: Astronom Dr. Kayser. Inspektor des physikalischen Cabinets: Professor Dr. Lampe. Inspektor der naturwissenschaftlichen Sammlungen (gleichzeitig Ordner der Vorträge) Oberlehrer Dr. Lakowitz. Inspektor der anthropologisch-ethnographischen Sammlung: Dr. med. Oehlschläger. Hausinspektor: König! Baurath Breda. Vorsitzender der anthrop.-ethnogr. Section ist Dr. med. Oehlschläger. Vorsitzender der Section für Physik und Chemie ist Professor Evers. Vorsitzender der medicinischen Section ist Geh. Medicinalrath Dr. Abegg. Vorsitzender des Westpreussischen Fischerei-Vereins ist Regierungs-Bath Delbrück. Personalveriinderimgen der Mitglieder bitten wir dem Director der Gesellschaft anzuzeigen Die Dichte der Bevölkerung im Regierungsbezirk Danzig von Ernst IVr*ie* „ Schwefelkohlenstoff 39 „ 58 „ 24 Terpentinöl . . . 45 „ 58 u. mehr Proc. 25 Leinöl 38 „ 100 Procent 18 Hiernach steht der mürbe Succinit hinsichtlich seines Verhaltens zu Lösungsmitteln zwischen dem eigentlichen Succinit und dem Gedanit. Die Ermittelungen der Löslichkeit fanden mit den fein zerstossenen Harzen und bei Siedetemperatur des betreffenden Lösungsmittels statt. Ich bemerke hier noch, dass das Verhalten des Gedanits zum Terpentinöl recht charakteristisch ist. Die darin unlöslichen Theile quellen nach dem Kochen mit Terpentinöl gallertartig auf und sind dann durch das Auge in der Lösung nur schwierig zu erkennen. Die davon abgegossene klare heisse Lösung scheidet während des Erkaltens einen Theil des Gelösten wieder ab. Im Aschengehalt besteht kein Unterschied zwischen den drei genannten fossilen Harzen; ebenso in ihrem Verhalten zu starken Mineralsäuren. Mit Olivenöl allmählich bis zum Sieden erhitzt, verhält sich der mürbe Succinit ebenso wie der harte Succinit, beide erweichen ein wenig, das Oel durchdringt sie, die trüben Sorten werden dadurch klar, indem die die Trübung bedingenden freien Hohlräume sich mit Oel anfüllen, resp. sich schliessen. Je härter und widerstandsfähiger der Succinit ist, desto weniger greift ihn das zum Sieden erhitzte Oel an. Der Gedanit verhält sich gegen das Oel anders, er quillt in dem heiss werdenden Oele allmählich, noch bevor dasselbe die Siedetemperatur erreicht hat, schwammartig auf, das Oel wirkt auf alle seine Theile lösend ein. Nach fortgesetztem Sieden bleibt im Olivenöl nur eine geringe gallertartige Masse von ihm zurück; Leinöl löst den Gedanit nach längerem Erhitzen vollständig auf. Ich theile hier noch die chemische Eiern entaranalyse des Suceinits und Gedanits mit, welche ich in den Jahren 1878 und 1882 ermittelte (Berichte der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, neue Folge IV. Band, 3. Heft, S. 215 und V. Band, 3. Heft, S. 9). Darnach besteht der Succinit aus: 78,63 Procent Kohlenstoff, 10,48 „ Wasserstoff, 10,47 „ Sauerstoff, 0,42 ,, Schwefel. 100 Der Gedanit besteht aus: 81,01 Procent Kohlenstoff, 11,41 ,, Wasserstoff, 7,33 ,, Sauerstoff, 0,25 ,, Schwefel. s 100 55 Nach den vorstehenden Untersuchungen unterscheidet sich die mürbe Abart des Succinits von dem eigentlichen Succinit, abgesehen von seiner äusseren Erscheinung, durch geringere Widerstandsfähigkeit gegen Lösungs- mittel, durch geringere Härte und einen geringeren Gehalt an Bernsteinsäure. Diese Unterschiede sind jedoch nicht so in’s Gewicht fallend, um in diesem fossilen Harze ein vom Succinit wesentlich verschiedenes zu erkennen. Ob diese Abart auch von einer anderen Pflanzenart stammt, als die, welche den harten Succinit erzeugte, oder ob nur andere äussere Einflüsse und Ein- wirkungen hier ein ähnliches Produkt erzeugten, kann ich nicht entscheiden. Pflanzentheile, auf welche sich eine besondere Species gründen könnte, sind bis jetzt in dem mürben Succinit nicht entdeckt worden. Anders liegt es bei dem Gedanit. Wenngleich auch in ihm keine Pflanzenreste gefunden wurden, welche auf eine besondere Stammpflanze schliessen lassen, so sind doch die chemischen und physikalischen Eigen- schaften dieses fossilen Harzes so wesentlich andere, dass eine Abtrennung vom Succinit gerechtfertigt erscheint. Der Gedanit ist, Lösungsmitteln gegen- über, noch weniger widerstandsfähig als der mürbe Succinit, ja eines der- selben, das Leinöl, löst ihn völlig auf. Beim Erhitzen bläht er sich schon lange vor seinem Schmelzpunkte stark auf und nimmt eine elastische Be- schaffenheit an. Auch beim Erhitzen in Oel tritt dieses Aufblähen ein. Der Gedanit enthält ferner keine Bernsteinsäure und eine geringere Menge Sauer- stoff als der Succinit. Alle diese recht wesentlichen Unterschiede führen zu der Annahme, dass hier ein eigenthümliches fossiles Harz vorliegt, und wenn solches der Pall ist, so muss auch angenommen werden, dass es einst von einer anderen Stamm- pflanze erzeugt wurde, als von der, welche den Succinit hervorbrachte. Schon das Fehlen eines so wesentlichen Bestandtheils, als es die Bernsteinsäure ist, muss entscheidend sein, um den Gedanit als ein vom Succinit verschiedenes fossiles Harz anzusehen. Was die Insekteneinschlüsse anbelangt, welche in den bezeichneten Bernsteinsorten gefunden werden, so habe ich keinen Unterschied entdecken können zwischen denen des Succinits und denen, welche im Gedanit und in dem mürben Succinit verkommen. Die Einschlüsse im Gedanit sind überdies äusserst selten; ich besitze nur eine Hymenoptere (Pter omalus) , eine kleine Spinne, einige Dipteren und eine schön erhaltene Mikrolepidoptere. Diese Einschlüsse konnte ich nicht, wie ich es mit denen des Succinits halte, in verdünntem Alkohol aufbewahren, weil selbst ein mit neunzig Procent Wasser verdünnter Alkohol den Gedanit noch angreift, seine Oberfläche erweicht, weiss färbt und nach dem Austrocknen rissig macht. Der Bernsteinwald, welcher die im Eingänge dieses Berichtes erwähnten fossilen Harze einst erzeugte, hat ohne Zweifel sehr lange Zeit, wahrschein- lich Jahrtausende hindurch, bestanden. Im Laufe dieser Zeit wechselten 4 56 Generationen von Bäumen, sie starben ab, sie erneuerten sich, viele stürzten durch Windbruch, viele durch den Strahl des Blitzes oder durch Wasser fluthen, die über grosse Bestände dss Waldes hinbrausten. Alle so untergegangenen Bäume vermoderten, während das von ihnen erzeugte Harz der Fäulniss und Zerstörung widerstand und in grosser Menge den Boden des Waldes durchsetzte. Eine lange Reihe solcher Neubildungen von Wald und theilweisen Zerstörungen mag stattgefunden haben, bis endlich eine umfangreiche Katastrophe, durch Wasserfluthen hervorgerufen (nach Zaddach), ihn von der Bildfläche fortfegte und mit zertrümmertem Gestein, einem grün- lichen thonhaltigen Sande, dem Glaukonit, überschüttete. Das geschah zur Zeit des Unteroligocäns. Einzelne Bestände des Waldes mögen wohl noch verschont geblieben sein, vielleicht lange Zeit hindurch, bis endlich auch sie den heranbrausenden Fluthen zum Opfer fielen und verschüttet wurden. Wie lange der Wald bestanden, wissen wir nicht; das aber wissen wir, dass das aus den älteren Zeiten des Waldes stammende Harz sich in physikalischer Beziehung mehr verändert haben muss, als das aus jüngeren Zeiten hervor- gegangene; denn die in dem Waldboden stattgehabten terrestrischen und die atmosphärischen Einwirkungen können nicht ohne grossen Einfluss auf die in ihm lagernden Harze geblieben sein. Es erklären sich hierdurch manche Veränderungen, welche das Harz durchgemacht hat. Zu diesen frühzeitig stattgefundenen Einwirkungen treten dann noch die späteren in der gemein- samen sekundären Lagerstätte, welche den Bernstein nicht allein physikalisch sondern auch chemisch veränderten. Zu den chemischen Einwirkungen rechne ich namentlich die durch schwefelvitriolhaltige und andere stark zersetzend wirkende Wässer. Ebenfalls von wesentlichem Einflüsse auf die Beschaffenheit des Harzes waren ohne Zweifel Temperatur und Jahreszeit, während welcher das Harz ausfloss und erhärtete, ferner seine Herkunft aus den verschiedenen Theilen des Baumes, selbst krankhafte Erscheinungen, und andere lokale Einflüsse, wie sie Conwentz in seiner Monographie der Bernsteinbäume treffend be- schrieben hat. Doch können alle diese Einwirkungen und Einflüsse meiner Ansicht nach nicht so verschiedenartige Produkte erzeugt haben, wie sie heute u. a. zwischen Succinit und Gedanit bestehen. Auch der mürbe Succinit unterscheidet sich nicht unwesentlich von dem eigentlichen Succinit. Man geht deshalb nicht fehl, wenn man annimmt, dass verschiedene, wenn auch nahe verwandte Pflanzen einst den Bernstein erzeugten. Sie wuchsen neben einander oder getrennt in einzelnen Beständen auf einem gemeinsamen Land- striche. Vorwiegend befand sich darin die eigentliche, den Succinit erzeugende Ooniferenart, dann in kleineren Beständen andere harzführende Bäume, welche unter anderem den Gedanit hervorbrachten. Alle Forscher, welche sich mit der mikroskopischen Untersuchung der im Bernstein vorhandenen Pflanzenreste beschäftigten, theilen auch die An- sicht, dass der in den Ostseeländern vorkommende Bernstein nicht das Pro- 5 57 dukt einer einzigen Stammpflanze ist, sondern dass mehrere dabei betkeiligt waren. Von Botanikern sprach zuerst Gr. H. Berendt (Organische Beste im Bernstein von Goeppert und Berendt, 1845, 1. Band, 1. Abth., S. 28) die Ansicht aus, dass noch andere Abietineen, als die von ihm aus den Holzresten beschriebene Finites succinifer Goepp. u. Berendt an der Produktion des Bernsteins theilnahmen. Er schloss solches namentlich aus dem Umstande, dass vier verschiedene Blätter von Nadelhölzern, im Bernstein eingeschlossen, gefunden wurden. H. R. Goeppert (Die Flora des Bernsteins, Danzig 1883) erkennt unter den im Bernstein vorkommenden Holzpartikeln fünf verschiedene Arten von Abietineen und eine Taxacee, welche Gewächse nach seiner Ansicht den Bern- stein erzeugten. Yon ihnen beschreibt er als die beiden bemerkenswerthesten die Pinites succinifer und stroboides. H. Conwentz (Monographie der baltischen Bernsteinbäume, Danzig 1890, S. 15) kann diese Ansicht Goepperts nicht aufrecht erhalten ; er konnte in diesen verschiedenen Holzresten nur eine zu den Abietineen gehörige Art anerkennen, welche er Finus succinifera nennt und als die Stammpflanze des Succinits im engeren Sinne des Wortes bezeichnet. Doch giebt er die Möglichkeit zu (ebendas. S. 61), dass noch andere Baumarten als die bezeichnete darunter vertreten sein können; er giebt ferner zu, dass die neben dem Succinit vorkommenden Harze, so der Gedanit, ihren Ursprung von anderen Pflanzenspecies ableiten. Im Gedanit fand er wohl kleine Holz- und Bindensplitter, jedoch konnte er daraus keine Präparate gewinnen, welche eine genaue Bestimmung der Stammpflanze ermöglicht hätten. Auch andere Sachverständige auf dem Gebiete der Kenntniss alter Pflanzen theilen die Ansicht der vorgenannten Forscher. Meine chemischen Unter- suchungen weisen noch entschiedener darauf hin, dass der Bernstein der Ostseeländer nicht von einer Baumart erzeugt wurde, sondern dass, wenn auch in beschränktem Maasse, andere Pflanzen daran betheiligt waren, dass namentlich die Stammpflanze des Gedanits eine von Finus succinifera Conwentz verschiedene gewesen sein muss. Leiten doch auch unsere heutigen Coniferen- harze ihren Ursprung nicht von einer Art ab, sondern von verschiedenen Arten dieser grossen Familie. Diese recenten Harze aber unterscheiden sich chemisch und physikalisch nicht mehr von einander, als die verschiedenen Sorten von Bernstein. Dass die im Eingänge dieser Abhandlung erwähnten fremdartigen fossilen Harze, Glessit, Stantienit, Beckerit und Kranzit, welche neben dem Succinit gefunden werden, und welche schon äusserlich von letzterem völlig verschieden sind, von anderen Pflanzen stammen als der Succinit, unterliegt keinem Zweifel. 58 Bericht über die Thätigkeit der Elbinger Älterthumsgesellschaft. im Vereinsjabr 1893/94- Die Zusammensetzung des Vorstandes erfuhr im verflossenen Vereinsjalir keine Veränderung. In den während des Winters abgehaltenen Vereinssitzungen erstattete ich an mehreren Abenden Bericht über die von mir ausgeführten prähistorischen Nachforschungen und zwar: im December 93 über die Ausgrabungen, welche in der zweiten Hälfte des October auf dem Silberberge bei Lenzen ausgeführt wurden, unter Vorlage der zahlreichen Fundgegenstände, im Januar 94 über die Nachforschungen bei Reimannsfelde, Dörbeck, Kadinen, im April 94 hielt ich einen Vortrag über Schädelmessung, und demonstrirte denselben mit einem v. Hol der’ sehen Craniometer an prähistorischen Schädeln des Neustädter feldes. Zugleich machte ich Mittheilungen über die Vorlaubenhäuser unserer Umgegend, die durch Vorzeigen von Photographieen illustrirt wurden. Prähistorische Nachforschungen. 1. Hallstatt-Periode. Ueberreste einer Wohnstätte auf dem Terrain des Lenzener Burgwalls (Hünenbergs). Eine grössere Nachforschung unternahm ich im Juli 1894 auf dem Burg- wall bei Lenzen, dem sogenannten Hünenberg, der sich gegenwärtig im Besitz des Herrn Justizrath Horn-Elbing befindet. Eine eingehende Beschreibung dieses Burgwalls mit Abbildungen lieferte ich bereits 1886 in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig (N. F. VI. Bd. 4. Heft, S. 142 — 154). Damals schon legte ich an einer Stelle unter dem Südwall eine Culturschicht bloss, die einer früheren als der Burgwallzeit angehörte, deren Zeitstellung damals jedoch von mir noch nicht richtig erkannt wurde; erst nach der Entdeckung zahlreicher Steinkistengräber südlich vom Elbinger Bahnhof, 1887 und 1888 stellte sich mit Sicherheit heraus, dass jene Culturschicht unter dem Lenzener Burgwall der Hallstätter- zeit zugerechnet werden müsse. Etwas südlich von der obigen Stelle fand ich dieselbe Culturschicht im Sommer 1892 unter dem Terrain des Wall- x 59 Kessels (Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, N. F. VIII. Bd. 3 ,/4. Heft, S. 183). Der weiteren Erforschung dieser interessanten Ueberreste einer Wohnstätte aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. sollte auch meine Nach- grabung im vorigen Sommer dienen. Zunächst liess ich im mittleren Theil des Wallinnern des hier plateau- artigen Wallkessels eine Grube von beträchtlichem Umfange ausheben. Als sich dort indessen selbst in einer Tiefe von mehr als 3 m die gesuchte Schicht immer noch nicht zeigte, musste eine weitere Grabung eingestellt werden, da ein gefährliches Zusammenstürzen der Sandwände zü befürchten war. Dieses negative Resultat stellte jedoch, entgegen meinen früheren Annahmen über die Erbauung des Walles, fest, dass im mittleren Theil des Wallinnern von den Erbauern des Walles eine sehr beträchtliche Aufschüttung vorge- nommen ist, um hier eine geräumigere Plattform herzustellen; die Terrain- bewegung ist an diesem Wall eine viel bedeutendere gewesen, als wir früher glaubten. Erfolgreicher war die Nachforschung an der nordwestlichen Aussen- böschung des Walles. Hier erschien die alte Culturschicht 1/2 bis 1 m unter der Oberfläche der späteren Aufschüttung, ich legte sie hier auf einem Terrain von 3 — 4 [jm bloss. Die Schicht zeigte eine Dicke von 0,i bis 0,2 m und war geschwärzt von Holzkohlengrus und vereinzelten Holzkohlenstücken. Da sie sich am Nordwestabhang, zwar mit geringerer Neigung als die Böschung des darüber lagernden Burgwalls, hinabzog, so war hier allerlei hinunter- gerollt, oder auch geworfen: Fischschuppen, Fischgräten, Fischwirbel und Skelet- theile von Fischköpfen, Knochen vom Bind und Pferd, ein Stück einer Stange eines sehr starken Hirschgeweihs, zahlreiche Thonscherben und eine Anzahl von Stücken rohen Bernsteins. Die Fischreste gehören dem Plötz, Bressen, Hecht, Stör und Wels an (vergl. XV. Amtlicher Bericht über die Verwaltung der Sammlungen des Westpreussischen Provinzial -Museums, für das Jahr 1894. S. 33, 34). Die Scherben1) zeigen durchweg den Hallstatt-Typus unserer Gegend, den ich in früheren Berichten genauer beschrieben habe. (Vergl. Dorr, Ueber- sicht über die prähist. Funde im Kreise Elbing. Real-Gymnasial-Programm, 1893, S. 27.) Diesmal kam auch das Fragment eines Thonsiebes zum Vorschein. Fragmente von solchen siebartig durchlöcherten Gefässen besitzen wir nun- mehr bereits aus drei prähistorischen Perioden: aus der Hallstatt-, der römischen und der arabisch-nordischen Epoche. — Zwei Scherben zeigen neue Verzierungen, der eine am oberen Rande des Bauches eine eingeritzte oder mit einem Hohlstempel eingedrückte Kreislinie von 0,oo6 m Durchmesser, — von einem zweiten 0,oo3 m davon abstehenden gleichen Eindruck ist die Hälfte fortgebrochen. Dieses Ornament ist auch dadurch interessant, dass es sich auf den bei den Kiesarbeiten des Jahres 1886 zum Vorschein gekommenen Bruchstücken eines Thongefässes aus dem Terrain des Neustädterfelder Gräber- 9 Alle prähistorischen Scherben unserer Sammlungen sind unglasirt. 2 60 feldes aus der römischen Epoche, nördlich vom Elbinger Bahnhof, wiederfindet. Es kommt dieser Scherben zu den übrigen Spuren hinzu, die auf das einstmalige Vorhandensein eines Begräbnissplatzes aus der Hallstatt- zeit auf dem Terrain des späteren grossen römischen Friedhofs auf Neustädter- feld hinweisen, so dass man annehmen muss, dass dort der jüngere Be- gräbnissplatz den älteren verdrängte. (Vergl. Dorr, Uebersicht etc. S. 21, 22.) Das Ornament des zweiten Scherbens hat die nämliche Bedeutung; es findet sich ebenfalls auf einem Scherben, den ich selbst 1885 als zerstreutes Stück in einer Tiefe von 0,3 m bei einer Nachgrabung aus dem Erdreich des Neustädterfelder Begräbnissplatzes aufhob; — nachdem die Arbeiter au dieser Stelle abermals 0,3 m gegraben, kam ein Skelet der römischen Zeit zum Vor- schein. Das Ornament selbst besteht aus zwei Systemen, je 0,oo2 m von ein- ander entfernter, eingeritzter paralleler Linien, von denen das eine System in schräger Richtung in das andere hineingezogen ist. Dieses Ornament kam 1888 auch auf Scherben aus dem Steinkistengräberfelde (Hallstattperiode) südlich vom Elbinger Bahnhof zum Vorschein. (Ueber dieses Gräberfeld vergl. Dorr, Uebersicht etc. S. 19, 20). Auf eine Beobachtung, die ich jetzt wiederum, jedoch auch schon früher gemacht habe, möchte ich an dieser Stelle noch besonders hinweisen. Die Scherben aus den Wohnplätzen der Hallstattzeit in unserer Gegend, von denen mir zwei als solche sicher be- kannt sind: nämlich die alte Culturschicht unter dem Lenzener Burgwall und die Spuren in Lärchwalde in der Nähe der Hoppenbäk (über letztere vergl. Dorr, Uebersicht etc. S. 23, 24) zeigen zwar Festigkeit und öfters nicht ge- wöhnliche Dicke, doch keineswegs einen erheblich schärferen Brand, als die Graburnen derselben Zeit. Dass die Leute in prähistorischer Zeit die Todtenurnen schwach, das Gebrauchsgeschirr dagegen so scharf gebrannt hätten, dass es versinterte und kein Wasser durchliess, wie dies Hauptmann Bötticher behauptet, muss für unsere Gegend ganz entschieden verneint werden. Auch unsere neolithischen Scherben, die ausschliesslich von Wohn- stätten herrühren, sind zwar fest, aber keineswegs klingend hart gebrannt. Aus der römischen Zeit besitzen wir Spuren von Wohnstätten nicht; aus der Burgwallzeit dagegen eine Herdstelle auf dem Lenzener Burgwall, die ich 1892 aufdeckte (vergl. über diese: Dorr, Uebersicht etc. S. 71); auch die Scherben aus dieser Wohnstätte, die die echten Burgwallmuster tragen, sind nicht klingend gebrannt. Der scharfe Brand an unglasirten Thongefässen findet sich in der hiesigen Gegend erst an dem unglasirten steingutartigen Geschirr des christlichen Mittelalters und der späteren Zeit, welches bei uns in dem aufgeschütteten Boden der Alt- und Neustadt-Elbing überall und in jeder beliebigen Tiefe massenhaft gefunden wird. Wer mit diesem Geschirr die Prähistorie bereichern wollte, könnte allerdings sehr leicht unmögliche Dinge beweisen. — Wie die Leute der Vorzeit mit ihren schwach gebrannten Töpfen zu wirtschaftlichen Zwecken ausreichten, dies zu zeigen ist nicht Pflicht des Prähistorikers; jedenfalls aber ist er verpflichtet, Thatsachen anzuerkennen. 3 61 Unter den in der obigen Culturschicht gemachten Funden ist das Frag- ment einer Hirschgeweihstange wegen ihrer ungewöhnlichen Stärke bemerkens- werth. Ich hob das Stück selbst aus der Schicht hervor. Es ist oben abge- brochen und hat mit dem daran befindlichen Stirnzapfen eine Länge von 0,44 m; der Umfang des Stirnzapfens beträgt unter der Rose 0,i8 m, der Um- fang der Rose 0,27 m, der der Stange über dem Augenzinken 0,2i m, der des gleichfalls abgebrochenen Augenzinkens an der Basis 0,i4 m. Der 0,o4m über dem Augenzinken stehende und nahe an der Basis abgebrochene nächste Zacken zeigt mehrere Schnittflächen, die mit einem scharfen, jedenfalls metallenen Instrument hervorgebracht sind. Der 0,os m über diesem stehende dritte gleichfalls abgebrochene Zacken hat an der Basis noch den ansehnlichen Umfang von 0,i7 m. Offenbar hat man aus dem Stück einen Gebrauchs- gegenstand, vielleicht einen Hammer machen wollen, schliesslich es aber doch verworfen. Auch diesmal wurden, wie schon früher, in der Culturschicht eine Anzahl Stücke rohen Bernsteins gefunden. Ich habe Bernstein (stets rohen) bei meinen mehrfachen Nachforschungen in dem Burgwallterrain immer nur in der Hallstatt -Culturschicht gefunden. Die Stücke sind keineswegs kleine Brocken, sondern von Haselnuss- bis Apfelgrösse, und kamen ziemlich häufig zum Vorschein. Von den Leuten im Dorfe Lenzen erfuhr ich bereits vor 9 Jahren, dass Arbeiter aus dem Dorfe gelegentlich am Burgwall geradezu auf die Bernsteinsuche ausgegangen wären. Noch heute erblickt man die äussere Basis des Walles von Einstichen und Grabungen gleichsam wie ange- nagt. Dort wird man gegraben haben, weil man dort überall die Cultur- schicht erreichte, und die Ausbeute soll häufig eine sehr lohnende gewesen sein. Wenn man also nicht annehmen will, dass die Bewohner des Hünen- bergs im vierten Jahrhundert v. Chr. Geb. den rohen Bernstein etwa beim Feuer anmachen verwendeten1), so wird man wohl nicht umhin können, die andere Annahme zu machen, dass hier ein Stapelplatz für den Bernstein- handel zwischen dem Samlande und der Ansiedelung bei Elbing gewesen sei. Das häufige Vorkommen des Bernsteins in der Hallstätter Culturschicht auf dem Lenzener Burgwallterrain ist mithin meines Erachtens darum so wichtig, weil es ein sehr beweiskräftiges Argument ab- giebt für das Vorhandensein einer Bernsteinhandelsstrasse nach dem Samland bereits in der Hallstätter-Zeit, ganz entgegen der An- sicht, dieser Handel sei erst seit Nero in Aufnahme gekommen; es ist auch a priori mehr als wahrscheinlich, dass die reichen Bernsteinschätze des Saru- landes nicht bis in die nachchristliche Zeit hinein den Völkern Europas, ja selbst Asiens, unbekannt geblieben sein können. Man unterschätzt eben die alte Cultur Osteuropas und überschätzt die Bedeutung der reicheren prä- b Herr Professor Conwentz, dem ich im vorigen Winter Bernsteinproben aus der Hall- stätter Culturschicht des Lenzener Burgwalles übersandte, hatte die Güte, dieselben zu unter- suchen. Er constatirte, dass Spuren einer Feuereinwirkung an dem eingesandten Material nicht vorhanden waren. 4 62 historischen Metallfunde westlich der Weichsel. (Vergl. meine Abhandlung: „Der prähistorische Mensch im Mündungsgebiet der Weichsel“, in „Ueber- sicht“ etc. S. 77 — 78). Zum Schluss dieser Mittheilung sei noch bemerkt, dass auch ein Metall- gegenstand in der Culturschicht zu Tage kam, nämlich ein kleiner offener bronzener Armring aus dünnem Bronzedraht (1 mm dick), wohl für ein Kind bestimmt. 2. Komische Periode. Landstück auf der Westseite des Karlsberges. Der Knecht des Herrn Gasthofbesitzer Werner in Lenzen pflügte im October dieses Jahres an der Westseite des Karlsberges in der Nähe vom Forsthaus Panklau auf einem sandigen dem Herrn v. Minnigerode gehörigen, von Herrn Werner gepachteten Terrain zwei mittelgrosse Urnen aus, welche vom Pflug zerstossen wurden. In der einen Urne befanden sich zwei, in der anderen eine kleinere Urne, von denen eine jede einige gebrannte Knochen enthielt. Diese kleineren Gefässe gleichen den Beigabengefässen des römischen Gräberfeldes auf dem Neustädterfeld bei Elbing. Die Richtigkeit der Erzählung des Pflügers vorausgesetzt, würde hier ein Unterschied in der Begräbnissweise verglichen mit der auf dem Neustädter- felde vorliegen, denn auf dem letztem Friedhof waren die grösseren Gefässe ausschliesslich Ossuarien, die kleineren sog. Ceremonialurnen. Die kleineren Gefässe sind alle drei erhalten. Ich erwarb sie nebst den Beigaben für unsere Sammlung, ln der einen der beiden zusammengehörigen kleinen Urnen fand ich unter einigen gebrannten Knochenstückchen auch das calcinirte Fragment eines Knochenkammes, das sich von den Neustädterfelder Funden nicht unterscheidet. Alle übrigen Beigaben sollen (was etwas auffällig ist) in der dritten kleinen Urne gefunden sein. Es sind dies: drei bronzene Armbrustfibeln, eine bronzene Schnalle, zwei bronzene Fingerringe, drei bronzene Ohrringe (auf dem einen eine kleine Glasperle, auf dem zweiten ein unförmlich dicker Klumpen eines Glasgeschmelzes), endlich 10 mehr oder weniger angeschmolzene oder zusammengeschmolzene Glasperlen von blauer oder grünlicher Farbe. Unter den bronzenen Armbrustfibeln befinden sich zwei mit umge- schlagenem Fuss, die von den Neustädterfelder Typen kaum abweichen. Die dritte hat eine kurze, dicht unter dem Kopf des Bügels durchgezogene Sehne, einen 9 mm breiten Bügel, der mit querlaufenden parallelen Zickzacklinien bedeckt ist, während die obere Seite des eben so breiten Fusses mit grad- linigen parallelen Querstreifen verziert ist. An der unteren Seite des Fusses befindet sich das Fragment eines Nadelhalters. In unserer Neustädterfelder Sammlung ist ein solches Stück nicht vorhanden. Auch die zweigliedrige bronzene Schnalle weicht von den Neustädterfelder Formen ab. Der ovale Ring der Schnalle ist dick massiv, die Aussenseite rundlich, die innere Seite hat zwei ebene, sich in einer scharfen Kante schneidende Flächen, die Oberfläche des 5 es sich verjüngenden platten Doms ist an der Basis durch 3 parallele Quer- streifen verziert. Das Riemenstück, in dem noch drei Nieten stecken, ist verbal tnissmässig schmal. Die Finger- und Ohrringe unterscheiden sich nicht von denen des Neustädterfeldes. Was die Zeitstellung des Fundes anbetrifft, so würden die beiden Fibeln mit umgeschlagenen Fuss ihn in die Mitte des dritten Jahrhunderts n. Chr. verweisen. Doch ist er wohl etwas später, Ende des 3. Jahrhunderts anzusetzen, wegen der Form der dritten Fibel und der der Schnalle. Eine ebensolche Schnalle ist nämlich in dem Grunauer Skeletfund zu Tage gekommen, den ich in meiner „Uebersicht“ etc. S. 38 — 39 beschrieben habe, und der durch seine Armbrust- fibeln mit kurzem Nadelhalter und langem Fuss einer späteren Zeit angehört. Allerdings ist die bronzene Schnalle selbst an der angeführten Stelle nicht beschrieben, weil ich sie erst beim Umzug des Museums, der nach dem Druck jenes Berichtes stattfand, wohletikettirt vorfand. Der nächste Sommer wird näheren Aufschluss über die interessante Begräbnissstelle am Karlsberge geben. * * * Im vorigen Winter wurde den neuen Räumen des Städtischen Museums die Ehre des Besuches des Herrn Oberpräsidenten der Provinz Westpreussen, Staatsminister Dr. v. Gossler, und des Herrn Regierungs - Präsidenten v. Holwede zu Theil. Ferner besuchte im vorigen Frühjahr Herr Professor Dr. Conwentz und im vergangenen Sommer Herr Professor Dr. Hausmann aus Dorpat das Städtische Museum und unsere Sammlungen. Auch die Damen und einige Herren der im Sommer in Elbing tagenden Aerzteversammlung statteten dem Museum einen Besuch ab. Auch sonst sind auf Wunsch Privatgesellschaften unsere Sammlungen bereitwillig gezeigt worden, wie denn auch die oberen Klassen der Alt- städtischen Töchterschule mit ihren Lehrern unter Führung des Herrn Rektor Böwig in diesem Sommer unsere Alterthümer besichtigten. An den gewöhnlichen Besuchstagen ist der Andrang des Publikums zu den neuen Museumsräumen gewöhnlich ein grosser, und es bewegen sich dann dort nicht selten Hunderte von Besuchern. Mit Schmerz sahen wir aus unserer Stadt und unserer Gesellschaft den königlichen Gymnasial-Oberlehrer Herrn Augustin, unseren langjährigen Bibliothekar, der vom hiesigen königl. Gymnasium an das königl. Gymnasium nach Danzig versetzt wurde, in diesem Herbste scheiden. Die Elbinger Alterthums- gesellschaft ist Herrn Augustin für seine langjährige, mühevolle und stets mit dem grössten Eifer geleistete Thätigkeit zu grossem Dank verpflichtet, und wird sein Andenken stets in hohen Ehren halten. Elbing, im December 1894. Professor Dr. R. Dorr, Vorsitzender der Elbinger Alterthumsgesellscliaft. 6 64 Westpreussische Mineralien. Von Dr. Paul Dahms. Seit ungefähr drei Jahren sind im Provinzial-Museum zu Danzig die heimi- schen Mineralien aus der allgemeinen Sammlung ausgeschieden und in einem besonderen Schranke (F. I) untergebracht worden1). Der westpreussische Boden weist wegen seiner verhältnismässig grossen Jugend nur wenige Mineralien auf, die meist sogar nicht einmal an Ort und Stelle entstanden sind. An- stehende Gesteinsmassen, in deren Klüften und Hohlräumen sich Krystall- formen bilden können, fehlen; die Bestandteile des lockeren Bodens sind zur Bildung krystallisierter Minerale ausserdem auch wenig geeignet. Trotzdem halte ich es für nicht uninteressant, eine Zusammenstellung der an Ort und Stelle entstandenen, sowie der in den zahlreichen Diluvialgeschieben gefundenen und die Diluvialschichten auf bauenden Mineralien nach den in den West- und Ostpreussischen Provinzial-Museen aufbewahrten Stücken unter Benutzung der einschlägigen Literatur zu geben. Vielfach war ich im Zweifel, ob ich das eine oder andere Stück mit aufzählen sollte, weil es vielleicht besser in das Gebiet der Geologie gehört; die organischen Gebilde, wie Bernstein und Braunkohle, habe ich unberücksichtigt gelassen, ersteren besonders deshalb, weil er von A. Jentzsch in seinem ,, Führer durch die Geologischen Samm- lungen des Provinzialmuseums der Physikalisch-Oekonomischen Gesellschaft zu Königsberg (pag. 53 — 76)“ in seiner Bedeutung für die Provinz übersichtlich in grossen Zügen beschrieben ist. — Die Sedimente unseres Untergrundes ver- danken der Zersetzung und Aufbereitung krystallinischer Gesteine ihre Ent- stehung, wobei ihre Bildung sich folgendermaassen abspielte: Quarz, sowie andere schwer oder nicht lösliche Mineralien bleiben zurück, oder ein Teil der zersetzbaren Minerale ging in schwerlösliche oder aber in leichtlösliche Verbindungen über; diese letzteren wurden teils durch Flüsse und Ströme dem Meere zugeführt, teils mit oder ohne Hilfe von Organismen nieder- geschlagen. — Die Aufzählung der folgenden Mineralien ist nach P. Groth (Tabellarische Übersicht der Mineralien nach ihren krystallographisch-chemi- schen Beziehungen. Braunschweig 1882) vorgenommen worden. !) P. Kumm: Die Sammlung westpreussischer Mineralien im Provinzial-Museum. Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Band VIII. Heft 3 und 4. 1894. pag. XXVI ff. 65 Die Klasse der Elemente wird durch Graphit, Schwefel und Eisen ver- treten. S.tS. Schult ze1) erwähnt einen gneissartigen, erratischen Block von dem Felde bei Borkau, Kr. Karthaus, der den Graphit in feinen Blättchen enthielt, und der bis dahin vom Besitzer des Feldes für einen versteinerten Baum gehalten war. Dieser Findling ist deshalb von Interesse, weil auch der Graphit aus dem Gneissgebirge von Tunkinsk in Sibirien eine eigentüm- liche, faserige, holzähnliche Textur hat, sodass der bei Borkau aufgefundene Block mit dem sibirischen Vorkommen eine gewisse Ähnlichkeit besitzt. Dieses Aussehen des Graphit hat den Eindruck eines fossilen Holzblockes um so schärfer hervorrufen können, als die eigentliche Gesteinsstruktur durch Verwitterung gänzlich verwischt gewesen sein muss. Dieselbe wurde durch einen bedeutenden Schwefelsäuregehalt angezeigt, der jedenfalls zersetzten Eisenkiesen seine Entstehung verdankte. Ferner gelang es mir, auf einer Exkursion nach Gross Waplitz, Kr. Stuhm, in der dortigen Kiesgrube ein circa 1,420 kg schweres, abgerolltes Quarzstück aufzufinden, bei welchem Graphit in Hirsekorn- bis Kirsch-grossen Partien in flachen Vertiefungen ein- gesprengt war. Da sich Graphitgneiss auch in Schweden, z. B. bei Tunaberg, vorfindet, so lassen sich über die Herkunft dieser Geschiebe gewisse Schlüsse ziehen. Schwefel beobachtete Jentzsch als oberflächliche Ausblühung auf ter- tiärem Grünthon zu Nenkau bei Danzig. Das Stück Meteoreisen, welches das Museum zu Danzig besitzt, entstammt einer 1850 beim Abtragen eines sandigen Hügels für die Ostbahn auf dem linken Ufer des Schwarzwassers bei Schweiz2) aufgefundenen Eisenmasse, die etwa l1/3 m unter der Erdoberfläche an der Grenze zwischen Sand und darunter liegendem Lehm gefunden wurde. Die ursprüngliche Gestalt der Eisenmasse war die eines geraden, rechtwinkeligen, an den Kanten ganz abgerundeten Prismas. Die Höhe dieses Prismas war ungefähr gleich 25 cm, die Seiten der Basis betrugen 14,4 und ll,i cm, der Umfang der Länge nach 66, g cm, der Breite nach 48,6 cm. Die ganze Masse hatte das Gesamtgewicht von 21, g kg. Die Masse war klüftig und ohne Mühe zu trennen. Die inneren Seiten waren wie die äusseren mit Eisenoxydhydrat bedeckt und hatten stellenweise hakigen Bruch, der die Stücke zusammenhielt. Eine Platte zeigte nach dem Ätzen, wobei sich ein Geruch nach Schwefelwasserstoff merkbar machte, sehr schön die Widmann- 0 S. S. Schultze: Beiträge zu einer geographischen und naturgeschichtlichen Beschreibung des Kreises Karthaus. Progr. d. Johannisschule zu Danzig. 1869. pag. 11. 2) Gustav Rose: Über die bei Schwetz aufgefundene Meteoreisenmasse. PoggendorfFs Annalen. 83. Bd. 1851. pag. 594 ff. G. Rammeisberg: Über das Meteoreisen von Schwetz an der Weichsel. PoggendorfFs Annalen. 84. Bd. 1851. pag. 153, 154. Georg von Boguslawski: Zehnter Nachtrag zu Chladnis Verzeichnisse der Feuermeteore und herabgefallenen Massen. Wien 1819. PoggendorfFs Annalen. Erg.-Bd. 4. pag. 390 und 454. 5 6ß Stättenschen Figuren. Beim Lösen in Salzsäure blieb ein schwarzer, mit Sand vermengter Rückstand, der ausser Kohlenstoff eine nicht deutlich krystallinische Phosphorverbindung, Schreibersit, enthielt. Nach der Analyse von Rammeisberg enthält das Meteoreisen: 93, is % Eisen, 5,77 % Nickel, 1,05 % Cobalt, 0,098 % Rückstand. Von einer zweiten, angeblichen Meteormasse von dem Gut Wolfsmühle, Kr. Thorn, etwa eine Meile östlich von Thorn, berichtet Karsten1). Dort sollte nach Angabe des Eigentümers der Boden von circa 178,75 Hektar Flächeninhalt so mit Erz angefüllt sein, dass man kaum 10 cm tief pflügen konnte, ohne die Ackergerätschaften der Gefahr des Zerbrechens auszusetzen. Die Masse wird beim ersten Anblick für Braun- oder Gelbeisenerz gehalten, andererseits hat sie grosse Ähnlichkeit mit Eisenerz, dessen Reduction durch einen metallurgischen Prozess versucht worden ist. Sie wird von Eisen, das in den feinsten Zacken und Ästen mit einem lichten, bläulichweissen Gesteine innig verwebt ist, gebildet. Das Erz findet sich in 60 cm bis 1 m langen, 8,3 bis 16,6 cm breiten und 5,5 bis 8,3 und mehr cm dicken, nicht zusammen- hängenden Schollen vor. An einer Stelle liegt sogar eine zusammenhängende Ablagerung; hier beträgt die Mächtigkeit der über einander geschobenen Schollen 0,6o cm bis 1 m, an einer Stelle sogar 2 m. Aus dem Vorkommen von Schlacken, die teils in Verbindung mit den Schollen, teils isoliert in Gestalt grösserer und kleinerer Kugeln auftreten, schliesst Karsten auf eine Schmelzung der Meteormassen während des Herabfallens in der Atmosphäre oder zu einer Zeit, wo die Masse die Erdoberfläche schon erreicht hatte. Dass die Verschlackung zum Teil nach dem Niederfallen vor sich ging, be- weist er damit, dass sowohl Quarzkörner in der Schlacke angetroffen werden, wie auch verkohlte vegetabilische Reste, „die besonders in den noch nicht vollständig verschlackten Teilen der Masse angetroffen werden“. Diese Reste sollen von der zähen,, glühenden Masse umhüllt und dann in deren Innerem verkoldt sein; einige der Schlacken haben ferner Abdrücke von Steinen. Die unveränderte Masse besteht aus 54,75 % Meteoreisen und 45,25 % Meteorstein. Das Eisen ist vollständig rein, enthält weder Nickel noch Cobalt und löst sich schnell und leicht in Salpetersäure. Der bläulichweisse, angebliche Meteorstein ist in Salzsäure und in Königswasser unlöslich und hat folgende Zusammensetzung: 37,55,% Si02; 44,23,% Al2 03; 17, 50,% CaO; 0,53,% FeO; 0,06,% MnO; 0,io % BeO; 0,03,% MgO = IOO.00# Substanz; diese Zusammen- setzung ist durchaus eigentümlich und mit keiner der bis jetzt bekannten Silikate in Übereinstimmung zu bringen. Als besonders hervorragende Momente dieses Vorkommens sind anzu- 1) Karsten: Über Feuer-Meteore und über einen merkwürdigen Meteormassen-Fall, der sieh früher bei Thorn ereignet hat. Verhandl. der Königl. Preuss. Akad. der Wissensch. zu Berlin. 1853. pag. 30 ff. y. Nowicki: Nachträgliche Notizen über die bei Wolfsmühle unweit Thorn gefundene Meteormasse. Neue Preuss. Prov. -Blätter. Andere Folge. Band VI. 1854. pag. 177 ff. 3 67 führen: die ungewöhnliche Grösse des Meteors, die Zusammensetzung des Meteorsteins und des Meteoreisens, welches sich ganz wie reines Eisen ver- hält, und die Eigenartigkeit der Veränderungen, welche die Masse vom Augen- blicke des Niederfalls bis zum gänzlichen Erstarren auf der Erdoberfläche erlitten hat. Diese Eigenartigkeiten scheinen jedoch weniger für ein beson- ders interessantes Meteor als vielmehr dafür zu sprechen, dass ein tellurisches Product vorliegt, welches in einer schwer erklärlichen Weise Veränderungen erlitt. Die Lagerung dicht unter der Erdoberfläche dürfte der Vermutung Raum geben, dass Überreste einer Verhüttung vorliegen, — vielleicht liegt auch nur eigentümlich veränderter Limonit vor, was sich besonders durch die vorhandenen eingeschlossenen Pflanzenreste erklären lässt. Websky1) berichtet über den Fund eines angeblichen Meteorsteins in einer abgebrannten Scheune, der vermutlich nur ein durch den Brand reduciertes Stück Rasen- eisenstein war; vielleicht fand bei dem Thorner Vorkommen eine ähnliche Reduction durch ein eigenartiges Einwirken von Hitze unter Beihilfe der eingeschlossenen Pflanzenreste statt. Jedenfalls wird in keiner Weise erklärt, wie die verhältnismässig grosse Menge eines Beryll-haltigen Silikates sich in dem Fossil bilden konnte. Während die Meteoritennatur demnach gänzlich ausgeschlossen erscheint, wäre zu untersuchen, ob das Mineral in der That Beryllerde enthält. Weitere Untersuchungen und Mitteilungen über diesen eigenartigen Fund habe ich nirgends angetroffen. Die Klasse der Sulfide wird durch Pyrit, Markasit und Bleiglanz ver- treten. Pyrit findet sich recht häufig in den Geschieben bald in einzelnen, schwebenden Krystallen, bald in derben Massen vor. Besonders häufig tritt er in Graniten (Dirschau und Spengawsken, Kr. Pr. Stargard) und Gneisen auf, dann aber auch in Kalkgeschieben (Zigankenberg und Langenau bei Danzig) und in tertiärem Thone von Schüddelkau bei Danzig2). Ein bei Mewe gefundenes Stück entstammt jedenfalls einem Geschiebeblocke, während eine faustgrosse, oberflächlich wenig verwandelte Pyritdruse mit deutlich erkennbaren Würfelflächen, die freiliegend in Karszin, Kr. Könitz, gefunden wurde, mit vollem Rechte als zufällig an diesen Ort gelangt bezeichnet werden dürfte. Jedenfalls entstammt sie keinem Geschiebe, dagegen vielleicht einem Stücke Steinkohle, das in der Umgegend zur Ver- wendung kam. Pyrit in senonem Kalke wird von Neupowunden3) bei Alt Döllstädt erwähnt. Häufiger als der Pyrit findet sich der Markasit. Derselbe zeigt sich oft in den Gebilden der Braunkohlenformation, deren Schichten teilweise die im !) Zeitschrift der Deutschen Geolog. Ges. Band XXY. 1883. pag. 869. 2) Bericht über die Verwaltung der naturhistorischen, archäologischen und ethnologischen Sammlungen des Westpr. Prov.-Mus. (weiterhin als „Verwaltungsbericht des Westpr. Proy.-Mus.‘, citiert). 1887. pag. 4. 3) Ebenda. 1887. pag. 4. 5* 68 Diluvium so häufigen Knollen von Markasit entstammen1). So fand Menge2), dass die Holzfasern der Braunkohle von Redlau, Kr. Neustadt, gelegentlich von länglichen, kristallinischen Stäbchen von Schwefelkies durchdrungen waren, während die mehr oben liegende, erdige Braunkohle Eisenvitriol ent- hielt. Fast alle bituminösen Hölzer und ebenso die vielen Thone, besonders die dunkel gefärbten, sind mit ihm imprägniert; so zeigen die Hölzer der frühglacialen Yoldia- und Cyprinenthone des Haffufers von Lenzen bei Elbing hin und wieder rostbraune bis gelbliche, warzenförmige Krusten, auf denen vereinzelt eine kleine Partikel von Markasit sich bemerken lässt. Diese Über- züge, die — freilich sehr selten — auch das ganze Stück umhüllen können, verdanken ihre Entstehung zuerst sich niederschlagendem, dann aber zer- setzendem Eisenbisulfid. Auch der Bernstein hat zu seiner Bildung Veran- lassung gegeben und sich oft mit ihm umkleidet oder ihn in seinen Hohl- räumen und auf seinen Sprungflächen niedergeschlagen3). Durch Zutritt von Sauerstoff oxydiert sich der Schwefelgehalt zu Schwefelsäure, die teilweise an dem Eisen-Bestand des Minerals gebunden bleibt, teils aber frei wird. Dabei zerfallen die Hölzer, das Eisenvitriol krystallisiert zum Teil in Drusen, teils löst es sich in dem aus der Braunkohlenformation austretenden Quell- und Brunnenwasser auf und giebt, wenn Kalk hinzutritt, zur Bildung von Gyps Veranlassung. Ein Stück Braunkohle mit gänzlich verwittertem Schwefelkies liegt vor aus Riesenburg, Kr. Rosenberg, kugelförmige Gebilde vom Lorenzberg bei Kulm, von Danzig, aus der Weichsel bei Warmhof, Kr. Marienwerder, von Eibendamm bei Ossiek, Kr. Pr. Stargard, von Tolkemit, Landkreis Elbing, und ein Stück von Kirschgrösse mit consistenterem Kern von Englischbrunnen bei Elbing. Die Stücke vom Galgenberg bei Marienburg haben längliche Stangenform und scheinen von Pflanzenteilen durch Reduc- tion gelösten Eisensulfates gebildet zu sein. Irgend welche organische Reste sind nicht mehr vorhanden; dieselben sind schliesslich wohl ebenfalls durch die Markasitmasse ersetzt worden. Ein eigenartiges Aussehen besitzt ein regelmässig cylinderförmiges, aus radiär gestellten Individuen bestehendes Stück von Lenzen, Landkreis Elbing, das 43 mm Länge und 28 mm Durch- messer hat. Wie die eine frische, nicht oxydierte Endfläche zeigt, scheint nur das Bruchstück eines grösseren Gebildes vorzuliegen; irgend welche Reste, die auf die Bilduugsweise schliessen Hessen, fehlen durchaus. Bieiglanz lässt sich nur in Geschieben antreffen. So fand er sich in dem Kalkspath, der einen im sibirischen Geschiebe aus Pr. Stargard einge- betteten Orthoceras erfüllte, und in einem silurischen Kalkstein von Ziganken- x) A. Jentzsch: Die Zusammensetzung des altpreussischen Bodens. Schrift, der Phys.- Oekon. Ges. zu Königsberg. XX. 1879. pag. 75. 2) A. Menge: Geognostische Bemerkungen über die Danziger Umgegend. Neueste Schrift der Naturf. Ges. zu Danzig. Band IV. Heft 8. 1850. pag. 20. 3) P. Dahms: Markasit als Begleiter des Succinit. Schrift, d. Naturf. Ges. zu Danzig. N. F. Band VIII. Heft 1. pag. 180 ff. 5 69 berg bei Danzig in Würfelform, in einem Kalkgeschiebe von Schiiddelkau bei Danzig in Oktaederform, in Sandstein von Spittelhof bei Elbing in grösseren und kleineren Partien, ferner in cambrischem Sandstein von Elbing und in einem Kalkgeschiebe von Langenau bei Danzig in feinen Adern. Bei der Zerkleinerung eines silurischen Geschiebeblockes aus Echinosphäritenkalk, der aus Gr. Bieland, Kr. Elbing, stammt, fand ich die ganze Masse mit feineren oder stärkeren Trümmern von Bleiglanz durchsetzt; einige Fossilien, Hyolitlies acutus Eichw. und Hyolithes inaequistriatus Rem., waren gänzlich in einen Mantel aus diesem Mineral eingehüllt, der sich durch Zersetzung der Blei- sulfatlösung bei der Verwesung der Tierleichen gebildet hatte. Aus der Klasse der in Westpreussen gefundenen Oxyde sei zuerst der Quarz erwähnt. BergkrystaSI, der krystallisierte Quarz, findet sich in grösseren Individuen verhältnissmäsig selten. In einem Geschiebeblocke aus Spengawsken, Kr. Pr. Stargard, ist eine Krystalldruse vorhanden, in der ein Individuum sogar eine Länge von 38 mm erreichte und die gewöhn- lichen Flächen von co P und P zeigte. Ferner liegt eine Druse in einem Granitgeschiebe von Swaroschin, Kr. Dirschau, sowie eine aus stark irisirenden Individuen in einem Geschiebe aus Guttowo, Kr. Strasburg, und eine solche aus winzigen Kryställchen in einem Feuersteine von Karlsthal, Kr. Stuhm. Linke Krystalle mit den Flächen der verwendeten Pyramide liegen von zwei Fundorten vor: das eine Mal aus einem Granitgeschiebe vom Thurmberg bis zu 10 mm Länge, mit einem dünnen, stellenweise auftretenden Überzüge von Eisenoxyd und das zweite Mal in verhältnismässig dicken, aber auch nur circa 10 mm langen Individuen aus einem gänzlich zersetzten, durch fast alleiniges Übrigbleiben des Quarzes zelligen, massigen Geschiebe aus Gapowo, Kr. Karthaus. Drusen, deren Krystalle durch infiltrierte Eisenoxyde eine rote Färbung erhalten haben, entstammen einem Diluvialblocke von Czapielken, Kr. Karthaus. Blutrote Quarze, die an Granat erinnern, enthält vorzüglich ein Handstück aus Gr. Klinsch Kr. Berent, und aus Heidemühl, Kr. Stuhm. Eigenartige, rote Krystalle liegen aus Gr. Katz, Kr. Neustadt, vor. Dieselben erweisen sich bei näherer Besichtigung als vollständig klar und durchsichtig, doch sind in ihnen rote Einschlüsse, z. T. schichtenweise eingelagert. Dieselben dürften als Roteisenerz zu deuten sein, besonders weil am Grunde einiger Individuen des Bergkrystalls dieses Mineral in krystallisierter Form vorhanden ist. Amethyst fand sich in einem Granitgeschiebe von Zoppot eingesprengt, Rosen- quarz in einem Geschiebe von Wentkau, Kr. Dirschau; ein Stück Kiesel- schiefer wurde am Strande von Hoch Redlau, Kr. Neustadt, gefunden. Häufiger kommt Quarz derb vor (Langenau bei Danzig) oder gänzlich zerkleinert und abgerieben als Sand. Unsere Sande sind durch Zerstörung nordischen Materials entstanden. Während der Seesand vorwiegend ausgewaschenes Diluvium ist, besteht der Diluvialsand sowohl aus nordischem Material, wie aus dem des Tertiärs und der Kreide Westpreussens; die Quarze der letzteren entstammen freilich eben- 6 70 falls dem skandinavischen Grundgebirge. Hervorzuheben sind die grossen Quarze der Cenoman-Geschiebe Westpreussens, welche Dames1) in Beziehung zu Bornholm bringt, während Jentzsch später nachwies, dass dieselben der anstehenden Kreide Ostpreussens und ebenso dem anstehenden Unteroligocän Ost- und Westpreussens in gleichem Maasse zukommen. Die grössten Stücke derben Quarzes im Ostpreussichen Provinzial-Museum sind ein Geschiebe mit anhaftendem, derbem Glimmer von Waldau b. Freistadt, Kr. Bosenberg, im Gewichte von 6,5 kg und ein anderes vom Nogatufer oberhalb Marienburg im Gewichte von 1,8 kg. Die Blöcke, welche der Grundmoräne eingebettet liegen, werden nahe der Küste ausgewaschen und zerkleinert, und die leich- teren Mineralien werden fortgeschwemmt; dieleicht zersetzlichen verschwinden dabei, und nur die widerstandsfähigeren und meist schwereren bleiben übrig. Die am Ufer aufrollende Woge lässt die kleinen, durch die Wellen in der Nähe des Ufers hin- und hergetragenen und dabei abgerundeten Mineral- körnchen sinken, nimmt aber bei ihrem Bückfluten alle leichteren Partikel wieder mit. Die schwereren bleiben zurück, da die Woge nicht mehr stark genug ist, dieselben mit sich fortzuführen. Hört dann der Wellenschlag auf, so bläst der Wind die leichteren Mineralteilchen, besonders Quarz, fort und die schwereren, besonders viel Magneteisen enthaltenden bleiben zurück und bilden Streu- oder Magneteisensand2). Schon bei makroskopischer Betrachtung erkennt man neben gerundetem, glashellem oder milchweissem Quarz zahlreiche, rote Granat- und schwarze Eisenerzkörner, zu denen sich bei mikroskopischer Betrachtung noch Epidot und andere Silikate gesellen. Feldspath und Glimmer, sowie Augit, Horn- blende und Olivin fehlen fast gänzlich, da sie verhältnismässig leicht zer- setzt werden. Ausser den opaken Magneteisenerz- und Ilmenitkörnern (Iserin) enthielt der Sand ferner mehr oder minder abgerollte Individuen von Zirkon, Epidot, Turmalin und Butil. Beich an Zirkon ist stellenweise der Magnet- eisensand von Heia, der von den Fischern an Schreibmaterial-Handlungen verkauft und von diesen als Streusand weiter vertrieben wird; derselbe ent' hält auch ziemlich reichlich Butil (Hyacinth). Sehr reich an Granat ist der Magneteisensand von Polski (Narmeln), Kr. Danziger Niederung, während der aus Oxhöft neben den Eisenerz-, Quarz- und Granatkörnern nur selten solche eines anderen Minerals wahrnehmen lässt. Auch der Sand des Schlochauer Sees ist granat- und hyacinthreich3) und G. Lattermann4) fand im unteren Diluvialsande aus der Königlichen Forst Krausenhof, Jagen 24, an 0,21 % Titan- und Zirkonsäure, von denen erstere in vorhandenem Ilmenit (Iserin), letztere in Zirkon gebunden war. Wenn die Körnchen unserer Seesande fast A) Zeitschrift d. Deutsch. Geol. Gesellschaft. XXVI. 1874. pag. 770 ff. 2) W. Deecke: Über den Magneteisensand der Insel Raden. Mitt. des naturwissenchaftl. Vereins für Neuvorpommern und Rügen. Jahrg. 20. 1888. pag. 140 ff. 3) Verwaltungsber. des Westpr. Prov.-Mus. 1884. pag. 4 4) Erläuterung zur geolog. Specialkarte. Blatt Münsterwalde. Berlin 1889. pag. 41. 7 71 ausschliesslich aus Quarz bestehen, der meist abgerundet, klar, durchsichtig oder, von Eisenhydroxyden auf Riffen und Sprüngen durchzogen, mehr gelblich gefärbt ist, finden sich an einigen Stellen Sande, welche durch unregelmässig verteilte, flockige Einlagerungen von oxydischen Eisenverbindungen eine rost- rote bis fleischrote Farbe erhalten haben. Solche roten Quarze1) setzen gewisse tertiäre Sande der Elbinger Höhen zusammen und zeigen hin und wieder Übergänge zu wasserklaren, wie zu trüben, weissen Quarzen. Rote Quarze aus einem Bohrloch von Englischbrunnen bei Elbing liegen in den jüngeren Kreideschichten und sind in ähnlicher Weise gefärbt. Während die Geschiebeblöcke mit der Zeit verwittern und schliesslich unsere Sande bilden, werden die Quarzkörnchen ihrerseits gelegentlich durch Einwirkung des Blitzes wieder zu grösseren Gebilden, Fulguriten, vereinigt. Diese Fulgurite oder Blitzröhren finden sich besonders auf der Seeseite der Dünen unter dem alten Waldboden. Wandern die Dünen landeinwärts weiter, so werden erstere nach und nach biosgelegt; die zu Tage tretenden Teile brechen stückweise ab und liegen schliesslich auf der Oberfläche des völlig kahlen Sandes zusammen. Ebenso treten die Fulgurite auf grösseren Sand- flächen leicht zu Tage, wenn der Wind die Quarzkörner stellenweise fort- bläst. Als Fundorte sind bekannt: Der Semmler bei Marienwerder, die Sand- flächen bei Weissenberg, Kr. Stuhm, das hohe Nogatufer bei Willenberg, die Dünen von Kahlberg, Kr. Danziger Niederung, und die Weichselufer bei Dirschau. Unsere Blitzröhren sind verhältnismässig kräftig und stark, jeden- falls weil der Sand unseres Dünenmaterials infolge seines Gehaltes an Alkalien und Kalk leichter schmelzbar ist, als der anderer Orte. Die dünneren oder dickeren Röhren, die durch das Einschlagen des Blitzes in den Sand ent- stehen, sind in ihrem Innern durch glasartig geschmolzene Quarzsubstanz glänzend, während die äusserlich anhaftenden Körner denselben ungefähr das Aussehen eines sog. Baumkuchens verleihen. Die mikroskopische Unter- suchung ergiebt, dass in einer Glasmasse viele Dampfblasen und durch die plötzlich einwirkende Hitze mehr oder weniger zersprungene und von Rissen durchsetzte Quarzkörner eingelagert sind. limenit (Titaneisenerz) findet sich in Körnerform besonders reichlich in den Magneteisensanden von Heia, Polski und Oxhöft. Chalcedon wird häufig als Überzug, in stalaktitischen Formen und als Aus- füllungssubstanz von Hohlräumen senoner Kalke angetroffen; seine Bildung bei diesen Fundstücken steht jedenfalls in naher Beziehung mit dem Reichtum der senonen Kreide an Feuersteinknollen. Die im Boden durch Sicker- wasser gelöste Kieselsäure wird teils von den sog. Kieselpflanzen, teils bei Berührung mit Kalkstücken ausgeschieden. So bilden sie denn häufig Kieselringe auf Kalksteinen und Fossilien, die im Diluvialgrand liegen. Ein l) A. Jentzsch: Über rote Quarze in preussischen Gesteinen. Zeitschr. der Deutsch. Geolog. Gesellschaft. XXXIY. 1882. pag. 440 ff. 8 72 derartiger Ring auf einem Kalkgeschiebe liegt z. ß. aus der Kiesgrube von Schönwarling, Kr. Ranziger Höhe, vor. Aus dem Inneren eines senonen Kalkgeschiebes aus Braunswalde, Kr. Stuhm, sowie von einem Geschiebe aus Wentkau, Kr. Hirschau, stammt Cbalcedon in stalaktitisch traubigen Massen, aus stark zersetztem Melaphyrgestein von Oxhöft, Kr. Putzig, in Form von Mandeln; ferner zeigt er sich auf Geschieben von Hohenstein, Zigahnen, Kr. Marienwerder, sowie auf einem diluvialen Geschiebe von Mewe, Kr, Marienwerder, und recht häufig auf den Schalen von Ostrea vesicularis Lmk. aus Karlsthal, Kr. Stuhm, in mehr nierenförmig knolligen Gebilden der Oberfläche. Die senone ., harte Kreide“ schliesst häufig sehr grosse Mengen von Chalcedon ein1), von besonderem Interesse erscheint mir aber dieses Mineral als Auskleidungsmasse von Bohrgängen in fossilen Hölzern. Während die Kieselhölzer oberflächlich durch die Verwitterung hell sind, besitzen sie in ihrem Innern meist eine schwarze Färbung, die von den Resten ehemaliger organischer Substanz herrührt. Jedenfalls haben diese organischen Reste in den meisten Fällen die Verkieselung der Hölzer herbeigeführt; die Kiesel- säure konnte sich später lösen und dann wieder in kleinen Krystallen oder als Überzüge von Chalcedon auf den Wandungen von Bohrgängen, die jeden- falls Bohrmuscheln ihre Entstehung verdanken, aus der Lösung ausscheiden. Hölzer mit derartig gefüllten Bohrgängen liegen aus Groddeck bei Laskowitz, Kr. Schwetz, Hoch Redlau, Kr. Neustadt, und aus Löbau 2) vor. In ähnlicher Weise wie die Bildung des Chalcedon in den Bohrgängen von Hölzern dürfte durch Einwirkung von verwesenden Pflanzenresten viel- leicht auch die des vielfach von Poren und Röhren durchsetzten S'üsswasser- quarzät zu erklären sein. Derartige Stücke liegen vor von Flatow und vom Strande der Danziger Bucht unterhalb des Steilabfalls bei Hoch Redlaii. Carneol-ähnlicher Quarz stammt aus Lenzen, Landkreis Elbing; eine Achat- Knolle wurde beim Abtragen der Festungswälle von Danzig (Bastion Elisa- beth) gefunden; sie stammt jedenfalls wie das ganze Material der Fortification aus der Umgebung dieser Stadt. Ferner soll ein Stück bei Nadolle, Kr. Neu- stadt3), gefunden sein Feuerstein von meist schwärzlicher Farbe, an der Luft gelblich gebleicht, gelegentlich auch in weisspunktierten, schwarzen Varietäten ist ziemlich häufig. Ellipsoidische Gerolle von Feuerstein, welche Jentzsch in der Gegend von Marienwerder, Mewe, Bischofswerder u. a 0. im Diluvium fand, und welche durch ihre Gestalt und OberflächenbeschafTenheit den durch L. Meyn4) be- schriebenen sog. ,, Wallsteinen“ Helgolands, Englands u. s. w. entsprechen, sind ursprünglich ebensolche senonen Knollen gewesen, aber im Tertiär ab- !) J. Kiesow: Die geologischen Verhältnisse der Umgebung Danzigs. Danzig in natur- wissenschaftlicher und medizinischer Bedeutung. Danzig 1880. pag. 35. 2) Verwaltungsbericht des Westpr. Prov.-Mus. 1887. pag. 4. 3) Verwaltungsbericht des Westpr. Prov.-Mus. 1891. pag. 6. 4) Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellschaft. XXVI. 1874. pag. 50. 9 73 gerollt und aus diesem ins Diluvium gelangt. Ein chalcedonähnlicher Feuer- stein stammt aus Langenau, Kr. Rosenberg. Die Kreide des Untergrundes unserer Provinz enthält vielfach kieselreiche Concretionen; diese erschienen in den kreideartigen Schichten als „Feuerstein“, in den mehr sandigen und thonigen dagegen als „harte Kreide“1), welche spröde und je nach ihrem Kieselgehalt weicher oder härter ist; sie hat flachmuscheligen Bruch und er- scheint vorzüglich in kopfgrossen, unregelmässig geformten Knollen. Manganoxyde finden sich wohl in jedem Eisen-haltigen Gesteine, deshalb auch im Diluvium und Alluvium, wenn auch nur in geringer Menge; stellen- weise sind sie sogar so reichlich vorhanden, dass sie als Wad auf Quellen und Grundwasser schwarze, pulverige Überzüge bilden. Dieses dem Psilo- melan nahe stehende Mineral lässt sich sehr leicht daran erkennen, dass es, mit Salzsäure übergossen, Chlor entwickelt. Häufig tritt es mit Eisenoxyden, die ebenfalls durch Oxydation aus ihren Lösungen ausgeschieden sind, ge- meinsam in rostfarbigen bis schwärzlichen Streifen in den Diluvialschichten, besonders im Grand (Schönwarling), auf oder bildet mit ihnen auf Steinen Ausscheidungen in zierlichster Form, Dendriten, die von Laien gewöhnlich für Pflanzenabdrücke gehalten werden. Besonders häufig sind Bildungen auf Kalkstein von Willenberg, Kr. Stuhm, Jastrow2), Kr. Dt. Krone, Hoch Redlau und Marienburg3). Nach einer freundlichen Mitteilung des Königlichen Landesgeologen Herrn Dr. Ebert in Berlin tritt am Steilufer bei Neuenburg ein manganhaltiger Sand auf. Limonit (Brauneisenerz), ein Gemenge von Eisenoxydhydrat und phosphor- saurem Eisenoxyd, bildet in vielen Gegenden den Untergrund der Torfmoore. Lose Kugeln von sandigem Raseneisenstein liegen in grösserer Menge auf der Feldmark Neufietz bei Schöneck, Kr. Berent4), in einem Graben am östlichen Waldrande nahe der Wischiner Grenze. Raseneisenerz kommt ferner bei Brodsack in der Richtschwente, Kr. Marienburg5) in einem schwarzgrauen, in getrocknetem Zustande hellgrauen Schlick reichlich vor. Ein Handstück des Ostpreussischen Provinzial - Museums stammt von Hansgut bei Graudenz, ferner sollen nach Schumann6) an den Bergabhängen bei Elbing Stücke von 1 — 3 Centner Gewicht gefunden worden sein. Ein rogensteinähnlich ausge- !) A. Jentzsch: Führer durch die geolog. Sammlungen des Prov.-Mus. der Phys.-Oekonom. Ges. zu Königsberg. Königsberg 1892. pag. 80. 2) Verwaltungsber. des Westpr. Prov.-Mus. 1893. pag. 9. 3) Ebenda. 1888. pag. 4. 4) A. Jentzsch: Die geognostische Durchforschung der Provinz Preussen im Jahre 1876. Schrift, der Phys.-Oekonom. Ges. zu Königsberg. XVII. 1876. pag. 122. 5) A. Jentzsch: Die geognostische Durchforschung des norddeutschen Flachlandes, ins- besondere Ost- und Westpreussens in den Jahren 1878 — 1880. Schrift, der Phys.-Oekonom. Ges. zu Königsberg. XXI. 3880. pag. 175. 6) Schumann: Geognostische Darstellung von Preussisch-Litthauen, Ost- und Westpreussen. Die Provinz Preussen. Festgabe für die Mitglieder der XXI\r. Versammlung deutscher Land- und Forstwirte zu Königsberg i. Pr. 1863. pag. 77. io 74 bildeter Raseneisenstein entstammt dem Materiale der abgetragenen Festungs- wälle (Bastion Elisabeth) zu Danzig. Die Brauneisensteingeoden (Thoneisen- steine, Adlersteine, ÄdSereier, TeufeSsklappern. Eisenconcretionen, Eisen- und Sphärosiderit - Nieren) sind sehr verbreitet in den Ablagerungen des oberen und unteren Diluviums unserer Provinz, haben ein höheres Alter und bestehen meist aus umgewandelten Sphärosideritstücken mit vielfach mattglänzender, dunkler Schale und einem lichteren, aussen meist ockergelb gefärbten Kerne. Die häufig vorhandene, rundliche Gestalt erhielten sie meist als Geschiebe in der Diluvialzeit. Die ursprünglich vorhandenen Stücke enthielten im Wesent- lichen Sand, Thon und die Carbonate von Kalk und Eisen. Wasser führte eine langsame Oxydation des Ferrocarbonats herbei, wobei Kohlensäureabgabe und Volumveränderung ein trat. Die W iderstandsfähigkeit bewirkte anfangs eine schalige Ausscheidung, da die Eisenerze langsam ausgelaugt werden mussten, und so die Fällung des Oxydes nicht augenblicklich erfolgte. Erst allmählich bildete sich um den erweichten Thon eine dünne Hülle des Hydroxydes, welche erhärtend den ersten Anflug der Schale gab. Die frei- werdende Kohlensäure führte die Carbonate von Kalk und Magnesia in leicht- lösliche Bikarbonate über, welche bald ausgelaugt wurden; die Glimmer- blättchen und Quarzkörner blieben bei dem Auslaugen dagegen, vom Thone festgehalten, zurück. Je mehr der Kern verschwindet, desto loser sitzt die Hülle, und es entstehen dann die sog. Klappersteine (Umgegend von Danzig). Als Fundorte für Eisenconcretionen sind anzuführen: Jastrow, Kr. Dt. Krone, Putzig, Klanin und Rutzau, Kr. Putzig, Löbau, Schadrau, Kr. Bereut, Zoppot, Kr. Neustadt, Gruppe, Kr. Schwetz, Böslers Höhe bei Graudenz, Tolkemit, Landkreis Elbing, und ferner der Strand bei Chlapau, Kr. Putzig, und bei Hoch Redlau, Kr. Neustadt; für Stücke mit fortgeführtem Kerne: Schöneck, Kr. Bereut, Schönwalde, Kr. Graudenz, und Schöuwarling, Kr. Danziger Höhe, von denen das zuletzt aufgeführte Stück das Aussehen eines grösseren Vogel- nestes besitzt. Während die Brauneisensteingeoden des norddeutschen Flachlandes teils dem Tertiär, teils dem Jura, vielleicht auch der Kreide entstammen, bildet sich der Rasenstein heute noch als Niederschlag aus einer durch Auslaugen älterer Schichten gebildeten Lösung von Eisensalzen. Der Ausscheidungsprocess wird namentlich durch Zersetzung faulender pflanzlicher oder tierischer Reste begünstigt, während Algen den Process be- schleunigen. Der Raseneisenstein ist mehr oder weniger mit Sand verunreinigt, verbindet häufig Kies- und Sandbrocken zu einem Conglomerat, wie bei einem Stücke von Zigankenberg bei Danzig, und besteht aus Eisenoxydhydrat, phosphorsauren und humussauren Eisensalzen; bald tritt er in schrot- bis erbsengrossen Körnern auf, bald aus diesen scheinbar zusammengesintert in grossen, oft schlackenartigen und traubigen Stücken. Auch in kalkfreiem, trockenem Boden bildet sich durch Einwirkung der Pflanzen Limonit, indem sich die Wurzeln mit schaligen Hüllen von Eisenoxydhydrat umgeben. Eben- 11 75 so waren organische Substanzen die Ursache zur Bildung rundlicher Ab- sonderungen in älteren Sedimentärgesteinen, wo sie dann den Kern der Con- cretionen bildeten. So beschreibt R. Klebs ein bei Danzig gefundenes Stück von Brauneisenstein, welches bei mikroskopischer Untersuchung verschiedener Schalenteile erkennen liess, dass in Eisenoxydhydrat versteintes Holz die Veranlassung zur Bildung der Geode gewesen war. In folgendem mag die Beschreibung des Stückes dem Wortlaute nach wiedergegeben werden1). ,,Das Stück ist länglich, 55 mm lang, 35 mm breit, flach, kaum in der Mitte 11 mm hoch, nach dem Rande zu linsenförmig abgerollt. Die Farbe ist dunkelrost- braun, an eiuzelnen Stellen ins Röthliche übergehend, mit schwachem Glanz. Die Oberfläche erscheint an einzelnen Stellen undeutlich und verwischt parallel gefurcht.“ ,,Der Querbruch ist schwach glänzend, die Schale 2 — 6 mm dick, der Hohl- raum vollständig vorhanden, ohne Spuren von Thon und Sand. Die Innen- seite der Rinde ist ebenso mit Wülsten bedeckt, wie bei andern Brauneisen- steingeoden und stellenweise mit sehr kleinen Kry stallen von Eisenoxydhydrat überzogen. Auf dem Längsbruch erkennt man mit der Lupe deutlich die Holzstruktur, welche sich bei einem Dünnschliff in lange parallele Zellen, rechtwinklich durchkreuzt von Markstrahlen, auflöst. Porenzellen konnte ich, des schlechten Erhaltungszustandes wegen, nicht erkennen.“ Die Bildung von Schale und Hülse erklärt Klebs dadurch, dass kohlensaures Eisenoxydul als ursprüngliches Versteinerungsmaterial Vorgelegen habe. Dieses oxydierte sich, das Bicarbonat des Oxydulsalzes ging in Lösung, ohne dass eine thonige Isolierschicht Spuren davon zurückgehalten hätte. Eine neue Zufuhr Sauer- stoff-haltigen Wassers bewirkte wieder die Bildung von Eisenoxydhydrat, welches sich an die vorhandene Schale anlegte, wobei durch die gleichzeitige Loslösung von Kohlensäure wieder Oxydulsalz fortgeführt wurde; und so ging es fort, bis das Innere ausgewaschen war. Das alluviale Raseneisenerz oder SVforasterz wurde in früherer Zeit durch Eisenhämmer verhüttet, nachdem es bis zum Ende der siebenziger Jahre unseres Jahrhunderts zu Wondollek bei Johannisburg in Ostpreussen ver- schmolzen war. Wegen des Phosphorgehaltes war es leicht schmelzbar und gab feingestaltete, aber brüchige Gusswaren, es wurden aus ihm Kochgeschirre und andere kleine Gusssachen hergestellt, die keinen heftigen Erschütterungen ausgesetzt sind. Neuerdings findet das Raseneisenerz nur in Glasfabriken Verwendung. Zonenweise zersetzter Thoneisenstein, sog. Adlerstein, liegt aus Karlsthal, Kr. Stuhm, vor, Bohnerz von Emaus bei Danzig. Wennschon die Klasse der ilaloitisal^e in unserer Provinz keine Ver- x) R. Klebs: Über Braun eisensteingeoden, mit besonderer Berücksichtigung der in Ost- und Westpreussen vorkommenden. Schriften der Phys.-Oekon. Ges. zu Königsberg. XIX. 1878. pag. 144, 145. 12 76 treter liat? so findet sich doch ira Wasser von Quellen und artesischen Brunnen öfter ein nicht unerheblicher Gehalt an Chlornatrium, Kochsalz. Solche salz- haltigen Wasser entsteigen der Kreide von Thorn und Tiegenhof1), von denen das letztere 0;i87 % Chlornatrium enthielt; in Altendorf bei Christburg2), Kreis Stuhm, wurde in einem Keller ein Quell entdeckt, der 0,35762 % dieses Salzes in Lösung führte. Immerhin ist der Gehalt der aufgeführten Wasser so gering, dass an einen Zusammenhang mit Steinsalzlagern nicht gedacht werden kann. Ferner berichtet Treichel3) von einem Torfe, der an der Nordspitze Westpreussens unter den wandernden Dünen an der See zu Tage tritt und der in seiner Asche (30,5 %) die Chlorverbindungen von IVSagnesia und in Spuren die von Eisen, Kalk, Natron und Barium (zusammen 3,5 %) enthielt. Fluorit ist mikroskopisch, namentlich in Porphyrgeschieben, nachgewiesen. Die Klasse der Carbonate wird hauptsächlich durch den kohlensauren Kalk repräsentiert. Calcit findet sich in ausgebildeten Krystallen, meist jedoch nur in Spaltungsstücken vor. Krystalle, die teils in Drusen, vorzüglich silur ischer, devonischer und auch cretaceischer Geschiebe sitzen, teils aus diesen herausgelöst wurden, liegen von R amkau und Schönwarling, Kr. Dan- ziger Höhe, Biesen bürg, Kr. Rosenberg, Tyllitz bei Neumark, Kr. Löbau, Hoch Redlau, Kr. Neustadt, Cedronthal bei Neustadt. Hochstriess und Langenau bei Danzig vor, während mehrere Spaltungsstücke von Schönwarling und Gr. Liniewo, Kr. Berent, bekannt sind. Der Kalkspath bildet in einem sibirischen Kalke von Riesenburg eine Druse aus einigen Rhomboedern und zahlreichen Skalenoedern, in einem solchen vom Bahnhof Bölkau, Kr. Danziger Höhe, nur Skalenoeder; letztere Form weisen auch die 2 — 4 mm langen Kryställchen auf, die das Innere eines Cyathophyllum , welches der Kiesgrube von Gr. Waplitz, Kr. Stuhm, entstammt, erfüllen. In den Schalen der Thon- eisengeoden setzen sich neben anderen Produkten der Auslaugung häufig auch kleine Kalkspathkrystalle an. Unvollkommen krystallisierte, sandreiche Kalkspäthe sind die Kugelsand- steine, deren Vorkommen in Ostpreussen A. Jentzsch4) näher beschrieben hat. Sie stellen nur selten einzelne Kugeln, meist Kugelgruppen von hellgrauer bis gelblichgrauer Farbe dar. Bei westpreussischen Vorkommnissen findet sich auch eine gelbliche, gelblich-braune bis braune, bei einem aus 3 Kugeln zusammengesetzten Stücke aus Schönwarling, Kr. Danziger Höhe, sogar eine fast schwarzbraune Färbung vor, von der sich bräunliche und gelbliche, un- L A. Jentzsch: Der Untergrund des norddeutschen Flachlandes. Schrift, d. Phys.-Oekonom. Ges. zu Königsberg. XXII. 1881. pag. 50. 2) J. Schumann: Eine neue Salzquelle in Preussen. Neue Preuss. Prov. -Blätter. III. Folge. Band IX. 1864. pag. 160. 3) A. Treichel: Über Baryt im Seetorf. Schrift, der Naturf. Ges. zu Danzig N. F. Band V. lieft 1 und 2. pag. 379 — 381. 4) A. Jentzsch: Über Kugelsaudsteine als charakteristische Diluvialgeschiebe. Jahrb. der K. Preuss. Geolog Landesanst. und Bergakad. zu Berlin für 1881. pag. 571 ff. 13 77 regelmässig begrenzte Flecke abheben. Rötliche bis rote Nuancen zeigen sich ebenfalls ziemlich ausgeprägt in unregelmässigen Flammen, oder sie sind oberflächlich zu einer hellgrauen Färbung ausgebleicht. Einzig in ihrer Art ist die graue, eineu starken Stich ins Stach elbeer-grüne aufweisende Färbung eines Stückes von Borzistowo, Kr. Karthaus. Diese Gebilde sind nicht dilu- vialen oder jüngeren Alters, da der sie aufbauende Sand von dem des Diluviums verschieden ist. Sind die Kugeln frei oder nur zu wenigen (2 bis 3) vereint, so sind sie meist von nicht unbedeutender Grösse, dagegen sind sie meist nur klein, wo sie sich in grösserer Menge zusammenscharen. Während bei solchen grossen Kugelmengen die einzelnen Individuen oft nur einen Durchmesser von l*/2 bis 2 mm besitzen, haben die kleinsten der einzeln aufgefundenen oder zu 2, 3 oder nur in geringer Zahl vereinten Kugeln einen solchen von 7 — 8 mm. Von zwei verwachsenen Kugeln aus Neuhof, Kreis Löbau, hat die grössere die Form eines flachen Rotationsellipsoids mit den Achsenlängen 55 und 76 mm, während das zweite fast sphärische Gebilde einen Durchmesser von 45 mm besitzt. Nicht allzuselten erhält die Ober- fläche solcher grösseren Kugeln durch die mehr oder minder deutlich aus- gebildeten Calotten kleiner Kugeln ein warziges Aussehen. Das Bindemittel der Kugelsandsteine bilden meist oberflächlich verschwundene Carbonatei; es ist stets krystallinisch. Jede Kugel bildet krystallographisch ein Individuum, da jede Spaltungsfläche nahezu vollkommen eben und gleickmässig spiegelnd erscheint. Die reichlichen Sandkörnchen, welche dieselbe durchbrechen und ihre ursprüngliche Schichtung beibehalten haben, machen hier die Spaltung- schwieriger als bei reinem Calcit; diese lässt sich nach allen 3 Flächen des Grundrhomboeders durchführen. Es durchdringen sich hier in gewissem Sinne innig ein krystallinisches und ein klastisches Gestein, ohne sich gegenseitig in ihrer Struktur zu stören. Die äussere Krystallform des Calcits ist hier durch den hemmenden Sand gänzlich unterdrückt, und nur die innere Struktur hat zur Geltung kommen können. Die Bildungsweise erinnert an die unserer Diluvialsandsteine, die ebenfalls einen durch Carbonate verkitteten Sand repräsentieren, dessen Schichtung völlig erhalten geblieben ist. Bei einem ungefähren Sandgehalte von 63 % bestehen diese Gebilde aus kohlensaurem Kalk, kohlensaurer Magnesia, Eisenoxyd und zuweilen Kali, Natron etc. Sie entstammen bestimmten Horizonten im Devon und Cambrium der russischen Ostseeprovinzen. Auch in Westpreussen findet sich, wie esJentzsch für Ost- preussen gezeigt hat, die Mehrzahl der Fundorte dieser Gebilde im Osten, während die westlichen Kreise nur wenige oder gar keine Fundorte aufweisen. Diese Thatsache dürfte für unsere Provinz freilich auch dadurch zu deuten sein, dass in den westlichen Kreisen verhältnismässig weniger gesammelt wird als in den östlichen. Recht häufig finden sich in unserer Provinz sog. OsteocolSen, welche von kalkhaltigen Sickerwässern in durchlüftetem Kalk- und Mergelboden abgesetzt werden. Sie bilden Umhüllungen von Wurzelfasern, sind daher röhrenförmig, 14 78 meist kohl, in vielen Fällen aber noch mit anhaftenden Überbleibseln der Wurzel versehen. In reicher Menge finden sie sich in Leegstriess bei Danzig, in Gossentin unweit Neustadt1), im Schidlitz-Thal bei Zoppot und überaus zahlreich nnd gross in einer Sandgrube bei Düvelkau, Kr. Danziger Höhe. Ein Kalktisff liegt vom Stadtvorwerk Marienwerder2) vor, ferner von Swaro- schin und vom Weichselufer bei Schweiz, doch findet er sich auch anderwärts in der Provinz. Ein Stück Kalktuff von Lindenhof, Kr. Karthaus, weist einen schönen, ungefähr 60 mm langen Blattabdruck auf. Dasselbe wurde circa 30 Schritt vom grossen Radaunensee in einem Mergellager auf der Linden- hofer Feldmark gefunden, geradeüber dem Bruchsee (Nierostowo-See), der eine Bucht des Radaunensees bildet. Dichter kohlensaurer Kalk bildet den grössten Teil unserer Silurgeschiebe, in mächtigen Lagern steht er in Buchen- rode bei Klanin an3); welsse Kreide tritt bei Kalwe, Kr. Stuhm, zu Tage und ist an zahlreichen Stellen der Provinz erbohrt. Kalkstaub ist auch den san- digen Schichten der Kreideformation, sowie fast allen Diluvialschichten bei- gemengt, während er den Tertiärschichten (mit Ausnahme des bei Thorn verbreiteten Posener „Septarientkones“) fehlt; fast reines Kalkcarbonat ist endlich als Wiesenkalk, welcher in Wiesenmergel und Seekreide, andererseits in Kalktuff und Radaunenmergel übergeht, weit verbreitet; als Bindemittel diluvialer Sande bildet es den ^ron Menge,Jentzsck und Anderen beschriebenen Diluvialsandstein der Thalgehänge. Dolomit findet sich hin und wieder als devonisches Geschiebe, sowie in allen kalkhaltigen Diluvialschichten als staubförmige Beimengung. Aus der Klasse des Sulfate ist in unserer Provinz recht verbreitet der Gyps, der zu den wenigen Mineralien zu rechnen ist, die an Ort und Stelle entstanden. Treffen die an Sulfaten reichen Quell- und Brunnenwasser auf Kalk, so bilden sich hier oder in einiger Entfernung Drusen und einzelne Krystalle von Gyps. Diese Bildung geht besonders häufig im Thon vor sich, so im Posener Septarientkone, der südöstlich von Flatow in die Provinz hineinragt und gelegentlich auch grössere Concretionen von Calciumcarbonat (Septarien) enthält; die hier gefundenen Zwillingskrystalle sind ca. 3 cm lang. Aus Neu-Tuchel liegen 1,5 cm lange, zu einer Druse vereinigte Zwillinge nach dem Orthopinakoid von schön weingelber Färbung vor, andere Gyps- krystalle von einem benachbarten Fundorte waren nur halb so lang, farblos, nicht verzwillingt und an den Enden meist nur durch — P oder ein Orthodoma, seltener durch beide Formen zugleich begrenzt. Von zwei vorliegenden Krystallen aus dem Thone von der Brake bei Tuchei hat der grössere eine Länge von 60 mm und eine Begrenzung durch co P7 das Klinopinakoid und — P. Vielfach hat sich der Schwefelgehalt faulender Organismen zu Schwefelsäure oxydiert, und in Bindung an Kalk 0 Verwaltungsber. des Westpr. Prov.-Mus. 1888. pag. 4. 2) Yergl. Geolog. Spezialkarte von Preussen. Blatt Marienwerder. 3) Yerwaltungsber. des Westpr. Prov.-Mus. 1884. pag. 4. 15 79 als Gyps erhalten. Ein Stück Lignit aus Chlapau, Kr. Putzig, ist auf den Schichtflächen mit zahlreichen, kleinen Gypsdrusen versehen. Dieselben be- sitzen Seidenglanz, ordnen sich radiär um einen Punkt herum und beein- trächtigen durchaus den Zusammenhang des Stückes. Häufiger als von pflanz- lichen Resten geht aber die Bildung des Calciumsulfates von tierischen Resten aus. Der Deckthon des Diluviums und die frühglacialen Yoldia - und Cyprinen- thone enthalten vielfach kleine Kryställchen davon; ferner findet sich Gyps in minimalen Mengen im Ackerboden und im Wiesenmergel vor. Unter anderem tritt dieses Mineral auch im unterdiluvialen Thonmergel von Warm- hof bei Mewe1) auf. Nach Wald2) enthält die Sandsteinhöhle von Mechau bei Putzig auf dem sandigen Grunde, an den Wänden und Säulen ausser Steinen, Muscheln, Schnecken und zahlreichen Knochen von Säugetieren und Vögeln auch reine Gypsstücke; auch an den Thalwänden von Schidlitz und anderen Punkten der Danziger Höhenzüge sollen sich nach demselben Autor ähnliche Bildungen finden. Ein völlig frisches, ungefähr zolldickes Stück Fasergyps, das aus einem Kieslager zu Gruppe, Kr. Schwetz, stammt, scheint zufällig dorthin gelangt zu sein, da kaum anzunehmen ist, dass dieses Stück bei dem Transport zur Diluvialzeit nicht zerstört, vom Wasser gelöst oder doch wenigstens geätzt worden wäre. Eisenvitriol ist stets an das Vorhandensein von Markasit (vergl. diesen) geknüpft. Dasselbe findet sich in der Erde des Weichseldeltas an vielen Stellen3), verleiht dem Brunnenwasser einen widerlichen Geschmack und lässt aus diesem bei längerem Stehen das Eisenoxydhydrat als gelbbraunen Boden- satz fallen. Dieser Absatz zeigt sich als sog. „Fettigkeit“ auch oft auf Gräben und Teichen. Jedenfalls gaben hier die organischen Beimengungen der Erde zuerst Veranlassung zur Bildung des Eisenbisulfid, das seinerseits dann später durch die mit Sauerstoff beladenen Tagewässer oxydiert wurde und zum Teil in Lösung überging. Die kehligen Beimengungen treten in so grosser Menge auf, dass sie oft die Entstehung von Kohlenwasserstoffen be- dingen, welche sich im Brunnen bei Annäherung von Licht entzünden. Der Eisengehalt des Grundwassers ist auch vielfach auf das Vorhandensein von Ferrocarbonat zurückzuführen, da Humusstoffe Eisenverbindungen leicht auf- lösen und dieselben bei der Oxydation wieder abscheiden. Alaun wird jetzt zwar nirgends in der Provinz gewonnen, doch ist Alaun- erde im Tertiär hier und da vorhanden, so besonders bei Schwetz. Aus der Gruppe der Spinell© (Klasse der Borate, Aluminate, F errate, Arsenite und Antimonite) ist das Magneteisenerz (Magnetit) als Begleiter des Titaneisens (Ilmenit) in den Magneteisensanden hervorzuheben. Nach einer 9 Jentzsch: Erläuterungen zu Blatt Rehhof der geologischen Specialkarte von Preussen. Berlin 1889. pag. 10. 2) Wald: Bemerkungen über den neugebildeten Sandstein in Preussen. Neue Preuss. Prov. -Blätter. III. Folge, Band IV. 1859. pag. 305 ff. 3) Menge: Loc. cit. pag. 10 16 80 freundlichen Mitteilung des Herrn Prof. Dr. Co n wen tz in Danzig tritt dieses Mineral in mikroskopisch kleinen Oktaederen auch in fossilen Hölzern auf. Die Phosphate Westpreussens sind vertreten durch Apatit, der besonders die Phosphoritknollen zum Teil bildet, und durch Vivianit. Apatit ist mikroskopisch in den krystallinischen Silikatgesteinen gemein, namentlich im Diorit und Diabas. Die Phosphoritknollen linden sich in unserer Provinz sowohl in anstehenden Grünsandschichten des Unteroligocän, als auch infolge der Zerstörung dieser Tertiärschichten im Diluvium vor. Auch Ge- schiebe noch älterer Gesteine, enthalten bisweilen Phosphoritknollen. Sie haben eine unregelmässig gerundete Form mit vielen mehr oder minder tiefen, ebenfalls unregelmässig gestalteten Eindrücken und glatter, fettglänzender, tiefschwarz oder schwarzgrün gefärbter Oberfläche. Selten, wahrscheinlich durch Verwitterung, ist die Oberfläche matt und umgiebt als graue, dünne Hülle den übrigen, schwarzen Kern. In der Grundmasse sind gerundete, glatte, wasserhelle bis graue Quarzkörner eingebacken. Die Grösse der Ge- bilde schwankt zwischen Haselnuss- und Faust-Grösse; sie sind concentrisch- schalig aufgebaut und oft zu einem grösseren Ganzen verkittet. Da Spuren eines längeren Transportes gänzlich fehlen, und die Cohäsion der Knollen eine sehr geringe ist, so schloss schon Jentzsch1), dass ihre ursprüngliche Lagerstätte in Freussen sei. Wennschon der grösste Teil derselben durch Zerstörung und Aufbreitung der im tiefen Untergründe Preussens anstehenden Kreideschichten geliefert wurde, so fand im Unteroligocän eine erneute Bildung dieser Concretionen statt, welche dann nicht selten Tie.reste dieser Periode umschliessen oder Steinkerne von ihnen bilden. An Petrefakten wurden in ihnen Spongia ?, Nautilus sp , Gastropoden und Haifisch-Zähne ge- funden, die selbst in Phosphorit umgewandelt waren; ferner finden sich in ihnen Muscheln, Schnecken und Crustaceen, auch weisen sie die Form zapfen- artig gestalteter Exkremente und der Steinkerne von Schnecken, Voluta und Trochus , auf. Auch hier haben deshalb Tierreste die zur Bildung der Phos- phorite nötige Phosphormenge geliefert. Dünne Unteroligocän - Schichten, derart mit Phosphoriten erfüllt, dass letztere fast die Hauptmasse darstellen, sind von Kalthof bei Plibing, zwischen Marienburg und Dirschau von Uhlkau, Stuhrn, Watzmiers bei Dirschau und Dirschau und von Nenkau, Klempin und Senslau bei Danzig bekannt. Die !) Jentzsch, Schriften der Phys.-Oekonom. Gesellschaft zu Königsberg. XX. 1879. pag. 26—29. Jentzsch: Über Phosphoritvorkommen in Westpreussen. Tageblatt d. 53. Versammlung Deutscher Naturforscher in Danzig. 1880. pag. 284 — 285. Berendt: Neues Tertiärvorkommen bei Rügenwalde und mutmassliche Fortsetzung der grossen russischen Phosphoritenzone. Jahrb. d. K. Preuss. Geolog. Landesanstalt f. 1880. Berlin 1881. pag. 282—289. M. Hoyer: Über das Vorkommen von Phosphorit- und Grünsand-Geschieben in West- preussen. Zeitschr. d. Deutsch. Geolog. Ges. XXXII. Heft 4. ' Berlin 1882. pag. 698 ff. 17 81 durch Zerstörung solcher Schichten in das Diluvium gelangten Phosphorite werden häufig im Grande zwischen Dirschau, Pr. Stargard und Danzig und bei Marienburg und Marienwerder, sowie überaus reichlich in kleinen und grossen Knollen am Strande zwischen Oxhöft und Hoch Redlau, Kr. Neustadt, aufgelesen. Ihr häufiges Vorkommen ist durch besondere Zeichen ange- geben auf den von Jentzsch bearbeiteten Blättern Dirschau und Elbing der 1 : IQOOOOteiligen Geologischen Karte der Provinz Preussen und auf denen von Marienwerder, Rehhof und Mewe der Geologischen Specialkarte von Preussen; ihr allgemeines Verbreitungsgebiet ist angedeutet auf Jentzsch’ Karte vom Untergrund des norddeutschen Flachlandes in den Schriften der Phys.-Oekonom. Ges zu Königsberg. XXII. 1881. Tafel 1. 0. Helm1) hat 3 westpreussische Phosphorite analysiert, die im Durch- schnitte 22,i«9 % Phosphorsäure-Anhydrit enthielten, wie die verhältnismässig hohen Werte der enthaltenen Kohlensäure anzeigten, bereits in Zersetzung übergingen und neben organischer Substanz Chlor (in einem Falle 0,on %, in den beiden anderen: Spuren) enthielten. Ein Blick auf die von Jentzsch2) mitgeteilten 12 Analysen ostpreussischer Phosphorite zeigt, dass hier nur in 3 Fällen Fluor (0,29 : 0,97 ; 1,28 %) und in einem 0,os % Chlor (fossile Krabbe aus der blauen Erde des Samlandes) gefunden worden ist. Leider lassen sich die 3 analysierten westprcussischen Phosphorite nicht durch Berechnung auf eine übersichtliche Form bringen, wie es H. Credner3) für die Phosphorit- kuollen des Leipziger Mitteloligocäns durchgeführt hat. Die Unmöglichkeit dieser Berechnung ergiebt sich durch den Gehalt der westpreussischen Vor- kommnisse an Glaukonit; dabei war erstens in den Analysen nicht die Kiesel- säure der eingeschlossenen Glaukonit- und Quarz-Körner getrennt angegeben, und ferner wäre es bei den verschiedenen Ergebnissen der vorliegenden Glaukonitanalysen mit Schwierigkeiten verknüpft, die richtige Formel des in Abzug zu bringenden Glaukonit zu treffen. Ein Versuch, dieses Silikat zu vernachlässigen, misslang, da in diesem Falle l,oi, 14, 13 und 19,72 % Kalk ungebunden zurückblieb, obgleich die Phosphorsäure garnicht einmal als basisches Calciumphosphat in Rechnung gezogen war. Wird in den Analysen des blossen Überblickes willen alle Phosphor-, Schwefel- und Kohlensäure auf ihr Kalksalz berechnet, so ergiebt sich in groben Umrissen folgende Zusammensetzung der Knollen: J) Otto Helm: Über die in Westpreussen und dem westlichen Russland vorkommenden Phosphoritknollen und ihre chemischen Bestandteile. Schrift, der Naturf. Ges. zu Danzig. N. F. Band VI. Heft 2. 1885. pag. 240 ff. 2) A. Jentzsch: Die Zusammensetzung des altpreussischen Bodens. Schrift, der Pbys.- Oekonom. Ges. XX. 1879. Königsberg 1880. pag. 70 (28). 3) H. Credner: Die Phosphoritknollen des Leipziger Mitteloligocäns und die norddeutschen Phosphoritzonen. XXII. Band d. Abhandl. der matb.-phys. Klasse der Königl. Sachs. Ges. der Wissenschaften. No. 1. Leipzig. 1895. pag. 13. 18 6 82 Carlsthal bei Stuhm Neuschottland bei Danzig Hohenstein bei Danzig Ca3 P2 0, 49,33 i ^ 1 05 49,78 Ca S04 ........ 6,67 1,93 1,72 Ca C03 . 6,70 9,66 3,09 Grünsand, Quarz, organische Substanzen, Wasser . . 37,30 42,36 45,41 Summe 100, 00 100, 00 100, 00 Interessant ist es, dass die Menge der Phosphorsäure von 8 Phosphoriten aus Dirschau1) zwischen 17,27 und 35,53 % schwankte und im Mittel 25,r,o % betrug. Gelangt zerriebene Phosphoritsubstanz in den Geschiebemergel, so ist er an diesen Stellen etwas reicher an Phosphorsäure als an anderen und wirkt befördernd auf den Pflanzenwuchs. Phosphorite, welche in höheren Schichten gesammelt wrerden, zeigen sehr schöne Wurzelerosionen. Da unser ganzes Unteroligocän im wesentlichen aus einheimischem, seines Kalkgehaltes beraubtem Material cretaceischen Alters besteht, so ist die ursprüngliche Ansammlung von Phosphorsäure auf Tiere der Kreidezeit zurückzuführen. Die Phosphoritvorkommen bei Grodno, von Ost- und West- preussen, bei Rügenwalde, Bornholm und Wollin bilden die westliche Fort- setzung einer schmalen Zone von reichlich vorkommenden Phosphoriten, die sich von Simbirsk über Tambow, Woronesch, Kursk bis in die Gegend von Smolensk hinzieht2). In Torfwiesen bildet die aus Knochen gelöste oder sonst gebildete Phos- phorsäure mit dem dort nie fehlenden Eisenoxydul farbloses Ferrophosphat, welches an der Luft zu schön blauem Ferriphosphat oder Vivianit wird, sich bald verunreinigt und alsdann den Namen BEauefsener de führt. Die Lösung der Phosphorsäure steigt auch zuweilen in die Tiefe und verhilft dem hier lagernden Kalk- und Stickstoff- reichen Mergel zu einem gewissen Phosphor- säuregehalt. In unseren Torfmooren findet sich die Blaueisenerde häufig in Nestern und Streifen vor. Zum Teil verdankt sie wohl nur dem Gehalte des Torfes an P205 ihre Entstehung. Der Aschegehalt desselben schwankte bei den heimischen Analysen zwischen circa 1 — 36,5 %, der an Phosphorsäure, angegeben in Procenten der Asche, ungefähr zwischen 0,5 und 5,5 %. Wo sich Tierreste vorfinden, wird entsprechend Vivianit in grösseren Mengen vorhanden sein, so z. B. in zahl- losen Knollen im Schlick der Richtschwente bei Brodsack, Kr. Marienburg, 0 A. Jentzsch: Über Phosphcritvorkommen in Westpreussen und im nordöstlichen Deutsch- land überhaupt. Tageblatt der 53. Versamml. deutsch. Naturf. u. Ärzte in Danzig vom 18. bis 24. September 1880. Da-nzig. pag. 285. 2) A. Jentzsch: Führer durch die geologischen Sammlungen des Prov,-Mus. der Phys.- Oekonom. Ges. zu Königsberg. 1892. pag. 51—53. 19 s owie überhaupt fast überall in dem gräulichen unter dem Grundwasserspiegel liegenden Schlick des Weichselthales und des Weichseldeltas und im Diluvium über den frühglacialen Yoldia- und Cyprinenthonen des Haffufers von Lenzen bei Elbing, wo über zollgrosse, rundliche Knollen dieses Minerals als Blau- eisenerde Vorkommen, die hier namentlich das Versteinerungsmittel von Knochen bildet und die fossilen Hölzer durchzieht und bedeckt. Vivianit findet sich nach S. S. Schultze1) in fruchtbarem Moorboden auf der breitesten von drei bis vier dicht zusammenliegenden, nur durch geringe Erhebungen von einander getrennten Mulden des Plateaus, welches das Badaunethal von den Thalgründen des Borrowo-, Zittno- und Glembecko-Sees trennt. Ferner berichtet A. Menge2), dass beim Ausstiche eines Schutthügels zur Durch- dämmung eines Mottlau-Armes vor dem Legen Thore Danzigs, und beim Aus- graben eines Kanals quer durch die Speicherinsel in Danzig, zur Herstellung der durch die Eisenbahnanlage unterbrochenen Wasserverbindung der Mottlau- arme, sich unter einer 2,5 bis 3,5 m tiefen Schuttmasse überall eine circa 1 m tiefe horizontale Schicht einer torfähnlichen, braunen Erde gefunden habe, die an einzelnen Punkten durch Blaueisenerz gefärbt war. Erdiger Vivianit auf einem senonen Geschiebe liegt von Lenzen, Kr. Elbing, und in Lagen zwischen Torf von Adamsdorf bei Graudenz vor; auch eine Beihe von Zähnen alluvialer Tiere besitzt einen bläulichen Anflug von Vivianit, der sich aus dem Phosphorsäuregehalte des Zahnbeins bildete, zum Teil wohl aber nur auf eine optische Erscheinung zurückzuführen ist. Diese kann durch die eigenartige, teilweise Lichtreflexion in der dünnen Schicht des durchscheinenden Zahnschmelzes über der dunkelen Substanz des Zahnbeins erklärt werden. Was die Verwendbarkeit des in Mooren so verbreiteten Vivianit betrifft, so giebt derselbe nach vorhergegangener Oxydation einen trefflichen Mineral- dünger3). Auch wird er in unserer Provinz von der ärmeren Bevölkerung trotz seiner matten, eigentlich wenig schönen Färbung zum Anstreichen von Wänden, Zäunen und Fensterladen benutzt4 * *). Silikate sind in unserer Provinz reichlich vorhanden. Die Geschiebe- blöcke, welche in der Karthäuser Gegend liegen, sowie diejenigen, die unge- fähr noch im Jahre 1842 und 1843 am Strande von Redlau, Kr. Neustadt, q S. S. Schnitze: Loc. cit. pag. 11. 12. 2) A. Menge: Loc. cit. pag. 21. 3) Vergl. A. Jentzsch: Die geologische Erforschung des norddeutschen Flachlandes, ins- besondere Ost- und AVestpreussens in den Jahren 187S — 1880. Schrift, der Phys.-Oekonom. Ges. zu Königsberg. XXI. 1880. pag. 196. 4) A. Jentzsch: Die nutzbaren Gesteine in der Provinz Preussen. Gewerbeblatt der Provinz Preussen. 1875. No. 18. 19. pag. 69. 70. S. S. Schultze: Loc. cit. pag. 12. — Schumann: Loc. cit. pag. 78. (\7erwendung des ATvianit als Anstrichsfarbe bei Christburg, Kr. Stuhm in AA7estpreussen oder Kr. Mohrungen in Ostpr.?) 8yf und Steinberg, Kr. Neustadt, lagen und eine Länge von circa 2,5 m batten, darin aber zerspalten zum Baue der neuen Mole bei Neufahrwasser verwendet worden sind1), zeigen ihre verschiedenartigen Komponenten oft in sehr schöner Ausbildung. Die krystallinischen Silikatgesteine finden sich sonst auch über- all in der Provinz, erfüllen alle Schichten des Geschiebemergels und Diluvial- grandes und bilden hin und wieder Blockanhäufungen. In diesen Geschieben sind zahlreiche Mineralien teils makroskopisch, teils mikroskopisch enthalten: z. B. Quarz, Muskovit und Biotit, Orthoklas, Plagioklas (Oligöklas, Labrador u. a.), Amphibol, Pyroxen, Turmalin, Diallag, Nephelin, Granat, Apatit, Mag- netit, Fluorit. Titaneisen. Chlorit, Olivin, Epidot, Pyrit, Zirkon etc. Epidot findet sich mit Quarz in einem Mandelsteine und allein in einem Melaphyrmandelsteine von Karlsthal, Kr. Stuhm. Sehr häufig trifft man in den Findlingen Granat an. Derselbe hat eine recht bedeutende Grösse, so hat der aus einem grobflaserigen Blocke von Biotitgneiss von Pelonken bei Danzig Faustgrösse, der von Klanin2), Kr. Putzig, einem Granite entstammend, die eines Hühnereies, ein anderer aus Gneis von Löblau, Kr. Danziger Höhe, die einer Walnuss. Granate von Linde, Kr. Neustadt, weisen schöne Khom- bendodekaeder, solche von Kulmsee, Kr. Thorn, Spengawsken, Kr. Pr. Stargard und Schüddelkau bei Danzig daneben noch das Ikositetraeder auf, während andere von Neuschottland bei Danzig und von Neumark, Kr. Löbau, schön ausgebildete Ikositetraeder von zum Teil grösserer Dimension — derKrystall von Neuschottland hat einen Durchmesser von 10 mm, der von Neumark einen von 16 mm — dar- stellen. Die bereits erwähnten, einem Gneissblocke in Pelonken entstammenden Granatkrystalle haben einen Durchmesser von 90 mm, sie zeigen cc 0 und 202, deren scharfe Kanten durch das oscillatorische Auftreten beider vielfach abgerundet sind. Auf einigen Flächen deutet ein grünlicher Schimmer bereits auf eine Umwandlung in chloritische Substanz hin. Am häufigsten findet sich dieses Silikat in Gneiss- und Glimmerschieferblöcken vor, aus denen es oft durch Verwitterung der es umgebenden Gesteinsmasse frei wfird. So zeigt ein aus Tolkemit, Landkr. Elbing, stammendes Glimmerschiefergeschiebe und ein solches von Gr. Waplitz, Kr. Stuhm, welches bei einem ungefähren Ge- wichte von 1360 g dicht mit diesem Minerale durchspickt ist, sehr schön die durch den Vorgang der Gesteinszersetzung freiwerdenden Krystalle von Granat. In Krystallform liegt Granat schliesslich in einem Granit vom Strande bei Koliebken, Kr. Neustadt, und ohne deutlich ausgesprochene Krystallform aus einem Granit von Neu-Schottland bei Danzig und aus der Kiesgrube von Zigankenberg bei Danzig, sowie mit Kalkspath aus einem Gneissgeschiebe von Schönwarling, Kr. Danziger Höhe, vor. Glimmer bildet in den thonhaltigen Schichten des Tertiärs feine, silberglänzende Schüppchen; Tafeln von IVIuskovit mit einem Durchmesser von 22 mm liegen mit grossen Quarzen -aus einem 0 A. Menge: Loc. cit. pag. 19. 2) Verwaltungsber. des Westpr. Prov.-Mus. 1887. pag. 4. 21 85 Geschiebeblocke vom Dirsohauer Balmhof vor, schuppenartige, gelbliche Blättchen mit einem Durchmesser von 4 — 10 mm aus einem Glimmerschiefer aus der Kiesgrube von Gr. Waplitz, Kr. Stuhm. In einem Porphyr von Schliewen bei Gnieschau, Kr. Dirschau, fanden sich 32 mm lange, 16 mm breite und 8,5 mm dicke Platten von Biotit, die bei den Anwohnern des Fundortes die Vermutung wachriefen, dass der Porphyr mit Runenzeichen geschmückt sei1). Kaolin kommt als Verwitterungsproduct von Feldspatli in Geschieben überall vor, am häufigsten wohl als Rest der die Oligoklasaugen des Rapakiwi umhüllenden Plagioklaszone; ausserdem ist er ein wesentlicher Bestandteil aller Thone. Grosse bis 100 mm lange Krystalle von Feldspath mit vorzüg- licher Spaltbarkeit liegen in Menge, anscheinend frisch, in vielen Blöcken der Steinmolen von Neufahrwasser, auch Pyroxen und Amphibol finden sich hier mehr oder weniger gut erhalten vor; an dieser Stelle könnten noch ver- schiedene, gelegentlich auftretende Bestandteile der Magneteisensande, die durch Zerreibung der grossen Geschiebe entstanden, aufgeführt werden. Der Glaukonit ist durch seine dunkelgrüne Farbe und seine an die Körner des Schiesspulvers erinnernde Form leicht kenntlich. Die Körnchen treten oft zu traubigen Gebilden zusammen und liefern, weDn man sie mit dem Fingernagel zerdrückt, ein grünliches Pulver. Schon in den paläozoischen Ablagerungen findet sich Glaukonit in mehreren Verbreitungsgebieten Europas und Nordamerikas vor, und von jener Zeit an in den verschiedenaltrigen Sedimentgesteinen, bis schliesslich in neuerer Zeit die Untersuchung der Meeresabsätze einer grossen Anzahl von Küstenstellen ergab, dass auch jetzt noch eine Neubildung in nicht beträchtlicher Tiefe der Meere und zugleich nahe der Küste stattfindet. In unserer Provinz ist das Mineral ein wesent- licher Gemengteil der Kreide- und Unteroligocän-Schichten und verleiht namentlich dem Oligocän seine grüne oder grünlich-graue Färbung; so sind alle sicher vom Meere abgelagerten Unteroligocän-Schichten unserer Provinz glaukonitisch und daher mehr oder weniger grün gefärbt. Eine Reihe von Glaukonitstücken des Westpreussischen Provinzial-Museums entstammt den in der neuen Ziegelei Zigankenberg bei Danzig in 130 m Tiefe erbokrten Kreide- schichten 2). Häufig findet er sich in den Grünsandschollen des Diluviums, die in Gemeinschaft mit Phosphoriten auftreten und diese zum Teil einschliessen, sowie auch auf sekundären Lagerstätten im Diluvium, besonders als Begleiter des (ursprünglich glaukonitischen Tertiärschichten enstammenden) Bernsteins so z. B. mit dem Bernstein von Steegen. In dem tieferen Teile dieser Ablagerungen, d. h. unter 10 Fuss Tiefe, besitzen einzelne Partien wegen ihres grösseren Reichtums an Glaukonit sogar eine graue und grünliche Färbung. Auch die alten Bernsteingräbereien im Diluvium der Danziger Höhe, 0 Schrift, der Naturf. Ges. zu Danzig. N. F. Band VIT. Heft 2. 1889. pag. 18. 2) XV. Verwaltungsbericht des Westpr. Prov.-Mus. 1894. pag. 9. 22 86 z. B. bei Gluckau, sowie die von Kartbans, die der Tucheier Heide etc. förderten dieses Mineral1) zugleich mit dem Succinit zu Tage. Mit der Natur des Glaukonit hat sich zuerst Ehrenberg2) beschäftigt. Die Körnchen aus den verschiedensten Gesteinsschichten sammelte er, be- schrieb sie und bildete sie ab. Nach ihm sind die Körperchen fast aus- schliesslich Ausfüllungsmassen von Foraminiferenkammern, welche zum Teil noch zusammenhängend als Steinkerne oder auseinandergefallen, als isolierte Körnchen oder endlich als später wieder zusammengekittete Körperhäufchen Vorkommen. Dagegen erscheinen die Körnchen in den Grünsanden des Samlaudes nicht zusammengesetzt, sondern verschieden geformt, so dass nicht leicht zwei übereinstimmende Formen aufgefunden werden können; sie haben mehr „das Aussehen knolliger und nierenförmiger Mineralabbildungen“ als das von Aus- füllungsmassen regelmässig geformter Schalen3). DieUntersuchungendie von Güm- bel4) mit den Grundproben, welche bei der Erdumsegelung des deutschen Schiffes „Gazelle“ gesammelt worden sind, anstellte, brachten Licht über die Bildungs- weise des Glaukonit. Eine an diesem Mineral besonders reiche Meeresgrund- probe entstammte dem grünlichen Sande, welcher die Agulhas- (Nadel-) Bank an der Südspitze des Kaplandes (34° 13,6 ' S. Br. und 18° 0,7 ' 0. L) bei 214 m Tiefe bildet. Dem lockeren Sand ist wenig grünlich-grauer, feiner Schlick beigemengt, der aus äusserst feinkörnigen Flocken und thonigen Klümpchen besteht. Dieser enthält neben vielen winzigen Körnchen von Mineralteilchen im Wesentlichen Quarzstückchen, Beste von Radiolarien und Foraminiferenschälchen, Coccolithe, einzelne stark zersetzte Pflanzenzellen, Holzfäserchen, braune Fetzen von offenbar pflanzlichem Ursprünge und kleine radialfaserige Kügelchen (Zeolithe?). Ferner finden sich hier sehr kleine Magneteisenteilchen und etwas grössere Körnchen von Schwefelkies. Die Haupt- menge des Sandes machen Quarz- und Glaukonitkörner aus. Erstere stammen nach mikroskopischem Befund von Gesteinen ab, sind oft mit einem grünlichen Anflug bedeckt und auf Rissen von einer grünlichen Substanz durchzogen, die sich wie Glaukonit verhält; eine eigentliche Inkrustierung mit Glaukonit wurde bei ihnen nicht beobachtet. Letztere machen fast 70 % der Bei- mengungen aus. Sie sind mehr oder weniger rundlich, oft zusammengesetzt oder !) Zaddach : Beobachtungen über das Vorkommen des Bernsteins und die Ausdehnung des Tertiärgebirges in Westpreussen und Pommern. Schrift, der Phys.-Oekonom. Ges. zu Königsberg. X. 1869. pag. 8. 7. 8. 11. 2) Ehrenberg: Über den Grünsand und seine Erläuterung des organischen Lebens. Ab- handlung der Königl. Akad. der Wissenschaften zu Berlin. 1885. pag. 85 ff. 3J) Zaddach: Über die Bernstein- und Braunkohlenlager des Samlandes. Schrift, d. Phys.- Oekon. Ges. zu Königsberg. 1860 I. pag. 10. 4) 0. W. v. Giimbel: Über die Natur und Bildungsweise des Glaukonits. Sitzungsber. der math.-phys. Klasse der K. Bayer. Akad. d. Wissensch. zu München. XVI. Jahrg. 1886. pag. 417 ff. 23 87 gar brombeerartig geballt und dabei am Rande vielfach zerrissen; manche von ihnen haben einen bräunlichen oder schwärzlichen Überzug. Im Dünn- schliffe zeigen sie eine ziemlich gleichmässige, feinkörnige Struktur. Das meist die Körnchen erfüllende, schwarze Pulver ist teils Magneteisen, teils Schwefel- kies. In verhältnismässig sehr geringer Menge finden sich im Sande ferner grössere und kleinere Foraminiferen vor. Manche von ihnen Hessen durch ihren grünlichen Farbenton eine Ausfüllung mit Glaukonit vermuten; wurde die Schale mit sehr verdünnter Säure gelöst, so zeigte sich die Ausfüllungs- masse als eine Menge kleiner, runder Körnchen, die jedoch nicht im Zusammen- hänge an einander haften blieben, sondern sofort auseinanderfielen. Die Embryonalkammern enthielten vielfach ein schwarzes Pulver, das sich als feiner Magneteisen- und Schwefelkiesstaub ergab. An den Kammerdurchschnitten der Foraminiferengehäuse lässt sich die Bildung der Glaukonitmasse verfolgen. Der Schlick drang in die Kammern und die feinsten Porenkanäle der Schalen ein, was man bei einigen Gehäusen an einem von aussen nach innen fortschreitenden Eindringen der Glaukonit- substanz erkennt, bis letztere den Schlamm allmählich verdrängte oder schliesslich ersetzte. Ausserdem giebt es noch viele andere Glaukonitkörner, die nach Form und Grösse auf einen anderen Ursprung hindeuten. Da die Glaukonitbildung sich fast ausschliesslich in der Nähe der Küste vollzieht, so sind hier die braunen, stark zersetzten Pflanzenreste und Holzstücke von Bedeutung. Die organischen Beimengungen des Meeresabsatzes entwickelten bei der Zersetzung reichlich Gasbläschen (Kohlenwasserstoffe, Kohlensäure, Schwefelwasserstoffgas), und diese blieben an den Sandkörnchen und Schlamm- klümpchen haften; oft schaarten sie sich auch zu mannigfach gestalteten Gruppen zusammen. An ihrer Oberfläche schieden sich die Mineralstoffe ab, die das umgebende Meer durch Zerstörung leicht zersetzbarer Gesteine er- hielt, und die so entstandene Hülle füllte sich dann nach und nach mit Glau- konitmasse. Aus der dünnen Lösung von Salzen im Seewasser schlugen dann die mit H2S gefüllten Bläschen Schwefelkies nieder und die Kohlenwasser- stoffe gaben zur Bildung von Magneteisen Veranlassung, während C02 vor- züglich Glaukonit erzeugte. Falls die Glasbläschen kleine Schlammklümpchen umhüllten, wäre auch die Bildung des Glaukonit in derselben Weise denkbar, wie es oben für die Schlammablagerungen in den Foraminiferenkammern näher beschrieben ist. Dass die bei der Zersetzung vegetabilischer Substanzen entstehende Kohlensäure aus den umgebenden Flüssigkeiten Glaukonit niederzuschlagen vermag, erklärt auch den Fall, dass verkieselte Hölzer in ihrem Inneren Glaukonitkörner enthalten. So berichtet Conwentz1) von einem grossen, ver- D Hugo Conwentz: Über die versteinten Hölzer aus dem norddeutschen Diluvium. Inaug.-Dissert. Breslau. 1876. pag. 19. 24 88 steinten Holzblock von Langenau bei Danzig, dessen Zellen als fremdartigen Inhalt sehr häufig Glaukonitkörner aufwiesen. Die chemische Zusammensetzung ist wegen der vielen Beimengungen, wie Eisenkies, Magneteisen und opalartige Kieselsäure, die meist als Um- hüllung von Glaukonitkörnern vorkommt, eine äusserst schwankende. Alle Versuche, durch Umrechnung der gefundenen Werte zu einem befriedigenden Resultate zu gelangen, waren ohne Erfolg. Um die Grenzen und das Mittel der Zusammensetzung dieses wasserhaltigen Thonerde-Eisen-Kali- (und Natron-) Silikates festzustellen, wurden 36 Glaukonitanalysen aus den Schriften von von Gümbel1), Jentzsch2 3 *) und Z ad dach8) ausgelesen und in Rechnung gezogen. Unter I sind die Mittel aus ihnen aufgeführt, unter II und III die Maximal- und die Minimalwerte; IV, V und VI geben die Werte in derselben Reihenfolge auf 100 berechnet. I n III IV V VI Si02 49,46 57,56 32,38 49,76 31,31 59,84 ai2o3 7,08 22,50 1,10 7,12 12,24 2,03 Fe203 12,42 28,40 10,56 12,49 15,44 19,52 FeO 11,71 26,30 3,00 11,78 14,30 5,55 CaO 0,78 3,31 0,08 0,78 1,79 0,15 MgO 2,51 16,60 0,57 2,52 9,03 1,06 k2o (+ Na20) 6,52 14,23 1,70 6,56 7,74 3,14 h2o 8,94 15,00 4,71 8,99 8,15 8,71 Summa 99,42 183,90 54,10 100, oo 100, co 100, oo Die Umrechnung zeigt ohne weiteres die gewaltige Schwankung der Einzelanalysen, besonders gut in den Summen der Maximal- und der Minimal- werte (Differenz 129,so^); die Kenntnis der eigentlichen Zusammensetzung des Glaukonit fehlt demnach noch so gut wie gänzlich. Wenn der Glaukonit auch weniger Kali besitzt als der Feldspath, so scheint er dasselbe doch in einer Form zu enthalten, die seine Verwendung als äusserst wirksames Düngemittel veranlasst. So wurden vom Glaukonit !) von Gümbel. Loc. cit. pag. 438 — 440. 2) A. Jentzsch: Die Zusammensetzung des altpreussischen Bodens. Schriften der Phys.- Oekonom. Ges. zu Königsberg. XX. 1879. pag. 71. 3) G. E. Zaddach: Das Tertiärgebirge Samlands. Schrift, d. Phys.-Oekonom. Gesellsch. zu Königsberg. VIII. 1867. pag. 170, 171. 25 89 der mittleren Kreide von New- Jersey1) 1867 beispielsweise 20 Mill. Centner im Werte von 2 Mill. Dollars verkauft. Sein Kaligehalt und seine Ver- gesellschaftung mit Phosphor-Mineralien bedingen hier seinen hohen Wert für die Landwirtschaft; ob er auch, wie an anderen Orten, in unserer Provinz als grüne Anstrichfarbe verwendet wird, ist mir nicht bekannt. Ein Blick auf die oben angeführten westpreussischen Mineralien zeigt deutlich, dass nur die kleinere Zahl von ihnen sich im Untergründe West- prenssens neu gebildet hat, die meisten dagegen den zerkleinerten Blöcken des Diluviums entstammen. Verwesende Pflanzen- und Tier-Reste ver- anlassten in den meisten Fällen Neubildungen in unserem Boden, von denen fast nur Oyps ausgeprägte Krystallformen zeigt; solche von Vivianit scheinen in dem Vorkommen von Succase und Lenzen nicht zu fehlen, doch konnten sie bisher aus der lockeren Masse der Blaueisenerde nicht ausgelesen werden. Eigentlich nutzbare Mineralien besitzt die Provinz mit Ausnahme des Bern- steins und der in früherer Zeit in Tuchei, Rixhöft, Kr. Putzig, Llohenstein und Schweiz, und der jetzt im Braunkohlenbergwerk von Buko nahe Tuchei seit Kurzem abgebauten Braunkohle nicht; einige düngen in feiner Verteilung den Ackerboden, Blaueisenerde wird gelegentlich als Anstrichfarbe verwendet, meist aber kommen sie in so geringer Menge vor, dass eine Verwertung im Grossen nicht möglich ist. Es können die westpreussischen Vorkommnisse local von einer gewissen Wichtigkeit sein, nirgends sind sie jedoch zu irgend welcher technischen Bedeutung gelangt. * * * Für die Überlassung der mir vorliegenden Objekte sage ich an dieser Stelle den Direktoren der beiden Provinzial-Museen, Herrn Prof. Dr. Conwentz- Danzig und Herrn Prof. Dr. Jentzsch-Königsberg meinen besten Dank. Westpreussisches Provinzial-Museum. Danzig, im August 1895. b Jentzsch: Die Zusammensetzung des altpreussischen Bodens, pag. 73. 90 Über ein eigenartiges, chloritreiches Geschiebe von der Endmoräne zwischen Mühlenkamp und Breitenberg bei Bublitz i. Pomm. Von Dr. Faul Da lim s. Im Verlauf meiner Recherchen betreffend die Westpreussischen Mineralien sandte mir Herr Landesgeologe Dr. K. Keilhack-Berlin 2 Handstiicke eines Kalksteines zu, die er ungefähr 6 — 8 km von der Westpreussischen Grenze entfernt, an der Endmoräne zwischen Mühlenkamp und Breitenberg bei Bublitz in Pommern von einem 1/8 — 1/5 cbm grossen Blocke gesammelt hatte. Dieselben bestanden aus krystallinischem Kalkspath mit circa 5 mm breiten Flächen ; doch Hessen sich durch Spaltungsversuche noch grössere Spaltungsstücke erhalten. Diesem Mineral sind viele dunkle, graugrüne bis grüngraue, braune, grau- oder schwarz-braune Putzen — an einigen Stellen sogar zu breiten Bändern angeordnet — eingelagert, und zwar oft so dicht, dass der Kalkspath an diesen Stellen eine graue, teilweise mit einem Stich in’s Bläuliche versehene Färbung erhält. Die rundlichen Putzen haben einen ungefähren Durchmesser von 0,5 — 2 mm und treten an einigen Bruchflächen deutlich aus der Grundmasse hervor. Ausserdem zeigen sich auf der Gesteins- fläche ohne jede Anordnung Hirsekoni- bis Erbsen- und Kirsch-grosse lichtere, grünliche, grünlich-braune bis braune Flecke. Die grau, stellenweise durch Eisenhydrate gelb bis braunrot, gefärbte, stark verwitterte Oberfläche des Findlings lässt vereinzelt recht schön aus- gebildete Chloritindividuen erkennen. Diese haben einen Durchmesser von circa 5, iu einem Falle sogar einen von 8 mm, schön lauchgrüne Färbung, Perlmutterglanz auf der Endfläche und eine mehr oder minder deutliche sechs- seitige Begrenzung. Das mit verdünnter Salzsäure behandelte und dann ge- trocknete Gesteinsmaterial besteht aus kugeligen bis nierenförmigen, ungefähr Stecknadelkopf-grossen, graulichweissen Gebilden, deren mehrere fast ausnahms- los zu kleineren Haufwerken vereint, zum Teil so verschmolzen sind, dass die schmutzig-weissen Kügelchen scheinbar durch einen dunkleren Cement zu- sammengehalten werden, doch lassen sich mit der Lupe auch an den kleineren Kügelchen häufig dunklere Partien erkennen, welche den Eindruck feiner Nähte machen. Nur vereinzelt war bei diesen eine grünliche Färbung und dann auch nur in den zartesten Tönen wahrnehmbar. Gepulvert und mit i 91 verdünnter Salzsäure behandelt, scheidet sich Kieselsäure ab, während die Lösung deutlich die Eisen-Reaction ergiebt. Ausser den Kügelchen und zum Teil mit diesen verkittet enthält der Lösungs-Rückstand lichtgrüne, sinterartige, grössere, meist plattige, seltener unregelmässig geformte Stücke, die in zerkleinertem Zustande mit Salzsäure übergossen nur schwach die Eisen-Reaction zeigen. Unter dem Mikroskope zeigt sich die Hauptmasse des Gesteins aus frischem Kalkspath zusammengesetzt, auf dessen Spaltflächen bereits stellenweise eine schwach gelbliche bis grüne Substanz eingedrungen ist. Solche Spalten bilden zu beiden Seiten eines Sprunges in der Spaltungsrichtung, oft als schmale Zone ein äusserst feinmaschiges Netzwerk. Andere Krystallindividuen, die durch eine feine, staubförmige Substanz getrübt sind, lassen sich noch mit Hülfe der durchgehenden Spaltungsrichtungen als Kalkspath erkennen. Mit stärkerer Vergrösserung wird die trübende Substanz meist in winzige, graue, zum Teil schwach grün gefärbte Körnchen aufgelöst, die mit Vorliebe das Mineral in der Richtung der natürlichen Durchgänge oder in geringer Ab- weichung von derselben durchsetzen. Die nachträgliche Ausfüllungsmasse von Spalten durch Calciumcarbonat ist naturgemäss ganz frisch und bringt dann in der getrübten Substanz, namentlich wo sie sich krystallin ausgebildet hat, ein eigenartiges Aussehen hervor. Die getrübten wie die klaren Gesteins- partien verhalten sich bei der Untersuchung im polarisierten Lichte gleich- artig, sodass die Vermutung, dass neben Kalkspath noch ein anderes Mineral in der Grundmasse vorhanden sei, von vornherein ausgeschlossen werden muss. Besonders in den getrübten Partien zeigen sich lichtmeergrün bis braun gefärbte, rundliche Gebilde von meist unregelmässiger Form. Die diese Färbung hervorbringende Substanz zeigt sich auch häufig auf den Spaltflächen der Krystallindividuen und hat sich hier oft in solcher Menge zusammenge- zogen, dass die von denselben eingeschlossenen Stücke oft gegen dieselbe bedeutend zurücktreten; es erinnert dann das Bild, welches durch die die Bruchstücke des Kalkspathes umschliessende Substanz entsteht, ungefähr an das eines zersetzten und von Serpentin netzartig durchzogenen Olivins, wenn man dabei von der verschiedenen Färbung des Kalkspathes und Olivins absieht. Diese hier eingedrängte Silikatsubstanz hat nach aussen hin meist einen lich- teren Rand, der an einigen Stellen sogar fast unmerklich in die Substanz des Kalkspathes überzugehen scheint. In der Richtung und in der Mitte der das Netzwerk bildenden Stränge, seltener an den äusseren Partien, finden sich unregelmässig begrenzte, oft zu Zügen angeordnete oder sogar länglich aus- gebildete, opake Eisenerze. Das Silikat kann schliesslich den Kalkspath ganz verdrängen, sodass grössere zusammenhängende, grünliche Partien deutlich aus der Grundmasse hervortreten und nur durch ihre stark zersetzte, aus Kalkspath bestehende Umgebung die Art ihrer Bildung andeuten. Demnach lässt sich die grünlichgraue Färbung der mittels verdünnter Salzsäure aus der Gesteinsmasse herausgelösten Körner darauf zurückführen, dass durch die 2 92 umschliessende, cliloritische Substanz die eingeschlossenen Kalkspath-Trümmer hindurchscheinen; andererseits wird dort, wo sich die Silikatsubstanz zwischen dieselben eindrängt, oberflächlich der Eindruck von dunklen Nähten und dunk- lerer Verkittungsmasse der kugeligen Körner erzeugt. Die grüne Substanz des Minerals ist im Allgemeinen schlierig ausgebildet und nimmt stellenweise durch Eisenhydroxyde einen gelblichen bis bräunlichen Ton an. Die von der grünlichen Substanz umschlossenen und — jedenfalls durch dieselbe — zersetzten Partien haben ein chagrinartiges Aussehen. An einigen Stellen lässt sich dasselbe auf die unzählig \ielen feinen Risse und Sprünge, die bei der Zersetzung entstanden und jetzt oft Silikatsubstanz ent- halten, zurückführen, meist aber auf feine lichtgrüne Körnchen derselben Substanz, von denen der Kalkspath durchspickt ist. An einigen Stellen scheint der Chlorit jedoch nachträglich fortgeführt zu sein; es sind dann Reste des stark zersetzten und angeätzten Kalkspathes zurückgeblieben, auf dessen Rissen und Spalten sich oft in recht bedeutender Menge die ausgeschiedenen Eisenerze vorfinden. Es liegt demnach ein an chloritischen Ausscheidungen reicher Findling vor, der an seinen freien Flächen dem Silikate Gelegenheit zur Ausscheidung in Krystallen, in seinem Inneren jedoch nur in Form rundlicher, den Kalk- spath verdrängender Konkretionen gegeben hat. Irgend welche Reste, die einen Hinweis auf ein Muttermineral gestatten könnten, fehlen. Westpreussisches Provinzial-Museum. Danzig, im August 1895. 93 W olkenhöhenmessungexi von E. Iv a y s e r. Mit 5 Tafeln (II — VI). Uie in dieser Arbeit mitzutkeilenden Messungen von Wolkenhöhen sind nach Art von astronomischen Passagenbeobachtungen veranstaltet worden. Im Laufe der Zeit haben die benutzten Apparate eine dreifache Umwandlung erfahren; das Prinzip ist aber das gleiche geblieben, nämlich, dass. an zwei mit einander correspondirenden Stationen, deren Verbindungslinie oder Basis der Grösse und Richtung nach bekannt ist, bei gleicher Einstellung der con- gruent gebauten Apparate auf denselben unendlich weit gelegenen Himmelsort hin, oder kürzer gesagt bei paralleler Einstellung, die Antritte von Wolken- objecten an einen mit Theilung versehenen Durchmesser des Gesichtsfeldes von beiden Beobachtern in gleichem Moment notirt werden. Dieser Durchmesser ist in der durch die Basis und die verabredete Ein- stellungsrichtung gehenden Ebene gelegen. Da mit Ausschluss aller übrigen Wolkenstellen im Gesichtsfelde nur die Vorgänge an einer Linie mit Ruhe abgewartet zu werden brauchen, so ist der Zweifel an der Identität bei dieser Methode viel geringer, als in sonst üblicher Beobachtungsweise, nach welcher auf einen von den Stationen verabredeten Fixpunkt eiugestellt wird. Die Stationen sind die Königliche Navigationsschule und das Haus der Naturforschenden Gesellschaft. Mittelst trigonometrischer Messungen wurde für die ersten Beobachtungen die Basis von ca. 670 Meter festgestellt; durch Veränderung der Instrumentenorte an verschiedenen Fenstern ging die Basis genauer in 678,7 Meter über. Die kleine Höhendifferenz der Stationen von 2 Meter ist ausser Acht gelassen, ebenso ist der constante Betrag der Stationshöhen über dem Horizont von etwa 15 Meter, welcher den gemessenen Wolkenhöhen noch zugelegt werden müsste, vernachlässigt. Als Winkel zwischen Richtung Nord - — Haus der Naturforschenden Gesellschaft — Navigationsschule, diese nach Ost zu gelegen, ergab sich 26° 16' im letzten Falle, für die früheren Beobachtungen wurde 261/4° angenommen. Da die ersten Beobachtungen noch ohne Telephon angestellt wurden, und dafür ein optisches Signal zur Vermittelung gleicher Zeitmomente dienen 94 musste, so wurden die Apparate, deren Form auf Taf. VI, Fig. 1 skizzirt ist, ohne weitere Bewegungsvorrichtung gebaut. Von dem ungefähr um 37° zum Horizont geneigten Spiegel werden die Wolken reflectirt und durch die Visir- öffnung beobachtet. Dicht vor dem Spiegel befindet sich die vertical und senkrecht zur horizontalen Centralvisiraxe gestellte, kreisförmige Fassung, in der ein rundes, durchsichtiges Glas sich herumdrehen lässt. Der Durchmesser des Glases erhält eine Theilung, deren Winkelwerthe, der Entfernung nach dem Augenpunkt entsprechend, bis zu 20 0 gehen. Durch zwei beigegebene Böhrenlibellen lassen sich die Apparate horizontal stellen, und zu ihrer voll- ständigen Congrueiiz in Bezug auf Spiegelstellung und Visirrichtung geht eine Untersuchung voraus, wozu sie dicht nebeneinander parallel auf gewisse Objecte gerichtet werden. Die Instrumente standen immer im Azimut Nord zu Ost von 653/4 °, daher beträgt die Richtung der Visirlinie mit der Basis 3972 °, welcher Winkel mit a bezeichnet werden soll, nämlich die Differenz zwischen 653A 0 und dem oben angegebenen Richtungswinkel 2674 °. Da die Neigung der Spiegel zum Horizont n = 3774 0 gefunden ist, so folgt die Höhe des in der Visirlinie reflectirten Objectes h = 2 n = 7472 0 und der Winkel a', um den der getheilte Durchmesser aus der Verticalstellung oben nach links gedreht werden muss, aus der Gleichung: a' fe 40° 32'. Heissen E die Basis, A der Beobachtungswinkel, d. h. der Unterschied der von beiden Stationen aus abgelesenen Theilungswerthe, und H die zu suchende Wolkenhöhe, in Meter wie E ausgedrückt, so wird letztere berechnet nach der Formel: H = E sin b / (I — - cos2 a cos2 h) 2 tg A 0 2 Insofern der Factor fi sin h rÜ^cos2 » cos* h)_ 2 hängt die Wolkenhöhe H nur von dem Betrag der Grösse constant bleibt, 1 ab. Im Jahre 1893 wurden nach dieser Methode auf den genannten Stationen brauchbare Beobachtungen, woran die Herren Lehrer der Navigationsschule schätzbaren Antheil nahmen, gewonnen. Doch war die Ausbeute nicht gross, da wir unsere Apparate nur in dem oben angeführten Azimut beliessen und die Höhe nicht geändert werden konnte, vor allem aber die telephonische Verbindung fehlte, ln Folge einer besonderen Befürwortung durch Herrn Oberpräsidenten Dr. v. Gossler erhielt die Naturforschende Gesellschaft seit Anfang des vorigen Jahres zur Unterstülzung astronomischer Arbeiten eine jährliche Beihülfe des Herrn Ministers, zu welcher eine weitere zu dem be- stimmten Zwecke der Wolkenhöhenmessungen bewilligte Summe der Provinzial- Commission zur Verwaltung der Westpreussischen Provinzial-Museen trat. 95 Durcli diese Zuwendungen und durch die Erhöhung des betreffenden Etatstitels ist es möglich geworden, eine mechanische Werkstätte im Hause der Natur- forschenden Gesellschaft einzurichten und die beiden Beobachtungsstationen telephonisch mit einander zu verbinden. Der Mechaniker Herr H. Krause ist gleichzeitig mein Gehülfe als Beobachter auf der anderen Station. Aus dieser mechanischen Werkstätte sind die Taf. VI, Fig. 2 abgebildeten Apparate hervorgegangen. Der Dreifuss hat bei a die Dosenlibelle zur Ein- stellung des Apparates in den Horizont. An der vertieften Hauptsäule sind die den horizontalen, im Umfange von 70 0 eingetheilten Bogen b tragenden Stützen befestigt. Im oberen hohlen Raum der verticalen Säule lässt sich ein Conus drehen und durch die Schraube c festklemmen. Horizontal durch den Conus geht die Horizontal- Axe, welche mittelst Kopfes d zur Aenderung der Flöhe herumgedreht werden kann. Die Klemmschraube k setzt den Apparat in der Höhe fest. Derselbe Kopf d dient zugleich dazu, den oberen Instru- mententheil nach Lösung der Klemmschraube c im Azimut herumzuführen. An der FIorizontal-Axe sind ferner diametral zu beiden Seiten Stangen be- festigt, welche an den Enden die drehbare transparente Kreisscheibe mit dem getheilten Durchmesser e und das Gegengewicht f tragen. Auf dieser Axe erhebt sich endlich ein Ständer, der ein auf der Hypotenusenfläche versilbertes kleines Glasprisma g hält. Senkrecht zu dem die transparente Scheibe tragenden Dreistangensystem geht der Träger für den durch h bezeichneten, getheilten Höhenbogen ab, dessen Theilung ebenfalls etwa 70 0 umfasst. Die beiden Kreisbogen, der Azimut- und Höhenbogen, gleiten mit ihren Theilungen unmittelbar an einander vorbei, wenn man mit dem Kopf d Drehungen voll- führt. Ihre Stellung ist richtig, 1) wenn nach Festklemmen im Azimut der Höhenbogen bei seiner Drehung auf demselben Azimuttheilstrich bleibt, und 2) .wenn bei Feststellen der Höhe und Herumführen im Azimut der Ilöhen- theilstrich nicht den Azimutbogen verlässt. Die Ablesung 0° des Höhen- winkels trifft zu, wenn die Gesichtslinie durch das Prisma und die Mitte des Durchmessers ein im Horizont gelegenes Object zeigt. Das Instrument lässt sich nun beliebig aufstellen. Hat man alsdann für eine der vorherbestimmten terrestrischen Marken einen gewissen Gradstrich auf dem Azimutbogen ge- wonnen, so sind auch damit alle Himmelseinstellungen richtig gegeben. Zur Abkürzung der Reduction wird die Orientirung der Apparate aber auf die- jenigen Einstellungen des Dreifusses angewiesen, welche den beiden Stationen die gleichen Azimutzahlen möglich machen. Weiss man erst, welche Azimut- ablesung einer bestimmten terrestrischen Marke entspricht, so ist nur nöthig, die obere Parthie auf jene Ablesung zu bringen und dann durch Drehen des ganzen Instrumentes mit seinen Füssen auf die Marke zu richten. Der Beobachter ruft dem Gehülfen die Zahlen für a und h zur Ein- stellung der beiden Kreisbogen und zugleich den Drehungswinkel a' des Visionsdurchmessers zu, wrelchen er mit. jenen Daten aus der für tg ar ent- worfenen Tabelle erhalten hat. Der Unterschied der Antrittsstellen der 3 96 Wolken liefert wie vorhin die Grosse A- Um nun die Auffindung’ der Wolken- höhe H nach der oben aufgestellten Formel bequemer zu gewinnen, wurden zwei Tabellen ausgerechnet, für die Factoren: E 7 -jtt — /\ und sin h \ (1 — cos 2 a cos 2 h). 2 tff A ö 2 Demgemäss sind mit dem Argument aus der ersten Tabelle und mit den Argumenten a und h aus der zweiten die bezüglichen Logarithmen zu ent- nehmen und für ihre Summe der Numerus als Ausdruck für H zu suchen. So leicht mit diesen handlichen und gut balancirten Apparaten sich arbeiten lässt, so erfordert doch die stete Einstellung des Visionsdurchmessers einen gewissen Zeitverlust; sie sind eben noch nicht bequem genug. Des Verfassers Streben ging daher auf die Erfindung eines Instrumentes, welches bei jeder beliebigen Einstellung den Visionsdurchmesser automatisch regulirt. Im Frühjahr des gegenwärtigen Jahres wurden nun an der Hand des für einen Vortrag hergestellten Modelles, skizzirt auf Taf. VI, Fig. 3, zwei neue Apparate im Hause der Gesellschaft erbaut, welche die Beobachter der Mühe des Aufsuchens in der Tabelle und des Drehens entheben und zu- gleich die Ausführung von photographischen Aufnahmen ermöglichen. Das Modell stellt eine auf einem Brette in zwei Lagern angebrachte hölzerne Welle vor, an deren Extremitäten um Zapfen drehbar zwei gleich lange Stangen sich befinden. Die Enden dieser sind durch eine der Welle gleich grosse Verbindungsstange, um eben solche Zapfen drehbar, verbunden, so dass das Ganze ein verschiebbares und nach verschiedenen Richtungen hin drehbares Parallelogramm bildet. Wenn nun auf den Parallelstangen als Axen senkrecht zwei Papierscheiben mit den im bestimmten Sinne orientirten recht- winkligen Kreuzen befestigt werden, so hat man den Mechanismus, der der Beobachtungsmethode zu Grunde zu legen ist. Die Welle, entweder horizontal gestellt oder auch mit einem Ende gehoben, führt die Basis vor. Die an den Enden stationirten Beobachter sehen also je nach der Verstellung des Modelles die kreuzenden Linien sich wenden. Vorausgesetzt die Basis ist horizontal, so muss der der Basis parallel gezogene Kreuzstrich horizontal bleiben, wenn das Azimut 90° oder 270° ist. Für das Azimut 0° oder 180° stellt sich dieser Strich vertical. Der zu construirende Apparat muss also eine sich drehende Axe erhalten, die in die Verbindungslinie beider Stationen fällt, und ferner ist durch diese Axe als Durchmesser ein Kreis zu legen, in dessen Peripherie die Beobachtungen sich abspielen. Da die neuen Instrumente mehr Zubehör forderten und die Theilung eine feinere, nämlich in halbe Grade sein sollte, so mussten in unserer Werkstätte erst etliche Vorrichtungen, so insbesondere eine Kreistheilmaschine eonstruirt werden; daher konnten erst mit dem Mai 1895 die Messungen beginnen, welche, bis zum 20. August fortgesetzt, die gegenwärtige Publication enthält. Das Instrument hat, wie aus der photographischen Abbildung auf Taf. V erhellt, mannigfache Gliederung; insofern ist von Zufügung von Corrcctions- 4 97 Vorrichtungen wie Einstellschrauben und dergleichen abgesehen worden, vor allem sind wir bedacht gewesen, in der Voruntersuchung die vollständige Uebereinstimmung der Apparate zu erzielen, und haben zu diesem Zweck die nöthigen Abänderungen gemacht, zu welchen später keine mehr zuzukommen brauchten. Uebrigens wurden die die Apparate zusammensetzenden Theile immer paarweise erbaut. Der mit drei Stellschrauben versehene Fuss des Instruments wird mittelst einer vierten Schraube, deren Kopf mit Speichen versehen ist, an das Fenster- brett angeschlossen. In die verticale Säule passt ein Conus mit starkem zweiarmigen Träger, welcher den oberen Instrumententheil aufnimmt. Ist der letztere in die richtige Stellung gedreht, so setzt ihn eine Klemmschraube an der Säule fest. Durch die beiden Arme des Trägers geht nun eine lange an den Lagerstellen genau gleich abgedrehte Axe. Damit diese Axe bei ihrer Umdrehung einen sicheren Gang erhält und der Länge nach sich nicht ver- schiebt, ist an einer Seite ein Conus angeschraubt, der von der andern Seite durch eine Federtrommel angezogen wird. Der mit 5 Speichen ausgestattete Halbkreis ist mit seinen Durchmesser- enden und in der Mitte an die lange Axe befestigt. Der mittlere von diesen drei Aufsätzen enthält wieder einen Conus, um welchen die Alhidade zur Einstellung auf das Beobachtungsobject sich dreht. Dieser Conus läuft in einer Buchse, welche die drei zur Stabilität beitragenden Stangen trägt. Letztere werden durch ein Verbindungsdreieck zusammengehalten. Nach der Objectiv- seite zu befindet sich auf den beiden obersten Stangen eine Schiene mit zwei Ständern, zwischen deren Ausschnitten die rechteckige Glasplatte mit der Theilung festgemacht ist. In entgegengesetzter Richtung sind an der Buchse zwei andere Stangen befestigt, die vermittelst einer Querschiene den Ocular- ständer sammt seinem kleinen versilberten Prisma tragen. Unterhalb des letztem, ebenfalls an das Centralstück angeschraubt, läuft eine dritte Stange, welche zum Handgriff ev. auch zur Anbringung eines Gegengewichtes dient. Dies kommt für die Horizontlage in Anwendung. . Bei { grösserer Höhe hat das Instrument das Bestreben, nach der entgegengesetzten Seite zu sinken. Die Centralbuchse erhält ihren Anschluss an den Conus durch eine Feder, die mittelst einer Schraube zusammengepresst wird.. Eine Klemmschraube setzt den ganzen Oberbau für eine gewisse Einstellung, in Bezug auf den Halbkreis fest. Stopfvorrichtungen sind ausserdem angebracht, um das Umschlagen de? schweren oberen Theiles zu verhindern. An dem einen Ende :der langen Axe sitzt der den Drehungsbetrag der Halbkreisebene über dem Horizont gebende getheilte Quadrant fest. Nach der anderen Seite kann auch der Quadrant angeschraubt werden, wenn es wünsch enswerth sein sollte, hier ; die Ablesung zu haben. Gesteift ist der Quadrant um seinen Mittelpunkt durch einen dickeren Aufsatz, dessen Hülse auf die Axe: geschraubt ist, und dreht sich mit dieser mit. Der zugehörige Index für seinen Bogen ist nach dem zwen armigen Träger geführt und an diesen befestigt. An dem andern Arm des 5 7 98 Trägers befindet sich die Klemmschraube, welche die lange Axe fesfcsetzt uud damit für eine bestimmte Einstellung des Quadranten wirksam wird. Die das Objectiv rorstellende Glasplatte ist möglichst weit über den Halbkreisbogen (Visionsradius 40 cm) hinausgeführt, so dass die Theilwerthe im zunehmenden Verhältniss der Tangente halben Graden, im Umfang von 17°, entsprechen. Der Index an der drehbaren Alhidade zur Ablesung des Halb- kreises befindet sich an der untersten der drei Stangen in Form eines Plättchens, dessen linke scharfe Kante, mit einer Aenderung von genau einem Grad nach links, die Gradstriche zeigt. Auf dem Centralstück ruht von zwei starken schräg laufenden Säulen getragen der photographische Apparat und zwar mit der Cassettenseite ; die Objectivseite ist durch einen Ring mittelst zweier schräger Ständer an die beiden oberen Stangen angeschlossen. In der Abbildung ist auch das Faden- kreuz der photographischen Camera gut zu sehen. Damit der verticale Faden dicht vor der Trockenplatte zu liegen kommt, ist der Schieber der seitwärts abgebildeten Cassette mit einer Nuth versehen; der horizontale Faden steht etwas weiter ab. Es würde zu weit führen, alle Manipulationen aufzuführen, welche dazu dienten, die Apparate congruent und frei von ins Gewicht fallenden Fehlern zu erhalten. Ich führe hier nur an, dass die Constructions weise eigentlich einen Collimationsfehler in Bezug auf das senkrechte Verhalten der. langen Axe zu ihrer in der verticalen Säule enthaltenen Drehungsaxe ausschliesst; indessen sind beide Apparate auf einer genau horizontal gestellten Glasplatte und durch Röhrenlibellen, welche auf die lange Axe gesetzt werden, geprüft worden, und zwar für verschiedene Azimutlagen. Im Zusammenhänge hiermit konnte dann die auf der Mitte des zweiarmigen Trägers angebrachte Dosen- libelle endgültig regulirt werden. Um die Richtung der langen Axe mit der durch das Prisma gehenden Centralgesichtslinie, für welche die im Sinne von links nach rechts zunehmende Halbkreistheilung 0° oder 180° angiebt, zu identificiren, wurden über die Mitten der Axenenden kleine Lothe angehängt. Die Visirlinie durch die Lothfäden nach einem fernen Object im Horizont mussten sich nun mit der durch das Prisma gehenden Gesichtslinie decken. Um auf diese Weise Uebereinstimmung zu erreichen, wurde entweder an der Glasplatte oder dem Ocularständer geändert. Der Parallelismus der durch das Fadenkreuz gegebenen Centralaxe des photographischen Apparates mit der Visirlinie, auf ähnliche Weise berichtigt, ist öfter controllirt worden. Auch durch Beobachtung der Sonne und des Mondes wurde manchmal die Ueber- einstimmung der Visionsrichtungen beider Stationen geprüft, da ja für unendlich geltende Entfernungen die Ablesungen ganz gleich sein müssen. Im Journal ist dieser Vermerk nicht speciell aufgeführt. Einmal, am 29. Mai, an welchem Tage die Mondsichel zugleich mit den Wolken photographirt werden konnte, ist die durch Gleiten der Alhidade wegen mangelhafter Fixirung der Halb- kreisklemmschraube auf einer der Stationen verursachte Differenz bei der 6 99 Reduction der Messungen beachtet worden. Ebenso wurde öfter zugesehen, dass die durch einen Theodoliten festgesetzte horizontale Marke dem Null- punkt des Quadranten entspricht. Insofern die meisten Wolkenbeobachtungen in einem Revier vorgenommen werden konnten, das nicht übermässig weit von der Ablesung von 90° am Halbkreise entfernt war, haben Abweichungen des Nullpunkts an dem Quadranten wenig Bedeutung. Durch das Arrangement, nahe bei der Halbkreiseinstellung 90° zu beobachten, erhält man übrigens die Ausnutzung des höchsten Werthes der Basis. Da die Ablesungen nicht an Vollkreisen sondern an Quadranten und Halbkreisen gemacht werden, so sind Excentricitätsfehier nicht ausgeschlossen, doch reduciren die nach sorgfältiger Regulirung noch übrig gebliebenen sich auf ein derartiges Minimum, das für Wolkenmessungenergebnisse von keinem Belang ist. Die tabellarisch zusammengestellten Beobachtungen und Resultate haben unter den Ueberschriften: ß, a", A, H folgende Bedeutung. Die Station der Naturforschenden Gesellschaft dictirte immer die einzustellenden Zahlen für den Quadranten und Halbkreis. Der Drehungswinkel der langen Axe, mit 0° beginnend, wenn der Halbkreis im Horizont ist, hat die Bezeichnung ß. In Graden ausgedrückt, bedeutet A den Unterschied der Ablesungen auf der Glasplatte, welche in halben Graden nebst Schätzung der Zehntel gemacht werden. Die jeder der beiden Ab- lesungen einzeln entsprechende Halbkreisstellung ist durch a' und a' be- zeichnet; und zwar die erstere für die Station der Navigationsschule. End- lich giebt H, in Meter ausgedrückt, die aus den 4 vorangehenden Grössen und mit der Basis von 678,7 Meter nach der Formel: H = sin ß sin a' sin a berechnete Wolkenhöhe an. E sin /f\ Die Ableitung dieser Formel erhält man von der Figur 4, Taf. VI, in welcher AB die Basis, C das Object, CE das Loth von C auf die Basis, und CD das Loth auf den Horizont oder die Wolkenhöhe H bedeuten. Durch Verbindung des Punktes C mit A und B entstehen, die Beobachtungsrich- tungen, also die Winkel a' und a" . Die andere Coordinate ß ist gegeben durch die Neigung von CE und ED, ausserdem mögen die Linien von C nach A und E durch r' und r bezeichnet werden. Die 3 Dreiecke CDE, CAE und CAB, letzteres mit dem Winkel C — a' — a' enthalten, wenn noch die Basis AB mit E bezeichnet wird, die Gleichungen: H = r sin ß r = r' sin ar , E sin ar sin (a — a") woraus einfach die obige Formel hervorgeht, wenn r und r' eliminirt werden. 7 7* 100 In den Tabellen kommen die eigentlichen Beobachtungen implicite in folgender Weise vor: z. B. Mai 25. erste Beobachtung 10U30M ß a a ' H 0 0 o' ■ "o Meter 32.0 87.6 78.0 9.60 2108 Auf den Glasplatten, welche im Sinne von links nach rechts zunehmend halbe Grade zwischen 0 und 34 und ihre Mitte bei 17 haben, wurden von Station I 28.2, von Station II 9.0 abgelesen. Der Unterschied ist also der 0 für mitgetheilte Werth 9.60. Da nun die Einstellung des Halbkreises von o beiden Stationen 82.0 betrug, so sind zu dieser Zahl die Werthe: j (28.2 — 17.0) = 5°. 6 | (9,0 — 17.0) = — 4.0 zuzurechnen, und man erhält hiermit die obigen Zahlen für a und a" nämlich: 82.0 + 5°. 6 = 87.6 == «' 82.0 — 4.0 = 78.0 =■ (?". Eigentlich kommen zu den ermittelten Wolkenhöhen überall noch 15 Meter hinzu, weil, wie schon oben gesagt ist, die Stationen diese Höhe über dem Horizonte haben. Ausserdem ist der Unterschied der Stationshöhen als zu un- bedeutend vernachlässigt. Anders stellt sich die Sache, wenn die Stationen nicht in derselben horizon- talen Ebene liegen. Um die Langaxen mit der Verbindungslinie zusammen- fallen zu lassen, ist es nöthig, zunächst das durch das Dosenniveau horizontal zu stellende Instrument in die Lage zu bringen, dass die Verbindungslinie zweier Fussschrauben nahezu eine Senkrechte zur Basisrichtung wird. Nach- dem nun die Orientirung, wie im ersten Falle, wo die Stationen in einer und derselben Horizontalen liegen, durch Azimuteinstellung gemacht, und der Ober- bau durch die Klemmschraube an derVerticalsäule befestigt ist, dreht man die dritte Fussschraube um so viel, dass die Langaxe in die richtige Elevation kommt. Der ein für alle Male festgestellte Drehungsbetrag erfordert nicht einmal eine genauere Theilung des Schraubenkopfes. Nehmen wir beispielsweise für eine Basis, wie die unsrige, einen Höhenunterschied von 35 Meter an, so würde der Elevationswinkel 3° sein, in welchen beide Stationen die Lang- axe zu stellen nöthig hätten. In so fern bei unserem Apparate, dessen Fuss- schraube 1.2 mm Schraubenhöhe hat, ömaliges Umdrehen . nothwendig wird, ist eine Schätzung auf * der Umdrehung ausreichend, wenn man ein Meter Genauigkeit für die auf 35 Meter Höhe einzustellende Elevation erlangen will. Um der Mühe überhoben zu sein, bei jeder neuen Aufstellung der Apparate, die angeführten Manipulationen wiederholen zu müssen, würde es sich empfehlen, in der Richtung der Langaxe eine kleine Röhrenlibelle an- zubringen und diese nach der besondern Elevation zu fixiren. Die Orientirung in Bezug auf Azimut braucht dann nicht mehr in der Horizontalstellung des 8 101 Instrumentes vorgenommen zu werden, sondern kann, nachdem einmal die Aenderung der Einstellung durch die veränderte Stellung des Fusses erkannt ist, geradezu vorgenommen werden. Die Beobachtung der Wolken geschieht ganz in der beschriebenen Weise, und man ist sicher, an dem getheilten Glasstabe, wie vorhin, identische Punkte des Objects zu erhalten; das ergiebt sich nach dem Modell. Die Re- duction der Beobachtungen, wie vorhin vorgenommen, giebt uns aber Resultate der Wolkenhöhen, bezogen auf einen zum Horizont sich schief stellenden Kreis. Um also weiter zu erörtern, welche Aenderungen sie erfahren müssen, damit sie für einen in bestimmter Höhe anzunehmenden Horizont gelten, brauchen wir zunächst die Formeln, welche die Coordinaten a und ß für den Fall der Horizontalstellung der Langaxe in die Coordinate a und h, Azimut und Höhe im gewohnten Sinne transformiren. In Fig. 5 der Taf. VI stellen auf der Kugel B die Richtung der Stationen, C das Object und Z das Zenith vor. Werden die drei grössten Kreise durch diese Punkte gelegt, und trifft die Verlänge- rung ZC auf den Punkt H des Horizontes HB, so folgen aus dem bei II rechtwinklig sphärischen Dreieck BGH, dessen Seiten in der Figur mit a, h und a, und dessen zwischen den Seiten a und a liegender Winkel mit ß bezeichnet sind, die beiden Gleichungen: sin h — sin a sin ß tg a — tg a cos ß. Aus einer Tabelle, die mit den Argumenten a und ß in dem Umfang, wie die Beobachtung ihn erfordert, nach diesen Formeln berechnet ist, er- hält man .einfach die bezüglichen Werthe von a und h. Stellen wir uns in einer andern Figur 6 der Tafel VI die eine Station B eben so viel unter einem mittleren Horizontkreis wie die diametrale andere über demselben, nämlich m°, gelegen vor, so schneiden sich der erste und der durch die Sta- tionen gelegte grösste Kreis im Punkt A, welcher von H und B um 90° ab- steht Wenn nun C das Beobachtungsobject ist, so werden die von diesem Punkte auf jene Kreise gefällten Lothe die Höhenwinkel h und li'. Der Fuss- punkt D der Höhe h, hat die Entfernung a — 90° vom Punkte A, wenn a das Azimut in dem mit dem Pfeil bezeiclmeten Sinn vorstellt. Die durch diese Construction entstehenden rechtwinkligen Scheiteldreiecke stimmen in dem Winkel e überein. In dem unteren Dreieck ergiebt sich der Werth für e aus der Gleichung: cos e = sin a sin m oder = m sin a, wenn m eine kleine Grösse ist. Werden die beiden Abschnitte der Höhe h durch h" und p bezeichnet, so ist: sin h' — sin li" sin e, und da, nach der Voraussetzung eines kleinen Werthes für m, e nahezu = 90° zu setzen ist, so erhalten wir: sin h — sin h". 9 102 Ferner giebt das untere Dreieck die Formel : tg p = — tg m cos a oder auch p — — m cos a, also h' = h 4- m cos a. Der Werth von p kann leicht aus einer Tafel gewonnen werden. Heisst nun H die auf den schiefen Horizont bezogene Wolkenhöhe, so wird die auf den mittleren Horizont reducirte H' durch die Gleichung ermittelt: H' _ H sin h' sin h Man rechnet also wie gewöhnlich mit den gegebenen Grössen ß, a, a", /_\ die Höhe H aus, verwandelt die Coordinaten ß und mittleres a nach der Tabelle in die entsprechenden h und a um, verbessert nach der zweiten Tabelle h zu h' und findet schliesslich durch Multiplication von H mit dem Sinus-Quotienten die verlangte Höhe Hb Im Maximum der Abweichung, also bei a — 0° oder 180° erreicht der Quotient z. B. für einen mittleren Höhenwinkel von 45° bei einer Elevation von 3° den Werth 1.051 oder 0.946. Ist das Azimut 90° oder 270°, so bleiben II und H' einander gleich. Soll nun der Horizont nicht der mittlere sein, sondern durch die eine Station oder in eine andere bestimmte Höhe gelegt werden, so sind alle auf die bisherige Weise ermittelten Wolkenhöhen um einen constanten Betrag zu ändern, der der gemachten Annahme entspricht. Wie oben mitgetheilt wurde, und auf der Taf. Y ersichtlich ist, haben die Instrumente photographische Einrichtung. Die beiden gleichen photographischen Objective sind von der optischen Anstalt von Goerz, Berlin-Schöneberg, bezogen laut Preiscourant Ser. D. N. 3 mit Angabe der aequival. Brennweite von 21 cm. Zur Vergleichung und Ermittelung der Brennweiten wurde von einer höheren Etage des Hauses der Naturforschenden Gesellschaft das Bild der Landschaftsumgebung der Stadt mit beiden Apparaten in derselben Stellung der Cassette, wie sie für die Wolkenphotographie zur Anwendung kommt, aufgenommen. Der grösste Unterschied in der ganzen Länge der 12 X 16 cm grossen Platten also bei 160 mm für dieselben Objectpunkte beläuft sich auf 0.7 mm. Da nun etwa 3.64 mm für diese äussersten Strahlen einem Grade gleichkommt, so würde jener Differenz ein Winkel von etwas weniger als V5° entsprechen. Die Ver- gleichungen der Wolkenphotographien werden in diesen Extremen nicht vor- genommen, daher ist bei dem geringen Unterschiede von einer Ungleichheit der Brennweiten Abstand genommen und in bequemerer Weise derselbe Mess- apparat für die Photographien beider Stationen zu Grunde gelegt. Durch Vergleichung der Abstände verschiedener Landschaftspunkte von dem Verticalfaden des mitpkotograpkirten Fadenkreuzes mit den entsprechenden durch einen Theodoliten gemessenen Werthen ist die Brennweite von 199.3 mm io 103 gefolgert worden. Um nun bequem in Winkelwertlien die Parallaxen der Wolken zu erhalten, wurde in unserer Werkstätte die Mühe nicht gescheut, an einer älteren Theilmaschine Abänderungen zu treffen, dass damit auf Glas- platten rechteckige Netze geritzt werden können, deren Linienabstand von der Mitte aus bei zunehmendem Verhältniss der Tangenten im ganz en Gesichts- felde einem halben Grade gleichkommt. Die vollständige Deckung zweier so hergestellter und aufeinandergelegter Glasplatten zeigte sich auch, wenn eine Drehung um einen rechten Winkel vorgenommen wurde. Die Messungen selbst werden in folgender Weise veranstaltet: Auf einem Gestell können die beiden zusammengehörigen Wolkennegative vertical neben- einander, links das von der Navigationsschule der Wirklichkeit angepasst, mit den Glastheilungen bedeckt und so zwischen Federn verschoben werden, dass die photographischen Fadenkreuze mit den Nullstrichen der Theilungen zusammenfallen. An der Hand von Copien, auf welchen kleine Kreuze mit Numerirungen für entsprechende Wolkenpunkte vermerkt sind, werden dann die Coordinaten derselben Punkte auf den Negativen mittelst der Theilung abgelesen. Die Coordinaten x' für die erste Station, der Basis parallel gehend, y' darauf senkrecht, gelten im Sinne der Kreistheilungen nach rechts und nach oben nach links und nach unten — , für die Station der Natur- forschenden Gesellschaft sollen diese Grössen x" y" heissen. Liegen die zu vergleichenden Wolkenspitzen in der Coordinaten- Axe X, dann gilt für die Berechnung der Wolkenhöhe die Verwendung der Quadranteneinstellung ß , mit welcher die Photographie gemacht ist, des Unterschiedes x' — x" — A und der Grössen a -f- x' und a -)- x", welche bei der Messung mit blossem Auge mit a' und a" bezeichnet werden. Die zu berechnende Formel würde also lauten : H = sin ß sin (a + x') sin (a -f- x") — t-* r v sin A Meistens wird man aber nicht auf der Axe X, sondern irgend wo auf der Bildtafel Punkte zu vergleichen haben. Da nun die Unterschiede der Grössen ß für Punkte ausserhalb der X-Axe stets unter 15 0 sind — das Gesichtsfeld des Bildes ist 30 0 X 40 0 ■ — , so ist die Beduction der Messungen hinreichend genau und einfacher als es die strenge Methode gestattet, in folgender Weise vorgenommen worden. In Taf. VI Fig. 7 bezeichne BAH den durch die Stationsrichtung B und den um 90° abstehenden Punkt A gelegten Horizont; über diesem werde die Langaxe um den Winkel ß gedreht, so dass der Bogen BA nach BD kommt. Mit letzterem fällt der der Basis parallel laufende Faden des photograpliirten Kreuzes zusammen, und 0 ist der Kreuz- punkt, wenn BO der Einstellung a auf dem Halbkreise gleichgemacht ist. Ein beliebiger Bildpunkt werde nun durch C auf der Kugel dargestellt, dann schneiden sich die Erweiterungen der Bogen BC und AD = ß in E und der Drehungswinkel ß ist für den Bildpunkt übergegangen in den Winkel ß y, wenn der Bogen DE mit y bezeichnet wird. Durch Fällung des Lothes CC' von C ii 104 auf BD werden die Coordinaten OG' == x und CC' = y gewonnen. Im Dreieck EGG' lässt sich dann der Winkel am Punkte B — y ermitteln durch die Gleichu ng: ctg y = ctg y sin (et + x). Fassen wir die Mittelwerthe der von den Photographien entnommenen Coordinaten als x und y auf, so dass diese Grössen werden: _ x' + x" so lä3st sich der Werth von y berechnen. Auch dieser Werth wurde, auf Zehntel- Grade Genauigkeit aus einer Tabelle genommen, deren Argumente a + x zwischen 45° zunehmend bis 90°, oder 135° abnehmend bis 90° und y im Intervalle von 0° — 15° fortschreiten. Die Berechnung der Wolkenhöhe hat dann zu Grunde die Formel: E H = sin (ß -j“ y) sin (« + x') sin (et + x") — — y) sin in welcher A wieder x' — x" darstellt. Um ein genaueres Resultat zu erhalten, müsste man den Werth von BC für jedes der beiden Bilder besonders suchen, indem man zur Berechnung des Dreiecks BCC' einmal BC' = « + x', das andere Mal = a + x" verwendet. Nennen wir die verbesserten Werthe von x' und x" g' und g", so ist zu ermitteln: ctg (a + g') — ctg (et + x') cos y ctg (a [- g") — ctg (a + x") cos y und die genauere Formel : H = sin (ß + y) sin (a + *') sin (« + S”) .— -Jy —777^ Sill {£; i ) Da die Unterschiede gegen die sonstigen unvermeidlichen Ungenauigkeiten bei Wolkenmessungen zu unbedeutend sind, so gelten die mitgetheilten An- gaben als durch die erste Formel erlangte Resultate. Zur Y erdeutlichung der in Betracht kommenden Grössen wählen wir als Beispiele die beiden äussersten (erste und letzte) Messungen der Photographien vom 25. Mai: Gegeben sind ß = 30°, a — 66° und die folgende Coordinaten x', x", y'> y': x' x" ! y' y " x y , a x ' y 0 0 ! 0 0 0000 - 5.95 — 16.65 i 9.50 10.00 daher — 11.3 9.8 54.7 12.0 — 2.30 — 7.20 | — 12.40 — 12.30 — 4 8 — 12.3 | 61.2 — 14.0 Demnach führen die aus diesen Daten ermittelten 4 Argumente, welche hier folgen, zur Ausrechnung von H: a oder ß.+ r a 4- x' a -f x" x' — x" 1 H 0 0 0 0 | 42.0 60.0 49.4 10.70 1608 Meter 16.0 63.7 58.8 4.90 1679 „ 105 Mit den genaueren Ausdrücken für ctg (a + £') und ctg (a + £") ■er- hält man folgende Zusammenstellung: ß + 7 I a + ?' a V £" r— r H 0 0 0 0 42.0 60.6 50.1 10.50 1665 Meter 16.0 64.4 59.6 4.80 1739 „ also in Bezug auf die sonst vor kommenden bedeutenden Wolkenhöhen- schwankungen unwesentliche Differenzen. Beiläufig zu bemerken ist noch, dass die meisten unserer Photographien bei 1 bis 2y Secunden Expositionsdauer durch Vorsatz des Kupfer-Chrom- filters erhalten wurden. Mit besonderer Absicht sind von den Photographien, die auf Taf. II ab- gebildet sind, zwei Beispiele genommen worden. Wenn man die einzelnen Messungen vergleicht, findet man für denselben mit cu bezeichneten Typus im dargestellten beschränkten Himmelsbezirk sehr verschiedene Höhen. Es könnte scheinen, dass die Ausmessungen nicht genau genug gemacht sind; aber die Wiederholung derselben hat nur an einigen kleine Aenderungen gezeitigt, die in Bezug auf die obwaltenden grossen Differenzen von wenig Belang sind. Durch einen besonderen zur Zusammenstellung der zugehörigen Photographien gebauten Apparat konnte übrigens die Verschiedenheit der Wolkenlagen auch zur stereoscopischen Anschauung gebracht werden. Bei mehreren Photo- graphien haben sich ähnliche Schwankungen in der Höhe einer bestimmten Gattung ergeben, so auch besonders bei den ci-Arten, deren Höhen meistens in zwei Gruppen unterzubringen wären. Andere Photographien lassen da- gegen für dieselbe Categorie nur sehr geringe Unterschiede erkennen. Da nun die photographischen Messungen zweifellos das wirkliche Vorhandensein von hohen Differenzen in den relativen Höhen darlegen, so folgt andererseits, dass viele grosse Verschiedenheiten, welche sich in den mit blossem Auge gemachten Beobachtungen ergeben haben, nicht immer auf Ungenauigkeit in der Einstellung oder auf Missgriffe in der Identität des Objects zurückzuführen sind. Uebrigens belehrt uns auch davon die Gleichartigkeit in den Zahlen vieler zusammen auftretender Trupps, wie sie im Beobachtungsregister nach- zusehen sind. Bei näherem Eingehen in die Vergleichungen wird man auch den Parallelismus von mehr übereinstimmenden Werthen oder von Schwan- kungen an den Tagen finden, an welchen nach beiden Verfahren beobachtet wurde. Bei unserem Beobachtungsverfahren haben wir immer, so viel wir konnten, auch den Fehler zu vermeiden gesucht, welchem man begegnet, wenn das Auge nicht genau in der Centralrichtung blickt, sondern excentrisch zum Diaphragma des Prisma gehalten wird. So kann es geschehen, dass die Unterschiede der Ablesungen unrichtig, und zwar gewöhnlich zu klein aus- fallen, da das Auge nach der bequemeren Uebersicht des Gesichtsfeldes hin zu irren die Neigung hat. Wenn diese Differenz vielleicht bis auf 2/io von dem halben Gradtheil anwachsen kann, so muss sie noch stärker werden, 13 106 falls jeder der Beobachter den Fehler begeht. Dieser Fall kann bei den niedrigsten Wolken eintreten, ist aber dann nicht bedenklich, da ^ dem Be- trage der ganzen Skalenlänge nahe kommt. Wegen des angeführten Uebelstandes ist es gut, den Abstand der Skala vom Auge so gross, wie nur irgend möglich, in der Construction zu wählen. Mit Bezug auf unsere Lokalitäten haben wir nicht über 400 mm Abstand hinaus gehen können. Von den Beobachtungen, welche bedeutende Abweichungen von dem ge- wöhnlichen Gange zeigten, so wenig als möglich zu verwerfen, wurde als Prinzip aufgestellt; daher sind von den Mittelwerthen nur diejenigen, durch Klammern kenntlich gemachten Zahlen weggeblieben, welche eine zu kleine Parallaxe, oder was dasselbe ist, zu grosse Höhen ergeben, und zwar mit Rücksicht auf die vorhin besprochene Fehlerquelle. Wegen der in der Visionsmethode begründeten erheblichen Differenzen ist es oft schwer geworden, Mittelwerthe zu nehmen, um die Fehler zu eliminiren. Wo aber diese Mittelwerthe bei Einstellungen verschiedener Coordinaten ß und a genommen sind, müssen sie mehr gelten als die aus den photographischen Messungen resultirenden, da diese nur von einer einzigen Einstellung und überdies von der secundären der Camera herrühren, welche erst nach der anderen orientirt wird. Ferner ist die Beobachtung mit dem Auge dem photographischen Verfahren auch aus dem Grunde überlegen, dass noch an lichtschwachen Objecten Messungen vorgenommen werden, die Photo- graphie aber versagt, und ebenso erhält man bei schnellerem Zuge der Wolken brauchbare Resultate, wo die Photographie verwischte Contouren giebt, falls nicht Momentaufnahme gemacht werden kann. Wie schnell man zur Entscheidung über die Höhe der Wolken kommen kann, das ist aus dem Beobachtungsregister zu ersehen, wenn die allerdings nur spärlich beigesetzten Zeitdaten verglichen werden. Dieselben beziehen sich auf mitteleuropäische Zeit. Um eben nicht Beobachtungen zu verlieren, ist nur ab und zu die Zeit notirt und der Vermerk von Minuten und Secunden für jede Beobachtung als nicht wichtig genug unterlassen worden. Sollte es einmal beliebt werden, wie nach Art der Wetterdepeschen telegraphisch von den Stationen an die Centralstation auch die Wolkenhöhen zu vermitteln, so wird allein die Passagen- methode meistens ohne grossen Zeitverlust dem Zwrecke entsprechen. Zur Ausführung unserer Beobachtungen wurde der Gehülfe jedesmal nach der anderen Station hingeschickt, mehr als eine Stunde durch ist wohl selten beobachtet worden, aber keinmal blieb der Erfolg aus. Sehr häufig that uns die ungenügende Wirkung des Telephons Abbruch, und nur mit grosser An- strengung erlangten wir Resultate. Daher ist es auch gekommen, dass die Anzahl der hier mitgetheilten Beobachtungen nicht grösser geworden ist. Wo indess die Gunst der Verhältnisse den Beobachtern bleibenden Aufenthalt, jedem an seiner Station, gestattet, müssen die Ergebnisse bedeutend umfang- reicher sein, als es bei uns der Fall gewesen. 14 107 Um der Fertigstellung des gegenwärtigen Heftes unserer Gesellschafts- scliriften nicht weiteren Aufschub zu verursachen, ist das Resultat der Höhen der Wolken in blossen Mittelwerthen mitgetheilt und von einer genaueren Reduction, welche die verschiedenen Gewichte der Beobachtungen discutiren müsste, noch Abstand genommen, ebenso auch von der Veröffentlichung der häufig mitnotirten Richtungen und Geschwindigkeiten des Wolkenlaufes. Die letzteren Bestiramungsstücke wurden durch den zweiten Apparat (Taf.VI, Fig.2), welcher sich besonders gut als Nephoscop eignet, gewonnen. Das Instrument erhält seine Aufstellung nach bestimmter azimutaler Richtung; dann wird die Mitte des transparenten Kreises auf die Wolke eingestellt, der Marsch nach der Zeit bis zur Austrittsstelle verfolgt und diese an der Theilung der Peripherie abgelesen. Die Einstellung des Durchmessers auf die Richtung unterbleibt. Bewegt sich das Object zu langsam oder ist es sehr veränderlich, so empfiehlt es sich, ausser dem Kreise im Radius von 10° noch einen con- centrischen getheilten Kreis auf der Glasscheibe oder mehrere anzubringen. Die Theilung schreitet vom obersten Punkte für 0° nach rechts bis 360° fort. Um schnell sich über die Richtung auf der Windrose zu orientiren, brauchen wir neben einer Tabelle einen aus Holz und Carton gefertigten Hülfsapparat. Dieser besteht aus einer Holzunterlage, worauf eine Kreistheilung von 360° im zunehmenden Sinne nach rechts mit den Bezeichnungen N. für 0°, NO. für 45° u. s. w. befestigt und eine der Lage der Observatorien entsprechenden Marke, für unseren Fall bei 26°, angebracht ist. Ein zweiter Kreis mit der Theilung im umgekehrten Sinne, über jenem drehbar, wird mit dem Zahlwerthe des für die Wolkenrichtung gegebenen Azimutes (unser a) auf jene Marke eingestellt. Aus der Tabelle, die nach der Formel: tg ip = tg u sin h berechnet ist, worin h den Höhenwinkel des Instrumentes und u die Ablesung des Winkels der Austrittsstelle bedeuten, entnimmt man den Winkel xp. Wird sein Ort auf dem 2. Kreise aufgesucht, so giebt die zugehörige Stelle des ersten die Ausgangstelle der Wolke an. Ein als Durchmesser angebrachter Indicator würde auch sofort den entgegengesetzten Ort der Windrose er- kennen lassen. Ist also z. B. mit dem Azimut a — 73° und dem Höhenwinkel 36° der Gang der Wolke von der Mitte nach 250° beobachtet, so findet man aus der Tabelle ip = 238° und nach Einstellung des 2. Kreises von 73° auf die Marke unter Vergleichung der Kreisstellen auf der Windrose 221° nahe zu SW. oder entgegengesetzt 41° = NO. Umständlicher ist die Ermittelung der Geschwindigkeit für den beobach- teten Wolkenmarsch M. Die Formel lautet: ,, H sin d M — . —.-—7 v , — p sm h sm(d-p, 1 „ 58.6 56.0 2.60 3360 56.1 53.7 2.40 3440 54.6 52.0 2.60 3049 54.5 52.0 2.50 3167 11.0 91.0 88.8 2.20 3372 89.4 87.5 1.85 4009 88.7 86.3 2.45 3023 86.8 84.6 2.15 3433 85.4 83 4 2.05 3586 5 „ 13 „ 12.5 78.4 75.9 2.50 3200 72.9 70.9 1.95 3900 71.3 69 7 1.60 2877 71.5 68.8 2.20 3361 70.5 68.4 2.10 1 3513 18.0 88.4 84.6] 3.80 1 j 3149 j 19 112 1895. ß a ß" A H in Meter 0 0 0 0 82.8 79.3 3.45 3399 81.2 77.9 3.30 3521 22.0 71.7 68.0 3.75 3423 69.8 66.5 3.30 3801 70.5 67.0 3.55 3563 68.8 65.4 3.35 3689 5 U. 30 M. 19.0 54.6 52.4 2.20 3717 20.0 79.2 75.0 4.25 2972 75.0 70.8 4.20 2891 44.5 93.6 86.5 7.15 ! 3807 89.9 82.8 7.15 3792 87.1 80.0 7.10 i 3786 31.0 93.5 88.2 5.20 |3848 91.0 85.9 5.15 3883 92.5 88.2 4.30 4655 90.8 86.3 4.60 4349 4 5 v 54 n 88.5 83.3 5.25 3792 , 3571(34) cu Vm. Auftreten von cu nicht grosser Art inComplexen (alto — cu?), welche blauem Himmel Platz machen. Nm. leichte Wölk- chen beobachtet, die sich öfter auflösen. Das Mittel ist aus allen 34 genommen , obwohl v erschiedene Stufen zwischen 2877 und 4655 zu sein scheinen. Nach 7 Uhr ist der ganze Himmel mit höheren weissen und schwarzen Wolken bedeckt, in Lücken auch Polarbanden N — S zu erkennen. Mai 11 Nm. 4 U. 40 M. 42.5 83.1 80.5 2.60 9897 37.0 73.4 70.5 j 2.90 7293 29.5 83.8 78.8) 5.05 3703 79.5 74.9 4.70 3872 88.1 82.7 1 5.35 3553 82.7 77.5 1 5.25 3537 84.0 79.0 5.05 3706 81.4 75.9 5.50 3344 83.6 78.3 5.35 3487 81.0 1 75.9 5.15 3566 79.2 | 73.8 5.40 3349 45.0 82.6 74.7 8.00 3298 86.8 ! 78.5 8.30 1 3252 83.6 ! 75.4 8.20 3236 83.5 | 75.5 8.00 ' i 3317 87.7 1 80.3 7.45 SS$- | ■ .11 ■ B . i • i 3562 1 20 113 1895. ß a ' tr a A H in Meter 0 0 0 0 85.0 77.2 7.80 3435 90.4 82.0 8.40 3261 86.8 79.1 7.75 3489 5 ü. 20 M 84.4 75.4 9.05 2938 (1) | 1 3469(17) 8595 (2) alto — cu ci Vm. leichte cu oder alto — cu. Gegen Mittag compacte cu- Wolken, die zu einem kleinen Gewitter mit etwas Regen führen. Nm. einzelne ci und alto — cu. Mai 12 ci Mittags u. Nachm. Mai 13 ganz klar. Mai 14 Nm. 4 ü. OM. 30.5 80.9 79.3 1.65 | 11615 79.7 78.4 1.30 (14632) 23.0 86.1 84.8 1.40 10785 85.5 84.4 1.15 13122 84.6 83.5 1.10 13665 83.3 82.0 1.25 11965 82.7 81.3 1.45 10282 17.0 75.0 70.0 5.05 2046 77.2 72.8 4.45 2382 75.4 70.9 4.45 2338 74.3 69.7 4.55 2258 82.0 77.5 4.45 2473 77.0 72.6 4.45 2378 76.1 71.2 4.90 2135 4 ,, 30 „ 80.0 75.7 4.30 2525 83.0 78.2 4.75 2328 77.1 72.3 4.85 2179 74.8 70.3 4.55 2283 75.3 71.0 4.25 2449 34.0 85.0 76.7 8.30 2549 81.0 73.5 7,55 2735 85.4 76.5 8.90 2378 81.3 73.5 7.80 2650 83.6 75.8 7.90 2660 6.5 83.8 82.0 1.80 2409 82.8 81.6 1.15 3761 5 j, 2 „ 40.0 80.7 71.7 8.90 2643 2314(12) 2575 (7) 11906(6) kl. str- —cu kl. alto — cu ci Ym. viel ci-artiges Gewölk und Sonnenhof. Nm. kleine schwarze und weisse Wolken vor ci-artigem Gewölk. Mai 15 114 1895. ß a cc " A FI in Meter Mai 16 Vm. 0 0 0 0 11 U. 11 M. 28.0 50.2 46.8 3.45 2906 55.6 52.2 3.40 3503 57.0 46.5 10.50 1064 10.0 83.0 76.6 6.45 1013 81.2 74.8 6.40 1008 84.3 78.0 6.30 1045 81.2 75.0 6 15 1050 90.2 82.7 7.50 896 87.8 80.5 7.30 914 85.1 77.9 7.25 910 82.6 75.6 7.05 922 11 ,, 33 ,, 82.6 76.2 6.50 1003 983(10) 3235 (2) str — cu alto — cu Vm. str- -cu. Zweierlei Wolken: höhere weisse 0 1 o und schwarze niedrigere. Nachher etwas Regen Mai 17 Bis auf kleine weisse Flocken ganz klar. Starker Süd-Wind. Mai 18 Nm. 5 U. 0 M. 40.0 85 4 77.0 8.45 2883 86.4 78.5 7.90 3104 89.1 81.5 7.60 3262 90.6 83.7 6.95 3584 88.0 80.0 8.05 3066 88.1 80.5 7.55 3274 18.5 68.2 65.0 3.25 3198 63 8 59.8 4.00 2395 62.5 58.5 4.00 2335 70.5 67.5 3.05 3525 5 „ 34 „ 70.9 67.8 3.15 3429 2365 (2) 3258 (9) str — cu alto — cu Vm. Viel str— -cu, Nm. verdecken niedere Wolken häufig die höheren. Mai 19 — 21 Regnerisch oder ganz bezogen. Mai 22 Vm. 11 ü. 25 M. 18.0 96.0 94.7 1.30 9140 95.3 93.7 1.55 7708 94.0 93.1 0.95 12618 93.5 92.5 1.05 11426 93.1 91.7 1.35 8892 92.5 91.2 1.25 8610 91.6 90.1 1.50 8009 90.7 89.5 1.25 9621 115 1805. ß a a" A II in Meter 0 0 0 0 28.5 91.4 87.5 3.90 4757 93.1 88.5 4.60 4126 92.1 88.0 4.15 4469 91.6 87.2 4.35 4263 90.8 86.6 4.20 4414 12 ü. 0 M. 90.0 86.0 4.05 4574 4434 (6) 9628 (8) ci-cu od. ci alto-cu 54.0 52.4 50.2 2.25 8515 53.5 53.4 51.0 2.40 8128 51.4 53.1 50 9 2.20 8574 46.7 74.7 70.6 4.10 6285 46.0 58.1 55.9 2.15 9152 Pliot. Nm. 44.7 62.6 60.1 2.45 8596 4 U. 30 M. 44.2 74.5 70.6 3.85 6405 Einstell. 43.6 64.6 62.5 2.10 10234 ß a 43.6 76.5 72.5 3.95 6301 40° 61° 42.1 75.1 71.4 3.70 6460 12144 41.6 67.8 66.0 1.80 40.0 64.7 62.5 2.20 9114 32 9 44.7 43.5 1.15 8900 1 6363 (4) 9262 (9) ci — cu ci Vm. und Nm. zweierlei Wolken höherer Art. Mai 23 Vm. cu und str- •—cu. Etwas Begen. Ab. viel Begen. Mai 24 Bedeckt, Begen. Mai 25 Vm. 10 ü. 30 M. 32.0 87.6 78.0 9.60 2108 89.0 78.0 11.05 1835 87.2 74.0 13 25 1507 85.1 73.0 12.00 1648 85.2 75.0 10.25 1945 85.9 74.9 11.00 1815 87.2 77.3 9.90 2038 87.1 77.4 9.75 2070 86.5 77.1 9.45 2131 86.0 76.6 9.45 2125 1922 (10) cu kl u. gr 11 „ 10 „ 21.0 78.7 71.2 7.55 1718 77.3 71.4 6.00 2151 77.1 70.9 6.20 2075 23 8* 116 1895. ß a' a" A H in Meter 0 0 0 0 | 78.3 72.3 6.05 2152 77.9 72.1 5.80 (2239) 11 ü. 30 M 80.1 73.5 6.60 1999 2019(5) 1 CU 42.0 60.0 49.4 10.70 1608 33.9 63.2 52.8 10.40 1491 31.4 65.9 55.4 10.45 1465 Phot. Ym. 26.6 54.5 48.9 5.55 1928 [ 11 U. 4 M. 24.8 84.7 76.8 7.90 2008 Einstell. 23.9 80.3 72.7 7.50 1982 ß a 22.0 68.9 61.2 7.05 1704 30° 66° 19.7 70.1 63.1 7.05 1564 16.0 63.7 58.8 4.90 1679 1714 (9) CU Mai 26 Windig und kalt. Mai 27 Nm. | 5 ü. 20 M. 10.0 85.1 81.4 3.75 1776 86.6 82.1 4.55 1469 85.4 82.3 3.15 2119 90.7 86.5 4.25 1588 9.5 99.2 94.3 4.95 1278 25.5 67.9 62.5 5.45 2247 60.3 55.0 5.25 2019 66.9 61.4 5.50 2188 68 3 62.7 5.60 2197 66.6 61.0 5.65 2117 65.2 60.3 4.95 (2373) 67.4 61.9 5.50 2207 68.1 62.8 5.30 2216 i 5 „ 45 „ 66.7 61.5 5.20 (2313) I 1952(12) 58.3 77.5 62.1 15.45 1870 54.6 61.1 50.2 10.95 1958 54.4 69.0 56.2 12.85 1924 54.2 79.6 64.7 14.95 1898 Phot. Nm. 54.1 72.4 58.7 13.75 1884 5 U. 55 M. 49.2 82.0 67.8 14.25 1914 ß a 48.4 70.3 58.3 12.05 1947 45°. 5 68° 46.3 86.0 71.7 14.35 1875 43.6 72.4 60.7 11.75 1911 43.4 68.5 57.7 10.85 1949 41.9 61.5 52.2 9.35 1937 33.7 59.0 51.2 7.85 1842 1909(12) Zweierlei Gewölk, viel arbeitend und Muster bildend. Die näheren schwarz. 24 117 1895. ß a a" A H in Meter Mai 28 Vm. etwas Regen. Dreierlei Gewölk bei starkem Winde. alto — cu und str (Seenebel). 0 0 0 0 | Mai 29 39.9 95.7 82.8 13.00 1911 39.0 92.2 79.4 12.80 1894 37.5 93.4 81.2 12.25 1920 36.0 96.2 84.3 11.90 1914 Phot. Vm. 33.5 102.2 91.2 11.00 1919 12 U. 20. M. 32.8 78.6 78.1 0.50 3 ß a 31.6 104.2 93.7 10.50 1888 29° 89° 29.0 105.2 95.2 10.00 1821 20.9 105.2 97.2 8.00 1665 20.5 99.8 92.0 7.75 1741 20.4 102.8 95.0 7.75 1704 1838(10) str Nm. 5 U. 20 M. 40.0 95.7 85.5 10.25 1 2432 j: V 91.6 82.5 9.10 1 2734 96.0 86.5 9.45 2638 97.3 88.5 8.85 ! 1 (2832) 94.4 84.3 10.15 2456 ! 94.2 84.8 9.50 2632 94.0 85.3 8.80 (2835) 97.8 88.5 9.30 2674 95.6 85.8 9.85 2531 5 „ 50 „ 30.0 96.1 88.7 7.45 2600 94.5 87.0 7.50 2589 97.7 90.7 7.05 2740 94.9 87.8 7.15 2715 91.7 84.6 7.15 2713 97.0 89.9 7.10 (2726 94.3 87.4 6.90 2815) 89.0 81.5 7.50 2571 20.0 93.9 89.0 4.90 2711 94.6 89,9 4.75 2795 94.0 89.0 5.05 2630 91.7 86.3 5.50 2416 90.2 85.2 5.05 2629 91.6 86.3 5.35 2483 92.4 87.3 5.15 2581 6 „ 15 „ 94.7 89.5 5.25 2309 i 2605(22) i str Schnell heerdenartig ziehende Wolken, sehr veränderlich. Zwar str, aber • doch Musterung ' ähnlich ci — cu. Mond- sichel auf der Photog r. Da der H.-Kreis bei Apparat 2 118 1895. A H in Meter beim Aufziehen der Camera eine Verschiebung erlitt^ so ist die Correctur durch den Mond im Betrage von + 0?50 der Berechnung zu Grunde gelegt. Die Instrumente stimmten sonst ziemlich überein, worüber entsprechend folgende gleichzeitige Einstellungen der Mond- ß' a ß" a" 0 0 0 0 32.00 76.00 32.20 76.10 33.75 79.25 34.35 79.15 34.50 80.50 35.15 80.50 Mai 30 Vm. dunstig, alto — cu und etliche cu. Nm. feinere ci. Mai 31 Vm. 10 U. 25 M 23.5 10 „ 40 „ 83.4 77.0 6.40 2350 84.7 79.5 5.25 (2895) 88.2 81.8 6.50 2365 89.9 83.7 6.25 2471 89.6 83.5 6.10 2531 83.6 77.4 6. 15 2450 83.7 77.5 6.15 2452 85.4 79.0 6.40 2375 2428 0 leichte ci Himmel blau, bis auf cu Flocken. Sonne verglichen auf beiden Stationen: ß' a’ iS" | a" 10 „ 21 „ 57.95 106.60 57.80 1 106.60 Juui 1 — 5 ganz klar . Manchmal einzelne ci. Juni 6 43.3 115.0 112.9 2.10 10605 Phot. Nm. 42.5 99.1 96.6 2.45 10522 6 U. 40 M. 40.7 99.8 97.4 2.35 10549 Einstell. 40.5 104.3 101.8 2.45 9779 45° 101° 345 92.0 89.9 2.10 10484 10388(5) 6 ü. 47 M. 40.0 76.1 73.5 2.60 CJ 8552 69.5 67.4 2.15 10060 72.1 69.9 2.20 10158 75.2 72.7 2.50 9232 71.8 69.4 2.40 9264 Nm. 69.9 67.5 2.40 9039 7 U. 0M. 77.7 75.3 2.50 9452 9394(7) ci — cu ci und ci — str auf der Phot. Beobachtet mehr im ci — cu Charakter. 26 119 1895. ß t a a ' A II in Meter Juni 7 Nm. 0 0 0 0 6 U. 30 M. 43.0 95.1 92.5 2.60 10156 31.0 98.5 97.0 1.55 12691 117.3 116.0 3.30 12306 6 „ 44 „ 116.0 114.2 1.80 9124 11069(4) ci Schneller Zug von sehr schwachen ci, undeutlich begrenzt. Juni 8 u, 9 Klar. 42.1 106.5 103.4 3.05 7976 41.5 86.3 82.9 3.35 7623 40.9 112.3 109.5 2-75 8078 36.4 92.7 89.5 3.15 7322 36.4 102.6 99.6 2.95 7532 36.3 112.0 109.5 2.45 8215 34.0 105.0 102.1 2 85 7209 3 i .6 108.2 105.9 2.25 8277 Phot. 31.0 93.3 90.3 2.95 6781 5U. 16 M. Nm. 29.5 110.1 108.1 2.00 8549 EinsteU . 25.6 93.2 90.6 2.55 6583 ß a 24.2 98.8 94.6 4.20 3751 30° 101° 23.6 121.3 119.7 1.60 7221 22.4 95.0 91.1 3.85 3836 22.0 99.9 95.8 4.10 3486 20.6 87.9 86 2 1.65 8270 19.4 85.5 83.9 1.60 8002 19.4 95.7 94.1 1.55 8276 19.1 1195 117.8 1.65 5939 18.7 118.0 116.6 1 35 7296 j 3691 (3) 7597(17)| CU ci, ci — sti 5 U. 20 M. 30.0 97.3 94 1 3.15 6111 97.0 94.0 2.95 6530 96 2 93.3 2.95 6546 98.1 95.3 2.85 6728 96.8 94.1 2.65 7271 95.8 93.0 2.85 6783 101.6 98.9 2.70 6971 100.8 98.0 2.80 6758 100.0 97.3 2.70 7039 99.1 96.7 2.40 7947 96.2 93.4 2.80 6895 6871(11) 5 „ 26 „ 18.0 98.7 96.5 2.20 5367 96.5 95.4 1.10 1 (10807) 27 120 1895. ß a a ' A H in Meter 0 0 0 0 1 | 97.1 95 4 1.75 6789 97.0 94.7 2.30 5170 96.9 94.5 2.40 4957 96.7 94.4 2.25 5291 102.2 100.0 2.25 5144 102.1 99.5 2.60 4459 5311 (7) 18.0 99.4 96.8 2.70 3385 98.2 95.8 2.50 4735 106.1 104.5 1.60 j 6986 95.8 93.3 2.50 4776 95.4 92.8 2.65 4512 106.0 103.6 2.35 4779 105.7 103.4 2-30 4894 105.1 103.0 2.10 5384 4931 (8) 25.0 87.4 83.7 3.75 4355 86.7 83.2 3.55 4235 86.5 82.8 3.70 4402 85.7 82.0 3.75 4331 90.9 87.2 3.65 4522 84.1 80.7 3.40 4748 90.0 86.5 3.55 4624 6 U. 8 M.i 89.0 85.7 3.30 4967 4523 (8) ci- —cu u. ähnl. Die Nm. angestellten Beobachtungen lassen in der vorge- nommener i Gruppirung eine Höhen abnahme < erkennen. Indessen deuten die Zahlen auch auf verschiedene Typen, deren specielle Angabe bei der Beobachtung ebenso wie bei der Photographie unmöglich ist. Juui 11 Ym. schnell aufziehendes Gewitter. Juni 12 Viel ci meist in Polarbandenform NNO — SSW. Juni 13 39.5 101.8 92.0 9.75 2546 35.6 110.2 101.1 9.10 2300 34.4 120.1 111.9 8.10 2185 33.2 104.4 92.2 12.20 1702 Pliot. Nm. 30.5 107.1 94.1 12.95 1466 12 ü. 14 M. 29.2 120.9 114.6 6.25 2398 Einstell. 28.8 108.5 101.6 6.85 2547 ß a 28.6 113.7 106.5 7.20 2276 28° 101° 26.3 90.0 82.7 7.25 2364 23.9 120.0 114.1 5.85 2133 17.8 94.3 88.0 6.20 1915 13.8 94.3 87.7 6.50 1425 1436(2) 2237(10) 28 121 1895. ß a a" A H in Meter 0 o 0 0 1 ; 12 ü. 20 M. 28.0 106.5 99.3 7.25 2389 102.6 95.3 7.30 2437 104.9 92.2 12.75 1394 103.0 92.3 10.70 1670 107.7 96.8 10.85 1600 106.6 96.5 10.10 1730 123.9 114.0 9.90 1405 122.3 113.0 9.30 1534 121.4 112.0 9.45 1536 122.2 115.8 6.50 2144 125.1 116.0 9.10 1482 124.7 114.8 10.00 1369 12 r 30 „ 101.0 91.6 9.45 1904 98.0 88.7 9.35 1942 96.6 87.7 8.95 2032 95.6 87.0 8.55 2130 95.3 86.7 8.65 2106 99.1 90.2 8.90 2034 98.0 89.3 8.80 2063 97.2 88.2 9.05 2009 12 „ 39 ,, 95.9 87.5 8.40 2168 1524 (9) 2113(12) str str (cu?) Zweierlei Wolken ganz ähnlich nach beiden Verfahren gemessen. Juni 14 Nm. 12 U. 2 M. 39.0 107.1 99.8 7.30 3167 107.3 99.6 7.70 3001 103.6 92.8 10.85 2202 103.4 91.3 12.15 1973 104.3 91.0 12.30 1942 101.6 90.0 11.60 2081 100.4 89.0 11.40 2125 105.0 93.0 12.05 1973 106.6 95.5 11.10 2097 105.2 93.1 12.15 1955 102.1 91.0 11.10 2169 103.5 92.0 11.55 2073 20.0 64.2 56.8 7.45 1349 63.8 56.3 7.55 1319 65.4 59.2 6.20 1679 69.0 63.1 5.95 1865 64.1 60.6 3.50 2980 62.2 59.5 3.65 ! 2780 62.3 58.8 3.60 2800 61.5 58.0 3.50 2834 61.7 57.5 4.15 1 2382 29 122 1895. ß a a" A H in Meter 1 0 1 0 0 0 1 8.0 98.6 96.8 1.80 2953 98.6 96.7 1.95 2727 98.6 95.7 2.95 1806 98.5 96.0 2.50 2130 98.7 95.7 2.95 1805 98 5 95.5 3.00 1777 98.1 95.3 2.80 1906 100.4 98.3 2.15 ■ 2451 ■ 3198 12 U 32 M. 20.0 89.7 85.5 4.15 87.0 83.4 3.65 3618 86 5 82 3 4.20 3135 85.5 81.3 4.15 3162 12 „ 38 „ 92.7 88.8 3.95 3405 1334 (2) 1974(17) 2738 (8) 3241 (7) 27.0 93.2 87.5 5.70 3158 23.6 88.6 83.5 5.05 3066 12 U 30 M 22.8 83.5 78.9 4.55 3232 18.5 102.1 98.4 3.70 3228 R n 11.8 91.9 89.2 2.65 i 3001 p u 20° 91° 66 84.7 81.6 2.95 1493 6.1 79.4 76.6 2.85 1387 1440 (2) str- -cu 13137 (5) Oefter Regen. Mehrere Stufen von niederen Wolken. Juni 15 Ym. 11 U. 45 M. 16.5 82.7 76.0 6.70 1590 23.0 81.5 74.0 7.55 1919 80 8 72.6 8.20 1834 83.1 74.8 8.35 1749 86.5 77.9 8.65 1721 87.7 79.1 8.65 1730 83.9 74.8 9.10 1609 86.5 78.0 8.50 1752 84.2 75.5 8 75 1679 17.5 68.4 62.4 6.05 1595 67.3 60.8 6.50 1452 13.0 78.5 75.3 3.25 2553 76.7 73.5 3.20 2552 76.0 72.8 3.25 2496 75.1 72.1 3.00 2683 74.8 71.5 3 25 2465 78.8 75.5 3.30 2518 78.9 75.6 3.30 2521 78.6 75.2 3.40 2440 78.2 74.7 3.50 2361 30 123 1895. ß a a" A H in Meter '-.fr 0 0 0 77.7 74.3 3.40 2422 77.3 73.9 3.40 2413 76.5 73-2 3.30 2469 76.1 72-6 3.45 2351 75.7 72-2 3.55 2275 75.0 71.5 3.50 2291 87.7 82-5 5.25 1653 85.7 80.5 5.20 1695 85.3 79.9 5.40 1592 84.0 79.3 4.80 1783 86.9 81*7 5.15 1682 76.1 71.8 4.30 1878 76.9 72.8 4.05 2011 77.0 72.3 4.65 1748 78.2 74.5 3.65 2263 77.2 73.2 3.95 2070 76.5 72.5 4.00 2030 80.6 76.5 4.10 2048 Nm. 80.0 76.1 3.95 2119 12 ü. 30 M. 79.7 75.7 3.95 2113 78.6 74.7 3.95 2096 78.4 74.1 4.30 1918 78.1 73.8 4.30 1913 78.5 73.8 4.70 1754 78.4 73.5 4.95 1662 77.6 72.9 4.75 1721 28.0 92.7 84.7 8.05 2263 91.6 83.4 8.25 2205 90.0 82.0 8.05 2253 87.7 79.3 8.50 2116 87.0 78.2 8.85 2024 86.0 76.5 9.55 1863 89.2 79.8 9.50 1900 87.0 78 3 8.80 2037 89.7 81.0 8.75 2068 12 „ 40 „ 91.5 82.5 9.00 2019 1719(22) 2239 (34) str — cu Ym. Zwei Stufen wurden beobachtet, doch sind die Schwan- kungen gross. Nm. hin und wieder grössere cu. Abends alto — cu. Juni 16 Ym bezogen. Nm. viel cu. 31 124 1895. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 i Juni 17 43.5 85.1 71.5 13.60 1878 ! 41.1 84.7 72.0 12.70 1922 Phot. Vm. 35.0 83.8 71.9 11.90 1785 i 11 U. 0 M. 34.7 80.4 68.7 11.75 1743 Einstell. 30.9 84.8 73.4 11.45 1676 ß « 26.7 77.2 75.1 2.10 7843 37° 66° 24.4 67.4 65.5 1.90 7104 24.2 73.2 71.4 1.80 8037 22.1 70.9 68.7 2.20 1 7104 1801 (5) 7522 (4) cu-Flocken ci 11 U. 4 M. 37.0 63.6 61.5 2.10 8776 62.1 59.8 2.35 7611 69.1 59.7 9.40 2017 67.4 58.0 9.40 1958 71.2 62.0 9.25 (2129) 72.1 61.8 10.35 1907 70.5 60.5 10.05 1920 67.4 58.0 9.40 1958 71.8 61.5 10.30 1907 66.7 58.0 8.75 2091 70.7 61.5 9.20 2119 1 71.8 62.3 9.60 2060 11 „ 30 „ 70.3. 60.6 9.70 1988 1992(10) 8193(2) cu-Flocken ci 1 Die ci in gradliniger Kreuzung sind auf der Photographie nicht gekommen i, sondern nur die ci einer Pichtun g. Juni 18 Nm. i 6 ü. OM. 27.0 81.7 80.0 1.70 10120 81.3 79.9 1.45 11855 79.3 77.5 1.75 9683 75.6 74.0 1.60 10271 42.5 119.3 117.0 2.35 8692 6 „ 25 „ 30.0 112.2 110.5 1.70 9922 114.2 112.5 1.75 9369 48.5 97.6 94.8 2.85 1 10109 96.5 94.3 2.25 (12832) 25.0 93.7 92.4 1.35 (12604) 93.8 91.7 2.10 7806 90.8 89.0 1.80 9129 36.5 92.4 90.3 2.15 10755 91.8 89.8 2.00 11564 87.8 85.5 2.30 10028 6 „ 52 „ 87.2 85.0 2.20 10464 1 9983(13) Sehr schwache ci7 theilweise in ci — cu übergehend. 32 125 1895. ß a ß" A H in Meter Juni 19 Ganz klar. Juni 20 Nm. 0 0 0 0 12 U. 0 M. 20.5 96.7 87.0 9.70 1399 98.6 89.8 8.85 1528 101.7 92.8 9.00 1486 29.0 78.3 69.1 9.20 1883 80.1 70.4 9.75 1803 ! 80.3 71.3 9.05 1953 i 79.7 70.3 9.50 1847 ' 7.5 70.5 69.7 0.70 6411 70.4 69.7 0.75 5994 | 70.3 69.6 0.70 6399 i 70.3 69.5 0.75 5981 ; 70.7 69.9 0.80 5623 70.0 69.3 0.70 6374 12 „ 33 „ 69.9 69.1 0.80 5566 1700 (7) 6050 (7) str cu 35.9 132.0 122.5 9.50 1477 34.1 129.3 119.7 9.60 1534 33.7 128.6 118.5 10.10 1475 20.0 130.4 128.7 1.75 4520 Phot. Nm. 19.1 126.1 121.0 5.10 1730 12 U. 35 18.1 131.8 130.0 1.80 3834 Einstell. 15.2 128.5 126.6 1.90 3372 ß a 14.4 124.6 122.8 1.80 3719 ® GO ® o SM 13.7 116.9 113.5 3.35 2250 12.9 110.6 107.5 3.10 2501 11.3 120.9 118.0 2.90 1991 10.5 106.1 103.2 2.95 2248 9.0 115.1 112.4 2.70 1887 ! ' 6.9 113.2 110.6 2.60 1547 1663 (7) str cu u. str 12 ü. 40 M. 20.0 133.2 132.2 1.05 6849 133.5 132.3 1.30 5490 133.8 132.8 1.00 7044 134.3 133.2 1.10 6308 134.7 133.5 1.20 5712 131.8 130.3 1.50 5042 132.0 130.9 1.10 6795 12 „ 50 J 131.7 130.7 1.00 7529 6346 (8) Bemerkenswerth ist, dass aus den von Ost aufkommenden cu -Köpfen die ci- Wolken wie Büsche herauszuwachsen 33 126 1895. ß a a" A | H in Meter schienen, und insbesondere Nm. den ganzen Himmelsbogen von 0. nach W. überspannten. Hie höchst gemessene und cu betreffende Stelle auf der Photographie ist erheblich unter der aus den Beobachtungen gefolgerten Höhe, für welche zwei aus 7 und 8 Zahlen gefolgerte Werthe gut überein- stimmen. Auffallen muss die grosse Verschiedenheit der Höhen, wie sie die photogr. Platte zeigt. Juni 21 ci. Etwas dunstig. Juni 22 Klar. Juni 23 Klar. Nm. u. Ab. ci. Juni 24 Ym. 0 0 0 0 9 ü. 15 M. 27.0 75.3 70.5 4.75 3392 75.8 71.5 4.25 3822 75.6 65.0 10.60 1470 3607 (2) 72.4 62.5 10.10 1485 1 alto — cu? 72.8 62.0 10.80 1387 68.7 58.5 10.20 1382 12.0 92.4 86.0 6.40 1262 94.8 90.3 4.55 1773 94.4 88.7 5.55 1454 91.1 85.8 5.30 1523 1467 (8) 9 „ 45 „ 90.5 86.5 4.00 2019 82.2 78.3 3.95 1988 84.7 80.2 4.55 1745 83.9 79.5 4.40 1797 85.7 81.8 4.00 1997 84.7 80.8 3.90 2039 10 „ 9 „ 83.6 79.9 3.80 2083 28.6 80.5 64.6 15.85 1062 25.3 86.4 78.1 8.25 1974 Phot. 24.2 76.6 69.1 7.45 1950 10 U. 12 M. 23.6 82.0 74.6 7.35 1977 Einstell. 23.0 91.5 84.1 7.35 2028 ß a 22.8 83.0 75.6 7.35 2062 33° 81° 21.3 85.9 75.5 10.40 1319 21.3 83.2 73.1 10.10 1335 1239 (3) 1998 (5) 10 ü. 15 M. 33.0 88.4 77.3 11.15 1864 87.2 77.0 10.20 2031 15.0 76.7 73.3 3.40 (2761) 84.5 80.0 4.50 2198 84.0 79.0 4.95 1987 83.0 76.0 7.00 1388 34 127 1895. ß a" A | H in Meter 0 0 0 0 1 1 1 84.3 77.0 7.35 1331 80.8 73.3 7.55 1264 78.8 71.5 7.30 1286 76.0 69.0 7.00 1306 1335 (5) 86.0 80.5 5.55 1787 80.5 75.1 5.40 1778 79.9 74.8 5.15 1859 80.6 75.7 4.95 3 946 1941(15) i 87.2 80.0 7.25 1369 84.5 77.3 7.20 1361 82.4 75.4 7.00 1383 86.3 78.9 7.40 1336 84.5 77.5 7.00 1401 99.6 91.7 7.85 1268 97.7 90.3 7.45 1343 95.8 88.4 7.45 1348 94.7 87.0 7.70 1305 92.5 85.5 7.05 1426 92.9 85.4 7.55 1330 96.8 87.5 9 30 1078 1 94.2 85.5 | 8.70 1154 1 95.2 85.3 10.00 1004 Regen 96.0 86.5 9.50 1057 92.6 89.0 8.60 1173 11 U. OM. 95.0 86.8 8.25 1217 Nm. 6 ü. OM. 47.0 81.1 70.0 11.10 1268 (17) 2393 79.4 68.5 10.90 2400 78.1 67.5 10.60 2439 79.7 69.5 10.25 2570 81.4 748 6.65 4089 81.7 75.6 6.10 4476 4282 (2) alto — cu 84.2 73 0 11.20 2431 78.6 68.3 10.35 2516 28.0 88.1 79.3 8.90 2023 86.0 76.0 10.00 1776 82.2 73.8 8.50 2051 80.4 72.7 7.70 2239 ( 2284 (10) 27.0 81.5 77.0 4.50 3784 80.2 75.8 4.50 3751 1 77.5 72.9 4.65 3546 35 128 1895. ß a rr a A H in Meter 0 0 0 0 1 82.8 78.1 4.65 1 | 3690 81.1 76.3 4.85 1 3498 80.7 76.0 4.70 3601 6 U. 22 M, 80.2 75.4 4.85 3555 3632 (7) str — - cu alto. — cu Oefter geringei Kegen. Sehr verschieden hohe Wolken. Pie alto- —cu hatten < das kleine Muster der ci — cu. Viel Wolken, z. Th. in Gruppen. Viele Flocken. Juni 25 Nm. 12 U. 20 M. 10.0 86.4 85.0 1.40 4795 87.1 85.9 1.20 5605 87.1 85.9 1.25 5385 86.8 85.8 1.00 6724 86.7 85.7 1.05 6411 86.5 85.4 1.10 6108 86.2 85.4 0.85 7914 87.3 86.4 0.95 7079 87.1 86.3 0.90 7478 85.2 84.2 0.95 7058 34.0 98.2 88.5 9.75 2220 12.0 51.4 40.3 11.20 3672 46.0 38.0 8.00 4490 12 „ 40 „ 49.6 44.5 15.10 2892 6456(10) Verein- cu zelte i . Beob. 6 ,, 10 ,, 14.5 82.9 76.8 6.15 1533 83.5 77.8 5.75 1647 83.4 78.9 4.55 2088 84.7 79.5 5.25 1818 80.0 74.8 5.25 1765 1 80.5 75.1 5.40 1729 80.9 75.7 5.20 1794 82.5 78.1 4.40 2139 81.8 76.6 5.15 1816 86.8 82.3 4.55 2119 82.7 77.8 5.00 1891 83.0 78.0 5.00 1893 6 „ 33 „ 83.5 87.7 4.80 1979 16.3 68.9 63.9 4.95 1850 16.3 91.5 87.1 4.35 2508 1 Phot. Nm. 13.0 86.7 82.1 4.55 1903 i 6 ü. 35 M. 11.4 87.2 82.5 4.65 1639 Einstell. 10.4 74.8 69.4 5.35 1187 ß a 10.3 78 7 78.3 5.35 1222 Ü 0 10.3 103.2 98.2 4.90 1369 14.5 83.5 10.2 97.5 92.5 4.95 1380 9.1 72.2 67.1 5.05 1070 1570 (9) S6 129 1895. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 6 U. 37 M. 31.5 61.5 54.5 7.00 2082 60.0 53.9 6.10 2335 59.8 53.9 5.95 2389 60.0 54.3 5.70 2511 60.2 54.3 6.00 2391 6 „ 42 „ 22.0 71.1 63.7 7.45 1663 71.6 64.4 7.25 1724 71.5 64.3 7.20 1734 71.2 64.9 6.40 1955 1 71.7 64.7 7.00 1791 72.1 64.9 7.25 1736 72.0 65.2 6.85 1840 71.0 64.1 6.90 1800 72.2 65.4 6.85 1845 6 „ 50 „ 64.1 60.1 4.00 (2843) 64.5 60.2 4.30 2656 65.3 60.6 4.75 2430 65.5 60.9 4.65 2493 66.8 61,9 4.90 2413 65.8 60.3 4 55 2539 67.2 62.4 4.85 2457 67.3 62.4 4.90 2433 67.5 62.7 4.85 2469 67.5 62.8 4.75 2523 69.2 64.8 4.50 2741 69.0 64.2 4.80 2555 70.0 65.2 4.80 2592 71.1 66.3 4.90 2578 26.0 80.9 76.0 4.90 3337 75.4 70.8 4.60 3389 81.0 76.6 4.40 (3726) 75.4 70.8 4.65 3353 7 „ 0 „ 81.5 76.8 4.75 3459 1832(22) 2477(18) 3384(4) str- —cu kl. Wolkenstreifen. Die zunehmend höher werdenden cu (im Mittel 6456) zogen sehr langsam fort. Sonst waren an diesem von Regen öfter unterbrochenen Tage sehr viele und mannigfaltig gebildete Formen von niederen Wolken, helle und dunkle. Nachts darauf sehr viel Regen. Juni 2« Nm. 5 ü. OM. 14,0 74.4 72.5 1.90 4054 9.0 75.0 74.2 0.85 6662 75.4 74.3 1.15 4932 72.7 72.0 0.70 7891 76.2 75.6 0.65 8829 76.5 75.8 0.65 1 8847 37 9 130 1895. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 15 o 83.5 80.0 3.50 2901 83.2 79.4 3.90 2603 77.5 74.5 3.00 3261 82.9 80.1 2.75 3697 84.0 81.2 2.75 3716 84.2 80.7 3.55 2877 87.0 84.1 2.85 3624 86.8 84.2 2.60 (3972) 85.5 82.5 3.00 3426 16.0 106.2 103.3 2.95 3397 106.9 103.9 3.05 3265 37.0 103.5 95.8 7.75 2930 104.7 96.8 7.90 2854 104.0 96.0 8.00 2832 106.1 97.1 9.00 2489 99.8 91.5 8.30 2787 101.4 92.4 9.05 2543 104.7 96.8 8.00 2818 105.3 97.2 8.15 2757 102.9 94.3 8.60 2655 102.2 94.0 8.25 2775 13.5 71.4 70.6 0.80 10144 71.6 70.9 0.75 10877 72.0 71.2 0.80 10216 66.5 65.8 0.75 10148 66.6 65.9 0.70 10865 66.9 66.1 0.80 9594 67.0 66.3 0.75 10224 6 U. 33 M. 67.2 66.4 0.80 9587 3010 (20) 6869 (6) 10207(8) str cu ci oder alto — cu ohne Schatten. Ym. Regenwolken und Regen. Nm. schnellziehende Wolken (Seenebel), Streifen mit alto — -cu Structur, auch ci. Die nahe am Horizonte beobachteten cu-Bänke können wegen zu geringer Parallaxe keinen hohen Werth haben. Abends ci. Juni 27 Nm. Regen. Juni 28 Nm. Ym. Regen. 6 U. 45 M. 40.0 93.6 83.1 10.50 2371 96.6 86.5 10.10 2467 92.5 82.8 9.75 2594 94.0 84.1 10.00 2493 95.0 85.1 9.90 2518 96.6 86.7 9.95 2504 38 151 1895. ß a’ a" A H in Meter 0 0 0 0 95.1 85.5 9.60 2598 92.7 83.5 9.25 2693 94.7 85.8 9.00 2771 97.0 87.5 9.50 2622 93.1 83.8 9.35 2666 95.7 83.5 12.25 2032 96.3 84.3 12.05 2067 90.0 81.5 8.50 (2919) 97.3 88.9 9.45 2635 94.0 83.9 10.10 2467 96.0 86.3 9.75 2557 94.7 85.3 9.50 2625 96.3 87.1 9.20 2709 97.4 88.2 9.20 2705 97.1 88.0 9.10 | 2736 97.0 87.8 9.25 2692 91.1 82.0 9.10 2732 93.8 84.8 9.05 2755 95.6 86.0 9.60 2597 7 ü. 20 M. 93.0 83.8 9.25 2695 2568 (25) alto — cu Grössere Muster von alto — cu auf blauem Himmelsgrund mit weissen oder auch dunklen Grenzen wurden beobachtet. Juni 29 Nm. 1 6 U. 30 M. 46.5 90.0 85.2 4.75 5925 90.0 85.5 4.50 6256 92.6 87.5 5.10 5528 93.0 88.5 4.50 6265 91.7 87.0 4.75 5935 82.4 77.5 4.90 5578 84.3 79.7 4.65 5944 84.2 79.6 4.55 6073 89.6 85.2 4.35 (6468) 86.1 81.3 4.90 5685 ! 83.9 79.4 4.55 6065 85.4 80.8 4.65 5976 89.5 85.0 4.50 6250 89.5 85.1 4.35 (6467) 92.2 87.3 4.90 5753 90.9 86.1 4.80 5870 91.6 86.7 4.85 5812 84.8 80.0 4.75 5832 31.0 84.3 79.8 4.50 6145 87.2 83.4 3.95 i 5035 89,1 85.8 3.35 1 5963 9 * 39 132 1895. ß a' j a" ;A H in Meter 0 0 0 0 84 0 80.5 3.50 5631 80.9 83.4 3.55 5600 86.0 82.5 3.50 5661 89.4 86.1 3.30 6058 91.2 87.7 3.50 5719 91.2 87.8 3.40 5888 91.1 87.3 3.80 5266 90.5 87.0 3.50 5717 91.0 87.3 3.70 5410 91.0 87.5 3.50 5719 91.3 87.7 3.55 5639 90.8 87.1 3.70 5110 7 ü. OM. 93.1 89.6 3.50 5717 5782 (32) oi — cu Ym. wenige und einzelne Wölkchen. Nm. ganz klar. Dann kommen Gruppen von Schäfchen - ähnli chen Wolken, z. Theil mit feinei em Muster. Juni 30 S. heiss. Kl Wölkchen. Gewitter, starker Regen. Juli 1 ci— -str sehr verschwommen. Nm. Gewitter •. S. heiss. Juli 2 Vrn. 1 11 ü. 45 M. 45.0 86.2 76.3 10.00 2679 87.0 76.5 10.50 2557 81.5 71.5 10.00 2592 87.0 77.5 9.30 (2965) 84.0 72.5 11.50 2283 84.1 74.6 9.50 2789 86.2 75.9 10.35 2585 90.0 78.8 11.25 2413 82.5 73.0 9.50 2757 Nm. 20.0 87.2 82.5 4.75 2777 12 ü. 10 M. 84.6 79.8 4.85 2691 5 „ 30 37.5 83.5 80.0 3.50 6622 93.7 90.5 3.25 7273 89.9 86.3 3.65 6477 29.0 78.0 75.3 2.75 6792 54.0 78.6 74.4 4.25 6995 80.0 76.0 4.00 7523 78.0 74.1 3.90 7596 78.7 74.7 3.95 7540 80.7 76.3 4.45 6787 86.7 81.7 4.95 6286 84.0 79.0 5.00 6150 83.6 79.0 4.65 6615 84.4 79.3 5.15 5720 85.7 80.5 5.25 5909 40 133 1895. ß a a' A H in Meter 0 0 0 0 82.9 78.3 4.65 6590 84.0 79.3 4.75 6488 82.7 78.0 4.75 6474 79.0 74.1 4.90 6076 80.4 75.4 5.05 5824 85.3 80.5 4.80 6458 81.0 77.3 3.70 8209 79.9 76.0 3.90 7722 79.0 75.1 3.90 1 7666 85.0 81.0 4.00 7754 77.0 73.2 3.80 7732 80.5 76.8 3.75 8072 78.1 74.3 3.85 7714 82.7 77.5 5.25 5818 84.0 79.3 4.75 6488 . 6 U. 20 M. 85.4 80.1 5.30 5844 2612(10) 6235(15) 6791 (4) 7684(11) str — ou ci — cu Gegen Mittag Abzug kleiner leichter Wolken, welche beob- achtet wurden. Dann räumt der Himmel kleinen, schäfchen- artigen Wolken Platz ein, welche in verschiedenen Gruppen, öfter auch in Polarbanden-Form (N-S) sich stellen und wohl zu gewissen Modifi cationen in der Höhe Veranlassung geben. Die am äussersten Horizont beobachteten cu geben kerne bemerkenswerthe Parallaxe. Abends Gewitter mit starkem Hagelschlag. Juli 3 Ym. 11 U. 30 M. 25.0 87.4 83.0 4.40 3708 78.0 74.0 4.00 3865 89.1 84.6 4.55 3598 35.0 90.0 83.8 6.25 3555 90.6 86.0 4.60 4842 86.4 82.8 3.65 6056 84.1 80.9 3.20 6642 85.2 81.7 3.55 6200 86.1 82.8 3.40 6498 38.0 88.7 81.9 6.85 3230 87.7 79.8 7.90 2785 24.5 76 6 72.0 4.60 3246 74.9 70.4 4.55 3226 73.6 69.4 4.20 3613 72.7 68.5 4.25 3374 71.8 ! 67.5 4.25 3333 70.5 | 1 66.5 4.00 3487 41 134 1895. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 69.4 65.7 3.70 3721 68.7 64.8 3.90 3489 81.0 75.2 5.75 2682 79.1 72.9 6.20 2446 77.5 71.6 5.90 2535 76.2 70.4 5.90 2505 Nm. 75.1 69.4 5.80 2519 12 ü. 40 M. 74.0 68.3 5.75 2508 2532 (6) 3438(14) 6349 (4) str — cu alto — cu ci — cu Dreierlei Gewölk, die höchsten Wolken gehören wohl zu ci — cu. Juli 4 Ym. 11 ü. 40 M. 47.0 70.6 62.5 8.10 2947 i 68.7 61.2 7.50 3105 67.2 60.0 7.25 3140 | 65.7 58.2 7.50 2946 71.7 63.8 8.00 3038 69.2 61.8 7.45 3154 72.3 65.9 6.45 3841 72.9 66.0 6.90 3607 64.2 57.0 7.20 2990 67.2 60.2 7.05 3235 63.7 56.5 7.20 2960 68.5 61.5 7.00 3330 67.1 60.1 7.05 3229 12 0 „ 41.0 81.5 73.0 8.50 2849 33.0 91.6 87.0 4.60 4600 86.9 80.3 6.65 3141 92.1 86.0 6.15 3440 27.0 91.4 85.2 6.15 2865 89.0 83.4 5.60 3135 87.6 82.3 5.40 3241 87.2 81.8 5.50 3178 93.5 80.5 13.00 1349 92.0 79.8 12.25 1428 89.7 77.4 12.40 1400 93.0 82.9 10.15 1733 91.4 82.0 9.40 1868 93.3 81.3 12.05 1450 91.5 79.8 11.75 1489 91.1 80.4 10.75 1628 Nm. 88.0 77.5 10.50 1649 12 ü. 18 M. 90.0 82.8 7.25 2422 90.0 81.0 9.00 1945 86.6 79.0 7.60 2282 91.5 80.3 11.25 1556 42 135 1895. ß ar a' A LI in Meter 0 0 0 0 90.0 78.9 11.15 1563 89.0 78.0 11.00 1579 89.2 79.0 10.25 1699 89.6 77.5 12.10 1435 92.5 82.0 10.50 1673 90.9 81.8 9.15 1917 86.2 77.4 8.85 1950 92.6 83.9 8.75 2011 89.8 81.0 8.80 1989 87.1 79.0 8.10 2143 85.2 77.3 7.95 2165 92.0 84.0 8.00 2000 87.0 79.3 7.75 2242 85.6 77.6 8.00 2155 83.3 81.2 2.05 8457 82.1 79.7 2.40 7170 87.7 82.5 5.25 3335 89.5 80.5 9.00 1942 37.0 54.9 47.0 7.90 1776 89.7 81.8 8.00 2905 86.5 79.5 7.00 3290 91.7 79.0 12.75 2286 89.0 77.4 11.65 1973 89.5 77.3 12.20 1885 86.5 76.8 9.75 2344 95.0 84.5 10.50 2222 90.2 82.3 8.00 2909 90.7 82.5 8.25 2822 86.6 79.5 7.15 3221 85.0 77.7 7.35 3107 12 ü. 45 M. 84.1 76.5 7.60 2987 1857 (34) 3082 (25) 3872 (4) 7813 (2) str CU CU ci Gewirr von Wolken. Die beiden einzigen ci Beobachtungen kommen in einer Lücke zu Stande. Ferner Donner während der Beobachtung. Bald nach 1 U. Regen. Nm. abwechselnd Degen. Juli 5 Nm. 6 ü. 25 M. 15.0 92.5 81.0 11.50 869 93.0 81.8 11.25 890 97.5 85.8 11.75 853 96.6 84.2 12.50 802 | 96.2 84.0 12.25 818 1 95.6 83.5 12.10 828 94.7 83.0 11.75 853 | 96.9 84.8 12.10 828 43 136 1895. ß a a" a : H in Meter 0 0 0 0 96.0 84.2 11.80 850 97.5 86.5 11.00 911 94.2 84.3 10.00 1003 97.5 85.5 12.00 834 96.7 85.2 11.55 868 95.7 84.9 10.85 925 95.1 84.6 10.60 947 97.3 86.9 10.45 959 ' 96.5 86.4 10.15 988 95.9 85.8 10.15 989 18.0 75.2 63.7 11.60 904 75.4 64.2 11.10 949 76.4 64.7 11.70 909 79.0 67.9 11.15 986 75.3 62.7 12.60 926 75.5 63.6 11.90 882 76.1 64.4 11.75 906 75.9 64.4 11.50 920 78.4 66.2 12.25 886 6 U. 51 M 77.0 64.5 12.50 852 898 (28) cu — str Vm. Der Himmel bedeckt mit str — cu. Nm. klarer. Die vorhandenen alto— cu zogen zu schnell ab, so dass nur die Beobachtung der niedrigen Wolken übrig blieb, welche zu- letzt den Himmel frei Hessen. Juli 6 Vm. 11 U. 40 M. 18.0 72.4 66.4 6.05 1738 77.5 71.5 6.00 1858 67.5 61.3 6.25 1562 69.0 61.8 7.25 1368 68.0 61.0 7.00 1396 17.0 62.2 56.0 6.25 1334 61.6 55.4 6.20 1330 63.7 58.4 5.40 1610 61.5 55.2 6.30 1305 12.0 91.5 87.5 4.00 (2020) 93.0 88.8 4.25 (1901) 87.8 83.2 4.60 1746 26.0 87.7 77.9 9.90 1690 87.1 77.3 9.90 1686 87.9 77.8 10.15 1649 87.0 77.0 10.00 1666 88.8 78.9 9.95 1777 87.6 77.9 9.75 1716 44 137 138 1895. ß a' a" A H in Meter Juli 10 Nm. 0 0 0 0 12 ü. 10 M. 40.0 94.5 92.2 2.25 11087 84.0 82.0 2.00 12314 32.0 70.5 68.9 1.60 11327 68.0 65.8 2.25 7750 69.0 66.8 2.20 8041 25.0 93.0 90.7 2.25 7297 93.5 91.2 2.30 7132 94.2 92.2 2.05 7993 90.5 81.8 8.75 1866 91.2 82.9 8.35 1959 92.0 83.5 8.50 1927 89.5 87.5 2.00 8212 89.5 87.9 1.65 9956 18.5 84.4 77.4 7.00 1716 84.4 77.7 6.75 1781 82.2 75.3 7.00 1693 12 „ 33 „ 82.5 75.8 6.70 1774 1817 (7) 8054 (7) 11576(3) cu — str ci — cu ci Des Morgens ci in Form von Polarbanden W— O. Die ci sind schwach zu sehen, die ziemlich hohen (8054) Wolken scheinen den ci — cu- Charakter zu haben. Nm. droht es oft mit Gewitter und Regen, ohne zu regnen. Juli 11 Vm. 1 11 U. 30 M. 43.0 77.3 | 74.0 3.25 7656 88.0 | 72.5 15.50 1651 88.0 71.5 16.50 1545 85.4 70.0 15.40 1631 86.1 71.2 14.90 1700 86.1 70.8 15.40 1641 84.7 70.0 14.75 1701 45.0 79.0 63.5 15.50 1578 78.0 64.0 14.00 1744 77.3 63.3 14.00 1729 27.0 72.5 64.5 8.00 1905 11 „ 58 „ 38.0 88.0 85.5 2.50 9543 1683(10) 8600 (2) cu ci 51.0 117.3 115.2 2.10 11573 Phot. 48.3 118.6 116.5 2.05 11135 12 U. 0 M. 43.7 112.7 110.6 2.05 11323 Einstell. 41.6 106.0 103.4 2.55 9471 ß Ci 40.0 105.7 103.3 2.35 9972 40° 106o 35.4 108.1 95.1 13.00 1655 33.8 102.7 90.1 12.55 1695 46 139 1895. ß a' a" A H in Meter 0 0 0 0 33.0 113.0 111.1 1.85 9838 32.0 123.0 113.9 9.10 1744 29.6 116.3 106.4 9.85 1685 28.3 112.5 102.1 10.35 1618 26.1 108.1 98.7 9.40 1726 1687(6) 9760 (3) 11344 (3) CU ci ci 54.0 112.1 109.4 2.70 10189 52.5 100.3 97.4 2.85 10569 50.8 115.0 112.5 2.50 10097 49.6 119.9 117.8 2.10 10817 Phot. Nm. 46.8 121.0 118.9 2.10 10132 4 U. 47 M. 43.4 118.4 116.4 1.95 10802 EinsteH. 42.1 109.5 107.1 2.35 10000 ß a 42.1 112.8 110.6 2.20 12880 40° 111° 40.0 111.2 108.9 2.30 9590 33.5 114.5 112.6 1.85 9750 31.9 111.5 109.9 1.60 11238 30.2 115.7 113.8 1.85 8722 29.6 128.3 127.1 1.20 10019 25.1 108.5 107.1 1.35 11087 9354 (3) 10712(11) ci ci 4 U. 50 M. 40.0 108.5 104.5 4.00 5742 108.1 104.9 3.25 7069 110.0 105.5 4.50 5023 110.7 105.8 5.00 4506 96.0 94.0 2.00 12402 92.8 90.3 2.50 9991 92.0 89.3 2.75 9088 92.3 89.9 2.45 10198 91.8 89.5 2.25 12325 54.5 88.8 86.2 2.60 10641 90.0 86.8 3.25 8525 89.2 85.9 3.30 8387 87.8 84.5 3.25 8494 92.5 89.5 3.00 9031 89.7 86.8 2.90 10904 89.3 86.4 2.90 10899 37.0 83.0 81.0 2.00 11476 36.5 81.5 79.5 2.00 11251 81.8 80.0 1.75 12892 47 140 1895. ß a a" A H in Meter 5 U, 30 M. 0 31.0 106.0 113.7 111.3 104.5 112.2 109.8 0 1.50 1.50 1.50 5585 (4) oi — 'Cu 8919 (6) ci 12425 11321 11706 11537 (12) ci Gegen Mittag sehr viele kleine und undeutliche ci. Davor ziehen fortwährend schnell grössere cu-Wolken, so dass die Messung der ci unstatthaft wird. Nm. gelingt es mehr ci zu beobachten, die Messung der ähnlichen aber kleineren cu ist unterlassen. Auf den Photographien lassen sich ebenso wie nach der gewöhnlichen Methode zweierlei ci registriren. Abends 7 U. 15 M. lebhaftere ci im Verein mit ci — str und Sonnenhoferscheinung. Juli 12 Vm. | 11 ü. 30 M. 50.0 86.7 80.7 6.05 ■ • 4872 83.0 76.8 6.25 4616 91.2 86.5 4.70 6333 89.0 84.0 5.00 5932 84.3 79.5 4.75 6144 9.0 105.2 104.2 1.00 5690 104.1 103.1 1.05 5478 34.0 106.5 101.5 5.00 4092 108.1 102.5 5.65 3578 32.0 106.5 104.5 2.00 9566 105.5 103.6 1.90 10158 103.3 101.5 1.75 11236 106.8 104.8 2.05 9309 106.0 104.0 2.00 9602 102.8 100.5 2.30 8594 34.0 110.0 105.0 5.00 3953 109.8 104.8 5.05 3922 1 107.7 102.3 5.50 3685 105.0 99.8 5.25 3948 1102 105.8 4.50 4368 ! 29.5 99.2 95.0 4.25 4434 95.2 91.4 3.80 5020 99.2 95.5 3.75 5021 Nm. 100.3 96.3 4.10 4571 12 U. 30 M. 102.4 99.0 3.40 5436 4147 (10) 1 5514(9) 9744 (6) alto- — cu ci ci und alto — cu. Heisser Tag. Nm. 4 U. etwas Regen. 1 Himmel bedeckt. 48 141 1895. ß a a" A H in Meter Juli 13 Nm. 0 0 0 0 5 ü. 10 M. 30.0 88.2 79.3 9.00 2130 84.5 75.3 9.25 2032 80.5 72.0 8.50 2154 82.0 73.5 8.50 2185 86.0 72.5 13.50 1352 84.5 71.5 13.00 1424 87.0 73.0 14.00 1340 85.0 76.0 9.00 2096 87.6 73.8 13.85 1360 5 „ 20 „ 88.5 74.5 14.00 1352 26.0 85.0 77.3 7.75 2147 82.1 74.4 7.75 2105 79.2 72.0 7.20 2217 80.5 73.0 7.50 2150 87.4 74.4 13.05 1268 81.6 73.8 7.90 2074 83.5 75.5 8.00 2056 85.2 76.0 9.25 1789 85.1 76.0 9.15 1808 82.0 73.4 8.60 1888 87.6 77.5 10.15 1646 82.3 72.8 9.60 1685 84.5 72.0 12.50 1301 ! 82.7 74.2 8.55 1910 82.5 74.5 8.00 2042 86.5 78.5 8.00 2090 85.1 76.8 8.35 1987 81.5 73.5 8.00 2027 84.2 75.5 8.70 1894 86.6 78.5 8.10 2065 83.0 74.9 8.15 2011 86.5 78.4 8.10 2065 82.6 75.0 7.65 2140 84.5 76.4 8.10 2043 5 * 45 „ 82.2 74.0 8.25 1974 1342 (7) 2015(28) str cu — str Ym. bedeckt. Weisse und schwarze Wolken ziehen schnell. Juli 14 Dieselben Wolkenarten wie Tags zuvor , wenn der Himmel durchbrochen ist. Öefter Regen. 49 142 1895. ß r a a' A H in Meter Juli 15 Nm. 0 0 0 0 4 ü. 50 M. 10.0 61.5 58.9 2.65 1919 60.5 57.4 3.15 1572 21.0 41.1 38.5 2.60 2194 22.5 88.0 84.0 4.00 3700 86.5 83.3 3.25 4542 86.1 82.2 3.90 3775 87.0 84.1 2.90 5099 85.8 82.0 3.75 3923 84.0 80.8 3.20 4568 87.0 84.3 2.75 5379 87.8 85.3 2.40 6176 89.7 87.5 2.25 6610 94.0 88.8 5.20 2858 94.7 89.8 4.90 3030 91.5 85.9 5.65 2630 91.3 88.7 2.55 5836 91.0 88.0 3.00 4958 92.7 89.5 3.20 4647 91.5 88.6 2.85 5222 16.0 83.8 81.7 2.10 5054 82.2 78.5 3.75 2795 5 » 18 „ 14.0 80.1 78.4 1.75 5190 80.4 78.7 1.75 5201 34.0 90.0 86.0 4.00 5428 82.1 78.8 3.35 6290 28.0 83.5 79.3 4.25 4198 83.0 78.8 4 25 4186 84.0 79.9 4.15 4310 80.5 76.3 4.25 4120 5 „ 30 „ 87.5 82.8 4.75 3815 1895 (3) 2828 (4) 4003 (8) 5347(15) str- —cu alto — cu alto — cu 1 od. ci-cu? Morgens etwas Regen. Mehrerlei Wolken von weisser und schwarzer Färbung. Typen bei der Beobachtung schwer oder gar nicht zu unterscheiden. Bald nach der Beobachtung ist zu erkennen dass ; alto— cu und ci — cu dazu gehört haben. Abends 9 U. wieder Regen. Juli 16 Nm. 6 U. 30 M. 12.0 106.0 97.5 8.50 910 106.0 98.5 7.50 1028 106.0 99.5 6.50 1181 104.5 99.5 5.00 1543 104.5 99.5 5.00 1543 1 109.2 100.5 8.75 861 50 143 1895. ß a' a" A H in Meter 0 0 0 0 112.0 101.5 10.50 704 112.0 101.5 10.50 704 104.0 95.3 8.75 896 101.0 93.5 7.50 1059 100.3 93.3 7.00 1141 110.2 101.3 9.00 830 104.0 96.5 7.50 1042 102.0 95.3 6.75 1169 104.5 96.5 8.00 975 109.5 103.0 6.50 1145 110.5 101.8 8.75 850 109.0 101.5 7.50 1002 104.0 97.5 6.50 1199 110.5 103.5 7.00 1054 106.0 99.5 6.50 1181 105.5 99.0 6.50 1187 103.7 97.0 6.75 1158 109.5 103.2 6.25 1190 109.8 102.2 7.60 981 109.0 103.0 6.00 1244 104.0 98.0 6.00 1297 .J ry ' 104.0 97.2 6.75 1155 110-0 101.5 8.50 879 106-7 99.0 7.75 990 106.0; 99.5 6.50 1181 109.5 1 103.0 6.50 1145 7 ü. 35 M. 106.5 1 99.0 7.50 1023 871 (11) 1139(20) 1543 (2) str Vm. mehr Regen als in den früheren Tagen. Nm. zweierlei Wolken, welche mit sehr veränderlicher Schnelligkeit über- I einander gleiten. Die Beobachtung scheint drei Schichten ! zu ergeben. Juli 17 Dunstig. Kleine niedere Wolken. Juli 18 Nm. 4 ü. 35 M. 34.0 111.5 109.7 1.85 10302 120.5 118.7 1.75 9397 120.7 119.1 1.60 10212 119.5 118.1 1.35 (12377) 121.6 120.0 1.65 9725 121.0 119.3 1.65 9858 115.5 113.8 1.65 10890 44.0 117.0 115.0 2.00 10912 117.5 115.5 2.00 10817 1 117.7 115.8 1.95 11048 51 144 1895. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 1 118.5 116.3 2.25 9462 117.5 115.5 2.00 10817 115.3 113.0 2.25 9972 120.5 118.2 2.25 9120 36.0 104.0 101.9 2.15 10100 106.5 104.0 2.50 8507 48.0 112.5 109.5 3.00 8392 38.0 106.7 104.3 2.45 9072 107.0 104.9 2.10 10488 102.0 99.4 2.65 8722 103.3 100.9 2.40 9535 48.0 99.2 96.8 2.50 11334 98.6 96.0 2.65 10730 94.0 91.5 2.50 11532 5 ü. 10 M. 37.0 86.5 84.4 2.15 10820 9242(8) 10201(12) 11104(4) Cl ci ci Mittel aller: 10032 (24) Ym . noch dunstig. Einige kleine Häufchen. Nm. ganz klar, ci sehr schwach und nur wenig. Juli 19 Sehr lockere und nach alto- cu-Art geordnete Wolken. Juli 20 Nm. 1 4 ü. 50 M. 58.0 90.5 87.5 3.00 10988 46.0 96.7 94.8 2.05 (13512) 95.0 92.8 2.25 12374 39.0 92.5 75.5 17.00 1410 i 92.5 77.0 15.50 1556 92.5 76.5 16.00 1505 33.5 83.4 81.5 2.00 10546 82.8 81.0 1.75 12025 93.0 91.0 2.00 10718 93.0 91.2 1.80 ■ 11907 83.0 81.4 1.65 12773 84.5 82.8 1.75 12120 40.0 69.0 67.0 2.00 10745 66.3 64.5 1.75 11811 66.5 65.0 1.50 (13855) 24.0 105.3 95.8 9.55 1597 104.5 94.8 9.75 1572 104.4 94.5 9.90 1550 105.2 95.3 10.00 1527 5 „ 30 „ 106.1 96.5 9.65 1571 1536(8) 11601(10) str — cu ci Vm. Viel Regen. Nm. klarer. Die niedrigen Wolken erscheinen einzeln, ci schwache Erscheinung. 52 145 1805. ß a! a " A H in Meter Juli 21 Vielerlei Gewöl k. ci. Polarstreifen, alto— -cu, cu. Juli 22 Nm. 0 0 0 0 5 U. 50 M. 50.0 93.7 90.8 3.00 9915 88.0 85.5 2.50 11866 90.5 87.5 3,00 9926 39.0 84.5 82.0 2.50 9654 82.0 79.5 2.50 9537 79.5 77.0 2.50 9383 73.8 71.5 2.25 9910 54.0 75.8 73.0 2.75 10612 78.0 75,3 2.70 11028 82.0 79.5 2.50 12260 82.0 71.5 10.50 2835 82.2 73.3 9.00 3332 78.5 69.5 9.00 3222 26.0 77.5 72.4 5.10 3115 83.5 78.4 5.15 3225 85.5 80.3 5.15 3257 78.8 73.5 5.25 3057 6 „ 30 V, 77.3 72.4 4.90 3238 3160 (8) 10409 (10) cu ci Einzelnes cu- -artiges Gewölk. Die ci haben wenig be- stimmte Grenzen, sind sehr veränderlich und ziehen schnell. Juli 23 Nm. 5 U. 20 M. 12.0 88.0 86.8 1.25 6463 85.0 82.8 2.25 3553 84.0 82.0 2.00 3983 41.5 95.0 90.2 4.75 5411 93.5 89.3 4.20 6130 89.0 84.5 4.50 5705 88 5 84.4 4.15 6183 46.5 103.0 98.9 4.10 6628 100.5 96.5 4.00 6896 98.0 94.0 4.00 6972 102.0 98.8 3.25 8397 51.0 99.5 95.4 4.10 7244 102.0 97.9 4.10 7148 96.3 92.2 4.05 7249 98.5 94.5 4.00 7 456 97.0 92.5 4.50 6667 94.0 90.2 3.80 7938 54.0 72.0 68.9 3.15 8867 72.8 69.4 3.40 8279 70.7 67.5 3.15 8714 69.0 65.8 3.25 8250 53 10 146 1895. ß a' a " A H in Meter 0 0 0 0 78.5 74.5 4.00 7433 75.7 72.0 3.75 7738 73.5 69.9 3.65 7767 71.5 68.3 3.25 8537 31.5 88.0 80.5 7.50 2678 86.5 78.3 8.25 2415 87.0 80.3 6.70 2991 87.5 80.3 7.20 2786 5 U. 58 M. 86.5 79.5 7.00 2856 2745(5) 3768(2) 6087(6) 7318(6) 7841(5) 8073(6) str- — cu Mittel 7307 (23) Phot. 34.5 90.5 82.1 8.35 2622 1 131 6 U. OM. 29.0 84.5 77.6 6.85 2682 Einstell. 26.4 89.5 83.1 6.35 2708 ß a 26.3 92.0 85.1 6.85 2511 31°.5 86° 25.5 80.5 74.6 5.85 2726 i 2650(5) Vm. ziehen cu von West auf. Nm. Gewitter. Viel Regen. Die scheinbaren ci werden höher. Die niederen Wolken waren im Beginn der Beobachtung höher, als zuletzt, wo sie mit den Werthen der Phot, übereinstimmen. 7 U. wieder starker Regen. Juli 24 Juli 25 Nm. 6 ü. 5 M. 28.5 80.5 75.0 5.50 3219 11.0 102.0 101.0 1.00 7124 104.5 103.9 0.60 11623 102.0 100.5 1.50 4758 ci 108.2 106.5 1.75 3864 23.0 96.0 92.0 4.00 3779 99.0 95.3 3.75 3987 96.5 92.5 4.00 3774 16.0 94.5 90.8 3.75 2852 102.5 95.0 7.50 1494 14.0 79.0 76.5 2.50 3592 12.0 88.0 80.9 7.15 1119 13.0 116.0 109.8 6.25 1186 114.0 107.9 6.10 1249 29.0 86.5 77.5 9.00 2049 86.0 72.3 13.75 1315 17.0 98.2 84.3 14.00 808 96.7 84.4 12.40 913 96.0 84.5 11.50 985 93.0 83.0 10.00 1132 88.5 78.5 10.00 1119 54 147 1895. ß a A H in Meter 0 0 0 0 53.5 98.0 95.2 2.75 11218 94.0 91.2 2.75 11342 92.5 89.5 3.00 10416 87.5 85.0 2.50 12448 86.5 83.8 2.80 11084 85.5 82.9 2.60 11902 38.0 86.0 84.3 1.75 (13583) 75.0 73.0 2.00 11059 20.5 97.5 92.0 5.50 2457 96.0 90.5 5.50 2466 1 99.0 93.8 5.25 2560 ; 94.5 89.2 5.30 2565 50.0 70.0 67.7 2.30 11264 77.5 74.5 3.00 9348 76 5 74.0 2.50 10639 76.5 73.7 2.80 9933 73.0 70.2 2.85 9410 73.0 70.1 2.90 9243 7 ü. 20 M. 1092(9) 2512(4) 3799(5) 9978(6) i 11353 i str str- — cu ci ci Die str— cu haben lange schmale Formen. Die vereinzelten Be- obachtungen sind vom Resultat ausgeschlossen. Juli 26 Nm 5 ü. 45 M. 30.0 95.5 87.0 8.50 2282 i ! 1 34.5 93.7 89.0 ! 4.75 4631 98.2 89.0 i 9.25 2366 43.0 93.5 90.5 ! 3.00 8828 94.5 92.3 | 2.25 11746 98.7 96.0 2.75 9486 95.5 90.0 5.50 4807 | 100.5 89.3 11.25 2333 101.5 92.5 9.00 2897 95.5 86.5 9.00 2940 93.0 86.0 7.00 3784 98.0 86.8 11.25 2346 99.5 88.0 11.50 2289 j 99.0 86.9 12.10 2178 ! 99.5 86.0 13.50 1951 99.5 87.3 12.25 2100 101.5 92.0 9.50 2747 98.5 88.5 10.00 2636 99.5 88.0 11.50 2289 101.0 88.0 13.00 2018 100.0 87.3 12.75 2064 25.0 95.0 88.0 7.00 2343 92.0 84.8 7.25 2261 92.2 84.8 7.45 2202 55 10* 148 1895. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 94.0 88.3 5.75 2854 91.0 84.8 6.25 2623 91.5 85.8 5.70 2878 98.0 90.5 7.50 2176 99.5 91.6 7.85 2069 95.5 88.0 7.50 2186 6 ü. 10 M. 44.0 77.5 75.0 2.50 10193 77.0 74 3 2.75 9219 76.3 73.0 3.25 7729 24.0 83.0 78.4 4.60 3347 81.7 75.2 6.60 2297 86.0 77.8 8.25 1875 82.2 75.4 6.85 2219 79.5 71.5 8.00 1849 82.2 77.8 4.50 3407 80.5 76.0 4.50 3367 6 „ 30 B 81.5 77.4 4.15 3681 2331(28) 3517 (5) 4719 (2) 10063(6) str- -cu cu ci Schwül. Vielerlei Wolken. Dass die in eine Kategorie gefassten niedrigsten Wolken verschiedene Höhe oder ge- wissermaassen ein Aufwogen (während der Beobachtungszeit ein Smaliges) zeigen, scheinen die Zahlen anzudeuten. Juli 27 Nm. ! 5 ü. 42 M. 50.5 88.5 85.0 3.50 8543 89.0 86.0 3.00 9979 87.0 84.2 2.80 10651 85.3 82.4 2.90 10226 48.0 98.0 95.5 2.50 11400 55.0 93.5 91.2 2.30 13826 48.5 98.0 95.5 2.50 11490 40.0 95.5 85.8 9.75 2558 96.5 86.3 10.25 2431 60.0 101.5 98.0 3.50 9344 97.5 93 8 3.75 8890 98.5 94.8 3.75 8857 100.0 96.5 3.50 9421 98.0 94.7 3.35 9926 107.5 94.8 12.75 2531 105.0 92.5 12.50 2620 6 „ 43 „ 95.0 91.8 3.25 10323 9280 (7) 11319(6) ci und auch ci- -cu 56 149 1895. ß a ' a " A H in Meter 0 0 0 0 30.2 87.7 85.3 2.35 8291 29.5 89.0 86.6 2.35 8134 29.5 88.0 85.6 2.35 8121 Phot. 29.4 91.0 88.6 2.35 2276 8123 6 U. 45 M. 26.5 96.2 88.6 7.60 Einstell. 24.2 93.0 85.7 7.35 2166 ß a 22.0 89.7 82.9 6.80 2131 30° 91° 21.0 91.0 84.6 6.35 2189 20.5 83.0 77.1 5.85 2256 19.8 96.2 90.0 6.20 2117 17.6 92.7 87.6 5.05 2326 16.1 90.4 85.4 5.00 2153 2202 (8) 8167 (4) str — cu ci— cu 27.0 90.5 83.0 7.50 2343 7 U. 0 M. 94.5 88.0 6.50 2711 2532 (6) str — cu Vm. schwaches Gewitter und viel Regen. Nm. ci mit un- scharfen Rändern und ci — cu-artiges Gewölk. Auch die niederen Wolken hatten gekräuselten T)rpus. Sehr heiss. Juli 28 Juli 29 6 U. i Heiss. Wenig ci und str — cu. 79.0 77.5 1.50 78.5 77.0 1.50 77.5 75.9 1.65 76.5 74.9 1.60 76.0 74.2 1.80 75.2 73.3 1.85 71.5 69.8 1.75 71.0 69.4 1.65 70.0 68.3 1.75 70.0 68.6 1.40 67.5 66.0 1.50 75.0 73.0 2.00 72.5 71.1 1.40 71.5 70.2 1.30 71.0 69.4 1.60 70.1 68.5 1.60 81.7 72.8 9.00 79.7 70.5 9.15 83.0 74.7 8.35 80.0 71.8 8.25 3047 2941 3325 3289 16301 16241 14646 14973 13234 12773 12981 13690 12735 15944 14355 11784 16440 (17511) 14113 13951 57 1 50 1805. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 84.7 78.2 6.60 4277 83.0 75.5 7.50 3705 81.5 74.2 7.30 3779 80.0 72.9 7.15 3815 77.8 70.5 7.25 3691 81.0 73.0 8.00 3423 7 U. OM. 20.0 76.6 73.2 3.40 3646 74.8 71.4 3.45 3529 75.3 71.6 3.65 3347 73.2 69.9 3.30 3625 50.0 91.5 72.4 9.15 3116 94.5 85.5 9.00 3304 35.0 93.0 89.5 3.50 6368 94.5 905 4.00 5564 96.5 93.5 3.00 7377 95.0 92.0 3.00 7407 94.0 90.0 4.00 5567 I»20„ 91.0 87.5 3.50 6369 3491 (16) 6442 (6) 14277(15) CU alto — str ci Heisser Tag. cu, ob Gipfel, Kanten oder einzelne Flocken ! davon geben ziemlich dasselbe Resultat. Der Himmel bezieht mit einem gelblichen Schleier (alto — str) und auf hellem | Grunde schwimmen einzelne schwarze Wölkchen. Ab. 10 U. Gewitter und Regen. Juli 30 Regen. Juli 31 Nm. 6 ü. 30 M. 50.0 93.0 90.8 2.25 13228 97.0 94.7 2 25 13104 107.0 104.4 2.60 10617 105.0 102.8 2.20 12759 107.0 105.2 1.80 (15276) 109.8 107.5 2.30 11625 109.0 106.9 2.10 12838 109.6 107.4 2.20 12179 46.5 73.8 71.6 2.20 11687 36.0 94.6 92.3 2.35 9690 97.2 95.3 1.90 11885 55.0 101.3 98.6 2.65 11663 101.0 98.8 2.25 13741 101.8 99.0 2.75 11205 100.7 98.1 2.60 11923 105.9 103.4 2.50 11926 104.0 101.7 2.35 12886 104.5 102.3 2.25 13397 1 1105.3 103.2 2.10 (14250) 58 151 1895. ß a' a' A H in Meter 0 0 0 0 6 U. 45 M. 99.6 97.0 2.60 11998 104.2 101.7 2.55 11866 110.4 107.7 2.70 10539 105.0 102.3 2.70 11138 89.8 86.8 3.05 10433 91.5 88.7 2.80 11376 50.0 102.0 99.7 2.30 12491 103.0 100.0 3.00 9535 45.0 84.5 82.2 2.35 11545 85.8 83.4 2.40 11353 74.4 72.0 2.40 10498 73.4 71.2 2.15 11609 7 » 0 „ 72.0 69.5 2.50 9802 11685(30) ci Morgens klar. Mittags bezogen, dann einzelne cu. Nm. klai \ ci deutlicher als in den früheren Tagen, ziehen sehr schnell. August 1 Bezogen und Regen. August 2 Einige ci. Klar. August 3 Nm. 4 ü. 35 M. 22.0 77.5 69.5 8.00 1670 77.1 68.4 8.80 1506 81.2 73.3 7.95 1740 78.5 70.5 8.00 1688 80.2 72.0 8.25 1661 76.5 68.9 7.65 1733 83.6 75.9 7.70 1809 76.6 68.3 8.40 1573 15.5 105.5 99.1 6.40 1548 15.0 100.5 93.5 7.00 1415 99.5 92.3 7.25 1372 95.0 89.1 5.90 1702 5 „ 30 „ 18.0 109.5 108.8 0.75 13329 109.0 107.8 1.20 9016 108.3 107.4 0.90 12100 107.8 106.8 1.00 10955 107.3 106.2 1.10 Mittel 10016 20.0 114.4 113.3 1.15 11319(10) 9685 18.0 98.7 97.6 1.05 11228 98.1 97.1 1.00 11806 97.5 96.7 0.85 (13945) 97.1 96.2 1.00 11858 i 96.6 95.7 0.90 13198 59 152 1805. ß r a a" A H in Meter 0 0 0 0 96.0 94.9 1.10 10824 95.5 94.4 1.15 10380 5 ü. 39 M. 14 S. 94.9 93.8 1.15 10397 93.8 92.7 1.05 11418 93.5 92.3 1.25 10710(10) 9594 92.8 91.7 1.10 10907 5 ,, 40 ,, 48 ,, 92.2 91.2 1.05 11447 32.0 106.2 104.5 1.75 10952 105.5 103.8 1.75 11026 105.6 103 7 1 90 10151 105.4 103.8 1.65 11698 5 U. 50 M. 108.0 106.4 160 11752 43.0 104.5 101.8 2.75 9143 ! 100.5 98.3 2.25 11474 111.5 109.5 2.00 11940(10) 11633 110.6 108.8 1.85 12709 409.7 108.0 1.75 13577 109 0 107.2 1.80 13311 106.6 104.5 2.15 11450 46 0 81.5 79.4 2.15 12653 80.5 78.3 2.25 12012 48.0 87.2 84.9 2.40 11984 46.0 90.1 87.8 2.25 12428 86.8 84.5 2.30 12089 85.0 82.8 2.25 12092(10) 12291 83.6 81.3 2.35 11698 52.0 86.0 83.5 2.50 12151 91.2 88.9 2.35 13038 55.0 82.0 79.4 2.60 11932 6 >, 15 „ 82.3 79.5 2.75 11295 1618(12) 11515(40) str — cu ci Zuerst auf alto — str Grund einige schwarze Wolken be- obachtet. Die ci werden allmählich nach oben zu in der Structur schärfer, daher die Höhe für die Beobachtung günstiger gesteigert werden konnte. Nach 6 ü. 15 M. er- scheinen die ci wieder verwaschener. Die genaue Zeitangabe für 5 Beobachtungen betrifft dieselbe Wolkenstelle, welche an der Skala entlang ging. August 4 Morgens klar und leichtes Gewölk. Dann gegen Mittag str und auch Regen. Nm. viele schöne ci und auch andere Wolken. 60 153 1805. ß a ' a" A H in Meter August 5 0 0 0 0 51.2 89.2 71.6 17.55 1665 50.2 88.1 70.8 17.25 1660 48.3 100.0 82.6 17.35 1660 46.6 79.8 76.6 3.15 8592 Pliot. Nm. 45.9 74.0 71.1 2.85 8898 12 ü. 21 M. 45.1 101.0 98.1 2.85 9395 Einstell. 44.9 95.7 92.5 3.20 8531 ß a 42.4 93.5 90.6 2.85 9190 37° 87° 42.0 76.5 73.6 2.85 8521 39.3 89.5 87.3 2.10 11718 39.1 76.0 73.1 2.85 7993 35.5 84.5 81.6 2.85 7807 34.0 87.7 85.1 2.60 8329 31.9 80.5 78.4 2.10 9456 31.1 88.2 85.6 2.55 7854 28.4 81.4 79.1 2.30 7811 27.0 91.0 89.1 1.85 9541 27.0 87.0 84.6 2.35 7471 1662(3) 8181(10) 9860 (5) str — cu ci ci auch ci — -cu feinerer Structur. 12 U. 24 M. 37.0 84.5 81.5 3.00 | 7685 85.3 82.6 2.65 8734 84.0 81.2 2.80 8219 81.7 79.0 2.70 8422 87.0 84.5 2.50 9309 86.0 83.0 3.00 7747 91.5 88.9 2.60 9001 86.0 83.2 2.85 8137 87.7 84.9 2.85 8177 87.0 83.9 3.10 7499 84.4 81.7 2.75 8385 83.5 80.7 2.85 8058 82.6 79.9 2.70 8467 85.7 82.7 3.05 7595 84.5 81.8 2.75 8389 89.8 87.1 2.65 8824 88.5 85.9 2.65 8812 87.1 84.6 2.55 9131 84.5 81.7 2.80 8235 83.6 80.9 2.70 8509 82.4 79.8 2.65 8622 32.0 77.6 75.6 2.00 9752 12 „ 35 „ 77.0 75.0 2.05 9464 1 76.3 74.0 2.30 8370 61 154 1895. i» ar a " A H in Meter 0 0 0 0 74.0 72.0 2.00 9421 74.4 72.3 2.10 9005 16.0 74.1 70.5 3.60 2701 75.5 72.2 3.35 2950 73.3 69.7 3.55 2714 72.9 69.3 3.60 2664 72.0 68.5 3.50 2711 82.4 76.7 5.70 1817 82.0 76.2 5.80 1780 81.5 75.7 5.75 1788 70.3 66.8 3.50 2652 80.6 75.0 5.65 1810 79.7 74.3 5.45 1865 76.5 73.0 3.50 2849 75.6 72.7 2.95 3361 75.0 7 1,7 3.35 2936 43.0 69.0 66.5 2.50 9086 67.0 64.3 2.70 8151 21.0 88.0 84.0 4.00 3465 87.6 83.7 3.95 3506 87.4 83.2 4.20 3294 89.0 84.7 4.35 3192 86.5 82.5 4.00 3450 12 U. 50 M. 86.5 82.3 4.20 3285 1812(5)12732(6) 3049(3) 3365(6) 8543(28) str — cu cu cu cu ci Die cu scheinen zuletzt anzusteigen, der Eintheilung in 3 Stufen gemäss. Nrn. gleichmässiger bezogen i, str — cu, Abds. etwas Regen. August 6 ni u. Regen. Abds. klarer, ci in Polarbanden-Form SO — NW. August 7 Nrn. 1 6 U. 20 M. 37.0 95.6 87.8 7.85 2974 96.0 88.5 7.50 3112 96.0 88.5 7.50 3112 39.0 103.1 96.3 6.90 3442 100.3 92.9 7.50 3215 6 » 30 » 48.0 89.0 86.5 2.50 11540 89.3 86.8 2.55 11321 94.5 92.0 2.50 11521 94.0 91.5 2.50 11532 94.4 91.4 3.05 9450 33.0 78.0 76.5 1.50 (13431) 76.7 74.4 2.25 8826 76.3 74.3 2.05 9670 76.4 ! 74.2 2.20 9005 62 155 1895. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 79.5 73.0 6.50 3070 88.0 72.0 6.00 3360 79.5 73.4 6.10 3278 86.0 80.0 6.00 3473 85.2 79.4 5.85 3552 6 ü. 50 M. 80.8 74.5 6.30 3203 3254(11) 9238 (4) 11478(4) alto — cu ci ci Oefter Regen. Windig, ni, alto — cu und ci sind die Typen. Zu wenig Beobachtungen, da das Telephon versagt. August 8 Zeitweise klar. Regen. August 9 Etwas Regen. Zweierlei Wolken (niedr.). August 10 Nm. 6 ü. 37 M. 32.0 98.0 93.8 4.25 4795 95.8 91.5 4.25 4827 96.0 91.7 4.30 4767 97.5 93.7 3.80 (5369) 100.0 95.6 4.40 4595 98.5 942 4.30 4731 6 „ 41 „ 97.6 93.3 4.40 4639 96.1 91.7 4.40 4659 20.0 88.2 83.5 4.75 : 2784 87.0 82.3 4.75 2774 88.2 84.0 4.25 3114 30.0 90.0 85.3 4.75 4084 89.9 85.0 4.90 3958 90.4 85.5 4.90 3961 95.0 90.5 4.50 4308 94.3 89.6 4.75 4087 91.2 86.4 4.85 4005 93.5 88.9 4.60 4223 93.3 88.4 4.90 3965 93.6 89.1 4.50 4315 89.0 84.2 4.85 3993 7 „ o „ 9.5 82.0 80.3 1.70 3685 81.7 79.5 2.20 2839 2878 (4) 4311(18) 1 str — cu alto— cu Auch etwas Regen. Die oberen Wolken haben bisweilen feinere Structur wie ci — cu. Auffallend ist die Tendenz der alto — cu, niedriger zu werden. Nach Schluss der Beobachtung bezieht der Himmel mehr. 63 156 1895. ß a' a" A H in Meter August 11 Viele ci und ci — cu, besonders Nachmittag. August 12 Nm. 0 0 0 0 5 ü. 50 M. 33.0 81.0 78.0 3.00 6823 79.8 75.7 3.10 6522 76.5 73.8 2.75 7194 78.0 74.8 3.25 6155 26.0 72.5 65.6 6.90 2151 73.5 66.5 7.00 2147 71.0 64.5 6.50 2243 4.0 78.3 77.3 1.05 2471 77.7 76.7 0.95 2719 77.5 76.7 0.85 3038 74.8 73.5 1.25 2009 6 „ 20 ,, 33.0 107.3 97.3 10.05 2005 106.2 96.0 10.25 1984 105.0 95.3 9.75 2099 110.4 100.5 9.90 1982 109.0 99.0 10.00 1988 104.7 95.3 9.50 2157 23.0 94.0 87.3 6,75 2248 96.0 88.5 7.50 2020 93.3 86.3 7.10 2138 6 „ 36 ,, 93.1 86.3 6.90 2200 2098(14) 2743 (3) 6673 (4) str- — cu cu ci — cu Ym. ci. Nm. , schwaches Gewitter. Darauf folgen die Be- obachtungen, von denen 3 sich auf orange beleuchtete cu am Horizonte beziehen. Ab. Regen. August 13 Ym. Regen. Nm. klarer. August 14 Regen oder bezogen. Nachts darauf viel ’ Regen. August 15 Ym .Regen. Mittags viel ci. Abends und Nachts viel Regen. August 16 Ym. 9 ü. 26 M. 15.0 123.9 116.5 7.40 1014 125.7 118.7 7.05 1020 127.1 120.5 6.65 1312 9 „ 35 „ 27.0 107.4 98.5 8.90 1879 109.3 100.5 8.80 1869 111.7 103.4 8.40 1906 6.5 113.4 111.8 1.65 2275 10 „ 5 „ 114.8 113.0 1.80 2044 21.0 109.7 99.4 10.35 1257 111.9 103.0 8.90 1421 107.6 98.4 9.25 1427 64 157 1895. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 105.7 97.3 8.50 1571 108.1 100.8 7.40 1763 111.5 105.1 6.40 1960 119.4 112.8 6.65 1687 124.5 119.2 5.30 1894 10 U. 25 M. 122.0 116.4 5.65 1876 125.5 120.0 5.50 1788 47.0 95.9 94.2 1.65 17104 89.5 87.8 1.75 16248 94.5 92.0 1.50 18893 99.0 96.3 2.65 10541 43.0 92.3 90.2 2.05 12933 87.5 86.0 1.50 17624 20.0 126.0 122.8 4.25 2130 31.0 71.9 70.0 1.90 9417 72.0 69.8 2.25 7947 73.2 71.4 1.90 9566 73.7 71.9 1.90 9618 75.0 73.0 2.00 9251 38.0 80.0 77.5 2.50 9210 11 „ 0 „ 83.5 81.2 2.25 10452 Nm. 4 U. 27 M. 51.0 89.0 85.9 3.15 9572 89.8 86.6 3.20 9432 89.7 86.7 3.05 9897 90.6 87.2 3.35 9016 91.0 88.2 2.75 10988 91.5 88.7 2.75 10990 41.5 115.7 113.7 2.05 10378 116.0 113.9 2.15 9856 116.1 114.0 2.20 9612 116.8 114.7 2.15 9723 117.1 115.2 2.00 10382 117.3 115.3 2.10 9860 117.2 115.2 2.05 10123 4 „ 40 „ 117.5 115.4 2.10 9833 117.9 115.8 2.05 10100 49.0 99.6 96.8 2.90 9913 j 98.7 96.2 2.60 11100 Mittel 99.1 96.4 2.70 10671 110441 (4) 5 „ 24 „ 99.7 96.9 2.85 10081 ! 1115(3) 1715(13) 2150(3) 9908(27) 16560(5) 1 str — cu cu cu ci ci 65 158 1895. ß a a" A H in Meter 0 0 0 0 62.5 93.2 89.8 3.40 10134 61.2 99.1 95.9 3.15 10637 57.0 92.5 89.2 3.35 9732 53.3 110.0 107.6 2.40 11643 Phot. 52.1 100.5 97.6 2.85 10501 5 ü. 26 M. 50.5 93.5 90.7 2.75 10897 Einstell. 47.5 94.8 92.1 2.65 10778 ß a 46.0 96.5 93.9 2.60 10668 49° 98° 45.7 116.8 114.3 2.45 9245 45.1 117.0 114.5 2.45 9120 40.9 113.8 111.6 2.15 10082 38.3 105.0 103.1 1.85 (12257) 37.9 102.5 100.1 2.35 9775 10268 (12) ci 11.5 100.5 92.5 8.00 955 91.5 86.9 4.65 1666 93.2 85.8 7.50 1032 92.0 87.5 4.50 1722 92.6 85.3 7.35 1053 95.0 87.8 7.25 1067 5 ü. 35 M. 96.5 89.0 7.50 1030 1027 (5) 1694 (2) 1 str — cu cu Ym. einzelne cu und ci — str. Schöner Sonnenhof. Die zuerst nach 10 U. 25 M. beobachteten ci haben eine nebel- hafte Form, wie ci — str, und bewegen sich mit einer ausser- ordentlichen Geschwindigkeit wie Wogen (vielleicht 4 S. = 1° an der Skala entlang). Die darauf folgenden ci, ebenso wie auch die des Nachmittags verhalten sich ruhig und haben eine bestimmtere Form. Die Höhen sind niedriger, wie die der ersten. Aus den Ym.- und Nm.-Beobachtungen ist das Mittel genommen, weil die Höhe constant geblieben zu sein scheint. Den niederen Wolken des Nm. ist ein lockerer Ausdruck eigen. August 17 August 18 August 19 Ym. ziehen die letzten cu-Flocken weg, dann klar. Ym. klar. Mittags str. Nm. ebenso. Str und alto — cu. Nach Mittag klar. 66 159 1895. iS a' a " A H in Meter August 20 Nm. 0 0 0 0 6 U. 46 M. 46.0 93.2 90.8 2.45 11403 94.8 92.5 2.30 12112 90.5 88.0 2.50 11184 96.6 94.0 2.60 10664 98.1 96.0 2.15 12815 61.0 109.5 106.4 3.15 9768 109.0 106.0 3.00 10309 111.1 108.5 2.60 11580 109.6 106.5 3.15 9757 110.5 108.0 2.50 12123 112.4 109.8 2.60 11382 111.2 109.1 2.60 11529 55.0 116.0 113.3 2.70 9745 43.0 73.1 70.9 2.25 10661 73.9 71.5 2.35 10287 74.6 72.6 2.00 12204 75.6 73.2 2.35 10469 75.0 72.6 2.35 10406 76.0 73.9 2.10 11776 7 j; 3 77.0 74.7 2,30 10840 11051(20) ci 67 160 Erklärung der Tafeln. Die Tafeln II, III und IV enthalten Abbildungen der Wolken nach den Photographien, und zwar sind die oberen Photographien von der Navigations- schule aus, die unteren vom Hause der Naturforschenden Gesellschaft aus auf- genommen. Tafel II. 1895 Mai 25. Vm. 11 U. 4 M. Einstellung ß a 30° 66° cu. mittl. Höhe 1714 Meter. Intervall 1465 — 2008 Meter. Tafel III. 1895 Juli 11 Mittags 12 U. 0 M. Einstellung ß a 40° 106° cu. mittl. Höhe 1687 Meter. ci. zwei Stufen v. 9760 Meter und 11344 Meter. Tafel IV. 1895 Sept. 9 Vm. 11 U. 30 M. Einstellung ß a 22° 120° str. und cu. mittl. Höhen 1600 und 2600 Meter — und zwar nach den Passage- Beobachtungen. Auf d. Phot. 1200 Meter die niedrigste Höhe. Tafel V. Abbildung des bei den Messungen und Photographien gebrauchten Apparates. Tafel VI. Zeichnungen zur Erläuterung der verschiedenen Apparate. Genauere Er- klärung im Text. 68 Bericht über die siebzehnte Wander- Versammlung des Westprenssischen Botanisch- Zoologischen Vereins za Pr. Stargard, am 15. Mai 1894. Durch Beschluss der Wander-Versammlung in Tuchei war die Wahl des Versammlungsortes für 1894 dem Vorstande des Vereins überlassen. Derselbe hatte sich für Preussisch Stargard entschieden, und hier traf denn auch bereits im Laufe des Vortages eine grössere Anzahl der Mitglieder ein, um wieder einige Tage der scientia amabilis zu widmen und neue Anregung für ihre wissenschaftliche Thätigkeit zu gewinnen. Nach dem Empfang und der Begrüssung auf dem Bahnhofe durch Mit- glieder des aus den Herren Kreisschulinspector Friedrich, Bürgermeister Gambke, Dr. Kurt Nagel, Gymnasial-Oberlehrer Schnaase, Präparanden- anstalt- Vorsteher Sem p rieh und Stadtverordneten- Vorsteher Otto Winkel hausen zusammengesetzten Ortsausschusses wurde eine der körperlichen Er- frischung gewidmete kurze Pause gemacht, und sodann begaben sich die Theil nehmer durch die wohlgepflegten Anlagen, die dem Natur- und Schönheitssinn der Stargarder alle Ehre machen, nach dem auf einer Anhöhe nahe dem Ferseufer am Waldrande prächtig gelegenen Schützenhause. Hier theilte sich die Schaar, und während die Einen in Ruhe die Natur genossen und beim gemüthlichen Gespräch sich von der Anstrengung des kurzen Marsches er- holten, durchstreiften die Anderen den nahen Wald, um einen Einblick in die Pflanzen- und Thierwelt Stargards zu gewinnen. Besonderes Interesse erregte eine auf dem für das Landesgestüt bestimmten Platze, nahe am Wege nach Riewalde, stehende Verwachsung zweier Kiefern, deren kaum schenkeldicke Stämme in etwas über Mannshöhe durch ein schräg ansteigendes, ungefähr armdickes Mittelstück — einen ehemaligen Seitenast des einen der beiden Bäume — fest mit einander verbunden sind. Mit Eintritt der Dämmerung ging es zurück nach Stargard und zum WolfFschen Lokale am Markt, wo auch die inzwischen neu angekommenen auswärtigen Mitglieder, sowie zahlreiche Einheimische mit ihren Damen er- schienen, sodass eine recht stattliche Gesellschaft beisammen war. i 11 162 In lebhafter, bald das ernste Gebiet der Wissenschaft, bald das heitere des launigen Scherzes betreffender Unterhaltung, die nur in angenehmer Weise durch kurze Begrüssungsansprachen einiger Stargarder Herren, sowie durch die Erwiderungen von Vereinsmitgliedern unterbrochen wurde, blieb die Gesellschaft zusammen, bis mit dem Beginn des neuen Tages auch die Auf- gaben und Anstrengungen desselben wieder zum lebhafteren Bewusstsein ge- langten und die Anwesenden zur Buhe gemahnten. * * -x- Die geschäftlichen und wissenschaftlichen Verhandlungen des Vereins fanden am 15. Mai in der Aula des Kgl. Gymnasiums statt, die seitens des Gymnasial-Directors, Herrn Wapenhensch, bereitwilligst zur Verfügung gestellt war. Der Ortsausschuss hatte daselbst in dankenswerther Weise eine Ausstellung von bemerkenswerthen Naturobjecten, besonders aus der Umgegend von Pr. Stargard, sowie von naturwissenschaftlichen Präparaten und anderen Hilfsmitteln für den botanischen uud zoologischen Unterricht veranstaltet und so den Versammlungsteilnehmern Gelegenheit zu mannigfacher Belehrung und zur Orientirung auf diesem Gebiete gegeben. Unter den ausgestellten Naturobjecten verdient besonders ein Vogel, der Dickfuss, Oedicnemus crepitans Temm., hervorgehoben zu werden, da er in vielen Theilen der Provinz West- preussen zu den Seltenheiten gehört. Abweichend von dem gewöhnlich befolgten Brauch fand diesmal zunächst die geschäftliche Sitzung statt, die pünktlich um 8 Uhr früh begann. Da der bisherige Zweite Vorsitzende des Vereins, Herr Professer Dr. Bail-Danzig, sein Amt bereits im Vorjahre niedergelegt und auch nach der in Tuchei erfolgten Wiederwahl zum grossen Leidwesen des Vereins, die Erklärung wiederholt hatte, infolge seiner Belastung mit zahlreichen anderweitigen Arbeiten das Amt nicht weiter fortführen zu können, war eine Neubesetzung desselben erforderlich geworden. Der aus der stattfindenden Wahl hervorgehende neue Vorstand besteht aus den Herren: Dr. von Klinggr aeff-Langfuhr (I. Vorsitzender), Oberlehrer Dr. A. Sch mi dt- Lauenburg i. P. (II. Vorsitzender), Professor Dr. Conwentz- Danzig (I. Schriftführer), Hauptlehrer a. D. Brischke-Langfuhr (II. Schriftführer), Kfm. Walter Kauffmann-Danzig (Schatzmeister). Sämmtliche Herren nehmen die auf sie gefallene Wahl mit Dank an. In Vertretung des mit Diensturlaub im Auslande weilenden I. Schrift- führers, verliest Herr Walter Kauffmann-Danzig folgenden Geschäftsbericht pro 1893/94. Meine Herren! Unser Verein hat im verflossenen Jahre das Hinscheiden zweier eifriger Mitglieder zu beklagen. Gleich im Anfänge des Jahres starb Herr Lehrer 2 163 Fröhlich in Thorn und bald darauf Herr Apotheker Jungfer in Neustadt Wpr. Beide haben sich in rühriger Weise an der lioristischen Erforschung unserer Provinz betheiligt und auch öfters unseren Versammlungen beigewohnt. Herr Jungfer hatte sich in besonders thätiger Weise um das schöne Gelingen der letzten Versammlung in Neustadt im Jahre 1891 als Geschäftsführer ver- dient gemacht. Ehren wir das Andenken der Verblichenen, indem wir uns von unseren Sitzen erheben. (Geschieht.) Der Bericht über die vorige (XVI.) Versammlung des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins in Tuchei ist vor Kurzem gedruckt und den Mitgliedern zugesandt worden. Derselbe enthält ausser einem ausführlichen Bericht über den Verlauf der Versammlung selbst, wissenschaftliche Abhand- lungen der Herren Bail und Treichel. Die erhoffte eingehende Darstellung der floristischen Verhältnisse des Kreises Schlochau, die Herr Taubert in Berlin auf Grund der im Aufträge unseres Vereins innerhalb dreier Jahre ausgeführten Untersuchungen für den diesjährigen Bericht in Aussicht gestellt hatte, hat noch nicht gebracht werden können, da Herr Taubert durch drin- gende dienstliche Arbeiten an der rechtzeitigen Fertigstellung des Manuscripts verhindert war. Im abgelaufenen Geschäftsjahre sind von wissenschaftlichen Arbeiten des Vereins besonders folgende zu erwähnen: Zunächst hat im Aufträge des Vereins Herr Taubert, wie schon erwähnt, die Erforschung der lioristischen Verhältnisse des Schlochauer Kreises zum befriedigenden Abschluss gebracht. Sodann hat Herr Lakowitz mit Unterstützung des Vereins mehrere Fahrten durch die bisher von ihm noch nicht untersuchten Theile der Danziger Bucht ausgeführt, um einen vollständigen Ueberblick über die Algenvegetation dieses Meerestheiles zu gewinnen. Auch diese Untersuchungen sind im Wesentlichen abgeschlossen, und es wäre daher zu wünschen, dass der nächste Bericht über die Arbeiten dieser beiden Herren ausführliche Mittheilungen bringen könnte. Ferner hat Herr Kumm, gleichfalls mit Unterstützung des Vereins, eine Anzahl von Excursionen zur Erforschung der auf unseren nordischen Diluvialgeschieben lebenden Pflanzen ausgeführt und wird diese Untersuchungs- reihe künftighin fortsetzen. Von den für das nächste Jahr in Aussicht genommenen Vereinsarbeiten ist vor Allem eine eingehendere Durchforschung der niederen Thierwelt des Kreises Schwetz hervorzuheben, die Herr Präparator A. Protz vom König- lichen Museum für Naturkunde in Berlin im Aufträge des Vereins im kom- menden Juni ausführen wird. Der Kassenbestand des Vereins betrug am 1. April er. Mk. 1873,43. — Die financielle Lage des Vereins ist daher eine günstige zu nennen, was vor- nehmlich der Subvention Seitens der Provinzial-Commission zur Verwaltung der Provinzial-Museen zu verdanken ist. Es ist eine angenehme Pflicht des Vereins, hierfür auch an dieser Stelle den verbindlichsten und ergebensten Dank auszusprechen. 11* 164 Darauf erstattet der Schatzmeister des Vereins, Herr Walter Kauff- inann-Danzig, den Bericht über den Kassenbestand, und es werden die Herren Dr. Bockwoldt-Neustadt und Dr. Ho hnfeldt-Zoppot zu Kassenrevisoren ernannt. Infolge einer Anregung aus der Mitte der Versammlung wird beschlossen, den Mitgliedern alljährlich mit dem Versammlungsbericht auch ein Mitglieder- Verzeichniss zu übersenden, um auf diese Weise die Anknüpfung persönlicher Beziehungen zwischen den Mitgliedern auch ausserhalb der Wander -Versamm- lungen zu erleichtern. — Auch die bereits auf den Versammlungen in Neu- stadt (1891) und Marienburg (1892) ventiiirte Frage der Statuten-Revision kommt zur Sprache, und der Vorstand wird beauftragt, wegen der Statuten- Veränderungen zu berathen und dem Verein auf der nächstjährigen Versamm- lung die Ergebnisse seiner Berathungen mitzutheilen. In der Versammlung in Tuchei im vorigen Jahre war Herr Professor Dr. P. Ascherson-Berlin zum Correspondirenden Mitgliede des Westpreussi- schen Botanisch-Zoologischen Vereins ernannt worden. Derselbe hat darauf- hin ein Dankschreiben an den Verein gerichtet, welches nunmehr zur Ver- lesung gelangt. Auf Antrag der Herren Kassen-Revisoren wird sodann dem Schatzmeister Decharge ertheilt und ihm der Dank des Vereins für die sorgfältige Ver- waltung der Kasse ausgesprochen. Bei der Wahl des Versammlungsortes für das nächste Jahr werden ver- schiedene Vorschläge gemacht, doch einigt sich die Versammlung schliesslich dahin, die endgültige Wahl dem Vor stände zu überlassen, mit der Bestimmung jedoch, dass die zu erwählende Oertlichkeit zu dem rechts der Weichsel ge- legenen Theile Westpreussens gehören müsse. -K- * * Kurz nach 9 Uhr wurde die wissenschaftliche Sitzung, zu der sich ausser den Mitgliedern auch eine grössere Anzahl von Stargardern mit ihren Damen eingefunden hatte, durch Herrn Oberlehrer Dr. Schmidt-Lauenburg eröffnet, der auf Wunsch des I. Vorsitzenden, Herrn Dr. von Klinggraeff, die Leitung der Versammlung übernommen hatte. Als Mitglied des Ortsausschusses und als Vertreter der Stargarder Bürgerschaft begrüsste zunächst Herr Stadtver- ordneten-Vorsteher Otto Winkel hausen die Versammlung mit folgenden Worten : „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus’. Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt, so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt! So empfand im vorigen Jahre der Westpreussische Botanisch-Zoologische Verein und rüstete sich zu einer Wanderung nach Tuchei, um der vielgeschmähten Tucheier Heide das Beste abzugewinnen; und wer ehrlich sucht, findet auch; und auch der Westpreussische Botanisch-Zoologische Verein hat, wie in seinem Jahres- 165 bericht zu lesen ist, dort viel Anregendes und Belehrendes für sich gefunden. Der Mai hat auch in diesem Jahre den Wandertrieb des Vereins angeregt und hat die Herrschaften zu uns geführt, zu uns nach Pr. Stargard. Als Vertreter unserer guten Stadt und Namens des Ortsausschusses habe ich die Ehre, die Herrschaften des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins in unseren Mauern auf das herzlichste zu begrüssen und willkommen zu heissen. Ja, wir danken Ihnen für Ihr Erscheinen hier. Finden doch die Anregungen, die Sie uns durch Ihr Erscheinen für unsere Flora und Fauna heute entgegenbringen, einen sympathischen Wiederhall bei uns. Wenn auch nicht Viele von uns Stargardern sich rühmen können, Bo- taniker und Zoologen von Fach zu sein, so finden Sie bei uns doch einen vorzüglich für Ihre Bestrebungen vorbereiteten Boden, denn Naturfreunde, das kann ich behaupten, sind alle Stargarder. Dem Zauber unserer Wälder kann sich Keiner verschliessen, und wenn, wie jetzt, der holde Frühling seine Blütenpracht in verschwenderischer Farbenfülle über unsere Waldfluren streut, dann finden Sie die Stargarder draussen im Walde. Jeder, so oft er kann, geht hinaus, um die herrliche Natur zu grüssen und sich immer wieder zu erfreuen an den köstlichen Gaben, die sie uns hier bietet. Und die Ein- geweihten gehen noch weiter und suchen alljährlich ihre Lieblinge unter der Flora des Waldes auf, den blühenden Seidelbast, die Anemone Pulsatilla L., das blaue und rothe Leberblümchen, die gelbe und die weisse Anemone, den Taumellolch, das Maiglöckchen und später das berauschend duftende Knabenkraut, die wilde Kaiserkrone und dergleichen mehr. Auch für das Frühkonzert der Sänger im Walde haben wir Verständniss und Ohr, und Viele wissen genau, wo man sich einzufinden hat, um die selt- neren gefiederten Gäste bei uns zu belauschen. Wenn wir so den Reichthum unserer Gegend kennen, ist es uns eine doppelte Freude, Sie bei uns zu sehen, zu sehen, wie gerade sachverständige Augen und Herzen einen ver- ständnisvollen Blick auf diese reichen Schönheiten werfen. So hoffen wir denn auch, indem wir Ihnen wiederholt für Ihr Erscheinen unsern Dank aus- sprechen, dass Sie neben einigen frohen Stunden, die wir mit Ihnen verleben wollen, Vieles finden werden, was Ihnen den Aufenthalt in unserer Gegend interessant machen wird. Mit diesem Wunsche noch ein Mal den Ausdruck unserer Freude und ein Willkommen der Stargarder!“ Herr Oberlehrer Dr. Schmidt dankt im Namen des Vereins herzlich für den warmen Empfang. Zum zweiten Male sei der Verein an den Rand der Tucheier Heide gekommen, ein Zeichen, dass es ihm beim ersten Male daselbst gut gefallen habe, und auch diesmal habe er freundliche Aufnahme gefunden. Der Redner bittet die Anwesenden, dem Vereine dauernd ihr In- teresse zu bewahren, und spricht namentlich den Damen, welche der Ver- sammlung zur Zierde gereichen, für ihre freundliche Theiinahme seinen Dank aus. Zu besonderem Danke sei der Verein auch der Gymnasial -Verwaltung für die ihm zur Verfügung gestellten schönen Räume verpflichtet. Er schliesst 5' 166 mit dem Wunsche, dass die Versammlung eine für den Verein gedeihliche und alle Theilnehmer befriedigende werden möge. Es erfolgt sodann die Verlesung der zahlreich eingegangenen telegraphi- schen und brieflichen Begrüssungen, unter denen die der Herren Professor Dr. P. Ascherson-Berlin, Professor Dr. Barthel -Breslau, Hauptlehrer a. D. Brischke- Langfuhr, Professor Dr. Conwentz - z. Z. St. Petersburg, Cand. phil. Graebner-Berlin, Apothekenbesitzer Janzen-Perleberg, Stadtverord- neten-Vorsteher Ludwig- Christburg, Professor A. Momb er -Danzig (zugleich im Namen des Vorstandes der Naturforschenden Gesellschaft dort), Pro- fessor Dr. Prätor ius-Konitz, Oberstabsarzt Dr. Pr ahl-Rostock, Probst Preuschoff-Tolkemit und Professor Dr. Winkel mann- Stettin hier Erwäh- nung linden mögen. Die Reihe der wissenschaftlichen Vorträge und Mittheilungen wird er- öffnet durch einen Vortrag des Kustos am Provinzial' Museum, Herrn Dr. Kumm-Danzig, der zunächst über bemerkenswerthe Bäume, insbesondere aus der Umgegend von Pr. Stargard, ausführlich berichtet. Die Um- stände, durch welche ein Baum das besondere Interesse des Botanikers und Naturfreundes erwecken kann, sind sehr verschiedener Art. Eine derjenigen Eigenschaften, die am ehesten geeignet sind, die Aufmerksamkeit auf einen Baum zu lenken, ist eine ungewöhnliche Grösse. Nach dieser Richtung hin verdient Erwähnung die Linde von Krangen, Kr. Pr. Stargard, die wegen ihrer Grösse in der ganzen Gegend bekannt ist. Dieser Baum besitzt eine Höhe von etwa 40 m, einen Kronenumfang von über 60 m, und noch in l,so m Höhe über dem Boden beträgt sein Stammumfang nahezu 7, 50 m. Der Baum ist einer der grössten seiner Art in ganz Westpreussen. Der Vortragende legt Photographien desselben vor, welche schon vor längerer Zeit für das Provinzial-Museum angefertigt sind, und theilt zum Vergleich die Maasse zweier anderer durch besondere Grösse ausgezeichneter Linden in der Provinz mit. Von diesen steht die eine auf dem Planum des Bahnhofs Sedlinen, Kr. Marienwerder: ihre Gesammthöhe beträgt etwa 37 m, ihr Stammumfang in Mannshöhe 7, 50 m. Das untere Ende ihres Stammes steht gegenwärtig in einer ausgemauerten Versenkung. Die andere grosse Linde steht in Mühle Klodtken, Kr. Graudenz; ihr Stammumfang beträgt am Boden 10 m, in 1 m Höhe über 7 m. — Auch durch eine eigenartige und abnorme Bildung können Bäume bemerkenswerth sein. Vortragender erinnert an die von einem Theile der Versammlung am Tage vorher besuchten, in sehr auffallender Weise mit einander verwachsenen beiden Kiefern, die dicht beim Schützenhause von Pr. Stargard, am Wege nach Riewalde stehen. Die beiden etwa Va m von einander entfernten Stämme sind in über Mannshöhe durch ein schräg an- steigendes Verbindungsstück aufs festeste mit einander vereinigt. Jedenfalls war dieses Verbindungsstück ursprünglich ein Ast des Stammes, an dem dasselbe gegenwärtig tiefer unten inserirt ist. Durch gegenseitigen Druck und Reibung sind dann der Ast und die zweite Kiefer an der Berüh- 6 167 rungsstelle wund geworden, zunächst mit einander verklebt und schliesslich völlig mit einander verwachsen. Eine eigenartige Bildungsanomalie weisen auch zahlreiche Kiefern in zwei Jagen der Königl. Forst Wirthy, Kr. Pr. Star gar d, auf, indem ihre Stämme knollige Anschwellungen tragen. Von den dortigen Forstbeamten werden derartige Exemplare als Wanzenbäume be- zeichnet; über die Ursachen und die Entstehung der Anschwellungen ist sicheres bisher nicht festgestellt, jedenfalls scheinen sie nicht mit den infolge von Ueberwallung der durch den Specht dem Baume zugefügten Wunden ent- stehenden Anschwellungen mancher Baumstämme identisch zu sein. Zu den Abnormitäten gehört auch eine eigenartige Ulmen-Missbildung mit zahlreichen knolligen Auswüchsen, die von einem Baume aus dem Gerichtsgarten in Pr. Stargard stammt und jetzt im Schützenhause daselbst aufgehoben wird. — Aber auch andere Umstände, von denen an dem einzelnen Individuum gar nichts zu bemerken ist, können eine Baumart beachtenswerth machen. So ist die Eibe, Taxus baccata L., selten und besonders interessant dadurch, dass sie bei uns im Rückgang begriffen ist. In der Stargarder Gegend kommt sie noch im Schutzbezirk Eibendamm der Königl. Forst Wilhelmswalde vor. Ob die Else oder Elsbeere, Pirus torminalis Ehrh., die gleichfalls zu den selte- neren Baumarten gehört, auch im Rückgänge begriffen oder nur lange Zeit bei uns übersehen ist, erscheint noch fraglich. Auch sie findet sich im Star- garder Gebiet und zwar in der Königl. Forst Wirthy, südwestlich von Pr. Stargard, in ziemlich zahlreichen und recht stattlichen Exemplaren. Eine nahe Verwandte der Elsbeere ist die Schwedische Eberesche, Pirus suecica Garcke, die zwar nicht bei Stargard, aber sonst an einigen Stellen West- preussens vorkommt, während ihre eigentliche Heimat und ihr Hauptver- breitungsgebiet in Schweden liegt. Der Vortragende berichtet eingehend über deren Vorkommen bei Oxhöft, Kr. Putzig, und Hoch Redlau, Kr. Neustadt1). Herr Dr. Kumm lenkt sodann die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die anscheinend gleichfalls im Rückgänge befindliche Wassernuss, Trapa natans L., und legt einige der charakteristischen vierstacheligen Früchte dieser Pflanze vor. Während dieselbe gegenwärtig nirgends in der Provinz mit Sicherheit wild aufgefunden ist, kam sie früher hier häufiger und stellen- weise in ungeheuren Massen vor, wie die an verschiedenen Oertlichkeiten und zum Theil sehr zahlreich in Torfmooren aufgefundenen, in Folge ihrer harten Schale der Verwesung wiederstehenden Früchte der Pflanze beweisen. Ein Verwaltungs-Bericht des Westpreussischen Provinzial-Museums mit Ab- bildungen der Früchte und einer Aufzählung verschiedener Fundorte fossiler Trap a-Fr uchte in der Provinz wird herumgereicht. Gewisse Anzeichen sprechen dafür, dass solche Früchte auch noch bei Abbau Bresnow, nahe Pr. Stargard, !) Die Untersuchungen über diese Baumarten sind inzwischen durch folgende Veröffent- lichung zum Abschluss gelangt: H. Conwentz. Beobachtungen über seltene Waldbäume in Westpreussen, mit Berücksichtigung ihres Vorkommens im Allgemeinen. Mit 3 Tafeln und 17 Textfiguren. Abhandlungen zur Landeskunde der Provinz Westpreussen. Heft IX. Danzig 1895. 7 168 im Torf vorhanden sind, obwohl es bis jetzt nicht gelungen ist, sie dort auf- zufinden. Der Vortragende bittet die anwesenden Stargarder, gelegentlich darauf zu achten und Mittheilungen darüber dem Provinzial-Museum zukommen zu lassen. Ebenso spricht er die Bitte aus, ihm bei der Untersuchung der auf unseren Geschieben vorkommenden Pflanzen, insbesondere der Moose und Flechten, unter denen sich vielleicht solche Arten befinden, die als Relicte der Eiszeit aufzufassen sind, durch Materialzuwendung behilflich zu sein. Endlich bringt Herr Dr. K. einige der durchweg günstigen Kritiken über das mit Unterstützung der Provinzial- Verwaltung der Provinz Westpreussen vom Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Verein herausgegebene und von seinem I. Vorsitzenden, Herrn Dr. H. von Kl inggrae ff- Langfuhr, verfasste Werk: ,,Die Leber- und Laubmoose West- und Ostpreussens“ zur Kenntniss der Versammlung und legt ihr eine Reihe neuerdings erschienener botanischer und zoologischer Werke vor. Von besonderem lokalem Interesse ist darunter die von der Provinzial-Commission zur Verwaltung der Westpreussischen Provinzial-Museen neu herausgegebene iVrbeit von Schütte: ,,Die Tucheier Heide, vornehmlich in forstlicher Beziehung“. Für vergleichende Unter- suchungen unserer Weichthierwelt, insbesondere auch mit Rücksicht auf die Frage nach etwaigen Relicten aus der Eiszeit, ist von Wichtigkeit das von der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur herausgegebene Werk von Merkel: ,,Die Mollusken Schlesiens“. Einen sehr werthvollen Beitrag zur Geschichte unserer Kulturpflanzen liefert das umfangreiche Werk des Herrn Professor Dr. R. von Fische r-Benzon: ,, Altdeutsche Gartenflora“. Ein ganz allgemeines Interesse endlich beanspruchen das im Verlage von Wilhelm Engelmann-Leipzig erschienene ,, Lehrbuch der Botanik“ von Prantl und Pax, sowie das in dem gleichen Verlage noch erscheinende grossartige Sammelwerk ,,Die natürlichen Pflanzenfamilien“ von En gl er und Prantl, von dem bis jetzt schon mehr als hundert reich illustrirte Lieferungen erschienen sind. Im Anschluss an diese modernsten Erzeugnisse der naturwissenschaftlichen Literatur legt Herr Walter Kauffmann-Danzig der Versammlung ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes mit zahlreichen, meist guten Holzschnitten ver- sehenes, sog. ,, Kräuterbuch“ von Theodor Zwinger vor, das für den Geschichtsforscher der Botanik von hohem Interesse ist. Darauf demonstrirt Herr Oberlehrer Dr. Schmädt-Lauenburg i. P. zunächst den verbänderten Zweig einer Weide, der im unteren Theile drehrund und fingerdick ist, sich aber nach der Spitze hin zu einem etwa 4 cm breiten, dünnen, bandartigen Gebilde verbreitert, an dessen Seiten die Blätter und Seitenzweige entspringen, und legt sodann den Schädel eines Widders mit vier Hörnern vor; beide Objecte stammen aus der Gegend von Lauenburg i. Pomm. Ferner macht er eingehendere Mittheilungen über das Vorkommen der schon oben erwähnten Schwedischen Eberesche, Pirus suecica Grcke., im Kreise Lauenburg in Pommern, das er zusammen mit den Herren Professoren 8 169 Asch oir s o n-Berlin und Conwentz-Danzig im vorigen Jahre eingehend studirt hat. — Im Hinblick auf die vorhin angeführte Kraugener Linde erinnert Herr Dr. Schmidt an die zu den grössten Linden Deutschlands gehörige berühmte Linde im Park zu Pyrmont und macht folgende Bemerkungen über die (Beziehungen zwischen Baumstärke und Klima), sowie über die Dimen- sionen einer Anzahl von ihm gemessener Bäume. Je weiter wir aus unserem östlichsten, mit continentalem Klima, d. i. mit langem Winter, bedachten Deutschland nach Westen und Süden rücken, um so kürzer werden die Winter, um so länger also die Sommer, das sind die Wachs- thums-Perioden für unsere Bäume nach der winterlichen Ruhe. Es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn wir im Westen weit mehr scheinbar ältere, d. h. in der Peripherie umfangreichere Exemplare linden als bei uns im Osten. Gesellen sich zu dem günstigen Klima noch gute Bodenverhältnisse, dann finden sich gar oft mächtige, in allen Theilen üppig grünende, kerngesunde Baumriesen, die unser Staunen erregen. Unter solchen örtlichen Schönheiten ist vor Allem sehenswerth der herrliche Garten und Park des Freiherrn von Hake in Ohr bei Emmerthal, Station der Hannover-Altenbekener Bahn Die zahlreichen Gewächshäuser zeichnen sich durch seltene Pflanzen, denen man die vorzügliche Pflege ansieht, aus. Unter dieser uralten guten Pflege haben sich Bäume des Gartens wie des Parkes, der über etliche Hügel hin- weg sich fast bis zu den Anlagen am Eiskeller bei Hameln a. W. erstreckt, in üppigster Weise entwickelt. Das ganze Terrain ist in weiter Ausdehnung parkartig gehalten, grössere Wiesenflächen wechseln mit Laubgehölzen ab; in diesen wie an den sorgfältig gehaltenen Wegen finden sich wunderbar ge- diehene Bäume, von denen ich etliche in etwa 1 m Höhe im Umfange ge- messen habe. Es sind das: Platanus occidentalis L. . im Umfange 5,oo m „ orientalis L ,, „ 4,62 ,, Acer campestre L „ „ 3,25 „ ,, Pseudoplatanus L. fol. aur. varieg „ ,, 3,30 ,, „ dasycarpum Ehrh ,, „ 4,55 ,, Fraxinus monophyllus Desf ,, ,, 2, 21 „ „ ornus L ,, ,, 4, 00 ,, Corylus colurna L. (türkische Haselnuss mit dichter kugeliger Krone) „ „ 1,87,, Populus nigra L . ,, 5,46 „ Cedrus Libani Barr „ ,, 1,55 ,, Pinus silvestris L ,, ,, 3, so ,, „ austriaca Höss ,, ,, 2,is ,, Als ebensolche Seltenheit ist zu merken ein Exemplar von Hedera helix L. Dasselbe findet sich auf dem Amtshausberge bei Vlotho a. d. Weser, an der alten Burgmauer, die er ausserhalb au dem Reste eines Thurmhochbaues mit seiner weit ausgebreiteten, z. Th. frei heraustretenden Krone ziert. Derselbe 170 grünt und blüht üppig. Er misst in l,to m Höhe 0?so m, in l,5om 0,75 m im Umfange seines soliden Stammes. Ein Eisengitter schützt den alten Stamm schon seit Jahren gegen Beschädigungen. Nicht weniger erwähnenswerth scheint mir ein Exemplar von Evonymus europaea L., das am äusseren Burgthor derselben Ruine wächst. Ohne jeglichen Schutz, hat sich der starke Stamm nach dem Wege zu geneigt. Derselbe misst in l,io m Höhe 0,87 m im Umfange und trägt in etwa 2,50 m Höhe eine weite schattige Krone. Weiterhin berichtet Herr Dr. Schmidt über eine Reihe, von Vergiftungen durch Kreuzotterbisse, sowie über den vornehmlich bei der Landbevölkerung bestehenden Aberglauben und die von ihr geübten Gebräuche bei der Be- handlung derselben und schildert ausführlich an der Hand eines ihm von Herrn Dr. Bläring-Lauenburg i. P. freundlichst zur Verfügung gestellten Berichtes das Krankheitsbild sowie die von Erfolg gekrönte ärztliche Behand- lung zweier Fälle von Kreuzotterbiss in Neuendorf bei Lauenburg i. P. Endlich verliest derselbe noch folgenden Brief des Herrn Professor Dr. Prätorius-Konitz unter gleichzeitiger eingehender Demonstration des dazu ge- hörigen interessanten Pilzes: Indem ich dem verehrlichen Vorstande des Westpreussischen Botanisch- Zoologischen Vereins und allen lieben Freunden, welche mit Ihnen zu wissen- schaftlichem Zwecke zusammengekommen sind, herzlichen Gruss entbiete, kann ich es mir nicht versagen, Ihnen wenigstens ein Zeichen meiner Theilnahme und meines Interesses zu übersenden: einen Pilz, der, soviel mir bekannt, bisher in Westpreussen kaum beobachtet worden ist, nämlich: Coprinus radians Fries = Agaricus raclians Desmazieres. Die beiden grossen Stücke Mycelium auf dem Boden der Kiste passen zu einem Stücke zusammen und liegen bei mir schon ein paar Wochen. Die übrigen Stücke mit den frischen Blätterpilzen sind soeben von der Fundstelle geholt worden. Ich bin aber nicht sicher, ob die frischen Pilze, die noch ganz weiss sind bis auf die braunen Lamellen des grössten, in gutem Zustande zu Ihnen kommen werden. Der Pilz verfällt schnell und trocknet dann ein, wie Sie das an einigen Exemplaren sehen. Bestimmt hat ihn Herr Dr. Abromeit- Königsberg, dem ich ihn vor etwa 10 Tagen sandte. Die älteren Namen Dematium, Byssus , Othonium mit dem Beinamen stuposum , stupaceum , inter- teoctum , aurantiacum weisen darauf hin, dass die älteren Naturforscher nur das unfruchtbare Mycelium, diese wergähnlichen filzigen Massen, gesehen haben, die allein ich auch zuerst sah. Die frischen weissen Blätterpilze, welche klein an den Champignon und grösser und älter an den Tintenpilz erinnern, fand ich erst vor Kurzem, als ich persönlich die Fundstelle auf- suchte. In der Byssusform war mir der Pilz durch Herrn Bahnhofsrestaurateur Buchholz vor etwa 2 Monaten zugestellt worden. Der Pilz wächst an der Decke eines niedrigen Stalles, der nur altes Gerümpel enthält, mit Dachpappe und darunter mit Latten aus Pappelholz vor etwa 4 Jahren gedeckt ist. u 171 Wie sie sehen, bekleidet er die Bretterdecke von unten in breiten Flächen, hervorwachsend aus den zwischen den Brettern liegenden Spalten. Der unten knollige Stiel ist bei grösseren Exemplaren des ausgewachsenen Pilzes etwa 10 cm lang, der Durchmesser des Hutes beträgt etwas weniger. Die meisten Hüte sind jedoch nicht so gross. Der noch schirmartig ge- schlossene Hut des schönsten beifolgenden Exemplars hat Radien von etwa 4 — 5 cm. Er ist auch auf der Oberseite radial gestreift. Die Lamellen sind, solange der Hut noch nahe dem Stiel anliegt, weiss, wie Stiel und Oberseite des Hutes. Am Scheitel des Hutes stehen mehr oder weniger Schüppchen, die zum Theil an den Champignon, zum Theil an den Fliegen- oder Panther- pilz erinnern. Die Farbe des Hutes variirt übrigens, zumal um den Scheitel herum. Bei einigen fand ich sie gelblich oder bräunlich. Die Farbe ändert sich auch mit dem Alter des Pilzes. Ganz eigenthümlich ist der Wuchs des vollkommenen Pilzes. Je länger der Stiel wird, desto mehr krümmt er sich aufwärts, bis die Lamellen unten sind, wie bei einem auf der Erde wachsen- den Pilze, während dieser doch umgekehrt wächst. Bei vielen Exemplaren fand ich die Oberseite des Hutes an der Bretterdecke fest angeklebt und die strahligen Lamellen des papierdünn gewordenen schwarzen Hutes so von unten aus in sehr schöner Form zeigend. Der Name radians scheint sich aber an das Mycel anzuschliessen, nicht an diese an der Decke angetrockneten Hüte. Vielleicht ist diese Erscheinung überhaupt noch nicht beobachtet worden. Manche eingetrocknete Exemplare hängen freilich auch lappig mit Stiel und Hut aus dem Mycelium heraus, da wo die glatte Decke des Daches eben nicht vorhanden, sondern mit den Filzmassen überzogen war. Jener Stall ist nicht vollständig dunkel, es ist auch nicht Dünger darin. Der Pilz wächst nur an der Decke; freilich füllt das Mycelium auch die ebenen Winkel aus, welche Decke und senkrechte Wand mit einander bilden. Danach legt Herr Oberlehrer Dr. Bockwoldt-Neustadt der Versammlung Längsschnitte aus Lindenästen mit Mistelwurzeln vor und bespricht dabei etwas eingehender die Lebensweise und Entwickelung der Misteln. Die Mistel, welche bei uns hauptsächlich auf Schwarz- und Rosenkranzpappeln, Linden und Ahornen wächst, während sie in andern Gegenden Kiefern, Weisstannen und Obstbäume bevorzugt, und die auf Eichen nur sehr ausnahmsweise ange- troffen wird, gehört zu den sogenannten Schmarotzerpflanzen, d. h. sie ist eine Pflanze, die ihre Wurzeln in den Leib anderer Pflanzen einsenkt und diesen, ihren Wirthen, denNahrungssaft entzieht und zum Aufbau ihres eigenen Körpers verwendet. Jedoch dürfte die Mistel wohl besser als ein Halbschmarotzer zu be- zeichnen sein, da sie infolge ihres blattgrünhaltigen Laubes jedenfalls einen Theil ihrer Nahrung selbständig der Kohlensäure der Luft entnimmt. Dass in der That der Nachtheil, den die befallenen Bäume durch die Misteln erleiden, nicht allzu gross ist, lässt sich schon daraus schliessen, dass von zahlreichen Mistelbüschen förmlich überwucherte Bäume scheinbar in ihrer Entwickelung nur wenig gehemmt werden. io 172 I)ie Verbreitung der Misteln erfolgt ausschliesslich, durch Vögel, und zwar besonders durch Drosseln, welche ihre Beeren, verzehren und dabei ent- weder diese selbst, welche mit einem zähen Leim überzogen sind, zufällig an Baumzweigen ankleben oder die unverdauten Samen mit den Exkrementen auf diesen ablagern. Keimt nun ein solcher Same auf dieser Unterlage, so wächst im ersten Jahre die junge Wurzel (Senker) in die Rinde des Nährbaumes hinein und durch diese hindurch bis zum Holzkörper, ohne in diesen selbst einzudringen. Während nun der Baum im nächsten Jahre zwischen Bast und Holz einen neuen Holzring (Jahresring) bildet, -der das untere Ende des Mistelsenkers umwallt, wächst dieser gleichzeitig durch sich einlagernde Zellen nach oben, wodurch verhindert wird, dass er ganz vom Holz überwallt und infolge dessen getödtet wird. Soviel Jahresringe also der Mistelsenker durchsetzt, soviel Jahre -f- 1 hat die Mistel auf der Wirthspflanze gelebt. Im Laufe der Zeit sendet der Senker aber auch zwischen Holz und Rinde seines Wirthes seitliche Abzweigungen, sogenannte Rinden wurzeln aus, welche im Allgemeinen parallel der Längsrichtung des befallenen Zweiges verlaufen und selbst wieder Senker entwickeln. Aus diesen seitlichen Ab- zweigungen entspringen aber auch, ähnlich wie bei der Weisspappel aus den Wurzeln, neue Stämme, so dass gewöhnlich scheinbar mehrere Misteln unmittelbar neben einander stehen, die aber sämmtlich einem Samen ihr Dasein verdanken. Aelmlich wie die Mistel ( Viscum album L.) verhält sich iu Südeuropa die Riemenblume ( Loranthus europcteus Jacq.), welche besonders auf Eichen und Kastanien wächst. Herr Dr. B. legt ferner der Versammlung wiederum mehrere Exemplare von Equisetum silvaticum L. forma polystachya Milde vor, welche von ihm an einem neuen Standorte, einige hundert Meter östlich von dem bisher be- kannten, in grösserer Anzahl gefunden sind. Derselbe zeigt an einem Exem- plar, dass einährige und mehrährige Formen unmittelbar neben einander aus derselben Grundachse entspringen. Die vorgelegten Exemplare nebst einer Kartenskizze über das Vorkommen der Pflanze bei Neustadt übergab der Vortragende dem Provinzial-Museum. Herr Lehrer Lützow- Oliva berichtete sodann über die Resultate seiner botanischen Durchforschung der weiteren Umgegend von Oliva und Danzig, besonders über von ihm neu entdeckte Standorte einer Anzahl in unserer Gegend seltener Pflanzen, sowie über die interessante Flora der zahlreichen, von ihm im Neustädter und Karthäuser Kreise untersuchten Seen, deren pflanzliche Einwohner je nach der Beschaffenheit des Wassers und der Höhe des Wasserstandes ein theil weise verschiedenes Aussehen aufweisen, wie aus den zahlreich vorgelegten gepressten Exemplaren zu ersehen war. Eine aus- führliche Darstellung seiner Funde und Beobachtungen enthält die Anlage A. 12 173 Darauf demonstrirte Herr Dr. Kumm einige von Herrn Generalagenten Lietzmann-Danzig gesammelte Pflanzenabnormitäten, insbesondere eine selten schöne Vergrünung des breitblättrigen Wegerichs, Plantago major L., die derselbe zwischen Plehnendorf und Wesslinken gefunden hatte, sowie eine Erdbeere, Fragaria vesca L., mit rothen Blüten von einem Standorte bei Mattemblewo, woselbst Herr L. dieselbe Form bereits seit 3 Jahren regel- mässig wiedergefunden hat. Sodann brachte Herr Dr. K die von Fräulein E. Fl ögel -Marienburg und Herrn Apotheker Janzen-Perleberg eingesandten Pflanzen zur Verkeilung; desgleichen vertheilten Fräulein E. Lemke-Rom- bitten und Herr Oberlehrer Dr. Sch mi dt- Lauenburg die von ihnen selbst zu diesem Zwecke mitgebrachten Pflanzen. Nachdem die Vertheilung der Pflanzen beendigt war, machte Herr Land- wirthschaftslehrer M. Hoyer aus Swaroschin folgende botanische und zoologische Mittheilungen über das Wengornia-Tkal. Geehrte Herrschaften, unser heutiges Zusammensein giebt mir eine will- kommene Gelegenheit, Ihre Aufmerksamkeit auf ein höchst interessantes Ge- biet unseres Bezirkes hinzulenken, das wir auf unserer Nachmittagsexcursion an einem seiner westlichsten Punkte streifen werden (Theresenhain) und das wohl der Beachtung weiterer Kreise wertli erscheint. Ich meine das durch seine landschaftliche Schönheit ausgezeichnete Wengornia-Thal. Die Wengornia, zu Deutsch Aalfluss (in den Generalstabskarten fälschlich als Spengawa bezeichnet), bildet den natürlichen Oberlauf der Mottlau, von welcher sie erst in geschichtlicher Zeit durch Abzweigung des Dirschauer Mühlengrabens und nachfolgende Versumpfung ihres ursprünglichen Bettes unterhalb der Rokittker Seen1) abgetrennt worden ist2). Aus dem Zdunyer See3) unmittelbar an der Theresenhainer Brücke entspringend4), nimmt sie zunächst eine nordnordöstliche Richtung an, um nach ihrer Verstärkung durch zwei kleinere Feldflüsschen in der Nähe der Borrosekauer Mühle in scharfem Knie in südöstlicher Richtung umzubiegen und an Wentkau und Liniewken vorbei bis gegen Swaroschin und von da an etwas nordöstlich über Neumühl x) In den Generalstabskarten als Liebschauer Seen bezeichnet ; dieselben gehören jedoch zur Schäferei bzw. zum Rittergute Rokittken und sind daher wohl richtiger als Rokittker Seen zu bezeichnen. 2) Man vergleiche hierüber die Angaben des Regierungs-Rath Meyer über die Entstehung der heutigen Mottlau in Schrift, d. Naturf. Gesell, in Danzig. N. F. Bd. VIII, Heft 3/4. 