x i 6800 : | 986 Pk + vn! ná M o | O S-RYTSŘE LROZTKA Zá Jeli: "o hotaná a DÍ8Ad NN Ji! M 1 O A APSL AT] vf ý | je ijim kýl n mí ) “ kých VEKAKNU-REOARU PROF-ODUOR-KADSLA [ ké PD o ah vvrý | ZBRAR R DEC — 91970 ) < py ei os : š OBSAH SVAZKU L SPISY SAMOSTATNĚ VYDANÉ. INDEX TOMI MEERA EPBRIS PECULIARIBUS EDITA. Beobachtungen und Versuche zur Physiologie der Sinne. Erstes Bándchen. Beitráge zur Kenntniss des Sehens in subjectiver Hinsicht. Beobachtungen und Versuche zur Physiologie der Sinne. Zweites Bándchen. Neue Beitráge zur Kenntniss des Sehens in subjectiver Hinsicht Commentatio de examine physiologico organi viSus et Sy- stematis cutanei Symbolae ad ovi avium historiam ante incubationem De cellulis antherarum fibrosis nec non de v : : Ů v 1" V V ' W ha Pal Ae p TR O ARON o M ke é ai (TH kc < J h8 skžík <= enn anfangs dem sich zum Selbstbewusstseyn entfaltenden Menschen die gesamte Objectenwelt blos in seinem Innern wie ein Traum zu schweben scheint, Phantasie und Wirklich- keit wunderbar durcheinanderlaufen; so stellt er alles nach und nach ausser sich und sich allem entgegen und orientirt sich in dem Kreise seines Daseyns. Aber noch manches bleibt am Sinne haften, was ausserhalb der Spháre des individuellen Organismus nicht versetzt werden kann. Insgemein sind es Empfindungen, wie sie diesem oder jenem Sinne zukommen, denen aber nichts ausserhalb des Leibes entspricht, und die, insofern sie dennoch die Oualitáten und Formen usserer Dinge nach- ahmen, und dadurch oft zu Táuschungen Anlass geben, zum Theil mit Recht fiir Phantome, fiir blossen Schein, dem keine Wirklichkeit ent- spricht, gehalten werden. Diese mógen also nach den angegebenen Růcksichten immerhin subiective Sinnenphánomene heissen. Jedoch bleibt es stets eine unabweisbare Aufgabe des Naturforschers ihren objectiven Grund aufzuzeigen, indess es fiir den gemeinen Lebensgebrauch geniůgt zu wissen, dass sie nur dem Sinnesorgane angehoren, und keine ihnen entsprechenden Objecte ausserhalb des Kórpers weiter zu suchen sind. Mehrere dieser Phánomene hat sich von jeher die Optik, und noch neuerlichst die Farbenlehre zugeeignet, einige wurden Object besonde- ren Abhandlungen ohne an irgend einen vorhandenen Zweig des Wis- sens angeschlossen zu werden, viele reihte die Physiologie in die Sinnen- lehre ein, doch die meisten hat die specielle Pathologie vermog ihrer eigenthimlichen Auigabe in sich aufgenommen. Aber auí dem Standpuncte der reinen Naturforschung giebt es eben so wenig pathologische Zustánde, als es fiir den Botaniker €in Unkraut, fiir den Chemiker einen Unrath giebt. Diese Begrifie sind re- V 3 J. PURKYNĚ: lativ, und haben nur insoferne Giltigkeit, als sie der Erreichung irgend eines gegebenen Zweckes hinderlich sind. Der Physiolog erfasst mit gleicher Liebe das durch die Erschei- nungen klar durchbrechende Naturgesetz, wie die scheinbaren Aus- nahmen und Verwiklungen, des festen Glaubens, dass sich auch diese in eine alldurchgreifende Harmonie auflósen werden. Wollte man die Kunde von den subjectiven Sinnenphánomenen in den Bund der iibrigen Innungen des Wissens einfiihren, so móchte es wohl schwer fallen ihr sogleich den gehórigen Platz anzuweisen, da im allgemeinen ieder Gegenstand mehrseitiger Betrachtung fáhig ist. Am ehesten wiirde die sogenannte empirische Psychologie dieselbe sich vin- diciren, wenn nicht vieles darin zu náheren Bestimmungen materieller und dynamischer Verháltnisse innerhalb des individuellen Organismus selbst auffordern mochte. Die Physiologie in einem etwas strengeren Sinne genommen hat es nur mit dem Objectiven zu thun, und schliesst die Empfindungen als solche ganz aus. Diese sind ihr nur Buchstaben und Worte durch welche sie von den Dingen Kunde erhált, mit deren Grammatik sich eine eigene Lehre befassen mag. Jedoch sind auf einem freyeren Standpuncte alle diese Gránzschei- dungen zufállig und haben nur vorzůglich dadurch einen Werth, dass sie als besondere Tendenzen des Geistes mit desto grósserer Conse- guenz je getrennter sie sind nach allen Seiten verfolgt werden kónnen. Besser liesse sich dieser Gegenstand, der an den áussersten Grán- zen der Empirie steht, in die beschreibende Naturkunde €inordnen. Es «gábe auch eine Naturgeschichte der Sinne und ein Sinnenreich, innerhalb dessen Gránzen die Empiindungen in harmonischen Gruppen gegen einander gestellt in ihren verschiedenartigen Beziehungen ent- wickelt wiirden. Jeder Sinn kann durch Beobachtung und Experiment sowohl in seinem Eigenleben, als in seiner eigenthiimlichen Reaction gegen die Aussenwelt aufgefasst und dargestelit werden, jeder ist gewissermassen ein Individuum; daher die Specificitát, das zugleich Fremde und Eigene in den Empiindungen. Der einzige Weg in dieser Forschung ist, strenge sinnliche Ab- straction und Experiment am eigenen Organismus. Beide sind wichtige Zweige der physikalischen Kunst úberhaupt, und fordern eine eigene Richtung der Aufmerksamkeit, eine eigene und methodische Folge von Abhártungen, Uibungen und Fertigkeiten. Es giebt Gegenstánde der Naturforschung, die nur auí diesem Wege eruirt werden kónnen, vor. denen wir ausserdem kaum eine Ahndung hátten. Diesemnach wiůrde die Physiographie zu ihrer gegenwártigen blos objectiven Spháre auch eine subjective zugewinnen; wobei uns freylich BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. das scheinbare Missverháltniss des Umfangs beider nicht irren důrite, indem die Spháre des Subijectiven erst am Anfange ihrer Bearbeitung steht und sich dennoch eine Anssicht in ein reiches Gebiet machen lásst, wenn nur einmal die Concurrenz derer gross genug seyn wird, die innerhalb der besonderen Schranken der Sinne, vorziglich in pa- thologischen Zustánden ihre Aufmerksamkeit zu fixiren fáhig sind, und eine Terminologie sich wird gebildet haben, die der wechselseitigen Mittheilung fórderlich sey. Ich habe einiges hieher gehorige gefunden was mir neu scheint, oder was wenigstens von mir mehr als anderswo ins Einzelne verfolgt wurde. Ich werde in gegenwártiger Schriít theils beschreibend vorgehn, -die Bedingungen einer Sinneserscheinung, wenn sie mir bekannt, samt ihren Folgen darlegend, theils auf Analogieen aufmerksam machen, wie ich sie zwischen den einzelnen Phánomenen sowohl als zwischen ihnen und denen der Aussenwelt zu bemerken glaubte, ohne gerade damit auf gelungene Erklárungen Anspruch zu machen, da ich iiberzeust bin, dass jeder Gegenstand solange er nicht in der Gesamtheit seiner Er- scheinungen erkannt ist, immer nur einseitige Ansicht erlaubt und da- her das Gemith im Zustande des Zweifels erhált, der noch immer voll- kommenere Lósung erwarten lásst. Fůir itzt beschránke ich mich nur auf den Gesichtssinn. M TAKÉ PŘOKLETT I. DIE LICHT-SCHATTENFIGUR DES AUGES. aN'cudig schwelgt der muntere Sinn des Kindes in der bunten si Mannigfaltigkeit der einstromenden Aussenwelt; allenthalben W- formet er das Unbestimmte, weidet sich an der Wiederholung des Geformten; jeder Augenblick záhlt einen neuen Fund, offenbart neue und reichere Welten von Erscheinungen. Vor allem aber verfolgt es gerne die Spur des heiteren Lichtes und ver- tieft sich in der Farben reizende Gegenwart. Wer hat wohl nicht aus jener schónen Zeit dunkle Erinnerungen solcher Spiele zuriickbehalten? — Eines derselben, das auch die ern- steren Jahre wůrdig bescháftigen mag, ist folgendes: Ich stelle mich mit geschlossenen Augen in hellen Sonnenschein, das Angesicht senkrecht gegen die Sonne. Nun fahre ich mit gestreck- ten etwas auseinander gehaltenen Fingern vor den Augen hin und her, dass sie abwechselnd beschattet und beleuchtet werden. Auf dem sonst bei der blossen Schliessung der Augenlieder vorhandenen gleichmássig gelbrothen Gesichtsfelde erscheint nun eine schóne regelmássige Figur, die sich jedoch anfangs sehr schwer fixiren und náher bestimmen lásst, bis man sich nach und nach in ihr mehr orientirt. Im Fortgange der Fingerbewegung setzt sich diese Figur vom Einfachen zum Mannigfal- tigen immer mehr zusammen und erfiillt das ganze Gesichtsfeld. (Fig. E923: 4) Dies im Allgemeinen. Nun zu den einzelnen Momenten und zu ná- herer Bestimmung ihrer Bedingungen. Ich nehme zum Object der Be- trachtung die Figur in meinem rechten Auge, der des linken werde ich spáter erwáhnen. Im Allgemeinen unterscheide ich in der ganzen Figur primáre Ge- stalten und secundáre; jene bilden den Grund des Ganzen, diese das Aufgetragene. BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. Die primáren Gestalten sind gróssere und kleinere Viereckchen (Fig. 2.) abwechselnd licht und schatticht, die den gróssten Theil des Gesichtsfeldes gleich einem Schachbrette iiberziehen. An den Gránzlinien der Viereckchen bilden sich lángere und kiir- zere etwas lichtere Zikzaklinien, die bald da bald dort entstehen und wieder vergehen. Abwárts vom Mittelpuncte, der sich úbrigens durch ein dunkles Tipíchen mit lichtem Scheine auszeichnet, ist bei mir eine Strecke grósserer Sechsecke sichtbar, deren Gránzlinien grau, Inhalts- fláchen weiss sind. Vom Mittelílecke links nach unten bilden sich an den Viereckchen feine lichte an einandergesetzte Halbkreislinien, deren Reihen die Richtung immerfort abándern, man kónnte sie einem Baum- - schlage oder einer vierbláttrigen Rose vergleichen. Um diese Figur unvermischt mit der secundáren und gleichsam in abstracto zu bekommen richte man das offene Auge gegen eine lichte Fláche z. B. gegen den gleichmássig iberzogenen Fimmel oder gegen eine grosse weisse Wand, und fahre vor demselben mit den ge- streckten etwas von einander gespreizten Fingern hin und her. Weniger deutlich erscheint sie bei geschlossenen Augen im Sonnenlichte; hier spielen die secundáren Figuren die Hauptrolle. Jene lichten feinen Bogenreihen in der Mitte zeigen sich besonders lebhaft, wenn man recht nahe in eine flackernde Kerzenilamme hinein- sieht. Ferner erscheint das Wiirfelfeld ziemlich deutlich, wenn man in Newtons Farbenscheibe sieht, indem sie im hellen Lichte schnell ge- schwungen wird; jedoch braucht sie nicht gerade nach der gewóhnli- chen Angabe construirt zuseyn; es ist genug wenn weisse und schwarze Segmente in beliebiger Zahl mit einander abwechseln. Je enger sie sind, desto weniger schnell braucht die Scheibe gedreht zu werden. Auch andere Farben kónnen zu diesem Behufe aufgetragen werden; jedoch missen sie immer als hellere und dunklere neben einander stehn. Auch in den Sprossen eines gedrehten Rades bei lichtem Hlintergrunde er- scheint die Figur. Die allgemeine Bedingung ist also ein schneller Wech- sel von Licht und Dunkelheit in der Gesichtsspháre; je greller diese mit einander abwechseln, desto lebhafter die Erscheinung. Die secundáren Figuren erscheinen bei offenem Auge undeutlich, dagegen desto deutlicher bei geschlossenem im Sonnenscheine, wo hin- wiederum die primáren zuriicktreten. Ich unterscheide zwey Haupt- modificationen derselben: ein Schneckenrechteck und einen Achtstrahl. Wenn man gleich vom Anfange des Versuches, ehe das Auge vom Lichte zu sehr aufgereizt ist, die bloss mit den Augenliedern bedeckten Augen senkrecht gegen die Sonne gehalten, mit den Fingern auí be- schriebene Weise einmal hin und her fáhrt, und dieses in kleinen Ab- sátzen mehrmal wiederholt, so erscheinen beide Figuren in stark ab- J. PURKYNĚ: stehendem Lichte und Schatten in einander involvirt. (Fig. 1.) Der Acht- strahl sticht jedoch etwas mehr hervor; und das Schneckenrechteck ist nur mit Miihe in den Zwischenráumen der einzelnen Strahlen zu be- merken. Bewegt man nun die Finger anhaltend und schnell, so erscheint das Schneckenrechteck fiir sich (Fig. 3.) Es besteht aus mehreren im- mer grósser werdenden geraden Linien, die an ihren Endpunkten unter rechten Winkeln auf einander aufgesetzt sind, und schneckeníórmig vom Mittelpunkte erst rechts herab und dann links nach oben gehen. Diese Linien selbst sind náher betrachtet mehrfach; in der Mitte ist eine dunkle die an beiden Seiten helle Streifen begleiten, die wieder beider- seits von dem helleren Grunde der ganzen Figur begránzt sind. In dem Grunde selbst zwischen den einzelnen Linien erscheinen jedoch schwach und unbestimmt die oben beschriebenen Viereckchen. Der usserste sichtbare Umriss des Schneckenrechtecks besteht aus Reihen lichter Flecke mit dunklem Umkreise. Je weiter nach aussen vom Mittelpunkte, desto schwerer sind die einzelnen Theile der Figur zu unterscheiden; denn da sie innerhalb des Auges selbst ist, bewegt sie sich auch mit demselben wenn man irgend einen Punkt ausserhalb der Mitte zu fixiren wáhnt. Bald friiher, bald spáter als das Schneckenrechteck erscheint in dem Gesichtsfelde der Achtstrahl. Es sind vier Stábe, die sich in der Mitte durchschneiden und so eine Strahlenfigur bilden. (Fig. 4.) Sie sind auf áhnliche Weise gestreiít und begránzt wie im Vorigen. Unter den constituirenden Linien ist die von oben links nach unten rechts laufende am lichtesten, eben so die sie unter rechtem Winkel schneidende; in den ibrigen sind die dunklen Sáume vorherrschend. Die Enden der Linien verlieren sich nach Aussen im Unbestimmbare. Uiberhaupt muss ich bemerken, dass die secundáren Figuren ob- wohl deutlicher, dennoch sehr wandelbar sind; denn bald verschiebt sich das Schneckenrechteck, bald geht es in ein Schnechendreieck iiber, bald zerstěort sich der Durchschnittspunkt der Strahlenfigur und die Li- nien durchschneiden sich mehrfach an andern Stellen, in andern Rich- tungen oder gehen parallel, oder bilden geschlossene Dreyecke und Vierecke; bald ist die eine im Mittelstreifen lichter bald die andere; was aber alles sich auf die Grunderscheinung der primáren Viereck- chen reduziren lásst. Je nachdem námlich verschiedene Reihen von diesen auf der einen oder der andern, oder an beiden Seiten zugleich heller sind, bilden sie auch verschiedene Linien die dann in ihrer Relation gegen einander die secundáren Figuren geben. Jedoch sind jene zuerst beschriebenen bei mir am bestándigsten. Dass sie bei andern ganz verschieden aussehen měgen bin ich sehr geneigt zu glauben, und ich meyne, dass es vor- BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. zůglich von der synthesirenden Thátigkeit des Sinnes abhánge, welche Reihen aufgefasst und zur Einheit verbunden werden, und dass wenn mehrere Reihen nach denselben ráumlichen Verháltnissen ofter verbun- den worden eine Geneigtheit zurickbleibt dieselben wieder leichter her- auszufinden. Eben so bilden sich wie schon die Maler lángst bemerkt haben bei etwas lebhafterer Einbildungskraft auf jeder unregelmássig geflekten oder gestreiften Fláche die verschiedenartigsten Gestalten, bald edel bald fratzenhaít jenachdem die innere Stimmung und die áussere Veranlassung ist. Jedoch ist weder das eine noch das andere blosse Einbildung: immer miissen objective Bedingungen concurriren, welche geándert, zu ganz verschiedenen Bildungen der Sinnesthátigkeit Anlass geben. Ferner muss ich erwáhnen, dass die beschriebenen Figuren, vor- zůglich die Viereckchen von den meisten Individuen mit denen ich den Versuch machte, soweit eine unvollkommene Mittheilung durch Worte ohne Zeichnung moglich war bemerkt wurde. Sie kámen also nicht blos einzelnen Individuen unter durchaus spe- ciellen organischen Verháltnissen zu, sondern wáren in allgemeinen Be- dingungen des Organismus oder gar in den aller Materie zukommenden physischen Gesetzen gegriindet. Die Figur meines linken Auges welches schwachsichtig ist vermag ich nur unvollkommen zu sehen; ihre primáren Gestalten sind mehr krummlinige Netze als regelmássige Vierecke, ihre secundáren aber die- selben, nur nach entgegengesetzten Seiten gestellt. Weil ich im Folgen- den dieser Figuren noch ofter erwáhnen werde, so will ich sie Kiirze halber nach der Hauptbedingung ihrer Erscheinung die Licht-Schatten- figuren des Auges nennen. II. DIE DRUCKFIGUR DES AUGES. mlunáchst an diese Erscheinungen reihen sich diejenigen, welche A durch einen etwas anhaltenden Druck des Augapfels hervor RA gebracht werden. Im Wesen der Gestaltung ihnen sehr nahe = ZA kommend, unterscheiden sie sich vorzůglich durch die áusse- ren Bedingungen, und durch die eigenthiimliche Lichtauelle welche hier ganz innerhalb der Gránzen des Organismus liegt, dort in den allgemeinen Lichtmotoren der Aussenwelt zu suchen ist. Wenn ich das geschlossene Auge mit in eine Prise zusammen- geneigten Fingerspitzen náchst um die Cornea gelinde und gleichmássig driicke, so erscheint zuerst in der, iibrigens finstren Gesichtsspháre ein J. PURKYNĚ: schwach dámmernder breiter Ring in der Mitte, der immer sichtbarer wird, und aus kleinen mehr oder weniger lichten und dunklen Vier- ecken besteht (Fig. 5.) deren Reihen schief von unten links nach oben rechts laufen. Der áussere Umriss des Ringes náhert sich einer auf- rechtstehenden an den Ecken abgerundeten Raute. Die kreisfórmige Licke in der Mitte ist anfangs so wie die dussere Umgebung finster. Nach und nach erscheinen in ihr acht blass leuchtende strahlenformig divergirende Linien (Fig. 6.), indess die Vierecke in der Area des Rin- ges selbst, immer lichter werden, so dass bald alle schattigen Stellen verschwinden. Nun setzt sich gewóhnlich in dem unteren Ecke der Raute manchmal aber in einem oder dem andern Seitenecke ein gelb- lich weisser hellleuchtender Fleck an, mit scharí zugeschnittenen Rán- dern, der sich in der Area der Raute verbreitet, und sie endlich ganz einnimmt. (Fig. 7.) In dem hellichten Raume unterscheide ich gelbliche sehr fein ge- zeichnete Kreislinien dié aus mehreren Punkten seiner áusseren Gránze ausgehend, theils mit einander concentrisch laúfen, theils einander viel- fach durchschneiden und in einer bestándigen schimmernden Bewegung begrifien sind. Der áussere Rand der Raute hat einen diinnen orange- farbenen Saum. Wáihrend der gróssten Hóhe der Erscheinung ist noch ein weiterer schwach leuchtender Ring nach einem dunklen Intervalle um den vorigen zu sehen, der aber bald wieder verschwindet. Lasse ich nun wáhrend dem gróssten Leuchten der Raute vom Drucke ganz ab, so geht die leuchtende Raute dieselbe Reihe farbiger Verwandlungen durch wie jedes Blendungsbild (Nro. XIV.) das durch áusseres heftiges Licht (z. B. durch eine Kerzenflamme) im Inneren des Auges erzeugt wurde. Die helle Area verschmálert sich, um den orange- farbenen Rand erscheint ein schwach violetter, der sich immer breiter nach innen hereinzieht und dem auf gleiche Weise nach aussen €in bláulicher folgt; in beiden erscheinen nun jene Viereckchen wieder nur viel schwácher als anfangs. Der mittlere vom Ringe umgebene Raum war wáhrend des gross- ten Leuchtens der Figur gleichfalls mit bláulichem etwas schwácherem Lichte erhellt, durch welches jene acht Strahlen nur undeutlich hervor- blickten; (Fig. 8.) dieser bleibt nun noch lángere Zeit leuchtend, und mit ihm zugleich geht auch die den Ring zuvor umgebende Finsterniss in mildem Scheine auf, indess der Ring selbst nach und nach durch jene erwáhnten Farben in tiefe Dunkelheit untergeht. Wenn man wáh- rend seinem Verschwinden die Augenlieder fester schliesst und wieder erschlaft, so fángt die Figur wieder an zu ihrer vorigen Intensitát zu- rickzukehren, und schwindet wieder auf gleiche Weise. Wenn man wáhrend des gróssten Glanzes der Figur das Auge ófinet, und gegen 10 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. beleuchtete Gegenstánde wendet, so sind diese nur in dem mittleren Raume, und in dem Felde ausserhalb des Ringes sichtbar. Der Ring selbst und die Radien in der Mitte iiberglánzen entweder €in schwa- ches, oder bei stárkerem áussern Lichte erscheinen sie dunkelgrau und halbdurchsichtig; doch werden sie nach und nach durchbrochen, und an ihrer Stelle schweben nur einzelne Flecke und Linien dem Auge vor, die den Vierecken und Radien entsprechen; auch sehe ich gewóhn- lich mehrere Fragmente von einer Aderfigur, die bei Schliessung des Auges so wie jene Flecke und Linien wieder leuchtend werden. Das Ende des Ganzen bildet endlich eine dunkle stumpfeckige Raute mit einem nach Art des Phosphorlichts bewegten matten Scheine umge- ben, bis das Ganze nach und nach in totaler Finsterniss sich auflóset. (Fig. 10.) Eine etwas verschiedene Reihenfolge entwickelt sich ein andersmal bei demselben saníten gleichmássig anhaltendem Drucke. Zuerst er- scheint die achtstrahlige Figur in graulichem Lichte; nach und nach kommen in den Zwischenráumen der einzelnen Linien jene kleinen Vier- eckchen zum Vorschein und bilden eine stumpfeckige Raute, in welcher bei vermehrtem Drucke sich eben so wie zuvor ein blendend leuchten- der zweihorniger Fleck ausbreitet, bis er die ganze Raute bedeckt, die in diesem Falle keinen Ring bildet, sondern ganz, bis auf einen kleinen schwarzen Punkt in der Mitte, geschlossen ist. Das Verschwinden der Figur ist ibrigens dasselbe wie im Vorigen. Driicke ich das geschlossene Auge gleich anfangs ziemlich stark und gleichmássig anhaltend, so erscheinen iiber das ganze verfinsterte Gesichtsfeld mattleuchtende Schlangenlinien deren Hauptrichtung vom Centrum nach der Peripherie geht, die mehrfach durcheinander gewun- den Schlingen und Geflechte bilden, die in einem bestándigen Wechsel von Hell und Dunkel durch einander spielen. (Fig. 11.a) Žwischen ihnen zeigen sich gróssere und kleinere Strecken mit Viereckchen besetzt, (Fig. 11. b.) die nach und nach erstere Figur verdrángen, und in die leuchtende Raute iibergehen. Wenn nach und nach das Auge durch óftere Wiederholung des Versuchs in diesem Chaos sich gefunden, so bilden sich ihm die Schlangenlinien zum Achtstrahle, die Viereckchen zum Schneckenrechteck aus. Bei noch stárkerem Drucke des Augapfels erscheinen eine Menge helleuchtender sehr feiner Punkte, zuerst in der Mitte, dann auch im úbrigen Raume, in Strahlenreihen auseinander gehend. (Fig. 12.) In der Mitte sind sie am geháuftesten nach aussen mehr zerstreut. Sie erscheinen abwechselnd, und verschwinden wieder indem sie jedes- mal einen ihnen entsprechenden schwarzen Punkt zuriicklassen, der bald vergeht um neuen Lichtpunkten Platz zu machen. Zwischen diesen 11 J. PURKYNĚ: mehr nach aussen erscheinen gróssere in bláulichem Lichte schim- mernde kreisfórmige Flecke, die eben so wie jene Punkte, iedoch in einem langsameren Zeitmasse mit Dunkelheit abwechseln. Bey Fort- setzung desselben Drucks horen jedoch zuerst die Lichtpunkte, dann auch die Kreisflecke zu erscheinen auf; nur einzelne der letzteren blei- ben noch lánger ruhig stehn in einem schonen bláulichen Lichte schim- mernd, bis auch diese, einer um den anderen etweichen. — Indessen háuft sich immer mehr und mehr ein unbestimmtes, hin und her lau- fendes Dámmerlicht; es erscheinen momentan in Gruppen und Reihen gegen einander kámpfende Flecken und Ringe die aus den feinsten re- gelmássig geordneten Viereckchen bestehen, und in der lebhaítesten Bewegung begriffen sind. Jedoch sind diese secundáren Gestalten nicht immer so regellos und stiirmisch. Wenn der stárkere Druck gleichmássig anhált und das Auge ruhig ist, so erscheinen momentan da und dort Strecken von grósseren Sechsecken, (Fig. 13.) deren an einander gránzende Seiten heller sind, das Innere matt leuchtet und ebenfalls aus jenen ungemein kleinen Viereckchen besteht. Bewege ich nun das Auge nur im gering- sten oder ándere den Druck ab, so iiberstirzen einander sogleich die sich wechselweise dámmenden Gránzlinien und ein schnelles Wogen durchláuít unregelmássig das Ganze; dieses wiederholt sich ofter oder seltener bis Ruhe eintritt, und auf kurze Zeit jene Sechsecke Wieder ruhig in die Erscheinung vorschweben. Zwischendurch zeigen sich im Mittelpunkte und ausserhalb dem- selben an einzelnen Stellen krumme mattleuchtende Streifen, die gleich den Fligeln einer Windmiihle um ein Centrum schnell im Kreise sich vorwárts und zurůck drehen. Lasse ich nun vom Drucke nach, so erscheinen lichte Aestchen und Zacken hin und her im Gesichtsfelde, (Fig. 14.) als Fragmente der Ader-Figur des Auges, (Nro. XIII.) bis die stumpfeckige Raute die von einem dunklen, dann einem mattleuchtenden Kreise umgeben ist, sich gebildet hat, und nun mit ihrem blendenden Lichte alles iiberstrahlt, dann allmáhlig durch Violett und Blau in Dunkelheit verschwindet. Nun komme ich zu dem Verhalten der beschriebenen Erscheinung bey Oefinung der Augen vor einer lichten Fláche. Wenn mir die leuchtende Raute erscheint, und ich wende das of- fene Auge gegen den lichten Himmel, so sehe ich theils parallele schráge, theils convergirende halbdurchsichtige graue Streifen, die bei Schliessung der Augenlieder wieder leuchtend werden, und den Vier- eckchen und Radien entsprechen. Wenn bei starkem Drucke die Gesichtsspháre gerade von Vier- ecken und Schlangenlinien wimmelt, und ich offne dann das Auge, so 12 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. dringt anfangs das Tageslicht gar nicht durch, die Figur bleibt unver- ándert; bald aber zerreisst sie in der Mitte, und čfínet sich schnell nach allen Seiten, die Dámmerung zieht sich gegen die Peripherie und verschwindet allmáhlig. Wenn bei noch lánger anhaltendem Drucke schon die Viereckchen der zweiten Ordnung erschienen sind, so dauert es manchmal iiber zwanzig Secunden bis das Tageslicht hereinzubre- chen anfánst, und es bleibt noch lange durch undurchsichtige Fragmente der Aderfigur durch convergirende Striche und Flecken getriibt, welche alle zu der leuchtenden stumpfeckigen Raute gehóren. Morgens, wenn die Erregbarkeit des Auges am gróssten ist gelingt es mir oft, die noch zu beschreibende Aderfigur (Nro. XIII.) samt ihrem Ursprunge an der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven helleuchtend hervor- zurufen. (Fig. 14.) Sobald ich vom Drucke nachlasse zerreisst sie an vielen Stellen und ihr Licht verláuít der verschiedenen Verástlung ge- máss in krummen Linien da und dort, und verschwindet áhnlich den verlóschenden Fiinkchen im verglimmenden Papiere. Uiberhaupt muss ich bemerken, dass, wie leicht, und gleich beim ersten leisen Drucke die leuchtende Scheibe Friihhmorgens im Auge erregt wird, so selten gelingt es mir dieselbe Abends hervorzurufen, da hingegen das Wiirfel- feld zu jeder Zeit des Tages fast im gleichen Grade erregt wird. II. ERSCHEINUNG DER VORIGEN FIGUR UNTER ANDERN VERHÁLTNISSEN. ERKLÁRUNGSVERSUCH. un folgen noch einige Verháltnisse, unter denen áhniiche Wa Wůrfelfiguren zur Erscheinung kommen. Wenn ich nahe vor | dem Einschlummern meine Aufmerksamkheit auf das fin- VŘ stere Gesichtsfeld richte, so bemerke ich nebst den spá- =< ce ter zu beschreibenden wandelnden Nebelstreifen (Nro. V.) augenblicklich Phalangen von etwas grósseren Vierecken- als die vori- gen, die in verschiedenen Richtungen das Gesichtsfeld durchlaufen und wieder bald verschwinden. Hindert man den Blutumlauíf des Kopífes durch einen Druck auf die Carotiden, so erscheinen dáhnliche gróssere Vierecke, ja es kommt oft bis zur Bildung der leuchtenden Raute selbst. Dasselbe findet deutlich bei Anwandlung einer Ohnmacht statt. Auch bei nervóser Stimmung, durch Schwáchung des Nervensystems ber- haupt oder nach Genuss von narcotischen Substanzen kómmt das Wiirfel- feld bei ieder heftigeren Bewegung und Anstrengung zur Erscheinung. 13 J. PURKYNĚ: Zweimal erschien mir die leuchtende Raute bei starkem Winterfroste von selbst ohne sonstiges Gefiihl von. Missbehagen im iibrigen Koórper. Auch nach langem fortgesetzten tiefen Einathmen erscheinen Viereck- chen im Gesichtsfelde. Endlich bemerkte ich es auch in dem galvanischen Lichtphánomene wenn die Entladungen in einer schnellen ununterbrochenen Folge gleich- sam oscillatorisch geschahen z. B. beim Streifen der Entladungsketten an einander, welche Bedingung aber im Grunde sich auf schnellen Wechsel von Licht und Dunkelheit zu reduziren scheint. Nun sey mir erlaubt die Analogie der dargestellten Phánomene mit anderen Naturerscheinungen aufzuzeigen. So lange eine Beobach- tung im Reiche der Naturkunde isolirt steht, so lange sie nicht in mehr- fache Beziehungen zu anderen mehr oder weniger wichtigen Erfahrun- gen und Anwendungen gekommen ist und durch Einwirken in das ibrige System eine Art Charakter und Rang erworben hat, ist sie immer in Gefahr entweder lángere Zeit ganz unbeachtet zu bleiben, oder wenn sie sich anfangs durch eine neue Erscheinungsweise aufgedrungen hat, wieder in Vergessenheit zu gerathen; bis im ununterbrochenen Ent- wicklungsgange des Wissens die ihr náchst verwandten Gegenstánde mehrfach auí sie deuten, und sie endlich in die ihr gebiihrende Stelle aufnehmen, wo sie dann erst in dem ihr Zukommenden Lichte der Wissenschaft steht um nie wieder in die Finsterniss der Verborgenheit zuriickzukehren. Die beschriebenen Figuren im Inneren des Auges we- cken in mir unwiederstehlich die Erinnerung an die chladnischen Klang- figuren, und zwar vorziůglich an ihre primáre Form. Ich unterscheide námlich bei diesen, ebenso wie ich oben die verschiedenen Ordnungen der Wůrfelfelder als primáre, die aus ihrer wechselseitigen Beschrán- kung entstehenden Linien als secundáre Formen unterschied, auch bei den chladnischen Figuren primáre und secundáre Gestaltungen. Die er- steren werden durch die bewegten Stellen des tonenden Koórpers, die anderen durch die ruhenden constituirt. Mit letzteren hat sich vorzůglich Chladni bescháftiget. Die primáren Klangfiguren kommen zur deutlichen Erscheinung, wenn man auf die genau horizontal gehaltene Glasscheibe eine Schichte Flissigkeit ausgiesst, und nun durch Bogenstriche einen Ton hervor- bringt; sogleich werden die sonst beim Versuche mit Sande, leeren Stellen, mit den schonsten wechselweise erhobenen und vertieften vier- eckigen Wellen bedeckt erscheinen, die nach der Hóhe oder Tiefe des Tones kleiner oder grósser sind, sich in verschiedenen Richtungen ge- gen einander bewegen, und durch ihre Begránzungsstellen secundáre Figuren bilden wo sich die Fliissigkeit háuít, und wo beim Sandversuche der von den bewegten leeren Glasstellen hingeworfene Sand sich sammelt. 14 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. Dieser Versuch ist unentbehrlich zur Ergánzung der anderen chlad- nischen Versuche, und fiihrt erst recht eigentlich in die Elemente des Tones ein. Wenn Chladni's Sand-Versuche vorziůglich nur die secundá- ren Linien zeigen, so čfinet dieser Versuch den Blick fiir die primáren, und fiir die Entstehungsweise der secundáren selbst. Auffallend, und ausnehmend schón wird der Wasserversuch, wenn es gelingt sehr hohe Tóne hervorzubringen, wo dann die ganze Fláche von ungemein kleinen Viereckchen wimmelt die in vielíacher Begránzung untereinander die mannigfaltigsten und wandelbarsten secundáren Linien hervorbringen. Noch complicirter wird die Erscheinung, wenn manchmal mehrere hohere und tiefere Tóne zugleich erklingen, wo dann gróssere und klei- nere Wellen in der gróssten Mannigfaltigkeit durcheinander laufen. Die weitere Verfolgung dieser Phánomene, die Messung der Tonwellen, die Auffindung ihrer Gesetzmássigkeit, weitere Anwendung auf die Ton- lehre, auf Physiologie des Gehórs wáre ein Gegenstand weitláuítiger Abhandlungen. Ich habe sie nur beiláufig angefiihrt um auf ihre Analogie mit den Augenfiguren aufmerksam zu machen. Nun will ich meinen Gedankengang iiber diese Gegenstánde wie er sich nach und nach bei mir entwickelte vorlegen. Nachdem ich die Tonwellen vielfach beobbachtet hatte, versuchte die gescháftige Einbildungskraft wiederholt, sie in den Zusammenhang der iibrigen Naturerscheinungen einzufihren. Bald erschien mir die Ton- welt nicht mehr in ihrer tiefen Finsterniss, sondern begleitet von den zartesten Gestaltungen, aus wandelbaren Wellen augenblicklich geformt, die vor dem inneren Auge eben so schnell entstanden und verschwan- den und die lieblichsten Vegetationen des bewegten Luftmeeres bildeten. Was fehlt wohl, dachť ich, dass diese Tongebilde nicht auch dem empi- rischen Gesichtssinne in ihrer ganzen Pracht erscheinen? Nur einige Grade Lichtempfindlichkeit mehr, und verkorpert schweben die Tóne in den mannigfaltigsten Luftgestalten vor unseren Augen; denn das ist wohl unzweifelbar, dass wo so vielfache Oscillationen, wechselweise Contractionen und Expansionen eines Fliissigen da sind, dass dort nicht auch Wárme und Lichtstrahlung die wohl immer einander begleiten statt finden sollte. Auf der andern Seite bemiihte ich mich die Augenfigur auí verschie- denen Wegen zu erkláren. Bald zerfaserte ich die getrocknete Krystall- linse; bald betrachtete ich die Kórnchen des gefrorenen Glaskorpers, bald untersuchte ich mikroscopisch die Netzhaut und ihre Markkiigelchen; aber nirgends fand ich geniigende Erklárungsgrinde fůr jene Erscheinungen. Endlich drang sich mir die Aehnlichkeit der Viereckfelder im Auge mit den Tonwellen von selbst auf, und neigte mich zu dem Glauben, dass beide Phánomene ihren objectiven Bedingungen nach identisch seyen. 15 J. PURKYNĚ: Uiberall wo entgegengesetzte, continuirlich wirkende Kráfte ein- ander beschránken, entsteht im Wechselsiege der einen iiber die andere Periodicitát in der Zeit, Oscillation im Raume; jene als Vorherrschen der einen iiber die andere in verschiedenen Momenten, diese wegen Uiberwiegen der einen und Zuriůcktreten der anderen an verschiedenen Orten so dass auch bei einer scheinbaren áusseren Ruhe dennoch die innigste Bewegung in und zwischen den Begránzungspunkten statt fin- den kann. So wie dieses in der Tonbewegung wirklich statt findet, eben so ist es mir wahrscheinlich, dass das Auge, wenn es entweder von aus- sen gedriickt, oder aus eigener Kraft in sich selbst zusammengezogen ist in eine intime oscillatorische Bewegung geráth, die so lange dauert als die Contraktion, und die in verschiedenen Graden in allen Gebilden des Auges nach Massgabe ihrer Elastizitát mehr oder weniger statt fin- det. Das nun bei diesen Oscillationen theils im Nervenmarke des Auges selbst, theils in der náchsten Umgebung entwickelte Licht wird empfind- bar, und die Sinneskraft setzt es im Sehraume zu den beschriebenen Figuren zusammen. So wie sonst die Spannung, die Grósse der Oscilla- tion und die Hóhe des Tones mit einander wachsen und fallen, so auch hier die erscheinenden Viereckchen; und sie kónnen bis zur áussersten Feinheit sich verkleinern, wenn der Druck, und mit ihm die Spannung zunimmt, so wie auf der schwingenden Glasscheibe die Tonwellen bei hoheren Tónen immer kleiner werden. In den Fállen, wo Wechsel von Licht und Schatten statt findet, wozu auch die galvanische Lichterschei- nung zum Theile zu rechnen ist, glaubte ich, dass in Folge von Reiz und Mangel desselben, eine wechselweise Contraction und Restitution im Augapfel statt finde, welche dem áusseren Drucke gleich eine innere Oscillation hervorbringt. Eben so glaube ich eine Contraction des Aug- apfels annehmen Zu kónnen in den Fállen, wo ihm Blut so wie dem ganzen Kopie entzogen. wird als da sind: Schwáche der Thátigkeit des Herzens im ersten Momente nach dem Genusse von narcotischen Sub- stanzen und bei der Ohnmacht, bei Druck auf die Carotiden, bei oft wiederholtem tiefen Einathmen, bei welchem nicht bloss das Gehirn, sondern das ganze arterielle System und mit ihm alle weichen Gebilde mehr oder weniger in sich selbst zusammenfallen. Eben so Wirkt die Kálte unmittelbar contrahirend auf die organische Faser, daher mir schon zweimal in starkem Winterfroste, sowohl das Wůrfelfeld, als die leuchtende Scheibe erschienen ist. Die leuchtenden Gefássfragmente die in grósseren und kleineren Parthieen sich zeigen und verglimmen sind mir contrahirte Stellen des Nervenmarkes die unter der Centralvene liegen, welche als Zwischenkórper zwischen dem Glaskorper und der Netzhaut den Druck und mit ihm die Lichtentwicklung topisch vermeh- 16 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. ret. Auf áhnliche Weise scheint mir die leuchtende Scheibe durch die Krystalllinse bedingt zu seyn. Die an der Mitte sich zeigenden an ein- ander gereihten sichelfórmigen Linien in Form eines Baumschlags ent- stehen sichtlich nur aus lichteren Stellen einzelner Viereckchen so wie die grósseren Sechsecke nur secundár sind. Die Fiinkchen und die leuchtenden Kreisilecke, měgen wohl den elektrischen analoge Entladungen seyn, die als Produkt einer expansi- ven und contraktiven Thátigkeit immer nach der Kreisform streben. Es ist nicht leicht das Chaos der Erscheinůngen die unter den an- gegebenen Bedingungen erzeugt werden zu entwirren und sich in der Mannigfaltigkeit und Wandelbarkeit derselben gehórig zu orientiren. Ich habe sie in friiher Jugendzeit bemerkt, sie nach Lust und Gelegenheit oít beobachtet und als in mir das Bediirfniss erwachte sie mitzutheilen, habe ich versucht sie zu fixiren, zu zeichnen in Worte zu bringen. In- dessen mógen andere ein grósseres Geschick dazu in der Disposition ihres Organismus und in dessen Verháltnisse zum Bewusstseyn be- sitzen. Schádlich fiir mein Organ fand ich diese Versuche keinesweges. Vielleicht ist aber auch eine festere Nerventemperatur meines myopi- schen Auges Ursache daran, und es diirfen presbyopische Augen in der Hinsicht mehr Schonung fordern. Die experimentale Kunst insoferne sie subjective Phánomene zum Gegenstande hat ist noch in ihrer Kindheit, und es gelten hier indess nur die Regeln, die auch sonst in der Therapie, die iibrigens auf glei- chen Wegen wandelt, gegeben werden, námlich, mit den geringsten Graden anzufangen, gehórig auszusetzen, die Folgen zu beobachten, und nur allmáhlig fortzuschreiten, bis zu dem Punkte, wo die Erscheinung nicht mehr weiter sich entwickelt, oder wo iúberhaupt die Gránze aller Empiindung ist und Bewusstlosigkeit einzutreten droht, oder wo die Hohe der Empfindung den erprobten Spielraum der Ausdauer iiber- steigen will. IV. DIE GALVANISCHE LICHTERSCHEINUNG. uj po od 9] pirmuthigt durch die eben vorgetragenen Beobachtungen, traute ich mir die Vorůibung zu, auch in dem galvanischen Licht- scheine irgend eine bestimmte Configuration zu bemerken, indem ich, soweit ich iiber diesen Gegenstand nachlesen ==) konnte, nirgend von einer besonderen Gestaltung dieses Licht- scheines etwas bemerkt fand. Ich baute zu meinen Versuchen eine Sáule von zwanzig Plattenpaaren (Kupfer und Zink) mit, in Salmiakauflósung 2 i| = 3 l i 4 17 J. PURKYNĚ: getauchten Zwischenlappen; zu Leitern nahm ich zwei mit Metall iiber- zogene Guitarresaiten. Brachte ich den Leiter des Zinkpols*) in den Mund, und beriihrte mit dem des Kupferpols die Mitte der Stirne, so erblickte ich in der vereinten Gesichtsspháre beider Augen wenn ich sie geschlossen hielt (Fig. 15.) einen schwarzen Bogenstreifen durch die Mitte gehend, dessen Concavitát nach oben gerichtet war, und dessen Enden etwas nach oben und aussen unbestimmt sich verloren. Innerhalb der Concavitát nach oben bis an die Gránze des elliptischen Gesichts- feldes gieng ein hell violetter Lichtschein, dessen grósste Intensitát in der Mitte des dunklen Bogens war; nach beiden Seiten von diesem Scheine und etwas tiefer, waren zwei genau begránzte dunkle Flecke zu sehen, die an die Eintrittsstelle des Gesichtsnerven zu setzen sind. Unter dem dunklen Bogenstreifen, war die Augenspháre mit ebendem- selben hellvioletten Lichtscheine erfiillt, dessen grósste Intensitát in Ge- stalt von leuchtenden Rosen nach aussen sich zeigte. Hielt ich blos das rechte Auge geschlossen so dass die Erscheinung dem linken durch das Tageslicht unkenntlich wurde, so war nur die Hálite des dunklen Bogens zu sehen, und der Mittelpunkt des oberen Scheines fiel mit dem Achsenpunkte des Auges zusammen. Verwechselte ich die Pole; nahm ich den Leiter des Kupferpols in den Mund, und hielt den des Zinkpols in anhaltender Beriihrung mit der Stirne, so blieb die Erscheinung ihren Umrissen nach dieselbe, nur verwandelte sich der hellviolette Schein in einen gelblichen der nur schwach die Finsterniss des Grundes iiberzog und zwar mit umgekehrten Intensitáten, so dass der Mittelpunkt des Sehfeldes, und eine Stelle unter dem áussern Ende des dunklen Bogens, wo zuvor der hellste Schein war am finstersten waren. Hingegen zeigte sich statt jenem dunklen Flecke an der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven ein lichtvioletter scharí begránzter der um so mehr hervorstach je schwácher das iibrige gelbliche Licht war. Die Erscheinung zeigt also nicht blos einen Lichtgegensatz im Verhált- nisse zu der galvanischen Sáule, sondern innerhalb des Auges selbst steht die Eintrittsstelle des Gesichtsnerven, mit dem Punkte der Augenachse, und noch einem anderen unter dem Bogen nach aussen im Gegensatze. Es ist merkwůrdig, dass sich die Lage des schwarzen Bogenstrei- fen verándert wie man mit den Entladungsstellen wechselt. Fahre ich von der Mitte der Stirne auf dem Riicken oder Nase herab, so wendet sich das innere Ende des Streifen abwárts, das áussere aufwárts. Riicke ich den Entlader am unteren Augenliede von innen nach aussen, So wird der Streifen nach und nach unbestimmt und scheint sich zu thei- *) Meine Sáule war von unten anzufangen auf folgende Art construirt: Zink Ku- píer Wasser Zink Kupfer. 18 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PRiYSIOLOGIE DER SINNE. len. Komme ich mit dem Leiter an den áusseren Augenwinkel, so steht der Streifen schief, nahe der Senkrechten von unten und aussen nach oben und innen (Fig. 16.) und legt sich nach und nach wieder horizon- tal wie ich am oberen Rande des Auges zur Nasenwurzel zuriickkehre. Wie dieser Streifen bei Beriihrungen anderer Stellen des Kopfes oder auch des iúbrigen Kórpers zu stehen komme, konnte ich nicht unter- scheiden; denn die Erscheinung war nur dann gehórig deutlich wenn ich in der Náhe des Auges galvanisirte. Wenn ich mit den polaren Gegensátzen schnell wechselte, was bei jeder Beriihrung und Aufhebung derselben geschieht, so erscheinen mir in den lichten Wellen ober- und unterhalb des dunklen Bogens parallele wechselweise lichte und schattige krumme Streifen, die einander durch- kreuzend Vierecke bildeten, die jedoch betráchtlich grósser waren als in den vorigen Versuchen. Noch besser waren sie zu sehen, wenn ich ohne die Beriihrung in der Náhe des Auges zu unterbrechen, die Gui- tarresaiten an einander strich, wobei durch die umgewundenen Metall- dráhtchen ungemein schnelle Entladungen nach einander erfolgten. Wenn ich das Auge driickte, so wurde die galvanische Lichter- scheinung durch die Druckfigur verdránst, bis beim fortgesetztem und vermehrtem Drucke die noch zu beschreibende Aderfigur (Nro. XIII. Fig. 23.—24.) erschien, die bei jeder Entladung mit einem ungemein schónen hellvioletten Lichte vom Eintrittsorte des optischen Nerven die Gesichtsspháre durchblitzte, und zwar waren davon gróssere Parthieen rechts und links zu sehen als nach meiner gewohnlichen Erzeugungs- weise derselben. Das Wůrfelfeld im gegenwártigen Falle lásst noch eine weitere Reduktion zu. Es bildet sich námlich aus der Kreuzung paralleler lichter und dunkler Streifen. Diese also sind das Einfachere, jenes das Zusam- mengesetzte. Hier wáre gleichsam die letzte Struktur dieser Erscheinun- gen, und es liesse sich ein allzgemeines Gesetz ahnden, nach welchem im Gebiete des Lichtes, des Tons und der Crystallisation, die secundá- ren Formen in einer Folge von Contraktion und Expansion entstehen, die sich in verschiedenen Richtungen durchdringen, und sich wieder in entgegengesetzter Richtung in ihre Elemente zerkloven lassen. (Ver- gleiche Nro. XXIII. nro. 5. Fig. 29.) *) *) Ich mache hier auf das dort beschriebene gebeugte Band und den halbmond- fórmigen Fleck auímerksam die sich auch bei der galvanischen Figur zeigen (Fig. 16.) und die mich geneigt machen sie und die feurigen Ringe dort unter eine Classe zu se- tzen mit dem blos relativen Unterschiede dass bei der galvanischen Lichterscheinung eine totale von entgegengesetzten Seiten ausgehende Contraktion, bei dem feurigen Ringe eine einseitige Compression statt fánde. Der schwarze Streifen hier entspricht dem schwarzen Kreise dort. 2 19 J. PURKYNĚ: VA WANDELNDE NEBELSTREJFEN. enn ich die Finsterniss des gegen alles áussere Licht wohl- verwahrten Auges fixire, so beginnen bald friiher bald spáter schwach aufdámmernde zarte Dunstgebilde darin sich zu be- wegen; anfangs unstát und formlos, bis sie sich nach und nach bestimmter ausbilden. Das Allgemeine davon ist, dass sie breite mehr oder weniger gekrimmte Bánder mit zwischenliegenden schwarzen Intervallen bilden, die entweder als concentrische Kreise gegen den Mittelpunkt des Sehfeldes sich bewegen, und dort sich verlieren, oder als wandelnde Bogen an ihm sich brechen und in sich selbst zusam- menkriimmen, oder als krumme Radien um ihn im Kreise sich bewegen. (Fig. 17, 18, 19.) Ihre Bewegung ist langsam, so dass es bei mir ge- wóhnlich acht Secunden braucht bis ein solches Band den Weg voll- endet und vóllig verschwunden ist. Nie ist die Finsterniss, auch im An- fange der Beobachtung vollkommen rein, immer schwebt darin €in Chaos von schwachem Lichte. Merkwůrdig hiebei ist, dass das Augen- mass an dieser Finsterniss ganz zu Schanden wird. Sie ist ein Endli- ches, in die Breite ausgedehntes, lásst sich von der Mitte aus messen, und doch kann man keine peripherische Gránze bestimmen. Wie die Messung mehr nach Aussen kommt, wird sie immer schwerer und endlich unměglich ohne dass jedoch ein sichtbarer Gránzpunkt statt fánde. Um jene nur kurz angefiihrten Fálle náher zu erórtern, so beob- achtete ich, wenn ich die Aufmerksamkeit auí alle noch so schwachen Lichtelemente im finstern Sehraume fixire, nach mehr oder weniger Mi- nuten in einem Falle 1) in der Mitte einen schwachen Schein, (Fig. 17.) der in einer Centripetalbewegung begriffen, bald verschwindet. Um diesen herum ist ein schwarzer Ring nach aussen mit mattem Lichte begránzt, dieser bewegt sich eben so gegen die Mitte zu, und ersetzt bald die Stelle jenes Scheines als ein schwarzer runder Fleck; schon hat sich um diesen wieder ein lichter Ring gebildet, der mit ei- nem finstren Walle umgeben ist, der wieder einen schwachen Schimmer zur áusseren Begránzung hat. So folgen sich dunkle und lichte Ringe von aussen nach innen und werden vom Mittelpunkte verschlungen. 2) Ein andermal kómmt das Licht von oben als ein breiter hori- zontaler Lichtstreifen, (Fig. 18.) der, wie er gegen den Mittelpunkt kommt, die Enden herabbeugt, und nun nach unten, zu einer einzigen Lichtmasse sich vereinigt die sich nun wieder gegen den Mittelpunkt 20 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. bewegt, und in ihm verschwindet; ein áhnlicher aber schwarzer Strei- fen folgt dem vorigen gleichen Weges nach und verschwindet eben so; dasselbe gilt wieder von seinem lichten Nachfolger u. s. f. Oít bemerkte ich oberhalb dem Streifen, wenn ich durch ein Geráusch etwas auíge- schreckt wurde einen Hauch von Lichtschattenvierecken so dass die ganze Figur mit der galvanischen fast identisch wáre, wenn ihr ein leb- haíteres Licht gegeben wiůrde, um so mehr, da auch ihr Licht bláulich ist, und durch Farbengegensatz die Finsterniss wie mit einem gelblichen Flor iberzogen Wird. 3) Diesem Falle analog sind andere, wo die lichten und dunklen Bánder entweder von unten hinauf, oder von den Seiten schrág und gueriber sich bewegen. 4) Eine andere Form dieser Erscheinung besteht aus zwei vom Mittelpunkte ausgehenden nach entgegengesetzten Richtungen gekrimmten Bándern die sich im Kreise drehen. Spáter nach Ermiidung der Aufmerksamkeit fluthet alles in unregel- mássigen Licht- und Schattenwellen, bis sich auch diese ausgleichen und nur ein kaum bemerkbarer Flor von mattem Lichte ruhig die Finster- niss úberzieht. Die beschriebenen Figuren gehóren meinem rechten Auge zu, weil mein linkes etwas schwachsichtig diese zarten Erscheinungen nicht be- merken wiůrde. Bei denen, deren Augen gleiche Sehkrafít haben, werden wahrscheinlich die Figuren beider in eine einzige sich zusammensetzen so wie die Sehfelder beider in ein einziges verschmelzen. Auch diese Gestalten weisen auí alle vorher beschriebenen zuriick. Denn, denkt man sich die lichten Bánder von mehreren Seiten ausge- hend und in schneller Bewegung so werden hier wie dort Schlingen und Wiůrfelfelder sich bilden. VI LICHTERSCHEINUNG IM VERDUNKELTEN GESICHTS- FELDE MEINES RECHTEN AUGES BEI VERMEHRTER THÁTIGKEIT DES LINKEN. ==enn ich bei hellem Tage eine viertel bis halbe Stunde im Freyen stark gegangen bin, und ich trete plótzlich in einen finsteren oder wenigstens stark verdunkelten Raum, so wallt und flackert im Gesichtsfelde ein mattes Licht gleich der auí einer horizontalen Fláche verlóschenden Flamme von ausgegossenem Weingeiste, oder gleich einer im Finstern schwach flim- mernden mit Phosphor bestrichenen Stelle. Bei schárferer Betrachtung 21 J. PURKYNĚ: bemerke ich, dass der flackernde Nebel aus unzáhlbaren, áusserst kleinen unregelmássigen lichten Piinktchen besteht, die sich in verschiedenen krummen Linien unter einander bewegen, sich bald da bald dort an- háufen, unbestimmt begránzte Flecke bilden die sich wieder zertheilen um sich anderwárts zu versammlen; jeder bewegte Punkt lásst eine lichte Spur seiner Bewegung hinter sich, welche Spuren sich mannig- faltig durchschneidend Netze und Sternchen bilden; so wimmelt es eine grosse Strecke im Inneren des Gesichtsfeldes und hindert das deutliche Sehen. Am áhnlichsten dieser ELO ASBUNÉ ist das Gewimmel der soge- nannten Sonnenstáubchen. Dasselbe geschieht, wenn ich bei bedecktem rechten Auge das linke, welches schwach- und fernsichtig ist, einige Minuten lang gegen eine lichte Fláche fixire. Es entsteht bald ein Kampf zwischen der Sicht- barkeit der Gesichtsfelder beider Augen, die Aufmerksamkeit kann sich nicht mehr andauernd im Gesichtsfelde des linken halten, und iiberspringt wiederholt, so oft die Intension der Willensthátigkeit nachlásst, ins rechte Auge, dessen Gesichtsfeld sich dann als eine Finsterniss vor den zu se- henden Gegenstand einschiebt. In diesem bemerke ich nun €in Gewimrmel von sehr kleinen runden weissen Piinktchen, die sehr nahe an einander gedrángt nur durch wenig schwarzen Grund geschieden, um und unter- einander sich in Wirbeln bewegen. So erscheinen die Punkte vorzůglich um die Mitte, nach aussen werden sie getrennter und unregelmássiger, und náhern sich der vorhin beschriebenen Erscheinung; endlich gehen sie bei lánger fortgesetztem Schauen mit dem linken Auge in ein flackern- des homogenes Dámmerlicht iiber. Eine andere Bedingung dieses Phánomens ist ein allmáhlig ver- stárkter Druck auf das linke Auge. In allen diesen Fallen erscheinen die lichten Piinktchen viel leb- hafter bei offenem als bei geschlossenem Auge, besonders wenn dasselbe nach einer nicht gánzlich verdunkelten etwas entfernten Stelle hinsieht. Das áussere Licht ist also in diesem Falle zur Verstárkung der Erschei- nung des inneren beforderlich. Die allgemeinere Bedingung in beiden letzteren Fállen ist, vermehrte Thátigkeit des linken Auges, welche das verfinsterte rechte mit in Consensus zieht, und es zur selbstthátigen Erzeugung eines inneren Lichtes veranlasst. Dieselbe mag auch im ersten Falle statt finden, wo mein linkes Auge als presbyop durch Fernsehen im Freyen mehr bescháftigt wird indess das rechte mehr oder weniger nach aussen ruht, hingegen in sich selber inneres Licht erzeugt das dann vor einem dunklen Grunde zur Erscheinung gelangt. BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. VII. AUFSPRINGENDE LICHTPŮNKTCHEN BEIM ANSCHAUEN EINER HELLEN FLACHE. VON SELBST ENTSTEHENDE LICHTFLECKE IM GESICHTSFELDE. senn ich auí eine grosse etwas blendende Fláche starr hin- / sehe (z. B. auf den gleichmássig mit Wolken iiberzogenen Í Himmel, oder nahe in eine Kerzenílamme), so springen in einigen Secunden wiederholt in der Mitte des Gesichtsfeldes lichte Punkte auf, die ohne ihre Stelle geándert zu haben schnell wieder verschwinden und schwarze Punkte zuriicklassen, die eben so schnell wieder vergehen. Wende ich wáhrend die Lichtpunkte hervorspringen das Auge gegen eine stark verdunkelte Stelle, oder schliesse es, so setzt sich die Erscheinung auf gleiche Weise fort; nur in einem gemilderten Lichte, so dass es erscheint, als wiirden durch das erste Hinsehen die Punkte nur entziindet, und glimmten dann fůr sich allein ab. Damit ein Fernsichtiger diese Erscheinung gewahr werde wird es wohl nothig seyn, durch ein convexes Glas hindurchzusehen; weil sonst eie Deutlichkeit der gesehenen áusseren Objecte seine Auf- merksamkeit von der Beobachtung des Subijectiven abzieht. Wenn man das Auge nach angeschauter lichter Fláche schnell schliesst noch bevor die lichten Piinktchen erschienen sind, so erscheinen sie den- noch fiir sich im Blendungsbilde das im dunklen Sehraume sich zeigt. Aehnliche Punkte, jedoch grósser und leuchtender, werden manchmal beim gewohnlichen Sehen, selbst im Finsteren, einzeln gleich Meteoren sichtbar, verschwinden plótzlich und lassen einen Fleck zuriick der vor einem weissen Grunde gelblich erscheint und das deutliche Sehen hindert. Hieher gehóren wohl die Flecke bei dem sich bildenden schwarzen Staare. Diese Erscheinungen sowohl als die bei der Druckfigur erwáhnten Fiinkchen (Fig. 12.) scheinen mir den elektrischen analog, indem sie im Contlicte von Contraktion und Expansion innerhalb der Nervensubstanz auí áhnliche Weise schnell entstehen und vergehen mógen wie jene in der Atmospháre. VIN. DIE EINTRITTSSTELLE DES SEHNERVEN. +„ariottes Versuch iiber das Verschwinden einzelner Bilder an SN dem der Eintrittsstelle des Sehnerven entsprechenden Orte des Gesichtsfeldes, ist hinlánglich bekannt und von Ber- noulli und Euler mit mathematischer Prácision erórtert. x Ich habe ihn oftmals wiederholt und mich dadurch erst im inneren Sehraume des Auges orientiert. Ich muss ihn in Erinnerung bringen, weil ich mich an mehreren Stellen auf ihn beziehe. Sehr be- - — = < — -= — = = = — — —= = -I -k 23 J. PURKYNĚ: aguem kann man den Versuch auf folgende Weise wiederholen. — Man mache aufs Papier zwei deutliche Punkte mit der Dinte, in der Entfernung eines Zolles von einander, den Punkt rechts, etwa eine Linie unter der Horizontalen, entferne das Gesicht auf fiinf Zolle, schliesse das linke Auge, und sehe nun fix auf den Punkt links: der Punkt rechts wird sogleich aus dem Gesichtsfelde verschwinden, wenn gleich andere noch mehr nach rechts von ihm gelegene absichtlich hin- gezeichnete Punkte bemerkbar bleiben. Dasselbe, nur mit verwechselten Seiten gilt fiir das linke Auge. Will man den Versuch mit beiden Augen machen, so zeichne man vier Punkte in denselben Verháltnissen. Um den Versuch in seiner Totalitát mit Leichtigkeit zu bewerkstelligen, mache man vier Kiigelchen von Wachse, stecke sie auf Dráthe und richte sie so dass sie unter den eben angegebenen Verháltnissen (1“ :5“) im Freyen stehen und gegen und iiber einander jenachdem es die vollstándige Austfiihrung des Ver- suches fordert willkihrlich bewegt werden kónnen. Ich nenne jene die den Achsenpunkten des Auges (Fig. 20. y) entsprechen a und á, die der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven z, b und b“. Man bringe a und á in eine Entfernung aus einander die náher ist als die Entfernung beider Pupillen (lieber unter einem Zolle als dar- iiber, um den Versuch nicht unbeguem zu machen) und bewege hinter a, á einen Stift bis an die Stelle, wo er fiir das linke Auge a, fiir das rechte á zu beriihren scheint, (Fig. 20. 5) dort wo sich die Achsen beider Augen schneiden. Nun fixire man die Spitze des Stiftes mit beiden etwas nach Innen schielenden Augen; sogleich werden a, á in einen Punkt ver- flossen, und die zwei áusseren b, b' verschwunden seyn. Bewegt man b, a und á, b“ (wieder 1“:5“ der veránderten Entiernung gemáss) so gegen einander, dass a á nun an der Stelle wo vorher die Spitze des Stifts war einander decken, (Fig. 20. 8) und man fixirt nun a á wie vorher mit beiden Augen, so verschwinden eben so b b“ ohne das ein Stift vonnothen wáre. Es ist derselbe Fall wie der vorige, nur dass die Vereinigung von a á schon an sich, ohne Bewegung der Augenachsen bewerkstelligt wird. Bei nach Innen gegen einander schielenden Augen schneiden sich die Augenachsen nach Massgabe der Convergenz in (a á) die der Eintritts- stelle des Sehnerven entsprechenden geraden Linien in (b b“) und erstere mit letzteren in (b á) und (b“ a). Wenn nun bei festgestelllten Augen die Wachskiigelchen in proporzionirten relativen Entfernungen nach und nach, wie die Figur anzeigt, in die Durchschnittspunkte der Linien ge- rickt werden, so werden jedesmal b und b“ verschwinden, a und á als Eins im Sehraume erscheinen indess die Kiigelchen im Tastraume bald eine bald verschiedene Stellen (siehe Fig.) einnehmen. 24 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. Wenn im erwáhnten Falle die Convergenz der Augenachsen fixirt ist indess die Kiigelchen von Stelle zu Stelle geriickt werden, so kann man umgekehrt die Kiigelchen einen und denselben Ort einnehmen lassen indess der Durchschnittspunkt der Sehachsen bald vor (a á vor y, d, e, ©) bald hinter (a á hinter «) bald zwischen die Kiigelchen fállt, so werden dieselben im Sehraume im ersten Falle wie in » od. d od. « od. 3 gegeneinanderstehen, im zweiten Falle wie in 8 (wobei auch a und á mehr oder weniger auseinandergeriickt erscheinen kann) im dritten aber sowohl a, b, als a b' zu sehen seyn. Noch muss ich, damit man sich nicht irre bemerken, dass jedem Auge auch die Kiigelchen des anderen erscheinen, dass also in jedem von den angefiihrten Fállen zweimal so viele weniger zweien zu sehen sind. Hiemit hab ich eine Reihe Erscheinungen abgeleitet, die einzeln genommen sehr ráthselhaít scheinen měchten, in ihrem Zusammenhange aber fiir sich klar sind. Der letzte Fall ist identisch mit dem in Smiths Optik (bearb. v. Kástner) angefiihrten Versuche von Picard. Das dort bemerkte Wiedererscheinen und doppelt Werden des mittleren Punktes (b b“ in Vereinigung bei «) bei Verriickung des die Punkte a á deckenden Fingers, mit dessen Bewegung sich die Durchschnittsstelle beider Augen- achsen ándert, ist leicht dadurch zu erkláren dass die Achsenpunkte im Inneren der Augen (y) nicht von a á getrofien werden, sobald der Finger auf den die Augen fixirt werden a, á nicht mehr deckt, a, á also ausser- halb der Achse fállt, dass folglich auch die mit ihnen in bleibender Re- lation stehenden Punkte b b“ aus der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven treten, und hiemit sichtbar werden miissen. IX. VERSCHWINDEN DER OBJECTE AUSSERHALB DER EINTRITTSSTELLE DES GESICHTSNERVEN. == jroxler (in Schmidts und Himlys ophtalmologischer Bibliothek) = R fiihrt noch Fálle an, in denen begránzte Bilder innerhalb der = ERC Gesichtsspháre verschwinden kónnen. Die allgemeine Be- 5 dingung davon ist diese. Man mache auf eine gleichfórmige 3 lichter oder dunkler gefárbte Fláche einen hinlánglich ins A fallenden Fleck und um diesen herum in grósseren oder kleineren Distanzen andere. Fixirt man nun den erstěn (aus der Náhe oder Ferne jenachdem alles in grósseren oder kleineren Verháltnissen gezeichnet ist) und hált den Blick lángere oder kiirzere Zeit strenge fest auf den mittleren geheftet, so wird in der Augenspháre ein unbestimmtes Nebel- wallen beginnen wie wenn bei Wolkenhimmel der Tag bald heiter bald 25 J. PURKYNĚ: tribe wird, und wáhrend diesem werden einzelne, und auch Gruppen jener Flecken, selbst der Mittelileck, ja manchmal alles verschwinden und wiedererscheinen, indess der lichte Grund dabei nur wenig getribt wird. Gleich beim ersten Versuche drang sich mir der Gedanke auf, ob sich nicht diese Erscheinung auf die oben (Nro. V.) beschriebenen wal- lenden Nebelstreifen reduziren lassen, und es wurde mir leicht mich so- gleich ins Klare zu setzen. Ich vertheilte auf einem schwarzen Grunde auí gleiche Weise mehrere Papierschnitzchen, wehrte alles Seitenlicht vom Auge ab, und fixirte nun das mittlere; nach einer kurzen Zeit fingen die lichten Flecke zu verschwinden an; ich wartete noch etwas bis die Erscheinung ihr Maximum erreichte, blies dann die Papier- schnitzen weg, und siehe da, die wohlbekannten Nebelstreifen erschienen vor dem Auge in voller Bewegung, und wallten und verschwanden nach ihrer Weise. Hieher gehórt auch das Verschwinden und Wiedererscheinen der Lettern, wenn man wáhrend dem Lesen schláfrig wird, denn dann ist fiir die Erscheinung der Nebelkreise die beste Zeit. X. DIE EINTRITTSSTELLE DES GESICHTSNERVEN ALS FEURIGER KREIS SICHTBAR. senn ich das Auge wohl bedecke, und es schnell und kráfítig i gegen den usseren Augenwinkel drehe, so erscheint im FA! finstern Gesichtsfelde seitwárts nach aussen €in grosser = = leuchtender Ring. (Fig. 21.) Sein Licht ist in bestándigem MEZ Flimmern begrifien so wie sein innerer Raům sich wechsel- weise verengert und erweitert wie das schwer zu haltende Auge immer- fort nach innen abweicht und schwankt. Diese Erscheinung ist friihe nach dem Erwachen am lebhaftesten, wo ich nebstdem jedesmal, wenn ich das Auge plótzlich wende, das ganze Gesichtsfeld, oder auch nur zwei bogenfórmige Strecken oben und unten mit grossen gleichmássig von einander entfernten Funken bedeckt erblicke, die sogleich wieder verschwinden, wenn der feurige Ring sich kaum gezeigt hat. Ist das Gesichtsfeld erleuchtet so erscheint der Mittelraum des Ringes bei weissem Grunde grau, bei rothem Grunde wenn das Licht durch die geschlos- senen Augenlieder einfált dunkelblau, sonst bei andersgefárbtem Grunde nicht im Gegensatze der Farbe, sondern in derselben, nur etwas dunkler. Um ihn herum ist der Grund lichter, und zeigt (Fig. 22.) an der gegen den Mittelpunkt des Sehfeldes gelegenen Seite feine mit dem Flecke concentrische wechselweise lichte und dunkle Streifen die nach innen 26 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. immer kiirzer werden und hin und her unterbrochen sind. Sieht man bei also seitwárts gewendetem Auge auf die vorhin bestimmten Stellen á und b', so geht b“ in dem Ringe unter, was also hinlánglich beweisst, dass er der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven entspricht. Sein Licht leite ich ab von der plótzlichen Zerrung des Gesichts- nerven, die vorziglich bei der Wendung nach aussen statt finden muss. da sein Eintritt an der entgegengesetzten Seite sich befindet. Diese Zerrung erregt in der Substanz des Nerven elektrische Gegensátze, und mit ihnen Lichtentwicklungen, die entweder durch einen grósseren oder kleineren Theil der Netzhaut sich verbreiten, oder bloss auf den Rand der Eintrittsstelle des Nerven beschránkt sind, und dort Wo sie ent- stehen auch empfunden werden. Wenn diese mehrmal erwáhnte Ansicht von elektrischen Entla- dungen innerhalb der Nervensubstanz, und ihrer Sichtbarkeit wahr ist, so wáre damit ein Blick gethan in das Innere der sich im Raume ver- breitenden Elektricitát. Denn es liegt in der Natur des Gesichtssinnes, dass, was wir mit den anderen nur miihsam von Stelle zu Stelle zu messen im Stande sind, uns durch diesen mit einem Schlage in seiner ganzen Gleichzeitigkeit gegeben wird. Dies beweisen vorzůglich Soebeks entoptische Figuren denen eine miihsame Messung von einfach und doppeltbrechenden Stellen im Glaswůrfel vorhergieng. Noch muss ich bemerken, dass ich jedesmal bei lángerer Fort- setzung dieses Versuches Anwandlungen von Schwindel und Uibelkeiten bekam. XI. DER LICHTSCHEIN AN DER EINTRITTSSTELLE DES GESICHTSNERVEN. Proxler bemerkt am oben angefiihrten Orte mit Recht, dass die Eintrittsstelle des Gesichtsnerven nicht, wie man friiher o behauptete, fiir das Licht unempfindlich sey, indem sie jedes- : -E mal mit der Farbe des Hintergrundes gefárbt, und in einem | * schón leuchtenden Lichtnimbus erscheine, wenn man statt dem gewóohnlichen Bilde in gehóriger Entfernung eine Lichtilamme an- bringt. Diese Beobachtung wáre allein schon hinreichend Mariottens Be- hauptung dass die Chorioidea auf der sich die Bilder der Gegenstánde malén das eigentliche Organ des Gesichtes sey, auf empirischem Stand- punkte zu widerlegen; denn wie wiirde die Lichtempiindung an den Ort kommen, wo keine Chorioidea sich fortspannt? Es scheint vielmehr, dass die Chorioidea nicht um der Lichtemp- findung willen da sey, sondern um das im Durchsichtigen, selbst in 27 J. PURKYNĚ: der Nervenhaut ins Unbestimmte sich verstrahlende Licht zu beschrán- ken, und hiemit die Bilder erst móglich zu machen. Wo diese fehlt, dort wird wohl Lichtempfindung statt haben, nie aber sich ein Bild gestalten. Um diesen Gegenstand náher zu erforschen, nahm ich einen brennenden Wachsstock um die Flamme so klein als móglich zu haben, und brachte diese mit ausgestreckter Hand, in den der Eintrittsstelle des Gesichts- nerven entsprechenden Ort des Gesichtsfeldes. Die Flamme verschwand sogleich und an ihrer Stelle ward ein schoner rother Nimbus zu sehen. Dieser Nimbus ist vollkommen gleichformig, sobald man aber die Licht- flamme nur etwas abwárts oder aufwárts nach aussen verriůckt, so ent- steht sogleich an der entgegengesetzten Seite eine schwarze Liicke in ihm, die sich parabolisch aufwárts, abwárts oder seitwárts ausbreitet, und an ihren Rándern mit dem Scheine der Flamme begránzt ist. Fiihre ich die Flamme in einem kleinen Kreise herum so bewegt sich eben so ihr gegeniiber jene Schattenliicke mit ihren Lichtgránzen herum. Ich finde in diesen Licht- und Schattenbewegungen die groósste Aehnlichkeit mit jenen welche in dem Kórnchen einer unreinen Glas- scheibe statt finden, wenn man sie vor einem begránzten Lichtbilde hin und her bewegt, indem um das Kórnchen herum an der jedesmal dem Lichte entgegengesetzten Seite ein Schattenbild an der gleichnahmigen ein Lichtbild herumwandelt so wie man die Glasscheibe in einem Kreise um das durchzusehende Licht herumfiihrt. Es kónnten wohl in beiden Fállen dieselbe objective Bedingungen statt finden. Wie námlich dort in der Scheibe das Kórnchen nichts anders als eine kleine Glaslinse ist, so stellte der ins Innere des Auges eintretende nabelíormig vorstehende und dann erst in die Nervenhaut verfliessende Gesichtsnerve ein áhn- liches vor. Der rothe Nimbus ist dadurch bedingt, dass das ins Innere des Nervenmarkes eindringende Licht in ihm als einem halbdurchsichtigen Mittel getriibt wird. Auf gleiche Weise erscheint ein Licht roth, wenn es durch Porzellán oder durch mehrfache Pergamentbláttchen ge- sehen wird. XII. DIE LICHTHÓFE. =< ie subjectiven Hěófe um Lichtflammen, und um andere stark AFL VN beleuchtete Bilder auf dunklem Grunde, so aůch des Breiter- | werden des lichten Bildes selbst, wáre ich geneigt an obi- zen Nimbus zunáchst anzureihen. Ich betrachte die Nerven- lim Naut als ein triibes Mittel dessen Tribheit durch die Dis- continuitát der Markkiigelchen bedingt ist, welche, obwohl einzeln durch- sichtig, dennoch durch die vielfache Reflexion an ihren Oberiláchen die: 28 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. Intension des durchgehenden Lichtes schwáchen, seine Oualitát ándern dass es farbig wird, und seine Richtung vielfach ableiten, so dass nach denselben Gesetzen wie ausserhalb des Organismus, in einem vor einem Lichte schwebenden Dunste oder in einem weissen Glase bald ein lichter Schein allein, bald mit farbigen Rándern erscheint, nur mit dem Unter- schiede, dass in der Netzhaut alle Modificationen des Lichtes eben dort wo sie entstehen auch empfunden werden. Dass iúbrigens áhnliche Hofe auch durch Triibung der iibrigen Me- dien des Auges entstehen kónnen versteht sich von selbst. Nach der vorgetragenen Ansicht muss das Pigment an der Chorioidea des Auges, und diese selbst nicht wenig Einfluss auf die Begránzung, Intension und Oualitát der Lichtempfindung ausiiben, indem das durch die Nervenhaut gehende Licht, entweder im Pigmente, wenn es dunkelgefárbt ist gedámpít, oder wenn es hellgefárbt oder gar metallisch glánzend ist, mit mehr oder weniger Energie in die Nervenhaut und in die iibrigen Medien des Auges reflectirt wird, was sowohl auf Verstárkung und Veránderung der Lichtempfindung selbst, als auf verschiedene Fárbuné und Beleuch- tung der Schattenparthien der Bilder Einfluss haben wird: Gewiss wůr- den diesem gemáss die Gegenstánde uns sehr verschieden gefárbt und beleuchtet erscheinen, wenn Wir uns in dem Gesichtssinn anderer Thier- gattungen versetzen konnten. XIII. DIE ADERFIGUR DES AUGES. = ») 3 Zolle vor dem rechten Auge langsam vom Aeussern des -n (Gesichtsfeldes nach den entgegengesetzten Seiten in ver- k edenen Richtungen, wohl auch im Kreise herum fiihre so erscheint mir in dem durch den Lichthof matt beleuchtetem Grunde ein schwar- zes (Fig. 23.) Adergeflecht welches von der Eintrittsstelle des Gesichts- nerven ausgeht, zwei Hauptzweige nach oben und zwei nach unten ab- giebt, von denen wieder zwei guer und bogenfórmig nach Innen gehen, und sich gegen die Mitte des Gesichtsfeldes verzweigen. Hier in der Mitte ist ein kreisfórmiger dunkler Fleck der bei verschieden ein- fallendem Lichte als eine Grube erscheint, was aber nur seiner Ver- dopplung zuzuschreiben ist, indem jede Parthie der Figur an den dem Lichte entgegengesetzten Seiten ein matt leuchtendes Nebenbild zeigt, welches sich von dem Schattenbilde nur halb getrennt hált. Eine áhn- 29 J. PURKYNĚ: liche Aderfigur erscheint mir im linken Auge jedoch ist der Fleck in der Mitte unregelmássig. (Fig. 24.) Die eine und die andere hat an der Ursprungsstelle ihrer Zweige einen dunklen senkrecht lánglichen Fleck mit einem lichten Scheine um- geben. Sonst erscheint mir diese Figur noch wie ich schon anderwárts beriihrt habe bei Hervorbringung der Licht-Schattenfigur, wenn ich das Auge nach Innen wende und das Licht von der Seite einfallen lasse; ferner bei der galvanischen Lichterzeugung, und auch sonst ohne diese, wenn ich das Auge stark driicke; ferner in mattleuchtenden Blendungs- bildern, aber nur fragmentarisch und augenblicklich sich verlaufend, wenn ich in der Abenddámmerung eine grosse weisse Fláche einige Zeit lang anstarre und dann das Auge schnell schliesse. Ihrer Conformation nach muss ich sie fiir das Bild der Centralvene halten, obwohl ich bis itzt noch auf keine Weise in ihr eine Blutbe- wegung bemerken konnte. XIV. DIE BLENDUNGSBILDER. 522 | o : . sypis ist cin unabweisbarer Glaube des Naturforschers dass einer jeden Modification des Subjectiven innerhalb der Sinnen- spháre jedesmal eine im Obijectiven entspreche. Gewiss sind die Sinne die feinsten und erregbarsten Messer und Reagen- ten der ihnen gehorigen Oualitáten und Verháltnisse der Materie, und Wir miissen innerhalb des individuellen Kreises des Orga- nismus eben so die Gesetze der materiellen Welt eriorschen, wie der Physiker áusserlich durch mannigfaltigen Apparat. Kónnte das Subjective alle Materie so innig oder noch inniger durchdringen, wie es die Nervenmasse durchdrungen hált, so wiirden wahrscheinlich unzáhlbare neue hochst zarte Modificationen derselben zur Erscheinung kommen, von denen man es itzt kaum wagen móchte eine Ahndung zu fassen. Obwohl diese desswegen doch statt finden mógen, wenn gleich das Subijective nicht in innigeres Verháltniss zum Materiellen getreten ist. Wo das hingegen geschieht, dort missen aller- dings Schwárme von neuen ungewohnlichen Erscheinungen zu Tage kommen, die, insoferne sie auf den beschránkten Kreis des gewóohnli- chen Erdenlebens stórend einwirken, pathologische genannt werden mó- gen. Hieher gehórt wohl vor anderen die Hypochondrie und Hlisterie, so wie ein grosser Theil der iibrigen Nervenkrankheiten. Diesemnach wáre es allerdings erlaubt, die Gesetze des Lichtes an den Phánomenen innerhalb des Lichtorgans selbt zu studiren, wie wir es an denen der DTOVLY Paka PLAT 30 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. Aussenwelt thun; und, wie wir das im physikalischen Bereiche Gefun- dene wieder im Sinnesorgane 'selbst suchen und finden eben so das in diesem sich ergebende im Objectiven vorauszusetzen und zu erwarten. Gleichwie ich oben beim Erklárungsversuche der Druckfigur Lichtent- wicklungen aunahm, die weit iiber alle Erscheinung in der Aussenwelt gehen, und nur in der Nervenmasse selbst empfunden werden, so glaube ich an den bei Blendung durch starkes Licht oder nach Anschauen stark beleuchteter Gegenstánde im Inneren des Auges zuriickbleibenden Bil- dern, ihren Verwandlungen und Farben, Modificationen des Lichtprinzips zu finden, denen wohl in der materiellen Welt ausserhalb des Orga- nismus noch keine Erscheinung entsprechend vorgekommen ist, die aber desswegen doch nicht aufhóren materiell zu seyn, und ich bin geneigt zu glauben, dass in jedem Kórper wáhrend und nach der Beleuchtung, ein áhnliches Abklingen des Lichtes statt finde, wie dort in der Netz- haut, wenn es auch iibrigens noch nicht zur Erscheinung vorgedrungen ist, indem der Sinn, dessen Bestimmung doch ist, endlich zu seyn, um fůr alle Grade der einwirkenden Potenz Empfindlichkeit zu besitzen eine unendliche Breite haben miisste. Die grósste Analogie mit diesen Blendungsbildern, (so will ich sie der Kiirze halber nennen, weil sie das Wesen der Blendung des Auges ausmachen) mag wohl die Phosphorescenz haben, obwohl ich iibrigens gerne beide neben einander stehen lasse ohne Eins aus dem Andern erkláren zu wollen. Ja im Gegentheile scheinen sie sich umgekehrt gegen einander zu verhalten; denn, wenn das gelbrothe Licht, wie das weisse, lebhafte und lange ausdauernde Blendungsbilder zuricklásst, so sind die des Blauen nur schwach und kurz dauernd ohne die Reihe von Roth, Blau und Grau bis zum Verschwinden durchzuwandern wie die vorigen. Umgekehrt verhált es sich bei der Phosphorescenz wo nach See- beks Versuchen das blaue Licht die Phosphorescenz schnell entziindet, das gelbrothe sie eben so schnell dámpít und ablóscht. Diesemnach wiůrde es scheinen, wie wenn sich das Phosphorlicht zum Blendungs- lichte als freyes zum gebundenen, als nach Aussen gehendes zum nach Innen gehenden Lichte verhielte, und als wirkte der gelbe Lichtpol nur dadurch hlendend und beleidigend auf das Auge, weil er das Licht nach Innen treibt un anháuft, der blaue schonend und besánftigend, weil ers nach Aussen entbindet, und den Sinn davon befreyt. Nun einiges zur genaueren Entwicklung der Erscheinungen der Blen- dungsbilder. 1) Wenn ich eine Kerzenilamme nur augenblicklich ansehe, und das Auge schnell mit der Hand bedecke, dass das Gesichtsfeld vollkom- men finster ist, so bleibt im náchsten Momente nach dem Anschauen 31 J. PURKYNĚ: noch ein gleiches helles Flammenbild stehn, das schnell von der Peri- pherie nach Innen zu verlóscht und einem hell rothen Platz macht, das auí gleiche Weise, und eben so schnell verschwindet und gegen die Mitte einen dunklen Raum hinterlásst. Wáhrend diesem bleibt der ur- springliche Umriss der Flamme in einem schwachgrauen Lichte stehen, welches nun nachdem die erste Erscheinung abgeblizt hat allmáhlig schón weiss wird und sehr deutlich die Kerzenflamme samt dem Dochte darstellt. Diese verkleinert sich nun langsam nach Innen zu, und lásst ihren ursprůnglichen Umriss als einen dunklen Rand um sich stehen, der mit einem grauen Scheine umgeben ist. Wenn endlich auch das weisse Bild gánzlich verschwunden ist, bleibt nur der schwarze Umriss der Flamme mit grauem Scheine zu- riick, bis auch iiber diesen der graue Schein sich schliesst und gánzlich verdámmert. Wende ich im ersten Momente der Erscheinung das Auge schnell gegen eine weisse Fláche, so bleibt das Blendungsbild eine kurze Zeit ganz unverándert, weil die Aufmerksamkeit ganz in die subiective Spháre des Auges verloren ist, und weil das áussere Licht zu schwach ist, um das innere blendende zu iiberstrahlen. Sobald aber der erste Moment vorůber ist, schwebt das im Finstern weisse Flammenbild dun- kelgrau auí dem vorgehaltenem Papiere, und hat einen weissen Rand um sich, der mit einem schwachen Schatten umgeben ist. Je grauer der objective Hintergrund wird, desto dunkler wird das Bild der Flamme, bis zu einem gewissen Grade, wo es wieder weiss zu erscheinen anfángt in eben der Stufenfolge als der Hlintergrund sich verfinstert. Wenn ich die Lichtilamme mehrere Secunden angeschaut habe so finden dieselben Verwandlungen statt, nur in groósseren Zeitver- háltnissen. Im Durchschnitte záhle ich auf eine Secunde des Anschauens zwanzig Secunden der Dauer des Blendungsbildes. 2) Das andere Extrem dieses Versuches findet statt bei langem Anschauen der Kerzenilamme. Ich habe die Perioden des Anschauens von zwolí Secunden bis zu einer Minute andauern lassen, und immer das Nachhalten der Blendungs- bilder dem ersten Anschauen proportional (1 : 20) und die Nacheinander- folge der verschiedenen Flammenbilder dieselbe gefunden, nur dass in diesem Versuche die farbigen ihrer Lebhaftigkeit und Dauer nach vor- herrschen. Um die ganze Erscheinung leichter und deutlicher sich Vor- zustellen, denke man sich ein blendend Wweisses, ein gelbes, ein rothes, ein blaues, ein mild weisses und ein schwarzes Flammenbild von glei- cher Grósse, und wie Blátter iiber einander gelegt, und einander voll- kommen deckend. Im ersten Momente nach dem Anschauen der Licht- flamme, wenn das Auge bedeckt worden, sieht man nur das blendende Flammenbild welches aber blitzschnell von Aussen nach Innen ver- 32 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. schwindet, und dem gelben den Platz lásst; dieses dauert lánger als das Vorige, und verschwindet auf gleiche Weise; dasselbe gilt von jedem folgenden bis auf das schwarze, welches am lángsten stehen bleibt, bis auch es vom grauen Scheine der die ganze Erscheinung umgab ver- schlungen wird. Jedoch darf man sich nicht vorstellen, dass ein farbiges Flammenbild auf das andere warte bis es verschwinde, sondern sie nehmen vom blendendweissen bis zum schwarzen in abnehmenden Ge- schwindigkeiten zugleich von der Peripherie ab, so dass ihre Ránder in verháltnissmássiger Breite einander iiberragen. Die ganze Erscheinung erinnert unwillkiůrlich an das epoptische Farbenspiel, wobei man auch versucht wird mehrere farbige Schichten úber einander anzunehmen, wovon die obersten bei vermindertem Drucke verschwinden, und den folgenden Platz machen, Ich habe nicht finden kónnen, dass die Blendungsbilder von einem schwarzen auf einen weissen Hintergrund geworfen ihre Farben nach der Regel des Gegensatzes ver- ánderten. Das Gelbe wird unscheinbar und lásst das Rothe durchschei- nen, oder hóchstens grau, das Rothe violett, das Blaue bleibt blau oder wird grinlich sobald die weisse Hinterfláche nur etwas ins Gelbe schielt; der schwarze Rand lásst das Weisse rein durchscheinen indess der graue Schein die weisse Grundiláche mit schwachem Schatten deckt. Es versteht sich, dass jene einander deckenden Flammenbilder nur um der Darstellung willen angenommen sind. Meine Ansicht iiber diesen Gegenstand ist folgende. Das Blendungsbild verhált sich gegen das áussere Licht wie ein tribes Mittel was aber in gehoriger Finsterniss selbst leuchtend ist. Wird es auf eine weisse Fláche geworfen, so scheint diese nur gelblich hin- durch indess das schwache Licht des Blendungsbildes selbst wegen stárkerer Erregung der Netzhaut durch das von den Seiten eindringende Licht unscheinbar wird. Sobald der áussere Grund sich allmáhlig ver- dunkelt, leuchtet das Blendungsbild nach und nach wieder bis er voll- kommen finster wird. Am dunkelsten wird das Blendungsbild erschei- nen, wenn die Intension des áusseren Lichtes gerade der des Inneren ist, wo also das Durchscheinen desselben durch das Blendungsbild zu- gleich am meisten gehindert wird, indess die Erregung der iibrigen Netz- haut gross genug ist um fiir das schwache Licht des selbstleuchtenden Blendungsbildes unempfánglich zu machen. Bei der Erscheinung im zweiten Versuche fánde dasselbe statt, nur dass da in der Mitte die Tribung des áusseren Lichtes so stark ist dass dariiber das Innere ob- wohl matt und grau sichtbar wird. Das rothe und blaue Bild triiben das áussere Licht weniger, und jenes zeigt sich durch eingemischte Dunkelheit nur etwas violett, dieses bekómmt einen Stich ins Grine weil die schwáchste Triibung des áusseren Lichtes gelblich ist. Noch 3 33 J. PURKYNĚ: muss ich bemerken dass innerhalb des Blendungsbildes sowohl wáhrend dem Anschauen als beim allmáhligen Verloschen desselben der kreis- runde Fleck in der Mitte und einige Fragmente der Aderfigur (Fie. 23.) immer in der jedesmal verloschenen Farbe noch eine Weile gefárbt zuriůckbleiben. Wenn man die Lichtilamme lange angeschaut hat so lósen sich mehrere Folgen farbiger Bilder ab die glánzender sind als die oben angefiihrten, und die einen sehr schnellen Verlauf haben, So dass es einer strengen Aufmerksamkeit bedarí um sie gewahr zu werden. 3) Wenn ich einige Augenblicke in die Sonne, oder auf die blen- dend weisse Stelle eines, in den Focus eines Brennglases gehaltenen Papiers schaue, so bleibt ein blerdend weisses Bild in dem vóllig ver- finsterten Gesichtsfelde znriick. Dieses dauert sehr lange an, bis die far- bigen Bilder erscheinen, die hier verháltnissmássig einen sehr schnellen Verlauí haben. — In den beschriebenen drei Fállen haben wir also einmal die lángste Dauer des mild weissen Blendungsbildes, das andermal der farbigen, endlich des blendend weissen. Es fehlte noch anzugeben, unter welchen Bedingungen das schwarze Bild und der graue Schein ihre lángste Dauer haben. 4) Ich vermuthete sogleich nach dem Gange der ganzen Erschei- nung, dass es dann statt finden werde, wenn ich ein weniger blendendes Licht als die Kerzenílamme anstarrte. Ich wáhlte hiezu das Fenster welches ich bei einem grau iberzogenen Tageshimmel durch zwanzig Secunden starr ansah. Nachdem ich das Auge mit der Hand wohl be- deckte, erschienen mir zuerst die Scheiben weiss, die Rahmen schwarz. Wáhrend nun die weissen Vierecke verschwanden, und schwarze an ihre Stelle traten, wurde das Fensterkreuz nach und nach licht; so wechselte die Erscheinung zwischen Licht und Finsternis vier bis fiiní- mal, bis alles in einen schwachen grauen Schimmer zeriloss. Dies dauerte finf Minuten, und auch dann, als ich die Hand vom Auge zog und schwaches Licht durch die Augenlieder einstromte, stand das Fenster- bild wieder in voller Deutlichkeit mit dunklen Scheiben und lichten Fen- sterrahmen da. Die Dauer des Blendungsbildes ist in diesem Falle viel lánger als man nach der Intension des Lichtes und nach Massgabe der vorherge- henden Versuche erwarten sollte. Ein áhnliches Bewandniss hat es mit weissen Papierschnitzchen auf schwarzem Grunde; ihre dunklen Nach- bilder erhalten jederzeit einen grauen Schein der abwechselnd zeriliesst und die Ránder des Bildes aufhebt dann sich wieder sammelt, und diese erscheinen lásst. In dem mittlern Momente zwischen dem Licht und Schattenwechsel der Theile des Bildes verschwindet jedesmal alle Raum- begránzung bis sie wieder mit entgegengesetzter Beleuchtung erscheint. 34 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 5) Die Farbenbilder und ihre Gegensátze gehóren ebenfalls in diesen Abschnitt. Bei stárkerer Beleuchtung erleiden sie sogar dieselbe Folge von Verwandlungen wie die Lichtilamme, 6) Newtons gedrehte Farbenscheibe, gehort ebenfalls unter die Blendungsbilder als Grundphánomen. ; Wie der geschwungene Feuerbrand, wegen nachleuchtender Spur im Auge einen lichten Kreis hinterlásst, der die Finsterniss des Hinter- grundes deckt, so lásst jedes farbige Segment der Scheibe nach dem Antheil der seiner Farbe mehr oder weniger zukommenden Helligkeit eine lichte Kreisfláche auf der Netzhaut zurick indess das Schattenhafte der Farben bedeckt und iiberstrahlt wird. Diese Bedeckung ist iedoch nie vollkommen. Ein jedes schnell Bewegte, insoferne es eine Linie oder Fláche vorgauckelt erscheint als ein Halbdurchsichtiges, und lásst den lichten oder dunklen Grund mehr oder weniger getriůibt durchsehen, was in der Natur der Blendungsbilder liegt, die im geringeren Grade, nie die Reizbarkeit fiirs áussere Licht gánzlich aufheben. Dasselbe findet bei 'der Farbenscheibe statt; die weniger lebhaften Farbensegmente, bilden eben so gut ihre Scheiben als die lebhaften, und decken und durchdringen einander wechselweise. Daher die entstandene Farbe nie ein reines Weiss, sondern ein Grau ist, das in eine oder die andere der Hauptfarben schielt. Jedoch ist dieses Grau immer lichter, als die Summe des Lichtes aller Farben erwarten liesse, weil zu dem objectiven Lichte noch das nachleuchtende der Blendungsbilder hinzutritt. Dass an der Subjectivitát dieses Phánomens, auch ohne die, von selbst klare Analogie mit dem Feuerkreise, nicht zu zweifeln ist, lásst sich folgendermassen darthun. Wenn man námlich mit derselben Ge- schwindigkeit als sich die Farbenscheibe umdreht den Kopf oder den Augapfel im Kreise mitbewegt, so vermischen sich die Farben nicht, weil ein jedes bewegte Segment, wegen gleichnamiger Bewegung des Auges dieselbe relative Stelle auf der Netzhant behauptet. Dasselbe ge- schieht, wenn mann wáhrend der Umdrehung die Augen geschlossen hált sie dann plótzlich ofinet und wieder schliesst, wo ebenfalis die ein- zelnen Farbenabtheilungen, jedoch etwas verwaschen unterschieden werden weil wáhrend dem kurzen Offenseyn des Auges das Nachbild nur einen kleinen Kreisabschnitt bilden konnte. In beiden diesen Fállen kann das Blendungsbild nicht zur Erscheinung kommen, weil dieses je- desmal, um zu erscheinen einen von seinem Urbilde in der Farbe unter- schiedenen Hintergrund fordert, was erst dann geschieht, wenn das Auge ruht und die Scheibe umgedreht wird. Wenn ich bei starker Beleuchtung etwas lánger auf die schnell be- wegte Farbenscheibe hinsehe, so erscheint nach und nach die Licht- schattenfigur (I.) des offenen Auges mit einer Lebhaftigkeit und Deut- 3* 35 J. PURKYNĚ: lichkeit als man sie sonst selten zu sehen bekommt, was ganz einer ihrer Hauptbedingungen, námlich dem schnellen Wechsel von Schatten und Licht entspricht indem die Farben ebenfalls mehr oder weniger als Schatten und Licht gegen einander stehen. 7) Noch muss ich der leuchtenden Raute erwáhnen, die denselben Verlauf ihrer Verwandlungen wie die Blendungsbilder hat, und ebenfalls zu Ende ein dunkles Bild mit lichtem Scheine zuriůcklásst die (Schein und Bild) lange Zeit gegen einander zwischen Licht und Schattenwechsel schwanken. XV. TRŮBE STREIFEN BEIM ANSCHAUEN PARALLELER LINIEEN. © chon seit langer Zeit bemerkte ich wenn ich ein genau aus- gefihrtes Parallellinienfeld in einem Kupferstiche fixirte, ein unbestimmtes Flimmern darin, und wenn ich das Blatt vor oder rickwárts oder um einen Mittelpunkt hin und her be- 24 wegte so wurde streifenweise das Sehen getriůbt, und die einzelnen Linieen ununterscheidbar, und zwar waren bei horizontalen Linien die Streifen ebenfalls horizontal aber etwas unregelmássig, bei senkrechten senkrecht, bei concentrischen Kreislinien liefen sie als schat- tichte Segmente je nachdem das Auge oder das Blatt bewegt wurde im Kreise hin und her. Lange konnte ich dieses Phánomen nicht er- kláren. Einige Zeit begniigte ich mich damit, es den Blendungsbildern als Grundphánomen zu unterordnen. Ich hatte mir es auf folgende Weise sehr wahrscheinlich gemacht. Ich zeichnete eine Zahl schwarzer paral- leler linienbreiter Streifen, in Linienentfernungen von einander auf ein schón weisses Papier. Starrte ich nun einen Punkt im weissen Inter- valle eine Weile an, und blickte plótzlich in den náchsten schwarzen Streifen hinein, so erschien das Weisse weisser, das Schwarze schwárzer, weil nun die zuvor die schwarzen Streifen aufnehmende Stellen der Re- tina, als die vom Reize verschonten, mit desto grósserer Empfindlich- keit das Licht der weissen aufnahmen, indess das schwarze Nachbild des Weissen die Dunkelheit der schwarzen Streifen noch vermehren halí. Bewegte ich nun das Auge wieder zuriick auí den weissen so war nun alles wie verwaschen, die schwarzen Streifen sowohl als die weissen wurden mehr oder weniger grau, und es brauchte wieder eine Weile bis beide deutlicher nebeneinander standen. Wáhrend dem zweiten Blicke wurde námlich das vom ersten Hinblicke zuriickgebliebene weisse Blendungsbild der weissen Streifen vor dem nun schwarzen Grunde in 36 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. sich selbst mehr entwickelt, wie dieses beim Bedecken des Auges ge- schieht, indess sich an den vorigen Stellen der schwarzen Streifen neue Blendungsbilder der weissen bildeten, die um so stárker waren je greller beim zweiten Hinblicke Schwarz und Weiss gegen einander standen. Indem auf diese Art die Blendungsbilder sich entwickelten, mussten noth- wendig die objectiven getriibt werden. Eben so breiteten sich die Blen- dungsbilder iiber die objectiven und umgekehrt, beim vor- und riick- wárts Bewegen des Blattes, eben so bei Verriickung der Horizontalen wodurch secundáre Streifen gebildet wurden, deren Richtung durch die primáren bestimmt war. Hiemit glaubte ich, mir die Erscheinung abgeleitet zu haben. Jedoch lJiess mir der Úmstand noch einen Zweifel zuriick dass bei Kupferstichen das Anstarren nicht nóthig war, sondern gleich beim ersten Blicke die Streifen erschienen wenn ich das Blatt bewegte. Ich untersuchte also die Erscheinung noch náher, und wurde bald eines Anderen belehrt. Ich nahm dieselbe Zeichnung von linienbreiten schwarzen Streifen auí weissem Grunde stellte sie senkrecht dem Auge gegeniiber und fi- xirte sie nun mit dem Auge indem ich mich langsam in gerader Linie davon entfernte; so lange sie innerhalb dem Raume meines deůtlichen Sehens war, (von 3 bis 11 Zollen) waren die Ránder scharí begránzt, so wie ich iiber diesen hinauskam, theilten sich die weissen Streifen in zwei Nebenbilder, eben so die schwarzen, und bewegten sich iiber die zunáchst gelegenen Hauptbilder so dass nun Weiss mit Schwarz, Schwarz mit Weiss gedeckt war, jenes gelblich, dieses bláulich durchblickte; Dies fand statt bei einer Entfernung von fiinfzehn Zollen. Bewegte ich mich weiter bis achtzehn Zolle, so iibergriffen ein- ander die benachbarten Neben- und Hauptbilder, so dass nun Weiss iiber Weiss, Schwarz iiber Schwarz zu stehen kam und so die urspring- lichen Bilder wieder in grósserer Intension erschienen. Beim fortge- setzten Entfernen des Auges wiederholten sich diese Verwandlungen mehrmals bis endlich die Streifen gánzlich ununterscheidbar wurden. Nahm ich nun nach und nach immer scháriere Hohlgláser, so konnte ich die Entfernung noch weiter fortsetzen. Mit diesem nun identisch, nur hier ins gróssere gezogen, ist das angegebene Phánomen beim An- schauen des Kupferstiches. Der objective Grund sind wohl die einander iibergreifenden Licht- kegel hinter dem Brennpunkte der Krystalllinse. Auch ist zu bemerken, dass die hier vorkommenden Nebenbilder eine gleiche Eigenschaft wie die Blendungsbilder haben, indem sie das mit Weiss bedeckte Schwarze bláulich, das mit Schwarz bedeckte Weisse gelblich erscheinen lassen. Eben so brachten gelbe und blaue Streifen durch Deckung der Neben- bilder Violett und Griin hervor. Es ist also die Stelle der Netzhaut wo 37 J. PURKYNĚ: ein Nebenbild sich mahlt noch immer zugánglich fiir Aussere Gegen- stánde, nur mit veránderten Empfindlichkeit. Zunáchst hieher gehort wohl auch folgende Erscheinung. Wenn man einen Kamm mit feinen Záhnen nahe am Auge haltend gegen eine hellweise Fláche sieht so erscheinen zwischen den einzelnen schwach sichtbaren Záhnen sehr feine mit ihnen parallellaufende schwarze und weisse Linien, man mag die Záhne in welche Lage immer bringen. Hier mag wohl ein áhnlicher objectiver Grund statt finden, nur dass hier die Lichtkegel wegen der Náhe des Gegenstandes noch vor dem Brenn- punkte auf die Netzhaut fallen und einander mehrfach iibergreifen. Uibrigens lásst sich vermuthen dass die Schichten der Krystalllinse in beiden Phánomenen Einfluss haben. XVI. ZIGZAGFORMIGES GEWIMMEL NACH ANSCHAUUNG VON PARALLELLINIEN. | linien fiinízehn bis zwanzig Secunden starr ansehe, und dann Al das Auge schliesse, so erscheint an deren Stelle ein Ge- AV wimmel von unbestimmten lichten und schattigen Zigzag- ad linieen, die in senkrechter Richtung gegen die friiher ange- starrten Linien wogenfórmig durcheinander laufen. Dieses Gewimmel dauert etwas kiůrzer als das erste Hinsehen, wird allmáhlig ruhiger und gleichmássig grau, bis endlich die Blendungsbilder der schwarzen und weissen Striche sich zeigen. Sind die schwarzen Linieen diinn und die weissen Intervalle weit auseinander so erscheinen die Blendungsbilder bei Schliessung der Augen sogleich, ohne dieses Gewimmel. Die schwarzen Streifen miissen nahe, und von gleichen Breiten mit den weissen Intervallen seyn. Uibrigens versteht es sich dass dasselbe erscheint, wenn man das Auge statt es zu schliessen gegen was immer fr einen entweder gleichfórmig weissen oder sonst gefárbten Grund hinwendet. Bis itzt ist mirs noch auf keine Weise gelungen dieses Phá- nomen abzuleiten; obwohl ich nicht zweifle dass es nur eine Modification der Erscheinungen der Blendungsbilder ist. Eine Hauptbedingung dabei ist dass die Linieen an €einander sehr nahe stehen. Dieser Umstand dirite wohl am ehesten zur Lósung des Problems leiten. Wahrscheinlich ist es mir dass sich dieses Gewimmel auf den Licht und Schatten- wechsel zwischen den Blendungsbildern und ihren Scheinen reduziren lasse. 