* hüb* v s der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft m cKb mg?' ef l i n D r e s d e n. Herausgegeben (Mit 4 Tafeln und 8 Abbildungen im Text.) Dresden. In Cofnmission von Wamatz & Lehmann, König!. Sachs. Hofbuchhändler, 1898. f 'S ) \ • . V Vt 'i V ’ : > \ , ' ' ! //v'X» ■ f . ' • V. •7 . • 1 Inhalt des Jahrganges 1892. I. Sitzungsberichte. I. Section für Zoologie S. B und 25. — Ebert, R.: Das Auge des Grotten- olois S. 25. — Schiller, K., und Thiele, J.: Neue Bereicherungen der sächsischen Fauna S. 25. — Thiele, J.: lieber Wurmmollusken S. 3; das Auge niederer Wirbelthiere, die primitivsten Metazoen S. 25. — Vetter, B.: Verstorbene Zoologen, über Rotatorien S. 4; erstes Menschenalter der Darwin’schen Theorie, Auge der Vetromyzon- Larve, Modell der Steinkoralle S. 25. — Neue Litteratur S. 3. II. Section für Botanik S. 4 und 25. — Drude, 0.: Plankton-Expedition, Besetzung botanischer Lehrstühle, verstorbene Botaniker, Führung durch den neuen K. Botanischen Garten S. 5; Bereicherungen der sächsi- schen Phanerogamen-Flora S. 25; Wüstenpflanzen und Succulenten S. 29; Demonstration von Succulenten im K. Botanischen Garten S. 30. — Fritz sehe, F.: Vorkommen von Pirola chlorantha und von Epipogum Gmelini S. 29. — Naumann, A.: Mikroskopische Unterscheidung der Hölzer S. 5; Arten der Gattung Botrychium S. 29. — Schiller, K.: Bereicherung der sächsischen Kryptogamen-Flora S. 28. — Vetter, B.: Plankton-Expedition S. 5. — Neue Litteratur S. 29. — Zusammen- kunft mit dem thüringisch-botanischen Verein in Gera im Juni 1892 S. 6. III. Section für Mineralogie und Geologie S. 6 u. 30. — Bergt, W.: Gebirgsdruck und seine Wirkungen, Kiesel-Oolithe aus Pennsylvanien S. 31. — Engelhardt, H. : Kreidepflanzen aus Böhmen, Tertiärpflanzen aus Schlesien, fossiler Giftzahn S. 8. — Francke, H. : Tektonisches Modell von Dr. R. Schäfer S. 30; Besprechung neuer mineralogisch- geologischer Werke S. 31; Quarzporphyr und Orthoklas (Mondstein) aus Schlesien S. 32. — Geinitz, H. B.: Krystalle von Kochsalz und von Hydrohalit, Geweihe des diluvialen Riesenhirsches S. 7; neue Auf- stellung des K. Mineralog.-geolog. und prähistor. Museums S. 8; Stru- delloch im Lomnitzkessel, Katastrophe von St. Gervais S. 30; Meteor- stein von Ensisheim, Gletschertöpfe aus Californien, neue Entdeck- ungen am Ichthyosaurus S. 31; Frau Prof. Zschau f S- 30. — Z sc hau, E. : Zeolithe aus dem Syenit des Plauen’schen Grundes S. 7 ; gangartige Kluftausfüllungen im Syenit des Plauen’schen Grundes S. 31. — Neue Litteratur S. 7 und 8. — Excursion in die Bahn-, Weisseritz- und Hafen-Anlagen bei Dresden-Friedrichstadt S. 8. IV. Section für prähistorische Forschungen S. 8 u. 32. — Deichmüller, J. : Gefäss mit Graphitmalerei von StetzschS. 10; Urnenfeld am Berliner Bahnhof in Dresden S. 12; vorgeschichtliche Sammlungen Italiens S. 32; Vorlagen S. 11. — Döring, H. : Burgwälle von Alt-Oschatz und Leckwitz S. 8; slavische Herdstelle in Köblitz S. 11; prähistorische Funde aus der Lausitz S. 33; Vorlagen S. 10 u. 11. — Ebert, O.: Vorlagen S. 11. — Geinitz, H. B.: QuatrefagesfS.il. — Peuckert, A. : Vorlagen S. 11. — Neue Litteratur S. 11. — Excursion nach Cossebaude und Stetzsch S. 12. V. Section für Physik und Chemie S. 12 u. 34. — Förster, B : Demon- stration des Modells einer Gesteinsbohrmaschine S. 34. — Helm, G.: Schwankungen der Erdachse S. 12; Polhöhenbeobachtungen S. 34. — Hempel, W.: Kohlenstoffbestimmung im Eisen, neuer Messapparat für Gase, Verbrennung in Kohlensäureatmosphäre S. 15. — Krone, H. : Das Problem, in natürlichen Farben zu photographiren S. 34. — Ex- cursion zur Besichtigung des Blasewitz-Loschwitzer Elbbrückenbaues S. 34. VI. Section für Mathematik S. 16 u. 35. — Krause, M.: Bestimmung von Curvenlängen durch elliptische Integrale S. 16. — Rittershaus, Tr.: Zahnradübersetzungen mit unrunden Rädern S. 16. — Rohn, K.: Kno- tenpunkte bei den Flächen 3. Ordnung S. 16; Singularitäten bei Steiner’schen Flächen, geometrische Bemerkungen zu dem Mannes- mann’schen Walzverfahren S. 35. — Ulbricht, R.: Graphisch- analy- tische Behandlung elektrischer Wechselströme S. 16. — Witting, A.: IY Ueber speeielle Steiner’sche Mächen und deren Modelle S. 35. — Zeuner, G.: Zur Thermodynamik der Atmosphäre S. 16. TU. Hauptversammlungen S. 16 u. 35. — Veränderungen im Mitglieder- bestände S. 19 u. 37. — Beamte der Isis im Jahre 1893 S. 38. — Kassenabschluss für 1891 S. 17 u. 21. — Voranschlag für 1892 S. 17 u. 22. — Purgold-Stiftung S. 18. — Freiwillige Beiträge zur Gesell- schaftskasse S. 37. — Geschenke für die Bibliothek S. 18. — Verleg- ung der Bibliothek S. 17. — Bericht des Bibliothekars S. 39. — Lese- zirkel S. 17. — Ausfall von Hauptversammlungen S. 18. — Brehm- S chl egel-Denkmal S. 17. — Kilias-Denkmal S. 36. — Drude, 0.: Culturfähigkeit von Deutsch- Westafrika S. 18; Frithjof Nansens Nordpolar-Expedition S. 36; Reizerscheinungen im Pflanzenreich, Vor- lagen S. 37. — Geinitz, H. B.: Zweite Wasserwerksanlage für Dres- den S. 36. — H artig, E.: Auseinandersetzungen zwischen Wort, Be- griff und Gegenstand S. 17. — Naumann, A.: Ueber die Zwergbirke S. 18. — Ritters haus, Tr.: Anlage elektrischer Strassenbahnen S. 36. — Rohn, K. : Abhängigkeit der Kugelanzahl von ihrer Anordnung in einem Hohlwürfel S. 17 u. 36; Gewichtsverhältnisse bei Füllung eines Cylinders mit grossen oder kleinen Kugeln S. 17; Acht-Damen-Problem auf dem Schachbrett, Vorgänge beim Mann esmann’scben Walz ver- fahren S. 36. — Ulbricht, R. : Fortschritte in der Anwendung der Elektrizität für Eisenbahnzwecke S. 35. — Vater, H.: Ursachen der Verschiedenheit der Krystalle derselben chemischen Verbindung S. 18. Excursion nach Dittersbach S. 18. II. Abhandlungen. Bergt, W. : Ueber einen Kieseloolith aus Pennsylvanien, mit Tafel IV, S. 115. Drude, 0.: Aufruf zur Anstellung neuer phänologischer Beobachtungen in Sachsen und Thüringen. S. 104. Drude, 0., und Naumann, A.: Die Ergebnisse der in Sachsen seit dem Jahre 1882 nach gemeinsamem Plane angestellten pflanzen-phänologi- schen Beobachtungen II. Theil. S. 76. Engelhar dt, H.: Ueber neue Tertiärpflanzen von Grünberg in Schlesien. S. 37. Geinitz, H. B.: Bericht über die neue Aufstellung in dem K. Mineralo- gischen Museum zu Dresden. S. 3. Geinitz, H. B.t Bohrversuche für eine neue Wasserwerksanlage auf Tolke- witzer Flur bei Dresden. S. 58. Meyer, A. B.: Ueber Bernstein-artiges prähistorisches Material von Sizilien und über Barmanischen Bernstein. S. 49. Meyer, A. B. ; Aquila rapax (Temm.) von Astrachan, nebst Bemerkungen über verwandte Formen, besonders Aquila boeki Hom. S. 67. Naumann, A. : Mittheilungen über die sächsischen Exemplare des Botry- chium rutifolium A. Br., mit Tafel III. S. 41. Reibisch, P.: Die conchyliologische Fauna der Galäpagos-Inseln, mit Tafel I — II und einer Karte im Text. S. 13. Reibisch, Th.: Verzeichniss der bisher in den diluvialen Mergeln von Cotta bei Dresden aufgefundenen Conchylien. S. 8. Reiche, K. : Ueber habituelle Aehnlichkeiten generell verschiedener Pflan- zen, mit 2 Abbildungen im Text. S. 33. Thiele, J. : Die primitivsten Metazoen. S. 54. Thiele, J.: Ueber das Kriechen der Schnecken. S. 72. Z sch au, E.: Bemerkungen über den Quarz im Syenit des Plauen’schen Grundes. S. 60. Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungs- berichten auf besonderen Wunsch 25 Separatabzüge gratis, eine grössere Zahl gegen Erstattung der Herstellungskosten. 2i aturwi ssen scha ftli ch en Gesellschaft in Dresden, 0 — 0 I. Section für Zoologie. Erste Sitzung am 21. Januar 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. B. Vetter. — Anwesend 16 Mitglieder. Dr. J. Thiele, Assistent am K. Zoologischen Museum in Dresden, überreicht zwei seiner Abhandlungen: „Die Stammesverwandtschaft der Mollusken“ und „Ueber Sinnesorgane der Seitenlinie und das Nervensystem von Mollusken“ als Geschenke für die Bibliothek der Gesellschaft und hält dann einen durch zahlreiche makro- und mikroskopische Objecte und Zeichnungen erläuterten Vortrag über Wurmmollusken. Unter Wurmmollusken sind die Amphineuren von Jhering’s zu verstehen, eine Bezeichnung, die weniger darum gewählt ist, weil diese Thieie in ihrem äusseren Habitus zum Theil Wurmähnlichkeit zeigen, als vielmehr wegen ihrer Organisations- verhältnisse, die in mehrfacher Hinsicht sehr von denen der eigentlichen Mollusken ab weichen. Die Gruppe der Amphineuren besteht aus den zwei Ordnungen der Solenogastres oder Aplacophora und der Cliitonidae oder Polyplacophora. Die Erster en sind wurmförmig, von einer mehr oderweniger mächtigen gallertigen Cuticularschicht mit eingelagerten Spicula bedeckt, die gewöhnlich eine ventrale Rinne mit einem zugeschärften Fältchen freilässt, und mit ausstülpbarem Rüssel, der meist eine schwache Reibplatte enthält, versehen. Der Darm zeigt regelmässige seitliche Aussackungen oder einen hinteren Blindsack ( Ghaetoderma ), der Enddarm führt in eine Kloake, in welcher Kiemen liegen, die bald gut entwickelt, bald kaum wahr- nehmbar sind. Auch münden in diese Kloake die Urogenitalorgane aus, deren vorderer Theil die Keimstoffe erzeugt, während der hintere in ein Pericard und Nephridien (Nieren! umgewandelt ist; in manchen Fällen finden sich Copulationsorgane, von denen der doppelte Penis besonders auffällig ist. Zwittrigkeit ist Regel. Das Nerven- system besteht meist aus einem Schlundringe mit verschiedenen Anschwellungen und 4 Längsstämmen, 2 ventralen und 2 seitlichen, welche bald getrennt verlaufen, bald durch zahlreiche Commissuren Zusammenhängen ; hinten liegt über dem Darme eine gangliöse Anschwellung, in welche die seitlichen Stämme auslaufen ; ausserdem findet sich noch ein kleiner Schlundring. Als Sinnesorgane können teutakelartige Fäden in der Mundhöhle, keulenförmige Fortsätze der Hypodermis in der Cuticularschicht. eine hintere dorsale Einsenkung und wahrscheinlich die ventrale Hautfalte angesehen werden. Der Hautmuskelschlauch besteht aus einer Längs-, einer Ringmuskelschicht und zwei Diagonalfaserschichten; zwischen den Darmsäcken liegen regelmässige Querbündel, die von der Bauchmitte nach den Seiten verlaufen. Das arterielle Gefäss- system ist dorsal gelegen. Die Chitonen zeigen durch den ventralen Kriechfuss, der aus der ventralen Muskulatur hervorgegangen ist und der von einem mit Cuticula und Stacheln oder Platten bedeckten „Mantel“ umgeben wird, durch die Kalkschale, die aus 8 hinter einander gelegenen Stücken besteht, äusserlich mehr Aehnlichkeit mit Gastropoden. Dazu kommt das Vorhandensein einer gut entwickelten Radula, eines subradularen Sinnesorgans, das auch bei Dentalien vorkommt, von vorderen Eingeweideganglien, der gewundene Darm mit deutlicher Leber — alles Merkmale, die auf nahe Ver- wandtschaft mit den eigentlichen Mollusken hinweisen, unter denen namentlich die ältesten Gastropoden (Prosobranchier) mit den Chitonen noch manche weiteren Züge theilen; so ist vor Allem die Form des Nervensystems mit den strickleiterförmigen Pedalsträngen hervorzuheben. 4 Diesen übereinstimmenden Merkmalen stehen aber sehr einschneidende Unter- schiede gegenüber, so die Vielzahl der articulirenden Schalenstücke, die ausser den bei anderen Mollusken vorhandenen Schichten noch eine weitere enthalten und die von den „Aestheten“ durchzogen werden, der stacheltragende Körperrand, unter dem jederseits eine Reihe zahlreicher Kiemen steht, von denen jede einzelne einer solchen entspricht, wie sie bei Mollusken fast immer höchstens in der Zweizahl Vorkommen, und die ganz anders innervirt werden. Die seitlichen Nervenstämme der Amphineuren, ebenso das Subradularorgan, der kleine Schlundring und noch manches andere Organ finden nur bei einigen niederen Mollusken Aequivalente, die sich in der phyletischen Reihe bald rückbilden. Mit den Solenogastres stimmt vor Allem 'die Beschaffenheit des Nervensystems der Chitonen überein , beiden fehlen die bei den eigentlichen Mollusken verbreiteten Sinnesorgane (am Kopfe Tentakel und Augen, Otocysten, Kiemensinnesorgane) gänz- lich, sie haben ein mediodorsales arterielles Gefäss, neben welchem die Keimdrüsen liegen, und ventrale lacunäre Blutbahnen; endlich eine mit Hypodermisfortsätzen und Stacheln verbundene starke Cuticula. Dass die Solenogastres im Ganzen primitiver sind, beweist das Verhalten der Keimdrüse, des Darmtractus, der Muskulatur und das Vorkommen von Organen, welche die Solenogastres in erwachsenem Zustande, die Chitonen nur als Larven zeigen (vordere Fussdrüse, Bauchrinne). Die Amphineuren nehmen eine Mittelstellung zwischen Würmern und Mollusken ein, namentlich zeigen sie mit Polycladen durch die Darmsäcke mit dazwischen ver- laufenden Muskelbändern, die eine Metamerie andeuten, den dorsalen nach vorn gerichteten Blinddarm, den Hautmuskelschlauch, die Structur des Nervensystems Uebereinstimmungen , mit polychäten Anneliden durch die Form des Darmes, die cuticularisirte Haut mit zum Theil überraschend ähnlichen Stacheln, die Bauchrinne, die Anordnung des Nervensystems (Seitenlinie), das dorsale Gefäss. Die Anneliden stehen jedenfalls höher, wie hauptsächlich durch die vollkommene Metamerie der aus den Keimdrüsen hervorgegangenen Leibeshöhle dargethan wird. Auch die Larven der Amphineuren zeigen grosse Aehnlichkeit mit denen von Polycladen, Polychäten und Mollusken, und es kann nach Allem nicht zweifelhaft sein, dass die Wuimmollusken Uebergangsformen von niederen Würmern zu Mollusken darstellen, ähnlich wie es von Peripatus unter den Arthropoden allgemein ange- nommen wird. Zweite Sitzung am 17. März 1892. Vorsitzen der: Prof. Dr. B. Vetter. — Anwesend 32 Mitglieder. Der Vorsitzende gedenkt zunächst mehrerer kürzlich verstorbener Zoologen, giebt biographische Notizen über E. Brücke, II. W. Bates, N. Moseley und P. PI. Carpenter und hält dann einen Vortrag über Rotatorien. Die darin berührten Beziehungen der Räderthiere zur Trochophora- Larve erklärt Dr. J. Thiele in der Discussion für zweifelhaft. II. Section für Botanik. Erste Sitzung am 4. Februar 1892. (In Gemeinschaft mit der Section für Zoologie.) Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 39 Mitglieder. Der Vorsitzende hält unter Vorlage der einschlagenden Schriften*) *) Brandt: Ueber die biologischen Untersuchungen der Plankton-Expedition. 1889; Hackel: Plankton-Expedition. 1890; Hensen: Die Plankton-Expedition und HäckeTs Darwinismus. 1891. 5 eineu Vortrag über Namen, Zustandekommen, Zweck und Methoden der Plankton-Expedition. In einem weiteren Vortrage berichtet Prof. Dr. B. Vetter über die der Plankton - Expedition vorhergehenden ähnlichen Bestre- bungen und über die zoologischen Erfolge der Expedition. Der Vortragende zweifelt die Genauigkeit der Hensen’schen statistischen Me- thoden an, gestützt auf die Einwände Häckel’s. Zweite Sitzung am 24. März 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 40 Mitglieder. Der Vorsitzende giebt zunächst einen Ueberblick über die Verände- rung in der Besetzung der botanischen Lehrstühle und über ver- storbene Botaniker, unter Ueberreichung eines von ihm verfassten Nekrologs von Prof. Schenk (aus den Ber. der deutsch, bot. Ges.). Hierauf hält Dr. A. Naumann einen Vortrag über die mikrosko- pische Unterscheidung der Hölzer. Der Vortragende bespricht nach Erörterung der chemischen Zusammensetzung des Holzes die mikroskopischen Unterschiede der mono- und dicotylen Hölzer und erläutert an der Hand des Noll’schen Demonstrationsapparates die Jahres- ringbildung. Nachdem die anatomischen Elemente des Holzes, Gefässe, Trachei'den, Parenchym, Markstrahlen erklärt sind, wird deren physiologische Function beleuchtet. Des Weiteren geht der Vortragende auf die technischen Eigenschaften des Holzes ein, um dann Genaueres über die mikroskopische Unterscheidung der einzelnen Holzarten mitzutheilen. Am Schlüsse des durch Vorlage von Tafeln und Holzproben illustrirten Vortrags weiden die mikroskopischen Eigenschaften an Glasphotogrammen mittelst Sciopticons erläutert. Dritte Sitzung am 2. Juni 1892 (im botanischen Garten). Vor- sitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 53 Mitglieder und Gäste. An diesem durch die Gunst der Witterung ausgezeichneten Tage fanden sich im neuen K. Botanischen Garten eine stattliche Anzahl von Freunden und Jüngern der scientia amabilis zusammen, um an der von Prof. Dr. 0. Drude geleiteten Besichtigung dieses neu errichteten und nunmehr seiner Vollendung nahen Institutes theilzunehmen. Von dem erhöhten Standpunkte des Alpinums aus, welches über die Neuanlagen einen ausgezeichneten Ueberblick gewährt, erläuterte Prof. Dr 0. Drude die Prin- cipien, nach welchen der neue botanische Garten angelegt ist. Er soll nicht nur eine einfache systematische Zusammenstellung der Gewächse aufweisen, sondern soll zugleich in die Florenreiche und in die hauptsächlichsten pflanzengeographischen Formationen Mitteleuropas einführen. Ganz besondere Freude gewährte allen Theilnehmern das Alpinum mit seinen im reichen Blüthenschmucke stehenden niedlichen Saxifragen, Gentianen und Alpen- stauden, von ganz besonderem Interesse war ein auf der Höhe im kleinen Massstabe angelegtes Krummholzmoor, wie es uns in unserem sächsischen Vaterlande in Zinn- wald oder Reitzenhain entgegentritt. Von dem vorzüglichen Gedeihen dieser Anlage legten die Blüthen von Eriphorum vaginatum und Andromeda polifolia, sowie die männlichen Kätzchen der Pinus montana ein erfreuliches Zeugniss ab. Weiteres freudiges Interesse erregte der Hinweis, dass auf dem Rieselfelde des Alpinums die Linnaea borealis, gleichsam den Geburtstag des Altmeisters der Botanik (28. Mai) feiernd, ihre reizenden Blüthen entfaltet hatte. Ein interessanter Rundgang durch den Garten machte zum Schluss die An- wesenden mit der Bestimmung der verschiedenen Quartiere bekannt (Ref. : N a um a nn.) 6 Die Zusammenkunft in Gera mit dem thüringisch-botanischen Verein und die daran angeknüpften botanischen Excursionen. Am Dienstag, den 7. Juni 1892, fand sich ein Dutzend Isis- Mitglieder, verstärkt durch correspondirende Mitglieder aus dem Vogtlande und aus Reuss, welche zum Theil auch dem Thüringer Verbände gleich- zeitig angehörten , im Hotel Frommater zu Gera mit den unter Prof. Hausknecht’s Präsidium vereinigten Thüringer Vereinsgenossen zu gemein- samer Sitzung und nachher zu fröhlichem Mahle zusammen. Der jetzige Vorsitzende unserer Gesellschaft, Prof. Dr. K. Rohn, hatte es sich nicht nehmen lassen, sich auch an diesem speciell der Botanik gewidmeten und vom Vorstande der botanischen Section geführten Ausfluge zu betheiligen. Ueber die wissenschaftlichen Mittheilungen wird später der thüringische Vereins- bericht referiren; hier sei nur erwähnt, dass von Seiten der „Isis“ Vorträge von Prof. Dr 0. Drude-Dresden und Dr. med. F. Naumann-Gera erfolgten, welche auf unsere Gesellschaftsschriften nachwirken werden. Am 8. Juni früh bewegte sich eine stattliche Excursion unter Führung unseres liebenswürdigen correspondirenden Mitgliedes Marinestabsarztes a. D. Dr F. Naumann von der Eisenbahnstation Crossen bei Gera zum Mühlberge hinauf und von da auf dem Ostufer der Elster nach Köstritz, um die interessante Hügelflora, den letzten Grenzposten der im Saalegebiet so viel reicher entwickelten thüringischen Genossen- schaften gegen Sachsen hin, aufzunehmen, insonderheit die Charakterarten Lithosper - mum purpureo-coeruleum , Melica ciliata, Viola mirabilis, dazu Orchis fusca, variegata , Anthericum etc. Bei dieser Gelegenheit wurde in Asperula tinctoria am Mühlberge ein die Flora des Elsterthales wesentlich bereichernder neuer Fund gemacht. Von Köstritz aus wanderten die Isis-Mitglieder westwärts durch das hohe Wald- gebiet, dessen Sandsteinboden das reiche Saalethal von den Elsterthal - Höhen ab- scheidet, nach Klosterlausnitz, wo Potentilla ( Tormentilla) procumbens Sibth. in den Gräben entwickelt ist und von Prof. Hausknecht demonstrirt wurde. Am andern Morgen (9. Juni) traf, wiederum von Gera kommend, der unermüdliche treue Führer Dr. Naumann bei dem kleiner gewordenen Kerne der Isis - Excursion ein, um mit ihr zur Saale bei Göschwitz, südlich Jena, zu fahren, von wo unser altes Mit- glied Apotheker Jonas aufgebrochen war, um mit Dr. Naumann zusammen hier die Führung in dem durch Natur- wie Botanisir - Schönheiten ausgezeichneten sonnenheissen Muschelkalkgebiete za übernehmen, die uns sogar den seltenen Anblick von blühendem Himantoglossum gewählte. Am Abend über Gera, wo sich die Gesell- schaft mit lebhaftestem Danke von Dr. Naumann verabschiedete, südwärts in das Vogtland zurückgekehrt, übernachteten die Isis -Mitglieder in Elsterberg und wurden am andern Morgen in liebenswürdigster Weise durch die vogtländischen correspondirenden Mitglieder Prof. Ludwig-Greiz, Dr. B achmann- Plauen und Civil- ingenieur Artzt- Plauen verstärkt, welche nunmehr in das Elster- und Triebthal die Führung übernahmen, wo namentlich der herrliche Standort von Saxifraga decipiens hohes Interesse erregte. Viele Seltenheiten für die dortige Gegend wurden an das Licht gezogen, da bekanntlich Herr Artzt als eifriger Florist des Vogtlandes nichts unaufgespürt lässt. So hatte sich auch hier noch ein reich lohnendes botanisches Interesse mit den landschaftlichen Schönheiten vereinigt, um auch diesen letzten Excursionstag zu einem bedeutsamen zu machen, bei dem höchstens das eine Be- dauern sich geltend machen konnte, nämlich dass die Excursion zu frühzeitig zu- sammengeschmolzen war , um die seltene Führung zugleich einem grösseren Jünger- kreise der Scientia amabilis zu Nutzen weiden zu lassen. Bei Schluss der Excursion dachten alle Theilnehmer mit festem Vorsatz: „Vivat sequens“. (Ref. : Drude.) III. Section für Mineralogie und Geologie. Erste Sitzung am 18. Februar 1892. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. Geinitz. — Anwesend 32 Mitglieder. 7 Prof. E. Z schau, der seit Jahrzehnten unermüdliche Forscher im Ge- biete des Plauenschen Grundes verbreitet sich eingehend über die von ihm im Syenit dort beobachteten Zeolithe, insbesondere den Laumontit, Phillipsit, Analzim, Hatrolith und Stilbit, und erläutert seinen Vortrag durch zahlreiche Fundstücke. Per Vorsitzende legt eine grosse Anzahl schöner Kry stalle von Kochsalz vor, sogenannte Schüsselchen oder Trichter, welche er Herrn Salinendirector Bergrath Bückert in Salzungen verdankt. Von besonderem Interesse erscheinen auch die von dem Letzteren beigefügten Krvstalle des Hyd rohalit = Na CI -|- 4 H20, welcher in monoklinen Tafeln krystallisirt. An die letzteren schliesst Bergrath Rückert die Bemerkung an, dass dieselben bei — (7°— 8°) R. an der Oberfläche stehender oder langsam fliessender, fast gesät- tigter, 26procentiger Soole mit 1.204 spec Gew., im Freien an der Oberfläche aus- krystallisiren und ganze Flächen der schönsten wasserhellen Nadeln, Tafeln und Säulen bilden, die aber noch unter 0 0 zerfliessen, indem sich das chemisch gebundene Wasser vom Chlornatrium trennt und letzteres als mehlartiger Brei zurückbleibt. Durch rasches Austreiben des im Hydrohalit gebundenen Wassers auf einer ungefähr zur Kirschrothglut erhitzten Blechtafel gelingt es, die Form der Krystalle zu erhalten, wenn auch manches Bruchstück verloren geht, falls die Temperatur nicht richtig getroffen ist. Die übersandten Stücke sind zum Theil 8 Jahre alt. Jene Salz- Schüsselchen oder Trichter, deren pyramidale Flächen den Flächen eines Pyiamidenwürfels entsprechen, krystallisiren aus einer stark mutterlaugenhaltiger Soole bei einer Temperatur von 40 — 45° R. aus. Die grössten dieser Art, welche fast flach erscheinen, erzeugt man in den holländischen Salzraffinerien, welche eng- lisches Steinsalz in Seewasser auflösen und wieder versieden. Man benutzt sie, um schichtenweise zwischen Käse oder Fische gelegt zu werden, zum Einsalzen derselben, was gleichmässiger und günstiger wirken soll, als ein schichtenweises Einstreuen von feinem Salz. Das in der Mutterlauge bei deren Ansammlung in Bassins noch vorhandene Chlornatrium scheidet sich bei gewöhnlicher Temperatur in compacten Würfeln aus, welche dem Steinsalze gleichen, und auch Fasersalz bildet sich öfters, wenn Soole aus einer leckenden Pfanne in die Fugen des Mau er Werkes der Feuerung dringt. Schliesslich noch die Bemerkung, dass Kochsalz aus einer phosphorsäurehaltigen Lösung in Octaedern auskrystallisiren soll. Zur weiteren Vorlage gelangt durch den Vorsitzenden eine schätz- bare Schrift von H. Credner: „Die geologischen Verhältnisse der Stadt Leipzig“, mit geologischen Profilen. Sonderabdruck aus der Festschrift: Die Stadt Leipzig in sanitärer Beziehung. Leipzig 1891. Es steht zu erwarten, dass mit Hülfe der vielen in den letzten Jahren gemachten neuen Aufschlüsse und in Folge der Bemühungen des von Seiten der geologischen Landesuntersuchung mit Aufnahme des Dresdener Bodens betrauten Landesgeologen Dr. R. Beck auch für unser Dresden eine ähn- liche Arbeit bald veröffentlicht werden kann. Der Vorsitzende lenkt die Aufmerksamkeit noch auf einige neue Funde von Geweihen des diluvialen Riesenhirsches, welche von Prof. A. Nehring genau untersucht worden sind. (Vergl. Sitzungsbericht der Ges. naturf. Freunde zu Berlin, vom 20. Oct. 1891. — Potonie, Natur- wiss. Wochenschrift, 24. Januar 1892. — Deutsche Jäger -Zeitung, 7. Febr. 1892. Diese in der Gegend von Klinge unweit Cottbus und bei Worms a. Rh. aufge- fundenen Geweihe weichen von dem in dem Dresdener Museum befindlichen irischen Riesenhirsch Cervus euryceros Aldr. oder Megaceros Hibernicus Owen, der Art ab, dass Prof. Nehring sie als besondere Art Cervus Ruffii Nehr. oder mindestens als Cervus megaceros var. Ruffii Nehr. von dem normalen Riesenhirsch geschieden hat. 8 Schliesslich wird eine Schrift von Dr. W. Luzi: „Zur Kenntniss des Graphitkohlenstoffes“ (Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., XXIV, Hft. 19, 1891) besprochen. Zweite Sitzung am 21. April 1892. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. Geinitz. — Anwesend 24 Mitglieder. Die Sitzung wird durch den Vorsitzenden mit einem Berichte über die neue Aufstellung in dem K. Mineralogischen Museum zu Dresden eröffnet (vergl. Abhandl. I), woran sich ein. Bericht des Dr. Deichmüller über die neue Anordnung der prähistorischen Abtheilung dieses Museums schliesst. Oberlehrer H. Engelhardt spricht über eine Sammlung böhmischer Kreidepflanzen des geologischen Instituts der deutschen Universität Prag, über welche von ihm eine Abhandlung erscheinen wird, über neue Tertiärpfla nzen von Grünberg i. Schl, (vergl. Abhandl. V) und über einen fossilen Giftzahn (vergl. Zoolog. Anzeig., 1892, Nr. 386). Zur Vorlage und Besprechung gelangen: W. Bergt: Beitrag zur Petrographie der Sierra Nevada de Santa Matta. Wien 1888; 0. C. Marsh: Recent Polydactyle Horses; Discovery of Cretaceous Mammalia; the Skull of Torosaurus (Am er. Journ. of Science, Yol. XLIII, 1892); L. Rütimeyer: Die eoeäne Säugethierwelt von Egerkingen. Zürich 1891; H. Reu sch: Norges Geologiske Undersögelse (in: Det nordlige Norges geologi med bidrag of Dr. Teilet Dahll og 0. A. Corneliussen), Kristiania 1892, welche Schrift auf geologischer Karte und in Profilen das Vorkommen von jurassischen Kohlen auf der Insel Andoen nachweist. Exeursiou. Auf Wunsch •verschiedener Mitglieder wurde am 29. Juni 1892 eine Excursion zu den neuen, sehr interessanten Bahn-, Weisseritz- und Hafenanlagen bei Cotta und Friedrichstadt unternommen. Unter der ausgezeichneten Leitung der Herren Regierungsbaumeister Toller und Frommhold, sowie der des Herrn Stadtbauin spector Vetters wurden die Anlagen, sowie die mit ihnen in Verbindung stehenden Maschinen, auch die zum Tlieil inter- essanten geologischen Vorkommnisse und Funde einer eingehenden Besichtigung unterworfen. An dem Ausflug nahmen 22 Mitglieder Theil. IV. Section für prähistorische Forschungen. Erste Sitzung am 14. Januar 1892. Vorsitzender: Dr. J. Deich- m filier. — Anwesend 28 Mitglieder. Lehrer H. Döring erstattet Bericht über die von ihm an den Burg- wällen von Alt-0 schätz und Leckwitz a. d. E. vorgenommenen Aus- grabungen und Beobachtungen. Der schon von Preusker, Schuster und Behla erwähnte Burgwall von Alto schätz liegt l1^ km südlich von der Stadt Oschatz, nahe bei dem Dorfe Alt- oschatz, auf einem Felsvorsprunge von etwa 25 m Höhe, und wird vom Döllnitzbache umflossen. Nach 0. zu flacht sich die Höhe ab und geht in ein Plateau über. Im N. und W. gewähren die berasten Steilgehänge und im g. die senkrechten Wände 9 ler in den Porphyrfelsen hineingetriebenen Steinbrüche einen natürlichen Schutz. Auf einem zwischen dem 1. und 2. Steinbruche stehengebliebenen Kamme führt ein schmaler Pfad zur Höhe hinauf, die nach 0. hin gegen das sich anschliessende Pla- teau durch drei Wälle gegen fein dliche Annäherung geschützt war. Der erste Wall hat eine Länge von 60 m, der zweite von 100 m und der dritte von 180 m. Die Höhe des ersten Walles betrug 5 m, die des zweiten 7 m, während der dritte Wall eingeebnet wurde und nur noch als flache Welle im Ackerlande zu erkennen ist. Der Raum zwischen dem ersten und zweiten Walle steht ebenfalls unter dem Pfluge, während der Innenraum und die beiden Wälle berast sind. Die Ackerfläche gehört zum Besitze des nahe gelegenen Berggutes. Auf den benachbarten Feldern wurden, nach Preusker, ehemals Urnen gefunden, die uns leider nicht erhalten sind. Es lässt sich sonach auch nicht feststellen, ob und in welcher Beziehung sie zu der sogenannten Schanze und ihren Bewohnern gestanden haben. General Schuster*) bezeichnet das Land, in welchem der Burgwall liegt, als Osterland und hält deshalb für wahrscheinlich, dass hier ein alter Opferplatz, der Ostara geweiht, gelegen habe. Die Bezeichnung „ Osterland“ ist nicht eine Flurbenennung, sondern gilt lediglich für die von der Schanze 21/* km westlich gelegene Ruine; zudem dürfte dieselbe eher von dem Gebiete des Osterlandes, das nahe grenzte und seit dem 12. Jahrhunderte im Besitze der Meissner Markgrafen stand, abzuleiten sein. Nach den oben angeführten Andeutungen Schuster’s scheint genannter Autor an- zunehmen, dass der Burgwall zu Altoschatz germanischen Ursprunges sei. Der Vortragende vermag sich dieser Meinung nicht anzuschliessen, er hält vielmehr die Slaven für die Erbauer desselben. Infolge der durch den fortschreitenden Stein- bruchbetrieb wiederholt vorgenommenen Abschürfungen war es dem Vortragenden ermöglicht, die auflagernde Culturschicht in ihrem Aufbau kennen zu lernen und derselben zahlreiche Fundstücke zu entnehmen. Die dem Porphyrfelsen auflagernde Bodenschicht war in einer zwischen 0,80—2,40 m wechselnden Mächtigkeit aus Hu- mus, Asche, Holzkohle, gebrannten Lehmbrocken, Thierknochen und Gefässscherben gebildet. An den letzteren, welche der Vortragende auf Tafeln geordnet vorlegt, war aufs Deutlichste der von Virchow als Burgwalltypus bezeichnete Habitus zu er- kennen. Es zeigte sich das charakteristische slavische Wellenornament in der ver- schiedensten Anordnung, bald flach, bald steil, 3- bis 12fach gezogen. Ausser diesem Ornament traten noch als Verzierungen auf: wagerecht und senkrecht, sowie in schräger Kreuzung gezogene Parallelstreifen, ferner Strich- und Punktornamen fce und schräggestellte Nageleindrücke. An allen Gefässscherben zeigte sich der vorspringende, nach aussen umgelegte Rand. Das Material war grob und von meist grauer, selten weisser Farbe. An keinem der Scherben wurde eine Spur von Henkel entdeckt. — Die Vorgefundenen Thierknochen erwiesen sich als von Rind, Ziege, Schwein und Pferd herrührend. Die bis 2,40 m mächtigen Ab fällschichten mit slavischen Culturresten sprechen entschieden für eine lang andauernde Benutzung des Burgwalles durch die Slaven; da selbst in den dem Felsen direct auflagernden Bodenschichten bis jetzt nichts anderes als nur slavische Reste gefunden wurden, so darf wohl mit einigem Rechte vermuthet werden, dass die Slaven die Erbauer des Walles gewesen sind. Der slavische Ortsname Oschatz (urkundlich zuerst Ossec 1065) giebt uns leider keinen Anhalt bei Beantwortung der Frage nach den Erbauern des Walles, da weder die Ableitung von Wossec = Espe*'*), noch die von oseku — Verhau***) in clirecte Beziehung zum Wall gebracht werden kann. Der Vortragende berichtet ferner über den zwischen Meissen und Riesa auf dem rechten Elbufer gelegenen Burgwall von Leckwitz. Dieser vom Volksmunde ebenfalls als Schwedenschanze bezeichnete Wall erhebt sich auf einer felsigen Gneis- höhe, deren Steilwände der Elbe zugekehrt, also nach W. gerichtet sind, während im N., O. und S. die natürlichen Gehänge offenbar durch Menschenhand zur steilen Wallböschung erhöht wurden. Da der Höhenzug sich in nördlicher Richtung fort- setzt und also vom N. her eine Annäherung der Feinde am ehesten zu befürchten war, so erhöhte man nach dieser Seite hin die Umwallung ganz bedeutend. Die Schanze ist 85 m lang und 44 m. breit und, vom Fusse des Felsens im Steinbruche gemessen, 18 m hoch. Die Böschungen sind berast und die südliche ist mit Busch- werk bewachsen, während der Innenraum der Schanze unter dem Pfluge steht. Um *) Die alten Heidenschanzen Deutschlands, 1869. ’■'*) C. S. Hoffmann, Chronik von Oschatz. *‘*) Dr. Hey, Die slavischen Ortsnamen des Königreichs Sachsen. 10 eine Einfahrt zu gewinnen, wurde der Wall auf der Nordseite durchbrochen Im 0. liegt l km entfernt das Dorf Leckwitz. Preusker* **)), welcher die Schanze bereits erwähnt, hält sie für vorslavisch, also germanisch. Er deutet den Ortsnamen Leckwitz (urkundlich Gleekewitz) mit ,,alte, im Ruin befindliche Warte“. Nach Dr. Hey ist jedoch Gleekewitz abzuleiten von gledkovici = „die Leute an der Warte“. Dem Vortragenden war es vergönnt, mit gütiger Bewilligung des Eigenthümers, Gasthofbesitzer Jentzsch in Leckwitz, auf dem Innenraum der Schanze an einigen Punkten einzugraben. Dabei zeigte sich die den Gneisfelsen bedeckende Culturschicht sehr reich an Beimengung von Asche, Holzkohle und gebrannten Lehmbrocken, ferner waren mehrfach Thierknochen (von Rind und Schwein) und Gefässscherben darin eingebettet. Es zeigte sich ganz in Uebereinstimmung mit den Scherben vom vorhergenannten Burgwall zu Altoschatz der Burgwalltypus hinsichtlich der Verzierungen, der Form, der Farbe etc., sodass auch diese Reste als slavische bezeichnet werden müssen. Von besonderem Interesse war ein auf dem Leckwitzer Burgwall gefundener Hand- mühlstein aus Granit. Da Scherben aus den tieferen Schichten denselben Charakter zeigten, so muss man wohl annehmen, dass der Wall ein Bauwerk der slavischen Periode ist. Er mag, wie der Handmühlstein vermuthen lässt, welcher anscheinend lange Zeit in Gebrauch war, eine bewohnte Stätte gewesen sein. Der Vortragende legt von beiden mehrerwähnten Burgwällen Modelle aus Thon vor. Er spricht sodann über die noch ungelöste Frage nach dem Zwecke der alten Burgwälle und bringt die Ansichten der verschiedensten Autoren, welche Forschungen im Dienste dieser Frage unternahmen, zum Vortrag. In ausführlicherer Weise ge- denkt er der Ansicht des Dr. Behla*'*), welcher einen vermittelnden Standpunkt ein- nimmt. Hiernach sind die Rundwälle nicht als eigens dazu angelegte Zufluchtsstätten aufzufassen. Damit wird nicht bestritten, dass die Bevölkerung in Zeiten der Noth sowohl in der vorgeschichtlichen , als in der geschichtlichen Zeit dorthin geflüch- tet ist. Die Ansicht, dass die Rundwälle nur als militärische Befestigungen anzusehen seien, ist einseitig. Die Wälle lassen sich überhaupt nicht einem einheitlichen Zwecke unterordnen, ihre Bestimmung war eine verschiedene. Die Rundwälle waren haupt- sächlich Versammlungsorte für religiöse Angelegenheiten. Da aber nach der reli- giösen Anschauung der Urzeit nichts unternommen wurde, ohne durch Opferung die Götter zu befragen, so wurden sie auch zu Gerichtssitzungen und politischen Volks- berathungen benutzt. Der kriegerische Zweck ist davon unzertrennlich und wird bewiesen durch das Aufbewahren der kriegerischen Feldzeichen und Fahnen in hei- ligen Hainen unter dem Schutze der Priester. Diese Feldzeichen und der Tempel- schatz bedurften des Schutzes und sind der Grund, warum wir die Heiligthümer an sichern Plätzen finden. Wie Garz und Arkona zeigen, wurden sie in Zeiten der Noth von selbst zu Vertheidigungsplätzen Da Bekehrung und Unterwerfung für die Heiden dasselbe bedeutete, so spielten die Wälle in der Bekehrungszeit eine mehr kriegerische Rolle. Und in dieser Zeit, wo es galt, die Heiligthümer und sich selbst zu schützen, mag auch diese oder jene Anlage aus rein militärischen Gründen er- richtet worden sein, ln einigen Rundwällen haben neben Tempel und Götzenbild auch die Priesterwohnungen gestanden. An der sich anschliessenden Discussion über den Zweck der Burgwälle betheiligen sich Lehrer A. Jentsch, Geh. Hofrath Dr. Geinitz und Haupt- mann G. Woldermann. Durch Lehrer H. Döring werden weiter vorgelegt: aus dem Urnen- felde von Stetzsch mehrere grössere Gefässe, aus dem Urnenfelde von Löbtau eine Reihe von Gefässen und mehrere Bronzenadeln, von Bau- 4fL • meister Schreiber in Löbtau gesammelt, sowie Steingeräthe, welche in der Nähe dieses Urnenfeldes aufgefunden wurden. Dr. J. Deichmüller bespricht ein zweites Gefäss mit Graphit- malerei aus dem Urnenfelde von Stetzsch, welches Herr 0. Traut- *) Blicke in die vaterländische Vorzeit, 1841, Bd. III, S. 126. **) Dr. R. Behla, Die vorgeschichtlichen Rund wälle im östlichen Deutschland, 1888. 11 manu neuerdings der K. Prähistorischen Sammlung zum Geschenk gemacht hat. Aus derselben Sammlung kommen zur Ansicht: ein Steinhammer von Serkowitz bei Dresden, ein Steinbeil aus dem Forstrevier Seligstadt bei Stolpen und ein ähnliches, welches zwischen Schmilka und Schöna aus der Elbe gebaggert worden ist, ferner ein Armring und eine Zier- scheibe aus Bronze von der Rackeier Schanze bei Baruth und die Zeichnung eines in Weifa bei Bischofswerda ausgegrabenen Steinbeils. Geh. Hofrath Dr. Geinitz gedenkt des in Paris verstorbenen fran- zösischen Anthropologen Quatrefages und bespricht den 1. Jahrgang der „Revue mensuelle de Fecole d’anthropologie de Paris“, 1891, mit Abhandlungen von Broca, Laborde, Lefevre und G. de Mortillet. Zweite Sitzung am 10. März 1892. Vorsitzender: Dr. J. Deich- müller. — Anwesend 21 Mitglieder. Durch Geh. Hofrath Dr. Geinitz werden besprochen: J. Prestwich: On the primitive characters of the Flint implements of the Chalk Plateau of Kent, 1892; F. Ratzel: Die afrikanischen Bögen, ihre Verbreitung und Verwandtschaften, nebst einem Anhänge über die Bögen Neu-Guinea’s, der Veddah und der Negritos. Leipzig 1891; H. Schurtz: Die Wurfmesser der Neger, ein Beitrag zur Ethnographie Afrikas. Leiden 1889; G. de Mortillet: Classification palethnologique. Revue mens, de l’ecole d’anthro- pol. de Paris, 1, 1891; W. Conwentz: Notizen über das Vorkommen von Taxus baccata und Trapa na- tans L., mit Abhandl. von A. G. Nathorst. Lehrer H. Döring erläutert Zeichnungen von Gefässen aus dem Urnenfelde von Coswig und Funde aus einer spätslavischen Herd- stelle in Köblitz bei Cunewalde. In Köblitz bei Cunewalde, im Thale zwischen Czorneboh und Bileboh wurde während des Sommers 1890 auf dem Felde des Fabrikbesitzers E. Kalauch zum Zwecke des Wegebaues Erde entnommen, bei welcher Gelegenheit man auf Asche, gebrannten Lehmbewurf und Scherben stiess. Die Fundstelle liegt an der von der Bautzen-Spremberger Chaussee abzweigenden Strasse, gegenüber dem Kalauch’schen Fabrikgrundstück, am Eingänge zu einem Hohlwege , der als Feldweg dient. Die bis etwa 3 m über das Niveau der Strasse emporragende Erdwand bestand bis 21|2 m aus Lehm und zu ca. *|a m aus schwarzer Erde, welche mit Asche, Brocken von Holzkohle, gebranntem Lehmbewurf und Scherben durchsetzt war. Beim Nachgraben in der oberen Schicht wurden eine Anzahl Gefässscherben gesammelt, die deutlich das Wellenornament zeigten. Einige der gefundenen Scherben waren von geringerer Stärke und aus feinem, weissem Material geformt, sodass man nur ein verhältniss- mässig geringes Alter der prähistorischen Reste annehmen darf. Es liesse sich dem- nach die Fundstelle als spätslavische Herdstelle deuten. Institutslehrer A. Peuckert legt Steingeräthe von Pottenstein im fränkischen Jura, Taubstummenlehrer 0. Ebert Steinbeile von Ober- Gohlis unterhalb Dresden und das nun abgeschlossene Werk von M. Hörn es: „Die Ur- geschichte der Menschheit“, Wien 1891, vor. Dr. J. Deichmüller macht Mittheilung von der Aufdeckung eines Urnenfeldes in Dresden-Friedriehstadt, zwischen dem Berlinei Bahnhof und der Cottaer Strasse, zu beiden Seiten der Waltherstrasse. Die durch Vermittelung des K. Finanzministeriums von dort in die K. Prähisto- rische Sammlung gelangten Gefässe zeigen vorwiegend den Typus der Strehlener Urnen, einzelne erinnern an Formen, wie sie das Museum in grosser Zahl aus dem der frühesten La Tene-Zeit angehörigen Urnenfelde von Stetzsch besitzt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich an der sehr ausgedehnten Fundstelle zwei getrennte, in verschiedenen Perioden angelegte Gräberfelder befunden haben. Exeursion. Am 12. Mai 1892 besichtigten 21 Mitglieder unter Führung von Lehrer H. Döring die auf der Liebenecke bei Cossebaude befindlichen Gefässe aus den Urnenfeldern von Stetzsch und von Coswig, sowie die von denselben Gräberfeldern durch Taubstummenlehrer 0. Ebert in Stetzsch zusammengestellte Sammlung von Gefässen. V. Section für Physik und Chemie. Erste Sitzung am 7. Januar 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 42 Mitglieder. Prof. Dr. G. Helm spricht über die Schwankungen der Erdachse. Genaue Untersuchungen über die Aenderung, welche die Polhöhe eines Ortes im Laufe der Zeit erleidet, sind in das Arbeitsprogramm der Internationalen Erdmessung aufgenommen worden, wozu Fergola 18S8 in Rom die Anregung gab; besonders ist die Angelegenheit in der letzten Zeit zur wissenschaftlichen Tagesfrage geworden, da zu ihrer Klarstellung eine astronomische Expedition nach Honolulu ausgeführt wurde. Um sich über die Bewegung des Erdkörpers zu orientiren, muss man sich zu- nächst die beiden Sätze der theoretischen Mechanik vergegenwärtigen, die gewöhnlich als Satz von der Erhaltung des Schwerpunkts und Satz von der Erhaltung der Flächen bezeichnet werden. Diese Sätze werden von dem Vortragenden ausgesprochen, die einschlagenden Begriffe entwickelt und durch Versuche an zwei Apparaten er- läutert, die, im Wesentlichen nach Mach (Mechanik, S. 271 u. 275) construirt, aus der physikalischen Sammlung der K. Techn. Hochschule von Herrn Geh. Hofrath Toepler freundlichst für diese Demonstration zur Verfügung gestellt worden waren. Die angegebenen Sätze ermöglichen es, die Drehbewegung der Erde für sich allein zu betrachten, ohne Rücksicht auf das Fortschreiten ihres Schwerpunkts im Raume, und lassen erkennen, dass die Drehbewegung der Erde als eine Drehung um eine durch den Schwerpunkt gehende Achse von im Raum unveränderlicher Richtung auf- gefasst werden kann, so lange die äusseren Kräfte, die Anziehungen von Sonne und Mond, nicht merkliche Drehmomente ausüben. Diese nur durch solche Drehmomente zu verändernde Achse heisst die unveränderliche Achse U der Erde. Diese im Raume feste Achse bewegt sich aber in Bezug zum Erdkörper oder dieser gegen sie. Wird zunächst die Erde als starrer Körper angesehen, so kann man sich über ihre Bewegung um den Schwerpunkt mittels des von Poinsot in die Mechanik eingeführten Trägheitsellipsoids geometrische Klarheit verschaffen. Das Trägheitsellipsoid des Erdkörpers weicht gewiss nur wenig von der Gestalt eines ab- geplatteten Rotationsellipsoids ab. Die Bewegung jedes Körpers um seinen Schwer- punkt kann nun unter den angegebenen Voraussetzungen als gleitungsfreies Jlin- wälzen des Trägheitsellipsoids auf einer zur unveränderlichen Achse senkrechten Ebene beschrieben weiden. Dieses Ergebniss der Poinsot'schen Theorie wird vom Vortra- genden durch einige Versuche an der Schwungmaschine erläutert, indem z. B. ein Messingreif, der an einem Faden hing, in Rotation um diesen versetzt wurde. Hier- nach sind an der Erde auch unter den einfachsten Voraussetzungen, — - dass sie 13 nämlich ein starrer Körper sei, ein Rotationsellipsoid zum Trägheitsellipsoid habe und keinen äussere» Drehmomenten unterliege, — zweckmässiger Weise drei Achsen zu unterscheiden: die unveränderliche Achse U, deren Richtung im Raume verharrt, ferner eine Achse, die im Erdkörper festbleibt, mit diesem aber um jene sich dreht, etwa die Achse T des grössten Trägheitsmoments, endlich die Rotationsachse R, auf der alle im Augenblick in Ruhe befindlichen Punkte des Erdkörpers liegen und die sich in Hinsicht auf U, wie in Hinsicht auf T bewegt. Alle Lagen, die R der Reihe nach im Erdkörper einnimmt, liegen auf einem Rotationskegel um T, und alle Lagen, die R im Raume einnimmt, auf einem Rotationskegel um U. Um nun die Dauer eines solchen Umlaufs der Achse R zu bemessen, muss auf die Differentialgleichungen des rotirenden starren Körpers zurückgegangen werden, die Euler aufgestellt hat. Ist C das grösste Trägheitsmoment der Erde, also das in Bezug auf die Achse T oder auf die kleine Halbachse des Trägheitseliipsoids, fer- ner A das kleinste Trägheitsmoment der Erde, also ein auf eine äquatoreale Achse bezogenes, und hat die Winkelgeschwindigkeit der Erde um R nach der Achse T und zwei zu einander senkrechten äquatorealen Achsen die Componenten io, oq, oq, so ist . dcüj rr, . . . doq doj A -jjr = “ (C— A)w. oj2 , A = (C— A)w. oq , — = 0. Demnach ändert sich w nicht, und es ist C A c-q = / cos — — — m. 't — r), oq = y cos — — A A wo unter / und r Integrationsconstanten zu verstehen sind. Die Rotationsachse R umwandert also die Achsen T und U in der Zeit 2t i C-A Z — : — r — (!) A Die Vergleichung dieses Ergebnisses der theoretischen Mechanik mit der Er- fahrung ist nur möglich, wenn man das Verbältniss der Trägheitsmomente der Erde kennt. Physik und Technik bestimmen Trägheitsmomente durch Beobachtungen an Drehbewegungen. Ueber die Trägheitsmomente der Erde lässt sich auf diesem Wege kein Aufschluss gewinnen, wohl aber kann man aus den Anziehungen, die zwischen der Erde und der Sonne oder dem Monde wirken, die Kenntniss jener Grössen er- langen. Die Trägheitsmomente haben nämlich noch in einem anderen Zusammen- hänge Wichtigkeit für die Mechanik, als in der Drehungstheorie. Die von irgend einem Punkte auf einen Körper ausgeübte Anziehung lässt sich in erster Näherung duich die Anziehung seines Schwerpunkts ersetzen, wenn in diesem die Masse des Körpers vereinigt gedacht wird. In zweiter Näherung ist die anziehende Kraft von den Hauptträgheitsmomenten des Körpers abhängig. Wenn also Sonne und Mond auf die Erde anziehende Kräfte ausüben, die nicht genau durch den Erd Schwerpunkt gehen, so wird man aus deren Wirkungen auf die Trägheitsmomente der Erde schiiessen können. Würden die auf die Erde ausgeübten Kräfte durch ihren Schwer- punkt gehen, so würden sie kein Drehmoment um ihn ausüben, also die oben ein- geführte unveränderliche Achse U ihre Richtung im Raume nicht verändern. That- sächlich aber ändert die Erdachse ihre Richtung im Raume, d. h. die Achse U ist in Bewegung, wie die Erscheinungen der Präzession und Nutation zeigen. Aus den Beobachtungen über diese folgt die Grösse der sie verursachenden Drehmomente und hieraus hat sich ergeben M. (t- t), C-A ' C 0,003272, also C— A A = 0,003283 = 1 304,0 Es folgt weiter z = — - 304,6 oder z — 304,6 Sterntage = 303,8 mittlere Tage. O) In einem Jahre beschreibt also die Achse T um LI einen Bogen von 432°, 8. Die ersten Beobachtungen zur Bestätigung dieses Ergebnisses unternahm P eters 1842/43 in Pulkowa. Es ergab sich, dass die Polhöhe von Pulkowa periodisch ver- änderlich war und zwar so, wie die Theorie es verlangt, als ob sich die Rotations- achse R um die in der Erde feste Achse T der grössten Trägheit in einem Kreis- 14 kegel bewegte und auf diesem im Jahre um 431 °,5 fortwanderte. Der Winkel zwischen T und R ergab sich yy", was nach unseren obigen Bezeichnungen das Verhältniss ~ geben würde (1" entspricht auf der Erdoberfläche rund 30 m). Daraus folgt weiter auf Grund der vorhin skizzirten Poinsot’schen Drehungstheorie und der Eigen- schaften der Ellipse, dass der Winkel zwischen U und R verschwindend klein ist. Hiernach braucht man von den oben eingeführten drei Achsen die beiden U und R nicht weiter auseinanderzuhalten, während ihre Abweichung gegen die dritte T für die heutige Beobachtungskunst nicht mehr zu vernachlässigen ist. Die von Peters gefundene Grösse dieser Abweichung hat sich aber bei späteren Beobachtungen von Gylden und Nyren in Pulkowa nicht wieder ergeben, auch Maxwell’s Berechnungen aus Greenwicher Beobachtungen und andere Untersuch- ungen führten auf abweichende Resultate. Diese Abweichungen erklären sich nicht durch Berücksichtigung der bisher ver- nachlässigten Umstände, dass die Erde kein starrer Körper ist, also Ebbe und Fluth zeigt, dass ihr Trägheitsellipsoid ein wenig vom Rotationsellipsoid abweicht, oder dass äussere Drehmomente wirken. Auch plötzliche Massenverschiebungen, wie sie durch Erdbeben herbeigeführt werden können, erwiesen sich der Theorie nach von zu geringem Einflüsse auf die Lage der Erdachse, um jene Abweichungen in den Beobachtungen zu erklären. Dass säculare Veränderungen, wie z. B. eine allmähliche Vergletscherung Grönlands, die Erdachse verlegen können, auch hiermit die Hebung und Senkung der Meeresküsten im Zusammenhang steht, ist nicht ausgeschlossen (vergl. Helmert, Theorien der höheren Geodäsie, II, S. 445 ff.), doch reicht das Beobachtungsmaterial für weitergehende Schlüsse nicht aus und führt jedenfalls nicht auf periodische Aenderungen des Winkels RT, wie sie durch die Beobachtungen an- gedeutet scheinen. Periodische Massen Verschiebungen, also meteorologische Vorgänge, ändern zwar das Trägheitsellipsoid periodisch, aber der Einfluss auf die Lage der Achse schien nur gering. So berechnet Helmert, dass eine Schneebedeckung der Continente oberhalb 45° der Breite in einer Höhe , die yy m Regenhöhe entspräche, doch höch- stens nur yoo Secunde Achsenverschiebung bewirken würde. Neuerdings (Lamp, Astr. Nachr., 3014) ist auch auf die mit den Verschiebungen der barometrischen Maxima parallel gehenden Verschiebungen der grossen Meeresströmungen hingewiesen worden, als auf jährliche Massenverlegungen im Erdkörper von grösserem Betrage. Andererseits bestätigen sich die Vermuthungen nicht, dass etwa die Berechnungen der hier in Frage kommenden feinen astronomischen Beobachtungen auf zu un- sicheren Voraussetzungen beruhten; insbesondere erwiesen sich die möglichen Un- sicherheiten in der Aberrationsconstante, sowie in der Berücksichtigung meteoro- logischer Schwankungen der Luftschichtung und daher der Refraction als zu gering, um die Abweichungen zwischen den verschiedenen Beobachtungsreihen zu erklären. Neue Beobachtungen, die von vornherein auf möglichste Berücksichtigung solcher Fehlerquellen Bedacht nahmen, ergaben in der Zeit vom Herbst 1884 bis Frühling 1885 eine Abnahme der Polhöhe von 0",4 in Berlin und 0",8 in Pulkowa (Küstner, Astr. Nachr., 2993), in der Zeit von Anfang October 1889 bis Ende Januar 1890 eine Abnahme von rund y Secunde in Berlin, Potsdam und Prag (Alb recht, Be- richt in Verh. d. Int. Erdmessung 1890; Albrecht, Astr. Nachr., 3010). Eine schöne Aufklärung des Sachverhalts ist jüngst durch eine theoretische Be- merkung gelungen. Wenn ein Körper, der durch seine inneren Kräfte zu Schwing- ungen von der Schwingungszahl N befähigt ist, durch äussere, peiiodisch veränder- liche Kräfte zu Schwingungen von der Schwingungszahl N' gezwungen wird, so er- folgen diese mit um so geringerer Amplitude, je grösser die Abweichung der Schwingungszahlen N und N' ist, während bei N = N' die Amplitude mit den wiederholten Anregungen von aussen unbegrenzt wächst. Würde eine Anregung die Amplitude A ertheilen, so erzeugen die immer wiederholten Anregungen die Amplitude N2 N2 - N/2' A‘ Das wird im Vortrag für einen einfachen Fall theoretisch entwickelt und an dem Beispiel eines Pendels, dessen Aufhängepunkt in geeignetem Tempo hin- und her- geführt wurde, erläutert. 15 Radau hat nun diese Erwägung auf die Bewegung der Erde angewendet, deren Achse R sich in 308,8 Tagen um die im Erdkörper feste Achse T dreht, während meteorologische Veränderungen sich im Allgemeinen in 865,24 Tagen wiederholen. Da nun 803,8.6 sich von 365,24.5 nur um 3,4 unterscheidet , so verhalten sich die Perioden der beiden Veränderungen nahe wie 5 : 6 und N2— N/2 nahe N2, die Amplitude der Achsenschwankung wird also 3,3 mal so gross, als die der sie er- regenden Veränderung. Jene von Helmert berechneten 2 Hundertelsecunden Achsen- ablenkung, die durch einmalige Massenänderung herbeigeführt würden, werden also bei periodischer Wiederholung ihrer Verursachungen zu einer Polhöhenschwank- ung vom 6,6fachen Betrage, von 0,18 Secunden jährlich, vervielfältigt. Eine genauere Rechenschaft über den Vorgang gewähren die Differentialgleich- ung der Bewegung, wie sie sich für den Fall geringer Schwankungen der Gestalt und Lage des Trägheitsellipsoids im Erdkörper ergeben. Hat die Achse grösster Trägheit einmal die Lage T0 und legt man zu dieser Richtung senkrecht eine Projectionsebene E, so wird, falls die Achse T längs eines Meridians infolge meteorologischer Vor- gänge hin- und herschwankt, von ihr in der Ebene E eine Gerade in dar Länge 2c beschrieben. Ist diese I-Achse, die zu ihr durch T0 gelegte Senkrechte ??-Achse eines Coordinatensystems der Ebene E, so beschreibt die Achse R und mit ihr U auf der Ebene eine Epic}Tkloide cos 271 308,8 (1 + T) + 3,3 c.sin 2 7T 365,24 rj — k sin 2 71 3033” (t -4— t) — j— 2,7 c.cos 27T 365,24 wo k der mit dem oben benutzten % proportionale Radius des Kreises ist, den R um T beschreiben würde, wenn T ruhte. Für dieses Ergebniss Radau’ s (Comptes rendus, 1890) ist in weiterer Ausführung der Untersuchungen dieses Forschers von Hel mert (Astron. Nachr., 3014; eine graphische Darstellung gegeben worden, die der Vortragende vorlegt. Sie zeigt, dass die Schwankung der Achse in aufeinander- folgenden Jahren recht verschieden ausfallen kann. Dies veranlasste dazu, mit der geplanten Expedition nach Honolulu nicht länger zu zögern. Nach vorläufiger Mit- theilung wird das Ergebniss dieser Expedition eine endgültige Bestätigung der Achsenschwankung sein, da die Polhöhenveränderungen in .Honolulu in entgegen- gesetztem Sinne auftreten als gleichzeitig in Deutschland. Zweite Sitzung am 3. März 1892. Vorsitzender : Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 35 Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. W. Hernpel spricht über die Kohlenstoffbestimmung im Eisen auf gasvolumetrischem Wege und über einen neuen Messapparat für Gase, welcher an einem praktischen Beispiele er- läutert wird. Im Anschluss hieran führt der Vortragende ein neues Experiment vor zum Nachweise, dass unter gewissen Umständen auch in einer Kohlensäureatmosphäre eine Verbrennung erhalten blei- ben kann. Unter gewöhnlichen Verhältnissen erlischt bekanntlich eine Flamme, wenn man sie in einen mit Kohlensäure gefüllten Raum bringt. Diese Erscheinung wird da- durch naohgewiesen, dass aus einer Glasröhre ausströmender Wasserstoff* entzündet und die Mündung der Röhre in einen mit Kohlensäure gefüllten Glascylinder ein- gesenkt wird. Die Flamme erlischt jedoch nicht, wenn man den Wasserstoff* aus einem weiss- glühenden Brenner, also stark erhitzt, in die Kohlensäureatmosphäre ausströmen lässt. Um den Wasserstoff* auf eine hinreichend hohe Temperatur zu bringen, benutzt der Vortragende den zwischen Kohlenelektroden sich bildenden elektrischen Licht- bogen. In einer elektrischen Bogenlampe wird die obere Kohle durch einen hohlen Kohlencylinder ersetzt, der, nach unten glockenförmig erweitert, über die untere Kohle übergreift und in dessen Höhlung oben ein Gaszuführungsrohr hineinragt. Der ganze Apparat steht in einem weiten mit Kohlensäure angefüllten Gascylinder. Wird nun Wasserstoff zugeleitet und der elektrische Strom geschlossen, so kann man, zumal durch die getroffene Anordnung der grelle Lichtbogen dem Auge ver- deckt bleibt, den unteren Rand des Hohlcylinders von einer schwachleuchtenden Flamme deutlich umsäumt erblicken. VI. Section für Mathematik. Erste Sitzung am 11. Februar 1892. Vorsitzender: Geh. Rath Prof. Dr. G. Zeuner. — Anwesend 12 Mitglieder. Der Vorsitzende hält einen Vortrag: „Zur Thermodynamik der Atmosphäre“. Zweite Sitzung am 21. April 1892. Vorsitzender: Geh. Rath Prof. Dr. G. Zeuner. — Anwesend 9 Mitglieder. Baurath Prof. Dr. R. Ulbricht spricht im Anschluss an seine Ver- öffentlichung: „Ueber Wechselstromverzweigungen“, elektrotechn. Zeitschr. 1892, Hft. 12, über die graphisch-analytische Behandlung elek- trischer Wechselströme und erläutert seine Auseinandersetzungen durch die Vorführung eines interessanten Experimentes, durch welches gezeigt wird, dass bei Leitern mit Selbstinduction durch Einschaltung eines Con- densators an gewissen Punkten der Leitung grössere Potentialdifferenzen auftreten können, als sie die im Stromkreise vorhandene elektromotorische Kraft erzeugt. Dritte Sitzung am 19. Mai 1892. Vorsitzender: Geh. Rath Prof. Dr. G. Zeuner. — Anwesend 8 Mitglieder. Prof. Dr. K. Rohn spricht über die Knotenpunkte bei den Flächen dritter Ordnung, unter Vorführung von zahlreichen Gyps- modellen derartiger Flächen. Vierte Sitzung am 16. Juni 1892. Vorsitzender: Geh. Rath Prof. Dr. G. Zeuner. — Anwesend 9 Mitglieder. Prof. Dr. M. Krause behandelt die Bestimmung von Curven- längen durch elliptische Integrale. Jm Anschluss daran erwähnt Prof. Tr. Rittershaus, dass bei einigen Problemen von Zahnradübersetzungen mit unrunden Rädern man auf elliptische Integrale geführt wird; derselbe zeigt auch eine Anzahl von Modellen merkwürdiger Zahnradübersetzungen und Bewegungsmechanis- men vor. VII. Hauptversammlungei]. Erste Sitzung am 28. Januar 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn. — Anwesend ?A Mitglieder. O 17 Geh. Begierungsrath Prof. T)r. E. H artig spricht über Auseinander- setzungen zwischen Wort, Begriff und Gegenstand, erläutert an Beispielen aus der Technik. Zweite Sitzung am 25. Februar 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Bohn. — Anwesend 18 Mitglieder. Zur Vorlage gelangt ein Aufruf zu Beiträgen für ein Denkmal für Christian Ludwig Brehm, Alfred Brehm und Prof. Schlegel, welches diesen um die Erforschung der Thierwelt verdienten Männern in Altenburg errichtet werden soll. Geheimrath Prof. Dr. G. Zeuner erstattet Bericht über den Kassen- ahschluss für das Jahr 1891 (s. Anlage A, S. 21), mit dessen Prüfung Bankier A. Kuntze und Hauptmann a. D. G. Woldermann beauftragt werden. Mitgetheilt wird ferner, dass sich die Einrichtung des Lesezirkels (vergl. Sitzungsber. der Isis 1891, S. 13) bewährt hat und der Gesellschaft Unkosten aus demselben nicht erwachsen sind. Der Voranschlag für das Jahr 1892 (s. Anlage B, S. 22) wird einstimmig genehmigt. Prof. Dr. K. Bohn behandelt nun die Frage der Abhängigkeit der Anzahl der Kugeln, die sich in einem Hohlwürfel unterbringen lassen, von ihrer Anordnung darin. Dabei wird die Voraussetzung gemacht, dass die Seite des Würfels sehr gross sei im Vergleich zu dem Durchmesser der unter sich gleichen Kugeln. Ist die Würfelseite gleich dem n- fachen Kugeldurchmesser, so ist die Zahl der Kugeln n3, wenn die Kugeln, d. h. ihre Mittelpunkte, wie die Ecken eines Würfels angeordnet sind. Sind sie dagegen wie die Ecken eines Tetraeders angeordnet, so ist die Zahl der Kugeln gleich n3]/‘2. Ebenso gross wird die Zahl bei Anordnung der Kugeln wie die Ecken eines Octaüders. Dabei sind geringere Potenzen vernachlässigt. Auf eine Anfrage des Herrn G. Woldermann über die Gewichts- verhältnisse bei Füllung eines Cylinders mit kleinen oder mit grossen Kugeln bemerkt der Vortragende: Eine Hohlkugel oder ein Hohlwürfel fasst dem Gewichte nach etwas mehr, wenn man kleine Kugeln nimmt, als wenn die Kugeln grösser sind, da an den Begrenzungs- flächen der schädliche Raum im ersteren Falle etwas geringer wird. Dritte Sitzung am 31. März 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Bohn. — Anwesend 33 Mitglieder. Nach Prüfung des Kassenabschlusses vom Jahre 1891 durch die Bevisoren wird dem Kassirer Decharge ertheilt. Dr. Fr. Baspe theilt mit, dass das für die Aufstellung der Bibliothek in der K. Technischen Hochschule bisher zur Verfügung gestellte Zimmer infolge nothwendiger Umbauten gekündigt, vom Bectorat der Hochschule aber zur Unterbringung der Bücher ein anderer Baum angeboten worden sei. Nach längerer Debatte wird dieses Anerbieten mit Dank angenommen und die Verlegung der Bibliothek in den neuen Baum genehmigt. 2 18 Gleichzeitig wird eine aus Prof. Dr. 0. Drude, Oberlehrer H. Engel- hardt, Geh. Hofrath Dr. Geinitz, Dr. F. Raspe, Prof. Dr. K. Rohn und Privatus K. Schiller zusammengesetzte Commission gewählt, welche über die Zukunft der Bibliothek berathen und der Gesellschaft hierüber Bericht erstatten soll. Die von der früheren mineralogischen Gesellschaft in Dresden der Isis als Geschenk angebotene Bibliothek wird dankend angenommen. Der thüringische botanische Verein ladet zur Betheiligung an seiner Frühj ahrsv er Sammlung in Gera ein. Es wird beschlossen, dieser Einladung möglichst zahlreich zu folgen. (Vergl. S. 6). Yierie Sitzung am 28. April 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn. — Anwesend 20 Mitglieder. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit der Mittheilung, dass das von dem am 18. December 1891 verschiedenen Mitgliede Bergingenieur Alfred Purgold in Gotha der Isis testamentarisch bestimmte Legat von 600 Mark von den Hinterbliebenen übergeben worden ist. Der Verewigte, dessen Thätigkeit in unserer Isis so viel zu deren Gedeihen beigetragen hat (s. Nekrolog, 1891, S. 33), hat durch dieses hochherzige Geschenk bewiesen, mit welchem Interesse er bis zu seinem Tode den Bestrebungen unserer Gesellschaft gefolgt ist. Wir sind ihm für dieses Zeichen treuer Anhänglichkeit zu dauerndem Danke verpflichtet, sein Andenken wird in unserer Mitte für alle Zeiten fortleben! Prof. Dr. 0. Drude spricht über die Culturfähigkeit, von Deutsch- Westafrika. Dr. A. Naumann giebt Mittheilungen über die Zwergbirke vom Fichtelberge und legt blühende Zweige derselben vor. Fünfte Sitzung am 30. Juni 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn. — Anwesend 23 Mitglieder. Statt der im Juli und August abzuhaltenden Hauptversammlungen wird eine Excursion in Aussicht genommen. Prof. Dr. H. Vater spricht über die Ursachen der Verschieden- heit der Krvstalle derselben chemischen Verbindung. Excursion. Am 26. Mai 1892 unternahmen 19 Mitglieder einen Ausflug nach der „Schönen Höhe“ bei Dittersbach, wo eine kurze Hauptver- sammlung zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten abgehalten wurde. Hierauf wurde das Wesenitzthal durchwandert und zuletzt die Basaltformation des Kegels, auf dem Stolpen gelegen ist, in Augenschein genommen. 19 Veränderungen im Mitgliederbestände. Gestorbene Mitglieder: Am 14. October 1890 verschied in Jena Dr. phil. Robert Schmidt, correspondirendes Mitglied der Isis seit 1857. — Am 7. Januar 1892 starb im Alter von 55 Jahren der durch seine vortrefflichen Schriften über das Studium der europäischen Herpetology bekannte Zoolog Dr. phil. Graf Alexander P. Ninni, Director des Museums der Stadt Venedig, correspondirendes Mitglied der Isis seit 1868. — Am 10. Januar 1892 starb in Dresden im 76. Lebensjahre Dr. med. et phil. Hermann Reinhard, Geh. Medicinalrath und Präsident des Landes-Medieinalcollegiums a. D. Geboren am 15. November 1816 in Dresden bereitete sich der Verewigte für das medicinische Studium auf der Kreuzschule und der Fürstenschule vor und bezog dann die Universität Leipzig. 1844 liess er sich in Bautzen als Arzt nieder, wurde Mitte der 18ri0er Jahre zum Medicinalrath und Beisitzer der K. Kreisdirection daselbst ernannt und 1865 als Geh. Medicinalrath in das neugeschaffene Landes -Medicinal- collegium berufen, als dessen Präsident er von 1872 bis 1888 sich grosse Verdienste um das Medicinalwesen Sachsens erwarb und von Sr Maj. dem Könige durch Ver- leihung hoher Orden ausgezeichnet wurde. Als Abgeordneter Sachsens nahm er hervorragenden Antheil an der Bearbeitung der Pharmacopoea germanica. Auch durch seine entomologisclen Forschungen hat sich der Verewigte einen bedeutenden Namen erworben. Unserer Gesellschaft gehörte er seit 1869 als Ehrenmitglied an. — Am 11. Januar 1892 verschied in Dresden Privatus Otto König, wirkliches Mitglied seit 1891. — Am 15. Januar 1892 verschied im Alter von 79 Jahren in Padua Freiherr Achille de Zigno, Ehrenmitglied seit 1860. Der Verewigte war in wissenschaftlichen Kreisen allgemein bekannt durch seine wichtigen geologischen und paläontologischen Arbeiten, die mit dem Jahre 1841 be- ginnend erst mit seinem Tode geendet haben. Die berühmteste seiner Schriften ist die „Flora fossilis formationis oolithicae“, zahlreiche weitere Resultate seiner Forsch- ungen sind im Jahrbuch der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien niedergelegt. Achille de Zigno war einer der Männer, welche 1861 ihre gewichtige Stimme gegen eine Vereinigung der K. K. geologischen Reichsanstalt mit der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien erhoben und welchen dieses für die geologische Durch- forschung der österreichischen Monarchie so bedeutungsvolle Institut seine Selbstän- digkeit verdankt. — Am 27. Februar 1892 starb in Freiberg, 81 Jahre alt, der früher als Professor an der dortigen Bergakademie wirkende Bergrath F. W. Fritsche, Ehrenmitglied seit 1868. — Am 16. März 1892 starb in Wien im 75. Lebensjahre Dr. Karl Aberle, K. K. Regierungsrath und Professor a. D. , correspondirendes Mitglied seit 1876. — Am 8. April verschied in Dresden Oberbaurath und K. Wasserbau- Director Moritz W. Schmidt, wirkliches Mitglied seit 1873. — Am 18. April 1892 starb Dr. August Todaro, Senator und Director des botanischen Gartens in Palermo, correspondirendes Mitglied seit 1876. — Am 27. April 1892 verschied der Kais. Russische Wirkliche Staats- rath Dr. Eduard August von Regel, Director des botanischen Gartens in Petersburg, correspondirendes Mitglied seit 1854. — 2* 20 Am 4. Mai 1892 verlor unsere Gesellschaft durch den Tod ihr ältestes Ehrenmitglied Dr. Karl August Dohrn, langjährigen Präsidenten des entomologischen Vereins in Stettin. Der Isis gehörte der Verewigte seit dem Jahre 1845 als Ehrenmitglied an. — Am 26. Mai 1892 starb in Dresden Bürgerschuloberlehrer Louis Bald auf, wirkliches Mitglied seit 1872. — Am 20. Juni 1892 verschied Prof. Dr. E. C. Schübeler, Director des botanischen Gartens in Christiania, Ehrenmitglied seit 1871. Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder: Altenkirch, Gust, Gand. d. höh. Schulamts in Dresden, am 26. Mai 1892; Dudensing, Gust., Dr. phil., Gymnasiallehrer in Dresden, am 25. Februar 1892; Lauterb ach, Cam., Oberst z. D. in Dresden, am 31. März 1892; Mie, Gust., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 26. Mai 1892. Aus den correspondirenden in die wirklichen Mitglieder ist über- getreten : Hefelmann, Rud., Dr. phil., Chemiker in Dresden. Neu ernannte correspondirende Mitglieder: Lohrmann, Ernst, Dr. phil., Gymnasiallehrer in Schneeberg, ' Stevenson, J. J., Professor an der University of New- - York, am 28. Januar 1892. Kassenabschluss der ISIS vom Jahre 1891. ie* Position. Ausgabe. 21 a o -M • rH m o Oh tti kO Ph rH o- U50 C 05 LO hT Oi io k/5 L— COO®i— l<=>OCOO.-3005 JOOtXJOOM^OjOOMOfflOCO jh CO HiMiOH O O CO lO 00 05 ^ ft\ rH SO r— I 05 rH 05 O 4 O O (O O I>O00H N SO U5 O O H5 O 00 . 03 O O O CO 05 i—i o COOO»OI>HO^^^ t-t O 03 o 05 1— I so 00 O» h L" 05 so — co rH r-H © HH © ■H rö Sh © co Ö © -u Hu • rH Sh d3 o co H3 •rH © CS3 © •+= rd o 50 a a 44 50 a a 44 50 a a bC'43 ■ • 43 a “ ^ a ® Sh >= rd © ?s -a d -2 o a co © © 03 rö rH a «3 O • rH (XI A Aua dH© 05 00 © a © © © Ö 05 a cd rö a rö H-=> CO © 03 S rO © £ id © «5 -d 'ö ,jö hh co o o © <5 03 0 o\ m 2h w rÖ H a © Ö ^ . ^ GO sh SP _ . © a dda a © © © N o a :a ■*= a © CO © A . . _00 ,0 cd rd © h o 3 a ,r; Ohh^CQCQoq a © a © 50 oo a H M CO ^ 50 CO l> ü5 P4 kO LO 03 o^co 00 03 o 03 o 05 00 © rH rd cd *—5 2 o > Sh © ■■Ö ■Ö a rö 50 a a H-3 CO a a cd 50 2 a 5h S CD JÜrd Hh © £ <1 50 a a HJ 50 a a tu HU CO Sh © 2 o I Sh rö rö . 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Der Vorsitzende spricht über das erste Menschenalter der Dar- winschen Theorie. Vierte Sitzung am 1. December 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. B. Vetter. — Anwesend 18 Mitglieder. Prof. Dr. R. Ebert giebt im Anschluss an eine in der Zeitschrift für Zoologie veröffentlichte Arbeit von Schlamp einen Bericht über das Auge des Grottenolms, Proteus anguineus Laur. Hieran schliessen sich Bemerkungen von Dr. J. Thiele über das Auge niederer Wirbelthiere und von Prof. Dr. B. Vetter über die Bildung des Auges bei der Larve des Petromyzon. Dr. J. Thiele hält einen Vortrag über die primitivsten Metazoen (vergl. Abhandl. VIII) und legt hierzu eine Arbeit von F. E. Schulze über Triehoplax adhaerens vor. Privatus K. Schiller bringt zur Vorlage Oligoneura rhenana Imh. und Centroptilum tenellum Alb., welche bisher in Sachsen noch nicht auf- gefunden worden sind und die er von Herrn Feurich in Göda bei Bautzen mit mehreren Lestes- Arten erhielt, die sich als L. sponsa Hans und L. virens Charp. erwiesen. Die Larve von Oligoneura rhenana Imh. ist auch in der Elbe entdeckt worden. Ebenfalls als neu für Sachsen bezeichnet Dr. J. Thiele Acicula polita Hartm. Zum Schluss bespricht Prof. Dr. B. Vetter ein von Osterloh her- gestelltes Modell der Steinkoralle. II. Section für Botanik. Vierte Sitzung am 3. November 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 34 Mitglieder. Der Vorsitzende legt die Belegexemplare der hauptsächlicheren in diesem Jahre zur Beobachtung gelangten Bereicherungen der Flora 1* 26 Saxonica vor und bespricht die Bedeutung derselben vom pflanzengeogra- phischen Standpunkte innerhalb der mitteldeutschen Flora. Dieselben sind: 1. Stachys alpina L, aufgefunden vom Lehrer Hof mann (Döbeln) im Zsckopauthal bei Waldheim, eingesendet von dem glücklichen Finder an den Vorsitzenden.*) Es ist dies unter den Novitäten wohl unstreitig die interessanteste, eine phane- rogarne Waldpflanze, welche sich nicht in Cultur befindet und sich nicht zu Ver- schleppungen eignet, von welcher auch kein wanderndes Vordringen bekannt geworden ist, und welche hier zum ersten Male im Königreich Sachsen aufgefunden ist. Ihre Feststellung in Sachsen ist von um so grösserer floristischer Bedeutung, als der neue Standort die bis dahin in Mitteldeutschland getrennten Standorte des Ostens und Westens überbrückt: sie ist bekannt aus dem Eulengebirge, von der hohen Mense, dem Glatzer Schneeberg, im Altvatergebirge am Leiterberg, Altvater selbst, Brünnei- heide, im grossen und kleinen Kessel, aus den Beskiden, aus den Prerauer Karpathen ,, selbst schon im niedrigen Hügelgebiete“ (Oborny); im Riesengrunde des Riesen- gebirges hat Uechtritz den früheren Wimmer’sclien Standort nicht wiedergefunden, neuere Angaben sind dem Ref. unbekannt; im böhmischen Mittelgebirge kommt sie mehrfach vor: in der Bergregion des hohen Göltsch, am Kreuzberg bei Leitmeritz, am Zinkenstein, Kleis, und nahe der sächsischen Grenze bei Falkendorf unweit Tetschen, aus dem Erzgebirge aber giebt Celakovsky’s Flora nur den Kriesdorfer Grund bei Osseg an, ausserdem den Blösslingberg und Wölfling bei Abertham. Im Westen nennt die Thüringer Flora keinen Standort für diese Stachys- Art; aber Garcke giebt einen dem Ref. vordem unbekannt gebliebenen am westlichen Abhange des Ober- harzes bei Lutter am Barenberg (Seesen) an, und im südlichen Hannover ist nun das merkwürdige, nicht kleine Ausbreitungsgebiet der Stachys alpina in den Muschelkalk- Buchenwäldern um Göttingen, bei Hildesheim und Hameln, wo sie Ref. häufig in Gesellschaft von Helleborus viridis , Bupleurum longifolium , Cephalanthera- und Epi- pactis- Arten gesammelt hat; in Hessen (Cassel, Marburg, Biedenkopf, Biber am Spessart etc.) wird sie häufiger, im fränkischen Jura scheint sie noch recht selten, während sie in den nördlichen Kalkalpen bis 1620 m und in der sich daran an- schliessenden bayrischen Hochebene verbreitet ist. Nach allem Gesagten erscheint der neue sächsische Fundort als im Anschluss an das östliche Verbreitungsgebiet der Stachys alpina in Mitteldeutschland befindlich, da zumal das ganze Saalegebiet keinen Standort aufzuweisen hat, was bei der Gegenwart sowohl im fränkischen Jura als im Muschelkalkgebiet in Süd-Hannover disharmonisch ist. Die Species liebt, ihrem Namen zum Trotz, gewiss die niedere Bergregion mehr als die an die Waldgrenze streifenden Höhen; sie braucht daher nicht als ein Relict aus kälteren Perioden an- gesehen zu werden, sondern nur als Pflanze von sporadischer Verbreitung, ohne dass es möglich wäre, einen plausiblen Grund für diese Verbreitungsform, die ja oft genug in den Pflanzenarealen enthalten ist, anzugeben. 2. MyriopJiytttwi alterniflorum DC., aufgefun den von Apotheker S c h 1 i m - pert (Meissen-Cölln) in Gemeinschaft mit Herrn Fritzsche (Kötzschen- broda) in einem Kanal zwischen Sieglitz und Streuben. Diese interessante Wasserpflanze bewohnt der Hauptsache nach das atlantische Europa (Britannien, sogar Island und das skandinavische Küstengebiet, Holland, Frank- reich und Spanien), und ihre Entdeckung schliesst sich daher an diejenige von Helosciadium inundatum Koch an, über welche — nördlich der sächsischen Landes- grenze in der Umgebung von Ruhland — wir nach ihrer Entdeckung durch Herrn Alwin Schulz (Königsbrück) der Gesellschaft Isis vor zwei Jahren auf Grund unserer persönlichen Aufnahme berichten konnten. In Deutschland bewohnt das genannte Myriophyllum, von den bekannteren Arten M. veriicillatmn (incl. pectinatum) und 31. spicatum durch die feinen Blattzipfel und die in eine zerstreutblüthige nickende *) Auch an dieser Stelle soll denjenigen Herren, welche die hier zu nennenden Novitäten, ebenso wie früher, durch ihre freundliche Einsendung an den Unterzeich- neten oder an Dr. Naumann zur dauernden Aufbewahrung im Herbar der Flora Saxonica im Kgl. Polytechnikum gelangen liessen, ein aufrichtiger herzlicher Dank abgestattet sein. Es ist anders nicht möglich, ein authentisches reiches Florenmaterial als Grundlage wissenschaftlicher Arbeit vollzählig zusammen zu bringen. 27 Aelire aufgelösten Blüthenquirle zarterer Beschaffenheit leicht unterschieden, den Süd westen, ist aber auch noch häufig in Westpreussen und findet sich dazwischen in Pommern, Brandenburg, Braunschweig und Hannover, Holstein; es bildet also eine südöstliche Vegetationslinie und könnte als solche den von Grisebach in seiner classischen Studie über die Yegetationslinien im nordwestlichen Deutschland genannten (unter denen zwei Helosciadium- Arten auftreten) beigefögt werden. Die Entdeckung dieser Art in Sachsen ist also von grossem Interesse, obwohl bei der leichteren Ver- scbleppungsweise von Wasseipflanzen eher, als bei der erstgenannten Entdeckung einer neuen Art, daran zu denken wäre, dass vielleicht erst in jüngerer Zeit diese Aieal-Erweiterung entstanden ist. Die Rügenden Notizen beziehen sich nicht auf neue, der Flora Saxo- nica jetzt zuerst einzuverleibende Species, sondern auf einige interessantere Standorte solcher Arten, welche bei ihrem sporadischen Vorkommen in Sachsen erhöhte Bedeutung haben. Da ist zuerst zu nennen ein neuer Standort von 3. Epipogum aphyllum Sw. ( Epipogium Gmelini Rieh.), der merkwür- digen, zarten und bleich wachsgelben Orchidee, welche bislang aus Sachsen nur von dem einen Standorte in der Bautzner Gegend (vom Pichow bei Dretschen, vergl. Isis, Abh. 1889, S. 7) bekannt war (von welchem das Herbar der Flora Saxonica jetzt ausgezeichnete Belegexemplare durch den Erwerb der Lodny’schen Sammlung erhalten hat), und zu dem der Vor- tragende einen zweiten oberlausitzer Standort im Quellgebiet der Wessnitz am Südhange des Valtenberges zwischen Nieder-Neuldrch und Steinigt- Wolmsdorf unweit der böhmischen Grenze auf seiner diesjährigen Studien- reise hat hinzufügen können. Sie befindet sich daselbst in einem sehr feuchten Fichtenwald der unteren her- c}rnischen Formation, wo die junge Wessnitz zwischen moosbewachsenen Granitblöcken sich versteckt hinwindet und auch in einem so trocknen Sommer, wie der diesjährige war, für das noth wendige Nass sorgt. Von Phanerogamen befinden sich zwischen der hohen Moosdecke von Polytrichum, Mnium , Plagiochila asplenioides etc. und stellenweise Sphagnum hier nur die Farne der Dryopteris-G enossenschaft, hauptsächlich aber Aspidium spinulosum in mächtigen Exemplaren. Ob der Epipogum- Standort reich an Exemplaren ist, lässt sich einstweilen nicht entscheiden; ich fand am 11. August nur 2 kleine Exemplare. Bedenkt man aber, dass die Hauptblüthezeit dieser Orchidee Mitte Juli ist, und dass, wie ich mich selbst an den Buchenwald-Standorten von Epipogum in der Göttinger Flora wiederholt früher überzeugen konnte, nach den ersten kräftig entwickelten Blüthenstengeln, welche öfter zu mehreren aus einem Rhizom hervorbrechen und in kleinen Rudeln beisammen stehen, nur noch verein- zelte Schwächlinge Ende Juli über der Laubdecke zu erscheinen pflegen, während die normalen Blüher dann schon verwelkt sind, so besagt diese geringe Zahl noch wenig gegen die Annahme, dass der Wessnitz-Standort gleichwie der andere eine sichere Ernte berge; zumal war ja dieser vergangene Hochsommer überhaupt arm an Orchideen. Epipogum aphyllum gehört zu denPflanzen, welche bei weiter Gesammtverbreitung von den Pyrenäen bis Sibirien überall selten zu sein scheinen und in allen Local- floren mit vereinzelten Standorten, an diesen sogar gleichsam unbeständig, aufgeführt werden. Schön heit’s Flora von Thüringen giebt keinen Standort dafür an, im Harz wächst es unterhalb des Brockens und in der Buchenwaldregion, häufiger ist es im südhannoverschen Muschelkalk-Gebiet vom Deister bis nach Hessen (Giessen) ; bei Warnsdorf ist der dritte, Sachsen nahegelegene Lausitzer Standort, Marienbad birgt einen am Südhange des Erzgebirges, der Kubany im Böhmerwalde, Carlsbrunn einen solchen im Gesenke, Glatzer Schneeberg und Zackenfall, andere Standorte in den Sudeten, dazu solche in Mähren. Auch in Norddeutschland kommt es als grosse Seltenheit vor: zerstreut in schattigen Buchenwäldern von Schleswig-Holstein und in Dänemark fehlt es in dem Lüneburger Heidegebiet sammt südlich sich anschliessen- den (Jebergangswaldungen, ist aber vom südlichen Norwegen bis England ( — Watson’s Topographical Botany , p, 386, bezeichnet es am einzigen Standorte im mittleren 28 Severn-Gebiet als ,, extinct ?”), und von Schweden bis zum mittleren Finnland zerstreut; dazu kommen für Europa noch alpine Standorte, solche in Etrurien, Ungarn, Sieben- bürgen und im mittleren Russland. 4. Potentilla canescens Bess., hat Apotheker Schlimpert ebenfalls an einem neuen und für die sächsische Flora sehr interessanten Standort in der Meissner Gegend entdeckt. Diese für Sachsen sehr seltene Pflanze hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in Ost- Europa. Sie findet sich, in Deutschland sehr zerstreut vor. Unser Herbarium der Flora Saxonica weist sächsische Exemplare vom Schlossberg bei Schwarzenberg, von Berggiesshübel, von Weischlitz bei Plauen i. Y. und Grossstein bei Kuppitz? auf. 5. Drosera longifolia L., aufgefunden von Assistent Dr. A. Naumann auf dem Kranich see-Moor bei Carlsfeld und am sogenannten „Kleinen Kranichsee” bei Sauersack auf seiner diesjährigen Studienreise. Diese Pflanze findet sich in spärlicher Anzahl am Rande der tiefen Tümpel, die man als „Moos-Schwimmgründe” bezeichnen könnte, und welche gerade den Torf- mooren um Carlsfeld ihren eigenthümlichen Charakter verleihen. Sie wächst, be= gleitet von Drosera rotundifolia, versteckt in den Polstern von Sphagnum teres, mollus- cum und cymbifolium. Der genauere Standort am Kranichsee-Moor ist durch folgende Beschreibung gegeben: Dort wo der Grenzgraben eine Biegung von SW. nach NO. macht, findet sich der Grenzstein f 3. Geht man von diesem 90 Schritte in östlicher Richtung und von hier senkrecht zu dieser 80 Schritte nach der böhmischen Seite zu, so stösst man auf die tieferen von Drosera longifolia umgebenen Tümpel. 6. Betula nana L. , aufgefunden vom Vortragenden im Jahre 1888 auf einem Torfmoore bei Fribus in Böhmen, ebenso von Dr. Naumann 1892. Auf diesem stark im Abbau begriffenen Moore findet sich Betula nana geradezu Bestand bildend vor, ganz wie an dem von Dr. Naumann in diesem Jahre besuchten Torfstich am Spitzberg bei Gottesgab. Genauer charakterisirt ist der Fribuser Standort durch folgende Angaben: An der Strasse Eibenstock-Fribus läuft der Rohlabach. Wo sich derselbe von der Strasse ab nach Osten wendet, liegt westlich desselben gegenüber einem Hause (Schank- wirthschaft) der von der 880 m Curve durchschnittene Torfstich. Bemerkt sei noch, dass sich dieser und der oben angegebene Standort von Dr. longifolia L. in dem Prodromus der Flora von Böhmen von Celakovsky noch nicht angegeben finden. 7. Pirola chlorantha L. hat Postverwalter Benz aus dem südwest- lichsten Sachsen in der Umgebung von Brambach eingesendet. Da die sächsische Excursionsflora von Wünsche diese Pirola- Art ausdrücklich als im Erzgebirge fehlend angiebt, so ist auf diesen für den Ref. neuen Standort um so mehr Gewicht zu legen, als ja im Allgemeinen die Waldflora des Brambacher Ge- bietes einer mittleren Region im Erzgebirge entspricht, dabei aber die bekannten vogtländischen Eigenthümlichkeiten für sich hat. — Diese Ergänzungen zur sächsischen Phanerogamen-Flora übertrug Herr K. Schiller auf das kryptogamische Gebiet durch Vorlage eines, leider nur steril gefundenen höchstinteressanten Laubmooses, des von ihm in der säch- sischen Schweiz gefundenen Dicranodontium aristatum Schimp. Da dieses bisher in Deutschland nur an den Quadersandsteinfelsen der Sudeten und des Heuscheuergebirges gefundene Moos, obwohl es an günstiger Stelle die Fels- wände in auffälliger Weise dicht überkleidet, wegen der Aehnlichkeit mit anderen Gattungen der Dicranaceen leicht verwechselt und wegen der Sterilität unbeachtet bleiben kann, ist es bisher aus dem sächsisch -böhmischen Sandsteingebirge nicht bekannt geworden. Sicher kommt es aber daselbst an mehreren Localitäten vor, denn Dr. A. Schultz hat es in diesem Jahre im Edmundsgrunde in Böhmen entdeckt, während die vorgelegten Exemplare im Polenzgrunde in Sachsen gesammelt worden sind. 29 Darauf giebt Dr. A. Naumann unter Vorlage entsprechender Abbild- ungen und getrockneter Exemplare eine kurze Charakteristik der Arten der Gattung Botrychium. Prof. Dr. 0. Drude bespricht als neuere botanische Litteratur-Erschein- ungen folgende Schriften: M. Willkomm: Das Herbar; A. B. Frank: Lehrbuch der Botanik, Bd. I. Berlin 1892; H. Warnecke: Lehrbuch der Botanik für Pharmaceuten und Mediciner. Braun- schweig 1892; A. Zimmermann: Die botanische Mikrotechnik. Tübingen 1892; A. Famintzin: Uebersicht der Leistungen auf dem Gebiete der Botanik in Russ- land i. J. 1890. Petersburg 1892; J. Briquet: Les Labiees des Alpes maritimes. Geneve et Bale 1891; E. Warmin g: Lagoa Santa (Kgl. Dänische Akademie 1892). Zum Schluss giebt Herr F. Fritzsche-Kötzschenbroda noch eine Mit- theilung über das Vorkommen von Pirola chlorantha L. in der Lössnitz und schildert des Näheren den Standort von Epipogum Gmelini Rieh, bei Sassnitz (Rügen). Fünfte Sitzung am 8. December 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 32 Mitglieder. Der Bibliothekar der „Isis“, Herr K. Schiller, legt ein als Geschenk eingegangenes zweibändiges Werk vor: J. Lubbock, „A contribution to our Knowledge of Seedlings“, welches von hohem Werthe zu sein scheint, in- dem eine vergleichende Keimungsgeschichte von jeher als systematisches Bediirfniss empfunden worden ist. Prof. Dr. 0. Drudfe hält den angekündigten Vortrag über W^üsten- pflanzen und Succulenten. Nach einer kurzen Charakteristik der diese Pflanzen repräsentirenden drei pflanzen- geographischen Gebiete der Wüsten, Wüstensteppen und Tropengebiete mit xero- phytischer Vegetation bespricht Redner die hauptsächlichsten Schutzmittel der Pflanzen gegen Dürre und erörtert den Begriff der Succulenz. Hierauf schildert er die beiden Heimathscentren der Succulenten, deren Maximum an zwei Stellen der Erde liegt: Süd- afrika (Karoo etc.) und Südamerika (Mexikanisches Hochland-Salzgebiet von Utah). Dazu kleinere Gebiete: Somali, Sokotra, Canaren etc. Die Hauptformen der Stamm- und Blattsucculenz entsprechen der verschieden- artigen Anpassungsmöglichkeit, welche die Systemgruppen ausnutzen, indem sie ent- weder den Stamm in oberirdische, korkgeschützte Knollenstärame verwandeln, oder normal wachsende Stengel, bez. Blätter oder seltener beides zugleich mit den Eigen- schaften succulenter Gewebe ausrüsten. Beispiele für Knollenstamm: Testudinaria ; für Stammsueculenz: Cacteen, Euphorbia ; für Blattsucculenz: Aloe , Sempervivum\ für doppelseitige Succulenz: Kleinia unter den Compositen. Es gelangt zur Besprechung folgende Liste der hauptsächlichsten Succulenten (C bedeutet Capland, M Mexiko): Monocotyledonen. Dicoty ledonen. Liliaceen: Anthericeen -Bulbine C. Aloineen-AZoe, Haworthia, Gas- teria C. Amaryllideen : Agaveen- Agave, Four - croya M. Dioscoreaceen: Testudinaria C. Crassulaceen C M. Cactaceen M. Amerika. [Bhipsalis auch in Afrika (Madagaskar).) Mesembrianthemaceen C. Portulaceen 5 Gattungen. Euphorbiaceen: Euphorbia Afr. C. Asclepiadeen: Stapelia, Huernia C. Compositen: Kleinia (ähnlich Senecio), Hertia [Othonna) C. 30 Die Ertragungsfähigkeit dem Klima gegenüber ist bedeutend; die Succulenten vermögen auch im ungünstigen Wüstensteppenklima noch grosse Pflanzenmassen zu erzeugen und dabei mächtige Mengen von Flüssigkeit aufzuspeichern. Dabei haben sie besondere Schutzeinrichtungen gegenüber fressenden Thieren nöthig: Bestachel- ung, Bedornung, Kalkoxalat in der Epidermis eingelagert, Gerbstoff, Milchsaft etc. Die Organmetamorphose der Stachelpolster der Cacteen bildete den letzten Ab- schnitt des Vortrages. — Hieran knüpfte sich am 10. December 1892, Nachm. 3 Uhr, eine von der botanischen Section zahlreich besuchte Demonstration von Succu- lenten im neuen botanischen Garten, wo diesen interessanten Pflan- zen ein hübscher Eckpavillon der neuen Anlage von Schauhäusern ein- geräumt ist und wo die wichtigslen Yertreter der genannten Familien in Auspflanzung zwischen Tuffsteinen und in lehmig-sandiger Erde mit Kalk- mergel gemischt hoffentlich zu guter Entwickelung gelangen werden. III. Section für Mineralogie und Geologie. Dritte Sitzung am 20. October 1892. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. Geinitz. — Anwesend 38 Mitglieder. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzqng mit der Trauerbotschaft von dem Hinscheiden der Gattin eines der ältesten und treuesten Mitglieder der Isis, des Herrn Prof. E. Z schau, und fordert zur Theilnahme an deren Bestattung auf. Er berichtet ferner im Aufträge des gleichzeitig anwesenden Herrn R. Kramsta über ein von dem Letzteren beobachtetes Strudelloch im Lomnitzkessel im Biesengebirge , dessen Entstehen mit einem alten diluvialen Gletscher in Verbindung gebracht werden kann. Eine genauere Beschreibung davon hat Herr R. Kramsta in dem „Wanderer im Riesengebirge, Hirschberg 1892, Nr. 120“ veröffentlicht; eine Anzahl Photographien von dort dienen zur Erläuterung. Auf die wichtigen älteren Forschungen von Prof. Parts ch, Gletscher der Vorzeit in den Karpathen und in den Mittelgebirgen Deutschlands, der einen Lomnitzgletscher hervorhebt, und die neuesten von Prof. G. Berendt, Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges (Jhrb. K. preuss. geol. Landesanst. f. 1891), wird eingehend verwiesen, ebenso wie auf das Vorkommen ähnlicher Strudellöcher oder Riesentöpfe in der sächsischen Schweiz und mehreren anderen Gegenden, für die man nicht gerade die Mitwirkung eines Gletschers in Anspruch zu nehmen braucht. Im Anschluss hieran lenkt der Vorsitzende noch die Aufmerksamkeit auf die traurige Katastrophe von Saint-Gervais am 12. Juli 1892 und bespricht die Ursache davon nach der Darstellung von J. Vallot, A. DelebecqueundL. Duparyin einem darüber veröffentlichten Schriftchen, Genf 1892. Hierauf erläutert der Assistent für Mineralogie und Geologie an der K. Technischen Hochschule in Dresden, Dr. H. Francke, das in neuester Zeit von dieser Anstalt erworbene tektonische Modell des Dr. R. Schäfer in München, welches auch von hier aus für geologische Vorlesungen an- gelegentlichst empfohlen werden kann. Den Vertrieb dieses instructiven Modells hat die Firma Barth & Co. in München, Louisenstrasse 36, über- nommen. 31 Den Haupt vor trag in dieser Sitzung hält Dr. W. Bergt, welcher seit 1. Mai d. J. seine Thätigkeit der Untersuchung der petrographischen Samm- lung des K. Mineralogisch -geologischen und prähistorischen Museums in Dresden widmet, über Gebirgsdruck und seine Wirkungen, mit be- sonderer Beziehung auf die Gesteine der Umgegend von Dresden. Vierte Sitzung am 15. December 1892. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. Geinitz. — Anwesend 23 Mitglieder. Unter Vorlage eines neuerdings an das K. Mineralogische Museum gelangten Bruchstückes giebt der Vorsitzende einige Mittheilungen über den berühmten Meteorstein von Ensisheim im Eisass, gefallen am 19. November 1492; ferner über die auch in Californien beobachteten Strudellöcher oder Gletschertöpfe, sogen. Postholes, am Mokelumne River Canon (vergl. Am. Journ., December 1892, p. 454, PI. IX); sowie über die neuesten Entdeckungen an einem Ichthyosaurus im Lias von Holzmaden (vergl. Geol. Mag., 1892, Nr. XI, p. 517), wodurch die zuerst von Owen gemachte Beobachtung der an dem Schwänze der Ichlhyosauren oft vorkommenden Umknickung Erklärung findet. Hierauf hält Prof. E. Z sch au einen eingehenden Vortrag über gang- artige Kluftausfüllungen im Syenit des Plauen’schen Grundes (vergl. Abhandl. X). Dr. W. Bergt berichtet über die vor Kurzem von Geo. R. Wieland, State College, Pennsylvania, an H. B. Geinitz zur Begutachtung einge- sandten Kiesel-Oolithe, sogen. Siliceous Oolites, two miles N. W. von State College, Centre Cy., Penn., wahre Analoga für die Karlsbader Erbsen- steine (vergl. Abhandl. XV). . Dr. H. Franc ke legt noch folgende neu erschienene mineralogisch- geologische Lehr- und Lesebücher vor, unter kurzem Hinweis auf deren Inhalt: Eberhard Fraas, Scenerie der Alpen. Leipzig 1892. Nach einem allgemeinen Theil, welcher Gebirgsbildung und die Einwirkung dieser auf die Gesteine, d. i. die Lehre von der Dynamo- und Contactmetamorphose behandelt, werden die Gebirgsarten selbst, soweit sie an der Zusammensetzung und Entstehung der Alpen theilnehmen, charakterisirt gemäss den geologischen Formationen. Das Buch ist für naturwissenschaftliche Alpenreisende bestimmt, die nicht blos die interessante Flora und Fauna beobachten und sammeln, sondern auch den Blick für die so vielfach noch räthselhaften geologischen Erscheinungen im Gebirge schärfen wollen. Ad. Knop, Der Kaiserstuhl im Breisgau. Eine naturwissenschaftliche Monographie. Leipzig 1892. Das Buch ist nicht blos für Naturwissenschaftler im engeren Sinne berechnet und deshalb etwas weitläufig geschrieben. Es giebt z. B. Einleitungen in die allge- meine Chemie und Geologie. Es enthält der Hauptsache nach Mineralogisches und Geologisches, berücksichtigt aber auch Hydrographie , Agronomie, Statistik, Historie, Botanik und Zoologie. Ein letzter Abschnitt dient als geologischer Excursionsführer in den Kaiserstuhl. Angehängt ist noch eine gute Karte im Kupferstich. Manches vom Inhalte hat der Verfasser schon in Fachzeitschriften niedergelegt, etliches aber 32 hier zum eisten Male veröffentlicht, sodass auch der Fachgeologe das Buch als ein Quellenwerk betrachten darf. H. Rosenbusch, Mikroskopische Physiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. 3. Aufl. Stuttgart 1892. P. Klockmann, Lehrbuch der Mineralogie, für Studirende und zum Selbstunterricht. Stuttgart 1892. Das Werk gehört in die Reihe der von der VerlagsbandlungF. Enke herausgegebenen naturwissenschaftlichen Lehrbücher und giebt alle wissenschaftlich feststehenden Thatsachen in modernem Gewände. Die Krystallsysteme werden, wie auch ander- wärts, der Erleichterung wegen, nicht nach Symmetrieaxen , sondern nach Symmetrie- ebenen definirt. In dem schon 1 xj2 Jahr früher erschienenen allgemeinen Theile, um- fassend Krystallographie , Physik und Chemie, sind einige Abschnitte der Lehre von den Lagerstätten und der Entwickelung der Mineralien gewidmet. Der zweite, physio- graphische Theil befolgt dasselbe Classificationssystem wie die übrigen neueren Werke, nämlich das Berzelius-Rose’sche, und ist bei aller Kürze und Gedrängtheit sehr reich- haltig, sodass ihn der Verfasser auch bei Sammlungsarbeiten gebraucht zu sehen wünscht. Bei der Aufzählung der Fundorte sind die geologisch -petrographischen Verhältnisse berücksichtigt. Angehängt sind noch zwei Abschnitte über nutzbare Mineralien und Bestimmungstabellen. Dr. H. Francke legt ferner vor im Aufträge des Herrn R. Kramsta: Quarzporphyr von Erdmannsdorf, südlich von Hirschberg, Schlesien, grosse weisse bis 2 cm lange und 1 cm breite Orthoklaseinsprenglinge in schwarzer Grundmasse zeigend, auf angeschliffener Fläche besonders schön aussehend ; Individualisirte Orthoklas masse aus dem Granitit zwischen Hirsch- berg und Lomnitz, Schlesien, mit bläulichem Lichtscheine senkrecht zum Klinopinakoid, besonders auf ocPoc. Von dieser Oertlichkeit sollen die sogen. Mondsteine noch nicht gesammelt worden sein. Zum Vergleich werden bekannte Vorkommnisse herumgereicht: Orthoklas mit Lichtschein von Frederiksvärn (Breithaupt’s Mikroklin) und Adularkrystall (Mondstein) aus Tirol. Ueber das Wesen dieser bläulichen Lichterscheinung, die identisch mit der sogen. Farbenwandlung des Labradorits ist, sind die Acten noch keineswegs geschlossen. IV. Section für prähistorische Forschungen. Dritte Sitzung am 10. November 1892. Vorsitzender. Dr. J. Deich müller. — Anwesend 22 Mitglieder. Unter Vorlage zahlreicher Zeichnungen berichtet Dr. J. Deichmüller über die von ihm im April und Mai d. J. besuchten vorgeschichtlichen Sammlungen Italiens. Ueberreste der frühesten Bewohner Siziliens enthält die Universitätssamm- lung in Palermo, in welcher die Funde aus den Höhlen in den die Stadt um- gebenden Kalkbergen, namentlich im Monte Pellegrino, aufgestellt sind. Prächtige Reste von Elephas, Rhinoceros, Hippopotamus etc. und mit ihnen zusammen gefundene Steingerätbe ältester Form weisen darauf hin, dass der Mensch Sizilien bereits zur Diluvialzeit bewohnte. Auch das Museum der Stadt Syrakus bewahrt zahlreiche menschliche Kunstproducte aus Höhlen und anderen Wohnstätten der Steinzeit, an welche sich die schönen Funde aus den Gräberfeldern der vorhellenischen und der hellenischen Zeit anschliessen. Die für das Studium der Vorgeschichte Italiens bedeutendste Sammlung ist das Museum Kircherianum in Rom, eine von dem Jesuitenpater Kircher in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts begründete ethnographische Sammlung, von welcher 1876 eine vorgeschichtliche Abtheilung abgetrennt wurde, die unter Leitung vonPigorini zu der hervorragendsten derartigen Sammlung Italiens umgestaltet worden ist. Die chronologische und geographische Aufstellung der Gegenstände ermöglicht es, ein klares Bild von der allmählichen Entwickelung der Cultur auf der apenninischen Halbinsel zu empfangen. Zu den ältesten Objecten gehören auch hier die Funde aus den Höhlen Siziliens, Sardiniens etc. und von anderen steinzeitlichen Wohnplätzen Ober- und Mittelitaliens. An die reichhaltigen Ansammlungen von Artefacten aus den Pfahlbauten der Seen und den Terramaren der Niederungen Oberitaliens und der Emilia schliessen sich prächtige Funde aus den Nekropolen der Bronzezeit, während Depot- und Einzelfunde den Uebergang zu der Eisenzeit vermitteln, die durch zahl- reiche schöne Funde aus Brand- und Skelettgräbern aus allen Theilen Italiens ver- treten ist. Im archaeologischen Museum in Florenz sind es namentlich die Funde aus der Etruskerzeit, unter diesen an erster Stelle die Gräberschätze von Vetulonia, welche die Aufmerksamkeit des Prähistorikeis in Anspruch nehmen und deren über- sichtliche Anordnung das Studium der eigenartigen Cultur jenes Volkes ausser- ordentlich erleichtert. Das Museo civico in Bologna enthält die werthvollen Ergebnisse der Aus- grabungen auf den Gräberfeldern in der Umgegend der Stadt, die reichhaltigen Funde aus den Arnoaldi-, den Certosa- u. a. Gräbern, an welche sich der grosse Depotfund von San Francesco anschliesst, der durch die ausserordentlich grosse An- zahl der ihn zusammensetzenden Objecte überrascht. Lehrer H. Döring spricht über prähistorische Funde aus der Lausitz. Der Vortragende weist zunächst auf den der Lausitz eigenthümlichen Reichthum an Erinnerungszeichen aus vorgeschichtlicher Zeit hin, der seit langer Zeit die Blicke der bedeutendsten Alterthumsforscher auf jene Landschaft gelenkt und eine reiche Litteratur darüber hervörgerufen hat. Ueber seine auf dem bekannten Gräberfelde von Klein-Saubernitz vor- genommenen Ausgrabungen erstattet der Vortragende Bericht und legt einige der gehobenen Grabgefässe vor; von besonderem Interesse ist, dass unter den Knochen- resten aus einer Kinderurne zwei gebrannte Thierknochen gefunden wurden, von denen einer durchbohrt war. Im Anschlüsse hieran werden einige graphitirte Beigefässe vom Gräber felde Zschorna bei Löbau und Rackel, sowie ein Deckelgefäss von Milkel vorgelegt. Vortragender berichtet ferner über die von ihm besuchten Burgwälle der Oberlausitz und führt an: die Erdwälle auf dem Proitzschenberg bei Bautzen, den Wall in den Promenaden an der „weiten Bleiche*1, den Wall von Doberschau, die slavische Herdstelle in Köblitz, die Wälle von Blösa, Daranitz, Kumschütz, Belgern, Rackel, Gröditz, Lauske und Niethen; die Steinwälle auf dem Hochstein und dem Schmoritz und die verschlackten Wälle auf dem Stromberg bei Weissen- berg und dem Löbauer Berg, von denen verschlackte Gesteine zur Ansicht gelangen. Ueber einen von ihm neuaufgefundenen, in der Litteratur der Alterthums- forschung noch unbekannten Wall macht der Vortragende folgende Mittheilungen: Zwischen den Ortschaften Klein- Saubernitz und Wartha auf der Ortsflur Klein- Saubernitz liegt im ebenen Wiesengrunde von Nadelholz umgeben ein kleiner länglich- runder Burgwall. Derselbe ist von einem flachen, reichlich 2 m breiten Graben umgeben und hat einen Umfang von 180 Schritt. Der vom Graben umschlossene kleine Hügel zeigt eine unregelmässig wellige Oberfläche. Es wurde an mehreren Punkten ein- gegraben und dabei aus dem lockeren aschereichen Boden Holzkohle und Gefäss- bruchstücke zu Tage gefördert. Die aufgefundenen Gefässscherben zeigen den sla- vischen Charakter, wie er allgemein als Burgwalltypus bekannt ist. In den Ueberlieferungen des Volkes wird die Oertlichkeit als „Raubschlösschen“ bezeichnet und dabei fälschlich angenommen, dass hier eine Raubritterburg gestanden habe. Die im Volksmunde ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung „Radisch“ (wendisch: „hrodzizko“) ist auf slavischen Ursprung zurückzuführen und bedeutet „kleine Burg“. Nach alledem ist anzunehmen, dass der Burgwall ehemals von den Slaven in der sumpfigen Niederung angelegt wurde. Es sei dahingestellt, ob derselbe als heid- nische Cultusstätte, als Vertheidigungsplatz oder als Zufluchtsort dienen sollte. Wir dürfen ihn als eine slavisclie Sumpfburg ans der Zeit des 9. oder 10. Jahrhunderts betrachten. Nach Mittheilungen des Lehrer Immisch wurde auf Anregung der verstorbenen Gräfin Bertha zur Lippe im Jahre 1855 am ,, Raubschlösschen“ eine Ausgrabung vor- genommen und dabei ein Dolch nebst verschiedenen Waffenresten aufgefunden, welche Funde zur Aufbewahrung nach Schloss Baruth bei Bautzen gelangten. Yon den an das „Raubschlösschen“ sich knüpfenden Volks sagen sind folgende zwei bemerkenswerth : Eine Schatzsage berichtet davon, dass am ursprünglichen Standorte des „Schlösschens“ eine Braupfanne voll Geld vergraben sei. Ueber die Einnahme und Zerstörung des „Raubschlösschens“ erzählt eine andere Sage, dass durch dass Burgfräulein, welches vom Schlosse nach Klein-Saubernitz zu Tanze ging, der geheime Zugang verrathen und so das Eindringen der Feinde und die Zerstörung der Burg ermöglicht wurde. / V. Section für Physik und Chemie. Dritte Sitzung am 17. November 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 32 Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. G. Helm legt eine inzwischen in den Astronom. Nachricht, veröffentlichte, von Prof. Dr. Albrecht ausgeführte graphische Uebersicht der Ergebnisse vor, welche die gleichzeitig in Berlin, Strassburg, Prag einerseits und in Honolulu andererseits angestellten Polhöhenbeobach- tungen geliefert haben. Sie bestätigen endgültig die Schwankungen der Erdachse (vergl. Sitzungsber. Isis 1892, S. 12). Docent H. Krone spricht über das Problem, in natürlichen Farben zu photographiren. Oberfinanzrath B. Förster demonstrirt das Modell einer Gesteins- bohrmaschine, welches von seinem Sohne, Bergstudent Förster, unter Hilfe von Schmiedemeister Schuitze in Zauckerode angefertigt worden und als Geschenk für die Bergakademie in Freiberg bestimmt ist. Oberfinanzrath B. Förster giebt zunächst einen Ueberblick über die Geschichte der Gesteinsbohrmaschinen und die Art ihres Betriebes. Hiernach erscheint es am vortheilhaftesten, Gesteinsbohrmaschinen mittels Kraftübertragung auf elektrischem Wege zu betreiben; gegenüber den durch Stoss arbeitenden sind Bohrmaschinen mit rotirendem Bohrer vorzuziehen, weil bei letzteren eine grössere Ausnutzung der zu- geführten Kraft stattfindet. Als besonders neu ist die von Schmiedemcister Schuitze angegebene dauerhafte Einsetzung der Diamanten in die Bohrkrone hervorzuheben. Zum Entfernen des Bohrstaubes wird Wasser verwendet, welches der Bohrstelle im Inneren des Bohrers zugeführt Avird. Der Bohrer selbst kann das Gestein nicht allein in horizontaler, sondern in jeder beliebigen Richtung angreifen und wird während des Bohrens durch Hand vorwärts geschoben, während der ganze Bohrapparat mit dem Elektromotor auf Schienen vor Ort gefahren werden kann. Das Modell wird am Schlüsse des Vortrags in Thätigkeit vorgeführt. Excursion. An Stelle der im Mai ausgefallenen Sitzung trat eine Excursion am 7. Juli 1892, die der Besichtigung des Blasewitz-Lo schwitz er Elb- Brückenbaues gewidmet war, welche Herr Geh. Finanzrath Kopeke freundlichst gestattet hatte. Gegen 20 Mitglieder betheiligten sich unter der Führung der den Bau leitenden Ingenieure. VI. lection für Mathematik. Fünfte Sitzung am 13. Oetober 1892. Vorsitzender: Geh. Rath Prof. Dr. G. Zeuner. — Anwesend 7 Mitglieder. Oberlehrer Dr. A. Witting spricht über einige specielle Steiner’sche Flächen und über die Anfertigung von Modellen derselben. Prof. Dr. K. Rohn macht im Anschluss an die vorgelegten Modelle einige Bemerkungen über Singularitäten bei Steiner’schen Flächen. Sechste Sitzung am 8. December 1892, Vorsitzender: Geh. Rath Prof. Dr. G. Zeuner. — Anwesend 11 Mitglieder. Prof. Dr. K. Rohn hält einen Vortrag: „Geometrische Bemerkungen zu dem Mannesmann ’schen Walz verfahren“. Zur Erläuterung seiner Auseinandersetzungen legt Vortragender Zeichnungen und Modelle vor, sowie aus der technologischen Sammlung der K. Technischen Hochschule entnommene Proben von Eisenröhren, welche nach dem genannten Ver- fahren hergestellt worden sind. VII. Hauptversammlungen. Sechste Sitzung am 6. Oetober 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K Rohn. — Anwesend 45 Mitglieder und Gäste. Baurath Prof. Dr. R. Ulbricht spricht über die Fortschritte in der Anwendung der Elektricität für Eisenbahnzwecke. Vortragender giebt zunächst einen Ueberblick über die Anwendung der Elektri- cität im Eisenbahnwesen, die sich, sowohl chronologisch als sachlich, in vier Stufen sondern lässt: 1. Das elektrische Nachrichtenwesen als nächstliegendes, aber auch losestes Mittel zur Verbindung der Betriebsstellen. Es hat durch die Einfühlung des Telephons nur erst eine mässige Erweiterung erfahren, da man den bewährten Morseapparat nicht aufgeben mag und, namentlich in Deutschland, auf das hierbei zu erhaltende Document grossen Werth legt. 2. Die elektrische Controle von Betriebseinrichtungen hat einen bedeutenden Aufschwung genommen, namentlich durch die vom Vortragenden näher erläuterte Controle der Eahrgeschwindigkeiten mittels Streckencontacten und elektromagnetischen Registriruhren. 8. Die elek- trische Abhängigkeit der Betriebs einrichtungen unter einander oder von dem Willen des Dienstleitenden ist in den letzten Jahren zu hoher Vollkommenheit gelangt und erstreckt sich namentlich auf Weichen, Signale und ähnliche Einrich- tungen auf Grund der elektrischen Blocksysterae, deren Wirkung Vortragender an dem Modell eines Siemens’schen Blockwerks, sowie an dem Modell einer mit Block- werken verbundenen Signal- und Weichenstellerei erläutert. Auch die Bremsung der Züge wird mit Vortheil elektrisch vom Führer abhängig gemacht, indem man eine elektromagnetische Einwirkung auf die Ventile der pneumatischen Bremsen aller ein- zelnen Wagen herstellt und hierdurch eine von Stössen befreite gleichzeitige Bremsung erzielt. Eine gleichzeitig elektrische und pneumatische Leitungskuppelung wird vor- gezeigt. 4. Der unmittelbar elektrische Betrieb von Bahneinrichtungen beginnt erst sich zu entwickeln. Die Starkstromtechnik hat die Mittel gegeben, Krahne, Schiebebühnen, Aufzüge, Fahrzeuge u. s. w. zu treiben und- die für die Sicherheit und Raschheit des Bahnhofsverkehrs überaus wichtige intensive Beleuch- tung herzustellen. Vortragender zeigt das Modell einer rein elektrischen Weichen- 36 Stellvorrichtung und spricht sich dahin aus, dass in dieser und ähnlichen Richtungen erhebliche Veränderungen zu erwarten sind, sobald man allgemein gelernt haben wird, mit der Elektricität als Transmissionsmittel zu rechnen. Von Interesse ist die Frage, ob der elektrische Betrieb, welcher sich bereits im Tramverkehr stark einbürgerte, auch im Eisenbahngrossbetrieb Eingang finden wird. Vortragender behandelt den Fall des elektrischen Betriebes einer Bahn von den Verhältnissen der Leipzig-Dresdner Eisenbahn. Hierzu würde eine in der Mitte an- geordnete Maschinenstation für etwa 5 — 6000 Pferdekräfte genügen. Die Anlagekosten an sich würden nicht bedenklich fallen. Der elektrische Betrieb kommt jedoch erst dann voll zur Geltung, wenn für den Personenverkehr hohe Geschwindigkeiten ein- geführt werden können und diese bedingen getrennte Gütergleise und für die Schnell- verkehrgleise flache Curven. Es ist deshalb nicht wahrscheinlich, dass in nächster Zeit vorhandene Vollbahnen für den elektrischen Betrieb eingerichtet, wohl aber, dass neue für denselben gebaut werden. Für die Strecke Wien-Pest liegt ein auf elektrischen Trambetrieb gerichtetes Project für 250 km Geschwindigkeit pro Stunde vor. Zwischen St. Louis und Chicago (400 km) wird eine viergleisige elektrische Bahn für 160 km Geschwindigkeit gebaut. Interessant sind die von Crosby für derartige Betriebe angestellten Versuche zur Feststellung des Luftwiderstandes. Er findet und drückt dies in einer empirischen Formel aus, dass die Luftwiderstände nicht in dem potenzirten Verhältniss mit der Geschwindigkeit wachsen, welches zu erwarten gewesen wäre. Gleichwohl spielen bei einer Geschwindigkeit von z. B, 250 km die Luftwiderstände eine so bedeutende Rolle im Energieverbrauch, dass da- gegen der Einfluss mässiger Steigungen zurücktritt. Siebente Sitzung am 21. October 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn. — Anwesend 28 Mitglieder. Zur Mittheilung gelangt ein Aufruf zu Beiträgen für ein Kilias- Denkmal in Chur. Prof. Tr. Rittershaus spricht über die Anlage elektrischer Strassenbahnen. Prof. Dr. K. Rohn giebt ergänzende Mittheilungen zu seinen früheren Vorträgen über die Abhängigkeit der Anzahl glei chgrosser Kugeln in einem Hohlwürfel von ihrer An Ordnung darin (Sitzungsber. Isis 1892, S. 17) und über das „Acht-Damenu-Problem auf dem Schach- brett (Abhandl. Isis 1889, Nr. VII). Achte Sitzung am 24. November 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn. — Anwesend 20 Mitglieder. Der Vorsitzende spricht über die Vorgänge beim Walzverfahren der Gebrüder Mannesmann. Geh. Hofrath Dr. Geinitz giebt einen kurzen Bericht über die Vor- arbeiten zu einer zweiten Wasserwerksanlage für Dresden auf Tolkewitzer Flur auf dem linken Elbufer, welche er auf Einladung des Herrn Stadtrath Teucheram 16. November d. J. durch eigene Anschauung näher kennen gelernt hat (vergl. Abhandl. IX). Die hierauf vorgenommene Neuwahl der Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1893 ergiebt das auf S. 38 zusammengestellte Resultat. Prof. Dr. O. Drude berichtet noch über Frithjof Nansen’s neu geplante Nordpolar-Expedition. 37 Neunte Sitzung am 22. December 1892. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Hohn. — Anwesend 29 Mitglieder. Prof. Dr. 0. Drude bringt eine Kapsel-tragende Baumwollenpflanze aus dem hiesigen K. Botanischen Garten zur Ansicht und hält einen Vortrag: „Neues über Reizerscheinungen im Pflanzenreich“. Veränderungen im Mitgliederbestände. Gestorbene Mitglieder: Am 29. Juli 1892 verschied Dr. Ottomar Noväk, Professor der Geologie und Palaeontologie an der K. Böhmischen Karl -Ferdinands -Uni- versität in Prag, correspondirendes Mitglied der „Isis“ seit 1882. Am 14. September 1892 starb im 47. Lebensjahre Civilingenieur Dr. Rudolf Proell in Dresden, wirkliches Mitglied seit 1878. Am 4. October 1892 starb in Dresden Privatus Hugo Schickert, wirkliches Mitglied seit 1868. Am 31. October 1892 verschied in Grosspriesen bei Aussig im 71. Lebensjahre der pensionirte Bergdirector Albin Castelli. Unserer Gesell- schaft gehörte der Verewigte seit 1877 als correspondirendes Mitglied an. Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder: Stöhn, Gust., Gerichtsvollzieher in Dresden, am 27. October 1892. Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bachmann, Plauen i. V., 3 Mk. 50 Pf.; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwiss. Modelleur Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk.; Ingenieur Carstens, Berlin, 3 Mk.; Docent Dr. Doss, Riga, 3 Mk.; Privatus Eisei, Gera, 3 Mk.; Oberlehrer F renk el, Pirna, 3 Mk.; Sanitätsrath Dr. Friederich, Wernigerode, 3 Mk.; Prof. Dr. Hibsch, Liebwerd, 3 Mk. ; Oberlehrer Dr. Köhler, Schneeberg, 3 Mk.; Apotheker Dr. Lange, Rinteln, 3 Mk. ; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Schnee- berg, 3 Mk. 5 Pf.; Prof. Dr. Ludwig, Greiz, 3 Mk. 5 Pf.; Oberlehref Naumann, Bautzen, 3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk.; Prof. Dr. Nit sehe, Tharandt, 3 Mk. ; Rentier Osborne, München, 3 Mk. ; Dr. Reiche, Constitucion, Chile, 3 Mk. 5 Pf.; Dr. Reidemeister, Schönebeck, 3 Mk.; Oberlehrer Seidel I, Zschopau, 3 M.; Oberlehrer Seidel II, Zscho- pau, 3 M.; Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 M. 20 Pf.; Fabrik- besitzer Siemens, Dresden, 100 M. ; Oberlehrer Dr. Sterzei, Chemnitz, 3 M.; Student Steuer, Strassburg i. E., 3 M.; Dr. Wohlfahrt, Freiberg, 3 M.; Oberlehrer Wolff, Pirna, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Wünsche, Zwickau, 3 Mk. — In Summa 184 Mk. 85 Pf. H. Warn atz. 38 Beamte der Isis im Jahre 1893. Vorstand. Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. Kassirer: Hofbuchhändler H. Warn atz. Directorium. Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. Als Sectionsvorstände: Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. 0. Drude, Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. B. Vetter, Prof. Dr. E. Zetzsch e. Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller. Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters. V erwaltungsrath. Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. 1. Privatus F. Illing, 2. Privatus H. Putscher, 3. Maler A. Flamant, 4. Fabrikant E. Kühn scherf, 5. Civilingenieur und Fabrikbesitzer Fr. Siemens, 6. Geheimrath Prof. Dr. G. Zeuner. Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz. Bibliothekar: Privatus K. Schiller. Secretär: Oberlehrer K. Vetters. Seetions- Beamte. I. Section für Zoologie. Vorstand: Prof Dr. B. Vetter. Stellvertreter: Institutsdirector Th. Reibisoh. Protokollant: Dr. J. Thiele. Stellvertreter: Institutsdirector A. Th tim er. II. Section für Botanik. Vorstand: Prof. Dr. 0. Drude. Stellvertreter: Oberlehrer A. Wobst. Protokollant: Dr. A. Naumann. Stellvertreter: Dr. B. Schorler. 111. Section für Mineralogie und Geologie. Vorstand: Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz. Stellvertreter: Oberlehrer H. Engelhardt. Protokollant: Lehrer A. Zipfel. Stell Vertreter: Lehrer L Meissner. 39 IV. Section für prähistorische Forschungen. Vorstand: Dr. J. Deichmüller. Stellvertreter: Lehrer H. Döring. Protokollant: Taubstummen lehrer 0. Ebert. Stellvertreter: Lehrer A. J ent sch. V. Section für Physik und Chemie. Vorstand: Prof. Dr. E. Zetzsch e. Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Freyberg. Protokollant: Dr. R. Blochmann. Stellvertreter: Oberlehrer Dr. 0. Schulze. VI. Section für Mathematik. Vorstand: Prof. Dr. M. Krause. \ Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting. Protokollant: Dr. R. Blochmann. Stellvertreter: Oberlehrer J. von Vieth. Redactions - Comite. Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs. Bericht des Bibliothekars. Im Jahre 1892 wurde die Bibliothek der „Isisu durch folgende Zeit- schriften und Bücher vermehrt : A. Durch Tausch. I. Europa. 1. Deutschland. Altenburg : Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. — Mittheil., n. F., 5. Bd. [Aa 69.] Annab er g - Buchholz : Verein für Naturkunde. Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. Bamberg : Naturforschende Gesellschaft. Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. Berlin : Deutsche geologische Gesellschaft — Zeitschr., Bd. 43, Hft. 3 und 4; Bd. 44, Hft. 1 und 2. [Da 17.] Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. — Verhandl., Juli 1891 bis Juni 1892. [G 55.] Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandl., 48. Jhrg., 2. Hälfte; 49. Jhrg., 1. Hälfte. [Aa 93.] Braunschweig: Verein für Naturwissenschaft. Bremen : Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XII, Hft. 2. [Aa 2.] 2 4U Breslau : Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 69. Jahresber., 1891, mit einem Ergänzungshefte : Litteratur der Landes- und Volks- kunde der Provinz Schlesien. [Aa 46.] Chemnitz'. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Chemnitz : K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, IX. Jhrg., 1. Hälfte. [Ec 57.] Danzig : Naturforschende Gesellschaft. — Festschrift zur Feier des 150-jähr. Bestehens der naturforsch. Gesellschaft am 2. Jan. 1893. [Aa 80.] Darmstadt : Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer Verein. — Notizblatt, 4. Folge, 12. Hft. [Fa 8.] Donaueschingen : Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Landestheile. Dresden : Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber., 1891 — 92. [Aa 47.] Dresden : K. mineralogisch-geologisches Museum. — Mitth., Hft. 11. [Db 51.] Dresden: K. zoologisches Museum. — Ornithologische Beobachtungsstationen im Königreich Sachsen, 6. Ber., 1890. [Bf 59.] Dresden : K öffentliche Bibliothek. Dresden: Verein für Erdkunde. Dresden : K. Sächsischer Alterthumsverein. — Neues Archiv für sächs. Geschichte und Alterthumskunde, Bd. XIII, Hft. 1 — 4. [G 75.] Dresden: Oekonoraische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil., 1891—92. [Ha 9,] Dresden: K. thierärztliche Hochschule. — Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen, 36. Jhrg. [Ha 26.] Dresden : K. Sächsische technische Hochschule. — Die Bibliothek der tech- nischen Hochschule Dresden im Jahre 1891. [Je 101. | Dürkheim. : Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. — Festschrift zur 50-jährigen Stiftungsfeier 1892. [Aa 56.] Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein. Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 76. Jahresber., 1890 91. [Aa 48.] Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahresber., Hft. 17. [Aa 263.] Erlangen: Physikalisch- medicinische Societät. — Sitzungsber., 24. Hft. 1892. [Aa 212.] Frankfurt a. M. : Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1892. [Aa 9a.] Frankfurt a. M. : Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1890 — 91. [Eb 35.] Frankfurt a. O. : Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks Frankfurt. — „Helios“, 10. Jhrg., Nr. 1 — 6. [Aa 282.] Freiburg i. Br. : Naturforschende Gesellschaft. Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. — Jahresber. für 1889-92 [Aa 49.] Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Bericht 28. [Aa 26.] Görlitz: Naturforschende Gesellschaft, Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau- sitzisches Magazin, Bd. 67, Hft. 2; Bd. 68, Hft. 1. [Aa 64. | Görlitz : Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz. — Jahresber., Hft. 2. [G 112.] 41 Greifswald : Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und Rügen. — Mittheil., 23. Jhrg., 1891. [Aa 68.] Greifswald : Geographische Gesellschaft. Güstrow : Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. — Archiv, 45 Jhrg. [Aa 14. | Halle a. S. : Naturforschende Gesellschaft. — Berichte über die Sitzungen 1888-1891. [Aa 24.] Halle a. S. : Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina, Hft. XXVII, Nr. 23—24; Hft. XXVIII, Nr. 1—20. [Aa 62.] Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jhrg. 1891 — 92. [Fa 16.] Hamburg : Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jhrg. VIII — IX. [Aa276.] Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein. Haynburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. Hanau : Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. Hannover : Naturhistorische Gesellschaft. — 40. und 41 Jahresber. [Aa 52.] Hannover : Geographische Gesellschaft. Heidelberg : Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F., Bd. IV, Hft. '5. [Aa 90.] Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein. - Kassel: Verein für Naturkunde. Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften, Bd. IX, 2. Hft. [Aa 189.] Königsberg i. Pr.: Physikalisch - ökonomische Gesellschaft. — Schriften, 32. Jhrg., 1891. [Aa 81.] Königsberg i. Pr. : Altertums - Gesellschaft Prussia. — Sitzungsber., 47. Vereinsjahr, 1891—92. [G 114.] Landshut : Botanischer Verein. — Bericht 12. [Ca 14.] Leipzig : Naturforschende Gesellschaft. Leipzig : K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über die Verhandl.; mathem.-physikal. Klasse, 1891, III — V; 1892, I — III. [Aa 296.] Leipzig: K. Sächsische geologische Landes Untersuchung. Lübben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. — Mittheil., Bd. II, Hft. 3-6. [G 102.] Lübeck : Geographische Gesellschaft und naturhistor. Museum. — Jahresber. für 1889 — 91. [Aa 279a.] — Mittheil., zweite Reihe, Hft. 1 — 3. [Aa 279b.] Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg. Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber. und Abhandl., ' Jhrg. 1891. [Aa 173 ] Mannheim : Verein für Naturkunde. Marburg : Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften. Meissen: „Isis“, Verein für Naturkunde. Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philo mathie“. Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1888, nebst Abhandl., VIII. Bd., Bg. 5 — 7. [Aa 5.] Offenbach: Verein für Naturkunde. — 29.-32. Ber„ 1887— 91. [Aa 27. | Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein. Passau: Naturhistorischer Verein. 2* 42 Regensburg : Naturwissenschaftlicher Verein. Regensburg : K. Bayerische botanische Gesellschaft. — Mittheil., Hft. III, 1890 — 91. [Aa 295.] Reichenbach i. V. : Vogtländischer Verein für Naturkunde. Reutlingen : Naturwissenschaftlicher Verein. — Bericht, 1883—89. [Aa309.] Schneeberg : Naturwissenschaftlicher Verein. Stettin : Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt. Geflügelzucht, Jhrg. XVI. [Bf 57 ] Stuttgart : Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres- hefte, Jhrg. 48. [Aa 60.] Stuttgart : Württembergischer Altertumsverein. — Württemberg. Viertel- jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 1. Jhrg., Hft. 1 — 2. [G 70.] Tharand : Bedaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land- wirthsch. Versuchsstationen, Bd. XL, Hft. 2 — 6; Bd. XLI, Hft. 1—4. [Ha 20.] Thorn: Coppernicus - Verein für Wissenschaft und Kunst — Mittheil., Hft. VII. [Aa 145.] Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahreshefte, 4. Jhrg. [Aa 299.] Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. — Mitteil., Hft. 3. [G 70.] Weimar : Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 2. Hft. [Ca 23.] Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften, VI. Bd., 1891. [Aa 289.] Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jhrg. 45. [Aa 43.] Würzbur q : Physikalisch - medicinische Gesellschaft. — Sitz ungsber., Jhrg. 1891. [Aa 85.] Zwickau: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1891. [Aa 179.] 2. Oesterreich-Ungarn. Ristritz : Gewerbeschule. Rrünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXIX, und 9. Ber. der meteorol. Commission 1889. [Aa 87.] Budapest : Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXL köt., 12. füz.; XXII. köt., 1 — 10. fiiz. [Da 25.] Budapest : K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische Akademie der Wissenschaften. — Mathemat. und naturwissenschaftl. Berichte, Bd. 8 und 9. [Ea 37.] Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. Hermannstadt: Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. — V erhandl. und Mittheil., XLI. Jhrg. [Aa 94.] Iglo: Ungarischer Karpathen - Verein. — Jahrbuch, XIX. Jhrg., 1892. [Aa 198.] Innsbruck : N aturwissenschaftlich-medicinisch er Verein. Klagenfurt: Naturhistorisches Landes-Museum für Kärnthen. — Jahresber. für 1891. [Aa 42.] Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1891, Nr. 10; 1892. Nr. 1-9. [Aa 302.] 43 Laibach : Musealverein für Krain. Linz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. Linz : Museum Francisco-Carolinum. — 50. Bericht nebst der 44. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.] Prag : Naturwissenschaftlicher Verein „Lotos“. — Jahrb. für Naturwiss., n. F., Bd. XII. [Aa 63.] Prag : K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber., mathem.-naturw. Cl„ 1891. [Aa 269.] — Jahresber. für 1891. [Aa 270.] — Abhandl., VII. Folge, Bd. 4. [Aa 271.] Prag : Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Pamätky Archaeologicke, dilu XV, ses. 4 — 8. [G 71.] Prag : Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — Jahresber. für '1891. [Ja 70.] Pressburg: Verein für Natur- und Heilkunde. — Verhandl., n. F., Hft. 7. [Aa 92.] Reichenberg : Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jhrg. 23. [Aa 70.] Salzburg : Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXI. Bd. [Aa 71.] Temesvdr : Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes- zettudoraänyi Füzetek, XV. köt., 3 — 4. füz.; XVI. köt. [Aa 216.] Trencsin : Naturwissenschaftliche Gesellschaft für das Trencsiner Comitat. Triest : Museo civico di storia naturale. Triest: Societä Adriatica di scienze naturali. — Bolletino, Vol. XIII, p. 1—2. [Aa 201.] Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jhrg. 1891, Nr. 25-27; 1892, Nr. 1-18. [Aa 11.] Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. — Bd. XXXI. [Aa 82.] Wien : K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. VI, Nr. 3 und 4; Bd. VII, Nr. 1—3. [Aa 280.] Wien : Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXI, Hft. 4—6; Bd. XXII, Hft. 1-5. [Bd 1.] Wien : K. K. geologische Reichsanstalt. — Abhandl., Bd. XVI, Hft. 2. — Verhandl., 1891, Nr. 15—18; 1892, Nr. 1—10. [Da 16.] — Jhrb., Bd. 42, Hft. 1. [Da 4.] Wien : K. K. geographische Gesellschaft. — Mittheil., XXXIV. Bd. (n. F. XXIV. Bd.) [Fa 7.] Wien: K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XXXIV bis XLI; Bd. XLII, 1. — 3. Quartal. [Aa 95.] 3. Rumänien. Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome V, 1889. [Ec 75.] 4. Schweiz. Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. 9, Hft. 2. [Aa 86.] Bern: Naturforschende Gesellschaft. — Mittheil, 1891, Nr. 1265—78. [Aa 254.] Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der 74. Jahresversamml. zu Freiburg, 1891. [Aa 255.] 44 Chur : Naturforschende Gesellschaft Graubündcns. — Jahresber., n. F., Jhrg. XXXY. [Aa 51.] Frauenfeld : Thurgauische naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., Hft. 10. [Aa 261.] Freiburg : Society Fri bourgeoise des Sciences naturelles. St. Gallen : Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1889 — 90. [Aa 23.] Lausanne : Societe Yaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 3. ser., yoI. XXVII, no. 105; vol. XXYIII, no. 106-108. [Aa 248.] Neuchat el : Societe des Sciences naturelles. Schaff hausen : Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitth., Yol. YIII, Hft. 9. [Bk 222.] Sion : La Murithienne, societe Yalaisanne des Sciences naturelles. — Bulletin, fase. XIX— XX. [Ca 13.] Zürich : Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr., Jhrg. 36, Hft. 2 — 4; Jhrg. 37, Hft. 1—2, mit Generalregister zu Jhrg. 1 — 36. [Aa 96.] Zürich: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte 1891, Heft 1 und 2. [Ca 24.] 5. Frankreich. Amiens : Societe Linneenne du nord de la France. Bordeaux: Societe des Sciences physiques et naturelles. Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques. — Memoires, tome XXYII. [Aa 137.] Courrensan: Societe Franqaise de botanique. — Revue de botanique. Bulletin mensuel, tome IX, no. 103 — 1 06. [Ca 18.] Dijon: Academie des Sciences, arts et belles lettres. — Memoires, 4. ser., tome 2. [Aa 138.] Le Mans: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin, tome XXY, fase. 2 —3. [Aa 221.] Jjyon: Societe Linneenne. Lyon: Societe d’argriculture, d'histoire naturelle et des arts utiles. Lyon: Academie nationale des Sciences, belles lettres et arts. Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin pour l’annee 1889, tome XYI, no. 5, 7, 9 und 10; tome XVII, no. 1, 5 und 6. [Ba 24.] 6. Belgien. Brüssel: Societe malacozoologique de Belgique. Brüssel: Societe entomologique de Belgique. Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. Gembloux: Station agronomique de l’etat. — Bulletin, no. 50 und 51. [Hb 75.] Lüttich: Societe geologique de Belgique. 7. Holland. Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“. — Botanisch Jaarboek, 4. Jhrg., 1892. [Ca 21.] Groningen: Naturkundig Genootschap. — 90. und 91. Yerslag over 1890 und 1891. [Je 80.] Hartem: Musee Teyler. — Arcbives, ser. 2, tome 111, part. 7. [Aa 217.] Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises, tome XXY, livr. 5; tome XXVI, Jivr. 1—3. [Aa 257.] 45 8. Luxemburg, Luxemburg: Societe de botanique. Luxemburg : Institut royal grand-ducal. — Publications, tomeXXl. [Aa l 44.] Luxemburg : Observations meteorologiques faites ä Luxemburg de 1884—88, 5. vo'l. [Ec 72.] 9. Italien. Brescia : Ateneo. Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol. 8 und 4. — Bullettino mensile, fase. XXIII — XXIX. [Aa 149.] Florenz: R. Instituto. Florenz: Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXIII, 1891, anno XXIV, trim. 1-2. [Bk 193.] Mailand: Societä Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXX, no 1—2. [Aa 150.] Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2, vol. XXIV. [Aa 161.] — Memorie, vol. XVI, fase. 3; vol. XVII, fase. 1. [Aa 167.] Modena: Societä dei naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. X, fase. 2; vol. XI. [Aa 148.] Padua: Societä Veneto -Trentin a di scienze naturali. — Bullettino, tomo V, no. 2. [Aa 193 b.] Parma: Redazione dell Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino, ser. II, anno XVII, no. 8 — 12; anno XVIII, no. 1 — 8. [G 54.] Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Memorie, vol. VI, fase. 3 — . Processi verbali, vol. VIII (bis 3. VII. 92.) [Aa 209.] Born: Accademia dei Lincei. — Atti, rendiconti, ser. 5, vol. I, sem. 1; sem. 2, fase. 1 — 10. — Rendiconto delTadunanza solenne dei 5. VI. 92. [Aa 226.] Pom: R. Comitato geologico dTtalia. — Bollettino, 1891, no. 4; 1892, 1 — 2. trim. [Da 3.] j Rom: Redazione delle Rassegna delle scienze geologiche in Italia. — Rassegna, anno 1; anno II, fase. 1—2. [De 220.] Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, ser. II, vol. XI, no. 12; vol. XII, no. 1 — 11. [Ec 2.] Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti Verona: Accademia d’agricoltura, arti e commercio. — Memorie, ser. III^ vol. LXVII, no. 1-2. [Ha 14.] 10. Grossbritannien und Irland. Dublin : Royal geological society of Irland. Fdinburg: Scottish meteorological society. — Journal, 3 ser., no. VIII. [Ec 3.] Glasgow: Natural history society. — Proceedings and transactions, vol. III, p. 2. [Aa 244. ] Glasgow: Geological society. Manchester: Geological society. — Transactions, vol XXI, p. 12 — 20; vol. XXII, p. 1—2. [Da 20.] Newcastle-upon-Tyne: Tyneside naturalists field club, und: Natural history society of Northumberland , Durham and Newcastle-upon-Tyne. — Transactions, vol. XI, p. 1. [Aa 126.] 46 11. Schweden, Norwegen. Bergen : Museum. — Aarsberetning for 1890. [Aa 294,] Christiania : Universität. — Den Norske Nordhavs-Expedition 1876 — 78, Bd. XXI, Zoologi: Crinoida, Echinida ved Danielssen. [Aa 251.] Christiania : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars- beretning for 1890. [G- 2.] — Kunst og haandverk fra Norges fortid, Hft. 10; Supplement III. [G 81.] Stockholm : Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 12, Nr. 1-4. [Bk 12.] Tromsoe : Museum. — Aarshefter, XIY. [Aa 243.] 12. Russland. E katharinenhur g : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles. — Bulletin, tome XIII, livr. 1. [Aa 259.] Helsingfors: Societas pro fauna et flora fennica. — Herbarium musei fenici. [Cd 110.] Kharkow: Societö des naturalistes ä l’universite imperiale. Kiew: Societe des naturalistes. — Memoires, tome X, livr. 3 — 4; tome XI, livr. 1 — 2. [Aa 298.] Moskau : Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1891, no. 2-4; 1892 no. 1—2. [Aa 134] Odessa : Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome XYI; tome XXYII, p. 1. [Aa 256.] Petersburg : Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, T. XI, fase. 2; T. XII, fase. 1. [Ca 10.] Petersburg : Comite gdologique. — Bulletins, vol. IX, no. 9 und 10; vol. X, no. 1— 9; vol. XI, no. 1 — 4. [Da 23.] — Memoires, vol. XI, no. 2; vol. XIII, no. 1. [Da 24.] Petersburg : Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, Jhrg. 1890, Th. 2. [Ec 7.] Riga: Naturforscher- Yerein. — Correspondenzblatt, Nr. XXXY. [Aa 34.] II. Amerika. 1. Nord-Amerika. (Canada, Yereinigte Staaten, Mexiko.) Albany: New York state museum of natural history. Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. X, no. 94- 96; vol. XI, no. 97 — 100; vol. XII, no 101. [Aa 278.] — Amer. journal of mathematics, vol. XIY, no. 1. [Ea 38.] — Amer. Chemical journal, vol. XIII, no. 7 — 8; vol. XIY, no. 1. [Ed 60.] — Studies in hi stör, and politic. science, 9. ser., no. IX— XII; 10. ser., no. I — III. [Fb 125 ] — Amer. journal of philology, vol. XII, no. 2 — 3. [Ja 64.] Boston: Society of natural history. — Proceedings, vol. XXY, p. II. [Aa 111.] Boston: American academy of arts and Sciences. — Proceedings,* new ser., vol. XYIII. [Aa 170.] Buffalo: Society of natural Sciences. — Bulletin, vol. Y, no. 3. [Aa 185.] Cambridge: Museum of comparative zoology. — Annual report for 1890 — 1891. — Bulletin, vol. XXII; vol. XXIII, no. 1 — 3. [Ba 14.] Bavenport : Academy of natural Sciences. Sny ; ' v, Halifax v, Nova Scotian Institute of natural Science. —- Proceedings and transactionsy 2. ser*, vol. I, p. 1. [Aa 304.] . — : • .• A Madison: Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters. — Transactions, vol. VIII, 1888 -91.. [Aa 206.] : Mexiko : Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias, tomo Y; tomo YI, cuad; 1— 2, [Aa 291] y. Milwaukee : Wisconsin natural history society. Montreal : Natural history society. — Canadian record of Science, vol. 1Y, no. 8; vol. Y, no. 2 — 3. [Aa 109.] New-Haven : Connecticut academy of arts and Sciences. - New- York:1 Academy of Sciences. — Annals, vol. Y, extra no. 1-f— 3; vol. YI, no. 1- 6. [Aa 101. | — Transactions, vol. X, no. 2—8; vol. XI, no. 1--5. [Aa 258.] New-York : American museum of natural history. .... Philadelphia : Academy of natural Sciences. — Proceedings, 1891, p. III; 1892, p. I [Aa 117.] Philadelphia : American philosophical society. — Proceedings, vol. XXIX, no. 136; vol. XXX, no. 137—138. [Aa 283.] Philadelphia : Wagner free institute of Science. Philadelphia : Zoological society. — Annual report 20. [Ba 22.] Pochester : Academy of Science. — Proceedings, vol. I, broch. 1 — 2. [Aa 312..] Pochester : Geological society of America. — Bulletin, vol. I — II. [Da 28.] Salem: Essex Institute. — Bulletin, vol 21, no. 7 — 12; vol. 22, no. 1 — 12. [Aa 163.] ' ' , Salem: Peabody academy of Science. y .y; y San Francisco : California academy of Science. — Proceedings, 2. ser., vol. III, p. 1. [Aa 112.]- : . ' . - St. Louis: Academy of Science. — Transactions, vol. Y, no. 3— 4; vol. YI, no. 1. [Aa 125.] . : Topeka: Kansas academy of Science. , y , Toronto: Canadian institute. — Transactions, vol. I — II. [Aa 222b.] \ Washington: Smithsonian institution. — Annual report,. 1889 ^ july 1890. [Aa 120.] - Catalogue of prehistoric works east of tbe Rocky Mountain s^ Omaha- and Ponke-letters ; bibliography of the Algonquian languages [Aa 120b.] — Report of the Nation al-museum, ending YI, 1889. [Aa 120c.] Washington: United States geological survey. — X. annual report, 1888 to 1889. [De 120a.] — Bulletin, no. 62—65, 67—81. — Mineral resources of the United-States, 1889—90. [Db 81.] V Washington: Bureau of education. -• Report of the Commission of edu* cation for the year 4 888 — 89. [Je 103.] — Circulars of inform ation^ 1891, no. 2, 4, 8, 9. [Je 104.] yf r y ; y 2, Süd- Amerika. (Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.) , , Buenos- Air es: Museo nacionah — - Anales, entr. XYIII. [Aa 147] Buenos- Aires : Sociedad cientifica Argen tina. — Anales, tomo XXXII, entr 4 — 6: tomo XXXIII; tomo XXXIY, entr. 1. [Aa 280.1 Cordoha: Academia nacional de ciencias. : ; 1 : s r\ Pio de Janeiro: Museo nacional. . , y 48 San Jose : Museo national del repüblica de Costa Rica. Säo Paulo : Commissäo geographica e geologica da provincia de S. Paulo. La Plaia : Museum. — Sur la fondation et son developpement. — Revista, tomo I; tomo II, entr. 1—2. [Aa 308.] La Plata : Redaction der Revista argentina de historia natural. — Revista argent., 1891, tomo I, entr. 1 — 6. [Aa 307.] Santiago de Chile : Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Verhandl., Bd. II, Heft 4. [Aa 286.] 511. Asien. Batavia : K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor Neder- landsch Indie, Deel 51. [Aa 250.] Calcutta : Geological survey of India. — Records, vol. XXIV, p. 4; vol. XXV, p. 1 — 3. [Da 11.] — Memoirs, vol. XXIII. [Da 8.] — Palae- ontologia Indica, ser. XIII, vol. IV, p. 2. 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[Aa 311.] (Vom Isis-Lese- zirkel.) Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 64, Nr. 4 — 6; Bd. 65, Nr. 1—3. [Aa 98.] Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 9, Nr. 12; Bd. 10. [Ec 66.] Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. VIII, Nr. 3, 4; Bd. IX, Nr. 1, 2. [Ee 16.] Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. 53, Nr. 3, 4 und Supplem.; Bd. 54; Bd. 55, Nr. 1—6. [Ba 10.] Zeitschrift, Oesterreichische botanische, Jahrg. 42. [Ca 8.] Zeitung, botanische, Jahrg. 50. [Ca 9.] Geschlossen am 28. December 1892. C. Schiller, Bibliothekar der „Isis”. Zu bequemerer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für Mitglieder der Isis ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährl. Beitrag von 3 M. können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Bibliothekar entgegen. Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Dresden, 1892 \ ' ■ . , V - ■ ■ I I 1 - . • 'S ... - i- U 1 ■ j ' J ^ J. i . - ■ I. Bericht über die neue Aufstellung in dem Königl. Mineralogischen Museum zu Dresden. Yon Dr. H. B. Geinitz, Director. Es ist unserem letzten Jahresberichte schon entnommen worden, dass das Jahr 1891 für das Königliche Mineralogische Museum ein erinnerungs- reiches bleiben werde, da eine gänzliche Umgestaltung und neue Auf- stellung der geologischen und prähistorischen Sammlungen darin durchge- führt worden ist. Durch Ueberweisung des Wallpavillons und einer Bogengalerie zu den bisherigen überfüllten Räumen war eine Möglichkeit zur Ausbreitung und instructiveren Aufstellung der naturwissenschaftlichen Schätze ge- geben, und selbst ein lang entbehrtes grösseres Arbeitszimmer hat sich noch glücklich anschliessen lassen. Jetzt ist in dem Wallpavillon eine stattliche prähistorische Sammlung aufgestellt, welche zumeist unserem vaterländischen sächsischen Boden entstammt und ein neuer Anziehungspunkt für Dresden geworden ist. Die durch Wendeltreppen damit verbundenen Bogengalerien haben die geologischen Sammlungen in der Weise aufgenommen, dass beide Zweige derselben je einen idealen Durchschnitt der Erde darstellen, deren unterste oder älteste Gesteine an den Wallpavillon angrenzen, während sich die jüngeren Ablagerungen weiter und weiter davon entfernen. Die bisherige Bogengalerie K enthält, wie früher, die sedimentären Ablagerungen der Erdrinde mit ihren organischen Ueberresten oder Versteinerungen und ist demnach eine geologisch-paläontologische oder historisch-geo- logische Sammlung, welche mit der Glacialzeit oder dem Diluvium, den Torfmooren und anderen jungen geologischen Gebilden ihren Abschluss erreicht, oder auch bei dem Eintritte von der mineralogischen Sammlung aus ihren Anfarg nimmt. Hier haben, wie früher, neben den Resten von ausgestorbenen oder zurückgedrängten Thieren auch die gleich alterigen Reste der frühesten Menschen und deren Kunstproducte aus der älteren und zum Theil auch der jüngeren Steinzeit den gebührenden Platz behalten müssen. Die geo- logische Sammlung schliesst aber ab mit dem Auftreten der Bronce, des Eisens, der Urnen und anderer irdenen Geräthe, welche das Hauptmaterial für die prähistorische Sammlung in dem Wallpavillon geliefert haben. Der in der neuen Bogengalerie L sich hinziehende Zweig der geologischen Abtheilung ist eine Sammlung von Gebirgsarten, welche gleichfalls ihrem Alter und ihrer Entstehung nach geordnet ist, dabei aber hinreichend Ges . Isis in Dresden, 1892. — Abli. 1. 4 Gelegenheit bietet, den petrographischen Charakter ihrer Bestandteile und technischen Werth zu beurteilen. Hier wurden die geschichteten Ge- birgsarten, von dem alten Gneisse an aufwärts, an den Seiten des Saales aufgestellt, dagegen die massigen, sogenannten eruptiven Gesteine, welche die ersteren zu verschiedenen Zeiten durchbrochen haben, von dem alten Granit an aufwärts, längs der Mitte des Saales. Hie unter dem mathematischen Salon befindlichen Räume wurden am 19. Mai dem Publikum wieder zugänglich gemacht, was für die sich anschliessende Bogengalerie K erst am 3. August erreicht werden konnte. Hie Räume des WalJpavillons und der neuen Bogengalerie L sind für das grössere Publikum bis jetzt noch geschlossen geblieben, doch steht ihrer Eröffnung nichts Wesentliches mehr entgegen. Hie mineralogische Abtheilung des Museums ist von grösseren Ver- änderungen jetzt unbehelligt geblieben, nur hat sie im Anschluss an ihren bisherigen Raum noch einen kleinen Zuwachs erhalten, welcher für KrystaJlmodelle und für Erzgänge benutzt werden konnte. Auch dem lang- gefühlten Bedürfniss nach einem kleinen Laboratorium ist durch Ent- fernung einer unbenutzten Freitreppe abgeholfen worden. Hen Mitgliedern unserer Gesellschaft Isis gegenüber mögen hier noch einige Mittheilungen über die Art der Durchführung der jetzigen Auf- stellung folgen. Hiese ganze Umgestaltung hat noth wendiger Weise mit der Her- stellung der neuen und alten Räume des Museums durch Maurer, Zimmer- leute, Maler, Anstreicher, Tischler, Schlosser u. a. Schritt halten müssen, auch erforderten sämmtliche Gegenstände, bevor sie aus einem Raume in den anderen transportirt wurden , wenigstens eine trockene Reinigung, womit mehrere Hilfsaufseher seit dem 2. Februar 1891 fast unaufhörlich beschäftigt waren, während zahlreiche Schränke einer Ausbesserung durch den Tischler unterworfen wurden. Hie grossen Uebelstände in der alten geologischen Sammlung, welchen dieselbe eine lange Reihe von Jahren hindurch in den früheren kalten und feuchten Räumen ausgesetzt war, sind noch lange nicht über- wunden. In den alten Räumen verquollen die Schränke und mussten wiederholt abgehobelt werden, um die Kästen öffnen zu können und die Schränke zu schliessen, in den jetzigen warmen und trockenen Räumen sind die Schränke geschwunden und es mussten schon zahllose Spalten, welche den Staub einliessen, wieder geschlossen werden. Galt es früher, den Moder zu entfernen, so hört auch jetzt noch immer der Kampf mit dem Staube nicht auf, welcher die in Wandschränken und Pult- schränken befindlichen Gegenstände von neuem bedeckt. Nur die bei der früheren Uebersiedelung des Museums in die jetzigen Räume im Jahre 1878 angefertigten Glaspultschränke und Glaspulttische haben sich besser bewährt und entsprechen den Anforderungen. Es musste daher unser Streben darauf gerichtet sein, nach und nach viele jener älteren Glaspult- schränke, sowie auch die meisten in der geologischen Sammlung (Galerie K) befindlichen Wandschränke durch neue staubdichte Schränke zu ersetzen, wozu indess immer noch beträchtliche Mittel gehören. Für die jetzigen dringendsten Bedürfnisse an Mobiliar für unsere neueste Aufstellung musste die von der Generaldirection der Königlichen Sammlungen und den hohen Ständekammern verwilligte Summe von 22,000 Mk. genügen. 5 Nach Beginn der neuen Aufstellung am 2. Februar 1891 mit Eeinigung von Sammlungsgegenständen, konnte der erste Transport von alten Glaspultschränken mit ihrem Inhalte in die neue, erst seit dem 5. Februar für uns zugängliche Galerie L, jenseits des Wallpavillons, am 20. Februar 1891 erfolgen, um hier für die neue petrographische Sammlung oder Sammlung von Gebirgts arten Materialien herbei zu führen. Ende Februar 1891 wurden auch die beiden, in dem Saale F unter dem Mathematischen Salon befindlichen Permoser sehen Statuen des Apollo und der Minerva entfernt und in das Königl. Albertinum versetzt, wodurch ein lange entbehrter Raum für die neue geologische Aufstellung ge- wonnen wurde. Während der ganzen Aufstellungsarbeiten im Jahre 1891 bis Anfang 1892 ist es gelungen, wenigstens den beschränkten Eintritt in die Samm- lungen keinen Tag zu unterbrechen, was sich dadurch ermöglichen liess, dass die in dem ersten Saale, oder Galerie 0, des Museums befindliche Mineralogische Abtheilung keinen wesentlichen Veränderungen aus- gesetzt war, nur hat sie zu ihrem bisherigen Raume noch einen kleinen Zuwachs erfahren durch Aufstellung eines Pultschrankes für Ivrystall- modelle am Ende der Galerie 0 und durch Aufstellung von Erzgängen in dem nächstfolgenden Raume Fa, welcher zugleich den Meteoriten- schrank enthält. Die baulichen Herstellungen in den unter dem Königl. Mathematischen Salon befindlichen Räumen Fa, F und Fb begannen am 6. März 1891 und wurden bis zum 9. Mai 1891 soweit durchgeführt, dass Riesenhirsch und Höhlenbär und andere Thiere der Diluvialzeit hier wieder einziehen konnten und dass schon vom 19. Mai 1891 an hier das grössere Publikum wieder Zutritt fand. Weit grössere Schwierigkeiten traten uns in der langen Bogengalerie K, zwischen dem Mathematischen Salon und dem Wallpavillon entgegen, einerseits, weil die hier befindliche geologische Sammlung in zwei Theile geschieden werden musste, andererseits aber in Folge der darin vor- zunehmenden baulichen Veränderungen ohne eine vorherige Entfernung des hier angehäuften Mobiliars. Die Theilung dieser umfangreichen Sammlung ist in der anscheinend geeignetsten Weise so erfolgt, dass die neue geologische Haupt- Sammlung mit den Versteinerungen eine historisch-geologische, die andere davon abgetrennte eine petrographisch-geologische Sammlung oder Sammlung der Gebirgsarten bildet. Hierdurch sind beide Samm- lungen, welche sich von Anfang an bis zu ihrem Ende gegenseitig er- gänzen, selbständig und in sich abgeschlossen. Beide stellen Durch- schnitte der Erdrinde dar, deren tiefste und älteste Ablagerungen sich in der unmittelbaren Nähe des Wallpavillon D befinden, während sich die jüngeren Ablagerungen bis zum Quartär einerseits, und den bis zu den jüngsten vulkanischen Gesteinen andererseits weiter und weiter davon entfernen. An die zwei jüngsten Enden dieser beiden Reihen, welche für die geologische Abtheilung in dem Saale F, unter dem Mathematischen Salon, für die petrographische Abtheilung aber an dem Ende der langen Bogengalerie L, jenseits des Wallpavillons liegen, schliesst sich unmittel- 6 bar die Aufstellung der prähistorischen Abtheilung in dem schönen Wallpavillon D an, welcher durch Wendeltreppen mit den Galerien K und L in directer Verbindung steht. Die räumlichen Schwierigkeiten, die bei der neuen Aufstellung der geologischen Sammlung in der Bogengalerie K zu überwinden waren, be- standen im Wesentlichen darin, dass ausser 13 für die petrographische Sammlung verwendeten Glaspultschränken, sämmtliche andere Schränke in dem Saale verbleiben mussten, während der Abrüstung durch Zimmerleute, vom 20. Mai 1891 an bis zum 15. Juni, während der Arbeiten der Maurer, Maler und Anstreicher, was das wiederholte Verschieben und Rücken der inhaltsschweren Schränke durch Chaisen träger und zugleich eine Aus- besserung vieler Schränke nöthig machte. Erst am 20. Juli 1891 waren sämmtliche alten und zur Ergänzung dienenden neuesten Schränke der geologischen Sammlung nach Anstrich des ganzen Saales und seines Fuss- bodens an ihre richtige, vorläufig bleibende Stelle gebracht, und es konnte das Publikum am 3. August 1891 nun auch in der Galerie K seinen. Einzug halten. So hatten demnach die gesammten Veränderungen in den alten Räumen 0, F, Fa und Fb und K, vom Eingänge in das Museum an bis an den Wallpavillon im Ganzen nur 6 Monate in Anspruch ge- nommen. Die Aufstellung der neuen petrographischen Sammlung oder Samm- lung von Gebirgsarten in der Bogengalerie L, jenseits des Wallpavillons, ist durch die vor dem Einzuge schon fertig gestellten Räume wesentlich erleichtert worden. Jene 13 aus der alten geologischen Sammlung ent- nommenen Pultschränke fanden sofort an den Wänden ihren Platz, während alle neuen Glaspultschränke und Glaspulttische längs der Fenster und längs der Mitte angeordnet wurden. Von da an galt es aber, das gesammte disponible Sammlungsmaterial, das in nur oberflächlich gereinigtem Zustande herbeigeführt worden war, und noch immer ergänzt wird, in den zahlreichen Schränken in geeigneter Weise zu vertheilen. Hierbei wurde zunächst das schon Eingangs hervor- gehobene Princip durchgeführt, die geschichteten Gesteine ihrem Alter nach, von dem ältesten Gneisse an aufwärts, in den an den Fenstern stehenden Glaspultschränken unterzubringen, dagegen die massigen, eruptiven Gesteine, welche die Schichtgesteine zu verschiedenen Zeiten durchbrochen haben, von dem alten Granit an aufwärts, in den Glaspult- tischen längs der Mitte der Galerie anzuordnen. Der in den alten, längs der Wände aufgestellten Glaspultschränken frei werdende und der Beschauung zugängliche Raum ist vorzugsweise für verschiedene Localsammlungen verwendet worden, wie für Chaussee- materialien des Dresdner Bezirkes, die von Professor Dr. G. Laube auf seiner berühmten Polarfahrt unter den schwierigsten Verhältnissen in Grönland gesammelten Gesteine, für Gesteinssuiten aus Thüringen, dem Harze, von Westdeutschland, aus dem Vulkangebiete des Laacher See’s, Sammlungen aus Afrika und anderen Welttheilen durch Herrn Graf W. Schlieffen auf Schlieffenberg und Frau Gräfin Schlieffen, geb. von Jagow, die bekannten Reisenden Dr. Holub, Dr. Pieschel, Dr. A. Sttibel, Hofrath Dr. A. B. Meyer u. A. Nach einer allgemeinen Vertheilung der Sammlungsgegenstände konnte der zweite Act in der Behandlung der petrographischen Sammlung be- 7 ginnen, die neue Etiquettirung der nach Tausenden zählenden Exem- plare, zunächst soweit dieselben zur Anschauung offen liegen. Diesem Geschäfte hat sich von Anfang October 1891 an bis Ende April 1892 Herr Oberlehrer W. Morgenstern nach Anleitung des Directors mit grossem Eleisse und vieler Sachkenntnis als wissenschaftlicher Hilfs- arbeiter unterzogen. Hierbei wurden auch sämmtliche zur Ansicht gelangte Gesteine auf nassem Wege gereinigt, wodurch dieser neuen Sammlung zugleich ein elegantes Ansehen verliehen worden ist. Da zu unserem Bedauern Herr Oberlehrer W. Morgenstern von Ende April d. J. an in eine andere Stellung berufen worden ist, so wurde für die Weiterentwickelung der petrographischen Sammlung statt seiner eine neue wissenschaftliche Kraft erforderlich, welche in Herrn Dr. Walther Bergt gefunden worden ist. Mit dessen Thätigkeit am Museum von An- fang Mai an beginnt der dritte und jedenfalls längste Abschnitt in der Behandlung der neuen Sammlung durch Revision und, soweit nöthig, durch mikroskopische und chemische Untersuchung des Einzelnen und durch Fortsetzung der Reinigung und Etiquettirung im Allgemeinen. Die prähistorische Abtheilung des Kgl. Mineralogisch-geologischen und prähistorischen Museums hat erst jetzt durch Hinzutreten des Wall- pavillons sich entfaltet und ihre verdiente Würdigung erfahren. Sie war früher, wie bekannt, in den Räumen Fa, F, unter dem Mathe- mathischen Salon und an verschiedenen anderen unzugänglichen Stellen zusammengedrängt, jetzt ist nur die ältere und ein Theil der jüngeren Steinzeit mit den Pfahlbauten der älteren Torfmoore in dem Saale F ver- blieben, als Schluss der geologischen Gruppen, oder als oberstes Glied unserer geologischen Sammlung. In den Torfmooren liegt die Grenze zwischen geologischen und prähistorischen Zeiten. Der künstlerisch prachtvolle Wallpavillon hat nun Alles aufgenommen, was sich an die jüngere Steinzeit, nach oben hin an die moderne Zeit anschliesst. Seine Ausstattung an Mobiliar besteht aus 7 grossen eisernen Schränken aus der rühmlichst bekannten Fabrik der Herren Aug. Kühn- scherf & Söhne, welche den grossen Vortheil gewähren, dass sie staub- dicht sind, mehreren früher im Saale F schon vorhandenen Glaspulttischen und einigen neuen Glaspultschränken. Die Anordnung des gesammten wissenschaftlichen Materials in diesen Schränken ist durch den Directorial- assistenten Dr. Deichmüller durchgeführt worden, dessen Bericht darüber hier vorliegt. So ist denn die neue Aufstellung unseres K. Mineralogisch-geologischen und prähistorischen Museums jetzt so weit gefördert, dass nicht nur die alten, sondern auch die neuen Räume dem grossen Publikum zugänglich gemacht werden können, und es wird sie alle erfreuen, dass dies nach einer Verordnung der Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft vom 16. April d. J., vom 1. Mai 1892 an, ausser an den bisherigen Eintritts tagen, künftig auch Sonntags von 11 — 1 Uhr Vormittags geschehen wird. II. Verzeichnis» der bisher in den diluvialen Mergeln von Cotta bei Dresden aufgefundenen Conchylien. Von Direetor Th. Reibisch. Behufs der Anlegung eines grossen Dresdner Centralbahnhofes musste auch der untere Lauf der Weisseritz einer besonderen Regulirung unter- worfen werden. Beim Ausstechen der verschiedenen Bodenschichten zeigten sich oft sehr reiche Lager von Conchylienresten , die natürlich die Auf- merksamkeit der Geologen in Anspruch nahmen , weil die verschiedenen Arten solcher Conchylienreste oft mannigfache Schlüsse auf die Entstehung und das verhältnissmässige Alter der Erdschichten und ihrer Formen zulassen. Zur Untersuchung und Bestimmung hat ein sehr reichhaltiges Material Vorgelegen. Um dessen Herbeischaffung sind vorzüglich der K. S. Landes- geolog Herr Dr. R. Beck und die Herren Lehrer Döring und Ebert eifrig bemüht gewesen. Tn zweifelhaften Fällen hat Herr S. Clessin in Ochsenfurth seine Bestimmungen und Ansichten mit freundlichster Bereit- willigkeit ertheilt. Ueber die allgemeinen Lagerungsverhältnisse derjenigen Schichten, welche die Reste der im Weiteren aufgeführten Fauna führen, theilt mir Herr Sectionsgeolog Dr. R. Beck aus seinen bei der Landesaufnahme hierüber gemachten Erfahrungen das Folgende mit: „Das Dorf Cotta bei Dresden liegt im Mittelpunkte eines Sumpfes oder sumpfigen Sees der jüngeren Diluvialzeit. In diesen hinein wurden lange Zeiten hindurch von Südwest her die von zahlreichen Rinnsalen aufgenommenen mergeligen Yerwitterungsproducte des Pläners einge- schwemmt, welcher die Gehänge der Gegend zwischen Leutewitz und Rossthal zusammen setzt. Sie bildeten in dem flachen Becken des Sees Schichten von mergeligem Sande, von Mergel und von Moormergel, deren Mächtigkeit in- der Mitte des Bassins am grössten ist, während sie an den Rändern desselben, sowie auch in der Umgebung einer inselartig durch- ragenden Partie älterer Ablagerungen (Pläner und Diluvialkies), welche beim Bau der grossen Bahnunterführung aufgeschlossen war, schwächer werden und endlich sich auskeilen. Die Sumpfschichten lagern theils direct dem thonig-mergelig verwitterten Labiatus-Pläner auf, theils ruhen sie auf diluvialen Weisseritzkiesen. Dahingegen lässt sich aus Brunnenprofilen, besonders im südlichen Theile des Dorfes Cotta entnehmen, dass am Stid- und am Westrand des Beckens die Sumpfablagerungen von bis zu 1 m mächtigem lössartigen Gehängelehm stellenweise überlagert werden. Ges. Isis in Dresden, 1892 . — Abh. 2. 9 Zugleich mit der kalkigen Bachtrübe wurden jenem Becken die Ge- häuse zahlreicher Landschnecken zugeführt, welche an den nahen Berg- abhängen lebten. Sie vermischten sich mit den Gehäusen der Süsswasser- schnecken, welche im Sumpfe selbst hausten, oder derjenigen Arten, die an den Bändern des Gewässers wohnten. Die gesammte, in ihrer horizontalen Verbreitung bis 1,3 km im Durchmesser erreichende Ablagerung grenzt am heutigen Schusterhause bis ganz nahe an die Elbe. Es ist mindestens möglich , wenn nicht wahr- scheinlich , dass auch in jungdiluvialer Zeit die Elbe zeitweilig dicht bei dem Cottaer Sumpfe vorbeifloss, und dass bei Hochwasser alsdann dieser vorübergehend aus dem Strome Ansiedler erhalten konnte. Hierauf deuten vielleicht die auffällig selten gefundenen Beste von Unionen und Ano- donten hin. Im Allgemeinen aber spricht die Eauna von Süsswasser- schnecken sowohl, als auch der petrographische Charakter der Cottaer Ablagerungen für eine durchaus lacustre, nicht fluviatile Entstehung der- selben, für einen Absatz in ruhigem Becken. Die Ablagerung gliedert sich in folgender Weise: Zuunterst lagert ein lichtgrauer Mergel, der an seiner Basis häufig in einen licht- grauen oder gelblichen , mergeligen feinen Sand oder auch in einen reinen Sand mit Glimmerschüppchen übergeht. Dieser Mergel nebst Mergel- sand erreicht eine Maximalmächtigkeit von 2,5 m. Zwischen Cotta und dem Schusterhause ist dem lichtgrauen Mergel eine unregelmässig umgrenzte grössere Partie von Kalktuff eingeschaltet, in welchem Herr Taubstummen- lehrer Ebert neben Blättern und Stengeln monocotyler Sumpfpflanzen, worunter anscheinend auch Sparganium , ganze Lagen von dem incrustirten Gewirr einer Chara auffand. Die organische Substanz dieser Pflanzen - reste ist völlig verschwunden. Auf dem lichtgrauen Mergel ruht allent- halben ein lichtbrauner, im feuchten Zustand fast schwarzer, an humosen Bestandteilen sehr reicher Moormergel, der bis zu 1,5 m Mächtigkeit anwächst. Eine genaue Beschreibung aller dieser Ablagerungen wird in den Erläuterungen zu Section Dresden der geologischen Specialkarte des Königreiches Sachsen erfolgen.“ Das folgende Yerzeichniss soll die Arten des „Moormergels“ (obere Schicht) und des „weissen Mergels“ (untere Schicht) zunächst von Cotta bei Dresden aufzählen, und die dritte Bubrik, Bemerkungen, unter Anderem auch auf das Vorkommen der vorgenannten Arten im Löss- und Kalktuff Sachsens aufmerksam machen. Von älteren Autoren haben den Cottaer Mergel erwähnt : A. v. G utbier , Div Sandformen der Dresdner Haide, 1865, S. 38, welcher die Ablagerung miv zum Löss rechnete, und C. A. Jentzsch, Ueber das Quartär der Gegend von Dresden, Halle 1872, S. 89 und S. 95. Beide scheinen nur die oberste Schicht, den Mo.ormergel, untersucht zu haben. Das von Letzterem aufgeführte Conchylienverzeichniss gründet sich auf Material aus dem K. Geologischen Museum in Dresden und auf eigene Kunde. 10 Moormergel. Bemerkungen. Hyalinia cellaria Müll. radiata Aid er. crystallina Müll. ,, fulva Müll. Zonitoides nitida Müll. Patula rotundata Müll. „ rüder ata Stud. „ pygmaea Drap. Helix aculeata Müll. lamellata Jeffr. pulchella Müll. costata Müll. }} obvoluta Müll. personata Lam. bidens Cbemn. sericea Drap. hispida L. )> V fruticum Müll. incarnata Müll. lapicida L. arbustorum L. V )) V hortensis Müll. nemoralis L. pomatia L. Hyalina fulva Müll. Helix pulchella Müll. „ tenuilabris Br. Buliminus tridens Müll. „ montanus Drap. Cionella lubrica Müll. „ lubrica var. minima Siem. Pupa doliolum Brug. Cionella lubrica Müll. ,, lubrica var. minima Siem. Ausser den angeführten Vitri- niden fanden sich nicht selten Kalkplättchen von Nackt- schnecken im Moormergel. Lebend in Sachsen noch nicht gefunden ; bisher nur von den nordischen Ländern Europas bekannt. Südgrenze in den deutschen Küstengebieten. Lebend nicht in Sachsen, wohl aber in Theilen des südwestl. Deutschland und bei Halle a. S. Ueberall im Löss. Die Form, welche daselbst vorkommt, ist wahrscheinlich diejenige, welche Clessin Helix terrena nennt und für die Stamm- form von H. hispida L. u. H.sericeaDrap. hält. (K o b e 1 1, Nachrichtsblatt d. deutsch, malakozool. Gesellsch., 1874, S. 46.) Ueberall im Löss; daselbst aber etwas kleiner als im Kalktu ff, während sie im Moormergel dieselbe Grösse hat, wie die- jenigen, welche jetzt noch in derselben Gegend leben Die Varietäten 00000, 12845, 12 8 45, 123 45, 12345, sind noch deutlich unterscheid- bar. Besonders die Var. 00800. Auch im Kalktuff von Rob- schütz b. Meissen. Auch im Löss von Prohlis b. Dresden. Löss b. Meissen (Engelhardt). 11 Moormergel. Weisser Mergel. Bemerkungen. Pupa muscorum L. Pupa muscorum L. U eberall im Löss. — „Im Moormergel allerdings ziem- lich bauchig , wie die Art auf sehr feuchten Fundorten „ columella Benz. sich findet u. in diluvialen Schichten die Regel bildet.