1894. pag. LXXXXI1. 3) Ein durch Naturschönheit ausgezeichneter, zum überwiegendsten Theile zum Majorate Spengawsken, Kr. Pr. Stargard, gehöriger Waldsee; in seinem unteren Theile auch Theresen- hainer See genannt. 4) Der Zdunyer See wird seinerseits, abgesehen von kleineren Waldbächen, durch einen Zufluss aus dem Spengawsker See (bei Sarosla) gespeist, welcher letztere wiederum die Spen- gawa, ein sehr unbedeutendes Flüsschen, aufnimmt, das seinen Ursprung bei Riewalde hat, worauf wohl die Verwechselung der Wengornia mit der Spengawa zurückzuführen ist, da die erstere hiernach ja den natürlichen Unterlauf des Spengawsker Sees und seiner Zuflüsse bildet. 13 174 und Ludwigsthal in die Rokittker Seen zu fliessen, wo die oben geschilderte Ableitung in den Dirschauer Mühlengraben stattgefunden hat. Unmittelbar nach ihrem Austritte aus dem Zdunyer See hat sie einen recht ansehnlichen Hügelzug durchbrochen, wodurch das romantische Theresenhainer Waldthal entsteht Sodann geht ihr Lauf mit nur wenig eingeschnittenem Gerinne in der geschilderten hakenförmigen Weise über das Borroschau - Wentkauer Plateau, bis sie hinter der Wentkauer Mühle in das grossartig entwickelte Swaroschiner Endmoränengebiet eintritt. Von hier an hat sie bis zu den Rokittker Seen einen ca. % Meilen langen, hochinteressanten Thaleinschnitt gebildet, an dessen Rändern das Gut Liniewken, die Swaroschiner Dampf- schneidemühle und Goschin, auf dessen Sohle das vielbesuchte Neumühl und der ehemalige Eisenhammer Ludwigsthal (bis Anfang der achtziger Jahre betrieben, jetzt Mahlmühle) gelegen sind. Dieses Thal bietet neben dem Theresenhainer Waldthale dem Naturfreunde in landschaftlicher wie wissen- schaftlicher Beziehung das mannigfachste Interesse dar. Der interessanteste Theil ist ohne Zweifel der zwischen Liniewken und der Swaroschiner Dampf- schneidemühle bzw. Neumühl gelegene Thalabschnitt, welcher, von Steilstürzen und bis zu zweihundert Fuss über die Thalsohle ansteigenden Waldbergen umgeben, mit seinen sprudelnden und plätschernden Waldbächen und Quell- kesseln der Pflanzen- und Thierwelt einen Boden darbietet, wie er nur in höher gelegenen Gebirgsbezirken wiedergefunden wird. Dementsprechend tragen auch Flora und Fauna einen ziemlich stark ausgeprägten gebirgs- artigen Charakter zur Schau. Zunächst sind hier sehr zahlreiche alte Forellenteichanlagen zu nennen (zuerst von meinem Vater F. Hoyer, früher zu Swaroschin jetzt (1895) zu Langfuhr, entdeckt), deren vorzüglich erhaltene Dämme unwillkürlich zur Wiederherstellung des alten Zustandes einladen. Wir werden kaum fehlgreifen, wenn wir dieselben der ehemaligen Cister- cienserabtei Pelplin zuschreiben, deren Orden sich bekanntlich um Hebung der Landeskultur erhebliche Verdienste erworben hat. Als besonders bezeich- nende Gewächse will ich neben den mannigfachsten Farnkräutern, unter denen Polystichum Filix mas, P. crisiatum, P. Thelypteris, Asplenium Filix femina, Cystopteris fragilis , Polypodium vulgare, Botrychium vulgare u. a. auffallen, hier nur verschiedene Corydalis- Arten, Actaea spicata und Daphne Mezereum (an feuchten Stellen bzw. Bergabhängen), Aconitum variegatum (nur im Theresenhain), Berberis vulgaris (im ganzen Thale sehr häufig), Impatiens Noli angere (am Neumühler Teich und Swaroschiner Fliesse sehr zahlreich), Sanicula europaea (zahlreich im Swaroschin - Neumühler Walde), Digitalis ambigua (an mehreren Stellen), Gentiana cruciata (Abhänge am Swaroschiner Fliess) Myosotis silvatica (ebendaselbst und im Neumühler Walde sehr zahl- reich), Carlina vulgaris (überall häufig), verschiedene Piro la- Arten, unter denen besonders P. rotundifolia und P. unißora hervorzuheben sind, Mono- tropa Hypopitys (in den Swaroschin -Neumühler Kiefernschonungen häufig), Asarum europaeum (Theresenhain, Neumühler Wald), Mercurialis perennis 14 175 (Tkeresenhain), Lilium Martagon (vereinzelt im Neuinühler Wald), Paris quadrifolia (zahlreich in den Swaroschin-Liniewker Quellkesseln), verschiedene Orchideen, darunter z. B. Epipactis latifolia (häufig am Swaroschiner Fliess) und vor allem Viola odorata wild (zahlreich auf den Kalktuffabhängen nach Liniewken zu), Lunaria rediviva (bisher nur in einem kräftigen Exemplare in den Swaroschin-Liniewker Quellkesseln; dasselbe hat 1895 stark fructificirt, sodass Aussicht auf weitere Verbreitung vorhanden ist) und Allium ursinum (ausgedehnte Rasen in den Quellkesseln zwischen Swaroschin und Liniewken bildend) erwähnen, während für die Randberge das massenhafte Auftreten des Lathyrus Silvester in gewaltigen Polstern sehr charakteristisch ist Von besonderem Interesse ist noch das äusserst zahlreiche Vorkommen des Holun- ders ( Sambucus nigra) im ganzen Wengorniathale in anscheinend wilder Form (die wilde Form weicht in Höhe der Sträucher, Blatt- und Blütenstandsform nicht unwesentlich von der cultivirten Gartenform ab). Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass am Wohnhause des Dampfschneidemühlen-Etablissements zu Swaroschin der Epheu seit einigen Jahren regelmässig zu meist üppiger Blüte gelangt. Derselbe wurde im Jahre 1877 aus den benachbarten Wäldern an’s Wohnhaus versetzt und besitzt heute die stattliche Höhe von 6 bis 7 Meter und eine Stammstärke von l1/, bis 2 Centimeter, während die Frucht- bildung bisher in Folge der frühzeitig eintretenden strengen Winter verhindert worden ist. (Blühende Exemplare von Lunaria rediviva und Allium ursinum wurden der Versammlung vorgelegt.) In faunistischer Beziehung ist es zunächst auffällig, dass im ganzen Flussthale und seiner Umgebung keine einzige Schlange vorhanden ist. Weder Kreuzotter noch Ringelnatter sind daselbst trotz günstigster Bedingungen für ihre Existenz aufzufinden, während die kleine Wald- oder Bergeidechse und die Blindschleiche sehr zahlreich sind. Unter den Fröschen und Kröten tritt der Laubfrosch in auffallender Menge auf. Sehr interressant ist schliess- lich die Landschneckenfauna, welche geradezu Gebirgscharakter annimmt. Dieselbe ist offenbar in vielen ihren Theilen als Relictenfauna anzusprechen, die ja für den Baltischen Höhenzug höchst charakteristisch ist. Sehr auf- fallend ist u. A. die erstaunliche Individuenzahl der Clausilien, welche feuchte Gehänge wie übersäet mit solchen erscheinen lässt, eine Erscheinung die schon Prof. Schumann im Radaunethale und an anderen Stellen beobachtet hat1). Ich will hier zunächst nur eine beschränkte Anzahl interessanter Formen erwähnen, die für das Vorkommen des Wengorniathales be- zeichnend sind. Vitrinen und Hyalinen sind reichlich vertreten, unter letzteren fallen besonders Byalina nitens Mich., H. cellaria Müll., H. crystallina Müll, und Conulus fulvus Fitz. auf. Verschiedene Limax- und Mmm-Arten, sowie Zoni- toides nitida Müll, sind ausserordentlich gemein. J) E. Schumann: Die Binnenmollusken von Danzig. Schriften der Naturforsch. Gesellschaft in Danzig. N. F. Band V. Heft 1/2 und 4. Band VI. Heft 4. 1881, 1883 und 1887. 15 176 Ypn Helices wurden vonmir seither die folgenden Arten gefunden: 1. Patula: a. Helios rotundata Müll, an feuchten Stellen ziemlich zahlreich, b. H. pygmaea Drap, in allen feuchteren Wiesen gemein. 2. Vallonia: a. Helix pulchella Müll. I b. Helix costata Müll. ) in frisolien RaseD gemein. 3. Petasia: a. Helix bidens Chem. in grossen, starken Exemplaren in feuchtem Gebüsche gemein. 4. Fruticola : a. Helix rubiginosa Ziegl. in allen frischeren Wiesen gemein, b. H. hispida L., nur var. concinna Jeffr. von Wentkau bis Neumühl, c. H. fruticum Müll, bei Swaroschin nur subfossil im Kalktuffe, im Theresenhain lebend in ungebänderter und gebänderter Form, d. H. incarnata Müll, von Linie wken bis Neumühl (man vergleiche hierzu die spätere Bemerkung). 5. Campylaea-Chilotrema: a. H. lapicida L. bisher nur in einem subfossilen Exemplare im Kalktuffe von Swaroschin. 6. Arionta : a. H. arbustorum L. sehr gemein. 7. Tachea: a. H. hortensis Müll, im ganzen Thale, jedoch nirgends sehr zahlreich. 8. Helicogena : а. H. pomatia L. von Wentkau bis Neumühl zahlreich (man ver- gleiche hierzu die spätere Bemerkung). Achatina lubrica Müll, ist selbstverständlich in allen Wiesen gemein. Von Clausilien wurden bisher mit Sicherheit beobachtet: 1. Clausilia laminata Mont, zahlreich, 2. CI. plicata Drap, gemein, 3. CI. dubia Drap, gemein, 4. Gl. bidentata Ström, zahlreich, 5. CI. ventricosa Drap, gemein, б. CI. filigrana Ziegl. zahlreich und völlig eingebürgert. Das hauptsächlichste Clausilienfeld liegt zwischen Liniewk'en und der Dampfschneidemühle Swaroschin. Ebenso massenhaft wie die Clausilien treten in den Wiesen und Grasabhängen mindestens 7 bis 8 Pw^a-Arten auf, unter denen sich Pupa muscorum L. nebst Vertretern der nahe verwandten Gruppen Isthmia etc., besonders aber der Gruppen Vertigo und Vertilla erkennen lassen, die jedoch z. Z. theilweise noch nicht genügend sicher bestimmt sind. Unter 16 m den Succineen sind Succinea putris Kob und besonders S. oblonga Drap, vor- handen, letztere auf Wiesen etc. sogar ziemlich gemein. Der Vollständigkeit wegen sei hier noch das reichliche Vorkommen des Carychium minimum Müll, auf feuchten mulmigen Wiesen erwähnt. Als typische Gebirgsformen treten uns hierbei die meisten Clausilien (insbe- sondere CI. plicata Drap., CI. dubia Drap., CI. filigrana Ziegl.), sowie gewisse Pupa- Arten entgegen, die sicherlich nur als Relicten der letzten Vereisung aufzu- fassen sind. Helix incarnata Müll., bisher nur an wenigen Stellen Westpreussens gefunden, betrachte ich bis auf Weiteres aus verschiedenen Gründen als eine bei uns in der Einwanderung begriffene Form, während ich das reichliche Vorkommen der Helix pomatia L. im Wengorniathale für das Resultat einer künstlichen Besiedelung halte, das zu den eingangs erwähnten künstlichen Forellenteichanlagen in enger Beziehung steht. (In katholischen Ländern geniesst man bekanntlich H. pomatia L, als eine geschätzte Fastenspeise.) Zum Schlüsse will ich nur noch darauf hinweisen, dass unter den Patula- Arten Helix pygmaea J) rap. zunächst für das Wengorniathal, aber wahrscheinlich noch für erheblich weitere Theile unserer Provinz, die bei Weitem gemeinste Form ist, und nur deshalb bisher für nicht häufig gehalten wurde, weil sie bei ihrer Kleinheit etwas schwer in grösserer Menge zu erhalten ist. Eine ausführ- lichere kritische Darstellung der Schneckenfauna des Wengorniathales behalte ich einer späteren Publication vor. Auch nach anderer Richtung hin wird das Wengorniathal dem Fachmann manche Gelegenheit zu interessanten Studien bieten, da die Wirbelthier weit, wie besonders die Kleinthier weit sich ausserordentlich mannigfaltig gestalten. Es sollte mich freuen, wenn meine naturgemäss nur sehr kurze Schilderung schon jetzt hierzu die Anregung gegeben hat. Herr Rittergutsbesitzer A. Treichel-Hoch Paleschken legte der Ver- sammlung ein missgebildetes Entenei, sowie eine aus Glimmer, Draht und Leder gefertigte künstliche Blume aus dem Kopfputz einer vor etwa 300 Jahren verstorbenen Dame vor. Ausserdem stellt derselbe für den Druck- bericht ein Manuscript in Aussicht, das hier als Anlage B folgt. Endlich erstattete Herr Gymnasiallehrer Kaufmann-Elbing in ausführ- lichem Vortrage Bericht über die Fortschritte seiner Untersuchungen der Pilzflora Westpreussens Die Zahl der von ihm in unserer Provinz be- obachteten Pilze ist von etwa 500 im Jahre 1890 auf gegenwärtig (Mai 1894) nahezu 700 gestiegen. Eifrig unterstützt durch Sammeln haben ihn vor Allem die Herren Lützow^- Oliva und Treichel- Hoch Paleschken. — An der Hand von zahlreichen Trockenpräparaten und naturgetreu ausgeführten farbigen Zeichnungen besprach Herr Kaufmann eingehend die Schwierigkeit der Unterscheidung der verwandten Arten aus einigen sehr variirenden Pilz- gruppen, sowie die Nothwendigkeit, das Sammeln der Pilze an verschiedenen Orten vorzunehmen, da grosse Verschiedenheiten in den lokalen Pilzfloren herrschen. Neu für die Provinz war unter den so vorgeführten Pilzen 17 12 178 Amanita spissa Fr. Ausserdem legte er einige Pilzarten in ganz getrock- neten Exemplaren vor, was bei den meisten Pilzen auf sehr grosse Schwierig- keiten stösst, da sie entweder in Fäulniss übergehen oder bis zur völligen Unkenntlichkeit zusammenschrumpfen Unter diesen ganz getrockneten Arten waren Trametes Kalchbrenneri Fr. von Buchenstümpfen und Trametes Pini (Thore) von Kiefernstämmen neu für We stpr eussen. Damit war die wissenschaftliche Tagesordnung erledigt, und bald nach 12 Uhr Mittags wurde die Sitzung durch Herrn Oberlehrer Dr. Schmidt geschlossen, nachdem er noch Allen, die zum Gelingen der Versammlung bei- getragen haben, vor allem den Mitgliedern des Ortsausschusses den wärmsten Dank des Vereins für ihre mühevolle, aber von Erfolg gekrönte Arbeit aus- gesprochen hatte. -x- -x- * An die wissenschaftliche Sitzung schloss sich ein in Eile eingenommenes Frühstück im Saale des WolfFschen Lokals an, und dann ging es hinaus nach der Chaussee vor dem Gute Adlig Stargard, die als Sammelplatz für die Nachmittagsfahrt nach Spengawsken und Theresenhain bestimmt war. Hier wurden die von mehreren Stargarder Herren mit grosser Liebenswürdigkeit gestellten Wagen bestiegen, und bei prächtigem Wetter fuhr die durch Be- theiligung einer grossen Anzahl von Stargardern sehr zahlreiche Gesellschaft in heiterster Stimmung die Chaussee entlang an dem Schützenhause vorbei nach Spengawsken, wo Halt gemacht wurde. Während die Wagen weiter- fuhren, betraten die Theilnehmer des Ausfluges den ihnen durch die Freund- lichkeit des Herrn Oeconomieraths Jacob sen zugänglichen Park des Gutes. Nach einer Besichtigung der wohlgepflegten Anlagen, wobei den Damen durch Herrn Gärtner Guth niedliche Sträusschen überreicht wurden, und einem Spaziergang durch die schattenspendenden Baumgruppen, in denen sich prächtige uralte Biesenexemplare zahlreich befinden, begab man sich dann zuFuss längs des Ostufers des schönen Spengawsker Sees, immer eifrig botanisirend und beobachtend, nach Sarosla am Nordende desselben, zwischen ihm und dem Zdunyer See. Dort wurden wieder die Wagen bestiegen, und die meisten Theilnehmer fuhren bis zum Nordende des Zdunyer Sees, während ein kleinerer Tlieil das letzte Stück des Weges zu Fuss am Ufer des Zdunyer Sees ohne Weg und Steg zurücklegte, um erfolgreicher botanisiren zu können. Beide Partieen trafen sich wieder in dem auf einer Anhöhe am Nordende des Sees gelegenen Belvedere, wo ein entzückender Blick auf die malerische See- und Wald-Landschaft lange die Theilnehmer fesselte. Erst der energisch seine Bechte geltend machende Magen trieb die in den Naturgenuss Vertieften weiter nach dem Forsthaus Theresenhain, woselbst Kaffee getrunken wurde, während draussen ein plötzlich hereingebrochenes starkes Gewitter mit Hagel von kirschengrossen Körnern tobte. Aber rasch wie das Unwetter gekommen, verzog es sich auch wieder, und nach kurzem Aufenthalt konnte die Gesell- ig 179 schaft sich wieder in Bewegung setzen. Während einige der Theilnehmer — durch ihre Berufspflichten in ihrer Zeit beschränkt — sich zu Fuss nach dem nahen Swaroschin begaben, um dort die Eisenbahn zu erreichen, fuhr die grosse Mehrzahl auf den durch den Regen staubfrei gewordenen Wegen über Zduny und Spengawsken nach Pr. Stargard zurück. Gleich nach der Ankunft dort begann das gemeinsame Essen im grossen Saale des Wolff’schen Lokals. Dank der zahlreichen freundlichen Betheili- gung der Stargarder hatte sich dort eine sehr stattliche Tafelrunde zusammen- gefunden, und die an demselben Tage gemeinsam verbrachten Stunden der Arbeit wie des Naturgenusses hatten die Theilnehmer des Essens schnell mit einander bekannt gemacht und sich gegenseitig näher gebracht, so dass eine lebhafte und fröhliche Unterhaltung herrschte, die durch zahlreiche Toaste gewürzt wurde. So sprach Herr Oberlehrer Dr. Schmidt - Lauenburg Namens des Vereins auf die Stadt Stargard, Herr Oberlehrer Schnaase- Stargard toastete auf den Westpreussis dien Botanisch-Zoologischen Verein, Herr Prediger Br an dt- Stargard auf die Vortragenden des verflossenen Vor- mittags, Herr Dr. Bock w old t- Neustadt auf den Vorstand des. Vereins, während Herr Apothekenbesitzer Dr. Er k eie s-Danzig den Damen und Herr Präpa- randen-Anstalts - Vorsteher Semprich - Pr. Stargard dem langjährigen Vor- sitzenden des Vereins, Herrn Dr. von Klinggraeff, ihre Worte widmeten. Auch ein Tänzchen wurde zuguterletzt noch unternommen, an dem sich eine Anzahl der Damen und Herren eitrigst betheiligte, bis schliesslich die Rück- sicht auf den kommenden Tag auch die hartnäckigsten Nachtschwärmer zur Ruhe trieb. Am Morgen des dritten Tages, früh um 9 Uhr, bestiegen die Versamm- lungs-Theilnehmer die, Dank der vortrefflichen Vorkehrungen des Orts-Aus- schusses, schon wieder bereit stehenden Wagen und fuhren, begleitet von einer beträchtlichen Anzahl von Stargarder Familien, über Suzemin und Rathsdorf zunächst nach der Oberförsterei Wirthy, die ihnen zu Ehren Flaggenschmuck angelegt hatte. Nach einer freundlichen Begrüssung durch Herrn Forstmeister Putt rieh begaben sie sich sodann in den zur Ober- försterei gehörigen, circa 11 ha umfassenden und sich bis an das Ufer des Grossen Bordzichower Sees erstreckenden Kgl. Pflanzgarten, dessen prächtige und höchst sehenswerthe Anlagen unter der liebenswürdigen und sachkundigen Führung des Herrn Forstmeisters Puttrich sowie des Obergärtners eingehend besichtigt wurden. Diese für den practischen Forstwirth wie für den Bo- taniker und Naturfreund gleich bemerkenswerthe Anlage, die zum grössten Tkeile unter der Leitung des Herrn Puttrich geschaffen ist, mit ihrer Un- zahl verschiedener einheimischer und auswärtiger, besonders amerikanischer, Nutz- und Zier-Sträucher und -Bäume, mit ihren oft geradezu verblüffenden Form- und Farben-Varietäten unserer Garten- und Waldbäume, mit ihren zahl- 12* 19 180 reichen den wichtigsten Fragen der practischen Forstwirtschaft gewidmeten Anbau- und Cultur- Versuchen fesselte lange das lebhafte Interesse aller Theil- nehmer. Nach einem Gange auch durch den am Grossen Bordzichower See gelegenen parkartig gehaltenen Theil des Pflanzgartens, der zahlreiche schöne Ausblicke auf den See und das jenseitige Ufer erschliesst, trennten sich die Besucher mit lebhaftem Danke für Herrn Forstmeister Puttrick und mit Bedauern, dass die kurze Zeit nicht ein noch längeres Studium der gross- artigen Anlage gestattete, von Wirthy, und eine kurze Fahrt brachte sie nach Bordzickow, wo das Mittagessen ihrer bereits harrte. Ueber fünfzig Personen nahmen an demselben in bester Stimmung Theil. Da einzelne der aus- wärtigen Mitglieder schon von hier aus den Rückweg zur Bahn antreten mussten, richtete Herr Präparandenanstalt-Vorsteher Semprick einige Ab- schiedsworte an dieselben, und einer von ihnen, Herr Dr. Bock woldt-Neu- stadt, brachte als Erwiderung ein Hoch auf die Stargarder aus, in das auch die noch bis zum Abend verweilenden auswärtigen Mitglieder von Herzen einstimmten, um den Stargar dern ihren Dank für die freundliche Aufnahme des Vereins auszudrücken. Von Bordzichow fuhr man unter Führung des Herrn Forstmeister Putt rieh auf lauschigen, dicht belaubten Waldwegen, wo die Zweige der Bäume häufige Angriffe auf die Köpfe der Wageninsassen ausübten, nach der Försterei Hartigsthal, schön am Niedatz-See gelegen. Hier wurden gruppen- weise Spaziergänge und botanische Streifereien an den Ufern des Sees aus- geführt, auch einige Erfrischungen eingenommen, bis die Zeit zur Heimkehr gekommen war. Der Rückweg nach Stargard wurde über Hoch Stüblau, wo einige Tkeilnehmer sich abzweigten, genommen. In Stargard kam man gerade noch zum letzten Zuge nach Dirscliau zurecht, der auch den Rest der Aus- wärtigen in die Heimat zurückführte, von wo sie Alle hochbefriedigt auf die drei genussreichen Tage der Wan der- Versammlung in Preuss. Stargard zurück- blicken. 181 Bericht über die achtzehnte Wander- Versammlung des Westpreussischen Botanisch- Zoologischen Vereins zu Ohristburg, am 4. Juni 1895. In Uebereinstimmung mit dem Vereinsbeschluss auf der letzten Wander- Versammlung in Pr. Stargard fand die diesjährige Zusammenkunft der Mit- glieder in dem rechts der Weichsel gelegenen Theile Westpreussens statt, und zwar hatte der Vorstand nach sorgfältiger Umschau Christburg auser- wählt. Bietet doch auch Christburg, das hart an der Grenze unserer Provinz gelegen ist — der Bahnhof von Christburg liegt bereits in Ostpreussen — , für den wissensdurstigen Botaniker und Zoologen genug des Sehenswerthen. Die Lage der Stadt ziemlich weit nach Osten, die Umgebung grosser und in vieler Hinsicht bemerkenswerther Waldungen, die Nähe des Weichsel-Nogat- Deltas und der dasselbe erfüllenden alluvialen Niederungen, während die Stadt selbst auf der diluvialen Höhe liegt, kurz die Verschiedenheit der dort vorliegenden geologischen und biologischen Verhältnisse bedingen eine mannig- faltige und interessante Zusammensetzung der Flora und Fauna, was wohl geeignet erscheint, die naturkundigen Mitglieder des Vereins anzulocken. Dazu kommt, dass die Pröckelwitzer Forst, wohin ein Ausflug des Vereins geplant war, durch den fast alljährlichen Besuch unseres Kaisers auch ein allgemeineres Interesse für die Bewohner unseres Landes in Anspruch nimmt. Auf Anregung des Vereins-Vorstandes hatte sich in Christburg ein Lokal- Vorstand gebildet, dem die Herren Bürgermeister Bock, Bector Böttger, Kaufmann Fritz, Stadtverordneten-Vorsteher Ludwig, Lehrer Patschke und Lehrer St ein ke angehörten, und der in eifriger und erfolgreicher Weise die verschiedenen, am Ort erforderlichen Vorbereitungen getroffen und ins- besondere auch die nicht ganz einfache Aufgabe, die zahlreichen Auswärtigen zur Nacht in Christburg gut unterzubringen, in vortrefflicher Weise ge- löst hatte. Die zum grossen Theil bereits am Mittage des zweiten Pfingstfeiertages — also am Vortage der Versammlung — mit der Bahn in Christburg ein- treffenden auswärtigen Mitglieder wurden von den Herren Böttger, Fritz, Martini und Steinke am Bahnhof empfangen und begrüsst und dann zu- 21 182 nächst nach den für sie bestimmten Wohnungen geführt, um darauf nach kurzer Rast einen Gang durch die Stadt zu unternehmen und die Sehens- würdigkeiten derselben zu besichtigen. Zunächst das alte Franziskanerkloster mit seinen interessanten Kreuzgängen und Räumen, die zum Tlieil für Schul- zwecke verwendet, zum Theil noch zu kirchlichen Zwecken benützt sind. In den letzteren hatte Herr Decan Heller die Führung übernommen, der nachher auch in liebenswürdigster Weise die Festtheilnehmer nach der noch bedeutend älteren, auf dem Christburger Schlossberge gelegenen Pfarrkirche und in die auf dem Gipfel dieses Berges liegende Begräbniskapelle begleitete, die beide reich an historischen Erinnerungen sind. Die Theilnehmer be- sichtigten mit gleichem Interesse das Innere dieser Kirchen, wie die prächtige Aussicht über die Stadt Christburg und ihre Umgebung, die sich ihnen von den verschiedenen Punkten des Schlossberges, insbesondere vom Kirchhofe aus, bot; nicht minder eifrig sammelten sie die wichtigeren botanischen Funde, die ihnen die reiche Flora des Schlossberges mühelos gewährte. Nach einem kurzen Aufenthalt in dem schönsten Gartenlokal der Stadt — der Erholung — ging es sodann zum grossen Saale des Hotel de Berlin, wo sich alle unter- dess von auswärts Gekommenen mit den schon früher Eingetroffenen und zahlreichen Christburgern — darunter auch den Herren Bürgermeister Bock und Stadtverordneten-Vorsteher Ludwig — zu einem zwanglosen, gemütk- licken und schliesslich recht fröhlichen Zusammensein vereinigten, bei dem so manches gute Wort gesprochen, so manche alte Erinnerung aufgefrischt und neue Erfahrung ausgetauscht wurde, bis die Mitternachtsstunde die stand- haft Ausharrenden an die Pflichten und Mühen des nächsten Tages, der Hauptversammlung, gemahnte und zur Ruhe trieb. Die Hauptsitzung des Vereins fand am 4. Juni in dem festlich geschmückten grossen Saale des Hotel de Berlin unter sehr zahlreicher Betheiligung der Bewohner Christburgs und der Umgegend statt und wurde von dem zweiten Vorsitzenden des Vereins, Herrn Oberlehrer Dr. A. Schmidt- Lauenburg, geleitet, da unser erster Vorsitzender, Herr Dr. II. von Klinggraeff, durch seinen Gesundheitszustand leider gezwungen war, der Versammlung fern zu bleiben. Die öffentliche Sitzung wurde um 8 Uhr eröffnet, und nach einer kurzen Ansprache des Herrn Oberlehrer Dr. Schmidt begrüsste Herr Bei- geordneter Balzereit die Versammlung Namens der Stadt, Herr Rector Böttger Namens des Local-Vorstandes und Herr Dr. Graf von Sierakowski- Waplitz in seiner Eigenschaft als Gutsherr des Waplitzer Parkes, dessen Besuch in das Programm des Tages aufgenommen war. Der Vereins-Vor- sitzende dankte im Namen des Vereins für das freundliche Wohlwollen, das in den Begrüssungen dem Verein gegenüber zum Ausdruck gelangt sei. Eine besondere Freude für ihn wie für die Mitglieder sei es, zu sehen, dass so zahlreiche Christburger und Christburgerinnen zu der heutigen Versammlung 22 183 erschienen seien and dadurch ihr Interesse an den Zielen des Vereins an den Tag legten. Er bat die anwesenden Nichtmitglieder den Verhandlungen vorurteilsfrei zu folgen und vor allem sich nicht zu wundern, wenn zuweilen einzelne, anscheinend unwichtige Beobachtungen zur Sprache kämen; man dürfe eben nie vergessen, dass nur eine grosse Summe von Einzelbeobachtungen im Stande sei, uns ein annähernd vollständiges Bild von der Fauna und Flora unserer Provinz zu gewähren, und dass daher jeder, auch der kleinste Zuwachs zu dieser Summe wichtig und von Interesse sei. Während die Präsenzliste und die Liste der anzumeldenden Vorträge circuliren, verliest der Erste Schriftführer des Vereins, Herr Professor Conwentz-Danzig, die zahlreich eingegangenen brieflichen und telegraphischen Begrüssungen, darunter solche von: Professor Dr. Bail -Danzig, Professor Dr. Barthel-Breslau, Walter Kauffmann-Danzig, Dr. von Klinggraeff- Langfuhr, Fräulein Elisabeth Lemke-Oschekau Opr., Prof. Dr. Nagel- Elbing z. Z. Eisenach, Dr. Pincus und Erau-Danzig z. Z. Partenkirchen, Ober- stabsarzt Dr. Prahl-Rostock, Kreislandrath von Schmeling-Stuhm, Professor Dr. Winkelmann-Stettin und Kreisschulinspector Witt-Zoppot. Ferner verliest derselbe ein mit Beifall aufgenommenes Begrüssungs- schreiben des Preussischen Botanischen Vereins, das dieser dem ,,an der Grenze beider Schwester-Provinzen“ tagenden Westpreussischen Botanisch- Zoologischen Verein zugesandt hat Auf Anregung des Ersten Schriftführers sendet der Verein sodann eine telegraphische Begrüssung an den gleichzeitig in Görlitz seine Wanderversammlung abhaltenden Botanischen Verein der benachbarten Provinz Brandenburg und einen telegraphischen Glückwunsch an sein Correspondirendes Mitglied, Herrn Professor Dr. Ascherson-Berlin, der am heutigen Tage seinen 61. Geburtstag feiert. Die wissenschaftlichen Verhandlungen wurden eingeleitet durch Skizzen zur Naturgeschichte des Stuhmer Kreises, insbesondere der Umgegend von Christburg, welche Herr Professor Dr. Conwentz-Danzig unter Demonstration zahlreicher einschlägiger Objecte vorführte. Die ersten Lebewesen, von denen wir mit Sicherheit wissen, dass sie das heutige Gebiet des Stuhmer Kreises bevölkerten, stammen aus einer weit zurückliegenden, wenngleich, im geologi- schen Sinne, keineswegs übermässig alten Zeit. Damals war diese Gegend gleich dem grössten Theile Westpreussens und der angrenzenden Gebiete von einem grossen Meere bedeckt, auf dessen Grunde sich diejenigen Schichten unseres Bodens absetzten, die von den Geologen als cretaceische oder der Kreidezeit angehörige bezeichnet werden. Entsprechend der weiten Aus- dehnung des Kreidemeeres finden sich diese Schichten fast überall in der Provinz anstehend vor, aber meist in grosser Tiefe — durchschnittlich etwa 100 m — unter der Erdoberfläche. Nur an wenigen eng begrenzten Stellen treten sie fast unmittelbar zu Tage, so auch in der Stuhmer Gegend an einigen Punkten. Unter diesen sind Ivalwe und Trankwitz im Stuhmer Kreise nur etwa 13, Köxten und Prothen im angrenzenden ostpreussischen Kreise 23 184 Pr. Holland nur etwa 6 km von Ckristburg entfernt. Aus den in diesen Kreidezeit'Schichten und in den bei ihrer Zerstörung im Laufe der Zeiten übrig gebliebenen Kreide-Geschieben enthaltenen organischen Kesten können wir uns ein ungefähres Bild der die Finthen des Kreidemeeres in dieser Gegend damals bevölkernden Lebewelt, insbesondere der Thierwelt machen. Schwämme und Weichthier e waren am zahlreichsten in derselben vertreten, aber auch höhere Thiere bis zu den Wirbelthieren fehlten ihr nicht. Zu ihren charakteristischsten Mitgliedern gehörten die unseren Tintenfischen verwandten Belemniten, deren meist allein erhaltene und in Arragonit verwandelte Innen- skelette zu unseren häufigsten Fossilien gehören und beim Volke allgemein als „Donnerkeile“ bekannt sind. Zu den eigenartigsten Vertretern jener Lebewelt sind dagegen die grossen Saurier, Plesiosaurus und Mosasaurns, zu zählen, die — mit ihrem kleinen Kopfe, ihrem schlangenartig langen Halse, ihren vier flossenartigen Schwimmfüssen gleichsam ein Zwischenglied zwischen den Schlangen und Eidechsen darstellend — als gewaltige Räuber das da* malige Meer bewohnten und deren Knochenreste, vor allem Wirbel, als seltene Einschlüsse zuweilen in unseren Kreideschichten sich finden. Aus der nächst jüngeren geologischen Epoche, dem Tertiär, sind be- merkenswerthe grössere Aufschlüsse aus dem Stuhmer Kreise bisher nicht bekannt, obwohl anzunehmen ist, dass auch solche in geringerer oder grösserer Tiefe unter der Oberfläche dort vorhanden sein werden. — Dagegen sind aus der folgenden Periode, dem Diluvium, wieder sehr zahlreiche Objecte hier aufgefunden worden. Besonders reiche Beste sind uns von der Thierwelt jener Zeit in den zahlreichen Kiesgruben des Gebietes erhalten, und noch neuerdings ist eine grossartige Suite von Funden dieser Art aus der nur etwa 3" km von Christburg entfernten Kiesgrube Menthen durch die Herren Vetter in Osterode und Martini in Christburg in dankenswerther Weise dem Westpreussischen Provinzial-Museum in Danzig überwiesen worden. Ein genaues Studium der Kiesgruben entrollt uns ein Bild jener merkwürdigen geologischen Epoche, während deren zeitweilig unsere Provinz von einem mächtigen, aus Norden resp. Osten vor dringenden Eismantel — einem so- genannten Inlandeise — überdeckt und dem organischen Leben unzugänglich gemacht war. In den Zwischenzeiten war das Gebiet theilweise von einer flachen Meeresbucht eingenommen, in der sehr zahlreiche Muscheln und Schnecken, zum Theil in den gleichen Arten, die sich jetzt in der Nordsee vorfinden, gediehen, deren Schalreste noch jetzt reichlich in den dortigen Kiesgruben zu finden sind, theilweise lag das Gebiet trocken und war der Tummelplatz einer grossartigen Thierwelt. So sind gerade in Menthen Back- zähne, Bruchstücke der gekrümmten Stosszähne, ein Unterkieferstück mit noch darin sitzendem Zahne, Halswirbel, Rippen, Fussknochen und andere Skelett- theile des riesigen Mammuth, Zähne und Schenkelknochen des wollhaarigen Nashorns, Rhinoceros tichorhinus Cuv., ferner Knochenvom Bison, vom Diluvial- pferd und Geweihstücke vom Rennthier aufgefunden worden. — Von der den 24 185 zerstörenden mechanischen Einwirkungen gegenüber weniger widerstands- fähigen Pflanzenwelt jener Zeit sind uns nur spärliche Reste auf bewahrt, doch konnten solche gerade bei Schroop, im Kreise Stuhm, zuerst durch Herrn Professor Nathorst nachgewiesen werden. Die dort unter Torf in einer kalkig sandigen Schicht auftretenden und infolge ihrer Zartheit nur durch eine sehr vorsichtige Präparation freizulegenden Blätter und Früchte resp. Samen gehören hauptsächlich drei jetzt hochnordischen Pflanzenarten, der Zwergbirke, Betula nana L , der Polarweide, Salto; polaris L., und der acht- blättrigen Dryade, Dryas octopetala L , an und legen Zeugniss von der kümmerlichen, auf eine niedrige, krautig-strauchige Pflanzendecke beschränkten Vegetation jener Zeit ab. Wenden wir uns nun zur Gegenwart und der jüngst entschwundenen Zeit, deren Ablagerungen wir als alluviale zusammenfassen, so muss zunächst con- statirt werden, dass eine genaue systematische Durchforschung der Thierwelt des Stuhmer Kreises — wie auch vieler anderer Theile unserer Provinz — und ihrer Veränderungen im Laufe der Zeit bisher noch nicht ausgeführt ist. Aus einzelnen Funden, besonders in Torflagern, wissen wir, dass die euro- päische Schildkröte, Emys europaea Gray, schon früher bei Damerau und Georgen- dorf vorgekommen ist, und gewiss findet sie sich auch heute noch hier und da lebend vor. Ferner hat von jetzt verschwundenen Thierarten der Biber, Caslor fiber L , in der Gegend gelebt, wie verschiedene Funde beweisen, während er jetzt in ganz Deutschland nur noch an einer Stelle an der Elbe künstlich gepflegt vorkommt. Auch der jetzt ganz ausgestorbene Ur, Bos primigenius Bojan., hat früher hier gehaust, wie sich aus einem vor 13 Jahren in Baumgarth im Torf gefundenen Schädel dieser Thierart mit mächtigen Stirnzapfen ergiebt, den Herr Hauptmann Kr aus e- Baumgarth als Geschenk dem Provinzial- Museuin in Danzig überwiesen hat. Aber wie schon bemerkt, eine genaue und systematische Durchforschung der Thierwelt — insbesondere der niederen — des Stuhmer Kreises wie der Provinz steht noch aus, und es ist sehr zu wünschen, dass die auf Erreichung dieses Zieles gerichteten Bestrebungen des Westpreussischen Provinzial - Museums bei den Bewohnern der Provinz eine möglichst energische Unterstützung, insbesondere durch Einsendung von Fundobjecten und Nachrichten über solche, finden möchten. Viel besser als mit der Fauna ist es mit unserer Kenntniss der Flora dieser Gegend besteht. Steht doch im Stuhmer Kreise, in Paleschken, gewissermaassen die Wiege der modernen Floristik unserer Provinz. Dorther stammen die beiden Brüder, die während der letzten Jahrzehnte hervorragende Verdienste um die Erforschung der Flora unseres Landes haben: Carl Julius von Klinggraeff, der ältere, bereits verstorbene Bruder, der im Jahre 1848 seine Flora von Preussen veröffentlichte, der er 1854 einen Nachtrag und 1866 einen II. Nachtrag sowie eine pflanzengeographische Skizze unserer Vegetation folgen liess; und Hugo von Klinggraeff, der jüngere Bruder, unser derzeitiger Erster V orsitzender, der von umfangreicheren zusammen- 25 186 hängenden Arbeiten 1880 die „Topographische Flora der Provinz West- preussen“ und 1893 „Die Leber- und Laubmoose von West- und Ostpreussen“ publicirt hat. Speciell mit der Flora von Christburg beschäftigten sich der verstorbene Apotheker Kirsch st ein in Saalfeld, und vor Allem der unter uns weilende hiesige Apotheker Ludwig, welcher das Ergebniss seiner Beob- achtungen in dem Bericht von 1882 veröffentlicht und ein werthvolles Her- barium zusammengebracht hat, welches später im Provinzial-Museum zu Danzig seinen Platz finden soll. Eine Aufgabe unserer Floristik, die mehr als bisher geschehen zu be- rücksichtigen wäre, ist die genaue Durchforschung der Wälder. In dem weit nach Osten gelegenen Stuhmer Kreise wäre dabei in erster Linie auf das urwüchsige Vorkommen der Fichte, Picea excelsa Lk., zu achten, die ja in den angrenzenden ostpreussischen Wäldern eine weite Verbreitung besitzt und auch bereits in dem östlichsten Theile des Elbinger Kreises spontan vor- kommt. In Schönberg, Louisenwalde etc. finden sich sehr alte Exemplare der Fichte, die wohl s. Zt. aus der Nähe dorthin verpflanzt sind, und es erscheint nicht ausgeschlossen, dass auch heute noch urwüchsige Exemplare vereinzelt in jenen Wäldern aufgefunden werden. Ferner sollen im Wiesen- kalk von Rehhof, Kr. Stuhm, nach einer Angabe Lemkes, Holzreste der Fichte aufgefunden sein, und es ist sehr wahrscheinlich, dass auch an anderen Stellen im Torf, Wiesenkalk und Wiesenmergel Holzreste und Zapfen der Fichte werden gefunden werden, sobald sorgfältig darauf geachtet wird. Es empfiehlt sich daher, die in diesen Bodenschichten auftretenden Holzreste zu sammeln und dem Provinzial-Museum zur Untersuchung einzusenden. Der Hauptsache nach werden die Nadelwälder hier wie in der ganzen Provinz von der Kiefer gebildet. Darunter finden sich hier, weit mehr als sonst irgendwo in der Provinz, bemerkenswerthe bearbeitete Exemplare, gewissermaassen Relicte aus einer längst entschwundenen historischen Zeit. Es sind das die sog. Beutkiefern oder Bienenbäume, die früher ganz allgemein zur Ge- winnung von Honig im Walde benutzt wurden. Es wurde dazu in grosse, kräftige und gesunde Kiefern in ziemlich beträchtlicher Höhe über dem Boden eine hohe, schmale, aber bis tief in das Innere gehende Oeffnung gehauen (Beute), die vorne durch ein abnehmbares Brett verschliessbar war, während an der Seite ein kleines Loch (Flugloch) die Verbindung nach aussen herstellte. Diese Hohlräume wurden mit Bienen besiedelt, deren Honig im Herbst aus- genommen wurde. Vortragender erläutert den Bau und das Aussehen dieser Beuten des genaueren an der Hand von Zeichnungen und Photographien, welche den Beutkiefern jener Gegend entnommen waren. Solche Bäume waren früher auch in den fiscalischen Forsten weit verbreitet, vornehmlich in der Tucheier Heide, aber jetzt sind sie immer mehr im Schwinden begriffen, da sich diese Art der Nutzung mit einer rationellen Forstwirthschaft, die in erster Linie auf eine möglichst grosse Production gesunden, werthvollen Nutz- holzes gerichtet ist, nicht verträgt. Aber in den ausgedehnten Privatwäldern 26 187 der dortigen Gegend (Kreise Stuhrn, Rosenberg Westpr., Pr. Holland und Mobrungen) haben sich dagegen zahlreiche derartige Beutkiefern erhalten, und eine nicht geringe Anzahl derselben ist auch heute noch bewohnt und zur Honig-Gewinnung im Gebrauch. Der Vortragende theilt dann im Ein- zelnen das Ergebniss seiner an Ort und Stelle gemachten Erhebungen mit und behält sich vor, später ausführlich auf diesen Gegenstand zurückzukommen. Aus dem Umstande, dass sich derartige alte Bäume in Privatforsten bis auf den heutigen Tag erhalten haben, ergiebt sich im Allgemeinen die Anregung, besonders der Durchforschung der nichtliscalischen Waldgebiete die gebüh- rende Aufmerksamkeit zuzuwenden. Wie in diesem Falle eine Reihe von kulturgeschichtlich bemerkens werthere Baum -Individuen, so können sich in anderen Fällen auch seltene Baum- und Straucharten viel eher in den im allgemeinen freier behandelten Privatforsten, als in den rationell bewirt- schafteten Staatsforsten erhalten haben. Eine im Rückgang begriffene Pflanzenart, Trapa natans L., welche jetzt in der ganzen Provinz lebend nicht bekannt ist, hat früher besonders auch den Stuhmer Kreis bewohnt. So kommen die Früchte im Torf in Ellerbruch bei Waplitz und in Ostrow-Lewark bei Stuhm, ferner im angrenzenden Theile des Rosenberger Kreises vor. Die Frage nach dem fossilen Vorkommen der Wassernuss überhaupt ist von dem Vortragenden zuerst auf der Wander- Versammlung in Sch wetz im Jahre 1890 augeregt worden, und seitdem sind die Früchte an 14 Stellen der Provinz, zum Theil in grossen Massen, im Torf aufgefunden. Dagegen ist Trapa natans L. im nördlichen Russland, wo sie lebend auch nicht vorkommt, bisher nur einmal, in Finland gleichfalls nur einmal, und in Schweden, wo sie auch von einer Stelle lebend bekannt ist, nur an einigen Stellen in fossilem Zustande beobachtet worden. Vortragender demonstrirt die eigenartigen vierstacheligen Früchte der Pflanze, sowie die nur zweistacheligen Früchte der im Lago maggiore vorkommenden Varietät Verbanensis Ces. Pass. Gib. und legt die aus letzteren am Fundort gefertigten, als Rosenkränze dienenden Ketten, sowie zum Vergleich die zum gleichen Zwecke ebenfalls in Italien aus den unreifen Früchten von Eucalyptus globvlus L. hergestellten Ketten vor. Wie sich aus diesen und zahlreichen anderen Funden ergiebt, haben die Flussläufe und Binnenseen früher eine grössere Ausdehnung gehabt als jetzt. Einen bemerkenswerthen Belag hierfür bietet das vor Kurzem erfolgte Aufflnden der Ueberreste eines vorgeschichtlichen Fahrzeuges im Torf von Baumgarth unweit Christburg. Dasselbe ist über 10 m lang, aus Eichenholz gebaut und hat jedenfalls zur Fahrt auf See gedient. Vor- tragender berichtet näher über die mit Unterstützung der Herren E. von Riesen sen. und R. von Riesen jun. ausgeführte Nachgrabung und bemerkt, dass die gewonnenen Schiffstheile demnächst im Provinzial-Museum in Danzig zur Aufstellung gelangen werden. Nach ihm legt Herr Stadtrath Helm -Danzig zunächst eine grössere An- 27 188 zahl Exemplare von Nacerdes melanura L. vor, einem Käfer aus der Familie der Oedemeriden, welcher im vorigen Jahre in der Schneidemühle des Herrn Döring in Danzig arge Verwüstungen angerichtet hatte. Die Larven des im Allgemeinen hier selten vorkommenden Käfers hatten dort einen ausgedehnten Fussboden aus Fichtenholz nebst den darunter liegenden Balken zerstört. Der Käfer war dorthin wahrscheinlich durch Bauholz eingeschleppt worden und hatte sich in unglaublich grosser Menge vermehrt. Erst durch vollständige Entfernung der Käfer selbst, des Fussbodens und der darunter liegenden Erde konnte der Zerstörung Einhalt gethan werden. — Derselbe legte ferner mehrere Exemplare von Niptus hololeucus Fabr. vor, welche in einem Flause in Danzig bei der Zerstörung von Mobiliar angetroffen und von HerrnVaegler dem Provinzial-Museum überbracht waren. Der Käfer ist in Kleinasien und den angrenzenden Ländern heimisch und wird häufig von dort aus durch Droguen verschleppt. Sodann hält Herr Stadtrath Helm-Danzig einen durch zahlreiche bemerkenswerthe Objecte erläuterten Vortrag über Insecten des Bernsteins. Er besprach die einzelnen Ordnungen, unter denen die Zwei- flügler und die Käfer am zahlreichsten vertreten sind und gab ein Bild von dem Leben und Treiben der Insekten im Bernsteinwald, sowie von den Schlüssen, die wir nach Maassgabe des Baues jener Einschlüsse berechtigt sind, auf die klimatischen Verhältnisse des ehemaligen Bernsteinlandes zu ziehen. Der Vortrag folgt ausführlich hierbei als Anlage C. Darauf machte Herr Oberlehrer Dr. Schmsdt-Lauenburg eine Reihe inter- essanter botanischer und zoologischer Mittheilungen. 1) Mittwoch, den 4. Juni 1894 wanderte ich in aller Frühe, nachdem unser Eisenbahnzug während der ganzen Nacht von Dirschau bis fast nach Posen von schweren Gewittern begleitet worden war. vom Bahnhofe nach der Stadt Posen. Hier fand ich die Strassen in der Nähe der Warthe, ganz be- sonders aber den Zugang zur Warthebrücke und diese selbst von den Leibern einer Eintagsfliege, (Ephemer a vulgata L.) vollständig bedeckt. Dicht gedrängt lag Insect an Insect, nicht ein Quadratcentimeter war freigeblieben, und so eifrig ich auch nach unversehrten Exemplaren suchte, nicht ein halbes Dutzend konnte ich zusammenbringen; alle waren mehr oder weniger zerschlagen und verletzt Wahrscheinlich hatte die warme Gewitterluft der vorhergehenden Tage die Thiere schnell zur Entwickelung gebracht, so dass sie in ungeheuren Schwärmen dem heftigen Regen in kurzer Zeit erlagen. 2) Ein ähnliches massiges Auftreten von Insecten konnte ich im vor- hergehenden Jahre (1893) constatiren. In den letzten Tagen des Mai ging ich am frühen Nachmittag die der Ostsee- Küste in etwa einer Meile Entfernung parallel-laufende Chaussee von Kl. Massow nach Stresow (Lauenburger Kreises) entlang, da zog über mir ein mächtiger Zug von Lihellula qua drimaeulata L., der nahezu sieben Minuten brauchte, um die Strasse zu überqueren, in mässiger Geschwindigkeit von NW her weg. Im eiligen Schritt wäre man wohl im Stande gewesen dem Schwarme zu folgen ; der Zug streifte in der Höhe die 28 189 Spitzen der die Strasse säumenden Schwarzpappeln und wurde von mir auf eine Breite von etwa 8 m geschätzt. Die Thiere hatten wahrscheinlich ihre Jugendzustände in dem 1 Meile entfernten Sarbsker See zugebracht, denn der Zug war auch in der Nähe des Dorfes, wie mir ein Gensdarm, an den ich deshalb schrieb, sagte, von glaubwürdigen Zeugen gesehen worden. Der Schwarm zog weiter nach der Landhöhe zu und ist daselbst auch am nächsten Tage, freilich in geringerer Ausdehnung, beobachtet worden. — Ob wohl Nahrungsmangel die Imagines, deren Unzahl sicher einer besonders vom Klima begünstigten Entwickelungs-Periode zuzuschreiben sein möchte, zur instinctiven Wanderung veranlasste? 3) Im unteren, geschützter gelegenen Theile unserer Anlagen (Wilhelms- höhe in der Stadt Lauenburg) steht eine Menge üppig gewachsener Caraganen, an welchen mir schon im vorigen Jahre die angefressenen Kelche der jungen Hülsen aufgefallen waren. Am 20. Mai dieses Jahres standen sie in voller Blüte und wurden von Bienen und Hummeln emsig umschwärmt. Während ich die letzteren, nur wenig brummend und summend, eifrig Honig saugen sah, flogen die Bienen unruhig und laut summeud von Blüte zu Blüte; nur selten sah ich eine mit mageren Höschen einherfliegen, keine einzige sass ruhig saugend. So ging es auch am folgenden Tage. Als ich aber am 22. wieder an die Stelle kam, fand ich die überaus zahlreichen Bienen ruhig an den Sträuchern herumfliegend; sie hatten in fast alle Kelche seitliche Löcher von etwa 3 mm Durchmesser gebissen und saugten emsig Honig, zu welchem sie durch die engen Blüten mit ihrem kurzen Rüssel nicht hatten gelangen können. Die zwei Tage hatten sonach ausgereicht, die Bienen zum instinctiven Anfressen der Kelche zu verführen, (wie sie es ja auch gern bei den in Nectarien um- gewandelten Blütenblättern der Aquilegien thun), und sich dadurch eine neue Honigquelle zu erschliessen, die freilich diesmal ohne den in der Fremd- bestäubung für die Befruchtung der Blüten gestifteten Vortheil ausgenützt wurde. 4) Ich erinnere mich aus meiner frühen Schülerzeit (1841 — 50) in Schlesien der Wassernüsse sehr genau. Im Spätsommer werden dieselben unter diesem Namen von Neuendorfer Landfrauen in grossen Körben fast täglich in Brieg (Schlesien) auf den Markt gebracht. Wir machten dann stets unsern Schulweg über den Ring in der Frühe, um die Wassernüsse recht frisch, d. h. warm, zu erstehen. Für einen Dreier (3 alte Pfennige), auch Gröschel genannt, erhielten wir ein halbes Mässel, das war eine achtel Metze, wohl an 120 der wohlschmeckenden Früchte. Wir öffneten dieselben mit unsern scharfen Messern (damals mussten wir uns nämlich noch Gänsefedern schneiden, denn die eben aufkommenden Stahlfedern wurden von unserm Schreiblehrer nicht geduldet), durch zwei von der Spitze der herzförmigen Frucht an den Lang- seiten oder vielmehr Längskanten herabgeführte schmale Schäl-Schnitte, drückten an den seitlichen Zähnen und brachen die Schalen auseinander, so dass die Früchte ganz herausglitten. Die Nüsse schmeckten warm am besten, besonders wenn sie recht mehlig waren. 29 190 5) Eine Nachricht von Prof. Ascherson sagt mir, dass die im Herbste 1893 am Ufer des Sauliner Sees (Kr. Lauenburg) gleichzeitig mit Pilularia ge- sammelten Exemplare von Isoetes neben 7. lacustris L. auch solche von 7. echinospora Dur. gewesen seien. Es ist also der Sauliner See als Standort für beide Isoetes- Arten und als östlichster Standort für Pilularia globulifera L. zu nennen. 6) Wie schnell in unserem Klima an günstigen Standorten Bäume wachsen, das beweist eine Kiefer ( Pinus silvestris L.), von der mir ein Querschnitt vom Zimmermeister Bich. Steinhardt zur Verfügung gestellt wurde. Der als Säge block auf dem Zimmerplatz lagernde, kerngesunde, nicht zu kienige Stamm hatte 11,5 m Länge, einen oberen Durchmesser von 0,G3, einen unteren von 0,96 m bei 119 bez. 140 Jahrringen. An meinem, dem unteren, Querschnitt hatten die ersten 10 Jahrringe eine seitliche Ausdehnung von 8 cm, die nächsten 10 eine solche von 6,5, die Ringe 20- — 30 6, bis 40 5,5. bis 60 9,6, bis 80 7 cm. Das giebt also für die ersten, die innersten, 10 Jahrringe im Durch- messer einen jährlichen Zuwachs von 2X0.8 cm, bis zum 30. Jahrringe eine Stammstärke von 41 cm, gewiss ein recht bedeutendes Wachsthum für eine in unseren kalten Mooren gewachsene Kiefer. 7) Eine uralte kerngesunde, obschon vielfach im Astwerk über dem kurzen Stamm durch Ketten zusammengehaltene Linde von seltener Schönheit befindet sich in Pyrmont im fürstlichen Park auf der Terasse hinter dem Schlosse. Die- selbe soll 400 Jahre alt sein. — Bei dem letzten Gegenstand weist Herr Prof. Dr. Con wentz-Danzig darauf hin, dass wir hier in der Provinz ganz in der Nähe, auf dem Balmhof in Sedlinen eine der stärksten bekannten Linden besitzen, die in Mannshöhe über 7 72 Meter Umfang hat. Der Kustos am Provinzial-Museum, Kerr Dr. Kumm -Danzig berichtet sodann in längerem Vor trage über die Fortschritte in unserer Kenntniss der niederen Thierwelt Westpreussens, mit specieller Berücksichtigung des Antheils den der Westpreussische Botanisch-Zoologische Verein daran besitzt. Ausser den Insecten, von denen einzelne Ordnungen von jeher das Interesse und den Arbeitseifer zahlreicher Forscher und Naturfreunde an sich gefesselt haben — von Vereinsmitgliedern sind darunter in erster Reihe der leider schon verstorbene Robert Grentzenberg und der trotz seines hohen Alters erfreulicher Weise immer noch thätige C. G. A. Brischke, der auch für diesen Bericht wieder eine kurze Arbeit (Anlage D) geliefert hat, zu nennen — , ist die niedere Thierwelt des Landes und der Binnengewässer lange Zeit hindurch von den Naturkundigen sehr stiefmütterlich behandelt worden. Vereinzelte Forscher und Specialisten beschäftigten sich wohl mit dieser oder jener Gruppe, aber ein allgemeines Interesse für diesen Theil der Fauna war nicht vorhanden. Erst seit wenigen Jahren hat sich wieder eine allgemeinere Theilnahme der Erforschung dieser niederen Thierwelt zugewendet, wozu vor Allem eine practische Rücksicht, nämlich die Erkenntniss von der hohen Wichtigkeit, welche den niederen Thieren und Pflanzen im Haushalte der Natur, besonders bei der Ernährung vieler Fische, zukommt, den ersten 30 191 Anstoss gegeben hat. Infolge der Betonung dieses practisehen Gesichtspunktes hat zunächst die Beschäftigung mit der niederen Süsswasserfauna einen kräf- tigen Aufschwung genommen, aber auch auf die niedere Thierwelt des Landes hat sich das Interesse übertragen Sehen wir von den älteren Arbeiten eines von Siebold, Rathke u. A. und ebenso von den vorerwähnten entomologischen Untersuchungen ab, so sind für Westpreussen besonders folgende Forscher zu nennen. Mit den Weichthieren hat sich unser Mitglied, Prof. E. Schumann, seit einer Reihe von Jahren ein- gehend beschäftigt und die Resultate seiner Untersuchungen in mehreren Ar- beiten in den Berichten des Vereins niedergelegt. Auch für diesen Bericht liegt von ihm ein Nachtrag zu seinen früheren Veröffentlichungen (Anlage E) vor. — Zur Untersuchung der niederen Süsswasserfauna unternahm Dr. 0. Zacharias, der gegenwärtige Leiter der Biologischen Station in PIöd, der in Sachen der Biologie des Süsswassers vielfach anregend gewirkt hat, im Jahre 1886 auf Kosten des Vereins eine mehrwöchige Bereisung des nörd- lichen Theiles unserer Provinz, die eine Reihe von wichtigen Ergebnissen zu Tage gefördert hat, wie aus seinem in unseren Schriften niedergelegten Be- richt hervorgeht. — Sodann bereiste zu Pfingsten 1890 im Aufträge unseres Vereins der Königsberger Zoologe Dr. E. Haase einige Wochen den Karthäuser Kreis, um niedere Thierformen zu sammeln. Die Herausgabe eines Berichts über diese Reise wurde durch die Uebersiedelung Haase’s nach Bangkok in Siam, sowie durch seinen daselbst wenige Tage vor der Rückkehr in die Heimat im vorigen Jahre erfolgten Tod bisher verhindert. Auf Grund des von Haase hinterlassen en Tagebuchs sowie seiner sonstigen Aufzeichnungen über die Karthäuser Sammeltour hat im letzten Jahre Herr Dr. Grentzen- b erg- Danzig einen Bericht darüber zusammengestellt, der hierbei als An- lage F folgt. Haase hatte seine Aufmerksamkeit in erster Linie auf die Myriapoden gerichtet, mit denen er sich seit lange eingehend beschäftigte. Endlich hat im Vorjahre Herr Präparator A. Protz aus Berlin mehrere Wochen lang den Schwetzer Kreis im Aufträge des Vereins bereist, um niedere Thiere zu sammeln. Er hat dabei hauptsächlich Mollusken, Myriapoden, Hydrachniden und Würmer berücksichtigt. Auch sein Bericht liegt hier als Anlage G bei. Vortragender referirt unter Demonstration einer Reihe von Thierformen des genaueren über die wichtigsten Ergebnisse dieser beiden noch nicht publicirten Reisen, worauf hier nicht einzugehen erforderlich ist, da die ausführlichen Berichte selbst in den gedachten Anlagen vorliegen. Nur so viel mag erwähnt werden, dass bei den Reisen eine ganz neue Wassermilben- Art, die Herr A. Protz in einer besonderen kleinen Arbeit (Anlage H) beschrieben hat, sowie eine grosse Reihe für Westpreusseu, zum Theil auch für Norddeutschland und für ganz Deutschland neuer Arten beobachtet ist, so dass das Gesammtresultat ein sehr erfreu- liches ist, und man auch eine weitere Untersuchung der niederen Thierwelt Westpreussens als eine hoffnungsreiche Aufgabe bezeichnen muss. — Vor- 31 192 tragender zeigt ferner eine kleine Milbe, Bryobia nobilis. die in trockenen Jahren als Schädling auf unseren Stachelbeersträuchern vorkommt, worauf zuerst Herr Professor Thomas- Ohrdruf aufmerksam gemacht hat. Infolge dessen wurde auch hier auf diese kleine rothe Milbe geachtet und dieselbe in grosser Menge von unseren Stachelbeersträuchern gesammelt. — Endlich legt der Vortragende eine Abhandlung des Herrn Professor Dr. Nehring- Berlin vor, worin derselbe über eine andere interessante Milbenart berichtet, nämlich über Halarachne Halichoeri , die in den Kammern der Nasenhöhle von Seehundsarten schmarotzend lebt, und die er in Hunderten von Exemplaren in dem Kopf eines vom Provinzial-Museum ihm eingesandten geringelten See- hundes, Phoca annellata Nills. aus der Danziger Bucht, gefunden hat. Nach einer kurzen Frühstückspause legt Herr Oberlehrer Dr. Lakowitz- Danzig zunächst eine Beihe interessanter Naturobjecte vor, so eine in unserer Gegend seltene Orchidee, Liparis Loeselii Bich., die er in den feuchten Strandwiesen zwischen Heubude und Plehnendorf bei Danzig gesammelt hat; eine Probe sogenannten ,, Schwefelregen“, den er in diesem Frühjahr als dicke, auf dem äussersten Bande der See schwimmende Schicht am Strande bei Weichsel- münde beobachten konnte, — bekanntlich handelt es sich dabei um den Pollen windblütiger Pflanzen, in diesem Falle von Pinus silvesiris L., der aus den ausgedehnten Kiefernwäldern, die von Heubude ab die Danziger und Frische Nehrung bedecken, durch den Wind auf die See geführt und an der Be- obachtungsstelle zusammengeschwemmt war — ; mehrere Exemplare des Acker- senf, Sinapis arvensis L., deren Blüten und ganze Blütenstände infolge der Ein- wirkung eines Schmarotzer-Pilzes, Cystopus candiclus Löv., auf das unförmlichste angeschwollen und in ihrer Form völlig verändert waren; endlich ein beson- ders schönes und grosses Exemplar der Klappenassel, Idotea entomon , die in der Danziger Bucht lebt und neuerdings von den Fischern, in Folge der jetzt zur Fischerei gebrauchten tiefreichenden Netze, in grosser Menge ge- fangen wird, wobei sich herausgestellt hat, dass sie ein durch ihre Gefrässig- keit den Fischbestand erheblich schädigendes Thier ist. - — Derselbe spricht sodann eingehend über die Durchforschung unserer Binnenseen: Als ich vor einiger Zeit von Seiten unseres Herrn Schriftführers die Aufforderung zu einer wissenschaftlichen Mittheilung auf der heutigen Ver- sammlung erhielt, kam mir der Gedanke, diese Gelegenheit zu benutzen, um Ihre Aufmerksamkeit auf eine Sache zu lenken, die mich im Geiste schon recht lange beschäftigt, ich meine die in unser Arbeitsprogramm aufzuneh- mende planmässige Durchforschung unserer Binnengewässer, speciell unserer Landseen. Wer von Ihnen naturwissenschaftliche Journale oder auch nur die natur- wissenschaftlichen Aufsätze in unseren illustrirten Wochenjournalen in seinen Mussestunden mit Aufmerksamkeit studirt hat, dem kann nicht entgangen sein, dass das Interesse der Geographen, Zoologen und Botaniker, welches, gelockt durch die Aussicht auf neue Entdeckungen, so gerne in die weite 32 193 Ferne schweift, sich wieder mehr den heimatlichen Verhältnissen zuwendet und hier die weiten, äusserlich so öden Flächen der Gewässer für sich in Anspruch nimmt. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Gewässer, Küsten- wie Binnengewässer, erst verhältnissmässig spät zur Erforschung gelangten, sind doch die Mühseligkeiten der Untersuchung hier weit grösser, als wenn es sich um Festlandsuntersuchungen handelt. Lange Zeit, seit dem Ende der fünfziger Jahre, war es das Meer, welches in Folge einiger überraschender Funde, die zufällig aus grosser Tiefe herauf- geholt waren, das lebhafte Interesse der Naturforscher erregte. Grosse, ge- waltige Summen Geldes sind auf die Erforschung der physikalischen Verhält- nisse des Meeres, sein Thierleben in der Tiefe und an der Oberfläche, sein Pflanzenleben in der Küstenregion etc. verausgabt; und den Zoologen und Botanikern wurde dadurch ein reichhaltiges und interessantes Beobachtungs- material zugeführt. Bei uns in Deutschland wurde die LTntersuchung der Ost- und Nordsee sogar staatlicherseits in die Hand genommen und einer beson- deren wissenschaftlichen Commission übertragen, und auch in anderen Ländern wurde Aehnliches ausgeführt. Zu dieser Freigebigkeit für wissenschaftliche Zwecke hat in den meisten Fällen eine practische Rücksicht den Haupt- anstoss gegeben, die Hoffnung auf Grund der wissenschaftlichen Untersuchungen die im Leben des Volkes eine wichtige Bolle spielende Seefischerei heben und ihren Betrieb in gesicherte Bahnen lenken zu können. Seit etwa einem Jahrzehnt finden wir aber auch zahlreiche Forscher ausschliesslich mit der eifrigen Untersuchung der Gewässer des Festlandes beschäftigt. Ein kurzer historischer Ueberblick über die Entwickelung und die Ausdehnung dieser Untersuchungen dürfte hier am Platze sein. Seit Ende der sechziger Jahre hat Forel-Genf in der Schweiz in zahlreichen Aufsätzen für Süsswassersee-Untersuchungen Propaganda gemacht. Der Genfer See war und ist auch jetzt noch sein Arbeitsfeld. Er lehrte 1) die Ufer-, 2) die pelagische und 3) die Tiefen -Fauna unterscheiden. Weismann in Freiburg schloss sich mit Bodensee-Untersuchungen an. Krebsthierchen bildeten vor- züglich das von ihm bearbeitete Material, ebenso auch das aus den vielen Seen der schweizerischen Hochebene, die Asper-Zürich untersuchte. Bis dahin (ca. 1880) waren vornehmlich die grösseren Thiere der Ufer- oder limnetischen Zone untersucht und unsere Kenntnisse von dem Thierleben dieser Zone erweitert worden. Mit 1883 tritt die Forschung in eine neue Phase durch den von Imhof erbrachten Nachweis, dass ausser diesen Thieren auch Thiere und Pflanzen von geringeren Dimensionen wie Rotatorien, Pro* tozoen und zahlreiche einzellige Algen in ungeheuren Mengen die Seen bevölkern. Von Imhof wurden zahlreiche Seen Oberitaliens, Oesterreichs, Baierns und der Vogesen daraufhin untersucht, ebenso die hochalpinen Seen der Schweiz. In verschiedenen Ländern ist in den letzten 10 — 20 Jahren viel für die Erforschung der Lebewelt der Süsswasserseen geschehen, am längsten und 33 13 194 gründlichsten wohl in Böhmen, wo bereits seit 1864 ein Comitd für natur- wissenschaftliche Landesdurchforschung besteht, das die in Rede stehende Aufgabe energisch unter Leitung von Anton Fric in die Hand genommen hat. Im Archiv der Landesdurchforschung für Böhmen sind viele einschlägige Abhandlungen veröffentlicht. — In Frankreich ist man seit 1887 an dieselbe Aufgabe gegangen. Die Seen der Franche Comte, des französischen Jura, der Dauphine, der Auvergne und der Pyrenäen sind mehr minder durch- forscht worden. Diese Forschungen haben dort ein vorwiegend practi- sches, die Interessen der Fischerei verfolgendes Ziel im Auge. Die Haupt- forscher sind Monier, Jules Richard u. a. Auch in Ungarn hat E. von Daday zahlreiche Untersuchungen über die Thierwelt der Seen angestellt; von Seiten der wissenschaftlichen Commission, welche die geologische und biologische Durchforschung des Plattensees betreibt, ist ihm auch die Be- schaffung einer temporären Station daselbst in Aussicht gestellt worden. — In Italien hat Pavesi seit 1874 die Kenntniss der limnetischen Fauna ge- fördert, auch dort soll ein lacustrisches Laboratorium gegründet werden, das die Interessen der practischen Fischerei zu fördern bestimmt ist. Viele nordische Forscher wffe P. E. Müller, Sars, Lilljeborg, Nordqvist u. a. m. haben sich mit den Thiergruppen der dortigen Seen beschäftigt. Auch in diesen Staaten ist von Seiten der Behörden ein reges Interesse für die Sache vorhandeu, wie es die Entstehung eines von Nordqvist geleiteten Institutes zu Evois in Finland beweist, das von der russischen Regierung subventionirt wird. In Deutschland ist seit 1885 Otto Zacharias nach der gleichen Rich- tung thätig, und er hat hereits eine zum grössten Theil durch Sub- ventionen unterhaltene Station am Plöner See in Holstein errichtet, die ausschliesslich biologischen Süsswasser-Studien dienen soll. Neuerdings hat auch Apst ein -Kiel in Holstein auf diesem Gebiet gearbeitet. Ausserdem ist eine zweite biologische Süsswasser-Station am Müggelsee bei Berlin be- gründet, die aber ausschliesslich den practischen Interessen der Fischerei gewidmet sein soll. — Schon im Jahre 1886 hat unser Verein dem Gegen- stand sein Interesse zugewrandt und einige in verschiedenen Theilen der Pro- vinz gelegene Seen durch 0. Zacharias faunistisch untersuchen lassen. Obschon diese Excursionen nur in einigen Wochen ausgeführt wurden, haben sie doch eine Menge interessanten und neuen Materials ergeben, das in dem Vereinsbericht von 1887 niedergelegt ist. Eine ebenso verdienstvolle Arbeit hat A. Seligo in seinen Hydrobiologischen Untersuchungen, wrovon bisher leider nur der I. Theil erschienen ist, geliefert. Vom geologisch-geographischen Standpunkte aus sind Arbeiten, wie die von R. Credner über die Relictenseen (1887), Geinitz über die Entstehung der mecklenburgischen Seen, Bludau, die Oro- und Hydrographie der preussischen und pommerschen Seenplatte, Ule, die Tiefenverhältnisse der masurischen Seen (1889) und Ule, die Tiefenverhältnisse der ostholsteinschen Seen erschienen. — Diese Arbeiten haben ein allgemeines wissenschaftliches 34 195 Interesse; die Kenntniss der Reliefverhältnisse der Erdoberfläche, geographische, zoologische und botanische Zwecke sind dadurch in reicher Weise gefördert worden; aber auch die practischen Fragen haben dabei gewonnen. So ist vor Allem eine Förderung der Fischereiverhältnisse erreicht, denn man hat schon seit lange erkannt, dass die gründliche Durchführung einer rationellen künstlichen Fischzucht und Teichwirthschaft ohne genaue wissenschaftliche Untersuchung der betreffenden Gewässer nicht möglich ist. Für uns sollten diese Arbeiten aber zugleich ein Ansporn sein, in der- selben Richtung weiter zu wirken. Veranlassung dazu haben wir gewiss, wenn wir bedenken, welchen Seenreichthum unsere Provinz, wie überhaupt das ganze norddeutsche Flachland, birgt. Die Gesammtwasserfläche unserer Provinz Westpreussen beträgt 1163,ig qkm = 21% Quadratmeilen — abge- sehen von dem 71% Quadratmeilen betragenden Antheil unserer Provinz an der Danziger Bucht. Es sind das 4,5 % der Gesammt- Ausdehnung unserer Provinz. Der westpreussische Antheil des Frischen Haffs beträgt 281,9 qkm, und auch nach Abzug dieser Zahl entbleiben noch 879,9 qkm = 16,3 Quadrat- meilen Wasserfläche auf Flüsse, Bäche und Seen. Wieviel davon auf die Seen allein entfällt, ist gegenwärtig nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Ben ecke giebt für Westpreussen ein Verzeiclmiss von 997 Seen (Ostpreussen 1144) von mehr als 0,25 ha Grösse, von denen die grössten der Weitsee mit 14,44 qkm und der Müskendorfer See mit 13,75 qkm sind. Bludau berechnet das Gesammt-Areal der preussischen Seenplatte (2500 Seen) überhaupt mit 1030 qkm, das der pommerschen Seenplatte (4500 Seen) mit 940 qkm. Rechnen wir in Westpreussen auf Flüsse, Bäche etc. 179,9 qkm, was sicher sehr viel ist, so bleiben noch 700 qkm für die Seen allein. Welche Bedeu- tung diesen Flächen für das wirthschaftliche Leben der Bewohner des Landes zukommt, erhellt aus der Angabe Benecke’s, dass der Ertrag' der Binnen- gewässer Ost- und Westpreussens zusammen sich jährlich auf etwa 1% Million Mark beläuft. Selbst einzelne Seen können einen erheblichen Ertrag geben, so zieht nach Ben ecke die Stadt Dt. Eylau aus dem 33,5 qkm grossen Geserich-See eine jährliche Pacht von 21 000 Mk. Ueber dieses ganze grosse und ergiebige Gebiet von rund 880 resp. 700 qkm Fläche haben wir doch nur vereinzelte Kenntnisse. Die topo- graphische Aufnahme Westpreussens ist vollendet und liegt in den betreffenden Blättern der Karte des Deutschen Reiches in 1 : 100 000 und in den Mess- tisch-Blättern in 1 : 25 000 vor. Bludau hat auf Grund dieser Karte eine Höhenschichtenkarte der pommerschen und preussischen Seenplatte in 1 : 500000 geliefert, und die orographischen und hydrographischen Verhältnisse dieser Gebiete skizzirt. Von Seiten des Westpreussischen Fischerei- Vereins sind durch Herwig, Benecke, Seligo hydrographische Karten einzelner Fluss- läufe, so der Drewenz, Ossa, Küddow, gezeichnet worden. Seligo hat bis 1890 zweiundneunzig Seen Westpreussens unter dem Gesichtspunkt der Fest- stellung der Fischerei-Verhältnisse untersucht, und dabei Angaben über grösste 35 13* 196 Tiefe, Temperatur der Wasseroberfläche und der Tiefe, allerdings nur an einzelnen Tagen, gemacht. Von den Lebewesen hat er grundsätzlich nur die im Wasser massenhaft oder häufig gefundenen Organismen genannt, da es ihm nur darauf ankam, festzustellen, welche Organismen im Stoffwechsel der Seen eine hervor- ragende Rolle spielen. Von demselben Gesichtspunkte aus und für die speciellen Zwecke der Fischerei berechnet, ist gegenwärtig eine Fischereikarte für West- preussen in Bearbeitung, in welcher kurze Angaben über Tiefe, Temperatur, haupt- sächlichste Pflanzen undThiere, im besonderen die Fische, gemacht werden sollen. Zacharias hat uns eine Uebersicht der von ihm im Juli 1886 in 28 Seen gefundenen Entomostraken, Hydrackniden, Räderthiere, Turbellarien und Protozoen, sowie sonstige biologische Notizen geliefert. Endlich haben die Sendboten unseres Vereins in der Provinz gelegentlich an den Rändern der Seen oder auch vom Boote aus, Thiere und Pflanzen gesammelt, aber eben nur ganz gelegentlich. Da sind uns die Ostpreussen in Bezug auf die Untersuchung ihrer Seen voraus, da sie den Anfang zu monographischen Bearbeitungen derselben be- reits gemacht haben. Die Arbeit von Ule über die Tiefenverhältnisse der masurischen Seen aus dem Jahre 1889 und die Untersuchung des Löwentin- und Lötzener Mauer-Sees von Hofer im Jahre 1884 bedeuten schon einen erheblichen Schritt vorwärts in der Erforschung der ostpreussischen Seen. Bei dieser Sachlage dürfen auch wir, meine ich, nicht zurückstehen und müssen eine planmässige Untersuchung unserer Seen in Angriff nehmen, und zwar um so mehr, als diese Arbeit in eminenter Weise zu den im § 1 unserer Statuten unter den zu berücksichtigenden Aufgaben des Vereins genannten ,, Fragen, die für den Wohlstand der Provinz von Be- deutung sind“ gehört. Wenn es auch zu Anfang erwünscht war, aus einer grossem Anzahl von Seen Stichproben zu nehmen, um einen Anhalt für spätere Forschungen zu gewinnen, so scheint es nunmehr zeitgemäss, die Arbeit im Einzelnen zu organisiren. Es würde sich vielleicht zunächst empfehlen, einige wenige durch Tiefe, Grösse, Waldreich thum der Umgebung, Pflanzenreichthum der Ufer und Reich- thum an Fischen ausgezeichnete Seen, die noch näher festzustellen wären, oder bestimmte Seengruppen, wie etwa die Radauneseen oder andere, einer gründlichen Untersuchung zu unterwerfen. Darunter ist aber nicht etwa blos eine einmalige, etwa während des Juli, unternommene Excursion dorthin zu verstehen. Da wir die Anlage einer dauernden biologischen Station - wie eine solche in Plön, am Müggelsee, sowie mehrfach ausserhalb Deutschlands in den Ländern Europas und Amerikas existiren — oder eines lacustrischen Laboratoriums an einer der grösseren Seengruppen der Provinz sobald wohl nicht erlangen dürften, so bleibt nichts übrig als häufig wieder- holte Excursionen an einen bestimmten, gut geeigneten See zu machen. Mindestens dreimal den Monat müssten ein- bis zweitägige Excursionen dort- hin gemacht werden. Noch vortheilhafter natürlich wäre es, wenn der Unter- 86 197 sucher direct an dem betreffenden See resp. der Seengruppe wohnen könnte. Das Programm der Arbeit würde — nach Forel — nach folgenden Gesichts- punkten aufzustellen sein: 1) Hydrographische und kartographische Arbeit. — Tiefen Verhältnisse. 2) Untersuchung der Untergrundmaterialien. 3) Chemische Zusammensetzung des Wassers. 4) Temperaturverhältnisse. 5) Durchsichtigkeit des Wassers. 6) Strömungen etc. 7) Fauna. 8) Flora. Die unter 1 — 6 aufgeführten Untersuchungen sind erforderlich, da Fauna und Flora von den physikalischen Verhältnissen abhängig sind und erst aus diesen heraus die richtige Beurtheilung nach Menge und Zusammensetzung erfahren können. Die Ausrüstung des Beobachters dürfte nicht sonderlich kostspielig sein. Nach A pst ein, der in Holstein die gleichen Arbeiten betreibt, kostet die ganze Ausrüstung noch nicht 100 Mk., abgesehen von dem Mikroskop, das wohl aus dem Provinzial-Museum zu erhalten wäre. Sollte die Untersuchung später einmal grössere Dimensionen annehmen, so ist vielleicht eine Beihilfe von der Provinzial- Verwaltung oder von der Kgl. Begierung zu erhoffen, da die Untersuchungen neben dem wissenschaftlichen Interesse auch eine hervor- ragende practische Bedeutung im Hinblick auf die Ertragsfähigkeit der Seen für den Menschen besitzen. Auch die wichtige Frage nach den Arbeits- kräften dürfte sich vielleicht regeln lassen, denn wir haben in der Provinz genug wissenschaftlich vorgebildete Leute, die botanische, zoologische und geologische Beobachtungen auszuführen im Stande sind, und bei einer ge- nügend energischen Anregung wohl auch die Zeit dazu finden würden. Darauf spricht Plerr Probst Preusdioff-Tolkemit über die unfern von seiner Heimat im Belauf Hohenwalde des Forstreviers Stellinen, Landkreis Elbing, vorkommende, eine schön-geschlossene ca. 24 m hohe Säule bildende Fichte, Picea excelsa Lk. forma pendula1), zeigte das von Herrn Conwentz ver- öffentlichte wohlgelungene Abbild derselben herum, und erwähnte dann als Seitenstück das Vorkommen einer ebenfalls eine Säule bildenden Eiche (Quercus pedunculata Ehrh.) in einer buschigen Schlucht östlich von Tolkemit. Während aber jene Fichte von Natur die Säulenform hat, ist diese Eiche auf mechanischem Wege dazu gekommen, indem vor Jahren der ganze Stamm abgeästet worden ist, und an den Aststellen ringsum zahlreiche, ziemlich gleich- lange Zweige entsprossen sind, welche nunmehr dem Baume eine säulen- förmige Gestalt geben. Derselbe legte dann einige seltene Pflanzen aus der 2) Ein Näheres darüber findet sich in H. Conwentz’ neuester Schrift: „Beobachtungen über seltene Waldbäume in Westpreussen“. Abhandlungen zur Landeskunde der Provinz Westpreussen. IX. Heft. Danzig 1895. Seite 141 ff. Taf. III. 37 198 Umgegend von Tolkemit vor, u. a. Cakile maritima Scp., Salsola Kali L., Nitelia flexilis L., Valerianella dentata Poll., Saxifraga tridactylites L., Stachys annua L., Lathyrus silvester L. forma ensifolius Gay, und vertkeilte davon an Liebhaber. — Schliesslich demonstrirt derselbe mehrere von ihm bei Tolkemit gesammelte Pflanzen mit höchst auffallender und von der normalen ausserordentlich ab- weichender Blattform, so Meerrettig, Cochlearia Armoracia L., mit so tief fiederspaltigen Blättern, dass dieselben den Anschein von gefiederten er- wecken, und zahlreiche Uebergänge der Blätter zwischen dieser extremen und der normalen einfach gekerbten oder gekerbt-gezähnten Form, und Schöll- kraut, Chelidonium majus L., mit Blättern, deren einzelne Lappen ganz schmal sind — CK. laciniatum Miller — , sowie mehrere Nachtviolen Hesperis matro- nalis L. mit bandartig verbreitertem Stengel, die alljährlich an demselben Standort bei Tolkemit zu finden sind. Sodann theilt Herr Oberlehrer Dr. Bockwoldt - Neustadt unter Vor- lage von Belagexemplaren weitere Beobachtungen über das V orkommen von Equisetum silvaticum L. forma polystachya Milde bei Neustadt mit. Die Pflanze ist in diesem Jahre nicht nur an den bisher bekannten Stellen wiederge- funden, sondern auch, allerdings nicht weit von den bisher bekannten Stand- punkten entfernt, in einem Kleefelde angetroffen, das sich schon vielleicht 100 Jahre unter dem Pfluge befindet. Systematisch angestellte Beobachtungen werden wahrscheinlich noch einen grösseren Flächenraum, als den bisher beobachteten, von dieser seltenen Form bewohnt erscheinen lassen. Nach ihm zeigte und besprach Herr Gymnasiallehrer F. Kaufmann-Elbing einige in der Provinz neu aufgefundene Pilze, darunter zunächst (in einer Handzeichnung) Polyporus Weinmannii Fries, welchen Pilz Herr Dr. v. Klinggraeff bei Pestlin, Kreis Stuhm, im August 1894 zuerst aufgefunden hat. Der Porenschwamm, central gestielt, auf dem Erdboden wachsend, trägt auf 3 — 5 cm dickem und ebenso hohem und breitem, aussen und innen bräunlichem, festem, zähfleischigem Stiele einen 7 — 8 cm breiten schwammigen Hut. Die Poren sind länglich, etwas gewunden, von gelblicher Färbung. Das Fleisch des Hutes ist weich aber zähfleischig und von kastanienbrauner Färbung. Eigen- thümlick ist stets dem frischen Pilze ein Ueberzug auf der Hutoberfläche, welcher wie gelber flockiger Schleim aussieht, am Bande am lebhaftesten erscheint und beim Trocknen verschwindet und einer bräunlichen Färbung Platz macht. Der Schleim kommt stets bei allen Exemplaren vor und kann als Erkennungszeichen bei lebenden Pilzen dienen. Das Wachsthum des Pilzes erfolgt so schnell, dass kleinere und grössere Pflänzchen von Asarurn europaeum L., Aegopodium, Oxalis, Veronica u. s. w. von ihm eingeschlossen werden und doch lustig frisch weiter wachsen und blühen, ohne Schaden durch den sie umschliessenden Pilz zu nehmen. Noch in demselben Jahre fand Vor- tragender mehrere Exemplare desselben Pilzes auch in Kahlberg an der Ostsee. Uebersehen können diese Pilze an den Fundstellen wohl kaum sein, denn diese Stellen sind seit Jahren regelmässig abgesucht worden. Das zeigt 38 199 vielmehr, dass gewisse Pilzsorten in einem Jahre massenhaft auftreten und dann wieder jahrelang nicht zu finden sind. Diese merkwürdige Beobachtung ist auch im Jahre 1894 bei Elbing gemacht worden. Boletus aereus Bull., der Bronze-Pilz, bisher nur einmal vereinzelt in 3 Exemplaren vor 7 Jahren im Wesseler Walde aufgefunden, zeigte sich in diesem Jahre so zahlreich, dass man Körbe voll davon sammeln konnte, an Stellen, die alljährlich genau be- obachtet worden sind. Ebenso fand sich in demselben Jahre der Bronce-Pilz auch in anderen Wäldern bei Elbing, z. B. in den Rehbergen, in Unmassen an Stellen, wo bisher nur der Steinpilz gefunden wurde. Der Bronce-Pilz unterscheidet sich vom Steinpilz durch die schwefelgelben Poren, den schwefel- gelben Stiel und das hellgelbe Fleisch. Dieser ebenso schmackhafte essbare Pilz wird aus Unkenntniss von Pilzlesern als giftig gemieden. Neu aufgefunden ist im Vogelsanger Walde bei Elbing Lentinus hispi- dosus Fries an Buchenstubben. Dieser Pilz kann wohl bisher übersehen worden sein, obgleich er an einer sehr besuchten Stelle des Waldes stand; denn seine büschelförmigen Massen ähneln, aus einiger Entfernung gesehen, sehr der Armillaria mellea Vahl. flor. dan. Die einzelnen Pilze sind halb trichterförmig mit einander verwachsen. Der Stiel ist längsrippig. Die fein gesägten Lamellen stehen sehr gedrängt, sind nur schmal und ebenso wie der Stiel von hellgelber Ockerfarbe. Der etwas schuppige Hut ist hellbräunlich. Die Sporen sind weiss, rundlich 0,oo45 mm lang und O?oo3 mm breit. Polyporus imbricatus Bull., der dachzieglige Porenschwamm, wurde an Buchenstubben im Vogelsanger Walde bei Elbing gefunden, in grossen Massen einen alten Buchenstumpf bedeckend und auch noch seitwärts davon auf der Erde an Wurzeln wachsend. Der lappig zusammenhängende Pilz erreicht eine Höhe von 18 cm. Die einzelnen Lappen sind 1 — 2 cm dick,3"graugelblich gefärbt, auf der Oberfläche etwas zottig. Das stielförmige Ende des Pilzes und die sehr kleinen Poren sind gelblich. Merkwürdig ist, dass dieser Pilz, zum Trocknen hingelegt, immer schwärzlich wird. An einem lehmigen Abhange im Pfarrwalde bei Elbing fand sich seit Jahren schon ein 5 cm hoher Pilz mit knorpeligem, hohlem, bräunlichem Stiele und zähem braunem Hute, dessen angeheftete hell chokoladenfarbige Lamellen nebst dem glockig gewölbten Hute zwar an Nolanea erinnerten, der aber nicht sicher bestimmt werden konnte. Nun hat sich derselbe^alsWo^a- nea nigripes Bull, herausgestellt. Während die Exemplare im Pfarrwalde immer nur bei trockenem Wetter mit gekörneltem, mattbraunem Hute und Stiele angetroffen wurden, fand sich im vorigen Jahre derselbe Pilz am Wegrande im Malde Grunauer-Wüste zwischen Holzsplittern und Tannen-Nadeln in grosser Menge an sumpfigen Stellen. Bei dem Regenwetter war der^Hut und Stiel glatt und schwärzlich und entfärbte sich beim Trocknern in j der Kapsel zum mattbräunlichen Hute und dunkelbräunlichen Stiele. Dadurch iwurde die Feststellung als Nolanea nigripes Bull, möglich. Die elliptischen ^Sporen sind 0,oo7 — 0,oo8 mm lang und 0,oo3 — 0,oo4 mm breit. 39 200 In einem Garten der ehemaligen Hambruch’schen Fabrik am Elbing, fand sich ein ganz merkwürdiges Exemplar von Polyporus squamosus Huds., dem schuppigen Poreuschwamm, welches ein anschauliches Beispiel giebt von der gänzlichen Veränderung der Pilze durch den Standort. Während Polyporus sqamosus Huds. sonst gewöhnlich stark excentrisch oder ganz seitenständig-lial- birt, sehr kurz gestielt an Bäumen wächst, fand sich dieses Exemplar mehrere Meter von dem Baume auf dem blossen Boden. Es ragten aus der blossen freien Erde zwei nebeneinanderstehende centralgestielte Pilze 16 cm hoch aus dem Boden hervor. Bei genauer Untersuchung fand sich zwischen diesen 14 cm auseinander stehenden Pilzen noch ein drittes kleines Exemplar in der Mitte mit etwas excentrischem Hute. An Polyporus squamosus Huds. erinnerten nur die grossen eckigen Poren und das weisse weiche Fleisch. Da der Pilz aber central gestielt war und auch auf der Hutoberfläche keine Schuppen sondern nur dunkelbraune Flecken an Stelle derselben aufwies, so war scheinbar ein neuer Pilz gefunden. Beim Ausgraben zeigte sich aber noch das Wunder- bare, dass die drei Hüte in der Erde mit einander verbunden waren durch eine schwarze Basis, von welcher aus eine 3 cm dicke, 15 cm lange zähe schwarze Wurzel in die Erde ging. Das war also ein wurzelnder Porenschwamm and seine Beschreibung war nirgends zu finden. An Herrn Hennings-Berlin geschickt, entpuppte er sich aber doch nur als Polyporus squamosus Huds., welcher wahrscheinlich auf einem in der Erde versteckten Stubbenende wachsend, ungehindert senkrecht in die Höhe schiessen konnte und darum nicht nöthig hatte, die sonst charakteristische seitenständige Gestalt anzunehmen. Den langen senkrechten Stiel mit der langen Wurzel brauchte der Pilz, um die Erdoberfläche zu erreichen, und nur allein das kleine mittlere Exemplar, welches von beiden central - trichterförmigen Pilzen eingeschlossen wurde, hat seine excentrische Form einigermaassen erhalten. Endlich berichtet Herr Lehrer Lliizow- Oliva ausführlich über eine Reihe von ihm in den Jahren 1894 und 1895 ausgeführter botanischer Excursionen, unter denen besonders eine nach Meisterswalde, woselbst Asplenium septen- trionale Sw. aufgefunden wurde — von Klatt vor langer Zeit dort angegeben — , und eine andere nach dem ehemaligen Grebiner Wald, wo Car ex brizoides L. neu für Westpreussen beobachtet wurde, hervorgehoben werden mögen. Herr L. legt die dort gefundenen Pflanzen vor, unter denen besonders das Asplenium septentrionale Sw. durch üppiges Wachsthum und bedeutende Grössenentwickelung die Aufmerksamkeit erregte. Näheres über diese Excur- sionen findet sich in der schon weiter oben erwähnten Anlage A. Nachdem der Erste Schriftführer noch einige unterdess eingelaufene Be- grüssungs- Telegramme, darunter das unseres Correspondirenden Mitgliedes Herrn Prof. Dr. Ascherson, sowie seines Assistenten Herrn Dr. Gräbner, z. Z. Görlitz, verlesen hatte, wurde die öffentliche Sitzuug geschlossen. 40 201 In der sich sofort anschliessenden geschäftlichen Sitzung erstattet zu- nächst der Erste Schriftführer, Herr Prof. Dr. Conwentz-Danzig, folgenden Geschäfts-Bericht pro 1894/95. Meine Herren! Der Verein beklagt in diesem Jahre den Hingang des Herrn Drawe, ehemals Rittergutsbesitzer auf Saskoschin, welcher dem Verein seit seiner Begründung angehört und stets ein lebhaftes Interesse für naturwissenschaft- liche und vorgeschichtliche Bestrebungen bethätigt hat. Damit verband sich ein liebenswürdiges, bescheidenes Wesen, das Alle, welche dem Verblichenen persönlich näher getreten, sympathisch berührte. Lassen Sie uns sein An- denken durch Erheben von den Plätzen ehren. (Geschieht.) Neben dieser schmerzlichen Erinnerung blicken wir auch auf ein erfreu- liches Vorkommniss zurück. Der Nestor unserer Mitglieder, Herr C. G. A. Brischke in Langfuhr, welcher im Verein von Anbeginn das Ehrenamt des II. Schriftführers bekleidet, konnte am 17. Dezember v. Js. in voller Frische seinen 80jährigen Geburtstag feiern. Wir haben ihm hierzu durch ein Blumen-Arrangement auf das Herzlichste gratulirt. Ferner hat der Verein seiöem hochverdienten Correspondirenden Mitgliede, Herrn Professor P. Ascherson in Berlin, zum 25jährigen Docenten- Jubiläum im Juni vVJs. seine wärmsten Glückwünsche ausgesprochen. Was die wissenschaftliche Thätigkeit im verflossenen Jahre anlangt, ^ so hat Herr A. Protz aus Berlin die Erforschung der niederen Thierwelt im Schwetzer Kreise begonnen, und es ist diese Bereisung von reichem Erfolge begleitet gewesen. Das von ihm gesammelte und vorzüglich präparirte Material umfasst beispielsweise 115 Arten Mollusken, wovon zahlreiche für unsere Pro- vinz und für den gauzen NO Deutschlands neu sind. Unter denWürmern haben sich zwei neu für Deutschland und unter den Hydrachniden sogar eine ganz neue Species ergeben. Wennschon dieses günstige Resultat in erster Reihe dem Eifer und Geschick des Sendboten zuzuschreiben ist, so fühlt sich der Verein auch dem Chef desselben, Herrn Geheimen Regierungs-Rath Professor ,/Dr. Möbius, für sein Entgegenkommen zu Dank verpflichtet. Die Bearbeitung des Materials ist theils durch Herrn Protz, theils durch die Herren Professor Blanchard-Paris, Dr. Böhmig-Graz, Dr. Collin-Berlin und Dr. Ude- Hannover ausgeführt, und ich benutze gerne die Gelegenheit, um auch' diesen Herren für ihre Mitwirkung zu danken. Schon im Frühjahr 189U hatte der Zoologe Dr. Emil Haase, damals in Königsberg i. Pr., im Aufträge des Vereins eine Excursion in den Karthäuser Kreis zur Untersuchung der niederen Thierwelt, mit besonderer Berücksich- tigung der Myriapoden ausgeführt. Infolge seiner bald darauf stattfindenden Reise nach Bangkok und des später erfolgten Hinscheidens dort ist die Be- arbeitung des von ihm gesammelten Materials bisher unterblieben, Jetzt hat sich Herr Dr. M. Gr ent zenberg in Danzig dieser Mühewaltung unterzogen 41 202 und eine Uebersiclit der Ergebnisse der von Haase gefundenen Thiere an- gefertigt. Der Bericht über die vorjährige Wanderversammlung in Pr. Stargard ist noch nicht erschienen, weil das Manuscript unseres Sendboten Herrn A. Protz erst kürzlich fertig gestellt werden konnte. Es empfiehlt sich aber, das Heft diesmal besonders umfangreich und gehaltvoll zu gestalten, weil in der Pro- vinzial-Vertretung letzthin Bedenken erhoben sind, ob die Subventionirung des Vereins fortan in derselben Höhe zu gewähren sei. Im laufenden Etatsjahre hat derselbe, wie bisher, 1000 Mk. Unterstützung empfangen und fühlt sich dafür der Provinz zu lebhaftem Dank verpflichtet. Im Verfolg früherer Beschaffungen wurden in diesem Jahre wieder an- gekauft : 1) Hauck & Richter. Phykotheka universalis. Fase. XII. XIII. No. 551/650. 2) Rabenhorst & Winter. Fungi europaei. Cent. XXXX. XXXXI. 3) Warnstorf. Europäische Torfmoore. Ser. IV. 301 — 400. Die Lage der Finanzen ist als eine günstige zu bezeichnen, denn die Einnahmen und Ausgaben balancirten am 1. April er. mit Mk. 2287,00. Daher hat der Verein auch in diesem Jahre mehrere Bereisungen zur Erforschung einzelner Theile der Provinz auf ihre Pflanzen- und niedere Thierwelt in Aussicht genommen. Darauf legt an Stelle des am Erscheinen verhinderten Schatzmeisters des Vereins, Herrn Walter Kauffmann-Danzig, der Vorsitzende den Kassen- bericht vor. Derselbe wird von den erwählten Herren Kassen-Revisoren ge- prüft und genehmigt, und die Versammlung ertheilt auf Antrag derselben dem Schatzmeister Decharge, unter Ausdruck des Dankes für die sorgfältige Ver- waltung des Vereins-Vermögens. Auf Vorschlag des Herrn Major Runge-Lauenburg wird sodann durch Acclamation der bisherige Vorstand, bestehend aus den Herren: Dr. von Kling gr ae ff-Langfuhr, Oberlehrer Dr. Schmidt-Lauenburg, Professor Dr. Con wentz-Danzig, Hauptlehrer a. D. Brischke-Langfuhr, Walter Kauff- mann-Danzig wiedergewählt. Betreffend die Förderung der naturwissenschaftlichen Durchforschung der Provinz schlägt der Vorstand dem Verein vor, für das laufende Jahr eine vierwöchige zoologische Bereisung des Kreises Schwetz durch Herrn Protz- Berlin, ferner eine vierwöchige zoologische Bereisung des Karthäuser Kreises durch Herrn Dr. Gr entz enb erg-Danzig und endlich eine sechswöchige bota- nische Bereisung der Kreise Putzig und Neustadt durch Herrn Dr. Graebner- Berlin in Aussicht zu nehmen. Die erforderlichen Vorverhandlungen mit den betreffenden Herren sind geführt, und es steht den Reisen von dieser Seite nichts im Wege. Der Verein beschliesst entsprechend dem Vorschläge des Vorstandes. Der Bericht des Herrn Dr. Gr a ebner mit 2 Tafeln Abbil- dungen liegt bereits diesem Hefte als Anlage I bei. 42 203 Des Weiteren giebt der Verein seine Zustimmung zu dem Anträge des Ersten Schriftführers, dem Präparator Herrn A. Protz-Berlin, der schon im Vorjahre die zoologische Bereisung des Schwetzer Kreises erfolgreich durch- geführt hat, in Anerkennung der sehr sorgfältigen und über seine unmittel- bare Verpflichtung hinausgehenden Bearbeitung und Präparation des reichlich gesammelten Materials eine ausserordentliche Remuneration von 100 Mk. zu- zuerkennen. Ebenso wird der Antrag, demjenigen Herrn, der sich der Mühe unterzieht, die Berichte über die Wan der- Versammlungen abzufassen, als Ent- schädigung dafür je 50 Mk. zu bewilligen, angenommen. Herr Oberlehrer Dr. Lakowitz stellt unter Hinweis auf seinen in der wissenschaftlichen Sitzung gehaltenen ausführlichen Vortrag den Antrag, der Verein möge eine Commission ernennen, welche der Durchforschung unserer Binnengewässer ihre specielle Aufmerksamkeit zu widmen und alljährlich dem Verein darüber Bericht zu erstatten hat. Die Versammlung erklärt sich mit dem Anträge einverstanden und wählt in die ,, Commission zur wissenschaft- lichen Erforschung der westpreussichen Binnengewässer“ ausser dem Antrag- steller, Herrn Dr. Lako witz-Danzig, die Herren Oberlehrer Dr. Schmidt- Lauenburg und Professor Dr. Con wentz-Danzig. Auf Anregung des letzteren wird beschlossen, im Hinblick darauf, dass der Westpreussische Fischerei- Verein bereits seit längerer Zeit für seine Zwecke die Gewässer unserer Provinz untersucht und dabei auch speciell wissenschaftliche Fragen mehrfach in Angriff genommen hat, dem Fischerei-Verein anheim zu stellen, in die genannte Commission einen Vertreter zu delegiren, damit in dieser Angelegen- heit die gemeinsamen Interessen gewahrt und gefördert werden können. Bezüglich des Ortes für die nächstjährige Versammlung wird endlich beschlossen, die Wahl desselben wiederum dem Vorstande zu überlassen. Nach 12 Uhr schliesst der Vorsitzende die Versammlung unter dem Aus- druck des Dankes an Alle, die zu ihrem Gelingen beigetragen haben, in erster Linie an den Lokalvorstand in Christburg. * * ■* Nach kurzer Pause bestiegen die Theilnehmer der Versammlung die schon bereitstehenden, von mehreren Besitzern aus Stadt und Umgegend freundlichst gestellten Wagen, zur Fahrt nach dem Waplitzer Park. Nach der ernsten Arbeit des Vormittags war die Erholung in der freien Natur jetzt doppelt erquickend. Durch die sehr rege Betheiligung der Eingeborenen war eine stattliche Wagenreihe zu Stande gekommen, die nach etwa einstün- diger Fahrt an den Pforten des Parkes anlangte. Mit liebenswürdiger Be- reitwilligkeit hatte der Besitzer des Gartens, Herr Kammerherr Dr. Graf von Sierakowski, den Mitgliedern und Gästen des Vereins nicht nur den Eintritt in den prächtigen Park gestattet und seine Beamten zur Führung angewiesen, sondern auch die Räume des Schlosses selbst mit ihren sehens- werthen Kunst- und Alterthums-Sammlungen der Besichtigung zugänglich ge- 43 204 macht. Unter der sachkundigen Führung des Herrn Obergärtners Münz durchzogen die Theilnehmer die umfangreichen Anlagen, die mit ihren schattigen Gängen und malerischen Plätzen prächtige Landschaftsbilder dem Auge dar- bieten, den Botaniker aber noch besonders durch die grosse Anzahl dort angepflanzter, seltener, exotischer Holzgewächse fesseln. Nicht minder waren die sonst selten zugänglichen Innenräume des Schlosses mit ihren schönen, geschnitzten, alten Möbeln, den zahlreichen werthvollen Gemälden und ihrem sonstigen, aus den verschiedensten Ländern der Erde und den verschiedensten Zeitaltern stammenden Inhalt ein Gegenstand des Interesses der Besucher. Auch für die leibliche Erquickung seiner Gäste hatte der Besitzer durch einen kühlen Trunk in zuvorkommendster Weise gesorgt, und die Theilnehmer des Anusfluges beiitzten die Gelegenheit, um ihrem Dank für die vielen er- wiesenen Aufmerksamkeiten durch ein Hoch auf die gräfliche Familie Aus- druck zu geben. — Am Abend fand in Christburg ein gemeinsames Festessen statt, an dem neben den Mitgliedern in erfreulichster Weise sehr zahlreiche Damen und Herren aus Christburg und der Umgegend Theil nahmen, so dass sich gegen 100 Tischgenossen zusammenfanden. Das durch zahlreiche Toaste gewürzte Mahl und die sich daran anschliessende gemüthliche Unterhaltung hielt die Gäste noch lange zusammen. Für den nächsten Tag stand eine botanisch-zoologische Excursion nach der Pröckelwitzer Forst auf dem Programm. Früh um 8 Uhr begaben sich die Theilnehmer zunächst zu Wagen nach dem Prökelwitzer Park, um einen Blick in denselben zu werfen, und dann an den Band des Waldes, um von dort aus zu Fuss ihrem botanischen Sammeleifer nachzugehen. Unter der freundlichen Führung des Herrn Oberjägers Koppen unternahmen sie ihre Wanderung. Gleich zu Anfang derselben, dicht hinter dem sogenannten Pflanzgarten, fesselten auf einem sonst nur mit niedrigem Laubholzausschlag bedeckten Gelände einige mächtige mehrhundertjährige Ueberständer ihre Aufmerksamkeit. Es sind uralte, zum Theil noch jetzt bewohnte Bienen- bäume— Beutkiefern — , von denen auch in der gestrigen Sitzung dieRede gewesen war. Die Einrichtung dieser in früherer Zeit allgemein üblichen Bäume zur Gewinnung von Honig wurde an der Hand von Erläuterungen der Herren Professor Conwentz und Oberjäger Koppen, soweit von unten aus möglich, besichtigt. Die bunte Flora der Forst bot auch sonst den Botanikern reiche Beute* 1 2), und bald hallte es zum Erstaunen der Nichtbotaniker von lateinischen J) Nach einer Mittheilung des Herrn Rgb. T reichel-Hoch Paleschken hat derselbe an diesem und den folgenden Tagen in der Christburger Gegend u. a. gesammelt: 1. Bei Zakrinten und der Schwedenschanze: Geranium pratense h., Melampyrum nemorosum L., Ervum silvaticum Ptm., Paris quadrifolius L., Asarum europaeum L., Lathyrus vernus Brnh., Melica nutans L., Polygonatum multiflorum All 2. Im Stanauer Grund: Berteroa incana DC., Turritis glabra L., Pulsatilla pratensis Mill., Adoxa Moscha.tellina L., Veronica officinalis L.. Qlechoma hederacea L., Trifolium alpestre L., T. procumbens L. ß minus Koch , T. montanum L., Melilotus albus Desr. Equisetum Telmateja Ehrh. ß brevis, Solidago virgaurea L., Erigeron acer L. 44 205 Pflanzennamen wieder, und eingehende Discussionen entspannen sich über die .Richtigkeit der vorgenommenen Bestimmungen. Am Endpunkte der Excursion hatte das Lokal-Comite in weiser Erwägung des Umstandes, dass sowohl das Wandern wie auch das lebhafte Diseutiren die Kehle trocken macht, für eine kühle Erfrischung gesorgt, von der auch von sämmtlichen Theilnehmern ein reger Gebrauch gemacht wurde. Nachdem noch dem Christburger Lokal- Comite, sowie Herrn Oberjäger Koppen der Dank des Vereins für ihre Mühewaltung ausgesprochen war, ging es zurück zu den Wagen und von dort aus nach Christburg. — Das Programm der Versammlung war damit erledigt, die meisten Auswärtigen hatten schon ihre Ränzel geschnürt und wollten mit dem Mittagszuge Christburg verlassen; daher begaben sich sämmtliche Theil- nehmer direct zum Bahnhof, wo eine herzliche Verabschiedung stattfand. — Auf jeden Fall ist die Versammlung, vor allem Dank der regen Betheiligung der Christburger, als eine recht gelungene zu bezeichnen, die allen Theil- nehmern noch lange in sehr angenehmer Erinnerung bleiben wird. 45 206 Anlage A. Botanische Excursionen in den Jahren 1893, 1894 and 1895. Von C. Lützow- Oliva. A. Oliva und Umgegend. Es wurde gesammelt: Auf sandigen Aeckern zwischen Conradshammer und Carlikau: Bromus arvensis L., Ononis spinosa L., Verbascum thapsiforme Sehr., Chonclrilla juncea L., daselbst auf dem uferartigen Abhang zu den Glettkauer Wiesen: Astragalus arenarius L., häufig! (Wahrscheinlich der von Dr. Carl Jul. v. Klinggraeff in seiner Flora von Preussen 1848 angegebene Standort). — Wiesen und Strand zwischen Zoppot und Glettkau: Polygala amara L., Empetrum nigrum L., Rosa rubiginosa L., R. glauca Vill. b) complicata Christ., Festuca rubra L. a) arenaria Osbeck und b) clumetorumh. Am Glett- kauer Bach im Schatten von Ainus glutinös a Gaertn.: Boa nemoralis L. a) vulgare Gaud., P. annua L. b) aquatica Asch., Agrostis alba L., Bromus asper Murr. var. Benekeni Lange. An den Mündungen kleiner Bäche zwischen Glettkau und Brösen sehr häufig: Equisetum arvense L., eine kleine Form mit liegenden unfruchtbaren Stengeln (über diese wird Herr Prof. Luerssen noch besonders berichten). Auf der Saspe nahe der Brösener Schule, auf dünenartigen, un- bebauten Flächen: Vicia lathyroides L., Botrychium Lunaria Sw., B. rutaceum Willd., B. matricariae Spr.; auf ähnlichen Flächen an der Brösener Eisen- bahn: Carex ligerica Gay, das sich durch höhere Blätter und Stengel von C. arenaria L. schon von weitem unterscheidet. Am Schmierauer Thal: Fla- tanthera bifolia Rchb., ein Exemplar mit reicher Blüthe und ganz ohne Sporn, das dadurch ein befremdendes Aussehen gewann, Gagea pratensis Schult., Hieracium Pilosella L. mit langen und blühenden Ausläufern. Bei Freuden- thal: Polemonium coeruleum L., auf sumpfigen Wiesen links am Wege nach Gluckau zum ersten Mal in dieser Gegend beobachtet. Gewöhnlich werden diese Wiesen vor der Blüte dieser Pflanze abgemäht. Am Rande des Waldes in der Nähe der Fischbrutanstalt: Lonicera Caprif olium L., meist liegend am Boden, aber auch im Gebüsch in die Höhe rankend und dann sich zu schöner Blüte entfaltend, ist an diesem Standort stark verbreitet und von mir seit ca. 20 Jahren beobachtet; sie ist als verwildert zu betrachten. Am Rande einer jungen Kiefernschonung daselbst: Hieracium collinum Gochn. 46 207 An der Gluckauer Grenze: Carex montanum L., daselbst in Torfsümpfen: C. Goodenoughii Gay, C. elongata L., C. rostrata With., C. filifov'mis L. Im Königlichen Garten in Oliva Gartenunkräuter : Veronica hederi - folia L. mit spitzlichen Blattlappen, V. Lappago Schrk. entsprechend; V. polita Fr., V. agrestis L., V. Buxbaumii Ten., Tiarella cordifolia L., daselbst im Ge- büsch verwildert, sowie im Garten des Gutes Schwabenthal. Ferner im Kgl. Garten: Allium Scorodoprasum L., Corydalis intermedia P.M.E.; Geum rivcde L. x urbanum L. in beiden Formen unter den Eltern; im Garten und Gehöft von Pulvermühle: Malva rotundifolia L., und Elssholzia cristata Willd. An einem neu angelegten Waldweg der Ludolphin er Forst : Empetru m nigrum L , zum ersten Male in der Olivaer Forst angetroffen, ein Beweis, dass manche Pflanzen lange Zeit unbeobachtet bleiben und ihr Entdecktwerden oft einem Zufall verdanken, weshalb man nie sagen kann, eine Gegend sei vollständig erforscht. B. Zoppot und Umgegend. Auf einer Excursion mit Herrn Prof. Ascherson und anderen Botanikern : Auf Wiesen daselbst beobachtet: Ranunculus Steveni Andrz., Sonchus arvensis L. var. uliginosus M. B. ; Rumex ucranicus Bess. — Auf alten Lehmgruben bei der Ziegelei Koliebken: Eieracium praealtum Vill. var. Bauhini Auf Ex- cursionen am Strande und an Abhängen nach der Koliebker Grenze: Equisetum hiemale L. var. polystachyum Milde, eine liegende Form var. minus; im feuchten Gebüsch eine hohe schlanke Form mit mehreren auf dünnen, langen Zweigen be- findlichen Aehren, eine Umbildung infolge Verletzung der Hauptähre. In der Epidermis des Equisetum fand sich öfter ein Pilz, der in braunrothen Pusteln zum Vorschein kommt: Stamnaria Persoonii Fckl. = St. Equiseti Sacc., nach Herrn Prof. Luerssens Meinung vielleicht für Westpreussen noch unbekannt. Daselbst auf feuchtem Sande im Gebüsch: Euphrasia ojficinalis L. bis 45 cm hoch mit zahlreichen, langen Aesten; Latliyrus maritimus Big. an der Promenade etwa Stolzenfels gegenüber in zahlreichen Exemplaren bemerkt, von denen jedoch nur wenige zur Blüte gelangten. Von den Meereswellen ausgeworfen : Eine zierliche Alge: Furcellaria fastigiata (bestimmt von Herrn Professor Magnus-Berlin). C. Pietzkendorf. Auf Heidehügeln zwischen Brentau und Pietzendorf Thesium ebracteatum Hayne, Botrychium lunaria Sw.; im Dorfteich an der Schule zu Pietzkendorf Potamog eton trichoides Cham. u. Schldl. Diese Pflanze soll nach einer Angabe der Klinggraeff’schen Flora von Preussen „bei Danzig im Teiche bei Pietzkendorf“ Vorkommen; hier befinden sich mehrere kleine Teiche, von denen nur der genannte diese Pflanze enthält, aber in grosser Menge. D. Danzigs nächste Umgebung. Auf dem sogen. Apothekerberge bei Heiligenbrunn: Veronica latifolia L., Trifolium montanum L., Phleum Böhmeri Wib., Gentiana Cruciata L., Dianthus 47 208 delto'ides L, Libanotis montana Crntz. ; am Holm in und an den alten Festungs- gräben: Ar chang elica officinalis Hoffm. häufig; Thalictrum flavum L., Salix amygclalina L. in zweiter Blüte; Malva rotundifolia L., Lactuca scariola L.; an der todten Weichsel auf den früheren Lagerplätzen für Ge- treide: Bunias orientalis L., Senecio erraticus Bertol., Antemis Cotula L. — in hiesiger Gegend selten angetroffen — , Ranunculus sardous Crtz., Coronopus Ruellii All., Bailote nigra L. a) vulgaris Hoffm. forma urticifolia Ortm. E. Heubude und Weichsel. Am Ufer der Waldseen bei Heubude ausser den schon früher berichteten Funden: Carex Goocleno'ughii Gay a) tonata Fr., C. acutiformis Ehrh., C. caespitosa L., C. acuta L. An der Weichsel zwischen Plehnendorf und Wesslinken auf den Buhnen: Thalictrum flavum L., Thalictrum medium Jacq., neu für die Provinz, Sonchus arvensis L. var. uliginosus M. B., Veronica latifolia L., Senecio saracenicus L. ; in der Weichsel: Sagittaria sagitiifolia L., eine Form, die der Abart S. gracilis BL entspricht mit linealischen Blättern und Pfeillappen, erstere stumpflich, letztere zugespitzt, länger als das Blatt. Die Pflanze war in voller Blüte. Am Ufer der Weichsel ebendaselbst: Polygonum danubiale Kern., Malva rotundifolia L. (an Gehöften). Hinter Bohnsack in der Nähe der Chaussee: Silene tatarica Pers. häufig, Verbascum phlomoides L., Bromus inermis Leyss. forma glabrata. An der Mündung der Weichsel bei Neufähr: Stellaria glauca With. F. Neufahrwasser. Am Riffsee: Spergularia salina Prsl. In meinem Bericht auf der W ander- Versammlung zu Marienburg, Pfingsten 1892, heisst es (Seite 17) irr- thümlich, dass Sp. salina Prsl. an diesem Standorte nicht aufzufinden sei, dagegen finde sich häufig Sp. media Gisb. (= Sp. marginata Kittel); der Irrthum beruht auf einer Verwechselung der Namen dieser Pflanzen. Ferner: Boa trivialis L., Festuca elatior L., Glyceria maritima Wahlbg. var. intermedia von Klingg., Sinapis alba L.; in der jungen Schonung am Riffsee (früher Ballastplatz): Centaurea nigra L. häufig. Schon im Jahre 1883 fand ich auf diesem Ballastplatze diese Art Centaurea , die mir damals von Herrn Pro- fessor Ascherson als C. nigra bestimmt wurde. Ferner findet sich hier eine Euphorbia , die mit der E. linariaefolia Fröhlich von Thorn identisch zu sein schien, aber nach Herrn Dr. Abromeit’s Bestimmung E. lucida W.K. b) angusti- folia Wimm, et Grab. ist. Sie unterscheidet sich von der Thorner Pflanze durch Farbe und Vorblätter. Im Riffsee: Chara baltica Fr., Chara crinita Wallr., Ch. crinita Wallr. forma condensata Wallr., Ch. ceratophylla Wall, (von Herrn Prof. Magnus bestimmt). G. Espenkrug. Am See: Ranunculus reptansh., R. Flammulah. mit kriechenden Stengeln, an den Knoten wurzelnd, Stengelglieder gerade, Blätter linealisch lanzettlich, 48 209 Blüten kleiner als bei der Hauptform, also der Form gracitis G. Meyef ent- sprechend. Euphrasia officinalis L. forma coerulea Tausch, im September ge- sammelt mit grosser, schön blauer Blüte. Diese Herbstform hat Ref. im Kreise Neustadt und Lauenburg bei Herbst-Excursionen öfter angetroffen und s. Z. im Berichte erwähnt. H. Zuckau und Umgegend. Den 19. — 22. Juli unternahm ich eine Tour, um die in der Nähe Zuckau’s gelegenen Seen zu untersuchen. Tuchlinko-See: Potamogeton crispus L., Lito- rella lacustris L., Veronica parmularia Poit., R. Flammula L. forma gracilis G. Mey., R. reptans L.; am Südende des Sees: Isoetes lacustris L. ziemlich häufig vom flachen Ufer an bis zu 50 cm Tiefe. Glembocki-See, südlich vom vorigen (schon früher von hier berichtet und wieder beobachtet): Potamogeton mar inus L., P. gramineus L. b) heterophyllus Fries, Litorella lacustris L., Chara fra- gilis Dsv.; ausserdem: Batrachium aquatile Dumort. var. trichophyllum Chaix = Ranunculus paucistcimineus Tausch, Elodea canadensis R. u. Mx., Ranunculus reptans L. Am Ufer im Gebüsch: Laserpitium latifolium L., Dianthus Car- thusianorum L., Phleum pratense L. b) noclosum L., Rubus saxitilis L., Daphne Mezereum L., Erythraea Centaureum Pers., Scabiosa Columbaria L , Pulsatilla vernalis Mill , Thesium ebracteatum Hayne. — Zittnau-See. Dem See sind Torf- moore vorgelagert, darauf: Ledum palustre L., Vaccinium uliginosum L .,• im See: Potamogeton marinus L., neuer Standort, Isoetes lacustris L., Lito- rella lacustris L., Lobelia D ortmanna L. Infolge des flachen Wasser- standes waren letztere Pflanzen vielfach ausserhalb des Wassers auf feuchtem Ufersand, Litorella steckte mit den Blattspitzen aus dem Wasser und ging allmählich in die Landform über, mit zahlreichen Blüten. — Torfmoor zwischen Zittnau und Carlikau-See: Drosera longifolia L., und Dr. rotundifolia L., Spar- ganium minimum Fr., Scheuchzeria palustris L., Ly copodium inundatum L., Ledum palustre L., Andromeda polifolia L., Potamogeton natans L., Nuphar luteum Sm.; im Carlikauer See: Litorella lacustris L., Lobelia Dortmanna L., Isoetes lacustris L. Da der Wasserspiegel des Sees vom Ufer ca. 10 m zu- rückgetreten war, so befanden sich diese Wasserpflanzen zum grossen Theil ausserhalb des Wassers: eine förmliche Isoetes -Wiese kam zum Vorschein. Die Spitzen der Blätter waren etwas zusammengeschrumpft, sonst hatten die Pflanzen auf dem feuchten Sande eine normale Beschaffenheit. Lobelia war in unzähligen Exemplaren von 5 — 30 cm Höhe auf trockenem Boden in schön- ster Blüte, und es war für einen Botaniker höchst interessant, trockenen Fusses unter Pflanzen zu wandeln, die sonst mitten im Wasser wachsen und oft nur mit Mühe zu erlangen sind. — Von hier aus wurde dem Erucastrum Po- lichii Sch. u. Sp. ein Besuch abgestattet, das auf Mergelwiesen bei Mehlken vor einigen Jahren plötzlich in grossen Mengen auftauchte; die Mergel- und Torf- gruben sind seitdem wiesenartig mit Gras bewachsen, was dem Gedeihen 49 14 210 und der Verbreitung der Pflanze wenig günstig ist, jedoch kommt sie noch recht häufig an dem Standorte vor. I. Radaunethai von Zuckau nach Babenthal. Dieses wegen seiner Naturschönheit bekannte und beliebte Thal war schon früher das Ziel rüstiger Fussgänger, und jetzt ist der Besuch desselben erleichtert und gesteigert durch die Eisenbahn Danzig-Karthaus. Dieser Theil des Radaunethaies gehört zu den schönsten Gegenden unserer Provinz. Bald nähern sich die steilen bewaldeten Ufer, kaum einem schmalen Fusspfad Raum gebend, bald entfernen sie sich von einander und bilden saftig grüne, mit unendlich zahlreichen Blumen geschmückte Waldwiesen, durch welche der krystallhelle Fluss in schnellem Laufe und anmuthigen Windungen eilt. Auch in botanischer Beziehung ist das Radaunethal interessant: es wachsen hier eine Anzahl interessanter Pflanzen; so wurden beobachtet: Amrum europaeum L., das der Localflora von Oliva gänzlich zu fehlen scheint, aber westlich davon nach der pommerschen Grenze hin (bei Smasin im Flussthal) und östlich bei Elbing zahlreich auftritt, also eine weite Strecke völlig überspringt; Chaerophyllum hirsutum L. in den feuchten, schattigen Wäldern dieses Thaies häufig; Bupleurum longifolium L., von Babenthal schon bekannt, findet sich auch auf der Strecke zwischen Rutken und Baben- thal an geeigneten Waldstellen in der Nähe der Radaune nicht selten; Aco- nitum variegatum L. an der Radaune und den angrenzenden Anhöhen; Melam- pyrum silvaticum L., das sonst aus den Wäldern Olivas und aus dem Kl. Katzer Thal bekannt ist; Ranunculus polyanthemus L., Campanula latifolia L., Trollius europaeus L., Solanum Dulcamara L., Lilium Martagon L.; Humulus Lupulus L. schlingt sich von Baum zu Baum und windet dem Wanderer förmlich Ehren- pforten. Dianthus Carthusianorum L., D. deltoides L., Platanthera bifolia Rchbch., Pirola media Sw., Geranium silvaticum L., Daphne Mezereum L.; Valeriana ofßcinalis L., V. sambucifolia Mik., beide oft nebeneinander wachsend, unterscheiden sich auch durch verschiedene Blütezeit — ersteres stand in voller Blüte, letzeres war vollständig verblüht; Pleurospermum austriacum Hoffm., Dentaria bulbiferci L., Polygala comosa Schk. In der Radaune: Batrachium clivaricatum Wimm., Potamogeton pectinatus L , Butomus umbellatus L. Auf Feldern bei Zuckau: Pimpinella saxifraga L., Peucedanum Oreose- linum Mnch., Medicago falcato x sativa Rchbch. Auf torfigen Wiesen: Senecio paluster D. C. ; weiter unterhalb an der Radaune: Senecio saracenicus Wallr. In den Wäldern war Quercus pedunculata Ehrh. (Sommer- oder Stieleiche) vorherrschend, während Qu. sessilißora Sm. (Wintereiche) weit seltener vor- kommt. An einem Zufluss (Stolpe) an den dort gelegenen Mühlen: Chamo - milla discoidea Gay, Herctcleum sibiricum L., Papaver dubium L., Echium vul- gare L. und Anchusa ofßcinalis L., nur selten angetroffen, dagegen auf Aeckern sehr häufig als lästiges Unkraut: Chrysanthemum segetum L. 50 211 K. Wahlendorf und Karpionki-See. Im Karpionki-See hatte ich Isoetes echinospora Dur. bisher nur im flachen Wasser und zwar die kurzblätterige Form mit dicken Wurzelstöcken gefunden; eine weitere Untersuchung des Sees ergab, dass diese Pflanze auch in einer Tiefe von 4 — 5 Fuss vorkommt, und dann die langblätterige Form mit dünnen Stöcken. Sparganium simplex L. b) fluitans A. Br. — Im Wook-See war Isoetes echinospora Dur. bisher nur aus der Ostecke bekannt; beim Hinein- steigen in den See fand ich sie auch auf der Südseite in grosser Anzahl; entweder ist sie hier früher übersehen worden, oder sie hat sich hierher weiter verbreitet. — Am Nordufer: Erica tetralix L. L. Prangenau, Meisterswalde, Saskoschin, Mariensee. Im Herbst 1894. Es handelte sich besonders darum, den Standort von Asplenium septen- trionale Hoffm. wieder aufzuflnden, der vor ca. 50 Jahren von Klatt angegeben: ,,Hohe Hütungen bei Meisterswalde“, im Laufe der Zeit aber nicht wieder gefunden worden war, — und um die zahlreichen erratischen Blöcke, die immer mehr zu Bauzwecken Verwendung finden und durch die Eisenbahn fortgeschafft werden, auf Moose zu untersuchen. Geradezu grossartig sind die Steinlager auf dem sog. Steinberg bei Saskoschin. Felsen von bedeutender Grösse liegen auf dem Gipfel und den Abhängen desselben in überraschender Menge. Früher war dieses Gebiet mit prächtigem Laubwald bestanden, wie die vorhandenen Stubben noch erkennen lassen. Jetzt sind diese Bergabhänge dürr und ausgetrocknet, was für die Moosvegetation von Nachtheil ist. Das Ergebniss wird im nächsten Bericht veröffentlicht. — Die Herbstflora wies noch auf: Polypodium vulgare L., Polygala vulgaris L., Asperula odorata L., Galium Mollug o L. In Meisterswalde informirte ich mich bei Eingeborenen über die so- genannte hohe Hütung, um Asplenium septentrionale Hoffm. auf die Spur zu kommen Was in früherer Zeit den Namen: ,,hohe Hütung“ = Weideabfindung für bäuerliche Besitzer — führte, ist gegenwärtig in jener Art nicht mehr vor- handen. Dieses hoch gelegene bergige, steinige, mehrere hundert Morgen grosse Gebiet, westlich von einem tiefen Flussthal (Ursprung der Kladau?), ist in neuerer Zeit urbar gemacht, mit Abbauten besetzt, und die Steine sind beseitigt Ein kleiner Theil dieses Gebietes an der Buschkauer Grenze war noch in seinem früheren Zustande. Nun galt es, dieses Gebiet genauer zu untersuchen. Buchengestrüpp, Juniperus communis L , dazwischen Steinhügel, ähnlich den Hünengräbern, bedeckten die Bergkuppen. Auf mehreren solcher Steinhügel wurde Asplenium septentrionale Hoffm. in Menge aufgefunden. Auf einigen dieser Hügel auch in Gesellschaft von Asplenium Trichomanes L. und Poly- podium vulgare L. Ob dieser Standort nun derselbe ist, welchen Klatt an- 51 14* 21 2 giebt, lässt sich nicht feststellen, es ist anzunehmen, dass diese Pflanze bei der früheren Beschaffenheit dieser Gegend auch an anderen Stellen dieses grossen Gebietes vorgekommen sein wird; die grosse Unbrauchbarkeit der jetzigen Fundstelle für landwirthschaftliche Zwecke lässt hoffen, dass dieses zierliche, seltene Farnkraut unserer Gegend erhalten bleibt. Die Exemplare von hier sind so gross, wie ich sie in Gebirgsgegenden, am Rhein und im Harz, nicht angetroffen habe. Sonst war hier noch anzutreffen: Gentiana campestris L., in grosser Menge, gewährte durch ihre herrliche Blüte einen wunderschönen Anblick; Polygala vulgaris L., Veronica officinalis L.; an einer quelligen Stelle Mercurialis perennis L. Am und im Mariensee: Limosella aquatica L., Elatine Hydropiper L., ßcirpus acicularis L., Callitriche autumnalis L. M. Steinkrug, Jellenschhiitte, Schönwalderhiltte, Gr. Ottalsin. Eine zweitägige Tour dorthin unternahm ich zur weiteren Beobachtung und Erforschung von Fontinalis dalecarlica Lindb., Dichelyma capillaceum Br. u. Sch. und der Isoetes- Arten. Fontinalis dalecarlica Lindb. ist im Gebiet nur einmal mit Früchten, leider alten, zur Bestimmung nicht mehr geeigneten, gefunden worden, und zwar im Kanal bei Jellenschmühle, sonst in den Seen nur steril, deshalb untersuchte ich den von Jellenschmühle abfliessenden Bach auf das Vorkommen dieser Pflanze. In der Gegend von Schönwalderhütte traf ich dieses Moos in einer solchen Menge an, wie kaum an einem anderen Standort, und zwar hier zum ersten Mal die langgestreckte, fluthende Form (bis 1 m lang), ganz entsprechend der fluthenden Form von F. antipyretica L. in Bächen mit starkem Gefälle. Leider war der Bach zur Zeit so wasserarm, dass die F.- Strähne auf fast trockenem Bachgrunde lagen. Bei höherem Wasserstande dürfte dieses Moos hier fructificirend anzutreffen sein. Mit der F. wurde auch Dichelyma capillaceum Br. u. Sch angetroffen, das also in dieser Gegend eine weite Aus- breitung zu haben scheint. Darauf besuchte ich den Gr. Ottalsiner See, den Standort Jür die am meisten charakteristische Form von Isoetes leiospora von Klingg. Die Ufer waren wie bei allen anderen Landseen dieser Ge- gend weit zurückgetreten, deshalb konnte I. leiospora von Klingg direct vom Ufer erreicht und festgestellt werden, dass es rings um den grossen See, mit Ausnahme des torfigen Westufers, sehr zahlreich vorkommt. N. Umgegend von Pr. Stargard. Bei Gelegenheit der Vereins- Versammlung dortselbst wurden folgende, mehr oder weniger interessante Pflanzen beobachtet: An der Ferse auf dem Wege zum Schützenhause: Archangelica officinalis Iloffm. häufig; hinter dem Schützenhause im Kiefernwalde : Ranunculus polyanthemus L.; AUium ursinum L. und Lunaria rediviva L. brachte Herr Landwirthschaftslehrer Hoyer aus Swaro- schin in frischen Exemplaren mit. An der Oberförsterei Wirthy: Lepidium 52 213 campestre R, Br., Camelina microccirpa Andrz., Veronica verna L. sehr viel- stengelig; am See daselbst: Ranunculus Flammula L., eine auffallend breit- blätterige Form; am Niedatz-See: Scirpus pauciflorus Lghtf., Carex dioica L., C. panicea L., C. limosa L., C. chordorrhiza Ehrh. Im anstossenden Walde: Pulsatilla vernalis Mill. Am Seeufer im Moose fand ich einen 5 cm hohen, aschgraufarbigen Pilz, einen Trichterling. Die Hutoberfläche fühlte sich feucht an. Der Hut war bei einer Breite von 3 cm nur 1 cm trichterförmig vertieft, von unregel- mässiger Form, nach einer Seite schräge heruntergehend, etwas spitz zu- laufend. Die graue Farbe der Hutoberfläche neigte etwas ins kirschbräunliche und zeigte wenig erkennbare Zonen. Der Hutrand war kaum eingerollt, nur abgerundet. Die Lamellen, weit herablaufend, dünn, ziemlich gedrängt stehend, erschienen in blassgrauer Färbung mit etwas dunklerer Schneide. Der 2 cm hohe, volle, blassgrau gefärbte Stiel hatte eine verdickte Basis. Herr F. Kaufmann-Elbing, welchem der Pilz überreicht wurde, bestimmte ihn als Clitocybe Hoffmanni Rabenhorst. 0. Grebiner Wald in der Danziger Niederung. Pfingsten und Juli 1895. Ueber den Grebiner Wald finden sich in den botanischen Arbeiten widersprechende Angaben, worauf schon As cherson, Abhandlungen des Bot.- Yer. der Prov. Br andenb. XXXII, Seite 171, hingewiesen hat: Um die dortigen Verhältnisse auf Grund eigener Anschauung klarzustellen, unternahm Ref. Pfingsten und in den Sommerferien 1895 Excursionen dahin. Der sog. Grebiner Wald liegt im Kreise Danziger Niederung, an der Chaussee von Praust nach Gr. Zünder zwischen den Feldmarken von Trutenau, Wossitz, Herrengrebin und Mönckengrebin, ca. 16 km von Danzig. Herr Deichrentmeister a. D. Lose, z. Z. Kl. Zünder, der dieses Gebiet und speciell den Grebiner Wald seit ca. 60 Jahren kennt, theilte mir darüber Folgendes mit: Der Grebiner Wald ist ein Kämmerei-Gut der Stadt Danzig. Früher hatte er einen Bestand von herrlichen Eichen, Ulmen, Buchen und Eschen. Auf dem leichteren Boden an der Trutenauer Grenze war auch guter Kiefernbestand, gemischt mit Laubholz, ähnlich den Wäldern auf der Höhe. Der Flächenraum des ganzen Waldes betrug 8 Hufen kulmisch = 520 Morgen pr. In den Jahren von 1860 — 63 wurde der Wald bis auf einen Restbestand von 10 □Ruthen = 1,39 ar auf Anordnung des Magistrats abgeholzt. Dieser Rest blieb zur Erinnerung an den früheren herrlichen Wald, in den seiner Zeit Ausflüge von Schulen etc. aus der Umgegend vielfach unternommen worden waren, in der Nähe des ehemaligen Försterhauses stehen. Von den angrenzenden Ort- schaften und weiter hinaus wurde die Ausrottung des Waldes schmerzlich empfunden, da er in dem grossen Gebiete der Niederung die einzige Stelle war, wo man besonders zur Sommerszeit die Freuden des Waldes gemessen 53 214 konnte. Auch in wirtschaftlicher Beziehung, insofern es sich um Nutz- und Brennholz handelte, war die Ausrottung des Waldes für diese Gegend ein grosser Nachtheil. Mein Gewährsmann erinnert sich noch lebhaft jener Zeit, da der Grebiner Wald das ersehnte Ziel so mancher fröhlichen Ausfahrt, so manchen Schulspazierganges und Festes war. Der durch die Abholzung gewonnene Boden wurde nun urbar gemacht und als Magistratsgut verpachtet. Es war dies in der Zeit, als der Werth des Bodens mit dem zunehmenden Getreidepreise stieg (die Hufe Land 10 000 Thaler, der Scheffel Weizen 4 Thaler, ebenso Raps). Der jetzige Inhaber des Gutes, der mir freundlichst die botanische Untersuchung dieser Fläche gestattete, machte aufmerksam auf einzelne vertiefte Ackerstreifen, die trotz aller landwirthschaftlichen Pflege keinen entsprechenden Erfolg liefern. Eine gewisse Rohheit des Bodens gegenüber dem Acker der angrenzen- den Besitzungen macht sich noch geltend und schreibt sich wohl aus der früheren Waldnatur her. Zuckerrüben gedeihen strichweise garnicht, der Weizen war überwuchert von Spergula arvensis L., Feldsperk, und versprach keinen guten Ertrag. Der vorhin erwähnte Rest des Waldes ist vor ca. 12 Jahren ebenfalls abgeholzt. Jetzt stehen an den Grenzen des Grebiner Wald- gutes einzelne Bäume als Einfassung der Wege und Markirung der Grenze, meistens Eichen, auch Ulmen und Erlen, also kann von einem ,, Walde“ über- haupt nicht mehr die Rede sein, ebenso wie von anderen längst verschollenen Wäldern der Niederung, wie ,,Gottswalde“, ,, Bürgerwald“ oder ,,Gr. und Kl. Walddorf“ bei Danzig, obgleich Referent auf Feldmarken von Gottswalde an Grabenrändern noch Polystichum Filix mas Rth. und Fragaria vesca L. fand. Es lag mir nun daran, festzustellen, ob der Pflanzenwuchs im Grebiner Walde noch Spuren des früheren Waldes aufweise. An der Chaussee, die nach der früheren Waldseite von den übrig gebliebenen Waldbäumen eingefasst und durch einen breiten Graben begrenzt ist, finden sich : Lamium maculatum L., Symphytum officinaleh , Gestrüpp von Weissbuchen und Eichen, Rumex maximus Schrb., Potamogeton natans L , Phellandrium aquaticum L., Hottonia palustris L., Spiraea Ulmaria L., Tanacetnm vulgare L., Hydrocharis Morsus ranae L., Car ex vulpina L., Alisma Plantago L., Juncus conglomeratus L., Bubus Idaeus L., Urtica dioica L., Scirpus silvaticus L, Weidengebüsch, Galium Mollug o L., Veronica Chamaeclrys L., Rumex Acetoselia L , Anthriscus silvestris Hoffm. Fquisetum arvense L., Lathyrus pratensis L., Lysimachia Nummularia L., Chae- rophyllum aromaticum L., Prunus spinosa L., Lysimachia vulgaris L., Hyperi- cum qua drang ulum L , Galium uliginosum L., Stachys silvatica L, Ranun- culus lanuginosus L., Galeob dolon luteum Huds., Campanula latifolia L., Glechoma hederacea L., Scrophularia nodosa L., Fragaria elatior Ehrh., Carex hirta L. An der Wossitzer Grenze: Rhamnus cathartica L., Fra- garia vesca L., einige alte Weissbuchenstämme, Evonymus europaea L., Eichengestrüpp, Eschen, Vicia sepium L., und ziemlich häufig grosse Stöcke mit prachtvollen Wedeln des Polystichum Filix mas Rth., Humulus Lupulus 54 215 L., Camp anul a latifolia L., Viburnum Opulus L., Lysimachia thyrsiflora L., Hieracium Pilosellah., H.pratense Tsch., Convolvulus arvensis L. — Am sog. Fichtenkamp (eine mehr sandige Fläche an der Grenze von Trutenau): Stellaria glauca With., St. graminea L , Populus tremula L., Senecio Jacobaea L., Ranunculus lanuginosus L., Sedum boloniense Loisl. — An einem Graben- rand daselbst: Carex brizoides L, neu für Westpreussen, in auffallend schlanken, bis 1 m hohen Exemplaren und mit ebenso langen, schmalen Blättern. Diese Pflanze überzog den Standort in Menge und glich lagerndem Getreide. Neben diesen hohen Pflanzen befanden sich auch Exemplare von 30 cm Höhe. — An der Chaussee von Grebin nach Trutenau: PolysticTium Filix mas Rth., (nicht selten) Valeriana officinalis L., Sium latifoliumL Carex paradoxa Will d., Populus tremula L., Senecio Jacobaea L.; Ranunculus lanuginosus L., Tussilago Farfara L. Als weiteren Rest aus der Waldeszeit findet man hier im Sommer viele Leuchtkäfer ( Lampyris noetiluca L.), die sonst in der Niederung nicht anzutreffen sind. Im Parke von Herrengrebin steht eine der grössten Eichen der Umgegend: sie hat in 1 m Höhe einen Umfang von 6,75 m und behält diese Stärke bis zu 10 m Höhe. Trotzdem ein dicker Ast aus der Krone vor einer Reihe von Jahren heruntergebrochen ist, hat dieses statt- liche Exemplar noch eine schöne grosse Krone. Zur Zeit blühte sie in Fülle; sie ist eine Sommereiche, Quercus pedunculata Ehrh. In demselben Parke finden sich ausserdem eine Anzahl stattlicher Bäume: Eichen, Pappeln, Birken und Eschen. An den Feldern daselbst: Galium verum L , Cynoglossum officinale L., Ononis arvensis L., Fragaria vesca L. — Das Terrain um Herrengrebin ist wellig, eine auffallende Erscheinung in der sonst ganz ebenen, flachen Niederung. In dem angrenzenden Orte Sperlingsdorf fielen mir zwei Eichen an der Dorfstrasse auf, von denen die eine 4, 50, die andere 4 m Umfang hat. Auf der Besitzung des Herrn Maker befinden sich ebenfalls einige stattliche Eichen. Von einer derselben theilte Herr M. mit, dass sie 1845, in seinem Geburts- jahr, als kleines Stämmchen gepflanzt ist; sie misst in einem Alter von 50 Jahren 2 m im Umfang; ein Beweis, wie schnell die Eichen in diesem guten Boden wachsen. Auf Feldern dieser Gegend wucherte in grosser Menge Barbaraea vulgaris R. Br., b, arcuata Rchb., welche den Landwirthen durch ihr häufiges Auftreten gefährlich zu werden droht. Die Mittheilung von Bewohnern dieser Gegend möge noch Erwähnung finden, dass bei Erdarbeiten (Regulirung der Mottlau, Graben von Tiefbrunnen) starke Stämme von Eichen und Erlen nebst dem ganzen Wurzelstock in be- deutender Tiefe unter der Erde gefunden worden sind. 55 216 Aiilage B. Wirkungen des Maifrostes 1894. Von A. Treichel. Heisst es nun zwar in der bekannten Bauernregel, der Mai soll sein kalt und nass, um zu füllen Sckeun’ und Fass, so kann dock nur eine Ver- bindung jener beiden Factoren zur Gedeihlichkeit allen Wachsthums beitragen, und wenn einer der beiden Factoren für längere Zeit fehlt, so könnte es eher die Kälte wie die Nässe sein. Längst waren in diesem Jahre 1894 die drei gestrengen Herren, gerade am Pfingstfeste, vorüber, und auch die noch mehr zu fürchtende sog. kalte Sophie bereits gegangen, als bei fortgesetzter kalter Witterung über Tag am durchaus windlosen Morgen des 20. Mai kurz vor Aufgang der Sonne, also etwa 4 Uhr, die Temperatur, die alsdann ja immer am kältesten ist, auf 2 Grad R. unter Null sank. Die Wirkung dieses Nacht- oder Morgenfrostes auf die angreifbare Vegetation war eine sofort merkbar in die Augen fallende. Von den Kulturgräsern zeigte die Gerste bereits weisse Spitzen an dem- selben Tage, ebenso war der Roggen weissspitzig geworden, wenn sich auch erst nach 3 Tagen die stärkeren Wirkungen zeigten; ersteres war namentlich da der Fall, wo er an den Rändern von Wiesen stand, also auf Torferde ge- bettet war, oder auf leichteren Landstrichen in der Nähe. In solchen Fällen zeigten sich weissschimmernde Streifen im Felde. Fast gar nicht gelitten hatte der Roggen aber, wenn das betreffende Bruch etwa mit Wasser gefüllt war. Somit mag das Volk schon Recht haben, wenn es sagt, dass das Wasser den Frost anziehe. Auch hatte die Nähe des Kiefernwaldes geschadet, wie schon früher ähnlich berichtet. Dagegen war die Nähe von Buchenwald fast gar nicht schädlich gewesen. Gerste (sog. grosse) und Erbsen waren angegriffen, wenn sie ebenfalls auf Torfboden standen. Erbsenblätter hingen schlaff herunter und zeigten schwärzliche Flecken am Rande. Auf einem umgepflügten Bruche war die Gerste gänzlich vernichtet. Unter den Hackfrüchten zeigten namentlich die zuerst gesetzten (Rosen-) Kartoffeln schwarze Flecke, die nach 2 Tagen Tabaks-trocken wurden, wie das Volk sagt, und schlaff und grauschwarz hingen ihre Blätter herab. Unter den Gartenpflanzen hatten namentlich die ersten Keimblätter der Gurken stark gelitten, und war ihre Bedeckung notkwendig geworden. Fast ebenso erging es den Bohnen. 56 217 Eine weitere Einwirkung des Frostes fand ick im Garten bei einer jungen Eiche, deren Triebspitzen und Endblätter an den mittleren Aesten stark an- geschwärzt erschienen. Ebenso an jungen Pappeln. Das sonst so kartliche Polygonum japonicum hatte nicht weniger gelitten; nicht nur hingen die stark angebräunten Spitzen ihrer Blätter welk herab, sondern auch waren ihre Stengel im oberen Theile sämmtlich nach unten geknickt aus Grund der verhinderten Saftcirculation. Nach 4 Tagen hing Alles schlaff und gelb herunter. Keine Einwirkung des Frostes bei dieser Pflanze fand ich nur bei ihren kaum fusshohen Sprossbildungen oder da, wo viel Nebensprosse der mittleren Aeste vorhanden waren, oder endlich da, wo sie mehr geschlossen dastand. Im Gärtchen des Predigers Kohwalt in Grünthal, Kr. Berent, erfroren ebenfalls die Gurken (trotz Bedeckung), dann Kresse und Spinat, auch Pelar- gonien und Flascken-Kürbis; nicht minder vernichtet waren die Fruchtansätze von Kirschen und Erdbeeren; auch ein Edelfarn batte gelitten. Eine gleich kalte Nacht war die vom 24. zum 25. Mai, sowie die folgenden regnerischen Tage. Von Urban (25. Mai) heisst es, er sei der Zwiebeln Tod. Im Walde fand ich auch die Blätter von Astragalus glycyphyllos L. afficirt, besonders solche an ragenden Stengeln. Die Grundblätter von der bunten Garten-Lupine (Stolzer Heinrich) hingen schlaff herunter. Die Blätter von Klee, wenn schon gut entwickelt, fand ich ebenfalls an den Rändern ange- griffen und braunroth geworden. In Neuhof bei Gora wurde der Weizen roth, und zwischen Praust und Dirschau an der Bahn wurden die Wiesen schwarz. Bei Königlich Boschpol waren gewiss 2/3 des ganzen Roggens abgefroren. Der Boden ist dort stark eisenockerhaltig. — Vielfach hat man den Roggen bald nachher abgemäht, besonders wenn kein Klee hineingesäet war, dessen Wachsthum er dann nicht zu beschützen hatte. Um Decka, sowie in den forstgelegenen Dörfern auf Sand oder Torf an der Bahnstrecke Hoch Stüblau bis Könitz erschien der Roggen bald ganz weiss. Die ganze Einwirkung des Frostes zeigte sich um so fühlbarer, als die voraufgegangenen Wochen recht hohe Temperaturgrade aufwiesen und bei Sonnenschein das Wachsthum der ganzen Pflanzenwelt fast überstark ent- wickelt hatten. Ein Jeder hatte sich in Folge dessen, sehr zum Schaden, mit seinen ländlichen Arbeiten übereilt und glaubte mit der Natur gleichen Schritt halten zu müssen. Aus anderen Tbeilen der Provinz brachte die ,,Neue Westpreussische Zeitung“ der nächsten Tage folgende Angaben: Krojanke, 20. Mai. Nach der langen Reihe von sonnenhellen und warmen Tagen trat gestern Nachmittag bei heftigem Nordoststurm ein plötz- licher Temperaturwechsel ein, dem zur Nacht ein empfindlicher Frost folgte. Die Vegetation, welche sich unter dem wohlthuenden Einfluss der warmen 57 218 Frühlingssonne zu einer vielverkeissenden Ueppigkeit entfaltet hatte, ist arg mitgenommen. Gemüse und Kartoffeln, in Gärten wie in Feldern, sind bis auf wenige Ausnahmen total abgefroren, so dass eine Neubestellung vielfach erforderlich sein wird. Die Temperatur ist auch heute unverändert kühl, so dass eine Wiederholung des Nachtfrostes nicht ausgeschlossen ist. Christburg, 20. Mai. In der verflossenen Nacht hatten wir einen recht starken Frost, so dass die sämmtlichen Kartoffeln und auch ein grosser Theil des Roggens, welcher in der Blüthe steht, abgefroren ist; ebenso ist in den Gärten unter den Gurken und Bohnen ein grosser Schaden angerichtet; auch die Obstbäume scheinen gelitten zu haben. Marien werder , 20. Mai. In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag wüthete in unserer Gegend ein starker Frost. Derselbe hat vielfachen Schaden angerichtet, denn der Roggen, der in voller Blüthe stand, ist stellen- weise vollständig abgefroren, ebenso die Kartoffeln und das Gemüse. Der Roggen wird voraussichtlich in diesem Jahre sehr theuer werden. Pr. Stargard, 20. Mai. In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag hat sich, obgleich die gestrengen Herren doch schon vorüber, ein nicht unbe- trächtlicher Frost eingestellt. Noch des Morgens um 5 Uhr lag stellenweise starker Reif. An einzelnen Orten haben die Kartoffeln gelitten, und dem eben in die Blüthe tretenden Roggen dürfte der Frost auch nicht förderlich gewesen sein. Als Ersatz hierfür brachte die vergangene Nacht den schon lange ersehnten Regen in ziemlich ergiebigem Maasse und wird dieser der vielfach sehr zurückgebliebenen Sommerung hoffentlich ordentlich aufhelfen. Aus dem Kreise Flatow, 21. Mai. Der gestrige starke Frost hat hier viel Schaden angerichtet. Alle empfindlichen Gemüsearten, wie Bohnen, Gurken etc., sind total vernichtet. Auf den Feldern haben besonders Kar- toffeln, die stellenweise gänzlich erfroren sind, und Frühgerste sehr gelitten, vom Roggen dagegen nur der in der Blüte stehende. Weniger scheinen die bereits abgeblühten Obstbäume betroffen zu sein. Pr. Stargard. Der am Sonnabend Abend eingetretene Frost hat doch grösseren Schaden angerichtet, als sich zuerst erkennen liess. Neben dem Getreide haben besonders die Kartoffeln und die Gemüse gelitten, welche letztere theilweise total erfroren sind. Während in der Nähe der Stadt etwa 1 Grad Frost herrschte, war derselbe in der weiteren Umgebung bis auf 3 Grad, im Konitzer Kreise sogar bis auf 6 Grad (?) gestiegen. Auch in der Nachbarprovinz Pommern hat diese eine Nacht grossen Schaden angerichtet. Culm-Thorner Grenze, 23. Mai. Erst jetzt lässt sich der vom Frost angerichtete Schaden recht übersehen, und ist derselbe ein beträchtlicher. Kartoffeln, Erbsen und Gerste sind sehr stark mitgenommen, und müssen die letzten beiden stellenweise umgepflügt werden. Auch der Roggen, welcher bereits in Blüthe stand, wird sehr schlecht ausfallen. Krojanke, 25. Mai. Unsere Gärten und Felder haben durch den Frost bedenklich gelitten, so dass der niedergegangene Regen, der den Landmann 58 219 mit neuen Hoffnungen belebte, kaum den Schaden gutmachen wird, da die Niederschläge durch die stetig niedrige Temperatur, die sich Nachts bis zur Reifbildung abkühlt, in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden. Die Nachrichten über den Schaden, welchen die letzten Fröste in der Provinz Westpreussen angerichtet haben, lauten recht bedenklich. Darnach sind nicht nur grosse Flächen Roggen und Sommerung abgefroren, sondern sogar auch Weizen und Wiesen, und zwar ist überall dort der Frost am stärksten aufgetreten, wo das Feld eine vor dem Winde geschützte Lage hatte. Es würde nun, wie die „Westpreussischen Landwirtschaftlichen Mitteilungen* ‘ schreiben, voreilig erscheinen, wollte man bereits die ganze Ernte als ge- fährdet betrachten; die des Roggens aber darf man dreist heute schon als stark geschädigt ansehen. Nach dem so überaus wohltuenden Regen ist noch immer die nötige Wärme nicht wieder eingetreten, und es wird daher sehr über den Stillstand der Vegetation bei den Feldfrüchten im Gegensatz zu dem um so üppigeren Emporwuchern des Unkrautes geklagt. Der von den Maifrösten angerichtete Schaden trat aber erst bei der Ab- erntung so recht in die Erscheinung. Auf leichtem Boden sind die Aehren gänzlich oder aber doch zum grössten Theil leer, so dass in solchen Fällen nur von einer Strohernte die Rede sein kann. Einigermaassen gemildert wird dieser Ausfall durch die voraussichtlich gute Ernte der Sommerung, welche einen durchweg üppigen Stand hat. 59 220 Anlage C. Beiträge zur Kenntniss der Insecten des Bernsteins. Von Otto I leim, I) anzig. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er mit Vorliebe hinabsteigt in die gelieimnissvollen Tiefen der Vorzeit, von der er Kunde erhalten will, wie die Welt aussah und sich gestaltete, ehe die Morgenröthe des letzten Schöpfungstages über sie einbrach. Er verfolgt die Entwickelung zurück bis in jene fernste Zeit, als die ersten lebenden Geschöpfe auf der Erde ent- standen und sich dann in den darauf folgenden Epochen in üppigster Mannig- faltigkeit ausbildeten. Der Mensch durchforscht die Oberfläche der Erde, er gräbt in ihren Tiefen, um Trümmer und Bruchstücke zu finden, welche von dieser Vorzeit berichten; er legt diesen Fundstücken Fragen vor und erwartet von ihnen Antwort. Zu diesen Belagstücken aus weit zurückliegender Zeit gehören vor Allem die an unseren heimischen Gestaden verschüttet liegenden, hie und da von den Meereswogen zu Tage geförderten Bernsteineinschlüsse. Sie sind wohlerhaltene Grabstätten der damals lebenden Geschöpfe, Pflanzen und Thiere, welche uns Kunde bringen von dem Leben und Wirken dieser Geschöpfe, wie von ihrem Untergange und Tode. Unter allen Ueberbleibseln der organischen Welt, welche aus früheren geologischen Zeitabschnitten auf uns gelangt sind, zeichnen sich die Bernsteineinschlüsse durch ihre vorzügliche Erhaltung bis in die kleinsten Details aus. Sie reden eine lebendige Sprache zu uns von einer versunkenen Schöpfung aus frühester Tertiärzeit; sie beantworten unsere Fragen, wie es damals auf der Erde aussah, mit deutlicher Sprache. Sie berichten uns unter Anderem, dass die Scholle, welche wir jetzt bewohnen, einst mit mächtigen Waldungen bedeckt war, welche zum grössten Theile aus Fichten bestanden. Der Wald erstreckte sich weit über unsere Küste hinaus; wo jetzt das Meer rauscht, rauschten damals die Wipfel seiner Zweige, wo jetzt die Fische ihre Bahnen ziehen, zogen damals behende Insecten durch Wald und Feld und Luft. Die Bäume des Waldes waren ausserordentlich reich an Harz, es sammelte sich in grossen Massen im Innern der Stämme an, oder es trat an die Oberfläche und überzog als goldigklarer Balsam die Stämme und Zweige. Sein würziger Duft erfüllte die Atmosphäre, und oft, wenn die wärmende Sonne es verflüssigte, tropfte es herab auf den mit ver- modernden Pflanzentheilen bedeckten Waldboden. 60 221 Die Einschlüsse des Bernsteins berichten uns ferner, dass fast keines der damals lebenden Geschöpfe vollständig mit den heute lebenden übereinstimmt, dass ihre Arten von den heute lebenden verschieden sind, wenngleich die Gattungsmerkmale sich erhielten. Wenn wir von der Thatsache ausgehen, dass die Mannigfaltigkeit der Lebewesen sich bezüglich ihrer äusseren Gestalt den jedesmaligen Lebensbedingungen anschmiegt, so sagen uns die Bernstein- einschlüsse ferner, dass die Lebensbedingungen für die damals bei uns vor- handenen Geschöpfe nicht die gleichen waren, als jetzt, sondern nur ähnliche. Es herrschte unter anderem damals hier ein wärmeres Klima, etwa ein so warmes, wie zur Zeit im südlichen Italien oder im mittleren und südlichen Theile der Vereinigten Staaten Nordamerikas; denn die Existenz vieler der im Bernstein eingeschlossenen Insecten ist nach den uns vorliegenden Erfahrungen entweder direct an eine höhere Temperatur, oder indirect an Gewächse gebunden, deren Vorkommen jetzt nur in wärmeren Klimaten beobachtet wurde. In der That wuchsen damals neben der Bernsteinfichte, neben Eichen- und Taxus- Arten, Palmen, Zimmtbäume, Loorbeer, Thuja und andere Gewächse der wärmeren Zone, deren Beste, eingebettet im Bernstein, heute vorgefunden wurden (Conwentz, die Flora des Bernsteins, Danzig 1886). Von Insecten, deren Gattungen heute nur in wärmeren Zonen fortkommen können, und die im Bernstein gefunden wurden, erwähne ich hier die Familie der Termiten, von Käfern die Gattung Paussus , welche heute in Sicilien und Griechenland vorkommt, von Ameisen die Gattung Macromischa , jetzt in Afrika, von Neu- ropteren die jetzt in Nordamerika vorkommende Gattung Chauliocles , von Fliegen Diopsis , jetzt in Afrika und Indien. Diese und mehrere andere Gattungen gedeihen in unserem kälteren Klima nicht, sie sind bei uns aus- gestorben; andere gingen nicht unter, sondern gestalteten sich nur anders, indem sie sich in einzelnen ihrer Körpertheile, in der Skulptur, Grösse, Be- haarung u. a. dem veränderten Klima, der veränderten Vegetation und Boden- beschaffenheit anpassten. Im Allgemeinen aber herrschte unter den Insecten des Bernsteinwaldes ein gleich geschäftiges Leben und Treiben, wie noch heute. Sie durch- schwirrten und durchliefen den dufterfüllten Wald, sie nagten an den darin wachsenden Pflanzen, sie saugten den Saft der Blumen oder bohrten sich in Holz und Binde ein. Viele bekriegten sich unter einander, andere lebten friedlich neben einander und spielten und tanzten im Sonnenschein wie noch heute. Auch höher entwickelte Thiere existirten schon, und mannigfache Spuren ihres Daseins oder ihrer Thätigkeit hinterliessen sie in dem erhärteten Harze. Nur der Mensch lebte noch nicht und vermochte nicht handelnd in das Getriebe der Schöpfung einzutreten. Unter den Insectenordnungen ist es eine, welche im Bernstein besonders gut erhalten ist, es sind das die Zweiflügler, Dipteren, die ich hier etwas näher erörtern und durch Vorführung einiger Bepräsentanten illustriren will. Die Dipteren sind unter allen Insectenordnungen die am meisten im Bernstein 61 222 vertretenen. Es ist auch ganz natürlich, dass diese Thiere, welche das Luft- meer so leicht durchziehen können, am ehesten dazu geeignet waren, sich in das leichtflüssige Harz einzufangen, welches den Bernsteinfichten entquoll. Auch mögen sie damals noch zahlreicher anzutreffen gewesen sein als heute, im Yerhältniss zu anderen Insectenordnungen, welche ebenfalls in das flüssige Harz geriethen, wie die Wespen, Käfer, Spinnen und Wanzen. Bekanntlich theilt man die Dipteren in zwei grosse Familien ein, die Brachyceren mit kurzen, meist nur dreigliederigen, Fühlern und die Nemo- ceren mit langen mehrgliederigen Fühlern. Während nun heute die Brachyceren vorherrschen, waren im Walde, welchen die Bernsteinfichten bildeten, die Nemoceren in der Mehrzahl vorhanden. Der bekannte Dipterologe Loew äussert sich über den Grund dieser Erscheinung dahin, dass die meisten Nemoceren schlechte Flieger sind, welche sich nie in grosse Höhe erheben, dagegen lieben sie feuchte und vor Wind geschützte Localitäten und sind nur an solchen in überraschender Menge zu finden. Noch heute suchen die zarten Arten der Nemoceren mit besonderer Vorliebe die windstillen Sammel- plätze an umwachsenen Weihern und im Schutze dichter Waldbestände auf. Meine Sammlung von Bernsteineinschlüssen enthält mehr als tausend Stücke, welche Dipteren beherbergen. Nachstehende Familien und Gattungen, welche darin vertreten sind, führe ich hier an: Von den Nemoceren, den eigentlichen Mücken, finden sich im Bernstein die Tipuliden reichlich vor; oft sieht man ganze Schwärme darin. Sie zeichnen sich durch ihren schlanken Leib mit zarten dünnen Beinen aus, weshalb sie deutsch mit dem Namen Schlankmücken bezeichnet werden. Ihre Larven leben theils im Wasser, theils in feuchter Erde, auf Wiesen, selten auf Gebüschen und Hecken. Zu ihnen gehört unsere heutige, sehr gemeine Stechmücke, Culex pipiens L., von denen ich zwei Exemplare in Bernstein besitze, ein Männchen und ein Weibchen. Dieses Bernsteininsect gehört zu den sehr wenigen, welche mit der heute lebenden Art vollständig identisch sind, auf welchen Umstand zuerst Heer in seiner Flora tertiaria. 111, S. 309, aufmerksam machte. Die Gattung Chironomus , Zuckersüssmücke, findet sich ebenfalls häufig im Bernstein; ihre Larven leben im Wasser, es müssen mit- hin im Bernsteinwalde Wassertümpel, Teiche oder Flussläufe nicht gefehlt haben. Ferner sind vertreten die engere Gattung Tipula und die Gattungen Ceratopogon , Bartmücke, Limnobia , Wiesenschnacke, deren Larven in Holz- mulm und Schwämmen leben, Psychoda , Schmetterlingsmücke, ausgezeichnet durch ihre perlschnurförmigen Fühler, Cecidomyia , Gallmücke, welche in grosser Anzahl im Bernstein zu finden ist, oft in ganzen Schwärmen vereinigt. Ihr Vorhandensein spricht dafür, dass in dem Bernsteinwalde ausser Abietineen auch Laubbäume wuchsen, denn auf solche sind diese Zweiflügler angewiesen. Auf denselben Umstand weisen auch die vielfach im Bernstein verbreiteten Sternhaare von Eichen sowie zahlreiche sonstige Einschlüsse hin. 62 m Oie Pilzmücken, Mycetopkiliden, mit ihren Unterabtheilungen, sind ebenfalls eine der am häufigsten im Bernstein vertretenen Familien. Ihre Larven leben bekanntlich in Pilzen und Schwämmen, welche im Bernsteinwalde ohne Zweifel in grosser Zahl wuchsen. Die Gattung Sciara, Trauermücke, mit ihren zahlreichen Arten lebte im Bernsteinwalde auf Gesträuchen, im Grase und auf Blumen, ebenso, allerdings selten, die Gattung Simulia , Kriebelmücke. Die darin vorkommende Art ist ähnlich der heute lebenden Simulia Colum- batczensis , der gefährlichen sogenannten Kolumbatscher Mücke, welche in Ungarn oft als Landplage auftritt. Von Platyura , der Flachleibmücke, kommen mehrere Arten vor; daran reihen sich hier noch die Bibioniden, Haarmücken. Von den eigentlichen Fliegen, Brachyceren, führe ich zunächst an die Asiliden, welche mit Recht Raubfliegen genannt werden. Sie sind kühne und muthige Insectenjäger, welche sich durch besondere Mordgier auszeichnen; ebenso die Empiden, Schnabelfliegen, und die Leptiden, Schnepfenfliegen, welche ebenfalls ein räuberisches Leben führen. Sie kämpfen nicht allein mit anderen lnsecten, sondern auch unter sich. Ausgezeichnet ist unter ihnen die Gattung Thereva, Stilettfliege, deren Larven in der Erde leben, während das Insect selbst auf Strauchwerk seinem Handwerk nachgeht. Von allen Fliegen, welche im Bernstein Vorkommen, sind die häufigsten die Dolichopodiden, Langbeinfliegeu, mit ihren schlanken, hinten meist ver- längerten Beinen und dem kurzen Rüssel. Zu ihnen gehören die Gattungen Gymnopternus und Psilopus , die Dünnbeinfliege, welche mit ihrer zierlichen kleinen Gestalt schaarenweise die Waldgebüsche belebt. Die Tabaniden, Bremsen, sind in meiner Sammlung nicht vertreten, doch besitzt das Westpreussische Provinzial-Museum in der Menge’scheri Sammlung einen Silvius , Viehbremse, woraus geschlossen werden kann, dass im Bernsteinwalde grössere Säugethiere gelebt haben müssen, auf deren Blut diese Fliegen angewiesen sind. Darauf deuten auch die Haare hin, welche von grössseren Säugethieren herrühren, und welche hie und da im Bernstein eingebettet gefunden wurden. Von Beris , der Strahlenfliege, besitze ich zwei Exemplare in Bernstein. Ebenfalls zwei Exemplare von Diopsis, einer wunderlich gestalteten Fliegen- gattung, mit langgestielten Augen, heute nur in Afrika und Indien zu Hause. Die Raupenfliegen, Tachinen, deren Larven in Raupen und andern lnsectenlarven leben, sind ebenfalls im Bernstein vertreten, ebenso die eigent- liehen Fliegen, Musciden , Ton welcher Familie ich ein Stück besitze, welches zur engeren Gattung Musca gehört, die im Bernstein äusserst selten vorkommt, während sie heute zu den weitverbreitetsten Gattungen gehört. Die Gattun gAnthomyia, die eigentliche Blumenfliege, ist auch im Bernstein zu finden, woraus geschlossen werden kann, dass im Bernsteinwalde auch offene, sonnige und mit Blumen geschmückte Plätze bestanden, an welchen Orten sich die hierher gehörigen Fliegen herumzutummeln pflegen. Von Borborus , der Dünnbeinfliege, besitze ich nur zwei Exemplare; sie 63 224 lebt im Mist. Häufiger sind die Sirphiden, die Schwirrfliegen, sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich schwebend ohne sichtbaren Flügelschlag in der Luft über Blumen oder andern Pflanzentheilen halten. Ihre räuberischen Larven vertilgen Blattläuse und andere kleinere Thiere. Häufig kommt auch im Bernstein die Gattung Phora, die Bandnervfliege, vor. Sie charakterisirt sich namentlich durch ihre verdickten Schenkel. Hier will ich noch bemerken, dass in der Menge’schen Sammlung des Danziger Provinzial-Museums einige tausend Stücke von Bernstein sich befinden, welche Dipteren einschliessen, die zum Theil von dem verstorbenen Professor Dr. H. Loew in Meseritz nach Gattungen und Arten getrennt worden sind. Leider hat Loew nur über einen kleinen Theil dieser Thiere Schriftliches berichtet. Solches findet sich in dem Schulprogramm der Königlichen Real- schule von Meseritz aus dem Jahre 1880. Eine andere grosse Abtlieilung unter den Insecten sind die C ole opteren , die Käfer, von denen meine Sammlung gegen tausend Stücke enthält; ich lege ein kleine Anzahl derselben hier vor. Nachstehende Familien und Gattungen sind darin vertreten. Die Oarabiden, Laufkäfer. Die Mitglieder dieser auch heute bei uns zahlreich vertretenen Familie zeichnen sich durch ihre langen Beine aus, mit denen sie sich schnell und behende fortbewegen können, und durch ihre stark ausgebildeten Fresszangen und Kauwerkzeuge. Die meisten Carabiden sind vollendete Räuber, kühn und gewandt in ihren Bewegungen. Sie mögen im Bernsteinwalde wohl manche ihrer weniger starken Collegen angefallen und aufgespeist haben, denn nicht selten finden wir einzelne Chitin- und andere harte Theile von Käfern im Bernstein als Reste ihres Mahles eingestreut. Von der eigentlichen Gattung Carabus ; welche sich durch ihre Grösse aus- zeichnet, habe ich kein Exemplar im Bernstein beobachtet, dagegen sind manche Gattungen, die auch heute unter Fichtenrinde Vorkommen, recht zahl- reich vertreten, so die Gattungen Dromius und Metabletus. Dann fand ich noch unter den Carabiden einen schönen Calathus mit punktirt-gestreiften Flügeldecken, zwei durch weiche, flaumige Behaarung und zierliche Gestalt ausge- zeichnete Chlaenien, einige Pterostichen und Anchomenus , welche alle einst im Schatten des Waldes wohnten, um dort von ihren Verstecken aus ihre Raub- züge zu unternehmen. Auch die Gattung Amara, welche eine der wenigen unter den Caraben ist, die sich von Pflanzenstoffen nähren, fand ich im Bern- stein vertreten; dann ein Bembidium } ähnlich unserm heute allgemein ver- breiteten Bembidium lampros Herbst, einen Trechus , ähnlich unserm heutigen Tr. minutus Fahr. Wasserkäfer können selbstverständlich nur äusserst selten im Bernstein Vorkommen und dann auch nur solche, welche im Stande sind, sich durch Fliegen aus dem Wasser zu erheben, und welche auf diese Weise in das flüssige Harz gelangen. Ich besitze nur zwei, eine kleine Dytiscide und einen schönen Gyrinus , Taumelkäfer, so benannt, weil er sich munter und gewöhnlich 64 225 in glänzenden Schaaren vereinigt, auf der Oberfläche von Gewässern herum- tummelt. Die Staphyliniden, Kurzflügler, zeichnen sich ebenso wie die Carabiden durch ihre Raub- und Fressgier aus, sie sind heute bei uns die verbreitetste unter allen Käferfamilien. Zur Zeit des Bernsteinwaides waren sie in gerin- gerer Menge vorhanden, was um so wunderbarer erscheint, als Staphyliniden heute gerade in Wäldern unter Rinde, faulendem Laub und unter Pilzen in grosser Anzahl anzutreffen sind. Die Kurzflügler zeichnen sich, wie schon der Name andeutet, durch ihre auffallend kurzen Flügeldecken aus, welche den grössten Theil des langen, in Segmente getheilten Hinterleibes unbe- deckt lassen. Sie erinnern lebhaft an die allbekannten Ohrwürmer, welche ebenfalls im Bernsteinharze Vorkommen. Von Staphyliniden besitze ich im Bernstein die Gattung Äleochara, kleine überaus schnell bewegliche Thiere, welche heute zu den artenreichsten aller Käfer gehören. Sie besitzen unter der hornigen Oberlippe versteckt, sichelspitzige, innen meist gezähnte Kiefer. Ferner besitze ich die Gattungen Stenus, deren Arten an Gewässern und in der Nähe von Gewässern leben, StilicuSy Xantholinus , Oxytelus , Oxyporus, Tachyporus, Leptusa, Philonthus und Paederus- Arten, welche meist am Ufer von Flüssen und Bächen ihre Nahrung suchen. Dann enthält meine Samm- lung noch zwei von Dr. L. W. Schaufuss unter dem Namen Bembicioides inaequalis beschriebene Staphyliniden (Berliner Entomologische Zeitschrift Bd. XXXII, 1888, Heft II). Die Scydmaeniden und Pselaphiden meiner Sammlung hat zum grossen Theile ebenfalls Dr. L. W. Schaufuss beschrieben in zwei Arbeiten ,,Preussen’s Bernstein-Käfer. Scydmaeniden“, Meissen 1890 (Abdruck aus „Nunquam otiosus“, Mittheilungen aus dem Museum in Meissen, III), und „Preussens Bernstein - Käfer. Pselaphiden“, Haag 1890 (Abdruck aus Tijdschr. voor Entomologie. Deel XXXIII). Schaufuss hat 16 neue Gat- tungen unterschieden neben 8 schon bekannten recenten. Von den beschrie- benen Arten befinden sich in meiner Sammlung folgende: Scydn i aenidae. Cryptodiodon Schauf. corticaroides Schauf. unter No. 42 der Sammlung, Cyrtoscydmus Mötsch laticlavus Schauf. ,, ,, carinulatus ,, „ . „ capucinus , „ ,, titubans ,, S emnodioceras Schauf. halticaeforme ,, Palaeomastigus ,, Plelmi ,, Hetereuthici ,, elegans ,, Palaeothia ,, tenuitarsis ,, Heuretus ,, coriaceus ,, Electroscydmaenus ,, pterostichoides„ 65 38 u. 45 der Sammlung, 16, 17 u. 18 ,, 44 der Sammlung, 3 V V 32 „ 11 „ 13 ,, ,, 3 „ ^ 7 7 77 47 „ 15 m JPselaphidae . Greys Schauf. conciliator Schauf. . . unter No. 37 der Sammlung, Tychus Leach radians Schauf. 77 77 49 7 7 7 7 „ „ avus „ 77 77 4 7 7 7 7 Bryaxis Leach glabrella „ 77 77 31 7 7 77 ,, „ veterum ,, 7 7 77 28 u. 29 der Sammlung, Bythinus Leach tenuipes Schauf. 77 77 10 der Sammlung, ,, ,, foveopunctatus Schauf. 77 77 36 77 77 „ „ typicus Schauf. 77 77 9 7? 77 „ ,, caviceps Schauf. 77 77 12 77 7 7 Monyx Schauf. spiculatus Schauf. 77 77 48 77 7> Deuterotyrus Schauf. redivivus Schauf. 77 77 1 7 7 77 Batrisus Aube pristinus Schauf. (neben Greys ) 77 77 37 7 7 7 7 „ ,, antiquus Schauf. 7’ 77 24 77 7 7 Cymbalizon Schauf. tyr oldes Schauf. 77 77 6 7 7 7 7 Tyi'us Aubö electricus Schauf. 77 77 30 77 7 7 Dantiscanus Schauf. costalis Schauf. 77 77 35 77 77 Pantobatrisus Schauf. Cursor Schauf. 77 7? 14 7 7 77 Nugaculus Schauf. calcitrans Schauf. 77 77 23 77 7 7 Nugator Schauf. stricticollis Schauf. 77 77 40 7 7 7 7 Euplectus Leach lentiferus Schauf. 77 77 27 7 7 77 ,, ,, quadrifoveolatus Schauf. 7? 77 22 77 77 „ ,, Mozarti Schauf. 77 ,, 15 u. 41 der Sammlung, Beter euplectus Schauf. retrorsus Schauf 77 77 20 der Sammlung. Die Scydmaeniden sind kleine Tkiere, nur 1 bis höchstens 3 Millimeter lang, sie leben unter Steinen, Kehricht, Baumrinden und in Ameisenhaufen. Ihre eilfgliederigen Fühler verdicken sich allmählich zu einer Keule. Die Pselaphiden sind ebenfalls sehr kleine Tkiere, den Stapkyliniden sehr ähnlich, sie besitzen unter anderem ebenso wie diese verkürzte Flügeldecken; ihre Füsse haben nur drei Glieder mit gewöhnlich doppelter Kralle. Auch sie gesellen sich gern zu den Ameisen; einige Arten dieser Familie leben mit den Ameisen geradezu in einem freundschaftlichen Verhältnisse; sie werden von ihnen gehätschelt, gepflegt, gefüttert und in Gefahren beschützt. Die Pselaphiden scheuen das Licht, sind nur Nachts munter und beschäftigt, Tags verbergen sie sich unter Pflanzenmoder, alten Rinden, Moos und Steinen. Ihre Nahrung besteht aus kleinen Tkieren, namentlich verzehren sie gern Milben. Da Ameisen und Milben recht häufig im Bernstein Vorkommen, so lässt sich daraus schliessen, dass auch schon zur Zeit des Bernsteinwaldes das enge Verhältnis der bezeichneten Tkiere zu einander bestanden hat. Ich fahre nun in der Aufzählung der in meiner Sammlung von Bern- steineinschlüssen vorhandenen Käfer fort: Histeriden, Silphiden und Trickopterygiden, welche Familien in faulenden Pflanzenstoffen und Aas leben. Ich besitze unter anderen die 66 227 Grattungen Catops und Colon, welche gern in der Abenddämmerung herum- fliegen, ferner Käfer aus den Familien der Paussiden und Anisotomiden. Die Paussiden leben heute nur in wärmeren Klimaten, und man schliesst unter anderem hieraus, dass zur Zeit der Bernsteinbäume hier ein wärmeres Klima herrschte. Phalacriden, Tr ogo sitiden, Peltiden, deren flachgedrückte Gestalt schon ihre Lebensweise in Bindenspalten verräth, Nitiduliden, von diesen die Gattung Rhizophagus, welche unter Baumrinden lebt. Zu den Bewohnern der Baumrinden gehören auch die beiden grossen Familien der Cucujiden und Colydiiden, unter denen die Gattungen Cicones, Endophloeus und Sil- vanus vertreten sind. Die heute bei uns so überaus reich vertretene Familie der Scarabaeiden ist im Bernstein ausserordentlich selten. Um so häufiger finden sich darin die Cryptophagiden und Lathridiiden, kleine, langgestreckte Käfer mit dreigliederiger Keule, welche meist von fauligen Pflanzenstoffen leben; Dermestiden, die von todten thierischen Stoffen leben; Byrrhiden, kugel- förmig gestaltete ungeflügelte Käfer, welche sich mit Vorliebe auf trockenem, sandigem oder steinigem Boden aufhalten. Buprestiden, mit B, echt Pracht- käfer genannt, deren Larven meist unter Binden leben, waren nicht seltene Bewohner des Bernsteinwaldes, ln meiner Sammlung befinden sich einige sehr schöne Exemplare, ebenso von der verwandten Familie der Eucnemiden. Die am häufigsten im Bernstein vertretenen Käfer sind die Elateriden, Schnellkäfer. Dieser Name bezieht sich auf die bekannte Eigenthüm- lichkeit, dass diese Käfer, auf dem Bücken liegend, sich plötzlich mit Gewalt emporschnellen, um wieder auf die Beine zu kommen. Dies Emporschnellen geschieht mittelst eines am Vorderbrustbein angefügten Stachels, welcher in eine Grube der Mittelbrust einschnappt, wenn der auf dem Bücken liegende Käfer sich plötzlich gerade streckt. Diese Käfer zeigen ferner die Eigenthümlichkeit, sich beim Herannahen einer ihnen feindselig erscheinenden Macht todt zu stellen und lange in diesem Zustande zu ver- harren. Diese letztere Eigenthümlichkeit theilen sie mit den Anobien, welche im Bernstein ebenfalls nicht selten eingeschlossen Vorkommen; es sind das die bekannten Klopfgeister in unseren Wohnungen. Dies Klopfen, welches mit dem Ticken einer Taschenuhr die grösste Aehnlichkeit hat, bewirkt der Käfer mittelst seiner harten Kiefer, welche beim Zerstören des Holzes thätig sind, indem dieselben regelmässig an das Holz schlagen. Das Holzmehl auf dem Boden und unter den Möbeln unserer Zimmer ist das Besultat ihrer zer- störenden Thätigkeit. Auch im Bernstein findet man dasselbe häufig und dies beweist uns, dass diese Klopfgeister schon damals ebenso verderblich hausten als jetzt. Eine der darin befindlichen Anobien hat die grösste Aehnlichkeit mit dem heute bei uns vorkommenden Anobium emarginatum Dft. Von Elateriden befinden sich in meiner Sammlung die Gattungen Athous, Cardiophorus, Agriotes , Limonius, Cryptohypnus und ein sehr eigentümliches 67 15* 228 Thier mit langen schwertförmigen Endgliedern der Fühler. Von Anobien mehrere Xyletinus- Arten, die im Holze leben7 und Apate, ein walzenförmig gestalteter Käfer, welcher ebenfalls Gänge im Holze macht, dann die Gattung Anobium selbst in grosser Menge. Hier schliesst sich unmittelbar an die Familie der Lymexyloni den, von denen ich zwei sehr schön erhaltene Exemplare, Hylecoetus und Artactocerns besitze. Von den sogenannten Weichkäfern finden sich im Bernstein häufig die Cyphoniden, kleine eiförmige Käfer mit abwärts gebogenem Vorderkörper und langen Flügeldecken, welche auf Blumen leben; ferner Dascylliden und vor allem die Familie der Telephoriden, von denen die meisten zu den auch jetzt allgemein verbreiteten Gattungen Cantharis und Rhagonycha gehören, dann noch Malthinus und Malachius. Sie leben auf Blumen, in Gesträuchen und auf Gräsern; ebenso die Familie der Cie ri den, unter denen Trichodes besonders hervorzuheben ist, welcher in mehreren Exemplaren im Bernstein vertreten ist. Alle diese Käfer sind ein Beweis dafür, dass der Bernsteinwald auch freie, sonnige und blumige Plätze in sich schloss, welche diesen Thieren zum Aufenthalte dienten. Auch Leuchtkäfer, Lampyriden, zu denen bekanntlich unsere sogenannten Johanniswürmchen gehören, leuchteten schon damals wie heute mit eintretender Dunkelheit im Walde. Die Familien der Melyriden, Salpingiden, Pyr ochroiden, Oede- meriden, Ptiniden, Tenebr ioniden, Diaperiden, Helopiden, Opa- triden, Pimeliden, Cisiden, Cisteliden und Melandryiden lebten ebenfalls im Bernsteinwalde, von den letzteren häufig die Gattung Xylophilus , ebenso Orchesia. Von den auf Gesträuchen und Blumen lebenden Anthiciden fand ich im Bernstein Notoxus und Euglenes. Von den durch eine lange gekielte Hinterleibsspitze und schmales, senkrecht herunterhängendes Haupt ausgezeichneten Mordellen besitze ich unter anderen Anaspis und Scraptia. Die überaus formenreiche und scharf charakterisirte Familie der Curcu- lioniden, der Rüsselkäfer, ist im Bernstein im Yerhältniss zur Jetztzeit spär- lich zu finden. Sie zeichnen sich dadurch vor allen übrigen Käfern aus, dass sie einen mehr oder minder langen Rüssel besitzen, an dessen Spitze ein sehr kleiner Mund mit feinen Fresswerkzeugen liegt. Ihre Fühler sind an der Seite des Rüssels eingelenkt und fast immer knieförmig gebogen und an der Spitze keulenförmig verdickt. Ihre Larven leben in Früchten, namentlich Samen, sie fressen auch Blätter. Zu den Rüsselkäfern gehört unter anderen in meiner Sammlung ein Phyllobius , welcher ein goldiggrünes Schuppenkleid trägt und punktirte Streifen auf den Flügeldecken hat, dann mehrere andere Phyllobien, Apion, mit langem schmalen Rüssel, mehrere Sitones, Mecinus, Bagous und Ceutorhynchus . Den Curculioniden schliessen sich an die ebenfalls im Bernstein vorkommenden Anthribiden und Bruchiden; ferner das grosse Heer derBostrychiden undHylesinen, der eigentlichen Waldverwüster, kleiner unansehnlicher Thiere von walzenförmiger Gestalt, welche sich massenhaft vei- 68 229 mehren und die bestbestandenen Waldungen zu Grunde zu richten im Stande sind. Sie fressen sowohl als Larven, wie auch im ausgebildeten Zustande Rinde, Bast und Holz. Die wunderlich gekrümmten und verworrenen Gestalten ihrer Bohrgänge in der Borke und im Splint sind bekannt. Auch in den Holzresten der Bernsteinbäume sind diese, noch heute erhalten, aufzufinden. Die kleinen pilzartigen Auswüchse auf ihren Leibern, welche wir hie und da heute bei ihnen beobachten, fehlten auch nicht zur Bernsteinzeit. Zu den grössten Feinden der Borkenkäfer gehören Spechte und andere Waldvögel, welche im Walde der Bernsteinfichte, allerdings nur in beschränkter Anzahl gelebt haben, denn Vogelfedern gehören zu den seltensten Einschlüssen im Bernstein. Die Cerambyciden, Bockkäfer, sind ebenfalls im Verhältniss zur heutigen Zeit nicht häufig im Bernstein zu finden. Sie zeichnen sich durch eine kräf- tige, trotzige Gestalt aus, durch stark hervortretende Oberkiefer und Zähne und durch ihre langen Bockshörner. Ich fand im Bernstein unter anderen Lep- tura und Notorrhyna. Die letztere ist unserer heutigen N. muricata Dalm. fast völlig gleich. Ich besitze sieben Stücke davon im Bernstein; sie muss also wohl damals recht häufig gewesen sein; die jetztige Art lebt nur im süd- lichen Deutschland. Die Larven der Cerambyciden bohren lange Gänge im Holze und in Rinden, in denen sich dann auch das ausgebildete Insect bei Tage aufhält. Sie sind geborene Waldfrevler. Die Reste ihrer Verwüstungen sieht man oft als Bohrspähne im Bernstein eingebettet. Nächst den Elateriden kommen am häufigsten im Bernstein die durch ihren schönen Farbenglanz sich auszeichnenden Chrysomeliden vor. Ihre Larven sind sehr gefrässige Pflanzenzerstörer; auch die ausgebildeten Käfer fressen noch das Parenchym der Blätter. Viele dieser Bernsteinthiere haben mit den heute lebenden Arten grosse Aehnlichkeit, so ein Cryptocephalus, der sich von unserm Gr. sericeus nur durch kleinere Gestalt und blaue Farbe unterscheidet. Einige der kleinsten Chrysomeliden, die auch im Bernstein vertreten sind, so die Gattung Hctltica, zeichnen sich durch dicke Hinter- schenkel aus und können aussergewöhnlich weit springen, oft tausend Mal so weit, als ihr Körper lang ist. Eine andere Art dieser Käferfamilie, eine Lema , scheint von den Nadeln der Fichte selbst gelebt zu haben, sie ist häufig im Bernstein vertreten; von Herrn Director Camillo Sch aufuss wurde sie 1891 unter dem Namen Electrolema baltica beschrieben. Dann ferner die Gattung Eumolpus, und auch Eonacia, welche auf Schilf oder anderen Wasserpflanzen zu leben pflegt. Von der engeren Gattung Chrysomela besitze ich eine von Schaufuss bestimmte Art: Chr. minutissima. Von Erotyliden habe ich aus Bernstein die Gattungen Engis und Tri- toma, von Endomychiden Mycetina. Schliesslich führe ich hier noch au die Familie der buntschillernden Coccinelliden, die sogenannten Marienkäfer, die auch heute in unsern Nadel- waldungen zu Hause sind. Sie nähren sich von Blatt- und Schildläusen, von 69 230 denen sie grosse Mengen vertilgen, wodurch sie recht nützlich wirken. Ihre halbkugelige Gestalt ist oft sehr zierlich gezeichnet; ihre Beine haben nur drei Glieder und können ganz in oder an den Körper zurückgezogen werden. Zu ihnen gehört auch die Gattung Scymnus, welche auch heute noch häufig in Fichtenwaldungen anzutreffen ist. Von den hier angeführten Coleopter en und Dipteren sind es, wie schon erwähnt, nur vereinzelte, welche mit den heute bei uns lebenden identisch sind. Auf den ersten Blick scheint das oft der Fall zu sein, man glaubt be- stimmte Bekannte zu finden. Bei genauerer Besichtigung jedoch stellt sich heraus, dass doch Unterschiede bestehen. Oft sind es nur geringe Abweich- ungen im Bau der Fühler oder Tarsenglieder, in der Form des Brustschildes, in der Farbe, Grösse oder Behaarung. Bei andern treten die Unterschiede sogleich in die Augen, die Gestalt ist eine andere geworden, wenngleich die Gattungsmerkmale erhalten blieben. Es ist das ja auch ganz natürlich und wird jetzt allgemein angenommen, dass die belebten Geschöpfe sich im Laufe der verschiedenen Schöpfungsabschnitte unter veränderten Lebensbedingungen in ihrer körperlichen Beschaffenheit ebenfalls verändert haben. Beobachten wir doch, dass solche Aenderungen selbst heute vor unseren Augen vor sich gehen, vornehmlich bei Pflanzen, dann aber auch bei niederen Thieren. So tritt bei gewissen Insecten eine kräftigere oder längere Behaarung ein, wenn sie in ein kälteres Klima versetzt werden, ihre Gestalt wird eine kleinere, gedrungenere. Je länger die neuen Einwirkungen an dauern, je mehr Genera- tionen von ihnen betroffen werden, desto weiter entfernt sich das Insect von seiner ursprünglichen Gestalt. Auch mag die Verlangsamung oder Beschleu- nigung in der Entwickelung aus dem Larvenzustande manches hierzu bei- tragen; vor allem aber die Nahrung auf die Farbe des betreffenden Insects und die Art und Weise, wie es sich die Nahrung und den Aufenthaltsort verschaffen muss, auf die Form einzelner seiner Gliedmaassen einwirken. Ebenso verschieden, wie von den heute lebenden Insecten sind die im Bernstein eingeschlossenen auch von den Insecten, welche in Erdschichten gefunden werden, die älteren geologischen Epochen angehören, als der Bern- stein. Die älteste Formation, in welcher Insecten gefunden wurden, ist die der Steinkohlen; es wurden darin namentlich Neuropteren und Orthop- teren gefunden, also Insecten, wie unsere heutigen Libellen und Schaaben. Dathe fand im Thonschiefer am Ostabhange des Eulengebirges, welcher zur Steinkohlenformation gehört, auch Flügeldecken von Käfern. Dipteren und Lepi- dopteren wurden in der Steinkohlenformation bis jetzt niemals gefunden. Neuestens berichtet Brogniart in der Sitzung der Pariser Academie vom 21. Mai 1894, dass Fayol aus den Steinkohlenschichten von Commentry eine grosse Anzahl von fossilen Insecten zusammengebracht hat, welche den Neuropteren, Orthopteren, Homopteren und Tliysanuren (Flügellosen) ange- 70 231 hören. Alle waren von den jetzt lebenden verschieden. Unter den Neuropteren dieser Fundstücke befinden sich Termiten und Libellen von riesenhafter Grösse. Die Neuropteren besassen nicht vier, sondern sechs Flügel, also so viele, wie jetzt nur noch bei den Larven von Termiten Vorkommen. Brog- niart ist deshalb der Ansicht, dass unsere Insecten von Urtypen abzuleiten sind, die nicht nur sechs Füsse hatten, sondern auch sechs Flügel, eine Ein- richtung, die sich jedoch im Laufe der Zeit nicht bewährte, so dass viele Insecten heute sogar Zweiflügler geworden sind. Die Homopteren der Stein- kohlenzeit sahen unsern Laternenträgern ähnlich, besassen aber statt der kurzen Antennen langeFülilkörner. Yon den Coleopteren scheinen die Curcu- lioniden am frühesten aufgetreten zu sein. Heer führt aus der Trias Curcu- lionites prodromus an, im Lias des Aargau sieben Arten Curculioniden. E. Geinitz (Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklen- burg 1894, pag. 71,) fand in der oberen Lias von Dobbertin in Mecklenburg Käferreste aus den Familien der Carabiden, Elateriden, Buprestiden, Ciste- liden, Nitidularien, Curculioniden, Gyriniden und Cyplioniden. Aus der Jura- formation des Solenhofener Schiefers führt Vogt eine Libelle an, die leider sehr unvollkommen erhalten ist. Alle diese Insecten aus den ältesten Formationen sind verschieden von den Insecten des Oligocäns, welche im Bernstein vertreten sind. Zu bedauern ist nur, dass die Insecten der älteren Formationen nicht ebenso gut erhalten sind, als die des Bernsteins, dann würde man im Stande sein, die allmählichen Uebergänge von einer Form in die andere besser zu verfolgen, als es jetzt der Fall ist. 232 Anlage D. Entomologische Notizen (1895). Von C. G. A. Brischke^ Langfuhr. 1. In dem zweiten Nachtrag zu den Beobachtungen über die Blatt- und Holzwespen1) habe ich eine Blattwespe als Blennocampa apicalis beschrieben 2), während Kaltenbach in seiner Arbeit über die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insecten auf Seite 78 dieselbe Blattwespe unter dem Namen Blennocampa Tiliae beschreibt. Er fand seine Larven bei Aachen 1870 auf Linden; ich sammelte meine Larven hier in Heiligenbrunnen bei Danzig 1884 und 1885 auf der kleinblätterigen Linde. 2. Die Blattwespe, welche ich aus Agrimonia Eupatoria L. erzog, ist nicht, wie Kaltenbach angiebt, Fenusa pygmaea Hart, sondern eine neue Art, die ich Fenella Agrimoniae nannte, und mit welcher auch die Beschreibung Kalten- bachs übereinstimmt, denn die Wespen von Fenusa pygmaea leben nicht auf Agrimonia, sondern auf Eichen. 3. Im Juni 1868 fand ich bei Langfuhr fast alle Blätter einer mächtigen, Jahrhunderte alten Eiche auf der Oberseite mehr oder weniger hell grünlich grau infolge des Frasses von Minirlarven, während ich solche Blätter in den Wäldern nur vereinzelt an traf. Die Larve ist 7 mm lang, gelblich grün, der Kopf ist hell rothbraun, das erste Segment hat oben einen hornartigen, schwarz- braunen Querfleck, der in der Mitte der Länge nach getheilt ist, Segment 2 mit schmalem, schwarzem Querstriche auf den folgenden Segmenten scheint das Rückengefäss grün durch. Die kegelförmigen Brustfüsse sind schwarz- braun mit hellen Gelenken. Auf der Unterseite hat das erste Segment einen rothbraunen Kehlfleck, der einen schwarzen Mittellängsstreif und jederseits nach hinten noch einen ebensolchen Fleck hat. Die Segmente 2 und 3 haben je einen schmalen schwarzen Querstrich, der auf Segment 3 kürzer ist als auf 2. Später wird die Larve einfarbig bräunlich-gelb und etwas kürzer. Ich zählte in einem Blatte über 50 Larven. 4. Die Larve, welche in Potentilla reptans L. lebt, ist nicht Fenusa pyg- maea Hart., wie Kaltenbach meint, sondern eine ganz neue Art. Auf der Frischen Nehrung fand ich am 3. August 1874 ganz ähnliche Gänge in 0 Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. VII. Band, 1. Heft. 1888. 2) Auf Seite 5 des Separat- Abdrucks = Seite 10 des Heftes. 72 233 Potentilla Tormentilla Schrk., welche ich mit denen in Potentilla reptans L. für gleich halte. Ich konnte aber aus beiden Arten keine Wespen erziehen; es wäre wünschenswerth, wenn Jemand diese beiden Arten erziehen möchte. 5. In diesem Jahre wurden in Langfuhr in der Gärtnerei des Herrn Ray- mann viele Raupen von Sphinx Nerii L. gefunden, welche aber nicht auf Oleander- bäumen lebten, auf denen sie sonst stets gefunden wurden, sondern auf Sinn- grün (Vinca major). Ungefähr 20 sind gesammelt worden, mehrere aus Un- kenntniss vernichtet. Ende August gingen die meisten in die Erde und im Anfänge des September waren sie schon Puppen geworden, die in diesem Monat wohl noch Schmetterlinge liefern werden. Im Jahre 1868 war auch ein sehr heisser Sommer, in welchem Herr R. Grentzenberg ungefähr 60 Raupen von Sphinx Nerii L. sammelte, die auch fast alle in demselben Jahre Schmetterlinge lieferten. Der Schmetterling scheint hier bei uns überhaupt nicht so selten zu sein, wie man glaubt. Vor einigen Jahren erhielt ich aus Neuenburg an der Weichsel 6 Puppen, die aber starben; dort sollen die Raupen alle Jahre auf Oleander zu finden sein. 234 Anlage E. Weichthiere aus Westpreussen. Nachtrag. Yergl. Schrift, d. Naturf. Ges. in Danzig N. F. Bd. V. H. 1/2 und H. 4 und Bd. VI. H. 4. Yon E. Schumann, Danzig. 1. Limax variegatus Drap, fand ich 1887 in einem Keller am Wall- platze. Diese Nachtschnecke ist bekanntlich über alle Erdtheile verbreitet und dürfte auch in anderen Kellern der Stadt unter Brettern leicht aufzu- finden sein. 2. In der Gattung Planorbis zeichnet sich die Abtheilung Segmentina durch Lamellen im Innern des Gehäuses aus. Clessin führt in seiner deutschen Excursionsmolluskenfauna 2. Aufl. zwei Formen, welche Rossmässler nur als Varietäten derselben Art ansieht, als getrennte Arten auf, nämlich Segmentina nitida Müll, und S. Clessini Westerl. — Eine Revision meiner Sammlung hat ergeben, dass beide obengenannten Arten in Westpreussen Vorkommen. Die häufigere ist Segmentina Clessini West., während ich S. nitida Müll nur von einem Fundorte bei Riesenburg besitze. Herr Prof. Simroth hat meine Bestimmung bestätigt. Nach Clessin findet sich S. Clessini vorzugs- weise im nördlichen Europa, in Schweden, Dänemark, Belgien, England, geht aber auch bis nach Ungarn hinunter. — E. Merkel giebt in seiner Mollusken- fauna von Schlesien 1894 an, dass die zuletzt genannte Art auch für die Umgebung von Breslau die häufigere ist. 3. Von Anodonta complanata Ziegl., welche Muschel bisher noch nicht mit Sicherheit aus der Provinz nachgewiesen ist, befindet sich ein Exemplar im Provinzial-Museum leider ohne Fundortsangabe. 4. Ferner bewahrt das Provinzial-Museum einige besonders grosse Exemplare von Anodonta mutabilis Clessin var. cygnaea L. auf. Ein von dem so früh verstorbenen Botaniker Hellwig 1883 in Bojanowo im Kreise Schwetz gesammeltes Exemplar ist 155 mm lang, 80 mm breit und 50 mm dick. — Ein von Fräulein Lemcke in Rombitten in Ostpreussen gefundenes Exemplar ist 185 mm lang, 85 mm breit und 70 mm dick. Endlich ein aus einem Torfstich in Abbau Grabau, Kr. Pr. Stargard, durch Herrn Gutsbesitzer König gesammeltes Exemplar misst sogar 190 mm in der Länge, 95 mm in der Breite und 83 mm in der Dicke. Aelmlick grosse Exemplare sollen dort nach seiner Angabe häufig sein. 74 235 5. Von Patula rüder ata Stud. konnte ich bisher nur einen einzigen Fundort in der Provinz angeben, nämlich Osche im Kreise Sch wetz. 1892 habe ich ein Exemplar im Walde bei Oliva in der Nähe von Freuden thal gefunden. 6. Für Sphaerium scdldianum Norm, habe ich im ersten Nachtrage nur die Altwässer der Weichsel bei Dirschau als Fundorte angegeben. Seit- dem habe ich diese Muschel auch bei Danzig in der Mottlau, sogar bis in die Stadt hinein, in Menge gefunden. 75 236 Anlage F. Bericht über die Haase’sche Excursion im Kreise Karthaus mit besonderer Berücksichtigung der Myriapoden. Von Di*. Max Grrentzenberg. Um niedere Thierformen zu sammeln, unternahm der Zoologe Dr. E. Haase aus Königsberg im Aufträge desWestpreussiscken Botanisch-Zoologischen Vereins Pfingsten 1890 eine Excursion in den Karthäuser Kreis. Vor ihm war dieser Theil Westpreussens auf seine Thierwelt hin — besonders die niedere — noch wenig untersucht worden. Beiträge zur geographischen und naturgeschichtlichen Beschreibung des Kreises Karthaus hat S. S. Schultze geliefert im Schulprogramm der Real- schule zu St. Johann, Danzig 1869, und in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig1)- In der ersten Abhandlung ist indessen die geogra- phische Beschreibung und in der zweiten, die eine zoologisch - botanische Excursion im Oktober 1878 beschreibt, mehr die botanische Seite berücksichtigt worden. Unter den aufgezählten Thierformen befinden sich hauptsächlich Ver- treter der Wirbelthiere. Mehr Aufmerksamkeit widmete der Thierwelt dieses Kreises, besonders der Klasse der Insecten, Brischke auf zwei Excursionen, nach Seeresen im Juni 1886 und nach Babenthal im Juni 1890, worüber gleichfalls in diesen Schriften berichtet ist2). Die Seenfauna dieser Gegend ist von 0. Zacharias und A. Seligo untersucht und die Resultate dieser Untersuchungen sind auch in diesen !) In dem Bericht über die 2. Wunder- Versammlung des Westpreussischen Botanisch-Zoolo- gischen Vereins zu Marienwerder 1879. Schrift, der Naturf. Gesellschaft in Danzig. N. F. Band IV. Heft 4. 1880. 2) In den Berichten über die 9. und 14. Wander- Versammlung des Westpreussischen Bo- tanisch-Zoologischen Vereins zu Schlochau 1886 und Neustadt 1891. Schrift, der Naturf. Gesellsch. in Danzig. N. F. Band VI. Heft 4. 1887 und Band VIII. Heft 1. 1892. 76 237 Schriften niedergelegt worden1). Bei häufigeren Untersuchungen dürften in- dessen noch manche interessante Thierformen gefunden werden. Wenn nun erst nach fünf Jahren ein Bericht über die Haase’sche Ex- cursion veröffentlicht wird, so hat dies seinen Hauptgrund darin, dass, nach- dem Haase das gesammelte Material zum grössten Theile bestimmt hatte bzw. hatte bestimmen lassen, er durch anderweitige Verpflichtungen verhindert wurde, die Veröffentlichung zu bewerkstelligen. Er begab sich im Mai 1891 nach Bangkok, um die Leitung des dortigen Königl. Siamesischen Museums zu übernehmen; daselbst erlag er, wenige Tage vor seiner Bückkehr in die Heimat, im April vorigen Jahres den Einwirkungen des dortigen Klimas. Er hatte gehofft, wie aus einem Schreiben an den Westpreussischen Botanisch- Zoologischen Verein hervorgeht, nach seiner Rückkehr aus Bangkok fernere Excursionen nach derselben Richtung ausführen zu können und dann die Re- sultate im Zusammenhang herauszugeben. Im Herbst vorigen Jahres ersuchte Herr Prof. Dr. Conwentz mich, das von Haase gesammelte Material durchzusehen und einen Bericht darüber an- zufertigen. Er übergab mir das von Haase über die Excursion geführte Tage- buch, seine Aufzeichnungen und sonstigen auf diesen Gegenstand bezüglichen Notizen, nach denen die Anfertigung dieses Berichts ausgeführt wurde. Die Excursion dauerte 14 Tage — vom 20. Mai bis zum 2. Juni — und war vom ungünstigsten Wetter begleitet. „Wenn nun schon“ — nach einer Notiz Haase's — „eine nur ein Mal in einer bestimmten Gegend ausgeführte Excursion von so kurzer Zeit uns kein vollständiges Bild über die Verbreitung der Thierformen, speciell der niederen, geben kann, so wird dies noch viel weniger der Fall sein können, wenn während dieser Zeit regnerisches und kaltes Wetter herrscht, einümstand, der naturgemäss die vielseitige Beschäf- tigung des Zoologen in ungleich höherem Maasse behindert, wie die des Botanikers. Während die’ Pflanzen nolens volens an ihrem Standorte aus- halten und sich finden lassen müssen, sucht der grösste Theil der Thierwelt sich ein trockenes Plätzchen, ein Versteck. So wird besonders die Beobach- tung der Vögel und Schmetterlinge und das Aufsuchen blumenbesuchender Insecten erschwert. Das Streifen mit dem Netz im nassen Grase ermüdet und bringt nichts ein; selbst die W asserthiere verbergen sich. So bietet dann nur das mühsame Sammeln im Holz, unter Steinen und Rinde geringe Beute und dies ebenfalls weniger, als an schönen Tagen, da die Feuchtigkeit und Dunkel liebenden Nachtthiere bei diesem Wetter auch überall anders Schutz finden, als unter Steinen, die zur warmen trockenen Zeit ihnen allein zum Aufenthalt dienen. Diese Ungunst des Wetters wird es erklären, dass die Ausbeute — besonders an flugtüchtigen Insecten — so gering ausfiel.“ D Zacharias in dem Bericht über die 9. Wander- Versammlung des Westpreussischen Bota- nisch-Zoologischen Vereins zu Schlochau 1886. Schrift, d. Naturf. Gesellsch. in Danzig. N. F. Band VI. Heft 4. 1887. Seligo in den Schrift, d. Naturf. Gesellsch. in Danzig. N. F, Band VII. Heft 3. 1890. 77 238 Die von Haase abgesuchten Ortschaften sind: Kahlbude, Bembernitz- Thal, Lappin, Seeresen, Umgegend von Karthaus, Remboschewo, Chmielno Ostritz, Thurmberg, Babenthaler Forst, Zuckau. Was die Beschaffenheit des durchforschten Terrains anbetrifft, so ist es für den Zoologen ein sehr dankbares. Bewaldete Berge, theils Laubholz, theils Nadelholz, theils beides enthaltend, wechseln mit langgestreckten Thälern und lichten Stellen ab. Sanft abfallende Abhänge, feuchter Boden- grund, das Vorkommen von Steinen, unter denen viele Thiere ihren Aufent- haltsort haben, das alles sind für den Sammler günstige Momente. Die zahl- reichen Seen und Tümpel, die kleinen Wasserläufe, die die Gegend durck- schneiden, ermöglichen zugleich eine Berücksichtigung der im Wasser lebenden Thier formen. Ich lasse zunächst ein Verzeichniss der von Haase gesammelten und an das Provinzial-Museum eingeschickten Arten folgen. Daran schliesse ich die von ihm gemachten und in seinem Tagebuche enthaltenen Bemerkungen über Thierformen, die er sonst noch im Karthäuser Kreise beobachtet hat. Zum Schlüsse habe ich die Resultate zusammenzustellen versucht und kurze Be- schreibungen einiger für Norddeutschland neuer und interessanter Thier- formen — es handelt sich hierbei hauptsächlich um Myriapoden — gegeben. Die echten Spinnen sind von Herrn Prof. Ber tkau-Bonn, die Käfer von Herrn Landgerichtsrath Steiner-Königsberg, die Schnecken und Muscheln von Herrn Prof. Schumann-Danzig, die Wanzen von Herrn Conservator Künow- Königsberg, die Tausendfüsser, ein Theil der Hautflügler und Zweiflügler von Haase selbst, und der Rest — es kamen noch einige Netzflügler, Zweiflügler und Käfer in Betracht — ist von mir bestimmt. Die Fundorte sind, soweit ich sie in den Verzeichnissen ermitteln konnte, angegeben. Classis Gasteropoda. Limax maximus L. var. cinereus List. Kahlbude. var. cinereo-niger Wolf. Thurmberg. Hyalina radiatula Aid. var. petronella Charp. Chmielno. Zonitoides nitida Müll. Lappin. Avion empiricorum Fer. Karthaus, Kahlbude. A. subfuscus Drap. Karthaus, Babenthal. Helix rotundata Müll. Babenthal. H. hispida L. Seeresen, Kahlbude, Chmielno. H. hortensis Müll. Kahlbude, Lappin. Clausilia plicata Drap. Babenthal. CI. bidentata Ström {nigricans Pult.) Babenthal, Kahlbude. CI. orthostoma Menk. Babenthal. Succinea putris L. Kahlbude. S. Pfeifferi Rossm. Kahlbude, Chmielno, Lappin. Limnaea stagnalis L. Chmielno. 78 239 Limnaea auricularia L. Babenthal. L, ampla Hart. Kahlbude. L. palustris Müll. Klostersee bei Karthaus. L. truncatula L. Ostritz. Physa fontinalis L. Karthaus. Planorbis marginatus Drap. Babenthal. Ancylus lacustris L. In der Radaune bei Kahlbude. Valvata piscinalis Müll. Kahlbude. Bythinia tentaculata L. Ostritz. Neritina fluviatilis L. Ostritz. Classis Lamellibranchiata. Calyculina lacustris Müll. var. S teinii A. Schmidt. In der Radaune bei Kahlbude. Pisidium fossarinum Cless. Kahlbude. P. pulchellum Jen. Kahlbude. Classis Insecta. Ordo Ooleoptera. Farn. Carabidae. Carabus violaceus L. cT Thurmberg. Babenthal. C. hortensis L. Thurmberg, Babenthal. C. nemoralis 111. Thurmberg, Kahlbude. C cancellatus Fbr. Karthaus, Thurmberg. Procrustes coriaceus L. Thurmberg. Broscus Cephalotes L. Thurmberg. Clilaenivs holosericeus Fbr. Babenthal. Pterostichus ( Eeronia ) niger Schall. Thurmberg. Pt. vulgaris L. cT Thurmberg, Babenthal. Pt. lepidus Lsk. cT Thurmberg, Karthaus, Chmielno. Pt. nigrita Fbr. Libellula, Phryganea , Puppen von Lampyris, Serica holosericea , Feronia. Classis Arachnoidea. Ordo Araneina. Fa m 4 Epeiridae . Epeira patagiata CI. Karthaus, Seeresen, Kahlbude, Lappin. E marmorea var. pyramidata CI. Kahlbude, Bembernitz-Thal. E. sclopetaria CI. J Ostritz. E. cornuta CI. Kahlbude. E. cucurbitina CI. Kahlbude, Bembernitz-Thal, Karthaus. E. quadratci CI. J Karthaus. E. Westringii Thor. Karthaus. Cyclosa conica de Geer. Karthaus. Tetragnatha extensa L. § Karthaus, Seeresen, Lappin, Kahlbude. Meta segmentata CI. Karthaus, Kahlbude, Bembernitz-Thal, Babenthal. F a in . Theridi idae. Theridium sisyphium CI. cf Lappin. Pachygnatha Clerckii Sund. $ Lappin. P. Listen Sund. } Bembernitz-Thal. Pedanostethus lividus B. § Thurmberg. 84 245 Fa in. Amaurobidae * Dictyna arundinacea Thor. $ Kahlbude, Karthaus, Amaurobius fenestralis Thor. § u. (f Lappin. Farn. Agelenidae . Cicurina cicur Panz. § Thurmberg. Fa in. Argyronetidae. Argyroneta aquatica CI. Schwarzer Teich bei Karthaus. F a in . Drassidae . Drassus troglodytes C. Koch J Babenthal. Prosthesina Petiveri Scop. J Kahlbude, Beinbernitz-Thal, Thurmberg. Fant. Lyco&idae . Trochosa terricola Thor. 5 Babenthal, Karthaus. Lycosa amentata CI. § Babenthal, Lappin. Tarentula miniata C. Koch } Thurmberg. Fa in . Ph il odro midae. Micrommata virescens Cb $ Babenthal. Philodromus aureolus Thor. § Kahlbude, Beinbernitz-Thal. Farn. Thoinisidae. Misumena vatia CI. J Karthaus. Xysticus cristatus Cb J u. c? Babenthal, Kahlbude. Farn. Attidae . Heliophanus ßavipes C. Koch J Karthaus. Hasarius falcatus Cb J Karthaus. Ausserdem befinden sich in der Sammlung drei noch nicht vollständig entwickelte Lycosiden, deren Bestimmung wegen ihrer äusseren Aehnlichkeit mit manchen Pardosa- Arten nicht möglich war und eine weibliche Micryphan- tide, deren Bestimmung ohne zugehöriges Männchen ebenfalls schwierig ist. Qrdo IPhalangina. Phalangium parietinum Hbst. Chmielno. Perastoma brevicorne C. Koch. Kahlbude. Opilio albescens C, Koch. Karthaus. 0. fuscatus C. Koch. Chmielno. Ordo carina. Trombidium holosericeum L. Babenthal, Kahlbude. Limnochares holosericea Latr. Schwarzer Teich bei Karthaus. 85 246 Classis Myriapoda. Ordo Chilopoda. Farn. Lithobiidae . Lithobius forficatus L. Karthaus, Thurmberg, Kahlbude. L. mutabilis C. Koch. Thurmberg, Karthaus, Kahlbude, Babenthal. L. pelidnus Haase. Karthaus. fj. calcaratus C. Koch = octops Menge. Babenthal. L. erythro cephalus C. Koch = pleonops Menge. Karthaus, Seeresen, Thurm - berg, Babenthal. L. crassipes C. Koch. Thurmberg, Babenthal. L. curtipes C. Koch. Thurmberg. Fam. Geophilidae. Geophilus ferrugineus C. Koch. Thurmberg, Karthaus. G. pro ximus C. Koch. Lappin, Thurmberg, Karthaus, Kahlbude. G . ( ScJienclylo ) nemorensis C. Koch. Karthaus. Ordo Symphyla. Scolopenclrella Immaculata Newp. Kahlbude, Thurmberg. Ordo Diplopoda. Fam. Chordeumidae. Chorcleuma silvestre C. Koch. Babenthal, Thurmberg. Fam. Julidae. Isobates raricornis C. Koch — semisulcatus Menge. Kahlbude. Julus londinensis Leach. Lappin, Kahlbude, Seeresen, Chmielno. ,/. luridus C. Koch. Kahlbude, Bembernitz-Tbal. ./. vagabundus Latzei. Kahlbude, Babenthal, Chmielno. J. sabulosüs L. Kahlbude, Bembernitz-Thal, Thurmberg, Chmielno. Fam. JPolydesmidae . Polydesmus complanatus L. Babenthal. Brachydesmus superus Latzei. Karthaus, Seeresen. Fam. j Polygon idcte, Polyzonium germanicum Br. Karthaus, Thurmberg. Classis Crustacea. Ordo Amphipoda. Gammarus ßuviatilis Ros. Kahlbude, Ostritz. Ordo Isopoda. Asellus aquaticus Ol. Lapp in, Kahlbude, Ostritz. Porcellio pictus Br. Chmielno. 86 247 Porcellio conspersus Br. Kahlbude. P. treslineatus Br. Kahlbude, Seeresen. Armadillidium pictum Br. Babenthal. Ligidium Personii Br. Ostritz. Classis Annelides. Lumbricus rubellus Hofm. Radaune. Tubifex rivulorum D’Ud. Kahlbude. Clepsine verrucosa 0. F. M. Nephelis vulgaris Moq.-Tand. Kahlbude, Lappiu, Ostritz, besonders zahlreich im Trzebnosee. Aulostomum gulo Moq.-Tand. Karthaus. Clepsine sexoculata Bergm. Lappin, Ostritz. Classis Nemathelminthes. Mermis nigrescens Duj. Babenthal, Kahlbude, Ostritz. Classis Bryozoa. Fredericella sultana Gerv. Ostritz. Yon sonstigen Thierformen im Kreise Karthaus, auf die Haase seine Beobachtungen gerichtet hat, wären noch zu erwähnen: Grosse Steissfüsse, Podiceps , am Lappiner See, ferner der rauhfüssige Bussard, Buteo lagopus. Unter den Nagern traf er häufig Hypudaeus amphibius an, Mus silvaticus und AI. rattus, letztere indess schon selten; unter den Amphi- bien Rana esculenta und R. temporaria in besonders kleinen Formen häufig. Am Thurmberg beobachtete er zwei eigenthümliche gelbliche Erdformen von Triton taeniatus mit dunkel gesäumtem Längsbande über dem Rücken und rauhiger warziger Haut. Solche Formen sind nach seiner Angabe in den Karpathen häufiger zu finden. In moorigen Tümpeln bei Ostritz fing er junge kiementragende Larven derselben Art. Ellritzenbrut, Phoxinus laevis , war sehr zahlreich im Radaunegraben der Mühle bei Kahlbude. Yon Käfern wären noch zu erwähnen: Cicindela hybrida , Agabus abbre- viatus, Cleonus varius; von Schmetterlingen: Pieris napi, P. brassicae , Anthocharis cardamines, Thecla rubi, Plusia gamma , Spilosoma latricipeda; von Tausend- füsseru: Julus foetidus C. Koch, der sich an mehreren Stellen zahlreich fand; zu den vorhin schon im Yerzeichniss aufgezählten und von Haase für die Provinz neu gefundenen Arten zugezählt, würde dies die zehnte sein, ferner eine Scolioplanes- Art, die ebenfalls für die Provinz neu sein dürfte, aber nicht weiter berücksichtigt werden darf, da eine Angabe der Species fehlt, und eine Tropisoma- Art, jedenfalls Tr. ferrugineum C. Koch, die schon von Menge in einem einzigen Exemplar bei Kahlbude gefunden ist. Als bemerkenswerthe Formen unter den Würmern wären hervorzuheben eine Euaxes in einem Tümpel bei Kahlbude, die zu fangen ihm nicht gelang, 87 248 zahlreiche Lumbriculm, im Boden eingewühlt; in der Radaune und im Lappiner See grosse schwarze Planarien, Planaria torva und PI. lactea, in einem Tümpel bei Borowo ein Microstomum. Im Trzebnosee fand er eine Plumatella- krt , zn den Bryozoen gehörig. Aus vorstehendem Verzeichniss ergiebt sich, dass die Klassen der Spinnen und Tausendfüsser verhältnissmässig die grösste Anzahl für Westpreussen und auch theilweise für Norddeutschland neuer Arten aufweisen. Von Spinnen kommen sieben Arten in Betracht, die in Menge’s und Ohlert’s Abhandlungen über Preussische Spinnen nicht erwähnt sind. Von ihnen dürften vier Arten, nämlich: Epeira Westringii Thor., Pedanostethus livi- dus B., Tarentvla minicita C. Koch, Basarius falcatus CI. nicht nur für West- preussen, sondern überhaupt für Norddeutschland neu sein, da sie auch in Dahl’s analytischer Bearbeitung der Spinnen Norddeutschlands nicht ent- halten sind. Besondere Beachtung verdient die Klasse der Tausendfüsser, Myriapoda. Als Myriapodenforscher - — Haase hat die Myriapoden Schlesiens eingehend bearbeitet — widmete er dieser Klasse auf der Excursion seine besondere Aufmerksamkeit, und da die durchforschte Gegend jene Bedingungen enthält, die für das Vorkommen dieser Thierformen nöthig sind, nämlich Feuchtigkeit und Schatten, so war die Ausbeute an neuen Formen in dieser Thierklasse bedeutender als in anderen. Die Tausendfüsser bilden eine Klasse des Thierkreises der Arthropoden und sind insofern interessant, als sie verwandschaftliche Beziehungen zu den Würmern, insbesondere der Klasse der Ringelwürmer, aufweisen, da ihr Körper ebenfalls aus gleichartigen und deutlich gesonderten Segmenten besteht. Das unterscheidende Merkmal von den Würmern besteht in dem Besitz sechs- bis siebeugliederiger Beine, die oft in grosser Zahl auftreten können. Der Bau des Kopfes wie auch der inneren Organe stimmt nahezu mit dem der Insecten überein. Die Tausendfüsser sind getrennt-geschlechtlich. Die Weibchen legen die Eier haufenweise in die Erde. Die ausschlüpfenden Jungen haben häufig eine geringere Anzahl von Segmenten und Beinpaaren, ein Umstand, der die Bestimmung erschwert, da man in vielen Fällen im Zweifel sein kann, ob man es mit Jugendstadien oder ausgewachsenen Thieren zu thun hat. Sie leben auf dem Lande an dunklen und feuchten Orten. Ihre Nahrung, die sie des Nachts suchen, besteht aus kleinen lebenden Thieren oder aus verwesen- den pflanzlichen und thierischen Substanzen. Einige nützen durch Vertilgung schädlicher Insecten, andere schaden durch Zerstörung von lebenden Pflanzen- theilen oder durch ihren giftigen Biss. Vor Haase hat Menge in Westpreussen, freilich nur in der nächsten Um- gebung von Danzig, — Jäschkenthal, Ohra, Weichselmünde, am Stadtgraben — Tausendfüsser gesammelt und in den Neuesten Schriften der Naturforschenden 3* 249 Gesellschaft in Danzig, Band IV, Heft 4. 1851, die Resultate seiner Forschung veröffentlicht. Er zählt in seiner Abhandlung „Die Myriapoden der Umgebung von Danzig“ 24 Arten auf, darunter auch die Glomeris marginata, die zwar von ihm selbst trotz eifrigen Suchens nicht hat gefunden werden können, die aber nach einer Notiz von Z ad dach über die Fauna Preussens, in den Preussischen Provinzialblättern 1846, im Nordosten unserer Monarchie, und zwar bei Pr. Eylau, vorzukommen scheint. Die 24 von Menge gefundenen Arten sind: 1) Polyxenus lagurus Labr., 2) Glomeris , von Menge bei Danzig vergeb- lich gesucht; eine vor weltliche Art hat er im Bernstein entdeckt. 3) Julus sabulosus L. 4) J. londinensis Leach. 5) J. terrestris L. 6) J. nemorensis C. Koch. 7) J. varius C. Koch. 8) Isobates semisulcatus Menge — varicornis C. Koch. 9) Nopo julus punctulatus Menge = Dlanjulus pulchellus C. Koch. 10) Poly- zonium germanicum Br. 11) Craspedosoma Ratclinsii Leach. 12) Cr. marmora- ium C. Koch. 13) Cr. tenuicolle Menge mu labile Latzei. 14) Tropisoma ferrugineum C. Koch. 15) Polydesmus complanatus Latr. 16) P. acutangulus Menge = denticulatus C. Koch. 17) Lithobius forficatus L. 18) L. octops Menge = calcaratus C. Koch. 19) L. pleonops Menge = erythro cephalus C. Koch. 20) L. quadridentatus Menge = melano cephalus C. Koch. 21) Geophilus electricus L. 22) G ferrugineus C. Koch. 23) G. nemorensis C. Koch. 24) Scolopendrella Immaculata Newp. Menge’s Abhandlung, die 1850 erschien, ist späteren Forschern auf diesem Gebiete nicht bekannt gewesen, so z. B. C. Koch, der 1863 „Die My- riapoden Deutschlands“ herausgab und dabei mehrere neue Gattungen und Arten aufstellte, die schon von Menge beschrieben waren. So ist Menge’s Autorschaft bei den Myriapodenarten leider verloren gegangen. Hierzu kommen die zehn von Haase für die Provinz neu gefundenen Arten: 1) Lithobius mutabilis1 2) L. pelidnus , 3) L. crassipes} 4) L. curtipes, 5) Geophilus proximus, 6) Chordeuma silvestre , 7) Julus luridus, 8) J . vaga- bunduSj 9) J. foetidus, 10) Brachydesmus superus. Zählt man dazu noch 2 Arten: Geophilus ( Linotaenia ) crassipes C. Koch und Geophilus ( Stenotaenia ) linearis C. Koch, die von Menge gesammelt, sich im Provinzial-Museum befinden, von ihm aber nicht publicirt sind, so würde sich die Zahl der bei uns vorkommenden Myriapodenarten auf 36 belaufen. Hiermit dürfte indessen die Zahl der westpreussischen Arten noch nicht erschöpft sein, da Haase unter den 68 schlesischen Arten 9 aufzählt, die ihr Verbreitungsgebiet sowohl in Süddeutschland, als auch in Dänemark und Schweden haben. Diese werden sich bei häufigeren Untersuchungen auch bei uns finden, daneben wohl noch einige andere speciell nordische Arten. Im Folgenden will ich als Ergänzung zu Menge’s Abhandlung: „Die My- riapoden der Umgebung von Danzig“ eine Beschreibung der vorhin erwähnten 12 Arten geben. Der Beschreibung zu Grunde gelegt ist der Text aus Haase’s „Schlesische Chilopoden und Diplopoden“ und Koch’s „Die Myriapoden Deutschlands“. 89 25° Lithobius mutabilis C. Koch. Es giebt hiervon 2 Formen: L. suevicus Mut. und L. sudeticus Latzei et Haase, die sich in der Färbung besonders unterscheiden; erstere ist mehr bräunlich gelb, auf den Rückenschildei n mit dunkelem Keilfleck und kommt in der Ebene vor; letztere dunkel kastanienbraun bis hell rothbraun, auf dem Rücken erloschen gebändert. Die in der Sammlung enthaltene Form scheint, soweit sie sich noch bestimmen lässt, L. sudeticus zu sein. Fühler über 22gliederig, ziemlich stark behaart, wie der ganze Körper. Schleppbeine des Männchens tiefgefurcht, ohne Höcker, zweiklauig. Rollt sich bei Gefahr zusammen, was man bei Lithobien sonst nicht beobachtet. Länge 5 — -6 mm. Allgemein verbreitet. JAthobius pelidnus Haase. Unterscheidet sich wenig von der vorigen Art, die Schleppbeine einklauig. Die Färbung ist ein helles Bräunlichgrau. Kopf rostroth, Fühler gelblich, Beine und Bauchschilde weisslich- Eine zierliche Art, 9 — 12 mm lang. Ziem- lich selten unter Moos. Diese Art wurde von Haase zuerst im Oderwalde bei Oldau gefunden. In Steiermark kommt sie ebenfalls vor. Lithobius crassipes C. Koch. Fühler nicht über 22gliederig, Schleppbeine stets einklauig. Endkralle der weiblichen Genitalanhänge drei lappig. Kastanienbraun, Kopf dunkler, Bauch- schilde und Beine schmutzig gelb, letztere mit roth gelben Endgliedern. Länge 9 — 12 mm. In Schlesien ist diese Art äusserst selten. Haase hat nur 2 Exemplare im Oderwald bei Oldau gefunden. Im Karthäuser Kreise fand er vier Exemplare. Sonst aus Schweden und Dänemark — dort sehr häufig — , Baiern, Oesterreich, Spanien, Algier bekannt. Lithobius curtipes C. Koch. Schleppbeine des Männchens mit einem kleinen Auswuchs am fünften Gliede, der das sechste überragt. 14. Beinpaar zweiklauig. Hellröthlichbraun bis dunkelkastanienbraun. Kopfspitze heller. Die 3 letzten Beinpaare rost- gelb. Die letzten Glieder auffallend hell. In Schlesien überall bis auf die höchsten Kämme hinauf, sonst noch in Schweden, Belgien, Baiern, Oesterreich bekannt. Geophilus proximus C. Koch. Die Bauchschilde zeigen drei tiefe parallele Längsfurchen, die nach dem ersten Drittel des Leibes allmählich flacher werden. Am 10. — 17. Schilde Chitin Verdickungen. Die ersten 17 Rückenschilde sind sehr gläuzend, an den Rändern rostgelblich, und zeigen 2 tiefe, später zu Furchen werdende Längs- grübchen. Die Farbe des besonders nach hinten verschmälerten Körpers ist ockergelb, Kopf und Beilippe, worunter das zur Nahrungsaufnahme umge- staltete erste Beinpaar zu verstehen ist, etwas dunkler. Anzahl der Beinpaare 47 — -53. Länge des Leibes 35 mm. 90 251 Geophilus (Linotaenia) crassipes C. Koch. Die Bauchschilde zeigen eine feine gelbe Längsfurche und seitlich davon je ein röthlich gelbes rundliches Feld. Der letzte Bauchschild ist sehr lang, zugespitzt und der schmälste von allen. Die Schleppbeine des Männchens sind ausserordentlich keulenförmig verdickt und etwas abgeflacht. Die Eud- klaue ist winzig klein. Der mehr vorne als hinten verschmälerte Körper ist rostgelb, die Bauchschilde weisslich. Zahl der Beinpaare 45 — 57. Länge des Thieres 22 — 56 mm. Bei einigen ist ein Leuchten beobachtet worden. Geophilus ( Stenotaenia ) linearis €. Koch. Körper schmal bandförmig, blassgelb, der Kopf an der Hinterhälfte rost- gelb, kaum länger als breit, sehr glatt und glänzend, am Vorderrande schwach gerundet. Fühler kurz, dreimal so lang als der Kopf. Auf dem Rücken der vorderen Ringe 2 sehr feine Furchenstriche. Endschild halbrund und mit kurzen Härchen am Rande und unten besetzt. Bauchschilde sehr glänzend, flach mit einer Strichfurche an den Seiten und einem Grübchen in der Mitte. Schleppbeine kurz. Zahl der Beinpaare 75 — 79. Länge des Thieres 50 — 60 mm. j Brachydesmus s uper us Latzei. Halsschild quer elliptisch, hinten seicht ausgeschnitten, vorne halbkreis- förmig und mit drei Reihen Höckerchen besetzt. Der zweite Rückenschild ist breiter als der Halsschild, am Aussenrande schwach dreizähnig mit etwas vorspringenden Hinterecken. Die Spitze des Endschildes stumpf, seitlich mit zwei kleinen Wärzchen und einzelnen Borsten besetzt. Farbe des kaum 10 m langen und nur 1 mm breiten Thieres weisslich bis rostbräunlich, am vorderen Ende oft ins Rostrothe übergehend. In Schlesien und Oesterreich weit ver- breitet, H aase fand bei Karthaus zwei Exemplare. Chordeurna silvestre 0. Kocli. Ziemlich schlank, hinten mehr als vorne verschmälert, oft etwas seitlich zusammengedrückt, gelblich-weiss bis hellrostbraun, am Rücken gelb bis rauch - braun verdunkelt und mit hellen Punkten besäet. Kopf und Fühler bräunlich, Bauch und Beine blass. Halsschild halbmondförmig, vorne schwach gerandet, mit sechs feinen, kurz beborsteten Höckerchen besetzt Ringe in der vorderen und hinteren Hälfte gleich hoch, stark gewölbt, glatt, der Länge nach fein nadelrissig. Beine lang und borstig. Länge des Leibes 14 — 16 mm. Bei den Männchen oft das Endglied des 1. und 2. Beinpaares unten kammiörmig ge- fiedert. Jul us luridus C. Koch. Ziemlich dick und plump, glatt, kaum behaart. Grundfarbe gelbbraun oder schmutzig braun, vordere Ringhälfte dunkelbraun, sodass der Leib geringelt erscheint. Kopf, Halsschild, Beine rostfarben. Zahl der Ringe beim Männ- chen 40 — 50, beim Weibchen 44 — 58. Vordere Hälfte der Ringe so breit als die hintere, sehr fein chagrinirt. Hintere Ringhälfte mit sehr dichten und 91 252 feinen Faltenstreifen. Analsebild feinkörnig, in ein stumpfes, vor dem Ende abgeflacht verbreitertes Schwänzchen ausgezogen. Letzte 2 — 3 Ringe beinlos. Beine kurz. Männchen 20 — 30 mm, Weibchen 25 — 40 mm. Von dieser Art fand LI aase ein Exemplar bei Kahlbude. Das Thier ist nach Latzei in der Waldregion der Alpenwälder recht häufig, sowohl unter faulendem Laube, als auch in Baumstümpfen. Julus vagabundus Latzei. Körper dünn und schlank, der vordere Theil der Ringe blaugrau, der Hintertheil braun, fein gestreift mit hellem Rande. Unterseite gelblich weiss- lich. Kopf dunkelbraun. Ringe am Hinterrande vereinzelt mit Borsten besetzt, die an Zahl bei den letzten Ringen zunehmen. Fühler etwas länger als der Körper breit, dunkelbraun, mit wcisslichen Borsten besetzt. Zahl der Ringe 40 — 50. Analschild geschwänzt, das Schwänzchen mit langen Borsten besetzt. Beine kurz, behaart. Länge des Leibes 30 mm. Julus foetidus C. Koch. Ziemlich gedrungen, vorne ein wenig verjüngt, matt glänzend, lang be- haart, gelbgrau bis dunkel rauchbraun, Unterseite blass. Zahl der Ringe beim Männchen 38 — 43, beim Weibchen 39 — 45. Halsschild abgerundet eckig mit 6 — 13 tiefen Längsstreifen. Ringe mit groben und sehr tiefen Furchen. Anal- schild kurz abgestumpft, lang behaart. Beine ziemlich kurz und dicht behaart. Die beiden letzten Ringe beinlos. Länge des Männchens 20 — 36 mm, des Weibchens 24 — 36 mm. Die häufigste unter allen Julus- Arten, besonders in Gärten von Städten gemein, wo sie etwas feuchte Localitäten meist in kleineren Gesellschaften bewohnt. Haase fand sie an mehreren Stellen im Karthäuser Kreise in zahlreichen Exemplaren. Aus der Klasse der Insecten sind für Westpreussen neu vier Käferarten zu verzeichnen: 1. Hydroporus vagepictus Fairm., 2. Helodes minuta L. var. laeta Panz., 3. Lochmaea scinguinea Fbr., 4. Galeruca pusilla Duft. Besonders interessant ist das Vorkommen von Hydroporus vagepictus Fairm. Nach Seidlitz ist diese Art nur als eine Varietät von H. palustris L. aufzufassen. H. palustris L., eine weit verbreitete und auch bei uns nicht selten vor- kommende Art, variirt sehr leicht. Charakteristisch für diese Art ist eine am Seitenrande der Flügeldecken auftretende gelbe Längsbinde, die nach hinten durch eine dunkele Längslinie in zwei Aeste, einen inneren und einen äusseren, getheilt wird. Die Beschaffenheit des inneren Astes ist von Bedeutung für die Varietäten. Bei der Varietät vagepictus Fairm. ist der innere Ast der Längsbinde nach innen ohne Ausbuchtungen in zwei hinter einanderliegende schmale Linien aufgelöst. Diese Varietät ist sonst nur aus Portugal und den Pyrenäen bekannt. Die übrigen drei Arten haben ihr Verbreitungsgebiet in Europa bis Schweden und Finland. Für Westpreussen war, soweit ich ermitteln konnte, ihr Vorkommen bis jetzt noch nicht festgestellt. Herr Stadtrath Helm, der 92 253 ein genaues Verzeichnis über westpreussische Käfer führt, gab mir in dieser Angelegenheit bereitwillig Auskunft, wofür ich ihm an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche. Die Hauptmerkmale der drei Arten sind nach Seidlitz kurz folgende: Helodes minuta L. var. laeta Panz. Analsegment des Männchens mit einer schmalen länglichen Grube, am Hinterrand schmal ausgerandet, Oberseite kurz und anliegend behaart; meist die Spitzen der Flügeldecken schwarz, bisweilen Spitze und Naht schwarz. Lochmaea sanguinea Fbr. Seiten des Halsschildes gerundet, die ganze Oberseite und die Beine roth; beim Männchen die Gruben des Halsschildes, 2 Längslinien jeder Flügeldecke und die Schultern schwarz. Länge 3,5 — 3,8 mm. Galer uca pusilla Duft. Flügeldecken feiner punktirt als bei den anderen Arten, die zwei letzten Abdominalsegmente und die ganze Oberseite gelbbraun; meist die Schulter- beule, selten ein Längsfleck auf den Flügeldecken schwarz. Länge 3,5 mm. 93 254 Anlage G. Bericht über meine vom 11. Juni bis zum 5. Juli 1894 ausgeführte zoologische Forschungsreise im Kreise Schwetz von Albert Protz-Berlin. Von Seiten des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins wurde mir der Auftrag zu Theil, den Kreis Schwetz in zoologischer Hinsicht zu durchforschen, wofür ich dem geehrten Vorstande des Vereins meinen ver- bindlichsten Dank ausspreche. Es sollten auf dieser Reise namentlich die bisher nur wenig beachteten Mollusken, Myriapoden und Würmer gesammelt werden. Ich richtete daher mein Augenmerk fast ausschliesslich auf diese Thierklassen und sammelte systematisch nebenbei nur noch Wassermilben. Am 10. Juni trat ich meine Reise an. Ich fuhr von Berlin bis zur * Stadt Schwetz, wo ich am Morgen des 11. Juni anlangte und bald, nach dem Auspacken der Sammelgeräthschaften etc., einen Recognoscirungsausflug in die Umgegend der Stadt unternahm. Da die malerische Umgegend alles zu bieten schien, was einem die genannten Thiergruppen sammelnden Zoologen guten Erfolg verspricht, nämlich Messendes und stehendes Wasser, üppige Wiesen- gründe, mit Gestrüpp bewachsene Anhöhen, altes, theilweise verfallenes, von Kraut überwuchertes Gemäuer und gemischten Wald, so beschloss ich, am Orte längere Zeit zu verweilen und für wenigstens eine Woche Quartier zu nehmen. Ich fand auch bald in Herrn Lehrer Pompecki einen kundigen Führer, der mir in liebenswürdiger Weise seine freie Zeit opferte und mich auf verschiedene interessante Stellen des Gebietes aufmerksam machte. Die direct nordöstlich von der Stadt sich erhebenden Teufelsberge, welche steil und zum Theil terrassenförmig zum Schwarzwasser und zur Weichsel abfallen und von ihrer beträchtlichen Höhe einen weiten Ausblick über die Weichselniederung gestatten, ergaben eine dankenswerthe Ausbeute. Unter Buschwerk und Gestrüpp sammelte ich hier von Mollusken: Vitrina pellucida, Hyalina crystallina , Conulus fulvus, Arion empiricorum, A. subfuscus, Helix pyg- maea, H . pulcliella , H. costata , II. bidens , H. hispida, H. strigella, H. arbus- torum , H. pomatia , Buliminus tridens , Cionella lubrica , Pupa muscorum , P. 94 255 minutissima , P. pusilla , Clausilia plicata, Cl. pumila , Succinea oblonga. Von Myriapoden wurden beobachtet: Lithobius forficatus , L. erythroeephalus, L. crassipes, Geophilus ferrugineus , Polyxenus lagvrus , Polydesmus complanaius , Julus sabulosus , J. fallax, J. pusillus. Die Würmer waren vertreten durch die Oligochaeten: Allolobophora chlorotica, A. caliginosa , Buchholzia appendiculata , Henlea ventriculosa, II, lepto- dera, Fridericia dura. Letztere Art ist für Deutschland neu und war bisher nur aus Norwegen bekannt. Am Fusse der Teufelsberge, wo die mit üppigem Pflanzenwuchse be- deckten Uferwiesen des nahen Flusses sich anschliessen, gelang es mir, ausser den an solchen Localitäten häufigen Mollusken, eine in Schweden und Däne- mark verbreitete, in Deutschland aber äusserst seltene Pupa- Art, Vertigo moulinsiana (V. ventrosa ) in zahlreichen ausgewachsenen Exemplaren aufzu- finden. Sie sass unter schattigen Erlenbüschen an feuchten Carex- und Petasites- Blättern in Gesellschaft ihrer nächsten Verwandten, Vertigo antivertigo und V angustior. Hier zeigten sich auch wieder Allolobophora chlorotica und A. caliginosa , ferner Fridericia ratzelii und Fr. striata, an sehr nassen Stellen Limax laevis und Conulus praticola. Jenseits des Schwarzwassers fand ich zwischen dem zerfallenen Gemäuer der alten Burg und der katholischen Kirche: Limax agrestis , L. laevis, Vitrina pellucida, Arion subfuscus, Helix pygmaea, H. pulchella , II. costata, II. hispida, II. arbustorum, II. pomatia, Cionella lubrica , Pupa muscorum , P. minutissima, Succinea putris , Lithobius forficatus , Julus fallax, J. sabulosus und viele Lumbriciden. Auf den umliegenden Wiesen und Aeckern wrar besonders der den Ackerpflanzen äusserst schädliche Limax agrestis häufig, zumeist aber noch un ausgewachsen. Eine von der geschilderten abweichende niedere Landfauna beobachtete ich auf weiteren Excursionen in das Gebiet des Weichsel- abwärts gelegenen Sartowitz. Dieses herrliche, von tiefen Schluchten und Bächen durchzogene Laubwaldgebiet, steht auch bei Botanikern, wegen der vielen dort vorkom- menden seltenen Pflanzen, in hohem Ansehen. An den vom anhaltenden starken Regen nassen Baumstämmen krochen Limax arborum, Arion subfuscus, Helix pomatia, H. incarnata, II. fruticum, Buliminus obscurus, Clausilia laminata , Cl. plicata, Cl. dubia munter umher. Von Tausendfüssern konnte ich Julus sabulosus , Glomeris cönnexa, Strongylosoma pallipes , letztere meist in der Paarung begriffen, in grösserer Menge ablesen, während das verhältnissmässig seltene Polyzonium germanicum nur in wenigen Exemplaren unter Baumrinde in Gesellschaft von Lithobius forficatus und L. curtipes gefunden wurde. Am sehr durchnässten Boden sammelte ich unter Moos und verrottetem Laube noch Vitrina pellucida, Limax maximus , Hyalina radiatula, Helix pymaea, II. rotundata, Pupa pusilla, P. edentula, Lithobius mutabilis, Geo- pliilus ferrugineus, Schendyla nemorensis, Polyxenus lagurus , Polyclesmus compla- natus. Am Bachufer zeigten sich der zierliche, dunkelgefärbte Limax laevis und Succinea pfeif eri in grösserer Anzahl. Ueberrascht wurde ich hier durch 95 256 das Auffinden von Helix austriaca auf den sogen amiten Jungenbergen bei Sartowitz, einer osteuropäischen, der Helix nemoralis sehr nahe verwandten Art, welche die Ostgrenze Deutschlands nur an wenigen Stellen überschreitet und in Westpreussen bisher nur am rechten Weichselufer bei Thorn, im Posenschen bei Bromberg beobachtet wurde. Bei dem grossen Wasserreichthum der Schwetzer Gegend erhoffte ich von vornherein einen guten Fang an Wasserthieren, und meine Untersuchungen des Weichselstromes, des hier in diesen mündenden Schwarzwassers, mehrerer verschlammter und von Wasserpflanzen vollständig verwachsener Weichselarme (sog. ,,todte Weichsel“), sowie verschiedener Teiche und Tümpel ergaben ein gutes Resultat. Ich beobachtete von Mollusken: Limnaea stagnalis, L. auricularia, L. ampla, L. ovata , L. palustris , L. truncatula, Physa fontinalis, Ph. hypnorum , Planorbis corneus , PI. carinatus, PI. marginatus , PI. vortex, PI. albus, PI. limo- pliilus, PI. crista, PI. complanatus, PI. nitidus, Ancylus lacustris, Paludina vivipara , P. fasciata (1 Exemplar ohne Spur von Bändern in der todten Weichsel), Bithynia tentaculata, Valvata piscinalis, V. naticina , V.cristata, Litho- glyphus naticoides, Neritina fluviatilis, Unio batävus, U. tumidus, U. pictorum, Anodonta mutabilis , Sphaerium rivicola , Sph. corneum , Calyculina lacustris , Pisidium amnicum , P. supinum, P. pallidum , P. henslowianum , Dreissena polymorpha. Auch die Ausbeute an Wassermilben war lohnend und inter- essant; ich fing: Atax ypsilophorus , schmarotzend in Anodonta , deren Kiemen zu gleicher Zeit noch Eier und Larven eines Fisches, wohl des Bitterlings ( Rhodeus amarus)^ enthielten, Atax crassipes , Curvipes variabilis , C. punctatus, C. rotundatus , Piona lutescens: P. ornata, Eyclrochoreutes ungulatus , Hygrobates longipalpis , Mideopsis depressa , Axona versicolor , Limnesia maculata , L. histrio- nica , L. marmorata , L. calcärea , Arrenurus tricusjnclator, A. globator, A. al- bätor , A. maculator , A. truncatellus , Hydryphantes ruber , H. helveticus , H. flexuosus , Diplodontus despiciens , Eylais extendens , Hyclrachna globosa , ferner eine ganz neue Art, welche in die Verwandtschaft von Arrenurus affinis und M. tricuspidator gehört, und für die ich den Namen Arenurtis rugosus in Vorschlag bringe. Am Schlüsse dieser Arbeit folgt eine genaue Beschreibung und Abbildung dieser zierlichen Art (Anlage LI.). Von Würmern erbeutete ich nur Hirudineen und Planarien: Piscicola geometra, Glossiphonia stagnalis, Gl. heteroclita, Hemiclepsis tesselata, H. marginata, Herpobdella octoculata, PL. atomaria, Haemopis sanguisuga, Planaria fusca, Den- drocoelum lacteum, Polycelis nigra. Am 16. Juni verliess ich Schwetz und fuhr über Terespol nach Laskowitz, von dort mit der Post nach dem ca. 2 Meilen entferntenOsche, dem nächsten Ausgangspunkte für meine Streifzüge. Die ausgedehnten alten Kiefernwälder dieses Gebietes, mit üppigem Moosteppich und dichtem Unterholz, zum Theil von prachtvollem Laubwald, der Chirkowa, durchzogen, und auf längerer Strecke von dem hier oft einem Gebirgsbache ähnelnden Schwarzwasser durchflossen, bieten ein für Concbylien 96 25? und Myriapoden günstiges Terrain. Die zahlreich vorhandenen Sümpfe und Gräben beherbergen Würmer, Hydrachniden und Wassermollusken Ich beob- achtete folgende Mollusken: Limax laevis, L. agrestis, L. maximus, L . tenellus , L. arborum, Vitrina pellucida, Hyalina nitidula, H. pura (auch var. viridula ), H. radiatula, Conulus fulvus, Avion empiricorum , A. brunneus, A. subfuscus, Helix pygmaea, H. rotundata, H. rüder ata, H. aculeata , II. pulchella, H . costata, H. bidens, H. rubiginosa, H. hispida , H. strigella, H. fruticum, II, incarnata, H. lapicida , Buliminus obscurus , Pupa muscorum, P. minutissima , P edentula, P antivertigo, P. pymaea, P. substriata , P. alpestris , P. ronnebyensis P. pussi/la , Clausilia laminata , Cl. orthostoma , CI. bidentata, Succinea putris, S. pfeifferi, S. lagotisy S. ovata , S. oblonga , Limnaea stagnalis , L auricularia , L. peregra, L. palustris, L. truncatula, Physa fontinalis , Ph. hypnorum, Planorbis corneus, PL marginatus, PI. carinatus, PL vortex, PL nitidus, Ancylus fluviatilis, A la- custris, Paludina vivipara , Bitkynia tentaculata , Valvata piseinalis, V cristara, Neritina fluviatilis, Unio batavus var. rivularis, Sphaerium rivicola, Sph cor- neum, Calyculina lacustris, Pisidium amnicum, P pallidum , P. henslowianum, P. subtruncatum, P. milium, P. inferme dium , P fossarinum, P. obtusale. Von diesen gehören Limax tenellus, Arion brunneus , Patula ruderata, Helix incar- nata, H. lapicida, Clausilia orthostoma , Pisidium pallidum, P. subtruncatum, P. intermedium zu den in der norddeutschen Ebene selteneren Arten. Ueber- aus interessant ist das Vorkommen von Pupa alpestris und P. ronnebyensis Beide Arten werden nach neueren Forschungen für Kelicte aus der Eis zeit angesehen und sind im Norden Europas (Schweden, Norwegen, Däne- mark und Finland) weiter verbreitet; die letztere Art ist aus Deutschland nur von einigen Orten der Provinz Brandenburg bekannt, während P. alpestris in den Sudeten und im Harze (P. shuttleworthiana) vorkommt, in der Ebene jedoch bisher nicht nachgewiesen wurde. Die übrige Ausbeute von Osche ergab: Lithobius forficatus, L. mutabilis, L. calcaratus , L. erythro cephalus , L crassipes , L. curtipes, L. aeruginosus, Henicops fulvicornis , Geophilus ferrugineus, Scolioplanes crassipes , Schendyla nemorensis, Polyxenus lagurus, Glomeris connexa , Polydesmus complanatus, P. denticulatus, Strongylosoma pallipes, Isobates varicornis, Blanjulus pulchellus , Julus sabu- losus , J. fasciatus, J. fallax, Polyzonium germanicum, Atax spinipes , Curvipes rotundatus, 0. punctatus, Piona lutescens, Arrenurus truncatellus, Hydryphantes ruber, Diplodontus despiciens, Eylais extendens, Enchytraeus buchholzii, Fridericia callosa, Fr. ratzelii, Fr. bisetosa, Fr. dura, Henlea ventriculosa, H. leptodera, Lumbriculus variegatus, Lumbricus rubellus, Allolobophora octaedra, A. cyanea, A. caliginosa, Piscicola geometra, Glossiphonia complanata, Gl. heteroclita, Herpobdella atomaria, Haemopis sanguisuga , Planaria fusca, Dendrocoelum lacteum, Polycelis nigra, Gordius sp., Hedruris androphora, letzterer im Darme eines Streifenmolches, ( Triton taeniatus). Fridericia callosa ist, wie die schon von Schwetz erwähnte Fr. dura, neu für Deutschland. Am 23. Juni fuhr ich von Osche über Terespol und Laskowitz nach 97 " 17 258 Warlubien. Von hier aus wurden viele Ausflüge nach den umliegenden Ort- schaften, wie Bankau, Rohlau, Gr. Plochoczin, Sawadda, Kommorsk, Laskowitz und Neuenburg unternommen; auch fuhr ich noch einmal nach der Stadt Schwetz, um das an den Ufern der Weichsel abgelagerte Geniste der jüngsten Ueberschwemmung (ca. 20. Juni) nach selteneren Conchylien zu durchsuchen, eine Arbeit, die ausser den schon vom Orte erwähnten nur noch einige Stücke der unterirdisch lebenden Caecilianella acicula einbrachte. Die zoologische Ausbeute von Warlubien war sehr ergiebig, besonders hinsichtlich der Wasserbewohner. Von Mollusken, die ich im Schwetzer und Oscher Sammelgebiet nicht gesehen, fand ich: Hyalina petronella , Planorbis vorticulus, PL septemgyratus, PL clessini, Bithynella steinii , Valvata antiqua, V. macr ostoma, Pisidium pulchellum , P. nitidum. Von M}rriapoden zeigten sich: Lithobius erythro ceph alus, L. borealis, Henicops fulvicornis, Polyxenus lagurus, Polydesmus complanatus , Strongylosoma pallipes , Craspedosoma rawlinsii , Julus fasciatus , LJ. fallax; von Hydrachniden: A tax spinipes , A. crassipes , Curvipes dubius , C. nodatus , Piona lutescens, P. ornata, Axona versicolor , Limnesia maculata , L. marmorata , Arrenurus pustulator, A. globator, A. maculator , A. truncatellus , Hydryphantes ruber, Diplodontus despiciens , Eylais extendens, Hydrachna globosa; von Würmern: Fridericia callosa , Fr. ratzelii, Fr. hegemon, Fr. bisetosa, Pr. perrieri, Fr. dura, Tlenlea ventriculosa, II. dicksonii, 11. leptodera , Lumbriculus variegatus, JAmnodrilus udekemianus , Tubifex rivulorum, Psammo- ryctes barbatus, Nais lacustris , Lumbricus herculeus, Allurus tetraedrus, Allolo- bophora rosea , A octaedrä, A. caliginosa, A . chlor otica, A. cyanea var. profuga, Glossiphonia stagnalis, GL complanata , Ilemiclepsis marginata, Herpobdella octoculata, II. atomaria , Haemopis sanguisuga , und Cercarien und Redien eines unbestimmbaren Saugwurmes aus Limnaea. Ausserdem sammelte ich im Ge biete Laiche von Phryganiden, Puppen von Simulia, Colonien von Alcyonella fungosa. Hiermit war meine Sammeltour beendet. Am 6. Juli reiste ich von Warlubien ab und fuhr nach Marienburg und Danzig, um flüchtig die wich- tigsten Sehenswürdigkeiten dieser interessanten Städte in Augenschein zu nehmen. Noch am Abend desselben Tages trat ich meine Rückreise nach Berlin an. Im Nachstehenden gebe ich ein systematisches Verzeichniss aller von mir im Kreise Schwetz beobachteten und gesammelten Mollusken, Myriapoden, Ilydracliniden und Würmer. Auf Vollständigkeit darf dieses Verzeichniss natürlich keinen Anspruch erheben, nicht einmal hinsichtlich der Mollusken, am allerwenigsten aber hinsichlich der überaus zahlreichen, jedoch äusserst schwierig zu erlangenden Würmer. Um ein annähernd vollständiges Bild der Verbreitung der genannten Thierklassen im Gebiete geben zu können, würden noch ver- schiedene Reisen daselbst, auch zu anderen Jahreszeiten, nöthig sein. Die Bestimmung und Bearbeitung der Mollusken, Myriapoden und Hy- drachniden habe ich selbst besorgt, während Herr Professor Blanchard- 98 259 Paris die Hirudineen, Herr Dr. B öhmig-Graz die Planarien, Herr Dr. Collin- Berlin die Lumbriciden und einige Nematoden, und Herr Dr. Ude-Hannover die Enchytraeiden bestimmten. Ich sage diesen Herren auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank. Zu gleichem Danke fühle ich mich meinem verehrten Chef, Herrn Geheimen Regierungsrath Prof Dr. Möbius, ver- pflichtet, durch dessen gütige Vermittelung mir der ehrenvolle Auftrag des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins zutheil wurde. Mollusca. AN . Grastropoda. Liniacidae . Limax laevis Müll. An sehr feuchten Stellen, stets in der Nähe des Wassers. Schwetz, Osche, Warlubien, Neuenburg. var. palliclus Schrenk, die Sommerform, am Weichselufer bei Schwetz beobachtet. L. agrestis L. Auf Wiesen und Aeckern im ganzen Gebiete gemein. Bald rein weiss, bald von dunklerer Grundfarbe und schwarz gestrichelt. L. maximus L. (einer eo-nig er Wolf), ln Wäldern unter Laub und in hohlen Baumstümpfen; nur in der schwarzen Form beobachtet. Schwetz, Sarto- witz, Oscher Forst, Chirkowa. L. tenellus Nilsson ( cinctus Müller). An feuchten Waldstellen unter Laub. Osche: am Schwarz wasser, Chirkowa. L . arborum Bouch. Im Laubwalde. Sartowitz, Osche: am Zatooki-Fl., Chirkowa. Vitrinidae . Vitrina pellucicla Müll. Unter Laub, Reisig etc. im Gebiete gemein. Hyalina nitidula Drap. Im Laubwalde. Sartowitz, Chirkowa. H. pura Alder. In Laubwäldern. Chirkowa. var. viridula Mencke. Osche: am Schwarz wasser bei Grzybeck. H. radiatula Alder. In Laubwäldern und feuchten Gebüschen. Sartowitz, Oscher Forst, Chirkowa, Warlubien, Bankau, Rohlau, Neuenburg. H. petronella Charp. (viridula Wallenberg). Im nassen Wiesenmoese. Lasko- witz, am See. Neu für Westpreussen. II. crystallina Müll. An feuchten Stellen. Schwetz: in der Schinder-Parowe. Conulus fulvus Müll. In Laubwäldern unter abgefallenem Laube. Durch das Gebiet verbreitet. C. praticola Reinhardt. Auf nassen Wiesen und an Flussufern. Schwetz, Warlubien. Neu für Westpreussen. Zonitoides nitidus Müll. Ebenda. Im ganzen Gebiete häufig. 99 17* 260 Arionidae . Arion cmpiricorum För. An feuchteren Stellen in Wäldern und Gebüschen. Schwetz, Osche. A. brunneus Lehmann. Ebenda, doch sehr selten. Chirkowa. Neu für West- preussen. A. subfuscus Drap. Ebenda. Im ganzen Gebiete. Helicidae. Patula pymaea Drap. In Wäldern, Gebüschen unter Laub. Schwetz, Osche, Neuenburg. P. rotundata Müll. In Wäldern unter Laub und Baumriude. Sartowitz, Chirkowa, Zatocki. P. ruderata Studer. In Baumstümpfen. Selten. Chirkowa. Acanthinula aculeata Müll. Im feuchten Laube im Buchenwalde. Chirkowa, Oscher Forst. Vallonia pulchella Müll. Auf Wiesen häufig. V. costata Müll. An trockneren Steilem Schwetz, Osche, Neuenburg. Petasia bidens Chemnitz. An nassen Stellen unter Gebüsch. Schwetz, Sarto- witz, Neuenburg, Osche. Fruticicola rubiginosa Ziegler. Feuchte Wiesen, Grabenränder. Im ganzen Gebiete. Fr. hispida L. Ueberall an feuchten Stellen. Fr. strigella Drap. Unter Gebüsch an trockenen Abhängen. Osche, Schwetz, Neuenburg. Fr. fruticum Müll. Im feuchten Gebüsche. Sartowitz, Chirkowa. Fr. incarnata Müll. Feuchte Laubwälder. Sartowitz, Chirkowa. Ccimpylaea lapicida L. Im Laubwalde an moosigen Stämmen. Chirkowa. C. arbustorum L. In feuchten Gebüschen. Schwetz: Weichselufer, Burgruine. Tachea austriaca Mühlfeldt. Trockene Abhänge. Sehr selten. Sartowitz: Jungenberge am Weichselufer. Pomaiia pomatia L. Feuchte Abhänge und Gemäuer. Schwetz: Teufelsberge, Jungenberge, Burgruine, Schönauer Wald; Neuenburg. Fupidae . Buliminus tridens Müll. Trockene Abhänge. Schwetz: Anhöhen am Schwarz- wasser. B. obscurus Müll. Laubwälder. Sartowitz, Osche. Cionella lubrica Müll. An feuchteren Stellen im ganzen Gebiete. var. lubricella Ziegl. An trockenen Abhängen bei Schwetz, Osche und Neuenburg. Caecilianella acicula Müll. Im Weichselgeniste bei Schwetz zwei todte Stücke. Pupilla muscorum L. Im ganzen Gebiete. Isthmia minutissima Hartmann. An trockenen Abhängen etc. Schwetz, Osche, Neuenburg. 100 261 Vertigo edentula Drap. Im Walde unter Laub und Moos. Sartowitz, Oscher Forst, Chirkowa. V. antivertigo Drap. Auf Wiesen im ganzen Gebiete. V. moulinsiana Dupuy ( ventrosa Heynemann). An feuchten Gras- und Petasites- Blättern unter Gebüsch. Nur an einer Stelle bei Schwetz, in der Nähe der Schinder-Parowe. Neu für Westpreussen. V. pggmaea Drap. Auf trockeneren Wiesen. Neuenburg, Osche. V . substriata Jeffreys. Im Laubwalde unter Moos etc. Oscher Wald. V. alpestris Alder (fide Westerlund). Im Laubwalde unter feuchtem Laube. Chirkowa. Neu für Nordostdeutschland. V. ronnebyensis Westerlund. Im gemischten Walde unter Moos und Laub. Oscher Wald. Neu für Westpreussen. V. pusilla Müll. Ebenda. Osche, Sartowitz. V. angustior Jeffreys. Wiesen. Schwetz, Neuenburg, Warlubien. Clausilia laminata Montagu. Laubwälder. Sartowitz, Chirkowa. CI. orthostoma Mencke. Laubwälder, im Moose an Buchenstämmen. Selten. Chirkowa. CI. plicata Drap. Schwetz: Schinder-Parowe, Sartowitz. CI. dubia Drap. Laubwälder. Sartowitz. CI. bidentata Ström, (nigricans Pulten ey). Laubwälder. Chirkowa. CI. pumila Ziegler. An quelligen Stellen im Moose. Selten. Schwetz: Schinder-Parowe. Succinidae. Succinea putris L. Auf feuchten Wiesen und in feuchten Gebüschen durch das ganze Gebiet gemein. S. pfeifferi Rossmässler. Fast stets am Wasser. Im ganzen Gebiete, weniger häufig als vorige. S. oblonga Drap. An trockenen Stellen, meist mehr unter Gestrüpp an Ab- hängen. Im ganzen Gebiete verbreitet. Auriculidae . Carychium minimum Müll. Auf Wiesen, sowie im nassen Laube der Wälder gemein, Limnaeidae. Limnaea stagnalis L. In stehenden und fliessenden Gewässern im ganzen Gebiete gemein. L. auricularia Lamarck. Ebenda, doch seltener wie vorige. L. ampla Hartmann. In Seen und Flüssen. Weichsel bei Schwetz, Laskowitz- See, Sawadda-See. L. lagotis Schrenck ( vulgaris Rossmässler). Gräben und Sümpfe. Osche, Warlubien. 101 262 Limnaea ovata Drap. Laskowitz-S.ee, Wiesengräben bei Osche, Warlubien, Weichsel und Sckwarzwasser bei Schweiz, Montaufliess bei Rohlau, Bankau. L peregra Müll. In Sümpfen bei Gross Plochoczin und bei Bankau. L. palustris Müll. var. corvus Gmel. Schwetz, Laskowitz-See, Osche, War- lubien. var. turricula Held. Ebenda. var. fusca P fei ff. Im Montaufliess bei Rohlau. L. truncatula Müll. ( minuta Drap.) Schwetz: Weichsel- und Schwarzwasser- ufer, Warlubien, in Wiesengräben, am Bankauer Mühlteich. Physa fontinalis L. An Wasserpflanzen in allen Gewässern des Gebietes. Aplexa hypnorum L. Mehr in schlammigen Gräben des ganzen Gebietes. Planorbis corneus L. In stehenden und fliessenden Gewässern im Gebiete gemein. PL marginatus Drap. Wie vorige. In einem Wiesengraben ein grosses Exemplar, das den Kiel nicht am unteren Rande, sondern genau in der Mitte der Windung trägt wie PL carinatus (nicht etwa var. dubius). PL carinatus Müll. Wie vorige, doch weniger häufig. PL vortex L. In stehenden und fliessenden Gewässern. Osche, Warlubien. Pl. vorticulus Troschel. In Wiesengräben. Selten. Warlubien. Pl. septemgyratus Zgl. Ebenda. Warlubien. PL albus Müll. Laskowitz-See, Warlubien, Schwetz. PL limophilus Westerlund. Nur 1 Exemplar in der todten Weichsel bei Schwetz. IMeu für Westpreussen. PL crista L. Schwetz, Osche, Warlubien. var. spinulosus Clessin. Im Stelchnow- und Laskowitz-See. PL contortus L. Im Gebiete gemein. PL nitidus Müll. In Gräben und Tümpeln im Gebiete verbreitet. PL clessini Westerlund. In Wiesengräben bei Warlubien, im Gr. Plochoczin-See. Neu für Westpreussen. Pl. fontanus Lightfoot ( complanatus Drap.). Vereinzelt bei Schwetz, War- lubien und Laskowitz. Ancylus fluviatilis Müll. In schnellfliessenden Bächen an Steinen etc. Sobbin- fliess und Schwarzwasser bei Osche, Montaufliess bei Bankau. Velletia lacustris L. Meist in stehenden Gewässern an den Blättern der Wasserpflanzen, im Gebiete verbreitet. JPaludinidae. Paludina vivipara Müll. In Seen, Teichen und Gräben bei Schwetz und Osche. P. fasciata Müll, (achatina Drap.). In Flüssen. In der Weichsel bei Schwetz und Neuenburg. Ein Exemplar ohne Bänder wurde bei Schwetz in der todten Weichsel gefunden. Bythinia tentaculata L. In stehenden und fliessenden Gewässern durch das Gebiet verbreitet, 102 263 Bytkinellä steinii Martens. Nur in der Weichsel bei Neuenburg (3 Exemplare). Neu für Westpreussen. Valvatidae . Valvata piscinalis Müll. Weichsel, Schwarzwasser bei Osche und Schwetz. V. antiqua Sonderbg. ( contorta Mke.) Im Laskowitz-See und Gr. Plochoczin- See, je 1 Stück. Selten. V. macrostoma Steenbuch. In Wiesengräben bei Warlubien. Sellen. V. naticina Mencke. Weichsel bei Schwetz und Neuenburg. V. cristata L. In stehenden Gewässern aller Art verbreitet. Litorinidae. Litho glyphus naticoicles Ferussac. In der Weichsel bei Schwetz und Neuenburg. Aus dem Donaugebiete eingeschleppt; in Norddeutschland nur an wenigen Stellen (auch bei Danzig). NeriUniäae. Neritina fluviatilis L. In Bächen und Flüssen an Steinen etc. Schwarzwasser bei Osche und Schwetz, Weichselstrom. JB. Acephala (Lamellibra.nchia.ta). ünionidae. Unio butavus Lamarck. In der Weichsel bei Schwetz. var. rivularis Rossm. Im Schwarzwasser bei Osche. U. tumidus Retzius. Weichsel bei Schwetz und Neuenburg. U. pictorum L. Weichsel und Schwarz wasser bei Schwetz. Anodonta mutabilis Clessin var. piscinalis Nils. Im Gr. Plochoczin-See bei Warlubien, im Weichselstrom und in der todten Weichsel bei Schwetz. var. cellensis Schroeter. In der todten Weichsel bei Schwetz. Cycladidae. Sphaerium rivicola Leach. Schwarz wasser und Weichsel bei Schwetz. Sph. corneum L. Im ganzen Gebiete. Sehr schön gelb gebändert im Roli- lauer Fliess. Sph. ( Calyculina ) lacustre Müll. Schwarzwasserteiche bei Schwetz, Bankauer Mühlteich, Chirkowa (Lehmausstich im Walde). Pisidimn amnicum Müll. Im Sande der Bäche und Flüsse im ganzen Gebiete. P. supinum A. Schmidt. Weichsel bei Schwetz und Neuenburg. Sehr selten. P. pallidum Jeffreys. Schwarzwasser bei Osche und Schwetz, Sobbinfliess, Laskowitz-See. Selten. P. henslowianum Sheppard. Weichsel, Schwarz wasser bei Osche und Schwetz. P. pulchellum Jenyns. In Gräben und Sümpfen bei Warlubien und Gr. Plochoczin. 103 264 Pisidium nitidum Jenyns. Bankauer Mühlteich. P. subtruncatum Malm. Wiesengräben bei Osche (Bresinermangel). P. milium Held. Schwarzwasser bei Osche, Wiesengräben bei Bresinermangel. P. intermedium Gassies. Schwarzwasser bei Osche. Neu für Westpreussen. P. fossarinum CI. ( fontinale C. Pfeiffer). In stehenden und fliessenden Ge- wässern des ganzen Gebietes. P. obtusale C. Pfeiffer. In Gräben und Sümpfen im Gebiete verbreitet. JDreissenidae . Dreissena polymorpha Pallas. Weichsel bei Schwetz und Neuenburg, Lasko witz-See. Myriapoda. .A . Ohilopoda. Lithobiidae. Lithobius forficatus auct. Unter Baumrinde und Steinen. Im ganzen Gebiete. h. mutabilis Koch. Ebenda. Sartowitz, Oscher Wald. Neu für Westpreussen. L. calcaratus Koch ( octops Menge). Unter feuchtem verrottetem Laube. Otter- steg bei Osche und Cbirkowa. L. erythrocephalus Koch ( pleonops Menge). Wie vorige Art, doch weiter verbreitet. L. borealis Meinert. 2 (T in der Eohlauer Schlucht. Neu für Westpreussen. L, crassipes Koch. Schwetz: Teufelsberge; Oscher Wald. Neu für Westpreussen. L. curtipes Koch. Sartowitz, Oscher Wald und Chirkowa. Neu für Westpreussen. L. aeruginosus Koch. Wie voriger in Buchenstümpfen. Ein Exemplar (cT) im Oscher Walde. Neu für Westpreussen. Eenicops fulvicornis Meinert. An feuchten Stellen/ im Wiesenmoose etc. Ottersteg und Warlubien. Neu für Westpreussen. Geophilidae. Geophilns ferrugineus Koch, Unter Steinen, Baumrinde etc. Im ganzen Gebiete. Scolioplanes crassipes Koch. Wie vorige. Nur 2 cT bei Ottersteg. Neu für Westpreussen. Schendyla ( Geophilus ) nemorensis Koch. Sartowitz, Oscher Wald. B. Diplopoda. Eolyxenidae. Polyxenus lagurus Latreille. Unter Baumrinde und Steinen im ganzen Gebiete. Glomeridae. Glomeris connexa Koch. Ebenda. Sartowitz, Ottersteg. Neu für Westpreussen. 104 265 j Polydesmidae. Polydesmus complanatus L. Unter Laub und Baumrinde im ganzen Gebiete. P. denticulatiis Koch ( acutangulus Menge). Schwetz, Ckirkowa. Strongylosoma pallipes Olivier ( Tropisoma ferrugineum Menge). An feuchten Baumstämmen, unter todtem Laube. Sartowitz, Grzybeck, Rohlauer Schlucht. Ch ordeumidae. Craspedosoma rawlinsii Leach. Neuenburg. Julidae . Isobates varicornis Koch ( semisulcatus Menge). In Baumstubben. Chirkowa. Blanjulus pulchellus Koch ( venustus Meinert) ( Nopojulus punctulatus Menge). Chirkowa. Julus pusillus Leach. Schwetz: Abhänge am Schwarzwasser. Neu für West- preussen. J. sabulosus L. Schwetz, Osche. J . fasciatus Koch (austriacus Latzei). Ottersteg, Warlubien. Neu für Westpreussen. J. fallax Meinert ( terrestris Koch). Wie vorige uuter Laub, Baumrinde und Steinen. Im ganzen Gebiete häufig. Polyzonidae. Polyzonium germanicum Brandt. Unter Baumrinde. Selten. Sartowitz, Ottersteg. Arachnoidea. A carina. Hydrachnidae . Atax spinipes Müll. Laskowitz-See (cf), Tümpel bei Osche (§). A. ypsilophorus Bonz. Todte Weichsel, in Anodonta. Neu für Westpreussen. A. crassipes Müll. Todte Weichsel, Laskowitz-See. Curvipes ( Nesaea C. L. Koch) dubius Koch. In Wiesengräben bei Warlubien. C. rotundatus Kramer. Todte Weichsel bei Schwetz, Torfgräben bei Osche. C. nodatus Müll. Sawadda- und Stelchnow-See. Neu für Westpreussen. Piona lutescens Herman. Im ganzen Gebiete in stehenden Gewässern. P. ovnata Koch. Wie vorige. Hydrochoreutes ungulatus Koch. Todte Weichsel, Laskowitz-See. Hygrobates longipalpis Herman. Weichsel bei Schwetz. Mideopsis depressa Neuman. Schwetz: todte Weichsel (1 Exemplar). Sehr selten in Deutschland. Axona versicolor Müll. Todte Weichsel und Laskowitz-See. Limnesia maculata Koch. Weichsel, Laskowitz-See, Sawadda-See, Gr. Plocho- czin-See. L. histrionica Herman. Schwetz: Teich beim Schützenhause. Neu für West» preussen. 105 2fi6 Limnesia marmorata Neuman. Todte Weichsel, Laskowitz-See. Neu für West- preussen. L. calcarea Müll. Todte Weichsel. Arrenurus globator Müll. Weichsel, Laskowitz- und Stelchnow-See. A. maculator Müll. (§) Schweiz: Teich bei Marienhöhe, Sümpfe bei Warlubien und Gr. Plochoczin. A. affinis Koenike. Schweiz: Tümpel beim Schützenhause. A. albator Müll, (molleator Berlese). Todte Weichsel bei Schwetz. Neu für Westpreussen. A. tricuspidator Müll. (Bruzelius). Nur 1 ff Exemplar in der todten Weichsel bei Schwetz. A. rugosus n. sp. Wie vorige Art. A. pustulator Koch. Laskowitz-See (cf u. $). Sehr selten. A. truncatellus Müll. Todte Weichsel bei Schwetz, Gräben bei Osche und War- lubien. Sehr selten. Neu für Westpreussen. Seit Müller (1781) zum ersten Male wieder aufgefunden; später auch bei Berlin von mir gesammelt. Hydryphantes ruber Koch. Im ganzen Gebiete häufig. H. helveticus Haller. Schwetz: Teich beim Schützenhaus und todte Weichsel. Neu für Westpreussen. ff. flexuosus Koenike. Schwetz: todte Weichsel bei Ehrenthal. Neu für West- preussen. Diplodontus äespiciens Müll. Ueberall häufig. Eylais extendens Müll. Wie vorige. ffydrachna globosa I)uges. Weichsel bei Schwetz, Bankauer Mühlteich. Vermes. A . Annelida. I. Oligochaeta. Mnchytraeiäae Enchytraeus buchholzii Vejdowsky. Unter feuchtem Laube. Schwarzwasser- ufer bei Osche. Fridericia callosa Eisen. Unter Moos und Laub, an faulenden Baumstümpfen. Oscher Wald, Chirkowa, Ottersteg, Rohlauer Schlucht. Neu für Deutschland. Er. ratzelii Eisen. An gleichen Oertlichkeiten im ganzen Gebiete. Fr. Hegemon Vejd. An sehr feuchten Stellen unter Moos, Rinde und Steinen. Bankauer Mühlteich, Rohlauer Schlucht, am See von Gr. Plochoczin. Fr. bisetosa Lev. Tn der Erde und unter Steinen auf Aeckern etc. Bei Osche, Warlubien, Rohlau und Gr. Plochoczin. Ir. perrieri Vejd. Im nassen Moose und an Pflanzenwurzeln auf feuchten Wiesen bei Warlubien. Sehr selten, in Deutschland nur von Hannover bekannt. Neu für Nordostdeutschland. Fr. dura Eisen. Unter Laub und Steinen. Teufelsberge bei Schwetz, Otter- steg, am See von Gr. Plochoczin. Neu für Deutschland. 106 267 Friderieia striata Lev. Unter nassem Laube. Schweiz . Henlea ventriculosa D’Udek. Meist an nassen Stellen unter Laub etc. bei Schweiz, Osche und Warlubien. H. dicksonii Eisen. An Wurzeln und im Moose auf feuchten Wiesen. H. leptodera Yejd. Unter Laub, Moos und faulenden Buchenästen, Schwetz, Warlubien, Chirkowa. Buchholzia appendiculata Buchholz. Unter Schlehengestrüpp auf Anhöhen bei Schwetz Lumbriculidae. Lumbriculus variegatus Grube. In Bächen, Teichen zwischen faulenden Blättern. Chirkowa, Rohlauer Fliess, Bankauer Mühlteich. Tubificidae. Limnodrilus udekemianus Clnparede. Fliess bei Roldau und Buschin. Tubifeoc rivulorum Lam. Rohlauer Fliess, Gr. Kommorsk. Psammoryctes barbatus Yejd. Rohlauer Fliess, Bankauer Mühlteich, Montau- fliess bei Rohlau und Buschin. Naididae. Nais (Stylaria) lacustris L. ( proboscidea Müll.). Sawadda-, Stelchnow- und Lasko- witz-See. Lumbricidae . Lumbricus herculeus Sav. Auf Aeckern und Wiesen unter Steinen. Warlubien. L. rubellus Hoffmeister. Unter Steinen, in faulenden Stubben. Oscher Um- gegend. Chirkowa. Allurus tetraedrus Sav. An Stümpfen zwischen faulendem Laube bei Gr. Plochoczin und Kommorsk. Allolob ophora rosea Sav. Unter Steinen am See von Gr. Plochoczin. A: octaedra Sav. Auf Aeckern und unter faulendem Laube im Walde. Chir- kowa, Grzybeck und Sternfeld bei Osche. Rohlauer Schlucht. A. caliginosa Sav. Auf Aeckern und Wiesen unter Steinen etc. Schwetz, Warlubien, Neuenburg. A. chlorotica Sav. Schwetz und Neuenburg. A. cyanea Sav. Unter faulendem Laube am Schwarzwasser und Sobbinfliess bei Osche. var. profuga Rosa. Unter Steinen am See bei Gr. Plochoczin. II. Hirudinea. Gnathobdellidae. Herpobdella octoculata L. (Nephelisoctoculata Sav.) In Seen, Sümpfen und Gräben. Schwetz, Warlubien, Laskowitz- und Sawadda-See, H. atomaria Carena ( Nephelis atomaria auct.) Im ganzen Gebiete gemein- Haemopis sanguisuga L. ( Aulastovm gulo Moquin-Tandon.) Wie vorige Art. 107 ‘268 ffliynchobdellidae . Piscicola geometra L. Im Schwarzwasser bei Osche und Schwetz. Glossiphonia (C Pepsine ) stagnalis L. Im ganzen Gebiete häufig. G. heteroclita L. Schwarzwasser bei Schwetz und Osche. G. complanata L. ( Hirudo sexoculata Bergm.) Im ganzen Gebiete. Hemiclepsis marginata Müll. ( Hirudo marginata 0. F. Müller.) Schwetz: Teiche am Schwarz wasser ; Lasko witz-See. H. tesselata Müll. ( Hirudo tesselata Müll.) Teiche am Schwarzwasser bei Schwetz. B, Nemathelmintkes. Nematodes. Gordiidae. Gordius sp.? Im Schwarzwasser bei Osche. Filariidae. Hedruris androphora Nitzsch. Im Magen von Triton taeniatus bei Osche ge- funden. C. Plathelminthes. I. Turbellaria. j Planar idae. Planaria fusca Müll. An Pflanzen, Steinen etc., in fliessendem und stehendem Wasser. Im ganzen Gebiete. Dendrocoelum lacteum Oerstedt. In Gräben und Seen bei Warlubien. Polycelis nigra Ehrenberg. Ueberall im Gebiete. II. Trematodes. Fistomidae. Bedien undCercarien in Limnaea stagnalis und L. palustris aus dem Lasko witz-See. 108 269 Anlage H. Arrenurus rugosus n. sp. Von Albert Protz -Berlin. Hierzu 4 Textfiguren. cT. Im Habitus am nächsten mit A. tricuspidator Müller (Bruzelius) ver- wandt, doch durch Abweichungen am Hinterrande des Körperanhanges und des Petiolus, sowie durch die längsgerunzelten Epi- meren deutlich von dieser Art unterschieden. Farbe zinnoberroth, Beine und Pal- pen heller. (Figur 1 und 2). , Angiospermae. Hierzu Tafel VIII. Typhaceae. Typha 2) latifolia L. Sehr häufig auf den grossen Mooren in Torflöchern, be- sonders P. auf dem Putziger und Zarnowitzer Bruch sehr viel. 1) Wie mir Herr Postsecretär C. Krickeb erg- Berlin freundlichst mittheilt, hat derselbe diese Form in gleicher Ausbildung an sandigen Abhängen bei Frankfurt a. 0. beobachtet. 2) Ueber die Verwandtschaftsverhältnisse unserer Typha- Arten werde ich demnächst an anderer Stelle Ausführlicheres mittheilen. 174 335 Typha elatior Bönningh. Wahrscheinlich ebenfalls nicht selten, wohl sicher P. auf dem Zarnowitzer-Odargauer Bruch viel. Die Pflanze war wegen des jugend- lichen Zustandes der Blütenstände nicht mit völliger Sicherheit erkennbar. T. angustifolia L. Stellenweise in grösseren Beständen (Ufer des Zarnowitzer Sees), meist vereinzelt. Sparganium erectum L.1) (Sp. ramosum auct., Huds. p. p.). Auf den Mooren in den Torflöchern nicht selten, oft massenhaft, besonders an Graben- rändern etc. (P. Tupadeler Moor, Bielawa-Bruch, Ostrau; L. Ossecken). War wegen der frühen Jahreszeit, in der die Früchte noch nicht immer ent- wickelt waren, an einigen anderen Orten nicht mit Sicherheit von der folgenden Art zu unterscheiden (Brückschcs Bruch, Zarnowitzer-Odar- gauer Bruch etc.). Sparganium, neglectum Beeby 2 3) (Journ. of Bot. XIII. 1885, p. 193, tab. 285) s), wahrscheinlich nicht viel seltener als voriges, wenigstens war die Pflanze in den im Juli (als schon Früchte entwickelt waren) besuchten Gegenden nirgend selten. Beobachtet: Graben bei Zarnowitz; Ufer des Bychower Baches auf beiden Seiten sowie in seinen Seitengräben, also auch in N. unweit Reckendorf. L. Wierschutziner Bruch; Ufer des Chottschower Sees. Sp. simplex Huds. Nicht selten auf den grossen Mooren und Wiesengräben, stellenweise in Beständen (P. Tupadeler Moor). Sp» affine Sclmizl. P. In einem Heidetümpel südöstlich von Ostrau (der, wie einige andere, auf der Generalstabskarte fehlt) unweit der den Bielawa- Bruch auf der Nordseite begrenzenden Kiefern Waldung. Diese für die nordwestdeutschen Heidegegenden so characteristische Pflanze wurde schon von Caspary4) und Liitzow5) im Wooksee! beobachtet, aber von ersterem für eine Form von Sp. simplex (f. fluitans ) gehalten, von letzterem als Sp. natans bezeichnet. Sp» diversifolium Graebn. Stengel schlaff aufrecht, an der Spitze, in der Region der männlichen Blütenstände übergebogen, Blätter schmal, dunkel- grün, die Wurzelblätter ohne Kiel, die unteren, sowie alle Blätter der sterilen Triebe, ganz flach (Taf. VIII, Fig. 1 c), die oberen im unteren Theile auf dem Rücken rundlich gewölbt (Taf. VIII, Fig. 1 d), oben ganz *•) Vgl. Graebner, P., Sparganium neglectum Beeby in Ostpreussen. Jahresber. Preuss. Bot. Ver. 1893/94. Königsberg 1894. p. 25 — 27. 2) Vgl. Abromeit, J., Sparganium neglectum Beeby. Jahresber. Preuss. Bot. Ver. 1894/95. Königsberg 1895 p. 23 — 24. 3) Vgl. Ascherson, P., Ber. Deutsch. Bot. Ges. X 1892 p. 348; Graebner a. a. O. 4) Bericht über die 24. Versammlung des Preuss. Bot. Ver. zu Pr. Stargard am 6. Oct. 1885. Sehr. Phys. Oek. Ges. Königsberg XXVII 1886 p. 19 und Caspary, R., Isoetes echinospora Durieu in Preussen. Sehr. Phys. Oek. Ges. Königsberg XIX 1878 p. 40 — 42 (p. 42). 5) Vgl. Lützow, C., Bericht über die botanische Untersuchung eines Theiles des Neu- städter Kreises vom 17. Juli bis 8. August 1880. V. Anlage zum Bericht über die vierte Ver- sammlung des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Elbing am 7. Juni 1881, p. 71—101 (78 u. 98). Sehr. Naturf. Ges. Danzig. N. F. Bd. V. Heft 3. 1882. 175 336 flach, oft lang riemenförmig fluthend, zur Blütezeit fast vollständig abge- storben. Spätere aufrechte, den Stengel scheidenartig umgebende und stengelständige (Luft-) Blätter schlaff aufrecht, überhängend, im mittleren Theile auf dem Rücken gewölbt bis kantig oder mit kurzem scharfem Kiele (Taf. VIII, Fig. 1 d und f), im oberen Theile beiderseits flach, in der Mitte am breitesten. Blütenstände in einfacher Aehre, weibliche Blütenstände 1 und 3, 2 (bei 2 der unterste gestielt), Perigon- blätter schmal, keilförmig nach unten, von der Mitte an fast stielartig verschmälert (Taf. VIII, Fig. 1 b), nicht länglich verkehrt eiförmig bis lanzettlich wie bei Sp. simplex . Fruchtknoten lang linealisch, allmählich in den etwa gleich langen Griffel verschmälert. Männliche Blütenstände zahlreich (5). Pollen nicht verkümmert. Die Früchte gleichen in Form und Grösse fast völlig denen von Sp. minimum , besitzen aber eine lange linealische Narbe, sind etwa halb so gross als die von Sp. simplex, nicht so lang gestielt und deutlich mit stark hervor- tretenden Adern versehen. Durch die ungemein schmalen, locker anliegen- den Perigonblätter ist die Frucht in der unteren Hälfte lange nicht von denselben bedeckt, während bei Sp. simplex die breiten länglichen Peri- gonblätter den unteren Theil meist fast vollständig umsehliessen. Die Farbe der Früchte ist dunkelgraubraun, ähnlich Sp. affine und Sp. minimum , bei Sp. simplex hellgelbbraun. Sehr charakteristisch erscheint mir das Vorhandensein eines kleineren (1 — 1\/2 cm langen) deutlich gestielten breithautrandigen Hochblattes wenig über dem obersten weiblichen Blütenstande. Die vorbeschriebene Pflanze machte beim ersten Anblick wie auch bei näherer Untersuchung einen intermediären Eindruck zwischen Sp. simplex einerseits und Sp. affine und Sp. minimum andererseits, und ich war auch im Anfang geneigt, in ihr einen zweifellosen Bastard zwischen einer dieser Arten, am wahrscheinlichsten zwischen Sp. simplex und Sp. affine anzunehmen; aber abgesehen davon, dass keine der beiden Arten in un- mittelbarer Nähe bemerkt wurde, ergab vor allem die Pollenuntersuchung das unerwartete Resultat, dass die Pollenkörner sämmtlich gut ausge- bildet waren und keine verkümmerten oder hohlen gefunden wurden. Ausserdem spricht das Vorhandensein der ganz flachen Grundblätter, die für Sp. minimum so höchst characteristisch sind, für eine Verwandtschaft mit dieser Art. Von letzterer unterscheiden sich die Rosettenblätter nur durch festere Consistenz und dunkelgrüne Farbe, im Querschnitt zeigen sie wie Sp. minimum nur eine Reihe von Luftlücken. (Vgl. Taf. VIII. Fig. 1 c) Auch ist das Verhalten der Pflanze, die gleich Sp. minimum in flachem Wasser wächst, auffällig, ihre fluthenden Blätter bei Beginn der Blütezeit zu verlieren, wie ich es bei Sp. minimum oft zu beob- achten Gelegenheit hatte. Auch die Grösse der Pflanze würde eher für einen Abkömmling von Sp. minimum sprechen. Aus allen diesen 176 337 Gründen wage ich nicht, ein bestimmtes Urtheil über die verwandtschaft- lichen Beziehungen unserer Form abzugeben, sie steht äusserlich im Habitus dem Sp affine und Sp. minimum nahe, so dass ich die Pflanze nach dem ersten Anblick durch die habituelle Aehnlichkeit veranlasst, für nichts als eine Riesenform von Sp. minimum hielt, welches ja ge- legentlich auch mehr als einen männlichen Blütenkolben erzeugt, und erst die zu Hause vorgenommene nähere Betrachtung klärte mich über den Irrthum auf. In der Literatur finde ich keine Beschreibung einer Form, die der unserigen auch nur annähernd ähnlich wäre, trotzdem in den neueren eingehenden Arbeiten über die verwandten Sparganien eine grössere Anzahl von Arten beschrieben worden ist1). Dasjenige Merkmal, durch welches Sp. diversifolium von allen mir bekannten Sparganien abweicht, die Dreigestaltigkeit der Blätter, finde ich nirgend erwähnt, ebenso wie die an Sp. minimum erinnernden, ganz geringen Breitenunterschiede der Blattsbasis und Blattspitze, selbst an den auf- rechten Luftblättern. Da es nicht möglich war, diese Form einer unserer Arten als Varietät unterzuordnen und auch keine vorliegende Beschreibung einer ausserdeutschen Art auch nur im entferntesten passend ist, so muss ich die Pflanze als neu beschreiben. Ich nenne sie wegen ihrer verschieden gestalteten Blätter Sparganium diversifolium. P. In einem flachen moorigen Graben südlich am Miruschiner Damm auf dem Bielawa-Bruch, von Slawoschin aus unweit hinter dem einsam liegenden Heidebauerngehöft. In Gesellschaft von Sp. minimum. L. Lübtower See, leg. A. Treichel! im Herbarium Europae centralis in Berlin (Herb. P. As cherson). Bei Colberg sammelte ich Sp. diversifolium 1893 am Mühlgraben bei Wobrow an einer feuchtsandigen heidigen Stelle, wo es ebenfalls mit Sp. minimum zusammen wuchs, und wo ich es, da niedrigere Formen von Sp. simplex nicht allzuweit davon in dem genannten Graben standen, für einen Bastard von Sp. simplex und Sp. minimum zu halten geneigt war, hauptsächlich wegen des schlaffen Wuchses der augenscheinlich (nach Farbe und Grösse) dazu gehörigen sterilen Triebe mit flachen unge- kielten Blättern, deren Reste sich, noch deutlich erhalten, auch an der Basis des Blütenstandes vorfanden. — Wahrscheinlich ist die Pflanze weit verbreitet; soweit ich ihre Verbreitung bis jetzt habe feststellcn können, scheint es, als ob sie zu der subatlantischen Genossenschaft (im weiteren Sinne) gehört; jedenfalls dürfte sie an der baltischen Küste nicht selten sein. — So auffallend es auf den ersten Blick erscheint, dass eine so J) Vgl. besonders Hartman, C., C. J. Hartmans Handbok i Skandinaviens Flora, 11. Auf]., Stockholm 1879, p. 440. — Neuman, L. M., De skandinaviska arterna af växtslägtet Sparganium. Hartman, Skandinaviens Flora, 12 :e Uppl. Stockholm 1889. — Meins- hausen, K. F., Die Sparganien Russlands, insbesondere die Arten der ingermanländischen Flora. Bull. Soc. Imp. Natural. Moscou. III. 1889, p. 167 — 175. 177 22 3S8 abweichende Form bisher übersehen sein sollte, so wird doch die That- sache dadurch einigermaassen erklärlich, dass die sterilen Sprosse der Sparganien fast nie im Zusammenhänge mit den Blutenständen gesammelt werden, und dass ausserdem unsere Pflanze oft mit S parganium minimum , dem die sterilen Sprosse ungemein ähnlich sind, zusammen wächst. So kommt es denn auch, dass sich Sp. diversifolium in den Herbarien unter allen drei verwandten Arten untergebracht findet, und dass selbst ein so vorzüglicher Pflanzenkenner wie A. Braun sie einmal als Sp. affine, ein anderes Mal als Sp. simplex var. bestimmte, weil sie ihm augenscheinlich räthselhaft erschien. — Bis zu der demnächst erfol- genden Bearbeitung der Typhaceen in P. As cherson ’s Synopsis der Mitteleuropäischen Flora, die ich übernommen habe, hoffe ich Näheres über die Verbreitung festgestellt zu haben. Die Beziehungen zu den genannten anderen Arten sowie die Grössen- verhältnisse wird eine tabellarische Ueber3icht am besten klar machen. Sp. simplex Huds. l8p. diversifolium Graebn. Sp. affine Schnizl. Sp, minim um L. Höhe des Blüten- standes .... 15 — 50 cm 19—25 cm 30 — 50 cm (bis 1 m) 10 — 20 (seltener mehr, bis 50 cm) Finthen de Blätter am Grunde . . . . gekielt i ganz flach oder flach rund gewölbt rundgewölbt flach Aufrechte Luftblät- ter am Grunde . scharf gekielt gewölbt bis kurz scharf gekielt (selten vorhanden, gewölbt) flach Dieselben an derSpitze gekielt, aufrecht flach, überhängend (selten vorhanden, flach) flach, überhängend Blütenstiele . . . aufrecht, in der Blütenregion hin- und hergebogen schlaff aufrecht, in j der Blütenregion | seitlich übergebogen meist niederlie- gend aufgerichtet, wenig hin- und hergebogen aufrecht, selten fluthend Weibliche Blüten- stände .... 