38 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. XVII. VERWANDLUNGEN PARALLELER GERADER LINIEEN IN WELLENFOÓRMIGE. l k welches náher betrachtet in einem Theilweisen Aneinander- 8 náhern und Entfernen derselben besteht, so dass die Linieen = wellenfórmig erscheinen. — Das Wesen dieser Erscheinung le zum Theile in der Perspective, zum Theil in den Blendungsbildern. — In dem Achsenpunkte des Sehfeldes sind die Linieen etwas mehr von einander entiernt, und náhern sich einander an denen von dem- selben weiter abstehenden Stelien. Wie nun der Achsenpunkt im Linieen- felde hin und her bewest wird, neigen sich an den entfernteren Stellen die Linien gegen einander und entfernen sich in der jedesmaligen Mitte indess die ihnen entsprechenden Blendungsbilder ihre Gestalt behalten und sie vielfáltig decken und durchschneiden, wodurch eine Bewegung und mannigfaltige Beugung derselben entsteht, was ihnen ein wellen- fórmiges Ansehen giebt. XVII. WILLKŮRLICHE BEWEGUNG DER PUPILLE. amisher hat man die Bewegungen der Pupille, ausser einzelnen Ausnahmen, fůir unwillkůrlich gehalten. Mir ist es gelungen dieselben auf folgende bestimmte Weise der Willkiir zu unter- ; ordnen. — Ich beobachtete, dass, wenn ich durch ein Doppel- === === fenster sehend, den Blick auf zwei Kórnchen in der Glasmasse die in gerader Linie hinter einander standen wechselweise heftete jedes- mal ein Kórnchen um das andere undeutlich wurde, das entferntere beim Sehen náhere, das náhere beim Sehen auf das entferntere. Um dabei die Bewegungen des Auges zu beobachten nahm ich eine Glasscheibe mit einem Kórnchen und hielt sie vor einem Spiegel, in dem ich ebenfalls eine Stelle mit einem Punkte bezeichnete. Riickte ich nun das Kórnchen, den Punkt und das Bild der Pupille im Spiegel in eine gerade Linie hinter einander, jedoch so dass jedes fiir sich sichtbar blieb, und blickte von €inem Zum anderen, so erweiterte sich die Pupille beim Sehen des Entiernteren, und verengerte sich beim Sehen des Náheren. Nachdem ich diese Bewegungen lange wiederholt hatte, versuchte ich sie ohne Zwischenobjecte hervorzubringen und es gelang mir voll- 39 J*PURKYNĚ: kommen. so dass ich nun auch ohne bestimmten Gegenstand ins Leere hinsehend diese Bewegungen hervorbringen kann. XIX. FLECK IN DER MITTE DES GESICHTSFELDES BEIM ANGESTRENGTEN NAHESEHEN. z enn ich vor einer hellweissen Fláche das Auge zum Nahe- sehen einrichte so wie wenn ich in die náchstmogliche Náhe sehen wollte so erscheint mir in der Mitte des Gesichtsfeldes ein weisser durchsichtiger Kreis mit einer bráunlichen halb- durchsichtigen unbestimmt begránzten Umgebung. Lasse ich nun das Auge frey so verschwindet der Fleck und die weisse Fláche ist an der Stelle lichter als anderwárts. Komme ich dem nahesehenden Auge noch durch einen Druck an irgend einer Seite des Augapfels zu Hilfe, so wird der Fleck dunkelbraun und undurchsichtig, und hat eine lichtviolette halbdurchsichtige Umgebung, indess der weisse Kreis in der Mitte noch immer stehen bleibt; nur bekommt er bei noch mehr ver- stárktem Drucke einen braunen Fleck in die Mitte oder er verschwindet gar, und man sieht nur einige weisse Fleckchen an seiner Stelle. Schliesse ich das Auge und verwahre es wohl gegen Alles áussere Licht, so erscheint an der Stelle des Fleckes ein schwacher Licht- schimmer mit einem dunklen Kreise in der Mitte. Wer das Auge nicht in einem angestrengten Nahesehen zu halten vermag, der nehme €in Blatt weisses Papier setze es mit einer Ecke an den inneren Augen- winkel und wende nun das Auge kráftig nach Innen, so wird er die beschriebenen Erscheinungen mit leichter Miihe erhalten. a 3 ny XX. SICHTBARKEIT DES BLUTUMLAUFS IM AUGE. A ZN) male den von Steinbuch beobachteten Blutumlauf zu sehen. | In dem dunklen Flecke zu beiden Seiten des weissen Kreises zur Linken 'aufwárts, abwárts in der zur Rechten. Erst dadurch auf- merksam gemacht konnte ich auch sonst ohne oder bei nur schwachem Drucke die laufendem Kiigelchen bemerken. 40 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. XXI. FLIEGENDE MŮCKEN. jier zunáchst verdient eine Erscheinung erwáhnt zu werden, die ich ebenfalls fiir sichtbare Blutkiigelchen im Auge zu halten geneigt wáre. — Wenn man bei aufgereiztem Gefásssysteme (entweder durch heftige Leibesbewegung oder sonst durch sr eine fieberhaíte Affection) gegen eine hellweise Fláche starr hinsieht (z. B. gegen einen gleichmássig iiberzogenen Himmel oder gegen ein Schneefeld) so erscheinen in der Gesichtsspháre viele einzelne hell- weisse Punkte (Fig. 28.) die plótzlich gleich Sternschnuppen an irgend einem Orte erscheinen, sich in verschiedenen krummen und geraden Li- nieen, schnell fortbewegen und friher oder spáter wieder verschwinden. Wenn man gegen eine begránzte lichte Fláche schaut z. B. gegen ein Fenster, so bemerkt man dass ein jeder Punkt an der von der Mitte des Sehfeldes abgekehrten Seite ein eben so kleines Schatteníeld nach- zieht. Zwischen den kleineren bemerke ich auch einzelne gróssere die nicht leicht bemerkbar und wie verwaschen sind und sich langsamer bewegen. Ganz deutlich sind die grósseren zu sehen, wenn man etwas schwe- res mit geneigtem Haupte gehoben, oder einige heftige Spriinge gemacht hat. Sie bewegen sich gleich Meteoren von den áussersten Gránzen des Gesichtsfeldes, langsam bald gerade bald in verschiedenen Krimmungen gegen die Mitte, sind an der der Mitte zugekehrten Seite licht, an der entgegengesetzten dunkel, und werden wie sie mehr gegen die Mitte kommen immer verwaschener und unscheinbarer. Sie sind nur bei offe- nen Augen, und bei gehoriger Beleuchtung zu sehen, und Von denen bei Nro. VII. erwáhnten lichten Punkten, die auch im Finstern sichtbar sind und die úbrigens mit ihnen gléiche Grósse haben, wohl zu unterschei- den. Dass sie zu ihrer Sichtbarkeit áusseres Licht fordern, und von einem Schatten begleitet sind kiindigt sie hinlánglich als Kórper an, in- dess ihr áusseres Ansehen, und der Umstand dass sie bei aufgeregtem Blute háufiger erscheinen auf Blutkiigelchen hindeutet. Meine Meinung ist, dass es frey in der wássrigen Feuchtigkeit herumschwimmende Blut- kůgelchen sind, die in verschiedenen Entfernungen von der Krystalllinse grósser oder kleiner, mehr oder weniger sichtbar sind davon ihre Er- scheinung und ihr Verschwinden abhánet. Dieses ist um so wahrschein- licher, da nach starken Anstrengungen des Kórpers wobei das Venen- blut im Kopfe zurickgehalten wird, eine Art Hámophthalmus entstehen kann, wo das Blut in der wássrigen Feuchtigkeit ist. Es scheint mir zweckmássiger die angefiihrte Erscheinung mit dem Namen fliegender ——— M Jeretregprtartrrernt l 41 J. PURKYNĚ: Miůicken zu belegen als die auch sonst darunter begriffenen in der Glas- feuchtigkeit sichtbaren Fasern und Gefásse, da diese ihren Ort nie be- tráchtlich verándern jene hingegen frei den ganzen Umkreis des Seh- raumes durchschweben. XXII. KRUMMLINIGER STRAHLENKREIS. zasenn ich die Hornhaut mittelst des Augenliedes stark gerieben habe, und dann an einer Seite des Augapfels drucke, so er- scheint jedesmal nach plótzlich aufgehobenem Drucke in der Mitte des Gesichtsfeldes ein kleiner lichter Kreis (Fig. 26.) und ausserhalb diesem einzelne Biindel von parallelen grauen und weissen wellenfórmigen Strichen bald auf dieser bald auf einer an- dern Seite jenachdem die Stelle des Druckes am Augapfel verándert wird. Endlich bei lánger fortgesetztem Drucke zeigt sich die Gesamtheit der Biindel als ein Strahlenkreis, der rechts von parallelen senkrechten Linieen begránzt wird. (Fig. 26.) Diese Figur ist von der Nro. XVIII. beschriebenen genau zu unter- scheiden und kann ohne ihr und neben ihr hervorgebracht werden. Weil sie durch Reibung der Hornhaut bedingt ist, so glaube ich dass ihr Sitz in der Hornhaut selbst sey, in welcher durch den Druck und die Rei- bung ein verándertes Cohásionsverháltniss hervorgebracht wirde, wel- ches theilweise Abánderung in der Lichtleitung folglich auch verschie- dene Durchsichtigkeit einzelner Stellen zur Folge hátte; wiewohl mich von der anderen Seite die Bestimmtheit der Linieen dieser Figur daran zweifeln lásst die wohl wegen dem Uiberstrahltwerden durch das áussere Licht in diesem Masse nicht statt finden kónnte. Nach diesem Versuche ist das Sehen in jeder Entfernung auf mehrere Minuten getribt. Das- selbe geschieht wenn man einige Zeit mit in den Ellenbogenbug ge- drůickten Augen geschlummert hat. XXIII. PULSIRENDE FIGUR. enn ich gelaufen bin, oder sonst heftige Korperbewegungen gemacht habe, so dass das Gefásssystem stark erregt wird, und der Puls im ganzen Leibe fiihlbar ist so erscheinen weiss schattirte gruppenweis gelagerte in einander ver- fliessende Kugeln (Fig. 27.) zweie an der rechten Seite des Gesichts- feldes eine Reihe an der unteren, dreie an der linken die mit jedem 42 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. Pulsschlage sichtbar werden und wieder verschwinden. Noch deutlicher werden sie, wenn ich an irgend einer Seite des Augapfels driicke, wo sie auch ohne vorhergegangene Bewegung sichtbar werden. Dasselbe ge- schieht bei angestrengtem Husten. Nebst diesen ist um den Mittelpunkt ein grosser bei weissem Grunde an seinem Rande schwach grau schat- tirter Kreis zu sehen der rechts an einen Bogen eines anderen Kreises gránzt. An der Peripherie dieses Kreises erscheinen jene pulsirenden Kugeln. Auch in der Mitte dieses Kreises zeigt sich jener Fleck pulsi- rend, der durch Druck an der Seite des Augapfels zum Vorscheine kommt. Endlich zeigen sich bei sehr heftigem Husten mehrere von der Peripherie zum Centrum jenes Kreises laufende Gefássbilder grau und weiss und halbdurchsichtig die auch bei verfinstertem Gesichtsfelde schwach leuchtend sichtbar werden. Ich halte jenen Kreis fiir die er- scheinende Krystalllinse, bei welcher die mehr gegen die Peripherie ein- fallenden Strahlen wegen stárkerer Reflexion in ihrer Intension ge- schwácht werden (daher die graue Schattirung); indess das von der Seite einfallende Licht weniger gebrochen einen lichten Kreis bildet. Die pulsirenden Gefássbilder halte ich fiir die Erscheinung der sich an der hinteren Wand der Krystallkapsel verbreitenden Centralarterie. XXIV. DIE FEURIGEN RINGE. Jy E Eichel (Collectan. soc. med. havniensis 1774) a Elliot 7 (Beobacht. u. Vers. iib. die Sinne) beobachtet und beschrie- se ben und ersterer schóne Folgerungen fiir die Theorie des SBRéns daraus gezogen. Ich fand es nothig sie zum Objecte einer náhe- ren Betrachtung zu machen, um ihr Verháltniss zu den iibrigen Pháno- menen auszumitteln. 1) Wenn ich das Auge zum Nahesehen spannte so brachte die leiseste Beriihrung schon die Ringe hervor indess dieselbe beim Ferne- sehen betráchtlich verstárkt werden musste. Dieser Umstand und die Erscheinung des bráunlichen Flecks beim Nahesehen so wie beim Drucke des Augapfels beweisen hinlánglich dass das Auge wáhrend der Thá- tigkeit des Nahesehens contrahirt beim Fernesehen erschlafit werde. Zu derselben Bemerkung kam Home (Reils Arch. II. Bd.) bei seinen Messungen der Convexitát der Hornhaut beim Ferne- und Nahesehen, wo das Unstátte bei letzterem eine Muskelanstrengung andeutete. 43 J. PURKYNĚ: 2) Diese Ringe sowie jene Nro. X. beschriebenen an der Eintritts- stelle des Gesichtsnerven erscheinen morgens beim Erwachen am leb- haftesten. Beide scheinen ihrem Wesen nach identisch, nur der Richtung nach verschieden, indem hier die Retina nach innen, dort nach aussen mittelst des Gesichtsnerven gezerrt wird; und es miissten analoge Er- scheinungen statt finden wenn man die Albuginea eben so an irgend einem Orte des Augapfels nach aussen zerren kónnte. 3) Wenn man die Ecke eines Ouartblatts weissen Papiers an den inneren Augenwinkel hált, das Auge stark nach innen wendet, und nun mit einem stumpien zugespitzten Hólzchen an der áusseren Seite des Augapfels tief gegen die Orbita nach innen durch das Augenlied drickt, so erscheinen (Fig. 29.) wie bei Nro. X. Fig. 22. viele parallele concen- trische abwechselnd schwarze und weisse Linieen die von der áussern Begránzung des Kreises bis iiber den Fleck in der Mitte der Gesichts- spháre sich ausbreiten, und bei Veránderung der Druckstelle ijedesmal dem schwarzen Kreise parallel bleiben. Um sie recht deutlich zu be- kommen, muss man mit dem stumpfen Stiele so vielmoglich senkrecht in die Vertieflung zwischen dem Augapfel und dem Augenhohlenrande dricken, weil auf diese Art der Druck viel tiefer an die Hinterwand des Augapfels dringt. 4) Bei der angegebenen Art des Druckes am áusseren Augenwin- kel erscheint an der entgegengesetzten Seite auf dem vorgehaltenen weissen Papiere ein grosser schwarzer mehr oder weniger kreisformi- ger Fleck an dessen gegen den Mittelpunkt des Sehfeldes gerichteter Seite jene parallelen schwarzen und weissen Striche sich befinden. Der entgegengesetzte Rand des Fleckes ist mit gelblich weissem Lichte be- gránzt, das bei vermehrtem Drucke mit dem Stiele bald sich gegen die Mitte verbreitet bald den Fleck in zwey Theile scheidet. Der Fleck selbst ist an der Peripherie dunkelschwarz, nach innen dunkelblaucgriin, auch dunkelviolett schillernd, was bei wohl bedecktem Auge ein schwa- ches Schimmerlicht giebt. Mit Rechte vergleicht ihn Elliot mit dem Auge an einer Píauenfeder. In ihm bemerkt man mehrere Partieen der oben beschriebenen Aderfigur schwarz in dem schillernden Lichte des Píauen- auges, die gerade dieselbe Verástlung haben wie dort angegeben ist. 5) Wenn man sehr weit nach hinten driickt dass die parallelen Streifen bis in die Mitte des Gesichtsfeldes gehen, so zeigen sich hier zwei weisse Bánder, die sich verbreitend unter einem stumpfen Winkel nach aussen gehen und zwischen sich einen kleinen lichten Fleck halten; an der andern Seite ihrer Vereinigung ist ein bráunlicher halbmond- formiger Fleck. Beide folgen den jedesmaligen Bewegungen des Pfauen- auges, indem sie sich um den Mittelpunkt des Sehfeldes wie um eine Achse drehen. Wird der Druck verstárkt, so riickt der schwarze Fleck HH BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. bis gegen die Mitte hin, verschlingt die Schenkel der Bánder bis auí die Stelle ihrer Vereinigung die sich nun als ein weisser kreisrunder Fleck darstellt. Der halbmondfórmige Fleck macht sich auf, legt sich zuriick und verschwindet in den hinter ihm gelegenen Parallelen indess ein halbkreistormiger Vorsprung aus dem iibrigen Lichte hineindriůckt. Dieselben Bánder und Flecke zeigen sich in dem dunklen Mittelstreifen der galvanischen Figur wenn man das Auge gleichsam durch denselben hin und her bewegt. (Fig. 16.) 6) Wenn man von dem Drucke an der Seite des Augapfels plotzlich nachlásst, so zieht sich der weisse Kreisfleck eben so schnell nach aussen Zzuriick, und an seiner Stelle bleibt eine kurze Zeit ein lichtbraun- violetter Nebel der durch einen weissen Streifen in zwei Theile getheilt ist; gewóhnlich ist bei mir der obere stárker und dunkler als der un- tere. Manchmal bleibt er, besonders in der Mitte lángere Zeit zuriick, und hindert das deutliche Sehen. 7) Man kann sich des gegenwártigen Versuches ebenfalls bedienen sich zu iiberzeugen, dass die Gesichtsfelder beider Augen in €ins zu- sammenfallen; denn, driickt man an den einander links und rechts corre- spondirenden Stellen beider Augápfel so decken sich die hiebei erreg- ten feurigen Kreise, und man kann, wenn man den Druck auf diese Art an allen erreichbaren Punkten versucht hat das ganze Gesichtsfeld in allen seinen Richtungen ermessen; woraus sich ergiebt, dass iedes Auge das Seinige hat, beide aber einander vollkommen decken. 8) Bei verfinstertem Gesichtsfelde erscheinen die beschriebenen schillernden Farben in der Mitte des Kreisileckes leuchtend, so wie auch der áussere Rand, der den schwarzen Ring umgiebt; die concentrischen Striche sind nicht unterscheidbar und geben nur einen matten Schein. Wenn man schnell vom Drucke nachlásst, so bewegt sich jedesmal ein heller Lichtstreifen von innen nach aussen «gleich einem Blitzstrahle. Das bei offenem Auge gesehene Gelblichweiss am áusseren Rande des Kreisileckes ist bei bedecktem schwarz und reicht ebenfalls gegen die Mitte des Flecks hinein. Es ist also urspriůnglich durchsichtig und hier nur schwarz aus Mangel des áusseren Lichtes. Dagegen ist das Schwarz des Randes und der concentrischen Linieen eine wirkliche Sensation und behauptet sich auch gegen das áussere Licht. 9) Hieher gehort auch folgende Erscheinung. Wenn ich beim Wa- schen des Gesichtes mit der Handíláche vom oberen Augenhohlenrande auf den Augapifel falle so erscheint mir jedesmal eine grosse lichte Kreis- fláche, deren Licht an der Peripherie intensiver nach Innen schwácher ist. Dasselbe bemerke ich bei einem sanften plótzlichen Schlage mit dem Finger gegen die Hornhaut. 45 J. PURKYNĚ: XXV. EINHEIT BEIDER GESICHTSFELDER. DOPPELSEHEN. Jiben im vorhergehenden Abschnitte habe ich die Art beschrie- ben, wie man sich mittelst der feurigen Kreise von der wechselseitigen Deckung beider Gesichtsfelder iiberzeugen kann. Dasselbe kann man auch auf folgende Weise. — Man trage die Distanz beider Pupillen seiner Augen auf ein Blatt Kartenpapier, und mache an den bezeichneten Stellen zwei Oefinungen. Wird nun das Blatt knapp an die Augen gehalten, und man sieht vor sich ins Weite mit jedem Auge durch die ihm entsprechende Oefinung, so fallen beide Oeffnungen in eine zusammen. Dasselbe geschieht wenn man statt den Oefinungen zwei schwarze Punkte macht. Diese Punkte ent- sprechen den Mittelpunkten der Gesichtsspháren jedes Auges. Diese Punkte, obgleich auf dritthalb Zolle von einander entfernet fallen in Einen zusammen also auch die Gesichtsfelder. Nun drang sich mir der Gedanke auf, dass wohl auch bei grósserer Entfernung beider Augen, und bei veránderter Richtung der Pupillen wo sie z. B. krummlinig wie bei Thieraugen auseinander stehen, eine Ver- einigung beider Punkte statt finden kónnte. Ich nahm deshalb ein Blatt, bog dessen Rand etwas der Lánge nach unter einem senkrechten Winkel und zerschnitt das Umgebogene in der Mitte damit ich es iiber der Na- senwurzel beugen kónnte, und machte auf diesen Saum dessen Rand nach Aussen gewendet stand in der Distanz beider Pupillen zwei schwarze Punkte. Riickte ich nun den Saum nahe vors Auge und sahe gerade vor mich hin durch denselben in die Ferne, so waren beide Punkte in einen vereinigt. Hielt ich das Papier in derselben Lage betestist, und driickte nun mit den Zeigefingern oben von der Seite der Stirne herein- langend, beide Augen von innen nach aussen, dass beide Augenachsen auseinandergiengen, so bewegte sich der linke Punkt rechts iiber den rechten, und dieser umgekehrt auf vier bis fiiní Linien Distanz von ein- ander, und erst, nachdem ich neben jenen Punkten nach Aussen auí zwei Linieen zweie zeichnete, fielen diese wieder in einen zusammen. Es lásst sich vermuthen dass bei grósserer Divarication der Augen, wenn sie moglich wáre, dasselbe statt finden miisste, da in beiden Fállen nur ein auantitativer Unterschied da ist. Also wáren auch bei divergirenden Augenachsen die Gesichtsfelder in eins vereinigt. Wenn man auf Entfernung einiger Schritte einen Gegenstand an- sieht, und drickt nun beide Augápifel aus einander, so riickt das Bild des rechten Auges nach links das des linken nach rechts, indess in der 46 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. Mitte zwischen beiden děr pulsirende Fleck sich zeigt der beim Drucke der Augen iiberhaupt Zu erscheinen pílegt, und der dem Mittelpunkte der Retina entspricht. Wenn bei divergirenden Augenachsen zwei Ge- sichtsfelder entstehen sollten so miisste der gesehene Gegenstand in gleichnamiger Richtung mit dem Auge sich bewegen. Also nicht bloss weil beide Augenachsen an ihren Enden sich ver- einigen, sondern auch ohne diesem sind beide Gesichtsfeldcr immer in eins vereinigt. Ich denke mir die Móglichkeit dieser Erscheinung auí folgende Weise. Jedes Auge kann solange das Bewusstseyn ganz in dessen be- sondere Begránztheit versunken ist als ein eigenes Individuum genom- men werden welches in Beziehung auf die Aussenwelt sein Vornen Oben und Unten, sein Links und Rechts hat. Dasselbe gilt von dem Tastsinne. Alle diese Begrifie aber sind relativ, und gelten nur in Riick- sicht des Subjects und seines ráumlichen Verháltnisses zum Objecte. Da es nun ein und dasselbe Bewusstseyn ist, was die hier vorausgesetzten besonderen Individualitáten der Sinne in Einheit verbindet, so miissen auch alle einzelnen Relationen in eine einzige zusammengehen. Ein gleiches miisste auch dann statt finden, wen mehrere Menschenindivi- duen in ein hoheres vereinigt werden kónnten. Im Gegentheile wieder kónnte es eine Art Doppelsichtigkeit geben welche ohne dass die ráum- lichen Verháltnisse der Organe geándert wirden, eine Krankheit der Seele, als ein Zerfallen der Einheit des Bewusstseyns-in seine unterge- ordneten Spháren zu denken wáre. 1) Wenn das einzelne Auge seine Individualitát in Hinsicht des Ge- sammtbewusstseyns verliert, so dass das Vorne jedes derselben in €ins zusammenfállt, so geschieht dieses doch nicht in der Relation des Auges zu den Gegenstánden insoferne sie nach dieser oder jener Seite vom Mittelpunkte des Gesichtsfeldes liegen. Was fiir das eine Auge von der Sehachse rechts fiir das andere links liegt und umgekehrt, únd eben so nach oben und unten, wird auch so gesehen. Es werden also Gegen- stánde die zwischen beiden Sehachsen liegen immer doppelt gesehen werden miissen, wenn gleich die Mittelpunkte der Sehfelder in einen zusammenfallen. Bei entfernten Gegenstánden wird dieses Doppeltsehen unbemerkbar seyn, weil die Relationen derselben zu einem wie zu dem anderen Auge wegen Lánge der Entfernungslinien und Kleinheit der Winkel fast dieselben bleiben. Nicht so in der Náhe, wo die Relationen eines und desselben Punktes ausserhalb der Augen, zu jedem einzelnen derselben immer geschiedener werden je bedeutender die relative Grósse der Entfernung beider Augen zu den iúbrigen Entfernungen wird. Am auffallendsten wird die Doppeltsichtigkeit, wenn beide Augenachsen nahe 47 J. PURKYNĚ: vor der Nasenwurzel einander durchschneiden, indem man z. B. auf den vorgehaltenen Finger sieht. In diesem Falle gehen sie hinter dem Durch- schnittspunkte weit auseinander und es fallen viele Gegenstánde zwi- schen sie die von dem einen Auge rechts von dem anderen links ge- sehen werden, und die dann bei Vereinigung der Gesichtsfelder doppelt durcheinander stehen. Die Doppelsichtigkeit ist also der Natur des Sinnes getnáss, und kómmt nur desswegen weniger zum Bewusstseyn, weil die Aufmerk- samkeit jedesmal vorziůglich auf die sich am Gegenstande vereinigenden Achsenpunkte concentrirt ist, und nebst dem, dass gewoóhnlich ein Auge schwácher ist als das andere, so besitzt der Gesichtssinn noch eine Art Abstraktionsfáhigkeit vermóge welcher er bald in der Spháre des einen bald des anderen Auges sich festhalten kann. 2) Es giebt ferner noch eine andere Art Doppelsichtigkeit aber nur eines einzelnen Auges. Wenn man den Augapfel nahe ober- oder unter- halb der Hornhaut gelinde driickt so werden die Bilder der Gegenstánde kleiner, deutlicher, und es treten von ihnen auf eine oder die andere Seite nach Verschiedenheit des Druckes matte Nebenbilder ab. Dasselbe geschieht, wenn man den áusseren Augenwinkel nach Aussen zieht. Eini- gemal dauerte diese Doppelsichtigkeit bei mir mehrere Stunden nachdem ich den Augapfel iiber Nacht mit einem Sáckchen Eisenfeilspáne be- schwert hatte. Ich glaube dass sich diese Erscheinung auf die Erfah- rung der neueren Physiker reduciren lásst, vermog welcher das Licht einfach brechende Substanzen durch Druck und Spannung doppelbre- chend werden, (Brewster.) 3) Endlich gehort hieher, die, nur bei Kurzsichtigen statt findende Vervielfachung der Gegenstánde, wenn sie aus dem Punkte ihres deut- lichen Sehens getreten sind. Trete ich langsam vor einem Buche zu- riůick iiber die Distanz meines deutlichen Sehens, so werden erst die ein- zelnen Buchstaben verwirrt, indem ihre Nebenbilder iiber die Grund- bilder laufen. Bei weiterer Entfernung geschieht dasselbe mit den Li- nieen, auf eben die Art wie ich es oben Nro. XV. von den parallelen Strichen beschrieben habe. Vielleicht sind die Substanzen. im Auge der Kurzsichtigen in einer Uiberspannung und eben desswegen doppelbre- chend, und werden durch den Hornhautschnitt einfachbrechend wenn durch die Entleerung der Fliissigkeit die Uiberspannung gehoben ist. 48 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. XXVI. DAS UNBESTIMMTE VORSICHHINSTARREN. > as unbestimmte Vorsichhinstarren ist ein dem fixirten Sehen und dem angestrengten Verfolgen bewegter Kórper oder ruhender Linieen mit dem Blicke entgegengesetzter Zustand des Auges. Wenn bei diesem die Aufmerksamkeit gleich- be Sam in einen einzigen Punkt concentrirt ist, so verstrahlt sie sich dort ins ganze Gesichtsfeld, und so wird das an Extension ge- wonnen, was an Intension verloren geht. Diese Art von Sehen wird hervorgebracht entweder willkůrlich indem man mit parallel gestellten Augenachsen ins unendlich Entfernte sieht als wollte man durch alle zwischengestellte Gegenstánde durchsehen, oder unwillkůrlich indem man bei offenen Augen ins Denken vertieft ist, oder auch sonst bei einer Ab- spannung des Bewusstseyns und Richtungslosigkeit im Denken, vorzůg- lich bei dem sogenannten Wůsteseyn des Kopfes, bei Zerstreutseyn, bei Schláfrigkeit und Stumpfsinn. In diesen Fállen kostet es oft grosse Můhe die Augen auf einen bestimmten Gegenstand zu fixiren, und kaum hat man sie fixirt, so zerfliesst schon wieder der Fixationspunkt in Bestim- mungslosigkeit. Weder die Augenachsen convergiren in einem bestimmten Punkte mit einander, noch ist das Auge in derienigen Thátigkeit, wo- durch es zum deutlichen Sehen naher und entfernter Gegenstánde sich einrichtet. Daher werden die Gegenstánde auch in der gewóohnlichen Distanz des deutlichen Sehens nur undeutlich gesehen, und die Pupille steht weit offen wie bei Narcosis oder bei noch fortdauernder Schláf- rigkeit nach dem man plótzlich geweckt worden, welche beide Zustánde wohl auch hieher gehóren mógen. In einer áhnlichen Verfassung ist das Auge wenn wir beobachten wollen was uns zur Seite vorgeht ohne dass es dazu das Ansehen hátte. Das Auge ist hiebei vor sich hin in die Ferne gerichtet, aber in einem bestándigen unmerklichen Schwanken begrifien um dem von zu beobach- tenden Gegenstánden einfallenden Lichte immer neue Fláchen der Netz- haut zu bieten, weil ausserhalb dem Mittelpunkte derselben die Empfind- lichkeit vorziůglich leicht erschopít wird so dass alle Lichtaualitáten und Umrisse ununterscheidbar werden. Jedoch muss ich bemerken, dass gerade bei diesem Starrsehen die Blendungsbilder sich tiefer und nachhaltender einprágen als bei fixirtem oder bewegtem Blicke. Es wiirde daraus die Regel fliessen beim Nach- denken lieber die Augen schliessen, und beim schnelien Schreiben oder Lesen lieber mit bestimmten schnellen Sehen jede Linie des Geschrie- benen oder Gelesenen zu verfolgen, als sich dem Totaleindrucke ein- zelner Zige und Worte hinzugeben. 4 49 J. PURKYNĚ: XXVII. DIE BEWEGUNGEN DES AUGES. orerst ist diejenige Bewegung zu bemerken wodurch der Mittelpunkt des Sehfeldes, wo das Sehen am deutlichsten ist, den Gránziláchen und Linieen der áusseren Objecte ge- máss hin und her gefiihrt wird. Bei kleinen Gegenstánden, z. B. bei Schriftzigen gelingt es nur der leisesten Aufmerk- ST diese Bewegungen im eignen Auge zu empfinden, desto leichter bei grósseren. Diese Empfindung lásst verschiedene Grade und Rich- tungen von Spannung in der Augenhohle gewahr werden, deren Extrem diejenige ist, die bei gewaltsamen Verdrehungen der Augen statt findet. Wenn man auf diese Spannungen achtet, indem man bei festgehaltenem Kopfe das Auge nach-verschiedenen geraden und krummen Linieen bewegt so findet man dass nicht alle Linieen mit gleicher Ungezwungenheit be- schrieben werden kónnen; am leichtesten námlich Kreislinieen, gerade Linieen nach was immer fiir Richtung schwerer, indem es vorkómmt, als miisste man dem Auge im Durchgange durch die Mitte des Gesichts- feldes Gewalt anthun, damit es nicht in krummer Linie seitwárts ab- weiche. Unter den geraden Linieen sind wieder die wagrechte und vor- zůglich die senkrechte am leichtesten zu fiihren was beweist dass Ge- wohnheit und Uibung hiebei nicht wenig Einfluss haben miisse, indem diese Linieen am háufigsten im gemeinen Leben gesehen werden. Dass die Kreislinie vom Auge leichter ausgefiihrt wird, ist durch das Streben nach Gleichgewicht der im Antagonismus begriffenen ge- raden Augenmuskeln bedingt, welches sgleich einer Centripetalkraft die in der Peripherie nach gerader Linie fortgehende Bewegung in jedem Momente continuirlich zum Centrum hinlenkt, ohne dass eigene Willens- bestimmungen hiezu nothig wáren. Eben so ist es dem Auge leichter sich gegen den inneren als gegen den áusseren Augenwinkel leichter ab- wárts als aufwárts zu bewegen was wohl einzig und allein durch den Ort des in den Bulbus eintretenden Gesichtsnerven, und seine bei den angefihrten Bewegungen mehr oder weniger statt findende Zerrung be- stimmt wird. Am meisten wird er bei der Bewegung nach aussen und oben gezerrt, wodurch Schmerz und eine Art Betáubung hervorgebracht wird. Diese Bewegung úibt der Mensch bei heftigen Schmerzen instinkt- artig aus, als wollte er einen Schmerz durch einen anderen und durch Betáubung zur Ruhe bringen. Beim Anschauen regelmássiger geometrischer Linieen, Schnecken- Kreis- und Wellenlinieen, symmetrischer Gestalten, Zierrathen, Schnorkeln, wo úberhaupt Gesetz und Nothwendigkeit herrscht, fiihlt sich das Auge unwillkůrlich von den Umrissen der Gegenstánde fortgezogen, die Be- 50 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. wegungen sind erleichtert, ja halb automatisch, so dass sie auí die ge- schauten Gegenstánde iibertragen werden in denen nun €in eigenes Leben und Bewegen erscheint, was einen eigenthiimlichen Eindruck gewáhrt, und ebenfalls von leisen Spannungsgefiihlen am Augapfel begleitet ist. Es wáre der Miihe werth diese Art Augenmusik die uns allenthalben aus der Natur und Kunstwelt entgegenwinkt als einen eigenen Kunst- gegenstand zu bearbeiten. Gewiss wiirde hier fiir das schafiende Genie eine neue Bahn gebrochen, wenn die Ausfiihrungen hinlánglich ins Grosse getrieben wůrden. Bis itzt scheint noch nicht fiir diese Kunst die Zeit gekommen zu seyn, sie muss als Sklavin zu Verzierungen von Kleidern, Gebáuden, Gárten etc. dienen. Nur im Feuerwerke, im Tanze so wie in gymnastischen Vorstellungen, Altáren, Ziergárten, transparenten Kreisen mit Centralbewegungen und neuerlichst im Kaleidoscope hat sie bisher ein selbstándiges Leben begonnen, wird aber noch immer, Weil sie zum Theil mit Gauklern durch die Welt zieht vom vornehmen Geschmake verkannt und iibersehen. Wenn man sich beim stillen in sich gekehrtem Phantasiren im Finstern oder bei geschlossenen Augen beobachtet so wird man eben- falls leise Bewegungen des Auges gewahr die wahrscheinlich die Vor- stellungen des Gesichtssinnes begleiten. Das Auge hat auch seinen Tast- sinn, und man konnte behaupten, dass dieser in ihm viel weiter ausge- bildet ist als in irgend einem anderen Bewegungsorgane. Die Bewegungen der Augen bei Blinden sind wahrscheinlich nichts anderes als bestán- dige Thátigkeiten des Tastsinnes, welche entweder das Denken beglei- ten, oder die Vorstellungen des Tastsinnes der Hánde auf einen kleine- ren leichter zu handhabenden Massstab reduciren. Daher hat das Auge der Blinden dennoch einen Ausdruck des Geistes, obwohl man wegen Mangel des Lichtsinnes vermuthen sollte, dass es ganz das Gepráge der Leblosigkeit an sich tragen miisste. Obwohl diese beschreibende Bewegungen des Auges sehr schnell und in áusserst kleinen Distanzen geschehen dass sie kaum an den Augen eines Anderen bemerkt werden sollten, so sind doch sie es nach meiner Meinung vorziglich die das Wesen des menschlichen Blickes ausmachen, der entweder schwankend und planlos ist wie bei Narren, oder trág und unbestimmt wie bei Blód- sinnigen, oder geordnet munter lebhait, oder langsam und fixirend, ruhig, gleichmássig sich bewegend mit strenger Auffassung der einzelnen Mo- mente, wild oder sanít, stark, schwach, ins Anschauen verloren, geist- voll oder geistlos, und wie alle die unendlichen Modificationen dessen seyn měgen die eine eigene hóchst interessante Geistersprache consti- tuiren die nur der zarteste physiognomische Sinn Zu verstehen vermag. Beim vollkommen durchgefiihrten Sehen wird der Sehpunkt durch alle, wie immer markirte Stellen und Linieen des Gegenstandes bewegt, č 5l J. PURKYNĚ: beim oberfláchlichen Sehen nur durch einzelne Punkte und Linieen indem das úbrige iibersehen, oder nur unbestimmt von der Seite aufgenommen, oder als lángst bekanntes durch die Einbildungskraft ergánzt wird. Es wáre ein wichtiger Gegenstand der pádagogischen Methodik die Auffassungsthátigkeit des Auges in feste naturnothwendige Regeln zu bringen wodurch einzig und allein folgerechte Uibungen begonnen und bis zur Virtuositát dem hóchsten Ziele aller Erziehung, gesteigert werden kónnen. XXVIII. DAS NACHBILD. IMAGINATION, GEDÁACHTNISS DES GESICHTSSINNES. ít wunderte ich mich, dass das Blinzen des Auges das Sehen nicht store, indem ich mir vorstellte, dass wáhrend dem- selben eine gánzliche Finsterniss eintreten miůsste. Bei ná- herer Beobachtung fand ich aber, dass das Gesichtsfeld des == offenen Auges mit allen seinen Lichtern und Bildern noch eine kurze Zeit vor dem Sinne verharre, nachdem die Augenlieder ge- schlossen worden. Je aufmerksamer ich ein einfaches, nicht zu sehr ausgedehntes Bild auffasse desto lánger vermag ich es bei geschlossenen Augen vor dem Sinne festzuhalten. Dieses Nachbild ist genau von dem Blendungsbilde zu unterscheiden. Das Nachbild wird nur durch freye Thátigkeit lángere Zeit festgehalten, und verschwindet sobald der Wille nachlásst, kann aber von demselben wieder hervorgerufen werden; das Blendungsbild schwebt unwillkůrlich dem Sinne vor verschwindet und erscheint wieder aus objectiven Griinden. Die topisirende Thátigkeit des Sinnes, der Tastsinn des Auges, fáhrt fort das Nachbild ausserhalb des Organs zu setzen, eben so wie es beim wirklichen Sehen statt fand, auch stereometrisch begránzte Bilder kann es darstellen, und selbst beim Bewegen und Drehen des ganzen Koórpers behauptet das Nachbild seine urspriingliche Stelle und Lage. Das Blen- dungsbild hingegen stellt nur Fláchen dar, hat seinen Ort nur im Auge und folgt dessen Bewegungen. Die Lebhaftigkeit des Nachbildes ist nach Verschiedenheit der Stimmungen verschieden. Besonders lebhaft ist es bei erhohter Seelenthátigkeit nach Genuss geistiger Getránke oder nar- kotischer Substanzen, oder bei besonderem Interesse am Gegenstande; bei fieberhafter Aufregung des Blutes, besonders bei Hirnaffektionen ist es oft bis zu einer unvertilgbaren Objectivitát gesteigert. Das Blendungs- bild hingegen pílegt bei nervóser Stimmung, im asthenischen Zustande 52 3— BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. lánger nachzuhalten und verschwindet desto schneller je energischer das Organ vom Leben durchstrómt wird. Ferner ist das Nachbild desto deutlicher und objectiver je náher es dem Momente der Auffassung des Urbildes steht, und in jedem folgenden Momente wird es immer schwe- rer dasselbe in gleicher Klarheit vor dem Sinne zu erhalten. Das Blen- dungsbild hingegen, von mild leuchtenden Gegenstánden ist in den er- sten Momenten nach dem Anschauen verwirrt und bildet sich erst nach und nach vollkommen vor dem Sinne aus, der dabei nur einen passiven Zuschauer abgiebt. Ich glaube dass man durch Uibung, indem man nach ergreifender Anschauung des Gegenstandes das Nachbild immer lánger und inniger festhielte dasselbe wohl der dem Sinne befangender Realitát des Ur- bildes nahe bringen kónnte welche Uibung als Vorbildung des Gedácht- nisses und der Einbildungskraft nicht unwichtig seyn důríte. Es kónnte die Frage entstehen, in welchem organischen Gebilde das Nachbild seinen Sitz habe. In Růcksicht des Urbildes, und des Blen- dungsbildes ist die Meinung ziemlich gang und gábe dass es in der Re- tina empfunden werde, und dasselbe liesse sich mit gleichem Rechte von dem Nachbilde behaupten. Der empirische Standpunkt legt in beiden Fállen dem Verstande gleichen Zwang auí. Zunáchst diesem liesse sich behaupten, dass Gedáchtniss und Ein- bildungskraft in den Sinnésorganen selbst thátig sind, und dass jeder Sinn sein ihm eigenthiimlich zukommendes Gedáchtniss und Einbildungs- kraft besitze die als einzelne begránzte Kráfte der allgemeinen Seelen- kraít unterworfen sind. In der primáren Thátigkeit des Sinnes, wo er in unmittelbarer Wechselwirkung mit dem Gegenstande steht sind auch schon Gedácht- niss und Einbildungskraft implicirt und gerade dann am lebendigsten, so dass sie spáter nur als Schatten und Nebenbilder der eigentlichen Sinnesthátigkeit erscheinen, dagegen ihre hóchste Steigerung nur die ist, wo ihr Produkt der unmittelbaren Sinnesanschauung nahe kómmt. Der Unterschied dieser urspriinglichen und secundáren Sinnesthátigkeit wáre nach meiner Annahme darin gegriindet, dass bei jener wirkliche, bei dieser nur intendirte Bewegungen und Empfindungen im Organe statt finden, so dass, wenn dort z. B. das Auge den Umrissen der Gegen- stánde mit wirklichen Bewegungen folget, hier nur Differenziale von Be- wegungen in den gehorigen Muskeln angeregt werden ohne dass es zu wirklichen kommt. Leichter lásst sich diese Art von Bewegung in den Sprachorganen beobachten wenn wir uns in einem Selbstgespráche iiberraschen; auf eine grobere Weise lásst sich diese Thátigkeit in grósseren Muskel- 53 J. PURKYNĚ: parthieen z. B. der Extremitáten bemerken wenn die Bewegungstriebe der Muskeln durch usseren oder inneren Anlass zu wirken streben durch den Willen aber zurickgehalten werden. Es ist auch schon im Allge- meinen zu erwarten, dass jede wirkliche Bewegung auch eine intendirte haben miisse, so wie jeder freven Naturkraft eine gebundene entspricht ohne desshalb im Prinzip verschieden zu seyn, welche Begriffe die Physik durch die Erscheinungen getrieben, als Gewicht, latente Wárme, zebundene Elektricitát und Magnetismus oder als einander limitirende Spannungen und Tendenzen lángst ausgesprochen hat. Dasselbe gilt von intendirten Empfindungen. Jede Empfindung ist eine eigenthiimliche Mo- dification des Selbstgefiihls durch áussere Beschránkung. Die Tendenz eine áhnliche specifische Beschránkung durch innere Bestimmung her- vorzubringen wáre die intendirte Empfindung. Beide, die intendirten Bewegungen und Empiindungen haben in den ursprůnglichen Bewegungsapparaten so wie in den Sinnenorganen ihr Vermittelndes wie ihre Originale. Es ist úberiliissig dem Gedáchtnisse und der Einbildungskraft und ihren verschiedenen Arten eigene Organe im Gehirne anzuweisen. Die Gegenstánde beider sind eben so wie die unmittelbare Sinnesanschauung ins Unendlichkleine specificirt, warum wollte man ihnen im Gehirne dessen Bildung gerade am wenigsten ins Einzelne bestimmt ist Organe zu theilen, wodurch die Sache noch unbegreifbarer wird. Das Gehirn mag der Sitz und Sammler des Allgemeinen freyen in alle ibrigen Or- gane Leben strómenden Princips sevn welches erst in diesen seine be- sondere Beschránktkeit erhált. Lánsst hat man die Sinne als Thiere im Thiere dargestellt, man hat ihnen eigene Individualitáten zugestanden, welche aber nebst ihrem eigenen Leben noch von einem hoheren máchtigeren Leben beherrscht und zur Einheit der Thátigkeit und des Bewusstseyns gebracht werden. Wo dieses einende Princip seine Bande liiftet dort tritt sogleich das untergeordnete Eigenleben nach seiner Art hervor. Manche Narr- heit und Verriicktheit liesse sich als ein Absondern eines oder mehrerer Sinn- und Bewegungsorgane von der Einheit der Seelenthátigkeit denken, wodurch seine Produkte entiíremdet, seine Thátigkeiten unzweckmássig rebellisch gegen die Harmonie des iibrigen Organismus erscheinen. Schon im Schlafe scheinen die Sinne, jeder fiir sich auseinander zu gehen wie man leicht finden kann wenn man sich beim Einschlummern beobachtet, wo oft das Auge und das Ohr ganz verschiedene Tráume zu gleicher - Zeit tráumen. Hieher gehórt auch die Bemerkung dass gewóhnlich der Traum mit den Phantasiebildern desienigen Sinnes am meisten be- scháftigt ist der die náchste Zeit vorher am meisten in Erregung war. 54 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE Was ich hier von den Sinnen im allgemeinen aussprach versteht sich vorzůglich auch vom Auge. Wie ich mich durch die ganze Schrift nur mit dem bescháftigte, was innerhalb des Organes des Gesichtssinnes und zwar innerhalb seiner animalischen Spháre vorgeht schliesse ich damit, dass ich auí die Seele dieses Sinnes und ihre Beziehung zu ihrem hoheren Prinzipe aufmerksam mache. "uoyopurg 1 '9uujg J9p Ad0j0rskyď JNZ 94y9nSI9A pun uo5unjy9Lg094 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. NEUE BEITRÁGE ZUR KENNTNISS DES SEHENS IN SUBJECTIVER HINSICHT. MIT 4 KUPFERTAFELN. POJEDNÁNÍ TOTO VYŠLO POPRVÉ 1825 V BERLÍNĚ TISKEM A NÁKLADEM G. REIMERA. 12 O RR o | ep ok Vo, fKY MG vv A k ha VA E Měly hl úv > : RU Hi Fran Sk. EXCBELENZTIERRN JOHANN WOLFGANG v. GÓTHE. Wenn unter der grossen Menge von Opfergaben, die Ew. Excellenz, als urspriůnglich von Ihnen erhalten, im Gefiihle der Dankbarkeit und schuldiger Huldigung dargebracht werden, auch ich mit einer kleinen erscheine, so bitte ich um gnádige Annahrmme. S. 41. Ihrer Farbenlehre war mir ein Befehl, der ein dunk- les, schon in friiher Jugend sich regendes Bestreben in mir weckte und ihm seine bestimmte Richtung anwiess. Wenn ich seitdem so gliicklich war, im subjectiven Reiche des Sehens einige Funde zu thun, und noch zu thun die Aussicht habe, so ist es nur als ein Tagewerk zu betrachten, was von Ihnen angeordnet und geleitet in Wirklichkeit tritt. Nehmen Sie, grosser Mann, diese treue Huldigung von einem Ihrer kleinsten, aber innigsten Verehrer. JOHANN PURKYNJE. T VM sal M VM INHALT. . Indirectes Sehen. . Die galvanische Lichtfigur. . Ueber wahre und scheinbare Bewegungen in der Ge- sichtsspháte. „D. | elliptischen Lichtstreifen. . Mattleuchtende elliptische Fláche bei Zusammenziehung und plótzlicher Erschlaffung der geschlossenen Augen- lieder. . Feld von Nebelilecken. . Von selbst erfolgende immerwáhrende Lichterzeugung im verfinsterten Gesichtsfelde. . Die Kreuzspinnengewebe-Figur. . Schláfrigkeit des Auges. . Untersuchungen iiber Blendungsfarben. „ Einiges iiber Druckfiguren. . Der schattige Kreis : | die Mitte des Gesichtsieldes. . Noch einige Methoden, die venose Figur der Retina zur Wahrnehmung zu bringen. . Focusbild im Innern des Auges. . Ueber das Flimmern vor den Augen nach dem Gebrau- che des rothen Fingerhuts. . Einige Bemerkungen vom Ferne- und Nahe-Sehen. „ Willkiihrliches Schielen. Wirkung der Belladonna auí das Sehen. PERO 59 ABO TAA i VRT ZN LV, (50 BM i M do " k : KO ke j i INDIRECTES SEHEN. „as Gesichtsfeld hat jedesmal nur eine einzige Stelle, ia man . kónnte sagen, nur einen einzigen Punct des vollkommen deutlichen Sehens; nur diese Stelle ist mit dem fiirs Indivi- duum móglich hochsten Grade des Bewusstseyns tingirt, Onalitát end die Gránzlinien einzelner Bilder aufs genaueste bestimmt. — Ausserhalb dieser Stelle gegen die Peripherie des Gesichtsfeldes hin nimmt die Bestimmtheit aller dieser Momente des Sehens gradweise ab, bis allmáhlich alle Sichtbarkeit verschwindet, so dass sich fiir die áusserste Peripherie des Gesichtsfeldes keine scharí bestimmte Gránze mehr angeben lásst, und diese nicht in eine objective Finsterniss, sondern in Unsichtbarkeit und Bewusstlosigkeit iibergeht. Jener Punct des deut- lichen Sehens liegt in der Sehachse des Auges, so dass diese in Hinsicht auf die Lage desselben vorwárts auf den Gegenstand hingerichtet ist; und so mag dieses Sehen ein directes heissen. Alle iibrige von den Gegenstánden zum Auge gezogenen Linien fallen mehr oder weniger schief auf dasselbe, und bestimmen die Richtung der neben und ausser dem Achsenpuncte des Auges, wo das deutliche directe Sehen Statt findet, gesehenen Gegenstánde. Das durch diese Linien vermittelte Sehen mag ein indirectes oder Nebensicht genannt werden. Den gesammten Inhalt und Umfang des directen und indirecten Sehens begreift das Gesichtsfeld. Der Umfang des Gesichtsfeldes fiir das directe Sehen wird bestimmt durch die allseitige Bewegung des Aug- apfels in seiner Hóhle bei unbewegtem Kopfe, wodurch die Aůúgenachse 63 J. PURKYNĚ: innerhalb eines Kegels von beiláufig hundert Graden nach allen Rich- tungen herumgefiihrt werden kann.*) Indem man direct vor sich hin sieht, bleibt noch €ine grosse Menge von Gegenstánden fiir das indirecte Sehen, obgleich mit verminderter und verschwindender Deutlichkeit nach allen Richtungen hin, bemerk- bar. Die Breite dieser Sichtbarkeit zu messen, bediene ich mich eines am Rande gradirten Kreissegments von Pappendeckel, von 7 Zollen Halbmesser (der Distanz meines deutlichen Sehens gemáss) und 140 Graden Peripherie, welches mit seiner unteren Fláche an einem senk- rechten Handegriffe befestigt ist, und das von dem Mittelpuncte aus nach beiden Seiten Ausschnitte hat, um an die Wange oder an die Nasen- wurzel beguem angelegt werden zu kónnen, wobei das Centrum an die Mitte des untern Augenliedes angesetzt wird. Die einzelnen Intervalle von 10 zu 10 Graden markire ich durch kleine aufgesetzte Stiftchen von Wachs, damit die einzelnen Abschnitte fůr die horizontale Ansicht bemerkbarer werden.**) Nun setze ich die Spitze des Centrums an, lege den gróssern Ausschnitt an die Wange und ans Ohr, fixire mit dem Blicke eines der gerade vorwárts liegenden Wachsstiftchen, und bewege bei hinreichender Verfinsterung des Zimmers das Flámmchen eines Wachsstocks an der Peripherie der gradirten Scheibe, am besten von der áussersten Gránze des Gesichtsfeldes, wo die Flamme noch nicht sichtbar ist, ausgehend und gegen seine Mitte vorriickend. Wenn man die áusserste Gránze der Sichtbarkeit, die beim indirecten Sehen noch Statt findet, genauer bemerken will, so ist es gut, erst das Auge einige Zeit geschlossen zu halten, um seine Empfindlichkeit zu sammeln, und dann plótzlich zu ofínen, wieder einige Zeit anzustrengen, bis das Lichtbild unscheinbar wird, dann wieder zu schliessen, und so abwechselnd. Ferner ist es vortheilhaft, das Lichtbild in kleinen Inter- vallen hin und her zu bewegen, um es stets auf neue, noch nicht er- schopíte Stellen der Retina einwirken zu lassen, wodurch seine Sicht- barkeit erhóht wird. Nur auf diese Weise ist man im Stande, die áusserste Gránze des indirecten Sehens zum Bewusstseyn zu bringen, indem ohne diese kleinen Kunstgrifie die Erscheinung des Lichtbildes áusserst un- scheinbar und voribergehend, und die Bestimmung seiner Stelle sehr schwankend ist. *) Thomas Young, On the Mechanism of the Eye Philosoph, Transact. of the roy. soc. of London 1801, T. I. p. 46.; gibt 55 Grade nach allen Richtungen an, im Ganzen 110 Grade, diese Bestimmung ist von unserer wenig ubweichend. Da sie von indivi- dueller Beweglichkeit und Bildung der Augenhohle und des Augapfels abhángt, so ge- hórt sie in ihrer Besonderheit mehr in die Spháre des practischen Physiologen, der als Arzt iiber die Constitution und den Sehumfang eines gegebenen Auges zu ent- scheiden hat. O) ESEIa. 64 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. Meine Messungen der Breite des indirecten Sehens gaben mir gegen den áussern Augenwinkel 100 Grade (bei durch Belladonna erweiterter Pupille bis 115 Grade), nach unten 80 Grade, hinauf 60 Grade und eben so viel gegen den innern Augenwinkel. Young*) fand an seinem Auge 90 Grade nach aussen, 60 Grade nach innen, 50 Grade nach oben und 70 Grade nach unten. Derselbe berichtet, dass Wollaston in den- selben Verháltnissen, ausser nach oben etwas weiter, ein nach allen Dimensionen weiteres Gesichtsfeld besitze. Diese specielle Beschránkung nach den iibrigen Seiten ausser der áusseren setzt er in Parallele mit der natiirlichen Beschránkung des Gesichtsfeldes durch die Gesichts- theile, namentlich die Nasenwurzel, die Augenbraue und die Wange, ohne diesen Umstand zu einer Erklárung benutzen zu wollen. Wenn námlich die Fláche der Retina beim gewohnlichen Vorsichhinsehen un- ausgesetzt durch schief einfallende Lichtstrahlen in Erregung und Uebung ist, so bleiben diejenigen Partien derselben, denen durch oben ange- fihrte Theile das Gesichtsfeld beschránkt wird, ausser Erregung und Uebung, und sind daher in einem láhmungsartigen Zustande. Das Ge- sichtsfeld des directen Sehens, welches durch die Bewegungen des Aug- apfels beschrieben und durch die Umgebungen der Augenhohle beschránkt wird, bestimmt daher auch jenes des indirecten; je tiefer die Augen liegen, desto kleiner muss dieses seyn, je mehr sie hervorstehen, desto weiter. Die bisherigen Bestimmungen sind nur von einem Auge herge- nommen. Jedoch wird das gesammte Gesichtsfeld, oder die Gesichts- spháre des Menschen, wie sichs von selbst versteht, durch beide Augen und durch die Bewegungen des Halses, des Riickgrats und des Beckens um die Trochanteren in ihrer Vollkommenheit beschrieben, so dass der Mensch im aufrechten unverriickten Stande die ganze ihn zunáchst umgebende sichtbare Welt durch wenige begueme Bewegungen seinem Bewusstseyn aneignen kann. Ueber das Gesichtsfeld bei Thieren lásst sich nur nach den Daten der vergleichenden Anatomie und nach ihrem historischen Habitus und ihrer Lebensweise etwas bestimmen. So ist es wahrscheinlich, dass die zusammengesetzten Augen der Insecten nur ein unvollkommenes Ge- sichtsfeld des directen Sehens geben. Dieses selbst wird nach Aus- breitung der facettirten Augen, je nachdem sie halbsphárisch und gross wie bei Fliegen und Libellen, oder halbmondfórmig, wie beim Corambix, oder klein und durch andere Kopftheile beschránkt, wie bei Grillen und Wanzen und von dem verschiedenartigsten Umfange seyn. Die ein- fachen Augen der Insecten sind schon geeignet, Lichtkegel zu bilden, und es mag bei ihnen vermoge ihrer Structur schon ein Unterschied s) A. a. O. p. 44. -] J. PURKYNĚ: zwischen directem und indirectem Sehen Statt finden. Bei Thieren, wo der Sehnerve gerade in der Achse des Auges eintritt, wiirde, so sollte man glauben, auch kein Punct des directen Sehens anzunehmen seyn, weil die Eintrittsstelle des Sehnerven nach der Mariotte'schen Er- fahrung eines deutlichen Sehvermogens entbehrt. Die Gesichtsspháre kann ferner den Culminationspunct des directen Sehens entweder nach vorne haben, wie beim Menschen, dem Afien, den meisten Fleisch- fressern, den Eulen etc., oder mehr nach den beiden Seiten des Kórpers, wie bei den Pilanzenfressern, den meisten Vogel- und Fischgattungen und Amphibien, oder mehr nach oben, wie bei vielen Schlangen, Rochen, Aalen, dem Uranoscopus, Callionymus etc.. oder etwas nach unten, wie bei den Cetaceen. Ueberhaupt wáre es ein eigenes Studium in der Na- turgeschichte, aus der Stellung und Bildung des Auges einer jeden Species die Art ihres Gesichtsfeldes und seine Beziehung zur ibrigen Lebensweise zu bestimmen, wobei die Form der Pupille nicht zu iiber- sehen wáre, indem z. B. die senkrecht elliptische Pupille der Katzen fůr den Sprung, die wagrechte der Wiederkáuer mehr fiir das horizon- tale Wandeln und sich Umsehen berechnet zu seyn scheint. Wenn man frágt, wo und von welcher Art die áusserste Gránze des indirect sichtbaren Gesichtsfeldes sey, so kommt man in eine merk- wůrdige Verlegenheit, und wird in Folge dieser zu neuen wichtigen Fragen und Aufschliissen gefiihrt. Gemeinhin werden Unsichtbarkeit und Finsterniss fiir eins genommen, und die einfachste Antwort auf obige Frage wáre, dass die usserste Gránze des Sehfeldes in tiefe Nacht versenkt sey. Und wenn man dann weiter fragte, auf welche Weise diese Finsterniss sich ausbreite, und wo sie sich ende, ob sie das in dem nach vorne sichtbaren Raume begonnene Segment einer Spháre nach hinten schliesse, und somit die Totalitát der Gesichtsspháre als eine halb finstre, halb lichte Kugel vorzustellen sey, so findet man, dass die eigene empirische Erfahrung dieser Annahme durchaus widerspricht. Das Finstre und Schwarze gehórt eben so gut unter die sichtbaren 10 Gegenstánde, wie das Lichte und Farbige. Es behauptet im Sehraume seine Stelle, seine Gestalt und Gránzen, und die Kraft des Sinnes, als Aufmerksamkeit, sammelt sich an demselben, ruht in ihm oder schweift voriiber, wie an jeder andern Lichtaualitát, kurz es ist das reine, in sich selbst begriffene, durch keine Lichtwirkung differenzirte Sehen, daher dem Wesen nach mit dem objectiven Sehen homogen, dasselbe begránzend und durch es begránzt, so wie der Schall mit der Stille (einem activen Hinhorchen) gránzt, und die Pause eben so gut zur mu- sicalischen Figuration gehórt wie der Ton. Das Finstre hat seine Aus- breitung, seine Ortsverháltnisse, seine Umrisse, und der Gesichtssinn ist in der Construction desselben eben so thátig, wie in jener des Lichten. o 86 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHEÉ ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Etwas ganz anderes findet Statt, wenn man die Aufmerksamkeit iiber alle Gránzen des indirecten Sehens hinaus anstrengt, um die objective Beschaffenheit dieser Regionen wahrzunehmen; dann prásentiert sich die Unsichtbarkeit nicht als ein dunkles Nicht-Leuchtendes, sondern die sinnliche Aufmerksamkeit, die hier aufhort, in der Sehkraft nach aussen thátig zu seyn, verwandelt sich in die Thátigkeit der Imagina- tion, und der Erfolg des Sehens iiber die Gránzen des Sichtbaren ist nichts, als ein unbestimmtes subjectives Tráumen von Gesichtsgegen- stánden ohne Objectivitát, analog demijenigen, was man erfáhrt, wenn man auf etwas Gesehenes sich zu erinnern vergebens bemiiht ist, oder, bei thátiger Einbildungskraft, ein unmittelbarer Uebergang des Sehens ins Inmaginiren eines Sichtbaren. Das Sehfeld ist also nicht durch einen objectiven sichtbaren Sehraum begránzt und beschlossen, sondern durch einen subjectiven, der Gesichtsphantasie gehórigen, und seine Totalitát ist als eine zum Theil reale, zum Theil ideale Kugel zu betrachten. Etwas ganz entgegengesetztes findet im Gehórsinne Statt, der von allen Puncten der Circumferenz einer Spháre Eindriicke empfángt, und dessen Empfindungsraum mit einer durchaus realen zugleich und idealen Kugel oder Puncte zu vergleichen ist. Ein áhnliches Verháltniss mag bei Schwáche der ganzen Netzhaut oder bei vollkommener Láhmung der Sehkraft in einzelnen Stellen der- selben eintreten. Die einzelnen geláhmten Stellen werden sich nicht als dunkle Flecken darstellen, sonst miisste die Sehkraft noch in ihnen wirk- sam seyn, und der Sehsinn miisste ihnen noch Gestalt und Ort geben kónnen. Da sie also iiberhaupt aus aller Spháre der Sehkraít gerickt sind, und dem Gesichte eben so wenig angehóren wie sonst einem andern Sinne, so kómmt ihnen auch kein Ort im Sehraume zu, viel weniger eine Farbe, Leuchtung oder Dunkelheit. Diejenigen Bilder also, die sich nahe an solchen geláhmten Stellen der Refina befinden, werden iiber und durcheinander zu schwanken scheinen, weil sie alle mit gleichem Rechte neben und auf den der Sehkraft beraubten Ort bezogen werden kónnen. Man denke sich, dass ein betráchtlicher Theil in der Mitte der Retina z. B. von 2 Linien Durchmesser der Sehkraft beraubt wáre. Es wird vorerst nichts vorhanden seyn, wodurch die Liicke in der Mitte des Gesichtsfeldes ausgefůllt wiirde. Wáre die Sehkraft an der angenommenen Stelle wirksam und nur durch ein organisch Triibendes (wie z. B. beim grauen Staar oder beim Drucke aufs Auge, oder bei einzelnen alienirten Stellen der Netzhaut) nnr durch Verhinderung des áussern Eindrucks auf sich selbst reducirt, so miisste dort die schwarze oder sonst eine subjective Farbe erscheinen, und das Gesichtsfeld wiůrde etwa als ein Ring von sichtbaren Gesichtsbildern mit einem dunkeln Kreisflecke in der Mitte sich darstellen. Da aber vorausgesetzt wird, Ge 67 13 14 J. PURKYNĚ: dass an dieser Stelle die Sehkraft durchaus nicht thátig ist, so wird hier auch nicht einmal ein dunkler Fleck erscheinen kónnen, sondern sie ist im Gesichtsfelde gar nicht vorhanden, und die in deren Umkreise gelegenen Bilder werden gegeneinander zusammenricken, diejenigen Antheile der áusseren Gegenstánde hingegen, deren Eindruck gerade auf jenen Fleck fállt, gar nicht zur Erscheinung kommen, und nur erst durch die Bewegung des Auges ins sichtbare Gesichtsfeld eintreten. Es werden also Gegenstánde von einer gewissen Lánge verkiirzt erscheinen und in ihrer Mitte mangelhaft, ohne dass die Continuitát ihrer Lángen- dimensionen unterbrochen wáre: so werden einzelne Wórter Liicken von Sylben und Buchstaben haben, oder einzelne Sylben unbestimmbar úber und durcheinander schweben, und alles nur wie mit indirectem Sehen erfasst, auch das Gesichisfeld kleiner als in der Regel seyn. Trifit die Láhmung die Hálite der Refina, so dass die Gránze durch den Achsen- punct geht, so werden alle Gegenstánde, nach denen die Achse des Auges sich richtet, zwar deutlich, aber halbirt erscheinen, ohne dass man sagen kónnte, dass die Hálíte davon durch Dunkelheit bedeckt sey, sondern jede Reflexion in die unsichtbare Hálíte wird eine Verwirrung des Sinnes zur Folge haben. Nach diesen Bestimmungen der Gránzen des directen und indirecten Gesichtsfeldes gehe ich zu einer náheren Erórterung der materiellen Bestandtheile des indirecten Sehens iiber. 1. Einer der merkwiůrdigsten in diesem Gebiete gemachten Funde ist die durch Edmund Mariotte 1668 zuerst entdeckte sogenannte Blindheit der Eintrittsstelle des Sehnerven. Es wáre hier iberfliissig, ausfiihrlicher hievon zu reden. Ich habe schon mehrere Methoden, diese Stelle zur Anschauung zu bringen, angegeben; hier noch eine. Ich stelle mich ins Sonnenlicht, wende das Auge stark nach innen, und lasse den Focus einer Linse von '/;—1 Zoll Brennweite durch die Sclerotica ins Innere des Auges fallen: sogleich erscheint die Gefássfigur in ihrer gróssten Ausbreitung und Verzweigung (besonders wenn man die Linse mássig auf und nieder bewegt) und die Eintrittsstelle des Sehnerven als ein dunkler Kreis mit einem schonleuchtenden hellen Lichtnimbus umgeben. Der Versuch gelingt eben auch gut beim Kerzenlichte. 2. Eine im Gesichtsfelde des indirecten Sehens Statt findende Ei- genschaft der Sehkraft ist die, dass sie dort viel friiher erschopít und gegen áussere Eindriicke unempfindlich wird, als im Achsenpuncte des Auges, wo das directe Sehen seinen Sitz hat. Es zeigt sich als ein par- tielles Verschwinden und Wiederaufgehen einzelner kleiner Gesichts- bilder, dergleichen auch sonst bei uniiberwindlicher Schláfrigkeit und nach iibermássiger Anstrengung des Auges sich einfindet. Troxler*) *) Himly's und Sch midť's ophthalm, Bibliothek, Bd. II, St. 2. p. 1. 68 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. hat dieses Phánomen zuerst als ein Experiment aufgestellt, auch Brew- ster*) hat es beriicksichtigt. Ich habe davon an einem andern Orte**) ausfihrlicher geredet, und es durch Erweiterung und Ergánzung des Versuchs auf eine, wie ich glaube, vollkommen befriedigende Weise er- klárt, wobei sich ergab, dass Verminderung der Receptivitát gegen áussere Potenzen von einer subjectiven erhohten Spontaneitát begleitet und bedingt ist, was als physiologisch-pathologisches Naturgesetz aller- dings eine allgemeinere Wichtigkeit hat, als das specielle Experiment. 3. So wie im Felde des indirecten Sehens kleinere Gegenstánde bei lángerer Anstrengung vollkommen verschwinden, so erfahren gróssere Theils ein Undeutlichwerden ihrer áussern Umrisse, Theils ein Unschein- barwerden ihrer Farbengaualitáten. -— Wenn man am Rande des oben beschriebenen gradirten Bogens langsam von aussen gegen den Punct des directen Sehens ein gefárbtes Ouadrat bewegt, so hat man Anfangs bloss den Eindruck von einem der Gestalt und der Farbe nach unbestimmbaren Etwas, das sich vor- wárts bewegt. Jede Anstrengung, Gestalt und Farbe náher zu unter- scheiden, macht das Object gánzlich verschwinden; eben so schnell verschwindet es, wenn man die Aufmerksamkeit im Puncte des directen Sehens fixirt. Diess findet bei einem Winkel (nach aussen) von 110 bis 900 Graden Statt. Unter 90 Grad beginnt schon die Farbengualitát und die Gestalt, aber noch immer sehr unbestimmt, bemerkbarer zu werden. Jedoch zeigt sich bei der Farbe mehr das allgemeine Schattige oder Lichte, so wie es sonst allmáhlich bei eintretender Dunkelheit des Abends an den vergehenden Farben der Gegenstánde zur Erscheinung kómrmnt. Zinnober zeigt sich am ussern Augenwinkel von 90—70 Graden blass fahlgelb, wird dann orange, und geht allmáhlich gegen das Centrum des Gesichtsfeldes in seine reine Farbenaualitát iiber; am innern Augen- winkel findet man dasselbe von 60 Graden an; ein schónes reines Purpur zeigt sich am ussern Augenwinkel bei 90 Graden schwarz, bei 80 Graden blau, bei 70 Graden violett. und beginnt erst bei 50 seine eigen- thimliche Farbe anzunehmen; hellblau erscheint bei 90 Graden weiss, nimmt jedoch schon bei 80 Graden und den folgenden seine eigene Farbe an; ein gesáttigteres Blau zeigte sich gleich bei seinem ersten Eintreten ins Gesichtsfeld als solches; violett erscheint bei 90 Graden schwarz, bei 80 und 70 Graden blau, und erst bei 60 Graden und den folgenden als solches in verschiedenen Nuancen; ein gesáttigtes Griin zeigte sich schwarz bei 90 und 80 Graden, von da fing seine Farbe an, +) Annals of Philosophy by Thomson. Bd. XI. p. 151. **) Beitráge zur Kenntniss des Sehens in subiectiver Hinsicht, p. 76. 69 17 J. PURKYNĚ: sich zu entwickeln; das helle Gelb prásentierte sich gleich beim ersten Eintreten als solches, eben so orange; rosenroth war erst weiss, seine Farbe entwickelte sich erst beim 70sten Grade; ein Blatt von Origanum majus zeigte sich bis zum 40sten Grade erst tribe, dann immer heller gelb, und von da durch Gelbgriin zu seiner eigentlichen Farbe. Am innern Augenwinkel und eben so in der Richtung nach oben und unten treten diese Farbenveránderungen noch friiher ein, so wie iiberhaupt nach dem schon friher Bemerkten hier das Gesichtsfeld beschránkter ist. 4. Es ist kaum auszusprechen, wie schwierig es bei diesen Ver- suchen erscheint, die Umrisse des Gegenstandes bei grósserer Entfernung vom Centrum des direkten Sehens genau zu fassen; immer scheint der Raumsinn das Oben mit dem Unten, ein Seitliches mit dem andern verwechseln zu wollen, die Ecken erscheinen gar nicht oder nur augen- blicklich, und verschwinden wieder. Eben so ist das Urtheil iiber die Grosse des Gegenstandes sehr unbestimmt, indem dieser, wie man ihn zu fassen sich bestrebt, bald sich verkiirzt, bald verlángert, bald ver- engt, bald ausbreitet. 5. So wie die Farben mit weniger Intensitát im Gesichtsfelde des indirekten Sehens einwirken, so lassen sie auch einen kiirzern, weniger intensiven Eindruck zuriick, und das Blendungsbild scheint, wenn nicht frůiher ganz zu verschwinden, doch friiher unbemerkbar zu werden. Und so kann man nach allen diesen Daten das Gesichtsfeld, ausser einem bis anderthalb Graden, wo im Achsenpuncte des Auges die Stelle des directen Sehens sich findet, als amblyopisch betrachten, und nur diese als oxyopisch. 6. Im Allgemeinen haben die undeutlichen Anschauungen des indi- recten Sehens, besonders an dessen áusserster Gránze, Aehnlichkeit mit solchen Bildern der Erinnerung, die uns nicht selten undeutlich vor- schweben, ohne dass wir vermogend sind, sie vollkommen ins Gedácht- niss zu rufen, wie z. B. das Bild einer Person, das uns beim Nennen des Namens dunkel vor dem Sinne erscheint, ohne dass wir im Stande sind, die Umrisse im vollkommenen Lichte der Imagination anzuschauen. 18 Man versuche nur, bei durch directes Sehen fixirtem erstem Buch- staben eines lángern uns unbekannten Wortes die iibrigen Buchstaben und Sylben durch indirectes Sehen deutlich wahrzunehmen und zu unterscheiden, und man wird sogleich die sonst bei vergeblichen Er- innerungsbemiihungen eintretende beángstigende Empfindung in Erfahrung bringen. Bei vorher bekannten Ziigen hingegen ist oft das undeutlichste indirecte Sehen hinreichend, uns das ganze zur klarsten Erinnerung zu bringen. Wenn man z. B. Thier- oder Pílanzenabbildungen nebst ihren Namen seinem Gedáchtnisse einprást, und sodann wiederholend sie vor das Auge bringt, um sich bei deren Anblick von freien auf den Namen 70 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. zu erinnern, so ist bei vorkommender Hásitation das fliichtigste unvoll- kommenste Erblicken der beigeschriebenen Benennung hinreichend in uns die Erinnerung zu erwecken. Man sieht hieraus, welche innige Be- ziehung das wirkliche Sehen mit dem Imaginiren hat, und wie eins das andre unterstitzt. 7. Wenn fiir Kurzsichtige schwarze Puncte von einigen Linien Durchmesser an einer weissen Wand in der Entfernung einiger Klaftern nicht mehr fiirs directe Sehen sichtbar sind, so erscheinen sie sogleich wieder, wenn das Auge 20 bis 30 Grade zur Seite gewendet wird, und diese mit indirectem Sehen aufgefasst werden. Diese Erscheinung wůrde beweisen, dass die Kurzsichtigkeit des Myops im Felde des directen Sehens grósser ist, als in jenem des indirecten. Ich werde auí diese Beobachtung bei dem Capitel iiber das Ferne- und Nahesehen wieder zurickkommen, und erwáhne ihrer nur, in so fern sie wenigstens der einen Bedingung nach hieher gehort. 8. Es ist schwer zu bestimmen, ob das deutlichere Sehen im Achsen- puncte der Retina von der dort gróssern Intension des Lichtkegels, in- dem die Linse nach ihrer ganzen Breite gerade gegeniiber steht, oder von einer eigenthiimlichen Organisation und einer náhern Beziehung zur Seelenkraft an dieser Stelle abhánst. Dass diese sich organisch aus- zeichnet, beweist schon Sómmering's gelber Fleck. Eben so sehe ich bei den lebhaftesten Erscheinungen der Aderfigur diese Stelle jedes- mal rein von allen Gefássen; wenn die glánzende Raute der Druckfigur erscheint, so bleibt diese Stelle am lángsten frei von aller Triibung, und beim allmáhlichen Entweichen der Figur heitert sie sich auch immer zuerst auí. 9. Ueber die Bedeutung von Sómmering's gelbem Flecke in Beziehung auf unsern gegenwártigen Gegenstand hegte ich einige Zeit folgende Meinung. Ich dachte mir die gelblichen Ránder, welche die mittlere durchsichtige Stelle scharf begránzen, analog den áussersten Enden eines Tastorgans, bestimmt die feinsten Umrisse der Gegenstánde nach allen Richtungen zu betasten, so wie allenthalben zur deútlichen Empfindung des Heterogenen genaue organische Begránzung des Sinn- organes gehórt. So wie die Hautnerven auf der ganzen Oberiláche Theils divergirend, Theils parallel in Nervenpupillen ausgehn, um durch allseitige wilikiihrliche Bewegungen den Gránzen solider Gegenstánde entgegengefiihrt zu werden, so dachte ich mir, gingen sie in der Retina convergirend um das Centralloch aus, dessen innerer Rand durch die Bewegungen des Augapfels in der Dimension der Fláche an den Gránzen der Gesichtsbilder herumgefiihrt wiirde. Dass das Centralloch selbst nicht gesehen werde, kónnte dadurch erklárt werden, dass ihm iber- haupt Sehnervenmasse mangele, also auch der Sinn. 71 2 — 22 J. PURKYNĚ: Obgleich ich gegen diese Ansicht, weil ich sie nicht objectiv durch- zufiihren vermag, gleichgiltig geworden bin, so halte ich sie doch, da sie sich an etwas Allgemeines anschliesst, fiir einen Wink zu weiterer Forschung in einem der aufallendsten Phánomene der Nervenphysik. Auch folgende Betrachtung gehort hieher. Die Nervenmasse steht in den verschiedenen Stellen ihrer Ausbreitung zum bewusstseyenden Princip, zur Seele, in sehr verschiedenen náheren und entfernteren Be- ziehungen. Diese Intensionsgrade der Relation des Materiellen zum Psychischen sprechen sich in verschiedenen Graden der Dunkelheit und Klarheit der Empfindungen aus. An der áussersten Peripherie des Be- Wwusstseyns scheinen die vegetativen Nerven zu liegen: geringere Grade ihrer Empfindung, so lange sie sich nicht zum Schmerz oder zur Lust steigern, kommen mehr nur durch eine frohe oder bange Ahndung zum Bewusstseyn; dann folgen die Sinnesnerven nach ihrer bekannten Stei- gerung, bis im Auge der relativ hochste Grad errelcht wird. Auch hier sieht man das Bewusstseyn im Centrum und gegen die Peripherie hin verschieden vertheilt, und wird beim Erklárungsversuche dieses Phá- nomens das auf das Allgemeinere, was im gesammten Nervensysteme Statt hat, hingetrieben. Hier begegnet uns ebenfalls das Gesetz, dass gerade an den áussersten Enden und Ausgángen des Nervensystems im Vergleiche mit den radiellen Theilen die Bewusstigkeit am hochsten gesteigert ist, was uns wieder in Hinsicht aufs Auge dahin zurůckfiihrt, dass am Centralloche, als dem Puncte des deutlichsten Sehens, eine Ausgangsstelle der Sehnervenfasern seyn moge. 10. Merkwůrdig ist das psychische Verháltniss der Aufmerksamkeit zum Gesichtsorgane, welches sich bei náherer Betrachtung des Gesichts- feldes ergibt. Man kann die Aufmerksamkeit in einzelnen Puncten oder Linien sammeln, oder im ganzen Gesichtsfelde zerstreuen. Beide Thátig- keiten des Sinnes stehen mit einander im Antagonismus. Je intensiver die Aufmerksamkeit bei directem Sehen auf eine einzige Stelle concen- triert wird, desto mehr verschwindet das iibrige indirecte Gesichtsfeld dem Bewusstseyn; starrt man hingegen ins Unbestimmte vor sich hinaus, so bemerkt man das vielfache Aussereinander, aber desto weniger Klar- heit hat der Punct des directen Sehens. Die Deutlichkeit des indirecten Sehens lásst sich durch Uebung steigern. Man kann die Aufmerksamkeit im Gesichtsfelde des indirecten Sehens, ohne das Auge zu bewegen, von Punct zu Punct fixiren, und in Linien herumfiihren. Die Anschauung, sagt Fichte oftmals, ist Linien ziehend. Diess gilt vorziůglich von der des Gesichtssinnes. Sie wiirde sich je- doch auf einem sehr engen Pfade bewegen, wenn nicht die Gleichzeitigkeit des indirecten Sehens die Totalitát der Eindrůcke festhielte, und hiemit schon im Sinne selbst ein Analogon der Phantasie und des Gedáchtnisses bildete. 72 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 11. Die Fertigkeit im indirecten Sehen ist ein wichtiges Organon bei subjectiven Augenbeobachtungen. Denn, da bei denselben das Innere des Auges selbst zum Objectiven wird, und dieses subjective Gesichts- feld nur einen einzigen Punct dem directen Sehen darbietet, so miissen alle ausserhalb diesem vorgehende Erscheinungen durch indirectes Sehen erfasst werden. Bei einer systematischen Bearbeitung der Lehre von den subjectiven Gesichtsphánomenen miisste man also, um methodisch zu verfahren, das Capitel vom indirecten Sehen schon in den Prolego- menen abhandeln. 12. Ausser dem Achsenpuncte des Auges, wo das directe Sehen in seiner gróssten Intension Statt hat, ist noch um diesen herum €ine nicht genau bestimmbare Fláche von einigen Graden Durchmesser, wo die Oualitáten der Gesichtsempfindungen, so wie auch die Umrisse der Formen an Klarheit und Deutlichkeit denen im Achsenpuncte am nách- sten kommen. Diese Eigenschaft dient dem Auge, die Oualitáten und Formen der Gesichtsgegenstánde, die in diesen Umkreis fallen, deutlich wahrzunehmen, ohne nothig zu haben, alle ihre einzelne Stellen mit dem Achsenpuncte durchzulaufen, also eine Coexistenz in die Gesichtswahr- nehmungen zu bringen, wodurch die Lebhaftigkeit der Anschauung er- hóht wird. Wir bedienen uns dieses kleinern Gesichtskreises des deut- lichern Sehens vorzůglich beim Lesen, und úberhaupt beim Anschauen kleiner und verkleinerter Gegenstánde in der Náhe und in der Ferne, wo sich uns ganze Sylben und Worte, oder sonst andere Gesichtsein- heiten desto lebhafter und intensiver darstellen, je weniger die Aufmerk- samkeit im Raume sich auszubreiten und zu zerstreuen braucht. Auch beim Fernesehen umfasst derselbe eine weit gróssere Anzahl Objecte als beim Nahesehen, weil nach den Gesetzen der Perspective desto mehrere in diesen Umkreis fallen, je entfernter sie sind. Beim Schreiben und beim Zeichnen gestattet uns diese Breite des deutlichen Sehens, den Zielpunct der Bewegung festzuhalten, und zu gleicher Zeit die vor- liegende Grundíláche nach jedesmaligem Vorbilde oder Idee Linien zie- hend zu bezeichnen. Beim Anschauen symmetrischer, paralleler oder in Gegensátzen gezeichneter Figuren werden wir durch dieses gleichzeitige Festhalten der Formen bei kleineren Gegenstánden in Stand gesetzt, in jedem Mo- mente der Anschauung fest ohne Vermittelung der Imagination und des Gedáchtnisses das sinnliche Vergleichungsurteil (wenn man So sagen darf) zu fállen. Durch diese Gleichzeitigkeit in der Anschauung vermag der Totaleindruck der Gestalten in seiner ganzen Lebendigkeit aufge- nommen zu werden, und die Gegenstánde gewinnen Character, eine physiognomische, fast ans Specifische gránzende Einwirkung. Insbe- sondere aber ist in Beziehung zur Imagination und zum Gedácht- 73 25 26 J. PURKYNĚ: nisse die Breite des deutlichen Sehens von keiner geringen Wich- tigkeit. Es ist nicht gleichgiiltig, ob man eine Gestalt in der ihr angemes- senen Ferne und Verkleinerung, wo sie grósstentheils oder ganz in diese Spháre fállt, aufgefasst hat, oder in zu grosser Náhe, wo man sie nur ruckweise iibersehen kann. Eben so wenig ist es gleichgiiltig, ob eine Form in grossem oder in verkleinertem Massstabe uns geboten Wwird, indem davon der Totaleindruck abhángt, der um so lebhafter ist, je mehrere Puncte erhohter Intension des Bewusstseyns er enthált, und in je kiirzerem Zeitabschnitte die Anschauung vollbracht wird. Somit wird auch das Object von der Imagination lebhafter erfasst, und inniger dem Gedáchtnisse anvertraut. Daraus diirfte sich ergeben, dass es gut sey, den Kindern klein gezeichnete Abbildungen der Gegenstánde vorzulegen, wie schon Jean Paul in seiner Levana anráth. Ich erinnere mich noch mit grosser Lebhaftigkeit der Bildchen des ehemals in einigen Schulen gebráuchlichen Orbis pictus des Amos von Comen, da mir grósser gezeichnete Bilder seit jener Zeit lángst ent- schwunden sind. Es wáre ein verdienstliches Unternehmen, eine Ency- clopaedia universalis minutissima aller bildlich darstellbaren Natur- und Kunstgegenstánde fiir grosse und kleine Kinder zu liefern, wo die dem Auge dargebotenen Anschauungen eines jeden Fachs in der grosst- moglichsten Contraction ausgefiihrt wáren. Etwas dem Aehnliches findet sich in Wildenow's Kráuterkunde, in Oken's Kupfertafeln zu seiner grósseren Naturgeschichte, ferner áusserst sauber auf dem Umschlage zu Dingler's technischem Journale. Eine in diesem Sinne gefiihrte Bearbeitung der Graphik kónnte allmáhlich eine allgemein verstándliche Hieroglyphenschrift oder vielmehr Geichensprache herbeifiihren, die fiir die Fortschritte der Wissenschaft und Kunst und fiir ihre allgemeinere Verbreitung von Nutzen wáre. 13. Nicht ohne Wichtigkeit fiir die Deutlichkeit des directen Sehens ist die Undeutlichkeit des indirecten. Denn da zum Behufe des deutlichen Sehens beide Augen nach Massgabe der Entfernung des Ge- genstandes jedesmal so gerichtet werden, dass ihre Achsen an dem Gegenstande selbst convergirend sich beriihren, so ist dieser Punct der Convergenz der einzige, beiden Gesichtsfeldern gemeinschaftliche, und wird daher einfach gesehen, indessen alle iibrige, deren Objecte vor oder hinter dem Durchschnittspuncte der Achsen zu liegen kommen, doppelt erscheinen miissen. Wenn nun das indirect Gesehene mit eben solcher Klarheit und Deutlichkeit sich darstellte. wie das direct Gesehene, so miisste ein grosses Gewirre vor, neben und hintereinander befindlicher gleich und ungleichartiger Gesichtsbilder des einen und des andern Auges vor dem 74 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Sinne schweben, was nur mit der gróssten Anstrengung der Besinnung in seiner objectiven Ordnung zu erfassen wáre. Zur gróssern Veran- schaulichung des Gesagten sehe man Fig. 2. Es sei a der Gegenstand, in dem sich beide Achsen vereinigen, d e sey die Profillinie derienigen Fláche, deren gesammte Puncte gleiche perspectivische Entfernung mit a vom Auge haben, und welche durch die Gesammtheit derjenigen Orte bestimmt wird, in denen die Augen- achsen bei verschiedenen Wendungen der Augen gleiche Winkel ihrer Convergenz bilden (die iiber das ganze gemeinsame Gesichtsfeld beider Augen fortgesetzte Fláche dieser Linie ist in der Náhe des Auges Seg- ment eines Ellipsoids, davon jedes Auge im Focus liegt, und náhert sich bei immer grósserer Entfernung des Gegenstandes dem Segmente einer Spháre, indem bei Verlángerung der Vectoren die constante Distanz beider Focus unter einander einen immer kleineren Divisor der Vectoren bildet, also immer weniger in Rechnung kómmt), b und c sind Gegen- stánde vor und hinter der Distanzíláche d e. Diese senden fiir jedes Auge einzelne Bilder, die im Verháltnisse zum Gegenstande a auf der Distanziláche d e in cí c“ und b' b“ gesehen werden. Eine áhnliche Construction liesse sich fiir jeden andern Punct ausser a, b, und c des directen und indirecten Sehens vornehmen, um zu beweisen, welche Verwirrung und Vervielfachung, welches Durcheinander auf der gemein- schaftlichen Sehíláche beider Gesichtsfelder entstehen miisste, wenn nicht unsere Sehkraft sowohl in der Breite durch die Schwáche des indirecten Sehens, als auch in der Tiefe durch die beschránkte Distanz des deut- lichen Sehens, endlich durch die Unmóglichkeit, die Aufmerksamkeit des Sinnes auí mehrere Gegenstánde mit gleicher Intension zu heften, auf eine wohlthátige Weise beschránkt wáre. Man sieht aus dieser Be- trachtung, dass der Perspectivmaler immer nur fůr ein einzelnes Auge arbeiten kann, wozu ihn diese ursprůngliche Beschránktheit des Sinnes ohnediess von selbst leitet. 14. Wesentlich richtig ist das indirecte Sehen, um objective Bewe- gungen im Gesichtsfelde wahrzunehmen und zu Anschauungseinheiten aufzufassen. Zur Wahrnehmung und Auffassung der objectiven Bewe- gung eines begránzten Gegenstandes gehort ein System relativ ruhender sichtbarer Stellen, gegen welche der bewegte Kórper seine Raumver- háltnisse, Richtung und Entfernung in jedem Zeitmomente abándert. Dieses gleichzeitig im Raume Existirende, woran die Bewegung als an einem Beharrenden wahrgenommen wird, ist nur durch die Breite des indirecten Sehens gegeben. Wáre nur die einzige Stelle der Achse des Auges fůr die áussern Wahrnehmungen offen, so wiirden wir das be- wegte Object entweder bloss bei ruhendem Auge als eine momentan voriibergehende Erscheinung bemerken, oder wenn wir dasselbe mit 75 29 30 © J PURKYNĚ: Bewegungen des Auges verfolgen wollten, so wiirde das Auge am Ob- jecte fixirt, und das Object selbst ruhend erscheinen, weil es sonst keine andere sichtbare unbewegte Stellen ausser ihm gábe, an deren relativer Ruhe seine Bewegung bemessen werden kónnte. Man kann sich von dem Gesagten sehr leicht durch die unmittel- bare Anschauung iiberzeugen, wenn man sein Gesichtsfeld durch me- chanische Vorrichtung so beschránkt, dass das indirecte Sehen auíge- hoben, und nur eine kleine Stelle des directen frei gelassen wird. Ich liess mir daher zwei Sehrohrchen*) mit breiten Ansátzen (a) und trichterfórmig ausgehohlten Vorstossen, um diese beguem ans Auge an- legen, und allenfalls entsprechende Brillengláser damit vor den Tubulus sperren zu kónnen, verfertigen. Ihre Lánge muss wenigstens der Distanz des individuellen deutlichen Sehens (fiir mich 7 Zolle) gleich seyn, oder wenn sie kiirzer ist, die Oefinung verháltnissmássig verengt werden, weil sie, je náher dem Auge, ein desto grósseres Gesichtsfeld offenbart. Ja, die Durchmesser der Oefinungen jedes der Rohrchen miissen ver- háltnissmássig ungleich seyn, wenn man, was bei vielen der Fall ist, an beiden Augen ungleichsichtig ist. Diese Roóhrchen werden vor die Augen gebunden, und ihre Achsen den Achsen der Augen conform oder disform, je nachdem es der Versuch fordert, eingerichtet. Man kann sich auf keine deutlichere Weise von der Wichtigkeit des indirecten Sehens ber- zeugen, als wenn man sich die Miihe nimmt, mit Hiilfe dieser Sehrohrchen Gestalten und Bewegungen der Gegenstánde aufzufassen. Ich empfehle einem jeden, den die Phánomene des Sehens iiberhaupt interessiren, sich diesen kleinen Apparat zu verschafien. Die Beschránkung des Sehens. die wir dadurch erfahren, ist wahr- haít iiberraschend, und bringt uns die Freiheit und Herrlichkeit des offenen Auges zum deutlichsten Bewusstseyn. Zur Auffassung zusammengesetzter Bewegungen, wo es unmóoglich Wwáre, mit einer einzigen, deutlich sehenden Stelle mehrfache gleichzeitige Ortsveránderungen zu verfolgen, ist das indirecte Sehen von der gróssten Wichtigkeit. Schon das einfachste von solchen Bewegungssystemen, z. B. ein um seine Achse gedrehtes Rad wiirde ohne indirectes Sehen un- aufiassbar seyn, um So weniger zusammengesetztere Bewegungsgruppen, wie die des Feuerwerks und grósserer Maschinen und Miihlwerke. Alle mechanische Bescháftigungen, wo die Aufmerksamkeit einen Punct fixirt erhalten muss, indess andere Objecte des Gesichtsfeldes, Hánde, Werkzeuge und die zu bearbeitenden Gegenstánde in Bewegung sind, ferner die gymnastischen Bewegungen, die Balancirkinste und *) Siehe Fig. 3. 76 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. andere kunstreiche Handibungen, wie beim Kugelspiele der indischen Jongleurs etc., fordern im hohen Grade die Mitthátigkeit des indirecten Sehens, um mit gehóriger Prácision ausgefiihrt zu werden. 15. Endlich ist auch der mimische Character des directen und in- directen Sehens nicht zu iibersehen. Wenn wir etwas mit directem Sehen fixiren, so convergiren beide Achsen im Objecte, das Auge ist unbeweglich, nach der Náhe oder Ferne des Gegenstandes, tiefer in die Orbila gezogen oder etwas hervorgetrieben, die Pupillen verengter, oder offner. Beim indirecten Sehen hingegen stehen die Augenachsen parallel, der Augapfel starrt aus seiner Hohle hervor, das Auge sieht ins Unbe- stimmte hinaus, die Pupille ist weit offen. Obgleich aber das letztere fůr das Sehen iiberhaupt von der gróssten Wichtigkeit ist, so ist es doch, wo es ausschliesslich getrieben wird, meistens in schlechtem Dienste. Bald dient es der Eitelkeit, der Koketterie, um von der Seite zu er- spáhen, ob andere Blicke auf sie gezogen werden, bald der List und Schlauheit, um auf eine scheinbar harmlose Weise zu erfahren, was rings herum vorgeht. Bei der Zerstreuung und Vertiefung findet es mehr auf eine nega- tive Art Statt, námlich als Mangel des directen Blickes, hieher gehóren der Blick des Entziickens, des tiefen Denkens, des stillen Phantasirens, des sich Erinnerns, sich Fassens, des Zweifels des werdenden Ent- schlusses, der Andacht, der schwármenden Hofinung. II. DIE GALVANISCHE LICHTFIGUR. =Fálých habe schon vor mehreren Jahren die galvanische Licht- | figur beobachtet und beschrieben. Dass seitdem die Physiker A und Physiologen diesen gewiss nicht unwichtigen Gegenstand noch nicht náher gewůrdigt haben, liegt vielleicht mehr in zufálligen Localitáten, als in der Constellation der Wissen- schaft. Ich kehre daher in einer Zeit, wo die allgemeine Aufmerksam- keit auf die galvano-magnetischen Phánomene aufs hochste gesteigert ist, auf diesen Gegenstand wieder zuriick, in der Hofinung, vielleicht diessmal einige Theilnahme den Naturforschern abzugewinnen, und da- mit einen oder den andern Mitarbeiter in meinen subjectiven Unter- suchungen, die nur durch Concurrenz individueller Beobachtungen Be- glaubigung und erfahrungsmássige Haltung gewinnen kónnen, zu er- werben. 77 J. PURKYNĚ: Farbe des galvanischen Lichtscheins. Mit dem allerersten Auftreten des Galvanismus konnte auch der galvanische Lichtschein nicht unbemerkt bleiben; jedoch wurde er immer 32 nur in dieser Allgemeinheit und Unbestimmtheit (als blosser Lichtschein) beobachtet und ausgesprochen. Nur Ritter, der mit erfreulicher Lebensfrische das Gesammte der galvanischen Erscheinungen ergriff und verfolgte, richtete auch seinen Blick auf das mehr Specielle des galvanischen Blitzes. So wie er allenthalben den polaren Gegensatz aufsuchte, so musste sich ihm dieser auch hier zuerst in den Farben darbieten. Wahrscheinlich hat ihn die damals herrschende Vorstellung von der Reihe der Regenbogen- farben, als polarer Linie, verleitet, violett und roth als polare Farben- gegensátze anzunehmen, und sie auch in seiner Erscheinung zu finden; jedoch musste er die Wirkung der Maschiene sehr hoch steigern, bis er sich zu dieser Annahme zwang. Bei geringeren Graden fand er, wenn der Zinkpol ans Auge gebracht wurde, einen bláulichen, wenn der Kupíferpol, einen rothlichen Lichtschein. Bei hóherer Steigerung der Kraft steigerte sich der erstere in helles Roth, der letztere in ein inten- sives Blau. Das Roth lásst er aus dem anfánglichen Blau durch Ueber- gánge ins Griin und Gelb entstehn, und so muss ihm auf dem entgegen- gesetzten Wege das anfánglich schwache Roth durch Gelb und Griin ins Blau iibergehn.*) Wir sehen in beiden Fállen die Reihe der Regenbogenfarben ihn 33 imponiren. Wáre schon damals der Gegensatz der Farben mit der Klar- heit ausgesprochen worden, wie es Góthe in seiner Farbenlehre that, und Runge an seiner Farbenkugel veranschaulichte, so wáre es Rit- tern ein Leichtes gewesen, denselben Gegensatz im galvanischen Licht- scheine wieder zu finden. Durch diese Bemerkungen will ich Ritter's Verdienste nicht geschmálert haben, und indem ich zeige, wie leicht es sey, bei subjectiven Untersuchungen in das Errare humanum zu gerathen, schárfe ich die Critik nur mehr gegen mich selbst. Bei geringeren Graden der galvanischen Wirkung lásst sich die Farbe des Lichtscheines nicht genau bestimmen, man kann sie hochstens als ein schwaches Grau ansprechen; erst bei hoheren Graden zeigt sie sich am Kupferpole hell- violett, von der Art, wie uns oftmals der Gewitterblitz oder der elec- trische Funke erscheint; beim Zinkpole hingegen zeigt sich der Licht- schein als ein gelblicher Dunst, der sich iiber einen schwarzen Hinter- grund zieht. Diess im Allgemeinen; iiber die speciellere ortliche Ver- theilung dieser Farben im Gesichtsfelde spáter bei der Beschreibung der galvanischen Lichtfigur selbst. Die Intension ist ungleich grósser beim *) S.Gilberťs Annalen. Bd. XIX, p. 6. et sea. 78 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. violetten als beim gelben Lichtscheine. Ich habe bisher bei meinen Un- tersuchungen die Steigerung der Sáule bis zu 60 Plattenpaaren (die Platte zu 3 Zolle Durchmesser) mehr als hinreichend gefunden, be- sonders wenn man feines Lóschpapier zum Tráger des Salzwassers wáhlt. Das allmáhliche Bauen der Sáule von 15, 30 bis 60 Paaren machte 34 nur in der Intension, nicht in der Farbe einen Unterschied, und hóher konnte ich den Versuch nicht fortsetzen, wegen der Heftigkeit der Wir- kung aufs Auge. Bei den Beobachtungen iiber die Farben des galvanischen Licht- scheins im Allgemeinen ist es gut, zur Abwechslung die Entladungen, besonders wenn sie sehr stark sind, nicht bloss am Auge oder in dessen Náhe, sondern auch am Hlinterhaupte, im Nacken, an der Brust, in der Herzgrube geschehen zu lassen, auch aus dem Grunde, damit er in seiner gróssten ráumlichen Unbestimmtheit erscheine, und somit die Auimerksamkeit mehr auf seine Farbe, als auf seine Gestaltung hinge- leitet werde. Es versteht sich von selbst, dass man, um zu reinen Re- sultaten zu gelangen, im Finstern experimentiren muss. Ich fand bisher nur den Gegensatz des Violetten und Gelben; viel- leicht gibt es auch Bedingungen, wo jener des Rothen und Griinen. des Orangen und Blauen in die Erscheinung gerufen werden kónnte. Ich machte auch den Versuch, ob diese subjectiven Farben den Eindruck der objectiven modificiren, und fand, dass das Lichtgelbe durch den violetten Lichtschein noch mehr erblasste, das Lichtviolette durch den gelblichen ergraute. Galvanische Lichtfigur bei leitender Beriihrung 3% des Augapfels selbst. Wenn sich in der Sáule noch keine sehr kráftige Wirkungsintension entwickelt hat, was gleich Anfangs der Fall ist, so kann man den Ver- such mit Beriihrung des von den Augenliedern bedeckten Augapfels be- ginnen. Zu Leitern hatte ich einfache silberne Dráhte, an deren Enden silberne Stifte angebracht waren. Um dem brennenden Gefiihle, das die galvanische Wirkung auf der Haut hervorbringt, auszuweichen, ist es gut, mit reinem Wasser be- netztes Lóschpapier oder Leinwandláppchen iiber das Auge zu schlagen, was wohl auch bei den iibrigen Hautberiihrungen vortheilhaft ist. Brachte ich nun den Leiter des Kupferpols in den Mund, und beriihrte mit dem Leiter des Zinkpols den Augapfel, so erschien in dem friiher finstern Gesichtsfelde an der mir sonst wohlbekannten Eintrittsstelle des Seh- nerven eine hellviolette lichte Scheibe; im Achsenpuncte des Auges war 79 J. PURKYNĚ: ein rautenformiger dunkler Fleck, mit einem rautenfoórmigen gelblichen Lichtbande umgeben, darauí folgte ein gleiches finsteres Intervall und noch ein etwas schwácher leuchtendes gelbliches Rautenband; die áusserste Peripherie des Gesichtsfeldes aber deckte ein schwacher, licht- violetter Schein, der, wie man das Auge rollte, abwechselnd an €in- 86 zelnen Stellen heller wurde.*) Somit zeigte sich hier der Gegensatz des 37 Sauren und Alkalischen, des Zink- und Kupferpols als Peripherisches und Centrales, als Nerveneintritt und Achsenpunct. Hob ich die Beriihrung auf, so kehrten sich die Farben um. Wechselte ich die Pole, brachte ich den Kupferpol ins Auge und den Zinkpol in den Mund, so kehrten sich die Farben, so wie auch die Licht- und Schattenpartien um.**) Am Eintrittsorte des Sehnerven war ein finsterer, kreisrunder Fleck, mit einem hellvioletten Scheine umgeben, der als ein hellviolettes Rauten- band gegen die Mitte des Gesichtsfeldes auf und niederstieg, und sich mit zwei convergirenden Schenkeln auf der entgegengesetzten Seite schloss; diesem nach innen war ein finsteres Intervall und im Achsen- puncte des Sehfeldes eine glánzende, hellviolette Rauteniláche. Das Licht- violett ist in dieser Erscheinung gesáttigt und den Grund vollkommen deckend, das gelbliche Licht hingegen erscheint, selbst bei den stárksten Entladungen nur wie der Ueberzug eines schwachen Firnisses, wie wenn eine gelbe Saftfarbe auf schwarzen Grund aufgetragen wiůrde. Diese Figur, so wie auch die vorige erscheint jedesmal am leb- haftesten beim Eintritte der Beriihrung, ist wáhrend ihrer Andauer, wenn die Leitung nicht auf irgend eine Weise unterbrochen wird, nur schwach zu bemerken, und erscheint auf einen Augenblick mit entgegengesetzten Licht- und Farbenstellen bei der Trennung wieder. Will man sie also mit anhaltender Lebhaftigkeit vor dem Sinne behalten, so muss mit den Beriihrungen und Trennungen auf das schnellste abgewechselt werden. Dieses erzweckt man am besten dadurch, dass man statt der Dráhte feine Kettchen, oder auch mit Silberdraht um- sponnene Guitarresaiten nimmt. Das vielfache Ueberspringen des Funkens bei diesen von Glied zu Gliede theilt unzáhlbar den galvanischen Strom, und lásst seine Einwirkung als Oscillation entgegengesetzter Entladungen erscheinen. Zwar muss in diesem Falle ein schneller Wechsel der oben angefiihrten Licht- und Schattengestalten eintreten, so dass bei positiver Entladung Fig. 5., bei negativer Fig. 4. zum Vorscheine kommt; da je- doch die Aufeinanderfolge áusserst schnell ist, so dass der Eindruck der einen Figur als Nachbild in der Imagination noch fortdauert, wenn die andere schon wieder eintritt, so vereinigen sich beide zur Totalitát *) Siehe Fig. 4. **) Siehe Fig. 5. BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. eines einzigen Bildes, in dem nothwendigerweise das schwache Gelb zuriicktreten, das Hellviolett aber allein vorherrschen muss. An der Gránze zwischen der centralen und peripherischen Lichterscheinung bil- det sich ein dunkler Kreis, der aus dem Conilicte beider Electricitáten zu entstehen scheint*). Da ich mich bei meinen ersten Beobachtungen iber die galvanische Lichtfigur der Kettchen zu Leitern bediente, so musste mir diese nůr in der zuletzt beschriebenen Weise erscheinen, und ich ibersah sowohl den Gegensatz der Farben als den der Stellen. Man muss daher, um den Versuch in seiner Vollstándigkeit aus- zufiůihren, erst mit einfachen Dráhten, und dann mit Kettchen experi- mentiren. An m. 1. Bei diesen Erscheinungen bemerke man vorerst einen Gegensatz im innern Gebiete des Gesichtsfeldes zwischen zwei Stellen der Retina, derienigen, wo der Gesichtsnerve mit gesammelter Masse ins Innere des Auges eintritt, und jener, die dem Seheloche gegeniiber in der Achsenlinie des Auges liegt, und die empfindlichste Stelle der Nervenhaut, den Punct des deutlichen Sehens, enthált. Beide erscheinen in entgegengesetzten Lichtzustánden je nach Verschiedenheit des Pols. Der Kupferpol (negative entsáurende) erleuchtet den Achsenpunct, und lásst den Nerven dunkel erscheinen, der Zinkpol erhellt den Nerven, und lásst den Achsenpunct finster. Wo beide Zustánde schnell mit ein- ander wechseln, da werden die Eintrittsstelle des Sehnerven und der Schein in der Náhe des Achsenpunctes gleichzeitig im hellvioletten Lichte sichtbar, obgleich dieses nur eine Táuschung ist, wie schon oben erwáhnt. Der andere polarische Gegensatz ist zwischen dem periphe- rischen Theile des Gesichtsfeldes und dem centralen. Der peripherische entspricht der Eintrittsstelle des Sehnerven, ist mit diesem zugleich er- leuchtet oder verdunkelt, der centrale Theil hingegen, der von dem oben beschriebenen dunkeln Ringe**) umgeben ist, ist dem am hellsten er- leuchteten Achsenpuncte gleichnamig, und so werden sie auch durch entgegengesetzte electrische Pole in Erregung gebracht. Dass ich hier mehr der Finsterniss als des oben beschriebenen gelblichen Lichtes er- wáhne, geschieht, weil in allen Fállen die Dunkelheit bei weiten be- merkbarer ist, als jener, schwache gelbliche Lichtschimmer, den man vielleicht nicht ohne Unrecht als eine blosse, durch subjectiven Gegen- satz erzeugte Blendungsfarbe betrachten konnte. Uebrigens kónnte jener Gegensatz zwischen dem peripherischen und dem centralen Theile der Retina auch ohne organische Bedingung bloss in dem innern, sich selbst erregenden Gegensatze der electrischen Kraft gegriindet seyn, indem *) Siehe Fig. 6. **) Siehe Fig. 6. 81 38 40 4 = J. PURKYNĚ: diese, wie sie z. B. mit dem Sehnerven ins Innere des Auges einstrómt, in den náchsten organischen Umgebungen seinen Antagonisten erweckt, so, dass hiemit in der empfindenden Nervensubstanz ein Unterschied zwischen dem Centralen und Peripherischen zu Tage kómmt. Jener dunkle Kreisbogen wůrde dann die Bedeutung eines sich selbst erzeugenden, die entgegengesetzten electrischen Zustánde schei- denden momentanen Nichtleiters erhalten. Und somit wáre im strengsten Sinne des Wortes ein Blick in das Innere der electrischen Leitung durch materielle Substanzen gethan, indem in die Linie derselben, die gewóhnlich nur als + — + — vorgestelit wird, auch eine indifferente, einen realen Raum einnehmende Stelle einzuschalten, und also das Schema der Linie als + 0— 0+0 — etc. vorzustellen wáre. Anm. 2. Die Rautengestalten um den Achsenpunct des Auges herum erinnern an die Druckfigur, die ich in meinen ersten Beitrágen beschrieben, und Fig. 5—10. abgebildet habe, und kónnten eben auch in der organischen Structur der Retina begrindet scheinen. Wenn man mit einer zum Theil mechanischen Erklárung zufrieden seyn wollte, so kónnte man nach Analogie jenes Phánomens (der Rautenfigur), wo der Druck auf den Augapfel von vorne geschieht, annehmen, dass durch die Wirkung des galvanischen Stroms ebenfalls eine Contraction, wie dort ein Druck, in der Richtung von vorne nach hinten im Augapfel sich ereigne, die eine Compression der Nervenhaut und die subjective Lichtentwicklung zur Folge habe. Wenn jedoch auch die Lichtentwicklung nicht rein subjectiv zu seyn scheint, sondern von einem objectiven gal- vanischen Lichtstrome abhángst, so scheint doch die Empfindlichkeit der Retina in jenen Stellen, wo die Rautenfigur auch unter galvanischem Einflusse zur Erscheinung kommt, eigenthiimlich gestimmt und organisch vorgebildet zu seyn. Anm. 3. Ritter unterschied, auf eine zwar sehr unbestimmte Weise, bei den galvanisch entgegengesetzten Lichtzustánden im Auge, auf der einen Seite eine Verundeutlichung der Gegenstánde, auf der andern erhohte Klarheit derselben.