“ (Clessin.) Findet sich auch im Löss von v ( Vertigo ) antivertigo Dr. „ ( Vertigo) pygmaea Dr. var. quadridens Wett. ,, ( Vertigo) pusilla Müll. „ „ angustiorJeffr. Pupa Genesii Gredl. Prohlis b. Dresden. Lebend nicht in Sachsen, aber Clausilia laminata Mont. „ biplicata Mont. „ pumila Ziegl. Succinea putris L. Succinea putris L. in Südtyrol. „Zur diluvialen Gruppe der Pupa parieden- tata gehörig. Die Art wurde von mir auch in einem viel- leicht gleich alterigen Torf- lager bei Katzenhausen, Dinkelscherben, Kr. Schwa- ben in Bayern, gefunden“. (Clessin.) Auch im Kalktuff von Rob- „ Pfeifferi Rossm. ,, oblonga Drap. „ oblonga Drap. schütz b. Meissen. Ueberall im Löss. Carychium minimum Müll. Limnaect stagnalis L. „ \sa\elongataC\ess. Nur kleine Bruchstücke. „ ovata Drap. Limnaea ovata Drap. „ pereger Müll. „ pereger Müll. Auch im Kalktuff v.Robschütz. „ palustris Müll. typ. „ „ var. cor- vus Gm. „ palustris Müll. v. var. diluviana n. v. „ palustris Müll, var. gracillima n. v. „ truncatula Müll. ,, glabra Müll. „ truncatula Müll. „ „ var. turrita Cless. Aplexus hypnorum L. Planorbis marginatus Dr. ,, rotundatus Poiret. „ contortus L. Planorbis contortus L. „ crista L. var. „ Rossmaessleri Aug. „ crista L. var. nau- nautileus L. • tileus L. „ ( Segmentina ) ni- tidus Müll. * I * > 12 Moorm ergel. Mi '■ iS ' 1 Weisser Mergel. Bemerkungen. Valvata piscinalis Müll. „ cristatci Müll. Bytliinia tentaculata L. Anodonta sp.? Unio sp.? Sphaeridium cnrneum L. Pisidium fossarinum Cless. „ n. sp. teste Cless. Pisidium nitidum Jen. „ n. sp. teste Cless. Nur Bruchstücke. Nur Bruchstücke. Was die Parallelisirung der Cottaer Schichten mit solchen anderer Punkte der Umgebung lind aus anderen Gegenden betrifft, so schliesst aus den angeführten paläontologischen Ergebnissen Herr Dr. R. Beck nach einer Mittheilung an den Verfasser das Folgende: „Die für den weissen Mergel von Cotta so charakteristische Pupa columetta Benz, wurde von mir neben Pupa muscormn L., Succinea öblonga und Helix hispida , deren Bestimmung Sie kürzlich freundlichst bestätigten, in einem geschichteten, sandigen Lehm aufgefunden, welcher den lössartigen Gehängelehm, den Vertreter des ächten Gehängelösses, bei Prohlis süd- östlich von Dresden unmittelbar unterlagert. Ferner ist Pupa cohmeüa ein Leitfossil für den Sandlöss des Rheinthaies bei Strassburg, welcher dort mit den sogenannten Vogesensanden die jüngere Abtheilung der Löss- formation unterlagert, (Vgl. hierüber E. Schumacher, Die Bildung und der Aufbau des oberrheinischen Tieflandes, Strassburg 1890, S. 297 ff.) Durch die Freundlichkeit des Herrn Schumacher erhielt ich Exemplare von dort, welche mit den unserigen völlig identisch waren. Mit dem oberrheinischen Sandlöss (vgl. ferner A. Andreä, Der Diluvialsand von Hangenbieten im Untereisass. Abhandl. zur geol. Specialkarte von Eisass- Lothringen, Bd. IV, H. 2, Strassburg 1884) hat unser Cottaer weisser Mergel ausser der mehrfach genannten Spec.ies noch die folgenden ge- meinsam: Helix tenuilabris Braun. Succinea obloncja Drap. Limnaea pereger Müll. Planorbis Bossmaessleri Auersw. Was nun aber den Moormergel betrifft, so lässt der zoologische Aus- weis Spielraum zwischen dem jüngeren Diluvium und dem Alluvium. Die geologischen Lagerungsverhältnisse sprechen für das Erstere. Er scheint ein Aequivalent des lössartigen Gehängelehms zu sein, von dem er stellenweise noch überlagert wird. Die aus unserem Gehängelöss bekannten Schnecken fehlen auch im Moormergel nicht.“ III. Die concliyliologische Fauna der tialäpagos-Iuseln. Von Paul Keibisch. (Mit Tafel I und II.) Die in jüngster Zeit besonders wieder durch Dr. Georg Baur aus New-York bekannter gewordenen Galäpagos-Inseln*) mit ihrer ganz eigen- tümlichen Flora und Fauna verdienen in letzterer Beziehung ganz her- vorragendes Interesse, besonders in conchvliologischer Hinsicht. Sind es doch von allen Landthieren wohl zumeist die Schnecken, die durch ihr geringes Fortbewegungsvermögen als das conservative Element in der Gesammtfauna betrachtet werden dürfen. Dieser Gesichtspunkt nun lässt uns das Studium dieser Thiergruppe wohl in sehr vielen Fällen als mass- *) Im 16. Jahrhundert von den Spaniern entdeckt und vorher niemals von Menschen bewohnt. o * o Qes. Isis in Dresden, 1892. — Abh. 8. 14 gebendes, bei der Betrachtung der faunistischen Entwickelung eines Gebietes überhaupt und noch besonders eines solchen erscheinen, wie es die Gruppe der Galäpagos-Inseln in ihrer Abgeschlossenheit vom südamerikanischen Continente bez. anderen in Frage kommenden Inselgruppen darbietet. Ist es schon von grösstem Interesse, dass nicht nur amerikanische, sondern auch polynesische Formen vertreten sind, so beweist die Mannigfaltigkeit derselben mit einer ganzen Anzahl von Uebergangsformen untereinander, sowie die eigenartige Ausbildung jener auf den einzelnen Inseln des Archipels eine lange und ungestörte, nur von geologischen und klimatischen Yerhältnissen beeinflusste Entwickelung jener Thiere. Weitaus am zahlreichsten ist das Genus JBulimulus Leach vertreten, dessen Arten mit Ausnahme zweier neuen ausgesprochen amerikanische Charaktere aufweisen. Im Gegensätze hierzu zeigen die beiden Species der vielleicht von JBulimulus zu trennenden Gruppe Pelecostoma nov. sect. mit ihrer eigentümlichen Spindellamelle unverkennbare Anklänge an die Achatinellen ebenso wie Buliminus ( Bhaphiellus ) achatinellinus Forbes. Das Genus Pupa Drp., in zwei Arten vertreten, steht in nächster Be- ziehung zu der equatorianischen Pupa ( Leucochila ) Wolfii Miller. Die im Jahre 1877 auf Chatham-Island entdeckte Succinea ( Tapada) Bettii Smith steht der von der Insel Mas-a-Fuera bekannten Succinea rubicunda Pfr. sehr nahe, was auf eine Verschleppung mittels Baumstämmen durch Meeresströmungen schliessen lässt. Ausser diesen Generibus findet sich noch eine Helicina Lam. Von nur wenigen Arten war der Aufenthalt, also die Insel bekannt. Den gewissenhaften Forschungen des Herrn Dr. Theodor Wolf,*) ehe- maligen Staatsgeologen der Republik Ecuador, verdanken wir die ge- nauere Kenntniss derselben, sowie eine ganze Anzahl neuer höchst in- teressanter Formen, deren Vergleichung mit anderen manche Anhalte- punkte für die Entstehung der Galäpagos-Inseln geben werden. Das mir von Herrn Dr. Theodor Wolf zur Bearbeitung überlassene Material nebst biologischen Notizen, von ihm in den Jahren 1875 und 1878 gelegentlich längeren Aufenthaltes auf den Galäpagos-Inseln ge- sammelt, dürfte allerdings kein vollständiges Gesammtbiid der conchyliolo- gischen Fauna jener Inselgruppe darstellen, da sich der grösste Theil der Ausbeute z. Z. noch in Stuttgart befindet. Leider habe ich das mir von Herrn Prof. Dr. Miller daselbst bereitwilligst zugesicherte Material noch nicht erhalten, weshalb etwaiges Neue in einem Nachtrage veröffentlicht werden soll, dessen Bearbeitung ich mir als Ergänzung dieser Arbeit hiermit ausdrücklich Vorbehalte. Im Folgenden ist mit der Beschreibung der neuen Arten eine Auf- zählung der bisher bekannten verbunden. I. Buiimulus Leach. 1. Buiimulus ( Naesiotus ) eschariferus Sow. Bulinus eschariferus Sow. Concli. III, f. 85. Bulimus eschariferus Pfr. Symb. II, p. 45. „ „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 115. „ „ Reeve. Conch. ic., PL XX, sp. 121. „ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160. *) cf. Ein Besuch der Galäpagos-Inseln, von Dr. Theodor Wolf. Heidel- berg 1879. ✓ Bulimulus eschariferus ( Omplialostyla ) Ad. Gen., p. 161. „ ,, ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Chatham-Island (Darwin). 2. Bulimulus ( Naesiotus ) unifasciatus Sow. — Taf. I, Fig. 1. Bulinus unifasciatus Sow. in Proc. Zool. Soc. 1833, p. 37. „ „ Müll. Synops., p. 25. ,, „ Sow. Conch. III, f. 55. Bulimus unifasciatus Lam. ed. Dh. 118, p. 277. „ „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 195. „ ,, Reeve. Conch. ic., PI. XXIII, sp. 149. „ „ ( Leptomerus ) Pfr. Vers., p. 160. Bulimulus unifasciatus ßpck ind., p. 67, N. 65. „ „ ( Omplialostyla ) Ad Gen., p. 161. „ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Charles-Island (Cuming, Wolf). Von dieser Art liegt nur 1 Stück vor, ohne Epidermis und anschei- nend todt gesammelt. Die Binde ist kaum noch zu erkennen. 3. Bulimulus ( Naesiotus ) nucula Pfr. — Taf. I, Eig. 2. Bulimus nucula Pfr. in Proc. Zool. Soc., 9. Dec. 1851. „ ,, Pfr. Mon. Hel. viv. III, p. 415. ,, „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161. Bulimulus nucula ( Omplialostyla ) Ad. Gen., p. 161. „ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Charles-Island (Wolf). Von den 3 Stück ist nur eins vollständig. Diese Art ist die kleinste des zur Gruppe des Bul. nux Brod. (sp. 1 — 6) gehörigen Eormenkreiscs. 4. Bulimulus ( Naesiotus ) verrucosus Pfr. Bulimus verrucosus Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1855, p. 116. „ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161. ,, ,, Pfr. Mon. Hel. viv. IV, p. 475. Bulimulus verrucosus ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Galäpagos (teste Pfeiffer 1. c.). 5. Bulimulus (Naesiotus) asperatus Albers. — Taf. 1, Eig. 3. Bulimus asperatus Albers in Malak. Bl. IV, 1857, p. 98. „ „ Pfr. Mon. Hel. viv. IV, p. 475. ,, „ Pfr. Novit, conch. IV, t. 133, f. 8, 9. Bulimulus asperatus ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Charles-Island (Wolf). Sämmtliche 5 Stück sind ohne Epidermis, kreideweiss und anscheinend todt gesammelt, ebenso wie der unter Nr. 21 beschriebene Bulimulus nudus nov. sp. 6. Bulinmlus (Naesiotus) nux Brod. Bulimus nux Brod. in Proc. Zool. Soc. 1832, p. 125. ,, „ Müll. Synops., p. 24.. „ ,, Sow. Conch. III, f. 37. Bulimus nux Lam. ed. Dh. 116, p. 276. „ ,, Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 183. ,, „ Reeve. Conch. ic., PI. XXIII, sp. 150. ,, ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161. Buliminus nux Beck, ind., p. 70, N. 27. Bulinmlus mix { Omplialostyla ) Ad Gen., p. 161. „ ,, ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Charles-Island (Cuming, Wolf). ,,300 — 600 Fuss Höhe, ziemlich trockene Zone, zu Tausenden an Ge- 16 büschen und Steinen.“ (Wolf). Nur in wenigen unvollendeten Exemplaren gesammelt. 7. Bulimulus (Naesiotus) inSkdkatus Pfr. — Taf. I, Eig. 4 a. Bulimus incrassatus Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1852, p. 157. ,, ., Chemn. ed II, Bul. N. 88, t. 30, f. 13, 14. ,, ,, Pfr. Mon. Hel. viv. III, p. 415. „ ,, (Naesiotus) Pfr. Vers., p. 161. Bulimulus incrassatus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161. „ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Cbatham-Island (Wolf). „Feuchte Region, 900 — 2000 Fuss, an Gebüsch nicht selten. Zu- sammen mit Bulimulus chemnitzioides Forbes und terebra nov. sp.“ (Wolf), var. sidcatus. — Taf. I, Fig. 4 b, c. Char. T. conica, arcuatim striata, evidenter sulcata, cinereo-fusca; anfractus 7 plani; apertura subsemiovalis, marginibus interdum callo co- arctante procidente junctis. Long. 17,25, diam. maj. fere 10, min. 9 mm. Apert. long. 8,5, lat. extus 5,75 mm. Hab. Charles-Island (Wolf). Gehäuse kegelförmig, bögig gestreift, stark gefurcht, röthlich-grau ; die Furchen sind deutlicher ausgeprägt, als die Streifung; 7 flache Um- gänge; Mündung annähernd halbeiförmig, durch einen zuweilen sehr kräftig hervortretendeu , die Mündung verengenden Callus ausgezeichnet (Pig. 4 c). var. nuciformis Petit. — Taf. I, Fig. 4d. Bulimus nuciformis Petit. Journ. Conch. 1853, p. 365, t. XI, f. 7. ,, „ (Naesiotus) Pfr. Vers., p. 161. ,, ,, Pfr. Mon. Hel. viv. IV, p. 411. Bulimulus nuciformis ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Galäpagos (Hanet-Clery), Charles-Island (Wolf). Von dieser Form liegen 2 charakteristische Stücke bei; mehrere an- dere bilden Uebergänge zum Typus und zur var. sulcata , weshalb die Form kaum als Varietät, geschweige denn als Species bestehen kann; sie ist nur das äusserste Glied eines vielverzweigten Formenkreises, welchem möglicherweise auch Bu1. nux Brod. angehört. — Der Typus, wie ihn Pfeiffer 1. c. beschreibt, im Chemnitz leidlich abgebildet, zeichnet sich durch blassgelbe Höcker auf braunem Grunde aus, welche unterhalb der Naht am ausgeprägtesten sind. 8. Bulimulus (Naesiotus) ustulatus Sow. — - Taf. I, Fig. 5. Bulinus ustulatus Sow. in Proc. Zool. Soc. 1833, p. 72. ,, „ Müll. Synops., p. 27. ,, ,, Sow. Couch. HI, f. 42. Buliminus ustulatus Beck ind., p. 70, N. 28. Bulimus ustulatus Lam. ed. Dh. 124, p. 279. ,, „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 217. „ „ Reeve, PI. XXI, sp. 130. ,. „ Chemn., t. 62, f. 16 — 18. „ „ (Naesiotus) Pfr. Vers., p. 160. Bulimulus ustulatus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161. „ „ (Naesiotus) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Charles-Island (Cuming, Wolf). Die Art ist nur in einem der im Reeve 1. c. gegebenen Abbildung gleichkommenden Stücke da. Die im Chemnitz 1. c. ausgeführte Abbil- 17 düng ist wohl zu dunkel; übrigens herrscht bei dieser Art die Bänder- zeichnung, nicht die Streifung vor. 9. Bulimulus ( Naesiotus ) invalidus nov. sp. — Taf. I, Fig. 6. Char. T. profunde rimata, elongato - conica , solida, plicoso- striata, fusca, pallide unifasciata; spira turrita, acuta; anfractus fere 7 subplani, ultimus convexiusculus ; nucleus nigrescens, gracillime costuiatus; apertura trapezialis, obliqua, intus caerulea; peristoma simplex, marginibus callo nitido junctis, dextro superne arcuato, columellari patente dilatato angulatim adnato. Long. 14,2, diatn. maj. 7,3, min. fere 7 mm. Apert. long. 7,5, lat. 4,3 mm. Hab. Charles-Island (Wolf). Gehäuse tief geritzt, verlängert -kegelförmig, derb, zart, bogenförmig- rippenstreifig, braun, mit matter Nahtbinde; Gewinde thurmförmig, spitz; 7 wenig gewölbte Umgänge, der letzte etwas weiter ausgebogt; Wirbel schwarzbraun, zart gerippt; Mündung trapezförmig, schräg, innen blassblau; Mundsaum einfach, am rechten Rande nach aussen abgeschrägt, ebenso wie bei der vorigen und den beiden folgenden Arten, weshalb dieselben zu einem Formenkreis mit Bul. ustulatus Sow. als Typus zusammenzufassen sind. Die Nabelgegend wird durch den vorgezogenen Spindelrand wenig verdeckt. 10. Bulimulus (Naesiotus) venustus nov. sp. — Taf. I, Fig. 7. Char. T. profunde rimata, conica, solida, irregulariter strigata vel plicata, nitida, sordido-lutea-lnteo-unifasciata; sutura simplex, luteofasciata; anfractus 63/4— embrionales fusci graciliter costati, 3.-5. subplani inerte lineis spiralibus notati, ultimus parum inflatus, prope aperturam breviter descendens; apertura subvertiealis, semiovalis, intus albida; peristoma simplex, margine dextro parum incrassato superne arcuato, basi cum columellari dilatato subtorto plicato canalem formans. Long. 13,3 (11,8), di am. maj. 7 (6), min. 6,4 (5,5) mm. Apert. long. 6 (5), lat. 4,2 (3,5) mm. , Hab. Charles-Island (Wolf). Gehäuse tief geritzt, kegelförmig, festschalig, unregelmässig gestreift oder gefältet, glänzend, schmutziggelb mit hellerer Nahtbinde; Naht einfach, gelb gesäumt; von den 63/4 — 7 Umgängen sind die embrionalen zierlich rippenstreifig und stark angedunkelt, vom 3. bis 5. zeigen die fast ebenen Umgänge undeutliche Spirallinien, der letzte ist wenig aufgetrieben und fällt an der Mündung schräg ab; die wenig schräge Mündung stellt an- nähernd einen Kreisausschnitt von 120° dar; Mündung innen weisslich bis blassviolett; der einfache Mundsaum ist am rechten Rande kaum ver- dickt, oben leicht geschweift; der Spindelrand ist wenig gedreht und bildet an der Basis eine kräftige Ecke mit dem Aussenrande. Die verbreiterte Spindel verdeckt den Nabel nur wenig. Die zwei in der Grösse verschiedenen Gehäuse zeigen gleiche Ver- hältnisse; das kleinere ist heller, die Ränder der Nahtbinde sind jedoch dunkler gefärbt, so dass die Zeichnung sehr an mul . ustulatus Sow. er- innert, dem die Art übrigens sehr nahe steht. 18 11. Bulimulus (. Naesiotus ) calvus Sow. — Taf. I, Fig. 8. Bulinus calvus Sow. in Proc. Zool. Soc. 1833, p. 72. „ ,, Müll. Synops., p. 27. „ „ Sow. Conch. III, f. 41. Buliminus calvus Beck ind., p. 70, N. 29. Bulimus calvus Lam. ed. Dh. 123, p. 179. ,, „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 225. ,, „ Beeve. Conch. ic., Pl. XX, sp. 126. „ „ Chemn. ed. II, Bul. N. 327, t. 62, 1. 37, 38. „ „ ( Naesiotus ) Pfr. Aers., p. 161. Bulimulus clavus ( [Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161. ,, calvus ,, Cless. Nomencl., p. 254. Hab. James-Island (Cuming), Charles-Island (Wolf). Diese Art kennen wir nun von zwei Inseln ebenso wie den Formen- kreis des Bul. nux Brod. zuzüglich des Bul. incrassatus Pfr. — Einzelne Stücke zeigen eine mehr gedrungene Form und fast kreisrunde Mündung, infolge dessen der letzte Umgang stark eingeschnürt erscheint. Die Nabel- gegend ist durch den erweiterten Spindelrand mehr verdeckt als beim Typus. Auch sind derartige Exemplare etwas kleiner, aber dunkler ge- zeichnet, sowie auch innen schön violett gefärbt. Yermittelnde Ueber- gangsformen sprechen für die Unhaltbarkeit einer Varietät. Die im Chemnitz 1. c. gegebene Abbildung ist zu dunkel. 12. Bulimulus ( Naesiotus ) Jacöbi Sow. Bulinus Jacobi Sow. in Proc. Zool. Soc. 1833, p. 74. „ ,, Müll. Synops., p. 29. , „ „ Sow. Conch. III, f. 45. Buliminus Jacobii Beck ind., p. 70, N. 32. Bulimus Jacobi Lam. ed. Dh. 127, p. 281. „ „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 98. ,, „ Reeve. Conch. ic., Pl. XXI, sp. 135. „ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160. Bulimulus Jacobi (Omphalostyla) Ad. Gen., p. 161. „ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. James-Island (Cuming). 13. Bulimulus (Naesiotus) pallidus nov. sp. — Taf. I, Fig. 9. Char. T. anguste umbilicata, orato-conica, solidula, arcuatim striata, prope aperturam plicata, lineis granulosis spiralibus notata, subpellucida, opaca, luteo-cinerea , pallide albocincta; spira acnminata; sutura profunda; anfractus fere 7 convexi, embrionales graciliter costulati , ultimus sutura profundiore sejunctus; apertura obliqua, ovalis, paulum ampliata, intus albida; peristoma simplex, marginibus callo nitido junctis, margine dextro arcuatim rotundato, parum ampliato, intus lamella alba limbato, collumel- lari reflexo patente. Long. 12,7, diam. maj. 6,6, min. 5,7 mm. Apert. long. 5, lat. extus fere 4 mm. Hab. Albemarle- Island (Wolf). — „200 bis 800 Fnss Höhe, ziemlich trockene Zone, an Gebüschen und Steinen“. (Wolf.) Gehäuse eng genabelt, gewölbt, kegelförmig, ziemlich festschalig, bogig gestreift, nach der Mündung zu gefältelt, mit einer Anzahl sehr feiner gekörnelter Spirallinien, ziemlich durchscheinend, matt, schmutzig-gelb mit blasser Nahtbinde; Gewinde zugespitzt; Naht tief; annähernd 7 Umgänge, stakt gewölbt, die embrionalen zierlich gerippt, der letzte durch eine tiefere Naht getrennt; die Mündung ist schräg, oval und nach aussen ein wenig 19 erweitert, innen weiss; der Mnndsaum ist einfach, der Aussenrand bogig gerundet und schwach zurückgeschlagen, an der Innenseite mit einer wreissen Lamelle belegt; der Spindelrand ist zurückgebogen, doch verdeckt er kaum den Nabel und ist durch einen glänzenden Callus mit dem Aussenrande verbunden. Von den 4 Stücken ist nur eins vollendet. 14. Bulimulus (. Naesiotus ) cinereus nov. sp. — Taf. I, Fig. 10. Char. T. umbilicata, subconica, tenera, longitudinaliter et spiraliter granulöse striata, obsolete cinerea; spira obtuso-acutiuscula; sutura pro- funda; anfractus 6 convexi, aequaliter accrescentes; apertura obliqua, ob- longo-rotundata; peristoma callo tenui juncto, simplex, acutum, paulum ampliatum, margine dextro arcuato-rotundato, columellari dilatato reflexo prominente. Long. 10, di am. maj. 6, min. 5,3 mm. Apert. long. 4,3, lat. extus 3,4 mm. Hab. James-Island (Wolf). Gehäuse offen genabelt, stumpf kegelförmig, ziemlich dünnschalig, sehr zierlich gekörnelt, schmutzig aschfarben; Gewinde mässig stumpf; Naht kräftig und tief, ohne Sculptur; die 6 gewölbten Umgänge steigen gleichmässig an; Mündung schräg, fast oval; Mundsaum einfach, scharf, wenig erweitert; Mündungswand mit zartem Callus belegt, Aussenrand bogig gerundet, der verbreiterte Spindelrand stark vorgezogen und den Nabel nicht einengend. Die zwei leidlich erhaltenen Stücke sind vollständig ausgebildet. Diese Art bildet innerhalb der Gruppe Naesiotus mit den beiden vorhergehenden einen eigenen Formenkreis, welcher dem westlichen Theile des Archipels angehört. 15. Bulimulus (Naesiotus) rugulosus Sow. — Taf. I, Fig. 11 a, b. Bulinus rugulosus Sow. Couch. III, f. 87. Bulimus rugulosus Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 118. ,, „ Reeve. Conch. ic., PI. XX, sp. 128. „ ,, Desh. Traite elem. Conch., p. 99, N. 117, t. 142 A, f. 9 — 11. „ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160. Bulimulus rugulosus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161. ,, ,. ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Chatham-Island. (Cuming, Wolf.) „300—600 FusSj, Gebüsche, Felsen, unter Steinen, gemein. Spielt hier ganz die Rolle wie Bul. nux Brod. auf Charles.“ (Wolf.) Die vorliegenden 7 Stück sind zumeist recht gut erhalten. Dieselben besitzen im Gegensatz zu der bei Pfeiffer T. c. wie bei Reeve 1. c. ge- gebenen Diagnose nur 7 bis reichlich 71/2 Umgänge. Auch sind die Ge- häuse nicht bräunlich - olivenfarben, sondern schön rothbraun gefärbt. Uebrigens sind die von Wolf gesammelten Stücke kleiner, als bei Pfeiffer angegeben; das grösste misst in der Länge 18, das kleinste nur 15,5 mm. Die Abbildung im Reeve ist zu schlank, wie auch der Wirbel zu spitz. 16. Bulimulus (Naesiotus) ventrosus nov. sp. — Taf. I, Fig. 12 a, b. Char. T. late rimata, oblongo-ovalis, tenera, nitida, arcuatim striata, lineis granulosis spiralibus gracillime notata, sericea, pallide lutescens, fascia pallidiore cincta; spira acutiuscula; sutura plicose-marginata ; anfractus 20 6 2/s — 7 1/2 convexi, embrionales costulati, cluo Ultimi ventrose intlati; co- lumella subrecta; apertura obliqua, protracta, ovalis, intus nitens; peri- stoma simplex, marginibus callo nitido junctis, dextro rotundato, expanso, eolumellari reflexo patente. Long. 17,5 (16,8), di am. maj. 8,3 (7,3), min. 7,2 (6,3) mm. Apert. long. 7,5 (6,6), lat. 5,2 (4,6) mm. Hab. Barrington-Island (Wolf). ß. T. plicata, nitidissima, pallide-fusca. Hab. Chatham-Island (Wolf). „Gemein auf der ganzen Insel (Barrington-Island). Vertritt Bul. nux Brod., rugulosus Sow. und Wolfi nov. sp. der anderen Inseln.“ (Wolf.) Gehäuse kräftig geritzt, verlängert-eiförmig , zart, bogig gestreift, mit körneligen Spirallinien sehr zierlich gezeichnet, seidenglänzend, blass gelblich mit hellerer Nahtbinde; Gewinde ziemlich spitz; Naht runzelig be- säumt; Umgänge 62/3 — 7 1/2 , gewölbt, die embrionalen fein gerippt, die beiden letzten aufgetrieben; Spindel fast gerade; Mündung schräg, infolge dessen oben vorgezogen, oval, innen glänzend; Mundsaum einfach, Mün- dungswand mit zartem, glänzendem Callus belegt; Aussenrand wenig er- weitert, Spindelrand umgeschlagen und verbreitert. Drei erwachsene und ein unvollendetes Stück von Barrington-Island; zwei ebenfalls unvollendete von Chatham-Island. Die letzteren sind ge- fältelt, glänzen lebhafter und sind dunkler gefärbt. Auch diese Art kennen wir somit von 2 Inseln; immerhin zeigt aber jede der Formen ihre Eigenthümlichkeiten besonders in Färbung und Glanz. Die Art scheint in ihren Formverhältnissen nicht constant zu sein, wie dies die beiden Figuren veranschaulichen. 17. Bulimulus (. Naesiotus ) galapaganus Pfr. Bulimus Galapaganus Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1854, p. 58. „ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160. „ „ Pfr. Mon. Hel. viv. IV, p. 503. Bulimulus Galapaganus ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Galäpagos (teste Pfeiffer J. c.). Die unter 15 — 17 aufgezählten Arten bilden eine Untergruppe, welche sich auf den Osten des Archipels beschränkt. Dies dürfte sich auch für Bai. galapaganus Pfr. bestätigen, über welche Art allerdings eine genauere Fundortangabe bisher fehlt. 18. Bulimulus (. Naesiotus ) acutus nov. sp. — Tat. I, Fig. 13. Char. T. profunde rimata, elongato-conica, tenera, opaca, arcuatim striata, lineis granulosis spiralibus notata, obsolete rufeseens, pallide fusco- bicincta; spira acuta; sutura linealis; anfractus 7 1/2 plani aequaliter accres- centes, embrionales gracillime costulati, ultimus ad aperturam paulum ascendens; apertura parum obliqua, semiovalis; peristoma simplex, mar- ginibus basi compressis subparallelis, dextro superne leviter arcuato, eo- lumellari expanso reffexo adnato; columella leviter torta, basi angulum form ans. Long. 13, diain. maj. fere 6, min. 5,25 mm. Apert. long. 5, lat. extus 3,6 mm. Hab. Chatham-Island (Wolf). „900 — 2000 Fuss. Feuchte Orte, Baumstämme etc. ; sehr häufig.“ (Wolf)* 21 Gehäuse tief geritzt, schlauk, kegelförmig, zart, matt, bogig gestreift mit körneligen Spirallinien gezeichnet, schmutzig, graubraun, mit zwei wenig dunkleren Binden; Gewinde spitz; Naht kaum vertieft, linienförmig; die 71/2 Umgänge sind flach und steigen gleichmässig an, die embrionalen sehr zierlich gerippt, der letzte an der Mündung ein wenig ansteigend. Die Mündung ist nur wenig schräg, halbeiförmig; Mundsaum einfach, gerade; Aussenrand und Spindelrand annähernd gleichlaufend, vereinigen sich in einem Winkel an der Basis. Spindel umgeschlagen und verbreitert, Yon dieser Art liegen nur 2 Stück vor, davon eins noch unvollendet. 19. Bulimulus ( Naesiotus ) curtus nov. sp. — Taf. 1, Big. 14. Char. T. profunde rimata, ovato-conica, tenera, pellucida, nitida, plicis irregularibus ramulosis sculpta, lutescens vel rufescens, interdum pallide unifasciata; spira obtuso-acutiuscula; sutura vix impressa, rugulosa; an- fractus 7 — 7 1/2 subplani, embrionales gracillime costulati, ultimus sutura profundiore sejunctus; apertura subrecta, semiovalis, intus subnitens; peristoma simplex, rectum, marginibus subparallelis callo nitido junctis, dextro superne leviter areuato, columellari plicose torto prope umbilicum patente reflexo adnato. Long. 10, 25 (8,7), diam. maj. 5 (4,1), min. 4,2 (3,8) mm. Apert. long. 4,25 (3,5), lat. 3 (2,7) mm. Hab. Chatam-Island (Wolf). „900 — 2000 Fuss. Feuchte Orte, Baumstämme etc.; sehr häufigu. (Wolf.) Gehäuse tief geritzt, gewölbt kegelförmig, zart, durchscheinend, glänzend, mit unregelmässigen verästelten Fältchen geziert, gelblich oder hellbraun, bisweilen mit einer blassen Nahtbinde. Gewinde ziemlich spitz. Naht wenig vertieft, fein runzelig. 7— 72/2 schwach gewölbte Umgänge bilden das Gehäuse, die embrionalen sehr fein gerippt, der letzte durch eine tiefere Naht abgeschnürt. Die fast gerade Mündung ist halbeiförmig und innen glänzend. Der Mundsaum ist einfach, geradeaus mit fast gleich- laufenden Rändern, die auf der Mündungswand durch einen glänzenden Callus verbunden sind. Der Aussenrand ist oberhalb schwach gekrümmt; der Spindelrand mit deutlicher Falte, erweitert, wenig zurückgeschlagen. Diese Art bildet mit der vorhergehenden einen eigenen Formenkreis, der sich, soweit bis jetzt bekannt, nur auf Chatam-Island findet. 20. Bulimulus ( Naesiotus ) rugiferus Sow. Bulinus rugiferus Sow. in Proc. Zool. Soc. 1883, p. 36. ,, ,, Müll. Synops., p. 25. „ ,, Sow. Conch. III, f. 40. Cochlicellus rugifer Beck ind., p. 63, N. 11. Bulimus rugiferus Lam. ed. Dh. 117, p. 276. ,, ,, Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 115. ,, ., heeve. Conch. ic., PI. XX, sp. 118. ,, ,, ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160. Bulimulus rugiferus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161. „ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Jacob-Island (Cuming). 21. Bulimulus ( Naesiotus ) nudus nov. sp. — Taf. I, Fig. 15. Char. T. (in calcem versa) elongato-conica, fusiformis, perforata, soli- dula, irregulariter plicata vel costata, albide unifasciata; spira acuta; sutura 22 raediocris, nodulosa; anfractus 8^4 convexi, aequaliter accrescenies ; nucleus laevis (?); apertura paulum obliqua, semiovalis; peristoma simplex, mar- ginibus callo tenui junctis, dextro superne angulariter adnato, cum colnmellari stricto arcuatim juncto. Long. fere 18, di am. maj. 8, min. 7,25 mm. Apert. long. abunde 6, lat. 4 mm. Hab. Charles-Island (Wolf). Gehäuse schlank, spindelförmig, durchbohrt, ziemlich festschalig, un- regelmässig gefältelt bezw. gerippt, mit weisslicher Nahtbinde. Gewinde spitz; Naht seicht, leicht höckerig besäumt; Umgänge 8x/4, gewölbt und gleichmässig ansteigend; Wirbel glatt (?). Mündung wenig schräg, halb- eiförmig; Mundsaum einfach, geradeaus; Aussenrand oben winkelig an- schliessend, Spindelrand gerade. Spindel nur wenig umgeschlagen, die Nabelgegend kaum verengend. Mündungswand mit einem dünnen Callus belegt. Von den beiden stark calcinirten Gehäusen ist das eine noch leidlich gut erhalten. Der Form nach steht die Species zwischen Bul. sculpturatus Pfr. und rugiferus Sow. ; sie unterscheidet sich von diesen besonders durch bedeutendere Grösse und weniger ausgesprochene Sculptur. 22. Bulimulus {Naesiotus) sculptur atus Pfr. Bulimus sculpturatus Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1846, p. 29. „ „ Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 183. ,, ,, Reeve. Conch. ic., PI. XX, sp. 125. ,, „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161. Bulimulus sculpturatus ( Omphalostyla ) Acl. Gen., p. 161. „ ,, ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Galäpagos (Darwin). 23. Bulimulus ( Naesiotus ) Darwini Pfr. Bulimus Darwini Pfr. in Proc. Zool. Soc. 1846, p. 29. „ ,, Pfr. Mon. Hel. viv. II, p. 199. „ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 161. ,, Darwinii Reeve. Conch. ic., PI. XX J, sp. 136. Bulimulus Danvini ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 157. „ „ ( Naesiotus ) Cless. Nomencl., p. 254. Hab. Galäpagos (Darwin). 24. Bulimulus (. Naesiotus ) Wolfi nov. sp. — Taf. II, Fig. 1 a, b. Char. T. ventroso-conica, perforata vel umbilicata, solida, subnitida, lutescens, arcuatim strigata, apud aperturam nodoso-plicata, albide unifasciata; spira ventrosa, acutiuscula; sutura subprofunda; anfractus 7 lineis spira- libus tenerrime sculpti, ultimus sutura profundiore sejunctus, in produc- tione fasciae magis minusve sulcatus ibique utrimque nodoso-plicatus; nucleus graciliter striatus; apertura obliqua, quinquangularis, tridentata; peristoma callosum, marginibus callo incrassato albo junctis, dextro sinuoso basi cum columellari obliquo angulum formans. Dens columellaris tinem efficit rugae spiralis a nucleo orientis, item parietalis paulo restans, tertius sulcam respondet. Long. 13, 25 — 14, diam. maj. abunde 8, min. 7,5 mm. Apert. long. 6, lat. extus 4,7 mm. Hab. Indefatigable-Island (Wolf). „An Lavafelsen, unter Steinen etc. Spielt die Rolle wie Bul. nux Brod. auf Charles-Island und Bul. rugulosus Sow. auf Chatam-Island“. (Wolf.) 23 Gehäuse bauchig kegelförmig, durchbohrt bezw. genabelt, derb, schwach glänzend, blass, aschgelb, bogig gestreift, nahe der Mündung unregelmässig höckerig gefältelt, mit blasser schmaler Nahtbinde. Gewinde bauchig, ziemlich spitz verlaufend. Naht wenig vertieft; Umgänge 7, mit feinen Spirallinien geziert; der letzte, durch die tiefer einschneidende Naht stärker abgeschnürt, ist an der Stelle der Nahtbinde mehr oder weniger gefurcht und daselbst beiderseits knotig gefältelt (Fig. 1 b). Wirbel fein gestreift. Mündung schräg, fünfeckig, dreizähnig. Der verdickte Mundsaum ist durch einen starken weissen Callus verbunden. Der Aussenrand ist oben wie unten eingewickelt und bildet an der Basis mit dem schrägen, mässig verbreiterten Spindelrande ebenfalls eine scharfe Ecke. Der Columellar- zahn stellt das Ende einer Spindelfalte dar, ebenso entspringt der etwas zurücktretende Parietalzahn weiter oben; der dritte Zahn entspricht dem Ende der oben erwähnten Furche auf dem Aussenrande. Zwei erwachsene und ein unvollendetes Stück. Die Art steht dem Bul. Darwini Pfr. sehr nahe, unterscheidet sich aber von diesem bei einem Umgänge mehr durch geringere Grösse, schwach hervortretende Sculptur und das Vorhandensein eines dritten Zahnes auf dem Aussenrand. 25. Bulimulus ( Naesiotus ) Simrothi nov. sp. — Taf. II, Fig. 2. Char. T. ovato-conica, perforata vel umbilicata, subsolida, cinerascens, ramose strigata, pallide unifasciata, apud aperturam fasciae loco suicata ibique nodoso-plicata; spira ventrosa, acutiuscula; sutura subprofunda, crenata; anfractus 62/4 convexi, ultimus sutura profundiore sejunctus; nucleus tenerrime striatus; apertura perobliqua, quinquangularis; peristoma simplex, rectum, margine dextro paulo infracto infra angulato, columellarem strictum retorsum petens. Long. fere 9, diam. maj. 5,67, min. 5,4 mm. Apert. long. 4,5, lat. abunde 3 mm. Hab. Albemarle-Island (Wolf). „1000— -2000 Fuss. Feuchte Region, nicht gemein.“ (Wolf.) Gehäuse bauchig kegelförmig, durchbohrt bezw. genabelt, ziemlich fest- schalig, gelbgrau, ästig gestreift, mit blasser Nahtbinde, an deren Stelle nahe der Mündung eine Furchung eintritt, welche beiderseits kräftig her- vortretende knotenartige Falten zeigt. Gewinde aufgetrieben, spitz ver- laufend; Naht gekerbt, wenig vertieft; Umgänge 6 1/4 , gewölbt, die obersten zierlich gestreift, der letzte durch eine tiefere Naht mehr abgeschnürt. Mündung sehr schräg, deutlich fünfeckig; Mundsaum einfach, geradeaus, am Aussenrande zwischen den beiden scharfen Ecken etwas eingekniffen; Spindel gerade, zurückgeschlagen, bildet mit dem Aussenrand an der Basis eine deutliche Ecke. Diese interessante Art ist nur in drei Stücken vorhanden, welche zudem noch nicht völlig erwachsen sein dürften. Ein Stück ist deformirt, was auch bei mehreren anderen Arten zu beobachten ist, so z. B. Bul. curtm nov. sp., bei welch’ letzterem sich ebenfalls die Umgänge dichter äuf- winden, so dass das Gehäuse auffallend gedrungen erscheint; nicht immer ist eine äussere Verletzung nachzuweisen. Der Formenreichthum dieser Gruppe, welche wiederum engere Formen- kreise unter sich darbietet, ist in seiner Mannigfaltigkeit ein erneutes 24 Zeugniss für die stete Anpassung an die örtlichen und klimatischen Ver- hältnisse. Eine weitere Erforschung der einzelnen Inseln dürfte noch manche interessante Aufschlüsse ergeben, was besonders von der grössten aber noch verhältnissmässig wenig untersuchten Insel Albemarie gilt, von welcher nur zwei Vertreter der Gruppe Naesiotus Albers bekannt sind. Der Formenkreis des Bid. nux Brod. (sp. 1 — 11) beschränkt sich auf Charles-Island und Chatam-Island, auf letzterer bisher nur in zwei Arten beobachtet; dagegen sind hier einschliesslich der Insel Barrington die For- menkreise des Bul. rugulosus Sow. und curtus nov. sp. nur auf Chatam vertreten. Die unter Bul. JDarwini Pfr. als Typus zusammenzufassenden Formen (sp. 20 — 25) finden sich, soweit genauere Angaben vorliegen, nur auf den westlichen Inseln Charles, Indefatigable, James und Albemarle, auf welch’ letzteren beiden auch noch der Formenkreis des Bul. Jacoln Sow. (sp. 12 — 14) hinzukommt. 26. Bulimulus ( Pleuropyrgus ) terebra nov. sp. — Taf. II, Fig. 3. Char. T. perforata, turrita, gracilis, laevis, nitida, solidula, strigis sericeis tenerrime ornata, unicolor corneo-fuscus; spira elongata, subulata, acutiuscula; sutura Simplex; anfractus abunde 15 convexi aequaliter accrescentes, ultimus ad aperturam inflatus parumque ascendens; colu- mella subrecta, retorsa; apertura parum obliqua, basi rotundata compressa, ad suturam augulata; peristoma simplex, margine dextro parum expanso, columellari superne dhatato, reflexo adnato. Long. 18—19, diam. maj. 4,67, min. 4 mm. Apert. long. 3,33, lat. 2,25 mm. Hab. Chatam-Island. (Wolf.) „900 — 2000 Fuss. Feuchte Region, an bemoosten Felsen und unter Steinen; häufig.“ (Wolf.) Gehäuse durchbohrt, thurmförmig, schlank, glatt, glänzend, ziemlich festschalig, zart seidenartig gestreift, dunkel hornfarben. Gewinde ge- streckt, pfriemenförmig, ziemlich spitz. Naht einfach. Reichlich 15 gleich- mässig ansteigende Umgänge bilden das Gehäuse, der letzte ist nach der Mündung zu aufgetrieben und schwach ansteigend. Spindel fast gerade, umgeschlagen. Mündung nur wenig schräg, an der gerundeten Basis ver- engt; Mundsaum einfach mit nur wenig erweitertem Aussenrand; Spindel- rand nahe der Nabelgegend verbreitert und umgeschlagen. Die Art liegt nur in 4 Stücken vor, wovon blos eins gut erhalten. Im Gegensätze zur folgenden Art ist das Gehäuse glatt, durchbohrt, der letzte Umgang nahe der Mündung ansteigend; auch ist die Mündung an der Basis zusammengedrückt. 27. Bulimulus ( Pleuropyrgus ) chemnitmoides Forbes. — Taf. II, Fig. 4. Bulimus chemnitzioides Forbes in Proc. Zool Soc. 1850, p. 55, t. 9, f. 6. „ „ Chemn. ed. II, Bul. N. 118, t, 81, f. 21—23. „ „ Pfr. Mon. Hel. viv. III, p. 303. „ „ ( Naesiotus ) Pfr. Vers., p. 160. Bulimulus chemnitzioides ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161. „ „ ( Pleuropyrgus ) Giess. Nomencl., p. 254. Hab. Chatam-Island (Wolf). „300—600 Fuss, an Felsen und unter Steinen mit Bul. rugulosus Sow. Häufig.“ (Wolf.) 25 Die Art ist dreibindig; die oberen zwei liegen oberhalb der Naht, das dritte färbt die Nabelgegend. Durch Verschmelzung der beiden oberen Binden erscheinen die Gehäuse viel dunkler gezeichnet. Von jeder Bänder- varietät liegen 3 Stück vor. 28. Bulimulus (. Pleuropyrgus ) lima nov. sp. — Taf. II, Big. 5. Char. T. perforata, turrita, parum ventricosa, gracilis, costata, nitida, tenera, albida, pellucida, fusco-bicincta; spira acutissima; sutura crenata; anfractus fere 11 convexi, aequaliter accrescentes , ultimus ad aperturam ventrosus, tres primi. laeves idem ultimus; columella subrecta, retorsa; apertura perpendicularis, subovalis, parum ampliata, basi rotundata; pe- ristoma simplex, margine dextro leviter arcuato parum expanso, colu- mellari superne dilatato, reflexo, adnato. Long. 11, diam. maj. 3,5, min. 3 mm. Apert. long. 2,75, lat. intus 1,75 mm. Hab. Chatam-Island. (Wolf.) „Mit Bul. terebranov. sp., selten, nur 2 Exemplare mitgebracht.“ (Wolf.) Gehäuse durchbohrt, thurmförmig, etwas aufgetrieben, zierlich, gerippt, glänzend, weisslich , durchscheinend, mit zwei chocoladenbraunen Binden. Gewinde sehr spitz verlaufend. Naht gekerbt. Umgänge fast 11, gewölbt, gleichmässig ansteigend, der letzte nahe der Mündung aufgetrieben, die drei obersten glatt, ebenso wie die Gegend zunächst der Mündung. Spindel ziemlich gerade, umgeschlagen ; Mündung senkrecht, annähernd eiförmig, der Aussenrand Avenig verbreitert, Basis gerundet; Spindelrand oberhalb verbreitert. Diese niedliche Art, nur in einem Stück vertreten, zeichnet sich durch die geringere Anzahl der Umgänge und geringere Grösse vor den beiden anderen der Gruppe Pleuropyrgus Mart. aus. Die eben erwähnte Gruppe beschränkt sich nach den bisherigen Unter- suchungen auf die Insel Chatam. Pelecostoma nov. sect. gen. Bulimuli Leach. Char. T. elongato-conica, perforata, tenera, nitidissima; anfractus aequaliter accrescentes; apertura obliqua, securiformis; peristoma simplex, rectum; testa notatur ruga columellari a nucleo aperturam petente. Sectio praecedenti continuatur. — Typus: Bul. canaliferus nov.'sp. Gehäuse schlank kegelförmig, durchbohrt, zart, stark glänzend; Um- gänge gleichmässig zunehmend; Mündung schräg, beilförmig; Mundsaum einfach, geradeaus; die Arten kennzeichnen sich durch eine vom Wirbel ausgehende Spindelfalte, die im Gaumen aufhört oder bis zur Mündung vortritt. Die Gruppe steht nach Pleuropyrgus Mrts. und ist wie diese auf Chatam-Island beschränkt. 29. Bulimulus (Pelecostoma) canaliferus nov. sp. — Taf. II, Fig. 6. Char. T. elongato-conica, fusiformis, usque ad nucleum perforata, tenera, nitidissima, subtiliter arcuatim striata, lutescens vel corneo-fusca, fasciis fuscis latis bicincta; spira acuta; sutura linealis; anfractus 8y2 bis 10 plani aequaliter accrescentes, basi compressis; nucleus laevis, fuscus; apertura obliqua, a latere compressa, angusta, securiformis; peristoma simplex, marginibus callo nitido junctis, dextro superne angulatim adnato, 26 basi cum columellari subincrassato angulum formans; perforatio excavatione spirali canaliforme dentem a nucleo apeiluram petendem formans. Long. 10 (8), diam. maj. 4,25 (3,75), min. 4 (3,5) mm. Apert. iong. 3,5 (3), lat. 2 (1,75) mm. Hab. Cbatam-Island. (Wolf.) „900—2000 Fuss, im Moos, an Schattenpflanzen, besonders Farren, sehr häufig“. (Wolf.) Gehäuse verlängert kegelförmig, spindelförmig, bis zum Wirbel durch- bohrt, zart, stark glänzend, zierlich bogig gestreift, gelb bis bräunlich hornfarben, mit zwei breiten braunen Bändern gezeichnet; Gewinde spitz; Naht linienförmig. Umgänge 8!/2 — 10, flach, ganz gleichmässig zunehmend, an der Basis zusammengedrückt; Wirbel glatt, braunroth. Mündung schräg, von der Seite her zusammengedrückt, eng, beilförmig; Mundsaum einfach, Mundränder durch einen glänzenden Callus verbunden; Aussen- rand an der Mündungswand eingewinkelt, an der Basis mit dem Spindel- rande eine scharfe Ecke bildend. Die in der Durchbohrung umlaufende canalförmige Spindelfalte lässt sich am besten mit den Zügen eines Gewehr- laufes vergleichen. Die Art weist bedeutende Unterschiede in Zahl der Umgänge und Grösse auf; die oben angegebenen Maasse entsprechen der grössten bezw. kleinsten Form unter 4 erwachsenen Stücken. 30. Bulimulus {Felecostoma) cymatoferus nov. sp. — Taf. II, Fig. 7. Char. T. exigua, conico-turrita, perforata, tenera, diaphana, glaberrima, nitidissima, concolor lutescens; spira acutiuscula; sutura mediocris; an- fractus abunde 6 convexi aequaliter accrescentes ; apertura obliqua, subovalis, intus nitida; peristoma simplex, margine dextro paulum ainpliato, columel- lari leviter torto, basi rotundatum ; columella ruga spirali limbata, aperturam testae adultae non attingente; alia ruga spiralis albida in parie aperturali simplici medio eveniens aperturam attingit. Long. 2,75 bis 3, diam. maj. 1,5, min. 1,33 mm. Apert. long. 1, lat. vix 1 mm. Hab. Chatam-Island. (Wolf.) Gehäuse klein, kegelförmig gethürmt, durchbohrt, dünnschalig, durch- scheinend, ganz glatt und stark glänzend, gelblich hornfarben; Gewinde ziemlich spitz; Naht massig vertieft; reichlich 6 Umgänge, gewölbt und gleichmässig ansteigend. Mündung schräg, annähernd eiförmig, innen glänzend ; Mundsaum einfach mit schwach erweitertem Aussenrande und leicht gedrehtem Spindelrand, an der Basis gerundet. Spindel mit einer Spiral- lamelle belegt, welche beim erwachsenen Gehäuse die Mündung nicht erreicht. Eine zweite ebenfalls weisse Spirallamelle tritt auf der Mitte der Mündungswand auf, und läuft bis an die Mündung vor. Bei unvollendeten Exemplaren herrscht die Spindellamelle vor, im letzten Umgänge verflacht sie sich aber schnell und verschwindet dann gänzlich. Die Gruppe Felecostoma nov. sect. steht den Achatinellen sehr nahe und es erscheint fraglich, ob dieselbe als solche unter Bulimulus Leach. bestehen kann. Leider sind die Weichtheile, wie bei allen übrigen Arten, so auch hier, durch Ameisen etc. zerstört, so dass vorläufig allein mit den Gehäusecharakteren gerechnet werden muss. 27 II. Buliminus Ehrenbg. 31. Buliminus (. Rhaphiellus ) achatinellinus Forbes. — Taf. II, Fig. 8. Bulimus achatinellinus Forbes in Proc. Zool. Soc. 1850, p. 56^ t. 9, f. 5. „ „ Chemn. ed. II, Bul. N. 112, t. 31, f. 19, 20. „ „ Pfr. Mon. Hel. viv. III, p. 429. „ „ ( Rhaphiellus ) Pfr. Vers., p. 160. Bulimulus achatinellinus ( Omphalostyla ) Ad. Gen., p. 161. Bulimina achatellina ( Rhaphiellus ) Cless. Noraencl., p. 300. Hab. Galäpagos (Cuming), Chatham-Island (Wolf). Das von mir abgebildete Stück, leider das einzige, weicht in ver- schiedenen Punkten mehr oder weniger von der in Pfeiffer ’s Mon. 1. c. gegebenen Diagnose ab. Die Länge beträgt nur 19 gegen 22 mm, der Durchmesser 9 gegen 11 mm; ebenso sind die Mündungsverhältnisse entsprechend kleiner. Dabei weist aber unser Gehäuse 1/2 Umgang mehr auf (8Y2)* Die im Chemnitz 1. c. gegebene Abbildung ist allerdings sehr wenig geeignet, zum Vergleich herangezogen zu werden. — Freilich zeigt unser Stück am letzten Umgang eine Verletzung, die auch in der mit Portraitäbnlicbkeit ausgefübrten Abbildung angegeben ist. Nur eine Vergleichung mit den Forbes’schen Originalexemplaren kann hier entscheiden. Ueber das Vor- kommen bemerkt Wolf: „900 — 2000 Fuss, an bemoosten Felsen, scheint selten, konnte kein lebendes gutes Exemplar finden“. III. Pupa Drp. 32. Pupa ( Leucochila ) munita nov. sp. — Taf. II, Fig. 9. Cbar. T. profunde rimata, ovato-cylindracea, apice obtuso, tenera, diaphana, laevis, opaca, pallide cornea vel albicans; sutura mediocris; an- fractus 5 — convexi, apertura subverticalis , rotundata, callosa, plica bituberculata in tränte parietis aperturalis, alteraque columellari parum restante, praeterea 4 denticuli magis minusve debiles in margine dextro; peristoma marginibus latis reflexis callo rotundato junctis. Long. 2,5, diam. fere 1,5 mm. Apert. long. 1, lat. fere 1 mm. Hab. Albemarl e-Island (Wolf). „An Gebüsch in der Nähe des Meeresufers.“ (Wolf.) Gehäuse tief geritzt, eiförmig cylindrisch, mit stumpfem Wirbel, dünn- schalig, durchscheinend, glatt, matt, blass bornfarben bezw. weisslicb; Naht mässig vertieft; 5 — ö1/2 gewölbte Umgänge; Mündung fast senkrecht, rund, wulstig, mit einer zweihöckerigen Lamelle auf der Mündungswand, ferner einem einfachen etwas zurücktretenden Spindelzabne, sowie 4 kleineren Zäbncben im Aussenrande, die aber mit Ausnahme des der Parietallamelle gegenüberstehenden häufig fehlen. Der breite Mundsaum ist umgeschlagen und durch einen gerundeten Callus verbunden. Die Art steht der in der Provinz Guayaquil in Ecuador häufigen Pupa Wolfii Miller sehr nahe, welche zum Vergleiche Taf. II, Fig. 11 abgebildet ist. 33. Pupa ( Leucochila ;) clausa nov. sp. — Taf. II, Fig. 10. Char. T. profunde rimata, ovato-cylindracea, apice, obtuso, tenera, laevis, opaca, pallide cornea vel albicans; sutura subprofunda; anfractus 4 28 42/s convexi; apertura subverticalis , rotundata, dentibus numerosis coarc- tata; dens parietalis bisulcus in faucem descendens, idem columellaris ; in margine dextro juxta dentem perlongum validum utrimque 2 dentes de- biles; peristoma marginibus parum dilatatis vix reflexis callo rotundato junctis. Long. 2,2, di am. 1,25 mm. Apert. long. 0,9, lat. 0,8 mm. Hab. Indefatigable-Island (Wolf). „An Gebüschen in der Nähe des Meeresufers.“ (Wolf.) Gehäuse tief geritzt, eiförmig eylindrisch, mit stumpfem Wirbel, dünn- schalig, glatt, matt, blass hornfarben bezw. weisslich; Naht ziemlich tief; 42/3 gewölbte Umgänge; Mündung fast senkrecht, rund, durch zahlreiche Zähne verengt; der zweitheilige Parietalzahn zieht sich tief in den Schlund hinab, ebenso der Spindelzahn; im Aussenrande stehen neben dem kräftig entwickelten Mittelzahne (gegenüber dem Parietalzahn) beiderseits 2 klei- nere Zähnchen, welche bisweilen fehlön. Der Mundsaum ist wenig er- weitert und kaum umgeschlagen, durch einen gerundeten Callus verbunden. Die Art ist eine weitere Entwickelungsform der Papa Wolfii Milk, zu welcher Pupa munita nov. sp. von der Insel Albemarie hinüberleitet. IV. Succinea D rp. 34. Succinea ( Tapada ) Bettii Smith. Succinea Bettii Smith in Proc. Zool. Soc. 1877, p. 72, t. XI, f. 8. Hab. Chatham-Island (A. Smith 1. c.). 35. Succinea ( Tapada ) Wolfi nov. sp. -- Taf. II, Eig. 12 a, b. Char. T. ovata vel auriformis, ventrosa, perfragilis, pellucida, evidenter striata, succinea vel subfusca; spira brevis, apice acutissimo; anfractus abunde 3 convexi, ultimus inflatus; sutura profunda; columella arcuata; apertura obliqua, ovalis, superne rotundata, marginibus callo tenerrimo junctis, dextro ampliato, columellari pertorso recedente. Long. 11, diam. maj. 7,75, min. 5 mm. Apert. long. 6,35, lat. 4 mm. Hab. Chatham-Island (Wolf). „900—2000 Fuss, feuchte Region; an Schattenpflanzen, zwischen Moos, an Felsen, häutig.“ (Wolf.) Gehäuse oval bezw. ohrförmig, bauchig, sehr zerbrechlich, durch- scheinend, kräftig gestreift, bernsteinfarben oder röthlichbraun; Gewinde kurz, mit sehr spitzem Wirbel; Umgänge reichlich 3, gewölbt, der letzte aufgetrieben; Naht tief; Spindel geschweift; Mündung schräg, eiförmig, oben gerundet; Ränder durch einen feinen Callus verbunden, Aussenrand erweitert, Spindelrand stark gedreht und zurücktretend. Yar. producta. — Taf. II, Fig. 12 c. Char. T. elongata, turrita, fusca, spira ablonga, apice acutissimo; an- fractus 3 2/3 convexi, ultimus inflatus; apertura truncato-ovalis ; peristoma fusco-limbatum, marginibus subparallelis, dextro superne arcuato, columellari deflecto, basi rotundatis. Long. 10,25, diam. maj. 5, min. 3,5 mm. Apert. long. 6,35, lat. 4 mm. Hab. Ibidem (Wolf). 29 Gehäuse langgezogen, thurmförmig, braun, mit verlängertem Gewinde und sehr spitzem Wirbel; 32/3 gewölbte Umgänge, der letzte aufgetrieben; Mündung gedrückt eiförmig; Mundsaum rostfarben berändert mit ziemlich gleichlaufenden Rändern; Aussenrand oben bogig gerundet, Spindelrand an der Basis stark ausgebogen. Succinea Wolfi nov. sp. unterscheidet sich von S. Bettii Smith vor- nehmlich durch den oben gerundeten Aussenrand (apertura superne ro- tundata), an welcher Stelle die letztere im Gegensätze hierzu verschmälert erscheint (apertura superne angustata, Smith 1. c.), was auch die daselbst gegebene Abbildung bestätigt. Unsere var. producta ist nur in einem Stück vorhanden; sie fällt auf durch ihre ausserordentlich schlanke Form und % Umgang mehr. Y. Helicina Lam. 36. Helicina Wolfi nov. sp. — Taf. II, Fig. 13. Char. T. depressa, lenticularis, tenuiuscula, confertim striata, corneo- fulva; spira brevis, acutiuscula; sutura linealis; anfractus 4y2 plani, regulariter accrescentes ; apertura obliqua, transverse triangularis; eolumella Simplex, retrorsum in callum nitidum; peristoma rectum. — Operculum semiovale, rubellum. Diam. maj. 3,5, alt. 2,6 mm. Apert. lat. 1,7, alt. 1,5 mm. Hab. Chatham-Island (Wolf). „900—2000 Fuss, feuchte Region; an Schattenpflanzen zwischen Moos, an Felsen häufig“. (Wolf.) Gehäuse gedrückt, linsenförmig, zart, dicht gestreift, bräunlich horn- farben; Gewinde kurz, ziemlich spitz; Naht linienförmig; Umgänge 41/ 2, flach, regelmässig zunehmend; Mündung schräg, schief, dreieckig; Spindel einfach, in den glänzenden Gallus übergehend; Mundsaum geradeaus. — Deckel halbeiförmig, röthlich. Auch für dieses Genus bilden die Galäpagos - Inseln eine Brücke zwischen polynesischen und amerikanischen Arten. Zur bequemeren Uebersicht sei noch eine Zusammenstellung der nun- mehr bekannten Arten gegeben: I. Gen. Bulimulus Leach. Sect. Naesiotus Alb. 1. eschariferus Sow. Chatham-Island (Darwin). 2. unifasciatus Sow. Charles-Island (Cuming, Wolf). 3. nucula Pfr. Charles Island (Wolf). 4. verrucosus Pfr. Galäpagos (t. Pfr. 1. c.). 5. asperatus Alb. Charles-Island (Wolf). 6. nux Brod. Charles-Island (Cuming, Wolf). 7. incrassatus Pfr. Chatham-Island (Wolf), var .sulcatus Charles-Island (Wolf). „ nuciformis Pet. Charles-Island (Wolf). 8. ustulatus Sow. Charles-Island (Cuming, Wolf). 9. invalidus nov. sp. Charles-Island (Wolf). 4* 30 10. venustus nov. sp Charles-Island (Wolf). 11. calvus Sow. James-Island (Cuming), Charles-Island (Wolf). 12. Jacobi Sow. James-Island (Cuming). 13. pallidus nov. sp. Albemarle-Island (Wolf). 14. cinereus nov. sp. James-Island (Wolf). 15. nigulosus Sow. Chatham-Island (Cuming, Wolf). 16. ventrosus nov. sp. Barrington-Island (Wolf), var. ß. Chatham-Island (Wolf). 17. galapaganus Pfr. Galäpagos (t. Pfr. 1. c.). 18. acutus nov. sp Chatham-Island (Wolf). 19. curtus nov. sp. Chatham-Island (Wolf). 20. rugiferus Sow. James-Island (Cuming). 21. nudus nov. sp. Charles-Island (Wolf). 22. sculpturatus Pfr. Galäpagos (Darwin). 23. Darwini Pfr. Galäpagos (Darwin). 24. Wolfi nov. sp. Indefatigable-Island (Wolf). 25. Simrotm nov. sp. Albemarle-Island (Wolf) Sect. Pleuropyrgus Mrts. 26. terebra nov. sp. Chatham-Island (Wolf). 27. chemnitzioides Forb. Chatham-Island (Wolf). 28. lima nov. sp. Chatham-Island (Wolf). Sect. Pelecostomci nov. sect. 29. canaliferus nov. sp. 30. cymatoferus nov. sp. II. Gen. Buliminus Ehrenbg. Sect. Bliaphiellus Pfr. 31. achatinellinus F III. Gen. Pupa Drp. Sect. Leucochila Mrts. 32. munita nov. sp. 33. clausa nov. sp. IY Gen. Succinea Drp. Sect. Tapada Stud. 34. Bettii Smith. 35. Wolf nov. sp. var. producta. Y. Gen. Helicina Lam. 36. Wolf nov. sp. Chatham-Island (Wolf). Chatham Island (Wolf). Chatham-Island (Wolf). Albemarle-Island (Wolf). Indefatigable-Island (Wolf). Chatham-Island (t. Smith 1. c.). Chatham-Island (Wolf). Chatham-Island (Wolf). Chatham-Island (Wolf). n 31 Es waren demgemäss bisher bekannt 18 Arten; im Ganzen wurden von Dr. Wolf gesammelt (ungerechnet der noch in Stuttgart auf bewahrten) 28 Arten, darunter 17 neu. Bei einer kritischen Musterung der Formen fällt deren eigenartiges Verhalten bezüglich der Localität zu ihren betreffenden Faunengebieten ganz besonders auf. So finden sich die den polynesischen Formen an- schliessenden Bidimulus canaliferus nov. sp., cymatoferus nov. sp. und Bulimihus achatin ellinus Forb. auf der östlichsten Insel Chatham, hin- gegen die Verwandten der Pupa Wolfii Miller von Ecuador auf den west- lichen Inseln Albemarie und Indefatigable, und zwar so, dass die der genannten Art am nächsten stehende P. munita nov. sp. auf Albemarie und die weniger ähnliche P. clausa nov. sp. auf Indefatigable, also dem Festlande näher, vorkommt. — Für ein derartiges Uebergreifen der Formen ist keine erschöpfende Erklärung zu finden. Nach der jetzigen Richtung der Meeresströmungen können wir uns das Auftreten von polynesischen Formen nicht deuten; jedenfalls ist es nicht ausgeschlossen, dass zur Zeit einer Besiedelung mit diesen die Meeresströmungen ganz andere gewesen sind als heutzutage. Für die Beurtheilung der amerikanischen Formen wäre es von grossem Interesse, die Fauna der westlich von Chile gelegenen Inseln Mas-a-fuera, Juan Fernandez, Felix und Ambrose eingehend zu erforschen, da diese Inseln vom peruanischen Humboldtstrom berührt werden, welcher weiter nördlich von der Küste von Peru in gerader Richtung auf die Galäpagos-Inseln zuströmt. Die von Smith hervorgehobene Aehnlichkeit der Succinea Bettii Smith mit der auf Mas-a-fuera lebenden Succinea rubicunda Pfr. lässt diese Annahme als berechtigt erscheinen. Noch zu erwähnen ist eine eigenartige Convergenz der Charaktere von Bid. Wolfi bezw. B. Simrothi und den beiden Species von Pupa. Auf Indefatigable-Islan d finden sich der kräftig gezähnte Bid. Wolfi und die mit vielen Zähnchen und Lamellen ausgestattete Pupa clausa ; auf Albemarie- Island zeigt Pupa munita eine viel schwächere Bezahnung und Bul. Simrothi , dem Bid. Wolfi sehr nahe stehend, charakterisirt sich durch den Mangel jeglicher Zahnbildung. Dieser Umstand lässt auf grössere Trockenheit des betreffenden Standortes bei Indefatigable -Island als bei Albemarle-Island schliessen. Wohl selten wird man Localitäten finden, welche es infolge ihrer Ab- geschlossenheit gestatten, von den vorhandenen Formen Folgerungen auf die Bildungsursachen und Einflüsse zu machen, welche im Grossen und Ganzen die Veranlassung zu den verschiedenartigen Wandelformen gegeben haben, wie dies bei der Fauna der Galäpagos-Inseln der Fall ist. Tafelerklärung. Tafel I. Tafel II. Fi g- 1. Bulimulus unifasciatus Sow. Fig. 1. Bulimulus Wolfi nov. sp. Fi g. 2. B. nucula Pfr. Fig. 2. B. Simrothi nov. sp. Fig. 3. B. asperatus Alb. Fig. 3. B. terebra nov. sp. Fig. 4 a. B. incrassatus Pfr. Fig. 4. B. chemnitzioides Forbes. Fig. 4b, c. B. incrass. var. sulcatus. Fig. 5. B. lima növ. sp. Fig. 4d. B. incrass. var. nuciformis Fig. 6. B. canaliferus nov. sp. Petit. Fig. 7. B. cymatoferus nov. sp. Fig. 5. B. ustulatus Sow. Fig. 8. Buli minus achatinellinus For- Fig. 6. B. invalidus nov. sp. bes. (?) Fig. 7. B. venustus nov. sp. Fig. 9. Pupa munita nov. sp. Fig. 8. B. calvus Sow. Fig. 10. P. clausa nov. sp. Fig. 9. B. pallidus nov. sp. Fig. 11. P. Wolfii Miller. Fig. 10. B. einer eus nov. sp. Fig. 12a, b. Succinea Wolfi nov. sp. Fig. 11a, b. B. rugulosus Sow. Fig. 12 c. S. Wolfi var. producta. Fig. 12a, b. B. ventrosus nov. sp. Fig. 13. Helicina Wolf nov. sp. Fig. 13. B. acutus nov. sp. Fig. 14. B. curtus nov. sp. Fig. 15. B. nudus nov. sp. IV. lieber habituelle Aeliiilichkeiten generell verschiedener Pflanzen. Von Dr. K. Reiche. Wenn verschiedene Arten derselben Gattung in der Summe ihrer äusseren , dem unbefangenen Blick sich darbietenden Merkmale , also in ihrem Habitus, nahe überein stimmen , so kann darin bei der phylogene- tischen Verwandtschaft der betreffenden Arten nichts Bemerkenswertes liegen , zumal da die Grenzen derselben, besonders in den polymorphen Typen, bisweilen fliessende und daher bis zu gewissem Grade conventio- neile sind. Etwas anders liegen die Verhältnisse, wenn wir habituelle TJebereinstimm ungen oder doch Aehnlichkeiten über den Rahmen einer Gattung hinaus in eine andere übergreifen sehen , wobei letztere nicht einmal immer derselben Familie anzugehören braucht. Dann ist die Aehn- lichkeit sicherlich nicht mehr der Ausdruck einer inneren Stammesverwandt- schaft, sondern sie ist eine rein äusserliche, repraesentative , aber doch, wie wir sehen werden, nicht ganz uninteressante. Ich lasse zunächst eine kleine Liste von Gewächsen folgen , welche, paarweise der gleichen Familie angehörig, die habituelle Aehnlichkeit deut- lich darzuthun vermögen, bis zu dem Grade, dass sie von Anfängern ohne genauere Untersuchung überhaupt nicht als verschieden erkannt werden. Cardamine amara — Nasturtium officinale (Cruciferen). Myosotis sparsiflora — Omphalodes scorpioides (Borragineen). Asperula arvensis — Sherardia arvensis (Stellaten). Campanula patida (weissblüthige Rasse) — Wahlenbergia linarioides (Campanulaceen). Chrysanthemum inodorum — Anthemis arvensis\ n Inula britannica — Pulicaria dysenterica \ l^0mP0Sltenk Malachium aquaticum — Stellarm nemorum (Caryophylleen). Selinum carvifolium -— Thysselinum palustre ) ( Chaerophyllum aromaticwm — A egop o diump odagragriaj ^ u m Dei llei eD )• Älopecurus pratensis — Phleum pratense (Gramineen). In diesen , mit einer einzigen Ausnahme der deutschen Flora ent- lehnten Beispielen betrifft die Aehnlichkeit Standort und Grösse des Ge- wächses, Verzweigung und Blattform , Gestalt und Farbe der Blüthe — also alle der sinnlichen Wahrnehmung sich zunächst darbietende, von der Phytographie als unwesentlich betrachtete Merkmale. Eine genauere Ana- lyse von Blüthe und Frucht rechtfertigt dann nachträglich die generische Trennung. Seltener sind die Fälle, wo derartige Aehnlichkeiten von Vertretern weit verschiedener Familien repräsentirt werden; da alsdann noth wendiger Ges. Isis in Dresden, 1898. — Abli. 4. 34 weise der Blüthenbau bedeutende Abweichungen aufweist, so kann die Analogie der beiden verglichenen Arten keine so vollständige sein; noch am reinsten ausgeprägt finde ich sie zwischen Monsonia speciosa (capensische Geraniacee) — Pulsatilla (gross- blüthige, europäische Spec.). Wendtia gracilis (chilenische Geraniacee) — - Potentilla (keine be= stimmte Art, sondern der Gesammteindruck). Hier lässt sich die Aehnlichkeit, ohne der Künstelei zu verfallen, trotz der grossen oder mittelgrossen Blüthen noch aufrecht erhalten. Dies wird um so mehr der Fall sein, als die Blüthen, bei sonstiger Uebereinstimm- ung in den Vegetation sorganen , klein und unscheinbar werden , weil sie dann trotz ihres abweichenden Baues die Gesammterscheinung nicht be- einflussen. Für diesen Fall mögen die hier nebeneinander gestellten Ra- nuncidus miser , Ranunculacee (Fig. 2) und Boivlesia tripartita , Umbellifere (Fig. 1), zur Erläuterung dienen. Häufig kommt es vor, dass in den Vegetationsorganen eine weit- gehende Uebereinstimmung herrscht, dass die betreffenden Gewächse also im nichtblühenden Zustand als einander nahestehend betrachtet werden können, während ein Blick auf die Blüthe genügt, sie auseinander zu halten; so 35 Eryngium spec. ... Cirsium , Carduus (allgemein: „Disteln^). Viola rosulata und Verwandte . . . Nassauvia , gewisse Saxifragen mit grundständiger Blattrosette. Euphorbia spec. . . . Cactaceen (Cereus) . . . Stapelien. Ueberhaupt sehen wir, dass gewisse allgemeine Züge der äusseren Form gern wiederkehren ; das letzte der obengenannten Beispiele beweist es schon; den Compositen und ümbelliferen ähnliche Formen finden wir unter den Monocotylen durch die Eriocauleen repräsentirt , und einige australe Arten von Eryngium machen einen ganz monocotylen Eindruck nicht nur im äusseren, sondern auch im anatomischen Aufbau ihrer Vege- tationsorgane. Fiederpalmen, Baumfarne und Cycadeen sind Schopfbäume mit gefiederten Blättern aus sehr verschiedenen Klassen des Systems. Derartige übereinstimmende Organisationen können z. Th. in Abhängigkeit von gleichen Lebensbedingungen vom Finalstandpunkte aus verständlich gemacht, aber nicht erklärt werden; so die Reihe Euphorbia spec. — Cac- teen — Stapelien , welche sämmtlich blattlose Succulenten der Tropen und Subtropen sind; in anderen Fällen sind es morphologische Ueber- einstimmungen, welche wir nur als Thatsache hinnehmen können. In den vorstehenden Ausführungen handelt es sich um gemeinsame Züge des äusseren Aufbaues, während die Blüthen wesentliche Unterschiede zeigten. Aber es kommt, wiewohl seltener, vor, dass die Blüthen in ihrer äusseren Configuration (trotz aller Verschiedenheit der systematischen Zu- gehörigkeit) einander sehr nahe kommen, während die Vegetationsorgane gar nicht vergleichbar sind. So sind z. B. die Blüthen von Alisma plantago und Banunculus aquatilis nur unwesentlich durch ihre Grösse*) und die Gliederzahl ihrer Blattkreise verschieden — wenn wir vom morphologischen Detail absehen. Letzteres kommt aber für die Biologie der Blüthe gar nicht in Betracht; beide Blüthen werden nach Kirchner**) in ganz derselben Weise bestäubt (von Dipteren) oder sind bei ausbleibendem Insectenbesuch autogam. — Die Blüthe der überaus zierlichen Conanthera bifolia R. et P., welche in Chile vorkommt, erinnert auffällig an die von Solanum dulcamara\ dass sie ßzählig ist , während die andere dem özähligen Typus folgt , erklärt sich aus der respectiven Zugehörigkeit zu den Liliaceen und den Solana- ceen , und ist wiederum biologisch belanglos. Den Grad der Ueberein- stimmung kann man aus folgender Gegenüberstellung erkennen: Conanthera bifolia. Perigon ßzählig, Zipfel bis zum Grunde frei, etwas zurückgebogen, dunkelblau. Stb. 6, mit kurzen, am Grunde zusammen- hängenden Stf. und laugen, gelben, zu einem Kegel zusammengeneigten A.; ihre Oeffnung durch einen Porus an der Spitze. Solanum dulcamara. Kione tief 5theilig, ausgebreitet oder etwas zurückgebogen; dunkelblau. Stb. 5 mit kurzen, am Grunde zusammenhängen- den Stf. und langen, gelben, zu einem Kegel zusammenneigenden A. ; ihre Oeffnung er- folgt durch einen Porus an der Spitze. Die Aehnlichkeit der Conanthera mit einem Solanum wird dadurch noch ausgesprochener, dass zur Blüthezeit die Laubblätter fast ganz ver- *) Alisma ranunculoides und Banunculus Flammula sind einander im abgeblühten Zustande, wo die Zahl und Farbe der Petalen nicht mehr zum Unterschiede zu ver- werthen sind, an den moorigen Teichufern des nordwestlichen Deutschlands zum Ver- wechseln ähnlich! (Anm. d. Red.). **) Kirchner: Flora von Stuttgart, pg. 183 und 264. trocknet sind; so hebt sich also nur der Schaft mit seiner Blüthenrispe ungefähr fusshoch über den Boden. Es wurde schon oben beiläufig bemerkt , dass die Ursachen dieser habituellen Anklänge und Uebereinstimmungen innere , morphologische, also unserer Erkenntniss unzugängliche sind. Immerhin lassen sich an diese Erscheinung einige allgemeine Betrachtungen knüpfen. Es sind aus dem Thierreich zahlreiche Fälle bekannt, wo eine Art von einer zweiten einer anderen Gattung in ihrer äusseren Erscheinung nachgeahmt wird, wodurch sie alle die Yortheile geniesst, welche die erstere etwa im Kampf ums Dasein durch ihre Leibesform oder Farbe gewinnt. Zu dieser als Mimicry*) bezeichneten und allgemein bekannten Erscheinung giebt es im Pflanzenreich kein Analogon und kann es keines geben, weil sich das Leben der sesshaften Pflanze unter ganz anderen Bedingungen abspielt , als das des ortwechselnden Thieres. Aber versuchen wir einmal den widerstrebenden Gedanken zu vollziehen, dass eine Pflanze wie ein Thier auf Nahrungserwerb auszugehen hätte, so müssen wir zugeben, dass dann die habituelle Aehnlichkeit der oben genannten Pflanzenpaare der natürlichen Auslese eine Handhabe bieten würde , jene Analogien mehr und mehr in der Richtung zu steigern, in welcher sie sich der einen Art als günstig erweisen. Und da wir ferner keinen Grund zu der Annahme haben , warum habituelle Analogien nicht eben auch im Thierreich sich finden sollten, so könnten wir in ihnen einen möglichen Ausgangspunkt (ich sage nicht den einzig möglichen) der als Mimicry bezeichneten Lebensäusserung erblicken. Wir hätten uns dann vorzustellen, dass rein morphologische Uebereinstimmungen oder doch Anklänge dem Kampf ums Dasein dienst- bar gemacht, d. h. in bestimmter Richtung gesteigert würden. Eben diese Anschauung macht uns aber gleichzeitig zur Pflicht, jede formelle Ana- logie generisch verschiedener Thiere nicht ohne das entscheidende Beob- achtungsmaterial für einen Fall von Mimicry zu erklären; er könnte sehr wohl auch auf blosser repräsentativer Aehnlichkeit beruhen. Constituciön (Chile), October 1891. *) J. Thallwitz: Ueber Mimicry; diese Berichte 1890, Abhdlg. 3, 37 Y. Ueber neue Tertiärpflanzen von Grünberg in Schlesien. Von H. Engelhardt. Die Kenntniss von den in den Schichten der Tertiärformation der Provinz Schlesien eingebetteten Pflanzenresten ist bisher eine im Verhält- niss zur Grösse des Gebietes geringe geblieben. Wohl hat uns Göppert in seinen „Beiträgen zur Tertiärflora Schlesiens“, noch mehr in „Die ter- tiäre Flora von Schossnitz in Schlesien“ einen Einblick in die Pflanzen- welt, welche während der Tertiärzeit Schlesien belebte, thun lassen, doch umfassen diese Arbeiten nur einige Localitäten, nicht das ganze Gebiet. Die wenigen Bemerkungen, welche mir über „Tertiärpflanzen von Kunzen- dorf bei Sagan in Schlesien“ (Sitzungsb. d. Isis in Dresden, 1877, Heft I) und über „Tertiärpflanzen von Grünberg in Schlesien aus dem Provinzial- Museum zu Königsberg in Pr.“ (Schriften d. physik.-ökon. Gesellschaft, 1866) zu machen vergönnt waren, konnten nur wenig zur Bereicherung des Wissens über besagten Gegenstand beitragen. Darum muss jeder neue Fund mit Freude begrüsst werden. Herr Bergwerksdirector Schröder hatte einen solchen im Grünberger Gebiete gemacht und seine mit grosser Sorgfalt gesammelten Fossilien Herrn Bergrath von Rosenberg über- mittelt, welcher die Güte hatte, sie mir zur Bestimmung zuzusenden. Sie sind reich an Zahl, zeigen aber die schon mehrfach erwähnte Eigentüm- lichkeit, dass sie nur wenigen Arten zugewiesen werden können. Doch setzen sie uns in die Lage, unsere Kenntniss zu erweitern, weshalb ich mich zu Bemerkungen über dieselben berufen fühle. Sie stammen theils aus dem Liegenden der Kohle, theils aus der Kohle selbst, die meisten fanden sich jedoch in dem Thone des Hangenden. Aus dem unter der Kohle befindlichen Thone sind vorhanden: Poacites laevis Heer. Ein Blattspreiten stück. Andromeda protogaea Ung. Ein Blatt Cassia phaseolites Ung. Ein Blättchen. Aus der Kohle stammen: Pinus (Abies) sp. Eine Anzahl Zapfen. Diese sind am Grunde 17 mm. breit, die voll- ständigen 55 mm. lang. Nach oben werden sie immer schmäler und enden in gebogener Spitze. Sie stehen Pinus (Abies) Mac Glurii Heer sehr nahe. Ges. Isis in Dresden, 189g. — Abli. 5. 38 Ainus gracilis Ung. Ein wohlerhaltenes Zäpfchen. Symplocos radobojana Ung. Eine Frucht. Sie sticht durch ihr Gelbbraun vom Dunkelbraun der Kohle ab. Nyssa Orniihöbroma Ung. Eine Menge Früchte. Juglans Goepperti Ludw. Eine Frucht, 2,2 cm. breit, 3 cm. hoch. Aus dem hangenden Thon fanden sich vor: Pteris oeningensis Ung. Ein grösseres und zwei kleinere Fiederstücke. Pteris Gaudini Heer. Ein vereinzelter Fieder. Phragmites oeningensis Al. Br. Breite Blattstücke mit schön ausgeprägter Nervatur und kleine Blatt- fetzen. Ausserdem kleine flachgedrückte Halmstücke mit wohlerhaltenen Knoten und an denselben befindlichen Wurzelnarben. Wurzelzasern. Arundo Göpperti Münst. sp. Mehrere recht grosse Rhizomstücke mit vielen grossen Wurzelnarben. Kleinere mit conischen, an der Spitze abgeflachten Enden. Junens retr actus Heer. Halm stücke. Samen eines Gypergrases. Glyptostrobus europaeus Heer. Lange, vielfach verästelte Zweigstücke. Einzelne Zweigelchen. Zäpfchen, noch an Zweigstücken befestigt, meist aber isolirt, in Länge von 2 cm und etwas darüber, geschlossen und geöffnet. Sehr häufig! Betula prisca Ett. Blätter, Kätzchen. Häufig! Bettda Brongniarti Ett. Blätter. Weniger häufig als vorige! Ainus Kefersteinii Göpp. sp. Gestielte und quergespaltene Zäpfchen. Blätter. Nicht selten! Ainus gracilis Ung. Zwei Fruchtstände mit Zäpfchen. Quercus sp. Ein Blatt, dem beiderseitig der Rand fehlt. Im übrigen erinnert es an Qu. Klipsteinii Ett. Carpinus grandis Ung. Eine wahre Musterkarte schöner Blätter. Häufig auch männliche Kätzchen mit noch erhaltenen Staubgefässen. Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. Massenhaft Blätter in allen Grössen. Auf einem Blattstücke eine Galle. Salix angusta Heer. (?) Ein Blattstück, welches wahrscheinlich hierher gehört 39 G-ardenia Wetderi Heer. Früchte und Frachtschalen. Alle zeigen einen dicken, seitwärts ge- wendeten Stiel. Andromeda protogaea Ung. Blätter und Blattstücke. Die meisten lang, nur eins klein. Nyssa Ornithobroma Ung. Zwei Früchte, welche einige Millimeter länger sind als die von Unger abgebildeten. Rhamnus Gaudini Heer. Ein ausgezeichnet erhaltenes Blatt. Eine Anzahl Blattstücke. Ein Stengelstück mit Dorn. Rhamnus Rossmässleri Heer. Ein Blatt. Juglans mlinica Ung. Ein grosses Blatt. Rhus Pyrrhae Ung. Ein Blättchen mit schön erhaltener Nervatur, die bis ins Einzelnste verfolgt werden kann. Nerium sp. Nur der Grundtheil eines Blattes. Ist N. Sarthacense Sap. ähnlich. Carpolites nitens Heer. Zwei Samen. Carpolites sp. Nicht selten! Breitgequetschte Früchte mit dünner holziger Schale und Fruchtstieleindruck. — Wenn man bedenkt, dass innerhalb der Kohlenlager ausser den Hölzern nur wenig Fossilien gefunden werden, so dürfte die geringe Zahl der aus den Grünberger und anderen schlesischen bekannt gewordenen genügen, die schlesischen Braunkohlen als mit denen der sächsischen Lausitz gleich- alterig zu erklären. Mehr Artenreste haben uns die über ihnen befindlichen Thone überliefert. Fragt man nach den Stufen, aus welcher sie bisher bekannt geworden sind, so zeigt sich, dass beinahe alle vom Oberoligocaen bis zum Obermiocaen, ja ein nicht unbeträchtlicher Theil sogar bis ins Pliocaen hinein vorhanden gewesen sind und lässt sich darum hieraus kein Schluss auf ihr Alter machen. Besser ergeht es uns nicht, wenn wir diejenigen Species heraus- heben, die sich durch auffällige Anzahl ihrer Reste besonders bemerklich machen und deshalb wohl auch in der Vegetation vorherrschend waren, denn von ihnen sind anderwärts welche an oligocänen, andere an miocänen Fundorten in gleicher Weise vorgefunden worden. Es bleibt uns deshalb nichts übrig, als den Charakter der vorweltlichen Vegetation im Ganzen zu bestimmen, sie mit den Gliedern der jetztweltlichen, welche ihr entsprechen, zu vergleichen und deren Verbreitungsgebiete als massgebend für die da- maligen klimatischen Verhältnisse gelten zu lassen. Da stellt sich denn sofort heraus, dass die durch die neuen Funde in weiterer Ausdehnung bekannt gewordene Flora einen miocaenen Charakter aufweist, denn sie zeigt ein Gemisch von Vertretern der warmen und der gemässigten Zone auf. Betrachten wir aber das Verhältniss beider zu einander, so macht 40 sich ein ganz bedeutendes Vorherrschen der letzteren geltend, was auf ein jüngeres Alter innerhalb des Miocaen, auf eine Annäherung an das Pliocaen hinweist. Sollten sich bei weiterer Ergänzung des Materiales bei Neufunden — ich zögere, auf Grund der geringen Zahl der Petrefacten schon jetzt eine ganz bestimmte Meinung auszusprechen — die Proportionen nicht ändern, so könnte der die Kohle deckende Thon auf Grund der in ihm geborgenen Florenreste als obermiocaen bezeichnet werden. Zusatz. Bei dem Interesse, das man neuerdings den Tertiärpflanzen Schlesiens zuwendet, will ich nicht versäumen, über solche aus dem Thone von Ullersdorf eine Mittheilung zu machen. Durch Herrn Bergrath v. ßosen- berg kamen mir Zeichnungen von solchen, die von dem Gutsbesitzer Starke daselbst herrührten und in dem Nachlasse des Geheimrath Prof. Göppert vorgefunden worden sind, zu Gesicht. Letzterer bezeichnet sie als „sehr treu angefertigtV Leider scheinen blos 5 Tafeln erhalten ge- blieben zu sein. Indem ich alle Bruchstücke als unbestimmbar weglasse, nenne ich die Namen der Fossilien: Taf. 1. Grewia crenata Ung. sp. , Populus mutabilis Heer, Populus Gaudini Heer (?), Rhododendron retusum Göpp. (?), Salix Integra Göpp., Salix media Heer. Taf. 2. Juglans bilinica Ung. Taf. 3. Carpinus grandis Ung., Carpinus ostryoides Göpp. Taf. 4. Glyptostrobus europaeus Heer, Salvinia Mildeana Göpp., Betula prisca Ett. , Betula Brongniartii Ett. (Göppert bezeichnete ein Spitzenbruchstück mit Betula caudata). Taf. 5. Ficus tiliaefolia Al. Br. sp., Myrica rugosa Göpp., Carpinus grandis ♦ Noch ist Taf. 18 vorhanden mit der Unterschrift Göpperts: „Flora der Miocänformation zwischen der mittleren Elbe und der oberen und unteren Oder“. Sie enthält folgende Abbildungen von aus der Braunkohle stammenden Fossilien: Anona cacaoides Zenk. sp., ilfa(/^o^a-Fruchtstand, Potamogeton geni- culatus Al. Br. (?), Rossellinia congregata Beck sp. (vgl. Abh. d. Ges. Isis in Dresden, 1887, IV), Livistma Geinit zi Engelk., Nyssa Ornitho- broma Ung. YI. Mittlieilungen über die sächsischen Exemplare des Botrychium rutifolium A. Br. Von Dr. Arno Naumann. (Mit Tafel III.) In dem 1888er Jahrgange der Isis-Abhandlungen findet sich eine Notiz, nach welcher Herr Gartenin spec-tor Posch arsky das für Sachsen neue Botrychium rutaceum Sw. = Botrychium rutifolium A. Br. am grossen Winterberg aufgefunden hat. Der Güte des Finders verdankt unser Herbarium der Flora Saxonica (Botanische Sammlung der K. Technischen Hochschule) eine Anzahl von Exemplaren, die ganz zweifellos der obengenannten Art zugehören und von folgender Etikette begleitet sind: Botrychium rutaceum Sw .=. Botrychium matricarioides W. Sachs. Schweiz: Grosser Winterberg an grasigen Wegen. 9. Sept. 1888. Bei der Durchmusterung unseres sächsischen Botrychium- Materials fand sich ein Botrychium*) , das in folgender Weise etikettirt war: Osmunda ramosa = Botrychium matricarioides Willd. Sturm, germ. fase. 6 — in der sächsischen Schweiz gefunden 1802, desgleichen im Blase- witzer Hölzchen. Auch dieses Exemplar ist mit Sicherheit als Botrychium rutifolium A. Br. anzusprechen. So ist bereits von dem damaligen Sammler das von Ascherson für synonym mit Osmunda ramosa Roth gehaltene**) rutaceum Willd. durchstrichen und ganz richtig durch matricarioides Willd. ersetzt worden. An Abbildungen des B. rutifolium A. Br. waren mir zum Vergleiche zugänglich: Flora danica, tab. 18, obere Figur; Sturm: Deutschlands Flora, 6; Schkuhr: Handbuch der kryptogam. Gewächse, Tab. 155 a. Die Exemplare stimmten mit denselben gut überein. Ausserdem fanden sich gelungene Abbildungen in den Werken der *) Wahrscheinlich aus der Sammlung des Justizamtmann Rodig in Schwarzen- berg (später in Stolpen), die mit dem Biener’schen Nachlass an uns gekommen ist. **) Meiner Ansicht nach lassen die Beschreibungen von Roth: Tentamen Florae Germaniae, 1788, pag. 444, Nr. 2, und Borckhausen: Römer’s Archiv für Botanik I, 3, pag. 8, Nr. 3, auch bei Vergleich mit den von Borckhausen aufgeführten Ab- bildungswerken keinen Grund erkennen, der diese Synonymie stützt. Im Gegentheil scheint mir die Abbildung in Clusi: Historia rarior. plant., Antwerpen 1601, auf welche sich der von Borckhausen citirte Caspar ßauhin (Pin. p. 355) bei Lunaria racemosa ramosa mojor rückbezieht, viel eher ein B. rutifolium A. Br. zu sein. Ges. Isis in Dresden, 1892. — Abh.£6. 42 älteren Autoren, welche schon frühzeitig diese Species sowie matricariae - folium A. Br. von B. lunaria als Arten zu scheiden wussten. Die Aufzählung dieser Antiqua unterlasse ich, da dieselben vollkommen erschöpfend in Milde ’s vorzüglicher Arbeit: Botrychiorum Monographia*), pag. 56 — 60 und pag. 150 aufgeführt sind. Bei genauer Prüfung der oben erwähnten Exemplare von B. ruti - folium A. Br. nach dem von Luerssen in seinen „Farn pflanzen“ ange- gebenen Merkmalen fanden sich einige Abweichungen, die mich dazu ver- anlassten, einen Yergleich mit den in Europa einheimischen Botrychien anzustellen. Hierzu bot unsere Sammlung europäischer Farne insofern Gelegenheit, als bis auf B. simplex alle Arten in mehreren, meist schwe- dischen**) Exemplaren vertreten waren. Gleichzeitig fand sich in der botanischen Bibliothek der K. Technischen Hochschule eine ziemlich vollständige Botrychien-Literatur vor, mit welcher ich mich eingehend beschäftigte. Neben den bereits genannten Werken waren es besonders die vor- züglichen Diagnosen in Döll’s Bheinischer Flora, 1843, pag. 24, 25, und in Hartman’s Handbok i. Skandinaviens Flora, Stockholm 1871, pag. 542 bis 546, sowie vornehmlich die ausführlicheren Abhandlungen von Prantl: Systematische Uebersicht der Ophioglosseen***) und Beiträge zur Systematik der Ophioglosseenf). Die vorzügliche systematische Uebersicht dieser letzt- genannten Schriften, sowie die in Milde’s Monographie pag. 96 und Botan. Zeitung 1864 und 1867 angegebene Eintheilung habe ich etwas gekürzt, und nur bezogen auf europäische Botrychien, in Folgendem übersichtlich nebeneinander gestelltff). Prantl. Sectio I: Eubotrychium . Blätter immer unbehaart, Spalt- öffnungen auf beiden Blattseiten, Holz- körper undeutlich gereiht. A. Fruchttheil nahe der Basis der sterilen Spreite entspringend. Milde. I: Eubotrychium. Basis des Blattstieles völlig geschlossen, die Knospe um- schliessend, alle Secundärseg- mente catadrom,Oberhautzellen mit geraden Wänden. a. Affinia. Die sterile Spreite fast in der Mitte der Pflanze gelegen, Spaltöffnungen auf beiden Seiten der sterilen Spreite, Knospe unbehaart. lunaria-boreale-lanceolatum-matricariaefolium. *) Verhandlungen der K. K. zoologisch - botanischen Gesellschaft in Wien, XIX. Bd. **) v. Angström. ***) Jahrbuch d. K. Bot. Gartens zu Berlin, Bd. III. f) Berichte d. deutsch, bot. Gesellschaft, Bd. I. ff) Klinsmann unterscheidet in d. bot. Zeitung, 1852, pag. 377, die Botrychien der deutschen Flora sehr einfach, wenn auch unwissenschaftlich: A. Unfruchtbarer Wedel dem Stengel angewachsen lunaria-matricariaefolium. B. Unfruchtbarer Wedel wurzelständig rutaefolium — Kannenbergii Kl. (== simplex Hitchc. cf. Luerssen: Farnpflanzen, pag. 577, und Lasch: Botan. Zeitg. , 1856, pag. 606.) / 43 B. Fruchttheil unterhalb der Mitte des Blattstieles entspringend. b. Ternata. Die sterile Spreite gestielt, nahe der Basis eingefügt, bei völliger Entwickelung gedreit. * Knospe glatt , Spaltöffnungen beiderseitig. Simplex. Sectio II: Phyllotrichium. Die jungen Blätter, oft auch die älteren behaart, Spaltöff- nungen nur auf der Unterseite, Holzkörper deutlich gereiht, a. Ternata. Fruchttheil unterhalb der Mitte des Blattstieles entsprin- gend. Stiel mit 1 Gefässbündel. 1) Spreite krautig, ungesäumt (nur exotische Botrychien). 2) Spreite fleischig, infolge der Dicke der Epidermis etwas schwielig berandet. & Knospe behaart. Spaltöffnungen nur auf der Unterseite. rutifolium A. Br. b. Cicutaria. Blätter mehrreihig, Fruchttheil aus der Basis oder seltener der Spreiten- rippe entspringend , im Blattstiele mehrere Gefässbündel, Scheide offen. II : Osmundopteris. Die die Knospe einschliessende Blattstielbasis durch einen längsver- laufenden langen Spalt geöffnet — Knospe behaart — Wände der Ober- hautzellen geschlängelt, Spaltöffnun- gen auf der Unterseite. mrginianum. Aus dieser Nebeneinanderstellung ergiebt sich für JB. rutifolium A. Br. folgende ausführliche Diagnose : „Blattstiel an der Basis völlig geschlossen. Knospe be- haart, Spuren der Behaarung auch an den älteren Blättern erkennbar. Blätter bei völliger Ausbildung gedreit, infolge der Dicke der Epidermis schwielig berandet. Alle Secundär- segmente catadrom. Blattstiele mit einem Gefässbündel. Die Zellenwandungen der Oberhaut nicht geschlängelt, Zellen rechteckig. Spaltöffnungen nur auf der Unterseite. Frucht- theil unterhalb der Mitte des Blattstieles entspringe nd. Holz - körper deutlich gereiht.“ Bei einem Vergleich mit dieser aus beiden Aufzählungen gewonnenen Diagnose fand sich nun, dass bei dem Exemplare des Jahres 1803 eine deutliche Trennung in 2 Gefässbündel stattgefunden hatte (Taf. III, Fig. 1, a — e), ganz besonders auffallend bei dem Stiel des fertilen Wedels (Fig. 1, e). Eine deutliche Neigung zu dieser Theilung zeigte auch eines der von Poscharsky aufgefundenen Exemplare (Fig. 2, a — e, cf. Figuren- 44 erklärung S. 45); wenn auch bei beiden Exemplaren die Gefässbündel nicht so entfernt von einander gelegen sind, wie bei B. lunaria (Fig. 3). Beide Exemplare führten ferner auch auf der Oberseite Spalt- öffnungen (Fig. 8), wenn auch in weit geringerer Anzahl, als auf der Unterseite. Behaarung, Fiederung und Nervatio Cyclopteridis (cf. bezüglich Fig. 4, 6, 7) entsprechen völlig den Diagnosen und Abbildungen, welche Luerssen von Botrychium rutifolium A. Br. giebt. Die Trennung eines Gefässbündels in 2 ist an und für sich nicht ver- wunderlich (besonders, wenn sie schon im Stipes getrennt angelegt sind), lässt es aber doch bedenklich erscheinen, die Einzahl des Gefäss- bündels als Diagnosenmerkmal anzugeben. Giebt doch auch Milde in seiner Monographie, pag. 109 bei B. lunaria das Verschmelzen zweier Leitbündel in eines und pag. 154 bei B. rutifolium A. Br. das Auftreten von 2 Leitbündeln statt des einen an. — Weit bedenklicher noch scheint es mir nach dem Beobachteten, als Merkmal des B. rutifolium anzugeben: „Spaltöffnungen nur auf der Unterseite“; um so mehr, als dies bei Prantl’s Uebersicht als einer der Sectionscharaktere verwendet wird. Gewiss sind bei dem Auftreten der Spaltöffnungen auch hier Besonniings- und Feuch- tigkeitsverhältnisse*), sowie die Stellung der fleischigen Spreite massgebend. Ausser den behandelten Abweichungen zeigt sich an dem Exemplar von 1802 noch eine interessante Monstrosität. Die Pflanze trägt neben dem fertilen Wedel von 11 cm Länge (Taf. III, Fig. 5b) noch 2 fruchtbare Abschnitte von je 8 cm Länge (Fig. 5a2, a 3), welche an der Bhachis des 5,5 cm langen sterilen Wedels (Fig. 5 a1) , entspringen. Somit scheint diese Monstrosität übereinzustimmen mit der von Milde: Botan. Zeitg., 1858, pag. 350 angegebenen, worin gesagt ist: „Von B. rutaefolium A. Br. besitze ich jetzt ein Exemplar einzig in seiner Art. Einem sterilen Blatttheil sind, durch kleine Zwischenräume getrennt, 3 fructificirende, vollkommen ausgebildete angewachsen.“ Am Schlüsse möchte ich noch die rein floristische Bedeutung meiner Mittheilungen her vor beben. Besonders den sächsischen Botanikern wird es von Interesse gewesen sein, zu wissen, dass bereits 86 Jahre vor dem erfreulichen Funde des Herrn Garteninspector Poseharskv das Botrychium rutifolium A. Br. als Bürger unseres sächsischen Landes (in seinen heutigen politischen Grenzen genommen) aufgefunden worden ist.**) Diese Thatsache nimmt dem Funde des Jahres 1888 nichts von seiner Bedeutung, dürfte aber eine erneute Aufforderung sein, die floristischen Forschungen auch auf die Urkunden auszudehnen, wie sie uns in den älteren Herbarien, Manuscripten und Florenwerken überliefert sind. Ganz ähnlich verhält es sich mit einem älteren sächsischen Fundorte des B. matricariaefolium A. Br. Aus den mir von 0. Wün sche-Zwickau freundlichst übersandten „Beiträgen zur Flora von Sachsen, IIU***) ersah ich, dass zu den von *) cf. Czech: Botan. Zfcg., 1869, pag. 821. **) 0. Wünsche in seinen „Filices 8axoniae“ giebt nur an: Hengstberg bei Böhmisch -Zwickau, am Roll bei Niemes, im reussischen Vogtlande a. d. Ruhmühle bei Ebersdorf. ***) Sonderabdruck a. d. Jahresber. des Vereins für Naturkunde zu Zwickau, 1891. 45 Sachsen bereits bekannten Standorten*) des B. matricariaefolium A. Br. = B. rutaceum Willd. noch ein von A. Schulz-Königsbrück bei Schwepnitz entdeckter hinzu gekommen ist. Die mir von Herrn Schulz gütigst über- sandten Exemplare gehören der Normalform Milde an. In Schkuhr’s Handbuch der kryptogamischen Gewächse, Wittenberg 1809, finden sich auf Tab. 155 unter dem Namen B. rutaceum 2 Ab- bildungen, von denen Fig. b. unzweifelhaft B . matricariaefolium A. Br. darstellt. Der zugehörige Text, pag. 157 lautet: „Ebenso verschieden sind folgende zwey Exemplare auf gegenwärtiger Tab. 155 gegeneinander, wovon das grössere, Fig. a, in Oberschlesien in der Gegend bei Oppeln, das andere kleinere aber, Fig. b, in der Dresdener Gegend gesammelt wurde“. Sonach ist B. matricariaefolium A. Br. schon vor dem Jahre 1809 in unserer Dresdener Gegend aufgefunden worden. Erklärung zu Tafel III. Fig. 1, a — d. a. b c u. d. Fig. 2. a, Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. b. c. d, e. ar b. Wedel. Botrychium rutaceum von 1802. Querschnitt durch den Stipes. „ ,, „ sterilen \ „ „ „ fertilen / Botrychium rutaceum von 1888. Querschnitt durch den Stipes. v v sterilen \ wP(iei „ „ fertilen / WeaeL Querschnitt durch den Blattstiel von B. lunaria. Junges, behaartes Blatt von 1. Verzweigungen des Exemplares 1. sterile Spreite, a2, a3 fertile Segmente der sterilen Spreite, eigentlicher fertiler Wedel. Fieder erster Ordnung. „ zweiter Ordnung mit Nervatio Cyclopteridis. Eine Spaltöffnung der Oberseite. *) cf. 0. Wünsche: Filices Saxoniae, pag. 22. ■ \ . ) . . . ‘ ' • ■ ' - , ■ . • . ' ... 1 V_ \ ■ I •• . • • . ■ / . • r . j • . . i • • * . « : ’ . ' - , : .. \ ' i , ' , . . • 'S - ■ . t • Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Dresden, 1892. ■% —— — - — 49 VII. lieber Bernstein -artiges praehistorisches Material von Sizilien und über ßarmanischen Bernstein. Von A. B. Meyer. Sizilien. Ich habe im Bull, di paletnologia ital. 1887, anno XIII, No. 1 e 2, p. 21—24, bereits eine kleine Mittheilung über dasselbe Thema gemacht, be- titelt: „Deir ambra preistorica lavorata di Sicilia“, und zwar über eine Perle von Crichi und eine von Randazzo. Beide verhielten sich wie Ostsee- Bernstein, indem sie 4,87, resp. 6,01 °/o Bernsteinsäure entwickelten. Ich muss jedoch den Irrthum berichtigen, dass ich die Perle von Crichi als 'sizilisch ansah, da dieser Ort bei Catanzaro liegt, wie ich auch S. 23 an- führte, aber übersah, dass dies in Calabrien ist! Baron Paolo Yaglia- sindi-Polizzi in Randazzo sandte mir neuerdings eine Perle aus einem r praehistorischen Grabe von dort, deren Untersuchung jedoch ein anderes Resultat förderte. Dr. P. Oster in Aachen hatte die Güte, die Analyse zu machen; sie ergab: C = 68,02 %, H = 9,6 °/0, Asche = 0,5 % und es konnte keine Bernstein säure entwickelt werden, die Perle ver- hält sich in dieser Beziehung daher wie der in Sizilien roh vorkommende Simetit, im Gegensätze zum Succinit von der Ostsee, der viel Bernsteinsäure (bis 8 °/0) entwickelt. Ferner übersandte mir Prof. P. Orsi einige Perlen aus der sikulischen Nekropole von Castelluccio bei Noto, die Dr. F. Oster ebenfalls so freundlich war zu untersuchen. Er theilte mir darüber das Folgende mit: „Es ist keine einheitliche Substanz. Die kleinen undurchsichtigen Stücke ergaben : I II C = 48,27 % 29,23 °/0 H = 8,19 „ 10,17 „ Asche = 5,80 „ 11,11 „ Nur ein kleines durchsichtiges Stück schien annähernd die procentische Zu- sammensetzung des Bernsteins zu besitzen. Es ergab: C === 83,11 %, H = 11,30 °/0, Asche nicht wägbar. Da das Gewicht dieses Stückes nur 0,058 gr betrug, so konnten weitere Versuche mit demselben nicht gemacht werden. In den übrigen (undurch- sichtigen) kleinen Stücken war Bernstein säure durch Ueberdestilliren nicht nachweisbar. Die Asche, schaumig und weiss, bestand aus wenig 3 Oes, Isis in Dresden, 1892. — Abli. 7. 50 Kieselsäure und Magnesia und viel Thon erde und Kalk. Eine gleichzeitig vorgenommene Untersuchung mit durchsichtigem baltischem Bernstein ergab : C = 78,25 °/o, H = 10,51 %, Asche: keine. Die Substanz der Perle verhält sich auch beim Erhitzen anders, als baltischer Bernstein. Während letzterer sich vor dem Destilliren auf bläht (schaumig schmilzt), verkohlen die undurchsichtigen Theile der Perle langsam.“ Hierzu bemerkte Prof. Arzruni in Aachen: „Die undurchsichtigen, der Peripherie der Perle angehörenden Theile verhalten sich chemisch ver- schieden von den durchsichtigen, centralen. Da die Analysen der ersteren im Ganzen 62,26 bezw. 50,51 °/0 ergeben haben, so muss der Rest eine Substanz sein, die weder fest ist (Asche), noch Kohlenstoff bezw. Wasser- stoff — er kann also event. nur aus Stickstoff oder Sauerstoff bestehen. Ich vermuthe das Letztere, da entschieden bei den undurchsichtigen Partieen eine Umwandlung, wahrscheinlich Oxydation, vorliegt. Dass die Umwand- lung nicht gleichmässig ist, d. h. die undurchsichtigen Theile nicht homogen sind, beweisen die beiden von einander so sehr abweichenden Analysen. Dass Durchsichtiges und Undurchsichtiges ebenfalls verschieden ist, ersieht man aus der dritten Analyse, bei der das Fehlende Sauerstoff sein dürfte.“ Da dieses Resultat nun wenig befriedigend war, so sandte Prof. Orsi von den gefundenen 4 Perlen weiteres Material: „Die länglichen durch- löcherten Perlen waren von dunkelbrauner Farbe und schwach durchschei- nend; dabei von weisslichen Stellen (Aschenbestandtheilen) durchsetzt, an der Kruste mehr als im Innern. Ein ausgesuchtes, klares, inneres Stück zeigte einen Kohlenstoffgehalt von 69,27 % und nur 2,22 °/0 Asche; ich erhielt je nach Auswahl der Stücke 2,22 — 3,23 — 4,11 °/o Asche. Ein höherer Kohlenstoffgehalt war nicht nachzuweisen. Um jedoch zu einem bestimmten Resultate zu gelangen, habe ich die Perlen zerrieben und von der Durchschnittsprobe Analysen ausgeführt. Man konnte sie ohne Mühe zu einem feinen, hellbraunen Pulver zerreiben, während baltischer Bernstein (Succinit) kaum zu zerreiben ist und selbst Krusten desselben die grosse Sprödigkeit bewahren. Die Analyse ergab: Asche 4,1 1 °/0 [Succinit 0,08 — 0,12 %, aber nur aus grösseren Mengen] Kohlenstoff 67,24 „ | Wasserstoff 6,12 „ [ Sauerstoff 22,43 „ | Schwefel 0,10 „ [ 17 n v 78 - 80 %] 7 - 10 »/„] 10 °/0 ad max.] 0,26 - 0,42 %] 100,00%. Bernsteinsäure war nicht nachweisbar. Das zu diesen Perlen ver- wandte Harz enthält auch einen krystallinischen Körper, der beim Subli- miren Krystallsterne bildet.“ (Oster.) Keinenfalls ist dieses baltischer Bernstein. In Bezug auf nicht zu entwickelnde Bernsteinsäure ist das Harz mit Simetit übereinstimmend*); die von Helm und Conwentz (Malpighia I, fase. II, 1886) gegebenen Analysen des rohen, in Sizilien gewonnenen Bernsteins (Simetit) weichen allerdings ab, auch enthält dieser nur 0,2 bis 0,3 % Asche, dennoch ist sicher anzunehmen, dass die Perlen von Castelluccio aus einheimischem Materiale gefertigt worden sind. *) Simetit entwickelt, wenn man grössere Mengen in Arbeit nimmt, 0,4% Bern- stein sän re. 51 Bemerkens werth ist es, dass ein Rohst ück eines Harzes, das Prof. Orsi mir einsandte und von dem er angab: „Fu trovato nelle montagne della valie del Tellaro, in mezzo allo terra di una area incolta presso la necro- poli sicula di Tremenzano, a due chilometri da quella di Castell uccio. E certo un pezzo grezzo ed indigenou, sich nach Dr. Oster ähnlich wie bal- tischer Bernstein verhielt und daher keinenfalls das Rohmaterial zu den praehistorischen Perlen von Castelluccio abgegeben hat. Es zeigte denselben Kohlen- und Wasserstoffgehalt wie baltischer Bernstein, es war ebenso durchscheinend (im Gegensätze zu den praehistorischen Perlen), fast durch- sichtig, kaum zerreibbar, reich an Bernsteinsäure und frei von Asche. Es wäre immerhin interessant, weiterem derartigem Rohmaterial in jener Gegend nachzuspüren, da, wenn wirklich auf Sizilien ein Rohbernstein gefunden wird, der dem baltischen nahe steht, ähnliche praehistorische Funde keinen Rückschluss auf Import von der Ostsee gestatten. Barma. Ueber Bernstein aus Barma findet man in der europäischen Literatur nur spärliche Angaben und Stücke sind in unseren Sammlungen nicht zu finden; selbst das British Museum besitzt keine, wenigstens nicht bis vor Kurzem. Da ich in über Barma handelnden Werken bei Gelegenheit meiner literarischen Studien über Jadeit und Nephrit das Bernsteinvorkommen im rohen und bearbeiteten Zustand erwähnt fand, so bat ich Herrn Prof. Wood-Mason vom Calcuttaer Museum, mir davon zum Yergleiche mit europäischem Bernstein und bernsteinartigen Harzen verschaffen zu wollen, welche Bitte der Genannte zu erfüllen freundlich genug gewesen ist. Ich hatte auch Gründe, an etwaige praehistorische Beziehungen zu denken, wo- rauf ich jedoch hier nicht eingeh en will. Ehe ich aber das Resultat der chemischen Untersuchung des barmanischen Bernsteins mittheile, möchte ich die mir bekannt gewordenen literarischen Angaben über ihn zusammen- stellen. Mehrfaches findet sich in J. Anderson’s „Report on the Expedition to Western Yunan“ (Calcutta 1871), so S. 49, dass nach Col. Symes im Jahre 1795 Bernstein nebst anderen Artikeln von Barma nach Yünnan ex- portirt wurde; S. 55, dass zuerst im Jahre 1835 die Bernstein-Minen mit den Augen europäischer Intelligenz untersucht worden seien; S. 63, dass der Mogungfluss etwa 80 englische Meilen durch ein Hügelland fliesse, welches Bernstein, Jade, Gold, Kohle etc. berge; S. 65, dass die Minen 1050 Fuss hoch über dem Meeresspiegel lägen, südwestlich von der Meinkum- Ebene im Hukong-Thale ; dass man Löcher von 3 Fuss Durchmesser und 6 bis 40 Fuss tief grabe (folgt eine kurze Beschreibung der Schichten), dass man jedoch nicht viel gewinne; dass der in Momien am geschätzteste Bern- stein vollkommen klar sei, von Farbe wie sehr dunkler Sherry; dass ein dreieckiges Stück davon von einem Zoll Länge und einem Zoll im grössten Durchmesser etwa 5 Rupien in Momien koste; dass man buddhistische Rosenkränze, Fingerringe, Pfeifenmundstücke und Knöpfe daraus fertige und kleine Figuren als Schmuck an Ketten für Shans und Chinesen daraus schnitze; dass viel Handel damit getrieben werde und dass früher viele Bern- stein-Arbeiter in Momien gewesen wären, aber jetzt nur noch wenige, etc. 3* 52 (z. B. S. 107, 108). Kürzere Angaben inH. Yule’s „Mission to Ava in 1855“ (1858, p. 147) und in F. Mason und W. Theobald’s „Burma“ (1882, p. 15) sind reproducirt in E. Balfour’s „Cyclopaedia of India“ (3. ed., 1885, vol. I, p. 89) sub „Amber“. Hier heisst es u. A. : „The Burmese, perhaps more than any other nations, use it . . . Dr. Hooker teils us (Hirn. Journ. II, 194), that the lumps of amber forming the necklaces of the women of Sikkim are procured in East Tibet, but he surmises that they are brought from Burma, where Dr. Bayfield first, and since bis time Yule, teils us that it is found in the valley of Hukong, which takes its Burmese name of Phyendwen from the amber mines [payen=Bernstein, dwen =Grube], near the sources of the Kyendwen, in lat. 26° 20' N., and long. 96° E., and close to the Assam border“ (folgt Beschreibung der Gruben und Preiscourant in Ava). In Barma heisst nach derselben Quelle Bern- stein „ambeng“. Ganz neuerdings hat Dr. F. Noetling eingehendere Mittheilungen über die Fundstätten gemacht (Rec. of the Geol. Survey of India, 1892, XXY, 130) unter dem Titel „Preliminary Report on the economic resources of the Amber and Jade mines area in Upper Burma“. Er untersuchte Minen 5 englische Meilen südwestlich von Maingkhwan arö Nangotiemaw- Hügel, der früher einer Flussterrasse angehörte; andere liegen in der Nähe westlich von Lalaung. Der Bernstein wird im Tertiär, wahrscheinlich im unteren Miocän gefunden. „Das erhärtete Harz sammelte sich im Laufe der Jahrhunderte in den Bernstein-Fichtenwäldern an und wurde allmählich durch den Regen fortgeschwemmt; da es von niedrigem specifischem Ge- wichte war, so schwamm es in den Flüssen zum Meere, das seiner Zeit ganz Ober -Barma bedeckte, und sank darin hier und da nieder. Der Bernstein wurde dann von dem Niederschlage des Meeres bedeckt, und dieser Process dauerte eine lange Zeit, bis die Bernstein führenden Schichten, wie sie jetzt in einer Dicke von nicht weniger als 600 Fuss zeigen, gebildet waren.“ Es hängt daher, wie verständlich, nur vom Glück ab, ob man auf Bernstein in diesen Schichten stösst oder nicht. Man findet ihn in Klumpen bis zu Mannskopfgrösse und abgeschliffen wie Strandgeschiebe. Die Farbe variirt von hellgelb bis dunkelbraun in verschiedenen Graden durchscheinend, meist dunkel röthlich braun, wie dunkler Madeira mit eingeschlossenen ganz kleinen Holzfragmenten. Durchscheinende Stücke sind mehr röthlich. Honiggelber wird von den Eingeborenen am meisten ge- schätzt, in grösseren Stücken ist dieser selten. Der Barma-Bernstein fluo- rescirt wie der sizilianische. Der Farbe und der Fluorescenz wegen dürfte dieser Bernstein nach Dr. Noetling in Europa wenig geschätzt werden. Die mir vorliegende Probe barmanischen Bernsteins ist von hellbrauner Farbe, glänzend, durchscheinend, in dünnen Schichten durchsichtig und fluorescirt, sie ist spröde, hart, sehr schwer zerreiblich ; nach gütiger Unter- suchung des Herrn Dr. F. Oster in Aachen von folgender Zusammensetzung: Kohlenstoff 80,36 °/0 Wasserstoff 10,54 „ Sauerstoff 8,16 „ Schwefel 0,10 „ Asche 0,84 „ Sa. TÖ0,00 %. Bei trockener Destillation wurde 2 °/0 Bernsteinsäure entwickelt. 53 Dieser barmanische Bernstein ähnelt daher dem Ostsee-Bernstein (Succinit) in Bezug auf die Bernsteinsäure, wenn auch Succinit mehr, nicht unter 3 °/0 und bis 8 %, enthält, während Simetit gar keine oder aus grösseren Mengen 0,4 °/0 entwickelt; er ähnelt dem sizilischen (Simetit) in Bezug auf die Fluorescenz, wenn auch der baltische hin und wieder diese Eigen- schaft zeigt: „Unter dem Ostseebernstein kommen gut fluoreseirende Stücke sehr selten vor, namentlich nicht so schöne, wie unter dem sizilianischen. Schwach fluoreseirende sind häufiger“ (Helm: Sehr. Natf. Ges. Danzig Bd. VI, Heft 1, sub X). Der Schwefelgehalt des barmanischen (0,1 %) ist sehr gering gegenüber dem des sizilischen (0,52 °/0 bis 2,46 °/0); im Ostsee-Bernstein ist 0,42 °/o nachgewiesen. Der Aschegehalt ist relativ gross (0,84 °/o) gegenüber dem des Simetit (0,2 — 0,3 °/o) und Succinit (0,08-0,12 %). Weitere Untersuchungen des barmanischen Bernsteins, namentlich seiner hellen Varietäten, haben zu erweisen, ob er sich in seinem physi- kalischen und chemischen Verhalten dem Succinit noch mehr nähert, so dass bei praehistori sehen Funden in Süd-Europa eventuell nicht ohne Weiteres auf baltische Herkunft zu schliessen wäre, denn mit den anderen bekannten Producten Hinterindiens könnte möglicherweise auch der barmanische Bern- stein nach dem Westen gekommen sein. 54 VIII. Die primitivsten Metazoen*). Von Dr. J. Thiele. Neben die Reiche der Thiere und Pflanzen hat Haeckei das der Pro- tisten oder Ur wesen gestellt und wir werden ihm darin am besten folgen, denn wenn auch manche der Protozoen (so die Infusorien) mehr den Thieren, andere (die chlorophyllhaltigen besonders) mehr den Pflanzen ähnlich scheinen, so ist doch nach unseren heutigen phylogenetischen An- schauungen darin eine starke Stütze für die Aufrechthaltung des Protisten- reiches gegeben, dass sowohl die Metazoen, wie die Metaphyten aus gleichen oder ganz ähnlichen Formen hervorgegangen sind. Als solche sehen wir volvoxartige Colonien von Flagellaten an, kugeliche Körper, deren Zellen in der Peripherie gelegen sind und durch ihre Geissein die Bewegung des Ganzen bewerkstelligen; von diesen Körperzellen verschieden sind Keim- zellen, die auf geschlechtlichem oder ungeschlechtlichem Wege für Neubil- dung von Colonien sorgen. Was diese Wesen von den Metazoen, eigentlichen Zellstaaten, unter- scheidet, ist die gleichmässige Ausbildung aller somatischen Zellen, alle können, wenn es erforderlich ist, Nahrung aufnehmen, sie bewegen durch ihre Geissein die Colonie, scheiden Secrete und Excrete aus und sind gleich- mässig sensibel und contractil. Bei Metazoen dagegen ist Arbeitsteilung eingetreten , es sind Organe entstanden. Der Regel nach sind diese in 3 Schichten angeordnet, dem äusseren hauptsächlich animalischen Ectoderm, dem inneren der Ernährung dienenden Entoderm und dem dazwischen ge- legenen Mesoderm, in welchem vor Allem die Keimstoffe erzeugt werden. Es giebt nun eine Anzahl sehr einfacher Thierformen, von denen man lange zweifelhaft gewesen und es zum Theil noch ist, wohin sie gestellt werden müssen. Ganz neuerdings erst ist von Frenz el die Salinella entdeckt, ein mit Mund- und Afteröffnung versehenes schlauchförmiges Wesen, dessen Wand von einer einzigen bewimperten Zellschicht gebildet wird. Es fehlt hier jede Beziehung zu dem Grundplan der Metazoen, und man kann das Wesen diesen nicht einordn en; am besten wird es vorläufig, bis seine Ent- wickelung erforscht sein wird, als Protozoencolonie anzusehen sein, die zu Metazoen keine phyletische Beziehung zeigt. Weiter hat man ähnlich wie Salinella zu „Mesozoen“, die zwischen Pro- tozoen und Metazoen stehen sollen, gerechnet die parasitischen Dicyemiden und Orthonectiden ; ihnen fehlt wie den Cestoden ein Entoderm, die Ecto- dermzellen nehmen die Nahrung auf, welche ihnen der Wirth darbietet. Hatschek vergleicht sie mit Larven von Cölenteraten, was darum unrichtig ist, weil bei diesen die innere Zellschicht die Anlage des Entoderms darstellt, *) Aus einem Vorträge in der „Isis“ am 1. December 1892. Ges , Isis in Dresden, 1892, — Abh, 8, 55 während dieselbe bei jenen durchaus als Mesoderm angesehen werden muss. Die genannten Thiere sind wohl zweifellos in Folge des Parasitismus stark, man kann sagen aufs Äusserste rückgebildet; die Muskelfasern und die Trennung der Geschlechter von Orthonectiden, auch der Dimorphismus der Embryonen von Dicyemiden weisen auf nicht ganz niedrige Organisation hin. Zu den einfachsten Thieren gehört ferner Schulze’s Trichoplax. Prof, von Gr aff ist für eine gewisse Verwandtschaft dieses Thieres mit acölen Turbellarien eingetreten, er hat Spuren eines ventralen Hautmuskelschlauches wahrgenommen; er hält die „Glanzkugeln“ für Homologa der Hautdrüsen, vergleicht die contractilen Parenchymzellen den dorso ventralen Muskelfasern und fasst die grünlichen Knollen als Zoochlorellen auf. Das wären ja einige U eberein Stimmungen , die allerdings nicht unwichtig sind, doch das Fehlen eines Nervensystems und der Genitalorgane bleibt doch noch ein tiefgreifender Unterschied. Die acoelen Turbellarien sind auch von ziemlich einfachem Bau; von Graff hält ihre Organisition für primitiver als die von Polycladen und sieht den Trichoplax als niedrigsten Repräsentanten derselben an, welcher direct zu den Gasträaden hinführe. Es lässt sich aber doch mancher Grund da- gegen anführen, das verschwommene Nervensystem, der Drüsenapparat und namentlich das eigen thümliche Körperparenchym erscheinen mir durch- aus nicht als Zeichen primitiver Organisation. Man braucht meiner Ansicht nach zwar die heutigen Polycladen nicht als Stammeltern der Acoelen an- zusehen, jedoch halte ich das umgekehrte Yerhältniss für noch unwahr- scheinlicher; man wird hier, wie es auch sonst meist das einzige Mögliche ist, sich einfach vorstellen dürfen, dass die Stammformen ausgestorben sind, und dass der eine Zweig in dieser, der andere in jener Hinsicht die ursprünglicheren Yerhältnisse bewahrt hat. Die Acoelie kann ich nur als Degenerationserscheinung ansehen und glaube, dass die Zoochlorellen nicht unwichtig sind für die Auffassung dieser Eigentümlichkeit, dieselben dienen den Thieren direct oder indirect zur Ernährung, und manche der Acoelen nehmen daher gar keine andere Nahrung auf; es ist ein ähnliches Yerhältniss wie bei den Flechten. Wie hier der Pilz, so ist dort der Wurm gewisser- massen als Parasit der Algen anzusehen, und die Ernährungsorgane konnten sich wie bei den vorher genannten echten Parasiten rückbilden. Auch Trichoplax lebt, wie es scheint, völlig auf Kosten der Zoochlorellen. Yon all diesen Formen scheint es mir kaum möglich , sie an die Wurzel des ganzen Stammes der Metazoen zu stellen. Weit eher würde das von zwei anderen Thieren anzunehmen sein, die Haeckel neben den Dicyemiden als Gasträaden bezeichnet hat, es sind unter den Cölenteraten die einfachsten Polypen und Schwämme, Hydra und Ascon. Wenn diese Formen wirklich als primitiver angesehen werden dürfen, als ihre Ver- wandten, so fragt es sich noch, ob sie in der Stammesgeschichte anderer Thiere eine Rolle gespielt haben. Yon den Schwämmen kann das wohl Niemand behaupten, ihre Organisation ist so ganz eigenartig, ihre festsitzende Lebensweise mit der dadurch bedingten Ausbildung complicirter Skelettheile und die Art der Nahrungsaufnahme ist so ganz anders als bei anderen Thieren, dass sie als deren Stammeltern sicher nicht angesehen werden dürfen. Yon Hydra dagegen ist das sehr vielfach angenommen, ich will indessen vorläufig nur auf den Mangel von flimmernden, beweglichen Larven, auf ihre festsitzende Lebensweise und den Aufenthalt im süssen Wasser 56 hinweisen als Merkmale, die es nicht unwahrscheinlich machen, dass hier secundäre Erscheinungen vorliegen. Endlich wende ich mich zum dritten Typus im Kreise der Cölenteraten, den Ctenophoren. Was in dieser Gruppe von allergrösstem Werth ist, das ist die Thatsache, dass die höheren Formen unter ihnen Jugendstadien durchmachen, die vollkommen den Cydippiden, der niedersten Gruppe, ähnlich sind, ja diese Larven können nach Chun sogar geschlechtsreif sein. Es sind also die „Lobaten“, hei denen solche „Dissogonie“ vorkommt, zwei- mal geschlechtsreif, einmal im Cydippidenstadium, das andere Mal als fertige Thiere. Hierdurch ist in unzweideutigster Weise die hohe Ent- wicklungsfähigkeit der Cydippiden erwiesen. Von ihnen wäre festzustellen, ob sie sich aus anderen Metazoen, etwa festsitzenden Thieren ähnlich der Hydra entwickelt haben. Ihre Ontogenie weist klar nach, dass das nicht der Fall ist, sie entwickeln sich ganz direct und verlassen den Eltern ähnlich die Eihüllen. Daher wird jetzt auch mehr und mehr angenommen, dass sie einen eigenen Stamm der Cölenteraten bilden. Sehr wichtig ist die Thatsache, dass manche Flimmerlarven sowohl von Cölenteraten wie von Bilateralthieren mit Cydippiden weitgehende Aehnlichkeiten zeigen. So sind bei Larven von Anthozoen die Cilien in mehreren Meridianen stärker, am aboralen Pol steht ein Schopf längerer Cilien und oft bilden sich zwei Tentakel früher als die anderen aus, sodass diese Larven wie sehr einfache Kippenquallen aussehen. Auch die er- wachsenen Anthozoen zeigen eine Reihe Aehnlichkeiten mit den Ctenophoren, sodass man jene unter den Cnidariern als nächste Verwandte der letzteren ansehen darf (Chun). Daraus folgt, dass die Anthozoen die primitivsten Cnidarier sein dürften, während Hydra rückgebildet ist. Ich will auf die Zwischenstadien nicht näher eingehen, sondern nur hervorheben, dass die Septen wohl hauptsächlich als Träger der Keimstoffe Bedeutung haben und dass sie daher bei den Hydroidpolypen sich rückbilden konnten, weil in ihren Stöcken sich besondere Geschlechtstbiere, die Medusen, ausbildeten. Weiter werden diese schwimmenden Thiere nicht mehr ausgebildet, be- sonders beim Uebergang in süsses Wasser (Cordylophora) , sondern sie bleiben als Geschlechtsknospen am Stock sitzen. Weitere Vereinfachung des Stockes führt schliesslich zur Hydra hin, die als höchst abgemagertes und überhaupt degenerirtes Geschöpf schwerlich so entwickelungsfähig ist, wie man es ihr zugetraut hat. Mit den Schwämmen kann es sich möglicher Weise ähnlich verhalten; es sei nur erwähnt, dass manche etwas complicirtere Formen weit mehr Aehnlichkeit mit Ctenophoren zeigen, als der erwähnte Ascon^ so nament- lich ein Kieselschwamm Tetilla radlata\ hier ist am oberen Ende ein trichterförmiger Hohlraum vorhanden, von dem 4 weite Kanäle entspringen, die sich weiterhin gabeln, also genau wie die Gefässe von Ctenophoren. Ueber die Frage, ob solche Verhältnisse nicht vielmehr als die primitivsten anzusehen sind, scheinen mir die Acten noch keineswegs abgeschlossen, wenn es auch am bequemsten sein mag, dieser Frage aus dem Wege zu gehen und das Einfachste für das Primitivste zu nehmen. Endlich ist die Frage am wichtigsten von allen, ob auch die Bilateral- thiere aus Ctenophoren hervorgegangen sein können. Das ist in der That der Fall. Es hat hauptsächlich A. Lang das Verdienst, auf die Beziehungen der Polycladen zu Ctenophoren hingewiesen zu haben, und neuerdings hl hat sich auch Hatschek angeschlossen. Sowohl die Entwickelungsgeschichte wie die vergleichende Anatomie stimmen damit aufs Beste überein; die „Müller’sche Larve“ kann als eine getreue Wiederholung des phyletischen Ctenophoren Stadiums ( Charistephane) angesehen werden. Den Organismus der polycladen Turbellarien kann man mit Haeckel den Cölenteraten zu- rechnen, da die Gefässe nach demselben Typus wie bei diesen gebaut sind. Durch die Annahme kriechender Lebensweise sind zwar manche Umwandlungen bedingt, doch kann fast jedes Organ ohne Schwierigkeit aus dem entsprechenden von Ctenophoren abgeleitet werden, einige, wie die Ausführungsgänge der Keimdrüsen und die Wassergefässe, sind neu- gebildet; dass diese aus Theilen des Gastrovasculärsystems entstanden sind (Hatschek), halte ich nicht für wahrscheinlich. Wenn wir in dieser Weise die übrigen Thiere von den niederen Ctenophoren herleiten können, so wäre noch zu berücksichtigen, ob und wie diese aus Flagellaten-Colonieen hervorgegangen sein mögen. Ich bin überzeugt, dass das ganz gut anzunehmen ist, und zwar etwa in der Weise, dass eine volvoxartige Colonie reichlich ernährt wurde und in Folge dessen zahlreiche Zellen amöboid wurden und ins Innere krochen, die sich nach und nach in unregelmässiger Weise um einen inneren Hohlraum wahrscheinlich mit mehreren Oeffn ungen gruppirten. Es wird sich allmählich eine Polarität ausgebildet haben, was bei runden und freischwimmenden Thieren schon durch die geringste Störung des Gleichgewichtes erreicht wurde. Eine, wahrscheinlich die grösste Oeffn ung wurde zur Aufnahme von Nahrung verwendet, und nach und nach bildete sich am Gegenpol, der wohl bei der Fortbewegung voranging, ein sensibles Centrum aus. Nehmen Avir nun an, dass sich im Lauf der Zeit der innere Raum regel- mässiger gestaltete, was für die fernere Erhaltung des Gleichgewichtes und die Beweglichkeit von Nutzen sein musste, und dass an den Ausbuchtungen dieses Raumes die Geisselzellen sowie die Keimzellen besser ernährt und daher grösser wurden, so kommen wir den niederen Ctenophoren schon ziemlich nahe. Erklärlicher Weise waren die Uebergangsformen einerseits sehr entwickelungsfähig, andererseits weiterer Umbildungen so bedürftig, dass zwischen Flagellaten-Colonieen und den niedersten heute lebenden Metazoen ein recht bedeutender Unterschied vorhanden ist, der durch keine lebende Form ausgefüllt wird. Dass aber keine andere geschlechts- reife Thierform unter den heutigen Metazoen dem Urmetazoon näher steht, als die Cydippiden, das scheint mir aus einer Zusammenfassung der That- sachen klar hervorzugehen. Dass die ersten Metazoen nicht so kümmerliche Wesen wie die Hydra waren, halte ich für nothwendig anzunehmen, wo sollten sie die Kraft hergenommen haben, ihre Mitwesen im Kampf ums Dasein zu überwinden. Ein Mesoderm wird von vornherein gut ausgebildet gewesen sein, das aus solchen amöboiden Zellen entstanden ist, wie sie auch das Epithel der Gastralhöhle darstellen, freilich durfte der Körper, so lange er die pelagische Lebensweise beibehielt, nicht zu schwer werden. Wenn wir denn die niederen Ctenophoren als diejenigen Metazoen ansehen dürfen, welche am meisten eine primitive Organisation beibehalten haben, so wird es uns klar werden, dass nicht immer einfache Organisation ein Beweis für ursprüngliche Zustände ist, die Stammesentwickelung geht vielmehr oft von complicirteren zu einfacheren Formen. 58 IX. Bohrversuclie fiir eine neue Wasserwerksanlage auf Tolkewitzer Flur bei Dresden. Von H. B. Geinitz. Wie aus dem ersten Berichte des Baurath Salb ach darüber vom 8. November an den Rath der Kgl. Haupt- und Residenzstadt Dresden zu ersehen ist, sind auf dem durch einen beigefügten Situationsplan näher ersichtlichen Areal 35 Bohrungen ausgeführt worden, welche die Boden- schichten bis zu der in einer Tiefe von 15 bis 16 m lagernden undurch- lässigen Grundschicht des PI än er m erg eis (sogen, blauen Letten) auf- geschlossen haben. Durchschnittlich wurde auf dem Hauptterrain an der Tagesoberfläche unter Wiesen- und Ackerboden von 0,5 m Stärke eine Lehmdecke gefunden, welche an einzelnen Stellen eine Mächtigkeit von über 2 m besitzt, während dieselbe an tieferen Stellen, zum Theil abge- hoben, noch eine Stärke von 0,6 m hat. Unter dieser Lehmdecke folgt, mehrere Meter mächtig, lehmiger, undurchlässiger Sand, dann reiner lehm- freier Sand, in zunehmender Tiefe mit Kies vermischt , dann gröberer Kies mit grossen Steinen (wie Basalt und Gneiss oder Granit) bis zu der zwischen 15 und 16 m liegenden Grundschicht des Plänermergels (oder sogen, blauen Letten). Diese undurchlässigen Grundschichten des Pläner- mergels, welche ihre Zugehörigkeit zu dem turonen Mittelpläner keinen Augenblick verkennen lassen, zeigen nach den genaueren Profilen des Bau- rath Salb ach eine schwache Neigung in der Richtung des Elbthaies und scheinen sich noch unter dem Elbstrome hin weiter fortzusetzen. Darauf lagern, wie schon gezeigt, die wasserführenden Kies- und Sandschichten, deren grosser Reichthum an vorzüglichem Wasser sowohl bei den Bohrungen selbst, als auch am 16. November aus dem grösseren ziemlich fertig gestellten Versuchsbrunnen überzeugend hervortrat. Das auf dem Terrain dieser zweiten grossen Wasseranlage gewonnene Wasser hat sich nach der von der chemischen Centralstelle für öffentliche Gesundheitspflege (Dr. H. El eck) und von Dr. Erwrin Kayser, vereidetem Chemiker und Sachverständigen bei den Kgl. Gerichts- und Verwaltungs- behörden Dresdens, ausgeführten chemischen Untersuchungen*) als völlig brauchbares, gutes Trink- und Nutzwasser herausgestellt, welches 6 — 7 sogen, deutsche Härtegrade besitzt. Dem sicheren praktischen Blicke des Baurath Sa Ibach aber ist es zu danken, dass für unser sich riesenhaft vergrösserndes Dresden ein neuer ergiebiger Zufluss von gutem Trinkwasser aufgeschlossen worden ist, ge- *) Vergl. Beilagen zu dem ersten Berichte S albach’s vom 8. Nov. 1892. &0S. it*& w Drssdsn, 1892. — Abh. 9. 59 rade hier auf den Fluren von Tolkewitz , wo derselbe niemals versiegen wird, so lange überhaupt noch atmosphärische Feuchtigkeit in den Boden eindringt und von den im Süden und Südosten von Dresden sich hin- ziehenden Höhen aus auf den Schichten des nach dem Elbthal einfallen- den Plänermergels als Grundwasser herabläuft. Dass diese Senkung der Schichten auf der linken Elbseite im Zusammenhang steht mit der ganz bedeutenden Aufrichtung der Granit- und anderen Gesteinsmassen auf der rechten Elbseite, ist unzweifelhaft. Von der Grösse dieser Niederkenkung der Schichten, jener seit lange bekannten und auch von Herrn von Dechen*) beschriebenen Hauptverwerfung , die sich in unserem Elbthale in der Richtung der Grenzlinie von NW nach SO eine bedeutende Geltung ver- schafft hat, gewinnt man eine Vorstellung durch folgende Thatsachen. Die Fortsetzung des sogen, unteren cenomanen Quadersandsteines an der goldenen Höhe u. s. w. im Süden von Dresden ist nicht nur bei den Tiefbohrungen in den artesischen Brunnen Dresdens unter einer sehr mächtigen Plänerdecke nachgewiesen worden, sondern es erscheint dieser cenomane Quadersandstein auch auf der rechten Seite der Elbe wieder in der bedeutenden Höhe bei dem Dorfe Weissig, was einer Niveauveränderung von mehreren hundert Metern entspricht. Bei derartigen geologischen Verhältnissen aber ist auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die Gewässer, welche man jetzt auf dem rechten Elbufer in dem ersten ergiebigen Wasserwerke Dresdens aus den Elb- Kieslagern bezieht, einen gleichen oder ähnlichen Ursprung von den be- nachbarten Höhen auf dem linken Elbufer haben, wie jene von Tolkewitz, während man gewöhnt ist, den Zufluss der Grundwässer auf der rechten Seite der Elbe auch von der letzteren Seite aus anzunehmen. Die Ent- scheidung dieser Frage hängt indess noch von weiteren Beobachtungen und Aufschlüssen ab. — Schliesslich ist noch hervorzuheben, dass die in allen Bohrlöchern bei Tolkewitz Vorgefundenen Schichten von Lehm und lehmigem Sand das Eindringen des Oberwassers in die darunter liegenden das Grundwasser führenden Schichten verhindern, so dass sie für letztere einen sicheren Schutz bei Ueberfluthung durch Hochwasser des Elbstromes gewähren. > *) Vgl. Sitzungsberichte d. niederrhein. Ges. f. Natur- u. Heilkunde, 3. Jan. 1881, 60 X. Bemerkungen über den Quarz im Syenite des Plauen’schen Grundes. 'Von E. Zs eh au. Das hier Gegebene ist eine Ergänzung und auch Fortsetzung eines früheren Aufsatzes (Isis-Festschrift 1885, S. 49) und bezieht sich auf neuere Vorkommnisse, sowie auf solche, die früher nicht erwähnt wurden, weil etwas Bestimmtes nicht gesagt werden konnte. — Eine gangartige Kluftausfüllung des Syenits, im letzten Bruche an der Strasse vor Potschappel (1892), etwa 1 m lang und noch weniger tief und 3 — 15 cm mächtig, der begrenzende Syenit stark zersetzt, bestand zum grössten Theile aus einer ziemlich grossblättrigen Masse von heller Farbe. Die Blattflächen meist gleichlaufend mit der äusseren Begrenzung, aber auch, besonders in den engeren Theilen, in steiler Stellung zu der- selben, so dass vollständige Gangstücke nur von den schmäleren Theilen durch Schlagen erhalten werden konnten. Die Flächen der Blätter zeigten oft eine feine Streifung mehr oder weniger deutlich und zwar nach 3 Richtungen, so dass wenigstens oft kleine Dreiecke deutlich zu erkennen waren. Aehnliches war mir be- kannt von den basischen Flächen unserer Kalkspäthe, und ich nahm des- wegen an, dass die Masse nur aus übereinander gelagerten basischen Kalkspäthen bestehe. Der Querbruch zeigte auch die glänzenden Spaltungs- streifen des Kalkspaths, aber zwischen denselben feinkörnige Streifen von grosser Härte. Weitere Aufklärung wurde erlangt, wenn das Mineral mit Salzsäure behandelt war. Es ergab sich, dass der Kalkspath in verhältnissmässig geringer Menge vorhanden war und nur in Gestalt dünner Blätter, die meist in einer Richtung liegen. Es kommt ja vor, dass die Blätter sich kreuzen und in anderen beliebigen Richtungen liegen. Die Blätter des Kalkspaths sind eben oder schwach gebogen und überträgt sich dies auch auf das zwischengelagerte Mineral, den Quarz. Einmal wurde beobachtet, dass die Blätterkrümmung in sich selbst zurücklief, so dass eine Art Linsengebilde erschien. Der Kalkspath ist immer weiss, der Quarz in dünnen Blättern weiss, der Glanz beider etwas perlmutterartig vor und nach Behandlung mit Salzsäure. In grösseren dichten Partien erscheint der Quarz grau, und da, wo dieselben an den Kalkspath grenzen, zuweilen bräunlich. .Nach Wegnahme des Kalkspaths zeigen die Quarzplatten, besonders die dichten bräunlichen, dieselbe Dreieckzeichnung wie der Kalkspath. An den Kanten stärkerer Blätter sind die Quarze zuweilen gut aus* 1 &ts. Isis in Dresden, 1892. — ■ Abh. 10. 61 krystallisirt. Auch an den Kanten dünnerer Blätter bemerkt man Krystalle, aber dieselben erscheinen wie flach gedrückt. Aus Allem mag wohl hervorgehen, dass der (basische) Kalkspath das Formbestimmende für das Ganze gewesen ist. Das Vorkommen schliesst sich darnach an das früher erwähnte (1885, Festschr.) an, von dem ge- sagt wurde, dass der Kalkspath Einkerbungen und gleichsam Zusammen- drückungen der Quarzkry stalle bewirkt habe. Mikroskopische Untersuchungen können möglicherweise noch weiteres ergeben, denn es scheinen in den dünnen freigemachten Quarzblättern noch andere Dinge vorhanden zu sein. Schon mit der Lupe oder mit schwachem Mikroskope konnten rhomboidal gestaltete Kry Ställchen und andere nadelartige, sternförmig gruppirte beobachtet werden, wenn auch nur in wenigen der betrachteten Blätter. Hoffentlich bringen Dünnschliff- beobachtungen noch weitere erfreuende Aufklärung über die mineral- bildende Thätigkeit des chemisch - physikalischen Laboratoriums unseres Syenits. Hinreichendes Material ist vorhanden. Als seltener Begleiter der Kalkspath-Quarzmasse, an der Grenze der- selben, mag noch erwähnt werden: Ein graugrünes feinkörniges Mineral, welches durch Salzsäure theil- weise zersetzbar war. Die Analyse ergab, nach Aufschlüssen mit Soda: Kieselsäure = 81,57 °/o Eisenoxyd = 2,73 „ (dürfte meist Oxydul sein) Thonerde = 8,76 „ Kalkerde = 0,45 „ Magnesia = 3,19 „ Wasser = 2,74 „ 99,44 °/o. Die fragliche Substanz dürfte demnach nichts anderes sein als ein Gemenge von Quarz, wahrscheinlich kleine Krystalle (ritzt Feldspath), und einer grünerdeartigen Masse, die als Abkömmling einer thonerdehaltigen Hornblende zu betrachten sein könnte. Aehnlich aussehende, selbst- ständig auftretende, meist nur mit Kalkspath und etwa auch Syenitbrocken vergesellschaftete KJ uftausfüllungen wurden am selben Orte wiederholt beobachtet. Durch das Vorkommen der blättrigen Kalkspath-Quarzmasse ist viel- leicht auch eine Art Schlüssel für eine schon viel früher (1883) be- obachtete Erscheinung gegeben: Enge Klüfte und kleine Hohlräume, auch in ganz gesundem Syenite sind zuweilen mit einem derben unscheinbaren Kalkspathe vollständig ausgefüllt , sie werden wenig oder garnicht beachtet, denn der Kalkspath hat für gewöhnlich keinen Werth, wenn er nicht etwa durch auffallende Gestaltung sich auszeichnet. Für unseren Syenit ist aber die Sache von einiger Bedeutung, denn nach Wegnahme des Kalkspaths mit einer Säure kommen zuweilen die eigentlichen Syenitmineralien zum Vorscheine, wenn auch nur meist höchst bescheiden in Grösse und Schönheit der Gestalt, sie bilden gleichsam Ausblühungen auf dem Gesteine. Hier mögen nur genannt werden: Feldspath, Hornblende, Pistazit, Quarz, Chlorit und (sehr selten) Titanit. Eine solche Kluftdruse zeigte als bedeutendstes einen liegenden bräunlichen Quarzkrystall , etwa 8 mm lang. Eine der Säulenflächen 62 deutlich convex, die daneben befindliche concav, die bezeichnende Quer- streifung nicht vorhanden. Auch eine der Pyramiden flächen sehr schwach concav (nach P. Groth). Es kann wohl auch hier eine Beeinflussung des Quarzes durch krummblättrigen Kalkspath angenommen werden. Der deckende Kalkspath ist auch die Ursache , dass solche Kluft- drusen wohl erhalten geblieben sind. In dem letzten Bruche vor Potschappel wird der Abbau voraussicht- lich noch manches Beachtenswerthe zu Tage fördern. Für jetzt sei von daher noch Folgendes berichtet: Eine sich mehrere Meter lang erstreckende, nur einige Centimeter starke Kluftausfüllung bestand da, wo sie am vollkommensten ausgebildet war, an beiden Seiten aus krystallinischem stänglichen Quarze, die Axen senk- recht zu den Kluftflächen, die Mittelfüllung dagegen aus einem dunkel- graugrünen talkigen Minerale, sehr weich, Pulver hell grünlich grau. Die Analyse dieser weichen Masse ergab : Kieselsäure =41,11 % Thonerde = 9,39 „ Eisenoxydul = 24,23 „ Kalkerde = 3,89 „ Magnesia = 9,60 „ Natron = 0,25 „ Wasser =10,23,, 98,70 V Man hat es hier also wohl mit einem grünerdeartigen Produkte der Zersetzung der Hornblende zu thun. Das Mineral war durch Salzsäure vollständig aufschliessbar. Durch Oxydation des Oxyduls ist das Mineral stellenweise schmutzigroth geworden. Auch der Quarz wird ein Erzeugniss der Syenitzersetzung sein. In Bezug auf Gangbildungen ist der Bruch oberhalb der Garnison- mühle, am linken Ufer unmittelbar an der Strasse gelegen, wohl von her- vorragender Bedeutung. Mehrere bedeutende Zerreissungen oder Absonder- ungen des Gesteins, die im Allgemeinen recht winkelig zur Thalrichtung gehen, haben Gelegenheit zu Gangausfüllungen gegeben, die auf lange Strecken sich verfolgen lassen. Durch die Ganggebilde ist dem Wasser u. s. w. viele Gelegenheit geboten, auf das Gestein einzuwirken, und ist dasselbe daher auch, besonders an den Ganggrenzen, meist stark verändert. Yor Allem die Hornblende ist stark zersetzt, und die Farbe des Gesteins geht aus dem röthlichen oder röthlich violetten in ein fahles Graugrün über. Andere Färbungen, z. B. ein übles Braunroth, fehlen nicht. Die Wände der Gänge mit grünlichen und bräunlichen thonigen Zersetzungsprodukten (Grünerde!) bekleidet. — Einer der Gänge bat Anlass zu einem ziemlich weit getriebenen Yersuchsbaue gegeben. Es ist wohl kaum zu ermitteln, wann dies geschehen.*) — h-, I . ä ; ! ■ i ' ■ . *) Bergmännische Versuchsbaue sind an mehreren Stellen des Grundes gemacht worden, z. B. hinter dem Felsenkeller, überall da wo das Gestein anders geartet war und etwas an einen Gang erinnerte. Ich entsinne mich wohl in einem Notizhefte meines Grossvaters, eines alten fleissigen Dorfschulmeisters im Leipziger Kreise vor 50 Jahren gelesen zu haben: So du in dem Plauen’ sehen Grunde von da und da aus- , gehest, findest du einen Baum (oder anderes Merkmal), von dem wende dich gegen Mittag etwa 100 Schritte weit, so findest du einen Gang mit köstlichem Talk, in dem i t 63 Die die Gänge ausfallenden Mineralstoffe sind Quarze und Carbonspäthe, auch anderes kommt dazu, wie gelegentlich erwähnt werden soll. Die gegenwärtige Betrachtung gilt einem Gange, der durch die Bruch- arbeiten (1892) zerstört, oder wenigstens der Beobachtung entzogen ist. Der Gang hatte eine wechselnde Mächtigkeit bis zu 20 — 25 cm. Die Gangmasse bestand an den Seiten aus einem späthigen leberfarbenen oder auch fleischrothen Calcite, etwa 1 — 3 cm stark. Die Mittelfüllung war ein graues feinkörniges Gestein mit spärlich eingestreuten gänzlich zer- setzten Syenitbrocken. Nach der Farbe konnte man den begrenzenden Spath für einen Eisenspath halten, es ist aber nur Ealkspath; derselbe zeigte sich, wenn auch selten, mit (rauh) ausgebildeten Ery stallflächen in die graue Mittelmasse einragend, also seine frühere Entstehung gegen die Mittel- füllung beweisend. Der Ealkspath wurde in schwacher Salzsäure gelöst, es blieb ein etwas faseriger bräunlicher Rückstand, der sich als ein Eisenoxydhydrat auswies. Mikroskopisch zu beobachten war mir nicht vergönnt, so wurde nur der Wassergehalt bestimmt, derselbe betrug 9,23 — 9,48%. Der rothe Eisenoxydrückstand war etwas manganhaltig. Nach dem Wassergehalte zu schliessen wäre also der begrenzende leberfarbene Ealkspath durch Göthit gefärbt. Die graukörnige Hauptgangmasse hatte Y. G. = 2,64; sie gab einen Glühverlust = 0,65 %. Im Diamantmörser zerfällt sie alsbald zu ziemlich feinem Pulver. Härte über 6. Die Analyse ergab: Eieselsäure = 95,64 % Thonerde = 3,31 „ Ealkerde = 0,23 „ Wasser = 0,65 „ 99^3%7 Demnach wäre die graue Gangmasse wesentlich ein Quarz , wahr- scheinlich ein Aggregat kleiner Erystalle, beigemengt zersetzte Silicate des Syenits, von welchem kleinere und grössere Brocken in den Gangraum gefallen und durch den Quarz umhüllt worden sind. Dass die Masse nicht dicht krystallinisch erscheint, könnte wohl dadurch erklärt werden, dass während des Absetzeus des Quarzes zu wenig Ruhe geherrscht, und ein dichteres und geordneteres Zusammenschliessen der kleinen Erystalle verhindert wurde. Die hereinbröckelnden Syenitstückchen könnten wohl die bedingende Ursache gewesen sein. In dem porösen Quarze konnte die Zersetzung des Syenits leicht erfolgen. Auch an anderen Orten des Plauen’schen Grundes, so im letzten Bruche vor Potschappel , in mehreren Brüchen unterhalb Döltzschen; beim Forst- hause, ja vielleicht an allen Stellen, wo das Gefüge des Syenits weniger grossmassig ist, können ähnliche quarzreiche Eluftausfüllungen beobachtet werden , welche die Zeichen weniger ruhigen Ausbildens an sich tragen, und deshalb den Quarz als ungeordnete Theile enthalten. — Die Farbe sind Granaten, die lassen sich fletzen (breitschlagen?) u. s. w. — Der Enkel hat die Plauen’sche Erbschaft unbewusst angetreten und den Grund durchstöbert wie kaum ein anderer Mensch, aber die Köstlichkeit blieb versagt ; das einzig „fletzige4 war ge- diegen Kupfer, das die alten Wühler schwerlich gefunden haben, denn es tritt nur auf in höchst unbedeutenden Nestern im frischen Gesteine. 64 dieser Dinge kann eine äusserst verschiedene sein, je nach der Menge der mechanisch und chemisch zugeführten Umwandlungsprodukte des Syenits. Yorwaltend sind düstere graue, unrein grüne, rothe und braune Farben. Selten sind in diesen Kluftgebilden wohl ausgeprägte Mineralien anzutreffen, nur wenn vielleicht nach Absatz der Hauptmasse durch Verschieben, Aus- trocknen, Auswaschen u. s. w. neue Hohlräume entstanden, können wohl kleine Quarzdrusen, Carbonatkrystalle u. s. w. möglich geworden sein. Einige Male wurde beobachtet, dass die Gangmasse mit feinfaserigen Ara- gonitschnüren durchzogen war, ein schichtenweises ruhiges Absetzen der Gangmasse andeutend. Wesentlich verschieden von den vorerwähnten Vorkommnissen sind diejenigen gangartigen Quarzgebilde, die alsbald kry stallinischen Bau erkennen lassen. Diese letzteren sind mehr zu Hause in einem nur wenig oder gar nicht zersetzten Syenite, und der Quarz ist fast immer be- gleitet von Epidot. — Der Epidot durchzieht manche der Syeuitmassen in zahlreichen, meist sehr dünnen Schnüren; werden diese Bänder breiter, so tritt als Mittelglied Quarz hinzu, immer aber wird der Pistazit als das ältere anzusehen sein. Man könnte versucht sein, diese Gebilde als zum Syenit gehörig zu betrachten, sie als Ausscheidungen desselben anzusehen. Primäre Nebengebilde. DiePistazitbänder zeigen auf den Ablösungsflächen zuweilen hübsche und deutliche Gleitstreifen (Rutschflächen). Dies ist besonders da zu beobachten, wo das Gestein gleichsam aus keilartigen Stücken zusammengesetzt ist, also mehrfache Bewegungsrichtungen gestattet; leider aber hindert dieser Zustand handliche Belegstücke zu erhalten. Die Epidotmasse ist meist sehr zersetzt und hellfarbig. Die Quarzbänder scheinen durch die Gleit- bewegungen nicht verändert; sie sind entweder durch den Epidot geschützt gewesen, oder aber es hat während und nach der Quarzbildung mehr Ruhe in der Gebirgsmasse geherrscht. Wenn hier und auch anderwärts keine besondere Örtlichkeit für das Berichtete angegeben wird, so ist der Grund dafür: dass die meisten der eigentümlichen Vorkommnisse durch den Bruchbetrieb bald zerstört werden. Es ist aber immer Hoffnung vorhanden, dass neue, den früheren ähnliche Dinge zum Vorschein kommen, um abgegebenes Urtheil daran zü prüfen: Schon in früheren Betrachtungen über den Quarz des Syenits (Festschr., 1885, S. 50) wurde das gangartige Auftreten des Minerals erwähnt, und mag noch kurz Folgendes zugefügt werden: In dem ersten Bruche unter- halb Döltzschen (nördlichster) wurde (1886) ein Quarzgang, oder vielmehr eine Gruppe schmaler paralleler Schnüre und Bänder von Pistazit und Quarz beobachtet, in Gesammtheit nur etwa 10 cm mächtig, zwischen denen Syenitbänder vorhanden sind. Der Syenit ist durch parallele Klüfte getrennt, die schmälsten sind nur mit Pistazit, die breiteren durch Quarz mit Pistazitrand erfüllt worden. In dem Quarze finden sich auch Syenit- trümmer, dieselben sind aber immer durch Pistazit umrandet. Der Pista- zit ist meist nicht scharf ausgeprägt, er erscheint gewöhnlich nur als grünliche Färbung des Quarzes. Die Syenitbänder sind auch zuweilen quer durchbrochen, so dass der Quarz zweier Bänder zusammenhängt. Als unwesentlicher Nebengemengtheil tritt in dem Quarze Kalkspath auf. 65 Während in dem letzterwähnten Vorkommen eine Quarzgangbildung gleichsam als eine ganz vollendete erscheint, giebt es auch andere, in denen die Hohlräume des Gesteins durch den Quarz nur oberflächlich überkleidet, nnd die zahlreichen Svenittriimmer nur ebenso oberflächlich 1 V mit Quarz überrrindet und durch denselben an einander und an die Kluft- fläche angekittet sind, so dass das Ganze ein rauhes löcheriges Haufwerk ist. Der Quarz ist immer klein-krystallinisch, und von unreiner, vielleicht durch eingemengten Syenitstaub dunkel grauröthlicher Farbe. Die Quarz- rinden sind auf dem Bruche zuweilen wie hornsteinartig. Bemerkenswerth bleibt hierbei, dass epidotische Masse fehlt. Dieses unfertige, jedenfalls neuere Syenittrümmergestein wurde besonders in dem oberen Bruche hinter der Garnisonmühle gesehen. Am letztgenannten Orte wurden, in engen Klüften ohne Syenittrümmer, hornstein artige 1 — 2 cm starke graurothe oder braune Quarzrinden mit kleindrusiger gekerbter Oberfläche angetroffen. Die Kerbung anscheinend durch flache, auf der Kante stehende Schwerspathkrystalle hervorgerufen. Ein ganz ähnliches Gebilde wurde im oberen Bruche beim Forsthause ge- funden. So noch hier und da wird man Aehnliches finden können, und die Eindrücke werden sich nicht nur auf Schwerspath, sondern mitunter auch auf Kalkspath zurückführen lassen. — Es ist schade, dass dieser neue Quarz sich zum grössten Theile vor dem Verschwinden der Späthe absetzte und gestaltete, denn wäre die Fortführung der Späthe mit der Quarzbildung gleichzeitig erfolgt , so würde wohl die Entstehung hübscher wirklicher Pseudomorphosen möglich gewesen sein. Alle die bis jetzt erwähnten Vorkommnisse des Quarzes sind vielleicht nur bemerkenswerth durch ihr Verhältniss zum Hauptgesteine oder zu den Begleitmineralien, äusserlich Angenehmes bieten sie nicht. Ganz leer ist aber das Schönheitsgefühl in Bezug auf den Quarz auch in den letzten Jahren nicht ausgegangen. In dem unteren Bruche hinter der Garnisonmüble wurde vor einigen Jahren eine bedeutende, wie stockförmige Abänderung des Syenits bloss- gelegt, die im Gefüge und in der Zusammensetzung wesentlich von dem gewöhnlichen Gesteine abweicht, aber doch mit demselben innig verwachsen ist. Das Gefüge der Varietät ist granitisch körnig, keine Spur von gleich- gerichteten Feldspathkrystallen, die unseren Syenit so sehr auszeichnen. Der Feldspath tritt sehr zurück, die Hornblende herrscht vor, zu welcher sich wohl auch Augit! gesellt. Ja dieses dunkle Hornblendegestein wird weiterhin gar zu einem Epidotsyenite, der fast nur aus schwarzer Horn- blende als Hauptmasse und hübsch grünen körnigen Epidotpartien besteht. In dem körnigen Hornblendegesteine wurden verhältnissmässig oft Zeolith- ausscheidungen angetroffen , die basische Natur desselben gleichsam be- scheinigend. In dem Gesteine konnte makroskopisch kein Quarz bemerkt werden. Der Quarz wurde nur angetroffen an den Grenzen oder in Klüften, und nur da, wo das Gestein nicht mehr frisch war. Auch ist der Quarz stets begleitet von Kalkspath, zu dem zuweilen auch Schwerspath sich gesellt. Alles deutet darauf hin, dass der Quarz nur ein Zersetzungsprodukt sein kann. Auf dem Syenite zunächst sitzt Kalkspath, älteste Gestalt Skalenoeder, seltener Schwerspath. Auf dem Kalkspathe kleine Botheisensteinkugeln, 4 66 mitunter wohl auch sehr kleine Eisenglanzblättchen. Der Schwerspath trägt nichts von dem Eisenminerale; dann folgt der Quarz. An den Be- rührungsstellen mit den Späthen ist der Quarz wie abgeschnitten, höchstens in den Kalkspath tritt er noch in Spuren, als zusammengedrückte Gestalt ein, zum Zeichen, dass die Bildung des Quarzes begann, ehe die des Kalk- spaths beendet war. Der Quarz bildet hübsche, wenn auch nur kleine Doppelpyramiden, meist nur einseitig vollkommen gestaltet. Die Säule ganz kurz oder fehlend. Das Angenehmste dieses Quarzes ist die schöne dunkelbraune, schwarz- erscheinende Farbe; hellere braune oder violette amethystartige, meist un- vollkommenere Kry stalle sind seltener. Die dunklen Quarze sind zuweilen noch ausgezeichnet durch eingewachsenen strahligen Göthit, dessen Nadeln mitunter auch aus den Quarzkrystallen heraustreten. Auf dem Quarze sitzt wieder ein Kalkspath. Dieser letztere hat den Quarz nicht gestört, denn nach Wegnahme mittelst Säure, anders sind die Quarze nicht gut frei zu erhalten, zeigen sie sich mit reinen Flächen, während der ältere Kalkspath deutliche Eindrücke zurücklässt. Ebenso wie der ältere Kalk- spath verhält sich der Schwerspath zum Quarze. — Zu bemerken ist noch, dass der schwarz erscheinende Quarz schon durch schwaches Glühen voll- ständig farblos oder weiss wird. Ein etwas ähnliches Vorkommen wie das letzterwähnte, fand sich in dem Bruche oberhalb der Garnisonmühle am linken Ufer. Die Quarzkrystalle mit mehr ausgebildeter Säule und bedeckt mit gelbem Dolomit. Der unter- sitzende Kalkspath säulig mit flachem Rhomboeder, zuweilen zeitig er- scheinend, dolomitisirt. Auch hier zwischen Kalkspath und Quarz eine dünne Rotheisenerzlage. Nette kleine ganz farblose Quarze auf Dolomit wurden im vorerwähnten Bruche, und noch häufiger im oberen Bruche beim Forsthause im Trümmer- syenite gefunden. Chalzedon. Dieser Quarz ist bis jetzt nur sehr selten beobachtet worden. Er fand sich als sehr dünner, aus zwei getrennten Schichten be- stehender Ueberzug auf einer Kalkspathdruse des Trümmersyenits im oberen Bruche beim Forsthause. Die untere Lage besteht wie aus aneinander gestellten unregelmässigen Blättchen, die obere ist gleichmässig. Farbe weiss, milchig. Am gleichen Fundorte wurde der auf Kalkspath aufsitzende Chalzedon als ungefähr 1 mm dicke Lage, bedeckt mit kleinen farblosen Qu arzkrv stallen an getroffen . 67 XI. Aquila rapax (Temm.) von Astrachan, nebst Bemerkungen über verwandte Formen, besonders Aquila boeki Hom. Von A. B. Meyer. Seebohm hat den lohfarbigen Adler, Aquila rapax , von Astrachan aus Henke’s Sammlung aufgeführt1), da aber sonst nirgend Russland als Verbreitungsgebiet der Art genannt und den russischen Ornithologen nach Pleske’s mündlicher Mittheilung ein russisches Vorkommen unbekannt ist2), so war eine Prüfung der Seebohm ’schen Bestimmung angezeigt. Das in Frage kommende Exemplar (Nr. 11862. Mus. Dresd.), ein Weibchen, ist 1874 im Herbste bei Astrachan erlegt worden. „Hier kommt Aquila clanga Pall, häutig vor3); diese Art brütet an den niedrigen Ufer- rändern der Salzseen in der Steppe, wo sie etwa 1 m hoch über dem Salz- spiegel Reisernester von Steppenpflanzen auf baut; sie benutzt mit Vorliebe auch stehengebliebene Heuhaufen; man findet die Nester an den Ufer- rändern in Entfernung von einigen hundert Schritten von einander; sie nistet auch auf einzelstehenden Kirgisenlehmhütten, die die Bewohner im Sommer stets verlassen” (Henke’s mündliche Mittheilung). Da das Nisten einer anderen Art dort nicht bekannt ist, so war vorerst zu prüfen, ob nicht eine individuelle Abänderung von A. clanga vorliegen könne. Es sei die Beschreibung des seltenen Exemplares vorausgeschickt. Allgemeine Charakteristik: Kopf, Hals hellrostbräunlich (Ridg- way III, 13 Mars Brown4), Unterseite etwas heller (R. III, 20 Cinna- mon), Oberseite braun mit heller Zeichnung. 3) „Ibis” 1882, 206 (s. auch meine Anmerkung in Z. f. ges. Orn. 1884, 208). 2) Sarepta wurde 1. c. von Seebohm ebenfalls als Fundort angegeben, und zwar nach einer mündlichen Mittheilung Henke’s; dieser aber hält die Bezeichnung „Sarepta” durch Möschler (von dem in Sarepta ansässigen Rückbeil gesammelt) für unzuverlässig, da die betreffenden Exemplare meist aus der Kalmückensteppe stammen. 3) „Am häufigsten von allen Hügeladlern”. Menzbier („Ibis” 1884, 306) meint, die Art brüte auf den bewaldeten Inseln der Wolga bis 50° südlich und wahrscheinlich südlicher. Nach Henke brütet sie keinesfalls so weit südlich wie das Wolgadelta, sondern „nur östlich und westlich von der unteren Wolga in den Steppengebieten der Kirgisen und Kalmücken , wo sie an den zahllosen Zieselmäusen verschiedener Arten, wie auch an Erinaceus auritus, deren stachelige Haut man bei ihren Nestern findet, reichliche Nahrung haben. Im Wolgadelta findet man die Art nur auf dem Zuge, und zwar im Herbste massenhaft, im Frühjahr weniger”. Zu den „Hügeladlern” dieses Steppengebietes, die mit Vorliebe auf Hügeln nisten, rechnet Henke in erster Linie A. clanga und mogilnik (wie schon der Name: mogila= Grabhügel besage), ferner A. rapax , glitschi und chrysaetus und auch den Schlangenadler Circaetus gallicns , sowie den wilden Adlerbussard, Buteo ferox. 4) R. Ridgway: A Nomenclature of Colors for Naturalists, 1886. Oes. Isis in Dresden, 1892, Abk. 11. 4* 68 Maasse: Total etwa 660 mm Flügel 535 „ Schwanz 270 „ Schnabel 41 ,, Mundspalte 55 „ Schnabelhöhe 25 „ Tarsus 100 „ Mittelzehe 55 „ Kralle 28 „ Innenzehe 35 „ Kralle 33 „ Aussenzehe 35 „ Kralle 21 „ Hinterzehe 30 „ Kralle 32 ., (gerade, nicht über den Bug gemessen) (bis zur Befiederung) (in gerader Linie) (in gerader Linie) (in gerader Linie) (in gerader Linie). Einzelbesckreibung : Kopf, Nacken, Hals und ganze Unter- seite, Hosen, Tarsen hellrostfarben, vom Kopfe zum Hinterhals inten- siver. Kopf und Hinterhalsfedern mit dunklen Kielen und kleinen schwärz- lichen Spitzchen, Avelche letzteren nach dem Rücken zu mehr oder weniger verschwinden. Zügel und Superciliarstreif schwarz, aber sehr schmal. Ohrdecken ein wenig mehr ins Braune ziehend. Federn der Brust mit schwach angedeuteten bräunlichen Spitzen, Federn des Bauches mit dunk- leren breiten verwaschenen Mittelstreifen und schwarzen Kielen an diesen Stellen, darunter auch einzelne Federn mit isabellfarbener Endhälfte. Hie längsten hinteren Hosenfedern dunkel, hell gerandet, die kürzeren oben sehr rostfarben, Tarsenbefiederung distal allmählich heller werdend. Mantel und mittlere Flügeldeckfedern braun, breit hellockerfarben verwaschen gerandet. Scapularen dunkler braun, die kürzeren mit hell- ockerfarbenen Innenrändern; hierdurch entstehen auf der Oberseite 2 dunkle convergirende Streifen von der Schulter bis zu den Tertiärschwingen. Hie kleinen Flügeldecken variiren mit Ockergelb und Ro stroth. Schwingen schwarzbraun mit violettem Schimmer, die Secun daren und die grossen Flügeldecken mit hellen, z. Th. grau überlaufenen Spitzensäumen oder Flecken. Unterseite der Schwingen schwärzlich, die Primären an der Basis allmählich in Weiss übergehend, schwache Andeutung von Quer- bänderung hier und da vorhanden. Grosse Unterflügeldecken schwarz- grau mit weisser Basis, die übrigen wie die Oberseite. Axillaren röthlich braun, roströthlich gesäumt. Rücken hellrostfarben. Bürzel dunkelbraun, obere Schwanzdecken weisslich mit braunen Schaftstrichen. Schwanz oben schwarzgrau mit schwarzen Kielen und dunklen Kielstreifen, an den Spitzen mit hellen Säumen, unten graubräünlich mit schwach angedeuteter Querbänderung. Schnabel hellkornfarben mit schwarzem Spitzendrittel. Ausführlichere Beschreibungen von A. rapax liegen sonst wenig vor, Sharpe5) beschrieb kein Männchen; das obige Weibchen differirt mit Sharpe’s Beschreibung eines solchen6). Grosse Aehnlichkeit, wenn auch nicht volle Uebereinstimmung, zeigt der Yogel von Astrachan mit den Ab- 6) Cat. Brit. Mus. Birds I, 242, 1874. G) Ygl. auch A. Anderson in Proc. Zool. Soc. 1871, 687 ( naevioides Cuv.) 69 bilduugen von Temminck7) und Lilford8), wodurch die Bestimmung „ rapax ” schon ziemlich sicher gestellt wird. Eine so grosse Ueb er ein stim mun g auch mit vielen Charakteren von A. clanga vorliegt, was ja nicht zu verwundern ist, da die in Frage kommenden Formen doch nur als subspecifisch coordinirt aufgefasst werden können, so müsste man doch immer eine individuelle rothe Abänderung annehmen, wie sie sonst gänzlich unbekannt und auch nicht wahrscheinlich ist. Es liegt hierzu aber um so weniger Anlass vor, als die rothe Form von rapax , wie die Abbildungen zeigen, ja bekannt ist. Herr Prof. W. Blasius in Braunschweig sandte mir mit dankens- werthester Liberalität die folgenden Exemplare aus der dortigen und aus der Homey er’schen Sammlung zum Vergleiche: 3 Exemplare von Aquila vindhiana Frankl, von Etawah und „Indien“, 1 Exemplar „ ,, fulvescens Gray vom Pundschab, 1 „ „ ,, boelci Hom. von Thorn (typus), 1 „ „ „ glitschi Ssew. (ohne Fundort). A. vindhiana °) kann, wie ein directer Vergleich lehrt, nicht in Betracht kommen10). Ebensowenig A. fulvescens , wenn auch die Unterscheidung schon schwieriger ist. Die Abbildung von Menzbier11) hat zwar viel Aehnlichkeit mit dem Astrachaner Exemplar, allein sie ist im Ganzen viel zu matt und in der Zeichnung zu unbestimmt, um damit identificirt werden zu können. Gray’s Abbildung12) differirt noch viel bedeutender und stellt es sicher, dass fulvescens nicht vorliegt; ebensosehr differirt das Exemplar Nr. 27 der Home y er’schen Sammlung, das aber sehr gut mit der Gray’schen Abbildung übereinstimmt. Sharpe13) identificirt vindhiana und fulvescens , allein abgesehen davon, dass nur coordinirte Subspecies vorliegen können, scheint es gerechtfertigter, diese Formen vorläufig auseinander zu halten. Es lässt sich daher auch nicht beurtheilen, was Sharpe eigentlich als ad. fern.14) beschrieben hat; mit seiner Beschreibung stimmt der Astrachaner Yogel eben- sowenig überein. Gurney15) sagt, rapax, vindhiana und fidvescens seien 3 verschiedene und gute Arten, theilt also Sharpe ’s Ansicht bezüglich vindhiana und fulvescens auch nicht16). 7) Temminck, PL col. 455, 1828. 8) „Ibis” 1865, pl. V, das rothe Exemplar, naevioides Cuv. 9) Auch 8 Ex. im Dresd. Mus. (C 10555, 10556 u. 10745) vom Deccan, von Janvapore und von ßachi bei Delgaun, soweit die Fundorte auf den Origin aletiquetten zu entziffern sind. 10) Nr. 66 der Homey er’schen Slg. stimmt genau mit Gray’s A. fusca in 111. Ind. Zool. II, pl. ‘27, 1884. n) Sewertzow: Nouv. mcm. Soc. imp. nat. Mose. XV, 106, 1885, pl. YII (i clanga var. fulvescens). 12) Gray: 111. Ind. Zool. II, pl. 29, 1834. 13) Cat. Brit. Mus. Birds I, 234, 1874. u) 1. c. 244. 15) „Ibis“ 1877, 326. 1G) Gurney’ s Beschreibung eines Exemplares von fulvescens (1. c. 327) von Cawn- pore, fern, ad., stimmt im Ganzen gut mit dem Astrachaner Yogel. Es wäre zu unter- suchen, ob dies auch rapax ist. Das Ex. dürfte im Brit. Mus. (Hume Slg.) sein, rapax und fulvescens werden aber als sich begrenzende Subspecies Uebergänge zil einander zeigen. Nach Anderson (Proc. Zool. Soc. 1871, 688) kommt rapax [naevioides] in Etawah vor. — (Man vergleiche übrigens, ihrer Uebersichtlichkeit wegen, Gurney ’s Liste aller dieser Adler in seinem „Diurnal Birds of Prey“ 1884, 55 fg., und zur wei- teren Orientirung, ausser den angeführten Stellen, Seebohm’s British Birds I, 106, 1883 sub A. naevia). 70 A. boeki Hom. kann gleichfalls nicht in Frage kommen. Menzbier17) identificirt boeki mit fulvescens. Seine Beschreibung von fulvescens passt nicht auf den Astrachaner Vogel. Eine Identificirung von boeki und ful- vescens scheint mir nicht möglich, wie auch ein Vergleich des Typus von boeki mit einem Exemplare von fulvescens beweist. Ebensowenig hat boeki mit dem Astrachaner Yogel zu thun. Ich kann mich auch nicht von der Berechtigung überzeugen, das in Thorn erlegte Exemplar als Typus einer anderen Art anzusehen, wenn auch in der Heine1 sehen Sammlung in Halberstadt ein ähnliches (aus „Russland“) vorhanden ist18). Homeyer beschrieb und bildete boeki ab19). Gurney20) zieht zu fulvescens , abge- sehen von boeki , auch noch die Abbildung eines Exemplars von naevia var. pallida Lichtenstein von Pillau21), das sehr hell ist, das wohl richtig als var. von naevia erkannt wurde und das, meiner Ansicht nach, mit fulvescens Nichts zu thun hat. Cabanis22) hielt boeki für eine Varietät von clanga , wofür ich mich aber nicht aussprechen kann, da clanga dort gar nicht vorkommt. A. boeki dürfte ein Jugendkleid von naevia sein mit Neigung zu Hellfärbung und zwar aus folgenden Gründen: 1. Wegen der Reste des hellfarbigen Dreieckes am Nacken ( A . rufi- nuchalis Brooks23), 2. wegen der grossen Flecken auf den Flügeldecken, 3. wegen der Längsflecke des Rückens, 4. wegen der dunkelgesäumten Hosenfedern, 5. wegen der schmalen dunklen Ränder der Bauchfedern, 6. wegen des losen Gefieders, 7. wegen der lebhaften Schwanzbänderung, 8. wegen des weisswolligen unteren Augenlides. Letzterer Charakter ist, soviel ich sehe, nirgend als Jugendmerkmal, und überhaupt nicht, angegeben; er ist aber sehr auffallend bei A. boeki und auch bei einem gefleckten Jugendkleide von A. naevia (Nr. 5551 Mus. Dr.), während es ein geflecktes Jugendkleid von clanga nicht auf- weist — ob bei der Präparation verschmiert? — und es andere und adulte Exemplare anderer Arten nicht zeigen. Auffallend sind zwar die längeren Zehen, allein hier kann Geschlechtdifferenz und noch nicht vollständige Befiederung des distalen Tarsentheiles vorliegen; zudem ist die Differenz nur 5 mm. Die anderen mehr zu clanga stehenden Maasse21) erklären sich aus dem Jugendzustande, da erst im 2. Jahre die normale, kürzere Länge der Schwingen eintritt (fide Henke). Die Maasse von A. boeki sind die folgenden: Totallänge etwa 600— -610 nach Homeyer: Ex. im Mus. Hein. nach Homeyer: Flügel 500 „ (gestreckt) . 520 mm 482 mm Schwanz 255 n 245 „ 230 „ Schnabel 40 „ (gerade gern.) 17) Menzbier: Orn. Turkestan, 2. Lief., S. 114, 1889. 18) Heine und Reichen ow: Nomencl. Mus. Hein. Orn. 1890, 269, Nr. 10. 19) J. f. Orn. 1874, 105, Taf. III, und 1875, 163. 20) Ibis“ 1877, 829. 21) J. f. Orn., Extraheft 1853, 69, Taf. IV, Fig, 1. 22) J. f. Orn. 1874, 105. 23) „Stray feathers“ 1876, 269; s. auch Seebohm: Brit. Birds I, 106, 1883. 24) Homeyer: J. f. Orn. 1875, 163. 71 Mundspalte 53— - 54 mm nach Homeyer: Ex. im Mus. Hein. Schnabelhöhe 23- - 24 n Tarsus 93 n Mittelzehe 60 n 60 mm Kralle 24 11 (gerade gern.) Innenzehe 35 11 34 „ Kralle 28 11 Aussenzehe 45 11 46 „ Kralle 20 11 11 Hinterzehe 32 Kralle 30 Für naevia var. spricht auch der Fundort Thorn. Eine andere Art von weiter nach Osten, die in Frage kommen könnte, ist nicht bekannt und das Verfliegen einer noch unbekannten nach Pommern wäre mehr als unwahrscheinlich. Die Homeyer’sche Abbildung25) ist irreleitend, sowohl was die Zeichnung des Gefieders, als auch was die Färbung anlangt. Die Diffe- renzen mit dem grossen Vogel im Vordergründe sind die folgenden: 1. Die Flügel sind zu roth; 2. die mittleren Flügeldecken nach oben zu sind nicht abgegrenzt auf der Abbildung, in Natur aber sind sie es sehr deutlich; 3. die dunklen Scapularen sind nicht sichtbar; 4. die Färbung im Ganzen ist zu orange; 5. die Secundaren sind nicht bläulich gesäumt, wie auf der Abbildung, sondern bräunlich mit weisslichen Spitzen. Die Differenzen mit dem von vorn dargestellten Vogel sind die folgenden: 1. Die Abbildung ist zu lebhaft, 2. es fehlen die dunklen schmalen Federränder des Bauchgefieders. Da also der Astrachaner Vogel zu keiner der sonst etwa in Frage kommenden Arten zu stellen ist und da er positiv gut mit gewissen Exem- plaren von A.rapax überein stimmt, so halte ich die Seebohm’sche Angabe für richtig und es muss daher das Wolgadelta mit in den Yerbreitungskreis der Art eingezogen werden. Ob es sich nur um ein ausnahmweises Ver- fliegen im vorliegenden Falle handelt, wird die Zukunft lehren. Vielleicht kommt diese Art, wie auch A. glitschi Ssew.26), gleich clanga , im Herbste auf dem Zuge hier vor. Da A. rapax in der Türkei und in Palästina brütet27), so ist das Wolgadelta nicht als so überaus abgelegen anzusehen, als dass dieser Adler hier nicht naturgemäss auch Vorkommen könnte. 25) J. f. Orn. 1874, Taf. III. 2Ö) Ein Exemplar von A. glitschi aus der Homey er’schen Sammlung- stimmt gut mit dem Dresdner Exemplare Nr. 5552, das wahrscheinlich von Möschler über Sarepta herkam; Henke ist überzeugt, dass auch Glitsch, der in Sarepta lebte, die Art nicht von der Wolga, sondern aus der Kalmückensteppe erhalten hat, da Jagdexpeditionen von Sarepta, die Sarpa entlang, sehr ergiebig gewesen sein dürften, während das Inselgebiet in der Nähe von Sarepta, von geringer Ausdehnung und Bedeutung, hauptsächlich für Würgfalken und Seeadler ausgebeutet worden ist. Henke brachte ein Exemplar von A. glitschi von Astrachan (Nr. 18995. Mus. Dresd.); die Art scheint von A. rapax durchaus verschieden zu sein. 27) Gurney: „Ibis” 1877, 227 und 280; Tristram: 1. c. 1865, 252; Dresser: Birds Eur. V, 513, Taf. 341, 1880, wo ein türkisches Exemplar abgebildet ist, das allerdings nicht mit dem Astrachaner Vogel übereinstimmt. 72 XII. lieber das Kriechen der Schnecken. Von Dr. J. Thiele. Von Dr. H. Simroth ist wiederholt über die Art, in welcher die zum Kriechen verwendete Muskulatur unserer Land- und Süsswasser- schnecken thätig ist, geschrieben worden. Er nimmt an, dass durch Längs- muskeln in der Fusssohle die Locomotion bewerkstelligt wird, und zwar ist es eine sehr eigenthümliche Art, in der diese Muskeln sich contrahiren, nämlich in mehreren auf einander folgenden und von hinten nach vorn fortschreitenden Wellen. Beim Kriechen streben diese Muskeln nicht wie die übrige Muskulatur sich im Ganzen zu verkürzen, sondern sich in toto zu verlängern, daher nennt Simroth diese extensile Muskulatur im Gegen- satz zur contractilen. ,,Der Unterschied der Thätigkeiten beider beruht lediglich in der Anordnung und Folge der Nervenreize“, die sehr langsam von hinten nach vorn fortgeleitet werden. Yon den Nerven, welche diese Muskulatur versorgen, „wird stets das erste Paar zuerst in Erregung ver- setzt und darauf fortschreitend nach hinten die übrigen. — Die Anordnung der Nervenreize macht es erklärlich, dass die Kraft vorn am grössten, da- her hier stets eine feste Adhäsion, während das Schwanzende bei gewöhn- lichem Kriechen meist von der Unterlage absteht“. Jede Contractions-, oder wie Simroth es im Grunde ansieht, Gerinnungswelle ruft eine Yer- dickung hervor, „welche den Körper an der Unterlage befestigt durch Adhäsionsdruck“.*) Ueber die Art und Weise, wie denn eigentlich die Weiterbewegung des Thieres erfolgt, finde ich bei Simroth keine klare Angabe, die mir die Sache erläutern würde; man erhält allerdings den Eindruck, dass Simroth annimmt, die Verlängerung der Längsmuskeln am Vorderende bewirke ein fortwährendes gleichmässiges Vorwärtsschieben der Kriechsohle, doch halte ich einen solchen Vorgang für unmöglich**). Meiner Ansicht nach wird jede Weiterbewegung eines Thieres auf einer Grundlage dadurch hervorgebracht, dass immer ein Punkt festhaftet, während sich ein anderer vorschiebt, vom ersten entfernt, sodann selbst sich anheftet, worauf der erste nachgezogen oder vorgesetzt wird. Ob nun an Stelle jedes dieser schematisch angenommenen zwei Punkte eine beliebig grosse Fläche oder eine Vielzahl getrennter Punkte tritt, ändert am Princip nichts. Mir *) Die Thätigkeit der willkürlichen Muskulatur unserer Landschnecken. Zeitschr. f. wissensch. Zool. 30, Suppl. **) Wenn der Fuss hinten angesaugt bleibt und dabei vom verlängert wird, wie Simroth sich einmal ausdrückt, so kann doch wohl nur die Lage des Vorderendes verändert werden, ohne dass eine Locomotion zu Stande kommt. Qes, Isis in Dresden, 1892. — Abh. 12. 73 scheint eiji solches Alterniren eine ganz unumgängliche Bedingung für jede Bewegung auf einer Unterlage. Bald sind es Wimpercilien (Infu- sorien), bald saugnapfartige Organe (Echinodermen , Cephalopoden) , bald ausgebildete Beine (Arthropoden, höhere Wirbelthiere), bald Andeutungen von solchen oder endlich hervorragende Stellen der ventralen Körperfläche, die als Stützpunkte dienen. Bei den Schnecken müssen wir zwei verschiedene Arten der Kriech- bewegung unterscheiden. Die eine findet sich bei unseren gewöhnlichen Landschnecken, den deckellosen Pulmonaten, die andere ist hauptsächlich bei der gedeckelten Landschnecke Cy clostoma beobachtet worden. Dort verlaufen die „locomotorischen Wellen“ über die meist schmale Kriech- sohle, soweit sie überhaupt zur Fortbewegung verwendet wird, in ihrer ganzen Breite, hier dagegen wird abwechselnd die rechte und linke Hälfte von der Unterlage losgelöst und unter Wellenbewegung vorgesetzt, wäh- rend das Thier mit der anderen Hälfte und seinem Rüssel am Boden be- festigt ist. Im letztem Falle ist es ganz einfach zu verstehen, wie das Thier vorwärts kommt, macht es doch richtige Schritte mit seinen beiden durch eine Furche getrennten Fusshälften. Wie aber verhält es sich im anderen Falle? Die Antwort scheint mir diese zu sein. Durch jede Con- tractionswelle wird die Entfernung zwischen zwei bestimmten Querlinien verkürzt, worauf die folgende Expansion diese beiden Linien wieder von einander entfernt; dabei ist zu berücksichtigen, dass nach Simroth jeder vordere Punkt der Sohle fester haftet als ein hinter ihm gelegener, infolge dessen wird bei jeder Verkürzung des angenommenen Zwischenraumes die vordere Linie festbleiben, die hintere nachgezogen iverden, worauf bei der Verlängerung die vordere erhoben und vorgeschoben wird. Die Meeresschnecken, die mit Cy clostoma zur Gruppe der Proso- branchier gehören, sind ziun Theil sehr träge Thiere. Einer Haliotis hatte ich indessen einmal durch Zusatz von übelriechendem Alkohol den Aufent- halt in einem Glase mit Seewasser so unangenehm gemacht, dass sie mit ganz ungewohnter Lebhaftigkeit aus demselben zu entkommen suchte. Bei dieser Gelegenheit habe ich in ihrer Sohle deutlich die Contractions- wellen beobachtet, es waren deren 4—5 hinter einander sichtbar; was mir besonders bemerk ens werth scheint, ist der Umstand, dass diese Wellen nicht über die Breite der ganzen Sohle reichten, sondern nur über deren Hälfte, und dass dieselben so angeordnet waren, dass in einer Queriinie die eine Seite Contraction, die andere Expansion zeigte. Wir haben hier eine Bewegungsart, die in gewisser Hinsicht an die von Cy clostoma er- innert , weil ähnlich wie bei dieser Schnecke abwechselnd die rechte und linke Hälfte der Sohle mit jeder Welle ein Vorschieben bewerkstelligt, freilich ist die mediane Trennungslinie nicht so scharf eingeschnitten und namentlich wird kein Theil der Kriechsohle vom Boden erhoben wie bei Cyclostoma. Simroth scheint die Art der Thätigkeit der locomotorischen Längs- muskulatur in der Schneckensohle für ganz eigenartig und abweichend von den sonstigen Leistungen der Muskulatur bei den Thieren zu halten. Ich glaube kaum, dass diese Annahme nöthig ist. Zum Vergleich will ich die Schwimmbewegung der Anneliden, welche mit den Mollusken am nächsten verwandt sind, betrachten. Bei Polvchaeten ( Nereis u. ähnl.) findet ein Schwimmen durch seitliche Schlängelung des Leibes statt. Diese 74 wird dadurch erzeugt, dass sich in mehreren Querreihen abwechselnd die rechte und die linke Längsmuskulatur contrahirt. Den Anfang der Be- wegung macht jedenfalls das Vorderende. Die flachen Hirudineen schwim- men dagegen durch Schlängelung in einer verticalen Ebene, indem sich abwechselnd Theile der ventralen und dorsalen Längsmuskeln zusammen- ziehen; auffällig ist dabei, dass diese Würmer sich beim Schwimmen ziemlich stark in die Länge dehnen. Mir scheint, dass wir diese Bewegungen als Analoga derer von Schnecken ansehen können; die seitliche Schlängelung entspricht dem Kriechen von Haliotis , die dorsoventrale dagegen dem von Pulmonaten. Während bei Würmern aber der dünne und langgestreckte Körper durch die Muskeln in schlängelnde Bewegung versetzt wird, ist das bei den Schnecken mit ihrem breiten, massigen Kriechfusse nicht möglich, es äussern sich die Contractionen der auf eine horizontale Ebene beschränkten Längsmusku- latur nur in wellenförmigen Verdickungen der Kriechsohle. Die mit der Bewegung verbundene Verlängerung des Körpers finden wir in beiden Fällen; bei den Würmern wird dadurch der Körper leichter beweglich, die Muskeln finden weniger Widerstand. Ob dieselben Elemente bei Wür- mern und Mollusken die Streckung bewirken, vermag ich nicht anzu- geben; jedenfalls aber haben bei beiden die locomotorischen Contractions- wellen keine Verkürzung des ganzen Leibes zur Folge. In welcher Weise die Nervenreize bei Würmern sich anordnen, ist mir nicht klar; es würde vielleicht bei einer darauf gerichteten Beobachtung herauszufinden sein, ob sie wie bei den Mollusken von hinten nach vorn fortgeleitet werden. Nur ausnahmsweise finden wir bei Schnecken Schwimmbewegung, so bei den Heteropoden, wo ein Theil des Fusses zu einer dünnen, längs- gerichteten Platte geworden ist, welche durch seitliche Schlängelung das Thier fortbewegt. Es ist sicher, dass die Heteropoden aus Prosobranchiern bervorgegangen sind, bei denen wir ja Kriechbewegung durch abwechselnde Contractionen in den beiden Fusshälften festgestellt hatten; durch eben- solche Contractionen wird auch die Heteropodenflosse in Thätigkeit ver- setzt. Eine andere Art von Schwimmbewegung nehmen viele Opistho- branchier, namentlich die sogen. Pteropoden an, indem die seitlichen Ränder des Kriechfusses sich verbreitern und durch Schlängelung in verti- caler Ebene das Thier vorwärts treiben. Wie die Heteropoden sich den Prosobranchiern anschliessen, so werden die Pulmonaten und Pteropoden zu den Opisthobranchiern gestellt, und in dieser zweiten Sippe mag durch- weg jene Bewegungsart Platz gegriffen haben, welche der dorsoventralen Schlängelung entspricht, wenigstens finden wir sie bei Pulmonaten und den schwimmenden Opisthobranchiern einschliesslich der Pteropoden. Die Schnelligkeit der Pulmonaten ist nach Simroth bedeutend grösser als die von Cydostoma ; man kann ganz wohl die erstere Bewegung dem Galopp eines Pferdes, die letztere — überhaupt die von Prosobranchiern — dem Schritt oder Trabe desselben vergleichen , sowohl was die Thätigkeit der Muskulatur, als was die Schnelligkeit anlangt. Sicher ist die Thatsache, dass aus kriechenden Schnecken schwim- mende entstanden sind, und dass die locomotorische Muskulatur der letz- teren sich aus einem Theil derjenigen bei den ersteren hervorgebildet hat, ein schwerwiegender Grund für die Annahme, dass die Thätigkeit der Kriechmaskein doch wohl nicht so ganz eigenartig ist, wie es zunächst 75 scheinen mag, und dass auch die Schlängelung der Würmer ein ähnlicher Vorgang ist, der zumeist durch die Anordnung der Längsmuskeln, sowie durch die gestrecktere Körperform eine verschiedene Bewegungsart zu Wege bringt Während bei anderen Thieren, die auf dem Bauche kriechen, beson- ders den Schlangen, die starke Reibung gegen den Boden durch kräftige Schilder oder überhaupt Erhärtung der Haut unschädlich gemacht wird, sind bei den Schnecken starke Drüsen entwickelt, deren Secret die Kriech- tläche schlüpfrig macht, um die Reibung zu verhindern. Simroth sagt ganz richtig: „Da bei der gleitenden Reibung kriechender Schneckensohlen der verschiedene Reibungscoefficient zwischen der Haut und der wechseln- den Substanz der Unterlage einer gleichmässigen Bewegung ein wesent- liches Hinderniss bereiten würde, wird zwischen die Unterlage und die Haut eine mehr oder weniger erhärtende Schleimschicht eingeschaltet und auf ersterer befestigt, so dass jetzt, bei einigermassen ebenen Flächen, nur noch der Reibungscoefficient zwischen der Haut und dem Band als consta nter Factor in Betracht kommt*). Diese Drüsen sind von zweierlei Art, schlüpfrig machende Schleim- oder Schmierdrüsen, deren Secret muköser Natur ist, und Klebdrüsen; die ersteren sind in der Regel vorn in der Sohle entwickelt, die letzteren im hinteren Theile derselben, sowohl bei Prosobranchiern wie bei Opistho- branchiern; ich habe z. B. beobachtet, dass eine Aplysia sich mit dem grössten Theil ihrer Sohle von dem Glase, an dem sie gekrochen hatte, loslöste und nur mit einem ganz kleinen Theil am hintersten Ende der- selben sich festhielt. Bei Landschnecken verlassen die Drüsen die Kriech- fläche ; am wichtigsten für dieselben ist die vordere Schleimdrüse, die unter dem Munde gelegen ist und die ihr Secret beim Kriechen ununter- brochen auf den Boden herabgleiten lässt, wo es gewissermassen einen weichen Teppich unter der Sohle darstellt, den sich das Thier bei der Be- wegung fortwährend neu erzeugt. Die Hautdrüsen liegen bei den niedersten Formen im Epithel, bei höheren Mollusken rücken sie durch Yergrösserung ins unterliegende Bindegewebe. Dass sie aus diesem entstehen , wie manche Forscher an- nehmen , halte ich für unrichtig, ich habe noch keinen Fall gesehen, der nicht mit der Annahme verträglich wäre, dass die Hautdrüsen der Mollusken ectodermale Bildungen sind. *) Ueber die Bewegung und das Bewegungsorgan des Cyclostoma elegans und der einheimischen Schnecken überhaupt. Zeitschr. für wissensch. Zoologie, 36. 