2—4 1-2 (- 3) (2_) 3 (-4) 2 (-4) Männliche Blüten- stände .... 2 — 5 (selten mehr) 5 2—3 1 (-2) Griffel ..... lang lang lang kurz Fluthende Blätter zur Blütezeit . . vorhanden meist absterbend vorhanden meist absterbend Blatt- Breite FluthendeBl. (Grund) . 12 — 17 mm 5 — 6 mm 2—5 min 2—5 mm dgl. (Spitze)1) 4 — 5 mm 3 — 4 mm | 2 — 4 mm 2- — 3 mm Aufrechte Bl. (Grund) . 5 — ,12 mm 4 — 5 mm (3 — 5 mm) 2 — 5 mm dgl. (Spitze)1) 3 — 6 mm 3 — 5 mm (meist in der Mitte am breitesten 5 — 6 mm) (2 — 4 mm) 2 — 4 mm J) d. h. ca. 1 cm unterhalb derselben. 17s Sparganium minimum Fr. In den feuchten Torflöchern und Gräben, wie in flachem Wasser zerstreut, stellenweise in Mengen und kleinen Beständen. P. Brücksches Bruch unter Polchau; Werbliner Moor; Bielawa-Bruch mehrfach, besonders unter Slawoscliin und bei Ostrau. Potcivnogetonaceae. Potamogeton natans L. Meist sehr häufig oft in grossen Massen in langsam fliessenden und stehenden Gewässern, so besonders P. in Torflöchern auf dem Brückschen Bruch; Werbliner Moor; in der Plutnitz und Seiten- wässern bei Putzig; Karwenbruch. L. Wierschutziner Moor. P. polygonifolius Poir. P. Heidetümpel südöstlich von Ostrau am Nordrande der das Bielawa-Bruch im Norden begrenzenden Kiefern in Menge. P. alpinus Balb. P. Gräben am Strande bei Karwenbruch und im Dorf in grosser Menge, stellenweise das Wasser ausfüllend. L. Chottschower See. P. gramineus L. Nicht selten auf den grossen Mooren an nassen schlammigen Stellen. P. Brücksches Bruch; Bielawa-Bruch, in Tümpeln und Gräben mehrfach. L. Chottschower See. P. Zizii W. et. K. P. u. N. Zarnowitzer See sehr viel. L. Chottschower See. P. nitens Web. L. Chottschower See, besonders an der Nordwestseite viel. P. lucens L. Ueberall sehr häufig, stellenweise in dichten Beständen (P. Brück- sches Bruch in Stremming, Zarnowitzer See). var. P. cornutus Presl. L. In grossen Mengen im Chottschower See. P. prcielongus Wulf. L. Chottschower See. P. perfoliatus L. Sehr häufig, oft dichte Bestände bildend, so mehrfach an der Rheda, Plutnitz, im Zarnowitzer See. — Eine auffällige Form findet sich- in dichtem Rasen an den flachen sandigen Ufern des Zarnowitzer Sees: die mit langem, kräftigem Rhizom kriechenden Exemplare erzeugen nur kurze 5— 20 cm lange Sprosse mit dicht gedrängten kleinen 1 — 2,5 cm langen Blättern, so dass die Pflanze aus der Ferne täuschend dem P. densus gleicht. P. erispus L. Häufig, meist vereinzelt, in grösserer Menge P. im Zarnowitzer und L. im Chottschower See. P. compressus L. Ueberall nicht selten, stellenweise viel (P. u. N. Rheda-Fluss, L. Chottschower See). P. pusillus L. Nicht selten, besonders viel in kleinen Heidetümpeln, in Torf- löchern und Moorgräben, so P. im Brückschen Bruch, Bielawa-Bruch, aber auch in den Flüssen oft massenhaft (Plutnitz). P. zosteraceus Fr. P. In grosser Menge in der stark fliessenden Rheda nicht weit oberhalb Beka. P. pectinatus L. Häufig, oft in dichten Beständen, besonders auf dem Grunde der Seen und Tümpel (Zarnowitzer und Chottschower See, Tümpel bei Ostrau und Ossecken), in grossen Mengen auch im Putziger Wiek, ganze Strecken überziehend bei Putzig und Beka. 179 22* 340 Potamogeton mcirinus L. P. Zarnowitzer See viel. L. Chottschower See. Ruppia rostellata Koch. P. Im Putziger Wiek bei Beka. Zostera marina L. In grossen Mengen im Putziger Wiek und in der Ostsee. Zannichellia palustris L. Zerstreut, stellenweise sehr viel, z. B. P. in Torflöchern des Werbliner Moores und des Bielawa-Bruches, in grossen Mengen auch im Putziger Wiek (bei Beka, Putzig, Grossendorf) und im Zarnowitzer See; L. im Chottschower See. var. Z. polycarpa Nolte. P. Im Putziger Wiek bei Beka; Zarnowitzer See. Najadaceae. Najas marina L. p. p. P. u. N. Auf beiden Seiten des Zarnowitzer Sees in Menge. « Juncaginaceae. Triglochin maritima L. Sehr häufig an der Küste des Putziger Wieks (bes. P. bei Beka, Oslanin, Grossendorf) und überall hinter den Dünen auf Strand- wiesen an der Ostsee (Bestände bei Ostrau und L Ossecken). Tr. palustris L. Auf fast allen Wiesen gemein. (Bestand P. bei Ivarwenbruch.) Alismaceae. Alisma Plantago L. Ueberall an den Bächen, Flüssen, Teichen und Seen, in sehr grossen Exemplaren in den flachen Torflöchern der Heidemoore. Sagittaria sagittifolia L. Sehr häufig an den Flüssen und Seen (Zarnowitzer See und Tupadeler Moor sehr viel); in der flutenden Form (var. vallis- neriifolia Goss, et Germ.) P. in der Rheda auf dem Brückschen Bruch, Plutnitz und Mühlgraben bei Putzig. Piasnitz bei Zarnowitz; N. u. L Bychower Bach unter Reckendorf. Butomaceae. Butomus umbellatus L. Häufig an Teichen und Gräben, stellenweise in kleineren Beständen, so P. Putzig, Ostrau, Karwenbruch. In Brackwasser am Ufer des Putziger Wieks bei Beka. Hydrocharita ceae. Elodea canadensis (Rieh, et Mich.) Casp Sehr häufig, ganze Gewässer er- füllend, so P. Rhedafluss stellenweise; Torflöcher im Brückschen Bruch; Plutnitz; Torflöcher im Werbliner Moor und Tupadeler Moor (Canal); Ostrauer Seen; Gräben bei Karwenbruch; Zarnowitzer See; Piasnitz; L. Chottschower See (nicht viel). — Die Pflanze scheint sich erst in den letzten Jahrzehnten so stark in dem Gebiet verbreitet zu haben, denn die Bewohner klagen sehr über die Zunahme dieser Art, die ihnen früher unbekannt war und deren Einführung sie einem Botaniker in die Schuhe schieben, der besonders auf den südlicheren Seen (wohl des Kreises 180, 341 Neustadt) mit einem Kahn herumgefahren sei und sie überall ausgesetzt habe. Gemeint ist augenscheinlich der verstorbene Caspary, dessen Forschungsreisen, da ihr Zweck den Leuten unverständlich war, diese Sage veranlasst haben. — An einigen Orten (Ostrau, Karwen) wird die Pflanze in grossen Mengen als Schweinefutter verwendet. Stratiotes alöides L. Häufig in den stehenden Gewässern und Torfstichen der grossen Moore, nirgend jedoch sah ich die Pflanze in solchen Massen wie in der Mark, in Pommern etc., wo sie stellenweise grosse Teiche und überschwemmte Stellen ganz erfüllt. Ilydrochoris morsus ranae L. In Menge im ganzen Gebiet in Teichen, an Flussrändern, Seeufern, in Torflöchern und Tümpeln, letztere beide oft ganz bedeckend. Gramineae. Panicum crus galli L. P. Ruderalstellen bei Putzig. Phalaris arundinacea L. An den Ufern der Bäche und Flüsse sehr häufig, seltener in Beständen (P. Plutnitz). Anihoxanthum odoratum L. Ueberall sehr häufig auf den Wiesen, aber auch in den Kiefernwäldern oft viel (P. Krockower Wald), und stellenweise in den Dünen. Milium effusum L. Sehr häufig in Wäldern, besonders den Laubwäldern des Ge- bietes, stellenweise lockere Bestände bildend, (N. u. P. Forst Gnewau, Forst Darslub, Forst Neustadt). Phleum pratense L. Sehr gemein auf den Wiesen der Niederungen, weniger auf den Mooren. var. Phi. nodosum L. P. Forst Darslub. Alopecurus pratensis L. Auf den Wiesen der Niederungen sehr häufig. A. geniculatus L. Zerstreut auf den feuchten Flusswiesen. 4. fulvus Sm. Stellenweise viel, besonders an den grobsandigen Ufern der Seen und Tümpel, auch in Menge P. an Ufern des Putziger Wieks im nassen Sande. A. geniculatus X fulvus. P. Mit theils hellgelben, theils rothgelben Antheren am Ufer des Zarnowitzer Sees unweit Lübkau mit den Eltern. Agrostis vulgaris With. Nicht selten auf den grossen Mooren und den feuch- teren Dünenheiden an der Ostsee, oft in Menge (P. Wiesen bei Darslub, Bielawa-Bruch). L. Sehr viel auf feuchten Sand flächen am Chottschower See in einer kleinen buschigen Form. A. alba L. Mehr auf den Wiesen der Niederungen (Karwenbruch) und in den Kieferwäldern am Strande und an Binnendünen (Krockower Wald). A. canina L. Wohl ziemlich häufig, stellenweise viel auf den Mooren (P. Brück- sches Bruch, Tupadeler Moor ; L, Wierschutziner Moor). A. Spica venti L. Sehr häufig auf den Aeckern und an den Feldwegen, beson- ders auf den Kämpen. 181 342 Calamagrostis lanceolata Rth. Auf den grossen Mooren zerstreut, stellenweise in Menge, P. Brücksches Bruch; Wiesen bei Darslub; L. Gr. Wierschut- ziner Moor. C. epigea (L.) Rth. Sehr häufig im ganzen Gebiet, in grossen Mengen an den Ufern des Putziger Wrieks, an den Abhängen der Kämpen, an der Ostsee und auf den Binnendünen (P. bei Tupadel, Ostrau, Karwenbruch, Odargau). C. neglecta (Ehrh.) Fr. P. Werbliner Moor; Ufer des Zarnowitzer Sees; Pias- nitz-Wiesen sehr viel. L. Piasnitz-Wiesen. C. varia Lk. P. Parowe bei Lübkau am Zarnowitzer See. C. arunclinacea (L.) Rth. P. Forst Darslub; Wäldchen südlich Klanin. C. arenaria (L.) Rth. Ueberall in Menge auf den Ostseedünen; im Binnen- lande auf den Dünen P. bei Ostrau; L. bei Lübtow. Am Putziger Wiek stellenweise in Menge. Eine auffällige Monstrosität dieser Pflanze fand ich auf den Dünen bei L. Piasnitz: die Blütenstandsachse war in ihrem unterem Theile sanft gebogen, bildete dann am obersten Knoten einen rechten Winkel und bog sich von da an sichelartig in einen S/A Kreis, so dass die Aehre senkrecht abwärts gerichtet war. C. baltica (Flüg.) Htn. Mit voriger zerstreut P. am Putziger Wiek bei Oslanin, Rutzau, Putzig; Strand zwischen Grossendorf und Tupadel viel; bei Ostrau auf den Binnendünen; Strand bei Karwen, Karwenbruch; L. bei Piasnitz; Ossecken-Lübtow. Holcus lanatus L. Zerstreut, oft in grossen Mengen auf Wiesen (P. Forst Dars- lub, Putzig; L. Chottschow), auch auf den Mooren viel, aber nicht in dichten Beständen, gern an Waldrändern. II. mollis L. P. Forst Darslub (mehrfach, viel bei Werblin); Rixhöft; Zarno- witzer Wald; N. Forst Gnewau (unter Kiefern viel); L. Osscckcr Wald (Kiefern und Buchen). Koeleria cristata (L ) Pers. Häufig auf den Wiesen, besonders an den Rändern gegen trocknere Formationen hin, auf den cullivirten Mooren oft in Menge (P. bei Darslub). K. glauca (Schk.) DC. Zerstreut in trokneren Formationen, seltener in grösseren Mengen (P. Dünenwald bei Tupadel), sonst besonders an den Abhängen der Kämpen, auf den Strand- und Binnendünen vereinzelt. Aira caespitosa L. In grossen Mengen auf den Mooren, besonders in dichten Beständen auf den halbcultivirten Theilen derselben, die hellblütige Wald- form seltener, aber doch in allen grösseren Laub- und Mischwäldern be- obachtet. Ai. flexuosa L. Sehr gemein, besonders in den Heiden an den Abhängen der Kämpen und der Dünenflächen, auch in trocknen Wäldern (P. über Lübkau). Ai. caryophyllea L. Wold nicht selten, in diesem Jahre wegen der trockenen Witterung nur spärlicher entwickelt. P. Abhang am Zarnowitzer See bei Lübkau; L. Abhang bei Chottschow. Ai. praecox L. An mässig feuchten Stellen der Dünenheiden in Menge, oft in 182 343 kleinen Beständen (P. Tupadel, Ostrau, Karwenbruch, Liibkau), Abhänge bei Rheda, Bresin, Putzig. Weingaertneria canescens (L.) Bernh. Sehr häufig auf allen Heiden, am Strande wie im Binnenlande, grössere Weingaertneria- Heiden sind P„ bei Ostrau, Karwenbruch, L Ossecken. Arrhenatervm elatius (L.) M. et K. Zerstreut auf Wiesen P . Putzig; Darslub; Klein Starsin; N. Rheda; L. Chottschow (Waldwiese). Avena pubescens L. Scheint in der Nähe des Rhedathaies, besonders an den Abhängen und auf Wiesen häufig, im nördlichen Tlieile des Gebietes aber sehr spärlich zu sein, denn ich habe sie nur P. am Strande bei Oslanin und auf den Piasnitz-Wiesen bei Dembeck bemerkt. Von Klinggräff (Botan. Reisen a. d. Seeküsten Westpreussens) giebt sie weder aus der Umgegend von Krockow noch von Heia an. Trisetum flavescens (L.) P. B. L. Buschige Wiesen westlich der Piasnitz (wahrscheinlich auch auf der westpreussischen Seite. Arundo Pliragmites L. An Gewässern aller Art sehr häufig, sein* viel auch am Putziger Wiek, bis in dasselbe hineinwachsend. Sieglingia decumbens (Li) Bernh. Ziemlich häufig auf mässig feuchten Heide- wald- und Heideflächen, in den Dünen und im Binnenlande; seltener in kleinen Beständen. Molinia coerulea (L.) Mnch. Oft in grossen Mengen, in lockeren Beständen auf feuchteren Heideflächen und auf den Mooren (P, Werbliner Moor, Bielawa-Bruch, Piasnitz-Wiesen, L. Gr. Wierschutziner Moor). Catabrosa aquatica (L.) P. B. P. Wegrand zwischen Odargau und Zarnowitz, ob verschleppt? Melica nutans L. Scheint sehr zerstreut. P. Forst Darslub (einzeln) N. Forst Gnewau viel. M. uniflora L. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; N. Forst Gnewau südlich Rheda; Schlossberg bei Neustadt. Briza media L. Sehr häufig auf trockeneren Wiesen der Kämpen und Niede- rungen, ich sah sie aber nirgends in Beständen. Dactylis glomerata L Ueberall an Wiesen-, Wegrändern und Ruderaistellen häufig. Gynosurus cristatus L. Pläufig, besonders auf den höher gelegenen Wiesen der Kämpen und den Waldwiesen (P. Forst Darslub). Poa annua L. Sehr häufig auf Wegen, überall, auch auf kahlen Stellen der Moore. P. bulbosa L. var. vivip ara (P. crispa Thnill.). P. Zarnowitzer Bruch wenig. P. nemoralis L. Sehr häufig in den grossen (besonders Laub-) Waldungen, hier stellenweise in mässig grossen Beständen (Forst Neustadt, Forst Darslub). P. palustris L. Sehr häufig, besonders auf feuchten Wiesen der Niederungen oft in Beständen (P. Piasnitz-Wiesen bei Zarnowitz, Brücksches Bruch) und an den Flussufern und Tümpelrändern. Eine forma vivipara, deren Blütenstand 183 344 ganz dem von P. bulbosa L. var. vivipara entspricht, fand sich P. Strand- wiesen bei Karwen. Poa trivialis L. Häufig, sowohl auf trockenen Wiesen, als besonders an Wald- rändern und Rändern der (Buchen-) Waldmoore und Wiesen (P. Forst Dars- lub, L. Ossecker Wald) in Mengen. P. pratensis L. Auf allen Wiesen- und Wegrändern gemein. Eine Form, die ich schon bei Colberg am Campschen See beobachtete, tritt auch hier an der Ostsee in der Dünenregion und am Putziger Wiek auf. Die Pflanze ist klein (10 bis höchstens 30 cm), auffallend graugrün und gleicht im Habitus etwa der P. annua : Stengel gebogen, gerade bis sanft aufsteigend, Wurzelstock kurz (1—6 cm) kriechend, Blätter kurz (2 — 5 cm) starr, rückwärts gekrümmt, zusammen- gefaltet, oberseits spärlich behaart, die grundständigen lanzettlich, von der Basis bis fast zur Spitze gleichbreit 2 — 3 mm, an der Spitze plötzlich abgestutzt oder meist etwas mützenförmig zusammengezogen. Scheiden gross (2 — 3 cm) seitlich zusammengedrückt, am Rücken meist scharf gekielt, die obersten Scheiden der 1 bis 2 Stengelblätter ganz oder fast ganz ohne Spreite. Blütenstand kurz, meist etwas ge- drängt, pyramidal, Aeste abstehend oder etwas zurückgeschlagen, rauh, die unteren meist mit einem (nie mehr) grundständigem Zweige. Aehrchen ziemlich gross, meist dreiblütig, dunkelviolett überlaufen. Ob diese Pflanze eine samenbeständige Form oder nur eine Standorts- varietät darstellt, muss die Zukunft lehren, jedenfalls ist es auffallend, dass die westpreussischen Exemplare, die ja allerdings an ganz ähnlichen Standorten (auf mit Brackwasser durchtränktem, zeitweise überschwemmtem, kahlem oder dünnbewachsenem Sande) stehen, die nämlichen zum Theil erheblich von P. pratensis abweichenden Merkmale, sowie auch den P. annua ähnlichen Plabitus mit merkwürdiger Constanz aufweisen. Vielleicht ist diese Form identisch mit jP. costata (Schum. Enum. p. 38) Drej. n. 105; Flor. Dan. 2402, deren Beschreibung in Lange, J., Handbog i den Danske Flora. IV. Aufl. p. 87, einigermaassen stimmt, obwohl gerade die wich- tigsten von P. pratensis abweichenden Merkmale nicht erwähnt sind. Glyceria aquatica (L.) Wahlb. Stellenweise in grösseren Beständen in Gräben und an Ufern von Teichen und Flüssen (N. Rheda; P. Putzig, Ostrau, Zarno- witz; L. Chottschow. Gl. fluitans (L.) R. Br. Sehr häufig in Gewässern aller Art, oft in Mengen, so P. um Zarnowitz, ist indessen den Bewohnern als Nahrungsmittel gänz- lich unbekannt. (Vgl. Ascherson, Brandenburg^ 1895. II. p. 37 — 60. Gl. plicata Fr. scheint erheblich seltener als vorige. P. Brücksches Bruch unter Polchau; Putzig, Plutnitz-Wiesen; Darslub am Walde; L. Schnittbruch bei Ossecken. Gl. nemoralis Uechtr. et Koern. P. Forst Darslub in den Schluchten an 184 345 der neuen Strasse mehrfach sehr viel. N. Schluchten am Zarnowitzer See unter Reckendorf. (Hier schon von Caspary gefunden.) Festvca ovina L. Sehr häufig, besonders auf den Heideflächen und in den trockenen Wäldern in Menge, am zahlreichsten in den Dünen; auf den Mooren in einer hohen lockeren Form. F. heterophylla Haenke. P. Strandwald zwischen Dembeck und Widow. F. rubra L. An trockenen Abhängen der Kämpen sehr häufig (auch in trockenen Wäldern massenhaft); besonders: var. F. arenaria Osbeck. Sehr häufig auf den Dünen an der Ostsee, auf denselben überall lockere Bestände bildend (P. Grossendorf, Karwenbruch, Dembeck), stellenweise auch am Putziger Wiek (Rutzau, Oslanin). F. silvatica Vill. P. Forst Darslub im Süden des Lessnauer Weges westlich Darslub. F. gigantea (L.) Vill. In den grossen Waldungen stellenweise (wohl überall). N. und P. Forst Gnewau, Forst Neustadt, Forst Darslub. F. arundinacea Schreb. P. Ufer der Plutnitz bei Putzig. F. elatior L. Auf den cultivirten Mooren, auf Wiesen (Karwenbruch) stellen- weise in Menge, am Strande viel bei Rutzau. var. pseudololiacea Fr. P. Bielawa-Bruch unweit Karwenbruch. Bromus secalinus L. N. Acker bei Reckendorf unweit des Zarnowitzer Sees. L. Feldweg zwischen Lübtow und Kerschkow viel. Br. mollis L. Oft in einzelnen Exemplaren, zumeist zwischen oder am Getreide; scheint nicht so allgemein verbreitet als in anderen Gegenden, vielleicht auch nur schlecht entwickelt. Br. arvensis L. N. Acker unter Reckendorf vereinzelt im Getreide mit Br. secalinus , wahrscheinlich eingeschleppt. Br. sterilis L. P. Gebüsche im Park von Klein Starsin viel; Wäldchen südlich Klanin. Brachypodium pinnatum (L ) P. B. Tritt anscheinend sehr spärlich auf, sicher in grösseren Mengen sah ich sie nur in der Forst Gnewau (N.); Blätter, deren Bestimmung unsicher blieb (P. Forst Darslub, Rixhöft); jedenfalls scheint das Auftreten keineswegs so allgemein zu sein, wie im übrigen östlichen Deutschland. Br. silvaticum (Huds.) P. B. P. Rixhöfter Buchen (hier schon von Caspary und Abromeit beobachtet). Nardus stricta L. sehr gemein auf humosen Heiden an den Abhängen, auf den Kämpen und in der Dünenregion, ebenso wie in den Kiefernwäldern. Lolium perenne L. Sehr häufig, überall an Wegrändern, Wiesen etc., selbst am Strande stellenweise viel. Triticum repens L. Ueberall, besonders auf den Aeckern sehr gemein. Tr. caninum L. P. Forst Darslub, an der Lessnauer Strasse spärlich. Hordeum murinum L. Stellenweise in grossen Mengen an Ruderaistellen und Wegrändern. 346 Elymus arenarius L. *). An der Ostsee sehr gemein in den Dünen, am Wiek stellenweise viel, im Binnenlande P. bei Ostrau. — P. am Strande bei Karwen bruch fand sich ein Exemplar, dessen Hauptähre 9 grössere oder kleinere Seitenähren trägt. Cyperaceae . Eriophorum vaginatum L. In ungeheueren Mengen auf allen grossen Mooren, dieselben zur Fruchtzeit weithin weissfärbend und durch die überall an- haftenden Perigonborsten alle Pflanzen der Moore mit einem dichten weissen Schleier überziehend, der das Botanisiren ungemein erschwert. E. polystachyum L. p. p. Wie vorige, ebenfalls überall sehr häufig, etwas weniger in Gesellschaft der Heidepflanzen. E. latifolium Hoppe. Weniger häufig, aber auch auf allen Mooren verbreitet, stellenweise in Menge (P. Bielawa-Bruch). E. gracile Koch. P. Moor unter Werblin ziemlich viel. Scirpus caespitosus L. P. Auf dem ganzen Bielawa-Bruch verbreitet, stellenweise in Menge und ganze Strecken in lockerem Bestände überziehend, so be- sonders gegenüber Parschkau, südlich von Ostrau, und bei Czarnauer- rnühle; Moor unter Odargau; L. Gr. Wierschutziner Moor. Sc. panciflorus Lightf. P. Wiesen an der Rheda oberhalb Beka; Moor unter Odargau; am Zarno witzer See sehr viel bei Lübkau. L. am Chottschower See auf kahlen, feuchten Sandflächen in einer sehr kleinen, nur 4 — 5 cm hohen Form mit fadendünnen Stengeln und kleinen 1- u. 2-blütigen Aehrchen, deren Blüten nur zum Theil Früchte ansetzten, während die übrigen zwar wohlentwickelte Staubfäden besassen, aber keine Frucht producirten; meist fand ich in einer Aehre 1 Frucht und 1 Blüte mit Staubfäden, aber verkümmertem Fruchtknoten. (Vgl. A. Schultz, Beiträge zur Morphologie und Biologie der Blüten. Ber. Deutsch. Bot. Ges. X. 1892, p. 303 — 313 [p. 313. Scirpus caespitosus ]). Sc. parvulus R. et Schult. Diese Pflanze, die ich 1893 für Hinterpommern* 2) aufzufinden das Glück hatte, scheint auch an den Ufern des Putziger Wieks nicht selten zu sein, ich fand sie in Menge P. am Strande bei Beka; bei Grossendorf in der Bucht an der Halbinsel Heia. Sc. setaceus L. P. Thal südlich Klanin; Bielawa-Bruch unter Slawoschin; Parowe bei Lübkau unweit Zarnowitz viel. L. Sauliner See; Dünenthal am Schnittbruch bei Ossecken. Sc. lacustris L. Ueberall sehr häufig, besonders an den Ufern der grösseren Seen und Tümpel in grossen Beständen (Zarnowitzer See, Chottschower See). Sc. Ta b erna emontani Gmel. P. Strand und Strandwiesen bei Beka; Strandwiesen 1) Ueber die morphologisch interessanten Abänderungen an der von Ustilago hypodytes befallenen Pflanze vgl. Magnus, P. in diesem Bericht p. 318 — 320. 2) Ygl. Ascherson, P., Reiseeindrücke in Hinterpommern, West- und Ostpreussen im Spätsommer 1893. Verh. Bot. Ver. Brandenb. XXXY. 1893. p. XLY — LIX (L). 1 86 347 bei Patzig; Karwenb nach ; P. N. nncl L. Zarnowitzer See, besonders an der NW. -Seite. Scirpns maritimus L. P. Am Ufer des Wieks häufig, stellenweise (Beka,, Putzig) grössere und kleinere Bestände im Wasser bildend; Grossendorf; Karwen- bruch; Dembeck. Eine bisher meines Wissens nicht erwähnte untergetauchteForm findet sich in einiger Menge an den sandigen Ufern des Zarnowitzer Sees, be- sonders in der Nordwestecke desselben zwischen Sc. lacustris und Sc. Ta- bernaemontani. Die Exemplare zeigen ein kurzes (21/2—4:1la cm), krie- chendes, an einigen Stellen etwas knollig verdicktes Rhizom, von dem senkrecht nach oben 4 — 6 sterile Sprosse ausgehen, mit 2 — 9 grund- ständigen, bis 35 cm langen, 2 — 3 mm breiten, bandartigen, nach der Spitze allmählich verschmälerten, lebhaft grünen, ganz flachen Blättern, die lang in dem klaren Wasser fluten. Vielleicht stellt diese Form ein Jugendstadium unserer Pflanze dar; mit absoluter Sicherheit liess sich ihre Zugehörigkeit zu Sc. maritimus nicht erweisen, wohl aber mit grosser Wahrscheinlichkeit, es ist nur die Möglichkeit nicht absolut ausge- schlossen, dass wir es hier mit einer flutenden Form von Sc. lacustris zu thun haben. Sc. silvaticus L. Sehr häufig, besonders in den Niederungen in der Nähe der Flüsse und Seen oft in Beständen (so P. Plutnitz bei Putzig, Krockower Chaussee bei Zarnowitz, Zarnowitzer See). Sc. paluster L. Ueberall gemein, auf den Mooren und in den Flussniederungen, oft in Beständen (so P. Brücksches Bruch, bei Putzig, Karwenbruch; P, und L Piasnitz-Wiesen. var. Sc. uniglumis Lk. P. Brücksches Bruch, Strandwiesen bei Beka; Karwenbrucher Wiesen am Strande. Sc. acicularis L. Zerstreut an den Ufern von Tümpeln, Teichen und Seen an den Standorten meist in Rasen, wird am Putziger Wiek (im Brackwasser) durch Sc. parvulus ersetzt, von dem er bei Grossendorf (an den süssen Binnenwässern) nicht weit entfernt wächst, mitunter auch in den Mooren (P. Torfstiche im Tupadeler Moor) sehr viel. Sc. compressus (L.) Pers. Ziemlich häufig, auf den Strandwiesen am Wiek und an der Ostsee oft in Mengen (P. Ostrau, Karwenbruch, L Ossecken). Sc. ruf us (Huds.) Schrad. P. Strandwiesen bei Beka; bei Putzig viel. Schoenus ferrugineus L. P. Piasnitz-Wiesen beiDembeck unweit des Strandes vereinzelt. L. Piasnitz-Wiesen (buschig) beiPiasnitz; Gr. Wierschutziner Moor, unweit des Strandes in sehr grossen Mengen, oft grosse lockere Bestände. Diese Standorte bilden wahrscheinlich eine continuirliche Kette, die sich im Norden des grossen Wierschutziner Moores entlang zieht, wo sie schon Caspar y beobachtete, sich im Osten bis an die Piasnitz erstreckt, die in der Nähe der bekannten Standorte von Gla- cholus imbricatus, Iris sibirica, Laser p itiu m pru, tenicum etc. von der Pflanze 187 348 überschritten wird (in einer Viehkoppel unweit (westlich) der Häuser). Findet sich höchst wahrscheinlich noch in dem anschliessenden Moore zwischen Dembeck und Widow auf dem dort ganz ähnlichen Terrain. Rhynchospora alba (L.) Vahl. P. Bielawa-Bruch, in fast allen Theilen in grosser Menge; Krockower Wald; Zarnowitzer Bruch (auch L.) L. Strand- wald bei Piasnitz; feuchte Dünen nördlich von Lübtow sehr viel. Jßh. fusca (L.) K. et Sch, P. Bielawa-Bruch, am Damm von Czarnauer Mühle im nördlichen Theile des Moores in der Nähe der Tümpel in grossen Mengen, grosse Flecke eigenthümlich gelbbraun färbend; Söll bei Ostrau, südöstlich zwischen den beiden Kiefernwäldern sehr viel. L. Strandwald bei Lübtow mit voriger auf feuchten Dünenwegen sehr viel. Carex dioeca L. P. Brücksches Bruch, sehr viel auf kurzgrasigen Stellen (bei Polchau — Bresin — Oslanin); Werbliner Moor; am Kanal bei Czarnauer- tnühle; Bielawa-Bruch mehrfach, am Moordamm von Slawoschin nach Miruschin und im nördlichen Theile; Moor unter Odargau und am Krockower Walde (Neuhof). C. pulicaris L. Im Gebiete ganz auffallend häufig, fast immer an den Standorten in grossen Mengen. P. Brücksches Bruch sehr viel an kurzgrasigen Orten meist mit voriger bei Polchau — Bresin — Oslanin — Beka; Wiese zwischen Darslub und Mechau sehr viel; Werbliner Moor viel; am Kanal bei Czarnauermühle; Bielawa-Bruch, viel am Moordamm von Slawoschin nach Miruschin; L. Strandwald hinter der Wanderdüne am Schnittbruch bei Ossecken. C. disticlia Huds. Sehr häufig auf den grossen Mooren an den Rändern von Gräben und verwachsenen Torflöchern, auf den Wiesen der Niederungen. C. cirenaria L. Am Strande auf den Dünen in grossen Mengen, ebenso auf den sandigen Abhängen und in trockenen Wäldern. C. vulpina L. Sehr häufig auf den grossen Mooren und auf Wiesen an nassen Stellen, hin und wieder an Flussläufen in Wäldern. C. muricata L. Wohl hin und wieder in den Kiefernwäldern und Heiden zer- streut; ich sah sie nur N. in der Forst Guewau viel, und P. vereinzelt in der Forst Darslub. Jedenfalls scheint die Pflanze, die vielleicht in der Nähe der Küste fehlt, bei weitem nicht so verbreitet, als sonst im östlichen Deutschland. , C. diandra Rth. Ungemein häufig auf den grossen Mooren an feuchten bis nassen Stellen oft fast bestandbildend (so P. Brücksches Bruch, Zarno- witzer Bruch), auch auf nassen Wiesen oft viel (Putzig). C. panniculata L. Sehr häufig auf den Mooren und Wiesen der Niederungen, hin und wieder auch in Wäldern, so P. in der Forst Darslub viel. C. paradoxa Willd. P. Brücksches Bruch mehrfach; Forst Darslub in den Mooren mehrfach (besonders bei Vaterhorst undMusa); Werbliner Moor; Tupadeler Moor; Moor unter Odargau. 138 349 Carex remota L. In den Buchenwäldern meist viel, so P. Forst Darslub; Forst Neustadt. N. Forst Gnewau. L. Ossecker Wald. C. panniculata X remota (C. Boenninghausiana Weihe). P. mit den Eltern in der Forst Darslub in einer sumpfigen Schlucht mit kleinem Rinnsal süd- lich des neuen Weges. C. echinata Murr. Ungemein häufig auf den grossen Mooren, oft die moosigen Stellen dicht bedeckend (so P. auf dem Brückschen Bruch, in der Forst Darslub, Werbliner Moor, Zarnowitzer Bruch). C. echinata X remota (= C. Gerhardti Figert1) = C. Vierhapperi Beck2). L. mit den Eltern und C. leporina in einer quelligen Schlucht südwestlich des Schnittbruches bei Ossecken (det. P. Ascherson). Das Exemplar dieser Pflanze fiel zwischen den zahlreichen Individuen von C. remota durch eine beträchtlich abweichende, gelblichere Färbung und gedrungeneren niedrigen Wuchs auf, sowie dadurch, dass die ein- zelnen Blütenstengel einen strafferen sparrigeren Wuchs zeigten und die einzelnen Aehrchen grösser (besonders dicker) waren und besonders das Endährclien meist erheblich die unteren an Grösse übertraf. Blütenstände 18 — 38 cm hoch, Scheiden gelbbraun, die untersten etwas netzfaserig Stengel deutlich dreikantig, in der Aehre und öfter auch etwas unter der Aehre rauh, Blätter 15 — 28 cm lang, schlaff bis mässig starr, meist erheblich kürzer als der Blütenstand, aufrecht oder etwas überhängend. Das untere Aehrchen in der Achsel eines die Aehre meist überragenden Tragblattes, das zweite, öfter auch das dritte Aehrchen in der Achsel eines kurzen laubartigen Tragblattes; die oberen, meist am Grunde männ- lichen Aehrchen dicht gedrängt, oft 3 — 4 handartig verzweigt, das Endährchen meist am grössten. Die am Grunde bräunlichen, am Rande und Schnabel hellen bis grünen Schläuche eiförmig, auf der ge- wölbten äusseren Seite stark nervig, auf der Innenseite nervenlos, in einen kürzeren bis längeren deutlich zweizähnigen, am Rande rauhen Schnabel ausgezogen, etwas abstehend; die hellbraunen Deckblätter mit dunklerem oder grünlich braunem Mittelstreif und öfter weisslich berandet. Früchte nicht oder sparsam entwickelt. Die Deutung der Pflanze bereitete einige Schwierigkeiten, da an dem genannten Orte, einem nassen mit Hypnum, Sphagnum und faulem Laube bedeckten Waldbruch, ausser den höchst wahrscheinlich die Eltern dar- stellenden Arten sich noch eine Anzahl anderer Carices in der Nähe befanden, so besonders Carex leporina , den ich zuerst für mitwirkend hielt; aber die eingehende, mit Herrn Prof. Ascherson zusammen vorgenom- J) Ygl. Figert, E., Ein neuer Bastard (C. remota X echinata ) aus der Flora von Liegnitz in Schlesien. Deutsche Bot. Monatsschr. III. 1885 p. 158. 2) Vgl. Commission für die Flora von Deutschland: Bericht über neue und wichtigere Beobachtungen aus dem Jahre 1885; Oberösterreich (Beck) p. CCIX. und Vierhapper, Fr., Prodromus einer Flora des Innkreises. XIV. Jahresber. des K. K. Staatsgymn. in Ried 1885, 189 350 mene Untersuchung hat einige Merkmale gezeigt, die sehr gegen die erste Annahme und mit ziemlicher Sicherheit für eine Vereinigung von C. echinata und remota sprechen. Die Pflanze wird beim Trocknen leicht gelblich wie C. echinata. Car ex leporina L. Sowohl auf massig feuchten Wiesen (vorzüglich auf denen der Kämpen häufig) als in den Wäldern (Forst Gnewau, Darslub, Neustadt, Ossecker Wald) in den Schluchten zahlreich. C. elongata L. Im Gebiet wohl zerstreut, P. Brücksches Bruch, unter Polchau; Bielawa-Bruch, unweit Karwenbruch; Dembeck (Wiese); L Ossecker Wald am Schnittbruch. C. canescens L. Auf den grossen Mooren und nassen Wiesen an den Fluss- läufen häufig; stellenweise auch auf Waldwiesen häufig (P. Forst Darslub, Strandwald bei Ossecken). C. stricta Good. Nicht sehr gemein, in Mengen nur in den Wiesenmooren1) der Flussniederungen, den Sümpfen der Kämpen und Forsten. C. Goodenoughii Gay. Sehr gemein auf Wiesen und Mooren, sehr häufig in Beständen (so in der f. chlorostachya Rchb. P. im Moor bei Vaterhorst in der Forst Darslub). C. gracilis Curt. Nicht selten, besonders an den Wasserläufen, aber nicht oft in grösserer Menge. P, Brücksches Bruch bei Sellistrau, südlich Putzig. C. pilulifera L. Ziemlich häufig, besonders auf den heidigen Abhängen und in den Kiefernwäldern, nicht in Beständen. C. ericetörum Poll. Ich sah die Pflanze nur P. in der Forst Neustadt bei Rheda, vielleicht jedoch weiter verbreitet. C. verna Vill. Ziemlich häufig, besonders in den Dünenheiden und -Wäldern in Menge. C. digitata L. P. Forst Neustadt mehrfach (nördlich Rheda viel); Forst Darslub; Schluchten südlich Klanin; Rixhöfter Buchen; Zarnowitzer Wald; Strandwald zwischen Dembeck und Widow; N. Forst Gnewau bei Rheda und Neustadt; L. Buchenwald am Chottschower See; Ossecker Wald. C. panicea L. Ungemein häufig, besonders auf den Flusswiesen (Rheda, Plutnitz, Piasnitz) und an den kahlen Stellen der grossen Moore in dichten Beständen. C, glauca Murr. P. Brücksches Bruch unter Polchau. C. pallescens L. Häufig, aber nicht in Menge, besonders auf den Waldwiesen (P. bei der Forst Darslub) und in den Forsten überall. C. flava L. Ueberall häufig, besonders auf den Wiesen der Niederungen. var. C. lepidocarpa Tausch. P» bei Putzig, N. bei Rheda in grosser Menge. !) Es dürfen die Wiesenmoore der Flussniederungen (Flusswiesen), meist aus Gramineen gebildet, nicht, wie es selbst von Botanikern oft geschieht, mit den sogenannten Grünland- mooren (Wiesenmooren i. e. S.), meist Cyperaceen, verwechselt werden. Car ex stricta findet sich im Gebiet meist auf ersteren. 190 351 var. Car ex Oederi Ehrk. Oft in grossen Mengen auf den kahlen Stellen der grossen Moore (bes. P. Brücksches Bruch; Patzig, Bruch; Moore in der Forst Darslub, Werbliner Moor; Bielawa-Bruch sehr viel; Zarnowitzer Bruch); ausserdem P. Grossendorf; Rixhöft; Ostrau, am Söll viel; Strandwiesen zwischen Dembeck und Widow; L Strand nördlich Lübtow. Car ex punctata Gaudiu. P. Sandiger buschiger Rand des Tupadeler Moores (det. P. As cherson). Das Vorkommen dieser bisher nur von Langeoog, Borkum und Juist bekannten südlich-atlantischen Pflanze im Gebiet er- scheint pflanzengeographisch sehr b emerkens w erth. C. distans L. P. und L Auf den buschigen Piasnitz-Wiesen schon von von Klinggraeff und Abrom eit gesammelt. C. silvatica Huds. P. Forst Neustadt mehrfach; Forst Darslub viel; Rixhöfter Buchen; N. Forst Gnewau mehrfach ; Abhang an der Neustädter Chaussee bei Rheda; L. Ossecker Wald stellenweise. G, Pseudo-Cyperus L. Sehr häufig an Gräben in den Niederungen, auf Wiesen und in den Mooren; meist vereinzelt auftretend. C. rostrata With. Sehr viel auf den Wiesen und Mooren der Niederungen und an den Rändern der Seen und Tümpel, bes. viel P. auf dem Briick- schen Bruch; Wiesen bei Putzig; Werbliner Moor. C. vesicaria L. Gemein, an ähnlichen Orten wie vorige, oft mit ihr, sehr viel. P. am Zarnowitzer See und in der Forst Darslub in Waldbrüchern fast reine Bestände bildend (auch Werbliner Moor). C. acutiformis Ehrk. Ziemlich häufig auf den sumpfigen Wiesen, besonders in den Flussniederungen, meist zerstreut, mehrfach zwischen Phragmites (Brücksches Bruch, Zarnowitzer See). C. riparia Curt. Zerstreut an den Ufern der Flüsse (Rheda, Plutnitz, Piasnitz), auch an den Gräben und verwachsenen Torflöchern (Kanal bei Tupadel) und auf den Mooren stellenweise viel. C. filiformis L. P. Auf dem Brückscken Bruch an einem im südlichen Theile gelegenen Tümpel und am Zarnowitzer See wachsen sterile Carex- Be- stände, die ich der feinen Blätter und gelbbraunen Scheiden wegen für G. filiformis halten möchte. C. hirta L. Sehr gemein auf allen trockenen Heiden in den Dünen, an den Abhängen der Kämpen und in den Kiefernwäldern. var. hirtiformis Pers. P. Wiese nördlich von Putzig viel; Werbliner Moor, an einer grasigen quelligen Stelle. Araceae. Acorus Calamus L. P. Gräben und Wasserlöcher in und bei Darslub; Teich bei der Försterei Vaterhorst in der Forst Darslub viel; Karwenbruch sehr viel. Calla palust?'is L. P. Forst Darslub mehrfach; Werbliner Moor; L. am Schnitt- bruch im Ossecker Wald. 191 352 Lemnaceae . Spirodela polyrrhiza (L.) Schleiden (in Linnaea XIII. p. 392). Ziemlich ver- breitet, meist in klarem Wasser. P. und N. in der Rheda; Putziger Teich; bei Grossendorf; L. und N. Zarnowitzer See; Bychower Bach. Lemna trisulca L. Sehr häufig in Gewässern aller Art, besonders die Gräben und Torflöcher in den Mooren oft ganz ausfüllend. L. minor L. Ueberall sehr gemein, eine kleine Form ohne Wurzeln findet sich stellenweise zwischen der Stammform, vielleicht nur ein Product des ausnehmend warmen Sommers, da ich sie nur in warmen moorigen Tümpeln sah (P. Zarnowitzer Bruch; L. Teich bei Chottschow). L. gibba L. P. Tupadeler Moor, mit voriger; Bielawa-Bruch, in Gräben. Juncaceae. Juncus Leersii Marss. Scheint sehr verbreitet, sowohl auf den Sandflächen am Strande zwischen und hinter den Dünen (Karwen) als an den Tüm- peln der Kämpen und in den lichten Wäldern. J. effusus L. Sehr gemein auf nacktem oder kurzgrasigem feuchtem Terrain, am liebsten auf Weideflächen, auch auf den Mooren und Waldbrücliern oft in Menge. J. glaucus Ehrh. Nicht selten, jedoch selten massenhaft; gern an Dorfteichen etc. (N. Rheda; P. Polchau; Bresin, Oslanin, Putzig, Rixhöft, Zarnowitz; L. Chottschow, Ossecken). J. balticus Willd. An der Ostsee hinter den Dünen überall sehr häufig, stellenweise ganze Bestände bildend, so P. bei Grossendorf (auch in einer sehr kleinen 20 — 25 cm (bis 30 cm) hohen Form mit fadendünnem Stengel, ziemlich (bis 10 cm) langem Tragblatt; ganz kurz kriechend. Diese Form kann ohne genauere anatomische Untersuchung leicht für den Bastard mit J. filiformis , dem sie habituell ungemein ähnlich ist, gehalten werden; Karwen-Ostrau, Karwenbruch; L. Piasnitz, Ossecken- Lübtow. An einem sehr merkwürdigen Standort wächst die Pflanze L. in den Dünen bei Lübtow, in einem feuchten, schattigen, moosigen Kiefern- wald mit Listera cordata und Linnaea borealis. J. balticus X filiformis {J. inundatus Drejer) P. Strandwiese bei Karwen ein Expl. mit den Eltern. Die Pflanze steht zwar der oben beschriebenen Form von J. balticus habituell nahe, doch lässt das wenn auch nur verein- zelte Vorhandensein von subepidermalen Bastleisten und die Verküm- merung der Samen mit Sicherheit auf eine Hybride schliessen. J. filiformis L. P. Grossendorf, Strandwiesen; Bielawa-Bruch, stellenweise viel; Söll bei Ostrau; Strandwiesen bei Ostrau und Karwen sehr ver- breitet; Karwenbruch; L Sauliner See; am Chottschower See; Strand- wiesen bei Lübtow. J. capitatus Weig. P. Graben bei Karwen. J. lamprocarpus Ehrh. Sehr häufig in Sümpfen und an Teich- und Graben- 192 353 ufern, sehr viel in den Strandwiesen und Brüchei’ii in Beständen (L. Ossecken). ln einer sehr dünnstengeligen und feinblätterigen hohen Form P. in buschigen Diinenthälern bei Karwen. Rhizom kurz kriechend. Die Stengel sowie die Blätter stehen straff parallel aufrecht, die Ver- zweigungen des Blutenstandes starr aufrecht abstehend, so dass die Pflanze im Habitus, besonders in jüngeren Stadien, täuschend J. balticus ähnlich ist. Juncus obtusiflorus Ehrh. P. u. L. Am Ufer der Piasnitz bei Zarnowitz viel, schon von von Klinggraeff und Abromeit beobachtet. (J. alpinus Vill. Jedenfalls nicht häufig, ich sah ihn nicht mit Sicherheit, wegen der frühen Jahreszeit waren allerdings oft Blüten nicht entwickelt.) J. supinus Mnch. Sehr häufig auf den Wiesen und Mooren der Niederungen an und in den Heidetümpeln und Torflöchern. P. im Moor unter Odargau, in einem Torf loch eine meterlang flutende blühende Form, das Wasser ganz erfüllend. ,7. squarrosus L. Wohl in allen grösseren und kleineren Mooren und feucht- sandigen Heideflächen, bes. am Strande; beobachtet: P. Brücksches Bruch; Moore in der Forst Darslub; Werbliner Moor; Grossendorf; Tupadel; Ostrau-Karwenbruch, Bielawa-Brucli überall; Odargau; Zarnowitzer Bruch; Dembeck-Widow; L. Wierschutziner Moor; Chottschow; Ossecken-Lübtow. J. compressus Jacq. Ueberall sehr gemein auf Wiesen, an Gräben, auf den Mooren, bes. an den cultivirten Orten in den Niederungen massenhaft (P. Karwenbruch). J. Gerardi Loisl. Wahrscheinlich an der Ostsee und am Half überall nicht selten, meist mit vorigem P. Strand bei Beka sehr viel, Strandwiesen bei Putzig; bei Grossendorf; bei Ostrau und Karwen; Karwenbruch sehr viel; auch auf den Karwenbrucher Wiesen stellenweise. J. bvfonius L. Sehr gemein auf feuchter Erde in den verschiedensten Forma- tionen auf Moor, Sand, Lehm. ./. ranarius Perr. et Song. P. Strand bei Beka viel; P. N. u. L. Ufer des Zarnowitzer Sees (besonders L.) Lvzula pilosa (L. p. p ) Willd. In den Forsten, besonders Buchenwäldern überall häufig; auch in den Parowen oft viel. L nemorosa (Poll p. p.) E. Mey. P. Forst Darslub, nördlich des Lessnauer Weges unweit Mechau. L. campestris (L. p. p.) DC. Sehr häufig in den Forsten, Heiden und an den Abhängen der Kämpen. L. sudetica (Willd.) Presl. Scheint nicht selten P. Sarothamnus- Heide bei Bresin; buschige Piasnitz-Wiesen bei Dembeck. N. Forst Gnewau bei Rheda. 193 23 354 Liliaceae . Anthericus ramosus L. P. Südabhang in der Neustädter Forst bei Rheda. Eemerocallis flava L. Verwildert. P. Putziger Anlagen, am Wege nach Dars- lub bei der Polziner Chaussee (ehern. Muttergottesbild). Allium vineale L, Nur auf einem Acker bei Putzig in einigen Exemplaren beobachtet, auch von von Klinggraeff nicht erwähnt. A. oleraceum L. P. Dünen wald bei Karwenbruch. Lilium Martagon L. Verwildert. L. In Gebüschen in Ossecken. Ornithogalum umbellatum L. Verwildert. P. Im Garten der Oberförsterei Darslub. Asparagus altilis (L.) Aschs. P. Strand bei Rutzau. Majanthemum bifolium (L.) Schmidt. In den Wäldern überall sehr häufig. Polygonatum multiflorum (L.) All. P. Abhänge bei Bresin und Sellistrau; Forst Darslub mehrfach, aber wenig; Sanddüne östlich Ostrau; Dünen- wald bei Karwenbruch sehr viel; Strandwald zwischen Widow und Dembeck; L. buschige Wiesen bei Piasnitz. Convallaria majalis L. In den Wäldern meist häufig, P. Forst Neustadt; Forst Darslub (wohl nicht viel, da ein lange dort stationirtcr Forst- aufseher sie als fehlend bezeichnete); Schlucht südlich Klanin; Dünen bei Karwenbruch sehr viel; Strandwald bei Dembeck; Piasnitz-Wiesen, Ge- büsch; N. Forst Gnewau. Paris quadrifoUa L. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; Buchen bei Rixhöft; Strandwald zwischen Dembeck und Widow. Iridaceae . Iris Pseuclacorus L. Sehr häufig, besonders in Gräben und Teichen in der Niederung in Mooren und Wiesen. P sibirica L. P. Zarnowitzer Wiesen; buschige Piasnitz-Wiesen sehr viel, (auch L.) L Gr. Wierschutziner Moor im nördlichen Theile. Gladiolus imbricatus L. P. und L. Buschige Wiesen an der Piasnitz auf beiden Seiten, in der Nähe von Zarnowitz vereinzelt. L. Gr. Wierschutziner Moor im nördlichen buschigen Theile. Orchidacecie . Cypripedilum Calceolus L. Ist an dem von dem verstorbenen Caspary ent- deckten Standort P. Buchenwäldchen bei Rixhöft entschieden im Rück- gang begriffen, da ihr besonders von den Kindern stark nachgestellt wird. Ich sah nur Pflanzen mit schwächlichen Laubtrieben. Orchis maculatus L. Sehr häufig auf den Mooren und Wiesen der Niederungen, oft in grosser Menge so besonders auf dem Werbliner Moor, Tupadeler Moor, Wiesen bei Putzig, Rixhöfter Buchen, Ostrau, Karwenbruch, Zarnowitzer und Piasnitz-Wiesen, Chottschow und Ossecken. yar. O. elodes Grsb. Auf den Heidemooren sehr verbreitet, eine Stand- 194 355 ortsform, meist zwischen Sphagnum , besonders typisch ausgebildet P. Tupa- deler Moor; östlich Ostrau viel; buschige Piasnitz-Wiesen bei Dembeck (auch L.) Orchis latifolius L. P. Brücksches Bruch mehrfach; Werbliner Moor (einzeln). 0. incarnatus L. Vielleicht nicht selten auf den grösseren Mooren und Wiesen, ich fand sie nur P. Tupadeler Moor. Platanthera bifolia (L. p p., Schmidt) Rchb. Zerstreut in den Forsten. P. Forst Neustadt nördlich Rheda ziemlich viel; Forst Dar slub mehrfach; Bielawa- Bruch, im Süden auf einer offenen heidigen Stelle (Bestand: Scirpus caespitosus) auf Torf in Menge; Dünenwald bei Karwenbruch viel; buschige Piasnitz-Wiesen (auch L.); N. Forst G-newau südlich Rheda; L. Liibtower Strandwald. PI. montana (Schmidt) Rchb. fil. P. Forst Neustadt östlich an der Rhedaer Chaussee; Dünenwald bei Karwenbruch; Dünen wald zwischen Dembeck und Widow; buschige Piasnitz-Wiesen nördlich Zarnowitz (mehr in L.). PL bifolia X montana . In 5 Exemplaren zwischen den zahlreich durchein- ander wachsenden Eltern. P. Strandwald bei Karwenbruch. Die Pflanzen stehen im Habitus in der Mitte zwischen beiden Eltern, sind minder robust als im Durchschnitt PI. montana , aber grösser als die meisten PI. bifolia. Die 3 hinteren Perigonblätter meist heim artig zusammenneigend {PI. montana) oder etwas gespreizt, das hintere schwach zugespitzt oder abgerundet, der Sporn schwach keulenförmig grün- lich, Staubbeutelhälften nicht parallel, oben um ihre einfache bis doppelte Breite von einander entfernt, nach unten erheblich (auf die doppelte bis dreifache Breite) auseinandertretend. In den Blüten von PI. bifolia sind die Staubbeutelhälften einander bis fast zur Be- rührung genähert, bei PI. montana oben um die doppelten, unten um die 4 — 5fachen eigenen Durchmesser von einander entfernt. Auch in der Form des Connectivs, welches bei PI. bifolia schwach rinnig ist, bei PI. montana aber eine weite gerundete Höhlung darstellt, hält die Pflanze die Mitte. (Vgl. Taf. VIII Fig. 2, 3, 4 a b). Von Brügger1) ist ein Bastard der genannten Arten beschrieben und als PI. hybrida Brügg. aufgeführt, dessen Identität mit unserer Pflanze ich nicht festzustellen imstande bin. Epipactis latifolia (L ) All. P. Strandwald bei Karwenbruch sehr viel. N. Forst Gnewau südlich Rheda. L. Dünen bei Ossecken. E. palustris (L.) Crtz. P. Zarno witzer Wiesen an der Piasnitz bei Neuhof sehr viel. Elisabeth und Charlotte Bartels!! Eeottia Nidus avis (L.) Rieh. N. Forst Gnewau sehr verbreitet. !) Vgl. Brügger, Chr., Mittheilungen über neue Pflanzenbastarde der Schweizer Flora. Jahres- bericht Naturf. Ges. Graubiindens. XXV. 1882, p. 107, und Schulze, Max, Die Orchidaceen Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und der Schweiz, Gera-Untermhaus 1894. No. 503. 195 23* Sbö Neottia ovata (L.) Bluff u. Fingerh. P. Forst Neustadt in Schluchten; Buchen bei Rixhöft viel; N. Abhang an der Chaussee bei Rheda. L. Ossecker Wald. N. cor data (L.) Rieh. P. Moosiger Strand- (Kiefern-) Wald bei Lübkau stellen- weise sehr viel. Myricaceae. Myrica Gale L. Zeigt hier eine ganz ausserordentliche Verbreitung und erhält sich an den cultivirten Strecken ungemein lange; selbst an den Rändern des nunmehr fast 300 Jahre genutzten und vollständig zur Wiese ge- wordenen Karwenbrucher Moores findet sie sich noch zahlreich als Ueberbleibsel der ursprünglichen Flora. P. Brücksches Bruch wenig; Werbliner Moor in grossen Beständen; Bielawa-Bruch stellenweise sehr viel; Karwenbruch, viel am Rande des nördlichen Grabens und in den Dünen; Krockower Wald viel; mässig trockener Nordabhang des Dilu- viums bei Odargau; Zarnowitzer Bruch; buschige Piasnitz-Wiesen bei Dembeck (auch L.) sehr viel; trockener, sandiger Strand- (Kiefern ) Wald beiDembeck; L. Gr. Wierschutziner Moor in mächtigen Beständen; Ossecker Wald viel (auch auf der Düne ein Exemplar an kahler, trockener Stelle. Salicaceae. Populus tremula L. Ueberall in den Forsten verbreitet (Forst Neustadt), aber nirgend viel, und oft augepflanzt. P. alba L. Nur angepflanzt. P. nigra L. Nur angepflanzt und verwildert, so P. nördlich Klanin; L. Land- strasse westlich Ossecken. P. balsamifera L. Angepflanzt und L. bei Ossecken strauchartig verwildert. Salix1) pentandra L. Häufig, besonders auf den grossen Mooren oft in Menge, in mannshohen und wenig höheren rundlichen Büschen oft viel, so be- sonders P. Tupadeler Moor (v. S.), Bielawa-Bruch, oft auch viel an anderen Orten, so in der Gnewauer Forst bei der Neustädter Chaussee, auf den Dünen unweit P. Karwenbruch und L. Ossecken (v. S.). S. fragilis L. Häufig, aber meist angepflanzt. S. alba L. Gemein bei den meisten Dörfern angepflanzt, aber auch sehr viel an den Rändern der Brücher und Wiesen (Bielawa Bruch, Zarnowitzer Bruch). S. fragilis X alba Wimm. (S. Russeliana Koch, ob Sm.?) Strandwald bei Karwenbruch (v. S.) S. amygclalina L. CJeberall sehr häufig an den Gräben der grossen Moore, an Kanälen und Flüssen. S. daphnoicles Vill. Nur angepflanzt; wild die !) Bei den von dem vorzüglichen Kenner der Gattung, Herrn Rittmeister Otto von Seemen, bestimmten resp. revidierten Pflanzen ist ein (v. S.) beigefügt. 196 357 var. Salix pomeranica Willd. Auf den Dünen am Strande der Ostsee wohl überall, wenn auch selten in Menge. P. in Grossendorf; beiTnpadel; bei Ostrau; bei Kar wen (v. S.); bei Karwenbruch; bei Widow-Dembeck; L. am Wierschutziner Moor; bei Osseeken. Salix purpurea L. An den Ufern der Flüsse und Gräben meist häufig. S. viminalis L. Vielfach in den Dörfern (bes. Karwenbruch) in Menge an- gepflanzt, in grossen baumartigen Exemplaren, aber auch sehr viel wild in verschiedenen Formen in Wäldern, so P, im Kiefernwald südlich Ostrau (v. S.) viel, auch am Ufer des Putziger Wieks, z. B. bei Butzau (v. S.) in einer breitblätterigen Form, und am Strande der Ostsee in den Düuenwäldern (bei Karwen (v. S.) schmalblätterig). S. nigricans (Sm.) Fr. P. Strandwald bei Karwen in einer schmalblätterigen Form (v. S.); Strandwald bei Karwenbruch (v. S.). S. Caprea L. In den Forsten nicht selten, auch in den Dünenwäldern stellen- weise in baumartigen Exemplaren. Eine kleine buschige Form mehrfach N. Forst Gnewau südlich Rheda (v. S.). S. clasyclados Wimm. P. in und bei Sellistrau (wohl verwildert); Zarnowitz, an der Chaussee im Dorf (v. S.) und am Rande des Bruches. S. cinerea L. Sehr häufig in den Forsten, auf den Mooren und in den Dünen. S. avrita L. Sehr gemein auf den Mooren, meist in grossen Mengen, auch in den Forsten und den Dünenwäldern zahlreich. Eine niedrige, kriechende Form P. Werbliner Moor (v. S.). S. repens L. Ueberall auf den Mooren und Wiesen gemein in verschiedensten Formen. var. S. argentea Sm. Am Ostseestrande sehr häufig in den Dünen in hohen und niedrigen, schmal- und breitblätterigen Formen. P. Dünen bei Karwen (v. S.). var. S. fusca Sm. P. Forst Darslub, Waldmoor bei Vaterhorst; L. Schnittbruch bei Osseeken. var. S. rosmarinifolia Koch. Wahrscheinlich auf den Heidemooren all- gemein verbreitet. P. Brücksches Bruch; Werbliner Moor; bei Czernauer- mühle; Bielawa-Bruch ; Zarnowitzer Bruch und Piasnitz-Wiesen. S. aurita X repens Wimm. (S. ambigua Ehrh.) P. Forst Darslub, Moor bei Vaterhorst (v. S.), in einer niedrigen kleinblätterigen, S. aurita nähei- stehenden Form ; Strand bei Rixhöft in 2 Formen, in einer hohen breit- blätterigen, deren jüngere Blätter unterseits stark silberglänzend er- scheinen (v. S.), und einer niedrigen, klein- und schmalblätterigen, grau behaarten Form (v. S.); N, an der Neustädter Chaussee bei Rheda. j Betulaceae. Betula verrucosa Ehrh. In den Wäldern überall häufig, auf leichtem Boden viel angepflanzt, auch auf den Mooren und in den Dünen. 197 358 Betula pubescens Ehrk. erw. Zerstreut P. Neustädter Forst; Werbliner Moor; Bielawa-Bruch ; Ostrau; Strandwald bei Karwenbruch. var. 2L carpatica Willd. Species plantarum 4. 1. p. 464. (= B. gluti- nosa Wallr., Sched. p. 497). Niedrige, nicht häufig über mannshohe Sträucher von dichtem, knorrigem Wuchs und kräftiger, reichlicher Laubentwickelung, die Zweige und Blätter nur in ganz jungen Stadien behaart, bald verkahlend, die älteren Blätter meist vollständig kahl, auch in den Ad er winke ln, oft dreieckig rhombisch, mitunter nur einfach gesägt. Die Fruchtschuppen sehr kräftig entwickelt, mit stark palmettenartig zurückgebogenen Seitenlappen (etwa von der Form einer heraldischen Lilie) , an der Basis hellbraun, in ihrem oberen Theile grünlich; die weiblichen Aehren dick, erscheinen durch die ab- wärts gebogenen Mittellappen der Schuppen rückwärts gekämmt. Ich möchte diese Form wegen der constanten Merkmale, ihrer ungemein reichlichen Fruchtbildung und ihres massenhaften Auftretens zwar nicht für eine eigene Art, wohl aber für eine samenbeständige Varietät (Unterart) der B. pubescens halten, dagegen nicht für eine Standorts- oder Verkümmerungsform derselben. P. Brücksches Bruch; Bielawa- Bruch; L. Gr. Wierschutziner Moor in sehr grosser Menge, stellen- weise dichte, schwer passirbare Bestände bildend. Ainus glutinosa (L.) Gärtn. Sehr häufig an den Wasserläufen, in Schluchten, in den Forsten und an Wiesenrändern oft ganze Brücher erfüllend, auch in den Dünen nicht selten (bes. P. Grossendorf, L. am Schnittbruch bei Ossecken). A. incana (L.) DC. P. Am Strande bei Oslaniü; bei Putzig; Strandwälder bei Ostrau, Karwen und Karwenbruch; L. Schnittbruch (Dünen) bei Ossecken. A. glutinosa X incana (A. pubescens Tausch). P. Strandwald bei Karwen mit den Eltern. Carpinus Betulus L. Sehr viel in den Forsten, stellenweise Bestände bildend. Corylus Avellana L. Ebenfalls in den Forsten überall häufig. JFagacecie. Fagus silvatica L. Sehr häufiger Waldbaum auf dem Diluvium. Quercus Robur L. p. p. Sehr häufig Bestände bildend (so in der Forst Gnewau, Forst Neustadt, Karwenbrucher Strandwald zwischen Widow undDembeck, Zarnowitz). Qu. sessiliflora Sm. Seltener als vorige, meist vereinzelt, Forst Gnewau, Forst Neustadt, Forst Darslub. TJlmaceae . Ulmus campestris L. In den Forsten vielleicht vereinzelt, soll in der Forst Darslub fehlen. 198 359 Moraceae . Cannabis sativa L. P. Bei den Putziger Anlagen verschleppt. Ilnmulus Lupulus L. In den Forsten stellenweise viel, besonders in den Schluchten und in den Erlenbrüchern. Urticaceae. Urtica urens L. In den Gärten und auf den Aeckern besonders in der Nähe der Dörfer und Städte sehr gemein. U. clioeca L. Ebenfalls sehr häufig als Ruderalpflanze, aber auch in den Wäl- dern, besonders an morastigen Stellen, sehr häufig und oft in Beständen, nicht selten auch an den Tümpeln der Kämpen und auf den Mooren. Eine auffällig dicht grau behaarte Form L. auf dem Moore an der Nordwestecke des Zarnowitzer Sees. Polygonaceae . Rumex maritimus L. An Tümpelrändern nicht selten, P, auch am Putziger Wiek (Rutzau, Putzig) stellenweise viel; L. an der Ostsee bei Ossecken zahlreich, var. R. paluster Sm. Mit vorigem P. bei Rutzau. R. conglomeratus Murr. In den Forsten, auf den buschigen Wiesen, besonders an moorigen, quelligen Stellen viel, auch auf Flusswiesen (Putzig). R. obtusifolius L. Aehnlich vorigem, gern an nassen Waldwegen und in den Schluchten der Laubwälder, selten viel. R. crispus L. Ueberall sehr häufig auf feuchtem (am liebsten Sand-) Boden auf Aeckern, Wiesen, Wäldern, Dünenthälern. R. Hydrolapathum Huds. An den Ufern der Flüsse und kleineren Wasser- läufe (Canäle) oft viel (Rheda im Brückschen Bruch). R. Acetosa L. Häufig auf Wiesen, in den Lichtungen der Laubwälder, hin und wieder auch auf den Mooren, meist in den Niederungen. R. Acetosella L. Sehr gemein in den verschiedensten Formationen auf Aeckern in Kiefernwäldern und Strandheiden besonders häufig, auch sehr viel auf trockeneren Wiesen. Polygonum Bistorta L. Auf den mässig feuchten Wiesen der Niederungen sehr gemeiu, dieselben oft rosa färbend. P. ampliibium L. Sehr gemein auf Wiesen und Mooren, sowie in den ver- schiedensten Formationen, an Tümpelrändern, Gräben, auf Aeckern, am Putziger Wiek etc. P. lapathifolium L., Ait., Meissner. Häufig an Ruderalstellen, Ackerrändern u. a., gern auf feuchtem Sandboden. var. P. danubiale Kern. P. Am Strande bei Putzig. P. nodosum Pers., Meissn. An ähnlichen Orten wie voriges gemein, viel auf Aeckern und in Gärten. P. Persicaria L. Wie die vorigen beiden häufig, wohl keine gut geschiedenen Arten. 190 360 Polygonum mite Schrank. L. Chottschow, Waldweg am See. P. Hydropiper L. In den Wäldern, auf feuchten Wegen und an Tümpeln oft in ungeheurer Menge (Forst Darslub), gern auf den Kämpen. P. minus Huds. Wie voriger ebenfalls nicht selten, nicht so massenhaft (so P. Wege im Krockower Wald). P. cuspidatum Koch (P. Sieboldi hört.) P. Darslub, bei der Oberförsterei am Teich zahlreich verwildert. P. aviculare L. Sehr gemein auf cultivirten Orten in sehr verschiedenen Formen. var. P. neglectum ßess. p. p Auf sandigen Wegen P. unter Bresin. var. P. erectum Rth. Sehr häufig im Getreide und unter Kartoffeln. Auf salzhaltigem Sandboden findet sich P. Strand bei Beka eine auf- fällige Form, Stengel niederliegend - aufsteigend, oben etwas nickend; Blätter 1 — IV2 cm lang, oval, deutlich (bis 5 mm) gestielt, an der Spitze meist gestutzt; Blüten zahlreich, mit ziemlich grossen auffälligen, gelblich bis rosa gefärbten, in der Längsrichtung gewellten Peri- gonblättern. W7ird beim Trocknen gelb. Eine andere, sehr grossblätterige, kräftige, niederliegende Form mit bis 70 cm langen Trieben findet sich L. am Strande bei Piasnitz. Trotz der habituellen Aehnlichkeit nicht mit P. Raji Bab.1) identisch, welche letztere Art vielleicht in einer P. am Strande bei Putzig wachsenden, z. Z. noch unbestimmbaren Form erkannt werden wird. P. Convolvulus L. Auf Aeckern und an Zäunen überall gemein. P. dumetorum L. Weniger als voriges, aber nicht selten, an cultivirten Orten. Chenopodiaceae . Salsola Kali L. Am Strande vor den Dünen zerstreut, wohl überall vereinzelt. Chenopodium hybridum L. Nur an Dorfstrassen, Garten zäunen etc., stellen- weise viel (P. Grossendorf). Ch. urbicum L. Wahrscheinlich zerstreut in Dörfern, nur wenig beobachtet (P. Bresin, Putzig, Zarnowitz). Ch. murale L. Wahrscheinlich nicht selten, nur in N. Rheda und P. Klanin be- obachtet, aber wie vorige vielleicht nur in diesem Jahre schlecht ent- wickelt. Ch. album L. Sehr gemein, aber kaum so massenhaft, wie z. B. in Brandenburg. Ch. polyspermum L. Nicht selten, stellenweise sehr viel, z. B. in P. Putzig, Darslub, Klein Starsin. Ch. Bonus Eenricus L. P. Bresin, Blansekow, Werblin (auch Abromeit) in Dorfstrassen. Ch. rubrum L. An Dorfteichen und Ruderalstellen zerstreut, auch an Ufern (Zarnowitzer See). 0 Vgl. Luerssen, Chr., und Ascherson, P., Notiz über das Vorkommen von Poly- gonnm Raji Bab. in Deutschland. Ber. Deutsch. Bot. Ges. XIII. 1895, p. 18 — 20. 200 361 Chenopodium glaucum L. Wie vorige, oft mit ihr (P. Grossendorf). Atriplex nitens L. P. Dorfstrasse in Bresin am Zaun, eingeschleppt. A patulum L. Auf Aeckern und Ruderalstellen häufig. A. hastatum L. Wie vorige, oft mit ihr. Portulacaceae. Montia lampr osperma Cham. P. Tupadeler Moor, in einem feuchten Torf- loch auf dem Torfschutt in grosser Menge zwischen den „Fichten“ und dem Kanal. Caryophyllaceae. Silene gallica L. P. Karwenbruch in Grasgärten und Ruderalstellen ver- breitet (bes. bei der Gastwirthschaft Wende). Den Bewohnern schon seit Jahren als Unkraut bekannt. S. nutans L. Vielleicht zerstreut, nur P. am Südabhang der Neustädter Forst nördlich Rheda beobachtet. S. venosa (Gil.) Aschs. Wohl zerstreut (P. Kiefern bei Ostrau, Krockower Wald). Agrostemma Githago L. Auf Aeckern gemein. Viscaria viscosa (Gil) Aschs. P. Forst Neustadt; am Putziger Wiek; Blan- sekow; Putzig; Forst Darslub; N. Forst Gnewau; Abhang an der Chaussee bei Rheda. Coronaria flos cuculi (L.) A. Br. Sehr gemein auf Wiesen und Mooren, meist in grosser Menge. Mit weissen Blüten P. Brücksches Bruch. Melandryum album (Mill.) Gcke. An Wiesenrändern^ Ruderalstellen, Gärten und Aeckern sehr gemein. Mit rosa Blüten P. Karwenbruch. M. rubrum (Weigel) Gcke. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; Forst Darslub. Dianthus deltoides L. Nur P. Tupadeler Fichten. D. superbus L. P. Zarnowitz im Graben an der Chaussee nach Pommern. Von Abrom eit auf den Rhedawiesen und den Piasnitzwiesen gefunden1), von Klinggraeff, Brücksches Bruch2). Saponaria officinalis L. Meist wohl nur verschleppt. P. Abhang bei Bresin viel; Wiekufer bei Oslanin; Putzig, Anlagen an der Chaussee nach Polzin sehr viel; Polzin, Dorfstrasse viel; Mechau; Klanin, Feldweg nach Parschkau viel. Stellularia nemorum L. P. Forst Neustadt; Forst Darslub; Schlucht südlich Klanin; N. Forst Gnewau; Abhang bei Rheda an der Chaussee. St. media (L.) Cirillo. Sehr gemein auf Culturland, auch nicht selten an feuchten Stellen in Wäldern. f. ap et ala (St. pallida Dum.) P. Krockower Wald unweit des Teufels- steins viel. 1) Vgl. Abromeit, a. a. 0. p. 61 (17) u. 66 (22). 2) Vgl. Klinggraeff. H. von, a. a. 0. p. 4. 201 Stellularia Holostea L. In den Forsten nicht selten, oft massenhaft, besonders an lichten Stellen und an Wegen. St. glauca With. Besonders auf den Wiesen der Niederungen meist zahlreich. St. gravnined L. Ebenfalls sehr häufig, oft mit voriger, auch auf feuchten Aeckern. St. uliginosa Murr. Auf den Mooren und an quelligen Stellen in lichteren Wäldern und Schluchten, oft sehr viel (P. Tupadeler Moor auf verwun- detem Torf). St. crassifolia Ehrh. P. Torfsumpf an der Plutnitz bei Putzig; Tupadeler Moor vereinzelt. Malachium aquaticum Fr. Sehr häufig in den Wäldern und an feuchten Aeckern und Gebüschen. Cerastium semidecandrum L. Sehr häufig auf Aeckern, Wegen, Waldrändern und Abhängen. var. C. glutinosum Fr. An den Steilküsten des Putziger Wieks und der Ostsee nicht selten, oft viel (P. Pixhöft). C . caespitosum Gil. In den Kiefernwäldern, an Wegen und Abhängen sehr gemein. C. arvense L. Ziemlich häufig an den Ufern der Teiche und Tümpel, sowie auf den Wiesen und in den trockeneren Wäldern. Sagina procumbens L. Auf Aeckern, an Grabenrändern, Ausstichen etc. sehr gemein. S. nodosa (L.) Fenzl. Ueberall auf den Wiesen, Mooren und an Ufern gemein. In den Strandheiden an feuchten Stellen besonders die var. S. glandulosa Besser. Auch P. Tupadeler Moor, var. S. Simplex Graebner. L. auf kahlen, feuchtsandigen Stellen in den Dünenthälern am Schnittbruch bei Ossecken. Von den aus kurzen, starr aufrechtstehenden, meist kahlen Blättern gebildeten Rosetten steigen bogig starre, 4 — 8 cm lauge Stengel auf, die, wie ihre nach oben schnell kürzer werdenden Blätter, mit Drüsenhaaren meist dicht bedeckt sind und oben eine endständige Blüte tragen. Die Blätter sind meist kurz stachel- spitzig, einige immer ohne Stachelspitze, stumpf, die der Blüten- triebe sehr kurz, seiten die unteren mehr als einige mm lang. Die Samen sind schwarzbraun, makroskopisch dunkelgrau erscheinend, nicht rothbraun, wie die der Stammform. — Es scheint diese Varietät eine sehr gute Rasse zu sein, denn ich beobachtete sie bereits mehrfach in den Dünenthälern der Ostsee an feuchten, kahlen Stellen, wo sie durch ihren eigenartigen Habitus, der lebhaft an S. subulata Torr, et Gray erinnert, auffällt. Arenaria serpyllifolia L. Ueberall auf Aeckern, an Wegen und Waldrändern gemein. Moehringia trinervia (L.) Clairv. In Wäldern und Gebüschen häufig. 202 363 Spergula arvensis L. Sehr häufig auf Aeckern uud Wegen auf Sandboden. S pergularici campestris (L.) Aschs. Stellenweise in den Wäldern, auf sandigen Aeckern und an Wegen, in Menge P. in der Forst Darslub, bei Tupadel. Sp. salina Presl. P. Strandwiese bei Grossendorf. Honkenya peploicles (L.) Ehrh. Sehr häufig am Putziger Wiek (bei Beka, Oslauin, Rutzau, Putzig) und an der Ostsee am ganzen Strande. Im Binnenlande P. an den nördlich des Bielawa-Bruchs bei Ostrau liegenden Dünen. Herniaria glabra L. Ueberall auf Aeckern, Ausstichen und trockenen Wiesen häufig, vielleicht an der Küste weniger. Scleranthus annuus L. Auf Aeckern, an Abhängen und Kiefernwäldern gemein. Sei. perennis L. Ebenfalls nicht selten in trockenen Wäldern, in den Strand- und Binnen-Dünen. JVymphaeaceae. NympJiaea alba L. P. Brücksches Bruch; Teich bei Putzig; Tupadeler Moor ; Zarnowitzer See. Nuphar hiteum (L.) Sm. P. bei Putzig; Tupadeler Moor; Karwenbruch sehr viel; N. bei Rheda; L. Chottschower See. N. pumilum Sm. P* Karwenbruch, grosser Graben. CeratopTiyllaceae . Ceratophyllum demersum L. Sehr häufig in den Seen, Tümpeln und Teichen, ebenso in den Torf löchern und Gräben. C. submersum L. P. Zarnowitzer See ziemlich viel. Hanan cul aceae . Caltha palustris L. Ueberall sehr gemein. Actaea spicata L. P. Rixhöfter Buchen; Strandabhang westlich Rixhöft mehrfach. Anemone nemorosa L. In den Forsten mit Laubholz meist häufig (so N. in der Forst Gnewau; N. und P. Forst Neustadt ; P. bei Blansekow, Forst Darslub, Klanin, Kl. Starsin, Rixhöfter Buchen, Strandwald bei Karwenbruch; L. Chottschow). A. silvestris L. P. Kamp in der Forst Darslub unweit Vaterhorst auf Mergel- boden in sterilen Exemplaren, wahrscheinlich mit Gchölzsamen einge- schleppt, da auf ein Zuchtbeet beschränkt, Pulsatilla vernalis (L.) Milk P. Kiefernwald bei Czarnauermühle zahlreich. P. pratensis (L.) Mill. L. am Fusse der Wilhelmshöhe bei Lauenburg, Schmidt!! (im September blühend). Hepatica triloba Gil. In den Forsten meist viel. P. Forst Neustadt; Forst Darslub; Schlucht bei Klanin; N. Forst Gnewau; L. Ossecker Wald. Ranunculus aquatilis L. Ueberall sehr häufig in Gräben, Tümpeln, Seen und Torflöchern, letztere oft ganz erfüllend. 203 Uanunculus jPetivevi Koch (Syn. ed. II, p. 13)1). Bis ca. 40 cm lang flutend, Stengel stumpf kantig wenig verzweigt, wie die Blatt- und Blütenstiele kahl. Die untergetauchten, in haarförmige, ausserhalb des Wassers nicht zu- sammenfallende Zipfel getheilten Blätter meist lang (2 cm, nach oben zu kürzer, bis i/2 cm) gestielt, die schwimmenden nierenförmigen bis runden Blätter (IV2 — 5 cm lang gestielt), tief, oft fast bis zum Grunde, dreispaltig, auf der Untersei te dicht mit kurzen, steifen Haaren besetzt und am Rande gewimpert. Die keilförmigen Blattabschnitte etwa gleich gross oder die seitlichen grösser, oben in stumpf eiförmige Zipfel gekerbt, Nebenblätter behaart, zu 2/3 ihrer Länge mit dem Blattstiel verwachsen. Blütenstiele IV2 bis 4 cm lang nicht aufge- trieben und nach oben nicht verjüngt, etwa so dick als die Blatt- stiele. Kelchblätter eiförmig, 3-nervig, blauschwärzlich, an den Nerven grün, breit weiss hautrandig. Blumen kronenblätter 2 — 3 mal so lang als die Kelchblätter, schmal verkehrt-eiförmig, mit runder Honiggrube, sich in der Blüte nicht berührend. Staubblätter etwa 15, die Griffel weit überragend. Blütenaxe rund mit Borsten dicht besetzt. Früchtchen 1 — 7, eiförmig kugelig mit kurzer, schief nach Innen ragender Spitze, auf dem Rücken mit steifen Borsten. Wenn auch unsere Pflanze nicht genau mit der von Buchenau a. a. 0. als Batrachium Petiveri (Koch) van den Bosch bezeichneten und be- schriebenen Pflanze übereinstimmt, vielmehr in einigen erheblichen Merk- malen (besonders scheint die Gestalt der Früchtchen abzuweichen) diffe- rirt, so glaube ich doch, dass sie dieser Art am nächsten steht und höchstens als Varietät davon zu scheiden ist, vielleicht ist sie mit der var. major Koch (Syn. ed. II, p. 13) [R. aquatilis 6. tripartitus Koch (Syn. ed. I, p. 11)] zu identifiziren. N. u. L. Gräben und Alt- wässer am Bychower Bach bei Reckendorf. R. confusus Godr. P. Tümpel am Wiek bei Grossendorf (von Caspary ent- deckt). Wahrscheinlich gehört die am Wiekufer bei Beka wachsende sterile Pflanze, deren vegetative Merkmale übereinstimmen, zu dieser Art. R. divaricatus Schrk. Nicht selten in Gräben, Teichen und Tümpeln; stellen- weise sehr viel (P. Brücksches Bruch, Klanin, Karwenbrucb). R. fluitans Lmk. P. Rhedamündung. R. Flammula L. Auf den Mooren und Wiesen überall sehr häufig, nicht in Massen auftretend. R. reptans L. P. Ufer der Plutnitz unweit Putzig; Forst Darslub mehrfach; Söll südöstlich von Ostrau; Bielawa-Bruch, Heidetümpel; L. Schnittbruch bei Ossecken. R. Lingua L. P. Brücksches Bruch; Wiesen nördlich von Putzig; Forst *) Vgl. Buchenau, F., Flora der Nordwestdeutschen Tiefebene. Leipzig 1894, p. 231. 365 Darslub, in den Mooren stellenweise viel; Moor unter Werblin; Tupadeler Moor; L. (u. P.) am Zarnowitzer See und an der Piasnitz viel. Ranunculus auricomush. Wohl verbreitet, viel beiRheda und in der Forst Darslub. R. cassubicus L. P. Rixhöftcr Buckenwäldehen. R. lanuginosus L. In den feuchten Laubwäldern wohl überall viel (N. Chaussee- abhang bei Rheda, Forst Neustadt; P. Forst Darslub, Rixhöft; L. Ossecker Wald). R. acer L. Ueberall gemein auf Wiesen etc. R Steveni Andrz. P. Sumpfige Wiese zwischen Bresin und Sellistrau; Wiese links an der Chaussee von Putzig nach Polzin; bei der Oberförsterei Darslub; Mechau; N. Quelliger Chausseeabhang bei Rheda. R. repens L. Ueberall an feuchten Orten in Wäldern und auf Wiesen, be- sonders an quelligen Stellen sehr verbreitet. R. bulbosus L. Scheint nicht häufig, ich sah ihn nicht nördlich des Rheda- thaies. R. sardous Crtz. P. Strand bei Putzig; Abhang bei Werblin; N. Rheda. R. sceleratus L. Sehr häufig auf Tümpeln, Seen, Gräben, Torflöchern, auch am Wiek (Beka, Putzig), sonst häufig P. Forst Darslub, Werblin, Tupa- deler Moor, Ostrau, Karwenbruch, Zarnowitz ; L. Schnittbruch bei Ossecken. Thalictrum aquilegifolium L. P. In der Neustädter Forst westlich der Chaussee bei Lissau. Th. flavum L. Auf den Wiesen der Niederungen, besonders an den Flüssen oft in grosser Menge, bestandbildend; so P. Putzig, Karwenbruch, Piasnitzwiesen. j Papaveraceae. Papaver Rhoeas L. Im Getreide N. bei Rheda und P. Putzig, als Ruderalpfianze P. in Darslub. P. Argemone L. Wohl verbreitet in den Aeckern, hin und wieder viel (N. Rheda; P. Bresin, Zarnowitz). P. somniferum L. P. Zarnowitz im Gutsgarten auf Grasplätzen verwildert. Chelidonium majus L. Ruderalpfianze. N. bei Rheda; P. Putzig, Polzin, Darslub beobachtet. Fumaria officinalis L. Auf Aeckern und in Gärten meist häufig. Cr uci ferne. Teesdalea nudicaulis (L.) R. Br. In den Heiden, besonders am Strande viel (P. Tupadel, Zarnowitz). Coronopus squamatus (Forskal) Aschs. P. Zwischen Strassenpflaster in Putzig unweit des Strandes. Thlaspi arvense L. Nicht allgemein verbreitet, P. bei Putzig häufig, ebenso bei Krockow, bei Zarnowitz erst neuerdings aufgetreten (Bartels). Cochlearia officinalis L. In der Nähe der Ortschaften aus alter Cultur nicht selten zahlreich verwildert (N. Rheda; P. Bresin, Oslanin, Putzig, Karwen- bruch, Zarnowitz; L. Ossecken). 205 366 Alliaria officinalis Andrz. P. Rutzau. S isymbrium officinale (L.) Scop. Sehr häufig als Ru deral pflanze an Wegen in den meisten Dörfern. var. leiocarpum DC. P. Strand bei Putzig. S. Sophia L. Ziemlich häufig an Ruderalstellen und Ackerrändern. Gakile maritima Scop. Am Strande der Ostsee überall zerstreut (P. Grossendorf, Rixhöft, Tupadel; L. Piasnitz, Ossecken-Lübtow) ; P. am Wiek bei Oslanin. Sinapis arvensis L , Hederich. Meist häufig auf den Aeckern, jedoch nicht überall, so machte mich Herr von Grass-Klanin darauf aufmerksam, dass sie dort in der Umgegend schon seit langen Jahren fast aus- schliesslich auf einem Acker bei Klein Starsin als Unkraut auftritt, während auf allen übrigen (vielleicht den sandigeren) Ländereien Rapha- nistrum silvestre (Lmk.) Aschs. (= Raphanus Raphanistrum L.), der sogenannte ,, Knöterich“, sehr lästig ist; bei Zarnowitz finden sich beide Arten etwa gleich häufig. Brassica Rapa L. Meist häufig auf den Aeckern, vorwiegend auf den besseren Bodenarten. Raphanistrum silvestre (Lmk.) Aschs. ( — Raphanus Raphanistrum L ), Knöterich. Auf den Aeckern oft ein sehr lästiges Unkraut, stellenweise dieselben ganz gelb färbend. Vgl. oben Sinapis arvensis L. Barbar ea lyrata (Gib) Aschs. P. Putzig, am Strandabhang und auf Gartenland, Polzin, Darslub. B. stricta Andrz. P. Tupadeler Moor, auf verwundetem Torfboden. Nasturtium fontanum (Lmk.) Aschs. P. Rhedamündung bei Beka; Wiesen bei Putzig (Plutnitz) hier schon von Bail und Abrom eit beobachtet. N. ampliibium (L.) R. Br. Sehr häufig, besonders an fliessenden Gewässern (Rheda, Plutnitz, Bychower Bach) und an Seen. N. silvestre (L.) R. Br. Häufig auf feuchten Aeckern, an den Rändern der Tümpel (besonders an vom Wasser verlassenen Orten) und Seen. N. palustre (Leyss.) DC. Zerstreut, am Wiek, an den Flüssen und Tümpeln gern auf kahlem Boden. Cardamine pratensis L. Sehr gemein auf den Wiesen der Niederungen, weniger auf den Mooren. C. amara L. P. An der Plutnitz bei Putzig; quellige Schluchten und Erlen- brücher in der Forst Darslub viel. Capselia Bursa pastoris (L.) Mnch. Ueberall sehr gemein. Camelina sativa (L ) Crtz. Wohl überall häufig (M. Rheda; P. Putzig, Zarnowitz) auf Leinäckern. Vogelia panniculata (L.) Hörnern. Auf Aeckern P. bei Polzin; Loebsch; Klein Starsin: N. Rheda; Neustadt; L. Chottschow; Ossecken; Lübtow. Erophila verna (L.) E. Mey. Sehr häufig überall, aber selten in grossen Mengen. Stenophragma Thalianum (L.) Oelak. Sehr häufig auf den Aeckern und Heiden, sowie auf Sandfeldern und in den Kiefernwäldern. 206 367 Turritis glabra L. P. Neustädter Forst nördlich Neustadt, an der Chaussee. Arabis hirsufa (L.) Scop. P. Abhang an der Neustädter Chaussee bei Rheda. Erxjsimum cheiranthoides L. Sehr gemein an Ruderalstellen und auf Aeckern, Berteroa incana (L.) DC. P. an Zäunen bei Bresin und Oslanin spärlich, anscheinend eingeschleppt. Ilesperis matronalis L. Verwildert, aber wahrscheinlich lange eingebürgert. P. bei der Försterei Musa in der Forst Darslub im Walde; Darslub; Mecliau; Tupadel; Karwenbruch; L. Chottschow; Ossecken. Mesedaceae . Reseda lutea L. N. An der Bahn bei Rahmel massenhaft. R. alba L. P. Zarnowitz, im Gutspark auf einem Grasplatz in Menge ein- geschleppt. Droseraceae. Drosera rotundifolia L. Auf den grossen Mooren meist häufig, so P. Forst Dars- lub, auf Waldmooren ; Werbliner Moor; Tupadeler Moor ; Czarnauermühle; Bielawa-Bruch (überall); Ostrau; Karwenbruch; Moore bei Odargau und Zarnowitz; L Wierschutziner Moor. yar. Dr. maritima Graduier. Blattrosette dicht, Blattstiel, kurz, dick, meist nicht länger als die Spreite, von mehrzelligen weissen Haaren dicht grau filzig, Blätter derb, auf der Unterseite mit ganz kurzen Haaren zerstreut bedeckt, Blütenstiele starr aufrecht, dick, die ährenartige Wickel dicht gedrängt, dichter als die Stammform mit kurzen Haaren besetzt, ebenso wie der länglich eiförmige, an der Spitze deutlich spitz gezähnelte und an den Rändern gewimperte Kelch. So auf feuchtem Sandboden, besonders in den Dünenthälern in der Nähe der Ostsee. Die Pflanze ist sehr auffällig durch die dichtgedrängten Rosetten- blätter mit den beträchtlich stärker gebauten Drüsenhaaren und dem graufilzigen Stiele und durch den starr aufrechten, dicken und ge- drängten Blüteustand. Ich habe diese ausgezeichnete Form, die im Sinne mancher Autoren wohl eine eigeue Art darstellen dürfte, schon vorher mehrmals bei Swinemüude, Colberg und Danzig beobachtet; im Gebiet P. Strandwiesen bei Karwen und Ostrau; L. bei Piasnitz; Chottschow am See; Strandwdesen am Schnittbruch bei Ossecken. Dr. anglica Huds. P. Werbliner Moor; L. Schnittbruch bei Ossecken (in sehr grossen Exemplaren); Dünen bei Lübtow. Dr. intermedia Hayne. L Waldbruch bei Piasnitz zwischen Sphagnum cuspidatum- Dünenwege nördlich Lübtow, an den Standorten sehr zahlreich. Crassulaceae . Sedum maximum (L.) Sut. In den trockenen Wäldern überall häufig, mitunter in Menge (Forst Gnewau, Neustadt und Darslub; P. Tupadeler Fichten). 207 368 Sedum acre L. Ueberall in Wäldern, Heiden, auf Mauern und Dächern. S. mite Gil. Wohl nicht selten, aber weit spärlicher als voriges. Sempervivum tectorum L. P. Dächer in Zarnowitz. Saxifragaceae. Saxifraga granulata L. Nur an Abhängen N. bei Rheda beobachtet. Chrysosplenium alternifolium L. P. Forst Neustadt bei Rheda; Forst Darslub: Mechau, an der Quelle. Parnassia palustris L. Wohl nicht selten auf den Wiesen. Ich sah sie nur hin und wieder in einiger Anzahl blühend P. bei Patzig, Darslub; L. bei Chottschow. Ribes Grossularia L. Verwildert. P. Bei Mechau; Krockower Wald. R. alpinumh. P. Buchen bei Rixhöft; Strandabhang westlich Rixhöft; Strand- wald bei Karwenbruch; Strandwald zwischen Widow und Dembeck. R . nigrum L. P. Strandwald zwischen Widow und Dembeck. R. rubrum L. P. Karwenbruch, Strand wald; Strandwald zwischen Widow und Dembeck. L. Chottschower Wald. llosaceae. Spiraea salicifolia L. Verwildert. P. Hügel bei Blansekow in grosser Menge; bei Odargau auf einem Schutthaufen. Pirus communis L. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; Forst Darslub; Strand- wald bei Karwenbruch; Strandwald zwischen Widow und Dembeck. P. Malus L. P. Strandwald bei Karwenbruch; Strandwald zwischen Widow und Dembeck. P. aucuparia (L.) Gärtn. In den Wäldern und Forsten, auch in den Dünen überall häufig. P. suecica (L.) Gcke. (— P. scandica (L.) Aschs.). P. Anlagen in Putzig, jüngere Exemplare; L. Feldweg zwischen Saulin und Lantow ein alter Baum *); Landweg südlich am Chottschower Herrschaftshaus zwei jüngere Bäume, sollen aus dem Chottschower Walde stammen; Feldweg von Ossecken nach Lübtow zwei alte Bäume1). P. (Sorbus) Conwentzii Graebner (P.Aria X P. suecica). Vgl. Tafel VIII, Fig. 5. Stengel in der Jugend weisslich- grau -filzig, später bald verkahlend. Blattstiele 1 — 2 cm lang, weisslich -grau -filzig, Blätter länglich, bis keilförmig verkehrt - eiförmig, am Grunde meist keilförmig verschmälert, oben abgerundet oder gestutzt, Lappen gross, sich mitunter mit den Rändern deckend, bis 1,8 cm lang, ungleich gesägt, der mittlere (von 4 — 8) Zahn (und oft auch einige seitliche) in eine Stachelspitze ausgezogen. Das unterste Drittel oder !) Vgl. Conwentz, H., Beobachtungen über seltene Waldbäume in Westpreussen. Abh. z. Landesk. Prov. Westpr. H. IX. 1895, p. 112. 208 369 Viertel des Blattes meist ganzrandig. Nerven wenig zahlr eich, (4) — 5 — (6) auf jeder Seite, meist nach aussen etwas divergirend und weniger weiss-grau-filzig als die ganze Blattunterseite. Blütenstiele und Kelch wie die Unterseite der Blätter weiss-grau-filzig behaart. Pollen tetraedrisch gut entwickelt mit wenigen verkümmerten Körnern unter- mischt. An einem Landweg in Schönwalde1) bei Stolpmünde mit P Aria , P. suecica und P. aucuparia ein junger, blühender Baum (Conwentz ! !). Die Pflanze steht auffällig in der Mitte zwischen P. Aria und P. suecica . In der Gestalt der Blätter, dem Umriss derselben, der Nervatur und der Art der Lappung steht sie der P. suecica viel näher, während die weiss-grau- filzige Behaarung der Unterseite an P. Aria erinnert, wenngleich sie nicht ganz die für P. Aria so characteristische reinweisse Farbe zeigen, auch besitzen einige breitere Blätter eine der P. Aria ähnlichere Blattform. Wie schon erwähnt, findet sich das Exemplar unseres Baumes mit den vermeintlichen Eltern, welche aber beide nur durch alte Bäume vertreten sind, während P. Conwentzii nur in einem jungen, kaum 20 cm im Umfange messenden Exemplare vorhanden ist. Wie Herr Prof. Conwentz, mit dem ich die Pflanze am 13. Juni 1895 blühend sammelte, a. a. 0. p. 119 erwähnt, ist die Allee von dem Vorgänger des jetzigen Besitzers Herrn Piper, von einem Herrn Giebe, der das Gut von 1837 — 1863 besessen hat, angelegt worden. Herr Piper versicherte mich, dass er keine Bäume mehr von auswärts für die Allee bezogen habe, so das der junge Baum vermuthlich am Rande des Weges oder der anstossenden Aecker entstanden und an die Stelle eines abgestorbenen Baumes gesetzt worden ist, eine Vermuthung, die Herr Piper als die einzig wahrscheinliche bestätigte, zumal der Standort des Bäumchens erheblich aus der sonst geradlinigen Reihe heraustritt. Ich benenne diesen Pirus ( Sorbus ) nach Herrn Professor Dr. PI. Con- wentz in Danzig, weil derselbe sich durch langjährige eingehende Untersuchungen über das ehemalige und jetzige Vorkommen unserer seltenen und zum Theil aussterbenden Waldbäume, zu denen ja auch P. suecica gehört, ein bleibendes Verdienst erworben hat. 9 Vgl. Conwentz, H., a. a. 0. p. 119 — 120. 209 24 370 Eine vergleichende Tabelle wird die Mittelstellung von P. Conwentzii am besten klarlegen« P. snecica (L.) Gcke. P. Comventzii Grbn. P. A via (L.p.p.)Ehrh. Blätter unterseits . graufilzig weiss (grau) filzig weisfilzig F orm länglich eiförmig bis ei- keilförmig, allmählich in eine kurze Spitze verschmälert länglich oval bis keil- förmig, abgerundet oder zugespitzt meist breit oval bis rundlich, abgerundet oder wenig zugespitzt Anzahl der Quernerven (6 — ) 8-9 (—10) 7—9 (10)— 11—18 Quernerven .... Die unteren nach aussen deutlich divergirend die unteren nach aussen deutlich divergirend alle fast parallel Blattzähne .... länglich, in eine scharfe Spitze ausgeschweift aus breiterer Basis meist in eine scharfe Spitze ausgeschweift. breit, stumpf zu- gespitzt Blattlappen .... gross, länglich-eiförmig, bis 2,5 cm lang, zuge- spitzt. gross, breit-eiförmig, bis 1,8 cm lang (sich öfter mit den Bändern deckend), zugespitzt. klein, breit, bis ca. 1 cm lang, stumpf. Crataegus Oxyacantha L. Wohl allgemein verbreitet, scheint in den Wäldern zahlreicher, am Strande dagegen weniger häufig zu sein als folgende. Forst Neustadt; Forst Darslub; Mechau; Grossendorf; L Ossecker Wald. Cr. monogyna Jacq. P. Strand bei Grossendorf; ßixhöft; Tupadel; Karwen- bruch; Dembeck. Rubus1) suber ectus Anders. P, Forst Darslub, Schlucht an einer Wiese südlich des Lessnauer Weges. R.. plicat us W.. et. N. Ueberall sehr häufig. R thyrsoideus Wimmer b) thyrsanthus Focke. P* Bei Darslub am Landweg nach Polzin viel (M.), eine besonders auf der Blattunterseite sehr filzige Form. R. Radula W. et N. P. Abhang bei Bresin (M.), ebenfalls in einer sehr filzigen Form. i) Die von mir gesammelten Rubus- Arten hat z. gr. Th. der vorzügliche Kenner der Gattung, Herr G, Maass in Altenhausen bei Erxleben, zu bestimmen die Güte gehabt; ich habe diese bei der Angabe der betr. Strandorte durch ein beigefiigtes (M.) kenntlich gemacht. Für die Aufzählung ist seine vorzügliche monographische Bearbeitung der Rubi der Umgegend von Magdeburg (Aller-Verein. Nachtrag zu L. Schneiders Flora von Magdeburg. Festsehr. Naturw. Ver. Magdeburg 1894. p. 111—116) maassgebend gewesen. 210 37 1 Hub u& Koehleri W. et N. var. balticus Focke. L. Chottschow, abgeh:, Iz'ter Hügel zwischen dem See und der Chaussee (M.). R. Bellardii W. et N. P. Sellistrau; Dorfstrasse in Werblin (M.); Strand bei Grossendorf (M.); Strandwald zwischen Widowund Dembeck (M.); N. Forst Gnewau südlich Rheda (M.). R. caesius L. Sehr häufig in den Waldungen, auf Aeckern und Waldwegen, auch in den Dünen. var. U, jpraecurrens Friedrichs, et Gelert. P. Im Dünenwald bei Karwenbruch an einer Stelle sehr viel, ohne die typische Form. Diese Pflanze macht einen auffälligen Eindruck dadurch, dass sie nicht wie die meisten Rubi an den Axen zweiter Ordnung, sondern (wie R. saccä- tilis etc.) an den sehr kurz bleibenden erster Ordnung einen end- ständigen Blütenstand trägt und so zur Staude wird. Rubus Idaeus L. Meist häufig in den Waldungen, oft in grossen Mengen (P. Forst Darslub; L Chottschower Wald). Fragaria vesca L. In den Wäldern überall sehr häufig, auch am Strande stellenweise, so P. zwischen Oslanin und Rutzau; an der Steilküste westlich Rixhöft. Comarum palustre L. Sehr häufig auf den Wiesen und Mooren, besonders in den Niederungen. Potentilla anserina L. Sehr gemein auf Wiesen, an Waldrändern und auf Wegen, auch in den Dünen. P. argentea L. Zerstreut an den sonnigen Hügeln, an den Wegrändern., auf den Kämpen und in den Dünen. P collina Wibel. P. Abhang bei Polchau und Br e sin. P. reptans L. Ziemlich häufig an den Wiesenrändern, Waldtümpeln und au den Wasserläufen, besonders in den Parowen. P. procumbens Sibth. P. Forst Darslub, Rand eines kleinen Moores östlich Yaterhorst. P. silvestris Neck. Sehr häufig in Wäldern, besonders aber auf und an den Rändern der Heidemoore in Menge. Geum urbanum L. Ueberall in den Wäldern, Gärten und feuchten Ruder al- stellen häufig. G. rivale L. Meist auf Wiesen häufig, hin und wieder auch auf den Mooren und an quelligen Stellen in den Wäldern. Ulmaria pentapetala Gil. Sehr häufig auf den Wiesen, den Graben rändern der Moore und in den Erlenbrüchern, oft in grossen Mengen (P. westlich Darslub). Alchimilla vulgaris L. Auf Wiesen hin und wieder, mehr an Waldrändern, Chausseegräben, Grasplätzen und Wegrändern, viel N. bei Rheda; P. Neu- städter Forst, Klein Starsin, Klanin, Gutsgarten in Zarnowitz; L Wiesen bei Chottschow. 211 24* 372 Alchimilla arvensis (L.) Scop. Auf Aeckern meist viel (besonders N. bei Rheda; P. Putzig, Ostrau, Karwenbruch; L. Ossecken). Agrimonia Eupatoria L Ziemlich häufig an Waldrändern, Feldwegen auf den Kämpen, selten in Menge. A. odorata Mill. P. Am Wege von Odargau nach der Chaussee. Rosa canina L. Verbreitet an Ackerrändern, Feldwegen und an Dörfern, auf den Kämpen und an deren Abhängen, weniger in den Niederungen. In verschiedenen Formen. JE. glauca Till. P. Abhang bei Bresin mehrfach; Abhang bei Werblin; Kiefern- wald am Strande bei Karwenbruch. R. rubiginosa L. P. bei Polchau; Oslanin; Sellistrau; in der Forst Darslub mehrfach; an einer Koppel bei Slawoschin; Odargau, Weg nach der Chaussee. R. tomentosa Sm. Nicht selten, an Waldwegen und Ackerrändern, auch an Ruderalstellen und in Strandwaldungen (Karwenbruch). Prunus spinosa L. häufig, besonders an den Abhängen der Kämpen und am Strande sehr viel. Pr. Padus L. P. Forst Darslub, stellenweise; Strandwald bei Karwenbruch, hier auf den Dünen, in einer niedrigen (bis kniehohen) kriechenden und über- all wurzelnden Form; Strand wald zwischen Widow und Dembeck. Leguminosae . Sarothamnus scoparius (L.) Koch. Im Gebiet sehr häufig, oft in ungeheuren Mengen auftretend und grosse Bestände bildend, so besonders die Ab- hänge der Putziger und Schwarzauer Kämpe zur Blütezeit weithin gelb- färbend, auch die Ränder der abgeholzten Parowen oft dicht bedeckend. Ononis spinosa L. P. Auf den Dünen zwischen Grossendorf und Chlapau, be- sonders aber auf der oberen begrasten Kante der Steilufer sehr viel, auch mit weisser Blüte. 0. repens L. P. Strand bei Oslanin; bei Rutzau; Putzig. 0. arvensis L. P. Ruderaistelle bei der Putziger Mühle. Medicago sativa L. Aus Cultur verwildert (bei Bresin, Darslub). M. falcata L. Mit voriger und dem Bastard oft angesäet und an den Rändern sich erhaltend. M. lupulina L. Meist häufig an den Abhängen, an Feld- und Wiesenrändern und in den Kiefernwäldern. Trifolium pratense L. Auf cultivirten Wiesen gemein, oft auf Feldern gebaut. var. lencochraceum Aschs. et Prahl. Ber Deutsch. Bot. Ges. VIII. 1890 p. (103) *). P. Wiese nördlich Putzig. i) Vgl. Ascherson, P., Bemerkungen und Zusätze zu dem vorstehenden Aufsatze. Verh, Bot. Yer. Brandenb. XXXV. 1893. p. 134—147 und Prahl, P., in Wohlfarth III. Auflage von Kochs Synopsis, p. 596. 212 373 Trifolium meclium L. Wohl überall häufig, stellenweise sehr verbreitet, so N. Forst Gnewau; P. Forst Neustadt, Forst Darslub, bei Putzig, Krockower Wald. Tr. alpestre L. H. Nur südlich bei Rheda, in der Forst Gnewau spärlich. Tr. incarnatum L. P. Verwildert bei Rutzau am Landwege nach Putzig. Tr. arvense L Auf Aeckern, besonders im Getreide, auf den Kämpen überall häufig. Tr. fragiferum L. P. Strandwiesen bei Grossendorf; nordöstlich von Karwen. Tr. repens L. Sehr häufig auf kurzgrasigen Wiesen, an Chausseegräben, Weg- rändern, besonders auf den Kämpen, aber auch am Wiek etc. viel. Tr. hybridum L. Oft angebaut, wohl meist aus der Cultur verwildert. P. bei Bresin; an der Chaussee nach Polzin (auch mit weissen Blüten); P2. bei Rheda. Tr. procumbens Ij . Auf den Aeckern (bes. P. um Putzig, Zarnowitz) häufig, auch mitunter in den Heiden an den Abhängen. Tr. minus Reih. Besonders auf kurzgrasigen Plätzen und Weiden auf den Kämpen, auch in Aeckern, häufig, Anthyllis Vulneraria L. var. A. maritima Schweig. In den Dünen überall häufig, P. am Wiek bei Oslanin; auf den Dünen, besonders P. bei Grossendorf, Tupadel, Karwen; L. Ossecken sehr viel. Lotus corniculatus L. Meist auf kurzgrasigem Terrain, an Waldrändern, Wegen, Gräben und Ackerrainen häufig. L. tenuifolius L., Rchb. P. Strandwiese bei Beka; Strand bei Putzig; Strand- wiese bei Grossendorf. L. uliginosus Schk. Sehr verbreitet auf nassen Wiesen und auf den Mooren, viel P. auf dem Brückschen Bruch, Wiesen bei Putzig, Forst Darslub Wiesen, Werbliner Moor. Astragalus glyciphyllus L. In den Wäldern zerstreut, so Forst Gnewau, Forst Neustadt, Forst Darslub, auch an andern Localitäten an Wegrändern (Chaussee bei Rheda) und am Strande bei Oslanin. A. arenarius L. P. Dünen nördlich Tupadel. Ornithopus perpusillus L. Wohl überall sehr verbreitet, häufig: P. Abhänge bei Polchau, Bresin, Oslanin, Rixhöft, Forst Darslub, am Tupadeler Moor und in den „Fichten4*, Bielawa-Bruch; L. Chottschow, Ossecken. Onobrycliis viciaefolia Scop. P. Abhang bei Bresin angesäet. Vicia silvatica L. In den Laubwäldern meist nicht selten, so Forst Gnewau, Forst Neustadt, Forst Darslub, Zarnowitzer Wald, ausserdem am quelligen Abhang an der Chaussee bei Rheda. V. cassubica L. Ueberall, vornehmlich im S, sehr häufig, so bes. N. Forst Gnewau, Forst Neustadt (an der Chaussee bei Rheda in grossen Massen); P. Zarnowitzer Wald; L. Chottschow. V. Cracca L. In den Wäldern, Gebüschen und auf den Feldern überall häufig. 213 374 Vicia tenuifolia Rth. P* In der Forst Darslub mehrfach, auch auf einer Buche1); bei Darslub; N. Chaussee bei Rheda. V. villosa Rth. P, Abhang bei Polchau und in der Nähe auf dem Brückschen Bruch vereinzelt. V. varia Ho st. ( V . villosa var. glabrescens Koch, V. polyphylla Koch, Bot. Zeitg. (Flora) non Desfont., V. dasycarpa Tenore2). Unter dem Namen der V. villosa wird jetzt hin und wieder eine Form von Samenhändlern angepriesen, zu einem Preise, zu dem die echte V. villosa nicht zu be- schaffen ist; es ist dies eine Pflanze, die in ihren Merkmalen etwa zwischen V. villosa und V. Cracca steht, wie ich sie schon mehrfach (bei den Dampfmühlen in Köpenik [mehrmals] und Oranienburg) mit süd- russischem oder ungarischem Getreide eingeschleppt beobachtete, die ich nur für V. varia halten kann. In ihren Blütenmerkmalen steht die Pflanze, abgesehen von der geringeren Grösse, durch die kurze Platte der Fahne der V. villosa näher, dagegen zeigt sie durch ihren schlanken Wuchs, ihre dünnen, immerhin noch ziemlich stark, jedoch erheblich weniger als V. villosa behaarten Stengel und lockeren, ebenso behaarten Blätter viel Aehnlichkeit mit V. Cracca. Die Pflanze wurde hier von Herrn von Grass in Klanin eingeführt, der sie als V. villosa erhielt. V. sepium L. Sehr häufig in den Wäldern, an Wegen, Ackerrändern und auf Wiesen. V. sativa L. Oft verwildert und verschleppt, auch als Mengfutter angesäet. P. angustifolia All. Auf den Aeckern der Kämpen, besonders im Getreide sehr häufig, auch an Waldrändern und an Wegen (N. Rheda; P. Putzig, Ostrau, Kar venbruch). V. hirsuta (L ) Koch. Ebenfalls meist im Getreide, aber auch viel in Weg- gräben (bes. in den Wäldern) und in Gebüschen; P. Strand bei Putzig, Forst Darslub. Lathyrus pratensis L. Auf den nassen Wiesen (bes. bei den Flüssen) und den Mooren gemein, auch am Wiekufer (Putzig). L. silvester L. P. Forst Neustadt, an der Chaussee nördlich Neustadt viel; Putzig: am Wege nach Schwarzau. L. paluster L. Pa Am Ausfluss der Ostrauer Seen viel; auf den Piasnitz- wiesen (auch L). L vernus (L.) Beruh. Meist sehr viel in den grossen Forsten, so Forst Gnewau Forst Neustadt. Forst Darslub, Buchen bei Rixhöft, ausserdem qu eiliger Abhang an der Chaussee westlich Rheda. L. niger (L.) Beruh. P, Forst Darslub, Forst Neustadt nördlich Rheda; N. Forst Gnewau. L. montanus Beruh. Wohl überall häufig in den Wäldern, unter Kiefern oft sehr zahlreich, auch in den Dünen. 1) Ygl. Beyer, R., a. a. 0. 2) Vgl. Celakowsky, L., Resultate der Botan. Durchforschung Böhmens im Jahre 1889. Sitzber. Kgl, Böhm. Ges. d. Wissensch. 1890. p. 428 — 502 (p. 464). 214 375 Geraniaceae . Geranium palustre L. P„ Mühlgraben bei Putzig; Graben bei Krockow. G. molle L. An Ruderaistellen, Grasplätzen und in Gärten wohl nicht selten, stellenweise viel., so P„ bei Putzig (b. d. Anlagen) bei Klanin, Zarnowitz; L Chottschow. G . pusillum L. Ueberall auf Aeckern auf den Kämpen häufig, besonders zwischen Klee, auch in den Dorfstrassen etc., sehr gemein P. um Zarnowitz. G. columbinum L. N. Zaun in Neustadt. G. Robertianum L. Zerstreut in feuchten Gehölzen, unter Hecken und an Mauern in den Dörfern oft viel. Evodium cicutarium (L.) L’Herit. Ueberall, auf Aeckern, an Wegrändern und grasigen oder kahlen Abhängen gemein. Oxalidaceae . Oxalis Acetosella L. Sehr gemein in fast allen Wäldern, auch in den Dünen. 0. stricta L. P. Putzig; M. Gärten in Rheda. 0. corniculata L. var. 0. tropaeoloides Hook. P. Ein lästiges Unkraut im Garten der Oberförsterei Darslub. Linaceae * Radiola multiflora (Lmk.) Aschs. Auf den Mooren und feuchten Strandheiden meist in Menge. P. bei Klanin; Tupadeler Moor sehr viel; Bielawa- Bruch mehrfach; bei Ostrau sehr viel; bei Karwenbruch; L. auf dem Grossen Wierschutziner Moor ; bei Chottschow; bei Ossecken-Lübtow viel. Linum catharticum L. Sehr häufig auf nassen Wiesen und an lehmigen Ab- hängen, auch am Wiek und an der Ostsee, meist in Menge. j Polygalaceae, Polygala vulgare L. Sehr häufig auf Wiesen und auf den Mooren. var. P. oxypterum Bchb. Flügel erheblich länger als die reife Frucht, oben in eine Spitze ausgezogen. Die westpreussische Pflanze dürfte nicht ganz identisch mit der typischen P. oxypterum Bchb. sein, sondern durch die sehr breiten (fast so breit, wie die breit verkehrt eiförmige, ziemlich breit geflügelte Frucht) Flügel, die plötzlich in eine kurze Spitze ausgezogen sind, abweichen. Die Pflanze besitzt einen sehr ausgezeichneten Habitus, an den lang rosettenartig niederliegenden Zweigen erheben sich schwach bis senkrecht aufsteigend die Blutenstände, deren Blüten eine höchst characteristische hellblaue (fast weisse) Farbe zeigen, die Flügel besitzen schon in der Knospe einen grünen Mittelstreif, der in die vorspringende Spitze übergeht. Wahrscheinlich auf den Mooren und Strandheiden nicht selten, immer ohne P. vulgare typ. P. Wiese westlich Darslub; Bielawa-Bruch grasiger Heideplatz gegenüber Parschkau; Strandwiese bei Grossendorf. 215 376 Polygala comosum Schk. P. Südlicher Abhang an der Forst Neustadt nördlich Rheda. JEuphorbiaceae. Mercurialis perennis L. P. Neustädter Forst nördlich Rheda. Tithymalus hdioscopius (L.) Scop. Auf (bes. Kartoffel-) Aeckern und in Gärten überall häufig. T. Peplus (L.) Gärtn. Wie vorige überall häufig. T. virgatus (W. K.) Kl. et Gcke. (non hybr.) P. Strand zwischen Grossen- dorf und Rixhöft hinter der ersten Dünenreihe mehrfach in älteren und jüngeren Exemplaren. Das mehrfache Vorkommen dieser Pflanze an einer so weit von aller Cultur entfernten Stelle ist auffallend und schwer zu erklären. Calliti H chaceae . Callitriche verna L. Sehr häufig in den Laubwäldern in Tümpeln und Schluchten, auch in den Gräben auf den Mooren und am Wiek stellen- weise viel. C. stagnalis Scop. P. Forst Darslub mehrfach; Bielawa-Bruch, Graben bei Slawoschin; L. Ossecken. JEnipetraceae . Empetrum nigrum L. Auf Heiden und in den Dünen oft sehr viel. Im Binnen- lande: P. bei Tupadel („Fichten“ und Heide); bei Czarnauermühle im Kiefernwalde sehr viel; Bielawa-Bruch stellenweise; Kiefernwald südlich Ostrau. An der Küste: P. bei Rixhöft. Ostrau Karwenbruch, Widow- Dembeck; L. Ossecken-Lübtow. Celastraceae, Euonymus europaea L. In den Wäldern und an den Abhängen der Kämpen meist nicht selten, auch an Wegrändern. P. Abhänge bei Bresin; Os- lanin; Karwenbruch; Strandwald zwischen Dembeck und Widow viel; N. bei Rheda; L Ossecker Wald. Aceraceae, Acer Pseu doplatanus L. P. Dünenwaldungen bei Ostrau und Karwen (wohl nur verwildert); Dünen wald zwischen Dembeck und Widow. A. platanoides L. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; Dünenwald bei Karwen und Ostrau; Dünenwald zwischen Widow und Dembeck. Balsaminaceae. Impatiens Noli tangere L. Iu feuchten Wäldern an quelligen Stellen wrohl überall nicht selten, viel H. in der Forst Gnewau; P. Forst Darslub; L, Ossecker Wald. 216 377 Hhamnaceae. Rhamnus cathartica L. In den Laubwäldern, auch in den Dünen meist häufig. Frangula Ainus Mill. Ebenfalls in den Wäldern nicht selten, auch auf den Mooren und in den Dünen mitunter zahlreich. P. Brücksches Bruch; Forst Darslub, stellenweise Bestand bildend; Werbliner Moor; Rixhöft; Dünen bei Karwen und Karwenbruch; Strand wald zwischen Dembeck und Widow. Tiliaceae. Tilia ulmifb.Ua Scop. P. Forst Neustadt, nördlich Rheda mehrfach; Strand von Oslanin bis Rutzau viel (hier einige sehr alte Bäume, deren einer in Schulterhöhe 3, 30 m Umfang besitzt); Strandwald bei Karwen. T. intermedia DC. P. Forst Neustadt, südöstlich von Rekau zwei Bäume. ( T . platyphylla Scop. fand ich nicht wild). Malvaceae. Malva Alcea L. P. Chausseegraben bei Zarnowitz nach Pommern zu, wohl eingeschleppt. M. moschata L. mit weisser Blüte, P* bei Rixhöft angepflanzt und zahlreich verwildert. M. silvestris L. Ziemlich häufig an Wegrändern, in Dorfstrassen und an Acker- rainen, sehr viel fl bei Rheda; P. in und um Polzin. M. neglecta Wallr. Ueberall häufig in Dorfstrassen, an Schuttplätzen und in Gärten. Guttiferae. Hypericum perforatum L. Ueberall häufig in Wäldern, an grasigen Abhängen und Wegrändern. II. qnadrangulum L. Wohl in allen Wäldern hin und wieder, nicht zahlreich. II. tetrapterum Fr. Ueberall in den feuchten Wäldern, an den Gräben und Wiesenrändern nicht selten. H. humifusum L. P. Bielawa-Bruch mehrfach ; feuchtes Sandfeld bei Karwen- bruch; L. Ufer des Chottschower Sees und Abhänge; feuchte Dünen- wege bei Lübtow. Elatinaceae. Elatine Hydropiper L. P. An der Rhedamündung bei Beka wenig. Violaceae . Viola palustris L. Auf den Heidemooren und in Waldbrüchern meist häufig, oft in grosser Menge, so P. Brücksches Bruch; Moore der Forst Darslub; Werbliner Moor; Tupadeler Moor; Bielawa-Bruch, mehrfach besonders bei Ostrau. 217 378 Viola epipsila Ledeb. Id moorigen Waldbrüchern und an buschigen Orten. P. Bruchwald bei (westlich) Darslub; buschiges Moor westlich Werblin; Parowe bei Lübkau einzeln. V. hirta L. N. Forst Gnewau, südlich Rheda. V. silvatica Fr. Sehr häufig in allen Wäldern. var. V. arenaria DO. (— V. rupestris Schm.). In den Dünenheiden und auf den Dünen häufig, besonders bei Kar wen und Karwenbruch. Eine im Habitus, in der Grösse und der Gestalt der Blätter fast voll- ständig der V. mir ab ilis gleichende Form fand ich P. Forst Darslub, Kamp bei Vaterhorst. V. canina L. Ueberall häufig in den Wäldern (bes. Kiefern) und in den Dünen, meist auf den Kämpen. V. mirabilis L. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; N. Forst Gnewau südlich Rheda. V. tricolor L. Sehr gemein in Wäldern, auf Aeckern, Heiden, in den Dünen u. s. w. In verschiedenen Formen. Thymelaeaceae. Daphne Mezereum L. P. Buchenwäldchen bei Rixhöft; L Schnittbruch bei Ossecken viel. JElaeagnaceae . Ilippophaes rhamnoides L. P. Steilufer bei Rutzau viel, einige Exemplare mit Stämmen von 15 cm Durchmesser; die Steilufer in der Umgegend von Rixhöft stellenweise ganz dicht bedeckend. Lythraceae. Peplis Portula L. P, Werbliner Moor; Bielawa - Bruch bei Slawoschin; Tümpel südlich von Ostrau. Lyihrum Salicaria L. Sehr häufig auf Wiesen und auf den Mooren, beson- ders an Graben- und Bachrändern in den Niederungen. Oenotheraceae . Epilobium angustifolium L. Ueberall häufig in trockenen Wäldern und auf sonnigen Hügeln; mit weissen Blüten (grossblütig) L. Chottschow, Abhang an der Nordseite des Sees in grosser Menge (mehr als roth). E. hirsutum L. Häufig an Wiesen und Moorgräben in den Niederungen, auch am Wiekufer (P. Oslanin, Rutzau, Putzig); in grossen Mengen auf den Piasnitz-Wiesen bei Zarnowitz, und Moor bei Lissau. E. parviflorum Schreb. Sehr häufig an nassen Orten, bes. Grabenrändern. E. montanum L. In den Wäldern überall nicht selten, an buschigen Ab- hängen oft in grosser Menge (Zarnowitz). E. roseum Schreb. Ueberall nicht selten auf Wiesen, an Tümpelrändern und an Gräben. 218 Epilobium tetragonum L. var. E. adnatum Grsb. P. Gräben am Tupadeler Moor; bei Klanin; Moorgraben bei Odargau. L Schnittbruch bei Osseckeu. E. obscurum (Schreb.) Rchb. P. Tupadeler Moor auf qnelligem Sandboden; Bielawa-Rruch gegenüber Slawoschin; L Grosses Wierschutziner Bruch. E palustre L. Ueberall auf den Wiesen und Mooren sehr gemein. Kommt hin und wieder (so L am Chottschower See) in einer Form vor, bei der von der Vereinigungsstelle der Blattspuren bis zum nächstuntersten Blattpaare eine Haarleiste herabläuft, welche leicht bei oberflächlicher Untersuchung für eine erhabene Linie gehalten werden kann. Oenothera ') biennis L. An den Südostabhängen der Putziger Kämpe häufig, be- sonders P. bei Bresin, Oslanin, Rutzau. Oe. muricata L.1 2) var. Oe. latifolia Aschs.3) (== Oe. pcirviflora auct. boruss , ob L.?) P. Abhang bei Bresin und Oslanin auf Lehmboden. Die Pflanze, die nach den Beschreibungen der preussischen Botaniker mit der Oe. parviflora derselben identisch ist und auch mit den Sanio’schen Pflanzen im LIerb. Ascherson genau übereinstimmt, kann ich nur für eine Form der Oe. muricata L., nicht aber für eine in den näheren Verwandtschafts- kreis der Oe. biennis L. gehörige Form halten. Die beste Beschreibung der Oe. parviflora giebt Abromeit4); nach den breiteren Blättern und der Art der Zähnelung glaubte er, sie für eine Form der Oe. biennis L. halten zu müssen. Der Vergleich der Pflanze mit einem grösseren Herbarmaterial der an der Elbe so häufig vorkommenden Oe. muricata L. zeigt, dass diese Art auch dort in Bezug auf die genannten Merkmale sehr variabel ist, dass sich derartig breitblätterige Formen mit unregel- mässig gezähntem Blattrande auch im Gebiet der Flora von Brandenburg (besonders auf Lehmboden, wie auch im Kr. Putzig) finden. Alle übrigen Merkmale, der nicht oder nur wenig verzweigte, locker mit länglich lanzettlichen Blättern besetzte Stengel, die länglich lan- zettlichen zugespitzten Rosettenblätter, die graugrüne Färbung der ganzen Pflanze, der (besonders im Knospenzustand) oben übergebogene Blütenstand5), das (bei beiden Oenothera- Arten etwas variable) Längen- verhältniss der Blumenblätter und der (etwa ebenso langen) Staub- blätter, wie auch das Vorhandensein starrer, etwas gebogen anliegender Haare und der röthlichen Höckerchen, auf welchen dieselben stehen6), 1) Nach St. Lager wäre richtiger zu schreiben Onothera. 2) Vgl. Celakowsky, L., Prodromus der Flora von Böhmen, Prag 1869, p. 545. — Beck, G. v. Mannagetta, Flora von Nieder-Oesterreich. Wien 1890, II. Hälfte I, 1892, p. 694. Onagra muricata Beck. — Dr. E. Wolosczak. Fl. polon. exs. 482. 3) Vgl. Ascherson, P., Flora der Provinz Brandenburg, der Altmark und des Herzog- thums Magdeburg. I. Berlin 1864, p. 213. 4) Vgl. Abromeit, J., Ueber Veränderungen in der preussischen Flora. Jahresber. Preuss. Bot. Ver. 1892/93, p. 16—26. (p. 17.) 5) Vgl. Schneider, L., Flora von Magdeburg. II; I. Aufl. Berlin 1877, p. 88. 6) Vgl. Klinggraeff, H. v., Versuch einer topographischen Flora der Provinz West- preussen. Danzig 1880, p. 35. 219 380 finden sich in gleicher Weise bei der typischen Oe. muricata L.; ich kann deshalb nicht umhin, die Pflanze zu dieser Art zu ziehen. C-ircaea lutetiana L. N. In der Forst Gnewau und P» in der Forst Darslub stellen- weise sehr viel. C. intermedia Ehrh. P. Forst Darslub mehrfach in Schluchten an der Lessnauer Chaussee (besonders südlich). G. alpina L. P. Forst Darslub stellenweise viel; N. Forst Gnewau, Parowe nach Neustadt zu; Parowe am Zarnowitzer See bei Reckendorf. Halorrliagidaceae . Myriophyllum verticillatum L. Auf den Mooren, in Torflöchern und Gräben meist sehr häufig, so P. Brücksches Moor (Land und Wasserform); Putzig; Werblin; Tupadeler Moor; L. Chottschower See. M. spicatum L. Ebenfalls meist häufig und oft sehr viel, so P. Brücksches Bruch; Krockower Bruch; Zarnowitzer See; L. Chottschower See. Hippuris vulgaris L. Nicht selten. P. Brücksches Bruch (besonders bei Beka, auch am Strande sehr viel); Grossendorf; Ostrau; Karwen; Karwen- bruch; Zarnowitzer Bruch. Araliaceae . Hedera Helix L. In den Forsten meist nicht selten, oft massenhaft. P. Forst Darslub, Jag. 61 ein grosses Exemplar an einer jüngeren Birke ca. 12 — 15 m aufsteigend mit einem Stammumfang in Brusthöhe von ca. 15 cm Schlichter!! Im Strandwald bei Karwenbruch die Landseite der Dünen stellenweise bis oben hin dicht bedeckend. JJmbelliferae . Hydrocotyle vulgaris L. Auf den Heidemooren und an Grabenrändern wohl überall häufig, besonders P. Brücksches Bruch sehr viel; bei Putzig; Moore in der Forst Darslub viel; Werbliner Moor; Tupadeler Moor; Bielawa- Bruch sehr viel, auch häufig mit Schwimmblättern; bei Zarnowitz; L. Piasnitz, Chottschow. Sanicula europaea L. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; bei Lissau N. Forst Gnewau; Neustädter Chaussee bei Rheda. Eryngium maritimum L. P. Strand von Grossendorf bis Rixhöft meist sehr viel, westlich nur spärlich, bei Karwenbruch-Ostrau nicht mehr. Conium maculatum L. In einigen Dörfern, in Grasgärten und an Gräben zahlreich. P. Polzin; Werblin. Cicuta virosa L. In den Mooren an Gräben und Flussläufen oft in grosser Menge, in den Niederungen überall, so besonders P. Brücksches Bruch; Tupadeler Moor; P. und L. an der Piasnitz. Falcaria sioides (Wib.) Aschs. P. an der Strasse am Abhang bei Bresin ein Exemplar. 220 381 Aegopodium Podagraria L. In den Dörfern, in Grasgärten, an Zäunen und in Gebüschen sehr gemein. Mit rosa Blüten P. Darslub am Teich bei der Oberförsterei viel. Carum carvi L. In den lichten Wäldern, auf Wiesen, an Wegen überall häufig, besonders auf den Kämpen, jedoch auch nicht selten auf den Mooren (P. Werbliner Moor), Pimpinellä magna L. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; Piasnitz-Wiesen bei Dembeck; N. Forst Gnewau südlich Rheda. P. Saxifraga L. Auf trockneren Wiesen, an Chausseegräben etc. wohl überall häufig, auch in Dünenwaldungen (Karwenbruch) ; soll um Zarnowitz fast fehlen, ich sah sie dort auch nur spärlich. var. P. hircina Leers. L. Grosses Wierschutziner Moor sehr viel (im Norden). Berula angustifolia (L.) Koch. Nicht selten in Gräben in den Mooren, Wiesen und Wäldern, viel: N. bei Rheda.; P. Putzig, Forst Darslub, Zarnowitz. Sium latifolium L. Wie vorige oft ganze Gewässer erfüllend, so P. bei Werblin, Karwenbruch, Zarnowitz. Chaeropliyllum temulum L. In den Dörfern und buschigen Gärten meist häufig, besonders auf den Kämpen. Ch. aromaticum L. P. Neustädter Forst nördlich Neustadt an der Putziger Kreisgrenze. Anthriscus silvestris (L.) Hoffm. In Gebüschen, besonders in Dörfern und an Wegen, auch auf Wiesen, oft in grossen Mengen. Oenanthe aquatica (L.) Link. Sehr häufig an den Ufern der Flüsse, Seen und Teiche (besonders an der Rheda). Aethusa Cynapium L. In den Dörfern, in Gärten, unter Gebüschen und auf Wegen gemein, auch auf Aeckern. Cnidium venosum (Hoffm.) Koch. P. Brücksches Bruch, Wiesen an der Rheda zwischen Bresin und Beka. Silaus pratensis (Lmk.) Bess. P. Im Graben des Weges von Polzin nach Darslub ein Exemplar, wohl mit Grassamen eingeschleppt. Selinum Carvifolia L. Scheint nicht häufig, ich sah sie nur P. Piasnitz Wiesen bei Dembeck. Angelica silvestids L. An den Flussläufen, Gräben und Bächen, sowie auf Wiesen nicht selten, besonders in den Niederungen. Peucedanum Oreoselinum (L.) Mnch. P. Kiefernwald bei Czarnauermühle; Strand- wald bei Karwenbruch. Thysselmum palustre (L.) Hoffm. In den Wäldern, in Gebüschen und auf Wiesen an sumpfigen Stellen, besonders in den Niederungen. Pastinaca sativa L. Zerstreut auf Wiesen und an Abhängen; N. in Rheda cultiviert; P. bei Bresin (Abhang) sehr viel in der hohen (Cultur-) Form, viel bei Darslub, Mechau. m 382 Heracleum Sphondylium L. Meist in der nioktstraklenden Form ( H sibiricum L.) aber auck mitunter mit massig grossen Straklen (P. Darslub), meist sekr liäufig in den Niederungen. Laserpitium prutenicum L. P. Piasnitzwiesen bei Dembeck; kier sckon von von Klinggraeff und Ab ro in eit beobacktet; L. Busckige Wiesen nörd- lick am Wiersckutziner Moor. Dauern Carota L. Hin und wieder an Feldwegen, in Dörfern etc., auf den Kämpen, aber wokl meist verschleppt. Torilis Anthriscus (L.) Gmel. An Zäunen, Gebüschen und Hecken, in den Dörfern häufig. Cornaceae . Cornus sanguinea L. P. Forst Neustadt; Forst Darslub. j Piroiaceae. Pirola rotundifolia L. Spärlich Fh und P, in den Forsten Gnewau und Neu- stadt (nördlich Rheda). P. chlor antha Sw. Scheint in den Forsten nicht selten. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; Forst Darslub mehrfach; Fh Forst Gnewau sehr viel. P. minor L. In den Forsten und Dünenwäldern nicht selten, oft sehr viel, so N. Forst Gnewau; Forst Neustadt; P. Forst Darslub; in allen Strand- wäldern, am meisten L. bei Ossecken. P. uniflora L. N. Forst Gnewau zerstreut (unter Buchen). Ramischia secunda (L.) Gcke. Zerstreut N. und P. in den Forsten Gnewau, Neustadt, Darslub und in den Strandwäldern. Monotropa Hypopitys (L ) P. Zarnowitzer Forst; N. Park der Neustädter Irrenanstalt; L Strandwald bei Ossecken. Ericaceae . Ledum palustre L. Auf den Mooren sehr verbreitet. P. Brücksches Bruch, ziemlich viel ; Moore in der Forst Darslub viel, stellenweise bis schulter- hoch und Gebüsche mit bis 5 m Durchmesser bildend ; Werbliner Moor sehr viel; Bielawa-Bruch; Krockower Wald sehr viel; trockener Nordabhang bei Odargau; Zarnowitzer Bruch; Dünenwald zwischen Widow und Dem- beck, auch an einer trockenen, sandigen Stelle unter Kiefern; L Grosses Wierschutziner Moor sehr viel; am Schnittbruch bei Ossecken viel. Andromeda Poliifolia L. Auf den Mooren hin und wieder, P. Brücksches Bruch; Moore in der Forst Darslub mehrfach; Werbliner Moor; Bielawra-Bruch; am Söll südöstlich Ostrau. Arctostaphylus uva ursi (L.) Spr. P* Strandwald bei Tupadel; Kiefernwald bei Czarnauermühle sehr viel; Bielawa-Bruch, auf trockneren Stellen, be- sonders im Osten; Kiefernwälder bei Ostrau überall in Menge. 222 383 Vaccinium Myrtillus L. In den Forsten überall häufig auch in den Dünen, auf den Mooren stellenweise in Menge. var. epruinosum Aschs. et Magn. Mit unbereiften Früchten1). L. Strandwald bei Piasnitz. V. uliginosum L. Auf den Mooren meist verbreitet. P. Moore in der Forst Darslub viel; Moor bei Werblin (Giftigkeit2) der Pflanze den Anwohnern bekannt); Czarnauermühle; Bielawa-Bruch; Ostrau; trockener Nord-Abhang bei Odargau; Zarnowitzer Bruch (auch L.); L. Grosses Wierschutziner Moor; Chottschow, am See; Lübtow. V. Vitis idaea L. In den Wäldern und auf den Mooren überall sehr häufig. V. Oxycoccus L. In den Mooren meist verbreitet. P. Moore in der Forst Darslub sehr viel (mit weissen Blüten im Moor bei Vaterhorst); Werbliner Moor; Bielawa Bruch; Dünenthäler bei Ostrau - Karwen; Zarnowitzer Bruch; L Grosses Wierschutziner Moor ; Schnittbruch bei Ossecken viel. Calluna vulgaris (L.) Salisb. Ueberall sehr häufig, besonders in den Dünen oft grössere zusammenhängende Bestände bildend, auch an den Abhängen der Kämpen stellenweise (meist mit S arothamnus scoparius). In den Wäldern und auf den Mooren sehr viel. Erica Tetralix L. Auf den Mooren und in den feuchteren Dünenheiden meist in grosser Menge, so P. Brücksches Bruch; Moore in der Forst Dars- lub; Werbliner Moor; Moor bei Klein Starsin (v. Grass); Bielawa-Bruch sehr viel; Ostrau; Dünenheiden bei Ostrau-Karwen-Karwenbruch; südlich Karwenbruch; Krockower Wald ; Odargau; Zarnowitzer Bruch; L Grosses Wierschutziner Moor; Ossecken-Lübtow. Im südlichen Theile selten (Neustadt, Abrom eit). JErimulaceae . Primula officinalis (L.) Jacq. In den Wäldern zerstreut. P* Buchenwald bei Rixhöft; N. Forst Gnewau; quelliger Abhang an der Neustädter Chaussee bei Rheda. Hottoma palustris L. In den Gräben und Torflöchern der Niederungen nicht selten. Samolus Vcderandi L* P, An Grabenrändern auf den Strandwiesen bei Grossen- dorf zwischen der Helaer Landstrasse und dem Wiek sehr viel. Lysimachia thyrsiflora L. Sehr verbreitet in den Forsten, auf den Mooren und an den Heidetümpeln. P. Brücksches Bruch; Forst Darslub; Moore viel; Werbliner Moor; Bielawa-Bruch; Lankewitz, Heidetümpel bestand- bildend; L. Chottschower See; Schnittbruch Ossecken. q Commission für die Flora von Deutschland. Bericht über neue und wichtigere Be- obachtungen aus dem Jahre 1889 (Ascherson). Ber. Deutsch. Bot. Ges. VIII. 1890, p. 104. Vgl. auch ebendort VII. 1888, p. 399 (die Beschreibung der Pflanze ohne Namen). — Auf Seite 289 ist diese Pflanze irrthümlich als f. melanocarpa bezeichnet. 2) Vgl. Ascherson, P., Botanische Reiseeindrücke aus Hinterpommern, West- und Ost- preussen im Spätsommer 1893. Yerh. Bot. Yer. Brandenb. XXXV. 1893. p. XLYI. 223 384 Lysimachia vulgaris L. In Gebüschen an den Wasserläufen der Niederungen und in den Wäldern häufig. L. Nummularia L. An Grabenrändern, auf Wiesen, in den Schluchten der Wälder nicht selten. L. nemorum L. P. Forst Neustadt viel; Forst Darslub stellenweise sehr viel, streckenweise den feuchten Boden überziehend. N. Forst Gnewau sehr viel; L. Ossecker Wald, an dem in das Schnittbruch und die „kleine Wiese“ ausmündenden Bach viel. Trientalis europaea L. In den Wäldern überall verbreitet, oft massenhaft P. Forst Neustadt; Forst Darslub; Rixhöft; Klein Starsin; Klanin; Strandwald Karwenbruch; Wido w-Dembeck; Zarnowitz; N. Forst Gnewau; Reckendorf; L. Chottschow; Ossecken. Glaux maritima L. Am Wiek und an der Ostsee nicht selten; P. bei Beka am Wiekufer; Putzig Strandwiesen sehr viel; Grossendorf; Strandwiesen Ostrau-Karwen; Karwenbrucher Wiesee ; als Ueberpflanze P, bei Beka1). Anagallis arvensis L. Auf Aeckern, besonders zwischen Getreide auf den Kämpen häufig. JPlambaginaceae . Armeria elongata (Hoffm.) Boiss. P. Forst Darslub; N. Forst Gnewau. Oleaceae . Fraxinus excelsior L. P. Forst Darslub angeschont; Strandwald bei Karwen- bruch; Strandwald zwischen Widow und Dembeck. An den letzten beiden Standorten nicht gepflanzt, vielleicht aber aus den alten An- pflanzungen in Karwenbruch verschleppt. Ligustrum vulgare L. P. Dünenwaldungen bei Ostrau und Karvven (wohl nur verwildert). Gentian aceae. Erythraea Centaurium (L.) Pers. Auf Wiesen und an Wegrändern nicht selten, stellenweise viel, so P. Bielawa-Bruch; Zarnowitz; L. Chottschow E. linariifolia (Lmk.) Pers. Am Wiek und an der Ostsee auf den Strandwiesen nicht selten. P. Strand bei Beka; Dünenthäler bei Ostrau und Karwen; Strandwiesen und Culturwiesen bei Karwenbruch. L. Sand- fläche am Chottschower See; Dünen am Schnittbruch bei Ossecken. Eine kleine nur 5 — 6l/2 cm hohe einblütige Form fand sich in grösserer Menge P. auf einer feuchten sandigen Strandwiese bei Karwenbruch ohne die typische Form. Blätter nur bis 1 cm lang, nur die Rosetten- blätter mit deutlichem Mittelnerv. Blüten ziemlich klein (E. pulchella). E. pulchella (Sw. erw.) Fr. P. Wiesen bei Karwenbruch; L. bei Ossecken. Menyanthes trifoliata L. Sehr häufig auf nassen Wiesen und auf Mooren. i) Vgl. Beyer, R., a. a. 0. p. 115. 224 385 Convolvulaceae. Convolvulus sepium L. P. Strand bei Rutzau; Putzig sehr häufig in Weiden- gebüschen an der Plutnitz; bei Zarnowitz stellenweise sehr viel. N. bei Rheda viel. C. arvensis L. Sehr häufig auf Aekern, an Wegen, auch an Abhängen und in Wäldern, meist auf den Kämpen. Cuscuta Epithymum L. P. Chausseerand bei Zarnowitz viel. var. C. Trifo Ui Babingt. et Gibson. P. Kleeacker bei Klanin, v. Grass!! Polemoniaceae. Polemonium coeruleum L. P. Brücksches Bruch; Wiesen westlich von Karwen- bruch, Piepkorn! Borraginaceae . Cynoglossum offtcinale L. An Ruderalstellen. P. bei Bresin; N. bei Rheda. Symphytum officinale L. Auf den Wiesen und in den feuchten Wäldern, besonders in den Niederungen sehr verbreitet. Auch auf den Heide- mooren hin und wieder. Anchusa officinalis L. In der Nähe von Dörfern und an Ruderalstellen zerstreut. A. arvensis (L.) M. B. Auf den Aeckern der Kämpen und an sonnigen Ab- hängen häufig. Pulmonaria officinalis L. P. Forst Neustadt viel; Forst Darslub mehrfach; N. Forst Gnewau. Myosotis palustris (L.) With. Auf Wiesen, an Gräben und Wasserläufen häufig; mit weissen Blüten P. Mechau, an der Quelle. AL caespitosa Schultz. Ueberall nicht selten, besonders am Strande auf den kurzgrasigen Wiesen und den Strandheiden häufig (besonders viel P. bei Karwenbruch). M. silvatica (Ehrh.) Hoffm. P. Forst Darslub mehrfach, zerstreut. AL intermedia Lk. Auf Aeckern, an Wegrändern und auf kurzgrasigen Wiesen nicht selten. AL hispida Schlchtd. sen. In den Kiefernwäldern und trockeneren Heiden überall verbreitet, auch auf Aeckern. Al. arenaria Sehr ad. Im Getreide auf den Kämpen überall häufig, auch an sandigen Wegen und in trockenen Wäldern. Lithospermum arvense L. Auf Aeckern, besonders auf leichterem Boden, seltener an Wegen und auf Ruderalstellen, häufig. Echium vulgare L. Scheint nicht häufig, ich sah sie nur N. bei Rheda, und P, an einer Ruderaistelle bei Putzig. 25 225 386 Labiatae . Ajuga reptans L. In Wäldern, auf Wiesen und an Abhängen mehrfach, nicht häufig. A. pyramidalis L. P. Forst Darslub nicht selten, stellenweise viel; Schlucht südlich Klanin; N. Forst Gnewau zerstreut. Scutellaria galericulata L. Auf Wiesen, auf Mooren und an Grabenrändern häufig, auch am Strande des Wieks (bei Putzig). Brunella vulgaris L. In den trockenen Wäldern und an Wegrändern auf den Kämpen gemein; mit weissen und rosa Blüten L Hügel an der Nord- westseite des Chottschower Sees sehr viel (mehr als blau). Bailote nigra L. An Ruderalstellen zerstreut; fL bei Rheda; P, Bresin; Oslanin; Putzig; Polzin. Lamium amplexicaule L. Ueberall auf Aeckern und in Gärten gemein. L. hybridum Vill. P. Kartoffelacker bei Putzig. L. purpureum L. Auf Aeckern, in Gärten, an Wegen überall. L. album L. In den Dörfern und an Landstrassen häufig. L. Galeobdolum (L.) Crtz. In den Buchenwäldern stellenweise häufig, so P. Forst Neustadt; Buchen bei Rixhöft; Zarnowitzer Wald; N. Forst Gnewau; Schlossberg bei Neustadt. Galeopsis Ladanum L. Auf Aeckern, besonders auf den Kämpen, auch an Abhängen häufig. G. Tetrahit L. p.p. Auf Aeckern, in Gärten und an Dorfstrassen häufig. var. G. bifida Boenningh. Stellenweise zahlreich (P. Sellistrau, Darslub, Karwenbruch). G. speciosa Milk In feuchten Gebüschen der Wälder nicht selten, besonders häufig aber auf Aeckern; in den Niederungen oft in grossen Mengen, so P. bei Klein Starsin; zwischen Ostrau und Karwenbruch; Odargau; Zarnowitz. Leonurus Cardiaca L. In den Dörfern, an Ruderalstellen und Ackerrändern nicht selten. Stachys silvaticus L. An den Gräben, an Rinnsalen und quelligen Stellen in den Forsten meist häufig. St. paluster L. An Grabenrändern, auf feuchten Aeckern, auf den Wiesen und Mooren nicht selten. St. Betonica Benth. P. Forst Neustadt nördlich Rheda, am Südabhang. Marrubium vulgare L. Zerstreut an Ruderalstellen P. Putzig; Polzin; N. Rheda. Nepeta Glechoma Benth. In grossen Mengen, in Dörfern und in Gärten, als Ueberpflanze auf Salix alba bei Putzig. Galamintha Acinos (L.) Clairv. An Wegrändern P. bei Bresin; Putzig; Zarnowitz. C. Glinopodium Spenner. In den Forsten zerstreut, Forst Neustadt; Forst Darslub; N» Forst Gnewau, Thymus Serpyllum L. Ueberall in den trockenen Wäldern, auf den Heiden und an den Abhängen der Kämpen gemein in den verschiedensten Formen; mit weissen Blüten P. auf einer Heide, südlich Karwenbruch. 226 Lycopus europaeus L. Ueberall häufig an den Bächen, Grabenrändern und Heidetümpeln, auch auf den Mooren. Mentha aquatica L. Auf Wiesen, an Gräben, Fluss-, Teich- und Seeufern überall. var. M. sativa (L.?). Oft mit voriger. M. arvensis L. Auf den Aeckern, an Ufern (besonders der Heidetümpel) oft häufig. Solanaceae. Lycium halimifolium Miller1). P. Putzig, nach Polzin zu. Hyoscyamus niger L. P. in und um Zarno witz, an Ruderalstellen viel; L. Chottschow. Solanum nigrum L. Nicht selten, in den Gärten und an Ruderaistellen, oft viel (P. Klein Starsin; Zarnowitz). S. Dulcamara L. Sehr häufig im ganzen Gebiet, in den Forsten, auf den Mooren und in den Dünen. var. S. litorale Raab. (Die behaarte Form) P. bei Putzig, am Wiek. Wahrscheinlich weiter verbreitet. Scrophulariaceae. Verbascum thapsiforme Schrad. P. Abhänge bei Polchau und Bresin. V. Lychnitis L. P» Dorfstrasse von Bresin. V. nigrum L. Sehr häufig an den Rändern der Chausseen, Feldwege und an den trockenen Abhängen. V. nigrum X (cf V. nigrum X thapsiforme — V. aclulterinum Koch). P. Ab- hang bei Polchau. Linaria Cymbalaria (L.) Mill. P. an der Oberförsterei Darslub in Mauer- ritzen und zwischen Pflastersteinen. L. odora (M. B.) Chav. (L. Loeselii Scliweigg.). L. in den Dünen am Strande von Ossecken bis Lübtow. L. vulgaris Mill. Ueberall sehr häufig an Abhängen, auf Aeckern und an Wegen, auch am Wiekufer (P. bei Oslanin) und auf den Dünen (P. bei Karwenbruch) stellenweise. Antirrhinum Orontium L. P. Zarno witz, Grasgarten bei Stenzeis Gasthof. Scrophularia nodosa L. Häufig an Waldrändern, auf Wiesen und an Gräben, hin und wieder auch auf dem Moore. Sc. alata Gil. P. Bei Zarnowitz mehrfach (bei Neuhof, an der Piasnitz und am See); N. Rheda-Ufer bei Rheda. Limoselia aquatica L. P. Strand des Wieks bei Beka. x) Ygl. Koehne, E., Uebersicht der in unseren Gärten gezogenen Ly ciurn- Arten. Verb. Bot. Ver. Brandenb. XXXIII. 1892. Abh. p. 130—132. 227 25* 388 Veronica scutellata L. Sehr häufig auf den Mooren an kahlen Stellen und an den Rändern der Heidetümpel. yar. V. pilosa Yahl (V. parmularia Poit. et Turp.). P. kleines Moor westlich von Mechau. V. Anagallis aquatica L. Sehr häufig auf den Wiesen, in den Mooren be- sonders an nassen kahlen Stellen. var. V. aquatica Bernh. P. am Wiek bei Beka; bei Rutzau: bei Putzig; kleines Moor westlich Mechau. V. Beccabunga L. Zerstreut in den Wiesengräben und an den Ufern in den Niederungen, auch an Tümpelrändern viel. V. Chamaedrys L. In den Wäldern und an feuchteren Abhängen meist häufig. V. montana L. P. Forst Neustadt nördlich Rheda; Forst Darslub wenig; Buchen- wäldchen bei Rixhöft; N. Schlossberg bei Neustadt. V. officinalis L. In den Kiefernwäldern, an Abhängen, auf den Heiden und in den Dünen stellenweise nicht selten. V. serpyllifolia L. Häufig auf feuchten Aeckern, an Wiesen- und Waldrändern, auch auf kahlen Stellen der Moore. V. arvensis L. Meist häufig auf Aeckern, an Wegrändern und Abhängen. V. verna L. p. p. An den Abhängen der Kämpen, auf Aeckern meist nicht selten, stellenweise viel, so P. bei Polchau; bei Putzig; bei Tupadel; bei Kar wen. V . triphylla L. Auf Aeckern hin und wieder (N. Rheda; P. Putzig; Klanin; Zarnowitz). V. agrestis L. Sehr häufig auf Aeckern und in Gärten. V. hederifolia L. Gemein auf Aeckern, in Gärten und unter Hecken. Euphrasia Rostkoviana Hayne1). Auf den Wiesen der Niederungen überall. Eu . gracilis Fr. Auf den Dünenheiden an der Ostsee überall sehr viel. Eu. stricta Host. An den Abhängen der Kämpen stellenweise. Eu. Odontites L. Auf den Wiesen am Putziger Wiek und an den Ostsee- dünen meist häufig, sehr viel P. bei Beka, Karwenbruch. Pedieularis silvatica L. Auf den Heidemooren wohl überall häufig, hin und wieder in Menge, so P. Tupadeler Moor; Bielawa-Bruch; L. Schnittbruch bei Ossecken. P. palustris L. Auf nassen Wiesen der Niederungen häufig. Alectorolophus minor (Ehrh.) Wimm, et Grab. P. Piasnitz-Wiesen bei Dembeck; Strandwiesen mehrfach; N. Rheda. A. major (Ehrh.) Rohl. erw. Auf den Wiesen der Niederungen und auf mässig feuchten Aeckern meist häufig. var. angustifolius Fr. P« Aecker bei Tupadel; Karwenbruch viel. J) Vgl. Wettstein, li. v., Untersuchungen über Pflanzen der Oesterr.-Ungar. Monarchie. II. Die Arten der Gattung Euphrasia, Sep. Abdr. Oesterr. Bot. Zeitschr. 1893, 1894 und 1895. 22$ 389 Melampyrum nemorosum L. P, Forst Neustadt, nördlich Rheda viel; Forst Darslub wenig; buschige Piasnitz-Wiesen bei Dembeck; N. Forst Gnewau südlich Rheda. M. pratense L. In den grossen Forsten und kleineren feuchten Wäldern über- all häufig, meist in grosser Menge (sowohl unter Buchen, als Kiefern und Eichen). Lentibulariaceae . Pinguicula vulgaris L. P. Werbliner Moor; Bielawa-Bruch mehrfach; L Dünen- waldung am Schnittbruch bei Ossecken. Utricularia vulgaris L. P. Torflöcher im Werbliner Moor viel; Tupadeler Moor; Bielawa-Bruch (auch in Tümpeln); Gräben bei Grossendorf (viel- leicht zu folgender); Zarnowitzer Bruch (Torflöcher und Gräben). U. neglecta Lehm.1). P. Werbliner Moor in einem Torfloch gegenüber Löbsch; Tupadeler Moor, in einem Torfloch nahe den „Fichten“ vereinzelt blühend. U. minor L. P. Tupadeler Moor (Torflöcher), Bielawa-Bruch; Bruch am Krockower Walde unter Odargau (ein Graben ganz erfüllt); Zarnowitzer Moor (Torflöcher und Gräben). Plan tag in acea e. Litorella uniflora (L.) Aschs. P. Ein Söll südöstlich Ostrau (zwischen den beiden Kiefernwäldern) ganz erfüllt; L. Sauliner See2); Chottschower See. Plantago major L. Ueberall in den Dörfern, in Gärten, auf Aeckern und auf Wiesen häufig. Eine stark behaarte, etwas succulpnte Form auf den salzhaltigen Wiesen an der Ostsee und am Wiek überall häufig. Pl. lanceolata L. Auf Wiesen, in Gärten etc. sehr häufig. Pl. maritima L. P. Strand bei Beka, auch als Ueberpflanze3); Ostrau-Karwen. Pubiaceae . Asperula odorata L. In den grossen Forsten nicht selten (N. Forst Gnewau; P. Forst Neustadt; Forst Darslub). Galium Aparine L. Ueberall in den Dörfern an Hecken, an Wegen, in An- lagen gemein. G. uliginosum L. Ueberall auf den Wiesen und in den Mooren nicht selten, meist in den Niederungen. !) Vgl. Ascherson, P., Ueber Utricularia spectabilis Madauss und macroptera G. Briickn. Verh. Bot. Yer. Brandenb. III— YI. 1861/62. p. 7 — 12. ( U . spectabilis Madauss = U. neglecta Lehm.). 2) Ygl. Ascherson, P., Reiseeindrücke etc. p. L. 3) Ygl. Beyer, R., Ergebnisse der bisherigen Arbeiten bezüglich der Ueberpflanzen ausser- halb der Tropen. Yerh. Bot. Yer. Brandenb. XXXVII. 1895. Abh. p. 115. 229 390 Galium palustre L. Ebenfalls auf Wiesen, in Gräben sehr häufig. var. umbrosum Aschs. besonders in den Wäldern und feuchten Schluchten der Kämpen verbreitet (P. Forst Darslub, Schlucht südlich Klanin). G. boreale L. P. Sarothamnus- Heide bei Polchau; Strandwald bei Kar wen; Piasnitzwiesen bei Dembeck (auch L.). G. verum L. Auf trockenen Wiesen, an Weg- und Waldrändern häufig. G. Mollugo L. Wie vorige, oft mit ihr, besonders auf den Kämpen. G. verum X Mollugo (G. ochroleucum Wolf). P. Forst Neustadt bei Polchau; N. bei Rheda mehrfach. Caprif oliacecie . Sambucus Ebulus L. P, im Gutsgarten in Klein Starsin, sehr alte Exemplare und jüngere verwilderte ; ebenso Zarnowitz. S. nigra L. In den Wäldern zerstreut. P. Forst Neustadt; Forst Darslub mehrfach; Strandwald bei Karwenbruch; N. Forst Gnewau; L. Ossecker Wald. In den Dörfern vielfach. Viburnum Opulus L. P. Forst Neustadt; Strandwald bei Karwenbruch; L. Ossecker Wald. Linnaea borealis L. L. Moosiger Strandwald in den Dünen bei Lübtow in Menge. Valerianaceae • Valerianella olitoria (L.) Poll. N. Aecker bei Rheda. Valeriana officinalis L. Nicht selten auf den Wiesen, in Gebüschen, auch auf Mooren im den Niederungen; bin und wieder in den quelligen Schluchten der Wälder (V. exaltata Mik.). V. dioeca L. Auf den Wiesen, besonders aber auf den Heidemooren überall häufig. Dipsacaceae. Succisa praemorsa (Gib) Aschs. Auf den Wiesen der Niederungen, weniger auf den Mooren, häufig. Knautia arvensis (L.) Coulter p.p. In den Kiefernwäldern, auf den Heiden und an Wegrändern überall häufig. Mit weissen Blüten P. an der Chaussee westlich Zarnowitz mehrfach. Scabiosa Columbaria L. Nicht selten, stellenweise sehr häufig, so P. bei Werblin; auf der Sch war zauer Kämpe; L. Ossecken. Auf Ackerland und an Weg- rändern. Cucurbitaceae . Bryonia alba L. P. An der Mauer des Gutsparks in Klanin durch Herrn von Grass angepflanzt und zahlreich verwildert. Campanulaceae, Campanula rotundifolia L. In den Kiefernwäldern, an Waldwegen, Abhängen der Kämpen und in den Dünen nicht selten. 230 391 Campanula rapunculoides L. An Feldwegen, auf Aeckern und an Waldrändern sehr häufig, oft in grossen Mengen auftretend (P. Zarno witz). C. Trachelium L. Hin und wieder in den Wäldern und an Wegen, auch in Dorfstrassen. C. patula L. Auf den Wiesen, an Wegen stellenweise viel (P. Brücksches Bruch; Putzig; Zarnowitz; L. Ossecken-Lübtow). C. persicifolia L. In den Wäldern überall zerstreut, stellenweise (Forst Neu- stadt) in grossen Mengen an grasigen Abhängen; auch am Wiek (Putzig). C. glomerata L. P, Auf den buschigen Piasnitz-Wiesen bei Dembeck (auch L), Chaussee westlich Zarnowitz sehr viel. Phyteuma spicatum L. In den Buchen- Wäldern meist häufig. P. Forst Neu- stadt viel; Forst Darslub; Schlucht südlich Klanin; Zarno witzer Wald; N. Forst Gnewau; L Ossecker Wald. Jasione montana L. An den trockenen Abhängen der Kämpen, meist in Menge; auf Heiden oft massenhaft auftretend (P. Darslub, Mechau). var. litoralis Fr. Am Strande auf den Dünen überall häufig. Mit' weissen Blüten P. Strand bei Karwen. Lobelia Dortmanna L. P. Söll (Heidetümpel) südöstlich Ostrau zwischen den beiden Kiefernwäldern; L. Sauliner See1); Chottschower See. Compositac . Eupatorium cannabinum L. In feuchten Waldlichtungen, an Grabenrändern nicht selten, oft häufig (P. Zarnowitz). Solidago Virga aurea L. In Kiefernwäldern, an den Abhängen (Forst Neu- stadt), in Heiden, besonders in den Dünen meist häufig, oft in grossen Mengen (so P. Ostrau, Karwenbruch, Zarnowitz). Bellis perennis L. Ueberall häufig auf Grasplätzen, Wegrändern u. s. w. Erigeron canadensis L. Sehr häufig, als Ruderalpflanze und Unkraut. E. acer L. In den Heiden und Kiefernwäldern häufig. Bilago arvensis L. Scheint nicht häufig, ich sah die Pflanze nur hin und wieder (P. Putzig, Zarnowitz). F. minima (Sm.) Fr. Sehr häufig im Getreide auf den Kämpen, in den Heiden und an Wegen. Gnaphalium silvaticum L. Auf Grasplätzen, in trockenen Wäldern und auf Heiden hin und wieder. Gn. uliginosum L. Ueberall auf feuchten Sandflächen, in Aeckern, an Heide- tümpeln häufig. Gn. dioecum L. In den Heiden, besonders Kiefernheiden, auch in den Dünen nicht selten (viel P. an der Putziger Kämpe, bei Werblin, Czarnauer- mühle; L. Ossecken). Helichrysum arenarium (L.) DC. Scheint nicht häufig, ich sah sie nur hin und * wieder P. auf der Putziger Kämpe (Tupadel), bei Krockow und Zarnowitz. Ygl. Ascherson a. a. 0. Verh, Bot. Yer. Brandenb. XXXV. 1893 p. L. 231 392 Bielens tripartitus L. An nassen Stellen, besonders an Dorfteichen und Zäunen sehr häufig. B. cernuus L. Wie vorige an Viehtränken etc. häufig1). Galinsoga parviflora Cav. L. Garten in Lauenburg, Schmidt!! Anthemis tinctoria L. P, Aecker bei Zarnowitz, Charlotte Bartels! Rodenacker! A. arvensis L. Sehr häufig auf Aeckern auf den Kämpen, und an Ruderal- stellen. Achillea Ptarmica L. Zerstreut an Ackerrändern und an Wegen im Gebüsch. A. cartilaginea Ledeb. P. Strand bei Putzig; Chausseerand an der Plutnitz im Weidengebüsch, nordwestlich von Putzig. A. Millefolium L. Ueberall an Ruderalstellen, an Wegrändern und Wäldern häufig. Chrysanthemum leucanthemum L. Sehr häufig auf Wiesen, an Abhängen. var. discoicleum Koch. N, Chausse westlich Rheda in mehr und minder typischer Ausbildung. Chr. Tanacetum Korsch. An den Weg- und Waldrändern, auf Wiesen nicht selten. Chr. Partheni um (L.) Pers. Auf Strassen verwildert. P. Bresin; Putzig; Polzin (in Menge). Chr. Chamomilla (L.) P. M. E. Auf Aeckern, an Ruderalstellen meist häufig. Chr. inodorum L. Auf Aeckern, an cultivirten Stellen der Moore und an den Abhängen der Kämpen oft massenhaft. Chr. segetum L. P. Grasgarten in Karwenbruch (Gastwirthschaft von Wende). Artemisia Absinthium L. In und bei vielen Dörfern meist in grossen Mengen. P. Bresin; Darslub; Gnesdau; Strellin; Czarnauermühle; Ostrau; Karwen- bruch; Parschütz; Odargau; Zarno witz. A. campestris L. Auf den Kämpen an Wegrändern und auf Ruderalstellen häufig, auch in Menge am Strande in den Dünen und an den Steilküsten, var. A. sericea Fr. Mit der Hauptart am Strande sehr häufig. A. vulgaris L. Wie vorige an Ackerändern, an Wegen u. s. w. häufig. Tussilago Farfarus L. An mergeligen und lehmigen Abhängen, auch an den Steilküsten P. am Putziger Wiek (bei Oslanin-Rutzau-Putzig) und an der Ostsee (Rixhöft), hin und wieder in der Niederung (P. Beka). Petasites officinalis Mnch. P. Putzig, bei der Mühle auf der Wiese viel; Gräben bei Zarnowitz, besonders am und im Gutspark; L. Chottschow, im Gutspark und am See (1895 von Herrn von Dizelski angepflanzt). P. tomentosus (Ehrh.) DC. P* Strand bei Rutzau. Senecio paluster (L.) DC. Auf den Mooren, in Torflöchern meist zahlreich, so P. Brücksches Bruch; Werbliner Moor; Tupadeler Moor sehr viel; Bielawa-Bruch. 9 Vgl. Ascherson. P., Bidens connatus Mühlenb. Verh. Bot. Ver. Brandenb. XXXVII. 1895. Bericht über die Herbstversammlung; und Warnstorf, C.? Oesterr. Bot. Zeitschr. XLV. 1895 p. 391, 475. 232 393 Senecio vulgaris L, Auf Aeckern, in Gärten und Dörfern überall. S. viscosus L. P„ Forst Neustadt. S. silvaticus L. Meist häufig in trockenen Wäldern , auch am Strande. S. vernalis W. K. P. bei Bresin zahlreich; Strand bei Oslanin-Rutzau; Darslub spärlich; Zarnowitz hin und wieder, Bartels!!; N. bei Rheda spärlich; L bei Chottschow spärlich. S. Jacobaea L. An Wegen, Ackerrändern und auf Grasplätzen, besonders auf den Kämpen zahlreich. Carlina vulgaris L. Meist häufig an den Abhängen der Kämpen (auch am Wiek) und an Wegen. Lappa officinalis All. In Dörfern, auf Wegen und Ruderalstellen häufig. L. glabra Link. An ähnlichen Orten wie vorige, oft mit ihr. L. macrosperma Wallr. P* Buchen Wäldchen bei Rixhöft (hier schon von Caspary beobachtet). Vielleicht noch mehrfach vorhanden, aber, da die Pflanze zur Zeit nicht blühte, nicht sicher zu bestimmen, ich glaube sie P. in der Forst Darslub in einer feuchten Schlucht südlich am Lessnauer Wege gesehen zu haben. Lappa tomentosa Lmk. Häufig in Dörfern und an Schutthalden. L. officinalis X glabra (L. notha Ruhmer)1). P, Parschütz hinter der Guts- scheune. Ij. glabra X tomentosa ( L , Ritschliana Aschs.)2). P. Zarnowitz im Gutsgarten. Carduus crispus L. An Wegen, in Dörfern zerstreut. Cirsium lanceolatum (L.) Scop. An Ruderalstellen, in Dörfern an Wegen überall, besonders auf den Kämpen. C silvaticuni Tauscli3) (= C. nemorale Rchb.). P. Forst Darslub, Jagen 75. C, palustre (L.) Scop. Auf Wiesen und an nassen Stellen der Moore häufig. Mit weissen Blüten P. Wiesen bei Zarnowitz, bei Neuhof. C. oleraceum (L.) Scop. Scheint nicht sehr häufig, nur hin und wieder in Menge (Krockow, von Klinggraeff). C. arvense (L.) Scop. Auf Aeckern, an Ruderalstellen sehr häufig auf den Kämpen. Onopordon Acanthium L. Nicht häufig, nur vereinzelt an Ruderalstellen P. Polchau; Putzig; N. Rheda. Centaurea Jacea L. An Wegrändern, an Aeckern häufig. C. Cyanus L. Auf Aeckern gemein, besonders auf den Kämpen. C. Scabiosa L. Sehr zerstreut an Wegrändern und bei Dörfern. Lampsana communis L. In Gärten und an Ruderalstellen in Dörfern häufig. J) Vgl. Ruhmer, E., Die bisher wild beobachteten und wichtigeren cultivirten Pflanzen- bastarde. Jahrb. Kgl. Bot. Gart. u. Bot. Mus. Berlin. I. 1881. p. 224 — 259 (p. 238). 2) Commission für die Flora von Deutschland. Bericht über neue und wichtige Beob- achtungen aus dem Jahre 1890. Ber. Deutsch. Bot. Ges. IX. 1891. p. (99). 3) Vgl. Graebner, P., lieber Cirsium silvaticum Tausch. Yerh. Bot. Ver. Brandenb. XXXYI. 1894. p. LXIII— LXY. 233 394 Arnoseris minima (L.) Lk. Auf Aeckern, besonders auf den Kämpen oft in Menge (P. Putzig; Darslub; Zdrada; Tupadel). Crepis tectorum L. Ueberall häufig an Wegrändern, Feldern, Zäunen etc. oft in grossen Mengen, so L. an der Chaussee von Chottschow nach Zarnowitz. Cr. paludosa (L.) Mnch. Sehr häufig, auf Wiesen oft massenhaft (N. Rheda; P. Darslub). Hieracium Pilosella L. Ueberall gemein auf Grasplätzen, auf Heiden und an Wegen. IT. Auricula L. Auf Wiesen, besonders in den Niederungen oft häufig (P. Brücksches Bruch). TT. pratense Tausch. P. Buschige Piasnitz- Wiesen bei Dembeck. TI. murorum L. In Wäldern, an Dorfstrassen, an Abhängen häufig, auf den Kämpen. TL. vulgatum L. An ähnlichen Orten wie vorige, oft mit ihr. H. laevigatum Willd. In Wäldern und in Heiden, auch am Strande häufig, an letzterem Ort besonders in der var. TL tridentatum Fr. TT. boreale Fr. Nicht selten in den Forsten und im Gebüsch. TT. umbellatum L. An trockenen Abhängen häufig, besonders massenhaft in den Dünen, oft in der var. linariifolium G. Mey. Ilgpochoeris glabra L. Auf Aeckern und an Abhängen nicht selten. TL radicata L. An Wegrändern, Abhängen, auf Wiesen und an Waldrändern, häufig auf den Kämpen. Achyrophorus maculatus (L.) Scop. P. Kiefernwald bei Czarnauermühle viel; Strandwald zwischen Dembeck und Widow; buschige Piasnitz- Wiesen. Nur die ungefleckte Form. Taraxacum vulgare (Lmk.) Schrk. Ueberall gemein; als Ueberpflanze auf Buche P. Forst Darslub; auf Salix alba P. Putzig, an der Polziner Chaussee. Leontodon autumnalis L. Auf Wegen, auf Wiesen und in Wäldern überall häufig. L. hispidus L. erw. Scheint nicht häufig. Lacluca muralis (L.) Less. In den Forsten und in Parks sehr zerstreut (N. Forst Gnewau; P. Forst Darslub mehrfach; L. Ossecker Wald). Sonchus oleraceus L. Ueberall auf feuchteren Aeckern und Ruderalstellen. S. asper All. Wie vorige, oft mit ihr. S. arvensis L. Sehr häufig auf Aeckern, Wiesen etc. var. S. uliginosus M. B. L. Weide auf dem Moor am Zarnowitzer See. Tragopogon pratensis L. Zerstreut an Wegrändern und auf Wiesen, stellen- weise sehr gemein (P. Zarnowitz). Scorzonera humilis L. P. Forst Darslub stellenweise (auch unter Eichen und Buchen); Kiefernwald bei Czarnauermühle; Strandwald bei Ostrau; Strandwald zwischen Dembeck und Widow. 234 395 Figuren er klär ung. Tafel VII. Fig. 1. Von Ustilago hypodytes befallener Halm von Elymus arenarius , der eine end- ständige, in der Entfaltung begriffene Aehre angelegt hat; ca. 2/s d. nat. Gr. Fig. 2 und 3. Ebensolche Halme, die zu endständigen Aehren ausgewachsen sind; ca. 2/3 d. nat. Gr. Man sieht unten die noch mit Spreiten- und Scheidentheil versehenen Laubblätter, denen die Hochblätter und später die Tragblätter der Seitenährchen mit diesen folgen. In Fig. 3 sind die untersten Aehrchen zu schein- baren Verzweigungen der Aehre ausgewachsen. Fig. 4. Aehrchen a von Fig. 3 mit seinem Deckblatte, etwas vergrössert. Die Staub- fäden und die eine Narbe des Fruchtknotens aus dem Tragblatte vorgezogen. Man sieht die durch Internodien von einander und vom Tragblatte der Blüte getrennten Hüllblätter der Aehrchen. Ueber dem Blütentragblatte noch einige sterile Tragblätter. Fig. 5. Aehrchen b von Fig. 2, mit seinem Deckblatte, etwas vergrössert. Hüllblätter von einander und den Tragblättern der Blüten durch Internodien getrennt, Hüllblätter und Tragblätter z. Th. zurückgeschlagen, um die Staubblätter der Blüten zu zeigen. Ueber den Tragblättern der Blüten noch einige sterile Tragblätter. Fig. 6. Ein Knoten der normalen Aehre von Elymus arenarius L., etwas vergrössert. Tragblatt durch eine Schwiele angedeutet, über der zwei Aehrchen stehen. Die Hüllblätter der letzteren sind nicht durch ein ausgebildetes Internodium von einander getrennt. Tafel VIII. Fig. 1. Sparganium diversifolium Graebner. a) Habitusbild. — Rechts unten ein Ausläufer; die flutenden Grundblätter sind fast ganz abgestorben; die aufrechten Blätter ohne oder mit Kiel; über den weiblichen Blütenständen das gestielte hautrandige Hochblatt. 2/s d. nat. Gr. b) 3 Perigonblätter. 4/i d. nat. Gr. c) Querschnitt eines flachen Grundblattes. 10/i d. nat. Gr. d) Querschnitt eines mittleren Blattes. 10/i d. nat. Gr. f) Querschnitt eines gekielten Blattes. 10/i d. nat. Gr. Fig. 2. Platanthera bifolia (L. p. p., Schmidt) Rchb. Blüte von vorn gesehen, An- therenhälften genähert, parallel; hinteres äusseres Perigonblatt zugespitzt, mit den seitlichen inneren nicht helmförmig zusammenneigend. 2/i d. nat. Gr. Fig. 3. PI. montana (Schmidt) Rchb. fil. Blüte von vorn gesehen, Antherenhälften entfernt, nicht parallel ; hinteres äusseres Perigonblatt abgerundet, mit den seit- lichen helmartig zusammenneigend. 2/i d. nat. Gr. Fig. 4. a und b. PI. bifolia x montana. 2 Blüten von vorn gesehen, halten in allen Merkmalen auffällig die Mitte zwischen den beiden vorigen. 2/i d. nat. Gr. Fig. 5. Pirus (Sorbus) Conwentzii Graebner (P. Aria x suecica). In der Blattform, Äderung etc., zwischen beiden Eltern die Mitte haltend; ca. 2/3 d. nat. Gr. 235 396 Inhaltsverzeichniss zu Anlage J. Seite. Einleitung 271 I, Schilderung der Formationen 275 II. Die pflanzengeographischen Beziehungen des Gebietes 299 Vergleichende Uebersicht derjenigen Arten, deren Verbreitung im Ge- biete von der im übrigen Westpreussen abzuweichen und Aehnlichkeit mit der in Nordwestdeutschland zu zeigen scheint. Zusammengestellt durch F. Graebner 305 III. Systematische Aufzählung der gesammelten Pflanzen 316 Charales, bearbeitet von Chr. Sonder 316 Fungi, bearbeitet von P. Magnus (hierzu Tafel VII) 317 Bryophyta 325 Pteridophyta 331 Gymnospermae 333 Angiospermae (hierzu Tafel VIII) 334 Figurenerklärung 395 236 397 Anlage K. Beiträge zur Moosflora des Kreises Schwetz. Yron M. Grütter in Luschkowko. A. Lebermoose. 1. Anthoceros laevis L. Aecker, Grabenufer. Schwetz (von Klinggraeff II). — Luschkowko. 2. A. punctatus L. Wie voriges. Luschkowko, Waldau. 3. Riccia ßuitans L. In Sümpfen und am Rande derselben. Schiroslaw, Lnianno, Luschkowko. 4. R. glauca L. Auf Brachäckern überall häufig. 5. J?. bifurca Hoffin. An einem Tümpel bei Waldau. Neu für West- und Ostpreussen! 6. R. ciliata Hoffm. Auf Aeckern. Driczmin, Luschkowko, Eschen- dorf, Brachlin. (Meist viel seltener als R. glauca L.) 7. R. crystallina L. Feuchte Aecker. Warlubien (Hennings). — Maleschechowo; am Weichselufer bei Christfelde. 8. Fegatella conica Raddi. An Bachufern. Driczmin, Lubochin, Poledno, Wirwa. 9. Marchantia polymorpha L. Sümpfe, Gräben; häufig. 10. Preissia commutata NE. Brücher. Am Laskowitzer See. 11. Metzger ia furcata NE. An Waldbäumen, auch auf Steinen. Sternbacher Forst, Lindenbuscher Forst, bei Luschkowo. 12. Aneura pinguis Dumort. Bruchränder, Ufer, verbreitet. 13. A. pinnatifida NE. Im Sumpf bei Marienfelde. (14.) A. multiftda Dumort. See bei Jascherrek (Hellwig). 15. A. latifrons Lindbg. Sümpfe, Waldbrücher. Bankauer Wald (Hennings). — Schiroslaw, Lnianno, Marienthal, Lindenbuscher Forst. 16. Pellia epiphylla NE. In Gräben, Bachufer etc. Marienfelde, Lnianno, Poledno, Luschkowko etc. Verbreitet. 17. Blyttia Lyellii Endl. Sumpf bei Lnianno. Neu für West- und Ostpreussen! 18. Blasia pusilla L. Grabenufer. Luschkowko, Luschkowo, Marienthal. 19. Fos sombronia Dumortieri Lindbg. Am Rande von Torfbrüchern. Lnianno, Schiroslaw, Dampfschneidemühle Bukowitz. 20. Chiloscyphus polyanthus Corda. An einem Grabenrand bei Luschkowko ; im Forst Lindenbusch bei Brunstplatz. var. rivularis NE. Im See von Jascherrek (Hellwig). 237 398 21. Lopkocolea bidentata NE. Grabenränder, Wälder, überall. 22. L. minor NE. Sandige Abhänge. Topolinken, Gruczno, Marienfelde. 23. L. heterophylla NE. Waldbrücher, Grabenränder. Marienfelde, Linden- buscher Forst, Lowinnecker Wald, Luschkowko. 24. Cephalozia divaricata Spruce. Abhänge, Grabenränder. Marienfelde, Luschkowko, Maleschechowo, Topolinken. 25. C. bicuspidata Dumort. In Wäldern auf humusreichen Stellen, Sümpfe. Marienfelde am Rischke-Fliess u. a. a 0., Lindenbuscher Forst bei Liscliin, Lnianno. 26. O. Lammersiana Spruce. Marienfelde am feuchten Abhange bei der Sumpfwiese. Neu für West- und Ostpreussen! 27. C. connivens Dumort. In Sümpfen. Lnianno, Schiroslaw. 28. C. heterostipa Carr. et Spruce. Im Sumpf an der Bahn bei Lnianno Neu für West- und Ostpreussen! 29. Jungermannia intermedia NE. Abhänge, Grabenränder. Topolinken, Luschkowko, Marienfelde, Lubochin. (30.) J. bicrenata Lindenb. Auf Heiden. Schwetz (von Klinggraeff II). 31. J, sphaerocarpa Hook. Abhang der Sumpfwiese bei Marienfelde. Neu für Westpreussen! 32. J. anomala Hook. In Sümpfen. Lnianno, Schiroslaw, Lindenbuscher Forst bei Lischin. 33. Scapania curta NE. Grabenränder, Abhänge. Topolinken, Luschkowko. 34. Sc. irrigua NE. An und in Sümpfen. Schiroslaw, Lnianno, Lusclikowo an einem Grabenrand. 35. Plagiochila asplenioides N. et M. Schattige Wälder, überall. Fruchtend bisher nur bei Lubochin gefunden. 36. Calypogeia Trichomanis Cor da. An morschen Stubben im Lindenbuscher Forst bei Lischin. 37. Lepidozia reptans NE. In Wäldern auf morschem Holz. Marienfelde am Rischke-Fliess, Lindenbuscher Forst. 38. Ptilidium ciliare NE. In Wäldern an Bäumen, auf der Erde, auch auf Steinen. Verbreitet. Poledno, Terespol, Marienfelde, Lubochin etc. 39. Radula complanata Dumort. An Bäumen sehr häufig, besonders an Erlen und Hainbuchen. 40. Madotheca platyphylla Dumort. In den Schlachten bei Topolinken und Wirwa. 41. Frullania dilatata NE. An Bäumen und Steinen. Poledno, Marien- felde, Topolinken. B. Laubmoose. 1. Sphagnum acutifolium Ehrh. InSiimpfen und Waldbrüchern, sehr verbreitet, var. versicolor W arns t. Nebst f. robusta W arnst. in denBrüchern vor dem Lowinnecker Walde bei Tuschin. 238 399 2. Sphagnum tenellum Klinggr. Sümpfe bei Osche (Hennings). — Bei Lnianno. var. ruh eil um Wils. Sumpf bei Schiroslaw. (3.) Sph. Girgensohnii Russ. Schwetz (von Klinggraeff II). 4. Sph. teres Angst. Verbreitet, z. B. Marienfelde, Lnianno, Lindenbuscher Forst. var. subsquarrosum Russ. Sumpfwiese bei Marienfelde, Lnianno. 5. Sph. squarrosum Pers. Bei Osche (von Klinggraeff II.). — Marienfelde am Hammer-Fliess, Lindenbuscher Forst bei Lischin. 6. Sph. cuspiclatum Warnst, et Russ. ln Sümpfen und Waldbrüchern überall häufig. 7. Sph. obtusum Warnst, et Russ. BeiNeuenburg (von Klinggraeff II). — Im Sumpf bei Schiroslaw. 8. Sph. recurvum P.B. Sehr verbreitet, z. B. Lnianno, Schiroslaw. var . parvifolium Warnst. Bei Marienfelde, Lnianno. 9. Sph. subsecundum NE. Sehr verbreitet, z. B. Lnianno, Lindenbuscher Forst, Tuschin. 10. Sph. contortum Schultz. Am See bei Marienthal. 11. Sph. inundaium Russ. Sumpf bei Lnianno. Neu für West- und Östpreussen! 12. Sph. platyphyllum Warnst. Sumpf bei Lnianno. 13. Sph. compactum DC. Am Rande des Sumpfs bei Lnianno. var. squarrosulum Russ. Brücher vor dem Lowinnecker Walde bei Tuschin. 14. Sph. cymbifolium Ehrh. In Sümpfen, verbreitet. 15. Sph. intermedium Russ. Sumpf bei Schiroslaw. 16. Sph. medium Limpr. In Sümpfen, verbreitet. 17. Sph. papillosum Lindbg. Sumpf bei Lnianno. 18. Sphaerangium muticum Schimp. Lehmige Aecker, Abhänge. Lusch- kowko, Gruczno, Parlin. 19. Phascum cuspidatum Schreb. Lehmige Aecker, häufig. 20. Ph. curvicollum Ehrh. Weichselabhang bei Dorf Luschkowo unweit Gruczno. 21. Mil de eil a bryoides Limpr. Sandige Abhänge. Gruczno, Bahn- damm bei Parlin. 22. Systegium crispum Schimp. Feuchte Abhänge. Topolinken, Driczmin. 23. Pleuridium nitidum Rabenh. An einem Tümpel bei Waldau. 24. PI. alternifolium Brid. Aecker, Abhänge. Topolinken, Gruczno, Luschkowko. 25. Weisia viridula Hedw. Zwischen Gras in Gebüschen. Topolinken, Gruczno, Luschkowko, Driczmin. — Bei Lubochin (von Klinggraeff II). (26.) Dicranoiveisia cirrhata Lindbg. Auf erratischen Blöcken bei Osche (Hennings). 239 400 27. Dicranella Schreberi Schimp. Feuchte Abhänge, Grabenränder. Topolinken, Marienfelde, Brachlin. 28. D. varia Schimp. Grabenränder, Abhänge. Topolinken, Brachlin, Driczmin, Gruczno. 29. D. cerviculata Schimp. Auf Torfboden. Lnianno, Marienthal, Brunstplatz. 30. D . heteromalla Schimp. An Abhängen. Marienfelde, ()riczmin, Lubochin. 31. Dicranum spurium Hedw. Kiefernwälder. Sternbacher Forst bei Marienfelde, spärlich. (32.) D. Bergeri Bland. Waldbrücher. Schwetz (von Klinggraeff II.) 33. D. undulatum Ehrh. Feuchte Wälder. Lindenbuscher Forst, Marien thal. 34. D. palustre Br. eur. Sumpfwiese bei Marienfelde, fruchtend. 35. D. scoparium Hedw. Wälder, Abhänge, gemein. 36. D. montanum Hedw. In Wäldern an Baumstämmen. Sternbacher Forst, Lindenbuscher Forst. 37. D. flagellare Hedw. In Wäldern an Baumstämmen und an Stubben. Marienfelde, Lindenbuscher Forst, selten fruchtend. (38). Campylopus turfaceus Br. eur, Waldbrücher. Im Bankauer Walde (Hennings). 39. Trematodon ambiguus Hornsch. Am Rande des Sumpfes bei Lnianno, nur ein Räschen gefunden. 40. Leucobrgum glaucum Hampe. Bruchige Wälder, verbreitet, selten fruchtend. 41. Fissidens bryoides LIedw. Feuchte Gebüsche, Grabenränder. Topolinken, Luschkowko, Driczmin, Lubochin. 42. F. adiantoides Hedw. Torfwiesen. Laskowitz, Luschkowo. 43 F. taxifolius Hedw. Lehmige Abhänge. Topolinken, Gruczno, Wirwa. 44. Leptotrichüm homomallum Hampe. Lubochin, an einem Hohlwege. 45. Tricho don cylindricus Schimp. Luschkowko, an Grabenrändern selten. 46. Ceratodon purpureus Brid. Ueberall gemein. 47. Pterygoneuron subsessile Jur. Sandig- lehmige Abhänge. Topo- linken, Gruczno, am Schwarzwasser bei Driczmin. Neu für West- preussen! 48. Pt. cavifo lium Jur. Sandig-lehmige Abhänge, Topollüo, Topolinken, Gruczno, Driczmin. var. incanum Jur. In einer Schlucht bei Dorf Luschkowo unweit Gruczno. Neu für West» und Osipreussen! 49. Pottia minutula Br. eur. Luschkowko auf Stoppelfeldern. 50. P. truncata Lindbg. Aecker, Grabenränder, verbreitet. Luschkowko, Brachlin, Stonsk, Marienfelde. 51. P. intermedia Fürnr. Aecker. Luschkowko, Schwekatowo, Marienfelde. 52. P. lanceolata C. Müll. Abhänge, Dämme. Zwischen Topolinken und Gruczno, Parlin. 240 401 53. Didymodon rubellus Br. eur. Abhänge, auch auf Steinen und an Bäumen, häufig. 54. Trichostomum cylindricum C. Müll. Auf einem Steine in der Schlucht bei Driczmin, steril. 55. Barbula unguiculata Hedw. Auf Lehmboden, Grabenufer, Abhänge, allgemein verbreitet. 56. JB. cylindrica Schimp. An einem feuchten Ausstiche bei Topolinken. Neu für West» und Ostpreussen! 57. B. fallax Hedw. Lehmig-sandige Abhänge, Grabenufer, allgemein ver- breitet. 58. B. Hornschuchiana Schultz. An einem Abhange bei Dorf Luschkowo. 59. Aloina rigida Kindbg. An den Anhöhen des Schwarzwassers bei Schwetz (Hennings). — Weichselabhänge bei Topollno, Gruczno, Schlucht bei Driczmin. 60. Tortula muralis Hedw. An Mauern, verbreitet. Brachlin, Luschkowko, Gr. Löwin, Schwetz etc. 61. Syntrichia subulata Web. et M. An bewaldeten Abhängen, häufig. Topolinken, Gruczno, Wirwa, Lubochin, Marienfelde. 62. S. papillosa (Wils.) An Pappeln. Topolinken, Gruczno, Pniewno. 63. S. pulvinata Jur. An Pappeln. Chaussee bei Luschkowo. 64. S. ruralis Brid. Auf Strohdächern, Sandboden, am Grunde von Bäumen, gemein. 65. Schistidium apocarpum Br. eur. Auf erratischen Blöcken, verbreitet. Topolinken, Luschkowko, Johannisberg, Schwekatowo, Laskowitz, Wirwa, Lubochin, Poledno. 66. Grimmia pulvinata Sm. Auf erratischen Blöcken, verbreitet. Lusch- kowko, Groddeck, Schwekatowo, Johannisberg, Driczmin, Laskowitz etc. (67.) Gr. trichophylla Grev. Auf erratischen Blöcken bei Groddeck (von Klinggraeff II). 68. Bacomitrium heterostichum Brid. Auf erratischen Blöcken. Schwetz (Hennings). — Driczmin, Sternbach. 69. R. canescens Brid. Auf Sandboden gemein. 70. Hedwigia ciliata Ehrh. Auf erratischen Blöcken. Luschkowo, JobaDnis* berg, Schwekatowo, Driczmin, Wirwa etc. (71.) Ulota crispa Brid. Schwetz (Hennings). ?72. U. crispula Bruch. An Bäumen. Marienfelde. 73. Orthotrichum anomalum Hedw. Auf erratischen Blöcken. Laskowitz, Driczmin, Lubochin, Johannisberg, Schwekatowo, Poledno. (74.) 0. saxatile Schimp. Bei Lubochin und Groddeck (von Klinggraeff II). 75. 0. nudum Dicks. Auf erratischen Blöcken. Driczmin. 76. 0. diaphanum Schrad. An Bäumen, verbreitet. Topolinken, Lusch- kowko, Groddeck, Marienfelde, Poledno. 77. 0. pallens Bruch. In der Schlucht bei Driczmin. 241 26 402 (78.) Orthotrichum stramineum Hornsch. Schwetz (Hennings). 79. 0. patens Bruch. An Bäumen und auf Steinen. Bei Poledno, Driczmin. 80. 0. pumilum Sw. An Bäumen. Luschkowo, Waldau. 81. 0. fastigiatum Bruch. An Bäumen. Parlin. 82. 0. affine Schrad. An Bäumen und auf Steinen, verbreitet. Laskowitz, Poledno, Marienfelde, Driczmin, Schwekatowo, Johannisberg. 83. 0. rupestre Schleich. Auf erratischen Blöcken in Schwekatowo bei der Kirche. 84. 0. speciosum NE. Auf erratischen Blöcken und an Bäumen. Poledno. Gruczno, Laskowitz, Driczmin, Marienfelde etc. 85. 0. leiocarpum Br. eur. An Bäumen. Bei Laskowitz (Hennings). — Stonsk, Marienfelde, Driczmin. 86. 0. obtusifolvum Schrad. An Bäumen, auch auf Steinen. Topolinken, Luschkowo, Poledno, Marienfelde, Parlin. 87. Encalypta vulgaris Hoffm. An lehmig-sandigen Abhängen. Topolinken, Gruczno, Luschkowko, Wirwa, Lubochin, Groddeck etc. 88. E. streptocarpa Hedw. Wie voriges, seltener. Gruczno, Lubochin, Marienfelde, steril. 89. Tetraphis pelluci da Hedw. In Waldbrüchern auf morschem Holz. Marien- felde, Lindenbuscher Forst. 90. aS plachnum ampullaceum L. In Sümpfen auf verrottetem Rindviehdünger. Osche (von Klinggraeff II). — Schiroslaw, Lnianno, Marienfelde. 91. Taylor Ui serrata Br. eur. In einer Schlucht bei Topolinken zwischen Bryum capillare L. an Baumwurzeln, wenige fruchtende Exemplare. Neu für West- und Östpreussen! 92. Physcomitrium pyrijorme Brid. An Grabenufern, auf Sumpfwiesen häufig. 93. Entosthodon fascicularis C. Müll. Auf einer sandigen Wiese bei Driczmin am Schwarzwasser. 94. Funaria hygrometrica L. Auf feuchter Erde, überall gemein. 95. Leptobryum pyriforme Schimp. Feuchte Abhänge, Sumpf- und Graben- ränder, Mauern, sehr häufig. 96. Weber a nutans Hedw. Auf Sandboden, an Sumpfrändern, in sandigen Wäldern, gemein, var. sphagnetorum Schimp. In Sümpfen. Bankauer Wald (Hennings). — Sumpfwiese bei Marienfelde. 97. W. cruda Schimp. An Abhängen, besonders in Wäldern, verbreitet. Topolinken, Gruczno, Wirwa, Lubochin, Marienfelde etc. 98. W. annotina Schwägr. Brachäcker. Sternbach, Luschkowko. 99. Wo bulbifera Warnst, n. sp. An Wiesenrändern, anscheinend ver- breitet. Auf einer kleinen Wiese bei Marienfelde; an einem Tümpel bei Gawronitz. 212 403 100. Webera carnea Schimp. An einem quelligen Abhange bei Gruczno; an einem Graben bei Luschkowko. 101. W. albicans Schimp. An Gräben und Ufern, häufig, aber nur steril. 102. Bryum pendulum Schimp. An sandigen Abhängen, an Brüchern. Groddeck, Lnianno, Laskowitz, Schönau. 103. Br. uliginosum Br. eur. Grabenränder, Brücher. Luschkowko, Brachlin, Laskowitz. 104. Br. cuspidatum Schimp. Grabenränder. Brachlin. 105. Br. bimum Schreb. Brücher, Grabenränder. Brachlin. Luschkowo. 106. Br. erythro carpum Schwägr. Marienfelde am Abhange, am Rande der Sumpfwiese und an einem Tümpel. 107. Br. caespiticium L. Aecker, sandige Orte, Mauern, überall gemein. 108. Br. argenteumB . Grabenränder, Mauern, Wegränder, allgemein verbreitet 109. Br. capillare L. Sandige Wälder, überall gemein. 110. Br. cyclophy Hum Br. eur. Am Rande des Sumpfes bei Schiroslaw. 111. Br. turbinatum Schwägr. Sumpfige Wiesen, Brücher. Luschkowo, Brachlin, Driczmin, Laskowitz. 112. Br. pseudotriquetrum Schwägr. In Sümpfen und auf sumpfigen Wiesen, gemein. 113. Rhodobryum roseum Schimp. In schattigen Wäldern. Topolinken, Lusch- kowko, Marienfelde, Laskowitz, Lubochin. 114. Mnium euspidatum Hedw. In feuchten Wäldern, besonders an quelligen Stellen, überall gemein. 115. Mn. affine Bland. Wie voriges, häufig. Fruchtend bei Topolinken. var. elatum Schimp. Am See von Lnianno. 116. Mn. Seligen Jur. Waldbrücher, Gräben, verbreitet. Marienfelde, Topo- linken, Luschkowko. 117. Mn. undulatum Hedw. Feuchte Wälder, Gräben, überall gemein. Fruchtend bei Marienfelde und Driczmin. 118. Mn. rostratum Schwägr. Wie voriges, sehr häufig, 119. Mn. hornum L. In Waldbrüchern, sehr häufig. 120. Mn. serratum Brid. In schattigen Wäldern, Grabenränder, verbreitet. Topolinken, Gruczno, Luschkowko, Marienfelde 121. Mn. riparium Mitt. In feuchten Gebüschen. Topolinken, Gruczno. 122. Mn. punctatum Hedw. In Wäldern an Abhängen. Marienfelde, Groddeck, Lubochin, Lindenbuscher Forst. 123. Mn. stellare Hedw. In feuchten Gebüschen. Topolinken, Driczmin. Wirwa. 124. Aulacomnium androgynum Schwägr. In Wäldern an sandigen Abhängen und auf morschem Holze. Marienfelde, Lindenbuscher Forst. 125. Gymnocybe palustris Fr. Sümpfe, Waldbrücher, überall häufig. 126. Meesea tristicha Br. eur. Sümpfe. Am Udschitz-See (Heilwig). - Sumpfwiese bei Marienfelde. 243 26* 404 127. Paludella squarrosa Ehrli. Auf Sumpfwiesen. Am See bei Bojanowo (Scharlock). Am Udsckitz- See (Hellwig). — Marienfelde, Lnianno. 128. Bartramia ithyphylla Brid. An Abhängen bei Topolinken. 129. B. pomiformis Hedw. An bewaldeten Abhängen, verbreitet, Topo- linken, Gruczno, G-roddeck, Lubochin, Marienfelde. — Bei Warlubien (Hennings). 130. B. crispa Sw. In Wäldern. Schweiz (von Klinggraeff II). 131. Philonotis Arnellii Husnor. An einem sandigen Abhange am Rischke-Fliess bei Marienfelde. 132. Ph. fontana Brid. Sumpfwiesen, Sümpfe. Marienfelde, Schiroslaw, Lnianno. 133. Ph. caespitosa Wils. Sumpfwiesen bei Marienfelde. 134. Ph. calcarea Br. eur. Bruch am Laskowitzer See. 135. Atrichum undulatum P.B. Wälder, Grabenränder, überall häufig. 136. A. angustatum Br. eur. Abhänge, Grabenränder. Topolinken, Lusch- kowko, Marienfelde. 137. A. tenellum Br. eur. An Sümpfen, Ackerränder. Lnianno, Schiroslaw, Luschkowko. 138. Pogonatum nanum P.B. Abhänge, Grabenränder. Topolinken, Luschkowko. (139.) P. alo'ide s P.B. Schwetz (von Klinggraeff II). 140. P. urnigerum Brid. Abhäuge, Grabenränder. Topolinken, Luschkowko, Bracklin, Groddeck. 141. Polytrichum gracile Menz. Torfbrücher, moorige Heiden, verbreitet. 142. P. formosum Hedw. Feuchte Wälder. Lowinnecker Wald, Linden- buscher Forst, Marienfelde. 143. P. piliferum Schreb. Auf Sandboden gemein. 144. P. juniperinum Willd. Waldbrücher, Abhänge, häufig. 145. P. strictum Menz. Brücher, häufig. 146. P. commune L. Waldbrücher, gemein. 147. Buxbaumia aphylla L. Sandige Abhänge. Lubochin (von Klinggraeff II). — Driczmin, Marienfelde, Topolinken. 148. Fontinalis antipyretica L. In Gewässern an Steinen und Holz. Stelchno- See, Marienfelde im Rischke-Fliess. var. gigantea Sulliv. Bei Junkerhof (Hellwig). 149. F. gracilis Lindbg. Im Schwarzwasser oberhalb Lubochin unweit der Eisenbahnbrücke. 150. Neckera complanata Hüben. An Bäumen. Poledno, Groddeck. 151. Homalia trichomanoides Schimp. Am Grunde von Bäumen. Poledno, Groddeck. 152. Leucodon sciuroides Scliwägr. An Bäumen und auf Steinen, häufig. 153. Leskea polycarpa Hedw. Am Grunde von Bäumen. Luschkowko, Bagniewo, Gruczno, Maleschechowo. (154.) L. nervosa Myr. In der Schlucht bei Unterberg (von Klinggraeff II). 244 405 (155.) Anomodon longifolius Hartm. Schlucht bei Unterberg (von Klinggraeff II). 156. A. attenuatus Hartm. An Bäumen und auf Steinen. Lubochin (von Klinggraeff II). — Poledno, Driczmin. 157. A. viticulosus Hook, et Tayl. An Bäumen und auf Steinen. Poledno, Driczmin. 158. Thuidium tamariscinum Schimp. In schattigen Wäldern. Topolinken, Marienfelde. Lubochin. 159. Th. recognitum Schimp. Abhänge, Wiesen, gemein. 160. Th. abietinum Schimp. Auf Sandboden, gemein. 161. Th. Blandowii Schimp. Sumpfwiesen, Marienfelde. 162. Platygyrium repens Schimp. An Bäumen. Bei Bagniewo. 163. Pylaisia polyantha Schimp. An Bäumen und auf Steinen, häufig. 164. Climacium dendroides Web. et M. Moorige Wälder, Abhänge, häufig. 165. Isothecium myurum Brid. An Bäumen und auf Steinen. Poledno, Groddeck. 166. Homalothecium sericeum Schimp. An Bäumen. Driczmin, Groddeck, Pniewno. 167. Camptothecium lutescens Schimp. Abhänge, Wegränder. Topolinken, Gruczno, Luschkowo. 168. C. nitens Schimp. Sumpfwiesen. Lnianno, Marienfelde. 169. Brachythecium salebrosum Schimp. Am Grunde von Bäumen. Lusch- kowko, Poledno. 170. Br. albicans Schimp. Grabenränder, Abhänge, Wegränder, gemein. 171. Br. velutinum Schimp. Wälder, auf der Erde, an Wurzeln und auf Steinen, gemein. 172. Br. reflexum Schimp. Wäldchen bei Luschkowko. (173.) Br. Starkii Schimp. Bei Lubochin (von Klinggraeff II). 174. Br. curtum Lindbg. Bei Luschkowko. 175. Br. rutabulum Schimp. Grabenränder, Wiesen, Abhänge, gemein. 176. Br. campestre Schimp. Wäldchen bei Luschkowko. 177. Br. populeum Schimp. Auf Steinen, an Bäumen. Poledno, Driczmin. 178. Eurhynchium strigosum Schimp. Schwetz (von Klinggraeff II). var. imbricatum Schimp. An Abhängen. Lubochin (von Kliug- graeflf II). — Bei Dorf Luschkowo, Brachlin. 179. Eu. striatum Schimp. In Wäldern, häufig. 180. Eu. praelongum Schimp. In Wäldern, auf Steinen, an Grabenrändern, häufig. Fruchtend bei Luschkowko. (181.) Eu. atrovirens (Sw.) Kiinggr. Bei Unterberg (von Klinggraeff II). (182.) Eu. abbreviatum Schimp. Schlucht bei Unterberg (von Klinggraeff II). (183 .) Rhynchostegium megapolitanum Schimp. An einem Erlenbruch im Oscher Forst (Hennings). (184.)iü/i. rusciforme Schimp. In Bächen. Bei Buschin (Hennings). 185. Thamnium alopecurum Schimp. Gehölz bei Poledno. 186. Plagiothecium denticulatum Schimp. Moorige Wälder, an Baumwurzeln, auf der Erde etc., häufig. 245 406 187. Plagiothecium Roeseanum Schimp. Schattige Wälder. Poledno, Wirwa, Lubochin, Groddeck, Marienfelde. 188. PI. silvaticum Schimp. Feuchte Wälder. Marienfelde. 189. Amblystegium serpens Schimp. Grabenränder, Wälder, an Bäumen, auf Steinen etc. gemein. 190. A. radicale Schimp. Am Bach bei Parlin, an morschen Stubben. 191. A. irriguum Scbimp. An Steinen in Bächen. Poledno, Lubochin, Wirwa, Groddeck. var. spinifolium Schimp. Auf überrieselten Steinen in der Schlucht an der Bahn bei Groddeck. s^eu für West- und Ostpreussen! 192. A. riparium Schimp. An Baumwurzeln und auf Steinen, verbreitet. 193. Hypnum Sommerfeltii Myr. Auf trockenen Stellen in Wäldern. Topo- linken, Groddeck. 194. II. chrysophyllum Brid. An lehmig-sandigen Abhängen. Topolinken, Gruczno, Luschkowko, Groddeck. 195. H. stellatum Schreb. Sumpfränder. Luschkowo, Laskowitz, Stelchno-See. 196 H. polygamum Wils. In Brüchern, an Seen. Im Plochocziner Wald (Hennings). — Am See von Luschkowo, Schiroslaw. (197.) H. Kneijfii Schimp. Brücher am Cisbusch (von Klinggraeff II). 198. II. aduncum Schimp. Brücher, Sumpfwiesen, verbreitet. (199 .) II. Sendtneri Schimp. Bei Neuenburg (von Klinggraeff II). 200. H. Wilsoni Schimp. Sümpfe, Torf brücher. Neuenburg (von Kling- graeff II). - — Stelchno-See, Brachlin, Laskowitzer See. 201. II. intermedium Lindbg. Sumpfwiesen, verbreitet. Am Cisbuch (Prahl). — Marienfelde, Lnianno, am Stelchno-See. 202. H. exannulaium Gümb. In Sümpfen. Schiroslaw, Lnianno. (203.) H. fluitans Hedw. Schwetz (von Klinggraeff II). 204. H. uncinatumJl&dw . Torfbrücher, Sümpfe, auf Steinen in Wäldern, häufig. 205. H. scorpioides L. In Torfgräben und Sümpfen. Bei Neuenburg und Warlubien (von Klinggraeff II). — Am Stelchno-See. 206. H. filicinum L. Auf Steinen, in Waldbrüchern auf morschem Holze, Grabenränder, häufig. 207. H. incurvatum Sehr ad. In der Schlucht bei Driczmin auf einem Steine. 208. H. cupressiforme L. An Bäumen, auf Steinen, auf der Erde, Graben- ränder, sehr gemein. 209. H. Crista castrensis L. In feuchten Nadelwäldern. Luschkowko, Marien- felde, Laskowitz, Lindenbusch. 210. H. palustre L. Auf einem Steine in der Schlucht bei Driczmin. 211. H. cordifolium Hedw. Waldbrücher. Neuenburg (von Klinggraeff II). — Marienfelde, Lindenbuscher Forst. 212. H. giganteum Schimp. Torfgräben. Marienfelde, Laskowitz, Wirwa. 213. H. stramineum Dicks. In Sümpfen, häufig. 214. H. cuspidatum L. Sumpfwiesen, Brücher, Gräben, gemein. 246 407 215. Hypnum purum L. Nadelwälder. Luschkowko, Terespol, Marienfelde. 216. H. Schreberi Willd. Wälder, gemein. 217. Hylocomium splendens Schimp. Wälder, gemein. 218. H. squarrosum Schimp. Feuchte Wälder, Bruchwiesen, gemein, aber selten fruchtend. 219. H. triquetrum Schimp. Wälder, gemein. Wie aus vorstehender Zusammenstellung ersichtlich ist, sind im Kreise Schwetz bisher 41 Leber- und 219 Laubmoose festgestellt worden. Damit ist die Moosflora dieses Gebietes lange nicht erschöpft, denn nur ein ganz kleiner Theil desselben ist von mir eingehend durchsucht worden. Das gilt besonders von der Umgegend von Luschkowko, wo sich kaum noch neue Arten finden lassen werden. Recht zahlreich sind seltenere Arten festge- stellt worden. Der interessanteste Fund ist Tayloria serrata Br. eur., bisher nur im Hochgebirge gefunden, welche sich in wenigen fruchtenden Exemplaren in einer Schlucht bei Topolinken vorfand. Auch Webera bul- bifera Warnst, ist als neue Art interessant, doch wird diese wohl verbrei- teter und bisher nur übersehen sein. — An den Weichselabhängen sammelte ich Pterygoneuron cavifolium Jur., Pt. subse ssile Jur., Phascum curvi- collum Ehrh., Pottia lanceolcita C. Müll.,. Aloina rigida Kindbg., Barbula Hornschuchiana Schultz, Mildeelia bryoides Lirnpr. etc. Auf Aeckern und an Grabenrändern etc. in der Umgegend von Luschkowko beobachtete ich Riccia ciliata Ho lfm., R. bi für ca Hoffm., R. crystallina L., Anthoceros laevis L., A. punctatus L., Sphaerangium muticum Schimp., P leuridium nitidum Rabenh., Dicranella Schreberi Schimp., Tricho don cylindricus Schimp. Von selteneren Sumpfmoosen fanden sich Aneura pinnatiftda NE., Blyttia Lyellii Ehrh., Cephalozia heter ostipa Carr. et Spruce, Sphagnum tenellum Klinggr. nebst var. rubellum Wils., Sph. obtusum W. et R., Sph. contortum Schultz, Sph . inundatum Russ., Sph. platyphyllum Warnst., Sph. compactum DC., Sph. papillosum Lindbg., Tr emato don ambiguus Horn sch., Bryum cyclo phy llum Br. eur. An Abhängen in Wäldern sammelte ich P hilonotis Arnellii IJusnor., Leptotrichum homomallum Hampe, Buxbaumia aphylla L., Encalypta streptocarpa Hedw., Bartramia pomiformis Hedw. Auf Sumpfwiesen kommen Paludella squarrosa Ehrh., Meesea tristicha Br. eur. und Mnium Selig eri Jur. vor. Von erratischen Moosen konnte ich Tircho stomum cylindricum C. Müll., Orthotrichum nudum Dicks., 0. rupestre Schleich., 0. speciosum NE., Hypnum incurvatum Schrad., und II. palustre L. feststellen. Das bei uns seltene Dicranum spurium Hedw. fand ich im Sternbacher Forst spärlich, und auch die für die Provinz neuen Cephalozia Lämmer - siana Spruce und Barbula cylindrica Schimp. constatirte ich an je, einem Standorte. 2 Leber- und 19 Laubmoose dieses Verzeichnisses sind von mir nicht be- obachtet worden, worunter die seltenen Dicranoiv eisia cirrhata Lindbg. und Rhyn chostegium megapolitanum Schimp. Tafel I. Ler Yolksdlclite des gsbezirks Danzig stab 1:400000 Imer auf 1 qkm: I a_ in Karte der Yolksdirhte des Regieruiigsbezirks Danzig Marsstab 1:400000 Einwohner auf 1 qkm: Erklärungen: 4sv.} Laubwald - — j — Wasserlauf <£3? Nadelwald Kanal ISSN Gemilchter Wald, Eisenbahn o Ortschaft Chaussee wjg) Sumpf _____ Damm — Grenzen der geologischen Zonen ( riacJiKälhack.) Mutmasslicher Verlauf der Grenzen . Taf. II. Kayser, Wolkenhöhenmessungen. Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Bd. IX. H. 1. Taf. III. Kayser, Wolkenhöhenmessungen. Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Bd. IX. H. 1. Taf. IV. Kayser, Wolkenhöhenmessungen. Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Bd. IX. H. 1. Taf. V. Kayser, Wolkenhöhen messungen. Schriffen der Na furforsch enden Gesellschaff in Danzig. N. F. Bd. IX H.1 Taf.VI Kayser, Wolkenhöhe nmes-sungen. Li fh.v. Gebrüder Zeu ne r, Danzig. Taf. VIS Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N.F.Bd.IX.H.l P. Graebner: Flora d. Kreise Putzig, Neustadt u. Lauenburg. Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Bd . IX. H. 1 . Taf. Vlir. I . Graebner: Flora d. Kreise Putzig, Neustadt u. Lauenhurg. Zur Beachtung. Die folgenden von der Natur forschenden Gesellschaft licrausgegebenen Einzelwerke können von den Mitgliedern zum Selbstkostenpreise bezogen werden, soweit der Vorrath reicht. I. Die Flora des Bernsteins und ihre Beziehungen zur Flora der Tertiärformation und der Gegenwart von H R. Göppert und A. Menge. 1. Band. Göppert, Von den Bernstein- Conifei^en. Mit dem Porträt Menge 's und 16 lithogr, Tafeln. Danzig 1886. gr. Quart. — VIII und 63 8. Ladenpreis Mk. 20. Für die Mitglieder Mk. 10. 2. Band. Conwentz, Die Angiospermen des Bernsteins. Mit 13 lithogr. Tafeln. Danzig 1886. gr. Quart. — IX und 140 S. Ladenpreis Mk. 30. Für die. Mitglieder Mk. 15. II. Die prähistorischen Denkmäler der Provinz Westpreussen und der angrenzenden Gebiete von Dr. A. Lissauer. Mit 5 Tafeln und der prähistorischen Karte der Provinz Westpreussen in 4 Blättern. Danzig 1887. gr. Quart. 1 XI und 110 S. Ladenpreis Mk. 20. Für die Mitglieder Mk. 10. j III. Monographie der baltischen Bernsteinbäume von 1L Conwentz. Mit 18 lithographischen Tafeln in Farbendruck. Danzig 1890, gr. Quart. — IV und 151 S. Ladenpreis Mk. 50. Für die Mitglieder Mk. 25. Der Betrag nebst Porto für die gewünschte Zusendung sind an den Schatzmeister der Gesellschaft, Herrn Otto Münster borg in Danzig, einzuschicken. _ Von den älteren Schriften der Maturforschenden Gesellschaft sind hauptsächlich das 1. Heft des lii. Bandes (1872) und das 2, Heft des IV. Bandes (1877) vergriffen. Daher würden die | Herren Mitglieder, welche diese Hefte etwa abgeben können, uns hierdurch zu besonderem Dank verpflichten. Der Vorstand. SCHRIFTEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN L MAY 9 1927 äj NEUE FOLGE. NEUNTEN BANDES ZWEITES HEFT. (HIERZU TAFEL I UND II.) MIT UNTERSTÜTZUNG DES WESTPR. PROVIN2IAL-LANDTAGES HERAUSGEGEBEN. DANZIG 1897. COMMISSIONS -VERLAG VON WILHELM ENGELMANNIN LEIPZIG. Bitte die 4. Seite dieses Umschlages zu beachten. SCHRIFTEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN DANZIG. NEUE FOLGE. NEUNTEN BANDES ZWEITES HEFT. (HIERZU TAFEL I UND II.) MIT UNTERSTÜTZUNG DES WESTPR. PROVIN2IAL-LANDTAGES HERAUSGEGEBEN. ÖAINTZIO 1897. COMMISSIONS -VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG. Druck von A. W. Kafemaun in Danzig. I u li a 1 1, Seite. 1. Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft für 1895 , . I 2. Bericht über die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft 1895 . XI 3. Uebersicht über die in den ordentlichen Sitzungen 1895 be- handelten Gegenstände XXX 4. Bericht über die Sitzungen der Anthropologischen Section 1895 . XXXII 5. Bericht über die Sitzungen der Section für Physik und Chemie 1895 XXXIII 6. Bericht über die Sitzungen der Medicinischen Section 1895 . XXXIY 7. Bericht über die wissenschaftliche Thätigkeit des Westpreußi- schen Fischerei-Vereins 1895 XXXVII 8. Verzeichniß der in den Jahren 1895 und 1896 durch Tausch. Kauf und Schenkung erhaltenen Bücher XXXIX 9. Mitglieder - Verzeichniß der Gesellschaft, ihrer Sectionen und des Vorstandes LIX Abhandlungen. 10. Mineralogische Untersuchungen über Bernstein. IV. Weitere Notizen über das Klarkochen des Succinit. V. Klären des Succinit auf trockenem Wege. Von Dr. Paul Dahms 1 11. Das geologische Alter der im westpreußischen Diluvium gefundenen Coelosphaeridiengesteine und Backsteinkalke. Mit einer Tafel (Taf. I). Von Professor Dr. J. Kiesow 20 12. Ueber die chemischen Bestandtheile einiger vorgeschichtlicher Thon- gefäße Westpreußens und der in ihren Ornamenten befindlichen weißen Substanz. Von Otto Helm 41 13. Geodätische Positionsbestimmungen Danziger Stadtthürme. Von Navigationslehrer Canin . 48 14. Bericht über die neunzehnte Wander-Versammlung des Westpreußi- schen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Karthaus, am 26. Mai 1896 60 Allgemeiner Bericht 60 Bericht über die geschäftliche Sitzung • 62 Conwentz. Geschäftsbericht pro 1895/96 62 Bericht über die wissenschaftliche Sitzung . 69 Conwentz. Mittheilungen aus den Karthäuser Wäldern. Mit 3 Textfiguren 70 Conwentz. Hausindustrie in Westpreußen 77 Conwentz. Die ,, Synopsis der mitteleuropäischen Flora‘; von P. Ascherson 78 Seite. Treichel. Ueber die Anfertigung von Schnupftabak als Hausindustrie in der Kassubei 79 Helm. Thierische Einschlüsse im Succinit 88 Helm. Die Otiorrkynchus- Arten West- und Ostpreußens 89 Lakowitz. Vorlage bemerkenswerther zoologischer Objecte 91 Lakowitz. Die Untersuchung des Klostersees bei Karthaus ...... 91 KalmüSS. Vorlage von Moosen des Elbinger Kreises 92 Preuschoff. Vorlage einer Sammlung von Flechten-Typen 92 Kaufmann. Vorlage neuer westpreußischer Lactarius- und Russu/a- Arten . 92 Grentzenberg. Ueber eine zoologische Bereisung des Kreises Karthaus . 93 Schmidt. Zoologische und botanische Mittheilungen 94 Kumm. Vorlage bemerkenswerther Objecte . 96 15. Anlagen zu dem vorgenannten Bericht . 100 A. Protz. Bericht über die vom 22. Juni bis 19. Juli 1895 in den Kreisen Schwetz, Tuchei, Könitz und Pr. Stargard von mir unter- nommenen zoologischen Excursionen 100 B. WARNSTORF. Die Moor - Vegetation der Tucheier Heide mit besonderer Be- rücksichtigung der Moose. Bericht über die im Aufträge des Westpr. Bot.-Zool. Vereins in der Zeit vom 4. bis 29. Juli 1896 ausgeführte bryologische Forschungsreise 111 C. Kalmuss. Die Leber- und Laubmoose im Land- und Stadtkreise Elbing . . 180 D. Kaufmann. Die westpreußischen Pilzarten der Gattung Lactarius Fries, die Milchlinge oder Reizker .218 E. Kaufmann. Nachtrag zu den we.Apreußischen Russuia- Arten 243 F. Janzen. Bryologische Mittheilungen 249 G. Treichel. Botanische Notizen XII 251 H. Treichel. Zoologische Notizen IX 266 16. Ueber das Pfeilgift der Karo Batta’s der Hochebene Sumatras (nord- östlicher Theile der Batta- Länder). Von Consul F. Kehding . . 268 Bericht über das Ergebniß seiner Versuche mit dem sumatranischen Ffeilgift. Von Dr. Adolf Wallenberg .271 Bericht über ein sumatranisches Pfeilgift. Von Dr. Paul Samter 271 17. Ein neues Horizontal- Schließnetz. Von Dr. Lakowitz. Mit einer Tafel (Taf. II) 275- Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig für 1895, erstattet vom Director derselben, Prof. A. Momber, am 3. Januar 1896. Meine Herren! Fast alle großen Kulturstaaten Europas beklagen am Schlüsse des Jahres 1895 das Hinscheiden von Männern, welche die Naturwissenschaften um ein gutes Stück weiter geführt haben. Jm Pantheon bestatteten die Franzosen Louis Pasteur, dessen Name an große naturwissenschaftliche Errungenschaften geknüpft ist. Er erkannte zuerst die Bedeutung, welche die niederen Organis- men bei den verschiedenen Gälirungsvorgängen haben, eine Erkenntniß, auf welche die epochemachende antiseptische Wundbehandlung von Lister auf- gebaut ist. Das weitere Studium der Mikroorganismen führte Pasteur zu der Entdeckung des Milzbrandbacillus und zu den Versuchen, dieses Bakteriengift durch das Durchleiten des ursprünglichen Giftes durch verschiedene Thier- körper abzuschwächen und schließlich diese zu immunisiren. So ist er der Vater des ganzen Gebietes geworden, auf dem dann die deutschen Forscher, Robert Koch an ihrer Spitze, die größten Erfolge erzielt haben. Seinen 70. Geburtstag, den der berühmte englische Naturforscher Thomas Huxley am 4. Mai beging, hat er nicht lange überlebt. Als Resultat seiner vorjährigen Durchforschung der Gewässer der östlichen und nördlichen Küsten Australiens erschien 1859 sein großes Werk über die oceanische Hydrozoa und bald darauf seine „Stellung des Menschen in der Natur“. Er sah es als seine eigentliche Aufgabe an, die Evolutionstheorie in Gestalt der DARWiN’schen Hypothese zu erklären und zu vertheidigen. Von seinen zahl- reichen Werken, die zum Theil in allgemein gehaltener Form die Laienwelt über die neuesten Errungenschaften der Naturforschung zu belehren und auf- zuklären suchen, sind viele in guten deutschen Uebersetzungen erschienen und sicher auch vielen Mitgliedern unserer Gesellschaft bekannt. Näher als diese beiden, steht uns durch die Beziehungen, welche er durch mehrere Generationen zu einer Reihe von Mitgliedern gehabt, der Nestor der europäischen Naturforscher, der auch in diesem Jahre dahin- II geschiedene Franz Neumann. Gestatten Sie mir, heute etwas eingehender über den Mann zu sprechen, der einmal einer der bedeutendsten Physiker unseres Jahrhunderts gewesen ist, dann aber seine besondere Bedeutung als der erste Lehrer der theoretischen Physik auf deutschem Boden erlangt hat. Bei dem Aufschwünge, den die Wissenschaften seit der Niederwerfung und Wiedererstarkung des preußischen Staates am Anfänge des Jahrhunderts genommen, überwogen die schönen Wissenschaften so sehr die exacten, daß trotz aller Anstrengungen Humboldt’ s und Mueffling’s 1809 und 1823 es nicht möglich war, dem großen Geistosfürsten Gauss eine seiner Bedeutung ent- sprechende Stellung in Berlin zu verschaffen. In einem Briefe an Lindenau schreibt der berühmte Generalstabschef General v. Mueffling : ,,Ganz kurz, aber höchst dringend, habe ich das Bedürfniß (nämlich der Berufung Gauss’) dargestellt und bin dabei auf mein altes Project einer dcole polytechnique zurückgekommen, für welches auch Alexander Humboldt hier geworben hat. Ich habe aber bei der Gelegenheit recht kennen gelernt, daß unsere deutschen Philologen ebenso intolerant wie die Jesuiten sind, und daß eine wahre Verbrüderung stattfindet, die Mathematik nicht aufkommen zu lassen. Ich hoffe, daß die GAUSs’sche Angelegenheit nun endlich zu Stande kommt und daß, wenn er hier ist, ich eine Stütze an ihm finde, damit wir die Mathematik in unserem Staate etwas in die Höhe bringen. Ich habe dem Könige gesagt, daß der Staatsunterricht bei anderen Nationen da an fängt,, wo er bei uns schließt, daß sich zwar immer Mathematiker bei uns finden werden, daß aber dadurch, daß sie sich durch Selbststudium bilden müssen, die Leute in der Regel so schroff und einseitig werden, daß der Staat dann am Ende keinen Nutzen von ihnen hat. Und so sehe ich es hier alle Tage.“ Und doch fanden sich gerade in dieser Zeit in Berlin Jünglinge, welche aus eigener Kraft ohne äußere wissenschaftliche oder materielle Unterstützung sich hindurcharbeiteten bis zur vollen Beherrschung ihrer Wissenschaft und es dann als die Hauptaufgabe ihres Lebens ansahen, den folgenden Gene- rationen den Pfad zur wissenschaftlichen Erkenntniß zu ebnen. Zu diesen gehört in erster Linie Franz Neumann. 1798 am 11. September zu Joachimsthal in der Uckermark geboren, trat er noch als Schüler des Werder- schen Gymnasiums 1815 als freiwilliger Jäger in das Kolberger Regiment ein. In der Schlacht bei Ligny wurde er schwer verwundet. Nach beendetem Kriege ging Neumann auf das Gymnasium zurück und bezog 1817 die Uni- versitäten Jena und Berlin. Als 1876 zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums seine Schüler Kirchhoff und Borchardt die Glückwünsche der Berliner Akademie und Universität überbrachten, hob Neumann in seiner Erwiderung, die allen, welche das Glück hatten, an jener Feier Theil zu nehmen, unvergeßlich bleiben wird, die Gegensätze zwischen 1826 und 1876 hervor. Gegenüber der jetzigen glänzenden Vertretung der exacten Wissenschaften habe es da- mals an der Berliner Universität außer dem Mineralogen Weiss und dem III Geographen Ritter keinen Mann von irgend welcher wissenschaftlichen Be- deutung gegeben. Und als er neben diesen Sciileiermaciier’s Namen nannte, leuchteten seine Augen in der Erinnerung an die wissenschaftliche Be- geisterung, die der große Theologe in seinen Zuhörern zu erwecken gewußt. Eine lange Reihe von Jahren beschäftigte sich Neumann in Berlin mit krystallographischen Arbeiten, die ihn aber bald auf physikalische Probleme führten. Das Studium der großen französischen Physiker, welche am Anfänge des Jahrhunderts eine Reihe grundlegender Arbeiten herausgaben, namentlich Fourier’s, führte ihn nach einer Mittheilung seines Sohnes Karl Neumann erst in die höhere Mathematik ein. Nach einer Reihe von Jahren, in denen er schwer um seine Existenz kämpfen mußte, erhielt er endlich, nachdem er 1826 seine Dissertation geschrieben, 1828 eine außerordentliche Professur zu Königsberg mit einem Gehalt von 200 Thalern, der dann im folgenden Jahre, namentlich auf Betreiben Bessels, die ordentliche Professur folgte. In dieser Stellung ist Neumann Zeit seines Lebens geblieben, der dritte neben Bessel und Jacobi in dem großen Dreigestirn, welches schon in eisen- bahnloser Zeit aus ganz Deutschland, aus Rußland und der Schweiz die Schüler in den mathematischen Winkel hineinzog. Einen glänzenden Ruf nach Petersburg schlug er aus; denn nur in Königsberg glaubte er einen festen Stamm von Schülern für längere Zeit festhalten zu können. Alles vereinigte sich bei Neumann, um ihn zu einem wirklich vollkom- menen Lehrer seiner Wissenschaft zu machen. Sein Colleg brachte eine voll- ständige Uebersicht aller Forschungen des betreffenden Gebietes in der Weise, daß sich an die Untersuchungen und Arbeiten der von ihm citirten Gelehrten seine eigenen so enge anschlossen, daß sie vollständig zu einem Ganzen ver- schmolzen, wie wir es in den von seinen Schülern viel später herausgegebenen Vorlesungen noch heute bewundern. Seine Priorität ängstlich zu wahren, lag ihm recht ferne; zu Waldemar Voigt äußerte er einmal: „Das größte Glück ist doch das Finden einer neuen Wahrheit; die daran geknüpfte An- erkennung kann dem wenig oder nichts hinzufügen.“ An das Colleg schloß sich einmal in der Woche die Seminarsitzung an; seinen etwas erhöhten Platz an der Wandtafel verließ Neumann und setzte sich an den runden Tisch, der ebenso in dem neuen, wie in dem alten Uni- versitätsgebäude die Seminarmitglieder wie die Colleghörenden um sich ver- einigte. Die Einrichtung des mathematisch-physikalischen Seminars unter der ersten Leitung von Jacobi, Neumann und Sohncke stammt aus dem Jahre 1834, in welchem erstes Mitglied desselben der Senior der Naturforschenden Gesellschaft, Professor Czwalina, gewesen ist. Seit dieser Zeit hat Neumann diesem Seminar bis 1875 vorgestanden. In dieser in ihrer Art einzigen Ein- richtung sind die späteren akademischen Lehrer der Physik gebildet; vor etwa 20 Jahren gab es wohl keine deutsche Universität, die nicht einen oder zwei Docenten hatte, welche in Königsberg längere Zeit Mitglieder des Seminars gewesen waren. Da sich unter Neumann’s Schülern fast immer IV einige Schweizer und Süddeutsche befanden, die auch gesellig sich fest an einander schlossen, ihren gemeinsamen Mittagstisch hatten, ihre gemeinsamen Spaziergänge machten, so wurden diese in Königsberg einfach als ,,die Schweizer“ bezeichnet, wenn auch die allemanische Mundart nur vereinzelt gehört wurde. Aus der großen Reihe von Neumann’s bedeutenden Schülern will ich hier nur einige nennen, Kirchhoff, Carl Neumann, Clebsch, Lothar und Emil Meyer, Quincke, Wild, Namen, welche auch weiteren Kreisen bekannt sein dürften. Viele bedeutenden Arbeiten sind unmittelbar aus Neumann’s Seminar hervorgegangen und eine Reihe seiner Sätze und Entdeckungen ist erst durch seine Schüler bekannt geworden. Jedes Colleg war für Neumann gewissermaßen eine neue wissenschaft- liche Arbeit; denn, wenn auch die Disposition für diese einzelnen Collegien dieselbe blieb, die Ausführung war stets eine andere; niemals ist wohl ein akademischer Lehrer so weit von einem feststehenden Collegienheft entfernt gewesen, als Neumann. Wenn wir aber auch von diesen Arbeiten, die sich enge an seine Lehrthätigkeit anschließen, absehen, so würden doch seine selbständig herausgegebenen Abhandlungen, wie sie fast ausschließlich in den Schriften der Berliner Akademie enthalten sind, ihn immer zu einem der hervorragendsten Physiker unseres Jahrhunderts stempeln. Ich muß es mir hier versagen, die einzelnen Arbeiten Neumann’s auch nur aufzählen zu wollen. An seine krystallograpliisclien Arbeiten schließen sich die optischen, die Untersuchungen über specifische Wärme, dann die sich auf inducirte Ströme beziehenden, daneben die vielfachen Erweiterungen der Potential- theorie. Diejenigen, welche sich näher informiren wollen, finden die nöthigen Zusammenstellungen in den Erinnerungsschriften von W. Voigt, Volkmann und in der vorläufig nur im Auszuge vorhandenen von Wangerin, welcher in der mathematisch-astronomischen Abtheilung der diesjährigen Naturforscher- Versammlung speciell Neumann’s Verdienste als Mathematiker hervorgehoben hat. Ebenso finden wir in den genannten Schriften über Neumann’s Leben genaueren Aufschluß. An äußeren Ehren hat es Neumann nicht gefehlt; den großen Forscher wie den großen Lehrer haben die hervorragenden deutschen und ausländischen Akademien zu ihrem Mitgliede ernannt, die Königsberger Physikalische Ge- sellschaft schuf, um ihn besonders zu ehren, die neue Würde eines Ehren- präsidenten, die Royal Society verlieh ihm die Copley Medal.; fünf preußische Könige haben seine Brust mit hohen und höchsten Orden geschmückt. Aber alle diese Ehrungen haben ihn sein Haupt nicht höher tragen lassen, sie haben ihn aber auch nicht gedrückt. Die Persönlichkeit Neumann’s dürfte wohl am besten mit W. Voigt’s Worten zu schildern sein: ,,Bei der äußersten Einfachheit des Lebens“, so sagt er, „und Auftretens war Neumann doch eine imponirende Persönlichkeit; — eine hohe Gestalt in schöner Haltung bis in das höchste Greisenalter, ein geistig überaus Y belebter und heller Blick, ein würdevolles und zugleich herzlich mildes Wesen zeichneten ihn aus. Dies wirkte in der Vorlesung mit dem vollendeten und von innerlichem Antheil durchglühten Vortrag zusammen, die Schüler mit Ehrfurcht zu erfüllen; es war uns immer feierlich zu Muthe, wenn dies klare, blaue Auge auf uns gerichtet war, und die freundlich-eindringende Lehre uns ans Ohr drang. Dabei umgab den alten Freiheitskämpfer immer noch ein weihevoller Hauch aus jener großen Zeit. Das Gedeihen seines Vaterlandes war seine Hoffnung, das Studium seiner Geschichte seine liebste Erholung; unter den sie behandelnden Werken stellte er Carlyles „Leben Friedrichs des Großen“ obenan.“ Und auch schließen möge dieser Nachruf mit Voigt’s Worten: „Das Greisenalter nahte; 1875 mußte Neumann die Vorlesungen auf- geben, und sein Leben wurde noch stiller, als zuvor. Sein wissenschaftliches Arbeiten dauerte aus bis in die letzten Jahre, sein Interesse erhielt sich gleichmäßig lebendig, sein Empfinden blieb warm auch in der äußersten Grenze des Alters, die dem Menschen beschieden ist. Einer nach dem Andern von seinen Mitkämpfern aus der Zeit des ersten Aufschwunges der Physik in Deutschland ging dahin: Clausius, Kirchhoff, Wilhelm Weber, Helmiioltz; er allein war übrig geblieben und ragte einsam hinein, eine führende, ehrwürdige und verehrte Gestalt der Vorzeit, in die gährende Gegenwart. Nun ist auch er geschieden, und Viele trauern um seinen Heimgang. Sorgen wir dafür, sein Bild rein und unvergessen zu erhalten.“ Wenden wir uns zu den Verlusten, welche die Gesellschaft direkt durch den Tod erlitten. Im Juli d. J. starb zu Berlin in Folge einer Operation der Mathematiker Prof. Dr. Gustav Meiiler, in den weitesten Kreisen be- kannt durch seine „Hauptsätze der Elementar-Mathematik“, welche seit der ersten Ausgabe 1859 mehr als 20 Auflagen erlebt haben. Den Fachmathe- matikern ist er durch eine ganze Reihe von feinsinnigen Untersuchungen über Potentialtheorie und die in dieser Theorie angewandten Funktionen bekannt. Von diesen Arbeiten ist eine der ersten 1865 unseren Gesellschafts-Schriften veröffentlicht; sie bildet die Grundlage einer größeren in Crelle’s Journal veröffentlichten, welche die Breslauer philosophische Fakultät 1869 veran- laß te, ihn zum Doctor honoris causa zu ernennen. Mehler ist von 1863 bis 1868 einheimisches Mitglied unserer Gesellschaft gewesen, seit seiner Berufung nach Elbing auswärtiges und seit unserem 150jährigen Stiftungsfeste correspondirendes Mitglied der Gesellschaft. — Ebenso beklagen wir das Hin- scheiden des Domprobstes an der bischöflichen Kathedrale zu Breslau, des Herrn Dr. Kayser, welcher von 1878 bis 1883 Provinzial-Schulrath für das Seminar- und Volksschulwesen in dem neu errichteten Provinzial-Schulkollegium von Westpreußen war. An den Sitzungen unserer Gesellschaft hat er sich lebhaft betheiligt, und wenn ihn auch Studium und Beruf auf andere Wissen- schaften hinwiesen, so war doch sein Interesse für Physik und Geographie VI ein so eingehendes, daß er eine Reihe von populär -wissenschaftlichen Vor- trägen, welche er zu Paderborn in den sechziger Jahren gehalten, gesammelt unter dem Titel ,, Physik des Meeres“ erscheinen lassen konnte, von denen ich hier das von ihm unserer Bibliothek überwiesene Exemplar Ihnen vorlege. — Noch ist der erste Schmerz nicht vorüber, der uns wie alle unsere Mitbürger ergriffen, bei dem Hinscheiden des Herrn Geh. Medizinalrath Dr. Starck. Wenn der hervorragende Chirurg sich auch nur selten in unseren ordentlichen Sitzungen zeigte, in den Sitzungen der medizinischen Section hat er seinen Kollegen recht häufig Proben seines Wissens und seines Könnens dargeboten. — Es starben ferner von unseren einheimischen Mitgliedern Herr Gerichtsrath Frank, Herr Gerichts-Sekretär Kleophas und Herr Orgelbauer Eggert, der letztere wohl einer der regelmäßigsten Besucher dieser Sitzungen. Lassen Sie mich zum Schluß noch zweier Herren gedenken, des Tübinger Ophthal- mologen Nagel, der noch kurz vor seinem Tode uns als Zeichen, daß er seine alte Heimath und unsere Gesellschaft nicht vergessen, eine größere Arbeit seines Sohnes für unsere Bibliothek übersandte. Der zweite der beiden, Herr Oberlehrer a. D. Dr. Eggert, welcher seit dem Jahre 1840 bis 1894 Mitglied unserer Gesellschaft gewesen, ist den älteren Mitgliedern noch wohl bekannt, da er vor Jahrzehnten regen Antheil an den Arbeiten der Gesell- schaft genommen. Die Schwäche des Körpers, die ihn schon lange von uns fern gehalten, bestimmte ihn auch vor einem Jahr zum Austritt aus der Gesellschaft. Lassen Sie uns, meine Herren, das Andenken aller dieser Verstorbenen ehren, indem wir uns von unseren Sitzen erheben. Nach den vielen Beweisen des Wohlwollens und der Anerkennung, welche unsere Gesellschaft bei der Feier ihres 150jährigen Bestehens von Akademien und gelehrten Gesellschaften erhalten, erfreut es uns besonders, wenn wir die damals empfangenen Glückwünsche mit ähnlichen erwidern können. So haben wir der Wiener Anthropologischen Gesellschaft zur Feier ihres fünf- undzwanzigjährigen, der Rigaer Naturforschenden Gesellschaft zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestehens unser^ Glückwünsche gesandt, und den vieljährigen Vorsitzenden der letzteren, Herrn Dr. Schroeder, der vielen Mitgliedern noch von der Danziger Naturforscher- Versammlung bekannt sein dürfte, zu unserem korrespondirenden Mitgliede ernannt. Herrn Geh. Rath Leuckart in Leipzig, dem hervorragenden Zoologen, habeu wir zu seinem 50jährigen Doctorjubiläum unseren Glückwunsch gesandt. Hieran möchte ich gleich die Mittheilung knüpfen, daß in Folge einer Aufforderung des Central-Comites auch unsere Gesellschaft einen Beitrag für das in Aussicht genommene Helmholtz-Denkmal gegeben, und daß sich daran eine Sammlung unter den Mitgliedern der Gesellschaft wie unter denen ähn- licher Gesellschaften der Provinz geknüpft hat, die noch nicht abgeschlossen ist. Die Mitgliederzahl unserer Gesellschaft hat sich ziemlich auf derselben Höhe gehalten; wir zählten am Ende des verflossenen Jahres 8 Ehrenmit- VII glieder, 48 korrespondirende Mitglieder, 87 auswärtige und 205 einheimische Mitglieder. Ueber die Thätigkeit unserer Gesellschaft, soweit sie in den Vorträgen der ordentlichen Sitzungen ihren Ausdruck erhält, wird Ihnen unser Sekretär Näheres mittheilen. Außer zu diesen Sitzungen vereinigten sich viele Mit- glieder nebst ihren Damen und Gästen in der Aula des Städt. Gymnasiums zu einem Vortrage, den Herr Regierungs- und Medizinalrath Dr. Borntraeger über Japan hielt, welches er vor etlichen Jahren bei längerem Aufenthalt kennen gelernt. Der Anklang, den dieser Vortrag gefunden, hat eine Wieder- holung ähnlicher, vor einem größeren Zuhörerkreise angeregt, die jedenfalls von uns versucht werden soll, sobald wir durch einen größeren Projections- apparat, an dessen Herstellung jetzt gearbeitet wird, in den Stand gesetzt sind, das Wort des Vortragenden durch begleitende Bilder zu ergänzen. Wie in den ordentlichen Sitzungen, so zeigt sich das wissenschaftliche Leben der Gesellschaft auch in den Sectionssitzungen, über welche ebenfalls die Herren Vorsitzenden der Sectionen nachher berichten werden. Von unseren Schriften erscheint, wie Ihnen bekannt, jährlich ein Heft. Im vergangenen Jahre hat sich durch allerlei Umstände, die wir nicht ändern konnten, die Herausgabe des Heftes sehr verzögert, so daß ich auch heute Ihnen nur die Druckbogen des 1. Heftes des 9. Bandes vorlegen kann. Außer den Jahresberichten und den schon vor einem Jahre gelieferten Arbeiten der Herren Helm, Dahms und FRiEDRicu-Leipzig wird es die Berichte des West- preußischen Botanisch - Zoologischen Vereins für 1894 und 1895 und eine Abhandlung unseres Astronomen Herrn Dr. Kayser, auf welche ich noch näher eingehen werde, enthalten. Für die reiche Unterstützung des Provinzial-Landtages von Westpreußen, ohne welche wir ein so umfangreiches, mit vielen Tafeln versehenes Heft nicht würden herausgeben können, sage ich auch an dieser Stelle im Namen der Gesellschaft gebührenden Dank. Die Bibliothek der Gesellschaft hat wieder, namentlich durch den Tausch- verkehr mit Akademieen und gelehrten Gesellschaften, reichen Zuwachs er- halten. Im Laufe des letzten Jahres haben folgende Institute und Gesell- schaften mit uns den Schriftenaustausch begonnen: Minneapolis: Geological and Natur al-History Survey. Budapest: Redaction der Ethnologischen Mittheilungen. San Salvador: Observatorio Astronomico et Meteorologico. Georgetown: Naval Observatory. Bern: Schweizer Botanische Gesellschaft. Marseille: Faculte des Sciences. Mexico: Comision Geologice de Mexico. Wilhelmshafen: Kaiserliches Observatorium. Die etatsmäßigen Mittel der Bibliothek werden für eine Reihe von wissen- schaftlichen periodischen Schriften, für einige in Lieferungen erscheinende VIII größere Werke und für die Einbände der zahlreichen Schriften, die wir im Austausch erwerben, fast ganz verbraucht; doch ist es uns möglich gewesen, einige Lücken in wissenschaftlichen Jahresschriften zu ergänzen; gerade auf solche Ergänzungen unserer Bibliothek, deren größter Werth in der Voll- ständigkeit einer ganzen Reihe von hervorragenden Akademieschriften liegt, werden wir fortwährend unser Augenmerk richten. Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf aufmerksam machen, daß von den älteren Jahrgängen unserer Schriften unser Vorrath recht klein geworden ist; es fehlt geradezu vom 3. Band das 1. Heft. Sollten nun Mitglieder der Gesellschaft im Besitze solcher älteren Hefte sein, ohne besonders großen Werth auf ihren Besitz zu legen, so bitten wir, dieselben uns zur Vervollständigung unseres Vorrathes zu übergeben. Eine genauere Aufzählung der Werke und Abhandlungen, welche uns in diesem Jahre zugegangen oder durch Kauf erworben sind, wird der ge- druckte Jahresbericht enthalten. Größere oder kleinere Abhandlungen haben uns als Verfasser übersandt die Herren: Ascherson und Luerssen, Bezzenberger, Friedrich, Griesbach, Janet, Krueger, Kuntze, Lakowitz, Licht, Ludwig, Moebius, Penzig, PlNCUS, SCHAEFER, SCHUBERT, SCHUMANN, STOSSICH, TOROSSI, TREICHEL. Außerdem ist unsere Bibliothek vermehrt worden durch Schenkungen der Herren Excellenz von Gossler, Lissauer, Reincke, Conwentz und des Fräuleins Klinsmann. Ihnen allen sei hier im Namen der Gesellschaft bester Dank gesagt. Fast alle Eingänge der Bibliothek liegen eine Zeit lang für die Mitglieder der Gesellschaft in einem besonderen Schranke dieses Zimmers aus. Ebenfalls finden Sie dort die neuesten eingegangenen wissenschaftlichen Journale. Herr Dr. Lakowitz hat auch in diesem Jahre die große Mühe übernommen, die be- treffenden Veröffentlichungen für dieBenutzung im Lesezimmer unserer Bibliothek zu entnehmen und wieder zuzuführen, eine Mühe, für welche wir ihm zu beson- derem Danke verpflichtet sind. Damit unser Lesezimmer, welchem auch ältere Bücher unserer Bibliothek zu wissenschaftlichen Auszügen zeitweise übergeben werden, noch mehr benutzt werde, als bisher, wird dasselbe in der kalten Jahreszeit für die Folge täglich geheizt werden. Wie ich schon in meinem vorigen Jahresberichte angegeben, ist unsere Humboldt -Stiftung schon im verflossenen Jahre in der Lage gewesen, drei Stipendien zu ertheilen, welche dann auf Grund eingereichter Arbeiten die Herren Studiosi Boretius, Fuchs und Krause erhalten haben. Die Summe von 450 M., welche uns jetzt für Stipendien jährlich zur Verfügung steht, ist nach unserem freien Ermessen zu vergeben ; ich erwähne hier ausdrücklich, daß auch junge Gelehrte nach Beendigung ihrer Universitätsstudien auf Grund einer einzureichenden Arbeit oder zur Unterstützung einer bestimmten Unter- suchung sich um ein Stipendium unserer Humboldt-Stiftung bewerben können. IX Meine Herren! Die Naturforschende Gesellschaft hat sich auch in diesem Jahre der besonderen Fürsorge hoher und höchster Behörden zu erfreuen gehabt, denen ich hier unseren tief gefühlten Dank sage. Außer der bereits erwähnten Beihilfe des Provinziallandtages hat seit zwei Jahren der Herr Minister der geistlichen Angelegenheiten einen Zuschuß zur Förderung der Beobachtungen auf unserer Sternwarte geleistet, und die Provinzial-Commission zur Verwaltung der westpreußischen Provinzial-Museen eine besondere Unter- stützung für die schon 1894 begonnenen Wolkenhöhenmessungen gewährt und noch für einige Jahre in Aussicht gestellt. Schon im vorigen Jahresberichte habe ich von den Arbeiten melden können, welche damals ihren Anfang genommen. Im Laufe des vergangenen Jahres sind nun, wie Sie aus der hier vorliegenden Veröffentlichung des Herrn Dr. Kayser ersehen können, zunächst Apparate konstruiert, welche zum Zwecke der Wolkenhöhenmessungen noch geeigneter sich erwiesen haben, als die bisher benutzten. Von Anfang Mai bis zum Ende des Jahres sind auf den beiden Stationen, der Navigationsschule und der Naturforschenden Gesellschaft, die korrespondirenden Beobachtungen durch Herrn Kayser und durch seinen Gehilfen, Herrn Mechanikus Krause, aus- geführt. ln der vorliegenden Arbeit, die für das diesjährige Jahresheft unserer Schriften fertig gestellt werden sollte, haben wir das Beobachtungs- material mit Ende August abschließen müssen. Sonderabdrücke der Arbeit sind an die hervorragenden deutschen und außerdeutschen Meteorologen ab- gesandt, denen schon zum diesjährigen meteorologischen Kongreß eine vor- läufige Mittheilung zugegangen ist. Wie Sie aus der vorliegenden Arbeit ersehen, enthält dieselbe auch eine Anzahl von Lichtdruckbildern von photo- graphischen korrespondirenden Wolkenaufnahmen. Herr Dr. Kayser hat nämlich seine Apparate, welche in erster Linie zu direkten Beobachtungen dienen sollen, auch mit photographischen Cameras versehen, sodaß Gelegen- heit gegeben ist, die photogrammetrische Methode mit seiner optischen Methode zu vergleichen. Wir können jetzt schon als erwiesen annehmen, daß die direkte Beobachtungsmethode der photogrammetrischen, wie sie in der letzten Zeit von namhaften Meteorologen benutzt ist und für die nächste Zeit noch mehr benutzt werden soll, mindestens ebenbürtig ist. Ueberlegen scheint sie uns derselben aber durch die Fülle von Material, welches mit Leichtigkeit erworben wird, während die photogrammetrische Methode immer nur ver- einzelt Beobachtungen ergeben kann, wenn man nicht über ein ganzes Heer von Hilfsarbeitern zu verfügen hat. Wir hoffen, daß das nächste Jahr unsere Erwartung vollständig bestätigen werde. Der mechanische Gehilfe hat Herrn Kayser aber ferner in den Stand gesetzt, sich auch wieder rein astronomischen Arbeiten zuzuwenden; ich hoffe, daß der Gesellschaft recht bald über diese wird Mittheilung gemacht werden können. Auch anderen Zweigen der Naturwissenschaft haben wir unsere Werkstätte dienstbar gemacht. Mehrere Wochen ist unser Mechanikus mit der Ller- stellung von Apparaten beschäftigt gewesen, welche Herr Dr. Lakowitz zu X seinen Seeuntersuchungen benutzen will und in den letzten Wochen im Klostersee bei Karthaus schon erprobt hat. Ebenso wird jetzt in unserer Werkstätte an der Herstellung eines Skioptikons gearbeitet, welches statt der üblichen Kondensoren einen Hohlspiegel zur Sammlung des Lichtes ent- halten soll. Auch an unserem vorjährigen Stiftungstage vereinigte sich wie bisher eine Anzahl von Mitgliedern, um in froher Tafelrunde der Naturforschen den Gesellschaft ein glückliches Neues Jahr zu wünschen. Eine zweite gesellige Vereinigung fand am 12. Juni d. J. statt, an welchem Tage eine größere Anzahl von Mitgliedern mit ihren Damen und Gästen eine Dampferfahrt nach der neuen Weichselmünduug machte. Unter der kundigen Führung der Herren Königl. Bauinspektor Rudolph und Königl. Reg. -Baumeister Ortloff wurde bei Schiewenhorst die Düne an dem neuen Durchstich bestiegen, die Schleuse mit ihren maschinellen Einrichtungen besichtigt, und schließlich ver- einigte sich die Gesellschaft für einige Stunden in dem Schilling5 sehen Gast- hause zu Plehnendorf zu einem einfachen Abendessen. ln der letzten außerordentlichen Sitzung am 18. Dezember ist für das neue Geschäftsjahr der alte Vorstand wiedergewählt und der Etat in Ein- nahme und Ausgabe mit 9544,15 M. genehmigt. Indem ich die Hoffnung ausspreche, daß auch das folgende Jahr sich den Arbeiten der Gesellschaft recht günstig erweisen möge, schließe ich diesen Bericht. XI Bericht über die ordentliclien Sitzungen der C* <'8eIlsehaU im Jahre 1895. Sitzung am 3. Januar. Der Director der Gesellschaft, Herr Professor Momber, erstattet den Jahresbericht für das Jahr 1894 (vergl. pag. I — VIII des vorigen Heftes), worauf der Schriftführer, Herr Sanitätsrath Dr. Semon, eine Uebersicht über die in den 11 ordentlichen Sitzungen des vorigen Jahres gehaltenen Vorträge und wissenschaftlichen Mittheilungen giebt. Ueber die Thätigkeit der Sectionen während des verflossenen Jahres 1894 erstatten die Vorsitzenden derselben Bericht: Herr Geheimer Sanitätsrath Dr. Abegg über die Medizinische Section, Herr Dr. Oehlschlaeger über die Anthropologische Section, Herr Professor Evers über die Section für Physik und Chemie, Herr Regierungsrath Delbrueck über die wissenschaftliche Thätigkeit des der Gesellschaft als Section angehörenden Westpreußischen Fischerei- Vereins. Hierauf spricht Herr Professor Momber über die Darstellung der Mitteltemperaturen Danzigs durch Chrono - Isothermen, nach den KLEEFELu’schen und Strehlke’ sehen Beobachtungen. Sitzung am 16. Januar. Herr Stabsarzt Dr. Friedheim trägt über die Cholera in Westpreußen, speciell im Weichselgebiet, während des Jahres 1894, vor. Bereits drei Jahre hinter einander hat die asiatische Cholera ihre Wanderungen durch den größten Theil Europas wiederholt und die Gemiither in ängstliche Spannung versetzt. Unsere engere Heimath, die Provinz Westpreußen, ist während der beiden ersten Jahre, 1892 und 1893, kaum in Mitleidenschaft gezogen, um so hartnäckiger hat sich der unheimliche Gast bei :ms 1894 festgesetzt und so manches Opfer gefordert. Nach den bis dahin gemachten Erfahrungen galt als ein wichtiges Mittel, der Einschleppung der Cholera in unser Gebiet vorzubeugen, die genaue Ueberwachung des Weichselstromes; und wie bekannt wurde gleich den Jahren 1892 und 1893 auch 1894 eine vorzüglich organisirte Stromüberwachung eingerichtet, welche zunächst die ärztliche Untersuchung eines jeden bei Schillno die Grenze passirenden Schiffers und Flößers ermöglichte. Welche umfangreiche Thätig- keit schon an der Grenze diesem Ueberwachungsdienste erwuchs, ergiebt sich aus der Thatsache, daß außer den zahlreichen Segelfahrzergon jährlich an 2000 IJolztraften den Strom herab- XII kommen, mit einer Bemannung von zusammen ca. 20000 Flößern. An die Grenzüberwachungs- station Schillno schlossen sich stromabwärts bis zur Mündung noch neun weitere Stationen, zu diesen kamen zwei fernere im Nogatgebiet, und eine dreizehnte endlich wurde in Tolkemit eingerichtet, als auch dort die Cholera ausgebrocheu war. Alle diese Bezirke besaßen an ihrem Haupt- und Stationsort eine vollständige Lazaretheinrichtung für zwanzig bis dreißig Kranke und genügende Quarantäneräume. Dem leitenden Arzt und Hilfsarzt standen 1 — 2 Dampfer zur Verfügung, ausreichendes Personal an Lazarethgehilfen und Krankenpflegern war zur Stelle. Die Thä'tigkeit der überwachenden Aerzte bestand darin, daß jedes auf dem Strome festliegende Schiff und Floß und sämmtliche die Station passirenden Fahrzeuge täglich wenigstens einmal untersucht wurden. 1894 sollte die Ueberwachung des Flußverkehrs mit dem Beginne der Schiffahrt anfangen. Eine Verzögerung trat ein, und erst am 7. Juni begann die Aufsicht, als die Cholera schon bei Schillno im preussischen Gebiete war und ein unzweifelhafter Cholerafall bei einem Flößer, dessen Traft in der Weßlinker Bucht an der Plehnendorfer Schleuse lag, constatirt war. Für die Dauer der vorjährigen Epidemie lassen sich deutlich drei Perioden unterscheiden. Die erste reicht bis zum 25. Juni und endet mit dem Eintritt des Sommerhochwassers. Eine erneute Vermehrung der Cholerafälle macht sich vom 8. Juli ab bemerkbar. Die damit be- ginnende zweite Periode schließt mit der ersten Hälfte des September ab. Bis dahin war die Epidemie auf den Fluß selbst und die Flußufer beschränkt. Da trat aber am 19. August, noch ehe die zweite Periode zu Ende war, abseits vom Hauptstrome, in Tiegenhof und weiter in Tolkemit und Umgegend ein drittes Anschwellen der Epidemie ein, in diesem Falle nachweislich durch Verschleppung aus Königsberg. Die Betrachtung der örtlichen Aufeinanderfolge der einzelnen Cholerafälle an und auf der Weichsel ist von Interesse, da sie auf das Deutlichste lehrt, daß das Contagium mit dem Fluß- wasser weiter wandert. In dem letzteren sind auch wiederholt die Choleravibrionen selbst nach- gewiesen. Aus der Fülle der Fälle mögen nur folgende angeführt werden. Am 9. Juli wurde eine Traft außerhalb der Plehnendorfer Schleuse ärztlich revidirt und, da nichts Verdächtiges bemerkbar, nach der todten Weichsel durchgeschleust. Wie sich nachträglich herausstellte, war aber doch ein Flößer cholerakrank gewesen, und die aus seinen Dejeetionen stammenden Keime, welche auf den Stämmen der Traft hafteten, waren mit ihr in die todte Weichsel gekommen. Cholera- Vibrionen wurden an der Lagerstelle des Floßes im ruhigen Wasser zwischen den Stämmen der Traft gefunden. Die Gefahr für die Einschleppung in die todte Weichsel uud in. die Stadt Danzig war damit nahe gelegt. Jene inficirte Traft war mittlerweile an der Krakauer Kämpe festgelegt. Das geschah am 10. Juli. Am 13. Juli schon trat bei einem Stauer, welcher auf einem Schiff am Holm gearbeitet hatte, ein Cholerafall auf, am 14. Juli ein zweiter auf einer etwas unterhalb gelegenen Brigg. In beiden Fällen war die Inficirung durch den Gebrauch des Weich sei wassers erfolgt. Am 19. Juli wurde die erste Choleraerkrankung auf dem Weichsel- ufer, und zwar in Krakau, die zweite am 20., die dritte am 27. Juli in Kl. Plehnendorf, die vierte, 7 Personen umfassend, am 1. August auf dem Holm, am 9. August zwei weitere Fälle in Westlich Neufähr und am Stagneter Graben beobachtet, wo es in Althoff zu einer unbequemen kleinen Epidemie kam; bis zum 16. war die Cholera auch nach Weichselmünde gewandert. Auch in diesen Fällen ist die Infection durch das Weichselwasser erfolgt. Eine derartige Wasserepidemie breitete sich nach dem 19. August durch Verschleppung aus Königsberg auch in Tiegenhof und Platenhof aus. Sie erlosch dort sofort, als der Gebrauch des Tiegewassers aufhörte. Anders vollzog sich die Ausbreitung der Cholera zu Anfang September in Tolkemit. Nach- weislich dorthin verschleppt ist sie, genau wie im Jahre 1873. durch einen Schiffer, welcher aus Tiegenhof heimkehrte. In Tolkemit selber ist sie von Haus zu Haus gewandert. Die Tolkemiter Epidemie muß man als eine richtige Contact-Epidemie bezeichnen. Die Träger der Krankheit waren dort gerade die Kinder. Die ganz ungenügenden sanitären Verhältnisse des Ortes, wie das Bestreben der Bevölkerung, die Krankheit zu verheimlichen, erklären das starke Umsich- greifen der Epidemie dortselbst. XIII Die statistischen Ergebnisse aus dem Studium der vorjährigen Epidemie in Westpreußen liefern der Hauptsache nach folgende Zahlen : Bekannt geworden sind 300 Cholerafälle, von denen 298 bakteriologisch festgestellt wurden. Davon entfallen auf die Männer 116 (mit 51 Todesfällen), auf die Frauen 65 (25 Todesfälle), und auf die Kinder 119 (52 Todesfälle). 51 Personen, welche in der Zahl jener 300 mit enthalten sind, sind Bacillenträger, d. h. in ihren Dejectionen sind Cholerabacillen nachgewiesen, ohne daß aber eigentliche Erkrankung eingetreten wäre; die günstigen Verhältnisse ihres Verdauungstractus ließen eben die schädlichen Wirkungen des Choleragiftes nicht auf kommen. Von den etwa 1300 bis 1400 in Quarantäne gelegten Per- sonen erkrankten 136. Die medizinischen Erfahrungen, die während der Epidemie gemacht wurden, sind von großer Bedeutung, weil selten eine Epidemie so intensiv beobachtet ist, wie gerade die vorjährige. Da die ärztliche Kunst bis jetzt nur unvollkommene Mittel besitzt, den wirklich an der Cholera Erkrankten vom Tode zu retten, so ist die Hauptaufgabe des Arztes im Choleralazareth die, die trostlose Lage des Kranken nach Kräften zu erleichtern. Die den Kranken gebotene Pflege war eine durchaus gute, und hervorgehoben wird von dem Vortragenden die unermüdliche Thätigkeit des gesammten Pflegepersonals. Vortragender berührt noch die Quarantänefrage, und zwar die Bedeutung der Quarantäne überhaupt, ihre räumliche und zeitliche Ausdehnung, die Unterbringung der Quarantänepflichtigen u. s. w. und bezeichnet eine exacte Durchführung der Quarantäne als das Hauptmittel im Kampfe gegen die Cholera In Bezug auf die Verpflegung der Quarantänepflichtigen rühmt er die that- kräftige Hilfeleistung des Vaterländischen Frauenvereins. Sitzung ain 2, Februar. Herr Astronom Dr. Kayser demonstrirte zunächst seinen neuesten Apparat zur Messung der Wolkenh ölien , erläuterte sodann die von ihm erfundene Beobachtungsmethode und berichtete über die Resultate seiner bisherigen Beobachtungen. (Die betreffende Arbeit ist bereits im vorigen Heft, Bd. IX, H. 1. pg. 93 — 160 mit Tafel II— VI, abgedruckt). Darauf zeigte Herr Dr. Kayser einen kleinen Quadranten vom Londoner Mechaniker Jonathan Sisson aus dem Jahre 1750. Das Instrument, welches sich im Besitze der Gesellschaft befindet, ist für diese von besonderem Interesse, weil der bekannte Danziger Astronom Dr. v. Wolf, der Stifter unserer Sternwarte, zur Zeit als er noch in Dirschau als Arzt lebte, dasselbe dazu benutzte, im Jahre 1771 Beobachtungen zur Ermittelung der geographischen Breite des Ortes anzustellen. Sitzung am 6. März. Herr Prof. Dr. Bail berichtet über einen Vortrag des Ehrenmitgliedes der Gesellschaft, Wirkl. Geh. Admiralitätsrath Prof. Dr. Neumayer, über die antarktische Forschung. Herr Professor Dr. Coxwextz legte eine Anzahl wichtiger literarischer Erscheinungen naturwissenschaftlichen Inhaltes vor. Herr Dr. Grentzenberg macht eine kurze Mittheilung über west- preußische Myriapoden. In Westpreußen waren bis vor kurzem die Myriapoden wenig erforscht. Menge hat 1851 in den Schriften unserer Gesellschaft 24 Arten aus der Umgebung von Danzig veröffent- licht, wovon 7 überhaupt neu waren. Vor einigen Jahren hat dann der unterdessen verstorbene Zoologe Dr. Haase aus Königsberg im Aufträge des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen XIV Vereins im Karthäuser Kreise niedere Thierforraen gesammelt, darunter 10 für Westpreußen neue Myriapodenarten. Zählt man dazu noch 2 Arten, die sich in der MENGE’schen Sammlung im Provinzial-Museum befinden, und über deren Vorkommen in unserer Provinz bisher nichts publicirt ist, so würde die Zahl der Arten in Westpreußen sich auf 36 belaufen. Es wird indessen damit die Zahl der bei uns vorkommenden Arten nicht erschöpft sein, da Haase in Schlesien 68 Arten gefunden, darunter 10, die ihr V erbreitungsgebiet auch in Schweden haben. Diese dürften sich auch bei uns finden, und dazu woh noch einige speciell nordische Arten. Herr Oberlehrer Dr. Lakowitz legte die neun im Druck fertig gestellten Tafeln zu seiner Arbeit über die Tertiär fl ora des Ober Eisass vor und knüpfte daran kurze Bemerkungen über die Ergebnisse dieser Untersuchung. Das zur wissenschaftlichen Bearbeitung gelangte Material besteht in einer umfangreichen Sammlung von Pflanzenabdrücken, welche unser Landsmann, Professor Foerster in Mühlhausen i. E., aus den tertiären Kalksandsteinlagern der näheren und ferneren Umgebung seines Wohn- ortes zusammengetragen hat. Ungefähr 100 verschiedene Pflanzenformen haben sich in Blatt- resten, Früchten, Blüten- und Stengeltheilen nachweisen lassen, darunter auch eine Anzahl ganz neuer und in mannigfacher, besonders pflanzengeographischer Beziehung interessanter Formen. Aus dem Vergleich mit den jetzt lebenden Pflanzentypen wird eine Reconstruction des Vegetationsbildes des heutigen Ober-Rheinthales während jener fernen Erdepoche, welche als das Tertiär bezeichnet wird, ermöglicht. Vorzüglich Nadelbäume, daneben gewisse Laub- bäume, Palmen, zahlreiche krautartige Pflanzen der verschiedensten Art bildeten die Vegetations- decke, deren Zusammensetzung wiederum Rückschlüsse auf die damaligen klimatischen Verhält- nisse dortselbst gestattet. Andere Pflanzen als gegenwärtig bestimmten damals die Physiognomie jener Landschaft; südlichere, aber keineswegs tropische Typen waren dort heimisch. Ihre nächsten Verwandten leben heutzutage in den wärmer gemäßigten Theilen Ostasiens und des pacifischen Nordamerikas. Aehnlich günstige Temperatur- und Niederschlags Verhältnisse wie sie in diesen eben bezeichneten Ländergebieten heute die Organismenwelt bestimmen müssen demnach zur Tertiärzeit auch in unserem Vaterlande geherrscht haben. Mittlerweile eingetretene Ver- änderungen des Klimas haben das Gros dieser Tertiärpflanzen bei uns verscheucht und nur gewisse Formen, wie z. B. die merkwürdige Omoricafiehte in Serbien und Bosnien, sind heute noch als spärliche Restbestände jener alten Flora in Europa erhalten. Andere Typen jener Tertiärzeit sind in der Gegenwart auf der Erde lebend überhaupt nicht mehr anzutreffen. Auch nach dieser Richtung haben die Elsässer Tertiärpflanzen pflanzengeschichtlich interessante Daten ergeben. Fast gleich alte und in ihrer Zusammensetzung ähnliche tertiäre Pflanzenablagerungen wie jene des Elsaß besitzt übrigens West- und Ostpreußen ebenfalls, und zwar an der Ostsee- küste bei Rixhöft und im Samlande an mehreren Punkten. — Die Arbeit ist mittlerweile in den „Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Elsaß-Lothringen“, Bd. V, Heft III, von der Königl. Commission zur geologischen Landesuntersuchung in Straßburg i. E. veröffentlicht. Sitzung am 20. März. Herr Dr. Semon jun. hält einen längeren Vortrag über Säuglings- ernährung. (Ein ausführliches Referat enthält No. 21 290 der „Danziger Zeitung“.) In derselben Sitzung übergiebt Herr Professor Momber dem physikalischen Kabinet der Gesellschaft eine Theilmaschine, ein Geschenk des Herrn Dommasch hierselbst. Sitzung am 3. April. Herr Kreisphysikus Dr. Schaefer spricht über die Verhütung und Bekämpfung der Tuberkulose. Der Vortrag ist in der Zeitschrift für Medicinalbeamte unverkürzt abgedruckt. XV Herr Stadtrath Helm macht eine kurze Mittheilung über eine Wasser- probe aus einem 140 m tiefen Röhrenbrunnen in Schwetz, der in die Kreide- formation hineinragt Beachtenswerth ist der verhältnißinäßig hohe Gehalt des Wassers an Kochsalz. Sitzung am 1. Mai, Herr Oberlehrer Evers trägt über Telegraphie ohne Leitung vor. Herr Director Kunati-i spricht über das Acetylen gas und demonstrirte die durch ihre überraschende Lichtstärke ausgezeichnete Acetylengasflamme. Acetylen ist ein schwerer Kohlenwasserstoff (O2 H2). der in freier Luft mit hell leuch- tender, rußender Flamme brennt, stechend nach Knoblauch riecht, auf den thierischen und mensch- lichen Organismus giftig wirkt. Es ist bereits seit 1836 bekannt; 1859 stellte Woehler durch Erhitzen einer Legirung von Calcium und Zink mit Kohlenpulver eine Verbindung von Calcium und Kohlenstoff her, aus welcher bei Behandlung mit Wasser Acetylen frei wurde. Für die Praxis konnte diese Art der Herstellung eine Bedeutung nicht erlangen. Erst der neuesten Zeit blieb die Entdeckung einer leichteren Darstellung im Großen Vorbehalten, und der Amerikaner Willson war es, der 1892 bei der Herstellung einer Calciumlegirung im elektrischen Schmelz- ofen unter der Einwirkung des elektrischen Lichtbogens aus einer Mischung von Kalk und Anthracitkohlenpulver ein Schmelzproduct (Calciumcarbid) erhielt, welches bei Behandlung mit Wasser lebhaft aufbrauste und Acetylen entweichen ließ. Die Möglichkeit, elektrische Energie in fast unbegrenzter Menge durch die wohlfeile Ausnutzung der Naturkräfte in den Dienst der [ndustrie zu stellen, ferner der leichte und billige Bezug von Kalk und Kohle gestatten nach dem gedachten Verfahren die Massenfabrikation von Calciumcarbid zu einem Preise, der die Einführung dieses Stoffes in die Beleuchtungsbranche und chemische Großindustrie zwecks Er- zeugung von Acetylen als gesichert erscheinen läßt, trotzdem gegenwärtig noch Schwierigkeiten zu überwinden sind, welche in der Natur des Acetylens begründet sind. Die Anwendung des Acetylens in der Beleuchtungstechnik befindet sich noch im Stadium des Versuches, und noch ist nicht zu übersehen, welche Ausdehnung dieselbe erlangen wird. Rein verbrannt soll Acetylen bei 150 Liter Stundenverbrauch etwa 15 Mal so viel Licht geben als Steinkohlengas im Schnittbrenner, oder 41/2 Mal so viel als bestes AüER-Licht. Bei der Ein- fachheit der Erzeugung des Acetylens ist es wohl denkbar, daß man transportable Lampen con- struiren kann, in welchen das Gas erzeugt und auch zu Beleuchtungszwecken verbrannt wird, denn zur Entwickelung des Acetylens ist es nur nöthig, dem Verbrauch an Acetylen entsprechend Wasser auf das Oarbid tropfen zu lassen. Die Zukunft wird lehren, wie weit sich die Ver- wendung des Acetylens für den Einzelhaushalt realisiren läßt. Leichter wird sich das Acetylen für den Betrieb kleinerer Gasanstalten und für Etablisse- ments einführen und in Wettbewerb mit der elektrischen Beleuchtung treten können, zumal es die Luft verhältnißmäßig wenig verschlechtert und erhitzt, weniger jedenfalls als das Aüer- glühlicht. Hierauf erörtert Vortragender die Frage, wie weit sich das Acetylen zur centralen Licht- und Kraftversorgung von Städien und größeren Gemeinwesen verwenden läßt. Dort, wo bereits Gas- anstalten bestehen, stößt die Anwendung des Acetylens zur Zeit noch auf Schwierigkeiten, haupt- sächlich wegen des hohen specifischen Gewichtes und der Eigenschaft des Acetylens, mit Kupfer Verbindungen einzugehen, die bei Zutritt von Wasser explosiv werden. Gegenwärtig wird das Calciumcarbid in den Neuhausener Aluminiumwerken bei Schaff- hausen dargestellt und zum Preise von 50 Pf. pro Kilo abgegeben. Aus 1 Kilo Calciumcarbid gewinnt man etwas über 300 Lt. Acetylen. Hieraus ergiebt sich der Preis für eine Acetylen- flamme von 20 Kerzen Lichtstärke pro Stunde zu 2 Pf., während beim Auerlicht aus Stein- kohlengas für die gleiche Leistung 1 Pf. gezahlt wird. So lange also der Kaufpreis des Carbides nicht unter die Hälfte des derzeitigen Preises sinkt, kann an die Einführung des Acetylens in die Beleuchtungstechnik ernstlich kaum gedacht werden. XVI Herr Stadtrath Helm erläutert die weiten Aussichten, welche sich dem Chemiker aus der nunmehr so bequemen Gewinnung des Acetylengases eröffnen. Läßt man Acetylengas auf Uebermangansäure wirken, so oxidirt sieb C2 H2 zu C2H2O4 Oxalsäure. Leitet man Acetylen durch eine Chromsäurelösung, so erhält man Essigsäure. (C2 H4 02)‘ Führt man dem Acetylen nascirenden Wasserstoff zu, so entsteht Aethylen (C2 H4), und wird dieses in Schwefelsäure geleitet, so bildet sich Aethylenschwefelsäure, die, mit Wasser destillirt, in Alkohol und Schwefelsäure zerfällt. Man kann also Spiritus aus Acetylengas resp. Calciumcarbid gewinnen, wobei die Ausbeute nicht unbedeutend ist; denn 1000 kg Calciumcarbid liefern 718 kg absoluten Alkohol. Alle diese chemischen Prozesse sind nicht neu, ihre Durchführung war bisher nur zu theuer; jetzt, wo das bei der Alkoholgewinnung als Ausgangspunkt dienende Aethylen aus dem leicht gewonnenen Acetylen erzielt werden kann, erlangt naturgemäß die Frage der synthetischen Darstellung des Alkohols auf diesem Wege doch wieder einen praktischen Hintergrund. Vor- läufig ist freilich der Kartoffel bei der Spiritusfabrikation in dem Acetylen ein zu fürchtender Concurrent nicht erwachsen, da auch der Preis des Acetylens resp. des Calciumcarbids noch zu hoch ist. Ferner wird man auch die zwei- und mehrwerthigen Alkohole nach größtentheils schon bekannten Methoden aus dem Acetylen aufbauen und so Zucker, Stärke und andere Stoffe, die man im Großen bisher nur aus Pflanzen erhielt, auf synthetischem Wege aus den Urstoffen in beliebigen Mengen gewinnen. — Der elektrische Funke vereinigt Acetylen mit freiem Stickstoff zu Blausäure, und hierdurch ist wiederum der Ausgangspunkt für die Herstellung der Cyan- verbindungen (z. B. Berliner Blau), weiter für die der Amide und vielleicht sogar für die Ei- weißverbindungen erreicht. Die von bedeutenden Chemikern schon wiederholt geäußerte Pro- phezeiung, daß es noch einmal gelingen werde, die Nährstoffe des Menschen auf chemischem Wege, unabhängig vom Vegetationsprozeß, zu gewinnen, rückt mit der Gewinnung des Acetylens im großen Maßstabe der Verwirklichung wiederum um ein Bedeutendes näher. Zum Schluß weist der Vortragende noch auf die Verwendung des Calciumcarbids resp. des Acetylens zur bequemen Kohlung des Eisens hin, so daß zu erwarten steht, es werde mit Hilfe der genannten Stoffe auch die Stahlerzeugung in ganz neue Bahnen geleitet werden. Sitzung am 16. October. Der Director der Gesellschaft, Herr Professor Momber, begrüßt die Anwesenden und berichtet kurz über die Vorgänge in der Gesellschaft während der Sommermonate. Wie der Tod in die Reihen der Mitglieder arge Lücken gerissen, worüber der Jahresbericht Genaueres bringen wird, so hat er auch außerhalb unserer Gesellschaft unter den bedeutenden Natur- forschern seine Opfer verlangt. Zwei Leuchten der Wissenschaft, der Nestor der deutschen Physiker, F. Neumann in Königsberg und der berühmte holländische Mathematiker Bierens de Haan, der Herausgeber der neu ge- sammelten Werke von Christian Huygens, sind vor kurzem erloschen, und ob- gleich beide Männer nicht Mitglieder unserer Gesellschaft waren, hat letztere es doch als ihre Ehrenpflicht angesehen, durch Kranzspende und Beileids- schreiben ihre Theilnahme zum Ausdruck zu bringen. Reichen Zuwachs hat in der Zwischenzeit die Bibliothek durch Tausch und Schenkung erfahren. Von größeren Arbeiten der Mitglieder der Gesellschaft wurden vorgelegt: „Beobachtungen über seltene Waldbäume in Westpreußen“ von Professor Dr. xvlf Conwentz, erschienen in den Abhandlungen zur Landeskunde der Provinz Westpreußen; „Energetik und Hygiene des Nervensystems in der Schule“, gewidmet der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, von Professor Dr. Griesbach; „Die Oligocänflora der Umgegend von Mülhausen i. E.“ von Dr. Lakowitz, erschienen in den Abhandlungen zur geologischen Special- karte von Elsaß- Lothringen. Hierauf führte Herr Oberlehrer Suhr neue Versuche mit fester und flüssiger Kohlensäure vor. Sitzung am 6. November. Herr Dr. Ziegenhagen trägt über seine Besteigung des Aetna und des Vesuv im Sommer 1894 vor. Der Vortragende, der sich, unterstützt durch ein Reisestipendium, mehrere Monate an der Zoologischen Station in Neapel zu vergleichend entwickelungsgeschichtlichen Studien aufgehalten hat, ging zunächst auf die Aetnatour näher ein. Am bequemsten macht man dieselbe von Catania aus, von wo man mit einem Wagen nach dem zwei Stunden entfernten Dorfe Nicolosi fährt. Hier befindet sich ein vom italienischen Alpenclub eingerichtetes Führerbureau, welches von einem Capo-Guida, Führer- Obmann, geleitet wird. Derselbe bestimmt den Führer, die Anzahl der Maulthiere und trifft alle übrigen etwa nothigen Anordnungen für die ,,grande ascensione“, die Besteigung des Gipfels. Von Nicolosi, so führte der Vortragende weiter aus, reitet man 2x/2 Stunden zu der ,,Casa del Bosco“, dem Waldhaus. Dasselbe liegt mitten im Walde, der den zweiten der drei Vegetationsgürtel bildet, die den Aetna umziehen. Der erste ist die sogenannte „regione coltivata“; in ihr wachsen noch alle sicilianischen Producte. Sie geht in die Waldregion über, welche bis zu einer Höhe von 2100 m reicht. Kastanien, Buchen und Birken bilden mit ihren dichtbelaubten Zweigen ein grünes Dach und Farnkraut wuchert üppig zwischen den Stämmen. Reitet man auf diesen Waldwegen, so vergißt man ganz die furchtbare Nähe des Vulcans; nur, wenn man durch eine Waldlücke hoch oben den Grat mit den Schneefeldern und den Gipfelkrater mit seiner Dampfwolke sieht, wird man an die unheimliche Nachbarschaft erinnert durch dies Bild, welches ein von Seume citirtes Wort humoristisch beleuchtet; ,,on le voit toujours le chapeau blanc et la pipe a la bouche“. An die „regione boscosa“ schließt sich die „regione deserta“ an, welche in ihrer unteren Zone noch einen geringen Pflanzenwuchs hat, weiter oben aber eine traurige Oede bildet. Bietet die Nähe dem Auge nichts, so entschädigt die Ferne mit einem gewaltigen Panorama um so mehr. Zu Füßen des Beschauers liegt Catania mit seinem lichtblauen Golf, üppig grünende Fluren, hell- leuchtende Dörfer, die Wälder unten am Aetna, durchquert von den schwarzen Lavaströmen, und darüber am Abhang des Berges — in nächster Nähe des Reiters liegen jene zahllosen erloschenen Vulcane, bei deren Anblick man die Verse begreift: 4 „Hier brach schon oft aus seinem Herde Herauf, hinab des Todes Flammenmeer, Und machte siedend rund umher Das Land zum größten Grab der Erde“ Nach siebenstündigem Ritt erreicht man das Observatorium, welches — unterhalb des Gipfelkraters — etwa 2900 Meter hoch liegt. Das Gebäude enthält einen Raum für selbst- registrirende Apparate, die in vierzehntägigen Pausen von einem Custoden revidirt werden, außerdem eine Küche zur Bereitung der mitgebrachten Vorräthe, einen Schlafraum und Stallung. Um 3 Uhr Morgens erfolgt der Aufbruch nach dem Kraterrande. In einer knappen Stunde erreicht man die höchste Spitze des Aetna und sieht oder erlebt — besser gesagt — den Sonnenaufgang. Eine Wendung des Blickes genügt, um aus dem strahlenden Lichtmeer in die schaurige Tiefe des Kraters hinabzusehen. — Eingehend beschrieb dann der Vortragende einen XVI 11 Rundgang um den Rand des Kraters. Um 6 Uhr Morgens war das Observatorium wieder erreicht; um 7 Uhr wurde der Abstieg fortgesetzt. Nach einem Besuch der noch dampfenden Krater von 1892 langte man um 2 Uhr in Nicolosi, um 4 Uhr in Catania an. Im Vergleich zur Aetnatour ist die Besteigung des Vesuv eine weit anstrengendere, wenn man den schwierigen, aber dafür um so interessanteren Aufstieg von Resina zu Fuß wählt. Der Vortragende gab ein Bild von den Lavaformationen, welche man an diesem Wege findet, und schilderte dann das mühsame Emporklettern auf dem Aschenkegel. Ebenso eingehend wurden die Veränderungen am Krater beschrieben, welche ihren Abschluß erreichten in jener Eruption, die Anfang Juli 1894 begann. Damals besuchte der Vortragende den neuen Krater unterhalb des Aschenkegels. Er entwickelte in knappen Zügen die lebhaften Eindrücke, welche er von dem Ausbruch — dem größtem-seit 1872 — erhalten hat. Den Vortrag schloß der Redner mit einer kurzen Schilderung der Zoologischen Station in Neapel und ihres inneren Lebens. Herr Professor Dr. Bail machte auf ein neues literarisches Unternehmen, die Herausgabe eines großen nordamerikanischen Pilzwerkes durch Herrn Lloyd in Cincinnati a. Ohio, aufmerksam, legte einige ihm zugestellte vor- zügliche Probetafeln dieses Werkes vor und knüpfte daran die Demonstration einiger in Bau und Entwickelung interessanter, auch in Westpreußen anzu- treffender Pilzformen aus der Gruppe der Bauchpilze. Herr Professor Momber zeigte und erläuterte ein Metallthermometer mit Einrichtung zur Ablesung de:* Temperaturmaxima und -Minima, wie es in der Schweiz und Süddeutschland in Gebrauch ist; ferner einen einfachen Apparat, welcher die in Folge von Abkühlung eintretende Zusammenziehung einer Metallstange und die hierbei entwickelte enorme Kraftwirkung gut zur An- schauung bringt. Schließlich legte Herr Professor Momber den im Druck erschienenen Briefwechsel des berühmten Mathematikers, Physikers und Astronomen Christian LIuyghens (f 1695), des bekannten Erfinders der Pendeluhr, vor. Die Bibliothek der Gesellschaft ist durch das Entgegenkommen der Akademie der Wissenschaften in Amsterdam und der wissenschaftlichen Gesellschaft in Haarlem erfreulicher Weise in den Besitz dieses für die Geschichte der Wissen- schaft so werth vollen, bis jetzt sechs stattliche Quartbände umfassenden Brief- wechsels, an den sich die Fierausgabe der Werke Huyghens anschließen wird, gelaugt. Bednet* hebt eine Anzahl wichtiger Daten daraus hervor und trägt auch Einiges aus dem Briefwechsel zwischen Huyghens und dem Danziger Astronomen Hevelius vor. Sitzung am 4. Dezember. Herr Stadtrat Helm trägt über seine neueren Untersuchungen vor- geschichtlicher Bronzen vor. Schon auf der Versammlung der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft in Danzig 1890, so führte er aus, habe er auf Grand eigener chemischer Analysen von Bronzen dargethan, daß in alter Zeit wie Zinn, so auch gelegentlich Antimon zur Bronzebereitung Verwendung fand. Er bemerkte dazu erläuternd, daß der Vorzug der Bronze, mag sie Zinn, Antimon oder Zink enthalten, gegenüber dem unvermischten Kupfer, darin besteht, daß die erstere härter und leichter schmelzbar ist, sich der Gußform besser anschmiegt und schöner aussieht. Die ge- XIX wohnliche Art, diese Bronze herzustellen, bestand in alten Zeiten darin, daß dem Kupfer etwa 10 Procente Zinn zugeschmolzen wurden. Da aber Zinn ein sehr kostbarer Artikel war, weil er nur auf weiten Handelswegen beschafft werden konnte, so ersetzten die Alten das Zinn häufig durch Blei, später, etwa vom zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung ab, auch durch Zink. Herr Helm wies nun nach, daß auch Antimon zur Bronzebereitung von den Alten verwendet wurde. Er stellte u. a. fest, daß von 25 analysirten westpreußischen vorgeschicht- lichen Bronzen 8 mehr als 1 Procent Antimon enthielten. Dagegen enthielten von anderen Bronzen, welche bisher analysirt wurden und deren Zahl mehr als 500 beträgt, nur 9 über 1 Procent Antimon. Diese anderen Bronzen wurden in den verschiedensten Ländern gefunden, namentlich in Deutschland, Oesterreich, der Schweiz und Italien. Hier findet also ein auffallendes Mißverhältnis statt. Herr Helm beschäftigte sich dann mit der Frage, von wo die Antimon-haltigen West- preußischen Bronzen einst gekommen sind. Er kam zu dem Resultat, daß dieses Land höchst- wahrscheinlich Siebenbürgen-Ungarn war, daß hierbei der Handel mit Bernstein eine Rolle gespielt habe und sich dieser Austausch gegen Bronze wohl auf dem nächsten Wege, dem der Weichsel und dann weiter abgespielt habe. Maßgebend war für ihn bei dieser Ansicht noch der Umstand, daß aus Siebenbürgen - Ungarn einige chemische Analysen vorgeschichtlicher Bronzen bekannt wurden, welche ebenfalls Antimon in nicht unerheblicher Menge enthielten, auch Bernsteinartefakte dort mehrfach gefunden wurden, welche aus dem zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und noch früher ihren Ursprung herleiten. In heutiger Sitzung theilte nun der Vortragende zunächst neue5 chemische Analysen von Bronzen aus Sieben- bürgen mit. welche die vorhin ausgesprochene Ansicht über die Herkunft der westpreußischen Bronzen bestätigen. Die untersuchten Objekte stammen zum Theil aus der reichen Fundstätte von Tordosch in Siebenbürgen, einer altdakischen Niederlassung thrakischen Ursprungs, welche von der in Fachkreisen bekannten Anthropologin, Fräulein VON Torma, seit Jahren ausgebeutet und be- schrieben wird. Von Interesse ist, daß manche der dort gemachten Fundobjekte in Form und Verzierung einerseits an altbabylonische und trojanische (Hissarlik), andererseits aber auch an westpreußische Funde erinnern; insbesondere die dortigen Thongefäße bilden ihrer Form nach die Vermittelung zwischen den berühmten „Eulenurnen“ Hissarliks und den westpreußischen Gesichtsurnen. Ebenso ein eigenthümliches Wahrzeichen, das kreuzförmige Ideogramm des Himmelsgottes Anu (dem Uranus entsprechend), welches sowohl auf einem Inschriftsteine mit phönikischer Schrift aus der Gegend von Tyrus, und auf einer Thonperle aus dem alten Troja, wie auch auf dem Boden eines bei Tordosch gefundenen Gefäßes und auf einem bei Hoppen- bruch bei Marienburg gefundenen Knochenmeißel sich befindet. Die Fundobjekte, welche Fräulein VON Torma aus Tordosch in Siebenbürgen an Herrn Helm geschickt und die letzterer analysirt hatte, waren folgende: 1) eine zerbrochene Bronzespange, 2) ein kleines Stück von einem aus weißem Metall gegossenen Idol, 3) ein scheinbar aus Eisen gefertigter, verzierter Armreif, 4) zwei Stücke Kupfer von einem Hammer, 5) einige Stücke Metallschlacke aus einer alten Gußstätte, 6) ein Stück von dem Henkel eines Bronzegefäßes. 1) Die Bronzespange stellte einen einfachen Reif dar, welcher nach der chemischen Analyse u. a. 6,46 Procent Zinn und 1,63 Procent Antimon enthielt. Der Antimongehalt ist mithin auch hier wieder ein verhältnismäßig hoher. 2) Das Stückchen Metall, welches einem altdakischen Idole entnommen war, besitzt im Bruche eine krystallinische Beschaffenheit, im Feilstriche eine silberweiße Farbe. Aeußerlich ist es mit einer bleigrauen Oxydschicht überzogen. Es stellt ein rohes Brustbild dar, im Gewichte von etwa 50 Gramm. Die chemische Analyse dieses Idols ergab, daß dasselbe in 100 Theilen 87,51 Theile Zink, 11,42 Theile Blei und l,o? Theile Eisen enthält. XX Darnach liegt hier ein blei- und eisenhaltiges Rohzink vor, dessen Herstellung seiner Zeit entweder aus bleihaltigen Zinkerzen bewerkstelligt wurde, oder aus Zinkerzen mit Zuschlag von kleinen Mengen Bleierz. Das vorbezeichnete analytische Resultat war ein außerordentlich überraschendes, weil metallisches Zink aus vorgeschichtlicher Zeit bis dahin niemals gefunden wurde. Herr Helm hatte deshalb Veranlassung genommen, sich über die Kenntnis, welche die alten Volker von dem metallischen Zink hatten, des weiteren zu orientiren und berichtete darüber Nachstehendes: Das Zink soll den Chinesen und den Bewohnern Ostindiens schon seit den ältesten Zeiten bekannt gewesen sein; man folgert dies u. a. aus dem Umstande, daß das rohe Zink ehedem und zum Theil noch heute unter der Bezeichnung ,,Spiauter“ in den Handel kommt, welches Wort altindischen Ursprungs ist. Von den alten Römern ist kein Zeugnis vorhanden, daß ihnen das Zink als eigenes Metall bekannt war, dagegen kannten sie einige Zinkerze, namentlich das kohlensaure Zinkoxyd, den Galmey, und verstanden es, vermittels dieser Erdart das Kupfer zu verbessern, es, wie sie sich ausdrückten, gelb zu färben. Dies gelbgefärbte Kupfer nannten sie Aurichalcum. Es war härter als Kupfer, ließ sich leichter schmelzen und gießen, sah schön goldgelb aus und hatte noch manche andere Vorzüge gegenüber dem rothen Kupfer. Daß in ihm ein vom Kupfer verschiedenes Metall enthalten war, wußten sie nicht. Sie stellten sich das Aurichalcum dar, indem sie Rohkupfer mit einem Gemenge von Galmey und Kohle erhitzten, wobei der Galmey sich zu Zink redncirte und letzteres sich mit dem Kupfer innig verband. Man nimmt allgemein an, daß die Erfindung des Aurichalcums nicht früher geschah, als etwa 200 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Diese Annahme wird bestätigt durch eine große Zahl von chemischen Analysen von altrömischen Metalllegirungen, namentlich Münzen, durch ver- schiedene Chemiker, Fellenberg, von Bibra, Phillips, Comaille und auch durch die Analysen des Vortragenden. Von den alten Bewohnern Griechenlands behauptet VON Bibra, welcher sich eingehend mit dem Studium der alten Metallurgie beschäftigte, daß sie das Zink in metallischem Zustande ebenfalls nicht gekannt haben (VON Bibra, Die Bronzen und Kupferlegirungen der alten und ältesten Völker, Erlangen 1869, Seite 17). Von Bibra sagt ferner (Seite 91 ebd.) von den Zinklegirungen der alten Griechen: ,,Das Zink fehlt in ihren Metalllegirungen nicht vollständig und nicht selten finden sich Spuren desselben; zuverlässig ist dasselbe kein absichtlicher Zusatz, sondern nur zufällige Beimengung.“ Die Behauptung VON Bibra’s, daß die alten Griechen das Zink als Metall nicht kannten, ist in der Allgemeinheit, wie sie von ihm ausgesprochen wurde, jedoch nicht zutreffend; er hat hierbei eine Stelle im Strabon übersehen, welche mit einiger Sicherheit darauf hinweist, daß das Zinkmetall gewissen Erzkünstlern, allerdings unter einem anderen Namen, bereits bekannt war. und daß dieser Name auch von den Uebersetzern des Strabon als Zink gedeutet wird. Diese Stelle des Strabon, Geogr. XIII, p. 610, lautet in der Uebersetzung: ,,Nach Skepsis folgt (in Troas) Andeira und Pioniai und Gargaris. In der Umgegend von Andeira findet sich ein Stein, der gebrannt zu Eisen wird. Wird er daun noch mit einer Art Erde zusammengeschmolzen, so tropft das Scheinsilber {tpsvödgyvgog) ab, welches in Ver- bindung mit Kupfer die Messing (oQei/ahxos) benannte Mischung ergiebt.“ Namentlich der letzte Satz des Strabon deutet darauf hin, daß unter Pseudargyros Zink gesucht werden muß. Aus der Beschreibung des Strabon geht meiner Ansicht nach ferner hervor, daß sein Pseudargyros nicht aus Galmey (kohlensaurem Zinkoxyd), sondern aus Zink- blende (Schwefelzink) bereitet wurde; denn im Falle der erstere als Rohmaterial diente, würde kein zwiefacher Prozeß, wie ihn Strabon beschreibt, vorgenommen worden sein, sondern ein einfacher Reduktionsprozeß mittels Kohle würde genügt haben, das Zink auszuscheiden. Da- gegen ist bei der Bereitung des Zinks aus Schwefelzink ein doppelter Prozeß erforderlich, den Strabon ziemlich deutlich beschreibt. Er sagt: ,,es findet sich in Andeira ein Stein, der ge- brannt, Eisen wird“. Hierunter versteht Herr Helm den Röstprozeß, welcher aus der natürlich vorkommenden Zinkblende durch Brennen und Rösten an der Luft den größten Theil de Schwefels entfernt. Bei dieser Prozedur wird die Zinkblende das äußere Ansehen von Eisen XXI angenommen haben, um so mehr, als manche Zinkblende noch Eisenspat oder andere Eisenerze enthält und dann beim Brennen dem Eisen äul3erlich ähnlich wird. Dieses Röstprodukt wurde dann, wie Strabon sagt, ,,mit einer Art Erde zusammengeschmolzen, dann tropft das Scheinsilber ab“. Hierunter ist das Zusammenschmelzen des Röstproduktes mit gewöhnlicher oder erdiger Kohle zu verstehen, ein Reduktionsprozeß, d r das Metall abscheidet. Wegen der Flüchtigkeit des Zinks wird diese letztere Prozedur in Gefäßen bewirkt worden sein, welche nach ihrer Beschickung mit einem Deckel gut verschlossen werden konnten. Diese Gefäße waren dann wohl am Boden mit einem Abzugsrohre versehen, durch welches die entwickelten Zinkdämpfe ihren Ausweg finden und sich kondensiren konnten. Aus dem Rohre tropfte das ausgeschmolzene und kondensirte Metall ab. Das Auffinden eines Gußstückes aus rohem Zink auf der alten Kulturstätte von Tordosch in Siebenbürgen beweist, daß die Deutung des Pseudargyros als Zink eine zutreffende ist. Das Alter des Tordoscher Zinkidols reicht sicher bis auf Strabon zurück, wahrscheinlich ist es noch älter. Betrachtet man dasselbe als einen Importartikel aus dem Lande, von dem Strabon berichtet, also aus Kleinasien, so ist dieser Umstand ein weiterer Beweis dafür, daß die alten Bewohner Dakiens noch in Beziehung mit ihrem Stammlande in Asien standen. Nimmt man dagegen an, daß das Zinkidol im Lande selbst gegossen wurde, so ist auch dann der Einfluß des Stammlandes unverkennbar. Die Fabrikation im eigenen Lande ist nicht unwahrscheinlich, denn wie mir Fräulein VON Torma mittheilt, wurde in Dakien der Bergbau nicht allein durch die Römer, sondern auch durch die älteren Bewohner des Landes in hohem Maße betrieben, was u. a. die in Verespatak Vorgefundenen bergmännischen Denkmäler beweisen. Siebenbürgen ist bekanntlich ein außerordentlich erzreiches Land; auch Lager von Zinkblende befinden sich dort an mehreren Orten, so bei Felsöbanya und Nagybanya. Die Anwesenheit des Bleis in dem untersuchten Zinkidol läßt auch die Möglichkeit zu, daß es Kieselzinkerz war, welches als Rohmaterial diente. Dieses Erz kommt oft mit Bleierz vermischt in der Natur vor und dient noch heute sehr gewöhnlich zur Zinkbereitung. So viel mir bekannt, ist, außer von Strabon, von keinem andern alten Schriftsteller des metallischen Zinkes Erwähnung gethan; auch wurde es auf vorgeschichtlichen Fundstätten bis jetzt noch uiemals entdeckt. Die Kenntniß von seiner metallischen Natur muß auch später wieder völlig verloren gegangen sein, denn bis über die Zeit des Mittelalters hinaus wird das Zink niemals erwähnt. Erst Paracelsus und Agricola im Anfänge des 16. Jahrhunderts erkannten seine metallische Natur wieder und gaben ihm den Namen Zincum. Die bekannte Legirung des Zinks mit Kupfer, das Messing, wurde aber selbst noch nach der Entdeckung des Zinks durch Paracelsus, bis in das vorige Jahrhundert hinein, nicht wie jetzt durch Zusammenschmelzen der beiden Metalle bereitet, sondern nach der alten Methode, wie einst die alten Römer ihr Aurichalcum darstellten, durch Erhitzen eines Gemenges von Galmey und Kohle mit Rohkupfer. In der Eigenschaft des metallischen Zinks, bei der hohen Temperatur, welche zu seiner Abscheidung aus dem Galmey erforderlich ist, zu verdampfen, und in der leichten Oxydirbarkeit dieser metallischen Dämpfe zu Zinkoxyd liegt hauptsächlich der Grund, weshalb die Erkennung der metallischen Natur des Zinks und seine Reindarstellung so lange in Dunkel gehüllt blieb. Und dennoch ist es erstaunlich und unwahrscheinlich, daß seine Ab- scheidung als Metall den alten Römern oder den sogenannten Messingbrennern des Mittelalters nicht durch Zufall oder bei Gelegenheit ihrer Experimente hie und da gelungen sein soll. Ich möchte deshalb glauben, daß es nicht bloß einige Erzkünstler der alten Celeger in Kleinasien waren, welche Zink auszuschmelzen verstanden, sondern daß es hier mit dem Zink so ergehen wird, wie mit dem metallischen Antimon, von welchem ebenfalls angenommen wurde, daß es im Alterthume nicht zu Gebrauchs- und Schmuckgegenständen Verwendung fand, und von welchem neuestens doch recht viele derartige Funde verzeichnet wurden. — Auch über die Kenntnis der alten Römer von der metallischen Natur des Antimons giebt es zwei vollwichtige Zeugen: DioSKORIDES (etwa 50 J. n. Chr.), berichtet, daß Stimmi (Grauspießglanzerz), wenn es auf Kohlen unter Zublasen von Luft geglüht wird und das Glühen dann noch längere Zeit fortgesetzt wird, wie Blei schmilzt; ferner PLINIUS, welcher sich noch deutlicher ausdrückt: „Durch Brennen mit Kohlen oder Mist wird das Grauspießglanzers in Metall verwandelt, das seinem äußeren Ansehen XXII nach in jeder Beziehung dem Blei gleicht.“ Auch vom metallischen Antimon gilt dasselbe, wie vom metallischen Zink; seine Darstellung ging nach den alten Römern und im Mittelalter voll- ständig verloren, und erst Basilius Valentinus gelang es im 15. Jahrhundert, es wieder auf- zufinden. Er nannte es Regulus Antimonii und gilt als der Entdecker desselben. — In der Folge wird wohl fleißiger auf das Vorkommen von metallischem Zink in vorgeschichtlichen Funden geachtet werden müssen. 3) Von dem auf der altdakischen Wohnstätte von Tordosch gefundenen, schön verzierten Reif, welcher scheinbar aus Eisen angefertigt war, erhielt Herr Helm nur kleine Proben, welche zum großen Theile oxydirt waren. Nur kleine metallisch aussehende Partikelchen kamen zur chemischen Analyse. Diese ergab folgendes Resultat: Aus 100 Theilen wurden erhalten: 64,36 Theile Kupfer, 6.92 2,oi 1.93 2,71 9,n 1 ,88 0,08 11,00 Zinn, Zink, Blei, Eisen, Antimon, Nickel, Phosphor, erdige Substanzen, Sauerstoff und Verlust. Ein ungewöhnlich hoher Gehalt von Antimon zeichnet diesen Tordoscher Fund aus. Bei seiner Herstellung haben die in Siebenbürgen vorkommenden Erze offenbar eine Hauptrolle gespielt. Befremdend ist nur die Anwesenheit des Zinns, welches während oder nach der Ausschmel- zung der übrigen Metalle hinzugefügt sein muß, denn Zinnerze kommen in Siebenbürgen nicht vor. 4) Der Hammer bestand aus fast reinem Kupfer. 5) Die Schlacken waren sehr komplizirt zusammengesetzt, enthielten jedoch nur Spuren von Antimon und kein Zinn. 6) Der Henkel des Bronzegefäßes enthielt in 100 Theilen: 78,46 Theile Kupfer, 12,53 „ Zink, 6,56 ,, Blei, 0,82 „ Eisen, 0,33 „ Antimon, 0,31 ,, Nickel, 0,99 „ Schwefel, Es lag hier offenbar ein altrömisches Fabrikat vor, charakterisirt durch seinen hohen Zink- und Bleigehalt. Dann hatte Herr Helm noch eine Anzahl vorgeschichtlicher Bronzen chemisch analysirt, welche ihm durch Herrn Professor Karl Herepey in Nagy Enyed in Siebenbürgen zugegangen waren, darunter einige, welche aus dem großen 400 Kilogramm wiegenden Metallfunde von Ispänlaka stammen. Dieser Fund wurde vor einigen Jahren durch einen Ackerbauer gemacht. Es waren meist zerbrochene Geräthe, Werkzeuge, große und kleine Gußklumpen aus Kupfer und Bronze, alles durch einander und über einander geschüttet in eine Grube; es liegt hier offenbar der Fund des Depots eines altdakischen Bronzegießers vor. Von diesem Depotfunde kam u. a. ein Gelt zur Untersuchung, welcher in 100 Theilen enthielt: 94,22 Theile Kupfer, 4,01 „ Antimon, 0,23 „ Blei, 0,16 „ Eisen, 0,25 ,, Nickel, 0,84 „ Arsen, 0,29 „ Schwefel. XXIII Diese MetallmischiiDg zeichnet sich durch ihren Mangel an Zinn aus; dagegen enthält sie Antimon und Arsen in ungewöhnlicher Menge. Sie ist wohl einst aus Roherzen hergestellt, die ihren Ursprung im alten Dakien selbst hatten. Herr Helm machte bei dieser Analyse auf die große Aehnlichkeit aufmerksam, welche diese Bronze mit zwei vorgeschichtlichen Bronzen hat, die in der Provinz Westpreußen gefunden und seiner Zeit von ihm analysirt wurden. Die eine dieser Bronzen wurde bei Putzig gefunden und bestand aus 27 kg Metallbarren, die andere bei Buchenrode nicht weit von Putzig bestand aus einem Metallklumpen (siehe darüber Verhandlungen der Ber- liner Anthropologischen Gesellschaft, 1895, S. 12 und 37). Die Vermuthung, welche Herr Helm dort aussprach, daß diese Metallfunde aus Siebenbürgen-Ungarn ihren Ursprung herleiten und auf dem Wege der Weichsel durch den Tausch verkehr zur Bernsteinküste gelangten, erhält durch die Auffindung einer ähnlich zusammengesetzten Bronze bei Ispänlaka eine weitere Be- stätigung. Auch ein bei Ozäklya in Siebenbürgen auf altdakischer Stätte gefundenes nadelförmiges Geräth zeichnet sich durch seinen hohen Antimon- und Arsengehalt aus. Es enthielt in 100 Theilen : 82,47 Theile Kupfer, 1,18 ,, Zinn, 3,33 „ Antimon, 10,40 „ Blei, 0,71 ,, Silber, 0,12 „ Eisen, 1,05 ,, Arsen, 0,63 ,, Nickel, 0,11 ,, Schwefel, Herr Helm führte dann im weiteren Verlaufe seines Vortrags aus, daß die Aehnlichkeit in der chemischen Zusammensetzung einer Reihe von westpreußischen vorgeschichtlichen Bronzen, namentlich hinsichtlich ihres hohen Antimongehaltes, mit den iu Siebenbürgen gefundenen eine sehr auffällige sei. Es werde hierdurch die auch durch andere Tkatsachen begründete Annahme bestätigt, daß die westpreußische Bernsteinküste einst nicht allein auf westlich belegenen Um- wegen mit den alten Kulturländern des Südens in Verbindung stand, sondern daß auch ein näherer, östlich belegener Weg bestand, welcher diese Verbindung schon frühzeitig von Volk zu Volk bewirkte. Diesem Wege gab höchstwahrscheinlich der Weichselfluß die Richtung. Der Weg führte dann über Dakien weiter bis zu den Küsten des Schwarzen und des Aegäischen Meeres. Als Schluß seines Vortrages führte Herr Helm noch eine Anzahl chemischer Analysen von prähistorischen Bronzen an, welche neuerdings in Westpreußen gefunden wurden: 1. Bronzescbmuck, gefunden im Moorboden eines abgelassenen Sees bei Groß Katz im Kreise Neustadt, bestehend aus drei Armringen, mehreren Bronzeperlen und kleinen Klapper- blechen. Der Schmuck stammt aus der römischen Epoche. In 100 Theilen einer Perle wurden gefunden : 88,16 Theile Kupfer, 7,67 ,, Zinn, 3,42 ,, Blei, 0,io ,, Nickel, 0,4i ,, Zink, 0,09 ,, Antimon, 0,02 ,, Schwefel, 0,04 ,, Eisen. 