55 ♦X-XBJ^IS GEORGE PEXRCEL Schutzfermente des tierischen Organismus. -3/ Schutzfermente des tierischen Organismus. Ein Beitrag zur Kenntnis der Abwehrmaßregeln des tierischen Organismus gegen körper-, blut- und zellfremde Stoffe. Von Emil Abderhalden, Direktor des Physiologischen Institutes der Universität zu Halle a. S. Mit 8 Textfiguren. Berlin. Verlag von Julius Springer. 1912. Copyright 191 2 by Julius Springer. Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Meinen treuen Mitarbeitern. Vorwort. Im Jahre 1906 habe ich in meinem Lehrbuche der physiologischen Chemie den Versuch unternommen, die Abwehrmaßregeln des tierischen Organismus gegen die durch körperfremde Zeilen erzeugten Produkte mit Stoffwechselvorgängen der einzelnen Körperzellen in Zusammenhang zu bringen. Ich stellte mir vor, daß die Körperzellen nach dem Eindringen körper-, blut- und zellfremder Substanzen nicht mit Gegenmaßregeln antworten, die den Organ- und Blutzellen vollständig neuartig sind. Ich suchte vielmehr die ganze Frage der sog. Immunitätsreaktionen in enge Beziehungen zu Prozessen zu bringen, die den Zellen vertraut und daher geläufig sind. Von den dort gegebenen Gesichts- punkten aus habe ich das Problem der Verteidigung des tierischen Organismus gegen das Eindringen körper-, blut- und zellfremden Materials experimentell in An- griff genommen und zunächst die Frage geprüft, ob das Blutplasma normalerweise bestimmte Fermente enthält, und ob nach Zufuhr von fremdartigem Ma- terial sich in diesem solche nachweisen lassen, die vor- her fehlten. Es ergab sich, daß in der Tat nach der — VIII — Zufuhr von körperfremden Stoffen Fermente im Blut- plasma erscheinen, die imstande sind, diese fremd- artigen Produkte abzubauen und dadurch ihres spezi- fischen Charakters zu berauben. Damit war in ein- wandfreier Weise wenigstens eine Abwehrmaßregel des tierischen Organismus gegen das Eindringen fremd- artiger Stoffe klargestellt. Ich habe sofort der Beziehungen dieser Befunde zur Immunität und speziell auch zur Anaphylaxie gedacht und bin ferner experimentell der Frage näher getreten, ob der tierische Organismus für die von Mikroorga- nismen abgegebenen Stoffe Fermente spezifischer Natur mobil macht. Ferner interessierte mich die Frage, ob die beim Abbau der einzelnen Substrate sich bildenden Abbaustufen von Fall zu Fall, je nach der Art der dem Organismus fremden Zellen besonderer Natur sind und dadurch sich vielleicht mancherlei Erscheinungen, die im Gefolge bestimmter Infektionen auftreten, erklären lassen. Schließlich konnte bei der Schwangerschaft der Nachweis erbracht werden, daß der Organismus sich der zwar arteigenen, jedoch blutfremden Bestandteile, die dem Blute von den Zellen der Chorionzotten aus zugeführt werden, ebenfalls mittels Fermenten erwehrt. Diese Beobachtung ermöglicht eine Erkennung der Schwangerschaft . Eine Fülle von einzelnen Problemen schließt sich den erhobenen Befunden an. Fragestellungen aller Art aus dem Gebiete der Immunitätsforschung harren der — IX — Lösung. Ohne Zweifel steht manche bereits bekannte Tatsache mit unseren Befunden in engster Beziehung. Es wäre verlockend, schon jetzt aus der Fülle von Einzel- beobachtungen das herauszugreifen, was geeignet ist, der von mir vertretenen Anschauung über das Wesen der Abwehrmaßregeln des tierischen Organismus gegen die Invasion körperfremder Stoffe und Zellen allge- meinere Bedeutung zu geben. Ich habe vorläufig davon Abstand genommen, weil allein schon die Aufzählung verwandter Beobachtungen und vor allem eine Dis- kussion all der gegebenen Erklärungsversuche den Um- fang des kleinen Werkes außerordentlich vergrößert und feiner auch die Übersichtlichkeit der Darstellung gestört hätte. Dazu kommt noch, daß es für den auf dem Gebiete der speziellen Immunitätsforschung nicht aktiv Mitarbeitenden außerordentlich schwer ist, sich in all die im Laufe der Zeit mitgeteilten, oft wechseln- den Vorstellungen und Theorien hinein zu denken und vor allem in der zum Teil recht mannigfaltigen Aus- drucksweise und Nomenklatur sich zurecht zu finden. Theorie und tatsächlich Festgestelltes bilden auf diesem Forschungsgebiete ein ganz besonders inniges Gewebe, so daß es nur dem durch unmittelbare Mitarbeit mit allen Problemen dieses Gebietes Vertrauten möglich sein dürfte, die Grenze zwischen Hypothese und Tat- sache scharf zu ziehen. Ich habe mich aus diesen Grün- den damit begnügt, diejenigen Arbeiten zu nennen, die entweder eng mit meinen Forschungen zusammen- hängen oder durch umfassende Literaturübersichten ge- eignet sind, dem Leser als Quelle zu weiteren Studien auf den erwähnten Forschungsgebieten zu dienen. Nur durch diese Beschränkung war es möglich, ein, wie ich hoffe, klares Bild der Eintwicklung meiner eigenen Forschungen zu geben und zu zeigen, auf welchem Wege ich zur Feststellung der gegen die fremdartigen Stoffe mobil gemachten Fermente gekommen bin. Ferner soll im Zusammenhang dargestellt werden, von welchen Vorstellungen ausgegangen wurde, und welche Ausblicke sich auf verschiedene Forschungsgebiete eröffnen. Die vorliegende zusammenfassende Darstellung ist erfolgt, weil ein Teil der experimentell in Angriff genommenen Probleme in letzter Zeit so weit ge- fördert worden ist, daß ein Rückblick auf die in zahlreichen Veröffentlichungen niedergelegten Beob- achtungen mir nützlich erschien, und ferner vor allem das weitere Studium der einzelnen Fragestellungen Institute erfordert, die über Mittel und Einrichtungen verfügen, wie sie mir nicht zu Gebote stehen. Der Einzelne vermag bestimmte Probleme immer nur bis zu einem gewissen Punkte zu fördern. Er übernimmt das von den verschiedensten Seiten bis zu einer be- stimmten Höhe aufgeführte Gebäude. Er prüft, ob das Gerüstwerk — die vorhandenen Arbeitshypothesen — noch weiter ausreicht oder aber durch ein neues ersetzt werden muß, und vor allem stellt er fest, ob der Bau selbst fest gefügt ist. Dann baut er weiter, zumeist nur ein winziges Stück. Leicht verbaut der Einzelne sich durch ein zu mannigfaltig angelegtes — XI — Gerüstwerk den Überblick über das Ganze. Andere kommen dann und prüfen, was solider Bau ist, und rücken die unrichtig eingelegten Bausteine zurecht und geben den ungenügend behauenen den letzten Schliff. Jeder neue Arbeiter bringt neue Werkzeuge, neue Ideen und zahlreiche Erfahrungen mit und packt den ganzen Bau von anderen Gesichtspunkten an. Die Gerüste fallen und schließlich erhebt sich ein ge- waltiges Gebäude, das kaum verrät, wie mannigfaltig die Baupläne waren, die ihm zu Grunde gelegt wurden. So möge auch dieser Beitrag zur Kenntnis der Zell- funktionen nur als ein Versuch betrachtet werden, dem vorhandenen Bau einen weiteren Stein einzufügen und ein Gerüstwerk zu errichten, auf dem weiter ge- baut werden kann. Zum Schlüsse möchte ich meinen Mitarbeitern, die durch ihre rastlose Tätigkeit es ermöglicht haben, daß in relativ kurzer Zeit eine große Zahl von Einzel ver- suchen durchgeführt und verschiedene Probleme gleich- zeitig von verschiedenen Seiten aus bearbeitet werden konnten, meinen herzlichsten Dank aussprechen. Halle a. S., den 15. April 1912. Emil Abderhalden. Inhaltsverzeichnis. Schutzmittel des einzelligen Lebewesens gegen zellfremde Stoffe 2 Zusammenarbeit verschiedener einzelliger Organismen .... 9 Arbeitsteilung bei den aus verschiedenartigen Zellen aufgebau- ten Organismen 10 Die Bedeutung der Milch für den Säugling 11 Umbau der Nahrungsstoffe in körpereigene, bluteigene und zell- eigene Produkte 12 Die Bedeutung der Verdauung für den Zellstoffwechsel ... 14 Spezifischer Bau jeder Zellenart . . . 15 Beobachtungen aus dem Gebiete der Pathologie, die für eine spezifische Struktur der verschiedenen Zellarten sprechen 15 Resultate der Transplantationsversuche 15 Zellspezifische Therapie 16 Unterscheidung von körperfremden und körpereigenen, blut- fremden und bluteigenen, zellfremden und zelleigenen Stoffen 18 Überführung von Bausteinen einer bestimmten Zellart in Be- standteile anderer Zellen 20 Die Regelung des harmonischen Ablaufs der Stoffwechselprozesse im Organismus 24 Wechselbeziehungen der verschiedenen Zellarten 27 Invasion körperfremder Zellen. Schutz des Organismus gegen diese Zellarten 34 Die Fermente der Zellen 36 Die optische Methode 39. 46 Bildung von Schutzfermenten 48 1. Nach Zufuhr körper- und blutfremder Eiweißstoffe und deren nächsten Abbaustufen mit Ausblicken auf die Ana- phylaxie 48 2. Nach Zufuhr körper- und blutfremder Kohlehydrate . 60 3. Nach Zufuhr von Fetten 66 4. Nach Zufuhr von Nukleoproteiden und Nukleinen . 69 Herkunft der Schutzfermente 73 Nachweis körpereigener, jedoch blutfremder Stoffe 76 Biologische Diagnose der Schwangerschaft 80 Anwendung der optischen Methode in der Pathologie .... 84 Anwendung der optischen Methode auf dem Gebiete der Infek- tionskrankheiten 86. 94 Literatur 100 Es ist wiederholt die Frage erörtert worden, ob einzellige Organismen in ihrer gesamten Organi- sation und in ihrem Stoffwechsel einfachere Prozesse aufweisen als die mehrzelligen Lebewesen. Es wäre a priori denkbar, daß die morphologisch einheit- licher organisierten Organismen aus einfacher zusam- mengesetzten Bausteinen aufgebaut wären, und daß ihre Stoffwechselprozesse in einfacheren Bahnen verliefen, als das bei den Lebewesen der Fall ist, an deren Aufbau Zellen verschiedener Art beteiligt sind. Die bisherigen Erfahrungen haben jedoch gezeigt, daß schon die mor- phologisch einfach gebauten Zellen vom chemischen Standpunkte aus betrachtet außerordentlich kompli- zierte Verhältnisse zeigen. Ja, das Studium der Stoff- wechselvorgänge einzelliger Lebewesen ist ein viel schwie- rigeres als das der komplizierter gebauten Organismen, denn bei den ersteren hält es schwer, die resorbierten Stoffe, die Stoffwechselzwischenprodukte, Sekrete usw. und endlich die Auswurfstoffe von einander zu trennen. Aufnahme und Ausscheidung laufen neben einander her. Je höher wir in der Organismen- und speziell in der Tierreihe aufsteigen, um so mehr begegnen wir Zellen, die besondere Funktionen übernommen haben. So fin- A b der halden, Schutzfermente. I Ib^ä; den wir solche, die in der Hauptsache Stoffe von außen aufnehmen. Andere verarbeiten bestimmte Verbindun- gen zu Produkten bestimmter Art. Wieder andere haben die Aufgabe, Stoffwechselendprodukte an bestimmten Stellen zur Ausscheidung zu bringen. Das einzellige Lebewesen steht beständig zahl- reichen, von Ort zu Ort und von Zeit zu Zeit wechseln- den Stoffen der Außenwelt gegenüber. Manche davon kommen für es als Nahrungsstoffe in Betracht. Andere dagegen sind für die betreffende Zelle vollständig un- verwertbar, ja manche würden schwere Störungen her- vorrufen, wenn sie in das Innere der Zelle eindringen könnten. Die einzelne Zelle ist diesen Stoffen nicht schutz- los preisgegeben. Sie verfügt über verschiedenartige Einrichtungen, um sie von sich abzuwehren. Einmal besitzt sie eine Zellwand, die nicht für jeden Stoff durchlässig ist. Dann vermag sie durch Prozesse man- nigfacher Art, Produkte, die in irgendeiner Weise schä- digend auf Zellprozesse einwirken könnten, so zu ver- ändern, daß die wirksame Gruppe ausgeschaltet wird. Oft genügt schon ein einfacher hydrolytischer Abbau, um einem komplizierter gebauten Stoffe seine Eigen- art zu nehmen. Das zellfremde Produkt wird in indifferente, für die Zelle unschädliche Spaltstücke zerlegt. Oft werden energischere Mittel angewandt. Es wird oxydiert oder reduziert, je nach den vor- liegenden Verhältnissen. Manche Stoffe werden gewiß auch schon bei diesen einfach gebauten Lebewesen durch Kuppelung an andere Verbindungen unschädlich gemacht, genau so, wie der komplizierter gebaute tie- rische Organismus in seinem Zellstoffwechsel Verbin- dungen verschiedener Art bereitet, um in geeigneten Fällen für ihn unerwünschte Stoffe zu binden und sie dann in dieser Form aus dem Körper auszuscheiden. Oft ist eine Substanz zur Kuppelung ungeeignet. Sie muß erst durch weitere Prozesse so umgebaut werden, daß Gruppen entstehen, die der Bindung zugänglich sind. Wir sehen, wie die Körperzellen oxydieren, re- duzieren, spalten usw., bis ein zur Bindung geeignetes Produkt entstanden ist. Es liegt kein Grund vor, dar- an zu zweifeln, daß auch das einzellige Lebewesen über derartige Schutzmittel verfügt, nur sind sie nicht so leicht nachweisbar, weil es schwerer hält, einer ein- zelnen Zelle bestimmte Stoffe einzuverleiben, ohne sie zu schädigen, als einem komplizierter gebauten Orga- nismus. Als Hauptschutz bleibt der einzelnen Zelle immer die Zell wand mit ihrem ganz spezifischen Aufbau und ihren speziellen physikalischen Eigenschaften. Ferner spielen ohne Zweifel Fermente eine große Rolle. Sie gestatten der Zelle eine Auswahl unter den auf sie be- ständig eindringenden Stoffen. Die Fermente sind zum größten Teil in ganz spezifischer Weise auf bestimmte Substrate eingestellt (6)1). Nur diejenigen komplizierter gebauten Stoffe sind für die Zelle im allgemeinen ver- 1) Die Nummern beziehen sich auf das am Schlüsse mitgeteilte Literaturverzeichnis. T* vvertbar, die von ihr in einfachere Bruchstücke zer- legbar sind. Es deuten alle Erfahrungen darauf hin, daß die Zellen in der Hauptsache ihren Energiebedarf nur mit den einfachsten Bausteinen der Nahrungs- und Körperstoffe decken und vielleicht nie kompliziert ge- baute Stoffe, wie Fette, Polysaccharide und Proteine direkt zu den Stoffwechselendprodukten verbrennen. Ja selbst die einfachsten Bausteine werden nicht ohne weiteres zu den letzten Verbrennungsprodukten abge- baut. Die Zelle arbeitet stufenweise. Sie spaltet zu- nächst ein großes Molekül in kleinere Stücke und legt dabei einen Bruchteil des gesamten Energieinhaltes des Ausgangsmaterials nach dem anderen frei, bis schließlich — bei den Kohlehydraten und Fetten wenigstens — die gesamte in ihm enthaltene Energie frei geworden ist. Die Zelle reguliert ihren Stoffwechsel bis in die äußersten Feinheiten selbst. In der ge- eigneten Zubereitung des zur Verbrennung dienenden Materials und der stufenweisen Er- schließung des Energieinhaltes Hegt eine wesentliche Bedeutung derjenigen Stoffe der Zelle, die wir zur Zeit unter dem Namen Fermente zusammenfassen. Die Fermente dienen der Zelle noch in anderer Richtung. Sie helfen ihr ihren Bau zurechtzimmern. Nicht jedes aufgenommene Baumaterial paßt in den Bau der Zelle. Bald muß der Abbau weitergeführt werden, bald werden Bruchstücke in geeigneter Weise zusammengefügt, bis der brauchbare Baustein ge- schaffen ist, und dann beginnt die Verkettung all der mannigfaltigen Zellbausteine, bis das komplizierte, cha- rakteristische Gefüge der Zelle gebildet ist. Wenn wir die Fermente zur Zeit ihrer Natur nach auch noch nicht kennen, so ist uns doch ihre spezifische Wirkung und ihre große Bedeutung für den Zellstoffwechsel und für den Zellbau selbst bekannt. Ohne Energie kann keine Zelle aktive Prozesse vollziehen. Der Energie- stoffwechsel gibt uns ein genaues Gesamtbild der Lei- stungen der Zelle. Wie die Zelle sich die nötige Energie verschafft, wie sie diese verwertet usw., darüber orien- tiert uns nur ein sorgfältiges und möglichst lückenloses Studium der feineren Stoffwechselvorgänge in der Zelle. Bei diesen spielen die sog. Fermente die ausschlag- gebende Rolle. Mit ihrer Hilfe ist es gelungen, Vor- gänge, die ausschließlich an die Zelle gebunden zu sein schienen, außerhalb der Zelle zu verfolgen. Je weiter diese Versuche ausgebaut werden, um so mehr ergeben sich Beobachtungen, die zeigen, daß wir uns die Vor- gänge im Zelleibe zum großen Teil in viel zu schema- tischer Weise vorgestellt haben. So hat sich z. B. die so einfach zu formulierende Vergärung des Trauben- zuckers zu Alkohol und Kohlensäure — C6H1206 = 2 C2H5OH -f- 2C02 — als ein sehr komplizierter Prozeß herausgestellt. Eine ganze Reihe von Reak- tionen sind nötig, bis aus Zucker Alkohol und Kohlen- säure wird. Es sind viel mehr Zwischenreaktionen vorhanden, als man je geahnt hat. Es wird eine wichtige Aufgabe der zukünftigen Forschung sein, zu — 6 — prüfen, welche Bedeutung die alkoholische Gärung mit all ihren Zwischenstufen für die Hefezelle im Einzelnen hat. Jede derartige Beobachtung wird unseren Einblick in das Getriebe der Stoffwechselvorgänge der Zellen vertiefen und neue Ausblicke auf manche analoge Pro- zesse eröffnen. Die einzelligen Lebewesen und manche der noch einfachen, jedoch aus mehreren Zellgruppen bestehen- den Organismen sind zum Teil wenigstens mit Agentien, „ Fermenten", ausgerüstet, die nicht in so feiner Weise auf bestimmte Substrate eingestellt sind, wie die Fermente der höher organisierten Pflanzen und Tiere. Während die Fermente der letzteren, soweit un- sere Kenntnisse reichen, vornehmlich Substrate spalten, die aus Bausteinen bestehen, die in den in der Natur immer wiederkehrenden Zellbestandteilen enthalten sind, sind Fälle beobachtet, bei denen niedere Organis- men (im morphologischen Sinne niedrig) auch Bin- dungen zwischen Substanzen lösten, die im Laborato- rium aus Bausteinen aufgebaut worden waren, die sich in der Natur nicht finden. Durch diese größere Un- abhängigkeit vom Substrate sichern sich diese Lebe- wesen bessere Lebensbedingungen. Sie können da leben, wo manche Zelle, die sich den Energieinhalt des dargebotenen Materiales nicht erschließen und ferner auch aus diesem Substrat keine Bausteine für ihren Zelleib bilden kann, verhungert. So stirbt die Zelle, trotzdem mehr als genug Brennmaterial zur Stelle ist. Es kann nicht verbraucht werden, weil ihm die richtige Form — Struktur und Konfiguration — fehlt. Es paßt nicht in die Organisation der Zelle hinein. Sauerstoff steht in genügender Menge zur Ver- fügung. Er findet jedoch keinen Angriffspunkt. Es fehlt die erforderliche Zubereitung. Manchem Produkte ist die Aufnahme in die Zelle schon deshalb versagt, weil es seiner ganzen physikali- schen Beschaffenheit nach viel zu grob ist, um die Zell- wand zu passieren. Es trifft dies für viele kolloidale Körper zu. Ihrem Übergange in das Zellinnere muß eine Zerlegung in einfachere Komplexe vorausgehen. In diesen Fällen wird für die Möglichkeit einer Über- nahme in das Zellinnere die Anwesenheit von Fermenten entscheidend sein, die imstande sind, das komplizierte Molekül zu spalten. Oft werden jedoch vielleicht auch Bedingungen genügen, die einen groben Komplex in eine feinere Verteilung überführen, ohne daß zunächst ein Abbau von Molekülen einsetzt. Die weitere Spaltung erfolgt dann auf dem Wege der Resorption oder auch erst im Zellinneren an geeigneter Stelle. Schon das einzellige Lebewesen tritt mit keinen Stoffen, die nicht vorher vollständig umgebaut sind, in seinem Inneren in engere Beziehungen. Dieser Um- bau vollzieht sich im allgemeinen in der Weise, daß das Substrat in einfachere, indifferente Bestandteile zerlegt wird, und dann baut die Zelle wiederum von Grund aus auf1). In vielen Fällen wird dieser Wieder- 1) Vgl. hierzu: Emil Abderhalden, Synthese der Zellbau- steine in Pflanze und Tier. Julius Springer. Berlin 19 12. — 8 — aufbau überflüssig sein. Es ist dies dann der Fall, wenn die Zelle nur den Energieinhalt der aufgenomme- nen Substanz für sich zu verwerten wünscht. Sobald aber Stoffe Bausteine der Zelle werden sollen, dann müssen sie dem ganzen Bauplan bis in die äußersten Feinheiten angepaßt werden. Das Gleiche ist der Fall, wenn es sich um die Bildung eines Sekretstoffes mit cha- rakteristischem Bau und spezifischer Wirkung handelt. Wir