76 XIII. Die Ergebnisse (1er in Sachsen seit dem Jahre 1882 nach gemeinsamem Plane angestellten plianzenphäno- logischen Beobachtungen. Von Prof. Dr. Oscar Drude und Dr. Arno Naumann. (II. Theil: Vergleichende Uebersicht und Special -Tabellen *) Vorbemerkung. Bei der weiteren Berechnung der Resultate aus unseren phänologischen Beobachtungen, insbesondere bei den Mittelnahmen, soweit sie nicht schon in der ersten Abhandlung zur Verwendung gekommen waren, zur Erzielung der grossen Uebersichtstabelle wurde ich von Herrn Dr. Naumann, Assistenten des botanischen Instituts der Technischen Hochschule, mit jener Bereitwilligkeit unterstützt, die der Ausdruck seines Strebens ist, seine Kraft in den Dienst vaterländischer Forschung zu setzen. Es sei ihm daher hier mein Dank öffentlich ausgesprochen. — Drude. 5. Ueber die Bestimmung der Frühlingshauptphase im Gebiet der Bergregion. Im ersten Theile dieser Abhandlung (1891, S. 70) ist zur Sichtung des wesentlichen aus der grossen Menge von Einzelbeobachtungen besonders der Berechnung der Frühlingshauptphase gedacht, d. h. der Mittelnahme aus den markantesten Phasen, welche in die Mitte der eigentlichen Früh- lingsperiode fallen (nämlich an den Schluss des Halbfrühlings, mithin vor Beginn des Vollfrühlings mit der Kastanien-, Narcissen- und Syringenblüthe). Als Pflanzen, deren Entwickelungszustände am besten dieser Hauptphase, welche jeder aufmerksame Phänologe bei seinen Wanderungen in jener Jahreszeit in der Pflanzenwelt herausfühlt, entsprechen, sind daselbst zur Berechnung herangezogen : Prunus Padus e. BL; Pirus communis e. BL; Pirus Malus e. Bl, ; Belaubung der Fagus silvatica im Mittel des ersten Knospenaustreibens und des Beginns der Blattentfaltung. Es ist auch da- selbst hervorgehoben, dass diese Phasenberechnung keine unbedingte Gültig- keit habe in der oberen Bergregion, wo der Obstbau so bedeutend zurück- bleibt, dass er nicht mehr als markante Phase des Frühlingseinzuges gelten kann. — Inzwischen habe ich versucht, an anderer Stelle auf die zeitliche Ver- schiedenheit des Frühlingseinzuges in Sachsen ein kurzes kartographisches Gesammtbild des Landes zu gründen**), wobei natürlich, zumal es sich um Beziehungen zwischen Landescultur und Naturbedingungen handeln sollte, die obere Bergregion nicht ausfallen durfte. Dadurch war die praktische *) Fortsetzung von Jahrgang 1891, Abh. 6. **) Mittheil. d. Oekonom. Gesellsch. im Kgr. Sachsen 1891/92, Nr. V. Mit Karte. Ges. Isis in Dresden, 1892. — Abh. 13. Nothwendigkeit gegeben, für die oberen Regionen Sachsens eine Methode der Berechnung eben jener Frühlingshauptphase zu finden, welche mit der der Culturregion im inneren Anschluss steht. Es sei auch hier nochmals hervorgehoben, dass die Phänologie, sofern sie den Zweck hat, in den nor- dischen Klimaten vergleichbare Werthe für die Länge der Vegetationsperiode zu berechnen, dabei wechselnde Objecte benutzen muss. Im grösseren Th eile Europas giebt die erneute Blattentfaltung der Laubbäume ein packen- des Bild dafür, für Sachsen ist hauptsächlich die Buche als ihr Symbol gewählt; nördlich der Buchengrenze würde die Eiche oder Erle dafür ein- treten müssen, nördlich der Eichengrenze die Birke oder die Lärche. Die Lärche eignet sich aber nicht für die warmen Lagen Europas, in denen sie schlecht gedeiht, und die Birke erscheint bei ihrer geographischen Rassen- bildung in Bezug auf die Einheit ihrer physiologischen Lebensbedingungen problematisch. Die Culturgewächse wechseln von Klima zu Klima, und wenn man solche Phasen, wie die Blüthe und Fruchtreife des Sommer- kornes als Ausdruck des phänologischen Klimas allein wählt, hat man eben- falls mit den Schwierigkeiten der culturellen Rassen zu kämpfen. Ueber- dies können nur die normal gedeihenden Pflanzen einer Gegend normale Entwickelungszeiten geben, und es bleibt nichts übrig, als für entlegene Breiten und stark verschiedene Regionen einander entsprechende Phasen verschiedener, einander ablösender Pflanzenarten auszuwähien. Dabei ist die Willkür auf das möglichst geringe Maass zu beschränken, am leichte- sten so, dass man in einem Uebergangsgebiete zwischen zwei verschiedenen Regionen ein einheitliches Ziel, also die Termine der Frühlingshauptphase, auf die Einzeltermine sowohl der für die untere als auch der für die obere Region als gültig angenommenen Pflanzenarten stützt und nur solche Aus- wahl trifft, welche in der Uebergangsregion möglichst gleichsinnige Re- sultate ergeben. So bin ich für die obere Erzgebirgsregion verfahren, in welcher die Obst- cultur schlecht oder kaum noch möglich ist, was sich an der ungemeinen Verzögerung des Eintrittes der Apfelbaumblüthe im Vergleich mit der Er- grünung des Waldes zeigt. Diese obere Region beginnt im sächsischen Erzgebirge mit 600 — 650 m, ist deutlich und entschieden ausgeprägt mit 700 m Meereshöhe. Für diese Region habe ich den mittleren Frühlings- einzug, also die „Frühlingshauptphase” aus folgenden Terminen be- rechnet: a) Die erste Blüthe (Fl. I oder e. Bl.) von Prunus Padus\ b) die grüne Blattentfaltung (Fol. II oder B. 0. II) von Betula alba ; c) die mittlere Belaubung ( Fol-^n- oder 1/2 B. 0. 1 und II) von Fagus silvatica ; cl) die erste Blüthe (FL I oder e. Bl.) von Sorbus aucuparia. Die Probe auf die Brauchbarkeit dieser Pflanzenentwickelungen habe ich dadurch gewonnen, dass ich für Stationen der mittleren Bergregion in Sachsen die Termine der mittleren Frühlingshauptphase 1882/87 sowohl nach der früheren , als nach dieser jetzt für die oberen Berggegenden be- stimmten Auswahl von Einzelphasen berechnete, woraus sich eine den Um- ständen nach sehr gute Uebereinstimmung ergab. Hier folgen meine Berechnungen, welche zur weiteren Vervollständigung und Ergänzung des mir nur unvollkommen zugegangenen Beobachtungs- 78 materials sich auch auf die von Bruhns in der „Sächsischen Meteorologie” aus den Jahren 1864 — 187 5 gegebenen Beobachtungen stützen*): E. Bergstationen der Sächsischen Schweiz. Markersbach, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc. berechnet Tag 143 (Y. 13) — Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet Tag 142 fff (Y. 12)**) Hinterhermsdorf, Frühlingshauptphase nach Birke u. Eberesche etc. berechnet Tag 142 fff (Y. 12). F. Erzgebirge, mittlere hercynische Stufe. Grüllenburg, Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet Tag 141 fff (Y. 11) Freiberg, Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet Tag 143 fff (Y. 13) Annaberg, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc. berechnet Tag 143 (Y. 13) — Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet Tag 143 fff (Y. 13). G. Erzgebirge, obere hercynische Stufe. Brunndöbra, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc. aus unvoll- ständigen Beobachtungen berechnet Tag 149 (Y. 19) — Frühlingshauptphase n. Birke u. Eberesche etc. ebenso berechnet Tag 147 f|f, oder bis zu Tag 149 (Y. 17 bis Y. 19) Georgengrün b. Auerbach, Frühlingshauptphase nach Birke u. Eberesche etc. berechnet Tag 149 fff (Y. 19) Rehefeld, Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet Tag 149 ffo (v. 19) Hirschsprung b. Altenberg, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc. berechnet Tag 155 (Y. 25) — Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet Tag 152 ffb (Y. 22) Reitzenhain, Frühlingshauptphase nach Obstbaumblüthe etc. berechnet Tag 155 (Y. 25) — Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet Tag 152 fff- (Y. 22) Ober-Wiesenthal, Frühlingshauptphase nach Birke u. Eberesche etc. berechnet Tag 152 fff (V. 22) Johann-Georgenstadt, Frühlingshauptphase nach Birke und Eberesche etc. berechnet Tag 153 -fff (Y. 23 unsicher). Es ergiebt sich daraus, dass gegenüber den zuerst (Abh. 6 vom Jahre 1891) berechneten Weithen der Frühlingshauptphase für die obere Berg- *) Vergl. zum Anschluss die Tabelle in Isis, Abhandl. 1891, S. 78. **) Der hinzugei’ügte Bruch bedeutet in diesem Falle den Beginn und das Ende der zum Mittel werth benutzten vier Phasen. 79 rejgion die neue, hier besprochene Berechnungsweise aus Traubenkirsche, Birke, Buche und Eberesche um einige Tage frühere Werthe ergiebt. Es ist dies natürlich, eben wegen der mehrfach berührten ungemeinen Ver- zögerung der Obstbaumblüthe an den Stellen, wo der Obstbau in Gebirgen nur noch mit Mühe gepflegt wird und vom freien Felde in den Schutz der Hausgärten gezogen werden muss. Um so schwerer wiegt jeder Tag der Verspätung im Eintritt des so gewonnenen Termines der Frühlings- hauptphase. Auf diesem späten Eintritt baut ein nicht nur um so kürzerer, sondern auch ein um so kühlerer und um so mehr Rückschlägen zu unter- werthigen Temperaturen ausgesetzter Sommer auf, was sich am besten zeigt, wenn man die Wärme summen vom Termin der Frühlingshauptphase an bis zum Herbst für solche Stationen bildet und mit den in der Niederung gebotenen Wärmesummen vergleicht. Für die subalpine Region über der Region des normalen Buchen- gedeihens muss natürlich wieder eine andere Berechnung nach dort herr- schenden Pflanzen eintreten, doch sei dies hier nur angedeutet. Was bieten nun solche Berechnungen überhaupt der klimatischen Phäno- logie für Vortheile? Zunächst den praktischen, dass die Beobachter auf eine kleinere Anzahl von Pflanzen aus der Gesammttabelle hingewiesen werden, welche unter allen Umständen in geeigneter Lage und mit grösster Regelmässigkeit zu beobachten sein sollen. Die Tabelle allein auf diese Pflanzen zu beschränken, würde der Umstand verbieten, dass die inter- essanten Beziehungen der übrigen Jahreszeiten zu dem Punkt des vollen Frühlingseintrittes sonst unerkannt bleiben würden; auch bedarf ja die Berech- nung der Länge der eigentlichen ,, Vegetationsperiode“ noch der Kenntniss der Entlaubungszustände unserer Bäume und des Eintritts einzelner Frucht- reifen. An Stelle einer combinirten ,, Frühlings-Hauptphase“ aber etwa die Beobachtungen an einer einzelnen Pflanze zu fordern, würde die an dieser auftretenden individuellen Eigenschaften zu Fehlerhaftigkeiten werden lassen, welche sich durch die Combination mit anderen Pflanzenarten, ebenso wie mit den individuellen Unsicherheiten der Beobachtungspersonen, ausgleichen. Für die Theorie wird dann im Wechsel der Jahreszeiten ein Punkt hervor- gehoben, welcher für die Hauptmasse der Flora an jeder Stelle eine Art Scheide bildet, insofern als die bis dahin im Vorfrühling stattfindenden Vege- tationsprozesse, z. B. die Rückbildung der Stärke in den Baumstämmen aus Glykose oder Fett, die Verwendung der rückgebildeten Stärke zur Schwellung und organischen Entfaltung der Knospen, zum Hervortreiben neuer Blüthen und Anlage neu ernährender Organe, mehr oder weniger scharf umsetzen in solche, welche eine neue Ernährung, eine assimilato- rische Arbeit während der dann folgenden sommerlichen Jahreszeit zum Ge- folge haben und aus den rasch mit alten Reservemitteln hervorgetriebenen Blüthenorganen Früchte heranreifen lassen, oder neue Knospen für den nächsten winterlichen Ruhezustand vorbereiten, anlegen und mit Nahrung füllen. Zu diesen letzteren Thätigkeiten ist eine bestimmte lange Zeit und unzweifelhaft eine an ganz bestimmte calorimetrische Minima gebundene Klimasphäre nothwendig, über welche man von dem genannten Zeitpunkte an durch Vergleich mit den meteorologischen Beobachtungen Rückschlüsse gewinnen kann, ebenso wie es statthaft ist, den berechneten mittleren Zeit- punkt des Frühlingseinzuges vergleichend der örtlichen mittleren Temperatur- curve gegenüberzustellen. Und für die Landeskunde wird es zunächst 80 von grösster Wichtigkeit sein, die verschiedenen Termine der so berechneten Frühlingshauptphase mit Rücksicht auf die Folgen für die Landescultur im Gesammtgebiete zu kartographiren. 6. Bemerkungen zu den von den einzelnen Stationen 1882/88 gemachten phänologischen Aufzeichnungen. Die hier folgenden Bemerkungen verfolgen den Zweck, Aufschluss zu ertheilen über Wahrnehmungen, die bei der Berechnung der Mittel- werthe jeder einzelnen Phase gemacht sind, sowie diejenigen Pflanzen namhaft zu machen, welche zwar in der 1881 ausgegebenen Instruction zur Beobachtung gefordert waren, aber wegen zu mangelhaft erfolgender Beobachtung zur Mittelwerthnahme nicht geeignet erschienen. Ausserdem sollen die Gründe mitgetheilt werden, welche den Ausschluss der einen oder anderen Pflanze von den weiterhin vorzunehmenden Beobachtungen hier und anderorts angezeigt sein lassen, um andere Phänologen der gleichen Yerdriesslichkeit, vor unverwerthbaren Zahlenangaben zu stehen, zu entheben. Die Reihenfolge folgt der genannten Instruction. A. Die Beobachtungen über die erste Blütlie. 1. Galanthus nivalis. Die Blüthezeit schwankt hier sehr, z. B. in Pirna zwischen dem 41. und 87. Tage*), in Plauen zwischen dem 48. und 98. Tage, in Dresden-Neustadt zwischen dem 42. und 92. Tage, in Markersbach zwischen dem 66. und 103. Tage. Nahe gelegene Ort- schaften in derselben Regionshöhe zeigen dabei nicht selten stärkere Unter- schiede, als sie später auftreten, weil die im Yorfrühling auftretenden Rückschläge dabei in das Spiel kommen. An einem Orte kann das Schneeglöckchen gerade in Bltithe getreten sein, am anderen Orte steht es vielleicht 2 — 3 Tage vor der Blüthe; nun kommt inzwischen ein Kälte- rückschlag und am zweiten Orte erfolgt durch diesen eine Blüthenver- zögerung um vielleicht 1 — 2 Wochen. Wahrscheinlich ist der letztere Ort dann doch für den Gesammtzustand des Schneeglöckchens sogar der günstigere! In dieser Beziehung ist es von Interesse, dass die Schwankungen der Blüthezeit im oberen Gebirge abnehmen, dass also dort, wenn es einmal zu thauen begonnen hat, die üblen Kälterückschläge sich weniger stark auf die Vegetationsentwiekelung äussern. Beispiel: Brunndöbra 1882/87 lückenlos der Reihe nach beobachtet als erste Blüthe Tag 79. — 102.— 83. — 88. — 94. — 100. — , mithin Mittel 91 in Reitzenhain auch nur 13 Tage Schwankung vor und nach dem mittleren Eintritt. Frühester Termin: 1884 Pirna 41. Tag, Dresden 42. Tag. Obgleich das Schneeglöckchen aus angedeuteten Gründen keine son- derlich günstige Beobachtungen darbieten kann, ist es doch von hohem Interesse für jeden Ort, seine Blüthenphase zu kennen, die allerdings besser um das Hervortreten aus der Erde mit grünen Blattspitzen ver- mehrt werden sollte. Eranthis Mentalis, eine reizende Beobachtungs- pflanze, hat sich in den Gärten zu wenig eingebürgert und konnte wegen Lückenhaftigkeit nicht mit berechnet werden; die Notizen ergeben meist einige Tage späteres Erblühen als beim Schneeglöckchen. *) Stets mit Bezug auf den angenommenen Kalender, wonach das Mittel von Pirna, der 68. Tag, den 22. Februar bedeutet. 81 2. Leucojum veirnum bat für Reitzenhain eine vielleicht zu späte mitt- lere Bliithezeit erhalten, da die beiden späten Jahre 1883 und 1888 bei mangelnder Beobachtung nach den analogen Stationen interpolirt werden mussten auf den 120. Tag. Dieser absolut späteste Tag im Erblühen des deutschen Wald-Schneeglöckchens ist also nicht thatsächlich beobachtet, son- dern errechnet. Früheste Beobachtungen: 1884 Leipzig 50. Tag, Dresden 51. Tag. Corylus Avellana , eine sehr beliebt gewesene Beobachtungspflanze für e. Bi. nach dem Stäuben der Kätzchen , hat so unregelmässige Sprünge ergeben, dass nach meiner Meinung diese Phase nicht als klimatologischer Ausdruck von grosser Tragweite genommen wird. Beispiele: Pirna 1882/88 Tag 66. — 5ö. — 39. — 57. — 95!- 74 —68 — Im letzteren Jahre (1888) beob- achteten aber Pirna-Land den 81., Dresden den 96., Döbeln den 97., Markersbach den 80., Annaberg den 111. Tag. Pirna ergab als Mittel: Tag 65 (also den 24. Februar), Dresden dagegen bei sonst sehr wenig späterem Frühling: Tag 75 (also den 6. März). 3. Hepatica triloba. Es fehlen zusammenhängende Beobachtungen aus der oberen Bergregion ; sonst gleichmässige Angaben. Späte Einzel- termine: Hirschsprung 1884/86 Tag 88, 115, 116 und 1888 allerspätester Termin 123, woraus sich auf ein Mittel von 110 schliessen lässt. Brunn- döbra 1885/86: Tag 114, 105. — Reitzenhain 1885/87: Tag 112, 129, 129,’ woraus sich im Mittel ein etwa um 10 Tage später noch als in Hirschsprung liegender Termin schliessen lässt. — Dagegen früheste Ter- mine 1885: Pirna Tag 60 und 63, Dresden- N. Tag 59. Die Extreme in Sachsen liegen also um mehr als 2 Monate auseinander. 4. Cormis mas. Diese Pflanze scheint mir sehr geeignet zu einer guten Phasenbestimmung innerhalb Mitteleuropas. Das Aufspringen der Blüthenstandshüllen zeigt das Yorstadium der ersten Blüthe wunder- schön an; vielleicht ist dieses Oeffnen gelegentlich für den Blüthenbeginn selbst gehalten, denn Leipzig notirt 1884: Tag 56, während Pirna im sel- ben Jahre Tag 70 und Dresden Tag 77 notirt. Ein früherer Termin als etwa gegen Tag 70 wird in Sachsen nicht Vorkommen. Späteste Angaben 1883 Annaberg: Tag 136; höher hinauf im Gebirge nicht beobachtet. 5. Muscari botryoides. Bei der Schnelligkeit der Entwickelung un- zweifelhaft ein günstiges Object für bestimmte Boden-Durchschnittstem- peraturen, doch Verwechselungen mit anderen Arten ausgesetzt. Frühester Termin 1884: Pirna 87. Tag und 94. Tag, Dresden 105. und 107. Tag; späteste Termine 1883: Markersbach 152. Tag, 1887 Hirschsprung 149. Tag. 6. Narcissus Pseudonarcissus. Die erste Blüthe wird bis hoch in das Gebirge hinauf regelmässig blühend beobachtet und verdient den Vor- zug vor Nr. 5*). Früheste Termine 1884: Pirna 82., Dresden 86. und 97., Leipzig 85., Löbau 86., Greiz 91. Tag; späteste Termine 1883: Chemnitz 135., Annaberg 139., Hirschsprung 141., Reitzenhain 144. Tag. 7. Rlbes Grossularia. \ Beide, vorzügliche phänologische Objecte, 8. „ rubrum. j fallen so sehr mit ihren ersten Blüthenent- wiekelungen zusammen, dass sich beide Beobachtungen vertreten können. Die wilde Narcisse ist im rheinischen Gebiet hoch in die obere Bergregion hinein verbreitet und soll dort auf den grasigen Berglehnen erst im Juni erblühen, z. B. am Belchen. 82 Wie die Tabelle zeigt (siehe unten !), sind an allen Stationen die Mittel- wertlie für die Stachelbeere um 1 — 5 Tage früher als für die Johannis- beere, an 3 Stationen hat sich der gleiche Mittelwerth ergeben. Daher soll künftig nur noch R. Grossularia zur Beobachtung empfohlen werden. Früheste Termine 1882: Pirna 94, Dresden 95., Leipzig 93. Tag. Spä- teste Termine 1883: Annaberg 144., Brunndöbra 145., Hirschsprung 150., Reitzenhain 153. Tag. Die Fruchtreife von Ribes rubrum. Die Erwartungen, welche sich an die Intervalle zwischen Blüthe und Frucht der Johannisbeere knüpften, haben sich nicht erfüllt. Man wäre geneigt, es auf Sortenverschiedenheit zurückzuführen, welche vielleicht bedeutungsvoller für die Geschwindig- keit der Reife sein könnte als die örtliche Klimalage; doch verhält sich die Fruchtreife der Eberesche fast ebenso unbeständig. Die mittleren Termine sind daher in die Tabelle nicht mit aufgenommen, aber es folgen hier einige Beispiele nur mit Angabe der zwischen „erster Blüthe“ und „erster Frucht“ verstrichenen Tage, des sogen. „Intervalls“. Jahr 1882. 1883. 1884. 1885. 1886. 1887. 1888. (Mittel Pirna — 66 88 70 63 76 82 (74) Dresden . . 84 69 100 70 78 82 73 (79) Greiz . . . 80 — 84 65 65 70 — (73) Plauen ob. St. 83 59 108 83 77 77 — (81) Markersbach . 85 61 67 — ~ 74 73 71 (72) Löbau . . . — 57 96 69 83 68 60 (72) Ebersbach . . 81 59 78 69 71 74 73 (72) Annaberg . — 78 70 83 74 73 80 (76) Hirschsprung . 75 78 74 73 59 74 64 CO Die Thatsache, dass mit den kürzesten Intervallen Ilirscbsprung, geradeso wie Ebersbach und Plauen, übertroffen nur noch von Löbau, auftritt, während die längsten Reifezeiten Dresden und Plauen in einem anderen Jahre aufweisen, dass aber in dem raschen Reifejahre 1883 Hirschsprung gerade seine längste Reifezeit hat, dass endlich Hirschsprung im Mittel allen übrigen Stationen an Reifungsgeschwindigkeit überlegen , und Dres- den mit Plauen die langsamsten sind, das alles giebt ein merkwürdig verworrenes Bild von den Fruchtreifen der Johannisbeere. 9. Taraxacum officinale. Wregen des guten Ausdruckes, welchen die gelben Bliithenköpfe für die Entwickelung der Grasplätze innerhalb der unteren Region und für die Bergwiesen der mittleren und oberen Region bieten, war diese Pflanze mit in die Tabelle aufgenommen, zumal sich alte Beobachtungen für Dresden an sie anknüpfen sollen. Vieles von diesen Erwartungen hat die Berechnung bestätigt (siehe Tabelle); doch läuft die Gefahr unter, dass die anomalen Standorte in Mauerritzen etc., die der Löwenzahn aufzuweisen hat, die Güte der Beobachtung beein- trächtigen. Es lässt sich schwer entscheiden, ob aus einem derartigen Grunde Löbau mit dem frühesten Termin (3 Tage vor Pirna und Dresden) in den Original-Tabellen auftritt; der für 1885 dort genannte Termin: Tag 90, weicht allerdings so sehr von den übrigen Blüthezeiten ab, dass man an eine Verwechselung im Monatszeichen denken darf (III. 21 anstatt IV. 21). Im selben Jahre 1885 tritt als frühester Termin sonst Pirna und Döbeln, beide mit Tag 121 (also IV. 21) auf, und diese Blüthezeit darf man wohl auch für Löbau annehmen. Unter dieser Annahme fällt der mittlere Aufblühtermin für Löbau auf den IV. 25, gerade wie in Bautzen, und dieser — allerdings nach einer Yermuthung errechnete — Werth ist in die Tabelle eingesetzt, welche nunmehr ziemlich conform geworden ist, abgesehen von dem Missverhältniss zwischen Altgerings- walde und z. B. Markersbach. Absolute Extreme 1882/88; Pirna 1884 Tag 100, Beitzenhain 1883 Tag 157. 10. Prunus spinosa versagt schon im Vorgebirge und ist daher für unsere Phänologie weniger brauchbar. Die Beobachtungen in Zschopau erscheinen im Vergleich mit Pirna und Chemnitz disharmonisch und sind daher aus der Tabelle fortgelassen: 1882. 1883. 1884. 1885. 1886. . 1887. 1888. Pirna-Stadt . . 112 137 103 123 122 129 136 Chemnitz . 121 144 126 126 127 140 140 Zschopau . 101 138 107 122 123 — 139 Vielleicht hat ein warmer Garten Standort in Zschopau die Pflanze so begünstigt. Aus dem Gebirge sind nur ganz unregelmässige Beobach- tungen, von Freiberg und Annaberg aufwärts, eingelaufen, so dass der Strauch dort nicht regelmässig zu blühen scheint. Annaberg meldet: 1883 Tag 156, Brunndöbra: 1886 Tag 158. 11. Prunus Padus siehe Specialtabelle S. 97. Johanngeorgenstadt und Brunndöbra haben leider keine Beobachtungen von dieser phänologischen Charakterpflanze. [Es sei anhangsweise bemerkt, dass nach Ihne") die mittleren Auf- blühzeiten der Traubenkirsche im Küstenstrich des südlichen Finnland auf V. 26 (also auf Tag 156) fallen, bei 65 bis 66° N. nahe der Nord- spitze des Bottnischen Meerbusens erst VI. 15 (also auf Tag 176)]. 12. Pirus communis \ . . u , ,, Q nQ , OQ 13 Malus I siehe Specialtabellen S. 98 und 99. 14. Narcissus poeticus. Noch bis in die obere Bergregion hinein regelmässig blühend, z. B. Beitzenhain 1882/87 : Tag 141. — 157. — | — 146. — 151. — 163. — und Hirschsprung 1882/88: Tag 159. — 166.— 161. — 160. — 153- — 171. — 162. — . In diesem Falle also Hirschsprung merkwür- diger Weise gegenüber Beitzenhain stark im Nachtrag, während Beitzen- hain bei Narcissus Pseudonarcissus gegenüber Hirschsprung zehntägige Blüthenverspätung zeigt. Die frühesten Termine für N. poeticus in Sachsen fielen 1882/88 auf Leipzig: 1882 Tag 125, und Pirna: 1885 Tag 126. 15. Syringa vulgaris. In der ursprünglichen Instructions-Tabelle vor Nr. 14 gestellt, hat sich herausgestellt, dass der Fliederstrauch überall nach der Narcisse blüht, mit alleiniger Ausnahme von Chemnitz, wo er 5 Tage früher blüht. Blüht noch regelmässig in Beitzenhain: 1882/87 Tag 176. — 172. 1 — 165. — 160.— 184. — , in Hirschsprung regelmässig früher: 1882/88 Tag 160.— 166.— 156.— 159. — 156.— 174. — 167. Früheste Termine: Dresden: 1882 Tag 126, Pirna: 1886 Tag 128, Döbeln: 1885 Tag 129 gleichzeitig mit Pirna; Bautzen: 1886 Tag 129. *) Meteorolog. Zeitschr. 1890, Taf. VIII. 5 * 84 16. Aesculus Hippocastanum. Blüht unregelmässig in der oberen Bergregion: Hirschsprung 1882: Tag 167, 1883: Tag 165. Brunndöbra 1886: Tag 157. Reitzenhain 1887: Tag 183. Sonst keine Notizen aus dieser Region, so dass Annaberg allein regelmässig meldet: 1882/88 Tag 156. — 159. — 151. — 149. — 152. — 167. — 157. — Früheste Termine i. J. 1885: Pirna 129, Dresden 128, Leipzig 126, Döbeln 129, Löbau 130 und so weiter durch Sachsen durch. Mit diesen frühen Jahren, wo die Rosskastanie schon Ende April blüht, wechseln späte ab, z. B. 1883: Pirna 144 und 147, Dresden 146, Leipzig 155, Döbeln 152, Löbau 149, Bautzen 154, Ebersbach 158; dann also erblüht der Baum in der sächsischen Thal-Niederung um Mitte Mai, in der unteren Bergregion gegen Ende Mai. Der Fruchtreife wird von anderen Phänologen ein grösseres Gewicht beigemessen und sie ist daher in die Tafeln nebst dem Intervall zwischen Beginn der Blüthezeit und Fruchtreife aufgenommen. Regelmässigkeit ist auch hier wiederum nicht zu erkennen (vergl. unter Nr. 8), als höchstens dass die östlichen Stationen die westlichen in der Reifegeschwindigkeit etwas überholen. Wenigstens steht Löbau mit dem Intervall von nur 114 Tagen obenan und Dresden selbst hat das Unglück, mit seinen Kastanien an der Schillerstrasse in der Reifedauer am anspruchsvollsten, nämlich mit 141 Tagen, dazustehen. Dies erklärt sich aber vielleicht aus einer dort no- tirten abnorm frühen Blüthe. 17. Sorbus aucuparia. Die ausführliche Blüthen tabeile (leider ohne Beobachtungen in Johanngeorgenstadt) siehe S. 99. Die Differenz in den Blüthenterminen erreicht darnach zu dieser Jahreszeit noch 26 Tage zwischen Pirna und Reitzenhain! Die Fruchtreife ist wiederum an denselben Stationen notirt, an vielen etwas lückenhaft, und zeigt dieselben unverständlichen Sprünge wie Nr. 8. Die besten Beobachtungsreihen sollen hier mit den Terminzahlen wiedergegeben werden: Jahr 1882.1883.1884.1885.1886.1887.1888. Mittel. (Intervall.) . . — 218 248 232 232 241 249 235=^ • • (92) — 7 Pirna . . . Dresden . . . 241 250 256 — 242 242 255 Greiz .... 266 — — 258 219 244 — Alt-Geringswalde 230 237 233 234 242 248 — 248=-;. (104) ? ca. (95) 7 Markersbach . Löbau . . . Ebersbach . . Chemnitz . , Annaberg Hirsch sprung 276 261 270 — 248 250 264 — 224 214 226 2 22 236 244 238 237 — 228 207 257 244 237 259 228 238 271 286 285 284 282 286 282 ±n -j- 17 14 4- 16 - 3t ±ii + 4 — 240 243 233 277 255 262 252=^ — 237 264 237 258 — 251 249 — >2 -f- i5 ■ (86) (102) • (80) • (84) .(129) • (92) • (86) Jedenfalls sind nicht die oberen Bergstationen die in Hinsicht auf Fruchtreife retard iren d en , denn ihre Reifetermine nähern sich stark jenen 85 der wärmeren Region und erhalten dadurch, bei späterer Blüthezeit als hier, ein um so kürzeres Intervall. Die kürzeste Reifezeit, wiederum von Löbau, wird nicht wesentlich von Ebersbach und Hirschsprung übertroffen; aber warum Chemnitz mit so ausserordentlich langem Intervall auftntt, bleibt unerklärt, wie in Hinsicht auf Fruchtreifezeit noch jeder wirklich feste Anhalt, von dem aus eiue Regel entwickelt werden könnte, zu fehlen scheint. 18. Crataegus Oxyacantha. Der Weissdorn geht unter den Gebirgs- stationen bis Hirschsprung hinauf, wo seine Termine 1882/87 waren: Tag 168.— 171.-170.— 168.-160.-198. Früheste Termine waren in Pirna: 1885 Tag 133, Dresden: 1882 Tag 137. Leipzig giebt für 1884 Tag 116 an (ein Gartengehülfe des bo- tanischen Gartens); dies erscheint als unmöglich, da im selben Jahre Pirna und Dresden mit 4 Beobachtungen 141, 142, 144 und 145 anzeigen. Es scheint also wiederum eine Monatsverwechselung im Zeichen vorzu- liegen, und in dem Mittel ist als Termin für 1884 der 146. Tag zur Ver- rechnung gekommen*). 19. Sambucus nigra. In Reitzenhain nur 3 Beobachtungen: 1882 Tag 209, 1883 Tag 197, 1887 Tag 216, was auf eine dort sehr spät statt- findende Blüthenentwickelung schliessen lässt, da die Bergstation Hirsch- sprung mit folgenden Terminen 1882/88 um vieles früher auftritt: Tag 189.-193.-197. — 186.-188.— 206.-200. Also Reitzenhain in den drei Jahren um 11 Tage im Mittel später. Früheste Termine Pirna: 1884 Tag 151 und 154, Greiz: 1884 Tag 152, Löbau: 1884 Tag 153, Dresden und Leipzig: 1882 Tag 155. Die Fruchtreife zeigt ein ähnliches Bild wie Nr. 17 und 8, nur dass die Bergstationen mit späteren Terminen auftreten, was bei der späten Blüthezeit nicht zu verwundern ist. Die Intervalle liegen meistens um 100 Tage, nur in Pirna und Löbau viel geringer und in Chemnitz viel höher, bis 117 Tage. — Vitis vinifera. Die Weinstockblüthe ist zu unregelmässig beobachtet, um in der Tabelle zu Mittelwerthen verrechnet zu werden; nur folgende Angaben sind brauchbar: 1882. 1883. 1884. 1885. 1886. 1887. 1888. Mittel. Pirna - Stadt . . — 185 184 173 169 196 184 1827 u -J- 14 — Umgebung — 179 190 173 175 193 18ö i83;4S Dresden - N. . . — 174 193 171 179 196 186 Greiz .... — 183 178 145! 174 — 182 172^ Geringswalde . . 194 192 200 184 189 201 — 193^-| Löbau .... — 188 176 177 174 196 182 182^| Zschopau . . . 188 191 — 185 188 — 188 ? 188^-f 20. Phüadelphu s coronarius Blüht noch in Reitzenhain, Termini 1882/87: 198. — 196. j 199. — 189. — 201. — Brunndöbra nur 2 Beob- *) Die in den Tabellen selbst oft klargelegte Verwechselungsmöglichkeit der Monate in römischen Ziffern legt den Wunsch nahe, künftighin an Stelle der Datum- Doppelzahl die hier in Anwendung gebrachte leicht fassliche Terminzahl zu benutzen. 86 achtungen 1884 und 1885: 200. — 187. — Hirschsprung 2 Beobachtungen ähnlich Reitzenhain. Früheste Termine Dresden 1882 und Pirna 1884: Tag 156. — 157. 21. Tilia grandifolia . Yergl. Specialtabelle S. 100. 22. Tilia parvifolia. Es ist nicht uninteressant, das Intervall zwi- schen dem Blüthenbeginn beider Linden zu prüfen. Enter den berech- neten Reihen giebt Leipzig dasselbe (wahrscheinlich fälschlich) nur zu 1 Tag an, Geringswalde fast ebenso zu 2, Markersbach und Zschopau mit 5, Pirna und Dresden mit 9, Chemnitz mit 10, Löbau und Plauen mit 11, endlich Greiz mit 15, was etwas hoch erscheint und wohl auf den Standort zurückzuführen ist. 23. Lilium candidum . Die gewöhnlichen Zeitdifferenzen der west- lichen und östlichen Stationen erscheinen verwischt. Leipzig ist unge- wöhnlich früh; Hirschsprung hat 3 Beobachtungen 1885/87: Tag 207, 217, 224, alle später als Annaberg. Die Schwankungen sind geringer gewor- den und überschreiten meist nur wenig eine Woche Verfrühung oder Verspätung. B. Die Beobachtungen über die Belaubungsperiode der Bäume. Der zweite Theil der geforderten Beobachtungen, vom physiologischen Standpunkte der Flora aus betrachtet wichtiger als der Blüthenkalender, hat die Periode des Baumlebens in Hinsicht seiner Assimilationsleistungen zum Zweck, entbehrt aber dabei der scharfen Marken, welche dem Blüthen- kalender zu Gebote stehen. Gefordert waren in der Instruction (Isis-Abh. 1881, S. 12 — 13) drei Termine: erstes Stadium der Blattentfaltung (Fol. I oder B. 0. 1 = Blattoberfläche vortretend), und zweites Stadium der Blattent- faltung (Fol. II oder B. 0. II = Blattoberfläche flach ausgebreitet). Stadium I ist schärfer markirt als das zweite, unter welchem der Zeitpunkt verstanden wird, „wo die zuerst hervorgetretenen Blätter sich horizontal ausgebreitet und an ihren Stielen gestreckt haben, so dass der Baum nunmehr eine zwar noch sehr lichte, aber doch als solche schon weithin auffallende Be- blätterung erhalten hat“. Der Schluss der Baumperiode sollte durch die Termine der allgemeinen Laubverfärbung angezeigt werden. Auch heute noch erscheint uns die damals gegebene Instruction für am richtigsten, obgleich sie die Unbequemlichkeit zweier Phasen zur Notiz mit sich bringt; dadurch wird aber der Beobachter veranlasst, den treiben- den Baum schärfer in das Auge zu fassen und sich nicht mit einem all- gemeinen grünen Schimmer an seinen Zweigen zu begnügen. Bedauerlicher Weise haben manche Beobachter nur ein Stadium für die Belaubung an- gegeben, und obwohl anzunehmen ist, dass dasselbe dann mehr der Fol. II oder B. 0. II in unserem Sinne entspricht, zumal andere Instructionen über- haupt mit B. 0. nur das entfaltete Stadium der jungen Blätter angegeben wissen wollen, so haben wir es alsdann doch für am richtigsten gehalten, in der einen Zahl einen ungefähren Mittelwerth für beide Stadien an- zusehen, entsprechend der Zahl, die eigentlich durch Mittelnahme von errechnet werden soll. Die Belaubungsperiode ist ein längerer Act, welcher der Phase der ersten Blütheneröffnung nicht vergleichbar ist; wenn die Zweige eines Baumes sich von unten nach obenhin allmählich belaubten, so würde der Beginn dieser Art der Belaubung der Phase der 87 ersten Bliithe vergleichbar werden. Aber auch in diesem Falle würde man die Arbeit der Blattentfaltung, welche sich schwierig in einem ganz festen Punkte ergreifen lässt, am besten durch die Grenzen: Beginn und Anfang vom Ende, bezeichnen. Dass aus diesen ein Mittel gebildet wird, hat mehr rechnerischen Zweck, um mit einer Zahl anstatt mit zweien za thun zu haben. Für die phänologische Entwickelung selbst und die Klimalage des Ortes ist von massgebender Bedeutung zugleich die Länge der Be- laubungsperiode selbst, welche nach Jahr und Ort sehr verschiedenartig ausfällt und selbst einer Mittelnahme werth ist, leider mit individuellen Beobachtungs-Ungleichheiten behaftet. Für grössere Beispiele wird auf die Specialtabellen S. 100 und 101 für Belaubung' der Birke und Buche, als der phänologisch in den Vordergrund gestellten mitteldeutschen Bäume, verwiesen und auf die von Dr. Naumann zusammengestellte unten fol- gende besondere Tabelle der Baumperioden. Hier nur noch einzelne Be- merkungen über die weniger geeignet erscheinenden Phasen der alten Instructionstabelle. Salix alha war von zu wenigen Beobachtern regelmässig notirt, als dass sie in der Haupttabelle aufgenommen werden konnte; folgende gute Reihen sind aber geliefert (1882/88): Ebersbach: 121.125 140.145 132.142 124.129 122.140 130.139 134.147 Chemnitz: 101. ? 132440 104426 l79426 H8425 126432 125H32 Markersbach : 123430 mi42 127437 ' 1294751 1 24H26 Daraus lassen sich die Mittel ableiten: Ebersbach B. O. I 129, B. 0. II 138. (Mittel 134.) Chemnitz „ 118, „ 126. (Mittel 122.) Markersbach etwa 128, etwa 135. (Mittel 132.) Diese Mittel stimmen nicht besonders gut mit den Mittelterminen der Belaubung von Betula alba , welche lauten: Ebersbach Mittel von B. 0. 1 und II : 132 Chemnitz „ „ „ „ „ : 127 Markersbach „ „ „ „ „ : 123 (auffällig früh!). Von Aesculus Hippocastanum sind nur wenige Beobachtungen aus der oberen Bergregion mitgetheilt, stets nur in einfachen Termin zahlen. Brunndöbra 1882/86 : Tag 130, 147, 148, 135, 154. Reitzenhain 1882/87 : „ 145, 159, — 131, 150, 148. Daraus lässt sich für die obere Bergregion ein mittlerer Belaubungstermin von etwa Tag 142 — 148 ableiten, also um die Mitte Mai, während die Rosskastanie in der warmen Thalregion im Mittel kurz nach der Mitte April Blätter erhält; als früheste Termine finden wir sogar für B. 0. 1 den 21. März, für B. 0. II den 3. oder 7. April angegeben in den Jahren 1882 und 1884. — Keine nennen sw erthen Beobachtungen sind von den beiden Linden aus der oberen Bergregion eingelaufen. Die unregelmässigen Terminnotizen über Juglans regia , welche bis Annaberg heraufgehen, sind für 3 Stationen in Isis-Abh. 1891, S. 75 — 76 in Kürze mitgetheilt, ebenso für Robinia Pseudacacia. Es erscheint nicht als praktisch, diese Bäume weiterhin zur Phäno- logie zu verwerthen, da der Austritt ihrer Blätter aus der Knospenlage ein 88 so allmählicher und wenig gut fassbarer ist, dass die subjectiven Abwei- chungen hier beträchtliche Grösse erlangen müssen. 7. Die Länge der Vegetationsperiode in den Einzeljahren. So wie der Temperaturgang eines jeden Ortes durch seine Mittel- bestimmung aus vieljährigen Einzelbeobachtungen klar ermittelt wird (vergl. z. B. die Dresdener Temperaturcurve nach Neubert in Isis-Abh, 1888, Taf. I), so stellt sich nach den im ersten Theile dieser Abhandlung (1891, S. 73) dargelegten Principien eine in den Einzeljahren um ein mittleres Maass schwankende Vegetationsperiode für jeden Ort heraus, die nach den Einzelphasen derselben zu beurtheilen ist. Temperaturgang und Vegetations- periode zu vergleichen ist von hohem statistischen und physiologischen Interesse; doch soll hier darauf nicht näher eingegangen werden. Nur bedarf es noch einiger Bemerkungen über die Vertheilung der Unregel- mässigkeiten auf die Einzeljahre. Die „frühen“ und „späten“ Jahre, welche man im Allgemeinen nach dem Eintritt des Vorfrühlings und Halbfrühlings so zu bezeichnen pflegt, sind sehr unregelmässig zerstreut und scheinen nach den Vegetationsphasen beurtheilt schon in einem kleinen Gebiete, wie es Sachsen ist, nicht durchaus gleichartig. Die frühesten Termine im Elbthal zwischen 1882/88 fielen in das erste Beobachtungsjahr oder auf 1884, die Lausitz und einige Bergstationen hatten aber ihre relativ frühesten Termine 1885. Zum Theil rührt dies natürlich her von der ungleichen absoluten Lage der Phasen- termine, welche nach einem Wetterumschlag ein ganz anderes Gesicht zeigen können hier oder dort. Sehr gleichmässig war die Verspätung des Beobachtungsjahres 1883 im ganzen Lande: Bibes rubrum und Grossularia z. B. zeigten in diesem Jahre fast an allen Stationen, und zwar beide Arten gleichmässig, ihre spätesten Termine. Da zwischen der Aufblühzeit in Pirna und Hirschsprung- Reitzenhain in diesem Jahre 24, bez. 30 Tage Zwischenraum lagen, so hat diese gl eichmässige Verspätung etwas zu bedeuten und muss in ihrer Nach- haltigkeit für die Landescultur des Frühlings wohl zu verspüren sein. Uebrigens gilt auch von solchen Jahren, dass der klimatologisch ver- anlasste Ausgleich nicht ausbleibt; denn nur vier jener 17 Stationen, welche im Jahr 1883 für Stachel- und Johannisbeere den spätesten Blüthetermin zeigten, haben auch in demselben Jahre am spätesten die Früchte der Johannisbeere reifen lassen (nämlich Leipzig, Markersbach, Annaberg, Hirsch- sprung); bei allen übrigen Stationen fällt der späteste Reifetermin der Jo- hannisbeere auf ganz andere Jahre, meistens 1887, aber auch 1886 und 1888, wo die Sommer ungünstiger waren. Es ist daher nicht uninteressant, den Gang der Verspätung einer gewissen Reihe von Jahren und Pflanzen hindurch zu verfolgen. So war in unserer siebenjährigen Periode das Hauptjahr der stärksten Verspätung von Galanthus nivalis 1887; für Gorylus Avellana sind 1886 und 1887 beide an verschiedenen Stationen sich ergänzend als die Verspätungsjahre zu betrachten. Schon bei Leucojum vernum beginnt die grössere Menge der spätesten Blüthentermine auf das ungünstige Jahr 1883 zu fallen, welches sich aber bezüglich Hepatica triloba und Camus mas mit anderen Jahren in die Verspätung theilt; bei Cornus weist 1888 die grössten Ver- spätungen auf. Mit Narcissus Pseudonarcissus aber, den Bib cs-Sträuchern 89 und Muscari , tritt 1883 als Hauptjahr der Verspätung wieder unbestritten in den Vordergrund, hält durch die Phasen von Taraxacmn, Prunus spi- nosa, Prunus Padus, Pirus communis, P. Malus, Narcissus poeticus und Syringa vulgaris , also durch einen Monat durchschnittlicher Blüthezeit, so an, und beginnt erst bei der Blüthezeit von Aescidus seinen verzögern- den Charakter auf andere Jahre zu zerstreuen. Bei Sorbits aucuparia haben nur noch 6 Stationen im Jahre 1883 die spätesten Termine, dagegen 11 Stationen im Jahre 1887, welches von nun an mit dem Jahre 1883 in der Verspätung der Sommerphasen ( Crataegus , Sambucus, Vitis, Phila - delphus, Tilia, Lilium) rivalisirt, so dass z. B. bei Lilium candidum nur noch 2 Stationen im Jahre 1883 ihre spätesten Termine haben, alle anderen im Jahre 1887. Und die Verfrühung. welche für die Vorfrühlings-Phasen hauptsächlich auf die Jahre 1882 und 1884 fiel, ist für die Sommerphasen der Linden und Lilie auf das Jahr 1885 verschoben. Obgleich also der Begriff von „frühen“ oder „späten“ Jahren ein im Volksgebrauch wohl be- gründeter ist, so ist er in seiner Verallgemeiner ung a uf eine ganze Vegetationsperiode gewiss in allen und jeden Fällen durch Uebertreibung unrichtig und hat in der Regel vom Frühling bis zum Sommer einen Ausgleich gefunden. Gleichzeitig aber nimmt die Grösse der Schwankung um das mittlere Maass vom Frühling zum Sommer hin ab, so dass bei Cornus und Prunus die ganze Amplitude noch leicht 4 Wochen, bei Linden und Lilium dagegen meist nur noch 12 bis 16 Tage beträgt. Die Schwankungen am Schlüsse der Vegetationsperiode entziehen sich zu sehr einer genauen Maassbestimmung. Anknüpfend an die letzten Mittheilungen macht es sich nöthig, die in Tabelle I zusammengestellten Baumperioden und Hauptvegetations- perioden näher zu beleuchten. Zuvor aber soll noch in Kürze auf die Anordnung der Tabelle l und die speciellere Weise ihrer Berechnung eingegangen werden. Ueber die allgemein angewandte Berechnungsart und die dabei oft nöthig gewordenen Interpolationen erfolgen weitere Bemerkungen gelegentlich der Besprechung der grossen Uebersichtstabelle II. Die ersten 7 Colonnen enthalten für 12 Stationen die Termine der Laubverfärbung resp. des beginnenden Laubfalles. Dabei mussten von den Stationen der Uebersichtstabelle: Greiz, Plauen i. V. und Hirschsprung wegen mangelnder Beobachtungen ausser Acht gelassen werden. Reitzen- hain ist nur durch 2 Beobachtungen (Betula und Fraxinus ) vertreten und auch diese sind, als Mittel nur dreier Beobachtungsjahre, anfechtbar; sie sollen einzig einen ungefähren Vergleich mit den Stationen des höheren Erzgebirges ermöglichen. Die 8. Colonne zeigt die mittleren Verfärbungstermine. Sie geben gewissermassen das Datum an , zu welchem die Gesamtheit der beobach- teten Bäume in herbstlichem Schmucke prangt und zum Theil schon, be- einflusst von den ersten Nachtfrösten, ihres Laubes beraubt wird. Dabei schien es angebracht, die von Prof. Drude früher1') angege- benen und nach seinen Vorschlägen*) **) errechneten Werthe für die Früh- *) Isis, Abhandlungen 1891, S. 78. **) 1. c, S. 71 u. 72. 90 W CD • St CD B et B. 5’ to CD 4p •’O Sa <~i CD •-j CO O- P o er to CD CT + I to P tO CD tO +! 1 »—* i >— *1 OC to CD + «O 00 to CD DD +1 I o>! -o CD CD pi i — to CO CD CT •\S CO o 4P tol o> CO 00 — 1 Armaberg . . Zschopau . . Chemnitz co co co CD CD CD PI o OO + 1 +1 1 h-H ►— k +! 1 i — CO 00 Ol to I—I o CO co co CD CD O Cr h-a o 1 T" 1 + 1 1 +1 1 1—» I 1— k oc CD 03! 03 tol to Co co co O CD CD C D er H-i + 1 00 +1 1 COl 4^ ♦-o co co Co c D CD O o — 1 i—i + 1 + 1 + 1 -0 -3! co oo! 03 co Co CO CD O O 00 O CD + M o 1 i— 1 l o + | 1 i 4 00 1 tc *• Co co o o +1 I pi P 03! 03 Q CD *S H-* • a Cfq — A 1— A t— A h-A H-A H-A H-l OP MP 'Co CO co 4P co co to to to CO co CD oo O CD o CD CD oc H-* h-l I-* h- a N-a M l— * M HP er Cr CD CD CD CD CD —3 PI QC PI to CD t— ‘ co IO t-“ CC O' O O co H-i h-* I— A 1— A t— L uu h-A i— a t— a -y— P CD CD CD P3 00 CD PI 00 pi ua O1 4^ co co o 00 to to H-A — i ♦-o •* to I— X i—1 t— A ►— A A h-A 1— A H-A 1— A H-l H-l er Cr er er er 4P o» PI CD CD CD CD er CD CD CD CD CD 4p CD co 4P i— ‘ t— A V— A 1— A 1— A h-A I— A H-A H-A H-A H-A CD CD CD —3 CD CD 00 oo 00 CD co 4P co 4P 4p CE co CD Ü' t— ‘ t— A b— A 1— A t— A H-A H-A l—A H-A CD CD o» CD CD CD PI PI 00 •4 l—i o p— ^ PI CO co OO 4P to CD oo ~o >— i A 1— A 1— A 1— A 1— A H-A M H-A H-A- H-A Co 4P er er Ü< er CD PI CD *4 CD Cr CD 4p 4P U-i oo to co to er CD p-A 1— A h-A 1- -A 1— A 1— A . 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Herbst Beobachtungs- 's 5 § £ ’S •g 8 £ a> § » Äh 3 .Ä.O CS § Q> 60 a s 3 0 O "o ^ • O O .Ä 0 . •2 t* 3. 1 ’S 8 b/5 .0 a "§ ■§ .co =; o> 2 1 s Ö ec To | •Or 9 r»8 O) 1 ec . 0 0 2 §! £ e O a- .ÄH .0 2^ a> O e ® JS ? © SS » 1. £ 0 £ © § -5 £ •iS' 0 .0 ® © PiC+- e •cf- O) 0 Stationen Jjs s £ e S o _ ^ £ •£ 5 +Z ~ V. 11 cc h-h §« ££ S Ö s| .«arg £ Ö x — ’’ :g ? a 0 £ ö ^ « 00 ^ i£ 1 “ ^ % jg '[4 2 sö |s s g 3-l| ö 'p O :+ rC> £ ? £ S £ e £ 0 £ § gS S CQ rS £ *“• 'S“»? ~pa .e § 3 1* Co -g E Co rC Ö ü S Vj 53 » 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 ii 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 Pirna-Stadt . . es -22 63 “24 7E)~ 14 *°+20 79=^? 91 — + 15 106=^ H4=| | 119 117 — f- 8 121 liefet 120=?? u+ 9 1^ 126 125 j 124=4| 1 130=4 130 I '133=4 135=4? +6 139 138-“ 138=4 143=| -t- D 145+4 159“ ? 162“ ,J JU+ k i8i?-: 191+4 4 ii9i+ 190=41235=4? + 4j +14 237=| 262=? Pirna-Land . . 60^-o 77^ 82— + 19 97^' -h n H4=i H8-S 1 1207-?? 123 121=?? + 15 125"— 1 ^4- 11 : -r io 129* 129 + 15 133 1 -t- hl 133— LUtJ 4 140 139+75 141^4 144+4 i6o;4 166=? 185+4 193+4 193+4 194; : 946 r - -f 8 245— + 10 273=4 Leipzig .... 71 — r w 81^ 84^ 93 — t- 20 104=| 1 1'9+rl 119 H7^ 122 115=|? igi ~ia + 10 120=| 131 131 (26^=4 129=?? 132 130=4 132 ZL^L +1 3 . 0- — 10 13++S 142 142^ -f 11 142+4 144; 4 148=1? 4637 | 167^ 187=4? 187; 4 1937?? -+ 0 188=41 250? 260? 276+: Dresden-N. . . . 70+55 ^-20 * 1 + 20 82^ 96if H4^ I i n — 22 I I 7 +72 114 118+75 118 lg4=if (20741 131? 1 15 128 128=4| 131+4 1,9 137=| ■1- » 141 139=| 137=-+ 144-?? + 10 147+T7 102 1 104- ; 186+41 197+4 197 — + 14 j 195+i 248=? 267=1 1 1 278=4 Löbau .... 86^ *+§ 104=?? 1 n !06=| 124- 16 - +15 128 126J+ 128125=7? 125“— A^-j- 13 131 +7S 138 134 i35- fj 134= 10 1 J’+14 142 142=Jf 141+4 148 144 142+4 1487-1 ~r 1 l;,.; — 164=1? 167=1 "1 ‘ & 188=--? 196=1? 198+4 199=+ 228+1? 245=? 256=1 Ebersbach . . . 8^ 98— 1 1 ö - 25 ii0+is m+7S 130:-, i9 134 131 +75 132|133_^2 128+15 135=i? 137 135 140 — 13 140=7? + 12 144 >44=4 146=4 148 löl^Tö9 152=-: 154 ^ 197lH i73=? 174=?? 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Chemnitz . . . 8ö_ 14 ö0 = 16 97? 98-’: 106-^124=^ 1 7 127+ 9 126 132“ J 12 127 127-;* 126+i| 132“ -“ -r 1- 133 132 137;; 737;^ 143 1424” i52;4 151 149=?: 151" 10 -)- 16 153=41 17)6 r| 17t =? -= 11 i97;4 204* 206* 207=4 2827" 290=’ 285+4 Zschopau 90? 89=1 ioi+Iiii^ 1237 £ 128 123- 16 1 -|-14 127 II97; 124+n 1 24 — 23 129 134 190-;;; 135=4 138 14i;1t 1387 4 r lo 147 1467;: 148 7 194+4 149; “ >68+? I6874 > 96 + 1 196= | 202? 201- 8 250? 281*? 281? Annaberg . . . 91^ 100 " 18 -f 18 U5=|122=§ 128— 134 132+4 133 129* 1 33— 14 100 + Yä 133* 138 140 143“ 14 4- 14 14374 145 147; 4 154“ 10 -r 1a 151 i55;io 156;,; 169^4 164=4| 180+ : i83=: 203* 214=4 208=4 214* 252;?? 290? 284=4 Markersbach . . 89=?? 99=| 98=|? T Ib 108^ 126=|, 1 89- 25 löz+7s 130 1373i 123 145=4 129=1 1 37 - 16 101 + 13 134 136 1437’: 145+;: 138 iööj^s i48=: 148 193;; 1557 ; 15*7-4 158=4 T O i77;i: 176+I? 202+ b r 4 207* 209=? 207+ 4 259+4 275+186 293=4 Hirschsprung . . »jo:4 97+4 110? 122=“ 139- *? 148 Hl” 15 A^A -f 13 138 140=4 141+75 140 141 155;,: ie*5S 149 158=jl62=| 151 163=; 163 l73l‘t 193; 4 208=14 919— iy Z1Z+20 1 2497 4? + 16 289^ Reitzenhain 1 "y! 105 1“ 132+4 143;’: 147? 144- 16 A”-f 4 146 146;” 142? 158? 160=4 1 152“ 11 i°2+a 167? 171^4 169+S 197 = 4 228? j|253? | Dimhschuittspliuseii v. Pirnabis Markersbach 75 87 91 102 1 LL4 123 124 125 125 125 126 129 130 133 134 136 137 139 142 145 146 146 150 153 169 171 192 199 200 201 1 247 268 1 i 278 93 125-114 = +11 + 117 = 128 125 - 114 = + 7 + 120 = 127 125 - 115 = + 10 + 117 = 127 125-117 = + 8 + 118 = 126 125-124 = + 1 + 126 = 127 125—130 = + 5 — 131 = 126 125-122 = + 3 + 122 = 125 125—123 = + 2 + 123=125 Mittelwerth = 126. Somit ist in unserer Tabelle die Zahl 126 aufgenommen worden. Den meisten Zahlen ist die Amplitude in Bruchform beigefügt wor- den. Dieselbe lässt die frühesten und spätesten Termine innerhalb der beobachteten Jahre durch Differenzbildung auffinden; z. B.: Bei Galanthus nivalis Pirna-Stadt findet man die Zahl 63 d. h. für Pirna -Stadt ist der früheste Termin der Schneeglöckchen bliithe der 41. Tag, der späteste der 87. Tag. Die Zahlen selbst sind in der von Prof. Drude Isis-Abhandlungen 1891, S. 63, angegebenen Weise gebraucht und in Monatsdaten zu über- tragen. Zur Erleichterung dieser Uebertragung in das gewohnte Kalen dermaass diene folgende Tabelle : 1. Januar . . . 11 1. August . . . . 223 1. Februar .... 42 1. September . . . 254 1. März 70 (71) 1. October . . . . 284 1 . April 101 1. November . . . 315 1. Mai 131 1. December . . . 345 1. Juni 162 21. „ . . 0 1. Juli 192 31. „ . . . 10 Die Benutzung dieser Tabelle sei in Folgendem erläutert: Man trahirt von der phänologischen Beobachtungszahl die in der Tabelle be- findliche nächst niedere, vermehrt die erhaltene Differenz um 1 und giebt ihr das entsprechende Monatsdatum. Beispiel: Fruchtreife von Sorbus aucuparia in Pirna-Stadt 235 folglich: (235 — 223) + 1 = 13. August. Bei Schaltjahren bleibt die Differenz um 1 fort. Durchschnittsphasen für die Stationen der untersten und mitt- leren Culturzone. Diese finden sich auf der Ueb ersieh tstab eile in der letzten Querreihe angegeben und sind berechnet als Mittelwerthe sämmtheher in den darüber- stehenden Längsreihen eingetragenen Beobachtungen , mit Ausnahme der lückenhaften Zahlen von Hirschsprung und Reitzenhain, also der Stationen der obersten Culturzone. Diese Durchschnittsphasen gaben zu gleicher Zeit ein bequemes Mittel an die"Hand, die verschiedenen Pflanzen nach ihren Entwickelungszeiten in aufsteigender Folge anzuordnen, wie es in der Tabelle geschehen. Sie 94 sind gewissermassen für die unterste und mittlere Culturzone Sachsens Nor mal zahlen, denen von sächsischen Stationen in den Durch schnitts- werthen am nächsten kommt LÖbau, von den Gesammfc-Stationen: Greiz. Es ist von nicht geringem Interesse, uns einmal Blüthen-, Laub- und Fruchtentwickelung eines solchen ph ätiologischen Normalgartens vor Augen zu führen. Am 6. März erfreuen uns die ersten Blüthen des Schneeglöckchens , 12 Tage später (am 18. März) folgt die stolzere Schwester Leucojum vernum. Am 22. desselben Monats erschlossen sich die blauen Blüthen- sterne des Leberblümchens , während als Schluss des Vorfrühlings — am 2. April — die Hecken der Cornelhirsche in ihrem gelbeip Bliithen- sch ra u ck e pran gen . Am 14. April leitet die gelbe Narcisse den Halbfrühling ein. Nun folgt in kurzen Zwischenräumen Blüthe auf Blüthe. Unter dem dichten Blätterdach versteckt entfaltet sich am 23. April die Stach elbeerblüth e , während schon am Tage darauf (24. April) die Ross- kastanie ihre zusammengelegten Blattfinger aufzuspannen beginnt. Mit dem zarten Grün der Birke werden am 25. April die Blüthentrauben der Johannisbeere geweckt, und die blauen Träubchen von Muscari entsenden ihren gewürzigen Duft. Tags darauf (26. April) erglänzt auf der lenzgrünen Wiese das leuchtende Gelb des Löwenzahns und 3 Tage später (29. April) prangen die nahen Hänge im Blüthenschnee des Schlehdorns , während am letzten des Monates (30. April) sich die grossblätterige Linde durch ihr frisches Grün verräth. Am 3. Mai kündet sich die Rothbuche durch ihre dunkle Belaubung an; doch schon am nächsten Tage (4. Mai) wird dies Dunkel durch die Blüthen des Birnbaumes gemildert, denen am 6. Mai die weissen Blütlien- trauben der Traubenkirsche entgegennicken. Am 7. Mai folgt die klein- blätterige Linde in grünem Schmucke ihrer früheren Schwester und 2 Tage später (9. Mai) zeigt sich das zarte Rosa der Apfelblüthe. Als willkommener Herold des Vollfrühlings ersteht am 12. Mai die Blüthe der weissen Narcisse , während die Esche am 15. Mai, als letzte, ihr grünes Gewand anlegt. Am 16. Mai duftet der Flieder den Blüthen- kerzen der Rosskastanie entgegen. Wenige Tage später (20. Mai) erscheint die weisse Doldenrispe der Eberesche und am 23. Mai verkündet das zarte Roth des Crataegus die Nähe des Frühsommers. Am 8. Juni verräth sich die Hollunder blüthe durch ihren betäuben- den Duft, mit welchem sich 2 Tage später (10. Juni) der aufdringliche Wohlgeruch des Pfeifenstrauches mischt. Am 1. Juli erfüllt der süsse Blüthenduft der grossblätterigen Linde die Frühsommerluft; eine Woche später (8. Juli) kleidet sich die Lilie in ihr zartes Weiss, während am 9. Juli die Johannisbeere im Roth der Vollreife prangt. Diese letztere sowie die Blüthen der kleinblätterigen Linde am 10. Juli sind die Anzeichen des nahen blüthendurch webten Hochsommers; der seine Schätze erschliesst, bis am 25. August die rothen Fruchtbüschel der Eberesche den Eintritt des Herbstes verkünden. Am 15. September lugt das Schwarz der Hollunderbeeren aus dem ergilben- 95 den Laub hervor und am 25. September streut die Rosskastanie den reichen Herbstsegen ihrer braunglänzenden Früchte auf Wege und Plätze. Neben dem Interesse, welches so die berechneten Durchschnittsphasen gewähren werden, sind dieselben gleichzeitig sehr nützlich als V ergleichs- werthe. Durch eine Summirung der in den Querreihen enthaltenen Zahlen- werthe für jede einzelne Station der unteren und mittleren Culturzone würden wir 13 Summen erhalten, die je nach ihrer Grösse die günstigeren oder ungünstigeren Lagen Verhältnisse der Stationen charakterisiren. Es würde dann die Station mit der kleinsten Summe die relativ günstigste Lage besitzen und umgekehrt. Bilden wir ausserdem die Summe sämmtlicher Durchschnittsphasen, so erhalten wir in dieser einen Vergleichswerth, welcher die Stationen scheiden lässt in solche, die günstiger als die Normalstation und solche, die un- günstiger als dieselbe gelegen sind. Extreme. Aus der U eb er si chtstab eile lässt sich ferner mit Leichtigkeit heraus- lesen, in welchen Stationen für jede der genannten Pflanzen die extremsten Werthe zu finden sind. Deshalb sind auch die Amplituden dem Zahlenwerthe beigefügt worden. Am besten erklärt auch hier wieder ein Beispiel: Bei Galanthus nivalis finden wir in der Längsreihe die Werthe: Pirna-Stadt: 63^|^ , also frühester Termin: Tag 41 oder 31. Januar. Hirschsprung: 10(L~ , also spätester Termin: Tag 118 oder: 18 April. Für Sachsen schwankt sonach die Bliithezeit des Schneeglöckchens zwischen dem 31. Januar und dem 18. April, also um 77 Tage. Bei Taraxacum officinale ist hierauf bereits weiter oben aufmerksam gemacht worden. Wie leicht ersichtlich und ganz verständlich ist, werden diese Schwankungen immer geringer, je mehr wir uns dem Sommer nähern, da sich mit wachsender Tageswärme die Verspätungen immer mehr und mehr ausgleichen müssen. 9. Ergänzungstabelle für die Jahre 1889 — 92. Die für die Berechnung der Frühlingshauptphase im Gebirge wichtigen Bäume sind für 4 Stationen, welche noch in regelmässiger Weise durch die Jahre 1889 — 92 hindurch beobachtet haben, in Tabelle III noch zu er- weiterten Notizen herangezogen worden. Wir finden für die Umgebung von Pirna, Bautzen, Plauen und Markersbach noch die von 1889 — 92 sich ergebenden Phasen werthe von Prunus Padus 1. Bl., Sorbus aucuparia 1. Bl., Fagus silvatica , Betula alba (1. und 2. Belaubung) zusammengestellt. * Ausserdem haben wir sub M den Mittelwerth aus den Jahren 1882—92, also aus 11jährigen Beobachtungen angegeben. Da viele Termine leider nicht in jedem Jahre beobachtet worden sind, so ist durch die in die obere Ecke gestellte Zahl die Anzahl der verrechn eten Beobachtungsjahre ange- geben. Ein Vergleich mit den in der Haupttabelle angegebenen Mittel- 96 Tabelle III. Umgebung von : Prunus Padus (1. Blüthe) i •i i i Sorbus aucuparia (1. Blüthe) 1889 1890 1891 1892 M 1889 1890 1891 1892 | M Pirna . 136 120 135 132 9 141 134 144 ' 143 10 ca. Bautzen . . 132 128 131 140 136 7 133 145 1 ’ 139' Plauen . . ’ehlt in di r näheren Umgehn, r 149 136 r 156 159 150 11 Markersbach 140 128 • 1438 148 147 • • • 154s Umgebung von : Betula alba (1. Blüthe) Betula alba (1. und 2. Belaubung) . . Pirna . . J ! 129 i 114 132 124 128 98 115 127 131 • 127» Bautzen . . 131 119 128 98 107 128 139 112 132 117 7 126 1 Plauen . . 134 119 139 144 133 135 118 124 135 139 139 144 128 10 • .* ' Markersbach 132 116 122 130 110 117 ' • ■' . 1-228 Umgebung von: Fagus silvatica (1. und 2. Belaubung) Pirna . . . 125 135 108 .1 10 132 136 ' u 127» Bautzen . 134 130 131 * Pol. I. Plauen . r 142 145 145 149 139» Markersbach 132 134 119 128 * : ' / * . ' . 134s . / ' - ■ i " . !’ ■ / n y werthen lehrt, dass trotz hinzugefügter 3 oder 4 Neubeobachtungen der Mittelwerth nur um Tage schwankt. Wir dürfen somit wohl annehmen, dass im Allgemeinen durch eine 6 — 7jährige Beobachtungsreihe Mittelwerthe gewonnen werden, die dem wirklichen phänologischen Mittel recht nahe kommen. Ausserdem sei noch bemerkt, dass die Phasen von 89—92 aus; den Tabellen der grossen Instruction B (1881) entnommen sind, sich dem- gemäss auf die Umgebung der Städte beziehen. Dabei ist noch hervor- zuheben, dass das Jahr 1890 ein sehr frühes war. 97 10. Specialtabellen wichtiger Beobachtungsphasen. Um zu zeigen, in welcher Weise die phänologischen Beobachtungen zu Tabellen zusammengestellt worden sind, folgen in Weiterem die Special- tabellen für 7 der wichtigsten Bäume: (Eintritt der Bjüthe) 1. Prunus Padus1 2. Pirus communis , 3. Pirus Malus , 4. Sorbus aucuparia , 5. Tilia grandifolia , 6. Beüäa alba (1. und 2. Belaubung), 7. Fagus silvatica (1. und 2. Belaubung). Leicht wird man aus diesen Zusammenstellungen die frühesten und späten Jabre herauserkennen, welche durch Schrägdruck gekennzeichnet worden sind. Stationen Prunus Padus 1882 1883 | 1884 1885 1886 1887 1888 Mittel Pirna-Stadt .... \m 142 132 126 123 133 135 j Pirna-Umgebung 1 143 135 126 129 133 133 Dresden-N 118 145 134 126 127 133 136 131^S Leipzig 143 133? 123 125 126 133 1291g-: Greiz ...... 118 144 142? 124 138 139 139 1354: Döbeln 123 127 134 139 143 136? Plauen -obere Stadt 147 147 139 145 140? Plauen -untere Stadt . 113 158 147 131 143 140 149 140“ 27 x v4 18 Markersbach .... 132 160 1 ! 6 138 141 148 152 i4°4 15 Löbau 148 137 128 131 135 138 134“ 10 Bautzen 152 128 138 154 13941 Ebersbach 128 152 143 129 140 139 147 14041 Chemnitz 125 151 137 128 135 141 142 137“ 12 ‘4 18 Zschopau 123 146 135 127 134 138 145 1 35“J? Iö°4 n Annaberg 131 156 143 136 134 153 149 14341 Hirschsprung . . 158 160 162 165 158 181 173 lß5^ Reitzenhain .... 151 1 160 149 151 167 ca.PlöO1)— ij 98 Pirus communis Stationen 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 Mittel Pirna-Stadt .... 1 111 137 110 123 120 130 132 I 124“ n Pirna-IJmgebung . . 1 137 112 123 125 129 132 40 Dresden-N 114 143 113 124 128 134 137 128“ f lo Leipzig 120 140 112 122 126 128 136 !2674: . Greiz 117 145 115 124 139 137 148 13274 Döbeln 116 142 114 123 . 129 134 139 1287T4 Altgeringswalde . . . 128 148 127 145 137? Plauen -obere Stadt . . 116 143 130 125 135 137 146 1337-I Markersbach .... 124 155 145 135 148 147 150 143— 19 Löbau 130 146 129 126 137 132 144 13574 Bautzen 128 139 130 p 126 128 132 13l|^ Ebersbach 128 153 142 130 141 140 148 i40Ui Chemnitz 119 145 138 128 137 143 146 13741 Zschopau 123 142 140 127 J30 146 144 l36+» Annab erg 136 152 144 129 136 157 149 i43+;i Hirschsprung .... 151 160 146 154 150 166 157 133-U’ Reitzenhain .... 153 154 169 158? Stationen Pirus Malus | 1882 1883 1884 ; 1885 1886 j 1887 1888 Mittel Pirna- Stadt .... 1 9 1 ♦ 145 140 128 134 135 137 1 !357!n Pirna-Umgebung . . 122 144 140 127 135 135 137? Dresden-N 120 145 133 127 129 135 137 1 12 13 Leipzig 115 144 121 128 130 130 141 130+m Greiz 130 150 118 130 139 140 148 1364? Döbeln ...... 131 150 122 128 140 139 146 i36u: Altgeringswalde . . . 154 148 136 143 145? Plauen -obere Stadt. . 124 153 133 130 140 142 150 1397 m Markersbach .... 136 162 148 140 149 160 153 15041 99 Stationen Pirus Malus 1882 | 1883 1884 j 1885 i 1886 | 1887 j 1888 Mittel Löbau . 138 153 144 129 142 138 149 149~ 13 Bautzen 133 148 139 130 136 143 148 140“ 10 + 8 Ebersbach 132 157 145 134 145 146 150 144“ 12 Chemnitz 125 153 144 131 144 149 148 1 42“ 17 Zschopau 131 146 141 129 142 149 147 141 — j- 7 Annaberg 141 158 145 129 150 159 148 147“ 18 -f 12 Hirschsprung .... 156 164 151 156 153 167 162 158=g Stationen Sorbus aucuparia 1882 1883 1884 i 1885 | 1886 1887 | 1888 Mittel i Pirna -Stadt . . . . 135 149 143 137 142 147 149 143“ 8 4- 6 Pirna- Umgebung . . 136 153 145 138 146 147 148 144“ 8 Dresden-N 132 154 143 141 143 148 147 144^12 A -f 10 Leipzig ...... 133 157 143 135 143 150 149 144=11 Greiz 153 156 149 147 150 159 151 Döbeln 134 157 145 138 146 157 152 147=18 Altgeringswalde . . . 146 158 151 143 158 150 154 151+7 Plauen- obere Stadt 142 157 145 148 150 157 151 150=-® 4- i Markersbach .... 153 161 152 154 155 168 157 157=4 Löbau 141 153 146 142 148 155 153 148+4 Ebersbach 145? 161 150 152 151 164 152 154;,: Chemnitz 140 156 152 151 150 168 156 i53+;: Zschopau 146 161 155 153 148 161 151 154=-® Annaberg 156 166 151 153 154 174 162 i6o^: Hirschsprung .... 159 165 161 160 156 177 166 103=-! Reitzenhain .... 169 169 168 163 159 181 i69=f: 6* 100 Stationen Tilia grandifolia 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 Mittel Pirna-Stadt .... 190 177 175 172 184 181 181+ 9 Pirna-Umgebung . . 185 192 177 183 192 180 185+? Dresden-N 187 1 192 192 175 176 197 186 186+ ;i Leipzig 158 192 183 193 191 196 197 187qrrö Greiz ...... 170 192 192 185 195 192 188^ Altgeringswalde . . . 207 190 202 189 192 205 198+J Plauen -obere Stadt 194 189 189 188 179 196 206 190+ ;; Markersbach .... 197 206 204 200 202 202^ Löbau 194 180 182 187 195 193 1 8847“! Chemnitz 195 189 196 192 197 207 206 197+ro Zschopau i 201 196 187 204 192 196+| Annaberg 212 200 210 ca. 203 Hirschsprung .... 210 201 209 197 209 215 215 208+-1 Stationen 1 Betula alba 1882 | 1883 | 1884 1885 ! 1886 ] 1887 | 1888 | Fol. I Fol. II Mitt. Pirna-Stadt . . Fol. I 128 102 116 107 123 123 116 126 121 .. 11 134 119 122 124 128 127 Dresden-N. „ 1 96 134 104 118 105 123 123 1167" 1207" 118 „ 11 103 138 111 121 116 128 125 ~T 1J T 10 Geringswalde . „ 1 83 141 118 123 123 125 125 125? „ 11 118 141 123 130 Plauen -ob. Stadt „ 1 94 137 111 122 120 127 131 121 129 125 » 11 139 128 125 131 132 135 Markersbach . . „ 1 108 129 112 114 128 125 119 126 123 „ 11 110 134 134 122 130 127 Löbau .... „ 1 138 124 122 117 126 123 133 128 „ 11 142 134 128 123 130 141 Ebersbach . . . „ 1 116 140 131 124 123 130 131 128 136 132 „ 11 124 144 140 127 140 137 140 ' Chemnitz *) „ 1 118 133 113 120 120 127 129 123 131 127 „ 11 118 142 136 127 125 134 138 Zschopau*) . . „ 1 109 137 107 122 121 132 121 132 127 „ 11 109 147 131 130 124 139 Annaberg . . . „ 1 123 139 138 124 124 132 136 131 135 133 „ 11 129 142 141 127 127 137 142 Hirschsprung . „ 1 124 145 132 125 125 134 140 132 144 138 „ 11 1 134 1 55 143 130 145 155 149 1 *) s. Anm. auf S. 101. 101 Stationen Fagus silvatica 1882 1883 1884 1885 1886 1887 | 1888 Fol. I Fol. II | Mitt Pirna -Stadt . . Fol. 1 129 99 120 109 123120 125 >) II 133 126 126 127 130 139 „ -Land . . >) 1 132125 123 127 128 137 129 n 11 125 123 127 128 137 Dresden -N. . . )> 1 122 136109 123 126 128 124+ 132+ 128 ! ) II 126 142130 128 131 133 Leipzig*) . . . )) 1 123 142 111 124 123 13 j 136 127^ 135 + 41 131 )) II 123 146133 136 129 138 146 Geringswalde . )) 1 124 143 131 125 127 130 133 )) II 136 143 141 125 127 141 Plauen - ob. Stadt !) )) 1 II 132 142 142 145 140 141 127 132 129 136 135 142 138 140 134+l 140 + 137 Markersbach . . !) l 129 139 138 127 132 139 134+ 138+ 136 )> II 134 142 141 133 138 141 Löbau*) .... )) 1 125 136 142 127 125 132 140 1 39 “ 7 iöZJr io 136+ 134 n 11 125 140 144 130 139 136 140 Ebersbach . . . t) l 127 140 139 126 128 134 137 1337+ -f 7 1387“ 135 >) II 131 144 141 128 140 138 144 Chemnitz *) . . . )> I 124 136 132 123 132 » II 124 144 141 128 128 132 139 Zschopau*). . . n l 127 138 134 124 124 132 140 131+ 9 1 OH — 10 10 + 14 134 n II 127 151 145 130 129 132 145 Annaberg*) . . i) I 135 149 141 127 128 139 144 140 n II 135 151 141 129 134 141 146 Hirschsprung . )> I 125 145 141 127 137 136 145 137^1 145“ 10 1^°+ 10 141 II 135 152 145 135 145 155 150 11. Unvollständig beobachtete Stationen. Im Anschluss hieran erübrigt uns noch, das Bemerkenswertheste über einige in der Uebersichtstabelle nicht aufgenommene Stationen mitzutheilen, deren unregelmässig (wegen Wechsels der Beobachter etc.) beobachtete Phasen wenigstens einen Anschluss an die Hauptstationen sichern. Soweit man aus den lückenhaften Notizen Schlüsse ziehen darf, scheint Bautzen sich den Phasen der Station Löbau eng anzuschliessen , während Döbeln sich in der Vorfrühlingsperiode der Station Ebersbach, im Halbfrühling der Station Dresden, im Vollfrühling der Station Löbau nähert. Die wenigen Zahlen für Brunndöbra lassen sich am besten denen von Station Markersbach und Hirschsprung vergleichen. *) Wenn unter Fol. I und II gleiche Zahlen eingesetzt sind, hat nur ein (mittleres?) Beobachtungsdatum Vorgelegen. 102 Bautzen Döbeln Brunndöbra Galanthus nivalis 66— -j- 14 81? 91“ 8 yi+ 9 Leucojum vernum oi — 18 ° + 27 84? 92~ 10 12 Corylus Avellana 87? 99 Hepatica triloba 100 97 110 Cornus mas 108+ 104 Ribes Grossularia 12&^4 117? 138^ Ribes rubrum 127+ 119? 140+ Taraxacum officinale 125ctI 122? 139+ Prunus spinosa 129 Prunus Padus 139^1 136? Pints communis 131+ ? 128+ » Pints Malus . . 140+ 136+ 157? Syringa vulgaris ....... 136+ 139+ 166? Narcissus poeticits 136? 141? 160+ Aesculus Hippocastanum .... 142“ 10 + 12 1 14 Aesculus Hippocastanum (Fruchtreife) Sorbus aucuparia 267“^ + 17 147~13 **-4-10 164? Sorbus aucuparia (Fruchtreife) . Crataegus Oxyacantha 1 ^0“ 15 J0U+12 249? Sambucas nigra . 165? 166? Sctmbucus nigra (Fruchtreife) . 262; ' Philad elphus coronarius .... 167? 193? Tilia parvifolia Ehrh 202 ; l Lilium candidum 196? 203? Aesculus Hippocastanum (Defoliation) 306 298+ F cujus silvatica (Defoliation) . . . 307 l Tilia parvifolia (Defoliation) . . . 302+ 288“ “ — j— o 12. Vergleiche zwischen Pirna-Stadt und Pirna-Land.*) Bildet man aus den Differenzen der Phasen von Pirna-Stadt und -Land einen Mittelwerth, so ergiebt sich, dass Pirna-Stadt in der Entwickelung innerhalb Periode I bis V seiner nächsten ländlichen Umgebung um 3 Tage vorauseilt. Anders wird dieses Ergebniss, wenn wir die Laubverfärbung mit in Rücksicht ziehen; Periode VI zeigt dann eine noch bedeutendere Verfrühung. Man sieht den in Pirna -Stadt bedeutend früher eintretenden Herbst aus folgenden Zahlen: Aesculus Hippocastanum Fagus silvatica Tilia granclifolia Fraxinus excelsior 6 12 18 10 Tage Laubverfärbung vor dem Termin in Pirna -Land. Im Lichte praktisch -wissenschaftlicher Deutung gewinnen diese Zah- len ein besonderes Interesse. Wir bemerken aus ihnen, wie schädigend auf die Bäume der Stadt der harte Boden, die geringere Feuchtigkeit, der die Spaltöffnungen ver- schliessende Staub und Russ, die mit schwefliger Säure reichlicher gesät- tigte Luft sich geltend macht. Mit diesen Berechnungen sind nunmehr die aus den uns zugegange- nen Beobachtungstabellen zu gewinnenden Resultate sächsischer Phänologie für das vergangene Jahrzehnt erschöpft. Der Dank sei den Mitarbeitern nochmals ausgesprochen zugleich mit dem Wunsche, dass sie ihre Arbeit durch das hier Vorliegende belohnt finden mögen. Die Originalien, übertragen aus den Datumangaben in die hier verwendeten Terminzahlen, bleiben in den Acten zur Flora Saxonica im Herbar der Technischen Hochschule auf- bewahrt. Dort liegen auch noch die von einigen Orten in grosser Regel- mässigkeit eingegangenen phänologischen Beobachtungen in der Wald- und Wiesenflora (Tabelle B der Instruction vom Jahre 1881), weiche noch ihrer Verwerthung für die Floristik harren. — * In die Bearbeitung des hiermit abgeschlossenen zweiten Theiies der den Stadtumgebungen und Dörfern gewidmeten Phänologie haben wir uns derart getheilt, dass Prof. Drude die vorderen Abschnitte bis zu den Durchschnittstabellen für Sachsen übernahm, Dr. Naumann diese und die folgenden Abschnitte. *) Für Plauen — obere und untore Stadt ergaben sich bei dem Mangel an einem sicheren Vergleichsmaass Resultate, welche nicht einwandfrei waren, sodass wir auf eine Gegenüberstellung dieser beiden Stadttheile, so interessant sie gewiss ist, ver- zichten mussten. 104 XIV. Aufruf zur Anstellung neuer phänologischer Beobachtungen in Sachsen und Thüringen.*) Von Prof. Dr. O. Drude. Die pflanzenphänologischen Beobachtungen haben sich in ganz Mittel- Europa in neuerer Zeit allgemeiner Aufnahme unter die wissenschaftlichen Gesichtspunkte der Floristik zu erfreuen, besonders seitdem der — leider nicht mehr am Leben befindliche — Giessener Botaniker Hoffmann mit seinem Schüler Egon Ihne umfassende Resultate für die europäische Kartographie in culturell-klimatologischer Beziehung daraus gezogen hat.**) Diesen letzteren Gesichtspunkt sollte man auch hauptsächlich im Auge behalten bei den phänologischen Beobachtungen an vielen Stellen eines kleineren Ländergebietes, wie ich es hier von dem Lausitzer Berglande im Osten bis zum nordhessischen Werrathal im Westen und vom Kamm des Erzgebirges und Thüringer Waldes über die Abhänge und Mulden an Elbe, Saale und südlicher Weser hinweg bis zum Oberharz wieder hinauf im Auge habe. Denn nachdem die hauptsächlichsten Beziehungen zwischen dem Klima und den Aeusserungen des Pflanzen leb ens bekannt geworden sind, ist es nunmehr einzelnen genau und in Verbindung mit meteoro- logischen Observatorien durch eine grössere Reihe von Jahren hindurch beobachtenden Stationen (wie eine solche z. B. am neu eingerichteten Kgl. Botanischen Garten zu Dresden in Gang gesetzt wird) überlassen, die genaueren physiologischen Züge des Gesammtbildes darzustellen und dem ursächlichen Zusammenhänge zwischen Pflanzenleben und Wechsel der Jahreszeiten in schärferer Weise nachzuspüren. Was aber auf diese Weise nicht erreicht werden kann, ist die Darstellung der Vegetations- entwickelung in weiteren Umkreisen eines vielgegliederten Landes, für dessen Bodenproduction und Acclimatisation sfähig- keit gerade hierin ein Beurtheilungsmoment liegt, wie es leichter zu ge- winnen und nützlicher zu verwerthen nicht gedacht werden kann. Die meteorologischen Beobachtungen , so nützlich und wissenschaftlich noth- *) Die vorliegende Ausarbeitung schliesst sich an einen am 7. Juni zu Gera bei Gelegenheit einer wissenschaftlichen Gesammtsitzung des Thüringer botanischen Vereins mit der botanischen Section der Isis gehaltenen Vortrag an, durch welchen auf die Wichtigkeit gemeinsamer Ausführung derartiger Beobachtungen hingewiesen werden sollte. Hoffentlich mit gutem Erfolg! **) Vergl. : Resultate der wichtigsten pflanzen-phänologischen Beobachtungen in Europa, nebst einer Frühlingskarte, von Dr. H. Hoffmann. Giessen 1885. — Hoff- mann & Ihne, Beiträge zur Phänologie. Giessen 1884. — Vergleichende phänologische Karte von Mitteleuropa, in Peterm. Geögr. Mittheil. 1881, Taf. 2. Ges . Isis in Dresden, 1892. — Abli. 14. 105 wendig sie sind, ergeben erst indirect dasselbe Bild, welches sich aus dem Vergleich der phänologischen Phasen, zumal aus den hauptsächlichsten Phasen des Frühlings-Einzuges, direct gewinnen lässt. Eine so wichtige Karte, wie die in der Anmerkung genannte von Hoffmann, lässt sich auch für ein kleineres, zerschnittenes Berg- und Hügelland nur durch Zusammen- wirken vieler gleichgesinnter Beobachter in einfacher Registrirung ge- winnen. Derartige Beobachtungen sind daher auf meine Anregung im Königreich Sachsen während des vergangenen Jahrzehntes in Fortsetzung einiger schon älterer vorgenommen, hauptsächlich in der Absicht, zu- nächst einmal die phänologische Gliederung des Landes zu erstreben. In einem zu Anfang d. J. in der ökonomischen Gesellschaft zu Dresden ge- haltenen und dort gedruckten Vortrage*) sind die Resultate allgemeiner Art daraus gezogen, denen zufolge die Hauptphasen des Frühlings-Ein- zuges je nach der Thal- oder Gebirgslage zwischen Ende April im Mittel und gegen Ende Mai im Mittel fallen; es sind darnach drei Cultur- zonen in Sachsen unterschieden, deren günstigste den Frühlingseinzug zu Ende April und etwas minder günstig vom 1. — 9. Mai hat, deren zweite die entsprechenden Vegetationsphasen vom 10. — 17. Mai, deren dritte aber erst vom 18. — 25. Mai zeigt, welche Werthe in den höchsten Dörfern des Erzgebirges wahrscheinlich noch an Verspätung überboten werden, indem hier gerade die Grenze des rationellen Feldbaues erreicht wird. Die genaueren Einzelheiten siehe in der vorhergehenden Abhandlung. — Die Stationen sind aber in Sachsen nicht so dicht besetzt und nicht so gieichmässiger Beobachtung unterzogen gewesen, als dass es nicht der Mühe wertli erschiene, dieses erste phänologische Kartenbild von Sachsen zu vervollständigen. Und da würde nun der Sache ein hoher Reiz inne- wohnen , wenn auch die Thüringer Botaniker im Anschluss an dieses Beobachtungssystem die zwischen Thüringer Wald und Harz liegenden, mannigfach gegliederten Berg- und Hügellandschaften zu einer gleich- mässigen phänologischen Kartographie mit dem nöthigen Beobachtungs- netz ausrüsten wollten! Beobachtungen der Art sind hier zu Lande seit lange gemacht. Als neuestes Beispiel führe ich die Veröffentlichungen in den „Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle“ an, welche aus dem Jahre 1891 wiederum die Jabresbeobachtungen von H. Töpfer und 0. Koepert**) enthalten. Es hat nun zwar nichts Bedenkliches, die einzelnen Jahres- beobachtungen für sich zu veröffentlichen und besonders im einzelnen daran einen Rückblick auf die besonderen Vegetationsverhältnisse eines den Lesern noch frisch im Gedächtniss haftenden Jahres zu knüpfen: aber die interessanteren, grösseren Zwecke hinsichtlich der General Übersicht über eine grössere Länderfläche von gemeinsamem Interesse werden dabei weniger erreicht und die Schwierigkeit einer gemeinsamen Durcharbeitung aller jener zerstreuten Notizen nimmt zu. Besonders ist bedauerlich, dass *) Mitteilungen der Ökon. Ges. im Kgr. Sachsen 1891 — 1892, S. 105 — 125, mit Karte des Frühlingseinzages **) Jahrgang 1892, S. 189 und 193, betreffend Sondershausen und den Ostkreis des Herz. Sachsen - Altenburg. Frühere phänologische Beobachtungen in Sonders* hausen veröffentlichte Töpfer in der „Irmischia* 1882. Diese Literaturen findet man bis 1884 höchst sorgfältig in Hoffmann & Ihne’s Beiträgen zur Phänologie, Giessen 1884, zusammengestellt, Nachträge in den Berichten der Giessener Gesellschaft. 106 die Beobaektungspflanzen zum grossen Theil verschieden sind, und auch in Hinsicht auf die zu beobachtenden Phasen herrscht keine Einheit. Obwohl an gewisse von vornherein einleuchtende Hauptpunkte gebunden (z. B. erste Bliithe von Aesculus, Pin fc, Malus findet sich fast überall gefordert), ist doch die Phänologie in dieser Auswahl sachlich frei genug, um zwingende Nothwendigkeit gegenüber freier Entschliessung in den Hintergrund treten zu lassen. Es muss daher die Bitte ausgesprochen werden, diese freie Entschliessung der guten Sache zum Yortheil gereichen zu lassen und freiwillig auf die eine oder andere Beobachtung phänologischer Phasen zu verzichten, dieselbe durch eine andere im grösseren Rahmen geforderte zu ersetzen, obwohl das persönliche Interesse des Beobachters einen Wunsch dabei unterdrücken muss. Nachdem die ersten von mir versendeten Tabellen*) mit Beobachtungs- pflanzen für das die Ortschaften umgebende Gartenland und die Wald- parks der Städte (denn es ist am besten, die phänologischen Beobachtungen zum Zweck einer allgemeinen Landesaufnahme auf eine gut aus- gewählte einheitlich beanlagte Culturgegend seines Aufenthaltsortes zu be- schränken) ihren Zweck erfüllt haben und die Publicirung der damit er- zielten Resultate im Begriffe steht, vollendet zu werden,**) hat eine sorg- fältigere Revision der Beobachtungsobjecte stattgefunden, welche durch das Bestreben hervorgerufen wurde, einige sehr wichtige und allgemein im Gartenland verbreitete Culturpflanzen hauptsächlich zur Erzielung einer vergleichenden Uebersicht zu benutzen, bei diesen aber auch die Cultur- sorten nicht unberücksichtigt zu lassen; denn man war im Dresdener Bezirks-Obstbau-Verein der berechtigten Meinung, dass in den Angaben der zur Vergleichung so ungemein bedeutungsvollen „ersten Apfelblüthe“ so lange keine Zuverlässigkeit zu suchen sei, als die Beobachtung nicht an gleicher Sorte vorgenommen würde, da auch der Fall denkbar wäre, dass der eine oder andere Beobachter überhaupt nur sehr frühe, ein anderer überhaupt nur sehr späte Sorten des Apfelbaumes in seinem Um- kreise zur Verfügung haben könne. Eine Commission des genannten Vereins hielt folgende Beobachtungsphasen für die am meisten geeigneten zum Ueberblick eines culturell-phänologischen Vergleiches in unseren Gauen: Erste Blüthe (Signatur: e. Bl.) von: Bibes Grossularia , Prunus avium (Sorte gleichgiltig) , „ Cerasus (Sorte: „Weichsel“), Ph 'us Malus, zur Beobachtung geforderte Sorte: Winter-Gold- parmäne, ausserdem wünschen swerth der Vergleich mit Sorte „Oharlamowsky“ und „spätblühender Taffetapfel“, Pirus communis , zur Beobachtung geforderte Sorte: Rettigbirne, Syringa vulgaris , Sambucus nigra (als Phase des beginnenden Sommers), Vitis vinifera : Angabe ob frei am Stock, oder ob am Hause (SO — SW -Lage) gezogen. Sorten zur Wahl: frühe Leipziger, Marlinger, Gl äfler- (Burgunder) Traube. *) Nach der Instruction in den Abhandlungen der Isis, 1881, S. 1 — 24. **) Theil I in Isis, Abhandlungen 1891, S. 59 — 76, Theil II ebenda 1892, Ab- handlung 13, und Mittheilungen der Oekonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen 1891/92, S. 105 — 125, mit Karte. 107 Vollblut he (y. Bl.) auf den Feldern und dem Wiesenland, in un- mittelbarem Anschluss an die Standorte der voranstehenden Holzpflanzen, von: Alopecurus pratensis , W iesen - Fuchsschwanz, Dactylis glomerata , gemeines Knäuelgras, Phleum pratense , Timotheegras, Trifolium pratense : „Kleefeld im Eintritt in die Vollblüthe.“ Ausserdem wurde gewünscht zur Beurtheilung der Vegetationsdauer der Eintritt in die Holzreife bei Pirus Malus und P. communis. Die Beobachtungen an Cerealien sollten in Hinsicht auf Sorten- Genauigkeit und Culturverfahren besonderen Stationen überlassen bleiben; das ge- wöhnliche dagegen bedarf keiner besonderen Erläuterung. In der „An- leitung zu pflanzengeographischen Untersuchungen in der Flora von Deutschland*) habe ich als wichtigste Pflanzen zur phänologischen Be- obachtung, die zum Theil im Garten und in Parks angepflanzt, zum Theil aber in allen mitteldeutschen Waldungen und Gebüschen wild Vor- kommen und im letzteren Zustande die mittlere Phänologie des Ortes durch Hinausgehen über den Gartenbereich ergänzen, folgende genannt: Aesculus Hippocastanum , Belaubung, Blüthe, Fruchtreife, Betula alba , Belaubung und Stäuben der 3 Kätzchen, Fagus silvatica , Belaubung, Fraxinus excelsior , Belaubung, Cornus mas , erste Blüthe**), Prunus Paclus , erste Blüthe, Cytisus Laburnum , erste Blüthe, Sorbus aucuparia (Belaubung und erste Blüthe zu beobachten wichtig in den Gebirgsgegenden , wo die Obstcultur unsicher wird)***) , Tilia grandifolia (Sommerlinde), Belaubung und erste Blüthe, Vaccinium Myrtillus (als Waldgesträuch), erste Blüthe, Beginn der allgemeinen Fruchtreife. Ausser diesen Holzgewächsen noch folgende Zwiebel- und Knollen- gewächse!) : Galanthus nivalis, Narcissus Pseudonarcissus , Lilium candidum, Colchicum autumnale. — Aus diesen beiden Vorschlägen ergiebt sich folgende combinirte Liste für phänologische Beobachtungen, welche in Bezug auf die Anzahl der Objecte gerade das wünschenswerthe beschränkte Maass innehält, geordnet nach der im Gebiete der unteren Culturregion zumeist stattfindenden Auf- einanderfolge der Phasen: *) Anleitung zur deutschen Landes- und Volksforschung, Stuttgart (Engelhorn) 1889, S. 238. **) Nachträglich zu den übrigen hinzugefügt wegen der Schärfe der Phasen- bezeichnung. ***) Ist an die Stelle von Sambucus racemosa gesetzt, welchen Strauch ich ur- sprünglich zur Beobachtung mit Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse der Gebirgs- gegenden empfohlen hatte. f) Dieselben sind gegen die ursprünglichen Vorschläge hier um Lilie und Schneeglöckchen vermehrt, dagegen ist die Beobachtung von Convallaria majalis aus den neuen Vorschlägen gestrichen, 108 (Erste Periode.) 1. e. Bl. Galanthus nivalis. 2, e.Bl. Cornus mas. (Zweite Periode.) 3 . B. 0 .1-1 l. Aesculus Hippocastanum. 4. e. Bl. Narcissus Pseudonarcissus. 5. B.O.I-II. Tilia grandifolia. 6. u. 7. e. Bl. und B.O. I-II. Betida alba* verrucosa. 8. e. Bl Bibes Grossularia. 9. e.Bl. Pi ' unus avium. 10. e.Bl. Prunus Cer asus(vWpich.selu). 11. e Bl. Pirus communis („Rettig- birne“). 12. e. Bl. Prunus Padus. 13. e. Bl. Pirus Malus („Winter- Goldparmäne“). 14. e. Bl. Vaccinium Myrtillus (mit Angabe des Standortes). 15. B.O.I-II. Sorbus aucuparia. 1 6. B. 0. I-II. Fagus süvatica. (Dritte Periode.) 17. e.Bl. Aesculus Hippocastanum. 1 8. e. Bl. Syringa vulgaris. 1 9. B.O. I-II. Fraxinus excelsior. 20. e. Bl. Sorbus aucuparia. 21. e.Bl. Cytisus Laburnum. (Vierte Periode.) v. Bl. (Yollbliithe) der Wiesen- gräser auf zusammenhängenden sonnigen Rasenplätzen: 22-25 Alopecurus pratensis, T)ac- tylis glomerata, Phleum pratense . Trifolium pratense'. Kleefeld. 26/ e Bl. Sambucus nigra. 27. e. Bl. Vitis vinifera (mit Angabe der Sorte und Lage). 28. e. Bl. Tilia grandifolia. 29. e. Bl. Lilium candidum. (Fünfte Periode.) Erntezeiten der Cerealien, beob- achtet auf denselben Feldern, wo die Bliithenphasen notirt wurden. Winterkorn ( Secale eereale Id- bernum). 30. (Das Feld beginnt zu blühen: 31. J „ „ wird geschnitten: \ Zeitintervall zwischen Bltithe l und Ernte .... Sommerkorn ( Secale eereale aestivum). 32. (Das Feld beginnt zu blühen: 33. ) „ „ wird geschnitten: \ Zeitintervall zwischen Blüthe \ und Ernte .... (Sechste Periode.) 34. e. Bl. Colchicum autumnale (mit Angabe des Standortes). 35. Fr. Aesculus Hippocastanum. 36. Fr. Vitisvinifera (wieunter Nr.27). 37. L.V. Aesculus Hippocastanum. 38. L. V. | Fagus silvat.\od. dafür H o 1 z- 39. — \Betula alba jreife (HR) von Pirus communis und Malus. 40. L.F. Fraxinus excelsior. Mit diesen beiläufig vierzig Beobachtungen ist die Vegetations- Jahres- curve einer Ortschaft gekennzeichnet. Die Vorgesetzten Signaturen bedürfen noch einiger Erläuterungen*): Mit e. Bl., „erster Blüthe“, wird der allgemeinere Eintritt in die Blüthezeit überhaupt bezeichnet, nicht also das Öffnen einer vereinzelten und vielleicht verfrühten Blüthe, sondern der Termin, an welchem die ersten Blüthen einer grösseren Zahl gleichmässig entwickelter Bliithenstände oder Pflanzen zur Entfaltung gelangen. Um hier Weitläufigkeiten zu vermeiden, sollen besondere Auseinandersetzungen über die Beschreibung dieser Phase bei den Einzelarten auf einen anderen *) Vergl. auch Isis, Abhandl. 1881, S. 10. — Und Hoffman«, Phänolog. Unter- suchungen 1887 (Giessener Universitäts-Programm), S. 76. 109 Ort verspart werden; nur sei hervorgehoben, dass unter e. Bl. im Allge- meinen das normale Öffnen der Bliithenhülle, zumal der Blumenkrone gemeint ist, aber bei blumenblattlosen Blüthen (wie bei den männlichen Kätzchen der Birke und bei den Gräsern) das Stäuben der Antheren. Mit der Signatur B. 0., ,, Blatt-Oberfläche sichtbar“, bezeichne ich nach Hoffmann’s Beispiel die Belaubungsstadien, welche aber grösserer Genauigkeit wegen in zwei Stadien beobachtet werden sollen: B. 0. I be- deutet das Hervorbrechen der zusammengewickelten Blattschöpfe aus den Knospenhüllen, also das Hervorschieben der grünen, aber noch ineinander gefaltet nach vorn gestreckten Blätter; B. 0. II bedeutet deren grüne Ent- faltung zur seitwärts gestellten und mit der Oberseite dem Himmelslicht zugewendeten Fläche; bei Aesculus Hippocastanum ist dagegen B. 0. II das Stadium, in welchem die zuerst aufgerichteten Blättchen nach dem Austritt aus der Knospe nunmehr zunächst für längere Zeit an ihrem Stiel senkrecht nach unten herabgeschlagen stehen. B. 0. II bedeutet also ganz allgemein den Eintritt in die grüne Vollbelaubung; am bezeichnendsten für das Jahr ist das Mittel aus dem ersten und zweiten Stadium der Belaubung unter Berücksichtigung der Zwischenzeit. Mit der bei den Grasflächen und Kleefeldern angewendeten Signatur: v. BL, „Yollb I üthe“, ist das sehr rasch nach dem Öffnen der ersten vereinzelten Blüthen stattfindende allgemeine Blühen bezeichnet, von dem man sagen könnte: „das Feld, oder die Wiese, beginnt zu blühen“, und wobei der Blick nicht mehr auf der Einzelpflanze haften bleibt. Mit Fr. wird „Fruchtreife“ bezeichnet, entsprechend dem über den Eintritt in die erste Bliithe Gesagten. Die Angaben über Fruchtreife sind aber schwankend, von häufigen Notizen soll daher abgesehen werden. Bei Aesculus ist das Aufspringen der Stachelschalen, welche den glänzend braunen Samen entlassen, besonders gut zu beobachten und das Notiren dieses Stadiums um so wichtiger, als H offmann*) einst einen nicht un- interessanten Zusammenhang zwischen Samenreife der Rosskastanie und Winterklima hat folgern wollen. Die Reife der Weintrauben zu notiren wird aus allgemein-wirthschaftlichen Gründen gleichfalls empfohlen, da es sich um deutsche Gaue handelt, in denen die Weincultur die Grenz- bedingungen ihres normalen Verlaufes zeigt. Den Abschluss der Vegetationsperiode bezeichnet bei uns die herbst- liche Laub Verfärbung (L. V.) und der darauf folgende Laubfall (L. F.), nach welchem die Bäume bis auf das angedorrte Laub kahl dastehen. Ich möchte hier nicht wiederholen, was Alles mit Recht über die Unsicherheit dieser Stadien gesagt worden ist, aus denen man mit Mühe einen einiger- massen sicheren Termin herauszulesen unternehmen muss. Wenn man aber die Tabellen vieler Beobachtungsorte nebeneinander in Händen hat, so bemerkt man denn doch eine grosse Uebereinstimmung in der zeitlichen Angabe von Entblätterung mit der Regionshöhe**) und kann dieses wichtigen Factors so lange nicht entbehren, als es schwierig erscheint, ihn durch eine bessere Beobachtungsreihe zu ersetzen. Bei Kastanie, Birke und Buche empfehle ich die Notiz der Termine, an welchen die Hauptmasse *) H offmann, Phänolog. Untersuch. 18S7 (Giessen. Univ. Prog.), S. 6 -8. **) Vergleiche die von mir mitgetheilten Berechnungen über die mittlere Vegetationsdauer von Dresden, Annaberg und Markersbach, in Isis, Abhandlungen 1891, S. 75. 110 des Laubes herbstlich verfärbt erscheint, bei der Esche tritt dies spät und unregelmässig ein, oft fällt das Laub noch ganz grün ab, dagegen ist der Laubfall gewöhnlich schärfer umschrieben; daher empfehle ich die Be- obachtung des Laubabfalles bei diesem letzteren Baum, zumal er der letzte darin zu sein pflegt mit der Eiche. Dass der Eichenwald aus den Be- obachtungsnotizen fortgelassen ist, rührt daher, dass meine eigenen fort- gesetzten Beobachtungen das schwierige derselben, die geringe Geeignetheit zu sicheren Terminangaben wegen der langsamen Uebergänge aus einer Phase in die andere, genügend gezeigt haben. Wer von Obstzüchtern den Beginn der Holzreife (H. R.) der Obst- bäume, Apfel und Birne, sicher zu beobachten im Stande sich fühlt, wird mit Ausfüllung dieser Beobachtung eine neue und vielleicht sehr nützliche Phase einzuführen helfen. Die Termin -Angaben sollten am besten mit einer einzigen Zahl an Stelle der üblichen Monats- und Datum-Zahlen bezeichnet werden*), indem man den 21. December als Nullpunkt ansieht, den 1. Januar mithin als 11. Tag zählt, und dabei die Bequemlichkeit hat, den 1. April als 101. Tag, den 1. Mai demgemäss als 131. Tag zählen zu können. In Schaltjahren erhöhen sich diese Zahlen um 1. Andere, z. B. jüngst der Meteorologe Prof. Schreiber in Chemnitz, empfehlen die Zählung der Tage fortlaufend vom 1. Januar an; aber der 1. Januar hat als Anfangspunkt einer fort- laufenden Reihe nur eine willkürliche Bedeutung und keine natürliche Grundlage. Wichtig erscheint nur die Einheitlichkeit der Zählung. Die bei den einzelnen Beobachtungspflanzen und Phasen mit ange- gebene Perioden-Eintheilung bezieht sich auf meine in der genannten vor- jährigen Isis- Abhandlung gegebene Begründung; diese Perioden heissen : Vor- frühling, Halbfrühling, Vollfrühling; Frühsommer, Hochsommer, Herbst, auf welchen die„Rnheperiode‘t folgt. Auch diese ist nicht ohne vegetative Thätigkeit. Sofern es gelingt, einen genügend grossen, nicht allzu grossen Kreis von Beobachtern unter der Fahne dieses Aufrufes zu vereinigen, so wird ein für die mitteldeutsche Pflanzengeographie und Culturgeographie nicht unwichtiges Resultat daraus neuerdings hervorgehen. Der geschlossene Bergwall von der Lausitz über das Fichtelgebirge bis zu den Weserbergen wird die Höhenregion gegliedert erhalten, wie meine Kartenskizze in der Dres- dener ökonomischen Gesellschaft vom Erzgebirge zeigte, ein Vergleich des letzteren mit dem Thüringer Walde, von beiden der Nord- und Südabhang, ist von Interesse. Noch mehr der Vergleich zwischen den bevorzugtesten Niederungen an der Nordgrenze der Weinkelterei, einmal im Saalegebiet und zweitens an der Mittel-Elbe. Ob sich in der Goldenen Aue und im sächsischen Elbthalgebiet eine so deutliche Verzögerung des Frühlings- einzuges nach Osten hin wahrnehmen lässt, wie es die allgemeine deutsche Regel, dass es im Winter und frühen Frühling mit jedem Schritt nach Osten rauher wird, zu vermuthen erlaubt, wird sich dann zeigen. Ein Vergleich des Harzes mit den südlicheren Berglandschaften ist von neuem Interesse ; die obere Grenze des gesicherten Feld- und Gartenbaues bleibt in ihren genaueren Zügen erst noch festzustellen. — Diese Ziele im Auge wird derjenige, dem an seiner Mitwirkung dabei liegt, sich leichter über die oft genannten Schwierigkeiten hinwegsetzen, an *) Isis, Abhandl. 1891, S. 63. 111 denen eine genaue Aufnahme der Beobachtungen zu scheitern scheint. Man hört die Bedenken äussern, dass in der Umgebung einer Stadt sich recht verschiedene Zeiten für dieselbe Yegetationsphase auffinden lassen, so dass die Beobachter über ihre zu machenden Angaben unschlüssig werden. Wollte man sich aber die Mühe machen, an ebenso vielen verschiedenen Punkten registrirende Thermometer aufzustellen und deren Stand zu ver- gleichen, so würde man finden, dass deren Gang ebenfalls sehr grosse Abweichungen zeigt je nach der Lage. Trotzdem werden die Mittel- temperaturen von einer festen Station jahraus jahrein als wichtigstes Fun- dament der Klimatologie gesammelt, als Ausdruck eines guten Mittelwerthes Es kommt daher nur darauf in erster Linie an , dass der Beobachter sich ein solches gleichartiges Beobachtungsgebiet wählt, welches als mittlerer Ausdruck der phänologischen Eigenthümliehkeiten des Ortes, welchen er an- giebt, sehr wohl gelten darf. Und dieses Beobachtungsfeld darf dann in späteren Jahren nicht ohne Grund und nicht ohne Vermerkung mit einem verschiedenartigen vertauscht werden. Die Pflanzen zu den geforderten 40 Phasen finden sich so wie so nicht an einem Punkte beisammen, und so liegt es in der Natur der Sache, dass die Einseitigkeiten jeder Beobachtungs- stelle unter sich ziemlich ausgeglichen werden. Und endlich muss an dem Grundsatz festgehalten werden, dass auch die subjectiven Beobachtungs- fehler sich bei der grösseren Zahl von Phasen ebenfalls ausgleichen. Anhang. Beispiele aus diesjährigen Beobachtungen. I. Phänologische Beobachtungen 1892, K. Botanischer Garten Dresden. Beobachter: Drude Correction* 1. e.Bl. Galanthus nivalis Tag 66 -| -4. (zweite Vollblüthe 90.) 2. e.Bl. Cornus mas Tag 103 — 7 . BO. - Mittel 3. BO. AesculusHimomstan.lAW.\ m. ßelaubungszeit 22 Tage + 5. 7. BO. Betula alba 1.117.) ^ , , . , 1 1 m II 12S ^elau':)unSszei^ ü läge — 5. 8. e.Bl. Ribes Grossularia Tag 111 -f- 6. 9. e.Bl. Prunus avium Tag 122 + ?0. 11. e.Bl. Pir us communis Tag 131 — 3. Sorte unsicher. 13. e. Bl. Pir us Malus etwa Tag 140 — 8. Sorte unsicher. 15. BO, Sorbus aucuparia -I. 111.1 1ioT)1 , ., . A m 0 jj ( 118. Belaub ungszeit 14 läge i 16. BO. Fagus silvatica I. 132.) 10ß ^ n m 0 jj j loö. Belaubungszeit 9 läge < Allgemeine Bemerkung: [n diesem Jahre hat die spätere Belaubung der Bäume und die Obstbaumblüthe länger gedauert *) Unter dieser Rubrik ist diejenige Ziffer angegeben, welche zu der i. J. 1892 beobachteten Terminzahl addirt oder von ihr subtrahirt die in 7-jähriger Periode von 1882 — 1888 in Dresden gewonnene Mittelzahl jeder Phase ergiebt. Zahlen mit -j- entsprechen also Verfrühungen des Termins, solche mit — entsprechen Ver- spätungen. 112 als im letzten Jahrzehnt sonst beobachtet, und hat selten so viele Sprünge und Unregelmässigkeiten gezeigt. Correction 17. e. Bl. Aesculus Hippocastanum 147 — 10. 18. e. Bl. Sy ring a vulgaris 143. . . — 4. 19. BO. Fraxinus excelsior I. 145.1 ~AO ^ n m ~ II 152 J 148. Belaubungszeit 7 Tage — 7. 20. e. Bl. Sorbus aucuparia 143 + 4. 21. e. Bl. Gytisus Laburnum 154 ? 26. e. Bl. Sambucus nigra 161 -f- 1. 27. e Bl. Vitis vinifera etwa 176 -{-6. Geschütztes Spalier warm gen SO. 28. e. Bl. Tilia grandifolia 183 + 5. 29. e. Bl. Lilium candidmn 195 + 2. Beginn des Schnittes der Thal- wiesen 172. (ausnahmsweise früh; notirt an den Uferhöhen bei Blasewitz.) Secale cereale Jiibernum 30. Feldblüthe 30. V. Tag 161. . . . | Intervall J) 31. Ernteschnitt 19. VII „ 211. . . . ( 50 Tage. Secale cereale aestivum 32. Feldblüthe 21. VI. Tag 183. . . . | Intervall *) 33. Ernteschnitt 10. VIII „ 233. . . 7 j 50 Tage. 0 Bemerkung. Die in den Mitthlg. der ökon. Ges. Dresden 1891/92, S. 115 gemachten Angaben über die Reifedauer des Korns, welche in der unteren Cultuiregion im Mittel wenig über 50 Tagen, z. Th. unter dieser Zeit, liegen, sind insofern mit den hier gemachten Angaben unvergleichbar, als dort nach Bruhn’s Instruction die Reife, beurtbeilt nach dem Gelbwerden der Halme, notirt war, hier aber die wirkliche Schnitt-Ernte des in der Blüthe notirten Feldes gefordert wird. 35. Fr. Aesculus Hippocastanum ca. 265. Intervall zwischen Bl. und Fr. 118 Tage. (Nicht genaue Beobachtung.) 38. L. V. Fagus süvatica\ ca 300 1 _ 0 bis 39. „ Betula alba j J 40. L. F. Fraxinus excelsior ca. 320. Laub- Verfärbung und Abfall sehr allmählich, unbestimmt und durch trockne Ost -Stürme im Ausdruck gehindert. + 13. — 10. - 6. Berechnung der F e. Bl. Prunus Padus 139 e. Bl. Perus communis 131 e. Bl. „ Malus 140 B.O. ^ Fagus silvatica 136 Mittel 137 riihlingshauptphase. *) Mithin eine allgemeine Verspätung des Haupt- Frühlingseinzuges, welche sonst auf den 130. Tag = 30. April fällt, um + 7 Tage, genauer um 6y2 Tag. (also am 6. Mai, da 1892 ein Schaltjahr ist.) *) Siehe Isis, Abhandl. 1891, S. 70 — 72. — In diesem Jahre konnten einzelne Angaben nur ungenau ermittelt werden, da die Verlegung des botan. Gartens die Beobachtungspflanzen gestört hat. 113 An dieser Verspätung war besonders der am 1. Mai eintretende Wetter- umschlag mit schauderhaftem Schnee- und Graupelwetter Schuld, Luft- temperatur Tag’s über -f- 0,5 bis 2,5° C, schmelzender Schnee auf den frisch ergrünten Rasenflächen, und ebenso am frühen Morgen des 1. Mai auf den damals in Vollblüthe stehenden Pfirsich- und Kirschbäumen nebst Pflaumen der Insititia- Gruppe, welche zu Ende April an den Loschwitzer Höhen ein rosa und weisses Blüthenmeer auf dem zartgrünen Grunde des noch un- entwickelten Laubes gebildet hatten. Alsdann trat starke Beschleunigung der Sommer- Phasen ein. / II. Phänologische Beobachtungen 1892, Umgebung von Greiz Beobachter: Ludwig. Die von Prof. Dr. F. Ludwig freundlichst mir mitgetheilten Beob- achtungen sind noch grösstentheils nach der früheren Liste phänologi scher Phasen angestellt, weshalb die der neuen Liste entsprechenden durch die betreffende Ziffer ausgezeichnet sind. Wo es anging, ist die Verspätung, welche das Elsterthal bei Greiz gegenüber der Dresdener Elbniederung i. J. 1892 gezeigt hat, in Tageszahlen mit dem + Vorzeichen angegeben. Es sei dazu bemerkt, dass die mittlere Verspätung von Greiz gegenüber Dresden nach den früheren Beobachtungen -\- 3 Tage im Frühling beträgt, indem die Frühlingshauptphase dort auf den 3. Mai zu fallen pflegt. Blüthen e. Bl. Ercmthis hiemalis e. Bl. Corylus Avellana e. Bl. Hepatica triloba e. Bl. Daphne Mezereum 2. e. Bl. Cornus mas Tag 55 55 55 55 64. 69. 89. 103. 105. Verspätung im Ver- gleich mit Dresden. ( + 2) e. Bl. Taraxacum offieinale Tag 121. e. Bl. Narcissus Pseuclonarcissus 55 124. 8. e. Bl. Ribes Grossularia 55 124. e. Bl. „ rubrum 55 125. e. Bl. Prunus spinosa 55 126. 11. e. Bl. Pirus communis >5 129. ( + 13 ) (-2) e. Bl. Narcissus poeticus Tag 156. 18. e. Bl. Sy ring a vulgaris „ 157. 17. e. Bl. Aesculus Hippocastonum „ 158. ( „ „ eine zweite Herbst- blüthe beobachtet „ 286.) 21. e. Bl. Cytisus Laburnum ,, 161. (+ 14) (+11) ( + 7) 26. e. Bl. Sambucus nigra 29. e. Bl. Lilium canclidum Tag 170. 201. 55 ( + 9) ( + 6) e. Bl. Secale cereale hibernum e. Fr. „ „ (Ernte?) Tag 163. 220 55 :! ( + 2 ) Intervall: 57 Tage. ( + 9) 7 114 Belaubungen (wahrscheinlich B.O.II.) Lar ix decidua Tag 118. Aesculus Hippocast. ,, 124. (+2?) Betula alba „ 129. (— J— 1 ?) Fagus silvatica „ 130., ~ (Buchenwald grün „ 144) ^ ’’ Tilia grandifolia „ 130. „ parvifolia „ 149. Fraxinus excdsior Tag 157. (+5?) Robinia Pseudacacia „ 157. Allgemeine Laub Verfärbung. Betula alba Tag 302. Aescidus Hippocast. „ 308. Fagus silvatica „ 308. Tilia parvifolia „ 302. Fraxinus excelsior ,, 308. Greiz hat also im Vorfrühling eine nur geringe Verspätung gegen Dresden gezeigt (wie das mit seiner westlicheren Lage zusammenhängt); dieselbe wurde im beginnenden Frühling erst grösser, schlug alsdann zu Beginn der Obstbaum blüthe in eine Verfrühung um, und blieb nach dem Kälte- rückschlag Anfang Mai eine dauernde Verspätung von etwa 5 bis 14 Tagen. Die Daten zur genaueren Berechnung der Frühlingshauptphase fehlen dies- mal; Prunus Padus ist dafür wichtig. 115 XV. Ueber einen Kieseloolith ans Pennsylvauien. Von Dr. W. Bergt. (Mit Tafel IV.) Gegen Ende des vorigen Jahres wurde dem Director des hiesigen K. Mineralogisch-geologischen Museums, Herrn Geh. Hofrath Dr. Geinitz, von Herrn George E. Wieland am State College in Pennsylvauien ein Gestein unter der Bezeichnung „Siliceous Oolite“ zugesendet, welches dem Verfasser zur genaueren Untersuchung überlassen worden ist. Hach Barbour und Torr ey*) kommt das Gestein 2 x/2 engl. Meilen NW. vom State College, Centre County in Pennsylvanien mit „flint“ vergesell- schaftet als Gerolle vor, welche ein Gewicht bis zu 400 „pounds“ haben. Auch 16 Meilen nordwestlich von demselben Orte soll es auftreten. „Das vereinzelte Vorkommen und die verwitterte mit Eisenoxyd bedeckte Ober- fläche mag es bisher den Augen der Forscher entzogen haben“. Unter den zur Verfügung stehenden Handstücken können ohne Wei- teres zwei äusserlich von einander verschiedene Arten erkannt werden : 1. ein dem Eogenstein ausserordentlich ähnliches Gestein, das aus ziemlich dicht gedrängten, einen Durchmesser von etwa iy2 mm aufweisenden Kügelchen besteht; 2. eine feinerkörnige Art, deren Bestandtheile ge- ringere Ausdehnung und nicht so regelmässige Kugelgestalt besitzen. Beiden kommt eine hellgraue Gesammtfarbe zu; die nämliche Härte und das gleiche spec. Gewicht von 2,63 deuten auf dieselbe Substanz, ein Glied der Quarzfamilie, hin. Wegen ihrer sonstigen abweichenden Eigenschaften seien sie getrennt betrachtet. Die gröberkörnige Varietät wird, wie schon angedeutet, von ziem- lich regelmässig gebildeten, annähernd gleich grossen Kügelchen zusammen- gesetzt , welche sich zuweilen aus ihrer Umgebung herauslösen lassen, auf verwitterter, gelb gefärbter Oberfläche hervortreten und derselben eine höckerige Beschaffenheit verleihen. An ihnen bemerkt man schon mit blossem Auge meist einen dunkelen Kern, darum einen weissen Ring, bei Betrachtung des Schliffes im durchfallenden Lichte eine durchsichtige Mitte, umgeben von einer weissen undurchsichtigen Randzone. Das Miskroskop bietet nun Bilder, von denen einige schematisch, aber der Wirklichkeit möglichst entsprechend auf Tafel IV. dargestellt wurden. Die Gestalt der Durchschnitte zeigt Kreis- (Fig. 1 — 8) oder Ellipsen- form (Fig. 9 — 11) sehr häufig von einer Schärfe und Genauigkeit, wie sie *) Eine kleine Abhandlung über denselben Gegenstand von E. H. Barbour und J. Torrey: „Notes on the microscopic structure of oolite“ im Am. Journ. of Science, New Häven, XL, 1890, 246—249, nach der Verfasser eigener Bemerkung nur eine vorläufige Mittheilung über diesen Kieseloolith, kam mir erst in letzter Stunde zu Gesicht. Sie schien aber die bereits angestellten Untersuchungen nicht, überflüssig zu machen. Oes. Isis in Dresden, 1992. — Abh. 15. 116 auf dem Papier mittels des Zirkels erreicht werden. Die Mitte hält ein im Durchschnitt nahezu kreisförmiges (Fig. 1) oder ein mehr oder weniger regelmässig abgerundetes, längliches, elliptisches Quarzkorn inne, das durch seine einheitliche Polarisation sich als ein abgerolltes Quarzindividuum zu erkennen giebt. Züge von winzigen , wie Staub erscheinenden Flüssig- keitseinschlüssen, einzelne grössere, mit Luftbläschen versehene gleiche Dinge, haarähnliche Striche (Rutilnädelchen), seltener kleine Mineralkryställ- chen, grüne Hornblende (?), scharf sechsseitige braune Glimmerblättchen sind Erscheinungen, wie man sie aus den Quarzen der älteren Eruptiv- gesteine, der krystallinischen und metamorphischen Schiefer kennt. Im Allgemeinen scheint wohl eine Abhängigkeit der Gestalt des kugeligen Gebildes von der des centralen Quarzkornes zu bestehen, indem ein kreis- förmiger Umriss auch ein kreisförmiges Quarzkorn, ein elliptischer gleicherweise ein längliches Centrum wahrnehmen lässt. Bei anders gestaltetem Mittel- punkt schliessen sich die äusseren Grenzen dem ersteren an, ähnlich Fig. 14. In weiteren, durch Fig. 2 und 4 wiedergegebenen B'ällen nimmt die Mitte ein zuckerkörniges, farbloses Quarzaggregat ein, dessen Individuen die Grösse von etwa 0,028 — 0,28 mm besitzen. An Einschlüssen bemerkt man bei starker Yergrösserung winzige Hohlräume mit Flüssigkeit und lebhaft sich bewegender Libelle. Hervorgehoben sei, dass das Aggregat keine Kataklas-, Zertrümmerungserscheinungen an sich trägt, sondern un- verkennbar das Aussehen von ursprünglich gebildeten Körnern besitzt, welche sich gegenseitig in der Krystallisation gehindert haben. Am ehesten kann man es dem Quarz vergleichen, der sich als ausheilendes Mineral auf feinen Gesteinssprüngen vorfindet. Die äusseren Grenzen dieses Aggregates sind annähernd ebenfalls kreisförmig (man denke sich immer im Durchschnitt ergänzt). Die peri- pherischen Körner ragen mehr oder weniger mit ihren Spitzen in die Ringzone hinein. Letztere erscheint im gewöhnlichen Lichte infolge eines braunen Eisen pigmentes äusserst fein gekörnelt und zuweilen, nicht immer, mit zarten concentrischen Ringsystemen kreisförmig oder elliptisch (Fig. 1 — 3, 6, 8, 9, 10) von derselben Farbe versehen. Die Ringe stehen dicht oder weit, häufen sich an manchen Stellen (Fig. 2), setzen aus (Fig. 6), können, wenn sie stark und dunkel sind, noch bei gekreuzten Nicols gesehen werden oder verschwinden, wenn sie zart und blass, im polarisirten Lichte. Es tritt dann der Untergrund ungestört in bläulich- weissen und dunkelblau-grauen Tönen als ein feinestkörniges Aggregat hervor, welches grosse Aehnlichkeit mit Feuerstein hat. Seine Elemente sind aber etwas grösser, etwa 0,005 — 0,01 mm (in der Zeichnung durch Punkte angedeutet). Es füllt den Raum gleichmässig aus und zeigt, dass die Ringsysteme nicht der Grundsubstanz, sondern dem Pigment ange- hören. Die feinestkörnige, eben erwähnte Substanz erscheint zuweilen auch als innerster Kern (Fig. 3) oder wie in Fig. 10 als unmittelbare Umgebung des Quarzkornes. Endlich tritt noch in manchen der Kugeln ein aus vorwiegend länglichen, mehr stengelartigen Quarzindividuen be- stehende Zone auf; sie schiebt sich in Fig. 4 und 5 zwischen das gröber- und feinestkörnige Aggregat ein oder bildet wie in Fig 8 fast die innerste Lage. Wir sehen, es herrscht grosse Structurmannigfaltigkeit. In Fig. 5 sind alle erwähnten Arten vereinigt, zu innerst ein grösseres Quarzkorn, dann ein gröberkörniges Aggregat, hierauf stengelicher Quärz und endlich 117 feinste Substanz. Sie mögen der Kürze wegen von aussen nach innen mit Zone a, Z>, c und d bezeichnet werden. Man ist versucht anzunehmen, jede Kugel bestehe aus ihnen und, wenn eine oder mehrere, a natürlich ausgenommen, fehlte, dann hätten wir es mit Schnitten zu thun, welche in geringerer oder grösserer Entfernung vom Mittelpunkt die Kugel träfen; ein Schnitt bei a bringe nur die Zone bei b Zone a und b u. s. w. zur Er- scheinung. Thatsächlich treten uns im Mikroskop Kreise entgegen, denen eine oder mehrere Zonen fehlen. Sehr häufig besteht die ganze Fläche aus der feinkörnigen Substanz a. Fig. 4 enthält «, b und c. Diese An- nahme mag theilweise richtig sein. Fig. 1, 2 und 3 lehren aber, dass nicht alle Kugeln die vier Zonen enthalten, dass sie ferner nicht die an- gegebene Reihenfolge bewahren. In Fig. 2 fehlt fr, in Fig. 3 ebenfalls und es wiederholt sich a im Innern. Selten nur gesellt sich noch eine fünfte Structurform hinzu, eine feinfaserige, radialstrahlige Substanz, welche in Fig. 8 das Centrum und mit c abwechselnd Sectoren der mittleren Schicht bilden. An ihr bemerkt man, wenn auch in unvollkommener Weise und undeutlich Theile des interferenzkreuzes, das sonst nirgends zur Beobachtung gelangt. Es ist Chalcedon; zwischen ihm und dem stengeligen Quarz bestehen Structurübergänge. Eine Eigenthümlichkeit ist besonderer Erwähnung werth, dass nämlich die centralen einheitlichen Quarzkörner von dem gröberen Aggregat wie „angefressen“ eischeinen, indem die Elemente des letzteren in peripherischen Vertiefungen des ersteren wie eingedrückt stehen, eine Erscheinung, welche namentlich an den Feldspäthen von Ganggraniten , am häufigsten an den porphyrischen Orthoklasen granophyrischer Porphyre häufig vorkommt und auf einer magmatischen Resorption von Seiten der noch flüssigen Grund- masse beruht. Skelettartige, wie in Fig. 6 halbmondähnliche Formen er- innern lebhaft an die ebenfalls durch magmatische Resorption umgestalteten Porphyrquarze. In der letzterwähnten Figur glaubt man rechts oben die ehe- maligen Grenzen des Quarzkornes durch kleine Reste noch angedeutet zu sehen. Nicht immer sind die Kugeln so regelmässig und ungestört gebaut, wie sie auf der Tafel dargestellt wurden. Die äusseren Umrisse verlassen die scharfe Kreis- oder Ellipsenform ; Auswüchse, Ausbuchtungen finden sich angesetzt und sind häufig verursacht durch eine excentrische Lage des Quarzkornes (Fig. 9). Die äusseren Schichten haben sich losgelöst, sind abgedrückt worden und nachträglich durch grob er körnigen Quarz an- gekittet; zerbrochene Kugeln, deren Theile gegeneinander verschoben und „wieder angewachsen“: alles Dinge, die bei den Kalkoolithen*) ebenso Vorkommen und da ausführliche Darstellung gefunden haben. An die Zone rf, welche stets die äusseren Theile bildet, schliesst sich häufig ein schmaler Ring von feinfaserigem Chalcedon (Fig 7). Die Grund- masse des Gesteins, das die Kugeln verbindende Cement gehört meist einem gröberkörnigen Quarz an, dessen Individuen drusenartig senkrecht zu der Peripherie der Kugeln und mit dem einen Ende nach dem Innern des Zwischenraumes stehen . Wie die „Küstenlinien den Meeresstrand“ (Barbour und Torrey) so umgeben oft jede einzelne Kugel wieder Pigmentringe, die sich zu zierlichen Figuren verbinden (Fig. 7), ähnlich denen, welche am Achat *) Siehe u. A.: Giimbel, Arten der Oolithbildung. Neues Jahrb. f. Min. 1878, 308. — Loretz, Untersuch, über Kalke und Dolomite. Zeitschi', d. Deutsch. Geol. Ges. 1878, 387-414; 1879, 756. 118 bekannt sind. Sonst entbehrt die „Grandmasse“ meist der verschleiernden braunen Substanz und erscheint als reiner Quarz. Kleine Anfänge zu Kugeln sehen wir in Fig. 7 oben rechts und links angedeutet. Eine kleine Stelle an einem Handstück liess statt der Kugeln ebenso grosse und gestaltete Hohlräume erkennen. Hie Kugeln schienen heraus- gelöst oder herausgebrochen. Hie Höhlung kleidete feindrusiger Quarz aus, dessen winzige Krystallspitzen in den Innenräum hineinragten. Manche der Kugelräume nahm ihrem ganzen Hu rchmesser nach ein wohlausgebildeter, wasserklarer Bergkrystall ein. Im Mikroskop konnte man zwischen den leeren Kugeln volle erkennen, welche durchaus den oben beschriebenen gleichen. Einen ganz anderen Anblick gewährt, wie schon die Vergleichung der Eig. 12—17 mit den vorhergehenden schwach erkennen lässt, die zweite Art des Kieseloolithes im Mikroskop. Hie etwa in den Grenzen 0,2 — 1 mm schwankenden, letztere Grösse aber selten erreichenden run- den Gebilde zeigen in Bezug auf äussere Gestalt die gleichen Eigenschaften wie die Elemente der grosskugeligen Varietät. Ein einheitliches abgerun- detes Quarzkorn bildet meist den Kern (Fig. 12 und 13), aber das gröber- und feinestkörnige Aggregat tritt ausserordentlich zurück, dafür überwiegt bei Weitem der stengelige Quarz, dessen Individuen radialstrahlig gestellt und wie dort durch das braune Pigment verschleiert sind. Hie Ringsysteme fehlen. Eine Art Schichtenstructur wird zuweilen dadurch hervorgerufen, dass mehrere Zonen von stengeligem Quarz sich ziemlich scharf gegen einander absetzen (Fig. 17). Weisse oder braunwolkige undurchsichtige amorphe Kieselsäure, wahrscheinlich Kieselsinter, welche in dem zuerst beschriebenen Oolith selten dem Auge sich darbietet, tritt hier viel häufiger auf als eine mittlere oder nach aussen abschliessende Zone (in Fig. 16 durch schwarze Ringe dargestellt). Eigenthümlich ist die aus grösseren „Bausteinen^ gewölbeartig zusammengesetzte mittlere Schicht in Fig. 15. Im Uebrigen erklären sich die Fig. 12 — 17 nach den vorausgegangenen Bemerkungen von selbst. Hie so gestalteten runden Elemente liegen recht dicht aneinander, so dass wenig Platz für die Zwischenmasse übrig bleibt. Letztere stellt ein mikroskopisch feinkörniges oder, wenn der Zwischenraum weiter ist, ein gröberkörniges Quarzaggregat dar. Einzelne abgerundete dunkle Partieen wurden als Gesteinsbruchstücke gedeutet, ihre Bestimmung war wegen der dichten braunen Verhüllung unmöglich. Nur eines konnte als Quarzitschiefer mit langen gestreckten Quarzen angesprochen werden. Chemisches. Hie mikroskopische Untersuchung giebt schon unge- fähr Auskunft über die chemische Zusammensetzung des Kieseloolithes; ein genaues Bild liefert natürlich nur die chemische Analyse. In der untenstehenden Uebersicht finden sich die Analysen von folgenden Gesteinen vergleichsweise zusammengestellt : 1. Kieseloolith aus Pennsylvanien 1 . T. . , rn 2. Einzelne Kugel aus demselben / nach Baibour und Torre^ 3. Kieseloolith, I. Art \ ^ r n 4 2 Art i vom Verfasser; 5. Verkieselter Oolith nach Knop.*) *) A. Knop, Die Kieselsäureausscheiclungen etc. N. J. f. Min. 1874, 281, 119 1. 2. 3. 4. 5. Si02 95,83 99,99 98,72 98,26 96,95 °ij Fe2 Ö3 1 ~ qo A120J 2-93 0,01 0,54 0,62 (0,54 „ l- „ Ti02 - — — — 1,53 „ CaO 1,93 — 0,09 0,19 11 MgO Spur — — — 11 KgC^NagO — — 0,26 0,28 „ Glühverl. — — 0,34 0,51 11 100,69 100,00 99,95 99,89 99,02 X Aus Analyse 1 — 4 geht hervor, dass der Kieseloolith ein sehr kiesel- säurereiches Gestein ist. Analysen 1 und 2 einerseits, 3 und 4 anderer- seits weichen nicht unwesentlich von einander ab, indem Nr. 1 fast 3 °/0 weniger als 3 und 4, 2 dagegen über 4 °/0 mehr Si02 als 1 angiebt. Fe203 -(- A1203 nimmt in 2, 3 und 4 in beträchtlich geringerer Menge Theil. Woher kommen bei der Nichtbeachtung des Unterschiedes im CaO-Gehalt diese Abweichungen, wenn man gleiches Untersuchungsmaterial voraussetzt? Der Verfasser glaubt in der Lage zu sein, die Erklärung zu geben. Bei Analyse 3 und 4 wurden zwei Arten des Aufschlusses ange- wendet, einmal mit kohlensauren Alkalien und zweitens mit Flusssäure. Im ersten Falle ergab sich zunächst ein der 1. Analyse ähnlicher Gehalt von Si02. Löste man die erste Ausfällung von Fe203 -(- A1203, welche übrigens zum grössten Theil aus Fe203besteht, um nochmals zu fällen, so blieb ein unlöslicher Rückstand von Si02, welcher zu Obigem addirt den Kieselsäureantheil bedeutend erhöhte und dem in Analyse 3 und 4 gleich- brachte. Er stimmte dann gut mit den Resultaten des Flusssäureauf- schlusses überein. Der bedeutende Eisengehalt in Analyse 1 mag so auf Kosten der Kieselsäure erlangt sein. Ausserdem scheinen mir Analyse 1 und 2 in Bezug auf Fe203 + A1203 in Widerspruch mit dem mikrosko- pischen Befund zu stehen. Die Kugeln lassen sich nur aus der ersten Art unseres OoJithes herauslösen; es kann also nur diese in Betracht kommen. In ihr ist das Eisen weit mehr an die Kugeln mit den breiten braunen Ringzonen gebunden, während die ziemlich grobkörnige Zwischen- masse vorwiegend wasserhell ist oder wenig Pigment enthält. In Analyse 2 müssten wir demnach nicht nur nicht kleinere Zahlen für Fe203 er- warten, sondern vielmehr grössere. Mag dem sein, wie ihm wolle, auch die Analyse bestätigt die Rich- tigkeit des Namens Kieseloolith , der aber in Anbetracht des Umstandes, dass wir vorwiegend Quarz darin haben, zum Unterschied von etwaigem Chalcedon- oder Opaloolith besser in Quarzoolith umzuändern wäre. Der Glühverlust ist, wie zu erwarten, gering. Er muss wohl vorwiegend dem Wassergehalt, zu einem kleinen Theile etwa vorhandenem kohlensauren Kalk, vielleicht auch geringer organischer Substanz zugeschrieben werden. Auffallend ist das gänzliche Fehlen des Kalkes in Analyse 5 des ver- kieselten Kalkoolithes. Sollte hier auch ein primärer Kieseloolith ange- nommen werden können? Um den Gehalt an amorpher Kieselsäure festzustellen, wurde das Gesteinspulver in Kalilauge von bestimmter Concentration eine Stunde gekocht. Die Ergebnisse, welche 7 — 10 °/0 lösliche Si02 zeigten, waren je- 120 doch wenig übereinstimmend und befriedigend. Sie können ausserdem kein wahres Bild von der anwesenden Menge amorpher Kieselsäure geben, da nach Kam meisberg auch die äusserst feinkörnigen, kryptokristallinen Quarzarten von HKO gelöst werden. Litteratur. Wie es scheint, ist mit diesem Kieseloolith aus Penn- sylvanien zum ersten Mal ein derartiges Gebilde bekannt geworden. Es gelang mir nicht, in der Litteratur die Erwähnung gleicher Dinge aufzu- finden. Zwar kommen im Opal und Chalcedon oolithische, besser sphärolithische Bildungen vor; sie sind längst bekannt und beschrieben namentlich von Behrens, können aber doch keineswegs mit unserem Kieseloolith ver- glichen werden. Aehnlicher scheint ein von H. Finckel stein*) erwähnter Hornstein- oolith zu sein. Nach ihm „liegt über den Schichten des braunen Jura ein gelblicher oder bräunlicher, zuweilen ins Graue spielender groboolithischer Kalk, welcher vollständig von Kieselsäure durchtränkt ist und grosse Horn- steinausscheidungen führt. Oft gleicht er petrographisch dem Oolith des mittleren Dogger, aber grössere Härte, ein besonderes Klingen beim An- schlägen und der grosse Kieselsäuregehalt ermöglichen stets eine sichere Trennung“. Leider ist hieraus zu weiterer Vergleichung nichts zu ersehen. Einen verkieselten Oolith erwähnt ferner Knop aus der südwest- deutschen Trias im oberrheinischen Gebiete. Es ist ein Hornstein mit oolithischer Structur von brauner bis bräunlich schwarzer, öfters ins hecht- graue sich ziehender Farbe, welche in den der Verwitterung ausgesetzt gewesenen Regionen hellgrau wird. Die chemische Analyse wurde auf S. 119 mitgetheilt. Herrn Geheimrath Prof. Dr. Zirkel verdanke ich folgende Notiz: „Wichmann beschreibt aus den Landschaften Rawas und Lebong in Mittel-Sumatra ein eigentümliches , oolithisches Kieselgestein: die oolithähnlichen Körnchen besitzen einen Kern von Magnetit, welcher zunächst von einer Schale farblosen Quarzes umgeben ist, auf welche nach aussen eine breite Quarzschale folgt, die eine dunkle Substanz und einige kleine Magnetitkörnchen enthält.“ Behrens schildert in seinen ausführlichen „Mikroskopischen Unter- suchungen über die Opale“ **) Dinge, in denen man unserem Oolith recht Aehn- liches zu erblicken glaubt. Sowohl radialstrahlige wie concentrischschalige Schichtenstructur kommt in den Opalen häufig vor. Freilich besitzen die Spärolithe meist geringe Ausdehnung. Behrens giebt solche an von 0,019 — 0,068 mm Durchmesser. Die Mitte des Streifen Systems nimmt oft ein rundliches Gesteinsstückchen ein, bisweilen ein Luftbläschen. Wenn das Gesteinsstückchen von länglicher Form ist, so wird das zugehörige Streifensystem elliptisch oder oval, ja es kann Vorkommen, dass sich um ein stark ausgezacktes Stückchen ein Complex von Systemen mit ein- springenden Winkeln und mehreren Mittelpunkten bildet. Im Hyalit von Bohunitz haben die Streifensysteme einen Durchmesser von 1,94 — 1,12 mm. Im Perlsinter treten Kugeln und Knollen auf, die bis 1 cm Durchmesser haben und dem Gestein ein oolithisches Gefüge verleihen. Sie sind von nicht ganz regelmässig concentrisch-schaligem Bau, aus abwechselnd farb- losen und weissen Lagen gebildet. *) Der Laübenstein bei Hohen-Aschau. N. J. f. Min., Beil. Bd. VI, 59 ff. **) Sitz -Ber. d. Wiener Ak., mathem.-naturw. Kl., LXIV, 1871, 519 — 564. Im hiesigen K. Mineralogisch-geologischen Museum fand sich ein kleines Stück eines aus dicht gedrängten, 2—3 mm grossen Kugeln be- stehendes Gestein aus Sibirien mit der alten Bezeichnnng: „Feuerstein?“ Es ist, wie das Mikroskop lehrt, durchaus amorphe Kieselsäure. Kugelige und elliptische Sphärolithen mit zierlichen concentrischen Ringen und im polarisirten Licht Interferenzkreuz zeigend. Endlich stellte Herr W. Putscher, Dresden, aus seiner eigenen Sammlung in freundlicher Weise ein Chalcedongeschiebe von Ceylon und pisolithischen Quarz von Aegypten zur Verfügung, so dass von beiden Schliffe angefertigt werden konnten. Das Chalcedongeschiebe von Ceylon zeigte auf seiner glatten abgerollten Oberfläche ein unserem Oolith recht ähnliches Aussehen: scharf umrandete Kugeln mit weissen Rändern. . Sie erwiesen sich im Mikroskop durchgehends als radialstrahlige Chalcedon- sphärolithen, welche durch körnigen Quarz verkittet werden. Der pisolithische Quarz aus Aegypten ist im Jahre 1851 von Kenn- gott*) nach einem in der Sammlung des K. K. Hofmineralien cabinets be- findlichen Handstück einer Untersuchung unterzogen worden. Mit ihm stimmt nach Kenngott’s Beschreibung der pisolithische Quarz des Herrn Putscher vollkommen überein. Letzteres ist ein durch Wasser abge- rolltes, etwa 3 cm grosses höckeriges ziegelrothes Geschiebe von dicker Scheibenform, wie man solche in Flüssen antrifft. Auf der Oberfläche gewahrt man ringförmige Wülste, sogenannte Kieselringe, welche in der Mitte eine Vertiefung mit weissem Kern haben. Das Mikroskop zeigt radialstrahlige Chalcedonsphärolithen mit Interferenzkreuz und sphärolithen- ähnliche Krystallisationsgruppen von Quarz: um einen imaginären oder wirklichen Mittelpunkt in Gestalt seltener eines runden, mehr eines eckigen Quarzkornes sind nach allen Richtungen Quarzkrystalle angeschossen, die sich natürlich besonders seitlich gehindert haben. Den innersten Kranz setzen kleinere, kürzere Individuen zusammen, nach aussen werden sie immer länger. Die Zwischenräume, die jedoch hier sich structurell fast gar nicht abheben, werden von grobkörnigem Quarz ausgefüllt. „Diese in ihrem Aussehen eigenthümliche Bildung“, sagt Kenngott , „lässt sich dadurch erklären, dass in einem kieseisäurehaltigen Fluidum sich um irgend welche gegebene Mittelkerne viele dergleichen Kugeln bildeten, dass dieselben niederfielen und mit einander durch ein quarziges Bindemittel verkittet wurden, welches nach und nach das Ganze zu einer grossen Masse umschloss, wie wir es in ähnlicher Weise bei dem Erbsen- stein finden, bei welchem sich aber die Kalktheilchen schalig um die ge- gebenen Mittelkerne anlegen.“ Im Ganzen ist die Aehnlichkeit dieses geschilderten Quarzes mit unserem Kieseloolith recht gering, auch die Analogie mit dem Erbsenstein in der Bildung beschränkt sich nur auf die Ausscheidung im Wasser. Entstehung. Die erste Frage, welche bei der Erörterung über die Bildung des Kieseloolithes zu beantworten nöthig erscheint, ist: Haben wir in ihm ein ursprüngliches Gestein vor uns oder nur das Umänder- ungsproduct eines anderen und dann welchen primären Gesteines? *) Notiz über ein eigentümliches Vorkommen des Quarzes, in Sitz.-Ber. d. K. Ak. d. Wiss., mathem.-naturw. Kl., IX, 605 — 707. 122 Es wurde oben ein v erkieseiter Kalkoolith erwähnt. Barbour und Torrey beschreiben einen Kalkoolith mit 2,10 °/0 Si02 und 85,99 °/o CaC03, einen Kieselkalkoolith*) (lime silica oolite) mit 3,70 °/0 Si02 und 88,71 °/0 CaC03, einen Kalkkieseloolith (silica lime oolite) mit 56,50 °/0 Si02, 16,84 °/0 CaCÖ3 und 2,68 °/0 MgC03 von Jowa river zusammen mit dem Kieseloolith von Pennsylvanien und sprechen die Möglichkeit und Vermuthung aus, dass die drei letzteren aus einem Kalkoolith durch Verkieselung entstanden sein könnten, ohne dass sie vorläufig auf eine Untersuchung dieses Punktes eingehen, Uebergangsformen, der chemischen Zusammensetzung nach, stehen mir nicht zur Verfügung. Das blosse Nebeneinandervorkommen von Kieselkalk- und Kalkkieseloolith, selbst in einem Handstück, ist zu- nächst noch kein Beweis für die nachträgliche Entwickelung des einen aus dem anderen. Es Hesse sich ebensogut erklären durch eine Aenderung der Lösung, aus der sie ausgeschieden worden sind, ähnlich wie der Uebergang von Kieselkalken in Kalksandsteine und reine Sandsteine, der sich zuweilen in dem engen Raum eines Dünnschliffes vollzieht, auf die ursprünglichen Bildungsbedingungen zurückgeführt werden kann. Die von mir untersuchten Präparate des pennsylvanischen Kieseloolithes Hessen nicht das kleinste Flitterchen Kalk erkennen und die chemische Analyse ergab nur 0,09 °/0 CaO, auf CaCOo umgerechnet 0,16 °/0. Die mikro- skopische Structur bietet auch nicht den geringsten Anhalt für obige An- nahme. Jedoch soll die Möglichkeit nicht geleugnet werden. Eine zweite Annahme besässe nach dem Beobachteten mehr Wahrscheinlichkeit für sich, dass nämlich der fast reine Quarzoolith ein verquarzter sphärolithischer Chalcedon ist. Die einzeln versprengten Theile von radialsfrahligem Chal- cedon, welche oft unvermittelt neben dem Quarzaggregat auftreten, müssten als Ueberbleibsel des ursprünglichen Gesteines gelten. Merkwürdig und schwer erklärbar blieben ebenso wie bei der Verkieselung eines Kalk- oolithes die regelmässige Zonenbildung. Die Unregelmässigkeiten brauchen nicht dem etwa ohne Rücksicht auf die vorhandenen Schichten und Zonen auskrystallisirenden Quarz zugeschoben zu werden; sie kommen ja auch in Kalkoolithen vor, deren Entstehung auf bewegtes Wasser zurückgeführt werden muss. Sprechen wir den Kieseloolith, wie er vorliegt, als ein ursprüngliches Gestein an und betrachten wir chemische Zusammensetzung und Structur im Wesentlichen als eine solche, wie sie bei der Bildung entstanden ist, so giebt es nur, da ein eruptiver Ursprung ausgeschlossen erscheint, die Möglichkeit der Ausscheidung aus Wasser. Barbour und Torrey er- wähnen organische Reste als Kerne, mir sind solche nicht zu Gesicht ge- kommen. Für die Annahme, dass die Kugeln verkieselte Organismen wären, fehlt jeglicher Anhalt in Gestalt von Structurresten. So bleibt nur eine dem Erbsenstein vollständig analoge Bildung übrig und ihr stehen keine Bedenken und Schwierigkeiten entgegen. Zwar ist das Lösungsver- mögen des Wassers der Kieselsäure gegenüber sehr gering, indem es nach Bischof nur 0,0001 °0 seines Gewichtes Si02 aufzunehmen vermag. Aber der Gehalt an Kohlensäure, besonders kohlensauren Alkalien, und höhere Temperatur vermögen die Löslichkeit der Kieselsäure bedeu- *) Anm. Entgegen dem deutschen Sprachgebrauch bezeichnen sie den Kalkoolith mit SiOj als „lime silica oolite“ und den Kieseloolith mit Kalk „silica lime oolite“. 123 tend zu steigern. Die in den Enhydros eingeschlossene Flüssigkeit ent- hielt nach Günibel*) 0,0032 % Si02; das ist mehr als das Dreissigfache der oben angegebenen Menge. Doch dieser Erörterung bedarf es gar nicht, sehen wir ja überall und allezeit die Ausscheidung von Kieselsäure als krystallisirte oder amorphe Form in beträchtlicher Menge vor sich gehen, auf Gesteinsklüften, aus Mineralquellen, namentlich in den be- kannten heissen Quellen auf Island und Neuseeland. Ja von Fritsch**) hat die Bildung von Quarz im Meere durch Untersuchung einiger bei der Challengerfahrt gesammelten Meeresgrundproben wahrscheinlich gemacht. Auch Nordamerika, besonders die Rocky Mountains sind reich an heissen, Kieselsinter absetzenden Quellen, deren es dort gegen Tausend giebt, da- runter 30 thätige Geysirs. Nach Peale***) kennt man in den Vereinigten Staaten jetzt 8843 Mineralquellen. Es ist daher keineswegs gewagt, wenn man an der Bildungsstätte des Kieseloolithes eine ehemalige heisse, geysir- artige Quelle voraussetzt, wie dies z. B. auch Kornhuberf) und Krennerff) thun wegen des Vorkommens von Pisolith im Neubraer Comitat, bez. bei Ofen. Wie hat man sich nun die Bildung des Kieseloolithes im Einzelnen zu denken? Wie beim Karlsbader Erbsenstein und anderen ähnlichen Dingen muss hier eine kreisende, strudelnde Bewegung zur Erzeugung der runden Formen und concentrischen Schichten zu Hülfe genommen werden, wenigstens bei der grobkörnigen Varietät, und andererseits wegen der structurellen und zum Theil stofflichen Verschiedenheit der Schichten ein periodisches Verschiedensein der Bedingungen. Wie gestaltet freilich letztere sein müssen, um einmal einen gröberkörnigen , ein ander Mal stengeligen , dann einen äusserst feinkörnigen Quarz, Chalcedon oder amorphe Kieselsäure ausscheiden zu lassen, dazu reichen augenblicklich unsere minero- und petrogenetischen Kenntnisse und Erfahrungen ebenso wenig aus wie zur eingehenderen Erklärung z. B. der verschiedenen Grundmassenausbildungen der Porphyre, der mikrogranitischen, grano-, felso- und vitrophyrischen. Zweifellos spielen in unserem Falle chemische Zusammensetzung der Minerallösung, Temperatur, Schnelligkeit der Be- wegung im Wasser eine Rolle, ebenso der Umstand, ob die Kieselsäure- ausscheidung in das Wasser hinein erfolgte oder an die Luft, d. h. ob die ausgeschiedene Kieselsäure noch weiter von Wasser umgeben war oder ob dasselbe schneller oder langsamer verdunsten konnte, ob also die Dia- genese wirksam war oder nicht. Wir sehen, die Verhältnisse, die wir- kenden Bedingungen sind zahlreich, noch mehr ihre Verbindungen und Verwickelungen. Thatsache scheint zu sein, dass aus körnigkrystallisirter Kieselsäure bestehende Oolithe sich nicht an der Luft, als oberflächlicher Quellenabsatz bilden. Denn der sogenannte Perlsinter besteht meist aus amorpher Kieselsäure und Chalcedon. Es liegt die Vermuthung nahe, dass der Boden einer heissen Quelle, der Grund des Beckens, in den sie *) Enhydros. Sitz.-Ber. der Münchener Ak., X, 1880, 245; u. Nachtrag zu den Enhydros. Ebenda, XI, 1881, 321. **) K. v. Fritsch, Allgemeine Geologie. 1888, 248. ***) Mineral springs of the United States. Bull. U. St. geol. Survey, No. 32, 1886. t) Pisolith aus dem Neubraer Comitat. Sitz.-Ber. d. Ver. f. Naturw. Press- burg,^ IV, 49. tt) Ueber die pisolithische Structur des diluvialen Kalktuffes von Ofen. Jahrb. geol. Reichsanst. Wien, XIII, 1863, 462 — 65. 124 mündet, bedeckt ist mit Bildungen, welche unserem Kieseloolith ähn- lich sind. Auffallend erscheint, dass nur Quarz als Kern der Kugeln auftritt. Wenn derselbe, wie man annehmen muss, aus zertrümmerten, verwitterten Gesteinen stammt und in die Quelle hineingerathen ist, so sollte man auch bisweilen ein Feldspath- oder anderes widerstandsfähiges Mineralkorn er- warten. Wahrscheinlich wurden letztere von der heissen Mineralquelle gelöst, bemerkten wir doch selbst am Quarz geringere oder grössere Spu- ren des Angegriffenseins. Andererseits scheint aber auch die Zufuhr an Mineralsubstanzen, welche nicht Kieselsäure sind, bei manchen heissen Quellen gering zu sein Nach Sandberger’s Analyse vom Wasser des grossen Geysirs auf Island nimmt die Kieselsäure mit 0,5097 °/0, das ist also weit mehr als im Enhydroswasser, die erste Stelle ein. Darauf kommt als Höchstes 0,1939 % für Ka2C03. Ein in eine solche Quelle hineingerathen es, mehr oder weniger abge- rolltes Quarzkorn wurde entweder theilweise aufgelöst, benagt oder es krystallisirte weiter: in vollkommen physikalischer Uebereinstimmung mit ihm setzte sich neue Quarzsubstanz an, so dass die Grenze zwischen bei- den nur durch staubartige Ansätze an der Oberfläche des ursprünglichen Kornes noch erkannt werden kann (Fig. 11). Durch irgend welchen Um- stand wurde dieses Weiterwachsen gestört, es bildete sich vielleicht in nicht allzusehr bewegtem Wasser grobkörniges, in schneller kreisender Lösung ein feinkörniges Aggregat und so fort. Man würde sich allzusehr auf das Gebiet der Speculation begeben, wollte man die Theorie der Bil- dung weiter ausführen. Wie kommt aber in das Centrum mancher Kugeln ein grob- oder feinkörniges Aggregat? Diese Erscheinung könnte erklärt werden durch die weiteren nicht unwahrscheinlichen Annahmen: in der Quelle bildete sich an ruhigeren Stellen gröber-, an bewegteren feinerkörniges Aggregat. Sie wurden in die Bewegung hineingerissen oder an Orte mit anderen Bedingungen geführt und dienten als Krystallisationskerne. Ein Beweis für die Bildung des gröberkörnigen Aggregates an ruhigeren Stellen, auf dem Boden, scheint mir in der Thatsache zu liegen, dass die die Kugeln verkittende Zwischenmasse meist aus grösseren Individuen besteht. Die Verbindung, Cementirung der Kugeln erfolgte natürlich am Boden, nachdem sie infolge ihrer Grösse und Schwere vom bewegten Wasser nicht mehr getragen, niedergefallen waren. Ferner kann ein Be- weis für die Ausscheidung des feinkörnigen Aggregates an Stellen mit kräftigerer Bewegung darin gesehen werden, dass die äusserste Zone stets der zuletzt erwähnten Substanz angehört. Beim Ansatz des peripherischen Ringes war, um die grössere Kugel schwebend zu erhalten, eben eine stärkere treibende Kraft nöthig. Bei der Bildung der zweiten Art unseres Kieseloolithes herrschte nicht der Wechsel der Bedingungen. Das Fehlen der Ringsysteme, der verschieden struirten Zonen deutet darauf hin, dasser nicht in lebhaft kreisendem Wasser entstand. Welcher Gestalt freilich die Verhältnisse gewesen sein mögen, die solche chalcedonartige radialstrahlige Quarzsphärolithen er- zeugten, die Frage vermögen wir nicht zu beantworten. AMiandl. d.Isis in Dresden, 1892. Taf . I. P Recbisck, dd. Qebr. Dresden. Taf. E. . i Äbliandl. d. Isis in Dresden, 1892. Ja l b. . i ' • ■ ‘'w‘ ; . r ■ ' . v~- •-V;- ■ ■ ■ : • -l : •• ' ' , , Abhatidl. ausgezeichneten Pech- glanzkohle, sogen. Salonkohle aus dem voff dem verstorbenen Berg- verwalter Castelli sorgsam und intelligent geleiteten Braunkohlenwerke von Salesl bei Proboscht in Böhmen vor, ferner eine eigenthümliche Breccie von Basalt mit einem, Dr. W. Bergt zur näheren Untersuchung übergebenen Mineral, von der Wostrey bei Birnay in Böhmen, und ver- breitet sich weiter über die von A. Nehring in Berlin und H. Credner in Leipzig beschriebenen diluvialen Ablagerungen von Klinge bei Cottbus. Hierauf lenkt der Vorsitzende das Interesse auf die prächtigen Auf- schlüsse des Geschiebemergels an der Stoltera bei Warnemünde, über welche schöne photographische Bilder seines früheren Zuhörers, Cand. Loesner in Rostock zu Vorlage kommen. Dieselben können keinen Zweifel über den Ursprung jener zahllosen oft sehr, grossen Blöcke, die am heiligen Damm bei Doberan und an vielen anderen in- structiven Localitäten Mecklenburgs massenhaft angehäuft sind, hinterlassen ; sie können nur in der Grundmoräne des alten von Norden und Nordost kommenden Inlandeises dahin geführt worden sein. 6 Der Vorsitzende hebt noch hervor, dass mit glacialen Verhältnissen auch die Bildung des eigen thümlichen Poenitenten-Schnees zusammen- hängt, welche neuerdings Prof. Dr. L. Brackebusch aus den argentinischen Cordilleren im ,, Globus“, Bd. 63, Nr. 1 und 2, beschreibt, und welche in ihrer äusseren Erscheinung so grosse Aehnlichkeit nm^len berühmten, aus Moränenschutt eines alten Gletschers abgeleiteten Erdpyramiden bei Bozen in Süd-Tyrol zeigen. Von beiden liegen gute Abbildungen zum Vergleiche bei, von den ersteren durch Brackebusch, von den letzteren durch E. von Hochstetter*). Nach Erläuterung einer Anzahl von Exemplaren des Ammonites Wooll- gari Mant. aus dem unterturonen Mittelpläner oder den Labiatus-Schichten von Kemnitz bei Dresden durch Taubstummenlehrer 0. Ebert bespricht der Vorsitzende die neueste sehr willkommene Monographie des Geh. Bergraths Dr. W. Bunge über das Kuhr-Steinkohlenbecken, Berlin 1892, mit Atlas und geologischen Karten. Unter letzteren beansprucht Tat. II ein hohes Interesse, da hier der Zusammen- hang der Steinkohlenablagerungen in England, Schottland, Belgien, Westfalen, bei Aachen und Saarbrücken, sowie die zwischen denselben auftretenden älteren und plutonischen Gesteine sehr anschaulich nachgewiesen wird. Auch die Erfahrungen des geschätzten Verfassers über Stigmaria ficoides, welche in keinem Falle stets als Wurzel von Sigillarien aufzufassen ist, sind sehr beachtenswerth. Oberlehrer H. Engelhardt bespricht zum Schluss die ihm von der Braunkohlengrube Guerrini bei Vetschkau zugekommenen Fossilien. Selbe stammen aus dem Braunkohlenflötze und sind : Rosellinia congregata Beck, sp., Rhizomorpha sp., Sequoia brevifolia Heer, Pinus hepios Ung, Glyptostrobus europaeus Heer, Palmacites Daemonorops Ung. sp., Livis- tona Geinitzi E., Platanus aceroides Göpp., Andromeda protogaea Ung., A. narbonensis Sap., Nyssa europaea Ung., Apocynophyllum helveticum Heer, Sideroxylon hepios. Durch Bergrath v. Ro senberg - Lipinsky waren ihm ferner zur Bestimmung von Henriettenhof im Kreise Birnbaum, Posen, zugesendet worden: Taxodium distichum miocenum Heer, Carex Scheuchzeri Heer, Poacites caespitosus Heer, P. laevis Heer, Phragmites oeningensis Al. Br., Carpinus grandis Ung., Quercus grandidentata Ung., Qu. sp., Corylus grosse- dendata Heer (?), Salix varians Göpp., ZJlmus plurinervia Ung., Berchemia multinervis Al. Br. sp., Vaccinium acheronticum Ung., Nyssa Ornithobroma Ung., Juglans bilinica Ung. Zweite Sitzung* am 20. April 1893. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. Geinitz. — Anwesend 56 Mitglieder. Dr. med. E. Friedrich spricht über angeschwemmte Bimssteine und Schlacken der Nordseeküsten. Bergrath Prof. Dr. A. Stelzner- Freiberg berichtet eingehend über die südafrikanischen Diamantengruben. Eine Abhandlung darüber vergl. im nächsten Hefte dieser Zeitschrift. Der Vorsitzende regt die Ueb er nähme des Werner-Denkmals an der Löbtauer Strasse in Dresden durch die Gesellschaft an. *) Allgemeine Erdkunde. Prag 1872, II. Th., S. 166 u. 167. 7 Excursion. Am 22. Juni 1893 fand unter Leitung von Dr. H. B. Geinitz eine Excursion nach der Ziegelei der Gebrüder Dammmüller in Zschertnitz bei Dresden statt, um das dortige Vorkommen des glacialen Geschiebe- mergels zu beobachten, über welches schon Dr. R. Beck in Sitzungsber. d. Isis, 1891, S. 17, näher berichtet hat. Unter den vielfach geschrammten Geschieben wurden u. a. Scolithus linearis Hall, Gotländer Kalk und grössere Blöcke von Feuerstein gefunden. — Zahl der Theilnehmer 33. IV. Section für prähistorische Forschungen. Erste Sitzung am 19. Januar 1893. Vorsitzender: Dr. J. Deich- müller. — Anwesend 17 Mitglieder. Prof. Dr. 0. Schneider spricht über neuere Funde aus den Ruinen- stätten des Somalilandes (vergl. Sitzungsber. Isis 1888, S. 11). Lehrer H. Döring hält einen Vortrag über die von ihm im neuen Weisseritzbett in Cotta bei Dresden ausgegrabenen neolithischen Funde. Bei Besichtigung der Ausschachtungsarbeiten im neuen Weisseritzbett unweit des Schusterhauses entdeckte Vortragender sogenannte Trichter gruben der neolithischen Zeit, denen er im Laufe des Sommers 1892 Bruchstücke menschlicher Schädelknochen, Geräthe aus Grünstein, eine grössere Anzahl Feuersteinschaber, Nuclei, verschiedene Knochengeräthe, zahlreiche Gefässscherben mit reicher Ornamentirung, wie sie der sogenannten „Bandkeramik“ eigen ist, Thonperlen, Knochen von Hirsch, Reb, Rind, Schwein, Pferd u. a. m. entnahm. Der Vortragende behält sich vor, über die bemerkenswerthen Funde an dieser Stelle später Ausführliches zu berichten. Der Vorsitzende weist auf ähnliche Funde in einer Kiesgrube bei Lockwitz hin (Sitzungsber. Isis 1884, S. 69). Taubstummenlehrer 0. Ebert legt ein 1892 im Vill engrund stück des Herrn Däweritz in Briessnitz b. Dr. gefundenes Grünsteinbeil vor. Dr. J. Deichmüller bringt zur Ansicht eine Reihe interessanter Gefässe aus dem Gräberfelde von Klein-Saubernitz bei Weissenberg : Zwillings- und Drillingsgefässe, schön verzierte Schalen, graphitirte Gefässe, eine Kinderklapper in Vogelform und kleine Thongewichte. Zweite Sitzung am 9. März 1893. Vorsitzender: Dr. J. Deichmüller. — Anwesend 18 Mitglieder. Der Vorsitzende gedenkt der kürzlich verstorbenen deutschen Alter- thumsforscher, ■ des Geh. Medicinalraths Prof. Dr. H. Schaaffhausen in Bonn, langjährigen Vorsitzenden der deutschen anthropologischen Gesell- schaft, des Directors des römisch-germanischen Centralmuseums in Mainz L. Lindenschmit und des Geh. Raths A. von Essenwein, Directors des germanischen Museums in Nürnberg, und hebt deren Verdienste um die deutsche Alterthumsforschung hervor. 8 Taubstumm enlehrer 0. Ebert berichtet über neue Urnenfunde bei Stetzsch, Kossebaude und Kemnitz und über vorgeschichtliche Herdstellen bei Kossebaude und im neuen Weisseritzbett in Cotta bei Dresden. Lehrer H. Döring legt einige auf dem Felde des Gemeindevorstehers F. Stange in Möritzsch bei Schkeuditz gefundene Grünsteinartefacte vor, unter denen sich ein Steinmeisel durch bedeutende Dimensionen (43 cm 1., 8 cm br., 3 cm dick, Gewicht 2,6 Kg) auszeichnet; ferner eine Anzahl Feuersteingeräthe vom Urnenfelde Nünch- ritz bei Riesa und von einer zur Ortsflur Leckwitz gehörigen flachen Anhöhe an der Elbe. So oft der Flugsand dieser Anhöhe vom Winde bewegt wird, zeigt sich die Oberfläche mit zahllosen Feuersteinsplittern, darunter zugeschlagenen Messerchen oder Schabern, übersät; dabei gefundene grobe Urnenscherben und formlose Stückchen von Bronze deuten auf ein ehemaliges Urnenfeld an der Fundstelle hin und bestätigen die auch anderwärts beobachtete Erscheinung, dass Steingeräthe noch mit Resten von germanischem Typus Vorkommen, dass Feuersteingeräth bis weit in die Bronze- zeit neben metallischem Geräth im Gebrauch geblieben ist. Der Vortragende ergänzt seine früher über den Burgwall Leckwitz a. d. Elbe gemachten Mittheilungen (Sitzungsber. Isis 1892, S. 9) durch Vorlegung neuerer Funde. Im Herbst 1892 gelang es dem Lehrer E. Peschei in Nünchritz, an einer 200 Schritte östlich der Schanze gelegenen Stelle eine Ascheschicht und Scherben vom slavischen Typus, sowie Eisen- und Bleireste aufzufinden. Bei späteren Grabungen wurden aufs Neue zahlreiche slavische Scherben mit dem charakteristischen Wellen- ornament aus einer Tiefe von ca. 1/2 m zu Tage gefördert. Dr. J. Deichmüller bespricht zum Schluss von neuen litterarischen Erscheinungen H. von Ranke: Ueber Hochäcker. München 1898; Teich : Die prähistorische Metallzeit und ihr Zusammenhang mit der Urgeschichte Deutschlands. (Corresp.-Bl. Deutsch, anthrop. Ges. 1893, Nr. 2.) Excursion. Unter Betheiligung von 17 Mitgliedern und Gästen wurde am 3. Juni 1893 zunächst die Sammlung des Lehrers E. Pesch el in Nünch- ritz besichtigt, hierauf unter Leitung des genannten Herrn das nahe- gelegene Urnenfeld besucht und daselbst eine Ausgrabung vorgenommen, die leider nur einige stark zerstörte Gefässe ergab. Hieran schloss sich ein Gang über den wohl erhaltenen Burgwall bei Leckwitz a, d. Elbe und dessen Umgebung. V. Section für Physik und Chemie. Erste Sitzung am 12. Januar 1893. Vorsitzender: Professor Dr. E. Zetzsch e. — Anwesend 30 Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. E. Zetzsche hält einen Vortrag über die zur Verwendung in der elektrischen Telegraphie bestimmten, sogenannten Stationsrufer 9 und führt dabei einen anfgestellten Apparat dieser Gattung vor, welcher neuerdings von H. Wetzer in Pfronten, Bayern, erfunden wurde. Diese Apparate Wetzer1 s dienen dazu, eine von mehreren in dieselbe Leitung einge- schalteten Telegraphen- und Telephonstationen ein Anruf signal derart zu geben, dass die übrigen Stationen dieses Signal nicht hören. Jeder der in einer der zusammen- gehörigen Stationen befindlichen Apparate hat 2 Pendel, ein kleineres, welches eine bestimmte und zwar für jede Station verschiedene Schwingungsdauer hat, und ein grösseres, welches durch ein Laufgewicht auf die Schwingungsdauern der Pendel aller Stationen abgestimmt werden kann. Das kleine Pendel der Apparate kann durch die von dem zufolge taktmässiger Stromunterbrechungen abfallenden Ankerhebei eines Elektromagnetes ihm ertheilten Schläge in Schwingungen versetzt werden und schliesst, wenn die Schwingungsweite gross genug geworden ist, einen Localstrom, der ein Klingelwerk zum Läuten bringt. Die Schwingungsweite kann aber nur dann durch diese Schläge regelmässig vergrössert werden und so schliesslich die hin- reichende Grösse erreichen, wenn die Stromunterbrechungen im Elektromagnete mit der Schwingungsdauer des Pendels zeitlich übereinstimmen. Der Takt der Strom- unterbrechungen wiederum wird durch die Schwingungen des grossen Pendels der rufenden Station beliebig- geregelt. Die Arbeitsweise ist nun beispielsweise folgende : Der Beamte auf der Station Nr. 4, welcher nach der Station Nr. 9 eine Mittheilung gelangen lassen und deshalb diese Station rufen will, stellt das grosse Pendel seines Apparates auf die Schwingungsdauer des kleinen Pendels von Station 9, setzt das Pendel in Bewegung und erreicht dadurch, dass in kurzer Zeit das kleine Pendel der Station 9 weit genug ausschwingt, um die dortige Localklingelleitung in Betrieb zu setzen, während die kleinen Pendel auf allen übrigen Stationen nur in unregelmässige Schwingungen von geringer Weite gerathen. Die Vorzüge dieser Wetzer’schen Apparate von anderen ihnen verwandten liegen namentlich in der Unabhängigkeit der Stärke der den kleinen Pendeln ertheilten Schläge von der Stromstärke und der durch die Mitwirkung einer Feder erzielten jederzeitigen Bereitschaft aller grossen und kleinen Pendel zum Schwingen und zu der dabei durch erstere erfolgenden Ent- sendung der Rufströme. Dass die auch in ihren mechanischen Theilen sehr sauber ausgeführten Instrumente sicher und schnell arbeiten, beweist der Vortragende durch die Vorführung des beschriebenen Experimentes an zwei Apparaten, die ihm von Herrn Wetzer überlassen worden waren. Daran knüpft der Vortragende noch eine kurze Bemerkung über einen anderen früher von H. Wetzer erfundenen Apparat mit gleicher Bestimmung und über einige andere Stationsrufer*). Privatdocent Dr. J. Freyberg giebt Mittheilungen über die Ver- meidung von Schäden durch Blitzschläge, namentlich über den Anschluss der Blitzableiter an die unterirdischen metallenen Röhrennetze der Gas- und Wasserleitungen. Herr W. Krebs aus Altona macht einige Bemerkungen über die Blitzschlag- Unter suchungen, die derselbe in der Gegend von Ham- burg angestellt hat, und die ihn veranlassten, dem Vorschläge von Prof. Voller in Hamburg, die in der Erde befindlichen Theile von Gas- und Wasserleitungen als Erdleitungen zu benutzen, nicht beizutreten. Zweite Sitzung am 2. März 1893. Vorsitzender: Privatdocent Dr. J. Freyberg. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste. Prof. Tr. Rittershaus giebt Mittheilungen zur Geschichte der R echenm aschinen. *) Einen historischen U.eberblick über die älteren Stationsrufer und eine aus- führliche Beschreibung der Wetzer’schen hat Vortragender darauf im Journal Tel6' graphique, in den Technischen Blättern und in Dingler’s Journal gegeben. / 10 In systematischer und chronologischer Anordnung des Stoffes giebt der Vor- tragende einen Ueberblick über die verschiedenen Einrichtungen der Rechenmaschinen, von den einfachen Rechenschiebern an, deren Erfindung man dem Papste Sylvester verdankt, bis zu den gleich druckfertige Stereotyp -Platten liefernden, von Scheutz construirten Tabellen -Rechenmaschinen, welche von Brighton, Donkin & Co. zum Preise von 400000 Mk. für das Stück in nur wenigen Exemplaren gebaut wurden. An vielen ausgestellten Maschinen, die zum Theil auseinander genommen sind, erläutert der Vortragende die Arbeitsweise derselben. Im Anschluss daran führt Civilingenieur A. Burk har dt aus Glas- hütte i. S. die von ihm 1878 construirte Rechenmaschine vor. Diese Rechenmaschine gestattet das Addiren, Subtrahiren, Multipliciren, Divi- diren, Potenziren und Radiciren und ist schon in mehreren hundert Exemplaren im In- und Auslande verbreitet. Dieselbe wird in 3 Grössen, 12-, 16- und 20-stellige Producte liefernd, zum Preise von 375 bis 675 Mk. verkauft. Dritte Sitzung am 4. Mai 1893. Yorsitzender : Prof. Dr. E. Zetzsch e. — Anwesend 24 Mitglieder und Gäste. Dr. M. Corsepius hält den angekündigten Yortrag über die Ver- wendung von Speicherzellen zum Betriebe von Fahrrädern. Er berechnet darin unter Annahme bestimmter Wege und Gewichtsverhältnisse die zur Ladung der Speicherzellenbatterie beim Bergab fahren verwendete und die wieder von ihr zur Verfügung gestellte Leistungskraft. Das Ergebniss dieser Er- örterungen lautet dahin, dass ein Radfahrer unter den angenommenen Verhältnissen, mit geladener Speicherzellenbatterie von Hause ausfahrend, während der ersten drei Stunden durch den elektrischen Apparat eine Unterstützung erfährt, bei längerer Fahrt aber des erhöhten Gewichts wegen mehr leisten müsste, als wenn er allein fährt. In welligem Terrain erleichtert der elektrische Apparat wesentlich das Be- fahren von Steigungen, da die beim Bergabfahren zu gewinnende Energie nicht ver- loren geht, sondern aufgespeiehert werden kann. Zum Schluss trägt der Redner noch besonders die Berechnung der für den vorliegenden Zweck zu verwendenden elektrischen Maschine vor, welche nur etwa 20 kg wiegen soll. Der Vorsitzende bespricht noch ein von Cuttriss neu erfundenes, auf Anwendung von Kohlespiralen gegründetes und sich zur Benutzung für Thomson’s Heb er schreib er eignendes Relais für Untersee-Ka.bel- Telegraphie. VI. Section für Mathematik. Erste Sitzung am 9. Februar 1893. Yorsitzender : Prof. Dr. M. Krause. — Anwesend 13 Mitglieder. Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. Hartig spracht über die Abhängig- keit des Elasticitätsmoduls des geraden Stabes von der speci- fischen Beanspruchung. Man pflegte im Allgemeinen bisher anzunehmen, dass die Grösse der Ausdehnung (e) bez. der Stauchung ( — e) eines Stabes eine lineare Function der specifischen Be- lastung (or), nämlich e = E er, also der Elasticitätsmodul (E) für eine bestimmte Substanz eine Constante sei. Doch haben Versuche von Bach, Fischer u. A., sowie die von dem Vortragenden selbst an einer grossen Reihe von Substanzen (nämlich Phosphor- bronze, Gusseisen, Stahldraht, Rohseide, Rindleder, vulkanisirter Kautschuk und 11 Korkrinde) bei verschieden starken und mehrmals an demselben Probestück wieder- holten Belastungen angestellten Experimente erwiesen, dass diese Annahme nur in beschränkten Grenzen, allgemein aber nicht zulässig sei. Die Erwägung, dass die Arbeitscurve der elastischen Dehnungen nicht immer eine gerade ist, führte den Vortragenden zu dem Resultate, dass der Elasticitätsmodul der erste Differential- quotient derjenigen Function ist, die der auf die Achse der Dehnungen gestellten Arbeitscurve entspricht, und ebenso der Dehnungscoeffizient (1 : E) die erste Ableitung derjenigen Function, die den Zusammenhang zwischen Spannung (oj als unabhängiger und Dehnung (f) als abhängiger Veränderlichen darstellt : 1 d f E d g Die gegenseitige Abhängigkeit von e und a ist aber bisher bei unserer gegen- wärtigen noch unvollkommenen Erkenntniss der innereren Natur der Baustoffe theoretisch nicht ableitbar. Als empirische Formel für vulkanisirten Kautschuk schlägt Imbert (Recherches theoriques et experimentales sur l’elasticite du caoutchouc, 1880) die Gleichung vor: = e m3" Cl. PT i— i . co 1 CfQ ,_y. CD CD » WO ffl £. B 2 ö t=3 ^ t=J t-*. B B B" BÖ CD CB CD CD öd O CO " » * £ & S 5 P fwU-äSTf s-I 2- >— =r rfOQ 3? * 0 ^ Hg CD Ul co g*- o ^ b". B g B © i-1 CD CO C_, 05 N B ° B O P O * <3 ui 00 o CO tr1 oo CD . B q' B * b . CD B . co B OQ co b gJ-.OQ b~ B B 2 - “ co t-j hq co “ crq hS g ° " H-g W ^ . Pb ^ B 1:0 td“ **&. © t+c ® OB ES“ rg | B B B 05 u* © . o © . © i-s • B Oq ES B ■& o © B B B . B ^2- B 5j D c+- Oq B B Oq 05 00 OOClWOOMtOPHWOSO 05 OOMCßOOW’d^CKOOÜ’ to 05 -—* “CI im und Cervaria, Sedum rupestre, Potentilla opaca und rupestris, Inula hirta, Hypochoeris maculata, Myosotis sparsiflora, Cyno- glossum officinale etc. Es ist wunderbar, dass die Pflanze in einem so gut durch- forschten Gebiete bisher übersehen werden konnte. Nachträglich wurde von mir ein 2. Standort bei Lommatzsch festgestellt, von wo Seminaroberlehrer Leonhardt in Nossen die Pflanze bereits 1890, allerdings unter anderer Bezeichnung, an das Her- barium der Flora Saxonica eingesandt hatte. 26 Neu ist ferner für Sachsen 2. Veronica Dillenii Crtz. (= V. campestris Schmalhausen), aufgefunden von F. Fritz sehe (Kötzschenbroda) auf einem sandigen Acker bei Lindenau bei Kötzschenbroda. Als Herr Fritzsche, der bei allen seinen neuen Funden in liebenswürdigster Weise des Herbariums der Flora Saxonica im Polytechnikum gedenkt, die Pflanze daselbst ablieferte, durchmusterten wir gemeinschaftlich die vorhandenen Veronica- Arten und fanden zu unserer grossen Freude die Pflanze im Herbar bereits vertreten, die als V. verna L. etiquettirt und von dem eifrigen Sammler um Königsbrück, Herrn A. Schultz eingesandt worden war. Eine von Lodny bei Blasewitz gesammelte V. verna entpuppte sich auch als V. Dillenii. So liegt uns also diese Novität gleich von 8 Standorten aus Sachsen vor. V. Dillenii wurde zuerst von dem russischen Botaniker Schmalhausen in den Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. 1892 unter dem Namen V. campestris von V. verna L. als eigene Art abgetrennt. Schmalhausen giebt von derselben folgende Diagnose, die ich hier wiederhole, weil doch vielleicht manchem der Botaniker der Isis damit gedient sein könnte: Stengel aufrecht, einfach oder verzweigt, unten etwas kraus, oben drüsig behaart, 7 ■ — 20 cm hoch; untere Blätter kurz gestielt, eiförmig, gekerbt, die übrigen stengel- ständigen sitzend, tief 8—5 theilig oder fiederspaltig, mit linealischen oder länglichen stumpfen Zipfeln, der Endzipfel grösser und bisweilen eingeschnitten; die unteren Deckblätter dreispaltig, die oberen lineal-lanzettlich, ganzrandig; Blütenstiele aufrecht, kürzer als der Kelch, Kelchzipfel ungleich lang; Blumenkrone so lang als der Kelch, tief blau; Griffel so lang wie die halbe Kapselscheidewand, länger als die Ausrandung; Kapsel zusammengedrückt, abgerundet nierenförmig, drüsig gewimpert, mit 9 — 13 sämigen Fächern. — Diese neue Species, die, wie Ascherson feststellte, nach Prioritäts-Principien den Namen V. Dillenii Crtz. erhalten muss, ist der V. verna L. sehr nahe verwandt, unterscheidet sich aber sehr leicht von derselben durch die Länge des Griffels, der bei ihr halb so lang als die Scheidewand der ausgewachsenen Frucht ist, während er bei V. verna höchstens J/3 so lang, meist noch kürzer ist und die Ausrandung kaum überragt. Auch die grössere Drüsigkeit, die doppelt so grosse dunkler gefärbte und flach ausgebreitete Blumenkrone, die bei V. verna klein und trichterförmig ver- tieft ist, und die grössere Fruchtkapsel mit zahlreicheren Samen (bei V. verna nur 6 — 8 in jedem Fache) unterscheidet sie gut von der verwandten Art. — Sie bevorzugt, wie auch V. verna L., sandigen Boden. Nach dem, was bisher über ihre Verbreitung bekannt geworden ist, scheint sie auch wie Campanula bononiensis südeuropäischen Ursprungs zu sein, wenigstens ist sie im mittleren und südlichen Russland und in Oesterreich-Ungarn verbreitet, Ascherson konnte für sie vorläufig folgende nord- westliche Verbreitungsgrenze feststellen: Rostock, Neuruppin, Magdeburg, Bodegebirge im Harz, Frankfurt a. M. und Kreuznach im Nahethal. Als dritte Neuheit ist zu erwähnen 3. Helosciadium nodiflorum Koch, aufgefunden von dem Seminaristen Th. Angermann am ßienitz bei Leipzig. In den Sitzungsberichten der Isis vom Jahre 1890 wurde das Vorkommen dieser in Deutschland seltenen Gattung in Sachsen constatirt. Heute können wir bereits von der Auffindung einer zweiten Art berichten. Der entdeckte Standort ist für Helosciadium nodiflorum möglicherweise ein sehr alter, wenigstens erwähnt Baum- garten, der allerdings nicht sehr zuverlässig ist, in seiner Flora Lipsiensis vom Jahre 1790 die Pflanze vom Bienitz. Alle neueren Localfloristen Leipzigs aber geben sie nicht an. Die Art hat im Gegensatz zu den beiden ersten Novitäten im Westen oder Süd westen Europas ihr eigentliches Verbreitungsgebiet, sie ist. in England, Spanien, Frankreich, Belgien, Elsass-Lothringen und im Rheinthal häufig, kommt auch in der Westschweiz und Italien und mit ihren letzten Ausläufern auf der Balkanhalbinsel vor. In Mitteldeutschland wird von Sc holler in seiner Flora Bar- biensis noch ein Standort „unterhalb Gödniz gegen Domburg“ zu angegeben. Ausser diesen 3 Novitäten ist die Flora Saxonica noch um eine An- zahl neuer Standorte von seltenen Pflanzen oder Varietäten bereichert worden, von denen nur die folgenden erwähnt sein mögen. Es wurden von F. Fritzsche (Kötzschenbroda) aufgefunden: 21 Potamogeton pusillus L. var. tenuissimus K. unter der var. major in Lachen am Elbufer zwischen Gauernitz und Scharfenberg; P. obtusifolius M. et K. im Mittelteich in Moritzburg; P. trichoid.es Cham, et Schld. ebenda; Zannichellia palustris L. in Lachen am linken Elbufer bei Scharfenberg und in einem Graben zwischen dem Schlossteich und dem Mittelteich bei Moritzburg; Alisma natans L. im Gröditzer Kanal; Al. Plantago L. var. graminifolium Ehrh. am linken Elbufer bei Scharfenberg; Cyperus fuscus L. am Elbufer bei Serkowitz ; Corydalis solida L. bei Diesbar; Geranium divaricatum L. an Weinbergszäunen bei Zitzschewig; Potentilla recta L. bei Oberau; Gerastium brachypetalum Desp. bei Wachwitz; Pier is hier acioides L. bei Cölln-Meissen ; Cirsium lanceolatum Scop. var. nemorale Rchb. im Saubachthale bei Gauernitz. Ferner wurden von H. Hofmann in Hohenstein-E. aufgefunden: Rubus Sprengelii Wh. bei Hohenstein-E. im Walde nach Falken zu und Iliera- cium flagellare Willd. (H. pratensexVilosella Aschers.) *pilicaule Sagorski bei Döbeln. Eine Anzahl eingeschleppter Ruderalpflanzen wurden von Bürgerschul- lehrer Naumann in der Nähe eines Bahnneubaues in Crossen bei Zwickau beobachtet. Es sind dies: Gypsophila porrigens, Glaucium corniculatum , Lepidium perfoliatum , Silene conica, Vaccaria agrestis , Nigella arvensis, Specularia Speculum , Centaurea solstitialis und C. calcitrdpa. Oberlehrer A. Wobst legt im Anschluss hieran einige in diesem Jahre in Sachsen gesammelte neue Rubus- Arten vor. Es sind: Rubus chaerophyllus Sagorski und W. Schultz. Fundort: Berthelsdorf bei Herrhut; R. dumetorum W. et N. var. Warnsdorfii Focke. Fundort: Zittau auf der Koitsche, ge- sammelt von Hofmann; R. Idaeo x caesius G. F. W. Mey. Fundort: Göda bei Bautzen, gesammelt von Feurich. 111. Sectio n für Mineralogie und Geologie. Dritte Sitzung am 19. October 1893. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. Geinitz. — Anwesend 32 Mitglieder. Mit tief empfundenen Worten zeigt der Vorsitzende zunächst den am 9. October d. J. im 76. Lebensjahre erfolgten Tod des früheren Directors der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien, Hofrath L). Stur, Ehren- mitgliedes der Gesellschaft seit 1885, an und behält sich einen Nekrolog des verdienten Forschers für eine der nächsten Sitzungen vor. Es wird Einsicht genommen von einem instructiven Modell zur Erläuterung von Verwerfungen, welches unsere Technische Hochschule von dem Obersteiger a. D. Häusler in Charlottenburg erworben hat. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildet ein kurzer Bericht des Vorsitzenden über einen Ausflug nach Oberbayern im August d. J., der ihn zunächst nach München und später über Tölz, den Tegernsee, Dorf und Bad Kreuth nach dem Achensee und nach Innsbruck geführt hat. Mussten zunächst die reichen mineralogisch-geologischen Sammlungen in München, wie das von F. von KobeU und zuletzt von Prof. Dr. Groth auf seinen hohen Rang erhobene mineralogische Museum, das von Prof. Dr. von Zittel begründete und ausgezeichnet geleitete p al äontolo gi sch e Museum, sowie die von Oberberg- director Prof. Dr. von Gümbel verwalteten ansehnlichen mineralogisch-geo- logischen Sammlungen des Münchener Polytechnikums und die unschätzbaren Materialien in der geologischen Landessammlung, die nach Sectioncn und 28 Districten der grossen von GümbeTschen geognostisclien Karte von Bayern geordnet in den unteren Räumen des K. Oberbergamtes niedergelegt sind, das Interesse in vollen Anspruch nehmen, so fand dasselbe doch auch später in Innsbruck vielseitige Anregung. Hier waren es die schönen Sammlungen des unter Prof. Wieser’s Leitung stehenden Ferdinandeum, ferner die Sammlungen der Universität, welche Prof. Dr. Blaas, der Nachfolger des hochgeschätzten von Pichler erschloss, und eine vor Kurzem eröffnete sehr gelungene Tiroler Industrie- Ausstellung, die auch in geologischer Beziehung manch Interessantes darbot. Zu kleinen geologischen Ausflügen, zum Theil unter freundlicher Leitung von Prof. Blaas verlockte schon die zauberische Um- gegend Innsbrucks in hohem Grade. Ferienreisen sind in der Regel für Museumsbesuche nicht günstig, da sich die Beamten meist selbst auf Ausflügen befinden und diese Zeit oft für bauliche Ver- änderungen benutzt zu werden pflegt. Der Vortragende hat sich während seines kurzen Aufenthaltes in München der wesentlichen Unterstützung einiger der Assistenten an den genannten Anstalten , insbesondere der Herren Dr. Grünling, Dr. Rud. Schäfer und Dr. Reis zu erfreuen gehabt. Eine lustige Omnibusfahrt mit 4 Maulthieren führte alsdann von Zirl in dem Innthale aus über Seefeld, den bekannten Fundort fossiler Fische in den Asphalt- lagem des Hauptdolomits, nach Scharnitz und durch den alten Römerpass zwischen dem Karwendelgebirge und Wettersteingebirge nach Mittenwald und später nach Partenkirchen, welche Orte hinreichende Veranlassung boten zu Ausflügen in die wundervolle felsenreiche Umgebung mit dem smaragdgrünen Badersee und dem Eib- see am Fusse der gletscherbedeckten Zugspitze. Zur näheren Erläuterung der geognostisclien Verhältnisse werden vorgelegt A. Rothpletz: Das Karwendelgebirge. Mit Karte, 2 Tafeln und 29 Figuren im Text. München 1888; C. W. v. Gümbel: Abriss der geognostischen Verhältnisse der Tertiärschichten bei Miesbach und des Alpengebirges zwischen Tegernsee und Wendelstein. Mit Aus- flugskarten in dieses Gebiet. München 1875; Th. Skuplios: Die stratigraphische Stellung der Partnach- und der sogenannten Cardita- Schichten in den Nordtiroler und Bayerischen Alpen. Cassel 1892, und als neueste Schrift, welche hohe Anerkennung verdient, die einer Dame, Marie M. Ogilvie: Contributions to the Geology of the Wengen and St. Cassian Strata in Southern Tyrol. London 1898. Gleichzeitig lagen zur näheren Einsicht vor die prächtigen Publicationen von Mojsisovics: Ueber die Dolomit-Riffe von Südtirol und Vetietien, Wien 1879, und von Simony: Das Dachsteingebirge, Wien 1889 — 1898, sowie mehrere geologische Karten von v. Gümbel, v. Hauer und verschiedene photographische Ansichten der besuchten Gegenden und namentlich von dem schönen Innsbruck. Eine prachtvolle Fahrt an den Walchensee und den Kochelsee und zuletzt noch über den stattlichen Starnberger See führte von Mittenwald aus nach München zurück, um hier noch einmal unter Leitung von Dr. Schäfer im paläontologischen Museum die Reihe von triadischen und jüngeren Gebirgsgliedern der alpinen Formationen zu überblicken, denen man in der grossartigsten und verwegensten Weise auf den Wander- ungen und Fahrten durch das Bayerische und Tiroler Alpengebiet begegnet. Von den Werfener Schichten an als Vertreter des bunten Sandsteins gelangt man durch unteren Muschelkalk {Myophoria- Schichten, Gutten steinkalk und Virgloria-Kalk) in die Partnach -Schi eilten, als Aequivalent der St. Cassian-Schichteü, findet hierauf den weitverbreiteten Wettersteinkalk mit seinen zackigen Kars, ein Aequivalent des Hallstädter Kalkes, des Esinokalkes und des Schlerndolomits, gelangt sodann in die Raibler Schichten und den Hauptdolomit bis zu den jüngsten Schichten der alpinen Trias, dem Rhät, und hier und da selbst noch in jurassische und cretacische Schichten Zum Schlüsse der schönen, gelungenen Reise bot sich auf der Rückfahrt von München nach Würzburg noch die verlockende Gelegenheit dar, von Station Stein- bach aus einen Abstecher nach dem altberühmten Rothenburg ob der Tauber aus- zuführen, welcher reichen Genuss gewährt hat und Jedem dringend zu empfehlen ist. Mit allem Rechte sagt Albert Schultheiss in seinen Europäischen Wanderbüchern, Rothenburg ob der Tauber, Zürich: „Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken, hart an der bayerisch- württembergischen Landesgrenze gelegen, bietet mehr als jede andere deutsche Stadt, sogar Nürnberg nicht ausgenommen, ein Bild von nahezu unversehrtem mittelalterlichem Gepräge“. 29 Vor Schluss der Sitzung wirft Prof. Dr. 0. Drude noch einige Blicke auf eine Abhandlung von A. C. Seward, Fossil Plants as tests of Climate, London 1852, woran sich auch Bemerkungen von H. B. Geinitz und H. Engelhardt knüpfen. Vierte Sitzung am 7. December 1893. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. Geinitz. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste. Der Vorsitzende legt ein ihm von Kammerherrn Freiherrn von Burgk geschenktes Prachtwerk vor: „Erinnerungsblätter an den Steinkohlenbergbau zu Burgk“. Diese 30 grossen uncl schönen, unter Anwendung von Magnesiumlicht angefertigten Photographien sind dem Steinkohlenbergbau zu Burgk im Plauenschen Grunde ent- nommen; sie geben eine getreue Darstellung der Maschinenanlagen, der Abteufung von Schächten, des Grubenausbaues, des Abbaues u. s. w. und lassen erkennet) , mit welcher musterhaften Umsicht und Intelligenz in diesen Gruben gearbeitet wird. Hierauf circulirt ein neues Schriftchen über Schneekry stalle, Be- obachtungen und Studien von Prof. Dr. Hell mann, Berlin 1893, das an alle früheren derartigen und namentlich auch an die 1845 und 1846 von J. F. A. Franke in Dresden beobachteten zahlreichen Formen von Schneekrystallen*) eng anschliesst. Dr. Th. Wolf hält hierauf einen interessanten Vortrag über die Goldgruben von Vöröspatak, prächtige Objecte dabei zur Vorlage bringend. Redner bereiste im vorigen Sommer das siebenbürgische Erzgebirge, um die da- sigen Goldbergwerke kennen zu lernen, von denen vor Allem die von Vöröspatak, einem zwischen Maros und Aranyos gelegenen Gebiete, von grösstem Interesse sind. Das siebenbürgische Erzgebirge bildet ein mit seinem spitzen Winkel nach Osten ge- richtetes Dreieck von etwa 13 — 14 geographischen Meilen Länge. Es ist landschaft- lich schön, trägt beinahe alpinen Charakter und würde auch Touristen zur Bereisung zu empfehlen sein, wenn die Verkehrs Verhältnisse besser wären. Für Geologen und Bergleute ist die Gegend ein Eldorado. Geologisch besteht das Gebirge in seinem Grundstöcke aus krystallinischem Schiefer, inselartig lagern darauf Kalkfelsen (Jura- kalk). In der Gegend von Vöröspatak (Rothenbach) herrscht Karpathensandstein vor. Form und Farbe dieses eocänen Sandsteins sind dem der sächsischen Schweiz ähnlich. Eruptivgesteine durchbrechen und umlagern diese Schichten und bilden sie überragende Kuppen. Es sind Porphyr- und Grünstein-artige Gesteine, welche be- reits viele namhafte Geologen beschäftigt haben Die meisten sind tertiären Ursprungs und gehören zu den Trachytgesteinen, sind Andesite und Dacite. Basalt tritt nur selten auf, dann aber in schönster, typischer Weise. Merkwürdig erscheint, dass die Erzführung an das Auftreten gewisser Eruptiv- gesteine gebunden ist. Wo sich Dacit zeigt, sind gewiss Gold, Silber , Tellur und andere Metalle zu finden. Das Auftreten des Goldes ist so allgemein, dass man das Erzge- birge das goldreichste Gebiet Europas nennen kann. Silbererze erscheinen erst in zweiter Linie. „ * Vöröspatak hat etwa 8000 Bewohner verschiedener Abstammung und Religion. Der Ort liegt im Thal der Rosia, etwa 800 m über dem Meere. Im Osten und Norden von Audesitkegeln umschlossen, erhebt sich im Süden der Gebirgsstock des Kirnik, aus Dacit bestehend und von Karpathensandstein umlagert. Metallische Substanzen durchziehen den ganzen Berg in regellosem Vorkommen. Namentlich ist Pyrit vor- handen mit gediegenem Gold, Kalkspath, Braunspath, Manganspath und Gyps. Redner untersuchte längere Zeit das Gebirge und fand vorherrschend einen zersetzten und verwitterten Dacit, theils tuffartig zerreiblich, theils ganz verkieselt. Der ganze Stock des Kirnik ist von Klüften durchsetzt, ebenso die ihn umgebenden Breccien, Tuffe, Localsedimente und der Karpathensandstein. *) H. B. Geinitz in Denkschriften der Isis .zu Dresden, 1860, S. 20, Taf. 1—6. 30 Der Reich thuni an Gold in diesem Gebiete, der bereits in ältester Zeit bekannt war, führte hier zur Gründung einer römischen Kolonie; während des ganzen Mittel- alters wurde gegraben, und gegenwärtig sind etwa 100 Gruben im Betrieb. Sämmt- liche Bewohner sind Bergleute. Die Gehänge des Kirnik sind mit Halden bedeckt und das ganze 2 km lange Thal hat in seiner Sohle Minenschutt. Tag und Nacht vernimmt man das unaufhörliche Pochen und Stampfen in den Häusern, denn fast jeder Hausbesitzer ist Minen- und Mühlenbesitzer. Die Ausbeute der Minen wird in Goldstein ausgezahlt und jeder Theilhaber muss dasselbe selbst aufbereiten. Diese kleinlichen Verhältnisse sind es, welche den rationellen Bergbau hindern. Nur dann, wenn die kleineren Besitzer sich zu grösseren Gesellschaften vereinigten, wenn der Bergbau systematisch betrieben würde, Hesse sich grösserer Ertrag erzielen. Bleiben die Verhältnisse so, wie sie jetzt sind, wird auch Vöröspatak ein armer Bergort bleiben. Oberlehrer H. Engelhardt, dem wir bereits die Kenntniss der Tertiärflora Chiles verdanken , bespricht neuerdings von ihm untersuchte fossile Pflanzen der Tertiärformation Bolivias, die ihm durch Consul Dr. Ochsenius in Marburg, Bergrath Dr. Stelzner in Freiberg und die Boyal Silver Mine of Potosi Company in London zur wissenschaft- lichen Verwerthung zugesandt worden sind. Oberlehrer Dr. E. Danzig in Bochlitz sendet unter dem 12. August 1893 folgende, die Gliederung des oberen Quaders südlich von Zittau betreffende briefliche Mittheilung ein: „ln meiner im Jahrgange 1874 der Isis-Berichte enthaltenen Abhandlung: „Das Quadergebirge südlich von Zittau“ hatte ich den oberen Quader jenes Gebiets in eine tiefere und eine höhere Abtheilung trennen zu können geglaubt. Veranlassung dazu gab mir der Umstand, dass das zur tieferen Abtheilung gezogene, aus einem Wechsel von feinkörnigem Sandstein und Quadermergel bestehende, relativ versteinerungsreiche Schichtensystem von Lückendorf in den Brandbergen überlagert wird von dem grob- körnigen, an Versteinerungen sowohl der Zahl der Individuen wie der der Arten ( Lima canalifera, Ostrea frons) nach sehr armen Quader der Umgebung des Oybins. Da nun dieser Quader andererseits aber auch wieder ein tieferes Niveau wie der erstgenannte einnimmt, so kam ich dazu, an mehreren Orten eine Anlagerung des Quaders vom Oybiner Typus an die Lückendorfer Schichten oder deren Aequivalente anzunehmen, vergleiche Profile 4, 6, 7. Wenige Jahre nach der Publication jenes Aufsatzes machte ich indessen folgende Beobachtung, welche beweist, dass eine der- artige Gliederung des oberen Quaders sich doch nicht vornehmen lässt. Den gegen 70 m mächtigen, aus grobkörnigem Oybin- Quader aufgebauten Wänden, weiche zu den als „Schindellöcher“ bezeichneten Schluchten zwischen Eschen-Grund und Hölle bei Oybin schroff abstürzen, ist ein kleiner, 5 — 6 m hoher, allseitig frei stehender Fels aufgesetzt (auf der 500 m Linie gelegen, nahe einem Waldweg zwischen Schneisse F und 19). Derselbe besteht von unten nach oben a) aus einem 2 m mächtigen, dünnbankigen, etwas röthlichen, kalkreichen Sandstein, ganz gleich dem a. a. O. aus den „rothen Schichten“ von Lückendorf u. s. w. beschrieben m, b) bis zum Gipfel aus gewöhnlichem Oybin - Quader. Die obersten Bänke von a gehen z. Th. schon im Streichen ziemlich rasch in den grobkörnigen , kalkfreien Sandstein b über. Die Schichtenlage des ganzen Complexes ist wie überall in der Umgebung des oberen Oybin-Thales völlig horizontal. Die kalkige Bank ist also hier dem grobkörnigen Oybin-Quader, der der höheren Stufe zugerechnet worden war, deutlich eingeschaltet, am östlichen Fusse des erwähnten Felsens kommt auch der letztere unmittelbar unter den Schichten a noch zum Vorschein. Das Niveau, in welchem hier der kalkige Sandstein auftritt, entspricht etwa dem der oberen Mergel- Zwischen- lager bei Lückendorf. Hiernach muss man also von einer Gliederung des oberen Quaders jener Gegend in eine höhere und liefere Abtheilung absehen. Dieselbe ist nicht durchführbar, und die Fälle, wo ich von einer An lagerun g der höheren an die tieferen Schichten ge- sprochen habe, sind so zu deuten, dass die letzteren im Streichen ihren Gesteins- charakter ändern. Demnach sind in Profil 4 die im Niveau von b, c, d gelegenen Schichten des Complexes a als Fortsetzungen jener anzusehen, entsprechend ist in Profil 6: c aequivalent b, in 7: d aequivalent b“. 31 IV. Section für prähistorische Forschungen. Dritte Sitzung am 9. November 1893. Vorsitzender: Dr. J. Deich- müller. — Anwesend 24 Mitglieder. Der Vorsitzende widmet dem am 1. November d. J. verschiedenen Ehrenmitgliede der Gesellschaft, Fräulein Ida von Boxberg, einen warm empfundenen Nachruf. Rentier W. Osborne berichtet über die vorgeschichtlichen Forsch- ungen in Bayern, welche er während seines mehrjährigen Aufenthaltes in München kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Die in München bestehende anthropologische Gesellschaft hat auch die prä- historischen Forschungen in den Bereich ihrer Thätigkeit gezogen; sie pflegt namentlich die Untersuchung der Reste aus der Römerzeit, an denen Bayern im Donau-Gebiete reich ist, und betheiligt sich lebhaft an der Limes-Forschung, für welche das deutsche Reich eine ansehnliche Summe zur Verfügung gestellt hat. Unter den vorgeschichtlichen Sammlungen Münchens ist in erster Linie die im alten Akademiegebäude aufgestellte, von Prof. Dr. Ranke ins Leben gerufene zu erwähnen. Sie enthält in drei Zimmern eine allgemeine Abtheilung mit Funden aus verschiedenen Gegenden, sodann eine solche mit Resten aus der Stein- und Bronce- zeit Bayerns, unter denen die Knochenartefacte aus den fränkischen Höhlen und die Funde aus der Gegend zwischen dem Ammer- und Staffelsee hervorragen, und eine weitere aus der Eisenzeit Bayerns, durch Reihengräberfunde charakterisirt. Von bedeutenderen Privatsammlungen ist die des Dr. J. Naue zu nennen, welcher vor Allem eine Reihe schöner und interessanter Schwerter besitzt, sowie die des Malers Gabriel Max. Für den Privatmann ist es in Bayern nicht leicht, selbständig vorgeschichtliche Forschungen vorzunehmen oder eigene Sammlungen anzulegen, da die Erlaubniss zu Ausgrabungen nur schwer zu erlangen ist und sämmtliche gefundenen Gegenstände an das Münchener Museum abgeliefert werden müssen. Vortragender schloss sich des- halb an Dr. J. Naue bei dessen amtlichen Untersuchungen an und hatte hierdurch Gelegenheit, namentlich die Hügelgräber am Ammersee kennen zu lernen, deren sich dort etwa 150 befinden, die durch die treffliche Schrift von J. Naue: Die Hügel- gräber zwischen Ammer- und Staffelsee, Stuttgart 1887, bekannt geworden sind. Nach diesen Untersuchungen gehören die Grabhügel Oberbayerns fünf verschiedenen Perioden an: Der älteren Broncezeit von 1200—1000 v. Chr., der Uebergangszeit zur Hallstattperiode 1000 — 800, der älteren Hallstattzeit 800 — 600, der jüngeren 600 — 400 und der Uebergangszeit zur La Tene-Periode von 400 — 200 v. Chr. Auch Gräber aus der Römerzeit finden sich dabei. Lehrer H. Döring ergänzt seine früheren Berichte über den Burg- wall bei Leckwitz durch die Mittheilung, dass nun auch westlich des- selben Spuren slawischer Ansiedelungen gefunden worden sind, und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Hilfe, welche die Photographie bei vor- geschichtlichen Forschungen gewährt, indem sie ermöglicht, alte Stätten, die durch die Bodencultur nach und nach zerstört werden, wenigstens durch treue Bilder zukünftiger Forschung zu erhalten. Zur Vorlage kommen Photographien der Burgwälle von Leckwitz und Altoschatz. Derselbe spricht ferner über die als klassische Stätte der prähistorischen Forschung bekannte Insel Rügen. Vortragender legt eine Anzahl Steinwerkzeuge der neolithischen Periode^vor und spricht sodann über die von ihm besuchten Burgwälle auf dem Hengst, am^Werder, der Herthaburg, des Rugard und auf Arkona. Von letztgenanntem Burgwall werden eine Anzahl Scherben mit slavischem Ornament und mehrere bildliche Darstellungen der Oertlichkeit v orgelegt. 32 Lehrer J. A. Jen t sch berichtet über einige in der Nie der lau sitz ge- machte Beobachtungen. In der Nähe des an der Grenze der Niederlausitz, zwischen der Sornoischen und der schwarzen Elster gelegenen Ortes Partwitz, wendisch Parcow, liegen sumptige Wiesen, die den Namen hrodUsco (Burgstätte) führen. Auf diesen sind ausser Spuren von Niederlassungen aus jüngerer Zeit zahlreiche Eichenstämme ausgegraben worden, die möglicherweise als Unterlage eines ehemals im sumpfigen Boden zu Vertheidigungs- zwecken angelegten, jetzt zerstörten Burgwalles zu deuten sind, auf welchen jene noch heute übliche Bezeichnung hrodzisco hindeutet. Auf einer in der Nähe gelegenen flachen sandigen Erhöhung hat man Urnen gefunden. Der Schlossberg bei Görkau bei Sorau ist ein ehemaliger, jetzt zur Hälfte abgetragener Rundwall, ähnlich dem von Burg im Spreewald, an welchen sich die Sage von einem versunkenen Schlosse und verborgenen Schätzen knüpft. Der Ort selbst kann nach dem Schlossberg (niederwendisch gorka = Berglein oder Hügel) ge- nannt sein, wie das eine Stunde nördlich davon entfernte, durch sein Gräberfeld bekannte Droskau nach dem noch jetzt dort vorhandenen üppigen Laubwald (drezga). Auf letzteren Ursprung sei auch der Name der Stadt Dresden zurückzuführen, da die Gegend um Dresden früher reich an feuchten, der Entwickelung von Laubwald günstigen Stellen gewesen ist. V. Section für Physik und Chemie. Vierte Sitzung am 2. November 1803. Vorsitzender: Prof. Br. E. Zetzsehe. — Anwesend 31 Mitglieder. Oberlehrer Dr. A. Wittin g hält einen Vortrag über seine Unter- suchungen an offenen und gedeckten Lippenpfeifen von nicht- cylin drisch er Form. Vortragender zeigt unter Vorführung vieler Experimente mit Röhren von den mannigfaltigsten Formen die Abhängigkeit der Tonhöhe von der Form der Röhre, von der Grösse der gedeckten Fläche und von der Grösse der angeblasenen Oeffnung. Prof. Dr. H. Klein schliesst daran eine Bemerkung über den Einfluss der Gestalt von Röhrenöffnungen auf die Lage der Schwingungs-Bäuche und Knoten. Sodann bespricht der Vorsitzende den mehrfachen Telegraphen des Amerikaners Ino J. Ghegan. Bei demselben werden durch einen Selhstunterhrecher abwechselnd kurze positive und negative Ströme in rascher Folge in die Telegraphenleitung gesendet. Jedes Amt erhält zwei gewöhnliche Telegraphenapparatsätze, bestehend aus einem Taster und einem Relais, das bei abfallendem Ankerhebel einen Localstrom durch einen Klopfer sendet; dazu kommt noch in jedem Amte ein polarisirter Elektromagnet, der durch die rasch folgenden Ströme seinen Anker schnell zwischen zwei Contactsclirauben hin und her bewegt und an ihnen abwechselnd den einen oder den anderen Apparat kurz schliesst. Wird ein Taster in einem Amte niedergedrückt , so wird durch Beseitigung der Kurzschliessun g eines Widerstandes die Stärke der durch diesen Taster gehenden Ströme so geschwächt, dass alle zugehörigen Relais in den verschiedenen Aemtern ihre Anker abfallen lassen und deren Klopfer sämmtlich arbeiten. Der Vortragende weist noch auf einen anderen Telegraphen hin, welchen Sieur 1878 in Paris ausgestellt hatte, und macht einige Andeutungen über die diesen beiden einander sehr nahe verwandten Telegraphen anzuweisende Stellung im System 33 Fünfte Sitzung am 14. December 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Zetzsclie. — Anwesend 30 Mitglieder. Dr. A. Naumann spricht über Mikrochemie. Als kräftiger Zweig des Baumes der Wissenschaft Chemie ist die in neuerer Zeit durch die Fortschritte der Mikroskopie geförderte „Mikrochemie“ zu betrachten. Begründende Disciplinen sind besonders die Mineralogie und Botanik. Nachdem der Vortragende einschlägige Werke besprochen und zur Ansicht gebracht hat, behandelt er die mikrochemischen Methoden der Mineralogen. Er charakterisirt die Methoden von Behrens und Boficky und hebt nach einigen mehr technischen Bemerkungen die Hauptanforderungen, welche an die mikrochemischen Reactionen zu stellen sind, hervor. Letztere müssen sein: 1. eindeutig, 2. scharf erkennbar, 3. empfindlich. Nach einigen Beispielen, die durch Abbildungstafeln erläutert werden, wendet sich der Vortragende zu der botanischen Mikrochemie. Während sich die Chemie daran genügen lässt, das Vorkommen gewisser Stoffe in der Pflanze zu bestätigen und die- selben daraus herzustellen bestrebt ist, will der Botaniker, insbesondere der Physiolog, den Sitz dieser Stoffe in der Pflanze auffinden. Wie dies in mikrochemischer Weise geschehen kann, zeigt der Vortragende an einem Querschnitte der Cacaobolme, in welchem er Fett durch Alkanin, Stärke durch Jod, Eiweiss durch Milions - Reagenz, das wirksame Alkaloid Theobromin durch Goldchlorid, etc. nachweist. Im Allgemeinen ist scharf zu unterscheiden zwischen Reactions- und Tinctions verfahren. Während das erstere die Existenz gewisser Stoffe nachweist, macht letzteres durch verschiedenes Speicherungsvermögen von Farbstoffen die feineren Structurverhältnisse, besonders des Plasmas, kenntlich. Nachdem in chemisch systematischer Reihenfolge die Hauptreactionen anorganischer und organischer Stoffe unter Vorlage entsprechender Zeichnungen abgehandelt worden, wendet sich Redner zu den für die Technik so wichtigen Unterscheidungsmitteln von Holz und Cellulose und führt die bis jetzt bekannten Lignin-Reactionen vor. Zum Schlüsse werden noch die Tinctionsverfahren, insbesondere diejenigen der Bacteriologie erwähnt und der Vortragende spricht den Wunsch aus, dass diese kleine Wissenschaft sich fruchtbringend fortentwickeln möge, auch im Kleinen gross. VI. Section für Mathematik. Dritte Sitzung am IG. November 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Krause. — Anwesend 8 Mitglieder. Im Anschluss an die von Prof. Dr. Gr. Helm und Privatdocent Dr. J. Freyberg in der Hauptversammlung im October gehaltenen Vorträge über die Münchener Ausstellung mathematischer Modelle erläutert Ober- lehrer Dr. A. Witting diejenigen Instrumente, welche dazu dienen, die Fourier’sche Reihenentwickelung für eine willkürlich gezeichnete Function auf mechanischem Wege herzustellen. Prof. Dr. 0. Helm erwähnt eine Anwendbarkeit dieser Vorrichtungen auf meteorologische Beobachtungen. Vierte Sitzung am 7. December 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Krause. — Anwesend 4 Mitglieder. Prof. Dr. K. Rohn spricht über Kummer ’ sehe Modelle von Flächen 4. Ordnung. 34 VII. Hauptversammlungen. Fünfte Sitzung am 28. September 1893. Vorsitzender : Prof. Dr. Gr. Helm. — Anwesend 33 Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. 0. Drude berichtet über die von Mitgliedern der Isis im Sommer 1893 unternommene Reise in die Tatra (vergl. Abhandl. IX). An Bemerkungen des Vortragenden über die Dobschauer Eishöhle anknüpfend, geben Geh. Hofrath Dr. Geinitz und Oberlehrer H. Engel- hardt einige Mittheilungen über die von Hartenstein beschriebene Eis- höhle bei Saalburg und über die Frauen mauerhöhle bei Eisenerz in Steiermark. Sechste Sitzung am 26. October 1893, Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 41 Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. G. Helm berichtet über die mathematisch-physikalische Ausstellung in München und behandelt eingehender einzelne der dort ausgestellten Apparate. Privatdocent Dr. J. Freyberg spricht über die in München aus- gestellten Apparate und Modelle zur mechanischen Veranschau- lichung elektrodynamischer Vorgänge und der Fortpflanzungs- gesetze der W ellenbe wegungen. Prof. E. Z sch au bringt zur Ansicht eine in eine Glasglocke ein- gebaute Gruppe von Honigwaben. Siebente Sitzung am 30. November 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 29 Mitglieder. Nach Wahl der Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1894 (s. Zu- sammenstellung auf S. 40) spricht Oberlehrer H. Engelhardt über den Charakter der Tertiärformation. Achte Sitzung am 21. Deeember 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 41 Mitglieder. Zur Vorlage gelangt eine Schrift von W. Krebs: ,,Die Erhaltung der Mansfelder Seen.“ Prof. Dr. H. Vater-Tharandt spricht über die Theorie der Krystall- structu r. 35 Veränderungen im Mitgliederbestände. Gestorbene Mitglieder: Am 4. August 1893 verschied in Dresden Hofrath Johann Friedrich Jencke, Begründer und langjähriger Director der hiesigen Taubstummen- anstalt, wirkliches Mitglied der Isis seit 1843. Geboren 1812 in Diehsa in der Oberlausitz, besuchte der Verewigte nach Vollendung des Elementarunterrichts das Fletcher’sche Lehrer-Seminar in Dresden, wo er, kaum 16 Jahre alt, zum ersten Male Gelegenheit fand, als Lehrer von taub- stummen Knaben zu wirken. Dieser Unterricht wurde seine Lebensaufgabe, besonders seitdem derselbe 1837 von dem Fletcher’schen Seminar getrennt und einer eigenen Anstalt überwiesen werden musste. Vertrauensvoll wandte sich der Verewigte an die Mildthätigkeit seiner Mitmenschen und seiner rastlosen Energie gelang es, binnen kurzer Zeit die Summen zusammenzu bringen, welche nöthig waren zur Erwerbung eines Areals am Hahneberge in Dresden, auf welchem später mit Unterstützung der Landstände das Taubstummeninstitut errichtet und im November 1838 unter Jencke’s Leitung als Staatsanstalt eröffnet wurde. Hier wirkte er lange mit seiner edlen, am 22. Februar 1882 verschiedenen Gattin Marie, geh. Löwe, bis kurz vor seinem Tode segensreich als allerseits hochgeschätzter und von seinen Zöglingen wie ein Vater geliebter Leiter der Dresdner Taubstummen-Anstalt und der davon abgezweigten Taubstummen-Asyle in Dresden und Plauen. Director Jencke hatte die grosse Freude, 1878 in voller Rüstigkeit das 50jährige Jubiläum als Taubstummenlehrer und am 14. October 1888 das 50jährige Jubiläum der von ihm begründeten grossen Anstalt zu feiern. Hohe Ehren und Auszeichnungen wurden ihm für seine erfolg- reiche Thätigkeit zu Theil: 1863 die erste Klasse des K. Sächs. Verdienstordens und der Rittergrad des K. K. Oesterreich. Franz-Josef-Ordens, 1878 Titel und Rang eines K. Sächs. Hofraths und 1890, gelegentlich seines Eintritts in den Ruhestand, das Comthurkreuz des K. Sächs. Albrecht-Ordens. Mit ihm ging ein Mann von wahrhaft grossem Verdienste um die leidende Menschheit zur ewigen Ruhe ein, dem auch die Gesellschaft „Isis“ als ihrem 50 jährigen Mitgliede und treuen Freunde, welcher stets bemüht war, die Naturwissenschaften in seinen Kreisen zu fördern, ein dankbares Andenken bewahren wird. Am 17. September 1893 starb in Gaassig bei Bautzen, 72 Jahre alt, der emeritirte Lehrer Michael Rostock, correspoiidirendes Mitglied seit 1872. Wenige Tage vor seinem Tode war er noch bemüht, seine Kenntnisse in den Naturwissenschaften zu erweitern, wie er überhaupt unermüdlich war, die schwierigen Gebiete der Naturgeschichte für sich und Andere zu erhellen. Es war dies für ihn um so weniger leicht, da er, auf einem ziemlich abgelegenen Dörfchen der mittleren Oberlausitz amtirend, wenig persönliche Anregung haben konnte und anfänglich ohne vollständige Litteratur und hinreichende Hilfsmittel arbeiten musste. Es war zunächst seine landschaftliche Umgebung, wo er sich völlig heimisch zu machen wusste; denn nicht nur die pbanerogamischen Pflanzen des östlichen Sachsens kannte er genau, sondern auch fast sämmtiiche Kryptogamen, und in den Dekaden von Rabenhorst’s Algen finden sich viele merkenswerthe Aufsammlungen aus seiner Hand. Von seinem grossen Fleiss, mit dem er es auch möglich machte, Werke in englischer, schwedischer und böhmischer Sprache zu benützen, haben wir in den Sitzungsberichten und Abhandlungen der Isis mehrfache Beweise; u. A. bringt der Jahrgang 1889 von ihm eine Arbeit über „Die Phanerogamenflora von Bautzen und Umgegend“, nebst einem Anhänge „Verzeichniss Oberlausitzer Kryptogamen“. Mit scharfem Auge musterte er die floristischen Verhältnisse seines Gebietes, und etwaige Veränderungen entgingen ihm kaum. Mit besonderer Liebe widmete er Zeit und Kräfte auf zoologischem Gebiete den Neuropteren und er war sicher der beste Kenner dieser Insectenklasse in Sachsen und über die Grenzen hinaus, wie sein Briefwechsel mit deutschen und ausländischen Autoritäten beweisen könnte. Schon in den Isisberichten von 1878 brachte er „Neuropterologische Mittheilungen“ und ein Verzeichniss der „Neuroptera Saxonica“, welches 1879 eine Erweiterung erfuhr. Seine Hauptarbeit: „Neuroptera Germanica“ gab der Zwickauer Verein für Naturkunde 1888 heraus. Damit hat sich Rostock 36 ein bleibendes Denkmal gestiftet, wie er überhaupt wegen seines grundehrlichen, biederen Sinnes und uneigennützigen Wesens bei Allen, die ihn kannten, unvergessen bleiben wird und mit seinen naturforschenden Arbeiten ein nachahmungswürdiges Vorbild gegeben hat. C. Schiller. Nach langen schweren Leiden verschied am 9. October 1893 in Wien im 67. Lebensjahre Hofrath Dionys Stur, pensionirter Director der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien. Geboren in Modern in Ungarn, war Stur einer der ersten Zöglinge der 1850 begründeten K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien, welcher er ununterbrochen 42 Jahre lang als eines der werkthätigsten Mitglieder angehört hat und um deren Interessen er sich als Chefgeolog und seit 1885, nach F. von Hau er1 s Ernennung zum Intendanten des K. K. naturhistorischen Hofmuseums in Wien, als Director durch sein erfolgreiches Wirken die grössten Verdienste erworben hat. Seine Thätigkeit als Geolog begann er 1851 mit einer Untersuchung über die liasischen Kalkstein- gebilde von Hirtenberg und Enzersfeld ; in den nächsten Jahren lenkte er durch seine geognostischen Untersuchungen in den Hochalpen und zugleich durch seine zwei- malige Besteigung des Grossglockner die Aufmerksamkeit auf sich. An der Aufnahme der geologischen Uebersichtskarten der österreichisch-ungarischen Monarchie nahm Stur hervorragenden Antheil. Eines seiner Hauptwerke ist die 1871 erschienene ,, Geologie von Steiermaik“, welcher 1875 ,,I)ie Culmflora des mährischen Dachschiefers“ und 1877 ,,Die Culmflora der Ostrauer und Waldenburger Schichten“ und ,,Die Carbon- flora der Schatzlarer Schichten“ folgten. Durch letztere Werke hat er sich hohe Verdienste um die Erforschung der Fructification und der Wachsthumserscheinungen zahlreicher Farnkräuter und anderer Pflanzen der Steinkohlenzeit erworben. Unsere Gesellschaft ernannte den Verewigten 1878 zu ihrem correspondirenden und 1885 zu ihrem Ehrenmitgliede, Se. Majestät König Albert verlieh ihm 1887 die 1. Klasse des K. Sächs. Albrecht- Ordens und die Kais. Leopoldiniseh-Carolinische Akademie 1890 in Anerkennung seiner hervorragenden Forschungen die Cothenius-Medaille. Am 31. October 1893 starb in Wolfenbüttel der emeritirte Pfarrer Dr. Eduard Baldamus, einer der bekanntesten Ornithologen Deutschlands, correspondirendes Mitglied der Isis seit 1846. Der Verewigte war 1812 zu Giersieben bei Aschersleben geboren und hatte in Berlin Theologie studirt. In anhaitischen Diensten als Gymnasiallehrer und später als Pfarrer angestellt, widmete er unter Naumanns Einfluss seine freie Zeit der Erforschung der Vogelwelt. Auf seine Veranlassung wurde 1845 die deutsche ornitho- logische Gesellschaft gegründet, als deren Secretär er viele Jahre hindurch thätig war und von 1849 — 1866 die Herausgabe der Vereins-Zeitschrift „Naumannia“, die 1860 mit dem „Journal für Ornithologie“ vereinigt wurde, leitete. Seit 1870 lebte er als Emeritus in Coburg. Im Verein mit Blasius bearbeitete Baldamus den Schluss von Naumann’s „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands“, veröffentlichte ferner 1871 den „Catalogus cothecae Baedekerianae“, 1876 das „Illustrirte Handbuch der Feder- viehzucht“ und „Vogelmärchen“, 1882 „Das Hausgeflügel“. Noch in seinen letzten Lebensjahren, 1892, vollendete er ein grösseres Werk über „Das Leben des euro- päischen Kukuks“. Am 1. November 1893 starb in Zschorna bei Radeburg Fräulein Ida Wil helmine von Boxberg, Ehrenmitglied der Isis seit 1877. Ida von Boxberg wurde am 23. August 1806 zu Jüterbog geboren, wo ihr Vater, Carl Gottlob von Boxberg, als Premierlieutenant und Adjutant des Chur- sächsischen Löwe’schen Infanterie-Regiments in Garnison stand. Nach der Ueber- siedelung nach Dresden, wohin ihr Vater, zuletzt als Oberstlieutenant in der K. Sächs. Geh. Kriegskanzlei, versetzt worden war und 1825 starb, lebte sie im Hause ihrer Mutter Henriette Wilhelmine geh. Sichart von Sichartshof und machte hier 1837 die Bekanntschaft der Marquise de la Rochelambert, welche für ihre drei Töchter eine Dame suchte, die sie in der Ausbildung ihrer Talente unterstützen könnte und sie nach Frankreich begleiten würde. Ida von Boxberg nahm diese ihr angebotene Stellung freudig an, erhoffte sie doch gleichzeitig von dem französischen Klima einen günstigen Einfluss auf ihre angegriffene Gesundheit. Erst 1883 verliess sie definitiv 37 Frankreich wieder, nachdem sie in der Zwischenzeit zu öfterem, meist längerem Aufenthalte im Vaterlande geweilt hatte, so im Jahre 1850, wo die Kränklichkeit ihrer im folgenden Jahre verstorbenen Mutter sie dazu veranlasste, später in den Jahren 1860, 1866, 1870 und 1871. In der Familie der Marquise de la Rochelambert nahm sie vollkommen die Stellung einer Freundin ein und verblieb daselbst in Folge dessen auch nach der Verheil athung der Töchter der Marquise. Trotz des langen Aufenthaltes in Frankreich und in der streng katholischen Familie de la Rochelambert, trotz des hohen Interesses für die katholische Religion, für den Marien- und Heiligen-Cultus, blieb sie der protestan- tischen Kirche treu; ein Zug von Kindlichkeit charakterisirte nicht nur ihren religiösen Glauben, sondern auch ihre Ansichten und Arbeiten, und gestaltete sich im Verkehr mit anderen Menschen zu grösstem Wohlwollen und Vertrauen gegen Jedermann. Nach ihrer letzten Rückkehr aus Frankreich lebte sie im Hause ihrer Schwägerin, der Frau O. von Boxberg auf dem Rittergute Zschorna bei Radeburg, im trauten Familienkreise und inmitten einer regen wissenschaftlichen und künstlerischen Tliätigkeit. Hier ist sie auch nach kurzem Kranksein an den Folgen einer Erkältung am 1. November 1893 im 88. Lebensjahre verschieden. Während Ida von Boxberg sich in früheren Jahren mehr mit der Kunst, Aquarell- und Glasmalerei, Modelliren etc. beschäftigte, wandte sie sich in den letzten 20 Jahren ihres Lebens mehr den Forschungen auf vorgeschichtlichem Gebiete zu, angeregt durch den Verkehr mit französichen Gelehrten und den auf diesem Gebiete thätigen Geistlichen, sowie durch die auf französichem Boden mit grossem Erfolge ausgeführten Ausgrabungen. Ihre ernsten und gründlichen Forschungen führten die Verewigte in die besten wissenschaftlichen Kreise Deutschlands und Frankreichs ein, welche sie wegen ihres Strebens und ihrer Begeisterung für Wissenschaft und Kunst hochgeschätzt haben und lange noch hochschätzen werden. Unserer Isis trat Ida von Boxberg zuerst im Jahre 1870, während ihres Aufenthaltes im Vaterlande, näher, in welchem Jahre sie den Stoff zu einer in unseren Sitzungsberichten enthaltenen kleineren Abhandlung von H. B. Geinitz über „Kreideversteinerungen von Chateau deMeaulne im Departement Maine et Loire“ dem hiesigen K. Mineralogisch-geologischen Museum übergab, welche Sammlung sie in den folgenden Jahren derartig erweiterte, dass darauf die 1892 im 11. Hefte der Mittheil, aus dem K. Miner.-geolog. Museum er- schienene Monographie über „Spongien der Kreideablagerungen Frankreichs“ von Ph. Pocta in Prag ausgeführt werden konnte. Diesem ersten Geschenke folgten bald weitere, die den Stoff zu vielen interessanten Mittheilungen in unseren Zusammen- künften gegeben haben. Verschiedene grössere Originalberichte aus ihrer Feder sind in unseren Sitzungsberichten enthalten, so 1870 eine Abhandlung: „Die Brunnen- gräber von Troussepoil in der Vendee“, 1871 „Das keltische Mondbild“, 1872 „Die Sepultures ovoi'des oder die Vonnes von Beaugency im Loiret“, 1874, 1877 und 1882 Berichte über ihre Ausgrabungen in den Höhlen des Departement Mayenne, 1880 über römische Grabstätten von Vagoritum, 1884 Mittheilungen über Spuren vor- geschichtlicher Trepanation in Sachsen und 1881 und 1885 über das Urnenfeld von Dobra bei Radeburg, welcher Localität sie bis kurz vor ihrem Tode unausgesetzte Aufmerksamkeit zugewendet hat. Noch in den letztvergangenen Monaten haben die mit bewundernswürdiger Energie von ihr fortgeführten Ausgrabungen auf den heimischen Fluren von Dobra und Zschorna unser Interesse immer von Neuem wach- gehalten. Noch vor wenigen Wochen war es mir und anderen Mitgliedern unserer Isis vergöjnnt, die körperliche Rüstigkeit und geistige Frische zu bewundern, mit der die Verewigte sich den Anstrengungen der von ihr geleiteten Ausgrabungen vom frühen Morgen bis zum späten Abend im Dienste der Wissenschaft unterzog. Selbst erfüllt von lebhaftem Interesse für Alles, was um sie her vorging, beseelt vom regsten Eifer für ihre Forschungen, verstand sie es in ganz besonderer Weise, auch bei ihrer Umgebung dieses Interesse hervorzurufen und auch in Anderen den ihr innewohnenden Sinn zum Sammeln zu erwecken. Ihre eigenen Sammlungen erstreckten sich hauptsächlich auf die Geologie und Vorgeschichte, ausserdem besass sie eine grössere Zahl werthvoller Erzeugnisse der kirchlichen Kunst. In hochherzigster Weise hat sie aber auch die wissenschaftlichen und Kunst- Sammlungen ihres Vaterlandes durch zahlreiche Geschenke bedacht. Allen denen, welche der Entwickelung unseres hiesigen geologischen Museums und dessen prä- historischer Abtheilung in den letzten Jahrzehnten gefolgt sind, wird der Name Ida von Boxberg unvergesslich sein, verdankt doch der Verewigten unser Museum als eine Hauptzierde jene wundervollen Ueberreste aus der ältesten Zeit menschlichen 2 38 Daseins auf der Erde, die sie zumeist den Höhlen auf Frankreichs Boden eigenhändig entnommen hat, die mannigfaltigen Ueberreste vorgeschichtlicher Bewohner der Um- gegend von Radeburg in unserer prähistorischen Sammlung, die reichen Ansammlungen fossiler Seeschwämme aus den Kreideablagerungen und viele werthvolle Gebirgsarten aus Frankreich, sowie zahlreiche Spuren alter Gletscherwirkungen aus der Gegend von Zschorna. Auch andere Kgl. Sammlungen und unsere Technische Hochschule verdanken ihrer hochherzigen Gesinnung mancherlei werth volle Geschenke. Wie bereits im Jahre 1877 unsere Gesellschaft ihrem Dank für die zahlreichen wissenschaftlichen Anregungen durch Ernennung zum Ehrenmitgliede Ausdruck gab, so war es auch bei ihrem Scheiden nur eine Pflicht innigster Dankbarkeit, wenn bei dem Begräbniss des Fräulein Ida von Boxberg am 4. November auf dem stillen Friedhofe in Dobra durch Geh. Hofrath Dr. Geinitz im Namen der Generaldirection der Kgl. Sammlungen und der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis der Verewigten warme Worte dankbarer Anerkennung über das Grab nachgerufen wurden und durch Niederlegung eines Lorbeerkranzes auf dem Grabe seitens der Isis noch einmal der dankbaren Bewunderung und Aneikennung der reichen segenspendenden Thätigkeit der Verblichenen Ausdruck verliehen wurde. Ehre ihrem Andenken I J. Deichmüller. Am 9. November 1893 starb in Cambridge, Mass., im 77. Lebensjahre der bekannte Professor der Entomologie am Harvard College Dr. Hermann August Hagen, Ehrenmitglied der Isis seit 1866. 1817 zu Königsberg i. Pr. geboren, studirte August Hagen Medicin an der Universität seiner Heimathstadt, wo er sich nach seiner Promotion 1840 als praktischer Arzt niederliess. Schon während seiner Studienzeit beschäftigte er sich viel mit Entomologie und veröffentlichte bereits 1839 ein ,, Verzeichniss der Libellen Ost- preussens“. Von 1840 bis 1862 erschienen von ihm zahlreiche Arbeiten über Insecten in deutschen und ausländischen Zeitschriften, 1862 seine zweibändige ,,Bibliotheca entomplogicau, in welcher dio gesammte neuere entomologische Litteratur in sorg- fältigster Weise zusammengestellt ist. Auch den vorweltlichen Insecten, namentlich den Neuropteren, wandte er seine Aufmerksamkeit zu und veröffentlichte u. A. 1848 eine „Uebersicht der fossilen Libellen Europas“, 1862 „Neuropteren aus der Braun- kohle von Rott“ und „Neuropteren aus dem lithographischen Schiefer in Bayern“, 1866 „Die Neuroptera des lithographischen Schiefers in Bayern“. Nach längeren ausgedehnten Reisen zum Studium der Insectenwelt wandte sich Hagen gegen Ende der sechziger Jahre nach denVereinigten Staaten und trat in die Dienste des Museums für vergleichende Zoologie am Harvard College in Cambridge, Mass., wo er bis zu seinem Tode als Professor der Entomologie thätig war. Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder: Ehnert, Osc., Vermessungs-Ingenieur in Dresden, am 21. December 1893; Griseke, Karl, Privatus in Dresden, am 26. October 1893; Hall wachs, Wilh., Dr. phil., Prof, an der K. Techn. Hochschule in Dresden, am 21. December 1893; Klette, Reinh., Baurath in Dresden, am 26. October 1893; l; Nessig, Rob., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 30. November 1893; Patten hausen, Bernh., Prof, an der K. Techn. Hochschule in Dresden, am 21. December 1893; Risch, Osc., Privatus in Dresden, am 30. November 1893; Scheele, Curt, Oberlehrer in Dresden, am 28. September 1893; von Schoeler, Heinr., Dr. phil. in Dresden, am 26. October 1893. Neu ernannte Ehren -Mitglieder; Nitsche, Heinr., Dr. phil., Prof, an der K. Eorstakademie in Tharandt, am 30. November 1893. 39 Neu ernannte correspon dir ende Mitglieder: Stephani, Franz, Kaufmann in Leipzig, \ __ XT . Voretzsch, Max, Dr. phil., in Altenburg, ) am o0- !sovember 1893i White, Charles, Professor in Washington, am 26. October 1893. Aus den wirklichen in die correspondirenden Mitglieder ist übergetreten : Blochmann, Rud., Dr. phil., Physiker am Torpedo-Laboratorium in Kiel. Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bachmann * Plauen i. V., 3 Mk. ; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch- Modelleur Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk. ; Ingenieur Carstens, Berlin, 3 Mk.; Docent Dr. Doss, Riga, 3 Mk. ; Privatus Eisei, Gera, 3 Mk. : Bergmeister Hartung, Lobenstein, 6 Mk.; Prof. Dr. Hibscli, Liebwerd, 3 Mk. ; Oberlehrer Dr. Köhler, Schneeberg, 3 Mk.; W. Krebs, Altona, 3 Mk.; Apotheker Dr. Lange, Rinteln, 3 Mk. ; Oberlehrer Leonhardt, Nossen, 3 Mk. ; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Schneeberg, 3 Mk. 5 Pf.; Prof. Dr. Ludwig, Greiz, 3 Mk. 5 Pf.; Oberlehrer Dr. Mehnert, Pirna, 3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk. ; Prof. Dr. Nits che, Tharandt, 3 Mk.; Privatus Osborne, Blasewitz, 3 Mk ; Betriebsingenieur a. D. Pr asse, Leipzig, 6 Mk.; Dr. Reiche, Constitucion, 3 Mk.; Dr. Reidemeister, Schönebeck, 3 Mk.; Apotheker Schlimpert, Cölln, 3 Mk. 5 Pf.; Oberlehrer Seidel T, Zschopau, 3 Mk. ; Oberlehrer Seidel II, Zschopau, 3 Mk. ; Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 Mk. 10 Pf., Fabrikbesitzer Siemens, Dresden, 100 Mk. ; Oberlehrer Dr. Sterz el; Chemnitz, 3 Mk.; Dr. Wohlfahrt, Freiberg, 3 Mk.; Oberlehrer Wolff, Pirna, 6 Mk. ; Oberlehrer Dr. Wünsche, Zwickau, 3 Mk. — In Summa 199 Mk. 25 Pf. H. Warnatz. Beamte der Isis im Jahre 1894. Tor stand. Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz. öirectoriuni. Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. Als Sectionsvorstände: Prof. Dr. 0. Drude, Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause., Prof. Dr. H. Nits che, Rentier W. Osborne, Prof. Dr. E. Zetzsche. Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller. Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters. 2* 40 Sections - Beamte. I. Section für Zoologie. Yor stand: Prof. Dr. H. Nit sc he. Stellvertreter: Prof. Dr. R. Ebert. Protokollant: Dr. J. Thiele. Stellvertreter: Tnstitutsdirector A. Thümer. II. Section für Botanik. Vorstand: Prof. Dr. 0. Drude. Stellvertreter: Oberlehrer A. Wobst. Protokollant: Dr. A. Naumann. Stellvertreter: Dr. B. Schorle r. III. Section für Mineralogie und Geologie. Vorstand: Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz. ♦ Stellvertreter: Dr. Th. Wolf. Protokollant: Lehrer A. Zipfel. Stellvertreter: Dr. H. Francke. IV. Section für prähistorische Forschungen. Vorstand: Rentier W. Osborne. Stellvertreter: Lehrer H. Döring. Protokollant: Taubstummenlehrer 0. Ebert. Stellvertreter: Lehrer A. Jen t sch. V. Section für Physik und Chemie. Vorstand: Prof. Dr. E. Zetzsch e. Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Ereyberg. Protokollant: Handelsschullehrer K. Roder. Stellvertreter: Oberlehrer Dr. G. Schulze. VI. Section für Mathematik. V orstand : Prof. Dr. M. Krause. Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting. Protokollant: Oberlehrer J. von Vieth. Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Ereyberg. Redaetions - Comit$, Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs. 41 Bericht des Bibliothekars. \ Im Jahre 1893 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit- schriften und Bücher vermehrt: A. Durch Tausch. 1. Kiiropa, 1. Deutschland. Altenburg: Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes — Verzeichniss der Mitglieder im October 1892. [Aa 69. | Annaber g- Buchhol#: Verein für Naturkunde. Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. Bamberg : Naturforschende Gesellschaft. — Bericht XVI [Aa 19.] Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jhrg. 33 und 34. [Ca 6.] Berlin'. Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 44, Hft. 3 und 4; Bd. 45, Hft. 1 und 2. [Da 17.] Berlin : Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. — Verhandl., Juli 1892 bis März 1893. [G 55. | Bonn : Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens und des Reg. -Bez. Osnabrück. — Verhandl., 49. Jhrg., 2. Hälfte; 50. Jhrg., 1. Hälfte. [Aa 93.] Braunschiveig : Verein für Naturwissenschaft, — 7. Jahresber. für 1890 — 1891. [Aa 245.] Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandf, Bd. XII, Hft. 3. [Aa2 ] Breslau : Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 70. Jahresber., 1892, mit Ergänzungsheft 2: Litteratur der Landes- und Volkskunde der Provinz Schlesien. [Aa 46.] Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Chemnitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, IX. Jhrg., 2. Hälfte; X. Jhrg. [Ec 57.] — Das Klima des Königreichs Sachsen. Hft. 1 und 2. [Ec 80.] Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, n. F. VIII. Bd., 1. Hft. [Aa 80.] Darmstadt: Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer Verein. — Notizblatt, 4. Folge, 13. Hft. [Fa 8.] Donauesehingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Landestheile. — Schriften, VIII. Hft. [Aa 174] Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber., 1892 — 93. [Aa 47.] Dresden: K. mineralogisch-geologisches Museum. Dresden: K. zoologisches Museum. Dresden: K. öffentliche Bibliothek. Dresden: Verein für Erdkunde. — Jahresberichte XXII und XXIII. [Fa 6.] Dresden: K. Sächsischer Alterthumsverein. — Neues Archiv für sächs. Geschichte und Alterthumskunde, Bd. XIV. [G 75 ] Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. Dresden: K. thierärztliche Hochschule. 42 Dresden : K. Sächsische technische Hochschule. — Die Bibliothek der tech- nischen Hochschule Dresden im Jahre 1892. [Je 101.] Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Polliehia“. — Mittheil., Jahresber. XL1X und L. [Aa 56.] Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein. — Mitteil., Hft. 1 und 2. [Aa 310.] Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein. Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 77. Jahresber., 1891 — 92. [Aa48.] Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer. — Jahrbücher, 10. Band, 1. und 2. Hft. [G 124.] Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahrbücher, Hft. 18 und 19. [Aa 263.] Erlangen: Physikalisch-medicinische Societät. Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1893. [Aa 9a.] Frankfurt a . M. : Physikalischer V erein. — Jahresber. für 1891 — 92 [Eb 35.] Frankfurt a. 0. : Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks Frankfurt. — „Helios“, 10. Jhrg. , Nr. 7 — 12; 11. Jhrg. ; 12. Jhrg., Nr. 1. [Aa 282.] Freiburg i. Br.: Naturforschende Gesellschaft. — Berichte, Bd. 6 und 7. [Aa 205.] Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Bericht 29. [Aa 26.] Görlitz: Naturforschende Gesellschaft. — Abhandl , 20. Bd. [Aa 3 ] Görlitz: Oberlau sitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau- sitzisches Magazin, Bd. 68, Hft. 2; Bd. 69, Hft. 1 und 2. [Aa 64.] Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz. Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu - Vorpommern und Rügen. — Mittheil., 24. Jhrg., 1892. [Aa 68.] Greifswald: Geographische Gesellschaft. — V. Jahresber., 1890—93. [Fa 20.] Güstrow : Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. — Archiv, 46. Jhrg. [Aa 14.] Halle a. S. : Naturforschende Gesellschaft. — Berichte über die Sitzungen 1892. [Aa 24.] Halle a. S. : Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina, Hft. XXVIII, Nr. 21—24; Hft. XXIX, Nr. 1-20. [Aa 62.] Halle a. S. : Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jhrg. 1893. [Fa 16.] Hamburg: Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jhrg. X, mit Beiheft 1. [Aa 276.] Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XII, Hft. 1. [Aa 293.] Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. Hanau: Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. — Be- richte vom 1. April 1889 bis 30. Nov. 1892. [Aa 30.] Hannover: Naturhistorische Gesellschaft. Hannover: Geographische Gesellschaft. — Jahresber. IX, 1889—92. [Fa 18.] Heidelberg: Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F.. Bd. V, Hft. 1. [Aa 90.] Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein. Kassel: Verein für Naturkunde, — Berichte, Nr. XXXVIII. |Aa 242.] 43 Kassel : Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. — Zeitschr., 16. und 17. Bd.; Mittheil., Jhrg. 1890-91. [Fa 21.] Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften, Bd. X, 1. Hft. [Aa 189.] Königsberg i. Pr.: Physikalisch - ökonomische Gesellschaft. — Schriften, 33. Jhrg., 1892. [Aa 81.] Königsberg i. Pr. : Altertums - Gesellschaft Prussia. — Sitzungsber., 48. Vereinsjahr, 1892—93. [G 114.1 — Katalog des Prussia-Museums, Teil 1. [G 114b.] Landshut: Botanischer Verein. Leipzig: Naturforschende Gesellschaft. — Sitzungsber, 17. und 18. Jhrg. [Aa 202.] Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über die Verhandl., mathem -physikal. Klasse, 1892, IV — VI; 1893, 1 — VI. [Aa 296.] Leipzig : K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Geologische Specialkarte des Königreichs Sachsen: 3 Profile durch das Steinkohlen- becken des Plauen’schen Grundes; Sect. Pirna, Bl. 83; Sect, Tharandt, Bl. 81; Sect. Stolpen, Bi. 68; Sect. Pillnitz, Bl. 67; Sect. Bischofs- werda, Bl. 53; Sect. Kötzschenbroda, Bl. 49; Sect. Kloster Marienstern, Bl. 37; Sect. Kamenz, Bl. 36; Sect. Königswartha- Wittichenau, Bl. 22; Sect. Lommatzsch -Leuben, Bl. 47; Sect. Strassgräbchen , Bl. 21; mit 12 Heften Erläuterungen. [De 146.] iÄibben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. — Mittbeil., Bd. III, Hft. 1-4. [G 102.] iÄibeck: Geographische Gesellschaft und naturhistor. Museum. — Jahresber. für 1892. [Aa 279a. ] — Mittheil., zweite Reihe, Hft. 4 — 6. [Aa 279b.] Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg. — Jahresheft XII, für 1890 — 92. [Aa 210.] Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber. und Abhandl., Jhrg. 1892. [Aa 173.] Mannheim: Verein für Naturkunde. Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften. — Sitzungsber., Jhrg. 1891 — 92. [Aa 266.] Meissen: ,,Isisu, Verein für Naturkunde. — Beobachtungen der Isis-Wetter- warte zu Meissen im Jahre 1892. [Ec 40.] Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. — 20. Jahresber., Jhrg. 1891. [Aa 231.] Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“. Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1892, nebst Abhandl., X. Bd., Hft. 1. [Aa 5.] Offenbach: Verein für Naturkunde. Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein. — IX. Jahresber. für die Jahre 1891—92. [Aa 177.] Passau: Naturhistorischer Verein. Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. Regensburg: K. Bayerische botanische Gesellschaft. Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde. Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein. Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein. — Mittheil., Hft. 3. [Aa 236.J 44 Stettin : Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt. Geflügelzucht, Jhrg. XVII. [Bf 57.] Stuttgart : Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres- hefte, Jhrg. 49. [Aa 60.] Stuttgart: Württembergiscber Altertumsverein. — Württemberg. Viertel- jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 1. Jhrg., Hft. 3-4. [G 70.] Tliarancl : Redaction der landwirthschaftlichen Versuchsstationen. — Land- wirthsch. Versuchsstationen, Bd. XLI, Hft. 5 — 6; Bd. XLII ; Bd. XLIII, Hft. 1-2. [Ha 20.] Thorn : Coppernicus- Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mittheil., Hft. VIII. [Aa 145.] Ulm : Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahreshefte, 5. Jhrg. [Aa 299.] Ulm : Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. — Mitteil., Heft 4. [G 70.] Weimar : Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. R, 3. u. 4. Hft. [Ca 23.] Wernigerode’. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften, VII. Bd., 1892. [Aa 289.] Wiesbaden’. Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jhrg. 46. [Aa 43.] Würzburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — Sitzungsber., Jhrg. .1892. [Aa 85.] Zwickau: Verein für Naturkunde. 2. Oesterreich-Ungarn. Bistritz : Gewerbeschule. Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXX. und 10. Ber. der meteorol. Commission 1890. [Aa 87.] Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft — Földtani Közlöny, XXII. köt., 11.-12. füz. ; XXIII. köt., 1. — 10. füz. [Da 25.] Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische Akademie der Wissenschaften. Graz : Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jhrg. 1891-92. [Aa 72.] Hermannstadt: Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. — Verband], und Mittheil., XLII. Jhrg. [Aa 94.] Iglo: Ungarischer Karpathen- Verein. — Jahrbuch, XX. Jhrg., 1893. [Aal98.| Innsbruck: Naturwissensehaftlich-medicinischer Verein. — Berichte, XX. Jhrg. [Aa 171.] Klagenfurt: Naturhistorisches Landes-Museum für Kärnthen. — Jahrbuch, Hft. 22. [Aa 42.] Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1892, Nr. 10; 1893, Nr. 1-9. [Aa 302.] Laibach: Musealverein für Krain. Linz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. — Jahresber., Nr. 21 und 22. [Aa 213.] Linz: Museum Francisco-Carolinum. — 51. Bericht nebst der 45. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.J 45 Prag : Naturwissenschaftlicher Verein „Lotos‘c. — Jahrb. für Naturwiss., n. F., Bd. XIII. [Aa 63.] Prag : K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber., mathem.-naturw. CI., 1892 [Aa 269.] — Jahresber. für 1892. [Aa 270 ] Prag : Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Pamatky Archaeologicke, dilu XV, ses. 9 — 12; dilu XVI, ses. 1 und 2. [G 7 1. 1 Praa: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — Jahresber. für " 1892. [Ja 70.] Prag : Ceska Akademie Cisare Frantiska Josefa. — Trida II, Rocnik 1, * 1891—92. [Aa 313.] Pressburg : Verein für Natur- und Heilkunde. Reichenberg : Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jhrg. 24. [Aa 70.] Salzburg : Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXII. und XXXIII. Bd. [Aa 71.] Temesvdr : Süduftgarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes- zettudomänyi Füzetek, XVII. köt. [Aa 216.] Trencsin : Naturwissenschaftliche Gesellschaft für das Trencsiner Comitat. — Jahreshefte, Jhrg. XIV— XV. [Aa 277.] Triest : Museo civico di storia naturale Triest: Societä Adriatica di scienze naturali. — Bolletino, Vol. XIV. [Aa 201.] Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jhrg. 1892, Nr. 19—27; 1893, Nr. 1—21. [Aa 11.] Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. — Schriften, Bd. XXXII und XXXIII. [Aa 82.] Wien : K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. VII, Nr. 4; Bd. VIII, Nr. 1-2. [Aa 280.] Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXII, Hft. 6; Bd. XXIII, Hft. 1-5. [Bd 1.] Wien: K. K. geologische Reichsanstalt. — Verhandl , 1892, Nr. 11 — 18; 1893, Nr. 1—10. [Da 16.] Wien: K. K. geographische Gesellschaft. — Mittheil., XXXV. Bd. (n. F. XXV. Bd) [Fa 7.] Wien: K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd XLII; Bd. XLIII, 1. — 2. Quartal. [Aa 95.] Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität, — Mittheil, 1892-93. [Aa 274.] 3. Rumänien. Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome VI, 1890. [Ec 75.] 4. Schweiz. Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl, Bd. 10, Hft. 1. [Aa 86.] Bern: Naturforschende Gesellschaft. — Mittheil, 1892, Nr. 1279 — 1304. [Aa 254.] Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl der 75. Jahresversamml. zu Basel, 1892. [Aa 255.] Chur: Natui forschen de Gesellschaft Graubtindens. Frauenfeld: Thurgauische naturforschen de Gesellschaft, 46 Freiburg : Societd Fribourgeoise des Sciences naturelles. St. Gallen : Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1890 — 91. [Aa 23.] Lausanne : Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 3. ser., yoL XXVIII, no. 109; vol. XXIX, no. 110—112. [Aa 248.] Neuchatel : Societe des Sciences naturelles. — Bulletin, tome XVII — XX. [Aa 247.] Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitth., Vol. VIII, Hft. 10. [Bk 222.] Sion : La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles. Zürich : Naturforschende Gesellschaft. — Viertel]' ahrsschr., Jhrg. 37 , Heft 3-4; Jhrg. 38, Hft. 1—2. [Aa 96.] Zürich : Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte 1893, Heft 3. [Ca 24.] 5. Frankreich. Amiens: Societe Linneenne du nord de la France. — Bulletin mensuel tome X, no. 223-234. [Aa 252.] Bordeaux: Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires, sei. 4, tome II et appendice. [Aa 253.] Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques. — Memoires, tome XXVIII. [Aa 137.] Dijon: Academie des Sciences, arts et helles lettres. Le Mans: Societd d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin, tome XXV, fase. 4; tome XXVI, fase. 1. [Aa 221.] Lyon: Societe Linneenne. — Annales, tome 35 — 37. [Aa 132.] Lyon: Societe d’agriculture, d’histoire naturelle et des arts utiles. Lyon: Academie nationale des Sciences, heiles lettres et arts. Baris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XVII, no. 2—4. [Ba 24.] Toulouse: Societe franqaise de botanique. 6. Belgien. Brüssel: Societe malacozoologique de Belgique. — Annales, tome XV, XXV — XXVI. [Bi 1.] — Proces verbaux des seances, tome XX — XXI. [Bi 4.] Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 34 — 35. [Bk 13.] — Memoires I, 1892, [Bk 13 b.] Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. Gembloux: Station agronomique de l’etat. — Bulletin, no. 52. |Hb 75.] Lüttich: Societe geologique de Belgique. 7. Holland. Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“. — Botanisch Jaarboek, 5. Jhrg., 1893. [Ca 21.] Groningen: Naturkundig Genootschap. — 92. Verslag over 1892'. [Je 80.] Hartem : Musee Teyler. — Archives, ser. 2, vol. IV, part. 1. [Aa 217.] Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises, tome XXVI, livr. 4-5; tome XXVII, livr. 1-3. [Aa 257.] 47 8. Luxemburg. Luxemburg : Societe de botanique. Luxemburg : Institut royal grand-ducal. — Publications, tome XXII. [Aa 1 44.] Luxemburg : Verein Luxemburger Naturfreunde ,, Fauna“. — Mitth., Jhrg. 1891, Nr. 2-4; 1892; 1893, Nr. 1-5. [Ba 26.J 9. Italien. Brescia : Ateneo. — Commentari per Tanno 1891 — 92. [Aa 199. | Catania : Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol. 5. — Bulletino mensile, fase XXX — XXXII. [Aa 149.) Florenz : R. Institute. Florenz : Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXIV, trim. 3 — 4; anno XXV, trim. 1—2. [Bk 193.] Mailand: Societä Italiana di scienze natura li. — Atti, vol XXXI; vol. XXXIV. no. 1-3. [Aa 150.] Mailand: R. Institute Lombardo di scienze e lettere. Modena: Societä dei naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XI, fase. 3; vol. XII, fase. 1. — Annuario, vol. VI, fase, 7 — 9; vol. VII, fase. 2- 3; vol. XI, fase. 3 — 4. [Aa 148.] Padua: Societä V eneto- Trentin a di scienze naturali. — Bullettino, tomo V, no. 3. [Aa 193b.] — Atti, ser. 2, vol. 1, fase. 1. [Aa 193.] Parma: Redazione dell Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino, ser. II, anno XVIII, no. 9—12; anno XIX, no 1 — 9. [G 54.] Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Memoire, vol. XII; Processi verbali , vol. VIII (bis 7. V. 93). [Aa 209.] Pom: Accademia dei Lincei. — Atti, rendiconti, ser. 5, vol. 1, sem. 2, fase. 11 — 12; vol. II, sem. 1; sem. 2, fase. 1 — 11. — Rendiconto delTadunanza solenne dei 4. VI. 1893. [Aa 226.] Pom: R. Comitato geologico d’Italia. — Bollettino, 1892, 3.-4. trim.; 1893, 1. — 3. trim. [Da 3.] Pom : Redazione delle Rassegna delle scienze geologiche in Italia. — Ras- segn a, anno II, fase. 3. [De 220.] Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, ser. II, vol. XII, no. 12; vol. XIII, no. 1 — 11. [Ec 2.] Venedig: R. Institute Veneto di scienze, lettere e arti. Verona: Accademia d'argricoltura, arti e commercio. — Memoire, ser. III, vol. LX VIII ; vol. LXIX, no. 1. [Ha 14.] 10. Grossbritannien und Irland. Dublin: Royal geological society of Irland. — Transactions, vol. VI, p. V. [Da 14.] Fdinburg: Scottish meteorological society. — Journal, 3. ser., no. IX [Ec 3.] Glasgow: Natural history society. — Proceedings and transactions, vol. III, p. 3. [Aa 244.] Glasgoiv: Geological society. Manchester: Geological society. — Transactions, vol. XXII, p. 3 — 12. [Da 20. | Newcastle-upon-Tyne: Tyneside naturalists Held club, und: Natural history society of Northumberland, Durham and Newcastle-upon-Tyne, 48 II. Schweden, Norwegen. Bergen : Museum. — Aarsberetning for 1891; Aarbog for 1892. [Aa 294.] Christinnia : Un i v ersität. Christiania : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars- beretning for 1891. [G 2 ] — Kunst og haandverk fra Norges fortid, Hft. 10; Supplement IV. [G 81.] £7ocMo£m:£Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 13, Nr. 1-4. [Bk 12.] Tromsoe : Museum. — Aarshefter, XV; Aarsberetning for 1890 — 91. [Aa 243.] Upsala : The geologioal Institution of the university. — Bulletin, vol. 1, no. 1 (1892). [Da 30.] 12. Russland. j Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles. — Bulletin, tome XIV, livr. 2. — Jahresber. für 1891 92. [Aa 269.] Heising fors : Societas pro fauna et flora fennica. — Acta, vol. V, p. 1- 2. [Ba 17.] KharJcow : Societe des naturalistes ä l’universite imperiale. — Travaux, tome XXVI. [Aa 224.] Kiew : Societe des naturalisles. — Memoires, tome XII, livr. 1 — 2. [Aa 298.] Moslzau: Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1892, no. 3—4; annöe 1893, no. 1 — 3. (Aa 134.] Odessa : Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome XVII, p. 2—3. [Aa 256.] Petersburg : Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, t. XII, fase. 2. [Ca 10.] Petersburg : CornhA geologique. — Bulletins, vol. XI, no. 5 — 8; vol. XII, no. 1 — 2. [Da 23.] — Memoires, vol. IX, no. 2; vol. X, no. 2; vol. XIII, no. 2. [Da 24.] — Carte geologique de la Russie d’Europe. (6 Bl.) [Da 24 b.] Petersburg : Physikalisches Centralobservatoiium. — Annalen, Jhrg. 1891. [Ec 7.] Piga: Naturforscher -Verein. — Correspondenzblatt, Nr. XXXVI. [Aa 34.] II. Amerika. 1. Nord-Amerika. (Canada, Vereinigte Staaten, Mexiko.) Albany : New York state museum of natural history. — Annual report 44. [Aa 119.] Baltimore : John Hopkins university. — University circulars, vol. XII, no. 102 — 107. [Aa 278.] — Amer. journal of mathematics, vol. XIV, no. 2—3 [Ea 38.] — Amer. Chemical journal, vol. XIV, no. 2-7. [Ed 60.] — Studies in histor. and politic. Science, 10. ser., no. IV — XI. [Fb 125] — Amer. journal of philology, vol. XII, no. 4; vol. XIII, no. 1-3 [Ja 64.] ' 49 Boston: Society of natural historv. — Proceedings, vol. XXV, p. III — IV. [Aa 111.] — Memoirs, vol. IV, no. 10 [Aa 106.] Boston : American academv of arts and Sciences. — • Proceedings, new ser., vol. XIX. [Aa 170.] 1 Buffalo : Society of natural Sciences. Cambridge'. Museum of comparative zoology. — Annual report for 1891 — 1892. - Bulletin, vol. XVI, no. 11—14; vol. XXIII, no. 4-6; vol. XXIV, no. 1-7; vol. XXV, no. 1. [Ba 14.] Bavenport : Academy of natural Sciences. Halifax : Nova Scotian institute of natural Science. — Proceedings and transactions, 2. sei*., vol. I, p. 2. [ Aa 304.] Madison : Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters. Mexiko : Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias, tomo VI, cuad. b — 12; tomo VII, cuad. 1 — 2. [Aa 291.] Milwaukee : Wisconsin natural history society. Montreal: Natural history society. — Canadian record of Science, vol. V, no. 4 u. 7. [Aa 109.] New-Haven : Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions, vol. VIII, p. 2; vol. IX, p. 1. [Aa 124.] New -York: Academy of Sciences. — Annals, vol. VII, no. 1—5. [Aa 101.] — Transactions, Index zu vol. XI mit Ergänzungen. [Aa 258 ] New -York: American museum of natural history. Philadelphia: Academv of natural Sciences. — Proceedings, 1892, p. II— III; 1893, p. I. [Aa 117.] Philadelphia: American philosophical society. — Proceedings, vol. XXX, no. 139; vol. XXXI, no. 140—141. ‘[Aa 283.] Philadelphia: Wagner free institute of Science. — Transactions, vol. 3, p. 2. [Aa 290.] Philadelphia: Zoological society. — Annual report 21. [Ba 22.] Rochester: Academy of Science. — Proceedings, vol. II, broch. 1 — 2. [Aa 312.] Rochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. III. [Da 28.] Salem: Essex Institute. — Bulletin, vol. 23 — 24; vol. 25, no. 1 — 3. [Aa 163.] Salem: Peabody academy of Science. San Francisco: California academv of Science. — Occasional papers, vol. III. [Aa 112 b.] St. Louis: Academy of Science. — Transactions, vol. VI, no. 2 — 8. [Aa 125.] Topeka: Kansas academy of Science. Toronto : Canadian institute. — Transactions, vol. III, p. 1— 2. ■ — 5. annual report. [Aa 222.] Washington: Smithsonian institution. — Report of the National-museum, ending VI, 1890. [Aa 120 c.] — Bureau of ethnology, 7.-8. annual report. [Aa 120 b.] Washington: United States geological survey. — Monographs, vol. XVII, XV III und XX, mit Atlas. [De 120 c.] — XI. annual report, 1889 to 1890. [De 120 a.] — Bulletin, no. 82—86, 90-96. [De 120 c.j — Mineral resources of the United-States, 1891. [Db 81.] Washington: Bureau of education. Washington: Geograph, and geolog. survey of the Rocky mountain region, vol. VII. [De 120 d.] 50 2. Süd- Amerika. (Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.) Buenos -Aires\ Museo nacional. Buenos- Aires: Bevista argentina de historia natural. — Publicacion bimestral, 1891, tomo I, entr. 1 — 6. [Aa 307.] Buenos -Aires: Sociedad cientifica Argentina. — Anales, tomo XXXIV, entr. 2-6; tomo XXXV, entr. 1-5. [Aa 280.] Cordoba : Academia nacional de ciencias. — Boletin, tomo X, entr. 4 ; tomo XI, entr. 4. [Aa 208 b.] Bio de Janeiro: Museo nacional. San Jose : Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa-Rica. — Anales, tomo III, 1892. [Aa 297.] Sao Paulo: Commissao geographica e geologica da provincia de S. Paulo. La Plata: Museum. La Plata: Redaction der Revista argentina de historia natural. Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Verband!, Bd. II, Heft 5-6. [Aa 286.] III. Asien. Batavia: K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdsehrift voor Nederlandsch Indie, Deel 52. [Aa 250.] Calcutta: Geologica! survey of India. — Records, vo! XXV, p. 4; vol. XXVI, p. 1 — 3. [Da 11.] — Memoirs, Inhaltsverz. zu vol. I— XX. [Da 8.] — Palaeontologia Indica, Inhaltsverz. bis 1891. [Da 9.] Tokio: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens — Mittheil., Bd. V, Heft 51-52. [Aa 187.] IT. Australien. Melbourne: Mining department of Victoria. B. Durch Geschenke. Ardissone, Fr.: L’organismo vivente. 1892. Edizione 2. [Ab 81.] Boettger , 0,: Katalog der Reptilien-Sammlung im Museum der Sencken- bergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. Theil I. [Bg 28 b.] Bonn: Niederrheinische Gesellschaft. — Bericht über die Feier des 75jährigen Bestehens der Gesellschaft. [Ja 75.] Brooks, W. K. and Herrick, F. H.: The embryology and metamorphosis of the Macroura. [Bl 41.] Cooke, C. M. : Australian Fungi. [Ce 30.] Congr.es archeologique de France. LII. session ä Montbrison 1885, 1886. (Geschenk des Fr! J. v. Boxberg.) [G 125.] Credner, H. : Die geologische Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen. Sep. 1893. [De 119 b.] Crejgin, F. : Mes excursions rhodologiques dans les alpes en 1893. [Cd 111.] Dathe, F. : Die Strahisteinschiefer des Eulengebirges. Sep. 1891. [De 198 g. | 51 Deutscher Verein zum Schutz der Vogelwelt : Zweite Wandtafel, mit Ab- bildungen der wichtigsten kleineren deutschen Yögel, mit erläuterndem Text von Dr. Rey, 1893. (Geschenk des Herrn Dr. Frenzei, Freiberg.) [Bf 61 II.] Eck, Th.: Les deux cimetieres gallo-romains de Yermaud et de Saint- Quentin. 1891. (Gesch. des Frl. J. von Boxberg.) [G 126.] Engelhardt, EL,: Flora aus den unteren Paludinenschichten des Capla- grabens bei Podvin (Slavonien). Sep. 1893. [Dd 941.] Fergusson , J. : Les monuments megalithiqnes de tous pays. Traduit de l’anglais par Hamard. 1878. (Gesch. des Frl. J. von Boxberg.) [G 127.] Eickel, J. : Die Litteratur über die Tierwelt des Königreichs Sachsen. Sep. 1893. [Je 115.] Frenzei, A.: Die Zwergpapageien. 1892. [Bf 56 c.] Fritsch , A. : Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformalion Böhmens. Bd. III, Hft. 2. [Dd 19.] Gaea : Natur und Leben. Jhrg. 29. [Aa 4L] Gebirgsverdn für die Sächsische Schweiz: Ueber Berg und Thal, Nr. 179 bis 190. [Fa 19.] Geinitz, E. : Mittheilungen aus der Grossherzoglich Mecklenburg, geo- logischen Landesanstalt. Nr. III, über Brunnenanlagen. 1893. [De 217 b.] Geinitz, E. : Die Käferreste des Dobbertiner Lias. Sep. 1893. [Dd 73 c.] Gümhel, W. von: Geologische Mittheilungen über die Mineralquellen von St. Moritz im Oberengadin und ihre Nachbarschaft. Sep. 1893. [De 168 c.] Jentzsch, A. : Die geologische Sammlung des Provinzialmuseums zu Königs- berg. Sep. 1892. [De 114 v.] Klinggtaeff, II. von: Die Leber- und Laubmoose West- und Ostpreussens. 1893. [Ce 31.] Ki • one , H.: Ueber das Problem, in natürlichen Farben zu photograph iren. [Eb 4L] Liebe, K. Th.: Sand- und Staubbäder der Raubvögel und Eulen. Sep. 1893. [Bf 55 p.] Liebe, K. Th.: Yerlorene oder weggelegte Eier. Sep. 1892. [Bf 55q.| Liebe, K. Th.: Zur Naturgeschichte der Rohrdommel. Sep. 1892. [Bf 55r.J Liebe, K. Th.: Zur Namenfrage. Sep. 1893. [Bf 55s.] Makowsky , Al: Der diluviale Mensch im Löss von Brünn. 1892. (Gesch. des Frl. J. von Boxberg.) [G 128.] Mueller, F. von: Index perfectus ad Caroli Linnaei Species plantarum, nempe earum primam editionem. 1880. [Cb 43.] Mueller, F: von: Descriptions of australian plants. [zu Cd 51.] Mueller , F. von: Ulustrated description of Thistles. 1893 [Cd 51 c.] Ferner: Ueber die Foraminiferen des böhmischen Cenomans. [Dd 140.] Petersburg: Russ. kaiserl. mineralog. Gesellschaft. — ■ Yerhandl., 2. Ser, Bd. 29. [Da 29.] — Materialien zur Geologie Russlands, Bd. XYI. [Da 29 b.] PoUa, Pli: Ueber Bryozoen aus dem Cenoman am Fusse des Gangberges r, • bei Kuttenberg. [Dd 141.] Baleigh: Elisa Mitchell scientific society. — Journal, vol. IX. [Aa 300.] Richter , P. E.: Litteratur der Landes- und Yolkskunde des Königreichs Sachsen. Nachtrag I. 1892. [Je 69 d.] 52 Schütte, /?.: Die Tucheier Haide, vornehmlich in forstlicher Beziehung. 1893. [Hb 122.] Schulze, Er Faunae Saxonicae Mammalia. Sep. 1893. [Be 31c.] Strouhäl : 0 zivote a pusobeni Dr. A. Seydlera. [Jb 72.] Steinert, Hr. Die Macrolepidopteren der Dresdner Gegend. Sep. 1892. [Bk 239.] Stephani , Fr. Lebermoose. Gesammelte Separatabhandl., 1885—1893. [Ce 32.] Stevenson, Jr. 28 Arbeiten über geologische Verhältnisse Nordamerikas. [De 221.] Stevenson, J. : Second geologial survev of Pennsylvania. 1875 — 1881. [De 222 a— d.j Stossich, Mr. Osservazioni elmintologiche. Sep. 1892. [Bm 54 p.] Stossich, Mr. II genere Angiostomum Dujardin. Sep. 1893. [Bm 54 q.] Stossich, Mr Note helmintologiche. Sep. 1893. [Bm 54 r.] Vogel, G. Cr. Der Vermehr ungsprocess im Tierreiche. 1893. [Bc 46.] Voretzsch, 71/.: Untersuchung einer speciellen Fläche constanter mittlerer Krümmung. Inaug.-Diss., Göttingen 1883. [Ea 42.] Voretzsch, M. : Ein Blick auf die Vergangenheit der Stadt Altenburg. Sep. 1890. [G 130 a.] Voretzsch, Mr. Altenburg zur Zeit des Kaisers Friedrich Barbarossa. 1891. [G 130 B.] Voretzsch, 71/.: Bericht über die Thätigkeit der naturforsch. Gesellsch. des Osterlandes vom 1. Oct. 1888 — 30. Juni 1892. Sep. 1892. [Aa 69.] Worsaae, J. Ar. Zur Alterthumskunde des Nordens. 1847. (Geschenk des Frl. J. von Boxberg.) [G 129.] Wosinslcy, Mr. Das prähistorische Schanz werk von Lengyel, seine Erbauer und Bewohner. (Geschenk des Frl. J. von Boxberg.) [G 123.] Zetzsche, E. : Ueber Stationsrufer für Telegraphen anlagen. Sep. 1893. [Eb 42 a.] Zetzsche, Er. Wetzer’s neuester Stationsrufer. Sep. 1893. [Eb 42 b.] C. Durch Kauf. Annals and magazine of natural history, ser. 6, no. 61—71. [Aa 102.] Antiqua , Beiträge zur prähistor. Archaeologie, 1894, Bog. 1 — 2. [G 91.] Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jahrg. XXVI. [G 1.] Anzeiger , zoologischer, Jahrg. XVI. [Ba 21.] Bromüs Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. III (Mollusca), Lief. 3-9; Supplem. 1. Lief.; Bd. IV (Vermes), Lief. 24 — 30; Bd. V, Abth. 2 (Crustaceen), Lief. 35 — 37 ; Bd. VI, Abth. 4 (Aves), Lief. 42- 49; Abth. 5 (Mammalia), Lief. 40 u. 41. [Bb 54.] Hedwigia , Bd. 31, Nr. 3—6; Bd. 32. [Ca 2.] Monatsschrift , deutsche botanische, Jahrg. 10, Nr. 9 — 12; Jahrg, 11. [Ca 22.] Nachrichten , entomologische, Jahrg. 9. [Bk 235. J (Vom Isis-Lesezirkel.) Natur , Jahrg. 42. [Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.) Neapel : Zoologische Station. — - XV. Monographie: Enteropneusten von Dr. J. W. Sprengel; XIX. Monographie: Pelagische Capepoden von Dr. W. Gisbrecht; XX. Monographie: Gammarini del Golfo di Napoli von Dr. A. della Valle. [Bb 56.] Palaeontographical society , vol. XLY und XLYI. [Da 10.] Prähistorische Plätter , Jahrg. Y. [G 112.] Wochenschrift , naturwissenschaftliche, Bd. YIIL [Aa 311.] (Yom Isis- Lesezirkel.) Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 65, Nr. 4—6; Bd. 66, Nr. 1-4. [Aa 98. J Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 11. [Ec 66.] Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. IX, Nr. 3 — 4; Bd. X, Nr. 1 — 3. [Ee 16.] Zeitschrift , Oesterreichische botanische, Jahrg. 43. |Ca 8. ] Zeitung , botanische, Jahrg. 51. [Ca 9.| Geschlossen am 31. December 1893. C. Schiller, Bibliothekar der „Isis“. Zu bequemerer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für Mitglieder der Isis ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährl. Beitrag von 3 M. können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Bibliothekar entgegen. f . ^ . '■ -.■/ '■ ' ' ■ • I . • ' • ' ■ >-• .■ ’ [.II « : ’ lioIÜSÖ;;':, : ■ ■■ i -v ’ ! ' ;lr k- ; ; ;dd ■ ■' I ■ : -Vv . '.'-v..-,' -| M M ; >. ' : . ' : /M‘: _ *1; VI vöv-V'Wax * |j| ■■ Hl B ~B”VV"' mm h " fl' BDI . S^HEjcbz HB • . /' •! .. •;■)!• ’Jt'd Wl l L ' ■ ; • . : • : ' " ; . ;;V : ■ . I ■ ■ . ' ' Abhandlungen der n atair wissenschaftlichen G esellschaft in Dresden 1893. I. San Remo lind seine Thierwelt im Winter. Von Prof. Dr. Oskar Schneider. Bis zum Ende des Jahres 1887 war die Stadt San Remo an der italienischen Riviera di Ponente in Deutschland noch recht wenig bekannt, während die Engländer sie längst zu einem ihrer Lieblingswintersitze er- koren und ihre Anwesenheit in üblicher Weise durch Kirchenbau und Schaffung von Spielplätzen vor Augen geführt hatten; nur wenige Geo- graphen von Fach, manche der Aerzte, einige Tausende von Kranken, die der einfältige Deutschenhass der Franzosen von Nizza und Mentone ver- trieben hatte, und einzelne Touristen, welche von dem alten Ruhme der französischen Rivierenstädte und dem blendenden Monaco nicht allzu kräftig angezogen worden waren, wussten bei uns Genaueres über jene beste aller ligurischen Heilstätten und warben ihr einen sich nur sehr langsam ver- grössernden Kreis von Anhängern. Da erwählte des Deutschen Reiches Kronprinz, an dessen edler Duldergestalt damals die Augen des gesamm- ten deutschen Volkes hingen, die Perle der italienischen Küstenstädte zum Winteraufenthalte — eine Wahl, die gesundheitlich und politisch die denk- bar beste war, trotzdem aber auf die Entschlüsse gekrönter Häupter zu wenig Einfluss ausgeübt hat — und sofort wurde San Remo die am häufigsten genannte und bestbekannte aller Städte am Golfe von Genua, denn Tag für Tag suchten Millionen mit gespannter Erwartung seinen Namen in den Zeitungen, die ihn auch täglich mehr als einmal boten, jeden Tag klang derselbe von Millionen von Lippen, und ausführliche, in den illustrirten Journalen auch mit Bildern ausgestattete Schilderungen des Ortes und seiner Umgebung sorgten dafür, dass sich dem Namen auch ein mehr oder minder richtiger Begriff zugesellte. Infolgedessen mehrte sich bereits im Winter 1887 — 1888 und in dem folgenden die Zuwanderung auch von Deutschland aus, und das war der Stadt zu gönnen, denn während der vorhergehenden Winter hatte Furcht vor der Cholera, die in Italien hauste, und besonders, da San Remo stets verschont blieb, vor der Quarantäne an der italienischen Grenze und dann das furchtbare Erdbeben vom Februar 1887 und die Angst vor einer Wiederholung der verhängnis- vollen Katastrophe Tausende von dem Besuche der Riviera abgehalten. Wir freuten uns der Anerkennung, die San Remo nun fand, denn wir hatten es durch zweimaligen längeren Besuch, im Herbst 1883 und im Frühjahr 1884, kennen und lieben gelernt und waren mit Wort und Schrift für dasselbe eingetreten; und als sich dann für uns die Nothwendig- keit ergab, einen vollen Winter in dem milderen Süden zuzubringen, da pilgerten wir Anfang November 1888 wiederum nach der ligurischen Küste Oes. Isis in Dresden, 1893. — Abh. 1. 4 und verbrachten volle sechs Monate, vom 12. November bis zum 10. Mai, fast ausschliesslich in San Remo und seiner nächsten Umgebung. Getreu unserer Gewohnheit bemühten wir uns, diese immerhin lange Zeit dahin auszunützen, dass wir uns die klimatischen und sonstigen naturwissen- schaftlichen Winterverhältnisse der Gegend vornehmlich durch das Studium der wilden und cultivirten Pflanzen wie der niederen Thierwelt möglichst klarzustellen suchten, und die Ergebnisse unseres Beobachtens und Sam- melns bestärkten uns, obwohl jener Winter dort keineswegs zu den besten gehörte, in der festen Ueberzeugung, dass San Remo ein trefflicher klima- tischer Heilort ist, jedenfalls einer der besten, wenn nicht überhaupt der beste an der ganzen Riviera. Ich fand auch, dass von Seiten der Stadt mit Aufbietung hoher Summen darnach gestrebt wurde, vorhandene Mängel zu beseitigen, die auf die Gesundheit wirkenden Verhältnisse möglichst zu bessern und den Fremden den Aufenthalt angenehm zu machen. Man hatte in einer langen Leitung von dem Berge treffliches Trink-, Spül- und Giesswasser herbeigeführt und am Ufergehänge der stillen Ostbucht ein hübsches Casino mit Versammlungsräumen und Bädern erbaut, dessen sonnige Terrassen den Kranken einen ebenso angenehmen ^wie durch die Seeluft heilkräftigen Aufenthalt bieten, und war nun darüber, eine lange Uferpromenade an der Ostbucht anzulegen, die vor dem Corso mezzogiorno an der Westbucht den Vorzug der unmittelbaren Seenähe und meist voller Windruhe hat, und die durch herrliche Aussicht berühmte, jetzt freilich mehr und mehr durch Anbau von Villen geschädigte Berigostrasse der Westseite mit dem Beragallo und Peirogallo der Ostseite durch einen an den Steilgehängen des Romolothales hinlaufenden Weg zu verbinden und so einen stundenlangen bequemen Weg zur Spazierfahrt und Fusswanderung zu schaffen, der an abwechselungsvoller Schönheit seines Gleichen sucht. Jetzt sind diese grossartigen Anlagen längst vollendet und dienen seit Jahren dem Wohle der Wintergäste, die in der letztvergangenen Saison die Zahl von fast 15000 erreichten und aus allen Ländern Europas sowie aus Aegypten, Indien, China, Japan, Nord- und Südamerika herbeigeströmt waren. Inzwischen ist von der Stadt auch ein grosser Desinfectionsapparat aufgestellt worden, in dem alle Gegenstände in Zimmern, die von mit Tuberkulose oder ähnlichen Krankheiten behafteten Personen bewohnt waren, gereinigt werden müssen, eine hygienische Massnahme, die keine andere Stadt der Riviera aufzuweisen hat. Augenblicklich ist man ferner an den Bau eines Schlachthauses herangetreten, dem dann baldigst die Errichtung eines Kurhauses folgen soll. Bereits in der Ausführung begriffen ist end- lich eine Fahrstrasse zu dem am oberen Gehänge des Monte Bignone ge- legenen San Romolo, durch welche den Gesunden der durch unbeschreiblich schöne Aussicht auf die schneebedeckten Seealpen einerseits und die herr- liche ligurische Küste anderseits lohnende Besuch des 1293 m hohen Bignone-Gipfels erleichtert und den Kränkelnden für die Spätherbst- und Frühlingszeit wie für schöne Wintertage eine ebenso angenehme wie an- regende Spazierfahrt und von dem Kamme des Gebirges ein prachtvoller Blick auf die Seealpen ermöglicht wird. Bei der Bepflanzung der in der Küstenebene liegenden Promenaden hat man, soweit sich das aus der Liste generale etc. von Märest ersehen lässt, von Platanen gänzlich ab- gesehen, und das ist nur zu billigen, denn ein ligurischer Kurort sollte keine Zierbäume pflegen, die im Winter durch Abwerfen der Blätter kahl 5 dastehen wie die mächtigen Platanen des Corso di Garibaldi, und die dazu durch ihre leicht von jedem Lufthauche emporgewirbelten Blatt- und Fruchthaare die empfindlichen Athmungsorgane der Hais- und Lungen- kranken in schädlicher Weise reizen können. Wir könnten es nur loben, wenn die Stadtverwaltung von San Remo sich entschlösse, alle Platanen niederzulegen und durch immergrüne und unschädliche Bäume zu ersetzen; kann man sich aber zu so energischem Vorgehen nicht aufraffen, so möge man doch darauf bedacht sein , zur Zeit des Abfalles der Platanenhaare täglich die betreffenden Strassen zu kehren und den Kehricht zu ver- brennen. Wesentlich gehoben wurde die Bedeutung San Remos als Kurort auch durch die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrzehnts erfolgte Gründung eines deutschen Krankenhauses, das den dort Heilung Suchenden, wenn sich ihr Leiden steigert, sowie dem zahlreichen Dienstpersonale der Hotels und Pensionen im Falle der Erkrankung Zuflucht und sorgsame Pflege gewährt und , was sehr hoch zu schätzen ist , die Fremdenhäuser von ansteckend Kranken entlastet Im Frühjahr 1885 bereits bekämpfte ich , als in den deutschen Zeitungen um Beiträge für Gründung eines „deutschen Kurhauses in Nizza für unbemittelte Landsleute“ gebeten wurde, die Unterstützung eines solchen Hauses in Nizza in einem Vortrage im Vereine für Erdkunde zu Dresden aus nationalen, socialen und sanitären Gründen auf das Entschiedenste und schloss meine Erörterung mit den Worten: , , Auf das Wärmste aber befürworten wrir die aus Reichsmitteln oder durch die Mildthätigkeit Einzelner zu erfolgende Gründung einer solchen Anstalt im Gebiete der freundlichen und gefälligen ligurischen Bevölkerung der italienischen Riviera, ... an einem nicht einsamen, schön gelegenen, gegen Wind gut geschützten, in Hinsicht auf Vegetation und Wege wohlgepflegten und möglischst staubfreien Orte, als dessen relatives Ideal uns San Remo vorschwebt.“ Der aus der Mitte der damaligen Zuhörer geäusserte Wunsch , den Inhalt weiteren Kreisen des deutschen Volkes zugänglich zu machen, wurde dadurch vereitelt, dass eine Anzahl der gelesensten Zeitschriften aus augenscheinlich nichtigen Gründen den kleinen Kampfartikel nicht aufnahm; die wahre Ursache ihrer Weigerung lag zweifellos darin, dass die Kaiserin Augusta das Protectorat über, das Nizzaer Kurhaus übernommen hatte. Nach langem Zögern hat schliesslich noch der Dresdner Anzeiger die „kühne That“ gewagt und den Vortrag am 21. Juni 1886 veröffentlicht, während ich inzwischen meiner Meinung auch in dem von dem Weimaraner Geographischen Institute herausge- gebenen Werkchen „Die Riviera di Ponente“ rückhaltslos Ausdruck gegeben hatte. In San Remo selbst trat jener Gedanke erst während der Anwesen- heit des deutschen Kronprinzen zu Tage, indem fünf Herren, der dortige deutsche Vicekonsul Schneider, die deutschen Aerzte Dr. Goltz und Dr. Secchi, der evangelische Pastor Nieschling und Dr. jur. J. Weber am 29. December 1887 zu Gründung eines deutschen Krankenhauses zusammen- traten und im Januar 1888 an das kronprinzliche Paar die Bitte richteten, dem Werke seinen Schutz angedeihen zu lassen. Die darauf vom Kron- prinzen bewilligten 1000 Lire bildeten die Grundlage für Ansammlung eines Kapitals, das durch zum Theil wirklich grossartige Spenden und in nicht geringem Maasse durch die Bemühungen des als Kassirer mit in den Vorstand gewählten Hofapothekers K. Wiedemann bis zum September 6 1892 auf rund 160 000 Lire angewachsen war, oder angewachsen wäre, wenn man nicht vorher an die Ausführung des Planes, den Ankauf einer Villa, die bauliche und sonstige Einrichtung derselben zum Krankenhause und die Anschaffung der ärztlichen Instrumente geschritten wäre. Anfang Hecember 1890 ist das Kaiser-Eriedrich-Krankenhaus eröffnet worden und hat, geleitet vom Sanitätsrath Br. Secchi und einer von dem Yiktoriahause für Krankenpflege berufenen Schwester dann bis zum 1. Mai 1891 und wiederum im Winter 1891 bis 1892 je 22 Kranke mit im Hinblicke auf die Art der Erkrankungen sehr günstigem Erfolge verpflegt. Hie Ge- sammtzahl der Verpflegungstage betrug 520, beziehentlich 532. Hie Lage der nun zum Krankenhause umgewandelten Villa Maddalena war, dessen erinnere ich mich sehr wohl, eine selten günstige, denn sie stand an der windsichersten Stelle des östlichen Gehänges, fern dem lauteren Getriebe der Stadt und der Hauptstrasse, oberhalb der vom Kaiser Friedrich einst bewohnten Villa Zirio, an einer Biegung des Peirogallo, noch etwas herein- gerückt in die Ausmündung eines ganz kurzen Thälchen^ So ist denn der im Januar 1888 in Angriff genommene Plan in wenig Jahren in alle Erwartungen übertreffender Weise schnell und völlig zur Verwirklichung ^ r gekommen, denn es besteht jetzt in San Remo ein deutsches Krankenhaus, schuldenfrei und ausgerüstet mit einem zinstragenden Kapital von recht erfreulicher Höhe; so bedeutend ist das letztere aber doch noch nicht, dass die Zinsen die für die meisten Kranken unentgeltliche oder doch sehr billige ^ Pflege , die Erhaltung von Haus und Garten und die durch Abnutzung sv nöthig werdenden Neuanschaffungen u. s. w. decken, sowie das im Hienste der Menschen- und Vaterlandsliebe stehende Unternehmen gegen alle ^ möglichen Fährlichkeiten ' sichern und seine weitere Entwickelung gewähr- leisten könnten; deshalbV-Mten wir es für unsere Pflicht, auch hier der Bitte Worte zu leihen, ‘dass noch recht Viele durch einmalige oder jähr- liche Beiträge den vollen Betrieb des Krankenhauses ermöglichen und das Kapital desselben mehren möchten. Es hat mir natürlich zu grosser Freude gereicht, dass ich im Winter 1888 — 89 an Ort und Stelle die gedeihliche Entwickelung des mich so ansprechenden Planes verfolgen und gleichsam mit durchleben konnte; desto bedauerlicher aber erschien es mir, dass gerade zu dieser Zeit zum ersten Male Stimmen sich hörbar machten, welche die Heilkraft des Ri- vierenklimas in Frage oder völlig in Abrede stellten. Während der ersten Monate des Jahres 1889 erschien in dem ersten bis achten Stück der „Allgemeinen medicinischen Centralzeitung“ ein Auf- satz von dem Geh. Medicinalrath Hr. Schultz über Italien bei Leiden der Athmungsorgane. Her Genannte hat, wie aus seinem Bericht hervor- geht, vor jetzt mehr als fünfzig Jahren in Rom und Neapel „eingehende meteorologische Untersuchungen“ angestellt, ist aber wohl nie an der Riviera gewesen, hat daselbst jedenfalls nie beobachtet, sondern stützt sich da nur auf fremde Mittheilungen und zieht aus denselben, obwohl er selbst den „Mangel solcher zuverlässigen Beobachtungen“ betont und an anderer Stelle hervorhebt, dass über die Feuchtigkeitsverhältnisse der Ri- viera wenig vorliege, und was vorliege, im Ganzen wenig genügend sei, doch weitgehende, gründlich verfehlte Schlüsse, so dass er Nizza, Mentone und San Remo als in sanitärer Hinsicht gleichwerthig erachtet und für ungünstiger hinstellt nicht nur als Palermo, sondern auch als Rom und 7 Neapel. Ein Hauptmangel seiner Beweisführung ist dabei der, dass er das Klima lediglich nach der Temperatur und dem Feuchtigkeitsverhältniss der Luft beurtheilt, die Einwirkung des Windes auf die erkrankten Athmungsorgane und den Einfluss der mehr oder minder langen Besonnung aber gar nicht mit in Rechnung zieht. Eins freilich scheint doch auch Herrn Schultz selbst für die Richtigkeit seiner Schlussfolgerung etwas bange gemacht zu haben, d. i. die wunderbare Wintervegetation der Riviera; doch auch über dies Bedenken kommt er hinweg, freilich nur mit Hilfe eines Sprunges, der, wie wir zeigen werden, alle seine anderen an Wagehalsigkeit übertrifft, und so hindert ihn am Schlüsse nichts, zu behaupten, dass das Winter- klima der Riviera (und des übrigen Italien) dem Frühlingsklima von Ber- lin gleich und deshalb den Lungenkranken gefährlich sei, dass die Diri- girung eines Patienten mit tieferen Leiden der Athmungsorgane nach der Riviera für so verfehlt gehalten werden müsse, dass über sie nur wieder- holt werden könne: ce n’est pas une crime, c’est une faute — welches bedenkliche Dictum des bedenklichen Talleyrand ihm so wohl gefällt, dass er es in gleicher Anwendung uns nochmals auftischt — und dass er end- lich seinen Rath in die etwas unklaren Worte fasst: „Nicht blos für den Winter nach Italien, nicht nach der Riviera, sondern mindestens für den ganzen Sommer und in die südlichsten Theile Italiens.“ Es ist an sich wenig verlockend, eine solche Darstellung zu beurtheilen, in der das Wahre nicht neu und das Neue nicht wahr ist, und das, wie hier nothwendig, in Kürze zu thun, ist noch dazu schwierig; ich glaube aber doch, mich der undankbaren Aufgabe nicht ganz entziehen zu dürfen, umso- weniger, da Herr Schultz an die Möglichkeit, dass man seine Aufstellungen bemängeln könne, gar nicht gedacht zu haben scheint, sondern alle, die für die Riviera eingetreten sind, mit den hochmüthigen und unhöflichen Wor- ten abzuthun sucht: „Man wird den Yertheidigern der Riviera keinen besonderen Yorwurf daraus machen wollen, dass sie nicht helfen wollen, das Huhn abzu schlachten, was (!!) ihnen goldne Eier legt, allein voll- ständige intacte Objectivität kann man verlangen.“ Es haben diese un- überlegten und verleumderischen Worte in mir dasselbe „g’spassige“ Gefühl wachgerufen, das der Herr Geheimrath haben würde, wenn ich unbedingt voraussetzen und öffentlich behaupten wollte, dass er seinen Artikel zu Gunsten Süditaliens nur deshalb in die Welt gesandt habe, weil er heim- licher Mitbesitzer eines Hotels in Neapel, Sorrent, Reggio oder Palermo sei; denn auch meine Wenigkeit ist für die Riviera eingetreten, ohne dass sie dort goldne Eier legende Hühner besitzt, und sie ist zu dem so ver- messen, zu glauben, dass ein gebildeter, mit offenem, durch Naturforschung geübtem Blicke ausgerüsteter Laie in der Medicin, der an Ort und Stelle beobachtet, die volle, intacte Objectivität leichter und besser zu wahren vermag, als ein Fachgelehrter, der, ohne das Gebiet besucht zu haben, auf Grund fremder, eingestandenermassen ungenügender Beobachtungen über dessen sanitären Werth am Studirtische aburtheilt. Dieser Ansicht wird nun der Herr Medicinalrath natürlich nicht beitreten dürfen, deshalb will ich seine Bestrafung ob jener Beleidigung den Aerzten überlassen, die, ohne an der Riviera zu prakticiren, für dieselbe sich erklärt haben; ich rufe hier zunächst den als Kenner der Heilorte berühmten Sanitätsrath Dr. Reimer in Stuttgart auf, sodann den Stabsarzt Dr. Körner (vgl. San Remo, eine deutsche Winterkolonie), der sich zwei Winter an der Riviera 8 mit seiner schwer erkrankten Frau aufhielt und trotz deren Yerlust sich den objectiven Blick für die Heilkraft San Kemos nicht trüben liess, und den Stabs- arzt Dr. Ra mdohr (vgl. Ar co und die Riviera), der wegen eigener Erkrankung an der ligurischen Küste weilte: Diese drei Aerzte empfehlen die Riviera als klimatisches Heilgebiet auf das Wärmste, obwohl sie gegen manche Mängel derselben durchaus nicht blind sind. Heber den klimatischen Werth Roms aber mag Herr Schultz die offenen Worte des dort lebenden Arztes Dr. Kunde in Fournier’s Rom und die Campagna und Dr. Reimer’ s Aeusserungen im Bädecker nachlesen. Einige Bemerkungen, nicht vom Standpunkte des gelehrten Theoretikers, sondern des praktischen Laien mögen dann auch mir gestattet sein; es soll dabei von Schultz ’s Forderung, der Lungenkranke solle den ganzen Sommer im südlichsten Italien weilen — obwohl ich auch das nach meinen Sommererfahrungen an der Kordküste Aegyptens für nicht unbedenklich halte — ganz abgesehen werden und lediglich seine Verurtheilung der Riviera Berücksichtigung finden. Ich gründe meine Angaben , obwohl ich dreimal an der ligurischen Küste weilte, vornehmlich auf den Winter 1888/89, den ich, wie schon erwähnt, vom 12. November bis zum 10. Mai an der Riviera und zwar fast ausschliesslich in San Remo verlebte. Während dieser 6 Monate, die einen nicht günstigen, weil allzu regen- und wolkenreichen Rivierenwinter dar- stellten, blieb der Winterüberzieher in dem Koffer, in den er bei der An- kunft in San Remo versenkt worden war, während Schultz berichtet, dass er einst in Palermo trotz dicker Winterkleidung im Januar erheblich von Kälte zu leiden hatte; an den bei weitem meisten Tagen konnte auch ein empfindlicher Mensch im einfachen Rocke, an den andern, auch an den Regentagen doch im Sommerüberzieher stundenlang spazieren gehen. Min- destens die Hälfte der Tage gewährte den Kranken die Möglichkeit, 6 bis 8 Stunden lang im Freien in genügend, oft sogar überreichlich wärmendem Sonnenschein zu sitzen, und täglich konnten die Zimmer durch anhalten- des Oeffnen der mächtigen Fenster in ausgiebigster Weise gelüftet werden. Schnee fiel nur zweimal in wenigen Flocken im Regen, obwohl die Tem- peratur gegen Morgen ungewöhnlich oft, nämlich 8 mal bis auf 0°, ja ein- mal selbst bis zu — - 2° sank. Gesunde und Genesende, die es wagten, gegen Ende Februar das von Schultz vorgezogene Neapel und Rom zu besuchen, meldeten von da mit den lakonischen Worten: „II piove, piove, piove; neve, neve!“ das traurigste Wetter, während es sich in San Remo recht angenehm leben liess, und kamen stark erkältet und fiebernd zurück, und selbst einige nach dem angeblich günstigeren Ajaccio Uebergesiedelte trafen bald enttäuscht wieder bei uns ein. Schneestürme, wie solche in jenem Winter noch am 18. März Rom, Neapel, Kalabrien und Sicilien heimsuchten, blieben der Riviera auch da fremd. Ueberraschen muss jeden Objectiven, dass Schultz die Häufigkeit und Stärke kalter Winde, die auf erkrankte Luftwege so verderblich wir- ken, gar nicht in Betracht gezogen hat; er hätte sonst freilich Rom wahr- lich nicht der Riviera vorziehen, sondern eingestehen müssen, dass sich, etwa abgesehen von der Südwestseite von Korsika, kein Küstengebiet Europas eines so grossartigen Windschutzes erfreut wie die ligurische Küste und besonders deren östlicher, italienischer Theil, den auch der greuliche Mistral nicht mehr trifft, und er würde, falls er nicht eben nur 9 vom Berliner Studirzimmer aus urtheilte, nimmermehr die vom Mistral und der Tramontana heimgesuchten Gebiete von Nizza und Men tone in klimatischer Hinsicht zusammenwerfen mit San Eemo, das von beiden so gut wie frei ist, das zudem auch infolge seines lehmigen Bodens des Uebermaasses von Kalkstaub entbehrt, das den sanitären Werth der westlichen Rivieren städte so erheblich mindert; Schultz aber hat ja das vom Mistral und in seinem westlichen Theile auch von der Tramontana geschädigte, staubreiche Mentone für die beste der ligurischen Städte erklärt. Um die ausserordentliche Mühe, welche Schultz sich gegeben hat, um den starken Gegensatz, welcher sich an der Riviera zwischen den Wärmeverhältnissen in der Sonne und im Schatten, bei Tage und bei Nacht zeigt, zu beweisen und zu erklären, ist es wirklich schade, denn derselbe ist eine längst bekannte Thatsache, deren Beachtung von allen Aerzten allen Kranken dringend empfohlen wird, strenger selbst, als Dr. Ramdohr für angebracht hält, der mit Recht bezweifelt, dass diese Kontraste grösser seien als die bei uns im Norden während des Sommers gewöhnlichen, und darauf hinweist, dass man in den „von den Lungen- kranken mit berechtigter Vorliebe besuchten Kurorten in den deutschen Waldgebirgen, z. B. in einigen Orten Schlesiens“ den Phtysikern das Er- tragen von noch weit erheblicheren Schwankungen ohne Bedenken zu- muthet. Ich aber möchte noch hinweisen auf die noch viel gewaltigeren Gegensätze, die das Winterklima des gerade von schwer Erkrankten auf- gesuchten Davos bietet, sowie auf die ebenfalls sehr starken, oft noch durch Nachtnebel vergrösserten Unterschiede von Tag- und Nachttemperatur in dem gleichfalls, thatsächlich allerdings zu sehr als Heilgebiet gepriesenen Aegypten; ich habe mich über die Gefahren, welche das Winterklima des Nillandes den Lungenkranken entgegenbringt, bereits 1872 in einem Vor- trage im Verein für Erdkunde ausgesprochen und stimme durchaus Schliemann bei, der im Frühjahr 1887, durch schlimme Erfahrung be- lehrt, schrieb: ,,Ich wüirde Brustkranken viel eher rathen, nach der Ri- viera zu gehen, als nach Aegypten.“ Dass die Erfolge der Winterkur an der Riviera, insbesondere in San Remo, hinter den berechtigten Erwartungen wesentlich Zurückbleiben, wie von mancher Seite behauptet worden ist, dürfte kaum zu erweisen sein. Im Winter 1891 zu 92 wurden von den rund 15 000, doch zu einem grossen Theile kranken Wintergästen San Remos daselbst nur 25 begraben — ein anderer kleiner Theil ist wohl den heimathlichen Friedhöfen zuge- führt worden — und das grosse Hotel de Nice, welches monatelang 180 Gäste und unter ihnen sehr viel Leidende und eine ziemliche Zahl schwer Erkrankte beherbergte, hatte in den sechs Monaten meines Dortseins nicht einen einzigen Todesfall zu beklagen. Sicher aber wäre das Allgemein- befinden der Kranken und der Enderfolg ihres Kuraufenthaltes an der Riviera noch viel günstiger, als so schon der Fall ist, wenn nicht viele der Leidenden die ligurische Küste erst bei allzuweit vorgeschrittener Er- krankung aufsuchten, wenn dieselben ferner sich nicht durch That- und Unterlassungssünden aller Art Rückfälle holten, und wenn sie endlich, wie ich dies in zwei Frühlingen beobachtet habe, nicht allzu zeitig die Riviera verliessen, um sich in den noch zu rauhen Heilorten in den Süd- thälern der Alpen wieder gründlich zu erkälten. Gegen solche Thorheiten 10 aber würde selbst ein klimatisches Paradies, falls die Erde ein solches aufzuweisen hätte, nichts helfen; ich kenne Beispiele, dass ihnen Lungen- leidende auf den Kanaren und Madeira erlagen, und sah ihre Folgen in ebenso klarer wie schlimmer Weise sich äussern während je zwei Wintern in Aegypten und an der Riviera, und so wird auch das von Schultz angepriesene Kalabrien und Sicilien davor nicht schützen. Schliesslich müssen wir noch jene Stelle der Schultz’schen Arbeit etwas beleuchten, welche die herrliche Flora der Riviera in ursächliche Beziehung zu der Gluth eines unter ihr liegenden vulkanischen Heerdes bringt. Wir lesen dort: „Die entzückende Pflanzenwelt lässt nicht daran denken , welchem Boden sie ihre Pracht verdankt. Die Gärtner wissen sehr wohl, dass Pflanzen unter ihnen sonst ungünstigen Verhältnissen ganz gut bestehen und gedeihen, wenn sie nur, nach gärtnerischem Ausdrucke, einen warmen Fuss haben. Geognostischer Anschauung entspricht es, die Riviera anzusehen als auf einer Spalte der Erdkruste liegend — entstan- den entweder durch Einsinken eines Theiles derselben da, wo jetzt das Meer ist, oder durch Erhebung eines Theiles, der jetzt die Seealpen bil- det, oder durch beide Erscheinungen — an deren Rändern die unter- irdischen Kräfte gern ihre Gewalt bemerkbar machen. So kann die nicht allzu grosse Entfernung einer unterirdischen Gluth, wie sie sich durch die heissen Quellen bei Abano annehmen lässt, wie sie sich 1887 zum Schrecken der Besucher der Riviera zu erkennen gab, wie sie sich, freilich weiter ab, vermuthen lässt am Meeresgründe in der Nähe der Ponza-Inseln durch das in einer Nacht erfolgende Verderben der Fischernetze, und wie sie, als Brand eines tiefliegenden Kohlenflötzes bei Zwickau die Kultur der Ananas begünstigt (! ! seit Mitte der sechziger Jahre nicht mehr! ! 0. S.), auch der Pflanzenwelt in diesem nördlichen Theile Italiens zu ihrem Flor verhelfen, ohne dass die übrigen Verhältnisse eine Beschaffenheit haben, welche der üppigen Pflanzenwelt entspräche.“ Dieser Passus nun enthält den ärgsten der vielen Irrthümer, in welche sich Herr Schultz seiner Haupthypothese zuliebe hineintheoretisirt hat. Wir können die Pracht und Ueppigkeit der durch den ganzen Winter grünenden und blühenden Rivierenvegetation hier nicht nochmals ein- gehend schildern, sondern müssen auf unsere Darstellung in dem Heftchen „Die Riviera di Ponente“ und betreffs der Zuchtpflanzen auf Carl von Hüttner ’s treffliches Buch über die Gartenflora des klimatischen Winter- kurorts San Remo verweisen. Nur eine auf dem letzteren fussende Ueb er- sieht bestimmter dort gepflegter Pflanzen mag vorgeführt werden, um den Reichthum und den kosmopolitischen Charakter der daselbst eingebürgerten Pflanzenwelt und das ihn ermöglichende ungewöhnlich günstige Klima der Riviera erkennen zu lassen. Es wurden nach v. Hüttner in der ersten Hälfte des vorigen Jahrzehnts allein in San Remo in Gärten und Anlagen gehalten: 25 Cicadeen aus Sansibar, Südafrika, Siam, China, Japan und Mejiko, 18 Koniferen aus Italien und Spanien, von den Kanaren, aus Kleinasien und Persien, vom Himalaya, aus China, Japan, Australien und Nordamerika, 3 Kasuarinen aus Australien, 49 Palmen aus den Tropen und Subtropen aller Erdtheile, 5 Dracänen von den Kanaren, aus Madagaskar, Australien, Neuseeland und Brasilien, 26 Aloe aus Südafrika, Ost- und Westindien, 12 Yucca aus dem südlichen Nordamerika, 17 Agaven aus Mittel- und Südamerika, 3 Bananen aus Nordafrika, Abessinien und 11 China, 5 Ficus aus Ostindien, China, Japan und Australien, 3 baumförmige Euphorbien aus Afrika und Südasien , 5 Proteaceen aus Australien und Südamerika, 73 Cacteen aus Mittel- und Südamerika, 8 Eisblumen vom Kapland, 10 Myrtaceen aus Australien, Neuseeland und Brasilien, 15 echte Akazien aus Afrika, Südasien und Australien. Upd diese Pflanzen nebst zahlreichen anderen, die fast ausnahmslos Orten geringerer geographischer Breite und damit warmen oder heissen Landstrichen entstammen, gedeihen in San Remo ohne jeden Winterschutz, treiben Blüthen und bringen zu einem Th eile durch den Winter hindurch Früchte zur Reife. Dies Letztere schien mir besonders bezeichnend für die Milde des Klimas und deshalb grösserer Beachtung werth, als ihm bisher geschenkt worden ist, weshalb ich gesucht habe , die dem ligurischen Gebiete fremden Subtropen- und Tropenpflanzen festzustellen , deren Fruchtreife in San Remo bisher be- obachtet worden ist; ich kann nun als solche notiren: Cycas revoluta sowie mehrere Arten von Encephalartos und Zamia , Araucaria excelsa , mehrere Kasuarinen, Dattel- und Zwergpalmen, Philodendron pertusum , Aloe, Yucca (bemerkenswerth besonders Y, baccata mit essbaren Früchten), Testudinaria elephantipes , Agaven, Bananen, Strelitzia , Hakea eucalyptoides , Eugenia ; Fambor , Persea gratissima , Diospyros Kaki, Aralia in mehreren Arten, Cookia punctata, Passifloren, Opuntien, Eucalyptus globulus, E. amagdalina und E. Ekakeana, mehrere Melaleuken, Metrosideros, Pisidium Arcissa, Mes- pilus japonicci, Cerasus lusitanica, Chironia baccifera, Swainsonia Osbornii , viele Akazien, Schinus molle , Citronen- und Orangenarten, Magnolien und Anona triloba. Jedenfalls ist mir noch mancherlei entgangen, doch dürfte das Vorstehende genügen, um die Triebkraft des Sanremeser Klimas zu erweisen. Im Laufe der Jahre erleiden allerdings die sehr empfindlichen Pflanzen in San Remo manchen Frostschaden, obgleich die Mitteltemperatur der drei Wintermonate Dezember, Januar und Februar nach der niedrigsten Berechnung 10,5° beträgt, also besser ist als die Deutschlands im ganzen Jahre. Im Winter 1888 bis 89 sank das Thermometer gegen Morgen ungewöhnlich oft, nämlich achtmal bis zu 0 0 oder etwas darunter, und bei jedem Fallen unter 0 0 zeigte sich sofort ein mehr oder minder grosser Theil der Blätter bestimmter Pflanzen schwarz, wie verbrannf ; ich sah das an Bananen, Ricinus, Sparmannia africana, Wigand ia caracassana, Hibis- cus rosa chinensis und den weicheren Pelargonien. Und als am 16. März — 2° eingetreten waren, erschien der Frostschaden an den gleichen Pflanzen, besonders an jungen Bananen noch erheblicher und dazu auch an Erug- mansia candida. Wird es noch kälter, was äusserst selten geschieht, in dem so ungewöhnlich rauhen Winter, den wir jetzt durchlebten, aber stattgefunden haben dürfte, so frieren manche zarte Stauden, selbst hohe Bananen bis zur Erde ab, im nächsten Frühjahre aber sprosst alles aus den Wurzelstöcken wieder frisch empor, so dass hoffentlich auch heuer die herrliche Vegetation der Riviera nicht sehr, oder doch nicht auf lange Zeit gelitten haben wird. Jedenfalls geben diese Beobachtungen über die Wirkungen ganz geringer Fröste auf bestimmte Pflanzen im Verein mit der Thatsache, dass sich an der Riviera grosse Büsche und Stauden solcher leicht erfrierenden Arten in Menge vorfinden, einen weiteren Beweis von der Milde des dortigen Klimas. Herr Schultz freilich will in dieser herrlichen Pflanzenwelt nur die Wirkung vulkanischer Kräfte sehen, die er kühner Weise mit den heissen 12 Quellen von Abano (in den Euganeen!) und mit dem Gebiete der Ponza- Inseln (bei Neapel!), sowie mit dem Erdbeben vom Februar 1887 in Beziehung setzt. Dass er auch das letztere mit heranzieht, erweist, dass er sich um die geologischen Verhältnisse Liguriens nicht gekümmert hat und in der Erdbebenfrage um einige Jahrzehnte zurückgeblieben ist, denn es fehlt jeder Anhalt, das furchtbare Ereigniss, welches 710 Menschen den Tod und 620 anderen Verwundung brachte, auf Rechnung vulkanischer Thätigkeit zu setzen. — Nebenbei mag hier erwähnt werden, dass der Zusammensturz so vieler Gebäude und die dadurch bedingte grosse Zahl der Opfer mit veranlasst worden ist durch elende Bauweise der Häuser der Eingebornen und der weitgewölbten Kirchdecken, wie ich bei dem zum Theil mit einem Baumeister unternommenen Besuche der Ruinen - Stätten von Diano Marina, Pompejana, Castellaro, Bussana, Taggia und Ceriana ersah, wie sich auch daraus ergiebt, dass kein einziger der in solider errichteten Häusern wohnenden Fremden Schaden gelitten hat, und dass die kräftig gebaute Kirche in dem fast ganz zerstörten Diano Marina wenig und geringe Zeichen der Erschütterung aufwies; nach Palmieri stand ja auch die schreckliche Verheerung, welche 1883 Ischia erlitt, in keinem Verhältnis zu der Intensität und der Dauer der Stösse, sondern rührte zum grössten Theile von der schlechten Bauart der Häuser her. — Als die eingehendsten der mir bekannten Besprechungen des grossen ligurischen Erdbebens habe ich zu erwähnen G. Uzzielli’s Le commozione telluriche e il terremoto dal 23. Febbraio 1887 (Turin 1887) und: Das Erdbeben an der Riviera etc, von Gustav Wolf, 2 Werke, die merk- würdiger Weise in dem Abschnitte über die Fortschritte der Geophysik in Wagner ’s Geographischem Jahrbuch, Bd. XIII, nicht mit angeführt worden sind. Für uns haben besondere Bedeutung die Angaben des preussischen Bergrathes Wolf aus Halle, der die furchtbare Katastrophe in San Remo miterlebte und von da aus die benachbarten Stätten der Zerstörung besuchte. Derselbe zeigt mit Hülfe einer nach der 1881 er- schienenen geologischen Karte von Italien in vergrössertem Maassstabe aus- gefübrten Veranschaulichung der Ligurischen und See -Alpen, dass die Küstenketten dieser Gebirge durchweg aus Sedimentgesteinen und zwar, soweit das Gebiet der starken Erschütterung vom Februar 1887 in Frage kommt, aus tertiären Schichten bestehen, unter denen wiederum eocene vorwiegen, und erklärt es „für durchaus unwahrscheinlich, dass der Vul- kanismus hier irgend eine Rolle gespielt haben kann, denn im ganzen Erschütterungsgebiete und den benachbarten Gegenden findet sich kein Vulkan vor, weder ein thätiger noch ein erloschener, und überdies fehlt dem Beben selbst jeder vulkanische Charakter“. Wolf weist dann auch die von dem französischen Astronomen Flammarion in: Le petit Ni9ois auf das Erdbeben der Riviera angewandte Spaltentheorie zurück, nach der das Meer durch in der Erdrinde vorhandene Spalten bis zu dem feuer- flüssigen Erdinnern vorgedrungen und die plötzliche Bildung grosser Massen überhitzten Dampfes von unglaublicher Spannung veranlasst haben soll, welche, mit grosser Gewalt entweichend, die Oberfläche erschüttert hätten. Er erklärt ferner die bekannte Theorie von R. Falb für unbrauchbar, hält es auch für durchaus unwahrscheinlich, dass in dem gegebenen Falle Zusammenbrüche von Hohlräumen im Innern der Erdschichten als die veranlassende Ursache des Bebens anzusehen seien , und bekennt sich 13 endlich zu der Ansicht, dass die ligurischen Erdbeben gleich den meisten derselben überhaupt zu denen gehören, welche die Wissenschaft als tek- tonische bezeichnet und deren „Ursachen damit im Zlusammenhange stehen, dass die Erde einer stetigen fortschreitenden Abkühlung unterworfen ist und damit einer Verminderung des "Rauminhaltes, einem Einschrumpfen unterliegt , welches vorzugsweise die oberen Schichten der Erde trifft. Letztere werden auf einen kleinen Raum zusammengedrängt , und dabei entstehen Gebirgsstauungen und Verschiebungen, mit welchen Erschütter- ungen bald schwächeren , bald stärkeren Grades verbunden sind. Auf einen derartigen Vorgang dürfte auch unser Erdbeben zurückzuführen sein. Es spricht dafür: 1. Der ganze Charakter des Bebens, seine Verbreitung in der Richtung des Hauptstreichens der Gebirgsschichten und die horizontale Wirkungsweise der Stösse, 2. die geognostische Zusammensetzung und der stratographische Bau des Terrains.“ Diese Auffassung eines klar sehenden Fachmannes, der auch ich, in Erinnerung an die hochinteressante Fältelung zahlloser dünner Schichten am Wege unterhalb San Romolo, huldigte, lange bevor ich von Wolf ’s Abhandlung etwas wusste, lässt des Herrn Schultz’ Theorie von der vulkanischen Heizung des Rivierenbodens sammt den aus ihr gezogenen kühnen Folgerungen als eitel und hinfällig erscheinen; dennoch aber wurde ich unerwarteter Weise gezwungen, noch weiter auf dieselbe einzugehen. Ich fand nämlich zunächst auf einer von dem seiner Gesundheit halber seit Jahren während des Winters in Ospedaletti weilenden Regierungsrath Geigel aus Colmar entworfenen Kartenskizze der Umgegend von Ospedaletti zu meiner Verwunderung eingetragen eine „grotta fumante , ehemaliger Vulkan, 1300 m südwestlich vom Gipfel des Monte nero“, einer Kuppe des allmählich nach Bordighera abfallenden Westendes des Bignone-Stockes. Auf weitere Erkundigung hin erfuhr ich dann von einer in San Remo ansässigen Familie, dass man hie und da ein eigenthümliches Getöse oder Dröhnen vernehme , das nicht durch Steinbrucharbeiten veranlasst sein könne und allgemein der vulkanischen Thätigkeit des Monte nero zu- geschrieben werde, während mir Herr Geigel mittheilte, dass seine Ein- tragung auf der Karte sich auf die Angaben der Eingeborenen und auf eine Bemerkung von Nota in dessen (mir unzugänglich gebliebener) Ab- handlung, Del terremoto avvenuto nella provincia di San Remo 1831, stütze, welcher berichte, dass man angeblich des Nachts schon wiederholt Flammen vom Monte nero habe aufsteigen sehen ; auch sei der Monte nero bereits 1755, nach dem Erdbeben von Lissabon von der französischen Akademie für einen Vulkan erklärt worden, und in dem Pfarrbuche von Vallebona finde sich vom 5. August desselben Jahres eine lateinische Ein- tragung, welche besage, dass an dem genannten Berge einer aus dem Walde belastet heimkehrenden Frau in Gegenwart ihres Mannes, ihres Sohnes und Anderer auf unsichtbare Weise und plötzlich die Kleider in Stücke gerissen und der Körper gänzlich zerfleischt worden sei, mit Aus- nahme des Gesichtes und der Brust, die aber auch an vielen Stellen enorm verletzt erschienen seien. Dazu las ich dann noch in Kaden ’s Pracht- werk, Die Riviera: „Der riesige (!?) Monte nero, ein düsterer Gesell, dem man nachsagt, dass er in Vorzeiten vielfach vulkanische Launen gehabt 14 habe, was geologische Forschungen denn auch bestätigten. Sein Gipfel ist wüst und kahl, seine Hänge sind mit Pinien umkleidet, aus seinen Eingeweiden fliesst eine Schwefelquelle, die am Meeresufer zu Tage tritt“. Diese Angaben, welche zu den Darstellungen auf der auch von Wolf benutzten geologischen Karte von Italien und auf der Carta geognostica dell Alta Italia in Uzzielli’s Werk, sowie zu Wolf’s und Uzzielli’s Aeusserungen im schroffsten Gegensätze standen, mussten mich nöthigen, der Sache möglichst auf den Grund zu gehen. Ich erstieg deshalb mit meinem Sohne und einem ortskundigen Führer Ende April 1889 den Rücken östlich vom Monte - nero - Gipfel und ging, da dieser im Gegensatz zu Kaden’s Behauptung sich vollständig mit Kiefern besetzt zeigte, also •keine Aussicht versprach, an seinem obersten Nordgehänge nach Westen und dann über den Kamm zu der am Südhange befindlichen berühmten „rauchenden Grotte“. Beim Aufstieg waren wir durchweg auf jenem hie und da mit Bändern weissen Kalkspathes durchsetzten grauen Kalkschiefer eocenen Charakters gewandert, der bei San Remo zum Theil schon unten am Strande ansteht, einen grossen Theil des Bignone-Massives bildet und mich durch allerdings nicht allzuhäufige, doch oft sehr hübsche Fucoiden überrascht hatte; hier an der Steillehne nördlich von Ospedaletti war er an vielen Stellen vollständig mit solchen versteinerten Algen erfüllt, sprang aber unter dem Hammer so leicht und unregelmässig, dass sich die prächtigen Fucoidenstöcke beim Herausschlagen zu unserem immer erneuten Aerger mit dem Gestein stets in mehrere Stücke th eilten. Die von mir mitgenommenen Gesteinsproben tragen nach Dr. Deichmül ler ’s freund- licher Bestimmung Repräsentanten der Arten: Chondrites intricatus Brgt. sp., Ch. Targionii var. arbuscida Fisch -Oost., Ch. affinis Stbg. , Ch. ? inclinatus Brgt. und Taeniäimn Fis eher i Heer. An der Grotte selbst aber standen wir vor jenem hellgelben, weichen, zerreiblichen pliocenen Mergelsandstein, der längs der ligurischen Küste bei Albenga, an der unteren Taggia, an der Höhe der Stadt San Remo, bei Bordighera und Ventimiglia, sowie bei Nizza in mehr oder minder grossen Massen ansteht und mit Vulkanismus durchaus nichts zu thun hat, dagegen hier und da zahlreiche Versteinerungen führt, von denen Wolf seltsamer Weise nichts gemerkt zu haben scheint; ich konnte mich dem Suchen von Petrefacten nicht hingeben, nahm jedoch im Vorbeigehen bei Bussana und von der steil abstürzenden Wand am oberen Beragallo in San Remo zahlreiche Fecten mit, und Goodschild soll an diesen beiden Fundstätten nicht weniger als 51 Genera Univalven und 29 Genera Bivalven nachgewiesen haben. So das Gestein der grotta fumante, die eine vulkanische Ausbruchsstelle bilden soll! Doch auch der Form nach ist dieselbe nichts weniger als ein alter Krater, sondern eine unbedeutende Sandsteinkluft, wie solche in den Sandsteingebirgen sich zu Tausenden finden, auf beiden Seiten mit je einem engeren Seitenspalt; der auf der westlichen Seite ist durch von oben eingestürztes Gestein zu einem niedrigen Tunnel geworden , der nur ein Durchkriechen gestatten würde. Durch denselben sollen sich , nach Aussage unseres mit der unvermeidlichen Vogelflinte bewaffneten Führers, in den grösseren Hinterraum oft Füchse und Wildschweine (!) verkriechen, welche die Verfolger dann ausräuchern, wodurch unser Sandstein spalt zur grotta fumante wird; sehr wohl ist auch denkbar, dass in der windsicheren Kluft Jäger oder Holzfäller über- 15 nachten und Feuer anzünden, das über die niedrigen Seitenwände empor- leuchten und von der Küste bei Ospedaletti stets gesehen werden würde. Als ich auf der berühmten Brücke St. Louis bei Mentone stand, welche die Grenze zwischen Italien und Frankreich kennzeichnet, sah ich plötzlich aus einer der an der steilen Schluchtwand befindlichen, scheinbar unzu- gänglichen Höhlungen Rauch emporqualmen, dessen Entstehung bald ver- ständlich wurde, als plötzlich ein halbwüchsiger Bursche der Grotte ent- schlüpfte und sich in dem knorrigen Gesträuch zur Höhe emporarbeitete, wo seine Ziegen weideten. Auch das war eine grotta fumante, die für den ersten Augenblick fast räthselhaft erschien , obwohl heller Tag und grosse Nähe die Beobachtung erleichterten. Auf jene Bemerkung im Pfarrbuche zu Vallebona lässt sich die Hypothese von vulkanischer Thätigkeit des Monte nero gewiss auch nicht gründen, denn zweifellos kann ein plötzlicher vulkanischer Ausbruch, etwa einer Fumarole, nicht eine Person neben anderen, ja mitten unter denselben („in medio eorundem“) so zer- fleischen, wie der Bericht meldet; es liegt vielmehr der Verdacht nahe, dass es sich da um ein Verbrechen handelt, dessen Schuld die Uebel- thäter durch eine recht plumpe Fabel erfolgreich von sich ab und dem harmlosen Monte nero zugewälzt haben. Von dem angeblichen Krater stiegen wir am steilen, nicht mit Pinien, wie Kaden will, sondern mit Seekiefer licht bestandenen Hang hinunter und wanderten trotz unserer Ermüdung noch, um unsere Pflicht voll zu erfüllen, zu der am Fusse der Küstenkette, unmittelbar neben der Eisenbahn und nahe dem Meere in dem an Bordighera anstossenden Giunchetto hervorbrechenden Schwefel- quelle. Eine da zu Tage tretende schwache Wasserader von ziemlich starkem Schwefelwasserstoffgeruch und angeblich 20° Temperatur ist in ein kleines, unbedecktes, viereckiges Bassin geleitet und wird hie und da in primitivster Weise zu Bädern benutzt. Die Angabe der Eingeborenen, dass das Wasser im Winter wärmer und im Sommer kälter sei, beruht natürlich auf Gefühlstäuschung und wird nur wahr, wenn man in beiden Fällen hinzusetzt: als die Luft. Am Abhange des Monte nero soll sich eine zweite solche Quelle voifinden, eine dritte kennt man, wenige Stunden von Bordighera entfernt, im Thale der Nervia unweit Isolabuona. Die wenige Grad über der mittleren Jahrestemperatur der Luft liegende Temperatur der Quelle von Giunchetto beweist ebensowenig den Zusammen- hang des Wassers mit vulkanischen Kräften, wie der Schwefelgehalt, der leicht auf andere Ursachen , z. B. den Schwefelkiesgehalt der Gesteine zurückgeführt werden kann; ich fand bei San Remo eine hübsche Gruppe von zumeist in Brauneisen-Pseudomorphosen umgewandelten Schwefelkies- krystallen, aufsitzend auf grauem Kalkschiefer. Auch die Ergebnisse unserer Beobachtungen am Monte nero sprechen also gegen das Wirken vulkanischer Kräfte an der Riviera und damit gegen jene mehr als kühne Hypothese des Herrn Geheimrath Schultz, die wir sammt allem, was er über die Riviera sonst orakelte, in die wohl- verdiente Vergessenheit versenkt sehen möchten. Die im Februar 1890 von San Remo selbst aus- und in die deutschen Zeitungen übergegangene Warnung des dortigen italienischen Arztes Dr. Aicardi vor der Riviera hat glücklicherweise, wie der Besuch San Remos in den letzten Wintern gezeigt hat, dem ligurischen Küstengebiete ebenfalls keinen Abbruch thun können. Aicardi hatte behauptet, dass unter der 16 eingeborenen Bevölkerung San Remos die Sterblichkeit an Schwindsucht von Jahr zu Jahr zunehme infolge der Ueberschwemmung der Riviera mit schwindsuchtskranken Fremden; man solle deshalb diesen in ihrem eigenen Interesse den Besuch der Kiviera widerrathen. Dem gegenüber hat der seit Jahrzehnten in San Kemo ansässige Dr. Goltz in der deutschen medici- ni sehen Wochenschrift betont, dass eine zu obiger Behauptung berechtigende sorgfältige Statistik der italienischen Aerzte nicht vorhanden sei, dass thatsächlich die Zahl derer, die in San Remo an Schwindsucht sterben, sich als verhältnissmässig sehr gering, jedenfalls als geringer als anderswo erweise, und dass, wenn wirklich die Sterblichkeit an Tuberkulose bei den Einheimischen etwas zugenommen haben sollte, dies seinen Grund haben würde in der vielfachen Ansiedelung von Kranken aus Italien, sowie in der veränderten Lebensweise vieler der Sanremeser, die früher ihre Oliven- pnd Limonenpflanzungen bearbeiteten, während sie jetzt in geschlossenen Räumen für die Fremden thätig seien. Ich möchte dem noch hinzufügen, dass zu einer Mehrung der Schwindsucht unter den Bewohnern der Riviera in den letzten Jahren auch daä Erdbeben von 1887 beigetragen haben kann, durch das dieselben, mangelhaft bekleidet, an einem kühlen Februarmorgen aus Bett und Haus getrieben und zu wiederholtem Näch- tigen im Freien sowie zu längerem Wohnen in Holzbaracken gezwungen wurden. Die dadurch veranlassten Erkältungen können sehr wohl bei vielen der auf 18 000 berechneten Obdachlosen die Empfänglichkeit für den Tu- berkelbaccillus gesteigert haben. Wer die schauerlichen, sonnenlosen, feuchten, übel duftenden Gassen und Wohnhöhlen des alten San Remo kennt, wird es sich aber gewiss nur durch die Annahme eines ganz be- sonders günstigen Klimas erklären können, dass die Bewohner nur in geringer und nicht vielmehr in grösster Zahl der Tuberkulose verfallen. Auch eine dritte durch die deutschen Zeitungen gegangene Bewegung, welche die Ablenkung der Lungenkranken von der Riviera mit erstrebt, dürfte für diese ohne merkeuswerthe Folgen bleiben; ich meine die Be- mühung mancher deutschen Aerzte, den Lungenkranken durch Winter- aufenthalt auf den deutschen Nordseeinseln Heilung oder Linderung ihres Leidens zu verschaffen. So sehr mich das Patriotische in diesem Ge- danken anmuthet, und so sehr ich für die Heilkraft der friesischen Inseln schwärme, — ich bin während der letzten 6 Jahre jeden Sommer vier bis sieben Wochen lang dort gewesen und werde jeden weiteren, der mir beschieden ist, dorthin pilgern — so kann ich mich doch für den Winter- aufenthalt der Kranken auf unseren Inseln nicht begeistern, denn sie scheinen mir dann für Körper und Geist nicht das zu bieten, dessen der Kranke zur Ausheilung bedarf. Er bedarf dazu denn doch zunächst des täglichen langen Yerweilens in freier Luft, das ihm in dem milden, wind- armen, nebelfreien und an Sonnenschein reichen Klima der Riviera fast für jeden Tag gesichert ist; wie oft aber wird er auf den rauhen, an Stürmen und Nebeln reichen Nordseeinseln das Zimmer verlassen können? Er bedarf sodann unausgesetzt der besten Ernährung, die an der ligurischen Küste stets in einer jeden, auch den von ärztlicher Seite gestellten An- forderungen voll genügenden Weise möglich ist, während unsere nordischen Inseln im Sommer schon mit wechselnder, tadelfreier Fleisch- und Pflanzen- kost viel schwerer zu versehen und thatsächlich auch weit weniger gut aus- gestattet, im Winter aber zum grössten Theile auf die Zufuhr vom Festlande 17 angewiesen und dabei wohl jeden Winter für kürzere oder längere Zeit, jedenfalls aber unberechenbar lange von demselben abgeschnitten sind. Der Kranke bedarf endlich — das möge man doch nicht unterschätzen — der geistigen Anregung, die am Golfe von Genua durch die Grossartigkeit und Schönheit der Scenerie, durch die Kraft und Wärme der subtropischen Beleuchtung, durch die Yielartigkeit und Ueppigkeit der ewig grünen und mit duftenden Blüthen überladenen herrlichen Pflanzenwelt, durch eine auch im Winter lebendige Thierwelt, durch die Eigenart, Beweglichkeit, Heiterkeit und Singlust des italienischen Volksstammes und durch zahl- lose historische Erinnerungen reichliche Nahrung findet, aber auf den ein- förmigen, im Winter doppelt öden Düneninseln mit ihren schweren Nebeln, der vorherrschenden Bewölkung des Himmels, dem kalten Ton der Be- leuchtung, bei vollstem Mangel von Blatt und Blüthe und fast gänzlichem Ersterben oder Verschwinden der Thierwelt, und in Gesellschaft unserer biederen, aber körperlich und geistig schwer beweglichen, ernsten und wortkargen Inselfriesen des genügenden Anstosses entbehren muss. Wenn es schon, wie ich zu meiner unbegrenzten Verwunderung sah, möglich ist, dass sich hochgebildete, aber freilich des Verständnisses für die Natur entbehrende Leute an der Riviera nach mehrmonatlichem Aufenthalte an einem und demselben Orte zu langweilen begannen, so muss doch unter den während des Winters auf den Nordseeinseln internirten Kranken eine geradezu tödtliche Langeweile Platz greifen. Ich kann mich für eine Winterkur auf den friesischen Inseln ebensowenig erwärmen wie für eine Sommerkur in Kalabrien und Sicilien, sehr wohl aber für Sommeraufent- halt auf den Düneninseln der Nordsee und Winteraufenthalt in San Remo und will diese ganze Erörterung mit einem Hinweise schliessen, der meines Erachtens hohe Beweiskraft hat und Schultz ’s Forderung einer Sommer- kur im Süden als überflüssig erweist: Die Deutschen, welche während des Winters in San Remo die ärztliche Praxis ausüben und einige andere Herren in öffentlichen Aemtern sind alle mehr oder minder ernst von Lungenleiden heimgesucht gewesen und haben sich durch regelmässigen Winteraufenthalt an der Riviera jahrzehntelang nicht nur das Leben, son- dern auch die Kraft zu Ausübung ihres Berufes erhalten ; — der einzige Kranke aber, der, weil er zu spät die ligurische Küste aufgesucht hatte, während der Saison von 1888 zu 89 und zwar gleich am Beginne der- selben im Hotel de Nice an Tuberkulose verstarb, war — so wollte es ein merkwürdiger Zufall — der dirigirende Arzt des Krankenhauses auf Norderney. Es erübrigt nun nur noch, die Eigenart des Sanremeser Klimas durch die dortige Winterthier weit zu erweisen, ich gestatte mir jedoch, hier die Besprechung einer Erscheinung einzuschalten, welche gleich dem Klima im Wesentlichen von den Luftverhältnissen abhängig und dazu ge- wiss vielen der Sanremeser Wintergäste von Interesse ist. Es wird allen Besuchern der Riviera kund, dass, wie von vielen anderen Punk- ten der ligurischen Küste, so besonders auch von San Remo aus zuweilen, doch immerhin selten das Felseneiland Korsika gesehen werden kann und hie und da in so überraschender Klarheit sich am Horizonte aufbaut, dass man nicht nur die Umrisse der Bergmassen scharf erkennen, sondern auch weite öde Flächen und an den oberen Gehängen lagernde Schneefelder deutlich unterscheiden kann. Tag für Tag schauen Tausende nach Süden 2 18 oder Südosten aus, um des wegen seiner Seltenheit und Zufälligkeit fast märchenhaft erscheinenden Anblickes theilhaftig zu werden, doch meist ohne Erfolg: und dann hört man immer und immer wieder über die dicke, schwere Luft klagen, welche am Horizont ' lagere und Korsika ver- hülle. Mit solcher Annahme aber ist das geehrte Publikum selbst in dickem Nebel und schwerem Irrthum, denn thatsächlich ist für die Ri- viera Korsika gerade nur dann sichtbar, wenn es in schwerer, dichter Luft liegt. Es muss den ruhig Beobachtenden schon befremden, dass man von dem fast 1300 m hohen Gipfel des Monte Bignone, wo man bei reiner Luft die Insel stets erblickt, gewöhnlich nicht oder doch nicht wesentlich mehr von derselben sieht, als hie und da unten in der Küstenniederun0’- zieht derselbe nun in Rechnung, dass der mit der höchsten; Erhebung, dem 2700 m hohen Monte Cinto belagerte nordwestliche Theil Korsikas von San Remo 1°38/ entfernt liegt, so ergiebt sich ihm durch leichte Rechnung, dass infolge der Krümmungsverhältnisse der Seeoberfläche alles von dem korsischen Gebirgsmassiv , was sich weniger als 2600 m über das Meer erhebt, unter dem Horizont von San Remo liegen muss, dass also in gerader Linie nur die eigentliche Gipfelpyramide des Monte Cinto, als kleine Eelszacke im Meere erscheinend, im günstigsten Falle gesehen werden kann. Alles aber, was sonst von Korsika gelegentlich sichtbar wird, muss, wenn schwere Luft auf der Insel liegt, durch Strahlenbrechung über den Horizont gehoben sein, und die Gesetze der Physik lehren uns, dass im vorliegenden Falle rund 1850 m mehr erblickt werden können, als in gerader Linie, dass man also dann die Gebirgsmasse von Korsika bis zu etwa 750 m Meereshöhe herab sehen kann. Je nach der grösseren oder geringeren Dichtigkeit der schweren Luft, die auf Korsika liegt, wird sich mehr oder weniger von jenem mit Einschluss des Monte-Cinto-Gipfels 1950 m mächtigen oberen Theile Korsikas dem an der ligurischen Küste stehenden Beschauer zeigen. Die Winterthierwelt von San Remo, die uns nun noch zu beschäftigen hat, ist, soweit mir bekannt, noch niemals festgestellt worden, ebensowenig wohl die irgend eines anderen Ortes der ligurischen Küste, und doch ist dieselbe für die Beurtlieilung des Klimas von nicht geringerer Bedeutung als die dortige frei wachsende Pflanzenwelt. Es ist natürlich, dass die Fülle der subtropischen Thierwelt, die an der Riviera vorwiegen muss, sich nur im Sommer zeigen wird, in dem der Subtropencharakter des Klimas in verhältnissmässig starker Hitze und anhaltender Trockenheit zum vollen Ausdruck kommt; diese Sommerfauna der ligurischen Küste ist jedoch noch weniger bekannt, als das, was sich daselbst im Winter zeigt, da in letzterer Jahreszeit vorwiegend durch französische Forscher besonders im westlichen, französischen Theile der Riviera viel gesammelt wurde, freilich ohne dass das Ergebniss des Sammelns zu Winterfaunen der betreffenden Orte zusammengestellt und veröffentlicht worden ist. Viele der subtro- pischen, südlichen, mediterraneen Thierarten werden also in der Umgebung von San Remo im Winter überhaupt nie auftauchen oder sie werden da nur verborgen im Winterquartier oder abgestorben zufällig gefunden wer- den; doch auch viele der mitteleuropäischen Arten, die bei dem dortigen Klima der sechs Wintermonate recht wohl im Freien ausdauern könnten, haben sich bis zu gewissem Grade den dort herrschenden Wärmeverhält- nissen angepasst und verbringen die ganze Zeit vom November bis April 19 oder doch die kälteste Periode vom Dezember bis Februar im Verborge- nen in Winterruhe, so dass dann auch dort das Thierleben weniger als sonst und vornehmlich nur an den sonnenwarmen Tagen in die Augen fällt. Es bedarf also immerhin eines fleissigen, rastlosen und vielseitigen Sammelns, um im Laufe eines Winters betreffs auch nur einiger Thier- gruppen annähernd alles zu erbeuten, was dort in dem betreffenden Win- ter lebend angetroffen werden konnte, „in dem betreffenden Winter“ muss betont werden, denn selbstverständlich wird die Fauna in verschiedenen Wintern einigermassen verschieden sein, da die klimatischen Verhältnisse der letzteren schwanken und dazu manche Insektenarten nur periodisch auftreten. Ausgeschlossen konnten bei meinem Sammeln werden die we- nigen, selten sich zeigenden Arten der Säugethiere — ich habe auch that- sächlich kein solches zu Gesicht bekommen — sowie die Vögel, die nach den beiden berühmten Sammlungen von Orsini in Genua und beson- ders von Durazzo in Cornegliano genügend besprochen worden sind; das Museum Durazzo enthielt bereits 1841 nicht weniger als 336 Arten von Vögeln, die an der Riviera und in den dieselbe begrenzenden Gebirgen geschossen worden sind. Doch auch die übrigen, kleineren Thiere konnten nicht alle beim Sammeln ins Auge gefasst werden, da die Jagd nach ge- wissen Insekten nur dann erfolgreich ist, wenn man sich auf den Fang der Thiere nur einer Ordnung beschränkt; ich rechne zu solchen Thieren, denen man sich ausschliesslich widmen muss, die Schmetterlinge, die Aderflügler, die Fliegen, auch wohl die Gradflügler und die kleine Thier- Avelt der See. Die übrigen kleineren Thiere dagegen lassen sich recht wohl gemeinsam mit ausgiebigem Erfolge sammeln, doch wird man auch da das Augenmerk stets zunächst einer bestimmten Ordnung zuwenden und hinter deren Vertretern die aller übrigen Ordnungen beim Fangen zurücktreten lassen müssen. Ich sammelte so an der Riviera wie früher in Aegypten, Palästina, Kaukasien, Mittel- und Norditalien und neuerdings in Borkum stets in erster Linie Käfer, sodann alles, was sich mit solchen leicht erbeuten lässt, nämlich Schnabelkerfe, von Aderflüglern nur Ameisen, Spinnen, Tausendfüsse, Asseln, Conchylien, sowie Reptilien und Amphibien, während ich von den anderen oben genannten Ordnungen nur das mit- nahm, was sich, ohne das übrige Sammeln zu beeinträchtigen, d. h. ohne besondere Mühe und Zeitverlust, bot. Es wird diese Andeutung genügen, um zu erklären und za entschuldigen, dass von einigen Ordnungen so wenig aufgeführt werden kann. Ich erlangte auf die oben beschriebene Weise, lediglich unterstützt von meinem damals erst zwölfjährigen und im Sammeln noch wenig erfahrenen Sohne an Kleinthieren Vertreter der folgen- den Ordnungen in der beigesetzten Artenzahl: 5 Reptilien, 2 Batrachier, 1 Fisch, 520 Käfer, 34 Schmetterlinge, 10 Fliegen, 97 Schnabelkerfe, 31 Aderflügler, 16 Gradflügler, 2 Pseudoneuropteren, 143 Spinnen, 28 Tausend- füsse, 10 Asseln und 101 Weichthiere, im Ganzen also 1000 Arten von mit ganz wenigen Ausnahmen lebend gefangenen Thieren, deren manche in grösster, viele in grosser Stückzahl hätten eingetragen werden können; einzelne Arten von Seeigeln, Einsiedlerkrebsen und Cypris sind dabei nicht mit auf- gezählt worden. Wenn wir mit dieser in San Remo gemachten Winterbeute das vergleichen, was sich bei uns, oder selbst in der im Winter so rauhen Po-Ebene in dem einmaligen Zeiträume vom 12. November bis zum 10. Mai erjagen Hesse, so tritt sofort auch die Ursache jener reichen Winterthier- 2* 20 weit, der überraschend günstige Charakter des Rivierenklimas vor unser Auge, — falls wir nicht in die Thorheit fallen, auch dies reiche Thierleben auf vulkanische Heizung des Rivierenbodens zurückzuführen. Und dabei muss noch betont werden, dass die Zahl der erjagten Thierarten zweifellos noch weit grösser ausgefallen wäre, wenn nicht die Verhältnisse des Sammel- terrains, besonders im Hinblick auf Strand- und Süsswasserthiere, sehr ungünstige wären. 266 jener 1000 Arten sind im nördlichen und mitt- leren Europa bisher noch nicht beobachtet worden. Ueberschauen wir, um die Fanggelegenheiten kennen zu lernen, zu- nächst von dem Molo des Hafens aus das Sanremeser Sammelgebiet, so fällt unser Auge zuerst auf die am Fusse der Molenmauer zu deren Schutze im Wasser liegenden grossen Steinblöcke, die mit einigen Arten von Seeschnecken besetzt sind. Mit dem Boote an den Steinen hinfahrend, kann man bequem sammeln; lässt man sich dann quer über die Hafen- bucht zur Küste rudern, so bietet sich Gelegenheit mit dem Käferkätscher einige der zahllosen Seeigel (Strongylocentrus lividus ) von dem nicht tiefen Grunde heraufzuholen, wobei vielleicht auch einige Seeasseln in das Netz gerathen. W ahrscheinlieh werden sich durch fleissiges Fischen vom Ufer aus auch einige im Seewasser lebende winzige Käfer, den Ochthebien zu- gehörig, auffinden lassen, da sie bei Genua nachgewiesen worden sind; mir ist der Fang in San Remo nicht gelungen. Der meist sehr schmale Strand ist für das Sammeln in hohem Grade ungeeignet, denn er ist zumeist schwer zugänglich und vollständig mit rundem, dioritischem Steingeröll bedeckt, das kein Thierleben birgt und selbst die weiterher herbeigeschwemmten und durch die Brandung auf die Steinbank geworfenen Gehäuse und Schalen abgestorbener Muschelthiere in kürzester Zeit zertrümmert oder verunstaltet; auch fehlt ja der Wechsel von Ebbe und Fluth fast ganz. So ist, besonders an der Ostbucht, von jenem ergötzlichen und erspriesslichen Suchen von Käfern , Krebsthieren und Mollusken, wie solches die Sandgestade gestatten, gar keine Rede; selbst die nur selten in grösserer Masse an geschwemmten Seegrasgeniste erwiesen sich als todt. An der Westbucht war das Gestade insoweit besser , als im Meere liegende Steinblöcke und Felsriffe eine Unzahl von Steinschnecken und Bohrmuscheln trugen und angeschwemmte Korallen- und Pflanzenstöcke eine Anzahl kleiner Mollusken bargen; immerhin war aber auch da das Sammeln sehr mühsam und zu wenig ergiebig. Die steile Lehne, welche von diesem westlichen Strande bis zu der Eisenbahn ansteigt, bietet hie und da unter auf Lehmgrund liegenden Steinen eine hübsche, wenn auch sparsame Ausbeute von Carabiden, Staphyliniden, Scydmäniden, Pselaphiden, Spinnen und Gehäusschnecken. Die über der Bahn an der Westbucht liegende erste schmale Terrassenstufe bildet den Corso mezzogiorno und den Giardino del Imperatrice, die beide besonders gegen das Frühjahr hin auf den blühenden Ziersträuchern massenhaft auftretende, doch gemeine Coccinelliden und auf Tamarisken in Menge einen guten Nanophyes und Berginus liefern. In der breiteren, gelind sich hebenden Küstenebene an der Ostbucht lassen sich, wie allenthalben an den Mauern Spinnen, dazu auch an im Schatten stehendem , feuchtem Mauer w'erk von Gärten und Häusern in Masse Pupa cinerea ablesen, und die neu gepflanzten Sträucher der Strandpromenade werden bald mancherlei tragen. 21 Ein Hauptgebiet täglichen Sammelns wurde mir der grosse Garten des Hotel de Nice , der in seinem Haupttheile zahlreiche Arten von Bäumen und Sträu ehern sowie Blumenbeete aufwies, während ein eben- falls umfangreicher Nebentheil zum Gemüsebau und als Abraumplatz diente. Hier bot sich jederzeit Gelegenheit zu ergiebiger Jagd, denn um die durch den ganzen Winter blühenden Blumen flogen im Sonnenschein Schmetterlinge, Aderflügler, Fliegen und Raub suchende Libellen, auf Opuntien und Agaven sassen mit Yorliebe bestimmte Arten grosser Blatt- wanzen, während sich in die herrlichen Rivierenrosen Cetonien einbohrten und Halticiden die Resedablätter durchlöcherten. An den Dattelpalmen- stämmen krochen träge grosse Gehäusschnecken , Limonen- und Orangen- bäumchen sowie Bananen hatten sich die zahllosen Laubfrösche zur Residenz erlesen, Mauereidechsen stellten an der Hotelmauer und auf Agavenblättern der Beute nach, und überall, besonders auch unter den sich ablösenden Rinden von Laubenlatten hausten Spinnen , an letzterer Stelle auch Klein Schmetterlingslarven. Der erhoffte Nachtfang liess sich freilich auch da nicht durchführen, da die mit Sonnenuntergang eintretende Kühle den Flug der Abend- und Nachtfalter hinderte; auch würde der Köderfang wohl durch den allzustarken Duft der Blumen resultatlos ge- macht werden. Nur an den erleuchteten Gangfenstern des Hotels liess sich hie und da ein angeflogener Nachtschmetterling erbeuten; durch Licht die Thiere ins Zimmer zu locken war aber nicht thunlich, weil man des Abends der schwärmenden Mücken halber die Fenster nicht öffnen durfte. Erst Ende April oder Anfang Mai flogen durch die milde Abendluft Leuchtkäfer, deren flügellose Weibchen in von phosphorischem Lichte förmlich glühenden Mauerlöchern sassen. Der wenig gepflegte Neben- garten des Hotels zeigte sich ganz besonders reich, denn die Gemüse und ein ganzes Naturbeet von Symphytum bulbosum lieferten zahlreiche Hal- ticiden, Scymnus und kleine Rüssler, alte Bretter und Tonnen trugen an ihrer Unterseite Mengen von Anthiciden, Staphyliniden und mancherlei Kleinkäfer, unter Steinen waren gemein mehrere Arten Nacktschnecken mit der seltenen Testacella bisulcata , kleinere Gehäusschnecken, Raubkäfer, sowie Scydmäniden und Pselaphiden; der an einem kleinen Abhange an- gehäufte Jätabraum, in der Hauptsache aus Gras bestehend, lieferte auf das Sammeltuch Unmassen von Staphylinen , freilich nur eine Vulda gracilipes , einen einzelnen Carabus vagans , viele Clavicornier, Sphäridiinen und Histeriden, sowie Tausendfüsse und Asseln, und alte Limonen- und Feigenbäume bargen unter der Rinde in der Winterruhe befindliche Hal- ticiden und im Innern zahllose Termiten sammt ihren Gästen, unter denen besonders Choerorrhinus squalidus unser Interesse beansprucht. In dem am Gehänge der Westseite befindlichen Garten des jetzigen Hotel Bristol belebten gegen das Frühjahr 1884 hin Tausende von Mordelliden und Mylabriden (Bruchiden) die blühenden Ziersträucher, während Chrysomela americana eine als Beeteinfassung dienende Rosmarinhecke bevölkerte, Halticiden, Coccinelliden, Scymnus , kleinere Rüssler, Clytus , Cetonien und Blattwanzen bestimmte Pflanzen besuchten und Gehäusschnecken in Menge unter den üppigen Blumenmassen hausten ; die Blätter der anstossenden Wein- pflanzung liessen sich Haltica ampelophaga und ein Rhynchites schmecken, während in den Wurzeln die Larve von Vesperus strepens arbeitete, der hie und da in alters- oder wintermüden Stücken in den Häusern auftauchte. 22 Was von dem Gehänge nicht zu Gärten benutzt ist, das ist zu Oelbaumterrassen umgewandelt, die wiederum der freilich mühsamen Sammelthätigkeit ergiebigen Boden gewähren. Im eigentlichen Winter ist dort im Schatten der Oliven der niedere Pflanzenwuchs noch gering und an Thieren arm, vom März an aber lässt sich daselbst auf reichem Blumen- flor, insbesondere an Leontodon , Urospermum , Lotus u. a. eine arten- und individuenreiche Beute an Käfern, Wanzen, Schlupfwespen u. a. kätschern, wobei die Insekten oft durch mitgefangene Gehäusschnecken gefährdet werden. Der Boden der Terrassen aber bietet besonders unter Steinen auch vom Dezember bis Februar vieles und darunter mit die interessantesten Arten. Frei auf dem Boden langsam laufend oder an den Terrassenmauern sitzend zeigt sich uns nur hie und da eine Timarcha , ein SJcarabäus oder ein Pentodon sowie an Oelbäumen die auffällige Limax Decampi , unter den Steinen aber enthüllt sich reicheres Leben: zahlreiche Ameisennester, zum Theil mit schmarotzenden Cicaden, werden aufgedeckt; in den Lehm zur Winterruhe eingewühlte Skarabäen und Copris , Carabiden, Staphy- liniden, Pselaphiden und Scvdmäniden mit dem seltnen Leptomastax , Dichillus , Dendarus und Asida , Gleonen, Acalles , Brachycerus und Minyops , Meloe und Chrysomelen , hie und da auch ein Vesperusy Spinnen und Skorpione, Wanzen, Orthopteren und Embia- Larven, Tausendfüsse und Asseln , ganze Nester oder einzelne Stücke grosser und kleiner Gehäus- schnecken, zuweilen auch Schlangen und Schleichen liegen unter den durch Einbruch der mörtellosen Mauern abgestürzten Steinen, Otior- rhynchen und Skorpione hauptsächlich auch unter den obersten Decksteinen der Stützmauern. Besondere Erwähnung aber verdient der Fang be- stimmter meist blinder Kleinkäfer , der nur in den Subtropengebieten lohnend ist; es handelt sich da vornehmlich um die Carabiden Anilins und Scotodipnus , die Staphyliniden Octavius , Edaphus und Cylindrogaster , die Lathridier Anommatus und Langelandia und die Curculioniden der Gattung Alaocyba. Diese kleinen, zarten, zumeist fast durchsichtigen und hellgelben oder hellbraunen Thiere finden sich nur bei nassem Wetter unter mittelgrossen Steinen, bei trocknerem aber nur an der Unterseite grosser Blöcke, die etwas in den lehmigen Boden eingesenkt sind. Hat man, wenn nöthig mit einem Hebel, den Stein umgedreht, so muss man vor ihm niederknien und seine feuchtlehmige Unterseite mustern und sieht dann die bald laufenden winzigen Carabiden und Staphyliniden leicht, die weniger schnellen Anommatus und die phlegmatischen Rüsselkäfer schon schwerer und am allerschwersten die flachen, grauen, auf der Ober- seite stets mit zwischen die Riefen und Leisten der Flügeldecken und des Halsschildes eingelagertem Lehm bedeckten Langelandien, die fest am Steine angedrückt liegen bleiben, bis der Lehmüberzug desselben stark zu trocknen beginnt; geschieht dies, so heben sie sich auf die kurzen Beinchen und schieben sich langsam über die Fläche. Um sie besser zu sehen und durch schnellere Trocknung des Lehms sowie durch Wärmung und stärkere Beleuchtung zu beunruhigen, beleuchtet man wohl auch den Stein mit einem grossen Brennglas, doch habe ich die Thierchen stets auch ohne solches Hülfsmittel aufgefunden. Dieser Fang der kleinen Steinkäfer ist in hohem Grade anziehend und lohnt dadurch die aufgewandte Zeit und Mühe; in San Remo erbeutete ich so Vertreter der Gattungen Scotodipnus , Edaphus , Anommatus und Langelandia , doch nur die letztere in grösserer Zahl. 23 Grosse Hoffnungen hatte ich auf das Sieben gesetzt, das oft so reichen Kleinthierfang ergiebt, doch war das Aussieben des Mulmes der zahlreichen alten Oelbäume fast resultatlos, nur eine in einen solchen eingelagerte Heu- und Strohbucht lieferte ein etwas günstigeres Ergebniss, auch einige Scotodipnen und zwei Arten der zierlichen Mcme-Schnecke. Einigermassen besser, doch auch nicht gerade reich an Ertrag gestaltete sich das Durch- sieben der auf manchen Terrassen stufen zu niedrigen Dämmen aufgehäuf- ten Unrathmassen, die im Wesentlichen aus Erde, Sternchen, ausgerauften Pflanzen, alten Oliven und Oelbaumbläftern bestand und unter Anderen zahlreich Pselaphus Heisei , seltener bessere Pselaphiden und Scydmäniden, viele Acalles, wenige Peritelus nicaeensis und Trachyphlöeus , einige Hemipteren, Tausendfüsse und vereinzelte Stücke kleiner Pupa- Arten enthielten. An den höheren Gehängen des Monte Bignone, wo der Oelbaum der Buche und Steineiche Platz gemacht hat, suchte ich vergeblich nach genügendem Siebmaterial, da die dürftigen Buchen zu vereinzelt standen, und als ich Ende Februar nach San Romolo hinaufgestiegen war, um probeweise dort zu sammeln und mich günstigenfalls da eine Woche einzuquartieren, ergab das Aussieben der dort, damals freilich auf noch zum Theil gefrorenem Boden lagernden Massen von Edelkastanienlaub nur zahlreiche Stücke gewöhn- licher Trechus , Pembidion und Paederus , während ein in der zweiten Hälfte des März ausgeführter Besuch des Bignone-Gipfels unter den die Spitze bedeckenden Steinen Harpalus dimidiatus und Pichillus minutus , sowie durch Abklopfen der unmittelbar unter der Kuppe stehenden Kiefern einige Prachonyx pineti gewinnen liess. Den Holz- und Borkenkäfern habe ich natürlich beim Besuche der Olivenhaine wie der lichten Seekiefer- und der höher liegenden, dichteren Föhrenbestände, an denen der Monte Bignone noch sehr reich ist, eifrig nachgestellt, habe da aber wenig gefunden; dagegen lieferte mir der Holz- stall des Hotel de Nice aus Kiefern-, Buchen- und Olivenholz eine sehr erfreuliche Zahl solcher Käferarten, unter denen sich auch mehrere recht gesuchte Thiere in grosser Menge fanden, und dazu auch einige Vertreter anderer Käferfamilien, die unter Rinde leben. Ich habe so ziemlich alle Zeit starken Regens nutzbringend in dem Holzstalle verbracht und bin überzeugt, dass ein in San Remo ansässiger Sammler durch Anlegung einer für den Fang berechneten sogenannten Holzkammer und Eintragung recht verschiedenartiger Hölzer und Stauden noch sehr viel von mir nicht Gefundenes und darunter gewiss viel Interessantes wird erbeuten können. Mist- und Dungkäfer zu sammeln bietet sich, wie überhaupt in den südlichen Ländern, so auch in San Remo reichlich Gelegenheit, wiewohl es mit Ausnahme der Esel an Vieh, besonders aber an Kühen mangelt, denn es liebt ja dort der an das Leben in freier Luft gewöhnte Mensch die Produkte seiner Verdauungsthätigkeit auch im Freien, auf den Oel- baumterrassen, leider auch mit Vorliebe unter den Eisenbahnbögen nieder- zulegen, durch die man zum Strande gelangen kann. Wenn trotzdem nun die Zahl der von mir von dort mitgebrachten derartigen Käfer nicht sehr gross ist, so liegt das wesentlich daran, dass es im Sammlerleben auch des eifrigsten Entomologen nicht nur Augenblicke, sondern ganze Perioden giebt, in denen er für solches Sammeln geistig und körperlich nicht recht gestimmt ist. 24 Y erhältnissmässig arm ist das Süsswasserthier] eben, denn dasselbe ist lediglich auf die vom Monte Bignone kommenden Torrente (Giessbäche) angewiesen, die, an steilem Gehänge herabstürzend, nur in den auf kleinen Stufen sich bildenden Becken und in dem sehr kurzen Laufe durch die ganz schmale Küstenebene Thiere beherbergen können, in diesen ruhiger fliessenden Partien aber entweder von der Seife der Wäscherinnen schäu- men oder, wenigstens im Unterlaufe, durch die Abführwässer der Oel- mühlen so verunreinigt sind, dass die Steine und Wasserpflanzen mit einer widerwärtigen, flockigen Schicht einer halb ausgelaugten Oelschmiere bedeckt sind; im mittleren Lorenzobache ist ausserdem die an einem vom Wasser überströmten Felskopfe befindliche Pflanzenmasse, die in normalem Zustande Elmis , Ochthebius und Hydraena einschliessen müsste, vollkom- men mit Kalk übersintert; bei solchen Yerhältnissen muss es überraschen, dass überhaupt noch thierisches Leben in diesen Gewässern sich vorfindet. Bas Sammeln in denselben ist noch dadurch sehr erschwert, dass sie am Unterlaufe durch Abschluss der daran liegenden Privatbesitzungen und im oberen und mittleren Laufe durch die Steilheit der Uferfelswände schwer und nur an wenigen Stellen zugänglich sind; ich beobachtete da- rin die ersten Entwickelungsformen von Kröten, einige Aale, 42 Arten von Wasserkäfern, einige Lesteva , 9 Arten Wasserwanzen, Libellula-L'drvQn , 6 Arten Conchylien und eine Cypris in zahlreichen Stücken. Um zuverlässige Bestimmung der sämmtlichen erbeuteten Thiere zu erlangen, musste ich in reichem Maasse die Hilfe von Fachmännern in Anspruch nehmen, die mir allenthalben, wo ich anklopfte, auf das Liebens- würdigste gewährt worden ist. So bestimmten die Herren Major Br. L. v. Heyden, Br. Eppelsheim, Weise, Reitter, Br. Stierlin, Gangl- bauer, Schreiner, Br. Flach und Baudi Käfer, Br. Puton die Schnabelkerfe, Calberla Schmetterlinge, Albert Kuntze Fliegen, Br. Heller und Kohl Aderflügler, Prof. Br. G. Mayr Ameisen, Prof. Redten- b ach er Gradflügler, Prof. Br. Bertkau die Spinnen, Br. Haase die Tausendfüsse, Prof. Koelbel die Asseln, Prof. Br. Boettger die Rep- tilien, Batrachier und Mollusken; ihnen allen auch hier herzlich zu danken ist mir eine liebe Pflicht. In der nun folgenden Aufzählung sind die bisher in Nord- und Central- europa noch nicht gefundenen Arten mit einem * versehen. Bie hinter den Namen stehenden Zahlen geben die Anzahl der erbeuteten Arten oder Stücke an. Reptilien: 5. *Tarentola mauritanica L., 2 Stück, von denen das eine nach Art der Geckos an der Zimmerdecke laufend gefunden wurde, und ein Ei aus einem Loche einer Terrassenmauer. Anguis fragilis L., 5 variirende Stücke unter Steinen am Beragallo. Lacerta muralis Laur. typ., überall an Mauern gemein. * — ocellata Baud., am Gehänge des Bernardo-Thales gesehen. *Coronella girondica Baud., 1 Stück unter einem Steine am Francia-Thale. H assall erwähnt nach Bestimmungen von G. L. Fenton ohne An- gabe der Jahreszeit von San Remo: Goluber Aesculapi . Coronella girondica, Tropidonotus natrix var. siculus , Tr. viperinus, Calopeltis lacertina u. Lacerta ocellata, 25 Batrachier: 2. Bufo vulgaris Laur., 1 Stück im Foce-Thale; Laich und Junge im Bernardo- und Loren zo-Bache. *Hyla meridionalis Bttgr., (= H. Perezi Bosca = II. barytonus Her.- Rey). Das Thier war früher von Böttger nach todten Stücken für eine Varietät unseres gemeinen Laubfrosches gehalten worden; als ich ihm aber, durch das nicht quakende sondern mehr schnarrende Geschrei der Thiere aufmerksam geworden, lebende Stücke sandte, erkannte er in denselben eine besondere Art. Gemein besonders auf Orangen- und Limonenbäumen, von deren einem man zuweilen ein halbes Dutzend und mehr abschütteln kann , im März und April auch zahlreich in Tümpeln am Beragallo. Gegen das Frühjahr hin durchtönt an jedem milden Abende stundenlang und ununterbrochen das Schnärren von Tausenden der verliebten Laubfroschmännchen die Rivierenlandschaft. Nach Hassall sollen noch Vorkommen: Bufo viridis, Pelodytes punctatus und Bombinator igneus. Fische: 1. Anguilla fluviatilis C., 2 etwa fingerlange Stücke in dem Tümpel des Lorenzo-Baches, der unmittelbar unterhalb Pietro liegt. Es waren dies die einzigen Fische, die bei dem vielen Fahnden nach Wasser- käfern in den Kätscher kamen. Ist es schon schwer begreiflich, dass die Aale in dem unreinen Wasser des Baches leben können, so er- scheint es doch noch räthselhafter, wie sie auf ihrer Wanderung den riesig hohen, steilen Felsabsturz unmittelbar unter jenem Tümpel zu überklettern vermochten. Käfer: 520. Carabidae: 33. Procrustes coriaceus L., selten unter grossen Steinen auf den Terrassen. *Carabus vag ans Oliv., 1 Stück tief im Jätabraum. Bembidion lampros Hbst., in Menge Ende Februar aus Kastanienblättern bei San Romolo gesiebt. * — praeustum Dej., 1. — nitidulum Marsh., 1. * — minimum F. var. rivulare Dej., 1. *Tachys haemorrhoidalis Dej., 1 St. mit nur schwach angedeutetem rothen Fleck; bei San Remo gesiebt. *Scotodipnus Anbei Saulcy, einzeln unter grossen Steinen der Terrassen, in Anzahl aus einer in einem hohlen Oelbaume liegenden Strohbucht gesiebt. * — affinis Baudi, unter grossen Steinen selten. Trechus palpalis Dej., bei San Romolo in Kastanien blättern häufig. *Laemosthenes algerinus Gory, unter Steinen der Terrassen sehr selten. Pterostichus melas Creutz., ebenda selten. *Percus Villae Kraatz, ebenda 3. Amara aenea Dej., an der Strandlehne selten. *Acinopus picipes OL, ebenda und auf den Terrassen nicht selten. *Aristus dama Rossi, sehr selten. 26 * Opitonus diffinis var. rotundicollis Frm., selten. — puncticollis Payk., selten. * — rotundatus Dej., selten. — calceatus Duft., selten. Harpalus psittaceus Fourcr., selten. — rubripes Duft., selten. * — dimidiatus Rossi, nicht selten, im März auch unter Steinen auf dem Gipfel des Monte Bignone. B radycellus verbasci Duft., 2. AcMpalpus meridianus L., 1 St. von der Strandlehne. *Licinus silplioides Rossi, selten an der Strandlehne. — granulatus Dej., ebenso. Metablelus truncatellus L., 1. — foveatus Fourcr., 1. Blechrus maurus Sturm, nicht selten im Gesiebe. Dromius linearis Oliv., 1. — meridionalis Dej, 1. — fenestratus F., 1. Dytiscidae: 15. *Haliplus badius Aub., im Bernardo- und Lorenzobach nicht gar selten. — lineatocollis Marsh., in allen Bächen gemein. *Cnemidotus rotundatus Aub., im Bernardo-Bache nicht selten. *Bidessus bicarinatus Latr., nicht selten. — delicatulus Schaum, häufig, besonders im Bernardo und Lorenzo. *Deronectes moestus Frm., ziemlich häufig. *Hydroporus crux F., ziemlich selten. — varius Aub., nicht selten. — halensis var. fuscitarsis Aub., nicht selten. * — limbatus Aub., selten. * — obsoletus Aub., selten. Laccopliilus interruptus Panz., gemein. *Agabus brunneus F., ziemlich selten. — biguttatus Oliv., 1. — bipustidatus L., selten. Gyrinidae: 1. Gyrinus urinator 111., häufig. Hydrophilidae: 25. *Hydrous pistaceus Lap., 1 St. im Bernardo-Bache. Helochares erythrocephalus F., sehr selten. Anacaena bipustidata Marsh., häufig. — globula Payk., nicht selten. *Laccobius gracilis Mötsch., selten. — nigriceps var. maculiceps Rottbg, selten. — scutellaris Mötsch., gemein. — — var. atratus Rottbg, seltener. — — var. minor Rottbg, nicht selten. *Limnebius nitiduloides Baudi, nicht häufig. * — dissimilis Kuw. n. sp., häufiger, besonders im oberen Lorenzo bei San Pietro. 27 *Limnebius sericans Muls., ziemlich häufig im ßernardo. Cercyon flavipes F., nicht selten im Abraum. — — var. erythropterus Muls., 3. — melanocephalus L., selten. Megasternum obscurum Marsh., und Cryptopleurum ätomarium Oliv., gemein im Jätabraum im Hotelgarten. Sphaeridium bipustulatum F., selten. Helophorus rugosus Oliv., und * — obscurus Muls., im Bernardo. *Ochthebius exaratus Muls., sehr selten. — bicolon Germ., etwas häufiger im Lorenzo. Hydraena, testacea Curtis, häufig im Lorenzo. — angustata Sturm, ebenso. — nigrita Germ., häufig im Bernardo- und Foce-Bach. Parnidae: 2. Limnius troglodytes Gyll., 1. * Pärnus intermedius Kuw. n. sp., 1. Staphylinidae: 99. Ocalea picata Steph., 1 St. im Genist. Chilopora longitarsis Er., häufig im Jätabraum des Hotelgartens. Calodera umbrosa Er., 1 St. am Ufer des Foce* Baches. Phloeoptera reptans Grav., 3 St. und — corticalis Grav., 2 St. unter Rinde von Seekiefer im Holzstall. Oxypoda opaca Grav., gemein im Jätabraum. — sericea Heer, 4 St. im Gesiebe der Oliventerrassen. Aleochara bipunctata Ol., 1. — crassiuscula Sahib., 1. — nitida Grav., 1. Drusilla canaliculata F., 1 St. im Abraum. *Callicerus atricollis Aub., 1. Colpodota sordida Marsh., im Abraum und vielfach im Gesiebe gemein. — pygmaea Grav., 1. — aterrima Grav., 1. — fungi Grav., 6. — laticollis Steph., selten. — fuscipes Heer, 2. Thectura cuspidata Er., 1. Liogluta vicina Steph., 2. *Atheta Reyi Kiesw., 2. — Pertyi Heer, gemein im Abraum und unter Brettern. — trinotata Kr., 1. — coriaria Kr., 3. — oblita Er., 1. — testaceipes Heer, 1. — longicornis Grav., häufig im Abraum. — occulta Er., 1. — amicula Steph., 5. — inquinula Er., 1. 28 Alconota insecta Thoms., 1. — sulcifrons Steph., 1. — gregaria Er., 1. Falagria sulcata Payk., gemein im Abraum etc. — sulcatula Grav., 1. — obscura Grav., gemein wie sulcata. Placusa complanata Er., nicht selten unter Seekieferrinde im Holzstalle. Pronomaea rostrata Er., 1 St. an einer faulenden Orange. Myllaena brevicornis Matth., 1. Oligota pusillima Grav., häufig im Abraum, auch unter Steinen. — flavicornis Luc., 1. Leucoparyphus sylphoides L., 1 St. im Abraum. Tachyporus hypnorum F., häufig und — nitidulus F., sehr häufig im Abraum. Conurus immaculatus Steph., 4. — pedicularius Grav., selten. Mycetoporus splendens Marsh., 2. Quedius cinctus Payk., 1. — lucidulus Er., 4. Creophilus maxillosus L., 1. Leistotrophus murinus L., 2 im Abraum. Staphylinus chrysocephalus Fourcr., 1. Ocypus olens Müll., unter Steinen der Terrassen recht häufig. — pedator Grav., 1. — - edentulus Block, 2. Cafius sericeus Holme, 1. Actobius rivularis Kiesw., 1. Philonthus debilis Grav., 5. — concinnus Grav., häufig, wie die meisten Philonthus besonders im Abraum. immundus Gyll., ebenso. — fimetarus Grav , nicht so häufig. — nigritulius Grav., gemein. — thermarum var. maritimus Mötsch., 1. — varians Payk., häufig. Xantholinus punctulatus Payk., häufig. — linearis Oliv., 1. *Vulda gracilipes Duv. Von diesem seltenen Thiere lieferte der Abraum trotz all meiner Bemühung nur ein Stück. Lathrobium multipunctum Grav., 1. Medon apicalis Kr., 2. — propinquus Bris., 5. — welanocephalus F., 2. — ochraceus Grav., 1. Scopaeus gracilis Sperk., 1. Stilicus orbiculatus Payk. , im Abraum , unter Brettern und Steinen gemein. * Astenus curtulus Er., 1. * — uniformis Duv., 2. « — angustatus Payk, 29 Paederus Uttoralis Grav., gemein im Abraum und unter Kastanienlaub bei San Roruolo. Stenus asphaltinus Er. * — scaber Fauv., 1. *Edaphus dissimilis Aub., leider nur 1 St. an der Unterseite eines grossen Steines am Monte Bignone etwa in der Höhe der Oelbaumgrenze. Oxytelus inustus Grav., gleich allen Gattangsgenossen besonders im Abraum. — sculpturatus Grav., gemein. — nitidulus Grav., nicht häufig. — complanatus Er., häufig. * — speculifrons Kr., 2. — tetracarinatus Bloch, gemein. — Jiamatus Frm,, nicht selten. Trogophloeus riparius Lac., selten. — corticinus Grav., selten. — pusillus Grav., selten. *Lesteva Pandellei Fauv., einmal etwa ein Dutzend in dem Bache hinter dem jetzigen Kaiser-Friedrichs-Krankenhause. Omalium pusillum Grav., ziemlich häufig an faulen Orangen. — rivulare Payk., im Abraum nicht häufig. — caesum Grav., an faulen Orangen nicht häufig. Protinus ovalis Steph., häufig im Gesiebe und an faulen Orangen. — brachypterus F., selten ebenda. — atomarius Er., selten ebenda. Megarthrus affinis Mill., 1 Stück im Abraum. Microp eplidae: 1. Micropeplus fulvus Er., 1 Stück im Abraum. Pselaphidae: 6. *Euplectus intermedius Woll., selten im Gesiebe. *Bryaxis nigriventris Schm., selten ebenda. * — Chevrieri Aub., etwas häufiger ebenda und unter Steinen. *Bythinus Schneideri Beitt. nov. sp., unter Steinen der östlichen Ter- rassen nicht selten. * — pedator Reitt., unter Steinen der westlichen Terrassen seltener. Pselaphus Heisei Hbst., unter Steinen und besonders im Gesiebe häufig. Scydmaenidae: 11. Euthia Schaumi Kiesw., 1. * Cephennhim maritimum Reitt., einzeln an der Unterseite von Steinen, häufiger im Gesiebe. — aglenum Reitt., 2 Stück unter grossen Steinen. *Neuraphes myrmecophilus Aub., 1 Stück unter Steinen. — subeordatus Frm., 3 ebenda. *Cyrtoscydmus Helferi Schm., häufig, auch im Gesiebe. — pusillus Müll., 2 Stück unter Steinen. Scydmaenus tarsatus Müll., 3 Stück im Gesiebe. — rufus Müll., 1 ebenda. *Leptomastax sublaevis Reitt., 5 Stück unter Steinen der westlichen und im Gesiebe der östlichen Terrassen. BO *Leptomastax nov. spec. prope hypogaeum Piraz., 1 Stück unter einem Steine der Westseite. Silphidae: 3. Catops coracinus Kelln., 3 Stück im Abraum. Colon griseum Czwal., 1. — ruf es eens Kr., 2. Anisotomidae: 1. Liodes ccäcarata Er., 1. Clambidae: 2. Clambus pubescens Redtb., 4. *Loricaster testaceus Muls., 2. Corylophidae: 3. Sericoderus lateralis Gyll., gemein im Abraum und Gesiebe. Orthoperus punctum Mrsh., 1. *Bhypobius velox WolL, 4. Trichopterygidae: 5. Ptenidium pusillum Gyll., 2. Trichopteryx grandicollis Maerk., selten. — thoracica Waltl, 2. — intermedia Gillm., ziemlich selten. — fascicularis Hbst, häufiger. Phalacridae: 2. Olibrus liquidus Er., häufig. -- affnis Strm, häufig. Eudomy chidae: 2. Symbiotes gibberosus Luc., selten. Mycetaea hirta Marsh., nicht selten. Cryptophagidae: 13. Cryptopliilus integer Heer, häufig. * Leucohimatium elongatum Er., 2. Cryptophagus pilosus Gyll., selten gleich den übrigen unter Steinen oder im Frühjahre gekätschert. — affinis Strm, selten. — cellaris Scop., selten. — distinguendus Strm, selten. — dentatus Hbst et varietates, häufig. — scanicus L., nicht häufig. * — var. hirtulus Kr., häufig. Atomaria atricapilla Steph., nicht selten. — pusilla Payk., nicht selten. — nigripennis Payk., 1. Ephistemus globulus Payk., gemein unter Brettern und im Abraum. Lathridiidae: 13. *Anommatus planicollis Frm., 3 ungemein an Grösse variirende Stücke unter grossen Steinen der Terrassen am Francia-Thale. ) 31 Lathridius angusticollis Gyll., selten. * — productus Rosenh., häufig. — nodifer Westw., 1. Enicmus minutus L., häufig. — transversus Oliv., selten. Corticaria elongata Gvll., 1. * Melanophthalma sericea Mannh., 1. — distinguenda Comolli, häufig. — fuscipennis Mannh., gemein im Abraum. — gibbosa Hbst, selten. - — fulvipes Comolli, selten. *Migneauxia crassiuscula Aub., 2. Tritomidae: 2. Typhaea fumata L., gemein. *Berginus tamarisci Woll., auf blühender Tamarix tetandra im Giardino del Imperatrice häufig. Nitidu lidae: 6. * Garpophilus mutilatus Er., 2. — hemipterus L., 1. *Meligethes rubripes Muls., selten. — brassicae Scop., häufig. — picipes Hbst, selten. Rhizophagus depressus F., 2. Colydiidae: 4. Coxelus picüis Strm, 1. *Langelandia Reitteri Belon; durch viele Mühe wurden unter grossen Steinen der östlichen Terrassen an 50 Stück erbeutet, meist mehrere, einmal 13 zusammen. Die Art war bis dahin nur von Korsika und Sardinien bekannt, ist dazu später auch in Algier nachgewiesen worden. Die kleinen meist mit Lehm bedeckten Thiere sind schwer zu sehen. Colydium elongatum F., 1. Aulonium ruficorne Oliv., 1. Cucujidae: 8. *Laemophloeus elongatus Luc., 1 Stück von Reitter bestimmt. Die Art für Europa neu. Silvanus bidentatus F., 6 St. unter Rinde von Seekiefer im Holzstall. Cathartus advena Waltl, 1. Monotoma spinicollis Aub., selten, gleich den übrigen im Abraum und unter alten Brettern. — quadrifoveolata Mötsch., 1. — quadricollis Aub., nicht häufig. — brevicollis Aub., ziemlich häufig. — picipes Hbst, 5. JD ermestidae : 4. Dermestes Frischi Kugel., selten. — lardarius L., 1. 