*) Nach unsern Beobachtungen ist diess leicht zu erkláren, und braucht nicht als eine dunkle Oualitát des Galvanismus abgesondert gestellt zu werden. Wenn bei Wirkung des Kupferpols der Achsenpunct des Auges mit sobjectivem Lichte iiber- zogen ist, so muss nothwendig, da diese Stelle vorzugsweise zum Sehen dient, dieses subjective Licht alle Schattenpartien áusserer Gegenstánde bedecken, und da es nach Verschiedenheit seines Grades das Auge fiir áusseres Licht weniger empfindlich macht, so miissen selbst die Licht- partien des Objects durch dieses subjective Licht getribt erscheinen, *) Gilberťs Annalen, Bd. VII, p. 469. 82 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. und da durch den Contrast des Lichten und Schattigen sowohl an sich, als in den Farben vorzugsweise die Umrisse der Gesichtsbilder bestimmt werden, so miissen auch diese, in einander verfliessend, an ihrer Deut- lichkeit verlieren. Umgekehrt muss die Deutlichkeit sichtbarer Objecte, wenn nicht zunehmen, doch sich gleich bleiben, wenn bei Wirkung des Zinkpols der Achsenpunct vom subjectiven Lichte im hoheren Grade befreit wird. Wollte man sich aus dem Umstande, dass der eine Pol das subjective Licht in der vorziiglich deutlich sehenden Stelle des Auges anháutt, der andere es vermindert, eine medicinisch practische Regel abstrahiren, so wáre es vielleicht diese, dass beim anfangenden schwarzen Staare, der mit Lichterscheinungen beginnt, der den Achsenpunct des Auges vom 42 subiectiven Lichte befreiende Zinkpol, bei jenem aber, dessen Anfang mit directer Schwáche eintritt, der Kupferpol, der das subjective Licht im Auge aufregt, zunáchst an dasselbe anzubringen wáre. Auch Ritter machte schon im Allgemeinen den Unterschied zwischen Erhóhung und Verminderung der im Auge stets vorhandenen subjectiven Lichtmasse,*) nur dass er ihre Stellen im Gesichtsfelde nicht náher bestimmen konnte. A nm. 4. Dass Ritter nahe daran war, die galvanische Lichtfigur in ihrer Besonderheit zu bemerken, beweist eine Anmerkung,**) wo es heisst: »Das gelbe Licht scheint gewóhnlich in der Mitte des Auges unter der Gestalt einer runden Scheibe von etwa drei Linien Durchmesser hervorzubrechen, und sich von hier auszubreiten<; und spáter: »beim blauen Lichte bemerkte ich ein Anfangen desselben in Gestalt einer, und zwar Anfangs scharf begránzten runden Scheibe«. Wir sehen hier in dieser spáteren Arbeit Ritter's gelbes und blaues Licht als Gegensátze deutlicher ausgesprochen, ferner zwei Mal einer runden Lichtscheibe Erwáhnung geschehen, die, da sie ein Mal in die Mitte des Auges versetzt, das andere Mal in Hinsicht der Stelle unbestimmt gelassen wird, ferner ein Mal als sich ausbreitend, 43 ein anderes Mal als scharf begránzt beschrieben wird, wahrscheinlich zweierlei Lichtscheine, den einen im Achsenpuncte des Auges, den an- dern und zwar den scharifbegránzten an der Eintrittsstelle des Sehnerven bedeutet. Wáre Ritter inder subjectiven Topographie des Auges mehr einheimisch gewesen, hátte er den Achsenpunct und den der Eintritts- stelle des Sehnerven practisch vor dem Sinne gehabt, so hátte er das Wahre dieser an sich ziemlich verwirrenden Erscheinung sogleich treffen můssen. *) Gilberťs Annalen, Bd. VII, p. 448. +*) Daselbst Bd. XIX. p. 6. 6* i H+ 45 J. PURKYNĚ: Galvanische Lichtfiguren bei leitender Berůhrung der Umgegenden des Augapfels. Folgende merkwiůrdige Lichtfigur bot sich mir zu allererst dar, als ich mich daran machte, diesen Gegenstand iiberhaupt mehr ins Specielle zu verfolgen. Als ich bei kráftiger Ladung der Sáule den Kupferpol in den Mund brachte, und mit dem Zinkpole die wohlbenetzte Stirn be- rihrte, zeigte sich mir die Fig. 7. abgebildete Lichtgestalt in ihrer ganzen iúberraschenden Deutlichkeit. Zu Leitern hatte ich messingene Kettchen, welche bei der geringsten Bewegung eine Anzahl unterbro- chener Entladungen hervorbrachten, wodurch, wie schon oben bemerkt, die Lichtpartien der entgegengesetzten Pole gleichzeitig zur Erscheinung kamen. Der Kraftstrom wirkte gleichmássig von der Mitte der Stirne auf beide Augen, und die im vereinigten Gesichtsfelde beider erschei- nende Figur zeigte in ihrer Mitte einen hellvioletten Schein, der im Centrum am intensivsten war, und mitunter die achtstrahlige Figur*) erkennen liess; zu beiden Seiten nach aussen etwas tiefer waren zwei lichtviolette, hellglánzende, wohlbegránzte runde Scheiben; unter dieser ganzen Lichtpartie ging ein lichtloses Band gekrimmt von der Mitte nach beiden Seiten auísteigend und sich nach aussen und oben unbe- stimmt verlierend; ausserhalb des Bandes gegen die Peripherie zu, nach unten und nach den Seiten war wieder der hellviolette Lichtschimmner. wodurch die Umrisse desselben besonders deutlich erschienen. Riůckte ich mit dem Entlader an die Mitte des Augenbraunenbogens, so blieb der Lichtschein im Achsenpuncte und an der Eintrittsstelle des Sehnerven derselbe, der finstre Streifen aber bildete einen schwarzen Bogen in der untern Region des Gesichtsfeldes unter den beiden Lichtern der Mitte.**) Berůhrte ich das iusserste Ende der Augenbraune, so erschien der dunkle Streifen schief von unten nach innen und aufwártssteigend ienseits des Lichtscheines des Achsenpunctes. also dem Berihrungs- puncte diametral gegeniiber, der Gegend unter dem innern Augenwinkel entsprechend.***) Dieser Streifen trat nach innen, und stand senkrecht zur Seite des hellscheinenden Achsenpunctes, wenn der Leiter den ussern Augen- hohlenrand beriihrte.T) Wurde der Leiter an die Wangenhóhe gebracht, so erschien das dunkle Band in schiefer Richtung von innen nach oben.TŤ) *) S. meine Beitráge ete. No. I. Lichtschattenfigur Fig. 4. **) Siehe Fig. 8. **+) Siehe Fig. 9. +) Siehe Fig. 10. ++) Siehe Fig. 11. BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Bei Beriihrung des Augenhohlenrandes an seiner untern Seite stand ein dunkler Bogen gerade iiber beiden Lichtscheinen.*) Wurde der Leiter unter den innern Augenwinkel gebracht, so lief der schwarze Streifen am áussern Rande des Gesichtsfeldes und etwas nach oben schief von innen nach aussen herab.**) Bei Beriihrung der Nasenwurzel zeigte er sich senkrecht nach aussen ausserhalb des lichten Kreises der Eintrittsstelle des Sehnerven.***) Růckte ich endlich von der Nasenwurzel an die Stirne, so zeigte er sich wieder schief in einem Bogen unter und nach aussen vom lichten Kreise und in Verbindung mit dem Lichtbilde des andern Auges als Fig. 7., oder vereinzelt als Fig. 15. Bewegte ich den Leiter an der Stirne abwárts, iiber die Nasen- wurzel am Nasenriicken (was iibrigens das unausstehlichste Gefiihl er- regt) herab, so krimmte sich der beiden Gesichtsfeldern gemeinschaft- liche schwarze Bogenstreifen nach aussen an beiden Seiten aufwárts, und wurde nach unten in seiner Mitte unscheinbar; T) bewegte ich den Leiter von der Nasenwurzel bis zur áussersten Hóhe der Stirn, so bog sich der dunkle Streifen auf bis zu einer sehr seichten Kriimmung in seiner Mitte.tT) Bewegte ich endlich den Leiter, von der Mitte der Stirn anfangend, schnell in einem Kreisbogen ums Auge herum bis wieder zuriick, so erschienen die eben einzeln beschriebenen dunkeln Streifen in schneller Continuitát nach einander, und schlossen sich in voriibergehender Er- scheinung als ein dunkles Kreisband um die beiden Lichter in der Mitte des Gesichtsfeldes.TTT) Je mehr man sich nach allen Seiten von der Náhe des Auges mit dem beriihrenden Leiter entfernt, desto unbestimmter wird die Licht- figur: so an den áussersten Gránzen der Stirn, an den Schláfen, den Wangen, im Munde, im Nacken und an allen behaarten Stellen des Schádels; am hellsten erscheinen noch bei heftigeren Entladungen die Eintrittsstellen der Sehnerven, am friihesten verschwindet alle Spur des dunkeln Streifens. Eine bemerkenswerthe Eigenthiimlichkeit hat dieser dunkle Streifen, dass er seinen Ort im Gesichtsfelde unabhángig von den Bewegungen des Augapfels behauptet, und dadurch eine gewisse objective Realitát erhált, die uns zwingt, seine Erzeugung unabhángig von einer orga- +) Siehe Fig. 12. **) Siehe Fig. 13. ***)' Siehe Dig. 14. +) Siehe Fig. 16, ++) Siehe Fig. 17. +T+) Siehe Fig. 18. 46 47 48 49 J. PURKYNĚ: nischen Disposition im Innern des Augen auf den objectiven Lichtmotor des Galvanismus zu beziehen. Am deutlichsten erscheint die Stabilitát des Streifens, wenn der- selbe bei Entladung am áussern Augenwinkel zur Seite nach innen vom Lichtscheine im Achsenpuncte senkrecht zu stehen kómmt.*) Wendet man dann den Augapfel allmáhlich nach innen, so stellt er sich Vor den Achsenpunct, und nimmt ihn als einen hellen Fleck in seine Mitte auf,**) geht endlich iiber denselben nach aussen hinaus, und stellt sich zwischen ihn und den hellen Kreis am Eintrittsorte des Sehnerven.***) Alle diese Versuche, wo der schwarze Streifen erscheint, miissen mit Kettchen als Leitern angestellt werden, weil nur unter dieser Be- dingung seine Begránzung durch das beiderseitige hellviolette Licht von innen und aussen zur deutlichen Ansicht kómmt, und man auf diese Weise die Configuration der galvanischen Lichterscheinung am besten beobachten kann; wenn gleich diese Erscheinung die complicirtere ist, so ist sie doch die anschaulichere. Nimmt man einfache Dráhte zu Leitern, so kommt mehr der gal- vanische Farbengegensatz im innern und áussern Gesichtsraume zum Vorscheine, und an der Stelle des dunkeln Streifens erscheint nur eine einfache Lichtgránze, die entweder von innen oder von aussen durch das hellviolette Licht bestimmt wird, indem das gelbliche so unscheinbar ist, dass es sich fast wie reine Finsterniss verhált. Ohne mich in weitláuítige Beschreibungen der beim Gebrauche einfacher Dráhte erscheinenden galvanischen Lichtiigur einzulassen, be- ziehe ich mich hier nur auf einige Abbildungen, die einige der Haupt- momente darstellen, ohne es fiir nothig zu achten, den ganzen Cyclus der Erscheinung beschreibend zu verfolgen. Fig. 21. ist die Lichtfigur, wenn mit dem einfachen Leitungsdraht des Zinkpols die Mitte der Augenbrauen berihrt wird. Die Gegend des Achsenpunktes ist in diesem Falle dunkel, nur mit einem schwach gelb- lichen Dufte umzogen. Die Eintrittsstelle des Sehnerven zeigt einen scharí begránzten, hellvioletten Lichtkreis, und unter beiden Stellen láuít ab und aufwárts, gewunden von einer Seite zur andern, der Rand eines hellvioletten Lichtscheins, der sich nach unten in der Extremitát des Gesichtsfeldes unbestimmt verliert. Fig. 22. ist die Modification dieser Erscheinung, wenn man mit dem Zinkpole den Rand der Augen- hohle am ussern Augenwinkel berihrt. Fiihrt man die Beriihrungen durch alle iibrigen Hautstellen am Umfange der Augenhóhle aus, so lassen sich die entsprechenden Figuren leicht nach dem Vorbilde der *) Siehe Fig. 10. **) Siehe Fig. 19. ***) Siehe Fig. 20. 86 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. Versuche mit Kettchen als Leitern construiren, wenn man statt des hellvioletten Lichtscheines in der Mitte des Gesichtsfeldes einen gelb- lichen sich imaginirt. Nimmt man den Kupferpol zur Berihrung, so wechseln die Farben; das Hellviolette tritt in die Mitte, die Eintrittsstelle des Sehnerven ist dunkel, und an einer oder der andern Seite der Peripherie des Gesichts- feldes, der Beriihrungsstelle gegeniiber, gránZzt sich etwas schárfer ein dunkles Gebiet ab. Auch diese Licht- und Schattengránzen, welche dem friiher beschrie- benen dunkeln Streifen entsprechen, behaupten unverriickt im objectiven Raume ihren Ort, wenn gleich der Augapfel und mit ihm der Achsen- punct und die Eintrittsstelle des Sehnerven hin und.her gewendet wird. Die polarische Trennung des Gesicltsfeldes in eine Licht- und Schattenseite entspricht also auch ihrer Richtung nach dem Kupíer- (dem Licht anháufenden, abstossenden) und dem Zinkpole, dem Licht entziehenden. Vielleicht deutet diese Erscheinung zugleich auf eine in- nere Gleichheit des Oxygens und des Lichtes. Endlich erwáhnt auch Ritter*) einer verkleinernden Wirkung des Zinkpols und einer vergrossernden des Kupíferpols, die sich dadurch áusserten, dass die Glasstange, womit die Sáule eingefasst war, im ersten Falle an der direct gesehenen Stelle verengt, im zweiten ange- schwollen sich darstellte. Ich konnte bisher dergleichen nie bemerken, selbst bei den kráf- tigsten Entladungen, und wáre geneigt, es fiir eine Folge der Zuckungen der Kreis- und Bewegungsmuskeln des Auges zu- halten, obgleich ich hiermit die Thatsache nicht abláugnen will. Ich mache darauf von neuen aufmerksam, ob nicht dadurch vielleicht wenigstens eine von den Be- dingungen der wunderbaren Kraft des Auges, sich fiir das Nahe- und Fernesehen einzurichten, entdeckt wiirde. II. UEBER WAHRE UND SCHEINBARE BEWEGUNGEN IN DER GESICHTSSPHARE. Fl ch unterscheide wahre subjective und objective Bewegun- ia gen in der Gesichtsspáre. Wahre subjective Bewegungen n jin der Gesichtsspháre sind nur solche, die durch ein Fort- ricken des Eindrucks von einer Stelle der Refina zur andern bei fixirtem Auge bedingt sind. Diese Bewegungen miissen, sie měgen einfach oder vielfach seyn, grósstentheils durch das indirecte Sehen erfasst werden, weil dem directen nur eine sehr j | N *) Gilberťs Annalen, Bd. VII, p. 471. 87 J. PURKYNĚ: kleine Stelle der Refina bestimmt ist. Der Eindruck selbst kann ent- 51 weder durch bloss innere organische Vorgánge (also in unserm Sinne 52 subiectiv), oder durch von der Aussenwelt ausgehende objective Bewe- gungen veranlasst werden. Um eine einzelne Bewegung iiberhaupt wahrzunehmen, muss zugleich eine Allheit fixirter Bewegungen oder Linien angeschaut werden, wodurch erst eine Unterscheidbarkeit in die Anschauung gebracht wird. Diese Allheit fixirter Orte, sie mag gleich- fóormig oder ungleichfórmig beleuchtet oder gefárbt seyn, ist der Hinter- grund, worauf die einzelne Bewegung in ihrer Besonderheit erscheinen kann. So wie das eigentliche Organ des Gesichtssinnes, die Retina, eine Fláche ist, so wird auch immer ursprůnglich nur eine Fláche gesehen, auf welcher alle sichtbare Bewegungen vorgehen. Wenn diese Fláche beim gewohnlichen Sehen durchbrochen und die Gesichtsobjecte in ver- schiedenen Entfernungen nach allen Dimensionen des Raumes dislocirt werden, so gehórt diese Thátigkeit strenge genommen dem mit dem Gesichtssinne untrennbar verbundenen allgemeinen Raumsinne zu, Wo- durch die vom Auge dargebotenen Empfindungen erst zu eigentlichen objectiven Anschauungen gebildet werden. Von dieser Anschauungsthá- tigkeit, welche Theils durch Muskelbewegungen des Organs selbst, Theils durch einen dem Sinne zugehorigen Zweig der allgemeinen Ima- gination vermittelt ist, muss an diesem Orte, wo es sich um die Auí- fassung der rein subjectiven Bewegung handelt, streng abstrahirt werden, um allein das passive Moment derselben, die Retina und ihre Modifica- tionen, in ihrer Unmittelbarkeit festzuhalten. Man muss sich willkiihrlich und kinstlich in denjenigen Zustand des Sehens versetzen kónnen, in welchem Anfangs das Kind und der blindgeborne Staaroperirte sich be- findet, wo beim einfachsten Sehen die Thátigkeit der raumbestimmenden Imagination noch nicht implicirt ist, und die Retina allein das unmittelbar Gesehene ist und sonst nichts. Es gehort eine eigene Kunstfertigkeit dazu, die einzelnen Acte des Sehens, die durch Gewohnheit und be- wusstloses Zusammenwirken zu einem untrennbaren Ganzen verbunden sind, willkiihrlich zu trennen und festzuhalten. Um jenes Moment der Passivitát zu fixiren, muss der Augapfel festgestellt werden, so wie auch der Kopf und der iibrige Kórper in vollkommener Ruhe seyn. Man muss sich ganz den áussern Eindriůicken hingeben, und das Gesichtsfeld bloss als eine Fláche von bleibenden, vergehenden oder wechselnden Emptindungen, die nur neben und aussereinander ohne Vor- und Hinter- grund, sich befinden, nehmen, so wie der Naturmensch ein Gemálde sieht, als eine blosse Fláche von verschiedenen Farben. Durch diese Abstraction, die doch zusgleich die speciellste Empirie ist, versetzt man sich rein in die Spháre des organischen lebendigen Subjectobiects, in 88 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNĚ. II. welchem jeder materielle Vorgang zugleich ein ideeller, subjectiver ist, also in diesem Sinne jede Bewegung eine wahre Bewegung, und wo auch der Schein zur Wahrheit wird. Noch leichter wird diese Auígabe demijenigen, der schon friiher geiibt war, die Aderfigur, die Blutkůgelchen, die fliegzenden Fasern, die Blendungsbilder und den úbrigen Haufen sub- jectiver Gesichtsphánomene zu beobachten, und dadurch Zur unmittel- baren Anschauung der Retfina selbst zu gelangen, wobei es dann nur darauf ankómmt, von der Thátigkeit des Fern- une Nahesehns sich zu enthalten, und die durch objective Einwirkung hervorgebrachten Emp- findungen mit den durch subjective Modificationen der Retina erzeugten gleich zu setzen. In diesem Falle wird das an der Oberiláche der Nervenhaut sich bewegende Blutkiigelchen und der ausserhalb des Auges vorbeifliegende Vogel auf áhnliche Weise eine Empfindungsspur bilden, die als wahre Subjective Bewegung auízufassen ist. Sobald der Augapiel in Bewegung gesetzt wird, scheidet sich so- gleich das subjectiv Gesehene von dem objectiv Gesehenen, indem jenes bei allen Bewegungen des Auges, des Kopfes und des ganzen Kórpers seinen subjectiven Ort nicht verándert, also nur mit dem Augapfel selbst ruht, nur mit ihm oder in ihm sich bewegt, dieses hingegen, von jenem unabhángig, nur die Raumverháltnisse ausserhalb des individuellen Or- ganismus festhált, und mit dessen Ortsveránderung auch die obiectiven Beziehungen abándert. Mit der Bewegung des Augapfels treten auch die Unterschiede scheinbarer Ruhe und scheinbarer Bewegung zuerst auf, weil hier die empfindenden Stellen der Refina als organisch materielle Theile des Aug- apfels mit den áusseren Objecten in reelle Ortsbeziehungen kommen, und also an allen den Erscheinungen relativer und absoluter Ruhe und Bewegung Theil nehmen, deren Gesetze sonst in der allgemeinen Pho- ronomie ihre Giiltigkeit haben. Ich unternehme es nicht, diese Lehre hier wissenschaftlich zu erschopfen, sondern nur einige Beitráge, die in Hinsicht des Stofis oder der Behandlung neu sind, zu liefern. 1. Es scheint wunderbar, dass bei einer einfachen Bewegung des Augapfels ein einzelner áusserer ruhender Gegenstand (z. B. eine Licht- flamme), obgleich sein Bild in der Refina nach Massgabe jener Bewegung eine Linie beschreibt, also eine subijectiv wahre Bewegung vorhanden ist, dennoch als ruhend erscheint. Diess liesse sich zunáchst dadurch erkláren, dass hier das Bild des einzelnen Gegenstandes sammt den neben ihm bestehenden in gleich- zeitiger gleichfórmiger Bewegung begrifien ist, so dass die einzelnen, ihre relativen Orte im Gesichtsfelde behauptend, obgleich insgesammt bewegt, dennoch in relativer Ruhe gegen einander bestehen. Im Gegen- 89 Ot W 55 56 J. PURKYNĚ: theile erscheinen die subjectiven Bilder (z. B. Blendungsbilder) gegen iene objectiven bei Bewegung des Augapfels beweglich, obgleich das Bild des objectiven Einflusses eben so sicher in der Retina sich bewegt, als diese mit dem Augapfel. Eine analoge Erscheinůng begegnet uns im Tastsinne, wenn wir mit der Flachhand eine hervorragende Spitze betasten, auch hier be- merken wir den festen Stand des Objects, obgleich die Empfindung, wodurch es sich ankiindigt, an der Handíláche nach Massgabe ihrer tas- tenden Bewegung hin und her láuft. In beiden Fállen ist es die objective Anschauung, die das in Riicksicht des Empfindungsorgans sich verán- dernde Raumverháltniss des Objects ausgleicht, und mit der Bewegung des Sinnorgans in Harmonie bringt. Ich werde daher auf diesen Gegen- stand wieder zuriickkommen, wenn ich die Anschauungen des Gesichts- sinnes einer besonderen Betrachtung unterwerfen werde. 2. Die eben erwáhnte scheinbare Ruhe der Gesichtsobjecte findet jedoch nur bei langsamen, mássigen, oder auch bei schnellen, aber ge- wohnten Bewegungen des Augapfels Statt; sobald man aber diesen iiber alle Gewohnheit schnell bewegt, so erscheint jede Gránze von Licht und Schatten, besonders aber ein auf gleichfarbigem Grunde ein- zeln stehender, durch seine ausgezeichnete Helle oder Dunkelheit in die Augen fallender Gegenstand in scheinbarer Bewegung, und zwar desto deutlicher, je schneller und je plótzlicher man das Auge bewegt. Wird das Auge schnell und wiederholt auf- und abwárts gewendet, so oscillirt der Gegenstand eben so schnell, aber umgekehrt abwárts und aufwárts; wankt das Auge horizontal von einer Seite zur andern so springt der Gegenstand eben so schnell hin und her; wird das Auge in einer Bogenlinie von einer Seite zur andern gefiihrt, so beschreibt der Gegenstand in entgegengesetzter Richtung einen Katzensprung, und so umgekehrt; bewegt sich das Auge in einem Kreise, so macht der Gegenstand einen Gegenkreis etc. Je schneller, je unwillkiihrlicher diese Bewegungen des Augapfels sind, desto deutlicher ist die Scheinbewegung. Aber nicht bloss ein einzelner Gegenstand bewegt sich unter diesen Bedingungen, sondern das ganze Gesichtsfeld, indem seine Gránzen nach der Richtung der Bewegung erweitert werden. Zur Erklárung dieser Scheinbewegungen ist eine deutliche Kenntniss vom indirecten Sehen und vom Blendungsbilde nothig. Die Bewegung des Auges muss schneller seyn, als die Schnelligkeit des verschwindenden Blendungsbildes (daher glánzende Gegenstánde zu den Versuchen am besten taugen); auf solche Weise wird die Spur des Bildes sammt dem gegenwártigen Bilde selbst in der der Bewegung des Augapfels entgegengesetzten Richtung sicht- bar bleiben. Dabei wird nothwendig das Bild des Gegenstandes in Linien verzogen erscheinen, und grósstentheils ausser seinem Durchgange durch 90 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. den Achsenpunct des Auges, nur durch indirectes Sehen wahrgenommen werden. Eine entfernte Lichtilamme, die auf solche Art mit bewegtem Auge gesehen wird, wird gerade so erscheinen, wie wenn sie bei ru- hendem Auge im obijectiven Raume hin und her geschwungen wůrde, nur dass in unserm Falle die Bewegung im Subijecte ist, von diesem aber, wegen ihrer ungewohnter Schnelligkeit nicht deutlich wahrge- nommen, auís Objective iibertragen wird. Nebenbei sey bemerkt, dass das Auge zu diesem Versuche eine ungemeine Fertigkeit sich auf und abwárts zu bewegen, mitbringen muss, dahingegen die Bewegungen nach den iibrigen Richtungen usserst gezwungen sind. Zur Erklárung dieses Umstandes dient nicht allein die gróssere Uebung des Auges, auf und abwárts zu sehen, indem so viele senkrechte Linien allenthalben sich darbieten (sonst miisste die Bewegung in horizontaler Richtung beinahe eben so leicht seyn), sondern vorziglich die Disposition der Augenmuskeln. Die Kraft des oberen geraden, die den Augapfel auf- wárts wendet, wird durch die Kraft des Aufhebers des oberen Augen- liedes verdoppelt (man versuche nur, den Augapfel aufwárts zu wenden, indem man mit den Fingern das obere Augenlied abwárts hált), indessen die beiden schiefen jeder nach seiner Seite hin die Bewegung nach oben und nach unten unterstitzen. Es gibt kramptfhafte Zufálle, wo áhnliche Bewegungen des Augapfels sich einfinden, wo also auch die Gegen- stánde in áhnlichen scheinbar oscillirenden Bewegungen seyn werden. Noch eine Frage. Was bildet den jedesmaligen HHintergrund des den Ort verándernden Bildes? Auch hier ist es die anschauende Thátigkeit, welche die im ersten Momente aufgefasste Stelle des Bildes, ins Objec- tive wirft, und bei allen nachfolgenden Bewegungen desselben festhált. 3. Hier findet zunáchst die Anfiihrung und Erklárung des Gesichts- schwindels ihren Ort, in so fern dieser zu den Scheinbewegungen des Gesichtssinnes gehórt. Es ist wohl niemand, dem nicht die scheinbaren Bewegungen der sichtbaren Gegenstánde, die beim krankhaften oder kiinstlich erzeugten Schwindel vorkommen, bekannt wáren. Auch diese beruhen auf unwill- kiůhrlichen Bewegungen des Augapfels, die, weil sie als solche nicht wahrnehmbar sind, aufs Objective úbertragen werden. Diese unwillkiihrlichen Bewegungen sind nach mássigen Um- drehungen um die eigene Kórperachse sehr unbedeutend, werden aber nach heftigen sehr bemerkbar. Ich sah solche bei einer widerspenstigen Wahnsinnigen in der Irrenanstalt auf dem Sonnensteine, nachdem sie im Drehstuhle gedreht worden, mit solcher Schnelligkeit erfolgen, dass ich mit dem Blicke kaum nachkommen konnte. Ein anderer Beweis, dass diese Scheinbewegungen von unwillkiihr- lichen Bewegungen des Augapfels abhángen, lásst sich auch daraus 91 58 59 60 J. PURKYNĚ: fůhren, dass wenn der Augapfel willkiihrlich fixirt wird, diese Bewe- gungen nicht zur Erscheinung kommen. Wenn man, indem man sich einen Schwindel zu erregen, im Kreise dreht, eine Federspitze oder sonst etwas kleines (am besten den eigenen Augenstern in einem Hand- spiegel) nahe vor dem Auge hált und fixirt, und nachdem man die Drehung des Kórpers eingestellt hat, noch ferner fixirt erhált, so kommen die Schwindelbewegungen im Gesichtssinne gar nicht zur Erscheinung, obgleich sie im Tastsinne wie sonst auftreten. Sobald man jedoch das Auge aus seiner fixirten Haltung frei lásst, so tritt der Gesichtsschwindel sogleich ein, bis man wieder das Auge fixirt, und so ferner. Eben so kann man die Schwindelbewegungen ohne vorláufige Fixirung wáhrend des Drehens schnell zum Aufhóren bringen, wenn man, nachdem der Schwindel schon eingetreten ist, einen kleinen Gegenstand in der ge- wóhnlichen Distanz des deutlichen Sehens mit der angemessenen An- strengung mit dem Blicke festhált. Man kann also den Augenschwindel schnell curiren, wenn man das Auge durch willkiihrliche Anstrengung zum Stillstande bringt; ein Beweis, dass jene Scheinbewegungen nur von seinen bewusstlosen wahren Bewegungen abhángig sind. Was ich náchst zuvor iiber den Hintergrund der Bewegung und ihre Unterscheidbarkeit sagte, gilt auch hier. Porterfields*) Erklárung des Augenschwindels beruht auf der Annahme, dass wáhrend der Umdrehungen das Auge in einer schnellern reellen Bewegung begrifien ist, als wir uns vorstellen; daraus folgert er, dass, wenn das Umdrehen eingestellt wird, und das Auge in wirk- liche Ruhe kómmt, und jene Vorstellung noch immer anhált, die Ruhe als retrograde Bewegung erscheinen muss, indem die Vorstellung eben so wie dort hinter der Realitát zuriůckbleibt. Hátte Porterfield die Bewegungen der Augen, die den Schwindel begleiten, erfahrungsgemáss gekannt, so wáre seine Erklárung auch weniger formell ausgefallen. Woher wieder jene unwillkiihrliche Bewegung der Augen? Sie ist mit einer einseitigen Bewegungstendenz des gesammten Muskelsystems ver- kniipít, daher die Erscheinung des Schwindels im Tastsinne. Und wo hat wieder diese allgemeine Bewegungstendenz ihren Grund? In einer eigenthiimlichen Determination des Hirns und des iibrigen Nerven- systems. 4. Als ich einst einem mehr denn eine Stunde dauernden Zuge von Reiterei zugesehen, und nun der Zug vorbei war, schienen mir die ge- geniiber stehenden Háuser in entgegengesetzter Richtung des Zuges sich zu bewegen. Indem das Auge wáhrend des Ansehens der Krieger- reihe jedes einzelne Individuum zu fixiren bemiiht war, bewegte es sich *) Porterfield, Treatise on the Eye. Vol. II. p. 425. 92 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. bewusstlos in gleicher Richtung mit demselben; diese so oftmals wieder- holte Bewegung wurde fiir diese Zeit habituell, und setzte sich auch dann fort, als der Zug vorbei war. Das Auge wollte noch immer den ruhenden Gegenstand auf áhnliche Weise fixiren, wie es eben den be- wegten zu fixiren sich gewohnt hatte, es gleitete also bewusstlos von 61 ihm nach der eingewóhnten Richtung ab, indessen der Gegenstand ihm nach der entgegengesetzten zu entschliipfen schien. Von áhnlicher Art ist diejenige Schwindelbewegung, die das Auge beim Anblicke eines schnellstromenden Wassers erleidet: indem es die erste náchste Welle fixirt, wird es mit dieser ohne Wissen und Willen nach gleicher Richtung fortgerissen, es ruht auf der bewesgten Welle, und diese scheint ihm zu ruhen, indessen die zunáchst liegenden Ufer schnell zurickiliehen. (Unter etwas complicirteren Verháltnissen kónnen wir diese Schein- bewegungen der fixirten und nicht fixirten Gegenstánde gegen einander beobachten, wenn wir zwei Bálle von einer Hand zur andern werfend wechseln. In diesem Falle wird der gegeniiber liegende Thirrand oder sonst ein mit den geworfenen Bállen in gleicher Hóhe befindlicher Ge- genstand von einer Seite zur andern sich zu bewegen scheinen, indem das Auge den Bállen in Bogenlinien abwechselnd folgt. Wechselt man die Bálle nur in einer Hand, so dass der eine senkrecht herabfálit, in- dem der andere aufsteigt, so scheint die Decke des Gemachs bald sich zu senken, bald wieder zu heben, je nachdem das Auge dem steigenden oder dem fallenden Balle folgt. Noch auffallender zeigen sich diese Scheinbewegungen, wenn man dabei mit dem ganzen Kopfe die Bewe- gungen der Bálle begleitet. Sind diese und áhnliche Bewegungen fiir die Nachfolge des Blickes zu schnell, so starrt dieser vor sich hin, und 62 wird in die Bewegung nicht mit hineingerissen. Ferner kann man, wie allbekannt, diese Bewegungen so gewohnt werden, dass sie die Selbst- thátigkeit des Blickes, wenn er sich von ihnen wendet, durchaus nicht afiiciren, und dieser also auch mit keinen nachbleibenden Scheinbewe- gungen zu kámpfen hat. Endlich kónnen diese Scheinbewegungen bloss auf das Auge be- schránkt bleiben, oder sie theilen sich dem gesammten Bewegungs- systeme mit. Dieses letztere ist nach meiner Meinung durch eine krank- hafte Hirnthátigkeit vermittelt, die, wenn sie als Bewegungsinstinct auf die Bewegungsorgane iibergeht, in diesen entweder eine der Scheinbe- wegung des Gesichtssinnes gemásse, oder eine turbulente Bewegungs- tendenz erregt, die leicht in wirkliche Bewegung ausschlágt. Bei manchen Menschen zieht das Auge bei den geringsten Veranlassungen das Hirn in Mitleidenschaft, und macht den partiellen Schwindel zu einem allge- meinen: bei andern ist dieses hingegen nie der Fall, oder tritt nur dann 93 63 64 J. PURKYNĚ: ein, wenn das Gehirn krankhaft afficirt ist. Nachdem ich mich in einem Drehstuhle hatte drehen lassen, erfuhr ich an mir eine áhnliche Schwáche; das Sehen einer Radbewegung, der Blick von einer Hóhe, die mich sonst gar nicht afficirten, machten mich sogleich schwindeln. (Eine gleiche, passiv stimmende Einwirkung auf das Hirn hat die Furcht, und jede andere deprimirende Potenz.) 5, Wenn wir aus einem dunkeln oder mássig beleuchteten Raume plótzlich in das helle Tageslicht kommen, wenn wir z. B. mehrere Stunden in einem Bergwerke zugebracht haben, oder wenn man Abends lange im Dunkeln gesessen, und nun plótzlich das Licht hereingebracht wird u. S. W., so empfinden die Muskelnerven des Auges eine €igene kitzelnde Empfindung, die sich nicht selten auch auf die Thránendriůse, den Stirnnerven und auf die Nasenschleimhaut fortpilanzt, dabei ge- rathen die Muskeln selbst in eine krampfartige Bewegung, welche be- strebt ist, das Auge zu schliessen und nach oben zu drehen, der jedoch zu gleicher Zeit durch ein entgegengesetztes Bestreben, das Auge zu ofinen, widerstanden wird. Dieser Antagonismus bringt eine oscilli- rende Bewegung der Augenlieder und des Augapfels hervor, welche, da sie sehr schnell und unwillkůhrlich ist, auf die Gesichtsobjecte iiber- tragen, diese in eine schwimmende Scheinbewegung versetzt. Auch hier ist das Aufheben des Augenliedes mit dem obern ge- raden associirt, und mit dem Augenliederschliesser im Wechselkampte. Hieher gehórt auch der Augenschwindel von Marcus Herz, der durch eine áhniiche krampihafte Oscillation den Augenmuskeln den Augapfel und mit ihm die Gegenstánde in Bewegung bringt. Endlich erzeugt auch der galvanische Reiz áhnliche oscillirende Bewegungen am Auge und an den Gegenstánden. 6. Wenn man angestrengt auf einen Gegenstand hinsieht, z. B. in einem Buche liest, so ist die Aufmerksamkeit so sehr in dem Achsen- puncte des Auges concentrirt, dass wir selbst ausgezeichnete Gegen- stánde des indirecten Sehens gar nicht bemerken. Wird nun die Auf- merksamkeit plótzlich unterbrochen, so wird ein indirect sichtbarer, hinreichend ausgezeichneter Gegenstand mit einem Male mit einer Scheinbewegung in die Gesichtsspháre zu springen scheinen, wie wenn er zuvor gar nicht vorhanden gewesen wáre. Ich zweifle nicht, dass ein jeder in eigener Erfahrung áhnliche Fálle erlebt hat, indem z. B. auf dem Fussboden plótzlich ein kleiner dunkler Gegenstand, als eine auf- springende Maus, oder auf dem Papiere Dein intenfleck als eine Fliege, oder am náchtlichen Himmel ein entferntes Licht als ein Sternschnuppen in die Seitenschicht fállt, bis eine ausgefiihrtere Wendung des Auges uns vom Irrthume iiberzeust. Auch bei dieser Scheinbewegung ist eine unwillkiihrliche Bewegung des Auges mit im Spiele, indem die plótzlich 94 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. aufgeregte Aufmerksamkeit dasselbe nach ihrer Richtung hinreisst; da- bei scheint das bewusstlos bewegte Auge ruhend, und der Gegenstand, der an sich ruht, springt aus der Spháre des indirecten Sehens gegen den Punct des directen. 7. Wenn man den Augapfel in eine passive Bewegung bringt, so erscheint das Gesichtsfeld sammt seinen Bildern ebenfalls in Bewegung. Am besten bewerkstelligt man diesen Versuch, wenn man einen Finger 65 an irgend einer Stelle der Augen andrickt, und nun nach beliebiger Richtung schnell hin und her bewegt, auch dazu das andere. Auge be- deckt hált; hierbei kommen alle Gegenstánde des Gesichtsfeldes in eine entsprechende kurze Bewegung. Die senkrechte Richtung erhált man am besten, wenn man den Finger ans untere, die wagrechte, wenn man ihn ans obere Augenlied anlegt. Bei diesem Versuche kann man am deutlichsten bemerken, dass das ideale Gesichtsfeld, welches ein Product der Imagination ist, als der eigentlich ruhende unbewegliche Hinter- grund angenommen werden miisse, an welchem das ganze erscheinende Gesichtsfeld in Bewegung begrifien ist. Denn da jede Bewegung nur dadurch als solche bemerkbar ist, dass sie im Gegensatze eines Ru- henden aufgefasst wird, hier aber das ganze reale Gesichtsfeld in Be- wegung begrifien ist, so kann das Ruhende nur €in imagináres seyn. Die Phantasie hált die beim ersten Hinaussehen ins Objective pro- iicirten Orte fest, und lásst die Verschiebung der Gegenstánde an ihnen vorůbergehen, was aber wieder durch eine Táuschung vermittelt ist, indem das reell beweste Auge als ruhend angenommen wird. 8. Von dieser Scheinbewegung, die durch das Verriicken des ganzen Augapfels hervorgebracht wird, ist noch eine andere zu unterscheiden, die durch einen einfachen Druck, durch Veránderung der Conformation des Auges, erfolgt. Durch Veránderung der Convexitát der Hornhaut 66 wird auch der Focus des Auges verschoben und von einer Stelle der Retina zur andern bewegt, und hiermit auch das Bild des Gegenstandes. Gewóhnlich ist diese und die vorige Scheinbewegung miteinander com- binirt. Wenn man sie rein erhált, so erscheint der Gegenstand zugleich verkleinert oder nach einer Seite hin verzogen, was sich von selbst versteht. 9, Wenn man die Augen beide zugleich gegen einander, oder nur das eine oder andere schielend bewegt, so kommen die Gesichtsfelder sammt den darin enthaltenen Gegenstánden ebenfalls in scheinbare Be- wegung gegen einander, und zwar der Bewegung jedes einzelnen Auges gemáss, wenn die Sehkraft beider gleich ist; ist hingegen das eine schwachsichtig, so ist das starksichtige das die Scheinbewegung be- stimmende, dessen Gegenstánde in jedem Falle ruhen, es mag sich be- wegen oder unbewegt seyn, indessen die schwachsichtigen in schein- % 6 6 -I 00 J. PURKYNĚ: barer Bewegung begriffen sind. In dem starksichtigen Auge, wenn es gleich in seiner Hohle sich bewegt, erscheinen die Gegenstánde im ob- jectiven Raume ruhend, weil seine Bewegung mit Bewusstseyn und Willkiihr geschieht, und also nicht aufs Object iibertragen wird; das schwachsichtige Auge hat aber gegen jenes nicht Selbststándigkeit ge- nug, die Phantasie ist in demselben nicht mit hinreichender Energie thátig, um seine Bilder an objective Orte zu fixiren, diese werden also mit seinen Bewegungen fortgefiihrt, und auf die gleichnamigen Bilder des andern Auges, die durch die schielende Bewegung aus ihrer Coin- cidenz getreten sind, in ihren ráumlichen Verháltnissen bezogen. Wessen Augen gleiche Stárke haben, der wird bald die Bewegungen der Bilder des einen, bald die des andern auf das andere beziehen kónnen, je nachdem er den Moment des Bewusstseyns in dem einen oder dem andern fixirt. Theilt er hingegen die Aufmerksamkeit auf gleiche Weise in beide Gesichtsfelder, so werden die Bewegungen der Bilder einander entgegenkommen oder auseinandergehen, je nachdem die Augenachsen mehr oder weniger convergiren. So wie man durch das mechanische Verricken des einen oder beider Augen ein kiinstliches Doppelsehen oder Schielen hervorbringen kann, so kann man ebenfalls dieses Mittel zur Beobachtung der Scheinbewegungen der Doppelbilder anwenden. Hier ist vorziiglich das Verriicken der Augen nach der senkrechteu Richtung leichter zu bewerkstelligen, so wie beim Schielen nur nach der horizontalen. Wenn das schwachsichtigere Auge verrůckt wird, so bewest sich sein Bild dem Drucke gemáss, indessen das gleiche Bild des starksichtigen in seinem objectiven Orte unverriůckt erscheint, wird hingegen das starksichtige Auge auf- oder abwárts bewegt, so bewegt sich nicht nur sein Bild, sondern auch das des schwácher sehenden, und zwar letzteres nach der entgegengesetzten Richtung. Werden beide Augen nach entgegengesetzten Richtungen verschoben, so wáchst ver- háltnissmássig die Distanz und die Bewegungsgeschwindigkeit der aus- und iibereinander tretenden Bilder. 10. Wenn bisher bloss bei einfachen Bewegungen des Augapfels die Gegenstánde scheinbar bewegt erschienen, so findet dieses in einem noch viel ausgezeichneteren Grade Statt, wenn man, nachdem man den Augapfel (am besten nach oben) durch die gemeinsame Wirkung der Augenmuskeln in seiner Hóohle fixirt hat, den Kopf selbst auí und nieder bewest; das ganze Gesichtsfeld ist dann in gleichmássiger Bewegung abwárts und aufwárts. Es versteht sich von selbst, dass hnliche Scheinbewegungen nach allen iibrigen Richtungen vorkommen, sobald die angemessenen Bewegungen des Kopfes vorgenommen werden. In allen diesen Fallen hat man den Erfolg auch bei langsamen Bewegungen des Kopies, sobald nur das Auge vollkommen feststeht, um nicht durch 96 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. seine Bewegungen die des Kopfes zu elidiren, wodurch wieder eine relative Ruhe in das Gesichtsfeld gebracht wůrde. Wird hingegen das Auge statt in sich selber am Gegenstande fixirt, so bleibt es bei más- sigen Bewegungen des Kopfes in seiner Hóhle unbeweglich, was aller- dings eine iiberraschende Erscheinung gewáhrt, indem sich der Kopí um das verháltnissmássig so kleine Auge, das durch die Augenachse (ein physikalisches Nichts) mit dem Gegenstande in Beriihrung steht, zu drehen scheint; man kónnte dieses mit der Bewegung des ganzen Kóorpers um den Kopí des Oberschenkelknochens in seiner Píanne ver- gleichen, wenn man auf einem Fusse stehend sich hin und her neist. 11. Eine andere Art von Scheinbewegungen der Gesichtsgegen- stánde ist diejenige, die man die optische oder perspectivische nennen koóonnte: wo námlich der ganze Kórper und mit ihm das Auge in bedeu- tenderer Bewegung und Ortsveránderung begriffen ist, und daher die Gegenstánde gegen diesen und jenes ihre besonderen Entfernungen und Ortsverháltnisse abándern. Von diesen Phánomenen haben schon die Physiker weitláufiger gehandelt, ich beschránke mich hier bloss auf die Bemerkung, dass es durchaus auf die Bewegung oder Fixirung des Auges ankomme, welcher von mehreren gegen einander in relativer Ortsver- anderung begriffienen Kórpern als bewest oder ruhend, als schneller oder langsamer bewegt erscheine. Wenn man auf einem Fahrzeuge stehend einzelne schwimmende Holzsplitter auf der Wasseriiáche sieht, so scheinen diese in einer der des Fahrzeugs entgegengesetzten Richtung in Bewegung, welches indessen zu stehen scheint; fixirt man hingegen den Holzsplitter, und verfolgt ihn mit dem Auge, so kómmt sogleich die Bewegung des Schifies zur Erscheinung. Eben so kann man den Mond zwischen windbewegten Wolken bald als bewegt erscheinen sehen, wenn man den Wolken mit dem Blicke folgt, bald als ruhend, wenn man ihn selbst zum Ziele des Sehens macht, und an seinem Standpuncte die relativen Ortsveránderungen der Wolken abmisst. So glaubte einstmals ein Kind, dem eben das Copernikani'sche System demonstrirt worden, nachdem es freudenvoll von der Gasse ins Zimmer zuriickstiirzte, die Achsenbewegungen der Erde gesehen zu haben, indem es unter einer Dachtraufe gegen bewegte Wolken hin- blickend, die erstere und hiemit das ganze Gebáude und die ganze Erde in Bewegung glaubte, indessen das Auge den Wolken folgte. Es kommt also hierbei jedesmal darauf an, welchem Ende der Distanzlinien die durch Ortsveránderung anwachsenden oder abnehmenden Ráume ad- dirt oder abgezogen werden. Am beguemsten kann man sich von dem Einilusse der jedesmaligen Fixirung des Blickes auf die scheinbare Be- wegung der Gegenstánde iiberzeugen, wenn man den Finger einige Zolle vor dem Auge hált, und zugleich einen einige Schritte entfernten 7 97 69 -1 0 7 ma 72 J. PURKYNĚ: ruhenden Gegenstand hinter dem Finger bemerkt. Fixirt man die Spitze des Fingers mit dem Auge, indem man dabei den Kopf mássig um seine Achse dreht, so wird der Finger ruhend, der hinter ihm liegende Gegen- stand bewegt erscheinen, fixirt man hingegen unter gleichen Bedingungen den entfernten Gegenstand, so erscheint der Finger in Bewegung. 12. Obgleich sichs von selbst versteht, dass die scheinbare oder relative Bewegung der Gegenstánde důrch die relativen Ortsverháltnisse des Gesichtsorgans, die Unterlagen, worauf der Kórper ruht (Erdball, Schiff, Wagen etc.), durch die Bewegung oder Ruhe des Kórpers selbst, oder durch die des Kopfes, oder endlich ausschliesslich nur durch die des Auges und seiner Theile bestimmt wird, und so leicht es ist, sich durch den Versuch davon zu iiberzeugen, ia ohne Versuch durch ein- fache mathematische Construction zur Gewissheit zu gelangen; so kann ich doch nicht unterlassen, hier noch einer Scheinbewegung zu erwáhnen, die, wenn gleich nicht vollig abstrus, doch etwas schwerer zu bemerken ist. Ich beobachtete sie zuerst an der Fassung meiner Brille, indem ich einen zur Seite liegenden Gegenstand bald durch indirectes Sehen inner- halb derselben, bald durch directes ausserhalb sah. Man bringt die Erscheinung bald ins Klare, wenn man die Spitze einer Feder in der Entfernung eines halben Zolles oder einiger Linien vor dem Auge so hált, dass dadurch beim indirecten Sehen ein ent- fernterer Gegenstand, z. B. die senkrechte Leiste eines Fensterkreuzes bedeckt wird; sieht man sodann auf die Fensterleiste direct, so erscheint die Federspitze nicht mehr sie deckend, sondern ihr zur Seite, indem sich die Lage der Pupille und mit ihr die Achse und der Achsenpunct der Retina gegen die so nahe Federspitze bedeutend verándert hat. Je entfernter man diese hált, desto unbedeutender und unbemerkbarer wird dieser Unterschied, indem der Winkel der Relation zwischen dem Auge, dem nahen und dem entfernten Objecte immer spitziger wird. Dieses Experiment zeigt, dass, so wie durch Locomotion des ganzen Kórpers, oder durch Drehung des Kopfes, so auch durch einfache Wendung des Augapfels der Winkel der Relation zwischen Auge, nahem und ent- ferntem Gegenstande geándert, und somit Scheinbewegungen zu Stande gebracht werden kónnen.*) 13. Auch verdient das Springen des Gegenstandes aus einem Ge- sichtsfelde in das andere bei abwechselndem Schliessen und Oefinen des einen und des andern Auges hier einer Erwáhnung. 14. Endlich kann ich nicht umhin, hier eines merkwůrdigen Ver- suchs von Charles Bell**) zu erwáhnen, wobei eigentlich eine schein- *) Vergl. de la Hire, Traité des differens accidens de la vue. No. XXX. Pars I. **) Philos. Transact. of the roy. soc. of Lond. 1823. No. XIV. Annals of Philo- sophy 1824. No. XXXVII. p. 64. 98 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNĚ. II. bare Ruhe bei wirklicher Bewegung zur Anschauung kommt. Man wende bei geschlossenen Augenliedern das eine Auge gegen die Sonne, in- dessen das andere mit der Flachhand vollkommen zugedeckt wird, blicke schnell in die Sonne, und schliesse eben so schnell die Lieder wieder, damit man €in reines, nicht zu sehr blendendes Spectrum er- halte. Bewegt man nun bei geschlossenem Auge den Bulbus willkihrlich, so scheint das Spectrum sich gleichmássig mitzubewegen, wird hin- gegen der Bulbus auf passive Weise durch den Finger bewegt, so ruht das Spectrum bei den gewaltsamsten Verschiebungen an einer und der- selben Stelle. Ist hierbei das Auge ofíen, so scheinen die Gegenstánde sich zu bewegen, indessen das Spectrum ruht. Sobald jedoch die will- kiihrliche Bewegung eintritt, so scheinen die Gegenstánde zu ruhen, und das Spectrum sich zu bewegen. Eben so wenig erscheint das Spectrum bei verschlossenem Auge bewest, wenn wir uns in Schwindel versetzt haben; bei offenem Auge hingegen fiihrt es den klarsten Beweis von der unwillkihrlichen Bewegung des Bulbus wáhrend des Schwindels, indem das Lichtphantom immerwáhrend von dem zu fixirenden Gegen- stande flieht, und wieder von neuen zuriůckgefiihrt werden muss. 15. Ich erwáhne hier noch einer Erscheinung, auf die ich spáter bei den Wirkungen der Belladonna auf das Sehen zurickkommen werde. Wenn man durch eine kleine Oefinung in einem Kartenblatte einen entiernten Gegenstand betrachtet, und nun das Kartenblatt in sehr kleinen Distanzen (so viel námlich der Diameter der Pupille betrást) hin und her bewegt, so scheint der Gegenstand in gleichen Richtungen dieser Bewegung zu folgen; hált man in der Náhe des Loches einen kleinen Gegenstand, z. B. einen Stecknadelkopíf, und unternimmt die- selbe der Hand kaum bemerkbare Bewegung, so bewegt sich dieser in bedeutenden Ráumen des Gesichtsfeldes in entgegengesetzter Richtung. Diese Bewegungen werden desto bedeutender, je offener die Pupille ist, daher bei der durch Belladonna erweiterten am gróssten. IV. DIE ELLIPTISCHEN LICHTSTREIFEN. ais úbersteigt allen Begriií, wie allmáhlich die Aufmerksam- keit bei subjectiven Sehversuchen sich nach dieser Richtung immer mehr steigert, und Phánomene wahrnimmt, die sonst bei dem gewohnlichen in die áussere Welt verlorenen Sehen 33 immermehr zur Anschauung gelangen kónnten. Einstmals glaubte ich, indem ich Feuer schlug, an dem glimmenden Schwamme zwei schwachschimmernde Bogenstreifen zu bemerken, die von dem T 99 76 J. PURKYNĚ: Bilde des glimmenden Kórpers guer iiber das Gesichtsfeld auf und ab- wárts gingen, und das Centrum des deutlichen Sehens umfassten. Ein- mal auf dieses Phánomen aufmerksam gemacht, bemerkte ich es bei iedem Lichtanmachen immer deutlicher. Um die Beobachtung gehórig zu verlángern, schnitt ich von Ziind- schwamm einen langen diinnen Streifen, und liess ihn in der Dunkelheit abglimmen. Nun konnte ich das Phánomen beguem und in seinem ganzen Umfange beobachten. Das Bild des verglimmenden Schwammes darí nicht genau im Achsenpuncte des Auges liegen, sondern nahe daneben nach innen. Man erblickt sogleich beim ersten Hinsehen, wo der Ein- druck auís Auge noch am lebhaftesten ist, von dem obern und untern 5 Umfange des leuchtenden Bildes zwei elliptische Streifen, erst breiter, dann diinner werdend, auf und abwárts und dguer nach aussen, gleich einem liegenden Hóornerpaare, gebogen, und mit den áussersten Spitzen nahe an der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven sich beinahe beriihrend.*) Die elliptischen Schenkel dieser Streifen sind nach oben und unten be- weglich, so dass sich der innere Raum, den sie einschliessen, erweitert oder verengert. Wie man den Achsenpunct des Auges aus der Náhe des leuchtenden Bildes mehr gegen den Mittelpunct des innern Raumes der Ellipse riickt, so ófinen sich die Horner derselben, und náhern sich der Gestalt des Kreises;**) wird hingegen das leuchtende Bild bis nahe an den Achsenpunct gebracht, so treten die Rórner der Ellipse immer náher zusammen, und ber ihren innern Raum Wird ein mattes Licht verbreitet.***) Dasselbe schien mir Anfangs zu erfolgen, wenn ich den glimmenden Schwamm dem Auge náherte, oder davon entfernte, oder auch, wenn ich bei unverriicktem Schwamme das Auge zum Nahe- oder Fernesehen einrichtete; ich fand aber bald, dass dieses von einer leichten Seitenverrickung des Bildes oder des Auges abhánge. Bewegt man den Schwamm abwechselnd etwas nach oben oder nach unten, so wird beim Hinaufricken der obere, beim Hinabriicken der untere Streifen sichtbarer. Man kann die Figur dadurch bemerk- barer machen, dass man den Schwamm in einem kurzen Intervalle schnell auf und nieder bewegt. Die scheinbare Grósse und Kleinheit der Figur hángt ibrigens wie bei allen Spectris davon ab, wie weit man sie in den áussern Raum projicirt; daher wird sie bei Entfernung des Schwamms vom Auge grósser, bei Náherung desselben kleiner. Das Licht dieser Streifen ist matt lichtbláulich. +) Siehe Fig. 2 **+) Siehe Fig. 24. =)oStehe Fig. 25: 100 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Wenn man den Versuch etwas lánger (20—30 Secunden) fortsetzt, ohne das Auge durch Wechsel mit Finsterniss ausruhen zu lassen, so wird man unfáhig, die Erscheinung ferner zu bemerken, bis sich die Empiindlichkeit durch Schliessen der Augenlieder wieder sammelt. Die Bemerkbarkeit derselben hánst auch von dem Grade der Leuchtung ab. So oft der mit Salpeter gebeizte Schwamm stárker aufglimmte, oder sanít angeblasen wurde, erschien die Figur deutlicher, und wurde wieder schwácher, oder verschwand bei geringerer Leuchtung. Im Gegentheile macht eine hohere Leuchtung ihrer Sichtbarkeit schon in sofern Ein- trag, als sie entweder die im Hintergrunde liegenden Gegenstánde mit beleuchtet, oder das so usserst schwache Licht durch die stárkere Lichtempfindung verdránst. Uebrigens kann man sie auch an einer Kerzenílamme bemerken, wenn man diese vor einen dunkeln Grund stellt, sie mit der Hand vollig bedeckt, und nur allmáhlich einen kleinen Theil davon sichtbar werden lásst. Eine wesentliche Bedingung zur Erscheinung der Ellipse ist eine bestimmte Kleinheit des Lichtbildes, indem sie bei einer breitern Flamme nicht mehr bemerkbar ist. Das Lichtbild muss so viel móglich nur €in Element der Linie selbst seyn, es muss die Aufmerksamkeit concentrirt erhalten, ohne sie auf einer grossen Fláche zu zerstreuen. Aber auch die Kleinheit hat ihre Gránzen, indem mit dem Kleinerwerden des Licht- bildes auch der Grad der Leuchtung vermindert wird. Einer der wichtigsten Umstánde bei dieser Erscheinung ist die je- desmalige Coexistenz eines Lichthofes, mit dem die elliptischen Streifen in unmittelbarem Zusammenhange stehen. Dieser Umstand scheint dahin zu deuten, dass, so wie der Lichthof, so auch die elliptischen Licht- streifen durch eine Dispersion des Lichts in den Medien des Auges be- dingt seyn moógen. Dass diese Ellipse mit einer constanten organischen Bildung im Innern des Auges in Verbindung steht, dass ihre Erzeugungs- stelle zwischen der Eintrittsstelle des Sehnerven und dem Achsenpuncte der Retfina ihren Sitz hat, wird auch niemand bestreiten, der einmal sich die Miihe nahm, die Erscheinung mit Deutlichkeit vor den Sinn zu bringen; ob aber Michalis's noch problematische Falte der Retina oder Jacobson's noch weitere Bestátigung erfordernde Fliissigkeit zwischen der Retina und Chorioidea, oder beide in Verbindung, oder keine von ihnen, sondern eine noch bis jetzt unentdeckte Organisation im Inndern des Auges Grund und Bedingung derselben sey, lásst sich schwer entscheiden. 101 79 J. PURKYNĚ: V. MATTLEUCHTENDE ELLIPTISCHE FLÁCHE BEI ZUSAM- MENZIEHUNG UND PLOTZLICHER ERSCHLAFFUNG DER GESCHLOSSENEN AUGENLIEDER. jine andere, an die vorige zunáchst anzureihende, noch viel AA zartere Erscheinung, die nur auf einen Augenblick der Be- I | obachtung sich darstellt, ist folgende. Wenn man die Augen schliesst, und noch dazu mit der Hand bedeckt, um den Einfluss des áussern Lichtes vollkommen abzuwehren, und nun, indem man die Aufmerksamkeit nach irgend einem andern Sinne, z. B. nach dem Gehóre hinwendet, die Augenlieder strafier an den Aug- apfel andriickt, und diesen etwas aufwárts gerollt fixirt, (so wie dieses im Schlafe bei angestrengter Abstraction oder Erinnerungsbestreben, oder auch bei heftigem Schmerz, Wuth, Andacht etc. von selbst und unwillkihrlich geschieht), und nun, nachdem man in dem Vergessen alles Sehens eine Weile zugebracht, plótzlich seine Aufmerksamkeit in die verfinsterte Gesichtsspháre wieder hinwendet, wobei die Augen- liedermuskeln mit einem Male erschlafit, und der Augapfel wieder in seine natiůrliche Lage gebracht wird; so erscheint in demselben Zeit- momente der Restitution eine mattweisse, stark in die Lánge gezogene Ellipse,*) deren innerer Fláchenraum iedoch nicht continuirlich Weiss, sondern auf mannigfache Art, doch gleichmássig von dunkeln Stellen unterbrochen, gefleckt, getigert, geástelt ist, nicht selten mit denienigen Figuren zu vergleichen, welche entstehen, wenn man einen Farbenreib- stein plótzlich von der Farbe wegreisst, wo dann zerstreute oder zu- sammenhangende dendritische Gestalten kleinerer und grósserer Art zurůckbleiben. Die innere Spitze dieses elliptischen Flecks beriihrt den Achsen- punct des Gesichtsfeldes, die dussere verliert sich unbestimmt an der Eintrittsstelle des Sehnerven; die Ránder sind bald genauer begránzt, bald unbestimmt, bald lichter, bald schattirt. Die Grósse bleibt sich bei iedesmaliger Wiederholung ziemlich gleich. Um diese Ellipse sieht man nicht selten nebst einem dunkeln Intervalle zwei noch viel mattere, breite, gefleckte Streifen, die mit ihren Rándern paralell guer iiber das Gesichtsfeld auf- und niedersteigen;**) statt dieser Streifen sind ein- oder das andere Mal nur matte Nebelíilecke in noch grósserer Ver- breitung. F Ej ? + 3 < *) Siehe Fig. 26. n) ehe:Fic. 27 102 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Nie zeigt sich bei der hier geforderten Blickbewegung das ibrige Gesichtsfeld vollkommen lichtlos, allemal erscheinen mit der Ellipse zu- gleich alleriei mattleuchtende Flecken und Streifen, die, da sie nur durch indirectes Sehen ergriffen werden kónnen, nur auf sehr unbestimmte Weise sich darstellen. Die Ellipse ist am háufigsten kolbenfórmig, das dickere Ende nach innen, jedoch auch oft gleichmássig elliptisch. -Das Ende gegen den innern Augenwinkel zu geht oft in einen oder mehrere zarte Spitzen und Aestchen aus, nicht selten in eine Linie, die sich mit dem umgebenden elliptischen Streifen verbindet, der gewoóhnlich auch nach dem innern Angenwinkel zu eine gróssere Lichtmasse bildet. Ueberdiess hánst die Lebhaftigkeit ihrer Erscheinung durchaus Von den vorhergegangenen Lichtzustánden des Auges ab. Morgens beim Erwachen, wenn es noch finster ist, bevor noch ein áusseres Licht ins Auge einstromte, ist sie durchaus nicht zur Erscheinung zu bringen; erst wenn usseres, be- sonders aber das volle Tageslicht mehrere Stunden hindurch auís Auge eingewirkt hat, wie wenn es gleich einem Lichtsauger phosphorisch ge- macht werden miisste, wird es fáhig, die Ellipse in gehoriger Lebhaítig- keit zu erzeugen; indessen kann sie auch durch die Lichtaction weniger Minuten, wenn man in der Nacht oder vor Anbruch des Tages Licht angeziindet, in einem jedoch sehr schwachen Grade sichtbar gemacht werden. Wenn man bei Tage im Freien herumgegangen ist, so dass der weite lichte Himmelsraum seinen Einfluss auís Auge ausgeiibt hat, und kómmt in dem schattigen Raume des Zimmers zur Ruhe, so zeigt sich unser Phánomen besonders deutlich, in einem gelblichweissen ho- mogenen Lichte mit schárfer begránzten Rándern und besonders kolbig; auch zeigt sich dann von den Flecken und Streifen um die Ellipse herum fast gar keine Spur. Je matter das weissere Licht, wie Mond- und Kerzenlicht, desto unscheinbarer ist die Figur; auch am Ende des Tages scheint das Auge erschópít und zu ihrer Erzeugung weniger tauglich. Wenn man das Experiment zu oft und zu bald nach einander wiederholt, so erscheint die Ellipse immer schwácher und endlich kaum bemerkbar, wie wenn das Licht allmáhlich entladen wiirde. Eben so wird ihre Erscheinung schwácher, und endlich gar nicht mehr erweckbar, wenn man, selbst bei Tage, das Auge lange voll- kommen zugedeckt gehalten hat, indem sich dieses subiective Licht in den Nebelgestalten, die auch bei der vollkommensten Finsterniss dem Auge vorschweben, zu verzehren scheint. Wenn wir auf die Bedingungen und Modificationen der Erzeugung und Erscheinungsweise dieses elliptischen Flecks zuriicksehen, so glaube ich, deutet seine bestimmte Gestalt, die unter geringen Abánderungen 103 81 82 J. PURKYNĚ: immer wiederkehrt, auf eine bleibende organische Conformation im In- nern des Auges und namentlich der Refina, die sie bedingt. Sie kónnte eben auch in der Falte der Netzhaut ihren Sitz haben, die durch plotz- liche Spannung und Nachlassung des Auges stárker afficirt wůrde, als die umliegenden Partien der Retina. Die iibrigen Unregelmássigkeiten der Lichtvertheilung, die sich in ihrem innern Raume und am Umfange als Fleckchen, Aestchen, Sternchen und Linien zeigen, wiirde ich von mechanischen Zufálligkeiten des Drucks, der Cohásionsveránderung, die gewiss in aller Materie mit den mannichfaltigsten partiellen Lichtent- wicklungen verbunden sind, und in einem sinnerfillten Stofie unmittel- bar empfunden werden, ableiten. Das Phosphorartige dieser Erscheinung kónnte auch einen rein physischen Ursprung haben, indem Phosphorescenz (abgesehen von der chemischen, die eine langsame Verbrennung ist) ein allgemeines Phá- nomen in der Natur seyn mag, wenn es gleich nicht iiberall fiir uns in unserer gegebenen Sinnenschranke zur Erscheinung kómmt. Endlich leitet uns diese Lichtellipse zur Unterscheidung eines ursprůnglich im Auge erzeusten und eines von aussen mitgetheilten subiectiven Lichtes, davon jenes nach der Ruhe der Nacht und der Finsterniss sich anháuít, durch die Einwirkung des Tages aber zerstort wird, dieses hingegen nur von aussen sich sammelt, aber in der Leere der Dunkelheit wieder verilackert. VI. FELD VON NEBELFLECKEN. M der Aufmerksamkeit erlordert. Wenn man eben in einem mássig erleuchteten Raume leise schlummert, und man wird oder durch ein áusseres nicht zu heftiges Geráusch, oder durch eigenen Vorsatz, oder was immer fiir andere innere Affection plótzlich geweckt, so erscheint das Gesichtsfeld, wenn gerade die Aufmerksam- keit nicht zu sehr nach aussen gerichtet wird, noch ehe das Auge sich ofinet, ganz mit neblichten Flecken, von gleichen Gróssen und gleichen Distanzen bedeckt. Immer muss ein solches Aufwachen, wenn die Er- acheinung eintreten soll, mit einem leisen Gefiihle des Erschreckens begleitet seyn, so dass diese Empfindung eine der Hauptbedingungen des Phánomens zu seyn scheint. Es gelingt mir jedoch nicht immer, und ich wáre geneigt, es eher fiir einen pathologischen als fiir einen physiologischen Zustand zu halten. 104 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. VII. VON SELBST ERFOLGENDE IMMERWÁAHRENDE LICHT- n IM VERFINSTERTEN GESICHTSFELDE. FNIENÉ alle diese zarte, in den náchstvorhergehenden Nummern M betrachtete Lichterscheinungen reihen sich zunáchst dieje- 4 nigen, die in tiefer Finsterniss vor dem immer thátigen Ů ES Sinne von selbst aufsteigen. Die Finsterniss wůrde kaum === sichtbar oder in einem Raume ausgebreitet erscheinen, wenn nicht ein schwaches Dámmerlicht den Unterschied und das Auseinander hineinbráchte. Je lánger wir mit strenger Vertiefung in die Gesichtsspháre die Finsterniss betrachten, desto mehr entwickelt sich in ihr das Reich des Lichtes und der Gestalten, bis die Phantasie des Sinnes das Gescháft iibernimmt, und uns in eine leichte halbbesonnene Tráumerei, oder in den wirklichen Traum hiniůberfiihrt. In diesem Uebergange scheint der Sinn, wie die allgemeine Natur- kraft aus chaotischen Nebelbewegungen (Gruithuisen's Traumchaos) zu einfachen, gleichsam unorganischen Půncten und Linien, endlich zu organischen lebendigen Gestalten iiberzugehen. Denn immer zeigen sich Anfangs unbestimmbare Nebelstellen, die sich bald da, bald dort háufen. Mitunter springt in dieser oder iener Gegend (fast nie in Centrum) ein leuchtender Punct auf, der lángere oder kiirzere Zeit steht, wieder verschwindet, und einen schwarzen Fleck mit grauem Scheine hinterlásst, wie das Blendungsbild; oder es zeigen sich solche schwarze kleinere oder gróssere Flecke unmittelbar, innerhalb neblicher Stellen, die bald wieder von einem neuaufdámmern- den Lichte verschlungen werden. In den meisten Fállen beginnen nach mehr oder weniger Minuten die schon von Góthe*) erwáhnten, von mir **) genauer beschriebenen wandelnden Nebelstreifen, ihr Spiel zu treiben, die nicht selten zu einer solchen Lebhaftigkeit gedeihen, dass sie selbst farbige Erscheinungen geben. Spáter zeigen sich allerlei gerade und krumme lichte Striche von verschiedener Lánge; die geraden sind háufig parallel und senk- recht stehend, die krummen unregelmássig und fragmentarisch. Mitunter erscheint ein Wůrfelfeld ***) oder Fragmente der achtstrahligen Figur.Ť) Ueberdiess ist es nicht gleichgiiltig, welchen Druck die Muskeln der +) Farbenl. erste Abtheil. $. 96. *+) Beitr. p. 57. JA a. Op. 30. 1)PA A0 p. 23 105 84 8 o 87 NĚ J. PURKYNĚ: Augenlieder und des Augapfels auís Auge hiebei ausiiben. Die geringste unwillkihrliche Bewegung desselben bringt bei der immer zarter Wwer- denden Empiindlichkeit die verschiedenartigsten Lichtphánomene zum Vorscheine, und zwar mehr nach aussen im Gesichtsfelde als in dessen Mitte. Diess zeigt sich am auffallendsten, wenn man, besonders bald nach plótzlichem Erwachen aus einem tiefen Schlafe, noch halb schlaf- trunken, in einem finstern unbekannten Raume, z. B. auf der Treppe eines fremden Hauses, tappend herumwandelt. In diesem Falle bringt eine jede unsichere Bewegung oder unerwartete Berihrung momentane Oscillationen des Auges hervor, die von zarten Lichtwolkchen und andern Lichtgebilden begleitet sind. Ich zweifle nicht, dass unter áhn- lichen Umstánden nicht selten bei einer plotzlichen Ueberraschung oder Schrecken, wo ein krampfartiger Zustand das Auge ergreift, diese Licht- erscheinungen zu einer solchen Intension gesteigert werden kónnen, dass sie dem unvorbereiteten befangenen Sinne als Gespenster erscheinen mógen, und dass manche Gespenstergeschichte oder Vision daher ihren Ursprung mag genommen haben.*) Der Schrecken ist ein Wahnsinn. Im Wahnsinne ist die Selbststándigkeit des Geistes so weit aufgehoben, dass ihm selbst seine eigensten Thátigkeiten der Erinnerung, der Phan- tasie etc. entíremdet sind, und als Objecte gegeniiber stehen, und es ist leicht anzunehmen, dass in dem augenblicklichen Sichselbstverlieren des Erschreckens subiective Sinnenphánomene fiir objective gehalten werden. Es wáre ein reichhaltiges Thema, ins Specielle zu untersuchen, auf welche verschiedene Arten diese subjectiven Lichtproductionen beim kiinstlichen Narcotismus und Entziindungszustande nach dem Genusse von Opium, Stechapfel, Hlyoscyamus etc. oder von Caffe, Campher, Moschus, Phosphor etc. zur Erscheinung kommen. VIII. DIE KREUZSPINNENGEWEBE-FIGUR. ie durch Figur 28. nach Móglichkeit dargestellte Erscheinung bemerkte ich zum ersten Male, als ich nach einem tiefen Schlafe Morgens im hellen Sonnenscheine erwachte, bevor 7 ich noch die Augenlieder aufschlug. Der Grund des Gesichts- s ieldes ist rothgelb wegen Transparenz der Augenlieder; um das Centrum zeigen sich von derselben Farbe, nur etwas lichter, diinne parallele Linien, in manchen Fallen in concentrische Ouadrate**) in an- deren in concentrische Sechsecke geordnet.***) 7) Hibberts, Philosophy of apparitions. Edinburgh. phil. journ. N. XX. p. 378. **) Siehe Fig. 29. 3) Siche Fig.80. 106 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. In dieser Form dauert die Erscheinung nur wenige Secunden, und geht schnell in ein Gitterwerk iiber, wie Fig. 31. darstellt. Endlich sieht man nur noch Reihen senkrechter Linien,*) bis sich alles in der Farbe der Grundiláche auflóst und ausgleicht. Alle diese Momente der Er- scheinung umgibt constant ein etwas dunklerer Kreisstreifen, von dem nach aussen das Gesichtsfeld wieder heller wird. Freilich nahm ich diese Figur in ihrer hochsten Complication, únd ihre einzelnen Ueber- gánge, wie ich sie hier beschreibe, nicht gleich das erste Mal wahr, ich konnte sie nur als ein Kreuzspinnengewebe ansprechen, und es ge- hórten unzáhlig wiederholte Beobachtungen dazu, bis alles zur klaren Anschauung gedieh. Ich wáhlte zu diesem Zwecke eine Schlaistelle, wo ich wáhrend des Sommers von dem vollen Strahle der aufígehenden Sonne geweckt wurde, und es war fast jedesmal mein erstes Geschátt, die sich unter solchen Umstánden einfindende Figur wahrzunehmen, und zu beobachten. War der Tag beim Erwachen weniger hell, so war die Gestaltung auch weniger deutlich, und zeigte sich nur in einem der ab- klingenden Momente, wie Fig. 30. oder Fig. 32. oder Fig. 35. Zwei wenn nicht wesentliche, doch sehr fórderliche Bedingungen zur Erzeugung dieser Erscheinung sind diese, dass das Auge aus dem Zustande des Schlafes plótzlich in den des Wachens iibergehe, ferner, dass beide Augen vom Sonnenlichte getroffen werden. Legte ich mich bei Tage in hellen Sonnenschein, und hielt die Augen einige Minuten mit einem schwarzen Tuche bedeckt, das ich sodann bei geschlossen gebliebenen Augenliedern plótzlich wegzog, so fiihlte ich mich sehr heftig geblendet, es zeigten sich die aufspringenden Lichtpiinctchen** und einige sich unregelmássig kreuzende Linien von obiger Art, aber die ruhige Erscheinung jener Figuren war durchaus gestort. Ueberliess ich mich hingegen dem Schlummer, nachdem ich eins der Augen zuge- bunden hatte, und erwachte im hellen Sonnenscheine, so schwebte die Finsterniss des bedeckten Auges vor dem Gesichtsfelde, und die Figur konnte nicht zur Wahrnehmung gelangen. Ob der Umstand, dass bei mir das eine Auge schwachsichtig, das andere kurzsichtig ist, mit unter die Bedingungen der Erscheinung gehort, muss eine von der Zeit zu erwartende vervielfáltiste Wiederholung dieser und áhnlicher Versuche entscheiden. Wir sehen bei dieser, so wie bei der náchst vorhergehenden Be- obachtung von den Nebelílecken einen neuen Gegensatz der Zustánde des Auges, subjective Erscheinungen hervorrufen, den des Schlafes und des Wachens, in dem beiden gemeinschaftlichen Momente des Erwachens. +) Siehe Fig. 32. **) Beitráge p. 67. 107 89 90 MĚ 9 já J. PURKYNĚ: Der Gegensatz des Lichtes und des Schattens deckte nur innere ur- spriůnglich organisch angelegte Gestalten auf, der des Druckes des Gal- vanismus war objectiv producirend, der gegenwártige scheint die zar- teste vegetative Thátigkeit in der Sensibilitátsspháre des Sinnes zu er- regen, und uns, obgleich seine Gebilde eine eben so feste sinnliche Wahrheit haben, wie das Tagesgestirn, an das Reich der Tráume her- anzufiihren, mit der Hinleitung und Gewáhrleistung, dass auch die Ge- bilde des Traumes und der Phantasie eine materielie, in der zarten Nervenmasse organisirte Grundlage besitzen. IX. SCHLÁFRIGKEIT DES AUGES. == ie Empfindung der Schlátrigkeit hat zwar ihren Sitz nicht Ň ausschliesslich in den Gebilden des Gesichtssinnes, sondern JÁ sie iiberschleicht alle Partien des Nervensystems auf eine ji mehr oder weniger eigenthiimliche Weise, deren náhere ed Auseinandersetzung in das Capitel vom Gefiihlssinne gehórt. Ich kann jedoch nicht umhin, schon hier derienigen Empfindungstorm zu erwáhnen, die der Schlaf in den Schláfen, zwischen den bewusst- vollisten auígewecktesten Sinnorganen, dem Auge und dem Ohre, seinen Sitz nehmend, mit wolliistig betáubenden Fliigelschlage iiber den einen und den andern Sinn hinweht. Beschreiben lásst sich dieses sůsse Zu- riickstreben des bewusstseyenden Lebens in das ruhige Keim- und Pilanzenleben mit keinen Worten, nur hinweisen kann man auf die Er- fahrung jedes Einzelnen, nur náher die Aufmerksamkeit hinleiten auf die besondern Sitze der Empfindung. Von den sinnvoll sogenannten Schláfen breitet sich das Gefiihl der Schláfrigkeit iiber den Vorkopí aus, und nimmt allmáhlich die ganze Augenhohle ein: die Augen fallen etwas ein, wie wenn das blutlose matte Auge sich in seine Hohle zurůchziehen wollte, die úussere Ober- iláche desselben wird trocken gefiihlt, die nach aussen unnitze Richtung der sich erweiternden Pupille wendet sich nach oben und innen, und ein leiser Krampí befállt den Ringmuskel und den Aufheber des obern Augenliedes, in deren Wechselkampfe das Auge erst blinzelt, dann aber die Ouelle des Lichts von der an sich finstern Aussenwelt vollig abgeschlossen wird. Noch friiher, besonders wenn das wachende Auge den iiberwin- denden Schlaf zu bekámpfen strebt, tritt oft momentan das friher von mir beschriebene Starrsehen ein.*) Die Aufmerksamkeit des Gesichts- *) Beitráge p. 155. 108 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. sinnes kann sich nicht mehr in einem Puncte sammeln, die Gegenstánde werden unbestimmt, denn unfáhig ist der Sinn, ihnen ihren Ort im Ge- sichtsraume anzuweisen und festzuhalten; unterdessen bewólken wal- lende Nebelstreifen die Gesichtsspháre, oder es fliehen Wůrfelgestalten iiber das Sehfeld, ein spielendes Traumchaos iiberschleicht das noch offene Auge, und entriickt momentan die Gegenwart dem immer schwácher widerstrebenden Sinne. ; Wenn dann der wach bestrebte Wille, oder eine rohere Aussen- welt den unerlaubten Schlaf aufschreckt, fliehen die Schattengestalten schnell aus einander, und lassen oft lichte Spuren hinter sich. Bei dem allen ist die Empiindlichkeit gegen das Licht gesteigert, es blendet das Auge mehr als sonst, und das mit grósseren Graden der Blendung verbundene Gefihl des Kitzels, das in den Ciliar- und Muskelnerven- ásten seinen Sitz hat, ist viel intensiver, und verursacht ein unwillkiihr- liches Blinzeln der Augen; ein eigenes Gefiihl von Druck und Schwere nimmt die Orbita ein, welches zwar durch Zusammenpressen der Augen- lieder oder durch Reiben mit den Fingern auf eine Zeit verscheucht, und das Auge ermuntert wird, aber bald mit dem iibrigen Gefolge nur noch stárker zuriůckkehrt. Ueberhaupt kann jede erhohte Thátigkeit des Gesichtssinnes, angestrengtes Nahe- oder Fernesehen, das Sehen in eine Lichtflamme, Fixirung des Blicks, Erhóhung der Aufmerksamkeit etc., alle diese hereinbrechenden Phánomene der Schláfrigkeit auf kiirzere oder lángere Zeit zerstreuen, sie kommen aber bald wieder, wenn die Weckungsmittel nicht anhaltend gewirkt haben. Wird der Blick an einem Gegenstande fixirt, so tritt augenblickliche Munterkeit ein; bald aber bemáchtigt sich das Starrsehen des Auges, und es ist nicht fáhig, den gegebenen Punct der Entiernung des Gegenstandes festzuhalten, sondern schwankt vor und hinter denselben, meist aber spannt es sich zum fernsten Fernesehen ab, und nun treten amaurotische Dámmergestalten vor die Gesichtsspháre, und entriicken nach und nach die Aussenwelt dem Bewusstseyn. Eben so schwer ist es, die Aufmerksamkeit im Ge- sichtssinne zu fixiren: immer flieht sie Von neuen in das Chaos der Phantasie zuriick, welche von aussen nach innen zuriickweichend in der eigenen subjectiven Welt in Traumbildern thátig wird. Auch die freie Bewegung der Augenmuskeln bei Auffassung der Um- risse der Gegenstánde ist in einem láhmungsartigen Zustande, leicht schielen die Augen, und werden doppelsichtig. Alle solche partielle Aufregungen, sie mogen von aussen oder von innen ihren Ursprung haben, sind nicht hinreichend, die Gewalt des Schlafes, wie sie sich im Gebiete des Gesichtssinnes áussert, zu iiber- winden. Nur wenn das Gemiith in seinem Centrum ergriffen wird, wenn ein Afiect, oder mehrere zugleich das Nervensystem in Aufruhr bringen, 109 92 93 9 WH J. PURKYNĚ: wird auch die magnetisirende Kraft der Schláfrigkeit iiberwunden, und das wachende, in ein Centrum und seine Radien geschiedene Bewusst- seyn, das in die Unbestimmtheit des Urseyvns zuriickstrebte, wieder hergestellt. Bei meinen Versuchen, die Phánomene der Schláfrigkeit, wie sie sich gerade an dem edelsten Sinne áussern, zu erkláren, fand ich mich immer geneist, das hinter den Schláfen gelagerte Ganglion des fiinften Paars als den Heerd zu betrachten, von dem zunáchst das verfinsternde Princip des Schlafes durch seine Aeste nach den Sinnen hin, und durch seinen Stamm in das Innere des Gehirns und Riůickenmarks seinen Ein- fluss ausiibt. X. UNTERSUCHUNGEN ÚBER BLENDUNGSFARBEN. sas Bůffon iber die Mischung der subjectiven und objectiven ji Farben und ihre wechselseitige Erhóhung und Modificirung sagt, ist nicht tief genug gehend, und war fiir seine Zeit hinrei- ě chend; dass es aber noch heut zu Tage hin und wieder nach- geschrieben wird, ohne dass man weiter dringt, ist vielleicht nur darum verzeihlich, weil die Menge neuer und wichtiger Entdeckungen der Gegenwart die Aufmerksamkeit und das Interesse zu sehr in Anspruch nimmt. Aber auch unsere stillen Untersuchungen in dem engen Kreise der personlichen Subjectivitát haben einen nicht geringeren Werth und Wichtigkeit, und scheinen jene dynamischen Vorgánge, welche die ma- terielle Welt in Bewegung bringen, in ihrer Ouelle zu ergreifen. Wenigstens hat Darwin gezeist, dass eine sinnige Betrachtung derselben ihnen manchen wichtigen Satz fir Physiologie und Pathologie abgewinnen kónne. Ich wiinsche daher, dass es den Physikern und Physiologen nicht unter ihrer Wůrde zu seyn scheine, folgende erweiterte Versuche iber die Farbenspectra mit mir anzustellen. 1. Ich richte mir viereckige Papierschnittchen von viermal vier Ouadratlinien von allen sechs Hauptfarben in ihrer měglichst reinen Oualitát vor. Diese werden auf eine Unterlage vom reinsten weissen Velinpapier gebracht. Ueberdiess bezeichne ich vorláufig jedes davon in seiner Mitte mit einem schwarzen Piinctchen, damit das Auge, wenn es dieselben fixirt, einen Anhalt habe. Ich wáhle nun zwei davon, z. B. ein rothes und ein grůnes, riůicke sie mit ihren Rándern genau an einander, und fixire in der Mitteldistanz des deutlichen Sehens die Mitte der gemeinschaft- lichen Gránze der beiden Ránder zwanzig Secunden lang, indem ich 110 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. dabei die Schláge der nahen Uhr abzáhle. Nach diesem blicke ich auf eine freie Stelle des Papiers unterhalb der farbigen Papierguadrátchen, und záhle an den Uhrschlágen auf gleiche Weise die Dauer der Zeit ab, welche bis zum volligen Verschwinden der beiden nachgebliebenen Blendungsbilder verstreicht; es sind beinahe eben so viel (20) Secunden, in welchen das Spectrum in der Erscheinung feststeht. Sollte ein Auge fiir diese so zarten Phánomene weniger empfánglich seyn, so miisste die primáre Anstarrung lángere Zeit, 40, ja 60 Secunden fortgesetzt werden, bis das Blendungsbild mit hinreichender Intensitát eingeprágt wáre, und sodann miisste eben so genau seine Nachdauer abgezáhlt werden, weil auf diesem subjectiven Masse die ganze folgende Beobachtung beruht. Durch oftmalige Wiederholung dieser Operation mit verschiedenen Farben und verschiedenen Zeitmassen erwirbt man sich nach und nach den anschaulichen Begrifí von €inem Grundmasse, welches die normale Dauer des Blendungsbildes fiir das eigene Indi- viduum ausdriickt. 2. Ich separire obige Papierschnittchen auf einen Zoll, starre nun z. B. das griine in seinem mit einem Půnctchen bezeichneten Mittel- puncte 20 Secunden an, und werfe sodann das Blendungsbild schnell hinůiber auf das rothe Papierschnittchen, indem ich dabei 10 Secunden abzáhle, und blicke sodann auf den weissen Grund. Hier zeigt sich keine Spur mehr eines rothen Blendungsbildes, der- gleichen die griine primáre Farbe forderte, sondern man sieht nur ein etwas weisseres Ouadrátchen als der umliegende Grund, wie wenn die primáren Farben nur als Grau gewirkt hátten. Man wiederhole diesen Versuch mit allen iibrigen Grund- und combinirten Farben, z. B. mit Gelb und Violett, mit Blau und Orange, und es wird sich jedesmal das- selbe bewáhren, dass das nachbleibende Blendungsbild in Memo tomdetrten aber objectiven Parbe ausgsgeloóscht wird; die rothe subjective Farbe wird durch eine rothe objective, die orange Subjective (von der blauen hervorgerufen) durch eine orange objective, die violette subjective von der gelben erregt, durch eine vio- lette objective u. s. w. in kiirzerer Zeit aufgehoben, als sie fiir sich auf weissem Grunde gedauert hátte. Ich kann bei obigem Experimente auch nur 5 Secunden záhlen, und die Aufhebung< ist schon vollendet. Weniger Secunden sind nicht hinreichend, die Ferbengaualitát vollkommen aufzuheben, sie schwáchen nur dieselbe; hált man hingegen den Blick lángere Zeit in der mit der subjectiven gleichnamigen Farbe getaucht, so wird sie nicht nur aufge- hoben, sondern es entwickelt sich wieder nach den bekannten Regeln ihr Gegensatz. Man kann daher den obigen Versuch, um dieses allmáh- 111 9 98 m | J. PURKYNĚ: liche Verifárben des Blendungsbildes recht deutlich zu sehen, auf fol- gende Weise modificiren. Wenn sich ein hinreichend lebhaftes Blendungsbild nach dem fixen Anschauen einer objectiven Farbe gebildet hat, so sehe man damit zwei Secunden lang in ein gleichnamig gefárbtes Object, dann wieder zwei Secunden auf den weissen Grund, und wieder zuriick in die Farbe und so abwechselnd, bis die Farbengualitát aufgehoben ist, und nun ferner, bis sich ein neues, dem vorigen entgegengesetztes Blendungsbild erzeugt. Noch eine Abánderung des Versuchs kann folgendermassen bewerk- stelligt werden. Man nehme einen Streifen schónes rothes Papier, lege es zur Hálíte iiber ein lichtgriines, so dass unter der halben Breite des rothen das griine als ein schmaler Saum hervorragt, und beide auf den weissen Grund. Nun fixire man einen Punct, etwa vier Linien hoch oberhalb der Ecke, wo sich das rothe und griine Papier deckt, und sehe es etwa 30 Secunden lang an, bis sich ein hinreichend lebhaftes Blen- dungsbild eingeprásgt haben wird. Nun werfe man den Blick in die Spitze der Ecke, so dass das griůine Blendungsbild zur Hálíte auf weissen, zur Hálite auf griinen Grund fállt; die Blendungsfarbe wird in den náchsten 10 Secunden eine ungleiche Einwirkung sowohl des objectiven Weissen als des Grinen erleiden. Jenes wird nicht vermoógend seyn, seine Farbengualitát aufzuheben, doch wohl dieses, und wenn der Blick noch tiefer auf rein weissen Grund geworfen wird, so erscheint jenes Blendungsbild nur zur Hálíte noch.*) 3. Dass eine subjective Farbe die gleichnamige objective in den ersten Momenten erhoht, und durch sie erhóht wird, bis das gewóhn- liche Mass der Einwirkung eintritt, und dann bei fortgesetztem Anstarren der Eindruck sich abstumpít, haben von jeher die Maler practisch be- obachtet, und in Anwendung gebracht, und alle diejenigen erwáhnt, die wissenschaftliche Untersuchungen iiber diesen Gegenstand anstellten. Sieht man eine roth gefárbte Fláche lángere Zeit starr an, So ver- liert sich allmáhlich die Lebhaftigkeit der Farbenaualitát, wáhrend sich die subiective Gegenfarbe (hier die griine) immer intensiver erzeugt; wird diese sodann auf eine grin gefárbte Fláche geworfen, so erscheint sie erst ber das Mittelmass erhoht, kehrt dann zu diesem zuriick, und kommt endlich unter dasselbe. Im Allgemeinen lásst sich diese Erscheinung so ausdricken: der objective Einiluss wirkt in dem ersten Zeitmomente auí das reine, noch nicht speciell gestimmte Organ rein als solcher ein, daher auch die Einwirkung desselben in ihrer Ungetribtheit vernommen wird, und eine seiner Natur gemásse Veránderung hervorbrinst. Da es jedoch in der *) Vergl. Schopenhauer iiber das Sehen und die Farben p. 55. BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. lebendigen Natur keine Einwirkung ohne eine gemásse Rickwirkung gibt, so wirkt das Organ aus innerem Principe dem objectiven Ein- flusse entgegen, und es wird in demselben eine der objectiven entgegen- gesetzte Abánderung oder Stimmung hervorgebracht, welche jene ent- weder vollkommen aufhebt, oder wenigstens bei fortdauernder áusserer Einwirkung zum Theile abstumpít. Wird der objective Reiz wegge- nommen, so bleibt die subjective Aufregung noch eine Zeit, und ver- mittelt die Aufnahme jedes folgenden Reizes (man sagt, das Organ ist verstimmt). Ein dem vorigen Reize entgegengesetzter bringt eine ent- gegengesetzte Aufregung hervor, beide subjective Aufregungen heben einander wechselseitig auf, und die Stimmung des Organs kehrt zu ihrer reinen allseitigen Receptivitát aus einseitiger Determination wieder zuriick. Es ist auffallend, wie hier die Gesetze der Homóoopathie mit der gróssten Bestimmtheit ausgedriickt sind. Die subjective Farbe ist ein Pathos, welches durch eine ihr gleichnamige objective aufgehoben wird.*) Man sieht jedoch hier zugleich tiefer in das innere der Erscheinung. Man unterscheidet primáre Einwirkung und secundaire subjective Riick- wirkung, einen Moment der Passion und einen der Action; man sieht, dass nur zwei in einem und demselben Substrate erregte, entgegen- gesetzte subjective Actionen einander bekámpfen und aufheben, dass der Moment der Passion nie unmittelbar das Wirksame sey, und dass das kranke Leben und seine ausschweifenden Thátigkeiten nicht durch objective, ausserhalb seiner Spháre liegende Mittel, sondern im eigenen Gebiete durch gleichbiirtige, nur durch áussern Anstoss geweckte Kráfte bekámpít werden, auf gleiche Art, wie dasselbe in der Spháre der Ideen und der Gefiihle von jeher giltig war. Diesemnach kónnte die Homoopathie, wenn was Wahres daran ist, mit noch grósserem Rechfe Heterosthenie heissen. 4. Eine noch willkommnere Anwendung, jedoch mehr innerhalb unseres eigenen Kreises, finden obige Versuche und Beobachtungen auí die Erklárung der New ton'schen gedrehten Farbenscheibe. Man theile die Scheibe in mehrere gleiche Segmente, und vertheile die Farben mit folgender Abwechslung: roth, griin, weiss; blau, orange, weiss; gelb, violett, weiss. Man bringe vor die Scheibe, jedoch so, dass sie beguem gedreht werden kann, einen Deckel mit einer Oefinung, durch welche bloss eines von jenen Segmenten sichtbar ist, und setze die Scheibe in Bewegung, ehe der Zuschauer auf das Segment hinsieht. Hat nun dieser seinen Blick auf das Segment gerichtet, so ist nach *) Das griine Spectrum durch die grine objective Farbe, das gelbe durch die gelbe etc. é 113 r 00 10 jm J. PURKYNĚ: obigen Erfahrungen kein Grund da, warum er eine andere als die reine weisse Farbe sehen sollte. Die Einwirkungen der nebeneinander liegenden farbigen Segmente heben einander durch objectiven und subjectiven Gegensatz vollkommen auf, und bewáhren das Organ als rein im náchsten weissen Felde, und so bei allen folgenden. Dasselbe gilt, wenn die Scheibe zuriickgedreht wird; auch wenn die weissen Segmente nicht zugegen sind, hat es nothwendig seine Giltigkeit, und diese sind nur eine Zugabe, um den Versuch von allem, auch dem entferntesten Hauche einer Farbengualitát zu befreien. Indessen bewirkt auch die gewóhnliche Dislocation der Farben nach Ordnung des Regenbogens ein Gleiches. Mán muss annehmen, dass hier die entgegengesetzten Farben, einander iibergreifend, sich abwechselnd aufheben, und auf solche Weise bei schneller Drehung der Scheibe ein gleiches Resultat hervorbringen. Ueberhaupt ist das Phánomen der gedrehten farbigen Scheibe eines der complicirtesten, die sich in der physiologischen Optik finden. Man kann es auf folgende Weise analysiren. Man richte sich sechs Kreise vor, jeden davon iiberziehe man lichtgrau bis auf ein Segment, €in Sechstel des Kreises, welches mit einer der sechs einfachen und zu- sammengesetzten Hauptfarben: roth, blau, gelb, griin, violett, orange, so rein als moglich gefárbt ist. Jeder dieser Kreise einzeln an die Scheibe geheftet, und in Umschwung gebracht, lásst diese homogen in der Farbe des Segments erscheinen, doch um so vieles geschwácht, als das far- bige Segment auch auf die úbrigen fiinf heile der Scheibe sich ausge- breitet hat. Fárbt man zwei Sechstelsegmente mit verschiedenen Farben, und bringt sie in Umschwung, so gilt dasselbe von ihnen; jedes der- selben breitet sich iiber die ganze Scheibe aus, verliert um so viel an Intension, und beide decken einander wechselseitig. Ist endlich die Scheibe mit sechs farbigen Segmenten bemahlt, so vereinigt der Umschwung auch diese in einem und demselben Raume, und die Wirkung der ein- zelnen Farben aufs Auge ist als gleichzeitig anzunehmen; daher ist es ganz gleichgiltig, in welcher Ordnung die Farben zusammengestellt sind, sie iibergreifen einander auf gleiche Weise, und die entgegengesetzten erregen und vernichten ihre Spectra, sie mógen nachbarlich oder e dia- metro stehen. Dass jedoch durch solche Mischung der einzelnen Farben ein Weiss von hoherer Leuchtung entsteht, als die Summe der einzelnen Antheile erwarten liess, kann nur durch Aufregung des subijectiven Lichts erklárt werden, welches durch entgegengesetzte Farbensollicita- tionen der Netzhaůt, wie die Electricitát, nach allgemeinen dynamischen Gesetzen sich entwickelt. 5. Objective Farben in sehr kleinen Partikelchen unter einander gemischt, und in solche Entfernung vom Auge gebracht, dass ihre 114 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Gránzen ununterscheidbar werden, geben eine homogene, zusammen- gesetzte Farbe, die wieder ein bestimmtes Blendungsbild erregt, so das aus Gelb und Blau zusammengesetzte Griin — Roth; das aus Gelb und Roth zusammengesetzte Orange — Blau; das aus Blau und Roth zu- sammengesetzte Violette — Gelb. Werden diese zusammengesetzten Farben so erzeugt, dass eines ihrer Elemente objectiv, das andere sub- jectiv ist, so erfolgt nicht dasselbe Resultat, sondern es wirken das vorhandene und das zu erregende Blendungsbild innerlich und theilweise aufhebend und modificirend auf einander. Man errege z. B. durch das Anschauen des orangefarbenen Ouadrats ein blaues Spectrum, werfe dieses auf ein gelbes Ouadrat, so wird dieses durch Mischung des ob- jectiven Gelben und des subjectiven Blauen Gelbgriin erscheinen; es wird aber kein dieser Farbe entsprechendes bláulichrothes Spectrum sich erzeugen, sondern, wenn man den Blick priifend wechselweise auf das gelbe Ouadrat und den weissen Grund wirft, wird allmáhlich das blaue Spectrum in Violett iibergehen; eben so aus dem Violetten ins Blaue, wenn ich die Ordnung der angeschauten Ouadrate umkehre. Errege ich am Blauen ein orangefarbenes Spectrum, so verwandelt sich dieses durch Anschauen des Gelben allmáhlich in Roth, bláulich Roth, und endlich in Violett; umgekehrt verwandelt sich das durchs Gelbe erregte violette Spectrum am Blauen in Rotů, und endlich in Orange; stelle ich Roth neben Gelb, und wecke am Rothen das griine Spectrum, so verwandelt sichs am Gelben erst in Blau, dann in Violett; bringe -ich durch Gelb ein violettes Spectrum hervor, so wird dieses am Rothen erst blau, dann griin. Wenn durch Anschauen eines griinen Ouadrats ein rothes Spectrum zum Vorscheine kómmt, so geht dieses am gelben Ouadrate ohne eine vermittelnde einfache Farbe in Violett iber; eben so das violette Spectrum des gelben am griinen Ouadrate allmáhlich in Roth. Es wáre hier ůberiliissig, alle die iibrigen hieher gehórigen Ver- suche speziell durchzugehen. Man kann sich leicht die allgemeine Regel daraus abstrahiren, dass Spectra von benachbarten objectiven Farben nach Góthe's Farbenkreise ebenfalls benachbart sind, und durch ob- jective Einwirkung in einander wechselweise unmittelbar iibergehen; ferner, dass Spectra von heterogenen einfachen Farben, die durch eine gemischte vermittelt sind, z. B. gelb und roth, und solche von hetero- genen gemischten Farben, zwischen denen eine einfache liegt, z. B. orange und violett, wenn sie mit denen sie erregenden objectiven Farben in gekreuzte Wechselwirkung kommen, orange mit gelb, gelb mit violett u. s. w., ebenfalls nur durch ihre mittlere, einfache oder zusammen- gesetzte Farbe in einander ibergehen. Von den Spectris der entgegen- gesetzten war schon bei 2. die Rede. Man kann diesen und die vorher- = 115 103 10 O1 106 J. PURKYNĚ: gehenden Versuche auch auí folgende Art beguem anstellen. Man schneide sich von den Hauptfarben zweierlei Ouadrate, gróssere und kleinere im Verháltnisse von 3:6 Ouadratlinien, und werfe nach hinreichender An- starrung das Spectrum des einen oder des andern iiber oder in das andere und abwechselnd auf den weissen Grund, bis die Aufhebung oder Verwandlung der Farbe erfolst ist. 6. So wie wir die objectiven Farben mischen, so kónnen wir auch die Mischung der subjectiven dadurch veranstalten, dass wir ihre ob- iectiven Erreger (unsere farbigen Ouadrate) in gleich kurzen Zeitab- schnitten (z. B. von zwei Secunden) so lange wechselsweise anschauen, als nóthig ist, ein hinreichend lebhaftes Blendungsbild zur Erscheinung zu bringen (40—60 Secunden); die Einwirkung jeder einzelnen Farbe wird dadurch so modificirt, dass jene des Spectrums eine mittlere zu- sammengesetzte oder einfache von denen wird, die durch abgesonderten Einiluss der objectiven Farben zu erwarten waren. Wenn man z. B. orange und griin durch 60 Secunden jedes abwechselnd zu zwei Secunden anschaut, so wird die Farbe des daraus entstehenden einfachen Spectrums, aus den dem Orange und Grin entsprechenden Farben blau und roth gemischt, violett seyn. Wáhlt man roth und gelb, so ist das daraus ge- mischte Spectrum blau, die Mittelfarbe der einzelnen, jenen Farben ent- sprechenden griinen und violetten Spectra. Um alle die Modificationen, welche die Spectra durch objective Farben erleiden, schematisch mit einem Male zu iibersehen, nehme man Figur 33. vor. Die Buchstaben sind als Anfangsbuchstaben der Farben hinreichend bezeichnend; die punctirten Linien bedeuten die Combinirung der Farben, um ein abgeándertes Spectrum zu erhalten; der Pfeil weist auf die Farbe hin, welche durch die combinirte Wirkung als Spectrum zuriick- bleibt; die Null im Centrum bedeutet, dass die hier einander e diametro gegeniůberstehenden Farben in ihren Spectris sich wechselseitig aufheben, und die reine Indifierenz wieder herstellen; endlich weisen die Combi- nationen je zweier náchst benachbarter Farben nach aussen hin auí n mit der Bedeutung, dass das aus ihrer Wechselwirkung entstehende Spectrum eine Niiancefarbe der Grundspectra gebe, also blaugriin, gelb- grůn, rothlichgelb, grůnlichblau, indig etc. Wáhlt man dreifarbige Oua- drátchen zur combinirenden Mischung der Blendungsbilder, so zeigen sich, man mag das abwechselnde Anstarren so lange forttreiben, als man will, jedesmal nur schwache, schnell voriibergehende Spectra, in schwachen, den einzelnen objectiven entgegengesetzten Farben, ein Beweiss, dass Abwechslung und nicht zu langes Verweilen an einer und derselben objectiven Farbe die Entwicklung der Blendungsbilder hindert. 116 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 7. Die Intension der Farbengualitát ist beiihrer Erscheinung sowohl von ihren simultanen als von ihren successiven Verháltnissen abhángig. Man schneide gleiche Ouadrátchen, etwa von zwei Linien Breite, von jeder Farbe zweie, und lege eines davon auf weissen und schwarzen Grund: man wird einen fremden Zuschauer kaum iiberweisen kónnen, dass sie aus einem und demselben Stiicke geschnitten sind, so sehr er- hoht der schwarze Grund, und vertieft die Farbe der weisse. Aber auch derselbe weisse oder schwarze Grund afficirt die Inten- sion, je nachdem das farbige Stickchen grósser oder kleiner ist. Je kleiner es ist (bis */+ Linie etc. Breite), desto heller erscheint es auf schwarzem, desto dunkler auf weissem Grunde. In Hinsicht der Succession habe ich schon friůiher erwáhnt, dass das lángere Anstarren die Lebhaftigkeit der Farbengualitát vermindert, die Farbe in sich selbst verdunkelt. 8. So wie allenthalben in der ganzen Natur an der gemeinschaít- lichen Gránze heterogener Kórper, oder auch bloss heterogener Zustánde eines und desselben Stofies sich eine Ouelle dynamischer Bewegungen entwickelt, eben so sehe ich ein Aehnliches, wenn nicht Gleiches in der Substanz der Reřina dort erfolgen, wo nach der Dimension der Breite verschiedenartige Beleuchtungen an einander gránzen. Man lege €in weisses Ouadrátchen von der Breite zweier Linien auf einen schwarzen Grund, starre es 20—30 Secunden an, und blicke sodann ins Schwarz hinein, so wird man €in noch dunkleres Viereck sehen, dessen Ránder mit einem graulichen, sich allmáhlich verlierenden Scheine umgeben sind. Legt man auf den schwarzen Grund statt des weissen Ouadrátchens ein rothes, so zeigt sein griines Spectrum einen róthlichen Schein; auí gleiche Weise das blaue Spectrum €inen orangen Schein u. s. w. Man sieht hieraus, dass die objective Farbe nicht bloss in die Tiefe der Re- tina, sondern auch in die Breite einwirkt, jedoch nicht gleichmássig nach ihrer ganzen Ausbreitung, sondern zunáchst an der Gránze der heterogenen Beleuchtungen am intensivsten. Die Wirkungen der beiden Beleuchtungen iiberstrómen die Ránder der gemeinschaftlichen Gránze, und bilden nach beiden Seiten eine endliche, allmáhlich verstrahlende Atmospháre.*) Wůrden solche Ránder in gehóriger Náhe vervielfáltigt, so kónnten ihre verschránkten Actionen und Strahlungen wahrscheinlich auch er- hoht werden. Ich wáre geneigt, das im ersten Bándchen**) beschriebene zickzackfórmige Gewimmel, das als Spectrum nach Anschauung von Parallellinien eine Weile zuriickbleibt, hieher zu rechnen, und es durch *) Vergl. Góthe's didakt. Theil d. Farb. S. 56. *+) Beitráge p. 119; jetzt 49. r 108 109 110 J. PURKYNĚ: die ineinander greifenden Strahlungen des an den Rándern entgegengesetzt gestimmter Stellen der Refina erregten subjectiven Lichtes zu erkláren. 