kennen einzellige Lebewesen, die beim Aufbau ihrer Körpersubstanz von sehr einfachen Bausteinen ausgehen. So sind uns Organismen bekannt, die aus Karbonaten, Nitrat, Wasser und Salzen ihren Zell- leib bilden. Anderen genügt als Stickstoff quelle jede Substanz, aus der sie Ammoniak gewinnen können. Wieder andere benutzen sogar den freien Stickstoff der Luft. Es gibt jedoch schon bei den einzelligen Organis- men Arten, die sehr anspruchsvoll sind und z. B. nur gedeihen, wenn sie bestimmte Peptone zur Verfügung haben. Andere verlangen sogar bestimmte Proteine als Ausgangsmaterial. Ein eingehendes Studium der für jeden einzelnen Organismus notwendigen Stickstoff- quelle unter Berücksichtigung der übrigen Nahrungs- stoffe und Bedingungen wird ohne Zweifel zu exakten Methoden führen, um die einzelnen Zellen im Labora- torium zu kultivieren. Ferner werden wir auf diesem Wege, indem wir bestimmten Mikroorganismen Peptone als Nahrung vorsetzen, über deren Aufbau wir genau orientiert sind, einen tiefen Einblick in die Stoff- wechselprozesse der einzelnen Lebewesen gewinnen. — 9 — Schon die Art des Abbaus der Substrate und der sich bildenden Zwischenstufen wird manchen wichtigen Hin- weis auf spezifische Zellfunktionen geben und uns in vielen Fällen gestatten, bestimmte Organismen zu erkennen. Wir werden ferner erfahren, weshalb be- stimmte Keime auf einem bestimmten Nährboden wachsen, während sie auf einem anders gearteten Sub- strate entweder im Wachstum stehen bleiben oder aber vollständig zugrunde gehen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in der Organis- menwelt bestimmte Arten den Boden für andere vor- bereiten, und so ein Organismus für den andern als Pionier wirkt. Es ist eine reizvolle Aufgabe, diesem Zu- sammenwirken verschiedener Lebewesen in all seinen Einzelheiten nachzugehen. Wir haben in der Zu- sammenarbeit verschiedener Einzelzellen in gewissem Sinne eine Vorstufe der Wechselbeziehungen der Organe der höher organisierten Lebewesen vor uns. Hier sind die Zellen noch frei, dort sind sie zu Geweben ver- bunden. Von diesem Gesichtspunkte aus können wir die Symbiose der mannigfachsten Zellarten als den ersten Versuch der Bildung eines Zellstaates auf- fassen. Die einzelnen Zellen sind noch selbständiger und ihre Aufgaben noch vielseitiger. Kein festes Band fügt die Organismen zu einem ,, Organe" zusammen und doch sind sie auf gegenseitige Unterstützung angewiesen. Die Einzelwesen beginnen, sich zu Ver- bänden zu organisieren. Gehen wir einen Schritt weiter, so kommen wir zu Zellkomplexen mit be- 10 stimmten Aufgaben, die wir als Organe ansprechen. Aber auch die höchst entwickelten Organismen der Tier- und Pflanzenwelt knüpfen noch Beziehungen zu Zellen an, die außerhalb des eigenen Verbandes sich befinden. Die Pflanze erschließt sich mit Hilfe von Mikroorganismen ihr sonst unzugängliche Stickstoff- quellen und dem Tier vermitteln Bakterien das wich- tige Kohlehydrat Zellulose. Sie bauen diese in seinem Darmkanal zu Produkten ab, die von den Fermenten seiner Drüsen weiter zerlegt werden können. Bei denjenigen Organismen, bei denen sich eine Ar- beitsteilung der Zellen herausgebildet hat, und vor allem bestimmte Zellen sich zu einem Darmrohr zu- sammengeschlossen haben, stehen nur diese letzteren mit der Außenwelt in Beziehung. Nur sie erfahren in gewissem Sinne, welche Nahrung aufgenommen wird. Direkte Beziehung unterhalten allerdings auch sie zu den aufgenommenen Stoffen nicht, weil diese schon vor der Aufnahme in die Zellen der Darmwand durch die in den Verdauungskanal hineingesandten Fermente in einfachere, indifferente Bruchstücke zerlegt werden. Alle Nahrungsstoffe werden stufenweise abgebaut, bis schließlich Spaltprodukte übrigbleiben, die keinen be- sonderen Charakter mehr aufweisen. Die Nahrung stellt im allgemeinen Zellmaterial dar. Es handelt sich um kompliziert gebaute pflanz- liche und tierische Gewebe. Jede einzelne Zelle hat einen ganz spezifischen Bau. Dieser "beruht wiederum auf ganz eigenartig zusammengesetzten einzelnen Bau- — II — steinen. Wir dürfen uns diesen komplizierten Bau nicht nur vom rein chemischen Standpunkt aus vor- stellen, wir müssen vielmehr auch den physikalischen Zustand berücksichtigen. Die Gesamtsumme der durch den eigenartigen Bau gegebenen Eigenschaften der Zelle bedingt deren ganz spezielle Funktionen. Der einzelne Organismus, der ein derartig spezifisch auf- gebautes Gewebe mit ganz besonderen Aufgaben auf- nimmt, kann zunächst mit den übernommenen Stoffen nichts anfangen. Es muß vorerst der spezielle Cha- rakter vollständig zerstört werden. Baustein muß von Baustein gelöst werden, bis schließlich nur noch ein Haufe von Trümmern übrig bleibt, aus dem dann die Körperzellen ihr eigenes Material aufbauen können, oder aber es werden die einzelnen Bausteine direkt als Energiequelle benutzt. Auch hierfür ist, wie bereits oben erwähnt, ein vorbereitender Abbau, eine An- passung an die Zelle notwendig. Einfachere Verhältnisse finden wir beim Säugetier während der Säuglingsperiode. In dieser nimmt das Tier unter normalen Verhältnissen die Milch seiner Art auf. Diese ist in mannigfacher Beziehung dem wachsenden Organismus angepaßt (2, 3). Vor allen Dingen erhält der Säugling fortwährend dasselbe Ge- misch von Salzen und dieselben organischen Nahrungs- stoffe: Eiweiß, Kohlehydrate, Fette. In späteren Zei- ten, wenn gemischte Nahrung aufgenommen wird, wer- den die Verhältnisse viel komplizierter, indem bald von diesem, bald von jenem Baustein größere Mengen auf- — 12 — treten, und die Zellen des Darmes beständig neuen Aufgaben gegenüberstehen. Sie müssen sich diesen neuen Verhältnissen erst allmählich anpassen. Die Zellen der Milchdrüse übernehmen für den Säugling die richtige Auswahl der Nahrung. Sie ar- beiten dem sich entwickelnden Organismus vor und vereinfachen vor allem den Darmzellen ihre Arbeit. Diese selbst bereiten zum Teil, unterstützt von der Leber, die aufgenommene Nahrung für die übrigen Körperzellen vor. Auch die Milchbestandteile müssen, ehe sie im Organismus Verwendung finden können, im Darmkanal vollständig abgebaut werden, genau ebenso, wie später bei der Aufnahme gemischter Nah- rung ein weitgehender Abbau mittels der Fermente des Verdauungstraktus der Resorption vorausgeht. Der Unterschied gegenüber der letzteren Art der Ernährung besteht somit nur darin, daß bei der Milchnahrung beständig dieselben Abbaustufen und dieselben Spalt- produkte entstehen. Es wiederholt sich gewissermaßen Tag für Tag für die Zellen des Darmes und des Organismus dieselbe Aufgabe. Wir können von diesen Gesichtspunkten aus drei wichtige Phasen in der Ernährung des Säugetieres unterscheiden. Bis zur Geburt, der ersten Phase, hat der Foetus nur körpereigen gemachtes Material von der Mutter empfangen. Er macht es blut- und zell- eigen. Nie wurde sein Organismus von gänzlich fremd- artigen Stoffen überrascht, und so vollzieht sich denn sein Zellstoffwechsel in bestimmten, ausgeglichenen — 13 — Bahnen. Nun erfolgt die Geburt und damit die erste Änderung in der Art der Ernährung. Das Individuum ist selbständig geworden. Die Atmung setzt ein. Mit einem Mal übernehmen die Lungenzellen den Gasaustausch. Die Zellen der Darmwand und der Anhangsdrüsen stehen auch mit einem Schlage vor neuen Aufgaben. Sie sollen mit Hilfe von Fermenten die aufgenommene Nahrung für die Körperzellen vorbereiten. Die Mutter erleichtert diese Aufgabe durch die Abgabe der dem kindlichen Organismus angepaßten Milch. Vor allem wird den Darm- zellen ihre Arbeit vereinfacht. Weder stehen sie plötz- lich einem stets wechselnden Gemisch von Ionen aller Art gegenüber, noch werden sie von allen möglichen Abbaustufen aus organischen Nahrungsstoffen über- sclrwemmt. So gewöhnt sich das noch ,, unerfahrene" Lebewesen allmählich an seine neuen Aufgaben und ist schließlich gewappnet, wenn ihm durch Zufuhr anderer Nahrung als der Milch, ganz neue und viel schwerere, weil beständig wechselnde Aufgaben gestellt werden. Mit dem Verlassen der Milch als einziger Nahrung vollzieht sich die zweite große Änderung in der Er- nährung des wachsenden Individuums. Die dritte Phase seiner Entwicklung hat begonnen1). Die Zellen müssen rasch arbeiten, soll nichts Fremd- *) Von diesen Gesichtspunkten aus ist es leicht verständlich, weshalb bei Mangel der artgleichen Milch und vor allem bei be- ständigen Änderungen in der Zusammensetzung der Säuglings- nahrung Störungen aller Art auftreten. Der Säugling ist für die Aufnahme einer heterogenen Nahrung noch nicht vorbereitet. — 14 — artiges in den allgemeinen Kreislauf gelangen. Um die Lösung dieser großen und für den Organismus so wichtigen Aufgabe zu siehern, ist zwischen Darm und die übrigen Organe die Leber eingeschaltet. In diesem wichtigen Organe zieht das mit resorbierten und zum Teil von den Zellen der Darmwand bereits umgebauten Stoffen beladene Blut an den einzelnen Zellen vorbei. Es wird noch einmal alles Aufgenommene sorgfältig gesichtet und schließlich Blut in den allgemeinen Kreis- lauf entlassen, das nichts Körper- und Blutfremdes mehr mit sich führt. Die Erkenntnis, daß die Verdauung den Zweck hat, zu verhindern, daß Produkte in den Organismus übergehen, die weder dem Blute noch den Körperzellen angepaßt sind, ist von großer Bedeutung für die Auffassung des gesamten Stoffwechsels im tierischen Or- ganismus. Wir können in gewisser Beziehung den tierischen Organismus als ein in sich abgeschlossenes Ganzes betrachten. Alle Körperzellen haben einen ge- meinsamen Grundplan, der von Generation zu Gene- ration durch die Geschlechtszellen weiter vererbt wird. Die Zellen, die sich zu besonderen Organen zusammen- schließen, haben außerdem noch einen organspezi- fischen Aufbau. Wir müssen eine solche Annahme machen, denn sonst bleibt es unverständlich, wes- halb z. B. die Leberzellen ausschließlich Galle liefern, und die Zellen des Markes der Nebenniere Adrenalin, usw. Die Körperzellen haben alle bestimmte Funktio- nen zu erfüllen, die dem gesamten Organismus zugute kommen. Es steht fest, daß die verschiedenen Organe Stoffe an das Blut abgeben, die an irgend einer Stelle im Organismus ganz bestimmte Prozesse auslösen. Da- mit diese Stoffe wirken können, müssen sie einen ganz spezifischen Bau haben. Ebenso müssen die Zellen, in denen sie ihre Wirkung entfalten sollen, durch eine besondere Struktur ausgezeichnet sein, denn sonst wäre es schwer zu verstehen, weshalb ein bestimmter Sekret- stoff nur auf ganz bestimmte Zellen einwirkt und un- zählige andere vollständig unberührt läßt. Eine bedeutsame Stütze hat ferner die Annahme spezifisch gebauter Zellen durch die zahlreichen Trans- plantationsversuche erhalten. Der Chirurg sucht heutzutage möglichst viel zu erhalten. Es hat sich ge- zeigt, daß nur diejenigen Gewebe einheilen, die von der- selben Art stammen. Noch bessere Bedingungen geben Organteile des gleichen Individuums. Die Heteroplastik, d. h. der Versuch, artfremdes Gewebe zum Anwachsen zu bringen, hatte nie Erfolg. Der Körper verlangt körpereigene Zellen. Sind sie diesen nahe verwandt, wie das bei Geweben der gleichen Art der Fall ist — auch das Individuum hat seinen eigenen Typus! — , dann wird wahrscheinlich im Laufe der Zeit das ein- geheilte Gewebe durch Umbau den übrigen Zellen des gleichen Organes und damit des gesamten Organismus angepaßt. Endlich gibt uns die Pathologie eine Fülle von Beispielen, die unsere Ansicht stützen, wonach jede Zell- — 16 — art innerhalb eines bestimmten Organismus einen eigen- artigen Bau hat. Wir wissen, daß gewisse Gifte nur ganz bestimmte Zellarten beeinflussen und schädigen. Es sei auf die bekannten Systemerkrankungen im Zen- tralnervensystem hingewiesen. Die sog. metasyphi- litischen Erscheinungen äußern sich z. B. nur an ganz bestimmten Stellen des Rückenmarkes und Gehirns. Die Vorstellung, daß jede Zellart einen besonderen Bau und in mancher Beziehung einen besonderen Stoff- wechsel hat, eröffnet endlich der Therapie weite Gesichtspunkte. So gut der Organismus Produkte bildet, die auf ganz bestimmte Zellen und nur auf diese einwirken, so gut muß es möglich sein, Stoffe zu entdecken, die ausschließlich diejenigen Zellen be- einflussen, deren Stoffwechsel man in bestimmter Weise ändern möchte, oder deren vollständige Ver- nichtung man wünscht. Letzteres wird z. B. bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten und von Geschwulstzellen — speziell Krebs — angestrebt. Die Zukunft gehört der zellspezifischen Therapie. Sie wird die Struktur und Konfiguration der angewandten Mittel in den Vordergrund rücken, oder aber ganz allgemein versuchen, die Bedingungen chemischer und physikali- scher Art in bestimmten Zellen so zu beeinflussen, daß ein Weiterleben für ganz bestimmte Zellarten unmög- lich wird. Ein regelmäßiger, ungestörter Ablauf der mannig- faltigen Zellprozesse setzt voraus, daß in gewissen Grenzen konstante Verhältnisse garantiert sind. Wenn — i7 - wir im Laboratorium bestimmte Reaktionen ausführen und z. B. die Einwirkung zweier Stoffe auf einander studieren wollen, dann wählen wir möglichst günstige Bedingungen und vermeiden vor allen Dingen, daß außer den Stoffen, die zur Wirkung gelangen sollen, noch andere vorhanden sind. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Spuren von Verunreinigungen eine Reaktion sehr stark beeinflussen können. Sie kann entweder vollständig ausbleiben, oder aber beschleunigt, oder endlich in ganz andere Richtung gedrängt werden. Wir begegnen schon großen Schwierigkeiten, wenn wir in derselben Reaktions- flüssigkeit mehrere Reaktionen nebeneinander verfolgen wollen. Es können entstehende Zwischenprodukte sich gegenseitig beeinflussen, so daß schließlich End- produkte in Erscheinung treten, über deren Herkunft wir uns nur sehr schwer orientieren können. Wenn nun im tierischen Organismus die einzelnen Prozesse nicht genau reguliert wären, und z. B. an das Blut nicht nur Stoffe abgegeben würden, die dem Blute zugehören, d. h. in ganz bestimmter und immer wiederkehrender Weise umgebaut sind, so wäre es schwer zu verstehen, weshalb die einzelnen Sekretstoffe stets ihr Ziel in ganz bestimmter Weise erreichen, und an Ort und Stelle ganz bestimmte Stoffwechselprozesse hemmen, fördern oder erst in die Wege leiten. Es unterliegt keinem Zweifel, daß derartige Vorstellungen über den Ablauf des Zellstoff- wechsels und über die Wechselbeziehungen der einzelnen Organzellen nur unter der Voraussetzung, daß der Zell- stoffwechsel im gesamten Organismus in feinster Weise Abderhalden, Schutzfermente. ■? — i8 — nicht nur quantitativ, sondern vor allen Dingen auch qualitativ reguliert ist, denbkar sind. Wir müssen uns vorstellen, daß bei der Zellarbeit immer wieder dieselben Abbaustufen auftreten, und daß die Zellen die einzelnen Stoffwechselzwischenprodukte erst in einem ganz be- stimmten Stadium des Abbaus in die Blutbahn ent- lassen. Die einzelne Zelle ist in dieser Beziehung in derselben Weise für das Konstanthalten der Zusam- mensetzung des Blutes verantwortlich, wie die Zellen des Darmkanales mit ihren Fermenten. Von allen Sei- ten aus wird dafür Sorge getragen, daß im Blute nur Stoffe erscheinen, die diesem zukommen. Wir können von diesen Gesichtspunkten aus einmal körperfremde Stoffe unterscheiden, d. h. solche Ver- bindungen, die in ihrer Struktur und Konfiguration mit den Bestandteilen des Organismus keine Überein- stimmung zeigen. Dahin gehören alle jene Stoffe, die wir von außen als Nahrungsstoffe aufnehmen, es sei denn, daß Stoffe zur Aufnahme gelangen, die bereits zu den einfachsten Bausteinen gehören, wie z. B. der Traubenzucker. Als körpereigen können wir jene Stoffe bezeichnen, die vollständig umgeprägt sind und in ihrer Struktur dem Grundplane der speziellen Art und des speziellen Individuums ganz entsprechen. Neben diesem generellen Begriff, der nur besagt, daß ein Stoff dem Körper ganz allgemein nicht vollständig fremd ist, kommt nun ohne Zweifel noch die feinere Unterscheidung je nach der Zugehörigkeit der be- treffenden Verbindung. Wir haben bereits im Jahre — i9 — 1906 vorgeschlagen1), zwischen Stoffen zu unterscheiden, die zwar dem Blute angepaßt, jedoch den verschieden- artigen Körperzellen fremd sind, und solchen Stoffen, die irgend eine charakteristische Bauart der Zellen eines bestimmten Organes zeigen. Wenn unsere Vorstellung über den Bau der einzelnen Organzellen und der Ab- hängigkeit der Funktion von dessen Eigenart richtig ist, dann folgt, daß, wie schon betont, jede Zellart über Bausteine besonderer Art verfügt. Wir können von organeigenen und noch spezieller von zelleigenen Stoffen sprechen und ebenso von bluteigenen. Die spezifisch aufgebauten Stoffe des Blutes wären dann als zell- fremd zu betrachten und umgekehrt die zelleigenen Substanzen als blutfremd. Die zelleigenen Produkte wären unter sich nur insofern nicht fremdartig, als sie Zellen mit gleichen Teilfunktionen entsprechen, da- gegen müssen von diesen Gesichtspunkten aus, z. B. die spezifisch gebauten Bausteine der Schilddrüsen- zellen für die Nebennierenzellen fremd sein und um- gekehrt. Die Vorstellung einer ganz spezifischen Aus- gestaltung jeder Organzelle — sowohl in chemischer als in physikalischer Richtung — gründet sich nicht nur auf den Umstand, daß ohne eine solche Annahme die speziellen Aufgaben und Funktionen der einzelnen Körperzellen schwer verständlich wären, sondern vor allem auch auf die schon oben erwähnte Tatsache, daß bestimmte von gewissen Organzellen ausgesandte 2) Lehrbuch der physiologischen Chemie. 