2. Bronzefund von Maciejewo bei Pelplin. Das Gräberfeld von Maciejewo, beschrieben von Herrn Professor Conwentz in dem Amtlichen Berichte des Westpreußischen Provinzial- Museums für das Jahr 1894, besteht aus einer Anzahl von Skeletgräbern, in denen sich viele Beigaben vorfinden, darunter Fibeln, Armspangen, Schnallen, Pinzetten und Nadeln aus Bronze, Glas-, Email- und Bernsteinperlen, Tkongefäße, auch ein Einsteckkamm aus Knochen u. a. in. Von den Bronzebeigaben ist besonders ein Gürtelschloß hervorzuheben, welches reiche Orpty-» XXIV mentirung aufweist, u. a. eine Doppeldreieckzeichnung auf den Köpfen der Nieten, wie sie für die la Tene-Zeit charakteristisch ist. Unter den Fibeln herrschen die sogenannten Haken- fibeln vor. Auch eine zweigliederige Armbrustfibel mit umgeschlagenem Fuß ist vorhanden. Nach der Ansicht des Herrn Conwentz ist das bezeichnete Gräberfeld längere Zeit hindurch benutzt worden, denn einzelne Stücke, wie der Gürtelhaken, erinnern an die la Tene- Periode, während andere, wie die Armbrustfibel und eine Fibel mit um den Bügelhals ge- schlungener Sehne auf die Mitte des dritten Jahrhunderts n. Ohr. hinweisen. Herr Helm analy- sirte eine Armspange und fand in 100 Theilen: 77,65 Theile Kupfer, 3,34 ,, Zinn, 18,61 „ Zink, 0,31 ,, Eisen, 0,09 ,, Schwefel, Spuren von Arsen. 3) Von demselben Gräberfelde bei Maciejewo analysirte er eine Fibel und fand in 100 Theilen: 78,30 Theile Kupfer, 3,37 „ Zinn, 17,88 „ Zink, 0,23 ,, Eisen, 0,22 ,, Schwefel, Spuren von Arsen. 4) Bronzefund aus einem Skeletgrab bei Sampohl im Kreise Schlochau. Die Beigaben bestanden aus zwei einfachen runden Armringen; ihre Enden sind verdickt, einzelne Theile sind vergoldet; wo das Gold fehlt, ist die Bronze stark angegriffen und sieht etwas zerfressen aus; innen ist die Bronze hellgoldgelb. Sodann gehören dazu zwei Fibeln, beschädigt, ebenfalls stark angegriffen und zum Theil vergoldet, ohne Patinaüberzug, innen hellgoldgelb. Jede der beiden Fibeln ist an dem oberen und unteren Theile des Bügels mit zwei schmalen geriefelten silbernen Reifen verziert. Ferner sind vorhanden zahlreiche Glasperlen von flaschengrüner und blauer Farbe, Emailperlen zum Theil von dunkelrother Farbe und Bernsteinperlen. Herr Professor Conwentz ist der Ansicht, daß der Fund aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. stammt. Herr Helm fand in 100 Theilen der einen Fibel: 80,18 Theile Kupfer, 2,52 „ Zinn, 16,62 „ Zink, 0,33 „ Blei, 0,28 ,, Eisen, 0,03 „ Gold, 0,04 ,, Schwefel. Hierauf spricht Herr Prof. Dr. Conwentz über die im September 1895 in Ipswich abgehaltene Versammlung der British Association for the advancement of Science, welche Vortragender bei seinem Besuche England- Schottlands mitzumachen Gelegenheit hatte. Redner war im letzten Sommer einer Einladung der B. A. zu ihrer in Ipswich tagenden Jahresversammlung gefolgt und hatte so Gelegenheit gehabt, das wissenschaftliche Leben und Treiben jenseits des Canals an hervorragender Stelle kennen, und zugleich englische Gast- freundschaft schätzen zu lernen. Die Idee zur Veranstaltung nationaler Naturforscher-Yersammlungen ist von Deutschland ausgegangen und zuerst hier verwirklicht worden. Der Träger dieses Gedankens war der zu Anfang dieses Jahrhunderts lebende, als Naturphilosoph und Schriftsteller wohlbekannte Ludwig Lorenz Oken, dessen umfangreiches Wissen und Streben ihn zu mannigfachen Ver- XXV suchen führte, natürlich Zusammengehöriges, aber zufällig Getrenntes wieder zu vereinigen. Ueberdies war er ein echter Patriot, dem es am Heizen lag, die über die verschiedenen deutschen Staaten zerstreuten, wahrhaft deutsch Gesinnten einander näher zu bringen. Daher regte er in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Isis“ die Veranstaltung jährlicher Ver- sammlungen deutscher Naturforscher und Aerzte an. Welchen Anklang er fand, beweist der Umstand, daß die Zahl der Theilnehmer auf den ersten sieben Jahresversammlungen schnell von 20 (in Leipzig 1822) auf 464 (Berlin 1828) stieg und gar 1886, wiederum in Berlin, zu 3372 anwuchs; und während bis 1827 nur gemeinsame Sitzungen stattfanden, hatten sich 1828 in Berlin, wo Alexander y. Humboldt Geschäftsführer war, bereits 7 Sectionen gebildet, deren Zahl 1886 auf 30, später sogar auf noch mehr, anschwoll. Diese Versammlungen haben sich bewährt und haben bald Nachahmung im Auslande gefunden. Naturforscher- Versammlungen giebt es seitdem fast in allen Hauptstaaten Europas, auch in Bußland, ferner in den Vereinigten Staaten Nordamerikas, ja selbst in Australien Zunächst entstand 1831 in England die British As sociation for the advancement of science, die aber von vorneherein eine festere Organisation erhielt. Sie bauirt auf Continuität und ist mit Vorzügen ausgestattet, welche sie eigene wissenschaftliche Ziele wirksam verfolgen läßt. Nach den Salzungen hat sie den Zweck, „der wissenschaftlichen Forschung einen stärkeren Impuls und eine mehr planmäßige Directive zu geben; den Verkehr derer, welche sich in den verschiedenen Theilen Englands wissenschaftlich beschäftigen, unter einander und auch mit fremden Forschern, zu fördern; den wissenschaftlichen Objecten eine all- gemeinere Aufmerksamkeit zuzuwenden und alle Nachtheile öffentlicher Art, welche ihren Fort- schritt hindern, wegzuräumen.“ Die B. A. gewann sehr bald Einfluß, wie auf den Fortgang der Wissenschaft, so auch auf öffentliche Verhältnisse und selbst auf die Entschlüsse der Staatsregierung in Großbritannien. Die Comites jedes Faches wurden aufgefordert, bestimmte wichtige Gegenstände auszu- wählen, die sie für besonders geeignet hielten, durch Zuwendung von Geldmitteln — sei es als Entschädigung für aufgewandte Mühe, sei es zur Bestreitung der Kosten für Apparate oder dergleichen — gefördert zu werden. Zugleich sollten die Gründe ihrer Wahl angegeben und, wenn sie es für passend fänden, auch Persönlichkeiten zur Ausführung der gewünschten Unter- suchungen bezeichnet werden. Schon auf dem Meeting in Cambridge 1833 beschloss die B. A., den Ueberschuß an Mitgliederbeiträgen der wissenschaftlichen Forschung zu widmen, und sie war damals in der Lage, 12 000 M. dafür zu verwenden. Bis jetzt hat sie für solche Zwecke im Ganzen etwa 1 200 000 M. hergegeben. In welchem weiten Rahmen sich die Bestrebungen der B. A. bewegen, zeigte Vortragender an mehreren Beispielen aus der ersten Zeit ihres Be- stehens, wovon hier drei angeführt sein mögen. Im Jahre 1832 wurde ein Vortrag über den Stand der SchifFbaukunst in England gehalten. Der Autor betonte den Gegensatz zwischen der inneren Einrichtung der SchifFe und dem Mangel mathematischer Betrachtung in der Aus- gleichung der äußeren Schififsform. Er erläuterte den Vortheil in der Anwendung der höheren Analysis für die verschiedenen praktischen Probleme, welche den Schiffbauer interessiren sollten — Fragen des Rauminhalts, des Stauens, des Einsetzens der Maste, der Einwirkung der Segel, des Widerstandes des Wassers u a. m. Er empfahl, daß von der Regierung ausgedehnte Ver- suche angestellt werden sollten, zur Gewinnung der nöthigen Daten für die Berechnung; welchem Rath denn auch mit gutem Erfolge nachgekommen wurde. — In demselben Jahre hielt Lubbock einen Vortrag über die Gezeiten. Bisher waren nur auf den Werften in Woolwich, Sheerness, Portsmouth und Plymouth über Ebbe und Fluth Register angefangen, während solche aus ganz Schottland und Irland fehlten. Im Verfolg dieser Sache bewirkte 1834 die B. A. bei der Corporation in Liverpool, daß dort zwei Gezeitenmesser aufgestellt, und dann bei der Regierung, daß fortan an 500 Stationen derartige Beobachtungen angestellt wurden. — Im Jahre 1833 bewog dieB.A. die Regierung, 10 000 M. zur Reduction der astronomischen Beobachtungen Bailey’s zu bewilligen, u. a, m. Die Organisation der B. A. gestaltet sich der Hauptsache nach folgendermaßen: Ein Hauptausschuß stellt den Verwaltungsrath vor, dessen Mitglieder in Ansehung ihrer wissen- schaftlichen Arbeiten gewählt werden. Ihm zur Seite steht der Empfehlungsausschuß, aus den XXVI erfahrensten Mitgliedern gebildet; es ist gewissermaßen die zweite Kammer, deren Billigung alle Verwaltungs- und Verfassungsänderungen der B. A. unterliegen. Die ausführende Körperschaft ist der Rath, welcher den Druck der Verhandlungen veranlaßt, für die Ausführung der vom Haupt- ausschuß gefaßten Beschlüsse sorgt und den Ortsausschuß der jährlichen Meetings ernennt. Die Versammlung von 1895 fand vom 11. bis 19. September in Ipswich statt und war von mehr als 1500 englischen Mitgliedern besucht. Da statutengemäß auch der Verkehr mit Ausländern gepflegt werden soll, ergehen alljährlich Einladungen an fremde Naturforscher, von denen diesmal im Ganzen 32, darunter 9 aus Deutschland erschienen waren. Vortragender war der Einladung um so lieber gefolgt, als wohl jeder Botaniker den sehnlichen Wunsch hegt, einmal die eigenthiimlichen Vegetation» Verhältnisse und Einrichtungen dieses in so hoher und alter Cultur stehenden Landes, sowie namentlich Kew Gardens und British Museum, kennen zu lernen. Ipswich ist eine nordöstlich von London, in der Grafschaft Sufifolk gelegene Stadt von etwa 60 000 Einwohnern, mit bedeutenden Fabriken, hauptsächlich für landwirthschaftliche Maschinen. Die Versammlung der B. A. war hier von langer Hand vorbereitet, und selbst die letzte Bürgermeisterwahl war im Hinblick darauf erfolgt. Geht hieraus der Einfluß dieser gelehrten Gesellschaft auf die Gestaltung des öffentlichen Lebens deutlich genug hervor, so be- weist der Umstand, daß dem Ortsausschuß ein Herzog, ein Marquis, drei Grafen, zwei Bischöfe, acht Lords, dreizehn Bürgermeister u. a. m. angehörten, zur Genüge, in welch hohem Ansehen die B. A. in allen gebildeten Gesellschaftskreisen Englands steht, und einer wie freudigen, that- kräftigen Begeisterung die Naturforschung dort, auch in Laienkreisen, sich erfreut. Die Ausländer hatten schon vorher von angesehenen Bürgern der Stadt Einladung erhalten, in ihrem Hause abzusteigen, und genossen daher den Vorzug, neben dem wissenschaftlichen Verkehr auch das behagliche Leben im englischen Hause kennen und schätzen zu lernen. Vortragender rühmt die liebenswürdige, aufopfernde Gastfreundschaft, die er, wie wohl alle Aus- länder, dort erfahren. Den Mittelpunkt der Versammlung bildete das Rathhaus, welches zur Aufnahme der Gesellschaft fast vollständig ausgeräumt war. Die Eröffnung erfolgte, wie üblich Abends, nach dem dinner, und die Damen erschienen dazu durchweg in heller Toilette, die Herren im Frack. Der Präsident, Sir Douglas Galton, welcher vordem 25 Jahre lang General-Secretär der ß. A. gewesen war, verlas die Adresse, d. h. eine Eröffnungsrede, in welcher er einen kurzen Abriß der Geschichte der Wissenschaft seit Begründung der B. A. gab. Hierin hob er besonders rühmend die von Deutschland neu begründete Physikalisch-technische Reichsanstalt hervor. In den Sectionen, deren es 10 giebt, herrschte ein reges wissenschaftliches Treiben, welches dem Fremden immer von Neuem Gelegen- heit gab, den Engländer als Meister in der mündlichen Darstellung und popularisirenden Be- handlung auch streng wissenschaftlicher Themen zu bewundern. Das Skioptikon fehlte bei keinem Vortrage. Auch Vortragender hat, einer Aufforderung folgend, in Section K (Botanik) einen durch Originale und Abbildungen erläuterten Vortrag, und zwar über englischen Bernstein und Bernstein im Allgemeinen gehalten, welcher später im Druck erschienen ist1). Bei der Wahl des Themas war der Umstand entscheidend gewesen, daß sich gerade in der dortigen Gegend vielfach Baltischer Bernstein findet, und daß die gegenwärtige, künstlich hervorgegangene Vegetation Englands zum Theil an die Flora der Bernsteinzeit erinnert. Beide sind durch die große Zahl uns fremder Coniferen und immergrüner Sträucher, wie sie in Japan, China, Nordamerika Vor- kommen. ausgezeichnet. Die Besprechung dieser Verhältnisse veranlaßte den Vortragenden, die Vege- tation Englands näher zu schildern, woraus Folgendes hervorgehoben werden mag. England ist gleich einem ungeheueren Wall dem Wogenandrang des durch den Golfstrom erwärmten Atlantik vorgelagert und erfreut sich daher bis zum Norden gleich milder Winter. So ist die mittlere Wintertemperatur von Edinburgh gleich derjenigen von London (-j- 4,6 °), also höher als von Venedig (4,i) und Mailand (2 , 8 ) . Besonders begünstigt ist die Siidküste, wo die mittlere ,1) CoNWENTZ, H. On English amber and amber gcnerally. An address delivered in Section K of the British Association for the advancement of Science. Ipswich Meeting. 1895. With two plates and two flgures. — Natura} Science, Vol. TN- London 1896. Page 99— f°6 and lßl — J67. XXVII Wintertemperatur gar -f- 0 (gleich Florenz) erreicht. Es ist bekannt, daß die urwüchsige Flora des Landes durch Cultur sehr wesentlich verändert ist. Künstliche nachträgliche An- pflanzungen haben das Fehlende ersetzen müssen, und es gedeihen in den Gärten und Parks, in Folge des günstigen Klimas und der guten Pflege, viele Holzgewächse aus dem Mediterrangebiete, Ostasien und Nordamerika, durchweg in vorzüglicher Weise. Daher bietet die gegenwärtige Vegetation Englauds dem Beobachter ein für Mitteleuropa recht fremdartiges Bild, das dafür um so mehr an die längst entschwundene Tertiärflora erinnert. Bemerkenswerth sind die immer- grünen Bäume und Sträucher, welche im Winter der Landschaft eine anheimelnde Physiognomie verleihen und dem Engländer den dort beliebten Landaufenthalt im Herbst und Winter so an- genehm machen. In Betreff der Versammlung von Ipswich berichtete Vortragender noch über die Abend- Vorlesungen, welche in England an die Stelle der allgemeinen Sitzungen unserer deutschen Natur- forscher-Versammlungen treten. Besonders beachtenswerth ist der sogenannte ,, Arbeiterabend“, der keiner Jahresversammlung fehlt. Bei der Eröffnung desselben hob der Präsident hervor, daß es die Existenz-Berechtigung der British Association als nationaler Körperschaft sei, wissen- schaftliche Kenntnisse über das ganze Land und durch alle Kreise der Bevölkerung zu ver- breiten. Daher erachtet sie es auch als eine ihrer ersten Pflichten, dem gemeinen Manne (gegen ein Entgelt von 1 Penny) den Zutritt zu ihren Vorlesungen zu gestatten. Der starke Besuch gerade dieser Vorträge zeigte, ein wie lebhaftes für die Wissenschaft Interesse auch in den unteren Volksklassen Englands vorhanden ist. Charakteristisch für die B. A. sind mancherlei Einrichtungen. Zunächst nehmen in Eng- land alle Naturforscher Theil, während in Deutschland sich viele zurückziehen; eine Zer- splitterung in zahlreiche Specialcongresse, wie bei uns, kennt man dort gar nicht. Ueberdies stehen fast alle wissenschaftlichen Lokal vereine (ca. 66) in Verbindung mit der B. A., und ihre Delegirten halten während der Meetings jährliche Conferenzen ab. So werden die Mitglieder unter einander persönlich bekannt, und alle Vereinspublicationen werden in den Reports of the British Association katalogisirt. Auf diese Weise soll allmählich ein Nationalkatalog aller Publicationen entstehen. — Die englischen Aerzte haben besondere Congresse. — Von großer Wichtigkeit für das Gedeihen der B. A. ist es, daß die Theilnahme nicht auf Berufsgelehrte beschränkt, vielmehr eine ‘ganz allgemeine ist; auch Damen sind eifrige Besucherinnen der Meetings, selbst der einzelnen Sectionen. Auch die Staatsmänner Englands nennen sich mit Stolz Mitglieder der B. A.; und z. B. ein Lord Salisbury Ir eit 1894 auf dem Meeting in Oxford nicht nur als Kanzler des Reiches, sondern auch als Präsident der B. A. eine An- sprache von wissenschaftlichem Gehalt. Wenn er sich auch als Laien bezeichnete, so ist er doch ein sehr tüchtiger Chemiker und besitzt auf seinem Gute Watfield ein chemisches Laboratorium, in welchem er mit mehreren Assistenten wissenschaftlichen Problemen nachforscht. Welchen Antheil die Gesammtbevölkerung an den Arbeiten der B. A. nimmt, beweist u. a. die Thatsache, daß die Tageszeitungen wetteifern, die ausführlichsten Berichte über die jährlichen Versammlungen zu bringen; die Zeitungen von Ipswich ließen sogar besondere illustrirte B. A.- Ausgaben erscheinen, welche ausschließlich der Besprechung der Vorgänge auf dem Meeting gewidmet waren. Die Versammlung der B. A. trägt den Charakter ernster wissenschaftlicher Arbeit, und es fehlen ihr officielle Festessen, Ball und Festvorstellung, wie sie bei uns meist üblich ge- worden sind. Dafür giebt es eine Anzahl angenehmer einfacher Unterhaltungen. Man wird zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt geführt, zu denen in Ipswich auch eine Briefmarken- Aus- stellung von Whitfield, King & Co. im Werthe von 400 000 M., und als Curiosum ein mit 49 542 Marken austapezirtes Zimmer (15 000 M. Werth) gehört. Man bekommt Einladungen zu Gartenpartien, und hat hier Gelegenheit, auch den unübertroffenen englischen Rasen zu be- wundern, ferner zu Ausfahrten und Segelpartien, zu wissenschaftlichen Excursionen und za den, wohl nur in England üblichen Abend-Unterhaltungen, genannt Conversazioni. Es sind das gesellige Zusammenkünfte in den Räumen eines oder mehrerer Museen, in denen für den be- treffenden Abend außer den ständigen Ausstellungsgegenständen die mannigfachsten Demonstration::- XXVIII objecte von acutem Interesse aus allen Gebieten der reinen und angewandten Naturwissen- schaften geschmackvolle Aufstellung gefunden haben. Hier wird z. B. ein Zitterwels vom Senegal, bald daneben ein neues Geschütz auf einem Dreirad, dort werden Producte der einheimischen Teppich- und Brokatweberei oder prähistorische Feuersteinwerkzeuge demonstrirt. In einem Baume wird ein Apparat zur Bestimmung hoher Temperaturen, ein zweiter zur Bestimmung der Temperaturen unter der Erdoberfläche erläutert, in einem anderen ein Heliostat zum Gebrauch in Laboratorien und Lichtbilder zur Demonstration der Thierwelt des Wassers vorgeführt u. s. w. Hier und da sind Büffets zur Erfrischung aufgestellt. Wenn sich in diesen tageshell erleuchteten Bäumen, zwischen Petrefacten, Skeleten und Spirituspräparaten, die graziösen Gestalten der Englände- rinnen in ihren lichten Gewändern, mit Blumen geschmückt, bewegen und dazu aus der Ferne die einschmeichelnden Weisen einer Militärkapelle erklingen, so entsteht in der Tbat ein ganz eigenartiges, reizvolles Bild frischen Lebens, das sich um so wirkungsvoller von den in Beih’ und Glied stehenden Sammlungen abhebt. So bieten die Conversazioni Jedem in angenehmster Form das, wonach sein Sinn steht, und die verschiedenen Zweige der Wissenschaft kommen dabei auch zu ihrem Becht. Sitzung am 18. Dezember. Herr Professer Dr. Bail macht eine Reihe botanischer Mittheilungen. Derselbe legt eine junge Eiche vor, durch deren Wurzel die Grundachse einer Quecke mitten hindurchgewachsen ist. Dieselbe ist ihm von Herrn Stadtförster Hencker, welcher sie in Jäschkenthal ausgegraben hat, freundlichst übersandt worden. Schon im Jahre 1850 fand der Vortragende bei Gogolin in Oberschlesien eine Sommerwurz ( Orobanche ), durch deren knollen- artige Stengelverdickung gleichfalls eine Quecke gewachsen war, auch hat derselbe der Gesell- schaft bereits früher von Quecken durchbohrte Kartoffelknollen vorgelegt. Solche und ähnliche Durchbohrungen sind wiederholt beobachtet worden, ja sie sind für gewisse Pflanzen geradezu normal, wie das die Senker der Mistel beweisen, welche die Binde der von derselben be- wohnten Holzpflanzen durchbohren. Eine sehr interessante Zusammenstellung der beim Wachsen verschiedener Pflanzentheile zu beobachtenden Kräfte bietet Kerner von Merilaün im ersten Bande seines vorzüglichen „Pflanzenlebens“. Auch das feinste Wurzelhärchen muß sich durch Ueberwindung des vom Erdreich gebotenen Widerstandes Bahn brechen, und die Kraft der Ausdehnung der auf einander folgenden Generationen der xilgen, Flechten, Moose, Farne, blühenden Stauden und Holzgewächse sprengt schließlich sogar mächtige Felsen. Die Naturforschung der Gegenwart ist gewöhnt, die Wirkungen des Ganzen auf die Wir- kungen der einzelnen Theile zurückzuführen. Die lebenden Theile der Organismen sind die Zellen. Sehen wir uns unter den einzelligen oder den fadenartigen niederen Cryptogamen um, so finden wir schon hier die Fähigkeit, Pflanzen- und Thiermembranen zu durchbohren, in weitester Verbreitung. Der Umstand, daß gewisse Wasserpilze die ziemlich dicken Wandungen von Algenfäden, wie die Schichten von Stärkekörnern durch feinste nur schwierig nachweisbare Senker durchbohren, durch deren Böhren dann ihr Inhalt in die Algenzellen überwandert, hat zeitweise als Stütze für die Annahme der Urzeugung gedient. Die Keimfäden des Pilzes der Kartoffelkrankheit durchbohren gewöhnlich die Oberhautzellen der Nährpflanze, ja selbst die Korkzellen ihrer Knollen und ihre Ausläufer. Auch von dem Erzeuger des Hexenbesens der Edeltanne ( Aecidium elatinum) und von anderen holzbewohnenden Pilzen, unter anderen vom Feuerschwamm und seinen Verwandten wissen wir, daß sie die Membranen der Zellen ihrer Träger zu durchbohren vermögen. (Vor- legung eines in diesem Jahre erhaltenen prächtigen Hexenbesens aus Wildbad und Ueber- reichung von Photographien eines anderen von Herrn VON ZANGEN in Frankfurt a. M. freund- lichst aufgenommenen für die Sammlung der Gesellschaft). Wie die Keime der pflanzenbewohnenden Pilze durch pflanzliche Pläute, so dringen die in lebenden Insecten wohnenden von außen nach innen und schließlich von innen nach außen, in letzterem Falle oft in zahllosen Schaaren durch die thieriscflen Gewebe. Von der Kraft de? Ausdehnung wachsender Pflanzentheile sprechen XXIX auch alle unsere aus der Erde hervorragenden Pflanzen, von denen nur der Erdschieber (Lactarius scrobicuiatus ) genannt werden mag, welcher mächtige, ihn bedeckeude Erdlagen in Schollen zerbricht und emporhebt. In noch ausgedehnterem Maße spricht von jener Kraft das Wachsen unserer Bäume, da. wie Kerner hervorhebt, ein 50 cm dicker Buchenstamm jährlich meterhoch die ein paar tausend Kilogramm wiegende Krone emporhebt. Ferner zeigte derselbe noch eine der berühmten, Enhydros genannten Chalcedonmandeln aus Nerbudda in Indien. Herr Oberlehrer Dr. Lakowitz referirte über die neuerdings der Gesell- schaft von ihrem correspondirenden Mitglieae Prof. Dr. Griesbach - Mül- hausen i. E. gewidmete Schrift: „Energetik und Hygiene des Nervensystems in der Schule“. XXX Uebersicht über die in den ordentlichen Sitzung en 1895 bell nudelten Gregen stii n de. A. Allgemeines. 1. Der Director, Herr Momber, erstattet den Jahresbericht über das Jahr 1894. Im Anschlüsse an diesen erfolgen dann die Berichte über die ordentlichen Sitzungen der Natur forsch enden Gesellschaft durch Herrn Semon sen.; über die Medicinische Section durch Herrn Abegg; über die Anthropologische Section durch Herrn Oehlschlaeger; über die Section für Physik und Chemie durch Herrn Evers über die wissenschaftliche Thätigkeit des Westpreußischen Fischerei- Vereins durch Herrn Delbrueck; am 3. Januar. 2. Herr Conwentz giebt einen eingehenden Bericht über die britische Naturforscher -Versammlung in Ipswich im Sep- tember 1895; am 4. Dezember. B. Physik und Meteorologie. 1. Vortrag des Herrn Momber: Darstellung der Mittel - Temperaturen Danzigs durch Chrono- Isothermen, nach den Kleefeld’schen und Strehlke’sclien Beob- achtungen; am 3. Januar. 2. Vortrag des Herrn Kayser: Demonstration des neuen Wolkenhöhenmessers und Vorzeigung eines kleinen Quadranten der Wolff sehen Sternwarte; am 6. Februar. 3. Vortrag des Herrn Evers: Ueber Telegraphie ohne metallische Leitung; am 1. Mai. 4. Herr Momber demonstrirt einen Apparat, welcher die Einwirkung der Temperatur auf Metalle erweist. Derselbe, zeigt ein Metall-Thermometer (sogenanntes Schweizer-Thermometer), das zugleich als Maximum- und Minimum- Thermometer dient; am 6. November. XXXI C. Chemie. 1. Herr Helm berichtet über eine Wasser-Analyse aus einem Bohrloche bei Schwetz; am 3. April. 2. Vortrag der Herren Kunath und Helm: „Ueber Calciumcarbid und Acetylen“ mit Experimenten; am 1. Mai. 3. Vortrag des Herrn Suhr: Versuche mit fester und flüssiger Kohlensäure; am 16. October. 4. Vortrag des 'Herrn Helm: „Ueber seine neueren Untersuchungen vorgeschichtlicher Bronzen ; am 4. Dezember. D. Botanik. 1. Herr Bail bespricht die in Chicago beabsichtigte Herausgabe einer amerikanischen Pilzflora. Derselbe spricht über die Formen der sogenannten Dukatenbecher und verwandter einheimischer Gebilde; ferner über den Gitter- pilz, im Süden Europas vorkommend; am 6. November. 2. Herr Bail demonstrirt und erörtert Durchwachsungen von Pflanzen und Pflanzentheilen; am 18. Deceinber. E. Geographie und Beisen. 1. Herr Bail theilt ein Schreiben des Herrn Neumayer bezüglich der antarctischen Expedition und ihrer Bedeutung mit; am 1. März. 2. Vortrag des Herrn Ziegenhagen: „Ueber seine Besteigung des Vesuv und des Aetna und über die Zoologische Station in Neapel“; am 6. November. F. Medicin und Hygiene. 1. Vortrag des Herrn Friedheim: „ Ueber die Cholera in Westpreußen im Jahre 1894; am 16. Januar; 2. Vortrag des Herrn Semon junior: „Ueber Säuglingsernährung“; am 20. März. 3. Vortrag des Herrn Schaefer: „Ueber Verhütung und Bekämpfung der Tuberkulose“; am 3. April; 4. Herr Lakowitz bespricht die Schrift des Herrn Pr. Griesbach: „Energetik und Hygiene des Nervensystems in der Schule“; am 18. December. xXxii Bericht über die Sitzungen der Anthropologischen Section im Jahre 1895, erstattet von dem Vorsitzenden derselben, Dr. Oclilscliläger. Unsere Section zählt augenblicklich 49 einheimische und 10 auswärtige Mitglieder, also ebenso viel, wie vor Jahresfrist. In Herrn Walther Kauff- mann, welcher in Bremen eine ehrenvolle Stellung erhielt, verloren wir ein werthes Mitglied; schon vor Jahren hat er seine umfangreiche, durch Aus- grabungen gewonnene Sammlung unserer Sammlung übergeben. Es wurden 4 Sitzungen im Laufe des vergangenen Jahres abgehalten. In der Sitzung vom 23. Januar sprach Herr Dr. Kumm über neue Formen westpreußischer Gesichtsurnen. Am 27. März machte Herr Generalarzt Dr. Meissner anthropologische Mittheilungen aus Schleswig-Holstein, wo er durch jahrelangen Beruf sich heimisch gemacht hatte. — In derselben Sitzung berichtete Herr Dr. Kumm über die reichen Funde diluvialer Säugethierreste (des Mammuths, des woll- haarigen Nashorns, des Diluvialpferdes, des Kenthiers) in einer Kiesgrube zu Menthen, Kreis Stuhm. Am 14. November berichtete Herr Professor Dr. Conwentz über die Hügelgräber in der Gräflichen Forst Neustadt und in Sampohl, Kr. Schlochau, Herr Dr. Lakowitz über die Hügelgräber zu Gapowo, Kreis Karthaus. Endlich in der Sitzung vom 11. Dezember hatte Herr Professor Dorr aus Elbing, der Vorsitzende der dortigen Alterthumsgesellschaft, die Freund- lichkeit, über die bemerkenswerthen Funde in den Gräberfeldern auf dem Silberberge bei Lenzen und bei Serpin, Kreis Elbing, zu berichten. Die reichen Bronzefunde, welche er uns vorlegte, verdienen um so mehr Beachtung, als bisher in unserer Provinz noch keine derartigen Funde aus spätrömischer Zeit, aus dem 5 , 6. und 7. Jahrhundert nach Christo, gemacht worden sind. xxxm Bericht über die Sitzungen der Section für* Physik und Chemie im Jahre 1895, erstattet vom Vorsitzenden derselben, Professor H. Evers. Die Section für Physik und Chemie hat im Laufe des Jahres 1895 zwei Sitzungen abgehalten. In der ersten, am 18. April, demonstrirte zunächst unser correspondb rendes Mitglied, Herr Dr. JACOBSEN-Berlin, an einigen mitgebrachten Proben die Eigenschaften eines durch elektrische Synthese erhaltenen neuen Stoffes, des Calciumcarbids, und des daraus entwickelten Acetylengases, indem er auf die Bedeutung dieser Stoffe in bezug auf ihre praktische Verwertliung näher einging. Dann erläuterte Herr Momber eingehend die Construction der von ihm mit Benutzung der Strehlke’schen Beobachtungen entworfenen Chrono- isothermenkarte von Danzig, indem er die charakteristischen Unterschiede von den von anderer Seite construirten gleichartigen Karten für München und Stettin hervorhob. Endlich zeigte Herr Helm, wie man mit einem Aluminium- stift auf einer Glasplatte dauernde Schriftzüge hervorrufen kann. Die gleichfalls in dieser Sitzung vorgenommene Beamtenwahl ergab das- selbe Resultat wie im vorigen Jahre. In der zweiten Sitzung am 28. November zeigte der Vorsitzende nach den Angaben von Professor ExNER-Wien construirte transportable Apparate zur Demonstration und Messung der Luftelektricität vor. Indem das elek- trische Feld der Erde durch das künstliche elektrische Feld einer geladenen isolirten Kugel ersetzt wurde, wies er mit Hilfe eines resp. zweier Flammen- collectoren die Abhängigkeit des elektrischen Zustandsgrades (Potentials) eines Punktes der Luft von der Entfernung der Kugel nach. Ferner demon- strirte er ein Modell der von Belli im Jahre 1831 construirten Influenz- maschine, deren höchst einfache Construction das Princip aller Influenz- maschinen klar erkennen lässt. Endlich zeigte er einen im wesentlichen nach einer Angabe in Ewing’s ,,Magnetic induction in Iron and other Metals“ construirten Flüssigkeits-Rheostaten und Stromregulator vor, der durch eine stetige Veränderung des Widerstandsverhältnisses in einem Hauptstrom- und einem Nebenschlußkreise in letzterem eine stetige Stromänderung ermöglicht» XXXIV Bericht über die Sitzungen der Medieiiiisclien Sectioii im Jahre 1895. Vorsitzender: Br. Abegg. 1 Sitzung am 10. Januar. 1. Herr Dr. Glaeser zeigte ein mikroskopisches Präparat von Endometritis fungosa (wuchernder Entzündung der Gebärmutter-Schleimhaut), und die rechte Eierröhre nebst Eierstock von einer Frau, welche gleichzeitig an Rückwärtsbeugung der Gebärmutter litt. 2. Herr Dr. Adolf Wallenberg berichtet über einen Fall von Pseudo- Bulbärparalyse (scheinbare Lähmung des verlängerten: Markes). 3. Herr Dr. Freymuth legt Echinococcus-Blasen vor (Hülsenwurm, Finnen des Bandwurmes), welche ein Kranker mit dem Stuhl entleert hatte. 4. Derselbe zeigt das Herz und eine Oberschenkelblutader eines an Embolie (Verstopfung) der Lungenschlagader verstorbenen Mädchens. 2. Sitzung am 14. Februar. 1. Herr Dr. Wallenberg senior stellt einen Kranken vor mit Aneurysma arcus Aortae (Erweiterung des Hauptschlagaderbogens), bei welchem sich als frühe Krankheitserscheinung eine Hinterhaupts-Neuralgie gezeigt hatte. 2. Derselbe stellt einen anderen Kranken vor mit Erweiterung der Brust- schlagader (Aneurysma Aortae thoracicae), bei welchem hochgradige Athemnoth das hervorstechendste Zeichen ist. 3. Herr Dr. Adolf Wallenberg stellt einen jungen Mann vor, bei welchem in Folge von Paralysis cerebralis infantum (Kinderlähmung, vom Gehirn ausgehend) die Knochen der linken Körperhälfte im Wachsthum bedeutend zurückgeblieben waren. 4. Herr Dr. Freymuth stellt einen Paranoicus vor (einen Verrückten mit logisch verbundenen Wahnvorstellungen), welcher durch psychischen Contact erkrankt war, und bei welchem Anfälle von krampfhaften Zuckungen und Sinnestäuschungen erzeugt werden konnten. 5. Herr Dr. Glaeser sprach unter Vorlegung von Präparaten über ent- zündliche Erkrankung der Gebärmutteranhänge und ihre Behandlung. XXXV 6. Herr Dr. Ortmann zeigt ein Rundzellen-Sarkom (Bindegewebsgeschwulst), und ein Teratom (angeborene Geschwulst des Hodens). 7. Herr Dr. Freymuth berichtet über eine Geistesstörung, entstanden nach der Einspritzung von Diphtherie-Serum. 3. Sitzung am 21. März. 1. Herr Dr Scheele stellt einen jungen Mann vor mit Mikrobrachia (Kurz- armigkeit) und Pyopneumothorax in Folge von Lungen-Tuberkulose. 2. Derselbe stellt einen Mann vor mit Aneurysma der Aorta ascendens (Erweiterung der aufsteigenden Hauptschlagader) und gleichzeitiger Hemi- plegia dextra (rechtsseitiger Lähmung) und Verlust der Sprache. 3. Derselbe erklärt einige Temperatur-Curven von Flecktyphus-Fällen. 4. Derselbe legt ein Präparat vor von Aneurysma Aortae mit gleichzeitiger Insufficienz (fehlender Schlußfähigkeit) der Aorten-Klappen. 5. Derselbe zeigt ein Präparat von Tuberkulose des Harn- und Geschlechts- Apparates. 6. Herr Dr. Adolf Wallenberg erklärt ein Präparat von Gehirneiterung in Folge von Empyem (Eiteransammlung) in einer Stirnhöhle. 7. Herr Dr. Hermes legt eine angeborene atrophische Niere vor. 8. Herr Dr. Borntraeger berichtet über die bisherigen Ergebnisse der Heil-Serum-Anwendung gegen Diphtherie im Regierungsbezirk Danzig. 4. Sitzung am 9. Mai. 1. Herr Dr. Abegg legt einen Foetus vor, welcher bei einer Schwanger- schaft außerhalb der Gebärmutter operativ entfernt worden war. 5. Sitzung am 10. October. 1. Herr Dr. Scheele stellt einen Mann vor mit multipler Neuritis (viel- facher Nervenentzündung). 2. Herr Dr. Adolf Wallenberg berichtet über Versuche an Thieren, wo- bei er das Centrum für den Cornealreflex im Rückenmark fand, und zeigte Kaninchen vor, bei denen sich nach Erlöschen des Corneal-Reflexes trophische Augenentzündung ausgebildet hat. (*>. Sitzung am 7. November. 1. Herr Dr. Freymuth stellt eine Kranke vor, bei welcher sich in Folge von syphilitischer Leberentzündung durch Blutstauung in den Pfortadern ein sogenanntes Caput Medusae gebildet hat, ein Kranz von erweiterten Hautblutadern, am Rücken. 2. Derselbe berichtet über eine Reihe von Ruhr -Fällen und zeigte 4 pathologisch - anatomische Präparate dieser Krankheit in ihren ver- schiedenen Zeiträumen. XXNVt 3. Derselbe legt ein Präparat von Hypertrophie (Überernährung) der Vor- steherdrüse und ihren Folgen, Ausbuchtung der Blase, Erweiterung der Harnleiter und Entzündung der Nierenbecken. 4. Derselbe zeigt das Herz eines jungen Menschen vor, welcher an Ver- engerung und Schlußunfähigkeit der zweizipfeligen Herzklappe verstorben ist, und bei welchem zugleich Arteriosklerose (Verkalkung) der Lungen- schlagader vorhanden war. 5. Herr Dr. Farne zeigt einen aus der Harnblase eines jungen Mädchens entfernten Fremdkörper vor. 6. Herr Dr. Adolf Wallenberg berichtet über einen Fall von chronischem Hydrocephalus (Wasserkopf) mit schließlicker Blutung in die Ala cinerea (die graue Hirnmasse) der 4. Hirnhöhle, unter Vorzeigung von Präparaten im Skioptikon und Mikroskop. 7. Sitzung am 5. December. 1. Herr Dr. Freymuth stellt einen Mann vor mit saltatorischem (tanz- artigem) Reflexkrampf. 2. Herr Dr. Ziem spricht über die Geschichte und Bedeutung der Durch- leuchtung der Kieferhöhlen und der Augen, mit Demonstrationen an Thieraugen. XXXVII Bericht über die wissenschaftliche Thätigkeit des Westpreußischen Fischereivereins im Jahre 1895. Erstattet vom Vorsitzenden desselben, Regierungsrath Delbrück. Die Untersuchungen über die Wanderungen des Lachses erhielten da- durch eine besondere Förderung, daß der Herr Oberpräsident die Betheiligung der Herren Strombaubeamten an der Sammlung' von genauen Nachrichten über die Zeit und den Umfang des Lachsaufstieges in der westpreußischen Weichsel genehmigte. Auch die Untersuchungen über das Vorkommen des männlichen Aales im Putziger Wiek wurden fortgesetzt. Im Februar fanden sich unter 37 Aalen von 35 — 42 cm Länge 7 Männchen, das längste 42 cm lang bei 120 gr Gewicht, Von den zahlreichen anderen, gelegentlich unter- suchten Fischen sei eine Anzahl kranker, stark abgemagerter Forellen erwähnt, deren Ovarien eine große Menge von vorjährigen, in Resorbtion begriffenen Eiern enthielten, bei denen also vielleicht die Laichreife durch den Aufenthalt im Teiche verhindert und dadurch die Krankheit hervorgerufen war. Die Untersuchungen über die Lebewelt der Gewässer wurden fortgesetzt. Wiederholt fand sich Gelegenheit, die Thierwelt in reinen Bachstrecken mit der Thierwelt in solchen Strecken, welche durch Zuckerfabrikabwässer regel- mäßig verunreinigt werden, zu vergleichen. Die in der genannten Weise veränderten Bachstrecken zeigten, namentlich soweit die Wärme des Wassers eine ungewöhnlich hohe war (20 — 22° C. bei 0° Luftwärme), überaus zahl- reiche Oligochaeten, während die von dem mehr abgekühlten Wasser durch- strömten Bachstrecken in dem trüben Wasser hauptsächlich freilebende Nema- toden (nicht etwa die Rübennematode), außerdem Flagellaten ( Euglena viridis , Monas- und Bodo- Arten und Infusorien ( Paramecium aurelia , Glaucoma scin- tillans) enthielten. Von Oligochaeten kommen unter diesen Verhältnissen namentlich Tubifex rivulorum und Limnodrilus udekemianus , nicht so regel- mäßig Lumbriculus variegatus vor. Der Schlamm ist dicht von diesen Würmern durchsetzt und seine organischen eiweißreichen Bestandteile dienen den Thieren offenbar direct als Nahrung. Die Wurmfauna erhält sich auch XXXVIII außerhalb der Arbeitsperiode der Fabriken, daneben treten in den sich ent- wickelnden Beggiatoa-Raseii hauptsächlich Mückenlarven ( Chironomus plumosus , Tanypus- Arten) auf, während die dauernd auf das Wasserleben angewiesenen Crustaceen und die empfindlicheren Insectenlarven sich erst dort wieder in größeren Mengen zeigen, wo die dem natürlichen Bache fremde Vegetation von Beggiatoa und Oscillarien aufgehört hat. Ganz reine raschfließende Bäche, wie die Radaune, das Schwarzwasser, die Brahe, in ihren oberen Läufen, enthalten eine charakteristische Thierwelt, zu der namentlich gehören: Gammarus pulex, die Larven von Simulia , By- dropsyche , Rhyacopliila , Limnopliilus , Oligoplectron maculatum , oft auch die von Brachycentrus montanus , ferner Planaria torva , die Schnecken Ancylus fluviatilis und Neritina fluviatilis , endlich auf dem Wasser die Wanze Velia currens. Die See -Untersuchungen wurden fortgesetzt und namentlich der Bild- schön-See und der Ziegelei-See bei Glauchau und eine Anzahl von Seen im Kreise Dt. Krone untersucht. In dem 34 m tiefen Boethin-See fand sich in dem Ufermergel zwischen Cliara in Menge der schöne Gliederwurm Rhyn- clielmis limosella , außerdem von Copepoden die erst einmal in Westpreußen (im Schwarzen See bei Sitnagora) beobachtete Heterocope appendiculata , welche übrigens auch in dem 18 m tiefen Lübtow-See bei Tütz gefunden wurde, und die in Westpreußen bisher noch nicht beobachtete Temorella lacusiris. Die Arbeiten für die Fischerei-Karte wurden fortgeführt. XXXIX Verzeichniss der in den Jahren 1895 und 1896 durch Tausch, Kauf und Schenkung erhaltenen Bücher. Asien. C a 1 c u 1 1 a. Asiatie society of Bengal. Proceedings 1894, No. 9, 10. 1895, No. 1 — 10. 1896, No. 1 — 5. Calcutta 1895, 96, 8. Annual address. Calcutta 1896. C. 1896. 8. Tokio. Medicin. Facultät d. K. Japan. Universität. Mittheilungen Bd. 2, No. 2. Bd. 3, No. 1, 2. Tokio 1894, 95. 4. Astron. Observatorium. Annales. Tom 1 fase. 3. Tokio 1894. 4. Yokohama. Deutsche Gesellschaft f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens. Mittheilungen H. 55, 56, 57 u. Suppl. 3. Tokio 1895, 96. 4. Belgien, Brüssel. Academie r. des Sciences de Belgique. Bulletins. Ser. 3. Tom. 25 — 28. Bruxelles 1893, 94. 8. Memoires couronnees. Tom. 53. Bruxelles 1894. 4. Memoires couronnees. Collect, in 8°. Tom. 47, 50. P. 2 — 52. 1892—93. Bruxelles 1895. 8. Annuaire 1894, 95. Bruxelles 1894, 95. 8. Potvin, Homere choix de rhapsodies illustr. Fase. 2. Bruxelles 1893. 4. Lüttich. Societe geolog. de Belgique. Annales. Tom. 21. 1893 — 94. Liege. 1893, 94. 8. O e ntral- A m oxilvct. Mexico. Socied. cientif. „Antonio Alzate“. Memorias y revista — Tom. 8, N. 3—8. Tom. 9, N. 1 — 6. Mexico 1895, 96. 8. Datos para la historia del collegio de mineria. Edic. de la soc. ,,Ant. Alzate“. Mexico 1894. 8. Observatorio meteor. centr. Boletin de agricult. ArTo 3 N. 12. Ah o 4 N. 1, 2, 5, 6, 7, 8, 9, 12. An o 5 N. 1—5. Mexico 1894, 95. 8. Ordonnez, expedit. al Popocatepetl. Mexico 1895. 8. Boletin del istituto gcol. N. 2, N. 3. 1895, 96. 4. Boletin mensual del observ. met. centr. Enero, Febr,, Marzo, Abr. ; Majo-Agost, Oet , Die. 1895. Enero, marzo, 1896. 4. Observac. astr. y met. 1895. S. Salvador. 4. Boletin del obs. astr. nac. de Tacubaya. Tom. 1, N. 19 — 24. 4. Anuaxio del obs, astr. nac. Ann. 16. Mexico 1895. 8, xxxx Dänemark Kopenhagen. K. Dänische Akademie der Wissenschaft. Oversigt over det K. D. Vidensk. selskabs forhandl. i. Aar. 1894 No. 8; 1895 No. 1—4; 1896 No. 1—5. Kjöb. 8. Memoires. Ser. 6. Tom. 7, No. 10, Tom. 8, No. 1, 2. Copenh. 1891—96. 4. Societe r. des antiquaires du nord. Aarboger 1894. Bd. 9, H. 3, 4. Bd. 10, H. 1 — 4. Bd. 11, H. 1, 2, nebst Tillaeg. Kjöb. 8. Memoires. No. 5. 1893, 1894. Copenh. 8. Deutschland und. Oesterreich-Ungarn. Altenburg i. S. Naturforschende Gesellschaft. Mittheilungen aus d. Osterlande. Bd. 6. Altenburg 1894. 8. Augsburg. Naturwiss. Verein f. Schwaben u. Neuburg. Bericht, 32, Augsburg 1896. 8. Berlin. K. Freuß. Akademie der Wissenschaft. Abhandlungen aus d. Jahre 1894. Berlin 1894. Abh. aus d. J. 1895. Berlin 1895. 4. Sitzungsberichte. 1894, No. 39—51. 1895, No. 1—51. 1896, No. 1—39. Berlin. 8. K. Freuß. Meteorol. Institut. Veröff. des K. Preuß. met. Instituts. Ergebnisse der Beob. an d. Stationen 2. u. 3. Ordn. 1894. H. 2. Berlin 1895. 4. — — — — 1895. H. 1. Berlin 1895. 4. — — — 1895. H. 2. Berlin 1896. 4. — — — 1896. H. 1. Berlin 1896. 4. Ergebn. d. meteor. Beob. Potsdam 1893, 1894. Berlin 1895. 4. Ergebn. d. Gewitter-Beob. 1891. Berlin 1895. 4. Ergebn. d. Niederschlags-Beob. 1893. Berlin 1895. 4. Bericht über d. Thätigkeit 1894, 1895. Berlin 1895, 96. 8. Bericht des internat. Comites in Upsala 1894. Berlin 1895. 8. Hydrographisches Amt der Admiralität. Annalen der Hydrographie u, marit. Meteor. Jahrg. 23, 24. Berlin 1895, 96. 8. Gesellschaft für Erdkunde. Verhandlgn. Bd. 21, No. 10; Bd. 22, No. 1—10; Bd. 23, No. 1—8. Berlin 1894—96. 8. Gesellsch. Naturforsch. Freunde. Sitzungsberichte i. d. J. 1894, 95. Berlin 1894, 95. 8. Gesellschaft für Anthroprologie, Ethnologie u. Urgeschichte. Verhandlungen 1894 Oct. — 1896 Mai. Berlin. 8. Deutsche Geolog. Gesellschaft. Zeitschrift Bd. 46, H. 3, 4; Bd . 47, H. 1—4; Bd. 48, H. 1, 2. Berlin 1894-96. 8. Deutsche Entomolog. Gesellschaft. Zeitschrift 1895 H. 1, 2. 1896, H. 1. Berlin 1895, 96. 8. Physikal. Ges. Verhandlungen Berlin 1892 — 95. 8. [unvollständig.] Botan. Verein f. d. Provinz Brandenburg. Verhandlungen Jahrg. 36, 37, 1894, 95. Berlin 1895, 96. 8. Vereinigung von Freunden d. Astronomie u. kosm. Physik. Mittheilungen 1895, 96. Berlin. 8. Deutscher Fischerei-Verein. Mittheilungen Jahrg. 3, 1895, H. 6. Jahrg. 4, 1896, H. 1 — 6. Berlin. 8. D. Seefischerei- Verein. Mittheilungen, Bd. 11, No. 1 — 12 nebst Beilage, Bd. 12, No. 1 — 9. Hannover 1895, 96, 8. XLI Central-Commission für wiss. Landeskunde v. Deutschland, Bericht 1894. Berlin 1895. 8. Bonn. Naturhist. Verein. Verhandlungen. Jahrg. 51, H. 2; Jahrg. 52, H. 1, 2. Bonn 1894. 95. 8. Sitzungsberichte d. niederrhein. Ges. für Natur u. Heilkunde 1895 H. 1, 2. Bonn 1895, 9C. 8. Bremen. Naturwiss. Verein. Abhandlungen. Bd. 13, H. 2, 3. Bremen Bd. 14, H. 1. 1895. 96. 8. Ergebnisse der meteor. Beob. Jahrg. 5, 6. Bremen 1895, 96. 4. Beiträge zur nordwestdeutsch. Volks- u. Landeskunde H. 1. Bremen 1895. 8. Verhandlungen des 11. Geographen-Tages 1895. Berlin 1896. 8. Breslau. Schlesische Ges. f. vaterländ. Cultur. Jahresbericht 72, 1894; 73, 1895. Breslau 1895, 96. 8. Literatur der Landes- u. Volkskunde. H. 3. Ergänz. -H. Breslau 1895. 8. Verein für das Museum Schles. Alterthümer. Schlesiens Vorzeit. Berichte Bd. 6, H. 3; Bd. 7, H. 1; Breslau 1895, 96. 8. Verein für Schles. Insektenkunde. Zeitschrift für Entomologie. H. 20, 21. Breslau 1895, 96. 8. Bromberg. Historische Gesellschaft. Jahresbericht, Bromberg 1895. 8. Jahresbericht. Festschrift d. Stadt Bromberg zum 550j. Bestehen. Bromberg 1896. 8. Brünn. Naturforschender Verein. Verhandlungen Bd. 33. 1894. Brünn 1895. 8. Bericht 13 der meteor. Commission. 1893. Brünn 1895. 8. K. K. Mähr. Gesellsch. z. Beförderung des Ackerbaues. Centralblatt. 1894. Jahrg. 74 nebst Notizenblatt. Notizenblatt 1895 No. 1 — 12. Brünn 1895. 4. Museum Francisceum Brunae 1896. 4. Budapest. K. Ungar, naturwiss. Gesellsch. Math, es termesz-ertesitö. 12 Köt. füz. 8 — 12. 13 Kot. filz. 1 — 5, 14 Kot. füz. 1 — 4. Budapest 1894 — 96. 8. Math, und naturw. Berichte aus Ungarn. Bd. 11, H. 1, 2; Bd. 12, H. 1, 2; Bd. 13, H. 1. Budapest 1894 — 96. 8. Rapport sur les travaux ä l’acad. Hongr. 1893, 94. Budapest 1894, 95. 8. Termesz. füzetek. 1894 füz. 3 — 4. 1895 füz. 1 — 4. 1896. füz. 1 — 4. Budapest 8. Beilage (z. 18. Bd. 1895). Georgius de Hungaria arithmet. Budapest 1894. 8. Araneae Hungariae conscript. a Chyzer et Külizynski Tom. 1, Tom 2. Budapest 1892. 4. Aquila, a magyar ornith. Zeitschr. Jahrg. 1. 1894. 2 Hefte. K. Ungar, geol. Landesanstalt. Földtani KÖzlöny (geol. Mitth.) Köt. 24. füz. 11 — 12, Köt. 25. füz. 4 — 8, 11 — 12 Köt. 26 füz. 1 — 10. Budapest 1893 — 96. 8. Jahrbuch. K. Ungar, geol. Anstalt für 1892, 93. Budapest 1894, 95. 8. Mittheilungen aus d. geol. Jahrb. Bd. 9, H. 7. 5 Sep.-Abdrücke. Ethnol. Mittheilungen von Ungarn. Bd. 4. 1895. H. 1. Budapest 1895. 8. Cassel. Verein f. Naturkunde. Bericht 40, 1894-95, 41, 1895—96. Cassel 1895, 96. 8. Danzig. Westpreuß. Fischerei- Verein. Mittheilungen Bd. 7, H. 1—4, Bd. 8, H. 1—4. Danzig 1894, 95. 8. Führer durch die Fischereiabtb. N. 0. Deutsch). Königsberg 1895. 8. Westpreuß. Prov.-Museum. 15. amtlicher Bericht über die Verwaltung d. naturw., . archäol. u. ethnol. Sammlungen. Danzig 1894. 8t XLII Darmstadt. Verein f. Erdkunde. Notizblatt Folge 4, H. 15, 16. Darmstadt 1894, 95. 8. Donaueschingen. Verein f. Geschichte u. Naturgesch. Schriften, H. 9. Tübingen 1896. 8. Dresden. Naturwiss. Gesellsch. ,,Isis“. Sitzungsberichte 1894 Juli — Dez., 1895 Jan. — Juni, 1896 Jan. — Juni. Dresden. Gesellsch. f. Natur- u. Heilkunde. Jahresbericht u. Sitzungsberichte 1894—95, 1895 — 96. Dresden 1895, 96. 8. Düsseldorf. Naturwiss. Verein. Mittheilungen H. 3. Düsseldorf 1895. 8. Eberswalde. Forstakademie. Beobachtungsergebnisse. Jahrg. 20, No. 4—12, Jahrg. 21, No. 1 — 12.. Berlin 1894, 95. 8. Jahresbericht üb. d. Beobachtungsergebnisse. Jahrg. 20, 21. Berlin 1894, 95. 8. Elberfeld. Naturwiss. Verein. Jahresberichte H. 8. Festschrift z. 50jähr. Jubiläum. Elberfeld 1896. 8. Emden. Naturforsch. Gesellsch. Jahresbericht 79, 1893 — 94. 80, 1894 — 95. Emden 1895, 96. 8. Erfurt. K. Akademie gemeinnütz. Wiss. Jahrbücher, N. F. H. 21, 22. Erfurt 1895, 96. 8. Erlangen. Phys. med. Societät. Sitzungsberichte H. 26, 27. Erlangen 1895, 96. 8. Frankfurt a. M. Senckenberg. naturf. Gesellsch. Abhandlungen Bd. 18, H. 4. Bd. 19, H. 1 — 4, Bd. 22 nebst Anhang. Frankfurt a. M. 1895, 96. 8. Physikalische Gesellschaft. Jahresbericht 1893—94, 1894—95. Frankfurt a. M. 1895, 96. 8. Frankfurt a. 0. Naturw. Verein des Reg.-Bez. Frankfurt. Monatl. Mittheiluugen (Helios) 1894. Fr ei bürg i. Br. Naturforschende Gesellsch. Berichte, Bd. 9, H. 1 — 3. Freiburg 1894, 95. 8. Giessen. Oberhess. Gesellsch. f. Natur- u. Heilkunde. Bericht 30. Gießen 1895. 8. Görlitz. Oberlausitz. Gesellsch. d. Wissensch. Magazin, neues, Bd. 71, H. 1, 2. Görlitz 1895. 8. Bd. 72, II. 1 (Festschrift zum 550j. Gedenktage d. Oberlausitz. Städte-Bündn. 1896). Görlitz 1896. 8. Naturforschende Gesellschaft. Abhandlungen Bd. 21. Görlitz 1895. 8. Gesellsch. f. Anthropologie u. Urgeschichte der Oberlausitz. Jahreshefte, H. 4. Görlitz 1895. 8. Göttingen. K. Gesellsch. d. Wissensch. Nachrichten aus d. J. 1894 No. 4, 1895 No. 1 — 4, 1896 No. 1 — 3, Geschäftl. Mitth. 1895 No. 1, 1896 No. 1, 2. Göttingen. 8. Graz. Naturwiss. Verein f. Steiermark. Mittheilungen 1894, 1895. Graz 1895, 96. 8. Verein d. Aerzte in Steiermark. Mittheilungen. Vereinsjahr 31, 1894. Graz 1895. 8. Greifswald. Universität. 1895 102 Dissertationen. 1896 126 Dissertationen. Naturwiss. Verein f. Neuvorpommern und Rügen. Mittheilungen Jhrg. 26 1894, Jhrg. 27 1895. Greifswald 1895, 96. 8. Geographische Gesellsch. Jahresbericht 1893—96. Greifswald 1896. 8, XLI1I Guben. Niederlausitz. Gesellsch. f. Anthropol. u. Alterthumskuude. Mittheilungen Bd. 4 H. 1 — 6. Guben 1895. 8. Halle a. S. Leopold. Carol. Deutsche Akademie der Naturforscher, Leopoldina 1895, 96. Halle. 4. Naturwiss. Verein. Abhandlungen Bd. 19 No. 1 — 4. Bd. 20. Halle. 4. Die Karnischen Alpen, v. Frech. Lief. 2. Halle 1894. 8. Bericht üb. d. Sitzungen i. d. J. 1892. Halle 1892. 8. Naturwissensch. Verein. Zeitschrift f. d. Naturwiss. 1894, H. 3 — 6. Halle 1894, 95. 8. Verein f. Erdkunde. . Mittheilungen 1895, 96. Halle 1895, 96. 8. Hamburg. Deutsche Seewarte. Ergebnisse der meteor. Beob. Jahrbuch f. 1893, 94. Jahrg. 16. 17. Hamburg 1894, 1895. 4. D. überseeische meteorol. Beob. H. 7. Hamburg 1896. 4. Aus dem Archiv d. D. Seewarte. Jahrg. 17, 18. 1894, 95. Hamburg 1895, 96. 8. 17. Jahresbericht 1894. Beiheft z. d. Annalen d. Hydrographie. Naturwiss. Verein. Abhandlungen aus dem Gebiete d. Naturw. Bd. 13, 14. Hamburg 1895, 96. 4. Verhandlungen d. naturw. Vereins 1895. 3. Folge 2, 3. Hamburg 1895, 96. 8. Naturhist. Museum. Mittheilungen, Jahrg. 12, 13, 1894, 95. Hamburg 1895, 96. 8. Verein f. naturwiss. Unterhaltung. Verhandlungen 1891 — 93, 1894 — 95. Hamburg 1894, 96. 8. Mathemat. Gesellschaft. Mittheilungen Bd. 3, H. 5, 6. Leipzig 1895, 96. 8. Hanau. Wetterauische Gesellschaft. Bericht 1892 — 95. Hanau 1895. 8. Heidelberg. Naturhist.-medic. Verein. Verhandlungen N. F. Bd. 5, H. 4. Heidelberg 1896. 8. Iglo, Ungar. Karpathen-Verein. Jahrbuch. Jahrg. 22. 1895. Iglo 1895. 8. Innsbruck. Alterthums-Gesellschaft. Jahresb. 1892 — 93, 1893—94. Innsbruck. 8. Urkunden zur Geschichte Innsbrucks. Innsbrgk 1895. 8. Naturwiss. medic. Verein. Notizen z. Berichte d. naturw.-med. Verein. Innsbruck 1895. 8. Inster bürg. Alterthums- Gesellsch. Jahresbericht 1894 — 95. Insterburg. 8. Urkunden zur Geschichte des ehemaligen Hauptamtes Insterburg. Insterburg 1896. 8. Jena. Med. naturw. Gesellsch. Jenaische Zeitschrift. Bd. 29, H. 2 — 4, Bd. 30, H. 1—4. Jena 1894—96. 8. Karlsruhe. Naturwiss. Verein. Verhandlungen Bd. 11, 1888—95. Karlsruhe 1896. 8. Kalocza. Haynald-Observatorium. Meteor. Beobachtungen zu Boroma in Süd* Afrika. Bubi, des Haynald-Übs. H. 7 1896. Kalocza 1896, 4. Kiel. Naturwiss. Verein für Schleswig-Holstein. Schriften, Bd. 10 H, 2. Kiel 1895. 8, XLIV Wiss. Meeresuntersuchungen, herausg. v. d. Kommission zur wiss. Untersuchung der Meere in Kiel und Helgoland. N. F. Bd. 1, H. 1, 2, Bd. 2, H. 1, Abth. 1. Kiel und Leipzig 1894 — 96. 4. Ergebnisse der Beob.-Stationen über die physik. Eigenschaft der Ost- und Nordsee Jahrg. 93 H. 1 — 12 fol. Kiel u. Leipzig 1895. Klagen für t. Naturhistor. Landesmuseum von Kärnthen. Jahrbuch 1893 H. 23. Klagenfurt 1895. 8. Diagramme der magnet. u. meteor. Beobachtungen 1894. 4. Königsberg i. P. Physik. -Ökonom. Gesellsch. Schriften, Jahrg. 35 1894, Jahrg. 36 1895. Königsberg 1895, 96. 4. Bericht üb. d. Verwaltung des Ostpreuß. Provinzial-Museums der Phys. -Ökonom. Ge- sellschaft 1893 — 95. Königsberg 1896. 4. Alterthumsgesellschaft Prussia. Sitzungsberichte 49, 50 1893 — 95. Königsberg 1895, 96. 8. Krakau. Akademie d. Wissenschaften. Anzeiger 1894 Dez. — 1896 Oct. Krakau. 8. Pamietnik T. 18. Krakowie 1894. 4. Rozprawie Serya 2, Tom 7, 8, 9. Krakowie 1894, 95. 8. Landshut (Bayern) Botan. Verein. Bericht 14, 1894 — 95. Landshut 1896. 8. Böhm. Leipa. Nord-Böhm. Excursionsclub. Mittheilungen Jahrg. 17, H. 4, Jahrg, 18, H. 1, 4, Jahrg. 19, No. 1 — 3. Böhm. Leipa 1894—96. 8. Leipzig. K. Sächsische Gesellsch. d. Wiss. Bericht über die Verhandlungen d. math.-phys. Classe. 1894 II, III, 1895 I — VI, 1896 I— III. Leipzig. 8. Zur 50 j. Jubelfeier d. K. Sachs. Ges. d. W. 1896. Leipzig. 8. Preisschriften No. 12 (31), No, 13 (32). Leipzig 1895, 96. 8. Naturforschende Gesellschaft. Sitzungsberichte Jahrg. 19 — 21. Jhg. 1892 — 94. Leipzig 1895. 8. Verein f. Erdkunde. Mittheilungen 1894, 95. Leipzig 1895, 96. 8. Wiss. Veröffentl. d. Vereins f. Erdkunde. Bd. 2. Bd. 3, H. 1. Leipzig 1895, 96. 8. Museum f. Völkerkunde. Bericht 23, 1895. Leipzig 1896. 8. Linz. Museum Francisco-Carolinum. Bericht 53, 54. Linz 1895, 96. 8. Verein f. Naturkunde. Jahres-Bericht, 23 (über 25j. Bestehen) 24. Linz 1894, 95. 8. Lübeck. Vorsteherschaft des naturhistor. Museums. Mittheilgn. der geogr. Ges. u. d. naturhist. Mus. 2. Reihe. H. 7, 8. Lübeck 1895. 8. Lüneburg. Naturwiss. Verein f. d. Fürstenthum Lüneburg. Jahreshefte 13, 1893 — 95. Lüneburg 1895. 8. Magdeburg. Naiurwiss. Verein. Jahresbericht u. Abhdlgn. 1894, 2 — 1896. Magdeburg 1895. 8. Marburg. Gesellsch. z. Beförderung d. gesammten Naturwiss. Schriften Bd. 12, Abh. 6. Marburg 1895. 8. Sitzungsberichte 1894, 95. Marburg 1895, 96. 8. Metz. Verein f. Erdkunde. Jahresbericht 17, 18, 1894—95, 1895-9 1 Met? 1$95, 96. 8, XLV Mühlhausen i. E. Industrielle Gesellsch. Jahresbericht 1894, Mühlhausen 1894. 8. München. K. Bayer. Akad. der Wissensch. Abhdlgn. d. math.-phys. Cl. Bd. 18. H. 3. Bd. 19. H. 1. München 1894, 95. 4. Sohncke, üb. d. Bedeutung d. Ballonfahrten (Alt. Bede). München 1894. 4. Sitzungsberichte 1894. H. 4. 1895. H. 1 — 3. 1896. H. 1, 2. München. 8. Gesellsch. f. Morphologie u. Physiologie. Sitzungsberichte 1894. H. 1 — 3. 1895. H. 1. München. 8. Bayer. Bot. Gesellsch. Berichte, Bd. 4. München 1896 8. Allg. Fischerei-Zeitung. 1895. No. 2—26. 1896. No. 1 — 25. München. 4. Münster. Westphäl. Verein f. Wissenschaft u. Kunst. Jahresbericht 22, 23, 1893 — 94, 1894 — 95. Münster 1894, 95. 8. Neuburg s. Augsburg. Neubrandenburg. Verein d. Freunde d. Naturgeschichte in Mecklenburg. Archiv 48. Abth. 1, 2, 1894, 49. Abth. 1, 2, 1895. Güstrow 1894—96. 8. Nürnberg. Naturhist. Gesellsch. Abhdlgn. Bd. 10, H. 3, 4. Nürnberg 1895. 8. Jahresbericht 1895. Nürnberg 1896. 8. Germ. Nationalmuseum. Mittheilungen. Jahrg. 1894, 95. Nürnberg 1894, 95, 8. Anzeiger. Jahrg. 1894, 95. Nürnberg 1894, 95. 8. Katalog der im Germ. N. M . vorhandenen Holzstöcke vom 15. — 18. Jahrhundert. Th. 2. Nürnberg 1894. 8. Atlas zum Katalog. Nürnberg 1896. fol. Offenbach. Verein f. Naturkunde. Bericht 35 — 36. Offenbach 1893 — 95. 8. Osnabrück. Naturwiss. Verein. Jahresbericht 10, 1893 — 94. Zugleich Festschrift. Osnabrück 1895. 8. Posen. Histor. Gesellsch. f. d. Provinz Posen. Zeitschrift Jahrg. 9, H. 1 — 4. Jahrg. 10, H. 1 — 4. Jahrg. 11, H. 1, 2. Posen 1894—96. 8. Naturwiss. Verein, botan. Abth. Zeitschrift, Jahrg. 2. Posen 1895. 8. Prag. K. Böhm. Gesellsch. d. Wissenschaften. Jahresbericht f. 1894, 95. Prag 1895, 96. 8. Sitzungsberichte f. 1894, 95 I, II. Prag 1895, 96. 8. Magnet, u. meteor. Beobachtungen d. K. K. Sternwarte 1894, 95. Jahrg. 55. 56. Prag. 1895, 96. 4. Verein Lotos. Lotos. N. F. Bd. 15. Prag 1895 u. Abhandlungen Bd. 1, H. Prag 1896. 8. Listy Chemike. Rockn. 19, 20. Praze 1895, 96. 8. Bericht der Lese- u. Redehalle der Studenten 1894. Prag. 1895. 8. Pressburg. Verein f. Heil- u. Naturkunde. Verhandlungen, Pressburg 1894. 8. Regensburg. Botan. Gesellsch. Katalog d. Bibliothek, Th. 1. Regensburg 1895. 8. Naturw. (zool. min.) Verein. Berichte, Heft V., 1894 — 95. Regensburg 1896. 8. Reichenbach. Jahresbericht 27 der Philomathie. Reichenbach 1895, 8. Xi. VI Reichenberg. Verein der Naturfreunde. Mittheilungen, Jahrg. 26, 27. Reichenberg 1895, 96. 8. Schwerin. Verein f. Mecklenburg. Geschichte n. Alterthumskunde. Jahrbücher, Jahrg. 60, 61. Schwerin 1895, 96. 8. Stettin. Gesellsch. f. Pommersche Geschichte u. Alterthumskunde. Monatsblätter 1894 No. 1—12, 1895 No. 1—12. Stettin. 8. Baltische Studien. Jahrg. 44, 45. Stettin 1894, 95. 8. Die Bau- und Kunstdenkmäler d. Reg.-Bez. Köslin. Bd. 2 H. 1. Stettin 1894. 4. Entomolog. Verein. Entom. Zeitung. Jahrg. 51, 52, 53, 54, 56. 1890, 91, 92, 93, 95. Stettin. 8. Straß bürg i. E. Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Monatsblatt 1894 No. 7—10, 1895 No. 1—10, 1896 No. 1—6. Universität. 1895 20 Dissertationen, 1896 14 Diss. Deutsch. Meteor. Jahrbuch f. 1893, 94. Straßburg 1895, 96. 4. Stuttgart. Württemberg, naturwiss. Verein. Jahreshefte. Jahrg. 51, 52. Stuttgart 1895, 96. 8. Württemb. Verein f. Handelsgeographie. Jahresbericht 13, 14. 1894, 95. Stuttgart 1895, 96. 8. Thorn. Coppernicus- Verein f. Wissenschaft u. Kunst. Jahresbericht 36 — 41. 1889/90 — 1894/95. Thorn 1895. 8. Jahresb. 42 1895/96. Thorn 1896. 8. Mittheilungen des Copp.-V. H. 11. Thorn 1896. 8. Trencsen. Naturw. Verein des Tr. Comitates. Jahresheft. Jahrg. 17 — 18. 1894 — 95. Trencsen 1895. 8. Triest. Atti del museo civico di storia natur. di Trieste 9 (Vol. 3 nuova ser.) Trieste 1895. 8. Ulm. Verein f. Mathematik u. Naturw. Jahreshefte. Jahrg. 7. Ulm 1895. 8. Wernigerode. Naturw. Verein des Harzes. Schriften. Jahrg. 9, 10. 1894, 95. Wernigerode 1894, 95. 8. Wien. K. K. Akademie der Wissensch. Sitzungsberichte. Math.-naturwiss. Klasse. I. Bd. 102, H. 8—10, Bd. 103, H. 1—10, Bd. 104, H. 1—10. ll a. Bd. 102, H. 8—10, Bd. 103, H. 1—10, Bd. 104, H. 1—10. llb. Bd. 102, H. 8—10, Bd. 103, H. 1-10, Bd. 104, H. 1—10. III. Bd. 102, H. 8—10, Bd. 103, H. 1-10, Bd. 104, H. 1-10. Wien 1893, 94, 95. 8. Als Ergänzungen: Bd. 67 I. H, 1-5 1873, Bd. 68 I. H, 1-5 1873, Bd. 82 I. H. 1—5 1880, Bd. 86 I. H. 1—5 1882, Bd. 82 III. H. 1—5 1880, Bd. 86 III. H. 1—5 1880, Bd. 87 I. H. 2 1880. K. K. geolog. Reichsanstalt. Jahrbuch 1894, H. 2—4. 1895, H. 1—4. 1896, H. 1. Wien. 8. Verhandlungen 1894, No. 10—18, 1895, No. 1—18, 1896, No. 1—12. Wien. 8. K. K. zoolog. botan. Gesellschaft. Verhandlungen 1894, Quartal *3, 4, 1895, H. 1 — 10, 1896, H. 1 — 8. Wien. 8. K. K. naturhistor. Hofmuseum. Annalen Bd. 9. H. 3—4, Bd. 10, H. 1—4, Bd. 11, H. 1. 2. Wien 94-96. 8. Anthropol. Gesellschaft. Mittheilungen Bd. 24, H. 6, Bd. 25, H. 1—6, Bd. 26, H. 1— 3. Wien 1894-96. 4. Festsitzung 12. Februar 1895. XLVtl Verein zur Verbreitung naturw. Kenntnisse. Schriften Bd. 35, 1894-95, Bd. 36, 1895-96. Wien 1895, 96. 8. Oesterreich. Touristen- Verein. Oest. Touristen-Zeitung 1895 No. 1—24, 1896 No. 1 — 24. Wien. 4. Entomol. Verein. Jahresbericht 5, 1894. 6, 1895. Wien 1895, 96. 8. Verein der Geographen an d. Univ. Wien. Bericht über das Vereinsjahr 19, 20, 21. Wien 1894 — 96. 8. Wiesbaden. Nassauischer Verein f. Naturkunde. Jahrbücher. Jahrg. 48, 49. Wiesbaden 1895, 96. 8. Würzburg. Physik, medic. Gesellschaft. Sitzungsberichte 1894, 95 (1 — 9). Wiirzburg 1895, 96. 8. Verhandlungen N.-F. Bd. 28, 29. Würzburg 1895, 96. 8. Zwickau. Verein f. Naturkunde. Jahresberichte 1894, 95. Zwickau 1895, 96. 8. Frankreich. Amiens. Societe Linneenne du Nord de la France. Bulletin mensuel No. 247 — 270. Amiens 94 — 96. 8. Bordeaux. Societe des Sciences phys. et natur. Memoires. Ser. 4. 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Allgemein wissenschaftlichen Inhalts. Biologisches Oentralblatt. Jahrg. 15 u. 16. 1895 u. 96. Leipzig. 8. Comptes Rendus. Tom. 120—123. Paris 1895, 96. 4. Tables ä Tom. 118 — 121. Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Monogr. 22 und 23. Berlin 1895, 96. 4. Forschungen zur Deutschen Landes- u. Volkskunde. Bd. 9, H. 1 — 6. Bd. 10, H. 1. Stuttgart 1895, 96. 8. Gaea, Zeitschrift zur Verbreitung naturw. u. geogr. Kenntnisse. Bd. 31, 32. 1895, 96. Köln u. Leipzig. 8. Globus, illustr. Zeitschrift für Länder- u. Völkerkunde. Bd. 67, 68, 69, 70. Braunschweig 1895, 96. 4. Grimm, D. Wörterbuch. Bd. 9, Lief. 3 — 7, Bd. 4, Abth. I, H. II. Lief. 11. Bd. 12, Lief. 6. Leipzig 1895, 96. 8. Himmel und Erde, popul. illustr. Monatsschrift. Jahrg. 7, H. 4 — 12; Jahrg. 8, H. 1 — 12; Jahrg. 9, H. 1, 2. Berlin 1895, 96. 8. Journal, American 1895, 96. New-Haven 8. Memoires de l’acad. des Sciences de St. Petersbourg. Ser. 7. Tom. 42. H. 12. St. Peters- bourg 1894. 4. Monatsschrift, Altpreuß. 1894. H. 7 — 8. 1895. H. 1 — 8. 1896. H. 1 — 6. Königsberg 1894—96. 8. Alt-Preuß. Bibliogr. f. 1893, 94. Königsberg 1895, 96. 8. Als Ergänzung: Altpr Monatsschrift Bd. 1 — 3. Königsberg 1864 — 66. Natur, Zeitung zur Verbreitung naturw. Kenntnisse. Bd. 44, 45. Halle 1895, 96. 4. Naturw. Rundschau, wöch. Berichte. Jahrg. 10, 11. 1895, 96. Braunschweig. 4. Naturw. Wochenschrift Bd. 11, 12. Berlin 1895, 96. 4. Prometheus, illustr. Wochenschrift über die Fortschritte der angewandten Naturwissenschaft. Jahrg. 1895, 96. Berlin 4. Sammlung gemeinverständlich. Vorträge. Ser. 4, No. 11 — 58. Hamburg 1895, 96. 8, Zeitschrift, geogr. Jahrg. 1. H 1 — 12. Jahrg. 2. H. 1 — 12. Leipzig 1895, 96. 8. D. Universitäts-Kalender, Wintersemester 1895 — 96, 1896 — 97. Berlin 1895, 96. 8. Tiemann-Gaertner’s Handbuch der Untersuchungen und Beurtheilung der Wässer. Aufl. 4. Braunschweig 1895. 8. Ad. Bastian als Festgruß z. s. 70. Geburtstage 1896. Festschrift 1896. 8. Nansen, in Nacht und Eis. Lief. 1 — 4. Leipzig 1896. 8. Woeikof, die Klimate der Erde. Th. 1 u. 2. Nach dem Russischen. Jena 1887. 8. 1). Physikalischen und chemischen Inhalts. Annalen der Physik und Chemie. Jahrg. 1895. No. 1—12. Jahrg. 1896. No. 1 — 12. Leipzig 1895, 96. 8. Beiblätter 1895, 96. Leipzig. 8. Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft. Jahrg. 28, 29. 1895, 96. Berlin. 8. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. 1888 H. 3. 1890 IJ. 6, 7. 1891 H. 1, 2. 1893 H. 1. Braunschweig. 8. Journal für prakt. Chemie. Jahrg. 1895, 96. Leipzig. 8. Sach- und Autoren-Register zu N. F. Bd. 1-50, 1870—94. Leipzig 1895. 8. Zeitschrift, elektrotechn. Jahrg. 16, 17. 1895, 96. Berlin. 4. — für Instrumentenkunde 1895, 96. Berlin. 8. Deutsche meteor. Jahrg. 12, 13, 1895, 96. Berlin. 8. Das Wetter, meteor. Monatsschrift. Jahrg. 13, H. 1 — 12. Braunschweig 1896. 8, Atlas, internation. des nuages. Paris 1896. fol. LV V. Helmhoitz. die Lehre v. d, Tonempfindungen. 5 Aufi. Braunschweig 1896. 8. Ley, Cloudland a study on the structure and characters of clouds. London 1894. 8. Wiedemann, die Lehre v. d. Elektricität. Aufl. 2. Bd. 3. Braunschweig 95. 8. c. Astronomischen Inhalts. Jahrbuch, Berlin, astron. 1897, 98. Berlin 1895, 96. 8. Nachrichten, astron. Bd. 136, 137, 138, 139. Kiel 1895, 96. 4. Sirius, Zeitschrift für popul. Astron. Bd. 28, 29. Leipzig 1895, 96. 4. d. Zoologischen Inhalts. xlrcbiv für Naturgeschichte. Jahrg. 57, Bd. 2, H. 1 1891. Jahrg. 58, Bd. 2, H. 3 1892. Jahrg. 60, Bd. 1, IT. 4 1894. Jahrg. 61, Bd. 1, IT. 1 — 4 1895. Jahrg. 62, H. 1, 2, 3. Berlin. 8. Register zum Archiv f Naturg. Jahrg. 26—60. Berlin 1895. 8. Bronn, Klassen und Ordnungen des Thierreiches. Bd. 2, Abth. 2, Lief. 11 — 14. Bd. 4, Lief. 38—47. Bd. 4, Lief. 1-4. Bd. 6, Abth. 5. Lief. 42—46. Leipzig 1895, 96. 8. Zeitschrift für wissensch. Zoologie. Bd. 59, H 1 — 4. Bd. 60, II. 1—4. Bd. 61, H. 1 — 4. Bd. 62, ff. 1, 3. Leipzig 1895, 96. 8. e. Botanischen Inhalts. Annales des Sciences botan. Ser. 7. Tom. 17, 18, 19, 20. Ser. 8. Tom. 1, Tom. 2. Paris 1893—96. 8. DE Candolle, monogrophiae phanerog. prodromi, nunc continuatio, nunc revisio, Vol. 9. Paris 1896. 8. Centralblatt, botan. Jahrg. 1895, 96. Cassel. 8. — Beihefte, Bd. 4, IT. 7. Bd. 5, H. 1 — 5. Cassel. 8. Cohn, Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. 7, H. 2, 3. Breslau 1895, 96. 8. — Die Pflanze. Aufl. 2. Lief. 1 — 10. Breslau 1895, 96. 8. Engler und Prantl, die natürl. Pflanzenfamilien. Lief. 111 — 145. Leipzig 1895, 96. 8. Jahresbericht, botan. 1892, Abth. 2, H. 2. 1893 Abth. 1, H. 1, 2. Abth. 2, TI. 1, 2. 1894 Abth. 1, H. 1, 2. Abth. 2, H. 1, 2. Berlin. 8. Rabenhorst, Kryptogamen-Flora. Bd. 1, Abth. 3, Lief. 44 — 58. Bd. 4, Abth. 2, Lief. 26. Bd. 4, Abth. 3, Lief. 27—30. Bd. 5, Lief. 10, 11, Leipzig 1895, 96. 8. f. Anthropologischen Inhalts. Archiv für Anthropologie. Bd. 23, H. 3, 4. Bd. 24, H. 1,2. Braunschweig 1895, 96. 4. Zeitschrift für Ethnologie. Jahrg. 1894, H. 6, 1895 H. 1—6, 1896 H. 1 — 4. Ergänzungsblätter Berlin, 8. g. Mineralogischen Inhalts. Neues Jahrbuch für Mineralogie. 1895 Bd. 1, H. 2, 3, Bd. 2, H. 1 — 3, 1896 B. 1 II. 1 — 3, Bd. 2 H. 1-3, Beilage Bd. 10, IT. 1-3. Stuttgart 1895, 96. 8. Repertorium zum neuen Jahrbuch 1890 — 94 und Beilage Bd. 7 und 8. Stuttgart 1896. 8. In Medicinischen Inhalts. Archiv für Anatomie und Physiologie 1895. Anat. Abth. IT. 1 — 6. Suppl. Physiol. Abth. ]ff„ 1—6, 1896. Am*t. Abth. H. 1—6, Physiol. Abth. H. 1—6, Leipzig 1895, 96, 8.. LYI Geschenk© 1895 und 1896. Yom K. Ministerium für Hände], Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Geolog. Karte von Preußen und Thüringen. Lief. 53, 58, 59, 60, 61, 65, 68, 71, 72, 73, 74, 91, 94. Berlin 1895, 96. — Erläuterungen. Gradabth. 14 No. 49 — 51, 55 — 57. Gradabth. 18 No. 44—46, 52,58. Gradabth. 28 No. 38, 39, 44, 45, 50, 51, 56, 57, Gradabth. 31 No. 1—3, 7—9, 13—15, Gradabth. 33 No. 11, 12, 17, 18, Gradabth. 43 No. 10—12, 45, 46, Gradabth. 45 No. 1 — 3, 7 — 9, Gradabth. 55 No. 11, 16, 17, 22. 23, Gradabth. 70 No. 38, 39, 44—48, 52, Gradabth. 95 No. 22, 23, 28, 29. Berlin 1895, 96. 8. — * Abhandlungen N. F. H. 16, 17, 19 mit den Atl. Berlin 1895, 96. 8 u. 4. Jahrbuch d. K. geol. Landesanstalt 1893. Berlin 1894. 8. Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten des Preuß. Staates i. J. 1894, 95. (Sonderabdr.) Berlin 1895, 96. 4. Yom K. Ministerium f. d. landwirtliscliaftl. Angelegenheiten, Domänen und Forsten» Landwirthschaftl. Jahrbücher, Bd. 23 H. 6, Bd. 24, H. 1 — 6, Ergänz. Bd. 24, H. 1 — 3, Bd. 25, H. 1—6, Ergänzungsbd. 25 H. 1, 2. Berlin 1894 — 96. 8. Yon Sr. Excellenz von Gossler, Oberpräsidenten der Provinz Westpreusseu. Bahia, curso de electrotecnica. Yol. 6. Buenos- Aires 1894. 8. .Denkschrift über die Entwickelung des Schutzgebietes Togo. 1893/94. 4. DEUTSCHMANN, Beiträge zur Augenheilkunde. S.-A. Hamburg. 8. Mittheilungen aus d. k. technischen Yersuchsstation Berlin. Jahrg. 13 1895. Jahrg. 14 H. 1 1896. Berlin 1895, 96. 4. MoEBIUS, zool. Sammlung. Aesthet. Betrachtung d. Thiere. S.-A. 8. Bericht d. Wetterau. Gesellsch. 1892 — 95. Hanau 1895. 8. Sep.-Abdr. aus d. Chem. Zeitung. Pasteur’s Lebensbeschreibung. 4. Sonder-Abdr. der astron. Gesellschaft (Potsdam). Bezzenberger, zur ethnol. Geographie des Celtenlandes. St. Petersburg 1895. 4. WlLSlNG u. Scheiner, empfind]. Methode zum Nachweis HERz’scher elekt. Schwingungen. S.-A. Minski, zur Entwicklungsgeschichte u. Klinik der Polypen des Rachens. S.-A. Panecki, 3 mea. Abhandlungen. Lietzau, zur Kenntniss der Polarisationscapacität des Quecksilbers. S.-A. 8. Yeröffentl. üb. d. k. Preuß. geodät. Institut. Bestimmung d. Polhöhe u. Intensität der Schwer- kraft auf 22 Stationen v. d. Ostsee bis zur Schneekoppe. Berlin 1896. 8. Yon Herrn Geheimrath Dr. Abegg. Schueck, magn. Beob. an der Bucht d. Nordsee. Hamburg 1895. 8. 48 Werke medicin. Inhalts, die meisten über Geburtshülfe. Yom corresp. Mitglied Herrn Dr. Jacobsen in Berlin. Dingler, polytechn. Journal. Bd. 51—66, Bd. 69—78, Bd. 183—187, Bd. 188, H. 2—6, Bd. 189, H. 1, 3, 5, 6, Bd. 190-274. Stuttgart 1834—1889. 8. Ferner 38 Werke chem. und technol. Inhalts. Yon Herrn Rentier Kist. Schwarz, kurzgefaßte Abhandlung v. d. Pest. Danzig 1770. 4. Yon Fräulein Elingmann, Danzig, Kalender 1653, LVII Vom corresp. Mitglied Herrn Reiilicke in Leipzig. ENGLER, Bot. Jahrbücher f. Systemat. Pflanzengesch. u. Pflanzengeogr. Bd. 19, 20, 21. Leipzig 1895, 96. 8. (Wilh. Engelmann in Leipzig). Von Herrn Dr. Lakowitz. Katalog u. Führer der internat. Ausstellung f. Amateur-Photographie. Berlin 1896. 8. Von Herrn Dr. Lissauer in Berlin. Zeitschrift f. Erdkunde. Berlin 1893. H. 1 — 6. 1894, H. 1 — 6. Von Herrn Rittergutsbesitzer v. Winter auf Helens, Kr. Kulm» Mehrere Bücher aus dem Nachlaß des Herrn Geheimrath v. Winter. Von Herrn Consul Keliding in Sumatra durch Vermittelung des Herrn Prof. Dr. Bail. Malesia raccolta di osservazioni bot. publ. da. 0. Beccari. Vol. 1 fase. 1 — 4. Vol. 2 fase. 1 — 4. Vol. 3 fase. 1, 2. Genova, Firenze, Roma 1877 — 86. 4. Ausserdem Geschenke. Correspondenzblatt d. Deutsch. Gesellsch. für Anthropol., Ethn. u. Urgeschichte. Jahrg. 26, 27. München 1895, 96. 4. Von den Verfassern. Arendt, Bestimmung des Wasserdampfes d. Atmosph. auf Grund spectrosk. Messungen (Sep.-A.) 8. Ascherson, Isoetes echinospora. — Eine verschollene Getreide- Art. — Equisetum heleocbaris etc. (2 Separat.-Abz.). 8. Luerssen u. Ascherson, Notiz über das Vorkommen von Polygonum Raji Bab. in Deutschland. (Sep.-Abdr.) Bezzenberger, Bemerkungen zur ethnol. Gebgr. des Lettenlandes. Sep.-Abdr. St.Petersb. 1895. 4. CoNWENTZ, on english amber and omber generally (Sep.-Abdr.). London 1896. 8. Federsen, der Maikäfer und seine Bekämpfung (S.-A.). 1896. 8. Fengi, über einen neuen Gesichtspunkt u. eine Erklär, der Erscheinungen der Sonne. 4. Friedrich, die Dichte der Bevölkerung im Reg.-Bez. Danzig. Diss. 1895. 8. Galle, Sep.-Abdr. aus d. Jahresb. d. Schlesischen Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 1895. 8. Griesbach, Energetik u. Hygiene d. Nervensystems in der Schule. München u. Leipzig. 1895. 8. Haeckel, syst. Phylogenie der wirbellos. Thiere. 2. Th. Berlin 1896. 8. Heise, Denkmalspflege. Merkbüchlein. Danzig 1896. 8. Janet, 3 Sep.-Abdr. (Zool.) Paris. 8. Jentzsch, der Frühlingseinzug des J. 1895 in Kur-, Liv- u. Estland. S.-A. 1895. 8. — Bemerkungen üb. d. sogenannt. Lias v. Remplin. Mecklenburg. Berlin 1894. 8. — Mitth. über d. Aufnahme des Jahres 1894. 8. — über d. Chronol. d. Eiszeiten. — 2 Brief!. Mitth. an Herren Tenne u. Boehm. Kessler, Periodlänge unendl. Decimalbrüche, deren urspriingl. Nenner eine Primzahl (p) ist für alle p unterhalb 100 000. Berlin. 4. (Mehrere Exempl.) Krueger, Mitth. üb. d. Verlauf u. d. Ergebn. d. Palena-Exped. S.-A. Santiago 1895. 8. dazu Memorias e informes relativos a la exped. esplor. del Rio Galena. Santiago 1895. 8. Kuntze, geogenet. Beiträge. Leipzig 1895. 8. lvhi Licht, das Jenseits. Leipzig 1895. 8. - — die Uebervölkerung. Lakowitz, Beiträge zur Kenntniß der Tertiärflora des Ober-Elsaß. Straßburg 1895. 8. (S.-A.) Ludwig, Lehrbuch d. Biologie der Pflanzen. Stuttgart 1895. 8. — über einen neuen algenähnlichen Pilz. S.-A. 1895. 8. — über Fibonaccicurven. S.-A. Magnus, 9 Sep.-Abdr. (Botan.) Moebius, die ästhet. Betrachtung der Thiere. S.-A. — über Eiernester pelag. Fische (S.-A.) — Bericht über die Uebergabe der beiden Oelbilder des Geheimraths Moebius zu dessen 70. Geburtstage. 1895. Mueller, bryologia provinciae Schau si Sinensis, estratto. Firenze 1896. Mueller, über die Temperatur u. Verdunstung der Schneeoberfl. St. Petersburg 1896. 4. (S.-A.) PlNCUS, die Geburtsverletz ungen des musc. sternocleidomastoideus. — Therapeut. Yerwerthung des heißen Wasserdampfes i. d. Gynäkologie. — ein prophylakt. Handgriff.. S.-A. Berlin 1896. 8. — die sogenannte Myositis progr. ossificans multiplex, eine Folge von Geburtsläsion. (S-A.) Penzig, 3 Sep.-Abdr. (Botan.) PoLIS, Deutsch, meteor. Jahrbuch 1895, Jahrg. 1. Aachen 1896. 4 u. 2 met. Sep.-Abdr. Prutz, Gedächtnißrede auf Gustav Hirschfeld. Königsberg 1895. 8. Retowski, die tithonischen Ablagerungen v. Theodosia. Moskau 1893. 8. — 2 Sep.-Abdr. Russisch. (Radde,) die Lachse der Kaukasusländer v. Kawraisky. Lief. 1. Tiflis 1896. 8. Schaefer, über Verbreitung und Bekämpfung der Tuberkulose. Vortrag. 8. Torossi, varietä di storia naturale. Vicenze 1895. 8. Stossich, 4 Separat- Abdr. (Zool.) Trieste 1895. 8. Schumann, malvaceaei (flora Brasil, fase. 109). Leipzig 1891. fol. Schubert, über Temperaturunterschiede zwischen Feld und Wald. Eberswalde (S.-A.) 1895. 8. Treichel, 6 S.-Abdr. (Anthrop.) — Sep.-Abdr.: Volkstümliches a. d. Pflanzenwelt 10, 11. 12. — Volkslieder, Volksreime aus Westpreußen gesammelt. Danzig 1895. 8. — Sond.-Abdr. aus d. 33. Hefte der Zeitschr. des hist. V. f. d. Reg.-Bez. Marienwerder. — Nachtrag. — Wirkung des Maifrostes 1894. L1X A. Mitglieder- Verzeichniss der N atur forschenden Gressellsscliaf't xu S >»nzig-. 30. Juni 1897. I. Ehrenmitglieder Ehrenmitglied seit : v. Achenbach, Di\, Staatsminister und Ober- Präsident der Provinz Brandenburg, Excellenz, in Potsdam 1878 Bail , Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig (Ordentl. Mitglied 1863) . ... 1894 Dohm , Anton , Dr., Professor, Geh. Reg.-Rath, Director der Zoologischen Station in Neapel (Corresp. Mitglied 1876) . . 1897 Geinitz , Ii. B., Dr., Prof., Geheimer Hof- rath, in Dresden 1894 v. Gossler, Dr., Staatsminister und Ober- Präsident der Provinz Westpreussen, Excellenz, in Danzig . . . . • 1391 Ehrenmitglied seit: Lissauer, Dr., Sanitätsrath, in Berlin (Ordent- liches Mitglied 1863) 1892 Möbius , K., Dr., Prof., Geh. ßegierungsrath, Director der Zoologischen Sammlung des Kgl. Museums für Naturkunde in Berlin (Corresp. Mitglied 1871) . 1893 Neumayer , Dr., Prof., Wirk]. Geh. Admiral. - Rath, Director der Deutschen Seewarte in Hamburg (Corresp. Mitglied 1880) 1893 Radde, Dr., Geheimer Rath, Director des Kaukasischen Museums in Tiflis (Ordentl. Mitglied 1859) .... 1893 II. Correspondirende Mitglieder. Corresp. Mitglied seit: Ascher son, P., Dr., Prof, an der Universität in Berlin 1893 Herendt, Dr., Prof., Geheimer Bergrath, Landesgeologe in Berlin ... 1893 Bezzenberger, Dr., Prof, an der Universität in Königsberg i/Pr. ..... 1894 v. Borries , Oberst a. D., Director des Pro- vinzial-Museums in Halle a. S. (Ordentl. Mitglied 1859) .... 1893 Buchenau , Dr., Prof., Gymnasial-Director in Bremen 1889 Cohn , Hermann , Dr., Professor an der Uni- versität in Breslau 1880 Conwentz, Dr., Professor, Director des West- preuss. Provinzial-Museums in Danzig (Ord. Mitgl. 1880) ...... 1878 v. Drygalski , Ef Dr. in Berlin . f . . 1897 Corresp. Mitglied seit : Förster , B., Dr., Prof., Oberlehrer in Mühl- hausen im Eisass 1893 Geinitz, Dr., Professor an der Universität in Rostock . 1897 Grempler, Dr., Geheimer Sanitätsrath in Breslau . 1896 Griesbach, 11., Dr.. Prof., Oberlehrer in Mühlhausen im Eis 1893 Grün , Dr., Geh. Regierungs- u. Medicinalrath in Hildesheim 1877 1 laeckel, Dr., Hofrath, Professor an der Universität in Jena 1868 Ilartig, R., Dr., Professor an der Forst- akademie in München 1893 Horn, Dr., Fabrik-Dirigent in Leopoldshall 1868 tfacobsen , Emil, Dr., Chemiker in Berlin 1870 LX Corresp. Mitglied seit: J ent z sch, Dr., Prof., Director der physik.- ökonomischen Gesellschaft in Königs- berg i. P 1880 Le Joli, Professeur des Sciences in Cher- bourg 1857 Kehding, Consul, Medan/Deli, Sumatra 1894 Kessler, Dr., Director a. D., in Wiesbaden 1856 Klein , Herrn., Dr. in Köln 1873 v. Klinggraeff, H., Dr., in Langfuhr bei Danzig 1877 Klunzinger, C. B., Dr., Professor am Kgl. Naturaliencabinet in Stuttgart 1875 Kollm, Georg , Hauptmann a. D., General- secretär der Gesellschaft für Erd- kunde in Berlin 1893 Lieheneiner , Forstmeister in Carzig . . . 1893 Ludwig, Dr., Prof., Oberlehrer in Greiz . 1890 Luerssen, Dr., Professor an der Universität in Königsberg i. Pr 1893 Alagnus, P., Dr., Prof, an der Universität in Berlin 1893 Meyer , 0. E., Dr., Geh. Regierungsrath, Professor an der Universität in Breslau 1896 Müller, Karl, Dr., Prof, in Halle a. S. . 1883 Müller , Paul A., Dr., Titulärrath, Gehilfe des Directors des Magnet.-Meteorol. Observatoriums in Jekathrinenburg (Ordentl. Mitglied 1886) . . . . 1893 JYathorst, A. G., Dr., Prof., Director der phytopaläontologischen Abtheilung des Reichsmuseums in Stockholm . 1890 Corresp. Mitglied seit: Penzig, Dr., Professor an der Universität in Genua 1888 Poelchen, Dr., dirigirender Arzt des Städt. Krankenhauses in Zeitz (Ordentl. Mitglied 1882) 1893 JReinicke, E., Verlagsbuchhändler in Leipzig 1893 Reinke, Dr., Professor an der Universität in Kiel 1893 Remele, Dr., Geh. Regierungsrath, Professor an der Forstakademie in Eberswalde 1894 Ross, Dr., Privatdozent in München . . 1897 v. Sandberger, Dr., Hofrath, Professor an der Universität in Würzburg . . 1888 Schröder, Hugo , Dr. in London .... 1880 Schumann, K, Dr., Prof., Kustos am Bota- nischen Museum in Berlin . . . 1893 Schweden , G., Gymnasial-Director in Riga 1895 Seydler, Conrector a. D. in Braunsberg . 1869 Strasburger, Dr., Geh. Regierungs-Rath, Professor an der Universität in Bonn a. Rh 1880 Thorell, Dr., Professor in Helsingborg (Schweden) 1875 Treptow, Emil, Professor an der Bergaka- demie in Freiberg i. S. (Ordentl. Mitglied 1890) 1893 Wittmack, L., Dr., Geh. Regierungsrath, Professor an der Landwirthschaftl. Hochschule in Berlin 1893 III, Ordentliche Mitglieder. a. Einheimische. Aufgen. im Jahre Ab egg, Dr., Geheimer Medicinalrath und Director der Provinzial-Hebeammen- Lehranstalt in Danzig 1856 Adam, Regierungs-Baumeister in Danzig . 1896 Adler, Ingenieur in Danzig 1895 Altliaus, Dr., Arzt in Danzig 1874 JBaatz, Franz, Kaufmann in Danzig . . 1896 Bahnsch, Dr., Prof., Oberl. in Danzig . . 1886 Bail, Dr., Stadtrath in Danzig .... 1897 Barth, Dr., Prof., Medicinalrath und Ober- arzt in Danzig ....... 1896 Aufgen. im Jahre Behrendt, Dr., Arzt in Danzig .... 1893 Behrendt, Rechtsanwalt in Danzig . . . 1895 Berenz, Emil, Kaufmann in Danzig . . . 1882 Berger, J. J., Commerzienrath, in Danzig . 1873 Berger, Johannes, Chemiker in Danzig . . 1879 Berndts , G., Dr., Regierungsrath in Danzig 1893 Bernicke, J. C., Kaufmann in Danzig . . 1896 Bertling, A., Buchhändler in Danzig . . 1892 Beyer, Carl, Buchhändler in Danzig . . 1890 Bischoff, Oscar, Stadtrath in Danzig . . 1878 v, Bockeimann, Oberlehrer in Danzig . , 1888 Aufgen. im Jahre Bottger, Geh. RegierungS- und Baurath in Danzig 1896 Boretius, Dr., Generalarzt a. D., in Danzig 1883 Bornträger, Dr., Regierungs- und Medici- nalrath in Danzig 1895 Brandt, Consul in Danzig ...... 1896 Breda, Königl. Baurath, Landesbauinspector in Danzig 1889 Breidsprecher, Königl. Baurath, Eisenbahn- Director in Danzig 1892 Citron, Rechtsanwalt in Danzig .... 1885 Claassen, Adolf, Stadtrath in Danzig . . 1896 Claassen, Albert, Commerzienrath, in Danzig 1886 Cohn, Apotheker in Danzig 1896 Conwentz, Dr., Prof., Director des West- preuss. Provinzial-Museums in Danzig 1878 Cornelius, Landgerichtsrath in Danzig . . 1896 Dähn, Dr., Oberlehrer in Danzig . . . 1896 Dalims, Dr., Oberlehrer in Danzig . . . 1892 Damme, Geb. Commerzienrath, in Danzig . 1867 Damme, Dr., Kaufmann in Danzig . . . 1897 Debbert, Dr., Oberlehrer in Danzig . . 1895 Delbrück, Oberbürgermeister in Danzig . 1894 Dommasch, Buchhalter in Danzig . . . 1874 Dreyling, Dr., Arzt in Danzig 1889 Effler, Dr., Arzt in Danzig 1897 Ehlers, Stadtrath in Danzig 1876 Elkeles , Dr., Apothekenbesitzer in Danzig 1894 Eller, Dr., in Danzig 1888 Engler, Georg, Kaufmann in Danzig . . 1896 Evers, Prof., Oberlehrer in Danzig . . . 1878 Fahl, Regierungs- u. Baurath in Danzig 1892 Farne, Dr., Arzt in Danzig ..... 1878 Fechner, Zahnarzt in Danzig ..... 1894 Ferber, Rechtsanwalt in Danzig .... 1895 Fischer, Dr., Arzt in Danzig 1890 Fleischer, H., Zahnarzt in Danzig . . . 1892 Fleischer, Max, Apothekenbesitzer in Danzig 1896 Francke, Dr., Arzt in Danzig .... 1896 Freitag, Dr., Arzt in Danzig 1871 Freymuth, Dr., Sanitätsrath, Oberarzt in Danzig 1876 Friedländer, Dr., Arzt in Danzig . . . 1883 Gaebler, Fabrikbesitzer in Danzig . . . 1892 Gartenbauverein in Danzig 1890 Gehrke, W., Maurermeister in Danzig . . 1882 Gehrke, Dr., Arzt in Danzig 1895 Atlfgen. im lahrö Gieldzinski, Kaufmann in Danzig . . . 1875 Ginsberg, Dr., Arzt in Danzig ... 1890 Gläser , Dr., Arzt in Danzig 1894 Glaser, Dr., Sanitätsrath, in Danzig . . 1859 Goedecke , Regierungs - Assessor in Danzig 1897 Goetz, Dr., Arzt in Danzig 1882 Goldmann, Rechtsanwalt in Danzig . . . 1882 Goldschmidt, Dr., Arzt in Danzig . . . 1892 Goltz, Rechnungsrath in Danzig . . . .1872 Greffin, Telegraphendirector in Danzig . 1882 Güntz, Ernst, Dr., Chemiker in Danzig . 1890 JFLanff, Dr., Arzt in Danzig ..... 1874 Hasse, Franz, Kaufmann in Danzig . . 1877 Heinrichs, Dr., Arzt in Danzig .... 1897 Heise, Landesbauinspector in Danzig . . 1896 Helm, 0., Stadtrath und Medicinal- Assessor in Danzig 1866 Helmbold, Dr., Arzt in Danzig .... 1897 Hesekiel, Landgerichtsrath in Danzig . . 1874 Hess, Oberlehrer in Danzig 1891 Hildebrandt, Apotheker in Danzig . . . 1883 Hinze, Dr., Oberstabsarzt a. D., in Danzig 1869 Hobein, Dr., Oberstabsarzt in Danzig . . 1897 Hoepffner, Dr. Generalarzt a. D., in Danzig 1890 Hoff mann, Otto, Kaufmann in Danzig . . 1877 Holtz, J., Kaufmann in Danzig .... 1871 Ibarth, Oberlehrer in Danzig 1896 Jelski, Dr., Arzt in Danzig 1892 Jüncke, Albert, Kaufmann in Danzig . . 1880 Kabus, Rentier in Danzig 1892 Kafemann , Otto, Buchdruckereibesitzer in Danzig 1886 Kasprzick, Dr., Arzt in Danzig . . . . 1883 Kauffmann, Amtsgerichtsrath in Danzig . 1874 Kayser, Dr., Astronom in Danzig . . . 1859 Keil, Oberlehrer in Danzig ..... 1885 Kiesow, Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig . 1877 Kist, Rentner in Danzig 1891 Klawitter, Willy, Kaufmann in Danzig . 1897 Klingbeil, Oberlehrer in Danzig .... 1891 Kohtz, Dr., Arzt in Danzig 1881 Korella, Dr., Gymnasiallehrer in Danzig . 1890 Kornstaedt, Apothekenbesitzer in Danzig . 1884 Kosmack, Stadtrath in Danzig .... 1882 Kresin, Dr., Arzt in Danzig ..... 1885 Kressmann, Arthur, Consul in Danzig . . 1880 Kr etschmann, Dr., Director des Königl. Gymnasiums in Danzig .... 1884 Krüger, E. R., Maurermeister in Danzig . 1869 itn Aufgen. im Jahre Kruse, Dr., Geheimer Regierungs- und Pro- vinzial-Schulrath in Danzig . . . 1879 Kumm, Dr., Kustos am Provinzial-Museum in Danzig 1892 Kunath, Director der städtischen Gas- und Wasserwerke in Danzig .... 1881 Lciasner, Uhrmacher in Danzig .... 1877 Lakountz, Dr., Oberlehrer in Danzig . . 1885 Lampe, Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig . 1859 Lange, Louis, Kaufmann in Danzig . . . 1879 Lange , Oberlehrer in Danzig 1892 Lehmann, Kgl. Bauinspector in Danzig . 1896 Lehmann, Eisenbahnsekretär in Danzig . . 1896 v. Leibitz, Major a. D., in Langfuhr . . 1892 Levinsolin, Apothekenbesitzer in Danzig . 1896 Lewy, J., Dr., Arzt in Danzig .... 1887 Leyclen, Oscar, Kaufmann in Danzig . . 1880 Liepmann, Bankier in Danzig .... 1875 Lierau, Dr., Gymnasiallehrer in Danzig . 1888 Lietzau, Herrmann, Apothekenbesitzer in Danzig 1879 Lietzau, Victor, Optiker in Danzig . . . 1896 Lievin, Heinrich, Dr., Arzt in Danzig . . 1881 Loevinsohn, Martin, Kaufmann in Danzig 1891 Ludwig, Kaufmann in Danzig ..... 1896 MCagnussen, Dr., Arzt in Danzig . . . 1896 Mannhardt, Prediger in Danzig .... 1894 Martens, Adolf, Kaufmann in Danzig . . 1897 Matthaei, Dr., Stabsarzt in Danzig . . . 1894 Mechlenburg, Karl, Kaiserl. Marinebaurath in Danzig 1893 Meissner, Dr., Generalarzt in Danzig . . 1894 Mencke, E ., Kaufmann in Danzig . . . 1874 Meyer, Albert, Consul in Danzig . . . 1878 Meyer, Eugen, Apotheker in Langfuhr . 1896 Meyer, Dr., Director des Realgymnasiums in Danzig . . 1894 Michelsen, Apothekenbesitzer in Danzig . 1895 Miesitscheck von Wischkau, Regierungsrath in Danzig 1896 Mix, Commerzien-Rath, in Danzig . . . 1865 Mornber, Prof., Oberlehrer in Danzig . . 1867 Müller, Hugo, Dr., Arzt in Danzig . . . 1888 Münsterberg, Otto, Kaufmann in Danzig . 1877 Muscate, Commerzienrath, in Danzig . . 1894 Nass, C., Oberlehrer in Danzig .... 1894 Neumann, Dr., Direktor der Viktoriaschule in Danzig ......... Aufgen. im Jahre Oehlsclilager, Dr., Arzt in Danzig . . . 1867 Oetting, Staatsanwalt in Danzig .... 1897 Ortmann, Paul, Dr., Arzt in Danzig . . 1892 Otto, Baumeister in Langfuhr 1872 Otto, Robert, Oonsul in Danzig .... 1879 Penner, W., Stadtrath in Danzig . . .1872 Penner, Dr., Arzt in Danzig 1884 Perlbach, Ernst, Kaufmann in Danzig . . 1886 Petruschky, Dr., Vorsteher des Bakteriolo- gischen Instituts in Danzig . . . 1897 Petschow, Kaufmann in Danzig .... 1867 Petschow, Dr., Chemiker in Danzig . . . 1892 Pincus, Dr., Arzt in Danzig 1883 Preusse, Departements-Thierarzt und Vete- rinär-Assessor in Danzig .... 1890 Puttkammer , Franz, Kaufmann in Danzig 1887 Putzier, Dr., Arzt in Danzig ..... 1894 j Rehbein, Apothekenbesitzer in Danzig . 1896 Reichenberg, Robert , Kaufmann in Danzig 1896 Reimann, Dr., Arzt in Danzig; . . . . 1894 Reinke, Dr., Arzt in Danzig 1891 Richter, Dr., Fabrikbesitzer in Danzig . . 1867 von Riesen, E., Rentner in Langfuhr . . 1896 Rodenacker, Ed., Stadtrath in Danzig . . 1873 Rodenacker, Th., Rheder in Danzig . . 1896 Rosenstein, Dr.. in Danzig 1895 Rothenberg , Rechtsanwalt in Danzig . . 1896 Saage, Amtsgerichtsrath in Danzig . . . 1880 Salzmann, Carl, Kaufmann in Danzig . . 1875 Sauer, Lithograph in Danzig 1872 Schaefer, Kaufmann in Danzig .... 1885 Scharffenorth, Dr., Arzt in Danzig . . . 1889 Scheejfer , Prof., Oberlehrer in Danzig . . 1878 Scheele, Dr., Sanitätsrath, in Danzig . . 1870 Scheller, Apothekenbesitzer in Danzig . . 1882 Schellwien, Julius, Kaufmann in Danzig . 1877 Schlucker, Bernsteinwaaren-Fabrikant in Langfuhr 1886 Schlueter, Oberlehrer in Danzig .... 1879 Schmechel, Landschafts-Secretair in Danzig 1868 Schoenberg, Kaufmann in Danzig . . . 1874 Schreiber, Lehrer in Danzig 1879 Schroeter, Georg, Dr., Arzt in Danzig . . 1895 Schroeter, Paul, Dr., Arzt in Danzig . . 1890 Schultz, Dr., Arzt in Danzig .... 1896 Schumann, E., Prof., Oberlehrer in Danzig 1868 Schustehrus, E., Dr., Arzt in Danzig . . 1892 Schwidop, Kaufmann in Danzig .... 1878 Semon, Dr., Sanitätsrath, in Danzig . . . 1853 1896 LXll! Aufgen. im Jahre Semon, Max, Dr., Arzt in Danzig . . . 1893 Silber stein, Dr., Rechtsanwalt in Danzig . 1895 Simon , Dr., Arzt in Danzig 1879 Staberow , Victor , Apotheker in Danzig . 1893 Steffens, Otto, Kaufmann in Danzig . . .1877 Sieger, Dr., Kreisphysikus in Danzig . . 1895 Steimmig, Paul, Fabrikbesitzer in Danzig 1895 Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig . 1878 Steinicke, Ingenieur in Danzig .... 1896 Stoddart, Francis, Commerzienratb, in Danzig 1877 Sudermann, W., Kaufmann in Danzig . 1894 Suhr, P., Oberlehrer in Danzig .... 1890 Swart , Regierungs- und Forstrath in Danzig 1897 Tesnow , Regierungs-Baumeister in Danzig 1896 Thierbach, Dr., Ingenieur in Langfuhr . . 1897 Thomas, Qust., Vorsteher der landschaft- lichen Darlehnskasse in Danzig . . 1893 Thome , Präsident der Königl. Eisenbahn- Direction in Danzig 1896 Thymian , Landgerichtsrafh in Danzig . . 1896 Tornwaldt, Dr., Sanitätsrath, Arzt, in Danzig 1870 Aufgen. im Jahre Unruh, Kaufmann in Danzig ..... 1896 Wallenberg, Abrah., Dr., Sanitätsrath, Arzt in Danzig 1865 Wallenberg, Adolf, Dr., Arzt in Danzig . 1887 Wallenberg, Th, Dr. , Arzt in Danzig . . 1897 Wanfried, Kaufmann in Danzig . . . . 1892 Wegener, Oberlehrer in Danzig .... 1892 Weiss, Rechtsanwalt in Danzig .... 1890 Werner , Dr., Arzt in DaFzig 1897 Wessel, Polizei- Präsident in Danzig . . 1894 Westpr russischer Bezirksverein des Vereins deutscher Ingenieure, in Danzig . . 1890 Willers, Dr., Regierungsrath in Danzig . 1892 Wolff, Kaufmann in Danzig 1875 Zehr, Photograph in Danzig 1896 Ziegenhagen, Kaufmann in Danzig . . . 1875 Ziem, Dr., Arzt in Danzig 1885 Zimmermann, Äug., Ingenieur in Danzig . 1883 Zimmermann, Otto, ordentl. Lehrer an der Victoria Schule in Danzig . . . 1893 Zimmermann, Miihlenbaumeister in Langfuhr 1867 1). Auswärtige. Aufgen. im Jahre Abegg, Dr., Kgl. Commerz- und Admirali- tätsrath a. D., Bankdirector, in Berlin 1893 Abegg, Philipp, Rentier in Wiesbaden . . 1893 Albrecht, Dr., Landrath in Putzig . . . 1888 Alterthumsgesellschaft in Elbing .... 1884 Anger, Dr., Gymnasial-Director in Graudenz 1872 Härtels, Capitain in Neufahrwasser . . . 1874 Bibliothek, Königliche, in Berlin .... 1882 v. Bieter, Hugo, Rittergutsbesitzer in Melno bei Rehden Westpr. . . . . . . 1878 Bindemann, Bauinspector in Hannover . . 1889 Bockwoldt, Dr., Oberlehrer in Neustadt Westpr 1882 Böhm , Commerzienrath, in Zoppot . . . 1865 BÖhm, Joh., Dr., Assistent an der geol.- pal. Sammlung d. Königl. Museums für Naturkunde in Berlin .... 1884 Borchardt, W., Apothekenbesitzer in Berent Westpr. 1878 Bermer, Emil, Dr., Kreisphysikus in Berent Westpr 1886 Brocks, Gymnasial-Director in Marienwerder 1881 Aufgen. im Jahre Domnick, Ferd ., Rentner zu Kunzendorf, Kreis Marienburg Westpr. ....... . 1885 Ehlers, Buchdruckereibesitzer in Karthaus 1896 Feddersen, Regierungs- und Forstrath in Marienwerder 1891 Fischer, G., Brauereibesitzer in Neufahr- wasser . 1893 v. Glasenapp, Landrath in Marienbuig . 1894 Gräbner, P., Dr., Assistent am Kgl. Botani- schen Museum in Berlin . i . . 1894 v. Grass, Präsident des Westpreussischen Provinzial-Landtags, Rittergutsbesitzer auf Klanin bei Starsin Westpr. . . 1873 Grentzenberg, Dr., Gymnasiallehrer in Jenkau 1894 Gronemann, Rittergutsbesitzer auf Subkau 1883 Grott, Director der Realschnle in Graudenz 1885 Granau, Dr., Sanitätsrath, Director der Provinzial-Irren-Anstalt in Schwetz Westpr ... 1884 llartingh, Rittergutspächtcr in Bielawken bei Pelpliu ......... 1879 IAIY Aufgen. im Jahre Bennig, Dr., Arzt in Ohra 1887 v. Heyden , Dr., Major z. D., in Bocken- heim bei Frankfurt a. M. ... 1867 Hildebrandt, Weinhändler in Marien werder 1894 Hohnfeldt , Dr., Oberlehrer in Marienwerder 1884 Hoyer, M., Director der landwirthschaftlicb. Winterschule in Demmin (Pouim.) 1892 Hüge , Apotheker in Marienwerder . . . 1895 Kämpfe, Dr., Kreisphysikus in Kartbaiis 1895 Kaufmann , Walter, Procurant beim Nord- deutschen Lloyd in Bremen . . . 1869 Keilhack, Dr., Landesgeologe in Berlin . . 1892 Klebs, R., Dr., Geolog in Königsberg Ostpr. 1892 Knock, Prof., Oberlehrer in Jenkau bei Danzig 1880 Kreis- Ausschuss in Strasburg Westpr. . . 1874 Kroemer, Dr., Medicinalrath, Director der Provinzial -Irrenanstalt in Conradstein bei Pr. Stargard 1884 Landwirtschaftliche Schule zu Marienburg 1885 Leistikow, Apothekenbesitzer in Elbing . 1896 Linck, Rittergutsbesitzer auf Stenzlau, Kr. Dir schau 1879 MLac-Lean Lochlan, Rittergutsbesitzer auf Roschau, Kr. Dirschau 1879 Märcker, Rittergutsbesitzer auf Rohlau bei Warlubien, Kreis Schwetz . . . 1877 Marschalk, Kaiserl. Maschinenmeister in Neufahrwasser 1874 Meschede, Dr., Professor, Director der Städt. Krankenanstalt und der Psychiatri- schen Universitätsklinik in Königs- berg 1872 Moeller, Dr., Kreisphysikus in Czarnikau Ostpr 1879 Morwitz, Jos., Kaufmann in Berlin Pens. . 1871 Morwitz, Mart., Kaufmann in Berlin W., Linkstrasse 1 1873 Hagel, Dr., Prof., Director des Realgym- nasiums in Elbing 1867 Naturwissenschaftlicher Verein in Bromberg 1881 Oberbergamt, König l., in Breslau . . . 1890 v. Palubicki, Major und Rittergutsbesitzer auf Liebenhof bei Dirschau . . . 1876 Perkuhn, Kgl. Reg.-Baufiihrer in Bublitz i. P. 1896 Peters, Rentner in Neuschottlaud . . . 1880 Plehn, Landschaftsdirector, Rittergutsbesitz. auf Krastuden b.Nikolaiken, Kr. Stuhm 1878 Aufgen. im Jahre Plehn, B., Rittergutsbesitzer in Gruppe, Kr. Schwetz 1891 Poppo, Dr., Sanitätsrath, in Marienwerder. 1886 Praetorius, I)r., Prof., Oberlehrer in Könitz 1878 Preuschoff, Probst a. D., in Frauenburg Opr. 1884 liabbas, Dr., Director der Provinzial-Irren- Anstalt in Neustadt Westpr. . . 1895 Radike, Kgl. Garteninspektor in Oliva . 1893 Realprogymnasium za Riesenburg Westpr. 1884 Rehberg, Gymnasiallehrer in Marienwerder 1890 Rickert, Landes - Director a. D., Mitglied des Reichstages und des Abgeord- netenhauses in Berlin 1869 Roepell, Kammergerichtsrath in Berlin SW., v. Rümker, Rittergutsbesitzer a. Kokoschken 1880 Ruttke, Alfred, Generalagent des Nordstern, Halle a. S 1892 Samuelson, Dr., Arzt in Königsberg Ostpr. 1885 Schaefer, Dr.. Kreis-Physikus in Frank- furt a. 0 1895 Schahnasjahn, Gutsbesitzer in Altdorf bei Danzig 1882 Scheinert, Rentner in Zoppot .... 1868 Schimanski, Dr., Arzt in Stuhm .... 1886 Schmidt, August, Dr., Oberlehrer in Lauen- burg in Pommern 1879 Schnaase, Oberlehrer i. Pr. Stargard . . 1883 Schnibbe, Kunstgärtner in Schellmühl . . 1883 Schoettler, Oberlehrer in Pr. Stargard . 1881 Scholz, Oberlandesgerichts-Sekretär in Ma- rienwerder 1897 Schubart, Dr., Prof., in Zoppot .... 1866 Schultz, Dr. , Regier .-Präsident in Hildesheim 1879 Schultze, Gymnasiallehrer a. D. in Zoppot 1865 v. Sierakowski, Dr., Königl. Kammerherr, Graf in Waplitz, Kr. Stuhm . . . 1890 Staeck, Ad., Gutsbesitzer in Leegstriess . 1883 Treichel, A., Rittergutsbesitzer in Hoch Paleschken, Kr. Berent .... 1876 Tümmler, Dr., Gymnasiallehrer in Graudenz 1894 Wachowski, Rudolf, Kreissecretair in Berent 1882 Wacker, Oberlehrer a. D., in Berlin . . 1867 Wagner, Dr., Arzt in Zoppot 1890 Wallmüller, Dr., Oberstabsarzt in Metz . 1887 Wodtke, Dr., Kreisphysikus in Thorn . . 1888 Zynda, Lehrer in Stuhm . ..... 1883 LXV B. Mitglieder der anthropologischen Section. Abegg, Dr., Geh. Med. -Rath in Danzig. Anger, Dr., Gymnasial-Director in Graudenz. BahnscJi , Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. Bail, Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. Berger, Joli., Kaufmann in Danzig. Borntraeger, Dr., Medicinalrath in Danzig. Breda , Kgl. Baurath, in Danzig. Chevalier , Pfarrer in Langenau bei Freystadt. Conwentz, Dr., Prof., Director des Westpreussi- schen Provinzial-Museums in Danzig. Dommasch, Buchhalter in Danzig. Friedländer, Dr., Arzt in Danzig. Gehrke, Dr., Arzt in Danzig. Goldfarb, Fabrikbesitzer in Pr. Stargard. v. Grass, Rittergutsbesitzer auf Klanin, Kr. Putzig. v. Hanstein, Provinzial-Secretär in Danzig Hanff, Dr., Arzt in Danzig. Heise, Landesbauinspektor in Danzig. Helm, 0., Stadtrath in Danzig. Bmltz, J., Kaufmann in Danzig. Foyer, Dir. der Landwirthschaftsschule zu Demmin in Pommern. Jelski, Dr., Arzt in Danzig. Kafemann, Buchdruckereibesitzer in Danzig. Kayser, Dr., Astronom in Danzig. Kornstaedt, Apotheker in Danzig. Kosmack, Stadtrath in Danzig. Kumm, Dr., Kustos am Provinzial- Museum in Danzig. Lakowitz, Dr., Oberlehrer in Danzig. Lampe, Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. C. Mitglieder der Section Bail, Th., Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. Berger, Joli., Kaufmann u. Chemiker in Danzig. Bertling, A., Buchhändler in Danzig. Dommasch, F., Buchhalter in Danzig. Evers, H., Prof., Oberlehrer in Danzig. Freymuth, J "., Dr., Oberarzt in Danzig. Greffin, Telegraphen-Director in Danzig. Helm, 0., Stadtrath in Danzig. Hess, Oberlehrer in Danzig. Keil, P., Oberlehrer in Danzig. Ko.yser , E., Dr., Astronom in Danzig. ' S Lemke, E., Frl., in Berlin. ! Lissauer, Dr., Sanitätsrath in Berlin, i Märker, Rittergutsbesitzer auf Rohlau bei War- lubien, Kr. Schwetz. Meisner, Dr., Generalarzt in Danzig. Mencke, E,, Kaufmann in Danzig. Meyer, Consul in Danzig. Momber, Prof., Oberlehrer in Danzig. Münsterberg, Otto, Kaufmann in Danzig. Nauck, Rector in Schlochau. Oehlschläger , Dr., Arzt in Danzig, j Otto, Baumeister in Langfuhr. Pfeffer, Prof., Oberlöhrer a. D. in Danzig. Pincus, Dr., Arzt in Danzig. Rickert, Abgeordneter in Berlin. Scheele, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Schmechel, Landsch.-Secretair in Danzig. Schmidt, Redakteur in Danzig. Schwandt, Predigtamts-Candidat in Danzig. Semon, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Semon jun., Dr., Arzt in Danzig. Simon, Dr., Arzt in Danzig. Sieger, Dr., Kreisphysikus in Danzig. Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig. Steinwender, Prof., Oberlehrer in Danzig. Stryowski, Prof., in Danzig. Tornwaldt, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Wallenberg, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Wessel , Polizei-Präsident in Danzig. Witt, Geometer in Danzig. Wodtke , Dr., Kreisphysikus in Thorn. für Physik und Chemie. Kiesow, /., Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. Lakowitz, Dr., Oberlehrer in Danzig. Lampe, H., Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. Marschalk, C., Kaiserlicher Maschinenmeister in Neufahrwasser. Momber, A., Prof., Oberlehrer in Danzig. Scheeffer, E., Prof., Oberlehrer in Danzig. Schumann, E., Prof., Oberlehrer in Danzig. Suhr, P., Oberlehrer in Danzig. Thomas, Bankvorsteher in Danzig. Wegener, Oberlehrer in Danzig. LXVI D. Mitglieder der medicinischen Section können alle Aerzte sein, welche vorher schon Mitglieder der Naturforschenden Gesellschaft sind, sowie diejenigen, welche, ohne dies zu sein, aufgenommen werden. Im Jahre 1896 betheiligten sich an den Sitzungen der medicinischen Section; Die Herren Dr. Abegg, Vorsitzender. Die Herren Dr. Kresin. „ Scheele, San.-Rath, „ Kohtz. „ Barth, Prof., Medic.-Rath. Lampe. „ Behrendt. t, Lewy. ,, Boretius, Oberstabsarzt. Lievin. ,, Bornträger, Reg. u. Med.-Rath. r, Magnussen. „ Dreyling. „ Müller. „ Farne, Kreis-Physikus a. D. r, Oeldschläger. „ Feyerabend. ,t Orthmann. „ Fischer. r, Penner. „ Freymuth, Oberarzt, Sanitäts- „ Pincus. rath. r, Putzier. „ Friedländer. t, Reimann. „ Ginsberg: ,r Scharf enorth. „ Qlaeser ; ,y Schroter. „ Goetz. „ Semon, Sanitätsrath. „ Goldschmidt. „ Semon jun. „ Hanf. t, Simon. „ Heinrichs. „ Steger, Kreisphysikus. „ Mennig. „ Thun, Schriftführer. „ Hinze, Oberstabsarzt a. D. „ Tornwaldt, Sanitätsrath. Hirschfeld. „ Wallenberg L, Sanitätsrath. „ Hoepfner, Generalarzt a. D. n Wallenberg II. „ Hohnfeld. „ Wallenberg III. „ KÖstlin. „ Wolf. E. Mitglieder des Vorstandes der Gesellschaft. Für das Jahr 1896 sind gewählt worden als: Director: Professor Momber. Vicedirector : Geh. Medicinalrath Dr. Abegg. Secretär für innere Angelegenheiten: Sanitätsrath Dr. Semon. Secretär für äussere Angelegenheiten: Professor Dr. Conwentz. Schatzmeister: Kaufmann Otto Münsterberg. Bibliothekar: Astronom Dr. Kayser. Inspektor des physikalischen Cabinets: Professor Dr. Lampe : Inspektor der naturwissenschaftlichen Sammlungen (gleichzeitig Ordner der Vorträge) Oberlehrer Dr, Lakowüz. Inspektor der anthropologisch-ethnographischen Sammlung: Dr. Oehlschläger. Hausinspektor: Königl. Baurath Breda . Vorsitzender der anthrop.-ethnogr. Section ist Dr. Oehlschlager. Vorsitzender der Section für Pby&ik und Chemie ist Professor Evers. Vorsitzender der medicinischen Section ist Geh. Medicinalrath Dr. Abegg. Vorsitzender des Westpreus&ischen Fischerei-Vereins ist Oberbürgermeister Delbrücks Mineralogische Untersuchungen über Bernstein. VOD Dr. Paul Dali ins. IV. Weitere Notizen über das Klarkochen des Succinit Bereits im ersten Abschnitte der mineralogischen Untersuchungen des Bernsteins habe ich die Klärung des Succinit im Ölbade behandelt, indessen zwingen mich verschiedene Daten der einschlägigen Literatur, noch einmal auf dieses Gebiet zurückzugehen und die veröffentlichten Resultate zu ver- vollständigen. Bevor jedoch die neuen Ergebnisse niedergelegt werden, mag der besseren Übersicht wegen der bereits bekannte Vorgang noch einmal in allgemeinen Zügen kurz Erwähnung finden. Das Klarkochen des Succinit wird vielfach an wolkigen und flohmigen Stücken vorgenommen. Dieselben müssen zuerst vorsichtig und anhaltend in Rüböl gekocht werden, bis sie möglichst klar sind; dann ist vor allem dafür zu sorgen, daß die Abkühlung sehr langsam vor sich geht, damit die Stücke nicht spröde und brüchig werden1)- Knochenfarbiger Stein widersetzt sich dieser Klärung, nimmt dabei ein anderes Aussehen an und verändert sich auch in seinen chemischen Bestandteilen derartig, daß man meinen könnte, das Product eines anderen als des eigentlichen Bernsteinbaumes vor sich zu haben2). Zur Deutung dieses eigenartigen Vorganges der Klärung gab man zwei ver- schiedene Erklärungen. Nach der ersten sollten sich bei diesem Prozesse die Bläschen schließen und dabei ihren Inhalt nach außen hin pressen3), nach der zweiten sollte das Öl ins Innere dringen und die Bläschen, welche eine Totalreflexion des Lichtes herbeiführen, ausfüllen4)- Nach der ersten Er- klärung müßte der Succinit jedenfalls specifisch schwerer werden, während !) Aycke, Joh. Chr. : Fragmente zur Naturgeschichte des Bernsteins. Danzig. 1835. In Commission der Nicolaischen Buchhandlung in Berlin, pag. 101. 2) Helm, Otto : Notizen über die chemische und physikalische Beschaffenheit des Bernsteins. Archiv der Pharmacie. Bd. VIII. Heft 3. 1877. S.-A. pag. 6. 7. 3) Helm, Otto: Über die mikroskopische Beschaffenheit und den Schwefelgehalt des Bern- steins. Archiv der Pharmacie. Bd. X. Heft 6. 1878. S.-A. pag. 6. 4) Jentzsch, A,: Erzeugnisse und Hilfsmittel des Bergbaues, sowie geologische Karten und Sammlungen. Gewerbeblatt für die Provinz Preussen. (Organ des gewerbl. Centralvereins) 1875. No. 17. pag. 65—67. ängestellte Versuche das Gegenteil ergaben1). Auch nach der zweiten Er- klärung, beim Ausfüllen der Bläschen mit Öl, würde das specifische Gewicht größer werden, wenn nicht gleichzeitig durch Auslaugung solcher Harz- bestandteile, welche specifisch schwerer wie Öl sind, in gewissem Sinne eine Auflockerung der behandelten Objekte vor sich ginge. Nun findet aber durch das heiße Öl ein recht bedeutendes Auslaugen statt. Helm2) konnte die Ein- wirkung von Terpentin- und Leinöl bestimmen, indem er auf das fein zer- stossene Fossil diese Lösungsmittel bei Siedetemperatur einwirken ließ; im ersten Falle wurden 2b %, im zweiten 18% extrahiert. Die gelösten Harze setzen sich in sinterartigen Partien ab und umschließen und verkitten die Bernsteinbrocken, welche den Boden bedecken; sie besitzen in ihrer Asche CaO, Fe203, S03 und kleine Mengen P2053). In der Asche des rohen Steins fand sich dagegen CaO, Si02, Fe203 und S034). Das Fehlen von Kieselsäure im gekochten Stein läßt sich leicht dadurch erklären, daß die äußeren Partien, denen von der ursprünglichen Lagerstätte kleine Silicat- oder Sandkörnchen anhaften können, vor Beginn der Klärung entfernt werden. Die in ihren gröbsten Formen zugehauene und durchbohrte Perle wird deshalb diesen anorganischen Bestandteil beim Verbrennen wohl niemals aufweisen. Interessanter ist dagegen das Auftreten von P205 in der Asche des geklärten Succinit, während im rohen Steine nichts davon zu finden ist. Es wurde durch diesen Umstand, dessen Richtigkeit durch ver- schiedene Versuche festgestellt war, der Gedanke wachgerufen, daß die plötzlich auftauchende Phosphorsäure dem Öle entstammen müsse, und deshalb eine nähere Untersuchung des Rüböls vorgenommen. Das durch Pressen gewonnene Öl ist meist durch schleimige, eiweissartige Stoffe verunreinigt, welche sich bei längerem Lagern als sog. Öltrübe ab- setzen. Diese Verunreinigungen werden dadurch entfernt, daß man das Öl raffiniert, d. h. mit einer geringen Menge concentrierter Schwefelsäure (un- gefähr 0,75 bis 1%) versetzt, dadurch eine Verkohlung der beigemengten organischen Substanz herbeiführt und schließlich die entstandenen Kohle- und Säurereste auswäscht. Da sich in einer Flasche, in der ich seit drei Jahren Rüböl aufbewahrte, eine Menge dieser Öltrübe niedergeschlagen hatte, so 0 Dahms, Paul: Mineralogische Untersuchungen über Bernstein. I. Das Klarkochen des Succinit. Schriften der Naturf. Ges. in Danzig. N. P. Bd. VIII. Heft 3/4. pag. 100. 2) Helm, Otto: Mittheilungen über Bernstein. XVII. Über den Gedanit, Succinit und eine Abart des letzteren, den sog. mürben Bernstein. Schriften der Naturf. Ges. in Danzig. N. F. Bd. IX. Heft 1. Danzig 1895. pag. 54. 3) Helm, Otto: Über die mikroskopische Beschaffenheit etc. des Bernsteins, pag. 6. 4) Helm, Otto: Notizen über die chemische und physikalische Beschaffenheit des Bern- steins. pag. 18. — J. F. John führt freilich in seiner „Naturgeschichte des Succins oder des sogenannten Bernsteins; nebst Theorie der Bildung aller fossilen, bituminösen Inflammabilien des organischen Reichs und den Analysen derselben. Köln. 1816“ (Teil I. pag. 365 ff.) in den Analysen des Succinit neben Calciumphosphat die bernsteinsauren Salze von Na20, [NH4]20 (?), K20, CaO und Fe203 — in fast allen Fällen 1 % — auf. ä schien es mir von grossem Interesse, diese näher zu Untersuchen. Es hätte zum Beispiel eine größere Menge dieser Ausscheidungen den bedeutenden Salzgehalt des Bodensatzes im Tiegel veranlassen können. Im frisch ge- kauften Öle hatte sich die Öltrübe nicht gezeigt, sondern erst im Laufe der Zeit zu Boden gesenkt und diesen mit einer dünnen Schicht überzogen; es war deshalb zu erwarten, daß sie beim Erwärmen, gelegentlich des Klärens von Bernstein, coagulieren und in größerer Menge sich nieder schlagen würde. Dieses schien um so eher möglich zu sein, als in den Vorproben beim Verbrennen des Öls eine Spur zarter, weißer Asche zurückblieb, welche mit einer Lösung von Ammoniummolybdänat einen deutlichen, gelben Nieder- schlag ergab. Da früher angestellte Versuche, Metallsalze in Rüböl zu lösen, stets miß- langen, so war zuerst nachzuweisen, ob ein teilweises Ausziehen der im Succinit vorhandenen, unorganischen Bestandteile beim Kochen in der That stattfindet. Der Bernsteinarbeiter verwendet, soweit mir bekannt, zum ,, Klarieren“ stets rohes Rüböl, weil dasselbe besser „zieht“. Weil nun die Ölkuchen von Raps und Rübsen eine nicht unbedeutende Menge von circa 6,6 bis 7,7 % Asche enthalten sollen, so war es notwendig, sowohl die Trübe als auch das reine Öl auf seinen Verbrennungsrückstand zu prüfen. Die ab- gelagerten Stoffe ließen sich jedoch in keiner Weise von dem Öle trennen; deshalb wurde mittels einer Pipette mit etwas Öl möglichst viel von der weißen Masse in den Tiegel gehoben. Bei den beiden Proben, die in dieser Weise ausgeführt wurden, kamen 4, 470 und 4,775 g zur Verwendung; dabei ergab sich im Mittel ein Gehalt von 0,i8# Asche. Klares, rohes Öl wurde derselben Flasche in Proben von 4, 075 und 5,652 g entnommen und ergab im Mittel 0,i9 % Asche. Obgleich sich hieraus ergiebt, daß das klare und das getrübte rohe Öl gleich reich an Aschenbestandteilen ist, so war dennoch zu untersuchen, wie sich dasselbe beim Kochen dem Aschengehalte des Bernsteins gegenüber verhalte. Dieses war um so mehr geboten, als durch Helm bekannt war, daß die Salze, welche beim Kochen des Bernsteins ausgezogen werden, Phosphorsäure enthalten, die Asche des rohen dagegen — wie auch meine Versuche ergeben — nicht. Es war daher notwendig, eine Menge gekochter Bernsteinstücke im Verhältnis zu ungekochten auf ihren Aschengehalt zu untersuchen, um auf diese Weise eine Ab- oder Zunahme nachweisen zu können. Bereits in einer Vorprobe hatte sich gezeigt, daß der gekochte Teil eines Bernsteinstückes nur Spuren anorganischer Substanz enthielt; nun wurden drei weitere Stücke ausgewählt, in zwei möglichst gleiche Teile zer- legt, von diesen je der eine durch Kochen in Öl geklärt, und darauf von allen Stücken der Verbrennungsrückstand bestimmt. Stück 1 war klar und durchsichtig, von goldgelber Farbe und 6,242 g schwer. V 4 Stück 2: eine zürn Rlarkochen vorgehauene Koralle aus fiohmigein Stein, die wegen der gleichmäßig verteilten, winzigen, organischen Einschlüsse eine trübe, wenig schöne, bräunlich-gelbe Färbung besaß; das Gewicht betrug 12,177 g. Stück 3: ein Halb-Bastard, zum Teil mit wolkiger Ausbildung und andererseits mit der Neigung in Knochen überzugehen; Gewicht 7, 505 g. Die Resultate der Untersuchung sind folgende: Nummer des Stückes. 1 2 3 Verwendete Substanz zur Aschenbestimmung in Grammen . . 3,075 5,775 4,170 Zum Kochen verwendete Substanz in Grammen 3,167 6,402 3,335 Specifisches Gewicht vor dem Kochen 1.066 1.066 1,071 Specifisches Gewicht nach dem Kochen 1,051 1,049 1,063 Asche des rohen Succinit vor dem Kochen in Proc 0,130 0,173 0,072 Asche des durch Kochen geklärten Succinit (berechnet nach Maßgabe des rohen Succinit) in Proc. ....... 0,134 0,192 0,058 Asche des durch Kochen geklärten Succinit (gefunden) in Proc. 0,063 0,016 0,059 Der Aschengehalt der Stücke 1 und 3 stimmt mit den Angaben von Helm1) gut überein, während der Wert von 0,173 für das zweite Stück seine Erklärung dadurch findet, daß die beigemengten pflanzlichen oder erdigen Substanzen eine größere Menge anorganischer Bestandteile aufgespeichert haben2 * 4). In den beiden ersten Fällen zeigt sich deutlich eine Abnahme des Aschengehaltes durch das Kochen, während derselbe bei dem letzten Stücke unverändert geblieben ist. Obgleich die gekochten Stücke in Fließpapier gehüllt und in demselben Gefäß die gleiche Zeit (10 Stunden) hindurch der Einwirkung des siedenden Öles ausgesetzt gewesen waren, hatte sich Stück 3 so gut wie garnicht gelichtet. Es verhielt sich also wie knochenfarbiger Bernstein, welcher sich beim Kochen nicht klärt, sondern eher ein unansehn- liches Aussehen annimmt. Mit der geringen äußeren Veränderung scheint iir diesem Falle somit die innere in einem gewissen Verhältnisse zu stehen. 0 Helm, Otto: Notizen über die chem. und phys. Beschaffenheit des Bernsteins etc. S.-A. pag. 13. 2) Helm, Otto: Mitteilungen über Bernstein. XV. Über den Succinit und die ihm ver- wandten fossilen Harze. Schrift, der Naturf. Ges. zu Danzig. N. F. Band VII. Heft 4. 1891. pag. 190. Über entsprechende Resultate beim Birmit siehe Helm, Otto: Mitteilungen über Bern- stein. XVI. Über Birmit, ein in Oberbirma vorkommendes fossiles Harz. Schrift, der Naturf. Ges. in Danzig. N. F. Band VIII. lieft 3/4. 1894. pag. 68 4 5 Nachdem die Phosphorsäure auch von mir in den ausgekochten Salzen gefunden war, wurde ebenso die Asche des geklärten Succinit auf diesen chemischen Bestandteil hin untersucht. Die mit circa 5,5 g Substanz an- gestellte Probe hinterließ gekocht und verbrannt einen weißen, rosa an- gehauchten Rückstand, welcher in einigen Tropfen sehr verdünnter Salpeter- säure mit einer Lösung von Ammoniummolybdänat freilich erst nach einiger Zeit einen deutlichen Niederschlag ergab. Damit wäre also auch das Ein- dringen des siedenden Öls beim Klären — wie früher in optischer Hinsicht — chemisch nachgewiesen. Dieses Resultat ließ sich bereits beim Ver- brennen des klarierten Succinit erwarten, denn beim Beginn des Erhitzens der Stücke trat das aufgenommene Öl schnell auf deren Oberfläche und zersetzte sich hier, lange bevor der Bernstein selbst zu schmelzen begann. — Daß Bernstein, wenn er nicht langsam oder zusammen mit dem Öle er- kaltet, leicht spröde wird, führt bereits von Kirchbach an1)- Vor ihm spricht sich jedoch schon Book2) dahin aus, daß die sogenannten eingeschlossenen Fischschuppen bloße Licht- und Strahlenspiele seien, die in solchen Bernstein- stücken entständen, welche obenauf in den Töpfen lägen, in denen das Klarieren vorgenommen würde, während J. F. John3) freilich noch 1816 einen Körper in Succinit erwähnt, welcher einer Fischschuppe glich. An der obenerwähnten Stelle teilt Book zwei Notizen mit, nach deren einer „in einem Bernsteinstück ein holländischer Dukaten ganz deutlich soll zu sehen gewesen seyn, und man doch bey dem Aufschlagen nichts darin an- getroffen“. Nach der anderen besaß ein Bürger in Königsberg ein Bernstein- stück, j,in welchem ein Holländer eine große goldene Münze zu sehen sich eingebildet und das Stück theuer an sich gehandelt. Als er es aber zerstoßen, habe er nichts darin gefunden“4). Eine ähnliche Anekdote bringt auch Hartmann5): In Danzig soll ein Mann gelebt haben, welcher ein Stück Bern- stein mit einem eingeschlossenen Dukaten besaß; diese Münze trug das Symbol und die Inschrift der vereinigten Niederlande, ein Bündel Pfeile, die Elogie der Eintracht und sogar die Jahreszahl. Als ein anderer Mann dieses Stück für einen Dukaten erwarb und öffnete, fand er statt des erhofften Goldstückes nichts als Staub. Die Erklärung für derartige Täuschungen ist leicht zu Anden, wenn man sieht, wie groß manche dieser Sonnenflinten werden. !) Kirchbach, J. H. v.: Chemie und Mineralogie der Gewerbkunde. Ein Handbuch für Kameralisten, Ökonomen etc. Band III. Zweite Auflage. Leipzig. Otto Wigand. 1841. pag 809. -810. 2) Bock, Friedrich Samuel: Versuch einer wirthschaftlichen Naturgeschichte von dem Königreich Ost- und Westpreussen. Bd. II. Dessau. Auf Kosten der Verlagskasse und zu finden in der Buchhandlung der Gelehrten. 1783. pag. 205. 206. 3) John, J. F.: Loc. cit. Teil I pag. 221. 4) Vergleiche auch John, J. F. : Loc. cit. Teil I pag. 217. 218. 5) Hartmann, M. Philipp Jacob: Succini prussici physiea et civilis historia. Cum demonstratione ex autopsia et intimiori rerum experientia deducta. Francofurti. Martin Hallervord. 1677. pag. 96. 6 Auch Thomas1) hebt hervor, daß bei dem Klären in Öl viele Stücke zerspringen, andere aber ,, durch die Gewalt der sich entwickelnden Dämpfe schuppenartige Sprünge“ erhalten, die sie zu weiterer Benutzung unbrauchbar machen. Seine Angabe, daß auch die vollkommen klar gewordenen Stücke nur zu geringerer Waare verarbeitet werden können, da ihnen die vorge- nommene Klärung anzusehen sei, ist jetzt wohl nicht mehr so streng zu nehmen. Seit der Abfassung dieser Abhandlung hat sich die Klärungsmethode so weit vervollkommnet, daß man nicht ohne Weiteres an einem Stücke, welches keine Sprünge besitzt, die Behandlung mit siedendem Öle erkennen kann; ebenso beschränkt sich diese Art der Veredelung jetzt auch nicht nur auf solche Stücke, die auf minderwertige Handelsgegenstände verarbeitet werden sollen. Ein recht interessantes, geklärtes Stück liegt mir aus dem Provinzial-Museum in Danzig vor. Dasselbe besitzt ungefähr Würfelform und enthält zwei Schuppen in einer Ebene, welche demselben Ausgangspunkte ihre Entstehung zu verdanken scheinen, wobei ihre Peripherien fast concentrisch zu einander verlaufen. Die grössere „Sonnenflinte“ hat einen Durchmesser von 10 mm, ist sehr schwach sichtbar und scheint erst in der Bildung begriffen gewesen zu sein; die kleinere dagegen von halb so grossem Durchmesser ist deutlich und vollständig ausgebildet. Jedenfalls sind hier zwei nach einander ent- standene Bildungen zu vermuten, bei denen verschieden stark wirkende Druck- kräfte thätig waren. Bei anhaltendem Kochen gelingt es — besonders aus dem „blauen Bern- stein“ des Handels — ein glashelles Produkt zu erzielen; da jedoch viele Bernsteinstücke dadurch zerstört werden, so vermeidet der Arbeiter nach Möglichkeit den Siedepunkt2). Auf diese Weise sind wohl auch die farblosen, teils weißlichen Bernsteinfragmente entstanden, welche sich bei mikroskopi- scher Betrachtung des Exkoktes in einer sinterartigen Harzmasse eingebacken zeigen. Bereits J. F. Cartheuser3) erwähnt, wie andere spätere Autoren4), daß das geschliffene und polierte Stück in Leinöl mit sanftem Feuer so lange gesotten werde, bis es unter Verlust seiner gelben Farbe hell und klar ge- J) Thomas, Karl: Der Bernstein in naturwissenschaftlicher, industrieller und volkswirlh- schaftlicher Beziehung. Erster Abschnitt. Der Bernstein, seine Lager und ihre Geschichte Archiv für Landeskunde der Preussischen Monarchie. Bd. I. Berlin 1856. pag. 285. 2) Roy, C. W. van: Ansichten über Entstehung und Vorkommen des Bernsteins, sowie praktische Mitteilungen über den Wert und die Behandlung desselben als Handelswaare. Ge- druckt bei 0. W. Sabjetzki. Danzig 1840. pag. 39. 3) Cartheuser, Johann Friedrich: Specimen amoenitatum naturae et artis oder kurtze Probe von der versprochenen gründlichen, curieusen und nützlichen, sowohl Historisch- als Physi- kalischen etc. Abhandlung aller Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst. Von der Natur, ver- schiedenen Arten, Generation und Nutzen des Birnsteins. Lect. II. Halle. Z. f. b. Johann Andreas Bauern. 1733. pag. 81. 4) Aycke, J. Chr. : Loc. cit. pag. 83. — Stamm, E.: Der Bernstein. Gaea. Natur und Leben. Köln und Leipzig. 1879. Eduard Heinrich Mayer. Bd- KV. pag. 413. ß 1 worden sei) „damit auf diese Weise der Birnstein sein überflüssiges Öl, so die Durchsichtigkeit verhindere, verlöhre, und eine Glaß ähnliche Gestalt bekäme“. Aus diesem Kunstprodukte sind dann verschiedene optische Apparate, wie Vergrößerungsgläser, Brillen, Prismen, Leuchter und Brennspiegel hergestellt worden, weil es besonders geeignet sein soll, Lichtstrahlen zu concentrieren und zu reflektieren. Hervorgehoben wird, daß die Brennspiegel aus solchem Stein viel schneller eine Entzündung von Pulver herbeigeführt haben, als die gläsernen. Sie wurden zuerst im Jahre 1691 vom Bernstein-Arbeiter Christian Porschin in Königsberg (auf der Lastadie wohnhaft) erfunden und schließlich bis zur Grösse eines Species-Thalers von ihm hergestellt. Später soll derselbe auch Brillen und „andere künstliche Dinge mehr“ angefertigt haben. Interessant ist, daß im Jahre 1835 plötzlich wieder eine diesbezügliche Notiz auftaucht1 2)? und zwar anläßlich einer Nachricht, daß zu jener Zeit in London Brillen aus Bernstein angefertigt würden, welche alle anderen übertroffen haben sollen. Die Möglichkeit einer Verarbeitung des so präparierten Succinit auf der- gleichen Dinge läßt sich dadurch erklären, daß derselbe mit Öl sich sozu- sagen vollsaugt. Dieser Füllung verdankt er jedenfalls seine stark licht- brechende Kraft, welche für Oliven-, Terpentin- und Kassia-Öl, wie bereits bekannt, eine recht bedeutende ist. Nach der mir vorliegenden Literatur läßt sich die Entwickelung des Klärens von Succinit im Ölbade etwa folgendermaßen darstellen. Franciscus Rueus9) giebt im Jahre 1565 die bereits von Plinius erwähnte Methode, nach welcher der rohe Bernstein im Fette eines Spanferkels gekocht und dadurch glänzend gemacht werde, fast mit denselben Worten wie dieser Schriftsteller und jedenfalls in Anlehnung an ihn wieder. Doch bereits Andreas Aurifaber3) (1572) und Joh. Wigand4) (1590) heben hervor, daß der unscheinbare Bern- stein nicht in Schweinefett, sondern in einer anderen Flüssigkeit geklärt werde. Alsdann scheint diese Kunst längere Zeit verloren gegangen zu sein, bis Christian Porschin (1691) sie wieder auffand und auf eine möglichst hohe Stufe brachte. Dagegen verlegt Sendel5 * 7) dieses Wiederauffinden auf kaum 9 Moeller: Brillen aus Bernstein. Preuss. Prov.-Blätter. Königsberg. Hartungs Hof- buchdruckerei. In Kommission bei der Buchhandlung der Gebrüder BoRNTRAEGER. XIII. 1835. pag. 111. 2) Rueus. Fr. : De gemmis aliquot, iis praesertim, quarum divus Joannes apostolus in sua Apocalypsi meminit: De aliis quoque, quarum usus hodie apud omnes percrebruit, libri duo: Theologis non minus utiles quam philosophis etc. Tiguri. 1565. pag. 69. 3) Aurifaber, Andreas: Succini historia: Ein kurtzer, gründlicher bericht, woher der Agt- stein oder Börnstein ursprünglich komme, das er kein Baumhartz sey, sonder ein Geschlecht des Bergwachs, und wie man jnen manigfaltiglich in artzneien möge gebrauchen. Gedruckt zu Königsperg bey Johann Daubmann. 1572. 4) Wigand, Joh. : Vera historia de succino borussico. De alce borussica etc. Jenae. Typis T obi ae Steinmanni. 1590. pag. 32. 5) Sendel, Nathanael: Electrologia per varia tentamina historia ac physica continuandae miesus primus de perfectione succinorum operibus naturae et artis promota testimoniisque rationi§ et experientiae demonstrata. Elbing. 1725. Sect. II. § VII. pag. 36, 37, 7 ein halbes Jahrhundert hinter sich zurück, d. h. frühestens in das Jahr 1675. Wie er angiebt, sollen auch die meisten Künstler seiner Zeit Danzig als Ort dieser neuerwachten Methode genannt haben; dieselbe gelangte von hier nach Elbing und von dort weiter. Bei ihrer vielfachen Verwendung kam man als- dann zu der Einsicht, daß Rüböl sich am besten zum Klären eigne. — Später als P orschin wird auch gelegentlich Gottlieb Samuelsohn in Breslau bei Erwähnung der aus Bernstein gefertigten Brillen, Gläser, Lupen etc. genannt, doch spricht sich John1) (1816) nicht gerade anerkennend über dessen Künste aus. Nach dem Jahre 1835 scheint diese Klärung nur noch bei der Her- stellung von Braunschweiger Korallen und Schmuckgegenständen2) Verwendung zu finden, jedenfalls teilte mir Herr Carl Zeiss in Jena auf meine Anfrage freundlickst mit, daß ihm von einer Fabrikation irgend welcher optischer Instrumente aus Bernstein zur Zeit nichts bekannt sei. Die erhaltenen Resultate sind kurz folgende. Das zum „Klarieren“ ver- wendete rohe Rüböl enthält Phosphorsäure, welche sich bei der chemischen Untersuchung der abgelagerten, salzhaltigen, extrahierten Harzbestandteile bemerkbar machen muss, weil es unmöglich ist, alles anhaftende Öl zu ent- fernen ; außerdem dürften die zuerst gelösten, dann niedergeschlagenen Harze Spuren davon eingeschlossen haben. Daß sich in der That durch das siedende Öl die Salze des Succinit, jedenfalls in organischen Verbindungen, loslösen, läßt sich auch mit Hülfe der chemischen Wage nachweisen; ferner ergiebt sich, daß der beim Sieden des Succinit in Öl zu Boden sinkende Niederschlag nicht allein auf etwaige sich ausscheidende, eiweißartige Substanzen zurück- zuführen ist. Ebenso läßt sich die gerühmte starke Lichtbrechung der durch anhaltendes Sieden in Öl klarierten Bernsteinstücke (Bernsteinbrillen etc.) auf das chemisch nachweisbare Eindringen des Klärungsmittels zurückführen. V. Klären des Succinit auf trockenem Wege. Bei dem Vergleich der Sprünge des durch Einwirkung von Hitze ver- änderten und des durch siedendes Öl geklärten Succinit3) zeigte sich eine so große Menge übereinstimmender Punkte, daß eine Gleichartigkeit der in beiden Fällen vorliegenden Bedingungen und der wirkenden Kräfte anzu- nehmen war. Dadurch erhielt ich Veranlassung, Angaben in der Literatur zu sammeln, welche hierüber näheres mitteilen; zugleich fand sich auch die Notiz, daß in früherer Zeit sogar eine Methode der Klärung durch bloßes Erwärmen des Succinit angewendet worden ist. John, J. F.: Loc. cit. Teil I. pag. 353. Anra. 2) Conwentz, H. : On English Amber and Amber generally. — Natural Science, a mont.bly review of scientific progress. Vol. IX. No. 54.. August 1896. pag. 104. 3) Dahms, P.: Untersuchungen über Bernstein. I. pag. 105. 9 Aycke1) erklärt die undurchsichtig weiße Färbung des Succinit durch eine möglichst innige Beimischung saurer Feuchtigkeit; diese zeigt sich nach dem Autor auch bei gelinder Erwärmung eines Bernsteinstückes im Glas- kolben. Bei vorsichtiger Anwendung der Wärme kann nun seiner Angabe nach dieselbe ausgetrieben und dadurch eine grössere oder geringere Klarheit herbei- geführt werden. Yon einer eigentlichen Klärungsmethode sprechen Sendel 2), Bock3), John4), Graffenauer5) und v. Kirchbach6). Die Einleitung des Processes ist nach allen Angaben im wesentlichen dieselbe. Das zu klärende Stück wird in Papier gewickelt und in Asche oder Sand ungefähr 36 bis 48 Stunden der Einwirkung einer gewissen Hitze ausgesetzt. John giebt die erforderliche Wärme auf 100° R = 125° C an. Sendel allein berichtet. jedoch über diese ältere Klärungsmethode ausführlicher: Ein „Grapen“ wird mit Sand gefüllt und der Bernstein in ihm verteilt; dabei verfährt man so, daß man letzteren in Papier einschlägt und möglichst von den Seiten und dem Boden entfernt in den Sand einbettet. Dann wird lang- sam angewärmt und die Erwärmungszeit auf 40 Stunden bemessen. Um die rechte Zeit zur Beendigung des Prozesses zu ersehen, befestigen die Arbeiter einige geeignete Stücke an Fäden und nehmen dieselben von Zeit zu Zeit heraus, um sie gleich darauf wieder in den Sand zu legen. Je uachdem diese Stücke klar oder noch trübe sind, weiß man, ob der Prozeß schon be- endet ist oder nicht. Schließlich wird das Feuer langsam entfernt, mit dem Herausnehmen des Steins jedoch erst dann begonnen, wenn vollständige Ab- kühlung eingetreten ist, da anderen Falls, bei plötzlicher Abkühlung, verun- zierende und entwertende Risse entstehen würden. Bei den von mir hierüber angestellten Versuchen ergaben sich folgende Resultate. Ein zwanzig Tage hindurch ununterbrochen auf ungefähr 50° C gehaltenes Bastardstück begann unter oberflächlicher Bräunung sich zu klären und zwar an den gleichmäßig getrübten Stellen unter Bildung von Schlieren und Wolken. Bei diesem Versuche war das Stück in ein 5 cm langes, fest verschlossenes Röhrchen gelegt, welches in einem Becherglase mit er- wärmtem Wasser stand. Wenn die Temperatur von 100° überschritten wurde, zeigte sich ein ungemein schnellerer Verlauf der Reaktion. In drei ver- schiedenen und verschlossenen Gläschen wurden flohmige Stückchen auf einer constanten Temperatur von 108,4 0 C (siedende, gesättigte Lösung von NaCl) erhalten; bereits nach ß1/* Stunden begann eine freilich nur zarte Klärung unter schwacher Bräunung der Oberfläche. Ebenso weit war der Vorgang 0 Aycke, J. Ohr.: Loc. cit. pag. 73, 74. 2) Sendel, Nathanael: Loc. cit. Sect. II. § VIII. pag. 37, 38. 3) Bock, F. S.: Loc. cit. pag. 303, 304. 4) John, J. F : Loc. cit. Teil I. pag. 338. 5) Graffenauer, J. P. : Histoire naturelle, chimique et technique du succin ou ambre jaune. Paris. 1821. pag. 84-86. 6) Kjrcbbach, J. H. V.: Loc. cit. pag. 309. 9 10 bereits in 2 1/8 Stunden gediehen, wenn unter Anwendung der siedenden, gesät- tigten Lösung von NH4C1 eine constante Temperatur von 114,2 0 C verwendet wurde. Auch bei weiterer Steigerung der Temperatur nahm die Schnelligkeit der Klärung zu, bis die beginnende stellenweise Verkohlung ein weiteres Steigern unmöglich machte. — Zwei Stückchen Succinit, welche an einigen Stellen zart blaue Farbentöne aufwiesen, wurden im Sandbade auf 100° C erwärmt; nach erfolgter Abkühlung zeigte sich, daß bei dem einen diese Färbung vollständig geschwunden, bei dem anderen jedoch in eine grünliche dadurch übergegangen war, daß die kleinen, die Trübung erzeugenden Bläs- chen sich gleichsam von der Oberfläche fort ins Innere, gegen die abblenden- den, organischen Beste, zurückgezogen hatten, wie sich ähnliches vielfach auch bei den Flohmringen der Braunschweiger Korallen beobachten läßt1). Nachdem die Bichtigkeit und leichte Ausführbarkeit solcher Klärungen sichergestellt war, wurde eine größere Zahl von Bernsteinstücken ausgewählt, um an diesen genau den Verlauf dieses Vorganges und eine eventuelle Ab- änderung von Gewicht, Eigenschwere und Volumen zu beobachten. Die betreffenden Stücke wurden sämmtlich im Sandbade geklärt, einmal, weil sie größer gewählt wrerden konnten, und andererseits, weil das lästige Zusetzen von siedendem Wasser zu einer gesättigten Salzlösung fortfiel. Bei dem Ermitteln des spezifischen Gewichtes zeigte sich dabei der inter- essante Fall, daß eins der Stücke, ein kaum glänzender, knochenfarbiger Bernstein (No. 9) nur ein Eigengewicht von 0,99i besaß und demgemäß auf dem Wasser schwamm. Bereits Aycke2) erwähnt, daß nur der durchweg feste und glänzende, undurchsichtige Stein schwerer als Wasser sei; der andere sei leichter und scheinbar in Verwitterung begriffen. Auch Helm3) bringt einige Stückchen zur Kenntnis, deren spezifisches Gewicht unter 1 liegt, und an anderer Stelle, daß eine derartige Eigenschwere sich besonders bei kreideweißem Bernstein zeigen könne4). John5) will bei einigen weißen Varietäten das spezifische Gewicht sogar gleich 0,95 gefunden haben. In der folgenden Tabelle sind die erhaltenen Besultate zusammengestellt und zwar derart, daß in jeder der drei gewählten Gruppen eine Anordnung nach dem spezifischen Gewicht stattgefunden hat; in der zweiten Gruppe sind flohmiger Stein und Bastard nicht weiter auseinander gehalten worden. 1) Dahms, P.: Loc. cit. II. pag. 110. 2) Aycke, J. Ohr.: Loc. cit. pag. 72, 73. 3) Helm, Otto: Notizen über die chem. und phys. Beschaffenheit d. Bernsteins. S.-A. pag. 5. 4) Helm, Otto: Mitteilungen über Bernstein. XV. Über den Succinit und die ihm ver- wandten fossilen Harze. Schrift, der Naturf. Ges. zu Danzig. N. F. Bd. VH. Heft 4. 1891. pag. 191. 5) John, J. F.: Loc. cit. Teil I. pag. 212. 10 11 Nummer des Stückes. 1 j 2 I 3 4 5 6 1 7 ; ! 8 9 10 Beschaffenheit des Succinit. Klarer Stein. Flohmiger Stein und Bastard. Knochen. Dauer der Erwär- mung .... 6 Std. 5 Std. 5 Std. 6 Std. 5 Sfcd. 5 Std. 5 Std. 5 Std. 5 Std. 5 Std. Angew. Temperatur in Celsius-Graden 161 142 134 161 134 142 163 163 142 142 Subst. vor d. Erwär- men in Grammen 5,398 2,398 7,928 4,765 8,293 2,258 3,014 1;G40 3,098 3,593 Subst. nach d. Erwär- men in Grammen 5,348 2,357 7,728 4,678 8,103 2,197 2,945 1,597 2,937 3,297 Gewichtsabnahme in Procenten . . . 0,926 1,710 2,523 1,826 2,291 2,702 2,289 2,622 5,197 8,238 Spez. Gew. vor dem Erwärmen . . . 1,061 1,064 1,063 1,069 1,072 1.074 1.078 1,083 0,991 1,048 Spez. Gew. nachdem Erwärmen . . . 1,008 1,021 1,043 1,051 1,054 1,060 1.068 1,057 0,988 1,023 Abnahme des spez. Gew. in Procenten 4,995 4,041 1,882 1,684 1 681 1,304 0,928 2,401 0.303 2,293 Volumen vor dem Erwärmen 5,088 2,253 7,460 4,457 7,740 2,103 2,797 1,515 3,125 3,430 Volumen nach dem Erwärmen . . . 5,305 2,308 7,410 4,450 7,690 2,072 2 758 1,511 2,972 3,224 Änderung des Vol. in Procenten . . + 4,265 + 2,441 — 0,670 — 0,157 0,646| — 1,474 — 1,394| — 0,264 — 4,896 — 6,006 Die Zusammenstellung zeigt, dass in allen Fällen, besonders aber bei dem klaren Succinit, das spezifische Gewicht eine Verminderung erfährt. Es ist das um so auffälliger, als unbedingt zu erwarten war, daß bei dem Schwinden der Hohlräume eine Zunahme erfolgen müßte. Ferner ergiebt sich bei allen Stücken eine Gewichtsabnahme, die freilich bei den knochenfarbigen beson- ders bedeutend ist, während sie bei den klaren Stücken etwas geringer aus- fällt. Das Volumen schließlich nimmt mit Ausnahme des klaren Steines in allen Fällen ab und zwar vorzugsweise beim Knochen. Die Ausnahmestellung des klaren und zwar schlaubigen Succinit findet ihre Deutung darin, daß sich hier beim Erhitzen runde bis ellipsoidische Hohlräume im Inneren des Minerals bilden, während sich die Bläschen bei allen anderen Bernsteinproben schließen; diese Bildung von Hohlräumen erklärt gleichzeitig die besonders hohe Abnahme des spezifischen Gewichtes bei den Nummern 1 und 2. Die Bernsteinstücke sind alle mit einer, je nach der angewendeten u 12 Temperatur mehr oder minder stark hervortretenden Oxydationsschicht um- geben, welche bei nicht zu langem Erwärmen jedoch kaum ins Innere ein- dringt. Eine ähnliche, aber viel zartere Färbung, wie sie sich bei längerem Liegen von Bernstein-Stücken in siedendem Öle zum Zweck der Klärung bildet, ist jedoch darauf zurückzuführen, daß der den Farbstoff darstellende Harzbestandteil langsam aus dem Inneren nach aussen hin geschafft wird und sich dabei in den randlichen Partien auhäuft. Auch bei diesen Versuchen verhält sich der Bernsteinknochen, wie beim Klären in öl, den angewendeten Mitteln gegenüber passiv: er wird nicht klar, sondern tauscht seine zart weiße Farbe gegen eine mehr graue ein» Werden die Stücke schnell abgekühlt, so entstehen in ihrem Inneren zarte Fischschuppen-artige Sprünge, die mit den beim Klären durch Öl erwähnten genau übereinstimmen. Eine langsame Einschränkung der Wärmequelle und ein späteres Schützen des Sandbades und der warmen Stücke vor Zugluft führt auch hier am besten dahin, die Bildung dieser eigentümlichen Sprünge zu vermeiden. Eigenartig ist es, daß bei den klaren Stücken nach den rand- lichen Partien hin die Schuppen nach und nach in ellipsoidische und nahe an dem Rande sogar in fast kugelrunde Bläschen übergehen. Dieses giebt der Vermutung Raum, daß die Bildung dieser Schuppen und Bläschen, deren Durchmesser sogar 0,5 bis 1,5 mm erreichen kann, in direktem Zusammenhänge mit den im Steine vorhandenen Druckkräften steht. Winzig kleine Bläschen, wie sie vereinzelt noch im Klar anzutreffen sind, waren jedenfalls mit er- wärmter Luft und den Zersetzungsgasen des stark erwärmten und etwas er- weichten Steines erfüllt. Während im Innern der Stücke der einer Aus- dehnung entgegenstehende Druck auf allen Seiten annähernd gleich ist, ge- lingt ein Ausgleich der wechselseitigen Spannung nur in der Art, daß der- selbe in der Richtung des geringsten Widerstandes, z. B. in der Richtung ehemaliger, Schlaubenflächen etc. vor sich geht; es werden hier also die meist in einer Ebene liegenden, Fischschuppen-artigen Sprünge entstehen. Nach den randlichen Partien hin nimmt die Schnelligkeit der Erwärmung bei den Stücken zu, deshalb sind die vorher erwähnten Gebilde hier auch besonders reichlich vorhanden. Abgesehen davon, daß an diesen Stellen eine etwas größere Erwärmung als im Inneren und eine größere Gefahr einer plötzlichen Ab- kühlung vorhanden sein wird, liegen ganz andere Verhältnisse in Bezug auf die Kräfte vor, welche den zur Ausdehnung geneigten Gasen entgegentreten. Während nach Innen hin die grosse Masse des Succinit vorliegt, befindet sich nach Außen hin nur eine dünne Schicht, die außerdem ihre ursprüngliche Festigkeit vermindert hat. Es ist deshalb für die Spannkräfte der expan- dierenden Gase nicht mehr nötig, Ebenen geringsten Widerstandes aufzusuchen: sie drängen die zähe Harzmasse so weit als nötig nach außen hin zurück. Mehr nach innen zu enthalten die randlichen Partien deshalb Hohlräume von der Form platter Ellipsoide, diese werden jedoch mit Annäherung an die Ober- fläche mehr und mehr rundlich, bis sie in unmittelbarer Nähe der Oberfläche 12 iä fast sphärische Form anuehmei). Bei dieser gewaltsamen Ausdehnung wird natürlich die äusserste Harzmasse dort, wo Bläschen liegen, mehr oder minder hoch emporgetrieben; die vor dem Proceß gleichmäßig spiegelnden Flächen derartiger Stücke weisen nachher kleine Höcker und Kuppen auf, unter denen dann stets ein Bläschen liegt. Interessant ist es ferner, daß derartige Bläschen bei allen anderen ge- klärten Bernstein-Proben nicht beobachtet werden können; es beruht das viel- leicht darauf, daß bei der größeren Menge der Bläschen und bei dem hier jedenfalls stattfindenden Fließen schmelzender Harzbestandteile der Gasdruck im Inneren nicht allzu hoch wird und außerdem eine so schnelle Erwärmung von außen nach innen hin wegen der schlechten Wärmeleitung nicht statt- finden kann. Alkohol vermag einen nicht unbeträchtlichen Teil des Succinit zu lösen, wobei ungefähr 1/2 bis 2/3 der Substanz ungelöst Zurückbleiben; dieser Rest mag des Weiteren mit Berzeliits als Succinin bezeichnet werden. Helm1) fand, daß von gewöhnlichem, klarem, hell- bis goldgelbem Bernstein in Alkohol circa 20 bis 25^, in Äther 18—23 % löslich sind. Werden diese Lösungs- mittel verdunstet, so bleibt ein sprödes, hellgelbes, eigentümlich nach Bern- stein riechendes Harz zurück. Nach Ermittelung der Löslichkeitsverhältnisse ergeben sich folgende Bestandteile des Succinit: a) ein in Alkohol lösliches Ha?z, das unter 100° C erweicht und bei 105° C schmilzt, b) ein in Äther, aber nicht in Alkohol lösliches Harz, welches bei 142° C erweicht und bei 146° C schmilzt, c) ein in Alkohol und Äther unlösliches, jedoch in alkoholischer Kalilauge lösliches Harz; Schmelzpunkt bei 175° C, d) Succinin 44 — 60%, e) Bernsteinsäure 3,2 — 8,2 %. Derjenige Teil des Bernsteins, welcher sich durch Lösungsmittel ausziehen lässt, dürfte „das ursprüngliche Harz oder vielmehr den ursprünglichen Balsam44 vorstellen, das Succinin dagegen den veränderten Teil2). Aweng3) kommt zu dem Resultate, daß die alkoholische Harzlösung, jedenfalls als Überrest des einstmaligen ätherischen Öles der Bernsteinfichte, in geringer Menge einen Borneolester der Succinoabietinsäure (circa 2%) enthält. Aus seinen Ver- suchen geht ferner hervor, dass aus dem alkoholischen Succinitanteil sich 0 Helm, Otto: Notizen über die chem. und phys. Beschaffenheit des Bernsteins. S.-A. pag. 8, 9, 12, 13. 2) Helm, Otto: Mitteilungen über Bernstein. X. Über blaugefärbten und fluorescirenden Bernstein. Schriften der Naturf. Ges. zu Danzig. N. F. Bd. VI, Heft 1. 1884. pag. 134. 3) Aweng, E. : Über den Succinit. No. 11 der „Untersuchungen über die Sekrete“ mit- geteilt von A. TSCHIRCH. Arbeiten aus dem pharmaceutischen Institute der Universität Bern. Archiv d. Pharmacie. Band 232. Heft 9. Berlin. Selbstverlag des deutschen Apotheker- Vereins. 1894. pag. 66b. 667. 679. 13 14 freilich Borneo! aber keine Bernsteinsäure, aus dem Succinin kein Borneol, dagegen viel (gebundene) Bernsteinsäure abspalten lasse. Daneben tritt noch ein Harz auf, ,, welches unter der Einwirkung alkoholischer Kalilauge eine Kaliverbindung und, wie es scheint, ein kalihaltiges, unlösliches Zersetzungs- produkt liefert“. Wenn in der That unveränderte Reste des ursprünglichen und unver- änderten Harzes noch vorhanden sind, würde sich das Klären des Bernsteins durch bloßes Erwärmen sehr gut erklären lassen. Die geringe Menge der- selben von nur 2% scheint mir jedoch einem Versuch, hier eine Deutung des Vorganges zu suchen, entgegenzustehen. Während der Rest des ur- sprünglichen Harzes wie in dem frischen Sekret der Bernstein lichte eventuell auch bei gewöhnlicher Temperatur zu langsamem Fliessen geneigt sein wird, findet bei den übrigen in Äther und Alkohol resp. alkoholischer Kalilauge löslichen Stoffen ein Flüssigwerden erst bei höherer Temperatur statt, während Succinin schließlich erst bei 290 bis 300° C schmilzt und sich zersetzt. Aus dem eben Besprochenen läßt sich der Vorgang in allgemeinen Zügen folgendermaßen wiedergeben. Bis zu einer Temperatur unter 100° C geht die Klärung des Succinit nur äußerst langsam vor sich, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, daß Reste des ursprünglichen Harzes nur in geringen Mengen vorhanden sind. Erst bei circa 100° C beginnt die Klärung schneller vor sich zu gehen; gewisse Harzbestandteile fangen an weich zu werden und zu fließen, vielleicht bereits unter der durch die Versuche ermittelten Tem- peratur, da auf die sich entwickelnden Zersetzungsgase durch die Substanz des Fossils ein gewisser Druck ausgeübt wird. Bei circa 142° und später bei 175° C gehen weitere Harzsubstanzen, die mit den bei 105° schmelzenden zusammen ungefähr 1/i bis Vs des Bernsteins ausmachen, in ein langsames Fließen über. Die Harzbestandteile füllen teils die Bläschen aus, teils bieten sie denselben Gelegenheit, wie bei frischen Harzergüssen an die Oberfläche des Succinit und von hier in’s Freie zu treten. Diese letzte Erklärungsweise ist leicht verständlich, wenn man sich die Masse des unempfindlichen Succinit gleichsam von der je nach der angewendeten Temperatur mehr oder minder flüssigen Masse der erweichten Harzbestandteile durch tränkt vorstellt. Daß Bernstein mit Steigerung der Temperatur eine gewisse Zähflüssig- keit annimmt, zeigt sich auch aus seiner Eigentümlichkeit, nach Zuführung einer bestimmten Wärmemenge sich biegen und pressen zu lassen. Diese Temperatur liegt nach Helm1) etwa bei 160 bis 200° C, nach Klebs2) unter Luftabschluss sogar schon bei 140 bis 160° C. Die Klärung des Succinit durch Erwärmung ist demnach ein Vorgang, welcher derjenigen durch Einwirken der Sonne auf das hervorquellende Harz 1) Helm, Otto: Über den im Handel vorkommenden Bernstein. Danziger Zeitung. Bei- lage zu No. 20170. 11. Juni 1893. 2) Klebs, Richard: Aufstellung und Katalog des Bernstein-Museums von Stantien & Becker. Königsberg i. Pr., HARTUNO’sche Buchdruckerei 1889, pag. 45. 15 analog verläuft. Fs wird eine gewisse Verflüchtigung des Fossils erreicht^ welche dazu ausreicht, ein Fließen der leichter schmelzbaren Bestandteile und damit ein Schließen der Bläschen zu erzielen. Eigenartig ist es dagegen, daß auch bei einer verhältnismäßig niedrigen Temperatur eine Klärung vor sich geht; so hat eine solche nach Erhärten und Fossilisation des ursprüng- lichen Harzes größtenteils stattgefunden; man kann sogar beobachten, daß dieser Vorgang sich auch heute noch abspielt, und mit Hülfe des Mikroskopes an Übergangsstellen die zusammengefallenen Bläschen nachweisen. Viele Bernsteinarbeiten aus der Steinzeit haben sich während der Zeit ihrer Lagerung (circa 3000 Jahre) mit einem Mantel aus klarem oder schwach flohmigem Succinit überkleidet, während der Kern noch seine ursprüngliche Beschaffenheit besitzt und Bastard geblieben ist. Verhältnismäßig schneller geht dieses Schließen der Bläschen bei Anwendung von Wärme vor sich, wie z. B. bei dem kumstfarbigen Bernstein (satter Bastard) der Cigarren- spitzen, sodaß derselbe im Laufe der Zeit mit dem Gebrauch immer klarer wird1); eine ähnliche Klärung zeigt sich beim Liegen solcher Stücke in der Sonne 2). Zur Erklärung dieser eigenartigen Erscheinungen mögen ausser der ge- ringen Menge ursprünglicher, unveränderter Harzsubstanz die Ergebnisse der Versuche von W. Spring3) herangezogen werden. Aus denselben ergiebt sich, daß ein fester Körper schon unterhalb seines Schmelzpunktes teilweise geschmolzen ist; es gelang, Teile eines Metalles oder verschiedener Metalle ohne Druck und bei einer Temperatur, die viel niedriger liegt als ihr Schmelzpunkt, zusammenzuschweißen. Aus verschiedenen Metallen wurden kleine Cylinder hergestellt, in einem Bügel mittels Schrauben gegen einander gedrückt und in einem Thermostaten je nach der Art des verwendeten Materials längere Zeit (3 — 12 Std.) auf einer Temperatur von 180° — 418° C erhalten. Die zusammengeschweißten Metalle bildeten am Ende des Ver- suches ein einziges Stück, das weder durch Drehen noch durch Schieben in seine beiden Theile getrennt werden konnte; dabei war jede Spur einer früheren Berührungsstelle verschwunden. Auch die edlen Metalle ließen sich, auf 400° C erhitzt, zusammenschweißen, d. h. bei einer Temperatur, welche mehr als 1000° C unter ihrem Schmelzpunkte liegt. Ein Kupfercylinder, auf dessen Grundfläche eine 1 mm tiefe Spirale eingraviert war, wurde auf eine Glimmerplatte gestellt und 8 Stunden lang auf 400° C — der Schmelzpunkt für Kupfer liegt bei 1054° C. — erwärmt; sowohl mit bloßem Auge wie mit Hülfe des Mikroskopes ließ sich die Spirale nicht mehr wahrnehmen, sie war 0 Klebs, Richard: Über die Farbe und Imitation des Bernsteins. Schriften der Pbys.- Oekonom. Ges. zu Königsberg i. Pr., XXVIII. 1887, pag. 20. 2) Sendel, Nathan ael: Loc. cit. Sect. I. § XXVII, pag. 21. 3) Spring, W.: Sur l’apparition, dans l’etat solide, de certaines proprietes caracteristiques de l’etat liquide ou gazeux des metaux. Bulletins de l’Academie Royale des Sciences, des L^ttres et des Beaux-arts de Belgique. Bruxelles. 1894. S. 8. T. XXV III. pag. 23 ff. IQ 16 völlig verwischt, als wäre das Metall bis zum Fließen erweicht worden. „Bei der gewählten Temperatur besitzt der Kupfercylinder eine große Zahl von Molekeln, deren Bewegungen so große Geschwindigkeit besitzen, wie im flüssigen Zustande, und die Wirkung dieser momentan flüssigen Molekeln ist, daß mit der Zeit die Unebenheiten ausgeglichen werden, die getrennten Stücke zusammenschweißen.“ Diese Erklärung wird durch die Hypothese viel durchsichtiger: daß alle Körper wärmere und kältere Molekeln enthalten, während uns das Thermometer nur den mittleren Wert der vorhandenen Temperaturen anzeigt. Bei der Verallgemeinerung der Thatsachen, wie sie sich aus den Ver- suchen ergeben, folgert Spring, daß die unvollkommen krystallinischen und amorphen Körper sich wie solche verhalten, die vor dem Schmelzen weich werden1). Es ergiebt sich daraus ohne Weiterungen, wie es möglich ist, daß auch der Succinit sich bei einer Temperatur klären kann, welche verhältnismäßig tief unter derjenigen der Schmelzpunkte seiner Harzbestand- teile liegt. Auch bei den Cylindern, die zusammengeschweißt werden sollen, treffen nicht die entsprechenden Moleküle der beiden Flächen direkt auf einander; auch hier müssen durch Verbrauch von Wärme erst die vorhan- denen Erhebungen und Vertiefungen ausgeglichen werden. Interessant ist es, daß Bernstein bei der Verwitterung vielfach Neigung dazu zeigt, sich zu klären; so bildet z. B. der schaumige Stein auf seiner Oberfläche eine dünne Schicht von sprödem, klarem Stein. — Ferner zeigt Succinit beim Erwärmen ein Verhalten, das demjenigen bei der Verwitterung in vielen Punkten analog ist. In beiden Fällen wird das Fossil oberflächlich zersetzt, Bestandteile der äußeren Harzmasse schwinden, es tritt eine Bräu- nung ein, welche bei weiterer Verwitterung in eine rissige Kruste übergeht. C. W. von Roy2) hat die Verwitterungserscheinungen, wie sie sich bei den Bernsteinkorallen in alten Grabmälern linden, an Suecinit-Stücken im Sand- bade wiederholen können. Ausserdem hob er bereits hervor, daß die Korallen völlig porös werden, so daß sie sich selbst zwischen den Fingern leicht zerreiben lassen. Die Verwitterungserscheinungen gleichen auch in dieser Hinsicht denen der Klärung auf trockenem Wege; wie bereits die Abnahme des spezifischen Gewichtes zeigt, tritt in letzterem Falle eine Lockerung des Bernsteins ein. 1) Spring, W.: Log. eit. pag. 45: les corps amorphes, et meine nombre de sub- stances incompletement cristallisees ou admettant des etats allotropiques differents, se com- portent comme les corps qui se ramollissent avant de fondre Quand la temperature s’eleve et que les preraiers vestiges de fluidite peuvent se transmettre par quelques molecules, une pression energique aceompagnee d’un petrissage ou malaxage, produit leur soudure ou leur moulage (enboutissage). EnÖD, quand la proportion de molecules correspondant ä la fluidite est devenu plus grande encore, ces corps se soudent par simple application. Oes degres se verifient facilement avec l’ambre, le verre etc., qui ne se soudent sous pression qu’ä une temperature donnee.“ 2) Roy, C. W. VAN: Loc. cit. pag. 27. 16 i 1 Die zuerst schmelzenden Harzverbindungen fangen bald an sich zu zersetzen und gehen in Gasform fort. Dabei entstehen Sprünge, welche die verschiedenen Kräfte der inneren Spannungen und die Richtung ihrer Wirkung anzeigen. Andererseits zeigt auch guter Bernstein beim Tragen und selbst bei ruhigem Liegen durch Hervortreten von Adern und Streifen oder durch Verziehung von Flächen1), daß im Inneren'Spannungen aufgetreten sind, welche sich aus- zugleichen streben. Ähnliche Erscheinungen werden auch beim Erwärmen des Succinit zum Zwecke der Klärung wahrgenommen. Bei der Verwitterung wie bei dieser Klärung zeigt der schwach dunkel gefärbte, klare Stein bei schräger Beleuchtung .zahlreiche, scharfe Risse, welche je nach dem Grade der Verwitterung mehr oder minder tief in das Innere des Fossils eindringen. Auch diese Erscheinung deutet wieder darauf hin, daß ein Substanzverlust in beiden Fällen eingetreten ist. Daß bei der Verwitterung im Inneren des Bernsteins kaum irgend welche Risse entstehen, ist auf die äußerst langsam vor sich gehende Oxydation zurückzuführen; daß ferner die Sprünge, wo sie auftreten, nie die Form von Fischschuppen besitzen, erklärt sich dadurch, daß ihre Bildung nicht in der Wärme vor sich ging, wo schnell sich entwickelnde Gase plötzlich die erweichte, um- gebende Bernsteinmasse in gewisser Richtung aus einander zu pressen strebten. Berechnet man aus den von Helm2) ausgeführten Analysen die Um- änderung der Grundstoffe beim Übergange des klaren Steines in die rote Verwitterungsschicht (unter A), die beim Übergange des klaren Steines in die äußere, braune Verwitterungsschicht (unter B) und diejenige beim Übergange des frischen Knochens in die Kruste (unter C), so erhält man einen allgemeinen Überblick über die Menge des bei der Verwitterung verwendeten Sauer- stoffes und über die Art und Weise, wie die einzelnen Atome sich aus dem Verbände der den Bernstein bildenden Verbindungen herauslösen: A) Verlust an C: 4,27 % als 15,66 % C02; dazu verbraucht 11,39 % 0 ,, ,, H: 0,54 ,, ,, 4,85 ,, H20; ,, ,, 4,3i ,, ,, ” ” S: ^0ß ^ ” 0’15 U S0S; v » 0 ,09 m r Verlust an C, H und S: 4,87 % Summa: 15,79 % Zunahme: 4,87 ,, Gesamter Sauerstoffverbrauch: 20,66 % B) Verlust an C: 11,72 % als 42, 95 % C02; dazu verbraucht 31,23 ^ 0 ,, ,, H. 1,32 ,, ,, 11,85 ,, II20, ,, ,, 10,58 ,, ,, V ,, S . 0,16 ,, ,, 0,40 ,, SOg , ,, 0,24 ,, ,, Verlust an C, H und S: 13, 20 % Summa: 42, 00 % Zunahme: 13, 20 ,, Gesamter Sauerstoffverbrauch: 55, 20 % 0 Normann, V.: Über das Vorkommen und die Gewinnung des Bernsteins. Sitzungs- berichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden. Jahrg. 1868. pag. 84. 2) Helm, Otto: Mitteilungen über Bernstein. VI. Über die elementare Zusammensetzung des Ostsee-Bernsteins. Schriften der Naturf. Ges zu Danzig. N. F. Bd. V. Heft 3. 1882. pag 9. 10 11. 17 2 18 0) Verlust an C: 1,45 % als 5,32 % C02; dazu verbraucht 3,87 % 0 H : 0,44 S: 0,Q4 „ 3,95 „ H20 ; ,, 0,io ,, S03; Verlust an C, H und S: 1,93 % 3,51 0,06 Summa: 7,44 % Zunahme: 1,93 „ Gesamter Sauerstoffverbrauch: 9,37 % In ähnlicher Weise wird beim Klären in den äußeren Partien sich eine Zersetzung abgespielt haben, welche durch die Bräunung deutlich sichtbar wurde, während Zersetzung und Oxydation im Inneren nur durch eine aus der Abnahme des spezifischen Gewichtes erkennbare Lockerung des Fossils bemerkbar ist. Diese Auflockerung und die gleichzeitig damit auftretende Sprödigkeit, die den Zusammenhang des Stückes gefährden, machen diese Methode wenig brauchbar. Außerdem hat sie sich um so weniger verwertbar gemacht, als sie eine gewisse Aufmerksamkeit erfordert. Sie kann nur bei kleinen Mengen Anwendung finden, weil bei größeren die erforderliche Erwärmung an den verschiedenen Stellen zu verschiedenen Zeiten eintritt und die Kontrolle er- schwert wird, welche bereits dadurch schwierig ist, daß man hier nicht wie beim 01 schon von oben her erkennen kann, wieweit der ganze Prozess ge- diehen ist. Die Klärung auf trockenem Wege findet deshalb in der Praxis im Großen keine Anwendung, besonders auch aus dem Grunde nicht, weil hierbei die Stücke sehr hart wurden, und häufig nur dadurch „schneidiger“ gemacht werden konnten, daß man sie in einem Ölbade unter Talgzusatz kochte1). Die Ver- besserung des Succinit findet jetzt nur mit Hülfe siedenden Öles statt, wobei die Hoffnung genährt wird, diese Methode mehr und mehr zu vervollkommen. Der Wunsch der Bernsteinarbeiter geht darauf hinaus, Mittel und Wege zu finden, die das Auftreten von Sprüngen etc. verhindern, so daß die vielen Vorsichtsmaßregeln, wie man sie zur Zeit anwendet, in Wegfall kommen, und daß man den Bernstein eines Tages mit ebenso geringer Mühe zu klären vermöchte, „wie man jetzt Kartoffeln kocht“. Vergleicht man die Resultate beider Klärungsmethoden, so zeigt sich, daß dieselben in ihren Vorgängen vielfach übereinstimmen. In beiden Fällen bilden sich Fischschuppen-artige Sprünge, die auf den Ausgleich des Druckes entstehender Gase in der etwas erweichten Masse hinweisen; gemeinsam ist ebenso die Bräunung der Oberfläche. Diese beruht bei dem Kochen auf der peripherischen Anhäufung der ausgelaugten Harze, beim bloßen Erwärmen auf einer oberflächlich vor sich gehenden Oxydation. Während im Ölbade die 1) Sendel, NathanaeiI Loc. cit. Sect. II. § X. pag. 40. 18 19 Bläschen gefüllt werden, findet bei der Klärung auf trockenem Wege ein Fließen der in Alkohol, Äther und respect. in alkoholischer Kalilauge lös- lichen Harzbestandteile statt. Wird aber durch das Öl eine Menge Harz- bestandteile ausgelaugt, so vergast bei dem bloßen Erwärmen ein Teil dieser Bestandteile: in beiden Fällen nimmt das specifische Gewicht ab; desgleichen schwinden die blauen, durch Bläschen hervorgebrachten Farbentöne unter An- wendung der beiden Methoden. Die Übereinstimmung der Werte, welche für die Löslichkeit des Succinit einmal in Alkohol und Äther, andererseits in Terpentin- und Leinöl gefunden sind, lassen vermuten, daß dieselben Harz- bestandteile bei beiden Klärungsmethoden thätig sind. Ein Schließen der Bläschen beim Kochen ist von mir nicht beobachtet worden, dagegen ist es möglich, daß die herausgelösten Harzbestandteile sich in den kleinen Hohl- räumen der peripherischen Partien anhäufen, für kurze Zeit niederschlagen und erst später, wenn das Öl nicht mehr so sehr mit diesen Stoffen über- sättigt ist, wieder nach außen hin weiterwandern. Bei dem wasserklaren Stein sind sie so gut wie vollständig ausgelaugt, und nur dem eingedrungenen Öle kommt die Rolle zu, die Totalreflexion zu beseitigen. Schließlich mag noch das übereinstimmende Verhalten des Gedanit dem bloßen Erhitzen und dem Sieden in Öl gegenüber erwähnt werden; in beiden Fällen findet nach Helm l) ein starkes Aufblähen statt. i) Helm, Otto: Mitteilungen über Bernstein. XVII. N. F. Bd. IX. Heft 1. 1895. pag. 55. 19 2 ' 20 Das geologische Alter der im westpreußischen Diluvium gefundenen Coelosphaeridiengesteine und Backsteinkalke. Von Professor Dr. J. Kiesow in Danzig. (Hierzu Tafel I), Wohl bei keiner Gruppe von Diluvialgeschieben sind von jeher bezüglich der Umgrenzung und Altersbestimmung die Ansichten der Geologen in dem Grade auseinander gegangen wie bei den Backsteinkalken. Eine recht voll- ständige Aufzählung derjenigen Forscher, welche sich über diese Geschiebe- gruppe, ihre Begrenzung und ihr geologisches Alter mehr oder weniger ein- gehend ausgesprochen haben, findet sich bei P. G. Krause: ,,Das geologische Alter des Backsteinkalkes auf Grund seiner Trilobitenfauna“, Jahrbuch der Königl. Preuss. geol. Landesanstalt für 1894 (Berlin 1895) pag. 101 — 106, so daß von einer nochmaligen Besprechung an dieser Stelle Abstand genommen werden kann. Es muß indessen hier betont werden, daß mehrere Forscher, welche den Backsteinkalken ihre Aufmerksamkeit zugewandt haben, über diese Gesteine bezüglich ihres Alters oder ihrer Begrenzung zu verschiedenen Zeiten recht verschieden geurtheilt haben. So hat z. B. Ferd. Roemer in seiner Abhandlung „Ueber Diluvialgeschiebe von nordischen Sedimentär-Gesteinen“ (1862) den Backsteinkalk für eine nur petrographisch verschiedene Form des Gesteins der Sadewitzer Geschiebe und damit der Lyckholmer Schicht in Estland erklärt; in seiner Lethaea erratica, pag. 60, erachtet es jedoch der- selbe Forscher für wahrscheinlich, daß der Backsteinkalk in ein tieferes Niveau als die Wesenberger Schicht zu stellen sei. Diese Altersbestimmung ist, wie leicht einzusehen, ziemlich unbestimmt, da hierbei die Möglichkeit offen gelassen ist, daß auch jüngere Gesteine der Jeweschen Schichtengruppe D, z. B. solche vom Alter der Kegelschen Schicht, Material für die Back- steinkalke geliefert haben. Auch bei Remele hat sich in der Auffassung der Backsteinkalke nach ihrer Umgrenzung und ihrem geologischen Alter im Laufe der Jahre eine Umwandlung vollzogen; denn er sagt in einer Mittheilung, welche „Geschiebe von Backsteinkalk “ überschrieben ist (Zeitschrift der Deutschen geol. Gesell- schaft, 1889 pag. 784) Folgendes: „Ich selbst auch habe in der „„Festschrift f. d. 50jährige Jubelfeier der Forstakademie Eberswalde““, 1880 pag. 191, ihre organischen üeberreste als denen des Macrourus- Kalks sehr nahestehend 21 bezeichnet; dabei hatte ich die ausgelaugten Stücke des letzteren Gesteins, obwohl ich diese an derselben Stelle, pag. 205 und 206, schon näher be- schrieben und auf ihre große Aehnlichkeit mit dem Aussehen des Backstein- kalks hingewiesen hatte, noch nicht scharf genug von dem echten Backstein- kalk getrennt. In Wirklichkeit ist dieser letztere seinem Alter nach direct an den schwedischen Cystideen-Kalk anzureihen, resp. als gleich demselben folgend anzusehen — , eine Auffassung, der ich in meinem Geschiebe-Katalog von 1885, pag. 18, durch die Bemerkung Ausdruck gegeben habe, daß der Backsteinkalk anscheinend der Itferschen resp. der unteren Jeweschen Schicht in Estland entspreche “ In meiner Abhandlung ,,Die Coelosphaeridiengesteine und Backsteinkalke des westpreussischen Diluviums, ihre Versteinerungen und ihr geologisches Alter“ (diese Schriften, 1894) habe ich nach dem Vorgänge von Ferd. Roemer und Gottsche auch einen in Westpreußen gefundenen außen backsteinartig verwitterten Macroura-1L&\k berücksichtigt. Da P. G. Krause die von Ferd. Roemer zu den Backsteinkalken gerechneten Kalke mit Chasmops macroura in seiner Abhandlung bespricht, so erschien es mir wünschenswerth, über die- selben Genaueres zu erfahren. Zu diesem Zwecke wandte ich mich brieflich an Herrn Professor Dr. Frech in Breslau, und wurde mir freundlichst mit- getheilt, daß der von Ferd. Roemer als Backsteinkalk (Leth. errat, pag. 51) auf- geführte Kalk von Kiel vollständig ausgelaugt sei, die Farbe sei grau. Dieses Gestein, so muß ich nach meiner Nachfrage in Breslau annehmen, hat auch Herrn Dr. P. G. Krause bei seiner Untersuchung über Backsteinkalke (s. dessen Abhandlung pag. 151) Vorgelegen. P. G. Krause bezeichnet nun sämmtliche von ihm untersuchten Pygidien von Chasmops macroura, welche ihm aus der Breslauer Sammlung Vorlagen, als aus typischem Macroura - Kalk herstammend und fügt hinzu, die Angabe Ferd. Roemer’s beruhe auf einer Verwechselung dieses Gesteins mit dem Backsteinkalke. Vorher, auf pag. 103 seiner Abhandlung sagt P. G. Krause von Ferd. Roemer: ,,Den Macrourus-Kz\k sondert er später wohl nicht scharf genug ab, da er Chasmops macrourus namhaft macht, so daß Kiesow’s Ansicht, daß Roemer dem Begriffe — aller- dings unabsichtlich — eine weitere Begrenzung gegeben habe, hierdurch eine gewisse Stütze erhält.“ Nun vergleiche man hiermit P. G. Krause’s Kritik (s. dessen Abhandlung pag. 104 und 105) bezüglich des von mir aufgestellten Begriffes des Backsteinkalkes. Es wird mir da von P. G. Krause einseitige Auffassung der Backsteinkalke vorgeworfen, und ihre Durchführung, so sagt er, sehe einem Kreisschluß bedenklich ähnlich. Diese Auslassungen klingen doch etwas sonderbar, wenn man bedenkt, daß ich nur dem Vorgehen von Ferd. Roemer und Gottsche gefolgt bin, indem ich einen mit einer dicken Verwitterungskruste überzogenen Macroura-KMk, — denn nur um ein solches Geschiebe handelt es sich — , zu den Backsteinkalken rechnete. Der Begriff des Backsteinkalkes ist eben von jeher schwankend gewesen, und halte ich es auch jetzt noch für sehr wahrscheinlich, daß manche früheren 2 22 Sammler von Geschieben bei Berlin stark verwitterte J/acrowra-Kalko zu den Backsteinkalken gerechnet haben. Man bedenke, daß es sogar einem Forscher wie Remele erst nach längerer Zeit gelungen ist, die Begriffe von Back- steinkalk und ausgelaugtem Macroura-ILaW scharf zu trennen. Ich wende mich jetzt zu den Ausstellungen des Herrn Privat-Docenten Dr. Stolley in Kiel in seiner Schrift ,,Die cambrischen und sibirischen Ge- schiebe Schleswig-Holsteins und ihre Brachiopodenfauna. I. ,, Geologischer Theil“, wo die von mir in meiner oben citirten Abhandlung über Coelo- sphaeridiengesteine und Backsteinkalke niedergelegten Ansichten einer Kritik unterzogen werden, welche hier nicht unbesprochen bleiben darf. Auf pag. 35 seiner Abhandlung sagt Stolley, daß kein zwingender Grund vorliege, den Backsteinkalk mit Orthisina Verneuili auf die Lyckholmer Schicht zu beziehen. Es kann dieses zugegeben werden, besonders da die hiesige Form der var. Wesenbergensis doch noch näher steht als der typischen Form und genauer als Orthisina Verneuili var. Wesenbergensis v. d. Paulen zu be- zeichnen ist. Für wahrscheinlich halte ich aber trotzdem die Gleichalterigkeit dieses Geschiebes mit der Lyckholmer Schicht. Auch ist es richtig, wenn Stolley die geologische Stellung des von mir unter No. 6 aufgeführten Coelosphaeridienkalkes mit Cyrtograptus flaccidus Tullberg auf pag. 36 und 37 seiner Abhandlung in Zweifel zieht. In der schwedischen Gelehrtenwelt hat sich ja bekanntlich in den letzten Jahren die Ansicht Geltung verschafft, daß die noch von Lindström (List of the fossil faunas of Sweden, Cambrian and lower Silurian, pag. 19) zum Untersilur gestellten „oberen Graptolithen- schiefer“, in denen Cyrtograptus flaccidus aufgeführt wird, zum Obersilur gerechnet werden müssen. Es war mir auch wohl bekannt, daß Tullberg diese Versteinerung aus dem Obersilur von Schonen beschrieben hat. Mit Rücksicht jedoch auf die oben citirte Schrift Lindström’s glaubte ich meine Be- denken bezüglich des Vorkommens von Cyrtograptus flaccidus in untersilurischen Schichten fallen lassen zu sollen. Ob nun die in Rede stehende Versteinerung mit der von Stolley auf pag. 37 aufgeführten Dictyonema- Art genau überein- stimmt, wie Stolley glaubt, kann ich natürlich hier nicht beurtheilen. Jedenfalls war Cyrtograptus flaccidus die einzige bekannte Graptolithenart, welche bei der Bestimmung der westpreußischen Graptolithenform in Frage kommen konnte. Es ist ja also immerhin möglich, daß unser Gestein No. 6 eine andere geolo- gische Altersstellung als die ihm von mir früher angewiesene einnimmt. Das Vorkommen von Endoceras in diesem Geschiebe, worauf Stolley einigen Nachdruck zu legen scheint, ist ohne Bestimmung der Art für die Frage, ob das Gestein aus höheren oder tieferen Schichten des Untersilurs herstammt, belanglos, da nach einer früheren Mittheiluug des Herrn Akademikers F. v. Schmidt in St. Petersburg diese Gattung in Rußland bis in die Lyckholmer Schicht (Fj) reicht. Im Uebrigen halte ich den von mir früher eingenommenen Standpunkt, daß bei uns jüngere Coelosphaeridiengesteine und Backsteinkalke vom Alter 3 23 der Lyckholmer und Borkholmer Schicht, resp. des Leptaena- Kalkes Daiecar- liens Vorkommen, vollständig fest. Mag man auch über unsere ganz oder theil- weise aus dem Gestein ausgewitterten Exemplare von Syringophyllum organum L., welche ich auch jetzt noch zu den Backsteinkalken rechne, bezüglich ihrer Stellung zu diesen getheilter Ansicht sein, so kann wenigstens darüber kaum ein Zweifel herrschen, daß sie mit jenen obersten Schichten des Untersilurs gleichalterig sind. Bei der weiteren Besprechung der auf den Seiten 34 — 38 von Stolley ausgeübten Kritik will ich mich, besonders auch um den Leser nicht zu er- müden, möglichst kurz fassen, zumal da die Beschreibung der unten ausführ- licher besprochenen Trilobiten für die Altersbestimmung der betreffenden Ge- schiebe genügenden Anhalt giebt. Meine Lichas angusta stimmt mit den von F. Schmidt aus der Lyck- holmer Schicht beschriebenen Formen, besonders mit seiner Fig. 19 auf Taf. IV gut überein. Unser Illaenus Roemeri , in einem unverwitterten Kalke mit Coelosphaeridium cyclo crinophilum etc. gefunden, ist unzweifelhaft der echte Illaenus Roemeri v. Yolb., und bei Illaenus angustifrons, dessen vorliegendes Mittelschild des Kopfes ich früher selbst als nicht besonders gut erhalten be- zeichnet habe, ist die Form und Länge der Dorsalfurchen so charakteristisch, daß dieselben unter Berücksichtigung der übrigen Merkmale als ziemlich sichere Anhaltspunkte für die Artbestimmung dienen können. Wenn Stolley es (pag. 37) als auffällig hervorhebt, daß die Coelosphae- ridiengesteine derJeweschen Zone (nach Stolley) Coelosphaeridium cyclocrino - philum, Coelosphaeridium Conwentzianum, Mastopora concava , z. Th. auch Cyclocrinus aff. . Spaskii und Pasceolus Krausei enthalten, und daß nach meiner Angabe in den zur Lyckholmer Schicht gehörigen Coelosphaeridiengesteinen ganz dieselben Arten Vorkommen, so ist hierauf Folgendes zu erwidern: Cyclocrinus Spaskii reicht nach F. Sciimidt’s Angaben aus dem Jahre 1858 (Untersuchungen über die silurische Formation von Ehstland, Nord-Livland und Oesel pag. 233) von der Jeweschen Schicht bis in die Lyckholmer Schicht, findet sich vielleicht auch schon in den Gesteinen der Itferschen Schicht. Da nur meine Geschiebe No. 4, 8 und 9 in Betracht kommen, so ist diese Versteinerung übrigens hier für uns ohne Bedeutung. Das Gleiche gilt von Coelosphaeridium Conwentzianum. Cyclocrinus concavus (— Mastopora concava Eicpiw.) fand ich in einem westpreußischen Geschiebe von Goldkrug bei Danzig vergesellschaftet mit Lichas dalecarlica Angelin, Discoporaf rhombifera F. Schmidt etc., also in einem Gestein vom Alter des Lyckholmer Schicht, resp. des schwedischen Leptewa-Kalkes. Pasceolus Krausei1), Coelosphaeridium cyclo- crinophilum und Cyclocrinus concavus kommen vergesellschaftet mit Illaenus Roemeri v. Yolb. in unserem Geschiebe No. 4 vor. Sogar Stolley giebt auf *) Das von Stolley in einer kürzlich erschienenen Abhandlung als Apidium Krausei be- zeichnete Petrefact scheint eine Varietät unseres Pasceolus Krausei oder eine neue Art zu sein, 4 24 pag. 37 seiner Schrift zu, daß unter der Voraussetzung der richtigen Be- stimmung meines Illaenus angustifrons und Illaenus Roemeri man in ihnen würde^einena.Beleg dafür sehen können, daß die beiden Gesteine der Lyck- holmer^ Schicht entsprechen, Coelosphaeridium cyclo er inophilum und Cyclocrinus concavus Eichw. sp. finden sich aber außerdem noch vergesellschaftet mit Lichas angusta Beyrich in unserem Gestein No. 9, einem Backsteinkalk, so daß deren Vorkommen in Gesteinen vom Alter der Schichtengruppe F F. Schmidt’s als bewiesen anzusehen ist. Spuren von Coelosphaeridium eyeloer inophilum glaube ich auch in einem Stück Wesenberger Gesteins von Schönwarliug bei Hohenstein (Westpreußen) aufgefunden zu haben. Die Ausfüllungen der Röhrenzellen sind ganz ähnlich wie bei dieser Versteinerung, auch die Stellung derselben zu einander; aber die Erhaltung ist doch keine so vollkommene, daß ich die Identität mit Coelosphaeridium cyclo er inophilum verbürgen könnte. Wenn nun Stolle y trotz seiner obigen Bemerkung über das eventuelle geologische Alter unserer Geschiebe No. 4 und No. 8 auf pag. 38 schreibt: „Sollten aber, was ich nicht glaube, die Geschiebe No. 4 und No. 8 wirklich Lyckholmer Alter besitzen, so liegt trotzdem noch durchaus kein zwingender Grund.vor, den stratigraphischen Begriff des Backsteinkalkes über den Haufen zu werfen, weil das eiue der Geschiebe backsteinkalkartig verwittert ist,“ so ist hierauf zu entgegnen, daß wir in diesem Falle allen Grund haben, jüngere und ältere Backstein kalke zu unterscheiden. Backsteinkalk ist, wenn wir ihn mit dem von Kloeden beschriebenen „veränderten Uebergangskalk“ identi- ficiren, doch* nichts weiter als ein sehr dichter und sehr harter splitterig brechender kieseliger Kalk von grau-grünlicher oder grünlich-grauer Farbe, welcher außen von einer mehr oder weniger scharf abgesetzten porösen Ver- witterungsschicht von gelblicher oder bräunlicher Farbe umschlossen wird. Unsere Geschiebe No. 8 und No. 9 zeigen diese Eigenschaften hinreichend deutlich; bei dem Geschiebe No. 8 finden sich allerdings im Gesteinskern und zwar in den innersten Theilen desselben einige blaugraue Partieen. Aus solchem blaugrauem Gestein sind vielleicht die mehr nach außen gelegenen grünlich-grauen Partieen, welche jetzt die Hauptmasse des Gesteinskerns aus- machen, hervorgegangen. Ferd. Roemer scheint bei der Untersuchung von Back- steinkalken ähnliche Beobachtungen gemacht zu haben; denn er schreibt in seiner Lethaea erratica pag. 51: „Gewöhnlich findet sich .... auch beim Zerschlagen der Geschiebe und namentlich der grösseren im Innern noch ein fester Kern von blaugrauem kieseligem Kalkstein.“ Ich darf an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, daß Herr Geheimrath Remele, dem ich vor längerer Zeit ein Stück des Geschiebes No. 8 zur An- sicht zugeschickt hatte, mir unter dem 2. Dezember 1895 bei Gelegenheit der Zurücksendung einer Versteinerung Folgendes schrieb: , Ueber das Ge- schiebestück von Schüddelkau, welches Sie beigefügt hatten, glaube ich Ihnen s. Z. schon geschrieben zu haben, daß es völlig gleich ist dem Geschiebe von 5 25 Coelosphaeridium- Kalk No. 149 meines Geschiebe-Katalogs von 1885; vom ßacksteinkalk ist es gänzlich verschieden.“ Ich bin trotzdem auch jetzt noch der Ansicht, daß das betreffende Gestein ein Backsteinkalk ist; leider war ich meinerseits nicht in der Lage, das von Remele zum Vergleiche heran- gezogene Stück No. 149 seines Geschiebe-Katalogs mit unserem Geschiebe No. 8 von Schüddelkau vergleichen zu können. Von seinem Coelosphaeridium- Kalk sagt Remele auf pag. 19 seines Ge- schiebe-Katalogs: „Steht dem Alter nach dem vorerwähnten Backsteinkalk nahe und ist zweifellos älter als der seit Längerem bekannte Cyclocriniten- kalk der Wesenberger Schicht Fr. Schmidt’s.“ — Daß die Coelosphaeridium - Kalke dem Alter nach den Backsteinkalken nahe stehen, ist auch meine An- sicht; nur sehe ich mich genöthigt, neben älteren auch jüngere Coelosphae- ridiengesteine zu unterscheiden; ich halte es außerdem für äußerst wahrschein- lich, daß ein Theil der Backsteinkalke aus Coelosphaeridiengesteinen hervor- gegangen ist. In dieser schon früher von mir ausgesprochenen Ansicht (s. meine Abhandlung über Coelosphaeridiengesteine etc. a. a. 0. pag. 95 u. 96) hat mich die Durchsicht einer Serie märkischer Backsteinkalke, welche mir von Herrn Professor Dr. Aurel Krause in Groß Lichterfelde freundliehst zugesandt wurde, und deren Stücke unter einander große Verschiedenheiten zeigen, noch bestärkt: Ein Geschiebe ist meines Erachtens nur in dem Falle mit Sicherheit als „Backsteinkalk“ zu bezeichnen, wenn dasselbe neben der ausgelaugten Außenschicht noch den für diese Geschiebe charakteristischen Gesteinskern erkennen lässt. Es ist wohl zweckmäßig, wenn ich hier nochmals die drei Geschiebe, um weicheres sich handelt, kurz beschreibe: Geschiebe No. 4. Hellgrauer, dichter, ziemlich harter Kalk mit einigen länglichen, theil weise gebogenen Wülsten und mit Ausscheidungen von den- dritischem Manganit auf den Kluftflächen. Die Versteinerungen sind: Illaenus Roemeri Yolb,, Pasceolus Krausei Kiesow, Coelosphaeridium cyclo crinophilum F. Roemer, Cyclocrinus concavus Kiesow (= Mastopora concava Eichwald). Nach dem Behandeln mit Salzsäure bleibt ein nicht unbeträchtlicher grauer thonigeiu Rückstand mit einzelnen kieseligen Concretionen. — Zoppot. Geschiebe No. 8. Das abgerundete Geschiebe, welches einen Durchmesser von etwa 20 cm hatte, besteht im Innern aus einem äußerst zähen und sehr dichten kieseligen, stark zerklüfteten Kalk, welcher größtentheils grünlich- grau, an einigen nach innen gelegenen Partieen blaugrau gefärbt ist. Die blaugrauen Partieen sind an einigen Stellen gegen die grünlich-grauen schärfer abgegrenzt, an anderen Stellen gehen beide allmählich in einander über. Es ist möglich, daß der ganze Gesteinskern ursprünglich von blaugrauer Farbe war. Die Kluftflächen sind zum Theil schwärzlich gefärbt durch Dendriten von Manganit," zum Theil auch in Folge einer beginnenden Zersetzung des Gesteins bräunlich] von ausgeschiedenem Eisenoxydhydrat. Die an der Oberfläche ge- legenen Partieen sind in Backsteinkalk von gelblicher, theilweise auch bräun- 6 26 licher Farbe umgewandelt. Die Dicke dieser Verwitterungsschicht beträgt bis lVg cm; sie hebt sich meistens scharf gegen das unzersetzte Gestein ab. Da das Gestein sehr stark zerklüftet ist, so zeigen sich auch im Gesteins- kern selbst bräunlich und gelblich gefleckte, etwas verwitterte Partieen. Es ist daher begreiflich, wenn Remele unser Gestein mit seinem Coelosphaeridium- Kalk (No. 149) zu identificiren geneigt ist. Unser Geschiebe enthält auch einige Ausscheidungen von Kalkspath. Desgleichen findet sich im Gestein grauer und bräunlich-grauer Chalcedon; dieser ist theils frei ausgeschieden, theils bildet er das Versteinerungsmaterial einiger Versteinerungen, was be- sonders deutlich bei den mit kalter concentrirter Salzsäure behandelten Stücken zu erkennen ist. Die so behandelten Stücke sind von weißlicher Farbe und die poröse Masse von verhältnismäßig fester Beschaffenheit. Die organischen Einschlüsse sind : Illaenus angustifrons Holm, Acestra subularis F. Roemer, Cyclocrinus concavus Eichw. sp., Coelosphaeridium cyclocrinophilum F. Roemer, Platystrophia lynx Eichw. sp. etc. — Schüddelkau. Geschiebe No. 9. Das Stück hat etwa die Größe einer Faust und ist kaum zur Hälfte in gelblichen Backsteinkalk umgewandelt. Die Verwitte- rungskruste ist scharf gegen den Gesteinskern abgesetzt. Letzterer besteht aus einem sehr kompakten kieseligen Kalk von grünlich-grauer Färbung und ist den grünlich-grauen Partieen des Geschiebes No. 8 sehr ähnlich. Das Geschiebe enthält auch eine Ausscheidung von grauem Chalcedon. Größere Ausscheidungen von Kalkspath finden sich in unmittelbarer Nähe eines Frag- ments von Orthoceras und sind unzweifelhaft aus dessen kalkiger Schale ge- bildet. Die Versteinerungen sind: Lichas angusta Beyrich, Beyrichia sp., Acestra subularis, Cyclocrinus concavus, Coelosphaeridium cyclocrinophilum und unbestimmbare Gastropodenreste. — Brentau. Von allen Backsteinkalken, welche mir aus Westpreußen bekannt geworden sind, ist dieser bezüglich der Farbe des Gesteinskerns den mir aus der Mark vorliegenden am ähnlichsten. Letztere sind im Kern noch etwas dunkler ge- färbt und haben ein mehr grünliches Kolorit. Wir kennen also, auch abgesehen von den von mir zu den Backstein- kalken gerechneten Stöcken des Syringophyllum organum L., aus Westpreußen einen Backsteinkalk mit Lichas angusta Beyrich, welcher mit Sicherheit der Schichtengruppe F in Ehstland entspricht. Das Alter des Backsteinkalkes von Schüddelkau ist nicht mit gleicher Sicherheit festzustellen, weil unser Illaenus angustifrons etwas unvollständig erhalten ist; immerhin macht es sein Vor- kommen in diesem Gestein wahrscheinlich, daß letzteres gleichfalls jener Schichtengruppe entspricht. Daß der Coelosphaeridienkalk mit Illaenus Roemeri mit F. Schmidt’s Schichtengruppe F und den Leptaena- Kalken Dalecarliens gleiclialterig ist, muß man als erwiesen ansehen. Ganz kurz behandeln kann ich meine Backsteinkalke No. 22 und No. 23, welche ich früher als grünlich-graue Kalke vom Aussehen eines lithographi- 7 27 sehen Steines mit heller, poröser Verwitterungsschicht bezeichnet habe; die- selben sind sehr harte kieselige Kalke von außerordentlich dichtem Gefüge, enthalten auch Ausscheidungen von Kieselsäure. Da in dem Gestein No. 22 Phacops laevigata F. Schmidt und im Gestein No. 23 Chasmops marginata F. Schmidt vorkommt, so haben diese Geschiebe dasselbe Alter wie die Jewesche Schicht und entsprechen jedenfalls deren unterer kieseliger Abthei- lung (DJ, wie ich bereits früher (pag. 94 meiner Abhandlung) betont habe. Ihre Heimat haben wir, wie ich ebenfalls schon früher an derselben Stelle bemerkt habe, in Estland oder demjenigen Theile des Bodens der Ostsee, welcher Estland benachbart ist, zu suchen. Ich war genöthigt, die beiden Trilobiten Phacops laevigata und Chasmops marginata hier nochmals besonders zu berücksichtigen und auch abbilden zu lassen, weil P. G. Krause in seiner Abhandlung pag. 153 von denselben sagt, daß er sie mit einem Fragezeichen versehen möchte, da mit der Chasmops marginata F. Schmidt Cheirurus cepha- loceros Nieszk., eine Form, die nur aus Ct und C2 bekannt ist, Vorkommen solle. P. G. Krause hat hierbei übersehen, daß ich in meiner Schrift nicht Cheirurus (Nieszkowskia) cephaloceros Nieszk., sondern Cheirurus (Nieszkowskia) cephaloceros Nieszkowski aff. (— affinis, verwandt, nicht artlich ident) ge- schrieben habe und zwar sowohl auf pag. 73 als auch auf pag. 87; ich halte diese Form für eine neue Art, welche deshalb interessant ist, weil dieser Fund beweist, daß die Untergattung Nieszkowskia noch in der unteren Ab- theilung der Jeweschen Schicht vertreten ist. Auch diese Versteinerung habe ich hier etwas eingehender berücksichtigt und abbilden lassen. An eine Identität des Gesteins mit demUyrZocrmws-KalkFERD. Roemer’s (Lethaea erratica pag. 60) ist selbstverständlich gar nicht zu denken, da letzterer ein reiner Kalkstein vom Alter der Wesenberger Schicht ist, ohne Ausscheidungen von Kieselsäure, in welchem die von mir aus unseren Gesteinen No. 22 und No. 23 beschriebenen Phacopiden auch nicht erwartet werden können. — Als neu für unsere Provinz wurde ein gelblicher Backsteinkalk mit grau- grünlichem dichtem Kern beobachtet. Das Gestein enthält einen Abdruck von Or- thonotaf variecostata Kiesow, Coelosphaeridium cyclocrinophilum P . 'Ro'emek und Gastropodenreste, außerdem Ausscheidungen von Kieselsäure. Dieser Backstein- kalk, welcher wahrscheinlich Jeweschen Alters ist, wurde am Strande bei Koliebken von Herrn Kustos Dr. Kumm gefunden. — Geologische Sammlung des Provinzial-Museums in Danzig. Ganz besonders interessant ist ein gelblich-weißer Backsteinkalk mit gelblich-grünlich-grauem Kern, welcher gegen die verwitterte Außenpartie scharf abgegrenzt ist. Das Kerngestein zeigt einen splitterigen Bruch und schließt eine Kalkspathdruse ein. Die in dem Backsteinkalk gefundenen Ver- steinerungen sind: Asaphus sp. und eine Chasmops- Art, welche man wohl mit Chasmops conicophthalma Sars et Boeck oder mit Chasmops Odini Eiciiwald vereinigen kann. Das Gestein ist deshalb für unsere Provinz von großem Interesse, weil wir in demselben einen wirklichen Backsteinkalk vom Alter 8 28 der Schichtengruppe C vor uns haben; den einzigen, welchen ich aus unserer Provinz kenne. Weiter nach Westen kommen ja Backsteinkalke dieses Alters häufiger vor. — - Dieses Geschiebe ist in der nächsten Umgebung Danzigs gefunden und befindet sich in der geologischen Sammlung des hiesigen Provinzial-Museums. Zum Schluß erwähne ich einen Backsteinkalk von Zygowitz bei Swaroscliin. Derselbe ist von bräunlicher Farbe und enthält zahlreiche Nadeln von Acestra subularis, welche in hellen Chalcedon umgewandelt sind. Auch sonst enthält das Gestein reichliche Ausscheidungen von Chalcedon. In diesem Backstein- kalk findet sich außerdem eine Varietät von Cyclo crinus concavus Eichw. sp., welche sich durch etwas kleinere Zellen von der gewöhnlichen Form unter- scheidet. — Provinzial-Museum in Danzig. Was die vollständig verwitterten Backsteinkalke betrifft, so erscheint es mir nicht ausgeschlossen, daß dieselben, wie bereits oben bemerkt, auch aus Gesteinen mit weniger dichtem Gefüge, als es die echten Backsteinkalke zeigen, hervorgegangen sind; ich denke hierbei an die früher von mir unter No. 7, 13 und 14 aufgeführten Gesteine. Auch das Gestein No. 6 dürfte hierher gehören. Dieselben sind hart, reich an Kieselsäure und zeigen An- fänge der Verwitterung. Wären sie vollständig verwittert, so würden sie meines Erachtens von echten Backsteinkalken schwer oder gar nicht zu unter- scheiden sein. Ich möchte hier nochmals die Frage, betreffend die Farbe des Gesteinskerns der Backsteinkalke, berühren. Die Gesteinskerne aller in unserer Provinz gefundenen Backsteinkalke, welche mir zur Untersuchung Vorlagen, sind erheblich heller gefärbt und haben einen schwächer grünen Farbenton als die Gesteinskerne der älteren Backsteinkalke, welche Herr Professor Dr. Aurel Krause in Groß Lichterfelde mir zur Vergleichung zuzusenden die Freundlichkeit hatte, und zwar sind die Gesteinskerne unserer älteren westpreußischen Backsteinkalke, soweit sie mir bekannt geworden, noch heller gefärbt als die der jüngeren. Die hier gefundenen älteren Back- steinkalke scheinen demnach aus einem anderen, wahrscheinlich mehr östlich gelegenen Ursprungsgebiet herzustammen als jene dunkel graugrünen in der Mark etc. gefundenen. Backsteinkalke mit hell grünlich-grau gefärbtem Ge- steinskern dürften indessen auch in dem westlichen Gebiete nicht zu den Seltenheiten gehören. Für die Feststellung des Alters der Backsteinkalke sind natürlich die in denselben gefundenen Trilobiten ganz besonders wichtig. Die Altersunterschiede zwischen den Trilobiten der älteren Backsteinkalke schwanken nun (vergl. besonders die Abhandlung von P. G. Krause pag. 159 und 160) zwischen den ziemlich weiten Grenzen und D1? sind also immerhin recht erhebliche. Daher scheint mir die Vereinigung aller dieser Formen zu einem Gesammt- bilde doch recht mißlich zu sein. Man erhält leider in der Literatur über die Beschaffenheit des Gesteinskerns der betreffenden Geschiebe und darüber, ob ein solcher überhaupt vorhanden ist, nicht immer Auskunft; ich halte dies 9 29 für einen entschiedenen Mangel, und dürfte es sich für die Zukunft empfehlen, in jedem einzelnen Falle das Vorhandensein oder Nicktvorliandensein eines Gesteinskerns zu erwähnen und eventuell die Färbung desselben wenigstens annähernd anzugeben; denn auch die Farbe des Gesteinskerns verdient bei den Backsteinkalken Beachtung. Was übrigens die Verbreitung der Backsteinkalke vom Alter der Lyck- holrner und Borkholmer Schicht, resp. der Leptewa-Kalke Dalecarliens betrifft, so muß ich bemerken, daß solche keineswegs auf unseren Osten beschränkt sind, sondern auch in der Mark Vorkommen. Es fand sich nämlich unter den mir von Herrn Professor Aurel Krause zur Untersuchung freundlichst zu- gesandten Backsteinkalken ein märkischer Backsteinkalk mit Encrinurus cf. Seebachij den ich gleichfalls habe abbilden lassen. Dieser Trilobit deutet daraufhin, dass das betreffende Gestein Lyckholmer Alters ist; denn F. Schmidt giebt am Schlüsse seiner Besprechung des Encrinurus Seebachi an, daß in dieser Schicht derartige Formen Vorkommen. Fassen wir die von uns gefundenen Resultate zusammen, so sind wir ge- nöthigt, auch wenn wir von den ausgelaugten Macroura- Kalken absehen, Backsteinkalke vom Alter der Schichtengruppe C, Backsteinkalke vom Alter der unteren Jeweschen Schicht Dx und Backsteinkalke vom Alter der Lyck- holmer und Borkholmer Schicht, resp. der Leptaena- Kalke Dalecarliens zu unterscheiden. Entscheidet man sich trotz der entgegenstehenden Bedenken dafür, jene Backsteinkalke vom Alter der Schichten C1? C2, C3 und D2 als ein Ganzes zusammenzufassen, so kann man sie im Gegensatz zu den anderen jüngeren, welche der Schichtengruppe F entsprechen, als ,, ältere Backstein- kalke“ bezeichnen. Trilobiten: 1. Phacops ^(i*terygometopiis) laevigata F. Schmidt* Taf. I, Fig. 1. Phacops (Pterygometopus) laevigata F. Schmidt, Revision d. ostbalt. sil. Trilobiten I pag. 88. Taf. 1, Fig. 22 a— c; Taf. 10, Fig. 18, 14; Taf. 12, Fig. 14, 15. Phacops laevigata Kiesow, diese Schriften 1884 pag. 216 und 218. Phacops (Pterygometopus) laevigata Kiesow, diese Schriften 1894 pag. 88. Das vorliegende, als Steinkern erhaltene, mäßig stark gewölbte Kopf- schild stimmt in den allgemeinen Umrissen gut mit den von F. Schmidt ab- gebildeten und beschriebenen Exemplaren dieser Art überein. Dasselbe ist etwas über einen Halbkreis vorgezogen, was bei unserer Figur nicht deutlich hervortritt (Länge — 4,5 mm, Breite = 8 mm); der Hinterrand ist an den Hinterecken saumartig verbreitert. Der Frontallobus der Glabella hat spitze Seitenflügel, welche, nach einem Schalenrest auf der flinken Seite zu urtheilen, bei dem beschälten^ Exemplar vielj weniger deutlich hervortraten. Der erste Seitenlobus ist durch die schwache Ausprägung der ersten Seitenfurche nur 10 30 unvollkommen ausgebildet, der Lobus selbst von dreieckiger Form. Die anderen Seitenloben waren sehr kurz, wie die an der linken Seite erhaltenen Schalenreste beweisen, wenn auch die Seitenfurchen auf dem Steinkern ober- flächlich tiefer in die Glabella einschneiden. Die Augen hatten dieselbe Stellung und Größe wie bei F. Schmidt’s Fig. 19 a (Taf. 1) der Phacops exilis aus dem Brandschiefer von Kuckers, bei welcher Art (cf. F. Schmidt’s Fig. 18 a) übrigens die Größe der Augen ebenfalls variabel zu sein scheint. — Das vorliegende Exemplar wurde in einem Backsteinkalk von Langenau bei Fraust gefunden. In Rußland findet sich diese Art nach F. Schmidt aus- schließlich in der Jeweschen Schicht, besonders in deren oberer Abtheilung und ist daselbst bisher nur in Estland gefunden. 2. Chasmops cf. Odini ElCHW. Calymene Odini Eichw., Silur. Schichtensyst. pag. 62. Phacops (Chasmops) Odini F. Schmidt a. a. 0. p. 99. Taf. 2, Fig. 1 — 13; Taf. 15, Fig. 30. Das bereits oben erwähnte Exemplar, von dem der vordere Th eil der Glabella als Steinkern erhalten ist, gehört mit größter Wahrscheinlichkeit zu Chasmops Odini Eichw. Diese Art findet sich im baltischen Rußland in den Schichten Ct, C2 und Cs. Die hiesige Form ist in der nächsten Umgebung Danzigs gefunden und befindet sich in der geologischen Sammlung des Pro- vinzial-Museums zu Danzig. 3. Chasmops marginata F. SCHMIDT. Taf. I, Fig. 2. Phacops ( Chasmops ) marginata F. Schmidt, a. a. 0. pag. 104. Taf. 3, Fig. 5, 7; Taf. 10, Fig. 15; Taf. 11, Fig. 14, 15. Chasmops marginata Kiesow, diese Schriften 1894, pag. 89. Das vorliegende kleine Kopfschild, grösstentheils als Steinkern erhalten, ist mit Sicherheit als zu Chasmops marginata F. Schmidt gehörig bestimmbar. Dasselbe ist etwas über einen Halbkreis vorgezogen, stark gewölbt, mit steil abfallenden Seiten und lang ausgezogenen, vertikal gestellten Wangenhörnern. Der scharf begrenzte, breite, flache, vor der Glabella hier weggebrochene Randsaum ist deutlich von den erhabenen Wangen geschieden, nach hinten verschmälert und andeutungsweise noch auf den Wangenhörnern, deren unterer Rand seitlich etwas hervortritt, erkennbar. Die Glabella ist gewölbt, der Frontallobus etwas breiter als der Kopf lang ist, annähernd breit dreiseitig, der Vorderrand anscheinend geradlinig; die Seitenflügel des Frontallobus enden fast spitz. Die ersten Seitenloben sind gewölbt, scharf dreieckig, von gleicher Form wie bei Chasmops Odini, aber etwas kleiner, die zweiten Seitenloben nur als kleine Knötchen angedeutet; die dritten Seitenloben bilden einen schmalen Ring und reichen bis zur Dorsalfurche. Das linke, nur am Grunde erhaltene Auge ist klein, außen an der Basis mit einem deutlich eingedrückten Ringe umgeben. Vom Augengrunde fallen die Wangen nach hinten zum li I 31 Occipitalflügel allmählich ab. Der Frontallobus (Steinkern) trägt Hach gerundete deutliche Tuberkel, die Schale des linken Wangenhornes ist fein chagrinirt. Das Exemplar wurde mit Cheirurus ( Nieszkowskia ) cephaloceros Nieszkowski aff. etc. in einem Backsteinkalk von Zoppot gefunden. In Rußland findet sich diese Art nach F. Schmidt in der Jeweschen Schicht, vorzugsweise deren unterer Abtheilung. 4. Cheirurus (Nies&kowsfoui) cephaloceros Nieszkowski aff8. Taf. I, Fig. 3 a, b. Sphaerexochus cephaloceros Nieszkowski, Monogr. d. Trilobiten d. Ostseeprov., Archiv f. Natur- kunde Liv-, Ehst- und Kurlands, Ser. I, Bd. I 1857 pag. 600. Taf. 1, Fig. 5, 6. Cheirurus ( Nieszkowskia ) cephaloceros F. Schmidt, Rev. d. ostbalt. sil. Trilob. pag. 186. Taf. 9, Fig. 9—12, 16; Taf. 16, Fig. 36. Cheirurus ( Nieszkowskia ) cephaloceros Nieszkowski aff. Kiesow, diese Schriften 1894, pag. 87. Die vorliegende kleine, nicht vollständig erhaltene Glabella (Steinkern) ist nach allen Richtungen, besonders aber seitlich stärker gewölbt als die Glabellen der Nieszkowskia variolaris Linnarsson, aber etwas schwächer als die- jenigen der Nieszkowskia cephaloceros Nieszkowski. Letzterer Art scheint unsere Nieszkowskia näher zu stehen. Die Wölbung der Glabella steigt von vorn nach hinten an und ist zwischen den Endloben am höchsten; weiter nach hinten senkt sie sich ein wenig und verschmälert sich daselbst wie bei Nieszkowskia cephaloceros. Am Ende des Höckers und von diesem durch eine ringförmige Einschnürung geschieden, erhob sich ein am Grunde ziemlich starkes, leicht nach oben und wahrscheinlich etwas abwärts gekrümmtes und kurzes Horn, von welchem bei unserem Exemplar nur der unterste Theil erhalten ist. Der Nackenring ist nicht bekannt: er war anscheinend stärker nach hinten geneigt als der Nackenring der Nieszkowskia variolaris , aber viel schwächer geneigt als derjenige von Nieszkowskia cephaloceros. Der Steinkern trägt größere und kleinere niedrige spitzkegelförmige Tuberkel. Die beigegebenen Figuren zeigen deutlich, daß wir hier einen Triboliten der Untergattung*Wzes2&ow$Ha vor uns haben, und daß derselbe von allen aus Schweden und Rußland bekannten Formen verschieden ist. Uebrigens sei hier bemerkt, dass die Figur 3b die hintere Grenze des rechten Endlobus vielleicht nicht ganz genau zur Anschauung bringt, da es wegen der außerordentlichen Härte des Gesteins nicht möglich war, ohne Beschädigung der Versteinerung das anhaftende Gestein zu entfernen. Daß ich diese Nieszkowskia für eine neue Art halte, ist bereits oben gesagt. Weil die Versteinerung jedoch unvollkommen erhalten ist, habe ich mich nicht entschließen können, ihr einen neuen Artnamen zu geben, sondern es vorgezogen, sie auch fernerhin mit Rücksicht auf ihre nahen Beziehungen zu Nieszkowskia cephaloceros als Nieszkowskia cephaloceros Nieszkowski aff. zu bezeichnen. — Zoppot. 12 32 5. Lichas angusta BEYRICH. Taf. I, Fig, 4 a, b. Lichas angusta Beyrich, Untersuchungen über Trilobiten II pag. 6. Taf. I, Fig. 6. ,, F. Roemer, Sadew. Diluv.-Geschiebe pag. 76. Taf. 8, Fig. 8a. Lichas cf. angusta Kiesow, diese Schriften 1884 pag. 218. Lichas angusta F. Schmidt, Acidaspiden und Lichiden pag. 108. Taf. 4, Fig. 18, 19. „ ,, Kiesow, diese Schriften 1894 pag. 87. Das in dem Geschiebe No. 9 (Backsteinkalk von Brentau) gefundene Mittelschild des Kopfes, dessen Glabella beschält und gut erhalten ist, zeigt die für Lichas angusta Beyrich charakteristischen Merkmale. Die Glabella ist flach gewölbt, etwas länger als breit. Die Breite verhält sich zur Länge wie 4 zu 5. Die Furche am Vorderrande der Glabella geht in die Dorsalfurchen über. Letztere sind etwas convex bis zum Anfänge der Augenfurche, die am Augendeckel einen stumpfen Winkel bildet; von hier ab convergiren sie schwach nach hinten und wenden sich etwas vor der hinteren Seitenfurche wieder sehr wenig nach außen, um dann unter einem schwach stumpfen Winkel, welchem einem Rechten sehr nahe kommt, mit letzterer zusammen zu stoßen; sie biegen sich alsdann unter einem Winkel von circa 120° nach außen, um in die Nackenfurche einzumünden, und verlaufen in derselben eine ganz kurze Strecke, ehe sie den Nackenring schneiden. Die Vorderfurchen beginnen ziemlich vorn an den Seiten der Glabella, schneiden anfangs in einem stark gekrümmten Bogen in die Glabella ein, krümmen sich darauf, weiter convergirend, etwas sanfter, ohne jedoch auch nur annähernd in der Mitte parallel zu werden, und wenden sich etwas hinter der Mitte der Glabella wieder in gleicher Krümmung nach hinten und außen, um zuletzt wieder in etwas stärker gekrümmtem Bogen in die Nackenfurche einzulaufen. Die hinteren Seitenfurchen sind unge- fähr von gleicher Tiefe wie die Dorsalfurchen, die Vorderfurchen und die Nackenfurche, kurz, entspringen an der Nackenfurche und bilden, da sie nur sehr wenig nach vorn gerichtet sind, mit der Längsachse der Glabella unge- fähr einen rechten Winkel. Die Nackenfurche verläuft in der Mitte horizontal, krümmt sich alsdann in einem ziemlich gleichmäßigen Bogen etwas seitwärts geneigt nach hinten, darauf wieder etwas nach vorn, trifft alsdann mit der Dorsalfurche zusammen, biegt sich hierauf wieder seitlich nach außen und verläuft, wie bereits oben bemerkt, mit den Dorsalfurchen gemeinschaftlich die ganz kurze Strecke bis zu dem Punkte, wo sich dieselben nach hinten wenden und den Nackenring seitlich begrenzen. Der Mitteilobus fällt nach vorn ziemlich steil ab, ungefähr wie es die Figur 18b F. Schmidt’s zeigt, und springt hier ziemlich stark vor; an den Seiten bildet er mäßig spitze Flügel. Dann verengt er sich nach hinten an- fangs sehr schnell, später mehr allmählich, erweitert sich alsdann wieder hinter der Mitte, zuletzt recht stark, so daß die Breite seines Fußes der Hälfte der vorderen Breite gleichkommt. An der schmälsten Stelle ist der Mittellobus 0,9 mm breit, die Breite der vorderen Seitenloben beträgt hier 1,8 mm. Es 18 beträgt also die Breite des Mitteilobus an seiner schmälsten Stelle genau die Hälfte der Breite der vorderen Seitenloben. Die vergrößerte Photographie zeigt das Verhältnis 4 : 71/2 oder 8 : 15. Die geringe Abweichung von dem durch Messung gewonnenen Resultat erklärt sich daraus, daß die vorderen Seitenloben schwach seitlich geneigt sind; in Folge dessen erscheinen letztere natürlich auf der Photographie etwas schmäler. Die vorderen Seitenloben sind genau zweimal so lang wie breit, etwa schief eiförmig, vorn spitz, was wegen der Schalenwölbung an der Figur kaum zu erkennen ist, hinten gerade abge- stutzt. Die hinteren Seitenloben sind klein, mäßig gewölbt, seitlich abwärts gewandt, vorn und an der Außenseite durch annähernd gerade Linien begrenzt, welche die Schenkel eines stumpfen Winkels bilden; die vordere Grenzlinie ist etwas kürzer als die seitliche. Hinter- und Innenrand bilden gemeinschaft- lich einen mäßig stark gekrümmten Bogen. Die ganze Schalenoberfläche zeigt ähnlich wie das Kopfschild von Lichas Eichwaldi ziemlich regelmäßig ver- theilte feine, zierliche, runde, erhabene Tuberkel, die von noch feineren um- geben sind; von letzteren lassen sich wieder zwei verschiedene Grössen unter- scheiden wie bei Lichas Eichwaldi, von dem ich gutes Vergleichsmaterial be- sitze. Auch auf der Figur 14 bei F. Schmidt, welche sich auf letztere Art bezieht, tritt dieser Größenunterschied der Tuberkel deutlich hervor. Von Lichas depressa Angelin ist unsere Lichas angusta sicher zu unter- scheiden durch den Verlauf der Vorderfurchen, welche bei ersterer Art in der Mitte der Glabella fast parallel erscheinen, durch die Form und relative Breite der vorderen Seitenloben, welche bei Lichas depressa etwa 2V8mal so lang wie breit sind, während bei unserer Lichas angusta die Breite der vorderen Seitenloben genau die Plälfte ihrer Länge beträgt, ferner durch den Verlauf der Nackenfurche, welche sich nach F. Schmidt’s Angabe (Acidaspiden und Lichiden pag. 96) an ihren Endigungen bei Lichas depressa nicht wieder nach vorn biegt, während diese Biegung nach vorn bei unserer Art deutlich zu erkennen ist. Auch die Tuberkulirung ist etwas verschieden, indem bei Lichas depressa die ganz kleinen Tuberkel mehr vorherrschen als bei Lichas angusta und auch bei Lichas Eichwaldi. Weniger scharf unterscheiden sich die Mittel- loben; denn bei F. Schmidt heißt es a. a. 0. pag. 96 vom Mitteilobus der Lichas depressa Angelin: ,,Die schmälste Stelle ist meist ziemlich gleich der Breite der vorderen Seitenlappen, wird aber auch fast noch einmal so schmal, entsprechend der ANGELiN’schen Angabe.“ Von Lichas Eichwaldi Nieszkowski ist unsere Art leicht zu unterscheiden durch die verschiedene Form der vorderen Seitenlappen, welche bei Lichas Eichwaldi über zweimal so lang wie breit sind, während sie bei unserer Lichas angusta) wie bemerkt, genau zweimal so lang wie breit sind, ferner durch die geringere Breite der schmälsten Stelle des Mittellappens, welche bei unserer Form dort die Hälfte der Breite der vorderen Seitenlappen beträgt, während die vorderen Seitenlappen der Lichas Eichwaldi in der Mitte nur etwas breiter u 3 34 sind als die schmälste Stelle des Mittellappens, endlich durch die bei beiden Formen verschiedene Convergenz der vorderen Seitenfurchen (Vorderfurchen). Herr Stolle y hat sich also in seiner Vermuthung, daß unsere Form zu Lichas valida Linnarsson gehöre, gründlich geirrt. Von Linnarsson’s Lichas valida ist unsere Lichas angusta selbstverständlich gänzlich verschieden. Was die Tuberkulirung der Schale des Kopfschildes von Lichas angusta betrifft, so sagt Beyrich hierüber a. a. 0. pag. 6: ,, Testa scabra granulis densis inae- qualibus“, spricht aber nicht von groben Warzen der Oberfläche. Ferd. Roemer sagt allerdings (Sadew. Diluv. -Geschiebe pag. 76): ,,Die ganze Oberfläche des Kopfschildes ist mit groben rundlichen Warzen dicht bedeckt, die Zwischenräume zwischen den groben Warzen werden durch feine Körnchen ausgefüllt. “ Von mir ist über die Tuberkulirung der Schale früher Folgendes geschrieben worden: ,,Die ganze Oberfläche des Kopfschildes ist mit rundlichen Wärzchen dicht bedeckt; die Zwischenräume zwischen denselben werden durch feine Körnchen ausgefüllt“, was durchaus der BEYRicn’schen Beschreibung entspricht. Ha Ferd. Roemer ein verhältnismäßig großes Exemplar zur Untersuchung vorlag, während die hiesige Form noch kleiner ist als Beyrich’s Exemplar und die von F. Schmidt abgebildeten kleinen russischen Exemplare, so darf es nicht Wunder nehmen, wenn Ferd. Roemer bei seinem großen Exemplar von groben rundlichen Warzen spricht, während bei dem im Backsteinkalk von Brentau gefundenen kleinen Exemplare die Bezeichnung ,, rundliche Wärzchen“ durch- aus am Platze ist. Die hiesige Form von Lichas angusta steht der kleineren Form aus dem oberen grauen Kalk der Lyckholmer Schicht (s. F. Schmidt’s Figuren 18 und 19) und der von Beyrich abgebildeten am nächsten. Die Stirn ist jedoch stärker vorgezogen als bei den zwei in Rede stehenden russischen Exemplaren und entspricht etwa der von Beyrich gegebenen Abbildung; an diese Form schliesst sich die unserige auch wegen der weniger stark nach außen vorspringenden Seitenflügel der Stirn näher an. Auf Grund der Figuren 18 und 19 bei F. Schmidt muß man annehmen, daß diese Seitenflügel bei den betreffenden russischen Exemplaren stärker entwickelt sind als bei Beyrich’s und unserem Exemplar. ß. Encrinurus cf. Seebachi F. SCHMIDT. Taf. I, Fi g. 5. Encrinurus Seebaclii F. Schmidt, Phacopiden, Cheiruriden und Encrinuriden pag. 231, 232. Das vorliegende Pygidium (Steinkern) stammt aus einem märkischen Backsteinkalk, welchen Herr Professor Aurel Krause mir zur Untersuchung zuzusenden die Freundlichkeit hatte. Dasselbe ist nicht ganz vollständig er- halten, zeigt aber die charakteristischen Merkmale einer Zwischenform zwischen Encrinurus Seebachi und Encrinurus multisegmentatus, welche F. Schmidt aus der Lyckholmer Schicht anführt. Das in Rede stehende Pygidium ist verhält- nismäßig breiter als der typische Encrinurus Seebachi (Länge — 5,2 mm, Breite — 4,3 mm). Von den Ringen der Rhachis sind nur die vorderen erhalten. Die Seitenlappen sind abwärts geneigt; erhalten sind sieben Pleuren, welche stark nach hinten gebogen sind: die letzten verlaufen der Rhachis parallel. Die Pleuren sind stark gewölbt und schmal, mit ungefähr gleich breiten Zwischenräumen. Am Außenrande bilden sie deutlich markirte stumpfe Zähne. Diese Versteinerung ist für uns deshalb von Interesse, weil sie beweist, daß die jüngeren Backsteinkalke nicht auf unseren Osten beschränkt sind, sondern auch weiter westlich, z. B. in der Provinz Brandenburg, Vorkommen. 7. lllaenus Roemeri v. YOLBORTH. lllaenus grandis F. Roemer, Sadew. Diluv.-Geschiebe pag. 69. Taf. 8, Fig. 4. Bumastus Barriensis v. Yolborth, Russische Trilobiten Taf. 4, Fig. 14. lllaenus Roemeri v. Yolborth, Neue ehstländische Illaenen pag. 7. Taf. 2, Fig. 12 — 15. „ vivax Holm, Svenska arterna af lllaenus pag. 74. Taf. 6, Fig. 1 — 7. ,, Roemeri Holm, Ostbaltische Illaeniden pag. 125. Taf. 9, Fig. 4 — 14. ,, ,, Kiesow, diese Schriften 1894 pag. 90. Taf. 2, Fig. 7a, b. Ein hinten meist beschältes Mittelschild des Kopfes und die größere rechte Hälfte eines Pygidiums, einer kleinen Form angehörend, fanden sich in unserm Gestein No. 4. Das Mittelschild, ein wenig von vorn nach hinten ver- drückt, ist stark und gleichmäßig gewölbt, indem die festen Wangen und die Augendeckel ziemlich stark nach hinten, nach außen und vorn abfallen. Die Glabella ist flach gewölbt, sehr breit, kurz und verschmälert sich ziemlich stark nach vorn. Die Dorsalfurchen sind ziemlich flach, kurz; sie erreichen nicht ganz 1j3 der Kopflänge und reichen nicht bis zum Vorderrande des Auges; ihre Spitze ist scharf nach außen gebogen. Die Augendeckel sind vom Hinterrande etwas mehr als die Hälfte ihrer Länge entfernt; sie ragen mäßig nach den Seiten hinaus. Der Abstand des Auges von der Dorsalfurche ist etwas größer als die halbe Glabellabreite. Die für diese Art sehr charakte- ristische Facialsutur hinter dem Auge, an der linken Seite vollständig erhalten, ist verhältnismäßig lang und etwas nach außen gerichtet; sie macht unge- fähr in der Mitte eine schwache Biegung nach außen. Wo sie am Hinter- rande ausläuft, ist sie ein wenig nach außen gebogen. Am Vorderrande des Mittelschildes finden sich deutliche Terrassenlinien; im Uebrigen ist die Schale, soweit sie erhalten, glatt. Das Pygidium, soweit es erhalten, vollständig beschält, ist halbkreisförmig und ziemlich stark und gleichmäßig gewölbt. Die vorn stark bogenförmig vor- springende Rhachis ist am Vorderrande deutlich entwickelt (was bei den sonst sehr ähnlichen Pygidien von lllaenus jevensis.UoJLM nicht vorkommt) und sehr breit, erheblich breiter als die Seitenlappen; der gerade Theil der letzteren ist sehr kurz und beträgt etwa 1/8 der Breite der Rhachis und ungefähr 3/5 der Länge des Hinterrandes der Facette. Die erhaltene rechte Vorderecke ist schwach abgestumpft. Hinter dem Knie befindet sich eine starke Querfurche. In der Verlängerung der Rhachis ist eine schmale, schwach hervortretende, 16 3* 36 linienförruige Schälenerhebung zu erkennen, wie eine solche auch auf Holm’s Abbildung eines Exemplars aus dem schwedischen Leptaena-kL&\k deutlich erkennbar ist (s. Holm, Svenska arterna af Illaenus Taf. 6, Fig. 2). Spuren von quer verlaufenden Terrassenlinien finden sich nahe am Rande unterhalb der gestreiften Facette. Im Uebrigen ist das Pygidium glatt. Maße. Mittelschild des Kopfes: Länge (nach der Krümmung gemessen) . .12 mm Länge der Dorsalfurchen 3,7 mm Breite der Glabella zwischen den Augen . . 6 mm ,, ,, „ am Hinterrande ... 6,5 mm Abstand des Auges von der Dorsalfurche . . 3,3 mm Länge des Augendeckels 2,6 mm Entfernung der Augendeckel vom Hinterrande 1,4 mm Länge der Facialsutur hinter dem Auge . . 1,7 mm Pygidium : Länge (nach der Krümmung gemessen) . . 9 mm Länge (Projection) 8 mm Halbe Breite des Pygidiums 6,2 mm Breite der Rhachis . . 5 mm Das Mittelschild des Kopfes unseres Illaenus Roemeri zeigt eine Form, welche zu den selteneren gehört, indem die Entfernung der Augendeckel vom Hinterrande geringer ist als gewöhnlich. Der Abstand des Auges von der Dorsalfurche ist etwas größer als bei den meisten Formen dieser Art. Aehn- liche Verhältnisse zeigt jedoch auch das Exemplar von Kirna, dessen Dimen- sionen von Holm (Illaeniden pag. 129) unter a aufgeführt sind. Auch bei dem von Holm in seiner Arbeit über schwedische Illaenen auf Taf. 6, Fig. 1 ab- gebildeten Stück aus dem Leptaena-Kalk Dalecarliens ist die Länge der Augen- deckel sehr erheblich größer als die Entfernung derselben vom Hinterrande. Der sonst recht ähnliche Illaenus jevensis Holm unterscheidet sich von der uns vorliegenden Form scharf durch die gerade und direct nach hinten gerichtete Facialsutur hinter dem Auge und durch die Länge der Dorsal- furchen, welche bei Illaenus jevensis ungefähr 2/5 der Kopflänge erreichen, während ihre Länge bei Illaenus Roemeri nicht ganz Vs der Kopflänge beträgt. Es ist demnach das in unserem Gestein No. 4 gefundene Mittelschild unzweifel- haft als zu Illaenus Roemeri v. Volb. gehörend anzusehen. Die Pygidien von Illaenus Roemeri und Illaenus jevensis sind zwar ein- ander sehr ähnlich; das vorliegende Exemplar zeigt jedoch, wie oben bemerkt, eine vorn deutlich entwickelte Rhachis , welche bei Pygidien des Illaenus jevensis nicht vorkommt, wohl aber bei einem Exemplare des schwedischen Leptaena-KsAkes beobachtet ist. Unser Pygidium gehört also mit Sicherheit zu Illaenus Roemeri v. Volborth. Wegen dieser nahen Beziehung unseres Illaenus Roemeri zu demjenigen, welcher im Leptaena- Kalke Dalecarliens ge- 17 37 funden ist, dürfte unser Coelosphaeridiengestein No. 4 von Zoppot aus dem westbaltischen Silurgebiete herstammen. Eine erwünschte Bestätigung meiner Ansicht über die Zugehörigkeit unseres Illaenus zu lllaenus Roemeri v. Volb. empfing ich im Frühling dieses Jahres von Herrn Palaentologen Dr. G. Holm aus Stockholm, welcher sowohl das Kopfschild als auch das Pygidium für Illaenus Roemeri v. Volb. erklärte. 8. Illaenus angustifrons Holm. Taf. I, Fi g. 6. Illaenus angustifrons Holm, Illaeniden pag. 131. Taf. 9, Fig. 1 und 2. ,, ,, Kiesow, diese Schriften 1894 pag. 70 und 92. Das im Backsteinkalk von Schüddelkau gefundene Mittelschild des Kopfes ist zwar nicht besonders gut erhalten, größtentheils als Steinkern, zeigt aber doch die für Illaenus angustifrons charakteristischen Merkmale hinreichend deutlich. Am besten sind der mittlere Theil und die rechte Seite des Mittelschildes erhalten. Die Wölbung desselben ist mäßig stark, noch ein wenig stärker als bei der Stammform. Die Glabclla ist der Quere nach stark gewölbt, sehr lang, indem die Dorsalfurchen sich reichlich bis zur Mitte des Kopfes erstrecken. Zwischen den Augen ist die Glabella stark eingesclmiirt, nach vorn und hinten erweitert und an der Stelle, wo die Dorsalfurchen aufhören (es ist hier nur diejenige der rechten Seite erhalten), ebenso breit wie am Hinterrande. Zwischen den Augen ist sie nicht ganz doppelt so breit als der Abstand vom Auge bis zur Dorsalfurche. Auch die von Holm angegebenen Maße zeigen ein ähnliches Verhältnis nämlich 8,5 mm : 14,5 mm und 8 mm : 14 mm bei der Stammform, bei der var. depressa 4,5 mm : 8 mm. Die Dorsalfurchen bilden durch ihre Biegung einen scharf ausgeprägten stumpfen Winkel und sind an der Biegungsstelle am tiefsten; nach vorn werden sie allmählich flacher. Die festen Wangen fallen sowohl nach außen wie nach vorn und hinten ziem- lich stark, aber allmählich ab. Der rechte erhaltene Augendeckel tritt mäßig nach der Seite vor. Die Länge des Augendeckels ist ungefähr doppelt so groß als sein Abstand vom Hinterrande des Mittelschildes. Der Vordertheil des Kopfes (ohne Schale wie der größte Theil des vorliegenden Mittelschildes) läßt feine lange, dicht gestellte Terrassenlinien erkennen. Wegen seiner ver- hältnismäßig starken Wölbung ziehe ich das vorliegende Mittelschild des Kopfes zu der Stammform des Illaenus angustifrons , welche sich nach Holm nur in der Lyckholmer Schicht in Estland (Fx) findet. Maße. Länge (nach der Krümmung gemessen) . . . 14,5 mm Länge (Projection) 12,5 mm Breite der Glabella hinten 8,2 mm ,, ,, „ zwischen den Augen . . 6,5 mm Abstand des Auges von der Dorsalfürche , . 3,7 mm 18 38 9. Illaenus cf. sphaericus Holm. Illaenus sphaericus Holm, Svenska arterna af trilobitslägtet Illaenus pag. 64. Taf. 1, Fig. 12, 14. 15. ,, ,, ,, Ostbaltische Illaeniden pag. 54. Taf. 1, Fig. 15 a — c. Illaenus sp. Kiesow, diese Schriften 1894. pag. 71. Das vorliegende Pygidium (Steinkern) ist gleichmäßig und stark gewölbt und entspricht in seiner Wölbung durchaus dem schwedischen Exemplar, welches Holm auf Taf. 1, Fig. 14 abgebildet hat. Die Länge verhält sich zur Breite etwa wie 2 zu 3. Die Rhachis ist nur schwach angedeutet und nur am Vorderrande zu erkennen. Ein beschältes Fragment eines ///aenws-Pygidiums (linke Seite), welches in demselben Coelosphaeridien-Gestein No. 14 gefunden wurde, hat eine glatte Schale mit mäßig dicht stehenden, ziemlich flach eingestochenen Punkten; das- selbe gehört wahrscheinlich ebenfalls zu Illaenus sphaericus Holm. Ich trage diese Artbestimmung hier nach, weil dieselbe von einigem Interesse ist. — Illaenus sphaericus Holm findet sich in Rußland in den Schichten C2 und C3. Unser Gestein (No. 14) entspricht wahrscheinlich der Schicht C3. * * * Um einen Ueberblick über die in westpreußischen Coelosphaeridien- Gesteinen und Backsteinkalken gefundenen artlich bestimmten Trilobiten zu gewinnen (ich sehe hierbei von Chasmops macroura ab), nenne ich hier noch die von mir in meiner letzten Abhandlung (diese Schriften 1894) ausführlicher besprochenen Arten Chasmops Odini Eichw. var. und Illaenus gigas Holm, welche beide in dem Coelosphaeridien-Gestein No. 13 von Schönwarling (das- selbe entspricht der Itferschen Schicht) aufgefunden wurden. Unsere Trilobiten beweisen nun unzweifelhaft, dass der Begriff des ,, Backsteinkalkes“ kein stratigraphischer, sondern nur ein petrographischer ist, was ich bereits in meiner früheren Arbeit behauptet und hier nochmals nach- gewiesen habe. Will man unsere C und D (DJ entsprechenden Backsteinkalke zusammenfassen, so ist man genöthigt, dieselben als ,, ältere Backsteinkalke“ zu bezeichnen, denen unsere Backsteinkalke vom Alter der Schichtengruppe F als „jüngere Backsteinkalke“ gegenüberstehen. Da demnach der Name „Back- steinkalk“ kein stratigraplnscher Begriff ist, sondern eine Collectivbezeichnung für verschiedenalterige ähnlich ausgebildete und ähnlich verwitterte oder aus- gelaugte Gesteine (ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei den Coelosphaeridien- gesteinen, weil dieselben zu den Backsteinkalken in sehr naher Beziehung stehen), so wird man wohl nicht umhin können anzunehmen, daß die Aus- bildung von Backsteinkalken und auch von Coelosphaeridiengesteinen sich während der untersilurischen Zeit mehrmals wiederholt hat, daß also die gesteinsbildenden Factoren in den betreffenden Zeitabschnitten des Untersilurs annähernd die gleichen gewesen sind. 19 39 Als eine auffallende Erscheinung ist der Umstand zu erwähnen, daß die Trilobiten unserer Backsteinkalke, zum Theil auch diejenigen unserer Coelo- sphaeridiengesteine mehr oder weniger zwergartige Formen sind. Da die be- treffenden Gesteine, in welchen die Trilobitenreste eingebettet liegen, reich an Kieselsäure sind, so darf man wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit an- nehmen, daß auch der Kieselsäuregehalt des Wassers, in welchem diese Thiere lebten, ein verhältnismäßig hoher war, wodurch möglicherweise das Gedeihen der Trilobiten direct oder indirect (z. B. durch Mangel an Nahrung) ungünstig beeinflußt wurde. Es ist mir eine angenehme Pflicht, den Herren Palaeontologen Dr. G. Holm in Stockholm, Professor Dr. Aurel Krause in Groß Lichterfelde, Professor Dr. Conwentz und Kustos Dr. Kumm in Danzig, durch deren Gefälligkeit die vorliegende Arbeit wesentlich gefördert worden ist, auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Danzig, im Juli 1896. so 40 Figur 1, Figur 2. Figur 3 Figur 4 Figur 5 Figur 6 Erklärung der Tafel I. Phacops (Pterygometopus) laevigata F. Schmidt (Steinkern) aus einem Backsteinkalk von Langenau, viermal vergrößert. Die Figur ist etwas zu kurz gezeichnet. Chasmops marginata F. Schmidt (größtenteils Steinkern) aus einem Backsteinkalk von Zoppot, zweimal vergrößert, a, b. Cheirurus ( Nieszkowskia ) cephaloceros Nieszkowski aff. (Stein- kern aus demselben Backsteinkalk von Zoppot, zweimal vergrößert; 3 a Ansicht von oben und etwas von der rechten Seite, 3 b Seiten- ansicht. a , b. Lichas angusta Beyricii aus dem Backsteinkalk von Brentau; 4 a Mittelschild des Kopfes in vierfacher Vergrößerung, 4 b ein Theil der Schalenoberfläche des Mittellappens stärker vergrößert. . Encrinurus cf. Seebachi F. Schmidt (Steinkern) aus einem in der Provinz Brandenburg gefundenen Backsteinkalk, fünffach vergrößert. . Illaenus angustifrons Holm (größtenteils Steinkern) aus einem Backsteinkalk von Schüddelkau, zweimal vergrößert. 33 41 Ueber die chemischen Bestandtheile einiger vorgeschichtlicher Thongefäße Westpreußens und der in ihren Ornamenten befindlichen weißen Substanz. Von Otto Helm, Danzig. Angeregt durch eine Reihe von Besprechungen in den Verhandlungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft (26. Januar, 9. März und 20. Juli 1895) über die Natur der in den Ornamenten vorgeschichtlicher Thongefäße befindlichen weißen Substanz habe ich meine im 2. Hefte des III. Bandes dieser Schriften (1873) niedergelegten Untersuchungen über die chemischen Bestand- theile der in der Provinz Westpreußen gefundenen Graburnen wieder auf- genommen und zugleich die auch bei ihnen nicht selten vorkommende weiße Füllmasse chemisch untersucht. Ich berichte hier über die Resultate meiner Untersuchungen. Vorher jedoch führe ich in Kürze die über diesen Gegenstand in der Anthropologischen Gesellschaft zu Berlin stattgefundenen Verhandlungen an. Herr Dr. 0. Olshausen berichtet, daß die in den Ornamenten vor- geschichtlicher Gefäße beobachtete weiße Substanz keiner bestimmten Zeit- periode angehöre; sie ist auf Thongefäßen aus der Zeit der ersten Stadt Trojas, wie auf solchen der nachfolgenden Zeiten bis zur römischen Kaiser- zeit zu finden. Auch in fast allen Ländern Europas ist diese Art der Ornamentirung angewandt worden. Olshausen berichtet ferner, daß die bisherigen chemischen Analysen ergeben haben, daß die weiße Füllmasse in den meisten Fällen aus kohlen- saurer Kalkerde (krystallinisch oder erdig) besteht, in einigen Fällen aus schwefelsaurer Kalkerde, einmal aus gelblichem Kaliglimmer und zweifelhaft aus phosphorsaurer Kalkerde (Phosphorit). Kohlensäure Kalkerde wurde gefunden in Ornamenten von alttrojanischen Gefäßen (Verh. d. Berliner Anthrop. Ges. 1883, S. 451), ferner durch Olshausen auf Gefäßen der Steinzeit in Schwerin, auf einem Scherben, welcher bei Adersleben im Kreise Oschersleben gefunden wurde (Verh. d. Berl. Anthrop. Ges. 1895, S. 433) und auf einem Scherben aus der bairischen Rheinpfalz, dann durch Much auf einem Thonscherben, welcher aus dem i 42 Pfahlbau am Mondsee stammte, endlich durch Gremprfr auf Thongefäßen welche bei Sakrau in Schlesien gefunden wurden (Yerh. d. Berl. Anthrop. Ges. 1895, S. 462). Schwefelsäure Kalkerde wurde gefunden auf Gefäßen, welche bei Ciem- pozuelos in Spanien Vorkommen. Diese Gefäße dienten seiner Zeit weder zur Aufbewahrung von Speisen, noch von Leichenresten, sondern zu rein religiösen Zwecken resp. dem Todtenkultus. Sie sind sehr reichlich mit Strich-, Stich- und Wellenornamenten versehen und stammen nach Virchow aus der Ueber- gangszeit von der neolithischen zur Metallzeit. Gypseinlagen wurden ferner von Dr. F. Wirbel an mehreren Thon- gefäßen der Steinzeit auf der Insel Sylt nachgewiesen, dann durch Orshausen auf einem im Berliner Museum für Völkerkunde befindlichen und auf einem von Dr. Jagor aus Nagada in Aegypten eingesandten Gefäßscherben. Gelblicher glänzender Kaliglimmer wurde als Einlage eines steinzeitlichen Gefäßes einmal von Dr. F. Wiebel beobachtet. Phosphorsaure Kalkerde neben Eisenoxyd sollen nach Orshausen von dem Chemiker Berlin als Einlage von Gefäßornamenten gefunden worden sein. Olsiiausen berichtet ferner, daß er an einer spätzeitlichen Urne mit Leichenbrand, gefunden bei Oberjersdal in Schleswig, ebenfalls Phosphorsäure nachgewiesen habe, gebunden an Thonerde oder Kalkerde. Die von mir chemisch analysirte weiße Füllmasse aus Ornamenten von vorgeschichtlichen Thongefäßen, die in der Provinz Westpreußen gefunden wurden, besteht in fünf Fällen aus phosphorsaurer Kalkerde, in zwei Fällen aus kohlensaurer Kalkerde. Ich untersuchte folgende Gegenstände: 1. Einen mit Strichornamenten verzierten Gefäßscherben aus der reichen Fundstätte von Kaldus bei Kulm. Die weiße Füllmasse saß fest in den Orna- menten und konnte nur schwer mittels eines Holzstäbchens ausgeschabt werden. Sie gelangte deshalb nicht unvermischt mit dem Thon des Scherbens zur Untersuchung. Diese ergab das Vorhandensein von Phosphorsäure, Kalkerde, Thonerde und Eisenoxyd. Nicht vorhanden waren Kohlensäure und Schwefel- säure. Die darin gefundene phosphorsaure Kalkerde löste sich leicht in ver- dünnter Salpetersäure. Die so erhaltene und filtrirte Lösung gab, nachdem sie in eine erwärmte Lösung von Ammoniummolybdat in Salpetersäure gegossen wurde, einen reichlichen gelben Niederschlag, welcher aus Ammoniumphospho- molybdat bestand. Es fragt sich zunächst, ob die in den Ornamenten gefundene phosphor- saure Kalkerde schon ursprünglich als solche darin vorhanden war, oder ob sie erst später durch Wechselwirkung aus kohlensaurer Kalkerde und Phosphor- säure entstanden ist. Es kann bei einer solchen Wechselwirkung an Phosphor- säure gedacht werden, welche in der Bodenfeuchtigkeit enthalten war. Doch 2 43 ist diese Phosphorsäure stets ebenfalls an Kalkerde gebunden, kann somit keine Umsetzung erleiden. Auch ändert der Umstand in der Sache nichts, daß die Träger dieser phosphorsauren Kalkerde die im Wasser des Erdbodens gelöste freie Kohlensäure oder Humussäuren sind. Dann könnte noch der Einwand gemacht werden, daß die Umwandlung der kohlensauren Kalkerde in phosphorsaure durch Substanzen (Speisen oder Getränke) bewirkt worden sei, welche einst in dem Gefäße aufbewahrt oder zubereitet wurden; solche Substanzen enthalten oft phosphorsaure Alkalien und von ihnen wäre ein Austausch der Kohlensäure gegen Phosphorsäure zu erwarten. Ich unter- suchte deshalb auch den kalkhaltigen Thon des Scherbens, welcher die Ornamente trug und fand darin allerdings eine sehr geringe Menge Phos- phorsäure. 2. Das zweite Objekt, welches ich chemisch untersuchte, war eine Gesichts- urne, gefunden in einem Steinkistengrab bei Zakrzewke im Kreise Flatow. Auch hier kam sowohl die weiße Füllmasse, wie auch der Thon des Gefäßes zur Untersuchung. Die Gesichtsurne besitzt eine schwarze Farbe und ist aui der Oberfläche schön geglättet. Die schwarze Farbe erstreckt sich durch die ganze Thonmasse, welche außerdem noch von zahlreichen kleinen weißlichen Quarzkörnern durchsetzt ist. Im Innern der Urne befanden sich, als sie aus der Erde gehoben wurde, gebrannte Knochen und Asche. Die Urne ist außen mit vielen eingeritzten Ornamenten und einigen figürlichen Darstellungen ver- sehen (näheres hierüber in dem Amtlichen Bericht über die Verwaltung des Westpreußischen Provinzial-Museums f. d. J. 1895, Seite 39/40, Fig. 14 — 16, von Professor Conwentz). Die Ornamente sind mit einer weißen Substanz ausgefüllt, von welcher ich einen kleinen Theil sorgfältig mittels eines spitzen Holzstäbchens aus- schabte. Die chemische Analyse dieses Theiles ergab, daß er aus fast reiner phosphorsaurer Kalkerde besteht. Kohlensäure und Schwefelsäure sind nicht zugegen. Die chemische Untersuchung der Gesichtsurne selbst ergab, daß die schwarze Farbe, welche sie erfüllte, durch verkohlte organische Substanz hervorgebracht war, denn diese Farbe verschwand beim Glühen einer ab- geschabten Probe sehr bald unter Ausstoßung eines Geruches nach ver- brennender Humussubstanz (Torf) und machte einer bräunlich gelben Lehmfarbe Platz. Die genaue Analyse eines Theiles der feingestoßenen und bei 100° C. ausgetrockneten Thonsubstanz ergab, daß sie zusammengesetzt war aus: 77,05 Procent Kieselerde und Sand, 2,n Procent Kalkerde, 10,44 Procent Thonerde, 3,42 Procent Eisenoxyd, 5,60 Procent betrug der Glühverlust (organische Substanz und Kohle), Spuren von Magnesia und Alkalien, 1,38 Procent waren Verlust. 3 44 Die Aufschließung des Tkones bei dieser Analyse geschah durch Ein- dampfen mit concentrirter Schwefelsäure. Phosphorsäure und Schwefelsäure waren in dem Thone nicht vorhanden. Hier also war es völlig ausgeschlossen, daß die Phosphorsäure der Aus- füllmasse aus dem Inhalte des Gefäßes stammen konnte. Ich gab schon hier der Vermuthung Raum, daß die Füllmasse aus gebrannten und zermahlenen Knochen bestehe. Diese Vermuthung bestätigte sich bei späteren Unter- suchungen. Aus der chemischen Analyse ist noch ersichtlich, daß der Thon, aus welchem die Gesichtsurne gefertigt wurde, keine von derjenigen der in der Provinz Westpreußen vorkommenden Thone abweichende Zusammensetzung hat. Es gilt hier dasselbe, was ich von einer im Jahre 1873 chemisch analysirten Graburne berichtete (siehe diese Schriften III. Band, 2. Heft). Diese letztere Urne hatte folgende Zusammensetzung: 81,3 Procent Kieselerde und Sand, 2,i Procent Kalkerde, 9,6 Procent Thonerde, 3,8 Procent Eisenoxyd, 2,5 Procent organische Substanz (Glühverlust), 0,7 Procent Magnesia und Verlust. Es handelte sich damals darum, nachzuweisen, welchen Zwecken diejenigen Ceremonialurnen gedient hatten, welche in alten Begräbnisplätzen leer ge- funden wurden. Im allgemeinen wird angenommen, daß diese Gefäße einst bei der Ceremonie des Begräbnisses mit Speisen und Getränken, namentlich mit Meth oder Bier gefüllt wurden, damit diese Getränke den abgeschiedenen Seelen auf ihrer Reise zu den Göttern als Labetrunk dienen sollten. Ein Herr Friederici trat dieser Ansicht entgegen und behauptete, daß diese Gefäße an sich schon heilige Gefäße wären, weil sie nicht aus Thon gefertigt wurden, sondern aus Asche, und daß als Bindemittel wahrscheinlich Blut von den beim Leichenopfer getödteten Thieren angewandt wurde. Die chemische Analyse von Gefäßscherben, auf welche Herr Friederici damals seine An- nahme stütze, hatte ergeben, daß diese Scherben etwa fünf Procent fein zertheilte Kohle und viel Eisen enthielten, außerdem kieselsaure Thonerde. Die Scherben brannten sich vor dem Löthrohre nicht roth, sondern gelbbraun. Phosphorsäure konnte nicht nachgewiesen werden. Aus diesen analytischen Ergebnissen folgerte Friederici, daß das Thongefäß aus Asche und Blut gefertigt worden sei. Ich trat dieser Behauptung damals entgegen. Graburnen, welche schwarz gefärbt sind, findet man nicht selten in der Provinz Westpreußen, namentlich in Steinkistengräbern. Auch der Thon der oben beschriebenen Gesichtsurne ist einst gefärbt worden und zwar durch Beimischung von einer organischen Substanz, wahrscheinlich Torf. Die sorg- fältig geglättete Urne hat dann noch durch schwachen Brand ein tieferes Schwarz angenommen. Schön kontrastiren auf diesem Schwarz die weiß ein- gelegten Zeichnungen. 4 45 Das Gefäß muß einst einen prächtigen Anblick gewährt haben, als es neu angefertigt zur Aufnahme der Reste des Todten bereit stand; schön ge- glättet und glänzend schwarz, das Gesicht des Verstorbenen darstellend, trotzig und kühn, mit hervortretender Nase, sorgfältig gezeichneten Augen und gut modellirten Ohren; darauf eine überragende Kappe, der Deckel der Urne, und das Alles schön verziert mit weiß hervortretenden Ornamenten. Die Ornamente solcher Gesichtsurnen stellen gewöhnlich Gegenstände dar, welche der Lebende einst als Schmuck oder Waffe trug oder mit denen er vermöge seines Berufes in Verbindung stand. In dem hier vorliegenden Falle waren ein Gürtelschmuck und zwei Jagdspeere unter dem Halse, ein an der Leine befindliches Pferd auf dem Bauche und das Bild der strahlenden Sonne auf dem Rücken des Gefäßes dargestellt. 3. Als drittes Objekt meiner Untersuchungen wählte ich die weiße Füll- masse aus den Ornamenten einer Gesichtsurne, welche einem Steinkistengrabe bei Slesin im Kreise Bromberg entnommen war. Die Urne ist schwarz, ge- glättet und mit Augen, Ohren und einer Nase versehen. Auf ihr befindet sich die Darstellung eines Brustschmuckes, von welchem Franzen herabhängen. Ich fand in der Ausfüllmasse viel phosphorsaure Kalkerde, mäßig Thonerde und sehr wenig kohlensaure Kalkerde, dagegen keine schwefelsaure Kalkerde. Daß hier neben phosphorsaurer Kalkerde eine geringe Menge kohlensaurer Kalkerde gefunden wurde, würde sich, wenn die Füllmasse aus gebrannten Knochen besteht, dadurch erklären, daß gebrannte Knochen stets eine geringe Menge kohlensaure Kalkerde enthalten. In dem hier vorliegenden Falle hatte sich ein Theil der letzteren, ohne von der Erdfeuchtigkeit abgesättigt worden zu sein, erhalten. Auch stand zur Untersuchung eine größere Menge der Füllmasse zu Gebote, so daß die chemische Reaktion des Aufbrausens beim Uebergießen mit Salpetersäure leichter zum Ausdruck kommen konnte, als bei einer geringen Menge des Untersuchungsobjektes. 4. Zur Untersuchung kam ferner die weiße Substanz aus den Ornamenten einer vasenförmigen Urne aus Lindebuden bei Groß Wöllwitz, Kreis Flatow, die dort zusammen mit anderen Urnen in einem Kistengrabe aus gespaltenen Granitsteinen gefunden wurde. Die auf der oberen Bauchhälfte des Gefäßes befindliche, tief eingeritzte Ornamentirung besteht aus zwei ringsumlaufenden gürtelartigen Horizontallinien, die durch eine Anzahl senkrechter tannenzweig- ähnlicher Zeichnungen verbunden sind (vgl. die ausführlichere Beschreibung in dem XV. Amtlichen Bericht über die Verwaltung des Westpreußischen Provinzial-Museums für das Jahr 1894, Seite 29 unten). Die aus diesen Ornamenten entnommene weiße Substanz enthält keine Phosphorsäure, sondern besteht aus kohlensaurer Kalkerde, vermischt mit kleinen Quarzkörnern. — Mit dieser Urne zusammen fand sich eine ähnlich geformte, von der aber nur ein Theil der Bauchwand erhalten werden konnte, welcher die Darstellung eines vierräderigen Wagens mit zwei vorgespannten Pferden trägt, die von einer auf dem Wagen stehenden menschlichen Figur gelenkt werden Diese 5 46 Zeichnung ist durch Herrn Professor Conwentz beschrieben und abgebildet worden in diesen Schriften, VIII. Band, 3. und 4. Heft, 1894, Seite 206/7 und Taf. III, Fig. 10. 5. Bei Groß Bölkau im Kreise Danzig ist ein reichbesetztes Stein- kistengräberfeld bekannt, in dem viele Graburnen gefunden wurden, von denen zahlreiche zum Theil ganz, zum Theil in Bruchstücken in das Westpreußische Provinzial-Museum gelangten. Die in den Ornamenten einer dieser Urnen befindliche weiße Substanz bestand wiederum fast ausschließlich aus phosphorsaurer Kalkerde. Kohlensäure Kalkerde war nur in Spuren darin zu finden. 6. Beim Dorfe Oxhöft im Kreise Putzig befinden sich zahlreiche Stein- kistengräber, welche schon seit längerer Zeit gute Ausbeute liefern (vergl. Lissauer, Prähistorische Denkmäler Westpreußens, 1887, S. 104 u. 105). Von diesem Gräberfelde besitzt das Westpreußische Provinzial-Museum u. a. eine Gesichtsurne, welche eine Reiterfigur trägt (vergl. Conwentz, Schriften der Natur f. Ges. in Danzig, Band VIII, 3. u. 4. Heft, 1894, S. 204/5 u. Taf. III, Fig. 9). Ebendort wurde 1893 eine Gesichtsurne gefunden, um deren Hals die Darstellung eines Ringhalskragens mit dreifach getheiltem Schlosse im Nacken und um deren Bauch die Zeichnung eines Kranzes verläuft (vgl. die Be- schreibung und Abbildung in dem Bericht über die Verwaltung des West- preußischen Provinzial-Museums für das Jahr 1893, Seite 26, Fig. 13 u. 14). Die aus den Ornamenten dieser letzteren Urne entnommene weiße Substanz enthält keine phosphorsaure Kalkerde; sie besteht aus kohlensaurer Kalkerde, vermischt mit etwas Thonerde und Sand. 7. Eine bei Kehrwalde im Kreise Marienwerder gefundene Gesichtsurne besitzt eine gefällige Vasenform, ist von glänzend schwarzer Farbe und mit verschiedenen Strich- und Punktzeichnungen verziert. Um Hals und Bauch läuft ein zusammengesetztes Ornament, darunter befindet sich die Figur eines vierfüßigen Thieres (vergl. Conwentz, diese Schriften, Band VIII, Heft 3/4, 1894, Seite 200, nebst Abbild. Taf. III, Fig. 4). Die in den Ornamenten dieser Urne befindliche weißliche Substanz enthält vorwiegend phosphorsaure Kalkerde, dann Sandkörnchen und etwas Thonerde. Kohlensäure Kalkerde war nur in Spuren zugegen, schwefelsaure Kalkerde keine. Schließlich komme ich noch auf die Beantwortung der Frage zurück, auf welche Weise die phosphorsäurehaltige Füllmasse hergestellt wurde, mit denen die Ornamente von fünf der hier beschriebenen Thongefäße ausgefüllt waren. Wie ich schon erwähnte, liegt es nahe, an gebrannte und zermahlene Knochen zu denken. Ich wüßte heine andere Substanz, welche vorwiegend aus Phosphor- säure und Kalkerde besteht und in Westpreußen vorkommt, und welche zu diesem Zwecke gedient haben könnte. Eine so hergestellte weiße Knochenasche läßt sich mit Wasser zu einem Brei verrühren und dann ohne Schwierigkeit 6 41 mittels eines Holzstäbchens in die eingeritzten Ornamente des Gefäßes ein- tragen. Eine lebhafte Phantasie kann eine derartige Manipulation leicht zu einer ceremoniellen Handlung bei der Leichenbestattung ausschmücken, wenn angenommen wird, daß diese Bemalung der Urne mit der Knochenasche des Verbrannten vorgenommen wurde. Zur Bestätigung, ob die weiße Füllmasse aus Knochen hergestellt wurde, führte ich noch eine mikroskopische Untersuchung aus, obgleich von einer solchen wenig zu erwarten war, weil die Knochen durch das Brennen und die lange Zeit stattgehabte Verwitterung in ihrer Struktur sehr gelitten haben werden. Ich wandte zu meinen Untersuchungen die Füllmassen aus der Bölkauer und der Slesiner Urne an. Mit Wasser angerührt, hellte sich die Substanz nur wenig auf, besser schon mit Oel. Die mit Oel zerdrückte Substanz stellte, bei 150 facher Vergrößerung betrachtet, Bruchstücke von Lamellen dar, welche im allgemeinen strukturlos waren; nur einige erschienen durchsetzt von länglichen, nach einer Richtung hin verlaufender Zellen. Eine Vergleichung dieses Befundes mit der mikroskopischen Beschaffenheit einer Probe calcinirter und zermahlener Grabknochen aus einer hiesigen Dünger- fabrik gab ein gleiches Resultat. Auch hier wurden einige Lamellen beobachtet, welche mit Zellen durchsetzt waren, die eine längliche Gestalt hatten und deren Längsachsen nach einer Richtung hin verliefen. Die mikroskopische Untersuchung unterstützt somit den chemischen Befund, und es kann wohl mit Sicherheit angenommen werden, daß die in den Ornamenten mehrerer hiesiger Graburnen enthaltene weiße Substanz aus weiß- gebrannten und zermahlenen Knochen besteht. 48 Geodätische Positionsbestimmungen Danziger Stadtthürme. Ausgeführt vom Navigationslehrer Canin. Bei diesen Positionsbestimmungen wurden zwei Ziele verfolgt; einmal sollten von der hiesigen Navigationsschule aus geeignete Winkel zur Prüfung von Sextanten auf Excentricität bestimmt werden, andrerseits galt es, die genaue gegenseitige Lage der hauptsächlichsten Stadtthürme zu ermitteln. Sämmtliche Winkelmessungen wurden mit dem Mikroskop -Theodoliten G. Heyde No. 379 angestellt, welcher eine direkte Ablesung auf 5 Sekunden und eine Schätzung bis auf 1 Sekunde gestattet. Für den ersten Zweck wurden von der Navigationsschule aus zunächst Einstellungen trigonometrischer Punkte der Landesaufnahme gemacht und im Mittel gefunden: Oxhöft Kirchthurm .... 0° 0' 0,o " Heia Leuchtthurm .... . 37 55 7,5 Bohnsack Kirchthurm . . . . 114 15 59,4 Reichenberg Kirchthurm . . . 130 40 27,9 Wotzlaff katholische Kirche . . 158 52 47,o Danzig Marienthurm (T. P.) . . 244 55 50,9 Königshöhe (T. P.) . . . . . 311 51 24,3 . Um hieraus den wahrscheinlichsten Ort der Navigationsschule nach der Methode der kleinsten Quadrate ermitteln zu können, ist es erforderlich, von vorstehenden trigonometrischen Punkten die rechtwinkeligen Koordinaten, bezogen auf einen gemeinschaftlichen Anfangspunkt, zu berechnen. Als Koor- dinaten-Aufangspunkt wurde der trigonometrische Punkt des Marienthurms gewählt, und die rechtwinkeligen Koordinaten sind dann aus den geographischen mittelst der folgenden Formeln (nach Jordan) gefunden: v _ (ffo — • (fi) • Ri Q cos cp ' Ro A3 . R2 sin * (p . cos (p J q 6 e3 Hierin ist (p0 Ursprungsbreite, (p geographische und