9. Dass die Farbengualitát etwas sehr Unbestándiges, objectiv Un- wesentliches sey, davon kann man sich auf vielfache Weise leicht iiber- zeugen. Schon die eigenen beiden Augen werden bei den meisten Per- sonen in dieser Hinsicht verschieden seyn. Gewóohnlich erscheint die Farbe dem schwachsichtigen Auge weniger lebhaft, als dem starksich- tigen; in der Dámmerung unterscheidet das starksichtige Auge die Farbengualitát noch dann, wenn sie fiir das schwachsichtige schon ver- schwunden ist. Wenn schon bei einem und demselben Individuum die beiden Augen in dieser Hinsicht so verschieden sind, um so mehr mag diese Verschiedenheit bei verschiedenen Individuen Zu finden seyn, nur dass es schwer ist, ein objectives Urtheil dariiber auszumitteln. Schon die beiden Hauptvarietáten der schwarzen und blauen oder grauen Augen mógen in Hinsicht der Empfánglichkeit fiir Farbe bedeutend ver- schieden gestimmt seyn. Das eine Extrem hievon bildet die Leucopathie, wo leider die Beobachter die Receptivitát fiir Farbe nie untersucht haben. Aber auch schon frihere Grade der Blonden werden fir blássere Farbenniancen weniger empfánglich seyn; am lebhaftesten werden wahrscheinlich die Schwarzhaarigen die Farbe empfinden. Dass die Re- tina gegen ihre Peripherie zu den Sinn fir Colorit allmáhlich verliere, habe ich schon in der ersten Abhandlung náher auseinander gesetzt. Obijectiv hat der Grad der Beleuchtung grossen Einfluss auf die Inten- sitát der Farbenaualitát. Um sich davon recht lebendig zu iiberzeugen, nehme man vor Anbruch des Tages, wo es eben schwach zu dámmern beginnt, die Farben vor sich. Anfangs sieht man nur schwarz und grau. Gerade die lebhaftesten Farben, das Roth und das Griin, erscheinen am schwárzesten. Das Gelb kann man von Rosenroth lange nicht unter- scheiden. Das Blau war mir zuerst bemerkbar. Die rothen Niiancen, die sonst beim Tageslichte am hellsten brennen, námlich carmin, Zinn- ober und orange zeigen sich lange am dunkelsten, durchaus nicht im Verháltnisse ihrer mittleren Helligkeit. Das Griin erscheint mehr bláulich, und seine gelbe Tinte entwickelt sich erst mit zunehmendem Tage. Von subiectiven Bedingungen unabhángig ist der Umstand, dass Saftiarben, besonders wenn sie etwas dicker aufgetragen sind, eben so farbige, durchsichtige Tincturen, wenn sie bei hellem Tageslichte noch so prangend sich weisen, bei schwachem Lichte unscheinbar werden, weil es bei diesen durchsichtigen Farben auf die Beleuchtung des lichten Hintergrundes am meisten ankoómmt, zu dem das schwache Licht durch das Pigment nicht hindurchdringen kann. Die Grósse der farbigen Figur hat auf die deutliche Erscheinine des Colorits einen noch viel bedeutenderen Einfluss in der Dámmerung 118 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. als beim Tageslichte. Wenn ein Ouadrat von mehreren Zollen Breite schon ganz bestimmt als roth angesprochen Wwird, so erscheint €in Stickchen desselben Materials von einigen Linien noch immer als schwarz. 10. So wie bekanntlich das Blendungsbild einer rothgliihenden Kohle durch ein griines Spectrum abklingt, und endlich einen matten Schein mit dunkler Mitte zuricklásst, so kann diese hier in der blossen Succession entwickelte Erscheinung auch ráumlich nebeneinander dar- gestellt werden, wenn man die Kohle mássig im Kreise bewegt, so dass die einzelnen Momente der Blendung friiher Zeit gewinnen, auszulóschen, ehe das Gluthbild auf seine erste Stelle zuriickkehrt; Fig. 34. stellt die Erscheinung beiláufig dar. Es zeigt ein rothes Band als Spur des ersten Moments des Eindrucks, diesem folgt ein leeres Intervall, dann das griine Spectrum, ebenfalls in ein Band verzogen und jenem ersten im Kreise nachlaufend, endlich eine schwarze Furche, von einem grauen Nebel umgeben. Es gehórt eine sehr feine Empfindlichkeit der Retina fiir Farbe und Licht und eine geiibte Aufmerksamkeit in der Richtung auí subjective Sinnenphánomene dazu, wenn der Versuch gelingen soll; und auch so lásst er sich nicht lange fortsetzen, indem die zarte Riick- wirkungsfáhigkeit bald abgestumpít wird. Dieser Versuch ist darum nicht unwichtig, weil er uns einen Zwischenmoment der vollkommnen Reactionsfáhigkeit zur Erscheinung bringt, der zwischen den objectiven Eindruck und das sich durch subjective Rickwirkung erhebende Spectrum als leere Indifferenz in die Mitte tritt, und wieder auf ein allgemeines Gesetz hinweiset, vermoge dessen alle Kraftgegensátze durch eine eben so reale Indifierenz, als sie selber sind, hindurchgehen miissen. XI. EINIGES ÚBER DRUCKFIGUREN. l. pie grosse mattleuchtende Kreisfláche bemerkte ich. zuerst "G im verdunkelten Gesichtsfelde, als ich beim Waschen des ň | 22 — c | = = Gesichtes die Hand mit einem saníten Drucke iiber das sb te Z JIM Da Auge hinstrich. Jedoch wollte es mir nicht immer gelingen, hmm | die Erscheinung auf diese Art hervorzurufen; ich musste mich daher nach constanten Bedingungen umsehen. Diess gelang mir auf folgende Weise. Ich breite, wenn es bei Tage ist, ein dunkelfarbiges Tuch iiber das Gesicht aus, so dass vollkommene Finsterniss hergestellt wird; dann driůicke ich allmáhlich und sanít (jedoch nicht so stark, dass sich selbst- 4 “ 119 113 11 H+ J. PURKYNĚ: leuchtende Druckfiguren einzustellen anfangen) mit dem Theile der Flachhand, der sich vom Ballen des kleinen Fingers gegen den Hand- teller hinzieht, das Auge, und ziehe sodann die Hand, nachdem ich noch einen kleinen Nachdruck gegeben, plótzlich vom Gesichte wieder ab. Es zeigt sich dann in dem finsteren Gesichtsfelde ein vollkommen runder mattleuchtender Kreis*) mit scharfbegránzten Rándern gerade gegen- iiber, von 70—80 Graden Durchmesser, so dass fiir das indirecte Sehen in der Peripherie des Gesichtsfeldes ein finsterer Raum noch ůbrig bleibt. In den meisten Fallen ist die Mitte dieses Kreises dunkel oder mit einigen Nebelilecken besetzt, deren Gestalt sich nicht bestimmen lásst. Die Leuchtung hat meistens eine bestimmte Richtung in ihrer Bewegung, je nachdem die Handíláche auf einer oder der andern Seite friiher vom Auge abgehoben wird; selten erscheint sie gleichzeitig in allen Puncten, da námlich, wo sichs trifit, dass die Hand gerade senk- recht vom Auge wegzuckt. 2. Wenn man bei diesem Experimente den Augapfel etwas nach aussen wendet, so erscheint nach jedesmaligem Drucke der in meinen ersten Beitrágen sub No. X. erwáhnte Lichtkreis in der Gegend der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven. Man sieht diesen Lichtkreis zugleich etwas nach aussen verlángert, und zwar schief abwárts, schief aufwárts oder horizontal, je nachdem man das Auge abwárts oder aufwárts wendet, oder in der mittlern Lage erhált, was gerade den Zerrungs- richlungen des Sehnerven entspricht, die sich also eine kleine Strecke schief in die Nervenhaut fortsetzen miissen. 3. Als ich den Bedingungen jenes Kreises weiter nachspůrte, fand ich, dass einzelne Partien eines seiner Kreisumrisse auch durch den blossen Fingerdruck, der an einzelnen Stellen zwischen dem Augapfel und dem Augenhohlenrande angebracht wird, zum Vorscheine kommen, und zwar am deutlichsten, wenn man die einzelnen Drucke und Nach- lásse am áussern Augenwinkel in schneller Folge nach einander wie- derholt. Es zeigt sich dann der gewoOhnliche leuchtende Kreis des Finger- drucks, den schon Dar win beschrieb; zwischen diesem aber und dem úbrigen inneren Raume des Gesichtsfeldes sieht man, nach einem kleinen dunkeln Intervalle, einen gróssern oder kleinern Arcus von einem grossen Kreise, dessen Centrum gerade in den Achsenpunct des Auges fállt. Ein gleicher Kreisbogen zeigt sich ihm gegeniiber an der áussern Seite des Gesichtfeldes, weniger deutlich sieht man ihn in den iibrigen Regionen des Kreisumfanges. Besonders deutlich kómmt er zum Vorscheine, wenn +) Siehe Fig. 35. 120 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. man bei gleichem Verfahren das Auge stark nach innen wendet. Als ich denseiben Versuch bei Tage mit offenem Auge vor einer weissen Wand anstellte, sah ich diese Kreisfigur noch viel deutlicher, nur mit dem Unterschiede, dass die dort im Finstern mattleuchtenden Stellen hier tribe erschienen, weil das subjective Licht iiberhaupt tribend auf das objective einwirkt. (Bei Tage lásst sich dieser Kreis genauer beobachten, und auch sein Umfang im Gesichtsfelde durch den Gradmesser be- stimmen; ich fand ihn 30 Grade im Durchmesser.) Uebrigens zeigte sich bald die Identitát dieser Erscheinung mit jener, die ich im ersten Bándchen sub No. XXIII. als pulsirende Figur beschrieb, und wo ich diesen Kreis durch die an den Rándern abgeánderte Refraction der Krystalllinse be- dingt glaubte. Diese Ansicht, wenn sie auch den Schein fiir sich hatte, fiel durch den Umstand in ihr Nichts zurick, dass jene triiben Stellen nicht dem durch Zerstreuung geschwáchten objectiven, sondern einem durch Druck erregten subiectiven Lichte zuzuschreiben sind. Die mecha- nischen und organischen Bedingungen dieses Kreises sind jedoch schwer anzugeben, auch mag er nicht bei allen Augen und auf gleiche Weise sich finden, indem ich ihn schon an meinem linken Auge weder bei Tage noch im Dunkeln zur Erscheinung bringen kann. Dass iúbrigens orga- nische Bedingungen hierbei mit concurriren, lásst sich schon aus dem Umstande schliessen, dass, man mag den Druck auf einer Seite an- bringen, auf welcher man will, der Kreis immer dieselbe Gestalt be- hált. Dass die Augenmuskeln, die trichterfórmig den hintern Theil des Augapfels umífassen, mit im Spiele seyn mogen, liesse sich viel- leicht daraus vermuthen, dass derselbe Kreis sich „gleichfalls darstellt, wenn man das Auge zum Nahesehen anstrenst, und plótzlich wieder erschlafit. 4. Endlich muss ich noch einer Aderfigur erwáhnen, deren Spuren ich als pulsirende Kugeln und Gefássbilder an dem oben angefiihrten Orte sub No. XXIII. angab, die sich mir aber spáter unter abgeánderten Bedingungen viel deutlicher darstellte. Wenn ich viel im Freien oder noch besser einen ganzen oder halben Tag im offenen Wagen fahrend bis in die Nacht zugebracht habe, so wird das Auge mit einem innern Phosphorlichte iiberladen, und der geringste Druck auf dasselbe, ja seine eigene Bewegung im Finstern bringt dann die lebhaftesten Lichterschei- nungen hervor. Wenn ich dann von oben und innen nach aussen herab leise andriickend mit der Flachhand iiber den Augapfel hinstreiche, so zeigt sich die Aderfigur (Fig. 36.) in sanítem Phosphorlichte auf schwarzem Hintergrunde, und wie der Druck voriiber ist, wechselt auf einen Augen- blick die Beleuchtung, der Hintergrund kleidet sich in einen matten Schein, und die Aderfigur erscheint dunkel; auch zeigt sie sich, wenn man mit Gewalt aufhustet, oder pulsirend, wenn man durch heftige 121 — 16 117 J. PURKYNĚ: Bewegungen den Kreislauf des Blutes in Aufruhr bringt. Fiir jetzt bin ich geneigt, die Ciliararterien fiir die vermittelnde Ursache dieser Figur anzunehmen, die, so wie alle Arterienáste bei heftigen Anstrengungen der Lungen und des Herzens, so wie bei gehindertem venósen Kreis- laufe in eine relative Plethora gerathen, strotzend werden, und so einen Druck auf ihre Nebengebilde ausiiben, der in unserm Falle in der so sensibeln Retina als Lichterscheinung sich darstellt. XII. DER SCHATTIGE KREIS UM DIE MITTE DES GESICHTSFELDES. an nehme ein geschwárztes Papier, mache eine runde Oefi- Ynung von einer Linie Durchmesser in dasselbe, bringe es = 50 nahe ans Auge, dass es fast die Cornea beriihrt, und = stelle sich vor eine mit graulicher Farbe gleichmássig iiber- zogene Wand: man wird den gróssern Theil des Gesichts- oldeč frei erblicken. Wenn nun das Papier nicht zu schnell in Distanzen einer Linie von einer Seite zur andern bewegt wird, so zeigt sich die Peripherie eines grossen grauen Kreises von beinahe dreissig Graden Durchmesser, in dessen Mitte ein kleinerer lichter Kreis von zwanzig Graden Durchmesser sich befindet,*) dessen Rand bei mir nach oben und innen nicht vollkommen begránzt ist, und wie verwischt erscheint. Diess in meinem rechten Auge, im linken konnte ich von dieser Er- scheinung durchaus keine Spur bemerken. Diese Figur ist durchaus identisch mit derienigen, deren ich oben (pag. 113 resp. 120) unter den Druckfiguren erwáhnte; auch jene konnte ich am linken Auge nicht hervorbringen. Ich leite sie von einer der Anlage oder dem Habitus nach geringern Empiindlichkeit der Refina gegen das Licht an denienigen Stellen ab, die in der Figur grau erscheinen, welche sich aber erst bei einer gróssern Beschattung ergeben. Daher zeigt sich eine Spur dieser Figur auch dann, wenn ich, das Auge zum grósstmoglichen Nahesehen einrichtend, auf die graue Wand hinblicke, und dabei mit den Augenliedern etwas zublinzle, in welchem Falle die /ris selbst den schattenden Kórper abgibt. *) Siche Fig. 37. 122 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. XIII. NOCH EINIGE METHODEN, DIE VENÓSE FIGUR DER RETINA ZUR WAHRNEHMUNG ZU BRINGEN. B ieselbe runde Oefinung des vorhergehenden Versuchs kann RA man anwenden, um die Aderfigur *) bis in ihre feinsten Zer- jď | ástungen und Anastomosen sichtbar zu machen. Man richte 0 P den Blick, die Oefinung nahe am Auge haltend, statt gegen = 2 die graue Wand des vorigen Versuchs, gegen den lichten Himmelsraum, und bewege das Papier schnell zitternd und in kurzen Absátzen hin und her. Man erblickt ein áusserst complicirtes Adernetz 118 in grau und weiss neben einander laufenden Linien; auch hier bleibt in der Achse ein runder Fleck von allem Geáder unberiihrt. Unter ge- genwártiger Bedingung des Versuchs finde ich vielfache Anastomosen zwischen den oberen und den unteren Aestchen, die sich mir bei der kreisenden Seitenbeleuchtung mit der Kerzenilamme (a. a. O.) nicht zeigten. Es wáre unmóglich, diese Figur bis in ihr letztes Detail zu zeichnen, und auch ůberiliissig, da dieser Versuch von einem jeden mit der gróssten Leichtigkeit angestellt werden kann. Wenn der Durch- messer einer Linie noch zu viel Licht durchlásst, so vermindere man ihn nach Erforderniss. 2. Steinbuch's Adernetz mit circulirenden Blutkiigelchen, sicht- bar durch einen Druck am áussern obern Theile des Augapfels,**) gelang mir nur friher iragmentweise zu erblicken.***) Nunmehr aber habe ich durch unzáhlige Versuche das gehorige Mass des Drucks (welcher etwas plótzlich seyn muss) mir eigen gemacht, und nun erscheint mir in einem grósseren Umfange und Continuitát dieselbe eben erwáhnte venóse Figur der Retina. Die vollige Conformitát der Verástelung und das unausge- setzte Fortrollen der Kiůigelchen waren fiir mich entscheidend, sie fiir venós anzusprechen. Die Oscillation darf uns hierbei nicht irren, weil 119 sie nur mittelbar auf die Erscheinung einen Einfluss ausiibt, in sofern sie die Wirkung des Drucks vermehrt oder vermindert. 3. Noch eine andere Methode, die Aderfigur in grósster Deutlich- keit darzustellen, ist folgende. Man nehme eine Lupe von etwa einem Zolle Focusdistanz, stelle sich in hellen Sonnenschein, und werfe den Focus durch die Albuginea -= - U *) Beitráge p. 89, resp. 29. **) S. Harles Jahrbicher der deutscher Medicin und Chirurgie, IIIter Band 2tes Heit, Seite 270. ***) Beitráge p. 127, resp. 40. 123 120 J. PURKYNĚ: an der usseren Seite des Augapfels in das Innere desselben, indem man dieselbe zitternd hin und her bewegt. Man erblickt in einem hellen Nimbus, der die vorliegenden áusseren Gegenstánde iberzieht, die Ein- trittsstelle des Gesichtsnerven als eine bláuliche Ellipse, und von dieser aus das Geáder in schwarzen, hellverbrámten Linien nach seiner be- kannten anatomischen Gestaltung, wie sie Som mering€g in den Got- ting'schen Societátsschriften 1799 zuerst beschrieben hat. Dieser Versuch ist viel leichter anzustellen, als jener mit der Lichtilamme, und durchaus unschádlich fiir das Auge, weil das durch die Sclerotica und Choroidea durchdringende Licht áusserst gemildert ist. Um die Deutlichkeit der Erscheinung zu verstárken, kann man einen Bogen geschwárztes Papier vor das Gesicht halten. XIV. FOCUSBILD IM INNERN DES AUGES. „an nehme ein biconvexes Glas von 4 bis 5 Zollen Focus- S distanz, entferne sich 4 bis 5 Schritte von einer Kerzen- z Hlamme, und werfe den Brennpunct auf irgend eine Seite s/(HEE des Randes der Albuginea, und man wird im Gesichtsfelde (eme] nahe am Achsenpuncte einen mattleuchtenden Kreis mit einem lichteren excentrischen Flecke erscheinen sehen. Ich halte dieses Phánomen fiir das durch die immer etwas transparenten Membranen des Augapfels in Kreisgestalt zerstreute Flammenbild. Dieser Versuch erleidet mancherlei Modificationen, je nachdem man sich der Flamme náhert, oder von ihr entfernt. Auch hierbei komrnt die Aderfigur sehr deutlich zum Vorscheine. XV. UEBER DAS FLIMMERN VOR DEN AUGEN NACH DEM GEBRAUCHE DES ROTHEN FINGERHUTS.") =„eine leibliche Erfahrung iiber die so verschiedenartigen, bis ins Kleinste specificirten subjectiven Lichterscheinungen des z Auges lassen mich hinter den allgemeinen unbestimmten HE É Ausdriůicken von Schein, Flimmern, Funkeln u. s. w. jedes- =] mal etwas vermuthen, was bei náherer Beobachtung sich als etwas ganz Specielles, ráůmlich genau Bestimmtes erweisen miisse. Mich konnten daher auch die Angaben der Patienten ber ein gewisses *) Vergleiche J org, Materialien zu einer kiinftigen Heilmittellehre. I. Band. Leipz. pag. 457, 460—462. 124 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Flimmern vor den Augen, nach dem Gebrauche der Digitalis purpurea niemaís befriedigen, und ich konnte dem Interesse nicht widerstehen, iiber diesen Gegenstand eine genauere Ueberzeugung zu suchen. Ich nahm deshalb vier Tage hindurch das wássrige Extract der Digitalis zu drei Granen táglich; ich spiirte bei dieser so geringen Dosis im úbrigen Korper keine Einwirkung, jedoch bemerkte ich schon den zweiten Tag ein sehr schwaches Flimmern vor dem linken Auge, wobei ich aber in der Vertheilung des Lichten und Schattigen keine bestimmte Confor- mation entdecken konnte. Es war, wie wenn bei jedem Blicken des Auges die Crystallinse erzitterte, wobei die veránderte Brechung eine schnell voribergehende Vertheilung der lichten und schattigen Stellen an den Gegenstánden hervorbrachte; der Schein machte mich auch geneigt zu glauben, dass eine solche mechanische Veránderung in den Gebilden des Auges die Erscheinung bedingen móge. Den dritten Tag wurde das Flimmern etwas bedeutender, es wurde nicht bloss bei Zublinzeln der Augen bemerkt, sondern auch jedesmal, so oft ich aus einer lichten Partie im Gesichtsfelde (z. B. dem Fensterraume) in eine dunkle hin- iiberblickte. Diess brachte mich auf die Vermuthung, dass nicht mecha- nische Bewegung, sondern der plótzliche Uebergang von Licht und Schatten eine von den Hauptbedingungen jener Erscheinung sey. Ich heftete daher das Auge gegen den lichten Himmel, und bedeckte es plótzlich, ohne es zu schliessen, mit der flachen Hand, wobei das Auge nicht im geringsten in Bewegung kam, und nun erschien das Flimmern eben so deutlich wie zuvor. Die folgenden Tage bildete sich die Er- scheinung auch am rechten Auge deutlicher aus. Wiederholte Beobachtung schárite den Blick, und ich konnte schon eine bestimmte Conformation unterscheiden; Fig. 38. gibt davon einen Abriss. Es zeigte sich in der Mitte des Gesichtsfeldes ein rundlicher Fleck von mattleuchtendem Lichte, der abwechselnd verschwand und wieder auftauchte, und um den concentrisch mehrere solche Licht- und Schattenwellen in áhnlicher Bewegung bemerkbar waren. Dieses Flimmern dauerte auch nach dem Gebrauche der Digifalis einige Tage (zusammen sieben) fort, nur wurde es zuletzt aussetzend und erschien jedesmal auf eine kurze Zeit, wenn ich aus dem Freien nach der mássigen Anstrengung des gewohnlichen Gehens und Treppensteigens ins Zimmer trat. Uebrigens war mir dieses Flimmern gerade so, wie es sich mir in seiner speciellsten Form nach dem Gebrauche der Digifalis darbot, aus friiherer Zeit nicht unbekannt. Sehr oft zeigte sich mir dasselbe nach heftigeren Anstrengungen der Athmungsorgane, wenn ich z. B. mit jemand um die Wette gelaufen war, und ich zweifle nicht, dass auch andere bei áhnlichen Gelegen- heiten dasselbe werden gefunden haben. Dieser Umstand deutet zugleich darauf hin, dass dieses Flimmern sympatisch sey, und seinen idiopa- 125 — jm DÝ 2 1 J. PURKYNĚ: patischen Sitz in den Lungen- und Herzpartien des Nervus vagus haben 123 měge. Um mich davon zu iigerzeugen, und vielleicht eine noch klarere 12 W Erscheinung jenes Flimmerns zu erhalten, unternahm ich einige Wochen darauf einen ergiebigeren Versuch. Ich nahm Morgens um acht Uhr, eine Stunde nach einem mássigen Friihstiicke, eine concentrirte Abkochung der Blátter von Digifalis pur- purea (2 Drachmen auf ein halbes Ouart eine halbe Stunde gekocht.*) Erst gegen zehn Uhr fiillte ich Ekel, der Puls, der in seiner gewohn- lichen Freguenz zwischen 60—70 steht, war auf 54 gesunken, dabei manchmal aussetzend, und ich fiihlte eine Beklemmung bei jedem aus- setzenden Schlage, wie wenn das Herz gelinde mit der Hand angefasst wůrde; iibrigens fiihlte ich mich bei Kráften. Zu Mittage ass ich ohne Appetit die gewohnliche Portion, und dachte durch diesen Reiz das Ekelgefiihl aufzuheben. Nachmittags war das Befinden dasselbe. Abends gegen halb neun Uhr bekam ich eine Anwandlung des sogenannten Herzwurms mit aussetzendem Pulse, mit Congestionen gegen den Kopí, besonders gegen das Hinterhaupt und etwas links, und mit Neigung zum Erbrechen. Ich erregte also mehrmals das Erbrechen durch mechanischen Reiz der Zungenwurzel und des Kehldeckels, wobei eine grosse Menge Speichel nebst Schleim und ver- sauerten Speisen abging; vom Decocte der Digifalis zeigte sich keine Spur. In der Nacht erwachte ich aus einem ruhigen, traumlosen Schlafe drei Mal, von einem heftigen Niesen geweckt, welches vom Magen- munde als ein gelindes Ekelgefiihl aufstieg, und in den beim Niesen thátigen Nerven sich entlud. Erst den andern Tag gegen fiiní Uhr Morgens kam ein spontanes Erbrechen, welches keine Speiseiiberreste mehr, sondern eine Ouantitát des Decocts fast unverándert entleerte. Jetzt erst zeigte sich das Flimmern am linken Auge: Ekel, Herzbeklem- mung, Schwáchegefiihl und Zittern in den Muskeln dauerte den ganzen Tag. Ich war nicht aufgelegt, das Bette zu verlassen, der Appetit lag darnieder, und ich nahm nur zuweilen etwas reine Suppe, um das kinstliche Erbrechen, welches noch immer Digifalis fórderte, zu unter- stůtzen. Erst gegen Mittag zeigte sich das charakteristische Flimmern auch am rechten Auge ausgezeichnet deutlich, so dass ich seine Umrisse genau aufzeichnen konnte.**) Nebst diesem konnte ich im Auge bei Schliessung und gelindem Reiben desselben ein gualmendes Phosphoresciren erzeugen,***) von jener *) Vergl. Fogo's Fall der Wirkung einer ungewoóhnlich grossen Gabe der Digi- talis. Neue Sammlung auserlesener Abhandl. VII, Bd. 2tes Stiick p. 214. **) Siehe Fig. 39—41. ***) Siehe Fig. 42. 126 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Art, dergleichen ich in meinen ersten Beitrágen p. 63, resp. 21 beschrieben habe. Uebrigens war das Auge ungewóohnlich empfindlich gegen das Licht, jedoch fand ich die Pupille nicht im geringsten iiber ihr gewóhn- liches Mass erweitert. Ich erbrach mich noch mehrmals des Tages mit Hůlfe mechanischer Reizung, wenn Ekel und Neigung zum Erbrechen auf einen hoheren Grad stiegen. Selbst noch den dritten Tag blieben alle Symptome sich gleich. Erst den vierten Tag ging ich aus, fiihlte mich sehr abgespannt, be- sonders schmerzten die Waden, ich bekam eine leichte Diarrho, und liess einen sehr rothgefárbten brennenden Urin mit etwas Schleim. Am vierten Tage bemerkte ich nach einem im Auge gefiihlten Brennen eine kleine Pustel an der Peripherie der Hornhaut des rechten Auges, gegen den innern Augenwinkel zu, mit einem kleinen Kreise von Entziindungs- gefássen, wo ich sonst nie an einer spontanen Augenentziindung gelitten hatte. Erst am siebenten Tage verliess mich die Herzbeklemmung, der langsame Puls, der Wadenschmerz und die Appetitlosigkeit vollstándig. Das Flimmern zeiste sich noch bis zum Il5ten Tage. Wáhrend der ganzen Zeit war das Gehirn nicht im geringsten primár afficirt (wie z. B. nach Opium, Campher, Datura etc.). Ein habitueller Reizhusten, den ich seit mehreren Wochen hatte, blieb wáhrend dieser Affection rein aus, und ist auch spáter nicht wieder- gekehrt. Es ist mir leid, dass ich bei dieser Gelegenheit nicht auf den Rhythmus des Athmens, welcher durch den a der Digitalis lang- samer werden soll, aufmerksam war. Ich komme nun zu náherer Betrachtung der gesehenen Lichtge- stalten. Fig. 39 zeigte sich den zweiten Tag; den dritten zeigte sich auch mitunter Fig. 40 als ein gesteigerter Grad der ersteren. In den letzten Tagen, wo das Flimmern schon abnahm und aussetzte, zeigte sich nur noch ein Fragment, Fig. 41, jedoch nicht stets an gleicher Stelle und auf gleiche Weise. Ohne weitláufige Beschreibung mit Hin- weisung auf die Figuren will ich diese Gestalten Flimmerrosen nennen. Das Licht selbst ist ein subjectives, dem Wesen nach der Blendung gleich, die nach Einwirkung eines starken áusseren Lichtes im Auge zurůckbleibt. Dieses Licht ist aber nur einen senniok. wo der Wechsel zwischen Licht und Schatten Statt findet, andauernd, und verschwindet sogleich wieder. Es wird nur durch áusseres Licht angeregt, sonst durch kein Reiben oder Driicken. Es ist durchscheinend, daher es auf die Gegenstánde, besonders auf die Schattenpartien einen schwachen Blen- dungsschimmer Wwirft, und daher ihre Sichtbarkeit vermindert, ohne sie aufzuheben, nicht wie das Blendungsbild der Sonne thut. Diese Aehnlich- 127 já 25 12 -I J. PURKYNĚ: keit mit den Blendungsbildern gibt zugleich eine begueme Methode an die Hand, sich eine ziemlich deutliche Anschauung davon zu verschafien, ohne něthig zu haben, die unangenehmen Versuche mitzumachen. Man male nach dem Vorbilde der angefiihrten Figuren auf reines Wweisses Papier áhnliche Gestalten, nur dass die weissen Partien tief schwarz angelegt, die grauen weiss gelassen werden; nun sehe man die Figur, so nahe als měóglich am Auge, damit sie den gróssten Theil des Gesichts- feldes einnehme, im hellen Sonnenscheine eine Weile an, bis man glaubt, dass sich ihr Blendungsbild hinreichend eingeprágt hat, sehe sodann auf die náchsten Gegenstánde vor sich hin, und schliesse und čfíne abwechselnd das Auge, so wird man sich wenigstens von dem Ma- teriale und der Conformation der Lichtgestalt einen Begrifí machen kónnen. Die innere Bewegung aber, das Verschwinden und Aufblicken der- selben, zeigt am besten die bewegte Wasseriláche in einem breiten Ge- fásse, die durch schnelle Beriihrung an einer oder mehreren Stellen ins Schwanken gebracht wird. Fig. 42 gibt eine beiláufige Anschauung der oben genannten gualmenden Figur, die sich mir beim Schliessen und Reiben des Auges zeigte, nur muss man die einzelnen Lichtilecke in zunehmender und abnehmender Aufwallung und wechselseitiger Be- wegung gegen einander vorstellen. Am besten kann man sich dieselbe versinnlichen, wenn man mit einer Lósung von Phosphor in Oehl im Finstern auf einer Fláche áhnliche Striche macht, und sodann, wenn sie schon zu verschwinden anfangen, durch Zuwehen der Luft sie wieder anfacht, wobei ein áhnliches Oualmen, Ab- und Zunehmen des Lichts, Autblicken und Wiederverschwinden desselben, wie bei jener subjectiven Erscheinung zu beobachten ist. Beide Gattungen von Lichtgestalten haben in ihren Umrissen durchaus nichts Constantes, was auf eine innere Beziehung zur Organisation der Retina, wie diess beim Achtstrahle und beim Schneckenrechteck*) der Fall seyn kann, schliessen liesse. Obige Bemerkung, dass das Flimmern beim Gebrauche der Digi- talis mehr sympatisch als idiopathisch sey, und von Affectionen des Nervus vagus abhánge, bestátigt sich im letztern Versuche in einem noch hóhern Grade, indem alle iibrige Symptome, der Ekel, das Herzspannen, das Niesen, die Einwirkung aufs Herz und die Lungen, ein Ergriffenseyn dieses Nerven deutlich beweisen. Ich zweifle nicht, dass auch bei andern Affectionen desselben, z. B. nach dem Gebrauche anderer ekelmachender Mittel, ein áhnliches Flimmern erscheinen kónne. *) Vergleiche Beitráge Fig. 3 und 4. 128 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. XVI. EINIGE BEMERKUNGEN ZUR LEHRE VOM FERNE- UND NAHESEHEN. m o wie des Auges Thátigkeit den Raum nach der Circum- ferenz der Gesichtsspháre durch directes und indirectes Sehen und durch die Bewegungen des Augapfels bestimmt, so besitzt es auch ein eigenes Vermogen, durch innere uns á A noch fast gánzlich unbekannte Modificationen seines Apparats denselben auch nach der Tiefe zu bestimmen; erst durch diese Thátig- keiten zusamengenommen wird das Gesichtsobject mit gleicher Klarheit nach allen Dimensionen angeschaut. Das Auge hat die Fáhigkeit, den Punct des deutlichen Sehens (Klarpunct), der durch optische Gesetze bestimmt wird, in der Richtung der Sehachse bis auf eine jedem Individuum eigene Entiernung von 7 bis 30 und mehreren Zollen zu projiciren, und so wieder bis auf die Náhe einiger Zolle zuriichzuziehen, und dadurch sich der Náhe und Ferne der Gegenstánde zu accommodiren. Durch diese Thátigkeit wird zunáchst in der Achsenlinie ein Abschnitt des deutlichsten Sehens (die Klarweite) bestimmt. Wird das Auge im Conus des directen Sehens herumcgefiihrt, und dabei zugleich die Klarweite eines jeden Radius dieses Spháren- segments bericksichtigt, so ergibt sich eine Schicht von verschiedener Máchtigkeit bei dem und jenem Individuum, innerhalb welcher bei allen Bewegungen des Auges, mit oder ohne Zuthun des Kopfes und des úbrigen Kórpers, das deutlichste Sehen Statt findet (Klargebiet). Inner- halb dieses Gebietes ist das Auge reell und physiologisch thátig, seinen Gegenstand nach allen Richtungen mit gleicher Klarheit zu ergreifen; was ausserhalb desselben liegt, fállt mehr oder weniger der Imagination anheim, wie ich spáter zeigen werde. Wir iiben dieses Vermoógen, ohne dariiber zu reflectiren, und vollenden dadurch die Bestimmung des Raumes, der uns sonst immer nur als eine Fláche erscheinen wůrde. 1. Ich habe schon an einem andern Orte*) die Methode beschrieben, wie man die Bewegungen der Pupille seiner Willkiihr unterwerfen kónne. Dieselbe dient auch, um das Nahe- und Fernesehen an sich, ohne Riůcksicht auf einen Gegenstand, recht in seine Gewalt zu bekommen. Man kann sich zu diesem Behufe einen eigenen Apparat einrichten. Man nehme mehrere (5—6) mássig grosse, reine, diinne Glasplatten, bemerke ihre Mittelpuncte mit weissen Tipfelchen, und befestige sie auí einem Brettchen parallel hintereinander, in Distanzen von 1 bis 2 Zollen; werden sie nun vor das Auge gebracht, so dass das vorderste +) Beitráge p. 123, jetzt 39. 129 129 130 13 jh 132 J. PURKYNĚ: weisse Tiipfelchen in der grósstmoglichsten Sehnáhe steht, die andern aber nahe an die Achsenlinie des Auges zu liegen kommen, so kann der Blick willkiihrlich von dem vordersten Tipfelchen zu den folgenden bis zum hintersten und wieder zurick frei bewegt werden, und bald in diesem, bald in jenem Puncte ruhen, oder sich iiber die entspre- chende Glasscheibe ausbreiten, wodurch der Punct als selbststándig im Raume locirt wird. Durch oftmalige Wiederholung dieses Versuches gelangt man nach und nach zum Gefiihle der willkůhrlichen Bewegungen des Auges beim Ferne- und Nahesehen. Auch wenn man die Schneide eines Lineals nahe an die Sehachse des Auges bringt, und nun abwechselnd die náheren und entfernteren Stellen derselben ansieht, wird man den Punct des deutlichen Sehens vor und riickwárts auf der Schneide hinfahren sehen. Wenn man €ine oder die andere dieser Uebungen vielfach angestellt hat, immer dabei aufmerkend auf die empfindbaren Bewegungen des Auges, so versuche man nun, dieselbe Thátigkeit ohne Gegenstand, z. B. vor dem reinen Himmel, fiir sich anzustellen. Ist es endlich gelungen, so hat man ein Organon mehr in der Kunst, subiective Gesichtspháno- mene zu beobachten. 2. Hat man sich diese Fertigkeit erworben, so versuche man, ein Nahes wie ein Entferntes, ein Entferntes wie ein Nahes anzuschauen. Im ersten Falle muss man den Punct des deutlichen Sehens iiber den Gegenstand hinausriůicken, wie wenn man durch denselben durchsehen wollte; im zweiten Falle muss man ihn gleichsam seinem fernen Stand- puncte entreissen, und nahe vors Auge in die freie Luft hinsetzen. In beiden Fallen erweitert sich sein Bild und sein Umriss wird unbe- stimmter. im Edinbouroh Philosophical Journal II. 1820. p. 59. erzáhlt John Gillies in einem Briefe an Dr. Brewster einen ihn selbst betrot- fenen Zustand, der in einzelnen Fállen kam und wieder verschwand, und den ich als eine pathologische Form unseres eben dargestellten kůnstlichen Nahesehens des Fernen betrachte. Wenn er in Gesellschaft sass, oder auf irgend eine Weise bescháftigt war, wobei eine anhal- tende und genaue Aufmerksamkeit nicht von nothen war, schienen die Gegenstánde innerhalb seines Gesichtskreises zuriickzuweichen und ver- háltnissmássig kleiner zu werden. Dieser Zustand nahm jedesmal all- máhlich bis zu einem gewissen Maximum zu, und kehrte eben so all- máhlich zum natirlichen Sehen wieder zuriůck. Die Dauer war von einigen Minuten bis zu 7 oder 8 Stunden. Im hochsten Grade schienen die Gegenstáníle 6—8 Mal entfernt zu seyn. Ueberdiess war die Deut- lichkeit des Sehens mit Abschlag der scheinbaren Entfernung nicht ver- mindert. 130 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. Diese Afiection betraf beide Augen, auch zeigte sich bei ihrer áusseren Untersuchung keine sichtbare Veránderung an denselben. Gil- lies war in dem Falle, in welchem derienige sich befindet, der plótzlich und ohne vorhergegangene Gewóhnung eines convexen Glases sich be- dient, wo ihm sodann die verkleinerten Gegenstánde auch entfernter erscheinen, bis sich allmáhlich das Auge in das Ausmessen des Raumes findet, und so der Widerspruch zwischen Erscheinung und Realitát aus- geglichen wird. Insbesondere aber glaube ich, dass sein Auge in einem krampihaften Zustande des Nahesehens (wo es convexer und verklei- nernd wird) auch bei entfernten Objecten begrifien war, so wie man solches auf oben angefiihrte Art kůnstlich hervorbringen kann. 3. Das in den vorhergehenden Nummern erwáhnte kiinstliche Nahe- und Fernesehen findet seine náchste Anwendung zur Auffindung des Brennpuncts eines convexen Glases, ohne sich der gewóhnlichen objec- tiven Methode zu bedienen, durch den blossen einfachen Blick. Man nehme einen Massstab mit Zollen und Linien bezeichnet, und lege ihn auf das untere Augenlied; an diesem bewege man ein convexes Glas in der Achse des Auges vor und růickwárts, bis die im Hintergrunde lie- gende Landschaft ohne Anstrengung des Auges mit der gróssten Prá- cision und verkehrt erscheint. Nun riickée man zwischen dem Auge und dem Glase die Spitze einer Feder, oder sonst was dergleichen, langsam vor und rickwárts, ohne jedoch aufzuhóren, die Gegenstánde der Land- schaft oder iiberhaupt das entfernte Object in seiner Klarheit anzusehen; man wird auf diese Weise in der Achsenlinie einen Punct finden, wo das Bild im Glase und die Spitze vor demselben mit gleicher Deutlich- keit, mit gleicher Anstrengung gesehen werden: dieser Punct ist der Brennpunct des Glases. Man befestige Glas und Spitze in den gefun- denen Standorten an den Massstab, bringe diesen vom Auge, únd be- festige nun an der Stelle der Spitze ein weisses Kartenblatt, so wird sich auf diesem die Landschaft oder das Fenster mit der gróssten Deutlichkeit abbilden, zum Beweise, dass hier die Stelle des Brennpunctes ist. Das Auge sieht also die Landschaft vor dem Glase im freien Luft- raume, was sich nach den Gesetzen der Optik von selbst versteht. Das- selbe Phánomen ist das allgemeiner bekannte vor dem Hohlspiegel, wo uns die vorwárts bewegte Hand aus demselben frei entgegentritt. Auch in einem Hohlspiegel prásentirt sich die Landschaft verkehrt, und das Auge sieht sie nur dann deutlich, wenn es auf den in seiner Sehweite fallenden Brennpunct hinblickt, der iibrigens nach derselben Methode ermittelt wird. Auch beim Durchsehen durch convexe oder concave Gláser ist das Auge, was seine Thátigkeit des Nahe- und Fernesehens betrifit, nicht bloss passiv, sondern es ist beim Durchsehen durch das convexe ge 131 136 J. PURKYNĚ: zum Fernesehen eingerichtet, beim Durchsehen durch das concave zum Nahesehen. Daher fiihlt man sich, Wenn man ungewohnt eine oder meh- rere Stunden concave Brillen gebraucht hat, ungewóhnlich kurzsichtig; hat man hingegen mit convexen Brillen mehrere Stunden gelesen, so fiihlt man das Auge beim Fernesehen erleichtert. Daher machen jene bei lángerem Gebrauche immer kurzsichtiger, diese immer fernsich- tiger. Ich habe, um meine Kurzsichtigkeit in etwas zu heilen, mich der convexen Brillen bei allem Lesen und Schreiben einen Monat hindurch bedient; ich fiihlte wohl, dass sie mein Auge stárkten, eine Abnahme der Kurzsichtigkeit habe ich jedoch nicht bemerkt. Ich zweifle nicht, dass wenn es irgend ein Mittel gibt, die Kursichtigkeit radical zu heilen, p es dieses hinreichend lange Zeit angewendet seyn miisse, weil das Auge dann immer zum Fernesehen angestrengt wird.*) 4. Schon als Knabe bemerkte ich bei einer meiner damaligen Lieb- lingsbescháftigungen, dem Steinschleifen, dass, wenn ich in dem Glanze der reinpolirten Fláche den einige Schritte entfernten Fensterrahmen betrachtete, dieser bei gewissen Entfernungen sich ausbreitete, matter wurde und endlich in die feinsten parallelen Linien sich verwandelte. Spáter bemerkte ich diese Erscheinung allenthalben, wo auf glatten reflectirenden Fláchen, besonders wenn sie etwas weniges hohl oder erhaben und cylindrisch waren, die Ránder des Bildes in diejenigen Lage zum Auge kamen, dass sie sich allmáhlich verbreiteten und un- scheinbar wurden: so an hohlgeschlifienen Scalpellen, an Medicin- iláschchen, an iiber eine Fláche ergossenen Wassertropfen u. s. w., auch beim Durchsehen durch ungleich brechende durchsichtige Gegenstánde, wo sich das dahinter liegende Lichtbild verbreitet, indem seine Strahlen ins Innere des Auges so fallen, wie wenn ihr Ausgangspunct ausserhalb der Distanz des deutlichen Sehens befindlich wáre. Dass diese Linien nicht von der Beschafienheit der Oberiláche abhángen, davon habe ich mich unzáhlige Male iiberzeugt, indem, wenn auch kleine Furchen, wie z. B. an hohlgeschliffenen Messern, sich vorfinden, diese auf jene Linien keinen Einfluss haben, und diese auch an Fláchen von Fliissigkeiten er- scheinen. Auch keine optische Erklárung wollte mir vollkommen ge- niigen, obgleich eine von den wesentlichen Bedingungen der Erscheinung die ist, dass die Strahlen des Bildrandes ihren vollkommenen Focus nicht auf der Retina bilden diirfen, und dass man die Geschicklichkeit besitzen muss, die Thátigkeit des Nahe- und Fernesehens gerade in demienigen Momente fest zu erhalten, Wo jene Streifen erscheinen. Al|- máhlich iiberzeuste ich mich immer mehr, dass das Phánomen gróssten- theils von subiectiven Bedingungen abhánge, indem ich in jenen Ouer- *) Vergl. Gilberťs Annalen, XXVI. p. 365. Baldwin's Cur der Fernsichtigkeit. 132 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. strichen Andeutungen der Aderfigur zu entdecken glaubte, deren Aestchen, in so fern ihre Richtung mit der der Ouerstriche correspondirte, licht auf grauem Grunde zum Vorscheine kamen.*) Bis jetzt begniige ich mich, auf diese Erscheinung, in sofern sie in diesen Abschnitt gehórt, hinge- deutet zu haben. Wollte man sie zu einem Versuche erheben, so wůrde ich rathen, Stangen von reinem Glase von "'/ bis 1'/, Zoll Durchmesser zu wáhlen, und an denselben das Fensterkreuz zu beobachten, bis der Ouerrahmen den senkrechten unter einem spitzen Winkel schief durch- schneidet, sich ausbreitet und tribe wird, wo er sich sodann, wenn man die gehórige Entfernung vom Auge gliicklich getroffen hat, seiner Lánge nach in sehr feine, nicht ganz regelmássige Ouerstreiíchen auf- lóset, in denen mitunter eine etwas von der Richtung abweichende breitere Linie zu sehen ist, die ich auf die Aderfigur beziehe. Ist der Fensterrahmen breit, so erscheinen nur seine Ránder ver- wandelt, nur wenn er enge ist, lóst er sich solchergestalt ganz auf. Auch kann man bei dieser Reflexion, besonders wenn man ein blankes, hohlgeschliffenes Messer zum Versuche wáhlt, an den Rándern die gelbe und blaue Farbe erscheinen sehen. Die Erklárung wird sich wohl darauf reduciren, dass der Brennpunct der Brechung oder der Reflexion, aus dessen Stelle wir in der vorhergehenden Nummer das Luftbild her- kommen sahen, in eine solche Náhe des Auges komme, als sonst das Lóchlein des Kartenblattes, wodurch man die Mouches volantes beob- achten will. Aehnliche Ouerlinien erblickt man auf weissem Kartenpapiere, wenn man einen breiten, scharí begránzten Strich' mit Tusche macht, und diesen nahe iiber die Entfernung des deutlichen Sehens bringt. Fernsichtigen wird der Versuch kaum gelingen, weil bei ihnen der Strich, er miisste denn sehr breit und gross gemacht werden, durch die nothige Entfernung zu sehr verkleinert werden wiůirde. 5. Da ich von Natur kurzsichtig bin, so will ich diese Gelegenheit benutzen, einiges iiber die Erscheinungen zu sagen, die nur denen wahr- nehmbar seyn mógen, welche ein kurzes Gesicht haben. Jurine's Erklárungen“*) iiber die Ausbreitung des Bildes auf der Retina, wenn der Gegenstand zu nahe oder zu entfernt ist, um deutlich gesehen zu werden, sind wissenschaftlich begriindet, und haben ihre vollkommene Giiltigkeit fiir einfach brechende Mittel. Ich fand jedoch schon bei meinen ersten Versuchen ber das Sehen ausserhalb der ge- wóohnlichen Distanz der Deutlichkeit, dass zwar bei allmáhlicher bis zur *) Vergl, Farbenlehre Bd. I. $. 426. **) Abhandlung vom deutlichen und undeutlichen Sehen in Smiths Lehrbuch der Optik, iibersetzt von Kastner, p. 491. 133 137 138 139 140 J. PURKYNĚ: gróssten Náherung das Bild gleichmássig sich ausbreitet, an den Ecken abrundet nnd wie es nach dioptrischen Gesetzen von selbst folgt; dass hingegen, wenn man den Gegenstand von Linie zu Linie iiber die Distanz des deutlichen Sehens hinausrůckt, die Bilder, wenn ihr Umfang nicht zu gross ist, sich nach gewissen Richtungen verdoppeln, ja ver- dreifachen und vervielfáltigen. Schon der Halbmond erschien mir am Himmel von jeher beiláufig in fiinf einzelne Bilder zertheilt, davon jedes zwar matter, iedoch dort, wo es gegen den Himmelsraum hervorragte, vollkommen abgegránzt (nicht zerfliessend) war, und deren innere Enden, sich wechselseitig deckend, ein helleres unregelmássiges Centrum bil- deten. Eben dasselbe erfuhr ich an Kerzenilammen in einer Entfernung von 20 bis 30 Fuss. Riickte ich weiter bis 100 Fuss und dariiber, so zeriloss ihr Bild allmáhlich in einen runden Lichtileck, dessen Inneres mit verschiedenen hellen und dunkeln Tiipíchen und Linien bedeckt war (die sich iibrigens auf Ungleichheit der Brechung in den Medien des Auges beziehen, und wovon anderswo ein Mehreres). Man mache auf schwarzem Papiere eine weisse Kreislinie von einer Linie Durchmesser, und bewege diese allmáhlich bis ganz nahe vors Auge. Sie wird sich nach allen Dimensionen verbreiten, das schwarze Innere bedeckend, bis davon nur ein kleiner Punct mit gelbem Rande zu sehen ist; auch dieser verschwindet, es zeist sich nur noch ein gelblicher Fleck, und endlich ein weisser Mittelpunct bis zur grosstmoglichen Náherung. Diese Reihenfolge der Erscheinungen entspricht ganz derienigen, die sich bei einer Glaslinse nach optischen Gesetzen erwarten lásst, so wie Jurine demonstrirt und auís Auge angewendet hat. Nicht so ver- hált sich die Sache, wenn wir den Kreis iiber die Distanz des deutlichen Sehens vom Auge entfernen. Hier erweitert sich das Bild nicht in sich selber und von den einzelnen Puncten seines Inhalts aus, ohne seine Einheit zu verlieren, sondern es tritt auseinander, und vervielfáltigt sich als solches mit seiner urspriůnglichen Beschránkung; dabei vertheilt sich die im Urbilde concentrirte Lichtmasse gleichsam auf die iibrigen, und wird um so viel matter. Ich habe Fig. 43 diese Folge der Erscheinungen abgebildet, um den Vernsichtigen und denen, die sonst keinen Reiz fihlen, den Versuch nachzumachen, entgegen zu kommen. Ich zweifle nicht, dass andere Kurzsichtige die Brechungen und Ver- vielfáltigungen bei sich anders erfahren werden, worauf es iibrigens als Zufálligkeiten weniger ankómmt, wenn nur der Hauptsatz besteht, dass sich das Bild bei Wegriickung aus der Distanz des deutlichen Sehens und Entiernung vom Auge anders verhalte, als bei dessen Náherung, und zwar dass es sich vervielfáltige, statt sich einfach auszubreiten. Bei einer einfachen Linie, weiss auf schwarz, zeigen sich diese Phánomene bei mir sehr verschieden, je nach ihren verschiedenen Rich- 134 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. tungen. Am deutlichsten scheidet sie sich in der waagerechten, dann noch in mehreren andern bestimmten Richtungen; in andern Zwischen- richtungen hingegen vermischen und verwirren sich die einzelnen Bilder mehr, als bei den iúbrigen, in einigen ziehen sie sich auf einen Raum zusammen, in andern breiten sie sich mehr aus. Bei diesen Versuchen kómmt die oben erwáhnte Fertigkeit im freien Ferne- und Nahesehen sehr zu Statten, indem man die in der gewohnten Distanz entfernte Linie so ansieht, wie wenn sie ganz nahe dem Auge geriickt wáre, wo- durch es unnothig wird, sie zu weit vom Auge zu entfernen, und da- durch ihre Lichtwirkung zu schwáchen. Wenn man sie dann vor dem Auge um ihre Mitte herumdreht, so kann man sehr leicht diejenigen Richtungen beobachten, bei welchen die Verdoppelung und Verviel- fachung und das Auseinandertreten der Bilder am gróssten sind. Bei mir findet sich diese Vervielfachung am gróssten nahe an der waage- rechten Richtung, sowohl in €iner geringen Abweichung nach rechts als nach links. Ich unterscheide sechs solche auseinander tretende Linien, davon jedesmal eine heller, die andere matter ist, deren Trennungsraum noch eine Trůbung nachschleppt, und die sich wechselseitig iiber und gegen einander verschieben, so wie die Richtung der Linie verándert wird. Am meisten in einander verfliessend sind sie bei der senkrechten, am geschiedensten nahe an der waagerechten Richtung. Hierbei ist das merkwůrdig, dass bei allmáhlicher immer grósserer Entiernung der Linie vom Auge bei der waagerechten Richtung ein oberes Nebenbild sehr weit davon abtritt, indessen bei der senkrechten die Ausbreitung gleichfórmig geschieht. Es ist mir wahrscheinlich, dass diese Brechungen in der Hornhaut ihren Sitz haben, weil schon eine gróssere Thránen- schicht, ein leiser Druck durch das obere Augenlied auf dieselbe eine Abánderung darin verursacht, weil ein lánger anhaltender Druck auí die Cornea, wie ich schon anderswo bemerkt habe, eine Doppelbrechung hervorbringt, und weil diese Verdoppelung und Vervieliachung durch einen in einer der Divergenz unter 90“ entgegengesetzten Richtung an- gebrachten Druck eingeschránkt, ja vóllig aufgehoben werden kann. Am meisten problematisch war mir bei diesen Erscheinungen der Umstand, dass in denselben Medien des Auges zugleich Vervielfáltigung und einfache Brechung, je nach der Distanz des Gegenstandes, bei der- selben bleibenden Spannung und Disposition des Auges Statt finden kónnen. Hátten die Medien des Auges ein fixes Brechungsvermogen, wie das des Doppelspaths und anderer Krystalle, so miisste dieses bei allen Entfernungen concentrirte oder zerstreute mehrfache Bilder auí der Retina darstellen; da dieses aber nicht der Fall ist, so muss jene Vervielfáltigung einen andern Grund haben. Důrfte man sich die Horn- 135 jh 41 14 14 © > J. PURKYNĚ: haut nicht ganz vollkommen convex denken, sondern mit mehrern kleinen, rund in einander iibergehenden Fláchen besetzt, so wáren alle Schwierigkeiten beseitigt. Ein nicht zu grosser Gegenstand wirde sich (so wie durch ein facettirtes Glas gesehen) in angemessener Entiernung vervielfáltigen; wáren die Winkel der Facetten gegen einander be- weglich, so kónnten sie gegen den Gegenstand so gestellt werden, dass sich die vervielfachten Bilder wieder vereinigten. Dass -dieser Fall bei der Hornhaut eintrete, davon kann man sich schon dadurch iiberzeugen, dass, wenn sie nur mit einer Schicht Thránen oder einer schleimigen Flissigkeit bedeckt, oder durch einen Seitendruck, oder noch mehr durch kleine Narben ungleichfórmig geworden ist, dieses sogleich auf die Verzerrung und Vervielfáltigung kleiner Gesichtsbilder Einfluss hat. Dass die Thátigkeit des Nahe- und Fernesehens diese Erscheinungen modificirt, liesse sich aus dem convexer und planer Werden der Horn- haut erkláren, so wie umgekehrt daraus auf die Veránderungen der Hornhaut zurickschliessen. Dass gerade die Kurzsichtigen diese Mehr- sichtigkeit mehr trifít, als die Fernsichtigen, wirde aus der bedeuten- deren Convexitát der Hornhaut folgen, an der die Differenzen einzelner móglicher Fláchen gegen einander grósser als an der planeren seyn, also auch die aufgefangenen Bilder der Gegenstánde mehr zerstreuen můssten. Dass bei der gróssten Náherung keine Vervielíáltigung, sondern eine blosse Verbreitung des Lichtbildes Statt finde, kónnte aus der Rea- litát der Convexitát der Hornhaut zur Entfernung des Gegenstandes erklárt werden, indem diese dann verháltnissmássig um so flácher scheint, je náher der Gegenstand an dieselbe geriickt wird. Noch eine andere Analogie kónnte man zur Erláuterung der Ver- vielfachung des Bildes wáhlen. Man nehme ein Kartenblatt, und steche sechs oder sonst eine beliebige Anzahl von Lóchlein in Entfernungen von halben Linien in dasselbe. Nun halte man es nahe ans Auge, und betrachte durch dasselbe eine Nadel. Diese wird in der Entfernung, wo sonst das Auge am deutlichsten sieht, einfach erscheinen, in noch grós- serer Entfernung beginnt sie nach der Zahl der gemachten Lócher sich zu vervielfíachen; dasselbe geschieht bei allmáhlicher Náherung bis nahe ans Auge, nur mit dem Unterschiede, dass dort die durch die Entfernung kleiner werdenden Bilder endlich auseinander treten, bei der Náherung hingegen grósser werden und verbunden bleiben, also im Ganzen eine unbestimmtere Erscheinung gewáhren. Im Allgemeinen zeigen sich hier dieselben Erscheinungen, wie im Vorhergehenden; es frágt sich nur, in wiefern die Hornhaut als ein Sieb vorzustellen wáre. Sobald man an- nimmt, dass die Cornea in einem gegebenen Auge nicht an allen Stellen gleiches Brechungsvermogen habe (Theils bedingt durch Unregelmássig- 136 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNĚ. II. keiten ihrer Form, Theils durch Ungleichheit der Structůur und Cohásion der einzelnen Theilchen), so kónnen alle diejenigen Stellen, die das Licht divergent machen oder lange vor der Netzhaut sammeln, als dun- kele angesehen werden, die neben ihnen liegenden, den Strahl nicht ab- leitenden Stellen hingegen als durchsichtige, die allesammt durch die Linse bei bestimmter Conformation derselben in einen Focus auf der Relina gesammelt werden kónnen. Die Ausfiihrung der Analogie wáre úberiliissig.*) 6. Um mit einem Male die eigene individuelle Disposition des Auges zur Vervielfáltigung und Doppelbrechung nach gewissen Richtungen in ihrer Besonderheit sich bekannt zu machen, muss man das, was oben an einer Linie und ihren verschiedenen Richtungen in der Succession be- obachtet worden, in seiner Coexistenz vor das Auge bringen. Man zeichne sich daher eine Reihe nahe an einander liegender (*/,—'/; Linie) concentrischer Kreise, so nett als móglich ausgefiihrt. Ich habe der- gleichen zur Beguemlichkeit Fig. 44. beigefiigt. Werden diese aus der Distanz des deutlichen Sehens hinausgeriickt, so erscheinen nach den Richtungen hin, wo die vervielfáltigten Bilder der Linien etwas reiner sich trennen, Bánder von deutlich unterscheidbaren parallelen Linien, dort hingegen, wo sich die vervielfáltigten Linien iibereinander schieben und verwirren, wolkichte Streifen und Zackennáhte, die alle vom Mittel- puncte nach der Peripherie gehen, und deren Zahl, Breite, Richtung bei verschiedenen Individuen verschieden, bei einem und demselben constant seyn mag. Driickt man an irgend eine Seite der Cornea, so bildet sich ein solcher Streifen, unter einem rechten Winkel zur Beriihrungsstelle, deut- licher aus. Hierbei ist zu bemerken, dass durch einen und denselben Druck das Auge theilweise fern- und nahesichtig gemacht wird, indem bei iibermássiger Náherung der concentrischen Kreise, indessen Druck und Fernsicht des Auges unverándert bleiben, die Richtung des Band- streifens um 90“ wechselt. Dasselbe kann man sehr deutlich an einer Figur von 16 und melr Radien***) zur Anschauung bringen. Wenn ich die Figur iiber die Gránze des deutlichen Sehens einige Linien entfernt halte, und einen leisen Druck an den oberen Theil der Cornea anbringe, so erscheinen die Radien in der Richtung des Drucks deutlich, indessen die iibrigen wegen der Entfernung undeutlich gesehen werden. Náhere ich nun, in die Ferne sehend, mit Beibehaltung des Druckes die Figur dem Auge, so kómmt eine Stelle, wo sie bis auf diejenigen Radien *) Vergl. Priestley's Geschichte der Optik, iibersetzt von Kliigel p. 487. Jurine, a. s. O. p. 506. **) La Hire, Accidens de la vue p. I. No. XX. LXIII. ***) Siehe Fig. 45. 137 145 14 -I 148 J. PURKYNĚ: deutlich gesehen wird, deren Deutlichkeit in grósserer Entfernung vom Drucke abhing; bei noch grósserer Náherung werden sie wieder tribe, bis auf einige Radien, die von den erstern unter einem rechten Winkel abstehen, und wieder klárer gesehen werden. Diese Versuche geben mir wieder wenigstens eine Analogie an die Hand, die in meinen ersten Beitrágen*) erwáhnten triiben Streifen beim Anschauen paralleler Linien zu erkláren. Wenn diese Streifen innerhalb des Raumes des deutlichen Sehens in der Richtung der Sehachse vor und rickwárts bewegt werden, so kann die Thátigkeit, womit das Auge zum Nahe- und Fernesehen sich einrichtet, hinter jener Bewegung zurickbleiben, oder ihr voreilen, wodurch den Streifen Anwandlungen grósserer Deutlichkeit oder Triůb- heit stellenweise mitgetheilt werden, die dann in ihrer Verbreitung iiber ganze Strecken der Parallellinien als Nebelstreifen erscheinen. 7. Ein leiser Druck auf die Cornea, oder noch besser ein gelindes Zerren des áussern Augenwinkels gegen die Schláfen hin**) kann durch partielle Abplattung derseiben eine kiinstliche Fernsichtigkeit hervor- bringen, wobei allerdings die Umrisse der Gegenstánde nach dieser oder jener Seite verzerrt erscheinen. Ich kenne Personen, die sich dieser Mittel habituell bedienen. Jedesmal wird dabei das Auge auf eine kleine Weile fiir die Nahesicht getriibt. Ich las in einem Biichlein***) von einem Anonymus ein Mittel, die Kurzsichtigkeit zu Curiren, welches darin be- stand, dass man ein Sáckchen mit Feilspáhnen jede Nacht iiber das Auge binde. Der Autor erklárt die Wirkung des Mittels von einer ma- gnetischen Einwirkung. Ich dachte dabei sogleich auf den mechanischen Druck, wodurch die Cornea etwas abgeplattet werden důrfte, und machte den Versuch. Ich fiillte ein Sáckchen von Leder mit feinen Feilspáhnen, im Gewichte von einem halben Pfunde, und band es iiber Nacht ibers Auge. Als ich den andern Tag frih bei Tageslichte zu lesen versuchte, fand ich eine Triibheit an den einzelnen Buchstaben, die ich bald als Vervielfachung erkannte; hingegen sah ich ziemlich deutlich die aus- nummer guer iiber die Gasse, davon ich sonst kaum eine Spur unter- schied, nur waren neben, unter und dariůber hin schwache Nebenbilder zu sehen, die zum Theil in das Hauptbild eingriiien und es bedeckten. In einer Entfernung von 40 bis 50 Schritten konnte ich Personen fast so deutlich, wie mit dem Augenglase unterscheiden, nur war das Bild etwas matter, und in der Umgebung desselben mehrere noch mattere Nebenbilder. In gehóriger Entfernung traten diese ganz aus dem Grund- bilde heraus, daher erschien dieses mit reinen Umrissen; bei alimáh- +) Beitráge etc. p. 112, resp. 36. **) Della Hire, Accidens de la vue. No. XXXII. ***) Heilkraít gewisser Bewegungen des Kórpers zur Vertreibung hartnáckiger Hy- pochondrie, Gicht und einiger andern Krankheiten. Leipzig. 138 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PIHYSIOLOGIE DER SINNE. II. licher Náherung traten sie in dieses zum Theil zurick, und afficirten dadurch seine Begránzung. Diese Disposition des Auges dauerte, so lange ich den Versuch fortsetzte, einige Stunden Vormittags, da ich aber das Gewicht vielleicht zu schnell steigerte, so entziindete sich das Auge etwas, und ich musste davon abbrechen. Vielleicht wiirde ein anhal- tender Gebrauch dieses Mittels fiir die Heilung oder wenigstens fiir die Verminderung der Kurzsichtigkeit von gutem Erfolge seyn, und es wáre zu wiinschen, dass damit neue Versuche gemacht wiůrden. Gewiss ist die uns iibrigens so zugáneliche Cornea eins der Hauptorgane des Ferne- und Nahesehens.*) 8. Wahrscheinlich haben mehrere kurzsichtige Augen folgende Ei- genschaft mit den meinigen gemein. Wenn ich einen entfernten Fleck an der Mauer, oder einen Stern bei einbrechender Nacht mit directem Sehen wahrzunehmen nicht vermag, so erscheint er sogleich, wenn ich das Auge nach irgend einer Seite wende, wo er nun durch indirectes Sehen aufgefasst wird. Wenn ich annehme, dass die Convexitát der Cornea (wie diess schon das von ihrer Oberiláche reflectirte Flammen- bild, das gegen ihre Peripherie hin breiter erscheint, wahrscheinlich macht) einen veránderlichen Radius besitze, so dass sie ringsherum in der Náhe der Einfigung in die Sclerotica von der geringern Convexitát derselben participire, und sich ihr als der hárteren anfiige, so ist es klar, dass die von der Seite einfallenden Strahlen ihren Focus entfernter werfen, und daher von entferntern Gegenstánden noch auf der Refina gesammelt werden, wo sie, von der vordersten Partie der Cornea auf- gefangen, schon vor der Netzhaut in einen Brennpunct zusammengehen, und auf diese nur in ihrer Zerstreuung gelangen, die so gross seyn kann, dass der umgebende lichte oder dunkle Grund das Bild des Gegenstandes vollkommen verschlingt und unsichtbar macht. 9. Wenn man einen Gegenstand (am besten Gedrucktes) in der Sehachse in der Distanz des deutlichen Sehens dem Auge immerfort náhert, ohne die Deutlichkeit aufzugeben, bis das angestrengte Nahe- *) Erst nachdem diese Schrift zum Drucke fertig war, kamen mir die interes- santen heautognostischen Beobachtungen des Leucopathen Sachs (Neue Materialien fir die Staatsarzneikunde, Wundarzneikunde und practische Heilkunde von J. H. G. Sehlegel, II. Band. Meiningen 1824) unter die Hánde. Die dort erzáhlten Facta iiber die Sáume an den Gránzen zwischen Licht und Schatten (p. 103 et sa.), das Ineinander- fliessen von Vierecken und Lettern, das friihere Verschwinden senkrechter als waage- rechter Linien (p. 122), der Ausspruch iiber seine paradoxe Myopie, die convexer Gláser benóthigt ist (p. 133), lassen sich nach unserer Ansicht alle aus einer ungleichen Kriim- mung der Hornhaut erkláren, die durch das lebenslángliche Blinzeln veranlasst wurde. Man kónnte ein solches Auge und diesen Augenfehler als Nebensatz das Conophthalmos, Gomphophthalmos (Keilauge) nennen. Ich empfehle dieses den Ophtalmologen zur Be- herzigung. 139 149 150 15 m J. PURKYNĚ: sehen schmerzhaft wird, so wird man bemerken, dass die Buchstaben allmáhlich kleiner werden; so wie man aber die Schrift vom Auge auf die mittlere Distanz des deutlichen Sehens entfernt, werden die Buch- staben sich vergrossern, und dariůber hinaus bei noch grósserer Ent- fernung sich perspectivisch wieder verkleinern. Die erstere Verkleinerung findet nur bei der gróssten Anstrengung des Auges zum Nahesehen Statt; starrt das Auge schlafí in die Ferne bei Náherung des Gegen- standes, so wird man nur dieienige Verbreitung und Vergrosserung des Bildes bemerken, die die Zerstreuung des Lichtes und die Náherung mit sich bringt. Die Fernsichtigen werden diese Erscheinung auffallender bemerken als die Nahesichtigen. Zwar scheint sie sehr paradox, doch kann sich von ihrer Wahrheit jeder leicht iberzeugen. Ich erkláre sie auf folgende Art. Wenn die Cornea oder die Linse durch die Anstrengung des Nahe- sehens convexer gemacht wird, so miissen auch die in kiirzere Brenn- weite geworfenen Bilder kleiner werden, und so wiůrde diese Erscheinung im Gegentheile auf das reale convexer Werden des einen oder andern Gebildes schliessen lassen. 10. Als ich den bekannten Versuch *) der Umkehrung der Steck- nadel von einer nahe am Auge gehaltenen kleinen Oefinung eines Karten- blattes in einem weiteren Umfange, als gewóhnlich geschieht, wieder- holte, fand ich Folgendes. a. Ich hielt die Stecknadel einige Linien, die Oefinung des Karten- blattes einige Zolle vom Auge: der Stecknadelkopí sammt einem Theile des Stieles erschienen verkehrt, scheinbar ausserhalb der Oefinung, und im Hintergrunde die entfernten Gegenstánde. Náherte ich die Steck- nadel der Oefinung, so vergrósserte sie sich, náherte ich sie dem Auge, wurde sie kleiner; hielt ich sie unverriůickt vom Auge, und entfernte allmáhlich die Oefinung bis auf den Anfang der Distanz des deutlichen Sehens (was bei mir ohne Anstrengung des Auges zum Nahesehen schon in der Entfernung von fiinf Zollen beginnt), so wurde die Stecknadel kleiner, verschwand endlich ganz, und war in der ganzen Strecke der Sehachse, innerhalb welcher mein Auge deutlich sieht, unsichtbar. Ueber diese Strecke hinaus (bei 9 Zollen), wo sie die Lichtoffinung wegen Kurzsichtigkeit des Auges wieder zu verbreiten anfing, erschien das. Bild der Stecknadel wieder, aber nicht mehr verkehrt, sondern erst 152 klein, dann immer grósser werdend; hierbei war, wie sich erwarten liess, von der hinterliegenden Landschaíft nichts mehr zu sehen. b. Dieselben Erscheinungen boten sich nur in einem kleinern Um- fange dar, wenn ich die Oefinung auf dritthalb Zoll entfernt hielt, und *) S. Gehler's physikalisches Wórterbuch, Art. Gesichtbetriigerei. B. II. p. 473. BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. nun abwechselnd mein Auge zum grósstmoglichen Nahe- und Fernesehen anstrengte, ohne das Blatt oder die Stecknadel zu verricken. Sowohl die Nichtumkehrung des Stecknadelkopís bei Entfíernung der Oefinung iiber die Sehweite, als die Abhángigkeit der Erscheinung von der Conformation des Auges machten mich gegen die gewohnliche Erklárung, die von der Kreuzung der Lichtstrahlen innerhalb der Oefi- nung hergenommen wird, misstrauisch. Im ersten Falle, bei iibermássiger Entiernung darí auf die Strahlen ausserhalb der Oefinung keine Růcksicht genommen werden, sondern man muss sie als unmittelbar von der Oefinung ausgehend annehmen, um den aufrechten Stand der Stecknadel zu erkláren. Warum sollte also diese Annahme nicht auch in jeder andern Entfernung, wenigstens zum Theile gůltig seyn? — Im zweiten Falle, wo die Erscheinung von den Modificationen des Auges abhángig ist, wird man von den obijectiven, ausserhalb dem Or- ganismus liegenden Bedingungen ins Innere des Organs hingeleitet, wo sich uns die Sammlung und Zerstreuung der Strahlen vor, an und hinter der Retfina als einziger móglicher Erklárungsgrund darbietet. c. Ich wurde daher veranlasst, zu versuchen, ob nicht jedes leuch- tende Bildchen in der erforderlichen Náhe oder Entfernung dieselben Erscheinungen darbieten wiirde, wie die Oefinung des Kartenblatts. Ich bediente mich sogleich zu diesem Versuche eines ganz blanken Stecknadelkopís, den ich auf einen Zoll vors Auge brachte, und dessen Lichtbild als eine mattleuchtende Scheibe sich darstellte. Zwischen diesen und das Auge riickte ich nun wieder einen andern Stecknadelkopí, der sich nun, wie ich eben erwartete, so wie zuvor vor der Oefinung im Kartenblatte verkehrt prásentirte. Bei der Entfernung des Lichtbildes bis in den Punct des deutlichen Sehens verkleinerte sich eben so wie zuvor das verkehrte Bild des Stecknadelkopis, verschwand, wáhrend sich das Lichtbild in der Distanz des deutlichen Sehens beweste, und als es iiber diese sich wieder verbreitete, kam wieder das Schattenbild der Stecknadel, Anfangs klein, dann grósser, in nicht verkehrter Stellung zum Vorscheine. Gleiche Erscheinungen zeigten sich, wenn ich bei un- verricktem Glanzbilde (wie zuvor auf dritthalb Zolle Entfernung) das Auge wechselsweise zum Nahe- und Fernesehen einrichtete. d. Weil jedoch dort gekreuztes und gebogenes Licht, hier reflec- tirtes die Erscheinungen vermittelte, so glaubte ich den ganzen Umfang derselben nicht erschopít zu haben, bis sie sich nicht auch am directen Lichte auf gleiche Art dargestellt hátten. An einer entfernten, in der Finsterniss der Nacht sichtbaren Lichtilamme zeigte sich das Schatten- bild der Stecknadel sogleich in nicht verkehrter Lage, wie in den beiden vorigen Fállen. 141 155 J. PURKYNĚ: Nun handelte sichs darům, ein so kleines directes Lichtchen zu be- kommen, dass es in die grósste Náhe ans Auge gebracht, ohne dieses zu afiiciren, auf eben die Weise wie die Oefinung im Kartenblatte be- handelt werden koónnte. Ich wáhlte hiezu einen diinn abgeschnittenen Streifen Schwammpapier. Dieses entziindet und bis auf einen Zoll vors Auge gebracht. zeigte den Stecknadelkopf eben so verkehrt wie das Licht durch die Oefinung, und wie das Glanzbild des blanken Metalls. Bei allmáhlicher Entfernung des Lichtes wurde er unsichtbar, und zeigte sich endlich wieder in aufrechter Stellung. Dieselbe Reihe der Erscheinungen zeigte sich bei feststehenden Lichtchen, wenn das Auge vor und hinter dasselbe zum Nahe- und Fernesehen sich anstrengte. e. Nun glaubte ich hinreichende empirische Data zu besitzen, um an die Erklárung des Gegenstandes zu gehen. Bei directem Lichte findet sich keine Schwierigkeit. Man nehme den leuchtenden Kórper a Fig. 47. so klein als moglich an. Bei iibermássiger Náherung wird sein Focus hinter die Retina nach f geworfen. Auf der Retina selbst werden die Strahlen vor ihrer Vereinigung ein verbreitetes Bild erzeugen, davon einer der Durchmesser im Profildurchschnitte des Auges d ď sey. Wird nun ein undurchsichtiger Kórper e g zwischen den leuchtenden Punct und das Auge geriickt, so wird ein Biindel der Strahlen intercipirt und bildet in dem Zerstreuungsbilde auf der Relina einen Schatten d 7, und zwar auf derselben Seite wie ausserhalb des Auges, also fiir die Se- henden selbst an der entgegengesetzten, da, so wie das verkehrte Bild der Netzhaut aufrecht, das aufrechte verkehrt gesehen werden muss. Der leuchtende Punct miisste unter denselben Bedingungen fůr uns ebenfalls verkehrt erscheinen, wenn nur die Umkehrung desselben im Zerstreuungskreise úberhaupt wahrnehmbar wáre. Doch wo das Auge nicht sieht, kann noch der Verstand mit Hilfe einer geregelten Phantasie sehen. Riickt man den leuchtenden Punct vom Auge in die Distanz des deutlichen Sehens, so bildet sich sein Focus unmittelbar auf der Refina; der Zwischenkórper (e g) wird dann keinen Schatten werfen, er wird nur das Licht des Focus so viel matter machen, als gross die Menge der Radien ist, die er bei seinem Vor- růcken auffánst. Wird endlich der leuchtende Punct ausserhalb der Distanz des deutlichen Sehens geriickt, so bildet er seinen Focus vor der Retina, und auí diese selbst werden nach der Kreuzung divergirende Strahlen fallen, Fig. 48. In diesem Falle wird der Schatten d 4 binter dem Focus an der der Bedeckung des Zwischenkorpers entgegengesetzten Seite zum Vorscheine kommen, also ein verkehrtes Bild auí der Retina erzeugen, welches, durch das Sehen ins Objective projicirt, gerade wird. Wird bei unverriůcktem Lichtpuncte und Zwischenkorper das Auge so verándert, dass der Focus bald hinter, bald in und bald vor die Re- 142 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINN. II. tina geworfen wird, so gilt vollkommen das Vorige. Das Sonnenbildchen, von der Fláche des blanken Stecknadelkopís reflectirt, schickt nach Ge- setzen der Catoptrik die parallel empfangenen Sonnenstrahlen divergent aus, als wenn es der unmittelbare Ausgangspunct derselben wáre; es gilt also von ihrem weiteren Verháltnisse im Auge und ihrer theilweisen Bedeckung dasselbe, was von dem directen gesagt ist. Endlich habe ich in Riůcksicht des ersten Falles, wo die Licht- strahlen durch eine kleine Oefinung gehen, Folgendes zu bemerken. Wir sahen bei No 3. gegenwártigen Abschnittes, dass die im Focus sich kreuzenden Lichtstrahlen sich gegen die brechenden Medien des Auges gerade so verhalten, wie wenn der Brennpunct selbst der unmittelbare Ursprung der Strahlung wáre, warum sollte die an einer kleinen Oefi- nung Statt findende Kreuzungsstelle der Strahlen nicht ein gleiches Ver- háltniss darbieten? Diess wůrde seine volle Giiltigkeit haben, wenn die sich in der Oefinung kreuzenden Strahlen bloss einfach wáren: so aber miissen sie in Riicksicht der hinter der Oefinung liegenden entíernten Gegenstánde als Biindel von parallelen Strahlen angenommen werden, deren jedes seinen Focus vor der Retina bildet, davon aber die auí die Retina selbst fallenden Zerstreuungskreise wegen der Exilitát des Biindels so klein und begránzt sind, dass sie der Deutlichkeit keinen Eintrag thun. Diese Biindel wiirden hinter der Retina wieder einen gemeinschaít- lichen Focus bilden, worin nicht die entfernten Gegenstánde hinter der Oefinung, sondern die Oefinung selbst als ein Lichtkreis abgebildet wiůrde; auf die Refina selbst kommen einzeln divergirende Zerstreuungs- kreise zu liegen, die in ihrer Totalitát convergiren. Diesen scheinbaren Widerspruch wird Fig. 49 am besten durch die Anschauung selbst be- greiflich machen. Man sieht hier die Verháltnisse der Fig. 49 und der Fig. 50 in eins vereinigt. Das Schattenbild des Zwischenkorpers muss auch streng genommen, den einfachen Momenten der Erscheinung entsprechend, in den kleinen Zerstreuungskreisen ad, cd, ef in einer der des gróssern Sammlungs- kreises gh entgegengesetzten Richtung sich bewegen, kommt aber in diesen nicht zur deutlichen Sinnesanschauung, sondern erscheint nur als ein schwacher Vorschatten, der dem Hauptschatten vorherláuít. Man sieht aus allen den vorhergegangenen Versuchen, wo die Erscheinungen bei directem divergirendem Lichte, als auch bei reflectirtem, zerbro- chenem und gekreuztem dieselben bleiben, dass der Ausgang der Strahlen vor dem Durchschnittspuncte derselben keinen wesentlichen Umstand ausmacht, und dass jeder Punct des Lichtstrahles mit gleichem Rechte als Ende und als Anfang angenommen werden kann. f. Dass sich der Brennpunct eines convexen Glases eben so ver- halte, wie die Oefinung mit den sich kreuzenden Strahlen, liess sich mit 143 158 159 160 J. PURKYNĚ: Sicherheit erwarten. Ich wáhlte ein Objectivglas von 6 Zollen Brenn- punct. Entiernte ich mich von einer Lichtilamme auf 20 Fuss, und brachte das Glas in die Sehachse, so, dass der Brennpunct bis auf die Náhe eines Zolles vor dem Auge geworfen wurde, und bewegte nun in diesem Zwischenraume den Stecknadelkopí, so erschien der verkehrte Schatten desselben in dem vergrósserten Flammenbilde auf der Retina. Fiel der Brennpunct bei Náherung des Glases gerade auf die Stecknadel, so kehrte sich allmáhlich ihr Schattenbild um, sich um seine Achse drehend, bis es, sobald der Brennpunct náher am Auge als die Stecknadel war, in die entgegengesetzte Richtung iiberging, wie wenn die Stecknadel sonst beim Kartenblatte vor die Kreuzungsofinung gebracht wird. Wenn z. B. der Stiel der Stecknadel zwischen Auge und Brennpunct horizontal gehalten wurde, so dass ein horizontales Schattenbild desselben in der Lichtilamme zu sehen war, so richtete sich dieses beim Uebergehen des Brennpunctes auf die Stecknadel selbst rechts auf, ging in die schiefe, dann in die senkrechte Stellung iiber, legte sich bei fortgesetzter Ná- herung des Glases links nieder, und stand horizontal in entgegengesetzter Richtung, sobald der Brennpunct die Stecknadel passirt war, und zwischen sie und das Auge zu stehen kam. Wáre der Brennpunct wirklich ein Punct, so wůrde er unter den augefiihrten Verháltnissen von der Steck- nadel ganz bedeckt werden, und hiermit das Lichtbild verschwinden, so aber muss dieser als nach allen Dimensionen vervielfáltigt gedacht werden, so dass die denselben schneidende Stecknadel Theils convergi- rende, Theils divergirende Strahlen, Theils Kreuzungsstellen zu bedecken hat, wodurch in das Schattenbild eine Verwirrung kommen muss, wobei jedoch das am sonderbarsten ist, dass diese Verwirrung sich in die oben beschriebene regelmássige Umkehrung des Bildes auflóst. ©. Endlich glaube ich auch an dieser Stelle der scheinbaren Be- wegung der Ránder dunkler Kórper nahe vor dem Auge Erwáhnung thun zu můssen, und sie an obige Erscheinungen und Erklárungen an- zureihen. Sie sind dem Wesen nach dieselben mit den vorigen, indem hierbei die Gestalt der Begránzung, ob sie ein Kreis oder eine gerade Linie sey, als eine auantitative Eigenschaft etwas Zufálliges ist. Dass es hierbei gar nicht darauf ankomme, ob das Licht aus einer Stelle hinter dem Raume oder unmittelbar von demselben seinen Ursprung nehme. davon úberzeugte ich mich sogleich dadurch, dass ich €in reines weisses Blatt steifes Papier zur Hálíte weiss fárbte, dieses bei gehoriger Beleuchtung nahe am Auge hielt, und nun den Rand eines schwarzen Blattes gegen den erstern gemalten bewegte; dieser schien sich eben so jenem entgegen zu bewegen, wie wenn er frei stiinde, und das weisse Licht vom hellen Himmel als Hintergrund káme. Weil hier jedoch noch der Einwurí gemacht werden konnte, dass an dem dem Auge náheren 144 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PIYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. Rande ein entferntes Licht (das des Blattes) vorbeistreiche, so brachte ich diesen unmittelbar an das Blatt, und náherte ihn wieder dem ge- malten Rande, in welchem Falle beide gleichmássig gegen einander be- wegt erschienen. Es ist also zur Erklárung dieser Erscheinungen weder nothig, zur Beugung des Lichts seine Zuflucht zu nehmen, noch mit Melville*) sie aus dem Halbschatten eines an dem Rande eines frei- stehenden Kórpers vorbeistreichenden Lichtes ausschliesslich zu erkláren, indem jedes Dunkle, was unmittelbar neben einem hinreichend Lichten auf einer und derselben Fláche steht, nach dem Gesetze der Verbreitung des Lichtes, von jedem primár leuchtenden oder hinlánglich beleuchteten Kórper aus, je nach der Gestalt der aufifangenden Wand, seinen Haupt- und Halbschatten wirit. XVII. WILLKŮHRLICHES SCHIELEN. Pupis liegt nicht in dem Zwecke meiner gegenwártigen Arbeit, die es nicht unternimmt, das Vorhandene zu sammeln und zu ordnen, sondern neue Materialien herbeizuschafien, das Gesammte der bisherigen Erfahrungen und Ansichten iiber das Schielen und seine verschiedenen Arten darzustellen. Ich begniige mich, nur Einiges ber das willkiihrliche Schielen anzu- merken, und daraus einige Ansichten zur Erklárung des krankhaften ab- zuziehen. Nach der Gesammtheit der geometrischen Verháltnisse der beiden Augenachsen gegen einander, kann man ein convergirendes, paralleles und divergirendes Schielen unterscheiden. Jedes dieser kann wieder entweder mit zusammentrefienden oder einander verfehlenden Achsen Statt finden. Von allen diesen ist das convergirende Schielen mit zusammen- treffenden Achsen beim Nahe- und Fernesehen dem Menschen natiůrlich; es wird nur widernatirlich, wenn es nicht seinem Zwecke entspricht, námlich die Achsen der Augen in demijenigen Gegenstande mit einander in Berihrung zu bringen, der von jedem einzelnen im Achsenpuncte des Auges in vorziglicher Klarheit empfunden wird. Diese Convergenz ist auf die Distanz, die wir nóthig haben, um die Physiognomieen an- derer zu fixiren (zwischen 3—12 Schuhen fiir die gewohnliche Conver- sation), so wesentlich in der Conformation des ganzen Gesichtes und der physiognomischen Wirkung dessen, was wir Blick nennen, dass das lu] bě E E je bo mů vddk, bs +) Edinb. Essays Vol. II. p. 55. . 145 161 162 16 © J. PURKYNĚ: Parallelsehen sogleich als ein Schielen auffallen wiirde. Erst wenn der Gegenstand den Augen iiber die gewohnliche Distanz des deutlichen Sehens genáhert wird, wird die sonst wegen ihrer nothwendigen Erklár- barkeit kaum bemerkbare Convergenz auffallender, indem wir ber unser instinktmássiges Urtheil hinausgehen miissen, um sie aus dem iibermássig genáherten Gegenstande zu erkláren. Aber auch daran wiůrde man sich unter bleibenden Verháltnissen bald gewoóhnen, und es wůrde diese Convergenz, da sie durch ihren Zweck begriindet ist, das Schrei- ende, den physiognomischen Sinn Emporende verlieren, was so sehr charakteristisch der Einwirkung des Schielens ist. Dieses natirlichen Schielens in seinem Uebermasse bedienen sich gewohnlich Knaben, wenn sie in ihrer spielenden Lustigkeit Schielende nachahmen wollen. Hierbei wird die Nasenspitze oder ein nahe an die Augen gehaltener Finger zum Zielpuncte des Sehens gewáhlt. Wird dieser letzte, náher oder ent- fernter, gerade vor der Nase gehalten, so convergiren beide Augen gleichmássig, und ihre Achsen bilden ein gleichschenkliges Dreieck mit derienigen Linie, die aguer iiber der Nasenwurzel beide Pupillen ver- bindet. Wird hingegen der Finger vor oder zur Seite des einen oder des andern Auges gehalten, so geht jenes Dreieck in ein recht- oder stumpí- winkliges iiber; in beiden letztern Fállen scheint nur ein Auge zu schielen, indessen das andere den Gegenstand direct ansieht. Diese Art des kiinstlichen Schielens ist eigentlich derjenigen áhnlich, die am háufigsten als krankhafter Zustand angetrofien wird, kann jedoch als spielende Nachahmung von freien Stiicken nicht hervorgebracht werden, weil kein Gegenstand (wie dort die Nasenspitze) in gehóriger Náhe zur Seite des Gesichtes befindlich ist, woran die Augenachsen mit ungleichen Schenkeln convergirten. Wer das Vermógen besitzt, die Pupille willkiihrlich zu bewegen, oder, was damit verkniipít ist, ins Leere hinaus fern und nahe zu sehen, der kann auch einen entfernten Gegenstand in einer und derselben Seh- achse als einen nahen, oder einen nahen als einen entfernten anschauen, wenn er die dazu erforderlichen innern Bewegungen im Auge willkiihrlich vornimmt.*) Wird nun auf solche Weise z. B. mit dem rechten Auge ein weit iiber die Distanz des deutlichen Sehens entferntes Kerzenlicht SO angeschaut, wie wenn es nur einige Zolle vor dem Auge wáre, so richtet sich das andere Auge, obgleich die Aufmerksamkeit ihren Sitz in demselben nicht fixirt hat, eben so zum Nahesehen ein, wie das rechte, und der Zwang der Association bringt seine Muskeln in solche Thátig- keit, dass seine Achse mit der Achse des rechten gerade in demienigen *) S. Abschnitt XV, No. 2. 146 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. Puncte sich schneidet, in welchem dieses den entfernten Gegenstand, 164 wenn er in der Sehachse genáhert wiirde, in seiner vollkommenen Deut- lichkeit erblickte. So lange das rechte Auge die gleiche Disposition der Tiefesicht behált, folgt auch das andere allen seinen Bewegungen unter gleichem Horopter, was fiir den Zuschauer als ein constantes Schielen des linken gegen das rechte erscheint. Wird nun derselbe Gegenstand, z. B. das entfernte Licht, mit dem andern Auge als ein náchstliegender fixirt, so zieht die Association das rechte Auge dem linken nach. Das linke scheint die Gegenstánde direct anzuschauen, indessen das rechte gegen den innern Augenwinkel ver- schoben ist; hierbei erscheinen die entfernten Gegenstánde undeutlich und verdoppelt. So ist also dieses eben beschriebene kiinstliche Schielen nur ein iibertriebenes Nahesehen gegen einen Zur Seite des einen oder "des andern Auges liegenden Punct im freien Durchsichtigen, ohne einen wirklichen Gesichtsgegenstand. Soll dieses kiinstliche Schielen seinen vollen Efiect auí den Zu- schauer hervorbringen, so muss man im Stande seyn, nahesehend mit dem einen Auge, entfernte Gegenstánde, wenn sie gleich undeutlich er- scheinen, zu verfoigen; dabei wird das einwárts gerichtete Auge jenes in seinen Bewegungen unwillkiihrlich begleiten, und so die Táuschung vollkommen machen. Damit diese Beobachtungen und Versuche iiber das kiinstliche Schielen nicht als ein leeres Spiel erscheinen mógen, will ich versuchen, ihnen eine wissenschaftliche Anwendung abzugewinnen. Die kráftige Association der Thátigkeiten des einen und des andern Auges beim Nahe- und Fernesehen und bei Convergirung des Winkels des Horopters, die beim kiinstlichen Schielen sich ergibt, lásst der Ver- muthung Raum, dass auch beim krankhaften Schielen eine áhnliche Ge- walt der Association das eine oder das andere Auge zur Convergenz bestimme. Obgleich ich gern zugestehe, dass Bůffons*) Untersuchungen iiber diesen Gegenstand ein unsterbliches Verdienst behalten, so glaube ich doch nicht, dass seine Erklárung durchaus unantastbar sey, und die Wahrheit vollkommen erschopit habe. Wahr isťs, dass bei fast allen Schielenden das eine Auge schwácher sey als das andere, oder vielmehr das eine kurzsichtiger, das andere fernsichtiger, auch ich habe das bei allen meinen bisherigen Untersu- chungen gefunden; aber dass das kurzsichtige Auge allein und aus- schliesslich sich nach dem innern Augenwinkel kehre, um gleichsam von *) Mem. de Paris 1743, p. 329. et seg. 10* 147 166 167 J. PURKYNĚ: den Gegenstánden abzusehen, war mir von je her, obgleich es einen glánzenden Erklárungsschein von sich gibt, etwas verdáchtig. Warum schliesst sich nicht vielmehr das schwachsichtige Auge, oder kehrt sich nach oben unter das obere Augenlied, um der Ver- wirrung, die aus dem Zusammenstrahlen eines triiben und eines klaren Gesichtsfeldes entstiinde, zu steuern; warum muss es sich gerade in horizontaler Richtung gegen das andere Auge bewegen? Und dann trifit das Schielen nicht bloss das kurzsichtige Auge. Wenn man das fern- sichtige Auge eines Schielenden halb mit der Hohlhand bedeckt, so dass ihm der grósste Theil des Gesichtsfeldes benommen ist, dass man jedoch von der Seite seine Bewegungen beobachten kann, und lásst mit dem kurzsichtigen in einem Buche lesen, so wird man finden, dass jenes eben so und oft noch stárker nach innen schielt, als dieses. Uebrigens trágzt der Umstand, dass das Auge gegen die innere Seite der Nase sieht, um sich damit gewissermassen zu decken, gar nichts zur Unter- stitzung der Erklárung bei, indem in den meisten Fállen die Achse des schielenden Auges, welche doch die Trágerinn des deutlichsten Sehens ist, am Nasenrande in die Ferne vorbeistreicht, also sowohl das directe als das indirecte Sehen dem Auge unverwehrt bleibt, und der gróssere Theil des Gesichtsfeldes frei und ofien steht. Warum sind ibrigens nicht alle schwachsichtige Augen so klug, um dem besseren Auge zum Besten zu schielen? Denn die Mehrzahl der Menschen, besonders in Stádten, ist ungleichsichtig, und dennoch nicht schielend. Ja, ich finde, dass, je schwácher das eine Auge ist, selbst wenn es amblyopisch ist, es ge- rade dann desto weniger zum Schielen sich neige, sondern dass es dann passiv den Bewegungen des stárkern Auges unterthan sey. Nach meiner Ansicht ist das schielende Auge nichts weniger als unthátig; es sieht, aber auf einen viel náheren Punct ins Leere hinaus, ohne Gegenstand, und zwar aus einem ganz anderen Grunde, als um nicht zu sehen; es strengt sich in gleichem Masse mit seinem Consorten zum Sehen an, wenn gleich seine Anstrengung keinen Erfolg hat. Es seyen A und a*) zwei zu einem und demselben Individuum gehorige Augen, a b und AB ihre Sehachsen. Die Antheile cd und CD in jeder der beiden Sehachsen bedeuten die Ráume, in denen jedes der Augen bei grósster Náherung und Ent- fernung die Gegenstánde bis ins Kleinste mit Deutlichkeit unterscheiden kann. Fiir das Auge a sey die Distanz der gróssten Náherung ac, wo- bei es noch seinen Gegenstand deutlich sieht, drei Zolle, der gróssten Entiernung ad zehn Zolle; es wird also der Raum des deutlichen Sehens cd sieben Zolle enthalten, die ich in der Sehachse als einzelne Grade *) Siehe Fig. 46. 148 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. Il. mit Ziffern 1. 2. 3. etc. bezeichne. In jedem dieser Grade strengt sich das Auge mit bestimmter Kraft zum Ferne- und Nahesehen an, die im Puncte c und d ihre Maxima erreicht. Fiir das Auge A, als das fern- sichtige, sey A C fiiní Zolle, AD sey 40 Zolle, so wird hier die Distanz des deutlichen Sehens 35 Zolle enthalten. Diese theile man auf gleiche Weise wie beim erstern Auge in 7 gleiche Intervalle 1“ 2“ 3“ etc., so wird jedes davon fiinf Mal so lang seyn als im vorigen, únd eben so entsprechende Kraftgrade bezeichnen, die das Auge zum Ferne- und Nahesehen ausiibt. Vermoge der innigen Association beider Augen unter einander werden auch die einzelnen Anstrengungsgrade zum Nahe- und Fernesehen mit einander associirt seyn. Wenn z. B. das Auge A in der Richtung der Sehachse nach 2“ hinsieht, wo sich ein wirklicher Gesichts- gegenstand befindet, und sich dieser Distanz gemáss in seinem Innern spannt, so wird auch das andere Auge a, der Kraft der Association gemáss in gleichem Grade gespannt, nach 2 hinsehen. Da aber vermoge einer andern Association die Augenmuskeln die Sehachsen nach Mass- gabe ihrer Anstrengung zur Convergenz bringen, so wird das kurzsich- tige Auge gegen denienigen Punct der Sehachse des Fernsichtigen hin convergiren, der dem Grade seiner Anrnstrengung entspricht, es wird gegen den Punct e ins Leere hinschielen, indessen das fernsichtige Auge seinen Gegenstand mit Bestimmtheit erfasst. Eben so wird das Auge A in die Sehachse des Auges a nach E hinsehen, wenn diesem der Gegen- stand bis an den Punct in 2 hingerůckt wird, wo es denselben mit Deutlichkeit unterscheiden kann. Diese Erklárung ist, wie man sieht, dem Vorgange beim kiinstlichen Schielen entnommen, nur dass dort die Distanzen des deutlichen Sehens fiir jedes Auge als gleich ange- nommen wurden. Bei dieser Art des Schielens, die wohl die gemeinste seyn mag, wo unsere Erklárung Anwendung findet, ist das durch blosse Association bewegste Auge mit seiner Sinnesthátigkeit gar nicht nach aussen ge- richtet, sondern nur in seinem innern Bewegungsgefiihl befangen, wo- durch es sich dem Bewegungsgefihle des andern gemáss blindlings einrichtet. Um €s zu heilen, muss seine Richtung mehr nach aussen nach den Gesichtsobjecten hin determinirt werden, damit es seine Bewegungen nicht durch subjective, sondern durch objective Reize bestimmen lerne. Darin haben denn auch die beiden Heilmethoden sowohl die An- wendung eines entsprechenden Hohlglases als das Schliessen des fern- sichtigen Auges ihren Grund. 149 168 170 171 J. PURKYNĚ: XVIII. WIRKUNG DER BELLADONNA AUFS SEHEN. jis gibt kaum irgend einen Theil in der Anatomie und Phy- 4 siologie des menschlichen Kórpers, der so klein wáre, und | der dennoch eine so grosse Menge mannichfaltiger Pháno- mene darbote, und das Erklárungsbestreben der Physio- = logen so vielfach in Anspruch seit jeher genommen hátte, als die Iris. Eine specielle naturhistorische oder vielmehr morphologische Beschreibung ihrer Formen und Nuancen ist noch gar nicht unternommen, iiber ihre Anatomie, ihre Bewegungen gibt es nicht wenige und ausfiihr- liche Schriften, und dennoch ergreiít der Naturforscher immer mit neuem Interesse ein jedes Blatt, was von der Iris etwas Neues zu erzáhlen verspricht, ein hinreichendes Zeichen, dass die Acta noch nicht ge- schlossen sind. Ich habe es daher nicht fiir úberiliissig gehalten, denje- nigen Antheil zu untersuchen, den sie durch ihre Expansionen und Con- tractionen bei dem Sehen hat, und der vorziůglich durch die Einwirkung der Belladonna in seinen Extremen sich beobachten lásst. Mehrere Schriftsteller, Wells, Weber, Dunglison, haben die Wirkung der Belladonna aufs Auge mit der Presbyopie verglichen. Wenn sich auch beide Zustánde von einer Seite mit einander vergleichen lassen, so coincidiren sie doch nicht in jeder Hinsicht. Mit noch grósserem Rechte kónnte man hier Leucáthiopie*) in Vergleichung ziehen, in so- fern Lichtscheu eine natiirliche Folge der erweiterten Pupille ist. Doch ist durch diese beiden Benennungen weder das Phánomen in seiner Totalitát ausgesprochen, noch die Erklárung damit gefordert. Wir missen vielmehr von dem zweckmássig angestellten Experimente einen Auf- schluss iiber jene Zustánde selbst erwarten. 1. Wirkung der Belladonna auf das Ferne- u. Nahesehen. Vorláufig war es nothig, den natirlichen Zustand der Sehkraft meines Auges (des rechten) genau zu průfen und anzumerken. Ich fand die grósste Náhe bei unbewafinetem Auge und mássiger Anstrengung zum Nahesehen 3'/, Zoll, die grósste Ferne 7 Zolle. War das Auge mit einem biconvexen Glase von 30 Zollen Brennweite bewafinet, so konnte ich eine mássige Druckschriít bis 2*/, Zoll dem Auge náhern, und bei 5%, Zoll Entfernung begann schon die Vervielfáltigung der Ránder. *) Vergl. Schlegels neue Materialien zur Staatsarzneiwissenschaft, Illter Band, Darstellung der bei vier Albinos aufgefundenen Eigenthiimlichkeiten p. 1—148. 150 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Sah ich endlich durch ein biconcaves Glas von 10 Zollen Focus, so konnte ich die Schrift nur bis 4 Zolle náhern, die Entfernung ging ins Unbestimmte bis zur verschwindenden Kleinheit. Nachdem ich einen Tropfen der gesáttigten Wasserauflósung des Wasserextracts der Belladonna ins Auge eingebracht hatte, wartete ich zwei Stunden, bis sich die Pupille auf den hóchsten Grad erweitert hatte. Die Priifung zeigte dann bei unbewafinetem Auge die grósst- mógliche Náherung einer gewohnlichen Druckschrift 6 Zolle, die grósste Entfernung 7 Zolle wie gewoóhnlich. Sah ich durch das biconvexe Glas von 30 Zollen Focusweite, so konnte ich den Gegenstand bis auf 5', Zoll náhern, und nur bis auf 6 Zolle entfernen, so dass fiir das Klarsehen nur ein Spielraum von “, Zoll iibrig blieb. Nahm ich endlich das bicon- cave Glas vors Auge, so war der Náherungspunct bis anf 15'/, Zoll be- schránkt, die Fernsicht fand ich nur etwas getriůbt, doch nicht beschránkt. Ich úberzeugte mich bald, dass ich auf solchem Wege zu keinen be- stimmten Resultaten iiber die Art der Triibung der Lichtbilder kommen wůrde. Um die Versuche noch genauer anzustellen, nahm ich eine Thermo- meterkugel (wie auch Wells*) bei Guttings Versuchen that), um mit dem daran erscheinenden reflectirten Bildchen der Lichtilamme die Nahe- und Fernsicht zu bestimmen. Ich fand dieselben Entfernungen und nur am Zerstreuungsbilde Einiges anzumerken. Zerstreuungsbild nenne ich ein solches, welches durch den noch nicht gesammelten oder bereits divergirenden Focus auf die Netzhaut gebildet wird; sein auf der Netz- haut rein ohne Zerstreuung erscheinender Gegenpart ist das Focusbild. Ich unterscheide daher auch ein Zerstreuungsbild der Convergenz und eins der Divergenz. Ich habe schon oben (Abschn. XV, 5.) iiber die merkwůrdigen Unterschiede beider bei kurzsichtigen Augen einige Be- obachtungen mitgetheilt; ich finde es meinem Zwecke gemáss, an diesem Orte noch Einiges náher dariiber anzumerken. Bei natirlichem Zustande des Auges zeigt sich das Focusbild einer Lichtilamme an der Thermometerkugel von 4 Linien Durchmesser als ein sehr kleiner Lichtpunct, dessen Umrisse man zwar wegen der un- gemeinen Kleinheit nicht genau unterscheidet, der iedoch auch keinen Zerstreuungsschein um sich bemerken lásst. Náhert man die Kugel dem Auge iiber die Gránze des deutlichen Sehens, so verbreitet sich das Focusbild in Gestalt einer Kreisfláche mit gleichmássig vertheilter, an Intension verminderter Lichtmasse.**) Entfernt man die Kugel vom Auge *) Beobachtungen und Versuche iiber das Sehen von Ch. Wells. Gilberťs Annalen Bd. XCIII. p. 132. **) Ohne Strahlen oder Sternspitzen. 151 173 174 175 J. PURKYNĚ: iiber die Gránze des deutlichen Sehens, so zeigt sich bei Kurzsichtigen ein Zerstreuungsbild der Divergenz, in Gestalt eines Sternes von ver- schiedener Lánge, Richtung, Zahl und Entfernung der Strahlen, in indi- vidueller Eigenthiimlichkeit, welches bei wachsender Entfernung in geo- metrischer Progression immer weiter sich verstrahlt, bis es verschwindet. Bei fernsichtigen Augen erscheint dieses Sternbild an entfernten Licht- flammen oder an den Sternen selbst. Die Spitzen an den Sternen, die jeder aus eigener Anschauung kennt, sind ihrem Wesen nach im Zer- streuungsbilde der Divergenz gegriindet. Nur bei Hyperpresbyopen diríten die Sterne ein Zerstreuungsbild der Convergenz geben. Die eigenthiimliche Figur dieser Sternfigur ist bei jedem Individuum ver- schieden und von der Organisation des Auges abhángig. Bei mir zeigt sie sich jedesmal, wie Fig. 50. An obiger Thermometerkugel ist sie fiir mich bei einer Entiernung von 13 Zollen nur noch zum Verschwinden bemerkbar. Dieses Sternbild des einfachen Lichtpunctes kann als das Element aller iibrigen Zerstreuungsbilder in Linien und Fláchen betrachtet werden, um diese in ihrer besonderen Conformation daraus abzuleiten. Es wáre interessant, das Mannichfache dieser sternfórmigen Bilder bei verschiedenen Individuen zu sammeln, ob sich nicht vielleicht bei allen ihren Zufálligkeiten dennoch etwas Allgemeines und Bleibendes fir die innere Organisation des Auges auffinden liesse. Ich habe dieser Zerstreu- ungsbilder hier weitláufiger erwáhnen miůissen, weil ein grosser Theil meiner Erklárung der Wirkung der Belladonna auf das Sehen darauí gegriindet ist. Bei durch Belladonna erweiterter Pupille verhalten sich das Focus- bild und die Zerstreuungsbilder der Convergenz sowohl als der Divergenz auí eigene Weise. Náhere ich die Thermometerkugel iiber die durch die Wirkung der Belladonna beschránkte Distanz des deutlichen Sehens, so verbreitert sich das Lichtbild und zeigt constante Strahlen, gegen 50 an Zahl, von ziemlich gleichen Entfernungen unter einander, die mit der Structur der Cornea oder der Linse, vielleicht mit deren Strahlenfortsátzen in Be- ziehung stehen mógen. Entferne ich die Thermometerkugel bis in den Punct des deutlichsten Sehens, so zeigt sich das Focusbild dennoch nie vollkommen rein, sondern an einer oder der andern Seite mit Strahlen besetzt, die entweder dem convergirenden Zerstreuungsbilde angehóren, oder dem bereits eintretenden divergirenden. Riůcke ich mit der Kugel iiber den Punct des deutlichen Sehens (also bei mir iiber die 7 Zolle), so kommt das Zerstreuungsbild der Di- vergenz. Ferner sind die Zerstreuungsbilder nach Massgabe der erwei- terten Pupille bei denselben Entfernungen breiter als im natirlichen Zustande des Auges. Auch haben sie sowohl als das Focusbild eine gróssere Lichtsumme, ebenfalls als Folge der Erweiterung der Pupille. 