32 *Hermestes aurichalceus Küst., in Nestern der Porthesia similis Füssli von Pinus maritimus des Monte Nero in Anzahl gezogen. Anthrenus verbasci L., gemein auf Blüthen. Histeridae: 11. *Platysoma elongatum Oliv., 1. * Hist er major L., 1. — cadaverinus Hoffm., 1. — duodecimstriatus Schrak, 1. — corvinus Germ., 2. Par omalus parallelopipedus Hbst, 1. Gnathoneus rotundatus Kugel., 2. *Plegaderus Otti Mars., 3. Onthophilus striatus Forst., 3 im Abraum. Abraeus graniäum Er., 1. Acritus nigricornis Hoffm., häufig unter alten Brettern. Platy ceridae : 1. Horms parallelopipedus L., selten. Scarabaeidae : 21. * Scarabaeus laticollis L. , nicht selten im Lehmboden unter Steinen im Winterquartier, seltener zu Tage auf den Terrassen laufend. Hassal erwähnt in seinem Werke über San Remo als Vertreter der Käferfauna ausser Luciola italica , Cantharis vesicatoria und Aromia moschata auch Sc. sacer , die dabei stehende Abbildung ergiebt aber Sc. laticollis. * Copris hispanus L., selten. * Onthophagus Amyntas Oliv. — coenobita Hbst. * — ovatus var. ruficapillus Brüll. Aphodius fimetarius L. — obliteratus Panz. — varians Duft. Oxyomus sylvestris Scop., häufig unter Brettern und im Gesiebe. Pleurophorus caesus Panz. Trox scaber L., selten. Geotrupes stercorarius L. * Pentodon punctatus Villers, nicht eben selten auf den Terrassen laufend. *Oryctes grypus 111., wenige Stücke in der Erde des Hotel-Gartens. * Tr opinota squalida L., nicht häufig und Leucocelis funesta Poda, häufig gegen das Frühjahr hin. Cetonia aurata var. lucidula Fieb. , nicht selten , besonders auf Rosen und wie alle Cetoniinen besonders von März bis Mai. Potosia affnis Andsch., 2. * — floricola var. florentina Hbst, nicht häufig. * — morio F., selten. Valgus hemipterus L., auch erst gegen das Frühjahr häufiger. Hupr estidae : 2. * Ptosima 11-maculata var. 6-maculata Hbst, 1 Stück zugeflogen. Traehys minuta L., 1 Stück gekätschert. 33 Rucnemidae: 1. *T1iroscus asiaticus Bonv., 2. j Elateridae: 1. Drasterius bimaculatus Rossi, nicht oft gekätschert. D ascillidae: 1. Cyphon coarctatus Payk., vom März an oft gekätschert. Cantharidae: 18. * Lamprorhim Miäsanii Kiesw. Im Frühjahr 1884 in der zweiten Hälfte des April 6S nicht häufig des Abends fliegend, die Weibchen mit grün phosphorescirendem Lichte prachtvoll ruhig leuchtend in Mauer- löchern. Nicht nur die Leuchtflecke der letzteren strahlten Licht aus, sondern ausserdem war der ganze Hinterleib von Licht durchglüht, das am stärksten an den Schulterecken bemerkbar war. *Luciola lusitanica var. Mentonensis Perag. 1884 in der zweiten Hälfte April nicht selten, 1889 ein einziges Stück am 26. April, dann selbst bis zum 10. Mai keine. Hassal verwechselt die Art mit L. italica. Das den Luciola eigene stoss weise Aufflammen des Lichtes verstärkte sich, wenn man die Tbiere in die Cyankaliflasche oder in Spiritus legte, zunächst bis zum baldigen Absterben, dann leuchteten die weissen Flecke mit ruhigem grünlichen Lichte noch 5 — 55 Minuten lang fort. Rhagonycha fulva Scop., häufig. — femoralis Brüll., häufig. — var. nigripes Redtb., selten. *Pygidia denticollis Schümm., seltener. — punctipennis Kiesw., nicht selten. *Malthimis fdicornis var. scriptus Kiesw., häufig, doch nur jj. *Malthodes recurvus Baudi, häufig. Drilus flavescens Rossi, nicht selten cM; es ist dringend zu empfehlen, die ungeflügelten , larvenähnlichen in Schneckenhäusern zu suchen, deren Bewohner sie fressen. Charopus concolor F., häufig. Axinotarsus ruficollis Oliv., nicht selten. *Malachius flavilabris Waltl, selten. Dasytes niger L. — plumbeus Müll., häufig. *Haplocnemus pectinicornis L. var., 1. Danacaea pallipes Panz., gemein. — nigritarsis Küst., häufig. , > Cleridae: 2. Clerus formicarius L, 1. Necrobia violacea L., selten. * ' f 1 Rruchidae: 3. Bruchus (Ptinus) brunneus Duft., nicht häufig. * — bidens Oliv., selten. * — — var. minutus Lap., selten. 3 34 Byrrhidae: 1. Byrrhus (Anobium) paniceus L. Bostrychidae: 2. *Sinoxylon sexdentatum Oliv., 3. Stephanopachys substriatus Payk., 2. Ciidae: 2, Cis festivus Panz., selten. Ans dem Holzstalle. *Rhopalodontus populi Bris., 3. Tenebrionidae : 6. * Stenosis angustata var. brenthoides Rossi, 2, unter Steinen. *Dichillus minutus Sol., nicht allzu häufig unter Steinen am Strand- gehänge, auf den Terrassen und auf dem Gipfel des Mte. Bignone. *Asida JDejeani So]., einzeln im lehmigen Boden der Terrassen unter Steinen. *Dendarus tristis Rossi, selten am Strandgehänge. Corticeus pini Panz., etwa ein DutzencT unter Rinde von Seekiefer im Holzstall. *Helops pygmaeus Küst , wenige Stücke unter Steinen. Lagriidae: 1. Lagria Jiirta L., vom März an auf Blumen. Mordellidae: 5. *Trotomma pubescens Kiesw., nicht häufig. Anaspis Geoffroyi Müller, nicht selten mit — maculata Fourcr., die gemein auf Blüthen grosser Crataegus glabra -, Myosporum- und Pi^osporwm-Sträucher in Gärten. — ruficollis F., seltener. — subtestacea Steph., mit A. maculata , doch viel weniger häufig. Meloidae : 1. Meloe rugosus Marsh., 1 Stück unter einem Steine der Terrassen. Im Sommer kommt, wie Hass all erwähnt und mir der Sanremeser Grundbesitzer Lamperti bestätigte, die spanische Fliege, Lytta vesicatoria vor, und zwar oft in solcher Menge, dass sie zum Verkauf gesammelt wird. Anthicidae: 8. *Euglenes sanguinolentus Kiesw., 1. — populneus Panz., nicht selten gekätschert. Formicomus pedestris Rossi, gemein unter feuchtliegenden Brettern im Nebengarten des Hotel de Nice. * Anthicus Rodriguesi Latr , mit Formicomus , häufig. — floralis L., ebenda, selten. * — quadriguttatus Rossi, ebenda, häufig. *Ochthenomus punctatus Laf., ebenda, 2. * — tenuicollis Rossi, ebenda, nicht selten. Oedemeridae: 1. Oedemera lurida Marsh., gegen das Frühjahr hin häufig. 35 Curculionidae: 50. * Otiorhynchus aurifer Boh., 1 Stück unter einem Stein. * — meridionalis Gyll., besonders unter den obersten Steinen der Ter- rassen-Stützmauern häufig. *Peritelus nicaeensis Stiert., im März auf den Terrassen in geringer Zahl gesiebt. Sitona Uneatus var. geniculatus Fahrs. — sulcifrons Thunb. * Trachyphloeus aurocruciatus Desbr. var., leider nur 1 Stück gesiebt. JBarynotus obscurus F. var. ?, 1. *Brachycerus algirus F., wenige Stücke unter Steinen. Cleonus nigrosuturatus Goeze, 1, unter einem Stein. * — excoriatus Gyll., 1, ebenso. — alternans Hbst, 1, ebenso. — pedestris Poda, 1, ebenso. *Lixus anguinus L., 1. * — Ascanii var. albomarginatus Boh., 1. — elongatus Goeze., 1. Minyops carinatus L., 1. * Hyper a salviae Schrak, 1. — variabilis Hbst, 1. JBrachonyx pineti Payk., 3 Stück Ende März auf dem Mte. Bignone unmittelbar unter dem Gipfel von Kiefern geklopft. Orthochaetes setiger Beck, 2. * Choerorrhinus squalidus Frm. Das bisher selten und nur von Des- br ochers in Handel gebrachte Thier wurde von mir 1884 aus einem alten Feigenstumpfe in 2 Stücken gesiebt und 1889 in grosser Zahl in den Gängen von Termes lucifugus in einem alten Feigenbäume im Nebengarten des Hotel de Nice gewonnen. Die hartgepanzerten Rüssler dürften wohl den Termiten keinen Nutzen gewähren, sondern von diesen nur gezwungenermassen geduldet werden; sie wählen ihren Aufenthalt in den Gängen der Termiten, weil ihnen diese die Mühe abuehmen. das Holz sich zum Frasse zu zerstückeln, ln dem Ge- siebe aus jenem alten Feigenstumpfe fanden sich auch Ameisen; es ist also möglich, dass dort die Choerorrhinus aus gleicher Ursache bei Ameisen schmarotzten. Ich nahm Stücke des von den Termiten durchfressenen Feigenholzes mit nach Dresden und habe daselbst noch wiederholt lebende Choerorrhinus ausgelesen. Perris sagt in seiner Arbeit „Larves des Coleopteres“ nur: „Die Larven von Choerorrhinus squalidus sind in Ulme, die des Ch. brevirostris in Feigenbaum ge- funden worden“, er wusste also nichts davon, dass Ch. schmarotzt, was wohl überhaupt neu sein dürfte. Die beiden von Perris noch unterschiedenen Arten aber werden jetzt für eine gehalten. Codiosoma spadix Hbst, 8 Stücke in dem eben erwähnten Feigenstumpfe; es ist also möglich, dass auch diese Art bei Ameisen schmarotzt. Eremotes planirostris Panz., 1. Acalles Anbei Boh., selten unter Steinen und im Gesiebe von den Terrassen. * — variegatus Boh., häufig ebenda, auch am Ufergehänge des Meeres. * — Hioeletianus Germ., seltener als variegatus ebenda. Coeliodes affmis Payk., 1. 86 Ceuthorrhynchus quadridens Panz., 1. * — faeculentus Gyll., nicht selten und — assimilis Payk., häufig gekätschert. Ccdandra oryzae L Anthonomus rubi Hbst, häufig gekätschert. *Tychius argentatus Chevr., selten. * — tomentosus Hbst var. ?, 1. — j picirostris F., 1. Gymnetron pascuorum Gyll., nicht selten. *Nanophyes pallidulus var. Doriae Bris. , gemein auf blühender Tamarix tetandra im Giardino del Imperatrice. Magdalis barbicornis Latr., 1. - — aterrima L., selten. *Apion tubiferum Gll., 1, gekätschert wie alle übrigen Apionen. * — rugicolle Gll., 1. — carduorum Kirb., häufig. * — candidum Wenck., 1. — semivittatum Gll., gemein. — radiolus Marsh., häufig. — assimile Kirb., nicht selten. — pisi F., 1. — malvae F., selten. JRhynchites betulae L., selten auf Weinblättern. Rhinomacer popidi L., selten. Mylabridae: 14. Die Vertreter dieser Gattung fanden sich besonders gegen das Früh- jahr hin auf den Blüthen grosser kultivirter Sträucher und Bäumchen von Schmetterlingsblüthlern wie Polygala -, Templetonia- , und Anthyllis- Arten sowie auf wildem Urospermum und Leontodon der Terrassen , manche Arten in unzählbarer Menge der Individuen. Mylabris (Bruchus) pisorum L., 1. — rufipes Hbst, mit zwei Varietäten gemein. — rufcmana Boh., häufig. — var. velutina Rey, häufig. * — seminaria L. var. pedibus posticis pro parte rufis, mit einer forma minor, gemein. Ich benenne die Varietät M. Sanremi. — seminaria var. picipes Germ. — — var. basalis Gyll., * — pusilla Germ., häufig. — nana Germ., häufig. — murina Boh., gemein. — bimaculata Oliv., gemein, — varia var. tarsalis Gyll., sehr klein, gemein. — imbricornis Panz., selten. * — tibialis Boh., selten. Scolytidae: 16. y Hylastes ater Payk., 1. — attenuatus Er., nicht selten. — palliatus Gyll., 2. 37 Hylurgus ligniperda F., nicht selten unter Seekieferrinde im Holzstalle. Myelophilus piniper da L., ebenso. — minor Hartig, seltener ebenda. Hylesinus oleiperda F., selten lebend, oft todt in Oelbaumholz ebenda. — fraxini F., häufig iu Buchenholz ebenda. Phloeophthorus spartii Nördl., selten unter Seekieferrinde ebenda. *Phloeotribus scarabaeoides Bernard, selten (meist todt) unter Oelbaumrinde ebenda. Crypturgus cinereus Hbst, gemein unter Seekieferrinde ebenda. *Hypoborus ficus Er., selten in alten Feigenbäumen. Pityogenes quadridens Hartig, nicht häufig unter Kieferrinde im Holzstall. *Ips (Bostrychus) sexdentatus Boerner, häufig ebenda. — — acuminatus Gyll., gemein ebenda. — — proximus Eichh., häufig ebenda. Cerambycidae: 6. Ergates faber L., 1 9 im Garten des Hotel de Nice. *Vesperus strepens F., einzeln, doch in Anzahl gefunden unter Steinen und in hohlen Oelbäumen, kam auch, besonders in der ersten Hälfte des Winters nicht selten in die Hausfluren. Ende Mai während der Weinblüthe soll er an den Beben häufig sein, um den ausfliessenden Saft zu schlürfen. Seine Larve schadet den Wurzeln der Weinstöcke. Grammoptera ruficornis F., häufig auf Blüthen von Crataegus u. a. Phymatodes lividus Rossi, 2. Clytus arietis L., eine Anzahl Stücke auf Miobium nigrum in einem Yillengarten der Westseite. *Morimus funereus Muls , 1 . Hass all erwähnt auch Aromia moschata als Bewohner des Sanremeser Gebietes. Clirysomelidae : 43. Lema melanopus L., ziemlich häufig. Crioceris lilii Scop., einmal einige Stücke auf Lilium candidum. Lachnaea sexpunctata Scop., selten auf Urospermum. * Cryptocephalus rugicollis Oliv., etwas häufiger auf Leontodon. *Timarcha nicaeensis Villa, meist einzeln, doch nicht selten auf Wegen oder an Terrassenmauern laufend. Chrysomela haemoptera L., selten. * — femoralis Oliv., 2. * — Banksi F., nicht selten unter Steinen. * — americana L., gemein an Rosmarin, der in einem Garten der West- seite zur Beeteinfassung diente. *Malacosoma lusitanica L. , gegen das Frühjahr häufig auf Urospermum und Leontodon. Gallerucella luteola Müll., in Anzahl unter Platanenrinde im Winterquartier. *Podagrica semirufa Küst., nicht häufig. * — intermedia Kutsch., nur, doch nach und nach in einiger Zahl, an einem Stocke von Malva viscus arborea aus Jamaica, deren Blätter sie siebartig durchlöcherte, in einem Garten der Westseite. *Ochrosis ventralis 111., oft gekätschert. Epitrix pubescens Koch, seltener. 1 38 Chaetocnema concinna Marsh., 1. — aridula Gyll., 1. — Jiortensis Fourcr., 1. Psylliodes chrysocephala L., 1. — — var. erytrocephala L., 1. — — var. collaris Weise, 1. * — laevifrons Kutsch., 1. *Hcdtica ampelophaga Guer., häufig auf Weinblättern, die sie durchlöchert. In ihren Larven schmarotzt sehr häufig eine kleine Schlupfwespe (die Braconide Perilitus brevicollis). Da man von derselben aus Algier und Europa bisher nur Weibeben gezogen hat, ist die Zucht der Schlupfwespe ans den Larven der H . ampelophaga sehr zu empfehlen. Phyllotreta variipennis Boield., in Anzahl an einem alten Limonenbaume in Winterruhe. — — var. guttata Weise, ebenda. — atra F., nicht selten. — cruciferae Goeze, ebenso. — aerea All., ziemlich häufig. — nodicornis Marsh., selten. — procera Redtb., auf Reseda im Garten des Hotel de Nice häufig. Aphthona nigriceps Redtb., nicht selten. — pygmaea Kutsch., ebenso. — euphorbiae Schrank, selten. * — aenea All., 2. *Longitarsus echii var. dimidiatus All., 1. * — IÄnnaei Duft. , auf Symphytum bidbosum im Nebengarten des Hotel de Nice vom März an gemein. — rectilineatus Fourcr., 1. — luridus Scop., häufig. — — var. nigricans Weise, 3. — pratensis Panz., häufig. Dibolia occidtans Koch, 1. Sphaeroderma testaceum F., 1. * — rubidum Graells, 3. Cryptostoma: 4. Hispa atra L, nicht häufig. *Cassida deflorata Suffr., 1. — subferruginea Schrank, 1. — vittata Yillers, gemein auf einem zur Heckenbildung benutzten Mesembryanthemum. Die schönen grünen Streifen der lebenden Thiere waren nach deren Tode weder durch Glycerin noch durch Yaselin zu erhalten. Coccinellidae: 38. Adonia variegata Goeze. — — var. carpini Fourcr., 4. — — var. constellata Laich., 2. — — var. ustidata Weise, 2. — — var. neglecta Weise, 1. Semiadalia undecimnotata Schneid., 1. » 39 Adalia bipundata L., nicht häufig. — — var. sexpustulata L., 2. — — var. quadrimaculata Scop., 3. CoccineTla septempundata L., nicht selten. — decempundata var. quadripundata L., 1. — — var. decempustulata L., 1. — conglobata L., 2. Halyzia duodecimguttata Poda, 1. — vigintiduopundata L., gemein. — quatuordecimpundata L., 2. — — var. tetragonata Laich., 1. — — var. fimbriata Sulz., 1. Chilocorus bipustulatus L., gemein. Exochomus quadripustidatus L., gemein auf blühenden Sträuchern des Giardino del Imperatrice. * — flavipes Thunb., häufig. Platynaspis lateorubra Goeze, 1. Hyperaspis reppensis Hbst, 3. Phizobius litura F., häufig. * — — var. discimaciäa Costa, etwas seltener. Scymnus subvillosus Goeze, häufig. — — var. juniperi Mötsch., 1. — suturalis Thunb., 2. — pallidivestis Muls., 3. — arcuatus Rossi, 4 nebst — — var. Hausmanni Gredl., 7, auf Rlüthen von Pytosporum odori- feratum. — pundilluM Weise, häufig. — rubromaculatus Goeze, gemein. — Apetzi Muls., häufig. — interruptus Goeze, häufig. — — var. basalis Rdtb., I. — pulchellus Hbst, 3. * — bipundatus var. nigrinus Weise, 3. Anhangsweise mögen noch folgende 37 von mir bei San Remo nicht erbeutete Arten Erwähnung finden, welche neben manchen bereits auf- geführten von Herrn Major z. D. Dr. Lucas v. Heyden ebenfalls im Winter in Bordighera nachgewiesen worden sind, denn sie werden sicher auch bei San Remo Vorkommen. Es sind dies: Tachypus flavipes Schaum, *Calatlms fuscipes var. pundipennis Germ., Oxypoda induta Rey, Colpodota parens Rey, C. fungi var. clientula Er., Atheta crassicornis F., A. celata Er., Oligota inflata Mnnh., Habrocerus capillaricornis Grav., Tachyporus solutus Er., Hderothops praevia Er., Quedius picipes Mnnh., Qu. scintillans Grav., Xantholinus tricolor var. meridionalis Luc., * Astenus melanurus Küst., Ast. immaculatus Steph., Stenus argus Grav., Platysthetus nitens Sahib., Oxytelus rugosus F., Omalium excavatum Steph., *Bathyscia ovoidea Frm., *Eucinetus meridionalis Lap., Cartodere ruficollis Marsh., Omosita discoidea F., Hister funestus Er., Throscus obtusus Curt., Dendarus meridionalis Muls., *Gonoce- phalum rusticum Oliv., *Helops pygmaeus var. agonus Muls., Euglenes pruinosus Kiesw., *Anthicus optabilis Laf. , *Peritelus Clairei Stierl., PUoeopJithorus 40 rhododactylus Marsh., Galleruca circumdata Duft., Podagrica fuscicornis var. meridionalis Weise und Cynegetis impunctata L. Schmetterlinge: 34. Papilionidae : 2. Papiiio Podalirius L, nicht selten. — Machaon L , seltener. Pieridae: 2. Pieris hrassicae L., häufig. — Daplidice L. var. gen. 1 Beilid, ice 0., selten. Lycaenidae : 3. Polyommatus Phloeas L., selten. Lycaena Baton Berg., nicht selten. — Icarus Rott., nicht selten. Nymphalidae: 4. * Vanessa Egea Cr. ab. J album Esp., selten. — urticae L., häufig. — Atalanta L., häufig, auch in sehr kleinen Stücken. — cardui L., häufig. Satyridae: 3. Pararge Megaera L. — Aegeria L. u. Egeria 0. (var. vulgaris Z.) forma intermedia. Coenonympha Pamphilus L., häufig. Hesperidae : 1. Nisoniades Tages L., selten. Sphingidae: 2. Sphinx nerii L. , aus zwei Raupen gezogen, die im Nov. auf der Erde liefen; weitere Raupen konnte ich auch auf den zahlreichen Oleander- büschen nicht finden. Macroglossa stellatarum L., sehr häufig. Arctiidae : 2. Arctia villica L., in Uebergängen zu ab. angelica B. Die Raupen, nicht selten am Boden laufend oder unter Steinen , entwickelten sich im April zur Imago. *Euprepia pudica Esp., gezogen, die Raupen viel seltener als die der vorigen Art. Liparidae: 1. Porthesia similis Fuessl. Die Nester am Monte Nero häufig. Notodontidae: 1. Cnethocampa pityocampa Schiff. Aus nach Dresden gesandten Raupen daselbst gezogen. Am Monte Nero bei Ospedaletti auf Pinus mari- tima und hie und da in den Villen- und Hotelgärten zu San Remo auf Pinus austriaca lebten die Raupen in mächtigen, weithin sicht- baren Nestern und wirkten, besonders am Monte Nero, verwüstend 41 in den Kieferbeständeu , ohne dass von Seiten der Porst Verwaltung das Geringste gegen das fortschreitende Verderben gethan zu werden schien. Zweifellos bezieht sich auf diese Art Hassal’s Bemerkung, dass bei Cannes, Yillafranca und San Remo Bomhyx processionaria zerstörend auftrete; das Uebel war also schon 1882 offenbar. Noctuae: 9. Biloba caeruleocephala L. Agrotis pronuba L. — C nigrum L. — saucia Hb. Brotolomia meticulosa L. Plusia gamma L. *j Hypena lividalis Hb. — obsitalis Hb. und — — var. trigonalis Costa , flogen Abends häufig an die erleuch- teten Fenster. Geometrae: 3. Hemerophila abruptaria Thnb. Cidaria fluctuata L. Eupithecia pumilata Hb. Gelechidae: 1. Dasycera sulphurella F., aus Räupchen gezogen, die im Garten des Hotel de Nice unter der losen Rinde alter Laubenstangen lebten. Hassall hat in seinem Werke: „San Remo' and the western Riviera, 1879“, zwei Listen von bei San Remo gefangenen Schmetterlingen ver- öffentlicht, die ihm von John Congreve und Crump mitgetheilt worden waren. Diese Verzeichnisse enthalten zusammen 113 Arten, die aber zumeist sicher nicht im Winter gefangen sind, also für unsere Zusammenstellung kein Interesse bieten. Ein Vergleich mit unserer Liste zeigt, dass jene dort ansässigen Sammler 15 Arten nicht gefangen haben, die wir erbeuteten. Die Zahl der bei San Remo vorkommenden Arten beträgt aber sicher noch weit mehr als 128. Fliegen: 10. Scatopse notata L. Lonchoptera lacustris Mg. Tachydromia cimicoides F. Syrpkus arcuatus Fall. — balteatus Mg. Yetodesia lucorum Zett. JExorista cheloniae Rond., entwickelte sich aus Puppen von Pieris brassicae. Macharaea serriventris Rond., aus Puppen* von Euprepia padica. Dacus oleae Rossi, der Verwüster der Oliven, in deren einer oft zwei oder drei seiner Larven leben. Tephrytis ruralis Lw. Stechmücken treten besonders im Spätherbst in Menge auf, so dass man die Schlafstätten mit Muskitonetzen abschliessen muss. 42 Schnabelkerfe: 97. Wanzen: 84. Eurygaster hottentotta F., 1 auf Agave americana. Ochetostefhus nanus H.-S., häufig’. Sciocoris terreus Sehr., häufig. * — Helfen Fieb., selten. Aelia acuminata L., häufig. *Peribalus distinctus Fieb., selten. Carpocoris fuscispinus Boh., selten. Palomena prasina L., selten. Rhaphigaster grisea F., selten. * Nezara viridula L., häufig, auf Opuntienkaktus, gleich den Yarietäten * — — var. torquata F., seltener. * — — varietas (schwärzlichgrün), 1. * — Heegeri Fieb., 1. Eurydema ornatum L., selten. — decoratam H.-S., ziemlich selten. *Verlasia sinuata Fieb., 1. *Centrocoris variegatus Kol., 1. *Enoplops scapha F. var. nov. curvidens Puton, Rev. Ent. 1889, p. 396 nicht selten. *Strobilotoma typhaecornis F., 1. Coreus denticulatus Scop., 1. *Micrelytra fossularum Rossi, nicht selten, unter Steinen? TlierapJia hyoscyami L., nicht seiten. Corims capitatus F., 1. *Lygaeus müitaris F., 1. *Lygaeosoma reticulatum H.-S., selten. *Orsillus depressus Muls. Rey , selten. * — Reyi Put., 1. *Nysius graminicola Fieb., 2. * • — stalianus Horv. {graminicola Stal.), 2. *Ischnorhynchus geminatus Fieb., selten. Platyplax salviae Schill., häufig. RhyparocJiromus chiragra F., ziemlich selten. *Plinthisus Putoni Horv., selten. *Ischnocoris pundulatus Fieb., selten. Tropistethus holosericeus Schltz, ziemlich häufig. *Stygmis faustus Horv. 1888, 1. — arenarius Hahn, zimlich selten. *Hyalochilus mediterraneus Ferrari, 1. Calyptonotus Rolandri L., 1. *Aplianus saturnius Rossi, selten. — pini L., ziemlich selten. * Drymus pilipes Fieb., I. *Notockilus ferrugineus Mls., selten. * — taurus Costa, 1. *Notochilus contractus H.-S., sehr häufig. Pyrrhocoris apterus L., häufig. 43 Monanthia cardui L., 1 im Gesiebe. — geniculata Fieb., ebenso. Hebrus pusillus Fall., 1. *Microvelia pygmaea Duf., Nymphen nicht selten. *Velia major Put., 1 im Bernardo-Bach. * — - rivulorum F., brachyptere Form, 2 ebenda. Hydrometra stagnorum L., gemein in der Mündung des Martino-Baches. Gerris najas Dej., nicht selten im Lorenzo- und Martin o-Bache. — gibbifera Schum., häufig im Foce-Bach. Nabis lativentris Boh., häufig unter Steinen und im Gesiebe. * — capsiformis Germ., 2. — ferus L., 2. *ÄllaeorhyncJius flavipes Fieb., 2. Pyrates inybridus Scop., ziemlich häufig auf Opuntien und unter Steinen. *Oncocephalus spec., oft Larven unter grösseren Steinen der Terrassen. Coranus spec., 1 Larve ebenda. Reduvius spec., 1 Larve ebenda. * Cardiastethus nazarenus Reut., selten. *Brachysteles parvicornis Costa, häufig. Triplüeps minuta L., häufig. — nigra Wolff, selten. — — var. TJllricliii Fieb., häufig. Antliocoris nemoralis F., 1. Lyctocoris campestris F., häufig. Miris laevigatus L., häufig. Notöstira erratica L., 1. Camptobrochis punctulata Fall., selten. Liocoris tripustulatus F., häufig. Orthops Kalmii L., häufig. — cervinus H.-S., 1. * Dicyplms hyalinipennis Klg, selten. — annulatus Wolff, 2. Macrolophus nubilus H.-S., 2. * Lobops minor Costa, sehr häufig gekätschert. Nepa cinerea L., 2 im Lorenzo-Bach. *Notonecta glauca var. umbrina Germ., in allen Bächen. Corixa Fabricii Fieb., selten im Lorenzo-Bache. * — transversa Fieb., 1 ebenda. Cicaden: 13. * Hyrteropterum immaculatum F., 1. * Tettigometra Rarani Sign., über ein Dutzend Stücke in unter Steinen auf den Terrassen befindlichen Nestern von Crematogaster sordidida Ny]., ein einzelnes ertrunken in einem Tümpel eines Steinbruches. Soviel mir bekannt, ist es ebenso neu, dass T. Rarani bei Ameisen haust, wie dass Cr. sordidula Gäste hegt. Wenn das Nest blossgelegt wurde, suchten die Ameisen die Cicaden schleunigst in die innern Gänge zu zerren. Andre kannte 1874 bereits 6 Tettigometra , die bei Ameisen leben, worunter die von v. Heyden sen. bei Frankfurt a. M. beobachtete T. atra. Aus Italien hat schon Delpino mitgetheilt, 44 dass Camponotus pubescens der Larve von Tettigometra virescens des Zuckersaftes halber nachgehe. Vielleicht geht auf solche Gemeinschaft der Ausspruch des Theokrit: „Die Cicade ist der Ameise Freundin und die Ameise die der Cicade.“ * Tettigometra griseola Sign. var. bimaculata Fieb., 1. Ptyelus spumarius L., 2. Ulopa trivia Germ., 1. Agdllia venosa Fall., häufig. Acocephalus albifrons L., 1. Athysanus obscurellus Kb., selten. — plebejus Zett., selten. — prasinus Fall., 1. *Eupteryx andalusiaca Ferr., selten. — urticae F., 1. Alebra albostriella Fall., selten. Aderfiügler: 31. Anthophila: 5. Apis mellifica L. Xylocopa violacea Scop., häufig. Anthrophora retusa L. Andrena fulvicrus Kirb. Eucera longicornis L. Sphegidae: 1. *Pelopaeus spirifex L. Vespidae: 3 Vespa crabro L. Polistes gallica F., häufig. Odynerus parietum L. Formicidae: 16. * Camponotus cruentatus Latr. — - pubescens F. — sylvatico-aethiops Fov. — lateralis Ol. — marginatus Latr., auch in Gängen von Termes lucifugus. Marshall sagt in seinen zoolog. Vorträgen (Leben und Treiben der Ameisen) 1889: „Aehnliche Beziehungen (Parasitismus) finden wahrscheinlich in den Tropen zwischen einigen Ameisen und Termiten statt. Man hat wenigstens in den Nestern der letzteren Ameisencolonien angetroffen, welche kaum in freundschaftlichem Verbältniss zu ihren Wirthen stehen dürften.“ Dasselbe ist nun wohl durch meine Funde auch für das subtropische Europa wahrscheinlich geworden. Lasius niger L. — emarginatus Latr., auch bei Termes lucifugus. Plagiolepis pygmaea Latr., auch bei Termes lucifugus. Tapinoma erraticum Latr. Aphaenogaster structor Latr. 45 * Apha eno gast er larhara L. Das von Kovats behauptete Auftreten dieser Art auf den Ofnerbergen ist zu bezweifeln, da sie Gust. Mayr während 5 Jahren dort vergeblich gesucht hat. — subterranea Latr. Leptothorax tuberum Fahr, var., auch bei Termes lucifugus. *Pheidole pallida FTyl. * Onemaiogaster scutellaris Ol. * — soräidula Nyl., Wirth von Tettigometra Barani Sign. Mutillidae: 1. * Mutilla Spinolae Lep. Ichneumonidae: 5. Ichneumon zonalis Grav. * — computatorius Grav. Müll. — sedulus Grav. — scutellator Grav. Äpanteles fulvipes Hai. (nach Herrn Prof. Kriechbaumer’s freundlicher Bestimmung), entwickelte sich in Massen aus Raupen von Arctia villica . Gradfliigler: 16. Forficularia: 2. * Anisolabis moesta Gene. * Forficularia pubescens Gene. Blattodea: 4. Fctobia livida F. * Loboptera decipiens Germ. Periplaneta orientalis L. Blatta spec. , eine kleine Art, deren gesammelte Stücke durch Aus • trocknen der Spiritusflasche unbestimmbar geworden, war gemein unter den oberen Steinen der Terrassenmauern, besonders der Westseite. Mantodea: 1. Mantis religiosa L. Acridiodea : 5. Stenobothus bicolor Sharp. * Fpacromia strepens Latr. * Acridium aegyptiacum L. *Platyphyma Giornae Rossi. Tettix depressus Bris. Gryllodea: 4. Gryllus campestris L. * — desertus Pall. — domesticus L. * — burdigalensis Latr. Hassal erwähnt von in San Remo beobachteten Orthopteren nur Gryllotalpa vulgaris , die ich nicht gesehen habe. L. v. Heyden fing bei Bordighera in einem in den Lehm gegrabenen fensterlosen Eiskeller an den Wänden häufig GryUomorpha dalmatina Olskay. 46 Pseudoneuroptera: 2. Embiidae: 1. *j Emhia Solieri Ramb.? Larven, welche Dr. Heller dieser bisher nur bei Marseille und Toulon beobachteten Art, deren entwickelte, geflügelte Form man noch nicht kennt, zuschreiben zu müssen glaubt, sind unter grossen, im Lehm der Terrassen etwas eingesunkenen Steinen bei San Remo recht häufig. Dr. Er. Haase glaubte die Thiere als „eine der ausgezeichneten Beschreibung Ramb ur ’s durchaus ent- sprechende flügellose Jugendform von E. Savignyi Westw.“ deuten zu müssen, welche bisher nur aus Aegypten und der Gegend von Athen bekannt war. Hoffentlich gelingt es mir selbst bald, durch Gewinnung von frischem und mehr entwickeltem Materiale die Frage zu lösen und unseren Sammlungen das in ihnen noch seltene Thier zugänglicher zu machen. T ermitidae: 1. *Termes lucifugus Latr. Die bisher an der italienischen Riviera unbe- kannten, auch in dem Almanacco per l’agricoltore ligure von Lan- terni (1889) nicht erwähnten Termiten wurden von mir im Spät- herbst 1883 in einem Feigenbäume am unteren Berigo-Wege und bald darauf auch von Dr. Luc. v. Heyden bei Bordighera in Oelbäumen aufgefunden. Im Winter von 1888 zu 1889 beobachtete ich sie zuerst in einem Feigenbäume am Beragallo, dann in einem solchen an der Steillehne, die von Colla nach Ospedaletti abfällt, und endlich in mehreren Limonen bäumen und einem alten Feigenbäume im Neben- garten des Hotel de Nice; in letzterem hatte ich sie nicht vermuthet, weil an der Oberfläche des entrindeten Holzes und an dessen Löchern nie Termiten, dagegen oft Ameisen sich zeigten. Als ich aber das Holz aufbrach, wimmelten die zahllosen Gänge von Termiten und zwar von massenhaft vorhandenen Arbeitern, weniger häufigen Krie- gern und wenigen dunkelbraunen mit Flügelstummeln begabten Stücken, die Battist a Grassi nach seinen Beobachtungen in Sicilien als Complement-Könige und -Königinnen ansieht. — Ich zeigte ligurischen Frauen Termiten und erfuhr so von ihnen, dass diese bei Remo auch in Oelbäumen Vorkommen; augenscheinlich kennen aber die Bewohner der Riviera die sclrwere Gefahr nicht, die ihren Baumpflanzungen von diesem aus dem Süden eingewanderteu Feinde droht. In den Gängen fand ich zahlreich Choerorrhinus, in geringerer Zahl die Ameisen Camponotus marginatus, Lasius emarginatus, Plagiolepis pygmaea, Leptothorax tuberum und verschiedene Insectenlarven, sowie eine Tarentula albof'asciata. Arachniden: 143. Bearbeitet von Prof. Dr. Pb. Bertkau. Die Zahl der gesammelten Arachnidenarten betrug 143, von denen die Mehrzahl (126) echte Spinnen sind. Reichlich ein Drittel der Gesammt- zahl der Arten ist ein Bewohner der Mittelmeerländer, entweder in ihrer ganzen Ausdehnung oder der Küstenländer des westlichen Mittelmeer- beckens; einige wenige sind nach unseren jetzigen Kenntnissen auf den südöstlichen Theil Frankreichs oder Norditalien beschränkt. Fast zwei 47 Drittel der Arten sind auch in Mitteleuropa, zum Theil bis Nordeuropa verbreitet, und es scheint, dass diese Arten in San Reino in der Zeit- dauer ihrer Entwickelung (mindestens 2 Jahre) und dem Eintreten der Geschlechtsreife von ihren nördlich lebenden Genossen nicht erheblich abweichen. Neue Arten waren nicht zu beschreiben, da die Franzosen im ligurischen Gebiete viel gesammelt haben und einige Species in den letzten Jahren durch E. Simon veröffentlicht worden sind; es sind aber mehrere Arten in der Sammlung, für deren geographische Verbreitung ihr Vor- kommen bei San Remo bemerken s werth ist. Von Tegenaria (Histopona) debilis Thor, ist hier das Männchen zum ersten Male bekannt gemacht. Acarina: 2. Gamasidae : 1. Uropoda obscura (Koch) Berlese; häufig unter Steinen und im Gesiebe. Trombidiadae: 1. Trombidium holosericeum L., 7. Opiliones: 6. Phalangodidae: 1. *Plialangodes terricola E. Simon, 5 Stücke dieser bisher von Korsika und Algier bekannten kleinen Art. Phalangiadae: 3. *Liobunum Doriae Canestrini, 10. In Spanien, Frankreich und Italien vorkommend. * — silvaticum E. Simon, 1. Nach Simon findet sich die Art in kleinen Gesellschaften unter Moos, Reisig, alten Baumstümpfen in verschiedenen Theilen Frankreichs. * Acantholophus Seoanei E. Simon, 1. Wird von Simon aus den Kan- tabrischen Pyrenaeen (b. Ferrol) angegeben. Trogulidae: 2. Trogidus tricarinatus L., 1. In Deutschland verbreitet; Frankreich. *Anelasmocephalus pusülus E. Simon, 1 Stück dieser kleinen Art, die Simon von Korsika bekannt machte. Chernetina: 8. Cheliferidae: 8. *Chelifer lacertosus L Koch, 1. Aus Südfrankreich und Korsika gemeldet. — peculiaris L. Koch, 3. Scheint dem Süden Europas und Nordafrika anzngehören und ist aus der Schweiz, verschiedenen Orten Frankreichs und Algier bekannt. — cimicoides F., einige Stücke. Durch ganz Europa verbreitet. *Garypus minor L. Koch, zahlreiche Stücke. Aus Korsika und Algier bereits bekannt. Obisium muscorum Leach, 5. Kommt auch in Holland, Deutschland, Oesterreich und der Schweiz vor. — lubricum L. Koch, 2. In England, Frankreich, Oesterreich, Italien, Algier und Marokko vorkommend. 48 Ckthonius orthodaciylus Leach, 6. Diese seltene Art findet sich gleich ihren Gattungsgenossen unter Steinen und Moos und wird aus Franken, Frankreich und Italien gemeldet. * — microphthalmus E. Simon. 2 von San Remo mitgebrachte Cherne- tiden ziehe ich zu dieser als Grottenbewohner bekannten Art. Scorpiones: 1. Ischnuridae: 1. *Euscorpias carpathicus L. Eine sehr grosse Anzahl von Exemplaren in verschiedenen Altersstufen. Die Art ist in Spanien , Frankreich, Italien, Ungarn und der Türkei verbreitet und bewohnt das Gebirge. (Fand sich häufig unter Steinen, besonders den obersten Deckplatten der Terrassenmauern , hie und da auch in hohlen Bäumen. Nur einmal wurde Ende März auf dem Wege zum Monte-Bignone-Gipfel in etwa 1000 m Höhe ein Scorpion am Tage frei laufend gesehen. Die Versuche, Scorpione durch Feuerringe zum Selbstmord zu be- wegen, erwiesen sich, wie erwartet, als vergeblich. Kleinere Scorpione und Chrysomela americana wurden mit den Scheeren und Kiefern gepackt und ausgesaugt, eine Anwendung des Stachels zum Tödten der Beute konnte auftallenderweise nicht beobachtet werden. 0. S.) Araneae: 126. Ctenizidae: 1. *Nemesia Sauvagesii Dorthes. 3 junge, aber zwei verschiedenen Alters- stufen angehörende Stücke. Die Art ist aus Südfrankreich und Italien bekannt und wird in Ungarn durch N. pannonica vertreten. Dysderidae : 5. *Dysdera provincialis E. Simon. Zahlreiche vom Autor selbst bestimmte Stücke beiderlei Geschlechts dieser Art, die Simon von Isle de Por- querolles beschrieb. Segestria senoculata L., 1 Weibchen. Wohl über ganz Europa verbreitet, scheint aber in Nord- und Mitteleuropa häufiger zu sein als im Süden, wo die folgende Art an ihre Stelle tritt. — florentina Rossi. Je 1 geschlechtsreifes Stück beiderlei Geschlechts und mehrere jugendliche. Eine mehr südliche Art, deren von Schnur gemeldetes Vorkommen bei Trier zweifelhaft ist und vielleicht auf einer Verwechselung mit S. bavarica beruht; vgl. Bertkau: Ver- zeichn. der Spinnen . . . Bonns in Verhdl. des Naturh. Ver. der preuss. Rheinl. u. Westf., 1880, S. 222. *Gamasomorpha loricata E. Simon. 12 Stück dieser kleinen, am Hinter- leibe mit einem hornigen Rücken- und Bauchschilde bedeckten Art. L. v. Heyden sammelte sie auch bei Bordighera. Simon beschrieb sie von Vaucluse. Oonops pulcher Templeton. 2 Bruchstücke: ein ganz seiner Beine beraubtes Weibchen und ein Cephalothorax. Diese Art hat eine weitere Verbreitung, da sie bereits aus England, Holland, Deutsch- land und Italien nachgewiesen ist. L. v. Heyden fand sie bei Bor- dighera. 49 Attidae: 20. Epiblemum cingulatum Panz., 1 erwachsenes Weibchen. — scenic-um Clerck, 1 desgl. In ganz Europa, Nordafrika, Madeira; auch Nordamerika. — zebraneum C. L. Koch, 1 desgl. ^Dendry pikantes nidicolens Walckenaer. 4 junge Stücke. Die Art scheint im ganzen Mittelmeergebiete vorzukommen und ist aus Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland, Syrien und Algier bekannt. *Cyrba algerina Lucas. Ueber 20 Stück beiderlei Geschlechts, aber vor- wiegend Weibchen. Die Art ist in allen Mittelmeerländern verbreitet und an trockenen, sandigen Stellen gemein; nach Norden scheint sie über Norditalien und Südfrankreich hinaus nicht vorzudringen. Thor eil erhielt sie auch aus Sumatra (Siboga) und giebt ihre Ver- breitung durch Turkestan, Indien, Birma an. Pldlaeus chrysops Poda, 1 junges Weibchen. Eine entschieden südliche Art, die in Italien, Südfrankreich, Südtirol (Eisackthal, auch im Ahr- thal bei Täufers) häufig, schon in Nordfrankreich und Süddeutsch- land aber selten vorkommt. Nach Grube’s, von Thorell, wie es scheint, nicht bezweifelten Angabe findet sie sich auch in den Ostseeprovinzen; ihr Vorkommen in Schweden scheint aber nicht vollständig verbürgt zu sein. Menge’s gleichnamige Art ist eine von unserer Spinne ver- schiedene, wie Menge selbst schon vermuthete. — bicolor Walckenaer, 1 Weibchen. Heliophanus cupreus Walck. 5 junge Exemplare eines Heliophanus ziehe ich zu dieser häufigen und verbreiteten Art, mit der dieselben in der Färbung übereinstimmen; bei der grossen Aehnlichkeit der Heliophanus- Arten und bei der Unzuverlässigkeit der nur von der Färbung her- genommenen Merkmale bleibt freilich die Bestimmung jugendlicher Stücke immer unsicher. — armatus E. Simon, 6 jugendliche Stücke. Ueber die Sicherheit der Benennung gilt dasselbe wie bei voriger Art. * Icius striaius Walck., 8 Stücke dieser in Südfrankreich verbreiteten und häufigen Art. *Menemerus semilimbatus Hahn, 1 Männchen und 2 Weibchen. Die Art ist, wie die verschiedenen ihr von Lucas, C. L. Koch und Blackwall gegebenen Namen beweisen, im Mittelmeergebiet verbreitet und häufig: bekannt ist sie aus Spanien, Italien, Korsika, Korfu, Griechenland und Algier. Pellenes Bedelii E. Simon, 1 Weibchen dieser schönen Art, die Simon von Digne, Her man aus Ungarn beschrieb; ich fand sie wiederholt im Mainzer Becken bei Ingelheim. * Ergo, ne jucunda (Lucas) E. Simon. 7 Stück dieser in Spanien, Süd- frankreich, Italien, Algier, Griechenland und Syrien verbreiteten Art. - — arcuata Clerck. 15 junge Spinnen dieser Gattung ziehe ich nach der Färbung zu dieser Art , die wohl über ganz Europa verbreitet ist und sich bei uns mit Vorliebe auf Sumpfwiesen auf hält. Die Geschlechtsreife der Art tritt im Juli ein. Attus terebratus Clerck, ein junges Männchen. Diese Art scheint mehr dem Norden anzugehören und im Süden erst wieder in den Alpen häufiger aufzutreten. In Schweden, Norddeutschland scheint sie nicht 4 50 selten zu sein; in Frankreich tritt sie nur spärlich auf; aus West- deutschland ist sie mir nicht bekannt, dagegen fand ich sie zahlreich an Pfosten und Geländern im Oberengadin und im Stubaithal bei Neustift in 1000 m Höhe ü. M. *Phlegra Bresnieri Lucas, 6 Stück, worunter 2 entwickelte Männchen. In der ganzen Mittelmeerregion verbreitet. *Saitis barbipes E. Simon. Zahlreiche, zum Theil auch erwachsene Stücke dieser über Spanien, Frankreich, Italien und Südrussland verbreiteten Art, die v. Heyden im Winter auch bei Bordighera sammelte. *j Euophrys gambosa E. Simon, 6. Bereits von Nizza gemeldet, auch sonst in Südfrankreich, in Spanien, Marokko, Sicilien und Syrien gefunden. Neon reticulatus Black wall, 6. Diese Art lebt bekanntlich am Boden, unter Laub und Moos, und kann namentlich im Winter nur durch Aufkratzen des Mooses gefunden werden. Balhis depressns Walck., 26 Stück, worunter einige geschlechtsreife Männ- chen, welche jedenfalls gegen Ende des Aufenthalts in San Remo gesam- melt sind, da Simon auch für Frankreich den Mai als den frühesten Termin für das Eintreten der Geschlechtsreife bezeichnet. Die Art wurde auch von v. Heyden bei Bordighera erbeutet und ist bei uns nicht selten. Thomisidae: 13. Artanes margaritatns Clerck. 1 junges Weibchen dieser verbreiteten und namentlich in Kieferwäldern häufigen Art. Pkilodromus cmreolus Clerck, 1 junges Weibchen. In ganz Europa ver- breitet und häufig. Trnarus piger Walck., 1 junges Weibchen. Die Geschlechtsreife der Art tritt bei uns im Mai ein. Synema globosa F. Geber 20 Stücke, von denen keines geschlechtsreif ist, wie denn auch bei uns die Geschlechtsreife dieser Art erst im Mai eintritt. Ueber ganz Europa mit Ausnahme von Grossbritannien und Schweden, durch Sibirien bis China und in Nordafrika verbreitet und in manchen Gegenden Deutschlands häufig. Heriaens Inirsutus Walck. Nur 1 jugendliches Stück dieser aus den Pyrenäen, Frankreich und Südtyrol bekannten, von mir auch am Rochusberge bei Bingen nachgewiesenen Art. Misumena vatia Clerck. 10 ganz junge, jedenfalls aus Eiern des vorher- gegangenen Sommers geschlüpfte Stücke. Thomisus onustus Walck., 2 ganz junge Exemplare, Brut des vorigen Sommers. In den Mittelmeerländern verbreitet und häufig, in Mittel- europa nur an einzelnen Stellen und selten (Rheinbrohl im Rhein- thal, Bingen, Frankfurt a. M.). P. Pavesi führt diese Art (Studi sugli Aracoidi Africani; I, Arach. di Tunisia, Ann. Mus. Civ. Genov. XV, p. 365) fide Tborell als Th. albus (Aranea alba) Gmel. auf. Die Beschreibung Gmelin’s (Linne, Syst. nat. ed. XIII, I, 5, S. 2961): „Alba, basi abdominis depressa bicorni, apice globoso,“ sowie ferner die Angabe „sub arborum cortice, abdomine punctis impressis 5“ passt schlecht auf unsere Art. Die dort angeführte Abbildung in Lepechin it. I, T. 20, Fig. 1, habe ich nicht vergleichen können. 51 Oxyptila scabrimla Westring. Nur 1 Weibchen, v. Heyden sammelte die Art bei ßordighera. — nigrita Thorell. Zahlreiche Weibchen dieser verbreiteten und nicht seltenen Art. Xysticus Kochii Thor., 6 Männchen, worunter 3 entwickelte, und 8 Weibchen. Die entwickelten Männchen sind wohl gegen Ende des Aufenthaltes gesammelt ; bei uns finden sich die geschlechtsreifen Thiere dieser und der vorhergehenden Art von Anfang Mai an. — cristatus Olerck, 6 Männchen, worunter 1 geschlechtsreif, und 8 Weibchen. Wohl durch ganz Europa verbreitet, * — desidiösus E. Simon, 1 Weibchen. Simon beschrieb die Art von Korsika. — f usciis C. L. Koch. 16 Weibchen dieser auch in Deutschland vorkommenden, im Süden aber jedenfalls häufigeren Art. Ich sam- melte sie wiederholt in Nord- und Südtyrol; v. Heyden fand sie in Bordigliera; A. Koenig brachte 2 Weibchen aus Tunis mit. Sparassidae: 3. *Micrommata ligurina C. L. Koch. 6 junge Stücke dieser in Italien, Frank- reich und Spanien verbreiteten Art, Die Exemplare gehören 2 Alters- stufen an, was als Beweis dienen kann dafür, dass diese Art gleich unserer M. virescens mindestens zwei Jahre zu ihrer Entwickelung braucht. — virescens Clerck, 1 Weibchen. Ueber ganz Mittel- und Nordeuropa verbreitet und von v. Heyden bei ßordighera nachgewiesen. *.Sparassus spongitarsis L. Dufour, 9, darunter ein erwachsenes und ein Männchen mit angeschwollenen Tastern. In den westlichen Mittel- meerländern verbreitet, Anyphaenidae : 1. Änyphaena accentuata Walck. 18 junge Exemplare beiderlei Geschlechts; die Geschlechtsreife scheint demnach bei dieser Art im Süden zu der- selben Zeit einzutreten wie bei uns (Mai). In ganz Europa in Ge- büsch wohl nirgends selten. Drassidae: 22. Aphantäulax trimacidatus E. Simon, 1 junges Weibchen. Simon machte diese Art 1878 bekannt und erwähnt ihr Vorkommen von Morbihan, Ile de Ke, Cantal, Lot-et-Garonne ; in Morbihan fand er sie vorzüglich auf ülex europaeus. Ich fand die Art auch b.ei Bonn (neu für Deutschland). Prostliesima oblonga C. L. Koch. 3 Männchen und 8 Weibchen dieser von L. Koch aus Dalmatien, den Salzburger und Tiroler Alpen und von Meran angegebenen Art. Simon, der das Männchen als noch „inconnu“ bezeichnet, führt sie von mehreren Punkten der Basses Alpes an. L. Koch’s Abbildung des männlichen Tasters in Seiten- ansicht (vergl. Die Arachniden, VI, Tab. VII, Fig, 105) ist zu klein gehalten, um zur Erkennung der Art wesentlich beitragen zu können ; charakteristisch ist an der Aussenseite des Bulbus, in der oberen Hälfte, ein breites, dicht mit Borsten besetztes Band. 4* 52 * Prosthesima electa C. L. Koch. 1 junges Männchen gehört nach der Färbung der Beine zu dieser Art, die v. Heyden auch bei Bordighera erbeutete. * — Carmeli 0. P. Cambridge, 3 junge Weibchen. Cambridge beschrieb diese Art vom Berge Karmel, Canestrini (unter dem Namen Melano- phora latipes) aus Italien; Simon giebt sie aus Spanien und Frank- reich (Gers; Marseille; Var; Aude; Korsika) an; sie scheint demnach im Mittel meergebiete eine weite Verbreitung zu haben. * — bimaculata C. L Koch. Koch beschrieb die Art aus Griechen- land; 0. Her man erwähnt sie aus Ungarn (Pancsova) als Frühjahrsform auf Urtica ; weiter westlich scheint sie bisher nicht gefunden zu sein. 0. Herrn an verweist die Art indirect durch seinen Vergleich mit Poec. conspicua in die Gattung Poecilochroa. * Pythonissa exornata C. L. Koch. Ueber 40 junge Stücke, die im Sammel- glase ihre schöne Schuppenbekleidung zum grössten Theile einbüssten. Die Art scheint im ganzen Mittelmeergebiet verbreitet und häufig zu sein: Sahara, Griechenland, Südtyrol, Korsika, Frankreich. 0. Herman führt sie aus Ungarn an. — spec. 1 Männchen mit angeschwollenen Tastern gehört einer an- deren, grau gefärbten Art an, die ich nicht näher zu benennen vermag. *Gnaphosa alacris E. Simon. 5 junge Stücke einer Gnapliosa scheinen mir zu der genannten Art zu gehören, doch ist die Bestimmung nicht ganz sicher. Simon führt Gn. alacris aus den Pyrenäen und Korsika an ; auf letzterer Insel ist sie bei Ajaccio sehr häufig. *Drassus viator L. Koch, 3 Weibchen. Aus Spanien, Südfrankreich, Dal- matien, Sicilien und Algier (Oase Biskra) gemeldet. — retusus E. Simon. Nur 1 Weibchen dieser, wie es scheint, seltenen Art, die bisher aus Frankreich und der Rheinprovinz bekannt war. * — macellinus Thor. ( liebes Cambridge, macellinus Simon). 5 Exemplare von denen aber nur 1 Männchen geschlechtsreif; sie gehören alle der kleineren Varietät an. Thor eil beschrieb die Art nach Stücken, die er bei Nizza unter Steinen gefunden hatte und giebt dabei an: vielleicht auch bei Kissingen. Nach Simon im Süden Frankreichs verbreitet. — Heeri P. Pavesi, 4 ausgewachsene Weibchen. In Frankreich, Nord- italien und der Schweiz, aber auch in der Rheinprovinz. * Chiracanthium Seidlitm L. Koch. 2 junge Stücke von Ghir. ziehe ich nach der Färbung, Augenstellung und Bestachelung der Beine zu obengenannter Art, die dem Süden Europas angehört, — Mildei L. Koch, 7 Stücke, die alle noch nicht die letzte Häutung überstanden haben; nach Simon finden sich die geschlechtsreifen Exem- plare im Juni auf Gebüsch. Eine südeuropäische Art, die in Spanien, Frankreich, Italien, der Türkei, Syrien und Algier aufgefunden ist. Clubiona brevipes Black w. 1 Männchen dieser namentlich in Nord- und Mitteleuropa auf Eichengebüsch häufigen Art. — terrestris Westr., 1 Weibchen. * — parvida Luc., 1 Weibchen dieser südeuropäischen Art. — decora Blackw. 12 Stück, darunter ein erwachsenes Männchen. Hin- sichtlich dieser Art, die von Simon aus Frankreich nicht angegeben wird, hatte ich lange Zweifel, indem ich an die Möglichkeit dachte, dass sie mit der vorhergehenden identisch sein könnte; diese Zweifel 53 sind aber nun, da ich auch CI. parvula kennen geiernt habe, gehoben. Die Art war bisher aus der Schweiz, von Madeira und dem Rhein- und Moselthal angegeben. Zorn spinimana C. L. Koch. 1 Weibchen der bei uns am Boden der Gebüsche häufigen Art. Fhrurolithus mininms C. L. Koch. 4 noch nicht ganz entwickelte Stücke dieser in Frankreich und Deutschland verbreiteten Art. *Agroeca lineata E. Simon, 2 junge Exemplare. Simon machte die Art von Korsika bekannt. * — lycosiformis Cambridge? Es liegen mir 13 Stück einer Agroeca vor, die ich zu dieser Art ziehe, mit der die Augenstellung (hintere Reihe gerade!) und Färbung überein stimmt; da sämmtliche Exemplare noch nicht entwickelt sind, so ist die Bestimmung freilich nicht ganz zuver- lässig. Die Art war bisher nur aus Syrien, Sizilien und Algier bekannt. Lycosiclae: 9. Oxyopes rcimosus Panz., 1 junges Weibchen. Ocyale mirabilis Clerck. Mehrere junge Stücke dieser fast kosmopo- litischen, von v. Heyden auch bei Bordighera beobachteten Art. Trocliosa terricola Thor., 13 Stück dieser weit verbreiteten und häufigen Art, die v. Heyden auch bei Bordighera fand. * Tarentula Simonis Thor., 2 unentwickelte Thiere, daher die Bestimmung nicht ganz unzweifelhaft. Simon giebt die Art von Digne (Basses Alpes) und Escorial (Spanien) an. * — - albofasciata (Brülle) E. Simon, 24, darunter ein altes Männchen in einem Termitenbau. Im ganzen Mittelmeergebiete verbreitet und häufig. Lycosa liortensis Thor. Zahlreiche unausgewachsene Stücke einer Lycosa gehören zu dieser oder einer nahe verwandten Art. — nigriceps Thor., 1 junges Weibchen. — morosa L. Koch, 1 Weibchen. — amentata Clerck, 1 entwickeltes Männchen. Agalenidae: 8. *Textrix coardata L. Dufour, 15 Stück, von v. Heyden auch bei Bordighera gesammelt. Die Art ist im ganzen westlichen Südeuropa verbreitet und häufig. P. Pavesi führt sie auch aus Algier, Tunis, Aegypten und Abessinien an. Tegenaria campestris C. L. Koch, 1 junges Weibchen der in ganz Mittel- europa verbreiteten Art. — domestica Clerck, 1. Die Art lebt in Häusern, in Mittel- und Nord- europa; fehlt in England. Im Süden wird sie allmählich durch T. parietina ersetzt. * — pagana C. L. Koch, 2 Weibchen. Die Art scheint dem Südwesten Europas anzugehören (Pyrenäen, Südfrankreich, Korsika). * — pallidula E. Simon? Nur ein unausgewachsenes Stück, deshalb die Bestimmung zweifelhaft. Simon beschrieb die Art aus den Pyrenäen. * — parietina (Fourcroy) E. Simon. 1 Stück dieser südeuropäischen aber auch schon in England auftretenden, langbeinigen Art. — silvestris L. Koch, 3 Weibchen. Die Art ist erst von wenigen Punkten bekannt: Nürnberg, Paris, Tirol. Ich selbst fing sie mehrfach bei Atzwang im Eisackthale. 54 *Tegenaria debilis Thor., 14 Exemplare, darunter mehrere ausgewachsene Männchen. Charakteristisch für den Bulbus ist der tief gegabelte Fortsatz an seiner Aussenseite, der das Ende des Eindringers auf- nimmt. Die Art war bisher von Nizza (Thoreil) und Monaco (Simon) bekannt, aber nur das Weibchen. Zoropsididae: 1. *Zoropsis ochreata C. L. Koch, 2 Weibchen. Die Art ist aus Spanien, der Provence, Sicilien und Algier bekannt; in Norditalien scheint sie noch nicht gefunden zu sein. Amaurobiadae: 3. *Amaurobius Erberii Keyserling. 15, worunter einige erwachsene. Die Art scheint in Südfrankreich und Italien verbreitet und häufig zu sein. * __ jugorum L. Koch, 4 Weibchen. Koch beschrieb die Art aus Tirol, wo ich sie ebenfalls bei Atzwang aufländ; nach Pavesi ist sie im Tessin häufig; Simon erhielt sie auch aus der Sierra d’Estrella. *Twanoeca albomaculata Lucas. 18 junge Stücke dieser aus Algier, Italien, Korsika und Nizza bekannten Art. Diese jugendlichen Stücke haben eine grosse äusserliche Aehnlichkeit mit Dictyna ; die Beschaffenheit der Tracheen (4 einfache Röhren) überzeugten mich aber, dass sie zu Titanoeca gehören. Dictynidae : 3. Dictyna flavescens Walck. 4 unausgewachsene Stücke dieser auf Gebüsch lebenden Art, die bei uns mit Anfang Mai entwickelt ist. — viridissima Walck. Mehrere Stücke beiderlei Geschlechts. Die Art tritt bei uns namentlich an Spalieren und Kalthauspflanzen des Gar- tens auf und ist im Spätsommer bis tief in den Herbst hinein im er- wachsenen Zustande zu finden. — vicina E. Simon. 1 junges Exemplar einer mir unbekannten Dictyna ziehe ich zu dieser Art, mit der es in seiner Färbung übereinstimmt; Simon beschreibt sie von Korsika, wo sie sich im Sommer im er- wachsenen Zustande auf Büschen und Hecken findet, Micryphantidac: 2. * Plaesiocraerus longicarpus E. Simon, 1 Männchen. Simon beschreibt die Art von den Seealpen und Ostpyrenäen, wo er sie im September in feuchtem Moose fand. * Lophocarenum ineditum Cambridge, 1 Männchen. Die Art ist von ver- schiedenen Punkten Südfrankreichs und so auch von Nizza bekannt. Scytodidae : 1. Scyiodes thoracica Latr., 2 Weibchen. Bei uns findet sich diese Art fast nur in Häusern, im Süden dagegen häufig im Freien; die südlichen Exemplare zeichnen sich durch bedeutendere Grösse und lebhaftere Färbung, wobei das Schwarz von dem Gelb schärfer abgesetzt ist, aus. Pholcidae: 1. * Spernwphora sexociäata Duges. Nur 1 Weibchen dieser kleinen, in Süd- frankreich, Spanien, Italien und Nordafrika verbreiteten Art. •» 55 Theridiadae: 18. PedanostetJms lividus Black w., 1 Männchen, 2 Weibchen. Ueber ganz Europa verbreitet und von L. Koch auch aus Sibirien nachgewiesen. *Enoplognatha testacea E. Simon. 2 Stücke, welche mir der Autor selbst benannt hat. Simon beschrieb die Art von verschiedenen Punkten Südfrankreichs und von Korsika. Enoplognatha mandibularis Lucas. 7 Weibchen dieser im ganzen Mittel- meergebiete verbreiteten und häufigen Art, die leicht mit einer Epeiride verwechselt werden kann. Das Yerbreitungsgebiet derselben erstreckt sich bis nach Arabien und China. Ero aphana Walck. — atomaria C. L. Koch. Ein junges Weibchen dieser über Mittel- und Westeuropa verbreiteten Art. *Euryopis acuminata (Lucas) E. Simon. 7 junge Weibchen dieser Art, die nach Simon in allen Mittelmeerländern ungemein häufig ist. Asagena phalerata Panz., 1 junges Weibchen. Die Art ist über Eng- land, Skandinavien, Mitteleuropa, Frankreich bis zu den Pyrenäen verbreitet, in den Alpen bis hoch ins Gebirge hinauf. *Teutana triawgulosa Walck. 13 Stücke, darunter auch 2 Männchen, aber alle noch nicht geschlechtsreif. In den Mittelmeerländern verbreitet, soll aber auch in St. Helena und in Brasilien Vorkommen und Simon erhielt sie aus Alabama und Colorado. *Lathrodectus tredecimguttatus Kossi, 2 Weibchen. Diese ihres schmerz- haften, unter Umständen tödtlichen Bisses wegen gefürchtete Art ist in allen Mittelmeerländern bis nach Südrussland verbreitet. L. v. Heyden fand diese Malmignatte der Italiener in „prachtvoll sammtschwarzen, schwefelgelb gezeichneten“ Exemplaren häufig am Meeresufer bei Bor- dighera; A. König brachte sie auch von Teneriffa mit. *Lithypkantes Eaykullianus Walck. 19 Stück dieser in Südeuropa und Nord- afrika verbreiteten und häufigen Art; 12 gehören zu der fast einfarbig dunkeln Yar. b. Yon v. Heyden auch von Bordighera mitgebracht. *Theonoe longiseta E. Simon. Nur ein Männchen dieser winzigen Spinne, die Simon im Yar auffand. *Labidla rupicola E. Simon. Mehrere Weibchen; v. Heyden sammelte die A# auch bei Bordighera; Simon giebt ihr Yorkommen von ver- schiedenen Punkten der Seealpen (Mentone, Sospel, St. Martin-Lan- tosque) an. Sie findet sich, ähnlich unserer L thoracica , an sehr feuchten, mit Moos bedeckten, dunklen Felswänden. *Theridhmi aulicum C. L. Koch. Sehr zahlreiche Exemplare dieser der Färbung nach sehr veränderlichen Art, die unter mehreren Synonymen beschrieben ist; sie ist aus England und allen Mittelmeerländern ein- schliesslich Palästina bekannt geworden. Cambridge hat bereits den höchst eigentümlichen männlichen Taster dieser Art abgebildet. — tindum Walck., 8 junge Stücke. In ganz Mittel- und Westeuropa. — denticidatum Walck., 10 junge Exemplare. Die Fortpflanzung dieser Art findet bei uns im Mai und Anfangs Juni statt. Ueber ganz Europa und Nordafrika verbreitet; von Cambridge auch aus Syrien angegeben. — simile C. L. Koch. 16 Exemplare dieser Art, die in zahlreichen Farben Varietäten auftritt; Simon unterscheidet deren 15; die meisten in San Remo gesammelten (jungen) Tbiere gehören zur Var. 8 Simon's. • Die Art ist aus ganz Europa (England, Schweden, Frankreich, Deutsch- land), ausserdem Algier und Syrien bekannt. Lmhthyphantes Zimmermanni nov. nom. ( zebrinus E. Simon nec [. Bathy - phantes] zebrinus Menge). Ein Vergleich der Beschreibungen und Ab- bildungen von Menge und Simon lehrt, dass Lephthyph. zebrinus Sim. nicht der ( Bathyph .) zebrinus Menge ist und daher einen beson- deren Namen haben muss, als welchen ich Zimmermanni vorschlage, weil Zimmermann mich auf die Incongruenz beider Arten aufmerk- sam machte, nachdem ich dieselbe an einem von Simon mir als L. zebrinus Menge bestimmten Exemplare ebenfalls bemerkt hatte. Von L. Zimmermanni liegen mir von San Remo 2 Weibchen vor; die Art ist auch hei Bonn häufig, wo ich den B. zebrinus Menge bisher mit Sicherheit noch nicht nachgewiesen habe. LinypJiia pusilla Sundevall, 2 junge Weibchen. In ganz Europa und Sibirien. — frutetorum C. L. Koch, 1 entwickeltes Männchen. In ganz Süd- europa und Nordafrika häufig; auch in Syrien. TetragnatJiidae: 3. Pachygnatha de Geeri Sundev. 1 1 Stuck dieser in ganz Europa ver- breiteten und im Frühjahr häufigen Art, die v. Heyden auch bei Bordighera nachwies. Tetragnatha extensa L., 8 Junge. Durch ganz Europa verbreitet. — obtusa C. L. Koch, 7 ebenfalls noch junge Stücke. Die Ge- schlechtsreife dieser und der vorigen Art tritt bei uns nie vor Ende Mai ein. Epeiridae: 12. Meta Merianae Scop., 2 junge Männchen und I Weibchen. Die Art ist durch ganz Europa verbreitet und von v. Heyden bei Bordighera nachgewiesen. — segmentata Clerck, 2 junge Weibchen dieser bei uns äusserst ge- meinen und verbreiteten Art. Zilla x-notata Clerck, 4 ausgewachsene Weibchen dieser ebenfalls gemeinen und verbreiteten Art. Singa Herii Hahn, 1 Weibchen. — pygmaea Sundev., 5. Die beiden letzten Bestimmungen sind nicht ganz sicher, da nur sehr junge Exemplare vorliegen. Cyclosa conica Pallas, 3 ganz junge Stücke dieser in ganz Europa ver- breiteten und zwischen Gebüsch häufigen Art. Epeira diademata Clerck. 6 grosse, ausgewachsene Weibchen, z. Th. vor, z. Th. nach dem Eierlegen; sie sind wohl ohne Zweifel in der ersten Zeit des Aufenthaltes gesammelt worden. — Sturmii Hahn. 5 junge Stücke dieser oder einer mit ihr ver- wandten Art. — soTlers Walck. 3 Männchen und 4 Weibchen dieser über den grössten Theil Europas verbreiteten, auch von St. Helena, Südafrika und Japan angegebenen Art. Die Weibchen sind alle noch unentwickelt, und von den Männchen ist erst eines geschlechtsreif; es geht hieraus her- 57 vor, dass die Reife dieser Art in San Remo nicht früher eint ritt als bei uns, da ich im Ahrthal in der ersten Hälfte des April zahlreiche entwickelte Männchen fand. — acalypha Walck. 20 junge Stücke dieser auf Haiden und im Grase häufigen und über ganz Europa verbreiteten Art. ■ — diodia Walck. 8 noch nicht entwickelte Stücke dieser Art, die an ähnlichen Orten vorkommt wie E. acalypha , aber nicht ganz so häufig ist. — cucurbUina Clerck, 4 junge Exemplare. Die Verbreitung der Art erstreikt sich über Europa, Algier, Palästina, Japan und Nordamerika. Dr. Luc. v. Heyden fand bei Bordighera im Winter 34 Arten, unter denen folgende 16 in der Sanremeser Beute nicht mit vorliegen: Dysdera Cambridgei Thor. , D. cröcata C. L. Koch , Salticus fomiicarkis Deg., Menemerus vicinus Sim., Euophrys finitima Sim,, Drassus severus 0 L. Koch, Dr. hypocrita Sim., Dr. pubescens Thor., Trochosa cinerea, E., Lycosa paludicola Clerck, Textrix denüculata Oliv., Amaiirobiiis Scopolii Thor., Lithyphantes corollatios L. , Asagena phulerata Panz. Pholcus pltalangioides Schrank und Coeculus echinipes. Tausendtüsse: 28. Chiwpoda: 13. Seidigem coleoptrata L., 2, gleich allen anderen unter Steinen oder im Gesiebe. Liikobius forficatus L., häufig. — picea s L. Koch, 1 . — calcaratus , häufig. — crassipes L. Koch, 6. :1: — aeruginosus L Koch, 5 Stücke dieser zierlichen, gelbrothen Art. Cryptops hortensis Leach, 1. Geophilus flavidus C. Koch, 2. — proximus C. Koch , 1 . — sodalis Mnt. (conchylogasfer Lutz.), 1. Scolioplanes crassipes 0. Koch, 1. * ‘Stigmatogaster gracilis Mnt., 4. Schendyla nemorensis C. Koch, 6. Diplopoda: 15. Glomeris pustulata Latr., 4. — conspersa C. Koch, 3. * Strongylosoma iadrense Pregl., häufig; bisher nur bei Zara gefunden. Brachydesmus superus Latr., gemein. Polydesmus denticidatus C. Koch, 3. Craspedosoma Batvlinsii I^each, 2. *Aulocosoma compactile Attems nov. gen. et nov. spec. In einem Weib- chen, das ich in San Remo gefunden und dem k. k. Hofmuseuni in Wien überlassen hatte, erkannte Herr Graf Attems eine neue Art, über welche er mir die folgende Beschreibung zusandte: „Aulocosoma nov. gen. Corpus cylindricum, segmenta carinis omnino destituta, dorso sulco medio longitudinali , dorso et lateribus 58 l striis profundis longitüdinalibus mar ata, tub er cutis seliger is senis minimis praedita. Ocidi manifesti , trianguläres. Äntennae longae, apice paululum incrassatae , pedes exiles, haud longi. Segmentorum numerus 30. A ulocoso m a co mp act i le n ov. sp. Corpus robustuni , parvum, fla- vimi, brunneo marmoratum, glabrum; pedes pallidi et antennae nigres- centes et caput dense crinita ; oculi trianguläres, utrimque ocellis 6 compositi (1. 2. 3.) nigerrimi, tubercula setigera anterior um segmen- torum sat distincta, sed parva, posteriorum segmentorum vix conspicua. Löngitudo corporis 8 mm, latitudo corporis ad 1 mm. Mas ignotus. — Hab. San Remo.“ * Lysiopetalum foetidissimum Savi, gemein. Jidus pusillus Leach, gemein. — rußfrons C. Koch (= boleti C. K.), 2. • — longabo K , häufig. — trilineatus K., 1. — sabulosiis L., häufig. * — — var. rubripes C. Koch, in besonders grossen Stücken. * — aurozonatus Berlese, 1, bisher aus Toscana und Kalabrien bekannt. Asseln: 10. Oniscidae: 8. * Ärmadillidium Willii C. L. Koch, nach Dollfuss = Oniscus macidatus F.; nicht selten unter Steinen. Bisher nur von Montpellier und von Cannes bis Mentone gefunden. * - — gramdatum Brndt., nicht selten. * — depressum Brndt., selten. — vulgare Latr., häufig. Forcellio laevis Latr., häufig. Metoponorthus pruinosus Brndt., nicht häufig. *Leptotrichus Panzern And. Sav., nicht häufig, bisher nur aus Aegypten, Algerien, Korsika, Spanien und Portugal bekannt. Philoscia muscorum Scop., nicht selten. Idotheidae: 2. Idothea marina L. (= I. tricuspidata Desm.), im Hafen von San Remo. — - acuminata Leach, ebenda. Weichthiere: 101. Land“ und Süsswasser-Molluskenr 58. Schnecken: 57. * Testacella bisidcata Risso, in mässiger Anzahl unter Brettern und Steinen im Nebengarten des Hotel de Nice. Da ich von dem interessanten Thiere, ohne dasselbe und seine Seltenheit zu kennen, aus der Masse der dort sich findenden Nacktschnecken doch mehr als ein halbes Dutzend Stücke mitnahm, bin ich überzeugt, dass die Art in San Remo nicht eben selten ist. Ich freute mich , durch Abgabe von dem Materiale Herrn Dr. L. Plate bei seiner Arbeit über die Anatomie 59 der Gattungen Baudebantia und Testacella (Spenge), Zool. Jahrbücher, 1891) unterstützen zu können. Limax maximus L. var. Becampi Meneg., 5 Stück an Oelbäumen. — variegatm Drap., 7 Stück unter Steinen der Terrassen. Agriolimax agrestis L., sehr häufig im Nebengarten des Hotels. — laevis Müll., 6 ebenda. * Amalict gagates Drap., häufig ebenda. — marginata Drap., nicht selten auf den Terrassen, selten im Garten. * — carinata Risso , sehr häufig im Nebengarten , sonst seltener. Ausser in Süd-Europa auch in Frankreich und Süd-England. Hyalinia ( Polita ) Brapanaudi Beck, 4 Stück unter Steinen. — — septentrionalis Bgt., 2 ebenda. — (Vitrea) diapliana Stud., 1 gesiebt. *Zonites algirus L., ziemlich häufig im lehmigen Boden der Terrassen am Peirogallo und am Wege nach Verezzo unter Steinen. *Leucochroa candidissima Drap, type und * — — var. rimosa Cbr u. Jan., beide sehr häufig an den Felswänden am Fahrwege nachColla und am Wege nach dem Croce da Para unter Steinen. Patula rotundata Müll., 6 gesiebt. — rupestris Drap., 1 im Thale des Lorenzo-Baches. * Helix ( Trigonostoma ) nautiliformis Porro , 4 unter Steinen am West- gehänge des Lorenzo-Thales. — — angigyra Rosm., 2 ebenda. — — obvoluta Mül)., in mässiger Zahl ebenda. — ( Vallonia) costata Müll., häufig unterSteinen und Brettern im Nebengarten. * — (Carthusiana) cantiana Mtg. var. cemenelea Risso, einzeln an Pflanzen der Thalgehänge und unter Steinen. Ausser in Süd-Europa auch in Frankreich und Süd-England. * — (Euparypha) pisana Müll., 1 auf den Terrassen. * — ( Xerophil-a ) caespitum Drap., ebenda häufig, stark abändernd in der Färbung. * — — virgata Mtg. , 4 im Hotelgarten. Auch in Frankreich und Süd- England. * — — lauta Lowe, häufig ebenda und auf den Terrassen. — 1 — interseda Mich., 2. * — — rugosiuscula Mich., 1. * — — conspurcata Drap., häufig im Hotelgarten. — — trochoides Poir., 2 Stück an den Felsen am oberen Beragallo. — — terrestris Penn., gemein unter Steinen am Ufergehänge der Westbucht, seltener auf den Terrassen. * — (CocJdicella) acuta Müll., häufig auf den Terrassen am Anfänge des Weges nach San Pietro an Pflanzen und unter Steinen. — (Tachea) nemoralis , 13. „Auffällig ist neben der lebhaften und variabeln Bindenzeichnung die constante Hämmerung der Schalen- oberfläche“ In Gärten der Westseite. * — (Mactdaria) vermicidata Müll., häufig in manchen Gärten der West- seite, besonders an Rosmarin. Stark abändernd an Grösse und Färbung. * — (Helicogena) aspersa Müll., ziemlich häufig, besonders an den Agaven und Palmen des Hotelgartens; an Grösse und Zeichnung recht ver- schieden, meist stark, selten nur ganz undeutlich gebändert, 60 * Helix ( Helicogena) aperta Born., überall nicht selten. — — pomatia L., 1 sehr dickschaliges Stück von den Terrassen. *Cionella (Ferussacia) folliculus Gron., 1. * — (Caecilianella) petitiana Ben., ein Dutzend unter Steinen und gesiebt. * __ — acicula Müll. var. eburnea Risso, in massiger Anzahl bei San Remo und in den Grotten von Mentone lebend unter Steinen ge- sammelt. Die typische Form auch in Deutschland. *Stenogyra (Rumina) decollata L. , häutig, hie und da gemein, in allen Altersstufen in dem Lehmboden der Terrassen unter grösseren Steinen. *Pupa (Torquilla) similis Beng., sehr häufig an den Steinen der Terrassen- mauern und an den feuchteren Wänden der Häuser im östlichen Th eile der Stadt. *Pupa (Granopupa) granum Drap., selten an Steinen. * — (Coryna) Ferrarii Porro, ziemlich selten gesiebt. (Pagodulina) pagodula Desm., 2 gesiebt. — (Sphyradium) edentula Drap., 3 gesiebt. * — (Isthmia) Strobeli Gredl., 1 gesiebt. — ( Vertigo) pygmaea Drap., 1 gesiebt. *Clausilia (Delima) itala v. Mts. var. nigra Issel , 1 an einer Mauer oberhalb des Berigo. * Anoylus striatus Qu. u. Gaim. Verhältniss von Höhe zu Breite zu Länge der Schale 1:1,66:2,29- Nur in einer Stelle des Bernardo- Baches, doch da an der Unterseite der Steine häufig. Limnaeus ovatus Drap., häufig im unteren Torrente San Martino oberhalb der Landstrassenbrücke. „Kleine Form von nur bis 14 mm Länge und wahrscheinlich durchweg nur Jugendform von lagotis Sehr. (var. intermedia Fer.).u — pereger Müll., 6 aus dem Bernardo-Bache. „Kleine Form von nur 7 — liy2 mm Länge.“ — truncatidus Müll., in mässiger Anzahl aus dem unteren Martino-Bache. * Planorbis umbilicakts Müll. var. sidoangiäatus Phil., in geringer Zahl aus dem Torrente d’Olivi. *Acme lineata Hartm.,2 aus einer Strohbucht in einem hohlen Oelbaume gesiebt, * — sublineata Andr., 4 ebenso. Pomatias septemspiralis Raz., 5 gesiebt. Cy clostoma elegans Müll., ziemlich häufig unter Steinen der Terrassen. Muscheln: 1. Pisidium casertanum Poli, häufig im unteren Martino-Bache. Meeresmollusken: 43. Schnecken: 30. Alurex brandaris L., 2 stark beschädigte todte Stücke; an einer sandigen Strandstelle bei Bordighera wurde sie lebend und gut erhalten gefunden. — (Phyllonotus) trunciilus L, 3. Pisania maciäosa Lmk,, häufig an Steinen auf der Hafenseite des Molo. Pollia POrbignyi Payr., 1. Westbucht. Fasset incrassaia Müll., 5 an der Hafenseite des Molo. — costulata Ren., häufig und sehr gross, ebenda. , — corniculum Oliv., 1 an der Ostbuchtküste angeschwemmt. 61 Columbella rustma L., häufig an der Hafenseite des Molo. Conus mediterraneus Brug., 2 an der Westbucht. Cerithium vulgatum Brug., häufig in der Westbucht, zum Theil von Ein- siedlerkrebsen besetzt. Bittium reticulatum Costa, 4 aus angeschweiumten Korallen- und Pflanzenstöcken. Litorina neritioides L., an Steinen der Westbucht gemein. Rissoa ventricosa Desm., 1 an einer Felsklippe der Westbucht, Alvama calathisms Mtg., 2 wie Bittium. — Montagui Payr., 1 ebenso. — subcrenulata Schwartz, 6 ebenso. — punctura Mtg., 1 ebenso. — tenera Phil., in Anzahl ebenso. Lebend dunkelbraun, einfarbig. Truncatella truncatula Drap., 1 junges Stück, ebenso. Phasianella piäla L, 1 ebenso. Zizyphinus exiguus Pult., 3 an einer Felsklippe der Westbucht. Trochocochlea turbinata Born, gemein an Steinen der Westbucht. — mutabilis Phil., 1 ebenda, Gihbula divaricata L , 2 ebenda. * — Bichardi Payr., sehr häufig ebenda. Nur im westlichen Mittel meere. Fissurelia rubecula L., 2 ebenda. Emargimda elongata Costa, 1 an einem angeschwemmten Korallenstock. Patella caenäea L. type und — — var. tarentina Lmk., beide gleich gemein an Steinen der West- bucht. Die Thiere werden von den Sanremesern gegessen. Chiton cajetanus Poli, 1 an einer Felsklippe der Westbucht. Muscheln: 13. Teredo navalis L., in Holz angescliwemmt. Mactra corallina L., 3 Klappen ebenso. Lebend am Sandstrand bei Bordighera. Venus gallina L., 2 Klappen ebenso. Tapes geographicus Gmel., 1 Klappe ebenso. Petricola lithophaga Retz., häufig in den Uferfelsen und Strandgeröllen der Westbucht eingebohrt, ebenso bei Monaco in hartem Kalk. Chama griphoides L., 1 angeschwemmt, Area (Barbatia) barbata L., 1 aus einem angeschwemmten Korallenstocke. — (Acar) lactea, 6 ebenso. Pectuncidus glycimeris L., 2 Klappen angeschwemmt, Pecten opercularis L., 1 Klappe ebenso. — (Hinnites) pusio L., 1 Klappe ebenso. Anomia ephippium L., 2 Klappen ebenso. Ostrea edidis L, 1 Klappe ebenso. Hassal hat aus der weiteren Umgebung von San Remo, d. h. aus dem ligurischen Küstengebiete von Ventimiglia, bis Taggia 62 Arten von Land- und Siisswasserconchylien bekannt gemacht, von denen nach Boettger’s Ansicht 28 mit von mir gesammelten zusammenfallen, 4 jedenfalls falsch bestimmt sind und 30 von mir nicht beobachtete sicher, möglicher- oder wahrscheinlicherweise als Bewohner des fraglichen Ge- bietes zu betrachten sind. Letztere sind: Buliminus detritus Brug., B. 62 * monianus Drap., B. obscurus Müll., B. quadridens Müll., Bythinia tenta- culata L., *Clausilia bidens L., CI. bidentata Ström, var. nigricans , *CZ. solid a Drap., CI. ventricosa Drap,, Hydrobia ventrosa Mtg., Helix arbusto- rum Müll., II. carthusiana Müll., *//. cinctella Drap., 'II. ciliata Stud., BI. explanata, Müll., *H. zonata Stud., II. incarnata Müll., II. lapicida Müll., *//. niciensis Per., II. puhhella Milli., ''II. scrpentina, Per., Lim- naeus palustris Müll., Planorbis contortus Müll., Modicella avenacea Brno'., Orcula dolium Drap., * Tor quill a variabilis Drap., Balea perversa L., Cio- nella lubrica Müll., Lauria cylindracea Costa, Hyalima cellaria Müll. Von den von mir in einem Winter erbeuteten 57 Arten fehlen jener Liste 29. * 4 • 63 II. Wurde Bernstein von Hinterindien nach dem Westen exportirt? Von A. B. Meyer, In den „Abhandlungen der Gesellschaft Isis in Dresden“ (1892, Abh. Nr. 7) habe ich vor Kurzem über Bernstein berichtet, der in Barma ge- funden wird und von dem mir eine Probe aus dem Indian Museum in Calcutta zugekommen war. Die chemische Untersuchung ergab, dass er dem Ostsee- Bernstein (Succinit) in Bezug auf die Bernstein säure (2°/0) ähnelt (Succinit entwickelt 3H ^eXls-OC^J/VH-p cu 113 Die meisten Schuppen waren ungefähr 1,2 mm lang. Die in der Grundhälfte hellere Färbung der Schuppen geht allmählich nach dem Endrande zu ins Dunkle über, bei durchfallendem Lichte ins Dunkelbraune. Ihre Sculptur ist eine verhältnlssmässig grobe, schon bei ÖOfacher Yergrösserung erkennbare (Fig. 6c). Sie besteht aus Längsrippen, die vom Gründende ausstrahlen und ziemlich parallel bis zum Endrande verlaufen. Yon der Mitte der Schuppe an gefangen schalten sich einige Rippen aus. Die Rippen sind am Grunde ungefähr 3—3,5 p von einander entfernt, und linear, aber in Entfernung von 4 — 14 u zu länglichen Knötchen angeschwollen, die in der Grundhälfte der Schuppe oft zu kleinen endwärts gerichteten Dörnchen werden, und auch an den Seiten- rändern schwach vortreten. Dort wo die dunklere Färbung der Schuppe beginnt, werden Rippen und Knötchen dicker und dunkler chitinisirt und von den einzelnen Knötchen strahlen feinste fiederartige Fortsätzchen aus, die nach dem Endrande zu mit den Rippen selbst verschmelzen und diese verbreitern, sodass nun breitere braune Kiele entstehen, auf deren Mitte die ursprüngliche Rippe und die Knötchen nur wenig hervortreten. Diese Kiele sind nur durch ganz feine helle Linien geschieden. Sie laufen am Endrande entweder frei aus oder treten auf den Zacken zusammen. Die grossen Schuppen haben mehr Rippen als die kleinen. Bei der breitesten zählte ich 62, bei der schmälsten nur 27. Cnethocampa solitaria Frr. Diese Art hat bereits bedeutend grössere Schuppen, die aber auch stark in ihren Dimensionen wechseln (Fig. 4 a). Die meisten haben einen halbkreisförmig begrenzten Grund, von dem sich das sie festheftende, kurze Stielchen scharf absetzt. Hier liegt die grösste Breite der Schuppe, und von dieser Stelle laufen nun die geraden Seitenränder convergirend dem quer abgestutzten Endrande zu, kurz vor demselben plötzlich noch etwas enger zusammentretend, sodass der Endrand ungefähr die Hälfte der grössesten Breite misst. Letzterer ist entweder einfach senkrecht gegen die Längsrichtung der Schuppe oder schwach convex und dann häufig etwas schief angesetzt. Ergeht in längere, grobe Zacken (Fig. 4 b) mit an- fänglich parallelen Rändern aus, die sich erst ganz am Ende zuspitzen, oder hier in feinere spitze Zäckchen zertheilen; die Lücken zwischen je zwei grossen Zacken haben einen gerundeten Grund. Die Grundhälfte der Schuppen ist farblos mit einigen dunkleren, unregelmässig von demStielcben ausstrahlenden Streifen. Yon der Mitte an wird die Schuppe ganz all- mählich dunkler braun, eine Färbung, die kurz vor dem Rande plötzlich aufhört, sodass hier eine schmale weisse Binde entsteht, die sich auf den Grund der grossen Zacken fortsetzt, deren Spitzen wieder dunkel gezeichnet sind. Bei den kleineren Schuppen ist das Gründende der Schuppen nicht halbkreisförmig, sondern mehr lancettlich zugespitzt. Zwischen beiden Formen bestehen alle Uebergänge. Die Maasse von 4 möglichst verschieden ausgesuchten Schuppen waren folgende: Länge 1,5 — 1,4 — 1,2 — 1,0 mm grösste Breite . . . 0,7 — 0,6 — 0,3 — 0,21 „ Breite des Endrandes 0,24— 0,33 — 0,16 — 0,10 „ 114 Das Sti eichen war bei allen 15 u lang, die Endbinde mit Zacken ungefähr 0,12 mm breit. Erst bei sehr starker Yergrösserung, am besten mit homogener Immersion, erkennt man die feinere Scnlptur. Diese besteht an der bellen Basis in einer äusserst feinen, von dem Stielcben ausstrahlenden Kippung. Die einzelnen bellen Rippen stehen hier ungefähr 1,75 p aus- einander. Sie sind besetzt mit sehr feinen, dunkel cbitinisirten Körnchen, die viel enger aneinander stehen als die Rippen und sich oft berühren. Die oben erwähnten, schon bei schwacher Yergrösserung sichtbaren, von den Stielchen ausstrahlenden Streifen entstehen dadurch, dass in ihnen die Körnchen noch dichter stehen und auch grösser sind. Da wo die Seiten- ränder der Schuppen gerade “zu werden anfangen, treten ganz feine Körnchen auch zwischen den eigentlichen Rippen auf. Beim Beginne der dunkleren Endhälfte werden die Rippen allmählich dunkler und die Knötchen in den Zwischenräumen ordnen sich neben jeder eigentlichen Rippe in zwei Längsreihen, die mitunter fiederartig angeordnet sind, weiter- hin an die Rippen herantreten und diese verbreitern, sodass sie nun zu- sammen breitere Längskiele bilden, deren erhabene Mittelkante von der ursprünglichen Rippe gebildet wird. Da sich da, wo die dunklere Färbung deutlich bemerkbar wird, viele der ursprünglichen Längsrippen auskeilen, so tritt dort häufig ein solcher dunkler Längskiel ungefähr an die Stelle zweier ursprünglicher Rippen, und da zugleich die Schuppe nach dem Ende schmäler wird, sind die um 3,5 p breiten Kiele nur durch eine ganz feine helle Linie von einander getrennt. Die helle Endbinde entsteht dadurch, dass plötzlich jeder Kiel sich wieder in eine Mittelrippe und zwei ihm parallele Nebenrippen auflöst, die wellig in die Zacken verlaufen. Cnethocampa pinivora Tr., der Kiefern - Processionsspinner. Die Eierdeckschuppen dieser Art haben die Gestalt eines gleichschenkligen Dreieckes mit nach aussen sanft geschwungenen Schenkeln (Fig. 7). Sie sitzen mit einem kurzen, kaum abgesetzten Stielchen fest, von dem die Seitenränder in sanfter Biegung abgehen. Ihr querer End- rand geht in grössere Zacken aus, deren Anzahl bei den breitesten Schuppen bedeutend grösser ist, wie bei den kleinen und die selbst wieder häufig kleinere, feinere Zäckchen tragen. Bei einer grossen Schuppe konnte man ungefähr 25 grosse Zacken zählen, während die kleinsten nur 5 oder gar nur 3 hatten. Abgesehen von den Zacken ist der Endrand entweder ganz gerade oder sanft convex. Ihre grösste Breite erreichen die Schuppen entweder auf dem Endrande oder ganz dicht vor demselben. Die Grund- hälfte ist bei allen Schuppen farblos. In der zweiten Hälfte erscheint eine bei durchfallendem Lichte hellbraun erscheinende Querbinde, die grund- wärts ganz allmählich verläuft , während sie kurz vor dem Endrande scharf abgesetzt erscheint, so dass nun wieder eine farblose schmale End- binde auftritt. Der gezackte Rand ist wieder mehr weniger tiefbraun. Schon bei schwacher Yergrösserung erscheinen auf den Schuppen feine von dem Stielchen ausstrahlende und dann an den Seitenrändern parallel laufende Längsfältchen. Ihre eigentliche Sculptur beginnt aber erst bei 200facher Yergrösserung sichtbar zu werden und kann nur mit Immersion klar erkannt werden. Sie besteht aus sehr feinen Längsrippen , die in der Mitte ungefähr 115 1,5 // von einander abstehen. Im Allgemeinen sind sie durchaus parallel, doch spalten sich einzelne wurzelwärts in zwei neue, oder hören plötzlich auf oder legen sich seitlich an eine Nebenrippe an. Auch schieben sich mitunter neue Längsrippen mit freiem Anfänge ein. An dem Grundeude stehen sie etwas näher bei einander, als in ihrem weiteren Verlaufe. Vom Stiel bis zum Anfang der breiten braunen Binde finden sich spärlichst vertheilt an den Längsrippen kleine, kurze, aber im Verhältniss hohe Knötchen, die mitunter zu kurzen, dem Endrande zugerichteten Dörnchen werden. Da sie aber meist ganz hell sind, erkennt man sie nur bei ge- nauester Aufmerksamkeit und seitlicher Beleuchtung. Betrachtet man nur den Theil der Schuppe, der bei starker Vergrösserung gerade im Gesichts- felde liegt , so scheint es , als trüge immer nur die dritte oder fünfte Längs- rippe solche Knötchen. Verschiebt man aber das Präparat, so sieht man, dass in ihrem weiteren Verlaufe auch die anscheinend knotenfreien Rippen solche Anschwellungen tragen , die also nicht auf bestimmte Rippen, sondern im Allgemeinen regellos und sparsam über alle Rippen vertheilt sind. Auf dem braunen Theile der Schuppen fehlen sie völlig. Die braune Färbung beruht darauf, dass hier die Längsrippen dunkler werden und auch ihre Zwischenräume etwas gefärbt sind. Die Maasse von 5 absichtlich recht verschieden ausgesuchten Schuppen waren : Länge 1,8 — 1,4 — 1,2 — 0,9 — 0,7 mm Breite 1,2 — 0,55 — 0,39 — 0,1 — 0,05 „ Cnethocampa pityocampa Schiff., der Pinien-Processionsspinner. Diese Art hat die grössesten und zugleich wenigst pigmentirten Eier- deckschuppen (Fig. 8). Sie haben am Grunde ein deutliches Stielchen, von dem aus die Seitenränder mit stärkerem, aber auf beiden Seiten meist ungleichmässigen Schwünge abgehen; weiterhin werden sie schwach gewölbt und gehen allmählich in den convexen Endrand über, der in un- regelmässige , faltig zusammengelegte Zacken ausläuft. Dieser zackige Endrand ist schmäler, als die kurz vor ihm auftretende grösste Breite der Schuppe. Die Maasse von 5 verschieden ausgewählten Schuppen waren: Länge 2,7 — 2,4 — 1,5 — 1,4 — 1,2 mm Breite 1,1 — 1,0 — 0,3 — 0,4 — 0,18 „ Endrand 0,8 — 0,9 — 0,25 — 0,3 — 0,15 „ Am Stielchen erscheinen die Schuppen bei durchfallendem Lichte etwas gelblich, späterhin farblos und erst im letzten Viertel beginnt allmählich eine hellbraune, etwas längstreifige Verdunkelung, die vor dem Endrande wieder aufhört, sodass dort eine farblose Endbinde entsteht. Die Zacken des Randes erscheinen durch die Faltung wieder etwas dunkler. Die Sculptur ist etwas deutlicher als bei denen des Kiefern-Pro- cessionsspinners, klar aber immerhin nur mit Immersion erkennbar. Sie besteht in feinen Rippen, die von dem Stielchen zuerst in Gestalt unregelmässiger Faltungen ausstrahlen, bald aber ganz regelmässig parallel verlaufen in einem Abstande von ungefähr 1,75 p. Besetzt sind diese Rippen mit feinen zackigen Dörnchen, die verhältnissmässig stark sind, bis 3 p) und ihre Spitzen bald nach dem Grunde, bald nach dem Ende der Schuppe richten. Sie sind in der Grundhälfte zahlreicher, als in der 116 Endhälfte, aber auch noch in dem dunkleren Schuppentheil völlig erkennbar. Nur auf der hellen Endbinde fehlen sie vollkommen. Die dunklere Färbung im letzten Schuppenviertel wird durch stärkere Chitinisirung von Rippen und Dörnchen verursacht, die aber hier zugleich etwas weiter von einander abstehen. Im Canadabalsam werden diese Schuppen so hell, dass sie nur schwer erkennbar sind. CnetJiocam/pa Jierculeana Rbr. Die Eierdeckschuppen dieser Art (Fig. 5 a) sind zwar kleiner als die der beiden vorhergehenden, aber immer noch viel grösser, als die des Eichen- Processionsspinners , denen sie der allgemeinen Form nach am nächsten stehen, während sie sich der Sulptur nach denen der Nadelholzarten an- schliessen. Sie sind lancettförmig und beginnen am Grunde mit einem deutlichen, aber nur schwach abgesetzten, stets seitlich ein wenig von der Mittellinie abgebogenen Stielchen. Auch die beiden Seitenränder sind anfänglich meist ungleich geschwungen ; später verlaufen sie mehr parallel und treten schliesslich wieder etwas näher zusammen, sodass der gezackte Endrand schmäler ist, als die grösste Breite der Schuppe. Der End- rand ist unregelmässig und seicht ausgezackt und stets senkrecht auf der Mittellinie. Das Stielchen ist gelblichbraun, dann folgt eine hellgelbe Grundhälfte, die allmählich in die etwas dunklere Endhälfte übergeht. Kurz vor dem Endrande hellt sich die Schuppe wieder auf, ohne dass eine eigentliche helle Endbinde zu bemerken wäre. Auch die Zacken sind nicht wesentlich dunkler. Die Zeichnung der Schuppe ist also bei dieser Art am wenigsten ausgesprochen. Am Grunde scheinen die Schuppen oft mit einem wachsähnlichen Ueberzuge bedeckt. Die Maasse 5 recht verschiedener Schuppen waren: Länge 1,7 — 1,7 — 1,6 — 1,2 — 1,1 mm Breite 0,65 — 0,5 — 0,4 — 0,14 — 0,12 ,, Endrand 0,37 — 0,3 — 0,2 — 0,05 — 0,045 „ Die Sculptur besteht wieder in einer feinen Längsrippung (Fig. 5 b). Die einzelnen Rippen sind linear und stehen am Grunde ungefähr 2 it auseinander, später etwas weiter, aber nie über 3 Am schmalen End- rande nähern sie sich wieder. In der Grundhälfte sind sie mit feinsten Knötchen besetzt, die weiter auf der Rippe auseinander stehen, als diese untereinander. Sie sind sehr regelmässig über alle Rippen vertheilt, aber so, dass nur selten zwei auf benachbarten Rippen gelegene Knötchen nebeneinander stehen; meist entspricht einem Knötchen auf der einen ein knotenfreies Stück auf der anderen. Von der Mitte ab hören die Knötchen völlig auf, dagegen werden die Rippen etwas stärker chitinisirt. Gemeinsam ist also den Eierdeck schuppen aller Arten die verhältniss- mässig bedeutende Grösse, besonders da stets die grossen Exemplare die kleinen an Zahl bedeutend übertreffen , der gezackte Endrand und. die Längsrippung mit Knötchen. Dagegen ist die Form ungemein verschieden, ebenso die Färbung und die feineren Verhältnisse der Sculptur. Was letztere anbetrifft, so stehen die Arten mit gewölbtem Scheitel einander bedeutend näher als die mit kammtragendem Scheitel, indem bei jenen die Rippen in der Endhälfte zu deutlichen Kielen verbreitert sind, was bei letzteren nicht zutrifft. Auf jeden Fall sind die Eierdeckschuppen aller 117 5 Arten aber so verschieden, dass eine Eierdeckschuppe genügt, um mikroskopisch die Art, der sie angehört, zweifellos festzustellen. Ich versage es mir, an die eben geschilderten Thatsachen längere theoretische Auseinandersetzungen zu knüpfen. Nur kurz will ich darauf hinweisen, wie merkwürdig es ist, dass Schmetterlingsarten, die einander im allgemeinen Habitus so nahe stehen, dass einige von ihnen lange Zeit zusammengeworfen wurden — ich meine den Kiefern- und den Pinien- processionsspinner — und welche in dem Bau und der Lebensweise ihrer Raupen so nahe übereinstimmen, dass man wohl berechtigt ist, vom descenztheoretischen Standpunkte aus anzunehmen, dass die Trennung der einzelnen Arten noch nicht allzulange erfolgt ist, in so minutiösen Delails absolut scharf unterschieden sind. Kann man sich wirklich denken, dass diese Unterschiede durch natürliche Zuchtwahl entstanden sind? Zum Schlüsse möchte ich noch bemerken, dass der Zweifel, den Dr. Staudinger in seinem Catalog der Lepidopteren des europäischen Eaunengebietes in Bezug auf die Zugehörigkeit der Cn. herculeana zu der Gattung Cnethocampa ausspricht, indem er zusetzt: „vix hujus generis “, mir durch das Vorhandensein des Eierdeckschuppen- Busches bei den Weibchen völlig beseitigt erscheint. Quellenangaben. 1. Altum: Zur Lebensweise und Vertilgung des Eichenprocessionsspinners. Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen XIX, 1887, S. 540—547. 2. Kollar: Naturgeschichte der schädlichen Insecten in Beziehung auf Landwirthschaft und Forstcultur. Wien 1887, 8°. 3. Dallinger, P.: Gesammelte Nachrichten und Bemerkungen über den Fichten Spinner oder die Baumraupe u. s f. X u. 78 S. m. 3 Kupfer- tafeJn. Weissenburg 1798 bei den Gebr. Jacobi, kl. 8°. 4. Zickerow, G.: Der Kiefernprocessionsspinner. Gartenlaube 1890, S. 744 — 747 mit Abbildungen. 5. Judeich und Nitsche: Lehrbuch der Mitteleuropäischen Forstinsecten- kunde. Wien, Ed. Hölzel, 8°. 4 118 VIII. Mycologische Ergebnisse eines kurzen Ausfluges bei Meissen. Von Prof. Dr. P. Magnua in Berlin. Als ich Anfang September 1893 in Dresden weilte, folgte ich gern der freundlichen Aufforderung des Herrn Prof. Drude, mit ihm einen Ausflug nach Meissen zu machen, den wir am 6. September in der sach- kundigen und gefälligen Begleitung des Herrn Prof. Alfr. Fischer aus- führten. Der Vormittag war einer kurzen botanischen Excursion gewidmet, auf der ich meine Aufmerksamkeit auch etwas den parasitischen Pilzen zuwandte. Da ich dabei eine einiges Interesse darbietende Beobachtung über das Auftreten der unseren angebauten Kohlsorten so schädlichen Plasmodiophora Brassicae Woron. machte, so erlaube ich mir hier einen kurzen Bericht über dieselbe zu geben. Wir schritten von Meissen gegenüber der Festung zunächst unten an der Elbe, verliessen dann das tiefere Elbufer und begaben uns auf die sich am Elbufer hinziehenden Hügel bis zur Knorre, auf denen den Berliner Botaniker Euphrasia lutea, Asperula glauca, Andropogon Ischae- mum u. a. erfreuten. Von der Knorre stiegen wir wieder zum Elbbette hinab, Hessen uns unweit derselben übersetzen und kehrten am Elbufer über die Elbwiesen und den dortigen Bergesrücken nach Meissen zurück. Gleich am Elbufer hinter der Brücke bemerkte ich niedrige Exemplare von Nasturtium silvestre mit knollig angeschwollenem Wurzelhalse. Sie nahmen mein lebhaftes Interesse in Anspruch ; die später vorgenommene Untersuchung ergab, dass sie von Plasmodiophora Brassicae Wor. ge- bildet waren. Auf den Hügeln sammelte ich ausser den Phanerogamen namentlich Ustilago violacea (Pers.) Tul. in den Antheren von Dianthus Carthusianorum. Es trat dort an einer Stelle epidemisch auf dieser Wirthspflanze auf, während ich es an anderen Caryopbylleen nicht bemerkte; doch war die Zeit zu kurz, diesen interessanten Punkt genauer festzu- stellen (vergl. meine hierauf bezüglichen Ausführungen inHedwigia 1894, Nr. 2). Auch traf ich dort das seltenere Sorisporium Saponariae Rud. in den Fruchtknoten und Blüthenboden von Dianthus Carthusianorum , leider nur in einem einzigen Stocke, dessen sämmtliche Blüthen triebe aber natürlich dicht davon befallen waren. Unten an dem eigentlich noch zum Elbbette gehörigen Ufer sammelte ich wieder unter dem gefälligen Beistände der Herren Prof. 0. Drude und Prof. A. Fischer Nasturtium silvestre mit knolligen unterirdischen Anschwellungen an den Wurzeln und dem Wurzel- halse. Es verdient hervorgehoben zu werden , dass wir Drei niemals einer Pflanze des Nasturtium silvestre vorher schon einen leidenden Zustand ansehen konnten; wir mussten vielmehr die Pflänzchen auf gut Glück aus dem Boden nehmen und die unterirdischen Theile untersuchen; dennoch sammelten wir dort in kurzer Zeit etwa 10 Pflanzen mit Wurzelknollen und hätten, wenn wir uns mehr Zeit genommen hätten, sicher deren noch Oes. Isis in Dresden, 1893. — Abh, 8. 119 viele gefunden. Im Elbbette traf ich dort noch von mich interessirenden parasitischen Pilzen ATbugo canclida (Pers.) 0. Kze. (— Cystopus candiclus Lev.) auf Nasturtium amphibium , Gercospora dubia Riess. auf Okenopodium album , Puccinia Acetosae (Schum.) Körn, auf Rumex acetwsa , nur in der Uredoform und auch auf dem Stengel der Blüthen schäfte viel auftretend, ferner Ustilago utriculosa auf Polygonum lapatkifolium , Erysiphe Umbelli- ferarum DBy. auf Heracleum Sphondylium und Pastinaca sativa und Erysiphe Linkii Lev. auf Anacetum vulgare. Am wiesigen Elbufer wurde gegenüber der Knorre Ustilago anomala J. Kze. auf Polygonum Convol- vulus reichlich angetroffen. Näher Meissen zu war auf einer niedrigen Elb- wiese Knautia arvensis viel befallen von Ustilago flosculorum DC. und es war mir ein interessantes Schauspiel, zu sehen, wie an den befallenen Blüthen, deren Pollen durch Brandsporen ersetzt ist, viele Fliegen sassen, dort saugten und weiter flogen und so die Brandsporen weiterverbreiteten. Die brandigen Blüthen waren mindestens ebenso stark von Insecten besucht, als die gesunden. Auf dem Hügel, den wir, um zur Stadt zurück zu gelangen, noch überstiegen, stand auch viel das hier weit verbreitete An- dropogon Ischaemon , dessen Blüthen staude nicht selten von Ustilago Ischaemi angegriffen und in Folge dessen verkrüppelt und deformirt waren. Konnte ich in der geringen Zeit dieses schönen Spazierganges auch nur wenige parasitische Pilze ein sammeln, so fällt doch unter denselben sofort die verhältnissmässig grosse Anzahl von Ustilagineen auf, die an der stets etwas feuchten Luft des Elbufers offenbar sehr gute Bedingungen zu ihrem Gedeihen finden. Am interessantesten ist aber das Auffinden der Plasmodiophora Brassicae Woron. an einer wilden Crucifere in einem Boden mit seiner natürlichen, d. h. nicht von Menschen angelegten Pflanzendecke. Soviel ich wenigstens mich in der Litteratur umgesehen habe, ist Plasmodiophora Brassicae Wor. bisher nur auf cultivirten Cruciferen in Culturland beobachtet worden , und wir wissen eigentlich über ihr Vorkommen nicht mehr, als was ihr Erforscher darüber 1878 in seiner ausführlichen Arbeit berichtet hat. Woronin giebt in Pringsheim’s Jahrbüchern für wissenschaftliche Botanik, Bd. XI, 1878, S. 551 an, dass die Hernienkrankheit alle Kohlsorten befällt, und auch auf Iberis umbellata und der Levkoje gefunden wurde, und genau dasselbe geben die zusammenstellenden Autoren in ihren Sammelwerken an, vgl. z. B. Schroeter in Engler und Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien, I. Th., 1. Abth., S. 7. Hier möchten wir aber zum ersten Male die Krankheit an ihrem natürlichen Standorte angetroffen haben, von wo sie in’s Cultur- land eingedrungen ist. Dieser Fund lässt mit Sicherheit erkennen , dass auch diese Krankheit unserer Culturpflanzen sich in den natürlichen Standorten mit bestimmten klimatischen und Boden-Verhältnissen (feuchtes Flussbett) auf nicht cultivirten Pflanzen ausgebildet und von dort auf nahe verwandte Culturpflanzen übergegangen ist und sich dort ausgebreitet hat. Auch möchte ich die Gärtner Sachsens darauf hinweisen , dass sie mit doppelter Aufmerksamkeit das Auftreten dieser verderblichen Krankheit in ihren Gärten bewachen und ihr entgegentreten müssen, da sie immer wieder vom Elbbette aus aufs Neue eindringen kann. Verderbliches Auf- treten der Kohlhernie hatte ich schon Gelegenheit in einzelnen Gärten in Dresden und Königstein a. d. Elbe kennen zu lernen. 120 IX. Bericht über die Isis-Fahrt nach den Central Karpathen im Jnli und August 1893. Von Prof. Dr. 0. Drude. In der Nacht des 27. zum 28. Juli fanden sich auf dem Dresdner Bahnhofe die 8 Reisegefährten zusammen, die Herren Grub, Schulze, Schiller, Fuhrmann, Dr. Schunke, Dr. Schorler, Dr. Naumann und der Berichterstatter, um bis zum 12. August in gemeinsam verketteter, auseinander und wieder zusammenführender Excursionstour die Hohe Tatra und einige anschliessende Punkte der Centralkarpathen besonders in floristischer Absicht zu durchstreifen. Unser in diesem Lande vielerfahrenes Mitglied Stabsapotheker Grub hatte das touristische Netz zu dem Reiseplan entworfen, Drude floristisehe Punkte darin verquickt; nicht das ganze Programm, in dem ursprünglich auch der Krivän in der westlichsten Tatra, der Djumbir südlich der Waag bei Hradek, Javorina und Fischsee enthalten waren, konnte anhaltender Regengüsse wegen ausgeführt werden; doch gelang es uns immerhin, vom Velki Choc bei Rosenberg in den Liptauer Kalkalpen bis zum Sattelpass am Durlsberge in den Belaer Kalkalpen und bis zum Kralova Hola-Abhang an der Dobschauer Eishöhle die berühmtesten Punkte des Gebirges vom Csorber-See aus (Mlinica-Thal, Popper-Thal) und über die Osterva zum Felkaer Thal und Polnischen Kamm, zum kleinen und grossen Kohlbach-Thal , endlich zum Weisswasser-Thal mit seinen Seen und ostwärts zu den Belaer Kalkgehängen kennen zu lernen und nicht unbedeutende phanerogame Pflanzensammlungen von dort heim- zubringen, welche nunmehr in ihren besten Auslesen dem Königl. Herbarium zu Dresden von den drei Sammlern Drude, Schorler und Naumann geschenkt worden sind, denen unser Bibliothekar Schiller den ganzen Reichthum der von ihm gleichzeitig gesammelten Kryptogamen hinzugefügt hat. Ein Th eil unserer Expedition lernte auch die Pieninen mit ihren Reizen am Dunajec kennen, Dr. Naumann mit Herrn Apotheker Schulze hat sogar die Meeraugen spitze (2500 m) erstiegen und dort einige Pflanzen gesammelt, welche in dem von Sagorski und Schneider mitgetheilten Ver- zeichniss der dortigen Flora fehlen.*) Alle sind wir einig, dass der Genuss *) Bas vollständige Verzeichnis der am Gipfel der Meeraugen-Spitze gesammelten Arten folgt hier: Banunculus mcmtanus W. ; Oxygraphis vulgaris Freyn; Arabis neglecta Schult.; Silene acaulis L. ; Geum montanum L., 10 cm hoch, äusserst gedrungene Form; Saxifraga carpathica Reichb. ; S.muscoides L.subsp., eine Gesteinsstufe gesellig bedeckend, Blattform ähnlich der S. perdurans Kit.; Neogaya simplex Meisn. ; Chrysanthemum alpinum L. , Strahlblüthen die Hülle kaum überragend; Aronicum Clusii Koch; Campanula alpina Jacq. ; Primula minima L. ; Gentiana frigida Haenke, die grünlichen Blüthen in der Blattrosette versteckt ; Pedicularis versicolor Whlbg. ; Salix herbacea L. Lloydia serotina Salisb., blühend; Luzula spadicea DC. ; Poa laxa Hke., 7 cm hoch, mit der folgenden kurze Rasen bildend; Oreochloa disticha Link, Rispen im Rasen versteckt. — - Alle diese Pflanzen wurden im nivalen Geröll und in Felsspalten am Gipfel und 80 m abwärts gesammelt. Dr. Arno Naumann. Oes, Isis in Dresden, 1898, — Abh. 9. der ganzen Fahrt in wissenschaftlicher wie gemüthvoller Art ein hoher gewesen ist und dass die von unserer Gesellschaft gebildeten Freund- schaftsbande hier zu einem schönen Erfolg geführt haben, indem die Unterstützung und Arbeitsteilung es wesentlich ermöglichte, so viel in kurzer Zeit zusammenzubringen und doch noch Zeit zum Frohsinn zu haben! Wir erfreuten uns aber auch der liebenswürdigen Unterstützung der ungarischen Männer der Wissenschaft, Professor Roth, Apotheker Aurel Scherfel, auch mit Herrn Vrany wurde ein Theil unserer Gesellschaft am Dunajec bekannt, während wir leider Herrn Ullepitsch verfehlten. In den Museen und Herbarien zu Poprad-Felka war besonders noch dem Berichterstatter nach Abschluss der Reise zu arbeiten und von Herrn Scherfel ’s reichem Wissen zu lernen ermöglicht, werthvolle und in der Erinnerung lebhaft vor Augen stehende Dinge. Im Felkaer Museum konnten wir Sachsen auch das unserem floren bewanderten Könige Friedrich August II. gewidmete Denkmal im Modell kennen lernen, welches zur Erinnerung an dessen Besuch i. J. 1840 ein Jahr darauf der j Waldmeister Georg Münster als 6/ hu hohe Pyramide auf dem Gipfel^ des^Kriväu^hatte errichten lassen, wo der König am 4. August bei Nebel und kaltem Wetter aber später erfolgender Aufklärung, begleitet vom Fl tigeladju tan tenJMajor v. Hainz, 2 Dienern und dem Dr. Christian Zipser aus Neusohl als^Botaniker und Mineralog und anderen ungarischen Herren geweilt hatte.*) Der floristische Zweck, dem sich die Anlage der ganzen Reise unter- ordnete, besonders auch die Absicht, über die von Sagorski und Schneider in etwas verworrener Weise angeordneten Vegetationsregionen im Vergleich mit den schlesisch -sächsischen Mittel -Gebirgen und mitj den j. Alpen autoptischen Aufschluss zu erhalten, lässt es entschuldigen, wenn über unsere Resultate hier ausführlicher, als sonst üblich, berichtet wird. Die Frage nach der Anordnung der Vegetations-Höhenregionen in der Tatra ist übrigens in einem für die Geographischen Mittheilungen bestimmten speciell pflanzengeograpischcn Aufsatze von mir behandelt und kommt daher hier nicht nochmals zur breiten Auseinandersetzung. Wohl aber erscheint es passend, die Formationsanordnung der Vegetation nach diesen Höhenregionen an der Hand unserer gemachten Aufzeichnungen und Sammlungen zu besprechen, welche stets mit genauen Aneroid-Höhen- bestimmungen von Dr. Schunke und Drude unter Temperaturmessungen am Schleuderthermometer Hand in Hand gingen. Bedauerlicher Weise fehlt unserer Kenntniss die ganze galizische Tatra, da wir den Kamm des Gebirges nur einmal an dem ca. 2260 m hohen „Kerbeben“**) am Westende des grossen Kohlbach -Thaies zur Nord- seite überstiegen, um aber nach Besichtigung des Gefrorenen Sees sogleich über den Polnischen Kamm (2191 m) in das Felker Thal zurückzukehren. Besonders diese Lücke fordert zum wiederholten Tatra-Besuch auf, zumal *) Reise wie Krivän Monument sind ausführlich beschrieben im Karpathen- Jahrbuch, VI (1879), S. 238 : „Ein königlicher Tourist in der Tatra.“ Die Isis unter- hält seit Anfang Austausch mit diesem ungarischen Karpathen -Verein in Kesmark. **) Kolbenheyer’s wohlbekannter, 1891 in 8. Auflage erschienener Führer: „Die Hohe Tatra“ giebt in seinem Höhenverzeicbniss für dasKerbchen 2863 m Höhe an. Jeder, welcher diese Einsattelung mit der des Polnischen Kammes vergleicht, muss das Fehlerhafte davon bemerken. Wir fanden die Höhe, bezogen auf die Kohlbach-Seen, zu 2256 m, und bezogen auf den Polnischen Kamm zu 2274 nu wenn man die hübschen Resultate vergleicht, welche Fritze und Dr. Ilse vom Norden ausgehend besonders am Novy und Havrän hatten.*) Die Längen- und Flächenausdehnung der Central-Karpathen ist nicht gross, nach ihr wäre das Gebirge leicht zu durchstreifen. Vom Yelki Choc in den Liptauer Kalkalpen ist die westliche Hohe Tatra im Krivän etwa 40 km entfernt und der Zug der eigentlichen Tatra vom Krivän bis zu den Belaer Kalkalpen am Stirnberg beträgt etwa. 28 km. Das ist also an Ausdehnung zu vergleichen, wie wenn der Besucher des südlichen Vogt- landes bei Brambach die 40 km lange Strecke bis zum Fichtelberg zurück- legt, natürlich auf der südlich laufenden Bahnlinie, und dann das Gebirge selbst vom Fichtelberg bis nach Sebastiansberg entlang wandert. Aber freilich, welch' ein Unterschied! Nur die Bahnlinie entlang der Waag mit ihren hübschen Stationen theilt die Bequemlichkeit mit dem Vergleichs- object, nördlich von ihr hebt sich das Gebirge mit einer steilen Schroffheit empor, dass man von der Bahn aus schon bei Csorba (900 m) in die weit geöffneten Coulissen der ganzen Quellflüsse der Popper bis zum Kamm- grat hineinschauen, den Mlinica-Schleierwasserfall in über 1700 m Höhe wie in gradlinigem Aufstieg vor sich erblicken kann und sich über die Steilheit des zu nehmenden Aufstieges täuscht. So liegen die Vegetations- gürtel steil am Gebirge aufgerichtet; man betritt dasselbe meistens mit 800 oder 900 m im düstern Fichtenwald in der ungarischen Tatra, noch eintönig und vergleichbar den Waldbeständen des oberen Erzgebirges; nur wo eine Wasserader schäumend und tosend zu Thale geht, hat die reiche obere Bergflora der Karpathen eine schöne Auswahl von Vorposten zur Tiefe gesendet. Die Fichte mischt sich mit Lärche, der subalpine (oberste) Wald löst sich auf und glänzt in reizenden Gruppen kräftiger Arven oder Zirbelkiefern; dann erliegt er dem schon vorher sich zudringlich einmischenden Krummholz- oder Zwergwacholderbestand, der als schwärz- licher breiter Streifen schon von fernher am ganzen Gebirgshange erkennbar war und nun langsam und allmählich den oberen alpinen Grasstreifen und Gerollen Platz macht, bis das Ganze von schwärzlichen Felsmassen mit leuchtenden Schneestreifen gekrönt wird, deren finsteres Aussehen nur von Flechtenbesiedelung zeugt, auf denen aber trotzdem eine Auswahl von subnivalen FVls- und Geröllpflanzen bis zu den höchsten Höhen (Gerls- dorfer Spitze 2659 m) an kleinen Flecken und sonnigen Plätzen sich an- gesiedelt hat. Neues allerdings bieten diese höchsten subnivalen Genossen- schaften an Blüthenpflanzen dem nicht mehr, der die Wände der „Meer- augen“ genannten Seen und deren Becken bis zum Anstieg der Kammlinie abgesucht hat; sie bestehen aus denselben Arten wie hier, nehmen jedoch nach oben in der Nähe der theoretisch auf 2300 m berechneten mittleren Schneelinie, welche eine durchaus orographische, höchst unregelmässige und nicht in einem Mittelwerth ausdrückbare Gestalt angenommen hat, an Arten- und Individuenmenge bedeutend ab. Die Armuth an zusammenhängenden Rasenformationen und Matten ist bezeichnend für die Hochgeb irgsregion der granitischen Tatra. Sie steht in schroffem Gegensatz zu dem Verhalten der Liptauer und auch der Belaer Kalkalpen, welche — allerdings in weit niedrigeren Höhen, da ihre Gipfel sich um 2000 m zu hallen pflegen (Fatra Krivän im Liptauer *) „Karpathen-Reise“, in Verh. der zool.-botan. Ges. Wien, XX (1870), S. 467. 123 Gebirge nur 1670 m, Thörichter Gern in den Belaer Alpen 2060 m, der von uns nicht gesehene Havrän nordwestlich vom vorigen 2150 m) — mit grün berasten Hängen aufzusteigen pflegen bis zu dem letzten, meistens steil aufgerichteten mauerartigen First, in dessen Gesteinsspalten überhaupt nur wenige Pflanzen festen Fuss fassen. Wahrscheinlich hängt dies zusammen mit der leichteren Erdbildung aus Kalkfelsen, da unter diesen Gipfel- mauern grosse Schotterfelder zu Thale gehen, in deren beweglichem Grunde wiederum nur wenige Pflanzenarten, z. B. Arabis alpina, Biscutella laevigata, Linum perenne* extraaxillare etc., Wurzel fassen, in den Liptauer Kalkalpen auch namentlich Calamintha alpina und Alsine laricifolia. Aber abgesehen von diesen weissleuchtenden Steilmauern und den unter ihnen befindlichen beweglichen Schotterfeldern von nacktem Charakter sind die Kalkgestein-Hochgebirge der nördlichen Karpathen von sanftem Grün bedeckt, von einem sehr oft auch durch weidende Herden kurz gehaltenen festen Rasen, der aber auch ohne Abweiden der Hauptmasse nach aus niedrigen Graspolstern und Staudenrosetten besteht. Herrliche Landschaftsbilder entstehen dadurch, wenn die sinkende Sonne mit röthlichem Schimmer diese grünenden Flächen überhaucht und zugleich von den drohend aufgerichteten Bastionen der zusammenhängenden Firste oder einzelnen schroffen, jäh zu bedeutender Tiefe abstürzenden Zinken kalt zu- rückgeworfen wird. Steht man an dem Berührungspunkte der beiden Hauptgebirgsarten , z. B. im oberen Weisswasser-Gebiet am grünen See und am Durlsberg, den ich mit Dr. Schorler besuchte und für einen der hübschesten und lehrreichsten Punkte halte, so hat man zurück- schauend von den im Nordosten vorgelagerten Kalkzuge der Belaer Alpen im Westen das grossartige Panorama der Weissee-, Rothsee- und Grün- see-Spitze, welche nach Norden von der altberühmten Lomnitzer Spitze ausstrahlen, alle etwa zwischen 2400 und 2600 m hoch, in jäher Schroffe zu den Seebecken abfallend, deren Namen sie tragen, und die zackigen granitischen Häupter von Schneefurchen durchzogen bis herab zu den höchsten Krummholzbüschen, welche an den Felswänden emporzuklettern scheinen und sich an den Seegehängen zu undurchdringlichem dunkel- grünen Gürtel vereinigen ; aber von dem lieblichen Grün der Alpenmatten erscheint dem von fernher spähenden Auge nichts, obwohl selbstverständlich eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Alpenpflanzen in den Spalten und Schottern des Granitgesteins wurzelnd und blühend, aber nicht zu grossen Beständen verbunden, ihr langdauerndes Leben führen. Diese grossen Züge der Vegetation s-Anordnung in Verbindung mit den grundlegenden Bedingungen des Gebirgsbaues zu bringen und bei den floristischen Skizzen in den Vordergrund zu stellen, ist die heutige Aufgabe der Botaniker, die sich nicht mehr damit begnügen dürfen, die Artenlisten von diesem und jenem Punkte des Gebirges zusammenzu- stellen und deren Formenkreise in Diagnosen einzuzwängen; das Pflanzen- leben der Landschaft wurzelt in solchen Zügen, es drängt sich dem un- befangenen Naturfreund wie dem Naturforscher auf, und es ist Sache des Letzteren, sich der geographischen Auffassung mit seinen eigenen Erfahrungen klärend und belehrend zu bemächtigen und die Floristik zum weiter- gehenden Gemeingut zu machen. Die geographische Anordnung der Vegetation wird wissenschaftlich durch bestimmte Cardinallinien bestimmt, welche die tonangebenden For- 124 mationen des Waldes lind zusammenhängender Gebüsche bilden. In der Waldgrenze nach oben hin ist zu unterscheiden die durchschnittliche Höhenlinie des kräftigen geschlossenen Waldes, die bald nach oben folgende Linie der durchschnittlichen Baumgrenze überhaupt und endlich die durch- schnittliche Lage der höchsten vorgeschobenen vereinzelten Baumgruppen, deren Wachsthum nur durch besonders günstige Lagen im orographischen Aufbaue ermöglicht wird. Wie ausführlicher in meiner Abhandlung in den Geographischen Mittheilungen auseinandefgesetzt wird, sind nach unseren auf der Reise gemachten Messungen die betreffenden Zahlen für den südlichen Karpathenabhang von den Liptauer bis Belaer Alpen 1510 m, 1557 m und 1655 m Höhe. Die obersten Oasen sind fast nur von Zirbel- kiefern gebildet, welche weit über dem Fichtenwalde noch stämmige Gruppen zu bilden vermag. Oberhalb von 1510 m beginnt also die „alpine Region“, in der die Legföhre den unteren Charaktergürtel bildet. Entsprechend dem Aufhören des Waldes und der Baumgrenze bildet auch das Krummholz- und Zwergwacholdergebüsch drei übereinander folgende Höhengrenzen, deren Zahlen 1790, 1830 und 1920 m Höhe sind. Die untere alpine Region liegt also im genannten Gebiete rund gerechnet zwischen 1500 und 1800 m, auf sie folgt die obere alpine Region bis zu den Höhen, wo unter dem Einfluss zunehmender Schneebedeckung sowohl zusammen- hängende Cariceto-Gramineten aufhören, als auch die Hauptmasse der alpinen Stauden zurückbleibt. Diese Höhe kann rund auf 2100 m an gesetzt weiden und es bleibt dann als dritte Abtheilung der alpinen Region die subnivale übrig, welche einige wenige Stauden für sich allein und im übrigen unter vielen mit der mittleren Abtheilung gemeinsamen Arten doch deren grösste Entwickelung an Individuen besitzt. Nach dem vorhin über die Kalkgebirge Gesagten ist selbstverständlich , dass die subnivale Flora in ihnen fehlt, umsomehr, als sie bei dem wärmeren Charakter des von ihnen geschaffenen Geröllbodens eher in höherer Lage erst beginnen würde, als in der granitischen Tatra. Es seien daher zunächst diejenigen Arten in zusammenhängender Liste *) hier genannt, welche wir als charakteristisch für die subnivale Region der granitischen Tatra auf unserer Reise gesammelt haben. Liste I. Ranunculus glacialis L. = Oxygraphis vulgaris Freyn. — alpestris L. — montanus L. ( — pygmaeus L., an dessen Stand- ort an der Mittelgratwand des Kohlbach wir uns befanden, wo in diesem Jahre noch Schnee lag.) Pulsatilla alpin a Delarb. (seltener als weiter unten). Anemone narcissiflora L. Arabis neglecta L. — alpina L. (auf Kalk häufiger). Cherleria secloides L. — Sx. Cerastiuni latifolium E. var. uniflorüm. — alpinum L. — — var. lanatum. Dianthus glacialis Hke. Silene acaidis L. — Sx. Greum montanuni L. — reptans L. Saxifraga Aizoon Jacq. — - Sx. — bryoides L. — Sx. — perduräns W. et K. — Sx. — muscoides L. * moschata. Wulf. — Sx. *) Ftlspflanzen mit oberirdischen Polstern haben den Zusatz Sx. (plantae saxicolae) erhalten. Sie bilden ein besonders physiognomisches Merkmal der oberen Regionen. 125 Saxifraga androsacea L. — carpathica Rchb. — oppositifolia L. — Sx. — retusa Grouan. — Sx. — hieracifolia W. et K. * **)) Sempervivum montanum L. — Sx. Sedum atratum L. — Sx. — alpestre Vill. — Sx. Rhodiola rosea L. Gaya simplex Hand. Campanula alpina Jacq. Chrysanthemum alpinum L. Aronicum Clusii Koch. Gnaphalium supinum L. Erigeron uniflorus L. Senecio carniolicus Willd. Hieracium alpinum L. — decipiens Tausch. — calendiäiflorum Backh. — Auricula var. melaneilema. Pedicularis versicolor Wahbg. Myosotis silvatica * alpestris Schm. Primula minima L. Soldanella alpina L. Androsace ohtusifolia All. Gentiana frigida Hke. Swertia perennis L. — — var. alpestris Brng. Oxyria digyna Campd. Salix herbacea L. Luzula spadicea DC. — spicata DC. Juncus trifidus L. Carex sempervirens (selten in dieser Reg.). Oreochloa disticha Lk. Festuca ovina var. supina etc. (dar- unter auch die vivipare Form!) Poa laxa Hke. Lloydia serotina Salisb. Lycopodium Selago L. **)Andreaea frigida Hüb. — Sx. Dicranum albicans Bryol. eur. — Sx. — longifolium Ehrh. — Sx. Grimmia subsulcata Limpr. — Sx. Lecidea geographica F. — Sx. *) Es seien als Beispiele der in den nördlichen Karpathen zusammenkommenden Florenelemente die Verbreitungsareale der alpinen Saxifragen hier erwähnt: a) endemisch sind: (25) 1. Saxifraga carpathica Rchb. in den Centralkarpathen und in Siebenbürgen, aber nahe verwandt mit der arktisch- circumpolaren Art S. rivularis L. (75) 2. S . perdurayis W. et K., in den Centralkarpathen allein , nicht sehr nahe verwandt mit S. ajugifolia der Pyrenäen, etc. b) mitteleuropäische Ho ch gebirgsarten sind: (91) 3. S. muscoides L. * moschata, Alpen-Apennin , ganze Karpathenkette bis Siebenbürgen, Schneegrube im Riesengebirge. (154) 4. S. caesia L. Pyrenäen, Alpen, Tatra. (166) 5. S. retusa Gouan. Pyrenäen — Alpen — Siebenbürgen. c) mittel- und nordeuropäisch: (8) 6. S. adscendens L., europ. Hochgebirge und ganz Scandinavien (Gothland bis Nord-Lappland, Esthland.) m d) mitteleuropäisch und sibirisch: (104) 7. S. androsacea L., Pyrenäen — Alpen — Tatra — Siebenbürgen, Baikal- Seegebiet. e) mitteleuropäische Hochgebirgsarten und zugleich arktis ch- circum- polare Arten: (138) 8. S. Aizoon Jacq. in Europä, Kaukasus— Armenien , Nord-Amerika und Grönland. (128) 9. S. aizoides L. in Europa, Ural, Grönland, Labrador, Neufundland. (163) 10. S. oppositifolia L in Europa, Sibirien, Nord-Amerika, Grönland. (68) 11. S. hieracifolia W. K. Alpen (7), Tatra, Siebenbürgen, Nord-Europa! Sibirien! arktisches Amerika! Die (eingeklammeiten) Zahlen beziehen sich auf die Speciesanordnung in Engler’s Monographie von Saxifraga. **) Die Bestimmungen der Kryptogamen nach den von ihm selbst in Ergänzung der Gefässpflanzen-Sammlungen zusammengebrachten Proben hat der Bibliothekar C. Schiller freundlich übernommen und hier zur Mittheilung gegeben. 126 Bedeutender als der Unterschied zwischen den Alpenpflanzen der subnivalen und supraalpinen Region, oder denen der letzteren und der infraalpinen Region, ist derjenige zwischen den granitischen und Kalk- Bergketten, also zwischen eigentlicher Tatra und den Liptauer und Belaer Alpen in Hinsicht auf ihre Standorte der Arten. Auch die Liptauer und Belaer Alpen sind unter sich verschieden, aber weniger als beide gegen- über der granitischen Tatra, Schon beim Botanisiren fällt die Verschieden- heit des Substrates in der Geschwindigkeit des Fortkommens in das Gewicht: die Mannigfaltigkeit auf kalkigem Boden ist so viel bedeutender, dass bei der floristischen Aufnahme eines Bergstockes das Notizbuch nicht zur Ruhe kommt, die Abwechselung der Formen zu immer erneuten Beobachtungen zwingt. Auf den granitischen Gerollen und im Bereich der oberen Alpen wiesen auf gleichem Substrat herrscht zwar ebenfalls eine bunte Flora , aber sie ist zerstreuter und bewegt sich in einem einzelnen Thalzuge der Hauptsache nach im gleichen Grundton, der den Floristen bis zum Verlassen der Region begleitet. l)a nun die einzelnen Thal- ziige so tief eingeschnitten sind und ihre Granitfels-Scheiden so steil auf- gerichtete Sperren bilden , dass jede Excursion gewöhnlich thalaufwärts und thalabwärts sich an demselben Flusslauf bewegt, so ist das Zusammen- bringen der granitischen Artreichthümer im Allgemeinen beschwerlicher und erfordert längere Zeit. Hie Standorte der Arten bewegen sich über dem Krummholzgürtel frei an sumpfigen, quelligen, kiesigen, wenig oder steil geneigten Flächen, innerhalb der alpinen Strauchregion aber sind sie eingeengt durch die Legföhre sowohl als durch Zwergwachholder und begleitende Ericaceen. Hie Bichtigkeit dieser aller drei ist sehr viel grösser auf Granit als auf Kalk, — ist doch der letztere überhaupt schon den Ericaceen feindlich und bedarf zu ihrer Zulassung einer Ueberlagerung mit torfigem Humus , den die Reste andeier Gewächse aufgehäuft haben. So ist im Allgemeinen die Hoc-hgebirgsregion in den Matten-, Wiesen- und Geröllformationen der granitischen Tatra durch den infraalpinen dem Walde vorgeschobenen Strauchgürtel sehr viel schärfer nach unten hin abgeschlossen, als in den Kalkalpen, wo die steilen Geröllhalden bis tief in die Wald- region hinein noch viele Alpenbewohner sich mit den Formationsgruppen der wärmeren Felsbewohner mischen lassen und merkwürdige Uebergangs- bilder erzeugen. Has merkwürdigste Beispiel dieser Art, welches wir beobachten konnten, fanden wir an den bei etwa 1400 bis 1550 m Höhe gelegenen Steilhängen des „Rothen Lehm“ am Stirnberg der Belaer Alpen, die bei nur flüchtiger Durchstreifung folgendes merkwürdige Gemisch zeigten: Campet iiula glomerata . — pusilla. Centaurea montana. — Scabiosa *alpestris (— C. Kot- schyana). Carduus glaucus. Crepis grandiflora . succisifolia. Hieracium auranti acum . — villosmu . An emone narcissiftora. Linum per enne * extraaxillare W. K. Dianthus superbus var. speciosus. Rosa alpina. Trifolium badium . Vicia silvotica. Saxifraga aizoides . Astrantia major. Bupleurum lang ifol ium. Galium silvaticum *Schultesii Vest. 127 Hieraciüm scor zonerif olium . — prenanthoides. — leiocephalum. — bupleur oldes. Gentiana obtusifolia. Thesium alpinum. Orchis glohosa. Phleum Micheln. Carex sempervirens. Pinus montana *Pumilio. Indem nun zunächst die Formationen der unteren alpinen Gerolle, Matten, Wiesen und Felsgehänge von denen des Strauchgürtels getrennt gehalten, diejenigen des granitischen Gebietes aber denen der Liptauer und Belaer Kalkalpen gegenübergestellt werden, erhalten wir folgende zwei weiteren Listen unserer Excursionssammlungen.*) Liste II. Alpine Formationen der granitischen Tatra. Pidsatilla alpin a Del. — W. Banunciäus montanus Willd. Trollius europaeus L. — W. Cerastium triviale Lk., — — *macrocarpum Schur. — alpinum L — — Hanatum. — Sx. Sagin a Linnaei. — Sx Silene acatdis L. — Sx. Dianthus glacialis Hke. — Sx. (niv.) Geranium silvaticum L. — W. Potentilla aurea L. — W. Sedum atratum L. — Sx. Saxifraga Aizoon Jacq. — Sx. — bryoides L. — Sx. (niv.) — nmscoides *moschata Wulf. — Sx. (niv.) Meum Mutellina Gärtn. — W. Gaya simplex Gaud. Heracleum flav'escens Bess. — W. Galium anisophyllum Will. var. sude- iicum. — W. Campamda *Scheuchzeri Vill. — Sx. und W. — alpina Jacq. — (niv.) Homogyne alpina Lass. — W. Chrysanthemum alpinum L. — rotundif olium W. et K. Achillea Millef olium L. var. alpestris — W. Gnaphalium supinum L. Senecio abrotanifolius L. var. car- pathicus. — carniolicus. — W. Cineraria crispa Jacq. var. alpestris - W. Aronicum Clusii Koch. — (niv.) Hypochoeris uniflora Vill. — W. Leontodon hispidus L. var. hastilis glabratus. — W. Hieraciüm Auricida L. var. — W. — aurantiacum L. — alpinum L. Pirola minor L. — secunda L. Veronica alpina L. Euphrasia scdisburgensis und Formen- kreise der übrigen. W. Bartsia alpina L. Rhinanthus alpinus Bau mg. Pedicularis verticillata L. — versicolor. — (niv.) Myosotis silvatica L. var. alpestris . Swertia perennis L. Gentiana frigida Hke. — (niv.) — - punctata L. Polygonum viviparum L. Rumex scutatus L. Salix herbacea L. — (niv.) Gymnadenia albida Rieh. Coeloglossum viride Hatm. Veratrum album *Lobelianum Bernh. *) Das Zeichen Sx. von gleicher Bedeutung wie in Liste I. Denjenigen Pflanzen, welche ihrer ganzen Verbreitung nach in der Tatra der oberen alpinen Region angehören und daher grösstentheils in Liste I enthalten sind, ist ein (niv.) beigefügt. Die hauptsächlich auf Wiesen und Matten, also im unteren Theile der Region ver- breiteten Arten haben ein W. zugefügt erhalten. Die Standorte der übrigen sind, verschiedenartig. 128 Luzula sudetica Presl. — spadicea DC. — (niv.) — spicatci DC. — (niv.) Juncus trifidus L. — W. und (niv.). Carex atrata L. — W. — fuliginosa Schk. — W. — sempervirens Vill. — W. — lagopina Whlbg. — rigida Good. Anthoxanthum odoratum L. — W. Phleum alpinum L. — W. Oreochloa disticha Lk. — W. und (niv.) Agrostis rupestris All. *— W Arena versicolor Vill. — W. Aira flexuosa L. Festuca varia Hke. — W. — ovina L. var. vulgaris etc. Poa alpine, L. incJ. forma vivipara — W. — laxa Hke. Andreaea petrophila Ehrh. — Sx. Liste III. Ranunculus alpestris L. — montanus L. — Thora var. carpathieus. Arabis arenosa Scop. Biscutella laevigata L. Hutchinsia alpina RBr. Kerner a saxatilis Rchb. Draba aizoides L. — Sx. Sagina Linnaei Presl. — Sx. Arenaria ciliata L. Alsine laricifolia Whbg. — Sx. — rer na Bartl. — Sx. Cerastium arvense var. alpicolum. — alpinum L. var. lanatum. — Sx. Dianthus hungaricus Pers. — nitidus W. et K. — Sx. — glacialis Hke. — Sx. Silene acaulis L — Sx. Polygala amara L. Helianthemum hirsutum Thuill. var. grandiflorum DC. — Sx. Linum perenne * extraaxillare Kit. Dryas octopetala L. — Sx. Potentilla aurea L. — W. Sempervivum soboliferum, — Sx. Andreaea Rothii Web. u. M. — Sx. Splachnum sphaericum C. Sphagnum compactum Brid. — Grirgensohnii Russ. Polytrichum alpinum L. — strictum var. alpestre Hoppe. — juniperinum var. alpinum Sckpr. Oligotrichum hercynicum Ehrh. — Sx. JBryum elegans N. v. E. — Sx. Mnium punctatum var. elatum Schpr. Limnobium ochraceum Wils. — Sx. Hypnum sarmentosum Whls. Amblystegium fluviatile Schpr. Sarcoscyphus sphacelatus N. v. E. Gymnomitrium concinnatum Corda. Solorina saccata L. Gyrophora cylindrica L. — Sx. Cetraria juniperina L. Cornicularia aculeata var. alpina Schaer. Endocarpon aquaticum Weiss. Ramalina carpathica Krb. Sedum atratum L. — Sx. — acre L. var. — Sx. Parnassia palustris L. | Saxifraga aizoides L. — Sx. — androsacea L. — Sx. — adscendens L. — Sx. — Aizoon Jacq. — Sx. — muscoides *moschata W ulf. — Sx. — caesia L. — Sx. Gaya simplex Gaud. — W. Galium vernum Scop. — anisophyllum "Vill. — W. Scabiosa lucida Vill. Valeriana tripteris L. Campanula pusilla Hke. — Scheuchzeri Vill. — W. Phyteuma orbiculare L. — W. Erigeron uniflorus L. Antennaria Leontopodium Gärtn. — Sx. Bellidiastrum Michelii Cass. — W. Carduus glaucus Bau mg. Leontodon *clavatus Sag. et Schn. — hastilis L. var. opimus Koch. — W.' — Sx. Alpine Formationen der Kalk-Karpathen. 129 Crepis Jaquini Tausch. Hieracium bupleuroides *glaucum All. — alpinum L. — caesium (Fries)* — aurantiacum L. — W. Thymus Serpyllum L. *pulcherrimus Schur. Calamintha alpina L. — Sx. Teucrium montanum L. — Sx. Veronica saxatilis Scop. — aphylla L. Bartsia alpina L. — W. Euphrasia salisburgensis Funk. — W. Pinguicula alpina L. Androsace chamaejasme Host. — Sx. — ladea L. — Sx. Primula Auricida L. — Sx. Soldanella alpina L. Gentiana tenella Rottb. — nivalis L. — verna L. — acaulis L. var. Clusii. Swertia perennis L. Thesium alpinum L. - — W. Salix reticulata L. — Sx. — hastata L. — retusa x Myrsinites. Orchis globosa L. Gymnadenia albida Rieh. — conopea R. Br. Tofieldia calyculata Whbg. Carex ornithopoda W. — capillaris L. — pihdifera L. W. Carex firma Host. — W — sempervirens Vill. — Sesleria coerulea All. Oreochloa disticha Lk. — W. Phleum alpinum L. Agrostis rupestris All. — Trisetum alpestre Host. Poa alpina L. — W. Festuca amethystina L. — ovina L. var. plur. W. und Sx. — W. — w. — w. Selaginella spinulosa RBr. Aspidium Lonchitis Sw. Asplenium viride Huds. Botrychium Lunaria Sw. Amblyodon dealbatus Dicks. Tortella ; tortuosa L. Orthotrichum saxatile Schpr. Encalypta contorta Wulf. Leptotrichum flexicaule Hampe. Bartramia Oederi Gunn. Philonotis fontana var. falcata Schpr. Pseudoleskea catenulata Brid. — atrovirens var. brachyclados B. S. Myurella julacea Vill. Homalothecium Philippeanum Schpr. Hypnum molluscum Hedw. — crista-castrensis L. — rugosum Ehrh. — chrysophyllum Brid. — Vaucheri Lesqu. Madotheca rivularis N. v. E. Thalloedema coeruleo-nigricans Lightf. Rivularia haematites DC. Die hier zusammengestellten Listen I — III können, so wenig Anspruch sie auf Vollzähligkeit machen und so sehr sie den Charakter der flüchtigen Excursionssammlung an sich tragen, zeigen, welche Pflanzenarten in be- sonderer Vertheil ung durch die Kalk- und Granit-Centralalpen die dortige Hochgebirgsregion schmücken. Es ist durchaus nicht gesagt, dass die- jenigen Arten, welche wir nur auf Kalk oder auf Granit fanden, ihren ständigen Platz ausschliesslich dort haben; aber sie erscheinen doch als die betreffende Bodenart bevorzugend. — Zur Anordnung derselben nach Vegetationsformationen in bestimmter Höhenlage, welche die Listen zu einem deutlicheren Bilde zusammenfassen und aus der Alpenregion bis zu den Hügelformationen herabsteigen, dient das Folgende. A. Formationen der Hochgebirgsregion. (Höhen zahlen von oben nach unten gerechnet.) 1. Obere alpine Geröllformation aus locker gemischten, zerstreuten Felsspalten und festere Geschiebefelder und Abhänge bewohnenden Stauden und Rasen ; ■•m 130 a) subnivale Abtheilung (artenärraer) : Gipfel bis 2100 m. b) supraalpine Abtheilung (artenreicher): 2100—1800 m. 2. Schneefeld-Ränder un d Schmelzwasserformation aus einzelnen geselligen Arten von kürzester Vegetationsdauer : Gipfel bis herab zu ca. 1800 m. 3. Geschlossene kurzgrasige Alpenmatten aus gemischten rein alpinen Arten: 2050 — 1750 m. 4. Geschlossene langhalmige Alpen wiesen und b e raste Abhänge: 1900—1500 m (Anschluss an F. 9). 5. Alpine Borstgrasmatten. — Zwischenglied. 6. Untere alpine Geröll- und Felsspaltenformation (Anschluss an Formation lb: 1800 — 1450 m. a) granitisches und b) kalkreiches Substrat. 7. Geschlossene Krummholzformation: 1800 — 1450 m. 8. Hochstaudenformation der Quellwasser und Bachthäler: 1700—1200 m. B. Formationen der Berg- und Hügelregion, (Höhenzaklen von unten nach oben gerechnet.) 9. Subalpine Wiesen- un d Wiesenmoorformation: 1200 — 1650 m. 10. Subalpine und montane Nadelwaldformation; a) Krummholz häufiger Bestandtheil: 1300 — 1500 (— 1650 m)*) b) Geschlossener Wald: 850 — 1300 m. 11. Präalpine Felsformation (auf Kalkgebirge), aus Mischung alpiner mit montanen Felsspalten- und Geröllbewohnern: 1050 — 1450 m. 12. Obere Bergwiesenformation und Borstgrasmatte: 800 — 1020 m, 13. Präalpine Laubwaldformation**): 800 — 1020 m. 14. Hügeltriften und trockne Felsabhangformation: bis 1050 m, granitisches und kalkreiches Substrat. 15. Untere langhalmige Wiesenformation, mit Hochstauden der Hügelregion : bis 800 m. Es folgen die Laub- und Nadelwälder der Hügelregion: bis ca. 800 m (Anschluss an F. 10 b). Diese Aufzählung bedarf der Erläuterung durch hinzugefügte Charakter- pflanzen, welche den Kern jeder einzelnen Formation ausmachen, unter Hinweis auf ausführlichere Schilderungen***) des Gesammtbestandes, wie er sich an den verschiedenen Standorten zeigt. Der Reichthum und die Mannigfaltigkeit der alpinen Flora ist in den Formationen F. 1 — 3 und F. 6 enthalten ; bei diesen ist das Substrat, ob granitisch oder kalkreich dolomitisch, von starker Bedeutung, so wie noch- mals in der Hügel- und unteren Bergregion bei F. 14. Die oberen alpinen Gerolle, unter deren Bewohnern die Gesträuche nur durch Zwerg- weiden ( Salix herbaceal ) vertreten sind, sind bewachsen theils von kurzen, *) Entspricht der „unteren Krummholzregion“ von G. Beck, Flora von Herrn- stein, S. 71. **) Entspricht dem „Voralpenwald“ in der Voralpenregion bei G. Beck, Fl. v. Herrnstein, S. 60 u. flgd. ***) Für topographische Schilderung finden sich dieselben am ausführlichsten angeordnet in Aurel Scherfel’s „Beiträgen zur Kenntniss der subalpinen und alpinen Flora der Zipser Tatra“, Jahrb. d. ung. Karp. Ver. 1879, VI, 265, und 1880, VII, 835 u. flgd. 131 Rasen erzeugenden Gräsern und grasartigen Pflanzen, theils von dicke Polster bildenden und mit oberirdischen Rosetten über dem Fels wurzelnden Stauden, theils von solchen, welche unter der Gerölloberfläche ihren Wurzelstock, selten eine Zwiebel, Knolle, einklemmen zwischen Fels- spalten oder Geschiebebrocken. Die wichtigsten subnivalen Rasenbildner der Tatra sind Oreochloa disticha, Poa laxa, Luzula spadicea und spicata, Junens trifidus , die subnivalen Polsterbildner Silene acaulis, Gherleria seäoides, Saxifraga muscoides, bryoides, per daraus, opipositifolia und retusa, von subnivalen Spaltenwurzlern die niedliche Zwiebelpflanze Lloydia serotina, Salix herbacea, Aronicum Clusii mit seinen grossen gelben Sternen als auffälligstem einsamen Blüthenschmuck, Hieracium und Chrysanthemum alpinum, Pedicularis versicolor, Primula minima, Saxifraga carpathica, Bhodiola rosea, Geum reptans, Cerastium lanatum, Anemone narcissiflora. Die untere artenreichere Abtheilung derselben Formation hat alle dieselben Charakterarten und noch neue dazu, deren obere Y egetationslinien um 2100 m herum liegen ; mehrere Gräser und Seggen (Carex atrata) kommen zu den Rasenbildnern, Saxifraga Aizoon nebst Sedum atratum, S.alpestre und Dianthus glacialis zu den Polsterbildnern, zu den Spalten wurzlern schon Orchideen: Coeloglossum viride und Gymnadenia albida , ausserdem besonders Gentiana frigida und punctata, Pedicularis verticillata, Bartsia, Hypochoeris uniflora , Campanula älpina , Gaya Simplex, Pulsatilla alpina etc. Noch viele andere Arten wären zu nennen, aber die Formation ist durch die Angeführten gekennzeichnet; da eigentlich keine derselben in dichteren Mengen gesellig vorkommt, so ist es schwierig, aus der grösseren Zahl untereinander gemischter Arten einige wenige als Charaktertypen der ganzen Formation herauszuheben. Besser gelingt dies mit F. 2 an den Schneefeldrändern: hier bilden die weissen Ranunkeln Oxygraphis vulgaris (— Banunculus glacialis) und Ban. alpestris im Verein mit den blauen Glöckchen der Soldanella , mit dem Gelb, Weiss und Rosa der Viola biflora , Saxifraga carpathica und Arabis neglecta lustig schimmernde Streifen; hier ist auch der Platz der nur mit 2 Standorten in der Tatra vertretenen arktischen Art Banunculus pygmaeus. In F. 3 treten die subnivalen Rasenbildner nunmehr schon zu ge- schlossenen Matten zusammen , besonders Oreochloa disticha, mit ihren gedrungenen bläulich-grauen Kopfrispen und der düstere Juncus trifidus mit braunen Blattspitzen, die zarte Agrostis rupestris ; Poa alpina , Avena versicolor und einige Festuca- Formen gesellen sich dazwischen. Charakteristisch ist für diese obersten Matten die Gegenwart einzelner Polsterbildner in Rasen , auf Granit besonders Silene acaulis , auf Kalk neben ihr Dryas. In den unteren alpinen Geröll- und Felsformationen (F. 6) werden einzelne subnivale Arten durch neue wärmebedürftige abgelöst und Zwerg- gesträuche, Empeirum, Vaccinium uliginosum, Salix retusa auf Granit, Salix reticulata mit Saxifraga caesia, aizoides und Aizoon auf Kalk finden sich ein. Die fetten Rosetten der Sempervivum sind hier am häufigsten und zeigen, je nach Gesteinsart verschieden, ihre trübrothen oder blass- grünlichen Blüthenstände Mit F. 7 findet nicht selten eine so innige Vermischung statt, dass die einzelnen Krummholzbüsche nur wie Bestandttheile der unteren alpinen Gerolle erscheinen, und wenn sich dann zwischen diesen auf sanfteren Lehnen zugleich die alpinen Matten ausbreiten, auf denen die steilen 132 Felsen allein die Rasenbildung verwehren, so erblickt man die Formationen 3 — 6 und 8 wie ein einziges zusammenhängendes Ganze , aus dem sich erst bei Veränderung der Standorte die einzelnen Formationen zur Selbst- ständigkeit herausgliedern. Die untere alpine Geröllformation habe ich auf granitischem Boden nirgends in die Hügeltriften abwärts sich mischend übergehen sehen , was auf kalkigem Fels und Schotter überall, wo es nur durch die orographischen Anschlüsse ermöglicht wird, geschieht. Es ist dies dadurch bedingt , dass der Kalkboden zumal bei gegen Süd und Südost gekehrten Hängen vielen Hügelpflanzen eine bedeutend höhere obere Vegetationsgrenze gestattet, als die Granitgebirge mit ihren feuchten , zur Torfbildung neigenden Gehängen. Auf diesen unterdrücken Heidel- und Preisselbeeren im Verein mit der Krummholzkiefer und dem Nadelwalde die Versuche der Hügelpflanzen, aufwärts sich ein Feld zu erobern; aber die lichten Laub- und gemischten Waldungen der Bergregion im Kalkgebiet mit Unterdrückung des Heidel- und Preisselbeergestrüpps und Einschränkung des Krummholzes in der oberen Waldregion durch Rasenbildungen lässt dies vielfältig zu. Die geschlossene Krummholzformation bedeckt weite Strecken, ist eine der in der granitischen Tatra am meisten dem Bergsteiger sich aufdrängenden, ihn mit dem besonderen Reiz des Eintritts in die Alpenregion umgebenden Scenerien. Im subalpinen Walde schon in starken Nestern angesiedelt wird sie durch Mächtigkeit des Wuchses der Legföhre über seiner Grenze übermächtig und gleicht einem niedrigen, aber um so dichteren Walde, welcher viel mehr als der wirkliche Wald die begleitenden Stauden aus- schliesst. Nachdem sie in üppigster Kraft 200 — 300 m Höhenerhebung für sich besetzt hat, wird sie niedriger und zerstreut ihre allmählich zu Zwergsträuchern herabsinkenden Formen, welche hauptsächlich aus folgenden Arten bestehen: Firnis montana * Pumilio Hke. Juniperus nana Willd. Salix silesiaca Willd. — retusa L. (an den Geröllblöcken in eigenen , von der Kiefer freien Lichtungen der oberen Region) Calluna vulgaris Salisb. Vacciniwn uliginosum L. — Vitis idaea L. — Myrtillus L. Empelrum nigrum L. Lycopodium Selago L. Gladonia rangiferina als Unterkleid der Formation. In den Filzen des Böhmerwaldes tritt im Gebüsch der Legföhre mit ihr zwischen Sumpfmoos vergesellschaftet und stellenweise an Häufigkeit mit ihr wetteifernd die Zwergbirke Betula nana auf: davon ist in den Krummholzbeständen der Tatra nichts zu sehen. Wo ein Quellbach oder ein grösseres Wasser, gesammelt in den See- becken der oberen alpinen Region und dort umgeben von den Feuchtigkeit liebenden Sumpfgräsern und Rieselstauden, gewöhnlich mit Ungestüm zwischen Blöcken durch Matten , Krummholzbestände und die Fichten- und Lärchenwälder hindurch seinen Weg zu Thale sucht, bilden seine Ufer und die zahlreichen wasserüberspritzten Blockinseln in seinem Laufe selbst den Bereich der 8. Formation der Hochstauden. Auch diese Formation macht bei ihrer weiten Höhenerstreckung (auf 500 m angenommen) einen nicht unbedeutenden Wechsel durch, indem sie 133 oben mit der Aufnahme einzelner von Schneefeldern und subnivalen Gerollen herstammender Arten, wie Viola Uflora, Saxifraga carpathica an tropfenden Felshängen, Rhodiola rosea etc. beginnt, weiter thalwärts aber diese oberen Alpenpflanzen zurücklässt und sie immer mehr gegen Hoch- stauden der Bergregion wie Mulgedium alpinupi vertauscht. Es setzt sich daher die obere Abtheilung dieser 8. Formation ausser aus den schon genannten Arten hauptsächlich aus folgenden zusammen: Ar chang elica officinalis Hoffm. Pedictdaris sumana Sprg. = P. Hacquetii Graf. Ällium Schoenoprasum *sibiricum W. Eriophorum alpinum L. Arabis neglecta Schult. Epilobium alsinefolium Vill. — ' anagallidifolium Lmk Cardamine amara var. Opicii. Caltka palustris (welche hoch hinauf an den Quellbächen in unver- änderter Thalform vorkommt). Im Kalkgebiete gesellt sich Cortusa Matthioli var. sibirica öfters mit anderen Genossen dazu, aber die Quellbäche sind hier überhaupt als eigene Formation sehr viel schwächer ausgeprägt und entbehren der durch die Blocktrümmer geschaffenen mannigfaltigen Standorte. Nachdem die Gebirgsbäche in den oberen Nadelwald eingetreten sind, ver- lieren sie den grösseren Theil der bezeichn eten Arten an ihren Ufern, oder es finden sich dieselben wenigstens nur mehr als Seltenheiten in der Tiefe zwischen der Hauptmasse kräftiger, langstengeliger Stauden, in denen die Formation ihre beste Entwickelung feiert. Daher der schöne Eindruck,, den die Bachthäler im ernsten Kranze dunkler Nadelwälder hervorrufen, wo sich zwischen dem nicht trocknenden Gestein die blauen Trauben der Eisenhüte und Rittersporne erheben, oder die Adenostyles ihre breiten Blätter, wie die Pestwurz an den Bächen der Ebene, zu einem Schirm- dach über den feuchten Gräsern und Moosen gestaltet. Senecio subalpinus , der aber auch weit über die Baumgrenze hinaufgeht, kann als ein typischer Karpathen-Bestandtheil dieser Formation gelten, zumal er im Kalkgebiet so weit verbreitet ist als auf Granit. Die Liste der hauptsächlichen Glieder dieser unteren Formationsabtheilung setzt sich aus folgenden Arten zusammen: Ranuncidus aconitifolius L. Delphinium elatum L. Aconitum Napellus L. — moldavicum Hacq. Valeriana tripteris L. Senecio subalpinus Koch. Doronicum austriacum Jacq. Chrysanthemum * rotundifolium W. et K. Mtdgedium alpinum Cass. Adenostyles albifrons Rchb. Es sind also die Hauptträger dieser unteren Formationsabtheilung Ranunculaceen und Compositen, was für ihre Bezeichnung verwendet werden kann. Die Bergregion. — Es ist wohl schwierig zu entscheiden, ob der klimatisch rauhere Charakter oder die granitische Gesteinsunterlage in der Hohen Tatra die Eintönigkeit des Waldwuchses bedingt und das U eber- gewicht der Fichte in so starkem Masse hervorruft, während sowohl in den Liptauer als Belaer Alpen und in den Karpathenzügen südlich von Waag 134 und Popper auf dem Kalkgebirge die Tanne und Buche bis über 1000 m Höhe grosse Bestände bilden und der Fichte wie Lärche wenigstens in den tieferen Lagen der Bergregion den Rang erfolgreich streitig machen. Da nun diese letzteren Bergzüge bei niederer Gesammthöhe überhaupt aus tieferen Thaleinschnitten sich erheben und an ihren unteren Gehängen eine breite Entwickelung von Hügel- und Triftformationen gestatten, so rührt daher der so viel lieblichere Charakter ihres Landschaftsbildes, während in der Tatra mit Nadelwald, Krummholzgürtel und spärlich begrünten Fels das Wilde in grossartigen Zügen sich darbietet. Sagorski und Schneider machen die Bemerkung, dass in den Karpathen die Tanne zu den kalk- liebenden Bäumen gehöre; das ist ohne Zweifel wahr, dass sie auf dem Kalk gut gedeiht, aber sie meidet auch nicht den Granit. Im Weisswasser- Thal, auf dem Wege von Matlarenau zum Grünen See, begleiten in 900 — 1020 m Höhe den Wanderer schöne Tannen bestände, stellenweise geht man im hochstämmigen Weisstannenwald allein, dann erst beginnt oberhalb 1020 m die Fichte mit Lärche ihre Alleinherrschaft. Von dem Punkte an ist gewöhnlich der ganze Reichthum der „subalpinen Nadel- waldformation“ schon voll entwickelt, nimmt nicht selten nach oben hin sogar an Mannigfaltigkeit der Stauden wieder ab, bis dann mit dem Einmischen der Arve und des Krummholzes zugleich alpine Stauden ein- treten und die obersten Waldbestände zu einem Uebergangsbilde von Wald- und unterer Alpenregion gestalten. Die Charakterstauden der subalpinen Nadelwälder, wie sie sich am häufigsten von 1000—1200 ro zeigen, gehen aus folgender kurzen Liste hervor: Hibes alpinuni L. Lonicera nigra L. Atragene alpina L. Ranunculus aconitifölius L. Geranium süvaticum L. — phaeum L. Aruncus Silvester Kost. Pirola minor L. — secunda L. Valeriana tripteris L. Homogyne alpina Cass. Doronicum austriacum Jacq. Mulgedium alpinum Cass. Prenanthes purpurea L. Hieracium aurantiacum L. Soldanella, montana Willd. Gentiana asclepiadea L Polemonium coemdeum L. Lmida silvatica Huds. Streptopus amplexifolius DC. (stellen- weise auch Veratrum). Polygonatum verticidatum All. Lilium Martagon L. Listera cordata R. Br. Coralliorrhiza innata R. Br. Bergfarne, Athyrium , Aspidium etc. Sphagnum acutifolium Ehrh. 11 Iota crispa L. Tetraphis pellucida L. Schistidium apocarpum L. Racomitrium heterostichum Hedw. — aciculare L. — sudeticum Funck. Mnium spinidosum Bryol. eur. Buxbaumia indusiata Brid. Mastigobryum deflexum N. v. E. Metzgeria pubescens Raddi. Peltigera aphthosa L. Asterina, Veronicae Lib. Craterellus violaeeus Hall. Otidea leporina Bätsch. Exobasidium Vaccinii Fckl. Lophodermium juniperinum Fckl. Ustilago Caricis Pers. Puccinia Asarina Kze. — conglomerata Str. Phragmidium ftisiforme Schrot. Lenzites sepiaria Wulf. Polyporus hirsutus Schrad. TrentepoJdia iolithus L. = Ghroolepus iolithus A g. 135 Ist durch diese kurze Liste der düstere, feuchte und in seiner Moos- decke die Nebenbestandtheile bergende subalpine Nadelwald gekennzeichnet, der oft noch gegen die Baumgrenze hin in arme und monotone Fichten- und Lärchenbestände übergebt, deren Boden nur von Myrtillus , einzelnen Farnen, Oxalis Acetosella und hier und da als Zeichen des Gebirges von einer Gentiana asclepiadea besetzt ist — , so bleibt nunmehr noch zur Vollendung des Bildes von den hauptsächlicheren Bergregions-Formationen diejenige des (13) präalpinen Laubwaldes zu erwähnen übrig, für welche wir nur Beispiele auf den Kalkbergen gefunden haben, welche aber durch die Fülle von selteneren Arten und das merkwürdige neben- einander wachsende Gemisch um so bemerkenswerther sind. Die „präalpine Laubwaldformationa, welche sich mit dem von G. v. Beck sogenannten „Voralpen waldu in der Voralpenregion der Flora von Herrnstein ungefähr zu decken scheint, verbindet die Hügel- und Alpenregion, indem sie aus diesen beiden Arten auf dem sonnigen wärmeren Erdreich und in den feuchteren Schluchten aufweist. Vielerlei Laubhölzer bedecken die Abhänge und Thäler neben den ebenfalls nicht fehlenden einzelnen Tannen und Fichten. An der oberen Grenze dieser Formation mischt sich auch ziemlich regel- mässig die Lärche ein, welche die Buche allmählich ablöst, und so unter Zutritt der Fichte den präalpinen Laubwald zum subalpinen Nadelwald überleitet Nur in solchen Gebirgsländern scheint sich diese (13.) Formation überhaupt ausbilden zu können, wo der Einfluss starker alpiner Ent- wickelung in den Florenelementen für deren Sonderung nach niederen und höheren Regionen verschiedene Bodenbedeckung zu wählen hatte. In den artenarmen mitteldeutschen (hercynisch-rhenanischen) Bergländern kann man sie daher als eigenes Zwischenglied kaum aufstellen. Ihr gehören in den nördlichen Karpathen ausser Punkten der Belaer- Alpen besonders auch die schönen Standorte der unteren Gehänge des Velki Choc und an der Popova bei Vernär (Osthang des Kralova- Hola-Zuges) an, aus denen ich folgende Charakterliste dieser Formation zusammenstelle: t)t> Fagus silvatica L. Betula alba L. Ainus incana Gärtn. Abics pectinata DC. Larix europaea L. Picea excelsa LK. Corylus Avellana L. Viburnum Lantana. Sorbus Aria Crtz. Cotoneaster * tomentosa Lin dl. Juniperus communis L. Salix Caprea L. \)2±. Cimicifuga foetida L. Hesperis inodora L. Dentaria glandidosa W. et K. Silene nemoralis W. et K. Hypericum hirsutum L. Anthyllis Vulneraria L. var. Cytisus hirsutus L. Rubus saxatilis L. Saxifraga rotundifolia L. Parnassia palustris L. Astrantia major L. Pleurospermum austriacum Hoffm. Laserpitium latifolium L. Heracleum Sphondylium var. Bupleurum falcatum L. Achillea tanacetifolia All. Chrysanthemum corymbosum var. grandiflorum Drd. Senecio umbrosus W. et K. (Liptau.) — subalpinus Koch. Centaurea montana L. — austriaca W. Cirsium eriophorum L. — Frisithales Scop. 136 Cirsium rivulare Lk. Carduus glaucus Baumg. Campanula carpathica Jacq. Knautia silvatica Koch. Salvia glutinosa L Melittis Melissophyllum L. Stachys alpina L. Digitalis ambigua Murr. Orobanche (Speoies unbestimmt). Pirola media Sw. Cortusa Matthiom L. Epipactis rubiginosa Crtz. Cephalanthera rubra Rieh. Orchis ustulata L. Gymnademia odoratissima Rieh. — conopea R. Br. Poa sudetica Hänk. Calamagrostis varia Lk. Gentiana asclepiadea L. — Cruciata L Thesium alpinum L. ln den übrigen Formationen der unteren Region haben wir zu wenig Erfahrungen gesammelt, als dass es angezeigt erschiene, diese Vegetations- skizze auf sie auszudehnen. Es sei daher nur kurz erwähnt, dass die unteren Wiesen einen dem mitteldeutschen ganz ähnlichen Vegetations- bestand in ihren Rasenbildnern darstellen: Alopecurus pratensis, Phleum pratense und Bohmeri, Anthoxanthum , Trisetum flavescens , Avena pratensis , Briza, Cynosurus, Festuca elatior, Poa pratensis DC. — dass den ge- wöhnlichen Riedgräsern (z. B. Carex glauca) sich an nassen Stellen häufig Ccirex Davalliana zugesellt, dass Gladiolus imbricatus und Allium fallax einen östlichen Charakter, Orchis ustulata und globosa einen montanen auch tief herab (500 m) bewirken, und dass diese Wiesen im Früh- jahr vielfach mit einem Teppich von Crocus vernus bedeckt sein sollen. Im Uebrigen ist die Flora schon seit Scherfel’s Vegetationsskizzen gut in ihrer allgemeinen Anordnung bekannt, wie auch diese Mittheilungen nur die schärfere Fassung der Formationen im Gegensatz zu den üblichen Schilderungen einzelner Standorte bieten sollten, um dadurch einer um- fassenderen pflanzengeographischen Darstellung der Centralkarpathen , die wir zu erwarten berechtigt sind, vorzubauen und die schwachen, un- bestimmten, in jüngster Zeit zur Grundlage der Gebirgsflora gemachten Regionsunterscheidungen durch naturgemässere zu ersetzen. der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden. Herausgegeben von dem Redactions-Comite. Jahrgang 1894. Mit 2 Tafeln und 4 Abbildungen im Text. Dresden. In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hofbuclihändler. 1895. Inhalt des Jahrganges 1894. Mitgliederverzeicliniss S. VII A. Sitzungsberichte. I. Section für Zoologie S. 3 und 23. — Drude, 0.: Die sogenannten chilenischen Haselnüsse S. 3. — Ebert, R, : Bau, Entwickelung und Lebensweise der Nematoden S. 3. — Geinitz, H. B. : Stellung der Schwanzflosse an lchthyosauren S. 23. — Nitsche, H.: Leuchtende Thiere und Pflanzen, morphologischer Zusammenhang zwischen abnormen und normalen Nematoden, neuere Eintheilung der Pflanzenläuse, J. Fr. Judeich f S. 3; Vogelvarietäten S. 23; insektentödtende Pilze und Spalt- pilze, mit Bemerk, von 0. Drude, S. 23. — Raspe, F.: Vorlage von Eiern eines afrikanischen Finken, mit Bemerk, von H. Nitsche, S. 23. — Reibiscli, Th.: Zwischenkiefer verschiedener Säugethiere S. 23. — Steglich, Br.: Ivranklieits- erscheinungen an Pflanzen durch Reteroderci S. 3. — Thiele, J.: Neuere Systematik der Schnecken S. 23. II. Section für Botanik S. 4 und 24. — Drude, 0.: Moosherbarium von Wälde, Biographie vonAlph.de Candolle, Pringsheim’s 70. Geburtstag, Sitzungen der Vereine für Botanik und Gartenbau im K. botanischen Garten S. 4; periodisches Auftreten von Desmidiaceen und Palmellaceen S. 5; Palmflora des tropischen Afrika S. 6; Asple- nium germanicum Weiss, Verbreitung der südöstlichen Pflanzengenossenschaften im Meissner Hügellande S. 24; Refer. über Engler’s Gliederung dir Vegetation von Usambara und die Flora des Gebirgslandes von Usambara S. 27; Secretbildung in den Oel- und Balsam - Gängen der höheren Pflanzen S. 28; neue Litteratur S. 4, 5, 25 und 26. — Fritzsche, F. : Abweichende Form von Filago arvensis Fr. S. 26. — Jenke, A.: Neue Desmidiaceen und Diatomaceen der Flora von Dresden S. 4 und 24; Chlathrocystus aeruginosa aus den Carolaseen S. 5; und K. Wobst: Ver- schwinden von Orchideen aus der Dresdner Flora S. 5. — Magnus, P. : Weitere Notiz über das Auftreten von Plasmodiophora JBrassicae Woron. an wilden Cruciferen S. 25. — Naumann. A.: Nordamerikanische Nussbäume S. 24. — Schiller, K. : Bei Meissen beobachtete Pilze, Vorlagen S. 5; Flora des Bayrischen Waldes S. 26. — Schlimpert, A. M. : Abnorme Form von Veronica spicata L. S. 24. — Schorler, B.: Ueber Carica quercifolia S. 4; seltene Orchideen der Flora Saxonica S. 5; blüthen- biologische Demonstrationen S. 6 ; Flora des oberen Saalethaies und des Frankenwaldes S. 24; neue Phanerogamenfimde der Flora Saxonica S. 26; Dodel’s Pflanzenatlas, Sect. Iris S. 27. — Wobst, K.: Ueber Amarantus hypochondriacus L., Bildungs- abweichungen der Pflanzen S. 5. — Wolf, Th.: Neue Pflanzen der Flora Sachsens S. 26. III. Section für Mineralogie und Geologie S. 6 und 28. — Bergt, W.: Festigkeits- prüfungen von Gesteinen S. 7; Litteraturbesprechung S. 8; der internationale Geologen- Congress in Zürich S. 30. — Deichmüller, J. : Encriniten des Muschelkalks S. 8. — Döring, H. : Strudellöcher im Pläner von Cotta, Ausstellung des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden S. 7; Lagerungsverhältnisse des oberen Muschelkalks von Krailsheim S. 29. — Engelhardt, H.: Tertiärpflanzen aus dem böhmischen Mittel- IV gebirge S. 7; was erinnert in unserem Sachsenlande an die Pflanzenwelt der Tertiär- zeit? neue Litteratur S. 8. — Francke, H.: Mineral Vorlagen S. 8; grosser Bleiglanz- krystall aus der Eifel S. 30. — Geinitz, H. B.: Versteinerungen aus der oberen Kreide von Bügen S. 6; Gliederung der Flötzformationen Helgolands, neue Diatomeen- schichten in der Lausitz, der internationale Geologen- Congress in Zürich S. 7; die mineral.- geolog. Sammlungen der K. technischen Hochschule in Dresden S. 8; Be- richt über einen Ausflug nach dem Nord-Ostsee-Kanal S. 28; neue Litteratur S. 7, 8 und 30. — Kalkowsky, E.: K. Th. Liebe f, naturwissenschaftliche Wanderversamm- lungen, Demonstrations-Mikroskope von B. Fuess S. 8 ; Schwämme aus der Quadraten- Kreide, geotektonische Modelle S. 30. — Schneider, 0.: Nephrit -Schnitzereien aus China S. 8. — Z schau, E.: Kalkspathkrystalle aus dein Syenit des Plauenschen Grundes S. 9. IV. Section für prähistorische Forschungen S. 9 und 30. — Bergmann, A,: Kur- fürst August und Kurfürstin Anna in ihren Beziehungen zur prähistorischen Forschung S. 9. — Deichmüller, J. : J. Undset f, Ausgrabungen und neue Erwerbungen der K. prähistorischen Sammlung S. 11; Steinzeitfunde bei Dresden S. 12 und in Böhmen S. 32; Versammlung der Deutschen und Wiener anthropol. Gesellschaften in Innsbruck S. 31; neues Urnenfeld in Blasewitz 8. 32. — Döring, H.: Der Liiptitzer Spitzberg bei Wurzen S. 10; Gräberfeld von Löbtau, neolitliische Funde in Löbtau S. 12; der Burgwall von Kleinböhla bei Oschatz, mit Bemerk, von «T. Deichmüller, S. 30; Vorlagen S. 11. — Ebert, 0.: Steinzeitfunde bei Cotta, slavische Herdstelle bei Cossebaude S. 12; La Teile -Fibel von Stetzsch S. 33. — Geinitz, H.B.: Ein Dolmen in der Gersdorfer Heide bei Gross -Cotta, Steinbauten an den Trollhättanfällen in Schweden S. 12. — Jentsch, A : Zusammenhang zwischen Ansiedelungen und klima- tischen Verhältnissen S. 33. — Osborne, W.: Neolithisches Gefäss von Prag, die vorgeschichtlichen megalithischen Steinbauten, Vorlagen S. 11; Ursitz und Vorgeschichte der Arier S. 30; die jüngere Steinzeit in Böhmen S. 31; Fund aus der jüngeren Stein- zeit auf der Zämka bei Prag S. 32. — Excursion nach Zschorna S. 12. V. Section für Physik und Chemie S. 12 und 33. — Corsepius, M. : Anlage eines Elektricitäts werks der Stadt Dresden S. 13. — Freyberg, J.: H. Hertz f 8. 12. — Helm, G.: E. Zetzsclie 7 S. 13. — von Meyer, E.: Lavoisier und die Chemie seiner Zeit — eine Säcularbetrachtung S. 13. — Töpler, A. : Neue Methode der absoluten Temperaturmessung S. 33. — Excursion nach dem Elektricitätswerk der K. Säclis. Staatseisenbahnen in Dresden-Friedrichstadt S. 13. YI. Section für Mathematik S. 13 und 34. — Helm, G.: Die neuen Prinzipien der Mechanik von Heinrich Hertz S. 34. — Klette, 0.: Die neuen Dresdner Bahnhofs- anlagen S. 35. — Krause, M. : Entwickelung der elliptischen Functionen in Potenz- reihen S. 13. — Bolin, K.: Construction einer Fläche 2. Grades, von der 9 Punkte gegeben sind S. 13; Vereinfachung einiger Sätze und Aufgaben der Planimetrie S. 14. VII. Hauptversammlungen S. 14 und 35. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 15 und 38. — Beamte im Jahre 1895 S. 39. — Kassenabschluss für 1893 S. 14 und 20. — Freiwillige Beiträge zur Kasse S. 39. — Vermehrung der Bibliothek S. 4. — Be- richt des Bibliothekars S. 42. — Werner-Denkmal S. 38. — Liebe-Denkmal S. 36. — Ausstellung des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden 8. 14. — Vorlagen S. 14. — Feier des 80. Geburtstags von Dr. H. B. Geinitz S. 36. — 80. Geburtstag von Dr. Fr. Th eile S. 36. — Bergt, W.: Die classischen Stätten des Contactmeta- morphismus in Sachsen S. 14. — Deichmüller, J. : Die bisherigen Ergebnisse der vorgeschichtlichen Forschungen in und um Dresden S. 14; E. Haase f S. 36. — Helm, G.: H. von Helmholtz j- S. 36; Vorlage Mach’scher Photographien fliegender Geschosse S. 37. — Hempel, W. : Beobachtungen über die Entstehung von Gesteinen S. 14. — König, CI.: Die Grundlagen zu Alexander von Humboldt’s pflanzen- geographischen Ideen S. 15. — N au mann , A.: Nährwerth und Nährwerthsbestimmungen pflanzlicher Nahrungsmittel S. 36. — Raspe, F. : Vorlagen S. 14. — Reibisch, P.: Ergebnisse der methodischen Plankton-Forschung S. 38. — Schneider, 0.: Litteratur- bespreclmng S. 14. — Töpler, A. : Die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen Condensatorschwingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla’schen Versuche S. 35. — Ulbricht, R. : Bericht über seine Reise nach Chicago 1893 S. 14. — Witting, A. : Messung der Geschwindigkeit von Geschossen S. 37. — Excursionen nach Tetschen, nach den elektrischen Werkstätten von Kummer & Co. in Niedersedlitz S. 15. V B. Abhandlungen. Bergt, W. : Die Gesteine der Ruinenstätte von Tiahuanaco im alten Peru (Bolivia). Mit Tafel II. S. 35. v Döring, H. : Der Burgwall von Kleinböhla bei Oscliatz. S. 67. Ebert, R. : Ueber Allantonemci mirabile, Sphaerulia bombt und Heterodera Schachtii . S. 18. Engelhardt, H.: Ueber neue fossile Pflanzenreste vom Cerro de Potosi. Mit Tafel I. S. 3, Geinitz , H. B. : Die mineralogisch-geologischen Sammlungen der K. Technischen Hoch- schule in Dresden. S. 14. Schiller, K.: Kryptogamen des Bayrischen Waldes. S. 71. Schorler, B. : Die Flora der oberen Saale und des Frankenwaldes. S. 53. Schorlen, B.: Bereicherungen der Flora Saxonica im Jahre 1894. S. 61. Töpler, A.: Ueber die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen Condensatorscliwingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla’schen Ver- suche. S. 22. Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen . Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten am besonderen Wunsch 25 Separat- Abzüge unentgeltlich, eine grössere Anzahl gegen Er- stattung der Herstellungskosten. der aturw iss e nsch aftlichen Gesellschaft ISIS i xi I ) r e s d e ix im December 1894. v Berichtigungen bittet man an den Secretär der Gesellschaft, d. Z. Dr. J. Y. Deichmüller in Dresden, zu richten. I. Wirkliche Mitglieder. A. In Dresden. Jahr der Aufnahme. 1. Abendrotli, Gst. William, Dr. phil., Professor, Conrector an der Kreuzsclmle 1877 2. Baensch, Eman. William von, K. Hof -Verlagsbuchhändler 1886 3. Baumeyer, Gr. Herrn., Privatus 1852 4. Bein, Wilh., Dr. phil., Director des „Prometheus“ 1894 5. Beiger, Gottl. Rud., Bürgerschullehrer . 1893 6. Bergmann, Alb. Rieh., Bezirksschullehrer 1891 7. Bergt, Waith., Dr. phil., Assistent am K. mineral.- geolog. und prähistor. Mu- seum 1891 8. Besser, 0. Ernst, Professor 1863 9. Beyer, Th. Washington, Fabrikbesitzer 1871 10. Bley, W. Carl, Apotheker am Stadtkrankenhause 1862 11. Bose, C. Mor. von, Dr. phil., Chemiker 1868 12. Botlie, F. Alb., Dr. phil., Professor, Conrector am Neustädter Realgymnasium 1859 13. Brückner, Sam. Gst., Institutslehrer 1867 14. Buck, Ant., Consistorialrath, Pfarrer an der katholischen Kirche .... 1871 15. Burgk, Arth. Freiherr von, K. Kammerherr. 1886 16. Calberla, G. Mor., Privatus 1846 17. Christlieb, Carl, Privatus 1877 18. Crusius, Georg, Dr. phil., Privatus 1888 19. Deichmtiller, Joh. Vict., Dr. phil., Directorial-Assistent am K. mineral. -geolog. und prähistor. Museum 1874 20. Döring, Herrn., Bezirksschullehrer 1885 21. Dressier, Heinr., Oberlehrer am K. Seminar 1893 22. Drude, Osc., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule und Director des K. botan. Gartens . , 1879 23. Ebert? Gst. Rob., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Vitzthum’ sehen Gym- nasium 1863 24. Ebert, Otto, Lehrer an der Taubstummen - Anstalt 1885 25. Eiinert, Osc. Max, Vermessungs -Ingenieur 1893 26. Engelhardt, Bas. von, Dr. phil., Astronom 1884 27. Engelhardt, Herrn., Oberlehrer am Neustädter Realgymnasium 1865 28. Engelmann, Alb. Alex., Bergdirector a. D., Consul von Chile ...... 1870 29. Fessler, Jul., Privatus . . . 1862 30. Eickel, Joh., Dr. phil., Oberlehrer am Wettiner Gymnasium 1894 31. Fiseber, Hugo Rob., Professor an der K. technischen Hochschule .... 1879 32. Flaniant, A., Maler 1875 33. Frankel, Wilh., Dr. phil., Geh. Hofrath, Professor an der K. technischen Hoch- schule 1866 34. Francke, Hugo, Dr. phil., Mineralog 1889 35. Freude, Aug. Bruno, Bürgerschullehrer 1889 36. Freyberg, Joh. Ad., Dr. phil., Privatdocent an der K. technischen Hochschule 1882 37. Friedrich, Edm., Dr. med 1865 38. Frölich, Gst., K. Hof- Bauinspector . 1888 39. Gebhardt, Mart., Realgymnasial -Lehrer und Assistent an der K. technischen Hochschule 1894 40. Geinitz, C. Leop., Büreau- Assistent an den K. Sächs. Staatsbahnen. . ... 1886 X Jahr der Aufnahme. 41. Geissler, Ew. Alb., Dr. phil., Apothekenrevisor, Professor an der K. thierärzt- lichen Hochsclmle . 1877 42. Giseke, Carl, Privatus 1893 43. Grub, C., Stabsapotheker a. D 1890 44. Günther, Pich., Architekt 1891 45. Günther, Pud. Biedermann, Dr. med., Geh. Medicinalrath, Präsident des K. Landes - Medicinal - Collegiums 1873 46. Guthmann, Louis, Fabrikbesitzer . 1884 47. Hallwachs, Willi., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . . 1893 48. II artig , C. Ernst, Dr. phil., Geh. Regierungsrath, Professor an der K. tech- nischen Hochschule 1866 50. Heger, Gst. Pich., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule und Oberlehrer am Wettiner Gymnasium 1868 51. Helm, Georg Ferd., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . 1874 52. Hempel, Waith. Matthias, Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule 1874 53. Hertwig, Theod., Bergdirector a. D 1888 54. Hirt, F. Bob., Fabrikbesitzer 1886 55. Hofmann, Alex. Emil, Dr. phil., Hofrath, Apothekenrevisor 1866 56. Hofmann, Herrn., Dr. phil., Privatus . 1885 57. Hübner, Georg, Dr. phil., Apotheker 1888 58. Hummitzsch, Eug., Bezirksschullehrer 1891 59. IMe, Carl Herrn., Oberlehrer am K. Gymnasium in Neustadt 1894 60. Jacoby, Jul., K. Hofjuwelier 1882 61. Jani, F. Herrn , Privatus 1871 62. Jenke, Andreas, Bezirksschullehrer 1891 63. Jentseb, Joh. Aug., Bezirksschullehrer 1885 64. Känmitz, Max, Chemiker • 1894 65. Käseberg, Mor. Pich., Dr. phil., Institutslehrer 1886 66. Kalkowsky, Ernst, Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . 1894 67. Kayser - Langerbanns, Agnes, Sanitätsraths -Wittwe 1883 68. Keil, Pich., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Annen - Realgymnasium . . 1873 69. Helling, F. Emil, Civil - Ingenieur ; . 1879 70. Klein, Herrn., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Vitzthum'schen Gymnasium 1863 71. Klette, Alphons, Privatus 1883 72. Klette, Otto, Baurath 1893 73. Köhler, Alex., Verlagsbuchhändler 1884 74. König, Clem., Oberlehrer am K. Gymnasium in Neustadt 1890 75. Kopeke, Clauss, Geh. Finanzrath 1877 76. Kramsta, Pich., Privatus 1868 77. Krause, Bruno, Bezirksschullehrer 1891 78. Krause, Gst. Friede., K. Gartendirector 1848 79. Krause, Mart., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . . . 1888 80. Krone, Herrn., Privatdocent an der Iv. technischen Hochschule ... . 1852 81. Kühnsclierf, Emil, Fabrikbesitzer 1866 82. Kuntze, Alb. Arth., Bankier 1880 83. Langsdorff, Carl Alex, von, Oekonomierath 1885 84. Lauterbach, Camillo, Oberst z. D 1892 85. Ledebur, Hans Em. Freiherr von, Friedensrichter ... 1885 86. Ledien, Franz, Inspector am K. botan. Garten 1889 87. Leuner, Ose., Ingenieur und Mechaniker an der K. technischen Hochschule . 1885 88. Lewicki, J. Leonidas, Geh. Hofrath, Professor an der K. technischen Hochschule 1875 89. Littrow, Arth, von, Dr. phil., Kreissecretär 1891 90. Meissner, Herrn. Linus, Bürgerschullehrer . 1872 91. Meyer, Ad. Bernh., Dr. med., Hofrath, Director des K. zoolog. und anthrop.- ethnograph. Museums 1875 92. Meyer, Ernst von, Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule . . 1894 93. Modes, Herrn., Ingenieur 1887 94. Morgenstern, Osc. Wold., Lehrer am Annen - Realgymnasium 1891 95. Müller, C. Alb., Dr. phil., Lehrer an der öffentlichen Handelslehranstalt . . 1888 96. Müller, Hugo, Dr. jur., Geh. Rath 1870 97. Müller, Pud. Louis, Dr. med 1877 98. Naumann, Arno, Dr. phil., Assistent an der K. technischen Hochschule . . 1889 XI Jahr der Aufnahme. 99. Nessig, Rob., Dr. pliil., Oberlehrer am Neustädter Realgymnasium .... 1893 100. Neubert, Gst. Ad., Professor, Lehrer beim K. Cadetten - Corps 1857 101. Niedner, Chrtn. Frz., Dr. med.,.Medicinalrath, Stadtbezirksarzt 1873 102. Nowotny, Frz. Seraph. Wenzl., Ober -Finanzrath a. D 1870 103. Pattenliausen , Beruh., Professor an der K. technischen Hochschule und Director des K. mathein.