1. Auflage. S. 292. Urban & Schwarzenberg. Berlin -Wien 1906. — 20 — Sekretstoffe immer nur auf die Zellen eines bestimmten Systems einwirken. Das schließt in sich, daß die be- treffenden Zellen einen Bau haben müssen, der sie scharf von allen übrigen Zellarten unterscheidet. Eine besondere Stellung nehmen, wenigstens quali- tativ, all jene Substanzen ein, die, wie die Bausteine der verschiedenen organischen Nahrungs- und Geweb- stoffe, und die anorganischen Bestandteile, die Salze, das Wasser usw. keine spezifische Struktur aufweisen und als Stoffwechselzwischen- und -endprodukte den verschiedenartigsten Zellen und auch dem Blute und der Lymphe gemeinsam sind. Hier kann im all- gemeinen nur die Quantität Störungen hervorrufen. Rasche Ausscheidung oder synthetische oder endlich analytische Prozesse können hier regulierend ein- greifen und wieder normale Verhältnisse schaffen. Alle Stoffe jedoch, die eine spezifische Struktur haben, gehören entweder dem Blute an oder ganz bestimmten Zellen. Von diesen Gesichtspunkten aus betrachtet, müssen wir Stoffe, die ohne genügenden Abbau die Zelle verlassen und in die Blutbahn gelangen, als blut fremd ansprechen, und umgekehrt müßte eine Störung des Stoffwechsels bestimmter Zellen eintreten, wenn z. B. ungenügend zerlegte Zellbestandteile der Muskeln in Nierenzellen hineingelangen könnten. Die Bausteine der Muskelzellen sind für die Nierenzellen zellfremd. Sie könnten erst nach einem gründlichen Umbau für diese z eil eigen werden. Daß im tierischen Organismus eine Bildung bestimm- — 21 — ten Zellmateriales aus den Bestandteilen ganz anderer Zellen möglich ist, lehren Versuche an Hungertieren, und vor allen Dingen die bekannten Beobachtungen des Baseler Physiologen Friedrich Miescher an Lachsen. Dieser Forscher konnte zeigen, daß die Geschlechts- drüsen der genannten Fische im Süßwasser auf Kosten der Muskulatur sich mächtig entwickeln. Es konnte mikroskopisch nachgewiesen werden, wie die Bestand- teile der Muskelfasern allmählich zerlegt werden, bis sie in die Blut bahn übergehen. Miescher spricht direkt von einer Liquidation der Bausteine der Muskelzellen. Gleichzeitig beobachtet man, ohne daß das Tier irgend- welche Nahrung aufnimmt, wie die Geschlechtsdrüsen allmählich anfangen zu wachsen. Wir treffen jedoch in den Zellen der Geschlechtsdrüsen keine unveränderten Bestandteile an, die vorher den Muskelzellen eigen waren. Vielmehr begegnen wir ganz neuartigen Stoffen, vor allen Dingen Eiweißstoffen, wie sie in den Muskelzellen niemals vorkommen. Wir sehen zunächst, daß an Stelle der Muskel-Eiweißkörper Histone auftreten. Es sind dies Eiweißkörper, die basischer Natur sind. Sie ent- halten große Mengen von sog. Diaminosäuren. Bald finden wir an Stelle der Histone, je mehr sich die Geschlechts- organe, speziell die Hoden, der Geschlechtsreife nähern, Protamine. Diese bestehen fast ausschließlich aus Di- aminosäuren. Wir sehen an diesem Beispiel, wie cha- rakteristisch gebaute Zellen ihr Material tief abgebaut an die Blutbahn abgeben. Es werden zunächst blut- eigene Stoffe gebildet, und diese den Zellen der Ge- — 22 — schlechtsdrüsen zugeführt. Diese übernehmen diese in- differenten Stoffe, und bauen aus ihnen nun die für sie spezifischen Produkte auf. Ohne Zweifel spielen derartige Prozesse auch im normalen Stoffwechsel eine Rolle. Bald wird da und dort eine Zellgruppe sich in dieser Weise aushelfen. Es ist dies besonders dann der Fall, wenn die Nahrüngszufuhr längere Zeit stockt. Eine Neubildung von Stoff en aller Art aus bluteigenen und lympheigenen Produkten demonstriert uns jedes wachsende Haar und jeder Nagel! Jedes neue Blut- körperchen verkündet uns tiefgreifende Umwandlungen und jedes Sekret, sei es nun ein solches, das unserem Auge unmittelbar sichtbar ist, wie z. B. der Speichel, die Milch, oder durch geeignete Operationen, wie Fistel- bildung, sichtbar gemacht werden kann, sei es ein sog. inneres Sekret, das das Blut oder die Lymphe als Bahn wählt, gibt Kunde von gewaltigem Ab-, Auf- und Um- bau. Eilen gar Tausende und Abertausende von Leu- kozyten einer Invasion von Mikroorganismen entgegen, um sie abzugrenzen, aufzuhalten und zu bekämpfen, dann enthüllt sich uns in besonders überzeugender Weise ein Bild der synthetischen Fähigkeiten des tierischen Organismus. Auch der erwachsene Organismus vermag in jedem Zeitpunkt ungezählte Zellen von Grund aus auszurüsten und ihren speziellen Funktionen anzupassen. Würden die von außen zugeführten Nahrungsstoffe mit ihrer ganz fremdartigen Struktur direkt der Blut- bahn zugeführt, und von dieser aus an die Zellen ab- gegeben, dann wäre der Organismus beständigen Über- — 23 — raschungen ausgesetzt. Eine Kontrolle des Stoffwechsels wäre gar nicht mehr möglich. Bald würde dieser Stoff kreisen, bald jener, bald die Reaktion des Blutes in dieser, bald in jener Weise beeinflußt werden. Die Zellen wären darauf angewiesen, all diese fremdartigen Stoffe abzubauen. Sie müßten mit allen möglichen Einrichtungen versehen sein, um beständig den Kampf gegen diese Stoffe aufzunehmen. Jede einzelne Zelle im Organismus wäre in gewissem Sinne den einzelligen Organismen gleichgestellt. Wie diese beständig von fremdartigem Material umspült sind, und eine Auslese treffen müssen, so müßten dann die einzelnen Körper- zellen ebenfalls von Fall zu Fall die für sie brauchbaren Stoffe aussuchen. Es wäre nicht nur die Arbeit der einzelnen Zelle außerordentlich erschwert, sondern ohne Zweifel die gegenseitige Beeinflussung von verschiede- nen Zellarten durch bestimmte Sekretstoffe stark be- hindert. Bald würde da und dort ein in seinem ganzen Aufbau spezifisch ausgerüsteter Stoff durch fremd- artige im Blute kreisende Stoffe abgefangen und fest- gelegt, verändert und vielleicht auch vernichtet. Es würde sehr bald die äußerst feine Regulation des Ge- samtstoffwechsels erheblich gestört werden. Schädi- gungen aller Art könnten nicht ausbleiben. Vor allem könnten die von Fall zu Fall wechselnden Zwischen- produkte Störungen hervorrufen. Die Zelle arbeitet, wie schon erwähnt, stets stufenweise. Sie kann ein kompli- ziert gebautes Molekül nicht mit einem Schlage ver- nichten, und etwa direkt durch Verbrennung in die End- — 24 — produkte überführen. Die Zelle baut Schritt für Schritt ab und bewahrt sich so das Gleichgewicht des Energie- stoffwechsels. Die rasche Verbrennung von Eiweiß, Fetten und Polysacchariden würde an Ort und Stelle ganz plötzlich eine große Menge von Energie liefern. Sie würde als Wärme in Erscheinung treten und unter Umtänden das Leben der Zelle vernichten. Ist somit die allmähliche Erschließung des Energieinhaltes der Nahrung für die Aufrecht erh alt ung all der fein abge- stuften Stoffwechselprozesse und Funktionen der ein- zelnen Zelle von allergrößter Bedeutung, so kann anderer- seits, falls fremdartiges, dem Körper nicht angepaßtes Material zum Abbau kommt, manches Zwischenglied ent- stehen, das schwere Störungen im Gefolge hat. Bald würde da, bald dort eine Zelle empfindlich geschädigt. Der Abbau könnte vielleicht auch gar nicht zu Ende geführt werden, weil die Zelle nun versagt, oder, weil ihr über- haupt das Agens fehlt, um die vorhandenen Bindungen zu sprengen. So wäre eine Fülle von Möglichkeiten ge- geben, die alle mit der feinen Regulation des Zellstoff- wechsels und damit auch des Gesamtstoffwechsels un- verträglich wären. All diesen Eventualitäten beugt der tierische Or- ganismus vor, indem er nur körpereigen und zunächst bluteigen gemachtes Material in den Kreislauf ent- läßt. Das von diesem Gesichtspunkte aus als homogen zu betrachtende Nährmaterial der Gewebszellen liefert Abbaustufen, mit denen die Zelle längst vertraut ist. Nichts Fremdartiges tritt in Erscheinung. Wie in — 25 — einer Fabrik bei der Herstellung eines Gegenstandes eine Maschine der anderen vorarbeitet und ein Arbeiter dem anderen Material überreicht, das bis zu einer bestimmten Stufe vorbereitet ist, so unterstützen sich auch die Gewebszellen gegenseitig. Die Darmzellen und die Leberzellen vollziehen für den gesamten Or- ganismus beständig eine wichtige Sortierarbeit. Man stelle sich die Verwirrung und Störung vor, die in einer Fabrik entstehen würde, wenn plötzlich den Maschinen ganz verschiedenartiges Material geboten würde. Sie würden alle bald versagen und stillgelegt sein. Der einzelne Arbeiter, der mit seinen Kenntnissen und sei- nem Werkzeug nur auf eine bestimmte Phase im Werde- gang eines kompliziert gebauten Gegenstandes einge- stellt ist, wäre ratlos, wenn ihm plötzlich ganz neue Aufgaben zugemutet würden. Er müßte sich neue Werk- zeuge besorgen und sich von neuem einarbeiten. Wür- den die Aufgaben regellos wechseln, d. h. wäre er von Fall zu Fall in seiner Tätigkeit auf das ihm übergebene Material angewiesen, dann wäre ein erfolgreiches Ar- beiten ganz ausgeschlossen. Genau die gleichen Ver- hältnisse finden wir bei dem Zellenstaate, der unseren Organismus zusammensetzt. Die einzelnen Zellen sind mit Arbeitern und Maschinen vergleichbar, die in einem Riesenbetriebe in Gruppen gemeinsame Ziele verfolgen. Die Darmzellen mit den Zellen der Anhangsdrüsen und speziell den Leberzellen überwachen gewissermaßen die Zufuhr des Rohmaterials. Es wird in der richtigen Weise vorbereitet und dann so umgeprägt, daß es allen — 26 — Zellen ,, mundgerecht'' wird. Nun geht das Material von Hand zu Hand — von Zelle zu Zelle. Man darf bei diesen Überlegungen nicht nur an rein chemische Prozesse denken. Auch die physikali- schen spielen eine überaus wichtige Rolle. Jede Zelle besitzt Stoffe, die einen Einfluß auf den osmotischen Druck besitzen und solche, denen in dieser Beziehung jeder Einfluß fehlt. Auch in dieser Hinsicht ist die Zelle in jedem Momente in feinster Weise eingestellt. Bald baut sie ab und führt kolloide Stoffe in solche über, die den osmotischen Druck der Zelle erhöhen, bald kettet sie gelöste Stoffe zu immer komplizierter gebauten, großen Molekülen zusammen, bis ein Körper entsteht, der mehr und mehr der Lösung entzogen wird und damit seinen Einfluß auf den osmotischen Druck der Zelle verliert. Dieses Wechselspiel ist noch nach ganz anderer Richtung für die Zelle von größter Bedeutung. Wir wissen, daß die einzelnen Ionen ganz spezifische Wirkungen entfalten. Auch hier muß die Zelle über Einrichtungen verfügen, um bald die Wir- kung des einen Ions hervortreten zu lassen und die des anderen einzuschränken resp. ganz aufzuheben. Sie kann das in mannigfachster Weise bewirken. Bald wird ein Ion z. B. an Proteine oder andere Stoffe gebunden und so seines Charakters beraubt, bald wird durch Ab- spaltung oder einfache Dissoziation ein Ion in die Lö- sung übergeführt. Oder aber die Zelle läßt antagoni- stisch wirkende Ionen in fein abgestufter Weise in ihrer Wirkung sich gegenseitig beeinflussen. — 27 — Zahlreiche Erfahrungen haben ergeben, wie bereits erwähnt, daß bestimmte Zellen auf ganz bestimmte Sekretstoffe, die von anderen Organen abgesondert wer- den, angewiesen sind. Entfernen wir bestimmte Organe, z. B. die Schilddrüse, die Nebenschilddrüsen, die Ge- schlechtsdrüsen, die Nebenniere usw., dann erhalten wir ganz bestimmte Ausfallserscheinungen . J a in vielen Fällen ist das Fehlen dieser Organe mit dem Leben ganz un- vereinbar. Dasselbe Phänomen erhalten wir, wenn zwar das Organ an Ort und Stelle bleibt, aber aus irgend- welchen Gründen allmählich seine Funktionen einstellt. Es braucht dabei nicht das Organ als solches zugrunde zu gehen, es genügt, wenn die Bildung eines spezifischen Sekretes vollständig ausbleibt. Es kommt dieser Zu- stand dann dem Fehlen dieses Organes in bestimmter Richtung vollständig gleich. Derartige Beobachtungen, wie sie uns die Pathologie liefert, zusammen mit den Feststellungen, die wir jederzeit erheben können, wenn wir bestimmte Organe exstirpieren und, nachdem die Folgeerscheinungen sich gezeigt haben, wieder trans- plantieren, ergeben ein äußerst mannigfaltiges Bild der Wechselbeziehungen der verschiedenen Organe unter- einander. Jede Zellgruppe — jedes Organ — hat innerhalb des übrigen Zellstaates bestimmte Funktionen zu erfüllen und besitzt in dieser Beziehung eine gewisse Selbständig- keit. Gewiß bestehen innerhalb der Zellen eines Organes ebenfalls wieder Wechselbeziehungen. Manche Beob- achtungen machen es wahrscheinlich, daß morphologisch — 28 — scheinbar einheitlichen Organen nicht ohne weiteres eine funktionelle Einheit entspricht. Die Selbständigkeit eines jeden Organes ist nur eine relative. Wie schon wiederholt erwähnt,' stehen alle Zellen in regem, gegen- seitigem Austausch. Für diese Annahme haben wir Be- weise genug, dagegen fehlt uns bis jetzt ein klarer Ein- blick in die Bedeutung dieser gegenseitigen Abhängig- keit. Vollständig selbständig und ganz auf sich an- gewiesen ist vielleicht nur das einzellige Lebewesen. Es vollzieht alle zum Leben nötigen Prozesse unabhängig von anderen Zellen, wenn nicht, was auch möglich ist, dem gemeinsamen Vorkommen mancher dieser ein- fachen Lebewesen die Bedeutung einer Symbiose zu- kommt. Diese ist, wie schon betont, genau so zu be- werten, wie die Wechselbeziehung der Zellen der höher organisierten Wesen der Pflanzen- und Tierwelt unter einander. Daß auch in den Pflanzen die Zellen in reger Wechselbeziehung stehen, genau so, wie die Zellen des tierischen Organismus, ist nicht zu bezweifeln. Ohne Zweifel sind auch in den aus Zellstaaten auf- gebauten Organismen zahlreiche Zellarten vorhanden, die ohne mit anderen Zellen im Austausch zu stehen, leben können, gerade so, wie das einzelne Individuum sich von seiner Sippe isolieren kann und doch eine gewisse Zeit fortlebt. Wie aber erst durch das wohl- geordnete Zusammenarbeiten vieler die Existenzbedin- gungen für ein Volk und einen Staat geschaffen wer- den, so erhält jede Zellart erst im Zusammenwirken mit all den anderen Zellen im Organismus seine volle — 29 — Bedeutung. Erst dann kann sie ihre Fähigkeiten voll entfalten. Ja, in vielen Einzelfunktionen ist eine so weit- gehende Arbeitsteilung eingetreten, daß ein großer Teil der Zellen vollständig von den Funktionen anderer Zellen abhängig ist. Ein Versagen dieser Zellen führt, wie schon oben betont, zum Siechtum und schließlich zum Tode vieler anderer. Hier liegt noch ein weites Feld der Forschung vor uns. Das ,, warum" und ,,wie'w nimmt hier kein Ende. Die Möglichkeit, einzelne Körperzellen und Gewebs- stiicke in Blutplasma außerhalb des Organismus zu züchten und längere Zeit am Leben zu erhalten, er- öffnet vielen Fragestellungen die Aussicht auf Beant- wortung auf experimentellem Wege. Es wird sich zeigen, weshalb manche Zellen ihre normalen Funktionen ein- büßen, wenn das Sekret bestimmter Organe ausbleibt. Die Zahl der Möglichkeiten ist fast unerschöpflich. Es können beispielsweise manche Stoffe, wie z. B. Trauben- zucker von den Zellen erst zu den Endprodukten — Kohlensäure und Wasser — abgebaut werden, nachdem sie in bestimmter Weise vorbereitet worden sind. Es setzt ein stufenweiser Abbau ein. Die Zelle besitzt wohl das Werkzeug, um das vorhandene Substrat zu ver- ändern, es ist jedoch an und für sich noch unfertig. Ein zweites Agens muß es erst funktionstüchtig machen — wie etwa ein Hammer ohne Stiel oder eine Schraube ohne Schraubenzieher erst beim Vorhandensein der fehlenden Materialien verwendbar sind. Dieses Agens wird vielleicht von Zellen anderer Organe ausgesandt. — 30 — Es ist wohl möglich, daß wir zur Zeit, allzu sehr in Vorstellungen der Strukturchemie gefangen, die Pro- zesse in der Zelle zu einseitig betrachten und zu wenig an den physikalischen Zustand der Zelle denken. Wir wissen, daß manche Reaktionen in ihrem Verlauf voll- ständig von den vorhandenen Bedingungen abhängig sind. Es genügt ein Wechsel der Reaktion des Mediums, um z. B. die Wirkung eines Fermentes zu vernichten. Der Zusatz einer Spur eines Elektrolyten beschleunigt unter Umständen eine bestimmte Reaktion, ja Ver- änderungen der Bedingungen können sogar Reaktionen vollständig verschieben und zu ganz anderen Endpro- dukten führen. Die Prozesse im Zellinneren sind sicher in viel weitgehenderer Weise, als im allgemeinen ange- nommen wird, von den Bedingungen, die der physika- lische Zustand der Zelle bietet, abhängig. Sicher spielen die kolloiden Stoffe und die Elektrolyte — die Ionen — und vielleicht auch die übrigen gelösten Stoffe in ihren Wechselbeziehungen eine wichtige Rolle. Hier stehen wir Regulationen gegenüber, die wir zur Zeit gar nicht übersehen können. Sollte nicht gerade in dieser Richtung das Zusammenspiel der verschie- denen Körperzellen von grundlegender Bedeutung sein ? Mancher Prozeß, der in Erscheinung tritt und wegen seiner leichten Feststellbarkeit sich uns in erster Linie aufdrängt, ist vielleicht nur sekundärer Art. Die Ur- sache — das Primäre — entgeht uns, weil wir zur Zeit teils die Fragen nicht richtig zu stellen wissen, teils nicht über Methoden verfügen, um ihnen experimentell — 31 — nachzugehen. Vor allen Dingen manifestiert sich bei allen biologischen Problemen unsere völlige Abhängig- keit von der Gedankenwelt und den Methoden der exakten Naturwissenschaften. Wir tragen all das dort Errungene in die Probleme der Biologie hinein. Jahrzehntelang sind dann bestimmte Vorstellungen herrschend. Sie treten zurück, sowie ein neuer Impuls, ein neuer Fortschritt auf dem Gebiete der Physik und Chemie wieder zahl- reiche Arbeiter auf neue Bahnen lenkt. Es wird gebohrt und gearbeitet, bis ein neuer Stollen in den Berg von Rätseln, die uns jede Zelle bietet, getrieben ist. Gar oft endet er blind, hat aber doch auf seinem Weg diesen oder jenen interessanten Befund ergeben. Manchmal ist die Pionierarbeit jedoch von Erfolg gekrönt. Eine wich- tige Etappe ist zurückgelegt, ein weiter Ausblick ge- wonnen. Noch liegt jedoch das ersehnte Ziel — der lückenlose Einblick in die Stoffwechselvorgänge — in weiter Ferne. Doch gibt das Erreichte einen Anhalts- punkt dafür, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Der vorsichtige Wanderer wird nichts unbeachtet lassen und stets dessen eingedenk sein, daß kein einziger Stoff für die Zelle bedeutungslos ist, und daß es ganz verkehrt wäre, zu behaupten, daß für sie irgendein Stoff — z. B. das Eiweiß — der wichtigste sei. Ein einziges Ion kann im einzelnen Falle über Leben oder Tod der Zelle entscheiden. Ein Konglomerat von Molekülen kann sich zu einem gewaltigen Komplex — einem Kolloid — vereinigen und mit seinen Eigenschaften die ganze Zell- funktion beherrschen. Struktur und Konfiguration der — 32 — einzelnen Verbindungen, der einzelnen Bausteine der Zelle sind von größter Bedeutung für die Eigenart der Zelle. Dazu kommt dann, zum Teil durch diese be- dingt, die Struktur und Konfiguration im physikali- schen Sinne. Eine Trennnung der chemischen und physi- kalischen Eigenschaften der Zellbausteine ist unmög- lich. Sie alle zusammen geben die Lebensbedingungen für die Zelle ab. Was für eine bestimmte Zellart ein indifferentes Produkt ist, kann für eine andere schädlich sein. Jede Zelle bildet eigenartige Sekretstoffe. Bis zu ihrer Bil- dung werden mannigfache Zwischenstufen durchlaufen. Vollzieht sich der ganze Umbau innerhalb der Zelle selbst bis zu blut eigenen Stoffen, dann werden etwa auftretende, für andere Zellen nicht gleichgültige Zwischenprodukte im Organismus keine störende Wir- kung entfalten können. Werden jedoch solche, nicht genügend umgebaute Stoffe in den allgemeinen Kreis- lauf entlassen, dann haben wir Störungen aller Art zu befürchten. Ein solcher Zustand wird z.B. dann auftreten, wenn bestimmte Zellen einen angefangenen Umbau nicht vollenden können, weil das Agens — das Ferment — fehlt, um ihn zu beendigen. So kann das Ver- sagen eines Organes in der mannigfaltigsten Weise zu Störungen aller Art führen. Ist erst einmal eine Regu- lation durchbrochen, dann zieht eine Störung lawinen- artig eine andere nach sich. Der Organismus wehrt sich zwar. Er schafft Kompensationen und sucht sich den neuen Verhältnissen anzupassen. Das gelingt ihm oft — 33 — auch in ganz wunderbarer Weise, und für lange Zeit hinaus ist der Schaden repariert. Die Pathologie liefert uns täglich Beispiele dieser Art. Das Studium der Zell- funktionen unter veränderten Bedingungen ist eines der reizvollsten das wir kennen. Die experimentelle Patho- logie ist ein Gebiet, das ohne Zweifel für die ganze Phy- siologie von noch ganz ungeahnter Bedeutung werden wird. So führen denn alle Beobachtungen über den Bau und den Stoffwechsel der einzelnen Körperzellen in überzeugender, eindeutiger Weise zu der Annahme, daß innerhalb eines bestimmten Organismus ein großer Zellstaat in harmonischer Weise zusammenarbeitet. Die volle Harmonie in diesen Beziehungen wird, es sei dies noch einmal betont, dadurch gewährleistet, daß einerseits die Zellen des Darmes und der Leber nichts in den Kreislauf gelangen lassen, was nicht seiner Eigen- art vollständig beraubt ist, und andererseits alle Kör- perzellen nur Stoffe an die Blutbahn abgeben, die so weit abgebaut sind, daß der zelleigene Typus zerstört ist. Es kreist somit Blut, das stets die gleichen Stoff- wechselprodukte und dieselben Substanzen aufweist. Wir können von diesem Gesichtspunkte aus die Zusam- mensetzung des Blutes als konstant betrachten. Wahr- scheinlich hat die Lymphe, die gewissermaßen zwischen die Körperzellen und das Blut eingeschaltet ist, die Aufgabe, das