192 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. Es ist leicht, die angefiihrten Phánomene in dieser Einfachheit nach optischen Griinden zu erkláren. Die bis aufs áusserste contrahirte Iris setzt die ganze Linse der Einwirkung des Lichtes aus, die sonst dem grósseren Antheile nach besonders beim Nahesehen bedeckt ist. Dadurch wird ein grósserer Lichtkegel aufgenommen, wodurch auch eine gros- sere Summe des Lichts ins Innere des Auges fállt. Den Grund des bedeutenderen Zerstreuungsbildes der Convergenz bin ich geneigt, in der Linse zu suchen, deren Randpartie, die sonst immer von der Iris bedeckt bleibt, mit zum Lichtsammler wird. Hier ist die Capsel um ihre Linse durch den Ciliarkorper und die Zonula ciliaris gespannt, und bildet wahrscheinlich ein weniger convexes Element der Spháreniláche als die Linse selbst, iiberdiess kónnte auch der Rand durch die Ciliariortsátze etwas, wenn auch áusserlich unbemerkbar, ge- kerbt seyn, wodurch die Sternspitzen in das Zerstreuungsbild der Con- vergenz hineingebracht wůrden, was mit ihrer Zahl und Regelmássigkeit wohi ziemlich iibereinstimmt. Aber auch die Cornea hat an ihrem Rande, wo sie mit der grósseren Kugel der Sclerotica in Verbindung steht, fla- chere Krimmungselemente als in ihrer Mitte, wie es das áusserlich auf derselben reflectirte Lichtbildchen deutlich zeigt; hier wird auch wahr- scheinlich ihre Durchsichtigkeit und ihre Brechungskraft durch die sich insinuirende fremde Bildung der Sclerotica afficirt. Auch hier wird bei der gewohnlichen Oefinung der Pupille die stórende Wirkung dieses Randes durch die Iris abgewehrt, nicht so, wenn die Pupille bis aufs áusserste offen steht: und so kann sowohl der Rand der Hornhaut als der der Linse, in sofern sie flácheren Brechungskórpern anzugehóren scheinen, ein Zerstreuungsbild der Convergenz geben, indessen ihre mittleren Antheile, besonders bei Kurzsichtigen, ein Zerstreuungsbild der Divergenz werfen, und bei dem allen kann noch das Focusbild auf die Relina fallen, welches daher eine mehrfache Triibung erleidet. Diese Betrachtung ist hinreichend, die Triibung und Umneblung der Gegen- stánde, welche in allen Entfernungen Statt findet, zu erkláren. Alle Schattenpartien sind dann mit einem matten Lichte iúiberstrahlt wegen der von den hellen Rándern in dieselben sich verbreitenden Zerstreuungs- bilder; aber auch das im innern Augenraume durch die weit geoffnete Pupille in grosser Menge eindringende und vielfach reflectirte Licht úiberzieht die dunkleren Antheile der Bilder, und macht die Umrisse un- scheinbar. Die Blendung, welche das durch Belladonna weit geoffnete Auge gewissermassen leukáthiopisch macht, erklárt sich leicht durch die wegen grósserer einstrómender Lichtmasse intensivern Focusbilder und durch die wegen des grósseren Conus der Convergenz und Diver- genz weiter verbreiteten Zerstreuungsbilder, die, wechselseitig in ein- ander strahlend, ihre Lichter combiniren und erhóhen. 153 ml já 76 77 178 179 J. PURKYNĚ: Der Umstand, dass man den Gegenstand bei weiten nicht so dem Auge náhern kann, ohne das Deutlichsehen aufzuheben, wie im natiir- lichen Zustande, hat die Beobachter veranlasst, die Wirkung der Bella- donna mit der Presbyopie zu vergleichen. Wells*) glaubte erst, dass die Belladonna die Augenmuskeln, welche das Auge zum Nahesehen Sspannen, erschlafie, so wie er dafiir hált, dass auch beim Fernesehen das Auge aus einem Zustande der Spannung in den der Relaxation iibergehe, so wie dieses auch mit zunehmendem Alter die Augenmuskeln treffe, und Mitursache der Presbyopie seyn móge; aber Cuttings Versuch,**) wodurch er die Achsen beider Augen in dem moglichst kleinsten Abstande eines Gegenstandes convergiren machte, ohne sonst eine ungewohnliche Anstrengung zu verspůren, brachten ihn sogar zu der entgegengesetzten Meinung, dass námlich die Augenmuskeln zum Nahesehen gar nichts beitrigen, und man einzig und allein dieses Ver- mógen im Linsenapparate suchen miisse. Man kann aber, wie ich mich leicht durch Selbstversuche iiberzeust habe, die Augenachsen auís hochste convergiren machen, ohne diejenige Muskelanstrengung vorzu- nehmen, die sonst beim angestrengten Nahesehen so fiihlbar vorge- nommen wird. Im erstern Palle brauchen nur die das Auge nach innen wendenden Muskeln vorwaltend thátig zu seyn, im andern ziehen sie sich alle kráftig um den Augapfel zusammen, um seine Gestalt zu mo- dificiren; beide Thátigkeiten verhalten sich zu einander, wie die ein- fache Beugung des Arms zu dessen Erstrammung. Ich bin durch die wohlbekannten Empfindungen in den Augenmuskeln gedrungen, anzu- nehmen, dass sie auch nach der Einwirkung der Belladonna auf gleiche Weise und in denselben Graden, wie sonst beim Nahesehen, thátig sind, obgleich erfolglos, weil sie das durch die erweiterte Pupille und die veriláchten Ránder der Crystallinse auf die Retfina geworfene Zer- streuungsbild der Convergenz durch die vermehrte Convexitát der Cornea nicht in ein Focusbild sammeln kónnen. Daher ist bei mir in der Ent- fernung von 6 Zollen schon dieselbe Anstrengung erforderlich, wie sonst bei dreien, und ich bemerke dann eben so das Kleinerwerden der Ob- jecte, die ich oben (Abschn. XV, 9.) durch die grósser werdende Con- vexitát des brechenden Apparats erklárte. Dass ein biconvexes Glas das Zerstreuungsbild der Convergenz im Focusbilde sammle, finde ich durchaus in den optischen Gesetzen ge- griůindet, ohne dabei zu einer eigenen, durch die Belladonna herbeige- fůihrten Formánderung der Linse oder sonst eines Theiles recurriren zu miissen, und die Iris bleibt hierbei die einzig afficirte, obgleich der Ci- a. O. p. 129. A. a. O. p. 140. *k *) A ) BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. liarkórper, der nach seinem áussern Habitus zu gleicher spongiós irri- tabler Bildung mit der Iris zu gehoren scheint, zugleich mit derselben sich contrahirend die Linsencapsel und mit ihr die Linse afficiren konnte, wie Jiingken*) nach Gráfe's Ansicht**) von den Bewegungen des Linsensystems vermuthet. Ich habe deshalb, um iiber letztere Ansicht ins Reine zu kommen, Katzenaugen geófinet, davon einzelne durch Wirkung der Belladonna hochst erweiterte Pupillen hatten, konnte aber bis jetzt zu keinem Re- sultate kommen, weil beim Sterben auch die ibrigen Augen ihre Pupillen erweitert hatten. Ich kann also nach meiner individuellen Erfahrung und nach meiner Theorie den Einfluss der Belladonna auf das Sehen sowohl in der Náhe als in der Ferne als storend aussprechen, obgleich ich nicht láugnen will, dass es Augen geben móge, die durch diese Wirkung beim Sehen gefórdert werden, in Fallen, wo die Mitte der Linse und der Cornea krankhaft afficirt ist und wo es mehr auf die Ránder derselben an- kommt, wie beim anfangenden grauen Staare, oder bei geringern Graden des Conophthalmus. Die bisherigen Versuche sowohl von Wells als Dunglison und Weber***) scheinen mir noch nicht strenge genug zu seyn, und ich empfehle den kiinftigen Beobachtern eine meiner hier be- folsten mit Anwendung der Thermometerkugel und mit scharfer Be- merkung der verschiedenen Form der Zerstreuungsbilder wenigstens ahnliche Methode. 2. Von der durch Wirkung der Belladonna auí die Pu- pille besonders deutlich sich zeigenden Chromasie des Auges. Sobald man bei hellem Tageslichte mit durch Belladonna erweiterter Pupille die náchste beste Druckschrift zu lesen versucht, so wird man sogleich bei ungehoriger Náherung oder Entiernung die Buchstaben bald mit gelber, rother, bald mit bláulicher Farbe iiberzogen finden. Um diese Beobachtung zu einem Versuche zu erheben, nahm ich eine Nadel von mittlerer Grósse, stellte mich gegen den weiten lichten Himmel, und náherte sie unter 5 Zollen dem Auge. Hier erschien sie mehr oder weniger als ein triiber Schatten ohne deutliche Fárbung; bei 5 Zollen zeigte sie sich gelb, bei 6'; gelbroth, bei 6*/, roth, bei 74, dunkelroth, bei 7'/, schwarz, bei 8 dunkelblau, bei 9 hellblau mit gelben *) Bemerkungen iiber den Nutzen der Iris, nach Dunglison, Gráfe's und v. Walthers Journal, IIter Band p. 675. **) Reil's Archiv, Bd. IX, p. 225. ***) Weber, Tractatus de motu iridis, pag. 61. 8 181 J. PURKYNĚ: Rándern, bei 10 von unbestimmten Umrissen und Fárbung und verdrei- facht. Nahm ich zwei Nadeln, und hielt sie am Massstabe so hinter ein- ander, dass sie sich deckten, und dass die náhere gelb, die entfernte blau erscheinen musste, so erhielt ich das schónste Griin. Noch schóner zeigten sich die Farben, wenn ich in ein Kartenblatt zwei Nadelstiche von zwei oder drei Linien Distanz der Oefinung der Pupille gemáss anbrachte, und nun bei einem hellleuchtenden Hinter- grunde, Himmel oder Feuerilamme, das Kartenblatt nahe am Auge hielt, und hinter demselben die Nadel vor und zurick bewegte. Die Nadel zeigte sich dann verdoppelt, bei der Náherung iiber den Punct des deut- lichen Sehens war der obere Rand der oberen Nadel blau, der untere gelb und gelbroth, bei der unteren Nadel der obere gelb und gelbroth, der untere blau. So wie die Nadel entfernt wurde, náherten sich die Ránder des Doppelbildes, die beiden gelben Sáume fielen zusammen und bildeten das schónste Purpur, dann deckten sich allmáhlich die Nadeln, die Verdoppeluag verschwand und auch alles Farbenspiel, die Nadel erschien schwarz; bei der Entfernung iiber den Punct des deut- lichen Sehens verdoppelte sich die Nadel wieder, nur dass die innern 182 Ránder des Doppelbildes blau, die áussern gelbroth und gelb erschienen, Ehe sie sich noch vollig trennten, zeigte sich der gemeinschaftliche Theil der Bedeckung schon violett. Eben so kann man einen schwarzen Kreis von etwas kleinerem Durchmesser, als die Erweiterung der Pu- pille ist, nahe vors Auge halten, und damit den mittleren Theil der Linse decken, so wird die im Hintergrunde liegende lichte Fláche einen schwarzen Kreis mit einem gelbrothen Rande umkránzen. Diese Versuche lassen sich, wie sichs versteht, auch mit lichten Bildern auf schwarzem Hintergrunde darstellen, und geben dann eine umgekehrte Ordnung der Farben. Die Erklárung dieser Phánomene ist so einfach und so sehr den Gesetzen der Farbenzerstreuung gemáss, dass ich es fiir unnothig halte, mich weitláufiger dariiber auszulassen. Der Randantheil der Linse ist als ein kreisformiges Prisma zu betrachten, in dem die Lichtbilder weiss auf schwarzem, oder schwarz auí weissem Grunde nach derselben Ordnung an ihren Lichtgránzen, nur concentrisch die Farben zerstreuen, wie im gewohnlichen Prisma, und wo die diametral entgegengesetzten Abschnitte dieses Kreisprisma als mit ihren Riicken einander entgegen- stehende einfache Prismen zu betrachten sind, deren Spectra einander im Focus wechselseitig decken, und ein weisses Bild geben, und iiber dem Focus hinaus wieder rein fir sich, aber in verkehrter Ordnung 183 der Farben erscheinen. Diese Weise der Erscheinung findet Statt, wo beim Durchsehen durch das Doppelloch des Kartenblatts die Mitte der Linse durch den Zwischenraum der beiden Lócher, oder, nach dem 156 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. dritten Versuche, durch einen Kreis schwarzen Papiers bedeckt wird, so dass nur noch der Randantheil derselben als Kreisprisma zůr Durch- lassung des Lichts úbrig bleibt, und als solches eine auffallende Farben- zerstreuung bemerken lásst. Wenn dennoch jemand die Achromasie des Auges wenigstens fiir die mittlere Region der Crystalllinse, die sonst beim gewóhnlichen Zu- stande des Auges von der Pupille frei gelassen wird, in Schutz nehmen wollte, weil sonst das Auge an den Rándern der Gegenstánde keine Farben entdeckt, und weil sie von zwei grossen Mánnern (Gregory und Euler) aufs geradewohl hin behauptet, und seitdem unzáhlige Mal nachgebetet wurde, so kann er sich leicht durch denselben Versuch mit dem Doppelloche im Kartenblatte vom Gegentheile iiberzeugen, wenn er die Distanz der Lócher bis auf die gewóohnlichen Masse der Oefínung der Pupille, ja noch dariiber bis auf eine Viertel-Linie náhert, wo dann die Ránder der Nadel eben dieselben, wenn gleich viel engere Farben- sáume zeigen, indem die Elemente der Neigung der vordern und hintern Fláche des mittleren Antheils der Linse, wenn man die Tangenten nach aussen fortfiihrt, einem spitzwinkligen Prisma angehoren, dessen Farben- zerstreuung mit der Abnahme des Winkels immer geringer wird, bis sie bei parallelen Fláchen in Null iibergeht.*) 3. Die Belladonna macht, wenn sie ihren hochsten Wir- kungsgrad erreicht hat, die Iris unbewecglich. Es haben zwar andere diese Unbeweglichkeit der Iris als Folge der Wirkung der Belladonna, so viel sie sich durch die áussere Ansicht wahrnehmen lásst, lángst angegeben; da jedoch sehr kleine Bewegungen derselben auf solche Weise dennoch nicht zur deutlichen Wahrnehmung kommen kónnten, sah ich mich nach einem Mittel um, was beinahe mit mikroskopischer Genauigkeit diese Bewegungen bemerkbar macht. Ich schneide mehrere Kreise aus schwarzem Papier von verschiedenen, der Oefinung der Pupille entsprechenden Durchmessern, und klebe sie mit Wachs an Stecknadelspitzen; davon wáhle ich einen, der gerade seiner Grósse nach dem Durchmesser der Pupille am meisten entspricht, und halte ihn so nahe als móglich und mit ruhiger Hand ans Auge, indem ich dabei eine Lichtilamme in einer Entfernung von 10 und mehreren Schritten anschaue. Das (bei mir als Myops) in Gestalt eines Kreises nach allen Richtungen hin zerstreute Flammenbild erscheint nun, weil dessen Mitte durch jenes kreisfórmige Bláttchen bedeckt wird, als ein feuriger Ring, der bei der geringsten Verengerung der Pupille sich ver- *) Vergl. Farbenlehre, I. Band $. 420 et sega. 157 J. PURKYNĚ: 185 schmáhlert, oder von dunklen, aus der schwarzen Mitte des Ringes aus- 186 gehenden Strahlen theilweise bedeckt wird, oder ganz verschwindet, hingegen bei der Erweiterung der Pupille sich ausbreitet. Ist die Pupille durch Belladonna bis aufs áusserste geofinet, dann hat man keine Spur solcher Bewegungen. Fernsichtige miissen den Papierkreis auf die Mitte eines Vergrosserungsglases aufkleben und in gehorige Náhe des Auges halten, wenn sie gleiche Dienste davon haben wollen. Der Umstand, dass bei durch Belladonna unbeweglicher Iris das Auge sich dennoch zum Nahe- und Fernesehen, wenn gleich nicht mit vollem Erfolge einrichten kónne, beweist deutlich, dass dieses noch von etwas anderem als den Bewegungen der Pupille abhángig sey, und dass diese nur eine Hiilísfunction, die der Blendung oder Bedeckung, dabei verwalte. Wenn man gleich dadurch nichts Positives iiber die Art und Weise jener Operation des Auges beim Nahe- und Fernesehen erfáhrt, so hat es doch das negative Verdienst, dass man mit Nothwendigkčit hingewiesen wird, anzunehmen, dass es noch eigenthiimliche Bewe- gungen im Augapfel ausser denen der Iris beim Nahe- und Fernesehen geben miisse. 4. Ich bediente mich ferner der durch Belladonna erwel- terten Pupille, Theils umíírihere autoscopische Augen- versuche daran zu pruren Ulhleilstum ste. zučet weuten: a) Das Gesichtsfeld des indirecten Sehens fand ich nach allen Seiten um mehrere Grade erweitert, nach aussen hin bis funfzehn, wie ich schon oben (Abschn. I.) davon Erwáhnung gethan habe; iiberdiess schien mir die Lichtilamme, wenn sie an die áusserste Gránze des Seh- teldes kam, bartfórmig erweitert. a) Auch hier konnte ich, und noch mehr als im natirlichen Zu- stande des Auges bemerken, dass entfernte klein erscheinende Gegen- stánde, Lichter, Sterne etc., wenn sie fiirs directe Sehen Bilder mit zer- streuten Umrissen gaben, oder gar nicht mehr sichtbar waren, noch immer in der Seitensicht und ohne Zerstreuungsrand gesehen wůrden, obgleich weniger lebhaít, weil die Reřfina ausser dem Achsenpuncte schwachsichtig ist. Eben so zeigt sich die fiir die Geradesicht in der Entfernung von mehreren Schritten vervielfáltigte Lichtilamme einfach in der Seitensicht. c) Eine der auffallendsten Wirkungen der Belladonna auís Auge ist der erhohte Lichteiniluss auf dasselbe; jedoch nicht durch Vermehrung der Empfindlichkeit fiirs Licht, sondern durch Aufnahme einer grósseren Masse desselben. Wer daher im natiirlichen Zustande seiner Augen die Intensitát der weissen Farbe fiirs rechte nnd linke gleich befunden hat, 158 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNĚ. II. der wird sogleich einen Unterschied wahrnehmen, wenn die Pupille des einen Auges durch Belladonna erweitert ist. Auch dort, wo die Empiind- lichkeit beider Augen ungleich ist, wird dieser Unterschied nach Ver- háltniss wahrnehmbar seyn. Was hier vom weissen Lichte gesagt ist, gilt auch von den iúbrigen gefárbten; die Farben werden dem mehr geófineten Auge lebhafter er- scheinen. Dass das Auge im Dunkeln besser als sonst sáhe, wie sichs nach der Theorie vermuthen liess, habe ich nicht gefunden, wahrscheinlich, weil es auch sonst in diesem Falle bis aufs áusserste erweitert ist. Auch verdient hier bemerkt zu werden. dass alle diejenigen Schattenbildchen im Innern des Auges, wie die Blutkiigelchen, die Mouches volantes,. die Fasern und Ringe, die durch Druck sichtbar werdende Aderfigur etc., "die nur bei vermindertem Lichteinílusse deutlicher zum Vorscheine kommen, dann gar nicht oder nur schwer gesehen werden kónnen, wenn durch die weit geofinete Pnpille zu viel Seitenlicht einstrómt, und die zarten Schattenchen verschlingt. Dafiir aber zeigen sie sich an den Zer- streuungsrándern lichter Fláchen, die in unserm Falle weiter verbreitet sind, und deren Licht nicht zu stark ist, um jene kleinen Schatten zu úberstrahlen. Es ergibt sich aus der táglichen Erfahrung des Lebens, dass wenn das Auge viel im Dunkeln angestrenst, oder viel auf schwarze Gegen- stánde (beim Náhen schwarzer Kleider etc.) gerichtet wird, die Sehkraft dadurch auf irgend eine Weise, die jedoch nicht genau angegeben wird, Schaden leidet. Vielleicht ist es diese iibermássige Erweiterung der Pupille, wo- durch die Iris eine habituelle Tendenz zur Contraction erhált, und dafir das Vermógen, die Pupille zu verengen, vermindert ist, wodurch das Sehen derienigen Beschafienheit sich náhert, die durch Belladonna auf kůnstliche Weise und im hóchsten Grade hervorgebracht wird. Es braucht kaum erwáhnt zu werden, dass das Geblendetwerden des Auges in unserm Falle viel stárker und viel empfindlicher ist, be- sonders wenn man aus einem dunkeln Raume plótzlich in einen hellen tritt. Aber selbst ohne diesen plótzlichen Uebergang ist das Auge, wenn man sich in einem lebhaften Tageslichte befindet, immerfort geblendet, und die die Beschattung des Auges durch die Augenlieder und Augen- braunen vermittelnden Muskeln der Corrugator supercilii und orbicularis, unausgesetzt in einem gereizten Zustande, was dem Gesichte einen eigenthiimlichen physiognomischen Habitus, áhnlich dem der Albinos, ertheilt. d) Bekanntlich ist ein stárkerer Lichteinfluss aufs Auge mit einem eigenartigen Kitzel in den Nervenzweigen der Augenmuskeln und einem eigenen Drucke im Innern des Auges verbunden. Diese Empfindungen 159 187 — 88 189 190 J. PURKYNĚ: zeigen sich in unserm Falle, weil beide Augen ungleich afficirt werden, úusserst disharmonisch, was einen ganz fremdartigen Eindruck gewáhrt. Besonders fiihlt man in dem von der Belladonna verschonten Auge einen Druck, wie wenn dasselbe leise beriihrt wůrde, wahrscheinlich weil die Pupille wegen stárkerer Lichtaffection des andern Auges sich in diesem iiber das gewohnliche Mass verengt, indem die Iris wohl mit der Refina sowohl des eigenen als des andern Auges in Sympathie steht, aber nicht mit der Iris desselben associirt ist. e) In dem Abschnitte von den Scheinbewegungen habe ich der enigen erwáhnt, die man bemerkt, wenn man einen entfernten Gegen- stand durch eine kleine mit einer Stecknadel im Kartenblatte gemachte Oefinung ansieht, indem man das Blatt nach beliebiger Richtung hin und her bewegt, wobei der Gegenstand nach entgegengesetzten Seiten sich zu bewegen scheint. Da der Gegenstand durch mehrere Oefinungen, die innerhalb des Durchmessers der Pupille liegen, mehrfach gesehen wird, so muss sich sein Bild auch so vielmal wiederholen, als verschie- dene Orte des Pupillenraums eine einzige Oefinung durchwandelt, was auf der Retina ein contuirlich wiederkehrendes und verschwindendes, oder was dasselbe ist, ein bewegtes Bild gibt, was irriger Weise auífs Objective iibertragen, uns als Scheinbewegung táuscht. Je grósser nun die Pupille ist, desto grósseren Spielraum hat jene Bewegung, und so auch im gegenwártigen Falle, wenn sie durch Bella- donna erweitert ist. f) Es ist natiirlich, dass man, wenn die Pupille auf zwei bis drei Linien gedfinet ist, auch die Lócher im Kartenblatte beinahe von der- selben Distanz anbringen kann, um die Gegenstánde verdoppelt zu er- blicken und die Gesichtsfelder der beiden Lócher in ihrer Mitte in eins verschmolzen zu sehen. Wenn man nahe hinter diesen Lóchern eine Nadelspitze bewegt, so erscheint sie erst in dem einen, dann verschwindet sie, so lange sie den Zwischenraum beider durchwandelt, und erscheint endlich wieder vor der andern Oefínung. Dieses Verschwinden ist desto auffallender, je mehr die Lócher bei vergrósserter Pupille von einander abstehen dirfen, und kann denjenigen, der mit solchen Phánomenen nicht náher vertraut ist, in Verwunderung setzen, weil die in einander verschmol- zenen Oefinungen ein einfaches, durchsichtiges Gesichtsfeld darbieten, wobei man nicht absieht, wie ein Gegenstand, der geradeweges hinein- gehalten wird, nicht sichtbar seyn kónnte. Man kann sich des Doppellochs bedienen, um die Zerstreuung eines entfernten Lichtbildes, und daraus wieder die Grósse der Pupille, und die Abhángigkeit jener Zerstreuung von der Grósse der Pupille zu be- weisen, wenn man jene Lócher nahe am Rande des Kartenblatts macht, 160 BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. um, durch eine sehr geringe Bewegung, einmal das Lichtbild fiir sich in seiner Ausbreitung, einmal durch das Doppelloch in seiner Verdop- pelung zu erblicken; wobei man finden wird, dass die Gránzen des aus- gebreiteten Bildes den Entfernungen des verdoppelten entsprechen, woraus wieder folgt, dass alle Zerstreuung und Verbreiterung der Licht- ránder mit der Weite der Pupille im Zusammenhange steht. Hátten wir ein Mittel in unserer Gewalt, das so wie die Belladonna 191 die Pupille erweitert, dieselbe verengte, so kónnten wir auch bei Kurz- sichtigen eine voriibergehende Fernsichtigkeit hervorbringen. ERKLÁRUNG DER ABBILDUNGEN. Fig. 1. Der Gradmesser zur Bestimmung der Weite des Gesichtsfeldes. Vide pag. 5, resp. 64. 2. Darstellung der Verdoppelung der vor und hinter der Peripherie des Horopters gesehenen Gegenstánde. Pag. 26, resp. 74. 3. Der Seh-Tubulus zur Beschránkung des Gesichtsfeldes auí den engsten Raum. Pag. 28, resp. 75. 4. Galvanische Lichtiigur bei Beriihrung des Augapfels mit dem Zinkpole. 5. Galvanische Lichtfigur bei Beriihrung desselben mit dem Kupferpole. 6. Galvanische Lichtfigur bei Beriihrung des Augapfels mit discreter Leitung. 7. Bei Beriihrung der Stirne. 8. Desgleichen der Mitte der Augenbraune. 9. desgl. des áussern Endes der Augenbraune. 10. Bei Beriihrung des Augenhohlenrandes am áussern Augenwinkel. 11. Desgleichen am Wangenknochen. 12. Desgleichen unter der Mitte des untern Augenliedes. 13. Desgleichen unter dem innern Augenwinkel. 14. Desgleichen neben dem innern Augenwinkel an der Nasenwurzel. 15. Desgleichen zwischen beiden Augenbraunen. 16. Die gemeinschaftliche Figur beider Gesichtsfelder bei Beriihrung der Mitte der Nasenwurzel, 17. Die gemeinschaftliche Figur bei Beriihrung der Stirn hoch oben. 18. Lichtfigur bei schneller Bewegung des Leiters rings um den Augapfel am Augen- hohlenrande. 19. Bei Beriihrung des Augenhohlenrandes am áussern Augenwinkel tritt der dunkle senkrechte Streifen in den Achsenpunct des Auges, wenn dieses etwas nach innen gewendet wird. 20. Bei noch stárkerer Wendung tritt er zwischen den Achsenpunct und die Ein- trittsstelle des Sehnerven. 21. u. 22. Lichtfiguren bei Beriihrung von Stellen des Augenhóhlenrandes mit dem einfachen Drahte (nicht Kettchen oder díscrete Leiter). 23. 24. 25. Elliptische Lichtstreifen, die an dem Lichthofe eines kleinen glimmenden 192 Kórpers erscheinen. 26. u. 27. Die elliptischen Fláchen bei Zusammenziehung und plótzlicher Erschlafiung der Augenlieder in vollkommener Finsterniss. 28—32. Arten und Uebergánge der Kreuzspinnengewebe-Figur. 1 161 Fig. J. PURKYNĚ: BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE. II. 33. Schema, wie sich die combinirten Blendungsbilder modificiren. 34. Sichtbare Elemente des Feuerkreises eines geschwungenen gliihenden Kórpers. 35. Lichtkreis bei plotzlichem Drucke des Augapfels mit der Flachhand. 36. Aderfigur durch Druck von vorne her auf den Augapfel im Finstern. 37. Der schattige Kreis um die Mitte des Gesichtsfeldes. 38—41. Flimmerfiguren nach dem Gebrauche der Digitalis. 42. Wallendes Phosphorlicht nach dem Gebrauche der Digitalis. 43. Vervielfachung eines Kreises ausserhalb der Distanz des deutlichen Sehens in die Ferne hinaus bei Kurzsichtigen. 44. Concentrische Kreise zur Priůfung der ungleichen Brechung kurzsichtiger Augen. 45. Desgleichen Radien. 46. Darstellung zweier Angenachsen mit ungleichen Lángen des deutlichen Sehens, eines kurzsichtigen und fernsichtigen Auges zur Erklárung des Schielens. 47—49. Zur Erklárung der verkehrten Bewegung einer Stecknadel vor einem kleinen Lichtbilde nahe am Auge. 50. Sternspitzen meines rechten Auges. COMMENTATIO DE EXAMINE PHYSIOLOGICO ORGANI ME EL SYSTEMATIS CUTANEI OUAM PRO LOCO IN GRATIOSO MEDICORUM ORDINE RITE OBTINENDO DIE XXII. DECEMBRIS MDCCOXNXII. a P BALE PUBLICE DEFENDET JOANNES EVANGELISTA PURKINJE MEDICINAE DOCTOR, PHYSIOLOGIAE ET PATHOLOGIAE PROFESSOR PUBLICUS ORDINARIUS DES. ASSUMTO SOCIO GUILELMO KRAUS MEDICINAE STUDIOSO. VRATISLAVIAE TYPIS UNIVERSITATIS. l: DE PRAXI PHYSIOLOGICA. INTRODUCTIO. | Z menti occurrit illud, guo non jam o kina k restau- rare, aut solummodo paullisper sustinere adlaborat, sed ubi ex Sinu naturae semper vigentis novo splendore vitam sese evolventem adiuvat, ab errore arcet, et denigue ad illud S mdae perfectionis et pulcritudinis culmen perducit, guo jam inte- merata ejus idea auasivero coeleste guoddam phaenomenon manifestetur. „ Tali munere fungens medicus artificis potisimum nomine gaudeat oportet, cum prius restauratoris potius officia profitetur, nec non Phidiae tunc aeguiparandus, aui Apollinem Junonemve moliatur, guamvis et re- stitutoris opera non minorem entheum deposcere videatur. Summa medici dignitas depromenda est a sublimiori illo statu, guo tamauam Physiocrates naturam ipsam juxta fines humanitatis moderatur. Negue despicienda veterum populorum Aegyptiorum, Persarum, Indo- rumaue sunt instituta, ubi veneranda classis physicorum, aut sacerdo- tum, aut Magorum, aut Braminorum nomine primum in regimine locum obtinebat, guamvis omnino abusum non defendam, guem aut consuetudo per saecula inveterata aut malus genius intulit. Datur certe medici guogue agendi ratio positiva, gua, cum vitae stamina iuxta leges naturae curando evolvit, evolutum organismum per omnes €ius periodos rationibus justis accommodat, individuum humanum in eum statum corporis et animae perducit, guo si plures, guamvis cha- racteribus diversis et individualibus in intimiorem societatis nexum con- 165 J. PURKYNĚ: currant, harmoniam illam sponte oriri necessum est, guam vix philo- sophorum, platonicas. nectentium respublicas animus Concipere Su- scepisset. Ouamvis vero dudum cognitum est, dari omnino artem aguamdam physicam, guamvis ob oculos nobis fere guotidie versentur specimina plantarum, guas gnarus cultor ad formam speciosissimam educavit, ani- malium exempla guae sagax oeconomus et statura et usu vitae perfectis- sima excoluit finibusgue Suis determinatis artis legibus adcommodavit: tamen, si guis ejusmodi aut possibilia aut consentanea de cultura orga- nismi humaní contendat, iam paradoxon clamitant, et dauasivero liber- tati humanae infestae inferantur manus, in eo reluctantur infensi, ubi agitur de vera ad libertatem asseguendam Corporis et animae infor- matione. Consvetum enimvero est, medicum in €0 semper versantem con- Spicere, guae ad aerumnas et miserias vitae humanae levandas et repa- randas contribuunt, ataue hoc opus pro praecipuo habere, ad guod agen- dum aut fragilitas humana aut depravata vivendi et educandae juven- tutis ratio Compulit, negue curatur, medicinam tunc primum omnibus numeris absolutam futuram esse, dum, guantum in tantis vicissitudinibus et potentiarum externarum influxu inimico fieri potest fragilitatem orga- nismi stabilire, adfectiones praecavere, morbos arcere instituet, hasaue institutiones exseguetur adeo ut vita humana per omnes suas periodos in guovis individuo justis terminis societati et sibi accommodatis ad naturalem usaue finem bene concepta, beata, speciosague promo- vebitur. Ouae guidem non sunt casui relinguenda, negue tamauam le- viora negligenda et postponenda illis guorum plerumaue sera medicina paratur. Jam ideo, guum dies diem doceat, clarius perspectum est civitatum rectoribus, ad salutem populi physicam servandam et promovendam, Medicinam publici iuris fieri debere, ut adeo sanitatem et physicam per- fectionem totius populi pro Scopo ponens, auctoritates et vires exsecu- trices publicas sibi vindicans, illud efficiat, guod dispersi singulorum Co- natus frustra tentaverint. Atgue hoc Medicinae munus, praxim eius physiologicam adpello, vixgue ullam adversantem mihi reperire autumno si affiirmaverim hanc tamguam cardinem esse statuendam circa guem primaria artis huius contentio versetur; et guum Physiologia hominis sit scientia de idea vitae humanae, de eius per individua et aetatis periodos normali mani- festatione, de ejus denigue ad mundum externum relationibus nativis finigue accommodatis, haud dubium est, contentionem illam, aut praxim auae ideam hanc vitae humanae, intemeratam per individua ataue aetates evolvi iustosgue numeros cum rebus externis inire Curat, praxim phy- 166 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. siologicam iure meritogue vocandam. Atgue haec proprie Hygieine est, auae politiam medicam, doctrinam de educatione physica, diaeteticam et gymnasticam complectitur. B) DE COGNITIONE ORGANISMI INDIVIDUALIS IN GENERE. SC pulo medicis propriis utebantur, gui sibi in servandá valetudine semper a consiliis essent, ataue accuratius cognitá in statu sano et aegroto pe- culiari vitae indole facilius, occurente casu, medicinam parare valeant.' Nec raro eiusmodi opinionem vulgo ventilari audimus, medico cujus au- xilio jam per plures annos usi sumus maxime confidendum esse, guum, occasione datá, individualem characterem vitae nostrae, seu ut aiunt, naturam nostram exactissime cognoverit. Et plurimum auidem veritatis in hac communi opinione inesse persuasum habeo. Non enim satis est, cognovisse morbum, sed et subjectum cognovisse oportet, iň guo morbus locum obtinet. Practici guidem omnis aevi, morborum diagnosin, partem praxeos maximi momenti habebant; guum vero specialis forma morbi non tantum abstracti guidpiam sit et universalis, sed reipsa in certo de- terminatoaue individuo obtineat, inde ob olim non minoris momenti erat, specificos individuorum characteres investigare, guum in illis morbi et gradu et gualitate symptomatum, immo decursu et exitu, veluti in medio auodam peculiari lucis radiorum instar refringantur et coloribus novis in- solitisgue imbuantur, unde necessitas emergit in regimine morbi et remedio- rum applicatione normas dato solum individuo accommodatas assignare. Hoc auidem praxeos munus recentiores artem individualisandi (die Kunst des Individualisirens) nominarunt. Hac profecto in arte plurimus Successus praxeos medicae positus est, in hac potissimum ingenium me- dici vertitur, unde vulgo peculiari tactu aut sensu medicorum fundata, nec jam Commune scientiae bonum, sed singulorum hominum facultas aut a naturá donata, aut industriá acauisita nuncupatur. Fundamenta artis individualisandi strictissime physiologiae sunt vin- dicanda. Agitur enim de justá et determinatá cognitione specialis na- turae in dolis dati cujusdam individui, sanitatis eius relativae, facultatis externas potentias modo specifico recipiendi et in illas reagendi, consti- 167 6 J. PURKYNĚ: tutionis, temperamenti, characterum sexualium, aetatis, hereditariae con- ditionis ex gente aut familia derivandae, influxuum guae a climate, so- cietate, moribus, opificiis, aliisgue civilibus institutis promanent. Nec jam sufficit notiones eorum generales lectione aut observa- tione superficiali acguisivisse, sed in singulis individuis signa e0rum eX- auisitissima ad ultima usgue repagula sunt perseguenda et experto iu- dicio assignanda ut inde luce clarius natura individualis eruatur. — Ouum vero individuum sit ens omnimode determinatum, etiam cognitio hujus sagaciorem obtutum reguiret, guam gui in concipiendis generali- oribus $cientiae positionibus desideratur. Ouodsi vero in rerum naturá exercitato circumspicimus oculo, omne ens characteribus determinatis in infinitum usgue designatum reperimus; increscit vero characterum moles, dum eius ad res externas relationes respicimus. Adeo in serie organismorum Cuiusvis generis, relatio speci- fica ad mundum externum, guasi sphaeram in se clausam constituit, intra cuius circuitum alteriores differentiae emergunt, guae ad singula usaue individua derivantur. Individuorum vero singulorum diversitas non for- 7 tuito casu contigit, negue accidentali rerum externarum influxu conilata est, sed assumendum nobis, adesse normam et typum guemdam inter- num et necessario recurrentem, gui et varietatibus corporum organico- rum, intra limites speciei Cujusdam legem imponat, et cujus enodatio viam recludat ad absconditissimam naturae individualis cognitionem. Ditissima vero in hisce varietatibus ante omnes species humana est, ataue, nisi physiognomica scientia praeconceptis opinionibus et im- maturis de morali charactere coniecturis jam inde a primordiis suis a recto tramite deflexa fuisset, nunc saltem initia systematis naturalis Phy- siognomices humanae possideremus in guo individuales characteres formae humanae externae, in classes, genera et species dispositi, descrip- tionibus succinctis illustrati, et iconibus sufficientibus ornati haberentur. Pari modo vix infantiae limen ingressa est cognitio de actione specifica potentiarum externarum aut elementarium, aut mineralium, aut organi- carum, in vivum guoddam individuum, guo inguillina eius indoles, et lex fundamentalis specificae eius facultatis res externas recipiendi et in eas reagendi, seu constitutio individualis patefiat. Hisce vero, ut ars individualisandi existentiam revera induat, ap- plicationem accedere necessum est, guá individuum cum rationibus ex- ternis in talem concentum collocabitur, gualem cognita eius natura sin- gularis, et relatio, guam suo modo ad res caeteras occupat, postulaverit. 8 Simile problema ars educandi soívendum sibi proponit, dum, cognitá in- dividui cujusdam natura psychica, omnes rationes externas ita accom- modat, ut facultates evolvantur, vires exerceantur et harmonia illa ac- tionum et relationum oriatur, dua vivere, vitam primum constituit. 168 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. NI. DE EXAMINE PHYSIOLOGICO. draxim physiologicam ad normam Therapiae considerare licet, guae diagnosi, prognosi, indicatione, et curá absolvitur. Dia- | gnosis fundatur examine guod tum de statu praesenti tum de praeterito accurate institutum viam parat ad religua pra- xeos munera rite instituenda. De examine guidem patholo- gico, ubi accurata symptomatum indagatione de morbi cujusdam naturá informamur, plurima in institutionibus medicorum et specimina et dog- mata invenimus. Non ita de examine physiologico, Cuius exercendí in vita communi necessitas non minor occurrit. Ouodsi enim de statu vitae ejusgue functionum, et de organismi conformatione individuali in dato auodam Ssubiecto humano indagamus, cognitionem inde acguirimus empiricam, guae ad principia scientiae sub- limiora reducta, Physiologiam individualem constituit. Ouemadmodum enim in acauirendis cognitionibus physiologicis ana- Iyticam plerumaue methodum applicamus, datas notiones empiricas ad generaliores conceptus reducendo, donec ad suprema principia scientiae regrediamur, ita contra non minoris est momenti ab universalibus ideis descendendo in concreto subiecto, ubi omnes notae sensuales et con- ceptus scientifici empiriae et rationis ope guasi in foco colliguntur, sedem contemplationis assignare. Ita fit, ut in objecto individuali omnis scien- tiae apparatus in obtutum sistatur, illague tunc primum guasi corpore donetur, subjectum vero empiricum duod secus emortuum et exanime jaceret mentis lumine illustratum vitam demum induat. Maximi certe momenti in guávis praxi est, etsi theoriam rei exacte teneamus, eo adlaborare, ut scientia acauisita nobis semper presto sit, et guas generales doctrinas rerum empiricarum tumultu intemeratas animo continemus, eas etiam in rerum Concretarum rudi indigestágue mole acuto ingenio discernamus. Ita primum Sscientia organon vivum fit, nec jam ut non raro contingit, in statu guasi embryonis guiescit, sed impetum sponte in res externas faciens, eas sibi subiicit et omnem auá late patet orbem, in ditionem suam abripit. Sie guae inter caeteras doctrinas hac vi polleat, certe Physiologia est, cujus auid aut immediatum aut remotius contemplandi agendive ob- jectum esse non possit, vix cognoverim. Hanc itaague generalis physiologicae doctrinae in organismorum sin- gularium empiricá cognitione applicationem Physiologiam individualem appellandam opinor. De Pathologiá guidem individuali Kieser in suo ingenuoso opere (Syst. d. Medizin p. 624.) plura et maxime laudanda disseruit. Ouum 169 9 J. PURKYNĚ: 10 vero Pathologia ex Physiologiá fundamenta sua depromat, facilis in 11 nostrum usum eorum auae de illa praedicantur, fiet accommodatio. Pro- totypus nempe vitae universalis in guávis organismorum sphaerá aut latiori aut angustiori, in guovis systemate organico immo in singulis organis pecu- liarem formam induit, adeogue in singulis etiam individuis organicis leges vitae generales ita modificantur, ut negue plura individua, nec idem diverso tempore, si aut externa aut interna spectes, penitus invicem aeguari possint. Hujus veritatem jam veteres perspectam habebant, dum de idiosyncrasiis, de sympathiis et antipathiis singulorum hominum ad- notarent. Ast non sufficit, hac in materie ea tantum Cognovisse, guae oculos percellunt, et inter casus insolitos relata sunt, sed eruenda erit cujusvis individui, Cuiusvis organi idiosyncrasia et natura et forma specialis, ut inde Physiologia individualis enascatur. Hoc in opere examen individuorum physiologicum omnem sibi lo- cum occupat. Hinc observandae erunt formae peculiares, guae in organismo suapte offeruntur, aut indagandae actiones, guae vitali processu manifestantur, vel rerum externarum naturali aut artificioso iníluxu moventur. Inde, ubi observatio non sufficiet, experimento opus erit, guod guum in corpore vili non instituatur, maxima praecautio reauiretur, aut summa devotio, ubi nosmet ipsos periculo subjicimus. Nunc, si materiem de examine physiologico penitius eruere susce- pissem, disserendum mihi esset de eius in therapiá, in politiá medicá et mediciná forensi, in arte obstetriciá; in educatione, in vitá communi ad opificiorum et munerum vitae normas statuendas, in artibus denigue plasticis usu atgue applicatione; assignandae forent methodi, auibus in indagatione organismi individualis aut notae empiricae ordine anatomico inguiruntur, aut physiologicae notiones, concreto casu modificatae, in- vestigantur, ubi a simplicissimis phaenomenis ad complicata more pae- dagogorum fit progressio, aut a manifestis ad abstrusiora penetratio; adnotandum esset de experimentis in vivo rite cauteaue instituendis; singula demum physiologica momenta, ad guae attentio dirigenda est, character nempe humanus, stirpis nationalis, familiaris et individualis, character sexus et aetatis, constitutio, temperamentum, idiosyncrasia etc. enumeranda forent. Praeter haec diathesis morbosa aut hereditaria aut acauisita, Sa- nitas relativa, et peculiaris in morbis vis, medicatricis naturae manife- stationes non negligenda essent nec minus consuetudinis, diaetae, vitae conditionis in organismum efiectus. Imprimis vero functiones vitae gene- rales, reproductio, irritabilitas et sensibilitas in guovis organismo con- cesso spectanda forent, guarum guaevis peculiares characteres aut in 170 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. forma plastica, aut in motuum organicorum et voluntariorum ratione, aut in subjectivá sensationum sphaerá prae se ferunt. Relationes denigue naturales et arteficiales mundi externi ad organismum individualem phy- sicae, chemicae, organicae et psychicae, guorum cognitio rite ordinata aetiologiam physiologicam constituit, observatione et experimento guan- tum permissum respiciendae essent. Ast, guum negue scopus, nec locus, nec tempus haec exigant, partes interim saltem aliguas propositae operae aliguomodo explere suscepi. Seguentibus itague praecipua momenta, guae in examine physio- logico organi visus et systematis cutanei occurrunt assignare, et in illis nova guaepiam, guae etiam porro non negligenda forent attentioni le- ctorum sistere conatus sum. IV. EXAMEN ORGANI VISUS PHYSIOLOGICUM EXTERNUM. l- uaestio guae hac in materie consueto more prima ofiertur, plerumaue myopiam aut presbiopiam dati cujusdam subiecti á attinet. Hanc si guaestionem acribiá mathematicá diiudicare a volumus, apparatus, cujusmodi Optici (Lipsiensi Tauber usu venire solet), aut similis hujus optime guadrare videtur. Asserculo nempe horizontaliter posito ataue scala in lineas diviso, immo, sub- diviso, pedibusgue bene firmis solo insistenti, cui longitudo sit triginta aut guadraginta digitorum, pulpitum fibulis rite instructum, guibus ta- bulae aut folia characteribus signata adaptari possint, perpendiculari situ adeo applicetur, ut lente per asserculum horizontale promoveri aut removeri possit, ataue adeo scala ad minutissimas usaue differentias metiri. In anteriori fine asserculi disponatur apparatus cum iusta aper- tura, cui oculus cernens immo caput ipsum spectantis immobile adaptetur. Specula vero hac simul cum asserculo horizontali in statumine dispo- natur, guod paullatim elevari aut submitti ataue in omni altitudine trochleis adprimentibus sustineri possis pro magnitudine spectatorum aut situ corporis eorum erecti aut considentis. Cum accuratio summa reguiratur, ut distantia inter oculum, et objectum in tabula visum nu- meris minutioribus exprimatur opus erit, ut a latere oculi lamina cum foraminulo, horizontaliter mobilis applicetur duo corneae catagraphus (Profil) cernatur ataue adeo in scalá initium distantiae visoriae accurate determinetur. Ad haec in promptu sint aliguot tabellae punctis et lineis diversorum diametrorum micrometro metitorum notatae, albis in fundo nigro, nigris in albo aut ad varios usus aliis coloribus delineatis. Ad jp 3 14 15 J. PURKYNĚ: pulpitum porro praesto sit stylus, duo pro variis consiliis haec aut illa in tabella nota demonstrari possit. Instrumento hujusmodi presbyopia aut myopia subiecti Cuiusdam summá accuratione determinari poterit, et simul experimenta institui, guo modo punctorum et linearum formae mutentur, dum aut removentur ultra visionis spatium aut oculo nimis admoventur. ÚUbi res minutiem tantam non reguirit, uti in vita communi obvenire solet, folium characteribus scriptis aut impressis notatum pul- pito illi impositum et legendo oblatum jam sufficiet, ut oculi acies aut hebetudo discernatur. 2. Idem apparatus guadrat, ubi agitur de determinando spátio dis- tinctae visionis, nempe de magnitudine illius partis axis visoriae, in auá objecta aut porro admota aut ulterius remota ab oculo pari acumine discernuntur, duo facultas illa oculi determinatur, guá interna eius com- pages et mechanismus opticus, ita disponitur, ut radii per pupillam in- fluentes aut remotorum aut propriorum objectorum focum in retiná ipsá efforment. 3. Plerumaue fit, ut objecta splendentia si ultra spatium distinctae visionis removentur, plures aut pauciores appendices, immo dupplicatam et multiplicatam imaginem repraesentent, ut guisaue fere expertus est, ubi eminus noctu lumen candelae intuetur. Haec diffractio lucis sine dubio a diversa frangente vi Corneae caeterorumaue mediorum oculi pendet, et apud nonnullos ad morbosum usgue gradum evehitur, ubi guodvis objectum splendens aut albicans, hac aut illac distractum coma- tum aut barbatum cernunt. Huic incommodo bene observando appa- ratus descriptus non minus inserviet, ubi tabellarum loco lamina metal- lica punctis lineisgue pertusa adeogue perspicua pulpito imponitur, in cuius parte posteriori lata flamma ellychnio texto exardeat, auá puncta illa et lineae illuminentur. Caveatur caeterum aptá inclusione flammae ne minimum luminis a guávis alia parte nisi ex illis foraminulis fissuris- gue in oculum incidat; guo facto admota aut remota simul cum lampade laminá, distractio luminis, ejus directio et pro varia distantiá amplitudo apparebit, guo inaegualitatis corneae aut caeterorum mediorum refrac- tionis modus insinuabitur. 4. Idem apparatus, adhibitis justis remediis ad diversos mensura- tosaue gradus tenebrarum aut diluculi aut plenissimi luminis obtinendos. oblatisaue certis objectis, in aguibus comparatio instituatur, inservire posset ad photometrica experimenta, guibus aut gradus lucescentiae cu- jusdam obijecti v. g. coeli lunae aut stellarum, aut diversorum corporum albicantium, aut gradus sensibilitatis oculi in lumen dijudicetur. 5. Pari modo sensibilitas oculi in specificam coloris cujusdam dua- litatem, ad diversas distantias, et sub certis gradibus luminis examinari poterit; nam notum est aualitatem illam colorum in objectis affatim mi- 172 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. nutis ad justas distantias evanescere, et superficies coloratas, lumine paullatim disparente ex griseo aut bruneo in penitus obscurum transire. 6. Ut facultas oculi guá intuitus vel adspectus per objecta movetur, ut robur ejus, guo objectis infigitur et firmitas celeritasgue aguá ab uno ad alterum transit notari possit, offeratur punctum vix conspicuum album fundo nigro inscriptum aut contra Cui oculus cernens haereat, obser- vando simul in horologio minuta secunda elapsa a primo intuendi initio, donec aut obscuratio invasit, aut oculus defessus vacillet et puncto dato jam amplius figi non valeat. Ouodsi robur in libero et arbitrario oculi motu dijudicandum proponitur, exhibeantur series punctorum minutis- simorum, distantiae inter se perexiguae, lineis rectis aut Curvis dispo- sitae, guorum numerus jam antea cognitus est, guae si puncta oculus brevissimo tempore, guod omnino mensurabitur, absgue ullá haesitatione aut rediteratione operis absaue falso vel minimo computaverit, jam valor eius in aperto erit. Bene observandus simul in hoc experimento oculus, cujus aut fixi firmitas aut moti rigor comprobabit, guod jam ab expedito punctorum computu concludimus. 7. Datur in area visoria punctum in lineá axis positum, ubi visio prae ceteris clarior est. Ouum in hoc punctum axis oculi directione perpendiculari insistat, visione recta obtutui oblatum esse dicimus; cae- tera puncta, guae in area extra lineam axis posita sunt a latere tantum cernuntur negue adeo distinctá visione, ataue hanc obliguam appellamus. Habet recta visio suum ambitum, gui describitur lineam axis per objecta circumferendo dum oculus in orbita vertitur. Hic directae visionis am- bitus eo amplior erit, guo magis oculus prominet, et guo maior facultas adest oculum undeguague volvendi, ita ut conus guem axis describit, basim maximam cum angulo cacuminis gui in oculo situs est, guantum fieri potest obtusissimo offerat. Ut amplitudo directae visionis paullo accuratius observetur, construatur segmentum trium guadrantum circuli, gradibus notatum, ex cujus centro oculus capite religuo immobili ima- ginem bene conspicuam in peripheriá mobilem cernat, guod guam diu distincto fit, modo enuntietur, donec ad limites motus bulbi perveniatur, ubi imago in peripheria sisti et in gradibus angulus adnotari debebit, aguem oculus in latera motus asseguutus est. Idem de religuis motus directionibus experiri fas est, ubi segmen- tum a horizontali positione circa axim ad religuas movebitur. 8. Sphaera obliguae visionis circumscribitur spatio illo, auod oculo in unicum punctum fixo, in religuá sphaerá visoriá visioni minus distin- ctae patet. Ut magnitudo sphaerae visonis obliguae eruatur, idem ut in priori apparatus inserviet, additá solum imagine e regione oculi guae fixa intueatur, dum altera bene lucida a latere promovetur aut remo- vetur. 173 17 18 19 J. PURKYNĚ: 9. Idem circulus applicari potest ad determinandam rationem inter punctum, dguod axis in retiná penetrat, et locum, ubi nervus opticus in eam ingrediatur. Id nempe singulare huic in retina loco obtigit, ut guae imago in caeteris partibus plus minusve distincta cernitur, hic penitus evanescat. Erit itague, fixá prius oculi axi in imagine directe oppositá, guae pro re rata aut elevari aut demitti possit linea lateralis in circulo horizontali huc illucve movenda donec evanescat, gui locus notatus, ataue ad axeos in retina punctum relatus ductis inde lineis imaginariis per lentem crystallinam locum introitus nerví optici determinat, gui in diversis individuis et horizontali et perpendiculari a f0co visionis dis- cCessu variare potest. 10. Ad determinandam penitius convexitatem corneae et anterioris bulbi faciei, fissura linearis lucida bené metita ex justá distantiá ab oculo bene fixo reflexa, microscopio horizontali adhibito micrometro contem- planda foret. Ouo minor imaguncula illa linearis repraesentatur eo bre- vior erit radius segmenti sphaerici Cuius partem anterior facies corneae aut albugineae constituit. Ut vero ratio inter longitudinem lineolae re- flexae diametrumaue sphaerae stabiliatur, indegue series dimensionum ad comparationem facilem instituendam praesto habeatur, prius experi- menta in serie segmentorum sphaericorum ex vitro confectorum guorum diameter bene cognitus sit eodem microscopio ataue micrometro insti- tuenda erunt. Huc guogue referri debet methodus gua E. Home modi- ficationes corneae dum prope aut in distans cernitur, microscopio a latere oculi applicato, determinare conatus est. 11. Bulbi ex orbita prominentia aut per se in oculos cadit aut tactu inguiritur porrectis et margine orbitae malaegue appositis digitis ut si- mul summitas bulbi palpebrá obtecti attingatur. Freguens exercitium in oculis diversissimis, sat habilem reddent manum, duo de prominentia aut recessu eorum Coniectura instituatur. Aliud prominentiae aut recessus bulbi criterium palpebrae offerunt, guae aut summe apertae aut conniventes aut penitus clausae, guum an- teriori bulbi faciei arctissime iunguntur, eius guodgue figuram perfecte referunt, praesertim si a latere juxta catagraphum faciei perlustrantur, ubi distantia palpebrae ab extrema linea radicis nasi, atgue eius ad ar- cum superciliorum situs plurimum indigitat. 12. Magnitudo et figura cartilaginis palpebrae superioris ex illa parte palpebrae divinari potest, guae clauso leniter oculo inter marginem et plicam superiorem versatur, namaue hoc in spatio cartilago integumentis externis aliguanto strictius adnata est. Haec plica guae ab arcu super- ciliorum cute decurrente et in se revolutá formatur ubi in illam guae carti- lagini arctius nectitur transit valde diversas in diversis individuis lineas refert et pictoribus ad characterem oculi exprimendum maximi momenti est. 174 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 13. Organicus status conjunctivae et eius praesertim vasa capillaria lente jam simplici indagari possunt, ubi praesertim in statu subinílam- matorio mira vasculorum distributio conspicua est. In subiectis tenerioribus, maxime post somnum nocturnum Stria prominula e canthis oculi ad corneam procurrens et € pressione margi- num palpebralium orta conspicitur. 14. Sensibilitas coniunctivae ex duratione temporis colligitur, guo oculus apertus aěrem adluentem duin firmetur Sustinet. Respectus in hoc experimento habendus est praeter chemicam ačris indolem etiam ejus temperaturae, ut appareat guantam difierentiam frigidus et tepidus in eodem subjecto sit habiturus. Ubi sensibilitas minor est, aéris actio sufilando extollatur. Hoc saepe modo magis regimen mentis in Corpus guam ipsa sensibilitatis ratio evincetur. 15. Hoc mentis in corpus regimen magis adhuc apparet, dum oculo aperto repente digitus appropinguatur, guem si oculus immotus perdu- raverit strenuus dicatur, animogue bene obtemperans. Haec guamvis ludicra videantur, et nonnisi pueris usitata, physiologus tamauam dia- gnostica momenta non despiciet. 16. Ouam abundans latice suo lacrymarum sit glandula, variis guo- aue irritamentis externis inguiri potest. Optime huic scopo inserviet aut ammonium fluidum aut carbonas ammonii aut pulvisculus subtilissimus sacchari oculo inflatus. Eius cum plexibus cordis sympathiam fors ob- servando assegui non vero experimentis indigare licet. 17. Puncta lacrymalia suapte jam libero oculo sese ofierunt. An aperta an obstipata sint, optime experimur ubi naso et ore clauso ačrem exspirando vehementius ad spiracula compellimus, ubi, cum aperturae nullae aliae pateant, per canaliculos lacrymales, ataue adeo per puncta ipsa tenui sibilo protruditur digitogue obvenienti tamauam sufflatus fri- gidiusculus sentitur. 18. Membrana nictitans optime obtutui patefit, ubi oculus guantum- auantum fieri potest, ad canthum externum convertitur paullulumaue digitorum apicibus palpebrae dimoventur. 19. Caruncula lacrymalis et lacus, glandulae meibomianae earumaue ekstomoses, interna facies palpebrarum, superciliorum pili, eorum longi- tudo, dispositio et numerus, superciliorum Situs ataue forma, haec omnia sponte offeruntur oculo. Indoles guogue Cutis externae oculum eiusaue vicinia obtegentis ejus teneritudo, tensio aut rugositas, coloratio, pororum in periorbitá conformatio, plicae palpebrarum, et rugae aguae oculo con- nivente ad eius canthos, in íronte ad malas et in radice nasi oriuntur, nullatenus sunt praetervidenda, cum aut physiognomicos characteres, aut musculorum sub cute latentium fabricam enuntient. 20 21 22 23 J. PURKYNĚ: 20. Grassitudo et pelluciditas corneae optime observari potest lu- mine candelae obliguá directione ad oculum posito, ubi imago flammae ab externa simul et interna superficie reflexa (Fig. 1.) duplicata appa- rebit, guo crassities ejus et lumine ex interná substantiá reflexo pelluci- ditatis gradus manifestatur. Respiciendum porro ad marginem Corneae gui aut diffiluens, aut accuratius circumscriptus cernitur, aut jam se in- sinuante vel penitus efformato arcu senili includitur, guorum omnium ratio praesertim in semiotice humanae vitae aetatum habenda est. 21. Albuginea membranam fibrosam refert, ex cuius itague habitu de constitutione totius fibrosi systematis in religuo corpore juxta patho- logicam et physiologicam individui indolem judicium conceditur. Ejus albedo guae in infantibus ob transparentem chorioideam ali- auantulum coerulescens apparet, in adultis vasibus sanguiferis lutescit, in nonnullis vero individuis insolito candet et auasi cretacea est, in di- versis humani generis varietatibus diversum praetera tingorem attrahit. Pelluciditas albugineae optime visui offertur, ubi a latere canthi externí oculi candela ardens ita locatur, ut flammae lumen obligue in bulbum incidat ataue adeo corneam humoremaue agueum penetrans in margine corneae ad canthum internum colligatur, ubi tunc ex interná substantia albugineae et ex anteriori facie iridis reflexum formam coni lucentis praesentat cuius basis corneae insidet, acies canthum versus porrigitur. (Fig. 5.) Ingruente, nec non efformatá varicositate oculi, guae plurimum in chorioidea locum obtinet, livor guogue tum topicus, tum universalis albugineam occupat aut extenuatá ejus membraná, aut vasis varicosis substantiam eius internam perrepentibus. Ruboris guogue variae species, gradus et loci in diversis inflammationum formis occurrere consueverunt. In summo xerophthalmiae gradu albuginea simul cum corneá callosae epidermidis habitum induit. 22. De humore agueo difficilis est inguisitio. Ejus copia ex con- vexitate et duritie corneae diiudicanda foret nisi adeo esset arduum convexitatem hanc accuratius determinare ataue duritiem persentiscere. Limpiditas humoris aguei et pelluciditas corneae turbata minime guidem latet ubi jam ad statum pathologicum accedit, obligue cameram ante- riorem lustrantibus, guodsi vero minutiores jam gradus assignandi sunt ob tam exiguam hujus liguidi Copiam visu vix guidpiam asseguemur, nisi forsan microscopium validum ita instruatur, ut lumine ex internis oculi aut a lente aut abiride reflexo speculi instar illuminantis, guod in microscopio obiectis supponitur, datum sit liguorem intermedium ingui- rere, guod omnino apparatum opticum singularem oculo juste ac firmiter applicandum postularet. In subjectiva visionis sphaera, turbatio humoris aguei halonibus coloratis flammam candelae ambientibus praesentatur guomodo vero hoc criterio gradus turbationis distinguantur difficile est 176 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. compertu, guum comparatio internarum sensationum in pluribus indi- viduis non tam expedite institui possit; id vero persuasum habeo, si aguae corpuscula aut fibrillae aut globuli in subiectivo visionis ambitu visuntur, ea locum ante lentem habere non posse, horum namaue imago radiis a latere undigue ingruentibus penitus in retiná deletur, nisi fors eorum magnitudo relate ad exilitatem luminis externi tanta sit, ut um- bram sui distinctam in pariete nerveo efiormare valeant, ubi tunc ma- culae in luminis externi imagine conspicientur, guarum tamen singularem characterem non tam facile assignaveris guum obstacula in cornea in lente et in humore vitreo similem fere effectum prodere debeant. 23. Externa iridis lustratio magnam varietatem colorum et fibrosae eius compagis offert. Prae caeteris tres et coloratione et structurá di- versi circuli notandi sunt. Horum extimus plerumaue obscurior. religuis ataue aliguot peripheriae parallelis fibrillis plicisaue notatus; medius lu- cidior est, fibrillis plicisaue radialibus; internus iterum umbrosior fibrillis et plicis multo adhuc numerosioribus ad centrum pupillae convergen- tibus, guam in nonnullis individuis infundibuli aut crateris forma am- biunt, constituitur. Fissuras, hiatus, plicas ataue recessus iridis optime inguirimus, ubi eam exiguá guantum potest ilammá a latere illustramus. Tuuc enim, moto paullatim huc et illuc lumine, umbrosae lucidaegue superficies adeo sese excipient, ut, armato praesertim oculo imago cla- rissima vallium iugorumaue iridis repraesentetur. Tunc etiam infundí- buliformis ille iridis ad pupillam recessus dgualis in guibusdam individuis maxime conspicuus est clarissime oculis offeretur. Variae guogue observandae sunt dimensiones membranae iridis pu- pillam inter et peripheriam ejus exteriorem, ubi aut pupillae circulus hac aut illac pressus distractusaue apparet, aut peripheria iridis externa, simul cum corneae perimetro a regulari circuli forma aberrat plerum- aue nonnihil in superiori parte depressa. Iridem oculi proprii optime examinamus dum candelae lumine a latere posito lentem, cuius focalis distantia sit dimidii pollicis, adplicamus, guo anterior iridis facies claris- sime illustrata vel minimas guidem fibrillas plicasgue in speculo oblato repraesentat. Clarius adhuc rem perscrutabimur dum microscopio adiuti cui lens illustrans juste affixa haereat oculum si licet alterius, examini Subjicimus. 24. Irritabilitas iridis, ataue ejus contractilitatis gradus diversimode investigantur. Aut enim luminis et umbrae vicibus, aut obtegendo oculum alterutrum, aut cernendo in propingua remotiorave, aut denigue narco- ticis guibusdam uti solutione extracti Belladonnae, Hyosciami etc. pu- pilla ad dilatationem aut coarctationem sollicitatur. Rudiora tentamina actionis narcoticorum in iridem guantum ad usum ophthalmiatricum suí- ficit jam pridem instituta sunt; ast ad physiologicum hujus rei scruti- 12 177 25 bý © DÍ -l J. PURKYNĚ: nium mensura accuratior reguiritur. Diversae solutiones ad gradum de- terminatum concentratae, bene mensurata guantitate in diversis subjectis applicandae erunt ut justa ratio irritabilitatem inter organi et intensiones actionum inveniatur. Itague etiam iris apud presbyopes myopesve obser- vanda, auum visio in distans et in propinguo dilatationibus ejus et con- tractionibus comitetur. Tanta certe per aetates et sexus et per individua varietas iridis occurrit, ut Si guis omnes ejus formas colligere et justo ordini subjicere suscipiat haud sterilem laborem experiatur. 25. Externa chlorioideae indagatio vix guidem possibilis est; apud infantes tamen livore leni et aeguabili per albugineam transparet, auodsi varices adsunt in adultis livore inaeguali. In subjectiva visionis sphaera chorioideae conformationem ramificationibus vasorum pulsantium guae post vehementem corporis motum, aut pressione oculi laterali visuntur manifestari autumo. Huc etiam referendas existimo maculas nigras, guae non raro aestatis tempore post validiorem corporis nisum dum V. €. scalae numerosae ascenduntur, subiectivá visione percipiuntur, guas tur- gentibus chorioideae venis membranam nerveam prementibus caussari opinor. 26. Pigmenti conditio, eius coloratio aut aliguantes pelluciditatis gradus subiectivae visioni diversa in diversis individuis colorum obscu- rorum affectione manifestabitur. Ouantum momentum habeat coloratio pigmenti in lucidas umbro- sasaue partes imaginis in retiná depictae ex analogiá camerae obscurae tuto colligere licet, ubi si linteo subtili et transparenti, guod reflectendis radiis inservit, loco nigri subtegiminis aliter coloratum substruitur, unde imago ii linteo repraesentata vario colore afficietur. Externi nempe co- lores colore substrato aut elidentur v. g. ruber viridi, aut obsolescent, aut ad majorem vivacitatis gradum evehentur, partes vero coloris ex- pertes, ilum aui in recessu est induent. Haec, guamvis mere physica sint, tamen non haesito ea ad sensationum etiam modificationes expli- candas applicare, negue dubito, imaginem auae substrato retinae pig- mento varie tingitur, intuenti etiam animae adeo tinctam repraesentari. Albini certe imago pigmento pallescente etiam tota pallescit, nec dubium est, id guod Acyanoblepsia vocatur visionis phaenomenon, a pig- menti potissimum colore pendere, inguisitione anatomica comproba- tum iri. Huc etiam refero characterum typographicorum nigredinem purpura tinctam, dum soli occidenti obversi semiclusis palpebris lectionem insti- tuimus, ubi radii per cutim et membranas oculi obligue penetrantes re- tinam et pigmentum rubore afficiunt. Haud absurdum mihi videtur nigridinem in diversis individuis prout aut caesiis aut griseis nigrisve oculis invepiuntur Variam guoaue appa- 178 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. rere; guamvis guae mere subiectiva intuitione persentiuntur objectivae mensurae et comparationi subjicere permissum non est. Fors ut Čyano- meter ad coeruleum coeli colorem indagandum adhibetur, melanometer aliguis construendus esset, cujus nisi fallor communis mensura, nigredo assumeretur, guae bene obtectis oculis praesentatur; at vix haec guidem, guum facile phantasmatibus diversis et nebulis afficiatur. 27. Capsula lentis tam subtilis guidem, atgue lenti adeo iuncta est, *ž ut, nisi in statu morboso, externam ejus superficiem ab illa lentis vix distinguas. Ouae itaaue seguentibus adíerimus, de communi guasi earum superficie intelligendum. Si lumen candelae distantiá fere sex pollicum ab oculo individuí cujusdam ita collocamus, ut flammula guae in cornea repraesentatur nobis e regione axis oculi sitis intra circulum pupillae ad peripheriae guandam partem adpareat, tunc in pupillá e diametro adhuc minor flammula ast obversa luminisgue languentis in recessu micans apparebit, guam a posteriori lentis facie reflexam facili coniecturá con- cludemus, comparatione in lente vitrea instituta (vid. fig. 2.). Anteriorem lentis faciem et partim internam ejus substantiain nisi admodum limpida sit, visui sistemus, si candelae lumen obligue pupillam inspicientes ex opposito a latere oculi ita collocamus, ut lineae ab oculo spectante et a candelae lumine ad pupilam ductae angulum obtusum constituant; tunc oblonga flammae imago repraesentatur, gnae cum erecta sit, a convexá facie lentis reflexam esse indicat. (fig. 3.). Ouodsi lentis substantia aliguantulum turbata est, tunc illa flammae imago ex internis iterata reflexione promanans lumine pallido difínente ex una alterave parte cingitur. : Ambas hasce methodos superficies lentis spectandi haud abs usu in inguisitione therapeutica fore autumo, praesertim ubi agitur de rigidá : distinctione affiectionis aut capsulae aut internae lentis substantiae aut posterioris ejus faciei membranaegue vitreae instituendá. Ex accurata mensura flammularum lentis in vivente, formam ejus atgue ad aciem visus relationem nimium operosum et inconstans guamvis mathematico examini n10n in accessum foret. Lentis recessum a margine iridis ex umbra guae in ea ab iride formatur atgue ex seriori maturiorive imaginis flammeae, promotá aut remotá candelá, ingressu colligere guodammodo licitum est (fig. 4.). 28. Limpiditas vel turbatio corporis vitrei externe ex nigredine pur- pillae aut integrá aut nebulosá cognoscitur, distinctus obligua inspectione et illuminatione juxta methodos prius adnotatas, guae humori agueo aut lenti pertinent. Ast cavum guogue oculi ubi Corpus vitreum residet justa methodo inspicere casu mihi datum est, dum perspiciliis myopum armatus, canis oculum, candelae lumine a tergo ejus e longinguo lucente, €0 scopo in- 12* 79 30 31 J. PURKYNĚ: Guisivissem, ut de naturá splendoris, gui non raro ex canum feliumgue oculis miro modo promanat, edocerer. Eu! guoties certá directione ocu- lum caniculi inspexissem, lumen illud percellens apparebat, donec fontem invenirem lumen e cavitate vitri in interna oculi reflexum indegue ite- rum retroflexum. Eodem statim in hominibus experimento repetito idem phaenomenon oblatum est, pupilla namgue integra laeto aurantio colore Incebat. De sede adhuc luminis reflexi in dubio versans oculum artifi- cialem conficiendum Curavi, cuius cavum agua limpida aut diversis gra- dibus turbida repletum posteriorem parietem simulgue liguidi substantiam reflexo lumine referebat. Jam itaaue nulla fere oculi membrana aut substantia interna liguidi, lumini rite reflexo oculogue inspicienti latebit, guae si practici anxiam fere physiologorum inguisitionem spernentes non despicient aut perhor- rescent non sine usu in oculorum Diagnostica invenient. In visione subjectiva plura adhuc phaenomena occurrunt, guorum conditiones organicas in corpore vitreo residere persuasum mihi est. Imo. Globuli et fibrillae marginibus parallelis alternatim lucidis et obscuris notatae, diversae flexionis et innodationis, guae, per exiguum foramellum in oppositam lucidam latamgue Superficiem spectando, aut per lentem oculo plurimum appropinguatam intuendo in objectum guod- dam minutum lucidum v. £. in flammulam candelae remotam, visuntur, et guae oculo aut violentius contorto aut capite nutante aut in partes converso, locum et figuram mutant donec iterum in statum guietis re- deant, in corpore vitreo certe resident. Phaenomena gue referunt, nil nisi umbrae sunt, guae a fibrillis va- sisgue aut emortuis aut parasitico modo enatis formantur, et guae libere in corporis vitrei cellulis fluctuant ita ut earum substiliores iuxta leges opticas locum retinae propinguiorum, grandiores vero remotiorem obti- neant. Ut appareant, necessario reguiritur, ut radii guantum fieri potest ex unico puncto promanent, ne tam exiguae umbrulae vel parcissima laterali luce irradiatae expallescant; ideogue apparatu opus est, gui lucem arceat et difiringat. Inde guo remotius objecta haec gualiacungue Sint, aut vasula aut fibrillae a retinae pariete versantur, €0 parcior lux regui- ritur, eo rigorosius omnis eius influxus lateralis arcendus, co minutius foramellum adhibendum, guod contrarium in illis obtinet, guae retinae parieti proxime sita sunt, cum vix lumen aliguod tam obligue a latere ingruere in oculum valeat, ut umbrulam penitus evanescere faciat, inde iam superficiem non admodum splendentem v. g. coelum nubibus ob- ductum inspicientes globulos et lineas prius allatas observamus. 2do. Etiam illi guos Steinbuch primus observavit sanguinigue ad- scripsit, giobuli, mea guidem opinione in corpore vitreo locum occupant, et guidem membranae nerveae proximi, guo solo fieri potest, ut guamvis 180 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. exilissima sint haec corpuscula, umbrulas tamen suas aut focos lumine températo illustrata in proximo retinae pariete effingant. Optime hos globulorum torrentes hyemis tempore observare licet, dum aut campum nivibus obtectum, aut coelum. nivosis nubibus obvolutum diutius in- tuemur. Ad experimenta visionis nunc allata bene instituenda, ante omnia superficies lata luce languente lustrans reguiritur guae ut facile praesto sit, intueamur ilammam candelae lente majori Cujus focus sit duorum aut trium pollicum ex eů distantiá, gua lumen guo dilatatum magis eo mitigatius cernitur. Pauxillo tunc tempore omnis visionis sphaera glo- 3: bulis fibrillis filisgue nodosis ita implebitur, ut mirum fere videatur, duo- nam modo objecta externa locum adhuc inveniant, imperturbato lumine retinam attingendi. 8tio. Halones et irides guas non raro candelarum flammas circum- dare e justis distantiis observamus an in humore agueo, an in vlíreo, aut nonnunguam in corpore crystallino resideant difficile est dijudicatu. Subjectivas plane esse, vel ex €0 apparet guod confestim dispareant dum imago flammae digito in visionis axim porrecto obtegitur, guod haud ita contingit in luná aut sole halonibus circumvallatis, ubi causa in atmosphaerae vaporibus guaerenda. 27. Inguisitio membranae nerveae, nisi forsan prius allata illustra- tione corporis vitrei, nulla signa objectiva offert, eo tamen maior turma eorum occurit, guae subjectivis sensationibus distinguuntur. Opus esset, ut in diversissimis individuis magnus ille phaenomenorum subjectivorum nu- merus investigetur; guamvis plurimis vix facultas adesse videatur phae- nomena illa rite observandi aut veritati consensaneo modo enuntiandi, eo minus organa sua difiicilioribus guamvis innoxiis experimentis amore scientiarum ultro subjiciendi. Indaganda erit v. £.: a) Retinae sensibilitas aut sub vividiori aut sub minus intenso lu- mine, indagandum guo luminis gradu guo tenebrarem objecta certae magnitudinis adhuc distinguuntur, guantum luminis splendorum Sine 0cC- coecatione oculus sufierre valeat. b) Diversa guogue in diversis adest facultas, imagines illas adven- titias animadvertendi, guae post intuitionem colorum oppositis et guasi polaribus rationibus in oculo provocantur, et tempore guogue notando vestigia sui relinguunt. c) Lucida in oculo phaenomena guae galvanica actione gignuntur €0 vividius, eo0gue minori apparatu provocari possunt, guo guis nervo- rum systema sensibilius ad experimentum afierat. Maximam hic difficul- tatem obtrudit constans et certa galvanismi mensura in guá, tamguam canone individuorum diversitas compareat. d) Ouae pressione bulbi phaenomena eliciuntur, facillima sunt et 181 33 34 35 v J. PURKYNĚ: a guovis, nisi praeoccupatae opiniones obstent, aut timor officiat, sine omni discrimine oculi, intuitioni internae praesentari possunt. e) Scintillas, et circulum igneum guae repentiná oculi in latus ex- ternum Conversione tempore praesertim matutino in obscuro cernuntur, vis guisguam erit gui non, etiamsi obiter aut casu fortuito, observaverit. f) Subtiliorem jam attentionis aciem et praegressi exercitii vires reguirit observatio figurae vasculosae guae mea guidem opinione vena centralis retinae est et guae tunc visioni optime sistitur, dum lumen candelae in circumferentia sphaerae visoriae lento motu circumferimus. g) Etiam visionis directae et obliguae in diversis individuis facul- tatem attentioni subjicere oportet, guum ex ea arctior aut laxior psyches cum organo Sensorio nexus patefiat. 28. Haec atgue hujusmodi phaenomena guae omnia enumerare lon- gum esset et guae alium justius locum occupant, in examine physiolo- gico non sunt negligenda. Ast relatio oculi principalis obversatur cum centrali cerebri vi seu animá. Oculus non interruptá illá cum cerebro relatione praecipuum phantasiae organon videtur. Ouo majori cum energiá oculus ab anima penetratur, guo intimiori mentis attentione illustratur et conscientiae luminae imbuitur, eo celerius ataue clarius diversitas intuitionum oculo oblata in unitatem perceptionis colligetur, e0 magis sensus isthic ad organon guasi cogitandi extolletur. Sublimior iste et ad spiritus dignitatem accedens oculi character jam ultro observatoribus offertur, dum obtutum oculi, liberam eius et con- sultam mobilitatem, iustam et Suos scopos penetrantem directionem, attentione nostra colligimus, unde facili operá visionem acrem firmam et bene consciam, a hebeti vaga et obscura distinguere licet. Ouam mirus concentus inter visionis motum, et alias corporis autocraticas mo- tiones intercedat, non raro in artificibus musicis, scenicis aut plasticis non sine admiratione cernimus, nec non despicienda est par habilitas in gymnasticis, venatoribus, aut variae sortis opificibus, ubi diversissima oculos inter manusgue associatio peritiae facilitatisgue in opere arduo fons uberrima habetur. Oui maiori in re medica experientiae penu in- structi sunt, facile physiologicis semiologiae momentis pathologica guo- gue adiungent, ut cum una natura sit unde phaenomena vitae sane mor- bosaegue procedunt, una etiam de ejus essentiá sit inguisitio, et guem- admodum in spectandis objectis lucidas partes umbrosarum vicinio cla- rius distinguimus, ita pathologica physiologicis et vicissim illustrata laetam in animo et speciosam immaginem sui effingant. 182 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. V. DE EXAMINE PHYSIOLOGICO EXTERNO SYSTEMATIS CUTANEL Siceat mihi porro seguentibus accuratiori inguisitioni subjicere | praecipua momenta, ad guae in observando systemate cu- Bi taneo individui cujusdam attentio dirigenda est. Principalia objecta, guae nobis hoc in opere occurrunt sunt, Cutis ex- (5a=m=H| (cerna, pili unguesaue, et partes illae membranae muciparae, guae diversis orificiis cum externá superficie communicant. 1. Cutis externa sensu tactus explorata, mollis est vel dura, hu- mida, unguinosa, viscida, vel sicca, tepens aut frigida, elastica, rigens, aut pastacea, levis aut aspera, laxa vel tensa, ductilis vel stricta. ae proprietates in guovis individuo gradu et se diversimode combinatae aut in diverso actionis vitalis statu varie modificatae inveniuntur, ad auae attendendum ut inde peculiaris character eruatur unde diversorum temperamentorum, constitutionum, aetatum sexuum imo stirpium et na- tionum aligua saltem ex parte discrimina patefiant. In hoc inguisitionis munere ante omnia ipsius tactus organi, manus nostrae ratio habenda; nam ubi occalluit, aut ubi contrectantis motus admodum vehemens est ob musculorum infrenatum robur, aut ubi attentio ad subtilissimos resi- stentiae modos percipiendos non exercitata est, tunc etiam mollitiei aut duritiae, elasticitatis aut rigoris, et caeterarum cohaesionis modifica- tionum clara sensatio non obtinetur. Ouum caloris aut frigoris affectio pelkdvdonA tantum valorem pos- sideat prout nempe temperatura corporis nostri et objecti externi diversa sit, inguisitio inde vel nonnisi sub normali et communissimo caloris gradu manus contingentis instituatur, aut exercitatio eo dirigenda, ut sub guovis gradu de temperatura objecti recte asserere discamus, et adeo pluribus guasi scalis instructi, ea guae diversa sentiuntur, ast revera non sunt judicio firmo compensentur. Siccitatis aut humiditatis, unguedinis aut viscositatis et plurimum eiusmodi gualitatum accurata perceptio reduirit, ut ipsum organon nostrum ab iisdem immune Sit, ne proprietates guae ad subjectum pertinent, cum objectivis commiscéantur. Ubi enim manus sudore madet, aut viscida est, aut siccitate rigescit, mirum non est fallax de notis objecti judicium institui debere. Juvat guogue ubi dubium occurrit, pronam per vices et supinam manum, immo unguium Superficies in auxilium vocare. 2. Inter caetera, guae cutis offert signa, color maxime cConspicuus est, et plerumaue invitis iam nobis obtruditur. Attendendum primum erit generatim ad coloris diversitatem, guam humani generis varietates offe- PENTA DY V TNTÝVITA 183 36 d7 37 J. PURKYNĚ: runt, dein guae ex earum mistione, generatione guasi hibrida, oboritur. Innumerae hic et in subtilissimas dilutae modificationes inveniuntur Co- lorum Species, guas vix guidem enuntiare, pictoris tantum expertissima manu adumbrare cConcessum erit. Etiam Leucopathia guae per omnes humani generis stirpes diver- sissime modificata occurrit, attentionem physiologi deposcit. Nec satis est observasse eam, gualis characteribus eminentibus in nos impetit, sed minores etiam deviationes identidem occurrentes, guae ad eam accedunt studio nostro sunt perseguendae. Leucopathiae forsan nomine et re opponere liceret melanopathiam, guarum gradus medii saltem in stirpe caucasica flavicomis (Blonde) et nigricomis (Brunette) designantur. Ast cutis ille habitus gui solo oculorum iudicio discernitur, non colore tantummodo absolvitur; concurrunt in €0 Superficiei externae glabritas et rugis minutissimis poris et prominentiis notatio gua diversae lucis et umbrarum vices praesentantur; pelluciditas porro ac interna luminis flexio, guo ita dictus color localis constituitur, et gui pro diversa cutis textura et statu eius vitali certe diversus est, attentionem non effugiat; inde etiam in sexibus, aetatibus, constitutionibus et tempera- mentis tam varius color occurrit, guorum experientiam si nullus alius, certe pictores, gui nomine hoc revera digni sunt, lubentes comprobabunt, guum hac in re omnino non parum desudaverint. Etiam diversae et sin- gulae regiones systematis cutanei peculiari colore imbutae reperiuntur. Jam enim partes aeri et luci expositae saturato magis tingore ab iis distinctae sunt, guae tegumentis continuo foventur: partes vero aliae magis pellucidae guemadmodum in temporibus, periorbita, collo, ulnis ataue mammis venarum venularumaue vestigiis notantur, genae vero et palmarum plantarumaue facies internae arterioso magis sanguine tinctae esse videntur; areolae mammarum, regiones ani et genitalium guae jam ad membranas muciparas accedunt obscuriori colore imbuuntur; varius denigue status fluidorum corporis, gui aut bile, aut pituita, aut sanguine, aut melanosi guadam cutem afficit vario etiam colore manifestatur. 3. Cutis guogue odor in inguisitione physiologica non negligendus est. Ouemadmodum nullus alius sensus varietate sensationum specifi- carum adeo abundat guam odoratus, ita profecto certitudine guadam concludere licet, innumeras adesse pro diversis nationibus immo indi- viduis odorum modificationes, guorum canis sagacitas verax nobis testis est. Ast mirum, nullum alium sensum adeo neglectum atgue contemptum iacere guam odoratum, gui jam in Ccommuni vita pudoris guasi pallio obvelatus, immerito hoc despectu ad scientiarum usague repagula per- seguitur. 184 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 4. Non minori attentione dignae sunt peculiares cutis sensationes guae nonnisi inguillina heautoscopia eruuntur. Huc pertinent caloris aut ardoris, frigoris aut algoris sensus, horripilationes, myrmecismus, pressio, stupor, prurigo, sensibilitas, adaucta aut imminuta, variae dolorum pun- gentium stringentium vellentium etc. species guae aut cutim universam aut partes obsident, guae accurate sensu interno percepta clare et iustis terminis comparationibusgue adhibitis communicentur. 5. Jam ab hisce mere sensualibus cutis proprietatibus transgredior ad organicam eius conformationem. Primum guod hic occurrit epidermis est. Notantur in hac pori et tubercula, valleculae diversimode tortae, rugulae ataue sulci maiores. An revera pori in epidermide existant, lis adhucdum inter auctores teritur; ego guidem poris eam pertusam esse existimo, gui tamen ob elasticitatem substantiae ita occlusi sunt, ut exsudanti guidem atgue a tergo protruso humori pateant, nullatenus vero oculo aut nudo, aut armato perspicui sint. Simile phaenomenon facile comparatur, dum ex- scissam membranulam gummi elastici subtili acu pertundimus, ubi guidem in superficie utrágue fossula conspicua est, canalis vero, etiamsi in mi- nutissimas lamellas disscindatur nullatenus apparet. Ita guogue in epi- dermide nil nisi fossulae in externa superficie visuntur, guas tamen canaliculo fluidis permeabili junctas esse sudor atgue suctio sanguinis immo €eius emanatio spontanea demonstrant. Distinctissime vero fossulae isthaec in vallecularum striis gyrisgue visuntur, guibus internae plan- tarum manuumgue plagae obsitae sunt, unde sudoris guttulas nudo etiam oculo videndas exprimere fas est. Notandum de his plurimas earum in provectiori senio occlusas inveniri, guod alioguin functionis cutaneae majorem tunc torporem demonstrat et explicat. Magnitudo meatuum sudoriferorum in diversis Cutis partibus diversa est. Jam in malis et fronte satis magni inveniuntur ubi fere ad cryptas mucosas et sebaceas accedunt, in periorbita papillas fere constituunt, ad radices pilorum in pliculis stellatis unde emergunt numerosissimi inveniuntur. Directio eorum plerumaue perpendicularis est, nisi ad unguium radices ubi obligue ad apices procurrere videntur. Nullibi interna epidermidis compages adeo crasso modo oculis obtruditur, guam in verrucis, gnae ut cumulus tubu- lorum parallelium concretorum lympham vel sanguinem vehentium ofie- runtur. (Fig. 21.) Epidermis praeterea textura sua ad Hydrophanem aut Pyrophanem mineralogorum accedere mihi videtur, guo fit, ut aut vaporibus atmosphae- rae aut emanationibus sanguinis continuo imbuatur, gua transspiratio cuta- nea et resorptio ab externis perficitur. Et revera vix guisguam erit, gui de hac epidermidis indole convictus non sit, guum eam in proprio Corpore mox humore tumidulam et guasi maceratam mox siccam et aridam inveniamus. 185 39 41 J. PURKYNĚ: Rugulae in variis cutis partibus diversae offeruntur. Harum magni- tudo et directio valde diversa est, et flexuris artuum Correspondet. Ouaedam earum Cum pilorum radicibus ubi guasi in centro concurrunt in relatione versantur nec non motus eorum dum horrore elevantur facilitant. Eiusmodi plicularum per universam cutis superficiem formas et modificationes describendas anatomia suscipiat. In plagulis guae inter rugulas istas sitae sunt tubercula minutissima visuntur, guae nil sunt nisi porulorum circumvalationes et crateres. Liceat guogue mentionem facere sulcorum majorum gui in internis pal- marum plagis inveniuntur. Notandi sunt praecipue guod olim doctrinae vanae Cheiromantorum originem dederint. Eos diversis motuum modis ad guos manus digitigue conformantur determinari nemo non dubitabit, exinde etiam diversa et his conformia nancisci possunt nomina. Ouare in genere distinguo lineas oppositionis, abductionis, adductionis, exten- sionis et flectionis. In specie seguentes recenseri merentur: 1) Linea oppositionis pollicis (fig. 6. lit. a) (a cheiromantis vitalis dicta) guae mi- norum musculorum pollicis prominentiam ambit. 2) Hance parallela fere directione seguitur linea adductionis pollicis (lit. b) (linea Martis.) 3. Linea abductionis digiti minimi sub hujus radice in margine manus externo sita est (lit. c) (linea matrimonii cheiromantis) 4) Linea occlusionis di- gitorum trium ulnarium (lit. d) (linea mensae) guae dum indice guidpiam demonstramus, flexione digitorum religuorum in plicam agitur, guam ideo inducantem appellaverim. 5) Linea manus clausae (lit. e) (linea naturalis) guae indicanti fere parallela transversa directione mediam manum percurrit. 6) Linea flexionis digitorum annularis et medii (lit. £) (linea Veneris) guae in guibusdam individuis radices horum circumit. 7) Linea flexionis in carpo (lit. «) (linea Rascetta). 8) Linea oppositionis digitorum trium ulnarium (lit. h) guae caeteris minus conspicuae sunt et in carpo ad radicem indicis atgue medii parallela fere cum linea op- positionis pollicis directione procurrunt (cheiromantis lineae honoris et fortunae dicebantur). 9) Lineae denigue extensionis guae in articulatio- nibus digitorum dum intenduntur fortius freguenter et longitudinaliter protensae visuntur. Harum linearum guaedam analogae etiam in planta pedis inveniuntur, guamvis hujus mobilitas, pro scopo suo, magis limi- tata inveniatur. Etsi non negem hisce lineis physiognomicam etiam in- esse guempiam Significatum guum manus instrumentum sit praecipuum humani laboris, atgue diversi motus modi ad guos destinata est ad in- ternam guogue individui indolem indegue seguentes vitae casus conjec- turam facere perhibeant, parum tamen et vix guidpiam veritatis in chei- romantorum placitis adesse persuasum habeo et eorum operam augurum et haruspicum ex volatu avium intestinorumgue motibus vaticiniis aegui- parandam existimo. 186 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. Mira vallecularum tangentium in interna parte manus pedisgue, praesertim in digitorum extremis phalangibus dispositio flexuraegue at- tentionem jam nostram in se trahit. In genere guidem mentio eorum semper aligua fit in omni Physiologiae aut Anatomiae compendio; ast in organo tanti momenti guemadmodum manus humana est, guae non modo diversissimis motibus, sed praecipue sensui tactus inservit, nulla inguisitio adeo minuta esse poterit, guae in ulteriori hujus organi cognitione grati guidpiam non afferat. Ego hucusgue post observationes innumeras novem potissimum varietates flexurarum inveneram ad guas valleculae tactui inservientes in interna parte extremae digitorum pha- langis disponuntur. Has pressis terminis eferam, religua icones explicabunt. 1) Flexurae transversae (fig. 7.). Valleculae a plica articulari inci- piendo ex uno latere phalangis ad alterum linea fere recta transversim primo procurrunt, dein paullatim in medio incurvantur donec cum peri- pheria phalangis concentricis fere arcubus inflectantur. 2) Stria centralis longitudinalis (fig. 8.). Eadem fere ut prius con- formatio, in e0 solum discrimen guod curvaturae transversae striolam in transversas valleculas perpendicularem guasi nucieum occludant. 3) Stria obligua (fig. 9.). Inter strata flexurae transversae (1.) ex uno aut altero latere lineola solitaria obligue procurrens et ad centrum fere phalangis in se terminata interpolatur. 4) Sinus obliguus (fig. 10.). Jam si haec lineola obligua simplici flexione ad latus unde prodierat recurrit et pluribus aliis simili flexione comitatur, sinus inde nascitur obliguus magis minusve erectus aut pro- cumbens ad cujus radicem ex parte una aut altera lineolarum trivium triangulum componit. Haec distributio vallecularum ubi sinus obliguus adest communissima inyenitur, et fere ut ita dicam homini specifica ob- tigit guum simiis valleculae potius longitudinales agminatae (fig. 19.) propriae sint. Vertex plerumague sinus obligui radialem marginem versus inclinatur; notandum tamen freguentissime in indice contrarium obtin- gere ita ut vertex ulnarem versus partem dirigatur. In digitis pedum nulla fere alia forma nisi isthaec obvenit. Freguenter etiam digitus an- nularis, ubi in religuis sinus obligui aut religue formae simpliciores ad- sunt, forma complicatiori insignitur. 5) Amygdalus (fig. 11) ubi sinus in se recurrens obliguus, guem prius descripsi, in medium sui gyrum amygdaloideum recipit in vertice obtusum ad radicem cuspidatum vallecullis concentricis constitutum. 6) Spirula (fig. 12). Imaginentur flexurae transversae sub (1) de- scriptae a lineis rectis ad sinuosas non paullatim sed protinus majori discrimine transeuntes, oriri inde spatium semicirculare necessum est guod lineolis rectis transversis veluti solo insistit. Hoc spatium linea 187 4: 46 kŠA J. PURKYNĚ: spirali aut simplici aut composita in se torta impletur. Simplex est spi- ralis ad sensum geometrorum, compositam voco, ubi a centro plures ex eodem puncto aut intervallis ramificatae lineae exeunt et in se tor- guentur. Ex utrague parte, ubi spirula rectarum et flexarum eam am- bientium discessuíi contigua est, triangula duo oriuntur, Cuiusmodi sinus obliguus ab uno tantum latere gerit. 7) Ellipsis, Turbo ellipticus (fig. 13). Eadem, guae prius descripta est, lacuna semicircularis, ellipsibus concentricis, guae lineolam simplicem brevem in centro positam circumvallant, impletur. 8) Circulus, turbo circularis (fig. 14). Simili ut prius modo lineola nunc tuberculum simplex centrum occupat, et concentricis circulis Cir- cumdatur donec lacunae semicircularis rugulas attingat. 9) Vortex dupplicatus (fig. 15). Dum pars linearum transversalium sinuosa procurrit et sesgui meatu in se flectitur guam alia ex altera parte pari modo amplectitur, vortices inde duo in se implicati formantur. Haec figura fere nonnisi in pollice, indice et annulari offenditur. Vertices sinuum inflexorum diversa directione flectuntur, aut ad longitudinalem accedunt aut varia inclinatione obligue moventur, aut fere transverse procurrunt. In omnibus sub No. 6., 7., 8., 9. descriptis formis triangula, ubi li- neolae transversae ab inilexis discedunt ab utrogue latere visuntur. In religuis digitorum phalangibus lineolae ab uno angulo ad alterum trans- versae recta aut parum inflexa directione disponuntur. De vallecullarum viis et flexuris in vola manus varia guogue ad- notanda veniunt. In viciniis flexurae carpi conspicitur plerumaue trivium seu triangulum guod ad basim lineis carpo transversis terminatur, ad utrumgue vero latus valleculis in torum (Ballen) pollicis et digiti auri- cularis agminatim continuatis. Ex interstitio indicis et pollicis magnus numerus linearum paralle- larum procurrit guae in medio volae iuxta lineam palmaeformem in margines metacarpi digiti minimi et pollicis, divergentibus directionibus discurrunt donec trianguli ad carpum verticem attingant. Haec commu- nissima eorum conformatio est. Lineis ab interstitio pollicis et indicis ad marginem metacarpi externum transcurrentibus ex radicibus digi- torum aliae parallelae associantur, guibus ex interstitiis excurrentes sinus ataue vortices interponuntur, guorum diversimodas varietates ex- ponere hic loci nimis longum foret. In toro pollicis plagula non raro occurrit trapezoides ubi valleculae transversa ad ambientes directione dispositae sunt. In toro auricularis digiti ad marginem metacarpi radialem saepe sinus maior observatur ubi valleculae e€ margine exeuntes in eum iterum reflectuntur, nonumguam etiam turbo ellipticus in tumidulo auri- cularis toro conspicitur. 188 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. Etiam in simiarum manibus, imo in e0rum cauda prehensili similes lineolae occurrunt, guarum distinctio ad characterem forsan specificum ulterius designandum guidguam conferet, guae, nisi parvi faciant, Zoologi ulterius assignabunt (fig. 19, 20). De significatu physiologico harum vallecularum porro disserere com- modiori aliguando tempori et loco destinaveram. 6. Epidermidi origine sua proxime accedunt pili unguesgue. Pilorum freguentia, longitudo, et exilitas, flexio atgue € cute pro- crescentium directio, figura, structura, color, pelluciditas, durities aut mollities, firmitas guae tensioni resistit aut facile cedit, electricitas, gua- litas hygroscopica, immo si fieri potest chemica mixtio, in diversis indi- viduis inguisitioni subiiciantur. Praeter has proprietates physicas orga- nicae vegetativae non minus observentur, celeritas incrementi aut torpor, distributio per diversa corporis loca, tempus et rationes pullulationis et effluvii, canities et religuae discolorationes. Nos hic loci guaedam observata inseremus, guae de diversa di- rectione lanuginis per Suturas vortices et guadrivia vario modo dispo- sitae in foetu regulari masculo sex fere mensium, instituimus. Distinguendae sunt potissimum suturae in linea mediana Corporis sitae anterior et posterior, dein duae laterales, lineae denigue palmatae ubi pilorum linea diversimode flexa fit diremptio, vortices, et guadrivia ubi in plagas guatuor pili discedunt directionibus cruciatis convergendo et divergendo (fig. 16, 17, 18). Notanda primo sutura anterior media. Haec in manubrio sterni guadrivium continet, cuius pili in linea mediana a collo et ab umbilico venientes divergunt transversa vero directione ad latera discurrunt; descendentes ad umbilicum convergentes procedunt in Cuius Circum- © ferentia perturbati opposita pilorum Ssingulorum umbilicum versus di- rectione lineam continuant, guae in hypogastrio iterum in guadrivium discedit, in cuius angulo superiori pili iterum ut in sternali guadrivio sursum, in inferiori deorsum spectant et ad montem veneris fere eva- nescunt. Aliud guadrivium in collo inter os hyoides et laryngem obser- vatur Cuius inferior angulus pilis a guadrivio sterni in linea mediana continuatis sursum tendentibus et ad latera colli discendentibus formatur; simili modo in superiori angulo pili a barba procurrentes in latera dis- cedunt. In naso pilis destituto medius guasi locus guadrivii majoris irre- gularis ponendus est, cuius angulus superior a radice nasi pilis ascen- dentibus in frontem promovetur, inferior a septo narium pilis desceu- dentibus per labium superius et inferius et per barbam ad guadrivium colli continuatur. In fronte denigue guadrivium guogue adest, cujus an- gulus inferior pilis a radice naris ascendentibus ibigue diremptis et per supercilia utringue difiluentibus, angulus vero superior a coma capitis 189 47 49 50 m) J. PURKYNĚ: descendentibus constituitur. Seguitur vertex, cujus pilis e suo centro ad partes anteriores posteriores et ad latera arcuatim discedunt ita tamen, ut in parte sinistra (in aliis individuis in partibus diversis) palmatim dividantur et in occipite ad regionem fere vertebrae primae in laciniolam convergant, (fig. 17) unde per tergum linea lata et fere duplici, pilis parallelis ad coccygem usgue continuantur, ubi iterum prominente ali- guantulum coccendice in caudulam fere confluunt, guod utigue majorem adhuc in foetu cum brutis similitudinem in animum revocat. In ano di- rectiones pilorum partim ad coccendicis laciniolam partim pudenda versus discurrunt, unde cum decurrentibus a monte veneris pilis dupplex gua- drivium in ano et pudendis formari Concipitur. Distinguenda itague plura sunt guadrivia guorum pili relate ad li- neam medianam aut convergunt, aut vero divergunt. Convergentia in- veniuntur in fronte, in collo, in umbilico, in pudendis et in coccyge. His vicario modo interposita sunt guadrivia atgue divortia divergentia in vertice, in naso, in sterno, in hypogastrio et in ano. Utriusgue itague generis guadriviorum numerus guinguenarius invenitur. Praeter haec duae saturae laterales notandae sunt, guae a Costa guinta ubi fere cum cartilagine sua jungitur discedunt, et in anteriori parte cristae ossis ilei finiuntur. In regione costae guintae ubi originem sumunt, guadrivium adest convergens, cuius superior angulus in lineam transit palmatam, guae per plicam axillae anteriorem procedens in guadrivium terminatur, guod in regione insertionis deltoidei in humero efformatur. Alter suturae late- ralis terminus in anteriori angulo cristae ossis ilei iterum in guadrivio divergenti reperitur cuius angulus inferior in lineam palmatam femoris continuatur. Suturae itague laterales convergente superiori divergente inferiori guadrivio terminatae in suturas palmatas humeri et femoris transeunt. Ouadrivium humeri pilis aňguli Superioris et inferioris sursum et deorsum divergit; anguli laterales a concurrentibus ex utrague parte lineis palmatis, guae ex axilla prodeunt formantur. Itague axilla, guam- vis rarissimos (guod plane contrarium in adultis) possideat pilos, tam- guam commune centrum duarum linearum palmatarum considerari potest, aguarum anterior triplici directione ad aguadrivium laterale superius, ad sternale et ad humerale continuatur, posterior ad humerum flectitur ibigue angulum lateralem posteriorem guadrivii constituit, religuae di- rectiones pilorum in interiorem partem brachii, in latus trunci, in tergum et in pectus dipescuntur (fig. 18). In parte externa brachii pili processum versus anconeum Cubiti de- currunt, pari modo in interna, cubiti flexuram versus. In interiori anti- brachii parte pili ad volam usgue procurrendo ad latera utringue di- 190 EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. vergunt ita ut in margine radiali arcubus fere transversis guorum con- vexitas manum versis cernit in regione externa ulnae in contrariam directionem transeant ita ut ibi a tergo manus olecranon versus tendant ubi brachii pilis obvii in fasciculum convergunt. In margine ulnari anti- brachii conspirantibus subito diversis directionibus pilis linea formatur hirsuta terminata in fasciculo olecrani. In externa manus plagae pili a margine radiali ad ulnarem obligua directione antrorsum moventur. Ouadrivium guo suturae laterales ad cristam ossis ilei terminantur “ inferiori suo angulo transit in lineam palmatam, guae obligua flexione ad tertiam fere partem marginis interní femoris promovetur, ubi in op- positas pilorum directiones dispescitur, guorum pars per suram decurrit, pars in posteriori femoris plaga nates versus retrocurrunt. Čaeterum in anteriori femoris parte pili descendunt in latere externo et interno trans- versim Sinuantur, in posteriori vero parte ut jam annotatum a poplite nates versus reflectuntur. In tibiis omnia deorsum vergunt. In parte posteriori helicis auris externae pili a lobulo incipiendo ad summitatem ejus brutorum modo aliguantulum cuspidatam sursum as- cendunt, simili modo in parte externa ita ut in cuspide concurrentes fasciculum Cconstituant; in plaga auriculae interna guae ad cranium spectat pili peripheriam versus discurrunt; in inferiori helicis parte trans- versa ubi musculus minor helicis latet pili ad interiora conchae vergunt. Internam tragi superficiem, guae in adultis pilis obsidetur nudam plane inveni. Pilorum in trunco inter suturas dispositio facile completur, si e0rum in guadriviis et lineis palmatis ad latera directiones ulteriores imagi- nando perseguimur. Ad latera colli dispositio maxime ambigua est, ubi tamen suturam guamvis inconspicuam adesse debere non dubito. Notandum ex praecedentibus plures in foetu inveniri characteres gui brutorum guamdam analogiam demonstrant; huc pilorum in Cuspide auris, in coccendice fasciculus; huc in externa parte brachii et antibrachii pilorum oppositis directionibus in olecrano concurrens guod alias tantuni Simiae Satyro et Troglodytae gua nota specifica tribuitur. Tanta porro similitudo inter pilorum et vallecularum tactui inser- vientium directiones earumgue formas gyratas, palmatas, angulares etc. intercurrit ut facile in mentem veniat naturam guae ubigue una eadem- gue est ex eadem guae pilis construendis inservit substantia epidermali in Suos usus valleculas illas formare guae coalitu guasi pilorum et eorum in cute remora et cumulatione concretae esse videntur. Non abs re esset de pilorum et unguium in diversis individuis in- cremento experimenta instituere, guum negotium hoc in mensuris justis assignandis accurationi fere mathematicae subijici possit. Unguium porro in singulis individuis formae diversae, eorum dimensiones propriae et 191 LI J. PURKYNĚ: ad manum religuumaue conpus relativae, eorum color et discolorationes lunularum magnitudo et forma non minus guam religua hucusgue recen- sita attentionem nostram deposcunt. In genere vegetatio systematis epidermidei observationi et experi- mento guam maxime pervia est, si aut exscindendo, aut premendo, aut chemicis substantiis agendo eam ad reactioném provocamus. Innumeras vero formarum modificationes sistunt cutis morbi diversi cachexiae im- petigines et exanthemata guae omnia ad vegetationis leges physiologicas symbolam suam conferunt. 