> — Bohnsack ... 81 43 45,l ;; - — Reichenberg ... 98 8 9,6 4 4 Weichselmünde — Gottswalde .... 110° 23' 56,4 >r — Wotzlaff ev. Kirche . 122 53 51,9 V — Wotzlaff kath. Kirche 126 20 30,8 Heia — Bohnsack .... 76 20 54,i >> — Reichenberg . . 92 45 18,6 >> — Gottswalde .... 105 1 5,4 V — Wotzlaff* ev. Kirche . 117 31 0,9 )) — Wotzlaff kath. Kirche 120 57 39,8 Bohnsack — Reichenberg 16 24 24,5 — Gottswalde .... 28 40 11,3 >> — Wotzlaff ev. Kirche . 41 10 6,8 >> — Wotzlaff kath. Kirche 44 36 45,7 Reichenberg — Gottswalde .... 12 15 46,8 ,, — Wotzlaff ev. Kirche . 24 45 42,3 — Wotzlaff kath. Kirche 28 12 21,2 Gottswalde — Wotzlaff ev. Kirche . 12 29 55,5 V — Wotzlaff kath. Kirche 15 56 34,4 Herzberg — Wotzlaff ev. Kirche . 2 55 49,4 V -- Wotzlaff kath. Kirche 6 22 28,3 Wotzlaff ev. K. — Wotzlaff kath. Kirche 3 26 38,9 Wotzlaff kath.K. — Gemlitz 2 21 0,6 Aus diesen Horizontalwinkeln müssen nun die geneigten Winkel be- rechnet werden, wozu aber die Höhenwinkel der betreffenden Objekte er- forderlich sind. J)a der benutzte Theodolit keinen Höhenkreis besitzt, sind die Höhenwinkel aus den bekannten Höhen der trigonometrischen Punkte durch Rechnung gefunden worden. Angewandt wurde die Formel I j tg (Höhenw. + ßs) ~ ~ — — • Hierin ist H die Höhe des trigonometrischen Punktes, h die Höhe der Navigationsschule, s die Entfernung beider Punkte, k = 0,1370, R = i R, • R2 , Q — 206264,8. Es ergaben sich folgende Höhenwinkel: ß = Oxhöft + 0' 21' Weichselmünde .... + 12 30 Heia — 4 58 Bohnsack + 2 43 Reichenberg + 2 40 Gottswalde + 1 3 Herzberg — 0 38 Wotzlaff ev. Kirche + 3 4 Wotzlaff kath. Kirche + 1 29 Gemlitz — 3 9 53 Die Korrektion, welche auf den Horizontalwinkel A anzuwenden ist, um den geneigten Winkel A' zu erhalten, läßt sich nach der Formel /A A,w, 60" f/H + h \2 , A / H — h \ 2 4 A } = -?■ ■ |( -2~ 7 • tg 2 ( 2 1 • C0tg 2 f berechnen, worin H und h die Höhenwinkel bedeuten und 00" log j~ — 8,24188 10 ist. In der Reihenfolge der oben angeführten Horizontalwinkel ergeben sicli die darauf anzuwendenden Korrektionen, wie folgt: + 2,o"; + 0,s 0 ; +28,8"; - 0,4"; - 0,8 "; - - 0,8 5 1 4 5 - 1,4"; + 0,s"; + 0,o " ; 0 ; + 0,i"; 0 ; 0 ; 0 ; 0 ; 0 ; + 0fl " O O + JD 0 ; + 2,3"; + o>4"; + 0,4"; 4- 4,6 " Die zur Prüfung von Sextanten geeigneten Winkel, der Größe nach geordnet, sind somit die folgenden: Wotzlaff kath. K. — Gemlitz Kirche . . . 2° 21' 5" Herzberg — Wotzlaff ev. Kirche . . 2 55 52 Wotzlaff ev. K. — Wotzlaff kath. Kirche . 3 26 39 Weichselmünde — Heia . 5 23 19 Herzberg — Wotzlaff kath. Kirche . 6 22 29 Reichenberg — Gottswalde .... . 12 15 47 Gottswalde — Wotzlaff ev. Kirche . . 12 29 56 Gottswalde — Wotzlaff kath. Kirche . 15 56 34 B olmsack — Reichenberg . 16 24 25 Reichenberg — Wotzlaff ev. Kirche . . 24 45 42 Reichenberg — Wotzlaff kath. Kirche . 28 12 21 Bohnsack — Gottswalde .... . 28 40 11 Oxhöft — Weichselmünde . . . 32 32 21 Oxhöft — Heia ...... . 37 55 10 Bohnsack — Wotzlaff ev. Kirche . . 41 10 7 Bohnsack — Wotzlaff kath. Kirche . 44 36 46 Heia — Bohnsack .... . 76 20 54 Weichselmünde — Bohnsack . 81 43 45 Heia — Reichenberg . 92 45 19 Weichselmünde — Reichenberg . . . . 98 8 9 Heia — Gottswalde .... . 105 1 5 Weichselmünde — Gottswalde .... . 110 23 56 Oxhöft — Bohnsack .... . 114 16 4 Heia — Wotzlaff ev. Kirche . . 117 31 1 Heia — Wotzlaff kath. Kirche . 120 57 40 Weichselmünde — Wotzlaff ev. Kirche . . 122 53 50 Weichselmünde — Wotzlaff kath. Kirche . 126 20 29. 6 54 Aus den für die Navigationsschule bestimmten endgültigen Koordinaten: x = — 534,779 m und y == — 567,994 m sind die geographischen Koordi- naten nach folgenden Formeln bestimmt: x $Pi = SPo.-*' ß • Q y2 ;m/i ChMfÜrrt 1 : 37 500. • Urwüchsiges Vorkommen der Schwedischen Mehlbeere. (Aus den „Beobachtungen über seltene Waldbäume in Westpreussen“ von H. Conw'entz. Danzig 1895.) Baumes anbetrifft, so wird derselbe in seiner Heimat sehr vielfach genutzt, das harte Holz wird zu allerlei Objecten der Drechslerei und Stellmacherei verarbeitet, die Früchte werden theils roh gegessen, theils bereitet man aus ihnen wohlschmeckenden Beisatz und Saft, sowie einen vortrefflichen Likör. Bei uns ist die Nutzung des Baumes, infolge seines seltenen Vorkommens H 74 und der Unbekamitschaft mit seinen Vorzügen, nur gering. Gelegentlich werden aus dem Holz eines gefällten Stammes Löffel oder dergleichen geschnitzt, auch werden die Früchte wohl von der Dorfjugend verzehrt, besonders nachdem sie ein wenig Frost erlitten haben, und in Hoch Redlau hat der Baum von diesem Gebrauch der Früchte bei der Bevölkerung den Namen Rosinenbaum erhalten. Ganz besonders aber empfiehlt sich bei uns die Anpflanzung der Schwedischen Melil- beere als Zier- und Chausseebaum, wozu sich der prächtige Baum mit dem silber- grauen Stamm und der dichten, rundlichen, aus schön geformten, oberseits saftig grünen, unterseits weißlichen Blättern gebildeten Krone, die im Herbst durch die in dichten Ebensträußen stehenden, meist reichlich vorhandenen, leuchtend rothen Beerenfrüchte eine neue Zierde erhält, in hervorragender Weise eignet, um so mehr als das Laub sich frühzeitig im Jahre entwickelt und bis spät in den Herbst hinein Stand hält. Eine Karte der Verbreitung des Baumes im Allgemeinen und seines Vorkommens in Westpreußen und Hinterpommern, sowie eine Orientirungsskizze über die Standorte der Exemplare in der Kart- häuser Gegend, werden herumgereicht. Die dritte seltene Baumart, die aus den Karthäuser Wäldern zu erwähnen ist, ist die Eibe, Taocus baccata L. Dieselbe kommt hier an mehreren Stellen wild vor, so in Abbau Miechutschin unweit des Belaufs Glinowsee, wo auf einem früher fiscalischen Terrain, das jetzt im Bauernbesitz sich befindet, in der Nähe des Wohnhauses zwei 4,5 und 5 m hohe fruchttragende Eibenbäume stehen; ferner im Belauf Wigodda in den Jagen 31 — 35, 72 und 91, wo sich unter einem etwa 100jährigen gemischten Kiefern- und Buchenbestand Eiben vorfinden, aber keine lebenden Bäume, sondern nur abgestorbene Stubben und frischer Wurzelausschlag; endlich in Olschewoblotto nahe bei Mirchau, wo ein 3 m hoher Eibenstrauch am Rande des Gartens der Besitzer Macholl und Kunkel steht. Auch dieses Exemplar ist trotz seines Standorts in einem Garten als möglicherweise spontan anzusehen, da der Grund und Boden erst 1852 von der Königlichen Forst abgetrennt sein soll, und die Eibe wohl älter ist. Während an diesen drei Standorten die Eibe noch lebend vorkommt, konnten im Belauf Steinsee nördlich des Libagosch- und Kleinen Klenezan- Sees, zwar noch zahlreiche Eiben - Stubben, aber keine lebenden Exemplare davon beobachtet werden. Doch muß dieses ehemals recht reichliche Vor- kommen noch nicht all zu lange ausgestorben sein, da einige noch lebende resp. kürzlich verstorbene Beobachter von vereinzelten grünen Eiben-Schöß- lingen daselbst berichten. Vielleicht hat auch der Prior des Karthäuser Klosters und eifrige Botaniker, Georg Scliavengel, als er in einem am 10. März 1746 dem Danziger Stadtsecretär und berühmten Naturforscher Jakob Klein übersandten Bericht von einigen natürlichen Merkwürdigkeiten auf den Gütern des Klosters den Eibenbaum in der Starostei Mirchau erwähnt, diesen damals zweifelsohne noch in voller Kraft stehenden Standort gemeint. Auf dieses auch den Belaufsbeamten früher unbekannte Vorkommen von Eiben- stubben ist der Vortragende dadurch aufmerksam geworden, daß er beim Stell- Jö 75 macher Lange in Steinsee verarbeitetes Eibenholz vorfand und nach dessen Her- kunft Nachfrage hielt.- — Der letzte Standort der Eibe im Karthäuser Gebiet, an dem lebende Exemplare aber auch nicht mehr zu finden waren, liegt weiter östlich wie die vorigen, bei Pomietschinerhütte, und gehört zum größeren Theil zum Belauf Kienbruch des Reviers Karthaus. Dort finden sich am Rande eines Heidemoores etwa 22 Stubben, von denen einer 1,5 m, mehrere über 1 m Umfang erreichen. Allem Anschein nach sind die Eiben hier noch nicht seit sehr langer Zeit abgestorben, und da das Gelände, auf dem sich die Stubben finden, früher zur Nutzung verpachtet gewesen ist, kann man wohl annehmen, daß die Eiben hier infolge der Beschädigungen durch Menschen und Vieh ein- gegangen sind. In dortiger Gegend ist auch noch der polnische Name der Eibe ,,cisu und das Holz der Stubben wohlbekannt, und letzteres wird von dem Stellmacher Labudda in Nowahutta zu kleinen Geräthen, Linealen und dergleichen mehr verarbeitet. Kenntnis von diesem Vorkommen erhielt der Vortragende durch die freundliche Mithilfe des Herrn Gerichtssecretär Dekra in Karthaus. — Im übrigen wird von der Bevölkerung unter „cis“ keines- wegs immer die Eibe verstanden, sondern irrthümlich auch andere Nadelhölzer mit ähnlich geformten Blättern, insbesondere die Weißtanne, Edeltanne, Abies pectinata D. C., wie es der Vortragende in Kossowo zu erfahren Gelegenheit hatte, wo ihm auf seine Nachfrage nach cis nicht Eiben- sondern Tannen- zweige vorgelegt wurden. Obwohl nicht zu den Karthäuser Wäldern gehörig, möge hier noch ein neuer Eibenstandort in dem nördlichen an den Karthäuser Kreis angrenzenden pommerschen Kreise Lauenburg genannt werden, den schon unser vorjähriger Sendbote Herr Dr. GRAEBNER-Berlin in seiner im letzten Vereins-Bericht ver- öffentlichten Arbeit über die Flora der Kreise Putzig, Neustadt und Lauen- burg erwähnt, allerdings nur nach Mittlieiluug Anderer. Es ist der herr- schaftliche Ossecker Wald, wo der Vortragende bei seinem diesjährigen Besuche im Jagen 21, nahe dem nördlich angrenzenden Scbnittbruoh, unter einem aus Rothbuchen und Kiefern gemischten Hauptbestande an zwei Stand- orten Eiben in kleinen niedrigen verkrüppelten Büschen auf fand. Bemerkens- werth ist, daß an der einen Stelle etwa zwölf Sträucher ziemlich regelmäßig in einem Kreise angeordnet sind; man wird in der Annahme wohl nicht fehl gehen, daß diese Sträucher von einem ursprünglich in ihrer Mitte stehenden Mutterstrauch als Senkerbildungen abstammen, indem die untersten nach ab- wärts geneigten Zweige desselben, dort wo sie mit dem Erdboden in Berührung kamen, was naturgemäß bei allen in etwa gleicher Entfernung vom Ursprung der Fall war, Wurzel schlugen und sich allmählich zu kleinen Stämmchen oder Büschen auswuchsen, die dann durch nachheriges Absterben des ursprünglichen Mutterstammes zu selbständigen Pflanzen wurden. Solche Senkerbildung ist vom Vortragenden bereits in der freien Natur beobachtet und wird überdies von den Gärtnern ganz allgemein künstlich herbeigeführt und zur Vermehrung ihrer Eibenbestände benützt. Unter den übrigen Nadel- 1(5 76 hölzern ist dieser Prozess auch noch bei der Fichte und dem Wacholder beobachtet, während er bei den Laubhölzern ja sehr allgemein verbreitet ist. In cultivirtem Zustande finden sich alte und große Eiben besonders in Frankreich und England, in zum Theil riesenhaften Exemplaren, von denen schon Alexander von Humboldt in seinen Ansichten der Natur erzählt, vor allem auf den alten Friedhöfen dieser Länder. Ueber einen Theil der ein- schlägigen französischen Vorkommnisse hat neuerdings Henri Gadeau de Kerville in seinem mit sehr zahlreichen Abbildungen ausgestatteten Werk „Les vieux arbres de la Normandie“ ausführlich berichtet. Dasselbe wird vom Vortragenden in Kürze besprochen und der Versammlung vorgelegt. Es mag endlich noch betont werden, daß zur Feststellung des ehemaligen Vorkommens der Eibe es sich vor allem empfiehlt, auf die Holzfunde in Mooren zu achten und alle irgendwie verdächtigen Vorkommnisse an geeigneter Stelle mikroskopisch untersuchen zu lassen, da nur dadurch völlige Sicherheit zu er- langen ist. Welche interessanten Thatsachen dabei bekannt werden können, lehren die Funde aus dem Steller Moor1) und von Pomietschinerhütte. Auch die Untersuchung prähistorischer Funde kann interessante Aufschlüsse über die frühere Verwendung von Eibenholz gewähren. So ist lange bekannt, daß im Mittelalter Eibenholz mit Vorliebe zur Herstellung von Armbrüsten gedient hat, und daß zur Römischen Kaiserzeit auch Tafelgeschirr daraus gefertigt wurde. Vor Kurzem hat Herr Georges Beau visage in seinen ,,Recherches sur quelques bois pharaoniques. I. Le bois d’if“ nachgewiesen, daß sogar schon in den Gräbern der zwölften Dynastie der Pharaonen sich auch aus Eibenholz gefertigte Särge vorfinden, ein interessanter Hinweis auf das hohe Alter der Verwendung der Eibe seitens des Menschen überhaupt. Nach diesen botanischen Mittheilungen aus den Karthäuser Wäldern legt der Vortragende der Versammlung auch noch einige palaeontologische Funde dorther vor und erläutert dieselben kurz, so von ihm gesammelte Proben eines bei Nowalmtta nördlich Karthaus an einer Thalwand anstehenden Kalktuffs, der zahlreich gut erhaltene Moos-lncrustationen umschließt, unter denen Herr WARNSTORF-Neu Ruppin auch Exemplare von Eucladium verticillatum Br. eur. mit Sicherheit erkennen konnte. Dieses Vorkommen ist von besonderem Interesse, da das genannte Moos in der Gegenwart im norddeutschen Flachlande völlig fehlt und sich nur im Gebirge und im hohen Norden vorfindet. Ferner zeigte der Vortragende — allerdings nur in Abbildungen — einen wohlerb altenen riesigen Urrindschädel, Bos primigenius Boj., eins der größten aus Deutsch- land bekannten Exemplare, das im Torf bei Abbau Ostritz, nach Gorrenschin zu, aufgefunden und durch die freundliche Mithilfe des Herrn Mühlenbesitzers IsiNG-Ostritz in den Besitz des Provinzial-Museums gelangt ist; desgleichen eine prächtig ausgebildete Geweihstange vom Rennthier (Rangifer tarandus x) Conwentz, H. Über einen untergegangenen Eibenhorst im Steller Moor bei Hannover. — Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Band XIII, Seite 402 ff. Berlin 1895. 17 n Sund.), die in Remboschewo 1,5 m tief unter Torf gefunden und seitens des Herrn Uhrmacher Pawelczik -Karthaus in entgegenkommender Weise dem Museum überlassen ist. Diese Rennthierstange weist uns bereits auf die älteren Abschnitte des Alluviums hin, da das Rennthier nur zur Diluvialzeit und in dem dieser folgenden Anfänge der Alluvialzeit bei uns vorkam, und macht es wahrscheinlich, daß bei genauerer Untersuchung sich auch die dieser Zeit entstammenden Reste von Glacialpflanzen im Karthäuser Lande auffinden lassen werden. Es sind das vornehmlich Blätter und Früchte von Betula nanah., der Zwergbirke, Salix polaris L., der Polarweide, und Dryas octopetala L., der achtblätterigen Silberwurz, und sie kommen hauptsächlich in den die Sohle der Torflager häufig bildenden mergelig-sandigen Bodenschichten vor. In unserer Provinz sind sie bereits an zwei Orten aufgefunden und auch in der Karthäuser Gegend dürften sie bei genauerer Untersuchung gelegentlich sich darbietender geeigneter Schichtenproben noch zu finden sein. Im Anschluß an die bisher besprochenen Naturproduc te des Landes legt Herr Conwentz sodann zahlreiche Erzeugnisse einer eigenartigen Hausindustrie vor, die gerade in der Karthäuser Gegend, als einer der vom Verkehr entlegensten unserer Provinz noch ziemlich allgemein verbreitet ist, während sie in anderen Theilen Westpreußens durch den übermächtigen Wettbewerb der schneller und verhältnismäßig billiger arbeitenden Maschinen schon weit mehr verdrängt ist. Unter diesen primitiven Industrie-Erzeugnissen finden sich aus Wacholderwurzeln geflochtene Hohlmaße — Metzen und halbe Metzen — , kleine und grössere Handkörbe, Dosen, Wagenkörbe, Wagenböden, Peitschenstiele u. a. m. ; ferner aus Kirschen- und Birkenrinde gefertigte Dosen besonders für Schnupftabak; aus gespaltenen Eichenwurzeln gearbeitete Roggen- und Erbsensiebe, wie Vortragender solche aus Abbau Charlotten herstammende Stücke in Kossowo gesehen hat; auch aus Eibenholz hergestellte Lineale, Winkelhölzer u. dgl. m. wären hier zu nennen. Diese Hausindustrie ist hier wie auch an anderen Orten im Schwinden begriffen, was um so mehr zu be- dauern ist, da sie früher die Leute auch in der von schwerer Arbeit freien Zeit mehr ans Haus fesselte und somit von erziehlicher Bedeutung war. Der Vortragende bittet die Anwesenden, auf derartige Erzeugnisse in der Gegend zu achten und ihn bei der Aufsammlung derselben, soweit sie ein culturgeschicht- liches Interesse beanspruchen können, zu unterstützen, ehe der nicht allzuferne Zeitpunkt eintritt, wo dies nicht mehr möglich ist. Der Vortragende legt sodann eine umfangreiche Arbeit des Herrn Dr. P. GRAEBNER-Berlin vor: ,, Studien über die Norddeutsche Heide“ und bemerkt, daß der obenerwähnte Bericht desselben Verfassers über seine im Aufträge des Ver- eins ausgeführte Reise durch die Kreise Putzig, Neustadt und Lauenburg gewisser- maßen eine Fortsetzung und Erweiterung jener Studien bildet. Endlich bespricht 18 78 Herr Cox w kxtz das in der ersten Lieferung vorliegende neue Werk unseröä Correspondirenden Mitgliedes, des Herrn Professor Dr. P. Ascherson in Berlin: Synopsis der mitteleuropäischen Flora. Es hat in neuerer Zeit in der Botanik, wie auf allen Gebieten mensch- lichen Wissens und Könnens, eine immer weiter um sich greifende Theilung der Arbeit Platz gegriffen. Einzelne Pflanzengruppen werden in besonderen Abhandlungen, Monographien, bearbeitet oder auch die Gewächse eines ganz beschränkten Geländes in kleinen Florenwerken zusammengefaßt. So giebt es heute keine Provinz und kaum eine Mittelstadt im Staate, von welcher nicht eine Flora oder wenigstens ein Verzeichnis der dort vorkommenden Blütenpflanzen veröffentlicht wäre, und in Westpreußen besitzen selbst Orte wie Könitz, Neustadt, Lessen etc. ihre eigenen Florenwerkchen. Hingegen fehlt es in neuerer Zeit an einer zusammenfassenden kritischen Bearbeitung des ganzen floristischen Materials aus dem mitteleuropäischen Florengebiet, denn die letzte Publication dieser Art (Koch’s Synopsis florae germanicae et helveticae, 2. Aufl.) ist bereits mehr als fünfzig Jahre alt. Dieser schwierigen Aufgabe hat sich neuerdings P. Ascherson, Professor der Botanik an der Universität Berlin, unterzogen. Schon als junger Gelehrter veröffentlichte er eine Flora der Provinz Brandenburg, welche eine Fülle eigener Beobachtungen und Forschungen enthält und noch heute von Anderen vielfach benützt wird, ohne daß immer der Quelle gedacht würde. Sodann ist er sein ganzes Leben hindurch damit beschäftigt gewesen, die Pflanzen des gesammten deutsch-österreichischen Florengebietes zu sammeln, zu sichten und kritisch durchzuarbeiten. Zu diesem Ende wurden fast alle Theile des Gebietes von ihm bereist, und er hat wiederholt auch in unserer Provinz geweilt, um die eigenartigen Vegetations Verhältnisse derselben, besonders an der Küste, zu studiren. Dazu kommt, daß er nahezu alle Spezialcollegen persönlich kennt und mit ihnen einschlägige Fragen auch mündlich erörtert hat, und daß er wie kein Anderer die ganze zugehörige Literatur beherrscht, welche größeren- teils in zahllosen, nicht immer leicht zugänglichen Vereinsschriften nieder- gelegt ist. Daher ist Ascherson zweifellos der berufenste Bearbeiter der mitteleuropäischen Flora, und die Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin hat auch seinen Bestrebungen eine Förderung zu Theil werden lassen. Das Werk erscheint bei Wilhelm Engelmann in Leipzig; wie sich bei dem Namen des Verlages von selbst versteht, in vorzüglicher Ausstattung, Jährlich sollen sechs Lieferungen zu je fünf Bogen ausgegeben werden. Es ist anzunehmen, daß das ganze Werk in sechs Jahren abgeschlossen sein wird. In der Anordnung des Stoffes hat sich der Verfasser an das natürliche Pflanzensystem gehalten, wie es in Englers Syllabus von 1892 niedergelegt ist, — ein System, das wohl am besten dem gegenwärtigen Stande der bo- tanischen Wissenschaft entspricht. Die kürzlich erschienene erste Lieferung umfaßt die Farnpflanzen, und die demnächst zu erwartende zweite wird die Fortsetzung derselben enthalten. In der Auffassung des Artbegriffs nimmt der 19 n Verfasser einen vermittelnden Standpunkt zwischen übermäßiger Zersplitterung und widernatürlicher Vereinigung ein. Die Gruppirung des Materials ist in Abtheilungen unter den Namen Gesammtart, Unterart, Spielart, erfolgt — Be- griffe, deren Bedeutung ausführlich dargelegt wird. Zum ersten Male wird in der Synopsis auch der Versuch gemacht, durchweg bei den Pflanzennamen die Autoren fortzulassen, wo sie entbehrlich sind. Wenn dieses Verfahren in weiteren Kreisen Beifall findet, würde in Zukunft für Manchen der Beiz ver- loren gehen, neue Arten aufzustellen, und es würde vielleicht die Zahl der- selben überhaupt nicht so erheblich anwachsen. Ascherson’s Synopsis verspricht eins jener classisclien Werke zu werden, auf deren Besitz unsere Literatur stolz sein darf. Es bringt die Lebensarbeit eines Mannes zum Ausdruck, welcher andauernd und erfolgreich bemüht ge- wesen ist, die gesammte mitteleuropäische Flora wissenschaftlich zu erforschen. Auf jeder Seite finden sich werthvolle Notizen, z. B. über die Bedeutung der Pflanzennamen, biographische Daten u. a. m. So gestaltet sich die Synopsis zu einem werthvollen Nachschlagebuch, zu einer reichen Fundgrube neuer Beobach- tungen und literarischerNotizen. Wie die in demselben Verlage erschienenen, Natür- lichen Pflanzenfamilien“, ist auch die Synopsis unentbehrlich für jeden Botaniker und jeden Freund der einheimischen Pflanzenwelt; aber auch den Lehranstalten und weiteren Kreisen sei dieses vorzügliche Werk aufs wärmste empfohlen. Im Anschluß an den Vortrag des Herrn Dr. Conwentz erinnert Herr Probst PREUSCHOFF-Tolkemit an den durch das Vorkommen der Elche allgemein bekannten Ibenhorst in Ostpreussen, dessen Name nach seiner Ansicht vielleicht auch mit einem ehemaligen Vorkommen der Eibe Zusammenhängen mag, und Herr Rittergutsbesitzer A. TREiCHEL-Hoch Paleschken erwähnt zu den Mittheilungen über starke Buchen auch die dicke Buche am Ostritz-See und legt sodann als Probe einer Hausindustrie der Berenter Gegend einen aus mehrfach gespaltenem Weiß- buchenholz geflochtenen Strang vor. Herr Treicfiel spricht sodann über die Anfertigung von Schnupftabak als Hausindustrie in der Kassubei.1) Heutzutage wird das kleinste Fleckchen Erde, welches selbst in Hausgärten mit der edlen Tabakspflanze, sei es nach dem großen Finne nun Nicotiana Tabncum , oder latissima Miller oder rustica L., der Bauerntabak, oder sonst eine mehr oder minder zweifelhafte Sorte, bepflanzt oder mühevoll bestellt ist, zur Reichssteuer herangezogen, und selbst in den abgelegensten Orten, wenn der Gärtner hinter einem Stallgebäude einige Quadratmeter mehr als gesetzlich erlaubt, mit Tabak für seinen eigenen Bedarf und ohne Wissen seines Herrn bepflanzte, weiß, dem letzteren zur hohen Strafe, der Steuerbeamte jenes Fleck- x) Außer kürzeren Andeutungen darüber, die sich s. v. Nicotiana in den verschiedenen Abtheilungen meines Volkstümlichen aus der Pflanzenwelt, besonders für Westpreußen, vor- finden, habe ich mich darüber des Weiteren an zwei Stellen der Verhandlungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft ausgelassen, in der Sitzung vom 21. Januar 1882 (S. 18 ff.) und in einem Nachtrage am 21. Octobe'r 1882 (S. 508 ff.). Für die Darstellung füge ich diese beiden Stücke zusammen und außerdem noch hinzu, was mir inzwischen noch als Zutreffendes aufgestoßen ist. 20 80 eben gewiß zu finden. Früher war das anderö. Der Bauersmann und auch manch größerer Besitzer baute ruhig und steuer-ungeschoren sein bischen Haus- bedarf an Tabakspflanzen in seinem Gärtchen. Die Cigarre war noch zu theuer und hatte sich der Bauer einmal eine solche ins Gesicht gesteckt, so glaubte er ein großer Herr zu sein; nur er selbst rauchte mit der Pfeife sein eigenes Fabrikat, weil er sparsam und zufrieden war. Mangels der handlichen Schwefel- hölzer der Jetztzeit machte er sich sein Feuer mit Stahl, Feuerstein und Zunder an. Und wie Unmündigen der verbotene sog. Genuß bekommen muß, das erfahren wir aus Fritz Reuter/s launigem Gedichte: „Wie ein paar Hüte- jungen thun wollten, wenn sie König wären.“ Krischan hielt doch selbst den Zunder, weil das kleinere Stück, für das wichtigste beim Rauchen! In den Tabak des Bauern kam aber noch viel anderes Blätterzeug hinein, was der Garten oder das Feld darbot, wenn es getrocknet nur die ßlättermenge ver- mehrte und in deren Vermischung dem Raucher schmeckte. Ich nenne dar- unter als häufigere Untermischung die Blätter von Kirschen. Ehe es aber fin- den Tabak zum Prozesse der Cigarrenentwickelung gelangte, und ehe anderer- seits derselbe als Rauchtabak ohne oder mit jener Mischung in die Pfeife kam, mußte für seinen sparsamen Haushalt der Bauer es vorziehen, ihn als Schnupf- tabak gemahlen zu genießen. Freilich erstand sich zu gleichem Zwecke der reichere Bauer aus dem nahen Städtchen auch von dem weniger nach Maß als nach Gewicht verhandelten Rollentabak (Rullketobback). Die Verwandlung jedweder Art von Tabak aber in den pulverisirten Zustand bildete einen Zweig der Hausindustrie, welcher namentlich in den links der Weichsel gelegenen Kreisen Westpreußens mit stark slavischer Bevölkerung früher mehr denn jetzt geübt wurde, sowohl in den Gemeindedörfern, wie auch der behäbigere Grundherr es nicht verschmähte, den Schnupftabak sich selbst herzustellen und ihn mit gewissem Stolze einem Jeden, der da kam, als eigenes Machwerk anzubieten. Dieses Angebot galt als Zeichen einer Connivenz, einer Animosität, einer Freundschaft, und das geringe Quantum, welches man davon nahm (pris), wurde Prise genannt. Mit gleichem Worte bezeichnet man ja auch die klein bemessenen Portionen von allerlei Sämereien, wie man sie aus Handelsgärtnereien zu beziehen pflegt, ebenso auch jedes in kleinerem Quantum genommene Objekt, z. B. eine Prise Salz etc. Zur Herstellung des Schnupftabaks bediente man sich dreierlei Gegenstände, deren Beschaffenheit fast in gleichem Maße natur- wüchsig ist. Das ist der Mahltopf, der Mahlkeil und ein kleines Siebchen. Der Mahltopf, das Gefäß zu seiner Mühle, ist ein besonderes, damals von Töpfern fabrizirtes, manchmal glasirtes Gefäß von braungelbem Thone; es ist tiefer wie eine Schüssel, stark bauchig oder muldenförmig, fast ein erweiterter Blumentopf, gemeinhin mit einer Tülle versehen und am besten sogleich beim ersten Gebrauche mit Streifen von Weidenästen umgeben. Der obere Rand steht meist nach außen gebogen oben ab. Von außen zeigt es oben immer die Streifen der Drehscheibe, und zur Ornamentik dient ihm ein Zug von mehr oder minder sich nähernden Wellenlinien. Große Ähnlichkeit also hat 21 es mit den Urnen, sowie auch hier je nach den verschiedenen Thonarten ent- weder keine oder recht viele und große Quarzstücke im Innern enthalten sind oder zu Tage treten. Im Innern muß unten und rundum einige Centimeter höher der Mahltopf recht rauh sein, damit sich das Tabaksblatt besser zerteilen läßt. Es gilt also eine solche Rauhigkeit ganz besonders hervorzubringen, und das geschieht durch Aufstreuung Von gröberen Sandpartikeln, denen man durch die Glasirung eine größere Festigkeit giebt. Diese Rauhigkeit dient also, wie gesagt, zur besseren Practizirung des Reibens. Ob sich davon durch die Gewalt der Keule etwas abrieb, schadet nichts, weil das Sieb wieder alles in’s Geleise bringt, außerdem der abgeriebene Sandstaub der Nase keinen Schaden thut. Ebenso scharf- kantig im Innern muß die Schüssel sein, in welcher man zusammen mit Essig den sog. Blutstein reibt, welchen das Volk als Mittel gegen das Verheben anwendet. Im allgemeinen werden jene prunklosen Töpfe unter sich in der Form übereinstimmen, wie auch in den Maßzahlen ihrer Ausdehnungen. Bei einem vorliegenden Stücke maß ich eine Höhe von ungefähr 12 cm, sowie im Durchmesser eine Breite von oben 27,5 cm, auf der unteren Stellfläche aber 17,3 cm. Jetzt sind selbige äußerst selten im Gebrauche, ihre Herstellung geschieht kaum mehr, außer etwa im Kreise Karthaus, weil die Töpfer jetzt keine Form mehr dazu haben und weil der dazu nöthige Thon sich nicht überall vorfindet, oder aber die vorhandenen alten Exemplare stehen zerschlagen oder unter altem Gerümpel auf dem Boden und sind deshalb schwer zu be- schaffen. Aus den Kreisen Berent ünd Pr. Stargard wurden mir zwei Fabri- kationsorte bekannt, erstlich aus Pogutken, wo aber dazu keine Form mehr besteht, und wo der Thon dem gebrannten Topfe eine mehr braungelbe Farbe giebt. Eine besonders gute Thonerde soll auch zweitens in Bitonia, Kreis Pr. Stargard, sein, und die Gefäße dieser Töpferei, obschon kleiner (10,5 cm hoch, im Durchmesser oben 18 cm, an der Stellfläche 12,5 cm), sind viel con- sistenter, sodaß sie schon einen Puff vertragen können, besonders viel mit Quarzstücken vermischt und von schwärzlicher Farbe, vielleicht unter Zusatz einer besonderen Substanz. Bei einem Stücke von hier verjüngt sich der Oberteil aus einem umlaufenden Kranze einzelner schräger Windungen, während Schlingen eingedrückt sind; ebenso laufen um den Bauch zwei bis drei einge- drückte Linien, die sich auch viertheilen; beides ist aber ein außergewöhnlicher Zierrath. Ihre kleinere Form aber läßt sie für den Gebrauch viel paßlicher erscheinen, da der Topf beim Mahlen zwischen den Beinen gehalten wird. Hin und wieder findet man auch statt des Topfes eine gewöhnliche Ofenkachel im Gebrauche, deren Form früher durch eine starke Verlängerung der Seiten» wände auch eine andere war und besonders auch einen größeren Hohlraum zeigte. Vielleicht diente eine solche als das ursprüngliche Material dazu. Nach ihr hat man den deutschen Namen Tabakskachel. Sie heißt auch Mahl- kachel nach der Beschäftigung. Nach ihr nennt man auch die Thätigkeit des Mahlens das Kacheln. Meist aber hört man in unserer Kässubei den polni- 22 6 82 sehen Namen Donica dafür. Freilich bedeutet donica ein irdenes Gefäß für verschiedene Zwecke, immer aber in der bauchigen Form etwa eines U, so bei Stuhm einen Mehltopf. Das Diminutiv doniezka heißt z. B. auch ein Blumentopf. Der mahlende Gegenstand war nun das dünnere Ende einer etwa 80 cm langen Keule. Eine Keule aber wählte man zur Herstellung des Gleichgewichts und nahm dazu das Holz vom Wacholder, in unserm Provinzialismus Kaddick genannt, weil der Tabak von ihm am wenigsten anzieht. Dieses andere Er- fordernis des Tabakskacheln s bietet aber auch die Natur von selbst dar. Beim Mahlen wird das keulige Ende nach oben gehalten, und die stark abgeplattete Spitze von etwa 3 — 4 cm Durchmesser muß recht viele Einschnitte in Stern - form und auch seitliche Einkerbungen aus dem Grunde haben, weil hiermit die Vermahlung des Tabaksblattes besser vor sich geht. Wenn man auf irgend einer Seite der Keule zahlreiche Spuren von Messereinschnitten findet, so rühren diese daher, daß das getrocknete Tabaksblatt vorher erst in viele einzelne Stremei geschnitten werden muß. Das ist die Tabakskeule, nach der Beschäftigung auch Mahlkeule genannt, oder der Mahl keil, platt der Malkiel, polnisch aber Tabacznik, d. h. zu Deutsch Tabaksmacher. — Die Bereitung des Schnupftabaks mit diesen beiden Gegenständen war früher aus- schließliche Sitte. Als Variation einer solchen Keule findet man auch den Gebrauch einer Axt, welche, wenn zur Herstellung des Gleichgewichtes deren eiserner Theil nach oben gehalten wird, alsdann ganz den vorigen Erforder- nissen entspricht. So geschah es häufig beim Kaufmann in der Stadt, wo dann Bursche, Lehrling, Commis und Hausknecht in zartem Vereine eine solche urbisirte Keule zur Herstellung von Schnupftabak tapfer schwingen und rühren mußten. Als drittes Stück für die Thätigkeit des Kachelns ist noch zu nennen ein kleines Siebchen von etwa 15 cm Durchmesser, polnisch Sitko (= Sieb), deutsch aber Tems genannt, wofür ich auch Träms hörte. Es besteht aus beugbarem Holze und aus Pferdehaar, welche beide dem Bauern die umgebende Natur ebenfalls liefert, Es dient zum Durchsieben der durch Mahlen ge- wonnenen Partikel des Tabaks, dessen gröberes Gerolle nochmals in die Kachel zurückgeworfen wird. Selbst die ganz groben Stengel des Tabaks werden ge- brannt und ihre Asche dazwischen geworfen. Dieselbe Verwendung bestätigte auch Herr Stadtrath Helm, welchem ein alter kassubischer Tabaksreiber einmal gesagt hatte, daß er, nachdem die Tabaks- blätter fein zerrieben waren, Stengel und andere Abfälle der Tabakspflanze zu Asche verbrenne und diese dann noch heiß zu den zermahlenen Blättern zumische. Dadurch erhalte der Schnupftabak eine größere Schärfe. Es ist das ja auch natürlich, weil die Tabakspflanzen-Asche sehr reich an Pottasche ist und diese bekanntlich die Schleimhaut der Nase reizt. Auch eine gewisse Tinktur, eine Art Sauce, wird darauf gegossen, welche dem Tabak Feuchtigkeit oder Wohlgeschmack verleihen soll, in deren Er- 23, 83 mangelung aber reines Wasser genommen. Ein Recept zur Sauce für den Tabak wird gegeben in Pr. Prov. Bl. Bd. XIII, 1835, S. 112, bestehend in einer Tasse Kaffee yon 1 Loth, gekocht unter Auflösung von genug weißem Zucker und von */s Lotli peruvianischem Balsam, mit welcher Sauce man ein Pfund einheimischen Tabaks anfeuchtet, der in einem steinernen Topfe fest- geknetet ist; diesen bindet man fest zu und in 24 — 48 Stunden hat sich der Geruch mit dem Tabak vermischt. Mit und in jenen drei Gegenständen, die Kachel zwischen den Beinen, die Keule oben drauf, neben sich das Sieb, die Blätter und womöglich noch die Stengel jenes seltenen .Krautes eifrig zermahlend, tagtäglich, besonders zur Winterszeit an den langen Abenden, bei Sonnenschein vor der Thure unter dem freien Vorbau seines Hauses, trotz Ofen und Sonne stets die hochgestülpte, barankenverbrämte Mütze auf dem Kopfe, gewiß ein lohnender Vorwurf für das captiöse Gemüth eines genügsamen Malers, so entsinne ich mich noch, in meiner Jugend einige alte Herren unserer kassubischen Bauern (z. B in Alt Paleschken den alten Schulzen Stolpa) vor den Thüren als lebendes Bild sitzen gesehen zu haben, — ein Bild der Zufriedenheit und auch der Thätig- keit, in ihren Zügen schon den Vorgenuß ihrer schmackhaften Nasenspeise. Die Handhabung des Tabacznik geschieht auch öfters in folgender Weise: An einem Hängebalken der Stube wird ein lederner Riemen unter Belassung einer Öse fest angenagelt und in dieselbe das keulenartige Ende des Tabaczniks hineingesteckt, wenn damit gemahlen werden soll. So ist es leichter möglich, daß auch zwei Menschen mit vereinten Kräften und unter Gespräch die Sache zu einem rascheren Ende regieren können. Es ist aber unbedingt nothwendig, daß der Mahlprozeß in einer Donica mit innen angerauhtem Hohlgrunde vor sich geht, welche alsdann, auf einem Schemel oder einer Bank von den Knieen gehalten, einen festeren Standpunkt haben muß. Nach der Kachel heißt der also hergestellte Schnupftabak im Volksmunde Kachel inski, im Gegensätze zu dem in der Stadt hergestellten. Indessen giebt es noch eine bevorzugtere Sorte solchen Schnupftabaks, vom Volke Sampanter genannt, lexikalisch Sampantar zu schreiben und entstanden aus den polnischen Worten sam (selbst), pan (Herr) und tarl (er rieb). Und weil ihn der Herr nun selbst gerieben, zum Gebrauche für sich und seine Gäste, so leuchtet wohl ein, daß dieser Sorte eine besondere Anerkennung gezollt wurde. Außerdem wurde er wahrscheinlich sehr fein gerieben, das gröbere und zu Asche verbrannte Gerolle, das eben Strenge verlieh, garnicht zurück- geworfen und auch wohl eine möglichst aromatische Tinktur hinzugethan. Selbstverständlich ist hierbei an etwaige Zuthat von Kirschen- und anderen Blättern nicht zu denken. So ist der Tabak nun fertig gemacht, welchem jeder ehrliche Kassube den Vorzug giebt vor den ausländischen Sorten Macuba, Carotten, Nessing, Rapö, wenn sie auch mit der cumarinhaltigen Tonkabohne für die Geruchsnerven aromatischer gemacht werden, ja selbst vor dem Schniefke aus Kowno in 24 6* Rußland und vor der Sorte Sanktomer oder Sentemer oder Senktomersch aus den Fabriken von Saint Omer in Frankreich, ganz zu geschweigen des Mackerock, eines wohl ebenfalls auf Verdrehung beruhenden Wortes und einer sonst un- bekannten Sorte, welche in einem Werder’schen Gedichte König David vor dem Kampfe mit dem Riesen Goliath genießt, oder gar des meist aus den Blättern von einer Art Nieswurz ( Helleborus ) in Schneeberg in Schlesien zu- bereiteten s. g. Schneebergers. Die Selbstzubereitung des Schnupftabaks war in allen kassubischen Kreisen Westpreußens sehr bekannt und wohl gepflegt und wird noch jetzt gegenüber dem fabrikmäßig hergestellten Schnupftabak so stark in Ehren gehalten, daß man häufig eigentlich ganz uncommentmäßig eine Prise von dem letzteren anzunehmen verweigert. In meiner Umgegend giebt es solche Fabriken in den Städten Pr. Stargard und Berent. Nament- lich der letztere steht in dem benachbarten Kreise Karthaus, einer Urheimat des Tabaksmahlens, in gar üblem Gerüche. Die davon gebotene Prise lehnt man mit den Worten ab, das sei ja (Berenter) Putendreck, polnisch to jest gute gowno ! Auch geht im Volke gegen alle Fabriken die Anklage, es würden darin zur Zubereitung des Tabaks auch Kuhfladen genommen. Dazu sei be- merkt, daß man in der Kassubei die Sommerprossen im Gesichte als Puten- eier bezeichnet (gute jaja), weil auch diese so scheckig aussehen. Bezüglich der Verfälschung selbst dieser Nasenkost des gewöhnlichen Mannes, die aller- dings als ein „starker Tobak“ zu bezeichnen wäre, stelle ich hierher das Er- gebnis einer allerdings französischen Gerichtsverhandlung, wonach in einem verkauften Schnupftabake zwar gepulverte Gerberlohe und geröstete Apfel- schnitte unter Bewässerung mit Ammoniak und Pärfümirung mit Geranium- Oel, um das Ganze pikant zu machen, vorhanden waren, aber sonst — kein Gramm Tabak. Ebenfalls weniger aus unserer Provinz bekannt ist auch der sogenannte Kräutertabak, welchen die weißgekleideten Dominikaner in ihrem Kloster zu Danzig bereiteten und zum Besten der armen Kranken, weß Glaubens sie auch sein mochten, an den 1. Feiertagen der hohen Feste regelmäßig in den Häusern der Patrizier-Familien gegen eine klingende Gegengabe observanz- mäßig vertauschten, worüber Genaueres Johanna Schopenhauer in „Jugend- leben und Wanderbilder“, S. 34, erzählt. Es ist natürlich, daß immer eine größere Menge Schnupftabak auf einmal hergestellt wird, da er ja nicht verdirbt. Diesen größeren Vorrath bewahrt man dann in Töpfen oder Büchsen von Thon auf, damit er von keiner anderen Substanz den Geruch oder Geschmack anzieht, bedeckelt das Gefäß und stellt es in einen kühlen Raum hin. Daraus entnimmt man dann ein entsprechend geringeres Quantum und thut dies in die kleineren und tragbaren Behältnisse einer Dose. Gesucht waren früher bei uns außer den Dosen von Sandau in Sachsen, s. g. Sandauer, besonders die Müller-Dosen (aus papier mächd) und berühmt auch die gemaserten Dosen aus Wormditt in Ostpreussen. Für unsere kassubischen Kreise kommen fast ausschließlich in Betracht solche Dosen, welche der Landmann sich selber aus dem Material seiner Umgebung leicht 8'5 verschaffen kann. Da ist zuerst die Dose aus Horn, welche natürlich in der Form eines solchen besteht und mit dem eigentlichen Dosenforraat keine Aehn- lichkeit hat, genannt das Tabakshorn. In den östlichen Theilen West- preußens, fast bis zur Weichsel, und in den westlichen Kreisen Hinterpommerns auch unter dem Ausdruck Röschke gangbar, durch verdeutschte Ummodelung offenbar entstanden aus dem polnischen rög, Horn. Die spitzere Seite des- selben ist abgeschnitten und in die entstehende Oeffnung ein ebenfalls hörnerner Stöpsel gesteckt. Das obere Ende ist mit einer Platte aus Horn verschlossen, die abzunehmen geht, wenn man dem Hohlraume einen Vorrat von Nasen- speise zuführen will. Auf ihre nicht so leicht herstellbare Verfertigung will ich nicht weiter eingehen. Beim Gebrauche schüttet man, nach Entfernung des Stöpsels davon, den Tabak auf den platten dreieckigen Raum, der sich zwischen Daumen und Zeigefinger der ausgestreckten Hand desjenigen bildet, welcher sich eine Prise genehmigen will. Auch bestehen die Stationen eines eingefleischten Schnupfers darin, daß er zuerst die Prise mit zwei Fingern faßt, sodann sich zunächst auf jene Handplatte zwischen Daumen und Zeige- finger schüttet und dann schlürfend aufzieht, schließlich aber mit kleinen Löffeln zur Nase befördert ; dasselbe gilt auch für die Prise aus der Dosef Diese ist eine andere Aufbewahrungsart zum Handgebrauche. Die Dose ist gemeinhin aus Birkenrinde gefertigt; alsdann führt sie den Namen Kurb, abzuleiten ebenfalls aus dem Polnischen, wo kurra die Baumrinde überhaupt bedeutet. Oft genug trifft man die Birken an Wegen, in Parks oder in Wäldern in etwa Brusthöhe ihres Stamms rundum und tiefgehend der Epidermis beraubt, und sind dies die Stellen, wo Jemand sich heimlich oder offenbar die platte Birkenborke zur Herstellung jener Dosen geholt hat. Eine gleich gut brauchbare Baumrinde bietet aber auch der Stamm von Kirschenbäumen dar; doch trifft man solche Rinde weniger im Gebrauche, wohl weil man leicht begreiflich Scheu trägt, dem fruchttragenden Kirschbaum, welcher bei uns zu den urältesten Pflanzbäumen gehört, durch Beraubung seiner Rinde am Wachsthum zu schaden. Es giebt noch einen anderen Ausdruck für die Dose, welcher, wenn er auch bei Frischbier in seinem preußischen Wörterbuch fehlt, doch in 0. Knoop’s hinterpommerschem Wörterverzeichnis eine Stelle gefunden hat, nämlich das Wort Daher. Es stieß mir zuerst in der Frage auf: ,, ist das ’n Barken oder Kaspern Daber?“ also eine Dose aus Birken- oder Kirsch- baumrinde. Die Ableitung ist sowohl Kxoop wie mir unbekannt. Das Wort scheint nur im Osten vorzukommen. Ein Zusammenhang mit polnisch dobry, gut, scheint sehr fraglich, und eine Herleitung aus deutsch däbbeln, döbeln, wüst und leichtfertig leben, ergäbe doch gar keinen rechten Sinn. Ob etwa die kleine Stadt Daber, Kr. Naugard, Reg.-Bez. Stettin, in der Fabrikation von Dosen berühmt war oder noch ist, weiß ich nicht. Am richtigsten weise ich wohl hin auf den sprachlichen Zusammenhang mit dem Worte Tabatiere, welches von Tabak oder tabacum herzu leiten ist und die wirklichen Schnupf- tabaksdosen bezeichnet, mit deren äußerer - Ausstattung seit der Mitte des 8f, 18. Jahrhunderts ein großer Luxus getrieben wurde, iln Gegensätze zu dem Worte Dose, welches irn allgemeinen ein durch einen Deckel verschlossenes und zur Aufbewahrung gewisser Gegenstände bestimmtes Kästchen bezeichnet. Die Form der Dosen ist meist länglich viereckig oder vierseitig mit abgerundeten Ecken, also oval, oder eirund, in kleinerer oder größerer Höhe (wie besonders im Elsaß). Zuweilen findet man die äußere Rinde mit Einritzungen oder Ein- schnitten versehen, welche in ihrer Symmetrie und je nach der Darstellung (Arabesken, Pfianzengebilde, Thiere, ganze Scenen, z. ß. Jagdscenen, und allerlei sonstige Menschenthätigkeit) einen angenehmen Anblick gewähren. Weniger oft findet man solche Darstellungen auf den Tabakshörnern. Der innere Hohlraum der Dose wird durch einen Deckel verschlossen, der Deckel ist bei der eirunden Form, namentlich bei dem recht und übergroßen Formate, wie man es zum Allgemeingebrauche in Wirthshäusern findet, abzuheben oder abzuschrauben. Abzuheben und herauszuziehen ist er auch bei der ovalen Form und in diesem Falle dient zur besseren Handhabung die Oese eines mit den unteren Enden in den Deckel eingefügten Lederstreifens. Bei den mehr viereckigen Dosen ist der Deckel abzuheben, mehr oder minder übergreifend oder aber an irgend einer Längsseite mit metallenen Scharniren befestigt. Alle diese Variationen sind im Wechsel aber nicht ausgeschlossen. Auf die einschlägigen Bewegungen beim Gebrauche der letzten Art von Dosen geht der Sinn des volksthümlich bekannten und in seiner Auflösung die Prise Tabak wollenden Räthsels: „Drauf geklopft, aufgedeckt, Eine Zange auseinander gestreckt, Hineingesteckt, zusammengelegt, In die Höh’ gereckt: Ach, das hat mir gut geschmeckt!“ Kurz erwähnen will ich noch, daß sich auf den Tabaksdosen auch Sprüche vorfinden, wie etwa: „Schnupf, wer will, aber nicht zu viel!“ oder: „Wenn sich Herz und Mund thut laben — Muß die Nase auch was haben!'* — Der Schnupftabak sowie die Einzelprise geht im Volke unter dem Namen Sch nie fclien, Schnifke oder Schnüfke, und nach diesem Schnief ke hat das Volk auch die Ausdrücke Schnief ke-Farbe, Schnief ke-Bart, Schnief ke- Nase. Eine schelmisch-gelehrte Redensart lautet beim Ablehnen einer Prise: „Ich bin nicht schnippsch!“ und soll bedeuten, ich schnupfe nicht! Aus den zahlreichen Sprüchwörtern, Redensarten und Reimereien über den Schnupf- tabak, welche Frischbier in seinen einschlägigen Schriften an betr. Stelle anführt, und welche ich deshalb hier meist übergehen will, sowohl im Deutschen als auch im Polnischen, hebe ich nur einige wenige hervor: „Den Säufer und den Schnupfer verläßt der Herrgott nie. (Pijaka i tabacznika pan Bög nigdy nie opusci. Strasburg.)“ — „Wer schnupft, der ruft Gott an; wer raucht, der lobt Gott“. ■ — Eine ähnlich distinguirende, zum Lobe der Tabaksgenüsse ein- geführte, deutsche Redensart heißt: „Wer raucht, stinkt, wer schnupft, sieht aus, wer priemt, frißt, wer nicht raucht, auch nicht schnupft, auch nicht priemt, 87 der lebt wie ein Schwein. (Frischbier, R. A. I. 3071). Dieser letzte Satz bezieht sich auf die Beobachtung, daß das Schwein die Tabakspflanze unberührt läßt. Einige andere Versuchen, Redensarten und Kinderliedchen, insofern sie auf den Schnupftabak Bezug haben, wären zu Anden in meinem Volkstümlichen aus der Pflanzenwelt, sowie in den angeführten Sitzungs-Berichten der Berliner Anthropologischen Gesellschaft. Wie tabacznik außer dem Instrumente des Mahlens auch den Schnupfer bedeutet, so auch tabacznica die Schnupferin. Daraus, daß dieses Wort über- haupt entstehen konnte, ist zu ersehen, wie man es auch in Wirklichkeit be- stätigt flndet, daß das schönere Geschlecht der Slaven sich selbst dem Genüsse des Schnupfens hingiebt, ebenso wie bei ihm eine Cigarette oder leichte Cigarre gar nicht selten ist. Nach einer Verordnung der Regierung sollen besondere Listen für Trunken- bolde geführt und diese dann den Gastwirthen mitgetheilt werden, welche bei Strafe den bezeichnten Personen nichts verkaufen sollen. Oft hört man nun diese Leute sagen, daß das nichts schade, daß sie keinen Schnaps bekommen dürfen, daß es ihnen aber sehr nahe gehe und sie es tief empfänden, daß sie damit zugleich vom Ankauf und Genüsse eines Schniefke, einer Prise, ausgeschlossen wären. Der Schnupftabak spielt auch eine Rolle in den Hand Werksgebräuchen bei uns, namentlich unter den Zimmergesellen. Hatten diese Gesellschaften, in der Zopfzeit ihr Schiedsgericht (das s. g. Aufklopfen) an der Handwerks- tafel (Tisch), im Handwerkssaal (Herberge), so war nebst dem Altgesellen und dem Buchgesellen (Schriftführer) vor gehegtem Gerichte, links neben dem ersten stehend, der Dosengeselle eine Hauptperson, weil er aus seiner Dose in den Zwischenpausen anbieten durfte1). Die nivellierende Zeit geht aber auch in dieser Beziehung über das Alte hinweg, und der Bauer, welcher all’ das Geschilderte im Betriebe der seine freie Zeit ausfüllenden Hausindustrie schuf und herstellte, wandert jetzt eben- falls in den nächsten Kramladen des Dorfes oder seiner Kreisstadt, wo es Schniefke von allen Sorten zu kaufen giebt; von diesem Anno Toback aus eigenen Landen meldete bisher kein Zeugnis, selbst in den ethnologischen Museen! Fast allein in Thätigkeit ist nur noch das handbeschüttende Tabaks- horn oder die feinere Dose aus Birkenrinde oder die Kaspern-Daber! Es er- scheint daher als ein glücklicher Griff unseres Provinzial-Museums und seines auch um die Volkskunde verdienten Leiters, daß er in den seiner Pflege unter- stellten Räumen auch eine Unterabtheilung für die aus dem Hausbetriebe der ganzen Provinz gewonnenen Gegenstände zu schaffen und zu pflegen ver- standen hat! 1) Es soll hier nicht unbemerkt bleiben, daß aus Anlaß dieses Vortrages auch die in Karthaus anwesenden männlichen Mitglieder unseres Vereins sofort in den Kramladen gingen, um sich für eine kleine Münze ein Tütchen voll des beregten Kachlinski oder Sampanter zu erwerben. 2'8 88 Von der begeisterten Ansprache aber, die ein leidenschaftlicher Schnupfer an seine Dose richtete, möge zum Schlüsse dieser commentatiuncula nur noch ihre Einleitung hier Platz finden: „Sei Du mir vor allem gepriesen, Du Bewahrerin des heilgen Pulvers, welches dem Verlangen Fassung, dem Gelehrten Gedanken, dem Stolzen Herablassung, dem Feigen Muth, dem Fremden Bekanntschaft, dem Redner Erholung, dem Schalke Vertrauen, dem Scheine Würde, der Leer- heit Ansehen, der Prahlerei Gewicht giebt 1“ Während die vorgelegten Objecte noch cursiren, bringt der Vorsitzende die unterdessen zahlreich eingegaugenen telegraphischen und brieflichen Be- grüßungen zur Kenntnis der Versammlung. Von ihnen mögen hier nur die- jenigen unseres Ersten Vorsitzenden, Herrn Dr. von K li n g g r ae il- Langf uh r , unserer Correspondirenden Mitglieder, Professor Dr. P. AsCHERSON-Berlin und Professor BAin iiEL-Breslau, sowie unserer Mitglieder Oberlehrer Dr. Bockwoldt- Neustadt, Dr. P. GnAEBXEn-Berlin, Apothekenbesitzer P. JANZEN-Perleberg, Procurant des Norddeutschen Lloyd Walter Kaufemann- Bremen, Fräulein Elisabeth LEMKE-Berlin, Professor A. Mombei; -Danzig, zugleich in seiner Eigenschaft als Director der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, Pro- fessor Dr. Winkelmann - Stettin und der Christburger Vereinsmitglieder, in deren Auftrag die Herren Rentier Ludwig, Rector Boettger und Kaufmann Fritz unterzeichnet hatten, aufgeführt werden. — Herr Dr. KuMM-Danzig über- brachte auch noch mündlich die besten Grüße des Herrn Dr. von Klinggraeff und legte der Versammlung in seinem Aufträge einige Exemplare des inter- essanten Bastards Galant hus Scharlocb' Casil vor. Darauf besprach Herr Stadrath Helm zahlreiche von ihm vorgelegte thierische Einschlüsse im Succinit, welche er noch durch Zeichnungen in vergrößertem Maßstabe erläuterte. Namentlich waren unter ihnen mehrere vom Director Camillo Schaffens in Meißen bestimmte Käfer vertreten, deren Beschreibung in der Berliner Ento- mologischen Zeitschrift, Band XXXVI, Heft 1, 1891, erfolgte. Es lagen im Einzelnen folgende Einschlüsse vor: 1. Bryaxis patris Schaff. II, ein zu den Pselaphiden gehörender Käfer, ausgezeichnet durch seine Kopfbildung, namentlich durch die beiden kurzen, kräftigen, nach hinten ein wenig auswärts gerichteten Hörnchen über den Fühlereinlenkungen. 2. Omositoiclea gigantea Schaff. 11, zu den Nitidularien gehörig, ist ähnlich der heutigen Omosita depressa L., jedoch größer; der Käfer ist 12 mm lang und 7 mm breit. Auf seiner Stirn finden sich zweimal je drei im Halbkreise eng zusammengestellte und sich gegenüberstehende kleine Höcker. 3. Gacomorphocerus cerambyx Schaff. 11, eine Telephoride, steht der in Chile vorkommenden Gattung Dysnunphoceru s Sol. am nächsten. Der Käfer : 29. 89 ist ausgezeichnet durch seine eigentümlich gestalteten Fühler mit ihren in der Mitte eckig erweiterten Gliedern. 4. Aenictosoma Doenitzii Schalte. II, wahrscheinlich zu den Cerambyciden gehörend; Näheres in der Originalbeschreibung: Preussens Bernsteinkäfer von Director Cam. Schauffss, Berliner Entomologische Zeitschrift, Band XXXVI, Heft 1, 1891. 5. P armmops longicornis Schaff II, eine Cerambycide, ähnlich einem DorcacUon , von ihm aber durch den Thorax, durch die auffällige Struktur des Kopfes und die langgliederigen Fühler verschieden. 6. Electrölema baltica Schaff. II, eine Chrysomelide, gleicht im Körperbau den Lema- Arten der Jetztzeit, ist aber abweichend durch die Gestalt der Fühler. 7. Clidicus balticus Schaff. II, eine Scydmaenide, ein naher Verwandter eines noch heute auf den Sundainseln lebenden Clidicus . 8. Chrysomela minutissima Schaff. I. 9. Arthropterus Helmi Schaff. II, eine Pausside. Von Paussiden leben zur Zeit die nächsten Vertreter in Süd-Spanien, Griechenland und Afrika. 10. Donacia spec., eine Chrysomelide, mit einem Halsschild, welches auf jeder Seite drei Zähne trägt; sie ist nur 4 mm lang. 11. Prionomyrmex longiceps Math, zu den Ameisen gehörig. 12. A mphientomom paracloxum Pictet, eine Psocide, welche eine Schuppen- bekleidung trägt, wie ein Schmetterling, diesem auch im Habitus ähnlich sieht. 13. Arehaea spec., zu den Spinnengehörig, ausgezeichnet durch ihre schlanke Gestalt und auffallend große Freßzangen, welche mit Zähnen be- setzt sind. 14. Eine andere, sehr sonderbar gestaltete Spinne, welche an ihren großen Fühlerkolben noch lange bogenförmige Anhängsel besitzt. 15. Ein handförmiges Gebilde, wahrscheinlich der Vorderfuß eines Batrachiers, vielleicht eines Frosches. Sodann demonstrirt Herr Helm die Otiorrhynclius- Arten West- und Qstpreussesis, Die Käfergattung Otiorrhynclms gehört zu den Rüsselkäfern. Man findet sie auf Sträuchern, auf Bäumen und unter Steinen. Die Gattung Otiorrhyiicfius besitzt die meisten Arten von allen in Europa vorkommenden Käfergattungen. Stieklin zählt in seiner Monographie der Rüsselkäfer 530 Arten auf, außer- dem sehr zahlreiche Varietäten. Die mitteleuropäischen Gebirgsgegenden sind die eigentliche Heimat der Otiorrhynchen. Reütexlacher führt in seiner Fauna austriaca, IIP Auflage, 123 Arten an, welche in Deutschland und Oesterreich, von der Ostsee bis zu den norischen Alpen wohnen. Seidlitz kennt in seiner Fauna baltica, II. Auflage, nur noch 28 Arten, welche in der norddeutschen Ebene , von der Ostsee bis Berlin gefunden werden. In Ost- 80 90 und Westpreußen reducirt sich diese Zahl bis auf 17, von denen das Vor- kommen dreier noch fraglich ist. Die in unserer Provinz am häufigsten vorkommenden Arten sind (J. atroap- terus Deo., ausgezeichnet durch seine tiefschwarze glänzende Farbe. Der Käfer ist am Ostseestrande zwischen den Dünen oft in großer Menge zu sammeln. Sein hartes Chitingerüst schützt ihn vor Vernichtung durch seine gefräßigen Käferkollegen, Ameisen und Wespen; ebenso bietet er den Vögeln wegen seiner harten und trockenen Beschaffenheit keine angenehme Speise. Die eigentliche Heimat des Käfers ist Schweden; seine Verbreitung nach Deutsch- land geht nicht viel über das Küstengebiet hinaus, in Ostpreußen wird er gar nicht gefunden. Die ebenso häufig vorkommenden 0. raucus Fabr., 0. picipes Fabr. und 0. ovatus L. besitzen ebenfalls eine sehr harte Chitindecke, so daß sie nur schwer mit der Insektennadel zu durchstechen sind. Nächst den vorgenannten ist der am meisten bei uns verbreitete Otiorrhyrichus der mit kurzen glänzenden Schuppen bedeckte 0. ligustici L. 0. nigrita Fabr. fand ich ebenfalls bei Danzig nicht selten. Alle übrigen kommen nur äußerst selten vor; von einigen gelang es mir überhaupt nicht, sie in Westpreußen zu finden. Von 0. porcatus Herbst erbeutete ich zwei Exemplare, Beischke eins bei Steegen auf der Nehrung. Dieser Käfer zeichnet sich dadurch aus, daß die ab- wechselnden Zwischenräume auf seinen Flügeldecken stark erhaben und mit Borsten besetzt sind. 0. septentrionis Herbst fand ich ebenfalls nur in wenigen Exemplaren; 0. sulcatus nur ein Stück auf der Nehrung; 0. tene- bricosus Herbst fand der verstorbene Förster Schixdöwski bei Pröbbernau. 0. niger Fabr. wurde vor langer Zeit von Ki getan x bei Osterode gefangen. In der DoMMER’schen Sammlung befinden sich einige Exemplare der Varietät villoso-punctatus Gylt., welche, da sie keine Bezeichnung tragen, wahrschein- lich in der Provinz Westpreußen gefunden wurden. 0. irritans Herbst, aus- gezeichnet durch die graugelben, grün und bläulich glänzenden, behaarten, runden Flecken auf den Flügeldecken, ' wurde von Struebixg bei Thorn gefangen. Von 0. gemmatus Fabr. führt Kügetann in seinem Berliner Manuscript an, daß er in der ehemaligen Provinz Preußen vorkommt. Ein gleiches wird von 0. lepidopterus Fabr. durch Zebe behauptet. Der bemerkenswertheste aller hier vorkommenden Otiorrhynchen ist ohne Zweifel 0. roiundatus Siebold. Dieser Käfer wurde im Jahre 1847 zuerst von Siebold auf dem Wege nach Heubude in Wagengeleisen entdeckt (Siebold, Provinzialbiätter 1847, Seite 431); dieses war überhaupt der einzige Ort, an welchem er vorkam. Dann vergingen viele Jahre, ehe er wiedergefunden wurde. Zuerst war es Dommer, welcher einen ergiebigen Fundort kannte. In seiner Sammlung befinden sich zahlreiche Exemplare. Dieser Fundort war jedoch nicht von ihm herauszubekommen; er verschwieg ihn, weil, wie er sagte, sonst gegen das äußerst seltene Thier von den Entomologen ein Ver- nichtungskampf eröffnet werden würde. Dann entdeckten ich und Czwalina si 91 ihn 1877 und 1878 ganz in der Nähe von Danzig; ich bei Brentau, wo er am Waldesrande in trockenen Gräben lag und Czwalika bei Oliva sehr zahl- reich, aber erst bei Sonnenuntergang vorkommend. Nach dieser Zeit ist der Käfer nicht wieder gefunden worden. Danzig ist der einzige Ort, wo er, soweit bis jetzt bekannt, vorkommt. Herr Oberlehrer Dr. A. Süi-iMiDT-Lauenburg macht einige kleinere bo- tanische Mittheilungen und zeigt mehrere Photographien naturwissenschaftlich interessanter Objecte vor, die er von seinem letzten Aufenthalt in Westdeutsch- land mitgebracht hat. Sodann demonstrirt Herr Oberlehrer Dr. Lakowitz- Dan zig ein sehr instructives Präparat von der Entwickelung und der Lebensweise des Ameisen- löwen, Myrmeleon formicarius L., eines zu den Netzflüglern gehörigen Thieres. Die mit großen, gezähnten Saugzangen ausgestattete Larve desselben lebt be- kanntlich in leichtem Sandboden, bei uns z. B. am Strande der Halbinsel Heia, wo sie trichterförmige Vertiefungen herstellt, an deren Boden sie sich selbst aufhält, um die an den steilen Wänden des Trichters herabrollenden kleineren Thiere als Nahrung zu verwerthen. — Derselbe legt auch einen eigenartig deformirten Hasenschädel vor, bei welchem der linke Schneidezahn des Unter- kiefers zu einem langen Hauer- ähnlichen Gebilde ausgewachsen ist; eine Ab- normität, die ihre Erklärung darin findet, daß dem lebenden Thiere der linke Schneidezahn des Oberkiefers weggeschossen war, infolge wovon eben der untere Schneidezahn, dem es nun an der normalen Abnutzung durch Reibung fehlte, bis ins ungemessene weiter wachsen konnte. Auch Herr Oberlehrer Dr. Schmidt weiß über ähnliche abnorme Bildungen Mittheilung zu machen. Darauf berichtet Herr Dr. Lakowitz eingehend über seine mit Unterstützung des Vereins ausgeführten Untersuchungen des Klostersees bei Karthaus. Ob- wohl das Wasser dieses Sees bei oberflächlicher Betrachtung völlig klar er- scheint, erkennt man bei Anwendung geeigneter Fangapparate doch, daß dasselbe von kleineren und größeren Körperchen mehr oder minder getrübt ist. Eine sorgfältige Untersuchung dieser Gebilde hat ergeben, daß es zahl- reiche, meist mikroskopisch kleine Thiere und Pflanzen sind, die die Trübung ver- ursachen. Herr Dr. Lakowitz schildert an der Hand einer größeren Anzahl selbst- gefertigter Tafeln, Abbildungen und Präparate die Hauptvertreter dieser Lebe- welt und erläutert die wichtige Rolle, die sie im Haushalte der Natur spielen, vor Allem zur Ernährung größerer Thiere, insbesondere der Fische, wodurch sie auch für den Menschen von Wichtigkeit sind Die von ihm ausgeführten Untersuchungen haben ergeben, daß zu dieser Jahreszeit im Klostersee, nach einer minimalen, wahrscheinlich erheblich hinter der Wirklichkeit zurückbleibenden Schätzung, mindestens 2000 Centner derartiger kleiner Organismen sich vertheilt vorfinden, aus welcher Zahl die Wichtigkeit dieser Gebilde für das Leben des Sees ohne Weiteres erhellt. — Auf eine genauere Wiedergabe des Vortrages kann hier um so eher verzichtet werden, als der Vortragende an einer eingehenden wissenschaftlichen Bearbeitung der Resultate seiner Untersuchungen thätig 32 92 ist, die in den Berichten unseres Vereins veröffentlicht werden wird. — Zum Schlüsse legt Herr Dr. La ko witz eines der ältesten Werke über die niedere, mikroskopische Lebewelt unserer westpreußischen Binnengewässer vor, die „Bey träge zur Naturgeschichte der kleinsten Wasserthiere, die mit bloßem Auge nicht können gesehen werden und die sich in den Gewässern in und um Danzig befinden. Herausgegeben von Johann Conrad Eichhorn, Pastor der Kirche zu St. Catharinen in Danzig. Mit acht sauber gestochenen Kupfer- tafeln. Berlin und Stettin, 1781“, und als Gegenstück dazu die Jahresberichte der von Dr. Zacharias geleiteten biologischen Süßwasserstation in Plön, welche die neuesten Forschungen auf dem Gebiet der Süßwasserbiologie enthalten. Nach einer kurzen Frühstückspause giebt Herr Hauptlehrer Kalmuss - Elbing ein Bild von der Moosflora des Elbinger Landkreises. Während die Niederung sehr arm an Moosen ist, und sich in derselben außer den gewöhn- lichsten Arten nur ein einziges Lebermoos findet, das der Höhe fehlt, ist die Moosflora der Elbinger Höhen eine sehr reiche, sowohl bezüglich der Individuen wie auch betreffs der Artenzahl, und es finden sich unter den von Herrn Kalmuss gesammelten Arten zahlreiche seltene, von denen mehrere neu für unsere Provinz und einige sogar neu für ganz Norddeutschland sind. Vor allem die in den schroffen, abseits von den Hauptstraßen gelegenen Schluchten noch reichlich vorhandenen, erratischen Blöcke tragen eine sehr reiche und interessante Moosvegetation. Die wichtigsten von ihm gesammelten Arten legte der Vortragende in vorzüglich präparirten Exemplaren vor, die ein sprechendes Bild des Reichtums und der Formenmannigfaltigkeit dieser Flora gaben. -- Die ausführliche Arbeit des Herrn Kalmuss über „Die Leber- und Laubmoose im Land- und Stadtkreise Elbingu folgt diesem Bericht als Anlage C bei. Demnächst lenkte Herr Probst PREUsciioui -Tolkemit die Aufmerksamkeit der Versammelten auf die Flechten, beklagte, daß dieselben von den Botanikern im allgemeinen wenig beachtet werden und regte zum Sammeln und Studium auch dieser interessanten Pflanzen an. Zu dem Z wecke hatte derselbe eine Sammlung der in Westpreußen verbreitetesten Flechten, geordnet nach den Gruppen der Blatt-, Strauch-, Stiel- und Krustenflechten, ausgelegt, welche mit vielem Interesse in Augenschein genommen wurde. Eine dritte Klasse der niederen Pflanzenwelt, die Pilze, behandelte dar- auf Herr Gymnasiallehrer Kaufmann -Elbing, indem er über die in der Provinz heimischen Lacto/Hus- Arten, die Reitzker-ähnlichen Pilze sprach. Er hat bis- her fünf eßbare und 39 giftige Reitzkerarten in der Provinz gefunden. Ob- wohl die Reitzkerarten als solche leicht zu erkennen sind, ist die Unter- scheidung der einzelnen Arten unter sich doch sehr schwierig, da einerseits Form, Färbung und Größe der einzelnen Arten je nach den Standortsverhält- nissen ganz außerordentlichen Schwankungen unterworfen sind, und anderer- seits auch verschiedene eßbare und schädliche Arten zuweilen einander außer- ordentlich ähnlich aussehen. Vortragender bespricht diese Verhältnisse genau ;->3 93 an der Hand zahlreicher von ihm selbst ausgeführter farbiger Handzeich- nungen. — Hie eingehende Schrift desselben über diesen Gegenstand liegt gleichfalls diesem Bericht bei (Anlage 1)). — Sodann giebt Herr Kaufmann einen Nachtrag zu seiner im Bericht über die Marienburger Versammlung (1892) erschienenen Arbeit über die Täublinge ( Russula L.), von denen er ebenfalls mehrere neue Arten bei uns beobachtet hat. Auch diese Arbeit folgt anbei (Anlage E). Herr Dr. G rentzen b erg -Danzig macht sodann einige Mittheilungen über seine im September vorigen Jahres im Aufträge des Vereins ausgeführte mehr- wöchige zoologische Bereisung des Kreises Karthaus, unter Demonstration einer großen Anzahl der dort gesammelten Objekte Der Vortragende hat vor allem der niederen Thierwelt seine Aufmerksamkeit gewidmet. Unter den Land- formen sind hauptsächlich Myriapoden gesammelt, die unter Steinen, Moos und Laub zu finden sind. Von Wasserthieren ist vorwiegend die literale Fauna des Karthäuser Seengebiets berücksichtigt worden. Unter den demonstrirten Formen finden sich theils solche, die in dem Gebiet sehr häufig Vorkommen und leicht in die Augen fallen, und deshalb ein allgemeines Interesse erregen, theils solche, die bei uns sehr selten sind und dadurch eine besondere wissen- schaftliche Bedeutung beanspruchen. Von den ersteren sind zu erwähnen die zu den Blutegeln gehörigen Nephelis- und Glepsine Arten, mit ihrer eigenartigen, an die der Spannerraupen erinnernden Fortbewegung; bei Glepsine findet sich auch eine Art Brutpflege, indem die Jungen sich an das mütterliche Thier festheften und von demselben mit herumgeführt werden. Unter den Krebsen fehlt in keinem See Gammarus fl.uviatilis, der gewöhnliche Flohkrebs; die Vertreter der Daphniden finden sich, wo sie überhaupt Vor- kommen, vielfach in großen, ungeheuer individuenreichen Schwärmen. Unter den Insekten fallen die im Wasser lebenden Larven der Köcherfliegen, Phry- ganiden, besonders durch ihre kunstvollen Gehäuse auf, von denen ein aus den Stengeitheilen des Schachtelhalmes und ein anderes aus den Blättern der Wasserpest gebautes vorgezeigt werden. Zu den verbreitetsten Muscheln gehört neben der Teichmuschel, Anoclonta, jetzt im Karthäuser Gebiet auch die den Miesmuscheln verwandte Dreissena polymorpha Pall., die in fast keinem der Seeen fehlt. — Als bei uns sehr seltene Formen dagegen sind die zu den Tausendfüßern gehörigen Glomeris- Arten, Kugelasseln, anzusehen, von denen zwei durch den Vortragenden aufgefundene Species gezeigt werden. Derartige Formen sind im Vorjahre auch im Kreise Sch wetz durch Herrn Protz- Berlin gesammelt wrorden. Zum Schluß lenkt der Vortragende die Aufmerksamkeit auf die Familie der Süßwasser-Schwämme oder Spongilliden, die als Kosmo- politen überallher bekannt sind, über deren Verbreitung in westpreußischen Seeen bisher im Einzelnen aber noch nichts Genaues bekannt ist. Er schildert in kurzen Zügen Bau, Lebensweise und Fortpflanzung dieser Thier formen und zeigt einige im Stacisno-, Brodno- und Kloster- See gefundene Arten, Bpongilla fluviatilis , Sp. fragilis und Euspongilla lacustris. u 94 Darauf macht der Zweite Vorsitzende Herr Oberlehrer Pr. Ä. Schmidt - Lauenburg folgende zoologische und botanische Mittheilungen. 1) Einen Beweis, wie durch unendlich viele Generationen ein anererbter Instinkt sich trotz beständigen Nichtgebrauchs erhalten kann, liefern die Bienen der Beutebäume in der Gräflich Dohna’ sehen Forst Prökelwitz bei Christburg. Als wir diese Forst nach der vorjährigen Pfingstversammlung durch- wanderten, wurden uns die zum letzten Mal im Jahre 1826 ausgearbeiteten Beutebäume gezeigt. Es sind das jetzt bereits zum zweiten Male überstehende, hohe, stattliche Kiefern, die trotz der in dieselben gearbeiteten geräumigen Bienenwohnungen mit ihren hohen, fast kugeligen und dichten Kronen einen vollständig gesunden Eindruck machen. Die Bienenwohnungen wurden in dem Stamm dieser Überständer in einer beträchtlichen Höhe 35 cm tief, 10 — 12 cm breit und 75— 100cm hoch ausgearbeitet. Das Flugloch befindet sich stets an der im Holzrande oder in der Himmels- richtung passendsten Seite, rechts oder links, niemals vorn. Die Beute wird geschlossen durch ein passendes Stück Holz, über welches der Sicherheit wegen ein Bündel Kadick oder ein zweiter Klotz, oben und unten in Holznägeln hängend, mittels eines hölzernen Keiles (Nagels) angetrieben bzw. festgekeilt wird. Unter dem einen dieser Beutebäume fand ich eine Menge todter Bienen, in denen ich bei genauerer Betrachtung Bastarde zwischen Heide- und Krainer Bienen erkannte. Die Beute war also bewohnt gewesen von Bastarden. Auch in dieser Gegend hat seit Jahrzehnten die neuere Bienenzucht mit ihrem Mobilbau Eingang gefunden, und die Bienenwirthe der an die Heide grenzenden Dörfer treiben seit Menschengedenken, mindestens aber seit 1826 (denn seitdem wurden Beutebäume nicht mehr ausgearbeitet) nicht wilde Bienenzucht, sondern Schwarmbienenzucht, zumeist in Strohkörben. Nun ist’s der Instinkt der Bienen, der, wenn sich ein Volk zum Schwärmen anschickt, tagelang vor dem Auszuge sogenannte Spurbienen ausschickt, welche Wohnung für das junge Volk suchen. Der ausziehende Schwarm folgt den Spurbienen und bezieht die gefundene Wohnung. Dieser merkwürdige Instinkt hat sich trotz Nichtgebrauchs durch viele Generationen erhalten ; denn wohl niemals kommen die Schwärme des Bienen wirths in die Lage, sich eine Wohnung suchen zu müssen, weil der Dörfler tagelang aufmerksam wacht und wartet, um die abgehenden Schwärme einzufangen und in die bereits dazu hergerichteten Körbe einzuquartiren. Nur sehr selten entflieht ein Schwarm dem wachsamen Auge des Imkers. Seit 1826 haben also die Spurbienen der Bienen- stände umsonst dem Instinkte zu folgen gesucht, das sind nahezu 70 Jahre. Ist’s nun die Königin, die den ererbten Instinkt in sich bewahrt, so wird, da man einer Königin durchschnittlich kaum ein mehr als drei Jahre währendes Leben zumessen kann, der Instinkt durch 23 Generationen erhalten geblieben sein. Sieht man die Drohnen als Trägen des Instinkts an, so würde sich ß5 95 derselbe durch 70 Generationen erhalten haben, denn das Bienenvolk hat all- jährlich eine neue Generation Drohnen, weil keine derselben den Sommer überlebt. Sollte endlich die Gesammtheit der Arbeitsbienen der Träger des Instinkts sein, so haben wir’s mit über 200 (3 X 70) Generationen zu thun, denn im Laufe eines Jahres erneuert sich die Gesammtheit der Arbeitsbienen mindestens dreimal. So muß sich nach meinem Dafürhalten die Sache verhalten, wenn Bienen aus den Dörfern die Beutebäume bezogen haben, denn die ehemals wild in der Heide hausenden Bienen scheinen seit Jahrzehnten ausgestorben. Bei der Un- sicherheit des Honigertrages aus wilden Bienen ist die Ernte des Honigs aus den Beutebäumen eine so unregelmäßige und schonungslose geworden, daß ein wirklich wildes Volk sich kaum noch finden dürfte. Sollten aber solche absolut wilden Völker, die sich seit je ihre Wohnung von Spurbienen suchen ließen, sollte ein solcher wilder Schwarm jenen Beute- baum bezogen haben, so böte auch dieser Fall des Interessanten genug. Die Drohnen, auch die wilden, sind anerkanntermaßen sehr faule und bequeme Flieger, die nur aus nächster Nähe der jungen, noch zu befruchtenden Königin des Schwarmes folgen, während die junge unbefruchtete Königin ihren Hochzeitsflug weithin ausdehnt. Es müßte dann die Königin des Schwarmes, der zuletzt den Beutebaum bezog, sich aufgemacht haben und im viele Kilo- meter fernen Dorfe von einer bastardirten Drohne befruchtet worden sein und so jenes Bastardvolk erzeugt haben. 2) Vor 17 Jahren fing ich auf einem Spaziergange von Gr. Boschpol nach Paraschin, am Gelände des 210 m hohen Steinberges eine 9 mm große, schöne Zirpe, die ich an den drei blutrothen Flecken der Oberflügel leicht als Cercopis sanguinolentq erkannte und sorgfältig aufbewahrte, weil ich sie sonst nicht wieder antraf. Erst im vergangenen Jahre 1895 begegnete ich derselben Zirpe wieder an demselben Platze des Iserkammes (800 m) vor Hohen Iser, wo ich dieselbe 1860 in zahlreichen Exemplaren auf Heidelbeeren und einer Eubus- Art angetroffen hatte, und einige Tage später auch am Altvater-Gehänge, gegenüber der Schäferei (940 m). Es ist das jedenfalls ein Zeichen von weiter Verbreitung, wenn sich eine entschieden seltene Zirpe sowohl im nordöstlichsten bergigen Winkel Hinterpommerns wie am Nord- und Südende des Sudetenkammes findet. 3) In der Oberförsterei Lindenbusch sagten mir die Damen, daß sie sammt den Kindern bei ihren Spaziergängen häufig die rothen Früchte (Samenmantel) der Eibe ohne jede schädliche Nachwirkung gegessen und ziemlich wohl- schmeckend gefunden hätten. Dagegen müssen andre Theile von Taxus baccata , insbesondere die Blätter (Nadeln), recht giftig sein. Von einem Freunde in Dessau wird mir als historisch verbürgt gemeldet, daß die Franzosen bei ihrem Aufenthalte in Dessau im dortigen Lustgarten, ungeachtet der War- nungen der Einwohner, ihre Pferde an der Taxus- Hecke anbanden. Die Tiere fraßen von den jungen Zweigen, fielen zu Boden und starben jählings. Auch 36 ,96 * \ Schafe und Rinder, die von Tawus-Gres träuch fraßen und davon starben, linde ich in einem Giftpflanzenbuche von Dr. Rielke erwähnt. Herr Dr. KüMM-Danzig legt der Versammlung die von Herrn Dr. Gkaebner- ßerlin auf seiner bereits öfters erwähnten, im Aufträge des Vereins ausgefiihrten, vorjährigen botanischen Bereisung der Kreise Neustadt, Putzig und Lauenburg gesammelten seltenen und die für Westpreussen resp. ganz Nordostdeutschland neuen Arten, sowie die dabei aufgefundenen überhaupt neuen Pflanzenformen vor. Auch giebt er einen kurzen Überblick über die interessanten allgemeinen Re- sultate dieser Reise, als deren wesentlichstes die Sicherstellung der Thatsache, daß in einem schmalen Streifen längs der Ostseeküste zahlreiche west- europäische Arten bis in unser Gebiet hinein sich vorfinden, die im Innern unserer Provinz völlig fehlen, angesehen werden kann. — Der Vortragende spricht sodann über die bemerkenswerte Keimung einiger Pflanzenarten, so der Wassernuß, Trapa natans L., und der tropischen Mangrovebäume, bei welchen letzteren der Samen noch an dem Mutterbaum hängend auskeimt und eine ziemliche Größe erlangt, bevor er frei wird; ein solcher Keimling wird gezeigt: ferner über die sogenannten Jericlio-Rosen, von denen die bekannte Anast atica liier ochuntica und das weniger bekannte, aber sehr empfindliche Oclontospermum pygmaeum , sowie ihr Verhalten gegen Feuchtigkeit demonstrirt werden. Herr Dr. Kumm legt sodann eine neuerdings construirte und im Handel käufliche Form der Pflanzenpresse vor, die sich durch besondere Leichtigkeit auszeichnen soll, und referirt über den Inhalt mehrerer neu erschienenen botanischen und zoologischen Druckschriften, unter welchen letzteren besonders die wichtigen Schriften unseres Mitgliedes, des Herrn Forstrath Fedreesen- Marienwerder, über den Maikäfer und die Kiefer für unsere Provinz ein actuell.es Interesse haben. Nach Verlesung einiger kürzeren bryologischen Mittheilungen, die Herr Apotheker J \ v ze \ -Perleb er g eingesandt hat, und die als Anlage F hierbei folgen, führt Herr Rittergutsbesitzer Treichel-HocIi Paleschken noch eine Reihe bemerken swerther Objecte vor, darunter eigenartig hergestellte alte Bildwerke aus Papier, und macht Mittheilungen über das Vorkommen der Süß wasser- muschel Dreissena polymorpha Pall., sowie über die Verwendung von sog. Tolltafeln in der Kassubei. Zum Schluß überreicht derselbe zwei Manuscripte für den Druckbericht, die in Anlage G und H wiedergegeben sind. Darauf schließt der Vorsitzende nach 2 Uhr die Sitzung mit dem Ausdruck des Dankes an Alle, die zum Gelingen derselben beigetragen haben, insbesondere aber an die Herren, die sich als Mitglieder des Ortsausschusses der Mühe der Vor- bereitungen zur Versammlung so eifrig und erfolgreich unterzogen haben. -x- 3.7 97 Nach der ernsten wissenschaftlichen Arbeit des Vormittags war der Nach- mittag des zweiten Tages wieder dem erquickenden Genüsse der in Jugend- frische prangenden Natur gewidmet. Nur eine kurze Pause war den Mitgliedern verstattet, um die in der wissenschaftlichen Sitzung vorgelegten Sammlungs- schätze in ihren Wohnungen zu bergen, und dann ging es um 3 Uhr in einem durch die dankenswerte Betheiligung zahlreicher Karthäuser Damen und Herren recht stattlichen Zuge zur Königlichen Forst Karthaus und nach Grzybno. War am Tage vorher der Himmel noch bedeckt und die Witterung etwas unsicher gewesen, so grüßte heute goldiger Sonnenschein die nach vollendeter Arbeit fröhlich gestimmten Besucher und durch tränkte den Wald und die Luft mit einer Fülle von Licht und Wärme. In der Forst war hauptsächlich ein Besuch des in der Nähe von Grzybno nahe dem Ufer des Klostersees stehenden alten Baumes der Schwedischen Mehlbeere beabsichtigt, der, soweit bisher bekannt, das einzige urwüchsige größere Exemplar dieser Baumart im Innern Deutsch- lands darstellt, und somit eine botanische Merkwürdigkeit der Gegend bildet. Unter der kundigen Führung des Herrn Oberförster Ulrich - Karthaus schritten die Theilnehmer auf der alten Straße nach Grzybno einher, die Einen eifrig die Frühlingsflora des Waldes musternd oder nach seltenen Moosen oder Käfern spähend, die Anderen ihr Auge an dem reizvollen Gegensatz des sonnedurch- leuchteten, goldiggrünen, jungen Buchenlaubes, der tiefdunkelgrünen Kiefern- kronen und der noch völlig kahl dastehenden, von all dem Leben umher scheinbar noch unberührten Eichen weidend. In der Nähe des Mehlbeeren- Standorts angelangt, verließen die Botaniker den Weg und drangen, sich müh- sam durch die verflochtenen Zweige des dichten Buschwerks windend, zu dem Baume vor, der in einer aus Kiefern und Lärchen gebildeten, von Laubgehölz umränderten Schonung vor den Blicken Unkundiger versteckt dasteht. Mit lebhaftem Interesse betrachteten sie den merkwürdigen Baum, der, viel älter als der umstehende Kiefernbestand und bei der Abholzung des ehe- maligen Waldes nur durch einen Zufall vor der Axt des Holzhauers gerettet, gleich einem Zeugen entschwundener Zeiten seine Krone über die benachbarten Bäume erhebt, und mit seinem unregelmäßigen Wuchs, seinen zu dieser Jahres- zeit noch nicht völlig entwickelten, unterseits graufilzigen Blättern einen fremd- artigen Eindruck in seiner Umgebung macht. Vermag doch auch niemand zu sagen, wann und wie der Same des Baumes aus der fernen Heimat im Norden des Osteebeckens hierher verschleppt ist. — Bald war das nahe Grzybno erreicht, wo einige der dort mehrfach in Gärten und an Wegen im Orte selbst stehenden angepflanzten Exemplare der Schwedischen Mehlbeere besichtigt wurden, die seiner Zeit wahrscheinlich alle durch die Bauern der benachbarten Königlichen Forst entnommen sind. Der stärkste unter ihnen steht am Wege nach Charlotten, und sein Stamm mißt in Brusthöhe erheblich über ein Meter im Umfang; seine dichtbelaubte Krone war mit einer Unzahl der in Eben- sträußen zusammenstehenden Blütenknospen überdeckt, und alles deutet darauf hin, daß er in vollster Kraft steht. — In dem Gasthause zur Thalmühle in 38 7 Ö8 Grz}'bno wurde Rast gemacht, und von dort ging es nachher am Nordufer des Sees entlang zu dem auf einer Anhöhe gelegenen „Klosterblick“, von wo eine schöne Aussicht über den See, die am anderen Ende desselben liegende Klosterkirche und das umgebende Waldgebiet sich eröffnet. Lange erfreuten sich die Besucher an dem lieblichen Bilde, um dann den Rückweg über die neue Chaussee und den Philosophengang nach Kal thaus einzuschlagen. — Das bald darauf beginnende gemeinsame Essen, an dem etwa siebzig Damen und Herren sich betheiligten, war durch eine Reihe ernsterer und humoristischer Toaste gewürzt, sowie durch Gesangsvorträge einiger Damen und Herren in ange- nehmster Weise verschönert und hielt die Theilnehmer in angeregtester Unter- haltung noch lange vereinigt. Pünktlich um 7 Uhr am Morgen des dritten Tages wurden die bereit- stehenden Wagen bestiegen, um die geplante Fahrt nach dem Seeengebiet und dem Thurmberg auszuführen. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, ging es auf den schattigen Waldwegen vorwärts, bald langsamer die steilen Höhen er- klimmend, bald schneller auf ebenem Wege dahineilend. Auf der Höhe wurde ausgestiegen, und ein kurzer Gang auf schmalem, laubüberwölbtem Pfade führte die Theilnehmer zu dem Go u lionhöhe genannten Aussichtspunkt, wo der Besucher, unmittelbar aus dem Laubwalde hervortretend, plötzlich eines der herrlichsten Panoramen, das unsere Provinz und das ganze nördliche Deutsch- land zu bieten vermag, vor seinen entzückten Augen ausgebreitet liegen sieht. Links und zu Füßen die weiten, im Wiederschein des klaren Himmelszeltes tiefblau gefärbten, nur stellenweise im Sonnenreflex goldig glitzernden Wasser- flächen des Klodno-, Reckowo- und weißen Sees, anmuthig gegliedert durch die sich dazwischenschicbenden Höhenzüge, im Mittelpunkte, jenseits einer schmalen, von der Straße durchzogenen Landenge, das Dorf Chmielno mit seiner stattlichen Kirche und den bunten Wänden und Dächern seiner Häuser und dahinter die jenseitigen, theils bewaldeten, großenteils aber beackerten, ziemlich stark ansteigenden Höhen, alles zusammen vereinigt sich zu einem Bilde von überwältigender Schönheit, das die Blicke der Besucher fesselte, bis die leider nur kurz bemessene Frist vorüber war. Wieder zurück zu den Wagen und weiter ging es dann zur Präsidentenhöhe, wo man gegen Erlegung eines Zolls von 10 Pf. einen ganz ähnlichen, wenngleich nicht so harmonisch abgerundeten Blick genießt. Die Sonne stieg höher und höher, und bei der knappen Zeit, die zur Verfügung standj hieß es rasch weitereilen. Auf den steilen und für den Wagenverkehr oft recht schwierigen Wegen ging es ab- wärts den kleinen Brodno-See entlang nach Remboschewo, wo die Chaussee erreicht wurde, die dann fast stets mit schönen Blicken auf den großen Brodno- See und den Thurmberg nach Brodnitz führte. Nachdem bei Nieder-Brodnitz zwischen dem großen Brodno- und dem Ostritz-See die Radaune überschritten war, wurden bald darauf wieder die Wagen verlassen und die Theilnehmer er- stiegen die Höhe, um von dem „Königstein“ einen herrlichen Rundblick auf 39 .91) das umliegende Seeen-, Wald- und Höhengebiet zu gewinnen. Durch den mannig- faltigen Wechsel von Land und herrlichen Seeen — sieht man doch auf den großen Brodno-, den Ostritz- und den Trzebno-See, die nach den vier verschiedenen Himmelsrichtungen strahlenförmig auseinandergehen — ist auch dieses Bild ein überaus schönes und kann sich — wenn gleich anders in der Art — doch dem Blicke von der Goullonhöhe würdig zur Seite stellen. — Nach kurzer Rast in Ostritz ging es auf neu angelegtem und gutem, aber oft recht steilem Wege direkt zum Gasthause am Thurmberg, von wo aus der Gipfel mit dem Thurme selbst bestiegen wurde. Ist die Aussicht von hier, vor allem infolge des Mangels an nahe gelegenen sichtbaren Seeen, auch einförmiger und minder reizvoll als die von den vorher besuchten Punkten, so bietet der Rundblick über die Lande rings umher doch genug des Sehenswerthen, um den Besucher vollauf zu be- friedigen, ganz abgesehen von dem Bewußtsein, auf dem höchsten Punkte zwischen dem Harz und der Waldaihöhe zu stehen. — Nach einem eilig ein- genommenen einfachen Mittagessen im Gasthause des Herrn Ziesow, wobei seitens des Vereins nochmals den Herren Kreisschulinspektor Alt mann, Steuer- inspektor Bahr, Kreisschulinspektor Bauer, Rentmeister Dorow, Buchhändler Ehlers, Kreisphysikus Dr. Kaempfe, Oberförster Ulrich und Rechtsanwalt Weidmann der herzlichste Dank für die Mühen der Vorbereitung zu der so trefflich gelungenen Versammlung ausgesprochen wurde, ging es auf dem kürzesten Wege über Gorrenschin und Dombrowo zurück nach Karthaus, das gegen 4 Uhr Nachmittags erreicht wurde. Schnell wurden noch die mit- gebrachten sieben Sachen gepackt und zum Bahnhofe geschafft, wo zahlreiche Karthäuser Damen und Herren sich eingefunden hatten. Nach herzlichem Ab- schiede von den neuen Freunden wurden die Vereinsmitglieder durch den Eisenbahnzug aus der Gegend entführt, aber noch lange, nachdem sie in die Heimat zurückgekehrt sind, werden sie die schönen Tage in Karthaus und Umgegend in der angenehmsten Erinnerung behalten. 40 7* iöO Anlage A. Bericht über die vom 22. Juni bis 19. Juli 1895 in den Kreisen Sehwetz, Tuchei, Könitz und Pr. Stargard von mir unternommenen zoologischen Excursionen. Von ALBERT PROTZ -Königsberg i. Pr. Meine diesjährigen Excursionen sollten sich den 1894 im Aufträge des Westpreußischen Botanisch - Zoologischen Vereins im Kreise Schwetz ausge- führten anschließen und sich über die sogenannte Tucheier Heide erstrecken. Vorher war jedoch ein Abstecher nach der zum Kreise Schwetz gehörigen, am jenseitigen Weichselufer bei der Stadt Kulm belegenen Nonnenkämpe zu machen, deren Thierwelt bislang noch keine Beachtung gefunden hatte. Bei dieser Gelegenheit stattete ich auch der Schweizer Umgegend, die mir so viele interessante Funde geliefert hatte, noch einen Besuch ab, welcher die von dort bekannte Fauna um einige Arten vermehrte. Die Nonnenkämpe ist eine zur Oberförsterei Lindenbusch gehörige be- waldete Alluvialbildung der Weichsel von ungefähr 157 Hectar Größe. Eiche und Rüster bilden den Hauptbestand, und nur vereinzelt sind Weiden, Pappeln, auch Linden und wilde Obstbäume eingesprengt, während wenige Hollunder- und Schwarzdorn-Sträucher und dichtes Gestrüpp von Himbeeren, Stachelbeeren und Nesseln das Unterholz abgeben. Da die Nonnenkämpe jedes Jahr, besonders im Juni, vollständig überfluthet wird, kann eine bleibende Laubschicht am Boden nicht zur Ausbildung kommen, und daher ist auch ein dem Baumbestände entsprechender Thierbestand nicht vorhanden. Trotz eifrigsten Suchens erbeutete ich von niederen Thieren nur wenige Schnecken, Myriapoden und Lumbriciden, nämlich: Arion empiricorum, A. subfuscus, Umax laevis , L. agrestis, Zonitoides nitidus, Helix arbustorum, Succinea putris, Ca~ rychium minimum, Lithobius forftcatus, Polydesmus complanatus, Lumbricus herculeus, L. rubellus. Außerdem beobachtete ich die Wasserspitzmaus ( Sorex fodiens ), die Wasserratte ( Idypudaeus amphibius) und den braunen Grasfrosch (Rana temporaria ) in sehr großen Exemplaren. Die Tucheler Heide ist ein sehr ausgedehnter Waldcomplex, der den größten Theil des Tucheier Kreises bedeckt und auch in die angrenzenden 101 Kreise Scliwctz, Könitz und Pr. Stargard hineinreicht. Der fast durchgängig sandige Boden ist mit Kiefern bestanden, denen sich an feuchten Stellen Juni- perus als Unterholz zugesellt. Es giebt nur wenige Bezirke mit besserem Boden, wo Laubbäume fortkommen können. Dies sind besonders die Reviere Schwiedt bei Tuchei , Charlottenthal und Elisenthal bei Czersk, Wirthy und Schechausee im Kreise Pr. Stargard und der Cisbusch am Mukrz-See im Reviere Lindenbusch des Schwetzer Kreises. Hier findet sich allerdings herrlicher Laubwald, vorwiegend Eiche, Hainbuche, Erle und Rothbuche enthaltend, seltener Elsbeere und Eibe. Das erwähnte Schwiedter Gebiet, die sogenannte Hölle, ist entschieden der romantischste Theil der ganzen Tucheier Heide. Der dieselbe von Norden nach Süden in vielen Windungen durchziehende Brahefluß hat sich an dieser Stelle ein tiefes Bett ausgewaschen, dessen, steil abfallende Ufer dicht mit Laubbäumen und einem oft undurchdringlichen Dickicht von allerhand Sträuchern und Kräutern bedeckt sind. Zahlreiche Stubben und umgestürzte modernde Baumstämme, sowie eine hohe Schicht verwesenden Laubes bieten vielen niederen Thieren Nahrung und Unterschlupf. Für meine Streifzüge, bei denen ich mein Augenmerk wiederum besonders auf Mollusken, Myriapoden, Ilydrachniden und Würmer richtete, wählte ich zunächst das Lindenbuscher Revier und nahm Brunstplatz zum Ausgangspunkt. Der Cisbusch war der Hauptplatz meiner Thätigkeit, und mancher interessante Fund wurde hier gemacht: Limax einer eo-nig er, L. tenellus , L. arborum , Hya- lina alliaria, H. nitidula , 11. pura. H. contractu, Helix aculeata , II. incarnata , II. fruticum , H. strigella, Pupa substriata , Lithobius borealis , L. mutabilis, L. crassipes, L. curtipes , Scolioplanes acuminatus , Allurus tetraedrus , Lumbricus rubellus, Allolob ophora octaedra. Die bei Brunstplatz gelegenen Seen, der Mukrz-See, der Salescher-, Schewinkoer-, Schwekatowoer-, Blondzmin- und Eben-See ergaben eine dankens- werte Ausbeute an Mollusken, Insektenlarven und Ilydrachniden; besonders der Blondzminer See, mit grobsteinigem Grunde und geringem Pflanzenwuchse, beherbergte, neben Anodonta piscinalis und Unio tumidus var. lacustris , zwei interessante Formen von Unio pictorum in sehr schöner Ausbildung, nämlich Unio limosus Nilsson und Unio arca Held, von denen die letztere, mit stark abwärts gebogenem Hintertheile, bisher nur vom Chiemsee bekannt war. Ein zweiter Ausgangspunkt war die Stadt Tuchei, in der Mitte des gleich- namigen Kreises gelegen. Lohnende Ausbeute an Landthieren brachte einzig der mehrmalige Besuch der Schwiedter Flölle, von selteneren Sachen: Limax tenellus , Hyalina alliaria , II. nitidula , H. pura , Helix rotundata , II. aculeata , II. lapicida , Pupa alpestris , Clausilia ventricosa , CI. dubia, Acme polita , Li- thobius mutabilis, L crassipes , L. curtipes, Scolioplanes acuminatus, Stronyy- losoma pallipes, Blanjulus pulchellus , Polyzonium germanicum , Allolobophora constricta. 2 102 Von den vielen im Umkreise der Stadl liegenden Seeen befischte ich den Grochowoer-, Frankenhagener-, Wittstocker-, Spital-, Neumühler-, Rudamühler-, Polnisch Cekziner-, Okonninek- und Glawka-See. Außer Mollusken, Nymphen, Larven und Laichen von Insekten fing ich mehrere in Westpreußen noch nicht beobachtete Wassermilben. Auch die fließenden Gewässer der Tucheier Gegend wurden eingehend untersucht, besonders die Brahe mit ihren Nebenbächen, dem Kietsch- und Stonski-Fließ, wobei ich mehrere bemerkenswerte, für die Provinz neue Thiere erbeutet habe, so Sphaerium duplicatum , Curvipes pachy- dermis, Hycjrobates reticulatus , Teutonia primaria, Sperchon hispidus , Spercho- nopsis verrucosus, Thyas venusta, Planaria gonocephala. Nachdem ich nun noch von Czersk aus die Reviere Charlottenthal und Elisenthal besucht, begab ich mich nach dem Kreise Pr. Stargard, wo die Um- gegend von Hoch Stüblau, die Reviere Wirthy und Schechausee reichliche Gelegenheit zum Sammeln boten und besonders von Myriapoden und Hydrach- niden einige für Westpreußen neue Arten beherbergten; es waren dies: Litho- bius lapidicola, Geophilus longicornis, G. truncorum , Scolioplanes acuminatus , Curvipes pachydermis , Acercus liliaceus, Limnesia connata, Arrenurus robustus (bisher nur aus der Schweiz bekannt), A. sinuator, Hydrachna inermis , Limnochares holosericea. Herr Dr. Collin- Berlin hatte wieder freundlichst die Untersuchung der Hirudineen und Lumbriciden, Herr Dr. BoEHMiG-Graz die der Planarien über- nommen. Ich fühle mich gedrängt, diesen Herren auch hier meinen verbind- lichsten Dank auszusprechen. Dem nachstehenden systematischen Verzeichnis schicke ich noch einige Berichtigungen meines vorigen Sammelberichtes vorauf. Auf pag. 266 ist Limnesia marmorata Neum. zu streichen, ebenso Hydryphantes helveticus Hall und II. flexuosus Koen., da die irrthümlich unter diesem Namen aufgeführten Thiere zu Hydryphantes ruber Koch gehören. Ferner ist Arrenurus rugosus n. sp. als Art einzuziehen und als A. bicus- pidator Berlese (. A . bituberosus Piersig) aufzuführen. Mollusca. A.. Grastropoda. Ijimacidae. Limax laevis Muell. Schwetz, Nonnenkämpe, Grabowka, Schwiedt, Hoch Stüblau. var. pallidus Schrenk. Tuchei. L. agrestis L. Im Gebiete gemein. L. maximus L. Cisbusch. var. cinereus Llster. Schwetz. var. cinereo-niger Wolf. Sartowitz, Cisbusch, Hölle, Czersk, Wirthy. L. tenellus Nilss. Schwetz, Cisbusch, Hölle, Mockrau, Malachin, Wirthy. 3 103 Limax arborum Bauen. Sartowitz, Grabowka, Cisbusch, Hölle, Charlottenthal, Schechausee, Wirthy. L. variegatus Drap. Tuchei. Vitrinidae. Vitrina pellucida Muell. Im Gebiete gemein. Uyalina alliciria Miller. Sartowitz, Cisbusch, Hölle, CharlottenthaL Neu für Westpreussen. H. nitidula Drap. Im Gebiete unter feuchtem Laube. H. pura Ald. Wie vorige. R. radiatula Ald. Wie vorige, doch häufiger. H. crystallina Muell. Schwetz, Mockrau, Schecliausee, Czersk. H. contracta Westerl. Cisbusch, Hölle. Conulus fulvus Muell. Verbreitet. C. praticola Reinii. Schwetz, Hoch Stüblau, Frankenfelde. Zonitoides nitidus Muell. Gemein an feuchten Stellen. Arionidae. Arion cmpiricorum Fer. Häufig. A. subfuscus Drap. Wie vorige. Helicidae. Patula pygmaea Drap. Im ganzen Gebiete. P. rotundata Muell. Hölle, Poln. Cekzin, Wirthy. Acanthinula aculeata Muell. Hölle, Cisbusch, Mockrau, Wirthy. Vallonia pulchella Muell. An feuchten Stellen häufig. V. costata Muell. An trockneren Stellen; seltener. Pctasia bidens Chemnitz. Schwetz, Cisbusch, Hölle, Wirthy, Hoch Stüblau. Fruticicola rubiginosa Zgl. Auf feuchten Wiesen, an Grabenrändern. Im ganzen Gebiete. Fr. hispicla L. Im ganzen Gebiete gemein. Fr. strigella Drap. Cisbusch, Wirthy. Fr. fruticum Muell. In feuchten Gebüschen. Fr. incarnata Muell. Cisbusch. Campylaea lapicicla L. Hölle. C. arbustorum L. Im ganzen Gebiete. Tachea austriaca Mueiilf. Sartowitz. T. hortensis Muell. Cisbusch, Hölle, Wirthy. T. nemoralis L. Tuchei (Kirchhof), Wirthy. Pomatia pomatia L. Schwetz, Wirthy. JP upidae. Buliminus tridens Muell. Schwetz. B. obscurus Muell. Cisbusch, Hölle, Wirthy. Cionella lubrica Muell. Gemein. 4 104 Pupilla muscorum L. Ueberall. Isthmia minutissima Hartm. Schwetz, Poln. Cekzin. Vertigo edentula Drap. Cisbusch, Hölle, Wirthy, Schechausee. V. antivertigo Drap. Schwetz, Schechausee, Wirthy, Hoch Stüblau. V. moulinsiana Dup. Schwetz. V. pygmaea Drap. Tuchei, Mockrau. V. substriata Jeffr. Cisbusch, Mockrau, Elisenthal. V. alpestris Ald. Hölle. V. pusilla Muell. Cisbusch, Hölle, Elisenthal, Charlottenthal, Schechausee, Wirthy. V. angustior Jeffr. Schwetz, Czersk. Clausilia iaminata Mont. Sartowitz, Hölle. CI. plicata Drap. Schwetz. CI. dubia Drap. Sartowitz, Hölle. CI. ventricosa Drap. Hölle. CI. bidentata Stroem. Sartowitz, Hölle, Poln. Cekzin. CI. pumila Zgl. Schwetz. Succinidae. Succinea putris L. Gemein. S. Pfeifferi Rossm. Schwetz, Tuchei, Hoch Stüblau, Schechausee. S. oblonga Drap. Schwetz, Poln. Cekzin, Salesche, Frankenhagen. Auriculidae. Carychium minimum Muell. Gemein. Linmaeidae. Limnaea stagnalis L. Häufig in stehenden Gewässern. L. auricularia Lam. Wie vorige, doch auch in der Brahe. L. lagotis Schrenk ( L . vulgaris Rossm.). Grochowoer See. L. ampla Hartm. Weichsel, Grochowoer See, Wittstocker-, Poln. Cekziner See. L. ovata Drap. Weichsel, Grochowoer See. L. peregra Muell. Sumpf bei Poln. Cekzin L. palustris Muell. Gemein im Gebiete. L. truncatula Muell. Schwetz. Physa fontinalis L. Häufig. Ph. hypnorum L. Brahe, Stonski-Fließ, Neumühler, Glawka See. Planorbis corneus L. Gemein. PI. marginatus Drap. Häufig. PI. carinatus Muell. Weichsel, Brahe, Neumühler-, Klodno*See. PI. vortex L. Häufig. var. compressa Michaud. Salescher- und Schewinkoer See. PI. vorticulus Troschel. Grochowoer See. PI. albus Muell. Im ganzen Gebiete. 5 105 Planorbis crista L. Wie vorige. PI. contortus L Gemein. PI. nitidus Muell. Weichsel, Grochowoer-, Spital-, Glawka-See. PI. Clessini Westerl. ßrahe. PI. fontanus Lightf. Cisbusch, Okonninek-, Bordzichower See, Hoch Stüblauer Mühlenfließ. Ancylus fluviatilis Muell. Brahe, Stonski-Fließ. A. lacustris L. In stehenden Gewässern häufig. Cyclo stomacea . Acme polita Hartm. Hölle. JPaludinidae. Paludina vivipara Muell. Gemein. P. fasciata Muell. Brahe, Stonski - Fließ, Okonninek-, Bordzichower See, Schechausee. Bythinia tentaculata L. Gemein. B . ventricosa Gray. Weichsel bei Schwetz. Valvatidae. Valvata piscinalis Muell. Häufig. V. antiqua Sow. Poln. Cekziner-, Okonninek-See. V cristata L. Häufig. Neritinidae. Neritina fluviatilis L. Weichsel, Brahe, Stonski-Fließ. B . Ä oephala . Unicnidae, Unio batavus Lam. Brahe, Kietsch-Fließ. U. tumidus Retz. In Seeen und Flüssen häufig. var. lacustris Rossm. Blondzminer See. U. pictorum L. Weichsel, Grochowoer-, Wittstocker-, Neumühler-, Rudamühler-, Mukrz-See. var. limosus Nilss. Blondzminer See. var. arca Held. Blondzminer See. Neu für Westpreussen. Anodonta mutabilis Cl. Im ganzen Gebiete. Cycladidae, Sphaerium rivicola Leach. Weichsel, Brahe, Stonski-Fließ. Sph. corneum L. Ueberall gemein. Sph, duplicatum Cl. Wittstocker See, Stonski-Fließ. Neu für Westpreussen. Sph. scaldianum Norm. Brahe. 6 106 Pisidium amnicum Muell. Weichsel, Bralie. P. pallidum Jeffr. Poln. Cekziner See, Stonski-Fließ. P. henslowianum Shepp. Weichsel, Neumühler-See. P. pulchellum. Stonski-Fließ. P. intermedium Gass. Bordzichower See. P. fossarinum Cl. Ueberall häufig. Dreissenidae. Dreissena polymorpha Pallas. Weichsel. Myriapoda. A. Chilopoda. Lithobiidae. Lithobius forficatus auct. Gemein. L. borealis Mein. Cisbusch. L. mutabilis Koch. Cisbusch, Hölle. L. pelidnus Haase. Schechausee, Grabowka. L. calcaratus Koch ( octops Menge). Sartowitz, Charlottenthal. Tj. lapidicola Mein. Grabowka, Wirthy, Schechausee. Neu für Westpreussen. L. erythrocephalus Koch ( pleonops Menge). Elisenthal, Mockrau. L. crassipes Koch. Cisbusch, Hölle, Poln. Cekzin. L. curtipes Koch. Cisbusch, Hölle, Schechausee. Geophilidae. Geophilus ferrugineus Koch. Schwetz. G. longicornis Leach. Schwetz. Neu für Westpreussen. G. truncorum Mein. Wirthy. Neu für Westpreussen. G. electricus L, — Mein. Schechausee, Frankenfelde. Scolioplanes crassipes Koch. Hölle. Sc. acuminatus Leach. Hölle, Cisbusch, Wirthy. Neu für Westpreussen. Schendyla nemorensis Koch. Hölle, Wirthy, Mockrau. Scolopendridae. Cryptops hortensis Leach. Sartowitz, Grabowka. Neu für Westpreussen. B. Biplopoda. JPolyxenidae. Polyxenus lagurus Latr. Im ganzen Gebiete. Glomeridae . Glomeris connexa Koch. Sartowitz, Hölle. JPolydesmidae. Polydesynus complanatus L. Gemein. Strongylosoma pallipes Oliv. Cisbusch, Hölle. 7 107 Chordeumidae . Atractosoma marmorata Koch. Sartowitz, Grabowka. Craspedosoma rawlinsii Leach. Mockrau. Julidae . Isobates varicornis Koch. Tuchei, Hölle. Blanjulus pulchellus Koch. Hölle. Julus foetidus Koch. Tuchei, Czersk. J. sabulosus L. Schwetz, Tuche], Hoch Stüblau, Frankenfelde. J. londinensis Leach. Wirthy, Schechausee. J. fallax Mein. Schwetz, Tuchei, Hölle, Cisbusch, Wirthy, Mockrau. Polyzonidae. Polyzonium germanicum Brandt. Sartowitz, Hölle, Wirthy. Arachnoidea. A. carina. Hydrachnidae. Atax ypsilophorus Bonz. Weichsel; in Anodonta. A. bonzi Clap. Weichsel, Grochowoer-See, Schechausee; in Unio. A. crassipes Muell. Weichsel, Schechausee, Bordzichower-, Schewinkoer-See. A. spinipes Muell. Häufig in Seeen. Curvipes conglobatus Koch. Wie vorige. C. rufus Koch. Im ganzen Gebiete. C. nodatus Muell. Wie vorige. C. rotundus Kramer. Ueberall gemein. C. longipalpis Krend. Weichsel, Frankenhagener-, Glawka-, Okonninek-See. Neu für Westpreussen. C. pachydermis Kram. Stonski-, Hoch Stüblauer Fließ. Neu für Westpreussen. Piona ornata Koch. Weichsel. Acercus liliaceus Muell. Weichsel, Bordzichower See. Neu für Westpreussen. Pionopsis lutescens Herm. Im ganzen Gebiete. Atractides spinipes Koch. Im ganzen Gebiete. Hydrochoreutes ungulatus Koch. Wie vorige. jET. Krameri Piersig. Weichsel, Blondzminer-, Eben-, Mukrz-See. Neu für Westpreussen. Hygrobates longipalpis Herm. Im ganzen Gebiete. H. reticulatus Kram. Brahe. Neu für Westpreussen. Mideopsis orbicularis Muell. Weichsel, Grochowoer-, Wittstocker See. Brachypoda versicolor Muell. Ueberall gemein. Frontipoda muscidus Muell. Im ganzen Gebiete. Neu für Westpreussen, 8 108 Oxu8 strigatus Muell. Weichsel, Tümpel bei Poln. Cekzin. Limnesia undulata Muell. Im ganzen Gebiete. L. histrionica Herm. Ebenso. L. maculata Muell. Ebenso. L. connata Koen. Hoch Stüblauer Fließ. Neu für Westpreussen. Sperchonopsis verrucosus Protz. Brahe. Neu für Westpreussen. Sperchon hispidus Koen. Brahe. Neu für Westpreussen. Teutonia primaria Koen. Brahe. Neu für Westpreussen. Lebertia tau - insignita Lebert, Weichsel, Brahe, Stonski-Fließ, Bord- zichower See. Arrenurus globator Muell. Gemein. A. maculator Muell. Weichselarm bei Kulm, Schechausee, Schwekatowoer-, Okonninek-See. A. affinis Koen. Weichsel, Schewinkoer-See. A. battilifer Koen. Weichsel. Neu für Westpreussen. A. robustus Koen. Niedatz-See bei Hoch Stüblau. Neu für Deutschland. A. claviger Koen. Wittstocker-See. A. albator Muell. Teich bei Brunstplatz, Neumühler See. A. tricuspidator Muell. Weichsel. A. bicuspidator Berlese. Weichsel, Grochowoer-, Blondzminer-See. A. crassicaudatus Kram. Im ganzen Gebiete. A. cordatus Piersig. Salescher See. Neu für Westpreussen. A. pustulator Muell. Weichsel, Schechausee. A. sinuator Muell Im ganzen Gebiete. Neu für Westpreussen. A. tetracyphus Piersig. Grochowoer See. Neu für Westpreussen. Ilydryphantes ruber de Geer. Weichsel, Schwekatowoer-, Glawka-See. Thyas venusta Koch. Stonski-Fließ. Neu für Westpreussen. Diplodontus despiciens Muell. Gemein. Eylais extendens Muell. Gemein. Hydrachna globosa de Geer. Im ganzen Gebiete. 11. Schneidert Koen. Weichsel. Neu für Westpreussen, II. inermis Piersig. Hoch Stüblauer Fließ. Neu für Westpreussen. Linmochares holosericea Latr. Weichsel, Grochowoer-, Frankenhagener See, Schechausee. Neu für Westpreussen. Vermes. A. Annalida. I. Oligochaeta. Lumbriculidae. Lvmbriculus variegatus Grube. Brahe, Stonski-Fließ. 9 109 TuMftcidae. Tubifex rivulorum Lam. Brahe, Stonski-, Hoch Stiiblauer Fließ Naididae. Nais lacustris L. Mukrz-, Grochowoer-, Glawka-See. Lumbricidae . Lumbricus herculeus Sav. Nonnenkämpe. L. rubellus Hoffm. Nonnenkämpe, Cisbusch. Allurus tetraedrus Say. Am Mukrz-, Blondzminer-, Eben-See, an der Brahe und am Kietsch-Fließ. Allolobophora octaedra Say. Im ganzen Gebiete. A. constricta Rosa Hölle, Czersk, Wirtby. Neu für Wesipreussen. IX. Hirudinea. Gnathohdellidae. Herpobdella atomaria Carena. Im ganzen Gebiete. Haemopis sanguisuga L. Gemein. Wiynchobdellidae . Piscicola geometra L. Weichsel, Grochowoer See. Glossiphonia stagnolis L, Im ganzen Gebiete. Gl. heteroclita L. Mukrz-See. Gl. complanata L. Im ganzen Gebiete. Hemiclepsis marginata Muell. Todte Weichsel bei Kulm, Spital-See bei Schwiedt. H. tesselata Muell Grochowoer-, Wittstocker-, Mukrz-See. B. Nematlielminthes. Nematodes. Gordiidae, Gordius sp. Kietsch-Fließ, Schechausee. C. Plathelminthes. I. Turbellaria. JPlanaridae. Planaria fusca Muell. Weichsel, Mukrz-See. PL polgchroa 0. Schm. Grochowoer-, Wittstocker-See. 10 110 JPlanaria gonocephala Duges. Brahe, Stonski-Fließ. Neu für Westpreussen. Dendrocoelum lacteum Oerst. Weichsel. D. punctatum Pall. Weichsel. Neu für Westpreussen. Polycelis nigra Phrenbg. Weichsel, Grocliowoer-, Salescher-See. II. Trematodes. Distomidae. Redien und Cercarien in Limnaea stagnalis aus der Weichsel, L. auricularia aus dem Mukrz-See und L. peregra von Poln. Oekzin. 11 Anlage B. Die Moor-Vegetation der Tncheler Heide, mit besonderer Berücksichtigung der Moose. Bericht über die im Aufträge des Westpr. Bot.-Zool. Vereins in der Zeit vom 4. bis 29. Juli 1896 ausgeführte bryologische Forschungsreise. Von C. Warnstorf-Neuruppin. Einleitung. Nach „Die Leber- und Laubmoose West- und Ostpreussens“ von Dr. H. y. Klinggraeff (1893) ist nur eine einzige Lokalflora in der Nähe der Tucbeler Heide, nämlich die Umgegend von Könitz durch Lucas genauer bryo- logiseh erforscht worden. Außerdem finden sich in der genannten Flora Angaben über das Vorkommen einer kleinen Zahl meist gemeiner, allgemein verbreiteter Moose, welche Brick in der Nähe von Tuchei beobachtete. Gründlich auf Moose durchsucht sind nur der Bezirk der Oberförsterei Schwiedt a. d. Brake südöstlich von Tuchei, woselbst der jetzige Oberförster Grebe in Bredelar (Westfalen) während der Jahre 1883 und 1884 systema- tisch Moose sammelte, und die Umgegend von Luschkowko in der Nähe der Weichsel im südlichen Theile des Schwetzer Kreises durch Grijetter1). Da einige interessanten Funde Grebe’s in der KLiNGGRAEFF’schen Flora fehlen, so werde ich von der mir gütigst ertheilten Erlaubnis Gebrauch machen und in meinem Verzeichnisse dieselben mit aufführen, besonders, da gewisse Arten auch von mir an den von Grebe angegebenen Standorten wieder gefunden worden sind. Im übrigen sind mir aus der Tucheier Heide nur noch einige Angaben über das Vorkommen von Moosen von Hennings bekannt geworden, welcher 1890 den Schwetzer Kreis, besonders auf seine Pilzflora hin, explorirte 2). 0 Gruetter, M., Beiträge zur Moosflora des Kreises Schwetz. — Bericht über die 18. Wander- Versammlung des Westpreussischen Botapisch-Zoologischen Vereins zu Christburg am 4. Juni 1895. Anlage K. (Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Bd. IX. Heft 1. Danzig 1895.) 2) Hennings, P., Bericht über meine vom 31. August bis zum 17. September 1890 aus- geführte kryptogamische Forschungsreise im Kreise Schwetz. — Bericht über die 14. Wander- Versammlung des Westpreussischen Botanisch -Zoologischen Vereins zu Neustadt Wpr. am 19. Mai 1891. (Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Bd. VIII. Heft 1. Danzig 1892.) 112 AuS dem Gesagten geht hervor, daß die Tucheier Heide als solche zum allergrößten Theile in Bezug auf ihre Moosflora noch als eine terra incognita gelten muß. Es war mir deshalb sehr angenehm, von dem Vorstände des Westpr. Bot.-Zool. Vereins in Danzig den ehrenvollen Auftrag zu erhalten, die Moosvegetation des betreffenden Gebietes der Wissenschaft zu erschließen, umsomehr, als sich mir hierdurch eine günstige Gelegenheit darbot, die Boden- decke dieses großen Waldgebietes mit seinen zahlreichen Seeen, Mooren und Flußläufen in Vergleich zu ziehen mit ähnlichen Gebieten der mir genau be- kannten Mark Brandenburg. Die Zeit, in welcher ich meine Untersuchungen ausführen konnte, beschränkte sich (incl. der Reisetage) nur auf etwa 4 Wochen, vom 4. — 29. Juli d. Js., viel zu kurz, um ein vollständiges Vegetationsbild über das ausgedehnte, etwa 35 Q-Meilen umfassende Gebiet1) zu erlangen. Indessen war es für mich von großem Vortheil, daß mich mein Schwiegersohn, der Lehrer P. Kahre in Schöneberg b. Berlin auf meinen Touren begleiten und mich wirksam unterstützen konnte. Er war es auch, der weder tiefe, nur mit Lebensgefahr zu betretende Sümpfe noch das reißende Wasser der Brahe und des Schwarzwassers scheute, wenn es galt, gewisse Moose, welche nur hier leben, aufzufinden und zu sammeln. Daher kommt es denn auch, daß ich in der verhältnismäßig kurzen Zeit eine viel reichere Mooskollektion zusammenzutragen vermochte, als es sonst auch bei der größten Anstrengung meinerseits möglich gewesen sein würde. Ja, ihm sind manche interessante Funde gelungen, welche mir vielleicht entgangen wären. Ich halte es des- halb für meine Pflicht, ihm für seine wirklich aufopfernde Thätigkeit an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank abzustatten. Dankend hervorheben muß ich aber auch die Liebenswürdigkeit, womit mich Herr Prof. Conwentz in Danzig mit Rath und That jederzeit unterstützt hat. Unerwähnt kann ich ferner nicht lassen, daß alle die Herren Oberförster, denen ich meinen Besuch machte, mit zuvorkommender Bereitwilligkeit mich in ihrem speziellen Wald- bezirke zu orientiren die Güte hatten. Endlich danke ich noch herzlich den Herren Hauptlehrer Buchholz in Osche, Lehrer Behrendt in Altfließ, Rieselmeister Wolinsky in Hellfließ und Rutkowsky in Wasserfeld für ihre freundliche Führung durch unbekanntes Gelände, wodurch mir Gebiete er- schlossen wurden, welche mir sonst vielleicht nicht bekannt geworden wären. Es sind von mir folgende Ausflüge unternommen worden: A. Von Tuchei aus: 1. 2. 3. 4. 6. Juli. 7. „ 8. „ 9. „ 10. „ Ueber Ernstthal, Schwiedt nach der „Hölle“ (linkes Braheufer), Nach den Mooren vor und hinter Bahnhof Sehlen, Nach Poln. Cekzin (Glawka- und Cekzin-See), Ueber Wissoka nach Lindenbusch (Cisbusch), Nach der Schlucht vor Hochberg südlich von Tuchei, !) Schüette, R., Die Tucheier Haide vornehmlich in forstlicher Beziehung. Abhandlungen zur Landeskunde der Provinz Westpreussen. Heft V. Danzig 1893. 2 Nach dem Brahethal ober- und unterhalb der Eisenbahn- brücke und Neumühle, Ueber Eichberg nach der ,, Hölle“ (rechtes Braheufer), Ueber Woziwoda nach den Riesel wiesen zwischen Wasser- feld und Hellfließ, Ueber Bruchau, Jelilenz nach den Torf brüchen bei Kl Kensau, Nach einem kleinen Torfmoor in der Nähe von Tuchei, südlich der Stadt. B. Von Os che aus: Durch den Wald südwestlich zum Schwarz wasser thal, Nach dem Klinger Krug ins Schwarzwasser- und Prussina- thal, Nach Feldtümpeln nördlich von Osche, Nach dem Miedznosee, Adlershorst und dem Sobbinfließ, Nach den Mooren am Czirnosee, Ueber Försterei Osche durch das Lasathal nach den Zatocken. Nach den Mooren am Durrasee und der Chirkowa, Ueber Sternfeld durch die Wolfsschlucht nach denZatocken. Nach Altfließ (Schwarzwasserthal). Durch das Thal des Fließes bei Altfließ nach dem Pia- ceczna-See. C. Von Or. Schliewitz aus: Ueber Rosochatka, Försterei, Luboczyn, Lippowo nach dem Rosenthaler See. Nach dem Gr. Schliewitz-Graben bis zur Prussina. (Von Kahre allein ausgeführt!) Im Nachfolgenden will ich nun versuchen, zunächst einen kurzen Abriß über die Bodenverhältnisse der Tucheier Heide und ihrer Pflanzenformationen mit besonderer Berücksichtigung der Moore zu geben, um sodann zum Schluß alle von mir beobachteten Moose in systematischer Folge aufzuzählen. 6. 11. Juli. 7. 13. 8. 14. 7? 9. 15. 7? 10. 16. 7 7 11. 17. 77 12. 18. 77 13. 19. 77 14. 20. 77 15. 21. 77 16. 22. 77 17. 23. 77 18. 24. 77 19. 25. 77 20. 26. 77 21. 27. 77 22. 28. 77 I. Allgemeine Schilderung der Bodenverhältnisse und Pflanzenformationen der Tucheier Heide. Das Waldgebiet, welches unter dem Namen „Tucheier Heide“ von altersher sich nicht des besten Leumunds zu erfreuen hat, ist auf der in südöstlicher Richtung zwischen Brahe und Schwarzwasser bis in die Nähe der Weichsel sich erstreckenden Abdachung der pommerschen Seen- platte gelegen und umfaßt in den westpreußischen Kreisen Könitz, Berent, Pr. Stargard, Tuchei und Schwetz einen Flächenraum von ungefähr 35 Quadrat-Meilen. Dieses ausgedehnte Gebiet bildet ein wellenförmiges Plateau von durchschnittlich 120 m Meereshöhe, dessen Boden zum 3 8 114 weitem größten Theile aus Diluvialsand gebildet wird und Kiefernwald trägt. Der oft untergelagerte Lehm liegt meist zu tief, als daß der Pflug des Land* mannes oder die Wurzeln der Bäume ihn zu erreichen vermöchten. Doch tritt er aber auch nicht selten und zwar mitunter ganz unvermittelt zu Tage, wie z. B. auf den Feldmarken von Tuchei, Driczmin, Osche und Gr. Schliewitz oder in den Waldbezirken der Chirkowa nördlich von Osche und in der Hölle bei Schwiedt, woselbst sich die herrlichsten Laubwaldbestände linden. Frei- gelegter sandiger Lehm, resp. Mergel, ist besonders häufig an den Gehängen der Flußläufe zu beobachten, welche aus diesem Grunde ebenfalls meist dicht mit Laubholz bestanden sind. Wiesenkalk- Ablagerungen sah ich nur auf Moor- wiesen am Miedznosee unweit der Förterei Adlershorst. Dagegen treten an den Ufern der zahlreich in der Heide verstreuten kleineren oder größeren Seen häufig Moorbildungen und in früheren Seebecken fertige Moore auf, die mitunter, wie z. B. das Iwitzer Bruch zwischen Wissoka und Iwitz, eine be- deutende Ausdehnung erlangen können. Die beiden Hauptflüsse in der Heide sind die Brahe am östlichen und das Schwarzwasser am westlichen Bande derselben. Sie zeigen ein starkes Gefälle und machen an manchen Stellen, wo das Wasser über zahlreiche eingelagerte Wanderblöcke hinwegschäumt, ganz den Eindruck eines Gebirgswassers. Dieser Eindruck wird in vielen Fällen durch hohe, steil ansteigende Uferwände verstärkt, und mit Wohl- gefallen und wahrhaftem Naturgenuß überblickt dann von hier aus das Auge aus einer Höhe von 20 — 30 m durch uralte Linden, Buchen oder Eichen einen Theil des lieblichen Flußthaies. Einige solcher herrlichen Blicke in das Brahe- thal hat man z. B. von der Eisenbahnbrücke östlich von Tuchei und bei Schwiedt, sowie in das Schwarzwasserthal in den „Zatocken“ westlich von Osche und bei dem Flößerdorfe Altfließ, welches malerisch die beiden hohen Ufer des Flusses umsäumt. Natürliche ausgedehnte Wiesenflächen zur Grasnutzung, wie sie in der Mark häufig sind, fehlen der Heide fast ganz Abgesehen von den bald schmäleren, bald breiteren, meist quellig-sumpfigen Wiesenstreifen, welche sich zu beiden Ufern der Flußläufe hinzieheu, laufen einzelne flache Seen, wie beispielsweise der Neumühl er See östlich von Tuchei, der Miedznosee bei Adlershorst und der Mukrzsee in der Nähe des Cisbusches bei Lindenbusch in größere Wiesenflächen aus, welche insgesamt aber keineswegs den Bedarf an Heu für den Yiehstand der Heidebewohner zu decken im Stande sind. Es ist deshalb für die Landbevölkerung ein großer Segen, daß der Staat seinerzeit unter Aufwendung von Millionen in der Anlegung von künstlichen Bieselwiesen, wie man solche in großartigem Maßstabe z. B. im Bezirk Woziwoda nordöst- lich von Tuchei antrifft, dem Heumangel für die grasfressenden Hausthiere zahlreicher Landgemeinden abgeholfen hat, welche ohne Yiehstand dem kärg- lichen Boden kaum die nöthige Düngung angedeihen lassen könnten und in ihrer Existenz bedroht sein würden. Einiger Ersatz für fehlendes Gras wird den Bewohnern der Heide allerdings dadurch geboten, daß sie vom Fiskus gegen 4 115 eine mäßige Pachtsumme die Erlaubnis erhalten, während des ganzen Sommer- halbjahres ihr Rindvieh in der Heide weiden zu lassen. Ist innerhalb eines Jahres kein Waldbrand entstanden, dann wird, wenn ich recht unterrichtet bin, den betheiligten Besitzern der gezahlte Betrag ganz oder theilweise wieder zurückgezahlt, so daß sie thatsächlich unentgeltliche Weidegerechtigkeit in der Heide besitzen. Der Gemeindehirt bläst am Morgen zum Austrieb und am Abend zum Eintrieb das Vieh auf einem voll- und wohlklingenden Horn zusammen, und man ist, bevor man diese Verhältnisse kennt, oftmals auf’s angenehmste überrascht, mitten in der Heide plötzlich aus weiter Ferne die langgezogenen Hornsignale der Kuhhirten zu vernehmen. An einzelnen Punkten der Heide treten fast unvermittelt in der Rich- tung von Ost nach West höhere Hügelzüge auf, welche zahlreiche erratische Blöcke in jeder Form und Größe als Endmoränen nordischer Gletscher aus der Eiszeit tragen; die meisten derselben sah ich in den beiden großen Flußthälern und im nördlichen Theile der Heide auf den Feldmarken von KL und Gr. Schliewitz, woselbst diese Wanderblöcke auf Feldrainen zu Mauern zusammengehäuft sind. (Ueber die Bodenverhältnisse der Heide ist zu ver- gleichen: Schuette, Die Tucheier Haide. S. 4 — 5). Daß bei so verschiedenen Bodenverhältnissen auch die Pflanzendecke des Bodens eine sehr mannigfaltige sein muß, ist selbstverständlich, und da, wie bereits hervorgehoben, den bei weitem größten Raum der Bodenfläche der Diluvialsand beherrscht, so darf es nicht Wunder nehmen, wenn in der ganzen Heide die Kiefer der herrschende Waldbaum ist. Betrachten wir also 1. Die Formation der Kiefernwälder. Die dürftigsten Kiefernbestände sah ich im Bezirk Woziwoda an der Straße nach Forsthaus Grüuau, wo die verhältnismäßig noch jungen Bäume von zahllosen Flechten besetzt sind und der sterile Sandboden fast aus- schließlich nur eine Decke verschiedener Cladonien, sowie große Rasen von Dicranum scoparium , D. undulatum und D. spurium trägt. In besseren Beständen fehlen Cladonien fast ganz, und die Bodendecke setzt sich aus Hypnum Schreberi, Hylocomium splendens , H triquetrum, Dicranum scopa- rium und D. undulatum als Massenvegetation zusammen, während Hypnum Christa-castrensis und Dicranum spurium nur ein gesprengt und vereinzelt Vor- kommen. Charakteristisch für solche Theile der Heide sind gewisse Blüten- pflanzen, welche bald häufiger, bald seltener immer und immer wiederkehren, wie z. B. Pulsatilla vernalis und P. patens , Dianthus arenarius , Arctostaphylus Uva ursi , Anthericus ramosus u. a. Nicht selten treten in solchen Beständen, wie beispielsweise bei Bahnhof Lindenbusch, zahlreiche, durch ihren hohen, regelmäßig pyramidalen Wuchs auffallende Exemplare von Juniperus communis auf, denen sich nicht selten Birken oder Zitterpappeln zugesellen. Pracht- vollen Kiefernhochwald mit über hundertjährigen kerngesunden Bäumen sah ich auf dem Eichberg südlich von Tuchei und um die Lasawiese vor der 5 8* 116 Wolfsschlucht in der Nähe der „Zatocken“ westwärts von Osche. Ausge- zeichnete Kiefernbestände auf Moorgrund bemerkte ich zwischen Lippowo und Mosna an der Straße nach Czersk, sowie zwischen Luboczyn und Lippowo, woselbst dann als Unterholz die in der ganzen Heide auf Hochmooren sehr verbreiteten Sträucher Ledum palustre und Vaccinium uliginosum selbstver- ständlich nicht fehlen. Nur auf wenigen Hochmooren, beispielsweise im Iwitzer Bruch, bildet die Moorkiefer den einzigen Baumwuchs. Fichten- bestände kommen in den von mir besuchten Theilen der Heide nicht vor; nur im Kiefernwalde zwischen Osche und dem Klinger Krug findet sich in einer feuchten Bodensenkung eine junge Fichtenschonung; dagegen ist ein anderer Nadelbaum, Taxus baccaia , von 4 verschiedenen Punkten der Heide bekannt, von denen ich aber nur einen, den Cisbusch bei Oberförsterei Lindenbusch, besuchen konnte. Derselbe birgt noch hunderte von alten, gewiß mehrere Jahrhunderte zählenden Eibenstämmen, von denen einzelne Exemplare aller- dings im Absterben begriffen sind, andere dagegen noch in voller Lebenskraft stehen. Dazwischen finden sich zahlreiche Linden, Zitterpappeln und einzelne wirklich majestätische Kiefern eingesprengt. Beim Betreten der durch den Cis- busch führenden Promenadenwege sieht man den Boden dicht mit einer üppigen Laubwaldflora bedeckt, aus der mir das überaus häufig hier vorkommende Galium aristatum besonders auffiel. Wegen der dichten Kräuterdecke treten die Moose ganz zurück und nur auf faulenden Baumstubben und alten Laub- holzstämmen finden sich einige Laub- und Lebermoose vor. An alten Taxus- Stämmen wuchs nur spärlich Madotheca platyphylla und Neckera complanata , im übrigen waren dieselben nur von den sich nach und nach ablösenden Rindenschichten fetzenweise bedeckt. In der nachstehenden Kiefernwaldflora sowohl als auch bei den übrigen Pflanzengenossenschaften der Tucheier Heide habe ich mich, soweit dies thunlich, hinsichtlich der Phanerogamen an H. von Klinggraeff, Versuch einer topographischen Flora der Provinz Westpreußen (1880), in Bezug auf Moose an die Leber- und Laubmoose West- und Ostpreußens desselben Verfassers (1893) angeschlossen, um dadurch eine leichtere Ver- gleichung meiner Beobachtungen mit den in beiden Werken gemachten An- gaben zu ermöglichen. Da es nicht in meiner Absicht liegt, zum Schluß meines Berichtes außer einer systematischen Aufzählung aller von mir beobachteten Moose auch noch ein Verzeichniß sämmtlicher aufgefundenen Blütenpflanzen zu geben, so sind bei selteneren, nicht allgemein verbreiteten Phanerogamen in den nachfolgenden Listen genauere Standorte gegeben worden. Kiefernwaidpflanzen der Tucheier Heide. I. Bäume. Pinus silvestris L. Picea excelsa (Lmk.) Lk. Nur hin und wieder an Wegen angepflanzt; eine größere Schonung junger Bäume zwischen Osche und Klinger Krug. 6 117 Taxus baccata L. Als Kiefernbegleiter nur im. Cisbusch bei Lindenbusch bemerkt; hier tritt auch Tilia parvifolia Ehrh. als solcher auf. Betula alba L. Häufig eingesprengt, nicht selten auch in besonderen Be- ständen. Populus tremula L. Häufiger in Laubwald- als in Kiefernbeständen auf- tretend. Quercus Robur L In Gesellschaft von uralten Kiefern nur bei Tuchei im Eichberge bemerkt. 2. Gesträuch. Genista tinctoria L. Stellenweise häufig, z B zwischen Bahnhof Lindenbusch und Lnianno. — G. pilosa, eine bei Neuruppin in Kiefernwäldern häu- fige Pflanze, fehlt gänzlich, ebenso vermißte ich Sarothamnus scoparius. Ononis spinosa L. u. 0. repens L. Stellenweise besonders an Waldrändern und an Wegen verbreitet. 0. arvensis L. Sehr selten, nur einmal bei Woziwoda zwischen Wasserfeld und Hellfließ in einem Stock aufgefunden. R. plicatus W. et N. In größerer Zahl nur am Wege zwischen Lippowo und Mosna in der Nähe des Langen Sees bemerkt. R. suberectus Anders. An vielen Stellen, besonders an feuchteren, moorigen Orten der Heide gesehen. R. saxatilis L. Sehr verbreitet. Die Armut der Heide an Rubus- Arten fällt sehr auf, umsomehr, als die märkischen Kiefernwälder besonders im Süden eine sehr reiche Rubus- Flora aufweisen. Vaccinium myrtillus L. | Stellenweise weite Strecken überziehend, in gewissen V. Viiis idaea L. j Theilen der Heide aber auch ganz fehlend. Arctostaphylus Uva ursv Spr. Ueberall sehr verbreitet uud den Boden oft in quadratmetergroßen Flächen bedeckend. Calluna vulgaris Salisb Nur stellenweise; in gewissen Theilen der Heide ganz fehlend. Ledum palustre und Vaccinium uliginosum L., welche beide Hochmoorbe- wohner sind, treten als Kiefernbegleiter nur an moorigen Stellen, wie z. B. zwischen Luboczyn und Lippowo und zwischen hier und Mosna auf. Daphne Mezereum L. Gewöhnlich Laubholzpflanze, fand sich auch ausnahms- weise in einer Kiefernschonung im Lasathale hinter der Försterei Osche. Juniperus communis L. Stellenweise, wie z. B. bei Bahnhof kindenbusch sehr zahlreich in prachtvollen Exemplaren. 3 Kräuter. Thalictrum minus L. Selten; nur Tuchei: Kiefernwald vor Schwiedt. Puls atilla pratensis Mill. Selten; ebendort. P. patens Mild. P. vernalis Mill. Sehr verbreitet. 7 118 Pulsatilla vernalis x patens. Mit den Eltern nicht selten. Ranunculus polyanthemus L. Hin und wieder, aber immer vereinzelt, z. B. Waldweg beim Rosenthaler See unweit Lippowo. R. repens L. var. parviflora Warnst. Auf etwas feuchten Stellen im Walde vor Schwiedt. Alyssum calycinum L. Sandige Anhöhen bei Oberförsterei Schwiedt. Helianthemum vulgare Gaertn. Selten; nur im Kiefernwalde vor Schwiedt bemerkt. Viola arenaria D. C. Verbreitet. Gypsophila fastigiata L. Allgemein verbreitet. Tunica prolifer Scop. Selten; sonnige, sandige Abhänge bei Oberförsterei Schwiedt Dianthus arenarius L. Sehr verbreitet; stellenweise seltener bis ganz fehlend. Zwischen Bahnhof Lindenbusch und W^soka 1 Exemplar mit blaßrothen Kronenblättern. Hier fanden sich auch zahlreiche Stöcke mit Ustilago violacea in den Antheren. Diese schöne Pflanze kommt in einer groß- und einer kleinblütigen Form vor; erstere ist zwitterig und proteran drisch und ihre Griffel sind zur Pollenreife der Staubbeutel noch in der Kelchröhre eingeschlossen, während die letztere durch Fehlschlagen der Antheren weiblich ge- worden ist. (Vergl. Loew, Blütenbiolog. Floristik, p. 202). D. Carthusianorum L. Ueberall verbreitet. Silene nutans L. Stellenweise häufig. S. conica L. Tuchei: Kiesgruben an der Bahn vor der Brahebrücke und bei Oberförsterei Schwiedt auf sandigen Anhöhen. Geranium sanguineum L. Häufig. Astragalus Cicer L. Selten; Anhöhen bei Oberförsterei Schwiedt. A. glycyphyllus L, Verbreitet. A. arenarius L. Vereinzelt und stellenweise. Coronilla varia L. Um Tuchei sehr häufig. Onobrychis sativa Lmk. Selten; nur auf der sandigen Fahrstraße bei Forst- haus Grünau unweit Woziwoda beobachtet. Lathyrus silvester L. Selten; am Pande des Kiefernwaldes bei Grünau. Orobus tuberosus L. Stellenweise häufig; z, B. Kiefernwald vor Schwiedt und im Walde bei Neumühle. Ulmaria Filipendula A. Br. Selten; Tuchei: Kiefernwald vor Schwiedt. Fragaria vesca L. Gemein. Potentilla collina Wib. An Wegen und sonnigen Anhöhen allgemein verbreitet. P. argentea L. Ebendort und meist in Gesellschaft der vorigen. P. procumbens Sibth, Selten; nur am Sobbinfließ und am Czirnosee bei Osche. P. silvestris Neck. Pläufig. P. procumbens X silvestris (P. suberecta Zimm.) an den Standorten mit P. procumbens. Wohl neu für ¥/estpreu$sen. 8 119 Potentilla cinerea Chaix. subsp. incana (Fl. Wett.) Aschs.1) Verbreitet. P. alba L. Stellenweis zieml. häufig, z. B. Wald vor Schwiedt bei Tuchei. ( Sedum refiexum L., bei Neuruppin häufiger Kiefernbegleiter, fehlt gänzlich im Gebiet; desgl. habe ich mich auch nach Sempervivum soboliferum , welches im nordöstlichen Theile der Mark nicht selten ist, vergeblich umgesehen.) Pimpinella Saxifraga L. Häufig. Peucedanum Oreoselinum Mnch. Ebenfalls sehr verbreitet. Asperula tinctoria L. Selten; Tuchei: Wald vor Schwiedt und zwischen Bahnhof Lindenbusch und Wissoka. Galium boreale L. Tuchei: Wald vor Schwiedt in einer dicht weichhaarigen Form. Gehört in der Umgegend von Ruppin ausschließlich zur Forma- tion trockener Moorwiesen. G. aristo.tum L. Selten; nur im Cisbusch bei Lindenbusch zahlreich2). Ist mehr als Laubwaldbegleiter zu betrachten. Knautia arvensis Coult. Häufig. Scabiosa columbaria L. Nur am Wege zwischen Osche und der Chirkowa bemerkt. Erigeron acer L. Wohl allgemein verbreitet. E. Droebachiensis Muell. Selten; nur an Abhängen in der Wolfsschlucht bei den Zatocken westlich von Osche und am Wege zwischen Osche und Alt- fließ gefunden. Solidago Virga aurea L. Ueberall verbreitet. Gnaphalium dioicum L. Häufig. Senecio silvaticus L. Desgleichen. S. vernalis L. Mitunter mitten in Kiefernwäldern. Carlina acaulis L. Verbreitet, aber nicht überall zur Blüte kommend; so nur bei Osche am Wege nach Adlershorst. Im ganzen Gebiet ein echter Kiefern- begleiter. Scorzonera humilis L. Sehr verbreitet. Achyrophorus maculatus Scop. Stellenweise häufig, so z. B. zwischen Lippowo und Rosenthal. ( Chondrilla juncea L. Nirgends bemerkt ) Hieracium Pilosella L. Häufig. H. murorum L. Stellenweise. H. vulgatmn Fr. Stellenweise. FI, umbellatum L. Häufig. Campanula rotundifolia L. Verbreitet. C. persicifolia L Vereinzelt. Pirola rotundifolia L. An etwas feuchten Stellen der Heide z. B. bei Osche am Wege nach Altfließ und uuweit Altfließ am Piaceczna-See. 1) Vergl. ASCHERSON, Bemerkungen über einige Potentillen und andere Pflanzen Ost- und Westpreussens. (Abh. des Bot. Ver. d. Prov. Brandenb. XXXII, p. 157). 2) Vergl. Klinggraeff, H. von, Topographische Flora von Westpreussen p. 44. 9 120 Pirola chlorantha Sw. Sehr selten; nur 1 Exemplar im Kiefernwalde zwischen Hölle und Pillamühle. P. minor L. Häufiger. Ramiscliia secunda Gcke. Durchs ganze Gebiet gemein, selbst in den dürrsten Kiefernbeständen wie z. B. bei Woziwoda. Chimophila umbellata Nutt. Ueberall, aber nie in großer Zahl. Verbascum Lychnitis L. Sehr häufig auf Anhöhen bei Schwiedt Digitalis ambigua Murr. Im Kiefernwalde südwestlich von Osche und in den Zatocken am Schwarzwasser. Veroniea offtcinalis L. Gemein. V, spicata L. Zerstreut; häufig zwischen Grünau und Wasserfeld. V. Dillenii Crantz. (V. campestris Schmalh.) In sehr sterilen Theilen der Heide, z. B. in einer Kiefernschonung bei Bahnhof Sehlen nordwestlich von Tuchei. Dies Vorkommen erinnert lebhaft an ähnliche Standorte hier bei Ruppin, wo ich die Pflanze häufig mitten auf Sandwegen in Kiefern Wäldern beobachtete. Gewiß wird sie sich aber auch wie hier, dort in Westpreussen auf sandigen Aeckern finden. (Vergl. über diese Art Schmalhausen, Berichte d. Deutsch. Bot. Ges. 1892, p. 291; Ascher- son, Oesterr. Bot. Zeitschr. 1893, p. 123 und Verb. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenb. 1893, p. 146; Warnstorf, Verh d. Bot. Ver. 1893, p. 126. Melampyrum prafense L. Ueberall häufig; aber merkwürdigerweise stets nur mit gelblichen Blumen. Hier bei Ruppin kommt die Pflanze sehr oft mit röthlichen Corollen vor. Salvia pratensis L. Nur im Walde vor Schwiedt bemerkt. Thymus Serpyllum L. Sehr gemein. Betonica stricta Ait. Osche: Kiefernwald südwestlich von Osche. Prunella grandiflora L. Nur 1 Exemplar im Kiefernwalde zwischen Brahe und dem Neumühler See. Trientalis europaea L. Ueberall verbreitet. Plantago arenaria W. Kit. Auf Waldwegen mitten in der Heide. Anthericus ramosus L. Sehr verbreitet. Polygonatum anceps MnCH. Nicht selten, aber meist nicht blühend. Convallaria majalis L. Wie vorige. 4. Geliälm.1) f Carex polyrrhiza (C. longifolia Host.) Tuchei : Kiefernwald vor Schwiedt stellenweise in dichten Rasen. Wegen der vorgerückten Jahreszeit waren leider nirgends mehr Fruchthalme aufzufinden; trotzdem glaube ich doch, daß die Pflanze die bezeichnete Art ist. Der dicht gedrungen-rasige Wuchs, die faserige, l) Vergl. Hoeck, Nadelwaldflora Norddeutschlands. (Forschungen zur deutschen Landes- u. Volkskunde 7. Bd Hft. 4, p. 339 (23). io 121 keine Ausläufer treibende Wurzel, sowie endlich die schmalen, etwa 35 cm langen Blätter schließen fast jeden Zweifel an der richtigen Be- stimmung dieses seltenen Riedgrases aus1). Calamagrostis epigeios Rth. Sehr häufig. C. arundinaceä Rth. Verbreitet. Koeleria cristata Pers. Nicht selten. Corynephorus canescens P. B. Besonders auf kahlen Heidestrecken. Avena pubescens L. Selten; nur im Kiefernwalde vor Schwiedt angetroffen. Brachypodium pinnatum P. B. Ziemlich verbreitet. Elymiis arenarius L. An der Straße zwischen Osche und Altfließ, wahr- scheinlich zur Befestigung des Flugsandes angepflanzt. 5. Farnpflanzen. Lycopodium complanatum L. Selten; nur einmal im Walde zwischen Brahe und Neumühler See gefunden. L. clavatum L. Sehr verbreitet und oft viele Strecken überziehend. Zwischen Osche und Klinger Krug auch die üppige Form : tristachyum Hook, mit der Monstrosität frondescens. L. annotinum L. Ebenso häufig wie vorige. Blätter meist 8reihig. Pteridium aquilinum Kuhn. Stellenweise häufig. Einmal auch mit dem Pilz: Dothidea Pteridis Fr. Polypodium vulgare L. Sehr vereinzelt. 6» Moose. a. Lebermoose. Lophocolea bidenlata Nees. Auf dem Waldboden zwischen Laubmoosen. L. heterophylla Nees. Am Grunde von Kiefernstämmen und auf faulenden Baumstubben. Cephalozia divaricata (Sm.) Spruce. Auf kahlen Stellen und an Wegbösch- ungen gern in Gesellschaft von Buxbaumia aphylla. Jungermannia barbata SCHMID. Selten. J. excisa Lindb. (J. intermedia Limpr.) Auf sehr trockenen, kahlen Stellen der Heide ziemlich verbreitet. J. bicrenata Schmid. Wie vorige. Ptilidium ciliare Nees. Auf Waldboden sowohl wie am Grunde alter Kiefern und an alten Birkenstämmen gemein. Madotheca platyphylla Dmrt. An alten Taaws-Stämmen im Cisbuch. Gehört eigentlich zu den Laubholzbegleitern. Frullania dilatata Nees. Ausnahmsweise an Kiefernstämmen bei Tuchei an der Chaussee nach Eichberg, sonst Laubwaldbewohner. J) Wird von Ascherson nicht fiir diese Art gehalten. li 122 b. Laubmoose. (■ Dicranoweisia cirrata Lindb., welches von Hennings von einem erratischen Blocke aus der Umgegend von Osche angegeben wird1) und in der Mark an alten Kiefernstämmen sowohl als auch auf deren bloßgelegten Wurzeln eine häufige Erscheinung ist, habe ich trotz eifrigen Suchens nirgends bemerkt.) Dicranum spurium Hedw. Meist vereinzelt in eingesprengten Nestern auf dem Waldboden; häufiger nur in den dürrsten Theilen der Heide. I undulatum Bi. eui. j jge^e geme;n unc[ z Th. die Bodendecke bildend. JJ. scopanum Hedw. | D. montanum Hedw. Am Grunde alter Kiefern nicht häufig. Z). flagellare Hedw. Wie vorige, aber auch häufig auf alten Birken. Leucobryum glaucum Hpe. Hin und wieder auf dem Waldboden große Bülten bildend. Ceratodon purpureus Brid. Ueberall gemein. Didymodon rubellus Br. eur. Stellenweise unter Kiefern; sonst meist Laubholz bevorzugend. Barbula unguiculata Hedw. An sandigen Chaussee- Böschungen und auf kie- sigen Waldwegen nicht selten. B. convoluta Hedw. Sehr selten; gewöhnlich Laubwaldbegleiter. Tortula ruralis Brid. An sandigen Wegböschungen und in Kiesgruben gemein. Rhacomitrium canescens Brid. Nur stellenweise in größerer Menge. Orthotrichum affine Schrd. Nur ausnahmsweise an Kiefernstämmen; sonst Laub- bäume und Steine bewohnend. Encalypta vulgaris Hedw. An sandigen Wegböschungen selten. Webera nutans Hedw. Auf trockenem Waldboden mitunter weite Strecken überziehend. Bryum caespiticium L. An sandigen Wegböschungen verbreitet. Br. capillare L. Auf dürrem Waldboden hin und wieder. Erreicht seine höchste Entwickelung nur an feuchten Böschungen in Laubwäldern. Pogonatum urnigerum Brid. Selten an etwas feuchten Wegböschungen. Polytrichum piliferum Schrb. Häufig. P. juniperinum Willd. Ziemlich verbreitet. P. commune L. Scheint ziemlich selten zu sein; nur einmal in größerer Menge zwischen Osche und Klinger Krug bemerkt. Buxbaumia aphylla L. An zahlreichen Stellen aufgefunden. Neckera complanata Hueb. Nur ausnahmsweise an alten Eibenstämmen im Cisbusch bei Lindenbusch, sonst gewöhnlich Stämme von Eichen und Buchen bewohnend. Thuidium Philiberti Limpr. Nur an 2 Stellen an Wegböschungen bemerkt. Th. abietinuvi Limpr. Stellenweise an sonnigen Abhängen in ausgedehnten Rasen. i) Yergl. Hennings, a. a. 0 , S. 52 des Separatabdrookes. 12 123 Brachythecium albicans Br. eur. Sehr verbreitet. Br. velutinum Br. eur. Desgleichen. Br. curtum Linde. Selten; nur an einer Stelle bemerkt. Br. rutabulum Br. eur. Verbreitet, besonders an feuchteren Stellen. Br. campestre Br. eur. Sehr selten; nur einmal in prachtvollem Rasen gesehen. Eurhynchium Striatum Br. eur. Nicht selten; häufiger in Laubwäldern. Hypnum cupressiforme L. Meist einen Theil der Waldbodendecke bildend. 77. Crista- castrensis L. Nur in vereinzelten Colonien zwischen dominirenden Waldbodenmoosen. (77. purum L., in der Mark eins der die Waldbodendecke zusammen- setzenden Moose, vermißte ich merkwürdigerweise fast gänzlich). H. Schreberi Willd. Nimmt neben dem folgenden den Löwenantheil der Moosdecke für sich in Anspruch. Hylocomium splendem Br. eur. 77. triquetrum Br. eur. Nicht selten, aber nie wie die beiden vorhergehenden Arten weite Strecken überziehend. 7. Flechten . Usnea barbata L. | Beide gern an Zweigen jüngerer Kiefernbestände Bryopogon jubatum L. 1 auf sehr dürrem Boden. Cornicularia aculeata Ehrh. In dürren Kiefernbeständen. Cladonia alcicornis Lghtf. Desgl. CI. gracilis L. Diese und noch andere Arten der Gattung bilden in den sterilsten Theilen der Heide stellenweise die alleinige Bodendecke. CI. ßmbriata L. CI. furcata Schrb. CI. rangiferina L. CI. stellata Schaer. Evernia prunastri L. E. furfuracea L. Cetraria glauca L. Bedeckt oft den unteren Theil alter Kiefernstämme fast ausschließlich. Häufig an Kiefernstämmen. C. islandica L. ln den dürren Kiefernwäldern um Adlershorst stellenweise auf weite Flächen den Waldboden überziehend, sodaß man in kurzer Zeit fuderweise davon sammeln könnte. Sollte sich nicht bei so massenhaftem Vorkommen dieser schönen Art wegen der darin enthaltenen Flechten- stärke die Verwendung derselben als Nahrungsmittel für Hausthiere empfehlen? Imbricaria physodes L. An allen Kiefernstämmen die gemeinste Art. Peltigera malacea Ach. Stellenweise auf dem Waldboden nicht selten. Sphyridium fungiforme Schrd. Gern an Wegböschungen in trockenen Theilen der Heide, aber meist steril. 13 124 2. Die Formation der Laubholzbestände. Unter den in der Heide vertretenen Laubbäumen nimmt unstreitig die Erle (Ainus glutinosa), weil mit am verbreitetesten, die erste Stelle ein. Findet sie doch auch in dem ganzen Gebiete in den zahlreichen Flußthälern sowohl als auch in den vielfach vorkommenden Waldbrüchern und an Seeen so ausgezeichnete Existenzbedingungen wie kaum anderswo. Nicht nur, daß sie stets die Fluß- läufe unmittelbar an ihren Ufern in starken, hohen Stämmen begleitet, bildet sie hier nicht selten auch an quelligen, moorigen Stellen größere oder kleinere Bestände, sogenannte Erlenbrücher. Ja, eine nicht unbeträchtliche Anzahl Sphagnum- Waldmoore könnte man wegen der in denselben herrschenden Erle als Erlenhochmoore bezeichnen. Als Erlenbegleiter zeigten sich in erster Linie Frangula Ainus (sehr gemein), Ribes nigrum, Prunus Padus, Salix cinerea und S. repens ; auch die Kiefer gesellte sich nicht selten dazu. An krautartigen Pflanzen fanden sich häufig Circaea alpina, seltener G. lutetiana , Hydrocotyle vulgaris , sehr selten Microstylis monophylla und Potentilla procumbens und P. suberecta. Unter den Riedgräsern ist Carex remota eine häufige Erscheinung, während in anderen Erlenbriichern gewisse Pteridophyten, wie Lycopodium an- notinum, Aspidium spinulosum , A . Felix femina und A. Thelypteris buchstäb- lich den Boden bedecken und alle übrige Vegetation zurückdrängen. Besonders üppig und zahlreich gedeihen hier auf dem quelligen Boden sowohl als auch auf den alten morschen Erlenstubben gewisse Moose, wie beispielsweise Brachythecium rivulare, Hypnum ßlicinnm, Mnium Seligeri, Catharinaea undulata, Thuidium tamariscinum , Plagiothecium silvaticum, PI. denticulatum) Tetraphis pellucicla , Fegatella conica, Aneura latifrons u. a., sowie eine Reihe schöner Sphag7ium-F ornien. An den unmittelbar an fließenden Gewässern stehenden älteren Bäumen haben sich am unteren Theile häufig Amblystegium riparium und A. varium und in höheren Lagen verschiedene Ulota- und Orthotrichum- Arten angesiedelt. Ein nur ganz versteckt ausschließlich innerhalb der Löcher in alten Erlenstöcken vorkommendes zierliches Moos, Plagiothecium late- bricola , auf welches ich in jedem Erlenbruch gefahndet, habe ich leider nicht entdecken können; trotzdem glaube ich, daß es sicher auch in der Tucheier Heide nicht fehlen wird. Es ist, da es fast immer innerhalb der morschen Erlenstöcke auf der todten Rinde der Wurzeln vorkommt, schwer zu entdecken und leicht zu übersehen und kann von dem Unkundigen, besonders im sterilen Zustande, leicht für eine zarte, jugendliche Entwickelungsform irgend einer andereu Hypnacee, nur nicht für ein Plagiothecium gehalten werden. Nächst der Erle bilden Buchen, Eichen und Linden hin und wieder kleinere oder größere Bestände. Dabei erscheint es auffällig, daß ich fast überall nur Carpinus Betulus , nicht aber auch Fagus silvatica , welche vor- zugsweise im nördlichen und nordöstlichen Theile unserer Mark größere Flächen bedeckt, als Waldbaum angetroffen habe. Letztere sah ich nur in einzelnen alten Stämmen in den Zatocken im Schwarzwasserthale. Indessen u 125 sollen nach Schuette sich auch Rothbuchenbestände, z. B. in der Chirkowa (Rev. Osche), bei Charlottenthal (Rev. Czersk), bei Wilhelmswalde, Hartigsthal und Schechausee (Rev. Wirthy), vorfinden, von denen ich leider nur die Chirkowa zum Theil aus eigener Anschauung kennen gelernt habe. Dieselbe bildet einen größeren Laubwald-Complex, etwa 3/4 Meilen nördlich von Osche und zeigt in seinem südlichen von mir begangenen Theile stellenweise reine Weißbuchen- und Eichenbestände. In jüngeren Buchenschonungen waren Evonymus verrucosa , Ribes alpinum und Daphne Mezereum als Unterholz ziemlich verbreitet, während in alten Beständen Sträucher fast ganz fehlten. Außerdem waren an anderen Laubwaldpflanzen vertreten: Actaea spicata 7 Ranunculus lanuginosus, Asperula odorata, Sanicula europaea, Neottia Nidus avis (selten) und von Farnen Aspidium Filix mas und Phegopteris Dryopteris. — Die Elsbeere (Pirus torminalis) , welche nach Schuette1) in der Chirkowa noch in alten Stämmen Vorkommen soll2), sah ich hier nicht, sondern nur in zwei älteren Bäumen an der Brahe bei Schwiedt und in einem altersschwachen, im Absterben begriffenen Exemplare bei Klinger Krug am Schwarzwasser. Der Waldboden trug im Allgemeinen nur eine spärliche Moosdecke, wie das auch häufig im Laub walde anderwärts der Fall ist; dagegen zeigten die Buchen- stämme vom Grunde bis über Mannshöhe mitunter eine reiche Vegetation verschiedener Hypnaceen und Orthotrichaceen, von denen ich nur Neckera complanata, Homalia trich omanoides, Isothecium myurum , Hypnum cupressiforme , Ulota crispa1 Orthotrichum affine und 0. leiocarpum anführen will. Ein fast reiner Bestand uralter majestätischer Eichen findet sich etwa V, Meile südöstlich von Tuchei (Rev. Schwiedt) in dem sogenannten Eich- berge, wohin die Tucheier gewöhnlich ihre Volksfeste zu verlegen pflegen. Man kann sich in der That auch kaum einen schöneren, geeigneteren Ort für solche Zwecke denken; nur darf es nicht, wie an einem Sonntage während meines Tucheier Aufenthaltes, an welchem der dortige Handwerker- verein sein Stiftungsfest unter dem schattigen Laubdache der altehrwürdigen Bäume abhalten wollte, Jupiter Pluvius plötzlich einfallen, seine Schleusen zu öffnen; dann ist es um den Naturgenuß geschehen und Jeder sucht, so gut es geht, sich gegen Durchnässung zu schützen. Es war dieser Sonntag übrigens, beiläufig bemerkt, der einzige Regentag, den ich während meines Aufenthaltes in der Heide erlebte. Zwischen den Eichen finden sich auch ver- einzelt außerordentlich starke, imposante Stämme von Kiefern, als Unterholz besonders Juniperus communis , und auf dem Waldboden herrscht Vaccinium Myrtillus. In der sich hindurchziehenden Schlucht bilden Aspidium spinulosum, A. Filix mas und Athyrium Filix femina zahlreiche hohe Farnstöcke, und am Grunde der alten Kiefern wächst häufig Ptiliclium ciliare und spärlich 1) Schuette, a. a. 0., pag. 28. 2) Vergl. Abhandlungen zur Landeskunde der Provinz Westpreussen. Heft IX. Danzig 1895. S. 31 — 33. [Die Redaction]. 15 126 Dicranum montanum . Im Uebrigen bot das ganze Terrain an Moosen wenig Bemerkenswerthes. Ein anderer, ebenfalls Laubholz tragender Theil der Heide ist die durch einen herrlichen gemischten Bestand von Buchen, Eichen, Linden undZitterpappeln ausgezeichnete „Hölle“ unweit der Oberförsterei Schwiedt, etwa 3/4 Meilen süd- östlich von Tuchei, wo der Fluß einen von West nach Ost verlaufenden Höhenzug durchbricht und über zahllose größere und kleinere erratische Blöcke hinwegschießt. Die Ufer sind hier meist sehr steil und besitzen wenig Vor- land, so daß stellenweise, besonders auf dem linken Flußufer, kaum ein schmaler Steig für Fußgänger übrig bleibt. Zum Theile schlängelt sich derselbe in nicht unbedeutender Höhe über dem Wasserspiegel an dem steilen Abhange entlang, und der grüne Wald und das glitzernde Wasser des Flusses ver- schmelzen dann oft zu einem Gesammtbilde, welches auch den verwöhntesten Naturfreund durch eigenartigen Reiz voll und ganz zu befriedigen im Stande sein dürfte. Die steileren Abhänge des linken Ufers tragen bis auf eine schmale Zone unmittelbar am Ufer fast nur Kiefernwald, dagegen rechtsufrig fehlt die Kiefer gänzlich. Jahrhunderte alte Eichen wechseln hier mit mächtigen, ihre Zweige weit über das Wasser erstreckenden Linden und schlanken Zitterpappeln ab, und an Stellen, wo alte Eichen vom Alter oder durch Sturm vom Abhange herabgestürzt sind und auf dem Waldboden faulen, da nimmt der Wald einen wildromantischen Charakter an. Es ist deshalb verständlich, weshalb der Volksmund diesen Theil des Waldes mit dem Namen „Hölle“ belegte. Buchen ( Carpinus Betulus ) mit Eichen gemischt finden sich mehr auf der Höhe. Als Unterholz treten in dem ganzen Laubwaldgebiet häufig Crataegus monogyna , Pirus malus und Corylus Avellana , sehr selten dagegen Pirus tormi- nalis auf. Außer den bereits in der Chirkowa bemerkten Kräutern finden sich hier Cimicifuga foetida , S tellaria nemorum , Vicia silvaiica, Orobus vernus, Phyteuma spicaium, Lamium maculatum , Origanum vulgare , Paris quadri- folia , Asarum europaeum (sehr häufig) u. a.,* von Laubwaldgräsern seien nur Milium effusum und Bromus asper erwähnt. Aus der Gruppe der Pteri- dophyten war fast nur Aspidium Filioc mas in kräftigen Stöcken vertreten. Daß die schattigen, feuchten, sandiglehmigen Abhänge eine besonders reiche Ausbeute an Moosen liefern würden, war vorauszusehen, und es bedarf des- halb wohl kaum meinerseits einer Rechtfertigung, wenn ich die „Hölle“ zweimal besucht habe. An den steilen Hängen des linken Brake-Ufers wachsen hier in Menge z. B Encalypta streptocarpa, Webera cruda, Bryum Funckii , Br. capillare , Bartramia crispa (Prachtpolster), Mnium stellare , Plagio- thecium Roeseanum, EurJiynchium strigosum , Hypnum Sommerfeld, H. chrysophyllum , Plagiochila asplenioides , Lophocolea minor u. a. Auf den Steinen im Flußbette fluten dichte Rasen von Fontinalis antipyretica , F. gra- cilis und Rhynchostegium rusciforme und auf feucht-schattigen Blöcken am rechten Ufer wucherten EurhyncMum Striatum , Isothecium myururn und Pteri- 16 127 gynandrum filiforme. Besonders reichhaltig erwies sich auch die Moosflora der alten Eichen, Buchen und Zitterpappeln, Hier wurde der Grund vieler Bäume von einem dichten Geflecht des zarten Amblystegium subtile umgeben, dort wieder bildeten Homalothecium serieeum , Isothecium myurum und Leucodon sciuroides auf alten morschen Eichen ausgedehnte Ueberzüge; an den Stämmen der Zitterpappeln waren Orthotrichum gymnostomum , 0. obtusifolium und 0. speciosum nicht selten, und die Zweige junger Buchen und der Hasel waren oft dicht mit Polstern von Ulota besetzt. Eine ganz ähnliche Pflanzendecke wie die Hölle zeigt das Brahethal auch ober- und unterhalb der Eisenbahnbrücke östlich von Tuchei, das Lasa- thal und das Thal des Schwai zwassers in den Zatocken westlich von Osche, sowie endlich auch das Schwarzwasserthal oberhalb Altfließ. Schließlich noch einige Worte über Laubholzbestände, welche zwar nicht mehr zum Gebiet der Tucheier Heide zu rechnen sind, die aber, weil sie unter eigentümlichen Bodenverhältnissen Vorkommen und durch einige ihrer Elemente ein besonderes botanisches Interesse beanspruchen dürfen, nicht übergangen werden sollen. Etwa id/2 Meile südwestlich von Tuchei ziehen sich bei dem Dorfe Kl Kensau am See gleiches Namens weite kurzgrasige Moor wiesen hin, welche sich an ein Grünlandsmoor, das ausgetorft wird, an- schließen. Aus diesen Moorwiesenflächen ragen merkwürdigerweise ver- schiedene Inseln hervor, welche schöne Laubwaldbestände von Linden und Zitterpappeln tragen, zwischen denen sich einzelne Erlen und Haseln ein- genistet haben. Einige derselben zeigen auf dem Boden nur eine spärliche Grasnarbe; der eine Bestand aber wies zu meiner großen Ueberraschung eine reiche Laubwaldflora auf, in welcher sofort zahlreiche Exemplare der ebenso schönen wie seltenen Asirantia major sich bemerkbar machten. Die Pflanze läßt an diesem Standorte keinen Zweifel über ihr Indigenat auf- kommen. Sie ist, wie es scheint, in Westpreußen bisher nur selten wild be- obachtet worden ; wenigstens giebt H. von Klinggraeff in seiner Topographi- schen Flora von Westpreußen (S. 39) nur zwei Standorte an und bemerkt aus- drücklich: Sehr selten. In ihrer Gesellschaft finden sich Melampyrum nemorosum, Picris hieracioides , Campanula glomerata 3 Lilium Martagon u. a. Leider scheint mir der Standort von Astrantia , dieser prächtigen Dolde, gefährdet zu sein, da Schafe und Binder während des Sommers auf die Moorwiesen zur Weide getrieben werden und dabei auch die auf dem Wege liegenden Laubholz- bestände passiren, die ihnen zudem Schutz gegen Sonnenbrand und Unwetter zu gewähren vorzüglich geeignet sind. Laubwaldpflanzen der Tucheier Heide. 1. Bäume. Tilia ulmifolia Scop. In den Flußthälern sehr verbreitet. Acer Pseudoplatanus L. Selten; öfter angepflanzt. 17 128 Fagus silvatica L. Selten; nur in den Zatocken westlich von Ösche am Scliwarzwasser bemerkt. Quercus pedunculata Ehrh. In den Flußthälern häufig; bestandbildend im Eichberg bei Tuchei und in der Chirkowa bei Osche. Carpinus Betulus L. Sehr häufig; bestandbildend in der Hölle bei Schwiedt und in der Chirkowa. Betula alba L. Häufig in Kiefernbeständen und unter Erlen eingesprengt; auch hin und wieder bestandbildend. Ainus glutinosa Gaertn. In den Flußthälern, auf quelligem Moorboden, in Waldsümpfen und an See-Ufern gemein. Populus tremula L. Sehr häufig in Kieferwäldern und Laubwaldbeständen, besonders in den Flußthälern eingesprengt. 2. Gesträuch. Evonymus verrucosa Scop. In der Chirkowa und im Lasathal bei Osche Rhamnus cathartica L In den Flußthälern vereinzelt. Frangula Ainus Mill. In allen Erlenmoorbrüchern häufig. Prunus Padus L. In den Flußthälern vereinzelt Rubus caesius L. In Laubholzgebüschen häufig. Pirus Malus L. In der Hölle bei Schwiedt ziemlich zahlreich. P. torminalis Ehrh. Sehr selten; Hölle bei Schwiedt und bei Klingel* Krug im Schwarzwasserthal. An beiden Standorten scheinbar wild. Crataegus monogyna Jacq. ln den Flußthälern gemein. Ribes alpinum L. In den Flußthälern sehr verbreitet. Ribes nigrum L. In Erlenbrüchern der Flußthäler hin und wieder. Cornus sanguinea L. In den Flußthälern häufig. Viburnum Opulus L. Desgleichen. Lonicera Xylosteum L. In den Flußthälern nicht selten. Vaccinium Myrtillus L. Auf den Höhen unter Buchen und Eichen in der Hölle. Corylus Avellana L. Sehr verbreitet. Salix cinerea L. In Erlenbrüchern verbreitet. 3. Kräuter. Thalictrum angustifolium L. Brahethal oberhalb der Eisenbahnbrücke und in der Hölle bei Schwiedt. (Erlenbegleiter). Hepatica triloba Gil. In den Flußthälern. Ranunculus lanuginosus L. Sehr verbreitet. Aquilegia vulgaris L. Selten; nur an Abhängen des Brahethales oberhalb der Eisenbahnbrücke. Actaea spicata L. Sehr verbreitet. Cimicifuga foetida L. Häufig im Brahethal der Hölle bei Schwiedt; bei Adlershorst am Sobbinfließ und im Lasathal bei Osche. Hier oft eine Höhe von 2l/% m erreichend. 18 129 Viola collina Bess Im Brahethal unterhalb der Eisenbahnbrücke. V. mirabilis L. Häufig im Lasathale bei Osche. Melandryum rubrum Gcke. Nur einmal in einem Erlenbruche im Schwarz- wasserthale oberhalb Altfließ gefunden. Stellaria nemorum L. Brahethal in der Hölle. Hypericum montanum L. In den Flußthälern hin und wieder. Impatiens Noli tangere L. Besonders in Erlenbrüchern verbreitet. Vicia silvatica L. In der Hölle bei Schwiedt Orobus vernus L. Desgleichen. Potentilla procumbens Sibth. Häufig in Erlenbrüchern, z. B. am Czirno-See und am Sobbinfließ. P. silvestris Neck. Mit voriger. P, procumbens X silvestris ( P . suberecta Zimm.) Mit den Eltern. Neu fiir Westpreussen. Agrimonia Eupatoria L. In den Flußthälern ziemlich häufig. Circaea lutetiana L. In Erlenbrüchern der Flußthäler seltener als die folgende. C. alpina L. Häufig. Hydrocotyle vulgaris L. Gern in Erlenbrüchern. Sanicula europaea L. Chirkowa. bei Osche und Hölle bei Schwiedt. Astrantia major L. Sehr selten; auf einer Laubwaldinsel der Moorwiesen bei Kl. Kensau, l1/2 Meile südwestlich von Tuchei. Aegopodium Podagraria L. In den Flußthälern häufig. Asperula odorata L. Chirkowa und Hölle. Galium aristatum L. Cisbusch bei Lindenbusch. Picris hieracioides L. In den Flußthälern hin und wieder; Laubwaldinsel bei Kl. Kensau. Hieracium cymosum L. Nur ein Exemplar in der Hölle bemerkt. H. laevigatum Willd. An den Abhängen in den Flußthälern verbreitet. Phyteuma spicatum L. Sehr verbreitet. Campanula rapunculoides L. An Abhängen in den Flußthälern. C. glomerata L. Selten; Hölle bei Schwiedt; Laubwaldinsel bei Kl. Kensau. C. Trachelium L. An Abhängen in den Flußthälern. Pulmonaria ofßcinalis L. In den Flußthälern. Digitalis ambigua Murr. In den Zatocken unter Laubholz. Melampyrum nemorosum L. In den Flußthälern häufig; Laubwaldinsel bei Kl. Kensau. Origanum vulgare L. In den Flußthälern häufig. Clinopodium vulgare L. Desgleichen. Lamium maculatum L. Sehr selten; nur am Brahe-Ufer zwischen Hölle und Pillamühle bemerkt, Galeobdolon luteum L. Sehr verbreitet. Stachys silvatica L. In den Flußthälern häufig. 19 9 ISO Asarum europaeum L. Sehr häufig sowohl im Brahe- wie im Schwarzwasser- thal; auch im Lasathal bei Osche in Menge bemerkt Mercurialis perennis L. Stellenweise in den Flußthälern häufig. Platanthera bifolia Rchb Selten; nur in der Hölle bemerkt Epipactis latifolia All. Nur im Cisbusch bei Lindenbusch gesehen. Listera ovata R. Br. In den Flußthälern unter Erlen. Neottia Nidus avis L. Selten; Chirkowa und Hölle. Microstylis monophyllos Lindl. Sehr selten; nur bei Adlershorst im Erlen- bruch am Sobbinfließ. Paris quadrifolia L. Hölle bei Schwiedt. Polygonatum multiflorum All. Prussinathal hinter Klinger Mühle. 4. Geh äl m. Milium effusum L. Chirkowa und Hölle häufig. Melica nutans L. ln den Flußthälern verbreitet. Poa nemoralis L. Gemein. Festuca gigantea Vill. Ziemlich häufig. Bromus asper Murr. Hölle bei Schwiedt und am Eingang zur Wolfsschlucht vor der Zatocken, aber nicht zahlreich. Triticum caninum L. Nur im Schwarzwasserthal bei Klinger Krug bemerkt. 5. Farnpflanzen. Lycopodium Selago L. Selten; nur im Lasathal und im Thale des Fließes bei Altfließ. Equisetum pratense Ehrli. ln den Flußthälern stellenweise häufig. E. hiemale L. An den Abhängen in den Flußthälern stellenweise. Bei Poln. Czekzin fand sich an den dürren Lehmabhängen var. Schleichen Milde /. ramosa Milde in wenigen Exemplaren. Aspidium Filix mas Sw. In allen Laubwaldbeständen häufig. A dilatatum Sm. Im Eichwalde bei Tuchei. A. spinulosum Sw. Sehr verbreitet. A. Thelypteris Sw. Besonders häufig in Erlenbriichern. Phegopteris polypodioides Fee. Sehr selten, nur im Thale des Fließes bei Altfließ. Ph. Dryopteris Fee. Chirkowa. Atliyrium Filix femina Roth. Besonders in Erlenbriichern und dann meist zahlreich. 6. Moose. a. Lebermoose. Fegatella conica Raddi. Vielfach in quelligen Erlenbrüchern und an Bachufern. Preissia commutata Nees. Feuchte lehmige Abstiche in Flußthälern sehr selten. Metzgeria furcata Nees. Alte Buchenstämme. Aneura latifrons Linde. Moorige Erlenbrücher. 20 131 Pellia epiphylla Bill. (Gottsche). An Fluß- und Bachufern. Chiloscyphus polyanthus Corda. Flußufer. Lophocolea minor Nees. Abhänge in den Flußthälern. L. heteropliylla Nees. An alten Erlenstubben. Plagiochila asplenioides Nees. Abhänge in den Flußthälern. Raclula complanata Dmrt. Buchenstämme, aber auch an anderen Laubbäumen. Frullania dilatata Nees An Laubbäumen. b. Torfmoose. Torfmoose kommen nur in moorigen Erlenbrüchern vor und können nach meiner Ansicht nicht zur Formation der Laubhölzer, sondern nur zu den Pflanzengenossenschaften der Moore gerechnet werden. Aus diesem Grunde übergehe ich hier auch diejenigen Arten, welche öfter in Gesell- schaft von Erlen Vorkommen, c. Laubmoose. Weisia viridula Hedw. Wegböschungen in Laubwäldern. Dicranella heteromalla Schpr. Abhänge in den Flußthälern. Dicranum palustre Br. eur. Erlenbrücher, auf alten Stöcken. D. flagellare Hedw. Auf alten Baumstubben, häufig aber auch auf alten Birkenstämmen. Fissidens taxifolius Hedw. Wegböschungen in Laubwäldern. Leptotrichum pallidum Hpe. Waldboden. Didymodon rubellus Br, eur. Abhänge in den Flußthälern. Barbula fallax Hedw. Desgleichen. Tortula subulata Hedw. Ebendort. Ulota Bruchii Hornsch. An verschiedenen Laubholzstämmen. U. crispa Brid. Desgleichen. Orthotrichum stramineum Hornsch. An Laubbäumen selten. 0. affine Schrd. An Laubbäumen häufig. 0. epeciosum Nees. Ebenfalls. 0. leiocarpum Br. eur. An Laubholzstämmen viel seltener. 0. Lyellii Hook, et Tayl, An Laubbäumen selten bemerkt. 0. obtusifolium Schrd. Gern an alten Espen mit dem folgenden. 0. gymnostomum Br. Nur an Zitterpappeln. Encalypta streptocarpa Hedw. Abhänge im Brahethal. Tetraphis pellucida Hedw. Morsche Erlenstubben. Webera cruda Schpr. Abhänge in den Flußthälern. Bryum Funckii Schwgr. Desgleichen. Br. capillare Dillen. Ebendort. Mnium cuspidatum Hedw. Erlenbrücher. Mn. Seligeri Jur. Ebendort. Mn. undulatum Neck. Wie voriges. Mn. hornum L, Gern auf alten Erlenstubben. 21 9* 1S2 Mnium stellare Hedw. An Abhängen in den Flußthälern. Aulacomnium androgynum Schwor. In Erlenbrüchern auf morschen Baumstubben. Amblyodon dealbatus P. B. Erlenbrücher in den Flußthälern. Meesea tristicha Br. eur. Erlenmoor bei Osche. Bartramia ityphylla Brid. Abhänge in den Flußthälern. B. crispa Sw. Ebendort. Catharinaea undulata W. et M. In Erlenbrüchern. Polytrichum formosum Hedw. Abhänge im Brahethal. Neckera pennata PIedw. Buchenstämme. N. complanata Hueben. Wie vorige. Homalia trichomanoides Schpr. Am Grunde alter Buchen und Eichen. Leucodon sciuroides Schwgr. An Laubholzstämmen. Antitrichia curtipendula Brid. Desgleichen. Anomodon longifolius Hartm. An Buchenstämmen. A. viticulosus Hook, et Tayl. Desgleichen. Thuidium tamariscinum Schpr. In Erlenbrüchern. Th. recognitum (Hedw.) Lindb. Abhänge in den Flußthälern häufig. Pylaisia polyantha Schpr. An Laubholzstämmen. Isothecium myurum Brid. Am Grunde alter Eichen und Buchne. Homalothecium sericeum Schpr. An Laubholzstämmen. Brachythecium salebrosum Br. eur. Am Grunde von Laubbäumen. Br. glareosum Br. eur. Abhänge in den Flußthälern. Br. velutinum Br. eur. Desgleichen. Br. rivulare Br. eur. In quelligen Erlenbrüchern. Eurhyncliium strigosum Br. eur. Abhänge in den Flußthälern. Eu. Striatum Br. eur. Ebendort; auch auf Waldboden häufig. Plagiotliecium denticulatum Br. eur. Erlenbrücher, morsche Erlenstubben. PI. Roeseanum Br. eur. Abhänge in den Flußthälern. PI. silvaticum Br. eur. Erlenbrücher. Amblystegium subtile Br. eur. Am Grunde alter Laubbäu. A. serpe?is Br. eur. Desgleichen. A. varium Lindb. Am Grunde alter Erlen an den Flüssen. A. riparium Br. eur. Ebendor Hypnum Sommerfeltii Myr. Abhänge in den Flußthälern. II. chrysophyllum Brid. Ebendort. H. scorpioides Dillen. In einem Erlenbruch bei Osche- R. filicinum L. In quelligen Erlenbrüchern. H. cupressiforme L. An Laubbäumen aller Art. H. giganteum Schpr. In einem Erlenbruch bei Osche. 3. Die Formation der ioorgebiete. Organische Ablagerungen treten in der Heide außerordentlich zahlreich auf und zwar — so weit ich das Gebiet kennen gelernt — ausnahmslos in 22 133 Thalsenkungen, welche als Wassersammelbecken einer Menge von Sumpf- und Wasserpflanzen ausgezeichnete Lebensbedingungen darboten und noch darbieten. Bald sind es kleinere Car&r-Sümpfe, welche durch Sphagna, be- stimmte Laubmoose und gewisse Phanerogamen allmählich in Torf übergeführt werden, bald größere Seebecken, welche entweder von einer Seite oder all- seitig vom Ufer aus durch im Wasser lebende Thiere und Blütenpflanzen, sowie durch Moose nach und nach vermooren. Nirgends ließ sich Moor- bildung auf Sandboden nachweisen, welche durch Bildung von Ortstein ein- geleitet worden wäre, sondern überall bot sich das Bild von unter Wasser stattgehabten organischen Ablagerungen dar. Die von mir untersuchten Moore zeigten entweder den Charakter echter Hochmoore, oder waren ausgesprochene Gründlandsmoore, oder befanden sich im Uebergangsstadium vom Grünlands- zum Hochmoore, oder die unter Wasser gebildeten organischen Ablagerungen erzeugten Verschlammungen ganzer Bäche und Seeen. Charakteristisch für alle Hochmoore ist das massenhafte Auftreten der Sphagna , gewisser Laub- und Lebermoose und einer Zahl nur hier wachsender Phanerogamen, die man deshalb mit Recht als Hochmoor- Leitpflanzen bezeichnen könnte. Unter den Sphagna sind es besonders Sphagnum cymbifolium , Sph. medium, Sph. recurvum var. parvifolium. Sph. fuscum und Sph. acutifolium , welche hier Massenvegetation bilden. Von Laubmoosen sind echte Hochmoorbewohner Dicranella cerviculata , Webera nutans var. longiseta , Splachnum ampullaceum , Polytrichum gracile und P. strictum ; Dicranum Bergeri , welches auf Hochmooren in der Mark gar nicht selten auftritt, habe ich nirgends bemerkt1). Zu den auf den Hochmooren vorkommenden Blüten- pflanzen gehört in erster Reihe Vaccinium Oxycoccus , welches sich sofort ein- findet, wo Sphagnum-Polster vegetiren. Gerade diese schöne Pflanze scheint mir für die /SpÄt/^wwm-Torfbildung von grosser Bedeutung, indem sie mit ihren zarten Stengeln und ihrem feinen Wurzelgeflecht die ganzen Sphagnum- Polster bis in die unteren abgestorbenen Theile durchdringt und dadurch einen festen Zusammenschluß derselben zu einer compacten Masse in ausgezeichneter Weise vorbereitet. Ganz dieselbe Aufgabe hat offenbar auch Polytrichum strictum , welches mit seinen feinen weißen Stengelrhizoiden die Sphagnum- Polster zu festen, oft 40 — 50 cm hohen Bülten verbindet. Von Gesträuch sind Vaccinium uliginosum und Ledum palustre , von Kräutern Scheuchzeria palustris und von Gehälm Eriophorum vaginatum und Rhynchospora alba häufige Er- scheinungen auf den Hochmooren der Heide. Unter den Lebermoosen ist es besonders Jungermannia anomala , welche man nur hier findet. Die zu einem gewissen Abschluß gekommenen Hochmoore zeigen außer den vorher er- wähnten Pflanzen fast stets Baumwuchs, und zwar sind es bald Kiefern, welche, wie im Iwitzer Bruch, domiuiren, bald Laubholzbestände, bald Nadel- holz mit Laubholzgesträuch aller Art gemischt, welche den Moorboden be- 0 Von Grebe in einem Waldbruche bei Schwiedt gesammelt, 23 134 decken. Man könnte deshalb je nach dem Ueberwiegen der einen Holzart unterscheiden: Kiefernhochmoore, Er lenhoclimo ore, Birken hoch» moore, Mischwal dhochmoo re. ln dem vorhin erwähnten Iwitzer Bruch war die ganze weite Moorfläche nur mit der niedrig bleibenden Moorkiefer bestanden; allein in anderen Theilen der Heide, z. B. zwischen Luboczyn und Lippowo bei Gr. Schliewitz und zwischen Lippowo und Mosna an der Straße nach Czersk trug der jedenfalls durch Entwässerung trocken gelegte Moorboden schöne, hohe Kiefernbestände, in denen Vaccinium uliginosum und Ledum palustre als Unterholz fungirten, die Sphagna aber bis auf wenige kümmerliche Reste verschwunden waren. Hochmoore, in welchen die Erle vorherrscht, sind überaus zahlreich, doch fehlen hier fast nie vereinzelte Weiden (Salix aurita und S. repens ) und Frangula Alnus) ja hin und wieder finden sich sogar Kiefern ein. Ein kleines Hochmoor, welches dicht mit Birken besetzt war, sah ich nur zwischen Wissoka und Mukrz, links von der Lehmchaussee zwischen Lindenbusch und Johannisthal. Hochmoore, in denen Erle, Birke, Faulbaum, Weide und Kiefer in buntem Gemisch manchmal fast undurchdringliche Dickichte bilden, sind ebenfalls gar nicht selten, wie z. B. zwischen Osche und Altfließ, oder im Walde südwestlich von Osche. In den Mischwaldhochmooren finden sich dann gewöhnlich auch Farne ein, von welchen besonders das schöne Aspidium cristatum als echte Hochmoorpflanze anzusehen ist. Reine Grünlandsmoore von grösserer Ausdehnung sind in der Heide selten, wenn man von den Moorablagerungen in den Erlenbrüchern der Flußthäler absieht. Alle diese Moore zeichnen sich vor allen Dingen durch das Fehlen jeglicher Sphagnum-Y egetation, sowie gewisser, das Hoch- moor charakterisirender Blütenpflanzen aus. Unter den Moosen sind es be- sonders Hypnum cuspidatum. H. giganteum) II. intermeclium , Aulacomnium palustre u. a., welche neben verschiedenen Carex- und Scirpus-Arten, sowie Typha die Moorbildung einleiten. Als Typus eines echten Grünlandsmoores kann das Torfbruch bei Kl. Kensau gelten, welches ich im Nachfolgenden unter No. 10 ausführlich beschrieben habe. Viel häufiger finden sich Uebergänge vom Grünlands- zum Hochmoore. In der Nähe der Braheeisenbahnbrücke, etwa 3 km östlich von Tuchei, liegt frei in einer tiefen Bodensenkung ein kleiner dicht mit Carex- Bülten bestan- dener Sumpf, welcher gegen die Mitte hin bereits anfängt, sich in ein Hoch- moor umzubilden. Hier wuchern schon Sphagnum recurvum und Sph. cymbifolium , zwischen denen sich sowohl Vaccinium Oxycoccus als auch Scheuchzena pa- lustris und Drosera rotundifolia , alles Hochmoorpflanzen, eingefunden hatten. — - Besonders lehrreich für die verschiedenartige Moorbildung dürfte ein Torf- moor südlich von Tuchei, in der Nähe der Stadt sein, welches in seinen unteren Schichten nur die Elemente eines Grünlandsmoores, in den mittleren dagegen reinen Sphagnum- Torf und in den obersten Lagen wieder durchaus dem Grünlandsmoore eigene Bestandtheile aufweist (vergl. nachfolgende No. 4). 24 135 Da die Verkeilung der Leitpflanzen auf den Hochmooren eine sehr ver- schiedene ist, so sei mir gestattet, im Nachfolgenden die Formation von einigen derselben zn specialisiren. 1. Das Iwitzer Bruch zwischen Wissoka und Iwitz (Kr. Schweiz). Ein weit ausgedehntes Moor, welches bis auf einen verhältnismäßig kleinen östlichen Theil, der noch das Seebecken verräth, zum vorläufigen Abschluß gekommen ist. Die Bodendecke ist von Galluna , Ledum , Vaccinium uliginosum , Andromeda poliifolia und etwa 2 m hohen Moorkiefern in Besitz genommen ; dazwischen finden sich in Menge Dicranella cerviculata , Webera nutans , Polytrichum gracile und P. strictum • die Sphagna sind unter der dichten Decke von Heidekraut ganz verschwunden und finden sich nur noch in dem tiefen Sumpf rings um das von der Vermoorung bis jetzt verschont gebliebene Wasserbecken des alten großen Sees, sowie in Torflöchern schwimmend. In den Torfgräben standen Sparganium minimum und Calla palustris. Jetzt wird noch, wie mir in Wissoka berichtet wurde, in dem noch nicht vermoorten Theile des Sees gefischt; allein in absehbarer Zeit werden die immer weiter vordringenden Sphagna (es ist hier besonders Sphagnum ob- tusum ) auch den letzten kleinen Rest eines ehemaligen großen Seebeckens in Moor umgewandelt und den letzten Fisch zum Absterben gebracht haben. 2. Kleines Hochmoor zwischen Wissoka und Mukrz rechts von der Lehinchaussee nach Johannisthal. Ganz ohne Baumwuchs, nur einzelne kümmerliche Reste von der Moor- kiefer vorhanden. Boden dicht mit Sphagnum medium , Vaccinium Oxycoccus und Eriophorum vaginatum bedeckt. Dazwischen finden sich Dicranella cerviculata , Webera nutans , Aulacomnium androgynum, Leucobryum glaucum , Marchantia polymorplia , Cephalozia bicuspiclata , Ledum palustre und Andromeda poliifolia. Dominirende Pflanzen waren hier: Sphagnum medium , Vaccinium Oxycoccus und Eriophorum vaginatum. 3. Hochmoor links von der Lehmchaussee unweit von No. 2. Dicht mit schönen Birken bestanden, zwischen welchen Mooskiefern wachsen. Sphagnum medium und Sph. acutifolium bilden um die Baum- stämme dichte, hohe Polster; dazwischen gedeihen Polytrichum strictum und Vaccinium Oxycoccus , und den von diesen Pflanzen nicht beanspruchten Raum nehmen Ledum palustre , Vaccinium uliginosum und Andromeda ein ; an nassen Stellen fand sich Carex ßliformis und am Rande des Moores Juncus squarrosus. 4. Kleines Hochmoor südlich von Tuchei in der Nähe der Stadt. (Aufgeschlossen.) Mit Grasnarbe; vorherrschend Molinia coerulea , darunter verschiedene Kräuter, namentlich Hieracium tridentatum ; im übrigen trug die oberste Boden- schicht wenige kümmerliche Reste von Ledum und Betula , sowie eine Anzahl 25 136 Weidensträucher. Bei Nicktaustorfung würde sich das Hochmoor unzweifel- haft in eine Moorwiese umgewandelt haben. Indessen jetzt linden sich in den jüngsten, mit Wasser gefüllten Torfgruben zuerst verschiedene Pkanero- garnen, wie Typha latifolia und Lemna- Arten, sowie Equisetum limosum ein, welche durch ihre Vermoderungsproducte wieder anderen Pflanzen, besonders Calla palustris, Comarum palustre u. a. den Nährboden liefern; auch wasser- liebende Hypna , vorzugsweise Hypnum ßuitans und H. cuspiclatum wirken hierbei mit. So nimmt die erste neue Moorbildung, welche sich in den Torf- gruben vollzieht, ganz den Charakter eines Grünlandsmoores an, wie er sich typischer Weise stets in den ausgedehnten Wiesenmooren des Rhin- und Havelluches unserer Mark zeigt. Nur geht hier das Grünlandsmoor niemals in Hochmoor über und man sucht deshalb in diesem weiten Gebiete ein Sphagnum vergebens. Anders in dem kleinen von mir untersuchten Moor bei Tuchei. Nachdem die Reihe der erwähnten Blütenpflanzen gewisse Jahre vegetirt und durch ihre Zersetzungsproducte die alten Torflöcher theilweise wieder ausgefüllt hat, finden sich merkwürdigerweise die Sphagna ein und mit diesen die charakteristischen Hochmoor-Phanerogamen, welche nun durch ihre abgestorbenen Reste das Moor weiter heben, bis endlich auch diese Vege- tation in Ermangelung von genügendem Grundwasser nach und nach zu Grunde geht und Moorpflanzen — Car&c-Arten und Gramineen — , welche trockenere Standorte lieben, das Feld räumen müssen, so daß schließlich das Endresultat der Moorbildung eine Moorwiese ist. Da das in Rede stehende Moor aufgeschlossen war, so konnten die verschiedenen auf einander folgenden Moorablagerungen aufs Genaueste untersucht werden und zwar über meter- tief hinab. Die unterste Moorschicht ergab nur Reste von Blütenpflanzen und von Equisetum limosum , die nächstobere Schicht, etwa in einer Höhe von 20 — 30 cm, zeigte reinen Sphagnum- Torf, in welchem Sph. medium vorherrschte, und die oberste Moordecke von etwa 10 — 15 cm Tiefe zeigte krümelige Structur, in welcher Pflanzenreste kaum mehr zu erkennen waren. Es liegt hier also der Fall vor, daß ein Grünlandsmoor in Hochmoor und dieses wieder in eine Moorwiese umgewandelt worden ist. 5. Hochmoore unweit Bahnhof Sehlen, eine Meile westlich von Tuchei. Vor Bahnhof Sehlen liegt ein Torfbruch, welches eine viel größere Ausdehnung erreicht als voriges und bereits zu einem großen Tlieile ausge- torft ist. Die Oberfläche trägt an den unberührten Steilen eine Grasnarbe mit den verschiedensten Blütenpflanzen und macht den Eindruck einer Moor- wiese. Vereinzelte Gesträuche: Ledum , Vaccinium uliginosum und Andromeda erinnern noch an ein vergangenes Hochmoor; sie werden aber gewiß auch bald, wie ihr kümmerliches Aussehen beweist, gänzlich aussterben, oder von Weide, Faulbaum und Zitterpappel, die z, Th. schon stellenweise dominiren, verdrängt werden. Die jüngeren noch zum Theil mit Wasser angefüllten Torfgruben waren häufig mit reich fruchtendem Hypnum ßuitans , seltener 26 137 mit schwimmenden Sphagna , besonders aus der Subsecundum-Cvnppe angefüllt, ältere mit Hypnum cuspidatum und Aulacomnium palustre , zwischen denen Carex fiUformis und Bülten von C. vulgaris vegetirten. Eine der älteren Gruben trug eine dichte Decke von Calla palustris , die also für die Moor- bildung in Gegenden, wo die Pflanze häufiger vorkommt, gewiß eine große Bedeutung hat. Die ältesten Torflöcher waren meistens ganz von Torf- moosen in Besitz genommen und zwar vorherrschend von Sphagnum cymbifolium , zwischen denen sich dann bereits vereinzelte IIochmoor-Leitpflanzen, wie Carex limosa , Eriophorum vaginatum1 Vaccinium Oxycoccus u. s. w. eingefunden hatten. Im allgemeinen zeigt also dieses Torfmoor einen ähnlichen Aufbau wie das vorige, nur daß die Pflanzenformation eine reichere und mannig- faltigere ist. Von den beiden kleinen Hochmooren hinter Bahnhof Sehlen war das eine ein echtes Kiefern-, das andere ein Erlenmoor. In dem ersteren, welches dicht mit hohen, schlanken Kiefern bestanden war, verriethen nur vereinzelte Stöcke von Vaccinum uliginosum und Ledum am Rande des Kiefernbestandes Hochmoorbildung, während weiter innerhalb Sphagna gänzlich verschwunden waren. In dem Erlenmoor dagegen war der Boden mit einer dichten Decke von Sphagnen aus der Acutifolium - Gruppe bedeckt und an den alten Erlen- stubben wucherten die verschiedensten Laubmoose. Das Unterholz wurde von Weiden und Frangula Ainus gebildet. 6. Hocbmoorbildimg am unteren Laufe des Sobbinfliesses bei Adlers- horst, eine Meile nordöstlich von Os che. Das Sobbinfließ, welches bei der Försterei Adlershorst in den Miedzno- See mündet, hat außerordentlich wenig Gefälle und sein Wasser fließt deshalb überaus träge dahin. Daher kommt es, daß es fast vollständig vermoort erscheint und auch seine beiderseitigen Ufer reine Moorwiesen bilden, auf denen als auffallende und bemerkenswerte Erscheinung Saxifraga Hirculus häufig an- getroffen wird. Die äußere, dicht an den Kiefernwald angrenzende Zone dieser Moorwiesen ist mit Erlen, Faulbaum, Weiden u. s. w. bestanden und trägt auf seiner Bodendecke, besonders um die modernden Baumstümpfe herum, oft 70 — 80 cm hohe, dichte Sphagnum- Polster, zwischen denen Poly- trichum strictum und verschiedene Lebermoose üppig gedeihen. Unter den Torfmoosen sind hier besonders Sphagnum fuscum und Sph. cymbifolium vorherr- schend; an morschen Erlenstubben fanden sich: Dicranum flagellare mit Früchten, D. palustre, Tetraphis pellucida, Plagiothecium silvaticum , Mnium hornum Lepidozia reptans und Aneura latifrons ; auf nacktem Moorboden: Geocalyx graveolenSj und gewisse Sphagnum-Rasen waren dicht mit Jungermannia anomala überzogen. Von Blütenpflanzen sind zu bemerken: Circaea alpina , Paris quadrifolia, Vaccinium Oxycoccus , V. uliginosum, Ledum palustre und die seltene Microstylis monophyllos , welche an einer Stelle in wenigen Exemplaren blühend angetroffen wurde. Auf der Grenze zwischen Kiefernhochwald und Moor 27 138 erregten Riesenexemplare von Cimicifuga foetida (gegen 21/* m hoch), sowie Picris hieracioideSy Hypericum montanum, Phyteuma spicatum, Rubus saxatilis, Potentilla procumbens und P. suberecta meine Aufmerksamkeit und zwar be- sonders deshalb, weil die Mehrzahl derselben ausgesprochene Laubwald- bewohner sind. Die gegebenen Andeutungen mögen genügen, um die Moorbildungen am Sobbiufließ besonders für Sphagna und Lebermoose mit als eins der reichsten Gelände der Heide erscheinen zu lassen. 7. Waldmoore am Wege nach der Chirkowa (Eicliwald) nördlich von Osche. Das erste kleine Hochmoor, welches ich antraf, war ein Eriophoretum, in welchem Eidophorum vaginatum eine dichte Bodendecke bildete. Dazwischen wucherten Sphagna mit Vaccinium Oxycoccus und Andromeda ; Dicranella cervicu- lata war seltener, häufiger dagegen Web er a nutans : wenige Lßrfwm-Sträucker und einige krüppelige Moorkiefern vervollständigen das Bild dieses einförmigen, wenig reizvollen Moores. Einiges Interesse erweckten nur die zahlreichen Mikrosporogonc von Sphagnum cuspidatum , welches in Moorgräben massen- haft auftrat, und in denen ich später bei der miskroskopischen Untersuchung die Spuren von Tilletia Sphagni Naw., einem Pilz, welcher, soviel ich weiß, aus West- und Ostpreußen bisher noch nicht bekannt ist, nackweisen konnte. (Yergl. Nawaschin, Ueber die Brandkrankheiten der Torfmoose, in Mölanges biologiques. T. XIII. livraison 3, p. 349 — 358. 1893). Yon außerordentlichem Interesse aber war mir die Hochmoorbildung, wie sie sich an einem kleinen Waldsee (Durrasee) etwas weiter nördlich abspielte. In der unmittelbar an den Kiefernwald angrenzenden Zone war die Moorbildung bereits zu einem gewissen Abschluß gelangt. Moorkiefern, Ledum , Eriophorum vaginatum , dichte, kompakte Polster von Sphagnum medium mit Vaccinium Oxycoccus und Polytrichum strictum bildeten hier eine exquisite Pfianzengenossenschaft des Hochmoores, wie man sie instructiver und schöner wohl kaum anderswo antreffen konnte. Die innere Zone bis zum Wasserspiegel des Sees war eine schwankende Sphagnum- Decke mit unzähligen Exemplaren von Scheuchzeria palustris und Rhynchospora alba , zwischen denen sich hier und dort Carex limosa angesiedelt hatte. An Torfmoosen waren hier besonders schöne Formen des Sphagnum recurvum und Sph. tenellum , welches ich sonst iu der Heide nicht wieder gesehen, vorherrschend, und in Vertiefungen zwischen ihnen wucherte Cephalozia fluitans. Da dieser Theil des Moores nur mit Lebensgefahr zu begehen war, so entkleidete sich mein mich begleitender Schwiegersohn und wagte sich bis zum äußersten Rande der schwankenden Sphagnum-Decke vor, von wo er einige Exemplare von Drosera longifolia , die ich sonst in der Heide nicht mehr gesehen, mitbrachte. Im Wasser selbst kamen Nuphar luteum und Nymphaea alba ziemlich zahlreich vor; ob noch andere Wasserpflanzen an der ersten Moorbildung im See betheiligt waren, konnte nicht ermittelt werden. 28 139 8. Moore in der Nähe und am Czirno-See südlich von. Osche. Der genannte kleine See liegt tief im Walde versteckt und würde von mir kaum aufgefunden worden sein, wenn nickt Herr Hauptlehrer Buchholz in Oscke die Liebenswürdigkeit gehabt hätte, mich zu führen. Auch hier sind wie am Durrasee zwei Moorzonen scharf von einander getrennt: die äußere dicht an den Kiefernwald grenzende ist ein Erlenmoor mit kräftigen, starken Exemplaren von Ainus glutinosa und zahllosen Stöcken von Aspidium spinulosum und Athyrium Filix femina; im übrigen herrschen Laubmoose vor und Sphagna sind nur in spärlichen Ueberresten vorhanden. An die Erlen- zone schließt sich unvermittelt die schwankende Decke eines Grünlands- moores, auf welchem die Carices noch vorherrschen, Sphagnum teres aber bereits stellenweise anfängt, das Grünlandsmoor in Hochmoor umzuwandeln. Die Aufgabe, die Moorbildung im Wasser des Sees selbst vorzubereiten, fällt hier ausschließlich der Wasserscheere ( Stratiotes aloides ) zu, welche dicht ge- drängt einen breiten Gürtel rings um das Moorufer des Sees bildet. Ganz in der Nähe des Czirno-Sees liegt ein ziemlich ausgedehntes Erlenmoor, welches von diesem nur durch einen Waldweg getrennt ist und wahrscheinlich früher mit ihm in Verbindung gestanden hat. In demselben herrschen theilweise noch Cyperaceen und Grünlandsmoor-Hypnen, wie Hypnum cuspidatum und H. giganteum vor, während andere Strecken durch ihren außer- ordentlichen Sphagnum-Pe ichthum bereits vollkommene Hochmoorbildung verrathen. Es sind hier besonders Sph. acutifoliumy Sph. Warnstorfii , Sph. cymbifolium und Sph. medium, welche durch massiges Auftreten jeden Sphag- nologen entzücken müssen. Unter den Farnen verdienen zahlreiche Stöcke des Aspidium cristatum erwähnt zu werden, deren Blätter nicht selten in verschiedenem Grade an der Spitze monströse Gabelung zeigten. Den Haupt- bestand an Holzpflanzen bilden Erlen, welche aber von Moorkiefern, Frangula Ainus , Weidengebüsch und Ledum stark durchsetzt sind, so daß man Mühe hat, sich hindurchzuarbeiten. Von kleinen krautartigen Blütenpflanzen ist Hydrocotyle zu erwähnen, welches stellenweise den Boden bedeckt. Außer Ledum waren von Hochmoorpflanzen Vaccinium Oxycoccus , sowie Polytrichum strictum zwischen Sphagnum-Polstern sehr gemein. Merkwürdigerweise fand sich in einer Bodensenkung auf einer etwa einen Quadratmeter großen Fläche Meesea tristicha in schönen sterilen Rasen, ein Moos, welches ich hier nicht vermuthet hätte, da es sonst gewöhnlich in tiefen kalkhaltigen Sümpfen ge- funden wird. — Das ganze Moorgebiet ist offenbar als ein zum größten Theile bereits in Hochmoor umgewandeltes Grünlandsmoor zu betrachten. 9. Waldmoore zwischen Rosochatka und Lippowo und Moorbildung am Rosenthal er See nordwestlich von Gr. Scliliewitz. Ein kleines Hochmoor links vom Wege zwischen Rosochatka und der Försterei gleiches Namens trug ganz den Charakter eines Eriophoretums ohne Baumwuchs; nur vereinzelte Stubben verriethen die Moorkiefer in geringer 29 140 Zahl. Am Rande des Moores, wo die organischen Ablagerungen zum Theil mit Sand gemischt waren, vegetirten zahlreiche Rasen der Jungermannia ven- tricosa; spärlich dagegen kamen Campylopus turfaceus und Sphagnum compac- tum hier vor. Die alten ausgetorften Stellen waren meist ganz von Sphag- num cuspidatum und Sph. recurvum ausgefüllt und an den Rändern derselben kamen Drosera intermedia reichlich und Rhynchospora alha weniger häufig vor. Der ganze innere Theil des Moores war dicht mit Eriophorum vaginatum bedeckt, zwischen welchem besonders Sphagnum medium mit Vaccinium Oxycoccus sich breit machte. Um einzelne Eriophorum-'RsLsen bildete das schöne Splach- num ampullaceum mit seinen purpurnen Seten einen prachtvollen Kranz. Dieses seltene, nur auf zersetztem altem Kuhdünger gedeihende Moos, welches ich lebend bis dahin noch nicht gesehen, kam übrigens noch häufiger auf einer in der Nähe dieses kleinen Moores gelegenen großen Moorwiese vor, auf welcher Tag für Tag während der Sommermonate Kühe weiden. Der kleine See bei der Försterei Rosenthal in der Nähe von Lippowo zeigt, soweit er von Wald umsäumt wird, an seinen Ufern Hochmoorbildung. Am äußersten Rande am Waldsaume herrschen große Bülten von Sphagnum medium vor mit der seltenen Carex chordorrhiza, von der ich leider erst nach langem Suchen nur noch eine einzige Fruchtähre auffinden konnte. Weiter nach innen treten auf der schwankenden Moordecke, deren Betreten nicht ungefährlich ist, Sphagnum teres und Sph. recurvum massenhaft auf, zwischen denen zahlreiche Exemplare von Scheuchzeria und Carex limosa friedlich neben einander stehen. Am Wasser des Sees konnte Riccia fl,uita.ns gesammelt werden. Ledum und Calla palustris kamen auf dem Moor nur vereinzelt vor, dagegen war selbstverständlich Vaccinium Oxycoccus in allen Polstern von Sphagnum medium ganz gemein. 10. Torfbruch bei Kl. Kensan, iy8 Meile südwestlich von Tuchei. Obgleich dieses Torfmoor nicht mehr zum Gebiete der Tucheier Heide gehört, so kann ich dasselbe aus dem Grunde nicht übergehen, weil es das einzige reine Grünlandsmoor ist, welches ich auf meiner Reise angetroffen habe. Da es durch Austorfung erschlossen war, so ließ sich die Moorbildung in einer Tiefe von etwa l1/2 m bis zur oberen Grasnarbe an der lebenden Pflanzenwelt in ausgezeichneter Weise studiren. In den noch mit braunem Moorwasser z. Th. gefüllten jüngeren Torflöchern hatten sich Lemnen, be- sonders Lemna trisulca , sowie Chara fragilis und Typha latifolia sehr zahlreich eingefunden; in anderen wenig älteren fanden sich Ranunculus Lingua, Phel landrium aquaticum, Cicuta virosa und verschiedene Carices , z. B. Carex Pseudo cyperus. In den ältesten Gruben, die bereits schon wieder beinahe bis zur Oberfläche gefüllt erschienen, wucherten vorherrschend Hypnum cuspidatum , Aulacomnium palustre und dazwischen Marchantia polymorpha ; von einem Sphagnum war nirgends eine Spur zu entdecken. An Phanerogamen traten hier schon massenhaft Epipactis palustris und Orchis incarnata auf und da, 30 141 wo die Torfbildung bereits einen gewissen Abschluß gefunden hatte, bildeten Weiden (SalixCaprea, S. cinerea u. S.repens ), Zitterpappeln und Birken mit Cirsium palustre, C. oleraceum und Urtica dioica ein undurchdringliches Dickicht; auf freieren Stellen zeigte sich eine Grasdecke von sauren Halbgräsern und Gräsern, zwischen denen Valeriana officinalis häufig, Diantlius superbus und Campanula glomerata selten auftraten. An den Rändern und Abstichen der Torfgruben war Leptobryum pyriforme fast das einzige Moos — von den vor- hin erwähnten abgesehen — , welches an der Moorbildung theilnahm. Von Dicranella cerviculata war selbstverständlich auch nicht ein Pflänzchen auf- zufinden. Dieses Grünlandsmoor geht nach Norden in weite Moorwiesen mit kümmerlichem Graswuchs über, auf welchen Rinder- und Schafherden, sowie große Schwärme Gänse gehütet werden. Die Rinder haben die obere Decke überall zum Theil durchgetreten, so daß die Oberfläche aus lauter Grashockern, auf denen einzelne andere Blütenpflanzen ihr kümmerliches Dasein fristen, besteht. Zwischen diesen Bülten fanden sich in den Vertiefungen zahlreiche Conchylien, ein Beweis, daß diese Moorwiesen in nassen Jahren überschwemmt werden und dann unzugänglich sind. Ueber die auf diesen Moorwiesen inselartig emporragenden eigentümlichen Laubholzhorste habe ich mich be- reits geäußert. 11. Die Schlammablagerimgen im Neumühler See bei Tuchei und die Moorbildong im Medzno-See bei Osche. Der Neumühler See, etwa 5 km östlich von Tuchei, wird vom Stonski- fließ durchflossen, nachdem es vor seiner Einmündung in das schmale, lang- gestreckte Seebecken das Rakuwkafließ aufgenommen. Dieser See bietet das vollendete Bild von Verschlammung durch Wasserpflanzen und Thiere, wie man es instructiver wohl selten findet. Der eigenthümlich graue Schlamm hat bereits eine solche Mächtigkeit erlangt, daß die darauf ruhende Wasser- schicht stellenweise nur noch wenige cm beträgt, ja erreicht an manchen Stellen in der Mitte des Sees die Wasseroberfläche, so daß sich hier bereits zahlreiche Wasser- und Sumpfpflanzen, wie Typha latifoliaJ Acorus Calamus , Cineraria palustris , Scirpus Tabernaemontani und Sc. palustris (diese konnte man aus der Ferne deutlich erkennen), angesiedelt hatten und kleine Inseln bildeten. Im Wasser selbst war es besonders Elodea canadensis , welche den Verschlammungs- proceß außerordentlich beförderte und beschleunigte. Am Westufer, soweit ich es verfolgte, war besonders Scirpus palustris vorherrschend, nur vereinzelt trat Calla palustris auf. In den Erlenbrüchern am See fanden sich Paris quadrifolia und zahlreich Aspidium Thelypteris1 A. spinulosum und Athyrium Filix femina. Da, wo der graue Schlamm gegen die Ufer zu Tage trat und auf der Oberfläche trocken war, hatte er oft täuschende Aehnlichkeit mit einem im Wasser liegenden grauen Steine. Diese optische Täuschung hätte mir leicht verhängnißvoll werden können, indem ich eine solche Stelle betrat und sofort tief in den Schlamm einsank; nur die größte Schnelligkeit bewahrte 31 142 mich vor größerem Schaden als dem, Stiefel und Kleidung mit der grauen zähen Schlammmasse bedeckt zu sehen, Ueber diese eigentümlichen Schlammablagerungen in stehenden und langsam fließenden Gewässern sagt Prof. Ramann (in dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Beilage -Band X, S. 142) Folgendes: „Die Ablagerungen, welche sich in solchen Gewässern bilden, erreichen nur sehr langsam größere Mächtigkeit. In reinster Form sind es grau gefärbte, feucht elastische Massen, die aus zertheilten Pflanzenresten, Diatomeenschalen, Chitinpanzern von Crus- taceen und anderen Wasserthieren, denen eingeschwemmte Mineraltheile und in reichlicher Menge ein sehr feinkörniges, graues Material beigemischt ist. Dunkel gefärbte Humusstoffe fehlen oder sind nur wenig vorhanden. Ge- trocknet bildet dieser Teichschlamm feste, holzharte Stücke von grauer, grau- grüner oder graubrauner Farbe. Die Entstehung jener grauen Massen kann man leicht verfolgen, wenn man die noch lebenden Algen jener Gewässer untersucht. Dieselben sind dicht mit lebenden, absterbenden und abgestor- benen Diatomeen und Desmidiaceen, zwischen denen es von Polygastrien, kleinen Crustaceen, Rotatorien und Insectenlarven wimmelt, besetzt. Diese verschiedenen Thierarten kommen in unzähligen Mengen vor, so daß an warmen Tagen jeder Wassertropfen 100 — 1000 Individuen enthält. Alle diese Thiere leben nicht nur von Algen, sondern verzehren einander auch gegenseitig. Insectenlarven und kleine Schnecken zernagen namentlich die gröberen Algen- theile, während die übrigen Thierarten nach Größe und Können helfen. Der Koth dieser Thiere setzt sich aus Algenresten zusammen, in denen Millionen von Bacterien leben, welche diese Excremente zertheilen, alles zur Reproduction Brauchbare verwenden und so krümelige Häufchen unbestimmter Form zurück- lassen, in denen nur schwierig eine Spur organischer Structur aufzufinden ist und die am meisten anorganischen Fällungen gleichen. Ferner nehmen noch kleine Algenarten, zum Theil mit Gallerthülle umgeben, und Reste höherer Pflanzen an der Zusammensetzung des Schlammes theil; endlich können Pollen- zellen — besonders von der Kiefer — oft in reichlicher und für die Bildung des Schlammes wesentlicher Menge demselben beigemischt sein. Diese Schlammform findet sich nur in Teichen und Seen mit klarem, nicht durch Humusstoffe braun gefärbtem Wasser.“ In ganz ähnlicher Weise wie der Neumühler Se.e allmählich vollständig verschlammt, vermoort der nordöstlich von Osche gelegene Miedzno-See sammt dem Sobbinfließ, welches in denselben mündet. Hier sind die aus pflanz- lichen und thierischen Zersetzungsproducten bestehenden organischen Ab- lagerungen nicht grau, sondern schwarz gefärbt und haben bereits eine solche Mächtigkeit erlangt, daß sowohl das Sobbinfließ als auch der nördliche Theil des Sees eine nur noch sehr flache Wasserschicht besitzen. Das Sobbinfließ bildet gegenwärtig nur noch einen schmalen Graben, beiderseits von Moor- wiesen mit vorherrschender Carex-Y egetation eingefaßt, welche hier und da An- fänge von Sp/m^wm-Ansiedelungen aufweisen, sich aber gegen den Waldrand 32 143 hin schon in ein vollkommenes Erlenhochmoor umgewandelt haben, über welches ich bereits berichtete. Auch die nördlichste, bei Adlershorst gelegene Seebucht ist bereits vollkommen in ein schwer zugängliches Grünlandsmoor umgewandelt worden, in welchem unter den für diese Moore charakteristischen Laubmoosen Hypnum vernicosum , H. cuspidatum, H. aduncum Paludella squar- rosa , Bryum prendotriquetrum , Mniurn affine , Aulacomnium palustre , Campto- tliecium nitens u. s. w. stellenweise sich schon zahlreich Sphagnum teres, Sph. Warnstorfii und Sph. cymbyfolium cingefunden haben und die Ueberführung des Grünlandsmoores in ein Hochmoor vorbereiten. Außer einzelnen Weiden- gebüschen, darunter auch Salix pentandra, sind Pedicularis palustris, Orchis lati- folia, 0. incarnata, Epipcictis palustris u. a. häufige Erscheinungen; am Ufer wachsen in Menge Typha latifolia und Phragmites communis. Hie Vermoorung im Seebecken dürfte hauptsächlich durch Potamogetonen erfolgen; wenigstens ist im Sobbinfließ Potamogeton natans sehr gemein. Diese Moorablagerungen sind besonders reich an dunkelgefärbten Humus- stoffen, welche dem Schlamm fast gänzlich fehlen, und sie erscheinen deshalb braun bis braunschwarz, bilden im feuchten Zustande weiche, gleichmäßig vertheilte, oft faserige Massen, die beim Trocknen auf Vio — Vs ihres Volumens reducirt werden und eine große Menge von Thierresten, deren Chitinpanzer mitunter 1/6 — Vs der ganzen Masse bilden, enthalten1)- Moorliebende Pflanzen der Tucheier Heide, a. der Hochmoore. 1. Holzgewächse. Frangula Ainus Mill. Besonders in Erlenmooren. Vaccinium uliginosum L. Selten dem Hochmoor fehlend. V. Oxycoccus L. Stets auf Hochmoor häufig. Andromeda poliifolia L. Selten fehlend. Calluna vulgaris Salisb. Nur im Iwitzer Bruch bemerkt. Ledum palustre L. Selten fehlend. Betula verrucosa Ehrh. Meist in Erlenhochmooren, selten dominirend. Salix cinerea L., S. aicrita L. und S. repens L. Immer mehr oder weniger zahlreich unter anderem Gehölz. Ainus glutinosa Gaertn. Häufig, besonders an Seeufern. Pinus silvestris L. Auf Erlenmooren meist eingesprengt; im Iwitzer Bruch ausschließlich herrschend. 2. Kräuter. Viola palustris L. Häufig in Erlenmooren. Drosera rotundifolia L. Moorsümpfe häufig. Dr. anglica Huds. Nur am Durra-See bei Osche. !) Vergl. RAMANN, Organogene Ablagerungen der Jetztzeit, in. Neues Jahrb. für Mineralogie. Beilage - Bd. X, S. 147. 33 144 Drosera intermedia Hayne. Waldmoor zwischen Rosochatka und der Försterei. Gircaea alpina L. In Erlenhochmooren, aber auch in Erlenbrüchern ohne Sphagna. Hydrocotyle vulgaris L Wie vorige. Bidens cernuus L. var. minimus (L.). Waldhochmoor zwischen Osche und Altfließ. Calla palustris L. Nur im noch wachsenden Hochmoor. 3. Gehälns. Scheuchzeria palustris L. Zwischen Sphagna , nur in noch im Werden be- griffenen Hochmooren. Triglochin palustris L. Häufig; auch auf Grünlandsmoor. Juncus squarrosus L. An den Rändern kleiner Waldhochmoore, nicht häufig. Rhynchospora alha Vahl. Besonders häufig am Durra-See. Eriophorum vaginatum L. Auf keinem Hochmoor gänzlich fehlend; erscheint meist gegen das Ende der Moorbildung. Car ex chordorrhiza Eiirh. Nur am Rosenthaler See in Polstern von Sphagnum medium. C. limosa L. Besonders in Hochmooren, welche sich noch in lebhafter Weiter- entwickelung befinden. C. filiformis L. Kommt auch in Grünlandsmooren vor. 4. Farnpflanzen. Aspidium Thelypteris Sw. In Erlenmoorbrüchern mit und ohne Sphagna. A . cristatum Sw. Nur in Waldhochmooren mit reicher Sp hagnum- Vegetation ; sehr verbreitet. A. spinul osum Sw. ) „ . , , , ~ .. , , . , T--7- /- • > Beide auch aut Grunlandsmoor. Athynum rihx jemma Kth.J 5. Moose. a. Lebermoose. Aneura latifrons Lindb. Blepharostoma trichophylla Dmrt, Cephalozia bicuspidata Dmrt. C. connivens Dmrt. C. media Lindb. C. fluitans (Nees). Jungermannia ventricosa DiCKS. J. anomala Hook. Scapania irrigua Nees. Geocalyx graveolens Nees. Calypogeia trichomanis Corda. Lepidozia reptans Nees. b. Torfmoose. Sphagna (Arten siehe weiter unten im Verzeichnis). 34 145 c. Laubmoose. Dicranellci cerviculata Schpr. Campylopus turfaceus Br. eur. Tetraphis pellucida Hedw. Splachnum ampullaceum L. Weber a nutans Hedw. var. longiseta Schpr. und var. sphagnetorum Schpr. Polytrichum gracile DiCKS. P. strictum Banks. Thuidium Blandowii Schpr. Auch auf Grünlandsmoor. Hypnum fluitäns Hedw. \ . , , . „ .. . , 7T . ^ [ Beide auch m Grunlandsmooren. H. strammeum DiCKS. j b. der Grünlandsmoore und Moorwiesen. 1. Holzgewäclise. Ribes nigrum L. In moorigen Erlenbrücliern. Betula verrucosa Ehri-i. Ainus glutinosa Gaertn. Salix p ent andra L., S. cinerea. L. und S. aurita L. Populus tremula L. 2. Kräuter. Ranunculus Lingua L, Torfmoor bei Kl. Kensau. Drosera obovata M. u. K. Sümpfe am Piaceczna-See bei Altfließ. Stellaria crassifolia Ehrii. Mit voriger. Comarum palustre L. In Torfmooren verbreitet. Epilobium palustre L. In Moorsümpfen. Saxifraga Hirculus L. Lasamoorwiese und am Sobbinfließ bei Osche. Hydrocotyle vulgaris L. Erlenbrüeher. Cicuta virosa L. Seeufer. Pimpinella magna L. Moor wiesen. Oenanthe aquatica Lmk. Torfbruch bei KL Kensau. Heracleum sibiricum L. Die im Gebiet auf Moorwiesen allein vorkommende Form. Valeriana dioeca L. Sumpfwiesen. V. officinalis L. Torfbruch bei KL Kensau. Ciner aria palustris L. Schlamminseln im Neumühler See. Cirsium oleraceum Scop. I C. acaule All. Moorwiesen. C. palustre Scop C. palustre x oleraceum. Torfbruch bei Kl. Kensau ; Moorwiesen am Schwarz- wasser oberhalb Altfließ; Lasawiese bei Osche. Campanula glomerata L. Torfbruch bei KL Kensau. Pedicularis palustris L. Sümpfe an Seeufern. 35 10 146 XJrtica dioeca L. Torfbruch bei Kl. Kensau. Acorus Calamus L. Schlamminseln im Neumühler See. Typlia latifoliä L. In alten Torfgruben und an Seeufern. Orchis latifolia L. I O. incarmta L. | Moorsümpfe. 0. maculata L. Häufig auf Moorwiesen am Miedzno-See. Epipactis palustris L. Desgleichen. Microstylis monophyllos Linde. Erlenmoor am Sobbinfließ. Paris quadrifolia L. Ebendort. 3. Geliälm. Triglochin palustris L. Scirpus palustris L. Sc. Tahernaemontani Gmel. Schlamminseln im Neumühler See. Eriophorum latifolium Hoppe. Sümpfe an Seeufern. Carex dioeca L. z. Th. Moorwiesen am Sobbinfließ. C. Goodenoughii Gay. In kleineren Sümpfen oft große Bülten bildend. C. Pseudocyperus L. Torfbruch bei Kl. Kensau. Calamagrostis lanceolatci Rtii. Ein kleines Waldmoor vor Schwiedt ganz überziehend. C. neglecta Fr. In tiefen Sümpfen an Seeufern. Sieglingia decumbens Bernh. In Torfmooren mit Grasnarbe. Molinia coerulea Mnch. Ebendort. 4. Farnpflanzen. (Siehe Hochmoorpflanzen). 5. Moose. a. Lebermoose. Riccia crystallina L. Marchantia polymorpha L. Aneura pinnatifida Nees. Pellia epiphylla Nees. Cephalozia bicuspidata (L.). Sphagna fehlen. Dicranum palustre Br. eur. Leucobryum glaucum Hpe. Tortella tortuosa Limpr. Funaria hygrometrica Hedw. Leptobryum piriforme Schpr. Bryum uliginosum Br. eur. Br. pseudotriquetrum Schwor. b. Torfmoose. c. Laubmoose. 36 147 Bryurn neodamense Itzigs. Br. duvalioides Itzigs. Mnium affine Bland. Mn. Seligeri Jur. Mn. undulatum Hedw. Mn. liornum L. Cinclidium stygium Sw. Aulaeominum palustre Schwgr. Amblyodon dealbatus P. B. Meesea tristicha Br. eur. Paludella squarrosa Ehrh. Philonotis fontana Brid. Thuidium tamariscinum Schpr. Th. Blandowii Schpr. Climacium dendroides W. et M. Campt otliecium nitens Schpr. Hypnum stellatum SCHREB. H. tenue (Schpr.) Klingg. B. aduncum Schpr. H. vernicosum Lindb. H. inter medium Lindb. H. fluitans Hedw. H. scorpioides L. H. giganteum Schpr. H. trifarium W. et M. H. cuspidatum L. 4. Die Formation der Gewässer. Da der Charakter der größeren und kleineren Flußläufe, sowie der Seen in der Heide schon im Vorhergehenden genügend gewürdigt worden, so er- übrigt nur noch, die von mir beobachteten Wasserpflanzen zusammenzustellen • es sind folgende: 1. Blutenpflanzen. Batrachium divaricatum Wimm. In der Bralie bei Schwiedt. Nympliaea alba L. | Nuphar luteum Sm. j In Seen nicht selten’ Myriophyllum spicatum L. In Seen und in Bralie und Scliwarzwasser. Rippuris vulgaris L. Glawka-See bei Poln. Cekzin. Utricularia vulgaris L. U. minor L. In Torfgruben zwischen Rosochatka und der Försterei. Elodea canaclensis Eich. In Seen und fließenden Gewässern häufig. Stratiotes aloides L. Im Czirno-See. Hydrocharis morsus ranae L. In Seen. 37 10* 148 Butomiis umbellatus L. Desgleichen. Potamogeton natans L. Sobbinfließ. P. fluitans Rtii. Im Schwarzwasser bei Altfließ nicht selten, aber nicht zur Blüte gelangend. P. alpinus Balb. In der ßrahe unterhalb der Eisenbahnbrücke bei Tuchei. P. lucens L. Ebendort. P. perfoliatus L. In Seen und in Brahe und Schwarzwasser. P. rutilus Wolfg. Im Pechhütter See bei Bahnhof Lindenbusch sehr zahlreich. P. pectinatus L. In Brahe und Schwarzwasser fluthende Wiesen bildend. Zannichellia palustris L. Im See bei Kl Kensau sparsam. Z. polycarpa Nolte. Im Glawka-See bei Poln. Cekzin. Lemna trisulca L. Besonders in Torfgruben oft Massenvegetation bildend. Sparganium minimum Fr. Waldsümpfe bei Osche. Phraqmites communis Trin. I Glyceria aquatica Wahlb. | n öeeu* 2. Moose. Riccia fluitans L. Cephcdozia fluitans (Nees.) Sphagnum cuspidatum (Ehri-i.) Russ. et Warnst. Sph. rufescens (Br. germ.) | Sph. crassicladum Warnst. J i01flöc^ei- Fontinalis antipyretica L. F. gracilis Lindb. Rhynchostegium rusciforme Sciipr. Amblystegium irriguum Schpr. Hypnum fluitans Dillen. H. scorpioides L H. giganteum Schpr. 3. Oharen. Chara fragilis Desv. Torfbruch bei Kl. Kensau. Ch. delicatula Ag. Im Pechhütter See bei Bahnhof Lindenbusch zahlreich. 4. Algen. Die wenigen gesammelten Algen sind von mir nicht bestimmt worden. 5. Die Formation der erratischen Blöcke. Außer in den Hauptflußthälern habe ich in der Umgegend von Tuchei und Osche fast gar keine Wanderblöcke bemerkt, und wo sie vorkamen, waren sie entweder ausschließlich mit Flechten bedeckt oder zeigten eine nur sehr spärliche Moosvegetation der gemeinsten Arten. Nur bei Kl. und Gr. Schliewitz waren dieselben so zahlreich über die Feldmarken gelagert, daß man sie zu Steinmauern auf den Feldrainen zusammengetragen hatte. Doch auch hier 88 149 fanden sich außer Ceratodon , Homalothecium sericeum und Hypnum cupressif orme meist nur Grimmia pulvinata, Schistidium apocarpum , Orthotrichum affine und Hedwigia ciliata. Die im feuchten, schattigen Walde im Brahe- und Schwarz- wasserthal vorkommenden Blöcke zeigten dagegen stets eine dichte Moos- decke verschiedener Species, von denen Pterigynandrum filiforme in der Hölle bei Schwiedt und Orthotrichum rupestre auf einem großen Blocke unterhalb der Eisenbahnbrücke am Braheufer erwähnt zu werden verdienen. Auf den unter Wasser in den Flußbetten lagernden Steinen wucherten Algen und Fontinalis antipyretica und F. gracilis in großen fluthenden Basen. Da damit so ziemlich die Pflanzengenossenschaften der Steine erschöpft sind, so ver- zichte ich auf eine specielle Aufzählung der einzelnen Elemente, welche sie zusammensetzen, und lasse nun nachfolgend die von mir in der Heide beob- achteten Moose in systematischer Beihe folgen. II. Verzeichnis der beobachteten und gesammelten Moose. A. Lebermoose. 1. Ordnung. Antlioceroteae. Anthoceros laevis L. Sehr spärlich auf einem feuchten, moorsandigen Acker beim Torfmoor unweit Bahnhof Sehlen bei Tuchei. A. punctatus L. Ebendort. 2 . Ordnung, ßicciaceae. Riccia fluitans L. Im Bosenthaler See bei Lippowo nordwestlich von Gr. Schliewitz. R. glauca L. Mit Anthoceros bei Bahnhof Sehlen und auf moorsandigen Aeckern bei Lindenbusch. H. sorocarpa Bisch. Mit voriger an denselben Standorten. — Wird von von Klinggraeff (Die Leber- und Laubmoose West- und Ostpreußens) nicht angegeben. Sicher in West- und Ostpreußen ebenso verbreitet wie in der Mark, doch entweder übersehen oder von R. glauca. nicht unterschieden worden. — Ich fand diese Art auch unter Bi cci en-Mater i al , welches mir im vorigen Jahre Herr Hauptlehrer Kalmuss in Elbing zusandte. II, bifurca Hoffm. Mit R . sorocarpa und R. glauca vergesellschaftet auf moorsandigen Aeckern bei Lindenbusch. — Auch diese Art giebt Klinggraeff für West- und Ostpreußen nicht an; wahrscheinlich ist sie bisher mit R. glauca verwechselt worden, von welcher sie sich aber augenblicklich durch die stark aufgewulsteten Laubränder unter- scheiden läßt; ist von Herrn Lehrer Gruetter auch in der Umgegend von Luschkowko, Kr. Schwetz, aufgefunden worden. R. crystallina L. Moor bei Kl. Kensau südwestlich von Tuchei; Aecker mit Moorsand bei Lindenbusch. 39 150 Rieda Huebeneriana Lindenb. Diese schöne charakteristische Art fand sich außerordentlich zahlreich in einigen nördlich von Osche gelegenen aus- getrockneten Feldtümpeln auf Thonboden. Die Exemplare waren im Juli noch etwas jung und zeigten die dieser Art bei der Sporenreife eigen- thüinliche schmutzig-purpurrothe Färbung erst in den Anfangsstadien. Aber auch ohne dieselbe ist diese ausgezeichnete Species stets an den unter der Lupe schon deutlich sichtbaren Lufthöhlen des Laubes zu erkennen, die sie mit voriger theilt, von welcher sie aber mit Leichtigkeit durch die regelmäßigeren Laubrosetten mit schmäleren Lacinien zu unter- scheiden ist. An begleitenden Phanerogamen fanden sich: Peplis Portula, Gypsophila muralis und Juncus bufonius. — Neu für Westpreussen. 3. Ordnung. Marcliantiaceae. Fegatella conica R.addi. Besonders häufig im Lasathale westlich von Osche, aber auch in fast allen Erlenbrüchern der Flußthäler. Marchantia polymorpha L. In den Sümpfen und Moorbrüchern gemein. Preissia commutata Nees. Nur in wenigen Exemplaren an Abstichen im Thale des Fließes bei Altfließ. 4. Ordnung. Jungermanniaceae. 1. Reihe. Frondosae. Metzgeria furcata Nees. Sehr häufig an Laubbäumen; aber in der Hölle bei Schwiedt auch an Abhängen auf Waldboden. Aneura pinnatifida Nees. In tiefen Sümpfen am Piaceczna-See bei Altfließ unter Cinclidium stygium und Hypnum scorpioides selten. A. latifrons Lindb. Am Erlenhochmoor am Sobbinfließ unweit Adlershorst auf faulenden Erlenwurzeln zahlreich. Pellia epiphylla Dillen (nach Gottsche). Auf Moorboden und an Bach- und Flußufern häufig. Blasia pusilla L. Osche, in einem ausgetrockneten Feldtümpel mit Tliongrund in Gesellschaft von Riccia Huebeneriana häufig; bei Altfließ im Thale des „Fließes“ an feuchten Böschungen. Fossombronia cristata Lindb. In wenigen dürftigen Exemplaren auf einem moorsandigen Acker beim Torfmoor unweit Bahnhof Sehlen bemerkt, war aber nicht werth zu sammeln. 2. Reihe. Foliosae. Chiloscyphus polyantlius Corda. Hölle bei Schwiedt am rechten Braheufer mit Pellia. Lophocolea bidentata Nees. In Kiefernwäldern zwischen Laubmoosen häufig und in zusammenhängenden Rasen. Ii. Hooheriana Nees (L. latifolia Nees). Spärlich auf einem von einem Quellbach am Schwarzwasser überrieselten Granitsteine. — Ob die von 40 151 Klinggraeff (Die Leber- und Laubmoose West- und Ostpr. p. 54) ange- gebene Pflanze von den aufgeführten Standorten wirklich hierher gehört, ist zweifelhaft. Die Bemerkung: „Man findet sie (L. latifolia) in dichten Rasen in trockenen Wäldern, an Hohlwegen u. s. w. auf sandigem Boden, während jene ( L . bidentato) an feuchten Stellen umherschweift, nie dichte Rasen, sondern höchstens dünne Ueberzüge bildet“, läßt sicher darauf schließen, daß Klinggraeff unter L. Hookeriana nur eine auch hier in der Mark in dürren Kiefernwäldern vorkommende dicht rasige Form von L. bidentata verstanden hat. Die wahre L. Hookeriana wächst stets auf überrieselten Steinen, z. B. im Bodethale des Harzes massen- haft, scheint aber in der norddeutschen Ebene selten zu sein. (Yergl. Limpricht, Kryptogamenflora von Schlesien, Lebermoose, p. 302). Lophocolea heterophylla Nees. An und auf faulenden Baumstümpfen sehr verbreitet. L. minor Nees. An bewaldeten Abhängen des Brahethales, z. B. Hölle bei Schwiedt, häufig. Blepharostoma trichophyllum Dmrt. Osche: Erlenhochmoor am Sobbinfließ zwischen Sphagnum fuscum mit Cephalozia media Lindb. Cephalozia divaricata (Smith) Heeg (Die Lebermoose Niederösterreichs. Yerh. d. k. k. zool.-bot. Ges. in Wien. Jahrg. 1893, p. 95). Osche: Kiefernwälder auf nacktem Boden, besonders in Gesellschaft von Buoc- baumia aphylla. C. byssacea (Roth) Heeg (1. c. p. 96). Bei Lindenbusch an der Lehmchaussee nach Wissoka. C. bicuspidata Dmrt. Tuchei: Torfmoor südlich von der Stadt. Osche: Sobbinfließ im Erlenhochmoor am Grunde alter Erlen auf Moorboden gemein, überhaupt auf Mooren sehr verbreitet. C. media Lindb. (C. multiflora Spruce, On Cephalozia , p. 37). Unterscheidet sich von der vorhergehenden Art besonders durch die schief inserirten und mit dem Dorsalrande weit herablaufenden Blätter. Tucliel: Erlen- moor hinter Bahnhof Sehlen. — Osche: Sobbinfließ, im Erlenhochmoor unter Sphagnum fuscum. Neu für West- und Ostpreussen. C. connivens Spruce. Tuchei: Torfmoor bei Sehlen mit Calypogeia Trichomanis und Cephalozia bicuspidata. 6\ fluitans (Nees) Spruce. Osche: Tiefe Hochmoorsümpfe am Durra-See unter Sphagnen zahlreich und besonders wasserreiche Vertiefungen ausfüllend. Klinggraeff zieht dieses Moos als Varietät zu Jung ermannia infl, ata Huds., mit welcher es aber auf keinen Fall in näherer Beziehung steht; schon die Lebensweise im Wasser und das ganz verschiedene Blattzell- netz lassen eine Vereinigung mit J. inflata nicht zu. Jungermannia barbata Schrb. Mit Keimkörnern zwischen Woziwoda und Grünau an Wegböschungen. 41 152 Jungermannia excisa (Dicks.) Lindbg. (J. intermedia Limpr. 1877). In Kiefern- wäldern auf Sandboden, besonders an Böschungen sehr verbreitet, z. B. Tuchei: Kiefernwald vor Eichberg und vor der Braheeisenbahnbrücke; bei Altfließ an sandigen Abhängen unter Kiefern. J. bicrenata Schmid. Osche: Am Wege nach Adlershorst an Wegböschungen auf Sandboden. — Von voriger sofort durch die stark verdickten Wände der Blattzellen zu unterscheiden. Da die Synonymie von J. excisa Lindb. und J. bicrenata sehr ver- wickelt ist, so lasse ich eine Aufklärung darüber folgen: J. excisa (Dicks.) Lindberg — J. excisa var. ß. crispata und J. ca- pitata Hook. (1813 — 1816). — J. intermedia var. y. capitata Nees (1836). * — J. intermedia Limpr. (1877). J. bicrenata Schmidel. — J. excisa Sm. (1813). — J. excisa gemmifera Hook. (1813 — 1816). — J. intermedia Lindenb. (1829). — J. commutata Hueben. (1834). — J. intermedia a. minor Nees. (1836). Die von Klinggraeff in Leber- und Laubmoosen p. 64 als J. excisa Hook, aufgeführte Pflanze ist der Beschreibung nach J. Limprichtii Lindb. (Synonym: J. excisa (Dicks.) Hook., vgl. Limpricht in Kryptogamenflora von Schlesien p. 282). .7. ventricosa Dicks. Gr. Schliewitz: Zwischen Rosochatka und der Försterei am Rande eines Waldhochmoores mit Ceplialozia bicuspidata. J. alpestris Schleich. Gr. Schliewitz: In einem Polster von Sphagnum com- pactum am Rande eines Waldmoores zwischen Rosochatka und der Försterei. J. anomala Hook. Osche : Erlenhochmoor am Sobbinfließ unweit Adlershorst über und unter Sphagnum-Rasen zahlreich. J. exsecta, Schmid. Wie vorige, mit Geocalyx graveolens und Lepidozia reptans. Scapania irrigua Nees. Tuchei: Torfbruch bei Bahnhof Sehlen. — Osche: in einem Moorbruch am Wege nach Altfließ sparsam und in unvoll- kommener Entwickelung, daher nicht gesammelt. Plagiochila asplenioicles N. et M. Im Brahe- und Schwarzwasserthale an be- waldeten Abhängen gemein. Geocalyx graveolens Nees. Osche: Erlenhochmoor amSobbinfließ auf morschen Wurzeln. Aus Westpreussen nach Klinggraeff bisher nur von einem Standort, aus Ostpreussen gar nicht bekannt. — Das Vorkommen dieses schönen, interessanten Lebermooses auf Hochmoor ist be- merkenswert!), da es sonst gewöhnlich nur am Rande von moorigen Waldbächen gefunden wird. Calypogeia Trichomanis Corda. In Torfmooren überall verbreitet; im Torf- bruch bei Bahnhof Sehlen mit Cephalozia connivens und C. bicuspidata. Lepidozia reptans Nees. Osche: Erlenhochmoor am Sobbinfließ an morschen Erlenstöcken häufig. 42 153 Ptilidium ciliare Nees (Blepharozia ciliaris Dmrt.). Sehr gemein, besonders am Grunde alter Kiefern und auf alten Birkenstämmen, seltener auf nackter Erde unter Laubmoosen in dürren Kiefernwäldern, var. pulcherrima (Web.). Osche: Waldmoor am Wege nach Klinger Krug auf einer alten Birke zahlreich c. fr. var. ericetorum Nees. Tuchei: Kiefernwald vor Schwiedt auf Sandboden. Radula complanata Dmrt. Sehr gemein an Laubbäumen aller Art. Madotheca platyphylld Dmrt. Im Cisbusch bei Lindenbusch auf alten Taxus- Stämmen sparsam. Frullania dilatata Nees. An Laubbäumen aller Art sehr häufig; im Kiefern- walde nach Eichberg bei Tuchei sogar an Kiefernstämmen! B. Torfmoose. a. Sphagna acutifolia. Sphagnum acutifolium (Ehrh.) Russ. et Warnst. In allen Waldmoosen mit die verbreitetste Art und in reichem Formenwechsel, var. versicolor Warnst. Pflanzen in den verschiedensten Abstufungen grün und roth gescheckt. — Zwischen Osche und Altfließ in einem kleinen Erlenmoorbruch. — Osche: Erlenhochmoor beim Czerno- See. — Gr. Schliewitz: zwischen Rosochatka und Försterei in Moorsümpfen. f. drepanoclada Warnst. Zwischen Wissoka und Mukrz in einem Birkenhochmoor. — Osche: Erlenhochmoor beim Czirno-See und Erlenmoor am Sobbinfließ. var. viride Warnst. Pflanzen oberwärts durchaus grün, nach unten meist ausgebleicht. — Osche: Kiefernhochmoor beim Durrasee und in einem Erlenmoorbruch an der Chaussee nach Klinger Krug. f. drepanoclada Warnst. Tuchei: Birkenmoor zwischen Wissoka und Mukrz; Erlenmoor hinter Bahnhof Sehlen. ■ — Osche: Erlenhochmoor am Sobbinfließ und Erlenmoor beim Czirnosee; zwischen Osche und Altfließ in einem Erlenmoorbruch. — Gr. Schliewitz: Rosenthaler See bei Lippowo. f. tenuis Warnst. (cT). Pflanze hoch, zart und schlank mit sichelförmig herabgekrümmten abstehenden Aestchen. — Osche: Erlenhochmoor beim Czirnosee. var. pallescens Warnst. Pflanzen oberwärts bleich bis blaßgrünlich, nach unten ausgebleicht. f. dasyclada Warnst. In sehr niedrigen, 4 — 5 cm hohen, dicht ge- drängten Rasen. — Osche: Am Ufer des Miedzno Sees an trockeneren Stellen. — ■ Gr. Schliewitz: Zwischen Rosochatka und der Försterei am Rande eines Waldhochmoores. var. flavo glaucescens Warnst. Pflanzen in den Köpfen gelblich, darunter grau- grün, nach unten gebleicht. — - Osche: Erlenhochmoor beim Czirno-See. 43 154 var. fusco-glaucescens Warnst. Pflanzen in den Köpfen gebräunt, darunter graugrün, nach unten ausgebleicht. — Mit voriger Form an demselben Standorte. var. palliclo-glaucescens Warnst. Pflanzen in den Köpfen durchaus bleich, da- runter blaßgrün, nach unten ausgebleicht. f. dasy- clrepanoclada Warnst. In dichten, 10 — 15 cm hohen Rasen; Aeste dicht gedrängt und sichelförmig abwärts gebogen. — Osche: Hoch- moor am Durra-See. Sphagnum subnitens Russ. et Warnst, var. griseum Warnst. — Altfließ: Am Ufer des Piaceczna-Sees an trockeneren Stellen. Sonst in der ganzen Pleide nicht weiter bemerkt. Sph. Warnstorfii Russ. var. virescens Russ. Pflanzen durchaus grün, nur unten ausgebleicht. — Osche: Sümpfe am Miedzno-See. f. squarros ula Warnst. Blätter besonders an den Schopfästen sparrig abstehend. — Osche: Erlenliochmoor beim Czirno-See. Neu. var. flavo-glaucescens Warnst, f. robusta Warnst. In den Köpfen schmutzig gelblich, darunter grün, nach unten gebleicht; Pflanze sehr kräftig. — Osche: Erlenhochmoor beim Czirno-See. var. versicolor Russ. Rasen in verschiedenem Grade grün und roth ge- scheckt. — Osche: Moorsümpfe am Miedzno-See; Moor am Sobbinfließ; Erlenhochmoor beim Czirno-See. — Gr. Schliewitz: Scldiewitzer Graben (P. Kahre!). var. purpurascens Russ. Ganz roth, namentlich im oberen Theile, selten wenig grün beigemischt, nach unten meist ausgebleicht. — Osche: Erlen- hochmoor beim Czirno-See. f. robusta Warnst. In bis 20 cm hohen, überaus kräftigen Rasen. - — Mit der gewöhnlichen Form an demselben Standorte; aber auch in Sümpfen am Miedzno-See. Sph. tenellum Klinggr. Nur auf Hochmoor am Durrasee nördlich von Osche bemerkt und zwar: var. versicolor Russ. Rasen schmutzig blaßroth, mit etwas Gelb gemischt. var. palliclo-glaucescens Warnst. In den Köpfen blaßgelblich bis bleich, da- runter bleichgrün, nach unten ausgebleicht. Sph. fuscum Klinggr. Auf Hochmooren verbreitet und dann mitunter Massen- vegetation bildend. var. virescens Russ. Im oberen Theile graugrün, nach unten blaßbräunlich oder gebleicht. — Osche. Erlenhochmoor beim Czirno-See und am Sobbinfließ var. pallescens Russ. Färbung ein blasses Braun, dem mitunter hin und wieder etwas Grün beigemischt ist. — Osche: Am Durra-See. var. fuscescens Russ. Färbung ein schönes Chokoladenbraun. — Osche: Beim Czirno-See und am Sobbinfließ. 44 155 var. fusco-viride Russ. Im oberen Tkeile grünlich, nach unten gebräunt. — Osche: Waldmoor links von der Chaussee nach Klinger Krug; beim Czirno-See und am Sobbinfließ. Sphagnum Girgensohnii Russ. In der Heide selten; nur in einem kleinen Erlen- moor zwischen Osche und Altfließ bemerkt. 0 b. Sphagna squarrosa. Sph. teres Angstr. var. imbricatum Warnst. Mit anliegenden Astblättern. — Osche: Erlen- hochmoor beim Czirno-See; Erlenbruch südwestlich vor dem Schwarz- wasser; Sümpfe am Miedzno-See; am Sobbinfließ. — Altfließ: Moor- sümpfe am Piaceczna-See. — Gr. Schliewitz: bei Lippowo am Rosen- thaler See. var. subsquarrosum Warnst. Mit theilweise sparrig abstehenden Astblättern. Tuchei: Erlenmoor hinter Bahnhof Sehlen. — Osche: Erlenhochmoor beim Czirno-See uud am Sobbinfließ. — Gr. Schliewitz: Schliewitzgraben (P. Kahre!) var. squarrosulum (Lesq.) Warnst. Astblätter überall sparrig abstehend. — Osche: Am Ufer des Czirno-Sees; Erlenhochmoor beim Czirno-See. — Gr. Schliewitz: Moorsumpf am Rosenthaler See bei Lippowo. Klinggraeff führt diese Form in „Die Leber- und Laubmoose“ p. 90 als Art auf und bemerkt, daß sich dieselbe durch ihre Zartheit und ihren ungefärbten Holzcylinder ebenso sehr von Sph. teres entferne, als sie sich dem Sph. fimbriatum nähere. Dem ist entgegen zu halten, daß diese Varietät nicht bloß in zarten, sondern auch in robusteren Formen auftritt, welche dem Sph. teres in dieser Beziehung gar nichts nachgeben. Außer- dem ist der Holzkörper keineswegs immer ungefärbt, sondern zeigt häufig genug die braunröthliche Färbung, welche Sph. teres und Sph. squarrosum eigen ist. Inwiefern sich var. squarrosulum dem Sph. fimbriatum , von dem sie im anatomischen Baue total verschieden ist, nähern soll, ist mir unverständlich. Klinggraeff giebt das Fehlen anatomischer Unterschiede zwischen Sph. teres und Sph. squarrosulum zu, ist aber im Irrthum, wenn er die Ansicht ausspricht, daß solche auch zwischen Sph. teres und Sph. squarrosum fehlen. Ganz abgesehen von dem verschiedenen Blütenstande (Sph. teres ist zweihäusig, Sph. squarrosum einhäusig), dem zarteren oder kräftigeren Bau, sowie der Art ihres Vor- kommens, sind beide durch die Form und Weiterentwickelung ihrer cT Aeste und durch deren Deckblättchen verschieden. (Vergl. Warn- storf, Contributions to the knowledge of North American Sphagna , in Bot. Gaz. 1890, no. 9. Sept. p. 224). Man wird deshalb niemals im Zweifel sein können, ob man eine Form zu Sph. teres oder zu Sph. squarrosum zu stellen habe. Sph. teres macht eben inbezug auf Blatt- richtung denselben Entwickelungsgang durch, wie Sph. squarrosum, Sph. 45 156 compactum u. a., bald sind die Astblätter durchaus dachziegelig überein- ander gelagert, bald z. Th., bald überall sparrig abstehend. Sphagnum squarrosum Pers. Sehr selten. Nur bei Osche in einem Erlenbruch an der Chaussee nach Klinger Krug bemerkt, und zwar: var. semisquar- rosum Russ. c. Sphagna cuspidata. Sph. cuspidatum (Ehrh.) Russ. et Warnst, var. submersum Schpr. Tuchei: Torfmoor bei Bahnhof Sehlen in Torfgruben schwimmend; Iwitzer Bruch; Moorsumpf zwischen Wissoka und Lindenbusch. — Osche: Waldmoor am Wege nach Chirkowa; hier auch mit Tilletia Sphagni Naw aschin. — Gr. Schliewitz: zwischen Rosochatka und der Försterei in einem W aldmoorsumpfe. Sph. Dusenii (Jens.) Russ. et Warnst. Tuchei: Torfmoor südlich von der Stadt. — Osche: Waldtümpel rechts am Wege nach Adlershorst. Sph. recurvum (P. B.) Russ. et Warnst. var. mucronatum (Russ. als Subsp.) Warnst. Stengelblätter dreieckig, spitz. — Tuchei: Torfmoor bei Bahnhof Sehlen und Moorsumpf vor der Brahe-Eisenbahnbrücke. — Osche: Am Durrasee und im Kiefernhochmoor in der Nähe desselben; Waldmoor links an der Chaussee nach Klinger Krug. var. amblyphyllum (Russ. als Subsp.) Warnst. Stengelblätter zungenförmig, mit abgerundeter, etwas ausgefaserter Spitze. — Gr. Schliewitz: Rosen- thaler See bei Lippowo. var. parvifolium (Sendt.) Warnst, (var. angustifolium Jens.). Tuchei: Moorsumpf vor der Brahe-Eisenbahnbrücke; Kiefernwaldmoor zwischen Bahnhof Lindenbusch und Wissoka; — Birkenhochmoor zwischen Wissoka und Mukrz. — Osche: Waldmoor links von der Chaussee nach Klinger Krug; Erlenmoorbruch südwestlich vor dem Schwarzwasser; tiefe Sümpfe am Miedzno-See; Erlenhochmoor am Sobbinfließ ; Hochmoor am Durra-See mit Sph. tenellum und Sph. medium ; Kiefernmoor unweit des Durra-Sees. Ueberall zahlreich und Massenvegetation bildeud. Sph. obtusum Warnst. Tuchei: Moorsumpf vor der Eisenbahnbrücke; Iwitzer Bruch. — Gr. Schliewitz: Am Rosenthaler See bei Lippowo. d. Sphagna subsecunda. Sph. subsecundum (Nees.) Limpr. (in Kryptogamenflora v. Deutschi. Bd. IV. 1. Abth. p. 119). Tuchei: Torfmoor südlich von der Stadt; Erlenmoor hinter Bahnhof Sehlen. — Osche: Kleiner Waldsumpf am Wege nach Adlershorst. Sph. contortum (Schultz) Limpr. (Vergl. Warnstorf, Revision der Sphagna in der Bryotheca europaea von Rabenhorst und in einigen älteren Sammlungen, in Hedwigia 1888. Heft 11 u. 12, p. 266 u. 267). Selten; nur in einem Waldmoor links von der Chaussee nach Klinger Krug. 46 157 Sphagnum ruf escens (Br. germ.) Warnst. (1896). Tuchei: Torfmoor südlich der Stadt und im Torfmoor bei Bahnhof Sehlen in Torflöchern schwimmend. Sph. crassicladum Warnst. Tuchei: Torfmoor bei Bahnhof Sehlen in Torf- gruben schwimmend. Sph. platyphyllum (Sulliv.) Warnst. Tuchei: Zwischen Gamr-Bülten im Torf- moor bei Bahnhof Sehlen. Die schwierige Gruppe der Sphagna subsecunda ist neuerdings von meinem Freunde Russow in „Zur Kenntniß der Subsecundum- und Cymbifoliumgruppe europ. Torfmoose" (Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands, 2. Ser. Bd. X, Lief. 4, p. 261 — 527, 1894) ausführlich behandelt worden. Da hier nicht der Ort ist, auf diese Arbeit näher einzugehen (das bleibt einer späteren Zeit Vorbehalten), so will ich versuchen, dem Leser nur eine ungefähre Vor- stellung von der Auffassung Russow’s inbezug auf die Arten typen dieser Gruppe zu verschaffen, um daran anschließend meine Ansicht über die Sache darzulegen. Russow unterscheidet folgende Typen: 1. Sphagnum contortum (Schultz) Warnst. 2. Sph. subsecundum (Nees) RüSS. 3. Sph. inundatum Russ. n. sp. 4. Sph. isophyllum Russ. 5. Sph. Gravetii Russ. n. sp. 6. Sph. Pylaiei Brid. Was zunächst die Nomenclatur vorstehender Arten anlangt, so habe ich Folgendes zu bemerken. Bereits im Jahre 1888 habe ich (in der Hedwigia, Hft. 11 u. 12, gelegent- lich der Revision der Sphagna in der RABENHORST’schen Bryotheca europaea u. s. w., p. 266 — 267) ausdrücklich heiworgehoben , daß nicht ich, sondern Limpricht der Erste war, welcher das Sph, contortum Schultz verum sicher erkannte und es mit Sph. laricinum Spruce identificirte; ich konnte nur seine mir brieflich gemachten Mittheilungen an den im BRiDEL’schen Herbar und in Funck’s Deutschlands Moose (No. 6) befindlichen Originalexemplaren be- stätigen. Es darf deshalb nicht geschrieben werden: Sph. contortum (Schultz) Warnst., sondern Sph. contortum (Schultz) Limpricht. — Ferner schreibt Russow: Sph. subsecundum (Nees) Russ., was gleichfalls nicht zu billigen ist, da Limpricht bereits 1888 (in Kryptogamenflora von Deutschland, Bd. IV. Abtheilung 1, p. 119 — 120) diese Art ganz und gar im Russow’schen Sinne auffaßt und ausführlich beschreibt, sodaß eine Verwechselung mit anderen Typen ausgeschlossen erscheint. Wenn Russow also hinter Sph. subsecundum (Nees) seinen Namen setzt, so ist das offenbar ein Verstoß gegen das Prioritätsgesetz. Will man den Formenkreis des Sph. subsecun- dum Nees im Russow’schen Sinne abgrenzen, so ist Sph. subsecundum (Nees) Limpr. zu schreiben. — In „Sphagnologische Rückblicke“ (Flora 1884) habe ich das Sph. platyphyllum Sulliv. im Gegensatz zu Sph. laricinum Spruce charakterisirt durch robusteren Bau, mehrschichtige Rinde und große, von den Astblättern kaum zu unterscheidende Stengelblätter. 158 Russow hat in ,, Beiträge zur Kenntniß der Torfmoose“ 1865 das Sph. subsecundum Nees in die beiden Haupttypenreihen „ Heterophylla “ und „Isophylla“ getrennt und führt zu seinem Typus ß. isophyllum als Synonyme Sph. subsecundum var. ß. contortum Schpr. und Sph. auriculatum Schpr. an, Beweis genug, um zu erkennen, welche Formen er damals unter isophyllum verstanden hat. Bei keiner der vier von ihm näher besprochenen Formen ist auch nur mit einer Silbe von der mehrschichtigen Stengelrinde die Rede, wodurch Sph. platypliyllum ausgezeichnet ist, und trotzdem überträgt er ohne Weiteres und ohne Ein- schränkung den Namen isophyllum auf Sph. platypliyllum , das von mir, wie ich glaube, zuerst in seinen wesentlichen Merkmalen erkannt worden ist. Ich bedauere deshalb, Russow’s Vorschlag, den in Rede stehenden Formenkreis als Sph. isophyllum unter seiner Autorschaft zu benennen, nicht acceptiren zu können, sondern jeder billig Denkende wird mir beistimmen, wenn ich nach wie vor denselben Sph. platypliyllum (Sulliv.) Warnst, nenne. Zu seinem Sph. inundatum citirt Russow folgende Typen als Synonyme: Sph. contortum (Schultz) Autorum ex parte. Sph. rufescens (Br. gerrn.) Warnst, ex parte. Sph. obesum (Wils.) Warnst, ex parte, und Sph. crassicladum Warnst, ex parte. Aus diesen Citaten geht schon zur Genüge hervor, aus was für hetero- genen Formen das Sph. inundatum zusammengesetzt sein muß; dasselbe gilt von Sph. Gravetii Russ., wozu dieselben Synonyme citirt werden. — Bei meinen langjährigen Untersuchungen der Porenverhältnisse in den Astblättern der Subsecunda kam ich schließlich dahin, dieselben als Ausgangspunkt für die Beurtheilung der zahlreichen sinnverwirrenden Formen dieser Gruppe zu nehmen, da ich fand, daß sie unter allen Merkmalen die am wenigsten schwan- kenden waren, und auf diesem Standpunkte stehe ich auch heute noch. Hat uns doch die Natur gerade durch die eigen thümlichen Verhältnisse der Poren auch in den übrigen Sphagnum-Grxrpipen, besonders in der Cuspidatum-Gruppe, werthvolle Hilfsmittel an die Hand gegeben, die einzelnen Typenreihen zu sondern und zu ordnen. Und selbst innerhalb der Subsecundum- Gruppe besitzen z. B. Sph. subsecundum im LiMPRiCHT’schen Sinne, Sph. contortum (Schultz) Limpr. und Sph. platypliyllum Porenverhältnisse, die wenig oder keinen Schwankungen unterworfen sind. Weshalb nun gerade bei den noch übrigen Typen dieser Gruppe dieselben so überaus wechselnd sein sollen, wie Russow meint, ist schwer einzusehen. Ich habe das in diesem Umfange nie finden können. Ja natürlich, wenn Russow zu seinem Sph. inundatum sowohl als auch zu Sph. Gravetii so heterogene Elemente bringt, dann müssen selbstver- ständlich auch die Porenverhältnisse innerhalb dieser großen Formencomplexe außerordentlich variabel sein. Man lese die Beschreibung dieser beiden Arten, und man wird es von vornherein aufgeben, darnach eine Form schicklich unterzubringen. 48 159 Doch ich will hier abbrechen und nachstehend eine Uebersicht geben von denjenigen Typen der Subsecunda, welche ich gegenwärtig als besondere Formen- reihen betrachte. Dabei sei bemerkt, daß die angegebenen Porenverhältnisse sich auf Stengel- und Astblätter des oberen Stengeltheiles beziehen. Die europäischen Sphagna subsecunda. 1. Rinde des Stengels 1 schichtig; Stengelblätter sehr klein, weniger als 1 mm lang; 3eckig-zungenförmig, fast ausnahmslos faserlos, Hyalinzellen nicht getheilt, nur innen gegen die Spitze mit großen ringlosen Löchern oder Mem- branlücken; Astblätter außen mit sehr vielen kleinen, dicht in perlschnurartig geordneten Reihen stehenden Poren an den Commissuren, innen fast porenlos, oder mit vereinzelten Pseudo- und wahren kleinen Löchern, besonders in der Nähe der Seitenränder. Sph. subsecundum (Nees) Limpr. 2. Rinde des Stengels 2 —3 schichtig; Stengelblätter klein, bis 1 mm lang, 3 eckig-zungenförmig, ohne oder mit Fasern im oberen Drittel, Hyalinzellen meist nicht septirt, nur innen in der oberen Hälfte mit sehr kleinen beringten Poren in den Zellecken. Astblätter außen bald mit wenigen, bald mit zahlreichen, über- aus kleinen (noch kleiner als bei Sph. subsecundum) Poren, innen fast porenlos. Sph. contortum (Schultz) Limpr. 3. Rinde des Stengels 1 schichtig. Stengelblätter größer, in der Regel länger als 1 mm, zungenförmig, stets mit Fasern in der oberen Hälfte, Hyalin- zellen häufig septirt, innen mit zahlreichen runden, schwachberingten oder nach unten ringlosen Löchern, gegen die Basis nur mit Spitzenlöchern, außen nur mit wenigen beringten Poren in den Zellecken des apicalen Blatttheiles. Astblätter außen mit größeren, zahlreichen, in Reihen stehenden beringten Poren, innen armporig, oft nur gegen die Seitenränder mit reihenweise geord- neten Lochern, ähnlich wie bei Sph . subsecundum. Sph. inundatum (Russ ex p.) Warnst. 4. Rinde des Stengels 1 schichtig; Stengelblätter ziemlich groß; stets mit Fasern in der oberen Hälfte; Hyalinzellen häufig getheilt, entweder nur außen mit zahlreichen, in Reihen stehenden, starkringigen Poren (gegen die Blattspitze mitunter noch mit 1 Reihe in der Mitte der Zellwand) und innen mit viel weniger, schwachberingten, nach unten ringlosen Löchern, oder beiderseits mit zahlreichen Poren. Astblätter außen mit Poren in perlschnur- artig geordneten Reihen, und innen mit solchen in fast allen Zellecken oder beiderseits reichporig. Sph. rufescens (Br. germ.) Warnst. (1896). 5. Rinde des Stengels mehr- (meist 2) schichtig Stengelblätter groß, zungenförmig, meist bis zum Grunde mit Fasern: Hyalinzellen in der Regel nicht getheilt, fast immer nur außen mit kleinen Ringporen an den Commissuren. Astblätter oval, gewöhnlich nur an der Außenfläche mit bald wenigen, bald zahlreichen sehr kleinen beringten Löchern an den Commissuren, innen poren- los oder mit vereinzelten Pseudo- und kleinen Ringporen in den Zellecken. Sph. platyphyllum (Sulliv.) Warnst. (1884). 49 160 6. Kinde des Stengels 1 schichtig; Stengelblätter groß, zungenförmig, meist bis zum Grunde fibrös, Hyalinzellen wenig septirt, innen mit zahlreichen be- ringten Poren in Reihen an den Commissuren, außen nur mit wenigen Pseudo- oder wahren Löchern im oberen Blattheile. Astblätter groß, innen mit zahl- reichen, oft in Reihen stehenden beringten Poren, außen mit viel weniger und fast nur Pseudoporen, von einzelnen wahren Ringporen unterbrochen, besetzt. Sph. crassicladum Warnst. (1896). 7. Rinde des Stengels 1 schichtig; Stengelblätter sehr groß, eiförmig, meist bis zum Grunde fibrös, beiderseits reichporig. Astblätter ebenfalls sehr groß, Porenbildung ähnlich wie bei Sph. inundatum, innen arm-, außen dagegen sehr reichporig. Sph. batumense Warnst. (1895) n. sp. 8. Rinde des Stengels 1 schichtig; Stengelblätter groß, zungenförmig, meist bis zum Grunde fibrös, beiderseits armporig oder Poren fast gänzlich fehlend. Astblätter oft sehr groß, beiderseits wie die Stengelblätter armporig oder ganz ohne Löcher, im letzteren Palle die Hyalinzellen mehr oder weniger durch Chlorophyllzellen verdrängt. Sph. obesum (Wils. Limpr.) Warnst. 9. Rinde des bei der europäischen Form fast ganz astlosen Stengels meist 1 schichtig, stets ohne hängende Zweige; Stengel- und Astblätter eiförmig, an der Spitze abgerundet, nur in der Größe verschieden; Hyalinzellen mit weit nach innen vorspringenden Fasern, aber stets beiderseits porenlos. Sph. Pylaiei Brtd. Zur Untersuchung der Porenverhältnisse der Torfmoose ist stets die Tinction der Blätter nothwendig, wozu sich am besten eine Lösung von Methyl- Violett eignet. e. Spliagna rigicla. Sphagnum compactum DC. var. sub squarrosum Warnst. Gr. Schliewitz; Am Rande eines kleinen Waldhochmoores zwischen Rosochatka und der Försterei mit Jungermannia alpestris Schleich. Scheint in der Heide sehr selten zu sein. f. Spliagna cymbifolia. Sph. cymbifolium (Ehrh.) Limpr. (in Kryptogamenfl. v. Deutschi. Bd. IV. 1. Abth. p. 103. — 1885). var. glaucescens Warnst. Osche: Moor beim Czirno-See; Waldmoor links von der Chausee nach Ivlinger Krug. f. squarrosula (Br. germ). Pflanzen graugrün, besonders im ganzen oberen Theile; Astblätter der abstehenden Zweige zum Theil oder überall mit der oberen Hälfte sparrig abstehend. — Tuchei: Erlenmoor hinter Bahnhof Sehlen. — Osche: Waldmoor links von der Chaussee nach Klingel* Krug; Moor am Sobbinfließ. var. flavo- glaucescens Russ. In den Köpfen mehr oder weniger gelblich, darunter mit etwas Blaugrün gemischt, nach unten gebleicht. — Tuchei: Torfmoor bei Bahnhof Sehlen. — Osche: Moor beim Czirno-See; am 50 161 Sobbinfließ; Ufer des Miedzno-Sees; Waldmoor links von der Chaussee nach Klingel* Krug. var. fusco-glaucescens Warnst. In den Köpfen schmutzig gebräunt, darunter mit wenig Grün gemischt, nach unten bleich bräunlich. — Tuchei: Torf- moor bei Bahnhof Sehlen. var. fusco-pallens Warnst. In den Köpfen bleich gelblich, nach unten ge. bräunt. — Osche: Erlenhochmoor am Sobbinfließ. var. glauco-pallens Warnst. In den Köpfen bleich bis schwach blaßgelb- lich, darunter blaugrün, nach unten ausgebleicht. — Tuchei: Torfmoor bei Bahnhof Sehlen. — Osche: Waldmoor südwestlich vor dem Schwarz- wasser; Moor beim Czirno-See; am Sobbinfließ; Waldmoor links von der Chaussee nach Klingel* Krug. var. pallescens Warnst. Ganze Pflanze bleich, fast weiß, ohne eine Spur von Grün. — Osche: Erlenhochmoor am Sobbinfließ. Sphagnum turfaceum Warnst, nov. spec. In schmutzig bräunlichen, graugrünen Rasen und von der Stärke eines Sph. cymbifolium. Rinde des Stengels 3 — 4 schichtig; Zellen weit und dünnwandig, reich- faserig und die Außenwände mit 3—6 (selten mehr) Löchern. Holzkörper bräunlich. Stengelblätter sehr groß, aus verschmälerter Basis nach der Mitte verbreitert und durch die breit nach innen umgeschlagenen Ränder in eine kappenförmige stumpfe Spitze auslaufend, bis gegen die Basis reich- faserig, innen mit zahlreichen runden Poren besonders gegen die Seiten- ränder, außen mit halbelliptischen Löchern in Reihen an den Commissuren, die gegen die Spitze in Membranlücken übergehen. Abstehende Aeste verlängert und nach der Spitze verdünnt, mit reich» faserigen und porösen Rindenzellen; ihre Blätter sehr groß, länglich- eiförmig und mit der oberen Hälfte ausgezeichnet sparrig abstehend (ob immer?); Porenverhältnisse ähnlich wie in den Stengelblättern. Chlorophyllzellen im Querschnitt breit-trapezisch (bis 12 g breit) selten breit-dreieckig), mit der längeren parallelen Seite am Innenrande gelegen, in der Regel beiderseits freiliegend. Hyalinzellen innen, soweit sie mit den grünen Zellen verwachsen, glatt. Tuchei: Torfmoor südlich von der Stadt. Diese Form steht zweifellos dem Sph. cymbifolium nahe, muß aber, besonders wegen ihrer breiten trapezischen Chlorophyllzellen, von diesem Typus getrennt werden, ebenso wie Sph. imbricatum) Sph. papillosum u. s. w. Auch mit Sph. degenerans Warnst, aus England steht sie durch die Form ihrer grünen Zellen in Verbindung, ist aber von diesem durch reichfaserige Stengel- und Astrindenzellen, sowie durch breitere und kürzere Hyalinzellen der Astblätter sowohl als auch durch ganz anderen Habitus verschieden. Wie Russow dazu kommt, das Sph. degenerans 51 11 162 neuerdings (1894) zu Sph. cymbifolium als Synonym zu stellen, begreife ich nicht. Wenn man in der Cymbifolium- Gruppe die Artentypen vor- nehmlich auf die Form des Querschnitts der Chlorophyllzellen in den Astblättern gründet — und das thut Russow auch — , so ist ganz unver- ständlich, wie man eine Form mit breit-trapezischen, beiderseits frei- liegenden Chlorophyllzellen, welche überdies fast faserlose Stengelrinden- zellen besitzt, in den Formenkreis des Sph. cymbifolium mit schmalen, dreiseitig-ovalen, rings gleich starkwandigen Chlorophyllzellen bringen kann. Das läßt sich nur dadurch erklären, daß Russow nach der Beschreibung des Sph. cymbifolium in „Zur Kenntniß der Subsecundum- und Cymbi- folium-G ruppe“ auch Formen mit trapezischen oder fast rectangu- lären und quadratischen grünen Zellen zu dieser Art rechnet. Ob sich das rechtfertigen läßt, möchte ich bezweifeln. Bei Sph. medium , Sph. centrale , Sph. papillosum und Sph. imbricatum bietet der Astblatt- Querschnitt fast immer dasselbe Bild und variirt wenig; wie sollte nun wohl die Natur dazu kommen, gerade bei Sph. cymbifolium eine Aus- nahme zu machen. Sph. clegenerans sowohl als auch Sph. turfaceum weichen von dem Querschnittstypus der Chlorophyllzellen des Sph. cym- bifolium viel mehr ab, als Sph. centrale {intermedium Russ.) von Sph. papillosum. Durch seine (bis 12 p) breiten Chlorophyllzellen erinnert Sph. turfaceum auffallend an sparrblättrige Formen von Sph. imbricatum var. affine , von dem es durch seine reichfaserigen Stengelblätter und innen weuiger reichporigen Astblätter abweicht. Auch zu Sph. pseudo- cymbifolium C. Muell. vom Himalaya tritt es durch seine Chlorophyll- zellen ebenso wie zu Sph. portoricense in Beziehung. Sphagnum centrale C. Jensen („Ein bryologischer Ausflug nach Tasjö“. Bihang tili k. svenska Vet.-Akad. Handlingar. Bd. 21, Afd. III. no. 10, p. 34 des Separatabdr.). Synonym: Sph. intermedium Russ. (1894). Neu für West- und Ostpreussen. var. glaucescens Russ. Färbung im oberen Theile durchaus blaugrün. — Osche: Erlenhochmoor beim Czirno-See; Waldmoor links von der Chaussee nach Klinger Krug. var. fusco-flavescens Russ. Braun vorherrschend, nur in den Köpfen gelb. Osche: Waldmoor links von der Chausse nach Klinger Krug, var. fiavo-fuscescens Russ. Gelb vorherrschend, braun wenig hervortretend. Osche: Waldbruch südwestlich vor dem Schwarzwasser, var. fuscescens Russ. Rasen fast ganz braun, gelb fast ganz verschwunden. Osche: Waldmoor links von der Chaussee nach Klinger Krug, var. pallescens Warnst. Rasen fast ganz bleich. — Gr. Schliewitz: Schliewitz- graben in einem Waldmoorbruch. (P. Kahre!) Da es in der Literatur bereits ein Sph. intermedium Hoffm. giebt, so war dieser Name nicht mehr frei und mußte durch einen neuen ersetzt werden. Jensen hat dafür Sph. centrale vorgeschlagen, der daran er- 52 163 innert, daß bei dieser Art die außerordentlich schmalen, meist spindel- förmigen Chlorophyllzellen häufig centrirt Vorkommen, wie bei Sph. medium. Erscheinen sie wirklich schmal spindelförmig, dann ist die innere frei- liegende Außenwand stark verdickt, wie bei Sph. papillosum , und außen werden sie von den stark vorgewölbten Hyalinzellen eingeschlossen. Geht die Spindelform aber in Tonnenform über (ähnlich wie bei vielen Subsecundum- Typen) dann sind die beiden freiliegenden Außenwände stark verdickt und das schmal -elliptische Lumen der Zelle wird voll- kommen in die Mitte zwischen die Hyalinzellen gerückt. Solche Formen sind dann mit äußerster Vorsicht von Sph. medium zu trennen, dessen elliptische Chlorophyllzellen ebenfalls stets centrirt sind. Sphagnum papillosum Lindb. var. sublaeve Limpr. Hyalinzellen innen, soweit sie mit den grünen Zellen verwachsen, äußerst zart papillös. — Tuchei: Torfmoor vor Bahnhof Sehlen ; Erlenmoor hinter der Bahnstation Sehlen ; Moorsumpf vor der Brahe-Eisenbahnbrücke. — Osche: Erlenhochmoor am Sobbinfließ und beim Czirno-See. Es ist auffällig, daß sich unter den zahlreich aufgenommenen Formen auch nicht eine mit normal ausgebildeten dichtstehenden Papillen in den Hyalinzellen der Astblätter vorgefuuden. Klinggraeff führt in ,,Die Leber- und Laubmoose West- und Ostpreussens“ Sph. papillosum für West- und Ostpreussen nicht auf und spricht dieser Art (ebd. S. 103) — meines Erachtens zu Unrecht — die Existenzberechtigung ab. Sph. medium Limpr. In allen Hochmooren die verbreiteteste Art und Massen- vegetation bildend. Folgende Formen wurden von mir gesammelt: var. purpurascens Russ. Im ganzen Rasen Roth vorherrschend, welches in den Köpfen und im unteren Theile in ein Braunroth häufig überzugehen pflegt; Grün und Gelb fast gänzlich fehlend. — Tuchei: Birkenmoor zwischen Wissoka und Mukrz und in einem Kiefernmoor in der Nähe desselben. — Osche: Hochmoor am und beim Durra-See in reichem Formenwechsel; kleines Waldmoor am Wege nach der Chirkowa; Erlen- hochmoor beim Czirno-See. — Gr. Schliewitz: Am Rosenthaler See un- weit Lippowo. var. glaucescens Russ. Im oberen Theile durchaus blaugrün, unten ausge- bleicht, mitunter mit etwas Braun gemischt; Roth fehlt gänzlich. — Tuchei: Torfmoor bei Bahnhof Sehlen ; Birkenmoor zwischen Wissoka und Mukrz. — Osche: Waldmoorbriicher links von der Chaussee nach Klinger Krug; kleines Waldmoor am Wege nach der Chirkowa; Moor am und in der Nähe des Durra-Sees. var. glauco -purpurascens Russ. In den Köpfen mehr oder weniger roth (das Roth mitunter in ein schmutziges Braunroth übergehend), darunter grün, nach unten gebleicht und häufig Braun beigemischt. — Tuchei: Iwitzer Bruch; Birkenmoor zwischen Wissoka und Mukrz. — Osche: Moor beim Czirno-See; Waldmoor links von der Chaussee nach Klinger r>3 11* 164 Krug; Moor am und beim Durra-See. — Gr.Schliewitz: ZwischenRosochatka und Försterei in einem Waldmoore und am Rosenthaler See. var. flavo-glaucescens Kuss. In den Köpfen gelblich, darunter blaugrün, nach unten ausgebleicht. — Osche: Erlenhochmoor beim Czirno-See; Hochmoor am Durra-See. Am ersten Standorte findet sich auch eine f. papillosa mit zarten Papillen an den Innenwänden der Hyalinzellen der Astblätter ähnlich wie bei Sph. papillosum var. sublaeve. Es ist das erste Mal, daß ich an einer europäischen Form des Sph. medium diese Verdickungserscheinungen an den inneren Wänden der Hyalinzellen zu beobachten Gelegenheit fand. Klinggraeff giebt solche auch an pallescenten nnd glaucesccnten Formen von Sph. cymbifolium an, bei welchem mir Papillen bis jetzt ebenso wenig vorgekommen sind, wie bei Sph centrale. Indessen möglich ist es, da ja bekanntlich auch in anderen Gruppen, z. B, bei den Squarrosis und Rigidis die Papillen bald vorhanden sind, bald fehlen. Wenn aber Klinggraeff wegen dieses Schwankens in der Papillenbil- dung das Sph. papillosum Lindb. nicht einmal als Varietät von Sph. cymbi- folium gelten lassen will, so ist das nicht gerechtfertigt, und zwar des- halb nicht, weil Sph. papillosum außer durch die Papillenbildung noch durch andere Merkmale (besonders durch Form und Lagerung der Chloro- phyllzellen) von Sph. cymbifolium gut unterschieden ist. Nach meiner Auffassung haben wir gegenwärtig folgende Typenreihen aus der Cymbifolium -Gruppe in Europa: 1. Chlorophyllzellen aus der Mitte der Astblätter im Querschnitt gleich- seitig- bis gleichschenkelig-dreieckig oder breit-trapezisch, mit rings gleich- starken Wänden, ihr Lumen mehr dem Innenrande genähert, daher nicht centrirt; Hyalinzellen außen stärker convex und hier die grünen Zellen ent- weder einschließend oder dieselben wie auf der Innenseite freilassend. a. Chlorophyllzellen breit, gleichseitig-dreieckig, außen im mittleren Blatt- theile stets von den stark vorgewölbten Hyalinzellen gut eingeschlossen; letztere innen, soweit sie mit den grünen Zellen verwachsen, meist (bei den europäischen Q Formen) mit sogenannten Kammfasern ; Stengel- rindenzellen reichfaserig; Querwände der Asti indenzellen gerade ver- laufend. Sph. imbricatum (Hornsch.) Russ. b. Chlorophyllzellen schmal gleichschenkelig dreieckig bis schmal trape- zisch, außen von den stärker vorgewölbten Hyalinzellen eingeschlossen oder beiderseits freiliegend; hyaline Zellen innen, soweit sie mit den grünen Zellen verwachsen, stets ohne Verdickungserscheinungen (Papillen); Stengelrindenzellen reichfaserig. Sph. cymbifolium (Ehrii.) Limpr. 1) Neuerdings sah ich auch aus Europa (Bayern und Umgegend von Batum) Formen ohne Kammfasern. 54 165 c. Chlorophyllzellen sehr breit (bis 15 p) gleichschenkelig-trapezisch, mit der längeren parallelen Seite am Innenrande des Querschnittes gelegen, auf beiden ßlattseiten freiliegend. Hyalinzellen durch die starke Verbreiterung der Chlorophyllzellen verhältnismäßig schmal und innen, soweit sie mit den grünen Zellen verwachsen, ohne Papillen; Stengelrindenzellen faserlos oder nur hin und wieder mit schwachen Andeutungen von Fasern; Stengelblätter bald faserlos, bald reichfaserig. Sph. degenerans Warnst. d. Chlorophyllzellen im Querschnitt breit (bis 12 p) gleichschenkelig- trapezisch (selten breit gleichschenkelig-dreieckig), mit der längeren parallelen Seite am Innenrande gelegen und in der Regel beiderseits freiliegend. Hyalinzellen viel breiter als bei voriger und innen, soweit sie mit den grünen Zellen verwachsen, glatt; Stengelrindenzellen reichfaserig; Stengelblätter fast bis gegen den Blattgrund fibrös. Sph. turfaceum Warnst, n. sp. 2. Chlorophyllzellen aus dem mittleren Theile der Astblätter im Quer- schnitt mehr oder weniger spindelförmig, mit centrirtem oder nahezu centrirtem elliptischem Lumen, und dann am Innenrande mit stark verdickter Außenwand freiliegend oder schmal-tonnenförmig, und in diesem Falle die beiderseits freien Außenwände stark verdickt. a. Chlorophyllzellen mit mittelbreiter freiliegender Außenwand auf der Blattinnenfläche; Hyalinzellen innen, soweit sie mit den grünen Zellen verwachsen, in verschiedenem Grade papillös; Hyalinzellen der Stengelblätter meist getheilt. Sph. papillosum Lindb. b. Chlorophyllzellen mit außerordentlich schmaler Außenwand ent- weder nur auf der Blattinnenfläche oder bei sclimal-tonnenförmiger Gestalt auch beiderseits freiliegend; Hyalinzellen, soweit sie mit den grünen Zellen verwachsen, glatt; hyaline Zellen der Stengelblätter nicht getheilt. Sph. centrale C. Jensen. 3. Chlorophyllzellen aus der Mitte der Astblätter im Querschnitt elliptisch, centrirt und beiderseits von den eine Strecke mit einander verwachsenen, auf beiden Blattseiten wenig vorgewölbten Hyalinzellen gut eingeschlossen, innen, soweit sie mit den grünen Zellen verwachsen, fast stets glatt, nur in den seltensten Fällen mit zarten Papillen; Stengelrinde schwach und armfaserig. Sph. medium Limpr. C. Laubmoose. I. Cleistocarpae. 1. Familie. Phascaceae. Mildeelia bryoides Limpr. Tuchei: Lehmig-thonige Brachäcker bei Schwiedt (Grebe). 55 166 II. Stegocarpae. 1. Tribus. Aerocarpae. 1. Familie. Weisiaceae. Hymenostomum microstomum R. Br. Braheabhänge bei Schwiedt (Grebe). Weisia viridula (L.) Hedw Oscbe: Wegböschungen am Wege nach den Zatocken am Lasabach auf* Lehmboden unter Laubbäumen. DicraneLla cerviculata (Hedw ) Schpr. Auf allen Hochmooren häufig; z. B. Iwitzer Bruch und Torfmoor südlich von Tuchei. Dicranum spurium Hedw. In dürren Kiefernwäldern stellenweise häufig. Tuchei: Wald vor Schwiedt selten; bei Woziwoda häufig in Frucht. — Osche: Vor der Chirkowa und rechts von der Chaussee nach Klinger Krug. D. Bergeri Bland. Tuchei: Bei Schwiedt in einem Waldbruche (Grebe). D. undulatum Ehrh. In den Kiefernwäldern meist Massenvegetation bildend. Tuchei: Wald vor Schwiedt und bei Woziwoda c fr.; auch auf den Berieselungswiesen bei Wasserfeld bemerkt. D. Bonjeani De Not. In Erlenhochmooren an modernden Baumstümpfen. Tuchei: Hinter Bahnhof Sehlen c. fr.; Osche: beim Czirno-See c. fr. und zwischen Osche und Altfließ c. fr. D . scoparium Hedw. In Kiefernwäldern Massenvegetation bildend. D. montanum Hedw. Am Grunde alter Kiefern und an alten Birkenstämmen im ganzen selten und immer steril. — Tuchei: Eichberg; zwischen Wissoka und Mukrz. — Osche: Chirkowa auf einer alten Birke; Waldbruch hinter Försterei Osche ebenfalls auf Birkenstämmen u. s. w. D. ßagellare Hedw. An morschen Baumstümpfen, am Grunde alter Kiefern- und Birkenstämme häufiger als vorige Art. — Tuchei: Hölle am Grunde einer alten Birke; Brahethal oberhalb der Eisenbahnbrücke auf einem modernden Baumstumpf. — Osche: Czirno-See; hinter Försterei Osche an einer alten Birke c. fr.; Chirkowa auf einem Birkenstamme; am Sobbin- fließ; am Grunde einer alten Kiefer an der Chaussee nach Klinger Krug; Waldmoor vor Klinger Krug auf einer alten Birke. Campylopus turfaceus Br. eur. Osche: kleines Hochmoor links am Wege nach der Chirkowa. — Gr. Schliewitz: Waldmoor zwischen Rosochatka und der Försterei, steril. 2. Familie. Fissidentaceae. Füsidens taxifolius Hedw. Tuchei: alter katholischer Kirchhof, auf feuchter schwarzer Erde zahlreich. — Osche: Weg nach den Zatocken an lehmigen Böschungen. JB. nanus Warnst, nov. spee. Pfänzchen sehr niedrig, 3 — 5 mm hoch, ganz einfach, nur am Grunde mit Rhizoiden. Blätter bis 5 paarig; die untersten sehr klein, ohne Dorsalflügel, ungesäumt, die nächst-oberen mit ungesäumtem Dorsalflügel und halb so langem Fortsatze wie der stengel- reitende Theil, die obersten Blattpaare kurz breit-eilanzettlich- 56 167 kurz zuge spitzt, mit weißlichem, oben lzellreihigem, nach unten 2—3 reihigem, unter der Spitze verschwindendem Saume und stets kürzerem Fortsatze als die Duplicatur. Blüten und Früchte unbekannt. Dürfte wegen des kürzeren Fortsatzes in F. tamarindifolius seinen nächsten Verwandten besitzen, von dem sich F. nanus durch nicht ästigen Stengel, die kürzeren, breit-eilanzettlicken Blätter, deren Dorsalflügel in den mittleren Blattpaaren ungesäumt ist, sofort unterscheidet Tuchei: An der Chaussee nach Eichberg an Böschungen auf sandigem Lehm von P. Kahre entdeckt. 3. Familie. Leucobryaceae. Leucobryum glaucum Hpe. In moosreichen, etwas feuchten Kiefernwäldern nicht selten; aber auch bei Tuchei im Torfbruch unweit Bahnstation Sehlen. Nur steril bemerkt. 4. Familie. Distichiaceae. Distichium copillaceum Br. eur. Tuchei: Abhänge im Brahethal bei Schwiedt (Grebe). 5. Familie. Leptotriehaceae. Leptotrichum tortile Hpe. Tuchei: Abhänge im Brahethal bei Schwiedt (Grebe). L. pallidum Hpe. Ebendort. (Grebe). 6. Familie. Ceratodontaceae. C er atodon purpur eus Brid. Auf Sandboden überall gemein, auch auf erratischen Blöcken. var. cuspidatus Warnst. Mit einer als Endstachel austretenden Blattrippe. Bei Tuchei: In Kiesgruben vor der Brahe-Eisenbal mbrücke bemerkt. 7. Familie. Pottiaceae. Didymodon rubellus Br. eur. Tuchei : Sehr zahlreich an der Chaussee nach Eichberg auf Sandboden. Brahethal oberhalb der Eisenbahnbrücke. Gr. Schliewitz: Am Schliewitzgraben (P. Kahre). Tortelia tortuosa Limpr. Tuchei: Brahethal, auf Torf (nicht auf Steinen, wie Klinggraeff angiebt) am trocken gelegten Rande eines Waldbruches bei Schwiedt c. fr. (Grebe nach brieflicher Mittheilung vom 3. 8. 1896) Kommt übrigens auch hier bei Ruppin auf Torfboden vor. Barbula unguiculata Hedw. Auf Sand- und Lehmboden bei Tuchei sehr gemein. B. fallax Hedw. Tuchei: Brahethal, Abhänge oberhalb der Eisenbahnbrücke auf Lehmboden. B. convoluta Hedw. Wegböschungen zwischen Woziwoda und Försterei Grüuau auf sterilem Sandboden sehr zahlreich fruchtend. hl 168* var. uliginosa Limpr. Tuchei: In einem Ausstich an der Eisenbahn vor der Brahebriicke in dichten compacten sterilen Rasen. Neu für West» und Ostpreussen. Tortula muralis (L.) Hedw. Tuchei: Mauer des neuen Kirchhofs. T. aestiva P. B. Tuchei: Grabsteine des alten katholischen Kirchhofs, mit voriger. T. subulata (L.) Hedw. Bei Tuchei im Brahethal an Abhängen ebenso häufig wie bei Osche im Schwarzwasserthale. Auch bei Kl. Kensau in einem Laubwaldbestande der Moorwiesen. T. papillosa Wils. Tuchei: Alter katholischer Kirchhof, an alten Linden. T. pulvinata (Jur.) Limpr. Ebendort. T ruralis (L.) Eiirh. Auf Sandboden und Strohdächern gemein; reich- fruchtend in Sandgruben an der Bahn bei Tuchei vor der Brahebrücke und auf Strohdächern in Neutuchei bei Eichberg. 8. Familie. Grimmiaceae. Schistidium apocarpum Br. eur. Tuchei: Auf erratischen Blöcken bei Ernst- thal und an der Chaussee vor Liskau. Grimmia pulvinata Sm. Tuchei: Mauer des neuen Kirchhofs. Racomitrium canescens Brid. Tuchei: In Sandgruben an der Eisenbahn vor der Brahebrücke reichfruchtend; bei Ernstthal auf erratischen Blöcken. 9. Familie. Hedwigiaceae. Hedwigia albicans Linde. Tuchei: Auf erratischen Blöcken bei Ernstthal und an der Chaussee von Liskau. — Osche: Klinger Krug. 10. Familie. Orthotrichaceae. Ulota Bruchii Hornsch. Tuchei: Hölle bei Schwiedt an jungen Buchen, selten. U. crispa Brid. Tuchei: Mit voriger an denselben Standorten. — Osche: Chirkowa an alten Buchen häufig. Orthotrichum anomalum Hedw. Oberförsterei Lindenbusch, auf Granitsteinen der Gartenmauer zahlreich. 0. diapkanum Schrd. Tuchei: An alten Weiden und Pappeln. 0. stramineum Hornsch. Tuchei: Hölle bei Schwiedt an Laubbäumen selten. Gr. Schliewitz: Am Wege nach Rosochatka an einer alten Zitterpappel. 0. patens Bruch. Lindenbusch: An Stämmen und auf Granitblöcken der Gartenmauer vereinzelt und selten. 0. pumilum Sw. Tuchei: An alten Weiden; bei Lindenbusch an Acer. 0. Schimperi Hamm. Mit voriger ebendort. 0. affine Schrd. An Feld- und Waldbäumen (bei Tuchei selbst an Kiefern bemerkt), sowie auf erratischen Blöcken gemein. 0. rupestre Schleich, Tuchei: Auf einem großen erratischen Blocke unter- halb der Brahe-Eisenbahnbrücke im Flusse mit 0. affine ; Lindenbusch auf Steinen der Gartenmauer. 58 169 Orthotrichum speciosum Nees. Bei Tuchei, Woziwoda und Lindenbusch an Weiden und Zitterpappeln, aber auch auf erratischen Blöcken häufig; bei Kl. Kensau in Laubholzbeständen der Moorwiesen an Populus tremula. 0. leiocarpum Br. eur. Osche: Chirkowa an Buchen selten. — Gr. Schlie- witz: Am Wege nach Rosochatka an einer alten Zitterpappel. 0. Lyellii Hook. Selten! Nur spärlich bei Tuchei an einer alten Weide in den Sandgruben an der Bahn vor der Brahebrücke. 0. obtusifolium Schrd. An alten Weiden und Zitterpappeln bei Tuchei, an Ac^f-Stämmen bei Lindenbusch und an Ebereschen bei der Oberförsterei Woziwoda. 0. gymnostomum Bruch. Tuchei: Hölle bei Schwiedt, an alten Zitterpappeln häufig, auch c. fr.; Gr. Schliewitz: Am Wege nach Rosochatka an einer alten Zitterpappel ebenfalls fruchtend. 11. Familie. Encalyptaceae. Encalypta vulgaris Hoffm. Tuchei: Chausseeböschungen nach Eichberg hin, sehr zahlreich auf Sandboden. E. contorta (Wulf.) Linde. (E. streptocarpa Hedw.). Tuchei: An Abhängen des linken Braheufers in der Hölle bei Schwiedt gemein; auch oberhalb der Brahe-Eisenbahnbrücke stellenweise sehr häufig und in ausgedehnten Rasen, wie im Gebirge, aber steril. Obgleich kalldiebend, kommt diese Art hier auf sandigem Lehmboden, ja auf grobkörnigem Sande vor und gedeiht vortrefflich. 12. Familie. Tetrapliidaceae. Tetraphis pellucida Hedw. Osche: Erlenkiefernmoor am Sobbinfließ auf alten Erlenstubben; auch anderwärts nicht selten. 13. Familie. Splachnaceae. Splachnum ampullaceum L. Gr. Schliewitz: Zwischen Rosochatka und der Försterei auf zwei von Kühen begangenen Torfmooren häufig. 14. Familie. Funariaceae. Physcomitrium piriforme Brid. Osche: In einem Waldgraben zwischen Stern- feld und den Zatocken sparsam. Funaria hygrom,etrica Hedw. Gr. Schliewitz: Unter Splachnum-Hasen auf einem Moor zwischen Rosochatka und der Försterei. 15. Familie. Bryaceae. Leptohryum piriforme Schpr. Tuchei: Kl. Kensau am Rande alter Torfgruben. Gr. Schliewitz: Zwischen Rosochatka und der Försterei unter Splachnum. Webera nutans Hedw. Im ganzen Gebiet häufig. var. bicolor (H. et H.). Osche: Im Kiefern walde vor Adlershorst stellenweise den Boden bedeckend. var. longiseta (Brid.). Häufig auf Hochmooren. — Tuchei: Torfmoor bei Bahnhof Sehlen; zwischen Wissoka und Mukrz in einem Kiefernhochmoor. 59 170 Osche: Waldmoor am Wege nach Eichwald. — Gr. Scliliewitz: Zwischen Rosochatka und der Försterei in einem Waldmoore, var. sphagnetorum Schpr. Tucliel: Sumpfwiesen am Südrande des Reviers Schwiedt (Grebe); Torfmoor bei Bahnhof Sehlen vereinzelt unter Sphagnum Rasen. Webera cruda (L.) Bruch. (Mscr.). An bewaldeten Abhängen in den Flußthälern. Tuchei: Hölle bei Schwiedt und zwischen hier und Pillamühl; Brahethal oberhalb der Eisenbahnbrücke. — Lindenbusch: Im Cisbusch an Abstichen in der Nähe der Badeanstalt. — Bei Schwiedt in Gesellschaft von Bryum Funchii und Lophocolea minor. W. albicans Schpr. Tuchei: Am Rande eines in Hochmoor übergehenden Camr-Sumpfes an der Eisenbahn vor der Brahebrücke, sparsam. Bryum penclulum Schpr. Tuchei: Ausstich am Seidener See, sparsam. Br. uliginosum Br. eur. Ziemlich verbreitet, besonders auf Moorboden. Tuchei: Brahethal in Erlenbrüchern oberhalb der Eisenbahnbrücke mit Fegatella und Amblyodon ; Schwiedt (Grebe). — Kl. Kensau: Torfbruch und Moorwiesen. — Osche: Moorgraben am Sobbinlließ. — Altfließ: Ausstiche im Thale des ,,Fliesses“. — Gr. Schliewitz: Am Schliewitzgraben(P. Kahre). Von dieser schönen Art erhielt ich 1894 durch Kalmuss eine eigen- thümliche Form von ganz fremdartiger Kapselform, welche derselbe bei Elbing auf einem feucht liegenden Kalkblocke im Pulvergrund am 10. Juni 1894 in wenigen Exemplaren aufgenommen hatte. Da sie mir neu zu sein schien, so nannte ich sie Br. Elbingense (in litt, ad Kalmuss); ich habe mich aber später überzeugt, daß sie in den Formenkreis des Br. uliginosum gehört und nenne sie var. reguläre . Blütenstand zweifelhaft; in den wenigen mir übersandten Pflanzen fand ich nur rein cT und § Blüten. J Pflanzen niedrig, untere Blätter klein, ungesäumt und nicht umgerollt; Schopfblätter viel größer, lanzett- lich, mit gelber, als langer, kaum gezähnter Endstachel aus- tretender Rippe; am Rande breit gelblich gesäumt und umgerollt. Zellen seehsseitig-rhomboidisch. cT Blüten vielblätterig, mit zahlreichen Para- physen Kapsel zur Reifezeit gelb, auf langem rothem Stiele hängend, regelmäßig, in der Mitte bauchig, nach der Mündung allmählich verengt, Hals etwas länger als 1/3 der Urne, Deckel kegelförmig spitz, wachsgelb. Peristomzähne am Grunde röthlich-gelb, dann blaßgelb; inneres Peristom dem äußeren anhaftend; Fortsätze fensterartig durch- brochen, Wimpern fehlen, Sporen im Mittel 31 g Durchmesser, gelb, fast glatt — Eine ähnliche Form sammelte auch Ruthe in der Mark unweit Dö'.zig bei Mohrin auf nassem Lehmboden. Br. intermedium Brid. Osche: Ausstich am Wege nach Sternfeld in wenigen dürftigen Räschen. Br. cuspiclatum Schpr. Tuchei: Sumpfgräben bei Schwiedt (Grebe). — Osche: Moorige Grabenränder am Sobbinfließ. 60 171 Bryum bimum Schrb. Tuchei: Ausgetrockneter Waldtümpel an der Chaussee zwischen Eichberg und Liskau. Br. caespiticium L. Tuchei: Chausseeböschungen nach Eichberg zu auf Sand- boden häufig. — Osche: Klinger Krug an sonnigen Abhängen des Schwarz- wasserthaies und an einer Steinmauer im Dorfe. Br. Funckii Schwgr. Tuchei: Bewaldete sandig-lehmige Abhänge im Brahe- tlial bei Schwiedt mit Webera cruda , steril. Hier bereits von Grebe in den Jahren 1883 — 84 gesammelt. Br. argenteum L. Meist steril, aber häufig. Br. capillare L. Tuchei: An den Abhängen im Brahethal häufig c. fr.; in einem dürren Kiefernwalde vor der Brahe-Eisen bahn brücke sparsam und steril. Br. pallens Sw. Gr. Schliewitz: Schliewitzgraben cT (P. Kahre). Br. pseudotriquetrum Schwgr. Tuchei: Quellsumpf im Brahethal bei der Eisen- bahnbrücke; Kl. Kensau im Torfbruch. — Osche: TiefeSümpfe amMiedzno- See und auf einer Moorwiese südwestlich im Walde vor dem Schwarz- wasser. — Altfliess: Ausstiche im Thale des „Fließes' var. gracilescens Schpr. Gr. Schliewitz: Quellsümpfe am Schliewitzgraben J (P. Kahre). Hier auch eine Form, welche der var. latifolium Lindb. nahe steht. Br. Duvalioides Itzigs. (1848). ln lockeren, am Grunde schwärzlichen, oben gelblich-grünen bis blaß- röthlichen, gegen 8 cm hohen Rasen. Steugel aufrecht, roth, bis zur Spitze gleichmäßig beblättert und unter dem Schopfe öfter mit einem Sproß, unten mit papillösen Rhizoiden. Blätter trocken wellig und etwas gedreht, feucht aufrecht bis fast sparrig abstehend, breit-oval, ganz- randig, plötzlich kurz zugespitzt, deutlich herablaufend, am Rande nirgends umgerollt, wenig hohl, fast flach, durch 2 — 3 Reihen nicht verdickter schmaler Zellen deutlich gesäumt, Saum meist unter dem kurzen Spitzchen aufgelöst. Rippe verhältnismäßig dünn, häufig unten roth, unter der Blattspitze verschwindend, Zellen sämmtlich sehr dünnwandig, breit-rhombisch oder kurz- sechsseitig bis zum Theil quadratisch, gegen den Blattgrund quadratisch bis kurz-rechteckig. Osche: Tiefe Sümpfe am Miedzno-See (P. Kahre). Neu für West« und Ostpreussen. Die Originale aus Sümpfen bei Neudamm (Mark), die ich im Laurer- schen Herbarium gesehen, weichen von der westpreußischen Pflanze nur durch etwas schmalere, am Rande durch 4 — 5 Reihen verdickter schmaler Zellen gesäumte, an der Spitze klein-gezähnte Blätter und stärkere Blatt- rippen ab, stimmen aber im übrigen mit derselben gut überein. Mit demselben Recht, wie Br. neodamense als Art anerkannt wild, muß auch Br. Duvalioides als solche betrachtet werden , da es von Br. pseudotri- quetrum ganz in demselben Maße abweicht wie jenes. Von dem letzteren Gl 172 ist die Pflanze, die man frisch für ein Mnium zu halten geneigt ist, so- fort durch die breit-ovalen bis länglich ovalen, mehr oder weniger plötz- lich zugespitzten, fast oder ganz flachrandigen Blätter mit unter der Spitze aufgelöster Rippe zu unterscheiden. JBryum neodamense Itzigs. Altfließ: Tiefe Sümpfe am Piaceczna-See, in Ge- sellschaft von Cinclidium stygium , Hypnum scorpioides , H. stellatum u. a. nn, steril. Bisher nur aus Ostpreußen von Lyck bekannt! Neu für Westpreussen. Rhodobryum roseum Schpr. Osche : Erlenkiefernmoor am Sobbinflicß steril. Mnmm cuspidatum Hedw. Tuchei: Kiefernwald vor Schwiedt; Kl. Kensau, Laubwaldbestände der Moorwiesen. Mn. affine Bland, var. elatum Lindb. Tuchei: Quellsumpf im Brahethal bei der Eisenbahnbrücke. — Osche: Tiefe Sümpfe am Miedzno-See. Erlen- bruch am Czirno-See im prachtvollen hohen Rasen. Auf dem alten kath. Kirchhofe in Tuchei fand sich eine Form als Uebergang zu var. integrifolium Lindb. Mn. Seligen Jur. Tuchei: Hölle bei Schwiedt in Erlenbrüchern am rechten Bralieufer und oberhalb der Eisenbahnbrücke. — Osche: Quellige Wiesen am Schwarz wasser; Prussinathal auf Sumpfwiesen. Mn. undulatum Hedw. In den Flußthälern, besonders Erlenbrüchern gemein. Mn. hornum L. Osche: Erlenkiefernmoor am Sobbinfließ an faulenden Stubben. Mn. stellare Hedw. Tuchei: Schattige Abhänge im Brahethal bei Schwiedt. Osche: Abhänge im Lasathale vor den Zatocken. Cinclidium stygium Sw. Altfließ: Tiefe Sümpfe am Piaceczna-See in pracht- vollen Rasen mit Fruchtansätzen und alten Kapselstielen. Bisher nur aus Ostpreußen von Lyck bekannt. Neu für Westpreussen. Limpricht und Klinggraeff geben für diese Art Juni und Juli als Fruchtreife an, was weder in der Mark noch in Westpreußen zutrifft. Am 27. Juli, wo ich das Moos bei Altfließ auffand, waren eigentlich erst nur die Seten mit der Haube entwickelt, das Sporogon dagegen war kaum im Ansatz vorhanden. Darnach dürfte die Reife in den Spätherbst fallen. 16. Familie. Aulacomniaceae. Aulacomnium androgynum Schwgr. Auf Waldboden und in Erlenbrüchern auf morschen Stubben häufig, aber steril. Au. palustre Schwgr. In Sümpfen, Wald- und Torfmooren sehr verbreitet und oft Massenvegetation bildend, meist steril. Im Torfbruch bei Bahnhof Sehlen auch mit Sporogonen bemerkt. 17. Familie. Meeseaceae. Amblyodon dealbatus P. B. Tuchei: Sumpfgräben bei Schwiedt (Grebe). Brahethal oberhalb der Eisenbahnbrücke in Erlenbrüchern. — Osche: Graben- ränder am Sobbinfließ. — Gr. Schliewitz: Schliewitzgraben (P. Kahre). Meesea tristicha Br. eur. Tuchei: Sumpfwiesen am Südrande des Reviers Schwiedt (Grebe). — Osche: Erlenhochmoor beim Czirno-See. 02 173 Paluclella squarrosa Ehrh. Tuchei: Sumpfwiesen am Südrande des Reviers Schwiedt (Grebe). — Osche: Tiefe Sümpfe am Miedzno-See steril. 18. Familie. Bar trami aceae. Bartramia ityphylla Brid. Tuchei: In einer buschigen Schluclit vor Höchberg südlich von der Stadt öehr spärlich. B. crispa Sw. Tuche!: Waldabhänge im Brahethal bei Schwiedt zahlreich in schönen hohen Polstern mit Encalypta streptocarpa vergesellschaftet. Philonotis fontana Brid. Tuchei: Quellsumpf im Brahethal bei der Eisen- bahnbrücke; Poln. Cekzin, Quellsümpfe am Glawka-See. — Osche: Quellige Sumpfwiesen am Schwarz wasser cp. — Gr. Schliewitz : Sümpfe am Schliewitz- graben (P. Kahre). Pli. caespitosa Wils. Gr. Schliewitz: Camr-Sumpf am Wege nach Rosochatka sehr spärlich. Ph. calcarea Br. eur. Tuchei: Kalkhaltiger Quellsumpf im Brahethale unter- halb der Eisenbahnbrücke cp. 19. Familie. Poly tri chaceae. Catharinaea undulata Web. et Mohr. Auf feuchtem Waldboden, in Brüchern u. s. w. gemein. Pogonatum urnigerum P. B. Tuchei: Feuchte schattige Wegböschung an der Chaussee zwischen Eichberg und Liskau. Polytrichum gracile Menz. Auf Hochmooren verbreitet; z. B. zwischen Wissoka und Mukrz und hinter Bahnhof Sehlen in einem Erlenmoor. P. formosum Hedw. Scheint selten; nur an bewaldeten Abhängen des Brahe- thals bei Schwiedt bemerkt. P. pilifemim Schrb. Auf Sandboden gemein. P. juniperinum Willd. An Wald- und Chausseerändern häufig. P. strictum Banks. Auf allen Hochmooren zwischen Sphagnum-Po\stQYi\ gemein. P. commune L. Nur bei Osche: Wald nach Klinger Krug bemerkt. P. perigoniale Michx. Tuchei: Woziwoda bei Hellfließ in den Berieselungs- wiesen in feuchtem Gebüsch am Hauptkanal. 20. Familie. Buxbaumiaceae. Buxbaumia aphylla L. Tuchei: Humose Waldränder bei Schwiedt (Grebe); dürrer Kiefernwald vor der Brahe- Eisenbahnbrücke vereinzelt. — Osche : Wegböschungen im Kiefern walde nach Adlershorst und nach der Chirkowa. 2. Tribus. Plenroearpae. 21. Familie. F'ontinalaceae. Fontino.lis antipyretica L. Auf überfluteten Steinen in der Brahe und im Schwarzwasscr massenhaft, aber steril. Auch in den Canälen der Be- rieselungs-Wiesen bei Woziwoda. F. gracilis Lindb. Mit voriger in der Brahe bei Schwiedt und ober- und unterhalb der Eisenbahnbrücke. Osche: Schwarzwasser bei Klinger Krug. 63 174 22. Familie. Neckeraccae. Neckera complanata Hueben. Tuchcl: Hölle und oberhalb der Eisenbahn- brücke an alten Eichen. — Osche: Wolfsschlucht bei den Zatocken; in der Chirkowa an alten Buchen. — Lindenbusch: Cisbusch an alten Taxus- Stämmen. var. secunda Grayet. Wolfsschlucht bei den Zatocken. Neu für West- und Ostpreussen. N. pennata Hedw. Osche: Wolfsschlucht an alten Buchen sehr häutig. Homalia trichomanoides Schpr. Tuchei: Hölle bei Schwiedt an alten Eichen. Osche: Chirkowa an alten Buchen. 23. Familie. Leucodontaceae. Leucodon sciuroides Schwgr. An Laubbäumen aller Art gemein, aber steril. Antitrichia curtipendula Brid. Selten. Tuchei: Hölle bei Schwiedt an alten Eichen. — Osche: Chirkowa an alten Buchen sparsam. 24. Familie. Leskeaceae. Anomodon longifolius Hartm. Osche: Wolfsschlucht und Chirkowa an alten Buchen. A. viticulosus Hook, et Tayl. Mit voriger Art in der Wolfsschlucht bei Osche c. fr. Thuidium tamariscinum Br. eur. Tuchei: Erlenkiefernmoor am Sobbinfließ. Th. recognitum Lindb Sehr häufig, auch in Frucht. — Tuchei: Hölle bei Schwiedt an Abhängen gemein. — Osche: Sobbinfließ im Erlenkiefern- moor; Wolfsschlucht bei den Zatocken; Lasathal an alten Erlen; Chirkowa, am Grunde alter Buchen. Th. Philiberti Limpr. (Th intermedium Philib.) — Tuchei: Wegböschungen auf lehmig-sandigem Boden vor Ernstthal, hier auch mit einem alten Sporogon bemerkt; zwischen Schwiedt und Eichberg an Böschungen auf Lehmboden. — Osche: Abhänge am Miedzno-See bei Adlershorst; Prussina- thal, an Abhängen. Neu für West- und Ostpreussen. var. pseudo-tamarisci (Limpr.) Ryan et Hagen (in Jagttagelser over Mossernes Udbredelse i den sydwestlige Del af Smälenenes Amt 1896, p. 127). Tuchei: Kl. Kensau in Laubwaldbeständen am Grunde von Laubbäumen. Neu für West- und Ostpreussen. Ist im Grunde genommen von Th Philiberti nur durch 3 fach gefiederte Stengel verschieden. Beide LiMPRiCHT’sche Arten : Th. Philiberti sowohl als auch Th. pseudo-tamarisci besitzen ziemlich grosse Stengelblätter, welche in eine lange, pfriemenförmige, aus 2 — 4 (selten mehr) hyalinen Einzelzellcn gebildete Spitze auslaufen, und ungewimperte Perichaetial- blätter, durch welche beiden Merkmale sie sich von Th. delicatulum unter- scheiden. Th. recognitum besitzt ebenfalls ungewimperte Perichaetialblätter, aber die Stengelblätter sind kurz zugespitzt und die Spitze wird voll- ständig oder nahezu vollständig von der verbreiterten Rippe ausgefüllt. 64 175 Thuidium delicatulum (L.) Mitten yar. tamarisciforme Ryan (1896) cj\ Stengel 2 — 3 facli gefiedert; Stammblätter in eine lange lanzettliche, plötzlich kurz gespitzte (nicht pfriemenförmige) Spitze auslaufend, Rippe weit in dieselbe eintretend, aber sie nicht ausfüllend; Endzeile der Ast- blätter 2 — 3 spitzig und gestutzt. Osche: Wolfsschlucht bei den Zatocken an Abhängen. Neu für West- preussen. Th. dubiosam Warnst, nov. spec. Fast so kräftig wie Th. tamariscinum. Stengel 2- und 3 fach gefiedert; Stammblätter groß, in eine lange lanzettliche, aber nicht pfriemenförmige, durch Einzelzellen gebildete Spitze auslaufend; Rippe weit in die Spitze eintretend. Astblätter mit gestutzter, 2 — 3 spitziger Endzeile. Perichaetialblätter ungewimpert, lanzettlich, am Rande umgerollt, ober- wärts gesägt, Rippe über der Mitte verschwindend. Tuchei: Hinter Bahnhof Sehlen in einem Erlenmoor am Grunde alter Erlen ?. Von Th. delicatulum durch ungewimperte Perichaetialblätter, von Th. Philiberti durch die nicht pfriemenförmige Spitze der Stammblätter, von Th. tamariscinum durch die gestutzte, 2— 3 spitzige Endzeile der Astblätter und wimperlose Perichaetialblätter verschieden. Läßt man Th. Philiberti als Art gelten, dann muß es auch mit Th. dubiosum ge- schehen, welches ebenso wie ersteres eine Mittelstellung zwischen Th. delicatulum und Th. recognitum einnimmt. Th. abietinum Br. eur. Tuchei: Wegböschungen vor Ernstthal und an der Chaussee nach Eichberg, steril. Th. Blandowii Br. eur. Tuchcl: Quellsumpf bei der Eisenbahnbrücke im Brahethal, steril. — Osche: Moor am Sobbinfließ c. fr. 25. Familie. Pter ogoniaceae. Pterigynanclrum filiforme Hedw. Tuchei: Hölle bei Schwiedt auf einem schattig liegenden erratischen Blocke, steril. 