- physikal. Salons . . . 1893 104. Peuckert, F. A., Institutslehrer 1873 105. Pötschke, Jul., Techniker 1882 106. Putscher, J. W. H., Privatus 1872 107. Rabenhorst, O. Ldw., Privatus 1881 108. Raspe, Friedr., Dr. pliil., Chemiker 1880 109. Reinicke, Gfhelf. F., em. Seminar -Oberlehrer 1839 110. Renk, F., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule 1894 111. Risch, Osc., Privatus 1893 112. Rittershaus, Herrn. Trajan, Professor an der K. technischen Hochschule . 1875 113. Rotier, Carl, Lehrer an der öffentlichen Handelslebranstalt 1890 114. Rolin, Carl, Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule .... 1885 115. Sanders, W., Realschullehrer 1893 116. Schade, Benno, Amtsgerichtsrath a. D 1891 117. Scheele, Curt, Oberlehrer am Wettiner Gymnasium 1893 118. Schiller, Carl G., Privatus 1872 119. Schoeler, Heinr. von, Dr. phil, Privatus 1893 120. Schorler, Bernh., Dr. phil., Realschullehrer 1887 121. Schulze, Georg, Dr. pliil., Oberlehrer am Neustädter Realgymnasium . . . 1891 122. Schulze, Jul. F., Privatus 1882 123. Schurig, Rob. Ew., Oberlehrer am Fletcher’schen Seminar 1877 124. Schweissinger, Otto, Dr. pliil., Apotheker 1890 125. Schwotzer, Mor., Bezirksschullehrer 1891 126. Seyde, Ernst, Kaufmann 1891 127. Siemens, Friedr., Civil - Ingenieur und Fabrikbesitzer ........ 1872 128. Siemers, Auguste, Fräulein 1872 129. Siemers, Florentine, Tonkünstlers Wittwe 1872 130. Steglich, Bruno, Dr. phil., Vorsteher des landwirtschaftlichen Versuclis- wesens am K. botan. Garten 1890 131. Steuer, Ferd. Willibald, Privatus 1889 132. Stötzer, Emil, Bezirksschuldirector 1866 133. Stübel, Mor. Alphons, Dr. pliil., Geolog 1856 134. Tempel, Paul, Lehrer am K. Gymnasium in Neustadt 1891 135. Thiele, Joh., Dr. phil, Assistent am K. zoolog. Museum 1891 136. Töpler, Aug., Dr. phil., Geh. Hofrath, Professor an der K. technischen Hoch- schule 1877 137. Ulbricht, Rieh., Dr. pliil., Baurath, Professor an der K. technischen Hochschule 1885 138. Vetters, C. W. E., em. Bürgerschul -Oberlehrer . . 1865 139. Vieth, Joh. von, Dr. pliil., Oberlehrer am K. Gymnasium in Neustadt . . 1884 140. Vogel, Clem., Lehrer an der evangel. Freischule 1894 141. Vogel, J. Carl, Fabrikbesitzer 1881 142. Vorländer, Herrn., Privatus 1872 143. Warnatz, Heinr., K. Hofbuchhändler 1873 144. Weber, Friedr. Aug., Institutslehrer . 1865 145. Weber, Rieh., Apotheker 1893 146. Weigel, Joh., Kaufmann 1894 147. Weissbach, Rob., Baurath, Professor an der K. technischen Hochschule . . 1877 148. Wilkens, F. Georg, Dr. phil., Director der Steingutfabrik von Villeroy & Boch 1876 149. Winkler, Olaf, Maler 1888 150. Witting, Alex., Dr. pliil., Oberlehrer an der Kreuzschule 1886 151. Wobst, Karl, Oberlehrer am Annen-Realgymnasium 1868 152. Wolf, Curt, Dr. med., Assistent an der K. technischen Hochschule .... 1894 153. Worgitzky, Eug. Georg, Dr. phil., Oberlehrer an der Kreuzschule .... 1894 154. Zeuner, Gust., Dr. phil., Geh. Rath, Professor an der K. technischen Hoch- schule 1874 155. Zipfel, E. Aug., Bürgerschullehrer 1876 156. Zscliau, E. Fchgtt., Professor 1849 157. Zschuppe, F. A., K. Vermessungs-Ingenieur 1879 XII IL Ausserhalb Dresden, Jahr der Aufnahme. 158. Boxberg, Georg von, Rittergutsbesitzer auf Rehnsdorf bei Kamenz . . . 1883 159. Carlo witz, von, Major atsherr auf Kukukstein bei Liebstadt 1885 160. Degenkolb, Rittergutsbesitzer auf Rottwerndorf bei Pirna ....... 1870 161. Fritzsche, Felix, Privatus in Kötzschenbroda 1890 162. Heuer, Ernst, Fabrikbesitzer in Cotta 1879 163. Kesselmeyer, Carl, in Altrincham, Cheshire 1863 164. Kohsmahl, F. A., K. Oberförster a. D. in Langebrück 1882 165. Krutzseh, Herrn., K. Oberförster in Hohnstein 1894 166. Osborne, W., Privatus in Rlasewitz 1876 167. Reibiscli, Th. F., Institutsdirector in^ Plauen b. Dr 1851 168. Schneider, Osk., Dr. phil., Professor in Rlasewitz . ......... 1863 169. Sclmnke, Th. Huldreich, Dr. phil., Seminaroberlehrer in Rlasewitz . . . 1877 170. Schreiter, Rr., Rergdirector in Rerggiesshübel 1883 171. Seidel, C. F., Maler in Weinböhla 1860 172. Thiiiner, Ant. Jul., Institutsdirector in Rlasewitz 1872 173. Wagner, Arth., Ingenieur und Gasinspector a. D. in Rlasewitz 1891 174. Wolf, Th., Dr. phil, Geolog in Plauen b. Dr 1891 II. Ehrenmitglieder. 1. Agassiz, Alex., Dr. phil, Curator des Museum of Comparative Zoology in Cambridge, Mass 1877 2. Carus, Jul Viel, Dr. phil, Professor an der Universität in Leipzig . . . 1869 3. Daubree, Aug., Membre de lTnstitut, Professor am naturhistor. Museum in Paris 1867 4. Ettingshausen, Const. Freiherr von, Dr. phil, Regierungsrath, Professor an der Universität in Graz 1852 5. Flügel, Felix, Dr. phil, Vertreter der Smithsonian Institution in Leipzig . 1855 6. Fraas , Osc., Dr. phil., Oberstudienrath, Professor am Naturalien -Cabinet in Stuttgart 1867 7. Galle, J. G., Dr. phil, Geh. Regierungsrath , Director der Sternwarte und Professor an der Universität in Rreslau 1866 8. Geinitz, Hans Rruno, Dr. phil, Geh. Hofrath, Professor a. I)., Director des K. mineral- geolog. und prähistor. Museums in Dresden 1838 9. Günibel, Carl Willi, von, Dr. pliil, Oberbergdirector und Professor an der Universität in München 1860 10. Ilall, James, Professor, Director des N. Y. State Museum in Albany . . . 1873 11. Hauer, Franz Ritter von, Dr. phil, K. K. Hofrath, Intendant des K. K. natur- histor. Hofmuseums in Wien 1857 12. Haughton, Rev. Sam., Professor am Trinity College in Dublin 1862 13. Jones, T. Rupert, Professor a. D. in Chelsea, London . . 1878 14. Kenngott, Ad., Dr. , Professor am Polytechnikum und an der Universität in Zürich 1 868 15. Köllicker, Alb. von, Dr., Geh. Rath, Professor an der Universität in Würzburg 1866 16. Laube, Gust., Dr. phil, Professor an der Universität in Prag ...... 1870 17. Leuckart , Rud., Dr., Geh. Hofrath, Professor an der Universität in Leipzig 1869 18. Loven, Sven, Dr., Professor an der Universität in Stockholm 1869 19. Marcou , Jules, in Cambridge, Mass . 1866 20. Marsh, Othn. Charles, Dr. phil, Professor am Yale College in Newhaven, Conn. 1881 21. Mercklin, Carl von, Dr., Geh. Rath, Professor in Petersburg 1868 22. Möhl, Heinr., Dr., Professor in Kassel '. . . . 1875 23. Müller, Ferd. Freiherr von, Dr. phil, Government Rotanist for Victoria in Melbourne 1849 24. Kitsche, Heinr., Dr. phil, Professor an der K. Forstakademie in Tharandt . 1893 25. Nöldeke, C., Dr. jur., Oberappellationsrath in Celle .......... 1888 26. Nostiz-Yf allwitz, Herrn, von, Dr., Minister des Innern und des K. Hauses in Dresden 1869 27. Omboni, Giov., Professor an der Universität in Padua . 1868 28. Bossberg, C. Mor., Regierungsrath in Dresden (Mit Stifter der Isis) . . 1886 XIII Jahr der Aufnahme 29. Kütimeyer, Ludw., Dr., Professor an der Universität in Basel 1869 30. Serlo, Dr., Oberberghauptmann a. D. in Berlin 1870 31. Silva, Mig. Ant. da, Professor an der Ecole centrale in Rio de Janeiro . . 1868 32. Stäche, Guido, Dr. phil. , K. K. Oberbergrath, Director der K. K. geolog. Reichsanstalt in Wien 1877 33. Steenstrup, Joh. Jap et. , Dr., Staatsrath, Professor an der Universität in Kopenhagen 1846 34. Theile, Friedr., Dr. rned. in Lockwitz' (Mitstifter der Isis) 1885 35. Tscliermak, Gst., Dr., Hofrath, Professor an der Universität in Wien . . . 1869 36. Yerheek, Rogier D. M., Dr. phil., Director der geologischen Landesuntersuchung von Niederländisch-Indien in Buitenzorg 1885 37. Yirchow, Rud., Dr. med., Geh. Medicinalrath, Professor an der Universität in Berlin 1871 38. Vogt, Carl, Dr., Professor an der Universität in Genf 1868 39. Willkomm, Heinr. Mor., Dr. phil., Staatsrath, Professor a. D. in Prag . . 1866 40. Zeuner, Gust., Dr. phil., Geh. Rath, Professor an der K. technischen Hochschule in Dresden 1874 III. Correspondirende Mitglieder. 1. Alberti, Osc. von, Bergamtsreferendar in Freiberg 1890 2. Amthor, C. E. A., Dr. phil., in Hannover 1877 3. Ancona, Cesare de, Dr., Professor am R. Instituto di studi superiori in Florenz 1863 4. Ardissone, Frz., Dr. phil., Professor an dem technischen Institut und der Ackerbauschule in Mailand 1880 5. Artzt, Ant., Vermessungs-Ingenieur in Plauen i. V. . . j 1883 6. Asclierson, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in Berlin .... 1870 7. Bachmann, Ewald, Dr. phil., Realschul-Oberlehrer in Plauen i. V 1883 8. Baessler, Herrn., Director der Strafanstalt in Voigtsberg 1866 9. Baldauf, Rieh., Bergdirector des Hermannschachts in Dux . . 1878 10. Baltzer, A., Dr. phil., Professor an der Universität in Bern ...... 1883 11. Bech, Emil, Dr. med., Hofrath, Gerichtsarzt in Pirna ......... 1846 12. Bernliardi, Joh., Landbauinspector in Altenburg 1891 13. Bibliothek, Königliche, in Berlin 1882 14. Blanford, Will. T., Esqu., in London 1862 15. Blaschka, Rud., naturwissensch. Modelleur in Hosterwitz 1880 16. Blochmann, Rud., Dr. phil., Physiker am Marine-Laboratorium in Kiel . . 1890 17. Bombicci, Luigi, Professor an der Universität in Bologna 1869 18. Brusina, Spiridion, Professor an der Universität in Agram 1870 19. Bureau, Ed., Dr., Professor am naturhistor. Museum in Paris 1868 20. Canestrini, G., Professor an der Universität in Padua 1860 21. Carstens, C. Dietr., Ingenieur in Berlin 1874 22. Conwentz, Hugo Wilh. , Dr. phil., Professor, Director des westpreuss. Pro- vinzialmuseums in Danzig 1886 23. Credner, Herrn., Dr. phil., Geh. Bergrath, Professor an der Universität und Director der geologischen Landesuntersuchung von Sachsen in Leipzig . . 1869 24. Danzig, Emil, Dr. phil., Realschul-Oberlehrer in Rochlitz 1883 25. Datlie, Ernst, Dr. phil., K. preuss. Landesgeolog in Berlin 1880 26. Dittmarscli, A., Bergschul-Director in Zwickau 1870 27. Roll, Ed., Dr., Oberrealschul-Director in Wien 1864 28. Ross, Bruno, Dr. phil., Docent am Kais. Polytechnikum in Riga 1888 29. Dzieduszycki, Wladimir Graf, in Lemberg 1852 30. Eisei, Roh., Curator des städtischen Museums in Gera 1857 31. Fischer, Aug., Kaufmann in Pösneck 1868 32. Flolir, Conrad, Amtsrichter in Leipzig 1879 33. Frencli, C., Esqu., Governement Entomologist in Melbourne 1877 34. Frenzei, A., Dr. phil., K. Hütteneliemiker in Freiberg 1872 35. Friederich, A., Dr. med., Sanitätsrath in Wernigerode 1881 36. Friedrich, Osc., Dr. phil., Professor, Conrector am Gymnasium in Zittau . 1872 XIV 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61, 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91 92. 93. Jahr der Aufnahme. Fritsch, Ant., Dr. med. , Professor an der Universität und Gustos am böhmi- schen Landesmuseum in Prag' 1867 Gaudry, Alb., Dr., Membre de 1’Institut, ‘Professor am naturhistorisclien Museum in Paris 1868 Gelieeb, Adelb., Apotheker in G-eisa 1877 Geinitz, Frz. Eng., Dr. pliil , Professor an der Universität in Rostock . . . 1877 Gerndt, Leonh., Dr. pliil., Professor, Oberlehrer am Realgymnasium in Zwickau 1880 Gonnerinann, Max, Apotheker und Chemiker in Teterow 1865 Groth, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in München 1865 Härter, C., Ingenieur in Mexiko 1881 Hans, Willi., Gärtnereibesitzer in Herrnhut 1868 Hartung, H., Bergmeister in Lobenstein 1867 Heim, Alb.,Dr. phil., Professor an der Universität und am Polytechnikum in Zürich 1872 Heine, Ferd., K. Domänenpächter und Klostergutsbesitzer auf Hadmersleben 1863 Hennig, Georg Rieh., Dr. pliil, Docent am Kais. Polytechnikum in Riga . 1888 Herb, Salinendirector in Traunstein 1862 Hernnann, Willi., Dr. theol. et phil., Professor an der Universität in Marburg 1862 Hibscli, Emanuel, Dr. phil, Professor an der höh. Ackerbauschule in Lieb- werd bei Tetschen 1885 Hilgard, W. Eug., Professor an der Universität in Berkeley, Californien . . 1869 Hilgendorf, Frz., Dr. phil, Professor, Custos am K. zoolog. Museum in Berlin 1871 ITL.n/vl TT ~ - T\ .. TT> L* _ 1 \ * T . * * i Hofinann, H., Bürgerschullehrer in Hohenstein-E 1894 Hübner, Ad., Hüttenmeister in Muldner Hütten bei Freiberg 1871 Hüll, Ed., Dr., Professor in London 1870 Israel, A., Schulrath, Seminardirector in Zschopau 1868 Issel, Arth., Dr., Professor an der Universität in Genua 1874 Jentzscli, Alfr. , Dr. phil, Professor an der Universität und Director des ostpreuss. Provinzial-Museums in Königsberg 1871 Kesselmeyer, Willi., in Manchester 1863 Kinne, B., Apotheker in Herrnhut 1854 Kirbacli, Fr. Paul, Dr. phil., Lehrer an der Müllerschule in Dippoldiswalde 1894 Iflain TT ovni TTovonorvoliDv dav floaa^ in TJnln 1 QAA Köhler, Ernst, Dr. pliil, Seminar-Oberlehrer in Schneeberg 1858 König von Wartliausen, Willi. Rieh. Freiherr von, Kammerherr auf Wart- hausen bei Biberach 1855 Kornliuber, Andreas von, Dr., Professor am Polytechnikum in Wien . . . 1857 Krebs, Willi., Privatgelehrter in Altona 1885 Krieger, W., Lehrer in Königstein 1888 Kühn, E., Dr. phil, Schulrath, Bezirksschulinspector in Leipzig 1865 Kyber, Arth., Chemiker in Riga 1870 Lange, Tlieod., Dr. phil, Apotheker in Werningshausen 1890 Lanzi, Matthaeus, Dr. med. in Rom 1880 Lapparent, Alb. de, Ingenieur des mines, Professor in Paris 1868 Letevre, Theod., Dr., in Brüssel 1876 Le Jolis, Aug., Dr. pliil., Director der Societe nation. des Sciences natur. et mathem. in Cherbourg 1866 Leonhardt, Otto Emil, Seminar-Oberlehrer in Nossen 1890 Lohrmann, Ernst, Dr. phil, Lehrer am K. Gymnasium in Schneeberg. . . 1892 Ludwig, F., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Gymnasium in Greiz . . . 1887 Liittke, Joh., Fabrikbesitzer in Hamburg .... 1884 Mayer, Charles, Dr., Professor an der Universität in Zürich 1869 Mehnert, Ernst, Dr. phil, Seminar-Oberlehrer in Pirna 1882 Menzel, Carl, Oberbergrath, Bergamtsrath in Freiberg 1869 Menzel, Paul, Dr. med. in Hainitz bei Bautzen 1894 Möller, Valerian von, wirkl. Staatsrath, Oberberghauptmann in Petersburg . 1869 Mortillet, Gabriel de, Professor am anthropolog. Institut in Paris .... 1867 Naschold, Heinr., Dr. phil, Fabrikbesitzer in Aussig 1866 Naumann, Ferd., Dr. med., Marinestabsarzt a. D. in Gera 1889 Naumann, Herrn., Realschul-Oberlehrer in Bautzen 1884 Nobbe, Friedr., Dr. pliil., Geh. Hofrath, Prof, an der K. Forstakademie in Tharandt 1864 Pabst, Mor., Dr. phil., Professor, Conrector am Realgymnasium in Chemnitz 1866 Pabst, Wilh., Dr. phil, Custos der naturhistor. Sammlungen in Gotha . . 1881 XV Jahr der Aufnahme. 94. Peck, Reinhard, Dr., Director des Museums der naturforsch. Gesellschaft in Görlitz 1868 95. Petermann, A., Dr., Director der Station agronomique in Gembloux . . . 1868 96. Pigorini, L., Dr., Professor an der Universität und Director des Museums Kirchen anum in Rom 1876 97. Prasse, Ernst Alfr., Betriebs -Ingenieur a. D. in Leipzig 1866 98. Rebmann, Antoni, Dr., Professor an der Universität in Lemberg .... 1869 99. Reiche, Carl, Dr. phil., Lehrer am Lyceum in Constitucion, Chile .... 1886 100. Reidemeister, C., Dr. phil., Fabrikdirector in Schönebeck . 1884 101. Runge, Wilh., Dr., Geh. Bergrath a. D. in Breslau 1868 102. Sandberger, Fridolin Ritter von, Dr., Geh. Hofrath, Professor an der Uni- versität in Würzburg 1862 103. Schimpfky, Paul Rieh., Lehrer in Lommatzsch 1894 104. Schließen, H. L. von, Oberst z. D. in Oberlössnitz - Radebeul 1862 105. Scklimpert, Alf. Mor., Apotheker in Cölln bei Meissen . 1893 106. Schnorr, Veit Hanns, Professor, Oberlehrer am Realgymnasium in Zwickau 1867 107. Schreiber, Paul, Dr. phil., Professor, Director des K. sächs. meteorolog. In- stituts in Chemnitz 1888 108. Schuster, Osc., Generalmajor z. D. in Niederlössnitz -Radebeul ..... 1869 109. Scott, Dr. phil., Director der Meteorological Office in London ..... 1862 110. Seidel I, 0. M., Seminar- Oberlehrer in Zschopau 1883 111. Seidel II, Heinr. Beruh., Seminar- Oberlehrer in Zschopau 1872 112. Seidlitz, Georg von, Dr. phil., in Ludwigsort bei Königsberg 1868 113. Senoner, Ad., Bibliothekar a. D. in Wien 1855 114. Sieber, Georg, Rittergutspächter in Grossgrabe bei Kamenz 1879 115. Siegmund, Wilh., Privatus in Reichenberg, Böhmen 1868 116. Sonntag, F., Privatus in Berlin 1869 117. Stauss, Waith., Dr. phil., Chemiker in Leipzig 1885 118. Stephani, Frz., Kaufmann in Leipzig 1893 119. Sterzei, Joh. Traug., Dr. phil., Lehrer an der I. höheren Mädchenschule in Chemnitz 1876 120. Steuer, Alex., Dr. phil., in Strassburg 1888 121. Stevenson, John J., Professor an der University of the City in New-York 1892 122. Stossich, Mich., Professor in Triest . 1860 123. Temple, Rud., Director des Landes -Versicherungsamtes in Pesth .... 1869 124. Thallwitz, Joh., Dr. phil., Realschul -Oberlehrer in Pirna 1888 125. Tietjen, Friedr., Dr., Professor an der Universität in Berlin 1868 126. Ulbricht, R., Dr. phil., Professor a. D,, in Dahme 1884 127. Ulrich, George H. F., Dr. phil., Professor an der Universität in Dunedin, Neu- Seeland 1876 128. Vater, Heinr., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt . 1882 129. Vetters, K., Dr. phil., Lehrer an der höheren Gewerbeschule in Chemnitz 1884 130. Voigt, Bernh., Steuerrath, Bezirks - Steuerinspecteur in Zwickan .... 1867 131. Voretzscli, Max, Dr. phil, Oberlehrer am Realgymnasium in Altenburg . . 1893 132. Waagen, Wilh. Heinr., Dr. phil., Oberbergrath, Professor an der Universität in Wien 1877 133. Wartmann, B., Dr. med., Professor in St. Gallen 1861 134. Weinland, Dav. Friedr., Dr., in Hohen Wittlingen bei Urach 1861 135. Weise, Aug., Buchhalter in Ebersbach 1881 136. Welemensky, Jak., Dr. med., in Prag 1882 137. Wentzel, Gg. Alb., K. Hofgärtner a. D. in Pillnitz 1871 138. White, Charles, Dr., Curator am National -Museum in Washington . . . 1893 139. Wiechel, Hugo, Betriebsin spector in Chemnitz 1880 140. Wiesner, Jul., Dr., Professor an der Universität in Wien 1868 141. Winkler, T. C., Dr., Cnstos am Teyler Museum in Harlem 1875 142. Wohlfahrt, Jul. Osc., prakt. Arzt in Freiberg 1868 143. Wolff, F. A., Seminar -Oberlehrer in Pirna 1883 144. Wünsche, F. Otto, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Gymnasium in Zwickau 1869 145. Zimmermann, Osc-, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Realgymnasium in Chemnitz 1880 <3^ Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden. 1894, ■» I. Section für Zoologie. Erste Sitzung am 18. Januar 1891. Vorsitzender: Prof. Dr. R. Ebert. — Anwesend 42 Mitglieder. Prof. Dr. H. Nit sehe dankt für die ihm durch Ernennung zum Ehren- mitgliede gewordene Auszeichnung und legt weiter dar, nach welchen Gesichtspunkten er das ihm übertragene Amt des Vorsitzenden der Section zu führen gedenkt. Hierauf referirt er mit Demonstrationen über das neu erschienene Buch: Gadeau de Kerville, Die leuchtenden Thiere und Pflanzen, über- setzt von W. Marshall. Leipzig 1893. Zweite Sitzung* am 15. März 1891 (in Gemeinschaft mit der Section für Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nits che. — Anwesend 16 Mitglieder. Prof. Dr. R. Ebert referirt ausführlich über: R. Leuckart, Neue Beiträge zur Kenntniss des Baues und der Lebensweise der Nematoden (Abh. d. matli. -physik. Kl. d. K. Sachs. Ges. d. Wiss., Bd. XIII, Nr. 8), und: A. Strub eil, Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung des Rübennematoden, Heteroclera Schcichtii Schmdt. Mit Rücksicht auf das grosse Interesse, welches dieser Vortrag bietet, beschliesst die Section, das Referat in die „Abhandlungen44 aufzunehmen. Dr. B. Steglich erläutert dann die durch Heteroderci hervorgebrachten Krankheitserscheinungen an Pflanzen und bespricht deren Abwehr. Prof. Dr. H. Nit sehe bespricht im Allgemeinen den morphologi- schen Zusammenhang zwischen den behandelten abnormen und den normalen Nematoden. Prof. Dr. 0. Drude bemerkt endlich, dass die neuerdings auch in Dresden auf den Markt kommenden sogen, chilenischen Haselnüsse von einer Proteacee, Guivina avellana , stammen. Dritte Sitzung* am 21. Mai 1891. Vorsitzender: Prof. Dr. II. Nits che. — Anwesend 24 Mitglieder. Prof. Dr. H. Nitsche widmet dem am 28. März 1894 verstorbenen Ehren- mitglieder Geh. Oberforstrath Dr. Joh. Friedr. Ju deich, Director der K. Forstakademie in Tharandt, einen warm empfundenen Nachruf und spricht sodann auf Grund eingehender Studien über die neuere Eintheilung der Pflanzenläus c. 4 II. Section für Botanik. Erste Sitzung1 am 1. Februar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 29 Mitglieder. Der Vorsitzende legt unter kritischen Anmerkungen ein von Lehrer Wälde herausgegebenes Mo o s herb arium vor und lässt gleichzeitig eine von unserem correspondirenden Mitgliede, Prof. Dr. 0. Wünsche ver- öffentlichte Schrift: Der naturkundliche Unterricht in Darbietungen und Uebungen, Hft. 2, „Die Laubmoose“ circuliren. Ausserdem überweist er der Isis den von ihm veröffentlichten „Führer durch den K. Botanischen Garten“ als Geschenk. Nachdem Prof. Dr. 0. Drude noch darauf aufmerksam gemacht hat, dass für die Botanik und Gartenbau treibenden Vereine all- monatlich am ersten Montage im botanis eben Garten eine Sitzung abgehalten wird, gedenkt er des 70. Geburtstages des verdienten Physiologen Prings- heim und verliest die diesem bei jener Gelegenheit von der Deutschen Botanischen Gesellschaft gewidmete Adresse. Darauf folgt der Vortrag über die Biographie des am 5. April 1893 zu Genf verstorbenen Alphonse de C an dolle, eines der her- vorragendsten Botaniker dieses Jahrhunderts. Dr. B. Schorle r bespricht die zur Familie der Papayaceen gehörige Carica quer cif olia unter Vorlage mehrerer 30 cm starker Stammstücke, welche von einem im botanischen Garten innerhalb 1 ]/2 Jahren gezogenen Exemplare herstammen. Er geht dabei des Näheren auf die anatomische Stammstructur ein und erläutert das Gesagte an 5 mikroskopischen Prä- paraten. Wir haben es hier mit einem sogen. „Schwammholz“ zu tliun, d. h. einem sehr wasserhaltigen, raschwüchsigen, seine Holzzellen auf das Dürftigste ausbauenden Stamme. Derselbe ist in 1V2 Jahren von 2 cm Durchmesser auf einen Fuss Durchmesser heran- gewachsen; sein Holz zeigte an einem im botanischen Garten nachträglich gewogenen Abschnitt von 7600 gr Frischgewicht folgenden Wassergehalt: 95,3% Wasser, 4,7% lufttrockene Holzsubstanz. D. h. also: der Wassergehalt dieses Holzes steht ungefähr mit dem des Spargels in dessen jungen, essbaren Trieben auf gleicher Stufe, hat aber viel zahlreichere, kräftig gebaute Gefässe und besonders sehr feste Radialreihen von Bastfasern in seiner Rinde. (Drude) Zweite (ausserordentliche) Sitzung am 22. März 1894 (Floristenabend). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 18 Mitglieder. Lehrer A. Jen ke bespricht einige für die Flora von Dresden und seiner Umgebung neue und für genanntes Gebiet noch nicht ver- öffentlichte Desmidiaceen und erläutert dieselben in mehreren, von Prof. Dr. 0. Drude zur Verfügung gestellten Mikroskopen: 1. Pleurotaeniopsis tesselata De Toni (syn: Dysphinctium striolatum Naeg., Cos- marium striolatum Arch. , Cosmaridium striolatum Gay var. Cohnii Hansg., Calocylindrus Cohnii Krch. , Dysphinctium tesselatum Delp). — Abbild, in Oesterr. Botan. Zeitg*., Hft. 2. 2. Micrasterias Americana Ktz. — Wolle, Desm. PL 32,2; 3. Micrasterias Americana Ktz. var. recta Wolle. — Wolle, Desm. PI. 32,3. Vortragender sammelte dieselben an verschiedenen Stellen des Dippelsdorfer Teiches bei Moritzburg im October 1892 vergesellschaftet mit folgenden Arten: 5 Dßsmidium Schivartzii A g., Micrasterias furcata Ag., ilf. Crux-Melitensis Ehr., Euastrum binale Turp., jE. oblongum Grev., Cosmcirium granattim Breb., C. tetraoph- thalmum Ktz., C. Botrytis Bory, C. Ralfsii Breb., C. Meneghinii Breb., C. bioculatum Breb., Anthrodesmus convergens Ehr., Staurastrum polymorphum Breb., Penium Digutus Ehr., Docidium truncatum Breb., Closterium Lumda Mllr., GL costatum Cord., Pediastrum pertusum Ktz., P. ellipticum Ehr., Scenedesmus quadricaude Turp., sowie mit Pandorina Morum Bory. Ferner lässt derselbe circuliren Präparate der Wasser blütlie, Chlathrocystus aeruginosa Henfr., welche im vergangenen Jahre in den Carolaseen ziemlich häufig auftrat. Im Anschluss daran spricht Prof. Dr. 0. Drude über das periodische Auftreten von Desmidiaceen und Palmellaceen, bezugnehmend auf eine Arbeit von W. Sch midie, Aus der Chlorophyceen- Flora der Torfstiche zu Virnheim. (Flora, Jhrg. 1894.) Privatus K. Schiller giebt Nachträge zu den von Prof. Dr. Magnus 1893 bei Meissen beobachteten Pilzen und bringt folgende von Herrn Fritz sc he (Kötzschenbroda) gesammelte Formen zur Vorlage: Uromyces Scillarwm Grev. und Ustilago Vaillantii Tul. Ferner Ly copodium Selago L., von ihm selbst an Felsen des oberen Priessnitzthales aufgefunden. Prof. Dr. 0. Drude referirt über folgende neue botanische Werke: Reinke: Algenflora der westlichen Ostsee; — Atlas deutscher Meeresalgen; Grant und Oliver: Botany of the Speke and Grant Expedition; Wel witsch: Sertum Angolense. Dr. B. Schorle r bringt einige seltene Orchideen der Flora Saxonica aus dem hiesigen K. Herbarium zur Vorlage: Anacamptis pyramidalis Reh., Traunsteinera globosa Rchb., Himantoglossum hircinum Spr., Aceras anthropophora R. Br., Ophrys aranifera Huds., O. fuscifera Rchb., Epipogon aphyllum Sw., Malaxis pedudosa Sw., Sturmia Loeselii Rclib. etc. Hieran schliessen sich Bemerkungen von A. Jenke und K. Wobst über das Verschwinden verschiedener Orchideen aus der näheren Umgebung von Dresden. Es wurden in den letzten Jahren Orchis coriophora und 0. ustulata L. im Zschoner Grunde, wo sie früher nicht selten waren, vergeblich gesucht, ebenso erstere auf den Wiesen von Pillnitz. Das Gehege ist als Standort von Arten dieser interessan- ten Familie wohl gänzlich zu streichen, und die berühmte „Orchideen wiese“ am Heller, auf welcher neben Gymnadenia conopea Reh., Platanthera bifolia Rchb., Orchis Morio , latifolia und maculata L. u. a. die seltene Orchis incarnata L. gesammelt wurde, kaum mehr eines Besuches werth, da sie zum grössten Tlieil in Feld um- gewandelt ist. Von Oberlehrer K. Wobst wird noch vorgelegt Amarantus hypo- chondriacus L. var. atropurpureus Hort. Derselbe beobachtete diese schöne Pflanze am 26. August 1893 auf einem Erdhaufen bei Heidenau in Gesellschaft folgender Unkräuter und Ruderalpflanzen : Panicum san- guinale und crus gali L. , Polygonum lapatliifolium, persicaria und aviculare L., Amarantus rctroflexus L., Olienopodium glaucum, polyspermum, hybriduni und viridc L., Solanum nigrum L., Lamium album L., Sonchus oleraceus L. u. a. Zum Schlüsse spricht derselbe unter Vorlage zahlreicher Beleg- exemplare über Bildungsabweichungen der Pflanzen. 6 Dritte Sitzung am 5. April 1894 (im Hörsaale des K. Botanischen Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 31 Mitglieder. Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die Palmenflora des tropischen Afrika, unter Vorlage von Belegstücken seiner Sammlung und der von dem Gärtner Holst für das Berliner Museum gesammelten Herbarexemplare. Dieselben sind zur Bearbeitung hierher gesendet worden; die Revision des jetzigen Palinenbestandes im tropischen Afrika, welcher sich durch die Gattungen Phoenix und Raphia, Hyphaene und endlich Elaeis guineensis nebst kletternden Calameen besonders auszeichnet, wird demnächst in Eugler's botanischen Jahrbüchern für Systematik und Pflanzengeographie zur Veröffentlichung gelangen. Vierte Sitzung am 7. Juni 1894 (im Hörsaale des K. Botanischen Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. Ö. Drude. — Anwesend 27 Mitglieder. Dr. B. Sc horler hält einen Vortrag: Blüthen biologische De- in o n s t r a t i o n en , in Erinnerung an Chr. Conrad Sprengel. Der Vortragende erläutert seine Ausführungen an lebendem Material, welches vom botanischen Garten geliefert, den Zuhörern die wichtigen Entdeckungen der da- maligen Zeit vor Augen führte, über welche jetzt ein Jahrhundert dahingegangen ist, und schliesst mit einer kurzen Lebensskizze Sprengel’s. III. Section für Mineralogie und Geologie. Erste Sitzung am 15. Februar 1894. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. Geinitz. — Anwesend 31 Mitglieder und Gäste. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit einem Vortrage über die von Frau Agnes Laur in Dresden in der oberen Kreide der Insel Rügen gesammelten Versteinerungen, von denen ca. 60 Arten aus- gelegt sind und besprochen werden, wozu noch eine grosse Anzahl noch nicht genauer bestimmter Bryozoen tritt. Darunter befanden sich einige Fischzähne, Scalpellnm maximuni Sow., Serpula gorclialis Schl., S. impliata Hag., S. macropus Sow., iS. canteriata Hag. = <9. quadran- gularis Röm., S. heptagona Hag., S. trochiformis incl. conica Hag. und S. granulata Sow., Prachtexemplare der Belemnitella mucronata Schl., Pinna decussata Goldf. kürzere Form, Chama angulosa d’Orb., Spondylus truncaius Lam. incl. fimbriatus Goldf., Vota striato -costata Goldf. und Ostrea vesicularis Lam., die gewöhnlichste Muschel. — Von Brachiopoden lagen vor: Terebratula carnea Sow., T. obesa Sow., Tcrcbratu- lina gracilis Schl., T. striatula Mant., T. Faujasi Röm., Terebratella Menardi Lam. incl. Rumboldti Hag., Fissurirostra pulchclla Miss., Archiope an Megathiris depressa d’Orb., Mayas pumilus Sow., Rhynchonella plicatilis Sow. incl. octoplicata Sow. und die zierlichen Crania costata Lam. und Cr. larva Hag. Unter den Seeigeln treten hervor: Cidaris subvesiculosa d’Orb. und die nächst verwandten Stacheln von C. papillata Mant., C. perornata Quenst., C. serrata Des., C. pistillum Quenst. incl. C. stemmacantha Röm., ferner C. cretosa Mant., Cyphosoma coral- lare Ag. incl. Diadema princeps Hag., C. granulosum Ag., Galenites vulgaris Lam. (Quenst.), G. abbreviatus Lam. und G. Boemeri Qu., unter den Galeriten auch eine vier- strahlige Varietät, welcher später nach vielen Bemühungen noch eine sechsstrahlige ge- folgt ist. Auch von Herrn Lehrer Döring wurde ein vierstrahliger Galenites auf Rügen gesammelt. Ananchytes ovatus Lam. = Fchinocorys vulgaris Breyn, incl. A. ovatus, conoideus und striatus Goldf., ein Prachtexemplar des Ananchytes perconicus Hag. und des A. sulcatus Goldf. — Von Seesternen fanden sich nur viele Randtäfelchen der Asterias quinqueloba Goldf. und mittlere Tafeln von Oreaster coronatus Dixon vor. 7 Die Criiioiden oder Haarsterne waren reichlich vertreten durch Bourgueticrinus cllipticus Mant. sp., Apiocrinus Hagenowi Q,u. incl. Eugeniacrinites Hag. (Goldf.), Pentacrinus Bronni Hag’, incl. P. Buchi Rom., P. carincitus Rom. und P. Agassizi Hag’. Unter den Korallen waren zu bemerken eine grosse Anzahl der Turbinolia centralis Mant., welche der Wissenschaft unter sehr verschiedenen Gattungsnamen be- kannt ist, als Madrepora Mant., Cyclosmilia d'Orb., Parasmilia Edw. Haiine, Monocaria Dixon, neben der seltenen Axogaster cretacea Dixon. Unter den Milleporiden zeigten sich zahllose Exemplare der vielnamigen Porospliaera globularis Phill. sp. und Stolley, welche als Achilleum globosum und Ceriopora nuciformis Hag. z. Th., Ceriopora pisum und Tragos globularis Reuss, Amorphospongia globosa Rom. und Geinitz, Bradya tergestina und Millepora globularis Cartes beschrieben worden sind. Daneben zeigen sich Porospliaera semiglobularis , P. plana und P. galeata Stolley, Lunulites mitra Hag., L. Goldfussi Hag. und einige Spuren von Spongien, wie Ventriculites radiatus Mant., Spongia ramosa Mant. und Plocoseyphia oder Gyrispongia labyrinthica Quenst.*) Ueber die Verbreitung dieser Arten in der Kreide von Rügen theilt Frau A. Laur folgende Notizen mit: Belemniten, Cidariten, Ananchyten, Terebratula carnea, Bhynchonella plicatilis und Porospliaera globularis sind auf ganz Rügen verbreitet, Terebratulina gracilis, Serpula- Arten, Pentacrinus und Lunulites haben meist nur die Kreide -Schlämmereien von Hagen, Pensow und Pluckow geliefert, ein reicher Fundort für Cidariten und Bryozoen war der Hertha - Schacht bei Bromaisei, als die reichhaltigsten Kreide- Schlämmereien, wo fast Alles vertreten ist, wurden Nipmerow und Gumanz genannt. Im Anschluss hieran bespricht der Vorsitzende die Gliederung der Flötzformationen Helgolands nach W. Dames (Sitzber. d. K. Preuss. Ak. d. Wiss. zu Berlin, 1893), ferner die Entdeckung neuer Diatomeen- schichten in der Lausitz durch Dr. 0. Herrmann und H. Reichelt (Bei*, d. naturforsch. Ges. zu Leipzig, 1892 — 1893) und die neueste aus- gezeichnete Arbeit von H. Credner, Zur Histologie der Faltenzähne paläozoischer Stegocephalen (Abh. d. K. Sachs. Ges. d. Wiss., 1893, Nr. IV). Hierauf giebt Dr. W. Bergt Mittheilungen über Festigkeits- prüfungen von Gesteinen, welche an sächsischen Graniten und Dia- basen von der Firma J. M. Lehmann in Löbtau bei Dresden neuerdings angestellt worden sind. Unter dankbarer Anerkennung dieser praktischen Untersuchungen und überhaupt der immer mehr hervortretenden praktischen Richtung in der Geologie macht der Vorsitzende auf die seit 1893 erscheinende „Zeit- schrift für praktische Geologie“ von Krahmann aufmerksam, worin so wichtige Tagesfragen, wie der Wasserandrang zu Schneidemühl und die Mansfelder Bergbaufrage in den Jahren 1893 und 1894 ihre fachgemässe Besprechung finden. Er schliesst mit dem Programm für den diesjährigen, vom 29. August bis 2. September in Zürich tagenden internationalen Geologen- Congress, an welchen sich mehrere hochinteressante geologische Ex- cursionen anschliessen. Lehrer H. Döring ladet zur Besichtigung der im Pläner von Cotta bei Dresden aufgefundenen Strudellöcher und zum Besuche der vom Lehrerverein für Naturkunde in dem Fröbelhause veranstalteten Aus- stellung ein. Zum Schluss bespricht Oberlehrer H. Engelhardt noch Tertiär- pflanzen aus Tuffen des böhmischen Mittelgebirges, welche der *) Die ganze Sammlung ist dem K. Mineralogischen Museum freundlichst überlassen worden und in dem geologischen Saale K an einem der ersten Fenster aufgestellt. 8 unermüdete Erforscher dieses Gebietes, Prof. Dr. E. Hi b sch in Liebwerd ihm zur Bestimmung zugesendet. Zweite Sitzung' am 12. April 1894. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. Geinitz. — Anwesend 24 Mitglieder. Nach Einführung des Prof. Dr. Kalkowsky, seines Nachfolgers in der Professur für Mineralogie und Geologie an der K. Technischen Hoch- schule, giebt der Vorsitzende einen Bericht über die Entwickelung und den Stand der mineralogisch-geologischen Sammlungen dieser Hochschule, der früheren technischen Bildungsanstalt und späteren polytechnischen Schule, oder des K. Polytechnikums, in den Jahren 1838 bis 1894 (vergl. Abhandl. II). Dr. J. Deichmüller hält einen eingehenden Vortrag über Encriniten des Muschelkalks unter Bezugnahme auf zahlreiche und ausgezeichnete Exemplare von Encrinus liliiformis Lam., E. gracilis v. Buch, E. Carnalli Beyr. und E. Wagneri Ben. und die neuesten einschlagenden Publicationen hierüber von E. Beyrich, C. Dalmer, H. Klinisch, R. Wagner u. A. Durch Dr. Ii. Francke erfolgen Vorlagen auserwählter Mineralien, wie Krystalle von Aegyrin oder Natronaugit aus Grönland, von Uranpecherz aus Norwegen, Granat -Perimorphosen von Friedeberg im östlichen Schlesien etc., ferner durch Prof. Dr. 0. Schneider von seltenen Nephrit- Schnitzereien aus China, deren eine ein heiliges Thier, deren andere eine von heiligen Drachen beschützte Gottheit darstellt. Dr. W. Bergt spricht über das kostbare Werk von A. St übel und M. Ulile: Die Ruinenstätte von Tialiuanaco im Hochlande des alten Peru, Breslau 1892, welches zur Ansicht vorliegt, und gedenkt eines sorgfältigen Berichtes darüber in der Zeitschrift ,, Globus“. Schliesslich verweist der Vorsitzende auf das im Jahrbuch der K. K. Geolog. Reichsanstalt, 1894, 44. Bd., S. 1 — 24, veröffentlichte Lebensbild: Zur Erinnerung an Dionys Stur, von M. Vacek. Dritte Sitzung am 14. Juni 1894. Vorsitzender : Oberlehrer H. Engelhardt. — Anwesend 20 Mitglieder. Prof. Dr. E. Kalkowsky widmet dem am 5. Juni d. J. in Gera ver- storbenen Prof. Dr. K. Theodor Liebe einen Nachruf, in dem er dessen ausgezeichnete Thätigkeit auf dem Gebiete der Ornithologie und der Geologie gebührend hervorhebt. Oberlehrer H. Engelhardt legt eine Reihe neuer geologischer Ab- handlungen vor und beantwortet sodann in längerer Rede die Frage: Was erinnert uns in unserem Sachsenlande an die Pflanzen- welt der Tertiärzeit? Prof. Dr. E. Kalkowsky berichtet über im Laufe des Jahres statt- findende naturwissenschaftliche Wanderversammlungen, verbreitet sich über neue litterarische Erscheinungen und legt drei Demonstrations- Mikroskope vor, die vom Mechaniker R. Fuess in Steglitz bei Berlin soeben für den Unterricht in Mineralogie und Petrographie construirt worden sind. 9 Dieselben sind leicht aber fest gebaut und können von Hand zu Hand gehen für die Beobachtung gegen den Himmel oder irgend eine künstliche Lichtquelle. Polarisator, drehbarer Tisch mit Klemmfedern, leicht ausschaltbarer Analysator, ein Ocular und schwächere Objective von Hartnack bilden die Ausstattung dieser billigen Instrumente, deren Brauchbarkeit noch durch Beigabe von einigen weiteren Vorrichtungen zur Be- obachtung von optischen Interferenzerscheinungen und durch ein ganz einfaches Stativ mit Spiegel zur Verwendung des Instruments als einfaches, vertikal stehendes Mikroskop erhöht worden ist. Der Tubus wird durch eine Hülsenschraube festgehalten, eine Pein- einstellung ist noch durch Verschiebung des Oculars möglich. Prof. E. Zschau legt eine Reihe von ihm gesammelter Kalkspath- krystalle aus dem Syenit des Plauenschen Grundes vor. Die Kry stalle zeichnen sich alle durch Grösse und Schönheit und durch Wachs- thumserscheinungen aus, wie z. B. die grossen Tafeln, auf deren Basisflächen zahlreiche spitze Skalenoeder aufgewachsen sind, oder wie die grossen Krystalle mit Flächen voller Spitzen von Subindividuen. Alle diese Kalkspäthe sind aber ferner ausgezeichnet durch die ganz ungewöhnliche, gute Spaltbarkeit nach der Basis; mit Leichtigkeit lassen sich Spaltungsblättchen gewinnen, die in der Turmalinzange die Interferenzkreuze mit iso- chromatischen Curven zeigen. IV. Section für prähistorische Forschungen. Erste Sitzung am 11. Januar 1894. Vorsitzender: Rentier W. Osborne. — Anwesend 20 Mitglieder. Lehrer A. R. Bergmann hält einen Vortrag über Kurfürst August und Kurfürstin Anna in ihren Beziehungen zur prähistorischen F orschung. Dem universellen Interesse der Kurfürstin Anna, das sie für jedes Gebiet mensch- lichen Wissens und Könnens zeigte, verdanken wir die ersten urkundlichen Nach- richten von vorgeschichtlichen Funden und somit überhaupt die ersten Anfänge prähistorischer Forschungen, wenigstens in Kursachsen. Im Jahre 1566 hatte man in der Niederlausitz im Dorfe „Gross Luben“ (Lübbenau), einer Besitzung des Asmus von Minckwitz, Töpfe gefunden, „die von selbst ge- wachsen vnd von keinem Menschen gemacht seien“. Was waren dies für Töpfe? Man erging sich in allerlei Muthmassungen und — man begnügte sich vor der Hand damit. Das Kurfürstenpaar, das von diesen Funden gehört hatte, suchte sich nun solche Wunder- dinge zu verschaffen. Kurfürstin Anna wandte sich am 10. Juni 1566 an Wolt von Schönberg. Dieser sollte zu erfahren suchen, „wo dieser orth sey, zu welcher Zeit die gefehfse gefunden, ob sie vber der Erden oder darunter vnd wie tieff sie ligen vnnd was sonst mehr bestendigs vnd gruntlichs dauon gesagt vnd erweiset werden möge.“ Wolf von Schönberg kann darüber der Kurfürstin am 14. Juni 1566 Bericht erstatten, dass der Ort, „der ende man solch Jrdisch gefefs gräbt“ in „Gross -Liebenau“ (Nieder- lausitz) sei. Zugleich theilt er noch mit, „dass solch gefehfs an dem ort etzlichs einer eilen afler anderthalb, auch zwo ehlen vnd also eines tiefer den das andere im erdtreich lieget vnd zu befinden ist.“ Die Zeit des Ausgrabens wusste er jedoch nicht mehr, wes- halb er bereits Asmus von Minckwitz darüber um Auskunft gebeten hatte. Dieser schreibt nun selbst an die Kurfürstin „wegen etzlicher irdischer gefefs, so vf meinem felde selbst gewachsen.“ Asmus von Minckwitz berichtet ausserdem, dass er selbst ein- mal nach Dresden kommen und solche Gefässe mitbringen wolle, da würde er dann selbst „allerley bericht thun, zu welcher Zeitt man sihe pfleget zu finden, ob silie vber oder vnter der erde stehen, wan sihe tieff oder seichte liegen, auch was man vor Materie pfleget darinnen zu finden.“ In seinem Berichte erwähnt er dann noch andere Sachen. Wahrscheinlich hoffte Asmus von Minckwitz sein Gut „Gross Luben“ vortheilhaft an den Kurfürsten verkaufen zu können. Dies berührt jedoch die feinfühlende Anna un- angenehm, weshalb sie absieht von Asmus von Minckwitz „solche geschirr oder gefeefs“ zu erhalten. Wolf von Schönberg soll nun darnach trachten, anderwärts diese begehrens- werthen Töpfe zu erlangen. Allein sein Mühen ist vergeblich. Da endlich schickt 10 Caspar von Minckwitz „zwey stucklein, wie woll gantz vnformlich, doch rechter irden art.“ Auch verspricht er noch ein Mehreres zu schicken, wenn die Kurfürstin „in seinem ihm anliegenden Sachen gnädigste Vorbitt hei dem Kurfürsten thun wolle.“ Es betrifft dies wahrscheinlich den Gutsverkauf. Wolf von Schönberg theilt dies Alles am 4. August 1566 der Kurfürstin mit, weshalb nun diese endgültig absieht von Caspar von Minckwitz solche Töpfe zu bekommen. Damit war die ganze Angelegenheit von Seiten der Kurfürstin erledigt Vortragender geht nun auf den Glauben des Volkes ein, was das Volk von diesen Töpfen hält und meint. Der gemeine Mann fasste dieselben als „Zwergentöpfe“ auf. Anderer Ansicht sind jedoch die Gelehrten damaliger Zeit. Cromerus nennt sie eben- falls „selbstgewachsene“ (sponte nascuntur). Matthe sius hält sie für „natürliche, vngemachte vnd von Gott vnd der Natur gewirkte Töpfe“. Lange konnte sich diese Ansicht nicht halten. Es war im Jahre 1578. In Annaburg waren Töpfe mit Asche gefunden worden. Der Schösser zu Annaburg vermittelt diese Funde an den Kurfürsten und dieser schreibt nun am 7. August 1578 wieder an seinen Beamten. Dies Schreiben ist gerade dadurch interessant, da wir daraus ersehen, dass jetzt eine andere Auffassung bezüglich dieser Töpfe herrschte. „Es ist zuuormuthen, das inn vorzeitten inn der Heidenschafft, da man die toden Leichnam noch hat pflegen zu vorbrennen, ihr begrebnuss alda gewesen sei etc.“ — Nun war die räthselhafte Frage gelöst, die Antwort gefunden. Die Töpfe, von denen man die wunderlichsten Fabeln berichtete, sind also unsere be- kannten Urnen. Agricola, ein Gelehrter damaliger Zeit, theilte auch diese Ansicht und suchte die Richtigkeit seiner Auffassung durch mehrere Beweise zu bekräftigen. Am Schlüsse seiner Beweisführung sagte er dann: „Also lass ich es derwegen dabey bleiben, dass es urnae mortuorum seien.“ — So werden also seit dem Jahre 1578 diese Töpfe als Urnen aufgefasst. Lehrer H. Döring spricht über von ihm aufgefimdene slavisclie Reste auf dem Lüptitzer Spitzberge hei Wurzen. Der eine Stunde nördlich von Wurzen liegende Lüptitzer Spitzberg, eine steile Porphyrkuppe der Hohburger Berge, gewährt nicht nur einen umfassenden Rundblick über die bewaldeten Höhen und die fruchtbare Muldenaue, er giebt auch Veranlassung, den Blick in die ferne Vorzeit schweifen zu lassen. Beim Besteigen der von der Boden- cultur völlig unberührten steilen Höhe findet man sowohl an den durch den fortschreiten- den Steinbruchbetrieb veranlassten Schurfstellen des Nordabhangs wie auch insbesonders an der von wilden Kaninchen unterwühlten Rasenfläche der Ostseite zahlreiche Scherben, Holzkohle, gebrannten Lehmbewurf, Thierknochen und vereinzelt einige Eisenreste. Durch die an den Gefässscherben häufig auftretende Wellenlinie, durch Parallelstreifen und den umgelegten Gefässrand ist der slavisclie Ursprung dieser Reste zur Genüge festgestellt, der weiter durch das Vorkommen der charakteristischen Burgwallschlacke und durch eine wohlerhaltene eiserne Scheere bestätigt wird. Vergebens sucht man freilich nach einem ausgeprägten Wall, nur schwache Andeutungen eines solchen finden sich als sanfte Welle im oberen Theile des Ostabhanges. Der durch die Steilheit des Spitzberges in ausreichender Weise gebotene natürliche Schutz ist wohl der Grund ge- wesen, dass von der mühevollen Errichtung eines Walles zur Sicherung dieser Stätte abgesehen werden konnte. Wel chem Zwecke die Höhe gedient, soll hier nicht entschieden werden. Mögen nun in der Vorzeit die Opferfeuer weit in die Ebene hinausgeleuchtet haben, oder mag die Schaar der Krieger von hier aus die heimathlichen Gefilde bewacht haben — jedenfalls war der Besitz der die Umgebung beherrschenden Höhe von Werth; von hier aus konnte leicht der Feind erspäht oder ein Signal nach fernliegenden Höhen gegeben werden. Es ist verwunderlich, dass dieser Oertlichkeit, deren prähistorischen Charakter man ohne Schwierigkeiten erkennt, bisher in der vorgeschichtlichen Litteratur nirgends Er- wähnung geschah. Selbst Preusker, der die ausgezeichnetste Kenntniss prähistorischer Oert.lichkeiten besass und in allen Theilen des sächsischen Landes vielseitige und gute Beziehungen unterhielt, erwähnt ihrer nicht. Das am Ostfusse des Berges gelegene Dorf Lüptitz gehörte zum Stift Wurzen. Es geht die Sage, dass vom Spitzberge nach dem Wurzener Dom ein unterirdischer, jetzt verschütteter Gang führe. Eine weitere Ueberlieferung berichtet von einem Riesen, der von der Höhe nach den nördlich gelegenen Bergen geschritten sei und Steine ins ebene Land geschleudert habe. Jedenfalls geht daraus hervor, dass die Bevölkerung der Höhe eine Bedeutung für die älteste Zeit beilegt. Auch heute noch hat das Volk Sinn und Interesse für alte und neue Ueberlieferungen, die sich an den Berg knüpfen. So berichten die Dorfbewohner, dass man 1871 zur Feier des Friedens und als Ausdruck 11 der Siegesfreude auf der felsigen Höhe ein mächtiges Holzfeuer entzündete, welches als gigantische Siegesfackel in die Ebene hinaus leuchtete. Das Volk hat die alte Höhe im Augenblicke des lebhaften Empfindens noch nicht vergessen. Eine Anzahl photographischer Aufnahmen des Berges, sowie Gefäss- scherben, Eisenreste etc. gelangen während des Vortrags zur Vorlage. Dr. J. Deichmüller widmet dem am 3. December 1893 zu Christiania verstorbenen Archäologen J. Undset einen ehrenden Nachruf und legt dessen Hauptwerk: „Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa“ vor. Derselbe berichtet ferner über die im Jahre 1893 für die K. Prä- historische Sammlung zu Dresden unternommenen Ausgrabungen und über neuere Erwerbungen dieser Sammlung. Auf Anregung des Bürgermeisters von Lommatzsch, Dr. Zahn, unternahm Bericht- erstatter im September unter Leitung von Geh. Hofrath Dr. Geinitz die Untersuchung eines Gräberfeldes, welches kurz vorher auf Zöthainer Flur bei Lommatzsch, auf einem dem Gemeindevorstand Wenke gehörigen Acker aufgefunden worden war. Die theils mit grösseren Steinen umsetzten und bedeckten, theils frei im Boden angelegten Grabstätten sind regellos in nur geringer Tiefe unter der Erdoberfläche vertheilt, die Gefasse zumeist durch den Frost oder den Pflug zerstört. Um eine grössere Urne mit Leichenbrand und unbedeutenden Bronzeresten, darunter dem Bruchstück einer Nadel mit quergeripptem Kopf, sind zumeist kleinere Beigefässe, u. a. auch Buckelurnen ge- stellt; alle Gefässe tragen den Charakter des „Lausitzer Typus“ an sich. Die die Urnen umgebende Erde enthielt vereinzelt in ihrer Form an Schaber erinnernde Feuersteinsplitter. Eine gleichzeitig vorgenommene Untersuchung der sogen. Zöthainer Schanze ergab, dass die noch in einer Urkunde des vorigen Jahrhunderts als „Burgberg“ be- zeiclmete Anhöhe ein heute eiugeebneter, von Slaven angelegter Bundwall ist, dessen ehemalige Umgrenzungen noch durch beraste Wallböschungen angedeutet sind. Zahl- reiche auf der Hügeloberfläche verstreute Gefässsch erben sind mit den für den „Burgwall- Typus“ charakteristischen Wellenlinien und Stichornamenten versehen. Eine bei der Anlage der Helbig’schen Gärtnerei in Laubegast in 0,6 m Tiefe unter einer Henkelurne gefundene, aus zwei genau aufeinander passenden Steinplatten bestehende Handmühle, welche der K. Prähistorischen Sammlung von dem Besitzer als Geschenk übermittelt wurde, gab Veranlassung zur weiteren Untersuchung des Fundorts, wobei aber nur noch ein Urnengrab vom „Lausitzer Typus“ festgestellt werden konnte. Neben neueren Erwerbungen aus den Urnenfeldern von Dobra, Hosterwitz und Löbtau ist namentlich die reiche Sammlung von Urnen und Bronzen hervorzuheben, die Lehrer E. Peschei auf dem ausgedehnten Gräberfelde von N ünchritz (s. Sitzungs- ber. d. Isis, 1893, S. 8) ausgegraben und an das Museum abgetreten hat. Rentier W. Osborne legt ein in Prag erworbenes Gefäss von der Juliska b. Prag vor, das mit einer ungewöhnlichen Verzierung geschmückt ist, die aus einer Combination von 5 Schnurornamenten besteht und gurt- oder bandartiges Aussehen hat. Derselbe bringt weiter zur Ansicht ein mittelalterliches Eisenbeil von Reichenhall und eine Anzahl prähistorischer Beile ver- schiedener Typen, die er zum Zwecke der Demonstration mit Holzschäften versehen liess. Zweite Sitzung am 8. März 1894. Vorsitzender: Rentier W. Osborne. — Anwesend 20 Mitglieder. Der Vorsitzende hält einen längeren Vortrag über die vor- geschichtlichen megalithischen Steinbauten mit Zugrundelegung von Fergusson’s Werk: Les monuments megalithiques. Geh. Hofrath Dr. Geinitz macht bei dieser Gelegenheit auf einen Dolmen in der Gersdorfer Haide bei Gross-Cotta bei Pirna auf- merksam, der sich vor einigen Jahren noch dort befand, und berichtet 12 weiter über cigentliümliclie Steinbauten an den Trollhättan fällen in Schweden. Lehrer H. Döring spricht über grosse Glasperlen, Bronze- und Eisen- beigaben aus einer Urne des Gräberfeldes von Löbtau und über neolithische Beste aus unmittelbarer Nähe dieses Urnenfeldes. Bei Besichtigung der Planirungsarbeiten am Nostitz- Wall witzplatz in Löbtau fand Berichterstatter eine Anzahl verzierter Gefässscherben, geschlagene Feuersteinsplitter, Nuclei sowie polirte Grünstein artefacte, sogen. Flachbeilchen. Die Ornamente der Scherben zeigen den ausgeprägten Typus der „Bandkeramik“ der neolithischen Zeit, und reihen sich die Funde den Resten der neolithischen Tri cht ergruben im neuen Weisseritzbett an (s. Sitzungsber. d. Isis, 1893, S. 7). Lehrer 0. Ebert berichtet über weitere neolithische Funde in Cotta an der Ecke der Heinrich- und Briessnitzstrasse und über eine slavische Herdstelle in Cossebaude gegenüber dem Bahnhof. Dr. J. Deichmüller legt ein neolithisches Gefäss mit schönem Schnurornament von Klotzsche-Königswald bei Dresden vor, das sich im Besitz des Herrn E. Kiihnscherf befindet, sowie verschiedene durch- lochte Steinbeile, die bei Anlage des neuen K. B otanischen Gartens, des Tolkewitz er Friedhofs und beim Grundgraben des Hauses Canaletto- strasse Nr. 7 in Dresden gefunden wurden. Excursion. Am 16. Juni 1894 unternahmen 7 Mitglieder der Isis einen Ausflug nach Schloss Zschorna bei Radeburg zur Besichtigung der Sammlungen des verstorbenen Ehrenmitgliedes der Gesellschaft, Fräulein Ida von B o x b e r g. In einem von Frau Osw. von Boxberg zur Verfügung gestellten Wagen wurde der Weg von Radeburg nach Zschorna zurückgelegt , woselbst die Theilnehmer an der Excursion in liebenswürdigster Weise empfangen und bewirthet wurden. Hierauf erfolgte die Besichtigung der Sammlung, die zufolge letztwilliger Verfügung des Fräulein Ida von Boxberg in Zschorna verbleiben soll. Die Sammlung enthält ausser einer grossen Anzahl prähistorischer Gegenstände, zumeist aus der nächsten Umgebung von Zschorna, aus den Gräberfeldern am Knochen- berg bei Niederrödern und Dobra stammend, auch mittelalterliche Kunstgegenstände und verschiedene Naturalien, darunter ausgestopfte Thiere, Mineralien, Gesteine u. s. w. Unter letzteren befinden sich charakteristische Exemplare der in der Umgebung von Zschorna ausserordentlich häufigen sogenannten Dreikantner oder Kantengeschiebe. Nach einer Besichtigung der schönen Parkanlagen um Zschorna erfolgte die Rück- fahrt nach Radeburg. Y. Section für Physik und Chemie. Erste Sitzung am 1. März 1894. Vorsitzender: Privatdocent Dr. J. Frey b erg. — Anwesend 42 Mitglieder. Der Vorsitzende gedenkt des im Januar d. J. verstorbenen Physikers Prof. Dr. H ein rieh Hertz in Bonn und giebt ein kurzes Bild seiner wissenschaftlichen Laufbahn und seiner hochbedeutenden, bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiete der Physik. Dr. M. Corsepius, Oberingenieur der Firma 0. L. Kummer & Co. in Niedersedlitz, hält hierauf einen Vortrag über die Anlage eines 13 Elektricitätswerkes der Stadt Dresden, welcher zu einer Debatte und verschiedenen Anfragen reichlich Anlass giebt. Zweite Sitzung am 19. April 1894. V orsitz ender : Privatdocent Dr. J. Freyberg, — Anwesend 41 Mitglieder. Der 1. Vorsitzende der Isis, Prof. Dr. G. Helm, macht der Section die erschütternde Mittheilung von dem unerwarteten Hinscheiden ihres Vorstandes, des Herrn Prof. Dr. E. Zetzsche, welchem er nach Schil- derung seines Lebenslaufes einen warmen Nachruf widmet. Prof. Dr. E. von Meyer spricht hierauf über Lavoisier und die Chemie seiner Zeit, — eine Säcularbetrachtung. Excursion. Am 21. Juni 1894 besichtigten 38 Mitglieder und Gäste das Elek- tricitätswerk der K. Sächsischen Staatseisenbaimen in Dresden- F rie dri ch stadt. Unter der freundlichen Führung' von Baurath Prof. Dr. R. Ulbricht wurde die von vorgenanntem Herrn geplante, seit 1. Mai d. J. in Betrieb genommene, z. Z. in Dresden einzig dastehende elektrische Centrale einer eingehenden Besichtigung unter- zogen. Hierbei erregten die Kessel- und Dampfmaschinen- Anlage, die riesigen elektrischen Maschinen, die Transformatoren, sowie die Schaltungsanlage , die Leitungsführung der hochgespannten Ströme und das Laboratorium durch Ausführung wie Anordnung in dem schmucken Gebäude am neuen Weisseritz-Flussbett, gerechte Bewunderung. Yl. Section flir Mathematik. Erste Sitzung’ am 8. Februar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Krause. — Anwesend 7 Mitglieder. Prof. Dr. M. Krause spricht über die Entwickelung der ellip- tischen Functionen in Potenzreihen. Jede elliptische Function kann nach Potenzen ihres Arguments entwickelt werden, wobei die Coeffizienten ganze Functionen des Moduls sind. Hermite giebt einige Eigenschaften dieser Coeffizienten ohne Beweis an, Joubert und Andre haben die Hermite’schen Sätze verallgemeinert und auf andere Functionen übertragen. Die Be- weise sind mannigfacher Art. Der Vortragende giebt eine einheitliche Methode, die für alle Sätze der skizzirten Art ausreicht und in einer einfachen Weise die Sätze von Andre und Joubert ergiebt. Die nähere Ausführung findet sich in den Sitzungsberichten der K. Sachs. Ges. der Wissenscli. in Leipzig vom 8. Januar 1894. Zweite Sitzung am 14. Juni 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Krause. — Anwesend 9 Mitglieder. Prof. Dr. K. Rohn spricht über die Construction einer Fläche 2. Grades, von der 9 Punkte gegeben sind. Diese Aufgabe ist im Wesentlichen gelöst, wenn durch 3 mal 3 der 9 Punkte eine Ebene und in diesen durch die bez. 3 Punkte ein Kegelschnitt gelegt ist, so dass jeder dieser 3 Kegelschnitte jeden der 2 anderen in 2 Punkten schneidet. Die ersten Lösungen dieses Problems rühren von Hesse, Steiner und Ch äsles her. Der Vortragende giebt eine neue Lösung, indem er zu dem Schnittpunkte der obigen 3 Ebenen in Bezug auf die gesuchte Fläche die Polarebene construirt, deren Schnitte mit den drei Ebenen die Polaren zu jenem Schnittpunkt in Bezug auf die 3 Kegelschnitte sind, wodurch diese 14 Kegelschnitte construirbar, bestimmt sind. Diese Polarebene enthält die 3 Punkte, die dem Schnittpunkte der drei Ebenen in Bezug auf alle Flächen durch nur 6 der gegebenen 9 Punkte conjugirt sind. Zum Schluss erwähnt der Vortragende einige Sätze und Aufgaben der Planimetri e, die dadurch einfacher werden, dass man die be- treffende Figur als Projection einer räumlichen Figur ansieht. VII. Hauptversammlungen. Erste Sitzung am 25. Januar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 38 Mitglieder. Zur Mittheilung gelangt die Einladung zu der vom Leb rer verein für Naturkunde in Dresden im Fr ö beihause veranstalteten Aus- stellung, welche den geologischen Aufbau der Heimath veranschaulichen und eine Sammlung von Lehrmitteln für die Behandlung der Erdbildungs- lehre im Unterricht bieten soll. Vorgelegt wird ferner eine photographische Aufnahme der ,, Osiris“ am 21. December 1893. Dr. Fr. Raspe legt eine Anzahl von ihm am Strande von Norderney gesammelter Muscheln, Schnecken, Seeigel, Seesterne und Tange aus. Dr. W. Bergt spricht an der Hand zahlreicher Belegstücke über die klassischen Stätten des C o ntactmetam orplii smus in Sachsen. Im Anschluss an diesen Vortrag theilt Prof. Dr. W. Hempel Be- obachtungen in grösseren Eisenhüttenwerken mit, die geeignet sind, Auf- schluss über die Entstehung mancher Gesteine zu geben. Zweite Sitzung am 22. Februar 1894. V orsitzender : Prof. Dr. G. Hel m. — Anwesend 38 Mitglieder. Dr. Fr. Raspe erstattet Bericht über den Kassenabschluss für das Jahr 1893 (s. Anlage S. 20). Zu Rechnungsrevisoren werden Bankier A. Kuntze und Prof. Dr. K. Rohn gewählt. Der Voranschlag für 1894 wird einstimmig angenommen. Prof. Dr. 0. Schneid er bespricht das Werk von An t. Göhri ng: Vom tropischen Tieflande zum ewigen Schnee. Eine malerische Schilde- rung des schönsten Tropenlandes Venezuela. Leipzig bei Adalb. Fischer. Dr. J. Deichmüller erläutert an einer Fundkarte die bisherigen Ergebnisse der vorgeschichtlichen Forschungen in und um Dresden. Dritte Sitzung am 29. März 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 36 Mitglieder. Die Rechnungsrevisoren haben den Kassenabschluss für 1893 für richtig befunden und wird dem Kassirer Decharge er theilt. Baurath Prof. Dr. R. Ulbricht berichtet über seine 189 3 nach Chicago unternommene Reis e. 15 Vierte Sitzung am 20. April 1894. Vorsitzende: Dr. Fr. Raspe lind Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 27 Mitglieder. Oberlehrer CI. König hält einen Vortrag über die Grundlagen zu Alexander von Humboldt ’s pflanz engeographischen Ideen. Hieran scliliesst sich eine Besprechung über die für die nächste Woche in Aussicht genommene Excursion. Excursionen. — Am 3. Mai 1894 unternahmen 22 Mitglieder einen Ausflug nach T et sehen, von wo sie unter Leitung von Prof. Dr. E. Hi b sch in Lieb- werd der „Kolm er Scheibe“ einen Besuch abstatteten, um deren geo- logischen Aufbau kennen zu lernen. Nachdem die Theilnehmer, immer aufwärts steigend, die hier die Kreideformation überdeckenden diluvialen Gebilde verlassen, gelangten sie an den tongrischen Sandstein und die ihn überlagernden, während des Aquitanien entstandenen vulkanischen Massen- gesteine und pflanzenführenden Tephrittuffe. Zuletzt wurde dem Explosivkrater dieses interessanten Berges ein längerer Besuch zu Th eil. Den anwesenden Botanikern bot die an seltenen Pflanzen reiche Frühlingsflora Gelegenheit zu fleissigem Sammeln. Am Nachmittage wurden der S chlossg arten in Tetscli en und dessen Gewächshäuser einer Besichtigung unterzogen. Am 2. Juni 1894 besichtigten 38 Mitglieder und Gäste die Maschinen- fabrik und elektrischen Werkstätten von 0. L. Kummer & Co. in Niedersedlitz bei Dresden. Die Reihe stattlicher Neubauten, welche die obengenannte Firma in wenigen Jahren bei Erweiterung ihres geschäftlichen Betriebes aufführen liess, wurde dankenswerter Weise unter der sachkundigen Führung des Herrn Oberingenieur Fi sc hing er durch- wandert. Hierbei wurden die Modellwerkstätten, die Form- und Giessereiräume , die Werkstätten für Maschinenbau und Mechanik, die Montirungssäle und Prüfungslaboratorien, sowie der Akkumulatorraum besucht. Besonders interessant war der Einblick in die für den Dynamo-Maschinenbau bestimmte geräumige Halle, in welcher zahlreiche Hilfs- maschinen und viele geschäftige Hände eine grosse Anzahl von Dynamos verschiedener Grösse und Construction ihrer Vollendung entgegenführten. Gebührende Aufmerksamkeit erregte die Kraftstation für die elektrisch betriebene Strassenbahn Laubegast-Tolkewitz- Blasewitz. Zwei mächtige Dampfdynamos stehen hier allzeit bereit, den zum Bahn- betriebe erforderlichen elektrischen Strom zu entwickeln, der alsdann auf Luftleitungen durch die Fluren von Niedersedlitz und Leuben dem Endpunkte der Strassenbahn in Laubegast zugeführt wird. Der Besuch der Kummer’schen Werkstätten war ganz be- sonders dadurch lehrreich, dass er zeigte, in wie vielseitiger Weise die verschiedensten Arbeitsmaschinen durch Elektromotoren angetrieben werden können und wie praktisch und einfach dieser leicht regulirbare Betrieb sich zu gestalten vermag. Hierauf wanclerte die Hälfte der Theilnehmer nach Lauhegast, wo im Restaurant zum Elbthal unter Vorsitz von Prof. Dr. G. Helm eine Hauptversammlung zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten, Aufnahme von Mitgliedern u. s. w. abgehalten wurde. Veränderungen im Mitgliederbestände. Gestorbene Mitglieder: Am 6. Februar 1894 verschied im Alter von 65 Jahren Dr. Victor Hofmeister, Professor an der K. Thierärztlichen Hochschule in Dresden, wirkliches Mitglied seit 1867. 16 In 0 schätz geboren, besuchte der Verewigte die Fürstenschule zu Grimma, um später in Leipzig zuerst Medicin, dann Chemie zu studiren, in deren Dienst er schliess- lich sein ganzes segensreiches Leben gestellt hat. Nach längerer Thätigkeit als Farben- chemiker in einer Fabrik bei Wittenberge folgte er 1862 einem Rufe als Lehrer der organischen Chemie an die K. Thierarzneischule in Dresden, deren Lehrkörper er bis zu seinem Tode angehört hat. Neben seiner Lehrthätigkeit entwickelte Dr. V. Hofmeister eine ausgedehnte schriftstellerische Wirksamkeit. Für zahlreiche Fachzeitschriften schrieb er anregende Artikel physiologischen wie chemischen und landwirtschaftlichen Inhalts, sein Hauptwerk ist die physikalisch-chemische Diagnostik, die er in Gemeinschaft mit Prof. Dr. Siedamgrotzky herausgab. Der Verstorbene war ob seines biederen und bescheidenen Wesens in allen Kreisen, die ihm näher traten, hoch geschätzt. Am 28. März 1894 starb Geh. Oberforstrath Dr. Johann Friedrich Jn deich, Director der K. Sächsischen Forstakademie in Tharandt. Am 27. Januar 1828 zu Dresden geboren, erhielt Friedrich Judeich seine Vor- bildung auf der Kreuzschule, prakticirte 1845 — 1846 auf dem Altenberger Staatsforst- reviere, studirte 1846—1848 auf der Forstakademie Tharandt und darauf noch ein Jahr in Leipzig Nationalökonomie. Während seiner Thätigkeit bei der Forsteinrichtungs- anstalt in Dresden 1849 — 1857 legte er die Prüfung für den höheren Staatsforstdienst ab, trat dann als Forstmeister in die Dienste des Grafen Morzin in Hohenelbe, dessen ausgedehnten Waldbesitz im böhmischen Riesengebirge er bis 1862 verwaltete, um hierauf die Leitung der neuerrichteten Forstlehranstalt Weisswasser in Böhmen zu übernehmen. Ostern 1866 folgte er einem ehrenvollen Rufe als Director der K. Sächsischen Forstakademie zu Tharandt, welches Amt er mit treuester Liebe und Hingebung bis zu seinem Hinscheiden verwaltete. Verschiedene Berufungen in andere, äusserlich be- deutendere Stellungen lehnte er wiederholt ab, um das zu bleiben, was er sich selbst als Lebensziel gesteckt hatte: der anregendste Lehrer und treueste Berather der jungen Forstleute, die zu gutem Tlieile sein Weltruf aus allen Ländern in Tharandt ver- sammelte. Seine forstliche Wirksamkeit zu würdigen, oder die grosse Reihe ihm gewordener äusserer Ehrenbezeugungen aufzuzählen, ist hier nicht der Ort. Erwähnt sei nur, dass ihn 1866 die philosophische Facultät der Universität Leipzig zum Dr. phil. honoris causa promovirte und zahlreiche hervorragende Gesellschaften, wie die Kaiserlich Leopoldinisch- Carolinische Akademie der Naturforscher und die Kaiserliche Gesellschaft der Natur- forscher zu Moskau zu ihrem Mitgliede ernannten. In den Kreis unserer Isis führte 1854 den Verewigten sein Lieblingsfach, das ihm bis an das Lebensende eine Erholung nach amtlicher Thätigkeit geblieben ist, die Entomologie. Schon frühzeitig hatte er angefangen, Insecten zu sammeln, und war mit gleichstrebenden Sammlern und Forschern Dresdens und dessen Umgebung in Ver- bindung getreten, vor Allem mit seinem langjährigen Freunde Clemens Müller, dessen bewährtes Urtheil er jederzeit hochschätzte. Naturgemäss wandte er den forstschädlichen Insecten und ihrem Frasse sein Hauptinteresse zu, welches ihn schon zeitig mit Ratze- burg in Verbindung brachte, dessen Beispiel folgend er jeden ihm vorkommenden Insectenfrass durch Beobachtung oder Zuchtversuch zu ergründen suchte. Besonders beschäftigte er sich mit der Zucht der Borkenkäfer; seine grosse Sammlung von Frass- stücken bildet heute den Grundstock der betreffenden Abtheilung der akademischen Sammlung, der er sie 1876 bei Begründung des Lehrstuhls für Zoologie, welche zum guten Tlieile seiner Anregung zu danken ist, schenkte. Den reichen Schatz seiner entomolog’ischen Erfahrungen hat Judeich in ver- schiedenen Schriften niedergelegt. Seine hervorragendste schriftstellerische Leistung ist die von ihm 1876 besorgte 7. Auflage von Ratzeburg’s ,, Waldverderbern“, in welcher der ursprüngliche Text von ihm wesentlich erweitert und zeitgemäss umgestaltet wurde. Die Vollendung der 8. Auflage dieses bedeutenden Werkes, deren Mitbearbeitung Prof. Dr. H. Nit sehe in Tharandt übernahm, sollte er leider nicht mehr erleben. Seine übrigen entomologischen Veröffentlichungen sind nicht zahlreich, die erste mit seinem Freunde CI. Müller herausgegebene findet sich als „Beitrag zur Käferfauna Sachsens“ im Jahrgang 1857 des ältesten Vereinsorganes unserer Gesellschaft, in der allgemeinen deutschen naturhistorischen Zeitung; daselbst ist auch ein von ihm gehaltener Vortrag über „die Bedeutung des Waldes im Haushalte der Natur“ und ein Bericht über die Thätigkeit der zoologischen Abtheilung der Isis, als deren Secretär er 1855 amtirte, abgedruckt. Die späteren entomologischen Arbeiten sind wesentlich im Tharandter forstlichen Jahrbuche enthalten. Im XXXI. Bande desselben findet sich auch eine 17 Arbeit über „die Y ogelschutzfrage in Deutschland“, auf deren gesetzliche Regelung er wesentlichen Einfluss ausgeübt hat. Unserer Isis gehörte der Verewigte von 1854 an als beförderndes, nach seinem Weggange von Dresden 1857 als correspondirendes Mitglied an. 1873 ernannte ihn unsere Gesellschaft in dankbarer Anerkennung seiner grossen Verdienste um die Natur- wissenschaften zu ihrem Ehrenmitgliede. Die Tragweite des durch seinen Tod erlittenen Verlustes können wir in den Worten zusammenfassen, die ihm Prof. Dr. H. Nit sehe am 24. Mai d. J. in unserer Gesellschaft nachrief : In ihm starb ein edler Mensch, ein eifriger Freund und Förderer der Naturwissenschaften, ein geistvoller und pflichteifriger Lehrer und der erste Forst- mann Deutschlands ! Am 18. April 1894 starb in Dresden Prof. Dr. Karl Eduard Zetzsche, wirkliches Mitglied seit 1876. Karl Eduard Zetzsche wurde am 11. März 1830 als Sohn des Wagnermeisters und späteren Bauverwalters Johann Gotthilf Zetzsche in Altenburg geboren, besuchte von 1843 an das Friedrichs- Gymnasium seiner Vaterstadt, verliess dasselbe Ostern 1851 mit grosser Auszeichnung und siedelte nach Dresden über, um sich hier an der K. Sächsischen polytechnischen Schule dem Studium der Mathematik und Naturwissen- schaften, besonders in ihrer Anwendung auf die Ingenieurwissenschaften, zu widmen. Ostern 1853 legte er die Reifeprüfung für die untere, 1855 die für die obere Ab- theilung ab, nachdem ihm bereits 1854 die bronzene, bei seinem Abgänge die silberne Preismedaille verliehen worden war. Im Herbst 1855 wendete er sich nach Wien, um sowohl an dem K. K. polytechnischen Institute, wie an der K. K. Universität noch ein Jahr lang Vorlesungen über verschiedene Ingenieurfächer, über mathe- matische Physik und staatswissenschaftliche Disciplinen zu hören. Hier fand Zetzsche auch Gelegenheit, an einem Cursus über Telegraphie Theil zu nehmen, der ihm den Eintritt in den österreichischen Telegraphendienst eröffnete, zunächst in Padua, später in Triest. 1857 promovirte er an der philosophischen Facultät der Universität Jena, wurde 1858 als Lehrer der Mathematik und Mechanik an die Gewerbeschule in Chemnitz berufen , aus welcher Stellung er erst nach fast 20jähriger Thätig- keit 1876 ausschied, um einem ehrenvollen Rufe als Professor für theoretische und praktische Telegraphie an das K. Polytechnikum in Dresden zu folgen. Während seines Chemnitzer Aufenthaltes hatte er sich einen eigenen Hausstand mit Fräulein Marie Amalie Specht aus Dresden gegründet. Mit dem Eintritt in den neuen Wirkungskreis in Dresden kam Eduard Zetzsche als Lehrer an eine Anstalt, die er genau ein Vierteljahrhundert vorher als Lernender bezogen hatte. Mit grossem Erfolge wirkte er hier als Lehrer der Elektrotechnik, und sein sachgemässer akademischer Unterricht trug wesentlich zur Hebung dieses Wissens- zweiges bei; ein besonderes Verdienst um das Polytechnikum erwarb er sich ausserdem durch Schaffung einer werthvollen Sammlung elektrotelegraphischer Apparate. Leider sollte Dresden den verdienstvollen Mann bald wieder verlieren. Eine Berufung in den Reichstelegraphendienst führte ihn im Herbst 1881 nach Berlin als Docent der Telegraphen- technik an der Telegraphenschule des Reichspostamtes und als kaiserlichen Telegraphen- ingenieur. Gleichzeitig führte er die bereits von Dresden 1879 übernommene Redaction der „Elektrotechnischen Zeitschrift“ in hingebender und unparteiischer Weise bis Ende 1886 fort, zu welcher Zeit ihn ein nervöses Leiden, die Folge von Ueberanstrengung und Arbeitsüberlastung, zwang, zunächst auf seine redactionelle Thätigkeit zu verzichten und im Herbst 1887 auch aus dem Reichsdienste zu scheiden. Zetzsche zog sich nach Dresden zurück, um hier seine umfangreiche litterarische Thätigkeit fortzusetzen. Zahlreiche werthvolle Abhandlungen aus seiner Feder sind in den verschiedenen technischen Zeitschriften des In- und Auslandes veröffentlicht; nicht minder gross ist die Zahl der von ihm verfassten selbständigen Werke aus den Gebieten der Mathematik und der Telegraphie. Sein Hauptwerk ist das „Handbuch der elektrischen Telegraphie“, dessen erster Band 1877 erschienen ist. Dieses bedeutende Werk, zu dessen Herausgabe er die erste Anregung von Werner Siemens erhielt, wird immer die Grundlage für alle späteren ähnlichen Arbeiten bleiben; noch wenige Monate vor seinem Tode hat er die Schluss - Abtheilung desselben im Manuskript vollendet. Mit zahlreichen technischen und naturwissenschaftlichen Gesellschaften des In- und Auslandes stand Zetzsche in reger Verbindung, mit Stolz zählten ihn viele zu ihren Ehren- oder correspondirenden Mitgliedern. In unsere Isis trat der Verewigte 1876 als wirkliches Mitglied ein, folgte auch während seines Aufenthaltes in Berlin mit leb- 18 haftem Interesse der Entwickelung der Gesellschaft und nahm nach seiner Rückkehr nach Dresden die Beziehungen zu ihr gern wieder auf; oft weilte er seitdem in unserer Mitte. 1893 und 1894 wählte ihn die physikalisch - chemische Section zu ihrem ersten Vorsitzenden, welches Amt er bis zu seinem Scheiden mit grosser Hingabe verwaltete, aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen immer belehrend und anregend auf die Hörer einwirkend oder für Vorträge in den Sitzungen sorgend. In den weitesten Kreisen schätzte man den Verewigten als ruhigen, bescheidenen Mann, verehrte ihn als treuen Freund und biederen Genossen. Am Grabe trauern mit der Familie seine zahlreichen Freunde, trauert die deutsche Wissenschaft um einen Mann, dessen Name mit grösster Achtung und Verehrung genannt werden wird, so lange es eine elektrische Telegraphie geben wird. Am 5. Juni 1894 starb in Gera einer der bekanntesten Ornithologen der Jetztzeit, Hofrath Prof. Dr. Karl Theodor Liebe, correspondirendes Mitglied unserer Gesellschaft seit 1862. Karl Theodor Liebe wurde am 11. Februar 1828 zu Moderwitz bei Neustadt an der Orla als Sohn eines Predigers geboren, genoss seinen ersten Unterricht im väterlichen Hause , besuchte dann das Stiftsgymnasium in Zeitz , welches er 1848 mit dem Reifezeugniss verliess, um in Jena Theologie, daneben Geologie und Paläontologie zu studiren. Nach Ablegung der theologischen Staatsprüfung ging er 1852 nach Hamburg als Hauptlehrer am Schleiden’schen Realgymnasium, kehrte jedoch schon 1855 in seine thüringische Heimath zurück, um in Gera die Stellung als Lehrer der Mathematik, von 1860 an als Director an der Gewerbeschule zu übernehmen. Ein Jahr später wurde er zum Professor der Mathematik und Naturwissenschaften am Fürstlichen Gymnasium in Gera ernannt und blieb, trotz mehrfacher Berufungen an Universitäten oder höhere Lehranstalten, in diesem Amte bis Ostern 1894, um sich dann in den wohlverdienten Ruhestand zurückzuziehen. Ausser seiner Lehrthätigkeit fand Liebe noch Zeit, sich mit geologischen und ornithologischen Studien zu befassen. Das Hauptgebiet seiner geologischen Forschungen ist Ostthüringen, hier legte er die Grundlinien zu seinen späteren geologischen Auf- nahmen. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen hat er in zahlreichen Schriften ver- öffentlicht, von denen hier nur einige hervorgehoben werden können: „Der Zechstein des Fürstenthums Reuss-Gera“, „Das Zechsteinriff von Köstritz“, die mit H. B. Geinitz 1866 herausgegebene Arbeit über „Ein Aequivalent der takonischen Schiefer Nord- amerikas in Deutschland und dessen geologische Stellung“, „Die erratischen Gesteine in der Umgegend Geras“, „Ueber das Alter der Tentaculitenschichten in Thüringen“, „Die Seebedeckungen Ostthüringens“, „Die zonenweise gesteigerte Umwandlung der Gesteine in Ostthüringen“ und seine Arbeiten über die Knochenfunde in den Höhlen Thüringens, namentlich in der Lindenthaler Hyänenhöhle. 1868 wurde Liebe von der K. Preussischen und der Fürstlich Reussischen Regierung mit der geologischen Auf- nahme Ostthüringens betraut. Seit dieser Zeit hat er die Resultate seiner Forschungen in den Erläuterungen zu den einzelnen Sectionen und im Jahrbuch der K. Preussischen geologischen Landesanstalt niedergelegt. Als Gesammtergebniss seiner Untersuchungen veröffentlichte er 1884 die „Uebersicht über den Schichten auf bau von Ostthüringen“. Die Thätigkeit als Geolog gab ihm vielfach Gelegenheit, die Vogelwelt seiner Heimath zu beobachten. Schon im Vaterhause, wie auch durch Besuche beim Altmeister der Ornithologie, dem Pfarrer Ohr. L. Brehm in Renthendorf, war in dem Knaben das Interesse für die gefiederte Welt erregt worden, das ihm bis an sein Lebensende treu bleiben sollte. In zahlreichen Schriften hat er seine Beobachtungen mitgetheilt; der Werth dieser Arbeiten erhellt daraus, dass z. B, seine „Winke, betr. das Aufhängen von Nistkästen“ und „Futterplätze für Vögel im Winter“ in 11 Auflagen in mehreren Hunderttausend Exemplaren in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz verbreitet sind. Eine Zusammenstellung der in den verschiedensten Fachzeitschriften erschienenen ornithologischen Veröffentlichungen Liebe’s ist durch Dr. C. R. Hennicke geschehen. 1876 betheiligte sich Liebe an der Gründung des „Sächsisch-Thüringischen Vereins für Vogelkunde und Vogelzucht“, der 1878 in den „Deutschen Verein zum Schutze der Vogelwelt“ umgewandelt wurde, als dessen zweiter Vorsitzender er die Zeitschrift dieses Vereins von 1884 ab redigirte. Auch gemeinnützige Bestrebungen hat er als langjähriges Mitglied des Gemeinde- raths, des Gewerbe Vereins und als erster Vorsitzender der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera stets unterstützt. Seine wissenschaftliche Bedeutung wurde 1886 durch Ernennung zum fürstlichen Hofrath und 1894 durch Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes, wie durch die Ertheilung der Ehrenmitgliedschaft vieler 19 naturwissenschaftlicher und ornithologisclier Gesellschaften Deutschlands anerkannt. Unserer Isis gehörte der Verewigte seit 1862 als correspondirendes Mitglied an, zahl- reiche Schenkungen an unsere Bibliothek werden den Namen des verdienstvollen Gelehrten in unserem Mitgliederkreise immer in dauerndem Andenken erhalten. Am 6. Juni 1894 starb in Görlitz Restaurateur A. Peclitner, cor- respondirendes Mitglied seit 1871. Als wirkliche Mitglieder sind aufgenommen: Pickel, Job., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 26. April 1894; Kämnitz, Max, Chemiker in Dresden, am 29. März 1894; Kalkowsky, Ernst, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hoch- schule in Dresden, am 26. April 1894; Krutzsch, Herrn., K. Oberförster in Hohnstein, am 2. Juni 1894; v. Meyer, E., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule in Dresden, am 25. Januar 1894; Vogel, Clem., Lehrer in Dresden, am 25. Januar 1894; Weigel, Joh., Kaufmann in Dresden, am 2. Juni 1894; Worgitzky, Eug., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 22. Februar 1894. Zu correspondirenden Mitgliedern sind ernannt: Hofmann, H., Bürgerschullehrer in Hohenstein-Ernstthal, am 25. Januar 1894; Menzel, Paul, Dr. med., in Hainitz bei Bautzen, am 22. Februar 1894. In die correspondirenden Mitglieder sind übergetreten: Bernhardi, Joh., Landbauinspector in Altenburg; Vater, Heinr., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt. Dresden, am 21. Februar 1894. H. Warnatz, z. Z. Kassirer der Isis. 20 05 JO CD 00 05 Ol 05 JO I— * M i— ■ • CD HH P = o CD HS 05 M O £D O H«p , .CD O O co * ^ ■s 3 jkfg »s | £$ g.g,s S&gl 3 ffi 9?-SS‘?3g bbbfe p: hs P C‘ i-i Ort cc> h cW h; p h,* y £T. 3 P P-* 1 — 1 o 02 C£; m O ^ g p-03 tipP h- O CD p" p hs t=U P g ^ . b • CD HS CO • CD P b b ^ b w *>W Hl* P* w« p . .CD O Op ¥ ,£ b P* p- tc bJcNP^N© N® tSJ® Np N^ cd 2>p g-p g* s g* g< g- ö: g* g g-g » P. 03 ^ tP Ö PJ tU P-^ p- ^ p" S- P H+- co _. |_,. Hj 1— 1. r-t- H- '• P. P I— I. (W- Hn. P 2 CD . CDcPCDÖCD. CD P CD Jt? ^ P- P P HS HS g hs HS. 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Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die insektentödtenden Pilze und Spaltpilze, sowie über deren leider sehr geringe Bedeutung für die Bekämpfung der Feinde forst- und landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Prof. Dr. 0. Drude bestätigt die Schwierigkeit der Anlage von Kulturen niederer pflanzlicher Organismen in grossem Massstabe. Institutsdirector Th. Reibisch spricht über den Zwischenkiefer bei verschiedenen Säugethieren und legt mehrere Schädel zur De- monstration dieses Knochens vor. Fünfte Sitzung am 22. November 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nitsche. — Anwesend 21 Mitglieder. Dr. F. Raspe legt eine Anzahl Eier eines afrikanischen Finken, sogen. Mövchensi, vor, die dasselbe in einer Zeit legte, während der es seinen Käfig in Gemeinschaft mit einem Tigerfinken -Männchen bewohnte. Die Eier sind bebrütet, aber ohne Erfolg. Prof. Dr. H. Nitsche hebt hervor, dass aus den von Dr. F. Raspe mit- getheilten Beobachtungen nicht festzustellen sei, ob Bastardirung vorliege. Dr. J. Thiele hält einen Vortrag über die neuere Systematik der Schnecken unter Vorlage von Material aus der Sammlung des Herrn Putscher und einschläglicher Litteratur: Recherches sur divers Opistobranch.es, par P. Pelseneer; Morphologie der Prosobranchier (gesammelt auf einer Weltreise der italienischen Oorvette „Vettor Pisani“), von B. Haller; Das Gebiss der Schnecken, zur Begründung einer rationellen Klassification unter- sucht von Troschel, fortgesetzt von J. Thiele. Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz macht Mittheilungen über die Stel- lung der Schwanzflosse an neuerdings aufgefundenen Ichthyosauren. Prof. Dr. H. Nitsche berichtet über Vogelvarietäten, die neuer- dings in die Sammlung der Forstakademie Tharandt gelangt sind, und zwar besonders über einen Dompfaffen -Melanismus. II. Section für Botanik. Fünfte Sitzung am 25. October 1894 (Floristenabend). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 24 Mitglieder. I)r. B. Scho r ler hält einen Vortrag über die Flora des oberen Saalthaies und des Frankenwaldes und erläutert denselben durch zahlreiche Vorlagen, welche er in dem genannten Gebiete gesammelt hat (vergl. Abhandl. VI). Im Anschluss hieran giebt Prof. Dr. 0. Drude nähere Erklärungen über den von Dr. B. Schorler vorgelegten interessanten Bastard Asplenium germanicum Weiss, und spricht hierauf über die Verbreitung der südöstlichen Pflanzengenossenschaften im Meissner Hügellande. Dr. A. Naumann macht Mittheilungen über zwei nord amerika- nische Nuss bäume, Juglcins cinerea und nigra L., besonders über deren Früchte. Zum Schlüsse legt Apotheker A. M. Schiimp ert eine abnorme Form von Veronica spicata L. mit vielfach verzweigter Traube vor, gesammelt in Löbsal bei Meissen. Sechste (ausserordentliche) Sitzung am 15. November 1894 (Floristen- abend). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 15 Mitglieder. Lehrer A. Jenke berichtet über neue Funde von D iatomaceen und Desmidiaceen in der Flora von Dresden und seiner Umgebung und demonstrirt dieselben an ausgestellten mikroskopischen Präparaten. 1. Cymb eil a s ub ae qualis Grün, oder C. p is ciculus Grün., gesammelt im April 1894 im Palaisteiche des Iv. Grossen Gartens mit Oscilarien, Scenedesmus quadri- cauda Turp., Closterium acerosum Ehrb. und CI. acutum Lyng., sowie mit Cymato- pleura Sotea Ktz., Amphora ovalis Ehrb., Nitzschia sigmoidea W. Sm., Pleurosigma Spencerii W. Sm., Pl. acuminatum W. Sm., Pinnularia viridis Rbh., Navicula cuspi- data Krz., N. affinis Ehrb., N. limosa Ktz. var. gibberula Grün. 2. Pinnulari a polyonca Breb. oder P. undulata Greg., von Uirector Gersten- berger in einem Wassertümpel der Charwiese bei Klotzsche gesammelt, vergesellschaftet mit einer Anzahl Diatomeen und Desmidiaceen, als z. B. : Navicula firma Ktz., N. gracillima Pritch., N. pachycephala Bbh., N. laevissima Ktz. var. rectangularis Ktz., N. nodosa Ehrb., Pinnularia gibba Ehrb. (grosse Form) P. stauroptera Gr., P. hemiptera Ktz., Stauroneis Phoenicenteron Ehrb., Eunotia dio- don Ehrb., E. lunaris Ehrb. (Grün.), Gomphonema acuminatum Ehrb., G. coronatum Bbh., Nitzschia curvula W. Sm., Tabellaria flocculosa Ktz., T. fenestrata Ktz., Cym- bella gracilis Ktz., C. cuspidata Ktz. und Eyalotheca dessiliens Sm., Desmidium Swartzii A g\, Micrasterias rotata Grev., M. truncata Cord., Euastrum oblongum Grev., E. ansatum Ehrb., E. binale Turp., Cosmarium Botrytis Bor., Xanthidium fasciculatum Ehrb., Staurastrum dejectum Breb., St. teliferum Rifs., St. polymorphum Breb., St. crenulatum Naeg., St. tricorne Breb., Didymocladon furcigerus Breb., Penium Digitus Ehrb., Docidium nodulosum Breb., D. asperum Breb., Closterium costatum Cord., CI. lineatum Ehrb., CI. striolatum Ehrb., CI. juncidum Rifs., Ankistrodesmus falcatus Cord., Pediastrum Heptactis Ehrb. 3. Staur astrum tumidum Breb., Abbild, in Wolle, Pl. 39, Fig. 1 und 2; Ralfs, Tab. 21, Fig. 6, vom Vortragenden im October 1894 im bösen Loch der Dresdner Haide gesammelt, und 4. Naviculci serians Ktz. var. minor Grün. Ausser der unter 3 angegebenen Stelle, wo diese Diatomee ziemlich reichlich vorkam , noch in verschiedenen anderen Wassertümpeln der Dresdner Haide gefunden. Im bösen Loch vergesellschaftet mit folgenden a) Desmidiaceen : Hyalotheca dessilicus Breb., Dydimoprium Grevillü Ktz., D. Borreri Ulfs., Deswiidium Swartzii Ag\, Sphaerozosma vertebratuni Breb., Micrasterias denticulata Breb., AI. rot ata Grev., Al. fimbriata Grev., M. Crux- Melitensis Ehrb., M. pinnatifida Ktz., M. crenata Breb., Euastrum verrucosum Ehrb., E. oblongum Grev., E. ansatum Ehrb., E. binale Turp., E. sublobatum Breb., Cosmarium Cucumis Cord., C Meneghinii Breb., C. tetraophthalmum Ktz., C. margaritiferum Turp., C. conspersum Rifs, (sehr reichlich), C. Phaseolus Breb., C. Cucurbita Breb., C. turgidum Breb., Xanthidium armatum Breb., X cristatum Breb., X fasciculatum Ehrb., Anthrodesmus convergens Ehrb., Staurastrum muticum Breb., St. orbiculare Ehrb., St. teliferum Ehrb., St. punctulatum Breb., St. polymorphuni Breb., St. controversum Breb., St. aculeatum Ehrb., Tetmemorus granulatum Breb., Penium Digitus Breb., P. interruptum Breb., P. closterioides Breb., Docidium nodulosum Breb., D. Ehrenbergii Ktz., Closterium Lunula Müll., CI. acerosum Sehr., CI. Diane Ehrb., CI. striolatum Ehrb., CI. juncidum Ktz., CI. lineatum Ehrb., Ankistrodesmus falcatus Cord., Pediastrum Boryanum Turp., P. ellipticum Ehrb., Scenedesmus quadricauda Turp., Sorastrum spinulosum Naeg. ; b) Diatomeen: Eunotia Tetrctodon Ehrb., Tabellaria flocculosa Ktz., T.fenestrcita Ktz., Nitz sein a curvula W. Sm., Gomphonema coronatum Rbh., G. capitatum Ehrb., G. auritum A. Br., Cymbella gracilis Ktz., Navicula laevissima var. rectangularis Ktz., N. racliosa Ktz., N. ovalis W. Sm., Pinnularia viridis Rbh., Frustulia saxo- nica Rbh. Prof. Dr. 0. Drude bespricht und bringt zur Vorlage: Specialkarte der Umgebung von Meissen, herausgegeben von der naturwissenschaft- lichen Gesellschaft Isis daselbst; Loew: Pflanzenbiologische Floristik; Regel: Thüringen, geographisches Handbuch; Schulz: Die Orchideen Deutschlands; Altenkircli: Beiträge über die Verdunstungsvorrichtungen in der trockenen Geröllflora Sachsens (Inaug. -Diss.). Derselbe übergiebt weiter eine Mittheilung von Prof. Dr. P. Magnus in Berlin: Weitere Notiz über das Auftreten der Plasmodiophora B rassicae Woron. an wilden Cruciferen. „In den Abhandlungen der Isis 1893, Abh. VIII, habe ich mitgetheilt, dass ich Plasmodiophora Brassicae Woron. auf Nasturtium silvesire am Elbufer bei Meissen gefunden habe, und gebührend hervorgehoben, dass dieser an den kultivirten Kohlarten und anderen kultivirten Cruciferen oft sehr verderblich auftretende Parasit nach meinem Wissen zum ersten Male auf einer wilden Crucifere in einem Boden mit seiner natür- lichen, d. h. nicht von Menschen angelegten Pflanzendecke beobachtet worden sei. Seitdem habe ich Kenntniss erhalten von einer Arbeit, die der amerikanische Botaniker Byron D. Halsted im Bulletin of the Torrey Botanical Club 1894, S. 76, unter dem Titel: Club-Root in Common Weeds veröffentlicht hat. Halsted theilt darin mit, dass er Plasmodiophora Brassicae Woron. auf Capselia bursa pastoris und Sisymbrium vulgare bei New Brunswick in New Jersey, Nordamerika, beobachtet hat. Er weist darauf hin, dass diese Pflanzen während des ganzen Jahres auf Gartenland leben, auf dem später nützliche Cruciferen gezogen werden. So möchten diese wilden Cruciferen die Plasmodiophora von einer Kulturperiode zur andern erhalten und sie weiter verbreiten. Er räth daher dringend, diese wilden Cruciferen zu vernichten. Auch ich kann nur meine Aufforderung an die Gärtner wiederholen, mit doppelter Aufmerksamkeit das Auftreten dieser verderblichen Krankheit in ihren Gärten zu über- wachen, namentlich in der Nähe der Fluss-, See- und Teichufer. Aus den Halsted’schen Beobachtungen folgt aber noch vor allen Dingen, dass, wenn die Kohlhernie auf einem Beete verderblich aufgetreten ist, es nicht genügt, auf diesem Beete mehrere Jahre keine Kohlarten zu kultiviren , sondern man dort auch jedenfalls die wilden Cruciferen sorgfältig entfernen muss, um sicher zu sein, dass sich keine entwickelungsfähigen Sporen der Plasmodiophora Brassicae mehr in diesem Boden befinden. Die mächtigen, von Plasmodiophora Brassicae hervorgerufenen Anschwellungen des Wurzelstocks dürfen nicht verwechselt werden mit den von den Larven des Rüssel- 26 käfers Ceutorrhynchus am Wurzelstocke von Brassica und vielen anderen Cruciferen her vorgeb rächten kugeligen Gallen. Für gütige Uebersendung der an wilden Cruciferen aufgetretenen Plasmodiophora Brassicae wäre ich sehr dankbar, da es von Interesse für weitere Untersuchungen wäre.“ Hierauf spricht Privatus K. Schiller über die Flora des Bayri- schen Waldes und erläutert seinen Vortrag durch zahlreiche daselbst gesammelte Pflanzen, hauptsächlich Kryptogamen, und viele von ihm nach der Natur gemalte und gezeichnete Abbildungen (vergl. Abhandl. IX). Privatus F. Fritzsche legt eine abweichende Form von Filago ar- vensis Fr. vor. Dr. Th. Wolf macht im Anschlüsse daran Mittheilung über eine von ihm im Rabenauer Grunde gesammelte Pflanze, welche für die Flora Sachsens neu ist: Corydalis capnoides Walilbg.; ferner berichtet derselbe über einen neuen Standort von Scilla bifolia DC. und über das Auftreten von Melüotus parviflorus Dsf. und Bromus serotinus Ben. im Plauenschen Grunde, sowie Eruca sativa Lam. am Elbufer. Alle genannten Formen werden zur Vorlage gebracht. Zum Schlüsse bespricht Dr. B. Sch or ler an der Hand der Beleg- exemplare die neuen Phanerogamenfunde, welche im Herbarium der K. botanischen Sammlung eingegangen sind (vergl. Abhandl. VII). Siebente Sitzung am 6. December 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 31 Mitglieder und Gäste. Der Vorsitzende lenkt die Aufmerksamkeit auf Prof. Nitsche’s Vor- lesungen über die „Naturgeschichte europäischer Hirscharten“ in der Tharandter Forstakademie, die für einen weiteren Kreis berechnet sind. Von neuer Litteratur wird besprochen und vorgelegt: Die botanischen Anstalten Wiens; En gier: Ueber die Flora des Gebirgslandes von Usambara und über die Glie- derung der Vegetation von Usambara und der angrenzenden Gebiete; Haeckel: Systematische Phylogenie der Protisten und Pflanzen; Index Kewensis, Bd. I — III, Herausgabe des mit Darwinschem Legate be- gründeten neuen Nomenclators der Gefässpflanzen bis 1885, also bis zu der Zeit, in welcher die Nomenclatur ihre neueste verwirrungsreiche Periode un- nöthiger Abänderungen begann; Strasburger, Noll, Schenk und Schimper: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen (Preis bei ausserordentlich reicher Ausstattung und vielseitigem Inhalt nur 7 Mark). Schon öfters ist die Aufmerksamkeit der Section auf die neueren Errungenschaften in der Flora des tropischen Afrika hingelenkt, wo Deutschland jetzt den älteren Be- strebungen der Engländer [Speke & Grant, Welwitsch, Oliver’s in Kew ver- fasste „Flora“ (unvollendet), Kirk u. A.] folgend mit dem grössten Eifer für Auf- deckung des systematischen Materials und der geographischen Verbreitungsverhältnisse sorgt und als Stützpunkt dieser Arbeiten unsere Kolonien benutzt. Nachdem vor Kurzem Engler’s „Hochgebirgsflora“ des tropischen Afrika als sehr wichtige Arbeit aus dem Berliner Museum ausgegeben war, hat sich die unermüdliche Arbeitskraft des Leiters dieses Museums jetzt besonders auf das ostafrikanische Kolonialgebiet gerichtet, von wo umfangreiche Sammlungen nach Berlin gesendet wurden. Es mögen daher die Referate der vorliegenden neuen Arbeiten selbst folgen. 27 1. Engl er: Ueber die Gliederung der Vegetation von Usambara und der angrenzenden Gebiete. (Abh. der preuss. Akad. d. Wissensch. 1894 86 S. 4°.) In dieser wichtigen Abhandlung fasst Engler die Gesammtresultate zusammen, welche sich aus den 4600 Sammlungsnummern zählenden Einsendungen Holst’s hei ihrer Durcharbeitung in Berlin ergehen haben; eine Gliederung des Landes nach For- mationen ist durch die genauen Angaben des Sammlers möglich geworden. Ist dadurch eine Einsicht in die Landesverhältnisse gewonnen, wie sie für wenige afrikanische Ge- biete gleich genau existirt, so hat noch ein höheres Interesse die hier gegebene pflanzen- geographische Verallgemeinerung: Die tropisch -westafrikanische Waldflora, deren Verwandtschaft hauptsächlich nach Madagaskar und Indien hin gerichtet ist, schien bisher von dem afrikanischen Osten ausgeschlossen, da man südlich vom Ghasal- Quellengebiete fast nur Steppen und Savannenpflanzen kannte, bis hin zu den südtropischen Wäldern von Natal. Es hat sich nun in Usambara’s unteren feuchten Bergwaldung en dasselbe Element wiedergefunden, zwar noch nicht in so reichlicher Menge wie im Kamerun -Congo- Gebiet, doch genügend zu dem Ausspruch, dass „an dem einheitlichen Charakter der tropischen Waldflora Afrikas nicht mehr gfezweifelt werden kann“. Engler betrachtet die jetzt im Westen, im Ghasal- Quellengebiet und in Usambara sich findenden zusammengehörigen Glieder desselben Waldelementes als einen tropisch - afrikanischen Grundstock, der durch Ungunst der Verhältnisse vielfältig zu einem Relict geworden ist, während die mit ihm nicht ver- waldete Steppen- und Savannengehölzflora ihn umlagert und durchsetzt hat. — Von den acht Formationsgruppen des Verfassers entfallen fünf auf Strand, Creek und Busch der Hügelregion, Nyikasteppe und auf das zwischen Küstenland und Gebirgswaldregion liegende Hügelland, zwei auf die untere und obere (über 1700 m) Gebirgswaldregion, eine auf die offenen Formationen des höheren Gebirgslandes ; jede einzelne ist durch die Beifügung ihrer Florenlisten ganz ausführlich gekennzeichnet. 2. Engler: Ueber die Flora des Gebirgslandes von Usambara. (Botan. Jalirb. Syst. 1893, XVII, 156.) Ein Gärtner, Carl Holst, war seit 1891 als Gärtner der Missionsstation Holien- friedeberg bei Mlalo, 1460 m hoch gelegen, thätig und hat von dort reiche Sammlungen nach Berlin geschickt, aus deren Bestimmung Engler das ungefähre Formationsbild eines Landes entwerfen konnte, „welches jedenfalls im ganzen deutschen Ostafrika die glänzendste Zukunft als Kulturland hat und pflanzengeographisch in seinen Beziehungen zu Abessinien und zum Kapland eine hervorragende Rolle spielt“. Die Florenskizze unterscheidet eine untere Gegend am Umba-Fluss mit 1320 m Thalsohle von der oberen über 1700 m ansteigenden Gebirgsregion. Folgendes ist daraus hervorzuheben : Thalwiesen, hauptsächlich aus „Ngage“ = Cyperus latifolius und „Nrine“ = Scirpus corymbosus ge- bildet; in den Thalwaldungen grosser Reichthum von Farnen, baumartig Marattia fraxinect und Cyathea Mannii , Laubbäume von Cussonia und Podocarpus ; Hügelgehölze von Erythrina tomentosa mit zahlreichen Sträuchern, vereinzelt Protea abyssinica, alles zahlreiche Verwandtschaft mit der Woina-Dega-Region Abessiniens bietend. Kulturland hauptsächlich von „Ndigi“ = Banane, „Mtama“ = Sorghum, „Mgua“ = Zuckerrohr, auch Mais; Manihot -Knollen hauptsächlichste Mehlpflanze. Hochwald der höheren Re- gionen aus Podocarpus Mannii, Myrica- und Berberis - etc. Arten vom Kilimandscharo oder den dortigen verwandten Arten ; Gesträuche daselbst auf den waldlosen Bergrücken vorzugsweise gebildet von Ericinella Mannii und dem gemeinen Adlerfarn mit Struthiola, Tliunbergia , vielen Gräsern, Liliaceen, Irideen, Stauden; an trockenen sonnigen Abhängen massenhaft das als Deckmaterial benutzte ,,Inde“-Gras = Andropogon Nardus\ auf den Gebirgswiesen Hauptbestand von Kyllingia brevifolia und Fimbristylis diphylla , Gräser fast gar nicht. Letztere herrschen dagegen in der Nyika-Steppe vor, deren allgemeinen Charakter schon Baumann (Usambara, S. 7) entwarf, deren botanische Analyse aber hier zum ersten Mal gegeben wird (über ein Dutzend Gräserarten); hier auch Sanse- viera und Adansonia , über deren Benutzung als Fasermaterialien Holst ebenfalls be- richtet. Auf den trockenen Hügeln dieser Steppenregion finden sich wenige Gehölze, darunter Olea chrysophylla. Dr. B. Schorler legt vor und erläutert den neuen Dodel’schen Pflanzenatlas, Section „Iris“, welcher die Entwickelungsgeschichte eines typischen Beispiels (Iris sibirica) von der Befruchtung einer Blüthe zur 28 Samenbildung und Entstehung des jungen Keimpflänzchens in z. Th. sehr schön gelungenen farbigen Abbildungen verfolgt, unter denen die Bildung des Embryos am besten bedacht ist. Prof. Dr. 0. Drude bespricht schliesslich die Secretbildung in den Oel- und Balsam-Gängen der höheren Pflanzen, unter Vor- lage einer neueren Abhandlung in den Berichten der naturforschenden Gesellschaften zu Bern und unter Demonstration einer Reihe mikroskopischer Präparate von Nadelhölzern und Doldengewächsen (Imperatoria). III. Section für Mineralogie und Geologie. Vierte Sitzung am 1. November 189t. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 25 Mitglieder. Zunächst berichtet der Vorsitzende über einen Ausflug, den er im Laufe des September d. J. mit seinem Sohne, Prof. E. Geinitz in Rostock, nach dem N o r d-Ostsee-Kanal unternommen hat. Die geologischen Verhältnisse der ganzen Kanalstrecke sind nach den ersten Mit- theilungen darüber von E. Geinitz in der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift von Potonie, 1890, Nr. 52, hier früher besprochen worden, jetzt liegt die schöne officielle Karte vom Nord -Ostsee- Kanal, mit Erläuterungen bearbeitet von der Kaiserl. Kanal- Commission in Kiel, im Massstabe von 1 : 100000, Berlin 1890, zur näheren Einsicht der geographischen und orogra.phischen Verhältnisse vor. Es sei daran erinnert, dass die Kanallinie die Gesammtlänge von 98,65 km hat und von der Mündung in die Kieler Eöhrde bei Holtenau bis Rendsburg im Allgemeinen dem alten Eiderkanal, nur mehr- fach dessen Windungen abschneidend, folgt, von Rendsburg nahe demselben südlich nebenher läuft und bei dem nördlichen Knie der Eider deren Nähe verlässt, um sich in südwestlicher Richtung durch die sich hier anschliessenden Alluvialniederungen nach Brunsbüttel zur Mündung der Elbe zu wenden. Ausser Anschlussschleussen bei Rendsburg und Burg besitzt der Kanal nur an seinen Enden Schleussen, bei Holtenau zum Abschluss von Hochwasser durch Sturmfluthen, bei Brunsbüttel zur Regulirung der Gezeitdifferenzen , die sich im alten Eiderkanale bis nach Rendsburg hin Geltung verschafften. Die durchschnittliche Breite des Kanals ist 70 m, das Mittelwasser ist auf 9 m gehalten, so dass die grössten Ostsee-Dampfer, welche mit vereinzelten Ausnahmen nicht über 6 m Tiefgang und 12 m Breite haben, an einander vorbeifahren können. Von den vier Eisenbahnen, welche den Kanal kreuzen, werden zwei durch Drehbrücken und zwei durch Hochbrücken (bei Grünthal und Levensau) überführt. Die letzteren besitzen eine lichte Höhe von 42 m über dem mittleren Kanalwasserstande und eine Stützweite von nahe 160 m. Der feste diluviale Geschiebemergel hat für diese Hoch- brücken einen sicheren Grund geboten, während die im Bereiche des Kanals vorherr- schenden Sandmassen und jüngeren Torfablagerungen derartige Bauten nicht gestatten. Unter der lehrreichen und liebenswürdigen Führung des Königl. Bauamts- Assessor Adolph Specht in Rendsburg, welcher von Anfang an bei dem Kanalbau thätig ge- wesen ist, traten uns die bewundernswerthen Arbeiten und Anlagen deutscher Ingenieure aus den verschiedenen Ländern unseres Kaiserreiches am 6. September schon bei Rends- burg entgegen, wo eine Drehbrücke mit ihrem beweglichen Arme von 73 m Länge den Kanal überschreitet und auch die Wehranlagen an dem alten Eiderkanale das Interesse fesselten. Grosse Bagger und mächtige Elevatoren zum Herausiühren des sandigen Schlammes und der gebaggerten Materalien überhaupt zur Erhöhung des Ufers, auch eine grössere, wohleingerichtete Baracke bei Rendsburg für 100 Mann wurden auf leicht beweglichen kleinen Petroleum-Dampfern besucht, deren sich die Beamten zum leichteren Verkehre bedienen. 29 Die Fahrt am 7. September auf dem Kanäle bis nach Holtenau auf einem kleinen mit Comfort ausgestatteten Dampfer der Direction des Kanals Hess uns die Boden- und Baggerungsverhältnisse längs des Kanals und die grossen Schwierigkeiten erkennen, welche an mehrfachen Stellen das Einschlemmen von Sand und torfmoor artigen Massen zum Theil durch schon fertige Ufermauern verursacht hatten, die wohl auch fernerhin noch manche Störungen herbeiführen werden. Noch war die Riesenbrücke bei Levesau im Bau und man konnte die neuesten Mittel der Technik bewundern, insbesondere die Hebung des gesammten Baumaterials und der schweren Massen der Brücke selbst durch Elektricität mit Dynamomaschinen. Die grossen, noch trockenen Schleussen bei Holtenau sind einige Tage nach unserer Anwesenheit geöffnet worden, die feierliche Eröffnung der westlichen Schleussen bei Brunsbüttel ist erst am 27. October erfolgt. Für uns hatte der Himmel seine Schleussen schon am 7. September eröffnet, was jedoch den erhebenden Anblick des Einlaufens der Kaiserlichen Marine mit ihren acht grossen Kriegsdampfern von Düsternbrok aus nicht verhinderte. Die umsichtige Direction des Kanals hat in Holtenau ein kleines Museum ein- gerichtet, worin alle bei dem Kanalbau gefundenen Seltenheiten niedergelegt werden sollten. Unter diesen bemerkten wir einige Beste von Mammuth, Rhinoceros, Pferd und Hirsch, einen stattlichen torquirten Bronzering, eiserne Messer, Lanzen- und Pfeilspitzen u. s. w., welche wahrscheinlich später in dem Museum von Kiel Aufnahme finden werden. Das Schleswig-Holsteinische Museum vaterländischer Alterthümer zu Kiel, welches unter der ausgezeichneten Leitung von Fräulein J. Mesdorf als Directorin und Herrn W. Splieth als Custos steht, ist seit langer Zeit ein mächtiger Anziehungs- punkt für alle Alterthumsforscher gewesen. Enthält es doch den berühmten Runenstein von Gottorp, dessen Inschrift glücklich entziffert ist, und das 22 m lange und 3 m breite Wickinger Bood von Nydam mit seinem ganzen darin aufgefundenen Inhalt. (Vergl. Führer durch dieses Museum, Kiel 1893.) Die mineralogischen und geologischen Sammlungen haben ein Asyl in dem Neubau auf dem Areale des Prof. Dr. Lehmann - Hohenberg gefunden, und man war dort bei unserer Anwesenheit mit der Aufstellung eitrigst beschäftigt. Hatte schon auf der Reise nach Rendsburg das stattliche, neue, reiche und wohl geordnete naturhistorische Museum zu Hamburg, unter Direction von Prof. Dr. Kraepelin (vergl. Führer durch dieses Museum 1893), unsere Bewunderung erregt, zumal auch die unter Dr. Gottsche stehende mineralogisch -geologische Abtheilung viele Seltenheiten enthält, so wurden wir auf unserer Rückreise wieder in dem neuen schönen Museum zu Lübeck, welches am 16. Mai 1893 eröffnet worden ist, auf das Angenehmste überrascht. Es sind darin alle Sammlungen vereinigt, welche der patriotische Sinn der Lübecker meist aus weiter Ferne der alten Hansastadt zugeführt hat, ein treffliches naturhisto- risches Museum, mit dem Conservator Dr. H. Lenz, das Museum lübeckischer Kunst und Kulturgeschichte, ein Gewerbemuseum, ein Handelsmuseum, ein Museum für Völker- kunde und eine Sammlung von Gemälden, Kupferstichen und Gypsabgiissen , für deren jede ein Custos wirkt; die Museums -Verwaltung führt ein Verwaltung^ -Ausschuss, welchem namentlich Consul G. Graupe seine Thätigkeit widmet. Die Ausführung des imposanten und sehr zweckmässigen Gebäudes (vergl. Abbildungen in der Schrift: „Das Museum zu Lübeck“) wurde durch ein Vermächtniss des Kaufmanns Georg Blum ermöglicht, welcher seiner Vaterstadt hierzu 150 000 Mark hinterliess, der Bauplan ist von dem Stadtdirector A. Schwining entworfen, der im Frühjahr 1889 begonnene Bau war im Sommer 1892 beendet, seit welcher Zeit man die Aufstellung der schönen Sammlungen in der eifrigsten Weise gefördert hat. Durch Schenkungen und Ver- mächtnisse fliessen dem Museum auch jetzt noch immer neue und ansehnliche Mittel zu. Vor Abschluss unseres lehrreichen Ausfluges durchschritten wir noch die Seen- platte von Holstein und Mecklenburg mit kurzem Aufenthalte in dem vielbesuchten Eutin und der alten höchst sehenswerthen Hansastadt Wismar (vergl. Führer durch Wismar und Umgebung in Worts Reisehandbüchern) und erreichten Rostock als nächsten längeren Aufenthaltsort, wo uns das mineralogisch-geologische Institut der Universität und der geologischen Landesanstalt, welche Prof. Eugen Geinitz neu begründet hat und sorgsam verwaltet, wieder neue Anziehungspunkte insbesondere für diluviale oder glaciale und alluviale Erscheinungen entgegenführte. Lehrer H. Döring schildert hierauf unter zahlreichen Vorlagen von schönen und seltenen Versteinerungen die Lagerungsverhältnisse des oberen Muschelkalkes von Krailsheim in Württemberg mit seinem berühmten Bonebed. 30 Zum Schluss giebt Dr. W. Bergt eingehende Mittheilungen über den letzten internationalen Geolog en-Congress in Zürich, welchem er beigewohnt hat. Fünfte Sitzung am 13. December 1894. Vorsitzender: Geh. Hof- rath Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 30 Mitglieder. Nach Vorlage der neu erschienenen Hefte der empfehlenswerthen ,,Geognostischen Wanderungen in Deutschland: Ein Handbuch für Natur- freunde und Reisende“, von Ferd. Senft, 2 Bde., Hannover und Leipzig 1894, und der stattlichen „Höhlenkunde“ von Franz Krauss, Wien 1894, durch den Vorsitzenden legt Prof. Dr. E. Kalkowsky 12 Arten von Schwämmen aus der Quadraten-Kreide (Unter-Senon) von Glentorf bei Königslutter vor, die sich durch gute Erhaltung des Kanalsystems auszeichnen, und iiber- giebt sie dem K. mineralogischen Museum. Derselbe bespricht ferner 32 von ihm construirte geotek tonische Modelle. Mit den sich lebhaft von einander unterscheidenden Farben schwarz, weiss und roth bemalte Holzkästchen und zerlegbare massive Holzmodelle, alle von den Dimen- sionen 10 x 20 x 25 cm, ermöglichen es, in kurzer Zeit und dabei sozusagen handgreiflich alle Lagerungsverhältnisse der sedimentären und eruptiven Gesteine zu demonstriren. Das rheinische Mineralien -Comptoir von Dr. F. Krantz in Bonn hat diese Modelle in den Handel gebracht. Dr. H. Francke legt hierauf einen Bleiglanzkry stall aus der Eifel vor, welcher einen Hexaeder von 5,5 cm Durchmesser bildet. Zum Schluss verliest der Vorsitzende einen Brief des Herrn Di egel- mann in Dresden, welcher zur Bildung eines „Steingartens“, analog einem zoologischen oder Thiergarten und einem botanischen oder Pflanzen- garten, Veranlassung geben soll. IY. Section für prähistorische Forschungen. Dritte Sitzung am 4. October 1894. Vorsitzender: Rentier W. Osborne. — Anwesend 14 Mitglieder. Lehrer H. Döring hält einen Vortrag über den Burgwall von Klein-Böhla bei Oschatz (vergl. Abhandl. VIII). Dr. J. Deichmüller weist auf ähnliche hügelartige Bauten im March fei de hin, die er bei Gelegenheit der Versammlung der deutschen anthropologischen Gesellschaft in Wien 1889 besucht hat. Der Vorsitzende spricht hierauf über den Ursitz und die Vor- geschichte der Arier auf Grundlage von K. von Ihering’s hinter- lassenem Werke: Die Vorgeschichte der Indogermanen. Die Frage nach Abstammung und Urheimath der Völker, die heute Europa be- wohnen, hat schon von Alters her die Wissenschaft beschäftigt. Die Völker Europas 31 gehören, mit Ausnahme einiger weniger Volksstämme, z. B. der Finnen, Lappen etc., einer grossen Völkerfamilie an, die man mit verschiedenen Namen helegt hat: Indokelten, Indogermanen, Indoeuropäer, Arier. Der letzte Name scheint dem Vortragenden der empfehlenswerthere zu sein, da er weder in Bezug auf Urheimath, noch auf Nationalität präjudicirt. Die meisten Gelehrten bezeichnen Asien als Urheimath der Arier, doch ist dies noch keineswegs festgestellt. Cuno nimmt das südlicheRussland, Penka Skandinavien, Montelius das südliche Europa als diese Heimath an. Einen gleichsam vermittelnden Standpunkt nimmt Ihering ein, indem er der Ansicht ist, die Arier stammten aus dem Hindu kusch am Himalaya, hätten sich aber auf ihrer Wanderung nach dem Westen im südlichen Russland sehr lange Zeit aufgehalten und daselbst gleichsam eine zweite Heimath gefunden. Von dort seien dann erst die ver- schiedenen arischen Stämme nach dem Westen gezogen, zuerst die Kelten, dann die Italiker und Griechen nach dem Süden und endlich die Germanen nach dem Norden Europas. Die Slaven seien im südlichen Russland, in der zweiten Heimath der Arier zurückgeblieben und hätten niemals eine richtige Wanderung angetreten, sondern sich erst viel später von Osten gegen Westen vorgeschoben, indem sie die von den Ger- manen auf ihrem westlichen Zuge verlassenen Landstriche nach und nach besiedelten. Auf Grundlage linguistischer Forschungen und verschiedener Gebräuche und Sitten, die er hauptsächlich dem römischen Rechtsleben entnimmt, bildet sich Ihering sein Urtheil über die Urheimath und den Kulturgrad der Arier vor ihrem Auszuge aus Asien. Er kommt zu dem Ergebniss, dass die Urheimath derselben in einem warmen Klima und in einer von hohen Gebirgen umgebenen Gegend gelegen haben müsse, woselbst sie, unbeeinflusst von der Kultur der umwohnenden Völkerschaften, ihre Sprache und ihre Kultur aus sich selbst heraus schufen. Ihering meint, diese Bedingungen seien in dem grossen Bergkessel am Südabhange des Himalaya, im sogenannten Hindukusch gegeben. Die Arier hätten in ihrer Urheimath weder den Gebrauch der Metalle, noch den Ackerbau gekannt, sondern sich nur der Steinwerkzeuge bedient und sich als Hirten ernährt. Die Metalle und den Ackerbau hätten sie erst auf ihrer Wanderung gegen Westen kennen gelernt. Dr. J. Deichmüller erstattet hierauf Bericht über die von ihm be- suchte gemeinsame Versammlung der Deutschen und der Wiener anthropologischen Gesellschaften in Innsbruck im August 1894. Vierte Sitzung am 15. November 1894. Vorsitzender: Rentier W- Osborne. — Anwesend 14 Mitglieder. Der Vorsitzende hält einen längeren Vortrag über die jüngere Steinzeit in Böhmen mit Benutzung der von Dr. Niederle veröffent- lichten Untersuchungen über diese Periode in Böhmen. Darüber, ob es in Böhmen eine jüngere Steinzeit gegeben hat, stimmen die An- sichten der böhmischen Archäologen nicht überein. Prof. Smolik stellt dies in Abrede, auch Prof. Pic schliesst sich dieser Ansicht im Wesentlichen an. Dr. Niederle hat es nun unternommen, in einem Aufsatze, der vor Kurzem in der tschechischen Zeitschrift „Cesky lid“ erschien, nachzuweisen, dass es in Böhmen, gerade so wie im übrigen Mitteleuropa, eine neolithische Zeit gegeben hat. Da die Anwesenheit des Menschen zur paläolithischen Zeit in Böhmen durch Funde nachgewiesen ist, sagt Niederle, muss man, wenn Smolik’s Ansicht richtig wäre, annehmen, dass Böhmen von der paläolithischen Zeit bis zur Bronze- zeit unbewohnt war. Abgesehen davon, dass dies höchst unwahrscheinlich ist, da doch alle umliegenden Länder zur neolithischen Zeit bewohnt waren, ist die Anwesenheit des Menschen in Böhmen während dieser Periode auch durch zahlreiche Funde, die ihrem Charakter nach unzweifelhaft neolithisch sind, erwiesen. Niederle zählt nun diese Funde auf und weist hauptsächlich aus den keramischen Erzeugnissen, die mit denjenigen aus gut bestimmten neolithischen Funden anderer Länder identisch sind, nach, dass auch diese böh- mischen Funde aus derselben Epoche stammen. Für die Keramik der neolithischen Periode in Böhmen stellt Niederle drei Typen auf. Der erste wird vertreten durch dickwandige Gefässe mit rauher Oberfläche, meist mit dem Fingerornament am oberen Rande verziert, und rundliche Gefässe mit Punkt- ornament. Dem zweiten Typus gehören an dünnwandige Gefässe mit geglätteter Ober- fläche, die zumeist ein Linienornament mit Kreideeinlage tragen (Monsheimer Typus). 32 Zum dritten Typus rechnet er becher- und topffönnige Gef ässe mit dem Wolfszahn-, Fisch- gräthen- und Schnurornament (Thüringer Typus). Auch die Gef ässe mit halbmondförmigem Henkel (ansa lunata) setzt Niederle an das Ende der jüngeren Steinzeit und in die Ueber- gangszeit zur Bronze (von den böhmischen Archäologen „ounetitzer Kulturperiode“ genannt). Nach Niederle ist es wahrscheinlich, dass das neolithische Volk von Norden her durch das Elbthal nach Böhmen eingewandert ist. Ethnologisch ist es also wohl identisch gewesen mit dem neolithischen Menschen in Sachsen, Thüringen und Norddeutschland. Er hält es für ein arisches Volk, ob aber die Trennung der Arier in verschiedene Stämme schon zu der Zeit stattgefunden hatte, und welcher Stamm der Arier in diesem Falle nach Böhmen einwanderte, das zu bestimmen ist nicht möglich. Dagegen nimmt Niederle keine neue Einwanderung nach Böhmen zur Bronzezeit an, sondern ist der Ansicht, dass die Bronzekultur sich daselbst aus der Steinkultur selbständig entwickelt hat. In anthropologischer Beziehung ist das neolithische Volk in Böhmen von hohem Wüchse, helläugig und blondhaarig gewesen, mit dolicho'idem Schädeltypus, analog dem Menschen aus der jüngeren Steinzeit im übrigen Mitteleuropa, und deutlich unterschieden vom dunkelhaarigen brachyphalen Steinzeitmenschen in Südeuropa (Ligurer, Iberer), sowie von demjenigen, dessen Ueberreste in Dänemark und den französischen Dolmen gefunden worden sind. Hieran anschliessend, weist der Vortragende hin auf einen von ihm in den Sitzungsberichten der Isis 1879 beschriebenen Fund aus der jüngeren Steinzeit aus der prähistorischen Ansiedelung auf der „Zämka“ bei Bohnitz in der Nähe von Prag. Daselbst wurden neben ca. 80 Stück Steinbeilen, meist Flachcelten, und einer Menge von Thierknochen gefunden: Kornquetscher, Webstuhlgewichte, Spinnwirtel, gebrannter Mauerbewurf und eine grosse Anzahl Gefässscherben, die theils die charakte- ristischen Ornamente der neolithischen Zeit, theils jüngere Muster, so z. B. das Wellen- ornament tragen. Auch halbmondförmige Gefässhenkel fehlen nicht. Ausserdem fand man daselbst einige wenige Gegenstände aus Metall: ein Flachcelt und eine kleine Pfeilspitze aus Kupfer und ein Bronzemesser. In einem Referate über den Bericht des Vortragenden, den Fund auf der Zämka betreffend, das in der Zeitschrift für Ethnologie 1880, S. 82, aus der Feder Virchows erschien, wird bezweifelt, dass dieser Fund in die neolithische Zeit zu versetzen sei, da einestheils Metallgegenstände daselbst Vorkommen, anderentheils das Wellenornament auf eine viel jüngere Zeitstellung hin weist. Dem Rathe Virchow’s folgend, hat Vor- tragender die Ansiedelung auf der Zämka einer abermaligen Untersuchung unterworfen und glaubt, nun zu einem befriedigenden Resultate gelangt zu sein. Die Gegenstände auf der Zämka werden entweder auf der Oberfläche des Bodens oder in der losen Ackerkrume gefunden, oder aber mittels Grabung in 1 — 2 m Tiefe in cy linderförmigen Löchern, die mit schwarzer Erde, Asche, Kohlenresten und gebranntem Mauerbewurf angefüllt sind. In der Ackerkrume findet man neben Steinbeilen Gegen- stände aller Art, Alles untereinander gemengt. Die Gefässscherben zeigen hier sowohl die älteren als die jüngeren Ornamente. In den Löchern oder Brandgruben dagegen kommen neben Steinbeilen, Webstuhlgewichten, Spinnwirteln und Thierknochen Gefässscherben vor, die ausschliesslich ältere, für die neolithische Zeit charakteristische Ornamente tragen, das Wellenornament ist darin nicht vertreten. Daraus geht hervor, dass die Brandgruben aus einer älteren Zeit stammen, als die Gefässscherben mit Wellenornament, dass man also eine zweimalige Besiedelung der Zämka annehmen muss, einmal zur neolithischen Zeit und dann zur Zeit des Wellen- ornamentes. Dass in der Ackerkrume auch Steinbeile und Gefässscherben mit älterem Ornamente Vorkommen, lässt sich leicht daraus erklären, dass durch den Pflug der obere Theil der Brandgruben zerstört und über die Oberfläche des Ackers verschleppt worden ist. Wenn daher der Vortragende die Ansiedelung auf der Zämka in die neolithische Zeit setzt, so ist dies ebenso richtig, als wenn Virchow dieselbe einer späteren Zeit zuweist, sie war eben zu beiden Zeiten bewohnt. Dr. J. Deichmüller legt Gegenstände aus neolithischen Funden in Böhmen, von Zalesl bei Aussig, Libotschan bei Saaz, Tscheren bei Kommotau und Nehasitz bei Posteiberg vor, und berichtet über ein neues Urnenfeld vom Lausitzer Typus an der Emser Allee Nr. 9 in Blasewitz b. Dr., wobei er besonders auf ein 33 daselbst gefundenes schalenförmiges Gefass, das ringsum mit Buckeln besetzt ist, aufmerksam macht. Lehrer 0. Ebert legt eine wohlerhaltene Bronzefibel der Früh- La Te ne- Zeit aus dem Gräberfelde von Stetzsch vor. Lehrer A. Jentsch macht schliesslich auf den Zusammenhang auf- merksam, der, seiner Meinung nach, zwischen der Lage der ältesten An- siedelungen und den klimatischen Verhältnissen dieser Oertlichkeiten, insbesondere dem Frühjahrsanfange, zu bestehen scheine. V. Section für Physik und Chemie. Dritte Sitzung am 8. November 1894. Vorsitzender : Privatdozent Dr. J. Freyberg. — Anwesend 56 Mitglieder. Geh. Hofrath Prof. Dr. A. Toepler spricht über eine neue Methode der absoluten Temperatur messung. Die vom Vortragenden aufgefundene, neue Methode beruht auf der Einführung eines äusserst feinen Instrumentes für die Messung minimaler Gasdruckdifferenzen. Dieses Instrument, welchem der Vortragende wegen der Verwandtschaft mit einem bekannten Hilfsmittel der astronomischen und geodätischen Messkunst den Namen Drucklibelle gegeben hat, besteht im Wesentlichen aus einer in der Mitte geknickten, sonst geraden Glasröhre , deren beide Schenkel unter sehr stumpfem Winkel zusammen- stossen. Die Schenkel sind in der Vertikalebene so aufzustellen, dass sie gegen die Horizontale ungefähr gleich geneigt sind. Mitten in der so aufgestellten Röhre schwebt an der Knickungsstelle ein Faden einer sehr leicht beweglichen Flüssigkeit im Gleich- gewicht; die kleinste Luftdruckdifferenz diesseits und jenseits der Flüssigkeit veranlasst eine Verschiebung derselben. Man misst nun die Druckdifferenz nicht direct an der eintretenden Verschiebung, sondern indem man diese im Mikroskop beobachtete Ver- schiebung durch Neigung des Instrumentes mittels einer Messschraube compensirt. Die hierzu nöthige Bewegung der Schraube ergiebt das Mass des Druckes. Die Beobachtung wird noch dadurch verfeinert, dass man die Libelle mittels einer Umschaltevorrichtung abwechselnd von rechts und links dem zu messenden Drucke aussetzt. Dieses Ver- fahren lässt sich einer mathematischen Discussion unterwerfen. Es zeigt sich, dass unter Innehaltung geeigneter Versuchsanordnung und Mittelwerthsberechnung die wesentlichsten Fehlerquellen beseitigt sind, welche den älteren Druckbeobachtungen mit geneigten Flüssigkeitssäulen anhaften. Hierbei ist vorausgesetzt, dass die bei der Messung stattfindende Winkelbewegung der Libelle klein ist im Verhältnis zu dem spitzen Winkel, welchen die (verlängert gedachten) Schenkelriclitungen mit einander bilden, woraus sich als eine Noth wendigkeit die Anwendung langer Flüssigkeitsfäden und selbstverständlich einer vortrefflichen Messschraube ergiebt. Vorsichtig angestellte Versuchsreihen ergaben in der That eine Genauigkeit der Messung bis auf ein Achtzigmilliontel des Atmosphärendruckes, ohne Zweifel das Höchste, was bis jetzt bei directer Druckmessung erreicht wurde. Die Drucklibelle genügt, wie der Vortragende zeigt, um auf dem Experimentirtische die barometrische Höhenmessung zu demonstriren. Solche feine Druckmessungen ermöglichen nun eine neue Art der absoluten Temperaturbestimmung, welche man als barometrische Temperaturmessung be- zeichnen kann. Dieselbe beruht nämlich auf dem Unterschiede des Schweredruckes einer Luftsäule bestimmter Höhe, je nachdem dieselbe kälter oder wärmer ist. Zwei mit trockner Luft gefüllte vertikale Rohre oder sonstige Gefässräume stehen oben und unten durch horizontale Kapillarröhren in Verbindung. Die Mitte der oberen Kapillaren- verbindung communicirt mit der äusseren Luft, in die Mitte der unteren ist die Druck- libelle eingeschaltet. Wird die eine der beiden vertikalen Luftsäulen auf constanter, z. B. Eisschmelztemperatur, erhalten, so lässt sich aus der gemessenen Luftdruckdifferenz 34 die Temperatur der anderen, wärmeren Säule in einfacher Weise berechnen. Es haben zur Feststellung der Genauigkeit und Sicherheit der Methode zahlreiche Beobachtungen im physikalischen Laboratorium hierselbst stattgefunden, aus denen bereits zu schliessen ist, dass, insofern es auf die Feinheit der Druckmessung allein ankommt, die Angaben der barometrischen Temperaturmessung hinter denjenigen des Luftthermometers, welches bisher das einzige Instrument für Absolutbestimmungen war, nicht zurückstehen. Die Schärfe der barometrischen Temperaturmessung ist am grössten bei niedrigen Tempe- raturen; sie nimmt für höhere nach einem bestimmten Gesetze ab. Dessenungeachtet würde beispielsweise die Druckhöhe der beiden Luftsäulen nur etwa 15 cm betragen müssen, um selbst bei den höchsten künstlichen Temperaturen noch brauchbare Messungen zu erhalten, natürlich unter Voraussetzung äusserst sorgfältiger Beobachtung und insofern die Genauigkeit nur von der Feinheit der Libelleneinstellung bedingt ist; freilich kommen auch noch andere Umstände in Frage. Dabei ist aber zu beachten, dass das Luftthermometer verschiedenen Fehlerquellen ausgesetzt ist, die von der barometrischen Methode ganz oder grösstentheils vermieden werden, und dass bei hohen Ofentemperaturen fremde Gase im Innern der Luftthermo- metergefässe auftreten. Die barometrische Methode gestattet eine rasche Erneuerung des Luftinhaltes zwischen den Einzelbeobachtungen, was beim Luftthermometer aus- geschlossen ist. Selbstverständlich wird bei dem vom Vortragenden construirten Apparate der Zutritt der Dämpfe der Libellenflüssigkeit zu den vertikalen Luftsäulen beseitigt. Aus diesen und anderen Gründen hofft der Vortragende, dass die neue Temperatur- bestimmungsmethode in weiterer Ausbildung ein lange entbehrtes Hilfsmittel abgehen werde, um die bei höheren Temperaturen unsicher werdenden Luftthermometerangaben zu controliren und mit mehr Sicherheit die für den praktischen Gebrauch bestimmten thermo - elektrischen Pyrometer zu aichen. Das nächste Studium soll einer noch genaueren Ermittelung derjenigen Einflüsse gelten, welche der Oberflächenspannung der Libellenflüssigkeit zukommen. Diese Einflüsse scheinen unter den Versuchsbedingungen, welche der Vortragende bei den bisherigen Be- obachtungen innegehalten hat, sehr klein zu sein. Bei diesen mit etwa 74 cm hohen Luft- säulen ausgeführten Beobachtungen wurde der Reductionsfactor der Drucklibelle direct aus den Constanten des Instrumentes selbst und vergleichsweise auch indirect aus Beobach- tungen zwischen zwei bekannten Temperaturen berechnet. Die Uebereinstimmungen waren nicht weniger befriedigend, als diejenigen anderer guter Constantenbestimmungen bei Wärmeuutersuchungen. Der Vortragende behält sich noch genauere Beobachtungen mit höheren Luftsäulen vor, wobei zugleich eine erneute Bestimmung des Ausdehnungs- coefficienten für Luft (und andere Gase) nach derselben Methode ins Auge gefasst ist. Vach dem Ergebniss dieser Untersuchung werden sich auch genauere Angaben über die zweckmässigen Dimensionen des Druckmessers machen lassen, je nach dem Temperatur- bereiche, für welchen er eventuell benutzt werden soll. Den vorgenannten Erörterungen schliesst der Vortragende noch einige Mittheilungen an über anderweitige Verwendungen, zu denen die Constructionen der Drucklibelle Anlass geben dürften. Dampfdichtebestimmungen zu chemisch-analytischen Zwecken sind mit der- selben ohne Wägung ausführbar. Zu einem Differentialluftthermometer uragestaltet, würde die Drucklibelle für Wärmestrahlungsversuche ein neues Bolometer' abgeben. Auch zu akustischen Anwendungen, die Tonstärke betreffend, fordert das Hilfsmittel auf u. s. w. Dem A^ortrage folgt die Besichtigung des in einem besonderen Raume aufgestellten Apparates, an welche sich noch einige vom Arortragenden und dem Vorsitzenden vorbereitete Experimente mit Hochfrequenz -Wechsel- strömen anschliessen. VI. Section für Mathematik. Dritte Sitzung am 11. Octolber 1894. Vor sitzen der: Prof. Dr. M. Krause. — Anwesend 21 Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. G. Helm spricht über die neuen Prinzipien der Mecha- nik von Heinrich Hertz. 35 Die eigenartige Mechanik, die der der Wissenschaft so früh entrissene H. Hertz in dem jüngst erschienenen Werke hinterlassen hat, wird in ihren Hauptzügen ent- wickelt. Es werden die dynamischen Differentialgleichungen für rechtwinkelige Carte- sisclie Koordinaten in der Hertz’schen Weise abgeleitet und dann die Art dargelegt, wie Hertz diese Gleichungen durch die Einführung verborgener Massen und durch die Helmholtz’schen Begriffe der Koppelung und der cyklischen Bewegung zur Beschreibung der Bewegungserscheinungen verwerthet. Die Eigenschaften der Kraft und der Energie ergehen sich dabei als mathematische Folgerungen aus dem Hertz’schen Grundgesetze und den Grundbegriffen des Raumes, der Zeit und der Masse. Auf Hertz’ Darstellungen der mechanischen Differentialgleichungen in beliebigen Koordinaten, wie auf seine Ableitung der Hamilton- Jacobi’schen Sätze konnte nur flüchtig hingewiesen werden. Zum Schlüsse des Referats wird betont, wie künstlich hiernach doch die Aus- führung des Gedankens ausfällt, alle Naturvorgänge als Bewegungsübertragungen zu erfassen. Es wird die Frage aufgeworfen, ob ein methodisch allerdings wundervoll klares und in sich widerspruchsloses System, das jeden Einzelfall in so verwickelter Weise auffassen muss, und doch bei alledem nichts weiter sein kann und will als ein Bild, ein Zeichen für die Wirklichkeit — ob ein solches System noch einen eigentlichen, über die Befriedigung eines theoretischen Bedürfnisses hinausgehenden sachlichen Vor- theil gewähre. Die bisherigen Versuche, thermodynamische Vorgänge auf Bewegungs- übertragungen zurückzuführen, sprechen nicht für Bejahung dieser Frage. Demgegenüber wird auf die moderne Energetik hingewiesen, die es unternimmt, das Gemeinsame der verschiedenen Energieformen zur Vereinfachung unserer Natur anschauungen auszu- nutzen, ohne das Gemeinsame als Bewegung anzusehen, ohne es also in substanzieller Gleichartigkeit zu suchen. An den Vortrag schliessen sich kurze Bemerkungen von Geh. Hofrath Prof. Dr. A. Töpler, Prof. Dr. M. Krause und Prof. Dr. K. Rohn. Vierte Sitzung am 13. December 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Krause. — Anwesend 10 Mitglieder. Baurath 0. Klette spricht unter Vorlage zahlreicher Pläne und eines Modells des neuen Centralbahnhofs über die im Bau begriffenen neuen Dresdner Bahnhofsanlagen, insbesondere über den gemeinsamen Rangirbahnhof bei Friedrichstadt und den Central-Personenbahnhof nebst dazugehörigem Abstellbahnhof. Das Nähere findet sich im ,,Civilingenieur‘; vom Februar 1895. VII. Hauptversammlungen. Fünfte Sitzung am 12. Juli 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 89 Mitglieder und Gäste. Der Vorsitzende giebt zunächst der Freude Ausdruck, Geh. Hofrath Prof. Dr. A. Töpler zum ersten Male seit seiner schweren Erkrankung wieder im Kreise der Isis begrüssen zu können. Geh. Hofrath Prof. Dr. A. Töpler hält nun einen von zahlreichen, vortrefflich gelungenen Experimenten begleiteten Vortrag über die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen Con- 36 densatorschwingungen in ihrer Anwend ung auf die sogenannten Tesla’schen Versuche. Der Vortrag ist bereits im Januar- Juni- Hefte der Sitzungsber. und Abbandl. der Isis 1894, S. 22—32 abgedruckt. Sechste Sitzung am 27. September 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 24 Mitglieder. Der Vorsitzende theilt der Gesellschaft ein Schreiben ihres Ehren- mitgliedes Dr. Fr. Th eile in Lockwitz mit, worin derselbe für die ihm durch Prof. Dr. G. Helm, Dr. J. Deichmüller und Fabrikant E. Kühnscherf zu seinem 80. Geburtstage überbrachten Glückwünsche der Isis dankt. Vorgelegt wird ein Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den am 5. Juni 1894 verstorbenen Prof. Dr. Karl Theodor Liebe in Gera. Dr. J. Deichmüller gedenkt des im Mai d. J. in Bangkok ver- storbenen Dr. Erich Haase, welcher während seiner Thätigkeit als Assistent am K. zoologischen Museum in Dresden auch unserer Isis näher getreten ist und hier zu wiederholten Malen über die Ergebnisse seiner Forschungen berichtet hat. Prof. Dr. G. Helm feiert in längerer Rede das Andenken des am 8. September 1894 in Charlottenburg verschiedenen Physikers Hermann von Helmholtz und schildert mit warmen Worten des grossen Ge- lehrten unsterbliche Verdienste um die deutsche Wissenschaft. Dr. A. Naumann spricht über den Nährwerth und die Nähr- werthsbestimmungen pflanzlicher Nahrungsmittel. Siebente Sitzung am 17. October 1894. Festsitzung zur Feier des 80. Geburtstages von Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 144 Mitglieder und Gäste. Nachdem bereits am 16. October 1894, dem Geburtstage selbst, eine aus Prof. Dr. G. Helm, Hofbuchhändler H. Warnatz und Dr. J. Deich- müller bestehende Abordnung dem Jubilar ein künstlerisch ausgeführtes Diplom überbracht hatte, das, seine Verdienste in treffenden Worten be- tonend, die Ernennung zum Ehrenmitgliede der Isis ausspricht, versammelte sich am Abend des folgenden Tages die Gesellschaft mit ihren Damen und eine grosse Zahl auserlesener Gäste in den Räumen des K. Belvedere, um Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz im Kreise der Isis selbst zu ehren. Nach den Eröffnungsworten des Vorsitzenden, Prof. Dr. G. Helm, ergreift Prof. Dr. E. Kalkowsky, der Nachfolger des Jubilars auf dem Lehrstuhle an der K. technischen Hochschule in Dresden, das Wort zu dem Festvortrage über die Steinkohlen Sachsens. Unter Hervorhebung der wissenschaftlichen Streitfragen wird der geologische Auf- hau unseres sächsischen Steinkohlengebirges ebenso treffend charakterisirt , wie die wirthschaftliche Bedeutung der Steinkohlen hervorgehoben. Der Einfluss, den die be- vorstehende Erschöpfung der sächsischen Kohlenlager auf unsere Industrie, den schliess- 87 lieh die allmähliche Erschöpfung’ aller auf dem Continent vorhandenen Kohle auf unsere Kultur überhaupt ausüben muss, wird vom Vortragenden ins Auge gefasst und überall Geinitz’ Mitarbeit an diesen Fragen ins rechte Licht gestellt. Geh. Bergrath Prof. Dr. H. Cre ein er- Leipzig verleiht in bewegten Worten dem verehrungsvollen Danke Ausdruck, den die Mitglieder der K. Sächsischen geologischen Landesuntersuchung dem Gefeierten als ihrem Altmeister darbringen, auf dessen unvergleichliche Schaffenskraft diese Anstalt ihr Fundament wesentlich gegründet hat. Nachdem noch der Vorsitzende dem Jubilar im Aufträge der Wiener Geologen eine prächtig ausgestattete Glückwunschadresse überreicht hat, begiebt sich die Versammlung zur Festtafel. Prof. Dr. G-. Helm eröffnet die Reihe der Tafelreden, indem er der festlich ge- hobenen Stimmung der Tafelgenossen beredten Ausdruck verleiht; er schildert, was die Isis dem Jubilar seit fast sechs Jahrzehnten verdankt: geistige Anregung zahlreicher Männer zu wissenschaftlicher Mitarbeit, äussere Förderung nach allen Richtungen. Die Versammlung erhebt sich bei den Schlussworten der Rede, um dem Altmeister seiner Wissenschaft zu huldigen, dem treuen Mitglied der Isis zu danken, den Glückwunsch für sein neuntes Jahrzehnt ihm mit Zuruf und Gläserklang darzubringen. Nachdem Prof. Dr. W. Hempel mit herzlichen, launigen Worten der Gattin und der ganzen, an der Tafel versammelten Familie des Gefeierten gedacht hat, erhebt sich der Jubilar, um in einem Rückblicke auf sein Wirken der mannigfachen Bestrebungen zu gedenken, denen er sich gewidmet hat. Seine Rede klingt in dankbare Anerkennung der von hoher Stelle ihm zu Theil gewordenen Förderung und damit in ein Hoch auf Se. Majestät den König aus. Nach dem Gesänge eines den Jubilar feiernden Tafelliedes und der Verlesung zahlreicher Telegramme beginnt eine Reihe trefflicher musikalischer Darbietungen, an denen sich auch einige Damen der Gesellschaftsmitglieder betheiligen und die ihren Höhepunkt in dem Gesänge von Fräulein Grub finden, deren herrliche Sopranstimme die Hörer zu lebhaftem Beifall hinreisst. Nachdem der Sohn des Jubilars, Prof. Dr. E. Gei nitz- Rostock, die Gesellschaft Isis gefeiert, Prof. Dr. R. Heger auf die Zukunft des noch so rüstigen Jubilars ge- trunken hat, ergreift dieser selbst nochmals das Wort zu einem Hoch auf den Vor- sitzenden der Isis; auch des Secretärs der Isis, Dr. J. Deichmüller, wird mit dankenden Worten gedacht. In einem witzigen Gesänge, einer geologischen Buschiade, verhilftDr. A. Naumann dem musikalischen Humor zu seinem Rechte, Privatdocent Dr. J. Freyberg führt eine die Lachmuskeln reizende Schnitzelbank vor, heitere Tafellieder erhöhen die Feststimmung. Spät erst trennten sich die Festgenossen mit dem Bewusstsein, sich an einem ebenso des Jubilars, wie der Isis würdigen Feste erfrischt zu haben. Achte Sitzung am 29. November 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 30 Mitglieder und Gäste. Nach Wahl der Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1895 (vergl. Zusammenstellung auf S. 39) spricht Oberlehrer Dr. A. Witting über die Messung der Geschwindig- keit von Geschossen und erläutert die Art der Messung an verschie- denen Zeichnungen von Messapparaten. Prof. Dr. G. Helm legt im Anschluss hieran mehrere Mach’sche Originalphotographien fliegender Geschosse vor. Neunte Sitzung am 20. December 1894. Vorsitzender : Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 40 Mitglieder. 38 Der Friedhofs- Ausschuss der Annen- und St. Jacobi- Gemeinden in Dresden tlieilt in einer Zuschrift mit, dass er beschlossen habe, die Frage der Beseitigung des Werner-Denkmals in Löbtau (vergl. Sitzungsber. d. Isis 1893, S. 12) bis auf Weiteres auf sich beruhen zu lassen. Dem- entsprechend beschliesst auch die Gesellschaft, vorläufig von einer weiteren Verfolgung dieser Angelegenheit abzusehen. Dr. P. Reibisch spricht über einige Ergebnisse der methodischen Plankton -Forschung. An der sich anschliessenden Debatte betheiligen sich Prof. Dr. 0. Drude und Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz. Veränderungen im Mitgliederbestände. Gestorbene Mitglieder: Am 24. Marz 1894 starb in Dresden Baurath Moritz Amandus Engelhardt, Betriebs-Oberingenieur a. D. an den K. Sächsischen Staats- bahnen, correspondirendes Mitglied seit 1862. Am 28. März 1894 starb auf seinem Gute Emersleben bei Halberstadt der Oberamtmann Ferdinand Heine, ein bekannter Ornitholog und Besitzer einer der umfangreichsten Vogelsammlungen, über welche er mehrere grössere Werke veröffentlicht hat. Unserer Isis gehörte der Ver- ewigte seit 1863 als Ehrenmitglied an. Am 11. August 1894 verschied in Dresden Astulf Ri g dag Vollborn, Generalmajor z. D., Genie-Director und Director a. D. des topographischen Bureaus im K. Sächsischen Generalstabe, wirkliches Mitglied seit 1867. Am 13. November 1894 starb Privatus Gustav Fuhrmann in Blase- witz, wirkliches Mitglied seit 1891. Am 14. December 1894 starb Prof. Franz Den za, Director des vati- kanischen Observatoriums in Rom, correspondirendes Mitglied seit 1869. Am 21. December 1894 verschied in Dresden im 62. Lebensjahre Baurath Bernhard August Salbach, Premierlieutenant a. D., wirkliches Mitglied seit 1872. Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder: Bein, Wilhelm, Dr. phil., Director des Prometheus in Dresden, am 20. De- cember 1894; Gebhardt, Martin, Realgymnasial-Lehrer und Assistent an der K. tech- nischen Hochschule in Dresden, am 29. November 1894; Ihle, Carl Herrn., Gymnasial- Oberlehrer in Dresden, am 29. November 1894; Renk, F„ Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule in Dresden, am 20. December 1894. Wolf, Curt, Dr. med., Assistent an der K. technischen Hochschule in Dresden, am 20. Decemher 1894. 39 Neu ernannte Eh ren -Mitglieder : Geinitz, Hans Bruno, Dr. phil., Geh. Hofrath, Prof. a. I)., Director des K. mineralogisch- geologischen und prähistorischen Museums in Dresden, wirkliches Mitglied seit 1838, am 16. October 1894; Stäche, Guido, 13 r. phil., K. I\. Oberbergrath, Director der K. K. geo- logischen Reichsanstalt in Wien, correspondirendes Mitglied seit 1877, am 20. December 1894. Neu ernannte correspon dir ende Mitglieder: Kirbach, Fr. Paul, Dr. phil., Lehrer an der Müllerschule in Dippoldis- walde, am 20. December 1894; Schimpfky, Paul Rieh., Lehrer in Lommatzsch, am 29. November 1894. Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bachmann in Plauen i. V., 3 Mk.; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk. ; Ingenieur Carstens, Berlin, 3 Mk. ; Docent Dr. Do ss, Riga, 3 Mk.; Privatus Eisei, Gera, 3 Mk.; Bergmeister Har- tung, Lobenstein, 5 Mk.; Prof. Dr. Hibsch, Liebwerd, 3 Mk.; Bürger- schullehrer Hofmann, Hohenstein -E., 6 Mk. ; Dr. Kirbach, Dippoldis- walde, 3 Mk.; Lehrer Krieger, Königstein, 6 Mk. 5 Pf.; Apotheker Dr. Lange, Werningshausen, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Schneeberg, 3 Mk. 5 Pf.; Prof. Dr. Ludwig, Greiz, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Mehnert, Pirna, 3Mk.; Dr. med. Menzel, Hainitz, 9Mk,; Fabrikbesitzer Dr. Naschold, Aussig, 6 Mk.; Oberlehrer Naumann, Bautzen, 3 Mk.; Stabsarzt Dr. Nau- mann, Gera, 3 Mk.; Dr. Reiche, Constitucion, 3 Mk.; Dr. Rei dem eiste r, Schönebeck, 3 Mk.; Apotheker Schiimp ert, Cölln, 3 Mk.; Oberlehrer Seidel I, Zschopau, 3 Mk. 5 Pf.; Oberlehrer Seidel II, Zschopau, 3 Mk.; Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 Mk. 15 Pf.; Fabrikbesitzer Sie- mens, Dresden, 100 Mk.; Dr. Stauss, Leipzig, 9 Mk.; Oberlehrer Dr. Sterzei, Chemnitz, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Thallwitz, Pirna, 3 Mk.; Betriebsinspector Wiechel, Chemnitz, 3 Mk. 15 Pf.; Dr. med. Wohlfarth, Freiberg, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Wünsch e , Zwickau, 3 Mk. — In Summa 219 Mk. 45 Pf. H. Warnatz. Beamte der Isis im Jahre 1895. Tor stand. Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz. Direetorium Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. Als Sectionsvorstände: Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. W. Hall wachs, Prof. Dr. E. von Meyer, Prof. Dr. H. Nit sehe, Rentier W. Osborne, Oberlehrer K. Wobst. Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller. Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters. T erwaltungsrath. Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. 1. Civilingenieur und Fabrikbesitzer Fr. Siemens, 2. Geheimer Rath Prof. Dr. G. Zeuner, 3. P rivatu s F. Illing, 4. Privatus W. Puts eher, 5. Prof. Dr. G. Helm, 6. Fabrikant E. Kühnscherf. Kassirer: Hofbuchhändler H. Warn atz. Bibliothekar: Privatus K. Schiller. Secretär: Oberlehrer K. Vetters. Sectionsfoeamte. I. Section für Zoologie. Vorstand: Prof, Dr. H. Nitsclie. Stellvertreter: Prof. Dr. R. Eber t. Protokollant: Dr. J. Thiele. Stellvertreter : Institutsdirector A. Thü m e r. II. Section für Botanik. Vorstand: Oberlehrer K. Wobst. Stellvertreter: Dr. B. Schorler. Protokollant: Obergärtner F. Le dien. Stellvertreter: Dr. A. Naumann. III. Section für Mineralogie und Geologie. Vorstand: Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz. Stellvertreter: Prof. Dr. E. Kalkowsky. Protokollant: Dr. H. Francke. Stellvertreter: Dr. W. Bergt. 41 IV. Section für Physik und Chemie. Vorstand: Prof. Dr. E. von Meyer. Stellvertreter: Prof. G. Neubert. Protokollant: Lehrer K. Roder. Stellvertreter: Oberlehrer Dr. G. Schulze. V. Section für prähistorische Forschungen. Vorstand: Rentier W. Osborne. Stellvertreter: Dr. J. Deichmüller. Protokollant: Lehrer 0. Ebert. Stellvertreter: Lehrer A. R. Bergmann. VI. Section für Mathematik. Vorstand: Prof. Dr. W. Hallwachs. Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting. Protokollant: Oberlehrer Dr. J. von Vieth. Stellvertreter: Privatdoeent Dr. J. Freyherg. Redactious - Comite. Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs. Bericht des Bibliothekars. Im Jahre 1894 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit- schriften und Bücher vermehrt: A. Durch Tausch. I. Europ a. 1. Deutschland. Altenburg : Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. Annaber g-Buchholz : Verein für Naturkunde. — IX. Bericht, 1888 — 93. [Aa 50.] Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. — 31. Bericht. [Aa 18.] Bamberg : Naturforschende Gesellschaft. Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jahrg. 35. [Ca 6.] — Abhandl., Heft 1, 1890. [Ca 6P] Berlin : Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 45, Heft 3 und 4; Bd. 46, Heft 1 und 2. [Da 17.] Berlin : Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. — Verhandl., Juli 1893 bis Mai 1894. [G 55.] Bonn : Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandl., 50. Jahrg., 2. Hälfte; 51. Jahrg., 1. Hälfte. [Aa 93.] Brannschiveig : Verein für Naturwissenschaft. Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XIII, Heft 1. [Aa 2.] Breslau : Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 71. Jahresber., 1893. [Aa 46.] Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. — XII. Bericht, 1889 — 92. [Aa 20.] Chenmitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, XI. Jahrg., 1. und 2. Hälfte. [Ec 57.] Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, n. F. VIII. Bd., Heft 3 und 4. — Die Feier des 150jährigen Stiftungsfestes 1893. [Aa 80.] Darmstadt: Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischerVerein. — Notizblatt, 4. Folge, 14. Heft. [Fa 8.] Donaueschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Landestheile. 43 Dresden : Gesellschaft für Natur- uncl Heilkunde. — Jahresber., 1893 — 94. [Aa 47.] Dresden : K. mineralogisch-geologisches Museum. Dresden: K. zoologisches Museum. Dresden: K. öffentliche Bibliothek. Dresden: Verein für Erdkunde. Dresden: K. Sächsischer Alterthumsverein. — Neues Archiv für sächs. Geschichte und Alterthumskunde, Bd. XV. [G 75.] Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil., 1893—94. [Ha 9.] Dresden: K. thierärztliche Hochschule. — Berichte, 38. Jalirg. [Ha 26.] Dresden : K. Sächsische technische Hochschule. — Die Bibliothek der tech- nischen Hochschule Dresden im Jahre 1893. [Je 101.] — Verzeichn, der Vorlesungen für 1894 — 95. [Je 63.] Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. — Mittheil., Jahrg. LI. [Aa 56.] Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein. Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein. Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 78. Jahresber., 1892 — 93. [Aa 48.] Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer. Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — -Jahrbücher, Heft XX. [Aa 263.] Erlangen: Physikalisch -medicinische Societät. — Sitzungsber. , 25. Heft. [Aa 212.] Frankfurt a. M. : Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1894. [Aa 9 a.] Frankfurt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1892 — 93. [Eb 35.] Frankfurt a. 0.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks Frankfurt. — ,, Helios“, 12. Jahrg., Nr. 2 — 12. [Aa 282.] Freiburg i. Br.: Naturforschende Gesellschaft. — Berichte, Bd. 8. [Aa 205.] Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Görlitz: Naturforschende Gesellschaft. Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau- sitzisches Magazin, Bd. 70. [Aa 64.] Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz. — Jahreshefte, Heft 3. [G 113.] Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und Rügen. — Mittheil., 25. Jahrg., 1893. [Aa 68.] Greifswald: Geographische Gesellschaft. Güstrow: Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. — Archiv, 47. Jahrg. [Aa 14.] Halle a. S. : Naturforschende Gesellschaft. Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina, Heft XXIX, Nr. 21-24; Heft XXX, Nr. 1—20. [Aa 62.] Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jahrg. 1894. [Fa 16.] Hamburg : Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jahrg. X, 2. Hälfte. [Aa 276.] Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., III. Folge, 1. Heft, 1893. [Aa 293 b.] 44 Hamburg : Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. Hanau : Wetteranische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. Hannover : Naturhistorische Gesellschaft. — 42. und 43. Jahresber. [Aa 52.] Hannover : Geographische Gesellschaft. Heidelberg : Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F., Bd. V, Heft 2. [Aa 90.] Karlsruhe : Naturwissenschaftlicher Verein. Kassel : Verein für Naturkunde. — Berichte, Nr. XXXIX. [Aa 242.] Kassel : Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. Königsberg i. Pr.: Physikalisch- ökonomische Gesellschaft. — Schriften, 34. Jahrg., 1893. [Aa 81.] Königsberg i. Pr. : Altertums-Gesellschaft Prussia. Landshut: Botanischer Verein. — Bericht 13. [Ca 14.] Leipzig: Naturforschende Gesellschaft. Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über die Verhandl., mathem.-physikal. Klasse, 1893, A4I — IX; 1894, I. [Aa 296.] Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Geologische Specialkarte des Königreichs Sachsen: Sect. Welka-Lippitzsch, Bl. 23/38; Sect. Baruth -Neudorf, Bl. 39/24; Sect. Moritzburg -Klotzsche, Bl. 50; Sect. Dresden, Bl. 66; Sect. Schirgiswalde- Schluckenau, Bl. 70; Sect. Kreischa- Hänichen , Bl. 82; Sect. Königstein -Hohnstein, Bl. 84; mit 7 Heften Erläuterungen. [De 146.] Lübben: Xiederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. — Mittheil., Bd. III, Heft 5 — 8. [G 102.] Lübeck: Geographische Gesellschaft und naturhistor. Museum. Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg. Magdeburg : Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber. und Abhandl., Jahrg. 1893—94, 1. Halbj.; Festschrift zur Feier des 25. Stiftungs- tages, [Aa 173.] Mannheim: Verein für Naturkunde. — 56. — 60. Jahresber. [Aa 54.] Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesummten Naturwissenschaften. — Sitzungsber., Jahrg. 1893. [Aa 266.] Meissen: „Isis“, Verein für Naturkunde. — Beobachtungen der Isis-Wetter- warte zu Meissen im Jahre 1893. [Ec 40.] Münster : Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. — 21. Jahresber., Jahrg. 1892 — 93. [Aa 231.] Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“. Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1893, nebst Abhandl., X. Bd., Heft 2. [Aa 5.] Offenbach: Verein für Naturkunde. Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein. Passau: Naturhistorischer Verein. Posen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Zeitschr. der botan. Abtheil., Heft 1 und 2. [Aa 316.] Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Mittheil., Heft IV, 1892 — 93. [Aa 295.] Regensburg: K. Bayerische botanische Gesellschaft. Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde. Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein. 45 Schneeberg : Wissenschaftlicher Verein. Stettin : Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt. Geflügelzucht, Jahrg. XVIII. [Bf 57.] Stuttgart : Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres- hefte, Jahrg. 50. [Aa 60.] Stuttgart : Württembergischer Altertumsverein. — Württemberg. Viertel- jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 2. Jahrg. [G 70.] Tharandt : Redaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land- wirtsch. Versuchsstationen; Bd. XLII1, Heft 3 — 6; Bd. XLIV ; Bd. XLV, Heft 1 — 4. [Ha 20.] Thorn : Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mittheil., Heft IX. [Aa 145.] Trier : Gesellschaft für nützliche Forschungen. — Jahresber. für 1882—93. [Aa 262.] Ulm : Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahreshefte, 6. Jahrg. [Aa 299.] Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. Weimar : Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 5. Heft. [Ca 23.] Wernigerode : Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften, Vill. Bd., 1893. [Aa 289.] Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 47. [Aa 43.] Würzburg: Physikalisch-medicinisclie Gesellschaft. — Sitzungsber., Jahrg. 1893. [Aa 85.] Zwickau: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1892 u. 93. [Aa 179.] 2. Oesterreich -Ungarn. Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein. — Thätigkeitsbericht für 1887 — 93. [Aa 228.] Bistritz: Gewerbeschule. — XVIII. Jahresber., 1892—93. [Je 105.] Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXXI, und 11. Ber. der meteorol. Commission 1891. [Aa 87.] Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXIII. kot., 11. — 12. füz. ; XXIV. köt., 1. — 10. füz. [Da 25.] Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische Akademie der Wissenschaften. Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jahrg. 1893. [Aa 72.] Hermannstadt : Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. — Verhandl. und Mittheil., XLI1I. Jahrg. [Aa 94.] Iglo: Ungarischer Karpathen-Verein. — Jahrbuch, XXI. Jahrg., 1893. | Aal98.] Innsbruck: Naturwissenschaftlich-medicinischer Verein. — Berichte, XXL Jahrg. [Aa 171.] Klagenfürt: Naturhistorisches Landes-Museum von Kärnthen. — Diagramme der magnet. u. meteorolog. Beobacht, zu Klagenfürt, 1893. “[Ec 64.] Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1893, Nr. 10; 1894, Nr. 1—9. [Aa 302.] Laibach: Musealverein für Krain. Linz: Verein für Naturkunde in Ober-Oesterreich. 46 Linz : Museum Francisco-Carolinmm. — 52. Bericlit nebst der 46. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.| Prag : Naturwissenschaftlicher Verein „Lotos“. — Jahrb. für Naturwiss., n. F., Bd. XIV. [Aa 63. J Prag : K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber., mathem.-naturw. CI., 1893. [Aa 269.] — Jahresber. für 1893. [Aa 270.] P*ag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Pamätky Archaeologicke, dilu XVI, ses. 3—6. [G 71.] Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. Prag: Ceska Akademie Cisare Frantiska Josefa. — Rozpravy, Trida II, Rocnik 2 u. 3. [Aa 313.] — Bulletin international; classe des Sciences mathematiques et naturelles, Nr. I. [Aa 313b.] Pressburg: Verein für Natur- und Heilkunde. Reichenberg : Verein der Naturfreunde. — ’ Mittheil., Jahrg. 25. |Aa 70.] Salzbur q: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXII. und XXXIV. Bd. [Aa 71.] Temesvär: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes- zettudomänyi Füzetek, XVIII. köt. [Aa 216.] Trencsin: Naturwissenschaftliche Gesellschaft für das Trencsiner Comitat. Triest: Museo civico di storia naturale. Triest : Societä Adriatica di scienze naturali. — Bollettino, Vol. XV. [Aa 201.] Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jahrg. 1893, Nr. 22 — 27; 1894, Nr. 1 — 23; Index zu Bd. I — XXVI L [Aa 11.] — Prähistor. Commission, Mittheil., Bd. 1, Nr. 3 u. 4. [G 111.] Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. — Schriften, Bd.. XXXIV. [Aa 82.] Wien: K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. VIII, Nr. 3— 4; Bd. IX, Nr. 1—2. [Aa 280.] Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXIII, Heft 6; Bd. XXIV, Heft 1 — 5. [Bdl.] Wien: K. K. geologische Reichsanstalt. — Verhandl., 1893, Nr. 11 — 18; 1894, Nr. 1-9. [Da 16.] - Abhandl., Bd. XV, Heft 4-6; Bd. VI, 2. Hälfte mit Atlas; Bd. XVH, Heft3. [Da 1.] — Jahrbuch, Bd. 42, Heft 2—4; Bd. 43. [Da 4.] Wien: K. K. geographische Gesellschaft. Wien: K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XL III, 3. — 4. Quartal; Bd. XLIV, 1. — 2. Quartal. [Aa 95.] Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität. — Mittheil., 1893-94. [Aa 274.] Wien: Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. — Jahrbücher, Jahrg. 1892. [Ec 82.J 3. Rumänien. Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome VI, 1891 u. 1892. [Ec 75.] 4. Schweiz. Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., Heft I — VI, 1892. [Aa 317.] 4? Basel : Natur forschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. 9, Heft 3. |Aa 86. ) Bern : Naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., 1892, Nr. 1305 — 1334. [Aa 254.] Bern'. Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der 76. Jahresversamml. zu Lausanne, 1893. [Aa 255.] Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubiindens. — Jahresber., n. F., Jahrg. XXXVII. [Aa 51.] Frauenfeld'. Thurgauische naturforschende Gesellschaft. Freiburg: Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles. St. Gallen'. Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1891—92. [Aa 23.] Lausanne'. Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 3. ser., vol. XXIX, no. 113; vol. XXX, no. 114. [Aa 248.] Neuchatel: Societe des Sciences naturelles. Schaff hausen\ Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitth., Vol. IX, Heft 1—4. [Bk 222.] Sion'. La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles. Zürich'. Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr., Jahrg. 38, Heft 3 — 4; Jahrg. 39, Heft 1 — 2. [Aa 96.] Zürich: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte 1893, Heft 4. [Ca 24.] 5. Frankreich. Amiens : Societe Linneenne du nord de la France. Bordeaux'. Societe des Sciences physiques et naturelles. Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques. Dijon: Academie des Sciences, arts et heiles lettres. Le Mans: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin, tome XXVI, fase. 2 — 3. [Aa 221.] Lyon: Societe Linneenne. Lyon: Societe d’agriculture, d’histoire naturelle et des arts utiles. Lyon: Academie nationale des Sciences, heiles lettres et arts. Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XVIII, no. 1 — 6. [Ba 24.] Toulouse: Societe frangaise de botanique. 6. Belgien. Brüssel: Societe malacozoologique de Belgique. Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 37. [Bk 13.] Memoires II, 1894. [Bk 13b.] Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome XXX— XXXIII. [Ca 16.] Gembloux: Station agronomique de l’etat. Lüttich: Societe geologique de Belgique. 7. Holland. Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“. — Botanisch Jaarbock, 6. Jahrg., 1894. [Ca 21.] Groningen : Naturkundig Genootschap. 48 Hartem : Musee Teyler. Hartem : Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises, tome XXVII, livr. 4—5; tome XXVI [I, livr. 1 — 4. [Aa 257.] 8. Luxemburg. Luxemburg : Societe de botanique. Luxemburg : Institut royal grand-ducal. Luxemburg : Verein Luxemburger Naturfreunde ,, Fauna“. 9. Italien. Brescia : Ateneo. — Commentari per 4 anno 1893. [Aa 199.] Catania : Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, sei*. IV, vol. 6. — Bullettino mensile, fase. XXXIII -XXXV. [Aa 149.] Florenz : R. Instituto. — Pubblicazioni, Section I, vol. 12 — 16; Section II, vol. 11 und 12. [Aa 229. J Florenz : Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXV, trim. 3—4; anno XXVI, trim. 1 — 2. [Bk 193.] Mailand: Societä Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXXIV, fase. 4. [Aa 150.] Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendieonti, ser. 2, vol. XXV. [Aa 161.] — Memorie, vol. XVII, fase. 2. [Aa 167.] Modena : Societä di naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XII, fase. 2. [Aa 148.] Padua: Societä Veneto Trentina di scienze naturali. — Bulletino, tomo V, no. 4. [Aa 193 b.] — Atti, ser. 2, vol. 1, fase. 2; vol. 2, fase. 1. [Aa 193.J Parma: Redazione dell Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino, ser. II, anno XIX, no. 10—12; anno XX, no 1—9. [G 54.] Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Memoire, vol. XIII; Processi verbali, vol. VIII (9. VII. 93); vol. IX (bis 6. V. 94). [Aa 209.] Pom: Accademia dei Lincei. — Atti, rendieonti, ser. 5, vol. II, sem. 2, fase. 12; vol. III, sem. 1 ; sem. 2, fase. 1 — 9. — Rendiconto dell’adunanza solenne del 3. VI. 1894. [Aa 226.] j Rom: R. Comitato geologico dTtalia. — Bollettino, 1893, 4. trim.; 1894, 1. — 3. trim. [Da 3.] Pom: Redazione delle Rassegna delle scienze geologiche in Italia. Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, ser. II, vol. XIII, no. 12; vol. XIV, no. 1—11. [Ec 2.] Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti. Verona: Accademia d’agricoltura, arti e commercio. — Memoire, ser. III, vol. LXIX, no. 2. [Ha 14.] 10. Grossbritannien und Irland. Dublin: Royal geological society of Irland. — Transactions, vol. VII, p. 1. [Da 14.] Edinburg: Scottish meteorological society. — Journal, 3. ser., no. X. [Ec 3.] Glasgoiv: Natural bistory society. — Proceedings and transactions, vol. III, p. 3. [Aa 244.] Glasgoiv: Geological society. — Transactions, vol. IX, p. 2. [Da 15.] 49 Manchester : Geological society. — Transactions, vol. XXII, p. 13—21; vol. XXIII, p. 1—2. [Da 20.] Neiucastle-upon-Tyne : Tyneside naturalists field club, und: Natural history society of Northumberland, Durharn and Newcastle-upon-Tyne. 11. Schweden, Norwegen. Bergen : Museum. Christiania : Universität. — Den norske Nordbavs- Expedition 1876 — 78: Bd. XXII, Zoologie (Ophiuroiden). — Kjerulf, Th.: Beskrivelse af en Kaekke norske Bergarter. [Aa 251.] Christiania : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars- beretning for 1892. [Gr 2.] — Kunst og haandverk fra Norges fortid, Supplement V. [Gr 81.] Stockholm : Entomologiska Eöreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 14, Nr. 1 — 4. [Bk 12.] Tromsoe : Museum. — Aarshefter, XVI; Aarsberetning for 1892. [Aa 243.] TJpsala\ The geological Institution of the university. — Bulletin, vol. 1, no. 2 (1893). [Da 30.] 12. Russland. Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles. — • Bulletin, tome XIV, livr. 3. — Jahresber. für 1893. [Aa 259.] Heising fors: Societas pro fauna et flora fennica. Kharkoiv : Societe des naturalistes ä l’universite imperiale. — Travaux, tome XXVII. [Aa 224.] Kieiv: Societe des naturalistes. Moskau : Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1893, no. 4; annee 1894, no. 1 — 2. [Aa 134.] — Nouveaux memoires, tome XV, livr. 1. [Aa 134 b.] Odessa'. Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome XVIII, p. 1—2. [Aa 256.] Petersburg : Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, t. XIII, fase. 1. [Ca 10.] Petersburg : Comite geologique. — Bulletins, vol. XII, no. 3 — 7. [Da 23.] — Memoires, vol. IV, no. 3. [Da 24.] Petersburg : Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, Jahrg. 1892. [Ec 7.] Petersburg: Academie imperiale des Sciences. — Bulletin, nouv. serie IV, Nr. 1—2. [Aa 315.] Riga: Naturforscher -Verein. II« A m erika. 1. Nord-Amerika. (Canada, Vereinigte Staaten, Mexiko.) Albany: New York state museum of natural history. — Annual report 45—46. [Aa 119.] Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. XII, no. 109; 50 vol. XIII, do. 110 — 114. [Aa 278.] — Amer. Journal of mathematics, vol. XIV, no. 4; vol. XV ; vo]. XVI, no. 1 — 3. [Ea 38.] — Amer. Chemical journal, vol. XIV, no. 8; vol XV; vol. XVI, no. 1 — 6. [Ed 60.] — Studies in histor. and politic. Science, ser. 11., no. 1 — 6, 9—12; ser. 12, no. 1 — 7. [Eb 125.] — Amer. journal of pliilology, vol. XIII, no. 4; vol. XIV; vol. XV, no. 1. [Ja 64.] Berkeley : University of California. — Departement of geology, bulletin, vol. I, no. 1 — 7. [Da 31.] Boston: Society of natural history. — Proceedings, vol. XXVI, p. I. [Aa 111.] — Memoirs, vol. IV, no. 11. [Aa 106.] — Occasional papers, vol. 1. [111b.] Boston : American academy of arts and Sciences. — Proceedings, new ser., vol. XX. [Aa 170.] Buffalo: Society of natural Sciences. Cambridge: Museum of comparative zoology. — Annual report for 1892 — 1893. — Bulletin, vol. XXV, no. 2 — 10. [Ba 14.] Davenport: Academy of natural Sciences. — Proceedings, vol. V, p. 2. [Aa 219.] Halifax: Nova Scotian institute of natural Science. Madison: Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters. — Transactions, vol. IX, p. 1 — 2. [Aa 206.] Mexiko: Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias, tomo VII, cuad. 3 — 12. [Aa 291.] Milwaukee: Wisconsin natural history society. Montreal : Natural history s-ociety. — Canadian record of Science, vol. V, no. 8. [Aa 109.] Neiv-Haven: Connecticut academy of arts and Sciences. New-York: Academy of Sciences. — Annals, vol. VII, no. 6 — 12; vol. VIII, no. 1—4. [Aa 101.] — Transactions, vol. XII, mit Ergänzungen. [Aa 258.] New -York: American museum of natural history. Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, 1893, p. II— III; 1894, p. I. [Aa 117.] Philadelphia: American philosophical society. — Proceedings, vol. XXXI, no. 142; vol. XXXI 1, no. 144. [Aa 283.] Philadelphia: Wagner free institute of Science. Philadelphia: Zoological society. — Annual report 22. [Ba 22.] Pochester: Academy of Science. Pochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. IV — V. [Da 28.] Salem: Essex Institute. — Bulletin, vol. 25, no. 4 — 12; vol. 26, no. 1 — 3. [Aa 163.] Salem: Peabody academy of Science. San Francisco: California academy of Science. — Occasional papers, vol. IV. [Aa 112b.] — Proceedings, vol. III, p. 2. [Aa 112.] St. Louis: Academy of Science. Topeka: Kansas academy of Science. — Transactions, vol. XIII, 1891 — 92 [Aa 303.] Toronto: Canadian institute. — Transactions, vol. IV, p. 1. — 7. annual report. [Aa 222.] Washington: Smithsonian Institution. — Annual report 1891 — 92. [Aa 120.] — Bureau of ethnology, 9. — 10. annual report. [Aa 120 b.] 51 Washington : United States geological survey. — XII. anrnrnl report, 1890 to 1891. [De 120 a.] Washington : Bureau of education. — Report of 1889— 90, vol. I — II. [Je 103.] Washington : Geograph, and geolog. survey of tlie Roeky mountain re- gion. — Contributions to North- american ethnology, vol. VI — VII. [De 120 d.] 2. Süd -Amerika. (Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.) Buenos -Aires: Museo nacional. Buenos -Aires: Museo de La Plata. — Revista, T. III — V. [Aa 308.] Buenos -Air es: Revista argentina de historia natural. Buenos -Aires: Sociedad ei entifica Argentina. — Anales, tomo XXXV, entr. 6; tomo XXXVI— XXXVU. [Aa 280.] Cordoba: Academia nacional de ciencias. — Boletin, tomo XII — XIII. [Aa 208 b.] Rio de Janeiro : Museo nacional. San Jose: Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa-Rica. — Anales, tomo IV. [Aa 297.] Säo Paulo : Commissäo geographica e geologica do estado de S. Paulo. — Boletin, No. 8 — 9. [Aa 305a.] — Dados climatoligicos 1891 — 92. [Aa 305 b.] La Plata : Museum. T.a Plata: Redaction der Revista argentina de historia natural. Santiago de Chile : Deutscher wissenschaftlicher Verein. III. Asien. Batavia : K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor Nederlandsch Indie, Deel 53. [Aa 250.] Calcutta: Geological survey of India. — - Records, vol. XXV[, p. 4; vol. XXVII, p. 1 — 3. [Da 11.] — A manual of the geology of India, 2. edit. 1893. [Da 11b.] — Palaeontologia Indica, sei*. IX, vol. 11, p. 1. [Da 9.] Tokio: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. — Mittheil., Bd. VI, Heft 53 — 54; Supplem. zu Bd. VI. [Aa 187.] IV. Australien, Melbourne : Mining department of Victoria. B. Durch Geschenke. Albert, Fr.: Ueber das Kaugerüst der Makruren. Dissert. 