7. Rete Malpighii inguisitioni externae in vivo non tam facile patet nisi fors gelatinosam substantiam, guae vesicante aut ustione epidermide detracta in conspectum venit pro eo habeas. Non possum non hic loci guaedam de filamentis adnotare elasticis, diametri fere lanae ovillae mediocris, guae dum epidermis macerando laxata ab interna manus aut pedis plaga lente sublevata detrahitur, in angulo gui cute denudata et interna epidermidis facie formatur, aegualibus iere distantiis disposita et detractione continuata elastico motu dissi- lientia, facile visuntur. Mea guidem persuasione, guamvis in tam exili objecto errare humanum sit, filamenta haec e medio papillarum tangen- tium, guae seriatim convergunt emergentia in porulis terminantur, gui distantiis aegualibus valleculas epidermidis obsident. Haec an vasa sint aut fila solida, aut potius canaliculi excretorii difficile diiudicatu. Eadem siccata demonstrationi sistere casu mihi felici obtigit dum de analoga actione infusi coffeani et aceti pyrolignosi inguirens, pollicem humanum priori infuso imbutum exsiccandům religuissem, ubi epidermide ob mi- norem eius contractilitatem a corio retracta et abstante, fila haec ex utrague parte aut integra, aut medio disrupta spectabantur. Etiam in verrucas, dum maceratione structura eorum magis fit conspicua, fila ab externa facie corii Continuari distinctum est, guae epidermide simul cum verruca detracta penicilli instar Conspiciuntur, verruca vero in epidermide residua foramellis pertusa apparet. Non semel in propria manu verruca infesta notata, observare datum uit, eam nil esse nisi acervulum tubulorum, gui aut sectione perpendi- culari singuli dispescuntur, ubi per transparentia eorum latera fila san- guinea externum versus terminum procurrentia cernuntur, aut disscissione facta horizontali porulis aegualiter distantibus lympham aut sanguinem exsudant. 8. Rete vasorum capillarium, guod sub epidermide universam cutis superificiem circumnectit, etiam in vivo inspectione externa oculo sistitur. Sumatur lens cuius focalis distantia dimidii fere sit pollicis, haec aptetur apparatui guali linteorum emptores ad fila in certo spatio numeranda utuntur, ubi in focali distantia lamina guadrangulo foramine pertusa 192 7 obra PAdE A ZA VY TO ÉPIJ DTTOU obry raj “ MY pk > O Va 6 ZM 30. A ) M A i 227 blinje MOle B cilráge 2 bupro ď DDU 2 Rrry- S Lie — Ev E Ake a o == X 2 ME > ře SL : P, EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. firmatur objecto inspiciendo horizontaliter apponenda. oc apparatu cutis aut attritu, aut suctione rubefacta, in aprico solis fors epidermide oleo etiam imbuta auo pellucidior fiat, spectetur, tunc, praesertim in subiectis tenerioribus, rete vasorum minutissimorum et inde guogue ra- diculae in epidermidem sursum vergentes ibigue puncto rubro terminatae observabuntur. Hoc medio per omnem cutis superficiem absgue incommodo modiii- cationes in vasorum distributione et ramificationibus observari poterunt, adeogue inguisitioni etiam externae systematis vasorum via guodam- modo facilior patebit. Talis etiam inspectio in guibuscumague cutis afiec- tionibus, impetiginibus, exanthematibus, variisoue inilammationum et exulcerationum formis in vivo corpore observandis omnino profi- cua est. -A Cutis arctam cum systemate fibroso et musculari iunctionem ex sulcis et fossulis coniicere licet, guae in torosis et macilentis inter la- certos singulos visuntur, et guae fibrosis inter Cutem et aponeuroses luncturis constituuntur. Maxime vero haec junctio patet in planta pedis, ubi aponeurosis plantaris cum substrato corio firmis fibrosis laminis pinguedine inter- textis arctissime copulatur. Par nexus in aponeurosi et fascia lata fe- moris conspicitur, ubi singulae longitudinales laminae a corio pingue- dinem penetrantes in eam figuntur, guod praesertim in glutaeo maximo in oculos cadit, cujus singuli fasciculi fibrosis a cute productionibus intertexti sunt, maxime vero in trochantere magno ubi glutaei inseruntur fibrosa haec cum cute junctio conspicua est, ubi etiam in pinguibus in externa superficie fossa cernitur, ubi si cutem digitis prehensam abstra- xeris facile glutaeorum et tensoris fasciae latae contractione retrahitur Linea alba corporis et in abdomine ubi suturae transversales musculum rectum perplexant fibrosa guogue retinacula in corium continuantur. In palma manus aponeurosis guogue palmaris et tendines musculi palmaris in carpo et metacarpo cuti strictissime accreta sunt. Talis guogue junctio in olecrano et in humero, sub actione musculorum vehementiori retrac- tione ibi Cutis et strictae eius ad ossa applicatione facile cernitur. In vultu hoc inter musculos et cutim nexu sulci et rugae efformantur, guarum directiones a decursu fibrarum muscularium sub cute agentium angulo fere rectangulo divergunt. Ejusmodi de cutis ad systema fibrosum et musculare relatione paullulum scrupulosior inguisitio maximi momenti est in anatomia sculp- torum pictorumgue ubi negue empirica nudi corporis imitatio, negue de- coriatorum lacertorum delineatio omnem operam absolvet, ubi agitur de minutissimis in superficie corporis elevationibus aut depressionibus ex natura organica firma atgue subtili perspectione. 33 193 55 56 57 58 J. PURKYNĚ: EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS. 10. Simili ex argumento panniculus adiposus in Cutis guam sub- vestit inguisitione minime neglidendus est, guum eo superficies externa adeogue forma corporis maxime determinetur. Pinguedinis distributio et auantitas tum primo jam aspectu oculis sistitur, tum digitis in manipulum actis investigatur. Varia certe in diversis individuis occurrit pinguedinis consistentia color et accumulatio, hic tantum per transennam adnotare liceat, nates etiam in homine duos continere cumulos pinguedinis duri- usculae copiosa et firma tela cellulosa intertextos, gui analogiam guan- dam cum simiarum callosis natibus in animum revocant. 11. Membrana denigue mucosa orificiis, guibus in externa patet inspicienda est. Hic veli palatini et tonsillarum varietates maxime vero linguae papillarum in diversis individuis assignandae, guibus omnibus ad cognitionem hominis individualem, guae, maxime in praxi, non mi- noris momenti guam generalis est, materiae idoneae contribuentur. THESES DEFENDENDAL. Constitutionis organicae notio nondum hucusague exacte definita est. Generatio spontanea existit. Autocratia naturae palmarium artis medicae remedium est. Chirurgiae a Medicina separatio nimis rigorosa, noxia est. Pathologia generalis doctrinae physiologicae arctissime jungenda esset. Praxis medica scientifica a praxi relate ad usus vitae communis stricte distincta est. O 67 D9 EXPLICATiO LITHOGRAPHI. Fig. 1. Flammulae candelae lucentis ab anteriori et posteriori corneae, et porro ab an- teriori et posteriori superficie lentis reflexae. Fig. 2. Reflexio flammulae ab anteriori superficie cCorneae et a posteriori lentis ubi imago inversa repraesentatur. Fig. 3. Reflexio flammulae ab anteriori superficie corneae, et ab anteriori lentis ubi imago erecta cernitur. Fig. 4. Umbrula semicircularis, guae ab iride ad anteriorem superiiciem lentis projicitur Fig. 5. Conus lucidus ex substantia albuginea focum camerae anterioris reflectens. Fig. 6. Sulci in vola manus guae cum €ejus articulationibus et flexionibus in relatione versantur. Fig. 7—15. Novem principales formae vallecularum tactui inservientium in extremis manus humanae phalangibus obviae. Fig. 16. Lanuginis in foetu forma, aguadrivii in linea corporis media discessus. Fig. 17. Discessio pilorum in vertice capitis. Fig. 18. Sutura lanuginis, guae ad auadrivium sterni, pectoris laterale, ataue humeri discurrit. Fig. 19. Vallecularum tangentium distributio gualis in manu Inui ecaudati invenitur. Fig. 20. Valleculae in inferiori superficie caudae Atelis Coaitae. Fig. 21. Structura verrucae scissione cruciformi et horizontali magis conspicuae et vitro amplificatae. 194 Examen physiologicum organi visus et systematis cutanei. koho ZA Ka V ela = = M o s, “ s 2 ý; V lo tane is Cu t systemat 1 Vísus € Examen physiologicum organ SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. AUCTORE JOANNE EVANGELISTA PURKINJE, PROFESSORE MEDICINAE P. O. VRATISLAVIENSI. ADJECTAE SUNT TABULAE DUAE LITHOGRAPHICAE. LIPSIAE, SUMPTIBUS LEOPOLDI VOSSII. MDCCCOXXX. ; p : „ A = W0« . . ' h = a o = . — = i s i * © % B „U + - a + „ (aky wi , ee 4 po po PRAEFATIO. Commentatiuncula mea de ovi avium evolutione ante incubationem, guae congratulationibus ab ordine medico Vratislaviensi BLUMENBACHIO oblatis semisaecularia ante guingue annos omine faustissimo celebranti, subjecta erat, typis tunc publici iuris non facta est, paucorum tantum manibus revoluta. Nihilominus, ob argumenti novitatem atgue momentum, a viris compluribus, guos facile proceribus mundi litterarii adnumeres, benignissime excipiebatur, immo etiam fructus peperit, (coní. C. E. a BAER de ovi mammalium et hominis genesi) gui majoris adhuc momenti videntur, guam argumentum ipsum de guo disserebatur. Nos nunc, a pluribus viris litteratis excitati, laborem hunc recudi fecimus, paucis tantum levibus mutationibus inductis aut notis adjectis, paucioribus omnino, guam desiderandum esset, guum aliis plane objectis hoc tempore animum intenderemus. Exoptandum itague, ut, dum multiplicatum opuscu- lum plurium naturae curiosorum manibus obversetur, horum forsan guempiam excitet, gui rem a nobis inchoatam aut penitius perseguatur aut ulterius promoveat. Commendamus praesertim investigationem de subitanea vesiculae germinativae disparitione, dum ovulum ab infundi- bulo ovarii excipitur. Sed plura, materiem severius indaganti, ultro offe- rentur. — Liceat denigue pagellas hasce iterum vovere BLUMENBACHIO Nestori sane naturae scrutatorum, lustro post semisaecularia faustis auspiciis ad finem vergente. Dabam Vratislaviae 30mo Maji 1830. 197 89) S ACCURATIOR INGUISITIO IN CICATRICULAM OVULI OVARII; DETECTIO EJUS VESICULAE. seguebar, tandem, dgua via patebat, ad cicatriculam vitelli in ovario retrogressus sum. Ovulum ovarii, uti notum, du- plici membrana, dguas junctas calycem vocant, instructum a > est. Harum exterior tenuis et sat firma, sacci aěriferi ab- dominalis propages, vasa sanguifera ovo adducit et ab e0 per petiolum ejus reducit, laxis cellulis interiorem ambiens, donec in stigmate sigmo- ideo ei penitus accrescat. Membrana interna crassiuscula, cujus externa facies asperior ultimas vasorum ramificationes excipit, hujus plaga in- terna tomentosa, poris sanguiferis aegualibus distantiis notata. Seauitur dein propria vitelli cuticula, tenuissima, Cui stricte vitellus cum cicatricula subest. Totum ovarii ovum, dum ad maturitatem vergit, aliguantulum oblongum est, et ex una parte ataue altera paullisper com- planatum, dguae forma orificio infundibuli oviductus respondet. Minora ovula ad sphaeram accedunt, minima, e tunica ovarii vix media Sui parte, exanthematis miliaris instar emergunt. Cicatricula (Hahnentritt) plagam unam alteramve ovuli notat, petiolo plerumaue propior guam stigmati, guamvis etiam sub petiolo ipso aut plane sub stigmate invenerim, nunauam tamen in extremitatibus, ne fors, auum longa axi in initiis oviductus promovetur vitellus, chalaza obtega- tur. Internam paginam membranae vitelli semper strato tenuissimo et aeguabili globulorum obductam inveni, gui sub microscopio magnitudinem et figuram sanguineorum, maiorem tamen his pelluciditatem exhibebant, caeterum organico modo dispositi, non fortuitam indigestamgue molem prae se ferentes. In viciniis cicatriculae acervati magis globuli isti zo- nulam latitudinis undigue plusauam semilineae constituunt, Cujus internus circuitus cumulum eorundem globurorum mammaeformem albescentem duarum fere linearum, ad interiora vitelli vergentem exhibet (Fig. I—IV.) In cacumine cumuli porus ita dictus pellucidus, ab utrague pagina Cica- 198 SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. triculae conspiciendus, formae circularis integerrimae offertur, Cujus dia- meter sextam fere partem lineae metitur. Porus hic auctorum in cicatri- cula ovorum, et eorum, gui in utero atgaue oviductu latent, nusguam in- venitur, negue apud auctores discrimen guoddam inter cicatriculam ovi et ovuli ovarii maturi assignatum reperi. Rem inde curatius inguirere momenti cujusdam esse judicavi. Sub lente itague simplici, cujus focus lineam sesguialteram metitur, acículis chalybeatis cumulum illum mammaeformem centrum versus de- struere institui, donec ad porum pellucidum pervenirem. Iterato conatui nil concessum erat, nisi cuticulam guandam tenuissimam dilacerare, guae humorem limpidum includebat. Formam guandam globularem subesse magis auspicari guam clare cognoscere datum fuit. Casus tandem for- tuitus multifaria et frustranea juvit conamina. Dum aguam, cui objecta submersa erant, sugendo aufero, cumulus descriptus, in umbone fundi vasculi vitrei ad siccum redactus, collabitur, et fere difiluit, adeogue porus ejus centralis, uno adhuc fere suo dia- metro undeguague dilatatur. Haec dum lentis ope perlustro, vesicula formosissima, parte margini pori adhaerens parte libera, haud parum mirabundo mihi offertur. Jam porro eam penitus solvere, et solam atgue integram sistere non difficile erat. (Fig. V—IX.) Porum itague, gui medium cicatriculae cumulum pertundere videtur, vesicula minutissima admodum pellucida occupat, guad substantiae illae globuliferae immersa, duas tantum facies, unam versus membranam ex- ternam vitelli, alteram ad colliculi cacumen, cratere ibi parvulo circum- data, versus vitelli interiora liberas praesentat, ita tamen, ut in facie externa aliguantulum membranae vitelli adhaereat, ut facile, dum ab ea solvitur, dilaceretur, in interiori vero stratum simplex globulorum invi- cem cohaerentium a colliculo per eam continuetur; atgue sic pori falsa species simulatur. Ouodsi hanc vesiculam penitus enucleare successit, reperies eam sphaerae paullulum complanatae figuram referentem, cuticula tenuissima obtectam, humorem difiluum limpidissimum continentem. Aliguoties zonu- lam ex substantia alba colliculi residuam, in peripheria sua horizontali gerebat, plerumaue tamen facili opera penitus liberam ab his sistere con- tigit, non semel etiam vestigia adhaerentis membranae vitelli conspi- cienda erant (Fig. VIII.) Inde in dubio adhuc remanebat, an vesicula colliculi substantiae ad zonam marginalem undigue accreta sit, atgue ora pori membranis specialibus occludantur. Post permultas vero inguisi- tiones vesiculam integram et singularem esse, dubium non supererat. Si licet in re tam subtili sensuum manuumaue habilitati imagina- tione succurrere, existimarem praeterea, ex marginibus pori cumuli membranulam globulosam ad circumferentiam vesiculae accedere, et per 199 3 J. PURKYNĚ: utrůmgue ejus internum hemisphaerium continuari, salva adhuc propria vesiculae cuticula. Habet itague cicatricula ovi ovarii partem specialem et sibi pro- priam, vesiculam sphaericam subcompressam, membranula tenerrima con- stantem, lympha propria, fors generatrice repletam (inde vesiculam ger- minativam appellaverim), infossam cumulo albo mammaeformi e globulis composito, in medio pertuso, guem zonula plana albescens circumdat et guae inde in stratum globulorum, faciem internam membranae vitellinae obsidentiuim, de gua supra sermo fuit, continuatur. Ceterum cicatricula internae paginae měmbranae vitelli ita applicata est, ut cum ea semper a vitello secedant. SOA DIFFERENTIA INTER CICATRICULAM OVULI OVARII, OVI IN OVIDUCTU, OVIOUE ENIXIL am imaginatio praecox in vesicula hac germen foemineum in- s guilinum, ex guo deinceps pullus evolvatur, auspicabatur. =) Proximum itague erat, cicatriculam ovi exclusi recentis, ante ss omnem incubationem, summa cura perscrutari, guamnam in == e0 vesicula nostra metamorphosin subeat. — Novum dui- an discrimen se ofierebat in e0, guod cicatricula ovi jam exclusi membranae vitelli non adhaereat, guum illa ovi ovarii non sine diffi- cultate ab ea discedat, contra vero haec a subiacente vitello facile solvatur, illa vero sat arcte vitello accreta sit. Zona porro Cicatri- culae ovi ovarii tenuis adhuc et arctior in colliculum transit, in guo sub- stantia plastica guasi concentratur; in cicatricula vero ovi exclusi nec non ovi oviductus omnia in latum dispersa sunt, colliculus jam dissolu- tus, blastoderma ubigue spissitudinis aegualis semipellucidum, nedgue ullum vestigium vesiculae offerens. Cicatricula ovi jam efformati dupli- cem circulum format, guorum exterior vitello adhaeret, interior, dui a priore continuatur, fossula plana (MALPrGHrr fors colliguamento) a vi- tello separatur. Fossula haec circularis in vitello residet, in medio um- bonem albicantem ofiert (nucleum PANDERr) viscida semipellucida ma- terie obductum, cui granula alba farinae instar inspersa sunt. Eadem granula interiorem etiam faciem adspergunt, excepto centro (Fig. XI), auod nucleo incumbit aguin adhaereat. Blastoderma centrale hic semi- pellucidum ita, ut interstitium fossulae umbrosum plumbeo colore com- pareat, nucleus vero albido pelluceat. (Fig. IX—XI.) Vesicula itaaue ovuli ovarii in ovo €nixo dirupta, et in colliguamentum mutata esse videtur. 200 SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. Seguebatur cicatriculam inguirere, dum aut ovum in utero est, aut vitelius in tractu adhuc oviductus commoratur. In priori eadem reperi guae in enixo. Ast negue in vitello oviductus ullum vesiculae vestigium aderat, guamvis initio guidem, dum adhuc ad infundibulum haeret, colli- culi residuum aderat, a vitello facilius separandum. Videtur itague vesi- cula, dum vitellus semifluidus ab infundibulo excipitur, a contractionibus oviductus disrumpi aut dissolvi, atgue ejus lympha cum substantia colli- culi ita misceri, ut inde colliguamentum illud cum granulis albis enasca- tur, a residuo colliculi nucleus formetur*. Se 94 DE EVOLUTIONE VESICULAE GERMINATIVAE (KEIMBLÁSCHEN). Sdroximum, guod offerebatur, opus erat, eandem vesiculam in V cicatriculis minorum adhuc ovulorum inguirere, guod facillimo 'negotio, praesertim in illis successit, ubi substantia vitelli solitam nondum Sspissitudinem adepta, emulsionis instar —e7 difilua, ovulo sub agua discisso membranam vitelli con- tinuo liberam sistebat. Conspicitur tunc in ejus facie interna vesicula prominula diaphana, halone exili materiei albae globulosae, guae in ovulo maturo cumulum constituit, circumdata. Membrana vitelli con- sistentiae tunc mollissimae est, et strato globuloso crassiusculo obtecta. Magnitudo vesiculae a primis initiis ad maturitatem usgue non eadem serie crescit, gua ovula integra. In minimis vesicula vix dimidiam partem minor est guam in perfectis, ita ut tunc fere totum loculum vitello destinatum adimpleat. Si evolutionis decursum respicias, di- ceres, vesiculam primum esse in ovulo, guod germinando movetur, ast lento gradu, gui a vitello postea ejusaue velamentis ad maturitatem usgue longe superatur, ita ut, si mathematico modo efieras, duae series aeagualis longitudinis formentur ab aegualibus guantitatibus exorsae, gua- rum una tardius crescit, altera celerius augetur, ut guum membra prima rationem fere aegualitatis servent, ultima pluribus millibus magnitudine ab invicem discrepent. In ovulis jam diametri unius lineae et iníra sub lente mediocri macula circularis, umbrosa ob pelluciditatem ab externis conspicitur, vesiculae respondens. (Fig. X/I—XV.) PFacillime deprehendi- tur in ovulis guatuor aut sex linearum, ubi, membranis sub agua dis- új dů MALÍK * Verisimilius jam nunc mihi videtur, vesiculam blastoderma centrale umbrosum, de guo prius sermo erat (Fig. XI.), constituere, ejusgue haemisphaeria in membranam duplicem dilatari. o J. PURKYNĚ: cissis, et extracta vitelli membrana continuo patet. Ataue huc referen- dum puto locum TrEDEMANNI*, ubi cicatriculam ovulis Graafianis in mammalibus analogam, primum guod in ovulo evolvitur, formamaue ejus vesiculam compressam aut maculam albam esse dicit. Non eguidem adeo difiicile negotium est vesiculam hanc parvulis in ovis degetere, ubi substantiae albae globulosae nondum immersa est; in maturis ovis diffi- cilius opera haec succedit. Methodus, guam primo momento casus mihi fortuitus obtulit, me etiam postea maxime juvit. Cumulo nempe cum poro Suo, cautissime a membrana vitelli pistilli aut aciculae incurvae ope sub agua deterso, ad fundum vasis gui Convexus sit oportet, des- cendere sinas; agua deinde resorpta cumulus dilatabitur, vesiculamaue revelabit, guod si non primo, saltem iterato negotio succedet. Maxime vero caveas, ne objectum simul cum agua resorbeas destruasaue. Con- sistentia nempe vesiculae admodum tenera est, ut in minoribus ovulis ad instar bullae agueae a contrectatione levissima dissiliat. S VESICULA CICATRICULAE ORGANON NATURALE FOEMINEUM IN AVIBUS. am de significatu vesiculae hujus meditanti, proximus cogita- tk tus se offerebat, esse fors vestigium coitus galli, et fore, ut mi in ovulis gallinarum, dguae gallo socio usae non essent, non 258 inveniatur. Ast et in gallinis eiusmodi guae solae degebant, Z et guarum ova omnia subventanea, documenti caussa, in- JE sunt, vesicula non deerat, guamvis, ut mihi videbatur, tenerior, et multo difficilius enucleanda; in aliis vero nullum plane discrimen inveniebatur. Sb DE VITELLI EVOLUTIONE EJUSOUE CENTRALI LATEBRA. a e evolutione vitelli pauca tantum adnotanda invenio. Initio Ď 5 = lus tunc lympha fluida pellucida est a vesicula ea R vix distinguendus. Jam dum ovulum lineae diametrum n turbatur subalbidus vitellus et vesicula per membranas exter- nas transparet. Dum jam pisi magnitudinem adeptum est, vitellus co- Jj = * Zoologie Vol. III. p. 100. 202 SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE iNCUBATIONEM. lorem fere lactis spissioris subílavescentis induit. Tunc distinguendi globuli oleosi guamvis rariores, praevalente humore seroso et albu- minoso. Ita crescente magnitudine vitellus magis flavescit, donec in maturissimo ovo colorem fere aurantiacum induat. Vitellus in ovulo ma- turo, ac dum adhuc in initiis oviductus latet, multo etiam viscidior te- naciorgue invenitur guam ante fuit et guam postea evadit dum albumen adducit, et fors partem aliguam eius fluidam in se trahit. Jam ex eo, guo flavescere incipit, distinguitur in centro ejus substantia albidior fluidiorgue, guam in maturis, Cicatriculae propiorem invenies. Alba haec vitelli substantia in enixis primum ovis luculentissime observatur. Est profecto ea, guae Belliniano guondam problemati* ansam praebuit nec jam solummodo in ovis coctis, sed in recentissimis guogue, et in omni vitello ex e0 tempore, guo distinctior apparet, invenienda. Dum nempe forficula Cowperiana, a Cicatricula incipiens, partes vitelli sub agua ex- scindis, superiicies inde ortae zonas tres concentricas diversi coloris prae- sentant, guarum externa pallidor, media coloris ilavi saturioris est, in- terna rursus pallidior latebram substantiae albae fluidioris circumdans, cujus latex uti in centro residet, versus cicatriculae nodum canalem sub- tilem producere videtur**. (Fig. XVI—XVIII) Caeterum centrum hoc album, cum ambientibus concentricis stratis, tantam similitudinem cum cicatriculae forma prae se fert, ut mirum non sit aliguantum praeposte- rum judicium unum cum altero comrmiscuisse, praesertim guum in ovo coctione indurato cicatricula, guae albuminosae est substantiae, ab albu- mine, cui adhaeret, vix distingui possit. Substantia haec alba in latebra centrali vitelli contenta, sub micro- scopio spectata, constat globulis albis maioribus albumine invicem junctis, ejusdem fere consistentiae et formae, guae est substantiae, colliguamen- tum cicatriculae occupantis, ita ut compareat, vigere guandam meta- * Cí. LAUR. BELLINI opuscula aliguot ad ARCHIBALD. PITCARNIUM. Lugd. Bat. 1714. p. 14. et porro: Comment. Bononiens. T. II. P. I. p. 85. P. II. p. 369. et sag. Comm. PAULI BAPT. BALBI de Belliniano problemate; item Miscell. soc. Taurinens. T. I. p. 3. et sa. in Commentario JOANNIS FRANC. CIGNA de ovorum elixatorum cica- tricula, gui primus BELLINUM refutare audet. ** Seriores disguisitiones dubitationem de hac fabrica mihi invexerant. De BAER auidem in opere suo (Ueber die Entwicklungsgeschichte der Thiere Iter Theil Kónigsb. 1828) nostram de latebra centrali vitelli ad theoriam de halonibus applicavit, an vero observatione propria confirmarit, nullibi liguet. Nisi jam chalazarum conformatio et firma ad vitellum mediante membrana DUTROCHETI adplicatio sufiiceret ad explicandum semper situm aegualem cicatriculae superiora versus, laticem centralem cum canaliculo suo ad cicatriculam tendente, perpendiculo analogum dicerem, guo viteilus, suapte gui- dem intra massam albuminis sursum tendens, a evolutione ulteriori detineretur, unde cicatricula semper eundem situm suprenium servaret. Latex omnino ille lymphaticus vitelli semioleosa substantia specifice gravior justo assumi potest. 203 le) J. PURKYNĚ: morphosis relationem inter locum utrumaue; religuum latebrae lympha satis fluida repletum est. In vitellis coctis commodius est, hanc vitelli compagem inguirere, dummodo persuasum habeas, non coctione primum fuisse productaim. Non semel tunc inter primum stratum et medium la- mellam sphaericam aibuminis coacti inveni, aut a centro albuminosas huc et illuc productiones, praesertim in ovis, guae aliguot horas jam in- cubationi subjecta erant. In vitello cocto comparet latebram centrale saepe irregularem ofiere figuram, et simul cum hac strata concentrica irregularia guogue evadere. In vitello cocto latebra centralis materiam lacteam saporis subsalsi continet, ut inde manifestum sit, chemicam ejus constitutionem a religuo vitello difierre. In pluribus ovis interius vitelli stratum magis oleosum semipellucidum profunde luteum reperi, nec mihi, a auibus conditionibus dependeat, hucdum compertum est. Ouas ulterio- res mutationes subeat vitellus sub incubatione, guomodo halones circa cicatriculam in eo formentur, auomodo albumen paullatim €i misceatur, seriori disauisitioni relinguenda. Pace horum, gui microscopicis delectan- tur observationibus, adhuc adjicio, vitellum coctum, gui facili opera in pulverem discedit, cumulos elegantissimorum corpuscolorum, crystallo- rum formam imitantium, exhibere, ita tamen, ut ex diversis vitelli locis deprompti diversam exhibeant speciem. S. 6. DE MEMBRANA VITELLI. itelli membrana tenerrima aeguabilis et pellucidissima est, negue sub microscopio guantumcunaue dilacerata aut ver- sata ullam organicam structuram prodit. Vesiculam format integerrimam, undigue clausam negue ullo poro instructam. In ovulo ovarii initio guidem vix distingues a stratis glo- bulosis, guae a vitello peripheriam versus deponuntur; tunc €etiam vesicula cicatriculae ita illi juncta est, ut una ab altera sine lae- sione separari non possit. Etiam in ovo maturiori membrana vesiculae cicatriculae huic vitellinae adeo accrevit, ut non raro, dum eam sol- vendo laceres, vestigium circulare relinauat. (Fig. VIJIK.) Ataue ita vi- detur vesicula auasi in membrana vitelli ipsa nidulari et cum ea evolvi. Ouamdiu vitellus in ovario haeret, membranae ovuli externae re- late ad vitellinam admodum teneram adeo crassae sunt, ut opera tan- tum pertinacissima a membrana vitelli penitus auferri possint guin haec laedatur. Operae pretium esset inguirere, guale commercium inter hanc membranam et internam faciem membranae externae vasculosae in ovulo ovarii intercedat, auo fiat ut sanguis secretioni substantiae vitelli inser- 204 SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. viat. Hoc certum est, tune membranae vitellinae paginam internam omnem esse globulis aegualibus pellucidis, ad sanguineorum formam accedentibus obductam, guos facile a globulis oleosis vitelli distinguas. Membrana vitelli in infundibulo adhuc haerentis rugosa apparet et sat ductilis, ut vitellus, gui tunc viscidior maiorisgue Consistentiae est, figuram valde oblongam assumere valeat, auod necessarium erat, ut vi- tellus canalem sat strictum infundibuli, guin membrana dilaceretur, ad laxiorem ambitum oviductus permeare possit. 9:7! DE MEMBRANIS CALICIS. magis magisaue pallescit, et guamvis non extenuetur, ita tamen mol- lescit, ut facillima demum opera dilaceretur vitellumaue efiundat. Mem- brana tunc externa vasculosa rete laxum €e venis tenuibus et latis con- tinet, guod utringue ad stigma surculis in pectines elegantissimos di- stributis inchoatur. Videtur esse apparatus resorptorius, guo substantia stigmatis sensim sine sensu solvatur vitellogue exitum paret. Stigma non ultimis primum temporibus in ovulo comparet, sed jam in ovulis uncialibus, guae caeterum semipellucida sunt, lineola albicante turbidiori manifestatur. Interna pagina membranae calicis, guae mem- branae vitelli contigua est, non, ut guidam volunt et uti adspectus ex- ternus docere videtur, velutinae compagis est, sed admodum laevis ataue pellucida, in cujus substantia corpuscula minuta, fors glandulosa, aut vasculorum ampullae aegualibus fere distantiis distribuuntur. S26: DE MOTIBUS OVIDUCTUS AT INFUNDIBULI ET DE EORUM ORGANO MUSCULARI. - um galiinam recens mactatam, guae ovum jam perfectum in utero gerit aperis, intestinague removes, guo organa ovi- para libere pateaní, tunc omnem oviductum et uterum mo- Z tibus continuis peristalticis convulsum deprehendes; prae- de. Sertim si aguae tepidae submergas, ubi dein fimbriae sinuosae, gua marginem infundibuli coronant, amoenissimis contracti- onum expansionumague vicibus Crispantur. Ouodsi, irritando partes, ve- 205 10 11 J. PURKYNĚ: ram oviductus motionum sedem inguiras, facili negotio in mesometrio reperies, guod tunc fibris muscularibus manifestissimis et numerosissimis instructum esse nemo negabit, gui attentus observaverit* Fors non su- pervacaneum erit descriptioni hujus apparatus unam alteramve lineam vovere. | Mesometrium tempore illo guo gallinae ova pariunt nullo modo mesenterii naturam prae se fert, guo intestinis vasa suppeditentur, sed verus musculus est aut potius membrana muscularis, guae omnino vasa etiam ad oviductum distribuit. Distinguitur duplex mesometrium, inferius et superius. Inferius punctum fixum in inferiori facie uteri (si ita vocare licet partem ultimam oviductus ubi testa formatur, et Cuius praecipue actione partus ovi periicitur) habet, ubi plexus fibrarum muscularium cruciformis (Fig. XIX.) sat densus ex utrogue latere ad uteri ambitum exporrigitur; in parte posteriori uteri guo loco vagina €i inseritur, sac- culus musculosus sat laxus formatur, aui sub partu vaginam ab ovo di- latatam ambit et protrusionem ejus adiuvat; antrorsum vero in membra- nam muscularem fibris reticulatam flabelli instar dilatatur, Cuius peri- pheria ab insertione oviductus in uterum incipit et insertione posterioris anguli infundibuli in eundem, in se ipsum duasi rediens, terminatur. Al- ter, anterior nempe infundibuli angulus in ligamentum sat compactum elasticum, fors totum aguantum musculare colligitur, aduod plerumaue ad radicem costae penultimae lateris sinistri insertum est; alias vero minus conspicue circa poros ačriferos pulmonum pluribus processibus tenuiori- bus firmatur. (Fig. XIX.) In medio huius ligamenti pars superior mem- branae sacci ačriferi abdominalís circumcirca affixa est. (Fig. XIX. h.) A Jigamento** isthoc lamina mesometrii superioris originem ducit, et ad latus sinistrum columnae vertebralis ex peritonaeo simul cum sacco aěriíero exorta, ad uteri parietem dorsalem continuatur. Exinde fibrae musculares ad superiorem partem oviductus descendunt, in cujus superiicie attenuantur adeo, ut visu vix colligi gueant, et membranam muscularem oviductus tenerrimam formantes, mesometrio inferiori OC- currunt. In infundibulo membrana interna oviductus glandulosa maxime attenuatur, donec ad limbum eius penitus dispareat, muscularis vero mesometrii continuatio evolvitur magis, ita ut ille limbus totus guantus e substantia musculari contextus compareat***. Formant vero fibrae musculares limbi rete tenerrimum maxime complicatum, Cuius maculae marginem versus continuo minores crebrioresaue evadunt ataue in mar- * Coní. GE. SPANGENBERG disguisitio circa partes genitales foemineas avium. Gotting. 1813 c. Tab. pag. 50. ** Taenia fors SPANGENBERGII I. c. pag. 55. *+ Contrarium asserere videtur SPANGENBERG |. c. pag. 55. 206 SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. gine subcrenato subtilissimi desinunt. (Fig. XX.) Directio principalis ha- rum fibrarum transversa ad marginem infundibuli perpendicularis est. In linea media longitudinali infundibuli ita ex utrogue limbo fibrae mus- culares concurrunt, ut ibi saturam transversim striatam efforment; ubi vero orificium infundibuli patet, ibi per ejus parietes ad oviductum con- tinuantur. Aliae praeterea fibrillae parallelae marginibus limborum prio- ribus transversim intertextae sunt. Fibrillae hae ab extremitatibus in- fundibuli a ligamento nempe anteriori et ab utero originem ducunt et omnem ejus longitudinem ex utrague parte percurrunt. Hae dum con- trahuntur crispationem potissimum limbi efiiciunt. Atgue inde mobilitas mira infundibuli, de gua supra locuti sumus, derivanda. Religuae fibrae musculares mesometrii transversim ad oviductum protenduntur, plicis oblongis ac ramificationibus inter se communicant, segue invicem péěr- plectunt, ita tamen, ut interstitia pellucida relinguant, solis membranae serosae laminis occupata, caeterum a nervorum filis tenuissimis trans- versim, a vasis secundariis, guae oviductum adeunt, sub angulo acuto intertexta; vasa vero principalia proxima origini mesometrii cum ovi- ductu parallela decurrunt. Non ubigue latitudo mesometrii aegualis est. Prout nempe oviductus tribus flexuris sursum deorsumaue Sinuatur, mesometrium etiam brevius aut laxius evadit. Fibrillae musculares me- sometrii, ubi oviductum jamiam attingunt, ab invicem discedunt, eumaue amplectentes membrana musculari tenerrima obducunt, in gua fibras longitudinales, guas auctores adnotant*, frustra dguaesiveris, nisi in ul- tima parte oviductus, ubi uterum adiens per tractum duorum fere polli- cum coarctatur **. Hic ab utero fibrae longitudinales. distinctissimae con- tinuantur, et in ea regione, ubi oviductus amplificatur, continuo evane- scunt. Uterus ipse duplici strato musculorum obtegitur. In externo strato longitudinali directione ab apostomosi oviductus ad vaginae ora excur- runt, in interno membranam, guae testam ovi parat, circulares ambiunt. Etiam in vagina longitudinales fibrae praevalent, circulares potius in ejus sphinctere colliguntur. Vagina et infundibulum, dgua canales fere toti musculares, mirum in modum ductiles sunt, ita ut paullatim dilatando, * Fibrae isthaec longitudinales nil aliud sunt, nisi plicae oblongae membranae in- ternae oviductus, albumen secernentis, guae per membranam serosam atgue muscularem tenerrimas transparent. Rem ita esse facile comparet, dum detractis membranis illis plicas membranae secretoriae laminas ejus aperiendo spatula complanaveris. ** Isthimum oviductus apellaverim. Haec pars, uti observavi, ad secretionem membranae testae destinata est. Dum ovum albumine jam instructum in isthmi initium intrat, prima parietum resistentia pars intrans compressa finem acutum ovi parat, se- auens iter jam dilatatum reperiens in obtusiorem polum rotundatur; in illa arctatione fors etiam conditio mechanica strictioris adcretionis albuminis, guam ligamentum TRE- DERI vocant, guaerenda est. 207 13 RN J. PURKYNĚ: facile plures digitos intrudere possis. Hlic ductilitas contractilitati juncta fuit, guum promovendis simul, et ne, oribus proxima, elabantur, retinen- dis corporibus destinata sint. S. 9. DE SUSCEPTIONE OVI OVARII AB OVIDUCTUS INFUNDIBULO." =. am ovuli maturi historiam ulterius considerare liceat, si fors k datum fuerit lucis guidpiam in rem tam tenebris tectam J afierre. Dum vitellus justam magnitudinem acauisivit, simul Š cum eo pedunculus calicis ita crescendo elongatur, ut inter M viscera -et ovarium retrocedens, infundibuli aperturam attin- gat. Si ovulum remotis omnibus visceribus ex ovario pendulum con- sideres, videbis complanatas eius facies ad dextram sinistramve obver- Sas, stigma vero deorsum spectans. Ouodsi iam viscera addas, ovulum orificio oviductus ita appriment, ut partes complanatae sursum deor- sumague vertantur, stigma vero ab infundibuli orificio exosculetur. Infun- dibulum ejusgue limbum, gui ovulum undeguague lambendo attingit ataue amplecitur tunc non esse ignavum, ejus musculosa Compages et cognita mobilitas facile evincit. Rem auidem ita concipio. Os infundibuli musculis suis longitudina- libus dilatatur, ovolumaue totum auantum excipit, limbus vero fibrillis, guae ad eius margines longitudinales decurrunt crispatur et Circa ovuli petiolum constringitur. Ita calix ovuli et motibus epistomii et ejus se- cretis guasi digeritur et guum Constrictione et pressione, sanguinis Cir- cuitus impeditus, omnem porro nutritionem sistit, extenuatur calix ad disruptionem usgue stigmatis, vitellus tunc provolvitur ab infundibulo ulterius excipiendus. Propriae tunc infundibuli fibrillae transversales, aguae saturam Supra descriptam formant, ataue mesometrii superioris et inferioris fibrae initiales, per vices, interiora canalis versus contrahuntur, vitellumague ex aperto calice penitus elidunt, gui ulterius per infundibu- lum promotus ad oviductum intermedium albumen secernentem pervenit. Infundibulum deinceps rursus aperitur calicemaue vacuum expellit. Talis conceptio ovuli ab oviductu processus, guamvis in vivo oculis observare vix unguam contingat, ab anatomica tamen organorum structura sat fir- miter comprobari videtur. Turgescentia guadam infundibuli motus hos peragi haud verisimile est, guam negue eam vasculosam spongiosamaue structuram prae se ferat, guae organis erectilibus peculiaris est, negue ad eam opus sit recurrere, si musculosum €jus apparatum respicimus. Situm infundibuli relate ad oviductum in gallinis recens mactatis * Conf. SPANGENBERG L. c. p. 59. et sad. 208 SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. valde varium inveni. Nunc orificium perpendiculariter dependet, nunc ad sinistrum nunc ad dextrum latus decumbit, negue obversum est ovi- ductui, negue necessario ab €0 aversum *, sed penes eum protenditur ex- 14 tremitatibus suis costae penultimae sinistrae uterogue afiixum. S40 EXUBERANTIA SECRETIONIS, ORGANORUM GENERATIO- NIS MARCENCENTIA. pre PAL 1 pluribus gallinis guae ovum perfectum in utero gesta- bant, ovi maturissimi superficiem jam duasi maceratam reperi, unde inducere ausus sum, limbi actionem guandam digerentem fuisse expertam. Hoc tempore plerumaue etiam Nin abdominis cavo serum flavescens, guasi soluto albumine . deprehendes, eundemaue liguorem non raro inter tunicas Ca- licis efflusum invenies, cuius significatum assignare negueo, fors ab exuberantia nisus sanguinis vitelli secernendi derivandum, duales abs- cessus lactiformes post partum in feminis. Nonnunguam etiam ovulum maturum ruptum ita inveni, ut vitellus inter membranas calicis efiunde- retur, sphaerica ovuli figura in irregularem commutata. Ouodsi gallinae oviparae non satis nutriuntur, ovorum formatio ces- sat, et ea ovula, guae ad maturitatem accedebant, singularem mutatio- nem subeunt; rumpitur membrana calicis interna, vitellus in cellulas ex- terioris membranae efiluit, ovulum diminuitur, vitellus albescit et absor- betur; tunc etiam minora ovula sphaericam amittunt speciem et flaccida rugosague, vitello destituta pendent. Mirum est guam cito in ejusmodi gallinis, guae ova parere desie- rant, in mesometriis fibrillae musculares evanescant, ut tunc jam post paucos dies nonnisi vestigia guaedam eorum, lactei coloris, vix Conspi- cua deprehendas. Ast de his multa adhuc accuratius disserenda. š| 00 10 l DE EVANESCENTIA VESICULAE GERMINATIVAE. =c 'itellus ab oviductu exceptus, chalazis, chalazarum membrana, : albuminae, membrana testae duplici testague in progressu suo instruitur. Horum internam structuram optime perspicies, si evolutionem per tractum oviductus proseguaris. — Pri- 15 85 mum auidem, si cicatriculam inguiras, postauam vitellus ab in- Abůlo jam exceptus est, vesiculam guae prius in cicatricula ovuli de- * Cí., AL. MONRO Versuch einer Abhandlung ber vergleichende Anatomie a. d. Engl. Góttingen, 1790. p. 80. 14 J. PURKYNĚ: scripta fuit, nusauam deprehendes. Pori loco nunc internus circulus bla- stodermatis visendus est, cumulus in nucleum album mutatus esse vide- tur, et inter utrumaue spatiolum circulare granulis albis conspersum de- prehenditur. Si mechanica sufiiceret hujus mutationis expositio, dicerem, vitellum ex calice erumpentem et ab infundibulo exceptum, contractio- nibus hujus talem experiri agitationem, ut vesicula aliogui tenerrima dis- rumpatur. Ast observationis lacunas opinionum commenta non supplebunt. Recurrendum erit ad observationes iteratas et guidem acutissimas; nisi forte hic natura difficilis ad mysteria non accedenda se subtraxerit. NÉ DE FORMATIONE ALBUMINIS CHALAZARUMOUE. Lam me nunc ad ulteriorem ovi formationem converto. In initio oviductus, ubi plicae longitudinales membranae mucosae = incipiunt, stratum primum tenue albuminis comparet, vitelli s s membranam undigue obtegens, in oppositis partibus, ubi 7 supra et iníra oviductus constringitur, nodulo albuminoso pelincito molli instructum, a guo utringue funiculus albuminosus, rugis laminae internae oviductus circumdatus continuatur, rudimentum cha- lazarum. (Fig. XXI.) Nullum adhuc tunc vestigium adest fibrarum albarum Ccontortarum, auae centrum chalazarum perfectarum | occu- pant, negue adhuc vitelli membrana a contorsione chalazarum rugis radialibus notatur. Prout motu oviductus peristaltico vitellus ulterius promovetur, stratum super stratum secreti a parietibus albuminis, spi- rali tractu superadditur. Prima interea albuminis ad vitellum lamina spissescit, et in membranam sat solidam, membranae vitelli arctissime adhaerentem commutatur, a gua interna albicantia stamina chalazarum continuantur. Vitellus adeo cum circumdante albumine circa axem suum mobilis, chalazas, membranae suae affixas, torguendo ita format, uti filum 16 de colo carpitur, et in se ipso pluries atague iterum contorguetur. Hinc in extrema superficie albuminis ulterius efformati laminas in gyros Cir- cumactas reperies. Haec non imagiationis figmenta esse optime liguebit, guodsi ex ultima fere oviductus parte, ovum albumine jam perfecte ob- ductum eximas, et aguae fontanae frigidae recentissimae immersum, post horulam inguiras. Albumen, aguod primum pellucidum hyalinum erat, ab agua turbatur paullulum et albescit, et strias in superficie sua offert, guae ex fine obtuso a dextris sinistram versus procedentes, spirali modo ad finem acutum excurrunt. Has, si volsella arripias, lamellatim eadem directione discedunt, donec omne albumen ad chalazas usaue evolvatur. (Fig. XXII.) Jam dum fere ad chalazarum membranam, vitellum obte- 210 SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. gentem perveneris, ultima strata mollissima sunt, ut fere vacuum spa- tium credas; residuum tunc albuminis, guod ad chalazas suapte discedit, mitrellarum instar ex chalazis pendulum. Ex his colligere licet, FABRr- CIUM AOUAPENDENTE rectam omnino ideam de formatione albuminis et chalazarum proposuisse, negue adeo haec ex vitelli membrana germinare et plantarum instar vegetare guis crediderit. $. 13. DE MEMBRANA CHALAZIFERA DUTROCHETI. £-embrana chalazifera DuTRocHETI*, initio dguidem albumi- JN nosa, in progressu per oviductum solidescit, et denigue , eandem fere naturam induit, guae est membranae vitelli. HEE Internum albicans chalazarum filum hujus continuatio est, i ms] atgue a membrana isthac ad interna chalazarum guasi Ca- nalis in se plicatus torsionegue clausus protenditur; ac si saccum mem- branaceum utringue apertum sphaerae induas et in utrogue polo tor- aguendo occludas. Membrana vitelli propria salva atgue integra manet, uti in ovarii ovulo exstitit, negue per eam communio datur cum canali chalazarum, auo albumen ad interna vitelli perducatur. Canalem, guem LEVEILLE** vidit, facile demonstrabis, guodsi sub agua chalazam transversim perscin- das. Sed non in guavis succedet, in ea tantum, ubi bis in se torta est, auo torsiones ad se invicem applicatae canalem internum, dguasi spinam cochleae, necessario formant, gui tamen nullo modo cum vitello commu- nicat. (Fig. XXII.) Videtur membrana vitelli, guamvis sub microscopio porosa non appareat, humoribus nutritiis undigue permeabilis, uti fere in ovulo ovarii accidit, ubi a membrana interna vasculosa sanguinem excipiens, hunc ad interiora ducit, et in vitelli substantiam commutat; idem accidere videmus incipiente pulli evolutione, ubi albumen Supra Ci- catriculam, crateris forma evanidum, ad interna discedit. Simile itague haud sine dubio per omnem hujus membranae superficiem albumini con- tingere, facile conjicimus, guin opus sit suctorios canales fingere. Non diffi- cile est, membranam chalaziferam a subjacente vitellina, loco guo cha- lazae inseruntur, separare, ubi etiam pars ejus, in funiculum torta, in membranam explicatur. Ad hoc feliciter efficiendum, apprehendas vol- sella chalazam prope suam ad vitellum radicem, et ex vitello sub ea i * Journal de Physigue T. 88. p. 170. *9 REILS Archiv B. IV. p. 418. 14* 211 17 18 J. PURKYNĚ: pendulo simul partem membranae vitellinae exscindas eluasaue, dein sub agua, lente mediocri munitus, membranas ambas (vitellinam et chalazi- feram) volsellis duabus, se invicem juvantibus, divellas. Dantur ova, in guibus libero oculo haec patent, membrana chalazifera, laxe tantum ad insertionem Cchalazarum vitellinae applicata. (Fig. XXIII.) Dantur alia, ubi funiculus non ad vitelli membranam, sed ad interpositum globum substantiae albuminosae, membrana chalazifera obductae, terminatur. SRL DE ZONA ALBICANTE IN VITELLI SUPERFICIE. n plurimis ovis, ex uno alterove funiculo per membranam chalaziferam, in superficie vitelli, una (Fig. XXIV.) aut plu- res striae albidae, nunc ex una nunc ex altera parte aut per omnem vitelli ambitum, modo inconstanti, continuantur, = guasi ibi membrana incrassata aut in se plicata esset. — Sunt isthaec, guae Vrco d'AzyR* zonan albicantem vocat, et guae in diversis ovis, diversissime disposita, nec, ut aguidam adducunt, con- stantem formam et ad vitellum rationem prae se ferendo, nil nisi vesti- gium manifestius membranae chalaziferae praesentant. Plerumaue striae hae a minori chalaza in parte obtusiori excurrunt, guae nonnunauam obligue torta in eas transit. Saepius plures sunt numero, partem aut omnem vitelli circumferentiam ambientes plerumaue cicatriculam evitant, nonnunguam tamen per mediam procedunt. Si membranam chalaziferam detrahas, plicas earum non raro detergere succedit; plerumaue tamen non plicae sunt, sed incrassata, tendinum instar argenteum reddens splen- dorem, substantia membranae chalaziferae. Nonnunauam in parte obtusiori ovi solae ejusmodi striae reperiun- tur, negue ullum vestigium chalazae**; tunc etiam albumen in obtuso fine ovi valde diminutum cernitur et fere omne in fine acutiori accumu- latur. Hujus si genesin in oviductu inguiras, diceres, a secretione albu- minis nimium praecipitata derivandam esse, guo fit, ut pars vitelli in via per oviductum anterior, membranam ejus ad secretionem copiosam irri- tet, guae vero cito exhauritur, ut dum in eundem locum finis vitelli sub- seguens promovetur, parum adhuc, guod secernatur, supersit. [laec in casu insolito accidentia, rationem etiam reddunt, Cur in statu normali, in parte ovi obtusiore minor adsit chalaza, minor etiam copia albuminis. * Oeuvres T. IV. p. 392. 5"Gonf. LEVETLEE -Cp 416. 212 SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. S15. DE ALBUMINE ITA DICTO TERTIO DEOUE ZONA CEALAZARUM. + e albumine tertio inguirens, caveas ne in eandem cum M aliis* illusionem incidas, guae et mihi longius imponebat. Verum aguidem €Sť, albumen circa funiculum interiorem albi- JE Cantem chalazae Spissius esse, et fere ad gelatinam acce- Z dere, guod si, ut melius distinguas, tertium appellare velis, non obsum, guamvis paullatim, ad extremitates chalazarum, n albu- men religuum ita transeat, ut fines assignari nullo modo possint; ast guem auctor citatus cumulum circa chalazas depingit, continuatum in zonae formam ad extremitatem ovi alteram, atgue et hic chalazam ambientem, et guod albumen tertium designat, revera non est, sed cir- cumferentia albuminis secundi, obligue visi, vitello chalazisgue strictius appressi, religuo albumine in fundo vasis proprio pondere subsidente et efiuso; guod, mea auidem persuasione ob illusionem opticam, circumíe- rentiam peculiarem praesentare videtur. Similem illusionem videntur passi, gui de normali zona, chalazarum cicatriculam ambiente, et sphae- rulam vitelli ratione 80: 100 amplectente, logaebantur. VVVK S. 16. MEMBRANA PROPRIA ALBUMINIS NEGATUR. lominare guogue solent auctores membranam albuminis pro- $á priam; ast, an eam duis viderit, valde dubito, nisi prius farte paraverit, guum agua recens coagulando in albumen 6 agat ubicungue tetigerit. Optime guidem ejusmodi membra- > nam manifestam reddere seguenti modo mihi successit. am recens testa exclusum sub adua frigida aliguod horas mersum facias. Albumen tunc superficiem solidiorem albescentem acauirit. Aufe- ras nunc sugendo aguam albumen ambientem, tubulumaue exilem in albuminis substantiam ad chalazae usague radicem intrudas et leniter inspirando albumen iníles; intumescit paullatim in bullam, et sexies fere volumine ovi augetur, ejusdemaue formam, guodsi bene opera suc- cessit, servat integerrimam. Tunc iterum aguam leniter afiundas, ut ovum, libere natans, inferiora guogue versus, ubi fundus vasis compresserat, expandatur. Vides tunc vitellum cum chalazis liberum fere, nisi hae extre- mitatibus suis in albumen utringue transirent, sacco magno inílato oviformi sat solido in superficie aguae fluctuante inclusum. Si tunc superficiem * Comes ab TREDERN diss. sistens ovi avium historiae prodr. Fig. II. et III. 213 21 J. PURKYNĚ: leniter incidas, membranam crassiusculam albicantem ab ea detrahere licet, cujusmodi nova iterum formatur guoties aguam, aut spiritum vini afiundas. SBVÁ DE ALBUMINE FLUIDO. z din ovo, dum adhuc in oviductu versatur, albumen primum $ seu fluidum non comparet. At negue in ovo uteri, duamvis jam testa obducto, distinguitur. Albumen tunc secundum membranae testae adhaeret negue ligamentum albuminis in parte acutiori discernitur. In ovo mox excluso albumen hoc, dum ovum sub agua aperitur, non difiluit, sed ovi forma, paullu- lum pellucidius, albumen secundum circumdat, guamvis jam tunc multo fluidius. Videtur in formatione hujus albuminis ačris atmosphaerici actio, uti dum crassamentum sanguinis formatur, plurimi esse momenti; fors etiam pressio ačris fluidiorem partem ex interstitiis lamellarum albu- minis secundi peripheriam versus elicit. Certum est, albumen secundum, dum fluidius illud ex €0 nondum separatum est, multo facilius ab agua recenti, cui immittitur, penetrari et lamellosam suam structuram prodere. Albumen hoc fluidum eximia plasticitate donatum est, uti comparet, dum ovum sub agua recenti aperias, ubi diffluxum brevi in membranas fibras- gue tenerrimas condensatur. Ouodsi ludum amoenum tibi parare velis, aperias in patella ovum guin aguam adhibeas; tunc facile distinguetur albumen fluidum, guod in fundo vasis difíusum est, a spissiore, guod vitellum circumdat; partem hujus deinde tubulo exili insugas et aguae recenti, aut gallarum solutioni agua dilutae instilles, aut tractim subsidendove efiundas: formantur tunc elegantissimi sacculi, vasa, membranae, cellulae, fibraegue, ut vix a ve- ris organicis productis distinguere valeas, proditurgue adeo processus, guo natura plasmata sua struere videtur. SOV DE CHALAZARUM GENESI ATOUE USU MECHANICO. itellus dum albumine in oviductu induitur, paullatim ulterius promovetur, donec ad isthkmum perveniat. In progressu suo non ecaguidem eodem modo movetur, dguo intestinorum musculosis parietibus contenta propelluntur. Motum hunc »b potissimum fibrae musculares mesometriorum perficiunt, dum oviductum huc et illuc trahendo sinuant torguent atgue constrin- . gunt. Pars tunc membranae ejus mucosae, guae vitellum ambit, albu- 214 SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. men membranarum forma secernit, guod continuo huic adglutinatur, pars vero ante et post vitellum in se ipsa contracta albumini secreto funiculi tantum formam concedit, gui spiraliter promotus in se ipso con- torguetur et in utrogue ovi polo accumulatur; plerumague hac torsione ad radicem dua vitello applicatur redit et ibi in religuo albumine dispa- ret. (Fig. XXIV.) Ouod a latere axis vitelli chalazae inserantur, servi- tium in eo praestare videtur, guod punctum gravitatis vitelli semper in suam partem trahant, duo fit, ut cicatricula semper supremum vitelli lo- cum occupet, proximum calori incubantis gallinae exponendum. Dum ovum apparatu mechanico celerrime Circumagis, chalazae inde numerosiores contorsiones non acauirunt, ast ligamentum albuminis de- tortum a testa abripitur. S. 19. DE FORMATIONE MEMBRANAE TESTAE. embrana testae ad albuminis superficiem externam in ultimo Ý primum tractu oviductus, gui inter ejus isthmum et ute- rum versatur, accedit. Prima intrat pars ovi acutior, mem- branamgue induit, ita ut in obtusiori albumen saepe nudum hd adhuc visendum sit. Sub hoc nisu tractus isthmicus adeo expanditur, ut plicae membranae interioris penitus deleantur atgue maxima tensio habeatur strictioris plane partis oviductus, ubi fors major irritatio membranae succum densiorem guo membrana paretur, elicit. Notanda porro interruptio brevis plicarum muciferarum plane sub isthmi strictura, guo intervallum inter secretionem albuminosam et membranaceam efficitur et fors conditio sistitur formandi ligamenti albu- minosi in parte ovi acutiori. Membrana testae duplex paratur, interior fibris microscopicis rectis contexta est, exterior texturam peculiarem non offert*. (Fig. XXV.) S52. DE SITU OVI IN UTERO ATOUE DE TESTAE FORMATIONE. itum ovi, dum adhuc in utero recens est, semper talem inveni, ut pars acutior vaginam, obtusior basin spectaret, in ovo vero penitus formato, ubi jam nisum ad partum ex- pertum est, nunc obtuso nunc acuto fine vaginae oribus pius volvitur donec situm commodum acauirat. Dum testa formatur, reperis membranam ejus primum minutissimis * Inovo Colubri Natricis stratum hoc interius fibris undulatis formosissimis constat. cenf. G. R. u. L. Ch. TREVIRANUS verm. Schriften Bd. I. pag. 142. 23 J. PURKYNĚ: micis calcareis, fere aegualibus, polygonis aspersam, (Fig. XXVI. XXVII.) guae dein cumulantur et concrescunt, interstitiis inconspicuis relictis, guae transpirationi inserviant. Ouodsi adeo oviductum ab ejus infundibulo usgue ad orificium ejus in cloacam apertum consideres, diversas ejus portiones seguentibus fun- ctionibus destinatas reperies: Infundibuli orificium e calice exclusum vi- tellum excipit; seguens dein tractus oviductus, gui fere guartam partem longitudinis ejus efficit, parciorigue apparatu glandulari instruitur, mem- branam DuTROCHETI intimague stamina chalazarum secernit; ulterius ca- nalis membrana interna parenchymate muciparo satis incrassato per duas fere guartas partes totius et ultro obducitur, albuminisgue largum indu- mentum vitello suppeditat; isthimus deinde oviductum coarctat, unde in tractu subseguenti, tertia fere parte totius, ad uterum usgue membranae testae albumen obducunt; uterus dein testae secernendae inservit; va- gina per orificium externum et cloacam ovum excludit. HHos organorum fines ad oculos spectare licet, negue opus hypothesium adminiculo ad imaginem naturae penitus extruendam. EXPOSITIO TABULARUM. abs Fig. I. Particula membranae vitelli cum cicatricula ei adhaerente, in cujus centro porus pellucidus conspicitur. Fig. II. Idem objectum lente vitrea adauctum; in poro vesicula conspicua. Fig. III. Cumulus cicatriculae gui ad interiora vitelli cernit; in ejus cacumine crater exiguus, interna pori apostomosis. Fig. IV. Idem cicatriculae cumulus ex opposito visus. Fig. V. Cumulus in fundo vasis adgua resorpta difiluus, porus inde dilatatus vesiculam in medio manifestat. Fig. VI. Vesicula distinctius visui sistitur, substantia colliculi dimidia parte ablata. Fig. VII. Vesicula, inflexa cicatricula, in epigrapho visa. Fig. VIII. Vesicula parti membranae vitellinae adhaerens. Fig. VII*. Pars membranae vitelli cum vestigiis zonulae et vesiculae dilaceratae. Fig. IX. Vesicula cum colliculo in meédio discissa. Fig. X. Cicatricula acuta ovi jam enixi, cum duplici circulo blastodermatis, et nucleo in centro albícante. Fig. XI. Eadem cicatricula sublato interno circulo blastodermatis, guo cavum colligua- menti cum nucleo nudo et granulis farinosis conspiciatur. Fig. XII. Ovulum ovarii non maturum, in duo cicatriculae vestigium cernitur. Fig. XIII. Eadem cicatricula ex ovulo extracta parti membranae vitellinae adhaerens. Fig. XIV. Ovulum adhuc minus ovarii cum nota vesiculae. Fig. XV. Idem discissum et auctum, vesiculam continens. Fig. XVI. Vitellus a cicatricula incipiendo perpendiculari directione divisus. In centro latebra liguorem album continens, ex gua canalis ad cicatriculam continuatur. SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. Fig. XVII. Vitellus horizontali directione discissus, ubi strata diversicoloria substantiae vitellinae cernuntur. Fig. XVIII. Pars vitelli cum canali ad cicatriculam. Fig. XXI. Vitellus cum primo strato albuminoso unde membrana chalazifera exoritur, adnexis primis initiis chalazarum auales supra et infra inter plicas oviductus re- periuntur. Fig. XXII. Repraesentat albuminis vitellum ambientis structuram lamellosam. Fig. XXII*. Pars chalazae abscissa, in cvius segmento canalis conspicitur ex interni chalazae fili spiris exortus. Fig. XXIII. Pars membranae vitellinae cum adnexa membrana chalazifera in chalazam continuata. Fig. XXIV. Vitellus cum suis chalazis et zonula albicante VIco dAzyYRI. Tab. IH. Fig. XIX. Repraesentat oviductum gallinae cum infundibulo utero et parte vaginae: a. Uterus ovo gravidus. 5. Vagina. c. Fibrae musculares aguae ad vaginam, ad latera uteri et ad mesometrium inferius vergunt. ddd. Mesometrium inferius; dis- cernuntur in eo fibrae musculares et vasa directione parallela cum oviductu decur- rentia. e. Limbus fimbriatus infundibuli. f. Infundibuli os. £. Ligamentum infundibuli radici costae penultimae lateris sinistri affixum. /%. Pars abscissa sacci ačriferi liga- mento inserti. Fig. XIX*. Pars oviductus posterior ubi in isthmum transit, cum adnexo mesometrio fibris muscularibus nervis ataue vasis pertexto. Flg. XX. Pars fimbriae infundibuli aucta reticulis muscularibus pertexta. Fig. XXV. Pars membranae testae cuius margo structuram tomentosam offert. Fig. XXVI— XXVII. Particulae testae cum subiacente membrana dum crystallisando formatur. Fig. XXVIII. Oviductus formam dilucidat. 24 nem. tio )riatn P ha 5 > © > o g o w» < o k) E > 2) Symbolae ad ovi avium historiam ante incubationem. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS NEC NON DE GRANORUM POLLINARIUM FORMIS COMMEMTATIO PHYTOTOMICA AUCTORE JOANNÉ EV. PURKINJE, MEDICINAE DOCTORE ET PROFESSORE PUBL. ORDINJIN UNIVERSITATE LITTERARIA VRATISLAVIENSI, ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE NATURAE CURIOSORUM, SOCIETATIS SILESIACAÉ CULTURAE PATRIAE STUDIOSAE, SOC. POMERANICAE HISTORIAE ET ANTIOUITATUM SODALI. ACCEDUNT TABULAE LITHOGRAPHICAE XVIII. VRATISLAVIAE, SUMTIBUS J. D. GRUESONII. MDCCCXXX. Nýamk! ZKMRVKA VC s a hák VIRO PERILLUSTRI CAROLO ASMUNDO RUDOLPHI MEDICINAE DOCTORI ET PROFESSORI REGI BORUSSORUM A CONSILIIS MEDICIS INTIMIS, ORDINIS REGII AOUILAE RUBRAE. NEC NON ORDINIS REGII SVECICI STELLAE AUSTRALIS EOUITI, PLURIMARUM SOCIETATUM LITTERARIUM SODALI. A primis inde temporibus, guum initiis litterariis feliciter superatis in rempublicam eruditorum jam intromissus idgue nactus essem oppor- tunitatis, ut interius illud, guo semper me flagrantem senserim, studium orbi litterato comprobarem, nihil magis habui in votis, guam ut publice mihi liceat profiteri, guanto gratissimi animi ardore erga viros praestan- tissimos sim affectus, guos me measgue res sapienti consilio, efficace praesidio, summa benivolentia sive privatim sive publice promovere memini perpetuogue meminero. Inter hos tales viros Tu, guem communi patris et amici nomine compellare mihi contigit, principem iure locum obtiňes. Tu enim eras, gui primus peregrinum et hospitem comiter excepisti, Tu gui timidum adhuc et sui non satis certum confirmasti, Tu gui terram fere ignotam, alteram ei patriam reddidisti: aditus ad Te, cui nescio emolumentine plus et utilitatis an voluptatis debeam, nunguam mihi non patebat, et ut cumulum adderes amori tuo, sanctissimo et intimo affinitatis foedere me Tibi jungi haud es dedignatus. Ouae guum ita sint, serena fronte levidense hoc accipias munus- culum, ab argumenti certe similitudine egregiis Tuis in anatomen plan- tarum meritis cognatum, duraturumaue Tibi sit documentum integerri- mae observantiae et pietatis. Vale et guod facis favere mihi perge. 221 R SE m P 00 nh PRAEFATIO. ey, Uum ego jam inde ab annis duobus, exemplis praeclaris plu- 5 rium ex societate nostra Vratislaviensi botanophilorum ad disauisitiones microscopicas phytotomicas excitatus essem, mox, uti res ipsa ferebat, incredibili amore hujus studii in- census, et instrumentis affatim commodis adiutus, plura, duae amicorum et librorum testimonio nova aut nondum satis definita vel descripta essent, detegendi et illustrandi occasionem faustam nactus sum. Ex horum farragine liceat mihi, guaecungue de cellulis fibrosis antherarum et de granis pollinaribus observaveram et delineaveram, aliguot pagellis describere, fabulisgue lithographicis ante oculos collocare. Ouamvis cellularum fibrosarum existentia et formae diversae, nullo alio duce, aut indice, mea aualicungue diligentia jam tunc temporis detecta essent, negue ullam no- titiam haberem alterius, gui hanc ipsam rem aliguomodo pertractasset, palmam tamen primae inventionis aut saltem promulgationis tribuendam esse CI. Meyenio, gui in praeclaro libro (Anat. pbyfio[. Unterfufungen úber den Snbalt den Pflanzenzellen Berlin 1828 pag. 53 et 54) de fibris, auas antherarum cellulae continent, primus mentionem fecerat, ultro lubens- aue concedo, contentus deliciis guibus natura mirabilis sub labore ipso me cumulaverat, mercedem vero summam operis in e0 statuens, guodsi mihi contigerit guidguam in lucem protulisse, guod ad scientiae progres- sum conducat, et applausum botanices cultorum mereatur. 223 J. PURKYNĚ: Persvasum guidem mihi est innumeras adhuc, et multo accuratiores disguisitiones ad argumentum hoc prorsus absolvendum reguiri. At guid- nam natura continet, guod non sit immensum? Terminus vero statuendus erat. Ouare in praesenti libello eum mihi posui finem, ut conspěctum formarum per familias naturales digestarum ante oculos lectorum pone- rem, deinde classes, affinitates et discrimina ordine, agui mea opinione maxime conveniret, definirem et describerem. Me in priori operis parte: Conspectum :regni vegetabilis nuper a Reichenbachio editum normam auasi dispositionis iconum seguutum esse, in laudem potius auam in vi- tuperium conversum iri non dubito. Ouum vix fieri negueat, ut guicungue de antherarum Structura dis- auisitiones instituens, pollinis simul formas, máxime varias, semper sibi obvias non habeat, haud abs re duxi, etiam harum imagines guasi per transennam delineandas curasse, et conspectu lithographico ubi locus erat adiecisse, persuasus, nihil gualecumgue sit, esse omittendum, guod ad construendum omnimode systema naturale copias et materiem sup- peditare gueat. Gratum etiam spectatoribus fore spero, mensuram com- munem omnibus guae repraesentantur figuris ad latus cuiusvis tabulae, lineolis signatam, guae sexagesimam partem lineae parisiensis exprimunt adiectam esse; ita facile lector, gui in microscopicis observationibus versatus est, in rem inducetur guasi ipsissimus oculis spectaret armatis; commodum etiam certe est, dimensiones singulorum Ccomparativas, in exemplaribus naturalibus omnino fere specificas, uno guasi obtutu perci- pere et iudicare. Suavissimi denigue officii duco, viris doctis et nobilibus, collegis vere amicis, Ch. L. Trevirano et Henschelio, gratissimum animum in hoc loco publico significare, guorum prior plantas etiam rarissimas horti nostri academici usibus meis praestitit, alter varo consiliis et supellec- tile litteraria me amicissime adiuvit. T Zamia veda L Čá ě Ly z anguvýoííů á Sagolarem bagelřjloím L = 20 202022 AS Zpollvv een : Mama: (6 Panlogo- fi žij ZV 70 zla metkeci “. c ddd BALOO « ň | Bodtlenoc 4 OT a DEEVCNY BocslonocVěge | EO : : o, i bo i i | OE -2o0bos m EL p OCD 8094 29 Pec ose 7a330213ále i j DER 5, 00 i a > i 65 0 vjb ro 902,9 )9 0:53 P o. =a abodo A ř u i , p 22 “. „. k s Sa o|o ajsony. M a in TD E sĎ Yalků 5456 2 ha T 3 | Va | „Modečer zolédoiniéc: N "A Peca vt foeccla ; i d PNC OZnbofhancoce. -B i ; sE P URngobnmací k n i o ac O aBroibalanVvcou, 1 psa . | G R j | =c, no gowna,noPo rm SLM Z Se = e Mo PO VÁA B ol AVP, 2 2 DAMOKOVMAČÍ « ZM „venalctýotaí O APYCPOUCTC = S) < V ze dk tě U ht 06r po pá DO 0ABLLVÝ == A NNN) ' M v ) snů Lab i 7 KREZZ21 YTD Že ze| © taka ZZO; Ze CLP PODAPUCÁ „vá — Vádá Oo tohy C7 ; - A = S E a jkc; £ Z. | kara: ; u bn VIII MONT 28 vliátd DD 2 ej A PP. “ E OHNĚ Rba PLÁEV i wW7nnnoe EN (PAE BAT dirýsě 1 | Fyuúusby o > Bob a) gp ij S v Ku E = NEZ Use R N 7 E. r CUOTUTETY Pohár nté: vlo lOCPn GP OFÁPHO a „Maécaz edýjodce fpadkenetcam) PRUT É L aneraiéicn: ecíl adrbed CP r. PPUGTÁ MU CU O Flat Mřhh1 UP re pap prá 6 : pop ork nař rreebvaVE S 1 rr Plrbehy dv ň A % Non aí Už dohokdh -et be e | S, Pope l o Pac náhaácněn lol m Zn = „. a. . 2 a rd. E bprnin Altered ; = Pasje VÍ COAL PŮCÍ u čehšd sztttltcríh. "A A0 NE Lana rtvje 7 | P, 7 2 | Pehe A B ev yrnýoa L „4 : 20 Can zalekli: . + m < Lý ij n Z M“ 9 TVT. i č | AD R P 7 P V vir A i : MT J » B GB MIA a r- “ sodké BNeší m = ů % p> Lkoda/znonlame 7 cittnole“ vnodlagono0íe. Yadančíce OŘCOUÁOHCHILÝ. ň a LSbconZotemí : 8, a“ „E oa še fy ; 4 v. 9e zelena“ Oodno ŠÍ a nm ) Vlůti o D- o- o = O- já - a č ESTAÍ káta NÍ prysvpvy kahotáddrčsýe vexv ač pen8Pat7 Bu rovn v LP aeP* $onev a vi Terry i „ma 3ByYpjib pet bys s R) Ů ooo GeoebewKT VUT rr FT A i , enlolona LEALAOLIMAT Ta CJ 10 Ó M P - 7 i E ŽE ZA P P |betíves včoeditd. STAN Ann SOND zů je v =- NE žá) P | ole“ M v ásád 2 : re > rtů NZ zz » zá S “ C- ášá 6-0. 2 -o - sí > P LR Jaratěce Orco Ca mparmulo ned: : [2 L tacocpfbadam: POCKCRECPOLLPDA 8 „ ZSV A Monotio BOPO E. s 7 ké 7 ; 2. k CE nvolvaté dat?tcíté. Loa ryté : LOL DOPUMBL5Ů TAL M: 4 Sí - 4 U Mu UŮŽ PP z Ž B c P zla POLO der Ly bl ČSA mntorotcrtté - s r pe 7 7 5 Z ké he bryplyla | renus řas >% "Rat ye “ 4>> | ofr * a o . * vd Koňnri oj K VE ; = Ů M by i: Pohon PZ Coha = Mi n a : M = : A m o r Z m Sn so . . > a EM m 5 jia = c A M s a ) -© be “ - 9 PAM é =- i . Z W LRbLK Callco ler (60 ye Zák Lxatdlud je nnadé. ve OVVÁANĚ JA OCH. a „oa o ne = a ' aká ate A Kaka ZA 2 | | 4 Z NM ah 2 v čo A oo še o ) -i děr hrtntě“ JŽ / BAVÍ 0 le AM P OR OÁKOVÍ P S % : i "PC — = m == .. : k é hevyavru Ž amlajíím. V 208002 et P -Z be j vi: ML = / / 2 4 L, = 2) Žádá Z AA M VA l nj í , : j M boy Abe A jn < ně sem Ď d ' a PETIT + n R G Tm Em MT 5 nor, ho s enýe a P VD cv % PRO ry jéhní “ my! : JP S "i ps ZO li E M = já : l nV : : a : : | je ; -= : ol L ae 18 a : n n m . ; “ —. ; i m- .. = . T -a VA = oAÁhavana PPODNÁCE, Learno S PPLOTUCAMŮ ——— i pac Z ) | ŽPT. Ly vět v SÁN CD (Í = 022222 2222 podecn bare: Vys VÍ M- V 10 Oy > MN H j 106 AL. - : : — —— : Aoortcit prorovvtc , Pe onde A POPCOADN Aaeropáylcm ss POL CHA PRO : j 4 k: z- m p 6 = 2 a C, n v Proglas 10 ry Z a. Z E i R APĚSNÉ VK ska 7 ) , č 7 k 0092080220222 2 $pbslt“ “ , * Folutonfbuloscení 2 force bank O ZO ODO O2 i 6) h še „z 2 Andsoroloté, CDK- DATOVÁ : Lam poehjío Bd. 41060 X M — Lyons dej: há 4 VÁ „oděv E M je CSovvvllůám V222 . + Mrěífo V822 © COPON GPV a“ x k 4 ce) kk "a Je 4. = Z 57 PLOPUGCOD V SPeVCo (Z vozí z AT BPENTOÁC: PR: L PECE / 20 patě Ť la 2 VEE AITATÝH : . k 7) ová. jako 5 8 ; p) o i 7 c Plpme3 aprofo Úvesbeco : np Po P LŠODOMŮZOON RLC 2) i o ego Para i BPA a ora NĚ ; j V Sac k hlad D4 SSM zá =) Lérgernánvm pákejíram z Z a LS čovýikecs T 7 COPOMŮPVL © AU La AX. t et) Cali PO Md Ň BJ ý : 1 z ze Srmm foonávcamy (Popomdů 7 4 a | = = MPIRSM 228 s lentinca anyty lace: | Ze 6 n ) pagoda vě n ve SVN A AM] | tě PER RN = 5 1 2700000 Ar nn Aonué Kenicub. 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Exte- rior nempe nil est, nisi productio communis epidermidis, dguae hic, in plantae cacumine, prout in religuis floris partibus, maiorem teneritudinem induit, ceteroguin characteribus specificis parum aut nihil differt, immo etiam in complurimis speciebus, prout epidermis religua, stomatiis in- struitur; altera pagella, guae globulos ipsos pollinis circumdat et includit, in complurimis plantis uno formatur strato aut pluribus cellularum sui generis, guas, guum fibris propriis more vasorum spiralium aliorumve diversimode obtextae sint, cellulas fibrosas vocaverim, guae membranam aut parenchyma efficiunt, guod in ea parte, ubi loculus antherio accre- vit, in hujus parenchyma commune dissolvitur. Etiam illa pars loculi spatii interni, guam raphen appellant, iisdem cellulis fibrosis constituitur, ad marginem vero valvularum in plantis complurimis aut diminuuntur, aut adeo disparent, ut fere epidermis sola remaneat. Si loculum antherae coniothecam appellaveris, membranae epidermi- dali externae exotliecii, interno vero cellularum contextui nomen endothecii iure tribuetur. Necessitas terminos hosce in descriptiones nostras invehendi in €0 sita est, guod pars, de gua agitur nomine cellularum fibrosarum non satis circumscripta fuisset, guum in plantis numerosis in interna loculi anthe- rae pagina (endothecio nostro) nil plane guod cellulam voces inveniatur. Ouum porro haec pars per series familiarum valde diversos characteres PTL LE LEN VTIT induat, necessitas, ut ita dicam, logica vel grammatica eo adigebat, ut tam numerosis praedicatis, subjectum commune, vocabulo apto determi- natum, substerneretur. Ouodsi cellulas antherarum endothecii microscopii acie investiga- veris, invenies, paucis familiis exCeptis, singulas earum in phanerogamis, fibris tenuissimis et, ut videntur, elasticis, vario modo distinctas. Cel- lulae hae contactu inter se mutuo, et dimensionum suarum variatione formas diversissimas induunt, ataue etiam earum magnitudo constans esse solet in speciebus singulis, alias vero vix distinguendae, aut penitus disparentes. Altera pars constituens cellularum endothecii fibrae sunt, aut in earum cavo interno, aut inter cellularum parietes diversimode for- 15 225 KS J. PURKYNĚ: matae ac dispositae; constant aut substantia solida pellucidissima, aut plane tubulos referunt, nisi oculi decipiant. Ouoad evolutionem harum partium elementarium aut praevalent endothecii cellulae, ut adeo fibris raris vel nullis distinctae sint, aut fibrarum formatio ita locum obtinet, ut cellularum parietes vix aut ne vix guidem distinguantur. Fibras organum principale endothecii esse duco, guibus functionem suam, dispersionem pollinis absolvit, cellulas vero earum guasi matrices in guarum cavo ex earum Succis propriis efformantur. Vis, guae, dum antherarum loculi dehiscent, fibras contrahit, videtur esse proprietas aduaedam communis physica fors hycroscopica, contractionem vero exsic- cationis guodam processu atmosphaerae aěris ambientis influxu suboriri putaverim. Fibrae in antherarum cellulis, dum flos nondum apertus est, prin- cipio plane non distinguendae sunt, guamvis jam anthera major fere sit guam posterius, ac tunc cellulae simplices tantum apparent. Fors fibrae tubulosae jam tunc praeformatae existunt, sed succo repletae et adeo approximatae ut parenchyma solidum constituant, donec eorum cavo exsiccatione evacuato pelluciditate parietum et superiicierum diversa re- fractione ac reflexione luci major effectus atgue oculo major cellularum ac fibrarum distinctio praebeatur. Sed de his indagationes accuratiores nondum institui aut alii tempori reservandas, aut aliis in scientiarum campo laboratoribus relinguendas. Ouum observationes de cellulis antherarum microscopio tantum- modo absolvi valeant, gratum me facturum spero naturae scrutatoribus, si e0s practico guasi modo in pares disguisitiones inducam, persvasus aliunde, hoc in pluribus rerum naturalium, guae abstrusiores sunt, de- seriptionibus magnum saepe sed frustraneum esse desiderium. Microscopium duo utor simplex est, guod, ut jam opinio plurimorum micrographorum magis ac magis confirmare videtur machinis et appara- tibus plerumaue locupletissimis praeferendum. Lentes tres ad indaga- tiones omnes sufficiunt, guarum una sit focalis distantiae duarum fere linearum parisiensium, dguae ad praeviam obijecti inguisitionem et prae- parationem dicata est, ubi oculus nudus, aut lens maior non suffecerint; altera sit focalis distantiae unius lineae parisiensis aut paullulum infra, ubi fere auinguagies diametro objectum augetur; haec cardinalis est, et plerisgue jam observationibus satisfacit; tertia denigue, focalis distantiae infra dimidium lineae centies aut ultra objectum adaugens, solummodo ad acutissimas disauisitiones v. g. de granulis fovillaribus, destinata sit. Lentes ita inclusae sint ut inferiorí superficie guae ad objectum versa est fere integrae pateant, guo maxima copia luminis excipitur, ocularis 226 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. vero foramello guantum potest minimo aperta sit et ita aptata ut oculus maxime approximari possit. (Gestatore objectorum utor micrometro la- minae vitreae inciso, aream efficientis unius lineae parisiensis aguadratae lineolis sexaginta parallelis exaratis, guae prius graphite subtilissimo denigrandae sunt, anteguam objectum guttula aguae irrigatum imponatur, guod nisi fieret lineolae alias in aére bene distinctae, ob minorem difie- rentiam refractionis aguae inter aguam et vitrum obtinet, vix distin- guendae forent. Objectum (membrana coniothecae aut granum pollinis) aauae gut- tulae penitus submergatur, ut fundum, ubi lineolae micrometricae exa- ratae sunt, penitus attingat, guo magnitudo partium lenti subjectarum rite mensurari possit. Ouodsi submersio non succedit, tubulo exili su- gendo exhauriatur guttula donec objectum ad micrometri faciem perve- niát, aut interdum adguae spiritus vini admisceatur. Ad praeparationes denigue rite instituendas opus est bacillis aliguot subtilibus ex ligno du- riusculo aut substantia cornea confectis, gui acubus exilissimis anglicanis in hamulum aliguantulum inflexis instructi sint, altera extremitate pro vario usu aut acuminata aut in spatulam excisa; porro cultelli et forci- pulae plures nec non forsicula ad manum sit. His instructum, guae vix pretio decem imperialium constant, duem- vis naturae amatorem, etiam minus locupletem indagationibus microsco- picis minutissimis, praesertim phytotomicis, parem fore non dubito, et maxime junioribus prae farragine librorum iterum iterumaue commendo. In microscopicis indagationibus magni est momenti, ut, si complexus guidam objectorum sibi affinium observandus est, illis'initium instituatur, guae oculorum aciei distinctissima sunt, et inde ad minus facilia transitus fiat donec difficillima guaegue adgredi valeamus. Ili aui primus objectum inguirit rarissime res ita feliciter succedit, guamvis non negandum, mul- tis in casibus spectatissima plerumaue prius in oculos incidere. Saepe tamen natura scrutatores aut ludere, aut subdifficilem se praebere prae- diligit. Ita in nostris inguisitionibus in Calla aethiopica et in Primula si- nensi prima vestiga fibrarum endothecii observasse contigit, guae tamen per plures dies, conatu assiduo obtutui penitus explicare vix successit, donec ad Liliaceas me converterem, ubi cellulae fibrosae antherarum, comparatae ad religuas, giganteae duasi reperiuntur. Monemus itague, ut gui eundem Cum nobis observationis tramitem inire tentaverint, an- theras Tuliparum, Liliorum, aut Fritillariae imperialis indagationi sub- jiciant. Exercetur pedetentim oculus et mentis attentio adeo invalescit, ut, guae abditissima erant principio, serius opera facillima clarissime nobis obversentur. Nam non solus oculus est gui videt, guam potius imaginatio et intellectus, gui visa nunc visis antea adordinat, et ex prius notis formas ignotas et obscuras enucleat. 15* * 227 O J. PURKYNĚ: Liceat itague aliguot exemplis phytotomicis cum lectoribus operam nostram communicare. Sumas antheram Tulipae gesnerianae, aut Fritil- lariae imperialis. (Commendo in Tulipis antheras, guae sint coloris lutei, guum earum membranae magis sint pellucidae; guodsi exsiccatae fuerint, v. g. herbario decerptae, irriges agua tepida, donec intumescentes et emollitae pristinam magnitudinem obtinuerint; sed praeferendae omnino recentes.) Antheram a polline penitus mundatam, incisione levi obligua in epidermide exothecii afficias, et particulam hujus forcipula subtrahas, dein guttulae aguae in micrometro submergas ita, ut facies interior sur- sum spectet. Plerumague tunc accidit, ut aliguot cellulae fibrosae, epider- midis paginae internae adhaerentes remaneant, et praesentabitur sub lente imago fere similis ejus, guam in Tab. III. 13 et 14 lit. b. aut d. delineavimus. Contingit etiam abradere aciculis cellulas singulas dguales sub litt. c. d. et e. 13. aut c. e. 14. praesentatae sunt; aut forte succedit forficula abscindere laciniolam membranae antherae guae perpendicula- rem cellularum inter se situm, dguales ab exteris ad interna sibi succe- dunt, praesentet, uti lit. e. 13. et lit. d. 14. ex medio et e margine loculi effictam conspicies. Jam si ulterius cellulas singulas ab omni parte in- guiris, invenies in Tulipa gesneriana oblongas lateribus a compressione mutua subhexagonas, diametro longiori gui '/;o lineae aliguantulum ex- currit directione ad raphen aut marginem loculi perpendiculari decur- rentes. Diameter brevior '/;o lineae non attingit, negue attingit penitus altitudo lateralis. Cellulas singulas amplectuntur fibrae numero fere sex ad parietes diversimode connatae, in pagina loculari plerumaue parallelae transversae, alias vero reticulatae; lateré epidermidi obverso fibrarum tantum extremitates ad marginem inflexae conspiciuntur. Haec de cellulis plerisaue valent in Tulipa; in diversis tamen partibus antherae, ad mar- gines valvularum, ad raphen ad basim aut apicem varie modificatae sunt, auod, uti etiam in religuis plantarum generibus singillatim recensere, ad antherarum potius descriptiones topographicas microscopicas pertineret. Praeterire tamen negueo, me internam faciem canalis antherii, Cujus cavo extremitas filamenti superior infixa est, vasculis annulatis elegantis- simis parallele confertis obductum invenisse, guod ulteriori observationi praesertim in Liliaceis commendo. Difficile plerumaue est diiudicatu, an fibrae intra cavum cellulae penitus abditae sint, an eam extrinsecus Cir- cumdent, an vero guasi intrusae sint inter paginam extěrnam internam- gue. In Liliaceis certe prior obtinet relatio, in aliis vero familiis mox ad hanc mox ad illam opinionem, ubi non suapte in oculos cadit, habitus externus fibrarum invitat. Inveniuntur in Tulipa hujusmodi cellularum strata duo, guod optime conspicies, si successerit laciniolam ad ambas facies membranae perpendicularem forficula excindere, (Tab. III. 13. e. 14. d.) ubi tres cellularum series invenies, epidermidales, guibus impo- 228 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. sitae sunt fibrosae majores, guas seguuntur minores ad paginam locula- rem. Haec exempli caussa de Tulipa fusius explicavi, guo lectores ad similem indagationem excitentur. Similia in Fritillaria' imperiali et in Liliorum speciebus invenies. In priori cellulae pleraegue subrotundae sunt et in pagina loculari reticulis fibrarum elegantissimis obsitae (Tab. III. 13. d.). Formam vulgatissimam sistunt cellulae semicylindricae oblongae utringue aut acutatae aut rotundatae, superficie plana epidermidi insi- dentes, subconvexa ad paginam locularem libera, fibris arcuatis aut re- tinaculiformibus transversis parallelis magis vel minus approximatis amplexae, guarum speciem praebet Nuphar aút Nymphaea (Tab. I. 8. 9.). Succedit nonnumaguam, maceratione modica praegressa, singulas harum cellularum a religuis separare et evertere, ubi fibrae laterales denticu- lorum pectinis instar coordinatae conspiciuntur, ut in Nuphare tab. I. 8. Potho crassinervia et Cucurbita Melopepone Tab. XVIII. 5. et 11. re- praesentavimus. Optime observationi offertur interna compages cellularum in Strobi- laceis, ubi pellucidissimae sunt. Invenies cellulas longas depressas super- ficie utringue planissima, ad margines parietum lateralium aut rectilineas aut sinuatas, ad parietes fibris rectis brevibus tubulosis, auae respectu ad fibras cellulae contiguae, aut sunt oppositae aut alternantes. Non ad- modum difficile succedit cellulas singulas a religuis separare, ubi dein fibrae aut massae cellulae immersae aut tantum appositae, alias vero sulcorum instar parietibus inaratae apparent. Exempla horum Tab. V. 12. 13. 14. reperies. Etiam Ari formicati (Tab. I. 2.) cellulae exemplo adducendae, ubi 6 guogue maxime pellucidae sunt, ita ut fibrae tubulosae ex interna facie epidermidis basi latiori paginam locularem versus, inter angulorum acies cellularum prismaticarum hexaedrarum erectae, clarissime conspici va- leant. Adduco haec partim ob tubulorum majorem perspicuitatem, par- tim ob fibrarum situm, gui non in cavo cellularum, sed revera extra po- situs esse videtůr. Cellulae Ari pertinent ad prismaticas, auae freguen- tissimae ac formis valde variis per plantarum familias reperiuntur. Di- stingue in cellulis prismaticis paginam epidermidalem, auae epidermidi affixa haeret, locularem, guae patet in cavum loculi, auae dein ad mar- gines parietibus aut lateribus guatuor ad sex circumcluduntur (Tab. V.21.). Parietes fibris rectis aut (rarius) incurvis obsessae sunt, guae aut sunt vere intercellulares, parietibus vicinarum cellularum sibi contiguarum communes, (Tab. VII. 10.) aut vero Cuivis cellulae propriae, ita ut re- spectu ad alias cellulas contiguas, aut sibi opponantur (Tab. XV. 11.), aut alternent (Tab. XI. 19.). Fibrae nonnunguam ad margines in paginam locularem inflectuntur, ubi aut abruptae sunt radiatim circumpositae 229 i J. PURKYNĚ: (Tab. XII. 21.), aut ulterius productae, aut plane marginem oppositum attingunt in fibras parietales e regione sitas continuatae (Tab. XVI. 12.). Saepe tamen paginae loculares rugulis tantum aut striis fibrarum loco notantur (Tab. XVII. 2.). Paginam epidermidalem in cellulis prismaticis nunguam fibris obsitam reperi. Ad prismaticas accedunt columnares ubi parietes magis vel minus cylindri superficiem praesentant (Tab. V. 24.); in his fibras intercellulares simplices non invenies, guia plerumaue minus contiguae sunt. Ubi columnares valde depressae sunt, orbiculares vo- Ccavi (Tab V55): Genesim fibrarum interstitialium praesertim in Viola odorata et Ane- mone Pulsatilla (Tab. XV. 9. f. et 13.) admodum distincte observare licet. Membrana paginae locularis ad margines aegualibus distantiis pro- ducta, ad latera denticulatim descendit, unde in intervallis lacunae re- linguuntur, guae cum contiguis cellulis poros guadrangulos efficiunt; haec in Viola. In Anemone ad parietes canaliculi trilaterales subsident, gui cum oppositis cellulae contiguae tubulos efformant guadrangulares, duo- rum Si parietes duriores sunt, revera fibras constituunt. In priori casu tors tantum pori emergunt; sed datur transitus ex una forma in alteram. Dum in cellulis orbicularibus membrana locularis firmior laciniis obliguis radiatim ad margines epidermidem versus decurrit, oriuntur variae formae cellularum asteroidearum, guarum plura exempla spectes in Tab. VIII. 2. 6. 8. 11. Alias vero fibrae singulae in asteriscos coordi- nantur et cellularum membrana penitus disparere videtur. Exempla prae- bet 'Bab:1IX7. 918911 et Tab:X 153718: Adducenda etiam sunt exempla fibrarum sine cellulis, et cellurarum sine fibris. Fibrae singulae rectilineae erectae solent esse versus inter- nam superficiem epidermidis, cui afiixae haerent acutatae, in parte vero loculari aliguantulum dilatantur. Sunt aut confertae, ut in Pipere emar- ginato Tab. V. 22. aut distantiores ut in Papilionaceis Tab. XII. 3. 4. Alias sunt curvilineae aut paullulum inilexae Tab. XII. 9. aut arcuatae vel retinaculiformes seriatim dispositae Tab. X. 10. 11. Incurvas prostras- tas disiectas invenies freguentissime ad margines valvularum, ubi cellulae in regione loculi intermedia integrae margines versus paullatim disso- Ivuntur. Exempla habes in Tab. VI. 18. VII. 7. IX. 12. XVI. 13. XVII ó. Cellulae absgue fibris cellulis epidermidalibus analogae occurrunt in spo- rangiis Lycopodiacearum Tab. XVIII. 6. 7. in clinandriis Orchidearum Tab."V5(mEricaceisvbab: A213 In Gramineis et Compositis cellulae fere ad membranas reductae sunt, fibrae vero brevissimae desuper spectatae fere poriformes. Exempla sistit Tab. I. et VL. Sunt denigue cellulae vasculosae aut semivasculosae tubulos cy- lindricos aut semicylindricos offerentes fibris aut annularibus aut spi- 230 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. ralibus guae maxime ad raphen valvularum locum habent (Tab. II. 5. 6.) aut hinc parallelae, aut perpendiculariter in eam dispositiae ab: III 12.). CAPUT IL Considerationes generales de cellularum fibrosarum formis variis et de earum functione physiologica. riusguam hasce considerationes generales lector nobiscum in- stituerit, monendum habeo, ut tabulas nostras cum €earum expositione perlustret. — Cellulae antherarum natura sua a re- liguis cellulis, guae omnes fere plantae partes constituunt non —J2 separandae sunt. Differunt solummodo fibris, guibus ad vasa spiralia accedunt. Hinc diu dubitabam, an potius cellulas vasculosas no- minare conveniat; dguo tamen potius analogia dguam forma specifica enunciata fuisset. Jam nomen cellularum fibrosarum eam difiicultatem includit, guod non omnes sint fibrosae, negue ubigue cellulae adsint, ubi fibrae inveniuntur. Sed nomen statuendum erat, et tale praeplacuit, guod plurimis saltem conveniret. Analogia cum vasculis diversi generis maxima certe est cellularum anthericarum. Si guam, cCuiusvis formae sit, prolongatam cogites, habebis vasculum aut spirale, aut porosum, aut reticulatum aut scalariforme. Nec non inter vasa cellulas invenies, corpuscula dicta vermiformia Trevirani aut vasa moniliformia Mirbeli, guae cum nostris cellulis maxime con- veniunt. Negue mirum, guum cellula pars elementaris totius plantae sit ex gua primum vasa ortum ducere videntur. Non tamen obstat, maxi- mum discrimen statuere inter cellulas anthericas et vasa Cuiuscumgue generis. Discrimen hoc jam in antherae ipsius indagatione clarissime manifestatur, dum cellulas communes antherii cum cellulis endothecii compares, et dein ad vascula spiralia staminum, dguae numauam in lo- culum continuantur, respicias. Vascula haec staminum semper sunt mi- nutissima, dum fibrae contra spirales aut annulares cellularum relate ad illa enormes fere videantur, ita ut nullum earum commercium statuen- dum sit. Constare porro videtur ex observationibus microscopicis vasa spiralia nullis esse membranis propriis instructa, dguum contra cellulae fibrosae, nisi formam plane cellularum deposuerint, distinctas membranas proprias habeant. Dantur tamen in religuis partibus, praesertim in nodis caulinis, vascula majoris voluminis ad cellulas anthericas maxime acce- dentia, ut non dubitaverim disguisitionem horum, etiam cognitioni illo- rum non parum luminis adlaturam esse. Primum, guod in cellulis anthericis considerandum venit, earum forma est. Hoc respectu sunt aut regulares aut irregulares, aut plane ADD NÍ 231 10 J. PURKYNĚ: evanescentes. Regulares aut perfectas aut imperfectas formas referunt. Perfectae ad corpora stereometrica reducendae sunt. Cardinalis guidem forma, ut in religuis plantae cellulis, sphaeroidea est, guae protensa abit in ellipsoideam aut cylindricam, et mutua pressione in prismaticam. Cellulae anthericae polyedrae numguam adeo perfectas figuras referunt, auam cellulae, guae in intimo parenchymate sitae, et aeguabili undigue pressione efformatae sunt, guum membranam tantum obsideant, et ex una parte (facie loculari) ex altera vero parte (facie epidermidali) uno tantum plano continuo premantur; hinc guae a pressione mutua est con- formatio, parietes tantum laterales utriculorum attinet, adeogue ut plu- rimum magis figurae planimetricae occurrunt. Ex cylindro omnes fere formas religuas cellularum anthericarum derivare licet. Cylinder, aut basi plana paginae epidermidis internae in- sidet, altitudine sua ad cavum loculi directa, aut latere epidermidi in- cumbens considerari valet, ubi vergit in formas vasculosas. Priorem cy- lindrum stantem, posteriorem decumbentem habeas. Cylindri stantes, dum parietibus suis arctius premuntur, abeunt in prismata tetragona usaue ad hexagona, ubi pressio lateralis minor, aut plane interstitia in- tercellularia, cellulae columnares oriuntur. Ejusmodi cellulae columnares vel prismaticae aut sunt elatae, ubi altitudo latitudinem superat, aut in- termediae, ubi pares sunt, aut humiles vel depressae, ubi latitudo alti- tudine major, aut complanatae, ubi ad laminam fere redactae sunt. Co- lumnae depressae formam praesentant orbicularem. Pagina locularis cel- lulae columnaris vel prismaticae, aut est plana aut convexa. Dum con- vexitas crescit parietibus decrescentibus, abit in hemisphaeram, collicu- lum, aut conum. Cylindri decumbentes aut sunt integri, ubi ex nulla parte premun- tur, gui dum longissimi sunt, cellulas vasculosas referunt, aut non integri, ex una aut pluribus partibus a pressione applanati. Dum ex parte tan- tum epidermidali premuntur, semicylindri sunt, gui dum longissimi, cel- lulas semivasculosas praesentant; dum porro lateribus appressi tubulos auadrangulares efficiunt. Extremitates cylindrorum decumbentium aut sunt diversimode acutatae, cuspidatae, vel obtusae, aut sunt truncatae; dum parietibus planis (guod freguentissimum est) utringue acutantur, hexa- gona referunt, cujusmodi cellulas nonnumauam hexagonotomas appellavi. Pagina caeterum locularis cellularum decumbentium aut convexa aut plana est. Etiam hic altitudo aut maior, aut media aut minor et minima assu- menda, ubi denigue in laminas aut membranas abeunt, ab epidermide exothecii vix distinguendae. Cellulas decumbentes etiam ex columnaribus et prismaticis derivare licet, ubi has ad parietes utringue comprimas et utringue prolonges. Gellulae imperfecte regulares ad formas nunc allatas proxime ac- 232 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. cedunt. Sunt subellipticae, subglobosae, subcylindricae, subvasculosae, subcompressae, prismata subtetragona subhexagona etc. Transeunt de- nigue in cellulas penitus irregulares lateribus inaegualibus. Ouandoguidem cellulae endothecii penitus evanescere videntur, et tunc aut remanet epi- dermis sola exothecii, aut endothecium solis fibris constituitur. Cellulae guoad magnitudinem sunt aut exiguae, ubi guantitas dia- metrorum, dimidium mensurae nostrae normalis, guae una sexagesima pars lineae parisiensis est, non excedit, aut sunt mediocres, ubi pene huic adaeguatae sunt, aut magnae vel maximae, ubi ad duas, mensuras accedunt vel eas transgrediuntur. Cellulae guoad dimensiones relativas, sunt aut latae aut oblongae, prolongatae, vasculosae, subvasculosae; guoad altitudinem, aut altissimae aut altae, aut depressae, aut humiles, complanatae, et denigue ad mem- branas accedentes. Latitudo distantia paginarum parietum, altitudo di- stantia paginarum metienda. Ouoad situm proprium cellulae sunt aut erectae aut decumbentes. Oua solum, in guo erectae sunt, consideranda est interna facies epider- midis antherae. Ad priores referuntur columnares, prismaticae, orbicu- lares, hemisphaericae, conicae et colliculares; ad decumbentes cellulae ellipticae subellipticae, subcylindricae, hexagonotomae, vasculosae et semivasculosae omnes, ubi longitudo altitudinem et latitudinem superat. Ouoad dispositionem inter se, cellulae aut seriatim excurrunt, aut situ diverso inter se sunt collocatae. (Cellulae seriatim dispositae sunt aut alternantes ad modum prosenchymatis, aut oppositae. Series cellula- rum aut sunt ad raphen et margines loculorum perpendiculares, aut cum raphe parallelae, nonnunguam paullulum divergentes. Cellulae porro plerumaue simplici strato epidermidi applicantur, aut plura cellularum strata sibi superimposita inveniuntur. Cellulae in diversis loculi regionibus aut sunt sibi conformes, aut difformes. Praesertim ad raphen, et ad marginem valvulae variare so- lent, alias etiam ad apicem vel ad basim. Sed haec in topographia an- therarum subtilissima ulterius adhuc pertractanda. Junguntur cellulae inter se aut modo continuo, aut diverso gradu discretae ac distantes sunt. Continuae esse solent prismaticae fibris sim- plicibus; etiam membranaceae nonnullae dissepimenta propria non prae- sentant fors accrescendo evanida; vasculares, ellipticae, oblongae hexa- gonae, columnares et prismaticae pleraegue sunt contiguae, sed etiam inter has discretas invenies, praesertim colliculares et asterisciformes. Cellulae denigue anthericae sunt aut sine fibris aut fibrosae, aut merae fibrae in endothecio inveniuntur, absgue cellulis conspicuis. 