Blut vor einem Zuviel an den einzelnen Stoff Wechselprodukten zu bewahren. Vielleicht wird auch manches Produkt, das noch ungenügend abgebaut Abderhalden, Schutzfermente. -j — 34 — ist, in den Lymphdrüsen vollständig zerlegt. Wir hätten in diesem Sinne das gesamte Lymphsystem als eine wichtige Kontrollstation aufzufassen. Die Lym- phe mit ihren Zellen und speziell den Lymphdrüsen wacht darüber, daß nicht blutfremdes Material in das Blut hereingelangt. Von den gegebenen Gesichtspunkten aus ergeben sich Ausblicke auf die Bedeutung einer In- vasion von Organismen aller Art für den tie- rischen Organismus. Die Abgeschlossenheit des ge- samten Organismus ist sofort gestört, sobald sich inner- halb des Organismus an irgend einer Stelle fremdartige Zellen ansiedeln. In diesem Momente sind in die übri- gen, harmonisch aufeinander eingestellten Gewebzellen Zellen eingeschaltet, die eine vollständig fremdartige Organisation besitzen. Diese fremden Zellen haben ent- sprechend ihrer ganzen Struktur und Konfiguration einen eigenartigen Stoffwechsel. Sie führen diesen un- entwegt im neuen Organismus fort. Sie geben mannig- faltige Stoffwechselendprodukte an das Blut ab. Ferner zerfallen da und dort Zellen, und es gelangen Bestand- teile in das Blut hinein, die sowohl art- als natür- lich auch vollständig blut- und zellfremd sind. Die gesamte Regulation des Stoffwechsels ist auf das Schwerste geschädigt. Wohl wachen die Zellen der Darmwand nach wie vor darüber, daß von dieser Stelle aus nichts Fremdartiges in den Organismus einbricht. Auch sind die einzelnen Körperzellen nach wie vor be- müht, an das Blut nur Stoffe abzugeben, die nicht — 35 — mehr zelleigen sind. Die gesamte Organisation in der Zusammenarbeit der verschiedenartigen Körperzellen ist jedoch dadurch gestört, daß beständig fremdartige Stoffe von diesen Eindringlingen abgegeben werden. Genau dieselben Verhältnisse haben wir vor uns, wenn aus irgendeinem Grunde Körperzellen ihre Struktur verändern und einen Stoffwechsel sich zu eigen machen, der den übrigen Körperzellen vollständig fremd ist. Entwickeln sich z. B. Krebszellen oder Sarkomzellen, dann haben wir Zellen vor uns, die sich dem ge- samten übrigen Zellstaate nicht mehr bei- oder unter- ordnen. Diese Zellen haben offenbar eine gewisse Selbst- ständigkeit erlangt. Sie unterhalten keine direkten Be^ Ziehungen mit den verschiedenartigen Körperzellen. Sie sind gewissermaßen außerhalb des Verbandes der Zellen eines bestimmten Organes getreten. Auch hier haben wir offenbar Sekretstoffe vor uns, Stoffwechselprodukte, die für das Blut fremd sind. Ferner können wir uns vorstellen, daß auch hier Zellen zerfallen und Pro- dukte in das Blut übergehen, die vollständig blutfremd wirken. Diese Vorstellungen ergeben die Möglichkeit, die Wirkung von fremdartigen Organismen aller Art und speziell von Mikroorganismen innerhalb des Organis- mus, und die Beziehungen dieser Zellen zu den übrigen Körperzellen von allgemein physiologischen Gesichts- punkten aus zu betrachten. Es schien uns wohl der Mühe wert, derartigen Gedankengängen nachzugehen, und den Versuch zu wagen, durch direkte Versuche 3* - 36 - und Beobachtungen engere Beziehungen zwischen den beiden Forschungsgebieten Physiologie und Immuni- tätslehre zu knüpfen. Wir legten uns zunächst die Frage vor: Welche Maßregeln ergreift der tierische Organismus, wenn in seinen Körper und speziell in sein Blut hinein Stoffe gelangen, die art- oder auch nur blutfremd sind? Ist ihm die Mög- lichkeit versagt, sich gegen derartige Stoffe zu wehren, oder aber haben die Körper- zellen auch jenseits des Darmkanals noch die Fähigkeit bewahrt, Stoffe, die dem Organis- mus fremd sind durch weitgehenden Abbau in indifferente Bruchstücke zu zerlegen, die dann die Zellen zum Aufbau neuen Materials oder als Energiequelle benutzen können? Um dieses Problem in einwandfreier Weise lösen zu können, waren Voruntersuchungen auf breitester Basis notwendig. Zunächst mußte festgestellt werden, in welcher Art und Weise die einzelnen Körperzellen die ihnen mit dem Blut normalerweise zugeführten Nah- rungsstoffe verwenden. Verbrennt die einzelne Körper- zelle kompliziert zusammengesetzte Nahrungsstoffe di- rekt, oder aber baut sie diese jedesmal bis zu einfachen Bruchstücken ab, und zerlegt sie dann diese stufenweise weiter, bis schließlich der ganze Energievorrat, soweit der Organismus ihn in Freiheit setzen kann, der Zelle zur Verfügung gestellt ist, und die Stoffwechselendpro- dukte in Erscheinung treten? Alle bis jetzt nach dieser — 37 — Richtung ausgeführten Untersuchungen führen zu der Vorstellung, daß jede einzelne Körperzelle im allge- meinen mit wenigen Ausnahmen über dieselben oder doch ähnliche Hauptfermente verfügt , wie sie von den Zellen der Verdauungsdrüsen in den Darmkanal hinein abgegeben werden. Die Fermente brauchen nicht in allen Einzelheiten identisch zu sein. Es wäre mög- lich, daß die von den Drüsen des Darmkanals abge- gebenen Fermente in ihrer Art mannigfaltiger sind weil ja mit der Nahrung von außen her ein viel hete- rogeneres Gemisch von einzelnen Produkten zugeführt wird, als wir es in den bereits umgewandelten, in der Blut- und Lymphbahn kreisenden Nahrungsstoffen der Körperzellen vor uns haben. Es ist auch mög- lich, daß Unterschiede in der Art des Abbaus und damit in den entstehenden Spaltprodukten sich fin- den. Festgestellt ist, daß die Körperzellen imstande sind, Fette hydrolytisch in Alkohol und Fettsäuren zu spalten. Ferner können sie kompliziert gebaute Kohle- hydrate, speziell das Glykogen, über Dextrine zur Mal- tose abbauen. Die gebildete Maltose wird von dem Ferment Maltase in zwei Moleküle Traubenzucker zer- legt. Ebenso wissen wir, daß in den verschiedenartig- sten Körperzellen Fermente vorhanden sind, die Eiweiß in Peptone spalten. Diese werden weiter zu einfacheren Bruchstücken abgebaut. Schließlich bleiben Amino- säuren übrig, die dann einem weiteren Abbau unter- liegen. Es konnte weiterhin gezeigt werden, daß die Körperzellen imstande sind, säureamidartig verkettete - 3» - Aminosäuren, sog. Polypeptide, in ihre Bausteine zu zerlegen. Diese Fermente sind peptolytische ge- nannt worden. Ihr Nachweis glückte im Tier- und Pflanzenreich in den verschiedenartigsten Zellarten. Bei den Pflanzen sind sie nicht immer in aktivem Zustand vorhanden. Sie treten z. B. in Samen erst in Erscheinung, wenn diese keimen. Ebenso werden sie, wie Iwanow in meinem Institute zeigen konnte, ver- mißt, wenn die Pflanzen zur Winterszeit ruhen. Beim Foetus sind sie schon recht früh nachweisbar. Sie konnten z. B. beim Hühnchen schon am 7. Tage der Entwicklung festgestellt werden. Bei Schweine- embryonen traten aktive peptolytische Fermente etwa am 40. Tage auf. Der Nachweis der peptoly tischen Fer- mente läßt sich auf verschiedenem Wege führen. Ein- mal kann man nach dem Vorgehen von Eduard Buch- ner die Zellen bestimmter Gewebe oder auch einzelne Zellen durch Zerreiben mit Quarzsand vollständig zer- stören und bewirken, daß der Zellinhalt ausfließt. Dann wird das Gemisch mit Kieseiguhr vermischt. Diese nimmt aus den Zelltrümmern gierig Flüssigkeit auf. Es entsteht eine leicht knetbare, plastische Masse. Jetzt wird aus dieser der aufgenommene Saft unter hohem Druck — bis zu 300 Atmosphären — ausge- preßt und durch eine Tonkerze filtriert. Man erhält einen klaren Saft, der vielerlei Bestandteile der Zellen enthält, dem jedoch deren ursprüngliches Gefüge natür- lich ganz fehlt. In einem solchen Preßsafte kann man allerlei Fennen t Wirkungen nachweisen und zeigen, daß — 39 — mancher Prozeß genau in der gleichen Richtung ab- läuft, wie wenn die Zelle noch als Ganzes erhalten wäre. Dagegen fehlt der Hauptlebensprozeß, die Verbrennung. Schon geringfügige Verletzungen der Zelle genügen, um diesen wichtigen Prozeß aufzuheben. Es sind im Preßsafte in gewissem Sinne nur noch die vor- bereitenden Funktionen erhalten, alles Prozesse, die wir auf Fermente zurückzuführen gewohnt sind. Gibt man zu einem solchen Preßsafte ein Pepton, das sehr schwer lösliche Aminosäuren, wie z. B. Ty- rosin oder Cystin enthält, oder eine Peptonart, an deren Aufbau eine Aminosäure beteiligt ist, die im Momente ihrer Abspaltung sich mit Hilfe einer Farb- reaktion leicht erkennen läßt1), dann kann man mühe- los verfolgen, ob er ein das zugesetzte Pepton spaltendes Ferment enthält. Das Ausfallen der betreffenden Ami- nosäuren oder das Auftreten der Farbreaktion ver- kündet, daß das spaltende Agens zugegen ist. Noch eindeutigere Verhältnisse erhält man, wenn man Verbindungen von bekannter Struktur, z. B. Polypeptide, an deren Aufbau die genannten Amino- säuren beteiligt sind, zu diesen Untersuchungen wählt. Oder man verfolgt die Spaltung im Polarisationsrohr. Man mischt eine bestimmte Menge des Preßsaftes mit einer abgemessenen Lösung eines optisch aktiven Poly- peptides von bekanntem Gehalte, füllt das Gemisch in ein Polarisationsrohr ein und bestimmt nun rasch das 2) Dies ist z. B. beim Tryptophan der Fall. — 40 — Drehungs vermögen der Lösung. Stellt man dann von Zeit zu Zeit die Drehung wieder fest, dann erhält man einen Einblick in die Art des Abbaus. An Stelle von optisch-aktiven Polypeptiden können wir auch Razem- körper wählen. Sie sind optisch inaktiv, weil sie aus zwei Hälften von gleich stark in entgegengesetzter Richtung drehenden Komponenten bestehen. Die peptoly tischen Fermente zerlegen im allgemeinen nur solche Poly- peptide, die aus den in der Natur vorkommenden optisch-aktiven Aminosäuren aufgebaut sind. Haben wir ein razemisches Polypeptid, dessen eine Hälfte diese Bedingung erfüllt, dann wird dieser Teil in seine Komponenten zerlegt, und es bleibt diejenige Hälfte übrig, die aus Aminosäuren besteht, die sich in der Natur nicht finden. Wir erkennen diese asymmetrische Spaltung daran, daß das ursprünglich optisch-inaktive Gemisch optisch aktiv wird. Ein Beispiel möge diese Verhältnisse klar legen. In der Natur kommen die Aminosäuren 1-Leucin und d- Alanin vor, während d-Leucin und 1- Alanin noch nie unter den Abbauprodukten der Proteine ge- funden worden sind. Lassen wir peptolytische Fer- mente auf den Razemkörper d-Alanyl — 1-leucin -j- 1-Alanyl— d-leucin einwirken, dann erhalten wir die Aminosäuren 1-Leucin und d- Alanin, und es bleibt die Verbindung 1-Alanyl— d-leucin übrig. Diese ist op- tisch aktiv. Besonders interessante Resultate werden erhalten, wenn optisch-aktive Polypeptide zur Untersuchung ge- — 4i — wählt werden, an deren Aufbau mehrere Aminosäuren beteiligt sind. Da bei diesen Körpern das Drehungs- vermögen jeder einzelnen möglichen Abbaustufe genau bekannt ist, so läßt sich in exaktester und eindeutigster Weise erkennen, an welcher Stelle das peptoly tische Ferment bestimmter Gewebe den Angriff auf das ver- wendete Substrat eröffnet. Wir haben somit ein Mittel an der Hand, um Fermente verschiedener Herkunft zu vergleichen, und damit ist die Möglichkeit gegeben, in feinster Weise spezifisch wirkende peptolytische Fer- mente zu erkennen. Der weitere Ausbau dieses For- schungsgebietes unter Verwendung möglichst mannig- faltiger Substrate aus allen Klassen von Stoffen ist berufen, die Frage nach der Eigenart bestimmter Zell- arten in mancher Hinsicht zu beantworten. Man wird in Zukunft imstande sein, bestimmte Zellen an der Art, wie sie Substrate, über deren Aufbau wir selbstverständ- lich genau orientiert sein müssen, abbauen, zu er- kennen. Ein Beispiel möge diese Art des Studiums der Zellfermente klar machen. Die folgende Übersicht gibt Auskunft über das Drehungsvermögen von drei aus drei Aminosäuren be- stehenden Polypeptiden. Gleichzeitig ist das optische Verhalten der einzelnen Spaltstücke angegeben. I. + 20° 2. — 640 1 - Leucyl - glycyl-d- alanin + 10° 0° +2,4° Glycyl- d-alanyl-gly ein o° +2,4° 0° 85° + 50° -50° -50° — 42 — 3- +30° d-Alanyl-glycyl-glycin Die Erklärung des Beispiels 3 erläutert auch die anderen. Das Tripeptid d-Alanyl-glycyl-glycin dreht -j- 300. Würde von einem Ferment zuerst Glycin (= Gly- kokoll) abgespalten, dann entstünde das Dipeptid d-Alanyl-glycin (vgl. S. 43, I). Das Drehungs vermögen der Lösung müßte nach rechts ansteigen, weil d-Alanyl- glycin stärker nach rechts dreht als das Ausgangs- material. Würde dagegen zuerst d- Alanin frei, dann müßte das Drehungs vermögen rasch auf o° sinken, denn das entstehende Dipeptid Glycyl-glycin ist op- tisch inaktiv (Vgl. II, S. 43). Endlich können wir, um peptolytischen Fermenten in Geweben nachzuspüren, Peptone und Polypeptide, die schwer lösliche Aminosäuren enthalten, in Gewebe einspritzen und an Ort und Stelle beobachten, ob es zur Abscheidung von Aminosäuren kommt. Bei all diesen Versuchen ist die Mitwirkung von Mikro- organismen peinlichst ausgeschaltet worden. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß den Gewebszellen diese Fermente selbst zukommen. Das Gleiche gilt für die auf Fette, Kohlehydrate, Nukleoproteide, Nukleinsäuren, Phosphatide usw. eingestellten Fermente. Alles deutet darauf hin, daß die Zelle über Agentien verfügt, die ihr gestatten, all die kompliziert gebauten Stoffe, die ihr — 43 + 31° d-Alanyl-glycyl-glycin ' +2° / 0° / \ d-Alanyl-glycin Glykokoll // + 5o°\ /' S°"~" / \ d- Alanin Glykokoll + 2° O« IL +3i° d- Alan y 1-glycyl-glycin + 2' / + 5o°\ d-Alanin Glycyl-glycin * +2° ' / 6° \ ' / \ / \ Glykokoll Glykokoll ~~o°~~ ~~o"°~~ zugeführt werden und die sie zum Teil selbst aufbaut, bis zu den einfachsten Bausteinen zu spalten. Für diese Annahme spricht außer dem direkten Nachweis der Fermente vor allem auch die Beobachtung, daß im Zellstoffwechsel all jene Bausteine vorübergehend an- zutreffen sind, aus denen sich die kompliziert gebauten Nahrungsstoffe und Zellbestandteile aufbauen. Es unterliegt heutzutage keinem Zweifel mehr, daß ein gewichtiger Teil der Zellstoffwechselprozesse durch — 44 — Fermente herbeigeführt wird. Ganz allgemein werden durch Hydrolyse kompliziert gebaute Stoffe von Stufe zu Stufe abgebaut, bis die einfachsten Bausteine ge- bildet sind. Sind diese einmal entstanden, dann geht der weitere Abbau wieder stufenweise über mannigfaltige Zwischenprodukte entweder zu den Stoffwechselend- produkten, oder aber die gebildeten Spaltprodukte bil- den das Ausgangsmaterial zu neuen Synthesen. Es werden von diesen Produkten aus die mannigfachsten Brücken von einer Gruppe von Stoffen zu einer ganz anderen geschlagen. Es ist somit bewiesen, daß in gewissem Sinne jede einzelne Körperzelle verdauen kann, es gilt dies na- mentlich auch von den weißen und roten Blutkörper- chen, ja selbst die Blutplättchen sind noch imstande, hydrolytische Spaltungen durchzuführen. Dem Blut- plasma kommt bei dem größten Teil der Tiere und auch beim Menschen eine spaltende Wirkung von Eiweiß- stoffen, Peptonen und Polypeptiden nicht zu, wenig- stens nicht in mit den jetzigen Methoden nachweis- baremUmfange. Auch eine f ettspaltendeWirkung scheint oft zu fehlen. Dagegen wird vielfach behauptet, daß dem Blute stets eine diastatische, d. h. komplizierte Kohlehydrate spaltende Wirkung zukommt. Unter nor- malen Verhältnissen ist offenbar das Blutplasma im allgemeinen nicht auf eine Verdauung eingerichtet. Nur beim Meerschweinchen liegen unzweifelhaft besondere Verhältnisse vor, indem das Blutplasma hier andere Eigenschaften zeigt, und zum Teil unter normalen Ver- - 45 — hältnissen auch solche Polypeptide spaltet, die vom Blutplasma anderer Tiere gar nicht angegriffen werden. Worauf diese Besonderheit des Verhaltens des Plasmas beim Meerschweinchen beruht, können wir zur Zeit nicht sagen. Daß das Blutplasma im allgemeinen eine ver- dauende Kraft nicht besitzt, ist offenbar so aufzufassen, daß unter normalen Verhältnissen eben nie Stoffe ins Blut hineingelangen, die blutfremd sind und eines raschen Abbaus bedürfen. Nachdem diese Beobachtungen gemacht waren, konnte die Frage in Angriff genommen werden, ob das Blutplasma neue Eigenschaften zeigt, wenn dem Or- ganismus blutfremde und zunächst körperfremde Substanzen mit Umgehung des Darmkanals zugeführt werden. Die Versuchsanordnung war die folgende. Es wird zunächst der Gehalt des Blutplasmas resp. -serums eines Tieres an proteolytischen und peptolyti- schen Fermenten unter normalen Verhältnissen, d.h. bei normaler Ernährung geprüft. Die Vornahme dieser Prü- fung gestaltet sich, wie folgt. Es werden dem Versuchs- tiere, z. B. einem Hunde, aus der Vena jugularis externa oder einer Beinvene etwa 10 ccm Blut entnommen. Man läßt dieses entweder spontan gerinnen und gewinnt Se- rum, oder man gibt in das Röhrchen, in dem man das Blut auffangen will, 0,1 g Ammonoxalat. Dadurch wird die Gerinnung des Blutes verhindert. BeimZentrifugieren setzen sich dann die Formelemente ab, und es läßt sich das klare Plasma leicht mit der Pipette abheben. In beiden Fällen prüft man — Serum und Plasma — auf - 46 - die Abwesenheit von Blutfarbstoff. Ist solcher vor- handen, dann sind rote Blutkörperchen zerfallen. In diesem Falle ist die Gefahr groß, daß auch die diesen zugehörenden Fermente in die Blutflüssigkeit über- getreten sind. Nur absolut hämoglobinfreies Serum und Plasma darf deshalb zu diesen Versuchen be- nutzt werden. Man fügt zu einer abgemessenen Menge Serum resp. Plasma eine bestimmte Anzahl Kubikzentimeter einer Eiweiß-, Pepton- oder Poly- peptidlösung von bekanntem Gehalte an Substrat, füllt die Mischung in ein Polarisationsrohr (vgl. Fig. i) ein und bestimmt rasch das Drehungsvermögen mittels eines guten Polarisationsappa- rates (vgl. Fig. 2). Das Rohr wird dann in einen Brut- schrank gebracht und von Zeit zu Zeit das Drehungs- vermögen wieder festgestellt. Um Täuschungen zu entgehen, wird gleichzeitig ein Polari- sationsrohr mit den entsprechenden Mengen Plasma resp. Serum -f- physiologischer Kochsalzlösung — die der Substratlösung entsprechende Menge — ge- füllt unter den gleichen Bedingungen im Polari- sationsapparat beobachtet, und endlich wird auch eine Probe mit der Substratlösung allein angesetzt. Damit das Rohr sich während der Beobachtung nicht abkühlt, wird' sein Mantel mit Wasser von 370 gefüllt. Ferner ist es zweckmäßig, dem Gemisch eine abgemessene Fig. i. — 47 — Menge eines Phosphatgemisches zuzugeben, damit^die Fermentwirkung nicht durch Änderungen der Reaktion des Gemisches ^beeinflußt wird. Bei diesen Versuchen konnte nie eine Spaltung von Proteinen und Peptonen festgestellt werden, sofern das Blut von gesunden, nor- mal ernährten Tieren stammte. Okular zum Ablesen Fig. 2. Jetzt werden dem gleichen Versuchstier, d. h. bei dem Tier, dessen Plasma resp. Serum man untersucht hat, bestimmte Stoffe direkt in den Organismus ein- geführt, d. h. es wird die abbauende Wirkung der Fer- mente des Darmkanals künstlich umgangen. Entweder werden die Substanzen unter die Haut gespritzt, oder - 48 ~ in die Bauchhöhle, oder aber direkt in die Blutbahn hineingebracht. Nach einiger Zeit wird dann Blut ent- nommen und mit dem Serum resp. Plasma genau so verfahren, wie es oben geschildert wurde. Die ersten Versuche wurden mit Hunden und Ka- ninchen ausgeführt. Es wurde diesen Tieren Eier- eiweiß oder Pferdeblutserum parenteral, d. h. mit Um-_ gehung des Darmkanals zugeführt, und dann geprüft, ob das Plasma der behandelten Tiere bestimmte Poly- peptide spaltete resp. rascher spaltete als das Plasma desselben Tieres vor der Injektion des blutfremden Materiales. Schon die ersten Versuche ergaben einen positiven Befund. Es zeigte sich, daß der Gehalt des Blutes an