1893. [Bb 60 i.] Allgemeiner deutscher Bäderverband: 2. Versammlung Wiesbaden 1893. [Ha 38.] 52 Altenkirch , G. : Beiträge über die Verdunstungseinrichtungen in der trockenen Geröllfiora Sachsens. Dissert. 1894. [Cc 64.] Barner, Fr.: Kry s tallo grapli i s che Untersuchungen einiger organischer Ver- bindungen. Dissert. [Db 9 3 d .] Barrande , J.\ Systeme silurien du centre de la Boheme. I. Partie: Re- ch er dies paleontologiques, Vol. II i, T. 3. [Dd 3.] Behrens , TU. : Untersuchungen über den Processus uncinatus der Vögel und Krokodile. Dissert. 1880. [Bb 60 g.] Ben- Saude, A.: Ueber den Analcim. Dissert. 1881. [Db 93a.] Bodenstein, E.: Der Seitenkanal von Cottus gobio. Dissert. 1882. [Bb 60 f.] Böhls, J. : Die Mundwerkzeuge der Physopoden. Dissert. 1891. [Bb 60c.] Buchenau, Fr. : Ueber Einheitlichkeit der botanischen Kunstausdrücke und Abkürzungen. Sep. 1893. [Cb 44.] Caracas: Riqueza publica. — Boletin, anno II, t, III, no. 41 — 46, 48 — 57. [Aa. 237 b.] Conwentz, ff.: Bildliche Darstellungen von Thieren, Menschen, Bäumen und Wagen an westpreussischen Gräberurnen. Sep. 1894. [G 131.] Conwentz, ff.: Bericht über die Verwaltung des Westpreuss. Provinzial- Museums in Danzig für 1893. [Ab 82.] Credner, ff.: Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rothliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden, X. Th., 1894. [Dd 108.] Dörr, TU.: Die erste allrussische hygienische Ausstellung, 1893. [Hb 124.] Doss, B.: Künstliche Darstellung von Anatas und Rutil mittelst der Phosphorsalzperle. Sep. 1894. [Db 89 e.] Dove , K.: Das Klima des aussertropischen Südafrika. Dissert. [Fb 131.] Emery, C: Estudios sobre las Hormigas de Costa Rica. [Bk 240.] Fritsch , A. : Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation Böhmens. Bd. III, Heft 3. [Dd 19.] Gaea: Natur und Leben. Jahrg. 30. [Aa 41.] Galle, P. : Ueber die Bahn des am 4. Dec. 1893 vornehmlich in Schlesien beobachteten hellen Meteors. Sep. 1894. [Ea 29 f.] Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz: Ueber Berg und Thal, Nr. 191—201. [Fa 19.] Geinitz, E.: Mittheilungen aus dem Grossherzoglich Mecklenburg, geolo- gischen Landesanstalt. Nr. IV, die Endmoränen Mecklenburgs. Sep. 1894. [De 217b.] Geinitz, E.: XV. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs. 1. Cenoman und unterster Lias bei Remplin. Sep. 1894. [De 152.] Geinitz, E.: Bemerkungen über die Beschaffenheit des Wassers aus Bohr- brunnen. Sep. 1893. [De 217 c.] Girard, ff.: Le deluge devant la critique histoire. [De 223.] Göttingen: Universität; 174 Dissertationen meist chemischen Inhalts [Ed 68.]; diejenigen, welche zoologische, botanische und mineralogische Gegen- stände behandeln, sind in dieser Abtheil, des Berichtes besonders aufgeführt. Gurke , M.: Beiträge zur Systematik der Malvaceen. Dissert. 1892. [Cb 45 f.] ff decket, E. : Natürliche Schöpfungsgeschichte. 5. Aufl. [Ab 28.] (Ge- schenk von Dr. Raspe.) Hauthcd, ff.: Nota sobre un nuevo genero de* filiceos de la formacion Rhetica del Challao. Sep. 1894. [Dd 142.] 53 Henking, H. : Beiträge zur Anatomie, Entwicklungsgeschichte und Biologie von Trombium fuliginosum. Dissert. 1882. [B 60h.] Hibsch, J.: Beiträge /Air Geologie des böhmischen Mittelgebirges, I. Sep. 1894. [De 188 f.] Hoestra, J.\ Die Oro- und Hydrographie Sumatra’ s. [Fb 131b.] Hoffbauer, C. : Beiträge zur Kenntniss der Insektenflügel. Dissert. 1892. [Bb 60k.] Jentzsch, A.: Der F rühlin^seinzug des Jahres 1893. Festschrift. [Cd 112.] Jordan , K: Die Schmetterlingsfauna Göttingens. Dissert. 1885. [Bb 60e.] Jung ck , M.v Flora von Gleiwitz und Umgegend. Dissert. 1889. [Cb 45 d.] Kienitz, M.\ Vergleichende Keimversuche mit Waldbaum-Samen, Dissert. [Cb 45 e.] Klossovsky, A.: Organisation de l'etude climaterique speciale de la Russie. Sep. 1894. [Ec 77a.] Klossovsky, A.: Distribution annuelle des orages ä la surface du globe terrestre. Sep. 1894. [Ec 77 b.] Langemann , L.\ Beiträge zur Kenntniss der Mineralien Harmotom, Phillipsit und Desmin. Dissert. 1886. [Db 93 c.] Laube, G.: Das Alter der Erde. Prag 1894. [De 140 e.] Liebe, K: Die Ueberzahl der Männchen. Sep. 1894. [Bf 55t.] Liebe, K: Ein Lebensbild von E. Fischer. Sep. 1894. [Jb 74.] Lotsy, J.\ Beiträge zur Biologie der Flechtenflora des Hainberges bei Göttingen. Dissert. 1890. [Cb 45 c.] Martin, C. : Ein Beitrag zur Kenntniss fossiler Euganoiden. Dissert. [Db 93 e.] Mehlis, (?.: Der Drachenfels bei Dürkheim a. d. H. Sep. 1894. [G 39 b.] Müller, G.: Beiträge zur Kenntniss der oberen Kreide am nördlichen Harzrande. Dissert. 1888. [Db 93 f.] 0 ekler , A. : Das Krallenglied am Insektenfuss. Dissert. 1890. | Bb 60 b.] Peralta und Alfaro : Katalog archäologischer Objecte der Republik Costa Rica. 1893. [G 133.] Petersburg : Russ. kaiserl. mineralog. Gesellschaft. — Verh., 2. Ser., Bd. 30. [Da 29.] Paleigh: Elisa Mitchell scientific society. — Journal, vol. X. [Aa 300.] Reg , E.: Beobachtungen über den Kuckuk bei Leipzig aus dem Jahre 1893. Sep. 1894. [Bf 65.] Roloff, Fr.: Ueber den Instinkt der Thiere und dessen Bedeutung für die Diätetik. Dissert. 1865. [Bb 60 a.] Sanchez , A.: Observatorio astronomico y meteorojogico. 1892. [Ec 81.] Smith, J.: Die Jurabildungen des Kahlberges bei Echte, Dissert. 1893. [Db 93 g.] Sommer , A.: Ueber Macrotoma plumbea. Dissert. 1884. [Bb 60 d.] Stelzner, A.: Die Diamantgruben von Kimberley. Sep. 1894. [De 214a.] Stauss, TL.: Ueber eine Synthese der Pentamethylen-Dicarbonsäure und Monocarbonsäure. Dissert. 1894. [Ed 67.] Stevenson, JA On the sue of the name „catskill“. Sep. 1893. [De 222 d.] Stevenson, J.: On the origin of the Pennsylvania Anthracite. Sep. 1893. [De 222 ef.] Tautphöus , C .: Ueber die Keimung der Samen bei verschiedener Be- schaffenheit derselben. Dissert. 1876. [Cb 45 a.] Tietschert, C.: Keimungsversuche mit Secale cereale bei verschieden tiefer Unterbringung. Dissert. 1872. [Cb 45 b,] 54 Tschusizu Schmidhoffen : Meine bisherige literarische Thätigkeit 1865 — 1893. [Bf 39 b.] Washington'. Memoirs of the Nationalacademy of Sciences. Yol. VI. [Aa317.] White, Ch. : The relation of biology to geological investigation. 1894. [Del 143 a.] White, Ch.: Cretaceous Invertebrate fossils. [Dd 143b.] Wien: Entomologischer Verein. — Jahresber. III. [Bk 236.] Williams, J. : Ueber den Monte Amiata in Toscana. Dissert. 1887. [Db 93 b. Wolf, Fr.: Licht und Luft, Wasser und Boden der Städte. 1894. [Hb 123. Wulfsberg, N.: Holarrhena Africana. Dissert. 1880. [Cb 45g.l Zetzsche , Prof. Dr. Karl Eduard; Zur Erinnerung an , von M.Voretzsch. 1894. [Jb 73.] C. Durch Kauf. Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jalirg. XXVII. [Gl.] Anzeiger , zoologischer, Jahrg. XVII. [Ba 21.] Bronn' 's Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. II, Abth. 2 (Coelent.), Lief. 9 und 10; Abth. 3, Lief. 17 und 18; Bd. III (Mollusca), Lief. 10 — 14; Supplem. 2. und 3. Lief.; Bd. IV (Vennes), Lief. 31 — 37; Bd. V, Abth. 2 (Crustaceen), Lief. 38 — 40. [Bb 54.] Haechel, E.: Systematische Phylogenie der Protisten und Pflanzen. 1. Theil. [Ab 83.] Hedwigia , Bd. 33. [Ca 2.] Hoernes, M. : Die Urgeschichte des Menschen. [G 132.] Monatsschrift , deutsche botanische, Jahrg. 12. [Ca 22.] Nachrichten , entomologische, Jahrg. 10. (Bk 235.] (Vom Isis-Lesezirkel.) Natur , Jahrg. 43. [Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.) Prähistorische Blätter , Jahrg. VI. [G 112.] Wochenschrift , naturwissenschaftliche, Bd. IX. [Aa311.| (Vom Isis-Lesezirkel.) Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 66, Nr. 5 — 6; Bd. 67, Nr. 1—4. [Aa 98.] Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 12. [Ec 66. J Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. X, Nr. 4 — 5; Bd. XI, Nr. 1—3. [Ee 16.] Zeitschrift , Oesterreichische botanische, Jahrg. 44. [Ca 8.] Zeitung , botanische, Jahrg. 52. [Ca 9.] Geschlossen am 31. December 1894. C. Schiller, Bibliothekar der „Isis“. Zu bequemerer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für Mitglieder der Isis ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag von 3 Mk. können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Bibliothekar entgegen. Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden. 1894. . * I I l'r | | I ; I I ■ ■ ■ 1 I. lieber neue fossile Pflanzenreste vom Cerro de Potosi. Von H. Engelhardt. (Mit Tafel I.) In den Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu Dresden veröffentlichte ich im Jahre 1887 die Bearbeitung einiger fossiler Blattreste (S. 36 — 38, Taf. I) aus Schiefern des Cerro de Potosi in Bolivia, deren Zusendung ich der Güte des Herrn Dr. Ochsenius in Marburg zu danken hatte. In neuerer Zeit kamen mir durch ihn von Herrn Bergwerks- director Braun in Potosi gesammelte Stücke von derselben Localität zu, ebenso von Herrn Bergrath Stelzner in Freiberg solche, die von Herrn Ingenieur A. Gmehling in Huanchaca übermittelt waren und durch Herrn Bergwerksbesitzer Francke in Cassel diejenigen, welche der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London gehören. Aus einer Skizze und einem Profile, beide von Herrn Gmehling her- rührend, ist zu ersehen, dass der Kern des Cerro de Potosi aus Rhyolith besteht, welcher eine mächtige Spalte in den daselbst befindlichen Schiefern*) ausgefüllt und dieselben überdeckt hat. Letztere treten in bedeutender Höhe zu Tage aus; auf der nordöstlichen Seite des Berges sind sie stark zersetzt, auf der südwestlichen enthalten sie fossile Pflanzen- reste „etwa 150 m über der Halde der Mina Forsados“; auf beiden fallen sie nach N. ein. An sie lagert sich grobkörniger Sandstein an, der auf der Ostseite von Gerollen überdeckt wird. In Folgendem gebe ich die Beschreibung der mir bekannt gewordenen Fossilien, helfen sie doch aufs Neue die gewaltige Lücke in der Kenntniss von der tertiären Pflanzenwelt Südamerikas in etwas ausfüllen. Nachdem ich die Bearbeitung der mir zugesendeten Reste bereits vollendet, aber glücklicherweise noch nicht veröffentlicht hatte, über- mittelte mir Herr Dr. Ochsenius die Abhandlung des Herrn Professor N. L. Britton (Columbia College, New-York City): „Note on a collection of tertiary fossil plants from Potosi, Bolivia“, welche in Transactions of the American Institute of Mining engineers erschienen ist, so dass es mir noch möglich wurde, auf sie Bezug nehmen zu können. *) Herr Prof. James F. Kemp liat dieselben einer mikroskopischen Untersuchung’ unterworfen und theilt über diese mit: „A thin section was prepared, and with erossed nicols is seen to be composed in largest part of an isotropic substance, through which are scattered minute feldspar rods. This is undoubtedly a volcanic glass, and the deposit is formed of fine dust, pumiceous in character and very likely water-sorded and deposited. The glass has suffered some devitrification from decay.“ Ges. Isis in Dresden , 1894. — Abh. 1. 4 Beschreibung der fossilen Pflanzenreste. Cryptogamen. Ordnung der Farne. Gattung A er o stich um L. Acrostichum linearifolium nov. sp. Taf. I, Fig. 4. Der Wedel ist linealisch, am Grunde allmählich verschmälert, gestielt, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, in dem unteren Theile hervortretend, gerade, die feinen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, ver- laufen bis zum Rande, sind einfach, bisweilen gegabelt, und stehen ziem- lich entfernt von einander. Mit Wedeln von Acrostichum lineare Fee (Brasilien, Bourbon) stimmt . unser Bruchstück wohl überein. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Gattung Gymnogramme Desv. Gymnogramme (?) sp. Taf. I, Fig. 1. Das vorhandene Fragment ist zu unvollständig und dazu schlecht erhalten, so dass es nur ahnen lässt, was es sein könnte. Der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter vmnig spitzen Winkeln und gabeln sich mehrfach. Es ist leicht möglich, dass der Farnrest mit Gymnogramme trifoliata Desv. (Peru, Brasilien) verwandt ist. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Gattung Lomariopsis Fee. Lomariopsis tertiaria nov. sp. Taf. I, Fig. 3. Der Fieder ist linealisch, am Rande gezähnelt, von einem bis zur Mitte hervortretenden, von da nach der Spitze sich verdünnenden Mittel- nerv durchzogen, von dem zahlreiche feine, meist einfache, selten gegabelte, unter etvras spitzen Winkeln entspringende und bis zum Rande verlaufende zarte Seitennerven ausgehen. Es ist nur ein Fieder erhalten. Nach vorn endigt er in eine Spitze, von der die Kohle abgesprungen ist. Er stimmt genau mit solchen von Lomariopsis sorbifolia L. sp. (Brasilien, Columbien, Guatemala, Antillen) überein und dürfte hieraus auf einen gefiederten Farn zu schliessen sein. Prof. Britton bildet in Fig. 18 unter der Bezeichnung ,,Undeterminedu ein grösseres Stück ab, das hierher zu rechnen ist. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Lomariopsis (?) sp. Taf. I, Fig. 2. Etwa die Hälfte eines Fiederstücks, dem noch dazu der Grund ver- letzt ist, vermag ich nicht mit Sicherheit der Gattung Lomariopsis zuzu- weisen. Es ist ganzrandig und zeigt einen starken Mittelnerv, von dem zahlreiche gegabelte Seitennerven, die den Rand erreichen, unter beinahe rechtem Winkel ausgehen. Sammlung der Freiberger Bergakademie. 5 Gattung Pecopteris Brongn. Pecopteris sp. Taf. I, Fig. 15. Ein Farnrest ist vorhanden, der uns leider zu einer genaueren Be- stimmung keine Handhabe bietet. Der Mittelnerv eines Fieders zeigt auf der einen Seite fiederspaltiges Laub, während es auf der anderen fehlt; die Fiederspaltstücke sind linealisch, an der Spitze gerundet, haben einen unter spitzem Winkel entspringenden, durch die Mitte verlaufenden und nach der Spitze zu sich verdünnenden Nerv; die übrige Nervatur ist ganz unsichtbar. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Phanerogamen. Familie der Gramineen L. Gattung Po a eite s Brongn. Poacites sp. Taf. I, Fig. 5. Ein Stück eines Grasblattes zeigt 16 parallele Nerven. Ich bildete es trotz seiner Werthlosigkeit mit ab, um das Vorhanden- sein von Gräsern zu bezeichnen. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Familie der Taxineen Eich. Gattung Podocarpus Herit. Podocarpus fossilis nov. sp. Taf. I, Fig. 12. Das Blatt ist lederig, linealisch-lanzettlich; der Mittelnerv ist auf der Oberseite etwas vertieft. Podocarpus Lamberti Klotzsch (Brasilien) hat Blätter, welche mit dem fossilen recht wohl verglichen werden können. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Familie der Myriceen L. Gattung Myrica L. Myrica banksioides m. Taf. I, Fig. 6, 7, 14, 17. 1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 36, Taf. I, Fig. 10, 14. — Britto n, Tert. foss. plants from Potosi, S. 8, Fig. 5—8. Die Blätter sind lederig, linealisch -lanzettförmig, scharfgesägt, zuge- spitzt, am Grunde ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, nach der Spitze zu verschmälert, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, ver- laufen bogenförmig und münden in den Randzähnen aus. Es ist mir immer noch nicht möglich, eine jetztweltliche Art zur Vergleichung heranziehen zu können, weshalb die Bestimmung durchaus noch nicht als fest bestimmt anzusehen ist. Von anderwärts gefundenen Tertiärblättern sind die von Myrica polymorpha Schp. — Myricophyllum Zacliariense Sap.^ (vergl. Lesquereux, Cret. and Tert. Fl., Taf. 25, Fig. 1, 2. — Saporta, Etudes s. 1. veget. du Sud-Est de la France. Suppl. I, PI. 5, Fig. 4 — 7) am ähnlichsten. Zum ersten Male ist es möglich gewesen, sie mit dem feineren Netzwerk abbilden zu können. Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi -Compagnie in London: Fig. 14, 17; Sammlung der Freiberger Bergakademie: Fig. 6; Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius: Fig. 7. 6 Myrica Wendtii Britton. Taf. I, Fig. 13. 1892. Britton, Tert. foss. piants from Potosi, S. 8, Fig. 1 — 4, 20. Die Blätter sind lanzettförmig oder länglich-lanzettförmig, breit, spitz oder zugespitzt, am Grunde verschmälert, grob und unregelmässig ge- zähnt; der Mittelnerv tritt hervor, die Seitennerven sind gerade und endigen in den Zähnen. Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London. Myricophyllum sp. Taf. I, Fig. 24. Es erinnert der vorhandene Blattfetzen sehr an Myrica acutiloba Stbg. sp. == Dryandra acutiloba Ung. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Familie der Polygoneen it. Br. Gattung Ruprechtia Rchb. Ruprechtia Braunii nov. sp. Taf. I, Fig. 19. Das Blatt ist etwas lederig, lanzettförmig, zugespitzt, am Grunde verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind sehr zart und bogenläufig. Unser Blatt hat manches Aehnliche von den Blättern der jetztlebenden Ruprechtia laurifolia Mart., doch stimmt es noch mehr mit denen der R. (Triplaris) salicifolia Mey. (Brasilien) überein. Es ist zu Ehren Herrn Braun’s, welcher die an Herrn Consul Dr. Ochsenius gesandten Stücke sammelte, benannt worden. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Familie der Ericaceen Endl. Gattung Gaylussacia H. B. K. Gaylussacia tertiaria nov. sp. Taf. I, Fig. 8, 9. Die Blätter sind etwas lederig, spatelig, linealisch, spitz, über der Mitte am breitesten, gegen den Grund verschmälert, am Rande ein wenig umgebogen, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven gehen unter spitzen Winkeln aus und sind meist verwischt. Die Blätter, von denen ich Anfangs annahm, dass sie einer Leucothoe angehören dürften, bis mich Vergleichungen eines anderen belehrten, sehen aus, als müssten sie starrlich gewesen sein. Bei dem einen Stücke fügte ich den wahrscheinlichen Grund in der Zeichnung hinzu. Das in den Hauptfeldern befindliche und unter der Loupe sichtbare Netzwerk ist sehr fein. Ich vergleiche die Blätter mit denen von Gaylussacia ledifolia Mart. (Brasilien). Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Familie der Saxifrageen Vent. Gattung Weinmannia L. Weinmannia Brittoni nov. sp. Taf. I, Fig. 16. Das Blättchen ist lederig, elliptisch, gezähnt; der Mittelnerv tritt hervor, die wenigen Seitennerven sind sehr zart und entspringen unter spitzen Winkeln. 7 Aehnliche kleine Blättchen hat die in Nordbrasilien heimische Adesmia muricata DC., doch zeigen dieselben keine Seitennerven und dürfen daher nicht in Betracht gezogen werden. Ganz anders ist es mit den Blättchen von Weinmannia cjlabra DC. (Süd-Mexico, Westindien, Guiana, Venezuela, Columbien), welche mit dem unserigen nach allen Richtungen hin überein- stimmen. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Familie der Capparideen Juss. Gattung Capparis L. Capparis multinervis nov. sp. Taf. I, Fig. 18. Die Blätter sind lederig, linealisch, ganzrandig, sehr kurz gestielt; der Mittelnerv ist stark, die unter spitzen Winkeln austretenden Seiten- nerven verlaufen parallel, verbinden sich vor dem Rande in Bogen und treten gleich den Nervillen hervor. Es sind nur Bruchstücke vorhanden, welche aber soviel Ueberein- stimmendes mit Blättern einiger Capparis- Arten ( C . angustifolia H. B. K. von Südmexico, C. Jacobinae Moric. von Brasilien, in erster Linie C. longi- folia SW. von Jamaica, S. Thomas, Antigua) zeigen, dass ich mich ver- anlasst fühlte, sie der genannten Gattung einzureihen. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Familie der Papilionaceen L. Gattung Lonchocarpus H. B. K. Lonchocarpus obtusifolius nov. sp. Taf. I, Fig. 22. Das Blättchen ist länglich -elliptisch, an der Spitze stumpf, ein wenig lederig, ganzrandig; der Mittelnerv ist schwach, die Seitennerven sind fein, entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen ziemlich gerade und verbinden sich vor dem Rande in Bogen. Es ist nur ein Bruchstück, dem der Grund fehlt, vorhanden. Ich vergleiche dasselbe mit den Blättchen von Lonchocarpus obtusus Benth. (Brasilien). Sammlung der Freiberger Bergakademie. Gattung Hedysarum L. Hedysarum bolivianum nov. sp. Taf. I, Fig. 62, 6l3. Die Blättchen sind länglich-umgekehrt-eiförmig, ganzrandig, zart; der Mittelnerv ist etwas gebogen, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen gerade und verbinden sich vor dem Rande in Bogen. Die Blättchen der fossilen Art entsprechen denen des jetzt lebenden Hedysarum (Aeschy nomene) falcatum DC. (Brasilien, Peru, Central-Amerika, warmes Mexico.) Sammlung der Freiberger Bergakademie. Gattung Drepanocarpus Mey. Drepanocarpus Franckei nov. sp. Taf. I, Fig. 36—38. Die Blättchen sind lederig, länglich, gerundet, am Grunde gerundet oder allmählich verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist auf der oberen 8 Seite vertieft, auf der unteren hervortretend, die zahlreichen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen parallel bis zum Rande. Unsere Blättchen stimmen mit denen von Drepanocarpus lunatus Mey. überein (Nord-Brasilien, Guiana, Panama, Nicaragua, Süd-Mexico, West- indische Inseln, tropisches West -Afrika). Ich habe diese Art zu Ehren des Herrn Bergwerksbesitzer Francke in Kassel benannt, welcher sich in hochschätzbarer Weise um Erlangung von Material bemühte. Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London: Fig. 36; Sammlung der Freiberger Bergakademie: Fig. 37, 38. Gattung Des m odium Desv. Desmodium ellipticum nov. sp. Taf. I, Fig. 42 — 44. Die Blätter sind elliptisch, an Spitze und Grund gerundet, ganzrandig, kurzgestielt; der Mittelnerv verschmälert sich allmählich nach der Spitze hin, die Seitennerven verlaufen parallel, sind wenig gebogen und verbinden sich vor dem Rande untereinander. Ich vergleiche sie mit den an Grösse und Gestalt sehr verschiedenen des Desmodium barbatum Benth. ( Hedysarum barbatum L. = TJraria lagocephala DC.), welches eine weite Verbreitung besitzt (Süd- Mexico, Nicaragua, Costa- Rica, Panama, West-Indien, Brasilien, Columbien, Guiana, Peru). Sammlung der Freiberger Bergakademie. Gattung Mach a er i um P. Mackaerium eriocarpoides nov. sp. Taf. I, Fig. 28. Das Blättchen ist lanzettlich, ganzrandig, kurzgestielt, lederig; der Mittelnerv ist gerade, deutlich, die Seitennerven sind fein, entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen gerade oder wenig gebogen und verbinden sich vor dem Rande in Bogen. Man vergleiche das fossile Blättchen mit solchen von Mackaerium eriocarpum Benth. (Brasilien). Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London. Gattung Dalbergia L. Dalbergia antiqua nov. sp. Taf. I, Fig. 23. Die Hülse ist länglich-oval, feingerunzelt, gestielt. Als entsprechende Art könnte Dalbergia riparia Benth. ( Trioptolemaea riparia Mart.) gelten (Nord -Brasilien). Sammlung der Royal Silver-Mine of Potosi- Compagnie in London. Dalbergia cliartacea nov. sp. Taf. I, Fig. 25. Das Blättchen ist etwas lederig, länglich -elliptisch, spitzlich, ganz- randig; der Mittelnerv ist gerade, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen wenig gebogen und parallel. Uebereinstimmung mit Blättchen von Dalbergia variabilis Vog. (Brasilien, Guiana, Peru) findet statt. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. 9 Familie der Mimoseen R. Br. Gattung Sweetia Spr. Siveetia tertiaria m. Taf. I, Fig. 26. 1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 38, Taf. I, Fig. 11. 1892. Sivertia tertiaria. Britto n, Tert. foss. plants from Potosi, S. 4, Fig. 79. Die Blättchen sind eiförmig, wenig lederig, an der Spitze stumpf, etwas ausgerandet; der Mittelnerv ist gerade, am Grunde kräftig und nimmt nach der Spitze zu allmählich an Stärke ab, die Seitennerven ent- springen unter spitzen Winkeln, sind wenig gebogen, vor dem Rande gabelspaltig verbunden, die Maschen des Netzwerkes sind länglich. Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London. Britton rechnet diese Art zu der Gattung Sivertia , mit welcher sie jedoch nicht in Beziehung gebracht werden kann; diese gehört in die Familie der Contorten und nicht in die der Mimosen. Gattung Caesalpinia Bl. Caesalpinict Gmehlingi nov. sp. Taf. I, Fig. 29. Das Blättchen ist länglich, ganzrandig, an der Spitze stumpf, am Grunde einerseits gerundet, andererseits verschmälert, ganzrandig, der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind sehr schwach. Blättchen von Caesalpinia pidcherrima Swartz. stimmen mit den fossilen überein (Brasilien, Guiana, Columbien, Antillen, Mexico, Guatemala, Central- Amerika, Galapagos, Sandwichinseln). Sammlung der Freiberger Bergakademie. Gattung Peltophorum Vogel. Peltophorum membranaceum nov. sp. Taf. I, Fig. 47. Das Blättchen ist schief-länglich, stumpf, am Grunde ungleich, ganz- randig; der Mittelnerv ist fein, die Seitennerven sind zart und entspringen unter spitzen Winkeln. Blättchen von Peltophorum Vogelianum Benth. (Brasilien), unter welchen sich neben gleichhälftigen ungleichhälftige befinden sind von mir zur Vergleichung herangezogen worden. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Gattung CassiaL. Cassia membranacea nov. sp. Taf. I, Fig. 31, 32. Die Blättchen sind häutig, lanzettförmig, zugespitzt (?), am Grunde etwas ungleich, ganzrandig; der Mittelnerv ist fein, die Seitennerven sind zart. Wahrscheinlich gehören beide unvollständig erhaltene Blättchen einer und derselben Art an. Als verwandte jetztweltliche ist Cassia laevigata Willd. (Brasilien, Peru, Columbien, Costa -Rica, Californien, Süd -Mexico) anzusehen. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Cassia chrysocarpoides m. Taf. I, Fig. 30. 1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 37, Taf. I, Fig. 15. — Britton, Tert. foss. plants from Potosi, S. 3, Fig. 29 — 35. 10 Die Blättchen sind umgekehrt - eiförmig , ungleichhälftig, am Grunde schief, an der einen Seite mehr als an der anderen gebogen, ganzrandig; der Mittelnerv ist am Grunde stark und verschmälert sich allmählich nach der Spitze zu, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und sind vor dem Rande untereinander verbunden, das Netzwerk zeigt ge- brochene und untereinander verbundene zarte Nervillen. Britton lag eine grössere Reihe von Blättchen vor, die geeignet sind, den bisherigen Grössen- und Formenkreis derselben zu erweitern. Einige derselben zeigen auch den kurzen Stiel erhalten. Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London. Cassia lignstrinoides m. Taf. I, Fig. 27. 1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 4, Taf. I, Fig. 16. — Britton, Tert. foss. plants from Potosi, S. 4, Fig*. 21 — 27, 46—48. Die Blättchen sind lanzettförmig, spitz, ganzrandig; der Mittelnerv ist am Grunde verhältnissmässig stark und nimmt nach der Spitze zu all- mählich an Dicke ab, die Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln und verbinden sich vor dem Rande in Bogen. Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi -Compagnie in London. Cassia rigididifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 34. Das Blättchen ist starrlich- häutig, breitlich- länglich, stumpf, am Grunde ungleichseitig, ganzrandig; der Mittelnerv verläuft beinahe in der Mitte, die zarten Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln, verlaufen gerade und verbinden sich am Rande in flachen Bogen. Das Blättchenstück, welches uns allein zukam, zeigt sich völlig überein- stimmend mit Blättchen von Cassia mucronata Spgl. (Brasilien). Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Cassia obscura nov. sp. Taf. I, Fig. 50. Das Blättchen ist häutig, ungleichhälftig, stumpf, am Grunde ungleich- seitig, ganzrandig; der Mittelnerv und die Seitennerven sind zart, von letzteren entspringen mehrere am Grunde der einen Seite. Aehnlich sind Blättchen von Cassia rotimdifolia Pers. (Brasilien, Guiana, Columbia, Central -Amerika, Mexico, Westindische Inseln); doch ist bei ihnen der Grund der einen Hälfte mehr herabgezogen, auch sind sie fast immer grösser, weshalb es mir noch zweifelhaft bleibt, ob wirklich das fossile mit ihnen zu vergleichen ist. Gattung Mimosa Ad. Mimosa arcuatifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 52 — 54. Die Blättchen sind klein, häutig, länglich-linealisch, ganzrandig; der Mittelnerv ist fein, die Seitennerven sind verwischt. Die fossilen Blättchen zeigen grosse Aehnlichkeit mit solchen von Mimosa invisa Mart. (Brasilien, Surinam, Costa-Rica, Panama, Süd-Mexico, Westindien); ähnlich sind auch die von Parkinsonia acideata L. und die von Mimosa lapidina Benth. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Mimosa montanoides nov. sp. Taf. I, Fig. 64. Die Blättchen sind häutig, gegenständig, klein, sitzend, schief-länglich- elliptisch, ganzrandig, undeutlich einnervig. 11 Unser Stück entspricht ganz Blättertlieilen von Mimosa montana H. B. K. (Peru). Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Gattung Mimosites Ung. Mimosites sp. Taf. I, Fig. 48, 49. Die Blättchen sind sehr klein, vielpaarig angeordnet, länglich-linealisch, stumpflich. Es ist wohl hier am besten angebracht, obigen Gattungsnamen zu gebrauchen, da die Reste zu klein und unvollständig vorhanden sind, als dass sie mit Bestimmtheit einer jetzt lebenden Art, ja Gattung identisch erklärt werden könnten. Mimosa microcephala Humb. et Bonpl. scheint mir die grösste Uebereinstimmung zu zeigen, doch kommen auch andere Pflanzen wie Mimosa pectinata Kth., Acacia umbellifera Humb. et Bonpl., Calliandra parviflora Benth. etc. in Betracht. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Gattung Acacia T. Acacia tenuifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 45, 46. Die Blättchen sind häutig, länglich, an der Spitze stumpf, ganzrandig; der Mittelnerv verjüngt sich nach der Spitze zu, die überaus zarten Seiten- nerven entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen parallel. Die fossilen Reste entsprechen Blättchen von Acacia pedicellatci Benth. (Brasilien, Bolivia). Sammlung der Freiberger Bergakademie. Acacia uninervifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 10, 11, 20. Die Blättchen sind länglich-lanzettlich, spitz, am Grunde schief; der Mittelnerv ist zart, Seitennerven sind nicht sichtbar. Sehr übereinstimmend finde ich die Phyllodien von Acacia paradoxa DC. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Acacia dimidiato - cor data nov. sp. Taf. I, Fig. 51. Das Blättchen ist sehr kurz gestielt, ungleichseitig-länglich, spitz, am Grunde halbseitig-herzförmig, ganzrandig; der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind verwischt. Die Blättchen von Acacia fasciculata Kunth (. Mimosa fascicidata Benth.) sind sehr ähnlich. (Süd-Mexico.) Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi- Compagnie in London. Gattung Inga PL Inga Ochseniusi nov. sp. Taf. I, Fig. 39, 40. Die Blättchen sind lederig, länglich, am Grunde schief, gerundet, ganzrandig; der Mittelnerv verläuft ausserhalb der Mitte, die Seitennerven sind sehr zart. Nur zwei Blättchen, von denen dem einen die Spitze fehlt, konnten von mir aufgefunden werden. Manches Aehnliche haben sie mit denen von Inga ftabelliformis Mart., doch unterscheiden sie sich von ihnen so- fort durch ihre geringere Grösse; mehr noch stimmen sie mit denen von 12 Pithecolobium diversifolium Benth. überein, am meisten aber mit solchen von Inga Blanchetiana Benth. (Brasilien). Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Gattung Pithecolobium Mart. Pithecolobium tertiarium nov. sp. Taf. I, Fig. 33. Das Blättchen ist etwas lederig, schief-rhombisch, stumpf, ganzrandig; der Mittelnerv ist gerade, zur Spitze hin verfeinert, die Seitennerven ent- springen unter spitzen Winkeln, verlaufen gerade, spalten sich vor dem Rande und verbinden sich daselbst in Schlingen. Es ist nur die obere Hälfte eines Blättchens erhalten geblieben. Trotzdem muss ich dieses mit den in ihrer Gestalt sehr wechselnden Blättchen von Pithecolobium trapezifolium Benth. (Brasilien, Guiana, Columbien) zu- sammenbringen. Denken wir uns das Stück ergänzt, so erhalten wir ein Blättchen, das von solchen der lebenden Art nicht unterschieden werden kann. Dazu kommt die etwas lederige Textur und die völlig gleiche Nervatur. Sammlung der Bergakademie zu Freiberg. Gattung Enter olobium Mart. Enter olobium granäifolium nov. sp. Taf. I, Fig. 60. Das Blättchen ist länglich-sichelförmig, spitz, sitzend, ganzrandig ; der Mittelnerv ist zart und verläuft gerade ausserhalb der Mitte, die Seiten- nerven entspringen unter spitzen Winkeln und sind kaum sichtbar. An unserem Blättchen vermag ich nur einen Seitennerv zu erkennen, die übrigen sind verwischt. Enter olobium Timbouva Mart. (Brasilien) besitzt entsprechende Blättchen. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Enter olobium parvifolium nov. sp. Taf. I, Fig. 61. Das Blättchen ist klein, schmal-linealisch-sichelformig, ganzrandig; der Mittelnerv ist allein sichtbar. Enterolobium Schomburgkii Benth. (Brasilien, Cayenne, Panama) zeigt entsprechende Blättchen. Sammlung der Freiberger Bergakademie. Gattung Platipo dium Vog. Platipodium Potosianum nov. sp. Taf. I, Fig. 41. Das Blättchen ist länglich, an der Spitze gerundet, am Grunde schief, ganzrandig, der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind zart, ge- drängt, entspringen unter spitzen Winkeln, laufen gerade aus und sind am Rande gebogen. Als entsprechende Art kann von mir Platipodium elegans Yog. (Brasilien, Bolivia, Panama) genannt werden, doch ist hervorzuheben, dass der Stiel bei der fossilen Art länger ist als bei der recenten. Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London. Gattung Calliandra Benth. Calliandra ovatifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 56. Das Blättchen ist etwas lederig, eiförmig, ganzrandig; der Mittelnerv verläuft etwas ausserhalb der Mitte, am Grunde entspringen zwei vor dem 13 Rande aufsteigende Nerven, die seitlichen Nerven sind sehr zart, verlaufen gerade und verbinden sich unter einander. Unser Blättchen zeigt mit solchen von Calliandra leptopoda Benth. (Brasilien) sehr grosse Aehnlichkeit. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Calliandra obliqua nov. sp. Taf. I, Fig. 55. Das Blättchen ist schief- länglich, ungleichhälftig, ganzrandig; der Mittelnerv ist nur sichtbar. Bei Calliandra macrocephala Benth. finden wir solche Blättchen. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Pflanzenreste mit unsicherer Stellung. Phyllites Franclcei m. 1887. Engelhardt, Foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 36, Taf. I, Fig. 12. Leider fanden sich wiederum nur unvollständige Reste. Antholithes quinquepartita nov. sp. Taf. I, Fig. 57. Es liegt ein Kelch vor, der einfach und mit fünf kurzen dreieckigen, derben Abschnitten versehen ist; der zusammenhängende mittlere Theil zeigt sich vertieft und lässt die Stelle erkennen, auf welcher der Frucht- knoten aufsass. Es ist mir nicht möglich gewesen, eine sichere Deutung in Hinsicht auf Familie oder Gattung zu geben. Sammlung der Bergakademie zu Freiberg. Carpolites ovoideus nov. sp. Taf. I, Fig. 58. Eine nicht genau zu deutende Frucht liegt vor. Sie ist eiförmig und zeigt unter einer glatten und trocknen Mittelschicht einen anschliessen- den Kern. Sammlung der Bergakademie zu Freiberg. Leguminosites (?) globidaris nov. sp. Taf. I, Fig. 59. Samen, die wohl der Frucht einer der hier beschriebenen Leguminosen angehören dürften, zeigen sich auf einzelnen Stücken ziemlich häufig, mehr noch die von ihnen hinterlassenen Eindrücke. Sie sind etwas flachkugelig, glatt, breit. Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius. Mimosites linearis nov. sp. Taf. I, Fig. 21, 35. Die Blättchen sind länglich, ungleichhälftig, linealisch, spitzlich, am Grunde spitz, ganzrandig; nur der Mittelnerv ist sichtbar. In dem mir zugänglichen recenten Material fand ich keine Art, auf welche ich sie beziehen konnte. II. Die mineralogisch -geologischen Sammlungen der Königlich Technischen Hochschule zu Dresden. Yon H. B. Geinitz. Für die mineralogisch-geologischen Sammlungen der Königlich Tech- nischen Hochschule und das dazu gehörige Inventar vor und seit Er- richtung eines Lehrstuhls für Mineralogie und Geologie im Jahre 1850, welchen ich von jener Zeit an bis Ostern 1894 inne hatte, haben Anfangs zahlreiche Geschenke den wesentlichsten Beitrag geliefert, wie namentlich 1850 eine aus ca. 1820 Exemplaren bestehende Mineraliensammlung des Kaufmanns Becker, ferner 1871 eine stattliche Mineraliensammlung aus dem Nachlasse des verstorbenen Oberstlieutenants von Koppen fels von dessen Erben, wozu in demselben Jahre eine Sendung des Professors Dr. Glocker in Breslau und zahlreiche Gaben eines dankbaren Schülers des Polytechnikums, des jetzigen Professors Ernst Z sch au und vieler anderer Freunde der Hochschule getreten sind. Als Stamm für die geologischen Sammlungen konnte eine 1851 für 350 Thaler erworbene Privatsammlung des Dr. H. B. Geinitz, welche 1400 Arten in ca. 5000 Exemplaren Versteinerungen und 765 Exemplare Gebirgsarten in vier Schränken enthielt, und eine Sammlung von säch- sischen Gebirgsarten aus dem Nachlasse des Geheimen Regierungsraths von Weissenbach dienen, während 1871 durch Ankauf von Versteine- rungen aus dem Nachlasse des Generalstabsarztes Professor Dr. Günther, incl. 4 grosser Wandschränke für 1950 Mark, diese Sammlungen zu der jetzigen, einer technischen Hochschule würdigen Höhe geführt worden sind. Eine hochherzige Schenkung der Wittwe des hiesigen Rechtsanwalts Dr. Richard von Otto, Frau Clara von Otto führte 1885 der Königlich Technischen Hochschule einen grossen Theil der naturhistorischen Samm- lungen des am 26. December 1863 hier verstorbenen früheren Ritterguts- besitzers auf Possendorf Ernst von Otto*) zu und zwar ca. 1000 gute Exemplare von Mineralien und einige 100 Stück geschliffene Gesteins- platten, ferner eine reiche Sammlung von Süsswasser- und Landconchylien, sowie eine ansehnliche Sammlung von Eiern, Seesternen u. s. w., die in den zoologischen Sammlungen der Königlich Technischen Hochschule Auf- nahme gefunden haben. Diesem werthvollen Geschenke folgten 1892 von derselben Dame die Seeconchylien und Korallen der Ernst von Otto’schen Sammlung, in 334 Nummern eines Special-Kataloges, nach, welche bis auf Weiteres noch in den Räumen der geologischen Sammlungen verblieben sind. *) Nekrolog in Sitzungsiber, der Isis, 1864, S. 8. Oes. Isis in Dresden, 1894. — Abh. 2. 15 ln neuester Zeit, Ende 1893, ist für die geologische Sammlung noch eine Reihe zierlicher Versteinerungen aus der Kreide von Rügen ein- gegangen, welche Frau Agnes Laur in Dresden mit grossem Fleiss ge- sammelt und unseren Sammlungen verehrt hat. Unter der grossen Zahl von Freunden, welche durch schätzbare Gaben unsere mineralogisch -geologischen Sammlungen gefördert haben, seien vor Allem hervorgehoben die Herren Oberlehrer Hermann Engel- hardt, Consul Engelmann, 1870, Professor Dr. Friedrich in Zittau, 1880, L. Bürkner, 1880, Consul Russ, 1881, Bergschuldirector Ditt- marsch in Zwickau, Berginspector Wiefel in Stassfurt, 1882, Dr. Reide- ln eist er in Schönebeck, 1882 u. f., Ingenieur 0. Jünger in Copen- hagen, 1885, Professor Bombicci in Bologna, 1885, Professor Dr. von Hantken in Budapest, 1886, und Dr. B. Doss, 1889, worüber die Zu- gangskataloge nähere Auskunft ertheilen. Mit dem Königlich Minera- logischen Museum ist ein lebhafter Tauschverkehr unterhalten worden. Einen werthvollen Bestandteil der geologischen Sammlung bilden die in den Wandschränken aufgestellten Steinarten, welche im Königreiche Sachsen zur Chausseeunterhaltung verwendet werden und als Unterlage für die von H. B. Geinitz und C. Th. Sorge im Juli 1860 veröffentlichte Druckschrift dienen, über welche sich auch mikroskopische Untersuchungen des Professors Möhl in Cassel und Anderer verbreiteten. In den Räumen der Königlich Technischen Hochschule selbst sind mikroskopische Untersuchungen sehr lebhaft in den Jahren 1888 und 1889 von dem damaligen Assistenten für Mineralogie und Geologie Dr. B. Doss betrieben worden. Zur Förderung dieses immer mehr in den Vorder- grund tretenden Zweiges wurden schon früher zahlreiche ausgewählte Dünnschliffe von Gebirgsarten von Voigt & Hochgesang in Göttingen und von anderen Seiten bezogen, sowie auch für Ankauf zweier guter Mikro- skope gesorgt. In ähnlicher Weise wurde auch das Studium der Krystallo- graphie durch Ankauf zahlreicher Krystallmodelle und Anschaffung mehrerer hierzu nöthigen Instrumente und Apparate gefördert. Die optische Rich- tung in Mineralogie und Petrographie und die sogenannte chemische Krystallographie sind seit Ostern 1887 durch den Privatdocenten für Mineralogie und Geologie Dr. Heinrich Vater, späterem Professor an der Königlichen Forstakademie in Tharandt, in besonders dazu eingerich- teten Räumen der Königlich Technischen Hochschule in erwünschter Weise bis Ostern 1894 vertreten worden. Als meine Assistenten für Mineralogie und Geologie fungirten 1886 bis 1887: Dr. Herrn. Hofmann, 1887 — 1888: Dr. Heinrich Vater und Dr. B. Doss, 1888 — 1889: Dr. B. Doss und Dr. H. Francke, 1889 — 1894: Dr. H. Francke mit nur kurzer Unterbrechung. Das Mobiliar für die Sammlungen war Anfangs ein höchst bescheidenes. Der einzige Schrank, welcher nicht nur die Mineralien und Gebirgsarten, sondern zugleich auch chemische Präparate und kleinere physikalische Apparate in den Räumen der Königlich Technischen Bildungs-Anstalt am Jüdenhofe enthielt, ist noch vorhanden. Dann trat ein grosser Mineralien- schrank aus dem Nachlasse des verewigten Directors Professor Seebeck hinzu und mit den vorgenannten durch Schenkungen und Ankäufe er- worbenen Gegenständen folgten auch die alten und mit neuem Anstrich versehenen Schränke nach. Es waren bis zum Jahre 1876 überhaupt nur drei neue Mineralienschränke angefertigt worden, in welchen sich jetzt 16 noch die mineralogischen und geologischen Lehr- und Hauptsammlungen befinden. Mit Uebersiedelung der Sammlungen aus dem alten Polytechnikum am Postplatz in die neuen Räume unserer Königlich Technischen Hochschule stellte sich auch das Bedürfniss zur Aufstellung von Schausammlungen im Interesse der Studirenden heraus, soweit die dafür disponiblen Räume in den Zimmern 81 — 84 genügten. Das Auditorium -Zimmer 81 ist mit den geologischen Karten des Königreichs Sachsen und der angrenzenden Länder- theile von C. Fr. Naumann und B. von Cotta und mit Gebirgsprofilen ausgestattet, das leider unheizbare Zimmer 82 enthält in grossen statt- lichen neuen Schränken eine reiche geologische Sammlung mit den krystallinischen Gebirgsarten und den sedimentären mit ihren Versteine- rungen, nach ihrem geologischen Alter geordnet, ausserdem die schon oben erwähnte werthvolle Sammlung der im Königreiche Sachsen zur Chausseeunterhaltung gebrauchten Gebirgsarten. Daneben befinden sich Modelle eines Gletschers und einer Vulkaninsel von Heim, eines Vulkans von von Hochstetter und ein Modell für Gebirgsverschiebungen von R. Schäfer in München. Das auch für praktische Uebungen und Re- petitionen der Studirenden benutzte Zimmer 83 ist im Wesentlichen mit den Lehrsammlungen für Mineralogie und Geologie, mit einer Studien- sammlung zum selbständigen Gebrauche der Studirenden und einigen kleinen Aufsatz -Schränken zu verschiedenen Zwecken erfüllt. In dem daranstossenden sogenannten Docenten-Zimmer 84 konnte ausser 2 Schreib- tischen für den Professor und einen Assistenten, einem mit vielen Schub- fächern versehenen alten aber sehr brauchbaren Schrank zur Aufnahme von botanischen und zoologischen Vergleichsmaterialien und einem anderen kleinen Schrank mit Aufsatz noch die unentbehrliche Handbibliothek für die mineralogisch-geologische Abtheilung aufgenommen werden. Diese Handbibliothek, über welche ausser dem älteren allgemeinen Zugangskataloge ein besonderer Zugangskatalog für Bücher von 1890 an geführt wird, enthält ausser einigen bei den Lehrmitteln angeführten Schriften 66 mineralogische und 329 geologische Schriften und Karten- werke. Ausserdem ist dafür ein vollständiger Zettelkatalog vorhanden. Bei Anschaffung und der nur langsam fortschreitenden Vermehrung dieser Bibliothek wurde der Grundsatz festgehalten, einerseits nur die als Lehr- mittel wichtigsten und zur Untersuchung der Materialien nothwendigsten Schriften anzuschaffen, andererseits aber geologische Karten herbeizuführen, sei es durch Schenkung oder Ankauf, da unsere Königlich Technische Hochschule die einzige Stelle in Dresden ist, wo für die letzteren eine Centralstelle geschafft werden konnte, zumal an dem Königlich Minera- logisch-geologischen Museum in Dresden bei den vielen anderen Anforde- rungen an dasselbe die Möglichkeit hierzu ziemlich ausgeschlossen war. Als Geschenke sind vornehmlich anzuführen: Die von dem Königlich Sächsischen Finanzministerium herausgegebenen Special-Karten des Königreichs Sachsen mit Erläuterungen, von H. Credner; das grosse Kartenwerk der geologischen Landesuntersuchung von Schweden (Sveriges Geologiska Undersökning), von Director Professor 0. Tor eil (Institut royal geologique de la Suede, Stockholm); zahlreiche Kartenwerke der U. S. Geological Survey, von Director W. Po well in Washington. Unter den Ankäufen sind die bedeutendsten die geologischen Special- karten von Preussen und den Thüringischen Staaten, jene von Eisass- 17 Lothringen, die geognostische Specialkarte von Württemberg, Bayern z. Th., vom Peloponnes und Attika, Italien, Flötzkarten des Ruhr- Steinkohlen- beckens und von Schlesien, des Europäischen Russlands, von Frankreich, Spanien, der Schweiz, England, überhaupt der meisten Länder Europas. Chemische Arbeiten mussten während meiner Wirksamkeit als Pro- fessor der Mineralogie wegen mangelnder Räumlichkeiten hier unter- bleiben, da nur ein kleiner Raum neben der nach dem Boden führenden Treppe zwischen den Zimmern 81 und 82 für die Anbringung eines Schränkchens mit chemischen Reagenzien disponibel war, welchem Uebel- stande bei dem bevorstehenden Neubau unter fachkundiger Leitung meines Nachfolgers leicht abgeholfen werden kann. III. Ucber Allantonema mirabile, Sphärularia bonibi und Heterodera Schacht H. Von Dr. R. Ebert in Dresden. Im 12. Bande der mathematisch-physischen Klasse der Königlich Säch- sischen Gesellschaft der Wissenschaften, No. VIII, findet sich eine Arbeit lind. Leuch art’s über 3 schmarotzende Nematoden. Die Entwicklungs- geschichte derselben, wie sie dort zur Kenntniss gebracht wird, lässt vor Allem erkennen, wie mit dem Uebergange zur parasitischen Lebensweise tiefgreifende Aenderungen der Organisation der betreffenden Thiere ver- bunden sind, und dass daher das Stadium der Würmer, bei denen ja Parasitismus eine besonders häufige Erscheinung ist, ein vortreffliches Mittel bietet, die grosse Anpassungsfähigkeit organischer Materie an ver- änderte Lebensbedingungen kennen zu lernen. Der im Fichtenrüsselkäfer, Hylobius Abietis , schmarotzende wurst- förmige Nematode Allantonema mirabile hat, um durchlässig für die Nähr- flüssigkeit zu werden, seine Körperdecke auf eine ungemein zarte Cuticula beschränkt, Bewegungs- und Empfindungsorgane, die ihm nicht weiter nothwendig sind, zum Schwinden gebracht und fast die ganze innere Körpermasse zu einem Geschlechtsapparate umgewandelt. Anfangs männlich und zur Bereitung von sperma dienend, wird er später weiblich, Eier bereitend, so dass das Thier als ein protandrisclier Hermaphrodit sich charakterisirt. Die Eier entwickeln sich bereits zum Embryo im Mutterleibe, die selbständig ihren Ausgang gewinnen müssen, da keine Muskelkraft im Mutterthier vorhanden ist, die den Geburtsakt vollziehen könnte. Die Embryonen finden nun reichlich Nahrung im Leibe des Wirthes, daher ist ihre Mundöffnung zunächst noch geschlossen. Sie gelangen endlich durch den Mastdarm des Wirthes nach aussen, halten sich hier noch längere Zeit, besonders zwischen Flügeldecken und Rücken desselben auf, legen allmählich den Larvencharakter ab, und aus den früher geschlechtlich indifferenten Parasiten werden frei lebende Ge- schlechtsthiere, die, weit entfernt ihrem Mutterthiere zu gleichen, Form und Bau der echten Nematoden annehmen. Man hat es hier also mit Thieren zu thun, die einen heterogonischen Generationswechsel durchlaufen. Der Unterschied der beiden Geschlechter prägt sich immer mehr aus, und es kommt zur Begattung. Die Nachkommen werden von der frei lebenden Form im Eizustande entlassen, wenn auch in einem schon vor- gerückten Zustande der Furchung. Die hieraus hervorgehenden Embryonen haben so ziemlich Gestalt und Grösse der Embryonen der parasitären G es. Isis in Dresden, 1804. — Abh. 3. 19 Form, ihr Mund aber ist nicht geschlossen wie bei jener, da sie sich selbst- ständig ernähren müssen. Was aus ihnen wird, ist mit voller Sicherheit nicht ermittelt worden, doch neigt Leuckart der Ansicht zu, dass sie als Schmarotzer weiter leben, so dass freie und parasitäre Form sich regel- mässig abwechseln. In Betreff der Benennung des Thieres ist es Leuckart gelungen, einer idealen Namengebung möglichst nahe zu kommen, indem er im ersten Theile des zusammengesetzten Wortes die Form des Thieres, äXXag, die Wurst, im anderen, in vyfia, seine Stellung im System, die Zugehörigkeit zu den Nematoden zum Ausdruck gebracht hat. Der zweite Nematode ist Sphäralaria bornbi , dessen Lebensgeschichte von Leuckart zum Abschluss gebracht worden ist. Dieses Thier schmarotzt als Weibchen in verschiedenen Hummelarten. Es kriecht in die Weibchen letzterer, während sie ihre Winterquartiere aufsuchen, und zeichnet sich besonders durch seine vorgefallene und mächtig entwickelte Geschlechtsröhre aus. Es ist aber nicht nur biologisch und entwickelungsgeschichtlich, sondern auch anatomisch und histologisch ein ungewöhnliches Geschöpf. Die durch den Darmkanal aus den Hummeln ausgewanderten, wurm- formigen Embryonen bedürfen keiner weiteren Nahrung; sie verbrauchen nur die als Körnchen und Ballen in ihrem Verdauungsrohre aufgespeicherten Reservestoffe und gelangen mit diesem Vorrathe zur vollen Geschlechts- reife. Nach der Begattung stirbt das Männchen ab, das Weibchen aber sucht seine Einwanderung in das Wohnthier zu halten, die durch den Mund vor sich zu gehen scheint. Hier angelangt stülpt sich bald die vagina um und bildet einen Schlauch. Nach vollständiger Umstülpung wächst sie um ein Beträchtliches, nimmt den Uterus mit anhängendem Ovarium aus dem Wurmkörper in sich auf, kapselt seinen Innenraum gegen die Leibeshöhle vollständig ab und bringt die auf diese Weise von ihrem ursprünglichen Träger völlig isolirten Organe zur weiteren Aus- bildung. Die auffallendste der hier in Betracht kommenden Veränderungen ist das enorme Wachsthum des Schlauches; in wenig Wochen erfährt er eine 60000 fache Vergrösserung. Und nur der Schlauch ist es, der dieses Wachsthum zeigt; denn der Wurm, der denselben trägt, verändert seine Dimension nur insofern, als er zusammenfällt und wie ein dünner Faden dem Schlauche anhängt, der ihn selbst, von dem er ursprünglich doch nur ein Organ ist, bis auf das 20000 fache übertrifft. Es kommt schliesslich vor, dass sich das Organ von seinem Träger ganz trennt und wie ein überpflanzter Körpertheil gewissermassen dem Organcomplex des Wirthes angehört. Aber nicht nur die schliessliche Grösse des Schlauches, sondern auch seine Entwickelungsphasen sind ungewöhnliche. Die Wandung desselben hat zunächst einen durchaus epithelialen Charakter mit einfacher Zelllage. Ihre Zellen springen halbkugelartig vor, die Oberfläche des Schlauches hat demnach ein höckeriges Aussehen. Sie sind die ursprünglich innere Zellschicht der Scheide, so lange sie noch nicht hervorgestülpt ist, und ungemein klein. Mit der Vergrösserung des Schlauclis aber wachsen sie in das kaum Glaubliche, während ihre Anzahl immer dieselbe bleibt. In der Zahl von 600 bis 650 stehen sie alternirend in 60 bis 70 Querreihen mit etwa 8 bis 10 Zellen in etwa 10 Längsreihen. Ihr buckelartiges Auf- 20 treiben ist vorwaltend eine Folge der Vergrösserung ihrer Zellkerne. Der den Genitalschlauch mit ausfüllende Fettkörper verdankt seine Grössen- zunahme ebenfalls nur der Vergrösserung, nicht der Vermehrung seiner Zellen. Die Dicke der Geschlechtsröhre ist unabhängig von der Entwickelung der Eier. Erst im Hummelkörper geht die Embryonalbildung vor sich; der Embryo erlangt aber seine wurmförmige Gestalt schon vollkommen im Ei. Nach seinem Auskriechen lassen sich alle seine Veränderungen im Hummelkörper auf Wachsthumerscheinungen zurückführen, wozu er auch bereits hier schon keiner weiteren Nahrungsaufnahme bedürftig zu sein scheint. Ein ähnlich interessantes Thier ist der Rübennematode Hetero der a Schachtii Sclimdt. nach den Beobachtungen von Adolf Strub eil. Das Männchen, das eine Grösse bis 1 mm erreicht, trägt alle Merk- male eines echten Nematoden an sich. Eine Eigenthümlichkeit zeigt nur die kappenartige Erhebung am Kopfe. Aus 6 vorspringenden Lamellen bestehend ist sie ein vortrefflicher Bohrapparat, der daher auch nur den freibeweglichen Männchen und den Larven zukommt, während sie den Weibchen und den sessilen Larven fehlt. Cuticula, Subcutanschicht, Haut- schlauch, Excretionsgefäss sind ganz ähnlich den entsprechenden Partien anderer Nematoden. Die Leibeshöhle wird fast vollkommen ausgefüllt durch Darm und Geschlechtsorgane. Der Verdauungsapparat beginnt mit der Mundspalte; ihr folgt das cylindrische Rohr der Mundhöhle, die sich bald birnenförmig erweitert. In sie hinein ragt ein kräftiger Stachel, der ein Stechorgan ist. Der Mundhöhle reiht sich der 3 Mal sich er- weiternde Oesophagus an, dem der cylindrische Darm folgt. Der Ge- schlechtsapparat ist sehr einfach, zwischen keimbereitenden Hoden und Samenleiter ist kaum ein Unterschied wahrzunehmen. Das Weibchen ist in seiner Gestalt einer Citrone zu vergleichen von 0,8 bis 1,3 mm Länge. Der vordere Fortsatz hat die Form eines mit einem Stachel versehenen Flaschenhalses, das hintere Ende trägt in seiner zapfenartigen Hervorragung den Vulvaspalt. Ganz in der Nähe desselben ist der After, der infolge einer Dislocation an diese Stelle gekommen ist, denn ursprünglich liegt er auf der Bauchseite. Die äussere Bedeckung ist wie beim Männchen, nur spärlicher, und besonders ist es der Haut- schlauch, der um so mehr schwindet, je älter das Weibchen wird. Der Darm gliedert sich in die 3 bekannten Abschnitte. Die Kopf kappe fehlt; der Stachel ist länger und schwächer als beim Männchen. Der Genital- schlauch wird, wie gewöhnlich bei Nematoden, von 2 Schläuchen mit ge- meinsamem. Endstück gebildet. Als accessorische Bildung ist ein rundlicher Pfropfen zu erwähnen, der der vagina anhängt und als eine Schutz- einrichtung für entweichende Eier aufzufassen ist. Die zu vollen Geschlechtsthieren sich entwickelnden Embryonen machen interessante Metamorphosen durch und zwar diejenigen, die sich zu Männchen entwickeln, complicirtere, als die zu Weibchen heranreifenden. Nachdem der Embryo mit allen Organen ausgerüstet ist, die zu einem selbständigen Leben befähigen, sprengt er die Eischale und gelangt in den Leib der Mutter, die bereits während seiner Entstehung verstorben ist und ihn nur noch als Schutzhülle umgiebt. Er wandert durch die Vulva in den umgebenden Erdboden als 0,36 mm grosses Würmchen aus, stösst beständig seinen Stachel vor- und rückwärts, um eine Nährpflanze zu 21 finden. Hat er sie gefunden, so wird durch die Stossbewegung des Stachels die Epidermis aufgerissen und der Wurm kriecht in tangentialer Richtung vorwärts. Das centrale Leitbündel der Wurzel bleibt immer unversehrt. Ist er liier zur Ruhe gelangt, so macht er eine Häutung durch und schwillt zu einem plumpen Gebilde an, das keinerlei Bewegung mehr zu erkennen giebt. Nach und nach bauscht sich der Körper unter reichlicher Nahrungs- aufnahme immer mehr auf, so dass die Epidermis der Wurzel allmählich nach aussen vorgewölbt wird. Bis hierher gleichen sich alle Individuen. Während aber nun hei denjenigen, die sich zu Männchen umwandeln, das Wachsthum auf hört, schreitet es bei den anderen weiter fortj die sich nun bald durch das Auf- treten einer Vulva als Weibchen zu erkennen geben. Nach vielfachen Wachsthumvorgängen erreichen sie endlich die oben beschriebene Organi- sation. Bei der ausserordentlichen Ausdehnung des Thieres platzt nun auch die Wurzelepidermis und das Thier tritt mit seinem Hinterende aus der Wurzel aus. In dieser Lage wird wahrscheinlich der Befruchtungsakt vollzogen. Sind die Würzelchen der Pflanzen zu dünn, so kommt es nicht zu einem eigentlichen Entoparasitismus; die Würmer dringen dann nur mit dem Kopfende in die Pflanze ein, die schädliche Einwirkung auf die Pflanze bleibt aber dieselbe. Uebrigens ist die Einwanderung nicht nothwendige Bedingung der Entwickelung. Es ist Dr. Strub eil gelungen, Larven in humusreicher Erde in die späteren Entwickelungsstadien überzuführen. Die Entwickelung des Männchens geht anders vor sich. Es sistirt von einer bestimmten Zeit an seine Nahrungsaufnahme; sein ganzer Inhalt zieht sich von der Chitinwand zurück und umgiebt sich mit einer sehr zarten, biegsamen Membran. Der innere Wurm wird schmäler, die Cuti- cula dicker, ein neuer, kräftiger Stachel bildet sich aus, der Geschlechts- apparat wächst zu einer schlanken Röhre aus und bald sind in ihm Spermatozoen zu erblicken. Bei seinem weiteren Wachsthum muss sich der Wurm in seiner alten Haut krümmen und sieht bald aus wie ein im Ei aufgerollter Embryo. Jetzt sprengt er seine Larvenhülle, durchbohrt die Epidermis der Wurzel, wandert in die Erde aus und sucht das Weibchen. Nach der Befruchtung geht er rasch zu Grunde, so dass seine Ueberreste nicht selten am Eiersacke des Weibchens hängen bleiben. Diese letzte Entwickelung des Männchens vollzieht sich in 4 bis 6 Tagen, während die ganze Entwickelung vom Ei bis zum geschlechtsreifen Thiere 4 bis 5 Wochen in Anspruch nimmt. Im Laufe eines Sommers können demnach bequem 5 bis 6 Generationen auf einander folgen. Schon bei der An- nahme, dass sich 5 Generationen folgen und jedes Weibchen 300 Nach- kommen hat, von denen die Hälfte Weibchen sein mögen, kann ein einziges Pärchen in einem Jahre eine Nachkommenschaft von 151 Milliarden haben. IV. Uebcr die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen Condensatorschwingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla’schen Versuche. Experimental vortrag, gehalten in der naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ am 12. Juli 1894 von Geh. Hofrath Dr. A. Töpler. Berichterstatter Er. Max Töpler*). Hertz hatte bei seinen bahnbrechenden Exp erimentaluntersucliungen, die der Physik ein neues Arbeitsfeld aufschlossen, mit der Schwierigkeit zu kämpfen, in sogenannten linearen Leitern (Drahtleitungen) reine, von störenden Nebenumständen möglichst freie Schwingungen zu erzeugen. Bei späteren Untersuchungen, unter denen vor allen diejenigen von S arasin und De la Rive, ferner Lecher zu erwähnen sind, wurden die Schwierig- keiten überwunden. Der letztgenannte Physiker hat zur Erregung der Schwingungen mit bestem Erfolg einen symmetrisch gebauten Doppol- condensator benutzt. Dasselbe Hülfsmittel hat auch dem Vortragenden in Verbindung mit der Influenzmaschine die besten Dienste geleistet. Nach den Entdeckungen von Helmhol tz, Feddersen, Oettingen und Kirchhoff besteht die Entladung einer Leydner Flasche oder Batterie, wenn der elektrische Widerstand der die Belegungen verbindenden Leitung (des Schliessungsbogens) ein gewisses Maass nicht überschreitet, nicht in einem einmaligen Ausgleiche der entgegengesetzten Elektricitäten, sondern in einer alternirenden (oscillirenden) Bewegung derselben, wobei die Belegungen abwechselnd in entgegengesetztem Sinne geladen und wieder entladen werden**). Der Vortragende veranschaulicht den Prozess durch eine hydrodynamische Analogie. Zwei gleichgrosse am Boden durch eine Röhre communicirende Gefässe seien ungleich hoch mit Flüssigkeit gefüllt und dann der Schwerewirkung überlassen, so dass die Flüssigkeitsspiegel schliesslich in gleicher Höhe zur Ruhe kommen. Ist die Verbindungsröhre *) Der Berichterstatter hatte zusammen mit Herrn Privatdocenten und Adj mieten Dr. J. Freyberg die Vorbereitungen und Ausführungen der mitgetheilten Experimente nach Anleitung des Vortragenden, seines Vaters, zu besorgen; er hat auch mit Zu- stimmung des letzteren, da der Gegenstand ohne Zweifel für Fachleser von Interesse ist, die Beschreibung der Versuche in den Sitzungsberichten übernommen. **) Der Erste, welcher den oscillatorischen Charakter der Condensatorentladungen wenn auch nicht bewiesen, so doch vermuthet zu haben scheint, ist Henry (1842). Ges. Isis in Dresden , 1894. — Abh. 4. 23 sehr eng, so wird die ganze Schwereenergie der ungleich gefüllten Gefässe hei einmaligem Herabsinken der höheren Säule durch Reibung in Wärme umgesetzt; die Bewegung geschieht nur in einem Sinne. Ist das Rohr sehr weit, die Reibung also klein, so schiesst die heruntersinkende Masse gleichsam über das Ziel hinaus; die Flüssigkeit beruhigt sich erst nach mehrmaligem Hin- und Herschwingen, bis endlich alle Schwereenergie durch Reibung in Wärme verwandelt wird. Ganz ähnlich wird die elek- trische Energie der Condensatorentladung in guten Leitern erst durch eine Reihe von Oscillationen in Wärme oder andere Energieformen über- geführt. Freilich vollziehen sich die elektrischen Condensatorschwingungen ganz unvergleichlich rascher, als die der trägen Materie. Bei den Experimenten des Vortragenden mit Hochspannungstransformation kamen Schwingungen in Betracht, von denen Millionen und mehr auf die Secunde zu schätzen sind. Neuerdings hat die Elektrotechnik mit Erfolg von rasch hin- und hergehenden Inductionsströmen (sogen. Wechselströmen) Anwendung ge- macht. Infolge des durch theoretische Untersuchungen festgestellten Umstandes, dass derartige Ströme bei möglichst hoher Wechselzahl (Frequenz) per Secunde gewisse wichtige praktische Vortheile erwarten Hessen, besonders bei gleichzeitiger Anwendung von Transformatoren, bauten Tesla und Ewing magnetoelektrische Wechselstrominductoren mit 30 000, ja 56 000 Stromwechseln. Tesla erkannte aber bald, dass mit den complicirten und kostspieligen, nach bekannten Principien gebauten elektromagnetischen Inductionsmaschinen doch nicht unmittelbar jene hohe Frequenzzahl der Wechselströme zu erreichen sein würde, welche den Physikern in den Condensatorentladungen zu Gebote stand. Er traf daher eine combinirte Anordnung der folgenden Art. Der von einer kräftigen Induktionsmaschine gelieferte Wechselstrom mit mässiger Frequenzzahl (etwa 70 bis 100 genügt vollkommen) wird durch den Primärdraht eines Spannungstransformators geleitet. In den zahlreichen Windungen des Secundärdrahtes wird hierbei ein Wechsel- strom derselben Frequenz von so hoher Spannung inducirt, dass ein mit demselben gespeister einfacher oder Doppel-Condensator Entladungsfunken von einigen Millimetern Schlagweite liefert. Die von der Inductions- maschine mittelst Transformation erzeugten Wechselströme sind bekannt- lich eine sehr ergiebige Elektricitätsquelle, so dass der Condensator bei jedem einzelnen Stromstosse mehrmals rasch hintereinander bis zur Funken- bildung geladen wird, selbst wenn der Condensator aus sehr grossen Leydnerflaschen besteht. So erhält man viele Hundert Condensatorfunken in der Secunde. Jeder einzelne Condensatorfunken löst nun aber im Schliessungsbogen ungeheuer rasche Oscillationen aus, deren Frequenz nach bekannten Formeln aus der Condensatorcapacität und der Beschaffen- heit des Schliessungsbogens annähernd berechnet werden kann. Die so erhaltenen Condensator-Oscillationen (Hochfrequenz-Wechselströme) lassen sich nun wiederum durch Transformation auf sehr hohe Spannung bringen. Zu diesem Zwecke führt man die Oscillationen durch einen zweiten Spannungstransformator. Letzterer liefert dann den Hochspannungs- Wechselstrom. Eine Hauptschwierigkeit, die hierbei überwunden werden musste, lag darin, alle von dem hochgespannten Strome durchflossenen Leitertheile genügend zu isoliren. Zu diesem Zwecke wandte Tesla Oeltransforma- 24: toren an. Er erzielte mit seiner Combination, die er in vielen Städten öffentlich vorzeigte, die überraschendsten Erfolge. Man war in Laien- und Elektroteclmikerkreisen erstaunt über die höchst eigentümlichen Erscheinungen sehr hochgespannter Schwingungen. Freilich hat Tesla mit seinen Versuchen physikalisch wesentlich Neues nicht entdeckt. Aber er hat das Verdienst, die hochgespannten Condensatorschwingungen versuchsweise in die Elektrotechnik eingeführt zu haben. Auch sind manche seiner Versuche physikalisch sehr interessant und lehrreich. Nun haben alsbald einige Physiker (z. B. Eber t*) und Himstedt) bereits angedeutet, dass mit der von dem Vortragenden erfundenen**) vielplattigen Influenzmaschine viele der Tesla’sclien Versuche sich voraus- sichtlich in noch einfacherer Weise würden anstellen lassen. Dies ist in der That der Fall. Die Ausführung der in physikalischer Hinsicht charak- teristischen Tesla’schen Versuche gelingt, wenigstens mit der grossen 60 plattigen Influenzmaschine, so ziemlich vollständig, theilweise sogar mit sehr gutem Erfolge. Freilich liefert diese grosse Influenzmaschine noch lange nicht soviel Elektricität, als eine kräftige Magnetinductionsmaschine. Man muss sich daher mit einem kleineren Maassstabe der Versuche begnügen. Da- für erfordert aber auch die 60scheibige Maschine nur einfachen Handbetrieb (von höchstens 1/8 Pferdekraft), während Tesla zu seinen Versuchen einen Gas- oder Dampfmotor benutzte. Das Schema der von dem Vor- tragenden angegebenen Versuchsanord- nung ist das folgende (vergl. beistehende Figur). Die von dem Influenzmaschinenstrom direct gespeisten Innenbelegungen A1 B 1 zweier Leydner Flaschen entladen sich durch die Funkenstrecke F viele Mal in der Secunde. Bei der vom Vortragenden benutzten Maschine erhält man mit Flaschen mittlerer Grösse leicht gegen 100 Funken von 3 mm Schlagweite in der Secunde. Der dabei entstehende oscillirende Ausgleich der Aussenbeleg- ungen A B wird durch den Transfor- mator D geleitet, dessen Einrichtung *) Zu erwähnen ist eine dank ens wertli e wissenschaftliche Besprechung der Tesla- schen Versuche von Ebert in der „Naturwissenschaftlichen Bundschau“, Jahrg. XI. Derselbe hat bekanntlich im Verein mit E. Wiedemann seit einer Eeihe von Jahren auf dem von Tesla betretenen Gebiete Untersuchungen angestellt. **) Die zu den Experimenten benutzte Influenzmaschine ist nach dem Grundschema gebaut, welches der Vortragende durch Beschreibung und Abbildung bereits publicirt hat, bevor noch die Holtz'sche Maschine bekannt wurde. Die Einrichtung ist aus dem Lehrbuche von Müller- Pouill et -Pfaundler, Bd. III, 1890, zu ersehen, jedoch sind neuer- dings sämmtliche Stromscheiben der Maschine mit Holtz’schen Nebenconductoren ver- sehen worden. 25 später beschrieben wird. Theoretisch kann man die Sache so ansehen, als ob in dem nur durch die Glasdicken der Leydner Flaschen unterbrochenen Leitercyklus Fab D c d F während der Entladungsdauer eines jeden Funkens ein Wechselstrom mit angenähert durch die Rechnung angebbarer Frequenzzahl circulirt. Ein Hauptvortheil der Anwendung der Influenzmaschine für die Demon- stration besteht nun darin, dass sie schon ohne Weiteres einen hoch- gespannten Hochfrequenz- Wechselstrom liefert, der dann nach Bedarf sowohl auf niedrigere als auf viel höhere Spannung transformirt werden kann. Weitere Vorzüge liegen in den Symmetrieverhältnissen, die gerade hier leicht nachweisbar sind. Man erkennt sofort, dass bei der gleich- mässigen Elektricitätszufuhr von + El zu den Innenbelegungen Al B\ wie sie der vielplattigen Influenzmaschine eigen ist, in der Aussenleitung c D b die Influenz elektricitäteji (2. Art) der Aussenbelege fortwährend neutralisirt werden, so dass der Spannungszustand dieser Aussenleitung fast Null bleibt. Erst beim Ausbruch des Funkens in F entstehen starke Potentialdifferenzen in c D b, den oscillatorischen Bewegungen entsprechend. Man kann die An- ordnung aber auch mit einfachem Condensator benutzen, indem man z. B. die Flasche A A 3 durch eine gerade, isolirte Leitung von c bis d ersetzt, oder durch eine Nebenleitung überbrückt. Dann ladet und entladet sich B B1 allein im Kreise F ab c d F, wobei die Oscillationszahl per Secunde un- gefähr im Verhältniss y 2 : 1 abnimmt. Man erkennt aber sofort, dass in diesem Falle die der Aussenbelegung B von der Maschine über d c Db zugeführte — El diese letztere Leiterstrecke mit dem vollen Maschinen- potential schon vor der Funkenbildung statisch ladet. Hierdurch ent- stehen kräftige Influenzwirkungen auf den Secundärkreis x y , welche offenbar, wenn es sich um die reine Beobachtung der Oscillations- wirkungen handelt (z. B. in Geisslerröhren), sehr stören kann*). Nun kann freilich auch im Falle der eben besprochenen einseitigen Condensator- schaltung die Primärleitung von c bis b vor statischen Ladungen im Wesentlichen durch ableitende Verbindung des Punktes c oder b mit der Erde (Gas- oder Wasserleitung) geschützt werden, allein da bei solch einseitiger Inanspruchnahme der Maschine das Potential auf a B1 nicht entsprechend steigt, so erhält man in diesem Falle nicht den vollen Effect der symmetrischen Anordnung. Der Funkenstrom F der Influenzmaschine bedarf übrigens, weil ihm die Aureolenbildung fehlt, der Beihülfe eines Luftgebläses oder der Zer- reissung durch Einwirkung eines Magnetfeldes nicht. Vielleicht ist dieser Umstand an dem verliältnissmässig guten Gelingen der Versuche mit der Influenzmaschine wesentlich mitbetheiligt. Dass der Ausgleich im Schliessungsbogen zwischen A und B in der That ein oscillirender ist, wurde durch folgenden Versuch gezeigt. Wurde in diesen Schliessungsbogen ein Geisslerrohr geschaltet, so zeigte dasselbe das sogenannte Kathodenlicht an beiden Polen; dies erklärt sich daraus, dass bei rasch wechselndem Kathoden- und Anodenlicht an derselben Elektrode schliesslich nur das lichtstärkere und ausgeprägtere Kathoden- licht scheinbar continuirlich sichtbar wird**). Im Gegensätze hierzu zeigte *) Auch bei Hertz’schen Versuchen sind solche einseitige Condensatoranordnungen störend. **) Diese Erscheinung hei Oscillationen ist bekanntlich von E. Wiedeniann und Ebert, genauer untersucht worden. 26 natürlich die einfache Rhumkorff- Entladung hei denselben Röhren ein- seitig Kathoden- und Anodenlicht getrennt. Wer zum ersten Male das Gebiet der sehr raschen Schwingungen be- tritt, der muss die gewöhnlichen Vorstellungen, die er sich im Umgänge mit elektrischen Strömen angeeignet hat, zum Theil ignoriren. Im Laufe der folgenden Experimente wurden denn auch eine Reihe Eigenthümlich- keiten gezeigt, welche nur den hochgespannten, sehr, rasch wechselnden Strömen eigen sind, welche übrigens nach den theoretischen oder prak- tischen Untersuchungen verschiedener Physiker schon früher theils bekannt, theils vorherzusehen waren. Eine besonders eklatante Eigenschaft rasch wechselnder Ströme besteht z. B. darin, dass dieselben häufig den Weg durch schlechte Leiter oder gar Nichtleiter demjenigen durch sehr gute Leiter anscheinend vorziehen; dies zeigte der Vortragende durch folgenden Versuch, der sich den analogen Tesla’schen und E. Thomson’schen Experimenten anschliesst. Ein sehr dicker massiver Kupferbügel a b in Figur 2 von 8 mm Durchmesser und 40 cm Länge setzte den raschen Schwingungen so erheblichen Widerstand entgegen, dass eine bei g als Nebenschluss eingeschaltete Glüh- lampe, deren Widerstand etwa 100 000 mal grösser war als der des Kupferbügels, in lebhaftes Glühen kam. Ein zweiter derartiger Bügel liess sich im Scheitel durch Wegnahme eines dort angebrachten Verbindungs- stückes m unterbrechen, wodurch die Lampe zwar heller leuchtete, aber ohne bei der angewandten Con- densatorschlagweite Schaden zu nehmen, obgleich jetzt sicher der ganze Wechselstrom durch dieselbe ging. Dieses merkwürdige Verhalten erklärt sich aus der bei sehr raschem Stromwechsel ungeheuer an- wachsenden Intensität der sogenannten Extraströme (Selbstinduction), welche wie eine verzögernde Kraft auf die Schwingungen im Bügel wirkt. Diese hat zur Folge, dass, wie insbesondere Stephan mathematisch erwiesen hat, Hochfrequenzströme nicht im ganzen Querschnitt, sondern in einer sehr dünnen Schicht längs der Oberfläche der Leiter fliessen. Letzterer Umstand ist der wesentliche bei obigem Experiment, wie der Vortragende dadurch zeigte, dass er ein nach innen federndes, sehr dünnes Kupferblechband (von nur 0,1 mm Dicke) in der aus Figur 2 ersichtlichen Weise auf den dicken Kupferbügel schob, wodurch die Helligkeit der Lampe sofort sehr auffallend abnahm. Der leitende Querschnitt wird durch die Hinzufügung des Blech- bügels nicht wesentlich yergrössert, wohl aber die Leiteroberfläche; dieser muss daher im Sinne der Stephaifischen Resultate der hauptsächliche Einfluss zugeschrieben werden. Fliessen die Hochfrequenzströme nur in einer äusserst dünnen Oberflächenschicht, so leitet der Bügel nach Hinzu- fügung des Blechstreifens viel besser; die durch die Glühlampe gehenden Zweigströme müssen sehr geschwächt werden, was in der That geschah. Eine zweite nicht minder merkwürdige Eigenthümlichkeit der Hoch- frequenz-Wechselströme besteht in ihrem Verhalten zu Eisenmassen. Es ist bekannt, dass langsam verlaufende Wechselströme (oder Strom- schwankungen überhaupt) in ihren Inductionswirkungen auf Nachbarleiter m Figur 2. 27 (Volta-Induction) durch benachbarte Eisenmassen unterstützt werden. Ein in die Primärspirale eines gewöhnlichen Rhumkorff - Inductoriums ein- geschohenes Eisendrahthündel verstärkt, wie der Vortragende zeigte, das Leuchten einer in die Secundärspirale geschalteten Geisslerröhre ganz auffallend. — Hochfrequenzwechselströme zeigen gerade die umgekehrte Erscheinung, ihre Volta-Induction wird durch Eisenmassen herabgesetzt. Um dies zu zeigen wurde über eine kleine Primärspirale mit nur 10 Win- dungen (4 cm Durchmesser) eines in Guttapercha gehüllten Kupferdrahtes von 2 mm Dicke eine Nebenspirale von nur 3 Windungen desselben Drahtes geschoben, zwischen deren freien Enden eine 5 Kerzenlampe eingeschaltet war. Letztere glühte beim Hindurchleiten der Condensator-Oscillationen durch die Primärspirale lebhaft; wurde in die Achse der letzteren ein Eisenkern eingeführt, so wurde hierdurch das Glühen fast bis zum Er- löschen geschwächt. Nach diesen Versuchen ging der Vortragende zu den mit Zuhülfenahme von Transformation angestellten Hauptversuchen über. Zu diesem Zwecke wurde eine Reihe verschiedener Spulen gebraucht, welche je nach dem gerade stattfindenden Transformationsbedürfnisse paarweise mit einander durch einfaches Ineinanderstecken combinirt wurden. Dieselben waren folgendermassen hergestellt. Auf verschiedene Glasglocken von 26 cm oder 31 cm Durchmesser und 18 cm Höhe des cylindrischen Theiles, welche paarweise in einandergeschoben werden konnten, waren Drahtspiralen auf- gewickelt. Einige dieser Spiralen bestanden aus mehreren, getrennten, parallel-geschalteten Lagen, zur Verminderung der Dämpfung und Selbst- induction. Der Kupferdraht war U/2 bis 2 mm, bei den Secundärspiralen für Höchstspannung nur 1 mm stark und dick mit Guttapercha umhüllt. Vor seinem Aufwickeln wurden die Glasglocken mit Wachs überzogen. Nach beendigtem Wickeln wurden alle Windungen vorsichtig mit Paraffin umgossen. Die Zuleitungsdrähte waren, wo Gefahr der Seitenentladungen nach den Windungslagen bestand, mit Glimmerplatten geschützt. Zunächst zeigte der Vortragende, dass zwischen den Windungen der inducirenden und inducirten Spirale eine merkliche mechanische Wechsel- wirkung, nämlich eine Abstossung entsteht. Ueber dem oberen Ende einer vertikalen Spule von 64 Windungen schwebte conaxial ein geschlossener Aluminiumring, mittelst Seidenfäden von der elastischen Spirale einer Jolly’schen Federwaage getragen. Beim Spiel der Condensator-Oscillationen wurde der Aluminiumring, welcher den Secundärleiter bildete, sehr merklich gehoben; er konnte durch rhytmische Unterbrechung des Maschinen- stromes in sehr lebhafte Schwingungen versetzt werden. Der Vortragende schreibt diese Abstossung der Mitwirkung der Dämpfung zu. Die weiteren mit der Influenzmaschine ausgeführten Versuche ge- stalteten sich nach der vom Vortragenden gewählten Disposition um so interessanter, als der Transformation auf Hochspannungswechselstrom der umgekehrte Fall, nämlich die Hinuntertransformation auf niedrigere Spannung mit entsprechend vermehrter Stromintensität vorausgeschickt wurde, was ja bei den an sich schon hohen Spannungen des Influenz- maschinenstromes keine Schwierigkeit hat. Es war hierzu nur nöthig, im Transformator den Primärdraht aus vielen, den Secundärdraht aus wenigen Windungen bestehen zu lassen. Man erhält in diesem Falle Stromwirkungen, die mit elektrostatischen Maschinen noch nicht beobachtet worden sind. 28 Zunächst dienten hierbei als Primärspule drei parallel geschaltete Lagen von je 28 Windungen. Wurde über diese ein einfacher Kupfer- ring von 8 mm Dicke gehalten, in den eine 5-Kerzenlampe eingeschaltet war, so leuchtete dieselbe schon auf, wenn der King noch 10 cm oberhalb der Primärspule sich befand. Wurde er über die Spule geschoben, so wurde sie weissglühend bis zum Durchbrennen. Wurde als Secundärleitung ein starkes Kupferband benutzt und der Secundärstrom mittels eines Stückes dünnen Eisendrahtes geschlossen, so wurde dasselbe alsbald durchgeschmolzen; eine Eisenfeile an den Kupfer- bandenden gestrichen gab Sprühfunken wie bei einer vielplattigen Accumu- latorbatterie. Für andere Y ersuche dieser Art erwies sich als noch geeigneter eine Secundärleitung, bei der auf einer Glasglocke von 31 cm Durchmesser vier parallel geschaltete Lagen eines in drei Windungen gewickelten 2 mm dicken Kupferdrahtes sich befanden. In diesen Fällen war der Secundär- strom absolut unfühlbar, eine Schlagweite war kaum vorhanden. Ging ein Secundärstrom zwischen zwei Graphitstäben hindurch, deren unterer ein ebenes Ende besass, auf das der obere sich mit einer Spitze durch sein eigenes Gewicht stützte, so entstand eine Art kleines Bogenlicht; ein selbst momentanes Aneinanderbacken der Stifte verhinderte, ähnlich wie bei der sogenannten Contactlampe, die wenn auch geringe Spannung des (stossweisen) Stromes. Ein zugespitzter Eisenstift auf dem ebenen Graphit- stiftende aufstehend zeigte dieselbe Erscheinung unter sehr lebhaften Funkensprühen. Dieselbe Anordnung der Spulen genügte auch, um eine grössere Glühlampe mit 12 cm langem Kohlefaden zu vollem Leuchten zu bringen. Alle diese Pirscheinungen zeigten sich durchaus den Wirkungen starker, aber niedrig gespannter Ströme analog. Wesentlich interessantere Erscheinungen ergaben sich jedoch, falls der schon hochgespannte Strom des Maschinencondensators auf noch viel höhere Spannung transformirt wurde. Zunächst wurden die vorher erwähnten Spulen nur in anderer Schaltungsweise benutzt, d. h. als Primäre dienten 3 vierfache, als Se- cundäre 28 dreifache Windungen. Die hierdurch erhaltene Spannung ist, besonders falls man schon an und für sich hochgespannte Condensator- entladungen benutzt, recht bedeutend. Mit dieser Anordnung wurden elektrische Büschel in der Tesla’schen Weise gezeigt, indem bei einer rückwärts belegten und mit dem einen Pole verbundenen Glasplatte durch Verbindung des anderen Poles mit einer auf der Vorderseite aufgeklebten Stanniolfigur, diese sich mit einem Kranze von Büschelentladungen umgab, welche die unbedeckten Theile der Glasscheibe in zahllosen Strahlen luden und entluden. Für eine Reihe weiterer Versuche erwies sich folgende Spulencombination als zweckmässig. Primär 28 Windungen dreifach, Durchmesser der Spule 26 cm; secundär 64 Windungen einfach, Spulendurchmesser 31 cm. Zu- nächst wurde der eine Pol der Secundärspule zur Erde abgeleitet. Wurde nun der andere Pol von einer isolirt stehenden Person angefasst, welche in der zweiten Hand einen Pol einer Geisslerröhre hielt, so leuchtete diese auf; besonders hell, falls der andere Pol des Rohres noch mit einer kleinen Leiterfläche (hier eine aufgesetzte Kupferblechscheibe von 8 cm Durchmesser) verbunden war. Es schwingt dann die Elektricität aus der Secundärspule durch den Menschen und das Geisslerrohr in deren 29 äusseres Polende und zurück im Rhythmus des sehr raschen Wechsel- stromes. Mit derselben Anordnung wurde dann einer der interessantesten Ver- suche Tesla’s, der mit einer einpoligen Glühlampe gezeigt. Die Her- stellung solcher einpoliger Lampen für Influenzmaschinen versuche ist mit Schwierigkeiten verknüpft. Nach zahlreichen Ver- suchen, die dem Berichterstatter oblagen, gelangte derselbe zu der aus Figur 3 ersichtlichen Form, die sich bewährt hat. Die Platinelektrode mit der Oese a war nach Tesla fast ihrer ganzen Länge nach in Glas ein- geschmolzen, da es sich zeigte, dass die hoch- gespannten Ströme besonders an der Eintrittsstelle die Glühlampe leicht undicht machten. Die Ein- schnürung bei m verhindert, dass ein zu grösser Theil der Elektricität schon aus dem Platindrahte ausstrahlt und so für die Erwärmung der Kohle verloren geht. Die Evacuation mit der Quecksilber- luftpumpe wurde so lange fortgesetzt, bis das Glühen in der unten beschriebenen AVeise eintrat; dann wurde zugeschmolzen. Lag die Zuschmelzungs- stelle am oberen Theile der Birne gegenüber ä;, so wurde dieselbe dort binnen kurzem durchgeschlagen; sie musste daher nach rückwärts verlegt werden haft ist es schliesslich, der Glasbirne eine fast ebene Endfläche zu geben und den Kohlefaden 1 bis 2 cm von derselben entfernt endigen zu lassen. Wird nun a direct oder durch eine isolirt aufgestellte Person mit dem einen Pol verbunden, während der andere mit der Erde verbunden ist, und befindet sich, ähnlich wie bei Tesla, bei F eine leitende Ober- fläche mit merklicher Capacität, so zeigt sich Folgendes. Infolge der hohen Spannung strömt die Elektricität von a durch den Kohlefaden k nach der inneren Oberfläche der Glasbirne, während von F entgegen- gesetzte Elektricität auf die äussere Oberfläche strömt; das Glas wird geladen. Nach einer Halbschwingung hat der Strom sein Zeichen ge- wechselt, die Ladungen des Glases kehren sich um, kurz der Hoch- frequenz-Wechselstrom mit hoher Spannung ladet mit abwechselndem Vorzeichen die als Condensator aufzufassende Glasbirne und schwingt hierbei durch den Kohlefaden, der dadurch ins Glühen kommt. — Es ist nun eine Eigenschaft des Hochspannungswechselstromes, dass er an der Glaswand, gegenüber dem Kohlefadenende (oder überhaupt gegen- über jeder ihn ausstrahlenden Spitze), grosse Wärmewirkungen erzeugt. Es wird daher die Glasbirne rasch sehr heiss. Dies zu verhindern, wurde bei der Demonstration des Versuches mit Erfolg anstatt der Capacität F eine grosse Schale mit Wasser benutzt, in die der ebene Theil der Glas- birne getaucht wurde; noch besser ist der Erfolg, wenn eine zweite da- neben stehende Person die Capacität der Wassermasse durch Eintauchen eines Fingers erhöht. Die Wärmewirkung (Brennen) bei kleiner Ein- und Austrittsstelle des Körpers ist die einzige unangenehme Empfindung beim Durchgänge des hochgespannten Stromes. Bei der beschränkten Strom- menge der 60 plattigen Maschine war es freilich nur möglich, den Kohle- 30 faden bei k auf etwas mehr als Rothgluth zu erwärmen*). Die Ergiebigkeit der angewandten Maschine scheint zum vollen Gelingen des Versuches nicht auszureichen. Dass die mit obigen Spiralen erhaltenen Wechsel- ströme erhebliche Zündkraft besitzen, zeigte sich, indem ein zwischen die beiden Pole gehaltenes Stück Baumwolle sofort in Brand gerieth. Eine noch erheblich höhere Spannung des Secundär -Wechselstromes liess sich durch folgende zu einer Reihe weiterer Versuche benutzten Combinationen erhalten. Als Primärspule dienten zwei parallel geschaltete Lagen von je drei dickdrahtigen Windungen auf einer Glasglocke von 26 cm Durchmesser, als Secundärspule die schon benutzte mit 64 einfachen Windungen etwas dünneren Drahtes. Die Spannung des secundären Stromes wurde hierbei so bedeutend, dass die ganze Secundärspule trotz der Guttapercha- und Paraffinumkleidung von Büschellicht wie mit leuchtendem Spinngewebe umsponnen erschien, mehr noch die freien Enddrähte. Als die Primärschlagweite auf 1,5 cm erhöht wurde, versagte der Transfor- mator den Dienst, indem auf der ganzen Länge der Paraffinhülle ein Funken- spiel überging**). Holz, über das die Transformatorfunken in der Faser- richtung schlugen, wurde gesplittert; über eine benetzte Gypsplatte schlugen bis zu 15 cm lange Funken; zugleich zeigten die Polenden die bekannten Funkenverästelungen. Dass es hierbei trotz der grossen Feuchtigkeit, also Leitfähigkeit der Gypsplatte zu derartigen Funkenentladungen kommt, spricht wieder für den oscillatorischen Charakter der Funken. Der Ver- such erklärt sich nämlich durch die Beschränkung der Leitung auf die Oberfläche. Durch Ueberflihren über mit Graphitpulver ganz schwach be- stäubtes Papier Hessen sich Funkenströme von 30 cm Länge erhalten. Auch das Ueberschlagen der hochgespannten Funken unter Wasser wurde gezeigt. Bekanntlich haben die Experimente mit Hochfrequenz- Wechselströmen auch zu merkwürdigen physiologischen Ergebnissen geführt, welche wohl noch näher zu untersuchen sind. Schon durch die Versuche von D’Arsonval ist bekannt, dass rasch schwingende Ströme auffallender- weise von dem menschlichen Körper beim Durchgänge gar nicht (oder bei kleinen Ein- und Austrittsstellen nur an diesen) unangenehm empfunden werden. Vortragender zeigte dies, indem eine kleine Glühlampe mit sehr dünnem, 2cm langem Kohlefaden in lebhaftes Glühen gerieth, falls sich zwei Personen in den Hochspannungsstromkreis parallel einschalteten. Dies geschah durch Eintauchen der Hände in mit Salzwasser gefüllte Tröge, in die der Strom durch grossplattige Elektroden eintrat; Er- schütterungen wurden bei dem Experimente nicht empfunden. Selbst bei Einschaltung nur einer Person ist die physiologische Wirkung kaum merklich. Die Thatsache erscheint vom physikalischen Standpunkte auf den ersten Blick paradox. Man könnte nämlich die Transformation auf hohe Spannung mittelst des Influenzmaschinenstromes auch ohne Inductions- *) Das Glühen ist von eigentümlichen Erscheinungen begleitet, die auch Tesla beobachtet hat. Der Kohlefaden ist wie mit einer leuchtenden Gashaut überzogen, aus welcher zuweilen blendende Partikel des Fadens hervorsprühen. **) Bei dem benutzten Spiralenpaar war das Transformationsverhältniss etwa 1 : 12 gefunden worden. Die obige maximale Beanspruchung der Secundärspirale entspricht daher etwa 500000 Volt; man sieht, zu welch enormen Spannungen die Influenzmaschine mit genügend isolirtem Transformator führen würde, wenn das volle Maschinenpotential mit Flaschenfunken von 12 bis 15 cm Schlagweite hätte angewandt werden können. 31 spiralen ausführen, indem man entsprechend kleinere Condensatoren wählt, diese aber mit entsprechend grösserer Funkenlänge entladet. Man würde hierdurch sogar zu noch rascheren Schwingungen gelangen, sicherlich würden aber die Entladungen schmerzhaft empfunden werden. Der Wider- spruch löst sich durch die Erwägung, dass die Transformation durch Inductionsspiralen dem in die Secundärleitung geschalteten Körper die Schwingungen des schwach gedämpften Primärstromes aufzwingt, während für den directen Entladungsprozess und dessen Wirkung die Dämpfung im eingeschalteten Körper entscheidet. Es handelt sich um zwei keines- wegs analoge Prozesse. Von Tesla’s sämmtlichen Versuchen haben, neben der Erscheinung an der einpoligen Glühlampe, auf das Laienpublikum wohl wenige solchen Eindruck gemacht, als die im Nachfolgenden beschriebenen. Es handelt sich hierbei um das selbständige Leuchten von Geisslerröhren im Ex- perimentirraume, welcher von den elektrischen Schwingungen durcheilt wird, die von den ausserhalb des Raumes angebrachten Endplatten der Transformatorleitung ausgehen. Tesla hat diese allerdings überraschenden Erscheinungen als Ausgangspunkt einer zukünftigen Zimmerbeleuchtung ins Auge gefasst; freilich muss der Erfolg erst abgewartet werden*). Bei Anwendung der Influenzmaschine konnten diese von Tesla im grössten Massstabe ausgeführten Experimente in kleinerer Form wieder- gegeben werden. Zwei quadratische, vom Transformator gespeiste Zink- platten von 60 cm Seitenlänge, getrennt durch 4 Glasstäbe, bildeten ein würfelförmiges, seitlich offenes Gehäuse, welches isolirt aufgestellt war. In ihm stand ein hölzernes Tischchen und auf demselben mehrere Geisslerrolire mit und ohne Elektroden, deren Enden Kupferblechscheiben von 8 cm Durchmesser trugen. Standen die Röhren in dem Gehäuse, d. h. lief ihre Achse normal zu den Zinkflächen, so leuchteten sie beim Spiel der Oscillationen sofort sehr intensiv auf, obgleich sie mit den Zinkplatten in keinerlei Verbindung standen**). Wurden die Geisslerrohre jedoch auf das Tischchen im Gehäuse hingelegt, so erloschen sie sofort, da jetzt ihre Achsen parallel zu den Zinkplatten waren. Umgekehrt genügte ein einfaches Wiederaufstellen der Geisslerröhren, um sie so zu sagen wieder anzuzünden. (Zu bemerken ist, dass Tesla zur Erhöhung der Leuchtkraft solcher Rohre dieselben mit allerlei stark phosphorescirender oder fluores- cirender Substanzen in Verbindung brachte.) Doch auch ausserhalb des beschriebenen Hauses leuchteten empfindliche Jodröhren bis auf 2 Meter Abstand von demselben, obgleich in diesem Falle bei dem geringen Abstande der Zinkplatten nur die Differenz der Einwirkungen beider wirksam war. (Besonders empfindliche Jodröhren erhält man, falls man als Elektroden zwei lange Platindrähte wählt, die im Geisslerrohre auf 8 bis 10 cm Länge in etwa 1 cm Entfernung parallel nebeneinander laufen.) *) Gerade diese Versuche bieten für den mit hohen Spannungen vertrauten Phy- siker wenig Neues. Der Vortragende erzählte z. B , dass elektrodenlose Vacuumröhren in der Nähe seiner i. J. 1870 in Graz aufgestellten Hochspannungs - Influenzmaschine, welche 70 cm lange Funken lieferte (vergl. T. über „Influenzmaschine und Inductorium“, Elektrotechn. Zeitschrift, Oktober 1882), auf mehrere Meter Entfernung stossweise auf- leuchteten, wenn sie dem geladenen Conductor rasch genähert wurden. Tesla’s Beobach- tung, dass Vaccuumröhren erst dann leicht ansprechen, wenn sie vorher schon erregt waren, ist bekannt und von E. Wiedemann ausführlich beschrieben worden. **) Das Leuchten ist so intensiv, dass es bei Tageslicht gezeigt werden kann. 32 An einer Reihe schöner Geisslerrohre zeigte der Vortragende schliess- lich, dass alle Erscheinungen in Crookes’schen Röhren, Kathodenstrahlen, Phosphorescenz, Fluorescenz etc. durch hochgespannte Wechselströme sich brillant zeigen lassen, wobei natürlich stets Kathodenlicht an beiden Polen sichtbar wird. Zum Schlüsse bemerkt der Vortragende, dass man in einer praktischen Frage Tesla’s Ansichten wohl beistimmen müsse. Wenn die Technik jemals in die Lage kommen sollte, sehr hoch gespannte und zugleich sehr rasche elektrische Schwingungen in Anwendung zu bringen, so würden hierzu nicht Magneto- oder Dynamomaschinen die zweckmässigen Hülfsmittel sein, sondern man würde mit Vortheil elektrostatische Apparate (nach dem Princip der Influenzmaschine) 'einführen. Da aber für die Technik der ökonomische Standpunkt, d. h. die Erzielung möglichst hohen Nutzeffectes hinsichtlich der Arbeitsverwandlung massgebend sei, so werde man diese Maschinen voraussichtlich nicht in der gebräuchlichen, allerdings für physikalische Zwecke günstigen Weise mit Isolatoren und Spitzenkämmen construiren, noch weniger werde man letztere in comprimirter Luft arbeiten lassen, sondern man werde zu denjenigen typischen Formen greifen, welche von der Influenz auf gute Leiter Anwendung machen. Die geschichtliche Entwickelung der Influenzmaschine hat solche Formen bereits aufzuweisen. Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden. 1894. Y. Die Gesteine der ßuinenstätte von Tiahuanaco im alten Peru (Bolivia). Y011 Dr, W. Bergt. (Mit Tafel II.) A. Stübers und M. U hie ’s Werk: Die Ruinen statte von Tiahuanaco*) erörtert auf S. 40 — 43 des Textes das zu den alten Bauwerken von Tia- huanaco verwendete Steinmaterial und tritt insbesondere der Frage nach dessen Herkunft näher. Da hei dem archäologischen Charakter des ge- nannten Werkes den petrographischen Verhältnissen der Gesteine nur ein enger Raum gegönnt werden konnte, schien dem Verfasser eine besondere und eingehendere petrographische Darstellung nicht ungerechtfertigt. In Bezug auf genauere Schilderung der örtlichen Verhältnisse der Ruinen- stätte, der Bauwerke, deren Geschichte und Deutung muss auf das Werk selbst verwiesen werden. Nur einige kurze Bemerkungen mögen dem eigentlichen Gegenstand als Einführung dienen. Auf dem rauhen bolivianischen Hochland, in einer Lage, deren nähere Umgebung jeglichen landschaftlichen Reizes entbehrt, befindet sich ungefähr 20 — 25 km vom Südende des Titicacasees entfernt, zwischen baumlosen Grassteppen in 3897 m Höhe das von Aimarä- Indianern bewohnte Dorf Tiahuanaco. Seine räthselhaften grossartigen Ruinen auf der öden, sturm- durchbrausten Hochebene, inmitten einer heruntergekommenen Bevölkerung, Ruinen, von denen man nur weiss, dass sie schon in der Blüthezeit der Inkaherrschaft verfallen, prähistorisch waren, sind weit und breit berühmt geworden und haben von jeher das Interesse der Reisenden gefesselt. Die Umgebung Tiahuanaco’s zeigt zwei solcher Ruinenstätten, zwei Ruinengruppen. Die eine, grössere liegt östlich 1 km vom Dorfe entfernt, nimmt einen Flächenraum von etwa 10 Hektaren ein und besteht aus dem Berg „El Cerro“, der mit bearbeiteten Steinblöcken bedeckt ist; aus einer grösseren Steinumzäunung von Ak-Kapana, zwei kleineren „El Palacio“ und „El Templo“; aus Mauerresten, unter dem Namen „El Bano del Incau bekannt; einem grösseren und einem kleineren Monoliththor; aus einer grossen ausgearbeiteten Steinplatte, die als Opferstein bezeichnet wird. *) Die Ruinenstätte von Tiahuanaco im Hochland des alten Peru. Eine kultur- geschichtliche Studie auf Grund selbständiger Aufnahmen. Breslau 1892. Berichte in: Globus, LXIV, No. 1, S. 5-40, mit Wiedergabe einiger Abbildungen; Verhandl. d. Ges. für Erdkunde Berlin, XX, 1893, No. 4, S. 247 — 249; Petermann’s Mitth., 1893, Heft 9, S. 131 — 132. Ges. Isis in Dresden, 1894 . — Abh. 5. 3* 36 Die zweite Ruinenstätte, Pumapungu, liegt südlich vom Dorfe Tia- huanaco, ungefähr l1/2 km südwestlich von der ersten, und bedeckt etwa einen Hektar. Den merkwürdigsten Theil derselben bilden Reste von Steinbauwerken; zerstreut liegende ganze oder zerbrochene Blöcke, welche nach Form, Bearbeitung und Grösse eine ausserordentliche Mannig- faltigkeit zeigen; ferner Trümmer von monolithischen Thoren, platten- förmige Steine; eine grosse Zahl kleinerer, regelmässig bearbeiteteter Steine u. a. m. Unverkennbar ist namentlich hier, dass die geplanten Bauwerke nie fertig geworden sind. Allem Anschein nach wurde die Baustätte schon verlassen zu einem Zeitpunkte, als erst einige mächtige Baustücke dem Plane gemäss angeordnet waren, während andere zahl- reiche Baustücke noch wirr durcheinander lagen. Petrographisches. Von diesen Ruinenstätten waren 26 Gesteinsproben zu untersuchen und zwar 7 von fertigen Bauwerken und bearbeiteten Blöcken, 19 von unbearbeiteten Blöcken, welche offenbar noch als Bausteine dienen sollten. Ihrer petrographischen Natur nach sind es: Andesite verschiedener Ausbildung, Dacit, Quarz-Propylit (oder Porphyrit?), Quarzporphyr, Thonschiefer (Halbphyllit), Porphyrtuff, Sandsteine, Conglomerat (sogen. Trümmerporphyr). Da die Andesite besonders in ihrem Aeusseren sehr verschieden von einander sind, seien sie einzeln betrachtet und nach der Bedeutung, welche sie bei den Bauwerken haben, angeordnet. Tri dymitreicher Biotit-Pyroxenandesit bildet das architek- tonisch schönste und künstlerischste Bauwerk, das grosse Monoliththor von Ak-Kapana (3 m hoch, 3,82 breit und 0,42 — 0,48 dick). Es ist ein hellgraues, feinporöses, scheinbar feinkörniges Gestein. Die porphyrische Struktur offenbart sich erst unter dem Mikroskop deut- lich, weil die durchschnittlich 1 mm grossen Feldspäthe wegen ihrer hellen Farbe aus der Grundmasse makroskopisch nicht hervortreten, nur hie und da durch Auf blitzen der Spaltungsflächen sich bemerkbar machen. Als dunkele Gemengtheile erkennt man mit der Lupe Augit und Biotit. Mehr in die Augen fallen dagegen reinweisse, die Grösse von 1 mm selten überschreitende kugelige Gebilde, welche namentlich in den Hohlräumen angetroffen werden und sich unter dem Mikroskop als Tridymitaggregate herausstellen. Mikr.: In der wolkig getrübten Grundmasse sind Augit, Biotit, Plagioklas, vereinzelt braune Hornblende porphyrisch ausgeschieden. Den makroskopisch erkennbaren Tridymitaggregaten fügt das Mikroskop noch zahlreiche kleine Nester und Anhäufungen desselben Minerals hinzu, so dass dieser Andesit als sehr tridymitreich bezeichnet werden muss. Die Grundmasse, grau und bräunlich wolkig, an sehr dünnen Stellen des Präparates farblos durchsichtig, besteht aus winzigen Leisten und 37 Körnchen von Feldspath und schwarzem Erz. Ausser einzelnen Apatit- säulchen betheiligt sich weder Augit noch Glimmer an der Zusammen- setzung der Grundmasse und es herrscht zwischen dieser und den por- phyrischen Ausscheidungen, obgleich dieselben auch geringere Ausdehnung zeigen, ein ausgesprochener Gegensatz. Glas kann wegen der Trübung nicht festgestellt werden; seine Anwesenheit ist aber anzunehmen, zumal da es sich als Einschluss in den porphyrischen Feldspäthen findet. Die letzteren sind klar, Zwillingsstreifung kennzeichnet sie gut als Plagioklase. Undulöse Auslöschung und Schalenbau kommen vor, sind indessen nicht häufig. Einschlüsse können gänzlich fehlen oder besonders in den grösseren Krystallen reichlich vorhanden sein. Der Pyroxen, ölgrün, wenn pleochroitisch ölgrün und röthlich oder gelbbräunlich, zeigt in den Querschnitten meist gute und scharfe Begrenzung durch oo P. oo B oo. oo P qo (110) (010) (100) und nicht selten einfache Zwillinge nach oo P oo (100). Auch gute Endbegrenzung kam zur Beobachtung. Einschlüsse von Magneteisen, Apatit und Glas kann er recht reichlich beherbergen. Quer- gegliederte, mit fahlen Farben polarisirende, an Hypersthen erinnernde Säulen gehörten wegen ihrer schiefen Auslöschung ebenfalls dem monoklinen Augit an. Der Tridymit tritt nur in den bekannten dachziegelähnlichen Aggregaten auf. Pyroxen- Andesit, olivinhaltig. Bearbeiteter Block vom ,,Cerro artificial“ bei Tiahuanaco. Es ist ein schmutzig hell- bis satt mäusegraues, körnig- dichtes Ge- stein, an dem spärlich dunkele, kaum 1 mm grosse Mineralkörner schwer sichtbar sind. Dagegen treten zerstreute, bis 7 mm grosse, rissige Quarze deutlich hervor. Runde Löcher, die namentlich auf der bearbeiteten und roh geglätteten Fläche des Probestückes zahlreicher vorhanden sind, rühren jedenfalls von herausgebrochenen Quarzen her. Das mikroskopische Bild überrascht durch seinen Reichthum an Magnetitanhäufungen, welche entweder unregelmässig rundlich gestaltet sind oder sich durch ihre geradlinigen Grenzen als Pseudomorphosen nach einem anderen Mineral zu erkennen geben. Das letztere ist, nach der langen Säulenform und wenigen leidlichen Querschnitten zu urtheilen, Hornblende. Reste derselben konnten erst nach längerem Suchen in der Mitte zweier solcher Pseudomorphosen entdeckt werden. Körner von lichtgrünlichem bis fast farblosem Augit, welche mit den Magnetit- aggregaten vergesellschaft sind, verdanken ihre Entstehung wohl der Umschmelzung der Hornblende, während grössere, der Magnetitumsäumung entbehrende und krystallographisch gut begrenzte Körner dieses Minerals intratellurische Ausscheidungen sind. Der schiefen Auslöschung nach ist er monoklin, zuweilen recht rissig, neben einheitlichen Individuen kommen Körneraggregate vor. Porphyrischer Feldspath' fehlt nicht ganz, wenn er auch recht selten erscheint. Die Grundmasse ist farblos und besteht aus einem Gewirr einfach verzwillingter, zuweilen fluidal angeordneter winziger Feldspathleisten und dicht gesäeten, fast farblosen, grünlich schimmernden Augit- und schwar- zen Erzkörnchen. Zwischen den Grundmassenfeldspäthen sind wohl zarte farblose Glashäute anzunehmen, wenn deren Gegenwart auch nicht fest- gestellt werden konnte. Recht reichlich ist ferner Rutil in gelbbraunen, 38 stark lichtbrechenden Säulchen und Körnern vorhanden. Quarz kam im Präparat nicht zur Beobachtung. Die lose Verbindung desselben mit der Gesteinsmasse, welche ihn so leicht herausfallen lässt, ferner der Um- stand, dass zwischen ihm und der Gesteinsmasse oft ein schmutzig braunes oder grünliches Häutchen angetroffen wird, macht es wahrscheinlich, dass er dem Gestein eigentlich nicht zugehört, sondern mechanisch a/ufgenom- men ist, eine Erscheinung, die auch anderwärts bei Andesiten beobachtet wurde. (Siehe Zirkel, Petrogr. II, 602). Olivin trat in dem einen Präparat sehr spärlich, in einem anderen wieder reichlicher auf. Er bildet frische, farblose, nur selten auf den Sprüngen durch Eisenoxyd roth gefärbte unregelmässige Körner. Der eben geschilderte Andesit scheint zu einem wohl charakterisirten Typus zu gehören, welcher in den südamerikanischen Anden weitere Ver- breitung besitzt. Mit denselben Eigenschaften ausgerüstete Andesite: mäusegraue Farbe, dicht, ohne porphyrische Ausscheidungen, mit zer- streuten, wahrscheinlich Fremdlingsquarzen, Reichthum an Magnetitpseudo- morphosen, Olivingehalt, Rutilreichthum in der Grundmasse, sind mir be- kannt aus dem Rio Paez bei Huila in Columbien, von der Ebene zwischen Ibaque und dem Rio Gualantai, ferner aus dem Rio Coello ebenfalls in Columbien. Quarzführender Ampliib ol-Andesit (Dacit?), grob porphyrisch. Lose Blöcke auf der Ruinenstätte. Das etwas bröckelige, rauhe Gestein ist durch zahlreiche glasige, rissige, im Mittel 3 — 5 mm, häufig auch 7 mm messende Feldspäthe aus- gezeichnet, welche sich mit ihrer weissen Farbe scharf aus der dunkel- grauen Grundmasse herausheben und das Aussehen des Gesteines be- herrschen. Ihre Durchschnitte sind meist rundlich, kurzrechteckig, seltener lang- und schmalrechteckig. Sie liegen in einer zerstreut porösen dunkel- grauen Grundmasse , welche kleinere schwarze Hornblendesäulen und Biotittafeln reichlich enthält. Die Aehnlichkeit dieses Gesteines mit einem in Südamerika häufigen Dacittypus, z. B. mit dem Dacit von II Barca, Cerros de Sillota, Cerro Chimsachata*) veranlasste, da porphyrischer Quarz zunächst zu fehlen schien, auch mikroskopisch nicht bemerkt wurde, eine genaue Besichtigung der beiden zur Verfügung stehenden Handstücke, und wirklich wurden ganz vereinzelte röthliche porphyrische Quarze gefunden. Es liegt so die Möglichkeit vor, dass unser Gestein ein zufällig quarzarmes Stück eines typischen Dacites ist. Die Grundmasse erweist sich unter dem Mikroskop als ein farbloses Glas, welches aber von winzigsten farblosen und grünlich schimmernden Mikrolithen (0,003 mm) so dicht erfüllt ist, dass sie grauwolkig erscheint. Darin sind spärlich kleine braune Hornblenden und Feldspäthe zweiter Generation eingebettet, letztere gern kurzrechteckig und quadratisch. Rundliche sphärolithartige Gebilde heben sich von der helleren Grund- masse durch ein etwas dunkleres Grau ab, zeigen aber keine Spkärolitli- struktur, sind dickwolkig ohne Einwirkung auf polarisirtes Licht und stellen wahrscheinlich mikrofelsitische Umwandlungsprodukte der Glasbasis *) Beschrieben von F. Rudolph: Beitrag z. Petrogr. der Anden etc. Tsehenn., Min. Petr. Mitth. IX, 269—317. 39 dar. Gleiche Dinge beschreibt Rudolph S. 291. Porphyrisch ausgeschieden finden sich (ausser Feldspath) an erster Stelle Hornblende, gelbbraun- schwarz, in langen schmalen Säulen und dickeren Krystallen ohne Opacit- rand; wenig Biotit, dunkelbraun -hellgelb. Der letztere zeigt vorzügliche Stauchungen, Biegungen, die nebst örtlichen Flusserscheinungen, lang ausgezogenen, gebogenen Blasen im Gesteinsglas ihr Dasein Bewegungen im flüssigen Magma verdanken dürften. 0 eigrüner, monokliner Augit ist nur spärlich vorhanden und spielt die Rolle eines Uebergemengtheiles. Der porphyrische Feldspath zeigt scharfe krystallographische Umrisse oder infolge nachträglichen Abschmelzens runde Gestalten, wie sie sonst dem Quarz eigen sind. Auffällig ist an ihm zuweilen fleckiges oder streifenweises Polarisiren, welches gleichsam die polysynthetische Ver- zwillingung in unvollkommener Weise, ohne scharfe Grenzen und Nähte nachahmt. An schönen farblosen Glaseinschlüssen mit Blase ist er ausser- ordentlich reich. Zonenstruktur kommt häufig erst zwischen gekreuzten Nicols zur Erscheinung. Eine Bestimmung des specifischen Gewichtes mittels Thoulet’sch er Lösung ergab für einen kleineren, aber nicht unbeträcht- lichen Theil des angewandten Feldspathes das mittlere Eigengewicht von 2,655, was einem Kalknatronfeldspath der Oligoklasreihe — für den grösseren Theil 2,682, das einem der Andesinreihe entspricht. Quarz kam im Schliff nicht zur Beobachtung. An Erz ist das Ge- stein arm. Neben wenigen Magnetitkörnchen bleibt nur noch Apatit in scharfen Säulchen zu erwähnen. Biotit-Amphibolandesit, augitführend, grob porphyrisch. Lose Blöcke auf der Ruinenstätte. Dieser Andesit, äusserlich trachytähnlich, hellgefärbt, rauh, feinporös, sehr bröckelig, stellenweise mit bimssteinartiger Grundmasse, zeichnet sich wie der vorige durch seinen Reichthum an grossen weissen glasigen, häufig schon makroskopisch deutlich gestreiften Feldspäthen aus, welche durchschnittlich 5 und 6 mm, aber auch 10 und 12 mm messen, aus der hellgrauen Grundmasse aber weniger hervortreten, als dies bei dem Dacit der Fall ist. Der Grundmasse sind reichlich 2 — 3 mm grosse, ausnahms- weise 5 mm erreichende Hornblendesäulen und Glimmerblättchen eingebettet. Unter dem Mikroskop erweist sich die Grundmasse als ein farbloses reines Glas, das stellenweise Flusserscheinungen vorzüglich zeigt, zu stark gewundenen und gebogenen Faden ausgezogen und dann dicht mit Blasen erfüllt ist. Kleinere Feldspäthe, Hornblenden und Augite zweiter Gene- ration sind eingestreut, aber so, dass das reine Glas vorwaltet. Neben brauner Hornblende, zuweilen durch Einlagerung winziger Körnchen dunkel gefärbt, und Biotit in wohlbegrenzten Krystallen ist ein fast farbloser monokliner Augit, der gern mit Hornblende primär verwachsen auftritt, so reichlich vorhanden, dass man von einem Biotit-Pyroxen-Amphibolandesit reden könnte. Die porphyrischen Feldspäthe scheinen hier basischer zu sein als im vorigen. Bei dem specifischen Gewichte der Oligoklasreihe fielen in der Thoulet’schen Lösung nur wenige Körnchen, der weitaus grösste Theil bei dem der Andesinreihe und zwar bis zur Grenze nach dem Labradorit hin. Bio tit- Amphibol- Andesit, augitreich, kleinporphyrisch, dunkel- grau. Lose Blöcke bei den Ruinen. 40 Dunkelgraue, krystallreiche, compakte Gesteine mit zahlreichen, 3 mm erreichenden weissen und dann wenig hervortretenden, an einem anderen Handstück gelblichen und dann schärfer sich heraushebenden Feldspäthen, schwarzen Hornblendesäulen, 2 — 3 mm, auch 6 mm, vereinzelten Biotit- blättchen. Mikr.: ln einer an farblosen und grünlich schimmernden Mikrolithen (Trichiten) reichen, selbst farblosen Glasbasis liegt eine zweite Generation Feldspath, Hornblende, lichter Augit und zerstreute Erzkörnchen, die bei- den ersten in krystallographisch wohl begrenzten Kryställchen, aber so, dass sich Basis und individualisirte Substanz in Bezug auf Menge das Gleichgewicht halten. Die porphyrischen Feldspäthe erster Generation zeigen neben lang- rechteckiger häufig mehr quadratische Form bei sehr scharfer krystallo- graphischer Begrenzung. Zonale Struktur ist sehr schön entwickelt, oft durch Glas- und andere Einlagerungen erkennbar, wobei sich häufig die Gestalt ändert, die äusseren Schalen andere Form haben als die inneren. Unter den mit Bläschen versehenen Glaseinschlüssen fallen chocoladebraune auf; netz- und maschenförmige Einlagerung von dunkelem, gekörn eitern Glas, central, randlich, zonenförmig angeordnet, oder den ganzen Krystall erfüllend, kann hier gut studirt werden. Der vorwaltende dunkele Gemengtheil erster Generation ist braune, stark pleochroitische Hornblende in schlanken oder dicksäulenförmigen Krystallen, Biotit tritt ihr gegenüber etwas zurück; ölgrüner Augit spielt wie im vorigen kaum mehr die Rolle eines Nebengemengtheiles. B i o t i t - A m p li i b o 1 a n d e s i t , augitreich, kleinporphyrisch. Hellgrau, trachytähnlich, ärmer an porphyrischen Ausscheidungen als die vorigen, wenig hervortretende 1,5 — 2 mm 'grosse Feldspäthe, nicht eben zahlreiche Hornblendesäulen, 1 — 2 mm gross, ausnahmsweise 7 mm, und Biotitblättchen. Das eine Handstück ist feinporös, ein anderes compakt mit etwas mehr hervortretenden weissen kleinen Feldspäthen und reicher an Horn- blende. Im ersten Gestein waltet die an winzigen Mikrolithen reiche, an porphyrischen Krystallen zweiter Generation arme, farblose Glasbasis vor. Im zweiten dagegen ist die gleichbeschaffene Glasbasis reich an kleinen Feldspäthen, Hornblenden, auch Pyroxen. Im Uebrigen gleichen diese beiden Andesite den vorigen, sind erzarm, der Feldspath zeigt seltener Zonenstruktur, reinere, von Einlagerungen freiere Substanz. Biotit - Amphybolandesit, augitreich. Lose Blöcke bei den Ruinen. Licht schmutzig gelblich-grau, feinporös, wie zerfressen aussehend. Reich an kleineren, wenig hervortretenden gelblichen Feldspäthen, schwar- zen, noch erkennbaren Hornblenden, Biotitblättchen, lichtgrünen Augit- säulchen. Dieser Andesit unterscheidet sich von den übrigen dadurch, dass die farblose Glasbasis von wirr durcheinander liegenden, wie kurze Haare aus- sehenden Mikrolithen erfüllt ist. Letztere zeigen bei stärkerer Ver- grösserung verschiedene Form. Sie werden mit einem grünlichen Schein durchsichtig, sind stark lichtbrechend, darum scharf und dunkel begrenzt, haben lange nadelförmige Gestalt, sind gerade oder gekrümmt; endlich können sie durch Einschnürungen gegliedert sein oder sich in einzelne 41 hintereinander liegende Körnchen auf lösen und dann ebenfalls eine gerade oder krumme Linie bilden (Margarite). Die Basis enthält ausserdem zerstreute Erzkörner, Hornblende, Augit, Biotit und Feldspath zweiter Generation in kleineren Körnern und Kry stallen. Der glasige porphyrische Feldspath zeigt mehr eine feine, scharfe Lamel- lirung nach dem Albitgesetz oder nach dem Albit- und Periklingesetz zu- gleich. Aber auch die schon genannten Eigenschaften finden sich an ihm: durch huschende Auslöschung kenntlicher sprungloser zonaler Aufbau, vorzüglich entwickelter Schalenbau mit oder ohne zonal angeordneten Einlagerungen, zonale Umwachsung ursprünglich getrennter benachbarter Krystalle, netzförmiges Erfülltsein von braun gekörneltem Glas, das nur Theile oder den ganzen Krystall einnimmt, wobei einschlussfreie Rand- zonen zuweilen optisch abweichend orientirt sind als das glaserfüllte Centrum. Die dunkelen Mineralien, braune Hornblende, stark pleochroitischer Biotit, ölgrüner monokliner Augit, etwas pleochroitisch, zuweilen reich an Einschlüssen, alle drei frisch und unzersetzt und ohne Magnetitrand, scheinen in gleicher Menge betheiligt zu sein, höchstens tritt Augit etwas zurück. Das Gestein ist ebenfalls erzarm. Apatit bildet recht grosse Nadeln. Pyroxen- Andesit, schwarz, kleinporphyrisch, glasreich. Lose Blöcke bei Tiahuanaco. Dieser Andesit besitzt äusserlich Aehnlichkeit mit dem Pyroxen- Hornblende- Andesit vom Sajamo (Rudolph). In einer schwarzen, pech- glänzenden, dicht- und feinporösen schlackigen Grundmasse liegen regel- mässig verstreut zahlreiche, weisse blitzende Feldspathleisten von 1 — 1,5 mm, seltener 2—3 mm Länge; 'mit der Lupe bemerkt man hellgrüne Augit- säulen von derselben Ausdehnung. Unter dem Mikroskop ergiebt sich ein vorwaltendes chocoladenbraunes Glas mit hellen und dunkelen, wenig ausgeprägten Schlieren und zahl- reichen, oft langgestreckten schlauchförmigen Blasen als Grundmasse. Sie enthält keine Feldspäthe, wohl aber Hornblenden zweiter Generation, wenn auch in geringer Menge. Der Augit bildet meist schlanke Säulen, Körner und grössere Aggre- gate, zeigt schöne fast regelmässige achteckige Querschnitte [ao P. oo P ao. ao R oo (HO) (100) (010) im Gleichgewicht], schiefe Auslöschung bis 44°, scharfe Spaltrisse nach ao P, ölgrüne Farbe, wenn pleochroitisch, ölgrün und lichtröthlich, Einschlüsse von Apatit, Magneteisen, braunem Glas. Biotit und Hornblende tauchen bei genauerer Betrachtung des Prä- parates häufiger auf, als man Anfangs meint; ihre in gewissen Stellungen der Glasbasis gleiche Farbe hält sie dem Auge verborgen. Die porphyrischen Feldspäthe zeichnen sich durch massenhafte Ein- lagerungen aus. Neben einzelnen röthlichen Glaseinschlüssen mit Blasen und Kryställchen finden wir sie ganz durchsetzt mit dem Grundmassen- glas, so dass ein Durchschnitt maschiges Aussehen besitzt; es bleibt dabei ringsherum ein schmaler Rand frei oder das Centrum kann dieser Dinge entbehren und von da nach den Grenzen des Krystalles häuft sich die braune Substanz an. Quarz-Amphibol-Propylit (Quarz-Dioritporphy rit?). Lose Blöcke auf der Ruinenstätte. 42 Das Gestein hat porphyritisches Aussehen. In einer griinlich-schwarz- grauen dichten, vorwaltenden Grundmasse sind bis 10 mm grosse weisse glasige, an einem anderen Handstück getrübte weisse oder röthlich ge- färbte Feldspäthe, und hier zahlreicher als im ersten ausgeschieden, Quarz in zuweilen recht schönen abgerundeten Doppelpyramiden bis 8 und 10 mm, dunkele Biotitblättchen. An einem. Handstück fanden sich Bruchstücke (30 mm lang) von säulenförmigen Krystallen eines fleischrothen Feld- spathes. Mikr.: Die Grundmasse ist scheinbar holokrystallin, besteht aus meist verzwillingten Feldspathleisten (0,015 lang), einzelnen lückenausfül- lenden Quarzkörnern, langen gebleichten Hornblendenadeln und reichlichen schwarzen Erzkörnern. In fortgeschrittenerem Zersetzungszustand wird sie grauwolkig verhüllt und von Chlorit, Hämatit und ferritischem Staub erfüllt. Auch die porphyrische Hornblende ist meist in Chlorit, serpen- tinige Substanz und Rotheisen zersetzt, während der Biotit frische Be- schaffenheit aufweist. Der porphyrische Quarz enthält schöne Glaseinschlüsse mit Blase oder gekörneltes Glas. Ihn umsäumen zuweilen schmale Kränze von Kalk, der in secundären Fetzen auch in der Grundmasse auftritt. Der Feldspath ist sehr rein, ohne Einschlüsse, nur vom Rand herein und längs der Sprünge körnig getrübt. Die grossen Krystalle werden meist nur von wenigen Einzelindividuen zusammengesetzt. Als Neben- gemengtkeile sind zu erwähnen: Apatit, der in grossen Säulen vorkommt; Zirkon; Titanit in fast farblosen, schwachgelblichen spitzrhombischen Kryställchen. Von diesem Mineral kam auch ein sehr hübscher, schwalben- schwanzförmiger Zwilling, also entgegen den bisherigen Angaben, mit ein- und ausspringenden Winkeln zur Beobachtung. (Rosenbusch, Mikr. Phys., 2. AufL, I, 500; Zirkel, Petrogr. I, 408.) Eine Verwechselung mit Epidot, welcher ähnliche Zwillinge [nach oo P oo (100)] bildet, ist hierbei wegen der für Titanit charakteristischen Eigenschaften ausgeschlossen. Quarzporphyr, glimm erreich. Das Gestein besitzt eine hellbläulich- bis violett-graue dichte Grund- masse, in der sehr zahlreiche, bis 10 mm grosse gelbliche oder rostgelbe trübe Orthoklase, seltener noch frische und glänzende Feldspäthe, ebenso grosse Quarze in geringerer Menge, dagegen sehr reichlich bis 4 mm grosse schwarze Bi otitkry stalle eingelagert sind. Ausnahmsweise erreicht der Orthoklas noch grössere Ausdehnung. An einem der Handstücke fand sich ein 27 mm langes, 10 mm dickes Bruchstück eines modellgleichen, nach c säulenförmigen, im Querschnitt sechseckigen, von oo P. oo P oo begrenzten Krystalles. Ein anderes Probestück lässt auf ziemliche dünn- plattige Absonderung des Gesteines schliessen. Im Mikroskop gewahrt man eine helle, von wenigen Erzkörnchen, braunen Glimmerblättchen und -fetzen, von dunklem, feinem Staub durch- . spickte Grundmasse, welche bei gekreuzten Nicols holokrystallin, aus Körnchen von Quarz und unverzwillingten Feldspath besteht, also mikro- granitisch ist. Der Staub löst sich bei stärkerer Vergrösserung in bräunlich durch- scheinende Hämatitkörnchen auf. Am porphyrischen Quarz herrscht rund- liche Umgrenzung vor. Seine Substanz ist ausserordentlich rein, Glas- einschlüsse wurden nicht beobachtet, Flüssigkeitseinschlüsse nur einzeln 43 und zerstreut, aber dann ziemlich gross und schlauchartig ausgezogen mit stehender Libelle. Auch von Rissen ist er frei. Der Feldspath löscht vorwiegend gerade aus, ist unverzwillingt, oder einfach nach dem Karls- bader Gesetz. Gestreifter Plagioklas fehlt nicht. Seine Substanz ist reiner und frischer als man nach dem makroskopischen Aussehen erwarten sollte. Die gelbe Färbung rührt von Eisenrost her, der auf Spalten einge- drungen ist. Der Biotit, stark pleochroitisch, grünbraun-hellgelb, ist frisch oder infolge Zersetzung faserig geworden und schliesst dann Rostballen ein, um welche sich die Glimmerfasern herumwinden. Auch ziemlich grosse Rutile beherbergt er. Apatit beobachtet man häufig in scharf begrenzten sechseckigen Querschnitten. Man kommt bei diesem Gestein kaum in Versuchung, es für jungeruptiv zu halten. Sein Aeusseres, die Eigen- schaften der Gemengtheile deuten auf einen noch recht frischen älteren Porphyr. Cambrischer oder silurischek Thonschiefer, metamorphosirt, ,,Halbphyllitu. Zu Bildsäulen verarbeitet. Weg nach La Paz. Härte 3 — 4, zäh. Dieser Halbphyllit ist ein grauschwarzes dichtes Gestein, in dem man mit blossem Auge nur zerstreute bis etwa millimetergrosse dunkle Quarze erkennt. Der Bruch zeigt eine unebene körnig-schuppige Fläche und schwache Andeutung von Parallelstruktur. Das mikroskopische Bild bietet ein dichtes Gewirre etwa 0,oi5 bis 0,02 mm grosser grünlich schimmernder Fetzen eines hellen Glimmers oder Sericites, welche, im Allgemeinen parallel gestellt, eine Art Fluctuationsstruktur um die porphyrischen Quarze herum erzeugen. Nur an wenigen dünnen mit diesen Dingen besäeten Stellen blickt ein mikroskopisch mittelkörniger quarziger oder äusserst fein- schlammiger, adiagnostischer Untergrund hervor. Zwischen 0,oi und 0,5 mm schwankende Fetzen eines dunklen Glimmers mit den Axenfarben roth- braun und lichtröthlichgelb sind stellenweise reichlich und truppweise, anderswo spärlich eingestreut, indem sie entweder die Richtung des hellen Glimmers einhalten, sich quer dazu stellen oder keine bestimmte An- ordnung besitzen. Aehnliche Verbreitung und Vertheilung bemerkt man auch am Magneteisen. Die porphyrischen Quarze sind wohl abgerollt, deutlich klastischen Ursprungs. Sie sinken von 1 mm bis zu 0,oi mm herab; ihre meist länglich-runden Körner liegen im Allgemeinen der oben erwähnten Richtung parallel. Als Einschlüsse beherbergen sie haarförmige Rutile und mit Flüssigkeit erfüllte Poren. Ein zweiter zu ähnlichen Zwecken verwendeter Schiefer entbehrt der porphyrischen Quarze, ist blau-schwarz, körnig dicht, zackig brechend, am Handstück ohne Schieferung, zeigt aber im Präparat dem blossen Auge eine matte Streifung, indem hellere gelbgrüne Lagen mit dunkleren wechseln. In den ersteren herrscht der quarzige Untergrund, dessen Körner etwa 0,02 mm Durchmesser besitzen, in den letzteren der hellgrüne sericitische Glimmer in parallelen Strähnen mit Erzkörnern und kohliger Substanz. Eines der Handstücke enthält einen deutlichen, aus derselben Schiefermasse be- stehenden Pflanzenstengel mit langelliptischem Querschnitt (2x4 mm), an dessen Präparat keine Holzstruktur mehr bemerkt werden konnte. Der Unterschied dieses Gesteines von dem vorigen besteht darin, dass hier die klastischen Quarze, der rothe Glimmer und die schlammartigen 44 Partieen gänzlich fehlen; das Gestein ist vollkrystallin, besteht ans einem recht gleiclimässig körnigen Pflaster von Quarz (und Feldspath, Albit?), welches von parallelen Strähnen des sericitischen Glimmers durchzogen wird. Beide Schiefer haben ein recht ungewöhnliches i\.ussehen und nehmen mit ihren Eigenschaften eine Mittelstellung zwischen Thonschiefern und Phylliten ein und scheinen den von Loretz*) „Halbphyllite“ genannten Schiefern aus dem thüringischen Untercambrium ähnlich zu sein. In der That ergab eine Vergleichung von Schliffen dieser erwähnten Gesteine, welche Herr Prof. Kalkowsky freundlichst zur Verfügung stellte, grosse Uebereinstimmung. Das zuerst beschriebene Gestein mit klastischen Quarzen glich fast vollständig (Handstücke standen nicht zur Verfügung) einem solchen Halbphyllit oberhalb Masserbrück im Schwarzathal: dieselbe Textur, dieselben klastischen Quarze, der gleiche rothe Glimmer, schlamm- artige Partieen. Unsere zweite Art stimmte, wenn auch nicht so gut, überein mit einem als Thonschiefer bezeichneten Gestein von Oelze ebendaher. Porphyrtuff, lose Stücke auf der Ruinenstätte von Tiahuanaco. Grünlich-bläulich-weisses, körnig-dichtes, stark thonig riechendes Ge- stein. Die unter dem Mikroskop einförmig aussehende, helle, feingekörnelte Substanz wird nur durch zahlreiche Tümpelchen von Calcitfetzen unterbrochen. Wenn man das Gestein mit Salzsäure betupft, bemerkt man mittels der Lupe Bläschenbildung. Im polarisirten Licht erscheint das dunkelblaue Gesichtsfeld dicht besäet mit winzigen, unbestimmbaren hellen Punkten, welche wahrscheinlich feinest zerriebenem Quarz und Feldspath angehören; etwas verstreute grössere „porphyrisch“ eingesprengte Splitter sind als Quarz und Feldspath erkennbar. Nester gröberkörnigen Aggregates der- selben Mineralien dürften Neubildungen sein. Roth er eisenschlüssiger Sandstein, aus dem die antiken Monu- mente angefertigt sind. Das Gestein ist feinkörnig, von braun-violetter Farbe, ganz fein weiss gesprenkelt, dünnplattig, besitzt flachmuscheligen Bruch, auf dem Quer- bruch feine undeutliche Parallelstruktur und durch dunklere Streifen blasse Farbenunterschiede. Die durchschnittliche Korngrösse mag 0,08 — 0,1 mm betragen; kleinere und grössere Fragmente sind häufig. Den Haupt- antheil nimmt der Quarz mit klaren, mehr oder weniger abgerundeten und eckigen Körnern, darnach trüber unverzwillingter Feldspath; auch Plagioklase, welche die mehrfache Streifung noch gut zeigen, finden sich eingestreut. Als Gesteinsbruchstücke können einige wenige trübe, mit Magneteisen erfüllte Partieen gedeutet werden. Calcit in seltenen Fetzen, chloritische Nester, vereinzelte Apatite und eine einsame abgerollte Horn- blende sind die noch zu erwähnenden Bestandtheile. Rothes und braunes Eisenoxyd und -hydroxyd dqrchdringen als feiner erdiger Staub nament- lich die Feldspäthe, füllen in braunen undurchsichtigen Massen die Zwischen- räume aus und umkleiden als feine Häute fast alle Körner des Sand- steines. Gelbbrauner quarzitähnlicher Sandstein, lose Stücke bei den Ruinen. *) H. Loretz: Beitrag zur Kenntniss der cambrisch - phyllitischen Schieferreihe in Thüringen. Jahrh. preuss. geol. Land. A., 1881, 175—257. 45 Dieses leberbraune , auf frischem Bruche unbestimmt hellgefleckte Gestein steht wegen seiner Härte, Dichte und Festigkeit manchen Quarziten nahe. Die genannten Eigenschaften haben ihren Grund darin, dass Quarz bedeutend verwiegt und dass seine Körner dicht aneinander liegen, Feld- spath und Bindemittel zurücktreten. Die Sandsteinnatur zeigt sich aber in der durchaus klastischen, abgerollten Natur der Elemente. Recht reich- lich sind Apatit, Zirkon, Rutil vorhanden zum Unterschied vom vorigen Sandstein; auch Turmalin wurde in mehreren grünen, stark pleochroitischen Krystallbruchstücken beobachtet. Ganz dünne chloritische und sericitische Häute legen sich um die ziemlich gleichmässig 0,12 grossen Gesteins- elemente, selten nur ferritische Substanz. P orphyr ähnliches festes Conglomerat, sog. ,, Trümmerporphyr“, lose Stücke bei den Ruinen. In der feinkörnigen, schwarzgrauen „Grundmasse“ dieses festen porphyr- ähnlichen Gesteines liegen zahlreiche fleischrothe, weisse und gelbe Körner von Feldspath und Quarz in allen Grössen zwischen 1 und 10 mm. Die- selben erweisen sich bei genauerem Zusehen, so sehr sie im Bruch das Aussehen porphyrischer Krystalle haben, als wohlabgerundete Gerolle und im Mikroskop offenbart sich sofort die klastische Natur des Gesteines. Grössere Körner von Quarz, getrübtem Orthoklas, feingestreiftem Plagio- klas, ausgezeichnetem Mikroperthit, rothe und grüne Gesteinsbruchstücke mit zum Theil deutlich porphyritischem Habitus werden durch kleinere Körner derselben Mineralien verkittet. Die Pseudogrundmasse ist nur in schmalen Strängen zwischen den ersteren vorhanden, bildet allerdings zuweilen grössere Nester. Alle die grossen und kleinen Gesteinselemente werden von Häuten grüner chloritischer , weisser muskovitischer und sericitischer, selten von rother und schwarzer ferritischer Substanz umzogen, welche sich, nament- lich die beiden ersten, ebenfalls in Ecken und Winkeln anhäufen können. Die Quarze sind bemerkenswert!! wegen der massenhaften Einlagerung eines schwarzen Staubes, der oft bei 550facher Vergrösserung erst er- kennen lässt, dass er aus Flüssigkeitseinschlüssen mit beweglicher Libelle besteht. Auch die haarähnlichen Rutile kommen häufig vor und huschende Auslöschung beobachtet man oft. Während die Orthoklase getrübt und mit farblosem Glimmer erfüllt sind, zeigen die Plagioklase, mehr noch die Mikroperthite , frisches Aus- sehen. Verwendung der Gesteine bei den Bauwerken. (Nach H. Stübel und M. Ulile, Ruinenstätte von Tiahuanaco.) Neben den andesitischen Gesteinen, welche besonders für Werke ver- wendet worden sind, denen eine höhere technische Vollendung gegeben werden sollte, hat sich den Baumeistern von Tiahuanaco in dem rothen Sandstein ein sehr brauchbares Material dargeboten. Derselbe war nicht nur weit leichter zu bearbeiten als die andesitischen Laven, sondern eignete sich auch durch die der Masse eigentümliche Schichtung ganz vorzüglich zur Herstellung grosser Platten. Zur Anfertigung kleiner Bildsäulen wurde, wie es scheint, vorzugsweise der Halbphyllit benutzt, so zu einer Bild- säule „El Fraile“, welche etwa 1,80 m lang ist und in der Ebene östlich 46 vom Berge „El Cerro“ an einem durch die Ruinen führenden Wege liegt. Trotzdem ist nicht eine bestimmte Art der Gegenstände regelmässig aus einem und demselben Gestein verfertigt, vielmehr giebt sich hierin ein sehr willkürlicher Wechsel kund. Die Pfeiler der Einzäunung von Ak-Kapana bestehen wohl sämmtlich aus Sandstein, ebenso die Mauerreste vom Berge bei Ak-Kapana und die Steine der Plattform von Pumapungu. Andererseits sind die monolithischen Thore mit Ausnahme eines Sandsteinthores aus Blöcken andesitischer Lava gemeiselt. Die architektonischen Blöcke bestehen theils aus Andesit, theils aus Sandstein. Herkunft der Gesteine. (Mit wörtlicher Benutzung des Textes von A. St übel und M. Uhle.) Die Frage nach der Herkunft der Gesteine auf der Ruinenstätte von Tiahuanaco hat schon frühere Besucher und Schilderer beschäftigt. Den- selben war bekannt, dass Gesteine, wie sie auf der Ruinenstätte gefunden werden, in der unmittelbaren Umgebung nicht anstehend zu treffen sind. Sie sahen sich daher genöthigt, den Ursprungsort in grösserer Entfernung zu suchen. Ciega (La Chronica del Peru, 1554, Cap. 105) hat darauf hingewiesen, dass es hier keine Steine giebt und dass die Herbeischaffung mit grossen Schwierigkeiten verbunden gewesen sein muss. Aehnliche Angaben finden sich in den beiden „Relaciones“, welche aus dem Jahre 1586 stammen. Bemerkenswerth ist dabei die in der „Relacion de la Ciudad de la Pazu zugefügte Notiz, dass auch die alten Leute unter den Indianern die Fundorte der Gesteine nicht anzugeben wussten, unrichtig jedoch die Angabe von Polo de Ondegardo bei Markham, Narra- tives 1873 (p. 171), dass das Material der Bauten erst in einer Entfernung von 100 leguas von Tiahuanaco angetroffen werde. In unserem Jahr- hundert beschäftigten sich mehrere Forscher mit diesem Gegenstand. A. d’Orbigny (voyage III, 1, p. 346) und G. Squier*) kennen grosse andesitische Blöcke, welche zwischen der Ruinenstätte und dem Ufer des Titicacasees liegen und die gewissermassen den Weg und die Richtung bezeichnen würden, aus welcher die Blöcke nach der Ruinenstätte ge- schafft worden wären. Der Erstere zog aus ihnen den richtigen Schluss, dass die Gesteinsblöcke über den Titicacasee transportirt worden seien. Nur kannte er noch nicht den Cerro Capira als ihre Fundstätte und rieth deshalb auf die Inseln im Titicacasee. Dagegen nehmen J. v. Tschudi (Reisen in Südamerika, p. 65) und G. Squier (p. 298) das westliche Ufer des Titicacasees als Fundstelle an. J. v. Tschudi nennt schon den Cerro de „Ckapia“ als Ursprungsort. G. Squier spricht von dem Isthmus von Yunguyo, welcher an die Gegend angrenzt. Er und Forbes erwähnen auch schon die bearbeiteten Blöcke, welche in dieser Gegend liegen. J. v. Tschudi glaubte, dass die Steinblöcke des Cerro Capira dem Ufer des Titicacasees entlang und über den Desaguadero, also auf dem Landwege befördert worden seien. Ihm waren die Blöcke unbekannt, welche zwischen Tiahuanaco und dem Ufer des Sees liegen sollen. Der *) G. Squier: Peru. Incidents of Traval and Exploration in the Land of the Incas. New York 1887. 47 Landweg am Ufer des Sees über Zepita ist indess so uneben, dass er sich zum Transport grosser Lasten in keinem Falle geeignet haben würde. Middendorf (Ollanta, S. 6) und Ber (Tiahuanaco, Bull, de la Soc. de Geogr., Paris 1882, III, p. 579) wollen auch an den Ursprung der Blöcke vom Cerro Capira wegen der eben erwähnten Schwierigkeiten, welche der Landweg bieten würde, nicht glauben. Der Erstere dachte deshalb, dass die Gesteine aus den Bergen südlich von Tiahuanaco gebracht worden seien. Ber scheint die Thatsache unbekannt gewesen zu sein, dass der Cerro Capira in der Nähe des Sees liegt, so dass die Verschiffung der Blöcke verhältnissmässig leicht zu bewerkstelligen war. Er meinte, dass die Lava- und Sandsteinblöcke gemeinsam von der Titicacainsel ent- nommen worden seien, weil sich auf dieser beide Gesteinsarten neben einander fänden. Die letztere Behauptung entbehrt der thatsächlichen Begründung. Herr Stiibel hat nun, um diese Fragen der Lösung näher zu bringen, die engere und weitere Umgebung Tiahuanacos und die bereits früher in Betracht gekommenen Oertlichkeiten, soweit es die kurze Zeit seines Auf- enthaltes erlaubte, geologisch untersucht und eine grössere Anzahl von Gesteinen mitgebracht. Seine Beobachtungen, ferner die genaueste Ver- gleichung dieser Gesteinsproben mit denen der Ruinenstätte führten zu folgenden Ergebnissen: Zunächst ist zweifellos, dass die Gesteine wegen des geologischen Charakters des Thalbodens nicht an Ort und Stelle gefunden sind, son- dern entfernten Gesteinslagerstätten entnommen worden sein müssen. Der Boden des etwa 15 km breiten Thaies setzt sich in der Haupt- sache aus lehmigen, sandigen und geröllführenden Schichten zusammen, deren Lagerungsverhältnisse auf Anschwemmung und Absatz unter Wasser mit Sicherheit hinweisen und die Vermuthung nahe legen, dass sich ein Arm des Titicacasees, in welchem diese Absätze erfolgten, ehedem weit ins Thal hinein erstreckte. Die Frage nach der Herkunft der Blöcke aus rotliem Sandstein be- reitet die geringsten Schwierigkeiten. Die wallartigen Höhenzüge, welche das Thal an seiner Nordseite begrenzen, bestehen aus diesem Sandstein, dessen Alter noch nicht endgiltig festgestellt ist, aber vermuthlich der Devonformation zugerechnet werden darf. Das Bruchstück eines Trilo- biten Orphaeus giganteus *), welches bei den Ruinen gefunden wurde, be- stätigt diese Vermuthung. Das Material selbst ist an diesem Gebirgszuge nirgends auffällig aufgeschlossen. Die Sandsteinblöcke können demnach aus verhältnissmässig geringer Entfernung herbeigeschafft worden sein. A. d’Orbigny schon hat ange- nommen, dass die rothen Sandsteinblöcke von den Hügeln des nördlichen Thalrandes herrühren. Etwas unklar drückt sich G. Squier, p. 298 aus: ,,There are great cliffs of red sandstone about five leagues to the north of the ruins, on the road to the Desaguadero.“ Die Hügel nördlich von Tiahuanaco liegen nicht am Wege nach dem Desaguadero. Wo sich die alten Brüche dieses rothen Sandsteines befanden, ist noch nicht festgestellt worden. Ein Forschen nach demselben würde kaum vergeblich sein, da die Gegend, in welcher sie zu suchen sind, bekannt ist. Gewisse Fragen, welche die Art des Transportes der Sandsteinblöcke *) Stein mann: Beiträge zur Geol. und Paläont. von Südamerika, 1892, I, 14. 48 betreffen, werden jedoch erst nach der Wiederauffindung dieser Brüche sicher entschieden werden können. Rothe Sandsteine finden sich auch südlich vom Titicacasee; sie ge- hören aber hier permischen und triadischen Schichten an, welche sich bis fast durch die ganze Republik Bolivia erstrecken. Die Gesteinsvertreter sind: bunte, zum Theil Steinsalz und Gyps führende Mergel, Gypslager, rothe Sandsteine, graue und rothe Conglomerate. Charakteristisch sind die rothen Kupfer führenden Sandsteine, welche die Veranlassung zur Anlegung der bekannten Kupferminen von Corocoro gegeben haben. Einem in der Sammlung vorhandenen derartigen rothen Sandstein von Corocoro (70 km Luftlinie), welcher die kupferreichen Schichten über- lagert und den Gipfel des Cerro de Corocoro bildet, gleicht der oben beschriebene rothe Sandstein von der Ruinenstätte vollständig. Auf dieselbe Gegend verweist der oben angeführte grünlich-gelbbraune quarzitisclie Sandstein. Genau der gleiche ist in der Stübel’schen Samm- lung vorhanden mit der Bemerkung: „Unter den Bruchstücken, die in der Gegend von Topoeo (etwa 35 km ostsüdöstlich Corocoro und 95 km Luft- linie südsüdöstlich Tiahuanaco) den Weg bedecken, sehr verbreitete Varietät.“ Der klastischer Quarze entbehrende Halbphyllit stimmt makro- und mikroskopisch vollständig mit mehreren Handstücken von Gesteinen über- ein, welche einmal aus der grossen zwischen Coni und Cotana gelegenen, vom Illimani (östlich Tiahuanaco) herunterkommenden Quebrada (Schlucht) Urileque angetroffen worden sind und die sich vielleicht an der Zusammen- setzung des Illimani betheiligen. Ferner ist genau das gleiche Gestein im Thal des Pongo, ebenfalls östlich von La Paz, anstehend gefunden worden und liegt auch von dort vor. Da indessen die Entfernung dieser Oertlichkeiten von Tiahuanaco zu gross, vor Allem aber der gebirgige Charakter der Gegend einen Transport von daher nach der Ruinenstätte als unmöglich erscheinen lässt, so kann wohl angenommen werden, dass diese Gesteine sich bis in grössere Nähe von Tiahuanaco erstrecken. Weiteres ist darüber nicht bekannt. Für den Propylit (?) fehlt jeder Anhalt. Propylitähnliche Gesteine scheinen weit verbreitet zu sein, sie kommen am Rio de la Paz vor, zwischen Coni und Cotana am Illimani, an der Tetilla bei Oruro südöstlich Tiahuanaco in grosser Entfernung. Sie gleichen aber dem vom der Ruinen- stätte wenig. Auch hier kann an eine Lösung der Frage nach dem Ur- sprung nicht gedacht werden. Der griinlich-weisse Tuff führt uns nach Norden an den Titicacasee. Bei der Finca Cuyavi bei Tiquina ist genau derselbe Tuff zwischen Kalk und Sandsteinen anstehend gefunden worden. Bestimmter lässt sich die Frage nach der Herkunft in Bezug auf einige andere Gesteine der Ruinenstätte lösen. Der tridymitreiche Pyroxen- andesit vom grossen Thor von Ak-Kabana kann mit einem schmutzig- violettgrauen Gestein vom Cerro Capira bei Yunguyo am südwestlichen Ufer des Titicacasees identificirt werden. Die abweichende Färbung dieses Andesites ist secundärer Natur, die Folge von Zersetzung, indem die Grundmasse durch ferritischen Staub eine bräunliche Farbe erhält und die etwas zahlreicheren porphyrischen Hornblendekryställchen rothbraune Erzkränze aufweisen. Im Uebrigen stimmen die beiden Gesteine vollständig überein. Der Tridyniitgehalt ist bei dem vom Cerro Capira etwas geringer. 49 Das Gleiche lässt sich von dem olivinhaltigeil Pyroxenandesit S. 37 sagen. Er stimmt genau mit einem Andesit ebenfalls vom Cerro Capira überein. Die zerstreuten rissigen Quarze, deren Fremdlingsnatur hier noch deutlicher hervortritt durch Ueberrindung derselben mit einer schmutzig- grünlichen Kruste, die Magnetitpseudomorphosen, die Rutilkörnchen in der Grundmasse, der Gehalt an Olivin, der hier etwas reichlicher in besser ausgebildeten Krystallen auftritt, alle diese Merkmale finden wir an dem Capiragestein. Dem Dacit S. 38 kann ein recht ähnliches Gestein, wieder vom Cerro Capira herrührend, an die Seite gestellt werden. Durch die genaueste Uebereinstimmung der angeführten Gesteine von der Ruinenstätte mit denen des Vulkanberges Capira wird jeder Zweifel darüber beseitigt, dass die andesitischen Blöcke der Ruinenstätte von dem Cerro Capira entnommen worden sind. Mit dieser Thatsache stehen andere Anzeichen im Einklang, welche auf die Herkunft der andesitischen Gesteinsblöcke aus dieser Gegend hin- weisen. Wie bereits oben erwähnt, sollen zwischen der Ruinenstätte und dem Ufer des Titicacasees noch grosse andesitische Blöcke liegen. Am westlichen Ufer findet sich ferner ein „divanartig ausgehauener Block“, welcher unter dem Namen ,,La Piedra cansada“ bekannt ist. Nach Forbes*) sind diese „Piedras cansadas“ (Squier, „Tired stones“) grosse Steinblöcke, welche zur Einfügung in Bauten bestimmt waren, jedoch nie ihr Ziel erreichten, eine Eigentümlichkeit verschiedener altperuanischer Ruinenstätten. In der Nähe der Festung Sacsaliuaman bei Cuzco liegt gleichfalls eine „Piedra cansada“, (Garcilaso, Comm. Reales VII, Cap. 28; Squier, p. 501); wieder andere finden sich bei den Ruinen von Ollantai- tambo (Squier, p. 501). Nach demselben (Squier, 298) liegen noch viele theils halb, theils fertig ausgearbeitete Blöcke auf dem Isthmus von Yunguyo, welcher nach Norden zu dem Vulkanberge Capira benachbart ist. Sie kennzeichnen also diese Gegend als diejenige, von welcher aus die andesitischen Blöcke nach der Ruinenstätte befördert wurden. Der Vulkanberg Capira ist in der Luftlinie ungefähr 80 km, die Sandsteinhügel des nördlichen Thalrandes sind 5 km von Tiahuanaco ent- fernt**). Der Umstand, dass die für die Errichtung von Bauwerken und für die Aufstellung von Bildsäulen nöthigen Steine aus solchen Entfernungen herbeigeschafft worden sind, würde nicht besonders überraschend sein, wenn die Blöcke nicht zum Th eil von solcher Grösse wären, dass es nur schwer zu verstehen ist, welche Mittel zum Transport so grosser Lasten angewendet worden sind. Ein Sandsteinblock (b) unter den Steinen der Plattform von Pumapungo (A. Stiibel und M. Uhle, Taf. 24, b und Taf. 27, F. 2 a) besitzt ein Gewicht von wenigstens 99000 kg, nach Forbes ein solches von 160000 kg. Nach G. Squier, p. 296 liegen zwei grosse Sand- steinblöcke nördlich vom Berge. Der eine soll 26' (= 7,90 m) Länge, 17' (— 5,17 m) Breite und 31// (= 1,06 m) Stärke haben. Sein Inhalt *) On the Aymara Indians, p. 65. **) Der Weg von den Sandsteinbrüchen bis nach Tiahuanaco würde nach A. d’Or- bigny mindestens eine französische Meile betragen haben. G. Squier veranschlagt dagegen die Entfernung auf 5 leguas. Er überschätzt sie jedenfalls. 4 50 müsste darnach etwa 48 cbm und sein Gewicht ungefähr 112 000 kg be- tragen. Der andere Block soll von gleicher Grösse sein. Ein 40' (ca. 12 m) langer Block soll nach demselben Autor nord- westlich vom Berge zu finden sein. Ferner will Acosta einen Block, welcher 38' Länge, 18' Breite, 6' Stärke besitzt, in Tiahuanaco gemessen haben. Dieser Block müsste, den spanischen Fuss zu 0,278 m Länge ge- nommen, 10,5 m Länge, 5 m Breite und etwa 1 m Stärke und dabei ein Gewicht von rund 140 000 kg gehabt haben. Unter den Blöcken, welche aus andesitischer Lava bestehen, scheint ein unvollendet ausgearbeiteter Block (Taf. 40, Fig. 5) einer der grössten zu sein. Sein Gewicht muss etwa 65 000 kg betragen. Im Verhältniss zu ihm besitzt das monolithische Thor von Ak-Kapana nur ein geringes Gewicht (etwa 9500 kg). Derartige Blöcke müssen also viele Kilometer weit zu Lande trans- portirt worden sein, die andesitischen ausserdem über breite Buchten des Titicacasees. Für die letzteren kommen von den 70 — 80 km, auf welche sich die Entfernung zwischen der Gegend von Yunguyo und Tiahuanaco beläuft, für den Transport auf dem Seeweg etwa 50 km, die übrigen auf den Landweg. Forbes (p. 65) und Inwards (The Temple of the Andes, p. 15) u. A. vermuthen, dass zur Zeit der Errichtung der alten Bauwerke der See bis in die Nähe von Tiahuanaco reichte, dass also die Niveauveränderung des Sees, für welche vom geologischen Gesichtspunkte aus alle Anzeichen vorhanden sind, in geschichtlicher Zeit stattgefunden habe. Für die end- giltige Lösung dieser Frage dürften aber dem Geologen keine genügenden Anhaltspunkte geboten sein. Ihm, der gewöhnt ist, mit grossen Zahlen zu rechnen, erscheint es bei Weitem wahrscheinlicher, dass zur Errichtungs- zeit der Bauwerke die Entfernung bis zum See annähernd die gleiche gewesen ist wie jetzt, als dass der See die Bauplätze damals bespült habe. Denn wenn wenige Jahrhunderte genügt hätten, um einen so be- deutenden Rückgang im Wasserstande (35 bis 40 m) des Sees zu bewirken, so würde auch der Zeitpunkt gar nicht weit zurückliegen, wo die Bau- stätten selbst noch unter Wasser standen, vorausgesetzt, dass der Rück- gang in dem gegebenen Zeitraum ein gleichmässiger gewesen wäre. Volle Gewissheit würden jedoch nur zuverlässige geschichtliche Aufzeichnungen zu geben vermögen. Diejenigen älteren Berichte, welche eine grössere Nähe des Sees behaupten, erweisen sich bei näherer Prüfung als falsch. (Siehe darüber A. Stübel und M. Uhle, S. 10, 11). Ein Vergleich der grössten Blöcke aus Sandstein mit den grössten aus Andesit scheint zu ergeben, dass die Sandsteinblöcke die letzteren an Grösse übertreffen. Der Grössenunterschied der Blöcke beider Materiale würde, so scheint es, dem Verhältniss entsprechen, nach welchem die Schwierigkeiten des Transportes zu Wasser wahrscheinlich noch grössere gewesen sind, als die zu Lande. Die Kulturgeschichte verzeichnet zahlreiche Beispiele von einer Fort- bewegung mächtiger Steinhlöcke durch Menschenkräfte. In der Bewegung ungeheurer Steinmassen haben wohl die Aegypter das Erstaunlichste ge- leistet. Die Memnonssäule besitzt (nach Ebers) ein Gewicht von 1 305 992 kg. Das Gewicht eines grossen Kalksteinblockes im Steinbruch von Baalbek (21,85 m Länge, 4,83 m Breite, 4,oo m Höhe, Volumen 369,8 cbm) ist von 51 Gr. vom Rath auf 1368 000 kg berechnet. Das Dach des Grabmals Theodorichs des Grossen in Ravenna soll etwa 470000 kg schwer sein. Auch Südamerika scheint wenigstens einen Stein aufzuweisen, dessen Last mit den grössten in der alten Welt bewegten Lasten verglichen werden darf. Die „Piedra cansada“ bei Cuzco, deren Transport durch einen unglücklichen Zufall nach Garcilaso in einem Augenblick drei- bis viertausend Menschen das Leben gekostet haben soll, dürfte nach G. Squier 1000000 kg oder mehr Gewicht besitzen. Der grösste Stein der Festung Sacsahuaman bei Cuzco soll etwa 340000 kg Gewicht haben (G. Squier, Peru, p. 475). Mit derartigen Lasten können die grössten Blöcke der Ruinenstätte von Tiahuanaco allerdings nicht verglichen werden. Dagegen sind an diesem Orte zahlreiche Blöcke im Gewichte von 100 000, 150 000 und mehr Kilogramm vorhanden. Ueberhaupt sind hier die Mehrzahl der Blöcke Monolithe von ungewöhnlicher Grösse, so dass ihr Transport sicher mit einem aussergewöhnlichen Aufwande von Menschenkräften verbunden ge- wesen sein muss. Dazu kommt, dass sie zum Theil zu Wasser transportirt worden sind, woraus auf eine grosse, durch lange Uebung erworbene Er- fahrung der dortigen Bevölkerung geschlossen werden muss. Zur Bestimmung der Mittel, welcher man sich bediente, um Lasten bis zu 100 000 und 150 000 kg zu Lande zu bewegen, sind wir auf die Mittheilungen des Inca Garcilaso angewiesen. Er giebt an, dass etwa 20000 Indianer angestellt gewesen seien, um die schon erwähnte „Piedra cansada“, welche sich bei Cuzco noch findet, mittels Tauen zu bewegen. Es ist sicher, dass Baumstämme als Rollen benutzt, durch solche Lasten zermalmt worden wären. G. Squier berichtet von Dämmen mit schiefen Ebenen, auf welchen grosse Blöcke nach höher gelegenen Stellen geführt worden wären. (Squier, Peru, p. 380.) Aehnlicher Mittel be- dienten sich die alten Aegypter (Pyramide von Abu Roäsch). Sie pflegten diese Hilfsconstructionen, gleichsam das Gerüst für die Er- richtung der Bauwerke, nach der Vollendung der letzteren wieder zu entfernen. Von der Anwendung dieses Mittels, um Lasten aufwärts zu bewegen, sind auf der Ruinenstätte von Tiahuanaco noch keine Spuren gefunden worden. Jedenfalls ist der Transport der grossen andesitischen Blöcke über den See am rätselhaftesten. Da er gleichwohl stattgefunden haben muss, kann es sich nur darum handeln, die Mittel festzustellen, mit denen es möglich war. Der Titicacasee selbst erzeugt in dem Schilfe, der sogenannten Totora, welches an seinen Ufern wächst, ein Transportmittel von grosser Trag- fähigkeit. Würde dieser dem Zwecke nicht gedient haben, dann hätte sich ein geeignetes Material in dem Balsaholze ( Ochroma piscatoria, Palo de balsa) dargeboten, welches den Wäldern am Fusse der Ostcordillere in hinreichender Menge entnommen werden konnte. Untersuchungen, welche an einem mitgebrachten Stück solchen Holzes von Herrn Prof. Ebert in Dresden in Bezug auf seine Tragfähigkeit angestellt wurden, ergaben: Um Steinblöcke von 65 000 kg Gewicht über den See zu befördern, hätte man höchstens 19 400 kg oder etwa 128 cbm Balsaholz bedurft. Dazu würden etwa 410 10 m lange, 20 cm dicke Stämme nöthig ge- 4* 52 wesen sein. Ein einzelner Stamm würde ca. 50 kg gewogen haben. Etwa 400 Träger hätten demnach die erforderliche Zahl der Stämme aus den Wäldern der östlichen Cordillere herbeibringen können. Das daraus zu- sammengesetzte Floss würde bei 10 m Länge und Breite etwa 1,60 m Tiefgang besessen haben. Noch jetzt werden die Balsas der Indianer, welche Reisende über den Titicacasee führen, aus Totoraschilf angefertigt. Man giebt ihnen die kahnförmige Gestalt, welche in anderen Gegenden die Fähren aus Holz besitzen. Nach Ber baut man noch jetzt Balsas, gross genug, um 100 Per- sonen, also 7500 kg zu tragen. Es gehört daher nicht zu den Unmöglich- keiten, dass zu der Zeit einer in der Gegend herrschenden höheren Kultur Flösse zusammengesetzt wurden, welche die zehnfachen Lasten zu tragen vermochten. VI. Die Flora der oberen Saale und des Frankenwaldes. Von Dr. B. Schorler. Meine diesjährige Sommer-Ferienreise führte mich im Dienste der Flora Saxonica nach dem Vogtlande, dem oberen Saalgebiet und dem Franken- wald. Es handelte sich dabei um die Beantwortung der Fragen; Welche verwandtschaftlichen Merkmale zeigen die beiden letzten Gebiete bezüglich ihrer Vegetation zum Vogtlande? Wie verhält sich namentlich der zwischen Thüringerwald und Fichtelgebirge eingeschlossene Frankenwald in pflanzen- geographischer Beziehung zu seinen beiden: Nachbargebirgen, und wie ge- staltet sich sein Vegetationscharakter im Vergleich zu unserem Erzgebirge? Wenn nun auch eine achttägige Wanderung diese wichtigen Fragen nicht zur definitiven Beantwortung bringen kann, so liefern meine Excursions- resultate doch vielleicht einen kleinen Beitrag dazu. Die Wanderung nahm in Pausa i. V., meiner Vaterstadt, ihren Anfang und führte mich zunächst über Schleiz in die Gegend von Plothen. Hier liegen auf einer ungefähr 20 qkm grossen Fläche gegen 400 grosse und kleine Teiche dicht bei einander, 420 m über Meer. Auf dem engen Raume, den die spiegelnden Wasserflächen für die Vegetation frei lassen, sind besonders drei pflanzengeographische Formationen, je nach der Be- schaffenheit des Untergrundes, entwickelt: Die trockenen, höher gelegenen Stellen werden von Nadelwald bedeckt, auf torfigem Untergründe dehnen sich Wi esenmo ore aus und die offenen Wasserflächen werden am Rande vom Röhricht umsäumt, das kleinere Teiche auch vollständig aus- füllen kann. Der Nadelwald ist entweder dicht geschlossener dunkler Fichten- wald, oder es sind lichte Kiefernbestände mit reichem Unterholz von Heide oder Heidel- und Preisselbeere, die mitunter grössere Flächen frei lassen, auf denen sich dann Grasmoore mit Juncus squarrosus und Molinia an- gesiedelt haben, wo auch vereinzelt die im sächsischen Vogtlande ver- breitete Polygala depressa und Calamagrostis lanceolata wachsen. Den Waldrand aber und die Teichdämme flankiren vielfach Gebüsche von Ainus glutinosa oder Prunus spinosa, Sorbus ancuparia, Corylus und Frangula Ainus , unter die sich sporadisch Lonicera nigra und Daphne Mezereum mischen. Der Nadelwald grenzt entweder direct an das Röhricht der Teiche, oder es schiebt sich auf torfigem Substrat eine mehr oder weniger breite Zone eines Wiesenmoores zwischen beide. Die Formation des Wiesenmoores zeigt verschiedene Typen: Auf trockenem, torfigem Boden kurzrasige Carex- Arten mit ziemlich festem Oes. Isis in Dresden, 1894. — Abh. 6. 54 Rasenschluss , da wo der Boden allmählich nach dem oberen seichten Teichrande hin sich senkt und sumpfig wird, Bestände von Agrostis canina, Juncus articulatus, Car ex acuta und Car ex vesicaria. Unter diesen, namentlich in dem lichten Agrostis- Bestände breiten sich cop. Comarum, Menyanthes und Ranunculus flammula aus, und vereinzelt ragt mit seinen weissen Dolden eine Oenanthe aquaticci über das braungrüne „Ried“. Die Grenze gegen das Röhricht ist an diesen Stellen vollständig verwischt. Mit den Car ex vesicaria- Beständen wechseln nämlich vielfach im flachen Wasser Bestände von Glyceria fluitans und Equisetum limosum ab, oder schliessen sich an die ersteren nach innen zu unmittelbar an. Auch das Röhricht tritt je nach der Höhe des Wasserstandes in zwei verschiedenen Ausprägungen oder Typen auf: Das hohe Röhricht, der Typus der Formation im tiefen Wasser ist nur sehr spärlich ent- wickelt. Wenn man sich die breiten, hohen Rohrdickichte in den Teichen der Niederlausitz, oder bei Lausa und Moritzburg vergegen- wärtigt, die grosse Bestände von Phragmites , Glyceria spectäbilis, Scirpus lacustris und maritimus, Acorus Calamus und Equisetum limosum auf- weisen, so fällt einem diese Spärlichkeit hier als ein ganz charak- teristisches Merkmal der gesammten Plothener Teiche sofort in die Augen. In den beiden grössten Teichen des ganzen Gebietes, dem Plothen-Teich und dem Pörmitzer Teich, besteht das höhere Röhricht aus einem ganz schmalen durchsichtigen Kranz von Scirpus lacustris , der ringsum den freien Wasserspiegel umsäumt und nur an einigen Stellen von Phragmites oder Typha oder Acorus gebildet ist, die aber eben so dünn stehen, wie Scirpnis. Glyceria spectabilis wurde gar nicht gesehen, Scirpus maritimus auch nur einmal gefunden. Fragt man sich nach den Ursachen der für grosse Teiche doch merkwürdig spärlichen Entwickelung des hohen Röhrichts, so dürften wohl besonders zwei zur Erklärung derselben in Betracht kommen. Die erste liegt in dem festen thonigen Teichboden, auf dem sich der Schlamm nur in geringerer Mächtigkeit abgelagert hat, und die zweite in der Art der Bewirthschaftung der Teiche, die (wenigstens die grösseren) alle sechs Jahre ein Jahr lang trocken gelegt werden, vielleicht gerade auch aus dem Grunde, um dem allzu üppigen Wuchern der Vegetation mit Erfolg Einhalt zu thun. In einem solchen Teiche zerreisst dann beim Eintrocknen der schlammige Thonboden ausserordentlich, das in der dünnen Schlammschicht befindliche Wurzelwerk wird vielfach blossgelegt und erliegt der Kälte des Winters oder dem austrocknenden Einflüsse der Luft. So sah ich an einer solchen Stelle freiliegende Rhizome von Scirpus lacustris , deren eines eine Länge von ca. 2 m zeigte, schlangenartig auf dem harten, trockenen Boden hinkriechen, aber sie waren abgestorben und bereits zu einer kohligen, aber noch ziemlich fest zusammenhängenden Masse ver- wandelt. Hinter der schmalen Zone von Scirpus lacustris ist im flacheren Wasser zuweilen das niedrigere Geliälm von Glyceria fluitans mit oder ohne Equisetum limosum entwickelt, oder es folgt sofort das höhere', sandig thonige Ufer mit der diesem Boden entsprechenden, weiter unten erwähnten Flora. Der Bestand von Glyceria fluitans abwechselnd mit dem von Equisetum limosum bildet den Typus des Röhrichts in kleineren flacheren Teichen und zugleich den am häufigsten entwickelten. Kleine Teiche sind mitunter von ihm und namentlich dem Glyceria- Bestände vollständig ausgefüllt. Der sandige, weiche Thonboden trägt ausserhalb des Röhrichts, da wo keine Torfbildung eingetreten und demnach die Entwickelung eines 55 Wiesenmoores unterblieben ist, oft eine höchst eigentümliche Mis chlings- flora von Acker- resp. Schutt- und Sumpfpflanzen. So tritt am Pörmitzer Teich Trifolium spadiceum mit Tussilago in den Bestand von Car ex vesi- caria mit Ranuncidus Flammida ein, Veronica scutellata mischt sich mit Litorella lacustris (letztere nur am Pörmitzer Teich, hier jedoch in Menge) und an recht sandigen Stellen mit Gypsophila muralis, Carex Oederi und Alopecurus fulvus. An einer anderen gleichgearteten Stelle notirte ich noch als vergesellschaftet Trifolium procumbens und arvense, Juncus supinus und Potentilla norwegica , welche durch ihr massenhaftes Auf- treten höchst auffällig ist. Bemerkenswerth ist noch die reiche Flora, die sich in den trocken liegenden Teichen zeigt. So fielen mir in dem grossen Fürstenteiche besonders der seltene Bidens radiatus Thuill., ferner Carex cyperoides und Polygonum lapathifolium auf, die hier entweder reine oder gemischte grosse Bestände bilden, unter die sich noch cop. Heleocharis ovata an feuchten Gräben, Rumex maritimus und Ranunculus sceleratus mischen. Carex cyperoides kommt je nach der Trockenheit des Standortes in 1 cm- spannengrossen Exemplaren vor. Auffällig sind auch hier die Landformen der Wasserpflanzen. So sah ich in einem anderen kleinen Teiche Nymphaea alba , und zwar eine Pflanze mit ca. 3 cm dickem Rhizom, auf dem ganz trockenen weissen Thon schlämme ihre kleinen 4 cm breiten kreisförmigen Blätter an nur 3 — 5 cm langen Stielen büschelartig frei in die Luft ent- falten. Ein blühender Ranunculus aquatilis tritt mit einem kurzen, auf- rechten, dicht blätterigen Stengel und vieltheiligen, etwas fleischigen Blatt - zipfeichen auf, eine Form, die von den verschiedensten Autoren als succu- lentus, minutus und caespitosus beschrieben worden ist. Von den für die Gegend von Plothen aufgezählten Pflanzen fehlen dem sächsischen Vogtlande: Carex cyperoides, Heleocharis ovata, Scirpus maritimus, Potentilla norwegica, Bidens radiatus und Litorella lacustris . Von den Plothener Teichen führte mich mein Weg nach Ziegenrück a. d. Saale (250 m über Meer) und von hier stromaufwärts bis Blanken- berg. Diese Parthie des Saalthaies ist von hoher landschaftlicher Schön- heit. Der Fluss windet sich in wahrhaft mäandrischen Schlingen durch das Schiefergebirge, in dessen mächtige Ablagerungen er stellenweise ein so enges, tiefes Thal eingeschnitten hat, dass nicht einmal Raum für einen schmalen Fusspfad, geschweige denn für grössere Verkehrswege Platz ist. „Ein Bild von überraschender Schönheit und Grossartigkeit ist es, wenn man an schönen Sommermorgen nach der Wanderung über die öde Hochfläche plötzlich einen Einblick gewinnt flussauf- und abwärts in das vielgeschlungene Saalthal mit seinen Seitenschluchten, in dessen Tiefe die wogenden Nebel im Sonnenglanze erstrahlen, während die oberen Thalwände mit prächtigem Waldbestand daraus wie die Küsten eines Meeres emporragen. Zwischen den Saaleschlingen und den kleineren Seitenthälern in der Nähe unseres Standortes sehen wir wie Coulissen die Bergrücken sich von rechts und links in einander schieben, und je näher am Flusse, um so schärfer zergliedert sich und löst sich die ganze Plateaumasse in einzelne steiler gewölbte und steil abfallende Rücken auf, um so deutlicher tritt der Charakter der Berglandschaft hervor.“ (Sections- geolog Dr. E. Zimmermann.) Die von den Touristen am meisten besuchten Glanzpunkte des oberen Saalthaies sind neben Ziegenrück noch Burgk und Saalburg. 56 Wenn ich von den Wiesen auf der Thalsohle absehe, haben wir an dem Gelände besonders die folgenden pflanzen geographischen Formationen entwickelt: Mengwald, Nadelwald und die Fels- und Geröllformation. Den Mengwald setzen Bestände von Fichten und Kiefern zusammen, unter die sich auch sporadisch die Tanne und von den Laubhölzern Quercus, Carpinus, Tilia grandifolia und Acer pseudoplatanus mischen. Stellenweise geht der Mengwald in Buschwald über mit Cornus sanguinea , Sambucus racemosa, Lonicera nigra, L. Xylosteum und Ribes Grossularia var. uva crispa , oder es überwiegen die Laubbäume, namentlich Quercns wie bei Burgk. Von den Stauden zeigt sich in der Formation unter anderen, wenn auch selten, die Serratida tinctoria , die im sächsischen Vogtlande bisher noch nicht beobachtet wurde. Ich fand sie unterhalb Wahnsdorf im Vorholz mit Graswuchs in Gesellschaft von Betonica off- cinalis , doch auch auf einer trockenen Grastrift mit Dianthus deltoides und in der Felsformation oberhalb Burgk mit Allium fctllax. Als weitere Bürger des Mengwaldes notirte ich Vicia pisiformis , die ich oberhalb Ziegenrück in einem einzigen Exemplar fand; Actaea spicata, Astragalus glycyphyllos , Hypericum hirsutum , Vicia silvatica, Senecio nemorensis und Eupatorium canabinum , die letzteren beiden treten nur in der Nähe des Flusses in die Formation ein. Die grösste Ausdehnung hat von den drei oben erwähnten Formationen der Nadelwald, bestehend aus Beständen der Fichte mit eingesprengten Tannen, oder an trockenen Hängen der Kiefer. Charakteristische Pflanzen dieser Formation sind: Die dem Vogtlande fehlende Digitalis purpurea, die ich einmal in einem lichten, jungen Bestände bei Ziegenrück, ein zweites Mal auf einem Waldschlag bei Burgk fand (weiter flussaufwärts scheint sie an den gleichen Orten durch Digitalis ambigua vertreten zu sein), ferner Cardamine impatiens sporadisch im Waldesschatten, und Lathyrus Silvester. An den Nadelwald schliessen sich auf der felsigen Thalsohle statt der Wiesen vielfach trockene Grastriften an, in denen Brachypodium pinnatum , Triodia decumbens, Dianthus deltoides, Ononis spinosa und Genista tinctoria eine Rolle spielen, und wo auch noch Selinum carvif olium im Schatten des Waldsaumes die Bedingungen seiner Existenz findet. Die interessanteste von allen ist jedoch die Fels- und Geröll- formation, die auf nacktem Gestein oder losem Geröll oft nur in sehr geringer Ausdehnung in die beiden anderen Formationen sich einschiebt. Tonangebend in derselben ist für diese Jahreszeit Anthemis tinctoria , die in üppiger Entwickelung ganze Hänge weithin leuchtend gelb färbt, eine Wirkung, die im Elbhügelland zu gewissen Zeiten an gleichen Orten Cytisus nigricans erreicht. Dieser wurde hier zwar auch beobachtet, kommt aber nur sporadisch vor. In kleinerem Massstabe erzielt stellen- weise Sedum rupestre den gleichen Effect wie die Färber -Kamille. Von weiteren Bürgern der Formation erwähne ich: Woodsia ilvensis copiös an steiler Felswand an den sogen. Bleibergen oberhalb Burgk, in der Nähe der berühmten Eishöhle, des „Saalburger Eisloches“, die Professor Harten- stein in Schleiz 1886 im Programm des Schleizer Gymnasiums den Geo- logen bekannt gemacht hat. Hier wächst auch noch unsere zierliche Nelke des Plauenschen Grundes, Dianthus caesius. Ein zweiter Standort dieser befindet sich am Röhrensteig bei Burgk. An einem Felsen ober- halb der Motschen- Mühle bei Gottliebsthal fand ich unter Asplenium 57 septentrionale und A. Trichomanes das seltene A. germanicum Weis, das jetzt wohl mit Recht als ein Bastard der beiden ersten betrachtet wird. Die für das vogtländische Elsterthal charakteristische Saxifraga decipiens Ehrh. sammelte ich oberhalb Burgk und oberhalb Saalburg an der Herren- mühle. Bemerkenswerth sind ferner: Arabis arenosa , die dem Vogtlande fehlt, Jnula Conyza, Artemisia vulgaris und Campanula persicifolia , die mit C. Trachelium vereinzelt unter Anthemis tinctoria auf Geröll wächst. Das herrliche Thal der Selb itz, durch das ich, von Blankenberg aus südwärts wandernd, meinen weiteren Weg nahm, und welches unter dem Namen ,, Höllenthal“ allgemeiner bekannt und wegen seiner gross- artigen Felsbildungen viel besucht ist, schliesst sich in seiner Vegetation eng an das Saalthal an. Es ist eine Wiederholung derselben im Kleinen, mit den gleichen, nur weniger ausgedehnten Formationen. Am Bache fällt die reiche Entwicklung von Impatiens noli tangere und Galeopsis versicolor auf, die stellenweise Bestände bilden. Das Selbitzthal, das nur im unteren Theil bis zur „Hölle“ den wild- romantischen Charakter hat und sich von hier ab verflacht, führte mich allmählich ansteigend (411 m bei Blankenberg, 500 m bei Naila), mitten in das Gebirge. In Naila verliess ich das Thal und erreichte bei dem 680 m hoch liegenden bayerischen Städtchen Schwarzenbach am Wald das Plateau des Frankenwaldes. Der Frankenwald stellt ein durchschnittlich 650 — 700 m hohes, von der Saale her allmählich ansteigendes, nach SW. aber steiler abfallendes Thonschieferplateau dar, das in einer ungefähren Längenausdehnung von 50 km sich zwischen Thüringerwald und Fichtel- gebirge einschiebt, aber weder gegen diese beiden Gebirge noch gegen das vogtländische Bergland scharfe geologische oder orographische Grenzen aufweist. Nur der steile Südwest-Abhang bildet in beiden Beziehungen eine scharfe Grenzlinie gegen die Mainebene, derselbe erinnerte mich bei Stadt Steinach lebhaft an den böhmischen Absturz des Erzgebirges. Die Haupt- masse des Gebirges wird aus paläozoischen Schiefern, meist dem Kulm zugehörig, aufgebaut. Eine höchst charakteristische Eigenthümlichkeit dieses Hochplateaus liegt in der ausserordentlichen Zerklüftung, die es durch Spaltenbildung und die Erosionsthätigkeit sehr zahlreicher, nach SW. und NO. abfliessender Bäche erfahren hat. Dadurch löst sich das Ganze in eine Menge langgedehnter, flacher Bergrücken und tiefer, enger Thalfurchen auf. „Auf einem solchen Rücken stehend,“ schreibt Gümbel, „glaubt man eine fast ebene oder nur wenig hügelige, weite Landschaft vor sich zu sehen und kann stundenlang in dieser Täuschung sich er- halten, wenn man die Querrichtung von SW. nach NO. einhält. Dagegen führt uns jede andere Richtung, die wir einschlagen, rasch von der Höhe über sehr steile Gehänge in enge Spalten thäler, die, wo grünsteinartige Felsmassen im Thonschiefer lagern, in bizarre, oft senkrecht ansteigende Wände eingeschnitten, selbst schluchtenartig sich gestalten. Ein gleich steiles Gehänge steigt jenseits wieder zu einem schmalen Rücken empor, um eben so rasch weiter hinaus aufs Neue zu einer tiefen Thalfurclie sich nieder zu ziehen. So führt uns der ermüdende Weg von wenigen Stunden über fünf und mehr hohe, schmale Rücken zu ebenso vielen Thaltiefen, in denen klares Bergwasser in eiligem Sturze den Bergen zu entrinnen sucht.