233 12 J. PURKYNĚ: Cellulae absgue fibris aut distincte endothecium constituunt, aut cum epidermide adeo sunt concretae, ut nullum discrimen membranae endothecii ac exothecii compareat. Cellulae fibrosae aut sunt fere membranaceae ad epidermidis struc- turam accedentes fibris parietalibus aut brevissimis ac fere poriformibus, aut marginibus crenulis tantum alternis se excipientibus. Fibrae respectu ad cellulas aut sunt cellulis applicatae aut soli- tariae. Posteriores aut sunt rectilineae, erectae sibi adstantes, vel de- cumbentes, irregulari directione prostratae, aut in asteriscos combinatae, aut Sunt curvilineae, aut parum incurvatae, aut arcuatae, aut retína- culiformes. Fibrae cellulis applicatae aut sunt rectae, parietes cujusvis cellulae circumsistentes, aut rectae intercellulares cellulis duabus comrmiunes, in- star canalium intercellularium; alias fibrae rectae paginam locularem transversim parallele obsident, aut in cellulis collicularibus vel conicis situ obliguo radiatim in cacumen paginae locularis convergunt. [Fibrae incurvae aut parum incurvae parietes cellularum plerumaue orbicularium circumstant, aut in cellula colliculari vel hemisphaerica obligua directione ex basi ad apicem concurrunt, aut rectae parietales in paginam locula- rem radiatim inflectuntur, aut arcuatae vel retinaculiformes parietes et paginam locularem ambeunt, aut simul ad paginam epidermidalem inilec- tuntur, aut cellulam totam vel circulares vel guadrangulae annulis aut spiris undigue amplectuntur, aut denigue fibrae jugatim vel reticulatim inter se junctae cellulas circumdant. Si jam structuram fibrarum singularum consideres, invenies plerum- aue tubulos aut perfecte teretes aut subcompressos, alias vero tri- aut auadrilateros. Lumen tubuli optime conspicitur, ubi fibrae ad epidermi- dem substratam perpendiculares sub microscopio desuper visuntur, guod in columnaribus et prismaticis optime succedit. Etiam in retinaculiformi- bus partes laterales guae ad parietes cellularum decurrunt internum spa- tium tubuli guamvis minus distincte manifestant. Dum brevissimae sunt fibrae, poros tantum absgue parietibus conspicuis praesentare videntur. Posset guidem objici, etiam fibras perfecte solidas substantiae hyalinae eandem speciem tubulorum ofierre posse, sed inspectio immediata duem- vis de contrario edocere valebit, ataue magis adhuc comparebit, fibras interne cavas esse et revera tubulos referre, si guis inter laminas vi- treas comprimat, ubi confestim tubulosa compages disparet parietibus se invicem contingentibus, guae dein pressione laxata iterum restituitur. Alias etiam bullulae aěris tubulos manifeste occupant, guae diutiori mora sub agua paullatim disparent. Etiam discrimen inter fibras exsiccatas et madefactas tubulosam earum formam clarissime demonstrat; nam in priori statu filos praesentant obscuros inaeguales, parietibus collapsis et 234 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. diversimode approximatis, in posteriori vero intumescentes et evoluti teretem formam et tubulosam recuperant. Fibrarum tubuli in alterutram paginam endothecii, locularem aut epidermidalem plerumgue patere videntur; dum recti parietales sunt, in utramaue, dum arcuati aut retinaculiformes in epidermidalem tantum, nisi acuti finiantur. Dum in membranas aut reticula transeunt, etiam tunc cuticula duplici constare videntur. Membranae hyalinae auibus effor- mantur vi admodum hygroscopica instructae esse videntur, et fere ejus- dem naturae cum vesiculis pollinaribus, guae dum exsiccatae collabuntur, agua imbutae iterum intumescunt. Hinc etiam antherae exsiccatione con- tractae, aguae tepidae submersae, aut in oris cavo aliguo tempore com- moratae, mox multoties volumine suo excrescunt, guod praesertim valet ubi fibrae sunt freguentiores, minus ubi rariores. Similis aliguomodo re- latio ut inter antheras agua imbutas et exsiccatas, obtinet inter statum earum immaturum ante floris plenariam evolutionem ataue statum ma- turum, dum in eo sunt, ut explosione pollinem dispergant; prius majores et succis magis imbutae apparent posterius minores et auasi exsiccatione contractae; prius etiam fibrae cellularum ob statum molliorem et fors ob succum in earum tubulis contentum guasi tela guaedam amorpha vix distinguendae sunt, donec aut exsiccatione aut processu guodam lignifi- cante majorem firmitatem acguirant et in tubulos efiormentur, guo pro- cessu agente earum certe etiam actio aut functio intrat, aua loculi dis- rumpuntur, et valvulis dehiscentibus pollen emittunt. Modus aperturae, directio motus ataue vis expansionis certe cellu- larum fibrarumgue forma, freguentia, magnitudine, situ et dispositione inter se et ad valvularum margines, etiam earum variatione in diversis valvulae regionibus determinatur, de guibus omnibus observationes in viva natura acutissimae instituendae sunt. Nostra disguisitio phytotomica de his tantummodo hypothetice disserere permittit. Valvulae in statu antherae juniori ad margines primum auidem pe- nitus clausae ac concretae sunt; valvula hic tantum tenuior et fere ad epidermidem solam redacta esse solet, ita ut in hac auasi sutura de- hiscentia futura praeformata sit. Respondet haec sutura externa valvu- larum margini folii, cujus metamorphosis anthera est. Ad suturam val- vulae, cellulae, dum oblongae aut vasculares sunt, plerumaue perpendi- culariter decurrunt, ab interna raphe valvulae guasi a puncto fixationis utringue discurrentes, ita ut, si vim contractivam ad earum longitudinem agere cogites, suturae ruptura, ubi minima resistentia est, necessario se- auatur. Altera directio gua vis valvulam aperiens agere videtur est ad paginam internam epidermidis perpendicularis, guo eius superficies in- curva in magis planam expanderetur. Tertia denigue directio virium val- vulam aperientium ad longitudinem totius antherae spectat, cellulis ad 235 4 J. PURKYNĚ: raphen longitudinalibus. Ita guidem, si vim contractilem solis cellularum membranis adscriberes jam inde ruptura suturae et valvularum dehis- centia explicari posset, guin opus videretur ad fibras ipsas et varias earum formas ac directiones recurrendi. Ouum vero cellularum mem- branae tenuissimae sunt ac tenerrimae, et sua massa fibris longe infe- riores, ataue etiam in plurimis plantarum familiis plane disparere viden- tur fibris solis restantibus, hinc majoris eas momenti habere res ipsa monet. Ad functionem fibrarum enucleandam primum dguidem fibrae consi- derandae sunt in antheris, ubi solae tantum absgue cellulis reperiuntur, Offeruntur nobis hic primum endothecia fibris rectis confertis ad paginam epidermidis internam perpendicularibus absgue cellulis, cujus- modi in permultis Papilionaceis observare licet. Si, dum loculus adhuc clausus est, fibras sibi lateribus appressas ad expansionem lateralem tendentes repraesentes, tunc profecto earum vim tum ad suturam dis- rumpendam, tum, hac, disrupta, ad valvulam evolvendam et explanan- dam acturam esse facili inductione sedguitur. Idem valet de fibris in asteriscos coordinatis, guae loculo clauso sibi approximatae radiatim di- vergentes elatere proprio in omnilateram tendunt expansionem. In endo- theciis ubi fibrae singulae prostratae, diversa directione dispersae, pa- ginae internae epidermidis affiguntur, jam valvulae dehiscentes late pa- tentes demonstrant, elaterem fibrarum eas ex statu involuto ad tantam expansionem rigore elastico explicuise. Ubi fibrae arcuatae aut retinacu- liformes cellulas oblongas subcylindricas amplectentes parallelis perpen- dicularibus seriebus in valvularum margines aut potius, dum adhuc clausae sunt, in earum suturam protenduntur, tunc incurvae parte locu- lari magis approximatae pressionem elasticam experiuntur atgue tendunt figuram curvilineam in rectilineam commutandi. Idem valet de fibris an- nularibus aut spiralibus cellulis vasculosis ad raphen valvulae perpendi- cularibus circumpositis, de guo facili negotio persuasionem tibi compara- veris, si filum metallicum in spiram longam contortum incurvaveris, unde rursus elatere suo in directionem rectilineam restituetur. In cellulis co- lumnaribus et prismaticis, guas fibrae ex pagina interna epidermidis erectae rigidiusculae circumstant, apices paginae loculari cellularum vi- cinae dum loculus clausus est sibi magis approximantur ataue ex hoc situ subconico in parallelum renituntur, gui nisus dum satura valvulae disrumpitur libere agens loculum explicat et complanat. Vim vero suturam loculi disrumpentem triplicem assignare licet. Primum aguidem organica metamorphosis cellulas in sutura statu imma- turo coalitas, marcescentia guadam interna ad separationem disponit, auemadmodum in petiolis foliorum tempore autumnali caducorum, in se- palis calicum, in petalis florum, in staminibus, in pericarpii valvulis aliis- aue partibus observare licet. Tendunt porro grana ipsa pollinis dum sta- 236 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. tum maturitatis attingunt ad expansionem sphaericam ac disruptionem, auae tensio necessario membranae loculi communicatur, et agit in par- tem ubi minima resistentia, in suturam. Maxime vero fibrae endothecii, prius guidem molliores, metamorphosi organicochemica paullatim obri- gescentes maturitate progrediente illam elasticitatis vim acauirunt, guae ex interna jam earum conformatione ac dispositione, cooperantibus con- ditionibus religuis loculum aperit valvulasaue evolvit. Externa denigue momenta mechanica, a ventis et insectis, ataue roris pluviarumgue irri- gatio sua guogue contribuent. Haec ex hypothesi, viribus tantum vegetativis ac communibus pro- prietatibus physicis in auxilium assumptis exposui, guin necessarium du- cerem ad irritabilitatis guandam modificationem recurrendi. Ouodsi ob- jectum idem futuro tempore a naturae scrutatoribus maiori adhuc cura et experimentis omnimodis indagabitur, jam fors plura guae hypothetica protuli in veritatem omnibus numeris absolutam commutabuntur, alia vero inter commenta relapsa deleat dies dummodo divina scientia pro- moveatur. CAPUT III. Adnotationes generales de formis characteristicis cellu- larum anthericarum, respectu habito ad systema plan- tarum naturale. n Salviniaceis et Lycopodiaceis, (Conf. Tab. XVIII. 3. 6. 7.) alias ad Cryptogamiam relatis, vero polline non praeditis, negue etiam cellulae fibrosae in sporangio reperiuntur. Egui- seti (Tab. IV. 3) tamen capsulae, ut L. Ch. Treviranus pri- N mus observaverat, fibris spiralibus instructae sunt, atgue in eo revera antherarum characterem prae se ferunt; etiam sporulae magni- tudine, forma, et fovillari guasi substantia in vesiculis contenta, ad pol- linis grana maxime accedunt, negue elateres, dua fila penitus libera sta- minibus aeguiparandi, adeo ut de functione harum partium dubitare ad- huc liceat. Etiam Zamiae (Tab. I. 1. XVIII. 4.) coniotheca mere epider- midalis est, guo cryptogamis accedere videtur. Aroideae (Tab. I. 2. 3.) typum nobis hic constantem offerunt, cel- lulas aut prismaticas aut columnares, altas, fibris parietalibus rectis, pa- ginis locularibus nudis. Videntur tales cellulae, guum praesertim in an- theris crassioribus, ut in Dictamno, Euphorbia et cet. occurrant, majori vi contrahente praeditae esse; agunt una solum directione, loculi cavum augendo et valvularum margines dirimendo. — Pothos (Tab. XVIII. 5.) fibris arcuatis jam a typo Aroidarum abscedit, accedendo ad Hydro- charideas. 237 16 J. PURKYNĚ: Typha (Tab. I. 4.) fibris retinaculiformibus recte ad Helobias relata, guo etiam stricte a Gramineis et Cyperoideis separatur. Id potissimum peculiare habet, guod fibrarum series ad raphen parallelae sint, dum alias retinaculiformes ad raphen perpendiculares esse soleant. Ouum partes transversae fibrarum religuis praevaleant, et inter dissepimenta longitudinalia epidermidis locata sint, censendum est, harum actione val- vulas introvolvi. Alismaceae (Tab. I. 5. 6.) fibras cellularum retinaculiformes gerunt ad normam prosenchymatis dispositas, ad raphen perpendiculares. Fibrae transversae valvularum margines longitudinaliter dehiscere, fibrae pa- rietales vero membranam loculi complanari et evolvi facient. Eadem fere valent de Nymphaeaceis (Tab. /. 8. 9.), ubi tamen cel- lularum ordines parenchymatis formam referunt. Stratiotidis (Tab. I. 7.) fibrae spirales ad raphen perpendiculares dum curtantur valvulas dirimunt et explanant. In Gramineis (Tab. I. 10—16.) cellulae anthericae certum habent characterem familiarem, gui consistit in earum forma membranzcea ad rectangula accedente, dispositione ad raphen perpendiculari, fibris rectis brevissimis, ad margines plerumaue alternatim claviculozum instar in- fixis guod laxitati antherarum maxime convenit. Fibrae dum contrahun- tur, membranam loculorum explanant, et aperiunt, dui dein aut longi- tudinaliter incurvantur aut torguentur, dguod fors ab inaeguali structura cekularum derivandum, ac ulterius inguirendum. In Cyperoideis (Tab. I. 17—19.) adsunt cellulae discretae cylindricae subacutatae fibris annularibus distantibus instructae. Jam hisce charac- teribus longe separantur a Gramineis et Tyjhaceis, et potius ad Com- melinaceas et Sarmentaceas accedunt. Mirum guod forma Rumicis sit analoga, ubi stamina non minus jaxa numerusaue ternarius. In Commelinaceis (Tab. I. 20. 21.) fibrae arcuatae longis seriebus transversis dispositae praevalent. In Tradescantia valvulas latas longi- tudinaliter aperiunt. In Irideis (Tab. II. 1—4.) sicut in Liliaceis cellulae magnae sunt hexagonotomae oblongae. Characterem tamen familiarem assignare non- dum licet donec plura genera accuratius inguirantur. Notanda est con- gruentia cellularum Heloniae cum Iride. In Narcisso (Tab. II. 5. 6.) cellulas vasculosas annulatas ad raphen freguentissimas fors characteristicas assumere licet; actio earum con- tractilis raphen potissimum decurtat et fibrae retinaculiformes dispersae valvulas Jatas expandunt. In Sarmentacearum (Tab. II. 10.) Paride fibrae ad cellulas Zrans- versae et margines cellularum serrati characterem proprium denotare vi- dentur. Etiam in Convallaria fibrae transversae praevalent. 238 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. In Tulipaceis (Tab. JII.) guas inguisiveram fibras reliculatas charac- terem iamiliarem reperi, gui alias nullibi mihi adeo occurebat. Hyacinthus et Veltheimia (Tab. IV. 1.4.) cellulis vasculosis ad raphen perpendicularibus, diverse tamen annulatis inter se conveniunt. Hemero- callis graminea fibris parietalibus rectis distinguitur; etiam in fulva fibrae parietales praevalent guamvis ad paginam locularem inflexae. In Orchideis (Tab. IV. 5.) cellulas fibrosas nullas in clinandrio inveni; conveniunt adeo cum Asclepiadeis, et auamvis familiae alias remotissimae sint, tamen massis dguogue pollinaribus viscoso dguodam succo (fors e stigmate secreto) conglobatis concordant; similis conglobatio guatuor tantum granorum pollinis in Ericis (Tab. X. 12—14.) guarum guogue an- therae fibris destitutae sunt, observatur; idem etiam valet de Bignonia Catalpa (Tab. IX. 15.). Videtur explosio antherarum minus necessaria, ubi actio pollinis fors per succum illum conglobantem stigmati communicatur. Ex Scitamineis Canna indica (Tab. IV. 6.) certe distincta est fibris magnis retinaculiformibus, seriebus ad raphen perpendicularibus, cellularum membrana vix conspicua; plura tamen genera inguirenda guo character familiaris definiatur. Unica Palmarum, Chamaerops Palmetto, (Tab. IV. 7.) guam investi- gare hucusaue datum fuit, peculiaris nil praebuit. (De Lycopodiaceis et Eguiseto jam ad initium hujus capitis locutus sum). Taxearum (Tab. IV. 9.) character familiaris exemplo unico nondum constitui potest. Jain ex hoc tamen, cellulis longis complanatis epidermi- dalibus, affinitas strictior cum Strobilaceis conspicua est, eo tamen dis- crimine, guod fibrae marginales in interstitiales confluentes transeant. Ex Santaleis (Tab. V. 11.) unicum exemplar Elaeagni cellulis sub- globosis fibris arcuatis, (nec non polline triangulato), altiorem jam for- mationis gradum denotat, inde illos non errare putaverim gui Thymelaeis adnumerant. In Strobilaceis (Tab. V. 12—14.) character familiaris cellularum an- thericarum, cellulae complanatae longae epidermiformes fibris parietali- bus rectis brevibus, plerumaue alternantibus ad margines, valde con- spicuus est. Etiam hoc peculiare habent cellulae, guod sint pellucidis- simae, adeo ut fibrarum structura optime possit observari. Ouamvis cum Graminearum cellulis comparari possint, et cum his notam minoris per- fectionis gradus communem habeant, tamen in eo inferius adhuc secedunt, auod cum epidermide, guantum observare licuit, intime adeo coalescant, ut haec separata nusguam appareat, guod Lycopodiacearum sporangia in mentem refert. Posterius etiam de Aulace (pinifolia) valet ac de Ur- tica (dioica), ubi praeterea fibrae nullae comparent. Ex Amentaceis (Tab. V. 17. 18.) guas attuli, Salix et Populus, ad constituendum characterem familiarem non sufiiciunt. 239 já 7 © J. PURKYNĚ: Jam tamen cellulis separatis et fibris transversis parallelis a Stro- bilaceis longe separantur, et ad altiores plantarum familias accedunt. Urticae (Tab. V. 19.) cellulae epidermidales longae auadrilaterae pellucidae guodsi analogiam in aliis generibus servabunt, revera charac- terem familiarem constituent. Ex Nyctagineis (Tab. V. 21.) in Mirabili Jalappa cellulae subsepa- ratae, facie loculari convexae, cellulas colliculares Armeriae Polygalae et aliarum revocant. Piper fibras erectas confertas absaue cellulis, characterem fixum offert. Similis forma nonnisi in Papilionaceis, guae fere omnes religuos ludunt, iterum occurrit. Aristolochiae, (Tab. V. 23. XVII. 8.) guas investigavi, conveniunt cellulis prismaticis subhexagonis depressis, fibris parietalibus simplicibus, pagina loculari aut nuda aut striata; similem formam invenies in Phila- delpho (coronario) in Poterio (verrucoso) in Chelidonio et in plerisaue Ranunculaceis. Ex Laurineis (Tab. V. 24.) solam Laurum nobilem inguisivi, et cel- lulas columnares subdistantes fibris parietalibus obsitas illis proprias in- veni; guae forma tamen nimis ad communissimas accedit, guam ut no- tam characteristicam guandam suppeditare valeat. In Armeria (Tab. V. 25.) cellulae colliculares fibris arcuatis in aste- riscum dispositis Personatarum guarumdam et Papilionacearum formas similes in memoriam revocant, guamvis etiam in viciniori Rubia occur- rant. Plumbaginis (roseae) (Tab. VI. 1.) cellulae semivasculosae, fibris arcuatis distantibus, typum longe diversum atgue peculiarem praesentant, guod omnino respiciendum, donec membra formarum tam diversarum intermedia reperiantur. In Caprifoliaceis (Tab. VI. 1—6.) magna primo intuitu cellularum anthericarum diversitas regnare videtur, fibris tamen transversis omnes invicem conveniunt; auae vero nota nimis vulgaris, guam ut characte- rem familiarem constituat. In Rubiaceis (Tab. VI. 7—9.) fors cellulae orbiculares fibris radia- libus, aut asterisciformes, notam praebent characteristicam. Valde omnino definitus character familiaris Compositarum (Tab. VI. 10—17.) est, cellulae fere epidermidales aut membraniformes, elongatae, ut plurimum longitudine ad raphen parallelae, marginibus aut fibris bre- vissimis (porisve) aut striolis, aut crenulis notatis, aut integris. In Cucurbitaceis (Tab. VI. 18. Tab. AVII. 11.) dguas hucusgue ob- servavi, cellulae subglobosae, fibris arcuatis transversis fere circinatis inveniuntur, guo tamen haud satis aliis formis distinguas. Negue in Cam- panulaceis (Tab. VII. 1. 2. 5.) notam characteristicam inveni, nisi in Campanula (nitida) fibras ut videntur solitarias seriatas, alternas, Cui fors 240 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. accedit forma fibrarum in Phyteumate (orbiculari) fibris arcuatis soli- tariis dispersis. In Labiatis (Tab. VII. 3—14.) duae praesertim formae characteri- sticae regnare solent. Prior, in Salviis et Nepeteis nondum penitus per- specta mihi est; notam peculiarem habet, interstitia magna intercellularia, guae tamen massa guadam pellucida aut membrana repleta videntur; altera forma sunt cellulae astericiformes, aut colliculares, aut orbiculares complanatae, aut prismaticae, ad guas accedunt subellipticae marginibus incisis. Jam etiam, si guid valet character ex cellulis anthericis sumtus, apparet major cognatio Verbenacearum cum Labiatis guam cum Asperi- foliis, (Tab. VII. 13. 15—18.) gue illis e diametro in e0 oppositae viden- tur, guod fibras transversas retinaculiformes aut arcuatas, ut in Pole- monio et Cynoglosso maxime efformatas demonstrent, guum contra in Labiatis fibrarum transversarum vix nota sit. In Convolvulaceis (Tab. VIJI. 1—4.) formae valde discrepantes allis etiam familiis communes occurrunt. Forma, guam Phlox (reptans) cum Veronica et Erino communem adeo distincte praesentat, monstrat mem- branulas proprias paginae locularis in fibras radiales non tubulosas ex- cisas cellulae religuae orbiculari insidentes; dguod discrimen suppeditat fibrarum membranacearum et tubulosarum. Polygalae (Tab. VIII. 5.) ut caetero habitu, etiam cellulis anthericis ad Papilionaceas admonent, guamvis etiam Personatarum auarumdam formis respondeant. Personatae, (Tab. VIII. 8—16. ef Tab. IX. 1—15.) familia tam late patens, omnes fere formas religuarum imitatur, membranaceis, guae in- ferioris ordinis videntur exceptis; transversae tamen, arcuatae aut re- tinaculiformes fibrae rariores sunt. Veronica et Erinus cellulis asterisci- formibus magis adhuc ad Polygalas et Campanulaceas guasdam acce- dunt. Acantheae vero, ut, Justicia, Acanthus, Thunbergia (cum Bignonia), cellulis fibris destitutis (nam in Acantho fibrae marginales nonnunguam etiam in religua tela cellulosa obveniunt, ut in Begoniae argentopunc- tatae foliis observavi, revera characterem familiarem prae se ferunt. Se- lago, Caldasia et Globularia, guas Reichenbachius Acantheis adnumerat, cellulis guidem inter se concordant, ab Acantheis vero discrepant, ma- jorem tamen analogiam cum Calceolaria, Pentstemone, Digitali, Linaria, (acutiola) verbo cum Scrophularinis demonstrant, cum guibus etiam ha- bitu conveniunt. Cellulas guales in Acantho sunt etiam in Swertia (perenni) Tab. XI. observavi. Linariae cymbalarie fibrae arcuatae singu- lares Campanulam revocant. Ruellia et Gloxinia Solanaceas imitantur. In Scrofularinis duae cellularum formae praevalent; columnares nempe, ubi membranae Crassiores sunt, et asterisciformes, ubi tenues. In Schizantho, ubi valvulae explosae patentissimae esse solent, inve- 16 241 20 2 já J. PURKYNĚ: niuntur fibrae dispersae, subarcuatae. In Anarrhina et Ramondia fibrae spirales apparent transversis junctae guo transitus fit ad Solanaceas. Solanaceae (Tab. IX. 14. 16. Tab. X. 1—4.) characterem familiarem satis constantem praesentant, cellulas oblongas teretes fibris transversis aut arcuatis aut retinaculiformibus aut spiralibus. Solum Solanum, in omnibus guos inguisivi generibus, fibris cellularum destituitur, cui etiam loculi antherarum clausi poris duobus in apice, prout in Ericis respon- dent. Etiam Epacris (Tab. X. 6.) e Lysimachiis endothecio fibris carente pollinegue triglobo ad Ericas, fors e Campanulaceis vergere videtur. Primulaceae (Tab. X. 7—11.) fibris transversis parallelis distantibus arcuatis, subarcuatis, aut retinaculiformibus, saepe separatis seriatim s currentibus, characterem familiarem sat distinctum offerunt. Ericaceae (Tab. X. 12-—14.) cellulas anthericas fere ebidermidáléší fibris destitutas, fixum characterem familiarem habent. Ouum eadem notá etiam aliis familiis conveniat, inguirenda esset conditio, guae naturam ad hunc effectum disponit. In genere assignari posset, tunc adesse hanc for- mationem, dum elatere fibrarum ad dispergendum pollinem opus non est, ubi dein guaestio suboritur, auibusnam viis aliis natura pon shemah communicet? Ericae non adeo habitu, guam fibrarum defectu Asclepiadeas- an- nunciant, ubi guogue valvulae, massae cellulari antherii insitae telam solum simplicem cellulosam praesentant; in ulterioribus tamen familiis, ubi antherae liberantur, cellulae fibrosae rursum comparent, cujus exem- plum Passifloram (caeruleam) solam adduximus cellulis elongatis semi- cylindricis compressis, fibris alte arcuatis. Ex Contortis (Tab. XI. 1—8.) aut potius Gčitishás Swertia (pe- rennis) cellularum forma ut in Acantho fibris angularibus aut si mavis canalibus intercellularibus instructa, Asclepiadearum et Ericacearum characterem iterum revocat. Vincae et Nerii fibrae annulares aut sub- annulares seriatae, notam aliguantulum characteristicam praebere vi- dentur, guae in confini Arduina iterum occurrit. In religuis Garisseis re- deunt fibrae transversae arcuatae aut aguadrangulae cellulis oblongis sub- cylindricis applicztae. Ligustrum et Syringa genera sibi subseguentia Oleinarum, (non sine iniuria ab illis diremtae) cellulis fibrosis magis inter se conveniunt, dguam cum Jasmino, habitu naturali remotiori. Endothecium Styracis (Tab. XI. 9.) valde peculiare est. Videtur esse membrana (fors elastica) poris dguadrangulis in penta -vel hexagona in- aeaualia dispositis interstincta. Ilex (Tab. XI. 10.) inter Aguifoliaceas priori formationi valde repugnat et potius ad Rhus (typhinum) accedit, auo iterum affinitas Aguifoliacearum et Terebinthinacearum confirmatur. Pleraegue Umbellatae (Tab. XI. 11—14.) guas investigaveram characte- řem familiarem, columnas auť prismata fibris parietalibus rectis simplicibus 249 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. auadrangulis sat distinctum praesentant, guamvis etiam inter has jam Heracleum et Eryngium formas fibrarum transversarum offerant. Ouodsi in Vite asterisci apparentes fines sunt fibrarum rectarum parietalium polygonarum, tunc rite umbellatis associatur; aut vero asterisci hi guin- aue fibris tenuibus in pentaedron strictum coordinatis efiiciuntur dguarum similes videre licet in Stachyde Ianata (Tab. VII. 9.) et in Colutea fru- tescente (Tab. XII. 1.). Ouamvis Rhamnus (frangula) cellulis columna- ribus, fibris parietalibus rectis non penitus contradicat simili formae Um“ bellatarum, tamen marginibus profunde sinuatis adhuc magis convenit cum cellulis Spireae Melaleucae, Metrosideri, Eugeniae. Character negativus, omnibus Papilionaceis (Tab. XI. 17—19. Tab. XII. 1—14.) communis, est, defectus cellularum subcylindricarum fibris arcuatis transversis, gui in Genista Acacia et Mimosa striis tantum trans- versalibus indicatur. Communissima forma asterisci sunt, gui in fibras tandem erectas singulas confertas transeunt; fibrae arcuatae singulae disjectae aut seriatae in Cytiso et Spartio locum habent. Cassia laevi- gata iterum endothecium absaue cellulis aut fibris propriis, sicut in Ericis et cet. praesentat. Ex Saxifrageis guas adduximus: Tiarella, Saxifraga, Hydrangea, Philadelphus, et Decumaria, mirum in modum fibris rectis parietalibus inter se et cum Umbellatis concordant, Crassulacearum vero Consor- tium respuere videntur, guas maiori jure in viciniam Aizoidearum collo- caveris. In Ribesiaceis (Tab. XIII. 2. 3. 4.) Cactus et Ribes etiam in cellulis minutissimis demonstrant malam societatem iniisse; minus tamen Loasam praecedentem Cactus abhorret. Ribes potius, et fors Grossulariae in ge- nere, cellulis suis subglobosis fibris arcuatis subcircularibus ad Cucurbi- taceas magis vergere videntur. Inter Portulaceas (Tab. XIII. 5—10.) Rumex (Acetosella) cellularum fibrosarum forma Cyperaceas in mentem revocat. E religuis generibus Poligonum et Claytonia cellulis orbicularibus cellulis parietalibus ad pa- ginam locularem inflexis, et Rheum cum Montinia cellulis prolongatis fibris transversis obscuris sibi associantur. Begonia vero hic plane peregrina videtur, et, saltem guoad cellulas anthericas, potius Tiliaceis aut Hypericinis ut guidam volunt et aguidem Chlaenaceis adnumeranda foret. In Aizoideis (Tab. XIII. 11—14.) character familiaris fibrae arcuatae transversae cellulas oblongas aut elongatas amplectentes, nimium laxus ést; in Chenopodio et Beta magis Rheo et Montiniae respondet in Iresine magis Polygono et Claytoniae, Mesembryanthemum vero maxime Tetra- dynamarum formam characteristicam imitatur. 16“ 243 J. PURKYNĚ: Rosacearum (Tab. XIH. 15—19. Tab. XIV. 1—3.) character familiaris, cellulae sunt oblongae aut teretes aut complanatae fibris transversis parallelis aut arcuatis aut retinaculiformibus. Ast etiam cellulae prisma- ticae fibris parietalibus rectis non penitus deficiunt, ut exempla in Po- terio Potentilla et Spiraea demonstrant; etiam fibris striatis transversis in pagina loculari, inter has duas formas communissimas transitus sta- tuitur. Desunt vero penitus asterici. Halorageae (Tab. XVIII. 14. Tab. XIV. 4. 7.) guogue cellulas gerunt oblongo ellipticas fibris transversis arcuatis aut retinaculiformibus. Vi- detur hic typus in genere plantis hydrophilis conveniens, ut jam in Helo- biis (Typha, Sagittaria, Stratiote, Nymphaea) apparuit; plantae vero aerophilae cellulas aut membranaceas aut asterisciformes aut rectas pa- rietales praediligunt. In Onagrearum (Tab. XIV. 5. 6. 8—10.) Oenothera et Lopezia fi- bras spirales valde distinctas inveni; Fuchsia fibris arcuatis ad hunc saltem characterem accedit; Circaea vero fibris parietalibus rectis longe discrepat, et inde magis vergit ad Myrteas. Ex Melaleucis (Tab. XIV. 11—13.) allatae, characterem sat fixum ofierunt, Calothamni fibrarum defectus fors lignificationis excessum de- notat, guod etiam in Cassia obtinere videtur. Eugenia Myrtacea simili formatione prioribus justo se associat; minime vero Amygdalus, dguae cellulis subglobosis fibris arcuatis transversis consortium Pomacearum efflagitare videtur. In Tetradynamis (Tab. XIV. 16—20.) characterem familiarem valde distinctum inveni, cellulas elongatas teretes, fibris arcuatis transversis subparallelis distantibus. In Papaveraceis (Tab. XIV. 22. Tab. XV. 1—8.) nullus comparet ge- neralis character familiaris. Fumaria, Coridalis et Podophyllum inter se concordant cellulis orbicularibus, fibris parietalibus radiatim ad paginam 23 locularem inflexis, Impatiens ad has accedit cellulis conicis fibris ad apicem convergentibus. Conveniunt iterum Berberis, (Chelidonium, et Glaucium ?) cellulis prismaticis fibris parietalibus rectis simplicibus tubulosis, et ad Ranunculaceas fors accessum indigitant; negue Papaver (cujus ahae spe- cies adhuc indagandae) hic excludi valet, guamvis cellulae depressae elongatae et striis parallelis transversis notatae sint, guum fibrae parie- tales tubulosae adeo distincte compareant. Jefiersonia figuram nimis ob- scuram praesentat, guod fors non tam plantae speciei, guam individuo, non sub sole patrio crescenti, vitio dandum foret. Capparis (Tab. XVIII. 15.) a prioribus fibris spiralibus longe dis- crepat, guamvis religuo habitu conveniat, magis vero cellulis anthericis ad Resedam et Tetradynamas accedit. 244 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Ouamvis in Viola, (Tab. XV. 9.) pagina locularis diversimode per- tusa, insoliti guidpiam ofierat, tamen religua conformatio cellulas prisma- ticas fibris parietalibus rectis distinctissimas praesentat, guas cum Ane- mones et Delphinii comparare licet, negue etiam a Papaveracearum forma absonas, ut de loco hic ipsi accommodato, saltem hoc respectu, non dubitaverim. E Cistineis (Tab. XV. 10. 11.) Helianthemum et Cistus, revera dis- crepare videntur, negue haec pauca sufficiunt, ut character aligualis communis statui possit; conveniunt tamen cellulis depressis, prolongatis, fibris oppositis. Ranunculaceae (Tab. XV. 12—17. Tab XVI. 1—6.) pleraegue distinc- tissimum praebent characterem familiarem cellulis prismaticis plerumaue oblongis fibris parietalibus rectis; negue Aguilegia paradoxon offert, guum facillimum sit imaginando cellulas eius colliculares in prismaticas Del- phinii aut Anemones, dum paginam locularem auxeris et fibras parietales approximaveris, transmutandi. Non idem valet de Helleboro, Hibbertia, et Paeonia, guae, guamvis vere Ranunculaceae, Pomacearum, magis aut Tetradynamarum formas ofierunt. Videtur vis plastica naturae in guavis familia, immo fors in guovis genere, formam guandam characteristicam praediligere, haud minus vero in religuas guasi ludendo divergere, guod praesertim in foliorum formationibus maxime in oculos cadit; negue mi- rum, non secus, id in elementis plantarum abstrusissimis accidere. In Rutaceis (Tab. XVI. 7—10. Tab. XVII. 13.) communis character cellulae sunt columnares aut elevatae aut depressae fibris parietalibus nonnumauam in paginam locularem inflexis alias basim non attingentibus. In Sapindaceis (Tab. XVI. 11—14.) character familiaris nondum com- paret; plura adhuc genera inguirenda. Monstrant tamen cellulas oblongas fibris transversis. In Malvaceis cum Geraniaceis (Tab. XVI. 15. Tab. XVII. 1—6.) prae- : valent cellulae prismaticae elongatae complantae fibris parietalibus, Ra- nunculacearum analogae; striis in pagina loculari transversis ludunt in cellulas fibris arcuatis, guas in Mahernia speciosissimas efiormant; ro- paeolum orbiculares praediligit. Oxalis (Tab. XVII. 7. Tab. XVIII. 12.) solitaria cellulis oblongis fibris spiralibus ad familiam seguentem vergit. Caryophyllaceae (Tab. XVII. 8—10.) cellulis elongatis fibris retina- culiformibus distantibus distinctae sunt. In Arenaria partes fibrarum pa- rietales fere evanescunt solis transversis locularibus restantibus; in Di- antho denigue solae partes transversae epidermidi incumbentes relin- guuntur duo cellulae cancellatae adparent. Ouodsi haec forma commu- nior in aliis generibus, characterem omnino praebebit familiarem distinc- tissimum. : 25 J. PURKYNĚ: Celastrus (Tab. XVII. 13.) hic solitarius formam guidem peculiarem praesentat, haud vero sufficientem ad characterem guempiam determi- nandum, donec plura genera indagata fuerint. Idem valet de Hyperico. Tiliaceae (Tab. XVII. 14—18.) Lino non excepto formas Malvace- arum et Geraniacearum referunt. Ambae, aguas inguisivimus, Hesperideae (Tab. XVIII. 1.2.) fibras pa- rietales offerunt, cum striis tamen paginae locularis. In Melia praesertim crenuli marginales guam etiam in Rhamno, Acacia, Melaleucis et Eu- genia vidimus valde sunt conspicuae; videntur respondere sulcis pro- fundis guibus cellulae inter se aptantur, analogis sinubus cellularum epi- dermidalium Filicum aut guales ex Lycopodii sporangio, Delphinii, Oeno- therae, Sempervivi exothecio delineavimus, guo fors genesis fibrarum lateralium indigitatur. CAPUT IV. De iormis granorum pollinis relate ad familias natura- les adnotata nonnulla. zWormae granorum pollinis spnaerica et triangulata, inter omnes Communissimae sunt, et per diversissimas familias digre- 9) diuntur. Sunt familiae, ubi sola grana sphaerica aut oblongo- a | sphaerica, aliae ubi sola triangulata vel trihila inveniuntur, z aliae denigue ubi mixta sunt. Videtur in his organica guae- = oppositio observari, guae in medio aeguabili componitur. 2. Grana mere sphaerica glabra in Alismaceis, praecipue in Gra- mineis in Junceis, Scitamineis, Palmis, in Strobilaceis, Thymeleis, Amenta- ceis, Urtica, Lauro, Terebinthaceis, Loasa Portulaceis plerisgue, Aizoideis, inveni. Sphaerica glabra cum oblongosphaericis occurrunt in Aroideis, Irideis, Sarmentaceis, Coronariis, Labiatis plerisgne, Asperifoliis, Primula- ceis, in Tetradynamis, in Capparide. Etiam Asclepiadeae primo evolu- tionis stadio grana pollinaria sphaerica offerunt. Grana sphaerica glabra cum hirtis in Hydrocharideis reperi, in Cucurbitaceis, in Ribesiaceis, sola hispida in Malvaceis. Etiam in polline conglobato grana primarie sphaerica assumi debent, aualia in Epacride, in Ericis, in Bignonia et Mimosa. Multa porro grana sphaerica superficie varie notata, aut hirta ut jam dictum est, aut poris, rugis, verruculis, lineis, reticulis obsessa ac denigue (Passiflorae) trioperculata reperiuntur; etiam trihila, hilis mamillaribus halonatis aut semivesiculosis communiter sphaerica sunt. 3. Grana mere triangulata ofiert Elaeagnus, Aulax (fors guod plura genera non investigata sunt), Sapotae, Rhamnus, Cassieae, Rosaceae omnes guas hucusaue inguisiveram, Melaleuceae, Myrteae, Amygdalus 246 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. (etiam hoc ad Rosaceas referenda), Viola, Oxalis, Celastrus. Videmus 26 itaaue inter Rosaceas, formas triangulatas regnare, fors etiam in Me- laleucis aut Myrteis et aliis ex solitariis guas adduximus; atgue inde apparet plantas potissimum habitus cujusdam solidioris virilis aut fors altioris ordinis tendere ad hanc formam, dguum contra plantae laxiores, et in serie Systematis naturalis inferiores, sphaeras aut perfectas aut oblongas praediligant. Non dubito simile guidpiam manifestatum iri in cellulis aut anthodiorum aut foliorum immo in omni parenchymate dum microscopicae indagationes satis in hoc promotae fuerint, guum grana pollinis nil nisi cellulae liberae et ad summam perfectionem perductae esse videantur. 4. Grana pollinaria sphaerica cum triangulatis occurrunt in Amenta- ceis (?) Aristolochiis, Caprifoliis, Compositis, Campanulaceis, Convol- vulaceis, Personatis, Solaneis, Contortis, Papilionaceis, Corniculatis, Por- tulaceis perpaucis, Halorageis, Papaveraceis, Cistineis, Ranunculaceis, Geranieis et Tiliaceis. Atgue etiam in his familiis videntur genera la- xioris compagis tendere ad efformanda grana pollinaria sphaerica, ad triangulata vero, compagis solidioris. 5. Si ad genesim harum formarum generalium inguirimus, condi- tiones sufficientes jam in primis dguasi earum incunabulis invenimus. Dum antherae adhuc in gemmula floris occultantur, reperies grana pollinis sibi invicem appressa plerumaue tetraedra, guae dein ulteriori evolu- tione, ubi a pressione partium ambientium paullatim liberata sunt, aut in sphaerulas expanduntur, aut pressione persistente minusve soluta, ori- ginariam sibi formam tetraedram conservant. Conglobata granula statum guasi embryoneum auo latebant in gemmula nondum penitus excesse- runt. Hili efformantur in angulis, ubi pressio minor, Tiliam Si excipias, ubi hili laterales pori sunt, itidem pressione et fors evanescentia parie- tum exorti. Idem fere valet de polygonis. Opercula Passiflorae fors. pri- marie nil sunt nisi plana tetraedri. Setae aut spicula granorum hirtorum aut hispidorum principio nil forte sunt nisi fibrae intercellulares, guae dein agente vita individua grani pollinaris, separantur ab invicem aut dilacerantur, aut plane evanida poros in superficie granulorum relinguunt, aut in tubercula mutata membranam attenuatam efilari faciunt. Grana myocephala Pini fors primum globosa sunt, serius grano se expandente, ob firmiorem in utrogue polo vesiculae compagem, hemisphaeris ad latera diremtis. In oblongis minor resistentia videtur esse in extremitatibus, ubi expansio fit, strictura vero in medio, ut in Heracleo conspicitur, ubi partiales tantum dehiscentiae hilos formant simplices aut plerumgue du- plices. Sed guum adhuc parcissimis experimentis hac in re fultus sim, haec tantummodo enunciata hypothetica habeatis, donec lumen micro- scopii etiam haecce abditissima revelaverit. 27 28 J. PURKYNĚ: 6. Ouoad magnitudinem granorum pollinarium mediocris guaedam mensura, guae diametro communi circa sexagesimam partem lineae pa- risiensis versatur, religuis longe praevalet. Ouae hujus fere dimidia sunt granula, parva nominavi, guae dimidia mensura excedunt, magna, et utringue has guae mediocribus guadrante mensurae minora sunt, minima, guae ea mensura dimidia et ultra superant, maxima appellavi. Ad ma- xima refer grana Iridis, Pancratii, Hemerocallis, Cannae, Stachytarphetae, Mirabilis, Cacti, Oenotherae, Malvae, Althaeae; ad minima, grana, Myos- otidis et Cynoglossi; magnis adnumeres grana Elymi, Bromi, Trades- cantiae, Fritillariae, Tulipae, Armeriae et alia; parvorum denigue exempla habes in Asaro, in Rubiaceis, in Linaria, Ramondia, Dodecatheo, Andro- sace, in pluribus Papilionaceis et Corniculatis, in Rumice, Chenopodio, Iresine, in pluribus Rosaceis in Melaleucis et Myrteis, in Cheirantho, Reseda, Aguilegia Mahernia. 7. Jam ex his verosimile videtur, magnitudinem guogue granorum pollinarium, saltem in plurimis casibus, cellulis in religuis plantae parti- bus, guodammodo proportionalem esse; auod tamen magna Cum Cau- tela enunciandum. Valet haec regula magis relate ad classes integras, guam ut per familias aut genera singula vindicari possit. Sed haec in- dagationibus ulterioribus eruenda. Formae peculiares, guae aut singulis familiis propriae sunt, aut plures familias inter se associant sunt seguentes. 8. Grana hirta aut hispida in Hydrocharideis, Caprifoliis (Lonicera) Convolvulaceis in Compositarum Lactuceis, Tageteis, Anthemideis, Inuleis, (non vero in Astereis et Centaureis guas inguisivi) in Cucurbita, in Čacto, in Malvaceis inveniuntur; guo saltem Malvaceae Cucurbitaceae et Cacti, alias e longinguo afiines, novum societatis vinculum ineunt. Etiam Com- positae et Caprifoliae agua Campanaceae non iniuste hic associantur, aguamvis alias multum discrepent. 9. Plurimammillata grana ofierunt, Phyteuma, Stachytarpheta, Ca- praria, Nerium, Myriophyllum, Melia, Citrus, et Caryophyllaceae pene omnes. Haec itaaue forma Caryophyllaceis familiaris est, in reliauis fors relationem dguandam habet ad coniothecam teneriorem fibris arcuatis dispersis aut asterisciformibus minutissimis interstinctam, cui tamen grana auadrihila Nerii, Myriophylli, Meliae, et plurimammillata Citri repugnare videntur. Fors forma guadrihilorum peculiaris est, et per plura genera in familiis diversis indaganda. 10. Granula polyedra et guidem vel icosaedra vel dodecaedra pen- tagonalia solis Cormpositis propria sunt, ataue adeo inter characteres familiares referenda; guamvis non characterem communem constituant, auum aliae subfamiliae pollinis formas plane diversas ofierant. Origo polygoni fors ab expansione vesiculae pollinis caeterum sphaerici aculeis M 4 O9 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. conicis regulariter obsessi derivanda est. Dum ab expansione lineola sphaerica infringitur, conuli basibus sibi invicem obnitentes plana, rigida efformare contendunt, et sic angulorum acies atgue anguli per totum ambitum confestim inflectuntur, gui omnino regulares esse debent, si conuli regulari modo sphaerulam obsidebant. Tensione interna Contra resistentiam inaegualem ulterius agente, tetraedra denigue suborientur, donec explosio vesiculae in uno aut altero angulo aut in pluribus simul aut saltem laceratio membranae exterioris subsegueretur. Notanda hic adhuc Iresine et Mahernia ubi grana striolis angulatis polyedrorum spe- ciem referunt; forsitan formae propriae sunt, ulterius indagandae. 11. Strobilaceis et Gramineis propria sunt grana pollinaria pellucida ; sed in religuis etiam familiis praesertim Labiatis et Umbelliferis et aliis, cum diversis caeterum characteribus occurrunt. In genere haec pro- prietas in magnis rarior est guam in parvis aut minimis. Subpellucida sunt longe plurima. Dantur tamen fere adiaphana in Passiilora, Vinca, Jasmino, Ligustro, Mimosa, Polygono, Claytonia, praesertim vero in Geraniaceis. 12. Inter triangulata distinguenda sunt ahila et trihila, fors in plu- ribus casibus diversa tantum momenta tensionis vesiculae pollinaris, non vero in omnibus. Nam invenies non raro granula in eadem anthera simul sphaerica, triangulata et ad speciem trihila ut in Cytiso (Tab. XII. 9.) in Reseda (X/V. 21.) in Chelidonio et Helianthemo (Tab. XV. 6. 10.) re- praesentavi. Distinguas tamen vera hila a spuriis. Posteriora in vesicula primum perfecte sphaerica aut triangulata, angulo deniaue uno aut pluri- bus disruptis exsurgunt, ubi dein aut membrana guaedam interior, aut si mavis massa resinacea aut ceracea fovillae, per fissuram ad externa papilliformis aut caudulata prorumpit, guod omnino speciem hilorum offerre potest. Vera hila nominanda erunt guae in vesicůla pollinari aut sphaerica aut triangulata jam praeformata sunt, vi vegetativa naturae, duce typo generico. Huc referrem hila halonata, ut in Populo, in Nerio, spinosa in Scabiosa, operculata Passiflorae, hila foraminibus circularibus magnis in Armeria, hila elliptica denudata papillata in Plumbacgine, Mi- mosa, corniculata in Oenothera, Celastro, trifida in Eugenia, Ricino, ad angulos attennata in Datura, Vinca, Jasmino, Ligustro, Styrace, Glaucio, Lino, papillata in Datisco, Viola, Euphorbia, Geranio, Oxalide, hila pori- formia lateralia in Tilia. 13. Ad characteristicas formas certe referenda sunt grana oblonga, hilis lateralibus, uno, tribus duobusve, auae potissimum in Umbelliferis, porro in Papillionaceis familiaria sunt, ast etiam dispersim per alias fa- milias reperiuntur, ut in Corno in Sedo, in Diosma et Triumfetta. Alias auidem, praesertim in Liliaceis et per plurimas alias familias grana pol- linaria longa immo longissima (in Acanthis) invenies, numaguam vero hilis instructa. 249 DÝ 30 IJ. PURKYNĚ: 14. Characteristicam guogue formam praestare videntur grana sub- compressa, margine crenulata Polygalarum et Polemonii. Etiam in Ru- biaceis incisurae plures periphericae typum familiarem offerunt. 14. Adhuc nonnullae rariores ac peculiares formae mihi occurre- bant, guae fors indagationibus de polline ulterius productis notas ali- guando aut genericas aut familiares suppeditabunt. Huc refero, grana caudulata Scirpi, cujusmodi formae non tantum singula, guod fors explo- sioni aut tensioni laterali dandum fuisset, sed omnia in antherae loculo reperi; idem valet de granis rostralis Trapae, de myocephalis Pini, de triangularibus Tropaeoli, de meridionatis Saxiíragae, de zonalis Salviae, de trioperculatis Passiflorae, de tessellatis Thunbergiae, de reticulatis Armeriae, de řabulatis Phlomis, Ruelliae ac Solidaginis, de porosis Mirabilis, de re- ticulatis Pancratii. 15. Grana pollinis conglobata Ericís praesertim familiaria sunt. In Epacride trigloba videntur, nisi fors hili adeo in globos expansi fuerint. In Bignonia sicut in Ericis guatuor granis ad partem interiorem contactu mutuo triedris constituantur. In Acacia granula sex, septem, octo, immo sexdecim in orbiculos conglobata reperi. Notandum, ut jam prius adduxi, formam hanc pollinis junctam esse defectui fibrarum antherae endothecii. Solanum tamen, guamvis cellulas fibris destitutas gerat, granis pollinari- bus triangůlatis separatis instructum est. 16. De fovilla ejusgue ex antherae vesicula protrusione.pauca tan- tum, guae occasione data observavi adnotabo, guum de his singulares inguisitiones non instituerim, nisi auae oblectamento guandoguidem pro- seguebar. Non dubito granula fovillaria plurium plantarum sub agua mo- tus curvilineos valde varios manifestare, guae tamen principio vitali in- dividuali tribuenda esse non censerem, potius processui Cuidam physi- cali aut chemico, guum invenissem ejusmodi granula succorum gummi- resinosorum uti Euphorbiae, Gummiguttae Asae foetidae praecipue activa apparere. Oui ejusmodi experimenta instituere cupit, seminum potius sub- stantiam praesertim acrium, Piperis Tetradynamearum, immo etiam Ca- rvophyllacearum indagationi subiiciat; grana cerealia et alia, ubi amyli copia, minus valere videntur; negue etiam pollinis fovilla successum semper faustum tribuit. Observavi in Calla Aethiopica, in Mirabili Ja- lappa, in Campanula nitida, et in complurimis aliis. In plurimis granis fovillaribus, praesertim in triangulatis et trihilis, fovillaris substantia ex- plosione ad angulos aut hilos ejaculatur, ubi saepe granulum reactione fluidi ambientis mirum in modum circumagitur; alias vero exosmosi in- conspicua, dguod praesertim in pellucidis, sphaericis et oblongis accidit, aguae communicari videtur; in Passiflora operculum unum aut alterum valvulae instar patefit; in Malvaceis per setulas filis radiatis substantia fovillaris protenditur, in Onagraeis telae instar subtilissimae per hila an- 250 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. gularia exsudat. Mirum praebent spectaculum grana pollinaria pellucidis- sima Cupressi australis, ubi vesiculae repente explodentes granum sphae- ricum diametro longe maiori gelatinosum edunt, cum nucleolo centrali. Sed omnia haec, guae micrographum valde habilem exposcunt, indaga- tionibus ulterioribus acutissimis relinguenda. Monendum adhuc habeo, ad inguisitiones de motu elementari moleculorum fovillarium aut aliorum, nonnisi maxima augmenta, guae centies et ultra, diametrum amplificant, adhibenda esse, guum motus eorum tardissimus sit, gui tali tantum ad- auctione fit conspicuus. Ouum alias motus, guales infusoriorum sunt, ra- Didiores, exspectassem, hinc diu hosce elementares observare non suc- cessit, donec ad amplificationes summas recurrissem. Ouod omnino prae- cavendum, ne guis animum despondeat priusguam ad finem optatum pervenerit, CAPUT V. Expositio Tabularum. Praenotanda. eguens Expositio Conspectui Regni vegetabilis Reichenbachii (Lipsiae 1828) congrua, etiam Familiarum Generumaue ejus- dem operis numeros refert, guo facilior comparatio redda- tur. — Omnes fere figurae objecta desuper spectata prae- VA sentant, gualia sub microscopio apparent; ubi ex obliguo praesentantur, aut suo loco indicatum, aut per se clarum est. In linea dextra vel sinistra tabulam circumscribentě aeguales distan- tiae lineolis notatae sunt, guae uni sexagesimae parti lineae parisiensis respondent ad normam mensurae micrometricae gua in omnibus hisce indagationibus microscopicis usus sum, sexaginta lineolis parallelis con- stante, intra spatium lineae guadratae parisiensis lamellae vitreae ad- amante incisis. Dimensio longitudinalis cellularum fere semper alternatim ad spe- ciem prosenchymatis Linkii parallele juxta se positarum, plerumaue ad raphen loculi perpendicularis est; nonnumauam id lineolis indicatum, ubi tangentialis raphen, radialis cellularum directionem denotat; alias linea tantum simplex adjecta est, guae directionem cellularum longitudinalem ad raphen parallelam designat. Ouum opus esset singularum cellularum superficies penitus deter- minare, hinc paginam locularem auae ad internum cavi antherae spectat, epidermidalem guae epidermidi apposita, parietales denigue priores am- bas parietum instar Circumdantes, distinximus. Ubi structuram cellularum fibrarumaue endothecii penitus enucleare nondum concessum erat, descriptiones nostrae externum tantum objecto- 251 J. PURKYNĚ: 32 rum habitum referunt; multa etiam hypothetice enuncianda erant, duae 33 suo loco indicavimus. In plurimis omnem fibrarum ambitum observare nondum potuimus guod diuturnas macerationes partium reguirebat, ha- bitu tamen et analogia confisi nonnumguam de earum figura iudicium edidimus. Agebatur in praesenti opere potius de conspectu familiarum guam de inguisitionibus specialibus aut monographiis microscopicis, guae omnibus numeris absolutae essent, guales aut alii instruent, aut nos alio loco ac tempore instituemus. Grana pollinaria denigue omnia describere haud opus erat, sed tan- tum formas excellentiores, aut ubi terminologiae respectus reguirebat. | Tab. XVIII. Salviniaceae. Fam. XXVI. | 3 517. Salvinia natans. a. Sporangium pedunculo adnexum. b. Parti- (Reichb.) cula sporangii cellulis epidermidalibus hexagonis. c. Spor- angii pedunculus exsiccatione contractus. Tab. I. Cycadeae. Fam. XXXII. 1. 750. Zamia media. a. e. d. Sporula. f. Anthera magnitudine natu- (Reichb.) rali. c. Anthera mediocriter aucta. b. Particula sporangii sulcis abruptis longitudinalibus. Zamia longifolia (Tab. XVIII. 4.) a. Sporula. d. Anthera simplex magnitudine naturali. e. Eadem mediocriter aucta. b. Particula sporangii aut membranae antherae sulcis brevi- bus utringue acutis. Aroideae. Fam. XXXV. 2.770. Arum fornicatum. a. c. Antherae loculi gemini semioperculati, (Reichb.) guales spadici insident non admodum aucti. b. Cellulae pris- maticae, altae, guingue aut sex lateribus, fibris rectis simpli- cibus, fors tabulosis ad angulos. 3. 772. Calla aethiopica. a. Granum pollinis magnum oblongo sphae- ricum. c. Granula singula fovillae. b. Cellulae columnares altae fibris parietalibus subdistantibus pagina loculari plana. 776. Pothos crassinervia. (Tab. XVIII. 5.) a. Granum pollinis par- vum pellucidum. b. Cellulae subcylindricae fibris arcuatis sub- distantibus parallelis. c. Fibrae ex obliguo spectatae. Typhaceae. Fam. XXXVI. 4. 790. Typha angustifolia. b. c. Endothecii fibrae retinaculiformis ad axim antherae parallelae, seriatim dispositae. a. Fasciculus ra- phidum guales in anthera occurrunt. 10. VE. 12. 13. 14. 15. 16. s- 794. 795. 807. 815. 816. 902. 951. 1001. 1014. 1022. 1043. 1097. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Alismaceae. Fam. XXXVII. Sagittaria sagittifolia. b. Cellulae prismaticae oblongae hexa- gonotomae fibris lateralibus rectis tenuibus approximatis pa- ginam locularem transversim parallele obducentibus. Alisma Plantago. Cellulae prismaticae elongatae utringue acu- tatae fibris tetragonis. Hydrocharideae. Fam. XXXVIII. Stratiotes aloides. a. Granum pollinis hirsutum. b. Cellulae cy- lindricae oblongae fibris spiralibus. Nuphar luteum. b. Cellulae prismaticae oblongae subrectan- gulae fibris retinaculiformibus. c. Cellula separata fibris parie- talibus ad paginam epidermalem acutis. Nymphaea alba. Cellulae ut in priori, fibrae ad paginam locu- larem arcuatae. Nota. Exemplaria praecedentia sub No. 4. 5. 6. 7. 9. ex plantis siccis desumpta sunt. Gramineae. Fam. XXXIX. Elymus sabulosus. b. Cellulae complanatae oblongae hexagonae fibris marginalibus brevissimis oppositis. c. Cellulae cum epi- dermide substrata ex obliguo spectatae. Agrostis stolonifera. b. Cellulae vix distinguendae fere mem- braniformes; fibrae brevissimae simplices seriatim dispositae. Phalaris picta. b. Cellulae fere membraniformes oblongae sub- auadratae, fibris brevissimis marginalibus alternantibus. Ad marginem valvulae antherae cellulae fibris destitutae. Festuca pallens. b. Cellulae minores rectangulae membrani- formes (semicanalibus epidermidis seriatim obtensae) fibris brevissimis aut obsoletis cellularum interstitia obsidentibus. c. Pars cellularum et epidermidis ex obliguo visa. d. Anthera explosa filamento afiixa. Melica altissima. b. Cellulae membraniformes vix distinguen- dae, fibris brevissimis simplicibus guadrangulis pororum instar interceptae. Bromus erectus. b. Ut in Festuca pallente. Avena latifolia. b. Cellulae membraniformes subguadrangulae, plerumaue oblongae, fibris marginalibus brevissimis alternan- tibus. Cyperoideae. Fam. XL. Schoenus mucronatus. Cellulae complanatae ellipticae prolon- gatae, fibris transversis parallelis aut annularibus (aut fors planis e!lipticis.) 253 34 18. 19. 21. 20. 254 1121. 1123. 1167. 1L7Í. 1176. sol ZAST O0; „ 1268. „ 1215. „ 1264. „ 1294. J. PURKYNĚ: Scirpus romanus. a. Pollen caudatum. b. Cellulae ut in priori. Eriophorum Polystachyon. Cellulae longissimae complanatae fibris subarcuatis transversis parallelis. Commelinaceae. F am. XLI Commelina coelestis. a. Granum pollinis oblongo sphaericum. b. Cellulae longissimae complanatae fibris subarcuatis trans- versis parallelis. d. Cellula singula marginibus crenatis. c. Par- ticulla epidermidis. Tradestantia virginica. Omnia ut in priori, majora tamen. Tab. II. Irideae. Fam. XLII. Marica iridifolia. Cellulae subhexagonae oblongae depressae, fibris tenuibus in pagina loculari transversis, parallelis, mar- ginibus crenatis. Sisyrinchium palmifolium. b. Cellulae subhexagonae oblongae depressae fibris crassioribus in pagina loculari transversis, parallelis, non integris. Iris florentina. a. Pollen maximum. b. Cellulae prismaticae auadrilaterae, magnae, hexagonotomae, fibris tetragonis paral- lelis. Gladiolus emarginatus. Omnia ut in Marica iridifol. Narcisseae. Fam. XLIIL. Narcissus Tazetta. b. Cellulae ad raphen sitae, vasculosae, fibris annulatis distantibus constringentibus. c. Pars epider- midis antherae cum stomate. Narcissus poeticus. b. Ad raphen, cellulae vasculosae fibris annularibus spiralibusve amplexae. c. In medio valvulae fibrae retinaculiformes (aut stapediformes) subparallelae seriebus disruptis. Hypoxis prolifera. b. Cellulae semivasculosae depressae fibris transversis non integris. | Pancratium declinatum. a. Granum pollinis magnum subellip- ticum reticulatum. b. Cellulae ellipticae oblongae depressae utringue acutae fibris arcuatis distantibus. Juncaceae. Fam. XLV. Helonias latifolia. b. Cellulae ut in Iride florentina. 11., 1321. 18. 1354. 14. 1355. 2, 1804. AE 10. 1316. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Sarmentaceae. Fam. XLVI. Paris guadrifolia. b. Cellulae magnae oblongae subhexagonae fibris transversis rectis parallelis subdistantibus, marginibus serratis. Tab. III. Convallaria majalis. Cellulae ut in Marica fibris aliguantulum obscuris fors nondum penitus evolutis. - Gonvallaria Polygonatum. b. Cellulae vasculosae fibris semiannulatis distantibus. Longitudo cellularum ad raphen perpendicularis ut lineola denotat. Coronariae. Fam. XLVII. Fritillaria imperialis L. a. Granum pollinis magnum oblongo- sphaericum. b. Particula epidermidis antherae. e. Cellularum strata ex obliguo Visa, ubi paginae laterales conspiciendae. e.'d. Cellularum paginae loculares, c. Cellularum paginae! epi- dermidales, epidermide pellucente supraposita. Inde descriptio: Cellulae subglobosae maximae lateribus compressiusculis subhexagonis, fibris in pagina loculari reticu- latis, lateralibus anastomoticis, in paginam epidermalem radia- tim inflexis non continuis; cellulae stratis duobus sibi impo- sitae. b. Tulipa gesneriana. a. Granum pollinis magnum sphaericum. >b. Pars epidermidis cellulis obsessa inversis ita, ut página epidermidalis nos spectet. c. Cellularum cumulus pagina locu- lari obversus, fibris transversis parallelis. e. Pagina locu!aris cellularum fibris reticularis. d. Endothecium incisum, cellulae ex obliguo spectatae. — Cellulae magnae, oblongae, subhexa- gonae, lateribus compressae, strato duplici sibi impositae, fi- bris in pagina loculari transversis parallelis distantibus, late- ralibus anastomoticis ad paginam epidermalem inflexis non continuis. Tab. IV. 1. 1362. Hyacinthus orientalis. b. Cellulae vasculosae fibris annulatis 3. distantibus; (ad marginem antherae perpendiculares). Hemerocallis fulva. b. Cellulae maximae subcolumnares fibřis parietalibus rectis distantibus ad paginam locularem diversa directione inflexis, aut abruptis aut continuatis, nonumguam - ramosis. Hemerocallis graminea. b. Cellulae oblongae depressae hexa- gonotomae, fibris parietalibus simplicibus incurvis, pagina loců- 255 *] „ 1401. „ 1461. „ 1608. „ 1656. 1680. „ 1690. J. PURKYNĚ: lari striis parallelis transversis notata (guae fors fibrarum ve- stigia indicant). Veltheimia uvaria. b. Cellulae subvasculosae fibris annulatis (fors etiam spiralibus) approximatis. Orchideae. Fam. XLVIII. Orchis maculata. Massula singula massae pollinaris filo ela- stico appensa. c. Granula fovillaria. b. Cellulae clinandrii an- nulis (fors fibrosis) interstitialibus hinc inde instructae. Scitamineae. Fam. XLIX. Canna indica. b. Cellulae vasculosae magnae obtuse tetra- gonae, fibris compressis retinaculiformibus. Palmae L. Chamaerops Palmetto. b. Cellulae depressae subhexagonae, fibris in pagina loculari transversis parallelis ad parietes de- scendentibus. Lycopodiaceae. Fam. LIV. Lycopodium annotinum. (Tab. XVIII. 6.) a. c. Sporulae. e. d. Sguamae fructiferae. b. Particula sporangii. Cellulae fere epi- dermidales marginibus sinuatis absgue fibris Conspicuis. „ Psilotum triguetrum. (Tab. XVIII. 7.). a. c. Sporulae. d. Fructus. b. Tela cellulosa membranae sporangii, absgue fibris. Eguisetaceae. Fam. LVII. Eguisetum palustre. a. Massa grumosa seminis absaue vesi- cula. d. Vesicula massam grumosam seminis continens elate- ribus spiralibus jamiam devolutis: circumdata. e. Elateres se- parati. b. c. Particulae folliculi sguamulae peltatae amenti semina includentis. Folliculi membrana fibris spiralibus pro- tensis subparailelis obsita est, cellulis fors vasculosis inclusis. Taxeae. Fam. LVIII. Casuarina eguisetifolia. a. c. Grana pollinis sicca contracta. b. Cellulae longae complanatae subhexagonae ab epidermide non distinguendae fibris intercellularibus brevissimis obscuris connatis. d. Massa fors fovillaris nisi formatio guaedam aedui- voca me luserit. (Santolinam refer ad Tab. VI.) 11. 12. 13. 14. 15. 16. 1 18. 1715. 1719. 1722. 1724. 1749. 1781. 1781. 1789. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Tab. V. Santoleae. Fam. LIX. Elaeagnus europaeus. a. Granum pollinis triangulatum tribus hilis pellucidis ad angulos. b. Cellulae subhemisphaericae fibris arcuatis parallelis crescentibus ac decrescentibus. Strobilaceae. Fam. LX. Juniperus communis. b. Cellulae elongatae pellucidissimae sub- parallelae (ad antherium convergentes) fibris parietalibus bre- vibus (fors tubulosis) alternantibus. Descriptio figurae seguen- tibus magis adhuc dilucidatur. Cupressus australis. a. Granum pollinis. d. Vesicula pollinaris disrupta in se contracta cui vicinus globulus major substantiae fovillaris pellucidissimus in centro nucleatus, gui, vesicula dis- rupta repente prosilit et (sub agua) intumescit. b. Cellulae elongatae rectangulae complanatae parietibus sinuatis, fibris in sinuum flexuris brevibus (fors tubulosis) alternantibus. e. f. Cellulae ex obliguo spectatae. Pinus rufa. a. Granum pollinis oblongosphaericum, medio pel- lucidum utringue corporibus globosis obscuris instructum, myo- cephalum vocaverim. b. Cellulae prolongatae subrectangulae complanatae pellucidae parietibus planis fibris brevibus semi- cylindricis appositis. c. Cellula singula ex obliguo visa. Proteaceae. Fam. LXI. Aulax pinifolia. b. Cellulae complanatae oblongae hexagonae fibris destitutae. c. Pars antherae non admodum aucta per- pendiculariter ad axim exscissa, Thymeleae. Fam. LXII. Daphne Laureola. b. Cellulae subvasculosae fibris arcuatis parallelis. Amentaceae. Fam. LXIII. Salis cinerea. b. Cellulae complanatae subhexagonae inaeguales, ad margines loculi antherae minores, parietibus anfractuosis, fibris aut rugulis transversis parallelis. a. Vesicula disrupta pollinis. Populus alba. a. Granum pollinis sphaericum tribus hilis ma- millatis halonatis. b. Cellulae plerumaue subcylindricae utrin- gue rotundatae fibris aut annularibus aut spiralibus. 17 257 38 BO- 20. DY WD 1800. 1820. „ 1843. 1855. 18506. „ 1860. 907: „ 1923. 1920. J. PURKYNĚ: Urticeae. Fam. LXIV. Urtica dioica. a. Granum pollinis lineis angulatis notatum. b. Pars loculi antherae. Cellulae elongatae peliucidissimae epi- dermiformes, guadrilaterae ad vasa fibrosa accedentes. (De Cannabi sativa dubius haereo, hinc a descriptione abstinui). Nyctagineae. Fam. LXV. Mirabilis Jalappa. a. Granum pollinis maximum foveolis halo- natis aeguidistantibus notatum. b. Cellulae oblongae obtuse hexagonatae subdiscretae, fibris parietalibus rectis tenuibus, pagina loculari subconvexa. Adiecti sunt pulvisculi fovillares, guorum unum viam flexuosam motu organico Brownii de- scripsit, cuius vestigium lineola notatum. Piperaceae. Fam. LXVI Piper emarginatum. b. Endothecium constat fibris brevibus claviformibus arcte stipatis. Aristolochiae. Fam. LXVII. Aristolochia Clematites (Tab. XVIH. 3.) Cellulae prismaticae depressae subtetragonae fibris parietalibus simplicibus, pagina loculari nuda. Asarum europaeum. b. Cellulae prismaticae complanatae sub- tetragonae irregulares, fibris parietalibus brevibus subcom- pressis crassiusculis (tubulosis) simplicibus pagina loculari striis parallelis distantibus notata. Laurineae. Fam. LXVIII. Laurus occidentalis. b. Cellulae columnares depressae subdis- tantes fibris parietalibus tenuibus pagina loculari nuda. c. Par- ticula exothecii cum duobus poris, fors oleiferis. Plumbagineae. Fam. LXIX. Armeriu fasciculata. a. Granum pollinis magnum hexagone reticulatum hilis tribus magnis circularibus. b. Cellulae, colli- culi orbiculares fibris parietalibus incurvis in cacumen Cuspi- dibus radiatim ex basi cConniventibus. - Tab. VI. Plumbago rosea. a. Granum pollinis magnum, tribus hilis ma- millatis fissuraeformibus. b. Cellulae semivasculosae fibris ar- cuatis parallelis distantibus. O1 6. *1 10. Jdi 1935. 9. 1944. 1984. „ 1988. 1989. O9 2162. DW j—m -1 C1 DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Caprifoliaceae. Fam. LXX. Scabiosa montana. a. Granum pollinis magnum, tribus hilis conicis acuminatis. c. Pars globuli pollinis ubi fovilla ex de- hiscentia protruditur. b. Cellulae ellipsoideae subcompresse fibris parallelis arcuatis. Cornus mascula. a. Granum pollinis fere maximum oblongo- sphaericum, hilo unico laterali umbonato. (Similem. formam pollinis Umbellatarum et Papilionacearum in mentem revocat com. bab. XI- 11.134 14::et Tab. XII. 3. 4.) b. Cellulae cotii- planatae subhexagonae fibris in pagina loculari parallelis ob- scuris, marginibus crenatis. Valeriana Phu. b. Cellulae exiguae ellipsoideae utringue acu- tatae depressae, fibris transversis rectis parallelis distantibus. Viburnum rigidum. a. Pollen maius trigonum. b. Cellulae ma- iores fibris arcuatis tenuibus distantibus paginas loculares con- vexas cellularum constringentibus. Lonicera tartarica. a. Granum pollinis magnum hirsutum. b. Čel- lulae vasculares fibris spiralibus. Rubiaceae. Fam. LXXÍ. Crucianella molluginoides. a. Pollen disruptum, hilorum vesti- © gium tribus rugis notatum. b. Cellulae oblongae ouadrilaterae marginibus serratis, filis parietalibus filiformibus (guorum Sin- gula in latere dextro prominent, dilaceratione meinDbranae con- spicua reddita), paginae loculares nudae. Valantia chersonensis. a. Granum pollinis parvum, octo inci- suris notatum. (c. Simile granum zonulis guingue distinctum. b. Cellulae complanatae orbiculares marginibus (ad speciem) incisis. Rubia tinctorum. a. Granum pollinis parvum, inciSuris Sex. b. Cellulae colliculares asterisciformes, fibris parietalibus ex obliguo ad cacumen radiatim concurrentibus, pagina loculari circulari nuda. Una harum cellularum a religuis separata, a latere spectata. Compositae. Fam. LXXII. Leontodon Taraxacum. a. Granum pollinis hirtum figura sua dodecaedron pentagonale referens. c. Granum fere sphaericum tribus hilis oblongis notatum. b. Cellulae fere epidermales aut membraniformes elongatae poris aut crenulis marginalibus, pagina loculari nuda aut transversim striata. Scorzonera radiata, a. c. d. Grana pollinis hispida diversae formae: a. sphaericum. c. triangulatum trihilatum. d. penta- 1 259 4í) 4 16. Sr 18. 1% 260 . 2380. 2389. 3. 2487. 2609. 20689. 2749. 27062. 2074. J. PURKYNĚ: gonale polygonum. b. Cellulae fere epidermidales aguadran- gulae, seriebus rectis ad raphen parallelis dispositae, fibris destitutae, marginem valvulae versus poris guadrangulis, deni- aue punctis et striolis notatae. Stevia serrata. (Tab. XVIII. 9.). Cellulae subauadrangulae fere epidermidales, marginibus incisis.' Tagetes lutescens (Tab. XVII. 10.). Cellulae subguadrangulae fere epidermidales seriatim dispositae fibris brevissimis binis ad margines ad seriem transversos, religuis marginibus absaue fibris. Pyrethrum Clusii. b. CČellulae fere epidermidales subhexagonae elongatae utringue cuspidatae, marginibus ad raphen interio- ribus striolis (fors fibrillis) brevibus obliguis notata. Santolina eriosperma (Tab. IV. 10.) b. Cellulae ut in priori, striolae vero duplices oppositae ad utrumaue latus. Doronicum orientale. b. Cellulae subguadrangulae fere epi- dermidales marginibus biserrulatis, paginis locularibus longi- tudinaliter striatis. Cineraria maritima. b. Cellulae guadrangulae elongatae fere epidermidales marginibus integerrimis, fibris nullis. Solidago minuta. a. Granum pollinis errore huc pervenit 10rs ad Liliaceas referendum. b. Cellulae fere epidermidales ob- longae utringue acutae, lineae intercellulares crenulatae cre- nulis truncatis ad marginem valvulae cellulae minores oblonge rectangulae angustatae marginibus integris. Dahlia pinnata. b. Cellulae fere epidermidales subguadratae seriatim secundum raphen dispositae interstitiis transversis serratis. Cnicus radiatus. a. Granum pollinis nudum, tribus hilis inilatis pellucidis. b. Cellulae elongatae guadrangulae, interstitiis fibris brevissimis subtergemiuis in utrogue margine. Cucurbitaceae. Fam. LXXIII. Bryonia dioica. b. Cellulae oblongae subcylindricae inaeguales, fibris arcuatis parallelis subdistantibus; ad marginem valvulae fibris singulis subincurvis dispersis. Cucurbita Melopepo (Tab. XVIII. 11.) a. Granum Polls mag- num aeguabiliter hirtum. b. c. d. Cellulae ellipsoideae magnae utringue obtusae, fibris arcuatis parallelis subcircularibus. Campanulaceae. Fam. LXXIV. Goodenia grandiflora. b. Cellulae subtetragonae irregulares, fibris parallelis transversis obscuris subdistantibus. 20. 2787. . 2193. . 2794. . 2800. . 2805. . 2814. . 2838. 219: DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Lobelia triguetra. c. Cellulae elognatae utringue acutae, fibris arcuatis subparallelis distantibus. b. Cellulae exothecio junctae, aguod maculis nigris guadrangulis incurve seriatis notatum est. Tab. VII. Phyteuma orbicularis. a. Cellulae non conspicuae; fibrae Sin- gulae arcuatae, inordinate dispersae. b. Granum pollinis mag£- num mamrmillis halonatis raris obsitum. Trachelium caeruleum. a. Granum pollinis sphaericum pelluci- dum tribus hilis obscuris notatum. b. Cellulae subcylindricae vesiculosae fibris spiralibus. Campanula nitida. a. Granum pollinis trihilatum fovillam in- cludens, adiacent aliguot pulvisculi fovillares, guorum unum viam lineola notatam motu descripsit. d. Pollinis vesicula eva- cuata contracta. e. Stoma epidermidis antherae. b. Endothe- cium cellulis non conspicuis, fibris arcuatis distantibus seriatim dispositis alternantibus. Labiatae. Fam. LXXV. Salvia interrupta. a. Granum pollinis magnum oblongo-sphae- ricum fasciis duabus obscuris amplexum. b. Endothecium con- stare videtur cellulis conicis confertis, seriebus ad raphen per- pendicularibus substantia crassiori intercellulari disjunctis; sin- gulae filis fibrarum unicis secundum serierum directionem no- tatae sunt. Salvia pratensis. b. Cellulae seriatim dispositae substantia crassiori intercellulari disiunctae, fibris rarioribus parum dis- tinctis ad paginam locularem notatae. c. Cellulae subgiobosac fibris arcuatis parallelis ad apicem (?) antherae. Dracocephalum peregrinum. b. Cellulae subauadratae margi- nibus obscurae crenatis pagina loculari striis irregularibus notata. Ziziphora serpillacea. b. Cellulae rhomboideae oblongae, sepa- ratae, fibris raris ad paginam locularem transversim notatae, interstitiis intercellularibus latis pellucidis. c. Particula ex mar- gine valvulae deprompta fibris irregulariter flexuosis inscripta. Lamium rugosum. b. Cellulae complanatae orbiculares, inci- suris aegualibus in margine, pagina loculari striis diverse notata. Lamium flexuosum. b. Cellulae radiatae fibris fere octo ad centra obscuriora convergentibus. Stachys lanata. b. Cellulae prismaticae pentačdrae exignae, fibris parietalibus guingue acies angulorum obsidentibus. 14. 43 10. 2880. . 2890. Jad. . 2940. 3. 2942. ON OU „ 3025. J. PURKYNĚ: Phlomis fruticosa. b. Cellulae complanatae ellipticae (ad mar- ginem valvulae orbiculares minores) incisuris (a fibris fors brevissimis) marginalibus. Stachytarpheta mutabilis. a. Granum pollinis maximum trian- gulatum, tribus hilis bullatis (ad dimidiam adhuc mensuram reductum). c. Particula exothecii. b. Cellulae colliformes fibris pene octo lateralibus radiatis obliguis. Lippia dulcis. b. Cellulae subhexagonae fere epidermales, li- neolis (fibris) transversis minimis marginalibus. Lantana Camara. b. Cellulae complanatae orbiculares, striolis marginalibus, pagina loculari nuda. Asperifoliae. Fam. LXXVI. Echium micranthum. a. Granum pollinis parvum oviforme. b. Cellulae complanatae subhexagonae pagina loculari striis parallelis obsita, marginibus obscure crenatis. Pulmonaria officinalis. b. Cellulae subcylindricae oblongae utringue rotundatae, fibris retinaculiformibus parallelis. Heliotropium peruvianum. b. Cellulae oblongae parvae sub- rectangulae complanatae, fibris in pagina loculari parallelis. Myosotis scorpioides. a. Granula pollinis minima. b. Pars mar- ginis valvulae, cellulas continens rectangulas complanatas li- neolis marginalibus alternantibus. c. Apex antherae lamella radiatim sulcata instructus. Cynoglossum nitidum. a. Granula pollinis minima. b. Cellulae ut in Pulmonaria. (Tab. XVIII. 16.) Symphytum bullatum. b. Cellulae exiguae hexagonae paullulum oblongae marginibus obscure crenatis. Tab. VIII. Convolvulaceae. Fam. LXXVII. Convolvulus dauricus. b. Cellulae longissimae subvesculosae complanatae, fibris transversis rectis parallelis marginibus crenatis. Phlox reptans. b. Cellulae depressae orbiculares fibris radiatis in imargine. Polemonium caeruleum. a. Granum pollinis maiusculum com- pressiusculum striis periphericis radiatis brevibus in zona Con- vexiori (ut in Polygala). b. Cellulae subhexagonae fibris ra- dialibus marginalibus diversae longitudinis. - DO M: 14. 10. 2 04 12. 13. 15. 16. . 3046. . 3063. 3092. 3093. 3100. 3103. 3112. 3131. . 3142. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Cantua foetidissima. b. Cellulae prismaticae subhexagonatae, fibris erectis parietalibus superficiem locularem subconvexam parallele ambientibus. Polygalaceae. Fam. LXXVIII. Polygala speciosa. a. Granum pollinis ex obliguo visum lenti- forme margine crenato. c. Idem visum desuper. b. Cellulae prismaticae depressae fibris parietalibus rectis. Polygala Chamaebuxus. a. c. Grana pollinis ut in priori maiora. b. CČellulae colliculares fibris radiatis lateralibus. Myoporum oppositifolium. b. Čellulae subcolumnares depressae fibris parietalibus rectis tenuibus ad paginam locularem paral- lele productis. c. d. Grana pollinaria post explosionem con- tracta. Personatae. Fam. LXXIX. Veronica perfoliata. b. Cellulae colliculares fibris lateralibus obliguis radialibus, pagina loculari orbiculari latiori. Globularia vulgaris. b. Cellulae complanatae orbiculares, fibris parietalibus rectis brevissimis, pagina loculari obscure striata. Selago fasciculata. b. Cellulae columnares altae fibris parieta- libus rectis attenuatis, pagina loculari obscure striata. Caldasia heterophylla. b. Cellulae prismaticae fibris parieta- libus pagina loculari diverse striata. Erinus alpinus. b. Cellulae depressae orbiculares, fibris latera- libus incurvis radiatim circumdatae. Jasticia plumbaginifolia. b. Endothecium sine cellulis ac fibris, hexagone reticulatum. Acanthus mollis. b. Cellulae prismaticae altae parietibus sub- hexaědris, fibris angulorum acies comitantibus. Ruellia formosa. a. Granum pollinis magnum hexagone reti- culatum. b. Cellulae oblongae subhexagonae, fibris arcuatis subdistantibus. Thunbergia alata. e. Granum pollinis guadrangulo-polyedrum. b. Endothecium sine cellulis aut fibris hexagone reticulatum. c. Margo valvulae ciliis moniliformibus obsessus non adeo auctus. d. Extremitas cilii auginento normali. Tab. IX. Calceolaria scabiosaefolia. b. Cellulae prismaticae subhexaědrac fibris parietalibus simplicibus. c. Pars ad antherium sita tribus cellularum Stratis. M 45 10. 1 6 13. 12. 15. 14. 16. 264 „ 3144. s 3171. . 3174. 3205. 3224. 3231. 3259. J. PURKYNĚ: Schizanthus pinnatus. b. Endothecium fibris minutis arcuatis subparallelis obsitum. Anarrhinum pubescens. b. Cellulae ellipsoideae fibris spiralibus, in pagina loculari parallele transversis in epidermidali paral- lele obliguis. Linaria cymbalaria. b. Cellulae non conspicuae; endothecium fibris arcuatis alternantibus. Linaria acutiola. b. Cellulae cylindricae subhexačdrae de- pressae, fibris parietalibus tenuibus brevibus, pagina loculari parallele striata, marginibus subserratis. Penstemon pubescens. b. Cellulae subcylindricae altiores, fibris parietalibus rectis, supra faciem locularem radiatim inflexis. Mimulus glutinosus. b. Cellulae subglobosae fere nudae, aut fibris obscuris arcuatis amplexae. Videntur esse simplices cel- Julae, aut fibris nullis, aut nondum evolutis. Scrofularia sambucifolia. b. Endothecium asteriscis fibrarum distantibus obsitum. Celsia lyrata. b. Endothecium stellulis minutissimis fibrarum depictum; verrucae epidermidis transparent. Verbascum virgatum. b. Endothecium asteriscis fibrarum di- stantibus instructum. Digitalis purpurea. b. Cellulae cylindricae latae depressae, parietibus subhexaedris, fibris parietalibus in superficiem lo- cularem subconvexam continuatis nonnumguam furcatis. c. An- therium versus cellulae pluribus stratis sibi suprapositae. Capraria biflora. b. Endothecium cellulis non conspicuis, fibris arcuatis brevibus in asteriscos dispositis versus valvulae mar- ginem disjectis. Didymocarpus Rhexii. b. Cellulae globosae subcompressae fibris incurvis lateralibus ad medium paginae locularis radiatim concurrentibus. | Gloxinia speciosa. b. Endothecium cellulis vix conspicuis, fibris leviter arcuatis subseriatis (Confer cum Schizantho.) Bignonia Catalpa. a. Grana pollinis magna duaterne conglo- bata. b. Endothecium sine cellulis ac fibris conspicuis figuris oblongis hexagonis notatum. Solaneae. Fam. LXXX. Ramondia pyrenaica. Cellulae subglobosae fibris (fors) spira- libus obliguis. Hyoscyamus orientalis. Cellulae ellipsoideae elongatae utringue acutae, fibris spiralibus 43 . 3283. . 3285. . 3288. . 3294. . 3327. „ 8352. . 8354. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Tab. X. Nicotiana anomala. b. Cellulae vasculosae guadrangulares, fibris retinaculiformibus distantibus. Datura Stramonium. b. Cellulae vasculosae teretes fibris an- nulatis aut spiralibus subdistantibus. Cestrum fasciculare. b. Cellulae ellipsoideae oblongae utringue acutae subdepressae, fibris arcuatis parallelis subdistantibus. Exothecii cellulae in papillas prolongatae. c. Eaedem ex ob- liguo spectatae. Solanum argenteum. c. Granum pollinis parvum, uno trium hilorum fovillam caudatim protrudens. b. Pars valvulae an- therae dissectae crassae vesiculis simplicibus cellularum con- stantis, guarum cumulus rite auctus inferius conspicitur. d. Par- ticula epidermidis. Lys machiaceae. Fam. LXXXI. Lysimachia vulgaris. b. Celiulae subvasculares fibris retinaculi- formibus parallelis. Epacris puichella. a. Pollen tribus granis conglobatum. b. En- dothecium hexagone reticulatum fibris nullis. Primulaceae. Fam. LXXXII. Plantago laxa. b. Cellulae subhexagonae inaeguales compla- natae, fibris lateralibus brevibus, pagina loculari parallela striata. Plantago media. b. Cellulae elongatae non contiguae compla- natae, fibris fere rectis transversis parallelis. „ Dodecatheon Meadia. b. Cellulae vasculosae fibris guandran- gulis rotundatis parailelis distantibus. Androsace acaulis. b. Cellulae vasculosae vix Conspicuae, fibris retinaculiformibus libere seriatim dispositis. . Primula sinensis. b. Ut in priori. Ericaceae. Fam. LXXXIII. „ Erica urceolata. a. Pollen tribus granis conglobatum. b. Endo- thecium hexagone reticulatum fibris destitutum. „ Andromeda pulverulenta. Ut in priori. . Azalea pontica. Endothecii cellulae magnae carnosae subgua- drangulae interna facie pulverulenta. Asclepiadeae. Fam. LXXXIV. Harum endothecium, si ita vocare licet, mere cellulare fibris propriis destitutum, hinc a delineatione abstinui. Plures adhuc earum subfamiliae investigandae. 46 . 3491. 3039. . 3544. 9438 10. 48 islě 266 3024. 3603. J. PURKYNĚ: C. Passiilor ea: Passiflora caerulea. a. c. Granum pollinis magnum, operculis tribus membrana tenui pellucida annulatim circumdatis, de- hiscentibus. b. Cellulae ellipticae elongatae utringue cuspidatae, fibris arcuatis excelsis distantibus parallelis. Tab. XI. Contortae. Fam. LXXXV. Chlora perioliata. b. Cellulae columnares, fibris parietalibus in paginam locularem aut parailele aut radiatim protensis. c. Fibrae arcuatae ad marginem valvulae antherae seriatim dispositae. Swertia perennis. b. Cellulae prismaticae subhexaědrae pa- gina loculari planae, fibris (?) angulorum acies comitantibus. (Coní. Acanthum.) Nerium Oleander. a. Granum pollinis magnum hilis guatuor papillatis halonatis. b. Cellulae obscure subvasculosae fibris arcuatis depressis tenuibus subdistantibus. Vinca herbacea. b. Cellulae vasculosae obscurae, fibris an- nulatis crassioribus. G. Carisseae Jasminum revolutum. b. Cellulae oblongae guadrilaterae ex- tremitatibus obtuse acutis, fibris parallelis guadrangulis aut spiralibus. (c. Pars epidermidis. Ligustrum vulgare. b. Cellulae oblongae semicylindricae altae lateribus compressis, fibris arcuatis parallelis tenuibus. Syringa vulgaris. b. Cellulae subsemicylindricae, ad paginam locularem transversim striatae, fibris fere arcuatis. Arduina bispinosa. b. Fibrae semivascůlosae obscurae, fibris arcuatis depressis parallelis crassioribus. Sapoteae. Fam. LXXXVI. Styrax officinalis. b. Endothecium membrana poris guadratis in figuras subhexagonas irregulares dispositis; exothecium com- ponitur cellulis oblongo sphaericis. Ilex ligustrina. b. Cellulae ellipsoideae oblongae fibris arcuatis parallelis subdistantibus. Umbelliferae. LXXXVII. Chaerophyllum rosaceum. a. Granum pollinis elongatum, hilo laterali papilliformi uno. b. Cellulae columnares humiles fibris parietalibus distantibus guadrangulis simplicibus. 14. 12. 16. 3822. 30890. . 3882. . 3898. AD: M09. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Heracleum sibiricum. a. Granum pollinis elongatum medio coarctatum. b. Cellulae subvasculosae fibris subannulatis sub- distantibus. Cachrys seseloides. Omnia fere ut in Chaerophyllo; cellulae depressiores. Eryngium planum. a. Granum pollinis oblongum papillis hilo- rum tribus lateralibus. b. Cellulae ellipticae complanatae, fibris parietalibus brevibus, striis parallelis in pagina loculari. C Vautěae. Vitis vinifera. b. Cellulae subprismaticae, fibris parietalibus prismaticis subhexaědris. ©. Endothecii pagina locularis gut- tulis oleosis obtecta, aethere prius abluenda. d. Raphides. Plemnese Fam. LXXXVNÍ. Rhamnus frangula. b. Cellulae columnares altae, parietibus a fibris profunde sulcatis, Terebinthinaceae. Fam. LXXXIX. Rhus typhinum. b. CČellulae complanatae oblongae subhexa- gonae, fibris tenuibus parallelis transversis, marginibus serrulatis. Papilionaceae. Fam. XC. Astragalus Onobrychis. a. Granum pollinis oblongum hilo um- boniformi in latere utrogue. b. Endothecium fibris brevibus incurvis in asteriscos centro obscuriori dispositis. Robinia Caragana. Endothecium fibris brevibus dispersis hinc inde in asteriscos formatis. Robinia cespitosa. b. Cellulae complanatae subellipticae fibris lateralibus brevibus guadrangulis. Robinia Pseudoacacia. b. Cellulae complanatae suborbiculares, fibris marginalibus acutis radialibus. Tab. XII. Colutea frutescens. Endothecii cellulae minutae subdiscretae prismaticae pentačdrae, fibris brevibus parietalibus guingue. Vicia oroboides. a. Granum pollinis oblongum absaue hilis. b. Cellulae asterisciformes fibris lateralibus arcuatis brevibus. Vicia pisiformis. a. Granum pollinis oblongum hilo mamillari laterali uno. b. Endothecium fibris erectis brevibus stipatum. 267 49 50 H= © © -] 10. je 12. £3 14. 15. 4189. 16. 4190. 17. 4200. . 3923. „ 3924. „ 3932. . 3970. . 4003. . 4029. 4030. 4031. 41305. 4162. 4172. J. PURKYNĚ: Lathyrus latifolius. Omnia ut in priori. Orobus albus. Endothecium ut in Vicia oroboide. Kennedya rubicunda. a. Granum pollinis triangulatum tribus hilis mamillaribus ad angulos. b. Cellulae prismaticae fibris parietalibus brevibus. Psoralea bracteata. b. Endothecium fibris brevibus prostratis in asteriscos subdistantes dispositis. Hedysarum coronarium. b. Endothecium ut in priori, asteriscis fibrarum centris plerumaue obscuris. Cassieae. Fam. XCI. Cytisus foliosus. b. Endothecium fibris arcuatis inordinate dis- jectis (fors asterisci incompositi). Genista sagittalis. b. Cellulae ellipticae oblongae complanatae, marginibus incisis, striis in pagina loculari transversis paral- lelis. Spartium junceum. b. Cellulae subvasculosae complanatae fibris subparallelis subarcuatis distantibus. Cassia laevigata. b. Endothecium sine cellulis aut fibris sub- hexagone reticulatum. Mimoseae. Fam. XCIIL Mimosa polystachia. b. Cellulae complanatae inaeguales, fibris parietalibus subtetragonis brevibus, facie loculari transversim parallele striata. Acacia Lophantha. a. Pollen granulis sedecim conglobatum. b. Cellulae cylindricae compressae humiles, fibris rectis parie- talibus sulcatae, marginibus crenulatis, pagina loculari trans- versim striata. Acacia undulata. a. b. c. Pollen granis fere octo disci- forme conglobatum. Anthera admodum exigua, guo eius struc- turam enucleare non potui. Corniculatae. Fam. XCIII. Sedum aizoon. a. Granum pollinis sphaericum hilo mamillari nico. b. Cellulae ellipticae fibris arcuatis. Sempervivum globiferum. b. Cellulae subglobosae fibris paral- lelis arcuatis. Tiarella cordifolia. b. Cellulae columnares humiles fibris parie- talibus rectis duplicibus. c. Cellulae ex alia parte valvulae depromptae, fibris paginam locularem internam parallele sub- amplectentibus. db - . 4203. . 4216. . 4219. . 4220. . 4232. . 4244. . 4247. . 4286. „ 4291. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Saxifraga aguatica. Granum pollinis lineis guasi meridiona- libus striatum. Cellulae fere ut in Tiarella, minutiores de- pressae fibris tenuissimis. Hydrangea auercifolia. b. Cellulae columnares depressae fibris parietalibus subcompressis. c. Cumulus raphidum. Philadelphus coronarius. Cellulae ut in Tiarella. Decumaria sarmentosa. b. Cellulae columnares fibris parieta- libus rectis ultra marginem paginae locularis convexae ra- diatim inflexis. Tab. XHI. Loasaceae. Fam. XCIV. Loasa bryonifolia. Cellulae columnares depressae fibris latera- libus incurvis distantibus ultra marginem locularem paullulum inilexis. Ribesiaceae. Fam. XCV. Cactus flagelliformis. a. Granum pollinis magnum hirtum, tribus lineis (utringue) obtuse acietatum, hilis tribus lateralibus pa- pillatis, auarto polari triangulo epapillato. d. e. Grana polli- naria explosa. b. Cellulae colliculares hemisphaericae subde- pressae fibris arcuatis lateralibus radiatim in verticem con- vergentibus. c. Cellulae ex obliguo spectatae; inferiora hemi- sphaeria epidermidis sunt. Cactus speciosus. Grana pollinaria sphaerica integra. Cellulae fere uť in priori. Ribes floridum. b. Čellulae subsphaericae, fibris arcuatis raris distantibus parallelis. Portulaceae. Fam. XCVI. Rumex Acetosella. a. Granum pollinis granulis fovillae magnis transparentibus. b. Fibrae sunt annulatae distantes; in memo- riam revocat Scirpum et Schoenum (7ab. I.); differt tamen, auod series fibrarum plerumaue binae sint. Rheum ponticum. b. Cellulae e'ongatae complanatae aeguales utringue acutae, transversim obsoletae striatae, incisuris mar- ginalibus alternantibus. Polygonum emarginatum. b. Cellulae columnares breves, fibris parietalibus raris Supra marginem paginae locularis subcon- vexae inflexis. Begonia nitida. b. Cellulae depressae subhexagonae, fibris pa- rietalibus brevissimis tetragonis, striis in pagina loculari para!- lelis, aut transversis aut obliguis. 269 S. 4302. 10. 4307. 11. 4343. 12. 4351. 13. 4355. 14. 4408. p2 19. 4449. J. PURKYNĚ: Montinia caryophyllacea. b. Cellulae subvasculosae fibris ar- cuatis transversis parallelis distantibus. Claytonia sibirica. b. Cellulae orbiculares fibris parietalibus obliguis radiatis. Aizoideae. Fam. XCVIÍ. Chenopodium Bonus Henricus. b. Cellulae aeguales prolon- gatae utringue acutae, striis parallelis transversis crenulatis distantibus. (Conf. Symphytum off. Tab. XVIII.) Beta trigyna. b. Cellulae ellipticae oblongae fibris arcuatis parallelis. Iresine diffusa. a. Granum pollinis parvum obscure polyedrum. b. Cellulae subauadrangulae aeguales depressae lateribus (a fi- bris) incisae. Mesembryvanthemum deltoides. b. Cellulae subcylindricae fi- bris (fors) annularibus subparallelis transversis distantibus. c. Cellularum intersectio ex obliguo. Rosaceae. Fam. XCVIII. Poterium verrucosum. b. Čellulae depressae subhexagonae pagi- na loculari varie striata, fibris brevibus parietalibus simplicibus. Alchemilla alpina. b. Cellulae depressae oblongae subtetra- gonae inaeguales, fibris parallelis transversalibus, rectis, appro- ximatis, marginibus Crenulatis. Rosa canina. b. Cellulae depressae ellipticae striis parallelis transversis in pagina loculari. Potentilla aurea. b. Cellulae depressae subhexagonae fibris orevibus duplicibus oppositis lateralibus. Waildsteinia geoides. b. Cellulae oblongae subcylindricae, fibris arcuatis parallelis distantibus. Tab. XIV. Spiraea salicifolia. b. Cellulae columnares breves fibris parie- taiibus rectis tenuibus. Pyrus communis. b. Cellulae subcylindricae fibris arcuatis parallelis subdistantibus. Pyrus Cydonia. b. Cellulae subcylindricae fibris arcuatis te- nuibus parallelis distantibus. Halorageae. Fam. XCIX. (Tab. XVIII. 14.) 4477. Myriophyllum spicatum. a. Granum pollinis gua- 270 tuor hilis papillaribus. b. Cellulae elongatae auadrilaterae fibris retinaculiformibus. 10. E. 12. 13. 14. 16. nj 4479. D. 4494. 4081. 4709. 4018. 4724. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Trapa natans. a. Granum pollinis subtriangulatum acuminatunu, hilis binis baseos oppositis, acie ex acumine producta inter- media. b. Cellulae subcylindricae exiguae fibris arcuatis appro- ximatis parallelis. Datisca canabina. b. Cellulae subcylindricae fibris subparal- lelis distantibus arcuatis (fors spiralibus). Onagreae. Fam. C. Fuchsia coccinea. b. Čellulae oblongae subhexagonae depressae fibris arcuatis transversis parallelis. Oenothera tetragona. a. Granum pollinis maximum triangulare, hilis elongatis obtuse conicis. b. Cellulae vix conspicuae fibris minutissimis spiralibus. (Fibras spirales in aliis exemplaribus exactius observavi.) Lopezia miniata. b. Endotiecium cellulis non conspicuis fibris spiralibus parailelis devolutis. Circaea alpina. b. Cellulae columrares fibris parietalibus rectis simplicibus. Lythrariae. Fam. Čí. Lythrum alatum. b. Cellulae ellipticae oblongae depressae marginibus obtusangulis, fibris parallelis tenuibus subdistan- tibus. Melaleuceae. Fam. CIl. Calothamnus guadrifidus. b Endothecium irregulariter reticu- latum sine fibris aut cellulis conspicuis. Melaleuca hypericifolia. b. Cellulae columnares humiles fibris parietalibus profunde sulcatae. . Metrosideros Laphantha. Cellulae ut in priori. Myrteae. Fam. CIII. Eugenia australis. Cellulae ut in priori. Amygdalaceae. Fam. CIV. Amygdalus nana. b. Cellulae subglobosae fibris arcuatis raris parallelis. Tetradynamae. Fam. CY. Bunias orientalis. a. Granum pollinis oblongum parvum. b. Cel- Iulae oblongae tetraédrae hexagonotomae fibris tenuibus sub- distantibus tetragonis parallelis. Crambe grandiflora. b. Cellulae elongatae complanatae inae- auales fibris tenuibus transversis subparallelis. 18. 4729. 19. 4765. 20. 4795. 21. 4824. 22. 4827. 1. 4833. LDÝ . 