26. Familie. Orthotheciaceae. Pylaisia polyantha Br. eur. Tuchei: Hölle bei Schwiedt an Erlen wurzeln am Braheufer; Kl. Kensau, in Laubholzbeständen an Zitterpappeln häufig. Climacium dendroicles W. et M. In Sümpfen und moorigen Erlenbrüchern häufig, aber steril. Isothecium myurum Brid. Tuchei: Hölle bei Schwiedt an Abhängen und an alten Eichen. — Osche: Chirkowa, am Grunde alter Buchen; bei Klingen Krug auf erratischen Blöcken in einem Erlenbruch am Schwarzwasser. Homalothecium sericeum Br. eur. Tuchei: Hölle bei Schwiedt an alten Eichen c. fr.; oberhalb der Brahe-Eisenbahnbrücke an Abhängen, auch auf Sandboden mit Encalypta streptocarpa, aber steril. C5 176 27. Familie. Brachy theciaceae. Camptothecium lutescens Br. eur. Tuchei: Lehmige Böschungen an der Chaussee nach Eichberg zahlreich, aber steril. C. nitens Schpr. Tuchei: Quellsumpf bei der Eisenbahnbrücke im Brahethale. Osche: Tiefe Sümpfe am Miedzno-See, steril. Brachytliecium salebrosum Br. eur. Osche: Erlenmoor nach Ältfließ hin am Grunde von Laubbäumen spärlich. Br. Milcleanum Schpr. Tuchei: Woziwoda, auf den Berieselungswiesen bei Wasserfeld. Br. albicans Br. eur. Auf Sandboden an Böschungen häufig. Br. glareosum Br. eur. Tuchei: Abhänge im Brahethal oberhalb der Eisen- bahnbrücke - — Osche: Lehmige Wegböschungen zwischen Stern feld und den Zatocken steril. Br. velutinum Br. eur. An Abhängen in den Flußtliälern häufig. Br. curtum Lindb. Tuchei: Kiefernwald vor Schwiedt selten. Br. rutabulum Br. eur. Auf nackter feuchter Erde und am Grunde von Laub- bäumen häufig. Br. rivulare Br. eur. Tuchei: Oberhalb der Eisenbahnbrücke in quelligen Erlenbrüchern im Brahethal. — Osche: Wolfsschlucht auf Steinen im Lasa- bache; Klinger Krug in einem Erlenbruch am rechten Ufer des Schwarz- wassers. — Gr. Schliewitz: Quellsümpfe am Schliewitzgraben. Br. campestre Br. eur. Tuchei: Kiefernwald vor Schwiedt in schönen Rasen. Selten! Br. populeum Br. eur. Tuchei: Hölle bei Schwiedt auf schattig liegenden erratischen Blöcken. — Osche: Klinger Krug, in einem Erlenbruch am rechten Ufer des Schwarzwassers auf Granitblöcken (P. Kahre). Br* silvaticum Warnst, ihm. spec. In dichten gelblich-grünen, schwach glänzenden Rasen; einem sehr kräftigen Br. plumosum noch am ähnlichsten. Stengel kriechend, mit einfachen dicken, etwa 15 mm langen, an der Spitze häufig schwach sichelförmig gebogenen, aufrechten Aesten. Blätter aufrecht abstehend, mit Neigung zur Einseitswendigkeit, breit, kurz-eiianzettlieh, sehr kurz gespitzt, an der Spitze deutlich gezähnt, Pandzälme nach unten allmählich kleiner werdend und gegen die Basis verschwindend; an den Rändern nicht umgerollt, Rippe bis über die Blattmitte reichend. Zellen sehr eng und lang, an den schwach geöhrten, etwas herablaufenden Blattflügeln mit einer Gruppe großer aufgeblasener, quadratischer bis rectangulärer Zellen, welche von dem übrigen Zellnetze deutlich abgesetzt sind, ähnlich wie bei Br. rivulare , wahrscheinlich 2 häusig, da ich an der aufgenommenen Probe nur 184 Fegatella conica, Jungermannia riparia , Web er a albicans } Webera carnea , Philonotis fontana, Dicranella varia , Brachytliecium rivulare und Hypnum filicinum in üppigster Fülle und reichlich mit Sporogonien. An den Ausstichen der Waldwege behauptet in der Regel Dicranella heteromalla den ersten Platz. Auf weite Strecken hin dehnen sich ihre glänzend grünen Rasen aus, und nicht selten sind sie mit Leptotrichum homomallum , Webera cruda , W. annotina, Scapania curta und Sc. irrigua durchsetzt. Auch die Pygmäengeschlechter der Cephalozien und Jungermannien sind hier heimisch, an feucht schattigen Stellen haben sich namentlich die letzteren in reicher Artenzahl angesiedelt. Wird der Boden sandiger, so erhalten Atrichum undu- latum, Pogonatum urnigerum und P. aloides das Vorrecht; ziemlich selten ist Atrichum angustaium und sehr selten Pogonatum nanum zu finden. Reine Nadelwälder und Heiden treten im Gebiete nur in geringem Umfange auf, daher sind auch die charakteristischen Moose derselben, wie Dicranum undulatum , Racomitrium canescens , Thuidium abietinum, Hypnum Sommerfeltii und Hypnum Crista castrensis im großen und ganzen als Selten- heiten zu bezeichnen, auch Polytrichum piliferum und P. juniperinum stehen in Bezug auf Häufigkeit des Vorkommens den andern Arten ihrer Gattung nicht unerheblich nach. Fast in allen Wäldern der Höhe sind kleinere oder größere Moore an- zutreffen, in denen Sphagna vorherrschen. Einige Waldmoore, wie beispiels- weise das Bruch im nördlichen Theile des Rakauer Waldes, besitzen eine vollständig zusammenhängende Sphagnum- Decke, die in der Mitte des Sphagne- tums ungemein schwammig ist und von Andromeda Poliifolia und Vaccinium Oxycoccos durchrankt, stellenweise auch von Ledum palustre durchsetzt wird. Am Rande sind die Moore von einer oft schwer passirbaren Wasserzone um- geben, die sie vom festen Lande trennt. Auch der äußere Rand dieser Wasser- zone ist reich an Sphagnaceen; hier haben Sphagnum Russowii und Sph. Gir- gensohnii ihren Sitz. An trockenen Stellen kommen hin und wieder compacte Rasen von Sph. squarrosum var. imbricatum vor; ebenso sind Sph. intermedium und Sph. angustifolium , lezteres in den verschiedensten Varietäten, in der äußeren Randzone der Waldmoore zu finden. Die eigentliche Wasserzone ist meistens mit Sph. recurvum var. mucronatum besetzt, etwas weniger häufig tritt die Varietät amblyphyllum auf, oft werden beide von ausgedehnten Rasen des Sph. squarrosum var. semisquarrosum unterbrochen, während dieses Mooses stattlichste Form, die Varietät speciosum , die kleinen Waldbrücher bevorzugt und hier in solcher Ueppigkeit wuchert, daß die Brücher von ihr ganz aus- gefüllt werden, und die einzelnen Stengel durchweg eine Länge von V* m und darüber erreichen. Auch Sph. riparium und Sph. subsecundum sind meistens an das Wasser der Randzone unserer Waldmoore gebunden, doch kommen beide im Gebiete nicht häufig vor. Die schwammige Mitte der größeren Waldmoore besteht der Hauptsache nach aus Sph. medium: das hier 5 185 in allen Farbennüancen schimmert und nur ab und zu Rasen von Sph. cymbifolium und Sph. recurvum var. parvifolium neben sich Raum gönnt. Das große Torfbruch in den Rehbergen hat durch Torfstiche seinen ur- sprünglichen Charakter eingebüßt. Die verlassenen Torfgruben sind mit Sphagnum cuspidatum, Sph. recurvum var. mucronatum und var. amblyphyllum angefüllt; nur zwischen den Gruben finden sich noch Reste der früheren Moos- flora, meistens aus Sph. medium , Sph. cymbifolium und Polytrichum strictum bestehend; auch Campylopus turfaceus ist hier von Janzen gefunden worden. Ein von den anderen Waldmooren des Kreises etwas abweichendes Ge- präge hat das in der städtischen Forst Schönmoor belegene „Moosbruch“. Sein Rand ist zwar wie bei den anderen Brüchern von einer Wasser zone um- säumt, doch der innere Theil hat in seiner östlichen Hälfte ziemlich festen Boden und ist mit Hochwald, alten Kiefern und Birken, bestanden, deren Fuß oft dicke Polster von Dicranum montanum und Dicranum flagellare be- kleiden. Die westliche Hälfte nimmt allmählich nach der Rogauer Grenze hin einen wiesenmoorartigen Charakter an; es sind hier dichte Gebüsche von Frangula Ainus aufgeschossen, zwischen denen sich Rasen von Sphagnum Warnstorfii , Sph. acutifolium, Sph. quinqu efa r i u m , Sph. fimbriatum , Sph. teres und Dicranum palustre hinziehen. Die sumpfigen Stellen sind mit Seggen, namentlich Gar ex filiformis , besetzt. Die Hauptbewohner der sumpfigen Waldwiesen und der Erlensümpfe in den Wäldern sind Climacium dendroides , Mnium Seligeri, Mn. affine var. elatum und Hypnum cordifolium. In den stagnirenden Wassertümpeln sieht man auch wohl die Rosetten von Ricciella fluitans schwimmen, doch infolge der angelegten Abzugsgräben und der regenarmen Sommer ist das Moos seltener geworden. In einem Erlensümpfe bei Thalmühle wächst an Baumwurzeln und verrottetem Holze häufig Amblystegium radicale. Die Moore des freien Landes, die sich namentlich bei den Dörfern Trunz, Maibaum, Gr. und Kl. Stoboy vorfinden, haben in alter Zeit wahr- scheinlich eine ähnliche Beschaffenheit gehabt, wie die vorhin beschriebenen Waldmoore. Als später die Waldungen dahinschwanden, und bedeutende Torf- stiche auf mehreren Brüchern stattfanden, wandelten sie sich allmählich in Grünmoore um. Die verlassenen Torfgruben sind sehr wasserreich und in der Regel mit Hypnum fluitans und submersen Formen des Sphagnum recurvum angefüllt. In den mehr verwachsenen Gruben haben sich Thuidium Blandowii, Hypnum stramineum und H. giganteum angesiedelt, doch ist das letztere ziem- lich selten. Die zwischen den Torfgruben stehen gebliebenen Wände sind reich an Bryum- Arten , unter denen Bryum pseudotriquetrum, Br. bimum und Br. pallens vorherrschen. An den Rändern der Grünmoore trifft man oft schwellende Rasen von Philonotis calcarea und Fissidens adiantoides an. An sumpfigen Stellen wächst Sphagnum teres ; auch Hypnum cordifolium ist sehr verbreitet, was ebenfalls darauf hindeutet, daß die Brücher vor Zeiten mit Wald um- kränzt gewesen sind. Auf der schwankenden, schwer zugänglichen Decke 6 186 des „ Großen Moors“ bei Gr. Stoboy findet sich an verschiedenen Stellen in ausgedehnten Rasen das für unsere Provinz seltene Sphagnum contortum (Schultz) Limpricht; während das ebenfalls bei Gr. Stoboy gelegene „Lettke- moor“ das nicht minder seltene Sph. subnitens als Specialität aufzuweisen hat- Sph. Warnstorfii kommt auf mehreren Bruch ern der Höhe in verschie- denen Abänderungen vor, von denen besonders die schöne Varietät purpuras- cens auf dem ,, Großen Moor“ hervorzuheben ist. Fast auf allen Brüchern der Höhe ist Dicranum palustre zu finden; D. Bergeri habe ich dagegen nur auf dem ,, Kuhlenmoor“ bei Maibaum beobachtet. Dieses zwischen den Dörfern Maibaum und Blumenau gelegene Bruch ist das einzige der Elbiuger Flöhe, das einen annähernd hochmoorartigen Charakter hat; zwar erhebt sich seine Mitte nur äußerst wenig über die Randzone, aber seine zusammenhän- gende Sphagnum -Decke, der Hauptsache nach aus Sphagnum tenellum, Sph. fuscum und Sph. medium bestehend, erinnert lebhaft an die Moosflora der ostpreußischen Hochmoore. Als ich im Jahre 1883 das Moor zum ersten Mal sah, war es mit kleinen Kiefern, sogenannten ,, Kusselfichten“ bestanden und schwer zu betreten; jetzt sind die Kiefern bis auf wenige Stämme ver- schwunden, und ist das Moor bedeutend trockener geworden, obgleich es nur geringen Abfluß hat. Die zunehmende Austrocknung ist auf die Drainirung der umliegenden Aecker zurückzuführen. Versumpfte Wiesen kommen im freien Lande nur noch selten vor; fast überall hat man an sumpfigen Stellen Abzugsgräben angelegt, um den Graswuchs zu fördern. Nur hin und wieder, wo die Entwässerung sich als zu kostspielig erwies, trifft man noch kleinere Flächen quelligen Terrains an. Die den Sumpfwiesen eigentümliche Moosflora ist darum im Gebiete auch ziemlich schwach vertreten. Nur an drei Stellen fand ich das anderwärts gemeine Camptothecium nitens. Noch in den achtziger Jahren wuchs auf einer quelligen Wiese am Gänseberg bei Wittenfelde Philonotis marchica ; nach- dem die Wiese entwässert ist, ist das Moos nicht mehr aufzufinden. Von Harpidien ist bis jetzt nur Hypnum aduncum Schimper gefunden worden. Außer dem gemeinen H. cuspidatum treten noch am häufigsten Brachythecium Mildeanum und Hypnum filicinum auf; sehr zertreut wachsen Philonotis fontana) Amblystegium Kochii und Hypnum pratense. Auf den Aecker n der Höhe sind, besonders wenn sie als Kleefelder oder Brachen eine Zeit lang unbeackert bleiben, Phascum cuspidatum , Pottia intermedia und P. truncata sehr häufig, und überall gemein ist Eurhynchium praelongum. Infolge Drainirung der Felder und einer Reihe vorherrschend trockener Jahre sind Riccien in der näheren Umgebung Elbings selten an- zutreffen; auf den weniger cultivirten Aeckern der Höhe sind sie jedoch stellenweise recht häufig. Bei Grunau Höhe fand ich lliccia sorocarpa Bischoff neu für West- und Ostpreußen, und auf Aeckern bei Wöcklitz tritt neben Riccia glauca häufig R. bifurca Hoffmann auf, die sich durch die 7 187 wulstigen Ränder und die muldenartige Vertiefung des Laubes auch äußerlich beim ersten Blicke kennzeichnet. Sehr ergiebig sind in bryologischer Beziehung die Böschungen der Hohlwege, die Ufer der Gräben, die sich an den Seiten der Wege hinziehen, die Acker raine und die kurzgrasigen, oft buschigen Hänge der Feld- schluchten. Yon den wichtigsten der hier vorkommenden Moose nenne ich: Anthoceros punctatus , A. laevis, Blasia pusilla, Alicularia scalaris , A. minor, Cephalozia divaricata , Jungermannia intermedia , J. bicrenata , J. sphaerocarpa , Ephemer um s er rattern, Weisia viridula, Dicranella humMis , Timnvia neglecta Warnst., Thuidium delicatulum Schimper, Th. Philiberti Limpricht, Camptothecium lutescens, Brachythecium glareosum , Eurhyn- chium atrovirens , Hypnum protensum Brid., H. chrysophyllum und Th arcuatum. In den Straßen der Vorstädte Elbings ist zwischen den Pflastersteinen Bryum argenteum gemein; an feuchten Stellen wächst auch Marchantia poly- morpha , die man durch Aufschütten von Viehsalz zu vertilgen sucht. Auf alten Ziegeldächern sieht man oft apfelgroße Polster von Grimmia pulvinata. Am nördlichen Gemäuer der St= Marienkirche ist Tortula muralis zu finden, und auf den verwitterten Grabsteinen der Friedhöfe kommen Orthotrichum anomalum , 0. diaphanum und Schistidium apocarpum in Menge vor. Nachdem ich somit ein allgemeines Bild der Moosvegetation des Gebietes vorgeführt habe, möge es noch gestattet sein, einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der Moosforschung in unserem Kreise zu werfen. Der erste Botaniker, der nachweislich nach Moosen in der Umgegend Elbings gesucht hat, war Apotheker IIuEBNER-Braunsberg; er hat in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts hier botanisirt, und von seinen Funden ist besonders Racomitrium fasciculare, das er auf Gestein am ,, Seeteiche“ fand, zu erwähnen. Der zwischen Dambitzen und Stagnitten gelegene ,, See- teich“ ist ein sehr tiefes Gewässer, das in früherer Zeit mit dichtem Walde und zahlreichen erratischen Blöcken umgeben war; jetzt sind Wald und Steine längst verschwunden, auch das Moos ist nicht wieder aufgefunden worden. Von den Botanikern Elbings haben sich der verstorbene Kaplan Hohen- dorf und Herr Apotheker Janzen um die Erforschung der Moosflora unseres Kreises sehr verdient gemacht. Hohendorf botanisirte im Gebiete am Ende der sechziger und Anfangs der siebenziger Jahre des Säculums und hat eine Reihe seltener Moose für den Kreis constatirt; zu ihnen gehören Sphagtium subnitens , Sph. rufescens, Dicranella crispa, D. rufescens, D. subulata , Bryum erythro carpum, Br. badium , Br. Funhii , Hypnum reptile und Timmia megapolitana (?). Das letztgenannte, im Jahre 1870 von Hohendorf entdeckte Moos ist zur Zeit noch in mehreren größeren Polstern am alten Standorte vorhanden; doch wird es jetzt wohl dem Geschicke verfallen, daß es seinen Namen ändern muß. Herr C. WARNSTORF-Neuruppin, dem ich von verschiedenen Rasen Proben des seltenen Mooses zur Untersuchung übersandte, ist nach 8 188 eingehender Vergleichung mit der ecliten Timmia megapolitana , deren Heimat wohl Nordamerika sein dürfte, und die außerdem noch aus den Pyrenäen und von drei Standorten aus Deutschland bekannt ist, zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Elbinger Pflanze nicht zu T. megapolitana gehören kann, sondern einen neuen Typus dieses artenarmen Genus darstellt. Sie unterscheidet sich von T. megopolitana 1. durch dichtere, höhere, bis unter die Jahrestriebe mit papillösem Wurzelfilz verwebte Rasen; 2. durch die von unten bis oben gleichmäßig beblätterten, gabeitheiligen Stengel; 3. durch kürzere, kurzzugespitzte, weiter herab an den Seitenrändern gezähnte Blätter, welche sich feucht ausbreiten und dann fast sparrig abstehen ; 4. durch heteröcische Blüten (am Grunde der Jahrestriebe finden sich, scheinbar seitenständig, oio mm lang und 0,ooe — 0,oos mm breit. Der größte Procentsatz der Sporen hat einen Durchmesser von 0,oo7 — 0,oos mm. Der ähnlichste Pilz ist L. vellereus , mit dem er bis jetzt verwechselt worden ist. Unterschiede sind: 1. Hut etwas kleiner, 2. Hut unregelmäßig gewellt, nicht gleichmäßig regelmäßig rund, am Rande eingerollt, 3. Hut und Stiel- oberfläche kahl, nie filzig, 4. Fleisch und Lamellen in der Jugend grünlich weiß, später zart weiß, nicht anfangs weiß und später gelblich werdend, 5. Lamellen- schneidc scharf, nicht breit stumpf, 6. Milch fehlt, fließt bei L. vellereus dagegen stets reichlich. Die anderen ähnlichen Pilze, L. piperatus und L. pergamenus, haben gedrängte Lamellen. L. resimus ist zottig. 2. Hutoberfläche flaumig bis zottig. A. Lamellen entfernt, weiß. 4. Lactarius vellereus Fries. Der Wolisch warn m wächst in allen Wäldern bei Elbing in großer Menge. Von Herrn Hennings, Custos am botanischen Museum zu Berlin, ist er im Kreise Schwetz häufig im Plocliot- schiner- und im Oscher Walde, vereinzelt bei Buschin gefunden. Er wächst im Spätherbste, im September und Oktober, wohl auf denselben Stellen aber nie- mals gleichzeitig mit L. piperatus. Wenn L. vellereus auftritt, findet man von L. piperatus im Walde keine Spur mehr. Das erschwert das Vergleichen der Pilze. Der Wollschwamm ist ein sehr großer Pilz. Exemplare von 20 cm Hut-Breite findet man häufig. Die weiße Hutoberfläche ist wollig flaumig, der regelmäßige, anfangs stark eingerollte Rand dicht wollig filzig bekleidet. Der 4 cm hohe, 2 — 3 cm breite, volle Stiel ist ebenfalls wollig flaumig be- kleidet. Das derbe feste Fleisch schmeckt sehr scharf, und ist in der Jugend weiß, später schwefelgelblich gefärbt. Die Lamellen stehen sehr entfernt, sind 3 — 5 mm breit, von weißer, später weißlichgelber Färbung, dick, stumpfschneidig. Die weiße, später etwas schwefelgelb werdende Milch fließt sowol bei jungen wie auch bei alten Exemplaren reichlich und nicht spärlich, wie man in den deutschen Pilz werken bis jetzt überall angegeben findet. Dieser Begriff „spärlich“ ist wahrscheinlich daher entstanden, daß man den L. exuccus Otto, welcher fast keine Milch hat, nicht genau kannte und mit zu der Art L. vellereus zählte. Die weißen, stacheligen Sporen sind rund- lich, 0,oo6 — 0,oo9 mm im Durchmesser, einige auch kurz elliptisch, 0,oo9 — 0,oi2 mm lang und Ö,oos — 0,oo9 mm breit. Die am nächsten stehenden Pilze sind L. exuccus Otto und L. resimus Fries. Von L. exuccus unterscheidet er sich durch die wollige Hut- und Stiel- 5 223 Oberfläche, die reichlich fließende Milch und die Farbe der Lamellen und des Fleisches. L. resimus hat viel zottigeren Hutrand, gelbe Lamellen und hohlen Stiel. Die weniger ähnlichen L. piperatus und L. pergamenus haben sehr ge- drängte Lamellen und glatte Hut- und Stieloberfläche. B. Lamellen gedrängt, gelb-ockerfarbig, a. Stiel hohl. 5. Lactarius resimus Fries. Der eingebogene Milchling ist von mir im Monat September auf der Frischen Nehrung bei Kahlberg in der Globb hinter dem Ivameel unter Birken im hohen Grase in großer Anzahl gefunden und in früheren Jahren von mir nur übersehen worden, weil er dem L. vellereus sehr ähnlich ist. Er gehört zu den größten Pilzen, mit 8 — 20 cm breitem, 8 — 15 mm dickfleischigem, tief trichterförmigem Hute. Derselbe ist centrrd gestielt, anfangs zwar weiß, wird aber bald mit citronengelben Flecken ge- ziert. Die Oberfläche ist weißlich zottig,' besonders am stark eingerollten Rande. Hier werden die Zotten bald ockergelblich. Stiel 4 cm hoch, 1 — 4 cm dick, außen weiß, kahl, innen hohl. Fleisch weiß, scharf beißend schmeckend. Lamellen hell ockergelb, sehr gedrängt stehend, 4 — 7 mm breit. Die reichlich fließende, scharf schmeckende, anfangs weiße Milch wird schnell schwefelgelb. Die Sporen sind nur klein. Die meisten sind rund, 0,oog mm im Durchmesser, einige etwas elliptisch, 0,oc6 mm lang und 0,oo7 mm breit. L. resimus , L. vellereus und L. exuccus sind, aus einer Entfernung von wenigen Schritten gesehen, sehr ähnlich und werden daher selbst von Botanikern sehr oft verwechselt und übersehen. L. resimus unterscheidet sich von L. vellereus durch den hohlen glatten Stiel und die ockergelben Lamellen, von L. exuccus durch den zottigen Hut, ebenso auch dadurch von den beiden andern glatten Pilzen L. piperatus und L. pergamenus . Der nur viel kleinere, aber sonst ähnlichste L. pubescens hat einen vollen Stiel. b. Stiel vollfleischig. 6. Jjactarius pubescens Fries. Der flaumige Milchling wächst auf der Frischen Nehrung bei Kahlberg am Ostseestrande, unter Birken im Grase. Vor mehreren Jahren fand ich ihn im August in größerer Anzahl. In den letzten drei Jahren habe ich aber vergeblich nach ihm gesucht. Entweder ist die Witterung seinem Wachstume nicht günstig gewesen, oder ich bin zu un- rechter Zeit an dieselben Stellen gekommen. Von Herrn Hennings ist er im Kreise Schweiz an Torfstichen im Bankauer Walde gefunden worden. Der Pilz ist von allen weißen Lactarius- Arten am kleinsten. Hut 5 — 8 cm breit, flach gewölbt, wenig trichterförmig, 5 — 7 mm dickfleischig. Oberfläche filzig, am Rande zottig, weiß gefärbt, in der Mitte besonders und auch am Rande gelb ockerfarbig. Stiel 2 — 4 cm hoch, 8 — 12 mm dick, meistens nach unten zu verjüngt, aber oft auch gleich dick, ja sogar nach oben kegelförmig dünner; außen flaumig bereift, weiß mit ockergelben Flecken, innen voll, festfleischig. 6 224 Das feste Fleisch schmeckt beißend. Lamellen dicht gedrängt, schmal, nur 2 — 3 mm breit, gelb ockerfarbig. Die weiße, reichlich fließende Milch schmeckt scharf beißend. Der Pilz ähnelt ungemein dem L. torminosus , welcher nur eine rötlichere Hut- und Stielfärbung aufweist. Man könnte leicht zu dem Glauben verleitet werden, daß dieser Pilz, da er hier an dem Seestrande wächst, durch die Ein- wirkung der Seeluft seine rötliche Farbe zu der weißlichen mit den ocker- farbigen Flecken verändert habe, wenn man nicht auch in demselben Walde den L. torminosus in seiner rötlichen Färbung findeu würde, dessen Stiel im übrigen stets hohl und auch nicht flaumig bereift ist. Ebenso hat der sehr ähnliche L. ■ resimus einen hohlen Stiel, auch ist dieser Pilz doppelt so groß. Fleischfarbige Arten. A. Milch weiß bleibend, Lamellen schmal, 2 mm breit, Fleisch blaßgraurötlich. 7. Lactarius lateripes Desm. Den ziegelfarbigen Milchling habe ich im Walde Grunauerwüsten bei Elbing an Buchenstubben gefunden. Sein excentrisch gestielter, 8 cm breiter, 7 mm dickfleischiger Hut ist flach ab- geplattet, sehr wenig trichterförmig. Hutoberfläche glatt, kahl, blaß, gelbgrau- fleischfarbig, ungezont. Stiel 5 cm lang, 5 — 10 cm breit, außen glatt, gelbgrau- fleischfarbig, öfters nach unten zu verjüngt, innen vollfleischig, hell- fleischfarbig-grau Fleisch nur etwas blasser als Hut- und Stielfarbe. Ge- schmack scharf. Lamellen mäßig gedrängt stehend, schmal, 2 mm breit, weißlich-fleischfarbig, heller als der Stiel und das Hutfleisch. Milch weiß und sehr scharf schmeckend. Ähnliche Pilze sind: L. thejogalus mit höherem, dünnerem Stiele, brei- teren Lamellen und schwefelgelb werdender Milch, L.flexuosus und L. pallidus, welche sich durch die ockergelbe Farbe unterscheiden. B. Milch gelb werdend, Lamellen 4 — 5 mm breit, Fleisch zart weiß. 8. Lactarius thejogalus Bull. Den Schwefelmilchling fand ich im Sep- tember auf dem breiten grasigen Wege mitten in der Vogelsanger Schonung, zwischen Birken, Kiefern und Rottannen, im hohen Grase. Es ist zwar ein kleiner, aber im hohen Grase wachsend, oft ein sehr hochgestielter Pilz. Flut flach trichterförmig, 5 — 7 cm breit. Sein zart weißes, schwammiges Fleisch wird nur 5 mm dick. Die Hutoberfläche ist anfangs klebrig, später glatt und glänzend, rötlich-fleischfarbig oder blaßrothbraungelb, ungezont, manchmal heller gefleckt. Stiel 5 — 8 cm hoch, 1 cm dick, nach oben etwas verjüngt, außen glatt, fleischfarbig, wenig heller als der Hut, am Grunde weißlich, innen weich-schwammig vollfleischig, zart weiß. Die nur wenig herab- laufenden sehr gedrängt stehenden 4 — 5 mm breiten Lamellen sind gelblich fleischfarbig, heller als der Hut. Die anfänglich weiße^ sich bald schwefelgelb färbende Milch hat einen scharfen Nachgeschmack. Der Pilz riecht aromatisch 225 harzig. Die stacheligen, weißen Sporen sind rundlich, 0,oo6 — 0,oo? mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind: L. lateripes, L. serifluus, L. tithymalinus , L. glyciosmus, weniger der etwas gezonte braune L. camphoratus und der fest- und dickfleischige L. luridus. Von L. lateripes unterscheidet er sich durch die gelb werdende Milch, die breiteren Lamellen und durch das zart weiße Fleisch. L. serifluus hat rötlichere Hutfarbe und wässerige, nicht gelblich werdende Milch. L . tithymalinus ist gelb bräunlich, nicht fleischfarbig und hat am Grunde einen weißzottigen Stiel. L. glyciosmus hat keine glatte Hutoberfläche, sondern eine fast flockig sammetartige, von grauer Fleischfarbe. Gelb gefärbte Arten. A. Citronengelb. 9. Lactarius scrobiculatus Scopoli. Den grubigen Milchling oder Erd- schieber habe ich im gemischten Waldbestande am Rande des Tannengrundes bei Panldau, 2 Meilen von Elbing, gefunden. Er ist ein großer Pilz und er- innert im Habitus an L. veiler eus. Der Hut wird bis 20 cm breit. Die citronenfarbige, ungezonte Oberfläche ist dicht mit zottigen, dunkeier ocker- farbigen Haaren und Fäden besetzt, welche besonders am Rande stark hervor- treten. Das bis 15 mm dicke, feste Hutfleisch ist weiß, aber besonders nach der Lamellenseite hin mit citronenfarbigem Anfluge, von scharfem Geschmack. Der 3 cm dicke, 4 — 5 cm hohe Stiel ist hohl, auf der schwefelgelben Ober- fläche mit eingedrückten grubigen Flecken bedeckt. Die entfernt stehenden, bis 10 mm breiten Lamellen sind ockergelb. Die reichlich fließende, weißlich schwefelgelb werdende Milch ist sehr scharf. Die weißen, stacheligen, länglich- runden Sporen sind 0,oos- — 0,oo9 mm lang und 0,oo5 — 0,oo7 mm breit. B. Ockergelb. a. Hut gezont, mit gelb -grünlichen, bräunlichen Ringen. 10. Lactarius insulsus Fries. Den geschmacklosen Milchli n g habe ich im Grase auf einer Wald wiese bei Vogelsang gefunden. Hut 4 — 8 cm breit, dickfleischig, nach dem Rande zu stark verdünnt, bis auf 2 und 1 mm. In der Nähe der Mitte über 1 cm dick. Anfangs gebuckelt, dann flach ausge- breitet, wenig trichterförmig. Oberfläche feucht, klebrig, glatt, gelblich ocker- farbig, oder grünlich gelblich, mit ockerbraunen Zonen oder auch graugelblich, mit braunen Zonen. Stiel 2 — 5 cm hoch, 1 — 2 cm dick, außen blaßgrau- ockerfarbig, glatt, oder etwas grubig, innen schwammig voll, später ein wenig hohl. Fleisch lose flockig, blaß weißlich, ein wenig grau - ockerfarbig. Lamellen mäßig gedrängt stehend, ockergelb, 3 — 5 mm breit. Milch weiß und scharf. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oo7 — 0,oos mm im Durchmesser. Die größten länglich-rundlich, 0,oo9 mm lang und 0,oo7 mm breit. Ähnliche Pilze sind: L. flexuosus , L. tabidus, L. pallidus , L. vietus. Diese sind aber alte ungezont. 15 226 b. Hut ungezont. 1. Lamellen sehr gedrängt, Milch anfänglich milde. 11. Lactarius pallidus Pers. Den bleichen Milchling fand ich im Monat Oktober auf einem Wege im Walde Grunauerwüsten bei Elbing zwischen Kiefern und Buchen in einer großen Anzahl von Exemplaren. Es ist ein verhältnismäßig hoher, langgestielter Pilz mit fast ebenem, wenig trichter- förmigem Hute. Der Hut ist 7 — 12 cm breit, die Oberfläche glatt, schleimig klebrig, im trockenen Zustande glänzend, ockerfarbig oder blaß ledergelb oder gelb fleischfarbig, ungezont. Das 5 — 10 mm dicke, weichschwammige Hutfleisch ist ebenso wie das des Stieles weiß ockerfarbig, heller als die Hut- und Lamellenfarbe, aber gleichfarbig mit der Stieloberfläche Der bis 8 cm hohe, 1 — 2 cm dicke, gleichmäßige oder nach unten zu verdünnte Stiel ist innen hohl. Die dicht gedrängt stehenden, wenig herablaufenden, mit der Hutoberfläche gleichfarbigen Lamellen werden 3 — -6 mm breit. Die ziemlich reichlich fließende, weiße Milch schmeckt ebenso wie das schwammige, weiche Fleisch anfänglich milde, hat aber bald einen scharfen Nachgeschmack. Ich habe solchen Nachgeschmack auch bei vielen anderen, sonst eßbaren, milde schmecken- Arten vorgefunden, so besonders bei L. subdulcis auf Lehmboden unter Kiefern. Darum sollte man Exemplare eßbarer Reizkerarten, die 8 — 14 Tage bei trockenem Wetter im Walde stehen, beim Sammeln erst schmecken und beißend schmeckende Exemplare nicht zu Speisepilzen verwenden. Geschmacks- veränderung einer und derselben Pflanzenart kommt auch selbst bei unseren Gemüsen vor; so schmecken bekanntlich Gurken, die in sehr trockener Jahres- zeit ohne Regen sehr langsam wachsen, bitterlich. Die weißen, stacheligen Sporen sind rundlich elliptisch, 0,oo7 — 0,co9 mm lang und 0,oo6 — 0,oos mm breit. Viele sind auch rund und haben 0,co7 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. flexuosus, L. thejogalus , L. helvus und L. subdulcis, weniger L. luridus. Von dem starren, festfleischigen L. flexuosus unterscheidet sich L pallidus durch das schwammige, weiche Fleisch, von dem ebenfalls lang- aber vollstieligen L. thejogalus durch den hohlen Stiehl, von L. helvus durch die glatte, schleimig klebrige Hutoberfläche. Der Hut von L. helvus ist stets trocken und meistens feinschuppig rauh. L. subdulcis hat viel festeres Fleisch, sein Stiel ist nie hohl, und dasselbe gilt auch von L. luridus , welcher außerdem gar nicht trichterförmig, sondern flach, sogar im vollständig ausge- breiteten Zustande noch immer etwas gebuckelt erscheint. 2. Lamellen entfernt, Milcli scharf. * Hut stets trocken, Lamellen dick und starr. 12. Lactarius flexuosus Fries. Der verbogene Milchling wächst be- sonders gern auf lehmigem Boden an den Waldrändern. Am häufigsten habe ich ihn an Buchenwaldrändern bei Elbing gefunden, im Vogelsanger Walde, bei Dambitzen, im Elbinger Pfarrwalde, im Walde Grunauerwüsten und im Dambitzer Walde am Knüppelberge. Hut 5- — 1 cm breit, sehr unregelmäßig 227 verbogen, fast eben, kaum in der Mitte trichterförmig. Das nur 5 mm dicke Hutfleisch ist fest und starr, leicht brüchig. Hutrand wenig eingerollt, meistens gerade. Hutoberfläche von Anfang an trocken, im Alter rissigschuppig, un- gezont, gelb ockerfarbig, in der Mitte manchmal rötlich ockergelb. Der meistens krumme, verbogene, nach unten zu verdünnte Stiel wird 4 cm hoch und 1 cm dick. Er ist außen hellockerfarbig, innen weißfleischig, gewöhnlich hohl. Die dicken, starren, sehr entferntstehenden, 4 — 5 mm breiten Lamellen sind wenig herablaufend, gelb ockerfarbig, gewöhnlich dunkeier als der Stiel. Die wässerig weiße, reichlich fließende Milch und das ockergelbe Fleisch schmecken sehr scharf. Die weißen, stacheligen, rundlichen Sporen haben einen Durchmesser von 0,oo6 — 0,oo9 mm. Die meisten messen 0,oo7 mm im Durchmesser. Der Pilz ist ähnlich dem L. pallidus, L. tabidus, L.luridus, L.fuliginosus und jungen Exemplaren von L. helvus. L. pallidus wird größer, schmeckt milde und hat weiches schwammiges Fleisch, L. tabidus hat dünne schlaffe Lamellen, L. luridus einen violetten, ockerfarbigen Hut. Bei L. fuliginosus wird Fleisch und Milch rötlich, und L, helvus bekommt gewöhnlich eine bräunliche Färbung. ** Hut anfangs feucht, Lamellen dünn und weich. 4 Milch weißlich gelb, Lamellen dunkeier als der Hut. 13. Lactarius tabidus Fries, Der zerschmelzende Milchling wächst vereinzelt im Kiefernwalde und zwischen Birken auf der Frischen Nehrung. Es ist ein kleiner Pilz. Hut flach gewölbt, kaum trichterförmig, 4V2 — 6 cm breit, sehr dünnfleischig, nur 2 mm dick. Hutoberfläche anfangs feucht, kahl und in dem feuchten Zustande am Rande fein gestreift, scherbengelb oder hell ockerfarbig, ungezont, später runzelig. Stiel 5 — 6 mm breit, 2*/2 — 2 cm hoch, meistens nach unten zu verjüngt, innen vollfleischig, außen hellocker- farbig oder scherbengelb, heller als die Lamellen, dem Hute gleichfarbig, Lamellen angewachsen oder kaum herablaufend, entferntstehend, sehr dünn und schlaff, aber 5 — 6 mm breit, dunkel ockerfarbig oder orangebraungelb, dunkeier als Hut und Stiel. Die weißlich gelbe Milch schmeckt ebenso wie das weißliche Fleisch sehr scharf. Die stacheligen, weißen, runden Sporen sind meistens 0,oo6 mm im Durchmesser. Der Pilz ähnelt: L. flexuosus, kleineren Exemplaren von L. pallidus und großem von L. vietus. — L.flexuosus hat festeres Fleisch und einen ungestreiften Hutrand, L. pallidus viel dichter stehende Lamellen. L. vietus hat nicht eine gleichmäßig ockerfarbig bleibende Hutoberfläche, sondern ist in der Hutmitte in der Jugend dunkeier als am Rande, und im Alter auch bläulich grau, seidig. 44 Milch weiß, dann grau werdend, Lamellen heller, nicht dunkeler als der Hut. 14. Lactarius vietus Fries. Den welken Milchling fand ich nur ver- einzelt in kleinen Exemplaren am Karpfenteich im Yogelsanger Walde bei Elbing- unter Erlen auf feuchtem sumpfigem Boden. Sonst ist derselbe in der Provinz noch im Kreise Schwetz im Bankauer Walde von Herrn Hennings gefunden worden. Der dünnfleischige, 3- — 4 cm breite Hut ist im jugendlichen Zustande eingerollt und spitz gebuckelt; später verflacht trichterförmig. Bei einigen n 15* 228 Exemplaren blieb der spitze Buckel im Trichter, bei andern verschwand er. Die Hutoberfläche der jungen Pilze war klebrig feucht, fleischrötlich ocker- farbig, in der Mitte dunkeier, die der älteren trocken, glänzend, hell ockerfarbig, in der Mitte graubläulich. Stiel anfangs voll, später hohl, schlank, gleich- dick, gebrechlich, außen hellockerfarbig wie die Lamellen, glatt oder bei einigen Exemplaren etwas grubig. Die angewachsenen, kaum herablaufenden Lamellen stehen nicht gedrängt, sondern mäßig entfernt. Sie sind in der Mitte am breitesten, 3 mm breit, aber nicht bauchig. Sie verschmälern sich gleichmäßig nach beiden Enden zu. Die anfangs weißliche, dann gelblichgrau werdende Milch schmeckt ebenso wie das ockerfarbige, schwammige Fleisch scharf beißend. Die weißen, stacheligen Sporen sind verhältnismäßig sehr groß, kurz elliptisch, 0,oos — 0,oio mm lang und 0, 007 — 0,oo8 mm breit, oder auch rund, 0,co8 bis 0,009 mm im Durchmesser. Der Pilz hat Ähnlichkeit mit L. tabidus, L. glyciosmus und L. thejogalus. Yon L. tabidus unterscheiden ihn die helleren Lamellen und der bläulich grau werdende Hut. L. glyciosmus ist dunkeier grauockerfarbig und hat keine glatte, sondern eine fein sammetartige Oberfläche, und L. thejogalus hat zart weißes Fleisch. Braune Arten. A . Gelbbraun, orangefarbig. a. Hutoberfläche gezoot, mit dunkeieren ringförmigen Zonen versehen. 1. Milch orangerot, milde schmeckend, Hut glatt. 15. Lactarius deliciosus L. Der wohlschmeckende Milchling ist gemein in den Nadelwäldern bei Elbiug und auf der Frischen Nehrung. Von Herrn Hennings im Kreise Sch wetz in ungeheurer Menge bei Terespol, häufig im Oscher Walde und in der Chirkowa, vereinzelt bei Buschin und Warlubien gefunden. Er wächst gewöhnlich erst im Spätherbste. Der zuerst am Rande stark eingerollte, dann fläch trichterförmige, oft in der Mitte spitz gebuckelte Hut ist dickfleischig, 5 — 10 cm breit. Seine Oberfläche ist anfangs klebrig, dann trocken und kahl, orangefarbig, mit rötlichen Zonen, im jugendlichen Zustande auch oft aschgrau mit bräunlichen Zonen, im Alter grün fleckig. Der gleich dicke oder nach unten zu verdünnte Stiel wird 4 — 9 cm lang, 2 cm dick, ist außen glatt, orangefarbig, innen hohl. Das orangefarbige Fleisch ist weich, schmeckt milde und hat einen angenehmen Geruch. Die gedrängt stehenden Lamellen sind ockergelb und nehmen beim Drucke eine grünliche Färbung an, ihre Breite variirt von 3 — 8 mm. Die reichlich fließende, lebhaft dunkel orangerote Milch schmeckt süßlich angenehm. Wenn aber der Pilz bei trockenem Wetter längere Zeit im Walde steht, so wird sein Geschmack bitter und scharf, ja sogar sehr beißend, wie ich es bei allen unter Kiefern auf Lehmboden wachsenden Exemplaren in der Vogelsanger Schonung häufig beobachtet habe. Solche Exemplare sind giftig. Reizkerarten sollte man daher als Speisepilze nie verwenden, ohne sie vorher zu schmecken, 11 229 denn bei dem milde schmeckenden L. palliclus sind dieselben Beobachtungen gemacht worden. Die weißen, stacheligen, runden Sporen sind sehr groß, 0,oo8 — 0,on mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. torminosus , welcher aber weiße, scharfe Milch und filzigen Hutrand hat, L. camphoratus , auch mit weißer Milch, scharfem Nachgeschmack und viel mehr dunkeier, rotbräunlicher Hutfarbe. 2. Milch weiß, scharf schmeckend, Hutrand zottig. 16. Lactarius torminosus Schaeff. Der Giftmilchling oder Birken- reizker ist sowol in den Laub- und Nadelwäldern bei Elbing, als auch auf der Frischen Nehrung unter Kiefern und Birken sehr gemein. Im Schwetzer Kreise ist er von Herrn Hennings massenhaft bei Laskowitz, im Oscher Walde, seltener im Rohlauer, Gr. Plochotschiner Walde und bei Terespol gefunden. Hut 4-^10 cm breit, flach und wenig trichterförmig, mit stark eingerolltem Rande. Oberfläche anfangs schwach klebrig. Bekleidung weißzottig auf orangefarbigem, ringförmig - rotgezontem Hute, am stärksten zottig an dem fast zerschlitzten Rande. Hutfleisch zwar fest, aber doch viel schwammiger als bei L. deliciosus , auch dünner, nur 5 mm dick. Stiel 3 — 5 cm lang, 1 — 2 cm dick, leicht zerbrechlich, innen hohl, außen glatt, gelb fleischfarbig, heller als der Hut. Fleisch weiß, schwammig. Lamellen gedrängt stehend, 4 —6 mm breit, fleischfarbig wie der Stiel, heller als der Hut. Milch reichlich fließend, weiß, scharf beißend. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oo7 mm im Durchmesser, oder auch rundlich elliptisch, 0,oo9 mm lang und 0,oo7 mm breit. Bei anhaltend nasser Witterung wird der Hut auch oft fast kahl und der Pilz kann dann leicht mit L. deliciosus' verwechselt werden. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal ist also immer die weiße, scharfe Milch. Die orange- rote Hutfärbung verändert sich auch bei trockenem Wetter zur blaßfleisch- farbigen, weißlichen, und ist der Pilz dann sehr leicht mit L. pubescens zu verwechseln, welcher aber einen vollen Stiel hat. Sehr ähnlich sind dann auch kleine Exemplare von L. resimus. b. Hutoberfläche einfarbig, ungezont. * Hut flach, spitz gebuckelt, Oberfläche matt, nicht glänzend, gelbbrautT. 17. Lactarius subdulcis Bull. Der süßliche Milchling wächst zahl- reich an sumpfigen Stellen unter Erlen im Wesselner Walde bei Elbing und auf Moosbrüchern unter Kiefern bei Kahlberg auf der Frischen Nehrung. Er ist von Herrn Hennings im Oscher Walde, Kreis Schwetz, gefunden worden. Es ist ein großer, derbfleischiger Pilz. Hut anfangs gewölbt, spitz gebuckelt, dann flach, gar nicht oder sehr wenig trichterförmig, 4 — 11 cm breit, 3 — 5, in der Nähe der Mitte bis 10 mm dick. Hutoberfläche kahl, trocken, matt gelbzimmetfarbig oder gelbockerbraun, ungezont. Stiel fest, vollfleischig, 3—13 cm lang, 1 — 2 cm dick, unten meist gebogen aufsteigend, glatt, gelb- ockerfarbig, heller als der Hut, am Grunde weiß filzig. Lamellen ange- wachsen, sehr wenig herablaufend, gedrängt, 2 — 5 mm breit, starr. Fleisch 12 230 im Durchschnitt hell ockerfarbig wie die Lamellen, heller als Hut und Stiel- oberfläche, derb und fest. Milch wässerig, weißlich. Geschmack milde, süßlich. Geruch, besonders der getrockneten Pilze, scharf barsch. Sporen weiß, stachelig, verhältnismäßig nur klein; rund, 0,oo6 mm im Durchmesser. Der Pilz hat einige Ähnlichkeit mit L. helvus , L. tithymalinus und L. rufus. Diese schmecken alle drei beißend scharf, oder haben wenigstens einen scharfen Nachgeschmack. ** Hut ungebuckelt, flach trichterförmig, glänzend orangefarbig. 18. Lactarius volemus Fries. Der Bim milch ling wächst im Elbinger Pfarrwalde, im Walde Grunauerwüsten, im Tannengrunde bei Kadinen und in den Rehbergen nicht selten zwischen abgefallenen Blättern. Es ist ein großer, derber Pilz. Der anfangs flach gewölbte, dann flach trichterförmige Hut wird 8 — 15 cm breit und ist fest fleischig, steif, sein Fleisch 5 mm breit. Die Hutfarbe ist meist glänzend gold-, rot- oder braungelb. In der Jugend dunkeier, im Alter nur noch in der Mitte rötlicher, am Rande gelb, ungezont, aber im Alter oft kreisförmig gestellte Risse erhaltend. Der Stiel wird bis 7 cm hoch, 2 cm breit, ist oft nach unten zu verjüngt, oft auch in der Mitte bauchig verdickt, glatt, von hellerer ockergelber Färbung als der Hut, meistens vollfleischig, seltener hohl. Fleisch anfangs weiß, dann gelblich, endlich blaß-orangerötlich werdend. Geschmack und Geruch nach Heringen. Die Lamellen stehen mäßig gedrängt, werden bis 10 mm breit, sind weißlich gelb gefärbt, wenig herablaufend, dick, starr, und beim Druck braunfleckig. Die sehr reichlich fließende, weiße, gelblich werdeude Milch schmeckt süßlich milde und riecht wie das Fleisch nach Heringen. Die weißen, stacheligen Sporen sind groß, rundlich, 0,oo9 — 0,on mm im Durchmesser. Der Pilz ist wegen seines starren derben Fleisches mit den etwas ähn- lichen L. mitissimus und L tithymalinus kaum zu verwechseln, der ebenfalls ähn- liche L. subclulcis , welcher auch starres festes Fleisch hat, hat nicht reichliche weiße Milch, sondern nur spärlich fließende, blaß wässerige. L. ichoratus Batscii steht aber dem L. volemus Fr. so nahe, daß ich ihn auch nur für eine Varietät halten kann, ebenso wie IX oedematopus Scop. *** Hut tief trichterförmig, dunkel orangerotbraun. Lactarius volemus var. oedematopus Scop. wächst in der Schonung vor dem Belvedere im Vogelsanger Walde bei Elbing. Es ist eine Spielart mit dunkeier gelbbrauner Hut- und Stielfarbe. Die Exemplare sind gewöhnlich viel •größer als die der Hauptform, darum erscheint der Stiel auch viel dicker und bauchig und der Hut tiefer trichterförmig. **** eben, nicht trichterförmig, glänzend orangegoldfarbig. 19. Lactarius ichoratus Bätsch. Der rötlichgelbe Milchling wächst im Elbinger Pfarrwalde im Buchenlaube nicht selten. Ich halte ihn aber nur für eine Spielart von L. volemus , denn er unterscheidet sich von diesem nur durch den flachen, eben bleibenden Hut von wenig rötlicherer Goldfarbe mit etwas 13 231 dunkelerer Mitte. Die Lamellen sind, der Hutform entsprechend, nur ange- wachsen, nicht herablaufend. Im Uebrigen hat der Pilz genau die Merkmale von L. volemus , denselben vollen Stiel, mit etwas schwammigerem Fleisch viel- leicht, aber von demselben Heringsgeschmack. Ebenso hat er auch die reich- lich fließende, weiße, mildschmeckende Milch mit demselben Heringsgeruch. Die Farbe der Lamellen ist dieselbe, nur scheinen sie ein wenig entfernter zu stehen. Sporenform und Größe ist dieselbe. 2. Milch scharf oder mit scharfem Nachgeschmack. * Fleischdurchschnitt weiß. Stiel am Grunde stark zottig, weiß. 20. Lactarius tithymalinus Scopoli. Der Wolfsmilchling ist von mir in großer Menge auf der Frischen Nehrung unter Kiefern am Rande von Moos- brüchern im September gefunden worden. Bei den Ortschaften Liep undPröbbernau wächst er häufig. Hut 3 — 9 cm breit, 3-— 5 mm dick, anfangs flach gewölbt mit spitzem Buckel, dann flach eingedrückt, wenig trichterförmig, den spitzen Buckel in der Mitte behaltend. Hutoberfläche dunkel goldgelbbraun, in der Mitte bräunlicher als am Rande, ungezont, glatt, oft etwas rissig schuppig. Hutfleisch zart weiß, ziemlich fest. Stiel 3 — 6 cm hoch, 5 — 10 mm dick, außen glatt, gelbrotbräunlich, etwas heller als der Hut, am Grunde weiß zottig, innen voll, schwammig fleischig. Fleischfarbe weiß, nur am Grunde des Stiels bräunlich. Lamellen gedrängt stehend, angewachsen, der Hutform entsprechend nur wenig hcrablaufend, bis 6 mm breit, gelblich fleischfarbig, noch heller als der Stiel. Milch weiß, Geschmack anfänglich milde, bald aber mit scharfem Nachgeschmack. Sporen weiß, stachelig, länglich ellip- tisch, 0,oo7 — 0,011 mm lang und 0,oo6 — 0,oo7 mm breit. Sehr ähnliche Pilze sind: L. mitissimus Fr. und L. aurantiacus. Er ist gewöhnlich größer als diese beiden. Von L. mitissimus unterscheidet er sich durch das weiße, etwas festere Fleisch und den weißzottigen Stielgrund, von L. aurantiacus durch die dunkeiere rötlichgelbe Hutfärbung, den weißzottigen Rand und das weiße Fleisch. ** Fleisch ockergelb, Stiel am Grunde nicht zottig, f Hut anfangs klebrig, später glatt und glänzend. Milch sehr scharf, reichlich. 21. Lactarius aurantiacus Fl. dan. Der Pomeranzen-Milchling wächst im Herbste unter Buchen im Vogelsanger Walde und im Elbinger Pfarrwalde, im Walde Grunauer wüsten, am Geizhalz und in den Rehbergen nicht selten. Von Herrn Hennings ist er im Kiefernwalde bei Terespol gefunden. Er ist nur ein kleiner, aber festfleischiger, derber Pilz. Hut 3“— 5 cm breit, anfangs spitz gebuckelt, dann flach ausgebreitet, kaum trichterförmig, den spitzen Buckel behaltend. Hutoberfläche anfangs klebrig, später glatt, glänzend orangefarbig. Hutfleisch dünn, nur 2 — 3 mm dick, aber fest, starr. Stiel 3 — 5 cm hoch, 5 — 7 mm dick, voll fleischig, außen glatt, dunkel orangefarbig wie die Hutoberfläche, meist etwas gebogen aufsteigend und entweder nach unten oder auch nach oben zu verjüngt, dünner werdend. Fleisch fest, im 14 232 Durchschnitt ockergelb, scharf schmeckend. Lamellen angewachsen, wenig herablaufend, wenig gedrängt stehend, anfangs weißlich, dann ockerfarbig, viel heller als Hut und Stiel, 4 — 5 mm breit. Milch reichlich, weiß, ziemlich scharf. Sporen weiß, stachelig, sehr groß, rundlich elliptisch, 0,oo9 — 0,on mm lang und 0,oo8 — 0,ooo mm breit. Viele sind auch rund und messen 0,oos — 0,oo9 mm im Durchmesser. Die sehr ähnlichen Pilze sind: L. mitissimus und L. tithymalinus. Letzterer hat durch das weiße Fleisch und den weißzottigen Stielgrund ein sicheres Unter- scheidungsmerkmal, dagegen ist L. mitissimus ziemlich schwer von L. aurantiacus zu unterscheiden, besonders wenn, wie es bei manchen Exemplaren vorkommt, die betreffenden Merkmale nicht deutlich ausgebildet sind. Die Hutfarbe von L . mitissimus ist weniger feurig glänzend orangefarbig-gelb, sondern etwas rötlicher, matter, manchmal deutlich runzelig. Das Fleisch ist weniger fest und starr, viel schwammiger lockerer, und die Milch ist anfänglich nicht so scharf, sie bekommt nur einen scharfen zusammenziehenden Nachgeschmack, ff Hut trocken, matt, oft etwas runzelig. Milch milde, mit scharfem Nachgeschmack, spärlich. 22. Lactarius mitissimus Fries. Der milde Milchling wächst in der Vogelsanger Schonung bei Elbing unter Kiefern, Lärchen und Rottannen, bei Kahlberg auf der Frischen Nehrung unter Kiefern. Er gehört zu den kleinen Pilzen. Hut 2—4, seltener bis 5 cm breit, anfangs gewölbt, oft spitz ge- buckelt, dann verflacht, aber wenig trichterförmig. Hutfleisch schwammig, weniger fest wie bei L. aurantiacus , 1 — 2 mm dick und der Rand auch weniger eingerollt. Hutoberfläche glatt, oft fein runzelig, ungezont, orangerotbraun. Stiel 2 — 5 cm hoch, 4 — 6 mm dick, schwammig weich, vollfleischig oder hohl, ziemlich gleich dick, im Durchschnitt weiß ockerfarbig, Stieloberfläche glatt, oft fein runzelig, rot orangefarbig, mit der Hutfarbe gleich dunkel. Lamellen angewachsen, wenig herablaufend, 2 — 4 mm breit. Milch spärlich, wässerig weiß, anfänglich milde schmeckend aber bald mit zusammenziehendem scharfem Nachgeschmack. Sporen stachelig, weiß, rund, 0,oo7 mm im Durch- messer, oder rundlich elliptisch, 0, 007 — 0,oo9 mm lang und 0,oo6 — 0,oo7 mm breit. Der ähnlichste Pilz ist L. aurantiacus , welcher aber festeres Fleisch, eine anfänglich klebrige, glänzende, feurig orangegelbe Hutoberfläche, nicht matt- rötliche Färbung und reichlich -fließende, weiße, sehr scharfe Milch hat. Der ähnliche L. tithymalinus hat weißes Fleisch und weißfilzigen Stielgrund. B. Rotbraun, a. Stiel vollfleischig. 1. Hutoberfläche feucht, Rand gestreift. 23. Lactarius cyathula Fries. Der Bechermilchling wächst unter Erlen vor dem Belvedere im Vogelsanger Walde und im Elbinger Pfarrwalde. Herr Hennings hat ihn in Erlenbrüchern bei Buschin und im Oscher Walde, Kreis Schwetz, gefunden. Er gehört zu den kleinsten Milchlingen. Hut IV2 — 4 cm breit, sehr dünnfleischig, nur 1 — 2 mm dick, darum auch auf der 15 233 Oberfläche, besonders am Rande, fein, aber sehr deutlich, dunkeier gestreift, feucht, flach gewölbt, spitz gebuckelt, dann trichterförmig eingedrückt mit meist bleibendem, spitzem Buckel im Trichter. Hutfarbe rotbraun, in der Mitte dunkeier, am Rande heller mit feinen, dunkeieren Streifen, welche den mäßig entfernt stehenden Lamellen parallel laufen. Stiel l1/2 — 3 cm hoch, 5 mm dick, innen schwammig voll, außen glatt, ebenso dunkel rotbraun wie der Hut, Fleisch hellbräunlich. Lamellen mäßig entfernt, 3 — 5 mm breit, ockergelb. Milch spärlich, weiß wässerig, scharf. Sporen stachelig, weiß, verhältnismäßig sehr groß, die meisten rund, 0,oo9 — 0,oio mm im Durchmesser, einige elliptisch, 0,oio mm lang und 0,oos mm breit. Die kleinsten rundlich, 0,oo8 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. jecorinus , der nur größer, starrfleischiger, und brüchiger ist und eine runzelige Hutoberfläche und einen hohlen Stiel hat; dann L. vietus , der ihm in der Größe gleichkommt, nur etwas heller gefärbt und auch nur im feuchten jugendlichen Zustande am Rande sehr fein gestreift ist, im Alter aber eine bläulich graue Hutmitte erhält. Weniger ähnlich ist schon der rot orangefarbige L . mitissimus. 2. Hutoberfläche trocken, ungestreift. * Hut ungezont, spitzgebuckelt, flach. 24 Lactarius rufus Scop. Der rotbraune Milchling ist gemein in allen Nadelwäldern bei Elbing und wächst im September und Oktober. Yon Herrn Hennings ist er vereinzelt im Kreise Schwetz bei Buschin, Warlubien, Osche und Terespol gefunden. Es ist ein großer, derber und fester Pilz. Hut 3 — 11 cm breit, flach, spitz gebuckelt, Fleisch 4 — 5 mm dick. Oberfläche sehr fein runzelig, trocken, rotbraun, junge Exemplare heller, ältere dunkeier braun. Hutrand eingerollt, fein flaumig bereift. Stiel 4 — 8 cm hoch, 5 — 10 mm dick, voll, festfleischig, sehr selten im Alter etwas hohl werdend. Farbe rotbraun wie der Hut, am obern Ende unter den Lamellen heller werdend, im Durchschnitt fleischfarbig - hell - rötlich. Lamellen gedrängt stehend, wenig herablaufend, starr, anfangs gelblich ockerfarbig, dann rot- bräunlich, im Alter dunkeier. Milch weiß, scharf, reichlich fließend. Sporen weiß, stachelig, viele sind rundlich, 0,oor — 0,oo9 mm im Durchmesser, andere elliptisch. Eine große Anzahl davon wird 0,oio — 0,on mm lang und 0,oo9 mm breit. Die meisten messen 0,oos im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind: L. camphoratus , L. jecorinus und L. serifluus. Der erstere ist gezont, L. jecorinus viel kleiner, zerbrechlicher, mit runzeliger Hutoberflächc, L. serifluus viel weicher, zerbrechlicher und rötlich violett. Entfernte Ähnlichkeit ist auch mit L. hysginus vorhanden, welcher aber einen ockergelben hohlen Stiel hat. ** Hut schwach gezont, trichterförmig. 25. Lactarius camphoratus Bull. Der Kampfermilchling ist gemein in unseren Buchenwäldern. Er wächst im September und October und ist kleiner als L. rufus. Hut 4 — 7 cm breit, etwas schlaff, anfangs gewölbt, dann trichter- te 234 förmig, rotbraun oder etwas ins gelblich-zicgelfarbige neigend, undeutlich dunkeier gezont, kahl, glatt, trocken. Hutfleisch diinn, nur 2 — 4 mm dick. Stiel 3 — 41/2 cm hoch, 1 cm dick, dem Hute gleichförmig, glatt, kahl, voll- fleischig. Durchschnitt fleischfarbig-hell-bräunlich. Lamellen herablaufend, gedrängt, 5 mm breit, gelbrötlich, heller als Hut und Stiel. Milch wässerig weiß, mild schmeckend, mit zusammenziehendem scharfem, nicht gerade widrigem Nachgeschmack. Geruch kampferartig. Sporen weiß, stachelig. Die meisten sind rund, 0,oos mm im Durchmesser, andere wenige sind länglich rund, 0,oo9 mm lang und 0,oo7 mm breit. Ähnliche Pilze sind: L. rufus , L. glyciosmus , L. uvidus und L. jecorinus. L. rufus ist spitz gebuckelt, L. glyciosmus hat weißes Fleisch, nicht hellbräun- liches, L. uvidus hat zwar gleiche Hutfarbe, aber einen weißen Stiel und weiße Lamellen; L. jecorinus hat eine stark runzelige Oberhaut. b. Stiel hohl. 1. Hutoberfläche trocken, fein seidenhaarig flockig schuppig. 26. Lactarius lielvus Fries. Der fahle Milchling ist in den Wäldern bei Elbing häufig und wächst hier meistens unter Buchen. Herr Hennings hat ihn im Bankauer Walde bei Buschin, Kreis Schwetz, und bei Warlubien ge- funden. Er gehört zu den größeren, derberen Pilzen. Hut 4 — 10 cm breit, flach, selbst im jugendlichen Zustande bei noch stark eingerolltem Bande sehr wenig gewölbt, nie gebuckelt, nur in der Mitte eingedrückt, wird auch im Alter gar nicht, oder nur äußerst wenig trichterförmig. Oberfläche trocken, fein faserig schuppig, in der Jugend hellockerbräunlich, fast fleischfarbig, später dunkeier fleischfarbig-rotbraun. Fleisch fest, nicht schwammig, etwas bröckelig, 5 — 11 cm dick, fleischfaidiig, etwas heller als die Stieloberfläche. Stiel 4 — 11 cm lang, V2 — 3l/s cm dick, hohl, sehr oft aufgedunsen und ver- bogen, mit grubiger nackter Oberfläche, braun fleischfarbig, wenig heller als der Hut. Lamellen angewachsen, wenig herablaufend, von der Farbe des Stieles, gedrängt stehend, 5 mm breit. Milch weiß, scharf schmeckend. Sporen weiß, stachelig, einige rund, 0,oog mm im Durchmesser, andere elliptisch, 0,oo7 mm lang und 0,oo6 mm breit, viele 0,009 mm lang und 0,oo7 mm breit. Der Pilz hat einige Ähnlichkeit mit L. pallidus , der aber eine gelbere Ockerfarbe hat, mit hellen Exemplaren von L. torminosus und mit L. luridus. Die dunkeieren Exemplare erinnern auch an L. rufus , weniger an L. umbrinus und L. fuliginosus. 2. Hutoberfläche feucht oder klebrig. * Milch weiß, dann violett werdend. 27. Lactarius uvidus Fries. Der klebrige Milchling wächst im Elbinger Pfarrwalde sehr vereinzelt. Herr Hennings hat ihn im Oscher Walde und in der Chirkowa im Kreise Schwetz nicht selten gefunden. Hut 7 cm breit, flach gewölbt, nur wenig niedergedrückt, nicht trichterförmig, mit klebrigem, schleimigem Überzüge. Farbe dunkel fleischfarbig, grau-rot-bräunlich, in der 17 235 Mitte etwas dunkeier, dann auch oft sehr schwach gezont. Hutfleisch 3 bis 4 mm dick, weiß, dann violett werdend. Stiel 5 cm lang, 1 cm dick, außen weiß schleimig, nach unten zu etwas gelblich, innen hohl. Lamellen sehr gedrängt stehend, wenig herablaufend, 5 — 6 mm breit, weiß, durch den Druck, ebenso wie das Hut- und Stielfleisch, violett werdend. Milch weiß, violett werdend, Geschmack scharf beißend. Sporen weiß, stachelig, länglich rund, 0,oo8 — 0,oo9 mm lang und 0,oo7 mm breit. Ähnliche Pilze sind L . fuliginosus , welcher weiße, rötlich werdende Milch hat, und weniger L. jecorinus mit runzeliger Oberfläche und weiß-wässeriger, unveränderlicher Milch. ** Milch weiß, unveränderlich, f Hutoberfläche runzelig. 28. Lactarius jecorinus Fries. Der leberbraune Milchling ist nicht selten unter Buchen im Elbinger Pfarrwalde. Ein zwar kleiner, aber hoch- stieliger, brüchiger Pilz. Hut 3 — 6 cm breit, dünnfleischig, nur 2 mm dick, flach gewölbt, spitz gebuckelt, wenig trichterförmig, auch noch im Alter mit herabgebogenem Rande. Die schwach klebrige Oberfläche ist runzelig, uneben, von leberbrauner Färbung, ungezont, in der Mitte dunkeier, am Rande heller. Aeltere Exemplare sind dunkeier als jüngere. Stiel 3 — 8 cm lang, 5 mm, selten bis 10 mm dick, außen glatt, leberbraun, so dunkel wie der Hut, innen anfangs schwammig fleischig, später hohl. Fleischdurchschnitt ockergelb. Lamellen nicht gedrängt, 5 — 6 mm breit, orangeockergelb. Milch wässerig blaßweiß, wenig scharf, fast milde, mit zusammenziehendem Nachgeschmack. Sporen weiß, stachelig, die meisten rundlich, 0,ooe — 0?oo7 mm im Durchmesser, einige elliptisch 0,oos ■ — 0,oo9 mm lang und 0,oo6 f — oos mm breit. Ähnliche Pilze sind kleine Exemplare von L. rufus , welcher aber viel derber und fester ist, L. camphoratus mit gezontem Hut und vollem Stiel und L. cyathula, welcher noch kleiner und vollstielig ist. ff Hutoberfläche glatt. 29. Lactarius hysginus Fries habe ich im Vogelsanger Walde unter Rot- tannen im moosigen Grase, ebenso auf der Frischen Nehrung bei Liep ge- funden. Es ist ein größerer Pilz, Hut 5 — 11 cm breit, anfangs flach ge- wölbt, dann flach trichterförmig. Oberfläche klebrig, oft mit Reif bedeckt, glatt, in der Mitte rotbräunlich ins Violette, am Rande mehr ins Ockergelb- liche neigend, ungezont. Hutfleisch 3 — 5 mm breit, weich schwammig, weiß. Stiel 21/2 — 6 cm lang, 1 — 2 cm dick, meistens nach unten zu verjüngt, oft bauchig hohl, außen glatt, rötlich ockergelb, oder gelbockerfarbig mit rötlichem Anfluge. Lamellen gedrängt stehend, schmal, nur 3 — 4 mm breit, ockergelb, wenig heller als der Stiel. Milch ziemlich reichlich, weiß, scharf beißend. Sporen weiß, stachelig, rund, 0,ooö — 0,oo7 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. fuliginosus } der sich durch rötlich werdende Milch unterscheidet, und L. camphoratus , welcher etwas gezont ist, und der auch nicht weißes Fleisch hat. 18 236 C. Gelbgrau bräunlich, a. Milch weiß, schnell rötlich werdend. 30. Lactarius fuliginosus Fries. Den russigen Milchling habe ich im gemischten Bestände des Elbinger Pfarrwaldes gefunden. Es ist ein zwar niedriger, aber fester, derber Pilz. Hut bis 8 cm breit, flach ausgebreitet, nicht trichterförmig vertieft, trocken, glatt, ungezont, aschgrau ockerfarbig oder hellbraun grau. Hutfleisch fest, 8 mm dick, weiß, beim Bruche bald orangerötlich fleckig. Stiel gleich dick, 4 cm hoch, 12 mm dick, außen weißlich, am Grunde grau violett blaß, glatt, innen schwammig voll. Fleisch erst weiß, dann rötlich werdend, allmählich wieder abblassend. Lamellen mäßig entfernt stehend, schmal, 3 mm breit, weißlich ockergelb. Milch weiß, schnell orangerot werdend, beißend scharf. Sporen weiß, stachelig, rund, 0,oo7 - — 0,ooo mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. uviclus, L. helvus, L. camyhoratus und L. liysginus , die sich aber alle durch die nicht rot werdende Milch unterscheiden. b. Milch weißbleibend. 31. Lactarius glyciosmus Fries. Der wohlriechende Milchling ist gemein in den Elbinger Wäldern, besonders häufig an Wegen im Grase und in der Nähe von Birken. Flut meistens nur 3 — 4 cm breit, selten bis 8 cm, weich- fleischig, 4 mm dick, anfangs gebuckelt, manchmal spitz, daun flach aus- gebreitet, wenig trichterförmig. Oberfläche trocken, sehr fein flockig, grau- braun, violett schimmernd. Stiel 2 */2 — 4^2 cm lang, 5 — 8 mm dick, außen glatt, gelb-fleischfarbig, innen schwammig voll und etwas blasser. Lamellen gedrängt stehend, bis 5 mm breit. Milch weißlich scharf. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oo6 — 0,oo7 mm im Durchmesser. Der Pilz ist ähnlich mit L. violascens , welcher aber dickfleischiger und derber und violett gefärbt ist, und mit L. lilacinus. Dieser hat weißes, nicht gelbliches Fleisch und ist au -h violetter. Violette Arten. A. Bötlich violett oder blaß rosenrot. 32. Lactarius serifluus DG. Der wässerige Milchling wächst massen- haft im Grase zwischen Haselgesträuch am Bache im Vogelsanger Walde bei Elbing, auch an Abhängen unter Kiefern im Pfarrwalde, ebenso auf der Frischen Nehrung bei Kahlberg. Er ist von Herrn Hennings im Oscher Walde, Kreis Schwetz, gefunden worden. Es ist ein kleiner, aber hochstieliger und sehr zerbrechlicher Pilz. Flut 3 — 7 cm breit, dünnfleischig, 1 — 2 mm dick, anfangs flach gewölbt, dann niedergedrückt, sehr wenig trichterförmig, meist mit einem spitzen Buckel oder Höcker in der Mitte. Oberfläche kahl, troken, ungezont, gelblich rotbraun mit violettem Schimmer oder blaß rosen- rot, in der Mitte dunkeier als am Rande, hier fast fleischfarbig-ockergelb. Stiel 4 — 8 cm hoch, 5 — 10 mm dick, oft nach oben zu verjüngt, rötlich 79 2 37 ockergelb, etwas heller als der Hut, innen schwammig voll, oder gewöhnlich bei dickeren Stielen hohl werdend. Lamellen ziemlich gedrängt, dem Stiel gleichfarbig oder noch etwas heller ockergelb, 5 mm breit. Milch wässerig, fast spärlich, etwas scharf schmeckend. Geruch scharf süßlich. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oog — 0,oo7 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. violascens und L. lilacinus , beide mehr bläulich violett. B. Fleischfarbig violett. 33. Lactarius luridus Pers. Den fahlen Milchling habe ich drei Meilen von Elbing im Stadtwalde zu Mühlhausen unter Rottannen gefunden. Hut 5 — 7 cm breit, dick fleischig, 5 — 10 mm dick, anfangs flach gewölbt und gebuckelt; später flach ausgebreitet, meist mit bleibendem Buckel, nicht trichterförmig. Oberfläche klebrig, feucht, fleischfarbig oder ockerfarbig violett, ungezont, aber oft mit helleren Flecken versehen, mit gelblichen Stellen. Stiel 3 — 6 cm hoch, 10 — 15 mm dick, außen glatt, weißlich ockerfarbig, innen fest, voll, weißfleischig. Milch weiß, später rötlich werdend. Ge- schmack scharf beißend. Lamellen gedrängt stehend, 3 — 5 mm breit, weiß- lich ocker farbig, wie der Stiel. Ähnliche Pilze sind L. lilacinus, L.fascinans und junge hellgelärbte Exem- plare von L. helvus. Die ersten beiden sind mehr bläulich, der letztere mehr gelbbräunlich. C. Grau violett. a. Milch weiß, schnell violett werdend, Hut schwach gezont. 34. Lactarius violascens Otto. Den Veilchen-Milchling habe ich im Elbinger Pfarrwalde gefunden, er ist ziemlich selten. Hut bis 7 cm breit, gewölbt mit spitzem Buckel, dann flach, nur wenig niedergedrückt mit stark eingerolltem Rande, 4 — 6 mm dickfleischig. Oberfläche glatt, trocken, asch- grau, ins Veilchenblaue neigend, mit dunkeieren bräunlichen Zonen, oft auch röt- lich gefleckt. Stiel 6 cm hoch, 15 mm dick, unten etwas gebogen aufstei- gend, nach oben schwach vergüngt, hell violettgrau, oder weißlich aschgrau, innen fest und voll, grau ockerfarbig oder gelblich, sich grau verfärbend. Lamellen gedrängt stehend, schmal, nur 1 — 2 mm breit, herablaufend, hell ocker farbig oder weißlich gelb. Milch weißlich, schnell violett werdend. Geschmack milde, mit zusammenziehendem Nachgeschmack. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oos — 0,oo9 mm lang und 0,ooe — 0,oo7 mm breit. Ähnliche Pilze sind: L. lilacinus , der aber ungezont ist und weißes Fleisch hat, L. luridus , welcher heller ist, ebenso L. vietus. b. Milch unveränderlich weiß, Hut ungezont. 1. Lamellen entfernt stehend. * Hut trocken, flockig körnig, gebuckelt. 35. Lactarius lilacinus Lasch. Der lilafarbige Milchling ist häufig unter Kiefern im Vogelsanger, Wesselner und Benkensteiner Walde bei Elbing. 20 238 Hut 2 — 6 cm breit, 3 — 5 mm dickfleischig, am Rande dünner, in der Mitte am Buckel dicker, flach gewölbt, schwach gebuckelt, Oberfläche trocken, flockig-körnig, graublau fleischfarbig, rötlich verbleichend, ungezont. Stiel 2 — 5 cm hoch, 5 — 10 mm dick, meistens nach oben kegelförmig verjüngt, seltener nach unten verdünnt, meistens unten keulenförmig verdickt, außen weißlich-violett, mehlig, später blaß, innen schwammig voll. Fleisch weiß, scharf schmeckend. Lamellen entfernt stehend, 4 mm breit, weißlich ocker- gelb. Milch reichlich, weiß, scharf schmeckend. Sporen weiß, stachelig, rund, 0,oo7 — 0,co9 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. violascens mit etwas gezontem Hut und schmäleren Lamellen, L. vietus , der nur im Alter grau violett wird, sonst aber in der Jugend ockerbräunlich ist, und L. luridus. Dieser ist viel heller. L. fascinans ist bedeutend größer. ** Hut klebrig kahl, am Rande flaumig, ungebuckelt. 36. Lactarius fascinans Fries. Der Hexenmilchling, wächst am Rande der Vogelsanger Schonung zwischen jungen Kiefern im Grase an mehreren Stellen, im September. Es ist ein größerer, derber, fleischiger Pilz. Flut 7—1 1 cm breit, 1 — 2 cm dick, anfangs flach gewölbt, dann nur niedergedrückt, nicht oder nur wenig trichterförmig, oft in der Mitte breit nabelartig vertieft. Ober- fläche anfangs klebrig, später im Alter oft flockig rissig, besonders am Rande, wo er schon in der Jugend flaumig flockig ist. Farbe in der Jugend violett- bräunlich, später heller, ockerfarbig werdend, oder fleischfarbig grau, ungezont. Stiel 4 — 6 cm hoch, 1 — 2 cm dick, derbfleischig, voll, dickere Exemplare ein wenig hohl, außen weiß-grau. Fleisch weißlich, wenig ockergelbgrau. Lamellen entfernt stehend, 5 — 10 mm breit, angewachsen, sehr wenig herab- laufend, weißlich ockerfarbig. Milch weiß, scharf. Sporen stachelig, weiß, rundlich, 0,oos — 0,oo9 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. crampylus und L. mammosus , beide von derselben Größe, Derbheit und Hutfarbe, aber mit gedrängten Lamellen. 2. Lamellen gedrängt stehend. * Fleisch zart weiß. 37. Lactarius crampylus Otto. Ein großer, derber Pilz, wächst im Vogel- sanger Walde bei Elbing, unter Erlen. Im September habe ich ihn vereinzelt gefunden. Hut 8 — 12 cm breit, 19 mm dick, flach gewölbt, mit anfangs scharf umgebogenem Rande, dann flach ausgebreitet und in der Mitte nabelartig ver- tieft, trocken, feinfilzig runzelig, am Rande fein zottig. Färbung gleichmäßig grau violett, oder grau rötlich, ungezont. Fleisch fest, derb, zart weiß. Stiel 4 — 11 cm hoch, 15 — 22 mm dick, glatt, grau violett wie der Hut, innen voll oder später sehr wenig hohl, zart weiß fleischig, meist gebogen aufsteigend, entweder kegelförmig nach oben, oder auch nach unten verdünnt. Lamellen weißlich gelb oder sehr hell ockerfarbig weißlich, heller als bei L. fascinans und L. mammosus , angewachsen, nicht herablaufend, 5 — 8 mm breit, 21 239 sehr gedrängt stehend. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oo6 Hirn im Durch- messer, oder rundlich elliptisch, 0,oos mm lang und 0,oo6 — 0,oo7 mm breit. Milch weiß, scharf. Der Pilz unterscheidet sich von den ihm sehr ähnlichen L. fascinans und L. inammosus durch das zart weiße Fleisch. ** Fleisch grau. 38. Lactarius mammosus Fries. Der Zitzenmilchling, ist von mir vereinzelt unter Erlen am Ostrande der Vogelsanger Schonung, im Wege zwischen der Erlen- und Kiefernschonung und dem hohen Buchenwalde, im Spätherbste auf- gefunden worden. Hut gewölbt gebuckelt, dann flach, 10 cm breit, 10 — 15 mm dickfleischig, trocken, filzig, dunkeier grau-violett-bräunlich als die beiden vorher- gehenden, sonst gleichfarbigen Arten, am scharf eingerollten Rande weißflaumig zottig. Hutfleisch fest, grau-violett gefärbt. Stiel 9 cm hoch, 2 cm dick, nach unten zu verjüngt, gedreht gebogen, außen flaumig bereift, grau violett, wie der Hut, innen fest, voll, heller graubräunlich. Lamellen schmal, 4 mm breit, mäßig entfernt, nicht so gedrängt wie bei L. crampylus , aber weniger ent- fernt wie bei L. fascinans , gelblich ockerfarbig, dunkeier als bei L. crampylus. Milch weiß, scharf. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oo6 mm im Durchmesser, einige sind elliptisch, 0,co9 mm lang und 0,oce mm breit. Ähnliche Pilze sind L. crampylus und L. fascinans , von beiden unter- scheidet er sich durch den weißen flaumigen Rand und das grau violette Fleisch. D. Braun violett, a. Hut gezont. 1. Lamellen sehr gedrängt, weiß. 39. Lactarius circellatus Battara. Der Ringmilchling wächst im Vogel- sanger Walde unter Buchen. Es ist ein zwar niedriger, aber sehr derber Pilz. Hut 5 — 9 cm breit, 5 — 10 cm dick, flach gewölbt, dann eingedrückt, wenig trichterförmig, klebrig, kahl, graubraun-violett mit vielen helleren ockerfarbigen und dunkelbraunen ringförmigen Zonen. Stiel 2 — 4 cm hoch, 5 — 12 mm dick, meist nach unten zu verjüngt, fest und voll. Die dickem Stiele der größeren Exemplare manchmal auch etwas hohl, außen kahl, aschgrau hell- violett, innen weißfleischig. Lamellen sehr gedrängt, weiß, angewachsen, nicht herablaufend. Milch weiß, scharf. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oo6 — 0,oo8 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. pyrogalus, L. acris und L. umbrinus , alle aber viel weniger gezont. 2. Lamellen entfernt. * Fleisch weiß, Lamellen schmal, 2 — 3 mm breit, weißlich. 40. Lactarius acris Bolton. Den scharfen Milchling habe ich mehrmals an Stubben wachsend am Karpfenteich im Vogelsanger Walde gefunden. Es ist ein niedriger, excentrisch gestielter, derber, fester Pilz. Hut bis 8 cm breit, 6 mm dick, flach gewölbt, wenig trichterförmig, starr, steif, fest, klebrig, 240 dunkel-graubraun- violett mit noch dunkeieren Zonen, oder auch aschgrau farbig- rötlich. Stiel meist excentrisch gestellt, 5 cm lang, l1 /2 cm dick, nach unten zu verjüngt, außen glatt, blaß ockerfarbig, innen voll, fest weißfleischig. Lamellen ziemlich entfernt stehend, schmal, 2 — 3 mm breit, weißlich gelb. Milch weiß, scharf. Sporen weiß, stachelig, rundlich oder kurz elliptisch, 0,oo6 — 0,oo9 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. umbrinus und L. circellatus , beide haben gedrängte Lamellen und sind nie excentrisch gestielt. ** Fleisch gelblich grau, Lamellen 4 — 5 mm breit, ockergelb. 41. Lactarius pyrogalus Bull. Der Feuermilchling wächst ziemlich häufig an lehmigen, schattigen Stellen unter Buchen im Vogelsanger Walde. Hut 4 11 cm breit, 3- — 5 mm dickfleischig, flach ausgebreitet, wenig trichter- förmig, häufig spitz gebuckelt, etwas feucht, glatt, aschgraubraun, schwach gezont, manchmal auch aschgrau, ungezont. Fleisch spröde, gelbgrau. Stiel 3 — 5 cm hoch, 7 — 10 mm dick, meist nach unten zu verjüngt, außen gelb- grau, glatt oder etwas klebrig, innen voll, später etwas hohl werdend. Fleisch brüchig, Geschmack beißend. Lamellen ziemlich entfernt, 4—5 mm breit, lebhaft gelblich ockerfarbig. Milch reichlich, weiß, scharf. Sporen weiß, stachelig, rund, 0,oo6 — 0,oo7 mm im Durchmesser, oder einige länglich, 0,oos mm lang und 0,oo-3 mm breit. Ähnliche Pilze sind L. fuliginosus mit rötlicher Milch, L. picinus mit flockigem, ungezontem Hute und L. acris mit excentrischem Stiele. b. Hut ungezont. * Hut gewölbt, spitz gebuckelt, nie trichterförmig, Fleisch ockergelb. 42. Lactarius picinus Fries. Der Pech milch ling wächst bei Kahlberg auf der Frischen Nehrung in der Globb auf moorigem Grunde zwischen Kiefern-, Birken- und Erlenstubben. Hut 3 — 6 cm breit, 3 — 5 mm dick, fest und starr, flach gewölbt, spitz gebuckelt, auch im Alter nie trichterförmig werdend, sarametartig zottig, nur in der Mitte später kahl werdend, dunkel braungrau oder braungrau- violett, oder umbrabraun. Stiel 4 — 6 cm hoch, 5 — 15 mm dick, fest und voll, seitend hohl werdend, außen und innen rötlich-ockerfarbig- gelblich. Lamellen gedrängt, 4 mm breit, rötlich-ockerfarbig-gelblich, ange- wachsen, sehr wenig herablaufend. Milch weiß, scharf. Sporen rundlich, 0,oo6 — 0,oo8 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. pyrogalus , L. acris und L. circellatus. Er unter- scheidet sich von diesen durch seinen ungezonten Hut. ** Hut nicht gebuckelt, flach trichterförmig, Fleisch grau-weißlich. 43. Lactarius umbrinus Pers. Den umbrafarbenen Milchling habe ich mehrmals am Waldrande Grunauerwüsten, am Rande des Dambitzer Waldes, in der Nähe von Buchen gefunden. Es ist ein derbfleischiger Pilz. Hut 6 — 11 cm breit, festfleischig, 1 cm dick, in der Jugend flach gewölbt, später ganz flach, nur in der Mitte nabelartig etwas eingedrückt. Der Rand ist oft 23 241 verbogen. Hutoberfläche trocken, im Alter flockig rissig, umbrabraun mit olivenbraunem, hellerem Schimmer, ungezont, aber in der Mitte dunkeier, oft mit Andeutungen einer schmalen, dunkeieren, ringartigen Zone. Stiel 2—4 cm lang, 1 — 2 cm dick, nach unten zu verjüngt, außen weißlich hellgrau oder hellgrau-violett, innen vollfleischig, sehr selten hohl. Lamellen schmal, nur 3 mm breit, gedrängt stehend, angewachsen, nicht herablaufend, weißlich hellgelb. Milch weiß, später grau werdend, scharf. Sporen rundlich elliptisch, 0,oo7 — 0,oos mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind L. pyrogalus, L. violascens und L. picinus. Die ersten beiden sind viel stärker gezont, L. picinus ist spitz gebuckelt. Grüne Arten. A. Graugrün. a. Hut in der Mitte bräunlich, mit kreisförmig gestellten helleren, tropfenartigen Flecken. 44. Lactarius blennius Fries. Der graugrüne Milchling ist in unseren Buchenwäldern bei Elbing besonders im September und October sehr häufig anzutreffen. Hut 4— -9 cm breit, 4 — 5 mm dick, flach trichterförmig. Oberfläche klebrig, dunkel olivengrün-grau oder grau bräunlich-grün in der Mitte dunkeier, mit zonenartig gestellten helleren tropfenartigen Flecken bedeckt. Stiel 2 1/2 — 6 cm hoch, 8 — 15 mm dick, außen glatt, klebrig, grau grün, heller als der Hut, innen weiß, fleischig voll, später etwas hohl. Lamellen gedrängt, bläulichweiß, 5 mm breit, bei Verletzungen grau werdend. Milch reichlich, scharf weiß. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oo7 — 0,oos mm im Durchmesser, einige auch länglich, 0,oo7 mm lang und 0,oo6 mm breit, andere 0,oo9 mm lang und 0^oo7 mm breit. Der Pilz ist sehr ähnlich mit L. trivialis weniger mit L. violascens und L. vietus. Aeltere Exemplare, die mehrere Tage bei trockenem Wetter ge- standen haben, sind von L. trivialis sehr schwer zu unterscheiden, weil dann die dunkeier bräunliche Färbung der Hutmitte und auch die tropfenartigen Flecken fast verschwinden. Es bleibt dann oft als Unterscheidungszeichen nur die Färbung der Lamellen übrig, welche bei L. trivialis schwach gelblich weiß, bei L. blennius mehr bläulichweiß ist. L. violascens ist flacher gewölbt, spitz gebuckelt und hat schmälere Lamellen. L. vietus hat entfernter stehende, gelb- liche Lamellen. b. Hut gleichmäßig hell graugrün. 45. Lactarius trivialis Fries. Der schlichte Milchling wächst unter Kiefern und ist bei Elbing viel seitener anzutreffen als L. blennius. Hut 5 — 9 cm breit, 4 — 7 mm dickfleischig, anfangs gewölbt mit eingerolltem Rande, manch- mal spitz gebuckelt, später in der Mitte trichterförmig vertieft, am Rande aber schräge abgeplattet. Oberfläche anfangs schleimig, klebrig, glatt, dann trocken glänzend, in der Jugend graugrün oder bläulich grün, gleichfarbig ungezont, später besonders am Rande schmutzig gelblich grün, in der Mitte dunkeier. Stiel 4 — 5 cm lang, 7 — 15 mm dick, entweder gleichdick, gebogen aufsteigend oder nach unten zu verjüngt, außen gelblich grün, blasser wie der 24 16 242 Hut, innen weißfleischig hohl. Lamellen gedrängt, schmal, 3 — 5 mm breit, weiß, im Alter wenig ins Gelbliche neigend. Milch reichlich, weiß, scharf. Sporen rundlich, 0^oo7 — 009 mm im Durchmesser, die meisten sind 0,oos mm groß, einige auch länglich rund, 0,oo9 mm lang und 0,oo7 mm breit. Der Pilz ist sehr ähnlich dem L. blennius 7 welcher sich von ihm nur durch den dunkeieren, etwas gezontcn, hell betropften Hut unterscheidet. B. Olivengrün. 46. Lactarius turpis Weinm. Der häßliche Milchling ist im September und Oktober in den Buchenwäldern bei Elbing gemein. Von Herrn Hennings ist er vereinzelt zwischen Heidekraut in den Waldungen bei Buschin im Schwetzer Kreise gefunden worden. Hut 6 — 20 cm breit, 5 — 8 mm dick, fest fleischig, trichterförmig, mit stark eingerolltem Rande, Oberfläche klebrig, filzig zottig, besonders am Rande, braun olivengrün, in der Mitte dunkeier, umbrabraun gezont. Stiel kurz und dick, 3 — 4 cm lang, 1 — 2 cm dick, nach unten zu verjüngt, außen olivenbraun, klebrig, innen weißlich. La- mellen gedrängt stehend, 5 mm breit, weißlich ockerfarbig, gelblich-bräun- lich werdend. Milch scharf, weiß. Die kleinsten Sp oren rundlich, 0,oo6 mm im Durchmesser, die meisten länglich elliptisch, 0,oos — 0,oo9 mm lang und 0,ooe mm breit. Ähnlich mit L. blennius , jedoch viel größer und immer kenntlich am zottigen Hutrande. Alphabetische Anordnung: der westpreussischen Lactarius- Arten. No. Lactarius acris Bolton, vereinzelt 40 ,, aurantiacus Fl. dan. häufig .... 21 ,, blennius Fries. gemein 44 „ camphoratus Bull., gemein .... 25 ,, circellatus B ATT ARA, selten .... 39 „ crampylus Otto, selten 37 „ cyathula Fries, vereinzelt .... 23 ,, deliciosus L., gemein 15 „ exuccus Otto, gemein 3 „ fascinans Fries, vereinzelt .... 36 „ flexuosus Fries, häufig 12 „ fuliginosus Fries, selten 30 „ glyciosmus Fries, gemein 31 ,, helvus Fries, gemein 26 ,, hysginus Fries, vereinzelt ..... 29 „ ichoratus Bätsch, vereinzelt ... 19 ,, insulsus Fries, vereinzelt 10 „ jecorinus Fries, häufig 28 „ lateripes Desm., selten 7 ,, lilacinus Lasch, häufig 35 ,, luridus Pers., ^selten 33 ,, mammosus Fries, vereinzelt ... 38 ,, mitissimus Fries, häufig 22 No. Lactarius pallidus Fers., vereinzelt 11 ,, pergamenus Swartz, vereinzelt . . 2 ,, picinus Fries, vereinzelt 42 ,, piper atus Scop., gemein 1 „ pubescens Fries, vereinzelt .... 6 ,, pyrogalus Bull., häufig 41 ,, resimus Fries, häufig 5 ,, ruf us Scop., gemein 24 „ scrobiculatus Scop., selten 9 ,, serißuus DO. häufig 32 „ subdulcis Bull., häufig 17 j, tabidus Fries, selten 13 „ thejogalus Bull., selten 8 „ tithymalinus Scop., häufig 20 ,, torminosus Schaefe., gemein ... 16 „ trivialis Fries, vereinzelt 45 „ turpis Weinm., gemein 46 ,, umbrinus Pers., vereinzelt .... 43 ,, uvidus Fries, selten 27 „ vellereus Fries, gemein 4 „ vietus Fries, selten 14 ,, violascetis Otto, selten % 34 ,, volemus Fries, gemein 18 25 243 Anlage E. Nachtrag zu den westpreussischen JRussula- Arten. Von F. Kaufmann, Realschullehrer in Elbing. Seit Veröffentlichung der von mir bei Elbing gefundenen Täublinge1) sind für unsere Provinz noch 10 Arten hinzugekommen, so daß die Gesammt- zalil der Arten 44 beträgt, das sind 10 mehr, als in der Provinz Schlesien aufgefunden worden sind. 1 Jtussula citrina Gillet. Neu für Deutschland. Den citronenfarbigen Täubling habe ich schon seit dem Jahre 1888 beob- achtet. Er wächst alljährlich zwischen Buchenlaub, 200 Schritte vom Gast- hause Vogelsang, an einem Waldwege. Da er nach allen mir damals be- kannten Pilzwerken unbestimmbar war, taufte ich ihn für mein Herbar und auf meinen Handzeichnungen „citrina“. Nicht wenig erfreut war ich, als ich im Jahre 1896 bei Einsicht in das englische Werk von Cooke den von mir gefun- denen Pilz nicht nur sehr naturgetreu abgebildet, sondern auch mit dem Namen R. citrina benannt fand. Auch in England ist der Pilz erst vor wenigen Jahren aufgefunden worden. Es ist ein derber, festfleischiger, mildschmecken- der, eßbarer Pilz. Hut 4 — 7 cm breit, Hutfleisch 3 — 7 mm dick. Der Hut ist anfangs gewölbt, später in der Mitte nabelartig vertieft, mit herabhängendem oft unregelmäßig verbogenem, aber stets glattem, nie geripptem Rande. Ober- fläche glatt, matt, nicht glänzend, gleichmäßig citronenfarbig oder am Rande etwas heller weißlicher. Hutfleisch zart weiß oder unter der Oberhaut schwach citronenfarbig, Geschmack milde. Stiel 3 — 5 cm hoch, */2 — 2 Vs cm dick, meistens gleich dick, selten nach oben oder unten zu verjüngt, außen glatt und zart schneeweiß, innen voll, zart schneeweiß, in der Jugend derb und fest, später in der Mitte schwammig voll, oder nur sehr wenig hohl werdend. Lamellen mäßig entfernt, nicht gedrängt, einige gegabelt, mäßig dick, schmal, 2 — 4 mm breit, lineal, nicht bauchig, nach dem Stiele zu sich viel länger und allmählicher verschmälernd als nach dem Rande hin. Farbe zart 9 Kaufmann, F., Die bei Elbing gefundenen eßbaren und giftigen Täublinge (Russula_ L.) Anlage C. zu dem Bericht über die fünfzehnte Wunder- Versammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Marienburg Wpr., am 7. Juni 1892. — Schriften der Natur- forschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. VIII. Bd. B./4. Heft. Danzig 1894. IG* 244 weiß. Sporen weiß, höckerig, die meisten rundlich, 0, 007 — 0,oos mm im Durch- messer, einige wenig länglich rund, 0,oos— 0,oo9 mm lang und 0,oo7— 0,oos mm breit. Ähnliche Pilze sind: R. pectinata Bull., der zwar dieselbe citronengelbe Hutfärbung, aber einen gerippten Rand und dünneres, beißendes Fleisch hat, R. ochroleuca Pers. und R. foetens Pers., die viel mehr ockergelb sind und beißend schmecken. R. depallens Pers., ebenfalls milde schmeckend, mit weißem Fleisch und weißen Lamellen, hat eine blaßere ockergelbe oder eine rötlich ockergelbe Hutfärbung und einen viel dünneren Stiel. 2. Hi iss ula maculata Quelet. Neu für Deutschland. Den gefleckten Täubling habe ich mit Herrn Major Preuss zusammen bei Swaroschin im Kreise Pr. Stargard Ende September zwischen Heidekraut im Kiefernwalde gefunden. Seiner Hutfärbung wegen hielt ich ihn auf zwei Schritt Entfernung für R. vesca , und war ganz erstaunt, beim Aufheben des Pilzes nicht weiße, sondern blaßockerfarbige Lamellen an ihm zu finden. Der äußerst scharfe Geschmack des Fleisches überzeugte mich vollständig, daß es nicht R. vesca sein könne. Es mußte eine andere Art sein. Eine Einreihung in eine mir bekannte Pilzart schien unmöglich, es wäre denn gerade eine ganz ungewöhnlich ab- norme Form von R. rubra DC. Gerade auf demselben Ausflüge, in den Pr. Star- garder Wäldern, hatte ich Gelegenheit, ganz ungewöhnliche Formen von R. rubra kennen zu lernen. Dieser Pilz variirt sehr. Nur in unsern Elbinger Buchenwäldern habe ich ihn getreu der Beschreibung nach Fries vorgefunden, mit matt ziegelfarbigem Hute, derbem, nur wenig beißendem Fleische und ent- fernt stehenden, dicken, starren Lamellen. — I11 den Nadelwäldern bei Stargard, Warlubien und Thorn wird die ziegelfarbige Oberfläche glänzend, in der Hut- mitte öfteis dunkeier, kirschrötlich, oder auch in der Mitte kirschrötlich und am Rande rötlich-violett. In dieser Färbung ähnt der Pilz vollständig den Elbinger Buchenwaldexemplaren von R. alutacea Pers. Erst der scharfe beißende Geschmack überzeugte mich bei Stargard mehrmals, daß ich es nicht mit R. alutacea zu thun hatte. Außer der Farbenveränderung erhalten die Nadelwaldexemplare von R. rubra auch durchschnittlich ein weniger festes, oft sehr schwammiges, loses Fleisch und der Hutrand wird dünner und manch- mal sogar sehr gerippt, die Lamellen dünner und dichter. Aber bei allen R. rubra- Arten bricht früher oder später doch die kirsch- oder ziegelfarbige Hutfärbung wenigstens zum Teil durch. Das Fleisch ist stets im Durchschnitt weiß. Bei der neu gefundenen Russula- Art ist keine Spur von Ziegelfarbe zu entdecken. Das Hutfleisch \Grd im Durchschnitt unter der Oberhaut in einer Breite von 3 — 4 mm fleischfarbig-bräunlich. Die Abbildung von R. maculata Quelet im Cooke stimmt mit dem bei Stargard gefundenen Pilz ziemlich genau überein. Hut 7 cm breit, 4 — 6 mm dickfleischig. Hutoberfläche glatt, Hutrand ungerippt, glatt oder nur sehr wenig, kaum 3 mm breit, gerippt. Hutfarbe bräunlich fleischfarbig mit dunkeieren bräunlichen und heileren ocker- farbigen Flecken, am Rande heller fleischfarbig-ockergelb. Die Färbung er. innert an hellere Exemplare von R . vesca und an dunkeiere von R. lepicla. 2 245 Hutfleisch fest, weißlich, bis 4 mm unter der Oberfläche nach abwärts bräun- lich fleischfarbig. Stiel 4 cm hoch, 14/2 cm dick, nach oben zu sehr wenig verjüngt, außen glatt, zart weiß, innen fest und vollfleischig weiß. Geschmack scharf beißend. Lamellen ziemlich gedrängt, schmal, nach dem Rande zu und in der Mitte 4 mm breit, nach dem Stiele zu sich sehr allmählich ver- schmälernd und in einer Länge von 1 cm nur 2 mm breit, blaß ockerfarbig. Sporen blaß ockergelb. Ähnliche Pilze sind: 1. hellere Exemplare von R. vesca , welche aber milde schmeckt und weiße Lamellen hat; 2. fleischfarbige Exemplare von R . emetica und R.fragilis, welche aber nicht fest-, sondern schwammig-fleischig sind und weiße Lamellen haben ; 3. helle Exemplare von R. xerampelina , welche milde schmecken; 4. R veternosa , welche gleiche Größe und gleiches festes, beißendes Fleisch, aber viel breitere und entferntere Lamellen und einen zwar rötlich fleischfarbigen, aber nicht so gefleckten Hut hat; 5. R . lepida , die in dunkelen Exemplaren sehr ähnlich, nur größer und milde schmeckend ist, auch breitere, hellere und entfernt stehende Lamellen hat. 3. R. consobrina Fries ist nicht selten in den Wäldern bei Elbing, be- sonders an feuchten Stellen unter Haselgesträuch im Schießgrunde in der Nähe von Vogelsang und an dem Rande der Kiefernschonung im Vogelsanger Walde. In früheren Jahren ist dieser Pilz von mir nur übersehen und zu der sehr ähnlichen R. foetens Pers. gezählt worden. Hut 5 — 9 cm breit, 2 — 7 mm dickfleischig, anfangs glockenförmig ge- wölbt, manchmal schwäch breit gebuckelt, dann ausgebreitet und wenig in der Mitte vertieft, Hutoberfläche glatt, aber am Rande sehr stark und breit gerippt, in der Mitte umbrabraun oder aschgrau-bräunlich, am Rande heller. Bei var. sororia Cooke neigt die Hutfarbe ins ockerbräunliche, var. inter- media Cooke ist erdgrau bräunlich. Hutfleisch weiß oder unter der Hutober- haut, bis 3 mm breit, grau werdend. Geschmack scharf beißend. Stiel 2 — 5 cm hoch, 1 — 2 cm dick, außen zart weiß, etwas grubig, innen schwammig voll, sehr bald hohl werdend. Fleisch weiß, beißend. Lamellen mäßig gedrängt stehend, oft gewölbt, angeheftet, dünn, 5 — 8 mm breit, weiß, mit etwas ocker- gelber Schneide. Sporen weiß, stachelig, rundlich, 0,oo6 — 0,oos mm im Durchmesser. Der ähnlichste Pilz ist R. foetens Pers. Derselbe ist aber in allen seinen Teilen mehr ockergelblich, seine Lamellen stehen weiter entfernt, sein Hut- rand ist im jugendlichen Zustande nicht so stark gerippt wie der von R. con- sobrina. Dieser letztere Pilz ist auch nicht so unangenehm riechend und seine Oberfläche nicht schleimig klebrig, wie die von R. foetens. Entfernte Ähn- lichkeit hat auch R. nauseosa Pers. in ausgebleichtem altem Zustande, und auch junge Exemplare von R. adusta Pers. haben dieselbe Färbung. 4. R. nauseosa Pers. Der Ekeltäubling wächst sehr vereinzelt im Vogelsanger Walde bei Elbing unter Kiefern. Hut 6 — 9 cm breit, flach niedergedrückt, dilnnfleischig, nur 3 — 5 mm dick, am Rande dünn und gerippt. Oberfläche klebrig, in der Mitte rötlich bräunlich, umbrabraun, nach dem 3 240 Hände zu olivengrün. Fleisch gelblich, mild schmeckend, aber unangenehm riechend. Stiel 5 — 6 cm hoch, 15 — 20 mm breit, nach oben kegelförmig verjüngt, oder auch gleich dick, am Grunde gebogen aufsteigend, außen ocker- farbig oder fleischfarbig-rötlich, innen hohl oder schwammig voll, weißlich- ockerfarbig. Lamellen mäßig gedrängt, ziemlich entfernt, angewachsen, bauchig, 8 mm breit, ockergelb. Sporen gelb, stachelig, rundlich, 0,ooe — 0, 007111m im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind: R . olivacea Schaeff., welche ähnliche Hutfarbe, aber festeres, nicht unangenehm riechendes Fleisch hat, R. ravida Bull., die ebenfalls festfleischig ist, aber deren olivenfarbiger Hutoberfläche außerdem die rötlich bräunliche Mitte fehlt, diese ist durchweg heller olivengrün. 5. It. purpurea Gillet. In Rabeniiorst’s Krvptogamenflora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, Band I: Die Pilze, von Winter nicht aufgeführt, daher wohl neu für Deutschiand. Der purpurfarbige Täubling wächst bei Elbing im Wesselner Walde unter Buchen. Ich habe ihn auch früher schon gefunden, aber mit R. Linnaei Fries zusammen zu einer Art gezählt. Beide sind sich sehr ähnlich. Nur die Hutfarbe und die Festigkeit des Fleisches ist ver- schieden. Beide Pilze liaben^eine H u t - Breite jcon 4 — 8 cm. Hutoberfläche ist bei beiden trocken, glatt, Rand glatt, nicht gerippt. R. Linnaei ist in der Mitte blutrötlich violett oder dunkePkirschbraun und am Rande in einer 5 — 10 mm breiten Zone hell kirschrötlich oder rosafarbig. R. purpurea da- gegen ist in der Mitte dunkelrot violett und am Rande heller violettbläulich. Das weiße Hutfleisch ist bei R. Linnaei fester und dicker, 4 — 8 mm, bei P. purpurea 3 — 5 mm dick. Der Stiel ist bei beiden Pilzen zart weiß und voll, bei R. Linnaei festfleischig, bei R. purpurea schwammig oder im Alter sogar ein wenig hohl, und durchweg länger und nach oben kegelförmig ver- jüngt. Lamellen bei beiden Pilzarten weiß, mäßig entfernt stehend, bei R. Linnaei angewachsen, bei R. purpurea angeheftet. Die rundlichen weißen Sporen sind bei R. purpurea durchschnittlich etwas kleiner, 0,ooe — 0,oo7 mm, bei R. Linnaei 0,oo7 — 0,oo9 mm im Durchmesser. Ähnliche Pilze sind R. puellaris Fries, R. Queletii Fries und violette Spielarten von R. fragilis Pers. und R. chamaeleontina Fries. 6. Russula puellaris Fries wächst vereinzelt im Rakauer Walde bei Elbing unter Erlen an sumpfigen Stellen. Herr Hennins hat ein Exemplar am Torfbruch im Bankauer Walde, Kreis Schwetz, gefunden. Es ist ein kleiner niedriger Pilz. Er kann sehr leicht mit R. chamaeleontina Fries verwechselt und daher über- sehen werden. Der Hut wird bis 6 cm breit, ist aber nur 3 mm dick, oft fast häutig, meist flach, platt, wenig gewölbt in der Jugend, im Alter nur sehr wenig vertieft. Oberfläche glatt, glänzend, am Rande höckerig vertieft. Farbe hauptsächlich violettblau, mehr blau als rötlich; am Rande fast^ hell- blau, nach der Mitte zu aschgrau werdend, ganz in der Mitte hell rotbräunlich. Stiel 3 — 4 cm hoch, 1 cm dick, voll, später etwas hohl werdend, außen anfänglich weiß, später etwas ockergelb werdend. Fleisch schwammig, zart 4 247 weiß. Geschmack milde. Lamellen ziemlich gedrängt stehend, weißlich, später blaß ockergelblich werdend. 7 mm breit, etwas bauchig, verschmälert angewachsen oder auch bloß angeheftet. Sporen gelblich, sehr groß, rund- lieh, 0,ooi) — 0,on mm im Durchmesser. Von der ihm am nächsten stehenden R. chamaeleontina unterscheidet sich der Pilz auf den ersten Blick durch die bläuliche Hutoberfläche. Obgleich R. chamaeleontina sehr veränderlich in der Färbung ist und vom dunkelen Rotviolett bis zum hellen Ockergelb wechselt, so habe ich doch noch nie diese blaue Färbung angetroffen. Die Sporen von R. puellaris sind viel größer, der Hut dünner, die Lamellen breiter und weniger dunkel ockerfarbig, auch ge- drängter stehend. R. purpurea gillet ist ähnlich in der Hutfärbung bei alten verwaschenen Exemplaren, aber viel größer, hat außerdem zart weiß bleibende und gedrängtere Lamellen. Die in der Färbung ähnliche, nur etwas mehr rosenviolettrötliche R. Queletii Fries hat dieselbe Größe wie R. puellaris , ist aber sofort an den weißen Lamellen und dem scharf beißenden Fleische zu erkennen 7. R. Queletii Fries habe ich an sandigen Wegrändern unter* Birken bei Rohlau im Kreise Schwetz gefunden. Es ist ein kleiner Pilz. Man könnte kurz sagen, es ist eine R. fragilis Pers. mit rötlich violetter Hut- und Stieloberfläche und festem Fleisch. Hut 3 — 5 cm breit, 3 mm dick, [glatt, klebrig. Rand garniclit oder nur wenig gestreift. Flut anfangs gebuckelt, dann flach gewölbt, wenig oder garnicht trichterförmig, mit meist bleibendem Buckel, in der Hutmitte gelbbräunlich, nach dem Rande zu kirschrötlich- violett. Stiel glatt, schwammig voll, kirschrötlich-violett, meistens nach oben zu kegelförmig verjüngt, 3 — 4 cm lang, 6 — 10 mm breit. Lamellen ziemlich entfernt, weiß, 7 mm breit, nach dem Stiele zu sehr verschmälert angewachsen, gewöhnlich mit ausgeschwitzten Tropfen bedeckt. Sporen weiß. Ähnliche Pilze sind violette Formen von R. fragilis und R. chamaeleontina. 8. R. grisea Pers. ist von Herrn Major Preuss in den Wäldern bei Pr. Stargard gefunden worden. Bei Elbing habe ich den Pilz noch nie be- dachtet. Das mir gezeigte Exemplar hatte eine Hut -Breite von 6 cm bei 4 — 5 mm Fleischdicke. Hutoberfläche glatt, hellolivengrüngrau, in der Mitte dunkeier, am Rande heller. Stiel 10 cm lang, 1 cm dick, nach unten zu verjüngt, vollfleischig, außen und innen weiß. Lamellen gedrängt stehend, 5 mm breit, ockergelblich. Sporen ockergelb. Ähnliche Pilze sind R. heterophylla Fries und R. furcata Lam., die aber beide weiße Lamellen haben, und R. olivascens Fries, die viel derbfleischiger und nicht so langstielig ist. 9. R. nitida Pers. Der glänzende Täubling ist bei Elbing selten und von mir erst im Oktober 1896 in dem Moosbruch auf der Höhe im Wesselner Walde gefunden und anfänglich für R. chamaeleontina Fries, der er in Größe, Form und Farbe des Hutes gleich ist, gehalten worden. Der 3 — 5 cm breite Hut ist kirschrot, am Rande heller, in der Mitte dunkeier, lebhaft glänzend glatt, nur am Rande gestreift. Die Lamellen sind ange- 5 248 heftet, weiß. Der Stiel ist 4 cm hoch, 1 cm dick, nach oben verjüngt, schwammig voll, außen rötlich. Fleisch weiß, milde schmeckend. Die angehefteten Lamellen und die 0,ooo — 0,oi2 mm großen Sporen trennen diese Art von R. chamaeleontina , welche angewachsene Lamellen und Sporen von 0,ooö — 0,oo7 mm Durchmesser hat. 10. R. armeniaca Cooke. Neu für Deutschland, ist abgetrennt von der Art R. chamaeleontina Fries. Der Pilz wächst bei Kahlberg auf der Frischen Nehrung in der Globb. Seine Hutfarbe ist orangerot oder lebhaft gelbrot mit gelblicher Mitte. Während alle Spielarten von R. chamaeleontina von dunkelrotbrauner, rosenroter, fleischfarbiger, und weißlicher Hutfärbung immer Sporen von durchschnittlich 0,oo5 — 0,oo7 mm Durchmesser haben, erreichen die Sporen bei dieser orangefarbigen Art durchweg eine Größe von 0,oio — 0,oi2 mm. Außer- dem scheinen mir die Lamellen stärker ockergelblich zu sein. In dem eng- lischen Werke von Cooke ist der Pilz als selbstständige Art aufgeführt. Alphabetische Anordnung1 der westpreussischen Russula- Arten. 1. Russula adusta Pers . . . 19. Russula lactea Pers vereinzelt. 2. ,, alutacea Pers gemein. 20. lepida Fries . häufig. ,, var. lutea .... vereinzelt. 21. Linnaei Fries vereinzelt. „ ,, olivacea . . öfters. .22. „ lutea Huds . gemein. 3. ,, armeniaca Cooke . . . vereinzelt. 23. „ maculata Quelet . . . . selten. 4. ,, aurata With gemein. 24. nauseosa Pers selten. 5. „ chamaeleontina Fries . . gemein. 25. nigricans Bull . gemein. 6. „ citrina Gillet vereinzelt. 26. nitida Pers . . selten. 7. ,, consobrina Fries . . . . häufig. 27. ochracea Pers . vereinzelt. 8. „ cyanoxantha Schaeff. . gemein. 28. ochroleuca Pers. . . . . häufig. 9. ,, decolorans Fries . . . . häufig. 29. olivacea Schaeff. . . , . vereinzelt. 10. „ depallens Pers vereinzelt. ö CO olivascens Fries . . . . häufig. 11. „ emetica Fries gemein. 31. pectinata Bull . häufig. ,, var. Clusii Fries gemein. 32. „ puellaris Fries .... . selten. ,. ,, fallax Fries gemein. 33. purpurea Gillet . . . . vereinzelt. 12. ,, fellea Fries . . gemein. 34. „ Queletii Fries . . , vereinzelt 13. „ foetens Pers gemein. 35. „ ra.vi.da, Bttll. . . . selten. 14. ,, fraqilis Pers gemein. 36. „ rosacea Fries . . . , selten. 15. „ furcata Lamark .... vereinzelt. 37. rubra I)C, ....... . gemein. 16. „ grisea Pers selten. cd CO sanguihea Bull. . . . . gemein. 17. lieterophylla Fries . . . gemein. 39. Sardonia Fries , selten. „ var. galochroa 40. vesca Fries . gemein. Fries . häufig. 41. veternosa Fries . . . . selten. 18. „ Integra L häufig. 42. virescens Schaeff. . . . , häufig. „ var. adulterina Fries vereinzelt. 43. vitellina Pers. . . . . , selten. „ „ substiptica Pers, vereinzelt. 44. „ xerampelina Schaeff. . gemein. 6 249 Anlage F. Bryoiogische Mittheilungen von P. Janzen in Perleberg. 1. JDicranella cerviculata SCHOIP. Es ist auffallend, daß bei dieser nirgend seltenen Pflanze die Angaben der Autoren über Vorhandensein und Beschaffenheit des Ringes so wenig über- einstimmen. Während Karl Mueller denselben als „undeutlich“, Sciiimper als „perangustus“ bezeichnet, heißt es in Limpricht’s klassischem Werke „Ring nicht differenzirt“ und in Klinggraeff’s Leber- und Laubmoosen West- und Ostpreußens „Ring fehlt“. Bei den von mir um Elbing und Pr. Eylau gesammelten Pflanzen habe ich dieses Organ durchweg wohlausgebildet gefunden. An völlig reifen Kapseln zeigt sich nach vorsichtiger Entfernung des Peristoms ein zwar äußerst zarter, aber doch deutlich, stellenweise sogar in zwei Reihen entwickelter Ring, als solcher durch die kernhaltigen Zellen unverkennbar. In der Abbildung der LiMPRicriT’schen Flora ist eine Ringzone wohl schwach angedeutet, in der Beschreibung aber nach brieflicher Mittheilung des Verfassers der Fehler über- sehen worden. 2. Webera pulchella HEDW. Bei Durchsicht meiner ostpreußischen Funde fiel mir ein von Sanio als Webera annotina Bruch bestimmtes, durch seinen Habitus indessen mehr an Mniobryum carneum Limpr. (Webera carnea Schimp.) erinnerndes Moos auf, das ich im Mai 1887 im Warschkeiter Forst bei Pr. Eylau gesammelt habe. Eine eingehende Untersuchung ergab, daß es bei keiner dieser beiden Arten unter- zubringen war, während alle Merkmale auf Webera pulchella Hedw. (Schimp.) hinwiesen. Meine Bestimmung wurde durch Limprici-it bestätigt. Da dieser Forscher die in Schimper’s Synopsis (1876) für das Alpengebiet angegebenen Standorte anzweifelt und Webera pulchella Hedw. für eine ,,specifiscli nordische Art“ erklärt, da ferner die in der Umgebung von Lyck gesammelten, sterilen Pflanzen, welche ich von Sanio als W. pulchella Hedw. erhalten habe, ihrer bis unter die Mitte scharf gesägten Blätter wegen auf keinen Fall hierher, wohl aber zu Webera pulchella Juratzka — W. lutescens Limpr. nov. spec. gehören können, was in Ermangelung von Früchten nicht mit Sicherheit zu entscheiden ist, da endlich das seiner Zeit von denv nämlichen Fundorte als Webera pulchella i 250 Hedw. an Herrn v. Klinggraeff gesandte, gleichfalls sterile Moos aber von diesem mit einem Fragezeichen in sein vorhin genanntes Werk aufgenommen ist, so liegt hier ein um so interessanterer Fund vor, als die briefliche Mittheilung Limpricht’s, daß diese Art schon von Milde bei Striegau beobachtet worden sein soll, sich vermuthlich auch auf die J ur atz k a 1 s ch e Art bezieht; denn der nämliche, zweifelhafte Fundort findet sich in seiner Laubmoosflora, Band II, Seite 272, unter Weberei lutescens Limpr. Jedenfalls muß die Web er a pulchella Hedw., die sandig-thonigen Wald- boden liebt, der Aufmerksamkeit der Moosforscher unserer Provinz empfohlen werden. Um das Erkennen zu erleichtern, mögen hier kurz die Hauptunter- schiede der drei nahestehenden Arten nebeneinander gestellt werden: Web er a annotina Schwgr.: Brutknospen vorhanden. Blattnetz eng. Kapsel bim- förmig. Spaltöffnungen phaneropor. Zellen der Kapselwand stark collen- chymatiscli. Aeußeres Peristom gelblich. W. pulchella Sciiimp.: Brutknospen fehlen. Blattnetz eng. Kapsel eikugelig, entleert kreiselförmig. Spaltöffnungen phaneropor. Zellen der Kapsel- wand nicht collenchymatisch. Aeußeres Peristom grünlich-gelb. W. carnea Sciiimp.: Brutknospen fehlen. Blattnetz locker. Kapsel eiförmig. Spalt- öffnungen cryptopor. Zellen der Kapselwand collenchymatisch, Äußeres Peristom rothbraun. 3. Mniobrymn albicans Lim Pit. nach Limpricht (II. S. 279) aus Ost- und Westpreußen nur steril bekannt, ist schon 1880 von mir in Yogelsang bei Elbing — (Abhang bei Sängers Andacht) — in Gesellschaft von Barbula fallax Hedw. mit Früchten gesammelt worden. 251 Anlage 0. Botanische Notizen. XII. Von A. Treichel. I. Blitzschläge an Bäumen. VI. Nach Verlauf von zwei Jahren mag es mir erlaubt sein, des Weiteren über das vorliegende Thema zu berichten. Es muß jedoch im Allgemeinen für ein Glück angesehen werden, daß zu dieser Beobachtung diesmal gar so wenig Fälle vorliegen, und namentlich das laufende Jahr 1895 zeichnete sich durch seine Dürre aus. Ich kann im Ganzen nur über 9 Treffer aussagen, die in Bäume gingen, wovon 4 die Weide trafen und je 1 Rotbuche, Pappel und Kiefer, zu welcher letzteren allerdings noch 2 Holzrager hinzukommen, da als fest anzunehmen steht, daß ihr Bestand aus deren Holzart gewesen ist. Die Gesammtzahl meiner bis jetzt 89 Beobachtungen vertheilt sich demgemäß also: 21 auf Kiefer (incl. 10 Holzrager), 18 auf Pappel, 13 auf Weide, 11 auf Birke, 7 auf Linde, 4 auf Rotbuche, 3 auf Eiche, je 2 auf Espe, Erle und Baum an sich, je 1 auf Kirsche, Wildapfel, Birnbaum, Ahorn, Fichte und Edeltanne Zur größeren Vollständigkeit und weiteren Einsicht in die vorliegende Frage erwähne ich als vier weitere Treffer ein Backhaus, ein Kartoffelfeld, eine Roggengarbenhocke und ein Storchnest, um so lieber, als mir darüber genaue Mitteilungen gemacht wurden, bringe ferner zwei ein- gehende Betrachtungen über die Art und Weise des Treffens in (nicht mit- gezählte) Eiche und Fichte (?) nach mir zugeschickten Zeitungsberichten aus Pommern und füge schließlich statistische Aufzeichnungen aus den Lippeschen Forsten in den Jahren 1879 — 85 hinzu, welche zur Klärung des dortigen Procentsatzes der getroffenen Bäume dienen mögen. Bei Vergleichung geht daraus hervor, daß die Buche dort bei Weitem die Fichte und Kiefer über- ragt, während sich bei uns bis jetzt Kiefer und Pappel, auch noch Weide in die erste Reihe stellen. 1891, August. Mittel Lowitz, Kr. Lauenburg i. Pom., wo von der ehemaligen, meist aus Rotbuchen bestehenden Waldfläche, in welche nach Rodung in früherer Zeit diese später entstandene Ortschaft namentlich mit dem herr- schaftlichen Wohnliause und den zugehörigen Wirtschaftsgebäuden hinein- gebaut worden war, nur ein Rest in einer viereckigen Form als Gutshaus und Garten einschließender Park stehen geblieben ist, erfolgte der Einschlag in eine Rotbuche, etwa in einer Höhe von 15 Fuß, unterhalb der ersten Aste, und teilte sich der Blitz auf zwei Baumseiten, auf der einen Seite mit 252 einem und auf der anderen Seite mit zwei Strahlen, die ich ganze nenne, weil ihre Balm bis zur Erde verfolgbar ist; dazu fand ich auf der einen und der anderen Seite je 1 resp. 2 halbe Strahlen, die etwa auf der Hälfte der Bahn aufhörten, sodaß ich auf diese Symmetrie besonders aufmerksam mache. Es war nur die Borke gespalten, das Holz jedoch ganz unmerklich beschädigt. Als ich im September 1893 das Objekt in Augenschein nahm, fand ich bereits die Anfänge zu einer Überwallung, namentlich an der am meisten aufgerissenen Stelle. Es ist das wiederum ein Beweis gegen die vermeintliche Blitzunversehrt- heit der Rotbuche, obschon ein anderer Fall vom August 1893 an gleicher Stelle leicht zu deren Gunsten sprechen könnte. Unter dem Schutze der ganz nahen Buchen und ganz bedeutend niedriger steht ebendort das Back- haus, und, statt eine der Buchen zu treffen, fuhr damals der Blitz in das niedrigere und nicht baumisolierte Backhaus, welchem ein Teil der Außen- wand ausgeschlagen wurde. 1893, 9. August, Nachmittags. Soßnow, Kr. Flatow: hohe Pappel, in der Mitte zerspalten; etwa 30 Schritte davon wurde ein Mann zu Boden ge- worfen, kam aber mit dem bloßen Schrecken davon; das heftige Gewitter hielt nur wenige Minuten an. (N. Wpr. Z. 1893. No. 214.) 1894, Nacht vom 14. zum 15. Juli. Neu Bukowitz, Kr. Bereut: Weide, Wegebaum am Dorfe, stark zersplittert. 1894, 24. Juli. Neu Paleschken, Kr. Bereut: Weide, Wegebaum bei Prillj Borke in Streifen gerissen. 1894, 24. Juli. Neu Paleschken: Weide, am Dorfkirchen-Stege, einzeln, in der Nähe von mehreren, viel höheren Bäumen, durch abgeschnittenen Hauptstamm zur Kropfweide prädestiniert; aus nur kleiner Gewitterwolke traf hier ein Schlag von nur dreien, die anderswo zündeten; Einfuhr des Blitzes in der Mitte eines unteren Seitenastes; Wirkung: Spaltung des Stammes, geringe Faserung und einseitige Beraubung von Borke und Bast; Ausfuhr dicht am Stamme zur Erde; dicht am Baume war der Stegzaun mit den Lattenstücken an einen Pfahl genagelt; wahrscheinlich hatten diese Nägel den Blitz angezogen; jedenfalls hatten sich die Lattenstücke vom Zaun- pfahle losgelöst. Außer den vielen höheren Bäumen in der Nähe bot sich auch die Spitze des gleich nahen Kirchturmes als Treffpunkt dar; ihn traf auch im September 1890 ein kalter Schlag. 1894, 7. August. Alt Paleschken, Weg nach Neu Paleschken: Weide Einfuhr des Blitzes in einen Gabelast; teilweise Entborkung in Streifen. 1894, August. Oberförsterei Gr. Okonin, Revier Kaliska: Kiefer, Feld- randbaum, mit Kienzopf; Einfuhr des Blitzes in den Zopf bei 1 m unter der Spitze; Wirkung: Entzündung bis Brand mit Stichflamme (bis zur schließ- lichen Verkohlung durch Regenguß) und Entborkung des Stammes nach dem Dreh wüchse, aber ganz ohne Faserung; Abfuhr an der Hauptwurzel mit sichtbarem Erdaufwurfe. Die Kiefer ist im Begriffe einzugehen. Durch 2 253 gleichzeitige Blitzverteilung desselben Schlages wurden in der Nähe drei unterständige, verkrüppelte Kiefern teilweise versehrt, und äußerte sich hier die Wirkung durch Abschälung der Rinde. Dagegen blieb dicht daneben eine 3 m höhere Kiefer von dem Schlage gänzlich unversehrt. (Oberförster Kottmeier). 1889 — 94. Zwischen Okonin und Blumfelde, Kr. Berent, stehen auf einer ausgedehnteren Sandfläche viele kieferne Wegepfähle von 2 m Höhe und 10 cm Dicke; diese wurden durch fünf Jahre hindurch alljährlich vom Blitze getroffen, mit vollständiger Zersplitterung; das geschah besonders bei Bodensenkungen; doch wohl wegen der größeren Wasser- Ansammlungen in diesen Terrainmulden. (Oberf. Kottmeier). 1892 im Sommer schlug bei Gr. Okonin der Blitz in ein Kartoffelfeld ein und ging auf eine Strecke von 20 — 30 m die niedrigere und mehr mit Wasser gefüllte Furche bergab herunter. Die Stelle wurde durch den Treff- punkt der von drei Observationspunkten gezogenen Liuien, sowie durch baldige spätere Nachmessung festgestellt. Zwar war für den Augenblick nichts zu sehen, bis sich die Einfuhr und die Bahn des Blitzes durch das Welkwerden des Krautes und noch später durch das vollständige Eingehen der Kartoffeln markierte, welche in den beiden Reihen neben der Blitzbahn gestanden hatten. (Oberf. Kottmeier). Bei Chwarznau, Kr. Berent, schlug fast um dieselbe Zeit der Blitz in eine Hocke von Roggengarben ein und brachte diese zur Entzündung. 1895, 11. Juni. Krojanke: 2 Telegraphenstangen, unter Zurücklassung handtiefer Spalten in denselben; die Leitung wurde unterbrochen. (N. Wpr. Z.) Beim Wirte Schmidt in Marczinowen, Kr. Goldap, traf der Blitz das Storchnest auf dem Scheunendache, tödtete die jungen Störche und fuhr längs der Giebelwand in die Erde, ohne zu zünden. Dies ist ein weiterer Beitrag gegen die im Volke verbreitete Meinung von der Blitzunversehrtheit unserer Storchnester ! Bei dem heftigen Gewitter am Sonnabend vor acht Tagen ist ein ganz gewaltiger Blitzschlag in der Forst von Pansevitz in der Nähe von Erd- mannshagen bei Gingst an der pommerschen Küste niedergegangen und hat dort eine große, über 272 Fuss dicke Eiche vollständig zerschmettert. So furchtbar ist die Wirkung dieses Blitzschlages gewesen, daß von der ganzen Eiche nur noch ein Spaltstück von etwa Mannshöhe steht; der ganze übrige Stamm ist mit den Wurzeln ausgerissen und in Millionen Teile zersplittert. Ebenso sind die dicken Aeste und Zweige weit fort- geschleudert; zum Teil hängen sie hoch oben in den Kronen der umstehenden Buchen, zum Teil liegen sie im Walde bis über 50 Schritt im Umkreise zer- streut. Die Splitter des Stammes sind bis über 4 m lang und oft nicht dicker wie ein Strohhalm. Auch jetzt noch wird der Schauplatz dieses seltenen Naturereignisses viel besucht; bald werden die Merkmale desselben größten- teils verschwunden sein, da fast Jeder sich einige Stücke zum Andenken mit- 3 254 nimmt. Zwei Kinder, welche sich zur Zeit der Katastrophe auf dem nahen Waldwege befanden, wurden durch den ungeheuren Luftdruck zu Boden ge- worfen, haben aber sonst glücklicherweise keinen Schaden erlitten. (Rügensches Kreis- und Anzeigeblatt. No 220 vom 19. September 1895.) Ein merkwürdiges Beispiel zur Wirkung des Blitzschlages ist jetzt auf dem grossen Zscliirnstein zu beobachten. Dort steht unweit der Schutzhütte am Waldrande eine Fichte (?), die, etwa 40 cm im Durchmesser stark, in etwa 10 m Höhe vom elektrischen Strahl getroffen worden und zersplittert ist. Der Blitz hat ungefähr die Hälfte des Stamminhaltes herausgerissen und den- selben in Teilen der verschiedensten Größe (bis 4 m lang und 15 .bis 20 kg schwer) auf 35 bis 40 Schritt weit im Halbkreise umhergestreut. Oberhalb der Einschlagstelle ist der Baum ganz gesund ; weder an dem verletzten Teile, noch an den umherliegenden Splittern ist eine Brandspur zu bemerken. Etwa 2 bis 3 m davon steht eine zweite Fichte (?) derselben Stärke, an welcher der Blitz auf etwa 4 m Länge einen Bindenstreifen von 4 — 6 cm Breite abgeschält und sodann, an einer Wurzel entlang fahrend, dieselbe auf 4 bis 5 m weit bloßgelegt hat, so daß ein förmlicher kleiner Graben entstanden ist. Die Stelle ist der oben erwähnten abgekehrt. (Pommersche Volksrundschau. No. 220 vom 19. Sep- tember 1895.) Dazu füge ich noch Folgendes. Statistische Aufzeichnungen in den Lippe’- schen Forsten ergaben, wie die K. V. mitteilt, daß in den Jahren 1879—85 vom Blitz getroffen wurden: 159 Eichen, 21 Buchen, 20 Fichten, 59 Kiefern, während das Beobachtungsgebiet von etwa 11 % Eichen, 70 % Buchen, 13 % Fichten, 6 % Kiefern bestanden ist. Die Blitzgefahr erwies sich also für eine Fichte 5 Mal, für eine Kiefer 33 Mal, für eine Eiche 48 Mal größer als für eine Buche. Es hat sich nun gezeigt, daß etwa im selben Verhältnis auch die Leitungs- fähigkeit der verschiedenen Hölzer für den elektrischen Strom steht. Es kommt dabei nicht auf den Wassergehalt des Holzes an, sondern auf seinen Fett- reichtum; Buche, Wallnuß, Linde, Birke sind viel fettreicher als die der Blitzgefahr stärker ausgesetzten Eichen, Pappeln, Weiden, Ahorn, Ulmen, Eschen. Die Kiefer hat in ihrem Holz während des Winters größere Mengen Fett, im Sommer aber ist ihr Holz geradezu fettarm; dementsprechend bietet sie dem elektrischen Strome im Winter einen sehr großen Widerstand, im Sommer einen sehr geringen. II, Starke Bäume YXL Czernikau, Kr. Bereut, vor dem Wohnhaus: Linden, I. 1,95 m, 11.2,44 m. Gartschin, Kirchhofsplatz: Esche 3,90 m und Ahorn von stärkerem Um- fange (nicht gemessen), zu bemerken als Bienenbaum, mit einer Öffnung für die Bienen oei 3 m Höhe. Schloß Kischau, am Feldwege unterhalb des Kiefernwäldchens: Weide 3,67 m. Gr. Okonin. Fast die Hälfte des hierselbst durch den Februar-Sturm 1894 geworfenen Holzes ist in die Hände des Dampfschneidemühlenbesitzers 255 Fr. Mm ü ench a u -P r . Stargard übergegangen, der sich durch rechtzeitige, den Wert des Holzes richtig schätzende Gebote wohl den besten Teil des Wind- wurfs sicherte und nun in der Lage ist, aus dem gekauften Material Schnitt- und Stammwaaren herzustellen, die den weitgehendsten Anforderungen ent- sprechen und den guten Ruf der Firma weiter tragen werden. Unter den wertvollen Stämmen, die Herr Muenchau erstanden hat, befindet sich auch eine Kiefer, die fast 6 Fm Derbholz enthielt. Der auf ungefähr 25 cm Zopf ausgehaltene Stamm ist noch 23 m lang und enthielt U/2 Fm; dabei ist er kerngesund und kerzengerade. Es geht daraus hervor, daß die Sandböden der Tucheier Heide, deren nordöstlicher Ausläufer die Oberförsterei Okonin ist, nicht so ertraglos sind, wie man vielfach anzunehmen geneigt ist. Wald von Orle, Eingangs des Weges Liniewo-Kartowen: Rotbuche 3,75 m. Hoch Paleschken, Wald: Rotbuchen, I. 2,3? m, II. 2,75 m. Neu Paleschken, vor dem Hause des Predigers: Kastanie, Aesculus Hippocastanum L^ 1,95 m. Pinschin, Kr. Pr. Stargard, Garten des früheren Herrenhauses, jetzt An- siedelungsparzelle: Linde 2,47 in; Roßkastanie 2,som; Lärche 1,28 m (eine, der Mauer nächste, von fünfen oder sechsen); im Pfarrgarten: Roßkastanie, 2,oi m, von einer Bank umgeben. Hoch Stüblau, Kr. Pr. Stargard, Bahnhof, nächst dem Güterboden: Akazien, I. 1 m, II. 0,9i m. Im Kr. Karthaus, am Wege von Kolano nach Ostritz, am Ostritzsee, steht eine starke Rotbuche, in Meterhöhe von 3,4i m Umfang. ln demselben Kreise stehen in der Unterförsterei Burchardswo starke Stämme der Lärche, Larix decidua Miller, an Zahl etwa ihrer zwanzig im Durchschnitt etwa 25 — 30 m hoch und mindestens 1 m im Um- fange messend, also mindestens im Alter von 100 Jahren. Im Ort Karthaus selbst, an der Straße zur kathol. Pfarrkirche, vor der Brauerei, auf dem Schulplatze steht eine echte Esche, Fraxinus excelsior L., die in 1 m Höhe 4,55 m an Umfang hat; die Wallungen ihrer Wurzeln stehen bis zu 0,so m Höhe über die Wegsohle hervor, und erst bei einer Höhe von 2,34 m über der Vorstange des eisernen Geländers geht die erste Ast- bildung vor sich. Gahlkeim bei Adl. Juditten bei Domnau in Ostpr.: Wacholder, 25 bis 30 Fuß hoch, Stämme 4 bis 5 Zoll im Durchmesser. Weniger im Walde, östl. von Klein Dexen bei Pr. Eylau. Nach Pr. Pr. Bl. XII. 1834. S. 271. Tilia parvifolia Ehrh., kleinbiätterige Linde, von 30 Fuß im Umfang wird nach Bujack erwähnt in Pr. Pr. Bl. XIV. 1835. S. 339. In der Forst Hohenwalde bei Tolkemit findet man eine große botanische Merkwürdigkeit, nämlich eine Fichte, die wie eine grüne dichtgeschlossene Säule bis gegen 70 Fuß schlank aufsteigt und in einer schönen Pyramide endigt1). Es ist dies das einzige, bis jetzt entdeckte Exemplar dieser Art in x) Vgl. Abhandlungen zur Landeskunde der Provinz Wpstpreussen. Heft IX. Danzig 1895. S. 141 — 145. [Die Redaction.] 5 256 ganz Deutschland; sie soll sonst vereinzelt in Schweden und Norwegen Vor- kommen. (N. Wpr. Z ). Wohl die stärkste Eiche in Littauen befindet sich nach dem Urteile höherer Forstbeamten in der Nähe der im Kreise Pillkallen belegenen Be- sitzung des Gutsbesitzers M. in Patilszen. Der Baum hat in Manneshöhe von dem Boden einen Durchmesser von über 6 Fuß; die Höhe beträgt 48 Fuß. Es ist eine Wintereiche, die etwa 7 — 800 Jahre alt ist, und in deren dichtem Gezweig sich seit undenklichen Zeiten zwei Storchnester befinden, von denen nur das eine seit 40 Jahren bewohnt ist. Das Holz dieses uralten Baum- riesen ist kerngesund. Wie alte Leute behaupten, hat die Eiche seit einem halben Jahrhundert nicht zugenommen. Für das Längenwachsthum von Eichen sind noch zu erwähnen die Bohlenstücke, welche man vor Zeiten zur Herstellung der sogen. Pielchen- oder Bolltafeln verwandte, der Vorläufer des Billards, wie man sie früher in den Gemeindegärten der Städte zur Erheiterung der Bürger aufgestellt fand. Dieses Spiel wird noch jetzt in Breslau und Schweidnitz gespielt (vergleiche meine betr. Arbeit im Jahrg. 1897 der Altpr. Monatsschrift). Auch in unseren Provinzen existirt davon noch ein Ueberbleibsel, nämlich in Königsberg, wo sie an der westlichen Innenwand des Hauptgebäudes der Jubiläumshalle des früheren Altstädtischen Gemeindegartens in doppeltem Sinne suspendirt ist. Sie stammt noch aus dem Jahre 1469 und ist 45 Fuß 7 Zoll lang, linksseitig 1 Fuß 8 Zoll und rechtsseitig 1 Fuß 11 Zoll breit. Dieser Unterschied in den Maßzahlen der Breite ist erklärlich aus dem Vorgänge des nach oben hin stets geringeren Durchmessers eines Baumes. Auch die anderen Städte, aus denen Königsberg zusammengewachsen ist, besaßen in ihren Gemeindegärten solche Pielchentafeln und sollen deren Bohlstücke für Kneiphof und Löbenicht noch länger gewesen sein. Die Tafeln waren jedoch nicht muldenartig vertieft, ohne Rand oder sonstige Vorrichtung. Sie be- standen aus einer einfachen, durch Alter gebräunten und durch das Spiel spiegelglatt gewordenen Eichenplanke und es wurde wohl auf dieselben wegen ihrer enormen Länge, ansehnlichen Breite und völligen Ast- und Fehlerlosig- keit als auf Merkwürdigkeiten und Zeugen von dem, was einst der preußische Wald lieferte, aufmerksam gemacht. In ähnlicher Weise reizen zur Bewunderung ihrer Größe solche Bäume, deren Stamm als einzige Spindel einer häufig bis in den dritten Stock von alter thümli eben Häusern hinäufgehenden Wendeltreppe dient, mit gewundenen Rinnen bearbeitet, deren sonstige Zuthat mit allerlei Schnitzwerk noch mehr das Interesse der Besichtiger erregt. Solcher Wendeltreppen mit Spindeln aus einem einzigen Baumstamm giebt es mehrfach in den Städten unserer Provinz, so z. B. in Thorn ihrer drei, von denen die schönste sich im Eingangshause zum jüdischen Tempel befindet. Mehrere tausend Thaler sind von hoher Stelle für dieses Wunderwerk geboten worden; aber es läßt sich ohne Abbruch des Hauses selbst nicht daraus entfernen. Auch Danzig hat g 257 solche Treppensäulen aufzuweisen und in Königsberg habe ich selbst die in der Hof-Apotheke in Augenschein genommen. Für starkes Wachstum entnehme ich aus K. Gr. Hagen: Preußens Pflanzen (Kgsbg. 1818) noch folgende Angaben, wie er deren nur wenige und nur für Ostpreußen angegeben hat: Juniperus communis L., gemeiner Wacholder. (II. S. 315). „Bei Frauen- burg soll er noch als Baum Vorkommen. Vor ungefähr 80 Jahren gab es noch so dicke Stämme, aus welchen Teller von gewöhnlicher Größe und ziemlich große Becher gedreht werden konnten. Loesel erwähnt eines Wacholders im Dorfe Kumetschen bei Insterburg, dessen Stamm den Umfang von 3 Ellen hatte, 16 Ellen hoch war, und bei dem 3 Aeste eine Elle dick waren. Er trug schon seit 50 Jahren keine Beeren mehr, die er vor dieser Zeit getragen hatte“. Tilia platyphyllos Scop. (1772), breitblätterige Linde. (I. S. 407). „Eine der merkwürdigsten Linden in Preußen war die, welche bei uns im Königsgarten, dem jetzigen Paradeplatze, stand, und deren Stamm, wiewohl schon im Ver- dorren, ich noch gesehen habe. Er hielt unten im Umfange über 30 Fuß. Durch Stufen konnte man zur Spitze hinaufgelangen, und es fanden darauf drei Stockwerke oder vielmehr Ruheplätze statt. Der oberste, wenngleich der kleinste, war dennoch zureichend, daß im Jahre 1697 der Kanzler v. Kreutz den König Friedrich I. mit seinem großen Gefolge darauf bewirten konnte“. Quercus Robur L„ gemeine Eiche. (II. S. 270). „Sie wurde von unsern Vorfahren, den alten Preußen, heilig verehrt. So stand eine Eiche da, wo jetzt die Stadt Heiligenbeil steht, unter der dem Curcho oder Gorcho, der für den Gott der Speisen und Getränke gehalten wurde, geopfert wurde. Bei Romowe, dem Wohnsitze des Oberpriesters und der übrigen, wurden unter einer Eiche, deren Stamm 6 Ellen im Durchschnitt gehabt haben soll, der Donnergott Perkunos, der Ernte- und Regengott Potrimpus und der Toten- gott Pykullus heilig verehrt. In vorigen Zeiten gab es in Preußen, sowie in anderen Ländern, sehr hohe und erstaunlich dicke Bäume, und vorzüglich Eichen. So fand im Dorfe Oppen, bei Wehlau, eine Eiche statt, die 27 Ellen im Umfange betrug, und in deren hohlen Stamm sich ein Reiter mit seinem Pferde, ja der Markgraf Albrecht mit seinem Sohne zu Pferde herumtummelten. Helwing erwähnt einer Eiche, die zu seiner Zeit sich in dem Eichenwalde Damerau bei Angerburg befand. Sie war aus einer Tanne so hervorgewachsen und mit der Rinde derselben so genau vereinigt, daß beide ein Baum zu sein schienen“. Schettnienen, zwischen Heiligenbeil und Braunsberg in Ostpr. am Wege nach Gerlachsdorf : eine Ulme, auffallend schön gewachsen und schön er- halten, 441 cm. So nach Frl. E. Lemke in Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges., Sitzung vom 10. Nov. 1894, S. 477 erwähnt als angebliches Object einer sog. Nagelung eines Baumes. Die Nagelung sollte geschehen sein, weil der Baum zur Erinnerung stehen bleiben sollte und wegen der vielen Nägel auch minder leicht gefällt werden konnte. 7 17 258 Im Stanauer Grunde, am Wasser der Mühle von Stau au bei Christ- burg, Kr. Stuhm, stehen 2 Linden (kleinblätterige), welche I. 2,63 und II. 2,85 m Umfang haben. Dieselben stehen so dicht zu zwei Seiten eines sehr starken Steines, von dem das Volk sagt, er sei vom Monde herabgefallen, daß sie ihn zu umwallen angefangen haben. Der betreffende Stein, der nicht tief unter Tage zu gehen scheint, ist 1 ,50 m hoch, 3, 50 m breit, 3,95 m lang, und hat einen Umfang von etwa 12, 20 m. Er steht schräge zum Wasser des Mühlenteichs. (P. Hannemann). Eine ebenfalls sehr starke, freilich nicht gemessene Linde steht im Kloster- garten in Christburg, in deren altersmorschem Stamm sich sehr oft Bienen- schwärme niedergelassen und reiche Ernte an Honig dargeboten hatten. (Kantor Wehringer.) Lauenburg i. Pomm., Stadt, an dem Zugang über die Brücke zum Amtsgericht, früherem Schloß: Kastanien, I u. II je 2,48 m. Jägerhof bei Lauenburg: Eiche, nahe dem Wohnhause, 3,75 m. Buche, näher dem Waldkomplex, 5, 14 m. Charbrow, bergartiger Kirchhofsplatz bei der Kirche: Ulme, 3,78 m. Linde: 3,58 m; teilt sich bei etwa 3 m Höhe in 2 starke Stämme. — Eiche: 5,26 m ; dieselbe wird von Porst- und anderen erfahrenen Männern für 5 — 600 Jahre alt gehalten, reicht also in das Ende des 13. Jahrhunderts und bis auf die Zeit des Deutschen Ordens zurück. An ihr ist bis etwa 40 Fuß Höhe kein Ab- gang von Ästen zu bemerken. Oben in den Öffnungen des noch immer starken Stammes haben Dohlen sich ihre Nester zurecht gemacht; weil ihr Geschrei unleidlich und störend war, hatte man vor Jahren die Öffnungen mit Brettern vernagelt, ohne daß es half. — Unten an dem starken Stamme sind noch die Stellen zu sehen, wo die Krampen für ein Halseisen gesessen haben, welches durch drei Sonntage hindurch, mit einem Schlosse versehen, solchen. Frauen- zimmern um den Hals gelegt wurde, welche unehelich geboren hatten; auch wurden dieselben von den Kirchengängern bespuckt. — Der Kirchhof selbst scheint übrigens durch das viele Begraben eine starke Erhöhung erfahren zu haben, und werden jetzt nur noch die Toten von diesem einen Dorfe dort beerdigt. — Kiefer, an einer Landecke an der Chaussee, jetzt 1,12 m stark, gepflanzt am 11. Mai 1863, also vor 32 Jahren, damals 1 m lang nach einer Notiz in der Kirchenchronik von Charbrow; dies gäbe einen ungefähren Anhalt für den Wachstumsprozeß dieser Baumart. Reddestow, Garten: Apfelbaum 2, 01 m. — Birnbaum, I. u. II. 2,85 m; der linke dreiästig in Kandelaberform; der rechte zweiästig, da ein Ast vom Sturme abgeschlagen, beiderseits durch einen eisernen Ring verbunden. — Rheinische Kirsche 0,so m. — Lärche, 1. 1,38 m, II. l,so m. Rambicze, Vorwerk zu Reddestow: Linde, Tiliaparvifolia Ehrh., 2,39 m. - — Apfelbaum (Stettiner Dauerapfel) 2,24 m. — Birnbaum (kleine Land- sorte), von unten aufgespalten, 1,68 -f- 2,02, zusammen 3,7p m. — Charakteristisch für die ganze Gegend ist das vielfache Vorkommen von Apfel- und besonders 8 259 Birnbäumen auf dem Lande in den Gärten der Leute, oder weiter abwärts stehend, vielfach auch ganz isoliert, sodaß für solche Stellen an abgebrochene Wohnhäuser und verlassene Wohnplätze zudenken ist. Ebenso fand ich (1893) nahe bei Mittel Lowitz die Landstraße mit Pflaumenbäumen bestanden vor. Elendshof, Einfahrt zum (Einzel-) Gehöft: Buche, I. 3,66 m (links die erste), II. 2,90 m (links die vierte). Dzincelitz, Kirchhof: Linde, 1.4, io m (auf der Spitze gegenüber dem Kruge), II. 2,78 m, III. 2,55 m (vor der Kirche, in der Mitte des Friedhofes, mehr nach der rechten Seite). Glowitz, Kr. Stolp, auf dem Kirchhofs- und Begräbnisplatze und seinen manchmal steilen Abhängen: Eiche, I. nahe der (Kreuz-) Kirche, 3,so m, II. östlich davon, 3 m, III. östlich, 3,22 m. — Ulme, I. östlich, 3,42 m, II. süd- lich, 3,65 m — Esche, I. südöstlich, 4,os m, II. östlich, 2,45 m, III. südöstlich, 3,56 m. — Linde, östlich, 3,98 m. Raddatz, Kr. Neustettin, Park: Pappeln, I. 3,79 m, 11.3,37 m (beide nahe dem Eingänge), III. 5, 20 m (beim Küchenhause; der untere Ast war 90 Fußlang). In Pankow, Kr. Neustettin, soll eine Eiche stehen, die erst sieben Männer umspannen können. Über europäische Riesenbäume, deren bekanntes, ehrwürdiges Alter auch zum Teile berührt wird, berichtet das Illustrierte Sonntags-Blatt No. 26, 1895, S. 312. Erwähnt werden 10 Eichen, je 2 Ulmen und Linden, je 1 Kastanie, Wallnuß, Tanne, Lärche und Robinia. Aus Deutschland stammen 4 Eichen, 2 Ulmen, 1 Linde. Diese Mitteilungen werden durch einen Leser in der Volkszeitung vom 20. Sept. 1895 ergänzt für zwei Eichen aus Straupitz in der Lausitz, von denen die eine in Brusthöhe 10, so m, am Erdboden mindestens 12 m an Umfang mißt und im Alter auf mindestens 1000 Jahre geschätzt wird, allerdings nur noch einige grüne Zweige treibt. Die andere, die Florentinen-Eiche, hat am Erdboden einen Umfang von lim, ist prächtig entwickelt und wird auf 20 — 25 m Höhe geschätzt. III. Abnormes Wachstlmm bei Pflanzen. 1. Zweite Blüte. a) November 1891 erhielt die andauernd milde Witterung noch viele Gewächse im Freien grün; Feldblumen blühten sogar noch, und manche Bäume zeigten frische Triebe; der Redaktion der Neuen Wpr, Zeitung wurde ein Tannen reis eingeliefert, welches mit frischen Trieben bedeckt war. b) Pr. Stargard, 11. Juni 1894. Im Logengarten steht ein Birnbaum in neuer Blüte. Es dürfte ein gewiß seltener Anblick sein, auf demselben Zweige eines Baumes schön entwickelte große Früchte, sowie gleichzeitig Blüten und Knospen zu sehen. c) Czersk, 25. Juli 1894. Einen eigenartigen Anblick gewährt z. Z. der Obstgarten des Herrn S. in Lubna, in welchem das Auge auf ein und 9 17* 260 demselben Baume zugleich vergilbte Blätter, grüne Früchte und eben aufge- blühte Knospen erblickt. (N. Wpr. Z.) d) Krojanke, 1. August 1894. Ein seltsames Naturspiel wird auf dem nach Petzin führenden Wege beobachtet. Eine dort stehende Eberesche (Sorbus aucuparia L.); die bereits mit Früchten reich beladen ist, treibt aufs Neue eine Menge ganz normaler Blüten, die dem Baume einen eigen- artigen Reiz verleihen. e) Marienwerder, 6. August 1894. Bei mehreren Besitzern in den Vor- städten, sowie in der hiesigen Niederung stehen in den Obstgärten mehr- fach Bim- und Kirschen bäume, die bereits ein Mal in diesem Jahre ab- geerntet Isind, in vollstem Blütenschmuck. Das ist in dieser Gegend etwas sehr seltenes. f) Berent, 23. August 1894. Im Garten der Königl. Försterei Philippi steht ein junges Apfelbäumchen in vollster Blüte, zu jetziger Zeit ein seltenes Vor- kommnis und Naturspiel. g) Tiegenhof, 17. Februar 1895. Eine Merkwürdigkeit zeigt die Chaussee, die von Tiegenhof nach Tiegenort führt. Die längs der Strasse stehenden spanischen Kirschenbäume haben schon sämmtlich recht große Knospen, Um so merkwürdiger ist diese Erscheinung, als jetzt recht starker Frost herrscht. h) Jannowitz, 19. September 1895. Vielfach findet man hier Obstbäume, die neben reifen Früchten eine bedeutende Anzahl Knospen und Blüten tragen. 2. Großes und abnormes Wachsthum. Ueber einen Spargel, Aspa- ragus officinalis L., von 1 Zoll Dicke und 6 bis 10 Fuß Höhe aus Balga in Ostpreußen berichten die Pr. Pr. Bl. XII. 1834. S. 210. Beta vulgaris L., Runkelrübe. Ein großes Exemplar von einer Rübe, das 20^2 Pfund wog, ist durch Moorkultur auf dem Gute Po walken, Kr. Könitz, 1895 gezogen worden. Rüben von 18 Pfund Schwere werden aus Tiegenhof gemeldet. Cucurbita Pepo L. Unter den Früchten eines Besitzers der Umgegend von Tiegenhof befanden sich 1895 zwei Kürbisse im Gewichte von 103 und 104 Pfund. Aus Biechowo, Kr. Schwetz, wird ein Riesenkürbis im Gewichte von 155 Pfund aus diesjähriger (1895er) Ernte gemeldet in der N. W. Z. Daucus Carota L., Mohrrübe, und Brassica Napus L. var. esculenta DC., Wrucke. Wie sehr im Jahre 1893 einzelne Frachtarten sich entwickelt haben, ist schon mehrfach berichtet worden, namentlich Kartoffeln und Rüben haben eine mitunter abnorme Größe erreicht. Im Hotel des Herrn Olivier in Pr. Stargard befand sich eine Mohrrübe, welche in Suzemin gewachsen ist und das kolossale Gewicht von 4*/2 Pfund erreicht hat. Die Rübe aber wurde noch von einer ebendort aufbewahrten Wrucke übertrumpft, die, von Herrn HERRMANN-Rokoschin eingeliefert, nicht weniger als 22 Pfund wog. Wie letzterer Herr mitteilt, ist dies nicht eine vereinzelte Frucht, sondern io 261 es sind auf dem betreffenden Moorboden Wracken von 16, 18 und 20 Pfund keine Seltenheit im Jahre 1893 gewesen. Im Bericht des Preuß. Bot. Vereins für 1892 (S. 46) berichtet Dr. Abromeit über eine gemeinschaftliche Excursion nach der Montauer Spitze und erwähnt mehrere bis zur Unkenntlichkeit durch Vergrünung verunstaltete Exemplare vom Natternkopf, Echium vulgare L., welche am Abhange bei Weißenberg auf dürrem Sandboden, wie auch auf der Höhe, zu bemerken waren und gesammelt wurden. Ich bemerke, daß es sich wohl um ganz ähnliche deformirte Exem- plare handelt, wenn in den Preuß. Prov. BL XIV. S. 231 schon 1834 von einer auffälligen wilden Form des Natternkopfes berichtet wird. Es wäre das wohl auf dieselbe Erscheinung zurückzuführen. Pisum sativum L. Königsberg, 23. November 1894. Eine merkwürdige Erbsensorte ist in diesen Tagen aus Russland per Bahn hier eingetroffen. Es ist dies eine Waggonladung weißer, großer, ungeschälter Erbsen, die auf den ersten Blick kein besonderes Merkmal zeigen. Sieht man indessen näher zu, so bemerkt man ein kleines, kunstgerecht mit einem weißen Deckel ver- sehenes Loch und öffnet man nun die Erbse, so kriecht ein etwa 2 — 3 mm großer schwarzbrauner Käfer hervor. Unter der ganzen Ladung Erbsen dürfte, wie die ,,K. A. Z.“ berichtet, auch nicht eine einzige sein, die einen solchen Käfer nicht beherbergt. Secale cereale L. Der frühe Eintritt des Frühlings und der günstigen Witte- rungsverhältnisse im April und Mai 1895 haben auf das Wachstum des Getreides bei Marienwerder äußerst günstig eingewirkt. So fand ein Herr bei seinem Spaziergange auf einem Roggenfelde in Marienau eineu in voller Blüte stehen- den Riesenroggenhalm, der eine Länge von 2,47 m hatte. Die Ähre war 23 cm lang. Rosa centifolia L. Eine Naturseltenheit, nämlich eine vollständig aufgeblühte Rose, aus deren Mitte eine neue Blütenknospe herausgewachsen ist, wurde 1895 in einem Garten des Dorfes Schweingrube, Kr. Stuhm, gefunden. Solanum tuberosum L. In Kl. Krebs, Kr. Marienwerder, erhielt ein Ein- wohner 1895 eine riesige Kartoffel im Gewichte von rund 4 Pfund. Eine 3 Pfund schwere Riesenkartoffel wurde bei dem Besitzer V. in Marienau ebenda beim Kartoffelgraben gefunden. Ein zufälliges Einsehen in den letzten Kasten von zugefahrenen Kartoffeln (Sorte blaue Riesen) in Hoch Paleschken brachte ein Stück von 3 Pfund hervor (mit sechs Einzelknollen, sog. Knuten, versehen); es ist diese Sorte besonders brauchbar für Schweinefütterung und Brennereien, weil es meist nur große Einzelstücke erhielt, deren Gewicht sonst antiklimaktisch 900, 750, 700, 650, 600 (4 Stück), 550 g (3 Stück) be- trug. — Auch aus Tiegenhof werden Kartoffeln bis 2 Pfund Schwere im Durchschnitte gemeldet. Ansehnlich lange Stengel von der Butterblume, Taraxacum officinale Web. fand ich am 28. Mai 1895 im Parke zu Hoch Paleschken und habe bei ihnen, U 282 die meist abgeblüht waren, folgende Maße festgestellt: I. 53,5 cm, II. 54,3 cm, III. 59,6 bis 59,8 cm, IV. 56 cm (in Blüte), V. 58 bis 59 bis 61,7 cm lang. Die schon seit einiger Zeit (1895) auch im Kreise Marienwerder herr- schende große Dürre nimmt die Vegetation recht mit. Die Landwirthe sehnen sich schon nach einem eindringlichen Regen. Bei einem Gange durch die Felder findet man schon jetzt zahlreiche Brandstellen, auf denen die Pflanzen halb verwelkt sind. Der Stand des Roggens, welcher, vom Wetter begünstigt, in voller Blüte steht, ist sehr verschieden, je nachdem er durch den Schnee auf den niedrigen Feldstellen gelitten hat. Die Sommerung und die Weizen- felder lassen aber außer einigen Brandstellen wenig zu wünschen übrig. Klee und Wiesengras haben bereits einen Wuchs von seltener Höhe und Dichtig- keit, so daß die Ernte beginnen konnte. Der Ertrag dürfte ein sehr guter werden. Fast zur Verzweiflung bringt die anhaltende große Dürre die Rüben- und Tabak-Bauern. Die aufgezogenen Pflanzen sind so groß, daß eine Ver- pflanzung stattfinden muß. Der Acker ist aber derart ausgedörrt, daß die Pflänzchen nach der Verpflanzung nicht fortwachsen wollen. Auf den Chausseen lagert ein zollhoher Staub, davon Mensch und Thier stark belästigt wird. Für die Torfbesitzer ist die Witterung sehr günstig, wegen des sehr schnellen Trocknens ihres Produktes. Wie selten zuvor macht sich in diesem Sommer (1895) um Janowitz die Kleeseide auf den Kleefeldern bemerkbar; ganze Plätze sind ver wuchert. Die Zuckerrüben haben infolge der großen Dürre sehr gelitten. Das Sommer- getreide ist auf dem leichteren Boden vollständig ausgebrannt. Die Kartoffeln haben wenig Knollen angesetzt. Melandryum rubrum Grcke., zeigte 1896 starkes Wachstum, 0,7o m Höhe, und entsprechende Verstaudung, um Mehlken, Kr. Karthaus, im Wäldchen gegen- über in einem nassen Lehmausstich, mit. starker Insolation. -Heracleum Sphondylium L, Bärenklau, kommt in Mehlken, Kr. Karthaus, auf humusreichem und quelligem Boden beim Mühlenteich im Garten in starker Höhe vor. Er wird bis 12 Fuß hoch; einige nicht größere vorjährige Stengel ergaben uuten an Umfang 15 und 16 cm. Echium vulgare L., Natternkopf, traf ich 1896 in einer Höhe von 0,so m in Schloß Kischau, Kr. Berent, auf einer sonnigen Sandkampe. Eine Naturseltenheit ist ein Roggenhalm auf dem Felde des Eigen- tümers V. in Marienau bei Marienwerder (1896). Der Riesenhalm hat die stattliche Höhe von 2,86 m. Ferner steht dort auch ein Roggenhalm, der eine Riesenähre hat; diese Ähre ist genau 29 cm lang. Der Roggen, der im Frühjahr 1896 auch im Kreise Flatow recht kümmer- lich stand, hat sich in letzter Zeit ganz vorzüglich entwickelt und eine sel- tene Höhe erreicht. Halme von 2 m Länge sind schon jetzt nichts außer- gewöhnliches mehr. Es wurden uns sogar in diesen Tagen solche von 2,20 und 2,30 m Höhe vorgelegt. 12 263 IV. Verzweigung an der Rispe von Timotliee. Mein Nachbar, Herr Rittergutsbesitzer M. Neumann in Czernikau, Kr. Berent, hatte auf seinem Felde aus einem größeren Bestände gleichgearteter Exemplare vier Halme von Timotliee, Pldeum prdtense L., entnommen und dieselben mir gelegentlich übergeben. Ich überwies dieselben an die Land- wirthschaftliche Hochschule in Berlin, den Preußischen Botanischen Verein in Königsberg und das Provinzialmuseum in Danzig. Dieselben sind von ganz abweichender Beschaffenheit in der Ähre, insofern sich daran Seiten- sprosse befinden. Sie haben in gewisser Hinsicht Ähnlichkeit mit den Sprossungen beim mehrblütigen Roggen, nur ist dabei nicht zu vergessen, daß ja eigentlich die Ähre des Timotliee eine Rispe ist, wie besser bei Phi. Boehmeri Wibel zu ersehen. An den Ähren sind nur die einzelnen Ästchen stärker entwickelt und tragen mehr Ährchen als sonst. Eine gewisse Symmetrie des Ansatzes ist bei den Stücken nicht festzustellen gewesen. Auch waren sie in dieser Beziehung unter sich verschieden. Ebenso war die Ausbildung der Seitensprosse eine verschiedene. Bei dem am meisten ausgebildeten und aus- gezeichneten Stücke von 13 cm Länge beginnt nach 2,5 cm Entfernung von unten die erste Sprossung, nach 1,5 cm die zweite, nach 0,5 cm die dritte und fast ähnlich so weiter. Die drei ersten Sprosse sind je etwa 0,5 cm lang, am längsten die zweite. Ihre Länge nimmt nach oben zu sehr ab. Ihr Stand ist wechselsweise rechts und links. Jedoch wird die Reihung nicht streng inne gehalten und wechselt ebenfalls zwischen bald mehr rechts und bald mehr links. Es folgen später noch je drei Sprossungen, die aber weniger sichtbar sind, am besten auf der Seite des ersten Ansatzes. Am meisten fallen sie auf durch eine weißlichere Färbung bei dem trockenen Exemplare, die von dem sonstigen Grüngrau ab sticht. Bei dem wohl längsten (bis nahe 19 cm langen) Exemplare sind die fast nur durch ihre Färbung kenntlichen Sprosse sehr viel kleiner und in der Anordnung unregelmäßiger. Es ist diese Verzweigung ein analoger Fall, wie er bei Triticum turgidum L. (als Art), dem englischen Weizen, auftritt, wo die meist ziemlich lange, dichte und dicke, quadratische und kräftig begrannte Ähre ebenfalls verästelt vorkommt und Anlaß gab zur Schaffung einer Untervarietät, Triticum compo- situm L., welche in den Ankündigungen der Händler als Wund er weizen bezeichnet wird. Da hier also die Verästelung erblich ist, so bringe ich damit die Thatsache in Verbindung, daß jene 4 Halme aus einem größeren Bestände entnommen sind, und hege die stille Hoffnung, daß sich im nächsten Jahre eine Mehrzahl von Belagstücken dieser Timotliee- Abart, wenn etwa das Ackerstück nicht durch Umgefiügtwerden dem Turnus des landwirt- schaftlichen Betriebes zum Opfer fällt, finden lassen und vielleicht auch zur Schaffung einer constanten Abart des Timothee Anlaß geben wird. Weitere und ähnliche Nachweisungen aus der Literatur sind mir nicht bekannt und kann ich solche auch nicht aus Dr. B. Frank’s Krankheiten der Pflanzen beibringen. Es läßt sich aber nicht leugnen, daß eine gewisse 13 264 Ähnlichkeit vorliegt mit der Polykladie anderer Pflanzen, Vervielfältigung von Sprossen verschiedenen Grades, deren höchste Grade wohl auch Zweig- wucherungen oder Besen (Hexenbesen) genannt werden. Verästelungen nach Art des Wunderweizens führt Dr. Frank bei Lolium perenne L., Allium- Arten, Primula , Pelargonium , Veronica und Linaria an. Auch in Maxwell Master’s Teratology ist die Verzweigung der Ähren- spindel bei Phleum pratense L. nirgends direct erwähnt, und findet sich dort nur die allgemein gehaltene Bemerkung, daß Vermehrungen der Achsenorgane bei Gräsern sehr häufig Vorkommen. Erwähnt sind nur die Beobachtungen von kürzeren oder längeren Seitenzweigen an Boggenähren, sowie der oben besprochene Triticum turgidum f. compositum , vielfach auch ägyptischer Wunder- weizen genannt. Vielleicht ist die Zweigbildung auch nur auf augenblickliche, durch das Wetter begünstigte, wohl durch Hypertrophie entstandeue, wenn auch mehr- fach vorkommende, doch immerhin krankhafte Bildung zurückzuführen, da, wie beschrieben, die Seitenzweige eine auffallend bleiche oder ausgebleichte Färbung an sich tragen und auch steril zu sein scheinen, wie bei so schwacher Entwickelung kaum anders möglich. Wenn nun auch von mir in der Literatur sonst keine directe Erwähnung eines ähnlichen Falles entdeckt werden konnte, somit solche Abnormität bisher un- benannt geblieben ist, so war sie doch einigen Sammlern bekannt gewesen, da im Herbarium zu Königsberg ähnliche Exemplare vorhanden sind. So theilt mir Dr. J. Abromeit freundlichst mit, daß dort solche mit unterwärts stellenweise durch Abspaltung langzweigiger Rispe vorhanden sind, gefunden bei Wehlau von Leo Meier, bei Königsberg 1830 von Cru.se, bei Lyck 1860 von C. Sanio und in Gosse bei Königsberg 1859 von Caspar y, mit der Bezeichnung „ver- schiedene Formen“. Wenn nun in dem Königsberger Exemplare von mir die Rispenzweigspitzen hell statt strohfarben sind, so hat Dr. Abromeit die- selben einer mikroskopischen Untersuchung unterworfen und konnte auch braune Pilzfäden feststellen, ist jedoch nicht sicher, ob diese oder etwa Milben die Verfärbung hervorgerufen haben können; denn es fanden sich auch einzelne Teile eines Thieres in dem Präparate, sodaß es sehr wahrschein- lich ist, daß auch Milben in den Rispenzweigspitzen gehaust haben mögen. Die Rispenzweige sind bei Phleum pratense L. im normalen Falle ja sämmt- lieh sehr verkürzt, wodurch die ganze Rispe ährenförmig erscheint. Bei meinem Exemplare haben sich nun einzelne Rispenzweige verlängert oder, was vielleicht noch besser zutrifft, sie mögen sich frühzeitig von der Llauptachse getrennt haben und wuchsen dann selbständig weiter. Die Llauptachse ist auf der Strecke, welche der Zweig bedeckt, kahl, d. h. ohne Rispenzweige, und nach dem Zweige zu konkav, während letzterer die gewöhnliche Rispen- verästelung zeigt. Bei Phleum phalaroides Koeiller — Ph. Boehmeri Wibel ist die Verlängerung der Rispenzweige schon sehr deutlich, namentlich in der f. interrupta Zabel = f. lobata G. Beck. Die Langzweige stehen hier nicht so straff 14 265 aufrecht wie bei meiner Pflanze und die Scheinähre ist in diesem Falle ge- lappt. Dr. Abromeit will also für diesen Fall ein stellenweises früh- zeitiges Abspalten der Hauptachse annehmen, wodurch eine Art Rispen- verzweigung entsteht, weil vom Ursprünge des Rispenzweiges bis zum Grunde der normalen Kurzzweige die Hauptachse konkav und unverzweigt erscheint. Die Langzweige sind uach der Hauptachse zu ebenfalls kahl und führen nur nach der Peripherie zu Kurzzweige. Erst durch ein gewaltsames Zurück biegen erhält man ein genaueres Bild. Die Seitenzweige sind dann stramm aufrecht gerichtet und schmiegen sich eng an die Hauptachse an. Nach Dr. Abromeit ist daher dieser Fall nicht zu identificieren mit dem bei Triticum turgidum b) compositum vorliegenden, noch mit einer Vermehrung der Achse, sondern ist eher eine Spaltungserscheinung der Hauptachse, die schon frühzeitig eingetreten sein mag, wahrscheinlich bei dem Hervor- sprosoen aus der Blattscheide. Wäre es ein Fall von Polykladie, so müßten auch weiter nach der Hauptachse hin normale Kurzzweige zu bemerken sein. 15 266 Anlage H. Zoologische Notizen. IX. Von A. Treichel. I. Verwilderte Kälber. Von der Heerde des Rittergutes Blumfelde, Kr. Bereut, entlief im Jahre 1892 zu Anfang des Sommers ein Kalb, das sich in den benachbarten Wäldern, meist König!. Forst, auf hielt und hier und da seine Streifzüge nach der ihm zusagenden Äsung unternahm. Diese Thatsache war entweder vergessen oder nicht früher bemerkt worden, als bis es im kommenden Winter bei Gelegen- heit einer Rehjagd gelang, das stark gewachsene Tier, das in der Farbe wenigstens einem Rehe ähnlich war, zur Strecke zu bringen. Ähnliches meldeten die Zeituugen für 1893 aus der Gegend von Naumburg. Ähnlich wurde aus Osche vom 11. Oktober 1894 gemeldet: Eine sonder- bare Treibjagd wurde kürzlich im Belauf Hasenwinkel veranstaltet. Vom Gute Buchek, welches gänzlich vom fiskalischen Walde eingeschlossen ist, hatte sich vor längerer Zeit ein Kalb verlaufen. Es trieb sich monatelang in dem Walde umher und verwilderte derart, daß es sich garnicht mehr an- kommen ließ. Die Treiberkette wußte es wiederholt geschickt zu durch- brechen. Endlich wurde es durch den wohlgezielten Schuß eines Forstauf- sehers niedergestreckt. II. Mißgeburten und Anomalitäten. a) Mißgeburt bei einem Ferkel aus Orle, Kr. Berent, 1895. Dieselbe war insofern interessant, als die Vorderbeine ihre natürliche Stellung nicht hatten, sondern mit ihrer Vorder- und Hinterfläche der Körperfläche parallel lagen. Es fehlten die natürliche Drehung. Vielleicht durch zu große Enge hervorgerufen. (Prof. Dr. E. Hasse, Breslau). b) Mißgeburt bei einem Lamme aus Kartowen, Kr. Berent, 1895. Es handelte sich um eine einfache Doppelbildung, die wohl auf die Verwachsung zweier Keime oder die Spaltung einer einfachen Anlage zurückzuführen war, (Prof. Dr. E. Hasse, Breslau). c) Mißgeburt bei einem Kalbe aus Groß Klinsch, Kr. Berent, 1895. Nach Hörensagen wurde dieselbe so geschildert, daß zwei weitere Fußpaare demselben auch auf dem Rücken angesetzt gewesen waren, denen auch Be- weglichkeit nicht mangelte. Das Kalb lebte noch, als es an den Besitzer einer Schaubude für ein gutes Stück Geld veräußert wurde. i 267 d) Mißgeburt bei einem Kalbe aus Hoch Paleschken, Kr. Bereut, 1895. Dieselbe war insofern bemerkenswert, als ihr das letzte Fünftel des Rückgrats mit der schwanzartigen Verlängerung fehlte. Ein Kothloch war vorhanden. Wegen jenes Mangels aber, der für die Verjagung lästiger Insekten von Wichtigkeit war, wurde das Kalb später geschlachtet. e) Anormale Milchentleerung bei einer Färse. Bei einer un- besprungenen, also nicht trächtigen Färse in Alt Kischau. (Pfr. v. Krecki) trat 1895 eine lange vorhaltende, strahlenförmige Milchentleerung ein; wahrschein- lich beruhte dieselbe auf einer durch abnorme Nieren- und Circulations- verhältnisse bedingten Vermehrung der Milchabsonderung. f) Mehr gebürten bei einer Kuh. In Preuß. Holland ist 1895 das folgende kaum für möglich gehaltene Naturwunder vorgekommen. Eine Kuh des Schmiedemeisters Funk brachte fünf normal gewachsene Kälber zur Welt. Hiervon wog das erste oß1/^ das letzte 33, die anderen je 30 Pfund. Der ganze Akt dauerte nur H/g Stunden. Es war eine Frühgeburt, vierzehn Tage vor der erwarteten Zeit. Alle fünf Thicre waren drei Tage vor der Geburt eingegangen. Vor 45 Wochen gebar dieselbe Kuh schon drei Kälber, hat also innerhalb . eines Jahres deren acht Stück zur Welt gebracht. Hurrah die Enten! schreibt fröhlich die N. Westpr. Z., welche davon berichtet. III. Stamlortsfauna. Brünhausen, Kr. Putzig, im Sommer 1893: ein Hirsch, wohl aus der Königlichen Forst herübergewechselt, sowie ein Trappenpaar. 1894: mehrere Kaninchen. Gorclius aquaticus Duj., das Wasserkalb, kommt vor im Sandsee bei Alt Paleschken, im Hüttensee (eigentlich Szittno-See, d. h. Schilfsee) bei Niedamowo, sowie im See von Wigonin, und befinden sich von diesen Standorten ßelagstücke in den Sammlungen des Westpreußischen Provinzial- Museums. 268 Ueber das Pfeilgift der Karo Batta’s der Hochebene Sumatras (nordöstlicher Theil der Batta- Länder). Von Consul F. Kehding in Mcdan/Deli. Mit Anmerkungen von Prof. Bail. Zur Bereitung des Pfeilgiftes wird der Saft verschiedener Pflanzen ver- wendet1). Leider ist es nicht gelungen, diese in blühendem Zustande zu erlangen, so daß eine Bestimmung einzelner der beifolgenden Exemplare nicht möglich sein wird2). Den Hauptbestandteil des Giftes bildet der Saft des Hipuch, Ipoch (Batta-Name), Upas (Malayisch), Ipo (auf Celebes), Antiaris toxicaria Lesch., eines über den ganzen Archipel verbreiteten Baumes, den Artocaipeen angehörig. Man verwundet den Baum durch Anschlägen mit einem scharfen Instrument und fängt den Saft auf. Bleibt der Saft nach dem Ausfließen klar, ist er un- wirksam. Er muß sich, um brauchbar zu sein, an der Luft schwarz-braun färben. Fernere Bestandtheile sind die Blätter des Putsuk ringring (Batta), Callicarpa cana (Verbenacee), eines kleinen bis 1 m hohen Strauches. Wächst im Hochwalde, mit Vorliebe an steilen Hängen. Nach Beschreibung ist die Blüte klein, gelb, in den Blattwinkeln stehend. Die Blätter werden klein ge- hackt. — Hierzu werden gemengt feingehackte reife Früchte von latsina (Batta), Capsicum baccatum (Solanee). — Ferner die fein ge- hackten Wurzelknollen von lanyi bergas (Batta), einer Homalonema- Art (Aracee), die sowohl im Hochwald, wie auf Kulturboden wächst (nicht im Wasser). — Dann die fein- gehackten Wurzelknollen von lanyi tsinyok, einer anderen Homalonema- Art, die indes nur im Hochwalde wächst. x) Theile aller im nachstehenden Berichte besprochenen Pflanzen hat Herr Consul Kehding der Dauziger Naturforschenden Gesellschaft güt.igst eingesandt, von der sie, wie alle ihre Samm- lungen, in die Verwaltung des Westpreußischen Piovinzial-Museums übergeben worden sind. 2) Nach den gütigen Untersuchungen der Herren Geh. Rath Prof. Dr. A. Engler, Prof. Dr. P. ASCHERSON und Custos P. HENNINGS, denen hiermit der beste Dank erstattet wird, und deren sichere Bestimmungen dem Texte eingefügt sind, gilt dies nur für die beiden Arten der Araceen- Gattung, Homalonema Schott. i 269 Weiter die feingehackten Wurzeln von ringgi ringgi (Batta), Coix lacryma , einer Graminee, die häufig an Flüssen und auf Feldern wächst. Wird auch viel von Battas und Malayen auf den Reisfeldern zur Abgrenzung der einzelnen Felder angepflanzt. Die harten Scheinfrüchte werden auf Schnüre gezogen, und bei Festen werden mit diesen die Häuser geschmückt. Sodann die feingehackte Stengelrinde und Wurzeln von gundali (Batta), Helmia Da emo na Roxb. (Dioscoree). Die Pflanze wächst auf armem Grunde, große Dornendickichte bildend. Wurzelknolle bis 6 Kilo schwer, ist giftig, wird indes in Zeiten von Mißernte gegessen, nach- dem man sie 3 — 4 Tage in Wasser ausgelaugt hat, bis der weiße Milchsaft daraus entschwunden ist. In gleicher Weise werden auch die Knollen mehrerer Arum- ( Caladium -) Arten behandelt, um sie eßbar zu machen, während die Knollen der Jatropha-kvtQn durch Rösten ihres Giftgehaltes entledigt werden. Man verwendet ferner für das Pfeilgift die feingehackte Wurzel von bahing (Batta), der Ingber-Pflanze, Zingiber officina le (Zingiberacee), und die feingehackten Wurzeln und Stengel von tuba (Batta und Malayisch), Derris elliptica Benth. (Papilionacee), einer häufig angepflanzten kriechenden Pflanze mit rothen Blüten und weißen Wurzelknollen. Die Wurzeln und Stengel werden häufig beim Fischfang zum Betäuben der Fische verwendet. Zerquetscht werden sie einige Zeit in Gefäßen mit Wasser geweicht. Einige Eimer solchen Abzuges in das auszufischende Gewässer gegossen, bringen nach wenigen Minuten Alles, was von Fischen darin ist, in betäubtem Zustande an die Oberfläche, wo die Fische mit Leichtig- keit gegriffen werden können. Derartig betäubte Fische erholen sich, in frisches Wasser gebracht, sehr bald wieder — falls nicht die Dosis tuba zu stark war! Der Genuß in dieser Weise betäubter oder getödteter Fische hat keinerlei Folgen. — Zur Bereitung des Pfeilgiftes wird die Wurzel feingehackt. Ferner die feingehackten Blätter von garamata (Batta), Pupalia lappacea (Amarantacee) und von kirbang (Batta), Hydrocotyle asiaticum (Umbellifere). — Ferner zer- schnittene Knollen von lasuna (Batta), Knoblauch, Allium sativum , und endlich feingestoßenen lada (Batta und Malayisch), Pfeffer, Piper nigrum. Alles dieses wird zusammengemengt und, um das Auspressen des Saftes zu erleichtern, mit loser Baumwolle durchmischt. Der dann ausgedrückte Saft wird mit dem Hipuch-Safte gemischt und das Pfeilgift ist fertig. Die Battas verwenden das Gift nur zum Vergiften von Pfeilen, die aus Blasrohren geschossen werden, und die für die Jagd auf kleinere Thiere — Vierfüßler und Vögel — Verwendung finden. Um einen Siamang, einen schon größeren Affen, zu tödten, ist eine Mischung von einem Theil Saft des Ge- menges mit 10 Theilen Hipuch-Saft erforderlich. 2 270 Die vergifteten Pfeile sind etwa 14 Tage lang wirksam, das gut aufbe- wahrte Gift bleibt es Monate lang. Es ist nicht bekannt, daß das Gift zum Vergiften von Waffen im Kriegs- fälle je angewendet wird! Das Hipuch - Gift — im Safte des Baumes — enthält Antiarin, wovon 1 mg nach Prof. Lewins Untersuchungen einen Hund in 3 — 9 Minuten, 0,oo9 mg einen Frosch in 24 Stunden durch Herzlähmung tödtet. [Nun schickte 1881 der Resident von Perak einigen Saft des Baumes — ungemischt mit anderen Säften — an Sir Joseph Hooker nach Kew, und die Untersuchung ergab: „the specimen sent is absolutely destitute of poisonous properties of any kind. It has in fact no effect physiologically at allU Und Griffith, der um die Mitte des Jahrhunderts auf der malayisclien Halbinsel sammelte, und dessen Herbarien in Kew sind, hat auf seinem Specimen des Baumes die Bemerkung: „Arsenic is mixed with the milk, which is said to be otherwise inert.“ Aehnliches scheinen auch unsere braven Battas zu wissen, sie würden sich sonst nicht die Mühe geben, den Saft von einem Dutzend weiterer In- gredienzien dazu zu mischen, von denen einige — die Aroidee — in ihren Knollen Giftstoff enthalten, andere durch ihre scharf brennenden Eigenschaften wirken.] Es wäre wohl von Interesse, die beigehende Probe des bereiteten Giftes auf ihren Werth zu untersuchen1). Ueber die Entstehung des Hipuch -Baumes haben die Karo Battas die folgende Sage: In einem Dorfe wurden Zwillinge geboren. Der Häuptling fand den Segen zu groß für ein Gesinde und ließ den einen, einen Jungen, tödten und begraben. Auf dem Grabe wuchs ein Baum — gulingan. Wer in dessen Nähe kam, starb von den Ausathmungen. Da rieth ein Zauberer, ein großes Speiseopfer zur Vollmondzeit zu bringen. Das geschah, und der Baum verschwand. Aus einigen bleibenden Resten aber erwuchs der Hipuch-Baum. Der fortgezauberte Gulingan-Baum aber wächst noch irgendwo, weit jen- seits der See. Blüht er, dann wird die Luft vergiftet, und wo diese hinweht, da brechen die Pocken aus. — (Die Pocken sind für die Batta-Länder eine schreckliche Plage, häufig sterben ganze Dörfer an dieser Krankheit aus.) !) I)ie eckig eingeklammerten Sätze haben sich nach den Untersuclinngen des Herrn Prof. Lewin in Berlin und des Herrn Dr. A. WALLENBERG in Danzig als nicht richtig erwiesen. Daß übrigens durch das Zusammenmengen der Theile aller der vorliegenden 13 Pflanzen (7 Dicotylen und 6 Monocotylen) die Wirkung des Antiarins noch verstärkt wird, muß bezweifelt werden, wenn auch einige derselben, besonders Derris elliptica , giftige, und die meisten andern wenigstens reizübende Eigenschaften besitzen werden. 3 271 Untersuchungen mit dem eingesandten Pfeilgift haben in dankenswerther Weise ausgeführt 1) Herr Dr. med. Adolf W ALLENBERG in Danzig bald nach Eintreffen desselben und 2) infolge gütiger Vermittelung des Herrn Geheimraths Professor Liebreich Herr Dr. Paul Samter in Berlin, deren Ergebnisse hier folgen. Bericht des Herrn Dr. Adolf Wallenberg in Danzig über das Ergebnis seiner Versuche mit dem sumatranischen Pfeiigift. Als Yersüchsthiere wurden Kaninchen verwendet, denen die Verwundung mit den vergifteten Pfeilen auffallender Weise nicht schadete, ein Umstand, der sich wohl aus der durch langes Liegen an der Luft mittlerweile einge- tretenen Veränderung des Pfeilgiftes unter Aufgabe seiner verderblichen Eigenschaften erklärt. Die Versuche mit der giftigen Flüssigkeit selbst, die der Sammlung des Herrn Kehding beigegeben war, gelangen besser; der Tod trat indessen erst nach 38 Minuten ein. Vortragender schilderte ein- gehend den Verlauf der Vei giftungserscheinungen an der Hand eines von ihm aufgenommenen Protokolls und kam zu dem Schlüsse, daß es sich um ein Herzgift handele, welches auf den Muskel selber wirke und auch eine Einwirkung auf andere Muskeln, z. B. auf die Athmungsmuskeln erkennen lasse. Aus dem Vergleich mit Untersuchungsergebnissen, welche Dr. LEWiN-Berlin in seinem Buche über verschiedene Pfeilgifte niedergelegt hat, konnte festgestellt werden, daß der wirksame Stoff des vorliegenden suma- trensischen Pfeilgiftes Antiarin sei, welches aus dem Saft des berüchtigten Upasbaumes gewonnen wird. Von den Eingeborenen Sumatras wird das Pfeil- gift nicht gegen Menschen, sondern nur auf der Jagd gebraucht, und zwar wohl dann nur in möglichst frischem Zustande, da, wie berichtet wird, dort der Tod der getroffenen Thicre in wenigen Minuten erfolgt. Bericht des Herrn Dr. I * si n 1 Samter in Berlin. lieber ein sumatranisches Pfeilgift (untersucht im pharmacologischen Institut in Berlin). Das mir übergebene Gift befand sich in einem Glasfläschchen mit der Aufschrift: Hipuch, Pfeilgift der Karos. Das Wort Hipuch ist wohl identisch mit Ipo, Tpoh, der verbreiteten malaiischen Bezeichnung für Gift, besonders Pfeilgift. Die Substanz betrug an Menge etwa 3 g (feucht gewogen) und war eine zähflüssige dunkelbraune Latwerge, verunreinigt durch Glassplitter und Korkstückchen, von schwach 4 272 alkalischer Reaction, widerlichem mäusekothartigem Geruch, widerlichem bitter- scharfem Geschmack, dem nachher mehrstündiges taubes Gefühl an Zunge und Lippen folgte. Mit Wasser zu 1 — 2% digerirt, ergab sich eine bräunliche Flüssigkeit, die auch nach wiederholtem Filtriren trübe blieb. Bei mehrwöchentlichem Stehen schieden sich aus ihr weiße Flocken aus, wobei gleichzeitig die Giftwirkung stark abnahm. Die physiologische Prüfung wurde an Frosch, Kaninchen und Taube aus- geführt, sie ergab in erster Linie Herzlähmung und zwar Stillstand der con- trahirten Herzkammer (wie bei Fingerhut- Vergiftung), secundär allgemeinere Nerven- und Muskellähmung. Am Frosche ist nach subcutaner Einspritzung von 0,ooi — 0,oi5 g des Giftes äußerlich während der ersten Stunde gar keine Veränderung sichtbar, die Thiere scheinen vollständig munter. Am bloßgelegten Herzen aber bemerkt man bereits nach 5 — 10 Minuten eine Verlangsamung des Rhythmus, dann wird der Herzschlag unregelmäßig, einzelne Theile des Herzmuskeln (meist zuerst die Herzspitze) dehnen sich nach einer Zusammenziehung nicht wieder aus, schließlich bleibt, während die Vorhöfe fortarbeiten, die Herz- kammer in contrahirtem blutleerem Zustande stehen und zeigt nur in langen Pausen spurweise Ausdehnung. Auf mechanische Reizung folgen dann noch einzelne stärkere Herzschläge: die directe Aufträufelung eines Gegengiftes (Atropin) bleibt wirkungslos. Bei großen Giftdosen erfolgt dann bald der Tod, bei kleinen Dosen Erholung im Lauf mehrerer Stunden, bei mittleren Dosen bleibt der Befund tagelang unverändert, bevor der Frosch stirbt. In diesen letzteren Fällen beobachtet man nach 1 — 2 Stunden zunächst eine Schwäche der Hinterbeine, so daß der Frosch beim Hüpfen ausgleitet, gleich- zeitig scheint auch die Sensibilität der betreffenden Theile herabgesetzt. All- mählich schreitet die Lähmung weiter nach vorn, und nach 24 Stunden besteht in ausgeprägten Fällen totale Lähmung der gesammten willkürlichen Muskeln, so daß schwache und seltene Athmungsbewegungen das einzige wahrnehmbare Lebenszeichen bilden; die Muskeln sind schlaff und auch durch den elektrischen Strom weder vom Nerven aus noch bei directer Muskelreizung zur Contraetion zu bringen. Beim Kaninchen erzeugen 0,o5 g subcutan injicirt nach einigen Minuten eine Verlangsamung des Herzschlags, bald wird dieser unregelmäßig, das Thier wird unruhig, schnappt nach Luft — kurze allgemeine Krämpfe — Tod. Die sofortige Section zeigt am Herzen die linke Kammer bretthart contrahirt, die rechte mäßig voll, die Vorhöfe strotzend mit Blut gefüllt. Der Befund war derselbe bei einigen anderen Kaninchen, welche nach geringeren Dosen sich wieder zu erholen schienen, am anderen Tage aber todt gefunden wurden. Das Eintreten der Pulsverlangsamung und des endlichen Herztodes wurde weder durch Einspritzung des Gegengiftes, Atropin, in die Halsvene, noch durch Durchschneidung der Herzhemmungsnerven im mindesten beeinflußt. Bei einem 5 Blutdruckmessungsversuch zeigten die gezeichneten Curven, daß bei geringer Giftdosis zunächst für kurze Zeit eine Steigerung des Blutdrucks eintritt bei gleichbleibender Pulsfrequenz, bevor die andern Symptome einsetzen. Allge- meinere Störungen der Nerven- und Muskel thätigkeit kamen beim Warmblüter (abgesehen von den Erstickungskrämpfen vor dem Tode) nur in geringerem Grade vor; niemals völlige Lähmung, meist nur sensible und motorische Schwäche der Hinterbeine sowie Muskelzittern, auch diese Erscheinungen nur bei kleinerer Giftdosis, wobei der Tod frühestens nach einigen Stunden er- folgte oder das Thier sich auch völlig erholte. Bei einigen Thieren, aber nicht regelmäßig, war die Urinentleerung vermehrt; niemals Diarrhoe. Erbrechen, dessen die Kaninchen bekanntlich nicht fähig sind, erfolgte bei einer Taube bald nach der Einspritzung zweimal. Die Einspritzung selbst schien recht schmerzhaft zu sein. Im ganzen wirkte die Substanz für ein Pfeilgift nicht grade sehr kräftig, man muß sicher eine partielle Zersetzung des wirksamen Stoffes annehmen. Als diesen Stoff hatte ich auf Grund der physiologischen Wirkung erwartet, das giftige Glycosid des Upas-Baumes, Antiarin, zu finden, das in Pfeilgiften aus jenen Gegenden schon wiederholt nachgewiesen worden ist; diese Annahme hat sich jedoch nicht bestätigt. Leider konnte bei der geringen Menge des Materials die chemische Analyse nur recht mangelhaft ausgeführt werden. — Die Substanz wurde, nachdem sie völlig zum Trocknen gebracht war, zunächst durch Kochen mit Benzol extrahirt. Das Benzol färbte sich gelb, das Filtrat hinterließ beim Verdampfen eine geringe Menge eines gelblichweißen, durchscheinenden Llarzes vom charakteristischen Geruch des ursprünglichen Giftes. Das Harz war löblich in Aether, unlöslich in Alcohol, eine wässrige Emulsion beim Frosche in subcutaner Einspritzung unwirksam. Der Rückstand der Benzol-Extraction, ein schwärzliches geruchloses Pulver wurde mit absolutem Alcohol erhitzt; der Alcohol blieb farblos, das Filtrat gab beim Verdampfen keinen wägbaren Rest. Der Rückstand der Alcohol-Ex'raction, mit Wasser erhitzt, bildete, während ein beträchtlicher Theil ungelöst blieb, eine tiefbraunrothe, nach dem Filtriren klare Flüssigkeit. Nach dem Eindampfen, des Filtrats resultirte ca. 0,025 gr einer braunschwarzen, amorphen, glänzenden Masse. Dies — offenbar noch sehr unreine — Product war intensiver giftig, 1 — -2 mg tödteten Frösche in 10 Minuten. Zwei kleine Proben wurden auf Glycosid-Natur und Stickstoffgehalt geprüft, beide Reactionen fielen negativ aus, ohne indessen bei der Geringfügigkeit der dafür verwendeten Proben völlig beweisend zu sein. Der Rest wurde behufs Entfärbung nochmals in Wasser gelöst und mit Thier- kohle gekocht, das Filtrat war hellgelb, der Verdampfungsrückstand braun und amorph, aber so gering, daß auf eine weitere Bearbeitung desselben verzichtet werden mußte. Der giftige Körper ist demnach in Benzol und Alcohol unlöslich, in Wasser 'besonders bei Erwärmung) leicht löslich, anscheinend kein Glycosid 6 18 tmd stickstofffrei * — Von dem erwarteten Antiarin unterscheidet er sich, ab- gesehen von dessen Glycosid-Natur, durch die Unlöslichkeit in Alcohoi, worin Antiarin leicht löslich ist. Da eine Reindarstellung des fraglichen Stoffes nicht möglich war, läßt sich nicht bestimmt angeben, in welchem Yerhältniß er etwa zum Antiarin stellt — einerseits könnte er (bei der zweifellosen Zersetzung des nicht mehr völlig wirksamen Giftes) ein Abkömmling des Antiarins sein, der noch einen Theil der Giftwirkung beibehalten hat, andererseits könnte etwa vor- handenes Antarin sich völlig zersetzt haben, und daneben in dem ursprünglichen Pfeilgift noch ein anderer, chemisch verschiedener, aber physiologisch gleich- wirkender Körper (sämmtliehe Herzgifte sind in ihrer Giftwirkung ziemlich gleichartig) enthalten gewesen sein. Es wäre natürlich von großem Interesse, an einem größeren Ausgangsmaterial diese Frage weiter zu verfolgen bis zur Gewinnung eines reinen chemischen Körpers. Vorstehende Untersuchung ist im pharmacologischen Institut des Herrn Geheimraths Prof Liebreich und auf dessen Anregung von mir ausgeführt worden, bei den Thier versuchen hatte ich mich der gütigen Unterstützung des Herrn Prof. Langgaard zu erfreuen — beiden Herren spreche ich hierdurch meinen Dank aus. 275 Ein neues Horizontal- Schließnetz, Von Oberlehrer I>i\ Lakowitz in Danzig. Tafel II. Uie Untersuchung der Mikroflora und -fauna eines westpreußischen Sees (Klostersee bei Karthaus)., deren Veröffentlichung noch aussteht; veran- laßte mich, Gazenetze verschiedener Construction zwecks Einfangens der Planktonorganismen in Anwendung zu bringen. Solche standen mir für die Oberflächen- und Vertikalfischerei in genügender Auswahl zu Gebote. Um so unangenehmer empfand ich dagegen den Mangel eines Netzes zum horizontalen Fischen in den verschiedenen Tiefenschichten, behufs Feststellung der vertikalen Vertheilung der Organismen im Wasser. Ueber letztere sucht man sich wohl durch von der Oberfläche aus stufenweise immer tiefer steigende Vertikalzüge mit einem offenen Beutelnetze — durch sogenannte Stufenfänge — einiger- maßen Aufschluß zu verschaffen; wie weit indessen die Organismen der Ober- fläche in die Tiefe Vordringen, kann man auf solche Weise schlechterdings nicht erfahren, da dieselben ohne weiteres in jedem Zuge mitgefischt werden. Auch hat man^ besonders für Meeresuntersuchungen, Netze construirt, die, ge- schlossen bis zu einer beliebigen Tiefe herabgelassen, dort durch einen be- sonderen Mechanismus geöffnet werden können und nun beim Heraufholen eine vertikale Wassersäule von bestimmter Flöhe filtriren, worauf sie sich wieder von selbst schließen, daher aus den darüber befindlichen Wasserschichten nichts mehr aufnehmen. Will man aber bei solcher Gelegenheit wirklich reichliches Material einfangen, was vielfach sehr erwünscht ist, so setzt dies ein Vertikal- netz von recht großen Dimensionen voraus; und falls die zu untersuchende Tiefenschicht etwa nur 1 — 2 m dick ist, muß das Netz zwecks Gewinnung genügenden Fanges gar mehrmals durch dieselbe gezogen werden, womit viel Zeitverlust, Unbequemlichkeit und Ungenauigkeit des Ergebnisses verbunden sind. Vom Ruderboot aus würde die Handhabung eines derartigen Netzes einfach unmöglich sein. — Nebenbei sei erwähnt, daß die einfachste Form dieser vertikal — unter Umständen wohl auch horizontal — zu bewegenden Netze das , .Tiefennetz mit Strangulirungsvorrichtung“ ist, welches von Fric und Vavra (Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens. Prag 1894) in Tiefen von 2 bis 3 m unter der Oberfläche angewandt wurde. Es ist dies ein offenes, langes Beutelnetz, welches ungefähr in halber Höhe durch i ' 13* 276 eine außen quer umliegende, geeignet augebrachte Schnur zugeschnürt werden kann. Wiederholte Versuche mit einem solchen Netze gaben für meine Zwecke aber nur unbefriedigende Resultate. Wünschenswerth erschien mir ein Netz, welches sicher verschlossen hinab- gelassen, unter Wasser vom Boote aus geöffnet, horizontal ziemlich genau in derselben Tiefenlage beliebig lange fortbewegt, und endlich sicher geschlossen wieder über die Wasseroberfläche emporgehoben werden kann. Auf meiner Suche in der Literatur nach dem Gewünschten fand ich nur eine meinen Wünschen entsprechende Angabe; das war die Beschreibung und Abbildung eines horizontal zu bewegenden Schließnetzes, welches von unserem Landsmann Dr. Giesbrecht, dem bekannten Monographen der Copepoden- fauna des Golfs von Neapel, construirt ist. Der Apparat, welcher im 11. Bd. Heft 1/2 der Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel (Berlin 1893) sehr genau beschrieben und abgebildet ist, zeichnet sich durch große Eleganz und, wie der Verfasser versichert, durch tadel- loses Functioniren der einzelnen Theile aus. Zugleich weist der Verfasser nach, daß man auch bei großen Tiefen stets die vertikale Entfernung des fischenden Netzes von der Wasseroberfläche während der Fahrt bestimmen kann, daß also der den Horizontalnetzen etwa von vorneherein zu machende Vor- wurf, daß sich nicht mit ausreichender Genauigkeit feststellen lasse, in welcher Tiefe sie eigentlich fischen, bei ihm gegenstandslos ist. Bei geringeren Tiefen der zu untersuchenden Gewässer und unter Berücksichtigung der nur langsamen Fahrt eines Ruderbootes kann die Ablenkung des Hauptseiles des beschwerten Netzes von der Lotlinie naturgemäß nur in so geringem Maße eiotreten, daß dieses bei Untersuchungen in größeren Meerestiefen so gefürchtete und den Horizontal- netzen feindliche Moment hier fast gauz wegfällt. Leider konnte ich das GiESBRECHT’sche Horizontal-Schließnetz doch nicht verwenden, da nach Aussage des hierüber befragten Mechanikers am Orte die Kosten sich zu hoch gestellt hätten. Nach einigen Bemühungen gelang es mir, ein einfacheres, verhältnismäßig billiges Schließnetz selbst zu construiren, um dessen Anfertigung wie um dessen Ausführung im Einzelnen sich der Mechaniker, Herr Krause, hier, verdient gemacht hat. Das Netz ist in der mechanischen Werkstatt der hiesigen Natur- forschenden Gesellschaft an gefertigt* deren Vorstand in zuvorkommender Weise zugleich die erforderlichen Materialien bewilligte, wofür ich meinen Dank aus- zusprechen hier Gelegenheit nehme. Da das neue Netz mir bei den oben erwähnten Untersuchungen im 21 m tiefen Klostersee während des ganzen vorigen Jahres gute Dienste geleistet hat, indem ich aus der 2, 5, 10 und 15 m Schicht viele und reichliche Proben von Plankton trotz mancher mangelhaften Einrichtungen des mir zur Verfügung gestellten Ruderbootes mit Leichtigkeit heraufholen konnte, so glaube ich das Netz für zweckentsprechend an sehen zu dürfen, wenigstens für die Beschaffung von Proben aus jenen Tiefen zu qualitativen Studien. Eine Beschreibung und 2 277 Abbildung dieses Netzes dürfte daher Alien, die sich mit biologischen Seen- Studien beschäftigen, nicht unerwünscht sein. Beschreibung des Netzes. Taf. II. Fig. 1 — 3. Der Haupttheil ist ein quadratischer Messingrahmen (r) von 25 cm langer Seitenkante. Derselbe muß sehr sorgfältig gearbeitet und besonders solide gebaut sein zur Vermei- dung nachträglicher Verbiegungen, durch welche der sichere Verschluß des Netzes gefährdet würde. An dem Rahmen ist das konische Beutelnetz befestigt, welches in seinem oberen Drittel aus dichtem Segelleinen (Z), unten aus Seidengaze (g) von gewünschter Feinheit (hier No. 12 von Fr. W. Schulze- Berlin, Schönhauser Allee 3, mit 50 Fäden auf 1 cm) besteht. Das Netz selbst ist unten offen und schließt mit einem Ringe aus breitem Messingblech ab. Ueber diesen wird von außen her ein Gazestück (als Boden des Netzes) gespannt, welches wiederum durch einen zweiten darüber gestreiften, mittels einer Ueberfall- Schraube verschließbaren Messingring festgeklemmt werden kann. Beide Ringe sind an den Rändern auswärts gebogen ) (, wodurch ein Abgleiten des Verschlußringes verhindert wird. Der gemachte Fang sammelt sich nach Abspritzen des Beutels auf dem bezeichneten Gazestücke au, das leicht vom Netze abgenommen werden kann. Diese letztere Einrichtung, welche mir von meinem Freunde Seligo- Königsberg mitgetheilt wurde, ist ein vortheilhafter Ersatz für den abschraub- baren untersten Theil am bekannten ApSTEm’schen Planktonnetz. Auf den Rahmen passen zwei am Vorderrande etwas vorspringende, um die Achse c drehbare Messingklappen (&t, k2), welche nur nach außen sich öffnen, im Sinne des abwärts hängenden Netzes sich also nur emporheben lassen (Fig. 2). Die Klappen sind aus Sparsamkeitsrücksichten nicht voll- ständig aus Messing gefertigt; es sind eigentlich nur Rahmen, ausgefüllt mit dichtem Segelleinen. Der Rahmen (r) ist an einem Messingbügel (6) unbeweglich befestigt, der, in sich gestützt durch den Stab q , den Rahmen mit einem ca. 12 kg schweren walzenförmigen, möglichst dicken Bleigewicht (p) gleich- falls unbeweglich verbindet. Der Bügel wird an dem Bleigewicht unten und oben durch je eine Schraube und einen Nietstift festgehalten und festgeklemmt, kann aber nach Bedarf, z. B. bei dem Außerbetriebsetzen des Netzes, von jenem wieder gelöst werden. Das Bleigewicht hängt an einem dünnen Drahtseil (s). Jede Klappe des Rahmens kann durch je eine feine Schnur {ax und a2) geöffnet und durch je eine andere (z1 und z2) wieder zugezogen werden, z. B. k\ (vgl. Fig. 1) wird durch a1 geöffnet, durch z1 geschlossen, k2 entsprechend durch a2 und z2. at und a2 gehen von der zugehörigen Klappe zunächst durch zwei Ösen am Stabe q und, zwecks senkrechter Führung des Zuges, durch zwei Ösen, die an der dem Netze zugekehrten Fläche des Bleigewichts in halber Höhe angebracht sind; beide vereinigen sich dann zu der Schnur a. Die Schnüre zt wie zt gehen jede von der Klappe l\ bzw. k2 direkt zwecks senk- rechter Führung durch zwei Ösen an den beiden Flanken des Bleigewichts und vei’einigen sich aufwärts zu der Schnur z\ Der vom Boote aus erfolgende 3 278 Zug an der Schnur a läßt gleichzeitig beide Klappen aufspringen; ein Nach“ lassen von a unter gleichzeitigem straffen Anziehen von z bewirkt das gleich- zeitige Zuschlägen derselben. Wie nun aX) a2 und zlt z2 mit dem Vorderrande der Klappen verbunden sind, soll Fig. 3 zeigen. Zugleich ist hier ersichtlich, wie der Verschluß des Netzes durch die Klappen erzielt wird. Der Lage an der Zeichnung Fig. 1 entsprechend, ist hier Klappe k2 dargestellt. In der Mitte der betreffenden Kante des Rahmens ist ein kantiges Messingstäbchen ( d ) angelöthet, das durch einen seichten, rechteckigen Ausschnitt im Rande der geschlossenen Klappe aufsteigt, um in einen parallel der Klappenoberfläche vorspringenden Zahn (e) zu endigen. Unter diesen Zahn e schiebt sich der Riegel ht der, um m leicht drehbar, in dieser Lage durch die kräftige Messingfeder (/) fest- gehalten wird. Der ganze Vorderrand, wie auch die Seitenränder der Klappe werden dadurch fest gegen den Rahmen gepreßt. An jenen wichtigen Riegel "h greift nun die Schnur a2, und zwar mit ihrem einen Gabelast a, während der andere Gabelast ß, lockerer hängend als a, eine kleine Ose (i) an der Klappe erfaßt. Wird also an a vom Boote aus gezogen, so überträgt sich dieser Zug gleichmäßig auf aA und a2. An a2 kommt infolge der strafferen Haltung zunächst a zur Geltung und zieht den Riegel h unter dem Zahne e hervor. Dadurch wird die Bewegung der Klappe k2 überhaupt erst möglich. Nun kommt der schlaffer hängende Faden ß zur Geltung, der die Klappe bis gegen den Stab q hebt, also in fast senkrechte Lage zum Rahmen r bringt. Der entsprechende Vorgang spielt sich bei Schnur oq und Klappe k1 ab. Das Schließen der Klappe k2 erfolgt, wie bereits erwähnt, durch die Schnur z£. Diese greift in eine Öse (n) am Vorderrande der Klappe, geht dann, wie aus der Zeichnung ersichtlich, durch die doppeltdurchbohrte, sorgfältig geglättete Öse o, welche am Rahmen r angelöthet ist (Fig. 3), und verläuft schließlich durch die Seitenösen am Bleigewicht p aufwärts. Hier in Fig. 3 ist z2 seit- wärts geworfen, damit die Ansicht der Ösen n und o ungehindert bleibt. Wird also im Boote die Schnur z scharf gezogen, so überträgt sich dieser Zug wieder gleichmäßig auf zt und ziy die vorher geöffneten Klappen werden zugezogen, der Riegel h schlägt auf den Zahn e , gleitet an dessen abgeschrägter Außen- fläche abwärts und greift von der Feder / getrieben, unter e ein. Die Klappen liegen somit fest schließend dem Rahmen an. Zur Abdichtung des Rahmens r bei seiner Berührung mit den beiden geschlossenen Klappen, ist derselbe innen mit doppelten Fl an eil streifen ausgenäht, welche lose gegen die Klappen drücken; auch sonst ist auf die Abdichtung aller gefährdeten Stellen, besonders der Nähte, Bedacht genommen. Gebrauch des Netzes. Zwecks bequemeren Transportes können Netz und Bleigewicht von einander getrennt werden. Im Boote wird das Netz au das Bleigewicht angeschraubt, die Schnüre o\ und a2 durch die beiden Ösen am Stabe q , dann durch die dem Netze zugekehrten Ösen am Bleigewichte hin- durchgezogen, oben gleichmäßig gestreckt und zusammengeknotet und schließlich 4 die Schnur a herangebunden. zt und 0^ werden gleich durch die beiden Seiten- ösen an p hindurchgezogen und oben entsprechend mit der Schnur z vereinigt. Schnur a und z müssen besonders bezeichnet sein, will man nachträgliche Verwechselungen vermeiden. Die Klappen und h2 müssen nach vorhergehender Anfeuchtung der inneren FlanelTstreifen fest geschlossen werden. Eine dritte Schnur (t) wird an eine besondere Öse des Rahmens r gebunden. Alsdann wird der ganze Apparat am Hintertheil des Bootes mittels des Hauptseiles s unter entsprechendem Nachlassen der Schnüre ins Wasser ge- lassen, und zwar langsam, damit die innere Luft ausströmen kann. Drehungen des Netzes infolge der Torsion des Seiles s und Verwickelungen von s mit a und 0 würden nun unvermeidlich sein; die Schnur t muß hier Abhilfe schaffen. Das freie Ende von t ist vorher schon durch einen kleinen Ring an der Spitze einer ca. 4 m langen, dicken, oben elastischen Bambusstange (Angelstock) hindurchgezogen, welche letztere wie eine Schiffsspiere ans dem Hintertheile des Bootes ausgelassen und dort geeignet befestigt ist, und wird sodann nach dem vorderen Theile des Bootes geführt und hier von dem Ruderer beim Hin- absenken des Netzes den Abwärtsbiegungen der Spierenstange entsprechend sachte nachgelassen. Auf diese Weise wird jede Drehung des Apparates vermieden. Hat das Netz die gewünschte Tiefe erreicht, so werden das Seil s und die Schnürt, nachdem letztere möglichst straff angezogen, im Boote befestigt. Die Schnur a wird gezogen und nach dem deutlich fühlbaren Öffnen des Netzes fest in der Hand behalten oder straff im Boote festgebunden. Langsam setzt sich das Boot in Bewegung und bleibt in langsamer Fahrt, welche nach der Stellung des Hauptseiles regulirt werden muß; dasselbe soll von der Lotlinie mög- lichst wenig, am besten garnicht, ab weichen. Meint man, in der Tiefe genug Wasser filtrirt zu haben, so wird die Schnur a gelockert und dafür 0 kräftig und ruckartig ungezogen. Beim nun erfolgenden Heraufholen des Netzes am Hauptseil wird beständig die Schnur 0 so straff wie möglich gehalten, da sie allein ein unerwünschtes, nachträgliches Aufspringen der Klappen zu verhindern im Stande ist. Im Boote wird dann nach Abspritzen des Netzes das Gaze- läppchen am Boden des Netzbeutcls abgehoben, der Fang in Sicherheit gebracht, Bevor ein neuer- Fang in anderer Tiefe erfolgen kann, muß das am besten oben geschlossene Netz natürlich gründlichst von außen wiederholt abge- spritzt werden. Bei der Schwere des ganzen Apparates ist das Heraufholen etwas mühsam, besser ist die Anwendung einer Winde, vorausgesetzt, daß deren Anbringung am Boote möglich ist. Die Kosten für die Metalltheile des Netzes selbst samt Bleigewicht wie für die Anfertigung stellen sich auf ca. 30 Mark. Fig. 1 und 2 sind nach Photographien, Fig. 3 ist nach einer bereitwilligst gespendeten Handzeichnung meines geehrten Kollegen, Herrn Dr. Kohella, angefertigt. Druck von A. W. Kafemami in Danzig. Schi. d. Natur £ Gesellschaft mDanzig N .FJX.Bi2.Heft. f/tj. 39m. Taf L 6‘S. Druck vP . Br edel. Autor d el, E. Ohm-aim lith 3am. Ö74-J. r. Zur Beachtung. Die folgenden von der Naturfor sehenden Gesellschaft herausgegebenen Einzelwerke können von den Mitgliedern zum Selbstkostenpreise bezogen werden, soweit der Vorrath reicht. I. Die Flora des Bernsteins und ihre Beziehungen zur Flora der Tertiärformation und der Gegenwart von H. B. Göppert und A. Menge. 1. Band. Göppert, Von den Bernstein-Coniferen. Mit dem Porträt Menge ’s und 16 lithogr. Tafeln. Danzig 1883, gr. Quart. — VIII und 63 S. Ladenpreis Mk. 20. Für die Mitglieder Mk. 10. 2. Band. Conwentz, Die Angiospermen des Bernsteins. Mit 13 lithogr. Tafeln. Danzig 1886, gr. Quart. — IX und 140 S. Ladenpreis Mk. 30. Für die Mitglieder Mk. 15. II. Die prähistorischen Denkmäler der Provinz Westpreussen und der angrenzenden Gebiete von Pr. A. Lissauer. Mit 5 Tafeln und der prähistorischen Karte der Provinz Westpreussen in 4 Blättern. Danzig 1887, gr. Quart.. — XI und 110 S. Ladenpreis Mk. 20. Für die Mitglieder Mk. 10. III. Monographie der baltischen Bernsteinbäuine vonH. Conwentz. Mit 18 lithographischen Tafeln in Farben drück. Danzig 1890, gr. Quart. — IV und 151 S. Ladenpreis Mk. 50. Für die Mitglieder Mk. 25. Der Betrag nebst Porto für die gewünschte Zusendung ist an den Schatzmeister der Gesellschaft, Herrn Otto Münsterberg in Danzig, einzuschicken. Von den älteren Schriften der Naturforschenden Gesellschaft sind hauptsächlich das 1. Heft des III. Bandes (1872) und das 2, Heft des IV. Bandes (1877) vergriffen. Daher würden die Herren Mitglieder, welche diese Hefte etwa abgeben können, uns hierdurch zu besonderem Dank verpflichten. Der Vorstand. Druck von A. W. Kafemann in Danzig. SCHRIFTEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN DANZIG. (*. MAY 9 1927 N4j. Juni, Bei Gelegenheit des Ansfluges des Vereins hielt der Vorsitzende Herr Regierungs- und Medizinalrath Dr. Borntraeger in Kahlbude einen kurzen Vortrag über die Wasserleitung in Danzig und ihre Einwirkung auf den Gesundheitszustand der Stadt. Er schilderte den Ursprung und den Lauf, wie die Verunreinigungsmöglichkeiten der Radaune, ihre Ableitung bei Praust, welche wahrscheinlich durch die Ordensritter im 13. Jahr- hundert hergestellt sei. sowie die angeblich auf KoperniküS zuriickzufiihrende Wasserkunst auf dem Heumarkte und die Einleitung des Radaunewassers in Kanälen in die Stadt, aus denen es in sog. Brunnen zu Tage gepumpt wurde. Außerdem gab es einige Avenige Grund- brunnen in der Stadt und einige Quellen vor derselben, aus denen das Wasser in Wagen an- gefahren und Amrkauft wurde. 1869 Avurde die Prangenauer Wasserleitung eingerichtet, und man kann Amrfolgen, wie von dieser Zeit an die Sterblichkeit in Danzig, zumal an Darm- typhus, zurückging. Außerdem hat übrigens Danzig jetzt zahlreiche gute tiefe Brunnen. Zum Schlüsse Avurde der Rundlauf des Wassers auf der Erde erörtert. 8, und 9, Sitzung am J0. Oktober und am 20. November. Herr Regierungs- und Medizinalrath Dr. Borntraegeb: Hygienische Brocken aus Rußland, aufgelesen auf einer Kongreßreise. Aus dem umfangreichen Vorfrage seien die folgenden Mittheilungen herausgehoben. Sehr angenehm fallen die russischen Eisenbahn Waggons auf. Sie sind breit, groß, bequem, mit Abort und Waschvorrichtung und mit Thiiren an den Kopfseiten. Die Polster- LXXIX Sitze und -Rückenkissen sind mit farbigen Leinwandbezügen versehen, die stets rem sind, also sicher häufig gewechselt werden — eine ungemein reinliche und hygienische Einrichtung. Vortragender flicht hier ein, es sollte von unseren Eisenbahnverwaltungen die Uebernahme dieser Bezüge erwogen werden, außerdem für die D. -Zugwagen die Einrichtung von Seiten- thiiren, welche nur bei Unglücksfällen zu öffnen seien, weil es vorgekommen sei, daß bei Zusammenstößen Leute nicht aus den Ivoupees herauskonnten. Die Bahnwärterhäuschen und auch die Aborthäuschen längs den Eisenbahndämmen in Ruß- land sehen sauber aus, auch die Leute; letztere trugen vielfach, z. B. die Frauen, die Gendarmen und Soldaten, w a s c h b a r e Leinwandkleider. Die Brunnen waren zwar offene Kastenbrunnen, aber sauber gehalten, umwehrt, auf einer Erhöhung gelegen. Jedenfalls ist es unrichtig, anzunehmen, die russisch-polnischen oder russischen Arbeiter wohnten und lebten schlechter als unsere und bedürften daher, wenn sie im Sommer auf Arbeit zu uns kommen, nicht so günstiger Lebensbedingungen. Für Hygiene wird in Rußland ebenso viel gethan wie bei uns, theils in gleicher, theils in verschiedener Weise. Die Anlage von Krankenhäusern, Wasserleitungen, Rieselfeldern und anderen gemeinnützigen hygienischen Einrichtungen schreitet vor. Sehr auffallend war das nach den statistischen Erhebungen im Gouvernement Moskau im Ganzen ziemlich seltene Auftreten von Pocken und Flecktyphus, während z. B. in Warschau Darm- typhus heftig grassirt. Eine der interessantesten Erscheinungen auf diesem Gebiete ist eine Art von Ver- staatlichung der Krankenbehandlung, die in allen Gouvernements mit Semstwo, d. h. Selbstverwaltung, (also nicht in den Ostseeprovinzen und in Polen) eingeführt ist. Jedes Gouverne- mentist in eine gewisse Zahl von Medizinalbezirken getheilt, in deren Centrum ein Arzt mit ein bis zwei Feldscheeren (Halbärzten) und Hebamme wohnt; an größeren Centren findet sich auch noch ein Assistenzarzt und Apotheker, an kleineren bilden weiblicher Feldscheer und Hebamme eine Person. Häufig ist gleichzeitig ein kleines Krankenhaus oder zum wenigsten eine Auf* nahmestube mit einigen Betten und Pflegepersonal und eine Dispensiranstalt vorhanden. Grössere Medizinalbezirke sind noch wieder in einzelne Feldscheerpunkte (mit einem männ- lichen oder weiblichen Feldscheer) getheilt. Alle genannten Medizinalpersoneil sind ver- pflichtet, alle Hilfesuchenden ausnahmslos .unentgeltlich in der Sprechstunde oder im Hause der Kranken zu behandeln, bezw. zu warten, und mit freier Medizin zu versehen. Desgleichen ist die Verpflegung und Behandlung im Krankenhause unentgeltlich. Die Bezahlung der Medizinalpersonen erfolgt von der Landschaft und ist mäßig; so erhalt der Semstwo-Arzt, neben freier Wohnung, Beleuchtung und Heizung, jährlich 2500 — 3000 M. und Reisekosten- entschädigung, selten steigt er auf 4000 M. Eine Semstwo-Krankenwärterin erhält neben völlig freier Station. 150 — 160 M. im Jahr. Da es außerdem in. den. Staatsbetrieben, Fabriken und großen Gütern von den Besitzern angestellte Aerzte giebt, so bleiben für die freie Praxis nur die größeren Städte übrig. Ueber die Berechtigung und Vortrefflichkeit dieser Semstwo« Krankenpflege ist viel gestritten worden; es wird aber behauptet, in Rußland, wo 88 Prozent der Bevölkerung arme Bauern seien, wäre ein anderes wirksames System unmöglich; auch wird angegeben, daß die Thätigkeit der Aerzte so eine viel idealere sei, als bei Bezahlung seitens der Patienten, und daß die Kollegialität vortrefflich sei. Thatsache ist, daß die russischen Aerzte wie Aerztinnen einen guten und wissenschaftlichen Eindruck machen. — Ganz ähnlich scheint es sich mit den Thierärzten zu verhalten. Besonders hervortretend ist weiter in Rußland die Fürsorge für Wöchnerinnen und Neugeborene. So giebt es in Petersburg außer zehn größeren Gebäranstalten bezw. Kranken- anstalten noch zwölf über die Stadt vertheilte, meist städtische, W ö ebne rinn enheime mit durchschnittlich 8 Betten und einigen Betten zur Reserve oder für zahlungsfähige Personen; die Anstalten stehen unter ärztlicher Versorgung und nehmen in den gewöhnlichen Räumen die Frauen bis 9 Tage lang umsonst auf, besser situirte zahlen alles in allem 22 M. Wie besucht diese Anstalten sind, ergiebt sich daraus, daß 1883 im ganzen 1323, 1890 aber 3104, 1896 schon 4698 Frauen aufgenommen wurden. LXXX Zum Besten der Neugeborenen wurden bereits 1771 die beiden großen Findelh aus er in Moskau und St. Petersburg durch Gaben privater und fürstlicher Wohlthäter gegründet und bisber unterhalten und haben seitdem zahlreiche verlassene, arme oder vaterlose Säuglinge aufgenommen und unterstützt. Der Gesundheitszustand in diesen Häusern war zuerst schlecht ; denn von den ersten 65 000 Aufgenommenen starben 58 000, d. s. 90 Prozent; allmählich haben sich die Verhältnisse aber sehr gebessert, so daß 1895 nur noch 30,7 Prozent der Säuglinge starben (in Preußen betrug die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahre während dieser Zeit 37,5 Prozent, in Italien 19,5 Prozent). Im allgemeinen werden die Säuglinge nach Vollendung des dritten Lebensmonats auf Kosten der Findelhäuser nährenden Frauen aufs Land gegeben, wo sie unter der Aufsicht von Aerzten stehen (je 1000 für einen Arzt). Die Findelhäuser erziehen und bewachen die Kinder bis zum 20. Lebensjahre und besitzen zu diesem Zwecke eigene Krankenhäuser, Elementarschulen, pädagogische Seminare, Schulen zur Ausbildung von Bonnen, Verbindungen mit Handwerkern u. s. w. Seit 1891 sind noch in 10 Städten Rußlands sog. Krippen zur Aufnahme verlassener Kinder aus privaten und öffentlichen Mitteln errichtet worden. Endlich giebt es in Rußland, z. B. in Petersburg 4, private Asyle, in denen Ammen (stets in reicher, schmucker Tracht) sich aufhalten, theils um sich zu vermiethen, theils um die in diese Asyle aufgenommenen Säuglinge zu ernähren. Man zahlt 66 bis 120 M. für eine eigene Amme, 33 bis 44 M., wenn das Kind abwechselnd von passanten Ammen ernährt wird. Eine weitere bedeutende Erscheinung in Rußland ist die einflußreiche Stellung der obersten Medizinalbeamten. Jedem Gouverneur ist ein Medizinalinspektor beigegeben, der etwa unseren Regierungs-Medizinalräthen entspricht, aber für eine ganze Provinz bestimmt ist. Dieser Medizinalinspektor ist Chef der eigenen Gouvernements-Medizinalverwaltung und der regulären wie irregulären B er athungskömmis sionen , die zum Theil unseren Medizinal-Collegien entsprechen, Vorsitzender der alljährlichen offiziellen S ernst wo- AerzfffV ersammlungen, und hat theils persönlich, theils mit der Medizinalverwaltung die Aufsicht über das gesammte Medizinalwesen einschließlich der Medizinalpersonen des Gouvernements. Man hat also bereits in Rußland diesen Medizinalbeamten eine selbständige und einflußreiche Stellung gegeben, wie man sie allenfalls noch in England, Italien und Nordamerika, nicht aber in deutschen Landen findet. Endlich ist zu erwähnen, daß die bei uns viel umstrittene Frage der Schulärzte in Rußland ebenfalls bereits bis zu einem gewissen Grade gelöst ist, beginnend von 1871. Schulärzte sind einerseits die S ernst wo- Aerzte, andererseits eigens (doch nur für 660 M. jährlich) angestellte Privatärzte, welche den Gesundheitszustand der Schüler zu überwachen, kranke zu kuriren, die Schulen auf Ventilation, Heizung und Beleuchtung, Trinkwasser- versorgung etc. periodisch zu revidiren, bei der Feststellung des Unterrichtsplanes, der Unter- richtspausen, der gymnastischen Uebungen, der Schließung von Schulen bei ansteckenden Krankheiten mitzuwirken, die Kost und Wohnungen in Internaten zu prüfen haben, doch vorzugsweise nur bei Mittelschulen, wenig bei Volksschulen. — Anhangsweise zum Schulwesen mag angeführt werden, daß in manchen Elementarschulen, so z. B. im Bezirke Pskow (Ostsee- provinzen), neuerdings Obst- und Gemüsebau seitens der Schüler praktisch getrieben wird. Wer die Vorstellung hat, als ob es in den Gefängnissen Rußlands im mittelalterlichen Stil hergehe und die Knute daselbst eine große Rolle spiele, irrt sich. Das Gefängnißwesen ist wenigstens zum Theil durchaus auf der Höhe. Ein musterhaftes, wenn auch sicher kein fideles, Gefängniß ist das Zellengefängniß im Wiborger Viertel in Petersburg, in dem Gefangene bis zu l1^ Jahren untergebracht werden und während der Dauer ihres Aufenthaltes kein Wort mit einander reden dürfen. Das Haus ist 1884 für über 4 Millionen Mark erbaut und enthält in 2 Gebäuden Raum für etwa 1200 Gefangene. Die Einzelzellen liegen in vier kreuzförmig sich schneidenden Gallerien übereinander, sind geräumig, hell, gut gehalten, heiz- bar, ventilirt, sauber. Täglich erhält jeder Gefangene etwa */2 Pfund Fleisch und 2 Pfund Brod, dazu Suppe und Gemüse, für seine geistigen Bedürfnisse Lesebücher und etwas Unter- LXXXl rieht. Im übrigen- arbeiten die Gesunden Tagsüber, insbesondere an Webstiililen, die Kranken kommen in reckt gute, auf dem Komplex befindliche Krankenhäuser. Die Strafen sind Verweis, Nahrungsentziehung, Arrest. Karzer; gehauen wird hier nicht. Die Annahme, daß in Rußland nur Dampfbäder genommen würden, ist irrthümlich ; an allen Flüssen sieht man auch das gewöhnliche Volk sich zahlreich im Flusse und zwar auch in Anstalten baden, auch die Bauern, die bei uns nicht im Rufe stehen, eine Vorliebe für Baden zu haben. In manchen Städten giebt es eigenartige hygienische Bestimmungen; so müssen z.B. in Petersburg die Hausbesitzer ein jedermann zugängliches öffentliches Kloset halten und an manchen Plätzen stets abgekochtes Wasser zur allgemeinen Benutzung in Eisentonnen vor- rätliig ausstellen, an anderen im Winter ein Feuer zum Wärmen der Fuhrleute unterhalten. Uebrigens ist Petersburg auch heute noch keine gesunde Stadt. Während 36 Wochen dieses Jahres starben dort an Unterleibstyphus viermal so viel Menschen wie in Berlin und Newyork zusammen, obwohl diese Städte insgesammt viermal so groß wie Petersburg sind. Auch die Todesfälle an Tuberkulose sind zw eieinhalbmal häufiger in Petersburg als in den genannten Großstädten. Während im ganzen von 1000 Personen in Berlin 17 — 18 starben, endeten 30 in Petersburg ihr Leben. Uebrigens war auch in Danzig die Sterblich- keit während dieser Zeit 27 von 1000, also ganz wesentlich höher als in Berlin. 10. Sitzung am 11. Dezember. Es wurde ein vom Herrn Kreisphysikus Dr. Eschricht verfaßter Vortrag verlesen, in welchem die Frage der geistigen Üeberbürdung unserer Schuljugend zum Gegenstand einer eingehenden Erörterung gemacht wurde. Der Verfasser erinnerte zunächst an die lebhafte Agitation in den achtziger Jahren, welche in Wort und Schrift gegen die geistige Üeberbürdung besonders der höheren Lehranstalten eiferte, welche aber das thatsächliche Bestehen einer Üeberbürdung ebenso wenig zu erweisen im Stande war, als die wissenschaftliche Deputation für das Medizinalwesen, welche auf Veran- lassung des Kultusministeriums unter dem 19. Dezember 1883 ein Gutachten zu der Frage erstattete. Es sei außerordentlich schwierig, so etwa führte der Verfasser aus, den Grad geistiger Ueberanstrengung und Ermüdung in zahlenmäßigen Werthen zu bestimmen, und noch schwieriger, dieselbe auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen ; das Haus könne jedenfalls an der geistigen Insufficienz eines Schülers den gleichen Antheil haben wie die Schule. Unter den neueren Methoden zur Bestimmung des Grades geistiger Ermüdung bespricht der Verfasser eingehend die Aesthesiometrie, welche größte Beachtung verdiene. Diese Methode beruhe auf der Thatsache, daß sich mit zunehmender geistiger Ermüdung und Abspannung die Sensibilität der Haut vermindere, was sich darin offenbare, daß z. B. zwei Reizempfindungen, welche im Zustande geistiger Ruhe als deutlich gesonderte, d. h. zwiefach, empfunden würden, nach geistiger Anstrengung zu einer Reizwahrnehmung verschmölzen. Die Untersuchungen würden mittels Zirkelspitzen vorgenommen und neuerdings durch ein außerordentlich vervollkommnetes Instrument, das Aesthesiometer, an welchem die Spitzen auf einem mit Nonius versehenen Metallbälkchen verschiebbar seien, und an welchem der Druck, mit welchem die Spitzen auf die Haut aufge- drückt würden, direkt abgelesen werden könne. An zahlreichen Beispielen erläuterte der Verfasser diese Methode. Die Frage, wer diese Untersuchungen vornehmen solle, führte den Verfasser auf die Schul- arztfrage. Es wurde betont, daß die Forderung einer stetigen Aufsicht der Schulhygiene durch geeignete Aerzte heute dringlicher sei als je, und an einer Anzahl von Beispielen gezeigt, in welchem Umfange die schulärztliche Aufsicht sich bethätigen könne. Da wurden genannt die Untersuchungen über den Grad geistiger Anstrengung durch die einzelnen Lehrfächer, insbe- sondere der Einfluß der alten Sprachen im Gegensatz zu dem mehr anschaulichen Unter- richt, der Beschäftigung mit Realien u s. w. Feiner sei die Untersuchung der Pausen- G LXXXII länge, die Frage des Nachmittagsunterrichts, des Maßes der häuslichen Arbeiten u. s. zu nennen. Der Schularzt hätte auch durch Massenuntersuchungen den Gesundheitszustand der Schüler in regelmäßigen Zwischenräumen zu erforschen, dabei besonders auf Etkrankungen der Augen und Ohren, des Halses (dritte Mandel!) und der ersten Athemwege überhaupt zu achten und die Ergebnisse tabellarisch zusammenzustellen. Verfasser knüpft an diese Forderung interessante Betrachtungen über den Einfluß geschwächter und gestörter Sinnesorgane auf Charakter und Gemiithsbildung des Kindes. Zum Schluß wurde hervorgehoben, daß behördlicherseits energische Maßnahmen zur Milde- rung und Herabsetzung der Anforderungen der Schule an die Jugend getroffen seien, obwohl der Schulbehörde der Beweis, daß eine solche geistige Ueberbiirdung thatsächlich bestehe, von keiner Seite voll erbracht werden konnte. Das Studium der einschlägigen behördlichen Akten dränge dem Leser die Ueberzeugung auf, daß ein weiteres Nachgeben im Interesse des Zweckes und der Ziele der Schule bedenklich sei. und daß thatsächlich die Frage der geistigen Ueberbiirdung unserer Schuljugend, insbesondere durch die höheren Lehranstalten, nunmehr gegenstandslos geworden sei. tXXXiii Verzeichniss der im Jahre 1897 durch Tausch, Kauf und Schenkung erhaltenen Bücher, Asien. Calcutta. Asiatic society of Bengal. Proceedings 1896, No. 6 — 10. 1897, No. 1 — 4. Calcutta 1896, 97. 8. Yokohama. Deutsche Gesellschaft f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens. Mittheilungen IT. 58—60. Tokio 1896, 97. 4. und Suppl.: Sprichwörter der Japan. Sprache. Tokio 1897. 8. Belgien» Brüssel. Academie r. des Sciences de Belgique. Bulletins. Ser. 3. Tom. 29 — 33. Bruxelles 1895, 96. 8. Memoires couronnees. Tom. 54. Bruxelles 1896. 4. Memoires couronnees. Collect, in 80. Tom. 48. P. 1. 1895. Tom. 49, 50. P. 2. Tom. 53, 54. 1896. Bruxelles. Societe entomol. de Belgique. Annales. Tom. 38, 39, 40. Bruxelles 1894, 95, 96. 8. Memoires 1895, 96. III — V. Bruxelles 8. Central» Amerika. Costarica. Museo nacional, 1 entrega. San Jose 1896. 8. Primel a exposicion centr. americ. de Guatemala. San Jose 1896. 8. Mexico. Socied. cientif. ,, Antonio Alzate“. Memorias y revista. Tom. 8, No. 9 — 12. Tom. 9, No. 11 — 12. Mex. 1895, 96. 8. Boletin de agric. Arfo 5, No. 6—12. ATio 6, No. 1 — 8, A no 7, No. 1. Mexico 1815—97. 8. Indice general de Alfo 6. 1894 — 95. Mex. 8. Boletin del istituto geol. No. 4 — 6. Mex. 1897. 8. Observatorio meteor. centr. Boletin mensual del observ. met. centr. Nov., Die. 1896, Bnero 1897. 4. Anuario del obs. astr. nac. ATbo 17. Mex. 1896. 8. Dänemark. Kopenhagen K. Dänische Akad. d. Wiss. Oversigt over det K. D. Vidensk. selskabs forhandl. i. Aar 1896, No. 6; 1897, No. 1 — 5. Kjöb. 8. Memoires. Ser. 6. Tom. 8, No. 3, 4, 5, 7. Copenh. 1896, 97. 4. Essai nir la representaHon analyt. de la direction. Copenh. 1897. 4. 6* LXXXlV Sociöte r. des antiquaires du nord. Aarboger 1896—97. Bd. 11, H. 3, 4; Bd. 12, H. 1—3. Kjöb. 8. Memoires. No. 5. 1896. Oopenb. 8. Nord, fortidsminder. ff. 3. Kjöb. fol. Societe botanique. Tidsskrift. Tom, 21, ff. 1. Kjöb. 1897. 8. Deutschland ihm! Oesterreich-Ungarn. Aachen. Meteor. Institut. D. Meteor. Jahrbuch f. 1896. (Ergehn, d. met. Beob. an d. Stat. 1. Ord. Aachen rav deren Nebenstat. v. Polis). Karlsruhe 1897. 4. Altenburg i, S. Naturforschende Gesellschaft. Mittheilungen aus d. Osterlande. Bd. 7. Altenb. 1896. 8. Berlin. K. Preuss. Akad. d. Wiss. Abhandlungen aus d. J. 1896. Berlin 1896. 4. 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Bd. 16 — 18. Dorpat 1896. 8. LXXXXJJ U e 1 s in g i o i’ s. Societas pro fauna et flora Fennica. Acta. Vol. 11. 1895. Helsingfors 1896. 8. Meddelanden. H. 22. 1896. Helsingfors 1895. 8. Kasan. TPyilR Tom. 25, H. 6. Tom. 26, H. 4-6. Tom. 29, FT. 2—5. Tom. 30, H. 1, 3. Kasan 1893, 95, 96. 8. IIP0T0K0UU 1892—93. Kasan 1893. 8. Moskau. Societe imp. des naturalistes. Bulletin 1896, IT. 3, 4; 1897, H. 1. Moskau 1896, 97. 8. Riga. Naturforscher- Verein. Korrespondenzblatt No. 39. Riga 1896. 8. Beilage. Verzeichniss zur Sammlung abnormer u. hybrider Wildhühner v. Th. Lorenz. Riga 1895. 8. St, Petersburg. Academie imp. des Sciences. Memoires. Ser. 8. Tom 3, No. 7—10; Tom 4, No. 2 — 4; Tom 5, No. 1—5. St. Petersbourg. 1896. 4. Bulletin Ser. 5. Tom 3, No. 2 — 5; Tom 4, No. I — 5; Tom 5, No. 1 — 5; Tom 6, No. 1 — 5; Tom 7, No. 1. St. Petersbourg 1896, 97. 4. Comite geologique. Memoires. Vol. 14, No. 2, 4. St. Petersbourg 1896. 4. Bulletin 1896, No. 5. 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Forschungen zur Deutschen Landes- u. Volkskunde Bd. 10, H. 2 — 4. Stuttgart 1897. 8. Globus, illustr. Zeitschrift für Länder- u. Völkerkunde. Bd. 71, 72. Braunschweig 1897. 4. Grimm, Deutsch. Wörterbuch. Bd. 9, Lief. 9. 10. Bd. 4, Abth. 1, Tlieil 2, Lief. 12. Leipzig 1897. 8. Himmel und Erde, popul. illustr. Monatsschrift. Jahrg. 9, H. 3 — 12; Jahrg. TO. H. 1 — 3. Berlin 1896, 97. 8. Journal, American 1897. New-Haven. 8. Monatsschrift, Allpreuss., 1896, II. 7 — 8. 1897, H. 1 — 2. Königsberg 8. Altpreuss. Bibliogr. f. 1895. Königsberg 1897. 8. Natur, Zeitung zur Verbreitung naturw. Kenntnisse. Bd. 46. Halle 1897. 4. Naturwissensch. Rundschau, wöcb. Berichte. Jahrg. 12. 1897. Brannschweig. 4. Naturw. Wochenschrift, Bd. 13. Berlin 1897. 4. Prometheus, illustr. Wochenschrift üb. die Fortschritte der angewandten Naturwiss. Jahrg, 1897, Berlin 1897. 4. Sammlung gemeinverständl. Vorträge. Ser. 4. H. 59—80. Hamburg 1897. 8. Zeitschrift, geogr., Jahrg. 3. H. 1—12 Leipzig 1897. 8. 1). Universitäts-Kalender, Wintersemester 1897 — 98. Berlin 1897. 8. Nansen, in Nacht und Eis. Lief. 5 — 36. Leipzig 1897. 8. b. Physikalischen und chemischen Inhalts. Annalen der Physik und Chemie, 1897. No. 1 — 12. Leipzig 1897. 8. — Sachregister zu Bd. 1 — 50. 1877 — 93. Leipzig 1897. 8. — Beiblätter 1897. Leipzig. 8. Berichte der D. chemischen Gesellsch. Jahrg. 30. 1897. Berlin. 8. Hellmann, Nachdrucke. Berlin 1897. 4. No. 7. Toricelli, esperienza doll’ argen to vivo, No. 8. Hai.ley etc., meteor. Karten 1688, 1817, 46, 63, 61. No. 9. Gelijbraxd, a discourse matb. on the magn. needle. London 1635. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. Jahrg. 1891, II. 3. Jahrg. 1896, 11. 1. Braunschweig. 8. Journal für prakt. Chemie. Jahrg. 1897. Leipzig. 8. Zeitschrift, elektrotechn., Jahrg. 18. 1897. Berlin. 4. — für Instrumentenkunde. 1897. Berlin. 8. — D. meteor., Jahrg. 14. 1897. Berlin. 8. Das Wetter, meteor. Monatsschr. Jahrg. 14, H. 1 — 12. Braunschw^eig 1897. 8. c. Astronomischen Inhalt. Jahrbuch, Berliner astr., 1899. Berlin 1897. 8. Nachrichten, aslron., Bd. 140, 141. Kiel 1897. 4. Sirius, Zeitschr. f. popul. Astron. Bd. 30. Leipzig 1897. 8. LXXXXY (1. Zoologischen Inhalts. Archiv für Naturgeschichle. Jahrg. 58, Bei. 2, H. 1. 1892; Jahrg. 59, Bel. 2, H. 8. 1893; Jahrg. 61. Bd. 2, H. 2. 1895; Jahrg. 62. Bd. 1, H. 3. 1896; Jahrg. 63, Bd. 1, IT. 1. 1897. Berlin. 8. Bronn, Klassen und Ordnungen des Thierreiches. Bd. 4, H. 48 — 52. Leipzig 1897. 8. Zeitschrift für wiss. Zoologie. Bd. 62, H. 4; Bd. 63, H. 1, 2. Leipzig 1897. 8. e. Botanischen Inhalts. Centralblatt, botan., Jahrg. 1897. Cassel. 8. — Beihefte, Bd. 6. Heft 6, 7; Bd. 7. H. 1 — 4. Cassel. 8. Cohn, Die Pflanze. 2. Aufl. Lief. 11, 12. Breslau 1897. 8. Engler und Prantl, die natürl. Pflanzenfamilien. Lief. 146 — 168. Leipzig 1897. 8. Jahresbericht, botan., 1893, Abth. 1, H. 3; 1894, Abth. 2, H. 3; 1895, Abth. 1, H. 1, 2; Abth. 2, H. 1, 2. Berlin. 8. Rabenhorst, Kryptogamen-Flora. Bd. 5, Lief. 12. Leipzig 1897. 8. f. Anthropologischen Inhalts. Archiv für Anthropologie. Bd. 24, H. 3, 4. Braunschweig 1897. 4. Zeitschrift für Ethnologie. Jahrg. 1896, FI. 5, 6. 1897, H. 1, 2. Ergänzungsblätter. Berlin. 8. g. Mineralogischen Inhalts. Neues Jahrbuch für Mineralogie. 1897. Bd. 1, H. 1 — 3; Bd. 2, LT. 1 — 3. Stuttgart. 8. — Beilage- Bd. 11, IT. 1, 2. Stuttgart 1897. 8. h. Medicinischen Inhalts. Archiv für Anatomie u. Physiologie. 1897. Anat. Abth. II. 1 — 6. Physiol. Abth. H. 1 — 6. Sitppl. Anat. Abth. Leipzig 1897. 8. Cesehenke 1897. Vom K. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Geognost. Karte des Thüringer Waldes von Beyschlag Abhandlungen, N. F. H. 21 — 23. Berlin 1896^—97. 8. Jahrbuch d. K. geologischen Landesanstalt. 1894. Berlin 1895. 8, Produktion der Bergwerke, Salinen u. Hütten des Preuss. Staates i. Jahre 1896 (Sonderab- druck), Vom K. Ministerium f. d. landwirthschaftl. Angelegenheiten, Domänen und Forsten. Landw. Jahrbücher. Ergänz. -Bd. 25, IT. 3, 4. Bd. 26, 11. 1 — 6. Ergänz. -Bd. 26, IT 1 — 3 Berlin 1896, 97. 8. Yon Sr. Excellenz von Gosslcr, Ober-Präsidenten der Provinz Westpreussen. CoRA, die Zigeuner. Turin 1890. 8. > — Cosmos (Zeitschrift) S. 2, Yol. 12, No. 4 — 5. Torino 1896. 8. Yon Herrn Geheimrath Dr« Abegg. Centralblatt f. Allg. Gesundheitspflege. Jahrg. 1, 2, 3. 1882 — 84. Bonn. 8. Yerhandl. d. Gesellscb. deutscher Naturforscher und Aerzte. 1893, Th. 2, Hälfte 1, 2- Leipzig 1891. 8; 1896, Th. 2, H. 1, 2. Leipzig 1897. 8. LXXXXVI Yon Herrn Professor Dr. Bail. K. MüELLER, 9 Sep.-Abdr. von botan. (bryol.) Abhandlgn. Ross, Icones et descriptiones plantarum nov. vel rar. horti bot. Panormitani. 1896 Berlin 1897. 4. Yon Herrn Professor Monibcr, Hellmann, die Anfänge der magn. Beob. Berlin 1897. 4. Yom Corrsep. Mitglied Herrn Keinicke in Leipzig. Engler, Bot. Jahrbücher für System., Pflanzengeschichte und Pflanzengeogr. Bd. 22. Leipzig 1897. 8. Yon Herrn Gymnasialdirector Reinick in Halle. Observations of the Lick Observatory. Vol. 8. 1894. Sacramento 1894. 4. Provisorische Resultate aus d. fortlaufenden Polhöhen-Messgn. i. Prag. Prag 1897. 4. Yon Fräulein Kiinsmann. Einige ältere Theile von Preuss. Provinzialblättern und von der Altpr. Monatsschrift. Königs- berg. 8. Ausserdem Beschenk. Correspondenzblatt d. Deutsch. Gesellsch. f. Anthrop., Elhn. u. Urgeschichte. Jahrg. 28. München 1897. 4. Yon den Herren Verfassern. ASCHERSON, bot. Sep.-Abdr. Balaavelder, Abstammung des Allseins. Wien 1894. 8. Battermann, Tafel zur Berechn, d. Mondparallaxe. S.-Abdr. Borntraeger, General-Sanitäts- und Medicinalbericht über den Regierungsbezirk Danzig f. d. J. 1892, 93, 94. Danzig 1897. 8. Buchenau, Flora v. Bremen. 8. Aufl. Bremen 1895, 8. Cohn, li., 30 Jahre augenärztl. akad. Lehrthätigkeit. B;eslau 1895. 8. Feral, observations meteor. sur les pluies gener. et les tempetes. Albi 1897. 8. Griesbach, ein neues Aesthesiometer. Bonn 1897. 8. — Besprechung einer neuen Methode zur Prüfung geistiger Fähigkeiten bei Schul- kindern . Sep .-Abdr. Haeckel, natürl. Schöpfungsgeschichte. 9. Aufl. Th. 1 u. 2. Berlin 1898. 8, Hauser, Theoret. Studien über Wasser und seine Verwandlungen. Nürnberg 1897. 8. Jentzsch, neue Gesteinsaufschlüsse in Ost- u. We.tpreussen 1893 — 95. S.-A. Berlin 1897. 8. Lambrecht, Wetterperioden (Jahresb. d. Gymnas. in Bautzen) 1897. 4. PlNCUS, über Perforation der Blase. Leipzig 1883. 8. — über die constipatio myogenita. S.-Abdr. Polis, Vergleich. Niederschlagsmessungen an d. met. Station z. Aachen. S.-A. — Die Niederschlagsverhältnisse v. Aachen. S.-A. — Ergebn. d. 1896 in Aachen angestellten Beob. Radde, Bericht über d. Kaukas. Museum, 1896. Tiflis 1897. 8. Schroeder, über d. Herstellung geeign. Polirmittel f. Metallspiegel. Sep.-Abdr, Stossich, Elminti. 2 Sep.-Abdr. — il genere Ascaris Linne. Trieste 1896. 8. lxxxxvii StrückmaNN, der Ober-Jura der Umgegend v. Hannover. Hannover 1878. 4. — die Wealdenbilduug der Umgegend von Hannover. Hannover 1880. 4. Thorell, Yiaggio di Leonardo fea in Birmania (1873). 8. (Ragni Birm.) — araneae paucae Asiae austral. (S.-Abdr.) Stockholm 1897. 8. Treichel, 1 Sep.-Abdr. aus d. Altpreuss. Monatsschr. 2 aus d. Vhdlg. d. Berliner anthropol. G.; 1 aus d. Urquell; 1 aus d. Yolkszeitg. ; 1 aus d. Jahresbericht d. Preuss. Bot. V.; 3 aus d. Bericht d. Wanderversamml d. Westpreuss. Bot..-Zool. Y.; 1 aus d. Blättern f. Pommer sehe Volkskunde . W EINER, über das feinere selenogr. Detail der Mondphotogr. Prag 1897. 8. LXXXXVIIi A. Mitglieder- Verzeichniss der N alur lorsohenden Gesellschaft zu 1 31. Dezember 1898. I. Ehrenmitglieder. Ehrenmitglied seit: Abegg , Dr., Geh. Medicinal- und Sanitäts- rath, Director der Provinzial-lTeb- ammen - Lehr - Anstalt in Danzig (Orden tl. Mitglied 1856) .... 1898 v. Achenbach, Dr., Staatsminister und Ober- Präsident der Provinz Brandenburg, Excellenz, in Potsdam 1878 Bail , Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig (Ordentl. Mitglied 1863) .... 1894 Cohn , Ferdinand, Dr., Professor, Geh. Re- gierungsrath, Director des Botanischen Museums in Breslau (f 25. Juni 1898) 1897 Dohm , Anton, Dr., Professor, Geh. Reg.-Rath. Director der Zoologischen Station in Neapel (Corresp. Mitglied 1876) . . 1897 Ehrenmitglied seit- Geinitz, H. B., Dr., Prof., Geheimer Rath, in Dresden 1894 v. Gossler, Dr., Staatsminister und Ober- Präsident der Provinz Westpreußen, Excellenz, in Danzig 1891 Bissau er, Dr., Sanitätsrath, in Berlin (Ordent- liches Mitglied 1863) 1892 MÖbius, K., Dr., Prof., Geh. Regierungsrath, Director der Zoologischen Sammlung des Kgl. Museums für Naturkunde in Berlin (Corresp. Mitglied 1871) . 1893 Neumayer, Dr., Prof., VVirkl. Geh. Admiral.- Ratb, Directcr der Deutschen See warte in Hamburg (Corresp. Mitglied 1880) 1893 Radde, Dr., Geheimer Rath, Director des Kaukasischen Museums in Tiflis (Ordentl. Mitglied 1859) .... 1893 II. Correspondirende Mitglieder. Corresp. Mitglied seit: A scher son, P., Dr., Prof, an der Universität in Berlin 1893 Berendt, Dr., Prof., Geheimer Bergrath, Landesgeologe in Berlin .... 1893 Bezzenberger, Dr., Geh. Regierungsrath, Prof, an der Universität in Königs- berg i/Pr 1894 v. Borries, Oberst a. D., Director des Pro- vinzial-Museums in Halle a. S. (Ordentl. Mitglied 1859) .... 1893 Buchenau, Dr., Prof, Gymnasial-Director in Bremen 1889 Cohn, Hermann, Dr., Professor an der Uni- versität in Breslau 1880 Corresp. Mitglied seit: Conwentz, Dr., Professor, Director des West- preuß. Provinzial-Museums in Danzig (Ord. Mitgl. 1880) 1878 Deecke, Dr., Professor an der Universität in Greifswald 1898 Dorr, Dr , Prof., Oberlehrer in Elbing . 1898 v. Drygalshi, E,, Dr., Privatdocent an der Universität in Berlin 1897 Förster, B., Dr., Prof., Oberlehrer in Mühl- hausen im Elsaß 1893 Geinitz, Dr., Professor an der Universität in Rostock 1897 Grempler , Dr., Geheimer Sanitätsrath, in Breslau 1896 LXXXX1X Corresp. Mitglied seit: Griesbach, II. , Di\. Prof., Oberlehrer in Mühlhausen im Elsaß 1893 Grün, Dr., Geh. Regierungs- u. Medicinalrath in Hildesheim 1877 Haeckel, Dr., Hofrath, Professor an der Universität in Jena 1868 Ilartig, R., Dr., Professor an der Forst- akademie in Müuchen 1893 Hazelius, Arthur, Dr., Director des Nordi- schen Museums in Stockholm . . 1898 Hedin, Sven, Dr., in Stockholm .... 1898 Horn , Dr., Fabrik-Dirigent fn Leopoldshall 1868 Jacobsen, Emil, Dr., Chemiker in Berlin 1870 Jentzsch, Dr., Prof., Director der pliysik.- ökonomischen Gesellschaft in Königs- berg i. Pr 1880 Le Joli, Professeur des Sciences in Cher- bourg 1857 j Kehcling, Consul in Medan/Deli, Sumatra 1894 Kessler, Dr., Director a. D., in Wiesbaden 1856 Klein, Herrn., Dr., in Köln 1873 v. Klinggraeff, II., Dr., in Langfuhr bei Danzig 1877 Klunzinger, C. B., Dr., Professor am Kgl. Naturaliencabinet in Stuttgart 1875 Kollm, Georg, Hauptmann a. D., General- secretär der Gesellschaft für Erd- kunde in Berlin 1893 Lemcke, Professor, Gymnasial-Director in Stettin 1898 Liebeneiner, Forstmeister in Carzig . . . 1893 Ludwig, Dr., Prof., Oberlehrer in Greiz . 1890 Luerssen, Dr., Professor an der Universität in Königsberg i. Pr 1893 JMagnus, P., Dr., Prof, an der Universität in Berlin 1893 Meyer , 0. E, Dr., Geh. Regierungsrath, Professor an der Universität in Breslau 1896 C rresp. Mitglied seit: Müller, Karl, Dr., Prof, in Halle a. S. . 1883 Müller, Paul A., Dr., Titulärrath, Gehilfe des Dircctors des Magnet.-Meteorol. Observatoriums in Jekaterinenburg (Ordentl. Mitglied 1886) .... 1893 Nathorst, A. G., Dr., Prof., Director der phytopaläontologischen Abtheilung des Reichsmuseums in Stockholm . 1890 Penzig, Dr., Professor an der Universität in Genua 1888 Poelchen, Dr., dirigirender Arzt des Stadt. Krankenhauses in Zeitz (Ordentl. Mitglied 1882) 1893 P, einicke, E., Yerlagsbuchhändler in I.eipzig 1893 Reinke, Dr., Geh. Regierungsrath, Pro- fessor an der Universität in Kiel . 1893 Remele, Dr., Geh. Regierungsrath, Professor an der Forstakademie in Eberswalde 1894 Ross, Dr., Privatdoeent in München . . 1897 Rüst, Dr., Arzt in Hannover ..... 1897 Schröder, Hugo, Dr., in London .... 1880 Schumann, K, Dr., Prof., Kustos am Bota- nischen Museum in Berlin . . . 1S93 Schweden , G., Gymnasial-Director a. D., in Riga 1895 Strasburger, Dr., Geh. Regierungs-Rath, Professor an der Universität, iii Bonn a. Rh. . . 1880 Struckmann . Dr., Amtsrath in Hannover (f 23. Dezember 1898) .... 1897 Thorell, Dr., Professor in Helsingborg (Schweden) 1875 Treptow, Emil, Professor an der Bergaka- demie in Freiberg i. S. (Ordentl. Mitglied 1890) 1893 Wittmack, L., Dr., Geh. Regierungsrath, Professor an der Landwirthschaftl. Hochschule in Berlin 1893 III. Ordentliche Mitglieder. a. Einheimische. Aufgen. im Jahre Abegg, Dr., Geh. Medicinal- und Sanitäts- rath, Director der Provinzial - Heb- ammen-Lehr-Anstalt in Danzig . . 1856 Aufgen. im Jaliro Adam, Regierungs-Baumeister in Danzig . 1896 Adler, Ingenieur in Danzig 1895 Althaus Dr., Arzt in Danzig . . . . . 1874 7* c Aufgen. im Jahre JBaatz, Fron *, Kaufmann in Danzig . . 1896 Bahnsnh, Dr.. Prof., Oberl. in Danzig . . 1886 Bail , Dr., Stadtrath in Danzig .... 1897 Bartels , Capitain in Neufahrwasser . . . 1874 Barth, Dr., Prof., Medicinalrath nnd Ober- arzt in Danzig 1896 Behrendt, Dr., Arzt in Danzig .... 1893 Behrendt , Rechtsanwalt in Danzig . . . 1895 Berenz , Emil, Kaufmann in Danzig . . . 1882 Berger, J. J., Commerzienrath, in Danzig . 1873 Berndts, G., Dr., Regierungsrath in Danzig 1893 Bernicke, J. C Kaufmann in Danzig . . 1896 Bertling, A , Buchhändler in Danzig . . 1892 Bisehoff , Oscar , Stadtrath in Danzig . . 1878 v. Bockeimann , Oberlehrer in Danzig . . 1888 BÖttger, Regierungs- und Geh. Baurath in Danzig 1896 von Bötticher , Buchhändler in Danzig . . 1896 Boretius, Dr , Generalarzt a. D., in Danzig 1883 Bornträger , Dr., Regierungs- und Medici- nalrath in Danzig 1895 Brandt, Consul in Danzig 1896 Breda, Königl. Baurath, Landesbauinspector in Danzig 1889 Breidsprecher , KÖnigl. Baurath, Eisenbahn- Director in Danzig 1892 Oitron, Rechtsanwalt in Danzig .... 1885 Claasseh, Adolf, Stadtrath in Danzig . . 1896 Claa&sen, Albert, Commerzienrath, in Danzig 1886 Cohn, Apotheker in Danzig 1896 Conwentz, Dr., Prof., Director des West- preuß. Provinzial-Museums in Danzig 1878 Cornelias, Landgerichtsrath in Danzig . . 1896 Dahns, Dr.. Oberlehrer in Danzig . . . 1892 Damme , Geh. Commerzienrath, in Danzig . 1867 Damme, Dr., Kaufmann in Danzig . . . 1897 Debbert, Dr., Oberlehrer in Danzig . . 1895 Delbrück, Oberbürgermeister in Danzig . 1894 Dommasch, Rendant in Danzig . . . .1874 Dreyling, Dr., Arzt in Danzig 1889 Effler, Dr., Arzt in Danzig 1897 Ehlers, Stadtrath in Danzig 1876 Eller, Dr., in Danzig 1888 Engler , Georg, Kaufmann in Danzig . . 1896 Erdmann, Rector der Rechtstädtischen Mittelschule in Danzig 1898 Evers, Prof., Oberlehrer in Danzig . . . 1878 Fahl, Regierungs- u. Baurath in Danzig 1892 Farne, Dr., Arzt in Danzig 1878 Fechner, Zahnarzt in Danzig 1894 Aufyuu. Ferber , Rechtsanwalt in Danzig . . . Fischer, Dr., Arzt in Danzig .... Fischer, G., Brauereibesitzer in Neufahr- wasser Fleischer, H., Zahnarzt in Danzig . . Fleischer, Max, Apothekenbesitzer in Danzig Francke, Dr., Arzt in Danzig . . Freitag, Dr., Arzt in Danzig Freymvth, Dr., Sanitätsrath, Oberarzt in Danzig Fricke, Dr., Director d. Realschule in Danzig Friedländer , Dr., Arzt in Danzig . . . Fuchs, Gustav, Büchdruckereibesitzer in Danzig Haebler, Fabrikbesitzer in Danzig . Gartenbauverein in Danzig Gehrke, W., Maurermeister in Danzig . Gehrke, Dr., Arzt in Danzig Giddzihski, Kaufmann in Danzig . . Ginsberg , Dr., Arzt in Danzig ....... Gläser, Dr., Arzt in Danzig Glaser, Dr., Sanitätsrath, in Danzig Goetz, Dr., Arzt in Danzig Goldmann, Rechtsanwalt in Danzig . Goldschmidt, Dr., Arzt in Danzig . . . Goltz, Rechnungsrath, in Danzig . . . . Greffin, Telegraphendirector in Danzig Giintz, Ernst, Dr., Chemiker in Danzig Hauff, Dr., Arzt in Danzig Hasse, Franz, Kaufmann in Danzig Heise, Kgl. Baurath, Landesbauinspector in Danzig Helm, 0., Stadtrath und Medicinal-Assessor in Danzig Helmbold, Dr . Arzt in Danzig .... Hesekiel, Landgerichtsrath in Danzig . . Hess, Oberlehrer in Danzig Hildebrandt, Apotheker in Danzig . . . Hinze, Dr., Oberstabsarzt a. D., in Danzig Hobein, Dr., Oberstabsarzt in Danzig . . Hoepffner, Dr. Generalarzt a. D., in Danzig Hohnfeldt, Dr., Arzt in Langfuhr bei Danzig Holtz, J., Kaufmann in Danzig .... Ibartli , Oberlehrer in Danzig Jelski, Dr., Arzt in Danzig Kabus, Rentner in Danzig Kafemann, Otto, Buchdruckereibesitzer in Danzig . Kavffmann , Amtsgerichtsrath in Danzig . .Jahre . 1895 , 1890 1893 1892 ; 1896 1896 . 1871 1876 1898 1883 1898 1892 1890 1882 1895 1875 1890 1894 1859 1882 1882 1892 1872 1882 1890 ? 874 1877 1896 1866 189? 1874 1891 1883 1869 1897 1890 1898 1871 1896 1892 1892 1886 1874 CI Aufgen. im Jahre Kaysem L)i\. Astronom in Danzig . . . 1859 Keil, Oberlehrer in Danzig 1885 Kiesow , Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig . 1877 Kist, Rentner in Danzig 1891 Klawitter , Willy, Kaufmann in Danzig . 1897 Klingbeil, Oberlehrer in Danzig .... 1891 KÖstlin, Dr., Assistenzarzt in Danzig . . 1898 Kohtz, Dr., Arzt in Danzig 1881 Korella, Dr., Obeilehrer in Danzig . . . 1890 Kornstaedt, Apothekenbesitzer in Danzig . 1884 Kosmack, Stadtrath in Danzig .... 1882 Kresin, Dr., Arzt in Danzig 1885 Kressmann, Arthur, Consul in Danzig . . 1880 Kretschmann, Dr., Director des König!. Gymnasiums in Danzig .... 1884 Krüger, E. R., Maurermeister in Danzig . 1869 Kruse, Dr., Geheimer Regierungs- und Pro- vinzial-Schulrath in Danzig . . . 1879 Kumm, Dr., Kustos am Provinzial-Museum in Danzig 1892 Kunatli, Director der städtischen Gas- und Wasserwerke in Danzig .... 1881 Laasner, Uhrmacher in Danzig .... 1877 Lakowitz, Dr., Oberlehrer in Danzig . . 1885 Lampe, Dr., Prof., in Danzig 1859 Lange, Louis, Kaufmann in Danzig . . . 1879 Lange, Oberlehrer in Danzig 1892 Lehmann, Kgl. Bauinspector in Danzig . 1896 Lehmann, Eisenbahnsekretär in Danzig . . 1896 v. Leibitz, Major a. D., in Langfuhr . . 1892 Levinsohn, Apothekenbesitzer in Danzig . 1896 Lewy, J., Dr., Arzt in Danzig .... 1887 Leyden, Oscar, Kaufmann in Danzig . . 1880 Liepmann, Bankier in Danzig . . . . 1875 Lierau, Dr., Gymnasiallehrer in Danzig . 1888 Lietzau, llerrmann, Apothekenbesitzer in Danzig 1879 Lietzau, Victor, Optiker in Danzig . . . 1896 Lievin, Heinrich, Dr., Arzt in Danzig . . 1881 Loevinsohn, Martin, Kaufmann in Danzig 1891 Ludwig, Kaufmann in Danzig 1896 ATagnussen, Dr., Arzt in Danzig . . . 1896 Mannhardt, Prediger in Danzig .... 1894 Marschalk, Kaiser]. Maschinenmeister in Neufahnvasser . .. 1874 Martens, Adolf, Kaufmann in Danzig . . 1897 Marx . Fabrikdirector in Danzig .... 1898 Matthaei, Dr., Stabsarzt in Danzig . . . 1894 Mencke, E., Kaufmann in Danzig . . . 1874 Meyer, Albert, Consul in Danzig . . . 1878 Meyer, Eugen, Apotheker in Langfuhr . 1896 Aufgen. im Jaliro Meyer, Dr., Director des Realgymnasiums in Danzig 1894 Michelsen, Apothekenbesitzer in Danzig . 1895 Mix, Commerzien-Rath, in Danzig . . . 1865 Moniber, Prof., Oberlehrer in Danzig . . 1867 Müller, Hugo, Dr., Arzt in Danzig . . . 1888 Münbterberg , Otto, Kaufmann in Danzig . 1877 Muscate, Commerzienrath, in Danzig . . 1894 ALass, C., Oberlehrer in Danzig .... 1894 Neumann, Dr., Director der Victoria schule in Danzig 1896 Oehlschläger, Dr., Arzt in Danzig . . . 1867 Oetting, Staatsanwalt in Danzig .... 1897 Ortmann, Paul, Dr., Arzt in Danzig . . 1892 Otto, Baumeister in Langfuhr 1872 Otto, Robert, Consul in Danzig .... 1879 Penner, W., Stadtrath in Danzig . . . 1872 Penner, Dr., Arzt in Danzig 1884 Perlbach, Ernst, Kaufmann in Danzig . . 1886 Peters , Rentner in Langfuhr bei Danzig 1880 Petruschky, Dr., Vorsteher des Bakteriolo- gischen Instituts in Danzig . . . 1897 Petschow, Dr., Chemiker in Danzig . . . 1892 Philipp, Dr., Arzt in Danzig 1898 Pincus, Dr., Arzt in Danzig 1888 Preusse, Departemenfs-Thierarzt und Vete- rinär-Assessor in Danzig .... 1890 Puttkammer, Franz, Kaufmann in Danzig 1887 Putzler, Dr , Arzt in Danzig 1894 lielibein, Apothekenbesitzer in Danzig . 1896 Reichenberg , Robert, Kaufmann in Danzig 1896 Reimann, Dr., Arzt in Danzig „ . . . 1894 Reinke, Dr., Arzt in Danzig 1891 Remele, Corps-Stabsapotheker in Danzig . 1898 Richter, Dr., Fabrikbesitzer in Danzig . . 1867 Ric-kert, II., Landesdirector a. D., Mitglied des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten, in Danzig .... 1869 von Riesen, E., Rentner in Langfuhr . . 1896 Rodenacker, Ed., Stadtrath in Danzig . . 1873 Rodenacker, Th., Rheder in Danzig . . 1896 Rosenstein , Dr , in Danzig 1895 Saage, Amtsgerichtsrath in Danzig . . . 1880 Salzmann, Carl, Kaufmann in Danzig . . 1875 Sauer, Lithograph in Danzig . . . . .1872 Schaefer, Kaufmann in Danzig .... 1885 Scharffenorth, Dr., Arzt in Danzig . . . 1889 Sclieejfer , Prof., Oberlehrer in Danzig . . 1878 Scheele, .Dr., Geh. Sanitätsrath, in Danzig 1870 Oll Aulgeil, im Jalnc Schelle?^ Apothekenbesitzer in Danzig . . 1882 Schlucker, Berns teinwaaren-Fabrikant in Langfuhr 1886 Schlueter , Oberlehrer in Danzig .... 1879 Schmecke!, Landschafts -Secretär in Danzig 1868 Schoenberg, Kaufmann in Danzig . . . 1874 Schreiber, Lehrer in Danzig 1879 Schrey, Regierung srath, Dir. der Waggon- fabrik in Danzig 1898 Scliroeter, Georg, Dr., Arzt in Danzig . . 1895 Schroeter, Paul, Dr., Arzt in Danzig . . 1890 Schütte, Oberlehrer in Danzig 1898 Schultz, Dr., Arzt in Danzig 1896 Schultze, S.S., Gymnasiallehr. a.D. in Danzig 1865 Schumann, E, Prof., Oberlehrer in Danzig 1868 Schustehrus, E., Dr., Arzt in Danzig . . 1892 Semon, Dr., Sanitätsrath, in Danzig . . 1858 Semon, Max, I)r., Arzt in Danzig , . . 1898 Siede, Carl , Ingenieur in Danzig . . . 1898 Silberstein, Dr., Rechtsanwalt in Danzig . 1895 Simon, Dr., Arzt in Danzig ..... 1879 Spendlin. Oberlehrer in Danzig .... 1898 St ab er oic, Victor, Apotheker in Danzig . 1893 Staeck, Ad, Gutsbesitzer in Leegst.ieß . 1883 Steffens, Otto, Kaufmann in Danzig . . 1877 Steger, Dr., Kreisphysikus in Danzig . . 1895 Steimmig, Paul, Fabrikbesitzer in Danzig 1895 Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig . 1878 Steinicke, Ingenieur in Danzig .... 1896 Steuber, Dr., Stabsarzt in Danzig . . . 1898 b. Aus Aufgen im Jahre Abegg, Dr., Kgl. Commerz- und Admirali- tätsrath a. D., Bankdirector in Berlin 1893 Abegg, Philipp, Rentner in Wiesbaden . 1893 Albrecht, Dr., Landrath in Putzig . . . 1888 Alterthumsgesellschaft in Elbing .... 1884 Anger, Dr., Gymnasial-Direetor in Graudenz 1872 Bibliothek, Königliche, in Berlin . . . . 1882 v. Bieter, Hugo, Rittergutsbesitzer in Melno bei Rehden Westpr 1878 Bindemann, Bauinspector in Charlottenburg 1889 Bockwoldt, Dr., Oberlehrer in Neustadt Westpr 1882 Böhm, Commerziemath in Zoppot . . . 1865 Böhm, Job., Dr., Assistent an der geol.- pal. Sammlung d. Königl. Museums für Naturkunde in Berlin N , In- validenstraße 43 1881 Aufgen. iin Jahre Stoddart, Francis, Commerzienrath in Danzig 1877 Stornier, Albert, Kaufmann in Danzig . . 1898 Sudermann, IV. , Kaufmann in Danzig . . 1894 Suhr, P, Oberlehrer in Danzig .... 1890 Thomas, Gast., Vorsteher der landschaft- lichen Darlehnskasse in Danzig . . 1893 Thome, Präsident der Königl. Eisen bahn- Direetion in Danzig ...... 1896 Tornwaldt, Dr., Sanitätsrath, Arzt in Danzig 1870 Trampe, Bürgermeister in Danzig . . . 1898 Unruh , Kaufmann in Danzig 1896 Vagedes, Dr., Stabsarzt in Danzig . . . 1897 Wallenberg , Abrah., Dr , Sanitätsrath, Arzt in Danzig 1865 Wallenberg, Adolf, Dr.; Arzt in Danzig . 1887 Waüenberg, Th , Dr., Arzt in Danzig . . 1897 Wanfried, Commerzienrath in Danzig . . 1892 Wedding, W., Rentner in Danzig . . . 1897 Wegeher, Obprlehier in Danzig .... 1892 Weiss, Rechtsanwalt in Danzig .... 1890 Wessel, Polizei-Präsident in Danzig . . 1894 Westpreussischer Bezirksverein des Vereins deutscher Ingenieure, in Danzig . . 1890 Willig, Dr., Regierungsrath in Danzig . 1892 Wofff, Kaufmann in Danzig 1875 Ziegenhagen, Kaufmann in Danzig . . . 1875 Ziern, I)r., Arzt in Danzig 1885 Zimmermann, Aug , Ingenieur in Danzig 1883 \ artige. Aufgen. im Jahre Borehardt, W., Apothekenbesitzer in Berent Westpr 1878 Bremer , Emil, Dr., Kreisphysikus in Berent Westpr 1886 JJomnick, Ferd., Rentner in Kunzendorf, Kreis Marienburg Westpr. . . . 1885 Ehlers, Buchdruckereibesitzer in Karthaus 1896 v. Glasenapp, Landrath in Marienburg . 1894 Gräbner, P., Dr.. Assistent am Kgl. Botani- schen Garten in Berlin W., Grune- waldstraße 4 — 6 1894 rin Aufgen. im Jahre v. Grass, Präsident des Westpreußischen Piovinzial-Landtags, Rittergutsbesitzer auf Klanin bei Starsin Westpr. . 1873 Gronemann, Rittergutsbesitzer auf Subkau . 1883 Grott, Director der Realschule in Graudenz . 1885 JJ arthigh , Rittergutspächter in Bielawken bei Peiplin 1879 Heinrichs, Dr., Arzt in Murraysburg, Capland 1897 Hennig, Dr., Arzt in Ohra 1887 v. Heyden, Dr., Major z. D., in Bocken- heim bei Frankfurt a. M. . . . . 1867 Ilohnfeldt, Dr., Oberlehrer in Marienwerder 1884 Jioyer, M, Director der landwirthschaftlicb. Winterschule in Demniin (Po mm.) 1892 Hiige, Apothekenbesitzer in Elbing . . . 1895 Kämpfe, Dr , Kreisphysikus in Karthaus ' Westpr 1895 Kaufmann, Walter, Directions-Mitglied des Norddeutschen Lloyd in Bremen . 1869 Keilkack, Dr., Landesgeologe in Berlin N., Invalidenstrasse; 44 1892 Klehs, R., Dr , Geolog in Königsberg Ostpr. 1892 Kn, och, Prof., Oberlehrer in Jenkau bei Danzig 1880 Kreis- Ausschuss in Strasburg Westpr. . . 1874 Kroemer, Dr., Medicinalrath. Director der Provinzial-IrrenanstaltinKonradstein bei Pr. Stargard 1884 Tjandwirthschaftliche Schule zu Marienburg 1835 Linck , Rittergutsbesitzer auf Stenzlau, Kr. Dirschau 1879 31ac-Lean Lochlan, Rittergutsbesitzer auf Roschau, Kr. Dirschau ..... 1879 Märcker, Rittergutsbesitzer auf Rohlau bei Wrarlubien, Kreis Schwetz . . . 1877 Meisner, Dr., Generalarzt in Altona . . 1894 Meschede, Dr., Professor, Director der Städt. Krankenanstalt und der Psychiatri- schen Universitätsklinik in Königs- berg 1872 Moeller, Dr., Kreisphysikus in Czarnikau Ostpr 1879 Morwitz, Jos., Kaufmann in Berlin Fens., U. S. A. ......... 1871 Morwitz, Mart., Kaufmann in Berlin W., Linkstrasse 1 . 1873 Nagel, Dr., Prof., Director des Realgym- nasiums in Elbing 1867 Aufgen. im Jahre Naturwissenschaftlicher Verein in Bromberg 1881 Oberbergamt, Koni gl ., in Breslau . . . 1890 v. Palubicki, Major und Rittergutsbesitzer auf Liebenhof bei Dirschau . . . 1876 Plehn, Landschaftsdirector, Rittergutsbesitz. aufKrastudenb.Nikolaiken,Kr.Stuhm 1878 Poppo, Dr., Sanitätsrath, in Marienwerder. 1886 Praetorius, Dr., Prof., Oberlehrer in Könitz 1878 Preuschoff, Probst a. I)., in Frauenburg Oj>r. 1884 Progymnasium in Neumark 1897 Rabba.s , Dr., Director der Provinzial-Frren- Anstalt in Neustadt Westpr. . . 1895 Realprogymnasium in Riesenburg Westpr. 1884 Rehberg, Oberlehrer in Marienwerder . . 1890 Roefm, Kammergerichtsrath in Berlin SW., v. Riimcker, Rittergutsbesitzer a. Kokoschken 1880 Ruttke, Alfred, Generalagent des Nordstern, Halle a. S , . . . . 1892 Schahnasjahn, Gutsbesitzer in Altdorf bei Danzig 1882 Schimanski, Dr., Arzt in Stuhm .... 1886 Schmidt, August, Dr., Oberlehrer in Lauen- burg in Pommern 1879 Schnaase, Oberlehrer i. Pr. Stargard . . 1883 Schnibbe, Kunstgärtner in Schellmiihl . . 1883 Schoettler, Oberlehrer in Pr. Stargard . 1881 Scholz, Oberlandesgerichts - Sekretär in Marienwerder 1897 Schubart, Dr., Prof., in Zoppot .... 1866 Schultz, Dr., Regier .-Präsident in Hildesheim 1879 Seligo, Dr., Geschäftsführer des Westpreußi- schen Fischerei- Vereins, in Stuhm 1878 v. Sierakowski, Dr., Königl. Kammerherr, Graf in Wraplitz, Kr. Stuhm . . . 1890 Solger , Dr., Professor an der Universität in Greifswald 1898 Strand, cand. phil., in Chmtiania . . . . 1898 Tesnow, Regierungs-Baumeister in Katto- witz O. S 1896 Treichel, A., Rittergutsbesitzer in Hoch Paleschken, Kr. Berent . . . .1876 Tümmler, Dr., Gymnasiallehrer in Graudenz 1894 JVacker, Oberlehrer a. D., in Berlin . . 1867 Wagner, Dr., Arzt in Zoppot 1890 Wallmüller, Dr., Oberstabsarzt in Metz . 1887 Zehr, Photograph in Elbing 1896 Zynda, Lehrer in Stuhm 1883 B. Mitglieder der Anthropologischen Section. Abegg, Di\, Geh. Med. -Rath in Danzig. Anger, Dr., Gymnasial-Director in Graudenz. Bahn sch, Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. Bail, Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. Borntraeger, Dr., Regierungs- und Medicinalrath in Danzig. Breda , Kgl. Baurath, in Danzig. Chevalier, Pfarrer in Langenau bei Freystadt. Conwentz, Dr., Prof., Director des Westpreußi- schen Provinzial-Museums in Danzig. Dommasch, Buchhalter in Danzig. Friedländer, Dr., Arzt in Danzig. Gehrke, Dr., Arzt in Danzig. Qoldfarb, Fabrikbesitzer in Pr. Stargard. v. Grass, Rittergutsbesitzer auf Klanin, Kr. Putzig. Hanff, Dr., Arzt in Danzig. v. Haustein, Provinzial-Secretär in Danzig Heise, Kgl. Baurath, in Danzig. Helm, 0., Stadtrath in Danzig. Holtz, J., Kaufmann in Danzig. Hoyer, Director der Landwirthschaftsschule zu Demmin in Pommern. Jelski, Dr., Arzt in Danzig. Kafemann, Buchdruckereibesitzer in Danzig, Kauffmann, Walter, Directions-Mitglied des Nord- deutschen Lloyd in Bremen. Kayser, Dr., Astronom in Danzig. Kornstaedt, Apothekenbesitzer in Danzig. Kosmack, Stadtrath in Danzig. Kumm, Dr., Kustos am Westpreußischen Pro- i vinzial- Museum in Danzig. C. Mitglieder der Section Bail, Th., Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. Bertling, A , Buchhändler in Danzig. Dahms, Dr., Oberlehrer in Danzig. Dommasch, F., Rendant in Danzig. Evers, II., Prof., Oberlehrer in Danzig. Fricke, Dr., Realschul-Director in Danzig. Gr eff in, Telegraphen-Director in Danzig. Helm, 0., Stadtrath in Danzig. Hess, Oberlehrer in Danzig. Holtz , John, Kaufmann in Danzig. Kayser, E ., L)r., Astronom in Danzig. Keil, P., Oberlehrer in Danzig. Klingbeil, Oberlehrer in Danzig. Lakowitz, Dr., Oberlehrer in Danzig. Lakowitz, Dr., Oberlehrer in D?,nzig. Lampe, Dr., Prof., in Danzig. Lemke, E., Frl., in Berlin. Lissauer, Dr., Sanitätsrath, in Berlin. Märker, Rittergutsbesitzer auf Rohlau bei War- lubien, Kr. Sch wetz. Meisner, Dr.. Generalarzt in Altona. Mencke , E., Kaufmann in Danzig. Meyer, Gonsul in Danzig. Momber, Prof., Oberlehrer in Danzig. Münsterberg, Otto, Kaufmann in Danzig. Nauck, Rector a. D., in Schlochau. Oehlschläger, Dr., Arzt in Danzig. Otto, Baumeister in Langfuhr. Rickert, Landesdirector a D., in Danzig. Scheele, Dr., Geh. Sanitätsrath, in Danzig. Schmechel, Landsch.-Secretair in Danzig. Schmidt, Redakteur in Danzig. Schwan dt, Prediger in Neustadt Wpr, Semon, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Semon jun., Dr., Arzt in Danzig. Simon , Dr., Arzt in Danzig. Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig, Steinwender, Prof., Oberlehrer in Danzig. Stryowski, Prof., in Danzig. Tornwaldt, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Wallenberg, Dr., Sanitätsrath, in Danzig. Wessel, Polizei-Präsident in Danzig. Witt, Geometer in Danzig. Wodtke, Dr., Sanitätsrath, Regierungs- und Medicinalrath in Ooslin. für Physik und Chemie. Lampe, II., Dr., Prof., Oberlehrer in Danzig. Lietzau, Optiker in Danzig. Marschalk, C., Kaiserlicher Maschinenmeister in Neufahrwasser. Momber, A., Prof., Oberlehrer in Danzig. Nass, Oberlehrer in Danzig. Neumann, Dr., Director der Yictoriaschule in Danzig. Scheeffer, E., Prof., Oberlehrer in Danzig. Schlüter, Oberlehrer in Danzig. Schumann, E., Prof., Oberlehrer in Danzig. Suhr, P ., Oberlehrer in Danzig. Wegener, Oberlehrer in Danzig. Zimmermann, Aug ., Ingenieur in Danzig. cv D. Mitglieder der Medicinischen Section können alle Aerzfe sein, welche vorher schon Mitglieder der Naturforschenden Gesellschaft sind, sowie diejenigen, welche, ohne dies zu sein, aufgenommen werden. Im Jahre 1888 betheiligten sich an den Sitzungen der Medicinischen Section: Die Herren Dr. Abegg , Vorsitzender. ,, Althaus. „ Scheele, Geh. San .-Rath, ,, Barth , Prof., Medic.-Rath. „ Behrendt. ,, Boretius, Generalarzt a. D. ,, Bornträger, Reg. u. Med, -Rath. ,, Dreyling. „ Effler. ,, Farne. ,, Fischer. „ Franke. ,, Freitag. „ Freymuth , Oberarzt, Sanitäts- rath. ,, Friedländer. ,. Gehrke. ,, Ginsberg. ,, Glaeser. „ Goetz. ,, Goldschmidt. .. Hanf. „ Hennig. „ Hinze, Oberstabsarzt a. D. ,, Hoepfner, Generalarzt a. D. ,, Hohnfeldt. „ Jelski. ,, KÖstlin. Die Herren Dr. Kresin. „ Kohtz. „ Lewy. , , Lievin. „ Magnussen. „ Müller. „ Oehlschläger, „ Ortmann. „ Penner. ,, Petruschky. „ Pincus. „ Put zier. „ Reimann. „ Scharffenorth. ,y Schourp. „ Schroter I. „ Schroter II. „ Schulz II. „ Schustehrus. „ Semon, Sanitätsrath. ,, Semon jun. „ Simon. „ Steger, Kreisphysikus. ,, Tornwaldt, Sanitätsrath. „ Wallenberg I., Sanitätsrath. ,, Wallenberg II. „ Wallenberg III. „ Wolff. Ee Mitglieder der Section für Gesundheitspflege. Soweit nicht anders bemerkt, ist der Wohnsitz Danzig. Barth, Dr., Professor, Medicinalrath. Bleich, CorpsroßarztJ BÖttger , Regierungs- und Geheimer Baurath. Bornträger, Dr., Regierungs- und Medicinalrath. Breda, Baurath, Landesbauinspector. Bremer, Dr., Kreisphysikus in Berent. Damus, Dr., Stadtschulrath. Dasse , Dr.. Stadtrath. Eller, Dr., Ingenieur. Eschricht, I)r., Kreisphysikus. Fahl, Regierungs- und Baurath, Farne, Dr., Arzt. Flater , Amtsgerichtsrath. Freitag, Dr., Arzt. Freymuth, Dr., Sanitätsrath. Friedländer , Dr., Arzt. Fuchs, Buchdruckereibesitzer. Gehrke, Dr., Arzt. Giesebrecht, Kaufmann. Gläser, Dr., Arzt. von Gossler, Ober-Präsident. Herrmann , Dr., Kreisphysikus in Dirschau. Heupst, Chemiker. Hildebrandt, Gerichts-Chemiker. Ilobein, Dr., Oberstabsarzt. HÖpffner, Dr., Generalarzt a. D. cvx Jantzen, Badeanstaltsbesitzer. Kämpfe., Dr., Kreisphysikus in Karthaus Wpr. Kaiser, Anstaltsdirector in Tempelburg. Knochenhauer , A pothekenbesitzer. Langhoff, Regierungs-Baumeister. Lauer , Dr., Kreiswundarzt in Schöneck. Lehmheck, Regierungs- und Baurath. Lewinsohn , Apothekenbesitzer. Matthäi , Dr., Oberstabsarzt. Momber, Prof., Oberlehrer. Neumann , Dr., Director. Nickel, Dr., Chemiker. Petruschky , Dr., Arzt. Preusse, Veterinär-Assessor. Reimann , Dr., Arzt. Reinemann , Oberroßarzt. Remele, Corpsstabsapotheker. Roland, Dr., Stabsarzt. Rousselle, Rentner. von Rozynski, Stadtrath. Sander , Redacteur. Scheller, Apothekenbesitzer. Schieferdecker, Director. Schräder, Chemiker. Schroter, Dr., Arzt. Semon , Dr., Sanitätsratb. Semon, Dr., Arzt. Steger, Dr., Kreisphysikus. Steuber, Dr., Oberstabsarzt. Toop, Stadtrath. Torczewski, Oberroßarzt. Trilling , Regierungs- und Gewerberath, Vagedes, Dr., Stabsarzt. Wallenberg, Adolf, Dr., Arzt. Wolff, Dr., Arzt. F. Mitglieder des Vorstandes der Gesellschaft. Für die Jahre 1897 und 1898 sind gewählt worden als: Director: Professor Momber. Vicedirector : Geh. Medicinalrath Dr. Abegg. Secretär für innere Angelegenheiten: Sanitätsrath Dr. Semon. Secretär für äußere Angelegenheiten: Professor Dr. Conwentz. Schatzmeister: Kaufmann Otto Münsterberg. Bibliothekar: Astronom Dr. Kayser. Inspektor des physikalischen Cabinets: Professor Dr. Lampe. Inspektor der naturwissenschaftlichen Sammlungen (gleichzeitig Ordner der Vorträge): Oberlehrer Dr. Lakowitz. Inspektor der anthropologisch-ethnographischen Sammlung: Dr. Oehlschläger. Hausinspektor: Königl. Baurath Breda. Vorsitzender der Anthropologischen Section ist Dr. Oehlschläger. Vorsitzender der Section für Physik und Chemie ist Professor Evers. Vorsitzender der Medicinischen Section ist Geh. Medicinalrath Dr. Abegg. Vorsitzender des Westpreußischen Fischerei-Vereins ist Oberbürgermeister Delbrück. Vorsitzender der Section für Gesundheitspflege ist Regierungs- und Medicinalrath Dr. Bornträger. Bericht über die zwanzigste Wander- Versammlung des Westpreussischen Botanisch- Zoologischen Vereins zu Kreuz a. d. Ostbahn, am 8. Juni 1897, zugleich gemeinsame Versammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, der Botanischen Abtheilung des Natur- wissenschaftlichen Vereins der Provinz Posen, des Naturwissenschaftlichen Vereins in Bromberg und des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins. Schon seit lange war bei unserem Verein und dem Botanischen Verein der Provinz Brandenburg der Wunsch laut geworden, einmal eine gemein- same Versammlung zu veranstalten, um den beiderseitigen Mitgliedern Ge- legenheit zur persönlichen Bekanntschaft, zu gegenseitiger anregender Aussprache sowie zur Anknüpfung freundschaftlicher und wissenschaftlicher Beziehungen durch Austausch der gesammelten Erfahrungen und Pflanzenschätze u. a. m. zu geben. Da bereits im Vorjahre verschiedene Anzeichen dafür sprachen, daß die Gelegenheit für eine solche Zusammenkunft in diesem Jahre günstig sein würde, so hatte unser Verein auf der Wander -Versammlung in Karthaus den Vorstand ermächtigt, mit dem märkischen Verein in Verhandlung zu treten und, falls eine gemeinsame Versammlung zu Stande kommen sollte, unsere Jahresversammlung damit zu vereinigen. Die vom diesseitigen Vorstand mit dem Brandenburgischen Verein, be- sonders durch V ermittelung unseres Correspondirenden Mitgliedes, des Ehren- vorsitzenden des Brandenburgischen Vereins, Herrn Professor Dr. P. Ascherson, geführten Verhandlungen hatten ein erfreuliches Resultat. Nicht nur ergab sich im Allgemeinen eine günstige Stimmung dafür, auch über Zeitpunkt und Ort der Versammlung — Kreuz a. d. Ostbahn — konnte ein allseitiges Ein- vernehmen erzielt werden. Dabei war es für unsere Verhältnisse günstig, daß der Termin der Versammlung mit dem unserer statutenmäßigen Wander- Versammlung übereinstimmte, und daß der Ort, wenn auch nicht gerade innerhalb unserer Provinz befindlich, so doch unweit ihrer Grenze gelegen und für alle Mitglieder verhältnißmäßig bequem zu erreichen war. Im Hinblick auf die immerhin beträchtliche Entfernung von der Hauptstadt unserer Provinz, sowie i 1 2 auf das Zusammentreffen mit anderen Versammlungen, namentlich der in Danzig tagenden Versammlung des über das ganze Deutsche Reich sich er- streckenden Vereins zur Förderung des Unterrichts in der Mathematik und den Naturwissenschaften, kann die Betheiligung als eine erfreuliche bezeichnet werden. Es erschienen, außer unserem II. Vorsitzenden, Herrn Oberlehrer Dr. A. ScHMiDT-Lauenburg, aus Danzig unser I. Schriftführer, Herr Professor Dr. Conwentz, sowie die Herren Stadtrath Helm und Dr. Kumm, aus Marien- werder die Herren Oberlehrer Dr. Hohnfeldt und Gymnasiallehrer Rehberg, aus Hoch Paleschken Herr Rittergutsbesitzer A. Treichel nebst Fräulein Tochter und Herr Hofrath Dr. B. Hagen, aus Stettin Herr Professor Dr. Winkelmann, wozu dann noch die als Vertreter anderer Vereine erschienenen, aber gleichzeitig dem unserigen angehörenden Herren Universitäts-Professor Dr. P. Ascherson und Dr. P. Graebner- Berlin und Professor Schaube - Bromberg, sowie als besonders gerne gesehener Gast unser früheres Mitglied Herr Forstmeister LiEBENEiNER-Carzig (ehedem Oliva) kamen. Die meisten der westpreußischen Theilnehmer trafen am zweiten Pfingst- feiertage, dem Tage der Vorversammlung, von ihren verschiedenen Wohnorten kommend, allmählich in dem Tagesschnellzug nach Berlin zusammen und ver- kürzten sich die Fahrt durch lebhafte und anregende Unterhaltung über wissenschaftliche und persönliche Fragen, bis der Zug gleich nach 4 Uhr Nachmittags in Bahnhof Kreuz einfuhr. Kreuz ist als einer der wichtigeren Knotenpunkte des Eisenbahnverkehrs im nordöstlichen Deutschland wohl jedem Gebildeten bekannt, und die Meisten haben auf ihren Reisen dort einmal einen kürzeren oder längeren Aufenthalt gehabt. Aus den umfangreichen Bahnhofsanlagen, dem stets regen Verkehr der Züge, der Fülle der Menschen auf dem Bahnsteig und in den Wartesälen, könnte man den Eindruck gewinnen, dass dort ein bedeutender Ort, vielleicht eine Stadt von mittlerer Größe liege. Und doch existirt Kreuz nur als Eisenbahn-Knoten- punkt und stellt nicht einmal eine selbständige Gemeindeeinheit dar, sondern bildet nach dem amtlichen Gemeindelexikon der Provinz Posen nur einen Abbau des Dorfes Lukatz im Kreise Filehne. Sobald man aus dem Bereich des Bahnhofs und der dazu gehörigen Nebenbaulichkeiten heraustritt, befindet man sich voll- kommen auf dem platten Lande. Daher war auch die diesmalige Versammlung, soweit es die Sitzungen und das gesellige Zusammensein anlangte, völlig an den Bahnhof Kreuz gebunden, und ebenso mußten sämmtliche Theilnehmer daselbst übernachten, wo übrigens Alle eine ihren Wünschen entsprechende Unterkunft fanden. Nachdem ein Jeder auf seinem Zimmer sich ein wenig ein- gerichtet und in aller Eile die gröbsten Spuren der langen Eisenbahnfahrt beseitigt hatte, begab man sich in den Wartesaal, um zunächst eine Erfrischung einzunehmen. Hier erwartete uns Herr Kreisthierarzt Dlugay aus Filehne, der als Kreiseingesessener freundlichst die an Ort und Stelle erforderlichen Vorbereitungen übernommen hatte. In angeregter Unterhaltung verging die Zeit, bis kurz nach 7 Uhr Abends die Mitglieder des Botanischen Vereins 2 3 der Provinz Brandenburg eintrafen und von den bereits Anwesenden auf das herzlichste begrüßt wurden. Außer den schon vorhin genannten Herren Professor Dr. P. Ascherson und Dr. Graebner waren erschienen die Herren: Oberlehrer R. Beyer (Schriftführer), Marine-Oberstabsarzt a. D. Kuegler, Privatdocent Dr. Lindau, stud. phil. Piotrowski, Professor Dr. K. Schumann (Vorsitzender), Oberlehrer Dr. Simon und Professor Dr. Urban. Da der nächste Tag vollauf durch die gemeinsame wissenschaftliche Sitzung und die übrigen gemeinschaftlichen Veranstaltungen in Anspruch ge- nommen war, war die zu unserer Jahresversammlung gehörige geschäftliche Sitzung diesmal bereits für den Vorversammlungstag anberaumt, und zwar sollte sie nach dem ursprünglichen Programm Abends um 6 Uhr stattfinden, doch wurde sie bis nach Ankunft der Brandenburger Herren verschoben, um unseren beiden Berliner Mitgliedern die Theilnahme daran zu ermöglichen. Die geschäftliche Sitzung wird durch unseren II. Vorsitzenden, Herrn Oberlehrer Dr. A. ScHMiDT-Lauenburg, in Vertretung des durch sein Augen- leiden an der Theilnahme leider behinderten I. Vorsitzenden, Herrn Dr. H. von KuiNGGRAEFF-Langfuhr, eröffnet. Er begrüßt die zu gemeinsamer, hoffentlich erfolgreicher und anregender Arbeit in Kreuz versammelten Ver- einsmitglieder und spricht seine besondere Freude darüber aus, daß es uns vergönnt sei, unser hochverehrtes Correspondirendes Mitglied, Herrn Univer- sitätsprofessor Dr. Ascherson, in unserer Mitte zu sehen. Nach Worten des Dankes Seitens des Herrn Professor Ascherson, erstattet der I. Schrift- führer unseres Vereins, Herr Professor Dr. OoNWENTZ-Danzig, folgenden Geschäftsbericht für 1896/97. Meine Herren! Die vom Verein eingesetzte Commission zur wissenschaftlichen Erforschung der westpreußischen Binnengewässer hatte schon vor zwei Jahren den Klostersee bei Karthaus zum Ausgangspunkt der hydro- biologischen Arbeiten gewählt. Herr Dr. Lakowitz hat die Untersuchung des Sees von Ende Juli 1895 bis Anfang November 1896 regelmäßig in etwa vierzehntägigen Zwischenräumen ausgeführt, sodaß im Ganzen 56 Temperatur- reihen mit rund tausend Einzelbeobachtungen gewonnen wurden. Er konnte bereits den physikalischen Theil, welcher die Kartirung der Tiefen, die Tem- peraturkurven und -tabellen, sowie die chemische Analyse des Oberflächen- und Tiefenwassers enthält, nahezu beendigen und hat darüber in der Sitzung der Natur forschenden Gesellschaft am 19. December v. Js. einen Vortrag gehalten. Da Herr Lakowitz durch eine heute in Danzig tagende andere wissenschaftliche Versammlung am Erscheinen hier behindert ist, möge von seinen Ergebnissen in Kürze Folgendes mitgetheilt werden. 