peptolytischen Fermenten ein größerer war. Bei einer weiteren Untersuchung wurde Seidenpepton gespritzt. Es ergab sich, daß das Serum normaler Ka- ninchen Seidenpepton gar nicht abbaut, d. h. es blieb das Drehungsvermögen des Gemisches von Plasma plus Seidenpeptonlösung konstant. Wurde jedoch Serum von solchen Tieren, denen dieses Pepton eingespritzt worden war, mit Seidenpepton zusammengebracht, und dann im Polarisationsrohr rasch die Drehung abgelesen, dann ergab sich, daß die so bestimmte Anfangsdrehung im Laufe der Zeit sich änderte. Es folgten dann Versuche mit Gliadin, Pepton aus Gelatine, aus Edestin und aus Kasein. Ferner wurden Edestin und Kasein selbst gespritzt. Das Resultat war in allen Fällen dasselbe. Stets ließ sich nach der Zu- fuhr blutfremden Materiales im Plasma resp. Serum — 49 — des behandelten Tieres die Eigenschaft nachweisen, Stoffe, die den Proteinen zugehören, speziell Proteine selbst und deren Peptone, abzubauen. Eine spezifische Wirkung der zugeführten Substrate scheint nur inso- fern vorzuliegen, als nach der Einspritzung von Pro- teinen und Peptonen Fermente im Plasma nachweis- bar waren, die Abkömmlinge dieser Gruppe abbauten, jedoch nicht z. B. Fette und Kohlehydrate. Umgekehrt konnte nach Einspritzung von Fetten, von Kohlehy- draten und auch von Aminosäuren keine Spaltung von Proteinen nachgewiesen werden. Dagegen wurde nach Einspritzung eines bestimmten Proteins oder eines be- stimmten Peptongemisches aus einem bestimmten Pro- tein nicht nur das gespritzte Material vom Plasma ab- gebaut, sondern die Spaltung betraf die ganze Gruppe der Proteine und der nächsten Abbaustufen. Daß es sich tatsächlich um die Anwesenheit von Fermenten handelt, konnte auf zwei Wegen bestätigt werden. Einmal wurde die Spaltung einer bestimmten Peptonlösung durch das Plasma vorbehandelter Tiere verglichen mit der Einwirkung von Hefepreßsaft auf das- selbe Pepton. Es konnte gezeigt werden, daß der Abbau in beiden Fällen ein sehr ähnlicher war, d. h. die An- fangsdrehung änderte sich im gleichen Sinne, gleich- gültig, ob Plasma von vorbehandelten Tieren benutzt wurde, oder aber aktiver Hefepreßsaft. Besonders ein- deutig bewies der folgende Versuch, daß in der Tat Plasma vom vorbehandelten Tiere Proteine abbaut. Es wurde solches mit Gelatine, resp. mit Eiereiweiß Abderhalden, Schutzfermente. a — 50 — zusammengebracht und das Gemisch in einen Dialysier- schlauch gefüllt. Nach kurzer Zeit konnte in der Außen- flüssigkeit — gewählt wurde destilliertes Wasser — mit Hilfe der Biuretreaktion Pepton nachgewiesen wer- den. Wurde Plasma von normalen Tieren mit Eiweiß- körpern im Dialysierschlauch zusammengebracht, dann ließ sich selbst nach vielen Tagen in der Außenflüssig- keit kein die Biuretreaktion gebender Körper auf- finden. Schließlich ist neuerdings noch nachgewiesen worden, daß beim Zusammenbringen von Plasma resp. Serum vorbehandelter Tiere mit Eiweiß der Stickstoff- gehalt der Außenflüssigkeit in bedeutend höherem Maße ansteigt, als wenn Plasma von normalen Tieren und Eiweiß zusammengebracht werden. Im letzteren Falle ist die Zunahme des Stickstoffgehaltes der Außen- flüssigkeit keine größere, als wenn die entsprechende Menge Plasma allein, d. h. ohne Zusatz von Eiweiß in den Dialysierschlauch hineingebracht wird. Wurde das Plasma vorbehandelter Tiere, das, wie spezielle Versuche ergeben haben, aktiv war, d. h. Pro- teine und Peptone spaltete, kurze Zeit auf 60 ° erwärmt, dann wurde es inaktiviert, d. h. es ließ sich keine spaltende Wirkung mehr nachweisen. Die erwähnten Befunde sind durch sehr viele Ver- suche immer und immer wieder bestätigt worden. In allen Fällen wurden selbstverständlich auch bei den Versuchen mit dem Plasma resp. Serum vor- behandelter Tiere Kontrollversuche einerseits mit Peptonlösung allein, andererseits mit dem Plasma allein ausgeführt. Ferner wurde immer wieder durch Erwär- men auf 6o° inaktiviert, um ja jeder Täuschung vor- zubeugen. Die Dialysierversuche endlich zeigten, daß die mit Hilfe der sog. optischen Methode ge- machten Beobachtungen vollständig richtig gedeutet worden waren. Erwähnt sei noch, daß auch jodierte Eiweißkörper gespritzt worden sind. Es ließ sich keine spaltende Wirkung des Blutplasmas hervorrufen. Aus anderen Untersuchungen wissen wir, daß jodierte Ei- weißkörper schwer oder gar nicht abgebaut werden. Wahrscheinlich sind sie dem Körper so fremdartig, daß der Organismus mit Hilfe seiner Werkzeuge, seinen Fermenten, keinen Angriffspunkt findet, um den Ab- bau in die Wege zu leiten. Einige Beispiele, die in Kurvenform die von Zeit zu Zeit beobachtete Zerlegung des Gemisches von Plas- ma resp. Serum + Substrat (Eiweiß resp. Pepton) wiedergeben, mögen das oben Erläuterte belegen: 1. Ein Hund, dessen Serum keine Peptone spaltete, erhielt am 25. und 29. November und am 4. Dezem- ber 0,5 g Kasein subkutan. Das zu dem folgenden Ver- suche verwendete Blut war am 6. Dezember entnom- men worden. Das Polarisationsrohr wurde mit einem Gemisch von 0,5 ccm Serum, 0,5 ccm Seidenpepton- lösurig (10 prozent ige) und 7 ccm physiologischer Koch- salzlösung gefüllt. Vergl. Fig. 3, S. 52. 2. Ein Hund erhielt wiederholt subkutan kristalli- siertes Eiweiß aus Kürbissamen. Die letzte Injektion fand am 8. Dezember statt. Es wurden 8 g des Ei- — 52 — weißes zugeführt. Das Serum wurde am folgenden Tage untersucht. Zur Beobachtung wurde 1,0 ccm Serum mit 0,5 ccm einer ioprozentigen Gelatinepeptonlösung und 2,5 ccm physiologischer Kochsalzlösung gemischt (vergl. Fig. 4). 0° oo.r QfO" q/J" Q20° Zeitin 1 2 j i 22 23 Fig. 4. Es sei gleich hier erwähnt, daß wir von vorneherein daran gedacht haben, daß die von uns beobachteten Erscheinungen mit der sog. Anaphylaxie, der Überempfindlichkeit, in irgendeinem Zusammen- hang stehen könnten. Wir verstehen darunter die merk- würdige Eigenschaft des tierischen Organismus, auf eine — 53 ~ zweite Injektion des Materiales, das zur ersten Injek- tion benutzt worden ist, mit typischen Symptomen zu antworten. Es vergeht eine gewisse Zeit — beim Meer- schweinchen ca. 15—20 Tage — bis dieser Zustand sich auslösen läßt. Man beobachtet Krämpfe verschiedener Muskelgruppen, Temperatursturz usw. Verschiedene -0,öü" 0,70° b Q60" QJO° _^ -~7r 0,30° _a __ Süm deni j 4 J t i 1 1 9 1 5 20 Fig. 5- 1 ccm Serum. 0,5 ccm einer ioprozentigen Seidenpeptonlösung. 5,0 ccm physiologische Kochsalzlösung. 1 ccm auf 60 ° erwärmtes Serum. 0,5 ccm einer ioprozentigen Seidenpeptonlösung. 5,0 ccm physiologische Kochsalzlösung. 1 ccm Serum. 1 ccm einer 1 prozentigen Gelatinelösung. 4,5 ccm physiologische Kochsalzlösung. Autoren haben angenommen, daß die Anaphylaxie in Beziehung zur Bildung von Abbauprodukten aus Pro- teinen, speziell von Peptonen, stehe, ohne daß es jedoch geglückt wäre, einen eindeutigen Beweis für diese An- schauung zu erbringen. Erst späterhin ist versucht worden durch Einspritzung von Peptonen Erschei- nungen hervorzurufen, die den im anaphylaktischen — 54 — Shock auftretenden ähnlich sind. Es ist schwer, ein- wandfrei zu entscheiden, welche Rolle die von uns beobachteten Fermente beim Zustandekommen der Anaphylaxie spielen. Es spricht manches gegen die Annahme einer direkten Beziehung. Es ist klar be- wiesen worden, daß die Fermente schon zu einer Zeit im Blute vorhanden sind, zu der sich der anaphylak- tische Shock durch die wiederholte Injektion des Ma- teriales, das bei der ersten Einspritzung verwendet wor- den ist, noch nicht auslösen läßt. Ferner ist bereits betont worden, daß diese Fermente nur innerhalb der Stoffgruppe, die zur Injektion benutzt worden ist, spe- zifisch sind, nicht aber für den injizierten speziellen Körper. Hermann Pfeiffer konnte allerdings nach- weisen, daß während der dem anaphylaktischen Shock folgenden sog. Antianaphylaxie, — einem Stadium, während dessen das Tier vollständig unempfindlich für eine weitere Reinjektion ist, — die fermenta- tiven Eigenschaften des Plasmas verschwinden. Fassen wir alle bis jetzt erhobenen Befunde zu- sammen, dann kommen wir zu der Anschauung, daß die von uns gemachten Beobachtungen über das Auftreten von Fermenten im Blutplasma nach der Einspritzung von blutfremden Proteinen und Peptonen unzweifelhaft in rgend einem Zusammenhang mit der Anaphylaxie stehen. Fraglich bleibt nur, welche spezielle Bedeutung ihnen zukommt. Es wäre denkbar, daß die Fermente im Laufe der Zeit besondere Eigenschaften annehmen und dann vielleicht beim Abbau des zum zweitenmal gespritzten — 55 — Eiweißes ganz besondere Abbaustufen liefern, die eine spezielle Wirkung entfalten1). Es sind noch viele andere Möglichkeiten gegeben. Der Abbau braucht sich ja nicht ausschließlich im Blute zu vollziehen. Wir haben mit unserer Methode bis jetzt nur das Erscheinen von Fermenten im Plasma resp. Serum nachgewiesen, und zwar konnte das ge- schehen, weil normalerweise im Blutplasma bestimmter Tiere die von uns nach der parenteralen Zufuhr von Proteinen und Peptonen aufgefundenen Fermente nicht nachweisbar sind. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß nach der Zufuhr von artfremdem Materiale auch in den Körperzellen neue Eigenschaften auftreten und in die- sen ebenfalls der Abbau dieser körperfremden Stoffe vorgenommen wird. Es würde in gewissem Sinne jede einzelne Zelle, der das fremdartige Material zugeführt wird, genau so, wie das einzellige Lebewesen, den Kampf mit diesem aufnehmen, sofern sie über Waffen ,, Fermente" verfügt, um den Angriff wirksam durch- zuführen. Sie kann jedoch auch, genau so, wie die einfachsten Organismen, durch die Beschaffenheit und Art der Zellwand sich vor dem Eindringen dieser Sub- strate schützen und abwarten, bis anderswo der Um- bau dieses Materiales so weit gediehen ist, daß nun alles Fremdartige verschwunden und ein indifferentes Pro- dukt entstanden ist. x) Andere Substrate, die gleichfalls abgebaut werden, brauchten ja nicht dieselben Abbauprodukte zu geben. Damit wäre eine spe- zifische Wirkung für das zuerst gespritzte Material gesichert. - 56 - Schließlich braucht das ganze Anaphylaxieproblem nicht einzig allein von rein chemischen Gesichtspunkten aus lösbar zu sein. Weshalb sollten nicht Störungen, hervorgerufen durch Verschiebung des osmotischen Gleichgewichtes oder Wirkungen besonderer Ionen im Zusammenhang mit den anderen beobachteten Er- scheinungen in Betracht kommen? (vgl. hierzu auch 13a). Je weiter derartige Probleme in ihren Grenzen gefaßt werden, um so mehr Wahrscheinlichkeit besteht, daß durch experimentelle Prüfung aller Möglichkeiten der richtige Weg zur Erklärung der auftretenden Phänomene gefunden wird. Es wäre sicherlich verkehrt, wollte man das Studium der Anaphylaxie allein auf das Verhalten des Blutes beschränken. Wahrscheinlich spielen in letzter Linie die Körperzellen beim Zustandekommen der Ana- phylaxie die Hauptrolle. Im Verhalten des Blutplasmas spiegeln sich vielleicht die Abwehrmaßregeln der Körper- zellen wieder (vgl. hierzu 1 ). Vielleicht kommen auch von Fall zu Fall nur ganz bestimmte Zellarten in Betracht. Von besonderem Interesse war es, zu prüfen, wie der Organismus reagiert, wenn ihm Blut der eigenen Art und solches von anderen Tierarten in die Blutbahn eingeführt wird. Im letzteren Fall traten im Plasma Fermente auf, die Eiweiß und Peptone spalten. Wurde arteigenes Blut gewählt, dann blieb jede Reaktion aus, wenn das Blut von einem Tier der gleichen Rasse stammte. Wurde dagegen einem Hunde Blut zuge- führt, das einer ganz anderen Rasse zugehörte, dann ließ sich ein Abbau in der Blutbahn nachweisen. — 57 — Man könnte gegen die erhobenen Befunde den Ein- wand erheben, daß das Auftreten von aktiven, Eiweiß spaltenden Fermenten in der Blutbahn zu unüberseh- baren Störungen Anlaß geben könnte, indem doch auch die bluteigenen Eiweißkörper dem Angriff durch sie aus- gesetzt sind. Dies ist nun offenbar nicht der Fall, denn das Plasma, das aktives Ferment enthält, behält seine An- fangsdrehung bei, auch kann man nur in Ausnahmefällen bei der Dialyse in der Außenflüssigkeit biuretgebende Stoffe nachweisen. Erst wenn man dem Plasma Pro- teine oder Peptone zusetzt, tritt die Fermentwirkung in Erscheinung. Wie können wir dieses a priori eigen- artige Verhalten erklären ? Es sind doch schon vor dem Zusatz der Proteine resp. Peptone große Mengen von Proteinen im Plasma neben aktivem Ferment vorhan- den! Wir müssen stets wieder daran erinnern, daß die Fermente in mehr oder weniger ausgesprochen spe- zifischer Weise auf bestimmte Substrate eingestellt sind. Eine geringe Veränderung in der Struktur und Kon- figuration genügt, um ein Substrat einer bestimmten Ferment Wirkung zu entziehen. Genau so, wie die Fer- mente erst durch ein besonderes Agens in die wirk- same Form übergeführt werden, werden ohne Zweifel die im Blute und in den Zellen neben den Fermenten vorhandenen Stoffe erst durch besondere Agentien in einen Zustand übergeführt, in dem sie angreifbar sind. Auch die Substrate werden in gewissem Sinne aktiviert ! Der Körper schützt seine Zellen und die darin ent- haltenen Substanzen vor dem Abbau durch Fermente, - 58 - indem er diesen eine Struktur und Konfiguration — vielleicht spielt auch der physikalische Zustand eine Rolle — gibt, die dem Fermente fremd ist. Von diesen Gesichtspunkten aus können wir verstehen, weshalb die bluteigenen Plasmaproteine von den im Blute kreisen- den Fermenten nicht angegriffen werden. Schließlich könnte man die Frage auf werfen, wes- halb man den Abbau der parenteral zugeführten Pro- teine und Peptone nicht direkt durch Beobachtung des Drehungsvermögens des Plasmas ohne Zusatz von Pro- teinen resp. Peptonen verfolgen kann. Wenn das Auf- treten proteo- und peptolytischer Fermente im Plasma den Zweck hat, den Abbau der zugeführten Substrate vorzunehmen, dann muß doch im Plasma selbst die Verdauung, der Abbau zu verfolgen sein. Es ist in der Tat geglückt, bei intravenöser Zufuhr von größeren Mengen von Proteinen und Peptonen, nachdem die Tiere durch frühere Einspritzungen schon vorbereitet waren, nach sofortiger Blutentnahme einerseits eine Än- derung der Anfangsdrehung des Plasmas ohne jeden Zusatz zu beobachten und andererseits im Dialyse- versuche Peptone in der Außenflüssigkeit nachzuweisen. Daß dieser Nachweis im allgemeinen nicht gelingt, d. h. daß man den Abbau des zugeführten körperfremden Materials nicht durch Beobachtung des Plasmas allein ohne Zusatz von Substraten verfolgen kann, liegt wohl in erster Linie daran, daß die eingeführten Sub- stanzen sofort sehr stark verdünnt werden und ferner wahrscheinlich auch noch in die Lymphe und viel- — 59 — leicht in Körperzellen übergehen. Die optische Me- thode ist nicht so fein, daß sie geringfügige Drehungs- änderungen feststellen ließe, und selbst wenn man solche beobachtete, ist man nicht sicher, ob die Schwankungen nicht noch innerhalb der Beobachtungs- fehler liegen. Ferner geht der Abbau sicher rasch weiter, so daß wir es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken haben, wenn wir im Plasma selbst den Abbau des injizierten Materiales verfolgen können. Das sind die Gründe, weshalb wir auf die Anwesenheit der ein- zelnen Fermente mittels der Substrate prüfen, auf die diese eingestellt sind. Das Substrat ist das Reagens auf das zugehörige Ferment. Sein Abbau verrät die An- wesenheit des letzteren. Es sei bemerkt, daß die eindeutige Feststellung von proteo- und peptolytischen Fermenten im Blutplasma nach Zufuhr körperfremder Eiweißstoffe in die Blut- bahn eine sichere Erklärung für das Verhalten von parenteral zugeführten Proteinen im Stoffwechsel er- gaben. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß diese ausgenutzt, d. h. im Stoffwechsel der Körperzellen ver- wertet werden, sofern nach unseren Erfahrungen ein Abbau möglich ist. Verschiedene Forscher (4, 8, 10, 11, 12, 16, 17, 18, 19), die sich mit Stoffwechselversuchen nach parenteraler Einführung von Proteinen beschäftigt haben, äußerten die Vermutung, daß ein Abbau durch Fermente jenseits des Darmkanals erfolge. Am klarsten drückt sich Heilner aus. Bewiesen wurde dieser nur vermutete Abbau jedoch erst durch den direkten Nach- — 6o — weis der Fermente mittels der geschilderten Versuche und Methoden. Die Feststellung, daß es gelingt, im Blut- plasma von Tieren, das Eiweißkörper und Peptone nicht spalten kann, durch parenterale Zufuhr dieser Verbindungen eine spaltende Wirkung auszulösen, führte von selbst zu der Fragestellung, ob analoge Erscheinungen auf- treten, wenn man andere körper- und blut- fremde Stoffe, die nicht der Eiweißkörperreihe angehören, ein spr itzt . Wir begannen mit der parente- ralen Zufuhr von körper- und auch blutfremden Zucker - arten. Zunächst wurde festgestellt, daß das Plasma resp. Serum von Hunden nicht imstande ist, Rohrzucker zu zerlegen. Bringt man Blutserum oder -plasma vom Hunde mit einer Rohrzuckerlösung zusammen, dann kann man mit Hilfe analytischer Methoden leicht nachweisen, daß der Rohrzucker sich nicht verändert. Vor allen Dingen ist keine Spaltung eingetreten. Der Gehalt des Blutplasmas an reduzierenden Substanzen nimmt nicht zu. Nimmt man dagegen Blutplasma oder Serum von einem Hunde, dem man vorher Rohrzucker unter die Haut oder direkt in die Blutbahn eingespritzt hat, dann beobachtet man beim Zusammenbringen dieses Plasmas mit Rohrzucker, daß das Reduktionsvermögen des Gemisches erheblich zu- nimmt. Gleichzeitig kann man verfolgen, daß die Menge des zugesetzten Rohrzuckers eine Abnahme erfährt. Sehr anschaulich gestalten sich diese Versuche, wenn man die spaltende Wirkung des Plasmas mit Hilfe der — 61 — o p t i seh en Methode untersucht. Man nimmt in diesem Falle Plasma vom normalen Hunde und zwar eine be- stimmte Menge davon, gibt dazu eine bestimmte Menge einer Rohrzuckerlösung, füllt das Gemisch in ein Polari- sationsrohr ein und liest die Drehung ab. Man verfolgt dann das Drehungsvermögen von Zeit zu Zeit und be- wahrt das Polarisationsrohr in der Zwischenzeit im Brut- schrank bei 370 auf. Es ergibt sich, daß die Anfangs- drehung unverändert bleibt. Spritzt man nun dem gleichen Hunde, dem man das Plasma entnommen hatte, etwas Rohrzucker in die Blut bahn ein, dann kann man nach ganz kurzer Zeit nachweisen, daß nunmehr das Plasma imstande ist, Rohrzucker zu zerlegen. Die an- fänglich beobachtete starke Rechtsdrehung nimmt suk- zessive ab. Sie nähert sich Null und geht schließlich über Null hinaus nach links hinüber. Wir behalten schließlich eine Linksdrehung bei. Aus dem Rohrzucker ist Invert- zucker geworden. Dieser besteht aus einem Molekül Traubenzucker und einem Molekül Fruchtzucker, den Bausteinen des Disaccharides Rohrzucker. Da der letztere stärker nach links dreht als der Trauben- zucker nach rechts, resultiert schließlich eine Links- drehung. Die folgenden Beispiele geben einen Einblick in das Ergebnis derartiger Versuche. i. Ein Hund erhielt am 22. und 23. Oktober je 5 g Rohrzucker subkutan. Das am 24. Oktober entnom- mene Blut wurde zur Prüfung des Verhaltens des Se- rums gegenüber Rohrzucker verwendet. Zu 1 cem Serum — 62 — wurden i ccm einer io°/0igen Rohrzuckerlösung und 5 ccm physiologische Kochsalzlösung zugegeben. Die Anfangsdrehung des Gemisches war + °>45°- Am Schlüsse des Versuches war das Drehungsvermögen auf — 0,50° gesunken. OSO' iilli 11 11 1 1 1 1 1 1 1 r>-k Q70" ±0° 0,10" -0,20° -030' -qw -Q501 Zätin5 70 t2 '* ,6 ,a 20 & 2¥ 2G 2d 30 3S VO V5 so Stunden Fig. 6. 