4834. J. PURKYNĚ: Raphanus caudatus. b. Cellulae subvasculosae fibris tenuibus distantibus subparallelis pene aut penitus ambientibus. Alyssum podolicum. Cellulae fere ut in Crambe fibris cras- sioribus. Cheiranthus Cheiri. Cellulae ut in Crambe. c. Fibrae ex obliguo visae. C-"Goilo.carpileae. Reseda odorata. b. Cellulae subcylindricae varie incurvae fibris arcuatis parallelis stringentibus. Papaveraceae. Fam. CVIL. Fumaria formosa. b. Cellulae orbiculares depressae fibris late- ralibus tenuibus ultra margines paginae locularis paullulum inflexis. Tab. XV. Corydalis lutea. b. Cellulae orbiculares compressae fibris late- ralibus ultra marginem locularem pallulum incurvis. Priorem et praesentem formam confer cum figura cellularum in Podo- phyllo peltato XV. 5. ubi ex obliguo conspicienda. Impatiens parviflora. a. Granum pollinis parvum reniforme. b. Cellulae rotundo-conicae, fibris parietalibus rectis in ca- cumen arcuatim convergentibus; ad marginem valvulae fibrae minutae inordinate disjectae. Berberis aristata. b. Pars valvulae sursum dehiscentis; cel- lulae prismaticae rhombicae fibris parietalibus simplicibus. Jefiersonia diphylla. b. Pars valvulae sursum dehiscentis; cel- lulae oblongae ellipticae acutae obscure striatae. Podophyllum peltatum. b. Cellulae orbiculatae complanatae fibris parietalibus ad paginas incurvis. Confer Fumariam et Corydalim (Tab. XIV. XV.. Chelidonium majus. b. Cellulae subtetragonae depressae fibris parietalibus simplicibus guadrangulis. Glaucium luteum. b. Cellulae subpentagonae complanatae fibris lateralibus simplicibus compressiusculis. Papaver orientale. b. Cellulae complanatae ellipticae oblongae utringue acutatae, poris marginalibus, fibris transversis paral- lelis. Capparideae. Fam. CVII. (Tab. XVIII. 15.) 4874. Capparis spinosa. b. Cellulae subcylindricae fibris 27% spiralibus. 9. 4885. 10. al 12. 13. 14. 16. 15. 1Wž 4915. 4916. 4934. 4944. 4949. 4950. 4953. . 4961. DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Violaceae. Fam. CVIII. Viola odorata. Endothecium varias in diversis locis fibrarum formas continere solet. b. Communissimae sunt cellulae pris- maticae depressae subhexagonae fibris parietalibus rectis mem- brana paginae locularis diversimode pertusa. c. In apice an- therae occurrentes reperi cellulas complanatas subhexagonas marginibus crenatis facie loculari punctata. d. Ad marginem vidi cellulas complanatas obtuse ellipticas obsolete striatas marginibus incisis. e. Ad raphen occurrebant cellulae ellipsoi- deae fibris arcuatis parallelis. d. Ad infimas denigue partes valvularum cellulae magnae rectangulae parietibus sinuatim incisis, unde lacunulae guadrangulae intercellulares (alias pori). In aliis tamen exemplaribus excepta forma comunissima reli- auas variationes constantes non inveni. Cistineae. Fam. CIX. Helianthemum racemosum. b. Cellulae subvasculosae fibris „annularibus subdistantibus. Cistus canadensis. b. Cellulae elongatae subhexagonae com- planatae, fibris parietalibus brevissimis semicylindricis dupli- cibus oppositis. Bixaceae. Fam. CX. Harum endothecia inguirendi occasio non praesto erat. Ranunculaceae. Fam. CXI. Adonis vernalis. b. Cellulae oblongae subhexaágonae compla- natae, fibris parietalibus simplicibus (tubulosis) pagina loculari transversim parallele striata. Stomata in exothecio. Anemone Pulsatilla. Fere ut in priori, cellulae paullulum la- tiores maiores, pagina loculari nuda. Delphinium Reguienii. Endothecium ut prius. Aconitum Lycoctonum. Endothecium ejusdem formae ut priora. In omnibus cellularum longitudo cum raphe parallela. Aguilegia Gebleri. b. Cellulae colliculares fibris lateralibus obliguis radialibus. Thalictrum aguilegifolium. Exothecium cellulis exiguis inaegua- libus, fibris parietalibus brevibus simplicibus. Tab. XVI. Caltha palustris. b. Cellulae oblongae rectangulae pagina locu- lari plana fibris parietalibus pectinatis. 18 213 56 O9 d 8. 5012. 2. 49604. . 4965. . 4987. o. 4991. „ 4992. J. PURKYNĚ: Helleborus foetidus. b. Endothecium cellulis non conspicuis fibris retinaculiformibus coniusis subparallelis. Paeonia tenuifolia. b. Cellulae subellipticae utringue rotundatae situ vario, fibris arcuatis fere penitus amplectentibus. d. c. Cel- lulae vasculosae ad raphen positae fibris annulatis aut spiralibus. Hibbertia crenata. b. Cellulae ellipticae oblongae stricturis (a fibris?) transversis parallelis distantibus. a. c. d. e. Grana pollinis plena et explosa. ad lit. a. Fovilla hilo angulari cau- dulae instar protrusa. Liriodendron tulipifera. Endothecium fere Adonidis; cellulae longitudine cum raphe decurrentes; ex planta sicca. Magnolia grandiilora. b. Endothecium fere eiusdem structurae ut prioris, situs cellularum diversus, ad axim magis longitudi- nalis. Etiam ex planta sicca. Rutaceae. Fam. CXII. Euphorbia procera. b. Cellulae columnares elevatae, fibris pa- rietalibus paginam epidermidalem non attingentibus. Tab. XVIII. 13. 5057. Ricinus lividus. a. Granum pollinis triangulatum 10. jal“ 13. 274 197. . 5202. 5233. hilis angularibus fissuraeformibus. c. Cellulae orbiculares fibris parietalibus brevibus rectis, pagina loculari nuda aut radiatim striata. d. Cellula separata membrana parietali destituta. b. Alia forma cellularum ex eodem loculo ellipticarum, fibris arcuatis aut retinaculiformibus. . Ruta graveolens. b. Cellulae orbiculares marginibus crenatis radiatim incisis (fors a fibris lateralibus). Dictamnus albus. b. Cellulae columnares, fibris parietalibus basim non attingentibus, duplici strato sibi appositae. Diosma imbricata. a. Granum pollinis oblongum hilis latera- libus duobus mamillaribus (simile in Astragalo et in Umbel- latis). b. Cellulae columnares fibris parietalibus ultra marginem paginae locularis aut parallele aut radiatim striatae, flexis, nonnullae subcylindricae. Sapindaceae. Fam. CXIII. Zygophyllum Fabago. b. Cellulae subvasculosae fibris tenuis- simis approximatis spiralibus. Aesculus Hippocastanum. b. Cellulae columnares, fibris parie- talibus rectis ut plurimum Supra paginam locularem subcon- vexam parallele protensis. Melianthus major. b. Cellulae ellipticae obtusae marginibus crenatis fibris arcůatis raris; versus marginem valvulae mi- nores; denigue fibrae singulae absgue ordine dispersae. 14. 5241. 15. 5254. DÍ o BDÍ -I © 4. 5278. 5. 5280. 6. 5305. Da, DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Acer Pseudoplatanus. b. Cellulae columnares ellipticae humiles, fibris parietalibus clavatis pagina loculari ad margines alter- natim striata. Malvaceae. Fam. CXIV. Malva Tournefortiana. a. Granum pollinis maximum hispidum. b. Cellulae oblongae rectangulae fibris parietalibus dentifor- mibus. Tab. XVII. . Althaea rosea. b. Cellulae parvae hexagonae inaeguales de- pressae, situ vario, marginibus incisis. Hibiscus Rosa sinensis. a. Granum pollinis magnum, spinulis 5 basi orbiculari insidentibus aeaualiter obsitum. b. Cellulae ob- longae subhexagonae depressae, fibris lateralibus brevibus, striis inde ad paginam locularem productis transversis parallelis. Geraniaceae. Fam. CXV. Tropaeolum majus. a. Granum pollinis parvum triangulare. b. Celluláe orbiculares radiatim striatae. Pelargonium cynosbatifolium. a. Granum pollinis magnuin. sphaericum hilis tribus pellucidis mamillaribus. b. Cellulae oblongae complanatae hexagonae fibris parietalibus guadran- gulis simplicibus. Geranium sanguineum. a. Granum pollinis magnum triangula- tum hilis tribus angularibus pellucidis mamillaribus. b. Cel- lulae oblongae hexagonae complanatae fibris parietalibus gua- drangulis alternis. Mahernia incisa. a. Granum pollinis parvum striolis anírac- tuosis notatum. c. Cellulae cornicae rotundatae fibris arcuatis crescentibus; marginem valvulae versus minores; singuli de- nigue arcus fibrarum dispersi subparalleli. d. Fibrae vascu- lares spirales ad raphen. b. Cellulae complanatae auadran- gulae marginibus crenatis ad antherae apicem. Bombaceae. Fam. CXVI. Oxalis floribunda. b. Cellulae subvasculares fibris spiralibus. (Tab. XVII. 12.) Oxalis incarnata. Cellulae ut in priori. Caryophyllaceae. Fam. CXVII. Cerastium repens. a. Granum pollinis verruculis distantibus pellucidis obsitum. b. Cellulae elongatae subcylindricae fibris retinaculiformibus. 18* DS -I Ot 58 10. 13. 14. 15. 05 18. O 276 . 5353. D398. 5390. 5433. 5437. 5446. . 5449. . 5505. . 5539. J. PURKYNĚ: DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. Arenaria tenuiflora. a. Pollen verruculis cinctum. Endothe- cium fere ut in priori. Idem valet de (5359.) Gypsophila altissima. 11. et de Cucubalo Behen. (5364. 12.) Dianthus arenarius. a. Granum pollinis nudum. © b. Cellulae (si adsunt) vasculares fibris cancellatis. Theaceae. Fam. CXVIII. Celastrus scandens. b. Cellulae latae prismaticae subhexagonae filis parietalibus tenuibus rectis ad paginam locularem plerum- aue parallele productis. Tiliaceae. Fam. CIX. Triumfetta minor. a. Granum pollinis oblongum hilis duobus mamillaribus lateralibus. b. Cellulae planae elongatae hexa- gonae striolis alternantibus ad margines. Sparmannia africana. b. Čellulae inaeguales compressae ob- longae subhexagonae, marginibus serrulatis fibris tenuibus in paginam locularem parallele subexcurrentibus. Grewia occidentalis. b. Cellulae prismaticae subhexagonae, fibris parietalibus rectis simplicibus pagina loculari nuda. Tilia europaea. a. Granum pollinis triangulatům tribus hilis lateralibus porosis halonatis. Hypericinae. Fam. CXX. „ Linum arboreum. b. Cellulae columnares depressae fibris pa- rietalibus tetragonis simplicibus. . Hypericum canariense. b. Cellulae oblongae ellipticae fibris (fors) spiralibus. Tab. XVIII. (Guttiferae. Fam. CXXI.) Hesperideae. Fam. CXXII. Melia Azedarach. b. Cellulae complanatae subhexagonae mar- ginibus sinuose crenatis, striis parallelis transversis in pagina loculari. Citrus Aurantium. b. Cellulae columnares altissimae, parieti- bus striolatis, marginibus subserratis, pagina loculari striis transversis aut radialibus notata. DE PHAENOMENO GENERALI ET FUNDAMENTALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI IN MEMBRANIS CUM EXTERNIS TUM INTERNIS © ANIMALIUM PLURIMORUM ET SUPERIORUM ET INFERIORUM ORDINUM OBVII. COMMENTATIO PHYSIOLOGICA. SCRIPSERUNT PROF. DR. JOH. EV. PURKINJE DR. G. VALENTIN, WRATISLAVIENSES. WRATISLAVIAE, SUMPTIBUS AUG. SCHULZ ET SOCII. AMSTERODAMI: APUD MUELLER ET COMP. LONDINI: APUD BLACK, YOUNG ET YOUNG. PARISIIS: APUD HEIDELOFF ET CAMPE. ST. PETROPOLI: APUD W. GRAEFF. MDCOCXXXV. lk z © h n Des > i " K V " VIRO ILLUSTRISSIMO ATOUE EXCELLENTISSIMO, LIBERO BARONI, CAROLO SIGISMUNDO FRIDERICO STEIN aB ALTENSTEIN, CLEMENTISSIMI BORUSSORUM REGIS IN ADMINISTRANDIS RERUM PUBLICARUM NEGOTIIS A MINISTRIS PRIMARIIS VERE INTIMIS, RERUM ECCLESIASTICARUM, SCHOLASTICARUM ET MEDICINALIUM PER FINES REGNI BORUSSICI SUMMO PRAEFECTO, ORDINIS AOUILAE RUBRAE PRIMAE CLASSIS COMPLURIUMOUE ALIORUM SUPREMORUM ORDINUM EOUITI, REGIAE LITTERARUM ACADEMIAE SOCIO, REI: REL. REL. DISCIPLINARUM NATURALIUM FAUTORI ATOUE ADMINISTRATORI POTENTISSIMO, CLARISSIMO NEC NON © VIRO ILLUSTRISSIMO ATOUE EXCELLENTISSIMO LIBERO BARONI FRIDERICO ALEXANDROs: HUMBOLDT, AUGUSTISSIMI BORUSSORUM REGIS A CONSILIIS VERE INTIMIS, PRINCIPALIS CUBICULI PRAEFECTO AC CLAVIGERO, ORDINIS AOUILAE RUBRAE PRIMAE CLASSIS, ORDINIS IMPERIALIS ST. ANNAE CLASSIS PRIMAE, AL. EOUITI, ACADEMIAE SCIENTIARUM PETROPOLITANAE MEMBRO HONORARIO, SOCIETATIS ANGLICAE LONDINENSIS, ACADEMIARUM, OUAE BEROLINI, EDINI, MADRITI, MONACHI, PHILADELPHIAE, HOLMIAE, ALIIS LOCIS FLORENT, MEMBRO, PLURIMARUM ALIARUM SOCIETATUM LITTERARUM SOCIO, REDL REEGRUE NATURAE INVESTICATIONIS CULTORI ET PROMOTORI LONGE PRAESTANTISSIMO OBSERVANTIAE, GRATIAE ATOUE AMORIS SINCERUM AC PROBUM EXEMPLAR OPUS HOC SUUM OUALECUNOUE DEDTCATUM SSE VON JOH. EV. PURKINJE ET G. VALENTIN. VÁ LECTORIBUS BENEVOLIS SSE: AUCTORES. Infusoriorum, Polyporum ac Molluscorum motus vibratorius post- auam et aliorum scriptis et nostris ipsorum observationibus innotuit no- bis, anni MDCCCXXXIII. ineunte vere, ut re tam eleganti, guam artifi- ciosa sensus delectetur augeaturgue cognitio, Batrachiorum larvas in- vestigandi cepimus consilium. Ouibus rebus factum est, ut omnem fere hujus generis motum ciliis perfici nobis persuaderemus. Primo autem vere anni inseguuti Amphibiorum illas iterum retractavimus larvas, ut alia observatione reiterata confirmentur, alia rursus inspecta adcuratius intelligantur. Ouo guidem motu vibratorio guum omnis animus noster esset occupatus, casu accidit, ut alter cuniculi feminae, tribus abhinc diebus praegnatae, genitales partes eo consilio, ut ova in tubis detege- ret, perscrutatus divulsas membranae mucosae particulas minimas mo- veri libere et rotari cerneret. HHoc monstratum alteri extemplo pro motu vibratorio est agnitum. Tanti rei gravitate commoti, postero die avium adivimus oviductum, gui motum illum in membranae mucosae superficie tam clare manifestegue nobis exhibuit, ut adspectus praeberetur jucun- dissimus. "Tum etiam aliorum animalium vertebratorum et illa ipsa or- gana, et religua omnia adcurate explorabantur, unde motum vibratorium generale esse phaenomenon, guod in omnium Mammalium, Avium et Amphibiorum partibus respiratoriis ac genitalibus reperiatur, adparuit. Eidem rei, guantum fieri potuit, in animalibus evertebratis indagatae, auum haud exigua novarum observationum copia exstitisset, guae ab aliis jam erant proposita et relata, adiunximus. Minor tamen earum omnium rerum numerus, guam ut aeguo omnino satisfaciat censui. Ouo acrius nos, ut, guae inter motum vibratorium et res externas existant rationes, eruamus, dedimus operam; Cujus methodi guem perceperimus iructum, commentatio Tibi, L. B., ipsa monstrabit. Icones ideo omissae sunt, guod phaenomenon nobis oblatum ido- neorum huic rei instrumentorum beneficio facilius multo observari lucu- lenter, guam adcurate fidelitergue delineari possit. Figuras enim minus iustas obesse plus, guam prodesse, disciplinarum naturalium opera per- multa et docuerunt et docent. Dat. Galend. Januar. MDCCCXXXV. DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI IN MEMBRANIS CUM EXTERNIS TUM INTERNIS ANIMALIUM ET SUPERIORUM ET INFERIORUM CLASSIUM OBVII. COMMENTATIO PHYSIOLOGICA. Toutefois je ne půs m'empécher d'exprimer mon étonnement sur existence d'un tel mouvement, dgui paroit en effet incompatible avec la nature- des liens organigues. DUTROCHET in Annal. du Mus. XX. p. 469, Es ist mir nie eine zierlichere Erscheinung unter dem Microscope vorgekom- men. — Es sah aus, als wenn Ouecksilber in bunt geschliffenen Glasróhren sich be- weste, aber die Schnelligkeit erregte Bewunderung. — Die Yanze Erscheinung war mir so ráthselhaít und unerklárbar, dass ich mich stundenlang von diesem Anblicke nicht trennen konnte. MEYEN in Nov. Act. Ac. Leopold. N. C. Tom. XVI. P. 1. p. 385. CAPUT 1. PERTOSE©1G-US S omines guamvis plerigue animi guadam impatientia impulsi ataue inducti, arduo operosae experientiae itinere Spreto, principia, ideas generales communesgue rerum sententias amplectantur, tamen ea est vera ingenii nostri indoles et | Unorma, ut a singulis rebus ad generalia progressi Cum SY- stemata ponamus, tum certas illorum notiones et leges nobis compare- mus. Omnis enim rei cognitio ut a singulis proficiscitur et, guatenus illa sunt, existit, ita vagi ingenii ambages et phantasmatum fallaciae ataue hallucinationes vitandae fugiendaeaue €i sunt, gui verae experientiae Vvias animo cupido et indefesso ingressus proseguatur. Principiorum enim et legum, guae primum ornamentum ac decus in latis litterarum campis splendent ac fulgent, profectus et historiam per varias temporum series contemplati, illa omnia non illico, ut Minervam e capite Jovis egressa, sed e0, guod nunc in his, nunc in illis observationes sint institutae, Sin- gulae cum singulis collatae ac comparatae indegue generalis guaedam sententia sit deducta, efiecta esse videmus. Ouod ut uno guidem illustre- tur exemplo, sanguinis circulationem in animalibus vertebratis inesse primum est demonstratum, evertebratis, nisi omnibus, tamen permultis per temporum series postea inseguutis. Itague guamvis verum sanguinis circuitum in insectorum classe demonstrare recentissimis demum tem- poribus contigisset negue animalium iis inferiorum cohortis satis magnae circulatio a nobis plane sit cognita ac perspecta, ea tamen jure omni animalium regno propria res habetur et fertur, illis, in guibus hodie ignoramus, posteriorum indagini remissis ac traditis. Ouid de systemate =OZ 4 | — = 285 J. PURKYNĚ: nervoso? aguod existere in animalculis, guae dicunt infusoria, paucis ab- hinc annis tot tantigue observatores adeo negarunt, uti Germanae phy- siologiae olim guasi dux et antistes, guod nervorum vestigia ab iis ab- essent, characterem et notam judicaret nec solum discipuli clamitantes et circumforanei, sed critici guogue viri perspicacesgue id dictum segue- rentur. Supersedemus aliis, guae litterarum historia facillime suppeditet. S Ouae adhuc dicta sunt, ad nostram rem illustrandam adhibeantur. Motus, guem vocant vibratorium, h. e. motus superficiei continuus, ciliis vibrantibus effectus, guamvis per triginta lustra esset cognitus, tamen in singulis tantum animalibus fuit perspectus, dguasi res esset hinc inde observanda, animalium guorundam propria nec penitiori inguisitione digna, guae eleganti nitidogue adspectu sensum moveret animuingue de- lectaret. Crescebat guidem observationum numerus; confirmabantur nota; nova addebantur; tamen majores erant lacunae, guam ut omnino late- rent. E classibus infusoriorum, polyporum, molluscorum Singula inno- tuerant; secundo hujus saeculi anno lacertarum et batrachiorum larvae accesserant nec parva atgue exigua de vertebratis permultis addita fuerant. Ex guibus tamen veluti irustis ac fragmentis motum vibrato- rium generale guoddam esse et fundamentale phaenomenon, concludere, tam audax ac temerarius guis est, gui conetur? © Negue tamen non est. Ut enim nova detegere sortis beneficium habetur, detecta vero persedui singulisgue percurrere momentis, diligentiae ataue adsiduitatis, ita forte accidit, ut nos, alienissimis res naturales investigandi generibus dediti, phaenomeni indolem generalem reperiremus, dguippe guod in mammali- bus, avibus ataue amphibiis insit negue unguam, sicuti ipsa respiratio, circulatio sanguinis, sensatio nervosa al. deficiat. In piscibus motum, guamvis adsidue guaerentes, tamen nullum reperimus. Sed guodnam, aguaeso, L. B., de hac ipsa re penes nos judicium esse censes, a marium litoribus remotos, ab aguae, ut ita dicamus, zoologia sejunctos et parva tantum specierum minorigue generum copia usos? Etiamsi igitur motum vibratorium in piscibus non vidimus, tamen esse eum non negamus, sed opinamur ac Concludimus, non tam experientia, auam totius naturae analogia legumgue constantia freti. Oui litora marium incolant, gui na- vibus oceanum percurrant, hortamur et rogamus, ut suis explerent ob- servationibus, guae commentis explere justorum non sit fidorumaue scru- tatorum naturae. S 3. Generale guoddam ac fundamentale zoophysiologiae phaenomenon motum vibratorium esse haud dubii plantarum regnum ingressi sumus; Cujus una est res, guam motu guodam vibratorio effici facile credas. 286 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. Dicimus enim motum illum circularem succi in guavis cellula contenti. 5 Nam nostrae observationes guum €0rum experimenta confirment, duli dicant, non globulos ipsos sponte moveri, sed, moto fluido, trahi ac pro- trudi, aut fluidum ipsum movens est aut cellulae paries: dguae Si Sit caussa motum efficiens, ciliis continuo vibrantibus succumague promoven- tibus obsessa cogitari facile possit. Negue autem confirmatur experientia. Nunguam ad hoc tempus in Charis, nunguam in plantis aliis, guae Cir- culationis hoc genere non carent, v. c. Vallisneria spirali, Hydrocharide morsu ranae, Stratiote aloide, Tradescantia virginica al. cilia erant vi- denda. In Vallisneriam spiralem plus semel et assidue inguisivimus; cel- lulas guarum ille est circuitus, longas, singulas et discretas, tum integras, tum longitudinaliter dissectas, tum perpendiculariter descissas et maxima lentium amplificatione et luce diei clariori solisgue ipsius usi, nullo um- guam motus vibratorii vel ciliorum vestigio, contemplati sumus. Negue, id guod nos vidimus, in Ectospermatum et Vaucheriarum globulis pro- liferis, neaue in Oscillatoriis motus inesse videtur, ut et succi cellularis fluidum et globulos illos et fila vi insita per se moveri nec pro tempo- rum scientia vibrationem in plantis reperiri adfirmare conemur. (Ouae enim Gruithuisen (Salzb. mediz. chir. Zeitung. 1818. IV. p. 223) de Conferva auinina refert, ea ad Baciliarias — genus rebus maxime variis, animalibus enim et plantis, alias repletum — recensenda esse sentimus, guum et auetor de his loguatur et pleraegue, guae vera sunt animalia, Bacillariarum species motum vibratorium habeant. Confervae enim auininae filum progredi non videtur, nisi rem illam, a Meyen jam laudatam, guod spirali motu contorgueatur, cum vero motu vibratorio velis confundere. — Denigue animalculum nos ipsi cum Wimmer coniuncti adcuratius ante annum et guod excedit in Vaucheriae clavatae filis deteximus, dguod or- gano rotatorio utitur cujusgue jam embryones ovis inclusi vibrant. At verum hoc est entozoon plantae — vegetabilium enim helminthologiaim plane ad hoc tempus neglectam esse, jure dolemus — guod ea, dauae tradidimus, non adtingere luce est clarius. De animalculo cí. id, $ 30. Ehrenbergii observationes recentissimas relaturi exponemus. — CAPUT 2. Boru auae de motu vibratorioavariis auctoribus sunt rnelata conspectus brevis historico-criticus. S 4. uibus motus ille vibratorius notus fuisset auctoribus, guigue verba de eo fecissent, hinc inde monuerunt viri docti, de ei Singulo guodam hujus generis phaenomeno disserentes, v. c. 6 Camo Grant. E- M Weber. Shatrev-LFoh. 3 Můller, Meyen al. Tamen aui completam hujus rei 287 J. PURKYNĚ: historiam evolvat, reperitur nullus. Operae igitur sit pretium, guae dicta jam sint traditague ab aliis, monere, non singulis guidem iisgue minutissimis momentis, ut cum pulvisculo rem excutiamus, guod et longum sit et supervacaneum, sed concinne, apte atgue ordinate, gravioribus tantum observatoribus et observationibus laudandis. Nec singulos Naturae scrutatores nominabimus, gui motum vibratorium in infusoriis, polypis, medusis al. tradidissent. Has enim relationes hinc inde tantum proferemus, ei uni solummodo studiosi, ut motus vibratorii primum guasi detectorem et doctorem in omni Sspecie cognoscamus et doceamur. Phaenomenon enim, guamvis notissimum sit maximegue tri- tum, tamen in anodontis secundum omnes fere rationes ante saeculare tempus cum dimidio fuisse perspectum ignorare videntur homines docti eruditigue plurimi, de dgua re fusius logui inferiori guodam i0co magis sit aptum. S 5. Mente ac cogitatione singulis omnibus perpensis, guattuor posuimus temporum non tam periodos, auam series, guarum limites terminigue hi sunt: Series I. Inde a primis temporibus, guo motus vibratorius bene sit cognitus, ad eam aetatem dgua motus ovorum ex polypis genitorum fuisset observatus. A Heide ad Ellisium. 1683-—1755. Series II. Ab hoc tempore ad motum vibratorium in vertebrato- rum, et batrachiorum auidem larvis, detectum. Ab Ellisio ad Steinbu- chium. 1755—1802. Series III. Inde ad motum vibratorium tamguam phaenomenou commune amphibiorum, avium et mammalium detectum. A Steinbuchio ad nos ipsos. 1802—1834. Series IV. Inde ad nunc, guo scribimus, temporis. — Wme1poTm Se essE DelIeide— Elis. 1683- 1755: S 6. 1683. Dee die Ant. de Heide (Anatome mytili. 1683. 8. ei Experimenta circa san- guinis missionem, fibras motrices, urtica(m) marinam etc. Accedunt ejus- 7 dem auct. observationes medicae nec non anatome mytuli ed. nova 1686. 8*), ut G. R. Treviranus (Erscheinungen und Gesetze des organi- *) In utroaue de Mytulo tractante libello paginae sunt eaedem. 288 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. schen Lebens. Bd. I. p. 278.) jam refert, primus motum vibratorium descripsit (I. c. p. 11. p. 45—48.) Radiosum eum vocat sive tremulum (I. c. p. 45.) et »observatur«, inguit, »hic motus in plerisaue Mytuli par- »tibus; de pinguedine dubito, in musculis €um nunguam asseguutus, sum, »sed in nullis manifestior est, guam iů Cirris, in guibus ob tenuitatem »et perspicuitatem facillime examinatur. Radiosum eum voco, duia instar »radiorum e Cirri toto ambitu procedit, fere eodem modo, ac in solu- »tione oculorum Cancri, metallorum etc. bullulae aéreae e corpore sol- »vendo emittuntur; tremulus dici potest, guia partes eo agitati reciproce »vibrantur. Hic motus vegetat non tantum in integro cirro religuis My- »tuli partibus connexo, sed in ejusdem frustis minutissimis abscissis, »guae lymphae marinae innatantia radiando per liguorem saliunt. — Per- »severat hic motus in cirris per multos dies, si agua marina humectati »serventur: exsiccatus autem motus perit, gui nec integratur, ubi ma- »rina affunditur, nisi exsiccatio nimia praecesserit. Hoc motu € Cirris »exit fluidum agueum Cumaue €0 mucor tenax, Cujus partes ipsaemet »saepe motu radioso pollent; agueo fluido globosae particulae innatant; »guae videntur etiam e Cirris protrudi; hoc saltem constat, has parti- »culas motu radioso a Cirris dispelli, paulo post denuo ad €0s recursuras; »bullulas ačreas emitti numguam observavi.« (I. c. p. 45. 46.) Negue circulationem guendam succi esse motum, sed in parte continenti posi- tum jure contendit (I. c. p. 46.). »Cirri pluviali madefacti motum minus »vegetum, guin aliguando nullum habent. Porro vero non absimile vide- »tur cirrorum aliorumague partium hoc motu gaudentium fibras instructas »esse tabulis vel poris, aguam ambientem admittentibus, gua eos subeunte »expelluntur particulae minus graves et sic excitatur motus radiosus, »eodem modo, ac igneae particulae e pruna aguae immersa extruduntur. »(I. c. p. 48.«) S A nte 1685. Joh. Swammerdamm. Joh. Swammerdamm, die xv. Februarii 1685 mortuus, primus, ut E. H. Weber (Meck. Arch. 1828. p. 419.) retulerat, motum in limacum embryonibus obvium rotatorium nudis oculis viderat. His enim verbis loguitur (Bibel der Natur. Aus dem Hollaendischen iibersetzt. Leipz. 1752. Fol. pag. 77.): »Am 21. Márz ofinete ich wiederum eine andere »Schnecke, in der ich 44 so grosse als kleine Schneckchen, alle in ihren »Hiillen verschlossen und ordentlich in der Mutter an einander geschich- »tet fand. Drei andere offnete ich einige Tage darnach und záhlte in »einer 65, in der andern 67 und in der dritten 74 Schneckchen. Die »kleinsten davon waren nicht grósser, als eine Nadelspitze. Hielt ich sie 19 289 J. PURKYNĚ: »an einem dunkeln Orte gegen ein brennend Licht und besah sie alsdann, »so sah ich, wie sie sich in der Feuchtigkeit der innern, amnium ge- »nannten Haut geschwind und sehr zierlich herumdrehten.« — Micro- scopica vero adcuratiori indagatione neglecta, caussam motus negue per- cepit, negue motum ipsum in branchiis anodontae (I. c. p. 82.) in cute limacis externa (1. c. p. 50.) in larvarum ranae branchiis ex corpore protensis (1. c. p. 322.) agnovit. S 8. 1695, Antonius a Leeuwenhoeck. Eximio huic Micrographo, anodontarum embryones motu rotatorio: circa axin volvi, fuisse notum (cí. Arcana naturae ed. tert.*) 1722. 4. in litt. xrv. Calend. Octob. 1695. missis p. 26.) E. H. Weber (Meck. Arch. 1828. p. 419—432) jam ante septem hos annos retulerat. Negue vero sola res ea est, auam notam Leeuwenhoekio debemus; guae in ano- dontis motu vibratorio efiecta cerni observarigue possint, ea omnia fere iam refert. Sic de altero motus vibratorii in anodontarum adultarum et iuniorum branchiis genere haec ait (Experimenta et Contemplationes. Delphis 1695. 4. p. 463.) »Cum barbam conchae intuerer, non solum eam »formatione repperi mirabilem, sed et motus minutissimarum particula- »rum, ex guibus illa barba ex parte constat, tam incredibiliter erat ma- »gnus, ut eum ad satietatem videre non possem nec facile percipi pos- »Sunt omnes motus, dguos in spatio, arenula non maijor(i) videram, ut »ante aliguot annos etiam narravi.«< — Negue eum nota illa tritague fu- gerat experientia, guod motu hoc vibratorio verus excitetur progressus et locomotio. Nam »Ouarto,« inguit (Experiment. et Contempl. in litt. xvrrr. Kal. Sept. 1695 missis. p. 565.) »Augusti die aliguot ex illis »ostreis aperui et ex uno exemi incredibilem copiam exiguorum ostreo- »rum, guae omnia viventia vidi, guaegue agitatione variorum minutis- »Simorum organorum (guae aliguantulum extra testes proferebant guae- »gue eas esse censebam partes, guas ostreorum barbas vocamus) jam »tantum in agua excitabant motum, ut jam aliguo modo celeriter in agua »natando progredi possint.«< — Ex loco illo, ab E. H. Weber. (I. c. p. 420) jam allato videtur elucere, fieri potuisse, ut auctor ille particulas ovarii libere se moventes vidisset, nec minus clare atgue egregie poly- porum adultorum motum vibratorium describit et infusoria minora €0 ipDSO in os ingredi vel impelli demonstrat. (Epistolae physiologicae super compluribus naturae arcanis. Delphis. 1719. 4. p. 66.) Ouin libere mo- *) Primae enim editioni haec epistola deest, guum novissimae, dguae insint litte- rae XVIII. Kal. Sept. Sint datae. 290 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. veri ovula polyporum, gui primus observavisset, noster fuisse videtur. »Cum animalculum aliguamdiu et ad lassitudinem usgue fixis oculis con- »tuitus essem, compluries et continuatis vicibus adverti, auoties animal- »culum istud corpusculum suum e theca evolvebat et rotatam denticula- »tamaue machinam in gyrum Circumvertebat, toties ex perspicuo guodam »sive pellucido loco in conspectum prodire particulam dguandam rotun- »dam et adeo parvam, ut, nisi contentissime advigilaretur, inobserva- »bilis esset. Praeterea adverti hanc eandem particulam mole paullatim »augescentem rapidissime rotari Circa suam axem et loco suo constan- »ter inhaerere; usgue dum animalculum magna corpusculi sui parte re- »gressum esset in thecam. Tum enim animalculum eam, guam dixi, ro- »tundam gyratamgue particulam locabat in margine thecae seu pyxidis »suae ataue ita theca ipsa globulo uno auctior excreverat.«< S 9 1748. Bohadsch. Bohadsch (de animalibus guibusdam marinis. Úbers. von Leske 1776. 4.) sepiarum embryones in ovis contentos moveri vidit; (I. c. p. 155. 157.) guem vero motum automaticum esse negat (I. c. p. 157.) Haud dubie animalia, guae Curculiones vocat (1. c. p. 157), embryones rotantes fuerant. Ouare eorum, gui embryonum rotationes vidissent, ter- tius jure meritogue dici potest. RNemmpor nm Series. 1755—1802. Blbs=Steinbiuch: S 10. B 4020: ERMGST DC IHAPE Me- J. Ellis (essai sur Vhistoire naturelle des Corallines. Traduit de VAnglois. A la Haye. 1756. 4.), polyporum plurimorum motibus fusius descriptis atgue enarratis (p. 19. 21. 28. 31. 35. 38. 41. 44. 97. et m. a. l.) singularem illam observationem ovorum libere se moventium addidit. Ouam aui confirmat locus, a Grant (Ann. des sc. nat. Tom. XII. p. 53. Froriep's Notizen 1828. No. 329. p. 323.) jam citatus hic est. Tractat enim diligens ille mercator Anglus operis sui Cap. XII. »de la maniěre, »dont les animaux des Corallines vésiculeuses se multiplient avec guel- »gues autres decouvertes microscopigues, faites au mois de Juin 1755.« — Comitibus Dr. Schlosser et Dom. Ehret in polypi specie, Filo maris nky 291 J. PURKYNĚ: dicta, ovis adcuratius observatis »Nous decouvrimes,< inguit (I. c. p. 116. 117.) »dans dautres vésicules, gue ces oeuís commencoient, A sanimer; »ils nous parurent Čtre évidemment de jeunes Polypes vivants, gui de- »plovoient dans un ordre circulaire les griffes, gui partoient de leurs »tětes, comme dans les autres polypes. Pendant gue nous étions occu- »pés A les examiner, nous en vímes guelgues-uns, gui s'étant detachés, »tombérent au fond du verre plein d'eau, oů nous les avions mis; ils »commencérent ensuite a se mouvoir et a Sétendre de la méme maničre, »gue les Polypes deau douce.« — Cavolini (Abhandlungen iiber die Přlanzenthiere des Mittelmeeres iúbers. v. W. Sprengel. 1813. 4. p. 56.) et Grant (I. c. p. 54.) non polypis similia corpora illa fuisse, sed poly- porum ova vera, iure meritogue adfirmare videntur. J. Chr. Schaeffer (die Blumenpolypen der siissen Wasser beschrie- ben und mit den Blumenpolypen der salzigen Wasser verglichen. 1755. 4. p. 13.) motus, aui tubuli initio vel fine in agua moventur, a Leeuwen- hoeckio (epist. physiol. 1719. 4. p. 66.) jam cognitos, satis clare de- Scripsit et icones pro temporum ratione laudandas fidasaue (Tab. I. II.) adiunxit. ili 1762. 1766. 1769. Baster! Ledermiller. Pallas: "Spallanz'amn v J. Baster (Opuscula subseciva 1/62. 4.) Mytili edulis animalculis, tamguam spermatozois, descriptis (I. c. Tom. I. p. 106.) de parvis My- tilis vix natis »intestinorum< inguit (l. c. p. 108.) »et linguae inprimis, »guae ne intra testas guidem umaguam guiescat, motum summa voluptate »contemplari licebat.« Ouem motum ex parte esse vibratorium, dubitabit nemo. Denigne »ostrearum recens natarum, guando vitro concavo, cui »aguae marinae aliguantulum infusum est, imponitur celerime natandi »facultate gaudere et undulato guidem branchiarum tunc parum e testis »exsertarum motu,« refert (I. c. T. II. p. 146.). Ceterum ultimus hic locus jam a Cavolini (Abhandl. iiber Pflanzenthiere ibers. v. Sprengel p. 51.) est indicatus, duobus tantum adjectis erroribus: 1. guod auctor non Baster, sed Basta vocetur. 2. auod opera ejus loco nominis opp. subseciv. opp. subst. no- minentur. M. F. Ledermiiller (Microscopische Gemiiths- und Augenergotzung. Nachlese. Erste Sammlung. 1762. 4.) primum, dgui ante se de polypis scripserint, recenset (I. c. p. 139—141.), de guorum igitur animalculorum vibratione L. B. curiosum, ne nimio plus hic referamus, haec relata ad- gredi iubemus. Describens vero animalculum guoddam microscopicum, 292 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORI CONTINUI ETC. forsitan crustaceum (I. c. p. 140. sag.), motus vibratorii ciliis effecti men- tionem exactam facit (p. 142.). P. S. Pallas (Elenchus Zoophytorum. 1766. 8. Charakteristik der Thierpilanzen iibers. v. Wilkens und herausgegeben von Herbst. 1787. 4.) succinctam completamaue opinionum omnium de natura zoologica aut ve- getativa zoophytorum prolaturus (1. c. Tom. I. p. 37—46.) historiam mo- tus saepissime refert, singulasaue species describens (1. c. Tom. I. p. 96. 123. 137. e. s. pl.) iterum adnotat. Denigue spongiarum poros aperiri claudigue secundum Ellis (Acta. Angl. Vol. 53. p. 432.), adsentiente, ut videtur, Jussieu (Act. Gall. 1742. p. 293.) contendit (I. c. Tom. II. p. 213.). Spallanzani (Physikalische und mathematische Abhandlungen. 1769. 8.), infusoriorum ventriculis permultis (?) jam descriptis (p. 127—131) e tri- tici infusione sumptorum animalculorum haec refert (1. c. p. 132.): »Als »etwas sonderbares und neues sah ich, dass aus den áusseren Theilen »des Leibes ringsherum, gleichsam wie ein Kranz von Fáden oder lan- »gen Spitzen herausging. Diese Spitzen fuhren mit solcher Heftigkeit »aus dem Kórper heraus, dass dadurch eine leichte Erschiitterung in der »wássrigten Materie entstund.« (1. c. p. 133.). S 19. 1 OE M ubbe r. Otho Fridericus Miller, systematico indagini plus, guam physiolo- gico incumbens, motum vibratorium minus, guam alii, respexisse vide- tur. Tamen animalcula microscopica descripturus (Vermium terrestrium et fluviatilium succincta historia. Pars I-III. 1774. 4.) multis locis (p. 71. 96. 130. e. s. pl. (cilia vibrantia infusoriorum, a Leeuwenhoeck (Arcan. natur. p. 22. p. 255. etc.) jam cognita, denotat et characteribus generum vel specierum adplicare studet; negue minus in Zoologiae Danicae seu animalium Daniae et Norvegiae rariorum ac minus notarum descriptioni- bus et historia 1777. fol. idem ex parte facere pergit (1. c. p. 44. 45. etc.). Hydram explicaturus (Vermium terrestrium ete. P. III. p. 17.) motum in- vocat »velocissiimum minoremaue et minimum Tubulariarum< (1. c. p. 16—19.). Ouae autem de Medusa'aurita refert (Zoolog. Danic. etc. p.51.), num huc pertineant nec ne, non diudicemus. Haud dubie vero »dguod »tentacula annulorum abrupta incauto animalcula motu vitali simulantia »facile imponant« (p. 51.), motu vibratorio efiicitur. Negue vero ullibi singularis nostri phaenomeni explicationem invenimus, guamvis opus ilud praeclarum, ignis vi infesta rarissimum, de animalculis infusoriis scriptum, nulla umauam copia fuisset comparandi. 12 J. PURKYNĚ: S33 VECÁTA oman Uf beji (* Gleicheu"Boitana E 1elot m: A. Gleichen (Abhandlung iiber die Saamen- und Infusionsthierchen. Niirnb. 1778. 4.) vorticem et adtractionem globulorum e Vorticellis fusius deseribit (cp. 15%) J. Fontana (traité sur le venin de la vipěre. Vol. I. II. Florence 1781. 4. in's Deutsche ibers. Berl. 1787. 4.) Furculariae organa rotatoria non veras esse rotas, sed »brachia mobilia minima« demonstrat (I. c. p. 59.), motum cum rota s. d. ignea comparans. Negue corpuscula motu vibratorio in Corpus ineuntia ignorat (I. c. p. 60.). J. C. Eichhorn, adcuratas suas de animalculis aguaticis observa- tiones expositurus (Beitráge zur Naturgeschichte der kleinsten Wasser- thiere 1781. 4.) motum vibratorium polyporum et afiinium animalium tamauam ciliis effectum monet (l. c. p. 21. 22. 23. 25. 27. 29. 30. 31. 38. 44. 45. 52. 59.) Denigue in larva aguadam insecti aguatica motus vestigia observasse videtur (l. c. p. 81.). Sn Z 1785. Grav in“ Philippus Cavolini (Memorie per servire alla storia dei polipi ma- rini. Napoli 1785. 4. Abhandlungen iiber die Pílanzenthiere des Mittel- meeres. Aus dem Italienischen iibesetzt von W. Sprengel. Niirnberg 1813. 4.), postauam tentacula Gorgoniae verrucosae fusius descripsit (I. c. p. 4 sag.), cutem externam, ciliorum fasciculis discretis verosimi- liter obsitam delineavit (1. c. tab. I. fig. 10.) generationigue huius ani- malis guam adcuratissime indagandae studuit (1. c. p. 8.); sacci ovula continentis forma proposita, nulla cilia effinxit (tab. I. fig. 6.). Sed ad- curatiora et latioria cum de Madrepora calyculari L., tum de ovorum exitu referuntur (l. c. p. 23.): »Als ich am 25. May 1784 eine Gruppe » Madreporen, die ich in einem Glase hatte, untersuchte, bemerkte ich »mehrere, hoch scharlachrothe, im Wasser umherschwimmende Kůgel- »chen. Ich heftete meine Blicke auf die Madreporen selbst, um zu er- »fahren, ob sie vielleicht ihnen zugehorten und wirklich entdeckte ich »eine, die in drei Kanálen dicht unter der Oberiláche sechs solcher Ků- »gelchen enthielt, wie ich wegen der durchsichtigen Oberhaut sehr deut- »lich sehen konnte.« — Inseguenti anno repetitis observationibus et auc- tis, eadem confirmavit loguutus (l. c. p. 47.): »Eine kleine, hochstens »6 Zoll lange Gorgonie brachte in Zeit von einer Stunde auf 70 Eier »hervor, die im Wasser herumschwammen und endlich an die Ober- 294 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. »fláche des Gefásses kamen« pergitaue (1. c. p. 48.), »Kaum aber hatte »ich das Ei einige Momente betrachtet, so entiloh es, obgleich das Mi- »croscop fest stand, meinen Augen, und als ich es durch Bewegung des »Glases wieder zu Gesichte bekam, hatte es keine Gestalt verándert »und befand sich, so viel ich mit der Linse Nr. 64 wahrnehmen konnte, »in einer bestándigen, schnellen Bewegung.«< »Vom Microscope kehrte ich zum Gefásse zurick, wo sich alle »Eier in einer geordneten Reihe mit dem dickeren Ende an den Rand »des Gefásses angelegt hatten, so dass sie, wie ein Schwarm von Blatt- »láusen, die an einem Aste sitzen, erschienen. Ich fing an, sie mit einer »Nadel umzustossen und indem sie bald hierher, bald dorthin schwam- »men, veránderten sie ihre Gestalt auf eine bewunderungswůrdige Weise, »indem sie von der ovalen Form bald in die eines Kůirbis, einer Birne »und einer Feige iibergingen, dann kuglich wurden und dann nach kur- »zer Zeit wieder stufenweise durch dieselben Formen Zur ersten ova- »len gelangten. Alle schwammen aufsteigend im Wasser umher und, »wenn sie die Oberfláche erreichten, so fuhren sie sogleich in horizon- »taler Richtung dem Rande zu. Das Aufsteigen geschah mit einer Art »wurmfórmiger Bewegung; der horizontale Gang aber, indem sie sich »auf eine eigene Weise mit der zugerundeten Seite zuerst iberschlugen.«< Ci. etiam I. c. p. 60. Denigue p. 50: »Die Eyer der Madrepore boten, »sobald sie vom Mutterstamme getrennt waren, dieselben Erscheinun- »gen dar, die ich bei der Gorgonie umstándlich beschrieben habe.< — Eadem de Sertularia ramosa refert (1. c. p. 80.) Praeterea excellens ille scrutator alia citat motus vibratorii ge- nera et ex aliis iisgue ante magnam annorum seriem praegressis ob- servatoribus. (1. c. p. 51.): »Auch in der Klasse der Wiirmer finden sich »Beispiele von Eyern, die nicht als wirkliche Thiere vom miitterlichen »Kórper ausgegangen, dennoch einer willkihrlichen Bewegung geniessen. »Die Vermiccharia marina des Imperati (Hist. nat. p. 732.), von der man »vorher nicht wusste, wohin sie gehórte, ist das Erzeugnis des Lepus »marinus (Bohadsch de auibusdam animalibus marinis p. 27.). Die oben »erwáhnte Serpula Caraco befestigt an ihrer Róhre sackfórmige Grup- »pen von Eyern, welche sich willkiihrlich bewegen. Die Toetus der Ostrea »edulis, die sich unter mehreren Klippen in grósseren Massen findet, »bewegen sich nach Basta (Opusc. subst. Tom. II. p. 146.) im Uterus »der Mutter schon mittelst ihrer Kiemen sehr schnell und nehmen, wenn »sie geboren sind, durch diese Kiemen allemal ihren Wohnplatz unter »den Klippen ein.«< Denigue fere omnium polyporum adultorum motibus suis locis descriptis, mechanismum, guo motus vibratorii ope animalcula infusoria capiantur, e Sertularia refert. (1. c. p. 40.) — — 4 O1 J. PURKYNĚ: S 15. 195. E04 G. X. Poli (Testacea utriusaue Siciliae eorumaue historia et ana- tome. Tom. II. 1775.) (primum enim tomum comparare nos non potuisse iure dolemus) pluries verosimiliter motum vibratorium viderat. Fieri fa- cile potest, ut illa de Venere Chione dicta (1. c. p. 87.) ad eum sint re- terenda. De Mytili edulis branchiis, animalculis ovarium habitantibus de- scriptis (1. c. p. 200.) haec refert (1. c. p. 201.) »Videbatur humor ex- »currere per canales labiorum transversos, guos infra indicabimus, motu »ultra fidem pertinacissimo, adeo ut tumultuose ebullire adpareret ad »modum undarum transversim progredientium ac se mutuo successive »prementium.« Non circulationem, sed motum fuisse vibratorium id, guod viderat, verosimili est majus. Testem nominamus Sharrey, gui eandem hallucinationem facile fieri posse non iniuria contendit. (Froriep's Noti- zen. 1830. Nr. 630.) | -r Hemporum Series: 1802—1834. $ 16. 1802. SMLTOR bien Joh. Georgius Steinbuch peculiari libello. (Analecten neuer Be- obachtungen und Untersuchungen fiir die Natůrkunde. Fiirth. 1802. 8.) de motu vibratorio in polypis amphibiorumgue larvis obvio singularibus duobus capitibus agit. Ouorum primum inscribitur: »Beobachtungen »iber den Larvenzustand, vorziůglich iiber das Athmen der jungen »Stumpfeydechsen.« (I. c. p. 24—88.) Per branchias extra corpus proten- sas respirationem tamguam peculiare guoddam respirationis genus con- templatus (1. c. p. 26.), vasorum minimorum retibus adcuratius descriptis, motum vibratorium teleologico guodam, ut ita dicamus, consilio fretus et, moleculas cum branchiis contiguas, respirationi non amplius aptas ilico removendas esse, opinatus enarrat. (1. c. p. 46.): »Wenn man bei »der vollkommensten Ruhe des Thieres, bei gánzlicher Ruhe der Kiefen »und des im Objectelase befindlichen Wassers den beschriebenen Kreis- »lauf im Microscope betrachtet, so bemerkt man, dass kleine in dem »Wasser schwimmende, durch's Microscop sichtbare Kórperchen, kleine »Infusionsthierchen u. dgl. von allen Seiten her pfeilschnell auf die Ober- »fláche dieser Kiefen hin und mit gleicher Geschwindigkeit plótzlich von 296 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. »dieser Oberfláche wieder abfahren.« Praeclaregue addit (1. c. p. 47.): »Der denkende Beobachter findet sich bei Entdeckung dieses Phánomens »noch weit mehr in Verwunderung gesetzt, als zuvor bei Entdeckung des »beschriebenen, so sehr in die Augen fallenden Blutlaufs.« — Motus in- dolem explicaturus auodgue corpusculum velocitate semper aucta bran- chias aggredi, linearum aliguot distantia usum instar fulguris advehi, et, simulataue tactus esset factus, velocitate iterum minuta revehi, dum, in aguae spatio dguiescat, explicat (1. c. p. 48.). Eundem esse adgressus, auam regressus angulum, latere anteriori acutum posteriorigue obstusum adnotat (I. c. p. 49.), guo fiat, ut obliguo tramite progrediantur corpus- cula (I. c. p. 50.) Ouamvis corpuscula varia simul ratione moveantur, tamen ab exteriori posteriorigue parte ad centrum omnium commune fluxum guasi esse principem, a virium contrariarum diametro profectum (I. c. p. 52.). Negue in branchiarum particulis discretis motum illum de- esse (I. c. p. 54.). Ouin eae ipsae planetarum instar moventur: »In ei- »nem gleichartig lebhaften Gange bewesten sich diese kleinen Kiefen- »theile in bestimmten Richtungen durch den weiten Wasserraum des Uhr- »glases ununterbrochen umher. Ein jedes derselben beschrieb durch die »Art seiner Bewegung eine Bahn, welche ihrer Form nach mit der jáhr- »lichen Bahn des unseren Planeten, die Erde, begleitenden Trabanten, »des Mondes, iibereinkommt.« — Singulae partes eandem tenuerunt di- rectionem (I. c. p. 55.). Ouod minores illae moveantur partes, varium pondus specificum caussam esse habendam. »Die kleinen abgeschnittenen »Theile waren in diesem Falle die kleinere zu bewegende Masse und »ihr mit dem specifischen Gewicht des Wassers, worin sie schwammen, »iibereinstimmendes specifisches Gewicht, gab ihnen einen so hohen Grad »von Beweglichkeit, dass sie, anstatt zuvor die umgebenden Theilchen »von aussen anzuziehen, jetzt vielmehr diesen entgegengingen.« (1. c. p. 55.). Motum vero primigenum in agua cieri ex eo elucet, guod in mera agua particulae rotentur, guod agua, nec particulae, respirationis sint materiae (I. c. p. 57.). Evanescentibus branchiis, motus minuitur, dum cum branchiis ipsis evanidus reddatur. (1. c. p. 51.). Oui vero mo- tus non una omnis vice sistitur, sed singulis locis, gui ambitu semper augeantur (p. 62.). Nec fixi ii sunt, sed nunc hac in parte, nunc in illa reperiuntur (I. c. p. 63.) Oui jam cesserat motus, irritamento guodam V. c. concutione, acu, suis seta etc. iterum excitatur (p. 66.) Hlunc guam- vis a physicis caussis derivare conetur, tamen adesse cilia opinatur (I. c. p. 73. et p. 95.), guod eadem phaenomena in infusoriis ciliis effi- ciantur (1. c. p. 74.). Ouae omnia de Lacerta palustri. In ranarum larvis eadem occurunt, minora tantum et debiliora (1. c. p. 74.). Negue bran- chiarum in corpus retractarum superficies vibrat (I. c. p. 75.) negue aguae partes motus vibratorii ope ullo modo in ačreas partes mutantur 297 jm. 1 -I J. PURKYNĚ: (l. c. p. 78.). In novis vero et reproductis branchiarum partibus motus vibratorius ordinate succedit (l. c. p. 85.). In altero tractatu inscripto: »Beobachtungen iiber das Vermogen »des Federbuschpolypen, das ihn umgebende Wasser in Bewegung zu »setzen« (1. c. p. 89. sag.) motum vibratorium a Trembley (Abhandlun- gen zur Geschichte einer Polypenart des siissen Wassers iibers. v. Gótze. 1775. 4. p. 289.) Rósel (Insektenbelustigung p. 458.) et Miiller (Verm. terrestr. et fluviatil. historia. Vol. I. P. II. p. 16.) al. jam descriptum ex ore, ut aligui proposuerant, egredi jure negat (1. c. p. 91.), eundemaue esse, guem in branchiis larvarum repererit, adfirmat. Eadem ratione particulae descissae in agua rotantur, Cilia tenuissima, sibi maxime ad- propinguata, tamaguam organon rotatorium, post multum laborem operam- ague observavit (I. c. p. 94. tab. I. fig. 5.); motu vero vibratorio parti- culas minimas in corpus invehi negat (I. c. p. 96.). SU. 1805. Te sis: Tilesius (De Corallio singulari maris orientalis ejusaue organo la- pidifico in Mém. de ' Acad. impériale de St. Petersbourg. Tom. x. 1826. 4. p. 322. sgg.], Milleporae rosseae motibus relatis (1. c. p. 325.), de ge- neratione hujus animalis loguutus (p. 328.), ut Meyen (Rob. Brown's verm. Schr. 10. p. 461.) jam refert, motus liberos ovorum describit. »Vita«, inguit (I. c. p. 329.), »praeditos fuisse (sc. globulos), ex motu »conclůdo, guo cum sensim celeriori et formam mutanti in circuitum re- »petitum per aguam natarunt, fundum denigue petentes formam hemi- »sphaericam induere videbantur et ambitu augeri.«< Haec omnia anno 1805 observata essse ex iconibus additis (Tab. xx.) elucet. S 18. 18121813: Diu "mr:ochet: Du Trochet (Recherches sur les Rotiféres in Ann. du Muséum d'hi- stoire naturelle. Tom. xrx. 1812. 4. p. 355. sag.) eorum, gui motum vi- bratorium eandem semper tenere directionem negassent, sed rariori in casu in contrariam etiam abire confirmassent, primus, rotiferas descri- bens, esse nobis videtur (I. c. p. 358.) et cum vortices motu rotatorio in agua efiectos, tum ejus ope factam rotationem animalis ipsius accurate describit (I. c. p. 363.) analogiamgue cum polyporum phaenomeno agno- vit (I. c. p. 364). Atgue etiam motum guendam ovi observasse videtur 298 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. loguutus (I. c. p. 365.): »Légérement jaunátre et trěs transparent, il agi- »toit lentement, mais sans changer de place, ni presgue de forme.< — In alia guadam Rotiferi specie aliud rotationis genus his verbis describit (I. c. p. 368.): »D'autres fois animal rentre en entier son pavillon en »laissant seulement dehors sa roue, dont la circonférence est diminuée »de plus de moitié et dont les dents transformées en bras s'agitent et »vibrent avec rapidité sans aucune rotation. Par ce nouveau mécanisme »animal forme un tourbillon plus petit, aue celui, gu'il produit par le »moyen de la rotation de sa roue.« — Rotiferum Leeuwenhoekii motu vibratorio alimenta capere contendit (1. c. p. 3783.). Idem auctor anno inseguenti (Sur le méchanisme de la rotation chez les Rotiféres in Ann. du Muséum. Tom. XX. 1813. 4. p. 469 saa.) mechanismum rotationis explicare studuit (I. c. p. 470—473.), guae res aguum sine figurarum additarum copia intelligi non possit, tractatum ipsum, L. B., ut adgrediaris, orare Te coacti sumus. $ 19. 1815. Stiebel. Salomo Stiebel (Diss. inaugur. sistens Lymnaei stagnalis anatomen. Goetting. 1815. 4.) mirabilem illum rotatorium embryonum motum, gui inde a sexto ad septimum diem incipiat, describit (1. c. p. 39.). Volun- tarius capitis motus et corporis rotatorius duodecimo die reperiuntur (p. 39.); guem rotatorium cum planetarum viis comparat (1. c. p. 40.). — Sermone vernaculo Germanico eadem eodem anno repetuntur. Meck. Ache I. Eleit. 3. p. 424; 425. Novas anno post observationes de Lymnaei generatione communi- cans (Meck. Arch. Bd. II. Het 4. p. 357. saa.) infusoria in ovis contenta describit, auae libere moveantur et continuo circa axin volvantur (1. c. p. 560.). Ouae num moleculae fuerant ab embryone descissae? In rota- tionis motus solis lucem influere contendit (I. c. p. 561.) S20. 1816—1817. Brman. Erman (Wahrnehmungen iiber das Blut einiger Mollusken in d. Ab- handlungen der kónigl. Akademie der Wissenschaften in Berlin. Aus den Jahren 1816. 1817. Berlin 1819. 4. p. 199. saa.) in bivalvorum tentaculis motum vibratorium, aliarum jam descriptarum observationum ratione non habita, observavit nec cům Circulatione sanguinis cohaerere bene monuit. Phaenomenon ipsum. conditionibus hygroscopicis fundatum 299 © J. PURKYNĚ: autumat (I. c. p. 214.). Minus autem, guae dicuntur, caetera (cf.. G. R. Treviranus verm. Schrift. Bd. III. p. 241.) probanda esse videntur, ex gr. guod post horas aliguot motus sistat, et, infusa agua, denuo incipiat; guod in particula primum per lucis flammam exsiccata denuoaue irrigata augeatur e. s. pl. Denigue corpora permulta rotunda, vesiculosa e sulcis tentaculorum exiisse dicuntur, dguae primis momentis motum guendam rotatorium circa sulcorum orificia, sectione orta, effecerint, tum vero ratione spontanea per aguam sint mota. Moleculae hae viventes, guo magis egrederentur, e0 magis motus vibratorius cessit negue igitur du- bium esse opinatur, guod horum motuum caussa in illarum molecularum motibus sit posita ac guaerenda. Phaenomenon nostrum in branchiis, pallio pedegue reperiri iniuria negat. Relationis vero fini verba haec vera imponit (I. c. p. 215.) »Die durchgángige Constanz des Phánomens, ver- »bunden mit dem fast ausschliesslichen Vorkommen der Molekeln in »diesem Organ, scheint mir die Vermuthung zu begriinden, dass nicht »ein blosser, gleichsam zufálliger Parasitismus von microscopischen »Entozoen hier Statt finde, sondern dass die Bedeutung wichtiger und »eingreifender sich ergeben werde.«< S21. 1818—1820. Gruithuisen. Treviranus. Schweigcer. Gruithuisen (Physiologische und physiographische Bemerkungen iber microscopische Thiere etc. in Salzb. mediz. chir. Zeit. 1818. IV. p. 222 saa.), Volvocis sphaerulae ciliis vibratoriis permagnis commemo- ratis, Confervae guininae (verosimiliter false sic determinatae) cornua (I. c. p. 223.) et spermatozoa ciliorum opera progredi refert (l. c. p. 237). Planariarum cilia eo loco, guo difiluunt, moveri adhuc (I. c. p. 286.) observavit; limacum vero embryones in ovis progressos pro infusoriis haberi (I. c. p. 382.) voluit. Anno inseguenti idem auctor (Salzb. mediz. chir. Zeit. 1819. II. p. 447.), motum vibratorium in branchiis caudague larvarum ranae conspiciendum describit, guo idem effici adfirmat, guod in infusoriis ciliis vibratoriis perficiatur. — G. R. Treviranus (Ueber anatomische Bewegungen der organischen Elemente gewisser Organe der zweischaaligen Mollusken in d. Verm. Schrift. Bd. III. p. 234.) cum Mytili anatini branchiarum, tum partium minutissimarum descissarum motum vibratorium, guem spiritu vini vel exsiccatione organi sistere refert (I. c. p. 239. 240.), fusius describit. A. F. Schweigger (Beobachtungen auf naturhistorischen Reisen. Berlin 1819. 4.). variis de natura coralliorum expositis sententiis (p. 1—7.), spongiarum contractiones, ab Aristotele, Aeliano, Plinio, Imperato, 300 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. Gessner, Linnaeo, al. enarratas cum Rondelet, Spallanzani, Cavolini, Lamouroux, Bosc, Peron al., propriis suffultus observationibus denegat (p. 32.). Foramen Spongiae coronatae longis tenuibusgue ciliis obsitum esse (1. c. p. 80.) exponit. Motum ovorum liberum, e Cavolini tractatibus sibi notum, cum phaenomeno illo comparat, guod ulvae et confervae in infusoria discedant, (1. c. p. 90. 91.) guae res secundum nostras observa- tiones Talsissima est. In libro illo de naturali evertebratorum animaiium historia conscripto posteriorigue anno edito (Handbuch der Naturgeschichte der skelett- losen, ungegliederten Thiere. Leipzig. 1820. 8.) idem ille auctor Rotato- riorum motum vibratorium secundum Dutrochet explicat (I. c. p. 300), Trichodarum vero, Keronarum al. cilia cur immobilia vocet (l. c. p. 301.) nescire nos fatemur. Negue respirationi, sed alimentorum captui esse rotationem censet (1. c. p. 303.). De polyporum ovis libere natantibus eadem, guae opere priori, iterum refert (I. c. p. 359.). Negue vero mo- tus vibratorii in molluscis obvii mentionem facit ullam. 1821. 1822. Agardh. Gruithuisen. Joh. Miůller. C. A. Agardh (Beobachtungen einer der Zauberkraít hoherer Thiere ahnelnden Erscheinung bei Infusorien in Nov. Act. Ac. Caes. Leopold. Tom. X. 1821. 4. p. 127 saa.) motum rotatorium vorticellarum, guo mi- nora infusoria capiuntur, cum mirifica illa serpentum vi Comparare stu- det (p. 135.), guam rem saeculo antecedenti Wrisberg (de animalculorum infusoriorum satura. 1765. 8. p. 63.) jam opinatus fuerat. Gruithuisen (Die Branchienschnecke und eine aus ihren Ueberre- sten hervorwachsende lebendig gebár. Conferve in Nov. Act. Ac. Nat. Cur. X. p. 137 saa.) cilia motoria (vel. vibratoria) e Valvata sua bran- chiata describit. (I. c. p. 441.) et depingit (I. c. tab. xxvrur. fig. 5. 6.) Joh. Miller (Diss. sist. commentarios. de phoronomia animalium. Bonnae 1822. 4.), guamvis de zoophytorum et protozoorum motibus lo- auutus motus vibratorii mentionem nullam faciat (I. c. p. 41.) tamen stu- duisse se probat (1. c. p. 5.) »ut a vitae incunabulis et primordiis, ab »initiis vibrationum materiae animalis oscillantium exortus per phytozoa, »mollusca, polymeria, insecta, pisces, amphibia et altiores animalium »gradus ideam motus organici produceret.« — $ 238. 1823. 1824. bbíse CGCarus. Bell Rosenthal Prevost Hugi (Isis. 1823. p.213. 214.) motum rotatorium embryonum Lymnaei stagnalis fusius describit. 21 2 DI J. PURKYNĚ: Carus (von den áusseren Lebensbedingungen der weiss- und kalt- *bliitigen Thiere. 1824. 4.) motum in ovo rotatorium primarium cosmicum vocat (l. c. p. 60.). Incipere enim auarti diei initio et tempestate clariori lumine solis concentrato, prius incipere et incipientem augeri contendit (I. c. p. 61.). Die guinto vel sexto septem vel octo rotationes per sexa- gesimam horae partem peragit. Adesse vero praeter motum rotatorium progressorium guendam motum linea spirali iterum in se recurrenti usum (I. c. p. 62.) Ouem per longissimum tempus ibi durare, guo ince- perat, i. e. in fine hepatico (I. c. p. 63.). Denigue spiralem hepatis et testae conformationem ab eo deduci confirmat (1. c. p. 64.). Th. Bell (Zoological Journ. Vol. I. No. 1. Isis 1829. p. 1315. 1316.) motum pulvisculi in agua, in gua spongiae insunt, vidit, guamvis ipsa- rum spongiarum contractionem illam habuisset. F. Rosenthal (Beitrag zur Anatomie der Ouallen in Tiedemann und Treviranus Zeitschrift. Bd. I. 1824. 4. p. 318 seg.) singulas Medusae auritae particulas descissas continuo moveri (1. c. p. 321.) et ova recta via progredi regredigue, nulla mutata forma, (l. c. p. 328.) enarrat. Prevost (De la generation chez les Moules des Peintres in Mém. de la Societé de Physigue et d'hist. naturelle de Géněve. Toi. III. Part I. 1825. 4. p. 121.) partes vibrantes ovarii Myae pictonum pro animalculis spermaticis habet (I. c. p. 123.). $ 24. 1825—1827. Dutrochet Garus. Grant. Home., Baer. Raspail ievden. Dutrochet (L'agent immédiat du mouvement vital. 1826. 8.) motus Spongillae haud dubie vibratorios fusius describit (I. c. p. 179. 180.). Carus, continuatis observationibus (Neue Beobachtungen iiber das Drehen des Embryo im Ei der Schnecken. Im Sommer 1825 und 1826. Im"Nove. Act 1Acad. Caes.11*C"Nat "Gurmos. VOL 2 p 703saa) motum rotatorium e Paludina vivipara refert (I. c. p. 766.). Embryonem e chorio exemptum libere moveri viderat, guamvis vivens adhuc animal post sexagesimas aliguot guiescat et ipse ille motus minus sit regularis. Parietem igitur chorii in motum ipsum habere influxum (I. c. p. 768.) opinatur. Praeterea regularis guidam albuminis ad certa embryonis puncta, guibus motus rotatorius efficitur, adfluxus adest (I, c. p. 769.). Ouod phaenomenon cum aguae influxu per orificia pallii efiluxugue per annum anadontarum jure comparat, cuius nihil aliud esse vim, guam adtractionem et repulsionem, cum ab omni embryone, tum a singulis eius partibus in albumen efiectam, gua vortex oritur, gui embryonem vix visibilem rotare possit (I. c. p. 771.), existimat. 302 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. Grant (Cf. Isis. 1832. p. 1236 saa. Froriep's Notizen. 1826. No. 279. p. 225.) fusius adcuratiusaue aguae fluxu et refluxu per poros et canales Spongiae paniceae descripto (l. c. p. 228.), Schweigger, dui contraria ediderat, refellit, propria de libero ovorum motu, guae Ciliis vibratoriis muniantur et moveantur, observatione addita (I. c. p. 229.). Oui in agua macerata jam desiit motus, salina maris agua addita, denuo cietur (l. c. p. 228.). Negue ullam umauam viderat in Spongiis contractionem (I. c. p. 229.) indegue haec concludit (I. c. p. 232.): »Wegen dieser ausser- »ordentlichen Unempifindlichkeit der Spongien fiir den Eindruck der »stárksten, kinstlichen Reizung unter allen Umstánden und wegen des »oben angefiihrten Umstandes, dass sich der Kórper derselben wáhrend »der Stromungen nicht freiwillig zusammenzieht, fiihlen Wir uns gedrun- »gen, diese Function, fiir welche der ganze Kórper des Thieres so be- »wunderunswůrdig gebildet scheint, irgend einigen Kráften zuzuschreiben, »welche, wáhrend die ganze iibrige Masse des Zoophyten in Ruhe ver- »harrt, in bestándiger Thátigkeit sind.« Idem auctor (the Edinburgh New philos. Journ. April— July. 1826. Froriep's Notizen. 1826. No. 329. p. 321. Isis. 1830. p. 202. Ann. des sc. nat. (om. XII, p. 52. Robert Brown's verm. Schrift. iibers. v. Nees. v. Esenbeck. Th. IV. p. 448.) egregium de motu libero ovorum Cam- panulariae, Georgoniae, Caryophylliae, Spongiae et Plumulariae tracta- tum exhibuit. Observata ab Ellis facta eo correxit, guod corpora illa non polypi veri sint, sed capsulae pellucidae, tria ova continentes (Rob. Brown's verm. Schr. IV. p. 450.). Haecgue ciliis muniri addidit (1. c. p. 451.), auibus vibrantibus motus eorum rotatorius efficiatur (I. c. p. 454.). Negue umguam posteriori fini rotundato cilia clare viderat. Mo- tus nunc relaxatur, nunc augetur negue in ovis dimidiatis deficit (I. c. p. 455.). Plumulariae vero ova, aliguo corpore v. c. crini, conferva, arenae globulo al. tacta contrahuntur formamaue mutant (I. c. p. 457.). De spongiarum guarundam Calcariam carbonicam continentium na- tura agens (Froriep's Notizen. 1826. No. 336 p. 85 sag. 1826. No. 338, plz sad- No. 375. p. 3 sada. und No. 376 p. 19 sga.) cilia vibratoria tenuissima nutritionis, respirationis, locomotionis caussa celerrime mo- veri contendit (I. c. No. 375. p. 6.). Particularum descissarum canales motus demonstrarunt, nullis ciliis observandis (I. c. p. 7.), guae adcura- “ tissime in ovis visa describit (1. c. p. 9.). Vibrationem vero primum certo guodam loco, tandemague omni superficie desinere observavit (l. ENO a16. p..20.). Idem auctor (Ueber das Daseyn und die Bestimmung der Wimpern bei den Jungen der Gasteropoden und die Ursache der Spiralform ein- schaaliger Schaalenthiere in the Edinburgh Journ. of. Science No. XIII. July 1827. Heusingers Zeitschrift fiir die org. Physik. Bd. I. 1827. 8. p. 303 W J. PURKYNĚ: 263 sag.) in Buccini undati et Purpurae lapilli embryonibus celerem et continuum liguoris amnii in anteriorem corporis partem omni evolutionis ovi stadio dirigi viderat motum, guem ciliis in margine duorum proces- suum infundibuliformium anterioris corporis partis positis effici micro- scopio observavit (1. c. p. 264. 65.). Motum vibratorium primum em- bryvonis viventis esse signum, guum non solum motum, sed formationem cordis antecedat (1. c. p. 265.). Duos ciliorum circulos in Buccinis neo- natis per tempus aliguot adhuc reperiri (p. 266.). Eadem cum in Pur- pura tum in aliis se observasse molluscis (1. c. p. 267.). Trochi, Neritae al. embryones ciliis longissimis circa axim volvi iisgue ex ovis deinde protrudi; guae eadem in embryonibus Dorinis, Eolidis esse observanda (p. 267.). Embryones natos celerrime moveri ciliis (I. c. p. 268.). Ev. Home (Philos. Transact. 1827. P. I. p. 39 saa. Heusingers Zeit- schr. Bd. I. p. 391 sag.) motum rotatorium embryonum Myae descriptum secundum observationes Baueri a motu vermis cuiusdam parasitici de- »rivat! -—— »but Mr. Bauer's close and persevering examination,< induit, »very soon detected the true cause of this strange phenomenon, which »was produced by a small worm that had got into the vesicle, and »while feeding on the embryo, performed these revolutions, carrying »the young muscle round alongh with it, although itselí concealed from »the eye of the observer«: (I. c. p. 45.). Anglus num jocet, an somniet, nescire nos fatemur. C. E. a. Baer (Beitráge zur Kenntniss der niederen Thiere in Nov. Act. Ac. Caes. £1C5 Nat: Gur- Vol. xi P- 11 p: 523 sad.) (tractatbus annis 1824 et 1825 exaratis, nova multa de animalculis microscopicis communicavit. Aspidogastere, in pericardio Anodontae obvio fusius de- scripto (I. c. p. 527—555.) aliisaue horum animalium entozois explicatis (1. c. p. 556—593.) nomine: chaotisches Gewimmel im Innern der Mu- scheln I. c. p. 594 sga. particulas tractat motu vibratorio rotantes, inter auas et infusoria limites certos definitosgue esse negat. »Es ist, als ob »hier unter den Augen des Beobachters der Muschelleib in seine kórper- »lichen Atome zerfiele und ein jedes fiir sich ein besonderes Leben usur- »pirte, als sollte Oken's Idee von dem Verháltnisse der Infusorien zu »hohern Organismen durch die unmittelbare Anschauung bekráftigt wer- »den.« (I. c. p. 595.). — »Alles, was sich rest, bewegt sich aber auf »eigenthiimliche Weise und man erkennt eine allmáhlige Abstufung von »einer vollkommen entwickelten, freien Lebensregung zu einer streng »nothwendigen Bewegungsform und endlich zu einer Bewegung, die »durch Leben nicht mehr beherrscht scheint. Die letzten Formen alle »aufzuzáhlen, ist vóllig unmoglich; denn sie sind so mannigfach und so »wenig bestimmt, dass man, um mit Lichtenberg zu sprechen, sie im »Dunklen besser zeichnet, als am Tage«< (1. c. p. 596.). — »So ist hier 304 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. »iiberall Gradation! In den beweglichen Kórpern selbst allmáhlige Ab- »stufung der Selbststándigkeit, — in den Theilen der Muscheln Abstu- »fung in der Fáhigkeit, in isolirtes Leben zu zerfallen und in den ver- »schiedenen Individuen der Muscheln nach ihrem Kórperzustande (1. c. »p. 602.).« — Ouae in ovario s. testi reperiantur, pro animalculis sper- matozois nuncupat (l. c. p. 598.), negue motum rotatorium saccorum ge- nituram continentium negligit (I. c. p. 648.). In planariis factas observa- tiones explicaturus particulam bis repertam commemorat (1. c. p. 711.) curvatam, casu ab animali dissecto amputatam, rotatorie se moventem, sicuti animalcula illa ex anodontis descripta. Raspail (Histoire naturelle de VAlcyonelle fluviatile (Alcyonella Stagnorum Lamk.) et de tous les genres voisins (An. 1827.) in Mém. de la société d'hist. nat. de Paris. 1828. 4. p. 75. sag.) secunda hujus tractatus parte (p. 131 sag.) fusius de motu vibratorio Alcyonellae, mol- luscorum et animalculorum infusoriorum agens nova guidem, dguamvis non ab omni parte absoluta et perfecta, descripsit. Cilia vibrantia, auia mota tantum videantur (guod vero maxime erraneum!), non existere (I. c. p. 132. 133.), sed, ut in branchiis Myae conspici possit, partes Ci- liis illico obtegi, corpusculis agua suspensis adtractis, adíirmat. Ouae eadem videri posse in palpis Myae, vix ac ne vix guidem in pallio; ovarium vero multas continere particulas se moventes (l. c. p. 134.). Negue deesse motum in pedibus, capite, tentaculis Lymnaei stagnalis et Paludinae vivipare (I. c. p. 185.); guin embryones albumine inclusos Ci- liis obtegi et moveri; guorum igitur totum corpus habendae sint bran- chiae (I. c. p. 136). Ne minimum vero motus vibratorii vestigium in batrachiorum branchiis et pulmonibus, in Hydrae tentaculis, in partibus stigmatum larvarum in agua viventium exterioribus observari (l. c. p. 136.). Eo, guod particulae branchiarum abscissae moveantur, concludi debere, cilia s. d. nihil aliud esse, guam vestigia substantiae aut inspi- ratae, sed minori certe, dguam medium ambiens, densitae praeditae (l. c. p. 136. 137.); guae igitur differentia densitatis aguae exspiratae efiiciun- tur (I. c. p. 141 et p. 159.). Itague organa polyporum, molluscorum et vorticellarum vibratoria respirationi inservire, simulaue vero motu ipso praeesse rotationi (I. c. p. 142.) Othonem Fridericum Miller particulas descissas tamaguam singula animalia, Trichodam farcimen, sulcatam, Ci- liatam, Leucophram fluidam, fluxam, armillam nominata, descripsisse, Home lobulos se moventes varias ejusdem vermis aetates habuisse p. 146. 147.) negue aliud esse Bačrii aspidogastera, in Froriep's Notizen. Jan. 1825 et Bull. des sc. nat. et de Géol. N. 593. descriptum (I. c. p. 147. 148.), ataue animalcula spermatica, a Prevost (Mém. de la soc. d'hist. nat. et phys. de Géněve. Tom. rr. P. 1. 1825. et Ann. des sc. nat. Tom. vrr1 Avril. 1826. p. 447.) observata (1. c. p. 147. 148.) existimat. 20 305 25 26 J. PURKYNĚ: A Heyden (Naturwissenschaftl. Versamml. 1827. Isis 1828. p. 505—507.) Plumatellae cristatae Lam. motum, secundum Meyen (Rob. Brown's verm. Schr. rv. p. 324.) haud dubie vibratorium describit. S 25. 1828. 1829. Meyen. Unger. Grant E. II. Weber: Píeitter. Tilesius. Eschsholtz. Rapp. AudouinetMilne Edwards. Dutrochet. Meyen (Naturgeschichte der Polypen. Isis 1828. p. 1225. saa.) Ci- liorum vibrationem ex Alcyonella stagnorum (I. c. p. 1227. et 1230.) motumgue ovi continuum ciliis confectum se observasse refert (I. c. p.. 2289)- Unger (Anatomisch-physiologische Untersuchung ůúber die Teich- muschel. Wien 1827. 8.), auamvis nulla usus microscopica inguisitione motum vibratorium ipsum non vidisset, tamen fluxum adguae per cana- lem alimentarem continuum, gui, si pigmenti pulvis in aguam spergatur optime cerni potest, observavit. Verae autem causae inscius, ori ipsi vim tribuit sugentem (I. c. p. 3.). Grant (Brewster Edinburgh. Journ. N. xv. Jan. 1828. Froriep's No- tizen. No. 440. Mai 1828. p. 837. saa.), novis in Lobularia digitata ob- servationibus factis communicatis, ovorum motum vibratorium. ciliis effectum adcuratissime exponit. F. H. Weber (Meck. Arch. 1828. p. 418 sag.) locis e Swammer- dammii et Leeuwenhoekii libris adlatis, veteres hos scrutatores naturae motum embryonum molluscorum rotatorium jam cognovisse demonstravit. Idem anatomes cultor egregius, guodsi in enarranda evolutionis hi- storia Hirudinis medicinalis (Meck. Arch. 1828. p. 366 sag.) de motu auodam undulatorio, auem nonnulli motum vibratorium aut aeguarunt, aut cum e0 compararunt, verba facit (I. c. p. 380 sgg.), nos ipsi, propriis edocti observationibus, non motum vibratorium ciliis, sed contractione fibrarum tenussimarum muscularium effectum esse, sicut in adultis hiru- dinibus, Diplozoo paradoxo al., adfirmare possumus. Baer (Isis 1828. p. 677.) de motu vibratorio guaedam refert, guae e theoria magis, guam ex experientia hausta esse videntur. Ita enim v. c. rotationem animalculorum rotatoriorum continuam esse contrac- tionum serie massae organicae et s. pl. opinatur. C. Pieiffer (Naturgeschichte deutscher Land- und Siisswassermol- lusken 1828. 4.) molluscorum embryones rotare denuo testatur. Tilesius (Beitráge zur Naturgeschichte der Medusen. I. Cassiopeae. In Nov. Act. Acad. Caes. Leopold. Carol. Nat. Curios. Vol. xv. P. II. p. 247 sagg.), motu systoles et diastoles e Cassiopea descripto (I. c. 306 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. p. 271.), villos oscillantes nominat (l. c. p.277.) et cilia vibratoria e Cas- siopea Andromeda (tab. Lxrx. fig. 2. tab. Lxx. fig. 1.). Medusa frondosa (tab. Lxrr. fig. 1.) et Cassiopea Canariensi (tab. xxrr. fig. 2.) pingit. Fr. Eschscholtz (System der Acalephen. Einé ausfihrliche Beschrei- bung aller Medusenartigen Strahlthiere. Berlin. 1829. 4.) Ctenophorarum organa motoria tractaturus fila earum motoria describit (1. c. p. 4.) sin- gulatimgue in Mnenia refert (1.c. p. 31.) et depingit (l. c. tab. 2. fig. 3.). In Beroidis octo filorum rotatoriorum series reperiri (1. c. p. 35.) et Rhizostomatum guemcungue marginem crenulatum permultis, minimis, nudis oculis haud videndis filis uti monet (l. c. p. 47.). Melicertae fila in interna disci superficie inesse (1. c. p. 105.). Siphonophorarum fila captatoria partim verrucis Ssuctoriis, partim parvis filis spiraliter con- tortis muniri (l. c. p. 121.). Denigue in magno Porpitae coeruleae exem- plari septem filorum captatoriorum gradus observari (1. c. p. 180.). W. Rapp (Ueber die Polypen im Allgemeinen und die Actinien ins- besondere. Weimar. 1829. 4.) Hydrarum tentacula magna sub lentium amplificatione singula cilia brevia ostendere (1. c. p. 13.) et Corynarum ova ciliis libere moveri (I. c. p. 14.) refert. Ouae Audouin et Milne Edwards (Ann. des sc. nat. Tom. xv. P. 13. Froriep's Notizen. 1829. No. 490. p. 84. 85.) de Ascidiis commemorant, ea ad motum vibratorium referenda esse videntur. Dutrochet motum vibratorium e Spongilla ramosa enarrat (Fro- riep's Notizen. 1829. No. 500. p. 244.—46.). S 26. 1830. Tiedemann. Meyen. Sharrey. Ehrenbereg. Fr. Tiedemann (Physiologie des Menschen. Bd. I. Darmstadt. 1830. 8.) non omnes animalium motus musculis perfici contendit (I. c. p. 561.). Praeclare O. F. Můller citat (I. c. p. 563.), motum rotatorium respicientem: »Volvox conilictor. Dextrorsum<, ait (Verm. terrestr. et iluviat. hist. P. I. 1. p. 29.) »sinistrorsumaue lente per intervalla rotatur, »loco tamen raro movetur. Moleculae innumerae, inter circulum conten- »tae in continuo motu et guasi in conflictu vehementi absgue omni or- »dine, hinc pro maiori coniligentium in alterum concursu sphaera ali- »guantisper dextrorsum vel sinistrorsum rotatur, moleculis eandem di- »rectionem seguentibus,« negue tamen auctorem bene intellexisse vide- tur, moleculas constitutivas moveri ratus (I. c. p. 562.). Polyporum ova natantia cum animalculis spermaticis motis comparat (1. c. p. 574.). F. I A. Meyen peculiari tractatu (historisch-physiologische Unter- suchungen iúiber selbstbewegliche Molekule der Materie in R. Brown's 20* 307 28 J. PURKYNĚ: verm. botanischen Schriften, iibers. v. Nees v. Esenbeck. Bd. rv. 1830. 8. p. 327. saa.), guae de animalium partibus sese moventibus exstant, relaturus, observationes a Grant (1. c. p. 449—462.), Tilesius (I. c. p. 460. 461.), Swammerdamm (1. c. p. 464.), Leeuwenhoek (I. c. p. 465—469.), Weber (p. 469.), Steinbuch (p. 471—478.), Erman, Treviranus et Ras- pail (I. c. p. 474.), Baer (1. c. p. 474—483.), factas refert; cui relationi de spermatozois (I. c. p. 488—486.), de vasorum biliferorum insectorum particulis (1. c. p. 486—487.), de molecularum in polypis circulatione (I. c. p. 487—1492.), observata adduntur. Cum omnis tractatus, tum ea, auae nos hic tangit particula, guamvis neguaguam perfecta sit dicenda, tamen multo labore esse eam exaratam, negare iniustum sit ataue im- probum. Molluscorum embryonum rotationes ciliis effici jure autumat (1. c. p. 470.) segue Alcyonellae stagnorum particulas a brachiis capta- toriis descissas (1. c. p. 478. 479.) et. Leucophrae solis ciliorum longo- rum fragmenta libere se moventia (1. c. p. 480. 481.) observasse com- municat. (Ouos vero e vasis insectorum biliferis motus describit (I. c. p. 486. 487.), ii nobis motus solummodo moleculares esse videntur. Ob- servationem, a Ileyden in polypis factam, ciliis effici, propriis experi- mentis nisus (I. c. p. 489.), negue vero in Hydrae fuscae interna bra- chiorum captatoriorum superficie (I. c. p. 491), negue in globulis san“ guinis inesse motum vibratorium (l. c. p. 491. 492.), jure contendit. Idem auctor liberum ovorum Alcyonellae motum ciliis effectum esse, iterum meminit (Isis 1830. p. 186.). W. Sharrey (the Edinburgh Medical and Surgical Journal Jul. 1830. Isis 1831. p. 434 sagg. Froriep's Notizen. 1830. No. 618. p. 17 sgg.) de vibratorio singulas easgue praeclaras observationes communicavit, guam- vis antecessorum omnium periecta non utatur congnitione. Motu vibra- torio branchiarum ranarum, earumaue particularum progressorio, fusius descripto (1. c. p. 18.), totius animalculi superficiem externam vibrare refert (p. 18.): »Eine allgemeine Strómung begann an dem vordern »Theile des Kopfes und setzte sich lángs des Riickens, des Bauches und »der beiden Seiten bis zum Schwanze und bis an dessen Spitze fort. »Sie war nicht so stark, wie die der Kiemen, stimmte aber in anderen »Beziehungen mit ihr iiberein. Die Kraft, Stromungen zu veranlassen, »mag deren Beschafienheit ibrigens sein, welche si wolle, ist lediglich »auf die áussere Oberfláche des Thieres beschránkt. Wenn man Stiicke »von der Raut ablóste und in Wasser that, in welchem sich eine pul- »verisirte Substanz befand, so bewesten sich die Theilchen nur an der »áussern Oberiláche der Fiautlappen hin. Theile, welche vom Thiere »abgelóst sind, erregen noch mehrere Stunden nach ihrer Trennung »Strómungen und bei der geringsten Portion ist diese Fáhigkeit wahr- »zunehmen. In diesen Fállen bewest sich die Stromung immer in Bezug 308 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. »auf die Oberiláche der abgelósten Theile nach derselben Richtung, wie »vor der Ablósung.« — Motus superficiei larvarum vibratorius in po- steriori lateraligue parte longissime persistit et ultimi, gui vibrant, loci sunt basis caudae et ea, gua extremitates posteriores adplicantur, pars. In branchiis Salamandrae aguaticae eadem observavit (l. c. p. 19.). Ouin embryones in ovis contenti motum vibratorum ostendunt, cum in bran- chiis, tum in partibus capitis lateralibus. Ouae in molluscis organa vibra- toria reperiuntur, ciliis utuntur, iis zoophytorum et infusoriorum similli- mis (1. c. p. 20.), guae tota cum verarum, tum succenturiatarum bran- chiarum superficies et interna pallii facies habet (1. c. p. 21.). Ouae fere eadem e Nudibranchiatis in Dori et Eolide, e Pectinibranchiatis in Buc- cino undato al. et e Cyclobranchiatis in Patella et Oscabrio invenit. Deesse autem in Ascidia videntur, guamvis non certissimis id observa- tionibus reperisset. Denigue motum ex annelidis in branchiis Amphitri- tae et rediatis in Actinia observavit (I. c. p. 23.). In piscium et avium classibus frustra guaesivit. Ehrenberg (Beitráge zur Kenntniss der Organisation der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung in d. Abhandl. der kónigl. Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1830. Berlin 1832. 4. p. 1 sag.) infusoriorum organa tractaturus, Enchelydes et Paramaecia Mill. orificium anterius ciliis cinctum (l. c. p. 25.) organongue rotato- rium Melicertae ringentis Schrank simplex esse, guadrilobulatum et du- plici ciliorum serie praeditum, in guorum spatio cibi ad os moveantur (I. c. p. 45.), refert. Cilia vibratoria Leucophryos patulae (tab. II. fig. 2.), Actinophryos solis (tab. II. fig. 4.), Kolpodae cuculli (tab. III. fig. 2—12.), Glaucommatos scintillantis (tab. 1v. fig. 1.), Paramaecii Chrysalidis (tab. rv. fig. 2.), Loxodis cuculluli (tab. rv. fig. 3.), Trachelii fasciolae (tab. rv. fig. 4.) et anatis (tab. rv. fig. 5.), Vorticellae convallariae et ci- trinae (tab. v.), Keronae pustulatae (tab. vr. fig. 1.), Euploeae charontis (tab. vr. fig. 2.), Rotiferi vulgaris (tab. vír. fig. 1.), Philodinae erythrophthal- mae (tab. vír. fig. 2.), Eosphorae Najadis (tab. vrr. fig. 3.), Lepadellae ovalis (tab. vrr. fig. 4.) et Hydatinae sentae (tab. vír.) excellentissime pingit, eX gua XVII. Vaginas organorum rotatoriorum, dguarum ope cilia moveantur, describit (I. c. p. 28.). V 27. | kos 10 UP Ehrenbersg. Gravenhorst. Faradey. G. R. Treviranus. Carus. Novas easaue continuatas de infusoriis observationes communica- turus Ehrenberg (Ueber die Entwickelung und Lebensdauer der Infusions- thiere, nebst ferneren Beitrágen zu einer Vergleichung ihrer organischen 309 29 30 J. PURKYNĚ: Systeme in d. Abhandl. d. Akad. der Wisss. zu Berlin. Aus dem Jahre 1831. Berlin 1832. 4. p. 1 sag.) ciliorum vibratoriorum structuram peni- tiorem communicat (I. c. p. 29. 30.): »Bei den grossen Formen der Gat- »tungen Stylonichia und Kerona sah ich die Basis jedes wirbelnden Hár- »chens zwiebelformig und habe mich iiberzeugt, dass eine geringe schwan- »kende Drehung der Zwiebel auf ihrem Stiitzpunkte gróssere, kreisfor- »formige Schwingungen der Spitzen der Hárchen veranlasst, wodurch »mithin jedes dieser Hárchen bei der Bewegung eine konische Fláche »beschreibt, deren Spitze die Zwiebel ist. Durch je zwei Muskeln, wel- »che die Basis bewegen, fand ich das Wirbeln derselben erklárbar.« — In polygastricis cilia saepe corpus totum cingentia semper ordine con- spicuo sunt collocata. Totum corpus infusoriorum tantum nudorum ciliis munitur, guae Circa os longiora multo sunt. Colepis, loricatorum generis, lorica e particulis ordine certo collocatis, interstitiis ciliis repletis, con- stat (1. c. p. 30.). De organis rotatoriis seorsim agit (1. c. p. 31—38.). Ouae a vibratoriis ciliorum tantum dispositione differunt. Has eorum observari formas. 1. Unam efformare ea rotam vel circulum prope 08, auod e centro semper jacet (I. c. p. 32.). Rotatorium organon aut inte- grum esse in Monotrochis, aut margine lobato et diviso instructum in Schizotrochis (1. c. p. 33.). 2. Duplicia organa rotatoria eadem ratione, aua simplicia integra, formata et in anteriori inferiorigue animalis super- ficie, ore inter ea sito, esse posita. Reperiri in Zygotrochis. 3. Organon rotatorium manifeste a compluribus minoribus, plus minusve discretis componitur. Hydatina, Notommata, Diglena ceterague Polytrocha (I. c. p. 35.). Hydatinae organo rotatorio jam prius descripto id addendum esse, guod circa singula organa rotatoria corona ciliorum adsit densis- sima et striae musculares reperiantur, guae singula organa rotatoria inter se coniugant. -Deinde auriculas s. organa rotatoria animalculorum auorundam polytrochorum v.c. Notommatorum, Diglenarum, Synchaeta- rum, guae rudimenta organorum rotatoriorum Zygotrochorum esse vi- dentur (1. c. p. 36.), et lobulos tres, non tam cilia, guam stylos gerentes s. d. pectines Synchaetae describit (1. c. p. 37.). Stentoris organum ro- tatorium prope 0s positum spirali modo in infundibulum guoddam de- scendit (I. c. p. 37.). Duplex ex organis illis vibratoriis et rotatoriis egre- ditur fructus: 1. guod, materiis nutrientibus adtractis adlatisaue, nutri- tionem adiuvent, 2. guod locomotioni, imprimis natando inserviant. Nec vero, respirationi num sint, nec ne, dijudicari potest (1. c. p. 37.). Deni- aue cilia Microglenae volvocinae (tab. I. fig. 2.) Amblyopis viridis (tab. 11. fig. 7.), Ophryoglenae flavicantis (tab. rr. fig. 9.) et Eudorines elegantis (tab. rr. fig. 10.) elegantissime depingit. Praeterea in symbola- rum physicarum serie I. cum decade tabularum. 1831. fol. "Turbellaria definit »saepe setis retractilibus vibrantia« (fol. a) et in organo rotatorio 310 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. rotatorium »praeter ciliorum fasciculos, musculis subglobosis, parum in- »ter se connexis immersos coronam ciliorum Curvorum retractilem ex- »ternam, totum rotationis adparatum ambientem reflexamaue« se vidisse refert (app. fol. g.). Egregiae hujus auctoris observationes jam receptae inveniuntur in Wiegmann et Ruthe Handbuch der Zoologie. Berlin 1832. 8. p. 507. 510. 590. 600. al. Gravenhorst (Tergestina 1831. 8.) Actinoti sui motum describit (1. c. p. 155.), gui haud dubie vibrationi ortum debet, et observationes, cum a se ipso, tum ab aliis de organis infusoriorum rotatoriis factas fusius proponit (Nov. Aet. Ac. N. C. Vol. xvr. P. II. p. 862 saa.. p. 872 saa. et m. a. I.). Faradey (the Journ. of the royal institution. No. II. Febr. 1831. Froriep's Notizen. 1831. No. 661. 662. p. 1 sag.) de singulis guibusdam hallucinationibus opticis agens Furculariae non veras rotas esse, sed pro spectris habendas (1. c. p. 24.), physicorum more demonstrat. G. R. Treviranus (Die Erscheinungen und Gesetze des organischen Lebens. Bd. I. 1831. 8.) variis locis secundum aliorum et propria expe- rimenta motum vibratorium refert (p. 180. 181. 234. 235. 278. 279.), in- juria tamen cum aliis motum generibus comparat (1. c. p. 181. p. 235.) et cilia reperiunda negat (I. c. p. 279.). C. G. Carus (Neue Untersuchungen iiber die Entwickelungsgeschichte unserer Flussmuschel in Nov. Act. Acad. Nat. Cur. Tom. xvr. P. 1. p. 1 sgg.) motum embryonum rotatorium horizontalem ex Unione tu- mida, rotatorium circa axin ex Anodonta describit (I. c. p. 28.). Organa respiratoria percensens (I. c. p. 57 sag.), cilia vibrantia infusoriorum, polyporum (I. c. p. 61.), acalepharum branchiasaue molluscorum tractat (I. c. p. 62.), guem autem motum in branchiis molluscorum obvium non- dum esse perspectum (I. c. p. 62.) credentem errare, ex antecedentibus elucet. Negue admodum perspexisse videtur motum, guem effici undula- tione existimat; loco enim ejus guasi rudioris sonum, tamauam tenuis- simum motum, in vertebratis reperiri (1. c. p. 64.) opinatur. — Recte autem aguae fluxus et ovorum transitus et embryonum rotationes ex motu vibratorio derivare studet (I. c. p. 66. 67.). Denigue particulas con- tinuo Circa axin rotantes ovarii, a permultis aliis jam visas, nomine Peripheris conchiliospermatici (1. c. p. 77.) aliudaue animalculum rotato- rium nomine Nummulellae conchiliospermaticae (1. c. p. 86.) descri- bit. Denigue idem auctor se in Plumatella calcaria, interno fluidi circůitu, rotantia vidisse ova refert (Erláuterungstafeln zur vergl. Anat. 1831. fol. Heft 3. p. 8.), guam eandem rem Al. a Nordmann (Micrographische Beitráge zur Naturgeschichte der wirberllosen Thiere. 1832. 4. II. p. 75.) in Alcyonella diaphana observasse videtur. 311 32 J. PURKYNĚ: $ 28. 1832. Ro WasmnerWUWarlbeysmMe ne: Ehrenbergii de infusoriis factas observationes confirmaturus R. Wag- ner (Isis. 1832. p. 383 sag.) motum vibratorium in embryonibus, ovis adhuc inclusis, cerni posse refert (1. c. p. 386.). Varley (Inprovements in the microscope by M. W. Varley and M. W. Valentine. Lond. 1832. 8.). Vorticellarum cilia rotatoria bene de- scribit (I. c. p. 56. 57.) et eleganter depingit (l. c. Pl. 5. fig. 27. 28. 30.). Meyen (Beitráge zur Zoologie. Erste Abth. Ueber die Salphen in Nov. Act. Ac. N. C. Tom. xvr. P. I. p. 363 saa.) organa respiratoria Salpae tractaturus (I. c. p. 382 sagg.) verrucas minimas vibrantes optime describit (1. c. p. 283. 385.). Ouo vero motu particulas minimas adtrahi, iniuria nobis negare videtur (I. c. p. 383.). S 20. 1833. Raspail. Brandt et Ratzebureg. Joh. Miller. Rathke. Oken. F. V. Raspail (Nouveau systěme de chimie des corps organisés. 1833. 8. Neues System der Chemie organischer Kórper auf neue Metho- den der Beobachtung gegriindet, iibers. v. F. Wolff. Stuttg. 1834. 8.), veteribus observationibus repetitis (1. c. p. 409—411.) cilia adesse vibra- toria iterum negat (1.c. p. 412.) et notam jam suam erroneam opinionem fusius exponit (1. c. p. 413—422.). Ouod in opere illo egregio: Brandt und Ratzeburg medizinische Zoologie. Bd. rr. 1832. 4. motus vibratorii relati vestigium reperiundum non sit, jure mirati Sumus. Joh. Můller (Handbuch der Physiologie des Menschen. Bd. L Abth. I. 1833. 8.), observationibus a Steinbuch et Sharrey segue ipso factis explicatis (1. c. p. 298.), cum endosmosi conferre phaenomena vult, tamen comparationis lapsum ipse bene intelligit (l. c. p. 300.). H. Ratkke (Vorláufiger Bericht iiber seine Reise in die Krym dat. 16. April 1833. in d. Dorpater Jahrbiich. fiir Litteratur, Statistik und Kunst. Bd. I. Heft I. p. 84—86.). Actiniarum ova, in ventriculo matris maturata, in agua posita continuo circa axim volvi et recta interdum via, nullis organis motoriis, imprimis setis videndis, progredi refert (l. c. p. 85.). Oken (Allgemeine Naturgeschichte fiir alle Stánde. Bd. 1. 2. 1833. 8.) variis locis (I. c. P. I. p. 406. P. 2. p. 16. 87.) motum vibratorium ciliis effectum commemorat et ultimo loco praeter Eichhorn (vid. $ 18.) etiam Bomme (Vliessinger Verhandlungen. Bd. I. 1779.) tamguim auctoritates ciliorum existentiam probantes refert (I. c. p. 88.). 312 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. Temporum Series IV. Inde“ ab anno detectionis motus vibratorii, tamauam phaenomeni in vertebratis adultis obvii, ad id, duo scri- bimus, tempus. S 30. 1834. Přckinije et Valentin. Carus. Lister. Lůnd. Jacguemiu. Ehrenbereg. Nullus ante nos fuerat, gui, motum vibratorium in mammalibus, avibus et amphibiis adultis inesse non solum observasset, sed ne opina- tus guidem esset. Ouum igitur experimentis ataue observationibus cer- tissimis freti illud declaravissemus, modestiae, mehercle, parum sit aptae, dignitatis ataue auctoritatis detectorum inscios nos, guasi parvum solum- modo additamentum sit, id declarare, aguod in rebus physiologicis cum maximi momenti est, tum fiet. Nam nobis primis ipsis motus ille vibra- torius tamauam generale et fundamentale guoddam phaenomenon, sicut circulatio sanguinis, existentia nervorum, musculorum etc. est demon- stratus. Ouo vero guid fere fieri majus potest?, guam singulare guod- dam phaenomenon in omnibus vel plurimis certe animalibus inesse pro- bare. Noli igitur mirari, L. B., guod nosmet ipsi veluti novam temporum seriem indicantes simus inscripti. Indicavimus primum ipsi novas nostras observationes brevissime guidem, ad certis verbis in Joh. Můiller's Arch. fiir die Anatomie, Phy- siologie und wissenschaftliche Medizin. Bd. I. Het 5. p. 391—400. trac- tatu die rv. Jul. 1834. confecto. Ibi autem errore scriptoris loco verbi: Rachenschleimhaut verbum: Nasenschleimhaut p. 395. lin. 7. est positum, guod ut L. B. emendet, oramus et petimus. Carus (Beobachtung iiber Leucochloridium paradoxum in Nov. Act. Acad. Caesar. Leopold. N. C. Vol. xvrr. P. I. p. 85 saa.) Succinae am- phibiae Drap. et Limacis agrestis embryones rotantes observavit (1. c. p. 88.). Idem auctor (Lehrbuch der vergleichenden Zootomie. 2te Auil. 1834. 8.), infusoriorum motu vibratorio commemorato (I. c. P. II. p. 545.), anodontarum respirationem exponens, vibrationem ciliis ex parte effici concedit (I. c. p. 551.), Denigue ova Lithozoorum, Phytozoorum et Po- lyporum se moventia expositurus, (I. c. p. 790.) se ipse Lacinulariae em- bryonem in ovo jam vibrantem vidisse refert (I. c. p. 791.) et rotatio- nem embryonum omnibus molluscis esse propriam jure autumat (l. c. p. 795.). Lister (The Lond. and. Edinb. philosoph. Magazine and. Journ. of science. May 1834. E'roriep's Notizen. 1834. N. 877. p. 289 sagag.) motum 318 33 3 v J. PURKYNĚ: vibratorium eogue efiectos aguae fluxus e Tubulariae indivisae tubis, ore et ventriculo describit (1. c. p. 289.). In Sertularia alternatim fluxus nunc progreditur, nunc regreditur similegue aliguid in Campanularia et Plumularia est videndum. Negue vero cilia vibrantia observavit (I. c. p. 290.). Denigue in saccis branchiarum Ascidiarum fluxus ciliis effectos similesgue in Flustris reperit (1. c. p. 291.). M. A. Lund (Froriep's Notizen. 1834. N. 881. p. 1 sga.) motum haud dubie vibratorium refert corporum in partibus reperiundum, guae saccis oviferis Buccini et Fusi simillimae esse videntur (p. 3.), auamvis in his ipsis corpora talia vibrantia non observasset (p. 4.). Ouos motus ciliis effici conspexit (1. c. p. 5.), guae injuria in molluscis terrestribus aguaegue dulcis esse negat branchiasaue existimat. Motum vero vibra- torium nec maris aguae renovandae, nec parando e saccis oviferis egres- sui, nec voluntarium esse, recte monet (l. c. p. 8.). Jacauemin (Isis. 1834. Heft 5. p. 537 sgg.) evolutionem Planorbis corneae et Lymnaei palustris tractaturus, historico guodam conspectu falsis repleto praemisso, rotationes embryonum describit (1. c. p. 540—542.). Vibrationem cavi respirationis et tentaculorum, nulla mentione observa- tionum a Raspail, gui eadem ex parte exposuerat, institutarum facta, negue autem ex cute externa, ubi etiam adest, explicat. Praeterea mo- tum vibratorium circa os obvium in Lymnaeo observavit (1. c. p. 543.). Ehrenberg (Organisation in der Richtung des kleinsten Raumes. Dritter Beitrag. 1834. 4.) algarum proliferorum globulorum motum vo- luntarium (I. c. p. 13.) et vim Vorticellarum incantantem, ab Agardh pro- positam, jure negat (I. c. p.21.); Peripherem vero conchyliospermaticum Caro synonyma esse Trichodae pediculi reperirigue in permultis aliis animalibus (ita eum nos ipsi in branchiis et ore Anguillae copiosissime invenimus.) adfirmat (1. c. p. 19.). Oui motus vibratorii functionem re- spiratoriam defendissent, auctoribus prolatis (I. c. p. 39. 40.), bran- chias internas tremulas a se detectas describit (I. c. p. 48.) singulague animalcula explicans (I. c. p. 53 sag.) organa cujuscungue rotatoria et vibratoria adcuratissime exponit. Denigue animalculum illud rotatorium, auod nos jam ante annum observavimus et demonstravimus (Čí. Ver- handlungen der schlesischen Gesellschaft fiir Vaterlándische Cultur im Jahre 1833. p. 71. 72.), tamauam novum guoddam atgue inauditum nul- logue antea visum, Notomma Werneckii nominatum (I. c. p. 73.), de- scribit. Iconibus animalculorum, in dguibus insunt, cilia eleganter pin- guntur. Idem auctor (Miiller's Arch. Bd. I. p. 578.) Echini saxatilis aculeos se munitos vidisse membrana ciliata vibranti jamaue antea se vibra- tionem characterem Turbellariorum posuisse et in intestino Rotatoriorum et Naidum indicasse omnemgue vibrationem cilii effici jure contendit. 314 DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. VE VŠ Oua relata omni, guas in libris nobis occurrentibus (nam auos ipsi non legimus, non citavimus.) invenimus, observationum de motu vibra- torio factarum memoratague dignarum copia, si totum respicimus, plura, gue, ut moneantur, digna esse nobis videntur. Ante omnia igitur series temporum ipsae considerandae nobis, sunt. Prima serie cum motus ano- dontarum adultarum vibratorius a de Heide et Leeuwenhoek fuerat detectus, tum infusoriorum et polyporum multifariae observatus, tum denigue rotatorius limacum et anodontarum al. a Swammerdamm, Leeuwenhoek, Bohadsch visus. De polyporum ovis se moven- tibus singulus, ne fidus guidem et certus, locus apud Leeuwenhoek reperitur. Altera vero serie praeter Baster, gui motum rotatorium embryonum viderit, est nemo; contra autem Ellis, Cavolini al. motum ovorum polyporum describunt, ne dicamus ea, guae O. F. Můller de Medusa aurita, idem, Spallanzani, Gleichen al. de infusoriis et polypis communicarunt. Denigue tertia serie guodcumaue motus genus descriptum est et illustratum. Negue iniuria primae seriei tamauam notam et characterem statuere possumus, guod motus in adultis vibratorius et in embryonibus rotatorius prae omnibus essét observatus; alterius vero, guod motus vibratorius cum rotatorius, tum progressorius ovorum innotuisset. S32 At, gui primus motum vibratorium repererit, edicere plane est aliud. Infusoriorum enim animalculorum motum, gui primis momentis oculos fundit, ut mittamus, ceterorum motus generum detectorem non esse unum, sed plures, pro temporum vicissitudine varios, gui antegressarum observationum inscii novum guid proferre crediderint, ingenue fatemur. Sic in Anodontis adultis primum de Heide, et Leeuwenhoek motum detexerant, Poli viderat, Erman repererat et Raspail tamauam inauditum aliguid observaverat. Ouid? Swammerdamm, Leeuwen- hoek, Bohadsch, Baster, Stiebel, Carus, HHugi nonne antecessorum ignari vel immemores rotatorium embryonum motum exponunt? An aliud est in Medusarum particulis ab Oth. Frid. Můller et Rosenthal relatis? Num Gruithuisen de branchiis ranarum loguntus Stein- buchii experimenta indicat? Eadem fere, guamvis non omni ex parte congrua, de polyporum ovis degue iis, gui motum observaverint, ut Leeuwenhoek(?), Ellis, Cavolini, Grant, Tilesius, Meyen al. sunt dicenda. Ouos oimnes reprehenderemus, ni »non omnia possumus omnes«<, sententiae ipsi nos guam maxime semper memores essemus. »Certe nec mirum nec novum in rebus anatomicis est, idem diversis »hominibus, licet unus ab alio non moneatur, occurrere; nam structura »animalium sese unicuigue indagatori offert.« de Heide exper. p. 28. — 315 35 36 J. PURKYNĚ: CAPUM 3) De motu vibratorio 11