1* 4 Die genaue Messung der Temperatur von Meter zu Meter gestattet eine sichere Vorstellung von der Vertheilung der Wärme nach der Tiefe während der verschiedenen Zeiten des Jahres. Es ergiebt sich für das ruhige Wasser des Sees, wie überhaupt wohl aller stehenden Gewässer, eine deutliche ther- mische Schichtung der Wassermassen. Im Sommerhalbjahre liegen die warmen leichteren Wasserschichten über den kälteren schweren; die höchste Tem- peratur herrscht also an der Oberfläche, die niedrigste am Boden. Im Winterhalbjahre dagegen liegt das kälteste Wasser von 0° C. ganz oben, nach der Tiefe nimmt die Wärme bis zum Maximum von + 4° C. zu. Dieser be- merkenswerthe Wechsel in der thermischen Schichtung geschieht bei uns einmal Ende März, das andere Mal Ende November, an welchen Zeitpunkten die ganze Wassermasse von oben bis unten + 4° C. zeigt. Die von letzterem Zeitpunkte ab erfolgende weitere Abkühlung betrifft zunächst nur die Ober- flächenschichten, sodaß bereits 0° C. erreicht sind und damit das Gefrieren an der Oberfläche eintritt, ehe tiefer gelegene Schichten auf 0° etwa ab- gekühlt wären. Durch diese Einrichtung der Natur wird denn auch bekanntlich die Eisbildung auf die Oberfläche des Wassers beschränkt. Auffallend und erst seit Kurzem beobachtet ist die Art der Schichtung zur Sommer- und Herbstzeit. Dann haben die oberen Schichten bis zu einer gewissen Tiefe nahezu dieselbe Temperatur, worauf bei geringer Zunahme der Tiefe plötzlich die Temperatur fällt, manchmal auf 2 m Tiefenunterschied bis zu 7° C., um bei weiterer Tiefe nur wieder ganz langsam zu sinken. Leichtes warmes Wasser liegt dann wie ein Fremdkörper über kaltem, schwerem Wasser, und dazwischen befindet sich die thermische „Sprungschicht“ von wechselnder Stärke. Die Erklärung dieser auffallenden Erscheinung ist in der Wirkung der nächtlichen Abkühlung der Oberfläche in den betreffenden Jahreszeiten zu suchen. Der Wechsel der Jahreszeiten macht sich in der Tiefe von 20 m noch bemerkbar, denn hier bewegt sich die Temperatur von 4° C. im December bis zu 6,8° im October, nach welchem Zeitpunkt wieder ein schnelles Fallen beginnt. Im Erdreiche beträgt bei uns vergleichsweise schon bei 7 — 8 in die jährliche Schwankung nur mehr 2 — 3°, und in 20 m Tiefe ist gewöhnlich eine constante Temperatur erreicht. Während die Abkühlung des Wassers nach der Tiefe am Ende des Herbstes schnell erfolgt, dringt die sommerliche Erwärmung in Folge von Leitung nur sehr langsam abwärts. Das Temperaturmaximum der Oberfläche von 25° wird z. B. am 1. August erreicht, dasjenige der 6 m - Schicht mit 11,9° am 27. September, der 12 m - Schicht mit 8,4° erst am 25. October. Beachtenswert ist die Größe der Wärmeaufspeicherung eines solchen tiefen Wasserbeckens, wie es der Klostersee ist, im Laufe des Frühjahrs und des Sommers und die sich daraus für den Herbst ergebende gewaltige Wärmeabgabe, welche auch nicht ohne Einfluß auf die Lufttemperatur der Umgebung ist. So hatte der See vom Anfang August bis Mitte November dieses Jahres mehr als 100000 Millionen Wärmeeinheiten abgegeben, welche 4 5 einem Wärmeeffect entsprechen, wie ihn ca. 250000 Centner Kohlen hervor- zurufen im Stande wären. Die Oberflächentemperatur des Sees war auch für die Zeit von Juni bis November im Durchschnitt über 1° höher, als diejenige der Luft darüber; und an einzelnen Tagen die Wassertemperatur bis 6° höher, als die gleich- zeitig beobachtete Lufttemperatur. Hieraus ergiebt sich die Bedeutung, welche ein größerer Landsee, trotz der in Anschlag zu bringenden Verdunstungskälte, auf die klimatischen Verhältnisse der ganzen Landschaft ausübt. Damit im Einklang steht das vorzügliche Gedeihen der Rothbuche und Weinrebe, wenn auch die nicht zu weit entfernte Ostsee in gleicher Weise mitwirkt. Ueber die Ergebnisse seiner Untersuchung der mikroskopischen Flora und Fauna des Klostersees hat Herr Lakowitz in der vorjährigen Versammlung in Karthaus berichtet. Die wissenschaftliche Verarbeitung des ganzen, um- fangreichen Fangmaterials konnte bisher nicht beendigt werden, jedoch hat er für die Versammlung im nächsten Jahre ausführliche neue Mittheilungen in Aussicht gestellt. Was im Uebrigen die wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins betrifft, so wurden im Verfolg des aufgestellten Arbeitsplanes folgende Excursionen in seinem Aufträge ausgeführt. Unser Mitglied, Herr Hauptlehrer Kalmuss in Elbing, hat die Untersuchung der Flora der Leber- und Laubmoose im Land- und Stadtkreise Elbing fortgesetzt; und es ist ihm gelungen, im Ganzen die Kenntniß der ersteren um 13, die der letzteren um 56 Arten zu ver- mehren. Sodann wurde Herr Mittelschullehrer C. Wahnstorf aus Neuruppin damit betraut, im Juli die Kreise Tuchei und Schwetz zum Studium der Moor- vegetation, mit besonderer Berücksichtigung der Moose, zu bereisen. Dank dem Eifer und seiner Specialkenntniß hat er ein reiches Material an seltenen und theilweise neuen Arten zusammengebracht, wodurch die Kenntniß der niederen Flora der Tucheier Heide wesentlich vervollständigt wird. Ferner hat der Entomolog Herr Ew. H. Ruebsaamen aus Berlin, von Mitte Juli bis Mitte August dasselbe Waldgebiet besucht, um vornehmlich die Insecten- welt und die durch sie verursachten Krankheiten der Pflanzen zu untersuchen. Diese Excursionen sind von ungewöhnlichem Erfolge begleitet gewesen und haben eine so große Ausbeute an neuen und bemerkenswerthen Arten ge- liefert, daß sie im einzelnen noch nicht übersehen werden kann. Es sei hier erwähnt, daß u. A. 250 Gallen gesammelt wurden, von denen 96 Arten neu für Westpreußen sind. Der Bericht über die XIX. Wander- Versammlung zu Karthaus im Jahre 1896 ist im Druck erschienen und vor mehreren Wochen den Mitgliedern zugestellt worden. Derselbe umfaßt 13 Bogen und gestaltet sich daher um- fangreicher, als die Berichte früherer Jahre. Von wissenschaftlichen Beilagen sind die Arbeiten des Herrn Protz über seine zoologische Bereisung der Tucheier Heide im Jahre 1895, und des Herrn Warnstorf über seine Unter- suchungen der Moorvegetation der Tucheier Heide im Jahre 1896, sowie eine 6 von Herrn Kälmuss gegebene Uebersicht der Leber- und Laubmoose im Kreise Elbing, liervorzuheben. Der Verein hat das von den Herren Kalmuss, Warnstorf und Rueb- saamen im vorigen Jahre gesammelte Material dem Provinzial-Museum über- geben; dazu gehören auch die von Herrn Ruebsaamen für die Schausammlung angefertigten Gallenpräparate nebst Zeichnungen. Ferner sind zur Fortsetzung angekauft und gleichfalls dem Provinzial-Museum übergeben: Hauck und Richter, Phykotheka universalis. Fase. XIV und XV, No. 651 — 750. Der Kassenbestand betrug am 1. April er. 2848,42 M., sodaß auch in diesem Etatsjahre größere wissenschaftliche Unternehmungen in der Provinz ausgeführt und gefördert werden können. Für die von der Provinzial-Ver- waltung empfangene erhebliche Subvention drückt der Verein an dieser Stelle öffentlich seinen verbindlichsten Dank aus. Was die persönlichen Verhältnisse des Vereins betrifft, so wurde in der letzten Versammlung zu Karthaus der bisherige Schatzmeister Herr Walter Kauffmann, nach seinem Fortgang von hier, angesichts seiner Ver- dienste um den Verein zum Correspondirenden Mitgliede ernannt. Die Ge- sammtzahl der Mitglieder hat sich im Etatsjahre 1896/97 um 19 vermehrt und beträgt jetzt 120. Leider sind auch Verluste, namentlich durch das Hinscheiden der Herren Capeller, Brischke sen. und Gruetter zu beklagen. Ich fühle mich gedrungen, über diese verdienten Männer in Kürze einige bio- graphische Mittheilungen zu machen. Julius Capeller war am 28. Mai 1841 als Sohn eines Volksschullehrers in Friedrichsberg bei Darkehmen in Ostpreußen geboren und empfing seine Ausbildung zum Lehramt im Seminar zu Karalene bei Insterburg. Seine erste Anstellung erfolgte an der Stadtschule zu Darkehmen, und 1868 wählte ihn der Magistrat von Elbing zum Lehrer an der dortigen Altstädtischen Mädschenschule. Nachdem er dann in den Jahren 1870 bis 71 die Maler- Akademie in Königsberg besucht hatte, um sich als Zeichenlehrer für höhere Schulen auszubilden, wurde er 1871 als technischer Lehrer an das Königliche Gymnasium in Elbing berufen und verblieb in dieser Stellung bis zu seinem Lebensende. Von seinem Vater hatte er die Neigung zur Beschäftigung mit der Naturgeschichte und die Geschicklichkeit, besonders zoologische Präparate anzufertigen, geerbt, und später vervollkommnete er sich darin immer mehr. Als ihm am Gymnasium außer dem Zeichnen auch der naturkundliche Unter- richt in den unteren und mittleren Klassen übertragen wurde, wußte er durch fesselnden Vortrag und durch schnell an der Wandtafel entworfene natur- getreue Skizzen denselben zu beleben, und Sinn und Verständniß für die Natur bei seinen Schülern anzuregen. Dem Botanisch-Zoologischen Verein gehörte er seit 1879, d. i. seit dem zweiten Jahre des Bestehens an, und bei der im Jahre 1881 in Elbing stattgefundenen 4. Wanderversammlung hatte er freudig die Bürde des Geschäftsführers auf sich genommen. Seiner rührigen Wirksamkeit war hauptsächlich das schöne Gelingen jener Versammlung zu § 7 danken. Nachdem er schon früher leidend gewesen, ereilte ihn am 27. Januar er. durch Hirnschlag der Tod. Max Gruetter, Volksschullehrer in Luschkowko, früher in Lnianno, Kr. Schwetz, beschäftigte sich in eifriger Weise mit der Flora der Blüten- gewächse und Moose in unserem Gebiet. Mehrere Kreise West- und Ost- preußens (Schwetz, Pillkallen etc.) hat er, vornehmlich im Aufträge des Preuß. Botanischen Vereins, botanisch bereist, und während der letzten Jahre suchte er auchFühlung mit unserm Verein, dem er 1895 als Mitglied beitrat. Der 17./18. diesseitige Bericht enthält (S. 237 — 247) seine „Beiträge zur Moosflora des Kreises Schwetz“, worin 5 Leber- und 7 Laubmoose neu für Westpreußen, bzw. neu für West- undOstpreußen angeführt werden. Sein Herbarium, welches hauptsächlich Pflanzen dieser beiden Provinzen, durchweg in gut aufgelegten Exemplaren enthält, wurde 1895 vom Provinzial-Museum in Danzig angekauft. Als Gruetter am 31. März ds. Js., nach Ausübung seiner Wahlpflicht in der Kreisstadt, heimkehren wollte, wurde er während der Eisenbahnfahrt zwischen Schwetz und Terespol, wie verlautet, von fanatisirten Arbeiterwählern bedrängt und erlitt einen plötzlichen Tod. Die Landeskunde verliert in ihm einen fleißigen strebsamen Mitarbeiter, dessen Andenken, auch in diesem Kreise, bewahrt werden wird. Carl Gustav Brischke, am 17. Dezember 1814 in Danzig geboren, wurde zum Volksschullehrer ausgebildet. Seine erste Anstellung erhielt er als Lehrer am Spend- und Waisenhaus hierselbst und wurde später vom Ma- gistrat zum Hauptlehrer an der Schule in der Böttchergasse gewählt. Nach 45-jähriger Lehrtätigkeit wurde er auf seinen Antrag 1876 pensionirt und verlegte dann seinen Wohnsitz erst nach Zoppot, bald darauf dauernd nach Langfuhr. Nahezu durch zwei Jahrzehnte genoß er in körperlicher und geistiger Frische die Muße, bis er in den letzten Jahren vielfach von Schlaganfällen heimgesucht wurde. Seine Kräfte schwanden immer mehr, und am 24. Mai er. erlöste ihn der Tod von seinen Leiden. Erfüllt von Liebe und Begeisterung für die Natur, hat Brischke von Jugend auf mit der wissenschaftlichen Untersuchung der lebenden lnsecten, vornehmlich der Hautflügler, unseres Gebietes sich beschäftigt und hierin aus eigener Kraft ganz Hervorragendes geleistet. Schon frühzeitig kam er als einer der Ersten auf den Gedanken, neben den bisher üblichen systematisch geordneten, auch biologische Sammlungen anzulegen, welche die schädi- gende Einwirkung von lnsecten auf Wald- und Obstbäume, sowie auf andere Culturpflanzen in sinnreicher Weise veranschaulichen. Diese Präparate fanden Anklang weit über die Grenzen unserer Provinz, und er empflng Aufträge zu Lieferungen von größeren Museen in Berlin (Landwirthschaftliche Hochschule), Lublin, Moskau, Tiflis, Cambridge Mass., Adelaide u. a. m. Im Aufträge unseres Vereins fertigte er eine Suite von mehr als hundert Kästen an, welche jetzt im Provinzial-Museum aufgestelit sind. Werth und Bedeutung der biologischen Sammlungen sind auch auf Ausstellungen anerkannt worden, 7 8 denn sie erhielten bei der Internationalen Polytechnischen Ausstellung in Moskau 1872 den grossen silbernen, und bei der XXX. Landwirtschaftlichen Ausstellung in Amsterdam 1876 den goldenen Preis. Brischke gehörte zu den Gründern des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins und be- kleidete in demselben von Anbeginn das Ehrenamt eines II. Schriftführers. Der Verein betraute ihn auch wiederholt mit der entomologischen Erforschung einzelner Theile der Provinz, besonders des Karthäuser Kreises und der Halb- insel Heia, und die reichen Ergebnisse dieser Excursionen sind in den Druck- berichten unseres Vereins veröffentlicht. Daneben hat er auch andere, teilweise umfangreiche und durch selbstgezeichnete Tafeln erläuterte Abhandlungen in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig und der Physikalisch- Oekonomischen Gesellschaft in Königsberg publicirt. Die größte und gleich- zeitig wichtigste Schrift bilden die von ihm gemeinsam mit G. Zaddach und nach dessen Tode (f 1881) selbständig in zwei Theilen herausgegebenen „Beobachtungen über die Arten der Blatt- und Holzwespen“. Eine andere Abhandlung ,,Die Blattminirer in Danzigs Umgebung“, wurde der Entomo- logischen und Botanischen Section der 1880 in Danzig tagenden Naturforscher- Versammlung als Festschrift Seitens der Naturforschenden Gesellschaft überreicht. Hierunter folgt eine Uebersicht seiner hauptsächlichsten literarischen Arbeiten: 1. Nematus lielicinus Dahlb. — Entomologische Zeitung. Band XI. Stettin 1850. Seite 409 — 411. 2. Abbildungen und Beschreibungen der Blattwespen-Larven mit Berücksichtigung ihrer Ent- stehungsgeschichte und des Schadens, den sie an land- und forstwirthschaftlichen Gewächsen anrichten. Mit einem Vorwort von J. F. Ratzeburg. Berlin 1855. I. Lieferung. Seite 1 — 16 mit 3 Tafeln. 3. Die Hymenopteren der Provinz Preußen. I. Ichncumones. — Schriften der Physikalisch- Ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. II. Jahrgang. 1861. Königsberg 1862. Seitei — 37. 4. Die Hymenopteren der Provinz Preußen. I. Fortsetzung. Sphegidae, Sapygidae, Scoliadae , Mutilidae, Chrysidae, Vespidae , Eumenidae, Formicariae. — Ebd. ET. Jahrgang 1861. Königsberg 1862. Seite 97 — 118. 5. Die Hymenopteren der Provinz Preußen. II. Fortsetzung. Apidae. — Ebd. III. Jahr- gang. 1862. Königsberg 1863. Seite 1—14. 6. Beobachtungen über die Arten der Blatt- und Holzwespen (mit G. Zaddach zusammen bearbeitet). I. Cimbicidae. — Ebd. HI. Jahrgang. 1862. Königsberg 1863. Seite 204—278. Tafel II und III. 7. Beobachtungen über die Arten der Blatt- und Holzwespen (mit G. Zaddach zusammen bearbeitet). II. Hylotomidae. — Ebd. IV. Jahrgang. 1863. Königsberg 1864. Seite 83 — 124. 8. Die Hymenopteren der Provinz Preußen. III. Fortsetzung. Pimplariae und Berichtigungen und Zusätze zu den früheren Verzeichnissen. — Ebd. V. Jahrgang. 1864. Königsberg 1865. Seite 177-212. 9. Beobachtungen über die Arten der Blatt- und Holzwespen (mit G. Zaddach zusammen bearbeitet). III. Lydidae. — Ebd. YI. Jahrgang. 1865. Königsberg 1866. Seite 104—202. Tafel IV. 10. Kleinere Beobachtungen über Insecten. (Hüpfende Cocons. Wassertrinkende Larven. Ein Verwüster der Gerste. C/tlorops tarsata. Maden von Phytomyza als Blatt-Minirer. Phora- Maden in einem lebenden Käfer). — Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Band H. Heft 1. Danzig 1868. Seite 1 — 5, 8 9 11. Nachträge zu einer Arbeit des Herrn Dr, Bail über Pilzepizootien der forstverheerenden Raupen, die aus den Spinnenraupen erzogenen thierischen Feinde betreffend. — Ebd. Band II. Heft 2. Danzig 1869. Seite 23 — 25, 12. Kleinere Mittheilungen über Insecten. ( Cecidomyia graminis n. sp. Zerstörer der Zwiebeln und Erbsen. Cecidomyia-G allen an der Hirschwurz. Blatt-Deformationen an Linden und Flieder. Abnorme Fühlerbildung bei einer Wanze. Zusätze zu den vorjährigen Beobach- tungen). — Ebd. Band n. Heft 2. Danzig 1869. Seite 1—6. 13. Die Hymenopteren der Provinz Preussen. IV. Fortsetzung. Tryphonides . — Schriften der Physikalisch-Oekonomischen Gesellschaft zu Königsberg. XI. Jahrgang. 1870. Königsberg 1871. Seite 65 — 106. 14. Kleinere Beobachtungen über Insecten. (Ueber die Rapsfeinde und ihre Parasiten. Erbsen- zerstörer. Zerstörer der Radieschen. Feind der Luzerne. Ein Feind des Kohls). — Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Band II. Heft 3 und 4. Danzig 1871. Seite 15—25. 15. Verzeichniss der Wanzen und Zirpen der Provinz Preussen. — Ebd. Band II. Heft 3 und 4. Danzig 1871. Seite 26—40. 16. Kleinere Mittheilungen über Insecten. (Ueber die Zerstörer der Pappeln. Ueber Ratzeburg’s Spinneneier. Nahrung zweier Raubwespen-Larven. Beitrag zur Parthenogenesis. Massen- haftes Erscheinen einiger Insecten, Oelechia cauligenella). — Ebd. Band III. Heft 2. Danzig 1873. Seite 1 — 9. 17. Kürzere Mittheilungen über Insecten. (Bericht über die Zucht der Kiefernspinner-Raupen 1874. Ein summender Acilius sulcatus. Meisen und Baumläufer können auch schädlich werden). — Ebd. Band HI. Heft 3. Danzig 1874. Seite 1 — 4. 18. Ueber Hymenopteren-Bauten. Ebd. Band III. Heft 4. Danzig 1875. Seite 29 — 30. 19. Beobachtungen über die Arten der Blatt- und Holzwespen (mit G. Zaddach zusammen bearbeitet.) IV. Nematidae. — Schriften der Physikalisch-Oekonomischen Gesellschaft zu Königsberg. XVI. Jahrgang. 1875. Königsberg 1876. Seite 23 — 89. Tafel I — III. 20. Psammophila viatica. Pompilus concinnus. Salius sanguinolentus. — Entomologisches Monatsblatt. Band I. 1876. Seite 11 und 12. 21. Pimpla als Parasiten von Campoplex. — Ebd. Band I. 1876. Seite 159. 22. Kürzere Mittheilungen. (Ueber die Gattung Pezomackus Gravenhorst. Plectiscus ery - throstoma Gr.). — Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Band IV. Heft 2. Danzig 1877. Seite 1 — 8. 23. Resultate der Zuchten forstschädlicher Insecten. — Ebd. Band IV. Heft 2. Danzig 1877. Seite 1 — 4. 24. Hymenopterologische Notizen. — Deutsche Entomologische Zeitschrift. Band (I) XXI. 1877. Seite 285—287. 25. Kürzere zoologische Mittheilungen. — Entomologische Nachrichten. Band IV. 1878. Seite 286. 26. Demonstration zoologischer Präparate. — Bericht über die erste Versammlung des West- preußischen Botanisch- Zoologischen Vereins zu Danzig, am 11. Juni 1878. — Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Band IV. Heft 1. Danzig 1878. Seite 33 und 34. 27. Die Ichneumoniden der Provinzen West- und Ostpreußen. Neu bearbeitet. I. Ichneumonides II. Tryphonides. — Bericht über die erste Versammlung des Westpreußischen Botanisch- Zoologischen Vereins zu Danzig, am 11. Juni 1878. — Ebd. Band IV. Heft 1. Danzig 1878. Seite 35—117.* 28. Kürzere Mittheilungen (Ueber die Gattung Pezomackus Gr.). — Ebd. Band IV. Heft 1. Danzig 1878. Seite 201 — 208. 29. Ueber das Eierlegen von Myrmeleon. Hybothorax Graffii Ratzeb. als Parasit. Nester von Eumenes. — Entomologische Nachrichten, Band V. 1879. Seite 29 und 30. 30. Ueber das Eierlegen der Ichneumoniden. — Ebd. Band V. 1879. Seite 221 und 222. 9 10 31. Notizen, Blattwespen-Larven betreffend. — Ebd. Band V. 1879. Seite 244. •32. Ueber Salius sanguinolent us und dineuranufa. — Ebd. Bd. VI. 1880. Seite 27. 33. Sophyrus rufus. Ebd. — Band VI. 1880. Seite 93. 34. Ueber die Zucbt von Blattwespen. — Ebd. Band VI. 1880. Seite 229 — 232. 35. Die Ichneumoniden der Provinzen West- undOstpreußen. Neu bearbeitet. I. Fortsetzung. III. Pimplariae. IV. Ophionides. — Bericht über die zweite Versammlung des West- preußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Marienwerder, am 3. Juni 1879. — Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Band IV. Heft 4. Danzig. 1880. Seite 108 — 210. 36. Bemerkungen zu Tischbein’s: Zusätze u. s. w. europäischer Ichneumonen. — Entomologische Nachrichten. Band VII. 1881. Seite 216. 37. Die Blattminirer in Danzigs Umgebung. — Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Band V. Heft 1 und 2. Danzig 1881. Seite 233 — 290. 38. Die Ichneumoniden der Provinzen West- und Ostpreußen. Neu bearbeitet. II. Fort- setzung. V. Crypti. — Bericht über die dritte Versammlung des Westpreußischen Botanisch- Zoologischen Vereins zu Neustadt Wpr., am 18. Mai 1880. — Ebd. Band V. Heft 1 und 2. Danzig 1881. Seite 331 — 353. 39. Die Ichneumoniden der Provinzen West- und Ostpreußen. Neu bearbeitet. Schluß. Braconidae und Allgemeine Wirths-Tabelle. — Bericht über die vierte Versammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Elbing, am 7. Juni 1881. Ebd. Band V. Heft 3. Danzig 1882. Seite 121 — 183. 40. Die Pflanzen-Deformationen (Gallen) und ihre Erzeuger in Danzigs Umgebung. — Bericht über die vierte Versammlung des Westpreußischen Botanisch -Zoologischen Vereins zu Elbing, am 7. Juni 1881. — Ebd. Band V. Heft 3. Danzig 1882. Seite 185 — 192. 41. Wirths-Tabelle für die echten Cynipiden. — Bericht über die vierte Versammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Elbing, am 7. Juni 1881. — Ebd. Band V. Heft 3. Danzig 1882. Seite 194 — 199. 42. Beschreibung der forst-, garten- und landwirthschaftlichen Feinde und Freunde unter den Insecten. — Bericht über die fünfte Versammlung des Westpreußischen Botanisch- Zoologischen Vereins zu Kulm a. W., am 30. Mai 1882. — Ebd. Band V. Heft 4, Danzig 1883. Seite 97—125. 43. Beobachtungen über die Arten der Blatt- und Holzwespen (mit G. Zaddach zusammen bearbeitet). II. Abtheilung. — Ebd. Band V. Heft 4. Danzig 1883. Seite 201 — 328. Tafel I— VIII. 44. Beobachtungen über die Arten der Blatt- und Holzwespen (mit G. Zaddach zusammen bearbeitet). Nematidae (Fortsetzung). — Schriften der Physikalisch-Oekonomischen Gesell- schaft zu Königsberg. XXIII. Jahrgang. 1882. Königsberg 1883. Seite 127 — 200. Tafel I. 45. Beobachtungen über die Arten der Blatt- und Holzwespen (mit G. Zaddach zusammen bearbeitet). Nematidae (Schluss). — Ebd. XXIV. Jahrgang. 1883. Königsberg 1884. Seite 121—174. Tafel I. 46. Meine erzogenen parasitisch lebenden Fliegen. — Bericht über die siebente Versammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Dt. Krone, am 3. Juni 1884. — Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Band VI. Heft 2. Danzig 1885. Seite 15—22. 47. Eine seltene Erscheinung. — Bericht über die siebente Versammlung des Westpreußischen Botanisch -Zoologischen Vereins zu Dt. Krone, am 3. Juni 1884. — Ebd. Band VI. Heft 2. Danzig 1885. Seite 23. 48. Nachtrag zu den Beobachtungen über die Blatt- und Holzwespen. — Ebd. Band VI. Heft 2. Danzig 1885. Seite 243—251. Tafel I. 49. Die Hymenopteren des Bernsteins. — Ebd. Band VI. Heft 3. Danzig 1886. Seite 278 und 279. . - io 11 50. Bericht über eine zoologische Excursion nach Seeresen im Juni 1886. — Bericht über die neunte Jahresversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Schlochau, am 15. Juni 1886. — Ebd. Band VI. Heft 4. Danzig 1887. Seite 73 — 91. 51. Zur Parthenogenesis bei den Blattwespen. — Ebd. Band VI. Heft 4. Danzig 1887. Seite 168—172. 52. Zweiter Nachtrag zu den Beobachtungen über die Blatt- und Holzwespen. — Ebd. Band VII. Heft 1. Danzig 1888. Seite 6 — 12. 53. Bericht über eine Excursion nach Heia während des Juli 1887. — Bericht über die zehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch -Zoologischen Vereins zu Riesen- burg Wpr., am 31. Mai 1887. — Ebd. Band VII. Heft 1. Danzig 1888. Seite 42 — 64. 54. Hymenoptera aculeata der Provinzen West- und Ostpreußen. Neu bearbeitet. — Bericht über die zehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Riesenburg Wpr., am 31. Mai 1887. — Ebd. Band VII. Heft 1. Danzig 1888. Seite 85—106. 55. Nachtrag zur Excursion nach Seeresen. — Bericht über die zehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Riesenburg Wpr.., am 31. Mai 1887. — Ebd. Band VII. Heft 1. Danzig 1888. Seite 106 und 107. 56. Bericht über eine Excursion nach Steegen auf der Frischen Nehrung, im Juli 1888. — Bericht über die elfte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Danzig, am 1. October 1888. - — Ebd. Band VII. Heft 2. Danzig 1889. Seite 193—209. 57. Lebensgeschichte zweier Rüsselkäfer. — Bericht über die zwölfte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Tolkemit, am 11. Juni 1889. — Ebd. Band VII. Heft 3. Danzig 1890. Seite 8 und 9. 58. Insecten auf Farnkräutern. — Bericht über die zwölfte Wanderversammlung des West- preußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Tolkemit, am 11. Juni 1889. — Ebd. Band VII. Heft 3. Danzig 1890. Seite 9 und 11. 59. Nachtrag zu Bachmann’s Beiträgen zur Dipteren-Fauna der Provinzen West- und Ost- preußen. - — Ebd. Band VII. Heft 3. Danzig 1890. Seite 94 — 101. 60. Einige für Westpreußen oder überhaupt neue Ichneumoniden und Blattwespen. — Ebd. Band VII. Heft 3. Danzig 1890. Seite 102 — 107. 61. Dipterenlarven-Gänge im Erlenholz. — Bericht über die dreizehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Schwetz a. W., am 27. Mai 1890. — Ebd. Band VII. Heft 4. Danzig 1891. Seite 27 und 28. 62. Zur Kenntniß der Parthenogenesis. — Bericht über die dreizehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Schwetz a. W., am 27. Mai 1890. — Ebd. Band VIII. Heft 4. Danzig 1891. Seite 29. 63. Bericht über eine zweite Excursion nach Steegen im Jahre 1889. — Bericht über die drei- zehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Schwetz a. W., am 27. Mai 1890. — Ebd. Band VIII. Heft 4. Danzig 1891. Seite 50 — 74. 64. Einige neue oder für Westpreußen neue Hymenopteren und Dipteren. — Bericht über die vierzehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Neustadt Wpr., am 19. Mai 1891. — Ebd. Band VIII. Heft 1. Danzig 1892. Seite 19—22. 65. Bericht über eine Excursion ins Radaunethal bei Babenthal während des Juni 1890. — Bericht über die vierzehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Neustadt Wpr., am 19. Mai 1891. — Ebd. Band Vin. Heft 1. Danzig 1892. Seite 23 — 56. 66. Nachtrag zum Bericht über meinen Aufenthalt in Steegen 1889. — Bericht über die vier- zehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Neu- stadt Wpr., am 19. Mai 1891. — Ebd. Band VIII. Heft 1. Danzig 1892. Seite 57 und 58. li 12 67. Entomologische Beobachtungen im Jahre 1892. — Bericht über die fünfzehnte Wander- versammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Marienburg Wpr., am 7. Juni 1892. — - Ebd. Band VIII. Heft 3 und 4. Danzig 1894. Seite 52 — 59. 68. Entomologische Notizen 1895. —* Bericht über die achtzehnte Wanderversammlung des Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Vereins zu Christburg, am 4. Juni 1895. — Ebd. Band IX. Heft 1. Seite 232 und 233. Außer dem Material, welches Brischke auf den Seitens des Vereins aus- geführten Excursionen zusammengebracht hatte, besaß er auch allgemeine entomo- logische Sammlungen, namentlich aus den Ordnungen der Hymenopteren und Dipteren. Schon vor längerer Zeit wurden dieselben vom Westpreußischen Provinzial-Museum in Danzig angekauft. Brischke war ein ebenso tüchtiger als bescheidener Forscher, der unaus- gesetzt im Stillen arbeitete und die größte Befriedigung allein darin erblickte, seiner Wissenschaft zu dienen und dieselbe weiter zu fördern. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß er die wirksamste Unterstützung bei seiner Gattin fand, die ihn nicht nur auf allen Excursionen begleitete und manchen Fang that, der seinen schwächeren Augen entgangen wäre, sondern auch daheim das lebende Material selbständig präparirte. Er führte in seinem Kreise ein glückliches Leben, dem es auch nicht an äußeren Anerkennungen fehlte. Die Zoologische Section des Provinzial-Vereins für Westfalen ernannte ihn zum Aus- wärtigen, und die hiesige Naturforschende Gesellschaft 1875 zum Correspondiren- den Mitglied. Bei seiner Pensionirung 1876 erhielt er den Adler zum Hohen- zollern’schen Hausorden, und als die Naturforschende Gesellschaft 1893 die Feier ihres 150 - jährigen Bestehens beging, wurde ihm durch den Herrn Ober-Präsidenten Staatsminister von Gossler der Kgl. Kronenorden IV. Kl. über- reicht. Der Botanisch-Zoologische Verein betrauert in Brischke eins seiner thätigsten und um die Heimatskunde verdientesten Mitglieder. Wie er sich zu seinen Lebzeiten gerne an Brischke’s Freudentagen betheiligte, hat er ihm auch auf seinem letzten Gange am 28. v. Mts. seine Theilnahme und Dank- barkeit erwiesen. Das freundliche Bild Brischke’s als Mensch und Forscher wird dauernd in unseren Herzen fortleben. M. H., lassen Sie uns zum Andenken an die Verstorbenen uns von den Sitzen erheben. (Geschieht). An Stelle des nicht anwesenden Schatzmeisters, Herrn Consul Meyer- Danzig, trägt sodann Herr Stadtrath Helm den Kassenbericht für das ab- gelaufene Etatsjahr vor. Mit der Prüfung desselben werden die Herren Stadt- rath Helm und Oberlehrer Dr. Hohnfeldt betraut. Der Vorstand schlägt der Versammlung folgenden Arbeitsplan für 1897/98 vor: Mit den Vorbereitungen zu einer neuen Bearbeitung von P, Ascherson’s klassischer Flora von Brandenburg beschäftigt, hat sich Herr Dr. P. GRAEBNER-Berlin, unser Mitglied, gerne bereit erklärt, das zu behan- delnde Gebiet Östlich bis in die Weichselgegend auszudehnen, so daß auch die 12 13 ganze Provinz Westpreußen mit einbegriffen wird. Die Verwirklichung dieses Planes erscheint dem Vorstande besonders erwünscht, da auf diese Weise ein den Anforderungen der Gegenwart entp rechendes und die neuesten Forschungsergebnisse berücksichtigendes Florenwerk für unsere Provinz in Aussicht steht, was einen erheblichen Fortschritt in der Kenntniß unserer Pflanzenwelt bedeutet. Zur besseren Durchführung dieser Absicht hält Herr Dr. Graebner eine cursorische Bereisung der von ihm noch nicht botanisch untersuchten Theile der Provinz für wünschenswert!!, und er erklärt sich zur Ausführung derselben im Juni und Juli dieses Jahres bereit, falls der Verein ihn mit dieser Aufgabe betraut. — Herr Dr. GRENTZENBERG-Jenkau ist er- bötig, seine vor zwei Jahren begonnene Untersuchung der niederen Thierwelt des Kreises Karthaus, welche im Vorjahre ausgesetzt werden mußte, auf ge- legentlichen kleineren und größeren Excursionen in diesem Jahre zu vervoll- ständigen, wenn der Verein ihm dazu eine Beihülfe gewährt. — Endlich erscheint es erwünscht, daß die durch Herrn Ew. H. Ruebsaamen im vorigen Jahre mit reichem Erfolge begonnene zoologische Bereisung des Schwetzer Kreises, vor allem mit Berücksichtigung der niederen Insecten-Ordnungen, auch in diesem Jahre fortgeführt und auf die benachbarten Kreise der Tucheier Heide aus- gedehnt werde, um ein mehr abgerundetes Bild der einschlägigen Verhältnisse zu erlangen. Herr Ruebsaamen hat sich zu einer solchen mehrwöchigen Be- reisung bereit erklärt. — Der Verein ist mit den Vorschlägen des Vorstandes einverstanden und bewilligt die zu ihrer Ausführung erforderlichen Geldmittel. Der allgemeine Bericht des Herrn Dr. Graebner folgt hier bereits anbei, (Anlage A), während die speciellen Ergebnisse seiner Forschungen in der Neubearbeitung des gedachten Floren Werkes werden verwerthet werden. Auf Anregung des I. Schriftführers wird dem vorjährigen Sendboten, Herrn C. WARNSTORF-Neuruppin, dessen Bereisung so wichtige Ergebnisse für die Kenntniß der Moosflora der Tucheier Heide geliefert hat, in Anerkennung der sorgfältigen und mühevollen Präparation des reichen gesammelten Materials eine nachträgliche außerordentliche Remuneration bewilligt, Der Director des Westpreußischen Provinzial- Museums macht darauf aufmerksam, daß die im Provinzial-Museum befindlichen, z. Th. auch von den Sendboten des Vereins gesammelten und präparirten, reichen Schätze an einheimischen Herbarien und entomologischen Sammlungen, außer der ständigen allgemeinen Ueberwachung, von Zeit zu Zeit auch einer eingehenderen, ganz genauen Durchsicht bedürfen, falls sie nicht bedenklich Schaden leiden sollen. Da schon seit einer Reihe von Jahren eine derartige genaue Revision dieser Sammlungen nicht hat erfolgen können, ist es jetzt an der Zeit, damit schleunigst vorzugehen. Bei der Fülle der laufenden allgemeinen Museums- Arbeiten und bei der großen Anzahl der alljährlich aus den verschiedenen Gebieten der Natur- und Vorgeschichte der Provinz dem Museum zugehenden Stücke, sind die Beamten und wenigen anderen Hilfskräfte des Museums nicht in der Lage, sich auch noch dieser sehr zeitraubenden Arbeit zu unterziehen. 18 14 Da auch die anderen in Danzig ansässigen, hierfür sich interessirenden Herren durch ihre Berufsgeschäfte ganz in Anspruch genommen sind, so ist die Museums -Verwaltung genöthigt, geeignete Kräfte von auswärts heran- zuziehen, was vor allem mit erheblichen Kosten verknüpft ist. Bei den knapp bemessenen Mitteln des Museums, die besonders in den letzten beiden Jahren durch unvorherzusehende umfangreiche Ausgrabungen in der Provinz sehr stark in Anspruch genommen sind, ist es nicht möglich, die durch die Revision der Herbarien und entomologischen Sammlungen entstehenden Aus- gaben lediglich aus den Mitteln des Museums zu bestreiten. Es wird daher bei dem Verein angeregt, daß er angesichts des Interesses, welches auch er an der bestmöglichen Instandhaltung der bezeichneten Sammlungen hat, der Museumsverwaltung hierzu für dieses Jahr 300 M. aus Vermeinsmitteln zur Verfügung stellen wolle. Eine gleiche Summe hat bereits die in ähnlicher Weise an den Sammlungen interessirte Naturforschende Gesellschaft in Danzig bewilligt. In Erwägung der angeführten Gesichtspunkte und angesichts seiner günstigen Finanzlage, beschließt der Verein die Bewilligung der 300 M„ wobei jedoch bemerkt wird, daß ihm hierdurch nicht eine dauernde Etats- belastung erwachsen solle. Der Director des Provinzial -Museums, Herr Professor Conwentz, spricht für die Bewilligung den Dank der Verwaltung aus. Auf Wunsch der Hinterbliebenen unseres jüngst verstorbenen Mitgliedes Capeller, macht der I. Schriftführer die Mitglieder darauf aufmerksam, daß das Unterlassene Mikroskop, sowie eine größere Anzahl mikroskopischer Präparate, zu mäßigem Preise verkauft werden sollen, und erklärt sich zu näherer Auskunft gerne bereit. Für das neue Heft der Vereinsberichte sind bereits von mehreren Mit- gliedern Abhandlungen eingegangen, darunter eine kritische Abhandlung über „Die Brombeeren der Provinz Westpreußen“ von Herrn Oberstabsarzt Dr. E. H. L. KRAUSE-Thorn, jetzt Saarlouis (Anlage B), ein „Nachtrag zur Flora von Christburg und Umgegend“ von Herrn R. LüDWiG-Christburg (Anlage C), ein Aufsatz über „Die Algen des Kreises Elbing“ von Herrn E. Nitardy, z. Z. in Königsberg, (Anlage D) und eine Zusammenstellung der „Fleischpilze aus dem Kreise Berent“ von Herrn A. Treichel-HocIi Paleschken (Anlage E). Bei dieser Gelegenheit bringt der die Correctur des Druckes der Ver- einsberichte überwachende Herr Dr. KuMM-Danzig unter Vorlage von Belägen zur Sprache, daß in letzter Zeit mehrfach von Mitgliedern Manuskripte zum Druck eingereicht sind, die theils wegen undeutlicher Schrift, theils infolge der völlig unzulänglichen Beschaffenheit des Substrats, auf dem sie nieder- geschrieben sind, sehr erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen, Setzen und Corrigiren verursacht haben. Dadurch werde ihm nicht nur eine ganz un- gebührliche und sehr zeitraubende Arbeitslast aufgebürdet, sondern vor Allem entstehen auch der Vereinskasse nicht unerhebliche Mehrkosten für Satz und' Correctur des Druckes, da die Druckerei es ablehnt, derartige Manuskripte zu den im Allgemeinen vereinbarten Preisen zu drucken. Hierzu erinnert 14 15 der I. Schriftführer daran, daß bereits auf der achten Wanderversammlung in Dirschau am 26. Mai 1885 auf seinen Antrag vom Vereine der Beschluß gefaßt ist, daß die für die Vereinsschrift bestimmten Manuskripte spätestens nach Ablauf von sechs Wochen nach dem Versammlungstage dem Schrift- führer eingereicht werden sollen, und daß diese Manuskripte nur einseitig beschrieben sein dürfen. Hiernach ermächtigt die Versammlung den I. Schrift- führer, Manuskripte, die den bereits bestehenden Bestimmungen nicht ent- sprechen oder wegen ihrer Unleserlichkeit beim Druck erhebliche Schwierig- keiten verursachen und der Vereinskasse Mehrkosten auferlegen würden, in Zukunft zur Abstellung der Mißtände den Autoren zurückzureichen. Bei der nun folgenden Vorstandswahl wird durch Akklamation, an Stelle des verstorbenen Herrn Brischke, Herr Oberlehrer Dr. LAKOWiTZ-Danzig neu und die übrigen Vorstandsmitglieder werden wiedergewählt. Der Vor- stand besteht somit aus den Herren: Dr. H. von KLiNGGRAEFF-Langfuhr (I. Vorsitzender), Oberlehrer Dr. A. ScHMiDT-Lauenburg (II. Vorsitzender), Professor Dr. H. CoNWENTZ-Danzig (I. Schriftführer), Oberlehrer Dr. C. LAKOWiTZ-Danzig (II. Schriftführer), Consul A. MEYER-Danzig (Schatzmeister). Zum Versammlungsort für das nächste Jahr wird auf Vorschlag des I. Schriftführers Stuhm gewählt, das in dem Theile Westpreußens östlich der Weichsel und mehr im Centrum der Provinz gelegen ist, was hoffentlich zu einem recht zahlreichen Besuch anregen wird. Unser Mitglied, Herr Dr. ScHiMANSKi-cStuhm, soll ersucht werden, als Localgeschäftsführer die Vorberei- tungen dort einzuleiten, und es erging an denselben sogleich eine entsprechende telegraphische Mittheilung. Endlich berichtet Herr Dr. Hohnfeldt Namens der beiden Rechnungs- revisoren, daß sie die Rechnungen für richtig befunden haben und die De- chargirung des Schatzmeisters beantragen. Die Versammlung ertheilt dem Schatzmeister Decharge unter dem Ausdruck warmen Dankes für seine Mühe- waltung. Da weitere Mittheilungen weder Seitens des Vorstandes noch Seitens der Mitglieder vorliegen, schließt der Vorsitzende die geschäftliche Sitzung. Schnell eilten die Mitglieder nun wieder in den Wartesaal zu den ihrer bereits harrenden übrigen Theilnelimern der Versammlung zurück, um sich nach den anstrengenden Berathungen einer gründlichen Stärkung zu unter- ziehen, was auch dank der Bahnhofsküche und bei dem munteren Geplauder mit alten Freunden und neuen Bekannten vortrefflich gelang. Bald war die ganze Tafelrunde in angeregter Unterhaltung beisammen, und die heitere Stimmung wich selbst dann nicht, als eine Liste zum Einzeichnen der Vor- träge und Mittheilungen in der wissenschaftlichen Sitzung herumging, ein 15 10 deutlicher Hinweis auf die Pflichten des nächsten Tages. Nachdem iioch Herr Professor Dr. Ascherson zur Kenntniß gebracht hatte, daß mit Rück- sicht auf die aus Posen, Bromberg, Stettin und aus den Kreisen Filehne und Driesen erst am nächsten Morgen eintreffenden Herren der Beginn der wissen- schaftlichen Sitzung auf 91/* Uhr Vormittags festgesetzt sei, begann dann all- mählich der Kreis der Anwesenden sich zu lichten, sehr allmählich allerdings, denn der neue Tag war bereits lange angebrochen, als die Letzten ihre Zimmer aufsuchten, um sich durch einige Stunden erquickender Ruhe für die kommenden Arbeiten zu kräftigen. * * * Am frühen Morgen des 8. Juni trafen noch folgende Herren von außer- halb ein: Oberlehrer Bociv-Bromberg, Oberlehrer Dr. NANKE-Samter, Apotheker Riebensahm- Driesen, Professor Schaube -Bromberg, Professor Spribille- Inowrazlaw, Professor Dr. WiNKELMANN-Stettin und Lehrer Woywode-D riesen; außerdem mehrere Herren aus der Kreisstadt Filehne, unter ihnen der Kreis- landrath Herr von Boddien, sowie Herr Forstsecretär Haag und Herr Lehrer Haeusler. Bald darauf, pünktlich um 9*/4 Uhr, wurde die gemeinsame wissen- schaftliche Sitzung in dem bereitwilligst zur Verfügung gestellten Kaisersaal des Bahnhofs durch den Alterspräsidenten Herrn Stadtrath 0. HELM-Danzig eröffnet. Auf seinen Vorschlag wird unter allseitiger Zustimmung der Ehren- vorsitzende des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, Herr Professor Dr. P. AscHERSON-Berlin, zum Leiter der Verhandlungen ernannt. Derselbe nimmt die Wahl dankend an, und beruft die Herren Professor Dr. H. Conwentz- Danzig, Stadtrath 0. HELM-Danzig, Professor ScHAUBE-Bromberg, Professor Dr. K. ScHUMANN-Berlin und Professor SpRiBiLLE-Inowrazlaw zu Mitgliedern des Tages-Präsidiums. Herr Professor Ascherson begrüßt sodann die anwesenden Herren, die aus den vier Provinzen Brandenburg, Pommern, Posen und Westpreußen herbeigekommen sind und hier somit die Botaniker von der Spree bis zur Weichsel repräsentiren. Er giebt der Hoffnung Ausdruck, daß die durch die heutige Versammlung angebahnte Anknüpfung freundschaftlicher persönlicher Beziehungen zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Vereine deren wissenschaftliche Bestrebungen fördern werde. Der Boden, auf dem wir tagen, ist seit noch nicht 100 Jahren endgiltig preußisches resp. deutsches Gebiet geworden. Erst 1772, bei der ersten Theilung Polens, ist neben West- preußen und Ermland auch der Netzedistrict durch Friedrich den Großen dem Brandenburgisch-Preußischen Staate einverleibt worden. Bis dahin trennte die Drage, die noch jetzt auf eine längere Strecke die Grenze zwischen den Provinzen Brandenburg und Posen bildet und in der Nähe von Kreuz in die Netze mündet, die Mark Brandenburg, deren Grenzen durch die Festung Driesen vertheidigt wurden, von dem polnischen Reiche. Dann wurde das 16 i 1 Gebiet durch den Tilsiter Frieden 1807 wieder von Preußen getrennt und dem Großherzogthum Warschau zugetheilt, aber gleich dem ganzen Großherzogthum hatte diese Trennung nur etwa sechs Jahre hindurch Bestand, und dann ge- langte das Land dauernd an Preußen zurück. Doch auch nach der Regelung der politischen Verhältnisse Europas 1815 behielt die Drage eine gewisse staatsrechtliche Bedeutung und bildete eine Art preußischer Leitha, indem das Gebiet westlich derselben zum deutschen Bunde gehörte, das östlich davon hingegen nicht. Als Professor A. im Jahre 1855 zum ersten Male, also vor jetzt 42 Jahren, in Kreuz den Bahnsteig — damals noch Perron genannt — - betrat, befand er sich daher eigentlich außerhalb Deutschlands. Indessen bestand der Unterschied nur auf dem Papier und lief der Hauptsache nach darauf hinaus, daß die Bewohner westlich der Drage das Recht hatten, sich beim Bundestage zu beschweren, die östlich dagegen nicht. Und in welchem Ansehen damals der Bundestag stand, dürfte ja allgemein bekannt sein, geht aber wohl am besten daraus hervor, daß der gefeierte Philologe Boekh, als offizieller Redner der Berliner Universität, denselben einst als „ebenso ver- haßt wie verachtet“ bezeichnen durfte. Professor Ascherson ging damals nach Driesen, um den Botaniker Lasch aufzusuchen, der beinahe ein halbes Jahrhundert hindurch die Flora der Gegend mit dem größten Eifer erforscht und durch den das kleine Driesen in botanischer Hinsicht einen europäischen Ruf bekommen hat, ebenso wie in astronomischer Beziehung durch die Planeten-Entdeckungen seines Verwandten, des Postsecretärs a. D. K. Hencke. Allerdings waren sich damals selbst namhafte Botaniker im unklaren darüber, wo denn dieses Driesen eigentlich gelegen sei, und z. B. Reichenbach verlegt Driesen in die Nähe von Magdeburg. — Damals gab es noch keine Eisen- bahnverbindung mit Driesen, sondern die Königlich Preußische Post mahlte auf dem trockenen Sandwege langsam vorwärts, und der Postillon, von jener Generation noch allgemein „Schwager“ betitelt, sowie Professor A. als einziger „Passagier“ bummelten gemächlich zu Fuß nebenher. Bei solchem Stande der Reisegelegenheiten läßt es sich begreifen, daß Lasch seine Excursionen nur selten bis über die brandenburgische Grenze hinweg nach Posen hinein ausdehnte, aber diese Ausflüge ins Posen’sche interessiren gerade uns besonders, denn auf einem derselben entdeckte er Vaccinium nliginosum L . bei „Lips“, wie es noch in der AscHERSON’schen Flora von Brandenburg genannt ist. Dieses „Lips“ ist der Lubser Wald, den wir heute Nachmittag aufsuchen wollen. Lasch’s ebenso gründliche wie vielseitige botanische Thätig- keit erstreckte sich also vorwiegend auf den brandenburgischen Theil des Drage- gebietes mit Driesen als Centrum und brachte unsere Kenntniß der dortigen Flora, auch der Pilzflora, früh auf eine hohe Stufe. Nicht so alt ist die Erforschung der Posener Seite des Dragegebietes, die, durch Ritschl be- gonnen, vorwiegend dem Eifer des Herrn Professor SPRiBiLLE-Inowrazlaw zu verdanken ist. Neuerdings haben sich aber auch die in Filehne wohn- haften Herren unter persönlicher Betheiligung des Herrn Professor Pfuhl» 2 17 Posen mit Eifer an der Erforschung des Gebietes betheiligt. Redner schließt mit dem Wunsche, daß auch diese Versammlung neue Anregungen in dieser Hinsicht geben und zur Zufriedenheit aller Betheiligten verlaufen werde. Herr Landrath von Boddien - Filehne heißt als Vertreter des Kreises Filehne die versammelten Vereine aufs herzlichste willkommen. Er sei sehr erfreut, daß für diese Versammlung gerade dieses Gebiet ausersehen ist, da zu seinem lebhaften Bedauern so selten wissenschaftliche Vereine hier tagen, obwohl das Land in naturwissenschaftlicher Beziehung durchaus nicht arm ist. Wenigstens von der ihm persönlich näher liegenden Zoologie könne er mit Bestimmtheit behaupten, daß hier noch viele interessante Aufgaben von der Forschung zu lösen sind. Auch die Bevölkerung hat reges Interesse für wissenschaftliche Fragen. Der Hauptgrund für die zeitweilige Vernachlässi- gung des Kreises durch die Vertreter der Wissenschaft dürfte wohl in der weiten Entfernung desselben von den Culturcentren in den großen Städten zu suchen sein. Zum Schluß gedenkt Herr von Boddien noch des kürzlich verstorbenen Oberförsters Straehler in Theerkeute, der sich besonders um die botanische Erforschung des benachbarten Kreises Czarnikau große Ver- dienste erworben hat. Der Vorsitzende spricht den Dank der Versammlung für die freundliche Begrüßung durch den Vertreter des Kreises aus und weist darauf hin, daß wir leider außer dem Verlust Straeiiler’s auch noch den vor kurzem er- folgten Tod eines anderen hochverdienten Naturforschers, Fritz Mueller in Blumenau in Südbrasilien, der unter anderem auch Ehrenmitglied des Botani- schen Vereins der Provinz Brandenburg gewesen ist, zu beklagen haben. Die Versammlung ehrt das Ankenken dieser beiden Männer durch Erheben von den Sitzen. Sodann werden, auf Anregung der Herren Professoren Ascherson, Conwentz und Schumann, Seitens der Versammlung Begrüßungstelegramme an den Herrn Ober-Präsidenten der Provinz Posen, Freiherrn von Wilamowitz- Möllendorf1), den „Beschützer der Elsbeere“ — Pirus torminalis Ehrh. gedeiht in dem Möllendorfer Walde, Kr. Strelno, noch in zahlreichen großen und kleineren Exemplaren und erfreut sich dort einer weitgehenden Schonung — , an den I. Vorsitzenden unseres Vereins, Herrn Dr. H. von Klinggraeff- Langfuhr, der am Tage zuvor das 77. Lebensjahr vollendet hatte, sowie an zwei befreundete, gleichfalls heute tagende Vereine, den Thüringischen Botani- i) In Erwiderung dieses Telegramms erging folgendes Schreiben: Posen, den 14. Juni 1897. Als die in Kreuz versammelten Botaniker mir am 8. d. Ms. ein freundliches Begrüßungs- telegramm zusandten, war ich auf Dienstreisen von hier abwesend. Ich erlaube mir nachträglich dafür meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Mit größter Hochachtung (gez.) Frhr. VON WlLAMOWITZ. Oberpräsident. 19 sehen Verein, in Meiningen versammelt, und den Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, welch letzterer heute in Rostock die Jubel- feier seines 50jährigen Bestehens begeht. Es erfolgt die allgemeine gegenseitige Vorstellung der Anwesenden, sowie das In-Umlauf-Setzen der Präsenz- und der Vortragsliste. — Angesichts des Umfangs der letzteren bittet der Vorsitzende, zwecks völliger Erledigung der- selben, die Redner, sich bei ihren Ausführungen der möglichsten Kürze zu befleißigen. Die Reihe der wissenschaftlichen Mittheilungen eröffnet Herr Professor F. SPRIBILLE-Inowrazlaw mit einem ausführlichen Beitrag zur Flora des Kreises Filehne. Der Kreis Filehne, ein Theil des Netzedistricts, besitzt in dem ihn in ostwestlicher Richtung durchziehenden breiten Netzethal weite üppige Wiesen und fruchtbare Felder, die durch die bereits von Friedrich dem Großen be- gonnene Entwässerung des ehemaligen, von undurchdringlichem Sumpfe er- füllten Netzebruches gewonnen sind; der übrige Theil des Kreises besteht aus einer sandigen Hügellandschaft mit zahlreichen kleinen Senken, in denen Seen und Torfmoore liegen oder Fließe ihren Weg thalabwärts, der Netze zu, suchen. Fast die Hälfte des Kreises — mehr als 40 % seiner ganzen Fläche — ist von Wald bedeckt, auf der sandigen Höhe meist Kiefernwald, in den feuchteren und fruchtbareren Theilen dagegen fast durchweg gemischter Laub- wald. Daher weist der Kreis sowohl eine mannigfaltige Waldflora, wie auch eine reiche Sandflora auf, und auch die Wiesenpflanzen sind in großer Anzahl vertreten. Das läßt sich schon jetzt übersehen, obwohl der Kreis noch nicht genügend untersucht und die botanische Erforschung desselben noch keineswegs vollendet ist. Die ersten floristischen Angaben über das Gebiet stammen aus der Mitte der fünfziger Jahre und rühren von dem Apotheker Mielke her, dann folgen einige Beobachtungen von Lasch — so die bereits oben erwähnte Entdeckung von Vaccinium uliginosum L. im Lubser Walde — und mehrere Angaben von Ritsche. Ende der siebziger Jahre botanisirte der Florist Ruhmer in dem Gebiet, auf der Durchreise von dem westpreußischen Kreise Dt, Krone nach Flatow Westpr., und in den achtziger Jahren sammelte der Lehrer Bogs, jetzt in Bromberg, im Kreise. Im Jahre 1891 botanisirte Herr Oberlehrer BocK-Bromberg in der Filehner Gegend und seit 1892 hat Herr Professor Spribilre selbst den Kreis genauer durchforscht. Im vorigen Jahre endlich hat Herr Professor Dr. PFUHL-Posen einige Ausflüge dort ge- macht und zusammen mit mehreren Herren aus Filehne eine Reihe von Pflanzen gesammelt. — Alle diese Funde hat der Vortragende in einem Verzeichniß zusammengestellt, das unter Ausschluß der ganz gewöhnlichen Pflanzen etwa 350 Arten umfaßt, von denen er eine Anzahl wichtigerer Species eingehender bespricht. Das ausführliche Verzeichniß ist in den Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, Heft XXXIX, Seite VII ff., zum Abdruck gelangt. J? 2* 20 Im Hinblick auf die von dem Vortragenden hervorgehobene, noch lücken- hafte Kenntniß der Flora des Kreises regt Herr Landrath von Boddien an, auch die nicht speciell botanisch vorgebildeten Kreiseingesessenen zur Mitarbeit heranzuziehen, und z. B. sämmtliche Förster im Kreise mit Anweisungen zu versehen, wohin sie ihnen auffallende unbekannte Pflanzen zwecks genauer Bestimmung senden können, ein Vorgehen, von dem der Vortragende sich nach seinen Erfahrungen allerdings keinen sonderlichen Erfolg verspricht. — Von dem Sohne des wegen seiner Betheiligung an der botanischen Erforschung des Kreises soeben mehrfach genannten verstorbenen Floristen Ritschl, dem Justizrath Ritschl in Stettin, überbringt Herr Professor Dr. Winkelmann- Stettin der Versammlung Grüße und macht einige Mittheilungen über den Verbleib der umfangreichen und wichtigen Herbarien Ritschl’s des Vaters. Darauf spricht Herr Stadtrath 0. HELM-Danzig Ueber die durch eingeschossenes oder eingedrungenes Wasser und andere Flüssigkeiten im Succinit hervorgebrachten Erscheinungen. Reines Wasser ist in Form von Regentropfen in das aus dem Baume fließende Harz gerathen, wenn das Ausfließen ein so reichliches und stetiges war, daß es im Stande war, eine Bedeckung der auf das Harz gefallenen Tropfen zu bewirken, oder wenn das Harz von einer so dünnflüssigen Be- schaffenheit war, daß die darauf fallenden Tropfen darin versanken. In letzterem Falle war die Bedeckung und Einschließung der Wassertropfen eine gleichförmige, die Tropfen behielten ihre Form mehr oder minder bei. Im anderen Falle wurde das auf das ausfliessende Harz gefallene Wasser durch neue Harzergüsse zusammengedrückt, die Tropfen flachten sich ab, dehnten sich aus und nahmen eigenthümliche, unregelmäßige Gestalten an, welche sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben, wenn auch der Inhalt wieder ver- dunstete. Herr Helm legte mehrere durch Wasser bewirkte Einschlüsse vor. Zum Theil war in ihnen noch Wasser vorhanden und dann oft von einer kleinen darin schwimmenden Luftblase begleitet, oder es war ausgetrocknet und nur die Form erhalten. War das Wasser während des Ausfließens des Harzes zusammengedrückt und ausgebreitet worden, so hatte es die mannigfaltigsten Gestalten ange- nommen. Von ihnen zeichneten sich durch ihre Zierlichkeit die feinen den- dritischen Zeichnungen aus, welche sich in vielseitig geschlungenen, glänzend aussehenden Ausläufern durch das klare Harz ausbreiteten. Man könnte geneigt sein anzunehmen, daß diese dendritischen Einschlüsse so entstanden sind, wie es von den Mineralogen für die Dendriten auf Gestein angenommen wird, nämlich durch kapillare Einsaugung von Flüssigkeiten in feine Spalten; doch kann solches bei den vorliegenden Dendriten im Succinit nicht geschehen sein, weil in diesem Falle das Wasser, nachdem es aus seinen Behältnissen wieder verdunstete, keine Spur seiner einstigen Anwesenheit hinterlassen hätte. Das ist aber nicht der Fall, vielmehr sind die wasser- 20 21 hellen, völlig durchsichtigen Dendriten im Succinit sehr deutlich und mit all ihren Einzelheiten bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben, obgleich das Wasser darin fehlt; folglich müssen die Eindrücke durch das ursprünglich von dem weichen Harze eingeschlossene Wasser bewirkt worden sein. In einigen der vorliegenden Stücke sind Ausläufer der dendritisch gestalteten Hohlräume mit der äußeren Luft in Berührung getreten, und später sind in dieselben von außen Substanzen organischer oder anorganischer Natur ein- gedrungen, wodurch sie eine mehr oder minder hervortretende Färbung an- genommen haben. Der Vortragende führt dann aus, daß auch Einsaugungen von gefärbten Lösungen im Succinit Vorkommen, welche durch Kapillarität bewirkt wurden. Selbstverständlich sind solche nicht während des Ausfließens des Harzes vor sich gegangen, sondern während der Zeit seiner Lagerung und Fossilisation im Erdboden. Es gaben hierzu feine Risse oder Sprünge, welche im Succinit entstanden waren, Veranlassung. Dergleichen Einsaugungen haben jedoch ein anderes Aussehen, als die vorbeschriebenen Dendriten. Sie gehen strahlen- förmig von der Eintrittsspalte aus, welche sie voll ausfüllen, und verbreiten sich dann von dort aus weiter. Hie und da laufen die Einsaugungen in feine Verästelungen aus, welche mit Dendriten Aehnlichkeit haben. Gewöhnlich ist die eingesogene Flüssigkeit von organischen, darin gelösten Massen gefärbt, oft ist sie durch neue Einsaugungen von Eisensulfatlösungen, welche ihren Ursprung aus dem Lagergestein des Succinits, dem glaukonithaltigen Sande, herleiten, in glänzende Schichten oder Krystalle von Eisenbisulfurat (Markasit) umgewandelt worden. Noch kommen, allerdings selten, gewisse weiß aussehende Verästelungen im klaren Succinit vor, welche mit den vorbezeichneten Dendriten Aehnlich- keit haben. Herr Helm glaubt nicht, daß solche durch eingeschlossenes Wasser hervorgebracht wurden. Sie dürften vielmehr dem ungeklärten wasser- haltigen Harze, wie es aus den Harzgängen des Baumes floß, ihre Entstehung verdanken. Das mikroskopische Aussehen bestätigt diese Ansicht, indem an den halbdurchsichtigen Stellen unzählige mehr oder minder große Hohlräume zu erblicken sind, welche einst mit Pflanzensäften gefüllt waren. Das nimmt auch Berendt an (Organische Reste im Bernstein, Bd. I, S. 37) Er sagt dort, daß derartige milchweiße Verästelungen im klaren Bernstein dadurch ihre Er- klärung fänden, daß der trübe aus der Rinde fließende Baumsaft erst einiger Zeit bedürfe, um sich zu klären und dann zu erhärten. Durch atmosphärische Einflüsse würde solches oft verzögert, dann wieder beschleunigt. Dadurch klärten sich einzelne Theile, während andere trübe blieben. Vortragender erwähnt sodann einer Anzahl sonderbarer Gestalten im Succinit, welche ohne Zweifel ebenfalls durch Wasser, welches einst diese Gestalten ausfüllte, bewirkt wurden. Das Wasser verdunstete und wurde im Laufe der Zeit durch Eindringen färbender organischer oder erdiger Stoffe von außen her ersetzt. Zu diesen Gebilden gehören u. a. solche, welche mit 21 22 Moosen, Flechten und Federn Aehnlichkeit haben. Herr Helm zeigt mehrere derselben vor, so u. a. zwei, welche einer Jungermannia gleichen, welches Moos im Succinit auch vorkommt, ferner mehrere, welche einer ebenfalls im Succinit vorkommenden Flechte gleichen. Vergleichende mikroskopische Unter- suchungen lassen die Unterschiede leicht erkennen. Wohl nur in den seltensten Fällen werden, wie angeführt wurde, die mit Wasser angefüllten Hohlräume im Succinit noch das ursprüngliche, auf ihn gefallene und eingedrungene Wasser beherbergen; das dürfte durch die sehr langen Zeiträume der Fossilisation, während welcher das Harz den mannig- fachsten Einflüssen und Angriffen ausgesetzt war, längst aus ihm entfernt, resp. durch anderes ersetzt worden sein; denn es ist sicher, daß jedes fossile Harz gegen Luft und Wasser durchdringbar und durchlässig ist. Das haben nicht allein Versuche bewiesen, sondern es geht auch daraus hervor, daß die im Succinit eingeschlossenen Thierleiber stets von dem Sauerstoff der einge- drungenen Luft oxydirt und zersetzt wurden; ja, daß diese Oxydation, verbunden mit dem Austritt von Kohlensäure und Wasser oft eine so vollständige war, daß von den Thierleibern nur wenige Körnchen zurückblieben und fast nur noch ein Abdruck des Thieres selbst zu sehen ist. Vortragender zeigt der- artige von Succinit umschlossene Hohlräume von Insectenleibern vor; auch zeigt er Insecteneinschlüsse, welche nach ihrer Verwesung zum größten Theile mit klarem Wasser ausgefüllt wurden, welches sie von außen, etwa aus dem Meere, aufgenommen hatten. Wenn man diese Durchlässigkeit des Succinits gegen Luft, Wasser und wässrige Lösungen in Betracht zieht, so ist es nicht wunderbar, daß oft verhältnißmäßig große Hohlräume im Succinit beobachtet werden, welche mit Flüssigkeiten ausgefüllt sind. Wahrscheinlich sind nach der Ansicht des Vortragenden diese größeren Hohlräume ursprünglich mit einer organischen Substanz aus dem Pflanzen- oder Thierreiche ausgefüllt ge- wesen, welche im Laufe der Fossilisation des Harzes oxydirt und zerstört wurde, während demnächst Wasser in die entstandenen Hohlräume eindrang und dieselben ausfüllte. So mögen zwei Einschlüsse entstanden sein, welche der Vortragende vorzeigt, und welche außer Wasser nur ein wenig erdige oder kohlige Substanz und kleine Krystalle von Eisenbisulfurat einschließen, welche Substanzen sich beim Hin- und Herbewegen des Stückes ebenfalls be- wegen und zu Boden sinken. Das größere dieser Stücke ist schon früher vom Vortragenden in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, N. F. Band VI, Heft 1, und von Herrn Dr. Dahms ebendaselbst, Band VIII, Heft 1, beschrieben worden. Die in diesen Stücken befindlichen Krystalle von Eisen- bisulfurat sind darin, so wie vorhin beschrieben, aus eingedrungenen Lösungen von Eisensulfat, welches aus dem Lagergestein des Succinits seine Entstehung herleitet, abgeschieden worden, indem letzteres durch die in dem Einschluß vorhandene organische Substanz reduzirt wurde. Außer den beweglichen Krystallen befinden sich noch auf der Innenfläche des einen Hohlraumes schöne Markasitkrystalle und glänzende blattförmige Ueberzüge von Markasit. Ti 23 Herr Helm führt daun ein zweites Gebiet von Flüssigkeitseinschlüssen im Succinit vor, das sind die aus der Ursprungspflanze mit dem Harze zugleich ausgetretenen Pflanzensäfte. Sie sind es, welche die mehr oder minder starken Trübungen und die mannigfachen Färbungen des fossilen Harzes bewirkt haben. Enthalten sind diese Säfte stets in feinen Hohlräumen. Diese Hohl- räume sind in den verschiedensten Größen und Gestalten im Succinit zu finden, rund, länglich, plattgedrückt, ausgezogen und oft so fein, daß sie selbst bei starker Vergrößerung nicht mehr räumlich zu unterscheiden sind. Auch ist ihr Inhalt durch die während der Fossilisation des Harzes in sie ein- gedrungenen, mannigfachen Flüssigkeiten oft erheblich in seiner Farbe ver- ändert worden. So lagen Stücke vor, welche hellrubinrothe, dunkelbraunrothe, silberglänzende und perlfarbene runde Bläschen durcheinandergemischt ein- schließen. Sie stammen wohl aus verschiedenen Theilen der Ursprungspflanze und ihr dadurch bedingter verschieden gearteter Inhalt ist bei der lang- andauernden Lagerung in der Erde und durch die in sie eingedrungenen Lösungen noch verschieden beeinflußt, namentlich in der Farbe verändert worden. Auch optische Erscheinungen spielen bei diesen verschiedenen Färbungen wohl eine Rolle. In anderen Fällen hat der mit dem flüssigen Harze zugleich ausgetretene Saft recht sonderbare Gestalten angenommen; so liegen Stücke vor, welche Einschlüsse enthalten, die kleinen Früchten und Muscheln gleichen, auch moos- ähnliche und andere. Mit dem rapide ausfließenden Harze wurden außer dem Safte der Pflanze auch feste Theile derselben mitgerissen. So findet man im Succinit oft eigentümliche Gebilde zelliger Natur, welche, unter Vergrößerung betrachtet, wie zusammengeknitterte polyedrische Zellen aussehen. Hier liegen in der That auch wohl Reste von Parenchymzellen vor, welche aus den Harz- gängen abgerissen und fortgeführt wurden, ehe sie sich zu Harz auf lösten. Der Vortragende erläutert seine Mittheilungen durch zahlreiche von ihm mitgebrachte, aus seiner Sammlung stammende Belagstücke von Einschlüssen in Succinit. Hiernach folgt Seitens des Herrn stud. K. Piotrowski ^-Berlin ein durch die Vorlage zahlreicher Herbarpflanzen veranschaulichter Vorläufiger Bericht über die Hauptergebnisse seiner floristischen Untersuchungen im ehemaligen Königreich Polen. Das vom Vortragenden untersuchte Gebiet umfaßt etwa 15 Quadratmeilen und liegt links der Weichsel im südlichsten Theile Polens in den russischen Kreisen Opatöw und Sandomierz. Es wird von der Weichsel und ihren Zu- flüssen Opatöwka und Kamienna durchströmt und bildet, abgesehen von der östlich anliegenden Weichselniederung, eine wellige, von zahlreichen, meist !) Herr P. hat leider in diesem Sommer gelegentlich einer botanischen Excursion bei Zakopane in der Tatra durch einen bedauerlichen Unfall sein Leben verloren. D. Red. 23 24 trockenen Wasserrissen durchfurchte Ebene von 2—300 m Meereshöhe. Die geologische Beschaffenheit ist eine mannigfaltige. Dicht neben sibirischen und devonischen Schiefern — den letzten Ausläufern der Kielce-Sandomierz- schen palaeozoischen Insel finden wir mesozoische Sandsteine und Kalke aus der Trias-, Jura- und Kreideformation; im südöstlichen Theile liegen tertiäre Ablagerungen des Miocän, und über allen diesen älteren Formationen breitet sich auf der Höhe meist durchweg eine mehr minder dicke Schicht diluvialer lehmiger oder sandiger Ablagerungen aus, so daß die älteren Gebilde fast nur in den zahlreichen, schluchtenartig tief eingeschnittenen, meist trockenen Wasserrissen, dort ebenso wie z. B. in Westpreußen „Parowen“ genannt, auf- geschlossen sind. Alluviale Bildungen in größerem Umfange finden sich namentlich im Weichselthal. Die Vegetation ist dem geologischen Aufbau entsprechend mannigfaltig und ziemlich reich, so daß der Vortragende bislang dort etwa 1000 Pflanzen- arten gesammelt hat. Noch herrscht der Character der mitteleuropäischen Flora vor, doch sind politische Florenelemente bereits stark vertreten. Be- sonders deutlich kennzeichnet sich diese Thatsache darin, daß zahlreiche Pflanzen, die in dem behandelten Gebiet gemein oder häufig sind und zu den tonangebenden Characterpflanzen gehören, weiter nach Nordwesten hin immer seltener werden und in nicht zu weiter Entfernung überhaupt fehlen. Beispiele dafür sind: Cytisus ratisbonensis Schaeffer, Eryngium planum L., Chaerophyllum aromaticum L., Verbascum phoeniceum L., Veronica dentata Schmidt, Nonnea pulla DC., sowie die im Gebiet minder gemeinen, aber auch nicht seltenen Prunus Chamaecerasus Jacq., Gampanula sibirica L., Asperula Aparine MB. u. a. m. Einige der vom Vortragenden dort gesammelten Pflanzen, wie Ceratocephalus orthoceras DC., Euphorbia angulata J ACQ., Pulmonaria mollissima Kern., Inula ensifolia L. etc., kommen im Deutschen Deiche überhaupt gar nicht mehr, oder wie Cirsium pannonicum Gaud. und Crepis rlioeadifolia MB. nur an vereinzelten vorgeschobenen Standorten vor. Andererseits werden alle hier genannten Pflanzen nach Südosten zu immer häufiger und allgemeiner verbreitet und bilden wesentliche Characterpflanzen der pontischen Flora. — Bemerkenswerth ist das häufige Vorkommen einiger Pflanzen in dem behan- delten Gebiet, wie z. B. Galium vernum Scop. und Triticum glaucum Desf., die sonst unter gleicher geographischer Breite selten, dagegen in ganz Süd- europa weit verbreitet sind. Zwei Pflanzenarten, Scabiosa suaveolens Desf. und Euphrasia gracilü Fr. scheinen im Gebiet ihre Ostgrenze zu erreichen; einer mehr nördlichen Region gehört u. a. Aconitum septentrionale L. an. Nach diesen mehr allgemeinen Mittheilungen giebt Vortragender eine Aufzählung der von ihm im Gebiet gesammelten, entweder für Polen neuen oder dort bisher nur von einem oder sehr wenigen Standorten bekannt ge- wesenen Pflanzenarten. Dieselbe ist in den Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, Jahrgang XXXIX, Seite XXVI ff., ebenso wie der hier nur kurz skizzirte Vortrag, ausführlich wiedergegeben worden. 25 Im Anschluß an den Vortrag fragt Herr Professor Dr. CoNWENTZ-Danzig beim Vortragenden an, ob ihm etwas genaueres überdas spontane Vorkommen der Lärche, Larix decidua Mill., im nördlichen Polen bekannt sei. Nach einer an Herrn Professor Ascherson gelangten brieflichen Mittheilung des Herrn Dr. ZALEWSKi-Lemberg hat dieser nahe der Grenze des westpreußischen Kreises Strasburg, aber noch auf russischem Gebiet, einen urwüchsigen Lärchenwald beobachtet. Der Vortragende vermag hierüber keine Auskunft zu geben, dagegen kann er mittheilen, daß im südlichen Polen die Lärche in der That spontan vorkommt1). Darauf spricht Herr Oberlehrer W. BoCK-Bromberg Ueber den gegenwärtigen Stand der Florenkenntniss der Provinz Posen. In der Zeitschrift der Botanischen Abtheilung des Naturwissenschaftlichen Vereins der Provinz Posen (Jahrgang 1896) ist eine Zusammenstellung der bislang in der Provinz Posen beobachteten Gefäßpflanzen veröffentlicht, wonach sich die Zahl der aufgefundenen Arten und Varietäten auf etwa 1500, die der Bastardformen auf etwa 300 beläuft. Unter den rund 1500 , Arten resp. Varietäten finden sich 35 Gefäßkryptogamen, 325 Monocotylen und 1140 Dikotylen. Im Vergleich zu der Gesammtzahl der in Garcke’s Flora von Deutschland aufgeführten Gefäßpflanzen besitzt demnach die Provinz Posen ca. 58% aller deutschen Arten, und fast derselbe Procentsatz ergiebt sich für die einzelnen oben genannten Hauptabtheilungen der Gefäßpflanzen. — So genau und gleichmäßig, wie es nach dem ziemlich hohen Procentsatz und der procentualen Uebereinstimmung zwischen der Gesammtzahl und den einzelnen Abtheilungen scheinen könnte, ist die Provinz aber bei weitem noch nicht erforscht, wie die folgende Ueberlegung lehrt. In der betreffenden Zusammen- stellung sind bei den zerstreut vorkommenden und seltenen Pflanzen die Kreise und Fundorte, woselbst sie beobachtet sind, angegeben. Aus dem Umstande, wie oft ein Kreis erwähnt wird, darf man daher einen ungefähren Schluß auf die Genauigkeit, mit der er durchforscht ist, machen. Führt man diese Untersuchung durch, wie es vom Vortragenden geschehen ist, so ergeben sich allerdings gewaltige Verschiedenheiten. Von den 42 Kreisen der Provinz sind zwei mehr als 200 Mal genannt, sechs weitere zwischen 100 und 200 Mal, sodann zwei zwischen 50 und 100 Mal, alle übrigen Kreise (32) sind weniger als 50 Mal erwähnt und unter ihnen 19 Kreise, also fast die Hälfte der Provinz, weniger als 10 Mal. Den beiden best durchforschten Kreisen Inowrazlaw — dem speciellen Wirkungskreise Professor Spribille’s — mit 271 Nennungen und Czarnikau, wo der kürzlich verstorbene Oberförster 0 Im letzten Sommer hat Herr Professor Conwentz auf seinen mehrfachen Excursionen in das russische Waldgebiet jenseits der westpreussischen Grenze in der That ein umfangreiches spontanes Lärchen -Vorkommen aufgefunden, und zwar in Tomkowo, Kr. Rypin, Gouverne- ment Piock. 25 26 Straehler gesammelt hat, (205 Mal erwähnt) stehen als die schlechtest unter- suchten die Kreise Kosten und Pieschen gegenüber, die in der Zusammen- stellung überhaupt nicht genannt sind. Die floristische Durchforschung der Provinz Posen ist daher bei weitem noch nicht vollendet. Immerhin ergiebt sich aus der Zusammenstellung ein erheblicher Fort- schritt unserer Kenntnisse gegenüber der zu Anfang der fünfziger Jahre er- schienenen Flora des Großherzogthums Posen von Ritschl, indem zahlreiche bemerkenswerthe Arten neu angegeben werden. Darunter sind für die durch- weg dem Flachlande angehörige Provinz von besonderem Interesse mehrere Gebirgspflanzen ( Dentaria bulbifera L., Sedum villosum L., Bupleurum longi - folium L., Myosotis silvatica Hoffm., Polygonatum verticillatum Alb., Festuca silvatica Villars, Galium vernum Scop., Senecio crispatus DC., Hieracium flagellare Willd., H. suecicum Fries). Für eine Reihe anderer Pflanzen (Aldro- vandia vesiculosa L., Prunus fruticosa Pall., Montia minor Gm., M. rivularis Gm., Helosciadium repens Koch, Stveertia perennis L., Salix myrtilloides L., Juncus tenuis Willd., Scirpus radicans Schk., Carex chordorrhiza Eiirh.) bildet Posen keine Lücke mehr zwischen Schlesien und West- resp. Ost- preußen. Eine Verschiebung der Vegetationslinien hat stattgefunden für Trifolium Lupinaste 7 L. nach SW. (Inowrazlaw), für Lathyrus heterophyllus L. nach NO. (Landkr. Bromberg), für Empetrum nigrum L. und Erica Tetralix L. nach SO. (Kr. Czarnikau). Von seltenen deutschen Arten sind Fundorte in der Provinz Posen neu angegeben für: Spergularia marginata Kit., Androsace elongata L., Gymnadenia cucullata Rich., Potamogeton rutilus Wolf., Carex secalina Wiilbg., C. aristata R. B. var. cujavica, eine der seltensten Carex- Arten überhaupt, und für Festuca amethystina L., die in Norddeutschland zuerst in der Provinz Posen beobachtet ist. Auch eine Anzahl während der letzten Jahrzehnte entlang den Flußläufen oder Bahnlinien eingewanderten oder mit fremden Samen eingeschleppten Pflanzenarten ist constatirt. So ergiebt sich aus der Zusammenstellung doch ein erfreulicher Ausbau unserer floristischen Kenntniß der Provinz, um so mehr als auch die Rosa- und Rubus- Arten durch Professor Spribille einer gründlichen Durcharbeitung unter- zogen sind. Herr Professor Dr. WiNKELMANN-Stettin macht Mittheilungen über seine Moosfunde von 1893. In dem genannten Jahre hat er ein Verzeichnis der in der Umgegend von Stettin gefundenen Moose im Osterprogramm des Schiller-Realgymnasiums zu Stettin veröffentlicht. Seitdem sind hinzugekommen: Aneura multifida Dumort., Blyttia Lyellii N. a. E., Fossombronia cristata Lindbg.. Maclotheca rivularis N. a. E., Harpanthus Flotowianus N. A. E., Lophocolea cuspidata Limpr., L. minor N. a. E., Jungermannia Floerkei Web. et M., J. Taylori Lindenbg.. J. atte- nuata Lindenbg., Diplophyllum obtusifolium Dumort., D. minutum Dumort., Scapania rosacea N. A. E., Plagiochila asplenioides N. a. E. var. heterophylla 26 27 N. A. E., Sphagnum inundatum Russ., Sph. fuscum Klingg., Physcomitrella patens Schimp., Pleuridium nitidum Rabenii., Dichodontium pellucidum Schimp., Aloina brevirostris Kindbg. (gef. von Professor RAMANN-Eberswalde), Tortella tortuosa Limpr., T. inclinata Limpr., Racomitrium fasciculare Brid., R. micro- carpum Brid., Orthotrichum cupulatum Hoffm., Encalypta ciliata Hoffm., Bryum pendulum Schimp. var. Rutheanum Schimp., Br. cyclophyllum Br. eur., Philonotis calcarea Br. eur., Polytrichum perigoniale Miciix., Rhyncho- stegium rusciforme Schimp. var. inundatum Schimp., Hypnum uncinatum Hedw., H. incurvatum Schrad. Außerdem erwähnt er zwei neue Bryum- Arten, von denen eine Herr Ruthe bei Swinemünde, die andere er selbst bei Ziegenort (Mündung der Oder ins Haff) gefunden hat. Herr Ruthe wird sie in der Hedwigia veröffentlichen. — Der Redner vertheilt hierauf eine größere Anzahl Moose, zum Theil sehr seltener Arten, wie MoercHa norwegica Gottsche und Bryum Marratii Wils, von der Insel Usedom, und einige in Westpreußen noch nicht oder nur vereinzelt gefundene, wie Diplophyllum albicam Dumort. und Cinclidium stygium Sw. aus der Stettiner Umgegend. Letzteres Moos ist von Warnstorf bei Altfließ gefunden. — Außerdem vertheilt Herr Professor Winkelmann Primula farinosa L., sowie zwei seltene Carex- Arten, C. strigosa Huds. und C. Davalliana Sm. Nach ihm hält Herr Oberlehrer Dr. A. ScHMiDT-Lauenburg einen ausführ- lichen Vortrag Ueber Wasserblüten. Eine der interessantesten Erscheinungen bietet uns Pommern und West- preußen als Bewohnern der Baltischen Seenplatte die Wasserblüte, welche in einem massigen Erscheinen von Volvox- ähnlichen Algenkügelchen ihren Grund hat. Obwohl dieselbe in ihrer Erscheinung von der gesammten Volksmasse, die am See wohnt, wahrgenommen wird, ist sie bisher in ihrem Auftreten in den verschiedenen Seen nur zum geringsten Theile zör Kenntniß der eigent- lichen Forscher gelangt. So erinnere ich mich, als ich im Sommer 1869 das erste Mal die mir ganz fremdartige Erscheinung der Wasserblüte im Klockower See bei Polzin, Kr. Belgard, beobachtete, daß allgemein behauptet wurde: Nun, nachdem der See geblüht hat, dürfe man getrost baden. Dieselbe Aeuße- rung hörte ich später, als ich bei unserer Pfingst-Versammlung in Deutsch Eylau am dortigen See am frühesten Morgen spazieren ging und hier die der Rivularia fluitans F. Cohn ähnliche Wasserblüte fischte, als welche Art mein ver- ehrter Lehrer Geheimrat Prof. Dr. Ferd. Cohn, Breslau, die im Sommer 1877 von mir in der Leba bei Lauenburg gefundene Alge beschrieben hat; nur waren bei Eylau die kaum mohnkorngroßen Kügelchen etwas größer als in der Leba, mehr spangrün gefärbt und derber in der Masse der kugeligen Algen -Colonie. Doch ist das, wie ich mich in diesem Jahre überzeugt habe, alles zufällig und wohl vom Alter abhängig, denn während in den ersten Tagen des Juli, als mir die Alge in der Leba wieder entgegentrat, die Algenkügelchen entschieden heller, gelb oder apfelgrün gefärbt erschienen, fand ich dieselben später am 14. und 27 28 21. Juli entschieden dunkel braungrün und derber in der Masse. Die ersten Kügelchen, die ich sammelte, waren ganz hellgelbgrün, unter dem Mikroskop völlig durchscheinend und lösten sich auf den leisesten Druck aufs Deckgläschen deutlich in die unverletzten Algenfäden auf, während die am 14. Juli gefundenen dem Druck länger wiederstanden und sich so drücken ließen, daß das Deckgläschen stets zerbrach, ehe die Colonie, die fest und undurchsichtig war, in ihre Einzelwesen sich auflöste. Jedes Algenkügelchen zeigt sich schon unter einer besseren Lupe als ein Conglomerat von pfriemenförmigen Algenfäden, die sich regelmäßig radial, morgensternartig um ein Centrum gruppiren. Schon eine 50 fache Vergrößerung genügt, um diese Anordnung genau zu sehen. Die ein- zelnen Algenfäden erscheinen in der Colonie starr, die Spitzen gut ausgebildet, niemals wimpernd bei jungen Colonien. In den alten, etwas größeren und in der Consistenz derberen Colonien dagegen erscheinen die scharfen Spitzen mannig- fach gekrümmt, oder ganz verloren und in einem die Colonie nach Art eines Peri- derms umgebenden Schleim gelöst. Die einzelnen Fäden zeigten sich stets gleichgebildet, nur fehlte bei den Exemplaren, die dunkelgefärbten, älteren Colonien entstammten, die basilare Grenzzelle, die Sporen waren in beiden Fällen cylindrisch, bei den dunkel gefärbten aber kürzer und von wenig größerem Durchmesser. Was mir aber bei der Erscheinung in diesem Jahre bei meinem letzten Sammeln am 21. Juli auffiel, war der penetrante Geruch, der eine Bestätigung der KLEBAHN’schen Beobachtung sein möchte, daß nämlich die Gasvakuolen, die früher als freier Schwefel gedeuteten, roten Körperchen, wirklich schwefelhaltig sind. Der Geruch war so stark, daß ich beim Aus- tritte aus dem Dorfe Luggewiese, von dem der See fast 1 km entfernt ist, be- reits diesen Modergeruch wahrnahm, und daß derselbe den auf Papier aufge- zogenen Proben noch jetzt nach zwei Monaten anhaftet. Im Gegensatz zu den bereits erwähnten Aeußerungen, daß man erst baden dürfe, nachdem das Wasser geblüht hat, die ich in Klockow und Deutsch Eylau vernommen, kümmert sich in Lauenburg und dem 5 km entfernten Luggewiese kein Mensch beim Baden darum, ob dasWasser geblüht hat oder nicht. Wohl aber scheint mir jetzt die Aeußerung einer Luggewieser Fischersfrau gerechtfertigt, daß die Fische krankten, wenn der See blühe, denn solch penetranter Fäulnißgeruch, den man Kilometer w^eit wahrnimmt, und der ganz trocken aufbewahrten Pröbchen noch nach Monaten anhaftet, kann den im Wasser lebenden Fischen unmöglich ge- sund sein. Die Masse dieser in Fäulniß übergegangenen Algenkügelchen ist so colossal, daß sie wohl verpestend aufs Wasser wirken könnte. In der Leba, wie im Luggewieser See wurde die von der Rivularia ge- bildete Wasserblüte von mir 1877, 1884 und 1896 beobachtet und zwar in letzterem Jahre in der ausgedehntesten, massigsten und langwährendsten Er- scheinung. Ich sandte 1877 Proben an Herrn Geheimrath Prof. Dr. Cohn, 1896 an die Herren Dr. RiCHTER-Leipzig, Landgerichtsrath Schmula- Oppeln und Ferd. Pfeiffer Ritter von Wellheim -Wien, unter denen der letztere sich durch seine wirklich prächtige Conservirungs -Weise derartiger Algen auszeichnet; 28 2§ seine Präparate genügen allen Anforderungen, die man an so zarte mikro- skopische Präparate stellen kann, sie sind den frischen fast gleich zu achten. Bei meinen diesjährigen Beobachtungen fand ich die Wasserblüte am 14. Juli im Luggewieser See, als dieselbe in der Leba vollständig verschwunden war, noch in der ganzen Ausdehnung des Sees, am reichlichsten allerdings an ruhigen Stellen des West-Ufers, die von Grashalmen eingerahmt waren, vom Nordwinde zusammengehäuft, und am 21. Juli am Südufer des Sees an eben solchen Stellen, nun aber in ganz dunkel gefärbten Exemplaren, an denen sich auch beginnende Abschnürungen an beiden Enden der etwas walzenförmigen Colonien erkennen ließen, die sicher auf eine bald eintretende Theilung, also auf eine Vermehrung der Colonien deuten. Die Sporen dieser Kügelchen waren entschieden derber und für eine Dauer geeigneter. Eine Deutung der Art hat nach Prof. Dr. Cohn nur Richter - Leipzig unternommen. Letzterer ist geneigt, die von Cohn als selbständige Art be- zeichnete Rivularia fluitans mit einer Art Gloiotrichia echinulata des Plöner Sees zu vereinigen, doch möchte ich dieser Vereinigung noch nicht beistimmen. Ich habe nämlich die von Dr. Richter als Schwefel gedeuteten, von Dr. Klebahn als Gasvakuolen erklärten roten Körperchen noch nicht gefunden. Ob das nur an meinem Mikroskop (1877 ein kleiner Beneche, seitdem ein Zeiss) liegt, das demnach unterverbessert wäre, mag ich nicht entscheiden. Doch dürften mir bei den massenhaften Beobachtungen, die ich unter den verschiedensten Ein- stellungen gemacht habe, diese roten Körperchen, wenn sie bei meiner Rivularia vorhanden waren, kaum entgangen sein. Ferner schreibt mir auch Richter in einem Briefe, er finde bei meiner Form derbere Scheiden in den die Colonien zusammensetzenden Fäden und die Kügelchen überhaupt kräftiger ent- wickelt als bei seiner Gloiotrichia des Plöner Sees. Nehme ich zu diesen von Dr. Richter mir gegebenen Abweichungen aber noch die biologischen Erscheinungen der Lebablüte, so spricht alles gegen eine Vereinigung. Ich war 1877 und 1884 der Meinung, diese Rivularia , welche die Leba bedeckte, wäre ein Erzeugniß des Luggewieser Sees, der einen etwa IV2 km langen, ganz schmalen Abfluß zur Leba hat, weil ich sie im See massenhafter fand und die die Wasserblüte bildenden kugeligen Algen nur als im stehenden Wasser vorkommend kannte. Das vorjährige Auftreten aber macht mir diese Auffassung rein unmöglich. Der See ist freilich über 150 ha groß, doch konnte ich eine Abnahme der Rivularia durch Abfluß in die Leba nicht wahrnehmen, außerdem aber war die Leba von Goddentow, also oberhalb der Einmündung jenes Abflusses bis unterhalb Chotzlow in einer Ausdehnung von fast 25 km in geradliniger, in Wirklichkeit, wegen der vielen Krümmungen, wohl 50 km Entfernung bei einer Breite von etwa 15 m mit so großen Massen der Rivu- laria angefüllt, daß sie unmöglich aus dem genannten See stammen konnte. Das Niveau des Sees und der Mündungsstelle des Abflusses, eigentlich nur eines Grabens, ist so wenig verschieden, daß ein massenhaftes Abströmen der Rivularia gar nicht statthaben kann. Rechnet man hierzu noch die ziemlich 29 30 starke Strömung der Leba, so ist es geradezu unmöglich, daß der See die Masse der während sechs Tagen von mir beobachteten Rivularia- Kügelchen auf 50 km liefern konnte. Somit wird der Ursprung der Alge jedenfalls in der Leba selbst zu suchen sein, und daraus erklärt sich auch die Abweichung in den biologischen Verhältnissen der Wasserblüte in der Leba im Gegensätze zu der im Plöner See. Die Gloiotrichia erscheint im Plöner See während ganzer Monate im Plankton, in der Leba dagegen selbst im vergangenen Jahre nur während einer Woche. Tn dieser Zeit aber traten noch tägliche Maxima ein, welche ich durch die eigenthümlichen Wärme -Verhältnisse der Leba erklärt finde. Seit vielen Jahren messe ich die Temperatur des Flüßchens. Sein Wasser fließt als das eines echten und rechten Moorstromes zwischen ganz flachen Ufern in mäandrischen Krümmungen dem Lebasee und der Ostsee zu, in einer Tiefe von 1,5 m, höchstens 2,5 m vor der Mündung, und über meist moorigen, nur stellenweise sandigen Grund. Der Wasserstand schwankt vom Minimum, das während der Zeit des Rieselns im Juni und Juli eintritt, bis zum Maximum während der Schneeschmelze im Frühjahr um kaum 1 m. Die Temperatur der Leba weicht insofern ganz erheblich von der des Wassers im Kuhbach, einem kleinen Bergbache, ab, der von der Landhöhe im engen Thale herab- strömt und in Lauenburg in die Leba mündet, als letzterer während des Winters (vom November bis Mitte April) stets wärmer (bis zu 3° C.) als die Leba ist, während diese im Sommer den Kuhbach in der Wärme oft bis um 5,5 0 C. übertrifft. Sobald nämlich das Moor seine Sommerwärme erlangt hat — das Leba-Moor ist ein absolut ebenes, von Höhenzügen eingeschlossenes Thal, das eine Länge von über 4 Meilen bei 3/4 Meilen Breite erreicht, erst von 0 nach W zieht und sich dann nach Norden zum Leba-See wendet — , ist auch das Wasser der Leba sommerwarm, da es das anliegende flache und ebene Moor bis auf große Entfer- nungen durchsickert und durchflutet und nach jedem stärkeren Regen über die flachen Ufer hinweg weithin inundirt. Bei alledem treten Schwankungen in der mittleren Monatstemperatur des Juni und Juli von 3° bis 7° C. und in der täglichen Temperatur von 6° bis 22° ein. Bei solchen Temperatur-Schwan- kungen muß das specifische Gewicht des Leba-Wassers, das sich beständig bis auf den Grund hin in strömender Bewegung befindet, so bedeutenden Aenderungen unterworfen sein, daß sehr wohl, wie ich mehrfach beobachtete, die Rivularia- Kügelchen sich in der Morgenkühle nicht an der Oberfläche schwimmend und üppig vegetirend erhalten können, sondern zu Boden fallen und verschwinden. Die Kügelchen wirbeln stets nur in einer Tiefe von 0 — 30 cm von der Oberfläche, tiefer fand ich sie nur selten und sparsam. Endlich aber fand ich im vorigen Jahre die Wasserblüte als derbere und dunkel gefärbte Kügelchen, die in der Sporenbildung begriffen waren, (sie hatten sich im Fluctuiren die zarten Spitzchen abgestoßen und schienen mit einer Art schleimigen Periderms umkleidet^ an geschützten, vom Ufergrase 30 81 ein gerahmten Steilen noch etliche Tage, nachdem im Strome keine Spur der Kügelchen mehr zu entdecken war, an der Oberfläche schwimmend und ruhend, während sie doch eigentlich, weil mit Sporen belastet, ihrer größeren Schwere wegen hätten untersinken müssen. Vielleicht tritt infolge des massen- haften Erscheinens im vorigen Jahre die Wasserblüte auch in diesem Jahre so reichlich auf, daß ich meine Beobachtungen zum sichern Schluß bringen kann. Des weiteren macht Herr Oberlehrer Schmidt Mittheilungen über Glyceria flnitans R. Br., die Schwedengrütze. Die in einem Vorträge1) des Herrn Professor Dr. P. Ascherson, ge- halten in der Versammlung der Gesellschaft für Heimatskunde der Provinz Brandenburg am 27. Februar 1895, besprochene, Grünkern liefernde Glyceria fluitans R. Br. fand ich im vergangenen Sommer noch in vielen Exemplaren wild im Abzugsgraben des Poblotzer Sees, Kr. Stolp; die Früchte dieses Grases wurden als Grünkern auf der Herrschaft Ruschütz, Kr. Stolp, noch zur Zeit der Eltern des jetzigen jungen Besitzers v. Kleist gesammelt, denn jeder Tagelöhner war verpflichtet, der Gutsfamilie ein Quart Grünkern zu liefern. Ein noch im Dorfe Speck bei Leba existirender Kaufmann Grunau erzählt, wie ein Geschäft in Kolberg, in dem er Lehrling war, große Mengen Grünkern gerade aus dieser Gegend bezog. Das Sammeln der Früchte ge- schah im Morgen thau mittels eigengefertigter Käscher. Man nahm zu diesen einen stärkeren oben regelmäßig gabeligen Haselschoß , schnitt die Gabel gleichlang ab und verband seine Gabelspitzen der Art, daß die Verbindung die Basis eines gleichschenkeligen Dreiecks, dessen Schenkel die Gabelspitzen vorstellten, bildete; an diesem Dreieck wurde ein Käschersack befestigt. Mit diesem Käscher fuhren und schlugen die Sammler am Fruchtstande hinauf und streiften die Früchte hinein, die alsdann in die Schürze geschüttet,, heim- gebracht und getrocknet wurden. Erst wenn die gesammelten Aehrchen recht trocken waren, ging man an das Enthülsen, d. h. an das Lösen der Karyopsen von den sehr festsitzenden Spelzen. Dazu bediente man sich einer sogenannten Pütschke und zweier Holzhämmer. Die Pütschke war, wie ich durch Herum- fragen feststellen konnte, ein 1 m hoher, mächtiger Buchenstamm. In denselben wurde oben ins Hirnholz ein H/g Fuß tiefes Loch von demselben Durchmesser getrieben. In diese Höhlung schüttete man die gesammelten, sorgfältigst ge- trockneten Aehrchen und bearbeitete sie tüchtig mit eigenartig gearbeiteten Holzhämmern. Dieselben hatten nur ganz kurze Stiele, der Hammer selbst war 2 Fuß lang und 4 bis 5 Zoll im Quadrat stark, genau prismatisch und an seiner unteren Fläche mit pyramidenförmigen, sorgfältig gearbeiteten Zähnen besetzt, ähnlich den Schravier- Hämmern, welche die Arbeiter in Granitbrüchen oder auch wie die Holzhämmer, welche die Köche in feineren 1) Eine verschollene Getreideart von PaüL Ascherson. — Brandenburgs, Jahrgang IV, 1895. S4 37 ff. 31 32 Küchen zum Fleischklopfen benützen. Mur so ist man im Stande, die Kary- opsen von den Spelzen zu befreien und den Grünkern fertig zu stellen. Bezüglich des Wortes Sange, das im AscHERSON’schen Vortrag in der Anmerkung, Seite 41, besprochen wird, möchte ich anführen, daß mir als Schlesier das Wort Sange nicht unbekannt ist. Wir verstanden in meiner Heimat Brieg unter ,, Sange“ ein Aehren-Bündel, welches die Kinder armer Leute aus ganz kurzlialmigen, auf den Stoppeln nach dem Abmähen gesammelten Aehren sorgfältig zusammenstellten und dicht unter den Aehren mit Stroh- halmen fest zusammenschnürten. Sange ist also ein Aehrenbüschel, so daß das Wort wohl schwerlich im Zusammenhänge mit Sengen, Brennen stehen möchte. Endlich macht Herr Schmidt auf das Vorkommen einer seltenen Cikade, Cercopis sanguinolenta L. in Pommern aufmerksam, wo er das Thier am 218 m hohen Steinberg — dem höchsten Berge Pommerns — am östlichen Abhang, der zum Lebathal bei Paraschin sich senkt, gefunden hat. Sonst ist ihm dieses auffällige Thier nur in den Sudeten begegnet. Unter Vorlage des Herbarmaterials macht sodann Herr Professor Dr. P. AsCHERSON-Berlin Mittheilungen über einige neue interessante Pflanzenfunde in der Provinz Brandenburg. 1) Potamogeton sparganiifolius Laestadius, eine zu P. natans L. gehörige Unterart — nach einer neuerdings aufgestellten, aber noch nicht hinreichend begründeten Ansicht ein Bastard von P. natans L. und P. gramineus L. — , ist im Jahre 1875 in der Drage, von Buchthal bis Marzelle, Kr. Arnswalde, sehr zahlreich von Herrn C. Warnstorf beobachtet und gesammelt. Damals wurde die Pflanze als P. fluitans Rth. aufgeführt und erst neuerdings ist sie von Herrn P. Graebner gelegentlich der Bearbeitung der Gattung Potamogeton für die Synopsis der mitteleuropäischen Flora richtig erkannt. Diese merk- würdige bisher nur in Skandinavien, Finland, Nordost-Rußland und Russisch- Littauen beobachtete Form unterscheidet sich von dem typischen P. natans L. durch folgende Merkmale: Die ganze Pflanze ist hellgrasgrün; alle Organe besitzen um die Hälfte kleinere Dimensionen; die Phyllodien, 0,5 m Länge bei nur 5 mm Breite erreichend, sind zur Blütezeit noch sehr zahlreich vor- handen, wogegen die Schwimmblätter, deren Spi*eite schmal lanzettlich, nur bis 2 cm breit, und etwas in den Stiel verschmälert ist, sparsam sind oder ganz fehlen. 2. Convallaria majalis L. var. rosea Rchb. war dem Vortragenden aus der Bredower Forst bei Nauen i. d. Mark von Herrn Förster Kemnitz lebend eingesandt, der sie dort seit 1888 alljährlich, allerdings nur in geringer Zahl, wildwachsend beobachtet hat. Außer von dem genannten Fundort ist diese Form wildwachsend bisher nur von Buckow und Dresden bekannt geworden, wogegen sie als Zierpflanze, wozu sie sich in der That vorzüglich eignet, zuweilen in Gärten gefunden wird. Die sechs unterwärts verbundenen Perigon- 32 33 blätter zeigen bei der var. rosea auf der Außenseite je einen lebhaft roSa gefärbten Mittelstreifen; innen ist das Perigon fast völlig weiß, nur an der Einfügungsstelle der Staubblätter finden sich purpurviolette Flecke. — Nach Ludwig kann man bei Convallaria mojalis L. zwei Formen unterscheiden, solche mit größeren, rein weißen Blumen und lebhaft gelben Antheren sowie einem deutlichen Saftmal ,, Saftblumen“, und solche mit kleineren grünlich- weißen Glocken, ohne Saftmal und mit grünlich gelben Antheren ,, Pollen- blumen“. Die im Winter in den Zimmern gezogenen Maiblumen, gehören überwiegend der ,, Saftblume“ an, die, weil ansehnlicher, von den Gärtnern bevorzugt wird, dagegen herrscht im Freien wohl meist die Pollenblume vor. Durch die purpurvioletten Flecke auf der Innenseite der Krone, an der Einfügungsstelle der Antheren, ist die var. rosea als eine weitere Ausbildung der ,, Saftblume“ gekennzeichnet, und damit stimmt es gut überein, daß Vor- tragender vor einigen Jahren in der Bredower Forst auch die typische ,, Saft- blume“ reichlich antraf. 3. Chenopodium carinatum R. Brown. Diese australische Art war in Mitteleuropa bisher bei Hannover und an zwei Stellen im südlichen Mähren, bei Nusslau und Schack witz, aufgetreten. Neuerdings sind dem Vortragenden noch zwei weitere Fundorte, Spremberg und Beribou an der Vesdre, Prov. Lüttich, Belgien, be- kannt geworden, so daß vier Fundorte constatirt sind, wozu aber wohl noch mehr kommen dürften. In Spremberg ist die Pflanze allerdings nur vorüber- gehend (1891) beobachtet worden. Sowohl bei dem Vorkommen von Spremberg wie bei dem belgischen ist es zweifellos, daß die Samen der Pflanze mit australischer Wolle eingeschleppt und vermuthlich mittels der zur Düngung verwandten Wollabfälle ausgesäet sind. Auch in Nordamerika, speciell in dem durch Schifffahrt mit Australien direct verbundenen Californien, ist die Pflanze neuerdings beobachtet. Bemerkens werth ist bei ihr die Veränderlichkeit in der Blattbildung. 4. Car ex obtusata Liljeblad. Mit dieser Art wurde seit lange allgemein auch Carex supina Wahlenberg vereinigt. Neuerdings hat nun der schwedische Florist L. M. Neuman überzeugend nachgewiesen, daß beide Arten wohl unter, schieden sind. Die zahlreichen Unterschiede erstrecken sich auf die Art des Wachsthums und der Verzweigung der kriechenden Grundachse, die Nieder- blattbildung daran, auf die Art der Verzweigung der aufrechten Laubtriebe bzw. Blütenstengel und die dadurch bedingte resp. verhinderte Rasenbildung, auf die Beschaffenheit des Blütenstandes und die Form und Farbe der daran befindlichen Hochblätter, endlich auf die Form der Fruchtschläuche ; außerdem sind auch anatomische Unterschiede vorhanden. Die bislang in dieser Frage herrschende Verwirrung erklärt sich z. Th. durch den Umstand, daß der, normaler Weise, aus einer endständigen männlichen und 1 — 2 seitenständigen weiblichen Aehrchen bestehende Blüten stand von Carex supina Wahlenberg zuweilen so abweichend geformt ist, daß er täuschend dem aus nur einem einzigen, unten weiblichen, oben männlichen Aehrchen bestehenden von C, obtusata 3 33 34 Liljeblad ähnlich sieht. Bisher waren nur derartige scheinbar einährige Exemplare von C. supina Wahlenb. in der Provinz Brandenburg gefunden und für C. obtusata Liljeblad gehalten worden. Die wirkliche C. obtusata Liljeblad, welche schon vor einem Jahrhundert auf der schwedischen Insel Oeland ent- deckt wurde, war dagegen bislang in Mitteleuropa nur im Bienitz bei Leipzig und auf dem skandinavischen Festland nur bei Ahus im östlichen Schonen ge- funden. Ganz neuerdings ist nun die echte C. obtusata Liljeb. auch in der Provinz Brandenburg, und zwar am Rhins- oder Teufelsberge bei Laudin nahe Rathenow, eine größere Fläche desselben dicht bedeckend, aufgefunden. Die Fundstelle liegt nur wenig westlich der Linie Bienitz-Ahus und ist den märkischen Botanikern bereits seit 150 Jahren durch das Vorkommen von Stupa pennata L. bekannt. Die hier nur kurz wiedergegebenen Ausführungen des Vortragenden sind in den Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, Jahrgang XXXIX, Seite XXXIV ff., ausführlich zum Abdruck gelangt. Nunmehr giebt Herr Oberlehrer Dr. R. HoHNFELDT-Marienwerder ein Verzeichniss einiger seltenerer Pflanzen aus der Umgegend von Marienwerder. Die hier kurz aufgezählten selteneren Pflanzen sammelte ich in diesem Frühjahr in der Umgegend von Marienwerder. Da ich aus Mangel an Zeit nur wenige Ausflüge habe machen können, so liefern sie einen um so besseren Beweis von der verhältnißmäßigen Reichhaltigkeit unserer dortigen Flora. Pulsatilla pratensis Mill., sehr häufig, P. vernalis Mill., selten, P. patens. Mill., P. patens X pratensis vereinzelt; Trollius europaeus L. in einer Schonung auf hügeligem Gelände mit wenig feuchtem Untergründe; Aqmlegia vulgaris L,; Actaea spicata L.; Corydalis intermedia P. M. E., C. cava Schwgg., in großen Mengen mit rothen und weißen Blüten; Viola collina Bess., V. arenaria DC. X Riviniana Rcjib., V. canina L. X Riviniana Rciib., V. mirabilis L., V. mirabilis L. X Riviniana Rciib.; Impatiens parviflora DC-, bereits in vielen Gärten Marien werders ein lästiges Unkraut; Euonymus europaea L., Eu. verrucosa Scop., Astragalus arenarius L.; Lathyrus pisiformis L.; Prunus Padus . L; Filipendula hexapetala Gilib.; Potentilla rupestris L.; P. alba L.; Pirus torminalis Ehril. ; Petasites tomentosus DC.; Scorzonera humilis L, Sc. pur - purea L.; Crepis praemorsa Tausch; Vinca minor L.; Polemonium coeruleum L. ; Pulmonaria angustifolia L., P. obscura D umort., P. angustifolia X obscura ; Myosotis silvatica Hoffm., M, sparsiflora Mik.; Veronica Dillenii Crantz, häufig zusammen mit V. verna L.; Dracocephalum tbymiflorum L. vom Oberlandes- gerichtssecretär Scholz am Eisenbahndamme bei Marienwerder gefunden; Galeobdolon luteum Huds. var. montanum Persoon; Ajuga reptans L., A. gene - vensis L., A. pyramidalis L.; Thesium ebracteatum Hayne; Orchis incarnata L.; Listera ovata R. Br.; Gagea. arve7isis Schultes; Paris quadrifolius L.; Stupa 34 pennata L. an den Schießständen bei Marienwerder, etwa 7 km östlich der Weichsel, bisher im Kreise noch nicht gefunden und bis jetzt die nordöst- lichste Beobachtungsstelle dieses schönen Grases; Equisetum maximum Lmk., E. hiemale L. ; Botrycliium Lunaria Swartz; Asplenium Trichomanes L. Herr Oberlehrer R. BEYER-Berlin spricht hierauf Ueber das Auftreten secundärer Köpfchen bei (Bellis perennis L. Eine sehr merkwürdige, aber keineswegs seltene Mißbildung unserer Gänseblume ist dadurch ausgezeichnet, daß rings um die Peripherie des Köpfchens zahlreiche seitliche, gestielte Köpfchen hervortreten. Derart entstehen ganz wunderbar aussehende Gebilde, von denen der Vortragende drei sehr schöne Exemplare vorlegt. Dieselben stammen von einem im Topf gezogenen, sehr üppigen Exemplar des sog. Tausendschönchens, der gefüllten Form von Bellis perennis L. Die betreffende Pflanze trug 15 Blütenschäfte, von denen zwölf normale Köpfchen ausbildeten, während bei drei Köpfchen sich gegen den Schluß der Blütezeit die Blütenstandsachse kegelförmig ver- längerte und aus der Achsel der Hüllblätter eine große Anzahl seitlicher Köpfchen auf längeren oder kürzeren Stielen hervorsproßte. Hier entstand die Mißbildung demnach spontan, aber englische Gärtner haben die Form vielfach gezüchtet und sogar erblich gemacht. Sie wird dort als hen-and- kitchen-daisy (Henne- und Küchlein-Gänseblume), Bellis perennis L. var. prolifera in den Handel gebracht. — Die Ursache der Mißbildung dürfte zweifellos in einem durch sehr fetten Boden bedingten übermäßigen Zustrom von Nahrungs- stoff zur Pflanze zu suchen sein. Im Anschluß an diese Demonstration der proliferirenden Gänseblume giebt der Vortragende sodann einen Ueberblick der Blü tenprolificationen überhaupt, im Wesentlichen nach Moquin-Tandon. Man kann unterscheiden: 1) Mittelsprossung, median florale Prolification, gewöhnlich als Durch- wachsung bezeichnet, wobei eine neue Blüte aus der Mitte der ursprüng- lichen hervorwächst. Diese Mißbildung ist, wie bekannt, bei Rosen besonders häufig, sie findet sich aber auch zuweilen bei gefüllten Ranunculaceen und Cruciferen. Der Vortragende demonstrirt sie an zwei Prachtexemplaren von Durchwachsung bei einer halbgefüllten Clematis florida. Das eine Exemplar zeigt drei, das andere zwei übereinanderstehende Blüten. 2) Achselsprossung, axilläre florale Prolification, welcher Fall durch die besprochene Mißbildung von Bellis perennis L. dargestellt wird. Diese Abweichung findet sich besonders bei Compositen und Dipsaceen, kommt aber auch sonst vor, so z. B. beschreibt schon Goethe sie bei einer gefüllten Nelke. Oft ist damit eine Verlängerung der Blütenachse verknüpft. 3) Seitensprossung, extraflorale Prolification, bei welcher die Sprossung nicht aus den Blüten selbst sondern unterhalb derselben, aus den Blüten- stielen, hervorgeht. Sie tritt besonders bei Umbelliferen auf und wird vom Vortragenden in selten schöner Ausbildung an Peuceclanum Oreoselinum Mnch. 3* 35 3ß demonstrirt. Einzelne Doldenstrahlen haben sich stengelartig entwickelt, ver- längert und verzweigt, ja zuweilen sind sie sogar beblättert, und am Ende ihrer Aeste stehen wieder zusammengesetzte Dolden, die in einzelnen Fällen ein mittelständiges Döldchen umschließen. Auch noch andere äußerst auffällige Combinationen kommen dabei vor. Herr Kustos Dr. KüMM-Danzig bringt eine größere Anzahl von frischen Zweigen der Elsbeere, Pirus torminalis Ehrii., zur Vertheilung, die er am Tage zuvor in dem zur Herrschaft Sypniewo gehörigen Walde von Dorotheenhof, Kreis Flatow Westpr., mit freundlicher Unterstützung des Be- sitzers, Herrn Fritz Wirkens, gesammelt hatte. Die Elsbeere findet sich dort urwüchsig, wie bekannt, noch in einer erheblichen Anzahl von kleineren und größeren Bäumen. — Herr Oberlehrer Dr. SciiMirrr-Lauenburg vertheilt als Seitenstücke dazu mehrere von ihm aus dem Lauenburger Kreise mit- gebrachte, allerdings von angepflanzten Exemplaren herstammende Zweige der Schwedischen Mehl beere, Pirus suecica Garcke. Weiterhin be- richtet Herr Dr. Kumm über drei ungewöhnlich starke baumartige Exem- plare der Haselnuß, Corylus Avellana L., die er vor wenigen Tagen in der Kujaner Heide zu beobachten und zu messen Gelegenheit hatte. Der Stamm derselben hatte am Erdboden resp. in 1 m Höhe den folgenden Umfang: I. 1,54 m und 0,78 m, II. Lsomund 0,73 m, III l,so m und 0,7o m. Der Standort liegt ganz nahe am Borowno-See und in der Nähe der bereits bekannten zweibeinigen Eiche im Belauf Wersk, Revier Kujan, Kr. Flatow. Der Haupt- bestand ist ein lockerer, hochstämmiger Mischwald aus schönen alten Kiefern und Eichen. — Endlich legt Herr Dr. K. eine hohle Glaskugel vor, die im Innern völlig von einem Compositen-Fruclitkopf mit ausgebreitetem Pappus, anscheinend einer Cynaree angehörig, erfüllt ist. Er fragt an, ob Jemand ans der Versammlung über die Herstellung des merkwürdigen Gebildes, sowie über die dabei verwendete Pflanzenart etwas genaueres mittheilen kann. Leider ist Niemand in der Lage, diesen Wunsch zu erfüllen. Nach ihm ergreift Herr Privatdocent Dr. G. LiNDAU-Berlin das Wort zu einem Vortrage Ueber eine im Berliner Botanischen Garten beobachtete Raupenkrankheit. In diesem Frühjahr traten im Botanischen Garten die Raupen des Gold- afters, Porthesia chrysorrhoea L., in solcher Menge auf, daß die hohen Eichen daselbst binnen wenigen Tagen vollkommen kahl gefressen waren. Später ging das Ungeziefer auch auf die Sträucher und Bäume der pflanzengeographi- schen Anlagen über und drohte dieselben zu Grunde zu richten, da alle dagegen getroffenen Maßnahmen sich als völlig unzulänglich erwiesen. Im letzten Moment endlich half die Natur sich selbst, indem unter den Raupen eine Pilzepidemie, verursacht durch die Entomophthoracee Empusa Aulicne Reich., auftrat und die Schädlinge in kaum einer Woche fast völlig ver- nichtete. Die Erscheinungen an den Raupen waren sehr characteristisch, indem 36 37 dieselben zuerst unruhig, dann vollkommen träge wurden und schließlich ab- starben. Aehnlich wie bei der verwandten, zuerst von Ferdinand Cohn genauer untersuchten, im Herbst unsere Stubenfliegen todtenden Empusa muscae Cohn bricht auch bei E. Aulicae das Mycel aus dem Inneren des Thier- körpers, hier also der Raupe, hervor und bildet ein etwa 1 mm hohes Conidienhymenium, das die Conidien weithin abschleudert und so um die tote Raupe herum den weißen Hof von abgeworfenen Conidien erzeugt, ganz genau so, wie er bei den erkrankten Stubenfliegen entsteht. Im Inneren der allmählich mumienartig vertrocknenden Raupe finden sich Dauersporen, die an kurzen Mycelästen gebildet werden. Vortragender beschreibt ausführlich die infolge der Krankheit an den Raupen auftretenden Veränderungen, sowie das Mycel und die Bildung der Dauersporen und Conidien, worüber ein genauer Bericht mit Abbildungen in der Hedwigia 1897 erscheinen wird. An den Vortrag knüpfen sich einige Bemerkungen und Anfragen der Herren Professor Dr. WiNKELMANN-Stettin, Professor Dr. ÜRBAN-Berlin und Landrath von BoDDiEN-Filehne an, die sich zumeist auf die Möglichkeit der practischen Verwertliung der vorgetragenen Beobachtungen zur Erzeugung künstlicher Pilzepidemien bei auftretendem Raupenfraß beziehen. Herr Gymnasiallehrer A. Reiiberg -Marienwerder demonstrirt der Ver- sammlung eine Anzahl von ihm gefertigter, schöner, in Alkohol auf bewahrter, zootomischer Präparate, die zur Veranschaulichung des inneren Baus der Teichschnecke, des Flußkrebses und je eines Vertreters der fünf Ordnungen der Wirbelthiere beim Schulunterricht bestimmt sind. Zu jedem Präparat gehört eine Tuschzeichnung, auf welcher die im Präparat sichtbaren Theile abgebildet und mit Namen bezeichnet sind. Die Präparate sind geeignet, ein vortreffliches Hilfsmittel beim Unterricht abzugeben. Herr R. ist erbötig, dieselben auf Wunsch zu dem mäßigen Preise von 5 M. pro Stück für Schulen und ähnliche Anstalten anzufertigen. Nach ihm bringt Herr Professor Dr. H. OoNWENTZ-Danzig einige Neue Beobachtungen über das Vorkommen der Eibe, Taxus baccata L. Der Vortragende erinnert zunächst daran, daß unmittelbar bei Kreuz, nördlich davon, ein mooriges, ehedem mit Wald bestandenes Gelände den Namen Ewenbusch oder Iwenbusch führt. Schon im Frühjahr vorigen Jahres hat er dasselbe besucht, um nachzuforschen, ob etwa lebende Pflanzen oder subfossile Reste der Eibe dort noch vorhanden sind, wie nach dem Namen — Ew, Iw, Ib = Eibe — zu vermuthen wäre; indessen ist ihm dies bisher nicht gelungen, und auch einige alte, in der Försterei Iwenbusch von ihm Vor- gefundene Weberschiffchen, die durch die rotlie Farbe des Holzes lebhaft an Taxus erinnerten, haben sich bei mikroskopischer Untersuchung als nicht aus Eibenholz sondern aus Pflaumenholz gearbeitet erwiesen. ,Doch darf man sich durch solchen Mißerfolg nicht davon abhalten lassen, in jener Gegend nach dem Vorkommen alter Reste von Taxus , z. B. auch unter Tage befindlicher 37 38 Stubben, weiter nachzuspüren, da neben der Flurbezeichnung auch Bemerkungen in alten Abschätzungswerken und andere Umstände darauf hindeuten, daß die Baumart früher dort vorgekommen ist1). Ferner erwähnt der Vortragende, daß sich im Iwald an der Queiß, in der Nähe von Kohlfurt, das frühere Vorkommen der Eibe habe nachweisen lassen. Der Stumpf eines derartigen Baumes ist noch jetzt dort vorhanden. Sodann liegt im Königreich Sachsen das Dorf Somsdorf, dessen altes Kirchen- siegel die Darstellung eines Eibenzweiges aufweist; ebenso zeigt das jetzige Gemeindesiegel des Ortes eine Eibe, und Ableger von dem ehemals dort grünenden Eibenbaum sind auch noch dort vorhanden. Der Vortragende schildert endlich ein ganz neuerdings beobachtetes spontanes Vorkommen der Eibe im Belauf Grünthal, Revier Königsbruch, Kr. Tuchei. Das Königliche Forstrevier Königsbruch liegt zwischen den großen Heidedörfern Czersk und Sehliewitz, und es wird von den anderen Revieren Czersk, Woziwoda, Charlottenthal, Wildungen, Hagenort und Wirthy umgeben. Die Försterei Grünthal befindet sich etwa 9 km südöstlich vom Bahnhof Czersk, am Nordrande des Langen Sees, und östlich davon dehnt sich das ,, Stubben- bruch“ aus, welches ehedem wohl mit diesem in Verbindung gestanden hat. Das Bruchgelände bildet einen Theil des Jagens 191, welches sonst einen leichten sandigen Boden aufweist, der einen urwüchsigen Kiefernbestand trägt. Daneben treten an feuchten Stellen, vornehmlich am Rande, Birke, Grauerle, Faulbaum (Rhamnus Frangula L ), Eberesche, Hasel, Wacholder u. a. auf. Bis vor Kurzem war das ganze Bruch mit Erlen und Birken bestanden, und nach den vorhandenen Stubben zu urtheilen, sind vordem auch starke Kiefern und Eichen dort gewachsen. Als es abgeholzt wurde, um Dienstland für den Schutzbeamten zu gewinnen, stieß man unter den Erlen an zwei Stellen unweit von einander auf je einen Eibenstrauch, von 1,25 bzw. 3,50 m Höhe. Diese beiden Exemplare sind gegenwärtig die einzigen dort vorhandenen, indessen dürften sie wohl Ueberreste eines ehemaligen Horstes darstellen. Dieser neuaufgefundene Standort hat insofern ein besonderes Interesse, als er nur 4 km von der Grenze des Reviers Czersk entfernt liegt, in welchem der Sitz der Oberförsterei von Alters her Ciss (polnische Bezeichnung für Eibe) heißt. Wennschon bei der Oberförsterei Ciss selbst noch keine Spuren der Baumart nachzuweisen waren, so deutet dieser alte Flurname doch darauf hin, daß sie ehedem in dem ganzen Gebiet verbreitet gewesen ist. Dazu bemerkt Herr von Boddien, daß im Kreise Filehne der Name Iwenbusck zweimal vorkommt, indem sowohl eine Försterei wie auch ein Dorf so heißen; auch meint er, daß das Vorkommen von Eibenzweigen auf Siegeln !) Wie Herr Professor C. mittheilt, ist es in diesem Sommer thatsächlich gelungen, in dem fraglichen Gelände, im sog. Kottenbruch, mehrere Stubben von Taxus baccata L. unter Tage subfossil aufzufinden. Diese Thatsache ist um so bemerkenswerther, als gegenwärtig der Baum in der ganzen Provinz Posen urwüchsig lebend picht behaupt ist. D. Red. 3a 39 vielleicht mit dem alten Aberglauben Zusammenhänge wonach vor dem Eiben- baum kein Zauber bestehen kann. Herr Oberlehrer Bociv-Bromberg theilt mit, daß er Anfang Mai 1891 bei Filehne den seltenen, zu den Branchiopoden gehörigen Krebs, Apus cancriformis Schaeff., zahlreich in überschwemmt gewesenen Ackerfurchen an der Netze gefunden hat. Angeregt durch eine Mittheilung über die vom Brandenburger Verein ein- gesetzte ,, Commission für die Kryptogamenflora“ und deren Section zur Unter- suchung der Pflanzenkrankheiten, fordert Herr Landrath von BoDDiEN-Filehne zu einer eingehenderen Untersuchung der Ursachen und Bedingungen von Ver- giftungsfällen durch Pilze auf. Dies sei eine Frage, die bei der großen Menge der in unseren Wäldern gedeihenden Pilzarten, welche viel mehr, als es bisher der Fall ist, als Volksnahrung dienen könnten, von hoher wirthschaftlicher Bedeutung sei. Auch Herr Professor Dr. Ascfierson macht einige Bemerkungen zu demselben Gegenstände und stellt im speciellen bezüglich der von Herrn von B. erwähnten Vergiftungsfällc durch Morcheln klar, daß die echte Morchel, Morchella esculenta , kenntlich unter anderem an dem ringsum mit dem Stiel verwachsenen Hutrande, stets unschädlich ist, daß dagegen die damit oft ver- wechselte, im übrigen bei uns meist häufigere Lorchel, Helvella oder Gyromitra esculenta , deren Hutrand nur stellenweise mit dem Stiel verwachsen ist, ein scharfes Gift enthält, das erst durch langandauerndes Trocknen der Pilze oder durch Abkochen derselben und Weggießen des Kochwassers entfernt werden müsse. Es werden sodann die von den Herren Professor Dr. PruHL-Posen, der durch eine Reise an der Theilnahme an der Versammlung behindert ist, und Lehrer P. DECKER-Forst i. d. L. eingesandten Pflanzen vertheilt und schließlich dje zahlreich eingelaufenen Begrüßungs-Telegramme und -Schreiben verlesen. Von unseren Mitgliedern waren darunter vertreten die Herren Professor Dr. Barthel -Breslau, Oberlehrer BocKWOLDT-Neustadt Wpr., Kaufmann Fritz - Christburg (Namens sämmtlicher Christburger Mitglieder), Apothekenbesitzer JANZEN-Perleberg i.M.,ProcurantWALTERKAUFFMANN-Bremen,Dr.H vonKling- GRAEFF-Langfulir, Dr. Nagel-Pi\ Stargard, Oberstabsarzt Dr. Prahl -Rostock, Probst a. D. PREUSCHOFF-Frauenburg und Dr. Sciiim ANSKi-Stuhm, der seinen Dank für die Wahl zum Geschäftsführer der nächstjährigen Versammlung und seine Bereitwilligkeit zur Uebernahme des Ehren-Amtes ausspricht; außerdem Fräulein Elisabeth LEMCKE-Berlin (z. Z. Oscheckau bei Gilgenburg Opr.). Von anderen Telegrammen sind das der Herren Professor Dr. Jentzsch und Dr. Abromeit (Namens des Preußischen Botanischen Vereins) in Königsberg, sowie die Telegramme des Thüringischen Botanischen Vereins und der Herren Johannes Trojan -Berlin (z. Z. Traben a. d. Mosel) und C. Warnstorf- Neuruppin zu erwähnen. Damit ist die Tagesordnung für die wissenschaftliche Sitzung erledigt und dieselbe wird von dem Vorsitzenden etwa um 12 Uhr Mittags geschlossen. * * * 39 40 Bald darauf vereinigten die Theilnehmer, die inzwischen nur ihr Zu- sammensein durch Herrn Dr. Kumm hatten auf der photographischen Platte fixiren lassen, sich im Bahnhofs-Restaurant zu einem einfachen Mittagsessen, das nach der langen geistigen Arbeit vortrefflich mundete und einen fröhlichen und an- regenden Verlauf nahm, sowie durch zahlreiche Toaste gewürzt war. Herr Landrath von Boddien sprach auf die versammelten Botaniker und Zoologen, Herr Professor Dr. Asciierson dankte ihm für die herzlichen Worte und toastete auf die beiden örtlichen Geschäftsführer Herrn Dlugay aus Filehne und Herrn Riebensai-im aus Driesen. Herr von Boddien ließ sodann in Er- gänzung seiner ersten Rede auch die einzige an der Versammlung theilnehmende Dame, Fräulein Anna Treichel, leben. Herr Professor Spribille sprach Namens der beiden Posener Vereine, dem Brandenburger und dem West- preußischen Verein den Dank dafür aus, daß sie die Gelegenheit zu dieser gemeinschaftlichen Versammlung gegeben hätten. Eine besondere Ehrung wurde dem Vorsitzenden der Versammlung, Herrn Professor Dr. Ascherson- Berlin, zu Theil, indem ihm zum Andenken von den vier Vereinen eine Ahorn - tafel gewidmet wurde, die von botanischer Künstlerhand mit den naturgetreu gemalten Hauptrepräsentanten der dortigen Flora geschmückt war, und auf welche sämmtliche Anwesenden ihre Namen eigenhändig verzeichnet hatten. Herr Professor Conwentz, der die Tafel überreichte, ließ seine Ansprache in ein Hoch auf den um die Botanik so reich Verdienten ausklingen, in das die Versammelten begeistert einstimmten. Herr Professor Ascherson dankte in bewegten Worten. Er sei in den letzten Jahren allerwegs so sehr verwöhnt worden, daß er durch die ihm dargebrachten Huldigungen kaum mehr sonderlich in Erregung versetzt werde, aber diese ebenso sinnige wie schön ausgeführte Widmung überrasche und rühre ihn im hohem Grade. Er leere sein Glas auf die gute Nachbarschaft und das dauernde harmonische Zusammenwirken der hier versammelten Vereine. Herr von Boddien pries endlich noch die wissenschaftlichen Verdienste und die persönlichen liebenswürdigen Eigen- schaften des Herrn Professor Conwentz. Nach beendigtem Festmahle wurden um 2 Uhr Nachmittags die bereit stehenden Wagen bestiegen, um unter der Führung der Herren Kreisthierarzt Dlugay, Forstsecretär Haag und Lehrer Hauesler aus Filehne, sowie des Herrn Professor Spribille zunächst den Lubser Walde einen Besuch abzu- statten. Der Weg führte an den zum Bahnhof Kreuz gehörigen Baulichkeiten, an den Beamten- und Arbeiterwohnungen vorbei und durch das Dorf Groß Lubs, hinter welchem bald auch der Lubser Wald erreicht wurde. Hier wurde ausgestiegen, und, in einzelne Gruppen zerstreut, durchsuchten die Theilnehmer eifrig das Gelände auf seine botanischen Schätze hin. Das schon von Lasch hier beobachtete Vaccinium uliginosum L., wurde zahlreich in Gesellschaft mächtiger, theilweise in schöner Blüte stehender Büsche von Ledum palustre L. gefunden. An den Früchten der letzteren Pflanze bemerkte Herr Dr. Graebner eine Pilzbildung, in der er ein unfertiges Stadium der von ihm 40 41 bei seiner im Aufträge unseres Vereins ausgeführten Bereisung der Küsten- gebiete Westpreußens und Hinterpommerns für Deutschland neu entdeckten Sclerotinia Lecli Naw aschin vermuthete. Nach Ansicht des Herrn Dr. Graebner dürfte dieser bisher nur sehr selten beobachtete Pilz häufiger Vorkommen, und da er infolge seiner heteröcischen Entwickelung, indem sich die Conidien auf Vaccinium uliginosum L., die Ascosporen auf Ledum palustre L. ausbilden, besonders dort günstige Existenzbedingungen vorfindet, wo diese beiden Arten vergesellschaftet Vorkommen, dürfte es sich empfehlen, an solchen Oertlich- keiten genauer nach ihm zu fahnden1). Außerdem sammelte man eine Reihe anderer bemerkenswerther Pflanzen, so: Astragalus arenarius L., Scorzonera humilis L., Sempervivum soboliferum Sims, Veronica Dillenii Crntz., Rubus saxatilis L. und Rhamnus cathartica L. Von besonderem Interesse war der schon früher hier von Professor Spribille entdeckte Bastard von Vaccinium Myrtillus L. X V. Vitis Iclaea L. (V. intermedium Ruthe), der, im allgemeinen Habitus mehr an V. Myrtillus L. erinnernd, davon im einzelnen sich deutlich durch die auf V. Vitis Idaea L. hinweisenden Eigenschaften, wie die nur stumpfkantigen Stengel und die mehr lederartigen, immergrünen, klein gekerbt gesägten, am Rande ganz schwach zurückgerollten Blätter, unterscheidet und so ein prächtiges Beispiel der intermediären Eigenschaften der Bastarde bildet. Die Pflanze fand sich in einem ausgedehnten Rasen mit zahlreichen Früchten (!) dort am Rande des Hochwaldes zwischen den Eltern vor. Auf mehreren Kiefern wuchsen große Büsche von Viscum album L , und aus einigen her- untergefallenen, auf dem Boden liegenden Zweigen konnte man ersehen, daß es die klein- und schmalblätterige Form (V. laxum Boiss.) war. Das Ab- kommen von Viscum album L. auf Pinus silvestris L. ist in der Mark Bran- denburg eine ganz gewöhnliche Erscheinung, wogegen es ist Westpreußen nur im westlichsten Theile häufiger beobachtet sein dürfte, während weiter ostwärts in Westpreußen ein Mistelbusch auf einem Kiefernbaum zu den größten Selten- heiten gehört. Auf dem Boden des Waldes wuchs reichlich Trientalis europaea L., z. Th. in sehr üppigen Exemplaren und meist schon fruchtend. Nach ziemlich langem, vergeblichem Suchen gelang es endlich auch noch die Stelle des Waldrandes zu finden, wo Professor Spribille früher Pirus torminalis Ehrh. beobachtet hatte, und es wurden in der That mehrere Schößlinge davon auf- gefunden, die zweifelsohne Wurzelbrut darstellen und auf früher hier vor- handen gewesene, größere Elsbeerbäume hindeuten. Zur Fahrt nach dem Kahnhorst war es unterdessen bereits zu spät geworden, und so wurde denn in einem hinter dem Walde gelegenen Gasthause eine Ruhepause gemacht und durch den Genuß einer Erfrischung sowie durch die Aufnahme einiger photo- graphischen Gruppenbilder ausgefüllt. !) Die im Lubser Walde gesammelte Pilzbildung an den Früchten von Ledum hat sich später in der That als Sclerotinia Ledi erwiesen, und ebenso hat sich die zweite Vermuthimg des Herrn Dr. G. bestätigt, indem er auf seiner diesjährigen für unseren Verein ausgeführten Bereisung Westpreußens denselben Pilz noch an mehreren anderen Orten aufgefunden hat. Vergl. auch weiter unten Anlage A. 41 42 Bald ging es dann wieder in eiliger Fahrt zurück zum Bahnhof Kreuz, von wo gegen 8 Uhr Abends die Mehrzahl der Theilnehmer uach Driesen weiterfuhr, während der durch Berufsgeschäfte zur Heimreise gezwungene Rest nach herzlicher Verabschiedung zurückblieb, um die Ankunft der betreffenden Züge abzuwarten. In Driesen hatte Herr Apotheker Riebensahm in mehreren Gasthäusern für Quartier gesorgt, so daß die Unterkunftsfrage schnell und zur Zufriedenheit erledigt war. Der Rest des Abends wurde bei einem gemüthlichen Abend- schoppen und angenehmer Unterhaltung verbracht, wobei das nicht üble dunkele Driesener Bier einer eingehenden Prüfung unterzogen wurde. Früh am Mittwoch Morgen, beim herrlichsten Sommerwetter, ging es zu Wagen nach dem Dorfe Eschbruch hinaus, um dort die schon von Lasch ent- deckten zwei Pulsatilla- Bastarde aufzusuchen. Auf der Fahrt passirten wir die Stelle wo Lasci-i 1855 Botrychium simplex Hitchcock entdeckt hat, das leider nicht mehr vorhanden ist, da das Feld in Ackerland umgewandelt und die Pflanze dadurch ausgerottet ist. Nahe bei Eschbruch wurde der Kiefernwald erreicht, in dem reichlich das schon erwähnte Vaccinium intermedium Rütiie, Epipactislatifolia All., Coronilla voria L. und Genistet germanica L. beobachtet wurde. Jenseits des Dorfes verließen wir die Wagen, um unter Führung des Herrn Apotheker ScHMiDT-Driesen auf einem Feldweg nach einer Lichtung in der Heide zu wandern, auf der die von Lasch entdeckten PulsatillaStaiid- orte liegen. Hier wuchsen reichlich die zwar längst verblühten, aber an den characteristisehen Blättern leicht kenntlichen drei Arten Pulsatilla vernalis MiLL.j P. patens Mill. und P. pratensis Mill., und bald wurden auch die gleichfalls an den Blättern mit Leichtigkeit zu erkennenden Bastarde Pul- satilla vernalis X P- patens und P. vernalis X P. pratensis aufgefunden. Auf einem benachbarten ausgedehnten Moosbruch wurden neben verschiedenen num- imd Hypnum- Arten auch zahlreiche echte Moorpflanzen, wie Ledum palustre L., Vaccinium Oxycoccus L , V. uliginosum L., Andromeda Poliifolia L., Viola palustris L., Hyclroctoyle vulgaris L., Eriophorum vaginatum L., Carex elongata L. und Ly copodium complanatum L , beobachtet. Gegen Mittag wurde die Rückfahrt nach Driesen angetreten, wo in dem prächtigen Festungsgarten ein ausge- zeichnetes Gabelfrühstück eingenommen wurde. — Während die Mitglieder des Brandenburgischen Botanischen Vereins den Nachmittag noch zu einer Excursion nach dem Weinberg bei Driesen benützten, mußten unsere Mitglieder und die der beiden Posener Vereine bereits Mittags die Heimkehr antreten. Nach einem herzlichen Abschied trennten sich daher die Theilnehmer der Versammlung mit einem hoffnungsvollen „Auf Wiedersehen“, und bald darauf wurden sie von den nach und nach eintreffenden Eisenbahnzügen in den ver- schiedenen Richtungen ihrer Heimat zugeführt, wo sie noch lange der an wissenschaftlichen Anregungen so reichen Tage der gemeinsamen Versammlung gedenken werden. 42 43 Anlage A. Gliederung der westpreußischen Vegetationsformationen von P. Graebner. Nachdem ich im Jahre 1895 im Auftrag des Westpreußischen Botanisch- Zoologischen Vereins die Kreise Putzig, Neustadt Wpr. und Lauenburg i. P. bereist hatte, wurde mir von mehreren Seiten, besonders von westpreußischen Botanikern, der Vorschlag gemacht, bei der Bearbeitung der zweiten Auflage von P. Ascherson’s Flora von Brandenburg doch zugleich das für eine Flora von Pommern gesammelte Material unter Berücksichtigung der im Westpreußischen Provinzial-Museum uiedergelegten Materialien und der von den Provinzen West-, Ostpreußen und Posen ausgegangenen Veröffentlichungen zu verwerthen und das Gebiet der Flora von der Elbe bis zur Weichsel auszu- dehnen. Nur schwer habe ich mich zu dieser schwierigen Aufgabe ent- schlossen. Von Seiten des Westpreußischen Botanisch -Zoologischen Vereins begegnete ich der liebenswürdigsten Unterstützung dieser Absicht, und mir wurde der Auftrag zu Theil, in diesem Jahre eine cursorische Bereisung der ganzen Provinz vorzunehmen, um die hauptsächlichsten V egetationsforma- tionen und die interessantesten Localitäten kennen zu lernen, soweit sie mir nicht schon aus den früheren Reisen bekannt waren. — Das gesammelte floristische Material wird in der voraussichtlich im nächsten Frühjahre er- scheinenden Flora verwerthet werden, und der jetzt gelieferte Bericht beschränkt sich daher darauf, einen Ueberblick zu geben über die in Westpreußen vor- kommenden Vegetationsformationen und deren Ausbildung im Vergleich mit den analogen Formationen des übrigen norddeutschen Flachlandes. Es sind hier naturgemäß nicht nur die Beobachtungen dieser Reise niedergelegt, sondern auch die Resultate meiner Studien über die Entstehung der natür- lichen Vegetationsformationen zum Theil verwerthet worden. Es erschien nicht rathsam, hier alle in meinen Studien über die norddeutsche Heide (Engler’s Botanische Jahrbücher, Bd. XX. 1895. S. 500—654), im Bericht über die 1895 unternommene Reise (Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, N. F. Bd. IX, Heft 1. 1895. S. 271 — 396) und an anderen Orten vor- 44 getragenen Ansichten noch einmal zu wiederholen, und so mußte häufig auf diese Quellen verwiesen werden. Auch auf dieser Reise ist mir von Seiten des Westpreußischen Provinzial- Museums, der Provinzialbehörden und zahlreicher Herren in der Provinz so viel freundliche Förderung meiner Bestrebungen wiederfahren, daß es mir nicht möglich erscheint, hier jedem einzeln zu danken, so gern ich es auch thäte. Friedenau-Berlin, den 17. August 1897. * * Wer auf größeren Reisen die Gebiete des mittleren Europa durchstreift und gewöhnt ist, im mittleren und südlichen Deutschland schon auf der Eisen- bahnfahrt einen reichen Wechsel der Vegetation zu sehen, wer in den Ge- birgen des Nordens und Südens oder im Mittelmeergebiet die Mannigfaltigkeit der Pflanzenwelt bewundert hat, und nun, einem der großen und weiten Dilu- vialthäler folgend; das norddeutsche Flachland durcheilt, wird stets den Eindruck ungewöhnlicher Monotonie erhalten. Kiefernwälder und Wiesen oder Heiden und Moore wechseln sich ab, nur selten treten mit Laubwald bestandene Abhänge und Schluchten an die Eisenbahnlinien heran. So eintönig das Gebiet aber bei oberflächlicher Betrachtung erscheint, so ändert doch die. Flora oft schon auf kurze Strecken in ganz erheblicher Weise ab. Nicht nur, daß gewisse Pflanzenformen in ganz bestimmten Strichen ihre Grenze er- reichen, auch die Vegetationsformationen, die ein Characteristicum einer Gegend ausmachen, die weiten Länderstrichen ihr Gepräge geben, fehlen schon nach einigen Meilen Entfernung in typischer Ausbildung vollständig oder finden sich doch nur ganz sporadisch und in. kleinem Umfange, so daß der Ge- sammtcharacter der Gegend durch sie nicht mehr wesentlich beeinflußt erscheint. Bei der ursprünglich so gleichförmigen Gestaltung der Bodenverhältnisse des norddeutschen Flachlandes, auf dem wir, wenige sehr localisirte Aus- nahmefälle abgesehen, nur die diluvialen Formationen in dicken Decken aus- gebreitet finden, in verhältnißmäßig geringer Menge unterbrochen oder über- lagert von den Alluvionen der Flüsse und Seen, bei einer so übereinstimmenden Bodenzusammensetzung im Osten und Westen ist gerade unser heimatliches Norddeutschland besonders geeignet, die Bedingungen zu ermitteln, die der Verbreitung einer bestimmten Pflanzenart ein Ziel setzen, oder durch die eine characteristische Vegetationsformation hervorgerufen wird. Bei gebirgigem Terrain, bei häufigem Wechsel von Boden- und Gesteinsarten ist es sehr schwer, irgend welche Vegetationsbedingungen festzustellen, wegen der großen Zahl von Factoren, die ihren Einfluß auf die Flora geltend machen können, ohne daß wir im Stande sind, die Größe und Richtung dieses Einflusses auch nur annähernd zu schätzen. Anders im Flachlande, die klimatischen Factoren bleiben auf weite Strecken, unbedeutende Schwankungen abgerechnet, so gleichmäßig, daß sie uns ein werthvolles Material liefern können; dazu kommt, 45 daß die große Zahl der meteorologischen Stationen uns ein getreues Bild der klimatischen Verhältnisse giebt. Bei meinen Studien über die Vegetationsverhältnisse der norddeutschen Heide hatte ich mir bereits die Frage vorgelegt, welche Gründe wohl die eigentümliche Thatsache erklären lassen, daß wir eine characteristische Heidevegetation, die offene Heide mit ihren ausgedehnten Moorflächen in großer Ausdehnung, so daß sie ein Characteristicum der Landschaft wird, nur in bestimmten Landstrichen vorfinden, daß sie in anderen, geologisch vollständig gleich gebauten Gebieten fehlt. Ich habe damals *) darauf hingewiesen, daß kaum andere als klimatische Gründe für eine solche Verteilung der Vege- tationsformationen maßgebend sein können, zumal eine größere Zahl von Pflanzen- arten das von bestimmten Vegetationsformationen eingenommene Gebiet be- wohnt und in ihrer geographischen Verbreitung nicht oder wenig darüber hinaus- geht. Es liegt hier auf der Hand, daß es dieselben Factoren sein müssen, die der Verbreitung der Vegetationsformationen ebenso wie der einzelnen Pflanzenarten eine Grenze setzen. Die hauptsächlichste dieser Pflanzengrenzen ist die der pontischen, d. h. der südöstlichen, und die der atlantischen, d. h. der nordwestlichen Pflanzen, deren Wohngebiete etwa in der Mitte des norddeutschen Flachlandes, besonders in der Gegend der Elbe und Oder, sich berühren. Es zeigt sich dabei die Eigenthümlichkeit, daß eine größere Anzahl Pflanzen nicht, dem nordöstlichen Verlauf der Grenze im südlichen und mittleren Theile des norddeutschen Flachlandes entsprechend, an der Ostsee etwa in Holstein oder Mecklenburg ihre Grenze erreichen, sondern an der Küste des Baltischen Meeres entlang noch eine mehr oder weniger weite Strecke ostwärts verbreitet sind. Bei meiner vor zwei Jahren im Juni und Juli 1895 im Aufträge des Westpreußischen Botanisch -Zoologischen Vereins aus- geführten Reise in die Kreise Putzig, Neustadt und Lauenburg i. P. glaubte ich, in dem von einer Anzahl characteristischer Pflanzen der atlantischen Florengemeinschaft bewohnten Küstenstriche die Bemerkung zu machen, daß eine nicht unerhebliche Menge, wenn nicht alle Vertreter der pontischen Florengemeinschaft, die im Binnenlande des ostdeutschen Flachlandes zu den häufigsten Erscheinungen gehören, im Nordwesten aber fehlen, oder doch zu den Seltenheiten gehören, auch hier eine mindestens sehr beschränkte Ver- breitung besitzen und zum Theil gar nicht beobachtet werden. In meinem Reise- bericht2) that ich der Beobachtung Erwähnung und gab eine Liste der be- treffenden Pflanzenarten, von denen ich annahm, daß sie, abweichend von ihrem sonstigen Vorkommen in Ostdeutschland, an der Küste entweder besonders häufig oder besonders selten auftreten resp. ganz fehlen. Ich war selbst- verständlich nicht der Meinung, daß die in der Liste niedergelegten Be- obachtungen über die Verbreitung und das Auftreten der einzelnen Arten !) Studien über die norddeutsche Heide. A. a. 0. — Naturw. Wochenschrift. 1896. S. 156 ff. -) A, a. 0. 299-315. 3 46 in allen einzelnen Th eilen in dem fraglichen Landstriche sich als ganz genau bestätigen würden, dazu ist die Zahl zu groß, wiewohl bisher keine Wiederlegung einer Angabe stattgefunden hat, sondern ich wollte an der Haud des gesammelten positiven Materials die ins Auge fallende floristische Eigen- thümlichkeit des betreffenden Gebietes klar legen. Gewißheit über jeden einzelnen Punkt können nur langjährige Beobachtungen an Ort und Stelle geben, nicht aber irgendwelche Erwägungen und Anschauungen über die Verbreitung der einen oder der anderen Art. Meine diesjährige Reise, die sich über die ganze Provinz Westpreußen erstreckte, hat meine Vermuthungen voll und ganz bestätigt. Es scheint mir zweifellos festzustehen, daß das Gros der pon- tischen Flora die Ostseeküste meidet und besonders in dem von den atlantischen Pflanzen bewohnten Küstenstriche fehlt oder in derselben Weise spärlich verbreitet ist, wie wir sie für den Nord- westen unseres Vaterlandes kennen1). Um die Flora zu gliedern, d. h. die wichtigsten und liervortretendsten Vegetationsformationen in ihrem Vorkommen und ihren Lebensbedingungen zu beschreiben, scheint es rathsam, jede characteristische Formation einzeln zu behandeln und ihre Ausbildung in den einzelnen Gebietstheilen darzulegen, und dabei besonders die Abweichungen in der Pflanzenzusammensetzung zu constatiren. — Bereits a. a. 0. habe ich auseinandergesetzt, daß es mir zweifellos erscheint, daß die Ausbildung der Formationen nahrstoffarmer Böden durch klimatische Einflüsse, durch die Auslaugung des Bodens in regen- reichen Landstrichen, durch die feuchten Frühjahrs- und Herbstzeiten, durch einen wärmeren Winter bedingt wird. Es scheint deshalb angemessen, die Eintheilung der Formationen in solche, in denen das im Boden sich be- wegende Wasser einen hohen (etwa über 10 bis 15 Theile auf 100000), und in solche, in denen es einen sehr niedrigen (meist 1 bis 3 [bis 5] Theile auf 100000) Gehalt an gelösten zur Nahrung dienenden Stoffen enthält. Und es würde sich für die hier in Betracht kommenden Formationen etwa folgendes System ergeben. A. Formationen nährstoffreicher Wässer. A. oline Anreicherung von Chlornatrium, tierischen Excretionsstoffen etc, I. Trocken. a. Zeitweise völlig ausdörrend; meist flach oder sanft gewellt Oedland, Steppenland. b. Stets einen gewissen Grad von Feuchtigkeit behaltend; meist sehr abschüssig .... Pontische Hügel (Diluvialabhänge). II. Mäßig feucht (Wälder). a. Boden kalkreich, Mergel; meist auf bewegtem Terrain Buche (seltener Fichte). l) Vgl. auch Scholz, Josef B., Vegetationsverhältnisse des preussischen Weichselgeländes. Mittheilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst. XI. Heft. 1896. S. 115 ff. 4 47 b. Boden kalkarm, sandig. 1. zeitweise trockener werdend (vgl. unten) (Kiefer, Birke.) 2. stets mäßig feucht, seltener zeitweise naß Eiche, Fichte (seltener Birke). III. Naß. a. ohne Anstauung des Wassers und ohne übermäßige Anreicherung von liumosen Säuren 1 . ohne zeitweise Ueberschwemmung durch strömendes Wasser Erlenbruch. 2. Zeitweise durch strömendes Wasser (und Eisgang) überschwemmt Wiese. b. durch Anstauung des Wassers, übermäßige Anreicherung von liumosen Säuren Griinlandmoor, saure Wiesen. IV. Wasser. Landseen, Teiche, Flüsse, (Bäche), Wiesengräben. B. mit Anreicherung von Chlornatrium. I. trocken Stranddünen1). II. feucht ........ Salzwiesen, Strandwiesen. III. naß Salzsümpfe. C. mit Anreicherung thierischer Excretionsstoffe etc. Segetal- und Ruderalstellen. B. Formationen nahrstoffarmer Wässer, a. sehr trocken Sandfelder. b. mäßig trocken 1. ohne Ortsteinbildung oder sehr dicke Bleisandschichten (vgl. oben) Kiefer, Birke. 2. mit Ortsteinbildung oder sehr dicken Bleisandschichten offene Heide. c. naß Heidemoor. d Wasser Heideseen, Heidetümpel. Formationen nährstoffreicher Wässer. Wo die Oberfläche der Diluvialhügel in verhältnißmäßig regen- armen Gebieten noch nicht durch die niedersickernden Atmosphärilien ihres Kalkgehaltes und damit des Gehaltes an Nährsalzen beraubt ist, wo durch starke Regengüsse oder von Hügeln herabfließende Rinnsale seitlich von den Abhängen Erde herabgeführt und dadurch jungfräulicher i) Die Formationen der Stranddünen enthält zwar einen nicht sehr nährstoffreichen Boden, wird aber, solange noch die ursprüngliche Vegetation tiefwurzelnder Pflanzen vorhanden ist, hierhergerechnet werden müssen. An den verheideten Stellen ist mit dem Salzgehalt auch noch eine nicht unbeträchtliche Menge von Nährsalzen ausgelaugt. 4 h Boden bloßgelegt worden ist, finden wir die Formationeil reicher Wässer ausgebildet. Das im Boden sich bewegende und das aus den Niederschlägen einsickernde Wasser löst eine große Menge von Salzen etc., so daß die Pflanzen, die das so mit Nährstoffen beladene Wasser mit ihren Wurzeln aufnehmen, im Stande sind, eine große Menge von Stoff, von organischen Substanzen, im Laufe einer Vegetationsperiode zu erzeugen. Es müßten alle Localitäten, an denen der Nährstoffgehalt des Bodens hoch genug ist, eine intensive Stoff- production zu gestatten, mit dichten Wäldern bedeckt sein, wenn nicht an- dere Factoren hinzutreten würden, die den Bäumen ein Gedeihen unmöglich machen und so Platz schaffen für andere Vegetationsformationen. In der Provinz Westpreußen finden wir die Formationen nahrstofflialtiger Böden hauptsächlich auf den großen diluvialen Kämpen ausgeprägt, die meist weit und breit mit üppigen Feldern bedeckt erscheinen; dazwischen dehnen sich oft ausgedehnte Waldungen an den Ufern der Flüsse und der Weichsel und auf dem Schwemmlande aus, welches den Mündungen der Weichsel und Nogat vorgelagert ist. Am characteristichsten tritt der Nahrstoffreichthum hervor auf der Höhe, die zum größten Theile vom Kreise Karthaus und dem süd- lichsten Theile des Kreises Neustadt eingenommen wird, und demnächst in dem nördlich von Elbing bis an die ostpreußische Grenze sich ausdehnenden Diluvialplateau. Oedland, Steppenland. Die oberen Kuppen der Diluvialhügel, die zwischen zwei in das Plateau eingeschnittenen Thälern stehen gebliebenen Kämme, zeigen nicht selten einen ziemlich hohen Grad von Trockenheit. Sie trocknen in gewissen Jahren mit langen Dürreperioden so stark aus, daß jede Baum- und Strauchvegetation aufhören muß; die etwa sich entwickelnden Bäumchen werden, wenn sie nicht schon als kleine Sämlinge von der alljährlich zumeist im Mai oder Juni wiederkehrenden regenlosen Zeit vernichtet werden, von den sicher in Zwischenräumen von wenigen Jahren eintretenden längeren Dürreperioden getötet, und nicht selten sieht man die Reste 3- bis 5 -jähriger Sträucher abgestorben auf dem kahlen Felde. Auch dem Landwirthe bringt ein solches Terrain, dem nichts als das nöthige Wasser fehlt, keinen Gewinn, und man sieht daher solche Strecken gewöhnlich tot und ungenützt liegen; die dürrsten von ihnen sind nicht einmal zur Weide für die genügsamen Schafe zu verwenden. Der ohnehin schon trockene, sandige oder lehmige Boden, dem jede merkliche Spur von Feuchtigkeit fehlt, wird durch die un- gehindert eindringende Sonne in sehr starkem Maße erhitzt und zeigt so während des Sommers ein trostloses Bild. Abweichend von den trockensten Formationen des nahrstoffarmen Bodens finden wir gewöhnlich keine Flechten, keinen Moosrasen auf der dürren Fläche, nur wenige siphonogame Gewächse können ihr Dasein fristen; in den kurzen Regenperioden vermögen sie ihr jährliches Wachstum zu vollenden und stehen in der übrigen Zeit abgestorben da, nur die ausdauernden Arten bleiben in ihren unterirdischen Theilen er- halten. In Westpreußen ist diese Formation verhältnißmäßig noch wenig 6 49 vertreten; je weiter wir nach Süd-Osten in das europäische Binnenland ein dringen, desto häufiger und ausgedehnter tritt sie uns entgegen; nach der Küste zu verliert sie sich fast vollständig, und auf den an das Meer heran- tretenden Diluvialhöhen sieht man sie kaum mehr ausgebildet. Ich sah sie in größerer Ausdehnung nur in der Nähe des Bahnhofs Terespol. Als Cha- racterpflanzen einer solchen Formation im Biunenlande können Stupa capillata , Poa compressa, die oft fast allein vorherrscht, Aera praecox , Dianthus prolifer , Palcaria sioides , seltener Stupa pennata, Chondrilla juncea und Aera caryophyllea angesehen werden. Es macht sich die eigentümliche Erscheinung mehrfach geltend, daß Weingaertneria canescens, jenes bedürfnißloseste der Gräser auf dem fliegenden Sandboden der dürrsten Heide, diese Steppenformationen zu meiden scheint. Denn ich beobachtete z. B. auf den Flächen bei Terespol, wie von einem etwas höher gelegenen, trockenen, sandigen Hügel, der mit typischer Heideflora und dichtem Bestände von Weingaertneria bedeckt war, augenscheinlich die Samen dieser Art in großer Zahl auf das Oedland herab- geweht waren; dieselben waren gekeimt, hatten kleine Büschel erzeugt, waren aber in der Trockenperiode dieses Jahres sämmtlich zu Grunde gegangen, ebenso einige CaZ/wrcrt-Pflänzchen, während die Exemplare auf dem noch etwas höher gelegenen heidigen Terrain sich am Leben erhalten hatten. Der Grund für diese Erscheinung liegt wohl augenscheinlich in der starken Erhitzung der Boden- oberfläche, die wenigstens an dem Tage, an dem ich das Terrain besuchte, auf dem wenig höher gelegenen, aus ausgelaugtem, losem Sande bestehenden heidigen Hügel bei weitem nicht das Maß erreichte, wie auf dem mit zahl- reichen Geschieben gespickten, bedeutend festeren Sande. Es erhielten sich hier nur solche Pflanzen, die nicht wie die Heidepflanzen mit zahllosen kleinen und feinen Wurzeln die oberen Bodenschichten durchsetzen, sondern die während einer Regenperiode mit einer oder doch verhältnißmäßig wenigen langen Wurzel in die Tiefe eindringen und so etwas mehr gegen die Dürre und Hitze der oberen Bodenschicht geschützt erscheinen. Aus diesem Grunde erscheint auch Oenothera biennis recht geeignet, solche Stellen zu besiedeln. An der oben erwähnten Oertlichkeit bei Terespol fand sich ein ziemlich ausge- dehnter, allerdings sehr lockerer Bestand dieses amerikanischen Ankömmlings; zwischen der Oenothera fanden sich nur sehr zerstreut Scleranthus perennis , Potentilla cinerea , Erodium cicutarium, Viola tricolor mit sehr kleinen, fast weißen Blüten, Veronica rer na, Convolvulus arvensis , Filago minima und Achillea Millefolium in sehr verkümmerten Exemplaren. An den Steilufern der Weichsel finden wir an den oberen Kanten ganz ähnlich ausgebildete Formationen1). Mit dem zunehmenden Grade von Feuchtigkeit finden sich sofort andere Pflanzen ein, und da die Formation meist auf mäßig bewegtem Terrain ausgebildet ist, sind es besonders die Baumarten, die selbst noch bei ziemlich geringer Feuchtigkeit vereinzelt und schließlich mehr oder weniger dicht sich ansiedeln und zu einem Walde heran wachsen. x) Vgl. darüber auch Scholz, a. a. 0. S. 99 ff. 4 50 Pontische Hügel. Mit dem Namen der „pontischen Hügel“ bezeichnet man eine Formation, die ebenso characteristisch ist für die klimatischen Eigen thümlichkeiten des Wohngebietes der politischen Flora, wie sie durch ihre Zusammensetzung aus meist typisch politischen Pflanzen eigenartig und für den Botaniker interessant erscheint. Zur typischen Ausbildung der For- mation gehört unbedingt ein relativ regenarmes Gebiet, in dem jedoch Zeiten mit heftigen Regengüssen nicht fehlen. Durch die Rinnsale, Bäche und Flüsse, die sich in die Diluvialplateaus einwaschen, werden auf beiden Seiten steile Abhänge geschaffen, von denen hin und wieder durch Regenrinnen etc. größere oder kleinere Mengen des anstehenden Bodens zu Thal geführt werden. Die Regenmenge darf jedoch nicht so stark sein, daß sie, wie das meist im nordwestlichen Deutschland der Fall ist, die Abhänge durch die starke Erosion abflacht, d. h. ihnen ihre Steilheit nimmt. Ein pontischer Hügel darf nie ein großes Maß von Steilheit verlieren, weil sonst bei den günstigen Vegetationsbedingungen, die er im allgemeinen darbietet, die Bäume sich dauernd auf ihm ansiedeln würden und aus der offenen oder buschigen For- mation bald eine waldige werden würde, wie wir das oft zu beobachten Ge- legenheit haben, sobald die Abflachung einen bestimmten Grad erreicht. Ein weiterer Factor, der die Ausbildung dieser Formation begünstigt, ist wohl der Wind, der ungehindert über die kahlen Flächen dahinweht und die an dem steilen Abhang nur an einer Seite eingewurzelten, mechanisch also denk- bar ungünstigst befestigten Bäumchen umwirft und vernichtet, eine Arbeit, die ihm noch erleichtert wird durch das alljährlich erfolgende Herunterspülen von Bodenpartikelchen, wodurch unter der Ansatzstelle jedes Baumes eine deutliche Höhlung entsteht, während über der Ansatzstelle eine größere oder geringere Ansammlung von Erde stattfindet. Dem Baum wird eine in der Jugend noch vorhandene Stütze genommen. — Man sieht deshalb an den steilen Abhängen der pontischen Hügel nicht selten umgestürzte oder an der Wurzel abgebrochene, wohl richtiger gesagt, abgedrehte Bäume. Die Formation der pontischen Hügel ist in Westpreußen recht verbreitet, abgesehen von der Flora der Steilufer der Weichsel, deren Schilderung ich wohl nicht zu wiederholen brauche, da sie häufig beschrieben und auch von Scholz1) eingehend behandelt worden sind. An solchen Orten, wo die Vege- tationsdecke, soweit bei dem lichten Bestände der Gräser und Stauden von einer solchen die Rede sein kann, von einem starken Regenguß herunter- geschwemmt ist, und jungfräulicher Boden zu Tage tritt, findet sich zuerst eine Flora ein, die lebhaft in ihrer Zusammensetzung an die unserer Aecker oder unserer Ruderalstellen erinnert. So traf ich bei Dt. Krone in der Nähe des Klotzow-Forstes am großen Radun-See einen mit einer Neigung von etwa 15° nach Südosten gelegenen Abhang, an dem brauner, mergelhaltiger, sandiger Lehm abgespült war, und der erst in diesem Jahre sich mit Pflanzen besiedelt i) a. a. 0. S. 99 ff. 6i hatte. Herr Oberlehrer Dr. Abraham, der mich in liebenswürdiger Weise in der Umgebung von Dt. Krone führte, und ich notirten hier folgende Pflanzenarten: Equisetum arvense , Phragmites communis (wenig), Agrostis Spica venti (viel), Bromus secalinus , Triticum repens (vereinzelt), Rumex crispus , Holosteum umbellatum , Arenaria serpyllifolia , Cerastium triviale, Scleranthus annuus, Ranunculus repens , Papaver Argemone, P. Rhoeas , Medicago lupulina , Viola tricolor , Anagallis arvensis , Convolvulus arvensis , Veronica arvensis, Lithospermum arvense, Myosotis hispida, Anthemis tinctoria, Chrysanthemum inodorum, Matricaria Cliamomilla , Achillea Millefolium, Cirsium arvense , Sonchus arvensis, Centaurea Cyanus, Taraxacum officinale, Crepis tectorum ; kurz eine in jeder Beziehung an unsere Ruderal- und Segetalflora erinnernde Pflanzengesellschaft. An den Stellen indeß, wo der Boden unverletzt ge- blieben war, wo sich in langer Reihe von Jahren die pontische Flora unge- stört entwickeln konnte, fanden sich Gebüsche von Crataegus monogyna und ganz vereinzelt Corylus Avellana. Die Vegetationsbedingungen unterschieden sich in nichts von denen der eben beschriebenen benachbarten Localität, der Boden war derselbe, nur daß die Neigung eine steilere geblieben war und zwischen 45 und 60° schwankte. Die Flora der vorbeschriebenen abgespülten Stelle ging ganz allmählich in die des typischen pontischen Hügels über. Wir notirten hier Tliuidium tamariscinum, Hypnum splendens, Equisetum arvense, Alopecurus pratensis, Poa pratensis, Calamagrostis Epigea, Festuca rubra, Brachypodium pinnatum (am unteren Theile nicht blühend), Anthericus ramosus (viel), Dianthus prolifer, D. Carthusianorum, Sedum, mite (viel), Agrimonia Eupatoria, Medicago lupulina, Astragalus glyciphyllus , Hypericum perforatum, Euonymus europaeus, Pimpinella Saxifraga, Thymus Chamaeclrys, Calamintha Acinos, Linaria vulgaris , Veronica spicata, Galium verum , Artemisia vulgaris, Helichrysum arenarium, Solidago Virga aurea , Centaurea Scabiosa , C. panniculata, Hieracium Pilosella. Am oberen, sehr steilen Theile des Ab- hanges kamen noch hinzu Dactylis glomerata, Phleum pratense, Poa compressa var., Populus tremula (strauchartig), Potentilla argentea, Trifolium arvense, Plantago lanceolata, Scabiosa Columbaria. Aehnlich zusammengesetzte Formationen finden sich in großer Menge; bei Schwetz war ein jungbesiedelter sandiger und mergeliger Abhang (etwa 20° westwärts geneigt) mit einem dichten Bestände von Cliondrilla juncea bewachsen, dazwischen hauptsächlich Koehleria glauca und Silene tatarica in Menge. Wegen des Vorkommens von Car ex humilis 9 der bisher weder in der Provinz Westpreußen noch in Posen beobachtet worden ist, war ein niedriger Diluvialabhang, südlich von Schloppe im Kreise Dt. Krone, zwischen dem Dorfe Trebbin und der Colonie Bevilsthal, interessant. Hier treten kleine mit Kiefern bestandene Hügel in einiger Entfernung westlich von der Chaussee an schmale eingeschnittene Wiesenflächen (ehemalige Seebecken?) heran; Carex humilis wuchs hier in Gesellschaft von Poa pratensis, Agrostis Spica venti, Dianthus deltoides, D. Carthusianorum, D. arenarius, Potentilla 9 4* 52 cinerea, Rubus (sect. Corylifolii), Coronilla varia (sehr viel, überhaupt ist das stellenweise massenhafte Auftreten dieser Art im Kreise Dt. Krone sehr auf- fällig; ich sah sie sonst bisher nie bestandbildend), Medicago minima; Vicia hirsuta , Lathyrus silvestris (am Wege), Astragalus glyciphyllus, Euphorbia Cyparissias, Epilobium angustifolium, Pimpinella Saxifraga, Convolvulus ar- vensis, Verbascum nigrum, Galium Mollugo, Scabiosa Columbaria, Artemisia campestris, Carduus nutans x), Scorzonera humilis. Hochinteressant durch die reichhaltige Flora sind in der Nähe von Schönau, Kr. Schwetz, die pontischen Hügel am Ufer des Schwarz- wassers, welches sich ein verhältnißmäßig schmales Bett in die Diluvial- fläche eingewaschen hat und stellenweise unmittelbar unter der steilen Kante dahinströmt, von Zeit zu Zeit einige Stücke unterspült und so Bäume und Sträucher den Abhang hinuntergleiten läßt. Die Mehrzahl der Hügel liegt dort augenscheinlich, mit Ausnahme der alljährlich durch die Regenfälle herab- gespülten geringen Bodenmengen, seit längerer Zeit in Ruhe, auch ist die Steigung stellenweise bereits eine ziemlich geringe, oft nur etwa 20°, sie kann sich jedoch bis zu 60° steigern. . Am auffälligsten ist hier auf dem sandigen Diluvialmergel des Nordostabhanges ein kleiner Bestand von Hippophaes rhamnoides , von dem es wohl fraglich erscheinen muß, ob er hier als ursprünglich anzusehen ist; gepflanzt ist er schwerlich, wohl aber dürften die Samen durch Vögel etc. hergeschleppt sein. Weiterhin finden wir an Holzgewächsen besonders Prunus spinosa , auch in baumartigen Exemplaren, dann Populus tremula , Carpinus Betulus, Cornus mas; Salix fragilis (am Grunde) Rosa rubiginosa , Crataegus monogyna und Rubus (sect. Corylifolii). Von Stauden und Kräutern konnte ich notiren ' Thuidium tamariscinum, Equisetum arvense, Botrychium Lunaria, Poa compressa, Festuca rubra , F. ovina, Arena pratensis (viel), Carex hirta, Rumex Acetoselia, Humulus Lupulus, Arenaria serpyllifolia, Teesclalea nudicaulis, Pulsatilla pratensis (viel), Sedum reflexum , Potentilla cinerea , Fragaria collina , Agrimonia Eupatoria, Medicago falcata, Vicia hirsuta , V. Cracca , Coronilla caria, Trifolium alpestre , Hypericum per - foratum, Pastinaca sativa , Peucedanum Oreoselinum , Convolvulus arvensis, Echium vulgare, Thymus serpyllum, Linaria vulgaris, Pla7itago lanceolata, Galium Mollugo , G. verum, Scabiosa ochroleuca, Knautia arvensis , Jasione montana, Artemisia vulgaris, Erigeron acer, Achillea Millefolium, Senecio Jacob aea, Helichrysum arenarium , Cirsium arvense Carduus acanthoides, Solidago Virga aurea. Eine kurze Strecke nordwestlich von der soeben geschilderten Localität scheint die Formation jünger zu, sein, ein Baumwuchs fehlt auf !) Das Vorkommen dieser Art in augenscheinlich ursprünglichen Formationen in West- preußen erscheint recht bemerkenswerth; denn wenn die Pflanze auch in der Mark Brandenburg keineswegs zu den Seltenheiten gehört, so ist sie doch fast ausschließlich an Ruderalstellen im weiteren Sinne gebunden. Nicht so im westpreußischen Binnenlande ; ich beobachtete sie mehrfach auf pontischen Hügeln und in Wäldern, in großen Mengen z. B. im Walde nördlich der Försterei Brahthal zwischen Tuehel und Krone a Br. io 53 der etwa 50° ostwärts geneigten Fläche, nur niedriges Gesträuch ist zu sehen, an ganz jungen Stellen bricht nur Tussilago Farfara hervor, an den anderen beobachtet man Weber a nutans \ Bryum argenteum , Amblystegium serpens , Arena pratensis , Koehleria glauca (viel), Festuca ovina , Populus tremula , Betula alba, Arenaria serpyllifolia, Cerastivm semidecandrum , Sedum reflexum , S. acre, Astragalus arenarius , Trifolium arvense , Medicago lupulina , Androsaces septen- trionale (in Menge), Thymus Serpyllum, Calamintha Acinos, Artemisia vulgaris , Achillea Millefolium, Tussilago Farfara , Hieracium Pilosella. Bei den letzterwähnten Formationen machen wir bereits die Bemerkung, daß sich in ihnen eine Reihe von Elementen findet, die lebhaft an die Flora unserer Laubwälder erinnern, und es kann auch nicht Wunder nehmen, wenn diese Anklänge, besonders an nicht allzusehr der Sonne ausgesetzten Orten, mehr und mehr zunehmen, da ja eben, wie am Anfang betont wurde, nur äußere Verhältnisse, besonders die geringe Stabilität des Bodens, die Be- waldung der pontischen Hügel verhindern und somit die pontischen Hügel als die den Laubwäldern nächstverwandte Formation anzusehen sind. Die Mehrzahl unserer Baumarten finden wir auf dem guten Boden der pontischen Hügel gedeihend, sehen sie aber meist nicht über die Strauchform hinaus kommen. Bei Pelplin, Kreis Dirschau, wuchsen an einem sehr steil nach Norden abfallenden, aus grobsändigem Mergel bestehenden Abhange Pinus silvestris (vereinzelt als Baum), Ulmus campestris , Carpinus Betulus , Corylus Avellana , Quercus pedunculata , Populus tremula , Crataegus monoguna , Prunus spinosa , Tilia parvifolia) (auch baumartig), Euonymus europaeus ; dazwischen dieselbe Flora, wie wir sie bei Schönau konstatiren konnten, ohne Pulsatilla und Scabiosa ochroleuca. Am Fuße ging die Formation in ein nasses Erlen- bruch über. Die größte Aehnlichkeit mit der Flora der Laubwälder zeigte ein sehr steiler, lehmiger, augenscheinlich nicht bewaldet gewesener, buschiger Nord- Abhang an der Brahe im Kreise Tuchei bei Pillamühl, zwischen Tuchei und Krone a. Br. Hier fanden sich zwischen Weiß- und Rothbuchengestrüpp Car ex digitata , Ribes alpinum, Ulmaria Filipendula, Lathyrus montanus, Salvia pratensis , Calamintha Clinopodium) Lonicera Xylosteum, Phyteuma spicatum, Anthemis tinctoria. Wälder nährstoffreicher Böden. Zur Erzeugung eines Waldes gehört zwar immer ein nicht nahrstoffarmer Boden, da er doch immerhin die Bestandtheile in sich bergen muß, die nothwendig sind, eine so hohe Stolfproduction zu gestatten, wie sie ein Waldbestand bedingt. Aber es erscheint nicht immer nöthig, daß auch die oberen Bodenschichten, die für die Entwickelung der krautartigen Pflanzen von Bedeutung sind, nährstoffreich sind, da die mit ihren Wurzeln tief in das Erdreich dringenden Waldbäume oft in der Tiefe bessere Bodenarten treffen. Es wird aber trotzdem richtig erscheinen, vou Wäldern mit reichen und armen Böden zu sprechen, da ja während ihrer 11 54 Jugend die Waldbäume unter denselben Bedingungen zu leben gezwungen sind, wie die krautigen Arten, und so durch den Nahrstoffreichthum resp. die Nakrstoffarmut der obersten Bodenschichten die Auswahl getroffen wird, welcher der keimenden Baumarten später der Vorrang zukommen soll; eine Kiefer vermag auf armem Sandboden einige Jahre zu vegetiren, bis ihre Wurzeln eine größere Tiefe erreicht haben, nicht aber die Buche, und auf frischem Sandboden wachsen Eiche, Fichte und Hainbuche schneller heran als Kiefer und Buche und gewinnen so die Herrschaft. Wir können über diese Formationen schneller hinweg gehen; denn ihre Vegetation ist ziemlich einförmig und hängt, wie schon betont, meist von der Beschaffenheit der oberen Bodenschichten und nur in gewissem Grade von der Art des vorherrschenden Waldbaumes ab; so finden wir die Ckaracterpflanzen eines Buchenwaldes im Fichten- und Weißbuchen- oder im Eichenbestande wieder, sobald der Boden genügende Feuchtigkeit und Mergelgehalt zeigt. Trotzdem zeigt der Buchenwald stets ein anderes Bild als der aus anderen Laubhölzern bestehende, wird man mir einwerfen Das ist richtig und hängt mit der Art und Weise des Blattwechsels und mit der Dichtigkeit der Beschattung zusammen. Weiß- und Rothbuche verhalten sich in dieser Beziehung fast völlig gleichartig, sie belauben sich spät im Frühjahr, bilden im Sommer ein äußerst dichtes Blätterdach und bedecken den Boden stets mit einer hohen Schicht abgestorbenen Laubes. Wir finden deshalb in den Buchenwaldungen bei weitem vorwiegend Arten, die sich schnell im Frühjahr entwickeln, ihre Vegetationsperiode rasch durchlaufen und mit Beginn des Sommers, wenn das Blätterdach dicht geworden ist und sie beschattet werden, absterben oder, ohne erheblich zu wachsen, bis zum Herbst vegetiren. Ich brauche nur an den reichen Blumenflor unserer Buchenwälder im April und Mai zu erinnern, wo wir Anemone nemorosa und A. ranunculoides mit Hepatica oft weite Strecken überziehen sehen, dazwischen Carex digitata, C, montana, Adoxa Moschatellina , Chrysosplenium alternifolium an verhältniß- mäßig unauffälligen Pflanzen, dann wieder die schön blühenden Lathyrus vernus, Dentaria bulbifera, Pulmonaria officinalis , P. angustifolia und Phyteuma spicatum ; auch der Waldmeister, Asperula odorata , Lamium Galeobdolon 9 Neottia Nidus avis und zahlreiche andere Arten des Buchenwaldes blühen im Frühjahre. Vergleicht man mit diesem Blütenreichthum die Armut eines solchen Waldes im Sommer oder Herbst, wenn im Kiefernwalde noch alles grünt und blüht, so ist der Contrast recht auffällig. Die Hainbuche verhält sich, wie bemerkt, ganz ähnlich der Rothbuche, nur daß sie mit ärmeren Bodenarten, mit frischen Sandböden, die mergelarm oder auch bereits etwas ausgelaugt erscheinen, vorlieb nimmt; die abweichenden Bodenverhältnisse bedingen denn auch einige, wenn auch nur geringfügige Abweichungen in der Zusammensetzung der Flora, naturgemäß dann in der Richtung, daß die Vegetation Anklang an die der Kiefernwälder zeigt. Man findet hier erheblich häufiger als im Rothbuchenwalde Hypnum Schreberifi Thuidium tamariscinum , n 55 Equisetum hiemale , Juniperus communis , Sieglingia decumbens , Hmi flexuosa, Agrostis vulgaris , Festuca ovina, Potentilla silvestris , Rosa canina, Trifolium pratense , Tr. minus, Vaccinium Myrtillus Brunelia vulgaris , Ajuga reptans, Veronica Chamaedrys, V. officinalis, Achillea Millefolium, Solidago Virga aurea , Hieraemm Pilosella , H. murorum, H. boreale u. a. Arten, die man gewöhnt ist, im Kiefern- oder lichten Eichen walde anzutreffen. Allerdings zeigen sie unter Carpinus selten ein üppiges Gedeihen und finden sich nur vereinzelt im dichten Bestände vor, bewohnen aber gewöhnlich vorherrschend die Ränder des Waldes. Ein ganz anderes Bild gewährt der Fichtenwald. Picea excelsa, die in Westpreußen nicht allzu häufig und nur im östlichsten Theil in aus- gedehnten reinen Beständen zu treffen ist, bevorzugt zweierlei Standorte, ent- weder an Abhängen, mit der Weiß-, seltener mit der Rothbuche gemischt, oft an ziemlich steilen Stellen, oder auf ebenem oder sanft gewelltem Boden; hier bevorzugt sie die Senkungen und feuchten Plätze, so daß der Wald oft geradezu sumpfig genannt werden kann. An solch niedrig gelegenen Stellen auf unseren Thalsandflächen bleiben die übrigen Baumarten, wenn sie dorthin verpflanzt werden, gewöhnlich krüppelhaft und kränkeln; der Erle und Buche ist der Boden gewöhnlich zu arm, der Eiche und Kiefer zu naß. Jedenfalls scheint die Fichte einen mäßig hohen Grundwasserstand in sandigem Boden zu ertragen. Die Flora der Fichtenwälder ist meist die denkbar ärmste. Dicht schließen die dachartig stehenden Zweige der Bäume aneinander; während des ganzen Jahres mit Blättern bekleidet, lassen sie keinen Sonnen- strahl auf den Boden herabdringen, und fortwährend fallen die Nadeln herab und bilden einen lockeren Schutt von Nadelresten, der gewöhnlich oben trocken ist und im Innern zahllosen Pilzfäden günstige Vegetationsbedingungen bietet. Hier können naturgemäß nur wenige höhere Pflanzen gedeihen, oft sieht man weit und breit keinen grünen Halm, oft nichts als vereinzelte Rasen von Oxalis Acetoselia. Im Herbst brechen zahllose Fruchtkörper von Hyme- nomyceten aus dem Boden hervor, dann ist die einzige Zeit gekommen, wo der Fichtenwald ein Interesse für den Botaniker bietet. Der Eichenwald zeigt in feuchten Lagen in der Zusammensetzung der Flora oft nicht geringe Aehn- lichkeit mit einem Buchenwalde, in den meisten Fällen jedoch auf flachem, frischem Sandboden erinnert die Flora mehr an die des Kiefernwaldes. Selten stehen die Eichen dicht an einander und bilden ein continuirliches Blätter- dach, meist sind schon die Kronen der einzelnen Bäume locker und unter- brochen. Es gelangt eine große Menge von Licht auf den Boden, mehr als in allen anderen Laubwäldern. Aus diesem Grunde und weil die Menge des alljährlich herabgeschütteten Laubes bei weitem nicht die Größe erreicht wie in den Buchenwäldern, bildet sich die für die Mehrzahl unserer Eichen- bestäude characteristische, dichte, wiesenartige Vegetationsdecke mit einer Prävalenz von Gräsern aus. Solche Eichenwaldungen kann man beispiels- weise bei Stranz im Kreise Dt. Krone in schöner Ausbildung beobachten. Eine bestimmte Formationsschilderung von Eichenwaldungen kann nur irre 13 56 führen, man beobachtet alle Uebergänge von der typischen Buchenwaldflora bis zur reinen Heide, je nach der Art der oberen Bodenschichten1). Am Schluß des vorigen Abschnittes sahen wir, wie die Formation der pontischen Hügel unmittelbar in die der feuchten Wälder übergeht, wir linden hier alle Abstufungen vom kahlen Hügel bis zum waldigen Abhang. Es wird jetzt vielleicht noch von Interesse sein, einige Formationen zu be- schreiben, die die Beihe vervollständigen helfen. Nördlich der Försterei Brahthal an der Brahe im Kreise Bromberg findet sich ein recht steiler Ost- Abhang aus sandigem Geschiebemergel, der mit dichtem Gestrüpp und niedrigen Bäumchen von Carpinus Betulus dicht bewachsen ist. Hier fanden sich Equisetum pratense Juniperus communis 9 Poa trivialis, Brachypodium pin- natum (sehr viel), Melica nutans } Cor ex digitata , Corylus Avellana , Asarum europaeum , Stellar ia Holostea (sehr viel), Hepatica triloba , Actaea spicata, Lathyrus vernus, Vicia silvatica , Aegopoclium Podagraria (sehr viel, stellenweise bestandbildend), Cornus sanguinea, Lamium Galeobdolon, Digitalis ambigua (viel), Galium Mollug o , G. boreale , Lonicera Xylosteum , Campanula rapuncu- loides, Solidago Virga aurea. An der oberen Kante des Abhanges zeigte sich der Boden stark ausgelaugt und demgemäß auf der Fläche des Plateaus eine Heideflora, deren Hauptbestand Arctostaphylos bildete. Characteristischer sind noch die beiden folgenden Formationen. Am Thal der Radaune südwestlich von Zuckau im Kreise Karthaus, nach Krug Babenthal zu, finden sich zahl- reiche politische Hügel, die oben auf dem Plateau in einen (später zu be- schreibenden) schönen, nur hin und wieder heidigen Kiefernhochwald über- gehen. Stellenweise zeigen diese Hügel nichts als vereinzelte niedrige Gar- pmws-Büsclie, die an anderen Orten höher werden und dichter zusammen- schließen, und schließlich an den sanfter geneigten Stellen dichte, obwohl niedrige Wälder bilden, die eine höchst interessante Flora beherbergen. An einer Stelle mit einer Neigung von 10° bis 40°, konnte ich folgende Arten aufzeichnen: Hypnum Schreberi, Hylocomium triquetrum , Amblystegium serpens . Thuidium tamariscinum , Mnium undulatum , Equisetum hiemale , Melica nutans , Carex digitata , Majanthemum bifolium , Polygonatum anceps , Paris quadrifolia , Lilium Martagon} Neottia Niclus avi s, Asarum europaeum , Corylus Avellana , Populus tremula, Hepatica triloba , Thalictrum silvaticum , Ranunculus lanugi - nosus , Actaea spicata , Aconitum variegatum , Ribes alpinum , Prunus Padus , Pirus communis , P. Aucuparia , Lathyrus vernus (viel), L. niger , Vicia silvatica , Mercurialis perennis , Oxalis Acetosella , Viola mirabilis , Daphne Mezer eum, Epilobium boreale , Aegopodium Podagraria , Bupleurum Ion gif o li um , Lamium Galeobdolon , Veronica montana , Pulmonaria officinalis , Lonicera Xylosteum , Viburnum Opulus. — Sehr artenreich sind die Mischwälder an den Abhängen in der sogenannten Dörbecker Schweiz, jener von tiefen Schluchten durchfurchten, wegen ihrer Naturschönheit weit berühmten Land- i) Vgl. Graebner ia Englers Botanischen Jahrbüchern, Bd. XX (1895)f S. 521 u. 544. U 57 schaft im Kreise Elbing. Hier bilden die Kiefer, die Weiß- und Rotlibuche und die Fichte gemischte Bestände; in einem solchen (auf 35° nach Süden geneigtem, schwach mergeligem Diluvialsand mit Geschieben), in dem Juniperus , Corylus Avellana, Crataegus mono gy na. Pirus Aucuparia , Rosa canina (f. parisiensis) und Rubus Bellardi das Unterholz bildeten, wuchsen folgende Pflanzen: Hypnum Schreberi, Hylocomium splendens , H . triquetrum , Thuidium tamariscinum, Aera ßexuosa, Sieglingia decumbens , Poa nemoralis, Agrostis vulgaris, Calamagrostis arundinacea , Brachypodium pinnatum , Festuca ovina (einzeln), Car ex digitata , C. flava , C. silvatica , Luzula pilosa , L. albida , Ranunculus repens , 7£. lanuginosus , 7ü. Anemone nemorosa} Potentilla silvestris , Fragaria vesca , Lathyrus vernus , L. niger , 7>. montanus , L. pratensis , Trifolium pratense , Tr. minus , Ffcm sepium , F. silvatica , Viola silvatica (eine großblättrige, in der Tracht U. mirabilis sehr ähnliche Form), Oxalis Acetoselia , Aegopodium Podagraria , Hedera Helix , Vaccinium Myrtillus , Lysimachia Nummulär ia, Ajuga reptams , Brunella vulgaris , Lamium Galeobdolon , Pulmonaria officinalis , Veronica Chamaedrys , F. officinalis , Campanula persicifolia , Phyteuma. spicatum) Achillea Millefolium , Solidago Virga aurea) Hieracium Pilosella , 77. mmorum, 77. boreale. — Auf einem feuchten, ausgefahrenen Waldwege bei dem soeben beschriebenen Abhange fand sich vereinzelt Cerastium glomeratum. Durch das Vorkommen von Luzula maxima ist ein Buchwald aus- gezeichnet, der von der neuen Chaussee zwischen Karthaus und Mirchau durchschnitten wird. Oestlich der Försterei Schwanau fand ich diese bisher für das nordöstliche Deutschland höchst zweifelhafte Art in einer kleinen Senkung des hohen, dort über 200. m über den Meerespiegel sich erhebenden Diluvialrückens in einiger Menge. Vor langen Jahren ist die Pflanze bereits von v. Homeyer u. A. aus Hinterpommern angegeben, wie ich nach- träglich von Herrn Professor Ascherson erfahre; man hat dieser Angabe aber keinen Glauben geschenkt, zumal da keine Exemplare in den Herbarien existiren. Auffällig bleibt immerhin, daß diese doch im höchsten Grade auf- fallende Pflanze nicht früher von den Botanikern aufgefunden worden ist, Möglicherweise ist dies so zu erklären, daß der vielleicht sehr eng begrenzte Standort früher deshalb nicht besucht worden ist, weil er von den damals die Gegend von Karthaus durchschneidenden Verkehrswegen weit entfernt war, in einem durch nichts ausgezeichneten Buchenwalde lag und erst jetzt durch die neue Chaussee, von der er etwa 7 bis 10 Minuten entfernt ist, er- schlossen ist. Bemerkenswerth ist ferner das Vorkommen von Silene dichotoma an mehreren Abhängen in den Buchenwaldungen nach Mirchau zu. Der Seltenheit des Vorkommens wegen sei hier noch eines kleineren eigenartigen Waldbestandes Erwähnung gethan. Bei Pröbbernau auf der Frischen Nehrung hat man anscheinend mit gutem Erfolge Pinus Strobus an- geschont. Der etwas hurnose Sandboden ist dicht mit Nadelresten bedeckt und zeigt eine ärmliche Flora, die lebhaft an die unserer Fichtenwaldungen 15 58 erinnert. Es wuchsen dort Polytrichum juniperinum , Pteridium aquilinum , Aspidium Filix mas , Brachypodium pinnatum , Majanthemum bifolium , Poly- gonum Convolvulus , Moehringia trinervia , Stellaria Holostea, Chelidonium maju8, Pirus Aucuparia , Rubus plicatus, R. Idaeus, R. (sect. Corylifolii ), Ge- ranium Robertianum , Vaccinium Myrtillus , Trientalis europaea. Die nassen Formationen der Niederungen. Unter diesem Namen wird man diejenigen Formationen zusammenfassen können, die stets oder doch zumeist einen hohen Feuchtigkeitsgehalt des Bodens besitzen und, was wohl die Haupt- sache ist, deren Boden zeitweise bei hohem Wasserstande regelmäßig überschwemmt wird, und zwar von einem Wasser, welches nicht arm an ge- lösten Salzen etc. sein darf. Unter den hierher gehörigen Formationen fallen ohne Weiteres zwei in allen Theilen verschiedene Gruppen auf und zwar diejenigen, in denen die Bodendecke, soweit sie vorhanden, vorwiegend aus Gräsern, oder soweit sie vorwiegend aus Seggen gebildet wird. Die beiden Formationsgruppen sind, wo sie typisch ausgebildet sind, grundverschieden. Die ersteren, zu denen Erlenbrücher und Wiesen gehören, und zu denen man noch die Vegetationsformation der Uferflora rechnen kann, besitzen einen frischen, guten Boden, während sich der Boden der Grünlandmoore durch eine übermäßige Anreicherung von humosen Säuren auszeichnet. Es kommt dieser Unterschied dadurch zu Stande, daß das den Boden durchsetzende Wasser bei den ersteren häufig oder forwährend erneuert wird, während die letzteren sich in abflußlosen oder nahezu abflußlosen Becken ausbilden; in dem stagnirenden Wasser faulen die Pflanzenreste, und die Humussäuren sammeln sich so in großen Mengen an. Erlenbrücher und Wiesen bilden sich als natürliche Formationen fast nur in den Niederungen größerer oder kleinerer Wasserläufe, seltener in ver- wachsenen Seebecken, und zwar die ersteren an Orten, an denen das den Boden zeitweise überfluthende Wasser beim Ab- und Zufließen keine reißende Gewalt mehr besitzt; besonders darf natürlich der jährliche Eisgang die Fläche nicht mehr treffen, da sonst an Baumwuchs nicht gedacht werden kann. Die Wiesen dagegen finden sich nur an solchen Orten (als natürliche Formation), die all- jährlich, womöglich mehrmals, von fließendem Wasser überfluthet werden. Sobald der Strom indessen so stark ist, daß der Boden alljährlich verletzt, die Oberfläche vom Wasser verändert wird, kann es auch zu einer Wiesen- bildung nicht mehr kommen, und wir erhalten kahle, nur dünnbewachsenc Schlick- oder Sandflächen, deren Flora bei den Landseeen und Flüssen be- haudelt wird. Die Flora der Erlenbrücher ist im Ganzen eine wenig characteristische. Wir finden die größte Mehrzahl der Characterpflanzen der nassen Buchen- und Eichenwaldungen oder besser der feuchten Senkungen in diesen Wäldern wieder, ln ausgedehnten Brüchern ist die Flora außerdem gewöhnlich sehr arm, oft trifft man an recht typisch ausgebildeten Stellen nichts als ein un- durchdringliches Gewirr von Hopfen und dazwischen Urtica dioeca in großen 16 59 Massen, den Rand macht dann gewöhnlich ein Kranz von einem Rubus (sect. Corylifolii) unpassirbar. Auf den Stubben der abgestorbenen Bäume finden sich Circaea alpina und Trientalis europaea. Nicht selten tritt auch Calamagrostis lanceolata in großen Massen auf. Interessante Pflanzen beherbergt ein typisches Erlenbruch selten, nur hin und wieder Glyceria nemoralis (Dörbecker Schweiz, Kr. Elbing). Meist finden wir in Westpreußen die Erlen allerdings nicht in ausgedehnten Beständen angesiedelt, wenn mir auch solche zu Gesicht gekommen sind, z. B. zwischen Tuchei und Krone a. Br. mehr- fach. — Auch die „guten“ Wiesen bieten dem Botaniker meist sehr wenig Bemerkenswerthes, man findet auf ihnen selten etwas, was allgemeineres Interesse beansprucht. Bei weitem interessanter sind die künstlich zu Wiesen umgestalteten Moore. Dadurch daß man den Mooren Abfluß schafft und so durch dieWegführungder überschüssigen Humussäuren und durch die Verhinderung von übermäßiger Neubildung derselben neue Vegetationsbedingungen für die nützlichen Gräser herstellt, läßt man eine Wiese erstehen, deren Bewaldung durch die regelmäßige Mahd verhindert wird. So waren auf einer solchen Wiese in der Umgebung von Schloppe (nach Dralmow zu), auf der Torf ge- stochen wurde, einige Wasserlöcher fast vollständig erfüllt von Utricularia neglecta. Außerdem konnte ich mit Herrn LehrerKRAUSE, der mich freundlichst in der Umgegend von Schloppe führte, folgende Pflanzen constatiren. Hypnum cuspidatum , Mnium sp., S p arg anium diversifolium (in großer Menge in einem Graben, jedoch nicht blühend; bei oberflächlicher Betrachtung voll- ständig Sp. minimum gleichend), Sp. minimum, Potamogeton gramineus , P. natans , P. compressus , Elodea canadensis , Stratiotes Aloides, Agrostis vul- garis, Anthoxanthum odoratum , Poa pratensis , Alopecurus pratensis , Phragmites communis , Carex rostrata , Lemna minor , L. trisulca , Juncus lamprocarpus , Salix aurita , Stellaria glauca, Nymphaea candida, Potentilla palustris , Viola palustris , Hydrocotyle vulgaris , Berula augustifolia , Cicuta virosa , Myriophyllum verticillatum , Hottonia palustris , Cuscuta Epithymum '), Utricularia vulgaris , U, intermeclia* 2). Eine Formation, die unter ganz ähnlichen Verhältnissen entsteht, wie die Wiese, ist die der Uferbüsche. In Deutschland findet man eine solche Formation kaum ursprünglich in großer Ausdehnung, man hat die Flüsse regulirt, Buhnen gebaut, und zum Schutze und zur Befestigung des Bodens Weidenpflanzungen von oft ungeheurem Umfange (z. B. bei Sch wetz) angelegt. Anders in Rußland; schon in geringer Entfernung von der Grenze, wo die Weichsel gänzlich unregulirt in ihrem Bett fließt und an den Seiten deut- liche Terrassenbildungen erkennen läßt, sieht man auf der obersten Terrasse, !) Das massenhafte Auftreten dieser Art in diesem Jahre erscheint äußerst bemerkens- werth, oft erschienen ganze Wiesen wie übersponuen. Herr Noebel, Administrator auf dem benachbarten Salm, versicherte mich, daß die Pflanze in früheren Jahren nur sporadisch auf- getreten sei. 2) Ich beobachtete sie auch in Wiesengräben am Salmer Küchensee. 17 60 auf der sich bereits hin und wieder einige Bäume, besonders Pappeln (auch Silberpappeln) zu behaupten vermögen, innerhalb des Ueberschwemmungs- gebietes oft undurchdringlich dichtes niedriges Gestrüpp, meist von Prunus spinosa gebildet. Man wird diese Formation der der Kämpen zurechnen müssen (vgl. Scholz a. a. 0. p. 30), sie ist ein Zwischending zwischen einem Walde und einer Wiese, gewissermaßen eine Strauchwiese; die Sträucher schließen mit ihren Aesten fest zusammen und bilden so in ähnlicher Weise eine dichte Decke wie die im Boden kriechenden Gräser. Durch das all- jährlich steigende Wasser mit Eisgang können die Sträucher sich nicht über die durchschnittliche Höhe des Überschwemmungswasserspiegels erheben. — Die Flora stimmt zumeist mit der unserer buschigen Flußwiesen überein, zeigt jedoch gewisse an die Ruderalflora erinnernde Bestandtheile. In einem solchen dichten, aus Prunus spinosa gebildeten Bestände, in der Nähe des russischen Badeortes Cichocinek, Gouv. Warschau, konnte ich folgende Flora constatiren: Poa pratensis , Calamagrostis epigea, C. litorea, Agrostis vulgaris, Triticum repens , Asparagus officinalis, Humulus Lupulus, Urtica dioeca, Salix purpur ea, S. amygdalina , Cucubalus baccifer (viel), Arabis arenosa (meist violett blühend), Ribes rubrum, Rubus dumetorum, Rosa rubiginosa, Vicia tetrasperma V. Gracca, Lythrum Salicaria, Oenothera biennis , Eryngium planum, Ileracleum sibiricum, Cornus sanguinea (viel), Convolvulus sepium , Cuscuta europaea (auf Urtica, Humulus etc.), Cuscuta Gronovii (auf Aster und Salix), Myosotis inter- media, Verbascum Blattaria , V. nigrum , Linaria vulgaris, Veronica latifolia, Galium Mollug o, Petasites tomentosus (viel), Artemisia Absynthium, A. cam- pestris, Chrysanthemitm vulgare (viel), Achillea Mülefolium, A. cartilaginea, Senecio sarracenicus , Aster salicifolius , Erigeron annuus (viel), Cirsium arvense, Carduus acanthoides, Lappa macrosperma. Wiesen- oder Grünlandmoore, ausgezeichnet durch das Vorherrschen von Sauergräsern, finden sich in Westpreußen in ziemlich großer Zahl, allerdings meist in geringer Ausdehnung, da die größeren Flächen fast alle durch Ent- wässerung nutzbar gemacht sein dürften. In der Filehner Forst finden wir noch zahlreichere solcher Brücher, die den Stempel ursprünglicher Vegetation an sich tragen, — Die Flora der typischen Grünlandmoore ist stets sehr monoton, große Massen einer häufigen Car ex- Art, besonders C. stricta, da- zwischen oft C. Gooclenoughii, C. panicea , C. gracilis und C. acutifornis bilden dichte Bestände, und nur hin und wieder sieht man einige Uferpflanzen zwischen ihnen aufkommen. Interessanter werden diese Moore, sobald der Gehalt an humosen Säuren ein nicht allzu hoher ist und auch anderen Pflanzenarten das Gedeihen ge- stattet; so wird man z. B. ein Moor mit schwarzem, schmierigem Torfboden, welches in der Nähe der Danziger Bucht bei Neufähr gelegen ist, den Grün- landmooren zurechnen müssen, obgleich bereits ein Anklang an die Vegetation der Heidemoore nicht zu verkennen ist und eine Anzahl von Baumarten, wenn auch nur strauchartig, darauf gedeihen. Ich notirte hier folgende Arten: 18 61 Equisetum artense , E. hiemale , E. limosum, Pinus silvestris, Poa pratensis, Agrostis alba) Calamagrostis epigea, Phragmites communis, Car ex panniculata (viel), C. acutiformis (sehr viel), C. panicea , C. vulgaris, Scirpus palustris , Juncus balticus , J. lamprocarpus, Iris Pseudacorus , Orchis coriophora, Salix alba, S. purpurea, S. viminalis, S. pomeranica, S. pentandra, Populus tremula , Betula alba , Ainus glutinosa, Potentilla anserina , Ononis spinosa, 0. hircina, Lathyrus pratensis , L. paluster, Vicia Cracca, Trifolium hybridum, Tr. minus , Geranium palustre, Oenothera biennis (am Rande), Erythraea linariifolia, Brunelia vulgaris , Alectorolophus major, Pedicularis palustris, Erigeron acre, Eupatorium cannabinum, Petasites tomentosus , Chrysanthemum Leucantliemum, Sonchus paludosus. Landseen, Teiche, Flüsse. Es erscheint zwar einigermaßen unnatürlich, diese Formationen von den vorigen zu trennen, wohl aber dürfte es zweck- mäßig sein, sie gesondert zu behandeln. Die Uferflora wird man nicht von der Flora der Gewässer trennen dürfen, da sie eine ganze Reihe von Pflanzen enthält, die während eines großen, vielleicht während des größten Theiles des Jahres als Wasserpflanzen leben und erst bei sinkendem Wasserstande, wenn das Gelände vom Wasser verlassen wird, zu Landpflanzen werden, z. B. Pilularia globulifera, Sparganium simplex, Sp. minimum , Juncus supinus, J. bufonius, Spergularia echinosperma, Limosella aquatica, Litorella uniflora , und viele andere. Die bei weitem größte Mehrzahl der Bewohner des Fluß- schlickes und austrocknender Teiche sind allerdings einjährige Arten, die erst bei Freiwerden des Bodens keimen, verhältnißmäßig sehr schnell heran- wachsen und binnen kurzer Zeit den kahlen Boden mit Vegetation bedecken. Die Flora der Landsee en Westpreußens ist von dem verstorbenen Professor Caspar y in eingehender Weise untersucht und in seinen Arbeiten beschrieben worden. Auffällig war mir die große Armuth an interessanten, die Ränder der Seeen bewohnenden Arten Sehr häufig findet man in West- preußen, besonders in den Kreisen Dt. Krone, Karthaus u. a. Seeen *), deren Ufer von weißem Sande oder von Kies, sehr oft mit zerstreuten Steinen, bedeckt ist; hin und wieder kriecht ein Horst von Binsen oder Rohr bis ins Wasser. An solchen Stellen erwartet man eine Fülle interessanter Pflanzen, aber nichts davon ist zu finden; ich sah keine Elatine, keine Bulliarda u. a., nur bei Karthaus Ranunculus reptans und Callitriche autum - nalis, bei Schloppe Elisma natans und in KL Glöchensee Claclium Mariscus und Juncus obtusißorus. Ob der Grund in dem augenscheinlich oft und ziemlich stark schwankenden Wasserstande liegt, oder welches sonst die Ursachen sein mögen, muß dahin gestellt bleiben. — Am Rande des Krebsseees bei Trebbin unweit Schloppe, ebenso wie bei Sommersin beobachtete ich mit Typha latifolia auch T. glauca , jene etwas räthselhafte Form, von der noch x) Die Seeen des Kreises Putzig habe ich a. a. O. beschrieben, dieselben zeichnen sich vor den meisten binnenländischen vortheilhaft aus. 19 62 nicht feststeht, ob sie in allen Fällen aus einer Kreuzung unserer beiden Kohrkolben entstanden ist oder nicht. Auffällig ist die Pflanze stets durch ihre ungeheure Größe und die lebhaft graugrüne Farbe, außerdem durch die geringe Menge der Blutenstände. Im Herbarium ist sie oft schwer von T. latifolia zu unterscheiden, besitzt jedoch nicht selten Tragblättchen zwischen den Haaren des Blütenstandes (vgl. Ascherson und Graebner, Sypnosis d. Mitteleurop. Flora. I. p 278). Bei Sommersin fand sich zwischen dem Rohr eine sehr eigentümliche Form von Ranunculus sceleratus , auffällig deshalb, weil die Pflanze augenscheinlich perennirte. Die Blütentriebe waren schwächlich, meist nicht über 5 bis 20 cm aus niederliegendem Grunde auf- steigend. Die nicht blühenden Sprosse waren ebenfalls niederliegend, mit gestreckten Stengelgliedern, nicht rosettenartig, an den Knoten wurzelnd. Die Spitze, die ebenfalls festwurzelte, begann knollenartig anzuschwellen und dauerte so aus. (Auch in der Cultur!). An das oben beschriebene Terrain an der Weichsel bei Cicliocinek schloß sich in der Richtung nach dem Flusse zu eine erst im Frühjahr augeschwemmte Schlickablagerung, die außer mit zahllosen Weiden- und Pappelsämlingen mit folgenden, meist einjährigen Pflanzen bedeckt war: Moosanflüge (meist Funaria hygrometrica ), Juncus bvfonius , Polygonum aviculare, P. lapathifolium var. P. clanubiale , Rumex maritimus , R. ucranicus , R. crispus , Salsola Kali , Atriplex patulus, Chenopodium rubrum , Ch. hybrid um, Spergulavia echinos- perma1), neu für das Weichselgebiet, Sagina nodosa , Malachium aquaticum , Ranunculus sceleratus , Arabis arenosa (fast ausschließlich violett blühend), Raphanus Raphanistrum , Nasturtium silvestre, Sedum acre, Potentilla supina , P. nomcegica , Vicia Cracca , Medicago lupulina , Euphorbia Esula, Oenothera biennis , Anagallis arvensis , Linaria minor , Veronica arvensis , Limosella aquatica , Lappula Myosotis , Gnaphalium uliginosum , Erigeron canadensis , Fi. annuus (viel), Xanihium italicum , Cirsium arvense , Lappa macrosperma, Bidens tripar- itus, B . frondosus2), B, connatus2). — Tritt schon bei der Schilderung der Prunus spmosa-Dickichte an der unregulirten Weichsel die Anwesen- heit einer großen Zahl von nordamerikanischen Einwanderern in den Vorder- grund, so ist dies bei dieser letzten Formation noch auffälliger. Besonders die beiden Bielens- Arten, von denen B. connatus sicher schon seit 50 Jahren im nördlichen Deutschland wächst, von den Botanikern aber fast immer über- sehen wurde, und Erigeron annuus fallen sehr ins Auge. Mit dem Aster sali - cifolius , der in Polen verbreitet ist, hat sich auch die durch ihren schwefel- bis orangegelben Stengel und die großen weißen Blüten sehr ausgezeichnete Cuscuta Gronovii (Willd. Spec. plant.), die häufigste Art des atlantischen 0 Diese interessante Pflanze findet sich sicher auch abwärts der Weichsel und ist wohl nur übersehen. In der Tracht und einigen Merkmalen zwischen Sp. campestris und Sp. salina stehend, wächst sie an zeitweise überschwemmten Stellen im Schlick, meist mit Limosella . 2) Neu für Russland und Polen. Der letztere fand sich auch bei Schwetz (vgl. unten) und (mit B. tripartiius ) in Gräben vor dem Posthause in Lenzen im Kreise Elbing. 20 es Nordamerika, eingefunden. Schon vor mehreren Jahren beobachtete ich diese Art an der Elbe zwischen Arneburg und Hämerten, konnte sie aber nicht mit Sicherheit mit einer der bisher aus Europa bekannten Arten identificiren. Erst in diesem Jahre, als die Pflanze, die seit einigen Jahren im Berliner Botanischen Garten auf den aus Amerika eingeführten Astern auftrat, sich hier stark vermehrte, kam ich mit Hilfe des jetzt im Berliner Botanischen Museum arbeitenden amerikanischen Botanikers Mr. Bray auf die richtige Spur. Die Pflanze findet sich von den Standorten an der Elbe nicht selten in den Herbarien der dortigen Botaniker, jedoch stets als C. europaea , von der sie indessen durch die angegebenen Merkmale sofort zu unterscheiden ist; außerdem steht sie erst Ende Juli und Anfang August in voller Blüte, wenn C. europaea , schon sehr unansehnlich geworden, sich bereits im Fruchtzustande befindet. Einiges Interesse hatte noch die Flora eines flachen Altwassers auf der Schwetzer Kämpe, auf dessen Schlickboden ein fast reiner Bestand von Butomus umbellatus , eine durchaus nicht häufige Erscheinung, bemerkt wurde. Zwischen dem Butomus wuchsen vereinzelt Alisma Plantag o , Sagittaria sagitti- folia , Glyceria altissima , Oyperus fuscus , Polygonum lapathifolium var. P. danubiale, Limosella aquatica, Xanthium italicum (der an andern Stellen auf dem Schlick Bestände bildete), Petasites tomentosus , Bielens frondosus , B. tripartitus. Die Mehrzahl der kleineren Flüsse und Bäche in Westpreußen besitzt an ihren Ufern kein oder doch nur ein sehr geringes schlickiges Vorland, und, wenn es vorhanden ist, zeigt es zumeist eine recht uninteressante Flora. Meist jedoch treten die Wiesen, die zwar für den Landwirth, nicht aber für den Botaniker einen erfreulichen Anblick darbieten, dicht an das Wasser heran; nur selten findet man hier einige Pflanzen von Interesse, so am Plötzenfließ, das eine Strecke weit die Grenze zwischen dem Kreise Dt. Krone und dem brandenburgischen Kreise Arnswalde bildet, neben großen Mengen von Oryza clandestina kleinere Colonien von Limnanthemum Nymphaeoides , die hier eine Seltenheit ist, in den Mündungswässern der Weichsel in den Kreisen Danziger Niederung und Elbing aber zu den häufigsten Pflanzen ge- hört. An der Ferse bei Pelplin fällt die Häufigkeit von Archangelica offi - cinalis auf. Der verschieden hohe Nährstoffgehalt oder besser gesagt Gehalt an ge- lösten Salzen, fällt bei der Uferflora, wie bei den übrigen Formationen, stark ins Gewicht. Die bei weitem größte Mehrzahl aller Flüsse und Bäche nehmen in ihrem Lauf soviel Stoffe auf, daß ihr Wasser den nährstoffreichen Ge- wässern zugezählt werden muß; um so interessanter war es mir, ein Flüßchen kennen zu lernen, dessen Uferwiesen deutlich an Heideflora erinnerten. Es ist dies das Desselfließ bei Schloppe, dasselbe fließt durch aus armem Sand- boden bestehendes Gelände, und daher kommt wohl die eigenartige Erschei- nung zu Stande, daß man ein sehr nasses, sich wenig über das Niveau 21 64 des Flusses erhebendes, wiesenartiges Gelände trifft, welches zahlreiche Anklänge an die Heideflora zeigt und auf der Grenze zwischen den Formationen nährstoffreicher und denen nahrstoffarmer Gewässer steht. Oberhalb Schloppe, östlich des großen Teiches, finden wir folgende Flora: Sphagnum acutifolium (stellenweise alles überziehend), Polytrichum juniperinum , Aspidium Thelypteris , Pinus silvestris (Strauch), A nthoxanthum odoratum , Festuca ovina, Poa pratensis (wenig), Holcus lanatus , Gar ex. echinata , C. diandra , C. leporina , C. rostrata (nach oben zunehmend), C. Goodenoughii , C. acuti- formis , Eriophorum polystachyum (viel), E. angustifolium, Epipactis palustris , Salix aurita , Rumex Aceto sa, Polygonum Bistorta, Cerastium triviale , Coronaria Flos cuculi , Geum rivale , Drosera rotundifolia , Potentilla palustris , P. silvestris , Lotus uliginosus , Fi'o/a palustris Geranium pratense , Rhamnus Frangula , Menyanthes trifoliata (sehr viel), Mentha aquatica , Pedicularis palustris , Galium palustre, Cirsium palustre , Sonchus oleraceus. An den nicht passirbaren ins Wasser ragenden Vorsprüngen bei den zahlreichen Windungen des Flüßchens zeigte die Vegetation einen bisweilen mehr an die Wiesenflora erinnernden Character: es fanden sich dort: Equisetum limosum (viel), Po« pratensis , Carex acutifoliuS) C. graciliSj Scirpus palustris, Juncus ob tusiflorus (ziemlich viel)1), ylcorws Calamus 2), Rumex Byclrolapathum , Coronaria Flos cuculi , Cerastium triviale , Ranunculus Lingua , Caltha palustris , Lotus uliginosus , Cicuta virosa, Mentha aquatica (viel), Myosotis palustris , Galium uliginosum. Im ziemlich stark fließenden Wasser selbst bemerkte ich nur Cladophora spec., Spirogyra spec., Potamogeton natans, P. perfoliatus. Nuphar luteum , Sium latifolium. Seitwärts stieg das Terrain zuerst allmählich und dann plötzlicher auf. Die Flora des heidigen Abhanges und des Kiefernbestandes wird unten beschrieben werden. Salzstellen. Eigentliche Salzstellen kommen in Westpreußen nicht vor, nur an der Küste finden wir an den vom Meereswasser durchtränkten Stellen die bekannten cliaracteristischen Strandpflanzen. Es scheint, als ob der Vor- gang der Formationsbildung an der Küste sich so vollzieht, daß an den un- mittelbar vom Meereswasser berührten Stellen und den jüngeren Dünen, die noch aus salzhaltigem Sande bestehen, sich eine halophile Flora ansiedelt: die eigentliche Strandflora mit Salsola Kali , Honchenya peploides, Cakile mari- tima, Glaux maritima etc. unten am Strande, und Ammophila arenaria , Triticum qunceum , Salix pomeranica, Eryngium maritimum , Linaria Loeselii etc. auf den Dünen. Wenn dann durch niedersickernden Regen der Dünensand ausgewaschen und der Meeressalze beraubt ist, findet sich nach und nach eine andere Flora ein, und zwar, wenn Feuchtigkeit genug vorhanden ist, eine heidige. Nur so läßt es sich wohl erklären, daß oft dicht neben einer *) Die Häufigkeit dieser sonst doch meist recht, seltenen Art im südwestlichen Zipfel Westpreußens ist sehr bemerkenswerth. 2) Diese Art tritt in den von mir bereisten Gegenden Westpreußens bei weitemhäufiger und massenhafter auf als in der Provinz Brandenburg. 2? 65 mit den characteristischen Strandpflanzen dünn bewachsenen Düne eine andere, augenscheinlich ältere, mit Heideflora bedeckt» bis an’s offene Meer heranreicht; ich habe den Vorgang der Heidebildung auf den Dünen in Engler’s Botanischen Jahrbüchern XX. S. 504 ff. beschrieben. In unmittelbarer Nähe der Grenze Westpreußens liegt im Gouvernement Warschau bei dem Badeort Cichocinek eine Saline, in deren Nähe ein großes mit Salzpflanzen bedecktes Terrain sich findet. Auf feinem, aus humosem Thalsande gebildetem Boden beobachtete ich dort folgende Pflanzen: Triglochin maritima , Glyceria distans (viel), Agrostis vulgaris , Phragmites communis , Juncus Gerardi (viel), J. bufonius, Salicornia herbacea (sehr viel), Atriplex patula , Schoberia maritima , Polygonum ariculare , Spergularia salina , Trifolium fragiferum , Glaux maritima , Plantago maritima , Aster Tripolium\ am Bande Plantago media und Inula Britannica. Ruderalflora, SegetalfSora. Die Vegetation der Buderal- und die der Segetalstellen zeigt insofern eine weitgehende Aehnlichkeit, als es sich in beiden Fällen um eine Flora handelt, der die Existenzbedingungen erst durch künstliche von Menschen oder von Thieren hervorgebrachte Veränderungen der besiedelten Localität geschaffen werden. Wir haben bei der Vegetations- formation der Pontischen Hügel gesehen, daß schon die Verletzung des Bodens durch Herabschwemmen von Erdmassen im Stande ist, eine Pflanzen- gesellschaft entstehen zu lassen, die fast nur aus Elementen der Buderal- und Segetalflora zusammengesetzt ist. Kommt zu dieser Verletzung des Bodens noch eine künstliche Zufuhr von thierischen Excrementen oder anderen Düngungsstoffen, so findet eine weitere Bevorzugung der dungliebenden Buderal- und Segetalpflanzen statt, und schließlich an überdüngten Orten, an Stellen, an denen die Abwässer der Ställe etc. zusammenfließen, gedeihen nur noch wenige Exemplare von typischen Buderalpflanzen. Bei Schwetz sah ich an solcher Stelle Juncus bufonius , Lepidium rüder ale , Naturtium silvestre, Datura Stramonium , Xanthium Strumarium , Onopordon Acanthium, Pulicaria dysen- terica. Bei Cichocinek: Cannabis sativa , Datura Stramonium , Hyoscyamus niger) Dipsacus silvestris. Schon durch das regelmäßige Betreten wird eine Localität so verändert, daß sie den Character einer Buderstelle trägt. So zeigte ein sandiges Terrain bei Schleppe, welches an den nicht betretenen Stellen mit Elymus arenarius , Ammophila arenaria, Weingaertneria canescens , Aera flexuosa, Triodia decumbens , Astragalus arenarius , Viola arenaria , Tussilago Farfara, Petasites tomentosus und Helichrysum arenarium bewachsen war, an den häufig be- gangenen Wegen folgende Vegetation: Ceratodon purpureus , Funaria hygro- metrica, Festuca ovina , Bromus tectorum , Carex Jiirta , Rumex Acetosella , Cerastium semidecandrum , C. triviale , Ranunculus acer , Astragalus arenarius , Trifolium repens , Pimpinella Saxifraga, Daucus Carota , Anthriscus silvestris , Linaria vulgaris. Veronica Chamaedrys , Euphrasia Odontites , Anchusa officinalis , 23 5 66 Plantago lanceolata , P/. ramosa , Knautia arvensis, Artemisia campestris, Achillea Millefolium , Senecio vernalis , Hieracium tridentatum. Hier mag noch einer eigenartigen Formation Erwähnung gethan werden, die zu selten auftritt, um als eigene Abtheilung aufgeführt zu werden, und die sich nach der Zusammensetzung ihrer Flora hier sehr gut anreiht. Bei Salm, einem westlich von Schloppe im Kreise Dt. Krone gelegenen Gute, steht an einer Stelle, in der Nähe des sogenannten Salmer Küchensees, sehn ee weißer Wiesenkalk in ziemlich großer Mächtigkeit an. Die Festigkeit des bindigen Bodens läßt eine dichte Pflanzendecke nicht entstehen und Waldbäume nicht auikommen, wenngleich bei der genügend vorhandenen Feuchtigkeit sich die einzelnen Exemplare der vorhandenen Arten z. T. in großer Ueppigkeit ent- wickelt hatten. Ein sehr characteristisches Aussehen besitzt die Flora nicht ; nur Linaria minor und Campanula glomerata, und vielleicht noch Linum catharticum , zeigen das Vorhandensein von Kalk im Boden an, das Gros der Flora unterscheidet sich indessen nicht von der gewöhnlicher Ruderalstellen. Es bestärkt mich diese Erscheinung immer mehr in der schon mehrfach aus- gesprochenen Ansicht, daß der Kalkgehalt allein im Boden auf die Aus- bildung der Flora einen nennenswerten Einfluß kaum auszuüben vermag; wir haben überwiegend aus Kalk bestehende Böden, die typische Heide tragen, während die Mergelböden überaus productiv sind. Die Jurakalke besitzen fast stets eine reiche Flora, dagegen giebt es Muschelkalke mit denkbar ärmstem Boden und ärmlicher Flora. Es scheinen weit mehr die den verschiedenen Kalkböden in den meisten Fällen beigeraengten Nährsalze etc. zu sein, die aus dem leicht verwitternden Kalkgestein leichter frei werden als aus harten Graniten, die die Flora der Kalkböden zu einer oft so ausgezeichneten machen. Um die Uebereinstimmung der Flora des Salmer Wiesenkalkes (das fast ebene, nur stellenweise bis etwa 5° nach Süden geneigte Terrain liegt gänzlich ungenützt, an einer Stelle wird Kalk zum Brennen gebrochen) mit einer Ruderalflora zu zeigen, seien hier noch die beobachteten Pflanzen aufgezählt. Dicranella heteromalla, Equisetum arvense , Agrostis vulgaris , Phleum pratense , Briza media, Anthoxanthum odoratum , Bromus mollis , Dactylis glome- rata, Salix aurita , Ainus glutinosa (kleine Exemplare), Chenopodium album , Cerastium arvense , C. triviale , Arenaria serpyllifolia , Sinapis arvensis , Ranun - culus bulbosus , R. repens, Potentilla procumbens , Medicago lupulina , Anthyllis Vulneraria , Trifolium repens , Tr. pratense , Euphorbia helioscopia , Linum catharticum , Polygala vulgaris , Hypericum perforatum , Daucus Carota, Carum Carvi , Anagallis arvensis , Thymus Serpyllum , Euphrasia Odontites , Linaria minor , Ecliium vulgare , Plantago media , PL lanceolata , Galium Mollugo, G. verum , Sambucus nigra (junge Exemplare), Knautia arvensis } Scabiosa Columbaria , Campanula glomerata> Achillea Millefolium , Cirsium arvense , Carduus nutans , Taraxacum officinale , Eupatorium cannabinum) Chrysanthemum Leucanthemum , Hieracium Pilosella. 24 67 Formationen nahrstoffarmer Wässer, Wir haben bereits gesehen, daß die Formationen nahrstoffarmer Wässer von den im vorigen Abschnitt beschriebenen sich wesentlich durch die Armuth an löslichen Nährstoffen im Boden auszeiclmen, daß sie unter sich besonders durch den mehr oder minder hohen Feuchtigkeitsgehalt unterschieden sind. Am meisten entwickelt sind diese Formationen, die man im weiteren Sinne unter dem Namen der Heide zusammenfassen kann, in Westpreußen in den niedrigen Küstengebieten. In dem schmalen Küstenstreifen, in dem wir die Elemente der atlantischen Florengesellschaft finden, geben auch die heidigen Formationen, die ja auch cliaracteristisch für die unter dem Einfluß atlantischer Klimate stehenden Gebiete unseres norddeutschen Vaterlandes sind, der Gegend ein characteristisches Gepräge, besonders durch das Vorhandensein riesiger Heidemoore. Auch auf dem Diluvium in der Nähe des Meeres finden sich häufig Heiden, jedoch bei weitem nicht so zahlreich. Es ist noch einmal zu betonen, daß in dieser Gruppe solche Formationen zusammenzufassen sind, deren obere Bodenschichten zu arm sind, eine Formation mit stärkerer Stoffproduction zu tragen. Es ist damit durchaus nicht gesagt, daß in keinem Falle ein Waldbestand auf solchem Boden auf kommen kann, im Gegentheil, Kiefern- und Birkenbestände finden sich zumeist auf solchen Bodenarten; jedoch ist dabei die Vorbedingung, daß nicht allzutief unter der Oberfläche bessere, nicht ausgelaugte Böden liegen müssen. Die beiden erwähnten Bäume sind, wie schon hervorgehoben, imstande, bei ge- nügender Feuchtigkeit längere Zeit wie Heidepflanzen auf armem Boden als kleine Sträucher zu vegetiren, sie behalten diese Strauchform solange bei, bis ihre Wurzeln den besseren Boden erreicht haben, erst dann tritt eine Baumbildung ein. Auf ganz armem Boden, auf Mooren etc., wo zwar Feuchtig- keit genug vorhanden, eine bessere Bodenart für die Wurzeln aber nicht erreichbar ist, bleiben die Kiefern und Birken zeitlebens „Kussein“. Sandfelder. Die Formation der Sandfelder, wohl die ödeste und trost- loseste aller Formationen im norddeutschen Flachlande, die fast nichts trägt als vereinzelte Büsche von Weingaertneria canescens und hin und wieder Eropliila verna und Teesdalea nudicaulis, finden wir in Westpreußen glücklicherweise nirgends in großer Ausdehnung. Man sieht sie hin und wieder auf dem großen sandigen Terrain, das sich von der Brandenburgisclien Grenze bis über Dt. Krone hinaus ausdehnt, dann auch in der Gegend von Terespol und Laskowitz. Bei Terespol fand sich in einem solchen W eingaertneria-Bestande in einiger Menge Androsaces septentrionalis. Bei Schloppe wuchs auf solchem Terrain Silene tatarica mit Weingaertneria canescens, Aera flexuosa , Dianthus arenarius (viel), Helichrysum arenarium auf einem immerhin nicht völlig dürren Boden. Kiefernheide, Birkenheide. Auf den Diluvialplateaus der großen Landrücken in Westpreußen findet man nicht selten die Erscheinung, daß die obere Fläche in einer nicht allzudicken Schicht mit armem, ausgelaugtem Bleisande 25 68 bedeckt ist, daß aber bald darunter schon in 0,5 m Tiefe ein sehr guter sandiger Mergel ansteht. Die Bleisandschicht ist stark genug, aus der großen Zahl der dort keimenden Samen die Heidepflanzen zu bevorzugen und ihnen den Vorrang zu sichern. Eine große Zahl anderer Pflanzen vermag sich je- doch in dem Schatten der üppig gedeihenden Kiefern zu erhalten, und so bekommen wir hier ein sehr buntes Vegetationsbild. Bei den Formationen der pontischen Hügel und der Laubwälder haben wir einige Formationen aus der Umgebung von Zuckau im Radaunethal — nach Krug Babenthal, Kr. Kar- thaus, zu — betrachtet und darauf hingewiesen, daß das Plateau, an dessen Rändern wir die interessante Formation beobachteten, mit einem heidigen Kiefernhochwald bedeckt sei. Dieser Wald ist ein solcher, bei dem die tiefer in den Boden eindringenden Pflanzen sofort guten Boden fanden und sich deshalb üppig entwickelten. Es wird dies sogleich aus der Zusammensetzung der Flora erhellen: Hypnum Schreberi (viel), Hylocomium splendens , Juniperus communis (viel), Aera ßexuosa, Festuca ovina, Calamagrostis arundinacea , Agrostis vulgaris , Briza media, Melica nutans , Luzula pilosa, Polygonatum anceps, Con- vallaria majalis , Platanthera bifolia, Corylus Avellana (viel), Quercus pedun- culata} Stellaria Holostea, Dianthus Carthusianorum, Ranunculus polyanthemos , Rubus saxatilis, Potentilla silvestris , Fragaria vesca, Vicia sepium, V. Cracca, Trifolium montanum , Tr. repens (auf einem getretenen Wege), Lathyrus mon- tanus , Viola silvatica, Tilia parvifolia, Acer platanoides , Epilobium boreale , E. angustifolium , Daphne Mezereum, Pimpinella magna , Galluna vulgaris, Vac- cinium Myrtillus , V. Vitis idaea, Trientalis europaea, Thymus Serpyllum, Melampyrum pratense , Galium Mollug o , Scabiosa Columbaria (am Rande), Va- leriana officinalis (am Rande), Lonicera Xylosteum, Campanula persicifolia , Achillea Millefolium , Senecio vernalis, Solidago Virga aurea (am Rande), Hie - racium boreale. — Eine ganz ähnliche Erscheinung zeigt sich in der Karthäuser Forst, halbwegs nach Seeresen. Dort in einem Kiefernhochwald sehen wir große Mengen von Sphagnum und Polytrichum juniperinum, Aspidium spinu- losum} Pteridium aquilinum, Equisetum silvaticum, Aeraflexuosa, Salix Caprea , Populus tremula , Ainus glutinosa, Carpinus Betulus, Potentilla palustris, P. silvestris , Rubus Idaeus, R. Bellardii, Pirus Aucuparia, Lotus uliginosus, La- thyrus montanus, Rhamnus Frangula , Calluna vulgaris, Vaccinium Myrtillus und Ramischia secunda. Die Holzgewächse waren sämmtlich strauchig bis halbbaumartig. Sehr wechselnd ist das Bild, wenn man einen Kiefernhochwald durch- streift, der über die mannigfach gefaltete Oberfläche eines Diluvialplateaus sich ausdehnt. Mitunter erstreckt sich dieselbe Formation einen oder mehrere Kilometer weit, manchmal wechselt sie an kleinen Terrainwellen fast auf Schritt und Tritt. So zeigt der Kiefernwald, der sich zwischen Schloppe und Tütz im Kreise Dt. Krone ausdehnt, zuerst moosigen, dann be- grasten Boden mit Sempervivum soboliferum , Astragalus glyciphyllus, Ramischia secunda, Melampyrum pratense , dann bleibt er eine Strecke lang fast eben. 26 69 Hier fallen ebenso die Mengen von Sarothamnus ins Auge, wie das gänzliche Fehlen von Juniperus, die leichten Senkungen sind dicht überzogen mit Gras oder Vaccinium Myrtillus , dazwischen viel Polygonatum anceps und P. multi- florum. Die Kiefern werden niedriger und weniger üppig, da nimmt Calluna den herrschenden Platz ein. An grasigen Plätzen überzieht Car ex hirta oft dicht den Boden. In den Schluchten bemerken wir eine üppige Adlerfarn- vegetation und zahlreiche Wacholder, die jetzt auch wieder vereinzelt auf der Höhe stehen, dazwischen sehr viel Chimophila umbellata und Anthericus ramosus. An sandigen Rändern tritt Arctostaphylus in den Vordergrund, unter eingesprengten Eichen finden wir Thalictrum silvaticum , Geranium san - guineum und Cuscuta Epithymum. Außerdem Calamagrostis epigea , Convallaria majalis , Polygonatum multiflorum, Cirsium silvaticum und in ziemlicher Menge Lathyrus silvaticus. Weiter nördlich werden die Terrainwellen größer; auf der Höhe bemerkt man in dem ziemlich trockenen und öden Kiefernwalde Dianthus arenarius in ungezählten Exemplaren, in den Gründen dehnen sich stellenweise große Bestäude von Calamagrostis epigea aus, während an den Abhängen Dianthus Carthusianorum \ mit Sarothamnus scoparius und Calluna vulgaris stehen. In der Nähe des Schmalen Mehlgast-Sees erscheint der Boden stellenweise sehr arm, an einer Stelle sieht man zwischen Krüppel- kiefern fast nichts als Cladonien mit Hypnum Schreberi , am Abhang Arabis hirsuta und Centaurea rhenana. Vergleicht man die Schilderung dieses Waldes mit der folgenden der ganz ähnlichen Formationen in der Nähe der Küste, so fällt die Menge der pontischen Pflanzen auf, die sich an der Zusammensetzung auch der binnen- ländischen heidigen Formationen betheiligen. — Der soeben beschriebene Wald zeigt kaum irgend eine erhebliche Einmischung von Laubholz, einige Eichen und Ebereschen mit wenigen Birken sind in erwäknenswerthen Exem- plaren auzutreffen. In der Filehner Forst erscheint der Boden noch ärmer, hier sah ich nur Juniperus und Betula , zwischen denen in Menge Pteridium aquilium) Verbascum Thapsus, Jasione montana und Carlina vulgaris wuchsen. In den Dünen bei Wordel im Kreise Danziger Niederung in der Nähe des neuen Weichseldurchstichs, befindet sich ein interessanter feuchter Kiefern- hochwald, in dem dicht bei einander alle im Gebiete vorkommenden Pyrola- Arten wachsen. Auch hier ist der Boden noch befähigt, Laubhölzer als Unterholz gedeiheu zu lassen. Es wuchsen hier Hypnum Schreberi , Hylo~ comium splendens , H. triquetrum, Dicranum scoparium, Lycopodium annotinum, Aspidium Filix mas, Pteridium aquilinum, Poa pratensis, P. nemoralis, Aera ßexuosa, Calamagrostis arundinacea , Majanthemum bifolium (truppweise), Salix argentea, S. aurita) S. Caprea , Populus tremula , Ainus incana , A. gluti- nosa (wenig), Betula alba (auch baumartig), B. pubescens, Rumex Acetosa, Silene tatarica, Berberis vulgaris (in den Senkungen), Ranunculus repens , Pirus Aucuparia, Lotus corniculatus , Tilia parvifolia, Acer platanoides , Empetrum nigrum, Viola canina, Angelica officinalis, Heracleum sibiricum (einzeln), 2? 70 Calluna vulgaris, Vaccinium Vitis idaea, Ramischia secunda, Chimophila um - bellata, Pirola minor, P. rotundifolia, P. media, P. chlorantha, Lysimachia vulgaris, L. Nummularia , Melampyrum pratense , Veronica Chamaedrys , Galium Mollug o , Achillea Millefolium, Chrysanthemum vulgare , Antennaria dioeca, Hypochoeris radicata , Hieracium Pilosella , H. vulgatum , H. umbellatum. Südlich von Schloppe, Kreis Dt. Krone, dehnt sich ein Kiefernwald aus, der sich an die oben beschriebenen Flußwiesen des Desselfließes anschließt und mit ihnen durch einen heidigen Abhang mit Agrostis vulgaris (sehr viel), Sedum mite , Trifoliwn pratense, Rosa tomentosa} Calluna vulgaris, Armeria vulgaris, Plantago lanceolata, Galium verum) Knautia arvensis verbunden wird. Der Kiefernwald selbst steht auf augenscheinlich alten Binnendünen und be- sitzt deshalb einen sehr armen Boden, so daß die Kiefern stellenweise nicht über Zwergformen hinauszukommen scheinen. Unterholz fehlt fast ganz. Unter den Kiefernkussein findet sich an einem etwa 10° nach Osten geneigten trockenen Abhang folgende Flora: Cladonia rangiferina (viel), Hypnum Schreberi (einzelne Basen), Amblystegium serpens (wenig), Weingaertneria canescens (viel), Festuca ovina, Anthoxanthum odoratum , Car ex verna (Vill.), C. ericetorum , C. hirta , Cerastium semidecandrum , Potentilla collina , Astragalus arenarius, Viola canina , Armeria vulgaris , Thymus Serpyllum, Veronica verna, V. Chamaedrys , Galium Mollug o, Artemisia campestris, Hieracium Pilosella , H. vulgatum. Mit der Zunahme der Höhe und Dichtigkeit der Kiefern nimmt Cladonia ab, und das Moospolster wird dichter. Im Hochwalde bildet Hypnum Schreberi mit Hylocomium splendens einen dichten Teppich, und es kommen zu den oben genannten Arten noch hinzu Pteridium aquilinum, Lycopodium annotinum, L. complanatum} L. clavatum , Calamagrostis epigea, Rumex Acetoselia , Scleranthus perennis , Teesdalea nudicaulis , Rhamnus Frangula (vereinzelt), Vaccinium Myrtillus (viel), V. Vitis idaea , Armeria vulgaris , Senecio silvaticus , Hypochoeris radicata. Kiefernheide mit ähnlicher Flora finden wir im Binnenlande Westpreußens, besonders in den südlich gelegenen Theilen, in großer Zahl. Nicht selten, so zwischen Laskowitz und Pelplin, tritt in solchen verheidenden Wäldern Arctostaphylus Uva ursi in großer Menge auf, oft auch sehr viel Wacholder, so in der Nähe der Station Warlubien. In einigen Strecken des Sandlandes scheint die Mehrzahl der Kiefernbestände sich nicht über die Strauchform zu erheben, so zwischen Terespol und Laskowitz. Zwischen Tuchei und Krone a. Br. befindet sich eine ziemlich ausgedehnte Kiefernheide, die durch das häufige Vorkommen von Pulsatilla pratensis, P. patens und P. vernalis ausgezeichnet ist. Zwischen den drei Arten fand ich in der Grünfelder Forst im Kreise Bromberg die Bastarde P. vernalis X patens und P. vernalis X pratensis. An einem abgestorbenen Kiefernstamm ließ sich unter der Rinde das rosafarbene Mycel von Merulius lacrymans , dem Haus- schwamm, constatiren. 28 71 Offene Heide ist in Westpreußen zum Glück für den Landwirth und Forst- mann nur an verhältnißmäßig wenigen Orten entwickelt. In größerer Aus- dehnung und völlig kahl, fast ohne Baum und Strauch, nur hin und wieder eine niedrige halbvertrocknete Kiefer, sah ich die Heide nur im Kreise Dt. Krone, besonders in der Nähe von Harmelsdorf und Stranz, wo sich größere CaZfoma-Heiden finden, und bei Weichselthal unweit Schulitz, Kreis Bromberg, sowie östlich von Czernewitz im Kreise Thorn, einem unweit der russischen Grenze gelegenen Dorfe, wo sich Arctostaphylus Uva ursi als Be- stand bildende Pflanze über die weite Fläche ausgedehnt hat, nur hin und wieder einige GaZZwwa-Sträucher und dazwischen eine sehr ärmliche Flora; Festuca ovina (sehr viel), Aera flexuosa, Poa pratensis (wenig), Weingaertneria canescens , Gypsophila fastigiata und Dianthus arenarius waren fast ihre einzigen Begleiter. Ebenso ärmlich ist die Vegetation der Heide des Kreises Dt. Krone. Obgleich die Flächen dicht zusammenhängender Galluna- Bestände einen vielversprechenden Eindruck machen und in ihrem Aussehen ganz den Heiden des nordwestlichen Deutschlands gleichen, zeigt sich bei näherer Be- trachtung auch nicht eine interessantere Pflanze, außer vielleicht Dianthus are- narius ; von den in Nordwestdeutschland an solchen Orten wachsenden inter- essanten atlantischen Pflanzen ist keine Spur zu sehen. — Es sind hier augen- scheinlich im Boden alle Bedingungen für eine Heidevegetation vorhanden, dicke Lagen von Bleisand und stellenweise (bei Harmelsdorf) auch Ortstein, die die Waldbildung verhindern, aber außer Calluna scheint keine Art die Hitze und Trockenheit der sommerlichen Luft dieser Gegenden zu ertragen. Auch Calluna hatte in diesem Jahre nach der langen Dürreperiode stark ge- litten, der jährige Trieb war hier fast ausnahmslos vertrocknet, Juniperus und Pinus waren auf den Heiden in großer Zahl gänzlich abgestorben. In den übrigen Gebieten gehören Heideflächen zwar keineswegs zu den Seltenheiten, besitzen aber nur geringe Ausdehnung. Die Heiden am Strande, besonders in alten Dünenthälern entwickelt, weichen kaum von denen ab, wie ich sie aus Pommern beschrieben habe (vgl. Engler’s Botanische Jahrbücher, Band XX., S. 504, 528, 531), oft finden sich mehr oder weniger ausgedehnte Strecken, auf denen Calluna oder Empetrum herrschen. Etwas verschieden von dem Typus der Heide sind manche ziemlich dicht bewachsene, mit Gräsern und Calluna bestandene Stellen, die sich meist in unmittelbarer Nähe des Meeres finden, und in denen man die sonst nicht sehr häufige Erscheinung trifft, daß die typischen Dünenpflanzen sich mit den Heidepflanzen mischen. Hier beob- achtete ich Xanthoria parietina (sehr viel an den Holzresten und Zweigen), Hypnurn Schreberi , H. purum , Amblystegium serpens, Ceratodon purpureus , Pinus silvestris in niederliegenden Formen ’), Weingaertneria canescens (viel), Festuca 0 Die an der baltischen Küste so häufigen niederliegenden Formen der Kiefer scheinen z. Th. mehr zu sein als Standortsformen. Man beobachtet häufig Exemplare mit kräftigen, bis 20 cm langen, jährigen Trieben, die sich jedoch meist nicht über 3 bis höchstens 5 cm über den Boden erheben; die älteren Aeste, welche niederliegen, sind in den Sand eingeweht. Die ganze 29 72 rubra var. arenaria, Salix pomeranica , S. spec. (mit bereiften Zweigen, stark behaart), S. Caprea , Betula alba (Strauch), Sedum acre , Pirus Aucuparia (sehr niedrig), Anthyllis Vulneraria var. A. maritima, Calluna vulgaris (viel), Linaria Loeselii , Veronica Chamaedrys, Jasione montana (in den Senkungen sehr viel), Artemisia vulgaris, A. campestris (die silberigbehaarte Strandform), Hieracium umbellatum. An den Rändern an offenen Stellen herrschten Ammophila are- naria und A. baltica. Beginnende Heidebildung sieht man leider auch in Westpreußen nicht selten auf den Diluvialrücken mit besseren Böden, besonders in der Nähe der Küste; so bemerkt man z. B. in der Nähe von Panklau und Kadinen und in der sogenannten Dörbecker Schweiz, im Kreise Elbing, nicht allzu selten Stellen, an denen unter Laub- oder Nadelbäumen eine typische Heideflora herrscht und an denen augenscheinlich der Nachwuchs der jungen Baumsämlinge durch dicke Bleisandbildung erheblich gehemmt ist. So zeigte ein mäßig feuchter Abhang, der aus ausgelaugtem oberem Diluvialsande bestand und etwa 30° nach Süden geneigt war, einen dichten Bestand von Calluna und nur krüppel- hafte Exemplare von Kiefern, nur stellenweise baumartig, Roth- und Weiß- buchen, Birken und Eichen, in sehr lichtem Bestände. Dazwischen fanden sich Juniperus communis , Molinia coerulea, Agrostis vulgaris , Poa pratensisy Rubus plicatus (am Grunde), Knautia arvensis (vereinzelt), Galium Mollugo (ver- einzelt), Jasione montana, Achillea Millefolium (vereinzelt am Grunde), Soli- dago Virga aurea. Ueberall tritt die große Arten armuth der östlichen Heiden hervor. (Vgl. auch im Bericht über meine vorige Reise, a. a. 0. S. 302 ff., die Angaben über den Beginn der Heidebildung an der Küste). Heidemoor. Die Heidemoore finden sich weit zahlreicher in typischer Form entwickelt als die offenen Heiden. Wir sahen oben bereits, daß sogar einige Flusswiesen, wie die des Desselfließes deutliche Anklänge an die Vegetation der Heidemoore zeigen. Ein Analogon dazu ist ein Terrain bei Dt. Krone nördlich vom Großen Radun-See, welches ich in Begleitung des Herrn Oberlehrer Dr. Abraham besuchte. Ehemals Seealluviura, besteht der obere Boden vollständig aus Moostorf und ist trotz der zeitweise in ihm herr- schenden Nässe mit sehr viel Calluna bestanden. An Moosen wiegen kleine Formen von Sphagnum und Polytrichum juniperinum vor, dazwischen treten zahlreiche Cladonien (Cladonia pyxidata , CI. coccifera etc.) auf, hin und wieder kleine buschige Exemplare von Pinus silvestris und Betula alba. Zwischen den typischen Heidepflanzen findet sich auch eine größere Zahl von echten Wiesenbe- Pflanze, die einen dichten Busch oder Rasen darstellt, erscheint von der Tracht der Knieholz- kiefer in höheren Lagen. Die Zweige blühen und fruchten meist sehr reichlich. Die Zapfen sind klein, etwa 3 cm lang, meist dunkelviolett überlaufen, schief, auf der dem Zweige abge- wendeten Seite mit hakig herabgebogenen Apophysen versehen. Die Kümmerformen der gewöhn- lichen Kiefer, die nicht selten mit ihnen zusammenstehen, sind höher, spärlich und sparrig ver. zweigt, kurz gelb benadelt und besitzen ein krankhaftes Aussehen (die ,,Pommeranzenbäume*‘ der Lausitzer Bauern). 30 73 wohnern, so daß die Formation als eine Uebergangsformation anzusehen ist. Es wurden notirt Phragmites communis (vereinzelt), Triodia decumbens (viel), Molinia coerulea (viel), Briza media , Lolium perenne, Anthoxanthum odoratum , Avena elatior , Luzula campestris (vereinzelt), Salix repens var. S. rosmarinifolia , S. aurita , Arabis arenosa , Geum rivale , Ulmaria palustris (vereinzelt), Poten- tilla silvestris , P. anserina (vereinzelt), Rcia Cracca (verkümmert), Linum catharticum (vereinzelt), Pimpinella Saxifraga , Thymus Serpyllum, Galium Mollug o, Campanula rotundifolia (vereinzelt), Achillea Millefolium , Cirsium palustre , Centaurea austriaca , Hieracium Pilosella , i7. vulgatum. Auf einen ge- tretenen Wege stand in großer Menge Juncus tenuis mit Scirpus pauci- florus und CWe# Oederi. Allmählich wurde das Terrain grasiger, Molinia coerulea nahm die herrschende Stelle ein, und Calluna trat zurück. Hier fanden sich Juniperus communis (vereinzelt), Carex panicea , Rumex Acetosa , Parnassia palustris , Potentilla silvestris (sehr viel), palustris , Linum catharticum , Aegopodium Podagraria (vereinzelt), Brunella vulgaris , Alectorolo- phus major, Plantag o lanceolata , Valeriana dioeca , F. officinalis (vereinzelt), Chrysanthenum Leucanthemum. Nicht selten scheint es vorzukommen, daß sich ein wachsendes Heide- moor im Walde bildet. Ebenfalls bei Dt. Krone, in der Nähe des Bahnhofs Alte Eiche befindet sich im Birkenhochwald ein aus Sphagnum (Sph. cymbi - folium, Sph. acutifolium) und Polytrichum juniperinum gebildetes Heidemoor. Ledum bildet hier stellenweise Bestand, dazwischen wachsen Eriophorum vaginatum , Calluna vulgaris , Vaccinium Myrtillus , F. Fi'fa« Idaea , F Oxycoccos , F uliginosum , und am Fuße der Bäume Hypnum Schreberi , Amblystegium serpens , Climacium dendroides und Cladonien. Am etwas tiefer gelegenen Bande des Moores wuchsen Calamagrostis lan- ceolata, Glyceria fluitans y Carex vulgaris , C. rostrata (viel), Potentilla palustris (vereinzelt), Thysselinum palustre (vereinzelt), Naumburgia thyrsiflora , Veronica. scutellata (vereinzelt), Galium palustre. Eine ähnliche Flora zeigte ein Waldmoor in der Nähe von Krug Baben- thal an der Radaune im Kreise Karthaus, das ebenfalls aus Sphagnum (meist Sph. cymbifolium) und Polytrichum juniperinum zusammengesetzt war. Daselbst gediehen nur wenige Arten Psilocybe spec., Pinus silvestris (strauchig), Aera flexuosa , Eriophorum vaginatum (sehr viel), E. polystachyum , Drosera rotundi- folia (am Rande), Ledum palustre (viel), Rhamnus Frangula , Vaccinium Myr- tillus und F. Vitis idaea. Einiges Interesse beansprucht ein Heidemoor in der Nähe von Schloppe im Kreise Dt. Krone, das sogenannte Semmelchenbruch bei Salm. Dasselbe ist im Kiefernhochwald entstanden, und infolge der durch die Moorbildung herbei- geführten Versumpfung des Geländes sind die Kiefern zum Absterben gebracht und stehen nun als Leichen inmitten des Moores. Die Flora ist fast ebenso eintönig, wie die der beiden vorigen: Sphagnum cymbifolium , Sph. acutifolium , Paludella squarrosa, Polytrichum juniperinum , Aspidium spinulosum , Carex rostrata , 31 74 C. echinata, C. Gooclenoughii , C. diandra , C. leporina , Eriophorum vaginatum , E. polystachyum, Potentilla silvestris , Hydrocotyle vulgaris, Vaccinium Oxycoccus, V. Myrtillus , V. Vitis idaea, Ledum palustre, Andromeda poliifolia , Galluna vulgaris, Naumburgia thyrsiflora ; am Rande Nardus stricta , Aera flexuosa und Juncus conglomeratus. Vergleicht man die Zusammensetzung der Flora der hier beschriebenen Moore mit derjenigen der Kreise Putzig und Neustadt (vgl. meinen Bericht 1895), so fällt die große Armuth auch der binnenländischen Heidemoore sofort ins Auge. Es ist sehr auffällig, wie die Zahl von hochinteressanten, der atlan- tischen Flora eigenthümlichen Formen, die die Moore der hinterpommerschen Küste bewohnen, die westpreußische Küste bis zur Danziger Bucht begleiten und dann plötzlich fehlen. Auf meiner diesjährigen Reise habe ich mit einem großen Aufwand von Zeit die Küsten-Moore zwischen Danzig und Kahlberg abgesucht, aber außer Myrica , die sich noch vereinzelt in Pasewark findet, habe ich keine der noch bei Putzig so verbreiteten atlantischen Pflanzen beobachten können. Es kann diese scharfe Grenze lediglich klimatische Gründe haben, denn die Heidemoore sind in anscheinend gleicher Ausbildung hier wie dort vorhanden, tragen aber Östlich der Weichselmündung alle den gleichen Character, genau dieselben Pflanzen, wie die soeben beschriebenen; selbst Erica Tetralix scheint vollkommen zu fehlen. Heideseen und Heidetümpel habe ich auf der diesjährigen Reise außer einigen Wasserlöchern in den Heidemooren, die aber meist nichts enthielten als flutendes Sphagnum , nicht angetroffen, sie sind anscheinend auch nur in dem von atlantischen Pflanzen bewohnten Küstenstrich vertreten. Vgl. Sehr. Naturf. Ges. IX. Band, 1. Heft, 1895. S. 283, betr. die Heidetümpel bei Ostrau. 32 75 Anlage B. Die Brombeeren der Provinz Westpreußen, Dargestellt nach dem Herbariumsmaterial des Provinzial-Museums zu Danzig von Dr, med. Emst II. L. Krause. Nach fast zwanzigjähriger Beschäftigung mit den deutschen sowie auch ausländischen Brombeerformen bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Sectio Moriferi der Untergattung Eurubus1) der Gattung Rubus in Europa nur sieben Arten zählt, nämlich Rubus tomentosus 2), R. sanctus 3 4), R. discolor* ), R. bremon 5), R. Bellardii 6), R. caesius 7), R. aestivalis8) . Alle andern Formen sind durch Kreuzungen zwischen diesen Arten untereinander oder mit Rubus Idaeus entstanden. Jene sieben Arten sind systematisch gleichwerthig mit den allgemein anerkannten Arten. Die von mir 1893 in einer im Beiblatt zu Engler’s Botanischen Jahrbüchern veröffentlichten Synopsis prodromalis noch für Arten oder Unterarten gehaltenen R. thyrsoideus, R. Sprengelii , R. radula , R, rudis, R. foliosus und R. concolor halte ich jetzt auch für Bastarde, ebenso einen großen Theil der damals zu Rubus bremon gezogenen Formen. Da ich die Ausarbeitung einer „Neuen Synopsis der Europäischen und Nordamerikanischen Brombeeren“ wegen anderweiter Beschäftigung mehrfach unterbrechen mußte, nehme ich Gelegenheit, vorläufig eine Provinzialflora nach meinen jetzigen Anschauungen auszuarbeiten, und zwar diejenige von D Focke verlangt Eubatos, um die vox bybrida zu vermeiden, aber es kann unmöglich jedes Genus neben seinem lateinischen oder gar barbarischen Namen noch einen griechischen in Reserve haben. 2) Synonym: R. tomentosus Focke. 3) Syn. R. sanctus Focke. 4) Syn. R. ulmifolius Focke Synopsis. 5) Syn. R. vestitus Focke und R. villicaulis Focke ppt. (excl. der von mir in Prahl’s Kritischer Flora von Schleswig-Holstein unter var. ß vereinigten Formen sowie der ß insularis und mehrerer anderer). 3) Syn. R. Bellardii Focke. 7) Syn. R. caesius Focke. 8) Syn. R. plicatus und R. sulcatus Focke, R. fruticosus 0. Küntze, Reform deutscher Brombeeren. 76 Westpreußen1), für welche mir Herr Prof. Dr. Conwentz das in seiner Obhut befindliche Material in zuvorkommender und dankenswerther Weise zugänglich gemacht hat. Zur Nomenclatur bemerke ich: 1) Trivialnamen von Bastardformen sind stets durch beigefügtes „hybridus“ als solche kenntlich gemacht, — ich wünsche, daß „hybridus“ als Speciesname ausgemerzt wird. 2) Ein mit „semi“2) zu- sammengesetzter Speciesname bezeichnet einen Hybriden-Abkömmling dieser Specics, dessen andere Stammart nicht zu errathen ist, also Rubus semicaesius ist soviel wie R. caesius X ? Das Material des Westpreußischen Provinzial-Museums, soweit es inserirt ist, ist das nachstehend aufgezählte3). I Herbarium C. J. von Klinggraeff. Die Nomenclatur der Sammlung stimmt schon fast ganz überein mit H. von Klinggraeff, Versuch einer topographischen Flora der Provinz West- preußen. (Danzig 1880). Folgende Brombeer-Exemplare sind darin: 1. Rubus suberectus C. J. v. Klinggraeff Herb., im Allgemeinen zu R. suberectus Focke Synopsis Ruborum Germaniae gehörig. Nach meiner Ansicht H. aestivalis X Idaeus. 1) Neustadt, bei Rheda, Juli 71, 2) Danzig: Heiligenbrunnen am Waldrande, legit Klatt 24. 7., 3) Erlengebüsche im Lunauer Walde zwischen Paparczyn und Gadeszin (bei Kulm), legit G. Wacker, 16. 6. 61, 4) Marienwerder, im Walde von Neudörfchen bei Georgenberg, legit H. v. Klinggraeff, 17. 8. 74, 5) Elbing, im Walde hinter Dambitzen, Juni 72, 6) Lyck, im Torf- bruch unweit der Millucker Grenze in der Dollnitz, legit Sanio, 27. 6. 61, 7) Jodekrauder Moor bei Ruß in Preuß. Littauen, legit H. v. Klinggraeff, Juli 64. Das 2) Exemplar ist unvollständig und kann möglicherweise zu Rubus aestivalis m. gehören, alle anderen gehören zu R. suberectus Focke, wenngleich sie von dessen Beschreibung lin der Synopsis Ruborum Germaniae in Einzelheiten ab weichen. Das 1), 3) u. 5) Exemplar haben schlanke gelbe Stacheln, unterseits weichhaarige, etwas faltige Blättchen und nach der Blüte zurückgeschlagene Kelche. Die Staub- gefäße sind länger als die Griffel. No. 4 hat kurze und dünne 1) Meine „Elsässiscben Brombeerarten“ in den Mittheilungen der Philomathischen Gesell- schaft in Elsaß-Lothringen, Jahrgang V, Heft 2, sind später geschrieben. (Zusatz bei der Correctur.) 2) Griechiche Namen mit hemi zu bilden, halteich nicht für zweckmäßig; was dem Griechen recht wäre, wäre auch dem Deutschen billig, und es gäbe dann R. halberbremon. 3) Die in den für sich abgeschlossenen nachstehend unter I und II bearbeiteten Samm- lungen liegenden ostpreußischen Formen sind mit aufgezählt. 2 77 Stacheln, unterseits wenig behaarte Blättchen und zurückgeschlagene Kelche. No. 6 hat Stacheln wie 1, 3 u. 5 und auch faltige Blätt- chen, aber die Behaarung ihrer Unterseite ist wie bei 4. Die Kron- blätter sind kahl. No. 7 ist fast wehrlos, die Blättchen sind faltig und unterseits weichhaarig, die Kronblätter kahl, die Staubfäden länger als die Griffel. Die Formen stehen also dem R. suberectus var. sextus m. in Prahl’s Kritischer Flora von Schleswig-Holstein, II. Theil, näher als dem R. suberectus im engeren Sinne. 2. R. fruticosus C. J. v. Klinggraeff Herb, umfaßt drei zu trennende Formen : 2 a. zu Hubus aestivalis m. (Syn. R.plicatus und sulcatus Focke Synopsis) gehört ein Exemplar von der Kurischen Nehrung bei Schwarzort, legit Heidenreich, Juli 59. Der Blütenstand hat wenigblütige Zweige, die Blütenstielchen haben kurzgestielte Drüsen und zer- streute Stacheln. Die Kelche sind abstehend, die Staubgefäße so lang wie die Griffel, die Fruchtknoten behaart. Am Schößling sind die Stacheln sichelförmig, die Blätter fünfzählig mit sitzenden äußeren Blättchen. 2 b. zu Hubus aestivalis X Idaeus, und zwar zu dem Formenkreise, welcher in Focke’s Synopsis die Art R. fissus bildet, gehören drei Exemplare des R. fruticosus C. J. v K. Herb. 1) Danzig, bei Zoppot, Juli 68, 2) Stuhm, bei Montken, 3) Königsberg, bei Aweyden, 1829. Das 2) u. 3) Exemplar haben behaarte Kronblätter, am 1) fehlen sie. 2 c. Die dritte im Herb. C. J. v. K. zu R. fruticosus gelegte Form ist offen- bar ein Bastard von R. aestivalis und zwar muthmaßlich JR. aesti- valis X hybrid as Sprengelii. Die beiden hierher gehörigen Exemplare sind im August 58 auf der Frischen Nehrung bei Kahl- berg gesammelt. Die Schößlinge haben zahlreiche kräftige Stacheln, welche ziemlich breit und etwas krumm sind und ganz denen des am selben Standorte gesammelten R. Sprengelii gleichen. Die Blätter sind fünfzählig, die äußeren Blättchen gestielt. Die Blättchen sind unterseits weichhaarig, anfangs grau, dann grün, am Rande grob und scharf, fast einfach gesägt. Das Endblättchen ist am Grunde mehr oder weniger deutlich herzförmig, im ganzen rundlich mit aufgesetzter Spitze. Die Blütenstände sind umfangreich rispig, sowohl die Zweige als die Stielchen lang; grundständige Nebenzweige an den Blüten- standszweigen sind häufig. Das oberste Ende ist manchmal einfach traubig. Die Blütenstielchen sind einfach aufrecht behaart, zerstreut kurzdrüsig, mit wenigen starken Sichelstacheln. Die Kelche sind an Blüte und Frucht abstehend oder etwas aufgerichtet, die Kronblätter beiderseits behaart, die Staubfäden so lang oder etwas kürzer wie die Griffel, die Fruchtknoten zerstreut behaart, die Früchte gut entwickelt. 3 78 3. R. thyrsoideus C. J. v. Klinggraeff Herb, ist identisch mit R. Gra- bowskii m. in Prahl’s Kritischer Flora von Schleswig-Holstein, gehört nach meiner Ansicht zu den Hybriden zwischen B. aestivalis und bremon und tomentosus. Es liegen je zwei Exemplare von Danzig (hinter der Thalmühle bei Zoppot, Juli 47 und Juli 62) und Elbing (zwischen Vogelsang und Damerau, Juli und Sept. 60) vor. 4. R. Spreng elii C. J. v. Klinggraeff Herb, gehört zu der in Focke’s Synopsis unter diesem Namen beschriebenen Pflanze. Ich halte die Form für ein Kreuzungsproduct von B. aestivalis und Bellardii und bremon. Es liegen fünf Exemplare vor, alle von der Frischen Nehrung, zwei von Pröbbernau, drei von Kahlberg. Die Pröbbernauer Exemplare haben dicht sichelstachelige Blütenstielchen, das eine (legit Straube 1859) weicht durch kahle Fruchtknoten vom Typus der Rasse ab, auch das andere (August 58) hat nur vereinzelte Haare auf den Fruchtknoten. Die Kahlberger Exemplare haben ebenfalls stachel- reiche Blütenstielchen, doch sind deren Stacheln nur schwach ge- bogen. An zwei Exemplaren (Aug. 58 und Aug. 60) sind die Staub- fäden länger als die Griffel, was bei typischen Formen nie vorkommt. Die Fruchtknoten sind bei diesen behaart. Das dritte Exemplar (gleich- falls vom Aug. 58) fällt durch geringe Behaarung der Kronblätter und Fruchtknoten auf. 5. R. glandulosus C. J. v. Klinggraeff Herb, ist identisch mit B. Bellardii Focke Synopsis, welchen ich für eine gute Art halte. — 1) Rossen bei Braunsberg, legit Huebner 1839, 2) zwischen Stuhm und Riesenburg im Walde von Stangenberg, August 63, 3) Rehhöfer Forst bei Marien werder, legit H. v. Klinggraeff, 23. 8. 79, 4) Elbing, bei Vogelsang, August 54, 5) und 6) Danzig, bei Zoppot, Juli und August 47. Das 6) Exemplar hat bei deutlich kantigem Schößling seicht zwei- lappige Seitenblättchen. 6. R. villicaulis C. J. v. Klinggraeff Herb, gehört, selbst wenn man den Begriff R. villicaulis sehr weit ausdehnt, nicht zu diesem, sondern nach FoCKE’seher Nomenclatur1) zu R. pyramidalis. Ich halte die eigenthümliche Pflanze für ein komplicirtes Kreuzungsproduct, an dessen Erzeugung jedenfalls R. Bellardii und eine Art mit zurück- geschlagenen Kelchen, wahrscheinlich aber eine Mehrzahl von Arten, betheiligt sind. Von den Arten mit zurückgeschlagenen Kelchen ist vielleicht nie ein reines Exemplar bis Westpreußen gelangt. Von ihren 9 Wie spätere Exemplare zeigen, hat Focke selbst die Form einmal für R. villicaulis erklärt, entweder hat er ungenügendes Material erhalten oder er hat es ungenau besehen oder er hat zur Zeit jener Bestimmung den Namen R. villicaulis anders gebraucht, als in seiner Synopsis Ruborum Germaniae. 4 79 Kreuzungsproducten sind Rubi hybridi thyrsoidei und radulae am verbreitetsten, beide sind muthmaßlicb Tomentosus- und Bremon- Abkömmlinge. Die Behaarung des Schößlings und Bewehrung des Blütenzweigs des R. villicaulis C. J. v. K. Herb, weist entschieden auf R. bremon, welcher außer in R. hybridus thyrsoideus und radula muthmaßlich auch in R. hybridus Sprengelii steckt. Außer R. Bellardii und bremon verräth sich an der in Rede stehenden Pflanze keine Stammart durch positive Merkmale. Jtubus semi- (Bellardii X bremon ) ist also zunächst die einzig mögliche Be- stimmung. Die vorliegenden drei Exemplare stammen von Kahlberg auf der Frischen Nehrung, wo sie im Juli und August 1858 gesammelt sind. Die Schößlinge sind undeutlich kantig, behaart, anfangs außerdem an den Kanten sternfilzig, sie sind reich an sitzenden Drüsen. Die Stacheln sind an einigen Schößlingen aus dicker Basis plötzlich ver- jüngt mit kurzer, krummer Spitze, an anderen jedoch mehr allmählich verjüngt. Stachelborsten finden sich vereinzelt. Die Blätter sind fünfzählig mit deutlich gestielten äußeren Blättchen, die Blättchen grob unregelmäßig gesägt, oben fast kahl, unten anfangs weiß, später graufilzig. Das Endblättchen ist herzförmig-rundlich mit un- deutlich abgesetzter, ziemlich langer Spitze. Die Blütenzweige sind zottig-filzig, stieldrüsig mit zerstreuten, starken, etwas krummen Stacheln. Die unteren Blätter haben eingeschnittene Blättchen. Die Blüten- stände sind reich verzweigt, bis zu dreimal traubig; grundständige Nebenäste an den Zweigen sind häufig, dichastische Theilung kommt nicht vor. Kümmerhafte Blütenstände sind einfach traubig mit auf- recht abstehenden Stielchen. Die Stiele und Stielchen sind mäßig lang, zottig filzig, mit zerstreuten langen Drüsenborsten und häufigeren kurzen Didisen sowie feinen, theils geraden, theils sichelförmigen Stacheln. Die Kelche stehen an den Blüten ab, später sind sie zurückgeschlagen, sie sind graufilzig. Die Kronblätter sind elliptisch bis rundlich, beiderseits behaart, die Staubfäden länger als die Griffel, nach dem Verstäuben zusammenneigend, die Staubbeutel und die Fruchtknoten kahl. 7. R. nemorosus C. J. v. Klinggraeff Herb, ist aus recht verschiedenen Hybriden zusammengesetzt. 7 a. zu jß. aestivalis X Idaeus, und zwar zu R. fissus Focke gehören zwei Exemplare, eins von Baenitz am 4. 8. 74 auf Aeckern bei Mandeln bei Königsberg, das andere von H. v. Klinggraeff am 23. 8. 79 auf dem Torfbruche bei Montken, Kr. Stuhm, gesammelt. Ersteres ist als R. nemorosus var. fissus } letzteres als R. nemorosus ß ferox be- zeichnet. 80 7 b. Möglicherweise H. caesius X jß. hybridus fissus, vielleicht aber auch eine Kreuzung zwischen R. caesius X Idaeus und einer dritten Form ist vertreten durch ein Exemplar aus der Gegend von Neustadt, bei Rheda, Juli 71. Der Schößling ist etwas behaart, die Blätter sind fünfzählig mit rautenförmigem Endblättchen. Die Blüten stehen einzeln oder zu zweien in den Achseln von Laub- oder laubigen Hochblättern^ welche länger als die Blüten sind. Kelche ziemlich grün, Kronblätter schmal, ausgerandet, Staubfäden länger als die (anscheinend rothen?) Griffel, Fruchtknoten behaart. 7 c. Wahrscheinlich H. caesius X -ß. liybridus Grabowskii ist eine im August 68 in Zoppot bei Danzig gesammelte Pflanze, welche nach FoCKE’scher Nomenclatur zu R. Laschii gehören würde. Der Schößling ist kantig, kahl, zerstreut drüsig, mit schlanken, etwas gekrümmten Stacheln und fünfzähligen Blättern. Die Blättchen sind derb, tief gesägt, oberseits dunkelgrün, fast kahl, unterseits weich- haarig und grün, Endblättchen herzeiförmig. Der Blütenstand ist traubig, manchmal stehen die Blüten zu zweien. Die Stielchen sind filzig, drüsig und stachelig. Kelch nach der Blüte zurückgeschlagen, an der Frucht aufrecht, Staubfäden so hoch wie die Griffel, nach dem Verstäuben zusammenneigend, Fruchknoten behaart. Aehnlich , aber mehr dem R. caesius genähert, ist ein anderes Exemplar von Zoppot, im Juli 68 gesammelt; es hat mehr Stacheln auf den Seitenflächen des Schößlings, die Blättchen sind eingeschnitten- gesägt, das Endblättchen fast dreilappig, die Unterseite ist dichter behaart und grau, der Blütenzweig hat starke, etwas gekrümmte Stacheln, der Blütenstand ist doppelt traubig verzweigt, die Zweige haben Nebenäste am Grunde, die Kelche sind nach der Blüte locker zurückgeschlagen, die Kronblätter behaart, die Staubfäden so lang oder etwas länger als die Griffel, die Fruchtknoten behaart. Entweder hierher gehörig oder doch ganz ähnlich ist ein Exem- plar von Marienwerder, aus der Schonung zwischen Klein und Groß Wessel. Die Blättchen sind fein unregelmäßig doppelt gesägt, unter- wärts grau, die Staubfäden länger als die Griffel. 7 d. Schwächliche Pflanzen, welche nur als Bastarde zwischen R. caesius und Formen mit fünfzähligen Schößlingsblättern erkennbar sind, liegen noch vor 1) von Danzig, Westerplatte, legit Baenitz 21. 7. 74 als R. Wahlbergii var. glabratus, 2) von Marien wer der, Brakauer Wald, legit H. v. Klinggraeff 20. 7. 74. 8. R. caesius C. J. v. Klinggraeff Herb. 8 a. Darunter ist als R. caesius foliis turionum pentaphyllis ein Exemplar von Danzig, Aecker bei Konradshammer, Juli 68, ein Caesrns-Bastard mit kleinen rothen Hakenstacheln, fünfzähligen Blättern, eingeschnittenen, 6 81 unterseits weicbhaarigen Blättchen, wegen unentwickelten Blüten- standes nicht näher bestimmbar. 8b. Zu Ii. caesius rechne ich die anderen Exemplare von Paleschken, Thorn, Könitz, Marienwerder und Kulm. II. W estpreussisches Provinzialherbarium. Die Nomenclatur basirt auf Focke’s Synopsis Ruborum Germaniae sowie auf unmittelbaren Bestimmungen Focke’s. 1. Rubus suberectus Focke. R, aestivalis X Idaeus m. Exemplare aus dem Kreise Elbing, gesammelt von Kalmuss, be- stimmt von W. 0. Focke: .1) auf Weideland bei Groß Wesseln, 30. 6. 84 und 3. 9. 84. — 2) Birkauer Wald, 6. 7. 83. — 3) Wald von Groß Roebern, am feuchten, schattigen Bachufer, 2. 7. 84. — 4) Am Seeteich bei Elbing, 29. 8. 84. Exemplare aus dem Kreise Neustadt, gesammelt von H. v. Kling- graeff, bestimmt von W. 0. Focke: 5) Wald am Marchowie-See, 17. 6. 82. — 6) Am Jägersberg bei Kölln, 22. 6. 82. Aus dem Kreise Marienwerder: 7) bei Rachelshof, gesammelt von C. J. v. Klinggraeff Sept. 74. Aus dem Kreise Sch wetz: 8) Kawenczyner Wald, gesammelt von Hohnfeldt 9. 7. 85. — 9) Ellergrund bei Bülowsheide, gesammelt von H. v. Klinggraeff 26. 6. 81. Aus dem Kreise Strasburg: 10) Wäldchen bei Tomken, gesammelt von Th. Hielscher 2 9. 79. Aus dem Kreise Stuhm: 11) Rehhöfer Forst, gesammelt von H. v. Klinggraeff 23. 8. 74. Die Exemplare sind zum Theil recht verschieden, aber nicht an allen sind alle Merkmale erkennbar. — 1) Hat den Schößling dicht mit schlanken, gekrümmten Stacheln besetzt, nur am unteren Theile sind dieselben kurz; die Blättchen sind sehr faltig, noch im September unterseits etwas weichhaarig, die Blütenstiele dicht krummstachelig, Kelche nach der Blüte locker zurückgeschlagen, Eronblätter kahl, Staubfäden länger als die Griffel, Fruchtknoten kahl. — 2) Wenige schwache gelbe Stacheln am Schößling, Blättchen flach, unterseits wenig behaart, Staubfäden so lang wie die Griffel, Fruchtknoten sehr behaart. — 3) Wenig schlanke Stacheln am stielrundlichen Schößling, Blättchen dünn und unterseits wenig behaart, etwäs faltig, Kelch nach der Blüte abstehend, Kronblätter bewimpert, Staubfäden länger als die Griffel, Fruchtknoten kahl. — 4) Wenige kurze, schwarzrothe Stacheln am stielrundlichen Schößling, Blättchen flach, Fruchtkelch abstehend. — 5) Stacheln dünn, gelb, Blütenstiele filzig (blüht noch nicht), r — 6) Dicht stehende schlanke Stacheln an kantigem Schößling, 7 G 82 faltige, dicke, unterseits wenig behaarte Blättchen, Kelch nach der Blüte zurückgeschlagen, Kronblätter außen etwas behaart, Staubfäden länger als die Griffel, Fruchtknoten zerstreut behaart. — 7) Stacheln schlank, sehwarzroth, zerstreut, Blättchen dünn, etwas faltig, unter- seits etwas weichhaarig, Fruchtkelch zurückgeschlagen. — 8) Schöß- ling kantig mit zerstreuten, schlanken, gelben Stacheln, Blättchen etwas faltig, unterseits wenig behaart, Kelch nach der Blüte zurück- geschlagen, Kronblätter außen behaart, Staubfäden länger als die Griffel, Fruchtknoten von Haaren grau. — 9) Schößlingsstacheln stark, theils gerade, theils sichelförmig aufwärts oder abwärts gebogen, Blätter fünfzählig, Blättchen flach, unterseits anfangs filzig, zuletzt weichhaarig, Blütenstände traubig mit übergipfelter Endblüte, Kelch- blätter schmal, abstehend, Kronblätter kahl, Staubfäden länger als die Griffel, Fruchtknoten zerstreut behaart. — 10) Fast wehrlos, Blättchen dünn, unterseits fast kahl. — 11) Undeutlich kantiger Schößling mit zerstreuten, schlanken, starken Stacheln, Blätter fünfzählig, Blättchen etwas faltig, unterseits theils weichhaarig, theils wenig behaart. Eigentlich typischer R. suberectus Focke Synopsis ist also nur No. 4, während No. 6 u. 7 ziemlich mit der var. sextus m. Prahl’s Kritische Flora von Schleswig-Holstein, II, 'übereinstimmen. No. 9 ist ähnlich dem R. septimus m. 1. c. und No. 11 steht zu R. fissus ungefähr so wie R. septimus zu suberectus. No. 1 ist Uebergangsform zu R. fissus und steht den S&cte-Formen nahe. 2 . Rubus fissus Focke. li. aestivalis X Idaeus m. Exemplare aus dem Kreise Elbing, gesammelt von Kalmuss, be- stimmt von W. 0. Focke: 1) auf der Geest bei Friedrichsberg, 25. 6. 83. — 2) Auf Weideland bei Groß Wesseln, 28. 6. 83. Aus dem Kreise Karthaus: 3) Forstbelauf Karthaus, gesammelt von H. y. Klinggraeff 15. 7. 84. Aus dem Kreise Marien werder: 4) Torfbruch bei Kalmusen, ge- sammelt von H. v. Klinggraeff 7. 7. 75, bestimmt von W. 0. Focke. Aus dem Kreise Schwetz: 5) Neuenburg, im Städtischen Torfbruch, gesammelt von H. v, Klinggraeff am 16. 6. 81, bestimmt von W. 0. Focke. Aus dem Kreise Stuhm: 6) Torfbrueh bei Montken, gesammelt von H. y. Klinggraeff 23. 8. 74, bestimmt von W. 0. Fockf. No. 1, 3, 5 und 6 sind typisch, 1 und 3 haben dicht behaarte Fruchtknoten, No. 3 behaarte Kronblätter. No. 2 ist dem an dem- selben Standorte gesammelten R. suberectus No. 1 zum Verwechseln ähnlich, nur Kleinigkeiten differiren: der Schößling ist dicht schlank- stachelig, die Blättchen sind unterseits weichhaarig, die Blumen groß, die Kelche abstehend, Kronblätter kahl, Staubfäden länger als die Griffel, Fruchtknoten kahl. Auch mit R. suberectus No. 9 hat das Exemplar 8 83 viel Aehnlichkeit. No. 4 ist durch die Bekleidung der Blütenstielchen dem R. suberectus No. 5 analog, sonst typisch. 3. Rubus plicatus Focke. H. aestivalis m. (excl. No. 4, ? auch 2). Exemplare aus dem Kreise Elbing, gesammelt von Kalmuss, be- stimmt von W. 0. Focke: 1) am Seeteich bei Elbing, 26. 6. 84. — 2) Auf Weideland bei Groß Wesseln, 30. 6. 84. — 3) Daselbst, 28. 6. 83. Aus dem Kreise Sch wetz, gesammelt von Hohnfeldt: 4) Wald bei Bukowitz, 17. 7. 85. — 5) Bagno-Bruch, 14. 7. 85. Aus dem Kreise Strasburg: 6) am Waldrand an der Drewenz bei Karbowo, gesammelt von Th. Hielscher am 25. 8. 79. Aus dem Kreise Stuhm: 7) Stangenberger Wald, gesammelt von Ludwig am 15. 9. 84, bestimmt von W. 0. Focke. Aus dem Kreise Mohrungen, gesammelt von Ludwig, bestimmt von W. 0. Focke: 8) Am Bande des Waldes bei Alt Christburg, 28. 8. 84. — 9) Prökelwitzer Wald, 13. 8. 84. Die Exemplare No. 6, 7, 8 sind von niedrigem Wüchse, kleinblätterig und kleinblumig, No. 1 ist auffallend kräftig und großblumig, No. 3, 5 und 9 sind Mittelformen. Die erste Gruppe verhält sich zur zweiten im Habitus wie R. ßssus zu suberectus. No. 2 und 4 weichen ab. — In- dividuell ist über die einzelnen Exemplare zu bemerken: 1) Aeußere Blättchen an den unteren Blättern sitzend, an den oberen gestielt, Blättchen unterseits graugrün, dicht weichhaarig, Blütenstand traubig. 2) Aeußere Blättchen gestielt, Blättchen grob und scharf gesägt, unter- seits weichhaarig und grün, Endblättchen aus herzförmigem Grunde verkehrt-eiförmig mit abgesetzter Spitze, Schößling reich an Sitzdrüsen, an der Spitze mit einzelnen Haaren, Blütenstand traubig, Kronblätter sehr groß, spitz, außen behaart, Staubfäden griffelhoch, Fruchtknoten zerstreut behaart. — 3) Ist unentwickelt. — 4) Schößling zerstreut behaart, sitzdrüsig, Seitenblättchen sitzend, Blütenstiele und Kelche filzig, Staubfäden griffelhoch, nicht zusammenneigend. — 5) Einzelne Haare an der Schößlingsspitze, Blättchen groß, mattgrün, Blütenstand traubig, Kelch stachelig, abstehend. — 6) Schößlingsspitze ziemlich be- haart, Blättchen klein, sehr faltig, Habitus wie No. 5, aber Blütenstiele einfach und wenig behaart. — 7) Behaarte Schößlingsspitze, Blättchen klein, Endblättchen schmal-herzeiförmig, Blütenstandszweige zwei- bis dreiblütig, Stielchen mit starken Stacheln. — 8) Aehnlich wie No. 7, aber untere Blätter mit breitem, herzförmigem Endblättchen, obere mit schmalem, Schößling an der Spitze behaart, Fruchtknoten behaart. — 9) Schößlingsspitze behaart, Blütenstand mit zwei- bis dreiblütigen Zweigen. No. 4 ist wegen der abweichenden Bekleidung der Blütenstiele und Kelche auszuscheiden und als H. semiaestivalis anzusehen. No. 2 ist im Allgemeinen 1 nicht unähnlich, die Blättchenform gestattet die 9 6* 84 Vermuthung, daß unter den Vorfahren des Exemplars auch R. Bellardii ist (Xenie?), es kann aber auch vielleicht eine Abnormität sein. 4. Ruh us thyrsanthus Focke. jR. hyhridus thyrsoideus m. und jR. caesius X hyhridus thyrsoideus m. Exemplare aus dem Kreise Elbing, gesammelt von Kaumuss, be- stimmt von W. 0. Focke: 1) im Fichtenwald bei Groß Röbern, 30. 9. 84. - — 2) zwischen Kupferhammer und der Damerauer Mühle, 9. 9. 84. — 3) auf dem Gänseberg zwischen Wittenfelde und Weingarten, 28. 8. 84. Nur No. 1 ist ein Rubus hyhridus thyrsoideus , und auch diese Pflanze weicht noch in manchen Einzelheiten von den bekann- teren und verbreiteteren Formen ab: Die Schößlingsspitze ist behaart, am unteren, alten Schößlingstheile stehen noch zerstreute Haare, auch sind die Stacheln anfangs am Grunde behaart. Die Endblättchen sind herzeiförmig, zugespitzt, an der Spitze des Schößlings schmal rautenförmig. Blüten nicht mehr vorhanden. No. 2 u. 3 sind offenbar CWsms-Bastarde. 2) hat einen wurzelnden Schößling, welcher am oberen Theile zerstreut behaart ist. Blättchen groß, Endblättchen herzförmig-rundlich mit aufgesetzter Spitze, an der Spitze des Schößlings mehr eiförmig; einige Endblättchen sind undeutlich dreilappig. Blütenstandszweige mit Nebenzweigen am Grunde, Blütenstielchen dicht krummsfcachelig, Fruchtknoten kahl. — 3) hat ebenfalls einen wurzelnden, zerstreut behaarten Schößling, Die Blättchen sind wie bei No. 2 geformt, aber unterseits graufilzig und langweichhaarig (wie bei R. Dethardingii m.), Blütenstand mit büsche- ligen Zweigen, Blütenstielchen dichtstachelig. 5. Ruh us silesiacus Focke. II. caesius X hyhridus thyrsoideus m. Exemplar aus dem Kreise Elbing, Abhang am linken Hommel- ufer unterhalb der Damerauer Mühle, gesammelt von Kalmuss 15. 9. 84, bestimmt von W. 0. Focke. Offenbar ein Corylifolier aus der nächsten Verwandtschaft des Rubus Laschii Focke Synopsis und mit den T%rsa^/iws-Exemplaren No. 2 und 3 zur selben Gruppe gehörig. Der Schößling hat schlanke Stacheln, zerstreute Haare und Drüsenborsten, die Blätter sind unvollständig fünfzählig, die Blättchen tief und grob gesägt, unterseits weichhaarig und grün, die Endblättchen herzförmig-rundlich bis rautenförmig, mit langer Spitze, einzelne sind dreilappig. Der Blütenstand hat wenigblütige Zweige mit Neben- zweigen am Grunde. Früchte sind wenig ausgebildet. ß. Rubus Spreng elii Focke. R* hyhridus Spremjelii m. Exemplare aus dem Kreise Danziger Niederung: 1) bei Kahlberg, gesammelt von Straube im Juli 81. — 2) auf der Frischen Nehrung im Walde bei Liep, gesammelt von Kalmuss am 24. 8. 84, bestimmt von W. 0. Focke. io 85 Exemplare aus dem Kreise Putzig, gesammelt von H. v. Kling- graeff, bestimmt von W. 0. Focke: 3) Putzig, an Waldrändern hinter Zdrada. — 4) Bei Rheda, im Forstbelauf Rekau, 6. 8. 83. — 5) Auf der Halbinsel Heia bei Heisternest, 14. 7. 83. Alle Exemplare haben dichtbestach eite Blütenstielchen, bei No. 1, 4 und 5 sind die Fruchtknoten behaart, bei No. 2 die jungen Früchte kahl. 7. Rubus macrophyllus Focke. B, semi (Bellardii X bvemon) m. Aus dem Kreise Elbing, Wiek bei Tolkemit, häufig, gesammelt von Kalmuss am 29. 7. 85, bestimmt von W. 0. Focke. Es ist dieselbe Form, welche in C. J v. Klinggraeff’s Herbar als R. villicaulis liegt. Das hier in Rede stehende Exemplar hat keine grundständigen Nebenzweige an den Zweigen des Blutenstandes. Die Endblättchen sind aus herzförmigem Grunde rundlich, mit langer Spitze. 8. Rubus villicaulis Focke. M. semi (Bellardii X bvemon) m. Aus dem Kreise Danziger Niederung, auf der Frischen Nehrung, torfige Wiese am Westende des Dorfes Liep, gesammelt von Kalmuss am 24. 8. 84, bestimmt von W. 0. Focke. Auch diese Pflanze ge- hört zu R villicaulis Herb. C. J. v. Klinggraeff. Der Schößling ist undeutlich kantig, zuerst dicht kurzfilzig, die Stacheln sind be- haart. Die Blättchen sind oben fast kahl, unten grau, am Rande un- regelmäßig gesägt, die Endblätter kürzer gestielt als bei dem als macrophyllus bestimmten Exemplar, am Rande herzförmig oder abge- rundet, rundlich bis verkehrt-eiförmig, mit abgesetzter Spitze. Biüten- stand mit zwei- bis dreiblütigen ganz am Grunde geth eilten Stielen. Blütenstiele auch hier mit unverkennbaren Stieldrüsen. 9. Rubus villicaulis var. silvaticus Focke. cf. B. hybridus Spren- (/elii m. Aus dem Kreise Elbing, Forstbelauf Wiek, in einem kleinen Bruch an der Ostseite des Weges nach Konradswalde, recht zahlreich, gesammelt von Kalmuss am 2. 7. 83, bestimmt von W. 0. Focke. Der Autorname Wh. N. auf dem Zettel zeigt an, daß R. silvaticus Focke Synopsis gemeint ist, nicht etwa eine Waldform von R . villicaulis Focke Synopsis. Der Schößling ist behaart und führt sitzende Drüsen sowie starke, gerade Stacheln. Die Blätter sind fünfzählig, kaum ganz entfaltet, jedoch die entwickeltsten schon unterseits grün und nur noch wenig behaart. Endblättchen anscheinend herzeiförmig. Blütenstände ganz unentwickelt. Unbestimmbar, möglicherweise zu R . hybridus Sprengelii gehörig. 10. Rubus radula Focke. B. hybridus radula m. Exemplare aus dem Kreise Putzig, gesammelt von H. v. Kltng- graeff, bestimmt von W. 0. Focke: 1) an Waldrändern bei Zdrada, li 86 16. 8. 83. — 2) Daselbst, 10. 7. 83. - — 3) Auf der Halbinsel Heia im Walde bei Heisternest, 14. 7. 83. Aus dem Kreise Neustadt: 4) Porstbelauf Nadolle am Zarnowitzer See, gesammelt von H. v. Kainggraeff am 10. 8. 83, bestimmt von W. 0. Focke. No. 1 u. 2) haben dicht behaarte Schößlinge, krumme Stacheln, kleine Blättchen, 1) auch abstehende Kelche, während 2) noch nicht blüht. 3) hat einen wenig behaarten Schößling und gerade Stacheln, große Blättchen, Endblättchen rundlich oder verkehrt eiförmig, vorn zugespitzt, am Grunde abgerundet. 4) hat zertreut behaarten Schöß- ling, etwas gebogene Stacheln, eiförmige zugespitzte Endblättchen, zurückgeschlagene Kelche, schmale Kronblätter, welche außen behaart sind, kahle Fruchtknoten. 11. Ruh us Bellardii Focke. M. Bellardii m. (excl. No. 7). Exemplare aus dem Kreise Elbing, gesammelt von Kalmuss, be- stimmt von W. 0. Focke: 1) Wald von Groß Wesseln, 3. 9. 84. — 2) Weideland bei Groß Wesseln, 30. 6. 84. — 3) Städtische Forst Schönmoor, 9. 7. 83. — 4) Elbinger Hospitalwald bei Rückenau, 6. 7. 83. — Aus demselben Kreise noch 5) bei Yogelsang, gesammelt von C. J. v. Klinggraeff im September 60. Aus dem Kreise Marien werder, gesammelt von H. v. Klinggraeff, bestimmt von W. 0. Focke: 7) im Kröxener Walde, 17. 8. 74. — 7) im Walde bei Lenzruhe, 17. 8. 74. Aus dem Kreise Mohr ungen: 8) Sakrinter Wald, gesammelt von Ludwig am 16. 7. 84, bestimmt von W. 0. Focke. No. 7 hat einen verhältnißmäßig dünnen und trotzdem mit starken Stacheln versehenen Schößling, der Blütenstand ist dicht, die Kelche stehen nach der Blüte ab. Das ist kein reiner R. Bellardii ijaehr, kann aber auch nicht genauer als wie B. semibellardii bestimmt werden. Alle andern Exemplare sind typisch, aber keins mit grund- ständigen Nebenzweigen an den Blütenstandsverzweigungen. 12. Rubus caesius Focke. B, caesius m. (excl. No. 6). Aus dem Kreise Danziger Niederung: 1) bei Neufähr, gesammelt von H. v. Klinggraeff am 29. 8. 83. Aus dem Kreise Danziger Höhe: 2) bei Oliva, gesammelt von H. v. Klinggraeff am 18. 7. 85, Aus dem Kreise Elbing: 3) im Gebüsch bei Klein Roebern, ge- sammelt von Kalmuss am 29. 8. 83. Aus dem Kreise Preußisch Star gar d, gesammelt von Hohnfeldt: 4) an der Pischnitza beim Ostrowitte-See, 14. 8. 84. — 5) am Zduny- See, 7. 7. 84. Aus dem Kreise Sch wetz, gesammelt von Hohnfeldt: 6) Gräben bei Eschendorf, 5. 7. 85. — 7) Kawenczyner Wald, 9. 7. 85. — 12 87 8) Bagno-Bruch, 14. 7. 85. — - Aus demselben Kreise noch: 9) Sumpf bei Drogoslaw, gesammelt von F. Hellwig am 3. 9. 83. Aus dem Kreise Strasburg: 10) Waldrand bei Ruda, gesammelt von Th. Hielscher am 3. 9. 79. Das Exemplar 5) hat eingeschnittene und gelappte Blättchen, 7) dreilappige Endblättchen, 8) im ersten Jahre blühende Triebe, 6) ist ein M. semicaesius mit fünfzähligen Blättern und unterseits graufilzigen Blättchen. 13. Rubus slesvicensis Focke. M, caesiusXsemi (< bremonXtomentosus ). Aus dem Kreise Elbing, am Abhange zwischen Weingrundforst und Dambitzen, in mehreren Büschen, gesammelt von Kalmuss am 13. 9. 84, bestimmt von W. 0. Focke. Starker, stielrundcr, anfangs behaarter Schößling. Stacheln stark, pfriemlich, schwarzroth. Blätter und Blättchen wie bei dem alsiC caesius X hybridus thyrsoideus gedeuteten Exemplar No. 3 des R. thyrsanthus Focke, außerdem sind die Blättchen faltig. Blütenstand mit starken Stacheln, ähnlich denen des R . bremon. Zusammensetzung des Blütenstandes aus traubigen, nicht dichastischen Zweigen mit Nebenzweigen am Grunde. Möglicherweise mit den oben als R. caesius X hybridus thyrsoideus gedeuteten Exemplaren verwandt. 14. Rubus Wahlbergii Focke. Diverse Caesius- Bastarde. Exemplare aus dem Kreise Elbing, gesammelt von Kalmuss, be- stimmt von W. 0. Focke: 1) Waldschlucht bei Damerau, 16. 8. 84. — - 2) auf dem Weideland von Groß Wesseln, 14. 8. 84. Exemplare aus dem Kreise Neustadt, gesammelt von H. v. Kling- graeff, bestimmt von W. 0. Focke: 3) an Dorfmauern in Stein- krug, 4. 8. 82. — 4) bei Koliebken, 5. 7. 84. Aus dem Kreise Putzig: 5) an Chausseerändern bei Zarnowitz, gesammelt von H. v. Klinggraeff am 8. 8. 83, bestimmt von W. 0. Focke. Aus dem Kreise Marienwerder : 6) bei Kalmusen (Kr. Graudenz), gesammelt vonH. v. Klinggraeff am 9. 8. 75, bestimmt vonW.O. Focke. Aus dem Kreise Schwetz: 7) in der großen Parowe bei Neuen- burg, gesammelt von H. v. Klinggraeff am 24. 8. 81, bestimmt von W. 0. Focke. Aus dem Kreise Mohr ungen: 8) Jankendorfer Wald, gesammelt von Ludwig am 20. 8. 84, bestimmt von W 0 Focke. Die Exemplare No. 1, 2 und 8 gehören offenbar in den Formen- kreis des JR» caesius X hybridus thyrsoideus , welcher schon unter R. thyrsanthus und silesiacus Focke vorkam. Sie haben scharf und tief gesägte, unterseits grüne Blättchen, jedoch sind die Trag- blätter der Blütenstandszweige unterseits grau. Die Blütenstände haben traubig geordnete zweiblütige Verzweigungen. Die Staubfäden sind länger als die Griffel. 13 88 No. 3 und 4 sind der von mir (Rubi Rostochienses) als R Dethardingii beschriebenen Pflanze und von den westpreußischen Pflanzen dem R. thyrsanthus Focke No. 3 und dem R. nemorosus von Zoppot, Juli 68; des C. J. y. KLiNGGRAEFF’schen Herbars ähnlich. Bei 3) sind die Staubfäden so lang wie die Griffel und neigen nach dem Verstäuben nicht zusammen, bei 4) sind dieselben länger als die Griffel. No. 6 ist sowohl der No. 4 als auch, und zwar noch mehr, der No. 1 u. 2 ähnlich, von letzteren aber durch größere, unterseits anfangs graue, zuletzt graugrüne Blättchen unterschieden. Die Staubfäden sind so lang wie die Griffel. Diese drei Exemplare sind nicht genauer wie /?. caesius X semi (bremon X tomentosus) zu bestimmen. No. 5 u. 7 halte ich für M. aestivalis X caesius . Die Blüten- stände sind verlängert, ihre Verzweigungen kurz, stehen in den Achseln von Laubblättern oder laubigen Hochblättern, welche, höchstens die allerobersten ausgenommen, länger als die Blütenstiele sind. Kelche an der Frucht aufrecht. Die Schößlinge haben krumme Stacheln, die mit breiter Basis aufsitzen, bei 7) sind sie zerstreut. 7) hat auch einen sehr bereiften Schößling. Die Blätter und Blättchen bei 7) ähneln denen des R. aestivalis sehr, bei 5) sind nuch die Blättchen kurzgestielt, aber in der Form erinnern sie mehr an R. caesius , sind eingeschnitten und gesägt, unterseits wenig behaart, das End- blättchen breit rautenförmig. 15. Rubus nemorosus Focke und ähnliche Formen. Diverse Ca esius -Bastarde. Aus dem Kreise Elbing: 1) bei Vogelsang am Wege nach Teich- hof, gesammelt von Kalmuss am 18. 