2. Einem Hund wurde vor der parenteralen Zufuhr Blut entnommen und das Verhalten des Serums gegen- über Rohrzucker festgestellt. Es fand keine Spaltung statt (Kurve 1 in Fig. 7). Nun erhielt das Tier 10 ccm einer 5 % igen Rohrzuckerlösung intravenös. Die 15 Minuten nach der Injektion entnommene Blutprobe zeigte bereits Hydrolyse von zugesetztem Rohrzucker (Kurve 2 in Fig. 7). Zur Kontrolle wurde das Drehungs- vermögen des Serums ohne Zusatz von Rohrzucker verfolgt (Kurve A und B in Fig. 7). Die Versuchs- anordnung ergibt sich aus der folgenden Übersicht: - 63 - i. 0,5 ccm Serum (Blut vor der Injektion des Rohrzuckers entnommen), 0,5 ccm einer 5% igen Rohrzuckerlösung, 7,0 ccm physiologische Kochsalzlösung. 2. 0,5 ccm Serum (Blut 15 Minuten nach intra- venöser Injektion von Rohrzucker ent- nommen), 0,5 ccm einer 5% igen Rohrzuckerlösung, 7,0 ccm physiologische Kochsalzlösung. A u. B 0,5 ccm Serum, 7,5 ccm physiologische Kochsalzlösung. *qor qoo -qoi -002 -Q03 -qm -Q05 -0,06 -qo7 -QOÖ -qoß -010 -qi5 -0,20 -02 5 / \ \ V \ k_ \ \s 2 - tu B i 1 1 1 ^ X ß ü cö 2| Schwangere in verschiedenen Monaten o a 6 i. 2. 3- 4- 5- 6. 7- 8. 9- IO. C3 s o M. M. M. M. M. M. M. M. M. M. 3 X. , — — + + + + + + + + + + + + + + + + 3'C + + + + + + + + + uche mit kerze fi] ten Sen + + + + + + + + + + £ 8 + + + + + — — + + + + + + + + + + + + + + + + + — + + + + + + + + + + + + + + — — + + + + + + + + + + + + + Ih — + + + + + + + + + CD — + + + + + + — + + + Ö — + + Ui Xi 'S - + a — o .d o a w u > I Anmerkungen: — Schwankung innerhalb 0,04°; -f Spaltung 0,05 — *) Die eingeklammerten Zahlen bedeuten die Zahl der untersuchten - 83 Menschen Eklampsie Puerp Mutter intra part. Wöch- nerin (5)1) nor mal Versuche an Tieren vor und nach parenteraler Zufuhr von Plazentabestandteilen Kaninchen (6) inji- ziert Hund (3) nor- mal (3) inji- ziert Meer- schweinchen (5) nor- mal (2) inji- ziert schwanger schwanger Versuche an schwangeren Tieren Meer- schweinchen (2) Hunde <*) + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + o,io°; ++ Spaltung bis o,n — 0,20°; + + + Spaltung über 0,20°, Tiere. 6* - 84 - bahn sonst jemals vorkommen von Bedeutung sein. Erscheinungen, wie Erbrechen während der Schwanger- schaft und vielleicht auch die Eklampsie, sind wahr- scheinlich direkt oder indirekt mit den erwähnten Ab- bauprozessen in Verbindung zu bringen. Wir drücken uns absichtlich in dieser Beziehung sehr vorsichtig aus, weil zugegeben werden muß, daß vorläufig in dieser Richtung nur Vermutungen und keine Beweise irgend- welcher Art vorhanden sind. Immerhin geben die er- hobenen Befunde Anhaltspunkte zu neuen Frage- stellungen. Man wird z. B. zu prüfen haben, ob das Blutplasma von Eklamptischen aus Plazentagewebe Abbaustufen bildet, die besondere Eigenschaften zeigen, z. B. besonders giftig sind. Es ist auch möglich, daß nicht die Art des Abbaus der Substrate der Zellen der Chorionzotten die Ursache des Auftretens der schädlich wirkenden Stoffe ist, sondern vielmehr die betreffenden Zellen selbst einen anormalen Bau be- sitzen und dadurch Abbaustufen eigner Art liefern. Diese Möglichkeiten sind experimentell angreifbar. Die Hauptschwierigkeit bei all derartigen Problemen bleibt die Entscheidung der Frage , welche von den klinisch beobachteten Erscheinungen primärer und welche se- kundärer Natur sind. Eine ganze Reihe von Erscheinungen auf dem Ge- biete der Pathologie ist ohne Zweifel von den ge- gebenen Gesichtspunkten aus experimentell angreifbar. Wir haben früher schon darauf aufmerksam ge- macht, wie wertvoll es wäre, wenn bei der Bence- - 85 - Jones'schen Albuminurie1) das Plasma auf sein Ver- halten gegenüber Eiweißkörpern und Peptonen unter- sucht werden könnte. Es ließe sich auf diesem Wege mit Bestimmtheit die Frage entscheiden, ob der Bence- Jones'sche Eiweißkörper ein bluteigenes Protein ist, oder aber, was wahrscheinlicher ist, dem Blute gar nicht zugehört und deshalb, vielleicht nach teil weisem Abbau zur Ausscheidung kommt. Alle Fälle von Albuminurie würden ein dankbares Versuchsobjekt für die gegebenen Fragestellungen ab- geben. In jedem einzelnen Falle wäre die Frage zu ent- scheiden, ob die ausgeschiedenen Proteine bluteigen oder aber blutfremd waren. Das Auftreten bestimmter Fermente in der Blutbahn zeigt uns nach den bisherigen Erfahrungen ohne Zweifel die Anwesenheit von blut- fremden Substanzen an. Solange die direkten Methoden zum Nachweis geringer Mengen von fremdartigen Sub- stanzen im Blut noch nicht besser ausgebildet sind, sind wir auf indirekte Methoden angewiesen. In diesem Sinne scheint uns der Fermentnachweis zur Zeit das feinste Reagens zu sein, um Veränderungen in der Zu- sammensetzung des Blutes nachzuweisen. Das Blut bildet in dieser Beziehung wahrscheinlich den Spiegel der übrigen Körperzellen. Sein Verhalten gibt uns Auf- schluß über Vorgänge, denen wir zur Zeit in den Zellen selbst nicht nachgehen können. *) Bei dieser findet sich im Harn ein eigenartiger Eiweiß- körper. Meist liegt Sarkomatose (typische Geschwulstbildung) von Knochen vor. — 86 - Kehren wir nun zu der eingangs entwickelten Vor- stellung zurück, wonach der Organismus unter nor- malen Umständen ein in sich abgeschlossenes Ganzes vorstellt. Wir haben bereits betont, daß die Harmonie sämtlicher Vorgänge innerhalb des ganzen Zellstaates gestört wird, sobald sich fremdartige Zellen, Zellen, die ihren eigenen Stoffwechsel und ihren eigenen Bau be- sitzen, ansiedeln. Diese Zellen wollen einerseits er- nährt sein, andererseits geben sie Stoffwechselendpro- dukte und vielleicht auch Sekretstoffe mannigfacher Art nach außen ab. Damit sie das ihnen zunächst zell- fremde Nährmaterial, das dem Wirte angehört, benutzen können, müssen auch sie Fermente besitzen, um es zu erschließen. Es wäre denkbar, daß die Stoffe des Wirtes zunächst in die Zelle aufgenommen und dann in dieser verarbeitet würden. Wahrscheinlicher ist es, daß die sich ansiedelnden Zellen Fermente nach außen ab- geben, die den Nährboden in der Umgebung zer- legen und so zur Aufnahme vorbereiten. Die ent- standenen Abbaustufen werden dann von der Zelle übernommen. Ein Umbau muß auf alle Fälle eintreten, speziell dann, wenn die Stoffe zum Aufbau neuer Zellen dienen sollen. Untersuchungen, die an verschiedenen sog. Toxinen angestellt worden sind, haben ergeben, daß unzweifelhaft in diesen spaltende Agentien vor- handen sind. Doch sprechen diese Versuche nicht eindeutig dafür, daß die Mikroorganismen Fermente aussenden, weil schwer zu entscheiden ist, ob die sog. Toxine des Handels einheitliche Produkte - 87 - darstellen und vor allem immer nur Sekretstoffe ent- halten. Vorbedingung für die Existenzmöglichkeit von Mikroorganismen innerhalb eines bestimmten ihnen zunächst fremden Zellstaates ist somit das Vor- handensein von Fermenten, die es ihnen ermöglichen, aus den zell- und bluteigenen Stoffen des Wirtes für sie verwendbare Nahrungsstoffe zu bilden. Hier kommen ohne Zweifel Beziehungen zwischen der Kon- figuration der Fermente und der Substrate in schärfster Weise zum Ausdruck. Wie oft mag ein Mikroorganis- mus in den Organismus hineingelangen und einzig des- halb erliegen, weil er nicht imstande ist, auf dem vor- handenen Nährboden sich zu ernähren ! In anderen Fällen kann er sich ansiedeln, weil vorhandene Substrate durch seine Fermente erschlossen werden können! Sind die Substanzen aufgebraucht und werden keine der gleichen Art vom Wirte an Ort und Stelle nachgeliefert, dann sind den Mikroorganismen die Existenzbedingungen ent- zogen. Sie gehen zugrunde oder sie müssen eine neue „Weide "aufsuchen. Es mag wohl auch in vielen Fällen der Fall eintreten, daß die Zellen des Wirtes die vom Mikro- organismus ausgesandten Fermente abfangen oder sonst unwirksam machen, und auf diesem Wege den Eindring- lingen ihre Existenz erschweren oder ganz vernichten. Wie empfindlich die einzelnen Organismen in bezug auf die Nährsubstrate sind, das ergeben die zahlreichen Laboratoriumsbeobachtungen über die Züchtung der verschiedenartigsten Mikroorganismen. Wir wissen, daß — 88 — manche von ihnen nur gedeihen, wenn ganz bestimmte Substrate geboten werden. Daß eine Veränderung des Nährmediums für bestimmte Lebewesen die Existenz- bedingung aufhebt, beweist in schönster Weise die Be- obachtung, daß die Infektion mit Trichophytonpilzen zur Zeit der Pubertät von selbst ausheilt. Offenbar werden die Zellen der Haut mit dem Eintritt der Ge- schlechtsreife so verändert, daß das Substrat des Wirtes — die Bestandteile der Haut — dem Pilze als Nährmaterial nicht mehr zugänglich ist. Von diesem Gesichts.- punkte aus können wir uns wohl vorstellen, daß Medikamente und sonstige therapeutische Maß^ nahmen eine Heilwirkung ausüben, ohne auf be- stimmte Zellarten, die im tierischen Organismus als Parasiten leben, direkt einzuwirken. Sie brauchen nur die für das betreffendeLebewesen notwendigen Existenzbedingungen durch Ver- änderung des Nährsubstrates zu vernichten. Es ist denkbar, daß bestimmte Mittel bestimmte Zellen so verändern, daß deren Bestandteile nicht mehr als Nährmaterial für die betreffenden Organismen in Be- tracht kommen. Der Umstand, daß die körperfremden Zellen, um ihre Existenz weiterführen zu können, und vor allen Dingen um ihre Art zu erhalten, auf Nährmaterialien mannigfaltigster Art angewiesen sind, gibt uns einen Einblick in die eine Art der Beeinflussung des Wirtes durch diese Parasiten. Sie können einmal durch die einfache Wegnahme von Nährsubstraten schädigend - 89 - wirken. Ferner können bei der vorbereitenden Zerlegung des Nährmateriales Zwischenstufen entstehen, die dem Organismus Schaden zufügen. Wir können uns wohl vorstellen, daß bestimmte Zellarten über Fermente ver- fügen, die bestimmte Substrate in ganz charakteristi- scher Weise abbauen und z. B. Abbaustufen liefern, die den Zellen des Wirtes ganz fremd sind. Das gleiche Substrat kann in der mannigfaltigsten Weise zu den einfachsten Bausteinen abgebaut werden. Die Vorstel- lung eines atypischen Abbaues von körper-, zell- und bluteigenen Stoffen durch die Fer- mente von fremdartigen Zellen eröffnet die Möglichkeit, daß Mikroorganismen, ohne von sich aus an und für sich giftige Stoffe in den Kreislauf zu bringen, einzig und allein da- durch schädigend wirken, daß sie aus dem Materiale des Wirtes durch fermentativen Abbau Produkte liefern, die schädigend in den Stoffwechsel des Wirtes eingreifen. Es braucht sicher nicht in jedem Fall der Giftstoff, das sog. Toxin, in der Zelle des Mikroorganismus selbst zu entstehen. Es kann vielmehr auch außerhalb der Zelle durch ausgesandte Fermente gebildet wer- den. Bei der Zuführung von artfremdem resp. blut- fremdem Materiale hatten wir ebenfalls mit Abbau- stufen zu rechnen, die dem Organismus fremdartig sind, und eine schädigende Wirkung entfalten können. In diesem Falle ist das fremdartige Substrat die Ur- sache der Entstehung von struktur- und konfigurations- — 9o — fremdem Material. Bei der Invasion von Bakterien haben wir dagegen eine Zerlegung von körper-, blut- und zell- eigenem Material, jedoch erfolgt hier der Abbau durch Fermente, die vielleicht anderer Art sind. Die Ursache der Entstehung von körperfremdem Abbaumaterial ist somit hier nicht auf das Substrat, sondern auf die Art der Fermente zurückzuführen. Es ist wohl möglich, daß es mit der Zeit gelingen wird, diesen fermentartigen, von den Parasiten ausgesandten Agentien im tierischen Organismus nachzuspüren. Vorläufig müssen wir uns damit begnügen, auf die Möglichkeit einer durch einen solchen Abbau herbeigeführten Schädigung hinzuweisen. Die fremdartigen Zellen können ferner dadurch schädigend auf den Organismus einwirken, daß sie inner- halb des Körpers zerfallen. Stirbt eine solche Zelle, dann kommt Material in den Kreislauf, das fremdartig ist. Wir können diesen Vorgang mit der parenteralen Zufuhr körperfremden und blutfremden Materiales ver- gleichen. Der Organismus wird sich ohne Zweifel auch in diesem Falle in der Weise gegen dieses ihm voll- ständig fremdartige Substrat wehren, daß er es durch weitgehenden Abbau seiner spezifischen Struktur be- raubt. Wir hätten dann vollständig analoge Verhält- nisse vor uns, wie bei der parenteralen Einführung verschiedenartiger Substanzen, und wie bei dem Eindringen von für das Blut fremdartigen Chorion- zottenzellen in die Blutbahn. Die Reaktion wäre über- all dieselbe. Auch hier kann der Fall eintreten, daß der Organismus beim Abbau dieser Substanzen Abbaustufen — 9i — erzeugt, die an und für sich schädigend wirken. Es käme dann von Fall zu Fall hauptsächlich darauf an, ob diese Zwischenstufen nur in geringer Menge auftreten und rasch weiter abgebaut werden, oder aber, ob der Organismus unter bestimmten Umständen vielleicht im Abbau stockt, sei es, daß die Abbaustufen nicht rasch genug weiter zerlegt oder entfernt werden, sei es, daß ein Mangel an dem Ferment vorhanden ist, das den Abbau weiter führt. Wir können uns wohl vorstellen, daß der Abbau der Leibessubstanz toter Mikroorganis- men ohne direkte Beteiligung der Mikroorganismen selbst die mannigfachsten Störungen im Gefolge haben kann. Es wäre damit eine zweite Störung im harmo- nischen Ablauf des gesamten Stoffaustausches des Wir- tes gegeben, ohne daß die Mikroorganismen als solche eine direkte Wirkung entfalten würden. Schließlich ergibt sich noch die Möglichkeit, daß bestimmte Mikroorganismen in sich selbst giftige Stoffe erzeugen und nach außen abgeben. Es ist zur Zeit noch sehr fraglich, wie man diese Stoffe auffassen soll. Handelt es sich um Stoffe, die im Stoff- wechsel der Mikroorganismen selbst eine Rolle spielen, oder aber sind Agentien vorhanden, die nach außen abgegeben den Nährboden des Mikroorganismus in bestimmter Weise, z. B. durch Abbau oder Um- bau in bestimmter Weise beeinflussen sollen. Es wäre wohl denkbar, daß bestimmte Mikroorganismen über Agentien verfügen, die in der Lage sind, einen bestimmten Nährboden in bestimmter WTeise umzu- — 92 — stimmen. Viele Beobachtungen aus der Pathologie haben gezeigt, daß bestimmte Mikroorganismen zur Vorbereitung des Nährbodens einer sog. Mischinfektion bedürfen, d. h. bestimmte Bakterien verändern die Zell- substanz des Wirtes derartig, daß nun eine bestimmte andere Bakterienart Bedingungen vorfindet, die für ihr Weiterleben günstig sind. Es scheint, daß auch für bestimmte Geschwulstarten, Sarkom und Karzinom, eine Vorbereitung des Nährbodens durch bestimmte Stoffe in manchen Fällen von großer Bedeutung ist. Man wird in Zukunft all diesen Möglichkeiten mehr Bedeutung beilegen müssen. Wenn es gelänge, die Be- dingungen, unter denen bestimmte Bakterien leben können, noch besser abzugrenzen, als es bis jetzt der Fall ist, und zwar auf Grund eingehender Studien der Zusammensetzung des Nährbodens, dann würde man ohne Zweifel in die Lage kommen, viel zielbewußter therapeutisch einzugreifen. Ferner wäre es dann mög- lich, den Begriff der schädigenden Wirkung bestimmter Bakterienarten viel besser zu formulieren, als es zur Zeit der Fall ist. Leider wird es kaum möglich sein, hier mit direkten Methoden einzugreifen, es sei denn, daß es gelingen würde, die einzelnen Mikroorganismen auf Substraten zu züchten, über deren Zusammensetzung wir ganz genau orientiert sind. Die Fortschritte auf dem Gebiete der Chemie der verschiedenen Zellbausteine und der Nahrungsstoffe führen uns diesem Ziele zwar immer näher, es ist jedoch noch ein großer Weg zu- rückzulegen, bis wir über den Aufbau bestimmter Ei- — 93 — weißstoffe, bestimmter Phosphatide und Nukleopro- teide usw. so genau orientiert sind, daß wir neben Strukturunterschieden auch Unterschiede in der Kon- figuration in die Wagschale werfen können. Werden wir erst einmal so weit sein, dann wird sich auch die Mög- lichkeit ergeben, den Begriff der Disposition durch be- stimmte Tatsachen zu ersetzen. Die vorhegenden Gedankengänge sollen nur zeigen, daß wir bei der Frage nach den Schädigungen, die Bak- terien im Wirte ausüben, nicht nur die Bakterien als solche betrachten dürfen, sondern daß mit Erfolg ihr gesamter Stoffwechsel in den Vordergrund gerückt wird. Nicht die Bakterien allein und die sog. Toxine kommen bei der ganzen Frage nach den Immunitätsreaktionen in Betracht, sondern wahrscheinlich in allererster Linie Stoffwechselzwischenprodukte und Abbaustufen, die zum Teil wenigstens ganz außerhalb der betreffenden Zellen entstehen. Vor allen Dingen kommt auch der Bau des Lebewesens in Betracht. Der Kampf des Wirtes richtet sich nicht nur gegen den lebenden Mikroorganis- mus, sondern auch gegen die beim Zerfall des toten Lebewesens sich bildenden Bruchstücke und vor allen Dingen auch gegen die bei der Vorbereitung des Nähr- bodens entstehenden Zwischenprodukte. Überall wird der Organismus mit seinen Fermenten eingreifen und versuchen, alles Struktur- und Konfigurationsfremde und auch das im physikalischen Sinne Fremdartige ab- und umzubauen. Je mehr ihm das gelingt, um so mehr wird er den Mikroorganismen die Existenzbedingungen — 94 — nehmen und die eigenen Zellen vor den schädigenden Wirkungen dieser Substanzen bewahren. Wir zweifeln nicht daran, daß es möglich sein wird, mit Hilfe des Ferment nach weises, speziell mit Hilfe der optischen Methode, auf diesem Gebiete noch man- chen Einblick zu eröffnen. Leider sind wir nicht in der Lage, auf diesem Forschungsgebiete selbst aktiv weiterzuarbeiten. Einerseits fehlen die pathologischen Fälle zur Beobachtung, und andererseits Einrichtungen, um genügende Mengen von Bakterien zu züchten. Hier müssen spezielle Forschungsinstitute eingreifen. Einzelne Fragestellungen sind schon in Angriff genom- men worden. So wurde z. B. geprüft, ob bei an Tuber- kulose leidenden Tieren im Blute Fermente vorhanden sind, die die Leibessubstanz der Tuberkelbazillen ab- bauen können. Läßt man Plasma von normalen Tieren auf Tuberkelbazillen einwirken, dann läßt sich keine Veränderung nachweisen. Ebensowenig konnte in ein- wandfreier Weise ein Abbau festgestellt werden, wenn Plasma von Tieren verwendet wurde, die an Tuber- kulose litten. Wir hatten die größte Hoffnung auf Fälle gesetzt, bei denen akute Miliartuberkulose vor- lag. Bessere Resultate erhielten wir, als wir nicht Tu- berkelbazillen selbst anwandten, sondern aus diesen bereitete Peptone. Hier ergab sich mit der optischen Methode, daß an akuter Miliartuberkulose leidende Tiere Plasma besaßen, das imstande war, das Tuberkel- bazillenpepton abzubauen, während wir bei normalen Tieren einen Abbau nicht beobachten konnten. Ganz — 95 — analoge Resultate hatten wir bei Versuchen mit Rotz. Es gehören zu derartigen Studien große Bakterien- mengen, damit man genügend Pepton darstellen kann. Selbstverständlich müssen auch sehr viele Fälle unter- sucht werden, ehe man zu einem bestimmten Resultate gelangen wird. Außerdem darf nicht vergessen werden, daß lange nicht alle Reaktionen sich im Blute abspielen. Nur bei Allgemeininfektionen wird man erwarten dür- fen, daß uns die Untersuchung des Blutes Vorgänge enthüllt, die sich für uns leider zum großen Teil nur indirekt erkennbar auch im Zellinnern abspielen. Es ist möglich, daß eine eingehende Untersuchung der Zell- fermente bei bestimmten Infektionen auch die Fähigkeit von Körperzellen ergeben wird, die Leibessubstanz von Parasiten in spezifischer Weise abzubauen. Die Ver- suchsanordnung ist gegeben. Die Hauptschwierigkeit besteht, wie schon betont, in der Beschaffung des not- wendigen Bakterienmateriales. Dieses muß als Substrat dienen, um die betreffenden Fermente aufzuspüren, genau