6. 84, bestimmt von W. 0. Focke. Aus dem Kreise Karthaus: 2) Am Ufer des Radaunesees, ge- sammelt von H. v. Klinggraeff am 18. 7. 84, von W. 0. Focke als nicht genau unterzubringender Corylifolier bestimmt. Aus dem Kreise Strasburg: 3) in einem Hohlwege bei Wengornia am Wege zwischen Lautenburg und Gorzno, gesammelt von H. v. Kling- graeff am 16. 7. 81, bestimmt von W. 0. Focke. 1) hat undeutlich kantigen Schößling, etwas krumme Stacheln, lange Blatt- und kurze Blättchenstiele, die Blättchen sind unterseits grau- filzig, die Endblättchen breit herzeiförmig und dreilappig, die Blüten- stiele und -stielchen lang, die Blumen groß, die Staubfäden länger als die Griffel. — M. semicaesius . 2) hat einen ähnlichen Blütenstand wie R. Wahlbergii No. 5 u. 7, nur ist er viel mehr zusammengesetzt. Die Kelche sind sehr filzig, die Staubfäden so lang oder kürzer als die Griffel. Der Schößling und dessen Blättchen erinnern sehr an R. aestivalis , noch mehr als bei R . Wahlbergii No. 7. — tt. semi ( aestivalis X caesius )* 3) erinnert durch den Schößling und dessen Blätter ebensosehr wie vorige an R. aestivalis , dasselbe thut er durch den Blütenstand, 14 89 welcher traubig oder aus traubigen Zweigen zusammengesetzt ist, und dessen Endblüte durch die langen Stielchen der nächsttieferen Blüten überragt wird. Filzige, nach der Blüte zuiückgeschlagene Kelche deuten an, daß außer R. aestivalis und caesius noch eine dritte Art an der Erzeugung betheiligt war, also ü, sem/i ( aesti- valis X caesius ). HI Allgemeines Herbarium von Klinsmann. Ein Herbarium generale, aus welchem ich nur die westpreußischen Exemplare anführe: 1. „ Rubus Sprengelii“ bei Pröbbernau, legit Straube 1859, und auf der Frischen Nehrung bei Kahlberg, legit C. J. v. Klinggraeff August 1858. Identisch mit den entsprechenden Exemplaren im Herb. C. J. y. Klinggraeff. 2. „ Rubus villicaulis,“ Frische Nehrung bei Kahlberg, legit C, J. v. Kling- graeff Juli 1858. ist identisch mit der entsprechenden Pflanze des Herb. C. J. v. Klinggraeff. 3. „ Rubus caesius Hayne.“ Ohra, 17. 6, 26. Ohne Schößling. Dem R. caesius m. mindestens recht nahe stehend. 4. Unbestimmtes Exemplar von Rixhöft, legit Homann, Juli, ist R. caesius. 5. Exemplar ohne Zettel, gemischt aus R. hybridus thyrsoideus und R. caesius X hybridus thyrsoideus. Wird hier erwähnt, weil ein bei No. 6 liegender Zettel offenbar hierzu gehört. 6. rR vestitus f aculeis recurvis, calycibus reflexis, foliis discoloribus inferne pallidis, caule rubicaudo. Weihe tab. 33.“ Elisenhütte bei Zoppot 12. 8. 61. Dabei als zweiter Zettel, offenbar von Lasch stammend: „R. Weihei, Bastard caesius-candicans, vielleicht subtomentosus aut pli- catus. Driesen 1. Juli 61.“ Das Exemplar selbst ist R. peridaeusXcaesius. Der LASCH’sche Zettel kann nicht dazu gehören, da er erstens älter ist als das Exemplar, und da Lasch schwerlich je so falsch bestimmt hat. Der Zettel gehört offenbar zu dem Exemplar No. 5. Auch der Klinsmann- sche Zettel gehört kaum hierher, sondern wahrscheinlich zu No. 7. 7. „R. caesius aquaticus“ etc. von Elisenhütte bei Zoppot, 12. 8. 61. Das beiliegende Exemplar ist R. hybridus thyrsoideus. Der Zettel dürfte zu 6 gehören. Auch bei den Rheinländischen von Wirtgen über- sandten Rw&ws-Formen der KLiNSMANN’schen Sammlung sind ganz augen- scheinlich Zettelvertauschungen vorgekommen. Das Vorkommen des R caesius X Idaeus bei Zoppot ist hier- nach wahrscheinlich, aber nicht sicher nachgewiesen. 8. nR. hispidus “ von Frauenburg, 1843, ist R. Bellardii. 9. „ R . hirtus ,“ Pelonken, Zoppot, in der Danziger Flora und auch bei Elbing häufig, 1827, ist R. Bellardii. 15 90 IV. Danziger Herbarium von Klinsmann. Enthält Pflanzen aus der weiteren Umgegend von Danzig; die Exemplare sind zum Theil recht unvollständig. 1. „ Rubus “ legit Kannenberg bei Stuhm. Ohne Schößling. IstR.aestiv alis. 2. „ R . hirtus W. K.? — R . Bellardii Weihe tab. 44.“ In den Wäldern bei Pelonken, Schwabenthal, Hochwasser bei Danzig, 1. Juli 1827. Dabei liegen mehrere Exemplare von R. Bellardii und eins von R. aestivalis X Idaeus. 3. „ß. nitidus Weihe tab. IV = corylifolius Hayne.“ Heisternest 1834. Ist die kleine Form von R. aestivalis (wie Prov. Herb. R. plicatus No. 6, 7, 8.) 4. „ß. corylifolius “ Saspe 18. 5. 27. Ist R. aestivalis X Idaeus , dem ß. hybridus fissus ähnlich, nur großblumig. 5. „ß. fruticosus L. — plicatus Weihe tab. I.“ Heubude 1835. Ist ß. aestivalis. 6. „ß. nemorosus petalis incisis.“ Grebiner Wald, 15.8 4l. Ohne Schöß- ling. Ist dem R. caesius mindestens sehr ähnlich. 7. Unbestimmtes Exemplar. Westerplatte, 1847. Nur Schößling. Wahr- scheinlich dieselbe Pflanze wie R. nemorosus d. Herb. C. J. v. Kling- GRAEFF. 8. „ R . nemorosus .“ Vor dem Olivaer Thor, Danzig, 29. 6. 27. Ohne Schößling. Dem R. caesius mindestens sehr ähnlich. 9. „ß. nemorosus “ Gisclikau 1836. Ist R. caesius. 10. Unbestimmtes Exemplar. Zoppot 1841. Ist R. caesius. 11. „R. caesius .“ Jeschkenthal hinter Schroeder’s Garten, 10. 9. 28. Ist R. caesius. 12. „ß. caesius“ hinter Bluhm’s Garten. Johannisberg, 2. 8.27. Ist R. caesius. 13. „ß. caesius ß arvalis .“ Schüddelkau, 24. 7. 34. Ist ß. caesius. Ich selbst habe bei Danzig mehrmals Brombeeren gesammelt, aber weder Formen noch Standorte gefunden, welche hier besondere Erwähnung verdienten. Daß ich gedruckte Angaben, für welche mir Belegexemplare nicht vor- liegen, nicht verwerthen kann, wird jedem ohne weiteres klar sein, der aus Vorstehendem gesehen hat, wie oft ich über die Zusammengehörigkeit oder Nichtzusammengehörigkeit von Formen anders urtheile als andere. Vgl. be- sonders ß. fruticosus und nemorosus C. J. v, Klinggraeff Herb, und ß. thyr- santhus , silesiasus und Wahlbergii Provinzial-Herb. Eine Durchsicht der Berichte des Westpreußischen Zoologisch-Botanischen Vereins läßt erkennen, daß andere als die hier behandelten Formen aus dem Gebiete nicht bekannt geworden sind. Ich glaube auch nicht, daß eine genaue Durchforschung des Gebietes neue Arten oder auch nur wichtige Bastardrassen, außer Rubus caesius X Idaeus1), ans Licht ziehen wird, dagegen ist die Ver- 0 Diesen Bastard habe ich 1897 bei Thorn, Barbarken, gefunden. 16 91 breitung der bekannten Formen innerhalb des Gebietes noch näher festzustellen. Im einzelnen bemerke ich, daß die Nomenclatur der Brombeeren von Kalmuss a. a. 0. im 7. Bericht, S. 131 f., und im 9. Bericht, S. 39, zum Theil abgeändert ist. Die laut 8- Bericht, S. 203, von Kalmuss vertheilten Formen sind im Provinzialherbar vertreten, und ist ihre Nomenclatur daher mit der meinigen auf Grund dieses Aufsatzes leicht zu vergleichen. Der 9. Bericht, S. 39, zeigt, wie Kalmuss damals (1886) schon erkannt hatte, daß der angebliche Rubus villicaulis der Nehrung nicht verschieden ist von der Wieker Pflanze, welche Focke als eine zu R. pyramidalis hinneigende Form des R. macrophyllus be- stimmt hatte. Näheres über diese, von mir R. hybridus Kling graeffianus genannte Form berichtete Kalmuss im 11. Bericht S. 70 f. Die dort ausgesprochene Yermuthung, daß der inFoCKE’sSynopsis enthaltenen Angabe über dasYorkommen von R. pyramidalis auf der Frischen Nehrung dieselbe Pflanze zugrunde liege, welche Focke später für R. macrophyllus erklärt hat, halte ich für richtig. Die „ausnehmend kahle Form von Rubus villicaulis 11 Focke bei Josef B. Scholz, Yegetations-Yerhältnisse des preuß. Weichselgeländes1) S. 192, welche zwischen Ostrometzko und Damerau vorkommt, ist muthmaßlich ein Abkömmling von R. hybridus thyrsoideus , ich habe aber kein Exemplar gesehen. Hiernach haben wir in Westpreußen drei Brombeerarten und eine beträcht- liche Anzahl hybrider Formen. Diese letzteren stammen nicht ausschließlich von jenen drei Brombeerarten ab. Vielmehr sind einige von ihnen Abkömm- linge des in der Provinz häufigen Rubus Idaeus (Himbeere), welcher das Subgenus Idaeobatos der Gattung Rubus vertritt. Manche westpreußischen hybriden Formen haben aber auch unter ihren Erzeugern Brombeerarten, welche im Gebiet nicht rein Vorkommen. Die Erscheinung, daß Bastarde über die Grenzen einer ihrer Stammarten hinaus verbreitet sind, ist gerade bei den Brombeeren recht gewöhnlich. Auch innerhalb ihres Wohngebietes sind manche Arten seltener als ihre Bastarde. So tritt Rubus aestivalis fast überall gegen seine Bastarde an Häufigkeit zurück, vielerorts thut dies auch Rubus bremon und stellenweise R. caesius , tomentosus und Bellardii. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß, wenn die Lebensbedingungen die jetzigen bleiben, Rubus aestivalis und bremon ganz aussterben und Rubus caesius in großen Gebieten durch hybride Semicaesius- Formen verdrängt wird. Dann werden manche Bastardrassen volle Artenrechte gewinnen, wie uns jetzt schon, wenn wir nur die westpreußische Flora kennen würden, mindestens fünf hier vorkommende solche Formen, als echte Arten erscheinen müßten. Auch in vielen anderen Phanerogamengattungen sehen wir ähnliche Yerhältnisse — es ist ein endemisches Florenelement in Mitteleuropa in der Entwickelung begriffen. Ob dies Element sich wird voll entwickeln können, so daß im Tieflande Arten 9 Mittheilungen des Coppernicus- Vereins für Wissenschaft und Kunst zu Thora. IX, Heft. Thora 1896. 17 92 entstehen, die den endemischen Arten der Alpen gleichwertig sind, das wissen wir nicht. Vielleicht drängt die nächste Eiszeit wieder Alles nach Süden und vernichtet manche Rasse. Dann wird aber die nächstfolgende Interglacialzeit in Mitteleuropa schwerlich wieder Rubus aestivalis und bremon finden, sondern Nachkommen einiger der heutigen Bastardrassen werden deren Plätze einnehmen. Wie es möglicherweise werden wird, so war es möglicherweise auch früher schon — Rubus Bellardii kann sehr wohl von einem diluvialen Caesius- Bastard? und Rubus caesius von einem pliocaenen oder frühdiluvialen Idams Bastard ab- stammen. Betrachten wir die Bastardformen der Gegenwart nach ihrer Abstammung, so müssen wir in den meisten Fällen zufrieden sein, wenn wir mit hinreichender Wahrscheinlichkeit festgestellt haben, welche Arten die Erzeuger sind. In welchem Verhältnisse die Stammarten an der Erzeugung einer Bastardrasse betheiligt sind, können wir ebensowenig errathen, wie wir einem Menschen ansehen können, ob er seine Haarfarbe oder Nasen form von Vater oder Mutter oder einem Großvater oder einer Großmutter oder von einem noch höheren Ascendenten geerbt hat. Bei manchen Brombecrformen können wir nicht ein- mal mit hinreichender Sicherheit alle ihre Stammarten ermitteln. Kultur- versuche werden hier wenig helfen. Unter den sieben europäischen Arten sind 42 Kreuzungen möglich, außerdem 14 Bastarde zwischen jenen und Rubus Idacus) von welchen mindestens die Hälfte morphologisch zu den Brombeeren gehören dürften. Das sind eventuell 49 primäre Brombeer-Bastardformen, ganz abgesehen von der durch Rassenunterschiede innerhalb der Arten, Xenienbildung u. dgl. vergrößerten Mannigfaltigkeit. Diese 49 Bastarde und 7 Stammarten können sich untereinander bereits 3080 mal verschieden kreuzen. Rechnen wir hierzu 49 Kreuzungen zwischen den primären Bastarden und Rubus Idaeus, dann sind an primären und secundären Brombeerbastarden bereits 3178 verschiedene möglich. Die Zahl der tertiären Bastarde ist bereits so groß, daß sie für unsere Verhältnisse unendlich erscheint. Und es giebt wahrscheinlich noch viel complicirtere Kreuzungen als tertiäre. Wer will da mit Aussicht auf Erfolg versuchen, eine als hybrid angesprochene wilde Rasse künstlich nachzuzüchten? Ein negativer Erfolg bliebe dabei ja doch werthlos. Eine genetische Uebersicht1) der westpreußischen Brombeeren macht sich folgendermaßen: !) Ich führe nur die Synonyme der Sammlungen I und II an, weil III und IY keine feste Nomenclatur haben. 18 93 I a. Im Gebiet vorkommende Brombeerarten. 1. Rubus Bellardii. R. glanclulosus C. J. v. Kl. Herb.; R. Bellardii Pro- vinz.^ -Herb, exclusis excludendis. 2. R. caesius. R. caesius C. J. v. Kl. Hb. pro parte b.; R. caesius Pr. Hb. excl. excl. 3. R. aestivalis. R. fruticosus C. J. v. Kl. Hb. p. pte. a ; R, plicatus Pr. Plb. excl. excl. Ib. Im Gebiet vorkommende andere Rubusart, deren Bastarde als Brombeeren erscheinen. 4. R. Idaeus. I c. Brombeerarten, welche im Gebiet nicht selbst Vorkommen, von welchen aber hybride Abkömmlinge in demselben wachsen. 5. R. tomentosus. 6. R. bremon. II. Die Brombeerbastarde des Gebietes. 7. R. aestivalis X caesius. R . Wahlbergii Pr. Hb. p. pte. 5, 7. 8. R. aestivalis X Idaeus. R. suberectus C. J. v. Kl. Hb.; R. fruticosus ibid. p.pte. b.; R.nemorosus ibid.p.pte.a. (y&r.fissus et ferox ); R. suberectus und R. fissus Pr. Hb. 9. R. caesius X Idaeus. cf. Hb. Klinsmann No. 6 und Anmerkung 1 auf Seite 90. 10. R. aestivalis X Bellardii X bremon. R. fruticosus C. J. v. Kl. Hb. p pte. c.; R. Sprengelii ibid.; R. Sprengelii Pr. Hb. — Hierher wahr- scheinlich auch R. villicaulis C. J. v. Kl. Hb.; R. macrophyllus und R. villicaulis Pr. Hb. 11. R. aestivalis X bremon X t omentosus. R . tliyrsoideus C. J. v. Kl. Hb.; R. thyrsant/ius Pr. Hb. p. pte. 1. 12. R. aestivalis X caesius X Idaeus. R. nemorosus C. J. v. Kl. Hb. p. pte. b. 13. R. Bellardii X bremon X tomentosus R. radula Pr. Hb. 14. R. aestiv alis X bremon X caesius X tomentosus. R. nemorosus C. J. v. Kl. Hb. p. pte. c.; R. thyrsanthus Pr. Hb. p. pte. 2, 3; R. silesiacus ibid.; R. Wahlbergii ibid. p. pte. 1, 2, 8. — Hierher wahrscheinlich auch R. slesvicensis Pr. Hb. und R. nemorosus ibid. p. pte. 3. 15. R. Bellardii X bremon X caesius X tomentosus. Hierher gehört wahrscheinlich R. Wahlbergii Pr. Hb. p. pte. 3. 4. 16. R. aestivalis X Bellardii X bremon X caesius X tomentosus . Hierher wahrscheinlich R. nemorosus Pr. Hb. p. pte. 2. 19 94 Betreffs der vorstehend unter 10 und 14 anhangsweise erwähnten sowie der unter 12, 15 und 16 rubricirten Formen ist die Herkunft doch nur un- sicher zu errathen, und R. Wahlbergii Pr. Hb. No. 6 konnte gar nicht unter- gebracht werden. Die unter 11 stehenden Pflanzen können zum Theil von R . aestivalis und tomentosus allein abstammen. Von den zu 14 gerechneten Formen steht R. nemorosus Pr. Hb. 3 dem R . aestivalis und dadurch den unter 7, 12 und 16 untergebrachten Formen morphologisch näher als den übrigen unter 14 zusammengefaßten Pflanzen, welche vielmehr dem Rubus bremon und tomentosus näher verwandt erscheinen und der unter 16 untergebrachten Form sowie dem R Wahlbergii Pr. Hb. No. 6 ähneln. Hier, bei den sehr compli- cirten Hybriden, ist also eine Eintheilung mit Berücksichtigung aller Stamm- arten weniger zweckmäßig als eine Gruppirung nach den vorherrschenden Stamm- arten. In geringerem Grade gilt dies auch von manchen anderen Bastard- formen. Deshalb gebrauchen wir zur Bezeichnung morphologisch characteristischer Rassen und Formengruppen Trivialnamen, welche von der Identität der ge- muthmaßten Stammarten nicht ganz abhängig sind. Die Provinzialflora bedarf solcher Namen in erster Linie für diejenigen Rassen, welche — theilweise von im Gebiet nicht vorhandenen Arten abstammend — muthmaßlich außer- halb der Provinz entstanden sind und bereits als samenbeständige Formen er- wanderten. Das sind in erster Linie folgende drei: 1. Rubus hybridus thyrsoideus. Der Name umfaßt die oben als aestivalis X bremon X tomentosus gedeuteten Formen. Weiter gehören zu ihm ziemlich alle Rubi Candicantes Focke Synopsis Ruborum Germaniae und Rubus thyrsoideus und Grabowshii m. in Prahls Kritischer Flora von Schleswig-Holstein, Theil II. Innerhalb dieses großen Kreises sind einige wohl abgegrenzte Formen unterscheidbar. Von unserem Material gehört R. thyrsoideus C J. v. Kl. zu R. hybridus Grabowshii (syn. R. Grabowshii m. 1. c.) 2. R. hyb ridus Spreng elii. Er ist identisch mit R . Sprengelii Focke 1. c. und m. 1. c. Von den oben als R. aestivalis X Bellardii X bremon ge- deuteten Formen gehören hierher nur R. Sprengelii C. J. v. Kl. Hb. u. Pr. Hb. Dagegen ist R.fruticosus C. J. v. Kl Hb.c. als R. aestivalis X hybridus Sprengelii aufzufassen. 3. R. hybridus radula. Er ist identisch mit R . radula Focke 1. c. und m. 1. c. Zu ihm gehören die oben als R. Bellardii X bremon X tomentosus gedeuteten Exemplare. Alle diese drei Formen werden vielleicht bei einer Bearbeitung der Brombeerflora von ganz Europa noch weiter gefaßten Formenkreisen sich unterordnen müssen. Ferner sind für die in der genetischen Ueber sicht unter 7, 12, 14, 15, 16 genannten Gamws-Abkömmlinge Trivial-Gruppennamen nöthig, wenn man die morphologisch einander nahestehenden Formen auch in der syste- matischen Aufzählung zusammenstcllen will. Sowohl primäre Bastarde zwischen 20 95 Kubus caesius und anderen Rubus-AvUm als auch solche zwischen R. caesius und von Bastarden abstammenden Brombeerrassen sind sehr häufig, daneben giebt es aber fast zahllose samenbeständige Abkömmlinge von Camws-Hybriden. Morphologisch sind die sterilen Bastarde von den samenbeständigen Rassen gar nicht zu trennen. Absolute Grenzen giebt es zwischen den Formen dieses Kreises der Camws-Bastarde auch nicht. Die ganze Masse der FoCKE’schen Rubi Corylifolii mit Ausschluß des Rubus caesius wird zweckmäßig unter dem Trivialnamen Rubus hybridus corylifolius vereinigt. Für unser Gebiet lassen sich zwei Formengruppen dieses Kreises unterscheiden, und wir bekommen dadurch noch folgende benannte Rubi hybridi: 4 R. hybridus Dethar dingianus. Er umfaßt die dem R. tomentosus } und R. bremon näher stehenden Caesius- Abkömmlinge, nämlich: R. nemorosus C. J. v. Kl. Hb. p. pte. c.; R. thyrsanthus Pr. Hb. p. pt. 2. 3; R. silesiacus ibid. ; R. Wahlbergii ibid. p. pt. 1.2. 3. 4. 6. 8.; R . slesvicensis ibid. Dem R. Dethar dingianus untergeordnet erscheint R. caesiusXhy- bridus thyrsoideus , zu welchem gehören: R. nemorosus C. J.v.Kl. Hb. p. pt. c , R. thyrsanthus Pr. Hb. p. pte. 2, 3, R. silesiacus ibid., R. Wahlbergii ibid. p. pt. 1. 2. 8. Und diesem Kreise wiederum unter- geordnet ist R. caesius X hybridus Grabowskii , zu welchem R. nemorosus C. J. v. Kl. Hb. p. pte. c. gehört. Betreffs der Formen R. Wahlbergii 1. c. 3. 4. 6. und R. slesvicensis 1. c. ist es nicht un- möglich, daß auch sie wenigstens theilweise von R. hybridus thyrsoideus stammen, wie dies für R. slesvicensis in der genetischen Uebersicht an- gedeutet wurde. Dagegen ist für R. Wahlbergii 3. 4. die Abkunft von R. hybridus radula wahrscheinlicher. Ein gemeinsamer genetischer Name der bei uns bekannten Formen des R. hybridus Dethar dingianus wäre hiernach R. caesius semi {bremon X tomentosus). 5. R. hybridus prussicus. Er umfaßt die dem R. aestivalis näher stehenden Caesius- Abkömmlinge, nämlich: R Wahlbergii Pr. Hb. p. pte. 5. 7.; R. nemorosus C. J. v. Kl. Hb. p. pte. b.; R. nemorosus Pr. Hb. p. pte. 2. 3. Ihm untergeordnet sind R. aestivalis X caesius ( R . Wahl- bergii Pr. Hb. 5. 7.) und R. caesius X hybridus fissus (R. nemorosus C. J. v. Kl. Hb. b.). Die übrigen hierher gerechneten Formen haben muthmaßlich außer R. aestivalis und R. caesius noch R. bremon und tomentosus , R. nemorosus Pr. Hb. 2 außerdem noch R. Bellardii unter ihren Ahnen. Ein gemeinsamer genetischer Name der hierher gerechneten Formen ist schwer aufzustellen; R. semi (aestivalis X caesius ) paßt für alle, nur nicht für reinen R. aestivalis X caesius. Außer R. hybridus Dethar dingianus und R. hybridus prussicus ist dem R. hybridus corylifolius noch der Formenkreis des R. semicaesius unterzuordnen, zu welchem gehören: R. nemorosus C. J. v. Kl. Hb. p. pte d.; R. caesius ibid. p. pte. a. ; R. caesius Pr. Hb. p. pte. 6.; R. nemorosus ibid. p. pte. 1. 21 96 Endlich ist für die Provinzialflora noch ein Trivialname erforderlich für jene in der genetischen Uebersicht an 10 angeschlossene Form, welche in beiden grundlegenden Herbarien als R. villicaulis , im Pr. Hb. außerdem als R. macrophyllus liegt. Ich nenne sie: 6. R. hybridus Klinggraeffianus. Die Form ist augenscheinlich nahe ver- wandt mit R. macranthelos Marsson, Flora von Neuvorpommern. Auch in letzterem sind R. Bellardii und ein Abkömmling als Erzeuger unverkennbar, und auch er ist nur in einer Landschaft ge- funden. Es giebt in der reichen Flora des Elsasses nach meiner ungefähren Schätzung mindestens 600 Brombeerrassen, welche mit R. hybridus Klinggraeffianus und R. macranthelos systematisch gleichwertig sind, und eine Phanerogamenflora des Deutschen Reiches, welche die gleich- wertigen Rassen aus allen Gattungen aufzählen wollte, wäre mit den heute bekannten Arbeitskräften und Arbeitsmitteln überhaupt nicht her- zustellen. Der Name des R. hybridus Klinggraeffianus kann deshalb höchstens für den Floristen des norddeutschen Flachlandes Werth haben, und er wird sich zweifelsohne bald einem umfassenderen Namen unterordnen lassen, wie R. hybridus Grabowskii unter R. hybridus thyrsoideus. Für den Provinzialfloristen aber ist ein Trivialname dieser ausgezeichneten und in der armen Flora auffälligen Form nicht zu entbehren. Der Formenkreis des Rubus aestivalis X Idaeus ist in unserer Provinz in sich so bunt und gleichzeitig gegen alle anderen Formenkreise so gut ab- gegrenzt, daß Trivialnamen hier eigentlich nicht nöthig wären. Die genetische Bezeichnung würde ausreichen. Wenn ich trotzdem Trivialnamen für Formen dieses Kreises einführe, so thue ich das mit Rücksicht auf die Nothwendig- keit einer Verständigung mit anderen Botanikern. Es giebt nämlich viele Brombeerkenner, welche die Hauptmasse des hier als R. aestivalis X Idaeus angesprochenen Kreises für eine gute Art halten und ihr demgemäß einen Speciesnamen ( Rubus suberectus) beilegen. Andere sehen gar zwei Arten in diesem Formenkreise. 7. R. hybridus suberectus umfaßt alle Formen voni?. aestivalis X Idaeus, welche kegel- oder pfriemenförmige, am Grunde nicht zusammengedrückte Schößlingsstacheln und siebenzählige Schößlingsblätter haben. Synonym ist R. suberectus Marsson, Fl. v. Neuvorpommern; R. suberectus und R. fissus (? auch noch R. ammobius) Focke Synopsis Ruborum Ger- maniae. Von unserem Material gehören hierher: R. suberectus C. J. y. Kl. Hb. (? excl. 2); R. fruticosus ibid . p. pte. b; R. nemorosus ibid. p. pte. a; R. suberectus Pr. Hb. excl. 9- 11.; R. fissus ibid. — Inner- halb des R. hybridus suberectus ist als untergeordnete Form bei uns Rubus hybridus fissus zu unterscheiden. Er ist synonym mit R • 22 97 suberectus ß jpolyacanthus Marsson 1. c.; R. fissus Focke 1. c.; zu ihm gehören: R. fruticosus C. J. y. Kl. Hb. p. pte. b; R. nemorosus ibicL p. pte. a; R. fissus Pr. Hb. p. pte. 1. 3. 5. 6. In einer Deutschen Brombeerflora wird man, wenn man überhaupt Unterabtheilungen von R. hybridus suberectus zuläßt, in erster Linie jener Form einen Namen geben müssen, welche in den Gebirgsgegenden verbreitet ist und vorzugsweise R . suberectus genannt wird. Bei uns ist dieselbe durch R , suberectus Pr. Hb. 4 vertreten. Sie könnte etwa R. hybridus microacanthus heißen. Rubus suberectus Pr. Hb. 9 und 11 lassen sich nicht unter R. hybridus suberectus fassen, sondern sind als R. aestivalis X hybridus suberectus , das Exemplar 11 speciell noch als R. aestivalis X hybridus fissus zu bestimmen. In einer compendiösen Provinzialflora würde die Tabelle zum Bestimmen der Brombeeren etwa so werden: 1. Schößling stielrundlich oder undeutlich kantig, bereift, Stacheln krumm, Blätter dreizählig, Fruchtkelch aufrecht, Kronblätter weiß (niedrige Arten) : 2. Schößling kantig, Stacheln — wenigstens im oberen Theile — kanten- ständig, Blätter fünfzählig oder zum Theil dreizählig. Frucht schwarz: 3. Schößlingsblätter zum Theil siebenzählig (Atews-Bastarde) : 8. 2. Pflanze stieldrüsenreich. Blättchen groß, unterseits wenig behaart, Kron- blätter schmal, spitz, Staubfäden nach dem Verstäuben zusammen- neigend. Frucht schwarz. Rubus Bel lardii. Blättchen unterseits mehr oder weniger dicht weichhaarig, Kronblätter ausgerandet, Staubfäden nach dem Verstäuben nicht zusammen- neigend. Frucht blau bereift. Rubus caesius. 3. Schößling aufrecht, nicht einwurzelnd, Blätter fünfzählig, äußere Blättchen im Anfänge des Sommers fast sitzend. Blutenstand traubig oder mit einigen wenigblütigen Zweigen Bliitenstielchen behaart, ohne Filz. Staubfäden nach dem Verstäuben nicht zusammenneigend. Rubus aestiv alis. Schößlinge klimmend, bog'ig oder kriechend, im Herbst ein wurzelnd: 4. 4. Schößling bereift, Nebenblätter lanzettlich, äußere Blättchen der fünf- zähligen Blätter im Anfänge des Sommers nicht deutlich gestielt (R. hybridus corylifolius): 5. Schößling ohne Reif, Nebenblätter linealisch, äußere Blättchen der fünf- zähligen Blätter von vorneherein deutlich gestielt: 6. 5. Blättchen der Schößlingsblätter tief und scharf gesägt. Blütenstände meist reich verzweigt; Tragblätter, mit Ausnahme der untersten, hochblatt- artig. R. hybridus D ethar dingianus. Blättchen der Schößlingsblätter flach gesägt. Blütenstände durchblättert. R. hybridus prussicus. 23 7 98 6. Staubfäden zuweilen kaum so lang wie die Griffel. Fruchtkelcli aufrecht. Blumen ansehnlich, roth. Schößling behaart, nicht rauh, Blätter unterseits grün. R. hybridus Spreng elii. Staubfäden mindestens so lang wie die Griffel, nach dem Verstäuben zusammenneigend. Fruchtkelch zurückgeschlagen. Schößlingsblätter unterseits filzig: 7. 7. Schößling kräftig bestachelt, in der Regel kahl und glatt. Blättchen unterseits weißfilzig, Blütenstände lang. R. hybridus thyrsoideus. Schößling kräftig bestachelt, von dicht stehenden Drüsenborsten rauh, Blättchen unterseits in der Regel weißfilzig. Blütenstände lang. R. hybridus radula. Stacheln mäßig, Schößling behaart, Drüsenborsten vereinzelt, sitzende Drüsen zahlreich, Blättchen unterseits graufilzig. R. hybridus Kling graeffianus. 8. Schößling aufrecht, nicht wurzelnd, Blütenstände einfach traubig oder am Grunde mit traubigen Zweigen. R. hybridus suberectus. Schößling bogig oder kriechend, wurzelnd, Blütenstände oft mit grund- ständigen Aesten an ihren Verzweigungen. R. caesius X Idaeus. Außerdem kommen vor: R. aestivalis X hybridus Sprengelii. R. aestivalis X hybridus suberectus und nicht näher bestimmbare hybride Formen, welche den R. aestivalis , bzw. R. Bellardii, bzw. R. caesius ähnlich sind. 99 Anlage C. Nachtrag zur Flora von Christburg und Umgegend (1896), Von R. Ludwig» Bei der ersten Aufstellung der betreffenden Flora1) sind einige überall vor- kommende Pflanzen einfach übersehen worden. Der Vollständigkeit wegen werden auch diese hier mit aufgeführt werden. Batrachium aquatile E. Mey. Bruch bei der „Erholung“. Ranunculus Lingua L. Gräben an der Sorgewiese, nicht selten. Caltha palustris L. Wiesen gemein. Ilesperis matronalis L. In Roßgärten an der Sorge verwildert. Capselia Bursa pastoris Mnch. Gemein. Viola silvestris Lmk. b) Riviniana Rchb. Wald bei Prökelwitz. Cuccubalus baccifer L. Zwischen Gebüschen am Anfang des Dollstädtcr Waldes. Sagina nodosa Fenzl b) pubescens Koch. Fleischerwiesen. Hypericum montanum L. Wald bei Mortung. Oxalis stricta L. Alter Kirchhof. Medicago lupulina L. b) Willdenovii Boenngh. Beim Judenkirchhofe. Vicia villosa Roth b) glabrescens Koch. Unter Getreide. Ervum, cassubicum Peterm. Schonung im Prökehvitzer Walde. Rubus plicatus W. et N. Prökelwitzcr Wald. R. nemorosus Hayne. Jankendorfer Wald. R. Bellardii W. et N. Sakrinter Wald. R. caesius L. a) umbrosus Walle. Waldrand bei Blumenau. Ceratophyllum demersum L. Gräben der Fleischerwiesen. Aster salicifolius Scholler. Zwischen Weidengebüsch am Sorgeufer. Stenactis annua Nees. Schlucht zwischen Blumenau und Stein, Silybum marianum Gaertn. Es fanden sich etwa 12 Pflanzen auf einem Rübenfelde. !) Ludwig, R., Beitrag zur Flora von Christburg und Umgegend. — Bericht über die fünfte Versammlung des Westpreussischen Botanisch- Zoologischen Vereins zu Kulm a. W. am 30. Mai 1882. — Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. V. Band, 4 Heft. Danzig 1883. Seite 77 — 96. ioö Hieracium cymosum L Schlucht bei der Feldstraße. H. laevigatum Willd. Schlucht auf dem Wege nach Adamshof. Campanula Rapunculus L. Auf einem Rasenplatze. Verbascum nigrum X Thapsus Wirtg. Hasenberg. Veronica opaca Fr. Brachäcker. Ajuga genevensis L. b) macropkylla Schuebl und Mart. Pflanzgarten. Chenopodium ficifolium Sm. Kartoffeläcker. Ch. * Bonus Henricus L. Kartoffeläcker. Polygonum Hydropiper L. Graben an der Chaussee. P. minus Huds. Graben in der Georgenstraße. Fagopyrum esculentum Mn CH. Hin und wieder unter Getreide. Gebaut wird Buchweizen hier nicht. Salix fragilis X alba Wimm. Unterweg nach Baumgarth und Sorgeufer bei Baumgarth. S. bahylonica L. Pflanzgarten angepflanzt. S. amygdalina X alba Wimm. Sorgeufer bei Kl. Stanau. S. cinerea X viminalis Wimm. Sorgeufer bei Baumgarth, Populus pyramidalis Rozier. An den Wegen angepflanzt. Potamogeton perfoliatus L. Drausen-See. P. lucens L. Drausen-See. Epipactis latifolia All. a) viridans Crntz. Sakrinter Wald E. latifolia All. b) varians Crntz. Park in Prökelwitz. Tulipa silvestris L Wild in einem Grasgarten an der Sorge. Scirpus silvaticus x radicans Baenitz. Sorgeufer bei Kl Stanau. Gar ex canescens L. Sümpfe im Sakrinter Walde. G. caespitosa L. Wiese bei Kl. Stanau. C. hirta L b) hirtaeformis Pers. Berge am Wege nach Neukrug. Phalaris canariensis L. Mehrere Male auf Erdhaufen an der Chaussee gefunden, jedenfalls der Same durch aufgeworfenen Schutt hingekommen. Agrostis alba L. c) stolonifera E. Meyer. Graben am Pacholler Wege. Calamagrostis Halleriama DC. Wiese bei Mathildenhof. Ammophila arenaria Lk. Sandberge bei Fichtenthal. Arrhenatherum elatius M. et Koch Auch mit zwei geknieten Grannen. Phegopteris dtyopteris Fee, Wald bei Buchwalde. 2 101 Anlage D. Die Algen des Kreises Elbing. Von E. IN itsxrd.y. W ährend bei sämmtlichen phanerogamen Gewächsen, ebenso bei den höheren Kryptogamen und selbst noch bei Pilzen und Myxomyceten der Bo- taniker sich schon auf sein unbewaffnetes Auge verlassen darf und auch muß, so ist gerade der Algologe meist auf das Mikroskop angewiesen, doch auch er wird mit Erfolg sammeln, wenn er es versteht, den richtigen Boden zu er- kennen, der der Entwickelung der Algenflora günstig ist. Und derart günstige Bodenverhältnisse bieten Stadt- und Landkreis Elbing in Menge, da das Haupt- moment für die Algen, das Wasser, reichlich genug vorhanden ist. Einmal bietet das Haff eine genügende Ausbeute, zum anderen sind Niede- rung und Höhe durchsetzt von einer überaus großen Anzahl von Flußläufen, Bächen, Gräben, Kanälen und Sümpfen, die oft die seltensten und schönsten Arten beherbergen. Während der Herbstmonate der Jahre 1895 und 1896 habe ich nun da- mit begonnen, die Algenflora des Kreises zu untersuchen, zu welchem Zwecke ich bestimmte kleine Gebiete einzeln nach einander durchsuchte; daher ist auch die Zahl der Algen vorläufig noch eine geringe, umsomehr als ich nachstehend nur absolut sicher bestimmte Algen aufgeführt habe; aus diesem Grunde sind auch die sonst sehr häufigen Closterium- Arten bis auf 4 weggelassen. In meinen Bemühungen hat mich Herr Thierarzt Broeske freundlichst unterstützt, während die Bestimmung der Algen Herr Professor Magnus in Berlin theils durchgesehen, theils selbst vorgenommen hat, wofür ich ihm meinen verbindlichsten Hank auch an dieser Stelle ausspreche. Tn der Systematik bin ich vorzüglich A. B. Frank gefolgt, und gleich ihm zähle ich die Characeen nicht den Algen zu, will aber die beiden von mir für die Elbinger Umgegend nachgewiesenen Armleuchtergewächse hier auf- zählen: Chara fragilis Hesy. im Haff bei Liep, und Nitella mucronaia A. Br. in einem Graben bei Lärchwalde. 102 Ordn. L Cyanophyceae. Fam. 1. Oscillariaceae. Spirulina Jenneri Kg. Weingrundforst, vereinzelt. Oscillaria tenerrima Kg. Gräben am Jungferndamm in Elbing, häufig. Oscillaria antliaria Juerg. Stadt Elbing. An Mauern, auf feuchter Erde, gemein. Oscillaria Froelichii Kg. Teiche in Lärchwalde, nicht selten. Oscillaria maxima Rabh. Englisch - Brunnen, Lärchwalde, Stadt (Danziger Graben, Jungferndamm); schwimmend, häufig. Fam. 2. Nostocaceae. Nostoc coeruleum Lyngb. Lärchwalde. Nostoc sphaericum Vauch. Frisches Haff, vereinzelt. Nostoc verrucosum Vauch. Gräben am Treideldamm. Anabaena Flos aquae Breb. „Wasserblüte!“ Gemein im Elbing und Haff. Cylindrospermum stagnale Born, et Flah. Etwas seltener als vorige; Ellerwald. Aphanizomenon Flos aquae Allm. Gemeinste Wasserblüte. Fam. 3. Scytonemeae . Fam. i, Sirosiphoneae. Fam, 5. liivulariaceae. Rivularia minutula Kirchn. Frisches Haff, auf Pflanzentheilen festsitzend. Gloeotrichia natans Thur. Gräben der Drausen-Niederung, frei schwimmend. Fam, 6. Chroococcaceae . Merismopedia glauca Naeg. Gräben der Drausen-Niederung, Stadt, Lärchwalde; jedenfalls gemein in allen Altwassern. Merismopedia elegans A. Br Elbing, Lärchwalde, Haff. Häufig. Clathrocystis aeruginosa Henfr. Hommel am „Geizhals“. Coelosphaermm Kuetzingianum Naeg. Als Wasserblüte auf einem Teich in Lärchwalde. Chroococcus turgidus Naeg. Gräben um Elbing. Ordn. II. Bacillariaceae. Fam. 7. Melosireae . Melosira varians Ag. Gemein im Haff (und in der Ostsee). Fam. 8. Biddulphiaceae . Fam. 9. Achnanthaceae. Roicosphenia cufvata Grün Gemein im Haff (und in der Ostsee). Festsitzend an anderen Algen. 2 103 Fam. 10. Gomphonemeae. Gomphonema acuminatum Ehrbg. Häufig im Haff und um Elbing. Gomphonema constrictum Ehrbg. Ebenda, etwas seltener. Gomphonema cristatum Ralfs. Ebenda, seltener. Fam. 11. Cocconeideae . Cocconeis communis Heib. Gemein im Ellerwald. Fam. 12. Cymbellaceae . Cymbella gastroides Kg. Gräben um Elbing. Fam. 13. Navicnleae . Pinnularia viridis Sm. Ellerwald, Haff, Elbingfluß, häufig. Pinnularia gibba Ehrbg. Ellerwald, häufig. Stauroneis Phoenicenteron Ehrbg. Ellerwald, Haff. Pleurosigma acuminatum Grün. Haff. Fam. 14. Amphitropideae . Fam. 15. Eunotieae. Epithemia gibba Kg. Häufig im Half. Epithemia turgida Kg. Elbingfluß, Ellerwald, gemein. Fam. 16. Nitzschieae, Nitzschia sigmoidea Sm. Ellerwald, Haff, gemein. Fam. 17. Amphipleureae, Fam. 18. Surirelleae. Surirella splendida Kg. Haff bei Kadinen. Cymatopleura Solea Breb. Ueberall häufig. Campylodiscus noricus Ehrbg. Gräben um Elbing. Fam. 10. Cylin drotheceae. Fam. 20. Tabellariaceae, Fam. 21 Diatomecie . Diatoma vulgare Bory. Häufig im Haff. Fam. 22. Fragilariaceae * Synedra ulna Ehrbg. Gemein im Haff, an größeren Algen festsitzend. Fam. 23. Meridioneae* Meridion circulare Ag. Häufig im Haff. 3 104 Ordn. III. Zygophyceae. Fam, 24. Desmidiaceae . Micrasterias Crux melitensis Ralfs. In einem Teich von Lärchwalde, dort häufig. Staurastrum muticum Breb. Lärchwalde. Cosmarium granatum Breb. Zerstreut um Elbing. Cosmarium Naegelianum Breb. Haff bei Liep, zerstreut. Cosmarium margaritiferum Men. Im Haff. Cosmarium Botrytis Men. Niederung, Haff, Geizhals, häufig. Pleurotaenium Trabecula Naeg. Ellerwald. Closterium Leibleinii Kg. Lärchwalde, Haff. Closterium lineatum Ehrbg. Lärchwalde, vereinzelt. Closterium rosiratum Ehrbg. Lärchwalde, Elbing. Closterium gracile Breb. Lärchwalde, Elbing. Fam. 25. Zygnemaceae . Zygnema stellinum Ag. (leg. M. Broeske, ohne Fundortsangabe.) Mit Zygo- sporen. Zygnema cruciatum Ag. Haff bei Liep. Spirogyra crassa Kg. Elbingfluß, Haff, häufig, mit Zygosporen. Spirogyra laxa Kg. Gräben um Elbing, mit Zygosporen. Spirogyra princeps Vauch. Haff be» Liep, mit Zygosporen. Spirogyra decimina Kg. Haff. Spirogyra longata Kg. Haff*. Sirogonium sticiicum Kg. Gräben am Treideldamm, Ellerwald; zerstreut, aber an Ort und Stelle häufig. Mit Zygosporen. Staurospermum viride Kg. (leg. M. Broeske, ohne Fundortsangabe.) Mit Zygosporen. Ordn« IV. Chlorophyceae. Fam» 26» JPleurococcaceae* Rhaphidium polymorphum Fres, Ueberall, doch zerstreut. Rhaphidium convolutum Rabh. Zerstreut in Gräben um Elbing. Scenedesmus ayitennatus Breb. Tolkemit, Lärchwalde, nicht selten. Scenedesmus acutus Meyen. Haff. Scenedesmus quadricauda Breb. Ueberall gemein, doch nur in kleinen Exem- plaren, Zeilen 8 X 16 p messend, während ich dieselbe Alge in Schwarz- ort, kurisches Haff, mit 13 X 34 p großen Zellen gefunden habe. Scenedesmus obtusus Meyen. Häufig um Elbing; Lärchwalde, Haff. Crucigenia quadrata Morr. Selten im Haff. Actinastrum Hantzschii Lagerh. Selten im Haff. Oocystis Naegelii A. Br. Weingrundforst bei Elbing. Zoochlorella conductrix Brandt. Gemein. Jene Alge, die die Grünfärbung einiger niederer Thiere (. Euglena , Hydra ) veranlaßt 105 Fan». 27. Sciadieae. (. Protococcaceae ) Ophiocytium apiculatum Naeg. Gräben um Elbing, sehr zerstreut. Protococcus viridis Ag. Landalge! Gemein an Baumstämmen, Zäunen u. dergl. Sorastrum spinulosum Naeg. Seeteich bei Dambitzen. Coelastrum Naegelii Rabh. Seeteich. Fam. 28. Pediastreae. Polyedrium trigonum Naeg. Seeteich. Polyedrium tetragonum Rabh. Lärchwalde. Polyedrium pentagonum Rabh Lärchwalde. Pediastrum Boryanum Men. Haff, Geizhals, Elbing; zerstreut. P ediastrum pertusum Kg. Ebenda, häufig. Pediastrum Ehrenbergii A. Br. Elbing, Lärchwalde; zerstreut. Hydrodictyon reticulatum Lagerh. An der Schwimmanstalt, Lärchwalde, Haff; zerstreut, aber an Ort und Stelle massenhaft. Fam. 29. Volvocineae. Volvox globator L. Lärchwalde, Haff. Mit Oosporen! Volvox minor Stein. Meist zerstreut, jedoch mit voriger im September 1895 in einem Teich in Lärchwalde in solcher Menge (mit Oosporen!), daß das Wasser zum Gebrauch durch Leinwand gegossen werden mußte. Pandorina Moram Bory. In einem Lärchwalder Teich in Menge, sonst zerstreut. Synura Volvox Ehrbg. Lärchwalde, häufig Gonium pectorale Muell. Teiche von Lärchwalde, sehr zerstreut. Fam. 30 Botrydiaceae. Fans. 3!. Acetabulariaceae, Fam. 32. Vau cheriaceae. Vaucheria terrestris Lyngb. Entgegen dem Namen in einem Sumpf bei Witten- felde. Mit Oosporen! Vaucheria dichotoma Ag. Gemein am Bohlwerk des Elbings am Treideldamm. Mit Oosporen! Vaucheria geminata DC. Auf einem Lehmacker in Lärchwalde. Mit Oosporen! Vaucheria sessilis Lyngb (leg. M. Broeske, Fundort ?) Mit Oosporen! Fam. 33. Codieae. Fam. 34. Cladophoreae. Cladophora glomerata Kg. Ganz gemein im Elbing und Haff. Cladophora fluitans Kg. Tolkemit, Molen. Trentepohlia Debaryana Wille Auf Gehäusen der Limnaea stagnalis, Haff; selten. 5 106 Fam. 35. TJlotricheae . Stigeoclonium tenue Kg. Sehr häufig, Lärchwalde, Haff. Stigeoclonium longipilus Kg. Lärchwalde. Chaetophora endiviaefolia Ag. Lärchwalde, Oberwald, Haff. Hormidium murale Kg. Häufig auf feuchter Erde; Stadt Elbing. Farn. 36. JJlvaceae . Enter omorpha intestinalis Lk. Haff bei Tolkemit. Fam. 37. Oedogoniaceae . Oedogonium tumidulum Kg. Schulgraben. Mit Oosporen! (leg. M. Broeske). Fam. 38. Sphaeropleaceae. Fam. 39. Coleocliaeteae . Coleochaete scutata Breb. Auf Gehäusen von Limnaea stagnalis, Planorbis corneus ; Ellerwald. Coleochaete orbicularis Pringsh. Haff bei Liep. Ordn. V. Phaeophyceae. Enthält fast ausschließlich Meeresalgen. Ordn. VI. Rhodophyceae. Enthält einige im Süßwasser lebende Gattungen, von denen ich eine gefunden habe. Fam. Bangiaceae. Bangia atropurpurea Ag. Molenkopf von Tolkemit. Bis soweit ist cs mir gelungen, die Algen für Stadt- und Landkreis Elbing nachzuweisen; wenn auch die häufigsten Arten so ziemlich damit er- schöpft sein dürften, so gebe ich mich doch der Hoffnung hin. bei andauernder, weiterer Durchforschung mehr Arten für genanntes Gebiet nachzuweisen und besonders Gruppen, wie Closterium , Enteromorpha u. a. m. durch größeres Material mehr aufzuklären. 107 Anlage E. Fleischpilze aus dem Kreise Berent. Von .A.. Treichel -Hoch Paleschken. Erst von Ende August 1893 ab habe ich angefangen, Pilze zu sammeln, welche im Allgemeinen doch eben so gut zur Beurtheilung der Flora eines Landes gehören, wie die Phanerogamem Den Anlaß dazu gab mir ein Basi- diomycet. Da ich dessen Namen gern wissen wollte, so schickte ich ihn an Herrn Real-Gymnasiallehrer F. Kaufmann in Elbing, aus dessen Veröffentlichungen in unseren Berichten und bei unseren Versammlungen ich ja wußte, daß er sich mit Erfolg namentlich mit der Kunde der Fleischpilze beschäftigte. Mit seiner postwendenden Antwort kam auch die wiederholte Aufforderung, daß ich mich in meiner engeren Heimat (Kr. Berent) nach solchen Pilzen Um- sehen möchte, die er sehr gern bestimmen wolle. Mit diesem mir neuen dulce und vielleicht decorum verband ich sehr gern das utile der noth wendigen Gänge. Auch bei Fahrten über Land achtete ich darauf, besonders dann aber auf die sonst nicht so geselligen und epidendrischen Löcherpilze, Wie der- selbe namentlich im ersten Jahre die Bestimmungen der von mir, gewisser- maßen nur als Handlanger, gesammelten Pilze im Interesse der wissenschaft- lichen Erforschung vollzogen hat, und wie ihm im zweiten Jahre mit der größten Liebenswürdigkeit darin Herr P. Hennigs, Custos am botanischen Garten zu Berlin, gefolgt war, so kann ich den größten Dank für die gleiche Mühe- waltung im dritten Jahre wohl meinem alten Freunde, Herrn Med. Dr. F. Eichel- baum in Flamburg auch an dieser Stelle abstatten, der sich des Strauchelnden ohne Ueberhebung annahm, wohl erwägend, daß meine zwischen so vielfacher amtlicher und wissenschaftlicher Beschäftigung getheilte Zeit durchaus nicht zu ausgiebigen mikroskopischen Studien ausreicht. Da nun aber keiner der genannten drei Herren sich zu der Veröffent- lichung der von mir geschaffenen Erfolge für die floristische Kenntniß meiner Umgegend verstand, so muß es mir wohl als dem Geringsten obliegen, eine solche für unsere Berichte zurecht zu machen, obschon ich deren Mühewaltung als die rein wissenschaftliche, weit über die meinige stellen muß, um so mehr, als nach Verlauf von drei Jahren sowohl das auch auf diesem Gebiete so zahl- reiche Heer der Ubiquisten für die allgemeine Umschau vollständig versammelt 108 sein dürfte, als auch die selteneren und auch dem Laien auffälligeren Arten in diesem Zeiträume ebenfalls gefunden sein müßten, ganz abgesehen davon, daß zu einem Nachtrage für weitere Funde ja noch immer Zeit und Raum bliebe. Der Bezirk, in welchem ich sammelte, ist meist meine Heimat Hoch Paleschken (H.P.)gewesen, wo ich an Wegen, aufWiesen, auf Brachland, in Gärten, im Park, namentlich aber im Walde botanisirte. in diesem wohnen besonders die Roth- und die Weißbuche. Nach der polnischen Bezeichnung der letzteren (grab) führt er daher beim Volke den Localnamen Grabs. Von beiden Buchen findet man dort alte und starke Stämme, auch viel Unterholz. Der Laubfall ist der Pilzbildung sehr günstig, ihrer Auffindung aber nur wenig hinderlich. Niedriges Bruchland ist mit Kiefern bestanden, deren Holz deshalb wenig werthvoll ist. Auch beide Ellern machen sich hier breit, sowie einige Weiden. Zerstreut finden sich in höherer Lage junge Eichen, Rham?ius Frangula , Sorbus Aucuparia , auch ein Wildapfelbaum (Eltke) und überall der unvermeidliche Wacholder, besonders an lichteren Plätzen. Die Birke theilt beide Lagen. Aehnlich ist hier die Signatur aller Laubwälder. Dazu kommen für den Gartenpark Nußbäume, Roßkastanien, Tanne und Lärche, Alles sonst wohl von wenig Einfluß auf Pilze, sowie natürlich alle Arten Obstbäume, als Polyporus- Träger, sowie die landläufigen Ziersträucher, wie Flieder, Jasmin, Rosen, Cornus mas , Berberis , Eisbeere; Linden, auch Zitter- und Silber-Pappel vervollständigen das Ganze, in letzter Zeit auch eine Eibe, aus dem bekannten Lubianen verpflanzt. — Dicht neben der Südgrenze des Gutes liegt auf Sandboden das nur aus Kiefern und Wacholder bestehende kleine Wäldchen des Bauern- dorfes Strehlkau (Str.), welches, als kleinere Tour, ich sehr viele Male beging. Hier fand ich die der Nadelholzflora und dem Sande angepaßt lebenden Pilze. — Ebenso beging ich darum den Buchenwald von Orle (0.), sowie den früher zumeist aus Eichen bestehenden Waid von Alt Paleschken (A. P.) nebst seiner schon seit vielen Jahren angepflanzten und gut gedeihenden Tannenschonung. Am See- ufer und in der Niederung strotzt die Eller; in Mittellage schatten Hasel- nußbäume; auf der Höhe prävalirt neben der Eiche die Rothbuehe; Kiefern und Birken vertheilen sich in die Bezirke. Von der Eiche als damaligem Haupt- baume hat dieser Wald den (slavischen) Namen Gaj, Hain, Gehege. Trotzdem ist die Signatur unserer Gegend meist die Kiefer, beim Volke und sonst stets Fichte genannt. So gehören zu Alt Paleschken außerdem mehrere Bestände von älteren Kiefern, meist in nicht sehr großer und in kleinster Ausdehnung, so die von meinem Vater angepflanzte Schonung bei der Ziegelei, wie auch mehrere ältere Complexe auf Bauernland, wohl noch in Almende befindlich. — So gehört zur in Personalunion bestehenden Besitzung Orle-Gartschin außerdem ein Kiefern- wald, nächst an der vorbeiführenden Chaussee, theils älteste Bestände, theils junger Aufschlag oder Anpflanzung, alsdann untermischt mit Laubholz, oder am scharigen Ufer des Zagarni-Sees mit angepflanzten Tannen und Lärchen, sowie ebenfalls mit Laubholz. Er hat den Namen Nowinna, also Neuland, 2 109 obschon große und starke Stämme von Kiefern in ihm vorherrschen, so daß schon aus der Bezeichnung erhellt, daß er vor mehr als hundert Jahren ange- pflanzt worden ist, nachdem das Land, wie die noch sichtbaren Spuren von breiten Ackerbeeten erweisen, vor Zeiten in einen wohl raubbaumäßigen und daher bald nicht mehr lohnenden landwirtschaftlichen Betrieb genommen worden sein muß. Und vordem mag allerdings dort, wie an vielen Orten, wiederum ein Wald vorhanden gewesen sein, um den Namen des Neuen vielleicht zu rechtfertigen. — Einen anderen dazu gehörigen Laubwald, sowie den gleich- artigen Wald von Liniewo, die Perschonka genannt, beging ich nur selten und ohne nennenswerte Funde. Der letztere dürfte bald ganz der Vernichtung verfallen, da er mitsammt dem Gute den Geld- und Handelszwecken der Parzellirung anheimgefallen ist. — Weiter im Westen davon liegt der Wald von Neu Paleschken (N. P-), meist ein Laubwald von Rotbuche; die Ackerränder teilweise bestanden mit Nußbaum oder Rosen und niedrigem Wacholder, die Seeufer mit Ellern oder auch Nußbaum (Standort für Phctllus\ ), viel auf niedrig-mooriger Lage. Der anliegende See ist der Hüttsee, eigentlich sprach- lich entstanden aus Szitno-See, da szit = Binse, Rohr, mit einem Springquell darin. Doch habe ich ihn in pilzlicher Hinsicht nur wenig untersucht und noch weniger gefunden, zumal was nicht auch in anderen Laubwäldern vorkäme. — Ebenso erging es einem kleinen und lichten Bestände von aber recht starken Rotbuchen, als Ueberrest eines vormals größeren Complexes gelegen auf einer Anhöhe zum Verbindungsthale zwischen dem Hüttsee und dem von Sobonsch. Dieselbe Verminderung des Waldbestandes griff Platz bei dem Kiefernwalde von Alt Bukowitz (A. B.), jetzt einem sog. Ansiedelungsgut, kaum nur noch einige Morgen groß, sonst mit Birken durchsetzt, nicht weit von der Chaussee nach Berent gelegen. Auch hier konnte ich nur einen kurzen Besuch machen, um etwa die abgeholzten Stümpfe zu untersuchen. Es ist zum Erbarmen, wie waldarm in letzter Zeit unsere Umgegend geworden ist Fast könnte man für später einen pfundweisen Verkauf von Holz Vorhersagen. Es wird mit der Zeit nur die Königliche Forst übrig bleiben. Von meinem Wohn- sitze nach Osten zu ist die nächste Forst schon etwTa U/s Meilen entfernt. Dieser Umstand bringt es mit sich, daß ich auch dort nur wenig (bei Lippe- mühle und Hoch Stüblau) habe nach Pilzen forschen können. Sie besteht fast durchweg nur aus Kiefern. Den Zwischenraum füllen mehr oder minder große Kieferncomplexe. Den östlich von Blumfelde streifte ich niemals, einige Male den, der meist zu Gr. Boschpol (Gr. B.), aber in kleineren Theilen auch zu Strugga und zu Blumfelde westlich gehört und der vielfach gute Ausbeute an Pilzen lieferte, so Clavaria Ligula und CL pistillaris. Verfolgt man nun die Chausseestrecke Hoch Stüblau-Berent in der ange- gebenen Richtung, so sind zu beiden Seiten wohl noch kleinere Schonungen und frühere Aufforstungen von Kiefern vorhanden, jedoch bis jetzt unbegangen, weil hierin durch Anbau von Körnerpflanzen gehindert, bis kurz vor Schloß Kischau (S. K.) der dazu gehörige Kiefernbestand von dem chaussirten Wege 3 110 durchschnitten wird, ein Wäldchen nur zu nennen, auf reinem Sande gelegen, der an Ackerland oder an moorige Wiesen mit springigen Kämpen angrenzt, doch aber äußerst reich an selteneren Arten von Pilzen, das Lieblingsziel meiner Unternehmungen. — Nur einmal besuchte ich den theils reinen, theils mit allerlei Laubholz untermischten Kiefernwald von Czernikau (Cz.), nördlich von mir gelegen, dem ich jedoch, aus mehreren Anzeichen zu schließen, noch mehrfach meine Excursionen werde widmen müssen. Selbstverständlich, wenn ich den Wäldern, wie ich sie soeben in Bezug auf ihren Bestand und auf ihre Bodenlage und Bestandtheile schilderte, meinen Besuch abstattete, wurde auch der Raum auf der Strecke dazwischen wahrgenommen, sei es Wegrain oder Acker, sei es Erhöhung oder Tiefung, Graben, Wasserlauf, Wiese. Die untersuchten Orte und Wälder brachten schon deshalb, selbst an Ubiquisten, immer mehr an Ausbeute, wie hier in (H. P.) wächst, weil sie zumeist Kiefernwaldungen und dem dafür nothwendigen Sandboden ange- hören. Von größeren Seltenheiten wären festzustellen: Aus Orle Eccilia polita Fr. und Psathyra fatua Fr., aus Schloß Kischau Geäster Schmidelii Vitt, und Gantharellus muscigenus Fr., aus Neu Paleschken Hygrocybe ceracea Wulf., sonsther Camarophyllus caprinus Scop., Clitocybe aggregata Schaeff., Hygrocybe laeta Pers. und H. privignus Fr., Hypholoma Can- dolleanum Fr., Telamonia umbrina Pers., Volvaria speciosa Fr. (2. Standort für Wpr. !), sowie endlich Polyporus Vossii Kalchbr., 1893 im Walde EI P. in durch Würmer defectem Zustande nur einmal an Kiefernstubben gefunden, wie bisher ebenso nur einmal in Krain an Waldstubben. Die im Laufe der drei Jahre gefundenen Arten der Pilze, wovon hier hauptsächlich die mehr fleischigen zum Berichte kommen sollen, vertheilen sich nun auf Myxomyceten ( Spumaria 1, Aethalium 1, Lycogala 2), Asco- myceten: Pyrenomyceten ( Hypoxylon 1, Xylaria 1, Ustulina 1) und Discomyceten ( Peziza 7, Morchella 1, Helvella 1, Leotia 1, Bulgaria 1). Der Rest auf die Basidiomyceten. Davon gehören, um die kleinere Anzahl hier zuerst zu nehmen, 16 + 1 Arten den Gasteromyceten (Bauchpilzen) an ( Phallus 1, Cya- thus 2, Crucibulum 1, Geäster 1, S cler o derma 2, Bovista 3, Lycoperdon 6 + 1), der Rest der Hymenomyceten (Hautpilzen). Davon wiederum, in ähnlichem Verfahren, sind Gallert* oder Zitterpilze 7 + 1 ( Calocera 2, Tremella 3 + 1, Coryne 1, Dacryomyces 1), Strauch- oder Keulenpilze 13 {Clavaria) , Rinden- pilze 12 ( Craterellus 1, Thelephora 6, Stereum 4, Corticium 1), Stachelpilze 4 (Hydnum 3, Irpex 1), Löcherpilze 40 + 7 ( Boletus 11+3, Polyporus 21+4, Trametes 2, Daedalea 2, Merulius 3, Fistulina 1) und Blätterpilze etwa 298 + 23 Arten in 49 Gattungen, die ich nach den Abtheilungen in Kummer’s Führer anordnete. Die Zahl hinter den Pluszeichen giebt die Anzahl der Varietäten an. Die Gesammtzahl aller Species meiner Funde beziffert sich also auf 408 + 32 in 94 Gattungen. Die Anordnung in der Aufzählung geschieht in umgekehrter Reihenfolge. Mehrere Peziza- Arten mußten ohne Bestimmung bleiben. Als ich bis fast zu Ende November 1893, also in meinem ersten 4 111 Sammeljahre, eigentlich Vierteljahre, das Facit gezogen hatte, waren es 244 Species, die ich gefunden, eine Ausbeute, deren Reichhaltigkeit dem lange andauernden, zwar frost- und schnee-, aber nicht regenlosen Wetter des damaligen Herbstes zuzuschreiben wäre. Meine letzte Excursion machte ich damals am 22. November, da ein vorheriger Schneefall sich wieder auf- gelöst hatte. Doch auch nach dieser Zeit fand ich neue Arten, wie Dermocybe cinnabarina , Tubaria inquilina , Tricholoma sulphureum und melaleucum , Clito- cybe candicans und Psilocybe cernua. Die zarteren und kleineren Pilze ( My - cena) fanden sich dann noch hinter den nicht vom regelmäßigen Winde be- strichenen Baumseiten, die stärkeren unter den auf der Erde angehäuften Fall- blättern; beide Lagen dienten ihrem Schutze. Ein ähnlichesWitterungsverhältniß galt für das Jahr 1895, nur daß sich die Begehbarkeit der Localitäten zeit- lich noch weiter ausdehnte und der Endpunkt in die ersten Decembertage hineinfiel, obschon der vergangene Erstschnee und die dann wieder eingetretenen Wärmegrade auch einen erneuerten Versuch wohl begünstigt haben würden. Im Jahre 1894 kam ich aus persönlichen Abhaltungen weder zu einer ein- dringlicheren Erforschung, noch zu einem so späten Excursionsschlusse. Der Schaumpilz, Spumaria alba, wurde im Jahre 1894 von mir recht häufig beobachtet, meist an Rändern von Grasflächen, sowohl im Gartenrasen, als auch auf Feldwiesen. Es entstand bei mir die Besorgniß, daß er nach Abmahd des Grases möglicherweise für irgend eine Art Vieh, das ihn genösse, ge- fährlich sein könnte, und ersuchte ich daher Herrn Stadtrath 0. Helm in Danzig um eine chemische Untersuchung nach dieser Richtung hin. Der- selbe fand die späterhin verfestigte weißliche Masse als aus kohlensaurem Kalk bestehend und vermischt mit sehr wenig organischer Substanz. Beides kann nach seiner Meinung gesundheitsgefährlich nicht sein. Interessant war ihm der Anblick dieser Kalkausscheidungen unter dem Mikroskope- Man sieht lauter feine Nadeln, oft verzweigt, einzelne in Gestalt von spitzen Rhombo- edern, seltener von säulenförmigen Rhomboedern. Dieser Schaumpilz wird vom Volke Kuckucksspeichel genannt, gerade wie der im Sommer von Cica- den auf Gräsern und sonst herrührende weiße Speichel, wie andererseits auch eine gelbe speichelartige Masse, die ich im Walde auf Buchenstubben vorfand, der Leocarpus vernicosus Lam., ein Myxomycet. Im Anschlüsse daran will ich noch einer anderen volksthümlichen Ansicht Erwähnung thun. Schon in den Verhandlungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft (Sitzung vom 13. April 1889) schrieb ich über Hexenringe und eine körperförmige Grasfehle. Auf kurz- oder langgrasigen Wiesen finden sich kreisförmige Stellen, vom Volke Hexenringe genannt, welche darin etwas Absonderliches zeigen, weil durch ein Weniger oder durch ein Mehr von der nächsten Umgebung abweichend, daß sie in kleineren, sich folgenden Kreisen vollständig grasfrei sind, oder aber daß in dem Bogen der ring- förmigen Stellen sich ein Graswuchs findet, der gegenüber seiner Umgebung höher, dichter und dunkelgrüner dasteht. Wie uns bei jenem Standorte 5 112 meiner Disquisition dort nur die Sage und der Aberglaube interessiren konnte, so gilt es an diesem Orte, kurz den Grund für solches Verhalten des Grases hinzustellen, der außer in der Botanik vielleicht noch in der Geognosie wurzeln mag. Wenn nach Zeugniß von Shakespeare (Sturm, Akt V. Sc. 1), der alle Dichter seiner Zeit durch seine Auffassung der Natur überragt, auch die Schafe von solchem Grase, trotzdem daß es buschiger steht, nicht fressen wollen, so mag es daher rühren, daß das Gras von den Pilzen einen gewissen Geruch annahm, der diesen Thieren nicht angenehm ist. Wissenschaftlich ist die Erklärung so, daß es schimmelähnliche Mycelien sind, welche unter der Decke des Erdbodens in gleichmäßig centrifugalem Wachsthume Kreise oder Ringe einnehmen und dann von unten auf durch ihre Fruchtkörper weiter wirken (vielleicht endophytisch), bis sie durch die kränkelnden Gräser nach außen hin über die Weite ihrer Verbreitung Aufschluß geben. Außer den dort angeführten Stellen aus meiner nächster Umgebung hatte ich solche Hexenringe in diesem Jahre auf den Hochwiesen bei Schloß Kischau (an Zahl wohl ihrer 20) zu beobachten Gelegenheit gehabt. An einer Stelle im Chausseegraben bei Alt Paleschken bemerkte ich sogar wirklich entfaltete Pilze im Kreise gewachsen und hielt daher anfänglich die Annahme für ge- rechtfertigt, daß nur gewisse Arten von Pilzen so in die Erscheinung träten. Es ist aber trotzdem zu bemerken, daß alle Pilze ohne Ausnahme kreisförmig wachsen. Wenn das Mycel gut gedeiht, bilden sie also alle Hexenringe; d. h. die Wurzeln wachsen kreisförmig nach außen und vertrocknen in der Mitte; die Fruchtkörper aber stehen auf den Peripherien. Noch will ich bemerken, daß außerhalb der hierfür gesteckten örtlichen Grenzen von mir die Clavariacee Sparassis crispa Fr, im Volksmunde Graue Gans, schon früher auf alten Stubben im Walde von Spengawsken, Kr. Pr. Stargard, gemeldet wurde; sodann Phallus impudicus im Garten von Brünhausen, Kr. Putzig, Merulius lacrymans am Fußstamme einer Pappel am Wege bei Rathsdorf, Kr. Pr. Stargard. Morchella conica fand ich auf humus- reicher Erde am Burgwalle von Mehlken, Kr. Karthaus. Schließlich führe ich von mikroskopischen Pilzen noch Stilhum erythrocephalum Dittm, an, Conidienform zu Sphaerostilhe Tul., 1895 auf Eulengewölle bei H. P. in der sogenannten schwarzen Miß (— Mösse, Buch; Markname) gefunden. Was nun die Anordnung der einzelnen Arten, die ich fand, anbetrifft, so war es anfänglich wohlmeine Absicht, solche in alphabetischer Reihenfolge der lateinischen Artnamen zu geben, weil mir dies einem damals nur noch sehr einfachen Berichte angemessener erschien, sodann auch für etwa später er- folgende Eintragungen sachlich angepaßter und endlich im Allgemeinen viel mehr übersichtlich, als wenn ich dafür nach den wechselnden Gruppen irgend eines der verschiedenen Lehrbücher verfahren sein würde, mußte jedoch später unbedingt in das Gefüge des einmal angenommenen Schematismus hineintreten. 6 118 Da die Publication dieses Berichtes im vorigen Jahre nicht mehr er- folgen konnte, so war ich in der Lage, die bis zum August des Jahres 1897 gefundenen neueren Ergebnisse ebenfalls diesem Verzeichnisse beizufügen. Dies Jahr war im Anfänge zu trocken, als daß eine Pilzvegetation recht aufkommen konnte, und brachte an den begangenen Stellen später, als häufigere Nieder- schläge erfolgten, nur meist dieselben Gattungen und Arten zum Vorschein, wie im Verzeichnisse durch den alleinigen Zusatz der Jahreszahl sofort zu bemerken. Neu waren: 2 Hyporho dii , 3 Corünarii , 3 Pratellae ; ferner unter den Polyporei 5, unter den Discomycetes 1 Peziza • von den Myxomycetes 1 Reticularia. Diese Funde wären den obigen Zahlen hinzuzufügen. Ebenso der sehr seltene laubartige Porenschwamm, Polyporus frondosus Schrank, den ich im Sept. 1897 im Eichenwalde von Orle fand, nahe an einem Stubben wachsend. Dazu führe ich noch als weitere Funde an: 1. Peronia punctata (L.) Fr. von den Pyrenomyceten, eine Xylariacee, Orle 1897. Auf vorjährigem Pferdedünger. Kleine Recherchen mit weißer, gerandeter Scheibe und schwarzen Pünktchen darauf; letztere die Mündungen der kugeligen Perithecien, welche die achtsporigen Schläuche enthalten. 2. Tubulina fragiformis DC., ein Myxomycet, H. P., 1897. Im sog. Kleinen (Kiefern-) Walde, auf Kiefernstubben; flüssig und dann verharzt; daher auch auf Fallästeu und auf Grashalmen verbreitet. Nachträglich fand ich diesen Pilz auf Stubben, auch im Kiefernwalde von Groß Boschpol. Basidiomycetes. Hymenomycetes, Hautpilze. Agaricini, Blätterpilze. A. Leucospori. Amanita Mappa Fr., Gift-Tuch wülstling. Sehr giftig. Weißer Pilz mit weiß- gelblichem Hute mit weißen Warzen darauf. Wald. In großer Zahl. Auch 95. A. muscaria L., Fliegenpilz. Sehr giftig. Mit schön rothem Hute. Park. Wald. 1893 nicht häufig. Auch A. P. Auch Kiefernwald. Strehlkau. var. pulchella. Strehlkau, Novbr. 94. A. pantherina DC., Pantherschwamm. Giftig. Unterscheidet sich von A. rubescens (Pers.) Fr. durch den weiß bleibenden Stiel und Knolle. Wald. A. phalloides (Vaill.) Fr., Knollenblätter schwamm. Sehr giftig. Weißlich mit grünlich grauem Hute. Wald; recht häufig. Auch 95. var. viridis Pers. Auch A. P. var. verna Bull. Mit schön weißem Hute. Sehr giftig. Wal-d, mehrfach. Da diese Exemplare vorzüglich erhalten sind und auch die Reihenfolge von ganz kleinen bis größeren Exemplaren geschlossen vorhanden ist, so schließt Kaufmann, daß A. phalloides var. -rmmgenau eine Mittelform zwischen A Mappa und A. phalloides ist und ebenso gut zu der einen wie zu der andern Hauptart gezählt werden könnte. Die Exemplare von A. phalloides 7 8 114 sind außerdem im Berenter Kreise ebenso klein wie die von A. Mappa • wogegen bei Elbing A. Mappa immer nur weit kleinere Exemplare, A. phalloides aber bedeutend größere hat. Beide Arten sind in Elbing also schärfer von einander geschieden. Es fehlen eben hier und da die Mittelformen. Beide Arten sind die allergiftigsten Pilze. Bei Elbing hat selbst eine Kuh, welche davon am Waldrande gefressen hatte, ihr Leben lassen müssen. Beim Einsammeln von Champignons ist deshalb die allergrößte Vor- sicht zu üben, da gerade dieser Pilz der giftigen Amanita- Art so un- gemein ähnlich ist, daß im jugendlichen Zustande, in welchem Champignons ja meist nur zur Verwendung kommen, beide allein durch den Geruch zu unterscheiden sind. Champignons riechen nach Mandeln, A. Mappa A. phalloides var. verna nach sch wefeliger Säure. In ausgewachsenem Zustande, in welchem die Champignons aber nicht mehr genommen werden, haben sie schwarze Lamellen, wogegen der giftige A. Mappa die weißen behält. Amanita rubescens Er., Perlschwamm. Giftig. Hut rostbraun mit weißen Warzen; Stiel mit Manschette, unten mit einer Knolle. Stiel und Knolle werden im Alter röthlich. Wald. Auch 94 u. 95. var. circinata Pers. Ganz dicht mit feinperligen Warzen besetzt. A. vaginata Bull., umscheideter Manschettenpilz. Gut eßbar. Hat unter dem Hute keine hängende Manschette, dagegen unten am Grunde eine weite lose, den Stiel umgebende, von weißlicher Farbe mit bräunlichen Flecken. Hutfarbe gelbbräunlich. Wald, Park, var. alba Park. 94. var. badia Schaeff. Park. 94. var. fulva Fries. Hie Varietät ist gelbbraun, wogegen die Hauptart grau ist. A. P. Lepiota cinnabarina , zinnoberrother Ringpilz. Strehlkau. S. K., 94. L. cristata Alb. et Schw., kammiger Ringpilz. Hut weiß mit schwarzbraunen Kreisen. Wald. L. excoriata Schaeff., geschundener Ringpilz. Groß, weiß. Hut etwas grau- schuppig. 94. Auch S. K. L. granulosa Bätsch, gekörnelter Ringpilz Giftig. Klein, braun. Hut gelb. Stiel mit gelbem, körnlich flockigem Ringe. Wald, H. P Kiefern Wäldchen. Strehlkau. S. K. Orle Kiefernwald, 95. var. amianthina Scop. Mit lehmgelblichem Hute. Giftig. Strehlkau, 95. var. Carcharias Pers. Mit lilaröthlichem Hute. Giftig. Strehlkau, 94. L. mastoidea Fr., brustwarziger Ringpilz. Wegrain, Brache. 94. L. procera Scop., Schirmling, Parasol. Groß, mit sparrigen Schuppen. Kenntlich an dem beweglichen Ringe. Eßbar. Waldweg, Ackerrand. Oct. Novbr. Struga, A. P., 95. L. rhacodes Vitt, (nicht Kummer). Wegrain. 94. 8 115 Armillaria mellea Yahl., Hallimasch. Mit einem weißen Ringe. Hut brauii? weißschuppig. Eßbar, zum Ein machen gebraucht; schmeckt säuerlich. An Stubben häufig. Auch Buchenwald Orle. Auch 94 und 97. A.wwciWöSchrad., schleimigerArmbandpilz.Wald, hoch oben anBuchen, besonders bei Auswüchsen. Novbr. Yon einem Schleim habe ich nichts gemerkt; die Hut- oberfläche ist trotzdem bei feuchtem Wetter sehr schmierig, nur bei tage- lang anhaltender Trockenheit wird der Schleim fest am Hute. Lactarius aurantiacus Fr., pomeranzenfarbiger Milchling. Gr. B., Kiefern- wald, 94. L. blennius Fr., graugrüner Milchling. Wald. L. deliciosus L., wohlschmeckender Milchling. Eßbar. Strehlkau. Auch 94. S. K. unter Kaddik. Auch 95. Auch mit Rypomyces sp. Strugga, Czernikau, 95. L. helvus Fr., röthlich-gelber Milchling. Strehlkau, 94. L impolitus Fries, glanzloser Reizker. Giftig. Hut glatt, gelbröthlich; Milch beißend. Wald. L. mitissimns Fr,, mildester Milchpilz. Strehlkau. L. piperatus Scop., Pfeffermilchling. Sehr giftig. Farbe weiß. Lamellen sehr dicht. Milch beim Bruche reichlich und beißend. Wald. Auch 94. L. ruf us Scop., rothbrauner Milchling. Auch 94. Torfstich. Struga, 95. L. scrobiculatus Scop., Erdschieber, Wollschwamm. Wald. L. subdulcis Fr., süßlicher Milchling. Eßbar. 94. Kgl. Forst bei Lippe- mühle, 95. Auch 97. L. turpis Weinm., häßlicher Milchpilz. IL. P., 94. Auch 95. L. vellereus Fr., Wollschwamm, Kothschieber. Giftig. Aehnlich dem Tj. piperatus. Lamellen weiter entfernt, aber feinfilzig. Wald. Yon größeren Exemplaren maß ich: I. (22. Oct. 93) in der Höhe mit 14, schräg gehalten mit 18,5 cm, der Hut breit 22,5 bis 24, Trichtertiefe mit 14,8 cm. II. (Oct. 94) hoch 21, breit 23, des Trichters Tiefe 14, Um- fang 71, des Stieles Umfang 14, Höhe 7, Breite 4 cm und im Gewichte 560 gr. Auch Orle. L. vietus Fries, welker Milchling. Wald. Oct. L. volemus Fr., Birnenreizker. Eßbar. Wald. Russula adusta Pers., Buchenwald. 94. Auch 97. R. alutacea Pers., ledergelber Täubling. Eßbar. Wald. Nicht oft. Auch 94 und 97. var. olivacea Pers. und var. lutea 94. Auch S. K., 95. R. chamaeleontina Fr., veränderlicher Täubling. Eßbar. Hut roth, mit gelber Mitte. Kleine rothe Pilze mit gelblichen Lamellen; zerbrechlich. Park auf freien Stellen. R. cyanoxantha, Schaeff., bläulich-gelber Täubling. Eßbar, wohlschmeckend. Derbes Fleisch. Wald unter Buchen. Auch 94. R. depallens Pers. Buchenwald. 94. 8* 116 Russula emetica Fr., Speiteufel. Giftig. Ein Täubling mit weißen Lamellen und kirsckrothem Hute. Fleisch weich. Von widerlichem Gerüche. Wald. Bis Oct. Auch 95 und 97. R. fellea Fr., gelblicher Täubling. Wald. Auch Novbr. R. foetens Pers., Stinktäubling. Giftig. Hut gelbbraun. Wald. Auch A. P. Auch 95. R. fragilis Pers., zerbrechlicher Täubling. Giftig. Mit weißviolettem Hute. A. P., Strehlkau, Park, 95. R. furcata Pers., Gabel-Täubling. Garten. R. grisea Pers . Parksteig, 94. R. heterophylla Fr , verschiedenblätteriger Täubling. Eßbar. Kleiner, am Hute grünlicher Pilz. Park. Wald auf Wegen. R. integra L., unschädlicher Täubling. Eßbar. Nicht oft. var. substyptica Pers. Eßbar. Wald. Selten. R. lutea Huds , schön gelber Täubling. Eßbar. Wald. Selten. R. nigricans Bull., geschwärzter Täubling. Park, 94. R. nitida Pers., glänzender Täubling. Struga, 95. R. ochroleuca Pers., ockergelber Täubling. Auch 97. Auch S. K., 95. R. pectinata Bull., Kamm-Täubling. Giftig. Hut zerbrechlich, eidottergelb. Lamellen und Stiel weiß. Wald. R. rubra DC., rother Täubling. Giftig. Ein großer rother Pilz; Farbe ziegelroth; Fleisch fest; Lamellen gelblich, Wald. R. sardonia Fr. Strehlkau, 94. R. sanguinea Bull. Parksteig, 94. R. vesca Fr., Speisetäubling. Eßbar, wohlschmeckend. Fleisch derb, fest. Hut bläulich röthlich, fleischfarbig erblassend. Wald. Auch 94, R. xerampelina Schaeff., blutröthlicher Täubling. Eßbar, wohlschmeckend. Hut roth mit gelblich weißlicher Mitte. Lamellen weiß. Wald. Tricholoma brevipes Bull., KleinfußLRittersckwamm. Czernikau. S. K., 95. Tr. Carneolus Fr. Klein, rosafarben. Park, auf nassem Sande, 94. Tr. Columbetta Fr., Tauben-Ritterling. Eßbar. Ganz weiß. Wald. Tr. equestre L., Grünling, echter Ritterling. October. Wald. Auch 94. S. K., A. P., Czernikau, 95. Eßbar. Beim Volke heißt er Guske, Gunske, Gonske, abzuleiten vom poln. gaszcz, Dickicht. Tr. graveolens. Eßbar. Weiß. Riecht zuerst nach Wanzen, dann nach Mehl. Auf Wiesen. 95. Tr. imbricatum Fr., dachziegeliger Ritterling. Strehlkau, 94. Tr. melaleucum Pers., schwärzlich-weißer Ritterling. Feldwiese. October. Auch 94. var. porphyr oleucum Bull. Garten. Novbr. Tr. nudum Bull., nackter Ritterling. Bauernkiefern A. P., 95. Tr. personatum Fr., versteckter Ritterling. Wald. Auch 94. Auch S. K. H. P., 97 an Kiefernpfahl. io 117 Tricholoma rutilans Schaeff ., röthlicher Ritterling. Giftig. Wald. Auch 94. Auch S. K. Tr. saponaceum Fr , Seifenschwamm. Struga, 95. A. P., 97. Mit röthlichem Flutfleische. Seifengeruch. Tr. Schumacheri Fr., Schumacher’s Ritterling. Eßbar. Orle, 95. Tr. sejunctum. A. P., 94. Tr. sordidum Fr., schmutziger Ritterling. A. P., Tannenschonung, 95. Tr. sulphureum Bull., Schwefel-Ritterling. Stinkt. Wald. Novbr. Tr. terreum Schaeff., Erd-Ritterschwamm. Auch schuppig. Park. Novbr. Auch 94., Auch A. P., S. K. Strehlkau. Orle, Kiefernwald, 95. — Mit gelbem Stiel: Struga, 95. Tr. vaccinum Pers., kupferfarbener Ritterschwamm. Strehlkau, Oct. 94 u. 95. S. K., Orle, Kiefernwald, 95. Clitocybe aggregata Schaeff. Junge Exemplare graubläulich, später bräunlich- fleischfarbig. Oft excentrisch. Wald. Novbr. Cl. angustifolia L , engblätteriger Trichterling. Flut weiß. Wald. Oct. CI. brumalis. H. P., 94. CI. Cacabus Fr. Flut bräunlich. Wald. Novbr. CL candicans Pers., blendend weißer Trichterling. Garten. Novbr. CI. concavus Scop., Struga, A. P., 95. CI. cyathifornis Bull., Becherling. Eichen- u. Kiefernwald Orle, 94. H. P., Wegrain, 94. A. P., 95. CI. dealbata Sow.; überweister Trichterling. Wald. Oct. Auch 94. Auch S. K. CI. expallens Fr., verblassender Trichterling. Struga, 95. (Fraglich!) CI. flaccida Sow., flatteriger Trichterling. Wald. Auch 95. CI. frctgrans Sow., Anis-Trichterling. Eßbar. Wiese. Oct. Auch A.P., 95,97. CL gilva Pers., fahlgelber Trichterling. S. K., 95. CI. hirneola Fr., Tellerling. S. K , 95. CL infundibuliformis Schaeff., gebuckelter Trichterling. Eßbar. Wald. Park. Auch A. P. Auch 94. Cl. laccata Scop., Lack-Trichterling. Ungemein häufig. Wald. Auch Novbr. var. amethystina. Violette Spielart. var. farinacea Bolt. Gelbröthlich. Auch A. P. an Ellernstubben, forma minor. FI. P., 94. CL metachroa Fr., abblassender Trichterling. H. P., Schwarze Miß, 95. A. P., 95. CL lentiginosum Fr., sommerfleckiger Trichterling. H. P., Wiese, Oct. Cl. montana. S. K., 95. Cl. nebularis Pers., nebelgrauer Trichterling. Orle, Kiefernwald, 94 u. 95. Cl. obolus Fr., Münzling. S. K., FI. P., Czernikau, 95. Cl. odora Bull., Duftpilz, Anis-Trichterling. Grünlich. Riecht nach Anis. Wohlschmeckend. Wald. CL olorina. Strehlkau, 94. li 1 18 Clitocybe pachyphyllus Fr., Hut bräunlich, etwas flockig, gekörnelt, Lamellen gelb - weißlich, Stiel bräunlich. Geruch bitter, frisch nach Wanzen. Auch 94. CI. sandicinum Fr., Sand-Trichterling. Matt-violett. Hut glatt und feucht. Feldbrache, auf leichtem, sandigem Boden. CI. suaveolens Schumach., wohlriechender Trichterling. H. P , 94. A. P , 95. CI. vibecina Fr. Hut grau, Lamellen grau, breit, entfernt. Zwischen Moos im Nadelwalde. Strehlkau. Auch 94. Collybia aquosa Bull , wässeriger Rübling. Eßbar. A. P., Orle Kiefernwald, 95,97. C. butyracea Bull , butteriger Rübling. Wald. Auch 94. S. K. C. cirrhata Pers , Franzen-Rübling. Kleine weiße Pilzchen, auf verrotteten Pilzen wachsend. Kiefernwäldchen, Strehlkau. G. conigena Pers., zapfenbewohnender Pfennigpilz. Strehlkau, 94. Gr B., 94, S. K., 95. C. dryophila Bull., Waldfreund-Pfennigpilz, Wald-Rübling. Park. Waid. Auch 94. Auch S. K. Czernikau, 95. forma alba. Wald. H. P. C. ludius Fr. Viele kleine weiße Pilzchen, gewöhnlich unter Kiefern. C. maculata Alb. et Schw. Fleckenpilz. Strehlkau, 95. C. radicata Relii., wurzelnder Rübling, Pfennigpilz. Mit langem wurzelndem Stiele und braunem Hute. Wald. Auch A. P. Auch 95. C. velutipes Curt., Sammetstiel-Rübling. Eßbar, obgleich schlecht schmeckend. Wald an Baumstubben. Auch Weg nach Niedamowo. Auch 94. Auch Eichwald und Kiefernwald, Orle 95. Camarophy llus caprinus Scop., Ziegen-Ellerling. Umbrafarben, fleischig. Wiese. Kommt sonst meist in Gebirgen vor. C. ( Hygrophorus ) eburneusBuLL., knochenweißer Garneelenpilz. H.P., 94, October. C. ( Hygrophorus ) hypothejus Fr., schwefelgelber Ellerling. A. P., 95. Strehlkau. Struga, 95. Orle, Kiefernwald, 95. C. ( Hygrophorus ) niveus Scop , Schnee-Ellerling, Garneelenpilz. Wald. C. ovinus (Bull.) Fr., Schaf-Ellerling. S. K , 95. C. pratensis Pers., Wiesen-Ellerling. Kopf gelbbräunlich; Lamellen gelb. Eßbar. Auch A. P., 95. C. virgineus Jacq., Jungfernpilz Wegrain. 94. Struga, 95. A. P., Tannen- schonung, 95. Limacium Cossus Sow., widriger Schneckling. Weiß, scharfriechend. Wald, unter Buchen, häufig. Oct. L. lucorum Kalchbr., Hainschneckling. Wald. L. pennarium Fr., eßbarer Schneckling. Wald. Hygrocybe calyptraeformis Berkl., kappenförmiger Glaskopf. Wiese, Grabenrand. H. ceracea Wulf, wachsgelber Säftling. Magere Wiese. H. chlorophancs Fr., grünschimmernder Wasserkopf. Kopf gelbroth, beim Zerbrechen grünlich. Wald. 12 119 Hygrocybe chrysodon Bätsch., goldflockiger Wasserköpfe Strehlkau 95. var. leucodon Alb. et Schw. Mit weißflockiger Bekleidung. Strehlkau, 95. H. coccinea Fr., scliarlachrotker Säftling. ff. conica Scop., kegelhütiger Glaskopf. Wegrain. 94,95. H. laeta Pers., freudiger Säftling. Magere Wiese. ff. miniata Fr., mennigrother Glaskopf. Mit lebhaft rothem Hute und gelben Lamellen. H. P., Wiese. A. P., an Ellernstubben. Auch 96. ff. olivaceo-albus Fr., olivenbraun-weißer Glaskopf. Strehlkau, 95. ff. privignus Fr. Farbe braun. Der Hut sieht aus wie mit weißen Fäden besponnen. Unter Kiefern. Wald. Novbr. ff. pustulatus Pers., pockiger Glaspilz. A. P., 95. var. agathosma. Mit weißschuppigem Stiele und scharfem Anisgeruche. Die schwarzen Warzen nur sehr klein und vereinzelt, auf dem Stiele noch spärlicher. A. P., 95. Mycena alcalina Fr., alkalischer Helmpilz. Eichwald Orle, 94. M. atro-alba Bolt., braunweißer Helmling. Garten. Oct. M. atro-cyanea Bätsch, schwarzblauer Helmling. Traubig. Wald. Oct. M. citrinella Pers., citronengelber Helmling. Wiese. Auch Novbr. M. corticula Pers., rindenbewohnender Helmling. H. P., Park, Herbst 94. auf Birkenstamm. M. echinipes Lasch, Igelfuß-Helmling. Streh-lkau, 94. M. elegans Pers., zierlicher Helmling. Wiese. Str., 95. Orle, Kiefernwald, 95. M. epipterygius Scop., Gelbfuß-Hel mling. Aeußerst schleimig auf Hut und Stiel. Wald. Auch Novbr. M. filopes Bull., fadenstieliger Helmling. Strehlkau, 94. Czernikau. Struga, 95. Orle, Kiefernwald. M. flavo-alba Fr., weißgelber, bereifter Helmling. Wald. An Ellernstubben. Auch A. P. u. Strehlkau. M. galericulata Scop., wahrer Helmpilz, Mützen-Hel mling. Wald. Brut- knollen an einem Stubben. Park unter Birke. Auch. 94 u. 95. Auch A. P. M. hiemalis Lasch, Winter-Helmling. H. P., 94. M. lactea Pers., milchweißer Helmling. Strehlkau, 94. M. leptocephala Pers. Mit tief gefurchtem Hute und stark weiß gestricheltem und fast geflügeltem Stiel. Strehlkau, 94. Auch H. P., 95. M. luteo-alba Bolt., gelbweißer Helmling. Wald. Novbr. Auch 94. M. metata Fr., kugeliger Helmling. Park. Orle, Kiefernwald, 95. M. plicosa Fr , faltiger Helmling. Strehlkau. A. P. Struga, 95. M. polygramma Bull., rillstieliger Helmling. H. P., Schwarze Miß, 95. M. pura Pers., reiner Helmling. Farbe des Hutes rosa. Geruch nach Rettig. Wald. Oct. var. pallida. H. P., 94. 13 120 Mycena rugosa Fr, runzeliger Helmling. An Wegen. H. P., Schwarze Miß, 95. M. sanguinolenta Alb. et Schw., blutrother Helmling. Hut 5 mm breit. Stiel fadenförmig, innen schwarzbraun. Wald, an Stubben, sehr zerstreut. AI. stannea Fr. Wald. Oct. Novbr. AI. supina Fr., niederliegender Helmpilz. Struga, 95. AI. vulgaris Pers., gemeiner Helmling. Hut und Lamellen grau, letztere herab- laufend. Auch 94. Omphalia Fibula B ull., Heftelnabelpilz. Wald, Oct. Auch 96. H P., März 97. Strehlkau. N. P., September 97. 0. setipes Br., borstenfüßiger Nabelpilz. Strehlkau, 1894. Ö. tricolor Alb. et Schw., dreifarbiger Nabelpilz. H. P., 1894. Lentinus squamosus Schaeff. (L. lepideus Fr.), Schuppen-Korkbecher. H. P., Auffahrt, beim Kiefernpfahl, 95. Auch 97. L. tigrinus Bull., getigerter Korkbecher. Strehlkau, 94. L. ursinus Fr., Bär-Korkbecher. Am Buchenstumpf, A. P., 95. A. B., an Kiefer, 95. H. P., an Kiefer, Schwarze Miß, 95. Marasmius alliaceus Jacq., Lauch-Schwindpilz. Eßbar. Park, 95. AI. androsaceus L., Scliild-Schwindpilz. Hut rosenroth, 5 mm breit. Stiel fadenförmig, schwarzbraun; sieht wie gewundener Draht aus. Wald, auf Kiefernadeln. Auch 94. AI. calopus Pers., Schönfuß-Schwindling. Hut zäh, gelb-raubraun, anfangs glatt, später runzelig. Stiel glänzend, braungelbrothlich, oben heller, innen röhrig. Lamellen ausgenagt, angeheftet. 94. AI. epiphyllos Pers., blattbewohnender Schwindpilz. 95. AI. foetidus (Sow.) Fr , stinkender Schwindpilz.. Struga, 95. AI. erythropus Fr., rothfüßiger Schwindling. Orle, Kiefernwald, 95. AI. globularis. H. P., 94. Wegrain. AI. gramineus . Gr. B., Kiefernwald, 94. AI. oreades Bolt., Nelkenschwindpilz, Krösling. Eßbar, wohlschmeckend. Klein, etwa 2 — 3 cm breit, gelbbraun. Diese kleinen Pilze, welche der Fleischsuppe ein köstliches Aroma geben, werden unter jenem Namen in größeren Delikatessenhandlungen verkauft. Auf blätterigem Humus, auf Aestchen. Wald. Park. Auch A. P. Auch 94. Auch 95. AI. perforans Hoffm., durchbohrender Schwindpilz. Auch S. K., 95. AI. personatus Bolt., versteckter Schwindpilz. Eßbar. H. P. Auch 95. Orle, Kiefernwald, 94. AI. prasiosma Fr., Knoblauch-Helmpilz. A. P., 94. Al.ramealis Bull., astbewohnender Schwindpilz. Wald. Oct. Orle, Kiefernwald, 95. AI. rotula Pers., Rädchenpilz. Park. Wald. AI. scorodonius Fr., Lauchpilz, Knoblauchpilz, Mousseron. Flut rothgelb- bräunlich, Stiel knorpelig, rothbraun. Riecht nach Knoblauch. Eßbar. Park. Wald. An Stubben von Birken, Kiefer. Auch 95. M. urens Bull., brennender Schwindpilz. Giftig. Wald, an Stubben. Auch A. P. 14 121 Pleurotus ornatus Fr., Seitling. N. P., Wald, 94. PL ostreatus Jacq., Austernseitling, Austerndrehling. Eßbar. Wald, Bruch; auf Stubben von Rothbuchen und Birken. Bis November, Auch 94. forma pallida Schloß Kischau, kieferner Zaunpfahl, 94. Pl. perpusillus Fr., kleinlicher Seitling. Niedamowo, am Wege; November. Auch H. P., 94 PL salignus Pers , Weiden-Seitenstielpilz. Kleiner Wald, 95, neben Rothbuche. PL septicus Fr., beizender Seitenstielpilz. A. P., an morschen Aesten von Tannen, 95. Pl. applicatus Bätsch. Im Innern eines hohlen Weidenastes. Ueber- wintert 95/96. Pctnus conchatus (Bull.) Fr. Kleiner Wald, 95. Orle, Kiefernwald, auf nassem Klafterholz, zahlreich, 95. P. stypticus Bull , herber Seitenstielpilz. Ledergelb. Lamellen unten braun. Ohne Stiel. Weich, wie Handschuhleder. An Buchenstubben. Massenhaft über einander. Häufig. Auch 94. Auch Orle. P. torulosus Fr. S. K., 95, am Erlenstumpf. B. Hyporhodii. Volvciria bombycina Schaeff., wolliger Scheidenpilz. Park, auf Erlenholz. 94. V. speciosa Fr , ansehnlicher Scheidenpilz. Hut weißlich, fast handbreit, klebrig. Lamellen weißröthlich. Im Park, auf Gartenrasen und zahlreicher auf Gemüsebeeten. Ein Exemplar von 1893 war noch fraglich wegen verlorener Scheide. Ganz evident jedoch ein solches auf Gartenrasen im Juni 1894. Dessen Hitze zeitigte sogar ein stark zahlreiches Vorkommen auf Fruchtbeeten des Gartens, also doch wohl nur in Verbindung mit dem verbrauchten Dung von Pferden. Am 13. Juni fand ich dort (bei Zwiebel und Gurke, Salat und Mohrrüben) sogar 27 Exemplare dieses seltenen Pilzes, weiterhin 7 am 15. und am 16., 21 vom 17. bis 19., wieder 7 am 20. und am 21. Juni noch die letzten 3, selbst zwischen Kartoffeln und Wrucken-Pflänzlingen. Somit darf wohl Bearbeitung des Landes, besonders Zufuhr von Dung (von Pferden), vielleicht auch Boden- art als Ursache des Vorkommens gelten. Eine bestimmte Fruchtart da- neben war gleichgültig, meist jedoch der Pilz auf Beeten der Zwiebeln zu finden, mit deren Wurzel werk sich die Mycelfäden verbanden. 1895 fand ich kein einziges Exemplar davon, trotz gleicher Vorbedingungen, noch auch 1896 und 97. Pluteus cervinus Schaeff., Sturmdachpilz. Hut braun. Auf Laubholz. Wald. Entoloma clypeatum L., Schild-Röthling. Schleimpilz. Hut grau; Lamellen rosa oder fleischfarben. Fuß weiß und hoch. Eßbar. Wald, bis Novbr. Auch 1894, Mai. E. nigro-cinnamomeum Schlz. et Kalchbr. Noch fraglich, da nur ein Exemplar 1894. Lamellen fleischfarbig; Stiel grau; Hut braungrau, 4 bis 6 cm breit; Pilz 6 cm hoch. 15 122 Entoloma prunuloides Fr. Gartenrasen, unter Kirschbäumen, 1895. E. rhodopolium Fr., Rasen-Schleierpilz. 1897. E. sericellum Fr., Seidenhaar-Schleierpilz. 1897. E. sinuatum Bull., buchtiger Schleimpilz. Auf Gartenrasen, unter Kirsch- bäumen, 1895. Clitopilus cancrinus. Strehlkau, 94. Gl. Orcella Bull., rötklicker Pflaumenpilz. Strehlkau, 94. Bäuerl. Kiefern, A. P., 95. CI. prunulus Scop. wahrer Pflaumenpilz. Eßbar. Hut oben weiß; Lamellen fleischfarbig. Wald, Oct. Nolanea pascua Pers., Wiesen - Glöckling. Wald; Wiesen; Gartenrasen. Alljährlich. Eccilia griseo-rubella Lasch, grauröthlicher Hohlstielpilz. H. P , Schwarze Miß, 95. Wegrain nach Pallubin. E. polita Pers., glänzender Hohlstielpilz. Auch Novbr. Auch Ürle, Buchen- wald. €. Cortinarii Derinii. Myxacium collinitum Soav., brauner Schleimfuß. Hut glänzend braun. Stiel in der Jugend mit bläulich-weißlichem Schleim bedeckt. Wald. Auch 94. M. elatius Fr., großstieliger Schleimfuß. Wald. Nicht oft. Phlegmacium caerulescens Schaeff., blaublätteriger Schleimkopl. Wald. Phi. decoloratum Fr., entfärbter Schleimkopf. Struga, 95. Phi. fulgens Alb. et Scfiav., glänzender Schleimkopf. Phi. glaucopus Schaeff., blaufüßiger Schleimhut. A. P., 95. Inoloma albo-violaceum Pers., weiß-Adoletter Knollenfuß. Wald, bis Oct. 1. Malachium Fr., malvenröthlicker Knollenfuß. Wald. Telamonia armillata Fr., geschmückter Gürtelfuß. Hut braun. Kenntlich an dem zinnoberrothen Ringe am Stiel. T. brunnea Pers., dunkelbrauner Gürtelfuß. A. P., 95. T. bulbosa Sow. zwiebelstieliger Gürtelfuß. Hut braun; Stiel mit gelblichen, faserigen Ringen, Ellernstubben. A. P. Auch H. P., 95. T. evernia Fr., matter Gürtelpilz. Wald, an Baumstümpfen. T. hinnulea Sow., Rehgürtelpilz. Wald. T. quadricolor Fr. Strehlkau, 95. T. rigida Scop. Strehlkau. A. P., bäuerliche Kiefern, 95. T. umbrina Pers,, umbrafarbiger Gürtelfuß. Mit fädigem, blaubraunem Stiele. Wald, Sept. Selten. Nur 3 Exemplare. Cortinarius ( Leucopus ) armeniacus Schaeff., aprikosenfarbiger Rindenpilz. H. P., 97. C. castaneus Bull., kastanienbrauner Rindenpilz. Gr. Boschpol, Kiefern- wald, 94. A. P., bäuerliche Kiefern, 95. 16 123 Cortinarius cinnabarinus Fr., zinnoberrother Rindenpilz. H. P., Wald; unter Buchenlaub. Novbr. 93. $ C. leucopus Pers., Weißfuß. H. P., Wald, Novbr. 93. C. obtusus Fr., stumpfer Rindenpilz, Strehlkau, S. K., 94. C. ringens Pers., starrer Rindenpilz. Wald, Oct. C. subferrugineus Bätsch , rostbrauner Rindenpilz. Wald, Wiese, bis Novbr. C. violaceo- einer eus Pers, violettgrauer Rindenpilz. H. P., 97. Dermocgbe cinnamomea Pers., glänzender Hohlstielpilz. Orle, 94, Kiefernwald. Königl. Forst bei Lippemühle. Pholiota adiposa Fr., fettiger Schüppling. Hut feucht, schmierig, gelbbraun, Hut und Stiel flockig. An Stubben. Ph. aurivella Bätsch, Goldfell-Schüppling. 94. Wäldchen bei Schloß Kischau, am Stamme von Populus tremula L., Espe Ph. caperata Pers., gekräuselter Schüppling. Hut eßbar. Hat einen weiten weißlichen Ring. Die Lamellen werden bräunlich. Hut gelbbraun. Wald, mehrfach. Auch 94. Ph. ßammans Bätsch. Wald. H. P., 94. Ph mutabilis Sciiaeff., Stockschwamm. Eßbar. Oben gelbbraun. Lamellen und filziger Stiel mit braunem Ringe. Wald. Die vielen büscheligen rothbraunen Pilze, welche an Stubben wachsen. Auch A. P., bis zum Novbr. Auch 94. A. P., 95. Ph. praecox Pers., früher Schüppling. Eßbar. Stiel dünner, wie bei Ph. caperata. Ring leicht vergänglich. Farbe weißlich. Lamellen braun. Wald. 94. Gartenrasen. Ph. squarrosa Mueller, sparriger Schüppling. Groß mit gelbem, schuppigem Hut und Stiel. Giftig. An Stubben. Feld wiese. Octbr. Wegrain, 95. Auch 97. Ph. unicolor. H. P., S. K., Strehlkau, 94. Hebeloma crustuliniformis Bull., widerlicher Thränling. Wald, bis Oct. Auch 94. Auch Strehlkau, im Kiefernwäldchen. H. mesophaeus Fr. Strehlkau, 95. H. versipellis Fr. H. P., 97. Paxillus giganteus Fr., Riesen-Krempling. var. Mittelform zu P. Alexandri Fr. A. P., 95. P. involutus Bätsch, wahrer Deichselpilz, kahler Krempling. Rand filzig, braun. Eßbar. Wald, Park. Bis Novbr. Auch A. P. Auch Orle, 94. Auch 95. P. pannoides Fr., Muschel-Krempling. Flammula alnicola Fr., forma minor , Erlenfreund. Orle, 94. Fl. flavida Schaeff., gelblicher Flammblätterpilz. N. P., Erleubestand bei Ad. Engler, 95. Fl. gummosa Bätsch, Gummi - Flämmling. Hut gelb, klebrig; Lamellen bräunlich, herablaufend, 94. 17 124 Flammula lubrica Fr., schlüpfriger Flämmling. Orle, Eichwald, 95. Fi. penetrans% H. P., 94. FL picrea Fers., bitterer Flämmling. Orle, Eichwald, 94. Inocybe caesariata. A. P., 94. I. eutheles Berkl. et Br., Hirschbraune. Wald. Auch A. P. Auch 94. I. geopliylla Bull., Erdfaserkopf, erdblätteriger Bißpilz, Weiß mit fädigem Hute. In vielen kleinen Exemplaren. Wald. Auch Kiefernwäldchen Strehlkau. I. lacera Fr., struppiger Faserkopf. Hut braun-schuppig. Park, 94. I. lanuginosa Bull., wolliger Bißpilz. Hut gelb. Park; unter Buchen. I. rimosa Bull., rissiger Faserkopf. Giftig. Wald. Auch 94. Auch Strehlkau. I. scabellci Alb. et Schw., räudiger Faserkopf. Orle. 1. Tricholoma Alb. et Schw., Striegelkopf. Hut oben weiß, Lamellen bräunlich- grau, mit feinen Franzen am Hutrande. Sieht aus, wie ein kleiner Trichter- ling. Wald, zwischen Buchenblättern, Oct. Tubaria furfuracea Schaeff., kleiiger Schnitzelpilz. A. P., S. K., Struga. Orle, Kiefernwald, 95. H. P., 97. T. inquilina Fr. Wald. An Buchen, im Grase. Novbr. Naucoria conspersa Fers., puderiger Schnitzelpilz. Orle, Kiefernwald 95. H. P., 97. N. pediades Fr, Wegcling, Acker-Schnitzelpilz. Ein kleiner, ockergelber Pilz mit bräunlichen Blättern an der Unterseite. Hut lehmfarbig. Auf Wegen und an Seitenstichen derselben. Auch Stege im Park. Galera bryorum (Pers.) Lasch, Helmpilz. S. K., Struga, 95. G. hyp7iorum Bätsch, Moos-Helmpilz. Strehlkau. A,uch 94. G. Trmiopliila Lasch, Mooshäubling. Flut und Lamellen braun. Waldrand, Feld- wiese. Oct. G. pityrea Fr. Der Pilz ist 4 — 6 cm hoch, gelblich mit klebriger Oberfläche und gelbbraunen Lamellen. Gartenrasen. Juni 94. G. pygmaeo-affinis Fr., Wald. Oct. G. tenerct Schaeff., zarter Helmpilz. Wald, H. P., 95. Auch S. K. Struga. Orle, Kiefernwald. Auch 97. Crepidotus mollis Schaeff , weiches Halbstiefelchen. Oct. 94. Weg nach N. P. an einem alten Baumstamm. D. Gompliidiij Pratellae, Coprini. Gomphidius glutinosus (Schaeff.) Fr , schmieriger Keilpilz. Wald. H. P., 95. Struga, 95. G. viscidus L., klebriger Keilpilz. Wald. Stropharia aeruginosa Curt., Grünspan-Träuschling. Hut grün, am Bande weiße Franzen. Weg. Feldwiese Auch Niedamowo. Oct. Novbr. Park. Auch 94. Str. albocyanea. S. K., 94, Kiefernwald. Str. Coronilla Bull. H. P., 94, Garten. 18 125 Stropharia semiglobata Bätsch, halbkugeliger Träuschling. Sehr klein. Gelbbraun, mit schleimigem Hute. Stiel mit Ring. Wald, auf faulenden Stubben. Auch N. P. Auch 94. Auch 95. Str. stercoraria Fr., Buchwald, 94. Orle, Pferdekoppel 95. Psalliota campestris L , Champignon. Eßbar, wohlschmeckend. Park; in größerer Anzahl nur an zwei Stellen, sonst zerstreut; auch am Rande des Waldes im Grase und unter Wacholder früher gefunden, in letzten Jahren nicht. Ebenfalls in grasigen Wegegräben (9. 6. 94.) und an Rainen, meist unter Bäumen. S. K. 95, auf Composthaufen zahlreich. Herbst 95, auch im Mistbeet, H. P. var. praticolaY itt., Feldchampignon. Hut weiß, graubraun. Lamellen schwarzbraun. Eßbar. Waldrand Auch 94. Mai im Park unter Kiefern. Auf Brachen, Wegrain, Schlaggrenzen. Ps. pratense Schaeff , Wiesenchampignon. Eßbar. In kurzgrasigen Gräben. Ps. semiglobata Sow., halbkugeliger Ringpilz. 1897. Ps. silva tica Schaeff., Wald-Champignon. Stiel hohl. Wald; früher häufig. Auch A. P. Auch 94, S. K. Ps. silvicola Vitt. Kiefernwald, S. K. Hypholoma appendiculatum Bull , Buchen-Schwefelkopf. Hut weißlich, grau, bräunlich; Lamellen braun An Stubben, auch auf der Erde. Auch Nov. Auch 94. Auch Orle, Eichenwald. H. Candolleanum Fr., Candolle’s Schwefelkopf. Wald. Oct H. epixanthum. Orle, S. K., Kiefernwald, 94. H. fasciculare Huds , büscheliger Schwefelkopf. Sehr ähnlich mit Pholiota mutabilis Schaeff. Giftig; nach Anderen nur bitter. Hut hell, gelblich- braun. Stiel gelbbraun, nicht filzig. Lamellen grünlich. Park, Wald. An Stubben. Auch A. P. Auch 94, Mai; 95, Juli; 97. H. sublateritium Fr., Bitterschwamm. Giftig. Wald. Auch 94. H. velutinum Pers , sammethaariger Schwefelkopf. Weg Niedamowo. Novbr. Psilocybe atrobrunnea Lasch., schwarzbrauner Kahlkopf. Ps. bullacea Bull., blasenhütiger Kahlkopf. Park, auf Dung. Juli 94. Auch 97. Ps. cernua Schaeff., übergebogener Kahlkopf. Ohne häutigen feinen Schleier, wie ihn die jungen Exemplare des sonst täuschend ähnlichen Hypholoma appendiculatum haben. Ps. foenisecii Pers , heuzeitiger Kahlkopf. Schwarzbraune Lamellen mit weißer Schneide. Ps. montana Pers., Berg-Kahlkopf. S. K., 95. Ps. Polytrichi Fr. H. P., Strehlkau, 94. Ps. sarcocephala H. P., Eichwald Orle, 94. Ps. semilanceolata Fr., Lanzen-Kahlkopf. Wald. Oct. Audi N. P. ; Orle. Ps. spadicea Schaeff., brauner Kahlkopf. Auch A. P., Kiefern, 95. Ps. uda Pers., Sumpf-Kahlkopf. var. elongata . Wiese, Novbr. 19 126 Psathyra fatua Fr., fader Mürbling. Buchenwald Orle. Psathyrella atomata. Eichwald Orle, 94. Ps. ( Coprinarius ) disseminata Pers., ausgesäetes Mürblingchen. Hut mit kleinen, grauen Glocken. Auf Sand. Zahlreich und gemeinschaftlich. Weg Niedamowo, Novbr. 94. II. P., Park, 95, 97. Stets au gleicher Stelle. Bolbitius vitellinus Pers., dottergelber Gold-Mistpilz. Gelbklar. Graben. Oct. B. titubans Bull., schwankender Gold-Mistpilz. H. P., 95. Coprinarius gracilis Pers.. zierlicher Mistpilz. H. P., Park, 95. C. subtilis Fr., zarter Mistpilz. An Weide. H. P., Grenze gegen Strehlkau, 95. Panaeolus acuminatus Fr., zugespitzter Düngerling. Wiese. F . campanulatus L., glockiger Düngerling. A. P., auf Ellernstubben. Auch 1895, Mai. P. fimicola , dungbewohnender Düngerling. Strehlkau, 94. P. papilionaceus Clus. H. P., 95, 97. Coprinus atramentarius Bull., echter Tintenpilz. Hut grau, in großen Büscheln. Park, 94. Auf Stegen, an Zäunen. C. clavatus (Natt.) Fr. Park, 97. C. comatus Flor. Dan., Schopfschwamm. Groß, weiß, mit cylinderförmigem, schuppigem Hute. Neben dem Park, auf Gras am Wege. Auch 95, am Wege. C. fuscescens Schaeff , brauner Tintenpilz. Wegrain, 94. E. Cantliarelli. Cantharellus anrantiacus Fr., falscher Gelbling. Giftig oder mindestens stark verdächtig. Er unterscheidet sich von dem beliebten eßbaren Pfefferling, C. cibarius L., nur durch die dichteren Blätter der Unterseite, sowie durch die um ein Weniges mehr röthliche Farbe. Wald, auf begrasten Wegen, freien Plätzen. H. P., 95, auf Moorboden, Kl. Wald. Struga, 95. Mit Uebergang zu C. umbonatus Pers., genabelter Faltenpilz. H. P., 95. Auch Kiefern an Ziegelei, A. P., 95. C. cibarius Fr., Gelbling, Geeling, Pfefferling, echtes Geelchen. Eßbar. Dotter* gelb, innen weißlich. Wald. Auch Buchwald N. P. Kiefern, Czer- nikau, 95. C. muscigenus Fr., moosliebender Faltenpilz. S. K. 95, auf Sand an Moosen. Polyporei, Löcherpilze. Boletus badius Fr., Maronenpilz. Auch 94. B. bovinus L., Kuhpilz. Wald. Alle Jahre. Maßzahlen an zwei großen Exemplaren: I. Stiel im Umfang an dünnster Stelle 0,u m, an dickster im Fuße 0,27, dort 0,os an Durchmesser; hoch 0,ir, mit dem Hute 0,23 m; Hut an Umfang 0,64m. II. Höhe mit Stiel 0,um; Stiel lang 0,n m; Umfang 19,5 cm; Hut Durchmesser 0,22 m; Gewicht 450 gr. B. edulis Bull., Steinpilz. Eßbar. Stiel netzig, braun. Wald. Auch Novbr. Im Sitz.-Ber. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg vom 28. Januar 1876 20 127 (J. G. XVIIL, S. 35 ff.) machte ich ausführlicher aufmerksam hinsichtlich der bei Brünhausen, Kr. Putzig, im Sande an der Küste der Ostsee sehr häufig wachsenden Steinpilze auf eine gewisse Anähnlichung der Pilz- farbe mit der des weißlichen Sandes, wie andererseits mit der des schwarzen Moorbodens. Dort fand ich auch die beiden größten und trotz ihrer Größe doch gut und frisch erhaltenen Exemplare. No. I. hatte an den stärksten Stellen im Hute 0,i9 m Länge, 14,5 m Breite und 8,4 cm Tiefe; leider zeigte sich sein Stiel durch den Transport am Ankunftsorte zerfallen; ohne ihn betrug das Gewicht dennoch */2 Kilo. No. II. wog 1 Kilo und war im Hute 0,23 m lang, 14;5 cm breit, 8,5 cm tief; im Stiele aber 0,i3 m lang und 0,06 m breit. Boletus felleus Bull., Gallenpilz, bitterer Steinpilz. Giftig, wenigstens sehr bitter. Auch A. P. Auch 94. Str., 96. B. granulatus L., bekörnter Röhrling. Struga, 95. B. luridus Schaeff., Schusterpilz, Saupilz. H. P., 97. B. luteus L., Butterpilz. Eßbar. Hutoberfläche braun. Anfangs klebrig; gelbe Poren an der Unterseite. Wald. Park. Auch 94. B. piperatus Bull , Pfeffer-Röhrling. Waldweg. Novbr. Auch 94. Niedamowo, 96. B. scaber Bull., Birken-Röhrling. Eßbar, wohlschmeckend. Wald. Park. Auch 94. 1895 auch mit Netzrissen (durch Hitze) auf der braunen Hut- oberfläche. var. aurantiacus. Eichwald Orle, 94. var. einer eo-fuligineus Rabenh. et Gonnerm. Eßbar, wohlschmeckend. Wird beim Bruche grau. Stiel schwarz marmorirt. Wald. var. fusco-niger Rabenh. et Gonnerm. Eßbar. Wald. Auch A. P. B. spadiceus Schaeff., kastanienbrauner Röhrchenpilz. Eßbar. Kleiner Wald, 95. B. subtomentosus L., Ziegenlippe. Kleine Röhrenpilze mit carminroth ge- streiftem gelblichen Stiele und gelbbraunem Hute. Eßbar. Park, Wald. Oct. Auch 94. Auch mit Hypomyces clirysospermum Tul. B. versipellis Bull., Rothkopf, Rothhaut-Röhrling. Eßbar, wohlschmeckend. Stiel derber, wie bei B. scaber Bull. Hut etwas feinfilzig. Wald. Auch A. P. Polyporus abietinus Pers , Tannen-Porenscli warum. 97. P. adustus Fr., brandiger Porenschwamm, Porling. Hut aschgrau. Rand weiß- lich. Poren graubraun. Wald. Häufig an Laubbämen. 1 Exemplar mit zusammengewachsenem Hute. Auch 94. Auch Orle. P. amorpkus Fr., gestaltloser Porenschwamm Gelblich weiß, lappig, unten rauh; dunkele gelbe Falten und Poren. Wald. An Kiefernstubben. P. applanatus Wallr., flacher Porenschwamm. A. P. Auf Apfelbaum. Ein Exemplar von 0,36 m Breite und 17,8 cm Höhe. P. betulinus Fr , Birken-Porenschwaram. P. brumalis (Pers.) Fr., Winter-Porenschwamm. 97. 21 128 Polyporus cinnamomeus Trog , zimmetfarbener Porenschwamm. An Pflaumen- baum und Kirsche. P. crispus Fr., krauser Porling. N. P., Erlenbestand bei Ad. Engler, 95, im Innern eines Stubbens. P. clryadeus . Eichwald Orle, 94. P. elegans Fr., schöner Porenschwamm. Zusammenwachsende korkige Pilze von hellbräunlicher Farbe, mit dem am Grunde schwarzen Stiele. Wald. Große Exemplare, wie selten. Auch 95. var. nummularius Fr. Wald. P. fomentarius L., echter Feuerschwamm. Holzig. An alten, noch stehenden Birnbäumen; selbst an Stubben von Buchen, die als Unterlage für den Ambos in die Schmiede kamen, wovon ein großes Exemplar in die Samm- lungen des Provinzial-Museums zu Danzig gelangte. P. fumosus Pers., rauchgrauer Porling. Wald. P. frondosus Schrank., laubartiger Porenschwamm. Orle, Eichwald, 97. P. hirsutus Fries., steifhaariger Porenschwamm. Hut grau-weißlich behaart, gezont. Poren weißlich. Wald; häufig an Bäumen. Dachziegelig rasen- förmig wachsend. P. igniarius L., unechter Feuerschwamm. An Birken, Weißbuchen, Obst- bäumen. Wald. Weg. Park. Auch 94. Auch mit durchgewachsenem Brombeerzweig. P. melapopus Fr., Schwarzfuß. Wald. 94. P. perennis Fr., ausdauernder Porling. Wald Gartschin, 94. P. radiatus Sow., strahliger Porling. Wald. Auch N. P., Erlenbestand bei Ad. Engler, an Stubben, 95; besetzt mit Hypomyces aurantius. P. Radula Fr., Raspel-Porling. An altem Holze. A. P., 95. P. sulphureus Bull., Schwefel-Porling. Oben auf Weide am Wege hach N. P. Auch auf Weide bei A. P., 95. Orle, an Eichen; 97, unten an Wach- older. P. squamosus (Huds.) Fr., Schuppen-Porling. H. P., Wald, 97. P. varius Pers., verschiedenartiger Porling. Wald. 94, 96. f. picipes, Wald. 94. P. versicolor L., verschiedenfarbiger Porenschwamm, Porling. Holzig. Wald, an Buchenstubben. Auch 94 Orle. Alt Bukowitz 95. forma alba. Wald, 94. var. nigricans. A. P., 94. P. Vossii Kalchbrenner, Yoss’s Porling. Wald. Nur einmal. 93. P. zonatus Fr., gegürtelter Porling. Kleiner Wald, 95. Orle. Alt Bukowitz. Trametes gibbosa Pers., buckelige Trarnete. Wald. Tr. Kalchbrenneri Fries., K.’s Trarnete. Wald, an Buchenstubben. Auch 94. Daedalea quercina Pers., Eichenwirrschwamm. Von korkähnlicher Masse. An Eichen. Orle. A. P. 22 129 Daedalea unicolor Fr.; einfarbiger Wirrschwamm. Orle, 1894. H. P. Schwarze Miß, an Birkenstumpf, 95. Lenzites abietina Bull., erdfarbener Blättling. Strehlkau. L. betulina L , Birken-Blättling. Unten mit Lamellen und ohne Poren. Auf Baumstümpfen. Auch 94, Orle, Eichwald. L. sepiaria Fr , brauner Blättling. Wald an Stubben. Merulius aureus Fr., goldgelber Faltenpilz. Dem Hausschwamm ähnlich. Wald, an Holzstückchen. M. lacrymans Schumach., Holz-, Hausschwamm. Ich fand ihn 1890 in aus- gebildeter Gestalt (phalloid) hervorwachsend aus dem entborkten und vermolschten Innern einer Pappel am Wege von Rathsdorf, Kr. Pr. Star- gard, zur Chaussee. In seiner verheerenden Wirkung, da das anfangs weißliche, später bräunliche Mycelium das Holzwerk von Gebäuden über- zieht und zerstört, machte er sich früher im Gutshause von Alt Paleschken bemerkbar, dessen Saalboden drei bis vier Male neu gelegt werden mußte. Das flache, viel über fußgroß ausgebreitete Sporenlager sondert klare Wasser tropfen ab. M. tremellosus Schrad., Zitter-Aderschwamm. Eichwald, Orle, 94, auf Eichen- stamm. H. P., auf Buchenstamm. Fistu lina hepatica Fr., Blut-, Leberschwamm. Eßbar, sogar Leckerbissen zur Zeit seiner Thränung im Reifezustande. Orle, Eichwald, am Grunde lebender Eichstämme. 94 und 95. 97 auf Wurzel von Eiche, obschon 1 Fuß davon entfernt und scheinbar aus der Erde wachsend. Hydnei, Stachelpilze. Hydnum auriscalpium L., Ohrlöffel-Stachelpilz. Hut braun, zäh. Nadelwald Strehlkau, 94. A. P., Tannenholz, 95., H. repandum L., ausgeschweifter Stachelpilz. Eßbar. Von heller Farbe. Wald. Alljährlich. H. rufescens Pers., rothbrauner Stachelpilz. Mit ungleichen Stacheln, sehr feine kleinere und dazwischen größere, lange und dickere. Wahl. Auch Oct. und Novbr. Irpex fusco-violaceus Fr., Eggenpilz. Wald, 1894. Orle, Kiefernwald, 95. Thelephorei, Rindenpilze. Craterellus cornucopioides L., schwarzbraune Totentrompete. Wald, im Grase; selten. 94 und 95 nicht gefunden, 97 ja. Ebenso A. P. forma minor. H. P., 96. Eine interessante Form, welche mein Sohn Franz auf kahler Walderde fand. Thelephora lacmiata Fr., zerschlitzter Rindenpilz. Kiefernwald, Strehlkau, 94. — Bäuerl. Kiefern, A. P., Weg nach Gartschin, 95. Th. caryophyllea Pers., wellenförmiger Rindenpilz. S. K., 95. 23 9 180 Thelephora purpurea Schum., purpurrotker Rindenpilz. Oben am Grunde grau- weiß, kenntlich am violetten Rande, unten auch violett. An Stubben und Bäumen massenhaft über einander. Th. radiata Flor. Dan. S. K., 95; im Chausseegraben und sonst unter Kiefern. Th. ( Hymenochoete ) rubiginosa Fr., rostbrauner Rindenpilz. Eichwald Orle, 94. Th. terrestris Erh., Erdrindenpilz. Braun. Am Boden. Niedamowo, 96. Stereum hirsutum Fr., rauhhaariger Rindenpilz. Gelbe Lappen, oben rauh. Wald, an Stubben. Auch 94. A. P., 95. St. purpureum Pers., purpurrother Rindenpilz. Violette Lappen. Im Walde, an Buchenstubben. A. P., Oct. St. rugosum Pers., runzeliger Rindenpilz. Eichwald Orle, 94. St. sanguinolentum Alb. et Schw., blutrünstiger Rindenpilz. Wald, Stubben. Novbr. Corticium cinereum Pers., grauer Rindenpilz. Wald. Novbr. Clavariacei, Keulenpilze. Clavaria abietina Pers., Tannenkeulenpilz. Kiefernwäldchen Strehlkau. A. P., Tannenschonung, 95. Struga, 96. CI. aurea Schaeff., goldgelber Keulenpilz. 94. Wald N. P. CI. cinerea Bull., grauer Keulenpilz. Wald, November. CI. contorta , H. P., Schwarze Miß, 95, im Grase. CI. coralloides L., Korallen-Händling. Park, Wald. Oct., November. CI. cristata Pers., Kammkeulenpilz. Park. Wald. Oct. November. Auch 94. CI. fistulosa Flor. Dan., röhriger Keulenpilz. H. P., Schwarze Miß, 95. Auf torfigem Graben- Auswurf. CI. flava Fr., Ziegenbart. H. P., 94. CI. fragilis Fr., zerbrechlicher Keulenpilz. A. P., 94 und 95. H. P., Schwarze Miß, 97. CI. grisea Pers., grauer Keulenpilz. Wald. A. P., 94. CI. Krombholzii Fr. (CI. grossa Pers.), Krombholz’s Keulenpilz. CI. Ligula Schaeff., Zungen-Keulenpilz. Eßbar. Struga, 95,96 CI. pistillaris L., Herkules-Keulenpilz. Gelb. Eßbar. Gr. Boschpol, Kiefern- wald, 94, unter Kaddik; gesellig. Tremellini, Zitterpilze. Calocera cornea Fr. Stachelhörnling. Goldgelbbraune Keulchen auf Holz- Stückchen. Auf Moorbruch, 94, 95. C. viscosa Fr., klebriges Schönhorn Struga, 95. Tremella fimbriata Pers., gefranzter Zitterpilz. Schwarz, gallertartig, kraus. Wald, an Buchenstubben. Ebenso an Erlenstubben bei Groß Pallubin- October. März 96. 24 131 Tremella foliacea Pers. Braunroth, gallertartig, keulenförmig. Wald, Buchen- stubben. Oct. bis Decbr. Auch 94. Orle, Kiefernwald auf nassem Klafter- holz, 95. var. violascens Alb. et Schw. Violett. Wald. Tr . mesenterica Retz, Gold-Zitterpilz. A. P., 94. Coryne sarcoides Wither, Fleisch-Zitterpilz. Eichwald Orle, 94. Dacryomyces stillatus Nees, getropfte Gallertthräne Strehlkau, 94. Gasteromyeetes, Balgpilze. Phallus impudicus L., Gichtmorchel. Neu Paleschken, Buchenwald, am See- ufer, auf Moorgrund an mulmigen Stubben und unter Haselstrauch, 94, etwa 25 Stück. Eine Ueberführung in meinen Park erzielte keine Er- gebnisse. 1895 fand ich ein Exemplar der Gichtmorchel im Buchenwalde H. P. auf starkem Humus unter Rothbuchen, ein anderes noch am 15. Septbr. An anderen Stellen daselbst mehrfach auch 96 und 97. Im gleichen Jahre auch unfern einer Laube im Garten bemerkt. Ueber ihr ähnliches Vorkommen in Brünhausen, Kr. Putzig, im Garten auf humoser Erde, ebenfalls unter Haselgesträuch, berichtete ich bereits in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft N. F. Bd. VI, Heft 3. Danzig 1886. S. 182. Cyathus ulla Pers., Topf-Nestchen. Orle, Eichwald, 94. C. striatus Huds., Streifen-Theuerüng. Wald, Park. Nicht oft. Crueihulum vulgare Tul., Tiegelnestchen. Wald, auf Erde. Groß Pallubin, auf Erlenstubben. Auch 94. Geäster Schmideli Vitt., Erdstern. Mit runden spitzen Thürmchen. Schloß Kischau, Kiefernwald, 94. Scleroderma verrucosum Bull., warziger Kartoffel-Bovist. Sei. vulgare Fr., Kartoffel-Bovist. Sehr giftig. Park. Auch 95 auf Abstichen am Wege. Bovista nigrescens Pers., schwärzlicher Bovist. Eßbar. In der Jugend weiß aussehend. Wald, Park. Auch A. P. Auch 94. B. plumbea Pers., Kugel-Bovist. Weiß. Von der Größe einer Haselnuß. Park, Landwege. Oct. B. tunicata Fr., überkleideter Bovist. Wald. Novbr. Lycoperdon aestivale , Staubpilz. Wie alle Lycoperdon- Arten, in der Jugend eßbar. Strehlkau, 94. Lycoperdon caelatum Bull., Hasen-Staubpilz. Oberhaut warzig, etwas filzig. Auf Brachacker vielfältig. 11. Juni 94 am Waldrande. I. der kleinere 125 g schwer, O.os m hoch, 0,09 m im größten Durchmesser, 0,26 m im Umfange; II. der größere, ältere, von mehr Nässe durchzogen, 330 g schwer, 0,09 m hoch, 0,is m im größten Durchmesser, 0,365 m im Umfange. Auch 1895 (Anna Tr.) an Flußwiese. Auch 95. S. K. am Wegrain. A. P., Kiefern an der Ziegelei, 95. L depressum Bonorden, gestutzter Staubpilz. Kiefernwäldchen Strehlkau. 25 9* 132 Lycoperdon gemmatum Bätsch, stachelwarziger Staubpilz, Flaschen-Bovist. Eßbar, aber nur in der Jugend. Weiß, klein, kugelig; er öffnet sich mit einem Loche in der Mitte des Hutes. Park. Auch Kiefernwald Strehlkau. Wegrain. Juni 94. L. pyriforme Schaeff., bimförmiger Staubpilz. Wald. An Baumstümpfen. In Büscheln wachsend. Auch am Wegrain, var. tesselatum. H. P. L. uteriforme Bull., schlauchförmiger Staubpilz. H. P., 94. Ascomycetes. Discomycetes, Scheibenpilze. Bulgaria inquinans Pers., echter Schmutzbecher. A. P., 94, an Resten und Stamm einer gefällten Eiche. Helvella esculenta Pers., Speisemorchel. Frühjahr, unter Wacholder und Kiefernaufschlag, im Grase. Kiefernwald Boschpol, Czernikau. Alljährlich. (Größere Mengen davon kommen vor in den Königl. Forsten um Czersk. Von sonstigen Standorten sah ich die Speisemorchel noch um Brün- hausen, Kr. Putzig, von Sagorsch, Kr. Neustadt, und von Sietzenhütte, Kr. Berent. 1896 mehrfach auf dem Abhang des Burgwalls Mehlken, Kr. Karthaus.) Leotia lubrica Pers., schlüpfrige Käppchenmorchel. Kleine Pilze mit gelbem Stiel und braunen, schleimigen Köpfchen. Im Grase, auf Kuhdung. H. P., Oct. 94. Nicht häufig. Morchella conica Pers., Spitzmorchel. Ich fand sie 89 auf fast schwarzem Lettenlehm am Ostseehange der Berge (s. g. Pillitzen) bei Brünhausen, Kr. Putzig. Dieselbe constatirte Herr Rector Landmann auch bei Schwetz. Etwa Mitte August 93 brachte sie mir mein Sohn Franz Treichel von einer hiesigen Wiese, wo wir dieselbe an drei Stellen constatirten. Eßbar. Peziza aurantiaca Rabenh. et Gönn., Orangen-Becherling. Wald. Oct. Nach einiger Lagerzeit gehen von dem Pilze, wenn man ihn wirft, die aus- fallenden weißen Sporen in scheinbarer Form von Rauch fort. A. P., einzelner Kiefernbestand, am Wege, unter Kaddik, 95. P ( Helotium ) citrina Pers., citronengelber Becherling. H. P., 94. P. hemisphaerica Wigg., halbkugeliger Becherling. Wald. Oct. P. ( Otides ) leporina Bätsch, Hasenohr, Schlüsselpilz. Gelb. Park, auf Erde. 94. P. macropus Rabenh., hochbeiniger Becherpilz. Wald. P. onotica Pers,, Eselsohr. Orangefarben. Wald. Auf Blätterfall oder an lebender Buche. P. ( Humaria ) scutellata Pers., schildförmiger Becherpilz. Orle, Seeufer, 27. Juli 92 und 1897. 26 133 Peziza tuberosa Bull., knollenfüßiger Beckerpilz. H. P., Wiese an KL Ferse. 97. P. vesiculosa Bull., blasenförmiger Becherpilz. Wald. EL P. 94 im Park ein Exemplar. Pyrenomycetes, Kernpilze. Hypoxylon cohcierens. Orle, Eichwald, 94. Ustulina vulgaris Tul. H. P., Wald, 95. Xylaria Hypoxylon Tul., gemeines Holzkielchen. Unten schwarz, oben weiß. Wald. In Ritzen, an Stubben. Myxomycetes. Spumaria alba DC. Gartenrasen und auf Wiesen, oben an Gräsern hängend. H. P., 94, 95. Aethalium septicum Fr., Rußling. H. P. und Eichwald Orle, 94. Lycogala epidendron Fr , baumbewohnende Blutmilch. Gelbroth. Auch 94, 95. L. plumbeum Fr., bleifarbene Blutmilch. Wald, an Stubben. Bis October. Reticularia muscorum Fr., Moos-Netzstäubling. 1897. 27 134 Di. Moritz Schneller. f 8, November 1893. Nekrolog, vorgetragen bei Gelegenheit der Feier des 154. Stiftungstages der Naturforschenden Gesellschaft am 3. Januar 1897. Yon Dr. Th. Wallenberg. Meine Herren! Im verflossenen Jahre hat Danzig leider eine ganze Anzahl seiner besten Aerzte durch den Tod verloren. Am 8. November starb der allverehrte und weit über Danzig’s Grenzen bekannt gewordene AugenarztDr. Moritz Schneller. Sein rascher Tod kam uns Allen unerwartet; denn trotz eines schweren, qualvollen Herzleidens, dessen ernste Natur er selbst schon seit einigen Jahren kannte, hat er bis zum letzten Tage noch unvermindert seine ausgedehnte Berufs- und wissenschaftliche Thätigkeit ausgeübt und ist so kämpfend wie ein Held auf dem Schlachtfelde gestorben, uns Allen ein Vorbild treuester Pflichterfüllung. Schneller war der Begründer und Jahrzehnte lang der einzige Vertreter einer wissenschaftlichen Augenheilkunde in Danzig. Der Naturforschenden Gesellschaft gehörte er seit 1855, also 41 Jahre hindurch, als Mitglied an und hat von dieser Stelle aus so manchen belehrenden und anregenden Vortrag gehalten. Dem ehrenvollen Aufträge des Herrn Professor Momber folgend, will ich versuchen, Ihnen in kurzen Zügen das Leben und die wissenschaftliche Bedeutung des Verstorbenen zu schildern. Johann Julius Moritz Schneller wurde am 31. Januar 1834 in dem litthauischen Kirchdorf Heinrichswalde bei Tilsit als elftes von 13 Kindern geboren. Sein Vater, welcher den 1732 nach Preußen eingewanderten Salz- burgern entstammte, war dort evangelischer Pfarrer und seine Mutter eine Pfarrerstochter. Schon früh zeigte sich die ungewöhnliche geistige Beanlagung des Knaben. Kaum 16-jährig, bestand er Ostern 1850 auf dem Gymnasium zu Tilsit das Abiturientenexamen, gleichzeitig mit zwei älteren Brüdern; er wurde aber seiner schwächlichen Gesundheit wegen vom Vater noch ein Semester lang zu Hause behalten, wo er sich eifrig mit Sprachen, Philosophie und den Anfangsgründen der Anatomie beschäftigte. 135 Dann studirte er 4 Jahre lang in Königsberg, zugleich mit 6 Brüdern, von welchen vier Juristen, einer Arzt, und einer Theologe wurden. Seine Lehrer waren u. a. Neumann, der Nestor der deutschen Physiker, ferner Burdach, Burow und vor allem Helmholtz, in dessen physikalischem Laboratorium er auch in klinischen Semestern noch mit Vorliebe arbeitete, damals als einziger Practicant. Wie er mir noch im letzten Sommer erzählte, gab der im allgemeinen schweigsame Helmholtz oft mit wenigen Worten die anregendste und geist- vollste Unterweisung zur selbständigen Weiterarbeit. Hier lernte Schneller früh auf eigenen Füßen stehen und machte sich vor allem mit den exacten Forschungsmethoden vertraut, deren sichere Be- herrschung seinen eigenen Arbeiten später den hohen wissenschaftlichen Werth verliehen hat. — Im Februar 1854 bestand er das Doctor-Examen. Seine Dissertation war eine experimentelle Arbeit ,,über die Harnstoffausscheidung im Fieber und ihre Beeinflussung durch die Diät“. Noch während der Studienzeit starb sein Vater; und da die Familie in dürftigen Verhältnissen zurückgeblieben war, so lieh er sich von einem Verwandten 700 Thaler und machte damit die damals unerläßliche Studienreise nach WTien und Prag, wo er Skoda, Bokitansky und Arlt hörte. — Zum Winter 1854 kam er dann nach Berlin, um das Staatsexamen zu absolviren. Hier war es ihm vergönnt, in Albecht von Graefe einen unvergleichlichen, genialen Lehrer zu finden, der ihn wie so viele Andere für die jung aufblühende Wissenschaft der Augen- heilkunde begeisterte. Graefe wurde sein ideales Vorbild, dem er in Beruf und in Forschung bis zum Tode nacheiferte. Nach beendetem Examen ging Schneller im Sommer 1855 mit 21 Jahren als erster Augenarzt nach Danzig. Bestimmend für die Wahl dieses Ortes war der Umstand, daß seine Mutter mit zwei älteren Söhnen, damals Referendarien, hier wohnte. In jener Zeit kränkelte er viel, sodaß er sich auch für tuberkulös hielt, zumal einer der beiden Brüder damals an Lungentuberku- lose starb. Die Pflege der Mutter, bei welcher er in den ersten Jahren seiner Praxis wohnte, ließ ihn jedoch bald erstarken, sodaß er Jahrzehnte hindurch der nun schnell steigenden Arbeitslast gewachsen war. Im Winter 1855 begründete er im Vorstädtischen Graben die erste Augenklinik in Danzig, gemeinschaftlich mit seinem Studiengenossen Dr. Nagel, von dem er sich jedoch schon nach einem Jahre trennte. Nagel, der ein ausgezeichneter Theoretiker war, ging zuerst nach England und habilitirte sich darauf in Bonn; später wurde er Professor in Tübingen und ist dort im vorigen Jahre gestorben. Schneller führte nun die Klinik allein weiter und verlegte sie bald darauf nach der Breitgasse. Er hat in ihr volle 40 Jahre hindurch eine segensvolle Thätigkeit entfaltet, reich an Arbeit, aber auch reich an schönen Erfolgen. So hat er z. B. weit über tausend Staarblinden durch glückliche Operation das Augenlicht wiedergegeben und ebensoviele vor drohender 2 136 Erblindung bewahrt. Sein Ruf als tüchtiger und gewissenhafter Arzt und als vorzüglicher Operateur wuchs schnell und führte ihm bald zahlreiche Patienten aus der Stadt und ihrer Umgebung, sowie auch aus den benachbarten Pro- vinzen zu. Ebenso wie das Vertrauen seiner Patienten erwarb Schneller sich bald die Liebe und Achtung seiner Collegen, denen er schon früh als Autorität auf seinem Gebiete galt. Mit manchem derselben, z. B. Dr. Bramson, hat ihn treue Freundschaft bis zum Tode verbunden. Auch von Behörden wurde er oft zu Rathe gezogen; seine Atteste und Gutachten zeichneten sich aus durch eine erstaunliche Schärfe des Urtheils und durch präcise, klare Form. Derselben eigenthümlich knappen und bündigen Ausdrucksweise bediente er sich auch in seinen Schriften. Neben der angestrengten praktischen Thätigkeit, welche seine Arbeits- kraft voll in Anspruch nahm, hatte Schneller doch stets das rege Bedürfniß, auch wissenschaftlich fortzuarbeiten, wobei er freilich oft die Nachtstunden zu Hilfe nehmen mußte. — Nach dem Vorbilde von Donders, Helmholtz und Graefe arbeitete er mit daran, die Augenheilkunde im Sinne einer exacten Wissenschaft auszubilden. In dem Motto zu seiner ersten größeren Arbeit bezeichnet er dieses Ziel selbst mit folgendem Worte Alexander von IJumboldt’s: ,,Der Mensch kann auf die Natur nicht einwirken, sich keine ihrer Kräfte aneignen, wenn er nicht die Naturgesetze nach Maß- und Zahlen- verhältnissen kennt.“ In der Befriedigung solchen Forschungstriebes unterstützte ihn nun namentlich seine gründliche Vorbildung in der Physik und Mathematik. Noch in reiferen Jahren hat er mit Bramson Differential- und Integralrechnung studirt, weil deren Beherrschung zum Verständniß der HELMHOLTz’schen physiologischen Optik nothwendig war. Die ersten Jahre seiner Thätigkeit fielen in jene glückliche Periode der Ophthalmologie, in welcher der eben entdeckte Augenspiegel noch täglich neue Thatsaehen an’s Licht förderte. Und Schneller war einer der Ersten, welche Augenhintergrundsbilder genau studirten und beschrieben. Schon 1855 ver- öffentlichte er in der Berliner Klinischen Wochenschrift einen Aufsatz über Veränderungen der Augen bei Cholera. 1860 schilderte er als Erster in Graefe’s Archiv Augenspiegelbefunde bei Sehstörungen, deren Ursachen außerhalb des Augapfels, besonders in Erkrankungen des Gehirns und der Nieren, gelegen sind. Er stellte dabei, was Wenigen von Ihnen bekannt sein dürfte, zum ersten Male das Bild der diagnostisch so wichtigen ,, Stauungspapille“ in ihren ver- schiedenen Stadien und ihrer symptomatischen Bedeutung fest, d. h. der Schwellung des Sehnerven bei seinem Eintritt in's Auge. Schneller trieb neben der augenärztlichen auch stets allgemeine Praxis und war lange Zeit Armenarzt in der Altstadt; er wollte sich in engem Connex mit allen Theilen der Medizin erhalten. Auf Wunsch der Mutter 3 137 unterzog er sich 1859 auch der Physikatsprüfung. Die Themata seiner vier noch erhaltenen Arbeiten lauteten: 1 . Ueber die am häufigsten vorkommenden gewaltsamen Todesarten der Neugeborenen. 2. Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit eines ununterrichteten Taub- stummen. 3. Ueber die zweckmäßigste Sorge für Waisenkinder. 4. Die Verfälschungen der Butter and ihre Entdeckung. Seine zahlreichen Arbeiten auf ophthalmologischem Gebiete, durch welche er sich schon früh weit über die Grenzen Danzigs hinaus einen Namen ge- macht hat, sind zum größten Theile in Graefe’s Archiv erschienen. Um Sie mit deren Aufzählung nicht zu ermüden, will ich jetzt nur die hauptsäch- lichsten besprechen. Ein chronologisches Verzeichniß der mir bekannt gewor- denen Aufsätze Schneller’s habe ich am Ende dieses Aufsatzes zusammengestellt. Die Arbeit, welcher er das obenerwähnte Motto voransetzte, beschäftigte sich mit dem Einfluß äußerer Eingriffe auf die Blutcirculation in den Augen lebender Kaninchen. Mit Hilfe eines scharfsinnig erdachten Mikrometers fand er meßbare Veränderungen in Augendruck und Gefäßfüllung nach Einträufelung bestimmter Medicamente sowie nach Durchschneidung der vier graden Augen- muskeln. Von seinen übrigen Mittheilungen aus den sechziger Jahren ist außer der schon erwähnten Schilderung der Stauungspapille noch interessant die Beschreibung eines Falles von Verstopfung der Netzhautarterie mit Ausgang in Besserung. Sehr mühsame und ausgedehnte Untersuchungen stellte er dann in den siebziger Jahren über das Blickfeld bei Gesunden und Schielenden an, d. h. über die Grenzen der Beweglichkeit des Auges in der Bahn seiner verschiedenen Muskeln. Er konnte dadurch zahlenmäßig constatiren, welcher Muskel stark, welcher schwach war, und fand so auch einen exacten Weg zur richtigen Dosirung von Schieioperationen. — In mehreren späteren Arbeiten beschäftigte er sich ebenfalls eingehend mit der Theorie des Schielens. Während früher fast nur Refractionsfehler des Auges, nervöse Einflüsse etc. als schielerregend in Betracht gezogen waren, kam er zu dem Resultat, daß angeborene Anomalien der Augenmuskeln bei der Entstehung des Schielens eine ebenso wichtige Rolle spielen. Durch geistvolle Experimente suchte er ferner nachzuweisen, daß jedes unserer beiden Augen in geringem Grade die Fähigkeit besitzt, gleichzeitig verschieden stark für die Nähe zu accommodiren. Dasjenige Werk, welches wohl am besten von seiner enormen geistigen Arbeitskraft, der Klarheit und Genauigkeit seiner Untersuchungen Zeugniß ablegt, ist der Frage nach der Entstehung der Kurzsichtigkeit gewidmet. Bei mehreren Tausenden von Kindern prüfte er zu diesem Zwecke in den Jahren 1884/85^nicht nur Refraction und Accommodation mit wiederholten Conti ob Untersuchungen, sondern auch mittels Prismen die Muskelverhältnisse und die 4 138 andern Funktionen des Auges. Die Resultate sind in zahlreichen Tabellen niedergelegt. Ihr Hauptergebniß bestätigte die auch von andern gefundene Thatsache, daß die Schule viel zur Entstehung und Entwickelung der Kurz- sichtigkeit beitrage; daraus resultirten die jetzt überall eingeführten Ver- besserungen der Beleuchtung, der Schulbänke u. a. m. in den Danziger Schulen. So hat Schneller, dessen Rathschläge und Forderungen dabei als allein maßgebend befolgt wurden, sich auch um die Schulhygiene bei uns große Verdienste erworben. Ein Vortrag in der Natur forschenden Gesellschaft „über gesundheits- gemäßes Lesen und Schreiben“ fällt ebenfalls in diese Zeit. Nachdem er ferner 1890 die Lettern der sog. „Danziger Schrift“, deren Vorzüge er wissenschaftlich begründete, für den hiesigen Zeitungsdruck eingeführt hatte, gab er 1891 noch sehr praktische Sehproben zur Bestimmung der Refraction und Accommodation heraus, nach denselben Principien zusammengestellt. Auf therapeutischem Gebiete hat sich Schneller sehr verdient gemacht durch Einführung einer operativen Behandlung des Trachoms, d. h. der sogen, granulösen oder ägyptischen Augenentzündung. Seit 1884 führte er neben Galezowski, Jacobson und Heisrath in drei ausführlichen Arbeiten an einem großen Material den Nachweis, daß diese langwierige und bei anderer Be- handlung oft zur Erblindung führende Krankheit einfach durch Entfernung der kranken Schleimhautfalten überraschend schnell und sicher geheilt werden kann. Der ihm von Manchem gemachte Vorwurf, daß er dabei über das Ziel hinausgehend auch bei ungefährlichem Follikularkatarrh die Excision anwende, ist, wie ich als sein ehemaliger Assistent versichern kann, ein durchaus unbe- gründeter. Während Heisrath große Stücke des kranken Lidknorpels mit heraus- schnitt, begnügte sich Schneller meist mit der Entfernung der Uebergangs- falten, und zwar ohne nachfolgende Naht der Bindehaut, und erzielte mit diesem einfacheren Verfahren ebenso gute Resultate, selbst in den vor- geschrittenen Stadien der Krankheit. Der Segen dieser kleinen, für jeden Arzt relativ leicht ausführbaren Operation, welche auch Rückfälle der Krank- heit fast immer verhütet, zeigte sich deutlich, als in den letzten Jahren eine ausgebreitete Epidemie von schwerer Granulöse in den hiesigen Volksschulen auftrat. Sie wurde von Schneller rasch und wirksam bekämpft, während sie in früherer Zeit wohl unberechenbaren Schaden gestiftet hätte. Eine letzte Arbeit, welche Messungsresultate an Augen von Neugeborenen enthält, ist leider unvollendet geblieben. Auch sie zeigt uns in ihren minutiös ausgearbeiteten Tabellen, den bis in die zehnte Dezimalstelle ausgerechneten unendlichen Zahlenreihen Schneller’s unermüdlichen, eisernen Fleiß, welcher den schweren, körperlichen Leiden siegreich trotzte. Es schien, als hoffte Schneller gerade durch andauernde ärztliche und wissenschaftliche Thätig- keit seine Krankheit am besten bekämpfen zu können. 5 139 Es erscheint auffallend, daß ein Mann, welchem die Wissenschaft eine solche Zahl bedeutender Arbeiten verdankt, und welcher als Arzt und Operateur so Hervorragendes leistete, nicht die Docentenlaufbahn eingeschlagen hat. Der Grund dafür ist vorwiegend in Schneller’s stark entwickeltem Unabhängigkeits« und Freiheitsgefühl zu suchen, welches auch für seinen politischen Standpunkt maßgebend war. — Wie er auf jeden staatlichen Zuschuß für seine Privatklinik, in welcher Patienten aus der ganzen Provinz Aufnahme fanden, von vorne- herein verzichtete, so war er auch unempfänglich für äußere Ehren und Aus- zeichnungen. Es genügte ihm als schönster Lohn das Bewußtsein, in ernster Arbeit vielen Tausenden jährlich das Augenlicht erhalten oder wiedergeben zu können. Zahlreiche Assistenten, von denen einige jetzt Docenten, einer (Raehlmann) Universitätsprofessor ist, verdanken Schneller die Grundlage ihrer augen- ärztlichen Ausbildung. Als Operateur stand ihm neben seiner reichen Erfahrung eine staunens- werte Geschicklichkeit und Sicherheit der Hand zur Verfügung, die zu bewundern ich noch im letzten Jahre Gelegenheit hatte, als er bereits mit schwerer Krankheit kämpfte. In der ärztlichen Literatur zeigte er eine ganz immense Belesenheit. Er hat nicht nur alle in den Archiven niedergelegten Arbeiten genau studirt, sondern las auch die neueren Zeitschriften der Medizin und insbesondere der Augenheilkunde. Seine Bibliothek enthält die ophthalmologische Literatur der letzten 43 Jahre in einer seltenen Vollständigkeit. Neuere therapeutische Bestrebungen prüfte er kritisch an seinen Kranken, befolgte, was er davon als gut erkannte, auch wenn er mit alten eigenen Erfahrungen brechen mußte. Ohne in Neuerungen zu übertreiben, machte er sich so die Entdeckungen anderer Forscher zu eigen und hielt daher mit den Fortschritten der Wissenschaft gleichen Schritt bis in sein letztes Lebensjahr. Er scheute sich nie, von Andern zu lernen. Mit ernstem Eifer vertiefte er sich noch in letzter Zeit in das Studium der Bakteriologie. Der Anleitung eines jüngeren Collegen folgte er dabei mit größerer Ausdauer und Aufmerk- samkeit als mancher junge Student. Sein ganzes Leben bestand in unermüdlicher, dem Wohle seiner Mit- menschen gewidmeter Arbeit. Aber Schneller’s Bild, der Zauber seiner Persönlichkeit, wie sie in unserer Erinnerung lebt, ist mit der Würdigung seiner Verdienste als Arzt noch nicht erschöpfend gezeichnet. Dazu bedarf es des Eingehens auf seine rein menschlichen Eigenschaften. Rücksichtslose Wahrheitsliebe, Adel der Gesinnung, ein warmes, mit- fühlendes Herz, opferfreudige Hilfsbereitschaft und stete Bereitwilligkeit, aus dem reichen Schatze seiner Kenntnisse und Erfahrungen Anderen mitzutheilen, sind die Züge seines Charakters, welche ihm ein dankbares Gedenken in den Herzen seiner Freunde sichern. Man wußte, daß man sich auf ihn unbedingt 6 140 verlassen konnte, daß er so fühlte, wie er sprach und wie er sich gab. So war er seinen Patienten ein stets hilfsbereiter und gewissenhafter Berather, seinen Assistenten ein vorzüglicher Lehrer und ein wahrhaft väterlicher Freund von allzeit bewährter Treue. Ihnen stand sein gastliches Haus offen, und gerne theilte er mit ihnen und andern Freunden seine Mußestunden in edler, wahrhaft vornehmer Geselligkeit. Diese unvergeßlich schönen Stunden in seinem Hause, wenn er umgeben von seiner Familie, an der Seite seiner zärtlich geliebten Gattin, mit der ihn wirkliche Gemeinschaft des Denkens und Fühlens verband, im Kreise wahrer Freunde von den Lasten seines Berufes ausruhte, ließen alle die liebens- würdigen Eigenschaften seines Wesens so recht zur Entfaltung kommen: den feinen Humor, eine schlichte, kindliche Art zu empfinden, eine innige, herzliche Freude am Schönen, an der Kunst. Auch hier zeigte sich die Abgeklärtheit seines Wesens, die an Billroth erinnernde universelle Geistesbildung und umfassende Kentniß dessen, was ihm das Leben verschönte. In der Musik gehörte sein Herz den Klassikern, der sonnige Mozart stand ihm am nächsten. Seine innerste Neigung freilich galt den bildenden Künsten, und auch hier erhielt er seine Seele jung in dem Anschauen der unvergäng- lichen Werke vergangener Zeiten. Seine Erholungsreisen waren Studien auf diesem Gebiete gewidmet. In Italien, in London und Paris studirte er die alten Meister, die Italiener und Holländer. — Die Erinnerung an das Gesehene hielt er zur Freude für sich und Andere in schönen Nachbildungen fest, und es war ein hoher Genuß, in seinem Hause die gesammelten Schätze zu be- trachten und ihn mit jugendlichem Enthusiasmus erklären und von den Originalen sprechen zu hören. Bezeichnend für seine freie Art zu denken war auch sein politischer Standpunkt, dem er, bei aller Toleranz gegenüber den Meinungen Anderer, gerne und ohne Scheu Ausdruck gab. Er war von ungestümem Freiheitsdrang beseelt, ein Feind jeder staatlichen Bevormundung, jeder kirchlichen Orthodoxie. Dabei fand er neben seinem anstrengenden Berufe Zeit und Kraft, sich auch der städtischen Selbstverwaltung zu widmen. In der Stadtverordneten- Ver- sammlung, der er die letzten zehn Jahre hindurch angehörte, wirkte er mit reger Theilnahme; meist hatte er den schwierigen Schuletat zu bearbeiten. Wenn er das Wort ergriff, gab es wohl keinen in der ganzen Bürgerschaft, der seiner Meinung die Achtung versagte, auch wenn er ihr vielleicht nicht beipflichten konnte. So tritt uns dieser Mann in seinem Beruf, seiner öffentlichen Thätigkeit und seinem privaten Leben als Einer entgegen, der sich Hochachtung erzwang und Liebe erwarb. Sein großer, stets nur dem Guten und Wahren dienender Charakter, seine liebenswürdige Persönlichkeit lebt in unser Aller Herzen fort, und durch seine wissenschaftlichen Arbeiten sowie durch sein Wirken in dieser Stadt hat er sich das schönste und unvergänglichste Denkmal selbst gesetzt. 7 141 Chronologisches Verzeichniß der wissenschaftlichen Arbeiten Schnellere. 1854. Ueber die Harnstoffausscheidung im Fieber und ihre Beeinflussung durch die Diät. — Diss. inaug. 1855. Ueber Veränderungen der Augen bei Cholera — Berliner Klinische Wochen- schrift, Jahrgang 1855. 1856. Ueber druckvermindernde Wirkung der Belladonna. — Graefe’s Archiv für Ophthalmologie, Bd. II, Abth. 2, S. 95. 1857. Ein Mikrometer am Augenspiegel und damit ausgeführte Untersuchungen über den Einfluss bestimmter Eingriffe auf die Circulation in den Augen lebender Kaninchen. — Graefe’s Archiv, Bd. III, Abth. 2, S. 121—186. 1860. Beiträge zur Kenntuiss der ophthalmoskopischen Befunde bei extraoculären Amblyopien und Amaurosen. — Graefe’s Archiv, Bd. VII., Abth. 1, S. 70 — 91. 1861. Ein Fall von Embolie der Centralarterie der Netzhaut mit Ausgang in Besserung. Graefe’s Archiv, Bd. VIII, Abth. 1, S. 271. 1865. Ueber accommodative Bewegung der Augen. — Vortrag, gehalten in der Natur- forschenden Gesellschaft in Danzig, am 15. Februar 1865. — Ueber zoologische Gärten, speciell über die zu Köln, Antwerpen, Paris, Frank- furt a. M. und Berlin. — Vortrag, gehalten in der Naturforschenden Gesell- schaft in Danzig, am 8. November 1865. 1870. Beiträge zur Lehre von der Accommodation und ßefraction. — Graefess Archiv, Bd. XVI, Abth. 1, S. 176 — 193. — Ueber das binoculare Sehen. — Vorzeigung eines Cysticercus , der aus dem Glaskörper des Auges, ohne dass dasselbe seine Sehkraft verlor, entfernt wurde. — Vorträge, gehalten in der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, am 16. November 1870. 1871. Neuritis optica saturnina. — Zehender’s Klinische Monatsblätter, Jahrgang 1871. 1872. Ueber das ophthalmoskopische Bild der grösseren Netzhautgefässe. — Graefe’s Archiv, Bd. XVIII, Abth. 1, S. 113 — 126. 1873. Operationsverfahren gegen narbiges Entropium und Trichiasis des Unterlides, — Hautunterheilung. — Graefe’s Archiv, Bd. XIX, Abth. 1, S. 250 — 256. 1875. Studien über das Blickfeld. — Graefe’s Archiv, Bd. XXI, Abth. 3, S. 133 — 198. 1876. Ergänzungen zu den Studien über das Blickfeld. — Graefe’s Archiv, Bd. XXII, Abth. 4, S. 147—156. 1880. Zur Lehre von der Ernährung der Netzhaut. — Graefe’s Archiv, Bd. XXVI, Abth. 1, S. 1—90. 1831. Ueber das Schielen. — Vortrag, gehalten in der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, am 26. November 1881. 8 142 1882. lieber krankhafte Farbenempfindung. — Vortrag, gehalten in der Natur- forschenden Gesellschaft in Danzig, am 1. Febrnar 1882. — Beiträge zur Lehre vom Schielen. — Graefe’s Archiv, Bd. XXVIII, Abth. 1, S. 97—152. — Zur Frage vom Farbensinn-Centrum. — Graefe’s Archiv, Bd. XXVIII, Abth. 3, S. 73—92. 1883. Ueber Lesen und Schreiben in hygienischer Beziehung. — Vortrag, gehalten in der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, am 17. Oktober 1883. 1884. Ueber die Entstehung der Kurzsichtigkeit. — Vortrag, gehalten in der Natur- forschenden Gesellschaft in Danzig, am 5. November 1884. — Die Behandlung des Trachoms durch Excision der Uebergangsfalten. — Graefe’s Archiv, Bd. XXX, Abth. 4, S. 131—142. 1886. Ueber Accommodation. — Vortrag, gehalten in der Naturforschenden Gesell- schaft in Danzig, am 10. März 1886. — Ueber Entstehung und Entwickelung der Kurzsichtigkeit. — Graefe’s Archiv Bd. XXXII, Abth. 3, S. 245—360. 1887. Ueber operative Behandlung des Trachoms. — Graefe’s Archiv, Bd. XXXIII, Abth. 3, S. 113—158. 1888. Ueber Entstehung und Behandlung der Kurzsichtigkeit. — Vortrag, gehalten in der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, am 15. Februar 1888. 1889. Ueber Form Veränderungen des Auges durch Muskeldruck. — Graefe’s Archiv, Bd. XXXV, Abth. 1, S. 76—112. 1890. Gedächtnisrede auf den am 7. April verstorbenen Dr. Bramson. — Vortrag, gehalten in der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, am 17. Apriri890. — Beiträge zur Theorie des Schielens. — Graefe's Archiv, Bd. XXXVI, Abth. 3, S. 138—179. 1892. Zur Lehre von den dem Zusammensehen mit beiden Augen dienenden Bewegungen. Graefes Archiv, Bd. XXXVIII, Abth. 1, S. 71—117. — Sehproben zur Bestimmung der Befraction und^Accommodation. Danzig 1892. — Ist die Accommodation unserer beiden Augen immer gleich stark oder kann jedes von beiden verschieden stark für die Nähe accommodiren? — Vortrag, gehalten in der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, am 19. Oktober 1892. Schriften der Naturf. Gesellsch. in Danzig. N. F. VIII. Bd., 3./4. Heft, S. XIX- XXIV. 1893. Ueber die Behandlung der folliculären Bindehauterkrankungen. — Graefe’s Archiv, Bd. XXXIX, Abth. 2. 1898. Anatomisch -physiologische Untersuchungen über die Augen-Muskeln der Neugeborenen. (Nachgelassene Arbeit.) Graefe’s Archiv, Bd. XLIV, Abth. 4. 9 143 Ueber eine vermehrte Zufuhr von Trinkwasser für die Danziger Wasserleitung. Vortrag, gehalten in der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig von Otto Helm, Danzig. Wenn ich Ihnen heute über die Versorgung größerer Städte, speziell Danzigs, mit Wasser und über die Auswahl eines solchen Wassers und seine Beschaffenheit einen Vortrag halte, so werden sich die älteren Mitglieder dieser Gesellschaft der Zeit erinnern, in welcher vor nunmehr 28 Jahren dieselbe Frage hier lebhaft diskutirt und, durch zahlreiche Untersuchungen unterstützt, erörtert wurde. Noch lebhafter geschah solches damals in der Bürgerschaft und bei den städtischen Behörden, bis endlich die jetzt bestehende Wasserleitung zustande kam, welche allen damaligen Ansprüchen genügte, denn sie gab mehr als 100 Liter für den Tag und Kopf der Bevölkerung aus und konnte durch neue Quellaufschlüsse vermehrt werden, was denn auch in kurzer Zeit geschah. Man glaubte auf Generationen hin für Wasser gesorgt zu haben. Wie anders heute! Wir haben es erst im Sommer 1896 erfahren, dass selbst diese Menge nicht genügte; in manchen Stadttheilen, namentlich in Schidlitz trat zum ersten Male ein bedenklicher Wassermange ein, und zum Besprengen der Straßen reichte das vorhandene Wasser vollends nicht aus. Wie ein warnendes Mene tekel für die städtischen Vertreter schauen die drei im Jahre 1896 vorgekommenen Rohrbrüche der Prangenauer Leitung aus, während in den vorhergehenden 26 Jahren nur deren zwei stattfanden. Sie weisen mit Nothwendigkeit darauf hin, daß in solchen Fällen für Ersatz an gutem V Wasser gesorgt werden muß. Die Frage kombinirt sich noch mit einer anderen, und diese ist: Was wird geschehen, wenn es einmal Vorkommen sollte, daß durch kriegerische oder elementare Ereignisse uns die Prangenauer Wasserleitung abgeschnitten wird oder auf längere Zeit versagt? Malen wir uns einen solchen Zustand einmal aus, und die Farben, welche wir hier aufzutragen haben, können nicht grell genug ausfallen. Zum Trinken und Kochen würden wir uns in solchen Fällen allenfalls Wasser aus vorhandenen Brunnen verschaffen können, aber zum Spülen der Klosets und zur Reinhaltung der Häuser und Kanäle, da reichte i 144 es nicht, und ganz unhaltbare sanitäre Zustände würden sich in kurzer Zeit entwickeln. Es fragt sich also, wo nehmen wir in solchen Fällen das Wasser her?, und da liegt es nahe, an das Grundwasser zu denken, welches überall im Grunde der Stadt vorhanden und in einer Tiefe von etwa 30 Metern im all- gemeinen auch von guter Beschaffenheit ist. Dieser letztere Umstand war vor 28 Jahren, als man mit dem Aufschluß der bei Prangenau belegenen Quellen und der Leitung ihres Wassers nach der Stadt begann, noch nicht bekannt; sonst hätte man vielleicht schon damals an die Nutzbarmachung dieses Wassers für Leitungszwecke gedacht. In der Stadt Danzig bestanden vor Anlage der Prangenauer Wasserleitung uur die von der Radaune gespeisten oder in eine geringe Tiefe gegrabenen Brunnen, welche ein sehr mangelhaftes Wasser lieferten. Das System, Tief- oder Röhrenbrunnen mit verhältnismäßig geringen Kosten und von großer Leistungsfähigkeit anzulegen, bildete sich erst später aus, etwa acht Jahre nach Vollendung der Danziger Leitung. Die ersten derartigen Brunnen wurden von der Königl. Fortifikation und von Besitzern großer Gewerbebetriebe angelegt. Schon im Jahre 1888 konnte ich von einer Reihe derartiger Brunnen in der Naturforschenden Gesellschaft berichten, deren Wasser ich chemisch und mikroskopisch untersucht hatte. Das Wasser war zu Trink- und Wirthschafts- zwecken gut geeignet und im allgemeinen von einer ähnlichen Zusammensetzung wie das Prangenauer Wasser; doch lieferten die meisten dieser Brunnen ein Wasser, welches sehr eisenhaltig war. Ein Theil der gelösten Eisenverbindung schied sich, wenn das Wasser mit der Luft in Berührung trat, aus, verursachte eine Trübung desselben, und es bildete sich nach weiterer Einwirkung der Luft ein gelber oder gelbrother Niederschlag von Eisenoxydhyrat. Ich habe nun nach dieser Zeit noch eine größere Zahl von Grundwässern aus Röhrenbrunnen, welche innerhalb und außerhalb der Stadt angelegt waren, chemisch untersucht und überall das gleiche Resultat erhalten, wie früher. Heute nun nimmt das Projekt, Ersatz für das Prangenauer Leitungs wasser für solche Fälle zu finden, wo dasselbe fehlen oder mangeln sollte, eine greifbare Gestalt an. Es wird von den städtischen Behörden projektirt, denselben aus Tiefbrunnen zu entnehmen. Für diesen Zweck dürften mehrere derartige Brunnen erforderlich sein. Zur Zeit stehen schon zwei, ein Doppelbrunnen in der Bastion Gertrud und ein neuhergestellter auf dem städtischen Bauhofe an der Steinschleuse der Stadt zur Verfügung. Aus ihnen soll mittels Dampf- maschinen das Wasser gehoben und in die allgemeine Stadtleitung gedrückt werden, wo es sich dann mit dem Prangenauer Wasser vermischt. Es handelt sich nun darum, zu wissen, ob diese Wässer für diesen Zweck zu verwenden sind, ob sie vorher gereinigt werden müssen, und wie sie sich gegenüber dem alten Leitungswasser verhalten. Ich habe zu diesem Zwecke genaue ehemische und mikroskopische Untersuchungen der vorerwähnten 2 145 Tiefbrunenwässer und eine erneute Untersuchung des in den Röhren der Stadt befindlichen Prangenauer Wassers angefertigt. Auch wurden in dem hiesigen bakteriologischen Institute bakteriologische Prüfungen bewirkt. Ehe ich die Resultate dieser Untersuchungen mittheile, erlaube ich mir, Sie in Kürze noch mit den Grundsätzen bekannt zu machen, nach denen die Qualität eines Wassers beurtheilt wird. Die Frage, ob ein bestimmtes Wasser ohne Nachtheil für die menschliche Gesundheit zum Trinken und zu anderen, wirtschaftlichen Zwecken benutzt werden kann, ist eine der häufigsten, welche dem Hygieniker, dem Chemiker und Bakteriologen vorgelegt wird. Ihre Beantwortung hat in den letzten Dezennien mannigfachen Wechsel erlebt, und auch heute noch bestehen einige Differenzen, welche ich hier kurz er- örtern will. Das Wasser wird gemeinhin nach 5 Richtungen untersucht: 1. Nach seinen physikalischen Eigenschaften, 2. Nach seinen chemischen Bestandteilen, 3. Nach dem mikroskopischen Befunde, 4. Durch biologische Untersuchung der in dem Wasser vorhandenen Mikroorganismen, 5. Durch Prüfung der örtlichen Verhältnisse der Entnahmestelle. Diese fünf Untersuchungsweisen ergänzen sich unter einander; bei Be- urteilung von Wässern tritt einmal die eine, das andere Mal die andere in den Vordergrund. Jede giebt ihre besondern Aufschlüsse, welche für die Verwendung des betreffenden Wassers zu Genuß- oder Gebrauchszwecken von ausschlaggebender Bedeutung ist. Es wäre müßig, darüber zu streiten, weicher der fünf Methoden der Vorzug gebührt; man wird einmal das Hauptgewicht auf die chemische und physikalische Untersuchung legen, ein andermal auf die bakteriologische und mikroskopische, ein drittes Mal wird man sich allein auf die örtliche und physikalische beschränken können. 1. Die physikalische Untersuchung des Wassers erstreckt sich auf das äußere Aussehen des Wassers, seinen Geruch und Geschmack. Ein gutes Genuß wasser soll klar sein und farblos, wenigstens in seinen weiten Schichten. Es soll keinen Satz abscheiden und von reinem, kühlendem Geschmacke sein. Die Temperatur des Wassers soll bei Quell- und Grundwässern eine möglichst der durchschnittlichen Jahrestemperatur sich nähernde sein und durch alle Jahreszeiten nur wenig wechseln. Bei Wasserversorgungen für größere Complexe, bei denen das Wasser in erster Reihe als Erfrischungs- und Genußmittel dient, muß unbedingt auf ein angenehmes Aeußere und einen reinen und erfrischenden Geschmack gesehen werden; es darf nicht allzu weich noch allzu hart schmecken, nicht nach Eisen noch bitterlich nach Magnesiasalzen oder Gyps. 2. Die chemische Beurtheilung und Untersuchung eines Genußwassers hat im Laufe der neueren Zeiten manche Veränderung erfahren. Sie soll uns Auskunft geben über gewisse Stoffe, welche das Wasser für Trink- und andere Zwecke unbrauchbar machen, dazu gehört u. a. ein größerer Gehalt an Gyps und andern Kalksalzen, an Magnesia- und Eisenoxydulsalzen, an einge- s 10 146 drungenen mineralischen Abgängen aus Fabriken; ferner handelt es sich bei dieser Untersuchung um den quantitativen Nachweis von gewissen Stoffen, Salpetersäure, salpetriger Säure, Ammoniak, Chlor und Phosphorsäure, welche darüber Auskunft geben, ob thierische oder menschliche Dejektionen, Abfall- stoffe aus Wirthschaften und andere der Fäulnis unterworfene Produkte in das Wasser gelangt sind, welche die Gesundheit des Genießenden zu schädigen im Stande sind. Man hat sich bei der chemischen Untersuchung von Wässern über gewisse Vergleichs- oder Maximalzahlen geeinigt, über welche hinaus die vorbezeichneten Bestandtheile im Wasser nicht enthalten sein dürfen, wenn es noch als gutes und tadelloses Genußmittel gelten soll, Zahlen, welche in den analytischen Handbüchern verzeichnet sind, die aber bei den einzelnen Autoren erheblich differiren. Diese Maximalzahlen sind neuestens mit Recht angegriffen worden und nur als bedingungsweise entscheidend angesehen worden. So würde man z. B. fehl gehen, ein Trinkwasser für gesundheitsgefährlich zu erklären, dessen Gehalt an Chlor die Normalzahl von 20 bis 30 Milligramm im Liter einmal überschreiten sollte. Namentlich in unsern Küstenländern findet sich in sonst tadellosen Brunnenwässern oft ein höherer Chlorgehalt, welcher ohne Zweifel seinen Ursprung aus dem Salze der nahe belegenen Ostsee herleitet. Starke Nord- und Nordostwinde nehmen stets kleine Mengen Seewasser mit und führen sie oft weit in das Land hinein, wo sie auf den Erdboden fallen und so mit dem Tage wasser in das Erdreich und das aus ihm entnommene Wasser ge- langen. Ein gleiches gilt von der Salpetersäure, als deren Grenzzahl 5 bis 20 Milligramm im Liter angesehen wird. Ihre Anwesenheit, auch in höherer Menge, deutet nicht immer eine stattfindende Zersetzung stickstoffhaltiger organischer Substanzen innerhalb des Wassers an, sondern sie kann ihren Ursprung auch aus der Zersetzung von älteren Pflanzenresten herleiten und so recht harmloser Natur sein. Man sollte deshalb, wie ich meine, höhere Mengen dieser beiden Substanzen, Salpetersäure und Chlor, nur dann als An- zeichen für Fäulnisprozesse, die in dem Wasser vor sich gehen, ansehen, wenn gleichzeitig die in dem Wasser gefundenen organischen Substanzen und Mikro- organismen oder die durch die biologische Untersuchung darin Vorgefundenen Keime die erlaubten Grenzwerthe überschreiten. Es darf deshalb ein Wasser noch nicht als chemisch verunreinigt bezeichnet werden oder als ein solches, welches mit menschlichen oder thierischen Abgängen in Berührung kam, wenn der Gehalt desselben an einem oder wenigen der gefundenen chemischen Bestandtheile die Vergleichszahlen übersteigt. Nur von einzelnen chemischen Stoffen hat die Erfahrung erwiesen, daß ihr Vorhandensein im Wasser in hohem Grade ver- dächtig ist, das gilt namentlich von der salpetrigen Säure, dem Ammoniak, und vor Allem dem Albuminoidammoniak. Diese Substanzen zeigen, wenn sie gefunden werden, an, daß in dem Wasser noch zeitlich Fäulnis- oder Zer- setzungsprozesse vor sich gehen. Dr. Ohlmueller, Dozent der Hygiene und 4 147 Mitglied des Kaiserl. Gesundheitsamtes, sagt, daß da, wo sich Salpetersäure im Grundwasser in größerer Menge findet, die Gefahr nahe liegt, daß sie ein Produkt der Zersetzung verunreinigender stickstoffhaltiger Substanzen ist. Das Vorkommen von Ammoniak und salpetriger Säure deutet darauf hin, daß die Wege im Boden zur vollständigen Oxydation solcher Stoffe ungenügende sind, oder daß diese in einer Menge zugeführt werden, welche durch die physikalischen und chemischen Vorgänge der Oxydation nicht mehr bewältigt werden kann. Findet sich Salpetersäure in größerer Menge, so liegt die Gefahr nahe, daß dieser Zustand früher oder später eintritt, da die Leistungsfähigkeit dieser Vorgänge im Boden mit dessen Uebersättigung abnimmt. Das Eintreten eines solchen Zustandes wird namentlich zu vermuthen sein, wo sich, neben Salpeter- säure, salpetrige Säure und Ammoniak finden. In Genußwässern sind bestimmbare Mengen von salpetriger Säure und Ammoniak immer bedenklich, während das Vorkommen der Salpetersäure allein eine Unschädlichmachung einer geschehenen Verunreinigung andeutet und entsprechend ihrem Gehalte zu würdigen ist. Wir sehen aus den wenigen angeführten Beispielen und Citaten, daß der Chemiker nicht blind von gegebenen Grenzzahlen aus aburtheilen darf, sondern daß er wohl erwägen und nachdenken muß, ehe er sein Gutachten abgiebt, daß er der Quelle einer jeden erwiesenen Verunreinigung nachgehen und vor Allem auch die örtlichen Verhältnisse kennen lernen und prüfen soll, welche an der Entnahmestelle des Wassers vorhanden sind. Nur nach dieser Richtung hin und in dem angeführten Zusammenhänge ist die chemische Beurtheilung des Trinkwassers von Werth. Der bekannte Hygieniker, Professor Fluegge in Breslau, mißt der chemischen Untersuchung von Trink wässern nur eine ganz untergeordnete Bedeutung bei, er sagte in der 1895 stattgefundenen Versamm- lung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, daß die Fäulnis- produkte, die man bei Trinkwasseruntersuchungen findet, keinen Rückschluß auf spezifische Infektionserreger zulassen. Ein Wasser könne, bei der Ver- schiedenheit der Wege, welche die löslichen Stoffe und die Infektionskeime zu durchlaufen haben, große Mengen von ersteren enthalten und doch frei von letzteren sein. Es seien anderseits Fälle beobachtet worden, wo chemisch reines Wasser zu Infektionskrankheiten Veranlassung gegeben hat. Ein Zu- sammenhang zwischen chemisch verschmutzten Brunnen und Infektionskrank- heiten existire nicht. Anders Tiemann, welcher in seinem bekannten Hand- buche für Wasseruntersuchungen, der Auffindung dieser Endprodukte der Fäulnis einen großen Werth beimißt und auch die sogenannten Grenzzahlen nicht verwirft. Er sagt von diesen letzteren u. a.: Sind diese, schon an sich recht hoch bemessenen Zahlen dennoch überschritten, so handelt es sich immer um eine beachtenswerthe Verunreinigung, namentlich wenn es sich bei dem zu beurtheilenden Wasser und bei diesen Stoffen um einen die mittlere Zu- sammensetzung einer Reihe von Wässern in demselben Gebiete bedeutend übersteigenden Gehalt handelt. Soche örtliche Vergleichszahlen sind bei der chemischen Beurtheilung der Reinheit natürlicher Wässer den erwähnten 10* 148 Grenzzahlen entschieden vorzuziehen, doch sind sie schwer zu erlangen, weil die Beschaffenheit des Untergrundes auf weiten Strecken nur selten genügend gleichartig ist. Aus meiner Erfahrung kann ich nur bestätigen, daß mir die chemische Untersuchung von Wässern stets werthvolle Anhaltspunkte zu ihrer Beurtheilung abgab. In fast allen Fällen wurden verdächtige chemische Befunde im Wasser durch Mängel bestätigt, welche der Entnahmestelle des Wassers anhafteten und dann oft beseitigt werden konnten. 3. Bei der Beurtheilung von Genußwässern durch bakteriologische Unter- suchung werden ebenfalls von den meisten Hygienikern Grenzzahlen der vor- handenen organischen Keime angenommen. Sind in einem Wasser mehr dieser Keime enthalten, als diese Zahlen angeben, so soll es der mensch- lichen Gesundheit Schaden bringen. Hinsichtlich dieser Grenzzahlen weichen die Sachverständigen noch mehr ab, als bei den chemischen Prüfungen. Ihre Angaben schwanken zwischen 50 und 500 Keimen auf 1 Cubikcentimeter Wasser. Andere sagen, daß eine Zählung der Mikroorganismen überhaupt von sehr relativem Werthe ist; es können unter 50 Keimen in einem Wasser mehr schädliche sein, als unter 50000 Keimen in einem andern Wasser. Darum sei es von ungleich höherem Werthe, die gezüchteten Keime zu studiren, als zu zählen, zu ermitteln, ob sogenannte pathogene, d. h. Krankheiten erzeugende, darunter sind, oder ob alle nur unschuldiger Natur sind. Der Nachweis von krank machenden Keimen in infizirten Wässern bietet allerdings manche Schwierigkeiten, auf deren völlige Beseitigung auch in Zukunft kaum gerechnet werden kann. Namentlich ist bei derartigen Untersuchungen mit dem Um- stande zu rechnen, daß Mikroorganismen, welche Krankheiten verursachen können, gewöhnlich im Wasser nur in verschwindend kleiner Menge neben einer großen Anzahl von unschädlichen enthalten sind; denn zur Untersuchung des Wassers kann doch nur immer eine sehr kleine Menge kommen, in welche sie vielleicht gar nicht gelangt sind. Auch ist bei diesen Untersuchungen zu berücksichtigen, daß pathogene Mikroorganismen meist bald zu Grunde gehen und dann nicht mehr bakteriologisch nachzuweisen sind. Jedenfalls darf aber ein Wasser, in welchem solche einmal nachgewiesen worden sind, nicht zu Genußzwecken für Menschen verwandt werden, auch für andere rein wirth- schaftliche Zwecke ist es zu vermeiden. Dasselbe gilt von der Anwesenheit gewisser Fäulnisbakterien, so des im Darmkanal häufig vorkommenden Bacterium Coli commune . Fluegge in Breslau urtheilt hinsichtlich der bakteriologischen Unter- suchung von Genußwässern ebenso absprechend, wie hinsichtlich der chemischen ; er sagt, daß Bakterienzählung in Trinkwässern kein hygienisch verwerthbares Resultat liefere; die Unterscheidung nach Arten habe ebenfalls nur geringe Aussicht auf Erfolg. Er verlangt, daß jedes Trinkwasser hinsichtlich seines Ursprunges die Garantie biete, daß es von der Möglichkeit des Hineingelangens von Krankheitskeimen geschützt ist. 6 149 Die bakteriologische Wasseruntersuchung ist da von großer Wichtigkeit, wo sie uns Auskunft geben soll über das Filtrationsvermögen des Erdbodens, den das Grund wasser durchflossen hat; wir besitzen in ihr ferner ein aus- gezeichnetes Mittel, die Leistung der Filtration bei Filteranlagen festzustellen und ihren Betrieb zu kontrolliren. 4. Die mikroskopische Prüfung eines Genußwassers hat den Zweck, die geformten und ungeformten Bestandtheile kennen zu lernen, welche darin ent- halten sind. Hierbei gilt als erster Grundsatz, daß geformte Organismen in erheblicher Menge nicht in dem Wasser enthalten sein dürfen. Wenn die große Mehrzahl derselben auch nicht gerade der menschlichen Gesundheit schädlich ist, so giebt es doch einige darunter, welche eine Ausnahme machen, so die Eier, resp. Larven von Eingeweidewürmern, gewisse Amoeben u. a. Ferner muß verlangt werden, daß unter den geformten Elementen nicht solche sich befinden, welche aus dem Haushalte von Menschen ihren Ursprung her- leiten, namentlich aus menschlichen oder thierischen Dejektionen. Wenn solche organischen Elemente gefunden werden, dann ist anzunehmen, daß gleichzeitig mit ihnen auch alle die verschiedenen Krankheitskeime oder Krankheitserreger in das Wasser eingedrungen sein können, welche die genannten Stoffe zu begleiten pflegen. Ein solches Wasser ist unter allen Umständen zu Genuß- zwecken nicht geeignet. Yon pflanzlichen Gebilden, welche ohne Schaden genossen werden können, nenne ich hier die Algen; vereinzelt finden sie sich in den meisten Wässern, namentlich bilden sie sich, wenn das Wasser längere Zeit steht. Beachtung würden sie nur finden müssen, wenn sie in größerer Zahl zugegen sind. Dasselbe gilt von den Fadenbakterien, zu denen die Crenothrix gehört, welche namentlich in eisenhaltigen Gewässern wuchert. 5. Yon allen Untersuchungen des Genußwassers ist namentlich bei Neu- anlagen ohne Zweifel die wichtigste die Prüfung der örtlichen Yerhältnisse der Entnahmestelle, das Studium der Bodenverhältnisse, aus denen das Wasser seinen Ursprung herleitet, die Art und Weise der Ansammlung desselben und andere Umstände, welche nur an Ort und Stelle ermittelt werden können. Es ist hierbei auch die Frage zu erörtern, ob Bürgschaft dafür vorhanden ist, daß das Wasser nicht bloß zeitlich, sondern auch dauernd die Beschaffenheit eines guten Genußwassers haben wird. Wird bei der Untersuchung ermittelt, daß die betreffende Anlage diese Sicherheit nicht bietet, daß das Wasser vielleicht zeitweise Verunreinigung erfahren kann, daß die Entnahmestelle nicht immer genügend geschützt ist, dann thut man besser daran, das Wasser nicht von dort zu entnehmen. Bei dieser Untersuchung spielt die Nähe von Dungstätten, Kloak- gruben, Begräbnisplätzen eine große Rolle, ferner die Wasserdurchläßlichkeit des Bodens, aus dem das Wasser kommt, das Material des Brunnenkessels, des Pumpenrohres u. a. m. Nach diesen Erörterungen theile ich Ihnen nun die Ergebnisse mit, zu denen ich bei Untersuchung des Wassers aus den in der Bastion Gertrud und an der Steinschleuse befindlichen Grundbrunnen gelangt bin. 7 150 ln der Bastion Gertrud sind drei sogenannte Röhrenbrunnen angelegt, von denen zwei mit einander verbunden sind, und aus denen das Wasser mittels einer Dampfpumpe entnommen werden kann. Die eisernen Rohre der Brunnen sind 30 Meter tief in den Erdboden gesenkt. Der Wasserspiegel in den Rohren liegt 1,3 Meter über dem Wasserspiegel der Mottlau. Das Wasser hatte am 13. Oktober 1896 eine Temperatur von 8,4 0 C., am 17. Oktober von 8,5 0 C. Es ist klar, farblos und ohne Geruch. Es schmeckt ein wenig nach Eisen, im übrigen ist der Geschmack rein und erfrischend. Nach mehrstündigem Stehen an der Luft trübt sich das Wasser und scheidet nach und nach einen weißen, später gelblich und rothgelb werdenden Satz ab; das darüber stehende Wasser wird dann wieder klar und schmeckt nicht mehr nach Eisen. Ein Theil des im Wasser befindlichen Eisens hat sich als Eisenoxydhydrat abgeschieden. Durch das Mikroskop sind in dem Wasser weder thierische noch pflanzliche Mikroorganismen zu entdecken. Es besitzt eine Härte von 17,5 Graden. Die genaue chemische Analyse führte ich mit einer am 13. Oktober 1896 entnommenen Probe aus. 100000 Theile des Wassers hinterließen nach dem Verdunsten einen weißen, erdigen Rückstand. Darin sind enthalten: 14,33 Theile Kalkerde, 2,87 ,, Magnesia, 3,8i „ Natron, 0,77 ,, Kali, 0,21 „ Eisenoxyd, 0,35 „ Thonerde, 5,21 „ Schwefelsäure, 1,33 „ Chlor, 1,64 ,, Kieselerde, 13,79 ,, Kohlensäure, Spuren von Salpetersäure, 44,3i Theile 0,i davon ab, für den dem Chlor entsprechenden Sauerstofl, 44,oi Theile anorganische Substanzen. Zur Oxydation der in 100000 Theilen des Wassers enthaltenen organischen Substanzen waren 0,07 Theile Sauerstoff erforderlich, entsprechend einem Gehalte von etwa 1,37 Theilen organischer Substanz. Nach mehrtägigem Stehen an der Luft setzte sich ein Theil des in dem Wasser gelösten Eisens ab, das Wasser enthielt dann 0,o65 Theile Eisenoxyd; an gasigen Bestaudtheilen wareu in dem Wasser neben der gebundenen Kohlensäure noch die entsprechende Menge halbgebundener Kohlensäure und nicht unbedeutend freie Kohlensäure enthalten. Ferner ermittelte ich, daß in 1000 Cubikcentimeter des Wassers, bei 12 0 C, und 763 Millimeter Barometerstand, 20,3 Cubikcentimeter Luft ent- halten waren, welche aus Stickstoff bestand. Nach mehrtägigem Stehen und 151 bei der Berührung mit der atmosphärischen Luft nahm das Wasser Sauerstoff aus der letzteren auf, während es Stickstoff verlor. Ich ermittelte nach dieser Zeit in 1000 Cubikcentimeter des Wassers, bei 12° C. und 760 Millimeter Barometerstand, 20,6 Cubikcentimeter Luft mit einem Gehalte von 72 Raum- theilen Stickstoff und 28 Raumtheilen Sauerstoff in 100 Raumtheilen. Das Fehlen von Sauerstoff in den Luftbestandtheilen des frisch geförderten Wassers ist überraschend; ich entnahm das Wasser aus dem Innern des Saug- rohres. Der Mangel an gasförmigem Sauerstoff in dem aus tiefen Erdschichten entnommenen Wasser ist der Grund, weshalb darin keine Fische fortleben können; erst nachdem das Wasser längere Zeit an der atmosphärischen Luft gestanden hat oder mittels einer Brause mit der Luft in innige Berührung gekommen ist, wird es den Fischen zuträglich. Ich führe bei dieser Gelegenheit noch an, daß jedes Wasser, welches mit der atmosphärischen Luft in Berührung tritt, mag es fließendes oder stehendes Wasser sein, im Verhältnis mehr Sauerstoff als Stickstoff aufnimmt. Während die atmosphärische Luft bekanntlich aus 79 Raumtheilen Stickstoff und 21 Raum- theilen Sauerstoff besteht, ermittelte ich unter anderem in 100 Raumtheilen der im Radaunewasser enthaltenen Luft schon 32 Raumtheile Sauerstoff, in 100 Raumtheilen des Weichselwassers 32,6 Raumtheile. Als ich das Prangenauer Wasser im Jahre 1875 chemisch untersuchte, enthielt dasselbe an der Quelle eine Luft, welche aus 87 Raumprozenten Stickstoff und 13 Raumprozenten Sauerstoff bestand. Die bakteriologische Untersuchung des Brunnenwassers in der Bastion Gertrud wurde vom 12. Oktober ab in dem hiesigen bakteriologischen Institut ausgeführt. Herr Dr. Lickfett schreibt mir darüber, daß von 3 Wasserproben 6 Gelatineplatten gegossen wurden und zwar 3 mit je 1 Cubikcentimeter und 3 mit je 1/2 Cubikcentimeter des Wassers. Die Keimzahl wurde nach Verlauf von 4 Tagen bestimmt. Die Platten zu je 1 Cubikcentimeter enthielten 20, 24 und 22 Kolonien, die Platten zu je x/2 Cubikcentimeter enthielten 12, 12 und 13 Kolonien. Hiernach beträgt die mittlere Keimzahl in einem Cubikcentimeter 23 Keime. Es sind unter diesen Keimen keine gefunden, welche für Menschen oder Thiere pathogen sind; vielmehr gehören sämmtliche Arten zu den unschädlichen Wasserbakterien, Sproß- und Schimmelpilzen. Den aus dem Wasser der Bastion Gertrud abgeschiedenen Satz untersuchte ich einmal am 20. August 1896, bald nach dem Beginn des Abpumpens von Wasser aus dem Brunnen, ein andermal am 10. Oktober, nachdem das Ab- pumpen mehrere Wochen angedauert hatte. Der abfiltrirte und bei 100 0 C, ausgetrocknete Satz aus 100 000 Theilen des Wassers wog bei der ersten Untersuchung 0,312 Gramm; darin waren enthalten 0,270 Gramm anorganische Stoffe und 0,oi2 Gramm organische Stoffe und Hydratwasser (Glühverlust). Die anorganischen Substanzen bestanden aus Eisenoxyd, vermischt mit kleinen Mengen kohlensaurer Kalkerde and Thonerde. Bei der zweiten Untersuchung 9 152 erhielt ich von 100 000 Theilen 0,2io Gramm fester Stoffe; auch sie bestanden aus Eisenoxydhydrat mit kleinen Beimengungen von kohlensaurer Kalkerde, Thonerde und organischer Substanz. Der Niederschlag hatte sich gegen die erste Untersuchung also ein wenig vermindert. Das Wasser des Röhrenbrunnens auf dem städtischen Bauhofe an der Steinschleuse untersuchte ich vom 28. Januar bis zum 7. Februar 1898, dann später noch einmal am 1. und 2. April 1898. Der Brunnen ist 38, s Meter tief, sein Wasserspiegel liegt 0,53 Meter unter der Erdoberfläche. Das Profil der Bodenschichten des Bohrloches war nachstehendes: 0 — 1,6 Meter aufgeschütteter Boden, kalkhaltig, 1,6 3,5 Sand mit Ziegelstücken, kalkhaltig, 3,5 - 6,4 77 Schlick, kalkhaltig, 6,, 6,8 77 Schlick mit Fasertorf, kalkhaltig, 6,8 - 7,8 17 Schlick mit Torf, kalkfrei, 7,8 — 9 77 thoniger Sand mit Kies, kalkfrei, 9 — 10,2 77 „ „ „ „ , kalkhaltig, 10,2 — 13 77 mittelgrober Sand, 13 — 15 77 „ ,, mit Sternchen, 15 — 19 77 „ ,, mitGeschieben, 19 — 20 77 Sand, Grand, Kies und Geschiebe, 20 — 21 77 grober Sand, 21 — 22 77 mittelgrober Sand, schwach 22 — 23 77 Sand und Kies, kalkhaltig. 23 — 26 77 Sand, 26 — 30 77 Sand mit Kies, 30 — 31 77 Grand und Kies, 31 — 38 77 Kies und Geschiebe, grob, 38 — 38,30 77 Sand, etwas thonhaltig, Die eisernen Rohre des Tiefbrunnens sind wasserdicht unter einander verschraubt und münden mit ihrem Sauger in die Kies- und Geschiebeschicht. Das aus diesem Brunnen frisch geförderte Wasser sieht klar aus; mit der Luft in Berührung trübt es sich allmählich und hat nach zweitägigem Stehen einen gelblichen Satz abgeschieden; das darüber stehende Wasser wird dadurch wieder klar und farblos. Der Geschmack des Wassers ist derselbe, wie der des frischgeförderten Wassers aus dem Tiefbrunnen in der Bastion Gertrud und aus anderen in der Stadt befindlichen Tiefbrunnen. Es schmeckt etwas nach Eisen, im übrigen rein. Das nach dem Durchlüften und durch Absetzen gereinigte Wasser besitzt einen reinen erfrischenden Geschmack. Es ist ferner geruchlos. Seine Temperatur am 2. April 1898 betrug -f- 8,2 0 C. bei + 4 0 Lufttemperatur. Die mikroskopische Untersuchung des Wassers ergab, daß es frei von thierischen und pflanzlichen Mikroorganismen ist. Das Wasser besitzt eine Härte von 15, 1 deutschen Graden, 10 163 100 000 Theile des frisch geförderten Wassers hinterließen nach dem Verdunsten einen gelblichen Rückstand. Darin waren enthalten: 2,40 Theile Kieselerde, 12,32 „ Kalkerde, 2,16 „ Magnesia, 0,i8 „ Eisenoxyd, 0,io ,, Thonerde, 3,85 ,, Natron, l,i9 „ Kali, 0,86 ,, Chlor, 3,09 ,, Schwefelsäure, 12,56 „ Kohlensäure, Spur von Salpetersäure, 38,7i Theile in Summa, 0,i9 „ davon ab, für den dem Chlor entsprechenden Sauerstoff, 38,52 Theile anorganische Bestandteile. Zur Oxydation der in dem Wasser enthaltenen organischen Bestandteile waren 0,04 Theile Sauerstoff erforderlich; es entspricht das einer Menge von etwa 0,8o Theilen organischer Substanz in 100 000 Theilen. Salpetrige Säure und Ammoniak waren in dem Wasser nicht zu finden. Nach zweitägigem Stehen an der Luft hatte sich ein Theil des in dem Wasser enthaltenen Eisens als Eisenoxydhydrat mit kleinen Beimischungen ab- gesetzt. Das darüber stehende klare Wasser enthielt dann nur noch 0,o6 Theile Eisenoxyd, hatte mithin 0,i2 Theile auf 100 000 Theile des Wassers verloren. Der aus obiger Menge Wasser ausgeschiedene Satz hatte, nachdem er bei einer Temperatur von 100 0 C, ausgetrocknet worden war, ein Gewicht von 0,73 Gramm und bestand aus Eisenoxydhydrat und etwas kohlensaurem Eisen- oxydul mit einer Beimischung von 0,8 Prozent kohlensaurer Kalkerde und 2,2 Prozent Thonerde. Anfang April 1898 erhielt ich aus 100 000 Theilen des Wassers nur 0,23 Theile Bodensatz. An gasigen Bestandtheilen war in dem Wasser außer der halb- und ganz- gebundenen Kohlensäure noch eine nicht unbedeutende Menge freier Kohlen- säure enthalten. Dann erhielt ich aus 1000 Cubikcentimeter des Wassers 20 Cubikcentimeter Luft, welche aus Stickstoffgas bestand und sauerstofffrei war. Wie die vorstehenden Untersuchungen der Wässer aus den Tiefbrunnen in der Bastion Gertrud und auf dem Bauhofe ergeben, sind in ihnen keine der Gesundheit nachtheiligen Substanzen enthalten, und sind sie für wirtschaft- liche und technische Zwecke gut verwendbar. Um die Unterschiede in der Zusammensetzung der beiden Wässer von dem des Prangenauer Wassers, wie es sich in den Leitungen der Stadt Danzig befindet, kennen zu lernen, führte ich noch eine chemische Analyse des letzteren li 154 Wassers aus. Die von mir im Jahre 1875 gegebene Analyse bezog sich auf das Wasser im Quellengebiete, welches nach dieser Zeit wohl manche Ver- änderung erfuhr und durch Ausscheidungen im Hochreservoir auch heute noch erfährt. Das Prangenauer Leitungswasser besitzt in der Stadt eine Härte von 14 Graden. In 100000 Theilen desselben sind enthalten: 12,09 Theile Kalkerde, 1,79 77 Magnesia, 1,76 77 Natron, 0,37 77 Kali, 0,05 77 Eisenoxyd, 0,23 77 Thonerde, 2,21 77 Schwefelsäure, 0,83 77 Chlor, 1,74 77 Kieselerde, 0,05 77 Salpetersäure, 11,10 77 Kohlensäure, 32,22 Theile in Summa, 0,i9 „ davon ab, für den dem Chlor entsprechenden Sauerstoff, 32,03 Theile anorganische Substanzen. Zur Oxydation der in 100000 Theilen des Wassers enthaltenen organischen Substanzen waren 0,o4 Theile Sauerstoff erforderlich , entsprechend einem Ge- halte von etwa 0,79 Theilen organischer Substanz. Das Wasser der Tiefbrunnen in der Stadt Danzig zeigt nach den vor- stehenden Untersuchungen in seiner Zusammensetzung gegenüber dem Prange- nauer Leitungswasser kleine Unterschiede. Als Uebelstand der ersteren gegenüber dem Prangenauer Wasser wäre zu bezeichnen, daß das Wasser der Tiefbrunnen an der Luft einen Theil seines Eisengehaltes abscheidet und dadurch die klare Beschaffenheit des Wassers beeinträchtigt. Doch läßt sich dieser Uebelstand, welcher mehr ein Schönheitsfehler ist, durch geeignete Vorkehrungen heben. Ehe ich darauf eingehe, wie solches bewirkt wird, will ich noch in Kürze und damit zusammenhängend die Frage erörtern, in welcher Weise sich große Städte am zweckmäßigsten gutes Wasser verschaffen können, und welche Rolle hierbei das Grundwasser spielt. Das Schlagwort bei Erörterung dieser Frage wird immer sein: ob Grundwasser oder Flußwasser? Ohne Zweifel ist dem ersteren dann der Vorzug einzuräumen, wenn das Wasser, wie hier bei Prangenau, direkt und jungfräulich rein als Quelle am Waldesrande hervortritt; doch ist ein solches Wasser nicht überall, namentlich nicht für große Städte in zu- reichender Menge und von tadelloser Beschaffenheit zu finden. Es blieb des- halb für die Mehrzahl der Städte nur das aus Brunnen entnommene oder filtrirtes Fluß-, beziehungsweise Landsee- Wasser übrig. Welchem von diesen 12 155 beiden Wässern der Vorzug einzuräumen ist, das ist schon seit längerer Zeit eine vieldiskutirte Frage, Man zog vor Erfindung der eisernen Röhrenbrunnen das filtrirte Flußwasser mehrfach vor, weil in die alten gegrabenen oder nur in geringe Tiefe gesenkten Brunnen nur zu leicht Abfallstoffe des mensch- lichen Haushaltes eindringen und zu mancherlei Krankheiten, ja zu verhängniß- vollen Seuchen, Veranlassung geben können; und das ist ja auch ganz natür- lich, denn die geringe Tiefe, die Durchlässigkeit des Bodens, verbunden mit der Undichtigkeit des Brunnenkessels — und selbst die ursprünglich gut ange- legten werden mit der Zeit undicht — , bewirkten nur zu häufig, daß das auf die Oberfläche fallende Wasser mit allen Verunreinigungen, die es von dort auf- nahm, in den Brunnenkessel eindrang, und diese Verunreinigungen setzten sich oft aus den ekelhaftesten und häßlichsten Sachen zusammen. Abgesehen von den Abfallstoffen des Menschen und seiner Wohnungen trifft das Wasser, welches auf den Boden gelangt, noch auf alle möglichen Leichen, thierische wie pflanzliche, und nimmt ihre Trümmer und die Erzeugnisse ihrer Zersetzung auf, indem sie sie löst oder fortspült. Chemiker und Bakteriologen fanden denn auch in solchen Brunnenwässern alle Arten von Mikroorganismen, ferner organische Substanzen in erheblicher Menge und gewisse unorganische Sub- stanzen, als Salpetersäure, salpetrige Säuren und Ammoniak, welche aus der Zersetzung der organischen ihren Ursprung herleiten. Dagegen hatte das Brunnenwasser den Vorzug einer kühlen Temperatur und eines erfrischenden Geschmackes und klaren Aussehens. Wurde auch angezweifelt, daß die von dem Chemiker gefundenen und von ihm als Zersetzuogsprodukte bezeichneten Stoffe an und für sich der menschlichen Gesundheit nachtheilig seien, so wurde anderseits doch wieder eingewandt, wie ich schon des Weiteren ausführte, daß sie als Indikatoren anzusehen seien, welche auf die im Wasser stattge- habten und noch stattfindenden Fäulnisprozesse hinweisen. Maßgebender in dieser Beziehung waren die Ergebnisse der Untersuchung seitens der Bakterio- logen, welche in den Brunnenwässern Mikroorganismen aller Art und in ge- waltiger Zahl, darunter auch pathogene, nachwiesen Man zog deshalb zur Versorgung großer Städte mit Genußwasser sehr allgemein Fluß wasser vor, welches zwar ebenfalls die vorbeschriebenen Ver- unreinigungen enthielt, jedoch in großer Menge zu erhalten war und durch Filteranlagen leicht von den darin suspendirt enthaltenen Mikroorganismen geklärt und durch Röhren überall hingeleitet und vertheilt werden konnte. Es stellte sich nun aber der Uebelstand heraus, daß die Filteranlagen nicht immer ihrem Zwecke vollständig entsprachen, ja daß sie oft vollständig ver- sagten. Das haben zahlreiche Erfahrungen in neuerer Zeit dargethan, u. a. bei den Typhusepidemien in Altona, Leipzig und Berlin. Auch Laboratoriums- versuche zeigten deutlich, daß nur zu leicht Krankheitskeime durch Kies- und Sandfilter gelangen können. Recht eklatant stellte sich solches auch bei den Wasserwerken der Stadt Stettin heraus. Es war im Sommer des Jahres 1893, als durch das Institut für Infektionskrankheiten in Berlin in dem unfiltrirten 13 156 Oderwasser Cholerakeime nachgewiesen wurden; gleichzeitig traten zahlreiche Erkrankungen und Todesfälle an der Cholera in der Stadt Stettin ein, wo das durch Filter gegangene Oderwasser zur Speisung der Wohnstätten diente. Es fand offenbar ein Zusammenhang statt zwischen dem Befunde von Cholera Vibrionen im unfiltrirten Oderwasser und den Choleraerkrankungen. Der Leiter des Instituts für Infektionskrankheiten, der bekannte Geheimrath Koch, kam persönlich nach Stettin, und nach seinen dort vorgenommenen Ermittelungen erklärte er, daß der Grund für die Krankheit in dem Leitungswasser zu suchen sei. Er konstatirte, daß die Filterwerke mangelhaft funktionirten, daß sie nament- lich nicht im Stande waren, die Choleravibrionen vollständig zurückzuhalten, weil sie zu schnell arbeiteten. Er ordnete in den Filterwerken eine Filtrir- geschwindigkeit von 100 Millimeter für die Stunde an, statt der bislang ange- wandten von durchschnittlich 260 Millimeter. Bevor die Filterwerke ver- größert und verbessert waren, erlosch die Cholera im Lande. Die Verwendung von filtrirtem Fluß wasser zur Versorgung großer Städte mit Wasser hat somit noch ihre großen Mängel. Außerdem sagt das filtrirte Flußwasser dem Geschmacke nicht so zu, als das Brunnenwasser, es schmeckt weder erfrischend noch schön, seine Temperatur schwankt, im Sommer ist das Wasser oft unverhältnismäßig warm, im Winter kalt. Da ist denn seit 10 bis 15 Jahren mit der Herstellung von sogenannten Röhrenbrunnen eine völlige Umwälzung der Wasserversorgung großer und kleiner Städte eingetreten, die von Jahr zu Jahr von größerer Bedeutung wird. Schon die alten sogenannten artesischen Brunnen mit ihren großen Wassermengen wiesen darauf hin, daß auch da, wo keine oberirdischen Zuflüsse stattfinden, überall unter der Erdoberfläche mehr oder weniger Grundwasser strömt. Bereits vor 30 Jahren widmete diesem Umstande der bekannte Ingenieur Veitmeyer in Berlin seine besondere Aufmerksamkeit, und er schlug schon damals vor, als es sich darum handelte, die englischen Wasserwerke in Berlin zu übernehmen, das Wasser nicht mehr aus der Spree, der Havel und ihren Seeen zu entnehmen, sondern sich durch eine große Anzahl von Brunnen das Untergrund wasser zu erschließen. Diese Wasserentnahme habe, wie er anführt, noch den Vortheil, daß die damals im Leitungswasser so überhand- nehmende und gefürchtete, rothbraune, eisenführende Alge, welche nachher als ein Bakterium, Crenothrioc , erkannt wurde, völlig beseitigt werde. Die heute nun mit verbesserter Technik angelegten sogenannten Röhren- brunnen sind, wenn sie nur eine genügende Tiefe erreichen und sachgemäß angelegt sind, gewissermaßen gefeit gegen das Eindringen aller Arten von gesundheitsschädlichen Stoffen, namentlich von Mikroorganismen. Diese letzteren können schon aus dem Grunde nicht in das Grundwasser eindringen, weil sie nicht im Stande sind, die weite Schicht des Erdbodens zu durchdringen, welche es von der Erdoberfläche trennt. Das bestätigt auch die Erfahrung, denn die Zahl der Mikroorganismen, welche in den obersten Schichten der Erde eine kolossal große ist, nimmt schnell ab, sobald größere Tiefen erreicht werden; 14 157 sie verschwinden schließlich völlig in einer Tiefe, wo der zu ihrer Existenz nothwendige Sauerstoff in der Erdluft fehlt, dagegen sich die durch die Oxydation der organischen Substanzen gebildete Kohlensäure angehäuft hat. Auch die kleinsten Keime vermögen dort nicht weiter zu leben. Dr. C. Fraenkel wies nach, daß das Grundwasser Berlins schon bei einer Tiefe von nur drei Metern völlig frei von Keimen ist. Auch rein mineralische Stoffe, wie Ammoniak, phosphorsaure Salze und andere, werden bei der Filtration durch Erdschichten zurückgehalten, gelöste organische ebenfalls, so daß auch in chemischer Beziehung das in den Erd- boden eindringende Wasser gereinigt wird. Nach dieser Richtung hin sind zahlreiche Versuche und Ermittelungen angestellt worden, so u. a. auch von Dr. Lissauer seiner Zeit bei unsern Rieselanlagen. Bei dieser Reinigung von Abwässern, die mit organischen Substanzen beladen sind, spielen bekanntlich gewisse Mikroorganismen des Erdbodens eine wichtige Rolle, sie zersetzen und zerstören ebensowohl die einfach zusammengesetzten Kohlehydrate, wie auch die komplizirt zusammengesetzten stickstoffhaltigen Stoffe, zu denen vor allem die ekelerregenden Fäulnisprodukte des Eiweißes gehören. Von solchen organischen Stoffen leben diese Mikroorganismen, sie gedeihen und vermehren sich in ihnen, indem sie dieselben in einfache Verbindungen zersetzen, in Kohlensäure, Salpetersäure, Ammoniak u. a. Der Chemiker bezeichnet diesen Prozeß mit dem Ausdrucke „mineralisieren“. Mit der Mineralisierung organischer Stoffe ist, wie schon hervorgehoben, der schließliche Untergang der Mikro- organismen verbunden, denn sie sind nicht im Stande, in ihren eigenen mit ihrem Leben und Wachsen verbundenen Ausscheidungsprodukten weiter zu leben. So kommt es denn, daß während in den obersten Schichten des Erd- bodens, ganz ungeheure Mengen dieser Mikroorganismen angetroffen werden, ihre Zahl mehr und mehr abnimmt, bis sie in der Tiefe endlich völlig fehlen. Sicher rein von eingedrungenen Mikroorganismen ist das Wasser, welches mittels tiefer, aus Eisen gefertigter Röhrenbrunnen gewonnen wird, denn in sie kann durch die Wandung des Rohres nichts eindringen, was das darin befindliche Wasser verunreinigen könnte. Es ist Thatsache, daß an Orten und in Gegenden, wo durch das Zusammenleben von Menschen, und aus anderen Umständen recht unbrauchbares gesundheitsschädliches Wasser aus Kessel- brunnen gewonnen wird, durch Tiefbrunnen reines und vollständig keimfreies Wasser erhalten wird, so u. a. an vielen Orten des von Cholera und andern Infektionskrankheiten verseuchten Vorderindischen Reiches, wo durch Tief- brunnen vollständig keimfreies Wasser gefördert und statt des bisher benutzten Oberflächen- oder Flußwassers zu Genußzwecken verwendet wird; wo solches in ausreichender Weise geschah, verschwand die Ansteckungsgefahr, die Be- wohner blieben von der Seuche verschont. So sind denn auch in unserer norddeutschen Tiefebene derartige Tief- brunnen zahlreich angelegt worden und liefern reines und einwandfreies Ge- nußwasser. Dabei muß bemerkt werden, daß gerade der Untergrund der 15 158 norddeutschen Ebene vorzüglich geeignet ist, das in ihn eindringende Grund- wasser zu reinigen. Dazu trägt namentlich die Engporigkeit der Boden- schichten bei, verbunden mit der großen Langsamkeit, mit der sich das darin fließende Wasser nach der Tiefe bewegt. Bei dieser langsamen Filtration verliert das Wasser alle stofflich darin suspendirten Verunreinigungen, welche das Regenwasser aus der Luft oder von der Boden fläche aufnahm, es wird keimfrei. Ferner verliert es schlecht riechende, färbende und den Wohlgeschmack des Wassers beeinträchtigende Substanzen. Anderseits bereichert sich das Wasser mit Stoffen, welche es zu Genußzwecken angenehmer machen; es wird kohlensäurereicher und nimmt eine große Menge von Salzen auf, die es härter machen. Freilich kommt es auch vor, daß diese Salze, namentlich Kalksalze und Chloralkalien, in größeren Mengen aufgenommen werden, als erwünscht ist. Hie und da nimmt es auch einen Geruch nach Schwefelwasserstoff an, entstanden durch Reduktion von vorhandener schwefelsaurer Kalkerde zu Schwefelcalcium. Diese Reduktion wird durch die im Boden vorhandenen organischen Substanzen bewirkt, welche der schwefelsauren Kalkerde den Sauer- stoff entziehen. Das so gebildete Schwefelcalcium wird durch vorhandene Kohlensäure in kohlensaure Kalkerde und Schwefelwasserstoff umgesetzt. — Bei uns habe ich einen Schwefelwasserstoffgeruch des Tiefbrunnenwassers nur zweimal beobachtet. Er verschwand beim Stehen des Wassers an der Luft sehr bald. Der einzige Uebelstand, welchen das Wasser der Röhrenbrunnen namentlich in unserm norddeutschen Diluvium oft mit sich führt, ist sein Gehalt an Eisen. Frisch gefördert ist das Eisen in diesen Wässern, mit Kohlensäure verbunden, als kohlensaures Eisenoxydul enthalten. Das frisch geförderte Wasser sieht klar aus, selten ein wenig weiß getrübt. Kommt es aber mit der atmo- sphärischen Luft in Berührung, so oxydirt sich ein Theil des Eisens und fällt als Eisenoxydhydrat aus. Das Wasser nimmt dadurch ein trübes gelbliches Aussehen an, später setzt sich die Eisenverbindung als gelber oder röthlich- gelber Satz ab, das darüber stehende Wasser wird wieder klar. Der Grund, weshalb die meisten Wässer aus den tieferen Schichten des Erdbodens eisenhaltig sind, liegt darin, daß die kohlensäurehaltigen Tagewässer, welche diese Schichten durchdringen, aus ihnen Eisenoxydul auflösen. Die Kohlensäure der Tagewässer wird dabei noch recht bedeutend durch die in jedem humushaltigen Erdboden sich durch Oxydation der organischen Stoffe bildende Kohlensäure vermehrt. Je mehr Eisen sich im Erdboden befindet, je tiefer das kohlensäurehaltige Wasser darin eindringt, desto reicher an Eisen wird das Wasser werden. Eisenoxyd wird von dem im Boden sich be- wegenden Wasser nicht aufgelöst, dagegen Eisenoxydul in leichter Weise. Eisenoxydul ist aber da im Boden stets anzutreffen, wo organische Stoffe vor- handen sind, welche das Eisenoxyd zu Oxydul zu reduziren vermögen; denn mit großer Begier nehmen diese organischen, kohlenstoffhaltigen Substanzen den Sauerstoff auf, wo sie ihn finden. Bei der Auflösung des Eisenoxyduls 16 159 spielen auch gewisse Huminsubstanzen eine Rolle, so die sogenannten Quell- säuren. Quellsaures Ammoniak bildet sich bei der Zersetzung abgestorbener Pflanzen; es ist im Stande, das Eisenoxydul leicht zu lösen und weiter zu führen. Die bunt schillernden Häutchen an der Oberfläche stehender Gewässer verrathen u. a. die Anwesenheit dieser Verbindung, welche sehr leicht geneigt ist, sich allmählich wieder an der Luft mit Sauerstoff zu verbinden und als unlösliches Eisenoxydul abzuscheiden, dessen dünne Schicht die in allen Farben des Regenbogens spielende Farbe verursacht. Von dem quellsauren Ammoniak leben auch eine Anzahl niederer Pflanzen, sie gedeihen besonders gut in seiner Lösung, aber indem sie es verzehren, bereiten sie sich zugleich ihren eigenen Unter- gang, denn das bei seiner Aufnahme sich abscheidende Eisenoxyd überzieht ihre Leiber und erstickt sie schließlich. Bei einzelnen niederen Organismen geht dieser Abscheidungsprozeß so schnell von statten, daß sie direkt als eisen- produzirende bezeichnet werden müssen, so die bekannte röhrenverstopfende Crenothrix polyspora, welche feine Flöckchen bildet, während ein anderer Eisenpilz, Leptothrix ochracea , meist als dichter Belag auftritt. Das sind Vorgänge, wie sie sich im Erdboden abspielen und das Eisen in das Grundwasser bringen. Fast alle Grundwässer in der norddeutschen Tiefebene sind mehr oder minder eisenhaltig, und an der Luft scheidet sich ein Theil dieses Eisens in vorbezeichneter Weise ab. Das Wasser nimmt dadurch ein unan- sehnliches, wenig apetitliches Aussehen an, wenn es auch in gesundheitlicher Beziehung nicht zu beanstanden ist. Zur Wäsche und ähnlichen Zwecken ist stark eisenhaltiges Wasser untauglich. Merkwürdig ist, daß der Gehalt an Eisen in Tiefbrunnenwässern, selbst bei wenig von einander entfernt liegenden Brunnen, oft ein außerordentlich verschiedener ist. Es kommt vor, daß ein Wasser fast eisenfrei ist, während ein anderes, aus derselben Tiefe und in der Nachbarschaft gewonnenes, stark eisenhaltig ist. Ob hierbei die kohlensaure Kalkerde des Bodens, wie behauptet wird, eine Rolle spielt, lasse ich dahingestellt; sie soll der Aufnahme des Eisens aus dem Boden entgegenwirken. Sicher üben gewisse organische Be- standteile, so die Humussäuren, auf die Lösungsfähigkeit des im Boden vor- handenen Eisenoxyduls einen Einfluß aus. Befreien läßt sich ein Grundwasser von seinem überschüssigen Eisen- gehalte durch eine ausgiebige künstliche Durchlüftung und darauffolgende Fil- tration. Durch diese Prozedur entweicht ein Theil der im Wasser aufgelösten Kohlensäure, welche dem Eisenoxydul als Träger diente; gleichzeitig verbindet sich letzteres mit dem Sauerstoff der Luft und scheidet sich als Eisenoxydhydrat ab. Eine solche Abscheidung beobachtet man schon bei gewissen Quell- wässern und bei Wässern, die aus Drainröhren ablaufen, wenn sie einige Zeit mit der äußeren Luft in Berührung getreten sind. So geschah es auch bei unserer Quellwasserleitung in Pelonken. Das dort im Sammelbecken befind- liche Wasser schied einen ocker farbigen Niederschlag ab, zu dem sich dann noch ein feiner federförmiger Pilz gesellte, welcher sich mit Eisenoxydhydrat dicht 17 160 überzog und feste Klümpchen bildete, die in den Leitungsrohren weiter fort- geführt wurden. Dieser Uebelstand wurde seiner Zeit in der Vorstadt Lang- fuhr tief empfunden. Es wurde deshalb vor mehreren Jahren an der Aus- trittsstelle des Quell- und Drainagewassers ein primitives Durchlüftungs verfahren eingerichtet, welches diesem Uebelstande abhalf. Auch das Leitungswasser der Prangenauer Quellen scheidet im Hoch- reservoir bei Ohra Eisenoxydhydrat ab, nachdem es auf seinem Wege dorthin erst durch das Quellengebiet und die Sammelstuben, dann durch die Zuleitungs- rohre und im Hauptreservoir ausgiebig mit der Luft in Berührung getreten ist. Der in dem letzteren sich absetzende Schlamm wird alljährlich einmal aus demselben durch Ablassen und Ausspülung entfernt. Ein Filtrationsprozeß ist hier nicht nöthig. Piefke in Berlin wendet zur Durchlüftung von Grundwässern eine Packung aus zerkleinerter, etwa halbfaustgroßer Koke an, welche in einem Schacht mit durchbrochenen Wänden etwa drei Meter hoch aufgeschichtet ist. Auf diese Kokepackung wird das eisenhaltige Wasser mittels sogenannter Rieseler (eiserner Siebe) vertheilt. Nach Piefke wird durch diese Methode nicht allein die Durchlüftung des Wassers und die Oxydation des Eisenoxyduls bewirkt, sondern es soll durch den Stoß, welchen die auf die Koke niederfallenden Wassertropfen erfahren, auch die Kohlensäure, an welche das Eisen gebunden ist, ausgetrieben werden. Das Wasser kommt auf diese Weise mit großen Oberflächen in Be- rührung, so daß der Sauerstoff der Luft überall einwirken kann. Das nieder- fallende Eisenoxydhydrat neigt zur Flockenbildung und setzt sich leicht auf den Kokestücken ab. Die Koke zeigt ihre beste Wirkung dann, wenn sie gehörig mit Eisenocker überzogen ist. Obwohl das Wasser kaum eine Minute in dem Kokeschacht verweilt, so zeigt sich doch das daraus abfließende Wasser genügend vom Eisen befreit und kann filtrirt werden. Die Filtration geschieht durch Sand, doch schneller als sonst im allgemeinen üblich. Man kann schon mit einer Geschwindigkeit von 500 — 1000 Millimetern in der Stunde arbeiten. Oesten und Proskauer haben das PiEFKE’sche Verfahren dahin ab- geändert, daß sie das eisenhaltige Wasser durch eine Brause in ein Wasser- bassin vertheilen, dessen Boden mit einem Kies- und Sandfilter versehen ist. Letzteres hält das Eisenoxydhydrat zurück, während das klare Wasser durch- fließt. Bei diesem Verfahren vollzieht sich die Oxydation des Eisenoxyduls offenbar zum Theil innerhalb des Filters. Man findet dort den Eisenocker bis in die tiefsten Abschnitte des Filters eingelagert. Man nimmt an, daß der im Filter abgelagerte Eisenschlamm eine gleiche, die Abscheidung des noch ge- lösten Eisens befördernde Wirkung ausübt, wie der Schlammbezug auf den Kokestücken im PiEFKE’schen Apparate. Es kommt bei diesem Verfahren ein grobes Filtermaterial zur Anwendung, von etwa 4 bis 5 Millimeter Korngröße, in Höhe von 1,4 Meter aufgeschichtet. Das Filter kann, wenn es nicht mehr genügend wirksam ist, leicht durch Ausspülung gereinigt werden. 18 161 Welches der beiden genannten Verfahren vorzu ziehen ist, hängt von der Beschaffenheit des Wassers und anderen örtlichen Bedingungen ab. In der Stadt Wismar ist das OESTEN’sche Verfahren mit Erfolg eingeführt, in Char- lottenburg, Kiel und an andern Orten zog man das PiEFKE’sche Verfahren vor. Es giebt noch eine Reihe anderer Verfahren, das Wasser zu durchlüften; so wendet man statt der Koke Packungen aus Ziegel- oder Granitsteinen an, rieselt abwechselnd durch Luftschichten und Steinschichten. Dann giebt es noch ein Verfahren von Linde und Hess, nach welchem man das Wasser durch Hobelspäne oder Koke rieseln läßt, welche mit Zinnoxyd inprägnirt sind. Dies Verfahren ist u. a. in den Wasserwerken von Gladbach eingeführt. Auch andere Filter kommen zur Anwendung, so Filter aus Cellulose, Baumwolle, in den sogenannten SELLENSCHEiD’schen Filtern; ferner hohe, flache, zellenartig gestaltete Gefäße aus porösem Stein, in welche das Wasser von außen nach innen gedrückt wird. Vom Innern wird das filtrirte Wasser ab- gesogen und in die Leitungsrohre geführt. Sollen die Gefäße von dem außen angesetzten Schlamm gereinigt werden, so dreht man einfach das Ver- fahren um, man läßt durch die Gefäße einen entgegengesetzten Strom von Wasser gehen, der Schlamm füllt von der Außenseite der Gefäße ab und wird fortgespült. So wirken diese Filter permanent, ohne daß sie auseinander- genommen werden dürfen. Die Filter werden nach dem Orte, wo sie zuerst eingeführt wurden, Wormser-Platten-Filter genannt. Ihre Einführung hier in Danzig ist sehr wahrscheinlich. Eine sehr günstige Beurtheilung finden dieselben in Lands- berg a. W., wo sie seit etwa zwei Jahren mit gutem Erfolg in Betrieb sind. Es sind dort in je drei Filterkammern je sechs Batterien von Filterplatten, bestehend aus je 12 Elementen aufgestellt; je zwei Elemente stehen überein- ander. Das in Landsberg zur Reinigung kommende Tiefbrunnenwasser enthält vor der Enteisenung 2,4i Theile Eisenoxydul in 100 000 Theilen ; nach der- selben und der Filtration nur noch 0,i2 Theile in 100 000 Theilen. Die Reinigung vermittels der Filterplatten und die Rückspülung geschieht dort unter einem Ueberdrucke bis zu 1 Meter. Jede Platte wird nach etwa 64 Arbeitsstunden gespült. Das zur Spülung verwendete Wasser geht wieder mit durch die Platten, die Menge desselben bleibt also dem Wasserwerke er- halten; nur in längeren Zwischenräumen wird der Eisenschlamm abgelassen. Es ist ein großer Vortheil gerade der Plattenfiltration, daß während der Reini- gung einer Batterie nicht einmal die betreffende Filterkammer ausgeschaltet zu werden braucht, sondern die übrigen Batterien derselben ruhig weiter im Betriebe bleiben. Bei den vorbeschriebenen Verfahren zur Enteisenung von Wasser wird seine Temperatur nur sehr unerheblich erhöht. Aus Kiel berichtet man hierüber, daß es sich nur um den Bruchtheil eines Grades handelt. Die Befürchtung, daß das Wasser in den Enteisenungsanlagen Gelegenheit zur Aufnahme von pathogenen Mikroorganismen findet, wurde von berufener 19 11 162 Seite verneint. Selbstverständlich müssen Verschleppungen dieser Kleinwesen durch die in den Anlagen beschäftigten Arbeiter stengstens vermieden werden. Im übrigen liegen derartige Anlagen meistens an Orten, die vom großen Ver- kehr entfernt sind. Bakteriologische Untersuchungen in den Kieler Werken ergaben, daß nur eine sehr geringe Zunahme übrigens unschädlicher Mikro- organismen nach dem Passiren des Wassers durch den Durchlüfter statt- gefunden hatte. In Kiel wurde auch bei Gelegenheit der Debatte in der Versammlung des Vereins für Gesundheitspflege über die Enteisenung von Tiefbrunnenwasser an- geführt, das es Wässer giebt, welche sich allein durch Filtration mittelst Thierkohle hinreichend vom Eisengehalte befreien lassen. Diese Methode ist meines Wis- sens nicht für stark eisenhaltige, sondern nur für Wässer geeignet, welche wenige Milligramm Eisenoxydul im Liter enthalten. Die Thierkohle ist nur so lange im Stande, Eisen zurückzuhalten, bis sie mit Kohlensäure gesättigt und ihre Substanz vom Eisenoxydhydrat verstopft ist; dann wird sie durch Be- handlung mit Säuren, Alkalien und durch Ausglühen wieder wirksam gemacht. Auch durch chemische Mittel hat man versucht, das Wasser von seinem überschüssigen Gehalte an Eisen zu befreien. Kroenke wendet zu diesem Zwecke Aetzkalk und Eisenchlorid an. Luebbert ersetzt den Aetzkalk durch dreibasisch phosphorsaure Kalkerde. Doch geht es dabei auch nicht ohne Filtration ab; die Verfahren bie'en mithin gegen das Durchlüftungs verfahren keinen Vortheil. So ist denn durch die Erfindung, eisenhaltige Grundwässer in einfachre und nicht kostspieliger Weise von der überschüssigen Menge ihres Eisens zu befreien, die Lösung einer recht schwierigen technischen Frage gelungen, und vielen Gemeinwesen und Gesellschaften ist dies sehr zu gute gekommen. Welche Vorrichtungen und Methoden hier in Danzig zur Anwendung kommen werden, um das Wasser der Tiefbrunnen vom Eisen zu befreien, ist noch nicht beschlossen. Zunächst ist der an der Steinschleuse gebohrte Röhrenbrunnen dazu bestimmt, das Leitungs wasser der Stadt zu vermehren. Die in der Bastion Gertrud befindlichen Brunnen sollen nur als Aushilfe dienen. Dann sollen noch weitere drei bis vier Tiefbrunnen angelegt werden, welche die erforderlichen Wassermengen beschaffen sollen. Man geht hierbei von der Voraussetzung aus, daß ein ausreichender Grundwasserstrom sich im Untergründe des südlichen Endes der Stadt bewegt, welcher durch richtig ver- theilte und ausgeführte Brunnen ausgenutzt werden kann. Zur Ermittelung, nach welcher Richtung hin sich dieser Grund wasserstrom bewegt, und ob es überhaupt möglich ist, die nöthige Wassermenge, welche auf etwa 10000 Cubikmeter für den Tag berechnet ist, zu erhalten, wurde im Sommer 1897 der Geologe Professor Dr. Alfred Jentzsch in Königs- berg befragt. Es wurde von ihm ein sachverständiges Gutachten ge- fordert, ob nach Lage der hiesigen geologischen und hydrographischen Ver- hältnisse mit Sicherheit auf eine dauernde Ergiebigkeit der wasserführenden 20 163 Schicht wird gerechnet werden können, welche in Bastion Gertrud, der Gas- anstalt und der Oehlmühle erbohrt worden ist und auf dem Terrain des Stadt- bauhofes an der Steinschleuse demnächst aufgesucht werden soll. Herr Jentzsch sprach sich mit Bezug auf die zahlreichen ihm vorliegenden geologischen und hydrographischen Materialien aus dem tieferen Untergründe der Stadt Danzig und ihrer Umgebung dahin aus, daß es, wenn auch nicht völlig sicher, so doch höchst wahrscheinlich ist, daß die gesuchte Wasserschicht auch nach der Richtung der Steinschleuse zu gefunden werden wird. Er führte in seinem Gutachten aus, daß ein Grundwasserstrom von dem Höhenzuge nach der von der Mottlau durchzogenen Niederung abfließt, und zwar von West nach Ost, während Herr Direktor Kunath einen Strom von Süd nach Nord annahm. Die neu anzulegenden Tiefbrunnen müßten senkrecht zur Richtung dieses Grund- wasserstromes angelegt werden. Ueber die dauernde Ergiebigkeit der in diesem Gebiet neu anzulegenden Brunnen sprach sich Herr Jentzsch dahin aus, daß der in dem Niveau dieses Grundwasserstroms erfahrungsmäßig liegende, sehr wasserreiche Diluvialsand für einen gleichmäßigen Wasserzufluß Gewähr leistet. Er glaubt mit Bestimmtheit sagen zu können, daß die bezeichneten Wasserquellen von Dauer sein werden, wenngleich eine geringe Beeinträchtigung durch benachbarte Tiefbrunnen nicht ganz ausbleiben wird. Zur Klärung der Frage über die Richtung des Grund wasserstromes rieth Herr Jentzsch die Senkung eines Brunnens an der Steinschleuse und die Vor- nahme von vergleichenden Wasserstandsbeobachtungen an diesem Bohrloch mit mindestens zwei andern, an geeigneten Stellen vorhandenen Bohrlöchern. Das ist nun geschehen. An der Steinschleuse ist ein 38 Meter tiefer Brunnen an- gelegt worden, welcher etwa 2000 bis 3000 Cubikmeter Wasser für den Tag ausgiebt. Ferner haben vergleichende Wasserstandsbeobachtungen an drei Tiefbrunnen dargethan, daß der Grundwasserstrom den Mittelweg einschlägt zwischen den von Herrn Professor Jentzsch und von Herrn Direktor Kunath angenommenen Richtungen, also von Südwest nach Nordost. Hieraus ergiebt sich, daß die Brunnen in der Richtung von der Steinschleuse nach dem Legenthore und der Bastion Gertrud angelegt werden müssen. Die genauere Lage derselben und ihre Entfernung von einander soll noch durch provisorische Bohrungen und demnächstige Wasserstandsbeobachtungen in den Bohrlöchern festgestellt werden. 21 ll 164 Mineralogische Untersuchungen über Bernstein. Yon Dr. Paul Dahms. VI. lieber eine alte Methode der künstlichen Trübung des Succinit. (Mit einer Figur). Frühzeitig hat der Bernstein bereits die Aufmerksamkeit der Menschheit auf sich gelenkt. Seine goldgelbe Färbung und sein lichter, an Edelsteine erinnernder Glanz machten ihn schnell beliebt, während die in ihm schlummernde, anziehende Kraft und die scheinbare Erhaltung der einge- schlossenen Tier- und Pflanzenreste einen reichen Sagenkranz um ihn flochten. Es ruhte, wie man meinte, in ihm ein geheimnisvolles Etwas, das — wie bei den Inklusen — die Lebensfrische erhalten konnte, krankhafte Stoffe dagegen an sich zog und vernichtete. Deshalb ist er auch zu den Stoffen zu zählen, welche vor vielen anderen dem Luxus und der zeitweiligen Geschmacksrichtung unterthänig wurden, und auch zu denen, welche in der Medizin vielfache Ver- wendung fanden. Der Umstand, daß bereits die Völker des Alterthums nach diesem Naturkörper strebten, veranlaßte schon in vorgeschichtlicher Zeit rege Handelsbeziehungen mit den nordischen Völkerschaften und damit eine verhältnismäßig frühe Einführung der Kultur in unsere Gegenden. Heutigen Tages wird der Bernstein in den verschiedenartigsten Ländern der Welt, sogar im Innern Afrikas und in Südamerika zu erhandeln gesucht. Dabei verlangt jedes Land seine besonderen Sorten nach Größe und Gestalt, nach Farbe und sogar nach der Verpackung. Es hat sich in den meisten Ländern für bestimmte Farbennuancen ein „Nationalgeschmack“ herausgebildet, der die Töne von durchsichtig-weiß, gelblich und bräunlich bis undurchsichtig- weiß, gelb und buntgefleckt durchläuft. Dabei ist die Liebhaberei für gewisse Färbungen des Fossils auch zeitlichen und örtlichen Schwankungen unter- worfen gewesen. Der Deutsche des 16. Jahrhunderts hatte eine andere Ge- schmacksrichtung als derjenige der letzten beiden. Plinius1) erwähnt, daß weder die weißen noch die wachsfarbigen Sorten besonders geschätzt wurden, daß dagegen die dunkelgelben in höherem An- !) Plinius: Historiae naturalis libri XXXVII ex recensione Joannis Harduini. Ex typographia Societatis Bipontinae. 1784. Vol. V. Lib. XXX VII, Cap. XII. pag. 403. 165 sehen standen und von diesen wieder in höherem die durchsichtigen, wenn ihr Glanz ein nicht allzu feuriger war; daß ferner diejenigen am meisten ge- rühmt würden, welche nach der Farbe des bekannten Weines Falerner heißen und bei mattem Glanze durchsichtig sind; bei diesen letzteren Stücken ge- falle aber auch die Farbe des abgekochten Honigs. Bei den Deutschen sind wieder andere Bernsteinsorten von besonderem Werthe gewesen. Wie sehr bei ihnen Mode und Werth in Bezug auf Bernstein mit der Zeit schwankten, zeigen folgende Angaben. Zu Wigand’s1) Zeiten, um das Jahr 1590, sah man milchweißen Succinit für den schönsten und reinsten an, hielt seinen Geruch für vorzüglich und glaubte, daß er größere medizinische Kräfte habe als jede andere Bernstein- Varietät. Van Roy2) (1840) giebt an, daß Bastard, welcher in der Mitte zwischen knochenähnlichem und demjenigen stehe, der wie von feinen Nebeln durchzogen erscheine, keine Flecken und Risse habe, der werthvollere sei. Bei reiner Farbe, etwa von hellgelb bis milchweiß, sei derselbe von Knollen- bis Wallnußgröße der kostbarste und führe in der Technik die Bezeichnung Grob oder Sortiment. Dagegen schreibt von Kirchbach3) (1841), die ge- schätzteste Abänderung des klaren Bernsteins sei der eisblasse oder ganz farblose, wasserklare, sowie vom Bastard der kumst- oder weißkrautfarbige, milchweiße; außerdem sei die hohe, rothgelbe oder hyacinthrothe Farbe die theuerste und beliebteste. Im Gegensätze dazu steht dann wieder die Angabe von Thomas4) (1856), daß statt des früher so geschätzten sog. kumstfarbigen Bernsteins von ziemlich gesättigtem, aber immer doch durchscheinendem Weiß zur Zeit derjenige für den werthvollsten gehalten werde, welcher in ent- schiedener gleichmäßiger Molkenfarbe wenigstens entfernt an die echte Perle erinnere. Dies sei der Stein, von dem kleine Stücke fast mit dem gleichen Gewichte Silber gern aufgewogen würden. Wie sehr sich auch der größte Werth bei den verschiedenen Bernstein- sorten verschob, hat doch der Bastard fast stets, besonders im Laufe unseres Jahrhunderts, einen höheren Werth als andere Sorten gehabt. Er allein wurde im Orient geschätzt und als Schmuckartikel verwendet5). Die rohen und mit 1) Wigand, Johann: Vera historia de succino borussico. De alce borussica etc. Jenae. Typis Tobiae Steinmanni. 1590, pag. 25. 2) VAN Roy, 0. W. : Ansichten über Entstehung und Vorkommen des Bernsteins, so wie praktische Mittheilungen über den Werth und die Behandlung desselben als Handelswaare. Danzig. C. W. Sabjetzki. 1840. pag. 32. 3) von Kirchbach, J. H.: Chemie und Mineralogie der Gewerbkunde. Ein Handbuch für Kameralisten, Oekonomen, Fabrikanten, Liebhaber der Gewerbkunde etc. Band III. Aufl. 2. Leipzig. Otto Wigand. 1841. pag. 309. 4) Thomas, Karl: Der Bernstein in naturwissenschaftlicher, industrieller und volkswirt- schaftlicher Beziehung. Erster Abschnitt. Der Bernstein, seine Lager und ihre Geschichte. Archiv für Landeskunde der Preußischen Monarchie. Bd. I. Berlin. 1856. pag. 285. 5) Aycke, Joh. Chr. : Fragmente zur Naturgeschichte des Bernsteins. Danzig. 1835. pag. 36. 72. 104. 105. 2 166 natürlicher Kruste versehenen Stücke wurden in Constantinopel zu Mund- stücken von Rauch-Utensilien verarbeitet und, mit Perlen und Edelsteinen verziert, an angesehene Persönlichkeiten verkauft. Die orientalische Sitte, dem angesehenen Gaste mit einer solchen Pfeife aufzuwarten, veranlaßte die Großen des Osmanischen Reiches, mit diesen Artikeln einen gewissen Luxus zu treiben und dafür große Summen auszugeben. Der Gebrauch derartiger Mundstücke war nach dem Oriente hin deshalb so bedeutend — und Manche meinen, daß sich der Handel mit Succinit in’s Ausland auch heute nur dorthin er- strecke — weil die Religion Muhamed’s untersagt, sowohl thierische Reste wie Horn und Knochen, mit dem Munde in Berührung zu bringen und sich dadurch zu verunreinigen1), als auch edele Metalle zu verwenden, da Geräthe aus denselben den Seligen im Paradiese zum Lohne zutheil werden sollten2). Heutigen Tages werden freilich derartige Mundstücke aus Bodenstein, großen, rundlichen Stücken von beliebiger Farbe, für türkische Wasserpfeifen gearbeitet und, mit Gold und Türkisen geschmückt, in den Handel gebracht3). Die von Pliniüs4) zurückgewiesene Meinung, daß dieses Fossil, in Wein getrunken oder als Amulet getragen5), gegen Harnbeschwerden helfe und Blasensteine austreibe, ist von späteren Schriftstellern vielfach und oft mit den größten Lobsprüchen — als richtig — gepriesen worden. Der Mark- graf Albrecht verehrte dem an Steinbeschwerden leidenden Luther ein Stück jenes als Knochen bezeichneten Bernsteins, welcher damals als be- sonderes Specificum gegen jenes Leiden galt6). Auch in dem von Bürger- meister und Rath der Stadt Danzig 1668 herausgegebenen Verzeichnis der Materialien und Arzneien, die in den Städtischen Apotheken verkauft werden sollten, entstammen mit Ausnahme des Bernsteinöls, der Bernsteinsäure und des angeführten ,,golb Bornstein“ alle anderen Präparate des Succinit dem Knochen7). Wegen dieser vorzugsweise medizinischen Verwendung gilt wohl 1) Thomas, Karl: Loc. cit. pag. 280. 2) Vergl. VON Schorn, Otto: Die Kunsterzeugnisse aus Thon und Glas. Das Wissen der Gegenwart. Band LXV. Leipzig. G. Freytag. Wien und Prag. F. Tempsky. 1888. pag. 17.18. 3) Klebs, Richard: Aufstellung und Katalog des Bernstein-Museums von Stantien und Becker. Königsberg. HARTUNG’sche Buchdruckerei. 1889. pag. 24. 25. *) Pliniüs: Loc. cit. Lib. XXXVII, Cap. XII. pag. 404 und 405. ö) Statt ,,si ex vino bibatur, aut si portetur etiam“ findet sich in anderen Ausgaben „si ex vino bibatur aut spectetur etiam“. 6) Moldenhauer, Paul: Das Gold des Nordens. Danzig. 1894. Carl Hinstorff’s Ver- lagsbuchhandlung. Gustav Ehrke. pag. 76. — Stamm, E.: Der Bernstein. Gaea. Köln und Leipzig. 1879. E. H. Mayer. Bd. XV. pag. 418. 7) Designatio et valor, omnium materialium et medicamentorum, tarn simplicium, quam compositorum, quae in officinis Gedanensibus reperiuntur et venduntur etc. Dantzig, gedruckt durch David Friedrich Rheten, im Jahre 1668. (Succini albi, Karabe officinarum. Weiß Bornstein, pag. 45. — Trochisc. Carabe. Agtsteinküchlein, pag. 73. — Balsami Succini albi- Agtsteinbalsam, pag. 77. — Praepar. Succin. albi. Zubereiteter Börnstein. pag. 81.) 3 167 auch fast ausschließlich für ihn der Hexameter, in welchem das Succinum zu den stärksten Heilmitteln gerechnet wird1). Der Umstand, daß zeitweise sowohl Bastard wie auch Knochen einen größeren Werth besaßen als der klare Stein selbst oder doch wenigstens eine gewisse Werthschätzung erfuhren, ließ nun nach Mitteln suchen, klaren Succinit künstlich zu trüben. Eine solche Methode wird verschiedentlich, besonders in der älteren Literatur, erwähnt, unter Anknüpfung an die Namen Schroederus und Le Mort, doch wurde von diesen beiden Autoren ihrerseits wohl nur von der Umwandlung in den weißen, medizinisch werthvollen Stein gesprochen. Bei der Anstellung der Versuche scheint man von einem ganz bestimmten Gedankengange geleitet worden zu sein. Besonders der weiße Knochen ist reich an Bernsteinsäure, welche früher, und gelegentlich auch heute noch, als Bern- steinsalz bezeichnet wurde; der Gehalt an freier Säure macht sich hier auf frischem Bruche in lebhafter Weise auf Lackmusfarbstoff sowohl wie auf der Zunge bemerkbar. Dieser Gehalt an „Salz“ schien deshalb recht leicht er- klärlich, weil der Succinit lange im Schoße des Meeres geruht hatte und hier salzige Stoffe hatte aufnehmen können, beziehungsweise weil er eine recht „salzreiche Lagerstätte“ gehabt hatte. Wurde doch von einigen Schriftstellern der Gehalt der samländischen blauen Erde an Eisenvitriol und Salpeter zu Hilfe genommen, um die Entstehung unseres Fossils von harzigen oder öligen Substanzen abzuleiten. Man hatte ferner gefunden, daß bei der trockenen Destillation die klaren Bernsteinsorten wenig Salz und viel Oel, die weißen dagegen viel Salz und wenig Oel gaben2 * 4). Es mußte deshalb der Gehalt an Salz die Trübungen gewisser Sorten bedingen. Es gelang, diesen färbenden Bestandtheil aus dem Succinit zu entfernen und letzteren dadurch zu klären; man kam dadurch zum Ziele, daß man den Stein in Oel kochte, wobei sich am Boden des Gefäßes ein gewisser Niederschlag bildete, oder durch bloßes Erwärmen: bei dieser Methode setzte sich unter Anwendung höherer Temperatur sogar an den kühleren Stellen des Gefäßes ein krystallisierter Körper ab. — Erst später tauchen Vorschriften auf, Succinit durch Zuführung von Salz zu trüben und schließlich weiß zu färben. Der eigentliche Erfinder dieses Verfahrens ist der im Jahre 1664 als *) Sunt sex in medicis, quae vincunt robore tauriim, Succinum, castoreum, mars, camphora, tartarus, aurum. John, J. F.: Naturgeschichte des Succins oder des sogenannten Bernsteins; nebst Theorie der Bildung aller fossilen, bituminösen Inflammabilien des org. Reichs und den Analysen der- selben. Köln. Franz Thiriart. 1816. Theil I. pag. 314. 2) Sendel, Nathanael: Electrologiae per varia tentamina historica et physica conti- nuandae missus primus de perfectione succinorum operibus naturae et artis etc. Elbingae. Sumptibus Autoris. Typis Samuelis Preussii. 1725, Sectio II. § XXIII. pag. 51. 4 168 Stadtphysikus in Frankfurt am Main verstorbene Arzt *) Schroeder gewesen, der die Vorschrift in seiner vielgerühmten Pharmakopoe* 2) niederlegte. Diese Quelle wird denn auch gemeinsam von Hartmann3), Sender4), C artheuser 5), John6) und Graffenauer 7) angeführt. Die Angabe lautet ungefähr folgendermaßen: Man nehme einen Theil gelben Bernsteins und zwei Theile Seesalz oder — falls solches nicht vorhanden — Stein- oder gewöhn- liches Salz, bringe beide Substanzen in einen steinernen Kolben und gieße soviel Regenwasser darauf, daß das Salz sich löst. Dann fülle man neues Regen wasser auf und setze, damit das Wasser nicht so leicht entweiche, einen blinden Helm — jedoch nur leicht — auf den Kolben und erwärme das Gefäß 14 Tage und Nächte, während man ein beständiges Kochen unterhält. Nach Ablauf dieser Zeit wird man bemerken, daß der gelbe Stein vollständig weiß geworden ist. Andere Autoren weisen auf Le Mort8) hin, welcher gelegentlich eines Rezeptes zur Bereitung der Bernstein-Tinktur angiebt, daß gelber Bernstein, in gewöhnlichem Salze gekocht, weiß werde; einmal wird auch der Name Jünghken citiert. Diese Methode der Trübung scheint eine eigenthümliche Geschichte zu haben. Hartmann erwähnt sie ausführlich, während Sender bei der prüfenden Wiederholung des Prozesses, bei welcher er freilich statt des Kochsalzes Pott- asche verwendet, zu eigenthümlichen Ergebnissen kommt: seine Versuche sind erfolglos. Cartheüser und Rzaczynski9) liefern eine bloße Angabe der Vor- !) v. Schmidt, Karl, und Schulze, G. E.: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig. Duncker und Hümblot. 1891. Band 32. pag. 518. 2) SCHROEDER, Joh. : Pharmacopoeia medico - chymica. Plurimis locis correcta etc. Divulgata sub censura ampl. Collegij Medici Ulmensis. Sumptibus Joannis Gerlini Bibliopolae ibidem. 1655. Lib. III, Cap. XXX. pag. 511. 3) Hartmann, M. Philipp Jacob: Succini prussici physica et civilis historia cum de- monstratione ex autopsia et intimiori rerum experientia deducta. Francofurti. Martin Hallervord. 1677. Libri II, Cap. IV, § XIII. pag. 260. 4) Sendel, Nathanael: Loc. cit. Sect. II. § XX. pag. 48. 5) Cartheüser, Johann Friedrich: Specimen amoenitatum naturae et artis oder kurtze Probe von der versprochenen gründlichen, curieusen und nützlichen Abhandlung aller Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst. Von der Natur, verschiedenen Arten, Generation und Nutzen des Birnsteins. Z. f. b. Johann Andreas Bauern. Halle. 1733. Sect. II. pag. 60. 61. 6) John, J. F.: Loc. cit. pag. 341. 7) Graffenauer, J. P. : Histoire naturelle, chimique et technique du succin ou ambre jaune. Paris. 1821. pag. 84—86. 8) Le Mort, Jacob: Chymia medico-physica, ratione et experientia nobilitata, pag. 150. (Nähere Angaben fehlen, dagegen gelten für das vorgebundene Werk desselben Verfassers ,,Chymiae verae nobilitas et utilitas“ etc. die Noten: Lugduni Batavorum. 1696.) 9) Rzaczynski, P. Gabriel: Auctarium historiae naturalis-curiosae regni Poloniae, mag- niducatus Lituaniae annexarumque provinciarum in puncta duodecim. Gedani. Typis JOANNIS Jacobi Preussii. 1736. Punctum VI, § 81. pag. 254, 255. 5 169 schrift, und Bock *) erwähnt in einer Fußnote nur vorsichtig, daß einige Leute behaupten wollten, gelber Bernstein könne in Salzwasser weiß gekocht werden. John und Graffenauer beschränken sich freilich ebenfalls nur auf eine bloße Angabe der Beschreibung des Prozesses, versuchen aber auch eine physi- kalische Erklärung desselben. Sie sind beide der Meinung, daß ein ganz dichter, klarer Succinit wohl schwerlich in dieser Weise getrübt werden könne. Dagegen lasse sich — wie sie ausführen — die Möglichkeit einer Veränderung bei dieser Behandlungsweise nicht bestreiten, wenn der Bernstein etwas poröse oder von feinen Sprüngen durchzogen sei; dann sei dem Wasser die Möglich- keit geboten, hineinzudringen und seinerseits den Lichtstrahlen das gerade Hindurchstrahlen unmöglich zu machen. Abgesehen davon, daß ein derartiges bloßes Erfüllen von Oelfnungen und Spalten das Durchgehen der Lichtstrahlen nicht verhindern, sondern eher be- fördern würde, läßt sich eine solche Trübung doch leicht dadurch erklären, daß bei der Verdunstung des Salzwassers auf den Spalten eine Ausscheidung zahlreicher winziger Kryställchen innerhalb des Bernsteins vor sich gehe und dadurch das Licht zu einer totalen Reflexion veranlasse. Bei porösen und schlaubigen Stücken könnte dann sogar durch die eintretende Krystallisation ein weiteres Aufblättern stattfinden — wie es sich zuweilen an der inneren, rissigen Glasur solcher Gefäße, welche Salzlösung enthalten, unangenehm be- merkbar macht — und dadurch dem Eindringen und Absetzen weiterer Salz- theilchen Vorschub leisten. Da die genannten Angaben keinen sicheren An- halt über die Richtigkeit der ScHROEDER’schen Vorschrift gewähren, so hielt ich es für wünschenswerth, einen Controlversuch nach dieser Richtung hin anzustellen. Zum Versuche wurden 7 Stücke Succinit verwendet, von denen 4 klar waren, 3 dagegen den getrübten Bernsteinvarietäten angehörten; letztere be- standen aus zwei Proben von Bastard und einer von Halbbastard. Nach dem Einlegen der Bernstein-Stücke in die concentrierte Salzlösung schwammen die- selben infolge ihres niederen spezifischen Gewichtes derart an der Oberfläche, daß ein nicht unbeträchtlicher Theil von ihnen hervorragte. Sie sanken jedoch unter, als sie in ein Fläuschchen Watte gebettet wurden, dessen Zu- sammenhang durch eine Hülle von Leinwand gesichert werden konnte. Die salzige Flüssigkeit durchtränkte diese Umkleidung und zog dadurch die Stücke auf den Boden der Kochflasche. Der aufgesetzte Stopfen erhielt zwei Durch- bohrungen. Durch die eine wurde ein Trichterrohr eingeführt, welches auf dem Boden des Gefäßes mündete, durch die andere ragte ein ungefähr ein Meter langes Glasrohr nur wenig in den Flaschenhals hinein und diente zur Condensation der entweichenden Wasserdämpfe. Nach genauer Einstellung gelang es, die Flüssigkeit — wie es die Vorschrift verlangt — 14 Tage und i) Bock, Friedrich Samuel: Versuch einer kurzen Naturgeschichte des Preussischen Bern- steins und einer neuen wahrscheinlichen Erklärung seines Ursprunges. Königsberg, J. D. Zeisen’s Wittwe und J. H. Hartüng’s Erben. 1767. pag. 55. Anm. 6 170 Nächte unter leichtem Aufwallen kochend zu erhalten, ohne daß es nöthig ge- wesen wäre, durch das Trichterrohr verdampftes Wasser zu ersetzen. Nach dieser Behandlung wurde das Feuer entfernt, das Gefäß zur langsamen Ab- kühlung in Tücher geschlagen und am nächsten Tage entleert. Von den Probe- stücken zeigten sich die klaren vollständig unverändert, während die von Bläschen durchsetzten mehr oder minder eine beginnende Klärung erkennen ließen. Die- selbe war bei einem der Bastardstücke bereits recht weit vorgeschritten, sodaß dasselbe an einigen Stellen fast völlig durchsichtig war. Alle Stücke hatten eine oberflächliche braune Färbung erhalten, ähnlich derjenigen, wie sie sich bei der Klärung des Succinit auf trockenem Wege zu bilden pflegt. — Ueber die bei diesem Prozesse erfolgte oberflächliche Zerstörung des abschließenden Gummistopfens soll weiter unten gesprochen werden. Da trotz aller angewendeten Vorsichtsmaßregeln dem erwarteten Ergeb- nisse geradezu widersprechende Resultate erhalten wurden, so lag die Mög- lichkeit nahe, daß die Umhüllung der Proben für die Salzlösung nicht genügend Zutritt gewährt hatte. Es wurden deshalb weitere sieben Proben derselben Behandlung ohne eine derartige Bekleidung unterzogen; drei derselben be- standen aus klarem Succinit, zwei aus Bastard und zwei aus Halbbastard. Nach dem Ansetzen des Apparates bildeten sich, wie bei dem vorigen Ver- suche, auf der Oberfläche der Flüssigkeit Krusten skeletartig entwickelter Salz- krystalle, die von Zeit zu Zeit untersanken und die Entstehung ähnlicher, neuer Gebilde an der Oberfläche möglich machten. Die Krystalle setzten sich besonders reichlich auch an den Bernstein-Proben an, zogen dieselben auf den Boden und gaben sie erst wieder frei, als sie sich selbst zum größten Theil gelöst hatten. Auf diese Weise waren die Stücke fast unausgesetzt unter- getaucht. Das Resultat war dem bei dem vorhergehenden Versuche erhaltenen ent- sprechend. Während die klaren Stücke in ihrer Struktur vollständig unver- ändert geblieben waren, ließ sich bei den getrübten Proben wieder die Neigung zur Klärung wahrnehmen, die an den verschiedenen Stücken verschieden weit fortgeschritten war. Namentlich zeigten dieselben beim Vergleich mit den Stücken, von denen sie abgetrennt waren, die stattgefundene Veränderung deutlich an ; gleichzeitig ließ sich dabei aber auch die oberflächliche Bräunung, von der oben gesprochen wurde, erkennen. Es ist also bei der Siedetemperatur gesättigter Kochsalzlösung (circa 108° C.) eine Klärung vor sich gegangen, welche derjenigen vollständig identisch zu sein scheint, die in diesen Schriften *) beschrieben ist. Eigenthümlich scheint nur, daß die Klärung bei dieser Temperatur sowohl erfolgt, wenn das Bern- steinstück sich in einem trockenen Raum befindet, als auch wenn es direkt in eine entsprechend temperierte Flüssigkeit eingelegt wird. i) Dahms, Paul: Mineralogische Untersuchungen über Bernstein. V. Klären des Succinit auf trockenem Wege. Schrift, d. Naturf. Ges. in Danzig. N. F. Band IX. Heft 2. 1896. pag. 8 ff. 7 171 Im Anschluß an diese eigenartigen Ergebnisse wurde versucht, ob eine Klärung in einer Salzlösung bei höherer Temperatur verhältnismäßig schneller vor sich ginge. Es wurde Chlorcalcium gewählt und dieses mit soviel Wasser angesetzt, daß ein gleichmäßiges Sieden bei 134° C. eintrat. Der Kolben, der diese Lösung enthielt, wurde mit einem Kork verschlossen, der ein messendes Thermometer und das Condensationsrohr umfaßte. Die Bernsteinstücke wurden in dem Gefäße 31/* resp. 4*/4 Stunden bei gleichbleibender Temperatur gekocht und ließen hierbei die langsam vorwärts schreitende Klärung erkennen. Bereits nach einer Stunde zeigte ein „Blauer Bernstein des Handels“ einen vollständig klaren Mantel, während sich die „Flohm“ in der Mitte zusammengezogen hatte. Die gewöhnlichen Bastard- und Halbbastardstücke gebrauchten etwas mehr Zeit, hatten die Klärung jedoch nach Ablauf der oben angeführten Zeit voll- ständig erhalten. Daß das gelöste Salz selbst bei dieser Klärung vollständig unbetheiligt ist, ergab die Prüfung zweier so erhaltener Stücke klaren Steins, deren Asche untersucht wurde. Der Rückstand der einen Probe gab mit einer Lösung von Ag N03 eine kaum merkliche Trübung, die auf winzige Spuren des Chlorides, die beim Abwaschen nicht hatten entfernt werden können und sich jedenfalls in der Spalte einer ausmündenden Sonnenflinte angesiedelt hatten, hinweist. Der Rückstand der anderen Probe zeigte mit dem Reagens keine Trübung. Es bleibt deshalb bei diesem Prozeß nur die Wärme als klärendes Mittel übrig. Deshalb lassen sich dann bei einer solchen Behandlungsweise des Succinit die Klärungsvorgänge studieren, welche sich bei der Behandlung der Stücke im Sandbade vollständig der Beobachtuug entzogen. Es bildet sich wie beim Klären im Oelbade im Innern zuerst eine „Flohm“; die Klärung schreitet von außen nach innen vorwärts. Es entstehen Sonnenflinten, jedenfalls wegen des schnellen Verlaufs des Prozesses. Der Succinit wird spröde, was sich an den Stücken nach Beendigung des Prozesses und besonders bei Vornahme der Aschebestimmnng deutlich erkennen läßt. Die Bräunung freilich, wie sie beim Klären auf trockenem Wege im Sandbade und beim Klären in der Salzlösung vor sich ging, fiel hier vollständig fort. Es dürfte dieses vielleicht auf die hygroskopische Natur des Ca Cl2 zurückzuführen sein, dessen anhaftende Theilchen auch die zeitweise aus der Flüssigkeit hervorragenden Partien stets mit einem flüssigen Ueberzug versorgten und dadurch eine vorzugsweise oberflächliche Oxydation derselben verhinderten. Für technische Zwecke wird sich diese Klärungsmethode kaum mit Vor- theil verwerthen lassen, da der Prozeß, abgesehen von der mit Schwierigkeiten verknüpften Behandlung in einem geschlossenen Gefäße, wegen der Sprödigkeit des gewonnenen Materials wohl ebenso wenig Interesse und Anhang gewinnen dürfte, wie der im Sandbade vorgenommene. Einer experimentellen Prüfung hatte, wie oben erwähnt, bereits Sendel1) die von Schroeder gegebene Vorschrift unterzogen. Um einen genauen Ein- i) Sendel, Nathanael: Loc. cit. Sectio II, § XXII. pag. 50. 8 172 blick zu gewinnen, nahm er verschiedene Bernsteinvarietäten, legte sie alle in ein leinenes Tuch und brachte sie in eine Lauge aus roher Pottasche, da es ihm nebensächlich zu sein schien, daß gerade See- oder Kochsalz zur Verwendung kommen sollte. Als er dann nach längerer Zeit verschiedene gelbe Stücke hervorholte und betrachtete, fand er bei denselben keine Veränderung; nur in einigen getrübten Stücken hatten sich die Trübungen mehr oder weniger ver- mindert. Br hatte also ebenfalls Resultate erhalten, welche nicht den Er- wartungen entsprachen, und führte das negative Ergebnis darauf zurück, daß er durch die freie Wahl des Salzes nicht die Vorschrift genau innegehalten hätte. Der unerwartete Erfolg und die Langwierigkeit des Prozesses schreckten ihn jedoch ab, eine weitere Prüfung direkt im Sinne der Vorschrift anzustellen. Auch hier ist eine Klärung durch bloße Wärmewirkung vor sich gegangen, die durch nachträgliches Zusetzen von Pottasche noch erhöht wurde. Da eine Angabe über das Mengenverhältnis von Wasser und Kaliumcarbonat fehlt, so kann man nur feststellen, daß der Prozeß sich zwischen den äußersten mög- lichen Temperaturgrenzen von 100° und 135° C. abgespielt hat. Die Frage, ob eine Trübung klaren Bernsteins im engeren Sinne, des sog. Succinit, in gewisser Weise durch Sieden in einer Lösung von Chlornatrium überhaupt möglich ist, wurde bereits von John und Graffenauer ventiliert und dürfte mit der sogleich daran geknüpften Erörterung Erledigung gefunden haben. Eigenthümlich ist es, daß eine Bernsteinart, der sog. Gedanit, welcher mit Succinit zusammengefunden wird und mit ihm in den Handel kommt, bei der Erwärmung trübe wird1). Dieses von den Bernsteinarbeitern als ,, mürber“ oder „unreifer“ Bernstein bezeichnete fossile Harz, das durch spezifisches Ge- wicht und Aussehen kaum vom Succinit zu unterscheiden ist, wurde infolge des Fehlens von Bernsteinsäure vom eigentlichen Bernstein abgelöst und als selbständiges Fossil aufgestellt. Beim Erwärmen trübt es sich allmählich, wird auf der Oberfläche milchig und nimmt endlich ein vollständig milchiges Aus- sehen an. Je nach den Stücken beginnt dieses Harz bei einer Temperatur von 140° bis 180° C. blasig aufzugehen und schmilzt dann bald. In einem Glaskolben, durch dessen Stopfen Thermometer und Conden- sationsrohr führten, wurden 7 Proben von durchsichtigem, wein- bis orange- gelbem Gedanit in einer Lösung von Ca Cl2 ungefähr 4 Stunden erwärmt. Die Temperatur betrug bei Beginn der Operation 130° C. Die Stücke begannen sich dadurch zu trüben, daß zahlreiche Sonnenflinten entstanden; dieselben ver- mehrten sich schnell, traten dicht neben einander auf und durchkreuzten sich, während sie sich peripherisch gleichzeitig in viele kleine, rundliche, makro- skopisch sichtbare Bläschen umbildeten. Die Bildung der Sprünge geht wohl zum größten Theil von den winzigen, mikroskopischen Luftbläschen aus, die !) Helm, Otto: Notizen über die chemische und physikalische Beschaffenheit des Bern- steins. S.-A. a. d. Archiv der Pharmacie, Zeitschrift d. deutsch. Apotheker-Vereins, Halle a./S. Bd. VIII, Heft 3. 1877. pag. 15, 16. — Helm Otto: Gedanit, ein neues fossiles Harz. Ebenda. Bd. X. Heft 6. 1878. S.-A. pag. 10. 9 173 in keinem der mir vorliegenden Schliffe, welche dem Westpreußischen Pro- vinzial-Museum gehören, fehlen. Dieselben haben meist runde Begrenzung, nehmen aber bei größeren Dimensionen elliptische oder mehr minder rund- liche und abgerundete Conturen an. Ein vollständig klares, lichtgelbes Stück des Gedanit erwies sich im Schliff als vollständig von solchen kleinen Hohl- räumen durchsetzt. Neben dem Vorhandensein solcher Bläschen dürfte viel- leicht auch der Sprödigkeit und schlechten Wärmeleitung des Materials ein gewisser Antheil bei diesen Erscheinungen einzuräumen sein. Es erfolgte in den Proben zuerst schwache Reflexion des Lichtes, die jedoch bald derart zunahm, daß man bei oberflächlicher Betrachtung ein weißes Bernsteinstück vor sich zu haben meinte. Als nach Zusatz von weiterem CaCla die Temperatur der Lösung langsam auf 150° C. erhöht worden war, begannen die Stücke an einigen Partien der Oberfläche sich zu erheben und größere Blasen zu bilden, eine Erscheinung, welche sich durch die winzigen, im fossilen Harze vorhandenen Bläschen, das bei der stärkeren Erwärmung eintretende Weichwerden der Substanz und die Ausdehnung der eingeschlossenen Luft zur Genüge erklären läßt. Eine Blase hatte ausnahmsweise bedeutende Dimensionen angenommen; bei der Form eines Ellipsoids betrugen die Durchmesser 18, 16 und 15 mm. Dabei zeigte die äußerlich fast vollständig glatte Oberfläche die eigenthümliche Erscheinung, als wenn sie auf ihrer Innenseite aus vielen dreiseitigen Krystallflächen aufgebaut wäre, die sich zu je 3 bis 5 um einen Punkt so schaarten, daß ihre Spitzen in eben diesem Punkte zusammenfielen. Die Bläschen der anderen Stücke, welche noch nicht genug gewachsen waren, zeigten bloße Kugelform mit einem Maximaldurchmesser von 3 mm. Auch bei ihnen war bereits der Beginn einer derartigen Ausbildung der Wandung zu erkennen. Eine Erklärung für diese eigenthümliche Ausbildung der entstehenden Blasen ist jedenfalls in folgender Weise zu geben: Bei der angewendeten Tem- peratur von 130° bis 150° C. gehen einige Partien, welche kleine Bläschen in größerer Menge besitzen, besonders schnell auf. Die Bläschen vereinigen sich dabei zum Theil zu größeren und lassen die trennende Harzsubstanz zu derjenigen der gemeinschaftlichen Wandung treten. Auf dieser sind sie als fast gleichmäßig vertheilte Centren für gewisse Partien, deren Wachstum sie bei weiterer Erwärmung und Ausdehnung durch Abgabe von Harzsubstanz fördern, erkennbar. Die Grundlinien und Seiten der erwähnten Dreiecke sind jedoch keine geraden Linien, wie die makroskopische Betrachtung vermuthen läßt, sondern mehr minder gekrümmt oder unregelmäßig, je nachdem die Flächen- systeme zweier benachbarter Wachstumscentren sich mehr minder gleichgültig bleiben oder sich nachtheilig für die Bildung genau geradliniger Figuren in ihrer Entwickelung beeinflussen. Von diesen Punkten, in denen 3 bis 5 oder auch mehr Flächen zusammenstoßen, strahlen nach den je ein System abgrenzenden Grundlinien zahlreiche Wachstumsriefen aus, welche bei mikroskopischer Be- obachtung deutlich zeigen, daß keine ebenen, sondern willkürlich geformte Flächen io 174 vorliegen, welche das etwas veränderte Aussehen von gekrümmten Oberflächen kleiner Kugelsektoren haben. Läßt man die glänzende Kugel spiegeln, so zeigen sich auf ihr durch kaum merkliche Emporwölbungen die einzelnen Flächengruppen als Ganzes zart angedeutet. Die nebenstehende Figur zeigt bei fünffacher Ver- größerung vier derartige Flächensysteme. Der innere Bau des blasenförmigen Gebildes ließ an einem abgesprengten Stücke den äußeren Befund als richtig erkennen. Unter der größten Höhe jeder äußer- lich beobachteten Wölbung liegt die größte Dicke der Harzmasse; hier ist der dem Kugelcentrum nächste Punkt, zu dem sich die scheinbar dreieckigen Flächen nach Art der Deckenpartien mancher Gewölbe hinziehen; auch die Wachstumsriefen treten hier im Inneren körperlich hervor. Die in dieser Weise künstlich getrübten Stücke blähten sich während des Prozesses derart auf, daß sie zum Theil dem Glaskolben nur in zerkleinertem Zustande entnommen werden konnten. Von einer Gruppe ähnlich behandelter Stücke wurden die drei größten von ungefähr 1 g Gewicht, welche acht Stunden bei 130° C. im Bade gelegen hatten, zweimal mit wenig destilliertem Wasser aufgekocht, um etwaige Spuren von anhaftendem Ca Cl2 zu entfernen, im Tiegel erhitzt und verbrannt. Die zurückbleibende Asche wurde mit HN03 aufgenommen und mittels Silber- lösung auf Spuren von CI geprüft. Da die Flüssigkeit unverändert blieb, so ist auch hier die Veränderung des Fossils auf bloße Hitzewirkung zurückzuführen. Nach den gewonnenen Ergebnissen dieser Versuchsreihe wurden vier vollständig klare, goldgelbe Stücke von Gedanit in demselben Apparate in gesättigter Koch- salzlösung, unter Verwendung von destilliertem Wasser, erhitzt. Nach Verlauf von 14 Tagen und Nächten ergab sich folgendes Resultat: Der verwendete Gummistopfen zeigt — wie bereits beim Sieden des Succinit im Salzbade ange- deutet wurde — ein schwammiges Aufgehen; er ist heller geworden und läßt sich zerzupfen. Auf Lackmuspapier getupft, erzeugt er rothe Flecke, sodaß bei der angewendeten Temperatur die Bildung von Salzsäure und eine Einwirkung der letzteren auf den Gummi anzunehmen ist. Wird in ähnlicher Weise die Salzlösung geprüft, so zeigt dieselbe sowohl gegenüber Lackmus- wie Kurkuma- Papier nach kurzer Zeit deutlich basische Reaktion. Es ist somit durch das siedende Wasser im Laufe der Zeit eine Zerlegung des Kochsalzes in dem Sinne vor sich gegangen, daß dasselbe in die entsprechende Basis und Säure zer- fallen ist: NaCl + H20 = NaOH + HCl. Der Chlorwasserstoff wirkt, in Wasser zu Salzsäure gelöst, unausgesetzt in Dampfform auf den abschließenden Stopfen ein, sodaß derselbe mehr und mehr zerstört wird und wie von Salzsäure durchtränkt erscheint. Die Lauge muß dagegen in Lösung bleiben, greift hier aber das Harz an. Ein zur Kontrolle ii 175 angestelltes Sieden von Gedanit in verdünnter Natronlauge ergab nach kurzer Zeit ebenfalls die oben erwähnte Trübung der Stücke. Der Gedanit bräunt sich zuerst schnell und überzieht sich dann langsam mit einer weißen Kruste. Diese läßt sich nach Abschluß des Versuches durch längeres Kochen in Wasser von der angeätzten Oberfläche nicht entfernen, haftet fest an, hat große Aehnlichkeit mit der diesem Fossil als Charakteristikum zugeschriebenen Oxydationsschicht und besitzt keinen Geschmack. Die Stücke sind dabei in ihrem Zusammenhänge, wenn äußerlich auch nicht immer durch Risse etc. sichtbar, gestört uud reagieren auf jeden stärkeren Druck mit Bruch. Eigentümlich ist die Abnahme der Temperatur während des Siede- vorganges. Der bei 108,4 0 C. liegende Siedepunkt der gesättigten Lösung sinkt im Laufe der 14 Tage und Nächte bis auf 85° C., wobei sich an der Wandung und auf dem Boden zwischen dem überschüssigen Salze ein bei durchfallendem Lichte gelblichgrauer, bei auffallendem graubrauner Satz ab- scheidet. Da derselbe nach dem Befeuchten mit einigen Tropfen rauchender Salpetersäure entfärbt wird, so vermuthe ich, daß er zum Theil organischer Natur ist, zum Theil aber aus Gyps besteht, der ja in dem rohen Staßfurter Salz auch bis zu 1 % enthalten ist und in dem verwendeten Küchensalze deshalb auch nicht vollständig fehlt. Wahrscheinlich hat die entstandene Natronlauge in der Wärme eine äußere Zersetzung des Fossils eingeleitet, was bei der stark geätzten Oberfläche nicht unwahrscheinlich ist, und in gewissen Mengen organische Salze des Natriums gebildet, welche den Siede- punkt der Flüssigkeit hinabdrückten, bei der fortgesetzten Erwärmung aber zerfielen und mißfarbig wurden. Der weiße Ueberzug der behandelten Proben verhält sich schwachen Säuren gegenüber indifferent und läßt sich nur sehr schwer durch Abkratzen vollständig entfernen; unter ihm wird dann das Harz selbst sichtbar, doch besitzt dasselbe dann nicht mehr den starken Glanz, den es ursprünglich hatte. Durch Befeuchten verschwindet diese Zersetzungs- kruste, tritt später jedoch beim Abtrocknen der Flüssigkeit wieder hervor. Der Gedanit selbst ist äußerst leicht zerbrechlich geworden, obgleich er nur wenige Sprünge aufweist, und zeigt an einigen Stellen zarte Trübungen. Dieser Versuch, direkt nach den vorliegenden Vorschriften angestellt, läßt also ein Weißwerden des Fossils erkennen, welches auf ein äußeres Anätzen — verbunden mit der Einwirkung der Hitze auf die inneren Theile des fossilen Harzes — zurückzuführen ist. Jedenfalls ist hierbei die Verwendung von un- gereinigtem Seesalz, dessen concentrirte Lösung einen höheren Siedepunkt besitzt, vortheilhafter; hierbei muß ja die Zersetzung noch tiefer ins Innere des Gedanit eindringen und die Umwandelung und das Auftreten einer inneren Trübung deutlicher sichtbar werden. Bei der sorgfältigen Befolgung der uns überkommenen Daten, ist nach obigem zu vermuthen, daß diese weiße, fest anhaftende Umwandlungsschicht den Glauben an eine vollständige Verwandlung in Knochen erweckt hat, besonders da der Stein vielfach zum Zwecke der Heilung als Ganzes getragen wurde. 12 176 Da der Gedanit auch in rohem Zustande äußeren Einwirkungen gegenüber nur geringen Widerstand entgegensetzt, so ist er nur wenig zur Anfertigung von Schmucksachen und Gebrauchsgegenständen geeignet und muß zu den Abfällen wandern, die bei der Lackfabrikation verwendet werden. Falls Schroeder das Rohmaterial für die Herstellung seiner Bernsteinpräparate aus solchen Abfällen zusammenlas, wird er jedenfalls mit besonderem Eifer die größeren Stücke hervorgeholt und sich ihrer bedient haben. Er hat den erst später nachgewiesenen Unterschied nicht gekannt und in dem Salzbade die eingelegten Proben der Einwirkung einer Temperatur von über 100° C. aus- gesetzt. Das Salz schien den Stein zu durchdringen und zu trüben, während das blasige Aufgehen dadurch unmöglich war, daß die höchste erreichbare Temperatur verhältnismäßig noch tief unter 140° lag. Diese Deutung des Vorganges scheint mir klarer und evidenter zu sein als die bloße Annahme von Rissen und Poren. Während die ersteren jedenfalls als vortheilhafter Weg in das Innere er- wählt worden wären, setzt die Harzsubstanz bei bloßer Annahme von Poren dem Eindringen von Salzlösungen einen verhältnismäßig lebhaften Widerstand entgegen. So zeigten z B. klare wie getrübte Bernsteinstücke, welche mit Hilfe von Salzlösungen, die nach einander den Stein durchdringen und sich innerhalb desselben zu farbigen Niederschlägen umsetzen sollten, auch nicht die geringste Veränderung. Trotzdem hatte bei allen fünf gleichzeitig und zwar mit verschiedenen anorganischen Salzen angesetzten Parallelversuchen und bei fast constanter Temperatur von ungefähr 45° bis 50° C. die erste Lösung rund 3 Monate und die dazu gehörige andere ebensolange auf den Succinit einge- wirkt. Das Resultat bleibt im ganzen das: Succinit, also Bernstein im engeren Sinne, kann in siedender Lösung von Chlornatrium nicht getrübt werden. Gleichzeitig werden dadurch aber auch alle die kühnen Erwartungen zu nichte, daß man durch geeignete Mittel im Stande sei, je nach Bedürfnis und Laune den Bernstein zu klären oder zu trüben. * * * Das Ergebnis ist kurz folgendes: Der mit Zeit und Ort wechselnde Ge- schmack in Bezug auf Bernstein versuchte neben den Methoden der Klärung eine andere aufzustellen, welche ein Trübewerden veranlassen sollte. Die Möglichkeit einer solchen Umänderung wäre von einer gewissen Wichtigkeit gewesen, da der Bastard vielfach hoch im Werthe stand und der Knochen Jahrhunderte hindurch in der Medizin verwendet wurde. Die Methode, welche verlangt, daß Bernstein 14 Tage und Nächte hindurch in Salzlösung gekocht werde, giebt keine erwünschten Resultate. Proben der getrübten Varietäten zeigen vielmehr bei diesem Prozeß das Bestreben sich zu klären. Eine weitere Ausdehnung der Versuche ergab, daß der Vorgang entsprechend verläuft wie derjenige im Sandbade, daß nämlich nur die Wärme auf den Succinit einwirkt. Die einzige Erklärung der von Schroeder gegebenen Vorschrift ist in dem is 177 Umstande zu suchen, daß statt des eigentlichen Bernsteins der ihm ähnliche Gedanit verwendet wurde, der seinerseits beim Erwärmen in einer siedenden Salzlösung sich mit einer weißen Zersetzungskruste überzieht und sich gleichzeitig im Inneren mehr oder weniger durch Bildung von Sprüngen und größeren Bläschen trübt. Das bei dieser Arbeit verwendete Material wurde mir von dem Director des Westpreußischen Provinzial -Museums, Herrn Professor Dr. Conwentz, und von dem Inhaber der Bernsteinlack-Fabrik Ed. Pfannenschmidt -Danzig, Herrn Hirsci-iberg, freundlichst zur Verfügung gestellt. Es sei mir gestattet, beiden Herren an dieser Stelle für das erwiesene Entgegenkommen bestens zu danken. n 178 Eine Tiefbohrung in Graudenz. Von Prof. Dr. Alfred Jentzsch in Königsberg. Die Stadt Graudenz liegt bekanntlich hart an der Weichsel, doch 5 — 12 m über derselben auf einer alten Thalstufe, welche an dieser Stelle eine mehrere Meilen breite kesselartige Weitung des alten Weichsel thales erfüllt, und aus welcher sich drei Diluvialinseln zu 77 m, 79 m, bezw. 86 m Meereshöhe — also bis 64 m über die Thalstufe ■ — erheben. Die Ränder dieses Thalkessels steigen aus der Thalstufe schnell zu ähnlichen oder noch größeren Höhen und lassen Diluvialschichten in entsprechender Gesammtmächtigkeit hervortreten. Eine in dieser alten Thalstufe angesetzte Bohrung muß also Aufschluß über die tiefsten Glieder der dortigen Diluvialbildungen, sowie über deren Untergrund verschallen. Bereits vor 10 Jahren gab ich* 1) eine kurze Notiz über eine auf dem Bahnhofe Graudenz inmitten der Thalstufe angesetzte 125 m tiefe Bohrung. Weitere Tiefbohrungen an der Weichselbrücke, der Artillerie- kaserne, der projektirten Zuckerfabrik, dem Städtischen Wasserwerke und auf dem Gute Kunterstein habe ich in Verbindung mit den Tagesaufschlüssen in den Erläuterungen zu Blatt Graudenz der geologischen Spezialkarte von Preußen soeben beschrieben2). Die bisherigen Bohrungen ließen aber noch mehrere Fragen offen. Ich bin deshalb Herrn Direktor Prof. Dr. Conwentz zu Danke verpflichtet, welcher mir aus den neuesten Eingängen des Westpreußischen Provinzial-Museums ein 112 m tiefes Bohrprofil vom Bahnhofe Graudenz in 110 Schichtenproben zur Untersuchung gütigst überließ. Da das ältere, in Königsberg aufbewahrte Profil nur 19 Proben enthält, mußte dies neuere Profil eine weit speziellere Gliederung ergeben. Es zeigte aber auch gewisse Abweichungen, welche von besonderem Interesse sind. Auf meine Bitte zeichnete die Königliche Eisenbahn -Betriebsinspektion Graudenz II die Lage des Bohrpunktes in den dem Ostpreußischen Provinzial- Museum gehörigen Lageplan der Eisenbahn in 1 : 2500, vermochte aber über Lage und Ergebnisse der älteren Bohrung nichts mehr anzugeben. 1) Über die neueren Fortschritte der Geologie Westpreußens, diese Schriften Bd. VIT, Heft 1, S. 1-25. 2) Gradabtheilung 33, Blatt 33 (im Druck). l 179 Danach liegt der neue (1897) Bohrpunkt auf Bahnhof Graudenz: 44,5 m nördlich von Kilom. 21,3752 der Laskowitz-Jablonowo’er Eisenbahn, mithin 375 Meter östlich von dem Eisenbahn-Niveau- Übergang der Graudenz-Rehdener Chaussee. Das Bahnplanum liegt + 22,85 m über Normalnull und ist aufge- schüttet auf ein + 20, o bis + 21,7 m über Normalnull gelegenes Gelände. Die ältere Bahnhofsbohrung hatte ein sehr merkwürdiges Profil getroffen: 48.8 m Alluvium und Diluvium bis 48,8 m Tiefe, 0,8 m glaukonitischen thonigen Sand von deutlich grüner Farbe „ 49,6 m „ 52.9 m Braunkohlenformation „ 102,5 m „ 22,5 m Kreideformation „ 125,o m „ Besonders auffallend war hierbei das Vorkommen und die stratigraphische Stellung des Grünsandes. Denn dieser liegt in Ostpreußen und im nördlichen Westpreußen unter der Braunkohlenformation, während er im südlichen West- preußen fehlt. Noch neuerdings ist er in Marienwerder über Kreideformation erbohrt. Das ältere Profil vom Bahnhofe Graudenz zeigte nun, ganz wie Schwetz, Thorn und Hermannshöhe bei Bischofswerder, Braunkohlenformation unmittelbar über Kreideforraation, und — genau wie an diesen 3 Punkten — gliedert sie sich in 2 Stufen: die eigentliche Braunkohlenformation (in Graudenz 32,4 m mächtig und vorwiegend feinsandig, in Schwetz über 58 m mächtig infolge Auftretens ihrer oberen Abtheilung, welche in Graudenz zer- stört ist) und den darunter liegenden Thorn er Thon1), einen bituminösen glimmerhaltigen Letten von 14 — 31,5 m, in Graudenz von 20,5 m Mächtigkeit, der in einzelnen Lagen Braunkohlen-ähnlich wird. Die Uebereinstimmung der Stufenfolge Braunkohlenformation über Thorner Thon über Kreideformation ist in allen 4 Punkten eine so vollkommene, daß man dieselbe für das süd- liche Westpreußen nunmehr als die normale betrachten muß. Der einzige Aufschluß, welcher diese Stufenfolge in Verbindung mit dem oligocänen Grün- sand Ostpreußens und des nördlichen Westpreußens zeigt, ist das Bohrloch Bahnhof Graudenz 1885. Zweifelhaft blieb es bisher, ob der dortige Grün- sand eine ursprüngliche Auflagerung aus tertiärer Zeit vorstellt, oder ob der- selbe zur Diluvialzeit secundär an diese Stelle verschleppt bezw. umgelagert ist. Die neue Bohrung hat über diese Frage keine Entscheidung geboten, da sie den Grünsand nicht traf. Wohl aber hat sie andere interessante Verhält- nisse aufgedeckt. Meine Untersuchung der Schichtenproben ergab folgendes Profil: !) Ueber diese von mir aufgestellte Bezeichnung vergl. Jentzsch, Neue Gesteins-Aufschlüsse in Ost- und Westpreußen 1393 — 1895. Jahrbuch d. K. Preuß. geolog. Landesanstalt f. 1896, S. 1—125. 12* 180 1,9 m 0,3 ,, 0,8 ,, 3 1 77 1 2 6 1 2 1 2 77 77 77 77 77 77 77 2 4 1 4 1 77 >7 77 77 77 2 77 keine Proben (jedenfalls künstliche Aufschüttung) sandiger Moormergel mit Land- und Süßwasser- Schnecken ( Planorbis , Succinea , Cionella u. s. w.) kalkfreier Staub mit Wurzeln (mithin alluviale Wiesenkrume der darunter liegenden Diluvial- schicht grauer Thonmergel grauer Geschiebemergel grauer feiner kalkhaltiger Sand bis Mergelsand graugelber mittelkörniger geschiebefreier Sand , feingrandiger Sand . sandiger Grand mit bis 5 cm langen Geschieben, welche meist wenig abgerollt sind und theil- wreise anhängenden grauen Mergel zeigen, mithin aus nahem Geschiebemergel stammen. Dabei ziemlich reichlich Holzsplitter von diluvialem (interglacialem) Erhaltungszustand grauer Geschiebemergel geschiebereicher Grand mit etwas abgerollten Geschieben (als Vorläufer einer Vergletscherung aufzufassen) grauer grober Sand grauer, mittelkörniger, geschiebefreier Sand . . grauer typischer Geschiebemergel grauer Sand grauer Grand grauer sandiger Mergel ohne eigentliche Geschiebe Geröllepackung; dabei u A. ein obersilurischer Kalk von 10 cm Länge, sowie ein Stück Ober- senon (typische harte Kreide mit Spongie) . . feingrandiger Sand grober Grand hellgrauer Thonmergel Diluvialsand schwach grandiger, schwach lehmiger, grauer Sand (= sehr sandiger Geschiebemergel) . . . . Geschiebemergel, durch Braunkohlenstaub bräun- lich gefärbt ..... Sand Geschiebemergel, durch Kohlenstaub bräunlich gefärbt, doch von normalem Kalkgehalt . . . [Von 3,o — 48,o m Tiefe kalkhaltig und zweifellos diluvial ; von 48, o — 63, o m Tiefe kalkfrei.] 3 bis 77 77 77 7? 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 7? 77 77 77 1,9 m Tiefe, ^72 77 77 3,o 5 7 9 10 11 77 77 77 7 7 77 77 12 15 16 17 19 25 26 28 29 31 33 37 38 42 43 45 46 48 1 3 3 1 1 1 1 1 3 13 1 3 2 3 1 1 4 2 8 181 52 55 56 57 58 59 60 brauner Quarzsand und Stücke von aschenreicber Braunkohle, (mithin anzunehmen: 48, o — 48,5 m Sand, 48,5 — 49, o m Kohle) bis 49 m Tiefe, magere derbe Braunkohle; entzündet sich schwer und hinterläßt viel Asche, brennt aber, einmal angezündet, selbständig fort mit sehr geringer Flamme. Darin bei 51 — 52 m ein kleines nordisches Geschiebe von 1 cm Länge dunkelbrauner Sand desgl., feiner und kohlenreicher brauner Sand mit einem überwallnußgroßen Dioritgeschiebe feiner und kohlenreicherer brauner Sand . . hellgrauer thoniger Letten desgl., anscheinend (doch undeutlich) etwas ins Grünliche spielend, und mit einzelnen groben Quarzen (wie solche auch in Thorn unmittelbar über dem Thorner Thon Vorkommen) .... brauner, hellgraugestreifter Letten, dem Thorner Thon ähnlich; bei 61 — 62 m mit einem dünnen Kohlenflötzchen durch Kohlenstaub braungefärbter Geschiebe- mergel von normalem Kalkgehalt; in allen 13 Proben zweifelloser Geschiebemergel .... braungrauer oder braun und grau geflammter Geschiebemergel mit Lignitstücken braungrauer Geschiebemergel hellbrauner kalkfreier Letten dunkelbrauner bituminöser Thon, kalkfrei . . hellbrauner thoniger Letten, kalkfrei .... desgl. mit Kohle und Lignit, kalkfrei .... hellbräunlichgrauer Thon mit Pflanzenbrocken, kalkfrei kohlenartiger Thon bis sehr thonige Knorpel- kohle, kalkfrei ,, 93 63 „ 76 77 80 82 85 86 87 91 dunkelbrauner kalkfreier Thon = Thorner Thon. Darin bei 96 — 97 m Tiefe ein Granitgeschiebe von 25 mm Länge; und bei 98 — 99 m Tiefe ein 25mm großesQuarzgeröll, welches doch wohlauf Tertiär deutet; daneben Geschiebe eines sandigen Kalksteins, welcher Knollen der unterliegenden Kreideformation entstammen dürfte .... „ 99 ,, 182 1 m dunkelbrauner kalkhaltiger Thon mit vielen Stücken desselben sandigen Kalksteins . . . bis 100 m Tiefe, 1 „ brauner kalkreicher Feinsand, lettenähnlich- Bei 112 m mußte mit dem Bohren aufgehört werden, weil ,, ein richtiger Felsen, welcher weder durch Fallmeißel noch durch Sprengungen zu durchschlagen war, sich unten im Bohrloche vorfand.“ Die untersten 13 m dieses Profils gehören nach ihrem petrographischen Charakter zweifellos der Kreideformation an, welche demnach bis 99 m unter Bahn planum aufragt, d. h. bis 97, i m unter dem natürlichen Gelände oder bis 76,15 m unter Normalnull. Das ältere Bahnhofsbohrprofil hatte Kreideformation erst bei 102,5 m Gesammttiefe, d. h. (da dessen Hängebank s. Z. zu 4- 24, o m NN angegeben wurde) bei — 78,5 m unter Normalnull ergeben. Der Unterschied beträgt nur 2, 15 m, liegt also nahezu innerhalb der Grenzen der Beobachtungsfehler und deutet auf annähernd horizontale Lage der Grenz- fläche zwischen Kreide und Tertiär. Die Kreideproben der älteren Bohrung sind grau, diejenigen der neuen braun. Dies deutet auf schlechte Verrohrung der neuen Bohrung, wodurch allein eine so tief reichende Verunreinigung des Kreide - Bohrschlammes mit dem braunen Nachfall des darüber liegenden Tertiärs erklärt werden kann. Ueber der Kreide liegt ganz normal der Thorner Thon in etwa 17 m Mächtigkeit mit 2 Kohlenflötzen. Angesichts der nachgewiesenen starken Verunreinigung der Bohrproben mit Nachfall können die im Tertiär gefundenen Geschiebe allenfalls als Nach- fall gedeutet werden. Nicht zulässig ist solche Deutung für die 17 aus 63 — 80 m Tiefe vorliegenden Proben von Geschiebemergel, welcher zwar durch seine Farbe die Beimischung reichlichen Tertiärmaterials anzeigt, im Uebrigen aber völlig typisch ist. So ist also hier das Diluvium erst bei 80 m Gesammttiefe (= — 57, 15 m unter NN) durchsunken, während in der älteren Bahnhofsbohrung das Tertiär bis 48,8 m Gesammttiefe (= — 24,8 m unter NN) aufragt. Während die Kreide- bindig 1 „ brauner, reichlich mittelkörniger Sand mit eben- solchen Geschieben sandigen Kalksteins. Dabei ein hühnereigroßes Gerolle eines granitähnlichen Gesteins 7 „ brauner bis braungrauer, kalkreicher lehmiger Sand 1 ,, hellbrauner, kalkreicher mittelkörniger Sand mit Stücken harter Kreide 1 „ hellbräunlicher, kalkreicher, völlig loser, reichlich mittelkörniger Sand mit einzelnen gröberen Quarzen 1 „ bräunlichgrauer, kalkreicher Sand mit staubigem Bindemittel 5 183 Oberfläche in beiden Bohrungen ungefähr gleich hoch ist, liegt die Tertiärober- fläche in der neuen Bohrung 32,35 m tiefer als in der alten! Dieser Geschiebe- mergel füllt mithin ein Thal im tertiären Untergründe theilweise aus. Bei dieser Bohrung wird es auch erklärlich, daß er selbst von den benachbarten Tertiärhöhen aus von jenen tertiären Schichten überrutscht werden konnte, welche das neue Bohrloch bei 48 — 63 m Tiefe, mithin in 15 m Mächtigkeit durchsank. Diese Tertiärscholle liegt nicht höher als das Tertiär im älteren Bohrloch. Wenn jenem älteren Bohrprofil im Vergleich zu Schwetz 25, g m der obersten Schichten der Braunkohlenformation fehlten, so fehlen dem neuen Bohr- profil noch weitere 33,2 m Tertiärschichten. In beiden Fällen sind es die oberen Schichten der Braunkohlenformation, welche fehlen, während das tiefere Tertiär — der Thorner Thon — gleichmäßig und unverändert erhalten ist. Wir sehen demnach nicht das Ergebniß von Verwerfungen, sondern von Aus- waschungen und sonstigen (etwa glacialen) Abtragungen vor uns. Die braune Farbe des untersten Geschiebemergels erklärt sich nun leicht durch die Beimischung von Tertiärmaterial. Alle durchbohrten Diluvialschichten gehören dem unteren Diluvium an, und zwar dem unteren Theile des unteren Diluviums. Der bei 3 — 5 m Tiefe durchbohrte Thonmergel entspricht einer in der Weichselgegend weit verbreiteten Schicht, welche ich in den Erläuterungen zur geologischen Karte als„Graudenzer Thon“ bezeichnet habe. Dieselbe liegt hier kaum tiefer als an manchen Punkten des Gehänges. Und aus diesem Verhältnis folgt, daß ursprünglich alle die, an den alten Thalgehängen jetzt hervortretenden, 50 — 60 m mächtigen Diluvialschichten noch über diesem Thon (dem Graudenzer Thon) gelegen haben, daß mithin der Graudenzer Thalkessel durch Erosion entstanden ist. Der Aufbau des etwa 140 m mächtigen Diluviums ist ein recht complicirter. Wir fanden dort sowohl marines als Süßwasser-Interglacial, Diatomeenschichten, Sand- und Thonmergel mit Granden und Geschiebemergeln in einer Wechsel- folge, welche zu beschreiben an dieser Stelle zu weit führen würde. Das darüberliegende Alluvium besteht am Bohrpunkte nur aus Jungalluvium, nämlich aus Moormergel, welcher große Flächen dieser Thalstufe bedeckt. Das in der Nähe als Thalsand verbreitete Altalluvium fehlt an der Stelle der Bohrung. In beiden Bahnhofsbohrungen wurde in Tertiär und Kreide kein Wasser erschlossen. Im Diluvium ergab die neue Bohrung ,, zwischen 34 und 37 m Tiefe schlechtes unbrauchbares Wasser“. Ueber die ältere Bohrung berichtete Herr Eisenbahn-Bauinspektor Storbeck mir am 15. /7. 1885: ,,daß bis auf eine Tiefe von 102 m — einige wenige undurch- lässige Schichten ausgenommen ■ — sich ein großer dauernder „Zufluß von Wasser ergeben hat. Von seiten der Bahnverwaltung „wurde von derBenutzung dieses Wassers, wegen schädlicher Bei- mengungen, die das Wasser zur Kesselspeise untauglich machten, „abgesehen“. 6 184 An anderen Stellen der Graudenzer Gegend ergaben die gleichen Diluvial - schichten reichliches und brauchbares Wasser. So bietet dieses Bohrloch mancherlei Aufschlüsse über den Untergrund und die geologische Geschichte des westpreußischen Bodens. Es zeigt aber auch, wie jedes Bohrprofil zu seiner vollen Würdigung und zur Berichtigung der nie ganz fehlenden Fehlerquellen des Vergleiches mit andern Bohrprofilen bedarf, deren nie genug beschafft werden können. Es ist deshalb dringend nöthig, bei jeder Brunnenbohrung Schichtenproben von Meter zu Meter Tiefe zu entnehmen und aufzubewahren. Auch ist es wichtig, daß die Lage des Bohrpunktes festgestellt und die Schichtenprobenfolge im Vergleich mit andern Bohrprofilen geologisch untersucht wird. Zur Beachtung. Die folgenden von der Naturforschenden Gesellschaft herausgegebenen Einzelwerke können von den Mitgliedern zum Selbstkostenpreise bezogen werden, soweit der Vorrath reicht. I. Die Flora des Bernsteins und ihre Beziehungen zur Flora der Tertiärformation und der Gegenwart von H. II. Göppert und A. Menge. 1. Band. Göppert, Von den Bernstein-Conife'ren. Mit dem Pörträt Menge ’s und 16 lithogr. Tafeln. Danzig 1883, gr. Quart. , VIII und 63 S. Ladenpreis Mk. 20. Für die Mitglieder Mk. 10. 2. Band. Conwentz, Die Angiospermen des Bernsteins. Mit 13 lithogr. Tafeln. Danzig 18'86, gr. Quart, — IX und 140 S. Ladenpreis Mk. 30. Für die Mitglieder Mk. 15. II. Die- prähistorischen .Denkmäler der Provinz. Westpreusseh und der angrenzenden Gebiete von Dr. A. Lissauer. Mit 5 Tafeln und der prähistorischen Karte der Provinz Westpreussen in 4 Blättern. Danzig 1887. gr. Quart. XI und 110 S. Ladenpreis Mk. 20. Für die? Mitglieder Mk. 10. III. Monographie der baltischen Beriisteinbäiime von H. Conwentz. Mit 18 lithographischen Tafeln in Farbendruck. Danzig 1890, gr. Quart. — IV und 151 S. Ladenpreis Mk. 50. Für die Mitglieder Mk. 25. Der Betrag nebst Porto für die gewünschte Zusendung ist an den Schatzmeister der Gesellschaft, Herrn Otto Münsterberg in Danzig, einzuschicken. AL_V7.,-.: Von den älteren Schriften der Näturforschenden Gesellschaft sind hauptsächlich das 1. Heft des Hl. Bandes (1872) und das 2, Heft des 17. Bandes (1877) vergriffen. Daher würden die Herren Mitglieder, welche diese Hefte etwa abgeben können, uns hierdurch zu besonderem Dank verpflichten. Der Vorstand. Druck von A. W. Ka.femann .it). Danzig,.;