so, wie wir mit Plazentasubstanzen jene Fermente in Erscheinung bringen, die beim Übergang von Chorion- zottenzellen vom Wirt — in diesem Falle vom mütter- lichen Organismus — an das Plasma abgegeben werden. Wir kommen somit zum Schlüsse, daß wenig- stens ein Teil der Abwehrmaßregeln des Orga- nismus gegen Infektionen aller Art auf der Mobilmachung von Fermenten beruht, um das fremdartige Material — seien es nun Stoff- wechselzwischen-oder-Endprodukte, oder beim - 96 - Zerfall von Zellen frei werdende Bestandteile — möglichst rasch seines spezifischen, für den Organismus — den Wirt — fremdartigen Baues zu entkleiden. Sicher helfen hierbei noch andere Pro- zesse mit. Es werden die Abbaustufen oxydiert, reduziert, methyliert, azetyliert, benzoyliert usw. und ohne Zweifel auch in der mannigfaltigsten Weise mit verschiedenen Verbindungen gekuppelt. Die Schutzfermente bereiten das körperfremde Material in geeigneter Weise vor, damit die einzelnen Körperzellen dann mit speziellen Prozessen eingreifen können. Die Fermente werden bei all diesen Vorgängen nicht verändert. Sie gehen vorübergehend mit dem zu verändernden Substrate eine Bindung ein. Ist der Abbau durchgeführt, dann steht das Ferment wieder zur Verfügung, um neue Reak- tionen — vor allem Spaltungen — einzuleiten. Eine Überproduktion von Fermenten als Antwort auf das Eindringen von fremdartigen Stoffen ist somit nicht notwendig. Man könnte gegen die Hervorhebung der erwähn- ten Schutzmaßnahmen des Organismus gegen das Ein- dringen körper-, blut- und zellfremden Materiales ein- wenden, daß mit der Feststellung von Fermenten im Blutplasma, und mit der Annahme, daß solche bei Infektionskrankheiten eine bedeutsame Rolle spielen, wenig gewonnen ist, denn die Fermente als solche sind uns unbekannt. Wir wissen nichts über ihren Auf- bau, ihre Natur und ihre spezielle Wirkungsweise. Wir erkennen die Fermente nur an ihrer Wirkung. — 97 — Der Umstand, daß sie in spezifischer Weise auf be- stimmte Substrate eingestellt sind, ermöglicht ihren Nachweis. Wir erblicken in der Erkenntnis, daß Fer- mente bei den Abwehrmaßregeln des tierischen Orga- nismus gegen fremdartiges Material eine bedeutsame Rolle spielen, insofern einen Fortschritt, als dadurch Vorgänge experimentell verfolgbar sind, die wir auch unter normalen Verhältnissen in den einzelnen Körper- zellen antreffen. Die Zelle bereitet mit Hilfe von Fermenten fortwährend das ihm zugeführte bluteigene Nährmaterial in geeigneter Weise zu, sei es, daß ein weiterer Abbau zu vollziehen oder eine Synthese ein- zuleiten ist. Die Fermente sind die Werkzeuge der Zellen, um das Brennmaterial in geeignete Form zu bringen, um den Bau der Zelle zu zimmern und um mancherlei Stoffe zu bereiten, die als Sekret im ge- samten Organismus irgendeine bestimmte Rolle zu spielen haben. Macht der Organismus Schutzfermente mobil, dann vollziehen seine Zellen nichts vollständig Neuartiges. Ein gewohnter Prozeß wird auf den spe- ziellen Fall übertragen. Die Fermente werden dem neuartigen Substrat angepaßt, und wenn es erforder- lich ist, nach außen — in die Blutbahn — abgegeben. So reiht sich diese Art der Verteidigung der Zelle gegen fremdartige Stoffe unmittelbar an gewohnte Vorgänge des Zellstoffwechsels an. Gleichzeitig gibt eine sorgfältige Analyse der durch die Fermente be- wirkten Prozesse die Möglichkeit, viel eindeutiger, als es bisher der Fall war, festzustellen, welcher Art die Abderhalden, Schutzfermente. - - 98 - durch die Anwesenheit körperfremder Zellen bewirkten Schädigungen sind. Bald ist der Parasit aktiv be- teiligt, bald nur passiv und bald ist sein Einfluß ein mannigfaltiger. Der Nachweis, daß bei den Verteidigungsmaß- nahmen der tierischen Zellen gegen fremdartige Stoffe Fermente eine wichtige Rolle spielen, eröffnet der ex- perimentellen Forschung neue Bahnen. Wird es auch noch lange nicht gelingen, die Natur der Fermente aufzuklären, so bietet sich doch von Fall zu Fall die Möglichkeit, die zweite Unbekannte, nämlich das Sub- strat, immer mehr auszuschalten. Je weiter unsere Kenntnis der Zusammensetzung und des Aufbaues der Nahrungsstoffe und der Zellbestandteile fortschreitet, um so mehr kommen wir in die Lage, Substrate be- kannter Struktur verwenden zu können. Mit diesen können wir in viel sicherer Weise den Fermenten nachspüren und feststellen, in welcher Art sie ein be- stimmtes Produkt abbauen. Wir werden die einzelnen Abbaustufen festhalten und ihre Eigenschaften stu- dieren können und so allmählig in die Geheimnisse der Folgen von Infektionskrankheiten und die Grund- lagen der Immunitätsreaktionen eindringen. Es gibt auf dem Gebiete der Biologie kaum eine reiz- vollere Aufgabe, als zu erforschen, wie der Organismus sich verteidigt, wenn in den harmonischen, bis in die kleinsten Einzelheiten in feinster Weise geregelten Stoff- wechsel fremde Elemente störend eingreifen. In diesen Problemen treffen sich die mannigfaltigsten, den Zell- — 99 — Stoffwechsel betreffenden Fragestellungen. Je weiter der Biologe die Grenzen seines Forschungsgebietes zieht, je mehr er allgemeinen Erscheinungen nachgeht, um so mehr darf er hoffen, für das Studium spezieller Vor- gänge neues Rüstzeug zu gewinnen und neue Wege zu finden. Das Auftreten der Schutzfermente im tierischen Organismus beim Eindringen von für seinen Körper oder auch nur für einzelne Zellen oder das Blut fremd- artigen Materiales, gibt uns Ausblicke auf manche Pro- bleme der Pathologie und speziell der Immunitäts- forschung. Jede Annäherung von scheinbar heterogenen Gebieten durch Beobachtungen, die gemeinsame Reak- tionen und Vorgänge vermuten lassen, muß mit Freude begrüßt werden. Ergibt sich doch dann die Möglichkeit, daß beim Austausch der mit ganz verschiedenartiger Methodik und verschiedenen Fragestellungen erhaltenen Ergebnisse, weite Ausblicke auf grundlegende Eigen- schaften der Zellen verschiedener Abkunft sich eröffnen. Literatur. Zusammenfassende Darstellung über den Zellstoffwechsel und den eigenartigen Bau der Zellen bestimmter Arten, Individuen und speziell der einzelnen Organe. Emil Abderhalden : Die Bedeutung der Verdauung für den Zellstoffwechsel im Lichte neuerer Forschungen auf dem Gebiete der physiologischen Chemie. Zeitschr. des österreichi- schen Ingenieur- u. Architekten -Vereins. 191 1, Nr. 11 u. 12 und im Verlag Urban u. Schwarzenberg, Berlin-Wien — 191 1. EmilAbderhalden: Neuere Anschauungen über den Bau und den Stoffwechsel der Zelle. Julius Springer, Berlin 191 1. Emil Abderhalden: Les conceptions nouvelles sur la struc- ture et le metabolisme de la cellule. Revue generale des sciences pures et appliquees. 23. Jahrg., Nr. 3, S. 95. Febr. 191 2. Emil Abderhalden: Synthese der Zellbausteine in Pflanze und Tier. Febr. 191 2. Julius Springer, Berlin. Emil Abderhalden: Lehrbuch der physiologischen Chemie. 1. und 2. Aufl. Urban u. Schwarzenberg, Berlin- Wien. 1906 u. 1909. Hier ist in den Schlußkapiteln „Ausblicke" bereits auf die engen Beziehungen zwischen den Stoffwechselprozessen der Körperzellen und denjenigen der parasitären Zellen (Mikro- organismen) hingewiesen. Vergleichende Untersuchung der Zusammensetzung der Milch und des Säuglings. Emil Abderhalden: Die Beziehungen der Zusammen- setzung der Asche des Säuglings zu derjenigen der Asche der Milch. Zeitschr. f. physiol. Chem. 26. 1899. S. 498. — Die Beziehungen der Wachstumsgeschwindigkeit des Säuglings zur Zusammensetzung der Milch beim Kaninchen, bei der Katze und beim Hunde. Zeitschr. f. physiol. Chem. 26. 1899. S. 487. — 101 — Emil Abderhalden. Die Beziehungen der Zusammensetzung der Asche des Säuglings zu derjenigen der Asche der Milch beim Meerschweinchen. Zeitschr. f. physiol. Chem. 27. 1899. S. 356. — Die Beziehungen der Wachstumsgeschwindigkeit des Säuglings zur Zusammensetzung der Milch beim Hunde, beim Schwein, beim Schaf, bei der Ziege und beim Meerschweinchen. Zeitschr. f. physiol. Chem. 27. 1899. S. 408 und 594. Die Verwendung verschiedenartiger Stickstoffquellen durch niedere Organismen. Emil Abderhalden und Peter Rona: Die Zusammen- setzung des „Eiweißes" von Aspergillus niger bei verschiedener Stickstoff quelle. Zeitschr. f. physiol. Chem. 46. 1905. S. 179. Emil Abderhalden und Yutaka Teruuchi: Kultur- versuche mit Apergillus niger auf einigen Aminosäuren und Poly- peptiden. Zeitschr. f. physiol. Chem. 47. 1906. S. 394. Untersuchung von Tier- und Pflanzengewebe auf das Vorkommen von proteo- und peptolytischen Fermenten. 1. Zur Technik des Nachweises proteo- und peptolytischer Fermente. EmilAbderhalden und AlfredSchittenhelm: Über den Nachweis peptolytischer Fermente. Zeitschr. f. physiol. Chem. 60. 1909. S. 421. EmilAbderhalden: Notiz zum Nachweis peptolytischer Fer- mente in Tier- und Pflanzengeweben. Zeitschr. f. physiol. Chem. 66. 1910. S. 137. Emil Abderhalden und Hans Pringsheim: Beitrag zur Technik des Nachweises intracellulärer Fermente. Zeitschr. f. physiol. Chem. 65. 19 10. S. 180. Emil Abderhalden: Die optische Methode und ihre Ver- wendung bei biologischen Fragestellungen. Handbuch der biochem. Arbeitsmethoden. 5. 191 1. S. 575. 2. Versuche über die Wirkung der peptolytischen Fermente. Emil Fischer und Emil Abderhalden: Über das Ver- halten verschiedener Polypeptide gegen Pankreasferment. Sit- zungsberichte der kgl. preußischen Akademie der Wissenschaften X. 1905. — 102 — Emil Fischer und Emil Abderhalden: Über das Ver- halten verschiedener Polypeptide gegen Pankreassaft und Magensaft. Zeitschr. f. physiol. Chem. 46. 1905. S. 52. Emil Fischer und Emil Abderhalden: Über das Ver- halten einiger Polypeptide gegen Pankreassaft. Zeitschr. f. physiol. Chem. 51. 1907. S. 264. Emil Abderhalden und A. H. K o e 1 k e r: Die Verwendung optisch-aktiver Polypeptide zur Prüfung der Wirksamkeit pro- teolytischer Fermente. Zeitschr, f. physiol. Chem. 51. 1907. S. 294. Emil Abderhalden und Leonor Michaelis: Der Ver- lauf der fermentativen Polypeptidspaltung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 52. 1907. S. 326. Emil Abderhalden und Alfred Gigon: Weiterer Beitrag zur Kenntnis des Verlaufs der fermentativen Polypeptidspal- tung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 53. 1907. S. 251. Emil Abderhalden und A. H. Koelker: Weitere Bei- träge zur Kenntnis der fermentativen Polypeptidspaltung. IV. und V. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 54. 1908. S. 363 und 55. 1908. S. 416. Emil Abderhalden und Carl Brahm: Zur Kenntnis des Verlaufs der fermentativen Polypeptidspaltung. VI. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 57: 1908. S. 342. Emil Abderhalden, G. Caemmerer und L. Pincus- söhn: Zur Kenntnis des Verlaufs der fermentativen Poly- peptidspaltung. VII. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 59. 1909. S. 293. 3. Untersuchungen über das Vorkommen der peptoly tischen Fermente. a) in Tier- und Pflanzengewebe. Emil Abderhalden und Peter Rona: Das Verhalten des Glycyl-1-tryosins im Organismus des Hundes bei subkutaner Einführung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 46. 1905. S. 176. Emil Abderhalden und Yutaka Teruuchi: Das Ver- halten einiger Polypeptide gegen Organextrakte. Zeitschr. f. physiol. Chem. 47. 1906. S. 466. Emil Abderhalden und Alfred Schittenhelm: Die Wirkung der proteolytischen Fermente keimender Samen des Weizens und der Lupinen auf Polypeptide. Zeitschr. f. physiol. Chem. 49. 1906. S. 26. — 103 — Emil Abderhalden und Peter Rona: Das Verhalten von Leucyl-phenylalanin, Leucyl-glycyl-glycin und von Alanyl- glycyl-glycin gegen Preßsaft der Leber vom Rinde. Zeitschr. f. physiol. Chem. 49. 1906. S. 31. Emil Abderhalden und Andrew Hunter: Weitere Bei- träge zur Kenntnis der proteolytischen Fermente der tierischen Organe. Zeitschr. f. physiol. Chem. 48. 1906. S. 537. Emil Abderhalden und Yutaka Teruuchi: Studien über die proteolytische Wirkung der Preßsäfte einiger tierischer Organe sowie des Darmsaftes. Zeitschr. f. physiol. Chem. 49. 1906. S. 1. Emil Abderhalden und Yutaka Teruuchi: Verglei- chende Untersuchungen über einige proteolytische Fermente pflanzlicher Herkunft. Zeitschr. f. physiol. Chem. 49. 1906. S. 21. Emil Abderhalden und Filippo Lussana: Weitere Versuche über den Abbau von Polypeptiden durch die Preß- säfte von Zellen und Organen. Zeitschr. f. physiol. Chem. 55. 1908. S. 390. Emil Abderhalden und Auguste Rilliet: Über die Spaltung einiger Polypeptide durch den Preßsaft von Psalliota campestris (Champignon). Zeitschr. f. physiol. chem. 55. 1908. S. 395- Emil Abderhalden und Dammhahn: Über den Gehalt ungekeimter und gekeimter Samen verschiedener Pflanzenarten an peptolytischen Fermenten. Zeitschr. f. physiol. Chem. 57. 1908. S. 332. Emil Abderhalden und Hans Pringsheim: Studien über die Spezifizität der peptolytischen Fermente bei verschie- denen Pilzen. Zeitschr. f. physiol. Chem. 59. 1909. S. 249. Emil Abderhalden und Robert Heise: Über das Vor- kommen peptolytischer Fermente bei den Wirbellosen. Zeit- schr. f. physiol. Chem. 62. 1909. S. 136. Emil Abderhalden und Eugen Steinbeck: Weitere Untersuchungen über die Verwendbarkeit des Seidenpeptons zum Nachweis peptolytischer Fermente. Zeitschr. f. physiol. Chem. 68. 1910. S. 312. Emil Abderhalden: Über den Gehalt von Eingeweidewür- mern an peptolytischen Fermenten. Zeitschr. f. physiol. Chem. 74. 191 1. S. 409. — 104 — Emil Abderhalden und Heinrich Geddert: Dar- stellung optisch-aktiver Polypeptide aus Racemkörpern. Zeit- schr. f. physiol. Chem. 74. 191 1. S. 394. b) im Blut. Emil Abderhalden und H. D e e t j e n: Über den Abbau einiger Polypeptide durch die Blutkörperchen des Pferdes. Zeitschr. f. physiol. Chem. 51. 1907. S. 334. Emil Abderhalden und Berthold Oppler: Über das Verhalten einiger Polypeptide gegen Blutplasma und -serum vom Pferde. Zeitschr. f. physiol. Chem. 53. 190.7. S. 294. Emil Abderhalden und H. Deetjen: Weitere Studien über den Abbau einiger Polypeptide durch die roten Blut- körperchen und die Blutplättchen des Pferdeblutes. Zeitschr. f. physiol. Chem. 53. 1907. S. 280. EmilAbderhalden und Peter Rona: Das Verhalten von Blutserum und Harn gegen Glycjd-l-tyrosin unter verschiedenen Bedingungen. Zeitschr. f. physiol. Chem. 53. 1907. S. 308. Emil Abderhalden und Wilfred Manwaring: Über den Abbau einiger Polypeptide durch die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen des Rinderblutes. Zeitschr. f. physiol. Chem. 55. 1908. S. 377. Emil Abderhalden und James Mc. Lester: Über das Verhalten einiger Polypeptide gegen das Plasma des Rinder- blutes. Zeitschr. f. physiol. Chem. 55. 1908. S. 371. c)imSputumwährendderLösungbeiPneumonie. Emil Abderhalden: Zur Kenntnis des Vorkommens der peptoly tischen Fermente. Zeitschr. f. physiol. Chem. 78. 191 2. S. 344. 4. Prüfung der Wirkungsart der proteo- und peptolytischen Fer- mente von Tumorzellen und Bakterien. Emil Abderhalden: Neue Forschungsrichtungen auf dem Gebiete der Störungen des Zellstoffwechsels. Arch. f. wissen- schaftl. und praktische Tierheilkunde. 36. 19 10. S. 1. Emil Abderhalden: Studium über den Stoffwechsel von Geschwulstzellen. Zeitschr. f. Krebsforschung. 9. 1910. 2. H. Emil Abderhalden und Peter Rona: Zur Kenntnis der peptolytischen Fermente verschiedenartiger Krebse. Zeitschr. f. physiol. Chem. 60. 1909. S. 411. — 105 — Emil Abderhalden, A. H. Koelker und Florentin Medigreceanu: Zur Kenntnis der peptolytischen Fer- mente verschiedenartiger Krebse und anderer Tumorarten. II. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 62. 1909. S. 145. EmilAbderhalden und Florentin Medigreceanu: Zur Kenntnis der peptolytischen Fermente verschiedenartiger Krebse und anderer Tumorarten. Zeitschr. f. physiol. Chem. 66. 1910. S. 265. Emil Abderhalden und Ludwig Pincussohn: Zur Kenntnis der peptolytischen Fermente verschiedenartiger Krebse und anderer Tumorarten. Zeitschr. f. physiol. Chem. 66. 19 10. S. 277. Emil Abderhalden, Ludwig Pincussohn und Adolf Walther: Untersuchungen über die Fermente ver- schiedener Bakterienarten. Zeitschr. f. physiol. Chem. 68. 1910. S. 471. Über die Verwendbarkeit der optischen Methode bei biologischen Fragestellungen. Technik der Methode. Emil Abderhalden: Die Anwendung der „optischen Me- thode" auf dem Gebiete der Immunitätsforschung. Med. Klinik. Jahrg. 1909. Nr. 41. Emil Abderhalden: Die Anwendung der optischen Methode auf dem Gebiete der Physiologie und Pathologie. Zentralbl. f. Physiol. XXIII. Nr. 25. Emil Abderhalden: Die optische Methode und ihre Ver- wendung bei biologischen Fragestellungen. Handbuch der bio- chemischen Arbeitsmethoden. 5. 191 1. S. 575. Schutzfermente nach Zufuhr körperfremder Eiweißstoffe und Peptone. Emil Abderhalden und Ludwig Pincussohn: Über den Gehalt des Kaninchen- und Hundeplasmas an peptoly- tischen Fermenten unter verschiedenen Bedingungen. I. Mitt. Zeitschr. f. physiol. Chem. 61. 1909. S. 200. EmilAbderhalden und WolfgangWeichardt: Über den Gehalt des Kaninchenserums an peptolytischen Fermenten unter verschiedenen Bedingungen. II. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 62. 1909. S. 12c. — io6 — Emil Abderhalden und Ludwig Pincussohn: Über den Gehalt des Hundeblutserums an peptoly tischen Fermenten unter verschiedenen Bedingungen. III. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 62. 1909. S. 243. Emil Abderhalden und Ludwig Pincussohn: Se- rologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode". IV. Mit- teilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 64. 1910. S. 100. Emil Abderhalden und K. B. I m m i s c h: Serologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode". V. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 64. 1910. S. 423. Emil Abderhalden und A. Israel: Serologische Stu- dien mit Hilfe der „optischen Methode". VI. Mit-teilung. Zeit- schr. f. physiol. Chem. 64. 1910. S. 426. Emil Abderhalden und J. G. Sleeswyk: Serologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode". VII. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 64. 19 10. S. 427. Emil Abderhalden und Ludwig Pincussohn: Se- rologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode". IX. Mit- teilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 64. 1910. S. 433. Emil Abderhalden und Ludwig Pincussohn: Se- rologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode". X. Mit- teilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 66. 19 10. S. 88. Emil Abderhalden und Ludwig Pincussohn: Se- rologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode". XIII. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 71. 191 1. S. 110. Emil Abderhalden und E. Rathsmann: Serologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode". XIV. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 71. 191 1. S. 367. Emil Abderhalden und Benomar Schilling: Se- rologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode. XV. Mit- teilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 71. 191 1. S. 385. Emil Abderhalden und Ernst Kämpf: Serologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode". XVI. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 71. 1911, S. 421. Schutzfermente nach Zufuhr körper- und blutfremder Kohlehydrate. Emil Abderhalden und Carl Brahm: Serologische Stu- dien mit Hilfe der „optischen Methode". VIII. Mitteilung. Zeitschr. f. physiol. Chem. 64. 1910. S. 429. — 107 — Emil Abderhalden und Georg Kapfberger: Se- rologische Studien mit Hilfe der „optischen Methode". XI. Mit- teilung. Parenterale Zufuhr von Kohlehydraten. Zeitschr. f. physiol. Chem. 69. 19 10. S. 23. Anhang. Emil Abderhalden und Julius Schmid: Bestimmung der Blutmenge mit Hilfe der „optischen Methode". Zeitschr. f. physiol. Chem. 66. 19 10. S. 120. Schutzfermente nach Zufuhr von Fetten. Emil Abderhalden und Peter Rona: Studien über das Fettspaltungsvermögen des Blutes und Serums des Hundes unter verschiedenen Bedingungen. Zeitschr. f. physiol. Chem. 75. 191 1. S. 30. Emil Abderhalden und Arno Ed. Lampe: Weitere Versuche über das Fettspaltungsvermögen des Blutes und des Plasmas unter verschiedenartigen Bedingungen. Zeitschr. f. physiol. Chem. 78. 19 12. Schutzfermente nach Zufuhr körpereigener, jedoch blut- fremder Stoffe. Nachweis von proteolytischen Fermenten im Blute während der Schwangerschaft. EmilAbderhalden,R. Freund und LudwigPincus- sohn: Serologische Untersuchungen mit Hilfe der „optischen Methode" während der Schwangerschaft und speziell bei Eklampsie. Praktische Ergebnisse der Geburtshilfe und Gy- näkologie. II. Jahrg., II. Abt. 1910. S. 367. Emil Abderhalden und Miki Kiutsi: Biologische Un- tersuchungen über Schwangerschaft. Die Diagnose der Schwan- gerschaft mittels der „optischen Methode" und dem Dialysier- verfahren. Zeitschr. f. physiol. Chem. 77. 19 12. S. 249. Übersichten über Probleme der Immunitätsforschung und speziell über Anaphylaxie. E. Friedberger und Mitarbeiter: Zahlreiche Arbeiten über Anaphylaxie in der Zeitschr. f. Immunitätsforschung und ex- perimentelle Medizin. — 108 — E. Friedberger: Die Anaphylaxie mit besonderer Berück- sichtigung ihrer Bedeutung für Infektion und Immunität. Deutsche med. Wochenschr. 191 1. Nr. 11. E. Friedberger: Die Anaphylaxie. Fortschritte der Deutsch. Klinik. 2. 191 1. S. 619. E. Friedberger: Über das Wesen und die Bedeutung der Anaphylaxie. Münchener med. Wochenschr. 1910. Nr. 50 und Ernst Moro: Experimentelle und klinische Überempfindlichkeit (Anaphylaxie). J. F. Bergmann, Wiesbaden. 1910. Hermann Pfeiffer: Das Problem der Eiweißanaphylaxie. Gustav Fischer, Jena. 1910. ClemensvonPirquet: Allergie. Julius Springer, Berlin 1910. Robert Rössle: Fortschritte der Cytotoxinforschung. J. F. Bergmann, Wiesbaden. 19 10. Wolfgang Weichardt: Jahresbericht über die Ergebnisse der Immunitätsforschung. Seit 1906 erscheinend. Ferdinand Enke, Stuttgart. Enthält neben Übersichtsberichten Einzel- referate über alle das Immunitätsgebiet berührenden Arbeiten. Alfre d Schittenhelm: Über Anaphylaxie vom Standpunkt der pathologischen Physiologie und der Künik. Jahresbericht über die Ergebnisse der Immunitätsforschung. 19 10. Ferdi- nand Enke, Stuttgart. Edgar Zunz: A propos de 1' Anaphylaxie. Bruxelles. 191 1. 1. BrunoBloch und RudolfMatsini: Studien über Immunität und Uberempfindlichkeit bei Hyphomyzetener- krankungen. Zeitschr. f. Hygiene. 63. 1909. S. 68. 2. Gustav von Bunge: Der Kali-, Natron- und Chlorgehalt der Milch, verglichen mit dem anderer Nahrungsmittel und des Gesamtorganismus der Säugetiere. Zeitschr. f. Biol. 10. 1874. S. 295 und 323. 3. Gustav von Bunge: Lehrbuch der Physiologie des Men- schen. 2. 1901. S. 103. 4. W. Cramer: On the assimilation of protein introduced parenteraly. Journ. of physiol. 37. 1908. S. 146. 5. P. Esch: Über Harn- und Serumtoxizität bei Eklampsie. Münchener med. Wochenschr. 59. 1912. S. 461. 6. EmilFischer: Bedeutung der Stereochemie für die Physio- logie. Zeitschr. f. physiol. Chem. 26. 1898-99. S. 60. — 109 — 7. Rupert Franz: Über das Verhalten der Harntoxizität in der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett. Arch. f. Gynäkol. 96. 191 1. Heft 2. 8. U. Friedemann und S. Isaac: Über Eiweißimmunität und Eiweißstoffwechsel. Zeitschr. f. exper. Path. u. Therap. 1. 1905. S. 513; 3. 1906. S. 209 und 4. 1907. S. 830. 9. G. B. Grub er: Peptolytische Stoffe und Immunstoffe im Blut. Zeitschr. f. Immunitätsforschung und exper. Therap. 7. 1910. S. 762. 10. Ernst Heilner: Über die Wirkung großer Mengen art- fremden Blutserums im Tierkörper nach Zufuhr per os und subkutan. Zeitschr. f. Biol. 50. 1907. S. 26. 11. Ernst Heilner: Versuch eines indirekten Fermentnach- weises (durch Alkoholzufuhr); zugleich ein Beitrag zur Frage der Uberempfindlichkeit. Münchner med. Wochenschr. 1908. Nr. 49. 12. Ernst Heilner: Über das Schicksal des subkutan einge- führten Rohrzuckers im Tierkörper und seine Wirkung auf Ei- weiß- und Fettstoffwechsel Zeitschr. f. Biol. 61. 191 1. S. 75. 13a. Ernst Heilner: Über die Wirkung künstlich erzeugter physikalischer (osmotischer) Vorgänge im Tierkörper auf den Gesamtstoffumsatz mit Berücksichtigung der Frage von der „Überempfindlichkeit". Zeitschr. f. Biol. 50. 1908. S. 476. 13. Hertle und Hermann Pfeiffer: Über Anaphylaxie gegen artgleiches blutfremdes Eiweiß. Zeitschr. f. Immunitäts- forschung und exper. Therap. 10. 191 1. S. 541. 14. Th. Heyneann: Eine „Reaktion" im Serum Schwangerer, Kreisender und Wöchnerinnen. Arch. f. Gynäk. 90. 1910. Heft 2. 15. G. Kapsenberg: Studien über Immunität und Zellzerfall. Zeitschr. f. Immunitätsforschung. 12. 1912. S. 477. 16. Kornel von Körösy: Über parenterale Eiweißzufuhr. Zeitschr. f. physiol. Chem. 62. 1909. S. 76. 69. 1909. S. 313. 17. L. Lommel: Über die Zusetzung parenteral eingeführten Eiweißes im Tierkörper. Verhandl. des Kongresses für innere Medizin. 24. 1907. S. 290 und Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 58. 1908. S. 50. 18. Leon or Michaelis und Peter Rona: Untersuchungen über den parenteralen Eiweißstoffwechsel. Pflügers Arch. für die gesamte Physiologie. 71. 1908. S. 163; 73 1908. S. 406; 74. 1908. S. 578. HO — ig. Carl Oppenheimer: Über das Schicksal der mit Um- gehung des Darmkanals eingeführten Eiweißstoffe im Tierkör- per. Hofmeisters Beiträge. 4. 1903. S. 263. 20. H. P f e i f f e r und S. M i t a: Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Eiweiß - Antieiweißreaktion. Zeitschr. f. Im- munitätsforschung und exper. Therap. 6. 19 10. S. 18. 21. Giacomo Pighini: Über die Bestimmung der enzyma- tischen Wirkung der Nuclease mittels „optischer Methode". Zeitschr. f. physiol. Chem. 70. 1910-11. S. 85. 22. Gottlieb Salus: Versuche über Serumgiftigkeit und Ana- phylaxie. Med. Klinik. Jahrg. 1909. Nr. 14. 23. Heinrich Schlecht: Über experimentelle Eosinophylie nach parenteraler Zufuhr artfremden Eiweißes und über die Beziehungen der Eosinophylie zur Anaphylaxie. Habilitations- schrift F. C. W. Vogel, Leipzig. 191 2. 24. Wolfgang Weichardt: Über Syncytiolysine. Hygien. Rundschau. 1903. Nr. 10. Vgl. auch Münchner med. Wochen - schr. 1901. Nr. 52 und Deutsche med. Wochenschr. 1902. Nr. 35. 25. WolfgangWeichardt: Studien über das Wachstum und den Stoffwechsel von Typhus- und ColibaciUus und über die Tätigkeit ihrer Fermente. Zentralbl. f. die gesamte Physiol. und Path. des Stoffwechsels. N. F. Jahrg. 5. 191 o. S. 131. 26. E. Weinland: Über das Auftreten von Invertin im Blut. Zeitschr. f. Biol. 47. 1907. S. 279. Verlag von Julius Springer in Berlin. Im Februar 1912 erschien: Synthese der Zellbausteine in Pflanze nnd Tier Lösung des Problems der künstlichen Darstellung der Nahrungsstoffe Von Professor Dr. Emil Abderhalden Direktor des Physiologischen Institutes der Universität zu Halle a. S. Preis M. 3,60; in Leinwand gebunden Preis M. 4,40 Im Oktober 1911 erschien: Neuere Anschauungen über den Bau und den Stoffwechsel der Zelle Von Prof. Dr. Emil Abderhalden Vortrag, gehalten auf der 94. Jahresversammlung der Schweizerischen Naturforsch. -Gesellschaft in Solothurn, 2. August 1911 Preis M. 1 — Im April 1912 erschien: Physiologisches Praktikum Chemische und physikalische Methoden Von Prof. Dr. Emil Abderhalden Direktor des Physiologischen Institutes der Universität zu Halle a. S. Mit 271 Figuren im Text. Preis M. 10, — ; in Leinwand gebunden M. 10,80 Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Verlag von Julius Springer in Berlin. Die chemische Entwicklungserregung des tierischen Eies (Künstliche Parthenogenese). Von Jacques Loeb, Professor der Physiologie an der University of California in Berkeley. Mit 56 Textfiguren. 1909. Preis M. 9, — ; in Leinwand gebunden M. 10, — Über das Wesen der formativen Reizung. Von Jacques Loeb, Professor der Physiologie an der University of California in Berkeley. Vortrag, gehalten auf dem XVI. Internationalen Medizinischen Kongreß in Budapest 1909. Preis M. 1, — Biochemie. Ein Lehrbuch für Mediziner, Zoologen und Botaniker von Dr. F. Röhmann, a. o. Professor an der Universität und Vorsteher der chemischen Abteilung des Physiologischen In- stituts zu Breslau. Mit 43 Textfiguren und 1 Tafel. 1908. In Leinwand gebunden Preis M. 20, — Die Arzneimittel-Synthese auf Grundlage der Beziehungen zwischen chemischem Aufbau und Wirkung. Für Ärzte, Che- miker und Pharmazeuten. Von Dr. Sigmund Fränkel, Dozent für medizinische Chemie an der Wiener Universität. Dritte, umgearbeitete Auflage. 1912. Preis M. 24,— ; in Halbfranz gebunden M. 26,50 Pflanzenphysiologie. Von Dr. W. Palladin, Professor an der Universität zu St. Petersburg. Mit 180 Textfiguren. 1911. Preis M. 8. — ; in Leinwand gebunden M. 9, — Untersuchungen über Aminosäuren, Polypeptide und Proteine. 1899— 1 906. Von Emil Fischer. Preis M. 16, — ; in Leinwand gebunden M. 17,50 Untersuchungen in der Puringruppe. 1882—1906. Von Emil Fischer. Preis M. 15, — ; in Leinwand gebunden 16,50 Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Verlag von Julius Springer in Berlin. Untersuchungen über Kohlenhydrate und Fermente. 1884—1908. Von Emil Fischer. Preis M. 22, — ; in Leinwand gebunden M. 24, — Organische Synthese und Biologie. Von Emil Fischer. 1908. Preis M. 1,— Neuere Erfolge und Probleme der Chemie. Experimental- vortrag gehalten in Anwesenheit S. M. des Kaisers aus Anlaß der Konstituierung der Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft zur För- derung der Wissenschaften am 11. Januar 1911 im Kultus- ministerium zu Berlin von Emil Fischer, Professor an der Universität Berlin. 1911. Preis M. —,80 Physiologie und Pathologie des Mineralstoffwechsels nebst Tabellen über die Mineralstoffzusammensetzung der menschlischen Nahrungs- und Genußmittel sowie der Mineral- brunnen und -Bäder, Von Dr. Albert Albu, Privatdozent für innere Medizin an der Universität zu Berlin, und Dr, Carl Neu- berg, Privatdozent und ehem. Assistent am Pathol. Institut der Universität Berlin. 1906. In Leinwand gebunden Preis M. 7, — Biologie des Menschen. Aus den wissenschaftlichen Ergeb- nissen der Medizin für weitere Kreise dargestellt. Bearbeitet von Dr. Leo Heß, Prof. Dr. Heinrich Joseph, Dr. Albert Müller, Dr. Karl Rudinger, Dr. Paul Saxl, Dr. Max Schacher 1. Herausgegeben von Dr. Paul Saxl und Dr. Karl Rudinger. Mit 62 Textfiguren. 1910. Preis M. 8, — ; in Leinwand gebunden M. 9,40 Vorlesungen Über Physiologie. Von Dr. Bf. von Frey, Pro- fessor der Physiologie und Vorstand des Physiologischen In- stituts an der Universität Würzburg. Zweite, neubearbeitete Auflage. Mit 80 Textfiguren. 1911. In Leinwand gebunden Preis M. 11, — Die Registrierung des Herz Schalles. Graphische Studien von Dr. Heinrich Gerhartz, Berlin. Mit 195 Textfiguren. 1911. Preis M. 8, — ; in Leinwand gebunden M. 9, — Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Verlag von Julius Springer in Berlin. Elektrophysiologie menschlicher Muskeln. Von Dr. med. H. Piper, a. o. Professor der Physiologie, Abteilungs Vorsteher am Physiologischen Institut der Kgl. Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Mit 65 Abbildungen. 1912. Preis M. 8,— ; in Leinwand geb. Preis M. 8.80 Die elektrische Entartungsreaktion. Klinische und experi- mentelle Studien über ihre Theorie. Von Dr. EmilReiss, Oberarzt an der Medizinischen Klinik des Städtischen Krankenhauses zu Frankfurt a. M. 1911. Preis M. 4,80; in Leinwand geb. M. 5,60 Der vestibuläre Nystagmus und seine Bedeutung für die neurologische und psychiatrische Diagnostik. Von Prof. Dr. M. Rosenfeld, Oberarzt der Psychiatrischen und Nerven- klinik zu Straßburg i. E. 1911. Preis M. 2,40 ; in Leinwand geb. M. 3,20 Der Einfluß psychischer Vorgänge auf den Körper, insbe- sondere auf die Blutverteilung. (Aus dem Physiologischen Institut der Universität zu Berlin und dem psychologischen Laboratorium der Nervenklinik der Charite). Von Professor Dr. med. Ernst Weber, Oberassistent am Physiologischen Institut der Universität Berlin. Mit 120 Textfiguren. 1910. Preis M. 14,— ; in Halbleder geb. M. 16 — Die Reizbewegungen der Pflanzen. Von Dr. Ernst G. Prings- heim, Privatdozent an der Universität Halle. Mit 96 Abbil- dungen. 1912. Preis M. 12,— ; in Leinwand geb. M. 13,20 Die Variabilität niederer Organismen. Eine deszendenz- theoretische Studie. Von Hans Pringsheim. 1910. Preis M. 7, — ; in Leinwand geb. M. 8, — Umwelt und Innenwelt der Tiere. Von j. von Uexküll, Dr. med. h. c. 1909. Preis M. 7, — ; in Leinwand geb. M. 8, — Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Verlag von Julius Springer in Berlin. Im Juni 1911 erschien: Der Harn sowie die übrigen Ausscheidungen und Körper- flüssigkeiten von Mensch und Tier. Ihre Untersuchung und Zusammensetzung in normalem und pathologischem Zustande. Ein Handbuch für Ärzte, Chemiker und Pharmazeuten sowie zum Gebrauch an Landwirtschaf tl. Versuchsstationen. Unter Mitarbeit hervorragender Fachmänner herausgegeben von Dr. Carl Neuberg, Universitätsprofessor und Abteilungsvorsteher am Tierphysiologischen Institut der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. 1862 S. Großoktav, mit zahlreichen Textfiguren und Tabellen. 1911. Zwei Teile. Preis M. ö8, — ; in 2 Halblederbände gebunden M. 63, — Inhaltsübersicht : Allgemeine Untersuchung des Harns Von Dr. P. Mayer-Karlsbad. Die Untersuchung der anorganischen Harnbestandteile (wie der anorga- nischen Stoffe in den Sekreten). Von Prof. Dr. S. Frank el-Wien. Die Untersuchung der organischen, stick- stofffreien Substanzen des Harns. Von Prof. Dr. C. Ne üb er g- Berlin. Die stickstoffhaltigen Körper des Harns. Von Privatdozent Dr. A. L.Ander- sen-Kopenhagen. Der Nachweis von Arznei- und Gift- Stoffen in Harn, Faeces, Blut usw. Von Geh. Med. -Rat Prof. Dr. A. Heffter-Berlin. Fermente und Antifermeate im Harn. Von Prof. Dr. M. Jacoby- Berlin. Die mikroskopische Harnuntersuchung. Von Prof. Dr. med. et phil. C. Pos- ner-Berlin. Harn - und Blutfarbstoffe und deren Chro- mogene sowie Melanine. Von Prof. Dr. R. v. Zeynek-Prag. Blut, Lymphe, Transsudate, Exsudate, Elter, Cysten, Milch und Colostrum (exkl. Farbstoffe). Von Prof. Dr. Ivar Bang-Lund. Fermente, Antlfermente, Antikörper des Blutes. Von Prof. Dr. M. Jacoby- B erlin. Die mikroskopische Untersuchung des Blutes. Von Dr. A. Pappenheim- Charlottenburg. Speichel, Hageninhalt, Pankreassaft, Darmsekrete, Galle, Sperma, Frostata- flüssigkeit, Sputum, Nasensekret, Tränen, Schweiß und Fisteln der betr. Organe. Von Professor Dr. J.Wohl- gemuth-Berlin. Die chemische Untersuchung der Faeces. Von 0. Schumm-Hamburg. Klinische Untersuchungsmethoden der Faeces. Von Prof. Dr. A. Albu- Berlin. Kurze Übersicht über die bakteriologische Untersuchung des Harns. Von Prof. Dr. J. Morgenroth-Berlin und Dr. L. Halberstaedter - Charlotten- burg. Die Gase des Organismus und Ihre Ana- lyse. Von Prof. Dr. A. Loewy- Berlin. Calorimetrle. Von Prof. Dr. A. Loewy- Berlin. Die Anstellung von Stoffweehselrer- suchen an Mensch nnd Tier. Von Prof. Dr. W. Caspar! -Berlin. über die Anwendung der Caplllaranalyse bei Harnuntersuchungen. Von Prof. Dr.Friedrich Goppelsroeder- Basel. Physikalisch - chemische Untersuchung des Harns und der anderen Körper- flüssigkeiten. Von Prof. Dr. Fil. Bottazzi-Neapel. Mikrochemische quantitative Analyse. Von Prof. Dr. 3. Frankel- Wien. Prospekt mit ausführlichem Inhaltsverzeichnis steht kostenlos zur Verfügung. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Verlag von Julius Springer in Berlin. Biochemisches Handlexikon. Bearbeitet von Dr. H. Altenburg-Basel, Prof. Dr. I. Bang-Lund, Prof. Dr. K. Bartelt-Peking, Dr. Fr. Baum-Görlitz, Dr. C. Brahm-Berün, Prof. Dr. W. Cramer-Edinburgh, Privatdozent Dr. K. Dieterlch-Helfenberg, Dr. R. Ditmar-Graz, Dr. M. Dohrn- Berlin, Dr. H. Einbeck-Berlin, Prof. Dr. H. Euler-Stockholm, Prof. Dr. E. St. Faust- Würzburg, Dr. C. Funk-Berlin, Prof. Dr. O. v. Fürth- Wien, Dr. O. Gern- groß-Berlin, Privatdozent Dr. V. Grafe-Wien, Hofrat Dr. O. Hesse-Feuerbach, Dr. K.Kautzsch-Berlin, Prof. Dr. Fr. Knoop-Freiburg i. B., Prof. Dr. R. Kobert- Rostock, Prof. Dr. Leimbach-Heidelberg, Dr. J. Lundberg-Stockholm. Prof. Dr. O.Neubauer-München, Prof. Dr. C. Neuberg-Berlin, Privatdozent Dr. M. Nieren- stein-Bristol, Prof. Dr. O. A. Oesterle-Bern, Prof. Dr. Th. B. Oaborne-New Haven, Connect., Dr. L.Pincussohn-Berlin, Privatdozent Dr. H. Pringsheim-Berlin, Dr. K. Raske-Berlin, Privatdozent Dr. B. v. Relnbold-Koloszvär, Dr. Br. Rewald- Berlin, Dr. A. Rollett-Schwanheim, Dr. P. R6na-Berlin, Prof. Dr. H. Rupe-Basel, Privatdozent Dr. Fr. Samuel y-Freiburg i.B.. Dr. H. Scheibler-Berlin, Privatdozent Dr.J.Schmld-Breslau, Prof.Dr. J.Schmidt-Stuttgart, Dr. E.Schmitz-Frankfurt a.M., Prof. Dr. M. Siegfried-Leipzig, Dr. E. Strauß-Frankfurt a. M., Dr. O. Thiele-Berlin, Dr. G. Trier-Zürich, Prof. Dr. W. Weichardt-Erlangen, Prof. Dr.R. Willstätter- Zürich, Prof. Dr. A. Windaus-Freiburg i. B., Prof. Dr. E. Winterstein-Zürich, Dr. E.Witte-Berlin, Dr. G.Zemplen-Selmeczbänya, Privatdozent Dr. E.Zunz- Brüssel. Herausgegeben von Professor Dr. Emil Abderhalden, Direktor des Physiologischen Institutes der Universität Halle a. S. In sieben Bänden. I. Band, 1. Hälfte. enthaltend: Kohlenstoff, Kohlenwasser- stoffe, Alkohole der Aliphatischen Reihe, Phenole. 1911. Preis M. 44,—; geb. M. 46,50. I. Band, 2. Hälfte, enthaltend: Alkohole der aromatischen Reihe, Aldehyde, Ketone, Säuren, Heterocyklische Verbindungen. 1911. Preis M. 48,—; geb. M. 50,50. II. Band, enthaltend: Gummisubstanzen, Hemi- cellu losen, Pflanzenschleime, Pektin- stoffe, Huminsubstanzen, Stärke. Dex- trine, Inuline, Cellulosen, Glykogen. Die einfachen Zuckerarten, Stickstoffhaltige Kohlenhydrate, Cyklosen, Glukoside. 1911. Preis M. 44,—; geb. M. 46,50. III. Band, enthaltend : Fette, Wachse.Phosphatide, Protagon, Cerebroside, Sterine, Gallen- säuren. 1911. Preis M. 20,—; geb. M. 22,50. IV. Band, 1. Hälfte, enthaltend: Proteine der Pflanzenwelt, Proteine der Tierwelt, Peptone und Kyrine, Oxydative Abbauprodukte der Proteine, Polypeptide. 1910. Preis M. 14,—. IV. Band, 2. Hälfte, enthaltend: Polypeptide, Aminosäuren, Stickstoffhaltige Abkömmlinge des Ei- weißes und verwandte Verbindungen, Nucleoproteide, Nucleinsäuren. Purin- substanzen, Pyrimidinbasen. 1911. Preis M. 54,—; mit der 1. Hälfte zus. geb. M. 71,—. V. Band. enthaltend: Alkaloide, Tierische Gifte, Produkte der inneren Sekretion, Anti- gene, Fermente. 1911. Preis M. 38, — ; geb. M. 40,50. VI. Band, enthaltend: Farbstoffe der Pflanzen- und der Tierwelt, 1911. Preis M. 22,— ; geb. M. 24,50. VII. Band, 1. Hälfte, enthaltend: Gerbstoffe, Flechtenstoffe, Saponine, Bitterstoffe, Terpene. 1910. Preis M. 22,—. VII. Band, 2. Hälfte, enthaltend: Ätherische öle, Harze, Harzalkohole, Harzsäuren, Kautschuk. J912. Preis M. 18.—; mit der 1. Hälfte zub. geb. M. 43.—. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. - ■ - ■ - n *■;. ' .-•■' , • • . V* V. . 4> : ' - ' ■ • '-.vi: ^ '■■-,: ■',• II ,,-'■ _"■-•• ' ' f--k .. * ,'■■.■- r ■■■,■■<■ > ■-• ■•. - - ■'• -'•■•■ '■■-. .■■■::■■■ — , .• >v "' •' ' ' ' \k , ',•/ , ;/ ' < -'» * ... * r • '-' ' ' >: < - • ,.