“ Die höchsten Erhebungen ragen nur wenig aus der durchschnittlichen Plateauhöhe empor, es sind der Döbraberg mit 796 m, der Spitzberg mit 731 m und der Wetzstein mit 815 m. Wir befinden uns also un- 58 gefähr in der Höhe von Altenberg, in der unteren Bergregion. Wiesen und Wiesenmoore sind um diese Zeit gemäht oder durch weidende Viehheerden abgegrast, so dass sie dem Botaniker nur sehr wenig bieten. Es war mir deshalb unmöglich, festzustellen, ob namentlich die ersteren auch das charakteristische Gepräge zeigen, wie die Bergwiesen um Alten- berg. Nur Meum athamanticum, Cirsium heterophyllum, Centaurea phrygia, Arnica montana, Lathyrus tuberosus und Tliesium alpinum konnte ich auf denselben in sporadischer Vertheilung constatiren, also alles erzgebirgische Bekannte. Ein Moosmoor, das sich an einer nassen Stelle innerhalb eines Wiesenmoores am Döbraberg ca. 700 m hoch entwickelt hatte, zeigte in den Polstern von Sphagnum acutifolium , Drosera rotundifolia, Pinguicida und Parnassia. Und in einem anderen Moosmoore südlich vom Spitzberge im Thale des Froschbaches fand ich daneben noch Salix aurita und Car ex pulicaris. Letzterer ist, wie mir nachträglich Herr Pfarrer Hanemann in Presseck, der beste Kenner der Flora des Frankenwaldes, mittheilte, neu für das Gebiet. Die meisten Höhen und weite Flächen der Bergrücken sind mit düsterem Nadelwald bedeckt, der vorzugsweise aus dicht geschlossenen Fichtenbeständen sich zusammensetzt, doch kommen auch reine Bestände aus Tannen vor mit lichterem Schluss, so dass auf dem Boden ein dichter Teppich von Zwergsträuchern, Waldgräsern und Moosen sich angesiedelt hat. Am Döbraberg reicht der Tannenwald bis zum Gipfel, also bis zu einer Höhe von 796 m, nur truppweise mischen sich diesem Fichten bei, die Kiefer fehlt. Da der Wald überall durch seine Nebenbestandtheile erst seinen eigentlichen pflanzengeographischen Charakter erhält, so theile ich hier meine vollständige Formationsaufnahme am Döbraberge mit, unter Beifügung der Signaturen für die Häufigkeit: soc. greg.-soc. greg. greg. soc. cop. 3 - greg. spor. spor. spor. - greg. spor. - greg. cop. 1. spor. spor. spor. cop. 1. cop. 3 - greg. cop. 1 - greg. greg. greg. Äbies alba\ Picea excelsa ; Vaccinium Myrtillus ; Vitis idaea (im Walde selbst nicht gesehen, nur einmal am Fusse in einem Holzschlag und dann auf der Plattform unter der Heidelbeere); Aira flexuosa ; Melampyrum silvaticum ; — pratense (beide mehr am Waldesrand, wie auch die folgende); Trifolium alpestre ; Galium rotundifolium ; Asperula odorata\ Pirola secunda ; Phegopteris polyp odioides\ — Dryopteris ; Polystichum spinulosum ; Ly copodium davatum ; Polytrichum commune ; Dicranum scoparium ; Hylocomium squarrosum ; Ptilidium ciliare (nur auf freiliegenden Tannenwurzeln und Stöcken). 59 Von weiteren in diese Formation gehörigen Pflanzen notirte ich noch: Pirola uniflora , gefunden an einem Waldrand mit P. secuncla in einer Höhe von 700 m bei Schwarzenbach, und Polygala depressa , an einem feuchten lehmigen Wegrande zwischen Hypnum- Polstern mit Vaccinium Myrtillus und Calluna im Fichtenwalde bei Göhren. Die Pflanze ist im Vogtlande an feuchten, grasigen Waldrändern weit verbreitet, war aber bisher im Frankenwalde noch nicht beobachtet worden. Ferner theilte mir Herr Pastor Hanemann mit, dass er auch Coralliorrhiza inuata und Aspidium lobatum in den Wäldern gefunden habe. In den weit aus- gedehnten hochstämmigen Fichtenwaldungen, welche den Spitzberg be- decken, übernehmen an Stelle der Aira flexuosa neben den am Döbraberg erwähnten Moosen die graugrünen Flechtenpolster der Cetraria islandica und Cladonia rangiferina in der Bedeckung des Waldbodens die ton- angebende Bolle, und Bacomitrium canescens überzieht an den Wegrändern grosse Strecken mit einem hellgrünen krausen Teppich. Von Schwarzenbach, das auf der Wasserscheide von Main und Elbe liegt, stieg ich in eines der nach Westen gerichteten Querthäler hinab. In einer trockenen Thymus- Trift am Wege fielen mir neben den gewöhn- lichen Triftpflanzen Dianthus deltoides und Cirsium acaule auf, in der Fels- und Geröllformation dagegen Tunica prolifera, Epipactis latifolia, Teucrium Botoys, Linnaria minor und Euphorbia cyparissias. Die Anthemis tinctoria , welche ich seit dem Verlassen des Höllenthales nicht mehr gesehen, stellt sich hier bei einer Höhe von ca. 480 m wieder ein. Paris quadrifolia, Majantliemum bifolium und Sanicula europaea treten an feuchten Stellen bei 450 m als neue Mitglieder in den Verband des Nadelwaldes ein. Und endlich konnte ich fast an der Südwest- Grenze des Gebirges, bei St. Steinach im Thale des Schönleinbaches bei ca. 400 m Höhe Sambucus Ebulus L. oder, wie er jetzt vielfach heisst, Ebulum lmmile Grcke. als Bürger des Buschwaldes constatiren, in dessen Nähe am Bache Eupatorium cannabinum und Mentha silvestris wachsen. Der Südwest-Abhang des Frankenwaldes bei Stadt Steinach ist, wie schon oben erwähnt, ein sehr steiler und auch geologisch scharf begrenzter, indem hier die devonischen Schiefer und eruptiven Grünsteine des Ge- birges direct an die Triasschichten des Mainthaies in einer von SO. nach NW. gerichteten Grenzlinie stossen, eine Erscheinung, die durch eine Spaltenbildung und nachherige Senkung ihre Erklärung findet (s. Begel: Thüringen, Bd. I, S. 236 und ff.), also ganz der Südgrenze des Erzgebirges gegen Nordböhmen entsprechend. Mit dem plötzlichen Wechsel der geologischen Schichten geht Hand in Hand eine ganz auffällige Veränderung der Vegetation. Weit ausgedehnte Kulturflächen bedecken den schwach gewellten Kalkboden bei Stadt Steinach und lassen den natürlichen Formationen nur einen sehr beschränkten Baum, besonders auf Steinhalden, an Wegrändern und in kleineren Erosions- thälern. Hier zeigen sich dann unter Gebüsch von Acer campestre, Cor- nus sanguinea, Prunus spinosa, Evonymus und Rosa und Bubus spec. das in Thüringen weit verbreitete Bupleurum falcatum, Veronica latifolia Auct. (= F. Tenirium L.), Centaurea Scabiosa und Agrimonia , in trockenen Triften dagegen Medicago falcata und unter der Saat die kleine Aethusa Cynapium L. var. agrestis Wallr. Wenn nun auch nicht überall, z. B. wahrscheinlich da, wo Buntsand- stein an die paläozoischen Schiefer herantritt, eine so auffällige Ver- 60 schiedenheit der Vegetation hervortreten wird, wie hei Stadt Steinach, so muss doch der Südwestrand des Frankenwaldes als eine wichtige pflanzen- geographische Scheidelinie, wenn auch nur für kleinere Florengebiete, betrachtet werden. Fragen wir uns nun nach den pflanzengeographischen Grenzen, resp. nach dem Anschluss des Waldes auf den übrigen drei Seiten, so ist Folgendes in Betracht zu ziehen: Wie man weder geologisch noch orographisch den Frankenwald von dem vogtländischen Hügellande abtrennen kann, so lässt sich auch nach pflanzengeographischen Gesichts- punkten, ohne der Natur Gewalt anzuthun, zwischen beiden eine Grenz- linie nicht construiren. Der ganze Aufbau der Formationen ist hier wie dort der gleiche. Eine Anzahl Pflanzen, die im Vogtlande verbreitet, sonst aber selten sind, kehren im Frankenwalde wieder; und diese ver- wandtschaftlichen Züge werden bei genauerer Kenntniss der Florenliste des Frankenwaldes sich noch vermehren lassen, so dass man beide zu einem einheitlichen pflanzengeographischen Territorium zusammenfassen kann. Freilich die beiden für unseren westlichen Theil Sachsens so be- zeichnenden Pflanzen Polygala Chamaebuxus und Erica carnea fehlen dem Wald. Dafür treten diese aber im Fichtelgebirge auf, so dass auch dieses in gewisse verwandtschaftliche Beziehungen zu dem obigen Terri- torium tritt, die aber enger mit dem östlichen als mit dem westlichen Theil geknüpft zu sein scheinen. Nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn Pfarrer Hanemann fehlen dem Frankenwalde ausser den beiden oben erwähnten folgende charakteristische Fichtelgebirgspflanzen Nymphaea alba und N. candida Presl., Nuphar luteum, Peucedanum pcdustre, Vac- cinium uliginosum und V. Oxycoccos, Myriophyllum verticillatum , Utri - cularia vulgaris (bis jetzt ein Standort), Andromeda polyfolia, Carex teretiuscida , C. paniculata und endlich C. paradoxa. Sämmtliche auf- gezählte Arten kommen jedoch im Vogtlande vor, fraglich ist nur Nymphaea candida Presl. Verglichen endlich mit dem Thüringerwald scheint die Flora des Frankenwaldes grössere Verschiedenheiten zu zeigen, die schon zum Theil durch die grössere Höhe des ersten bedingt sind. Eine scharfe pflanzengeographische Scheide ist jedoch nicht vorhanden. Man kann daher die auch von Geographen und Geologen vielfach als Grenze an- genommene Senke des Loquitz- und Hasslach thales , durch welche die Eisenbahnlinie Eichicht-Stockheim führt, auch für die Flora gelten lassen. VII. Bereicherungen der Flora Saxonica im »Talire 1894. Zusammengestellt von Br. B. Schorler. Es scheint unter den sächsischen Botanikern nicht allgemein bekannt zu sein, dass Herr Professor Dr. Drude vor einigen Jahren von dem hiesigen Königl. Allgemeinen Herbarium in der Technischen Hochschule ein Specialherbarium der Flora Saxonica abgetrennt hat. Der Zweck der Schaffung dieses öffentlichen Specialherbariums war, in demselben ein ge- treues Abbild der Vegetation Sachsens und zugleich eine für Jedermann zugängige, vom Wechsel der Person unabhängige Centrale für alle floristi- schen Bestrebungen in Sachsen zu schaffen. Das Herbarium besteht be- reits aus 120 Fascikeln und reichem Karten- und Aktenmaterial behufs Fixirung der Verbreitung der Pflanzen. Soll nun der obige Zweck erreicht werden, und ein vollständiges vaterländisches Herbarium entstehen, so ist die Mitwirkung der über das Land zerstreuten Floristen nöthig. Es wird daher an dieselben die dringende Bitte gerichtet, im Interesse der guten Sache alle ihre neuen Funde hier anzuzeigen und in Belegexemplaren mit möglichst vollständiger Etiquette dem Herbarium einzuverleiben, ln diesem Jahre haben uns die folgenden Herren Zuwendungen gemacht, für die auch an dieser Stelle nochmals bestens gedankt sei: F. Fritzsche, Kötzschenbroda (F.); Seminarist Herrn. Müller, Dresden (M.); Oberlehrer Paetz, Pausa i. V. (P.); Apotheker Schlimpert, Cölln-Meissen (Schl.); A. Schulz, Königsbrück (Sch.). Nur die Funde dieser Herren sind in der folgenden Zusammenstellung berücksichtigt. (Vergl. hierzu auch noch die Sitzungsberichte.) Asplenium germcmicum Weiss. Dresden: Hoflössnitz, Sattelberg (M.). Eguisetum ramosissimum Desf. Königstein: Prossener Insel (M.). — pratense Ehrh. Königstein: Prossener Insel (M.). Melica ciliata L. Dresden: Hoflössnitz in Weinbergen und an Weinbergs- mauern, jedoch auch in lichtem Waldgebüsch, wie vor ,, Walthers Wein- berg“, sehr verbreitet (M.). — ■ uniflora Rtz. Lössnitz: im Gebüsch zwischen Spitzhäuschen und Wilhelmshöhe häufig; Herrnskretzschen: Edmundsklamm (M.) Phleum Boehmeri Wibl. Hoflössnitz (M.); Lommatzsch: Geröllhang mit Artemisia Absinthium am Lommatzscher Wasser, f Panicum capillare L. Dresden: Elbufer gegenüber Uebigau (M.). Festuca glauca Link. Dresden: Hoflössnitz (M.). Bromus serotinus Beneken. Dresden: Plauenscher Grund (W.). — arvensis L. Dresden: Berliner Bahnhof (M.). Ges. Isis in Dresden, 1804. — Abh. 7. 62 f Setaria italica P. B. Dresden: Gehege (M.). Carex humilis Leyss. In der Lössnitz und im Meissner Hügellande an sonnigen Abhängen häufig (Fr.). — pulicaris L. Am Fusse des Sattelberges bei Oelsa; im Bienhofthal oberhalb Bienhof; bei Fürstenau (M.). — pendula Huds. Gottleubathal unterhalb Langhennersdorf im Gebüsch (M.). Diese prächtige Carex ist eine südwestliche Pflanze, die nach Gerndt folgende Nordostgrenze ihrer Verbreitung zeigt: Britannien — Westphalen — Harz— Belzig — Frankfurt a. 0. und Spreewald — Lau- ban — Heuscheuer — Friedland — Reinerz — Niedecker Schlag — Ustron — Beskiden — Kl. Karpathen — fehlt der Fatra und Tatra. — tomentosci L. Meissen: bei Zaschendorf (M.). Junens fUiformisL. Radeburg: an den beiden Waldteichen zwischen Oberau und Steinbach (M.). — capitatus Weigel. Radeburg: bei Steinbach (M.), — Tenageia Ehrh. Radeburg: bei Steinbach (M.). Luzula sudetica Presl. var. nigricans Pohl. Erzgebirge: bei Moldau und Böhmisch-Einsiedel; zwischen Stadt Geising und Lauenstein; bei Bien- hof; am Fusse des Sattelberges (M.). Gagea minima Schult. Niederwartha hinter dem Gasthofe (F. und M.); Lommatzsch: zwischen Perba und Leuben, zwischen Prositz und Wachtnitz (M.); Meissen: bei Niedermuschütz (Schl.). Allium ursinum L. Pirna: am Egelsee im Gebüsch (M.). Der Standort ist Frenkel entgangen. Polygonatum verticillatum Meli. Dresden: Wachwitzgrund (M.). Leucojuni vernum L. Lommatzsch: sehr häufig zwischen Porschnitz und Nössige mit Ar um maculatum auf lehmigen fetten Wiesen, auch im Wiesengrund zwischen Perba und Lossen (M.). Der Standort ist ein sehr alter, Heynhold giebt an bei Lommatzsch. Orchis fusca Jacq. Soll nach einer Notiz im Dresdner Anzeiger Nr. 151 am Sattelberg gefunden worden sein. Epipactis latifolia All. var. varians Crtz. Zschopauthal oberhalb Krieb- stein (M.). Platantliera viridis Lindl. Bei Geising und Altenberg; am Fusse des Sattel- und Spitzberges; Lommatzsch: Koboldsberg bei Pröda (M.). Potamogeton gramineus L. Dresden: bei Uebigau (M ). f Hippophae rhamnoidesL. Am Elbufer bei Kötitz. Wohl angepflanzt (Fr.). Anagallis coerulea Schreb. Königstein: Elbufer, hier auch mit weissen Blüthen; Dresden: Packhof und Neustädter Elbquai (M.). Stachys alpina L. Zschopauthal: bei Mittweida unter dem ersten Raub- schloss, also weiter flussaufwärts als der erste von Hofmann entdeckte Standort (M.). Salvia verticillata L. Dresden: zwischen Lossnitz und Kaditz; Meissen: bei Oberau (M.); Elbbrticke bei Kötzschenbroda (F.). Teucrium Scorodonica L. Kirnitzschthal hinter dem Schützenhaus (M.). Veronica spicata L. var. orchidea Crntz. (als Art). Meissen: bei Löbsal, meist die Form mit ästigen Trauben (Schl.). Digitalis purpur ea L. Sächsische Schweiz: in der Edmundsklamm an Fels- wänden (M.). V erbascum Lychnites L. var. album Mill. (als Art). Lommatzsch: bei W7achtnitz, Prositz (M.) und Leuben. 68 Gynoglossum officinale L. var. bicolor Rchb. Lommatzsch : bei Wachtnitz, Prositz und Leuben (M.). Cerinthe minor L. Dresden: Elbufer bei Kotitz (F.). Symphytum tuberosum L. Dresden: zwischen Stetsch und Kemnitz; Meissen: bei Seilitz (M.). Solanum rillosum Lmk. Dresden: bei Kotitz (M.). Phyteuma orbiculare L. Um Lauenstein (M.). Vaccinium MyrtiUo x Vitis idaea (= V. intermedium Ruthe). Pausa i.V.: am Pöbl (P.). Dieser Bastard wurde in Sachsen bisher nur zweimal gefunden und zwar bei Königsbrück von Schulz und bei Voigtsdorf bei Sayda von Seurich, ist aber bereits vor einem halben Jahrhundert von Ruthe bei Berlin entdeckt und in seiner Flora der Provinz Brandenburg und der Niederlausitz (1834, 2. Aufl.) beschrieben worden. Er kommt namentlich im nordöstlichen Deutschland vor, ist aber auch aus England bekannt. Cirsium palustri x heterophyllum (= C. Wanckelii Reich ard). Unter den Eltern bei Neugeising (M.). — oleraceum Scop. var. amarantinum Lang. Dresden: Saubachthal (F.); Lommatzsch: bei Wachtnitz. — oleraceo x heterophyllum: Zschopauthal bei Mittweida (M.). — cano x oleraceum (= C. tataricum Wimm. et. Grab.). Dresden: bei Strehlen auf feuchten Wiesen (M.). Senecio vernalis W. K. Diese osteuropäische Pflanze, die in Ungarn, Galizien etc. ihre Heimath bat, scheint jetzt immer weiter nach Westen zu wandern, oder vielmehr mit Getreidearten verschleppt zu werden. Sie ist bisher in Sachsen besonders östlich der Elbe an verschiedenen Standorten und einmal bei Leipzig und bei Königstein a. E. beobachtet worden. In diesem Jahre fand sie A. Schulz bei Röhrsdorf bei Königs- brück, Leonhardt auf Kleeäckern bei Nossen, Fritz sehe bei Jessen, und zwar am Waldrande in Weizenstoppeln, und Schiimp er t bei Meissen. — saracenicus L. Am Elbufer bei Scharfenberg im Weidengebüsch (F.). Diese Art, welche mit v S. nemorensis und Fuchsii sehr nabe ver- wandt ist, weshalb sie Celakovsky alle drei zu einer Hauptart S. ne- morensis zusammenzieht, wird vielfach mit ihren beiden Verwandten verwechselt. Sie unterscheidet sich aber leicht von ihnen durch ihre scharf nach vorn gekrümmten Blattzähne. Der Standort „Leuben am Dorfbache bei Lommatzsch“ (s. Ber. d. deutsch, bot. Ges. 1889) ist zu streichen, die dort vorkommende Art ist S. nemorensis. f Artemisia Tournefortiana Rchb. Dresden: Grosses Gehege (M.). Hatte sich bisher im Elbthal nur an der Brührschen Terrasse und bei Grossenhain eingebürgert. Heimath: Südrussland. Jnula salicina L. Moritz bürg: Forsthaus Kreyern (F.); Muldenthal, ober- halb Rosswein (M.). Taraxacum officinale Web. var. palustre DG. Radeburg: im Moore bei Steinach (M.); Meissen bei Neu-Sörnewitz (E.). Hypochoeris maculata L. Dresden: Niederlössnitz (F.); im Muldenthal, oberhalb Rosswein (M.). Chrysanthemum segetum L. Dresden: Grosses Gehege (M.). Galium tricorne Wilh. Dresden: Kötitz an der Elbe in der Nähe der Strohhutfabrik (F.) ; Grosses Gehege und Plänerbrüche bei Leute- witz (M.). 64 Galium boreale L. Meissen: im Ziegenbusch, bei Oberau, bei Priesa (M.). PeucedanumOreoselinum Much. Dresden: Radebeuler Sumpfwiese, Volkers- dorf, Auerliaus, Weinböhla (M.). — Cervaria Cuss. Dresden: Hoflössnitz (M.). Laserffjtöum prutenicum L. Im Muldenthal, oberhalb Rosswein, häufig. Hier auch var. glabrum Wallr. (— scabrum Cel. [M.]). Diese voll- kommen kahle Form kommt vielleicht auch anderwärts vor und ist bisher nur übersehen worden. Meum athamanticum Jacq. Dresden: Hoflössnitz, vor der Heidemühle, Steinbach bei Radeburg, Bastei (M.). Aethusa cynapium var. agrestis Wallr. Dresden: auf einem Stoppelacker bei Kötitz (M.). Ribes alpinum L. An einem Wasserfall unterhalb Stadt Wehlen (M.). Montia rivularis Gmel. Chemnitz: Zwischen Röhrsdorf und Ober-Raben- stein (M.). Trapa natans L. Dresden: bei Uebigau (M.). Circaea alpina L. Am Gipfel des Greifensteins bei Geyer (M.). Epiiobium nutans Schm. Erzgebirge : Rudolfsdorf bei Fürsten- walde (M.). Potentilla recta L. Meissen: Proschwitzer Graben (M.). — alba L. Dresden: Kötzschenbroda, Himmelsbusch, Naundörfel (F.). Rosa micrantha Sm. Dresden: Niedersedlitz (F.). Die Rose gehört zu den Rubiginosen, unterscheidet sich aber von der Weinrose durch die grösseren, am Grunde etwas verschmälerten Blättchen, die auch schmälere und tiefere Zähne zeigen, durch längere Blüthenstiele und den langen, scheinbar ein Säulchen bildenden kahlen Griffel. In der benachbarten schlesischen Flora ist die Art schon seit 1875 be- kannt. — coriifolia Fr. Am Fusse des Sattelberges; zwischen Schönwalde und Rudolfsdorf; zwischen Zöblitz und Sorgau (M.). f Lajtrhyrus hirsutus L. Dresden: Niederlössnitz (F.). Da diese Art unter der Saat vorkommt, so ist ihre Einschleppung durch Getreide- samen wahrscheinlich. In den benachbarten Floren wird sie für Thüringen (Erfurt, Schnepfenthal, Koburg) und Schlesien erwähnt. In dem letzteren Gebiet kommt sie nur im SO. bei Ratibor und Teschen vor, wo sie hier ihre Nordgrenze erreicht. In Süddeutsch- land ist die Pflanze häufiger, in Böhmen und Brandenburg fehlt sie. Ileimath: Süd-Europa, und zwar erstreckt sich hier ihre Verbreitung von England bis nach Süd-Russland. *j -Cytisus capitatus Jacq. Dresden: bei Lindenau (F.). Obgleich die Pflanze mitten im lichten Nadelwald gefunden wurde, so ist doch eine Verschleppung aus den Gärten, vielleicht durch Vögel, anzu- nehmen. Sie kommt in Böhmen in zwei Varietäten und auch in der Südhälfte Schlesiens südlich des 51. Grades an verschiedenen Stellen vor. In Thüringen wird Saalfeld als Standort für dieselbe angegeben. In Brandenburg ist sie an verschiedenen Stellen verwildert. Heiinath: Südost -Europa. f Melilotus parvifiorus Desf. Dresden: am Eingang des Plauenschen Grundes (W.). Medicaqo falcato X sativa Rclib. (== M. media Pers.). Dresden: Löss- nitz (M.). 65 Vicia villosa Roth. Dresden: Lössnitz, Uebigau, bei „Antons“; Meissen: bei Oberau (M.). f — pannonica Jacq. Dresden: Verlassener Weinberg bei Zitzscbewig. Auch an dem alten, schon vor einigen Jahren entdeckten Standort in Kötzschenbroda hat sich die Pflanze gehalten (F.). f — lutea L. Dresden: Niederlössnitz (Fr.). Dianthus superbus L. Muldenthal, oberhalb Rosswein (M.). Silene nemoralis W. K. Dresden: Hoflössnitz (M.). Dadurch wird der schon von Rückert und Heynhold angegebene alte Standort, den Reichenbach bezweifelt, bestätigt. — dichotoma L. Dresden: Grosses Gehege (M.). Polygala depressa Wenderoth. Erzgebirge: bei Zinnwald und Lauen- stein (M.). Drosera ro tundifo lia x anglica (= Dr. obovata M. et. K.). Dieser sehr seltene, für die Flora Saxonica neue Bastard wurde von H. Müller bei Karlsfeld unter den Eltern gefunden, von denen Dr. anglica an derselben Stelle erst 1892 von Dr. Naumann entdeckt wurde. Er ähnelt in der Blattform einer recht kräftigen Dr. intermedia , unter- scheidet sich aber von dieser sofort durch den geraden Schaft, ln der Koch’schen Flora wird er als eine Varietät von anglica aufgeführt. Aus Schlesien, wo er an fünf Standorten beobachtet wurde, ist er schon seit 1858 bekannt. Für Brandenburg giebt Ascherson nur einen Standort an. Der Bastard ist zuerst in Röhling's Deutschlands Flora, bearbeitet von Mertens und Koch, 1826 nach einem Exemplar, das Zuccarini 1825 in den bayerischen Alpen gefunden hatte, beschrieben und als Dr. obovata bezeichnet worden. Sisymbrium Columnae L. Dresden: Grosses Gehege (M.). f Erucastrum Pollichii Sch. et Spenn. Dresden: an der Weisseritz (M.). Soll auch am Berliner Bahnhof beobachtet worden sein. Für diese südliche oder südwestliche Pflanze giebt Gerndt als nördliche Grenze ihres spontanen Vorkommens an: Nordfrankreich — Ardennen — Trier — N euwied — Würzburg — Hildburghausen — T ennstädt — Eckartsberga — Weissensee und Weimar. Die thüringischen und sächsischen Stand- orte beruhen wohl alle auf Einschleppung. ■ \ Brassica incana Döll. Dresden: Grosses Gehege (M.). Erysimum orientale R. Br. Dresden: Plänerbrüche bei Leutewitz (M.). f Eruca sativa Lmk. Dresden: Plauenscher Grund (W.). jBunias orientalis L. Dresden: Niederlössnitz und bei Kotitz (F.). Fumaria rostellata Knaf. Erzgebirge: zwischen Lauenstein und Lie- benau (M.). Corydalis capnoides Wahlbg. Dresden: Rabenauer Grund (W.). Die Pflanze wird zwar in der Flora von Wünsche nicht erwähnt, ist aber für Sachsen nicht neu, denn der Standort im Rabenauer Grunde ist schon seit 50 Jahren bekannt. In dem Herbarium der Flora Saxonica befindet sich ein Exemplar , das bereits 1844 gesammelt und richtig erkannt wurde. Herr Bankier Kuntze theilte mir ferner mit, dass er die Art am gleichen Orte 1868 gefunden habe. Veröffentlicht ist der Standort zum ersten Male von Willkomm in dem Tharandter Jahrbuch 1866. Das Vorkommen dieser Pflanze in unserer Gegend ist allerdings ein höchst merkwürdiges und ganz isolirtes und wohl nur durch Einschleppung oder Aussaat erklärlich, da ihre nächsten 66 Standorte sich erst in den südöstlichen Alpen (Tyrol) finden, von wo sie bis nach Ungarn und die Karpathenländer verbreitet ist und dann in Centralasien wieder auftritt. Der Name C. capnoides L., wie er in Koch’s Flora angegeben wird, ist nicht recht bezeichnend, da der Linne’sche Name ein Kollektivname ist, der noch lutea und ochroleuca umfasst. Ledebour hatte die Pflanze als C. Geliert beschrieben, er nahm aber dann in seiner Flora Rossica den Namen capnoides mit dem Autor Koch an. Nach Nymann muss sie die Bezeichnung C. capnoides Wahlenberg bekommen, f Glaucium corniculatum Curt. Dresden: Grosses Gehege (M.). VIII. Der Burgwall von Kleinböhla bei Oscliatz. Von Fr. H. Döring. Die Dorfschaften Gross- und Kleinböhla liegen zwischen den Städten Oscliatz und Dahlen, etwa 7 km von ersterer und 3 km von letzterer Stadt entfernt. Grossböhla wird von der Leipzig -Dresdener Chaussee und Eisenbahn berührt, während Kleinböhla abseits davon etwa 1 km nach Norden gelegen ist. Der im Süden ragende Colmberg, dessen Gipfel circa 5 km entfernt ist, reicht hier in sanftem Gehänge an die ebenen Gefilde des Nordens heran. In nordöstlicher Richtung öffnet sich nach den Dorfschaften Wellerswalde und Lambertswalde zu ein breiter, flacher Wiesengrund, dessen Boden zur Versumpfung neigt; ein Theil dieses feuchten Grundes ist mit hohen Laubbäumen bewachsen und wird als Radeland bezeichnet. Auch die Teiche von Gross- böhla sind mit hohem Laubwald um- geben, der noch heute allgemein im Volks- munde als „Hain“ bekannt ist. Der vom Hain nach Bahnhof Dahlen und weiter nach dem Dorfe Radegast führende alte Weg heisst ebenso allgemein der Hain weg und steht in dem Rufe, vor Zeiten ein heiliger Weg gewesen zu sein, der zum Zwecke der Gottesverehrung in der Heiden- zeit vielfach beschritten wurde. Nur wenige hundert Schritte vom Hain entfernt liegt in der erwähnten Niederung, zur Ortsflur Kleinböhla gehörig, ein Hügel von geringer Höhe, der mit grossen Bäumen bestanden und von Wassergräben und Erd- wällen umgeben ist. Trotz der unbedeu- tenden Dimensionen der offenbar durch Menschenhände geschaffenen Anlage darf dieselbe als ein sehr gut erhaltener Burg- wall angesehen werden. Der den Innenraum des Burgwalles darstellende Hügel überragt das Niveau der Wiese um etwa 2,5 m und ist mit hohen Eichen, Linden, Akazien und Erlengebüsch bewachsen. Die Längenausdehnung des Hügels beträgt von Ost nach West 25 m, des. Isis in Dresden, 1894. — Abh. 8. 68 während in der Breite von Süd nach Nord 22 m gemessen wurden. Der den Hügel umschliessende erste 4 — 5 m breite Wallgraben ist noch voll- ständig mit Wasser gefüllt', wird vom Besitzer als Fischteich benutzt und regelmässig gefischt. Der den Wallgraben umfassende erste Erd wall ist 4 m breit und 1,5 bis 2 m hoch. An der Südseite der Anlage ist derselbe eingeebnet, doch darf wohl als sicher angenommen werden, dass er auch auf dieser Seite ursprünglich geschlossen war. Der etwa 6 m breite zweite Wallgraben ist gegenwärtig nicht mehr mit Wasser gefüllt, doch sumpfig und von einem unbedeutenden Wassergraben, der im Dorfe Kleinböhla seinen Ursprung nimmt, durch- flossen. Der zweite Erdwall, dem inneren in Breite und Höhe conform, um- fasste ehemals nicht nur das vom äussern Wallgraben umgrenzte Gebiet, sondern auch einen etwa 100 m langen und 60 m breiten Vorraum. In der ursprünglichen Form ist der Erdwall freilich nicht mehr vorhanden, doch bezeugen ältere Leute übereinstimmend, dass sie ihn noch wohl- erhalten gekannt haben. Er ist aus einem gelben Lehm errichtet, von dem die Bewohnerschaft des gesammten Dorfes ihren Bedarf an den für ländliche Verhältnisse wichtigen Baustoffe deckt und so zur fortgesetzten Verminderung des Walles beiträgt. An der Ostseite ist der Wall durch- brochen, um dem aus beiden Wallgräben abfiiessenden Wasser Abzug zu verschaffen. Die ganze Wallanlage gehört zum Besitze des Gutsbesitzers Teller, in dessen Familie sie seit mehr denn einem Jahrhundert forterbte und derem pietätvollen Sinne es in erster Linie zu danken ist, dass die An- lage verhältnissmässig wohlerhalten bis auf unsere Tage überliefert ist. Einer der Vorfahren des jetzigen Besitzers legte einen Zugang zum Burg- wall an, indem er eine Holzbrücke über den mit Wasser gefüllten Wall- graben baute; auf der Höhe des Hügels unter der mächtigsten Eiche errichtete er ein einfaches Buheplätzchen für sich und seine Familie. Seit jener Zeit heisst die Wallanlage im Volksmunde allgemein das „Teller- hölzchen“. In der Familie des Besitzers bezeichnet man sie als „Schlösschen“, während ältere Leute der Nachbardörfer die Bezeichnung „Abgott“ gebrauchen. Interessant ist daran, dass die letztere Be- zeichnung, welche entschieden die ältere Ueberlieferung darstellt, durch die vom Namen des Eigenthiimers entlehnte jüngere Ueberlieferung im Dorfe selbst vollständig verdrängt worden ist. Die Ortsbewohner halten dafür, dass hier ehemals ein Raubschloss gestanden habe. An das alte Erdwerk anknüpfende Sagen scheinen unter dem Volke wenig überliefert zu werden. Nur eine Sage meldet, dass ein Riese vom ColmlDerge aus einen Stein nach der Lambertswaldaer Kirche habe werfen wollen, das Handgeschoss habe aber sein Ziel nicht erreicht, sondern sei in den Wiesen von Böhla zur Erde gefallen. Die am Burgwall vorgenommenen Nachgrabungen hatten folgendes Ergebniss : Der Hügel ist aus einer grauen, ascheartigen, lockeren Erde auf- gescliüttet, in welcher sich Lehmbewurf, Reste von Holzkohle und Thon- scherben vorfanden. In früherer Zeit wurden gelegentlich vom Besitzer Topfgeschirre, auch Eisengeräthe gefunden. Beim Ausfischen des inneren Wallgrabens zog man aus dem Schlamm verkohlte Balken zu Tage. 69 Innerhalb des weiten Vorraumes fand man bei Planierungsarbeiten eine feste Steinpflasterung aus gewöhnlichen Bruchsteinen. Bei Beurtheilung der Scherbenfunde ergiebt sich, dass das Topf- geräth jener Zeit aus feingeschlämmtem Material gefertigt, hart gebrannt und — wie die zahlreichen feinen Parallelstreifen verrathen — mittels Drehscheibe hergestellt wurde. Der Gefässrand ist, wie bei den Burg- wallscherben allgemein, umgelegt und die äussere Kante mehr oder weniger herabgezogen. Ein Gefässboden zeigte auf der Mitte eine sogenannte Töpfermarke, ein kreisrundes Stempelzeichen. Das Topfgeräth charakterisirt sich demnach als slavisch, und die Benutzung des Walles muss in die Zeit zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert versetzt werden. Die Feinheit des beim Gefässformen verwendeten Materials, der harte Brand und vor allem die Drelistreifen deuten darauf hin, dass die Anlage aus spätslavischer Zeit herrührt. Die in der Verwahrung des Besitzers befindlichen Eisenfunde, zwei wohlerhaltene Aexte, repräsentiren ebenfalls slavischen Typus. Nach alledem darf man wohl die Vermuthung aussprechen, dass die Wallanlage von Kleinböhla eine alte Sumpfburg ist, wie sie in spät- slavischer Zeit, etwa im 9. und 10. Jahrhundert, gegen Ende der slavischen Periode angelegt wurden. Dass die Slaven jener Zeit ihre Wallbauten in ähnlicher Form errichteten, wird uns direct durch einen historischen Zeugen bestätigt. Ibrahim ibn Jakub, ein arabischer Schriftsteller des 10. Jahr- hunderts, der wahrscheinlich als Begleiter der maurischen Gesandtschaft, welche Kaiser Otto I. 973 in Merseburg empfing, das von Slaven besiedelte Gebiet auf seiner Weiterreise nach der Ostsee kennen lernte, giebt über seine Beobachtungen Notiz. Was Ibrahim über die slavischen Völker- schaften berichtet, ist in den Jahrbüchern für Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde 1880, Band 45, S. 3 von Wigger veröffentlicht. Derselbe weiss vom Burgbau der Slaven Folgendes zu erzählen: „Wenn sie nämlich eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser und Rohrsümpfen reich ist, und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfange, welchen sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die ausgehobene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis es die Härte von Pise erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zu der erforderlichen Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Thor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut.“ Noch gilt es, der Frage nach dem Zwecke der Sumpf bürg Böhla näher zu treten. Ist sie als Zufluchtsstätte für die bedrängten Dorf- bewohner zu betrachten, war sie zu Vertheidigungszwecken angelegt oder diente sie der Bewohnerschaft als Stätte der Gottesverehrung? Die Kleinheit des inneren Wallraumes, welcher als letzter und sicherster Zufluchtsort nur in Frage kommen kann, spricht wohl deutlich genug gegen die Annahme, dass die Anlage als Fliehburg in Kriegszeiten gedient haben könnte. Auch als militärisches Schanzwerk kann man es bei Berücksichtigung der localen Verhältnisse nicht ansehen; ein solches Vertheidigungswerk hätte man doch wohl günstiger auf das gegen 20 m höhere hügelige Terrain verlegt und nicht so abgelegen im seichten Wiesen- 70 gründe errichtet. Es erscheint demnach gerathen, die Anlage als eine nach Art der Sumpfburgen errichtete slavische Kultusstätte zu betrachten. Der durch Wallgräben und Erdwälle gebotene mehrfache Schutz erscheint für das slavische Heiligthum nicht überflüssig, denn die Stätte der An- betung, die darin geborgene Bildsäule der Gottheit und eventuell den Tempelschatz suchte man gegen hereindringende Feinde und Verächter der nationalen Gottheit bis zum letzten Augenblicke mit Todesmuth zu vertheidigen. Schliesslich sei noch an die wahrscheinlich aus frühmittel- alterlicher Zeit stammende Ueberlieferungsform „ Abgott u erinnert, sowie auf den nahegelegenen Hain, den Hain weg, auf das Radeland und Radegast hingewiesen, um darzuthun, dass die Deutung als heidnische Kultusstätte die nächstliegende ist. Ueber den aus dem Slavischen stammenden Ortsnamen Böhla schreibt Hey*) : „Gross- und Kleinböhla am Böhlbach bei Dahlen, Belin = belna Fichtenau; den Gegensatz bildet der nahe „schwarze Berg“. Von dieser Deutung auf die Anbetung eines Bely boh = lichten Gottes schliessen zu wollen, würde gewiss zu weit führen. *) Gust. Hey, Die slavisclien Sieclelungen im Königreich Sachsen, Dresden 1893, S. 221. IX. Kryptogamen des Bayrischen Waldes. Zusammengestellt von K. Schiller. Die phanerogamiscken Gewächse des Böhmer- und Bayrischen Waldes sind seit einer langen Reihe von Jahren von Botanikern der betreffenden Länder gut und vollständig durchforscht, jedoch von den Kryptogamen giebt es nur gelegentliche Aufzählungen. Auch ich kann nur eine solche und dazu noch unvollständige bieten, da ich das Gebiet zum ersten Male betreten, und auch nur wenige Wochen, die leider in regenreiche Zeit fielen, dort gesammelt habe; ausserdem war ich als Familien -Sommer- frischler an ein Centrum etwas kurz gebunden. Trotzdem blicke ich auf die dort verlebten Tage mit grossem Vergnügen zurück, und es wäre un- dankbar von mir, wenn ich nicht hier die Gelegenheit benutzte, meinen diesjährigen Excursionsmittelpunkt allen Freunden der Kryptogamen bestens zu empfehlen, da dort zur Zeit (wie lange noch?) der Botaniker nach seinen erfolgreichen Wanderungen gute und freundliche Verpflegung findet und in heiterer Umgebung die Vorzüge des Landlebens mit ersehntem Nutzen gemessen kann. Regenhütte hiess das Ziel, das von der zwischen Böhmisch- Eisenstein und Zwiesel in Bayern gelegenen Eisenbahnstation Ludwigsthal in dreiviertel Stunden auf dem in jedem Reisehandbuche mit einem * versehenen Prinzenstege erreicht wird. Immer am wasserreichen Regen, von dessen Ufern Mimulus luteus botanisch grüsst, gehts durch herrlichen Wald hin zu der frischgrünen, grossen Wiese, auf welcher gruppenweise eine Menge malerischer Häuser stehen, in denen die Beamten und Arbeiter der Glashütte, dem eigentlichen Mittelpunkte des Ortes, wohnen. Das Gebirge dieses engeren Gebietes ist aus Gneiss, welcher der Ent- wickelung einer reichen Kryptogamenflora nicht sehr günstig ist, aufgebaut, zeigt nur wenige tief gespaltene Schluchten, ist aber mit sehr altem Nadelwalde, der theilweise mit Laubbäumen untermischt ist, gleichmässig bedeckt. Kein eigentlicher Holzschlag und keine jahrelange Belichtung und Austrocknung des Bodens haben die Entwickelung der Pflanzen je unterbrochen, und insofern kann noch von einem Urwalde gesprochen werden, zumal die zahlreichen Baumleichen den Gedanken an Waldkultur schwer aufkommen lassen. Da die Berge keine bedeutende Höhe haben (Arber, als höchste Erhebung, 1476 m), sind Hochgebirgskryp togamen aus- geschlossen; was aber sonst im mitteldeutschen Waldgebirge gesucht werden kann und hier oder da nicht zu häufig ist, kann hier in ausser- ordentlichen Mengen gesammelt werden, weshalb ich Kosmopoliten über- haupt nicht aufzähle. Ges. Isis in Dresden, 1894. — Abh. 9. 72 Von Gefässkryp togamen wuchs Lycopodium annotinum L. an vielen Orten sehr reichlich, besonders aber zwischen dem Regen und der Deffernickbacb ; Lycopodium Selago L. in den Felsspalten des Arbergipfels. Isoetes lacustris L. im Arbersee zu suchen hatte ich weder genügende noch passende Zeit. Laub- und Lebermoose waren meist in dichten Polstern bei- sammen; die dauernde Beschattung und Durchfeuchtung des Bodens ist ihrer Entwickelung hier sehr günstig. Ausser den gewöhnlichen Moosen wuchsen an den Felsen im Walde: Antitrichia curtipendula Brid., Dicranum longifolium Hedw., D. montanum Hedw., Racomitrium fasciculare Schrad., R. sudeticum Funck., Web er a elongata Hedw. An den Felsen des Arber- gipfels: Andreaea petrophila Ehrli., Grimmia montana Bryol. eur. An den Quarzfelsen bei Rabenstein und an der Seewand am Teufelssee: Di- trichum tortile Schrad. An alten Bäumen: Amblystegium subtile Schmp., Neckera crispa Hedw. und eine schöne Form von Hypnum cupressiforme Hedw. An faulen Baumstöcken: Dicranodontium longirostre Starke (mit Frucht), Buxbaumia indusiata Brid. (selten), Plagiothecium silesiacum Schmpr. An Wegrändern: Dicranella rufescens Dicks., Diphyscium sessile Schmid., Schistostega osmundacea Dicks. (am Wege von Regenhütte zum Arbersee häufig). An sumpfigen Stellen : Hypnum stramineum Dicks., Bryum uliginosum Bruch, und ausgedehnte Polster von Sphagnum acutifolium Ehrh. , Sph. Girgensohnii Russ., Sph. recursum Pal., Sph. subsecundum Nees, Sph. cymbifolium Ehrh. An den Ufern des Arbersees: Sphagnum medium Limpr. In den Waldbächen: Fontinalis antipyretica L., F. squa- mosa Dill., Limnobium ochraceum Wils. Auf Waldboden: Plagiothecium undiäatum L. (oft grosse Flächen bedeckend), Hylocomium loreum L.. Hypnum arcuatum Lindb., H. crista- castrensis L., Pterygophyllum lucens L. (nahe bei Regenhütte an der kleinen Deffernickbacb). Von Lebermoosen wuchs Aneura pcdmata N. a. E. in grossen Rasen an faulenden Stämmen mit Jungermannia trichophylla L. und J. curvifolia Dicks. An Felsen der Seewände: Sarcoscyphus spliacelatus N. a. E., Metzgeria furcata N. a. E., Jungermannia Taylori Hook. An Steinen in den Bächen: Scapania undulata N. a. E., Sc. nemorosa N. a. E. Am Ufer des Regens: Anthoceros laevis L. Dass die Pilzflora in diesem Gebiete eine reiche sein muss, lässt sich erwarten. Die dortigen Bewohner sammeln fleissig, aber fast aus- schliesslich Boletus edulis Bull., B. scaber Bull., B. versipellis Kr., meist um sie für den winterlichen Verbrauch zu trocknen; Gunthar ellus cibarius Fr., Sparassus crispa Wulf., Sp. brevipes Krmbh., Hydnum imbricatum L., Polyporus ovinus Sch. wurden verschmäht. Von auffälligen Blätterpilzen erwähne ich nur: Limaemm Cossus Sow., Clitocybe odora Bull., Mycena rosella Fr., M. alcalina Fr., Marasmius peronatus Bolt., M. prasiosmus Fr., Flammula Liquiritae Pers., Lepiota mucida Schrad., Schizophyllum alneum L., Inoloma violaceus L., Psalliota stercoraria Fr., Lactarius deliciosus L., L. necator Pers., L. vellereus Fr., L. scrobiculatus Scop. An faulenden Stöcken, Stämmen und Aesten: Polyporus applanatus Pers., P. frondosus Fl. dan., P. pinicola Sw., P. caesius Schrad., P. mollis Som , P. cinnabarinci Jacq., Hydnum coralloides Scop. in herrlichen Exemplaren, Merulius tremellosus Schrad., Daedalea unicolor Bull., Trogia faginea Schrad. in lieblichen Rosetten, Corticium Mougeoitii Fr. Von Ascomyceten seien nur genannt: Bidgaria polymorpha Fl. dan. 73 (sehr häutig an Klafterholz), Peziza carbonaria Alb. u. Schw., HelotiUm citrinum Hedw., Rliizina inflata Schff., Hiimariella scutellata L„ Otidea onotica Pers., Lasiobotrys Lonicerae Kze., Coryne sarcoides Jacq., Ustulina vulgaris Tul. Myxomyce ten fanden sehr günstigen Nährboden, ich nenne nur: Stemonitis dictyospora Rstf., Tubulina cylindrica Bull., Fuligo septica L , Ceratium mucidum Pers. Von Uredineen erwähne ich: Puccinia argentata Schltz., P. Cirsii- lanceolati Sehrt., P. Circaeae Pers., P. Prenanthis Pers., Phragmidium Tormentillae Fuck; von Flechten: Sticta Pulmonaria L., Sphaerophorus coralloides Pers., Stereocaulon paschale L., Peltigera aphthosa L., Rhizo- carpon geographicum L., Pannaria triptophylla Mss., Cetraria rangiferina (fructificirend). An Steinen findet sich häufig die Alge Trentepohlia iolithus L. und im Arbersee Scytonema figuratum Ag. Wie diese kurze Aufzählung aus den angeführten Gründen nur ein flüchtiges Bild der dortigen kryptogamischen Welt giebt, von der ich die genannten Pflanzen gleichsam nur zur Erinnerung an die im Bayrischen Walde zugebrachten Wochen mitgenommen, so kann auch so lange kein Vergleich mit anderen Gebirgen, wie z. B. dem Erzgebirge und Kiesen- gebirge, welche Böhmen westlich und östlich begrenzen, gezogen werden, als das Gebiet nicht vollständig durchforscht ist. Dazu aufzumuntern soll auch der Zweck dieser Zeilen sein. So sind von Regenhütte aus genauer zu durchsuchen: das Riesloch bei Bodenmais, die Seewand am Arbersee mit dessen Eifern und die verschiedenen sumpfigen Orte. Der von mir nicht besuchte Theil des Gebirges birgt gewiss noch viele Schätze und jeder Kryptogamen -Botaniker wird mit grossem Ver- gnügen und Nutzen die unvergleichlich schönen Waldungen durchstreifen. Abhandl. d. Isis in Dresden, 1894. Taf. I. Gez.v. Veif. . ffebfiiMinl-cel, Dr&sdmi Abband!, d. Isis in Dresden, 1894. Taf. H. ‘yj'S : o- ' °* '«-.i, äs,; La . -Je ./ wmsmm I. " £fe*\T§M: *#»«» v^cv.k Hro PP Slgpir -.V ‘ *"’- IfM ^.^,'J . Äi* ; Ä/ cn nach der Kaite von A. Stübcl in ,,Ruinensiätte von Tiahuanaco' * . ' . ■ . . ' . . ■ ,, fij ' ' | i’; ' j ■ ‘ ■ '•/ ■ . . . Naturwissenschaftlichen Gesellschaft i n D resden. Heransgegeben von dem Redactions - Comite. Jahrgang 1895. Mit zwei Tafeln. Dresden. In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hofbuchhändler. 1896. Inhalt des Jahrganges 1895. A. Sitzungsberichte. I. Section für Zoologie S. 3 und 27. — Drude, 0.: Vegetation der Lofoten S. 3. — Ebert, R.: Temperatur derLofoten S.3; Thierleben derTiefsee S.27. — Geinitz, H.B.: Fossiles Vorkommen des Dorsches S. 3; geologisches Vorkommen der Tiefseebewohner, Besuch des K. mineralogisch-geologischen Museums S. 27. — König, CI.: Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893 S.3. — Naumann, A.: Pflanz entheile mit Miss- bildungen durch Thiere S. 27. — Kitsche, H.: Zahnformeln der Säugethiere, Sitten der Lofotenbewohner, Frass von Rhyncolus culinaris S. 3 ; Fortschritte in der Kenntniss der Gallmilben, Litteraturbesprechung S. 27. — Reibisch, P. : Neueste Ansichten über Artenbildung und Vererbung S. 3. — Schiller, K.: Litteraturbesprechung S. 28. — Schorler, B. : Selbstreinigung der Gewässer S. 28. II. Section für Botanik S. 4 und 28. — Drude, 0.: Der Traubenschimmelpilz S. 4; glaciale Florenreste von Deuben S. 6; Flora um Wettin a. S. S. 29; neue Litteratur, S. 28. — Jenke, A. : Neue Algen der Flora von Dresden S. 4. — Ledien, F. : Frostwirkungen des letzten Winters auf Laubhölzern S. 7; neue Litteratur S. 28. — Nit sehe, H.: Mittel zur Vernichtung der Engerlinge, der sogen. „Seelachs“ S. 4. — Raspe, F. : Vorlagen S. 28. — Schiller, K.: Neuropteren von Borkum, neue Litteratur S. 4; Ergebnisse seiner Kryptogamen-Excursionen im Jahre 1894 S. 6; über systematische Pilzwerke S. 28. — Schorler, B.: Entwickelung der Kenntniss des Zellenbaues in den letzten 20 Jahren S. 4; die sogen. „Holzblumen“ S. 7. — Wobst, K.: Bildungs- abweichungen an Pflanzen S. 30; neue Litteratur S. 6 und 30. — Wobst, K., Schorler, B. und Jenke, A,: Neue und seltene Pflanzen der Flora Saxonica S. 4 und 28. — Besichtigung des K. botanischen Gartens S. 7. — Vorlagen S. 5 und 7. III. Section für Mineralogie und Geologie S. 7 und 30. — Bergt, W.: Litteratur und Wesen der Melaphyrgänge des Plauenschen Grundes S. 10; geologische Natur der Umgebung von Aden S. 31. — Ebert, 0.: Cretacisclie Schwarzkohlenfunde bei Dresden S. 8. — Engelhardt, H. : Tertiäre Florenverhältnisse von Ecuador und Colombia S. 8. — Francke, H. : Kalkspath Vorkommen von Niederrabenstein S. 32. — Gein itz, H. B.: J. F. Johnstrup f, Haushofer f S. 7; J. D. Dana f S. 9; 0. B. Kinne f, O. A. Winkler f S. 31; Einwirkung der Melaphyrgänge auf die Bildung des Plauenschen Grundes S. 10; Fortschritte der geologischen Landesaufnahme in den Vereinigten Staaten Amerikas S. 31; neue Litteratur S. 8 und 31. — Kalkowsky, E.: Korallenkalke in Deutschland S. 9. — Krone, H.: Melaphyr -Vorkommen bei Aden S. 10; Brasilit= Baddeleyit aus Brasilien S. 31. — N essig, R.: Die Sande der Umgebung von Dresden S. 31. — Osborne, W.: Pithekanthropus erectus aus dem Pliocän von Java S. 9. — Zschau, E.: Rhinoceros tichorhinus aus dem Plauenschen Grunde, Knochenpfeil- spitze von Koschütz S. 31. — Besichtigung der Melaphyrgänge im Plauenschen Grunde S. 10. IY. Section für prähistorische Forschungen S. 10 und 33. — Deichmüller, J. : Steinbeil aus der Elbe in Dresden, Gräberfeld von Deila, Reise durch die Lausitz S. 33; neue Litteratur S. 11. — Döring, H. : Litteraturbesprechung S. 33. — Ebert, H. : Neolithische Ansiedelungen und Begräbnissplätze bei Lobositz, Amulett und Glasperle von Stetzsch S. 10. — Geinitz, H. B.: Neue Litteratur S. 11. — Jentsch, A.: Uralte Ackerspuren in der Trieske bei Pillnitz S. 11 und 33; Urnen von Ebendörfel IV S. 33. — Osborne, W. : Neolithisches Grab bei Bolmic bei Prag, Ursprung und Heimath des Urmensclien, mit Bemerkungen von J. Deichmüller 8. 11. — Scliorler, B.: Neue Litteratur S. 33. — Excursion nach Kleinbölila und Altoscliatz S. 12. Y. Section für Physik und Chemie S. 12 und 33. — Förster, J. S. : Chemische Natur der Metalllegierungen S. 12. — Hempel, W. : Principien der Heizung S. 12. — Meyer, E. von: Karl Wilhelm Scheele und die Chemie seiner Zeit S. 12; über Argon S. 12 und 13; über Calciumcarbid und Acetylengas S. 13; Geschichte, Chemie und Industrie der Riechstoffe S. 33. — Schorler, B. : Stiftungsfest der Isis in Meissen S. 13. VI. Section für Mathematik S. 13 und 34. — Hallwachs, W. : Problem der Strom- verzweigung in einem Wechselstromnetz S. 14. — H artig, E.: Topologische Beispiele aus dem Gebiete der Fasertechnik, mit Bemerkungen von K. Rohn und A. Witting, S. 34. — Helm, G. : Anwendung Fourier’scher Integrale auf die Theorie des Spectrums S. 13. — Rohn, K.: Darstellung einfacher complexer Functionen durch Modelle S. 13. — Witting, A.: Litteraturbesprechung S. 14. VII. Hauptversammlungen S. 14 und 34. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 20 und 36. — Wahl eines Verwaltungsraths-Mitgliedes S. 17. — Beamte im Jahre 1896 S. 39. — Kassenabschluss für 1894 S. 16, 18 und 23. — Freiwillige Beiträge zur Kasse S. 38. — Bericht des Bibliothekars S. 41. — Verlegung der Bibliothek S. 16 und 35. — Beschluss über Vermehrung der Bibliothek S. 16. — Ausfall von Haupt- versammlungen S. 20. — Helmholtz-Denkmal S. 20 und 35. — Excursion und Fest- sitzung zur Feier des 60jährigen Stiftungsfestes S. 17 und 18. — Ergebnisse der diesjährigen Natuiforscherversammlung S. 34. — Drude, 0.: Die Papierstoffe in ihrer culturhistorisehen Bedeutung S. 14; neue Instrumente der meteorologischen Station im K. botanischen Garten S. 17; Förderung floristischer Studien durch Formationsherbarien S. 20; Untersuchungen über die Veränderung der Arten und die Descendenztheorie S. 35; Uebersicht über die Mitgliederzahl S. 35; neue Litteratur S. 14 und 20. — Geinitz, H. B. : A. Stelzner f S. 16; Abstammung und Veränderung der Inoceramus- Arten der Kreideformation S. 35. — Hartig, E.: Technik der Papierfabrikation und deren Geschichte S. 17. — Hempel, W.: Die schlagenden Wetter und die Mittel zu ihrer Bekämpfung S. 35. — Kalkowsky, E. : Die neuere Krystallographie und der Unterricht darin S. 18. • — Pattenhausen, B.: Die verschiedenen Methoden der Dar- stellung der Bodenconfiguration S. 35. B. Abhandlungen. Bergt, W. : Die Melaphyrgänge am ehemaligen Eisenbahntunnel im Plauenschen Grunde bei Dresden. S. 20. Drude, 0. und Schorler, B. : Die Vertheilung östlicher Pflanzengenossenschaften in der sächsischen Elbthalflora und besonders in dem Meissner Hügellande. Mit Tafel II. S. 35. Geinitz, H. B.: Der Syenitbruch an der Königsmühle im Plauenschen Grunde bei Dresden. Mit Tafel I. S. 30. Geinitz, H. B.: Die Fortschritte der geologischen Landesaufnahme in den Vei einigten Staaten Nordamerikas. S. 68. Jenke, A., Schorler, B. und Wobst, K.: Bereicherungen der Flora Saxonica. S. 89. König, CI.: Der Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893. S. 3. Nessig, R. : Die Sande der Umgebung von Dresden. S. 71. Schorler, B. : Die Bedeutung der Vegetation für die Selbstreinigung der Flüsse. S. 79. Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen . Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf besonderen Wunsch 25 Separat- Abzüge unentgeltlich, eine grössere Anzahl gegen Er- stattung der Herstellungskosten. Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in D resden. 1895, I. Section für Zoologie. Erste Sitzung am 24. Januar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nits che. — Anwesend 28 Mitglieder. Prof. Dr. H. Nitsche spricht über die Zahnformeln der Säuge- thier e und erläutert die beste Art, sie graphisch darzustellen, an einer Reihe von Wandtafeln. Zweite Sitzung am 21. März 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. R. Ebert. — Anwesend 27 Mitglieder. Dr. P. Reibisch spricht über die neuesten Ansichten über Artenbildung und Vererbung. Nach Erwähnung der Ansichten der Alten, des Aristoteles und Anderer über Urzeugung u. s. w. berichtet Vortragender ausführlicher über die hierher gehörigen Hypothesen Lamarck’s, Darwin’s und Weismann’s. Dritte Sitzung am 16. Mai 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nitsche. — Anwesend 29 Mitglieder. Oberlehrer CI. König schildert in anschaulicher Darstellung den Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893 (vergl. Abhandl. I). Bei der sich anschliessenden Besprechung machen Prof. Dr. R. Ebert Bemerkungen über die Temperatur der Lo- foten, Prof. Dr. 0. Drude über die Vegetation der Lofoten und Prof. Dr. H. Nitsche über die Sitten der Lofotenbewohner. Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz weist auf das fossile Vor- kommen des Dorsches hin und ladet ferner zum Besuch der neu auf- gestellten cretaceischen Abtheilung der K. paläontologischen Sammlung ein. Der Vorsitzende macht zum Schluss noch einige Mittheilungen über einen Frass von Rhyncolus culinaris in den Zimmerungen der Hänichener Steinkohlengrube. 4 II. Section für Botanik. Erste Sitzung am 7. Februar 1895 (in Gemeinschaft mit der Section für Zoologie). Vorsitzender: Dr. B. Schorler. — Anwesend 24 Mitglieder. Dr. B. Schorler hält einen Vortrag über die Entwickelung unserer Kenntniss des Zellenbaues in den letzten 20 Jahren. Es werden zunächst Bestandteile , Structur und Function von Cytoplasma, Zell- kern, Centrosphären und Chromatophoren behandelt, die eigentümlichen Kerntheilungs- vorgänge bei pflanzlichen und tierischen Zellen besprochen und dann die erst durch van Bene den 1883 bekannt gewordenen Reductionen der Chromosomen beim Be- fruchtungsvorgang im Anschluss an eine Arbeit Str as bürge r’s im Biolog. Centralbl. mitsammt den daran geknüpften Deutungen und Speculationen über die Vererbung des Näheren erörtert und die gegensätzlichen Meinungen auf diesem Gebiete (Evolution- Epigenesis) hervorgehoben. Privatus K. Schiller bespricht und legt vor: Alwin Voigt, Excur- sionsbuch zum Studium der Vogelstimmen. Hierauf berichtet derselbe über die von Prof. Dr. 0. Schneider auf Borkum gesammelten Neuropteren und erläutert seinen Vortrag durch eine Beihe von Zeichnungen und Kästen mit präparirten Insekten. Daran schliessen sich Mittheilungen von Prof. Dr. 0. Drude über den Trauben Schimmelpilz, Botrytis BcissianaB als, einen Conidienpilz, welcher die Krankheit der Seidenraupe hervorruft. Redner verbreitet sich über Entwickelung und systematische Stellung dieser Form und erläutert die Versuche, welche namentlich Sorauer ausführte, durch Verbreitung dieses Pilzes schädliche Insekten, denen derselbe durch ein einfaches Verfahren einge- impft wurde, auszurotten; leider aber scheint nach den bisherigen Erfahrungen die Erzeugung solcher Pilzepidemien nur geringe Aussichten zu haben. Prof. Dr. H. Kitsch e bestätigt diese Beobachtungen und erwähnt, dass die Mittel, welche man bis heute zur Vernichtung der Enger- linge anrathen könnte, auch die Culturpflanzen schädigen würden; selbst das Ueberstauen mit Wasser überstanden die Engerlinge. Auf eine Anfrage über die richtige Bezeichnung des unter dem Namen „Seelachs“ in den Handel gebrachten Fisches bemerkt Prof. Dr. H. Nitsche, dass es sich wohl hier um einen minderwerthigen Fisch, Gadus carbonarius L., handeln dürfte. Zweite Sitzung am 4. April 1895. Vorsitzender: Oberlehrer Iv. Wobst. — Anwesend 33 Mitglieder. Lehrer A. Jenke giebt Mittheilungen über zwei in der Flora von Dresden nicht ver zeichnete Algen: Cosmarium Gerstenbergeri P. Richter nov. sp. und Navicida miniscidus J. Schum. Beide werden an verschiedenen mikroskopischen Präparaten veranschaulicht. Oberlehrer K. Wobst hält einen Vortrag über neue oder selten vorkommende Pflanzen der Flora Saxonica, welche bei ihm ein- gegangen oder von ihm selbst gesammelt wurden, und bringt dieselben in getrockneten Exemplaren zur Vorlage. 5 Von Bürgerschullehrer H. Hofmann in Hohenstein-E. wurden ge- sammelt: Carex caespitosa L. Hohenstein: am Kiefernwege, Juni 1894. Aster abbreviatus Nees. Zittau: Mandauufer im Schülerthale , September 1894. Diese Form dürfte 1894 wohl zum ersten Male in grösseren Mengen aufge- treten sein. Hieracium Auricula Lam. et DC. subsp. Magnauricula Naeg. Pet. Hohenstein-E. : an der Goldbachstr., 3. Juni 1894. — collinum Gochn. (Naeg. Pet.) subsp. colliniforme Naeg. Pet. Hohenstein: bei Kirchberg, 6. Juni 1894. — umbelliferum Naeg. Pet. subsp. saxonicum Naeg. Pet. Glaucha bei Döbeln, 16. Juni 1894. — hyperdoxum Sag. = umbelliferum x Pilosella n. hybr. Döbeln: an der Strasse von Glaucha nach Lommatzsch, Juni 1893. Rosa pomifera Herrn. Döbeln: bei Steina, 10. Juni 1894. — rubrifolia Yilt. Bei Lichtenstein, 26. Juni 1894. Rubus sulcatus Yest. Döbeln: Muldenabhänge, 16. Juni 1894. — Bertrami G. Br. Bei Döbeln, 26. Juni 1894. — rosulentus P. J. Muell. Diese durch lebhaft rosafarbene Bliithen ausgezeich- nete Abart des R. nitidus Whe. et N. wurde auf bewaldeten Anhöhen zwischen Gersdorf und Bernsdorf bei Hohenstein im September 1894 ge- sammelt. Alle drei Arten in der Flora Saxonia noch nicht verzeichnet. — silesiacus Whe. Um Hohenstein nicht selten, Juli 1894. Da genannte Form im benachbarten Thüringen noch nicht aufgefunden, so dürfte dieser Standort der westlichste ihres Verbreitungsbezirks sein. — hirtifolius P. J. Muell. et Wrtg. Chemnitz: bei Wüstenbrand, 20. August 1894. Diese unterseits grünblättrige Brombeere der Yillicaules-Gruppe ist ebenfalls für Sachsen neu. — rudis Whe. et N. Zwickau: bei Pöhlau, 7. Juli 1894. Yon 0. Wünsche zuerst beobachtet. — dasycantlius G. Br. ( R . rivularis P. J. Muell. et Wrtg. var. dasycantlms.) Döbeln: im Töpelwinkel, 10. Juni 1894. — hercynicus G. Br. Bei Bad Hohenstein, Juli 1894. Beide dem R. hirtus W. K. nahestehenden glandulosen Formen finden sich ebenfalls in der Flora des Königreichs Sachsen noch nicht verzeichnet. — Güntheri Whe. et N. Bei Bad Hohenstein, Juli 1894. — Lagerbergii Lindeb. Diese mehr dem Norden (Schleswig, Dänemark) ange- hörige Form der Gruppe Corylifolii wurde in Sachsen zum ersten Male von H. Hofmann bei Hohenstein im Juni 1894 gesammelt. Ferner kommen zur Vorlage: Dipsacus pilosus L. Die behaarte Karde ist um Dresden selten und wurde von Apotheker E. Francke im September 1894 auf einem Erdhaufen in Cossebaude gefunden; bis jetzt nur im Plauenschen Grande und bei Briessnitz beobachtet und schon von Reichenbach verzeichnet. Saponaria ozijmoides L. Weinberge bei Pillnitz, Juni 1894. Apotheker E. Frau cke. Diese den südlichen Alpen entstammende und vom Institutsdirector Thümer zuerst beobachtete Pflanze dürfte wohl von Einbürgerungsversuchen herrühren, welche auf Anregung des verstorbenen Königs Friedrich August II. ausge- führt wurden. Sium latifolium L. Monströse, durch tiefzerschlitzte, schmale Blätter auffällige Form, von Privatus K. Schiller im September 1894 an der Elbe in Dresden-N. gesammelt. Fragaria vesca L. var. Diese von K. Wobst am 12. Mai 1894 in einem schattigen Grunde bei Potschappel nur in 2 Exemplaren beobachtete Pflanze weicht von der Stammart durch kräftigeren Wuchs, länger gestielte Blättchen, grössere Blüthen und mehr wagerecht abstehende Haare der Blüthenstiele ab und nähert sich der Fragaria intermedia Bach. Rubus macrophyllus Whe. et N. Wald zwischen Yolkersdorf und Klotzsche, 14. Juli 1894. — Schleichen Whe. et N. Wald hinter Klotzsche, 14. Juli 1894. Beide Stand- orte für die Flora von Dresden neu. 6 Rubus Schleicheri x dumetorum ( caesius ?). Von K. Wobst am 14. Juli 1894 an feuchten Stellen im Walde zwischen Klotzsche und Volkersdorf mitten unter den Stammeltern gesammelt. — Schössling liegend, verschieden stachelig, be- haart, wenig stieldrüsig. Blätter länglich, dem R. Schleicheri sehr ähnlich. Blüthenstand geknickt. Blumenblätter schwach rosa. Im Anschluss daran werden vom Redner noch folgende Schriften zur Ansicht gebracht: Friederichsen und 0. Gielert: 1. Danmarks og Slesvigs Rubi. Kjoben- havn 1887 ; 2. Les Rubes de Dänemark et de Slesvig. Copenhague 1888. 0. G eiert: Batologische Notizen. Prof. Dr. 0. Drude berichtet eingehend über Untersuchungen von Nathorst: Glaciale Florenreste von Deuben, und bringt die betr. Broschüre zur Vorlage. Privatus K. Schiller referirt über die Ergebnisse seiner Kryp- togamen-Excursionen im Jahre 1894 und belegt seinen Vortrag durch zahlreiche von ihm selbst gefertigte Zeichnungen und Präparate. Zunächst wird die Frage erörtert, ob es möglich sei für einen „sächsischen Bota- niker“, sich eine sichere, zuverlässige Kenntniss der Phanerogamen Sachsens anzueignen. Er hält dies trotz des verhältnissmässigen Reichthums der heimathlichen Flora und der ihm nicht unbekannten Schwierigkeiten, die einige Gattungen bereiten, bei mehrjähriger, ununterbrochener Arbeit, bei Benutzung unserer guten floristischen Werke und bei der freundliclist gewährten Unterstützung seitens der K. botanischen Sammlung in Dresden und gleichstrebender Botaniker für möglich. Dabei hat er nicht nur die Fachbotaniker im Auge, sondern auch die nicht geringe Anzahl der Freunde der „liebenswürdigen Wissenschaft“, von denen er weiss, mit welchem Eifer sie dem freiwillig gesteckten Ziele zusteuern. Es sind dies freilich die Grenzen der Möglichkeit. Wer von der Er- reichung derselben zurückschreckt, könnte und sollte sich wenigstens in seinem Wohn- gebiete sicher heimisch machen; und es ist mit Freuden wahrzunehmen, dass dies von einigen Botanikern mit Glück an gestrebt wird. Es würden sich auf diese Weise „Formations-Botaniker“ entwickeln, eine Species, vor denen man gewiss Respekt haben müsste. Wir hätten dann Botaniker für die grösseren Flussläufe Sachsens mit ihren Auen und felsigen Abhängen, für die sandigen Haiden und sumpfigen Niederungen des Nordens, für das lehmige Mittelland, für die nach Osten offene Lausitz, für das Elb- sandsteingebiet, für das Erzgebirge in niederer und höherer Lage und für das mit Thüringen verwandte westliche Sachsen. Wenn das Gebiet in dieser Weise vertheilt und bearbeitet wird, könnte es vom Mittelpunkte aus leichter beherrscht werden. Einem Botaniker eines solchen kleinen Kreises kann man auch zumuthen, zunächst die auf- fälligeren kryptogamischen Gewächse in den Bereich des Studiums aufzunehmen. Hier und da ist es auch wohl schon geschehen, aber es ist noch zu grosse Scheu vor den überschätzten Schwierigkeiten vorhanden. Der Mangel eines Mikroskops mag meist der Abhaltungsgrund sein. Als ein sehr gutes Werk zur Einführung in die Kryptogamenkunde sei hier empfohlen: Wünsche, Schulflora von Sachsen I, die niederen Pflanzen, Leipzig; auch sei bemerkt, dass der Vortragende mit Vergnügen bereit ist, hilfreich zur Seite zu stehen. Hierauf wird eine Reihe von Kryptogamen, welche von hiesigen und andern sächsischen Botanikern (Gerstenberger, Wobst, Jenke, Krieger, Wagner, Schlimpert, Fritzsche, Feurich) im Laufe des Jahres 1894 gesammelt wurden, mit Zeichnungen der mikroskopischen Theile vorgelegt. Hervorgehoben werden hier nur folgende: Farne: Osmunda regalis L. , Ly copodium Selago L., Botrychium Lunaria Sw., Equisetum pratense Ehrh. Moose: Ephemerum serratum Schreb., Physcomitrella patens Hedn., Physcomi- trium sphaericum Ludw., Hypnum stellatum Schreb., PL. stranineum Dicks., H. pratense Br. Sch., Polytrichum perigoniale Michx., Grimmia crinita Brid., Plagiothecium Roeseanum Schimp., Fossombronia pusilla Lindb. Algen: Spirogyra crassa Ktz., Stigonema thermale Schw., Herposteiron conf'er- vicola Hg. (Ausserdem sei hingewiesen auf die Excursionsergebnisse des Herrn A. Jenke in den Sitzungsber. Isis 1894, S. 4 u. 24.) 7 Pilze: Merulius tremello sus Sclirad. , Boletus cctvipes Op., Mycena rosella Fr., Nyctcilis asterophora Fr., Craterellus cornucopioides L., Tricholoma sapo- naceus Fr., Exoascus Fckl., Sphaerothecn Castagnei Lev., Sph. pannosa Wallr., Cordyceps ophioglossoides EhiM., C. Dilmari Quel., Naemacyclus niveus P , Diaporthe salicella Fr., Dothidella betulina Fr., Hypocopra equorum Fckl., Lentomita acutem NI., Pseudovalsa aucta Br., Ascobolus glaber P., Lachnum fuscescens P., Dasyscyplia pteridis Au. Schw., Lachnum nidulus Schm., Phyalea amenti Ba., Ph. dumorum Bob., Macropodia macropus P., Elapho- myces granulatus N. ab E., Triphragmium echinatum Lev., Gymnosporangium Sabinae Dicks. , Phragmidium fragariastri DC. , Puccinia Circaea P., P. Herniariae Ung\ , P. fusca Reih., Uromyces Limonii Desm., TJ. Scillarum Grev. , Ustilaqo violacea P., Cicinnobolus Cesatii d. By., Hymenoqaster Klotzschii Tul. Zum Schluss legt Dr. B. Schorler jene sonderbaren, aus der Samm- lung des Consul A. Engelmann stammenden sogen. „Holzblumen“ vor, die in Süd- und Mittelamerika, ihrer Heimath, unter den Namen Flores de palo, Rose de palo oder Rose de Madera bekannt sind und eigen- thümliche Wucherungen darstellen, die durch eine schmarotzende Loran- thacee (. Phoradendron ) auf den Aesten einer Leguminose hervorgebracht werden. Dritte Sitzung am 6. Juni 1895 (im Kalthause des K. botanischen Gartens). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 32 Mit- glieder und Gäste. Garteninspector F. Bedien hält den angekündigten Vortrag: Eigen- tümliche Frostwirkungen des letzten Winters bei gewissen Laubhölzern. Von seltenen und neuen Gehölzen liegen aus: Jamesia americana Torr, et Grag, aus den Rocky Mountains von Arizona, Colorado, und Fendlera rupicola Engelm. et Grag, Fundort: senkrechte Felswände in Texas; beide in reicher Blüthe. Den Schluss der Sitzung bildet ein Gang durch den K. botanischen Garten, wobei Garteninspector F. Bedien in liebenswürdiger Weise die Führung übernimmt und die nöthigen wissenschaftlichen Erläuterungen giebt. IM. Section für Mineralogie und Geologie. Erste Sitzung am 21. Februar 1895. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 23 Mitglieder. Der Vorsitzende leitet die Sitzung mit Worten der Erinnerung an die jüngst verstorbenen Mineralogen und Geologen Prof. Dr. Job. Fr. Johnstrup in Kopenhagen, f am 31. December 1894, 70 Jahre alt, und Prof. Dr. Haushofer, Director des K. Polytechnikums in München, f am 8. Januar 1895, ein. Dem Ersteren hat V. Madsen in Geol. Foren. Förhandl., No. 162, Bd. 17, S. 85 einen Nekrolog gewidmet. 8 Unter Bezugnahme auf eine reiche und kostbare Büchersendung für die Bibliothek der Isis von Seiten der U. St. Geological Survey in Washington weist der Vorsitzende zunächst nur auf folgende wichtige Arbeiten hin: David White: Ueber die Kohlenbassins des südwestlichen Missouri (Bull. No. 98); W. B. Clarke: Ueber die mesozoischen Echinodermen der Vereinigten Staaten, mit 50 Tat. Abbild. (Bull. No. 97); C. B. Boyle: Katalog und Bibliographie der amerikanischen mesozoischen In- vertebraten (Bull. No. 102); F. W. Stanton: Die Invertebraten-Fauna der Colorado-Formation (Bull. No. 106). Näher verbreitet er sich dann über die folgenden ihm zugegangenen neuesten literarischen Erscheinungen; Joachim Bar ran de: Systeme silurien du centrede la Boheme, Vol. VIII, T. I: Bryozoen, Hydrozoen und Anthozoen, von Phil. Pocta. Prag 1894, 21 Taf.; L. Ch. de Saporta*)-- Flore fossile de Portugal, avec notice stratigraphique par Paul Choffat. Lisbonne 1894, 40 pl. ; Jowa: Geological Survey, Vol. I. Des Moines, Jowa, 1893; B. Lundgren: Die Molluskenfauna der Mammillatus- und Mucronata-Schichten des nordöstlichen Schonen. Stockholm 1894; H. 0. Seeley: .Researches on the structure, Organisation and Classification of the fossil Reptilia. London 1894; Fr. J. V. Skiff: Beschreibung des Field Columbian Museum in Chicago. Chicago 1894; H. W. Conwentz: XV. amtlicher Bericht über die Verwaltung des west- preussisclien Provinzial-Museums in Danzig für 1894; We alt on Hind: A monograph on Carbonicola (Anthracosia) , Anthracomya and Najadites in der Steinkohlenformation. London 1894, 11 pl. (Palaeontogr. Soc.); J. W. Dawson: Ueber Najadites in der Steinkohlenformation von Neu-Schott- land (Quart. Journ. Geol. Soc. 1894); J. Cornet: Die Geologie des südöstlichen Theils des Congo-Beckens und die metallführenden Lagerstätten von Katanga. 1894; F. E. Geinitz: Die Endmoränen Mecklenburgs. Rostock 1894; R. Beck: Ueber die corrodirende Wirkung des Windes im Quadersandstein- gebiete der Sächsischen Schweiz (Zeitschr. deutsch, geol. Ges. 1894); L. Fletcher: On recent progress in Mineralogy and Crystallography. Lon- don 1894; C. Klein: Der Universaldrehapparat, ein Instrument zur Erleichterung krystal- lographisch- optischer Untersuchungen. Berlin 1895. (Sitzungsber. d. Ak. d. Wiss.) Hierauf spricht Lehrer 0. Ebert über neue cretacische Schwarz- kohlenfuncle nordwestlich von Dresden im Gebiete des cenomanen Quaders und Pläners, welche aber keineswegs zu Versuchen nach bau- würdigen Kohlen verleiten können. Oberlehrer H. Engelhardt giebt eine Darstellung tertiärer Flo- ren-Verhältnisse von Ecuador und Colombia. Das Resultat seiner Untersuchungen gipfelt darin, dass die ihm vorliegenden Pflanzenreste sich noch heute mit den in Südamerika lebenden Pflanzen vergleichen lassen, dass die heutige Flora mit der tertiären im innigen Zusammenhänge stehe, und zwar infolge der schon frühen geologischen Abgeschlossenheit dieses Continentes und dessen eiuigermassen grossen Beständigkeit in klimatischer Hinsicht. *) Louis Charles Joseph Gaston Marquis de Saporta ist am 26. Januar 1895 in seinem 72. Lebensjahre in Aix-en-Provence verschieden. 9 Zweite Sitzung am 18. April 1895. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 25 Mitglieder. Die von den Tagesblättern gebrachte Nachricht von dem plötzlichen Hinscheiden des Prof. James D wight Dana in Newhaven, Conn., wird von dem Vorsitzenden bezweifelt, er gedenkt dieses hervorragenden Natur- forschers Amerikas heute noch als Lebenden.*) Prof. Dr. E. K a 1 k o w s k y spricht über Korallenkalke in Deutschland. In neuerer Zeit sind wiederum Untersuchungen über den Aufbau der recenten Korallenriffe angestellt worden, die gezeigt haben, dass hier dreierlei Gesteinsarten Vor- kommen, nämlich 1. „gewachsener“ Korallenfels; 2. Kalk-Psammit mit Bruchstücken von Korallenfels; 3. Kalk-Pelit. Charakteristisch für Kiffe ist nun doch besonders der Korallenfels, in dem wenigstens z. Th. die Korallen auf einander fortgewachsen sind und für die Gesteinsbildung ein festes Gerüst geliefert haben. Der Vortragende hat nun fast zwei Dutzend Vorkommnisse von Korallenkalken in Deutschland besucht, ihren Gehalt an Fossilien ausgebeutet und dabei auch besonders auf die Gesteins- beschaffenheit geachtet; aber nirgends konnte er den oben unter 1. angeführten „ge- wachsenen“ Korallenfels auffinden. Die devonischen Korallen bei Gerolstein und am Iberg bei Grund im Harz kommen isolirt im Gestein vor und bilden keine Kiffe. Das Vorkommniss im untersten Lias von Adneth bei Salzburg zeigt zwar, wie die Marmor- platten in der Walhalla bei Kegensburg und Säulen in München lehren, Lithodendron- Anhäufungen, ist aber räumlich unbedeutend. Dasselbe gilt von dem alpinen unter- liassisclien Korallenkalk vom Gipfel des Hochfellen bei Bergen in Bayern. Im Dogger treten bei Attenhofen in Schwaben, im Hauptoolith bei Riedlingen in Baden, im Oxford bei Goslar und Hildesheim, im oberen weissen Jura bei Nattheim. Gussenstadt, Ettlen- schiess, Sirchingen, Sotzenhausen und Blaubeuren in Schwaben die Korallen durchaus nur in verhältnissmässig recht dünnen Schichten als Bruchstücke oder als einzelne Stöcke auf. Der von Korallen freie Kalkstein des weissen Jura in Schwaben kann aber seiner petrographischen Beschaffenheit wegen auch nicht als Riffkalk aufgefasst werden. An dem Korallenfels von Arnegg bei Ulm konnte die angebliche Mächtigkeit von 100 Fuss gar nicht festgestellt werden; überdies liess sich auch hier durchaus kein ge- wachsener Korallenfels nachweisen. Dasselbe gilt von dem tithonischen Korallenkalk von Kelheim und Abensberg und von dem Vorkommen unteroligocäner Korallen zu Reit im Winkel. Kalksteine mit Riffkorallen sind eben noch keine Korallenriffe. Der Vortragende demonstrirt die Korallenkalke und die Art des Auftretens der Korallen in ihnen an zahlreichen Handstücken und Exemplaren. Rentier W. Osborne macht Mittheilungen über die im Pliocän der Insel Java gefundenen versteinerten Reste eines Skelettes, das von seinem Finder, dem holländischen Militärärzte Duboi als zu einem Mittel- gliede zwischen Anthropoiden und Menschen gehörig bezeichnet und Pithekanthropus erectus benannt wurde. Gefunden wurde 1. ein Backzahn, der unzweifelhaft einem Anthropoiden angehört 2. in einer Entfernung von 1 m davon das Fragment eines Schädels (Schädeldach) und 3. in 15 m Entfernung davon ein Oberschenkelknochen. Duboi berechnet den Schädel- inhalt auf ca. 1000 cbcm, was bedeutend mehr als bei einem Anthropoiden, aber V8 weniger als beim Menschen ist. Nach dem Oberschenkel zu urtheilen müsste das Wesen einen aufrechten Gang gehabt haben. Daraus schliesst Duboi, dass es ein zwischen den Anthropoiden und dem Menschen stehendes Wesen war. In der Sitzung der Berliner anthropologischen Gesellschaft vom 19. Januar 1895 wurde die Schrift Duboi’s über den Pithekanthropus erectus mit Photographien der *) Die bald darauf von der Familie des Verewigten eingegangenen Mittheilungen führten leider die tief betrübende Bestätigung jener Nachricht herbei: Prof. J. D. Dana ist nach rastloser Thätigkeit am 14. April 1895 im 83. Lebensjahre gestorben. Sein Nekrolog mit Bildniss ist von seinem Sohne und Nachfolger Eduard S. Dana im Am. Journ. of Science, Vol. XLIX, May 1895, niedergelegt. 10 Fundstücke von Dr. Krause besprochen, und das Resultat der sich anschliessenden Discussion war folgendes: 1. Es kann nicht mit Sicherheit geschlossen werden, dass die drei Skeletttheile von einem und demselben Individuum stammen; 2. es ist unmöglich, aus dem Schädelbruchstücke den Schädelinhalt zu berechnen; 3. der Oberschenkelknochen stammt beinahe mit voller Sicherheit von einem Menschen. Infolge dessen konnte sich die Versammlung der Ansicht Duboi’s, dass die Ske- lettreste von einem Mittelgliede zwischen Anthropoiden und Menschen stammen, nicht anschliessen. Dritte Sitzung am 20. Juni 1895. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 30 Mitglieder. Die gewaltigen Veränderungen und Erweiterungen, welche das Eisen- bahnnetz in und um Dresden in diesen Jahren erleidet, haben auch eine der grössten geologischen Zierden Sachsens, die berühmten Melaphyr- gänge in dem Plauens eben Grunde betroffen. Es erschien daher zeitgemäss, denselben vor ihrem gänzlichen Ver- schwinden noch einen Abschiedsgruss von Seiten unserer mineralogisch- geologischen Section zu bringen, und wurde deshalb die Sitzung auf dem jenen Gängen unmittelbar gegenüberliegenden Plauenschen Felsenkeller abgehalten. Nach einer vorherigen Besichtigung der bereits bis auf ihren Grund weggesprengten Melaphyrgänge im Syenit verbreitete sich Dr. W. Bergt eingehend über die ansehnliche Litteratur und das Wesen dieser Gänge (vergl. Abhandl. II), worauf der Vorsitzende seine Ansichten über die Einwirkung der- selben auf die Bildung des als ,, Plauenscher Grund“ speziell bezeichneten Felsenthaies von Neuem zusammenfasst. (Vergl. Ab- handl. III.) Auf eine Notiz von Herrn H. Krone über ein ähnliches Vorkommen von Melaphyr bei Aden wird Dr. W. Bergt nach vorgenommener pe- trographischer Untersuchung zurückkommen. IV. Section für prähistorische Forschungen. Erste Sitzung am 17. Januar 1895. Vorsitzender: Rentier W. Osborne. — Anwesend 21 Mitglieder. Lehrer 0. Ebert spricht über neolithische Ansiedelungen und Begräbnissplätze bei Lobositz in Böhmen auf Grundlage der Aus- grabungen R. von Weinzierl’ s und legt ein durchlochtes Stein-Amulett und eine Glasperle aus dem Urnenfeld von Stetzsch vor. 11 Rentier W. Osborne berichtet über ein neolithisches Grab auf dem Hügel „Homolka“ bei Bohnic in der Nähe von Prag, in welchem sich ein Gerippe mit gänzlich zertrümmertem Schädel, ein ziemlich grosser polirter Steinkeil und ein schwarzes Thongefäss mit vertikal stehendem Henkel („Lobositzer Typus“ nach R. von Weinzierl) befanden. Lehrer A. Jentsch macht auf uralte Ackerspuren in der Trieske bei Pillnitz aufmerksam. Dr. J. Deichmüller legt vor und bespricht das Werk von C. Koenen: Gefässkunde der vorrömischen, römischen und fränkischen Zeit in den Rheinlanden, Bonn 1895. Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz lenkt die Aufmerksamkeit auf die neuerschienene 2. Auflage der Schrift von A. Yoss: Merkbuch, Alter- thümer aufzugraben und aufzubewahren, Berlin 1894. Zweite Sitzung am 14. März 1895. V orsitzender : Rentier W. Osborne. — Anwesend 24 Mitglieder und Gäste. Der Vorsitzende hält einen Vortrag über Ursprung und Heimath des Urmenschen. Bei Beantwortung der Frage nach dem Ursprünge des Menschen werden zwei Ansichten geltend gemacht, die sich ziemlich schroff gegenüberstehen : die theologische und die naturwissenschaftliche. Erstere nimmt an, dass der Mensch als solcher erschaffen worden sei, letztere behauptet auf Grund von Darwin’s Lehre, dass er sich nach und nach aus einer niederen Lebensform, speziell einem Anthropoiden, entwickelt habe. Nur die letztere Ansicht, die naturwissenschaftliche, lässt eine Discussion zu, während die theologische reine Glaubenssache ist. Darwin sagt in seinem Werke über den Ursprung des Menschen, dass nur eine einschneidende Aenderung der Existenzbedingungen die Ursache gewesen sein könne, dass der Anthropoide sich zum Menschen aushildete, denn wären die Existenzbedingungen immer dieselben geblieben, so hätte für den Anthropoiden kein Grund zur Aenderung Vorgelegen. Moritz Wagner trachtet die Ursache dieser Aenderung der Lehens- bedingungen festzustellen und kommt zu dem Ergebnisse, dass der Eintritt der Eiszeit diese Ursache gewesen sei. Das Verschwinden der tropischen Vegetation der Tertiär- zeit und mit ihr der grossen Bäume infolge des Klimawechsels zwang den Anthro- poiden, der bisher ein Kletterthier war, seine Nahrung am Boden zu suchen und sich den aufrechten Gang anzugewöhnen. Als Ort der Umwandlung des Anthropoiden zum Menschen nimmt Wagner infolge verschiedener Erwägungen das nördliche Europa und nördliche Asien an. Josef Müller geht einen Schritt weiter und sucht zu ergründen, auf welche Weise die Umwandlung des Anthropoiden zum Menschen stattgefunden habe. Nach seiner Meinung war es der Gebrauch des Steines als Waffe, zu dem der Anthropoide infolge seiner geringen Fortbewegungsfähigkeit am Boden gezwungen wurde und der die Veranlassung zur Erlernung des aufrechten Ganges war. Franz von Schwarz verlegt den Ort der Umwandlung des Anthropoiden in das centrale Afrika, indem er das Verschwinden der Baumvegetation daselbst infolge der allmählichen Austrocknung des Sahara-Meeres annimmt. Dr. J. Deichmüller macht gegen die Ansicht, dass Nord-Europa als Ort der Umwandlung des Anthropoiden zum Menschen anzusehen sei, den Umstand geltend, dass man im nördlichen Europa, welches geologisch doch am besten erforscht sei, bisher weder Reste von Anthropoiden noch von Zwischengliedern zwischen diesen und dem Menschen gefunden habe. 12 Excursion. Am 12. Mai 1895 besuchten 4 Mitglieder der Isis die Burgwälle von Kleinböhla und von Altoschatz bei Oschatz. Ein von Gutsbesitzer Teller, dem Eigenthümer des Kleinböhlaer Walles, gesandter Wagen beförderte die Theilnelimer an dem Ausfluge von Bahnhof Dahlen nach Klein- bölila, wo sie von der Familie des genannten Herrn in gastlicher Weise empfangen und bewirthet wurden. Hierauf erfolgte ein Rundgang um den noch wohlerhaltenen Wall (vergl. dessen Beschreibung in den Abhandl. der Isis, 1894, VIII), auf welchem eine grössere Zahl spätslavischer und frühmittelalterlicher Gefässscherben gesammelt wurde. Der Weg nach Oschatz wurde wiederum zu Wagen zurückgelegt und dann nach dem 1V2 km südlich der Stadt bei dem Dorfe Alto schätz gelegenen Burgwall (vergl. Sitzungsber. der Isis, 1892, S. 8) gewandert. Die durch den Steinbruchbetrieb bewirk- ten Durchschnitte durch den Wall gaben auch hier reichlich Gelegenheit zum Sammeln slavischer Gefässscherben und thierischer Reste. Den Schluss des Ausflugs bildete die Besichtigung der Gletscherspuren auf der Oberfläche des Quarzporphyrs in den Steinbrüchen am Schwemm - Teich nördlich von Altoschatz. Y. Section für Physik und Chemie. Erste Sitzung am 10. Januar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. E. von Meyer. — Anwesend 79 Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. W. Hempel hält einen Vortrag über die Principien der Heizung. Nach Erörterung und theilweiser Demonstration der wichtigsten neueren Heiz- vorrichtungen gelangt Vortragender zu dem Schluss, dass die neuen Gasöfen von Siemens in Folge der vortrefflichen Ausnutzung der strahlenden Wärme allen den Anforderungen, die an eine gute Heizanlage zu stellen sind, am besten entsprechen. Durch zahlreiche Versuche mit Gasöfen verschiedener Construction wurde der Vortrag, der an sich grosses act.uelles Interesse beansprucht, belebt. An denselben schliessen sieb einige Bemerkungen des Herrn Fr. Siemens. Zweite Sitzung am 7. März 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. E. von Meyer. — Anwesend 36 Mitglieder. Der Vorsitzende hält einen Vortrag über Carl Wilhelm Scheele und die Chemie seiner Zeit. Nach einem kurzen Lebensabriss des deutsch - schwedischen Apothekers werden seine grossartigen Leistungen auf den verschiedenen Gebieten der Chemie gekenn- zeichnet : seine bahnbrechenden Forschungen und vielseitigen Entdeckungen im Bereiche der unorganischen, der organischen, der analytischen Chemie. Er war, wie sich erst jetzt herausgestellt hat, der Erste, dem die Isolirung des Sauerstoffs gelang. Seine Gabe, scharf zu beobachten, grenzt an das Fabelhafte. Die Gestalt Scheel e’s ragt unter seinen bedeutenden Zeitgenossen, deren Bedeutung kurz dargelegt wird, weit hervor. Der Vorsitzende spricht sodann über die neuere Tageslitteratur, ins- besondere über das von Lord Rayleigh und Bamsay entdeckte und sorgfältig erforschte Argon, dessen Darstellung und Verhalten eingehender erörtert wird. 13 Dritte Sitzung am 2. Mai 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. E. von Meyer. — Anwesend 37 Mitglieder. Dr. B. Schorler übermittelt der Versammlung den Dank der Ge- sellschaft Isis in Meissen für die ihr von unseren Vertretern überbrachten Glückwünsche zu ihrem 50. Jubelfeste, und theilt mit, dass die Meissner Schwestergesellschaft ihre Zustimmung zur gemeinsamen Feier unseres 60jährigen Stiftungsfestes am Himmelfahrtstag in Meissen gegeben habe. Hierauf hält Privatdocent Dr. Fr. Förster einen Vortrag über die chemische Natur der Metalllegierungen. Der Vortragende legt dar, dass zumal nach den auf verschiedenen Wegen in der neueren Zeit unternommenen physikalisch-chemischen Forschungen die starren Metall- legierungen aufgefasst werden müssten als mechanische Gemenge, sei es, dass die einzelnen Metalle darin neben einander krystallisirt wären, sei es, dass neben reinen Metallen sich Verbindungen der Metalle unter sich ausgeschieden hätten. In diesem letzteren Falle, welcher recht oft vorkommt, hat man sich vorzustellen, dass das zunächst aus der noch geschmolzenen, dann also eine echte Lösung bildenden Legierung aus- krystallisirende Metall sich mit einer Anzahl Atome des die Rolle des Lösungsmittels spielenden anderen Metalles verbindet, ähnlich wie z. B. Glaubersalz aus wässriger Lösung mit einer Anzahl von Molekeln Krystallwasser anschiesst. Es ist in zahlreichen Fällen schon gelungen, solche Verbindungen aus den Legierungen abzuscheiden; ihr Vorhandensein und ihre oft sehr eigenartigen Eigenschaften bedingen vielfach das mechanische Verhalten der Legierungen. Der Vorsitzende macht sodann weitere Mittbeilungen über das Argon, sowie über das in neuerer Zeit vielgenannte Calcium carbi d und das daraus mittelst Wasser zu gewinnende Acetylengas, über dessen Darstellung und praktische Verwendung unter Vorführung von Versuchen einige Angaben gemacht werden. YI. Seetion für Mathematik. Erste Sitzung am 14. Februar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. W. Hall wachs. — Anwesend 13 Mitglieder. Prof. Dr. K. Rohn spricht über die Darstellung einfacher complexer Functionen durch Modelle. Der Vortragende zeigt und bespricht einige auf der technischen Hochschule zu München hergestellte, im Verlag von Brill in Darmstadt erschienene Gypsmodelle, welche die reellen und imaginären Tlieile von Functionen einer complexen Variabein räumlich als Flächen darstellen und dadurch besonders geeignet sind, die Singularitäten der betreffenden Functionen zu veranschaulichen. Zweite Sitzung am 16. Mai 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. W. Hallwachs. — Anwesend 13 Mitglieder. Prof. Dr. G. Helm spricht über die Anwendung Fourier’ sch er Integrale auf die Theorie des Spectrums. Der Vortragende berichtet über die Arbeiten von Garbasso (Atti di Torino, XXX, 16. Dec. 1894) und Jaumann (Wied. Annalen, 53, S. 832). 14 Prof. Dr. W. Hallwachs spricht über das Problem der Strom- verzweigung in einem Wechselstromnetz, insbesondere über die bequeme Lösbarkeit desselben mittels complexer Widerstandsoperatoren, und erläutert diese Methode an Zahlenbeispielen. Dritte Sitzung am 13. Juni 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. W. II all wachs. — Anwesend 7 Mitglieder. Dr. A. Witting referirt über eine Arbeit von H. Maschke: Ueber ternäre endliche Substitutionsgruppen, die ein Dreieck ungeändert lassen (Amer. Journ. of Math., XVII, No. 2), und schliesst daran einige Be- merkungen über die Behandlung der analogen Gruppen, die sich bei n homogenen Variabein ergeben. Die Ausführungen beziehen sich auf die Gruppe selbst, sowie auf die zugehörigen invarianten Formen. VII. Hauptversammlungen. Erste Sitzung am 31. Januar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 65 Mitglieder und Gäste. Der Vorsitzende macht zunächst auf verschiedene neuere litterarische Erscheinungen aufmerksam. Als ersten Theil eines Doppelvortrags über die Geschichte der Papierfaser-Stoffe und ihrer technischen Zubereitung*) bespricht Prof. Dr. 0. Drude die Papierstoffe in ihrer culturhistorischen Bedeutung und die Hilfsmittel ihrer Unterscheidung nach den Methoden der bota- nischen Rohstofflehre. Es mag einleitend auf den Gegensatz zwischen pflanzlichen Rohstoffen zur Haupt- nahrung des Menschen und solchen zu seinen technischen Verwendungen hingewiesen werden: Die ersteren haben sich nur langsam unter Hinzuziehung der in neu ent- deckten Erdtheilen Vorgefundenen Anbaupflanzen vermehrt und scheinen kaum einer weiteren Vermehrung bedürftig oder fähig; technische Rohstoffe aber, wie die Papier- fasern und ihre Surrogate, sind in einer stetigen Zunahme besonders aus dem Grunde, weil hier auf technischem Wege Erfindungen gemacht werden, die schlechtere Rohstoffe verbessern und aus ihnen hochwerthige Erzeugnisse schaffen können. Seit Erfindung der Schriftzeichen musste so , wie deren Anwendung stieg , das Bedürfniss nach den Unterlagen der Schrift sich steigern. Von pflanzlichen Stoffen scheinen dazu zuerst abgespaltene Tafeln oder ganze, armesdicke Stammstücke von Bambusrohr**) gedient zu haben, wie es in Asien noch jetzt gebräuchlich ist und ein Sammlungsstück des hiesigen botanischen Gartens mit sumatranischen Inschriften zeigt ; oder aber die starken Blätter von Palmen lieferten Streifen eines dauerhaften Karten- *) Den zweiten Theil dieses Vortrags s. unter Hauptvers. am 28. März 1895. **) Vergl. Hirth über die Erfindung des Papiers in China (Litteraturbericht von Peterm. Geogr.- Mittlgn. No. 397, Jahrg. 1891): Als ältester Schreibstoff haben dort Bambustäfelchen gedient; sodann trat Seidenpapier im 2. oder 3. Jahrhundert v. Chr. an die Stelle. Das vegetabilische Faserpapier vom Papiermaulbeerbaum soll von T’sai Lun im Jahre 105 n. Chr. erfunden sein und kam über Samarkand nach dem Westen. 15 Mattes, wie sie noch heute bei den Bewohnern Ceylons von der berühmten indischen „Palmyra“: Borassus flabellifer, stark im Gebrauche sind und von einer Wandertruppe im zoologischen Garten vor einigen Jahren gezeigt wurden. Für die Cultur des classischen Alterthums und des davon abhängigen Mittelalters wurde aber das Produkt einer ganz anderen Pflanze unter ägyptischem Einfluss mass- gebend: Unser Wort „Papier“ leitet sich ab von Papyrus und erinnert so an einen der grössesten Dienste, den das erfinderische Talent des alten Aegyptens der Civilisation geleistet hat, indem es aus den Riesenhalmen des hohen, mit Straussköpfen geschmück- ten Cyperus Papyrus die dünnen Lamellen von schwammigem Mark mit zähen Bast- fasern schnitt und durch kreuzweise Lagen von 2 oder 3 mit Stärkekleister zusammen- gepressten Schichten die bis zu unseren Zeiten überkommenen Papyrusrollen verfertigte. Dieses Papier ist ungleich haltbarer und brauchbarer als das nur aus weichen, paren- chymatischen Zellen ohne Baststränge herausgeschnittene Markpapier von Aralia (Fatsia) papyrifera , das aus Ostasien unter dem unbegreiflichen Namen „Reispapier“ auch zu uns herkommt und nur zu zarten' Malereien verwendbar bleibt. Ein Stoff wie der Papyrus konnte nur so lange ausreichen, als er auch in seinem Heimathlande ein seltnerer Verbrauchsgegenstand war; zwar verbreitete die Cultur bis weit in das westliche Mittelmeerbecken (Sicilien) hinein den Anbau dieses Cypergrases, ohne jedoch damit je den Bedarf nordischer Länder decken zu können. Bei hohem Preise*) musste er einer besseren Erfindung weichen. Diese Erfindung lag in den aus Pflanzenfasern gefilzten Papieren. Es steht fest, dass diese Filzpapiere niemals aus roher, un versponnener Baumwolle verfertigt sind, wie man lange Zeit glaubte; Alles was man von ältesten Papieren im Abendlande und Orient kennt, besteht aus Bastfasern von Lein oder Hanf, und schon die Faijumer Papiere geben sich als aus Hadern dieser Stoffe bereitet zu erkennen**). So sehen wir, während in Ostasien die Broussonetia Veranlassung zu der ersten Herstellung von aus Bastfasern gefilzten Papieren wurde, im Mittelalter diese Kunst über den Orient nach Europa kommen und sich anknüpfen an die beiden wichtigsten Faserpflanzen dieser Länder noch heute: an Lein und Hanf. Der Lein beansprucht unter den nicht zur Nahrung dienenden Culturpflanzen des Orients und Europas zweifellos den ersten Rang; linnene Gewänder waren überall die herrschenden, schon die Mumien findet man in linnene Binden eingewickelt, Baumwoll- gewänder traten im Alterthum zuerst in Indien und Oberägypten auf und wurden nach dem Westen als Kostbarkeiten verhandelt. Plinius erzählt, dass der spanische und oberitalische Lein als beste Sorten gelten und fährt fort: Selbst bis zu den Germanen jenseits des Rhein ist diese Kunstfertigkeit gedrungen, und das germanische Weib kennt kein schöneres Kleid als das linnene. So war die Erzeugung des Hadern- oder Lumpenpapieres, welche um 650 n. dir. durch Chinesen in Samarkand eingeführt und nach dessen Eroberung i. J. 704 den Arabern bekannt geworden sein soll, hauptsächlich an die Leinpflanze und neben ihr an den im Orient einheimischen Hanf geknüpft, und es muss sich der Wechsel vom Papyrus zum gefilzten Bastfaserpapier zwischen 800— 1000 n. Chr. vollzogen haben, wie auch die Befunde der berühmten Sammlung des Erzherzog Rainer in El Faijum be- zeugen. In Bagdad gab es schon um die Mitte des 9. Jahrhunderts einen Platz, genannt „Markt der Papierhändler“; dort wurde hauptsächlich Hanfpapier verkauft, dessen Rohstoff alte Hanfstricke lieferten, die im Schiffsdieiist abgenutzt worden waren. Als bestes leinenes Papier der arabischen Periode galt das Papier von Khorassan. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts bildete Ceuta einen Papiermarkt, in Spanien blühte diese Industrie in Toledo und Valencia. Seitdem verbreitete sie sich allgemein und bewegte sich in den gleichen Grund- stoffen, bis nach der Entdeckung Amerikas die Einführung der Baumwolle allgemeiner wurde und nunmehr auch dieser Rohstoff in die Hadernpapiere mit steigendem Mengen- verhältniss eintrat. Aber schon seit dem vorigen Jahrhundert ist man bemüht, den sich immer mehr steigernden Papierbedarf durch Einführung von Surrogaten in diese *) Um 1000 n. Chr. kosteten 21/2 pm Papyrusrolle 6 Karatgold oder 1 Thaler; diese Fläche entspricht etwa 33 gewöhnlichen Papierbogen, welche jetzt bei ungemein gesunkenem Geldwerth den 10. Theil kosten. **) Siehe die in dieser Beziehung als hauptsächlichste Quellen dienenden Abhand- lungen von Br iquet: Recherches sur les premiers papiers employes en occident et en Orient (Paris 1886) und Wiesner: Mikroskopische Untersuchung des Papieres, in Mittheilungen aus d. Samml. d. Papyrus Erzherzog Rainer, welches grosse Werk sich in der K. öffentl. Bibliothek zu Dresden-Neustadt befindet. 16 Industrie zu decken, deren Yerwerthung durch die Fortschritte der Technik eine ungemein wichtige wurde. Als wichtigste Bastfaser-Surrogate können die mono- kotyledonen Faserstränge vom Mais, Esparto ( Stipa tenacissima ), von Agave-, Musa- Arten und von Phormium tenax genannt werden, dann die dikotyledonen Bastfasern der vielen Urticaceen (Nesseln, Böhmeria , Broussonetia , Morus , Humulus) und Mal- vaceen ; selbst so abgelegen scheinende Stoffe wie Bastfasern vom gemeinen Besenstrauch sucht man zu den Papierstoffen heranzuziehen und kann darin noch viel Glutes finden, wenn es sich nur leicht und in grossen Massen gewinnen lässt. Aber der Schwerpunkt liegt für die heutige europäische und für die von Europa aus beeinflusste Industrie in der Einführung der Stroh- und Holzcellulose, welche Stoffe, zuerst nur höchst geringwerthig und verrufen als Verderber guter Papiere, durch die Entholzungsprocesse hochwerthig geworden sind. Da nun trotzdem ein grosser Unterschied auf die Herkunft eines Papieres aus reinen Bastfasern oder Baumwollhaaren von natürlicher Cellulose gegenüber den Surrogaten künstlicher Cellulose aus Stroh oder Holz von Laub- und Nadelbäumen gelegt wird, so hat sich hier eine eigene mikro- skopische Untersuchungstechnik zur Feststellung der Herkunft aller dieser im Papier sich zusammenfindenden pflanzlichen Bohstoffe ausgebildet, die mit Tinctionen und feinen Reactionsmitteln auf Holz arbeitet, Polarisation anwendet und eine eigene Litteratur um sich auf baut. In dieses weite Feld, welches die pflanzliche Anatomie in den Kreis technischer Hülfswissenschaften einbezogen hat, erhielt die Versammlung durch Vor- führung einiger dem botanischen Institut gehöriger und von unserm Mitglied Herrn Krone nach Originalpräparaten hergestellter Projections-Photogramme verschiedener Papierfaserstoffe zum Schluss einen kurzen Einblick. Zweite Sitzung am 28. Februar 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 23 Mitglieder. Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz widmet einen warmempfundenen Nachruf dem am 25. Februar d. J. verstorbenen correspondirenden Mit- gliede Prof. Dr. Alfred Stelzner in Freiberg. Dr. Fr. Raspe erstattet Bericht über den Kassenabschluss der Isis für das Jahr 1894 (s. S. 23). Zu Rechnungsrevisoren werden Bankier A. Kuntze und Prof. Dr. K. Rohn gewählt. Der Voranschlag für 1895 wird einstimmig angenommen. Prof. Dr. 0. Drude tlieilt weiter mit, dass infolge baulicher Aender- ungen in der K. technischen Hochschule unsere Gesellschaft genöthigt ist, die Hälfte des bisher zur Aufstellung ihrer Bibliothek benutzten Raumes iml. Stock der K. technischen Hochschule abzugeben, und ihr dafür ein Zimmer im Erdgeschoss zur Verfügung gestellt wird. Die Hauptversammlung erklärt sich mit dieser Aenderung einver- standen und beauftragt das Directorium und den Bibliothekar mit der Auswahl und Vertheilung der Bücher in die beiden Räumlichkeiten. Die Hauptversammlung erklärt ferner ihre Zustimmung zu den Vor- schlägen des Vorsitzenden, bei Vermehrung ihrer Bibliothek sich vor Allem auf die Beschaffung der nächstverwandten Gesellschaftsschriften und der für die Studien ihrer Mitglieder nöthigen Werke und Zeitschriften zu beschränken, besondere Vollständigkeit der naturwissenschaftlichen Litteratur für Sachsen, Thüringen und die benachbarten Gaue zu erstreben, und falls nützliche und wichtigere Schriften wegen Raummangels veräussert werden müssen, dieselben nicht aus dem Erlangungsbereich ihrer Mit- glieder fallen zu lassen. 17 In Rücksicht auf das bevorstehende 60jährige Stiftungsfest unserer Gesellschaft und die demnächst stattfindende Feier des 50jährigen Be- stehens der Meissner Schwestergesellschaft wird beschlossen, im Mai einen Ausflug nach Meissen zu unternehmen und mit der dortigen Isis eine gemeinsame Festsitzung abzuhalten. Prof. Dr. 0. Drude erklärt die neuen für die Station im botanischen Garten angeschafften meteorologischen Instrumente, nämlich den Wild’schen Verdunstungsmesser, den Campbeirschen Sonnenschein-Auto- graph, ferner die Vacuum-Insolationsthermometer und Bodenthermometer für Messung der Oberfläche, alle aus der Fabrik von Fuess in Berlin. Dritte Sitzung* am 28. März 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 46 Mitglieder und Gäste. An Stelle des verstorbenen Privatus F. Illing wird Geh. Regierungs- rath Prof. Dr. E. II artig als Mitglied des Verwaltungsrathes gewählt. Im Anschluss an Prof. Dr. 0. Drude’s Vortrag in der Hauptversamm- lung am 31. Januar 1895 giebt Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. Hartig eine Uebersicht über die Technik der Papierfabrikation und deren Geschichte, unter A orzeigung von Proben aus der mechanisch -techno- logischen Sammlung der K. technischen Hochschule. Die älteste Nachricht über die Kunst, pflanzliche Fasergebilde in die elementaren Holz- und Bastzellen aufzulösen und aus dem „Ganzzeug“ einen Niederschlag zu ge- winnen, der nach gehöriger Entwässerung das Erzeugniss „Papier“ ergiebt, reicht bis zum Jahr 125 v. Chr. (China, Staatsminister Tsai-lün) und bezeichnet das Bambusrohr als Rohstoff; in der Uebertragung auf Zweige des Maulbeerbaumes*) fand 610 n. Chr. durch Doncho und Hoyo aus Koreo Einführung nach Japan. Um das Jahr 751 ist die Papierfabrikation aus Hadern und abgenütztem Tauwerk in der ostasiatischen Stadt Samarkand nachgewiesen, um 794 in Bagdad, im Jahre 800 in Sana (Arabien), von wo die weitere Verbreitung nach Aegypten (Kairo 900), Syrien (Damaskus 950), Nordafrika (Fez 1000), Spanien (Toledo, Valencia 1000—1300), sowie nach Italien (Fabriano 1150, Treviso 1365) sich verfolgen lässt. Die ursprünglich gebräuchliche Zerfaserung der Hadern mit von Hand geführten Schlägeln wird hier unter Benutzung des Stampfgeschirrs durch elementare Betriebskraft (Wasserräder) bewirkt, das Wasser- zeichen wird erfunden (1285), die animalische Leimung tritt an Stelle der Verdichtung mit Stärke (1271). In Deutschland ist die technisch schon gut entwickelte Papier- fabrikation zuerst nachweisbar in Vorstadt Au bei München (1346), in Gleissmühle bei Nürnberg (Ulmann Stromeir 1390), in Strassburg (1440), in Augsburg (1468), in Dresden (1485), in Angermühle bei Leipzig (1492); die Schweiz besass in Zürich (1470) die erste Papiermühle. An der weiteren technischen Entwickelung der Papiertechnik haben sich vorzugsweise Deutschland, Frankreich, Holland und England betheiligt, wie eine chronologisch geordnete Aufführung der hauptsächlichen Erfindernamen ergiebt: Nachdem in Holland im 17. Jahrhundert das Stampfwerk durch die schneller wirkende Walzmühle („Holländer“) ersetzt worden war, erfolgte deren Einführung in Deutschland durch Kunwitz in Glauchau (1717); das Bleichen der Hadern mit Chlor begann auf Grund der Arbeiten von Scheele (1774); die Langsiebmaschine, welche die Anwendung der Schöpfform all- mählig verdrängte, kam durch Robert in Essonne bei Paris (1799) und den Fabrikanten Donk in in London (1804) zu Stande; an der Gestaltung der einfacheren Rundsieb- maschine betheiligten sich Br am ah und Dickinson in London (1805, 1820), sowie Keferstein in Weida (1816); die Harzleimung ist eine Erfindung des Deutschen Illig in Erbach (1806). Die fernerweite Entwickelung bezieht sich hauptsächlich auf den Ersatz der Hadern durch die Fasern des Holzes und des Getreidestrohs. G. Keller *) Broussonetia ycipyrifera. 18 in Hainichen (jetzt in Krippen bei Schandau) kam auf den Gedanken, die mechanische Zerfaserung des Holzes mittelst eines Schleifprozesses zu bewirken (1845), dessen Ausführung auf Maschinen von Voelter in Heidenheim seit 1860 in ausgedehntem Maasse erfolgt, obwohl der so erhaltene Holzschliff wegen der Starrheit und geringen Länge der darin enthaltenen Fasern nur als ein Füllstoff besserer Art aufzufassen ist; die damit versetzten Papiere haben den Fehler, im Licht rasch zu vergilben. Einen eigentlichen Ersatzstoff für Hadern erhält man aus Holz und Stroh erst durch chemische Entfernung des Lignin und anderer Zwischen Zellstoffe nach vorhergegangener Zer- kleinerung dieser .Rohstoffe. Hie hierzu geeigneten Verfahren knüpfen sich an folgende Namen: Mellier in Paris (1850), Gewinnung des Strohzellstoffs durch Kochen in alkalischer Lauge bei erhöhter Temperatur; Ooupier & Mellier in Paris (1852), sowie Houghton in England (1857), Herstellung des Holzzellstoffs nach dem Natron- verfahren; Tilghman in Philadelphia (1866), Ekman in Norwegen (1874). Mitscher- lich in Deutschland (1878), Herstellung des Holzzellstoffs nach dem Sulfitverfahren. Eine für Packpapiere geeignete Zwischenform des Holzfaserstoffs ergab sich, seitdem Behrens in Varzin (1880) und 0. Meyh in Zwickau (1882) die zur Herstellung des Holzschliffs bestimmten Holzstücke vor dem Schleifen mit heissem Wasserdampf be- handelten (Braunholzschliff). Zum Schluss giebt der Vortragende auf Grund einer von Prof. Kirchner in Chemnitz bewirkten Abschätzung das Gesammtquantum der in Deutschland verarbeiteten Papierrohstoffe zu 410000 Tonnen für das Jahr 1877, „ 625000 „ „ „ „ 1893 an, deren Vertheilung ungefähr folgende ist: 1877 1893 Hadern 67,1% 16% Holzschliff 24,4 % 36% Strohzellstoff 7,4% 16% Holzzellstoff 1,1% 32% Auch werden einige statistische Nachweise über die Zahl der Papierfabriken in den verschiedenen Industriestaaten gegeben, unter denen Deutschland mit ungefähr 1500 an erster Stelle steht. An den Vortrag scliliesst sich eine längere Discussion über die Dauer der Haltbarkeit der nach dem Sulfitverfahren hergestellten Papier- sorten mit Zusatz von Stroh- und Holzzellstoff und über das Tilghman’sche Verfahren. Vierte Sitzung am 25. April 1895. Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. — Anwesend 53 Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. E. Kalkowsky spricht über die neuere Krystallo- graphie und den Unterricht darin. Der Vortrag wird als Abhandlung im nächsten Hefte dieser Sitzungsberichte erscheinen. An den Vortrag schliesst sich eine lebhafte Debatte. Prof. Dr. K. Rohn theilt mit, dass der Kassenahschluss für 1894 geprüft und richtig befunden worden ist. Dem Kassirer wird Decharge ertheilt. Fünfte Sitzung am 23. Mai 1895. (Excursion und Festsitzung zur Feier des 60jährigen Bestehens der Gesellschaft.) Am 23. Mai 1895 unternahm eine grosse Anzahl von Mitgliedern mit ihren Damen einen Ausflug nach Meissen. Am Bahnhof vom 1. Vorstande der dortigen Gesellschaft Isis, Director Dr. Franz Wolf empfangen und durch den Garten der Albrechtsburg nach 19 clem Burgkeller geleitet, vereinigten sich hier die Theilnehmer mit den Mitgliedern der genannten Schwestergesellschaft zu einer gemeinsamen Festsitzung, gemeinsam auch insofern, als die Meissner Isis einen Monat zuvor ihr 50 jähriges Stiftungsfest gefeiert hatte. War damals die Dresdner Isis nur durch eine Glückwunsch-Deputation vertreten gewesen, so galt es heute, in gemeinsamer Sitzung der Gemeinsamkeit der Bestrebungen Ausdruck zu geben. Der Vorsitzende der Meissner Isis, Dr. F. Wolf, richtet zunächst eine herzliche Begriissungsrede an die ihr 60 jähriges Stiftungsfest feiernde ältere Dresdner Schwester und wünscht ihren Bestrebungen für die weitere Zukunft stets lohnenden Erfolg. Prof. Dr. O. Drude dankt im Namen der Dresdner Isis und knüpft an das fröh- liche in Meissen am 25. April verlebte Stiftungsfest an, auf welchem der heutige Tag in Aussicht genommen wurde. Er trägt dann die damals in der gleichzeitig in Dresden abgehaltenen Hauptversammlung beschlossenen Ernennungen von drei Ehrenmitgliedern vor und überreicht zunächst beglückwünschend dem Vorsitzenden der Meissner Isis, Dr. Franz Wolf , von jetzt ab Schuldirector in Rochlitz, das Ehrendiplom unserer Gesellschaft, als ein Zeichen wahrhaft empfundener Anerkennung der in unermüdlicher Hingabe an die Ziele naturwissenschaftlicher Vereinigungen in Meissen seit Jahren ausgeübten Leitung der dortigen Isis. Nach dankender Erwiederung des Herrn Dr. Wolf werden die beiden anderen Ehrenmitgliedschaften, deren Träger nach Meissen zu kommen leider verhindert waren, verkündet: Prof. Dr. P. Magnus in Berlin und Prof. Dr. Fr. Lud- wig in Greiz. In einem kurzen Rückblick über die Geschicke der Gesellschaft Isis in dem seit ihrer 50jährigen Stiftungsfeier verstrichenen Jahrzehnt betont der Vorsitzende, dass die Gesellschaft in den alten Bahnen wissenschaftlichen Strebens fortgewandelt sei, wie ein Blick auf die in den Sitzungsberichten und Abhandlungen verhandelten Gegenstände lehrt. Das erste vor nunmehr 52 Jahren gedruckte Mitgliederverzeichniss habe 121 Mitglieder enthalten; unsere jetzige Zahl bewege sich zwischen 180 und 190. Dazu komme aber noch eine nicht unbeträchtliche Zahl correspondirender Mitglieder in Sachsen, die thatsächlichen regen Antheil an den Isis- Arbeiten nehmen und das Arbeits- feld unserer Gesellschaft verbreitern helfen; dies sei ein besonders erfreulicher Umstand, der auch in der Gegenwart mehrerer correspondirender Mitglieder bei der heutigen Festversammlung seinen beredten Ausdruck finde. Denn die Isis ist für ihre eigene Arbeit doch in erster Linie eine Gesellschaft für vaterländische Naturkunde, so dass man sagen darf, auf diesem Gebiete sei ihre Arbeit unersetzlich und nehmen ihre Druckschriften einen, wenn auch bescheidenen Platz von dauernder Bedeutung ein. Fundamente sammeln zur Kenntniss der heimischen Natur und Naturgeschichte muss auch weiterhin ihr hauptsächlichstes Arbeitsfeld bleiben, auf dem die verschiedenen Sectionen sich freudig vereinigen; aber diese Ziele müssen im Anschluss bleiben an den Fortschritt der gesammten Wissenschaft, den in grösseren Kreisen zu verbreiten und durch einzelne Arbeiten selbständig zu fördern der weitere Zweck unserer Vorträge und Abhandlungen ist. Die Gliederung in Fachsectionen, unter denen als älteste am 5. September 1844 die botanische Section, die nun auch über ein Halbjahrhundert alt ist, gegründet wurde, hat sich stets als zweckmässig erwiesen, um die Arbeit auf mehrere Schultern zu vertheilen und die Gesellschaft vor einseitigen Strömungen zu schützen. Denn gerade im Gesellschaftsleben wird für den Einzelnen die Beschränkt- heit menschlichen Wissens zum deutlichen Ausdruck, und der riesenhaft schwellende Stoff, der bei allem Anwachsen geklärt und geläutert von einer Generation zur anderen übertragen werden muss, erfordert seine Beherrschung durch eine Gesammtheit vielseitig thätiger Männer, die — ein Jeder nach seinem Beruf und nach seinen Kräften — wacker mitarbeiten und sammeln helfen; denn die heutige Naturerkenntniss und die wissenschaftliche Bekanntschaft mit unserem eigenen engeren Vaterlande, dem wir zu- nächst in Liebe unsere Dienste weihen, ruht auf vielen Säulen: mag auch die Isis sich weiterhin als eine solche feste Säule in Streben und Erfolg bethätigen, mag sie mit ihren Schwestergesellschaften im Bunde ihre durch die Naturforschung hohen Ziele verfolgen. An die Festsitzung schloss sich eine Wanderung nach dem Bismarck- denkmal und durch das Kauhen- und Triebischthal nach dem Götter- felsen, wo Kechtsanwalt KÖrnich -Meissen einen Vortrag über die Porphyre und die Pechsteine der Meissner Gegend hielt. 20 Nach der Stadt zurückgekehrt vereinigten sich ca. 120 Personen im Gasthaus Säuberlich zu einem mit heiteren Tischreden gewürzten Mittags- mahle, an welches sich Nachmittags ein Spaziergang über den Martins- berg und den Poetenweg nach Neudörfchen anschloss. Den Schluss des Ausflugs bildete ein gemüthliches Beisammensein im Garten der Bahnrestauration Cölln. Sechste Sitzung’ am 27. Juni 1895 (im Hörsaale des K. botanischen Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 29 Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. G. Helm bringt zur Kenntniss einen Aufruf zu Beiträgen für ein dem grossen Physiker Hermann von Helmholtz zu errichtendes Denkmal. Die Gesellschaft beschliesst, hierzu M. 100 als „Beitrag der Mitglieder der Isis“ beizusteuern, welche Summe später durch freiwillige Beiträge der Mitglieder gedeckt werden soll. Prof. Dr. O. Drude macht aufmerksam auf eine in der Vierteljahr sschr. der naturforsch. Ges. in Zürich erschienene Abhandlung von Alb. Heim: Ueber das absolute Alter der Eiszeit, und hält einen mit zahlreichen Demonstrationen verbundenen Vortrag über die Förderung floristi scher Studien durch Formation s- h e rbarien. Der Bericht darüber wird als Anhang zu der in Arbeit befindlichen Studie über die östlichen Pfianzengenossenschaften in Sachsen erscheinen. Die Gesellschaft beschliesst noch, die Hauptversammlungen im Juli und August aus fallen zu lassen. Veränderungen im Mitgliederbestände. Gestorbene Mitglieder: Am 6. Januar 1895 starb in Dresden Privatus Feodor Illing, wirkliches Mitglied der Isis seit 1882, Mitglied des Verwaltungsrathes der Gesellschaft seit 1892. Am 25. Februar 1895 verschied nach schweren Leiden in Wiesbaden Bergrath Dr. Alfred Wilhelm Stelzner, Professor der Geologie an der K. Bergakademie zu Freiberg, correspondirendes Mitglied seit 1865. Geboren am 20. Dezember 1840 in Dresden als Sohn des hochverdienten Geh. Kegierungsraths Gustav Stelzner und einer edlen Mutter, geh. Kuhn, hatte Alfred Stelzner die hiesige Kreuzschule bis Obertertia besucht und trat von dort aus am 1. April 1856 in die K. polytechnische Schule in Dresden ein, um sich zunächst für eine bergmännische Laufbahn vorzubereiten. Von Mitte October 1857 an benutzte der junge Student die sich ihm darbietende Gelegenheit, sich ausserdem auf dem K. mineralogischen Museum mit geologischen Arbeiten zu beschäftigen, in welchem Gebiete dem Verstorbenen später so ausgezeichnete Arbeiten zu verdanken sind. 1859 wurde Stelzner an der K. Bergakademie in Freiberg inscribirt, am 30. Juli 1866 finden wir ihn in der Fest- schrift zum 100jährigen Jubiläum der Akademie als Bergwerkskandidat verzeichnet, 21 1867 ist er als Bergakademie-Inspector mit Abhaltung eines petrographischen und eines petrefactologischen Praktikums beauftragt, nach dem Tode des Oberbergrath Prof. Reich erhielt er die Verwaltung der Werner sehen Sammlung, der Sammlung von Rissen, Zeichnungen und Modellen, welche Stellung er bis Ostern 1871 innegehabt haben mag. In die folgenden Jahre fällt Stelzner’s Uebersiedelung nach Cordoba in Argen- tinien als Professor der Mineralogie und Geologie, wo er auch die Vorarbeiten für sein bahnbrechendes Werk „Beiträge zur Geologie und Paläontologie der argentinischen Republik“ (1885) traf. Nach dem Tode von Bernhard von Cotta wurde er an dessen Stelle im Jahre 1875 als Professor für Geognosie, Lagerstätten- und Versteinerungskunde nach Freiberg berufen, wo er als Nachfolger von A. G. Werner, C. F. Naumann und B. von Cotta an Sachsens berühmter Bergakademie diese Berufung nach allen Richtungen hin im höchsten Grade gerechtfertigt hat. Insbesondere verdankt ihm Freiberg die neue Auf- stellung der umfangreichen akademischen Sammlungen, deren Werth er durch seine gründlichen Untersuchungen mit allen Mitteln der neuesten Methoden bedeutend erhöht und leichter zugänglich gemacht hat. In Anerkennung seiner grossen Verdienste wurde Stelzner zum K. Bergrath ernannt und ihm 1893 von Sr. Majestät dem Könige das Ritterkreuz 1. Kl. vom Albrechtsorden verliehen. Die zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen Stelzner's, deren mannigfacher Inhalt zumeist aus den letzten 30 Jahrgängen des neuen Jahrbuchs für Mineralogie, Geologie und Paläontologie zu überblicken ist, erwarben ihm bald die hohe Achtung aller Fachgenossen. Aufforderungen zu oft sehr verantwortlichen Gutachten über Vor- kommen und Lagerungsverhältnisse nutzbarer Mineralien in nahen und fernen Ländern, wie in Norwegen, oder zu Beurtheilungen von Quellen und Wasserläufen, wie in Freiberg und Teplitz, oder auch bei Berufungen von Fachmännern nach dem fernen Auslande erweiterten seinen internationalen Verkehr immer mehr und mehr. Alle seine Schüler hingen mit grösster Liebe an Stelzner und folgten mit Be- geisterung seinen gediegenen, klaren Vorträgen sowohl im Colleg als auf seinen zahl- reichen geognostischen Excursionen. In unsere Gesellschaft wurde der Verewigte 1865 eingeführt, bis zu seinem Tode ist er ihr ein eifriger Freund und Förderer geblieben, jederzeit gern bereit, unseren Mitgliedern von dem reichen Schatze seines Wissens mitzutheilen. Wir erinnern hier nur an seine in unseren Gesellschaftsschriften veröffentlichten Vorträge über „Die Ent- wickelung der petrographischen Untersuchungsmethoden in den letzten fünfzig Jahren“ (Festschr. d. Isis 1885, S. 25) und „Die Diamantengruben von Kimberley“ (Abhandl. d. Isis 1893, S. 71). Manche lehrreiche und durch Humor gewürzte Stunde hat der für immer geschiedene Freund unserem Isis-Kreise gewidmet; dem gelungenen Isis-Feste am 17. October 1894 wohnte er in heiterer Stimmung bei und verkehrte auch noch später mündlich und schriftlich bis Mitte November mit Dresdner Freunden anscheinend gesund. Die tödliche Krankheit, die ihn nachher ergriff, hat ihn unter Begleitung seiner treuen Schwester am 23. Januar d. J. zur Kur nach Wiesbaden geführt, wo er, anstatt die erhoffte Genesung zu linden, am 25. Februar sanft verschied. So ist er, der treue, unvergessliche Forscher und Freund, allen seinen Lieben und der Wissenschaft entrissen worden, sein Andenken aber wird von Allen, die ihn gekannt, heilig gehalten werden. Am 21. März 1895 verschied in Dresden der emer. Seminaroberlehrer Gotthelf Friedrich Reinicke, welcher unserer Gesellschaft fast sechs Dezennien, seit 1839, ununterbrochen als wirkliches Mitglied angehört hat. Am 28. März 1895 starb in Görlitz Dr. Reinhard Peck, Director des Museums der dortigen naturforschenden Gesellschaft, correspondirendes Mitglied der Isis seit 1868. Am 13. April 1895 starb in Dresden Geh. Hofrath Dr. Wilhelm Fränkel, Professor der Ingenieurwissenschaften an der K. technischen Hochschule, wirkliches Mitglied seit 1866, Vorstand der Sectionen für Mathematik und für Physik und Chemie in den Jahren 1870, 1871, 1878, 1884 und 1885. Am 5. Mai 1895 verschied Dr. Carl Vogt, Professor an der Univer- sität in Genf, Ehrenmitglied seit 1868, 22 Am 23. Juni 1895 starb Dr. Friedrich Tietjen, Professor der Astronomie an der Universität und Director des Recheninstituts der K. Sternwarte in Berlin, correspondirendes Mitglied seit 1868. Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder: Förster, Fritz, Dr. phil., Privatdocent an der K. technischen Hochschule in Dresden, am 25. April 1895; Funk, Ernst, Apotheker in Radebeul, am 25. April 1895; Grosse, Johannes, Dr. med. in Dresden, am 28. März 1895; Hering, Adolph, Bergingenieur in Dresden, am 28. Februar 1895; Salb ach, Franz, Ingenieur in Dresden, am 25. April 1895; Schirrmeister, Moritz, Buchdruckereibesitzer in Dresden, am 25. April 1895; Siegert, Theodor, Prof. Dr., K. S. Landesgeolog in Dresden, am 28. März 1895 ; Stopp, Paul, Bankbeamter in Dresden, am 31. Januar 1895; Teichmann, Balduin, Major a. 1). in Dresden, am 23. Mai 1895; Walther, R., Dr. phil., Assistent an der K. technischen Hochschule in Dresden, am 27. Juni 1895. Neu ernannte Eh ren -Mitglieder : Ludwig, Friedrich, Dr. phil., Professor in Greiz, correspondirendes Mit- lied seit 1887, am 23. Mai 1895; Magnus, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in Berlin, am 23. Mai 1895; Wolf, Franz, Dr. phil., Director in Rochlitz, am 23. Mai 1895. Kassenabsckluss der ISIS vom Jahre 1894. 23 Pu 00 CO H r— 1 LO C0 xO 00 05 .03 05 0t'>OCD«iOOOOOCDOCC ■gCOhCOMMCDOOHOCOOOCOOO rtCO HNNOHOOWiOOOOCOlO 's! 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Er bespricht zunächst die Einwirkungen, welche der hohe Wasserdruck, die gleich- mässige Temperatur, der Mangel an Licht und Wasserbewegung, sowie die dort herrschen- den Ernährungsverhältnisse auf die Tiefseebewohner im Allgemeinen üben und geht dann über auf die Anpassungen an diese Verhältnisse, welche die Vertreter der Foraminiferen, Radiolarien und Spongien erkennen lassen. Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz bespricht im Anschluss an den vorher- gehenden Vortrag das geologische Vorkommen von Resten der in jenem erwähnten Thiergr tippen. Derselbe erklärt sich ferner, einer von Prof. Dr. 0. Drude aus- gegangenen Anregung folgend, bereit, demnächst einmal die Mitglieder der Gesellschaft durch das K. mineralogisch-geologische Museum zu führen. Dr. A. Naumann legt aus seiner Sammlung eine Reihe von Pflanz en- tliehen mit durch Thiere, besonders durch Milben und Insekten ver- ursachten Missbildungen vor und empfiehlt zur Bestimmung von Gallenbildungen H. R. von Sc hl echten dal: Die Gailbildungen (Zoocecidien) der deutschen Gefäss- pflanzen. Eine Anleitung zum Bestimmen derselben. Zwickau 1891. R. Zückler. Preis 2 M. (Aus dem Jahresberichte des Vereins für Naturkunde zu Zwickau für das Jahr 1890.) Prof. Dr. H. Nit sehe bestätigt die hohe Brauchbarkeit der Schlechten- daPschen Arbeit und weist darauf hin, dass zur Orientirung über den Ur- heber einer Pflanzenbeschädigung im Allgemeinen zu empfehlen sei J. H. Kaltenbach: Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten. Ein nach Pflanzenfamilien geordnetes Handbuch sämmtlicher auf den einheimischen Pflanzen bisher beobachteten Insekten zum Gebrauch für Entomologen, In- sektensammler, Botaniker, Land- und Forstwirthe und Gartenfreunde. Mit 402 charakteristischen Holzschnitt-Illustrationen der wichtigsten Pflanzenfamilien. Stuttgart 1874. Derselbe macht ferner Mittheilung über die grossen Fortschritte, welche in den letzten Jahren unsere Kenntniss der Gallmilben durch die Arbeiten von A. Nalepa in Wien gemacht hat. Während früher die Beschreibung der durch die Gallmilben verursachten Pflanzen- missbildung die Grundlage der Artbenennung bildete, kann man jetzt die Arten der Gallmilben wirklich zoologisch unterscheiden. Die alte Gattung Phytoptus wird neuer- dings sogar in mehrere Gattungen zerlegt und diese sind wieder in zwei Unterfamilien untergebracht. 28 Fünfte Sitzung- am 5. December 1895 (in Gemeinschaft mit der Section für Botanik). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 27 Mitglieder. Dr. B. Scliorler hält einen Vortrag über Selbstreinigung der Gewässer (vergl. Abhandlung VI L). Privatus Iv. Schiller referirt über das neueste Werk von E. Haeckel: Systematische Phylogenie, Berlin 1895. II. Section für Botanik. Vierte Sitzung am 10. October 1895. Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 32 Mitglieder. Dr. Fr. Raspe bringt verschiedene Meeresalgen zur Vertheilung. Vom Vorsitzenden werden vorgelegt: Pr. Schultheis s: Phänologische Mittheilungen (Nürnberger Generalanzeiger 1895, Nr. 139); J. Dörfler: Fragebogen für das Botaniker- Adressbuch. Wien 1895. Prof. Dr. 0. Drude berichtet eingehend über eine Abhandlung von K. 0. E. Steenström: Ueber das Vorkommen derselben Arten in ver- schiedenen Klimaten und verschiedenen Standorten. München 1895. Garteninspector F. Le dien gieht ein ausführliches Referat über ein neu erschienenes Schriftchen von H. Conwentz: Ueber seltene Wald- bäume in Westpreussen. Danzig 1895. Zum Schluss spricht Privatus K. Schiller über Anforderungen, welche der Mykologe an die systematischen Pilz werke stellen muss, und gieht einen Ueberblick derselben. Kurz besprochen werden die Werke von Schaffer, Nees, Krombholz, Harzer, Lorinser, Gonnermann, Weberbauer, Kummer, Lenz, Wünsche, Hahn, Stitzenberg, Schröter, Babenhorst und Michael. Besonders lobend wird erwähnt die 2. Auflage von Rabenhorst ’s Cryptogamenflora, in welcher die Pilze von Winter, Fischer und Rehm bearbeitet sind, und ausführlicher besprochen das neueste Pilzwerk : E. Michael, Führer für Pilzfreunde. Zwickau 1895. Die Abbildungen dieses Werkes sind in der Zeichnung in hohem Grade vollkommen und in der Farbe meist gelungen. Bei einer neuen Auflage würden nur wenige Verbesserungen anzubringen sein. Es wäre wünschenswert!) , dass alle Pilze, welche in dem vorzüglichen Texte besprochen sind, abgebildet werden. Vielleicht könnten sich Verfasser und Verleger entschliessen , noch weitere Tafeln folgen zu lassen, zu Nutz und Freude des Mykologen, der nicht nach „gut oder böse“ fragt. Freilich dürfte dann die Abbildung des Querschnittes, der Sporen und Cystiden nicht fehlen. Fünfte (ausserordentliche) Sitzung am 1P. November 1895 (Floristen- abend). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 30 Mitglieder. Lehrer A. Jenke, Dr. B. Scliorler und Oberlehrer K. Wobst be- richten über neue und selten vorkommende Pflanzen der Flora Saxonica, welche von denselben gesammelt oder bei ihnen eingegangen sind, und bringen dieselben in getrockneten Exemplaren oder mikro- skopischen Präparaten zur Veranschaulichung. (Vergl. Abhandlung VIII.) 29 Prof. Dr. 0. Drude hält einen Vortrag über die Flora um Wettin a. S., unterstützt durch Vorlage zahlreicher getrockneter Pflanzen. Das Florengebiet im weitesten Umkreise um Halle , nördlich bis Cönnern, westlich bis Eisleben etc., ist durch die schönen Arbeiten vonA. Schulz so gründlich in seinen interessanten Standorten bearbeitet, dass es sich in diesen Bemerkungen hier nur darum handeln kann, die Eindrücke wiederzugeben, welche der sächsische, von den Elbhügeln zwischen Meissen und Riesa herkommende Florist empfindet, wenn er an der Saale zwischen Wettin und Rothenburg botanisirt ; sie drängten sich mir auf einer Sommer- reise im August d. J. auf, wo es sich darum handelte, die Formationen vergleichend aufzunehmen und für unser Herbarium der „Flora Saxonica“ zu gewinnen. Die Totalansicht des Landes entspricht etwa dem genannten sächsischen Distrikte, aber die Höhen sind insgesammt niedriger, erheben sich von dem Saale -Niveau mit ca. 200 Fuss meistens um 100 Fuss höher, fallen schroff und in zerrissenen Zacken zur Saale ab und verlieren sich landeinwärts in rundlichen Hügeln mit sehr trockenem Boden, oder sie setzen sich ohne Weiteres in die sanft gewellte Ebene fort, die für Ackerbau gut geeignet, doch in trockenen Jahren an Wassermangel leidet und, wie die Wettiner sagen, einen „scharfen“ Boden besitzt. Wälder sind sehr vereinzelt und am häufigsten noch an den Abdachungen gegen die Saale hin; am Höhenrande an- gekommen schweift der Blick meist über endlose Felder und haftet mit Vergnügen an einzelnen, auf Höhenpunkten oder mitten im Felde an Wegen aufgebauten Windmühlen : hier oben ist fast gar nichts zu botanisiren , gerade wie an der Elbe, und die ein- gestreuten Mulden oder Lehnen, welche nicht zu Ackerland umgebrochen sind, zeigen eine einförmige Formation von Schwingelgrastrift mit Scabiosa ochroleuca , Eryngium campestre , Dianthus Carthusianorum und Galium verum , Mollugo etc. Das Interesse knüpft sich also fast überall an die Steilhänge zur Saale, auf deren einem die Burg Wettin hoch und langgedehnt über dem tief mit starkem Wasser fliessenden Strom thront, oder an die benachbarten rasenbedeckten und von dunklen, oft schwärzlich gewordenen Felsen mit Geröll überschütteten Kuppen; von Friedeburg bis Rothenburg, wo die schönsten und botanisch interessantesten Abhänge sich befinden, hebt sich eine verschiedenartige Vegetation von lebhaft rothem Gestein ab, Sandsteine und Mergel, ganz verschiedenartig von den Porphyrhöhen dicht bei Halle. Ein breites Wiesengelände breitet sich oft am Flusse einseitig da aus, wo der Höhenzug eine Unterbrechung erleidet: so sind es im Wesentlichen die gleichen Formationen an der Saale wie an der mittleren Elbe, von wo sie in diesem Hefte (s. Abhandlung IV) aus- führlicher geschildert sind. Auf diesen Wiesen, oft salzig, ist aber Silans pratensis und vielfach Trifolium fragiferum , auch Erythraea pulchella , so stark an der Stauden- vegetation betheiligt, dass man daran sogleich den Saale-Distrikt erkennt. Unter den Holzpflanzen, die von der Pobinia Pseudacacia eine fremde Massen- invasion erlitten haben, sind neben Schlehen- und Weissdornbüschen, Hagedornen der jß. rubiginosa- und tracliyphylla - Gruppe an manchen Stellen die Cotoneaster häufig, lang über die Felsen hingestreckt und jetzt im vollen Roth der Beeren prangend, oder — wie im Lustwäldchen bei Wettin, das den Namen „Schweizerling“ erhalten hat — hoch aufrecht in den Nischen der Felskuppe. Die Hauptmasse der Geröll- und Felspflanzen sind alte liebe Bekannte aus dem Elbhügellande, bald seltenere, bald gemeine Arten, alle durchsetzt von vergilbten wehenden Halmen kurzer Rasenbüschel, Festuca, Plileum Böhmeri, Koeleria, Agrostis^eschampsia fiexuosa etc., jetzt kaum noch nach ihrer Art zu erkennen. Centaurea paniculata ist massig, Silene Otites viel häufiger als an der Elbe, Pulsatilla pratensis überall ver- streut, Anthericum Liliago in grossen Gruppen an vielen Standorten, neben den drei Verbascum- Arten ( plilomoides1 Thapsus , Lychnitis) treten oft grosse Gruppen von Stachys germanica in den Graslehnen auf, vergesellschaftet mit Andropogon Ischaemum , und noch häufiger als im Meissner Umkreise deckt Potentilla cinerea mit grauen Polstern die Blöcke. Während in allen Wäldchen und Gebüschen unser schöner Cytisus nigri- cans fehlt, sieht man nun mit Interesse die Besonderheiten der Saaleflora in oft grossen Beständen, keine Art ist wohl charakteristischer als Seseli Hipp omarathrum , nach der man die ganze Facies dieser Saale-Geröllflora benennen kann. Tief im Gestein wurzelnd, in Felsspalten oder im heissen Geröll, decken die zierlichen, graugrünen Blätter der Grundrosette dieser Dolde rings um Wettin an vielen Plätzen in reicher Menge von Exemplaren den Hang und bilden zuweilen so dichte Massen, wie die viel kleinere Pimpinella Saxifraga. Während das goldgelbe Erysimum jetzt mit abgetrockneten Fruchttrauben höchst unansehnlich aussieht, wehen an vielen Stellen die langen Grannen der Stipa capillata: die mit Chondrilla juncea zusammen zwischen dichtem Gestrüpp der Artemisia campestris auch an den Abhängen der Burg Wettin wächst, weithin 30 über die niederen Standen und Gräser sichtbar, oft einen eigenen kleinen Bestand bildend. Die Melica ciliata , im Elbhügellande so äusserst selten (am Felsen gegenüber Diesbar !), schimmert an dem Rothenburger Hange mit ihren weissen Aehrenrispen zahllos zwischen Ononis , Eryngium , Anthericum und Cotoneaster , oft genug auch findet man Alyssum montanum mit gedrungenem Wuchs, trotzdem aber reich fruchtend, in Felsen neben Sedum rupestre eingenistet. Barkhausia foetida dient nicht zur Zierde der Flora, mit ihr vergesellschaftet sich an den Hainen und Ackerrändern die Nonnea pulla mit ihren dunkelbraunen Blumen. Da, wo der reiche Rothenburger Hang am Ostufer der Saale gegen Wettin hin an der Ziegelei beim Helbachs Grund jäh zu Ende geht, deckt auch das sonst hier im Norden des Thüringer Kalkes nicht mehr so häufige Teucrium mon- tanum mit niedergestrecktem Gesträuch den Fels und entfaltet jetzt seine gelben Blüthen, und dicht dabei stellt in einer Felsnische auf besserem Boden Oxitropis pilosa , eine der seltenen Leguminosen, die alle östlich der Saalelinie fehlen und erst in Böhmen wiederkehren, oder besser gesagt: die hier zwischen Saale und Harz noch einmal in auffallender "Vertretung der Standorte wieder erscheinen. Vieles, was bei Eisleben und an den Seen noch gemein ist, tritt hier zurück, so besonders die thüringische Lavathera und die salzliebende Altliaea , aber auch die in unsäglichen Mengen hei Ober - Köhlingen auf der Schafschwingeltrift mit Eryngium campestre hausende Centaurea Calcitrapa. Doch vereinigt sich Vieles, um einen bo- tanischen Ausflug nach Wettin lohnend zu machen, und Niemand, der den Salzigen und Süssen See besucht , sollte versäumen, hier oder in Rothenburg Aufenthalt zu nehmen und sich von der Reichhaltigkeit der Hügelformationen an östlichen und südlichen Arten zu überzeugen. Der Vorsitzende bespricht ferner einige von ihm gesammelte Bildungs- ah weichungen. 1. Carex muricata L., auf dem Kohlberge bei Pirna am 8. Juni 1895 gesammelt. Die Pflanzen besitzen neben regelmässig gebildeten Blüthen solche, bei denen der Utri- culus bedeutend vergrössert und häufig noch eigenthümlich gekrümmt ist. (Frank, Krankheiten der Pflanzen, Seite 246.) 2. G-agea silvatica Müll. Dresden, schattiger Grund hinter Niederwartha, April 1895. Alle Blüthen zeigen eine eigenthümliche Vergrünung und erinnern auffällig an Ornithogalum umbellatum L. 3. Digitalis purpur ea L. Von K. Schiller im Dresdner Palaisgarten gesammelt. Die Blüthen sind regelmässig, ausserordentlich vergrössert und stellen eine Verwachsung dar mit entsprechender Vermehrung der Kelch- und Blumenkronenblattzipfel, Staub - gefässe und Pistille. Endlich bringt derselbe zur Vorlage ein soeben erschienenes Exiccaten- werk, herausgegeben von Bürgerschullehrer H. Hofmann in Hohenstein- Ernstthal: Plantae criticae Saxoniae, 1896. Dasselbe will das Studium der kritischen und polymorphen Genera der Flora Sachsens erleichtern, indem es zahlreiche Formen der Gattungen Rosa , Rubus , Mentha , Hieracium , Salix , Asplenium u. s. w. in jährlichen Fascikeln darbietet. — Fase. 1 enthält 25 Arten und Varietäten, 14 Brombeeren, 5 Hieracien, 2 Menthen und 4 Asplenium- formen. Die Pflanzen sind vollständig und schön präparirt, dazu in reichlicher Anzahl aufgelegt; auch ist der Preis der Lieferung, 6 Mark mit, 5 Mark ohne Mappe, ein so geringer, dass dieses Unternehmen allen Pflanzenfreunden, ganz besonders aber Lehrern der Botanik, höheren Lehranstalten, botanischen Instituten u s. w. aufs wärmste em- pfohlen werden kann. III. Section für Mineralogie lind Geologie. Vierte Sitzung am 3. October 1895. Vorsitzender: Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 21 Mitglieder. In warmen WTorten gedenkt der Vorsitzende zweier aus unserem Kreise geschiedener Mitglieder, des am 18. September 1895 im Alter von 83 Jahren 31 verstorbenen Apothekers Bernhard Kinne in Herrnhut und des Land- schaftsmalers Olof Alex. Winkler, gestorben in Dresden am 26. September 1895. (Vergl. Nekrologe S. 36 und 37.) Hierauf hält Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz einen eingehenden Vortrag über die riesigen Fortschritte der geologischen Landes- aufnahme (Geological Survey) in den Vereinigten Staaten Amerikas, mit Unterlage der von dem jetzigen Director derselben, Charles Doolittle Walcott, in seiner „ Presidential Address u an die Geological Society of Washington am 18. December 1894 gegebenen Mittheilungen. (Vergl. Ab- handl. V.) Ferner legt der Vorsitzende noch einige neuere Abhandlungen zur Ansicht vor: Ch. D. Walcott: Palaeozoic Intra - Formational Coiiglomerates (Bull. Geol. Soc. of America, 1894, Vol. 5, p. 194 u. f.), worin ähnliche Verhältnisse dargestellt sind, wie sie von Alt - Mittweida und im Mtiglitz - Thale hei Weesenstein in Sachsen bekannt sind; Ch. D. Walcott: The Trilobite, new and old evidence relating to its Organisation (Bull. Mus. of compar. Zoology, Vol. VIII, 10); Ch. D. Walcott: Note on some appendages of the Trilobites (Proc. Geol. Soc. of Washington, 1894, Vol. IX, p. 80); Ch. E. Beecher: The Larval Stages of Trilobites (Arner. Geologist, 1895, Vol. XVI, Sept.), in welchen zwei letzten Abhandlungen die neuesten Entdeckungen an Trilobiten, sogar auch Antennen bekannt gemacht werden. Die nachstehenden Schriften legen Zeugniss ab für die erfolgreichen Forschungen im Gebiete der Geologie von einzelnen seltenen Damen: Maria M. Ogilvier: Contributions to the Geology of the Wengen and St. Cassian Strata in Southern Tyrol (Quart. Journ. Geol. Soc., London, 1893, Vol. XLIX); Maria M. Ogilvier: Corals in the „Dolomites“ of South Tyrol (Geol. Magaz., Dec. IV, Vol. I, 1894); Agnes Crane: The Evolution of the Brachiopoda (Geol. Magaz., Dec. IV, Vol. II, 1895). Einer Vorlage des Prof. H. Krone am 20. Juni 1895 (Sitzungsber. Isis 1895, S. 10) entsprechend, verbreitet sich Privatdocent Dr. W. Ber gl über die geologische Natur der Umgebung von Aden. Dieselbe ist eine rein vulkanische, entbehrt älterer Eruptivgesteine wie des Syenites gänzlich und bietet demnach keine Vergleichspunkte mit dem Plauenschen Grunde. Ausserdem ist das fragliche Gestein nicht Melaphyr, sondern Basalt. Prof. H. Krone überreicht eine für das K. mineralogische Museum bestimmte Probe von Brasilit Hussak oder Baddeleyit Fletcher, einer neuen Form der Zirkonerde aus Brasilien, welche ihm Oberingenieur H. C. Bauer von dort zugesandt hat. Dem Sammeleifer des Prof. E. Z schau ist es gelungen, in dem Lehm- lager unterhalb Döltzschen im Plauenschen Grunde abermals Reste von Rliinoceros tichorhinus , Backzahn und Knochenfragment, aufzufinden, sowie eine zierliche Pfeilspitze aus Knochen an dem bekannten prä- historischen Fundorte, der Heidenschanze bei Koschütz unweit Dresden, welche derselbe in liebenswürdiger Weise dem K. mineralogischen Museum zuweist. Fünfte Sitzung am 12. December 1895. Vorsitzender : Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 45 Mitglieder und Gäste. Oberlehrer Dr. R. Nessig spricht, unter Vorlage zahlreicher Proben, über die Sande der Umgebung von Dresden. (Vergl. Abhandl. YI.) 32 Dr. H. Francke giebt eine vorläufige Mittheilung über das Kalk - spatli Vorkommen von Nieder-Rabenstein bei Siegmar, westl. Chemnitz in Sachsen, unter Vorlegung einer Anzahl Proben, die er nicht lange vorher an Ort und Stelle gesammelt hatte. Obwohl seit verschiedenen Jahrzehnten von der genannten Fundstätte die schönsten Krystallstufen in die Sammlungen gelangt sind, so scheinen sie in der Fachliteratur noch keine monographische Erörterung erfahren zu haben, während sie doch wohl eine ausführlichere Beschreibung verdienen, als ihnen in Frenzel’s mineralogischem Lexicon für das Königreich Sachsen und in der Erläuterung zu Blatt Chemnitz der geologischen Specialkarte von Sachsen zu Tlieil wird. Die Herberge der Krystalle sind Hohl- und Drusenräume eines feinkörnigen schwarzgrauen Kalksteins, der in grossen linsenförmigen Massen den Gliedern der archäischen Formation, speciell der Pliyllitformation, eingelagert ist. In diesen Schichtencomplexen müssen öftere und zahlreiche Bewegungen statt- gefunden haben, wie das die vielen Klüfte, Rutschflächen und Harnische, sowie die ganze verwickelte Tektonik überhaupt, anzeigen. Aber auch plötzliche stoss- und ruckweise Erschütterungen, vermuthlich veranlasst durch die nicht ungewöhnlichen tektonischen Erdbeben im Erzgebirge, dürften sich ereignet haben, wodurch viele Kalkspatlikrystalle entlang ihren natürlichen rhomboedrischen Spaltungsrichtungen von ihrem Sitze abge- sprengt wurden und beim Herabfallen auf den Boden des Drusenraums sich und andere noch fest haften gebliebene verletzten. Die in Kalksteinhohlräumen sich immer bildende Calciumcarbonatlösung voran! asste nun einen umfangreichen Ausheilungsprocess , der sowohl die Spaltflächen der abgeschleuderten Krystalle, als auch die Schäden an Ecken und Kanten dieser und der sitzen gebliebenen betraf, abgesehen davon, dass durch neue, einen ganzen Krystall ziemlich gleichmässig umhüllende Stoflablagerung blosse Ver- grösserung herbeigeführt wurde. Infolge dieses Ausheilungsvorganges erscheinen die abgesprengten Krystalle, die heute meist in Letten eingebettet sind, als ringsum aus- gebildete, ohne sichtbare Bruch- oder Ansatzstelle, wobei sie, da die Neubildung nur als dünne Schicht erfolgte, oft eine groteske Gestalt erlangten, der man die Kalkspathnatur zuzuschreiben auf dem ersten Blick schwerlich geneigt sein könnte. Die Calcite der verschiedenen Hohlräume des Nieder-Rabensteiner Kalksteinlagers gehören verschiedenen Generationen an und zeigen demnach verschiedene Krystalltypen und Formen Verbindungen , die in einer mineralogischen Fachzeitschrift eingehender be- handelt werden sollen. Hier sei nur erwähnt, dass das Skalenoeder 3 (R) =R3 überall vorherrscht, während das anderwärts gemeine primäre Prisma GOR ganz untergeordnet, meist gar nicht, auftritt. Zu dem genannten Skalenoeder 3 (R) gesellt sich an dessen Polecken gewöhnlich das flachere, 3(V4 R) = V4R3, in mehr oder minder starker Ent- wickelung, welches insbesondere die ausheilende Schicht auf den Spaltflächen der ab- gesprengten Krystalle repräsentirt. Auch steilere Skalenoeder kommen messbar vor oder deuten sich als Vicinalflächen und in Combinationsstreifung an den Mittelkanten, bez. -Ecken von 3(R) an. Wieder andere Skalenoeder in schmalen Flächen bewirken eine Zuschärfung der kürzeren scharfen Polkanten von 3 (R). Mehrere positive und negative Rhomboeder mit gewöhnlichen Indices treten ebenfalls auf. Die Krystalle, die bei höchstem Grade der Pellucidität zuweilen recht ansehnliche Grösse bis zu mehreren Decimetern Ausdehnung erreichen, sind entweder einfach, oder ebenso oft verzwillingt nach dem Gesetze : Zwillingsachse die Hauptachse, Verwachsungs- ebene die Basis. Diese Bildung wiederholt sich häufig und es entstehen Drillinge, deren mittleres Individuum in der Hauptachsenrichtung stark verkürzt ist, so dass sie wie einfache Krystalle erscheinen mit einer in der Aequatorgegend eingeschobenen Zwillings- lamelle; sämmtliche sechs Mittelecken des Skalenoeders zeigen dann einspringende Winkel. An den basischen Zwillingen nun konnte Berichterstatter die interessante, sonst am Kalkspath sehr selten beobachtete Thatsache feststellen, dass die Verwachsung ausser nach OR auch nach einer dazu senkrechten Fläche von OüR stattfindet. Die „oberen“ Hälften zweier neben einander sitzender Skalenoeder sind demnach so gestellt, dass je eine Ebene durch Verticalachse und eine scharfe Polkante des einen Individuums parallel ist je einer Ebene durch Verticalachse und eine stumpfe Polkante des anderen Individuums. Aber auch an einen nach 00 R verwachsenen basischen Zwilling schliesst sich zuweilen ein drittes mit der „oberen“ Hälfte ausgebildetes Einzelwesen an, das mit dem ersten parallel, mit dem zweiten in Zwillingsstellung sich befindet, sodass auch in diesem Falle ein Drilling entsteht. Alle drei Individuen sind dabei ungefähr gleich- gross und mit freiem Ende. Die nach 00 R verwachsenen Zwillinge und Drillinge wurden vom Referenten bisher nur an wenigen grossen Krystallen beobachtet, an kleinen dagegen nicht. 35 Achte Sitzung am 24. October 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 29 Mitglieder und Gäste. Der Vorsitzende theilt mit, dass die Bibliothek der Gesellschaft vorläufig in dem zu ihrer Aufstellung benutzten Raume der K. technischen Hochschule verbleiben kann (vergl. Sitzungsber. Isis 1895, S. 16). Die unter den Mitgliedern veranstaltete Sammlung für das Helm- holtz-Denk m al hat einen Gesammtbetrag von 122 Mark ergeben (vergl. ebendaselbst, S. 20). Prof. Dr. 0. Drude behandelt im Vortrage die Ergebnisse der neuesten Untersuchungen über die Veränderung der Arten und die Descendenzth eo rie. Dieselben ergeben sieb als Forschungsresultate aus drei methodisch weit entlegenen, aber einheitlich zusammenwirkenden Gebieten, um das „Flüssige“ im Wesen der Art zu erläutern und ihre Umwandlungsfähigkeit zu erhärten: dem der phylogenetischen Untersuchungen, wo besonders Ettingshausen’s zahlreiche und verdienstvolle Arbeiten in ihren Zielen klar gelegt wurden, demjenigen der biologischen Forschung, und dem der Pflanzengeographie. Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz knüpft hieran Bemerkungen über Abstammung und Veränderungen der Inoceramus- Arten der Kreideformation. Neunte Sitzung am 28. November 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste. Zunächst werden die Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1896 gewählt. (Vergl. Uebersicht auf S. 39.) Prof. B. Patten hausen hält hierauf einen Vortrag über die ver- schiedenen Methoden der Darstellung der Bodenconfiguration und erläutert dieselben an einer ausgestellten reichhaltigen Kartensammlung. Zehnte Sitzung am 19. December 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 62 Mitglieder und Gäste. Nach einer Ergänzungswahl für den Verwaltungsrath hält Prof. Dr. W. Hempel einen von zahlreichen Experimenten begleiteten Vortrag über schlagende Wetter und die Mittel zu ihrer Be- kämpfung. Prof. Dr. 0. Drude giebt zum Schluss eine kurze Uebersicht über die Mitglied erzähl am Ende des laufenden Jahres. Nach einer Zusammenstellung des Secretärs Dr. Deichmüller besteht unsere Ge- sellschaft zur Zeit aus 180 wirklichen Mitgliedern (174 am Ende d. J. 1894), 40 Ehren- mitgliedern (wie im Vorjahre) und 139 correspondirenden (gegen 145 im Jahre 1894). 36 Veränderungen im Mitgliederbestände. Gestorbene Mitglieder: Am 25. Juli 1895 starb in Dresden Wilhelm Bein, Director und Inhaber des „Prometheus“, wirkliches Mitglied seit 1894. Am 31. Juli 1895 starb Julius Oscar Wohlfahrt, praktischer Arzt in Freiberg, correspondirendes Mitglied seit 1868. Am 26. August 1895 starb im 74. Lebensjahre während eines Sommer- aufenthaltes in Wartenberg, Böhmen, der Kaiserl. Russische Staatsrath Dr. Moritz Willkomm, ehemaliger Professor der systematischen Botanik an der Universität Prag, Ehrenmitglied seit 1866. Derselbe, von Geburt ein Lausitzer, bekleidete früher die botanischen Professuren an der Forstakademie zu Tharandt, wohin er als Privatdocent der Leipziger Universität berufen war, darauf an der Universität zu Dorpat, von wo er einem Kufe nach Prag folgte. Als Systematiker und Florist vielseitig thätig und bis zum letzten Athemzuge mit der Feder arbeitend, hat er sich besonders durch seine Arbeiten in der spanischen Flora und durch dendrologische Werke einen bekannten Namen erworben. Am 30. August 1895 verschied in Wien im hohen Alter von 90 Jahren Dr. Adolf Senoner, früher Militärarzt im österreichischen Heere und Landarzt in Niederösterreich, später langjähriger Bibliothekar der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien, correspondirendes Mitglied seit 1855. Am 4. September 1895 starb in Stockholm Dr. Sven Ludwig . Loven, Professor der Zoologie an der dortigen Universität, Ehrenmitglied seit 1869. Am 18. September 1895 verschied Otto Bernhard Kinne, Apotheker in Herrnhut, correspondirendes Mitglied seit 1854. Otto Bernhard Kinne, geboren am 17. April 1812 in Herrnhut, war 1824 — 1826 Zögling der Unitätsanstalt in Mesky, trat 1826 in die Lehre als Apotheker bei Br. Just in Herrnhut, wurde 1830 daselbst Gehilfe, ging 1836 nach Dresden als Volontär in ein chemisches Laboratorium und besuchte die Collegien der damals hier bestehenden medi- cinischen Akademie. 1837 -—1839 studirte er an der Universität Jena, legte 1839 sein Staatsexamen in Dresden ab und trat im Juli desselben Jahres wieder als Gehilfe in die Herrnhuter Apotheke ein, welche er 1855 in Pacht erhielt. 1846 verheirathete er sich mit Fräulein Louise Lier, welche glückliche Verbindung 1884 durch den Tod der geist- und gemüthvollen Gattin gelöst wurde. Bernhard Kinne trat 1887 in den wohlverdienten Buhestand und verlebte die letzten Jahre unter der sorgsamen Pflege seiner geliebten Tochter Helene noch in beschaulicher Buhe und wissenschaftlicher Thätigkeit. Sein Tod trat am 18. September 1895 in Folge eines Darmleidens im Krankenhause in Zittau ein. Bernhard Kinne war einer der ältesten und angesehensten Persönlichkeiten Herrn- huts. Die Beschwerden des Alters hatten den anspruchslosen Mann zwar schon seit einer Beihe von Jahren gezwungen, sich immer mehr in die Stille zurückzuziehen; wer ihn daher nur aus dieser Zeit gekannt hat, vermag sich kein rechtes Bild von seinem in den Dienst der Wissenschaft gestellten Leben zu machen. Noch jetzt er- innern sich die älteren Bewohner Herrnhuts dankbar an den Genuss, der ihnen in seinen populär- wissenschaftlichen Vorträgen zu Theil wurde, wie es überhaupt sein Bestreben war, sein reiches Wissen auch Anderen nutzbar zu machen. Unter seinen Berufsgenossen erfreute er sich eines hohen Ansehens. Seit 1872 war er Vorsitzender des pharmaceu- tischen Kreisvereins Bautzen und als solcher ausserordentliches Mitglied des K. Säch- sischen Medicinal- Collegiums. Auch der Staat erkannte seine Verdienste an bei seinem 50jährigen Jubiläum als Apotheker i. J. 1876 durch Verleihung des Bitterkreuzes II. Kl. vom Albrechtsorden und später des Bitterkreuzes II. Kl. vom Verdienstorden. Seinem Heimathsorte diente er, ausser in seinem Berufe als Apotheker, als langjähriges Mit- glied des Aufseher-Collegiums und des Schulrathes. Sein letztes Werk, mit dem sein Name auf immer verknüpft sein wird, war die Gründung des ethnographischen Museums seiner Vaterstadt im Jahre 1878. 37 Am 26. September 1895 verschied nach schweren Leiden in Dresden der Landschaftsmaler Olof Alexander Winkler, wirkliches Mitglied seit 1888. Geboren am 29. Januar 1843 als Sohn des Hütteninspectors Alexander Winkler in Zschopauthal, welcher 1848 auf das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel übersiedelte, erhielt der Knabe zunächst längeren Unterricht durch Hauslehrer, ging dann auf das Gymnasium in Plauen i. Y. und wendete sich später nach seinen inständigen Bitten mit der väterlichen Erlaubniss der Kunst zu. Er hatte sich schon in frühen Jahren, 1848, durch einen Sturz ins Wasser ein Fussleiden zugezogen, welches sein ganzes Leben erschwerte und schliesslich sein Ende herbeigeführt hat. Nach einer kurzen Lehre bei dem Dresdner Lithographen Williard trat er iii die Dresdner Kunstakademie ein und ging dann auf die Künstlerschule in Weimar. Hier waren Graf Kalkreuth und später Böcklin seine verehrten Lehrer, während Macart und Lenbach ihm treue Studiengenossen wurden. Nach Beendigung seiner dortigen Studien blieb er noch längere Zeit in Weimar, verheirathete sich dort mit Emmy Palleske, der Tochter des Schillerbiographen, mit der er eine Reihe von Jahren verbunden war. Schon in Weimar suchte er sein reges Interesse für Naturwissenschaften künstlerisch zu verwerthen. 1883 siedelte er nach Dresden über; hier entstanden seine Landschaften über die Perioden der Erdentwickelung für die Urania in Berlin. Kräftig, wenn auch von Kindheit an lahm, hat Winkler bis vor Kurzem noch fleissig an der Staffelei arbeiten können und für verschiedene geschätzte Zeitschriften gesuchte Illustrationen geliefert*), bis ihn im letzten Lebensjahr die immer fortschreitende Krankheit an das Krankenlager fesselte und ihn eine tiefe urämische Ohnmacht am 26. September von seinen schmerzlichen Leiden erlöste. Unser geschiedener Freund, der seit 1888 in unserem Isis -Kreise ein treues und werthes Mitglied war, hatte sich am 26. Mai 1891 zum zweiten Male verheirathet mit Laura Alexandrine Hering, Tochter des Pastor era. Hering in Meissen, welcher edlen Gattin der lange schwer Leidende bis zu seinem Tode die liebevollste Pflege ver- dankt. Mit ihr betrauern zwei erwachsene Söhne und eine blühende Tochter aus erster Ehe den geliebten, für das Wohl der Seinigen treu sorgenden Vater und Freund. Am 16. October 1895 starb in Dresden im 88. Lebensjahre der Königl. Sächsische Regierungsrath a. D. Carl Moritz Rossberg, Mitstifter der Isis und Ehrenmitglied derselben seit 1886. In dem Verewigten scheidet wiederum einer der Männer aus dem Leben, welche sich im December 1833 in Dresden zur Gründung einer Gesellschaft von Freunden der Naturkunde vereinigten, aus welcher in der Folge unsere jetzige naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis hervorging. Carl Moritz Rossberg gehörte dem ersten Directorium der jungen Gesellschaft als Kassirer an und er hat ihr, wenn auch später nicht mehr Mit- glied, doch immer ein reges Interesse bewahrt. „Niemand von uns“, schreibt er aus Anlass des fünfzigjährigen Stiftungsfestes der Isis an den Vorsitzenden, Geh. Hofrath Dr. Geinitz, „hätte damals geahnt, dass dieses Kind unter der Pflege seiner Gönner und Freunde zu einer so blühenden und kräftigen Gestalt empor wachsen würde“, und schliesst mit dem Wunsche , „dass auch fernerhin unter Leitung hochbewährter Männer der Wissenschaft die Isis wie bisher noch lange segensreich wirken möge.“ In dankbarer Anerkennung der Verdienste um die Gesellschaft ernannte ihn dieselbe 1886 zum Ehrenmitgliede, leider aber verhinderte ein langjähriges körperliches Leiden seine Betheiligung an den Sitzungen. Am 21. October 1895 starb in Dresden, 72 Jahre alt, der K. Sächsische Hofgartendirector Gustav Friedrich Krause, ausserordentliches Mitglied des sächsischen Landesculturrathes und langjähriger erster Vorsitzender der Genossenschaft „Flora11, Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden, wirkliches Mitglied der Isis seit 1848. Ein sanfter Tod raffte den bis an sein Lebensende unermüdlich thätigen, liebenswürdigen und treuen Mann aus seiner vollen Berufsthätigkeit hinweg. *) Auch eine Reihe der trefflichen Bilder in A. von Kerner’s weit bekanntem „ Pflanzenleben “ rühren von seiner naturwissenschaftlich weit durchgebildeten Kunst- fertigkeit her. 38 Am 25. November 1895 starb in Basel im Alter von 70 Jahren Dr. Ludwig Rütimeyer, Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie an der dortigen Universität, einer der bedeutendsten Forscher auf dem Gebiete der Entwickelung der Säugethiergruppen wie der Vor- geschichte seiner schweizerischen Heimath. Unserer Gesellschaft gehörte der Verewigte seit 1869 als Ehrenmitglied an. In Dresden starb der Privatus Carl Christlieb, wirkliches Mitglied seit 1877. Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder: v. Alvensleben, Ludw. Osk., Landschafts-Malerin Dresden, am 24. October 1895; Klette, Emil, Privatus in Dresden, am 24. October 1895; Meinert, Eugen, Dr. jur., in Dresden, am 19. December 1895; Möhlau, Rieh., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule in Dresden, am 24. October 1895; Rebenstorff, Herrn. Alb., Realschullehrer in Dresden, am 24. October 1895; Richter, Conrad, Cand. rer. nat. in Dresden, am 19. December 1895; Schneider, Alfred, Dr. pliih, Corpsstabsapotheker in Dresden, am 19. December 1895; Thiele, Hermann, Dr. phil., Chemiker in Dresden, am 28. November 1895. Neu ernannte Ehren -Mitglieder: Credner, Hermann, Dr. phil., Geh. Bergrath, Professor an der Universität und Director der geologischen Landesuntersuchung für Sachsen in Leipzig, correspondirendes Mitglied seit 1869, am 24. October 1895; Zirkel, Ferdinand, Dr. phil., Geh. Bergrath, Professor an der Universität in Leipzig, am 24. October 1895. Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftsklasse zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bach mann, Plauen i. V., 3 Mk.; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk.; Ingenieur Carstens, Berlin, 3 Mk.; Docent Dr. Do ss, Riga, 3 Mk. 5 Pf.; Privatus Eisel, Gera, 3 Mk. ; Bergmeister Hartung, Lobenstein, 5 Mk. ; Prof. Dr. Hibsch, Liebwerd, 3 Mk.; Bürger- schullehrer Hofmann, Hohenstein - E. , 3 Mk.; Apotheker Dr. Lange, Werningshausen, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Schneeberg, 3 Mk. 5 Pf.; Prof. Dr. Ludwig, Greiz, 6 Mk.; Oberlehrer Naumann, Bautzen, 3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk.; Prof. Dr. Papperitz, Freiberg, 12 Mk.; Betriebsingenieur Prasse, Leipzig, 3 Mk.; Director Dr. Reide- meister, Schönebeck, 3 Mk.; Lehrer Schimpfky, Lommatzsch, 3 Mk.; Apotheker Sclilimpert, Cölln, 3 Mk.; Oberlehrer Seidel I, Zschopau, 3 Mk. ; Oberlehrer Seidel II, Zschopau, 3 Mk.; Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 Mk. 10 Pf.; Fabrikbesitzer Siemens, Dresden, 100 Mk.; Chemiker Dr. Staus s, Hamburg, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Sterzei, Chemnitz, 3Mk. ; Dr. Steuer, Göttingen, 3Mk.; Betriebsinspector Wiechel, Chemnitz, 3 Mk. 10 Pf.; Dr. Wohlfahrt, Freiberg, 3 Mk. ; Oberlehrer Wolff, Pirna, 3 Mk. — In Summa 201 Mk. 30 Pf. H. Warn atz. 39 Beamte der Isis im Jahre 1896. Tor stand. Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz. Directorium. Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. Als Sectionsvorstände: Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz, Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. H artig, Prof. Dr. E. von Meyer, Prof. Dr. H. .Nit sehe, Rentier W. Osborne, Oberlehrer K. Wobst. Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller. Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters. V erwaltungsrath. Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe. 1. Fabrikbesitzer L. Guthmann, 2. Privatus W. Puts eher, 3. Prof. Dr. G. Helm, 4. Fabrikant E. Kühn scherf, 5. Civilingenieur und Fabrikbesitzer Fr. Siemens, 6. Geheimer Rath Prof. Dr. G. Zeuner. Kassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz. Bibliothekar: Privatus K. Schiller. Secretär: Oberlehrer K. Vetters. Sectionsbeamte. I. Section für Zoologie. Vorstand: Prof. Dr. H. Nitsche. Stellvertreter: Prof. Dr. R. Ebert. Protokollant: Institutsdirector A. Thümer. Stellvertreter: Dr. A. Naumann. II. Seetion für Botanik. Vorstand: Oberlehrer K. Wobst. Stellvertreter: Dr. B. Schorler. Protokollant: Garteninspector F. Le dien. Stellvertreter: Dr. A. Naumann. 40 HI. Section für Mineralogie und Geologie. Vorstand: Gell. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz. Stellvertreter: Prof. Dr. E. Kalkowsky. Protokollant: Dr. H. Francke. Stellvertreter: Dr. W. Bergt. IV. Section für Physik und Chemie. Vorstand: Prof. Dr. E. von Meyer. Stellvertreter: Prof. G. Neubert. Protokollant: Handelsschullehrer Dr. K. Roder. Stellvertreter: Oberlehrer Dr. G. Schulze. V. Section für prähistorische Forschungen. Vorstand : Rentier W. 0 s b or n e. Stellvertreter: Dr. J. Deichmüller. Protokollant: Lehrer 0. Ebert. Stellvertreter: Lehrer A. R. Bergmann. VI. Section für Mathematik. Vorstand: Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. Hartig. Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting. Protokollant: Oberlehrer Dr. J. von Vieth. Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Freyberg. Redactions - Corn ite. Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs. Bericht des Bibliothekars. Im Jahre 1895 wurde die Bibliothek der ,,Isisu durch folgende Zeit- schriften und Bücher vermehrt: A. Durch Tausch. I. E u i' o p a. 1. Deutschland. Altenburg : Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. — Mitteil., neue Folge, 6. Bd. [Aa 69.] Annaher g -Buchholz: Verein für Naturkunde. Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. Bamberg : Naturforschende Gesellschaft. Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandh, Jahrg. 36. [Ca 6.] Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 46, Heft 3 und 4; Bd. 47, Heft 1 und 2. [Da 17.] Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. — Verhandh, Juni 1894 bis Mai 1895. [G 55.] Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandh, 51. Jahrg., 2. Hälfte. [Aa93.] Braunschweig : Verein für Naturwissenschaft. Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandh, Bd. XIII, Heft 2; Bd. XIV, Heft 1. | Aa 2.] — Beiträge zur nordwestdeutschen Volks- und Landeskunde, Heft 1, 1895. [Aa 2 b.] Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 72. Jahresber., 1894, mit Ergänzungsheft bibliograph. Inhalts. [Aa 46.] Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Chemnitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, XII. Jahrg., 1. Hälfte. [Ec 57.] Danzig: Naturforschende Gesellschaft. Darmstadt: Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer Verein. — Notizblatt, 4. Folge, 15. Heft. [Fa 8.] Donaueschingen : Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Landestheile. Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber., 1830, 1894—95. [Aa 47.] 42 Dresden : K. mineralogisch- geologisches Museum. Dresden : K. zoologisches Museum. Dresden : K. öffentliche Bibliothek. Dresden : Verein für Erdkunde. Dresden : K. Sächsischer Altertums verein. — Neues Archiv für sächs. Geschichte und Altertumskunde, Bd. XVI. [G 75.] Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil., 1894—95. [Ha 9.] Dresden : K. thierärztliche Hochschule. — Berichte, 39. Jahrg. [Ha 26.] Dresden : K. Sächsische technische Hochschule. — Die Bibliothek der Technischen Hochschule Dresden im Jahre 1894. [Je 101.] Dürkheim : Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. Düsseldorf : Naturwissenschaftlicher Verein. — Mitteilungen, 3. Heft. [Aa310.] Elberfeld : Naturwissenschaftlicher Verein. Emden : Naturforschende Gesellschaft. — 79. Jahresber., 1893— 94. [Aa48.] Emden : Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer. Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahrbücher, Heft XXI. [Aa 263.] Erlangen: Physikalisch -medicinische Societät. — Sitzungsber. , 26. Heft. [Aa 212.] Frankfurt a. M.: Senckenbergisclie naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1895. [Aa 9 a.] Frankf urt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1893 — 94. [Eb35.] Frankfurt a. 0.\ Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks Frankfurt. — ,, Helios“, 13. Jahrg., Nr. 1—6. — Societatum litterae, Bd. IX, Nr. 1 — 9. [Aa 282.] Freiburg i. B.\ Naturforschende Gesellschaft. — Berichte, Bd. 9. [Aa 205.] Gera : Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — 30. Bericht. [Aa 26.] Görlitz : Naturforschende Gesellschaft. Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau- sitzisches Magazin, Bd. 71. [Aa 64.] Görlitz : Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz. — Jahreshefte, Heft 4. [G 113.] Greifsivald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und Rügen. — Mittheil., 26. Jahrg., 1894. [Aa 68.] Greifsivald: Geographische Gesellschaft. Güstrow: Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. — Archiv, 48. Jahrg. [Aa 14.] Halle a. iS.: Natur forschen de Gesellschaft, — Neue Schriften, 1. Heft, 1809; 2. Bd., 1819; Jahresber., 1821. [Aa 24.] Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina, Heft XXX, Nr. 21—24; Heft XXXI, Nr. 1—22. [Aa 62.] Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jahrg. 1895. [Fa 16.] Hamburg: Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jahrg. XI und XII, mit Beiheften. [Aa 276.] Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., III. Folge, 2. Heft, 1894. [Aa 293b.] — Abhandl., XIII. Bd. [Aa 293a.] Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. — Verhandl., 8. Bd., 1891—93. [Aa 204.] 43 Hanau : Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. — Be- richte, 1. December 1892 bis 30. April 1895. [Aa 30.] Hannover : Naturhistorische Gesellschaft. Hannover : Geographische Gesellschaft. Heidelberg : Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F., Bd. V, Heft 3. [Aa 90.] Karlsruhe : N atunvissenschaftlicher Verein . Kassel: Verein für Naturkunde. — Berichte, Nr. XXXX. [Aa 242.] Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, — Zeitschrift, Bd. 18 und 19; Mittheil., Jahrg. 1892 — 93. [Fa 21. | Kiel : Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften, Bd. X, 2. Hälfte. [Aa 189.] Köln: Redaction der Gaea. — Natur und Leben, Jahrg. 31. [Aa 4L] Königsberg i. Fr.: Physikalisch -ökonomische Gesellschaft. — Schriften, 35. Jahrg., 1894. [Aa 81.] Königsberg i. Fr.: Altertums-Gesellschaft Prussia. — Sitzungsber., 49. und 50. Vereinsjahr, 1893 — 95. [G 114.] Landshut’. Botanischer Verein. Leipzig : Naturforschende Gesellschaft. — Sitzungsber., 19. — 21. Jahrg., 1892—94. [Aa 202.] Leipzig : K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — - Berichte über die Verhandl., mathem.-physikal. Klasse, 1894, II— III; 1895, I — IV. [Aa 296.] Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Geologische Specialkarte des Königreichs Sachsen: Sect. Wilsdruff- Potschappel, Bl. 65; Sect. Bautzen -Wilthen, Bl. 54; Sect. Hochkirch-Czorneboh, Bl. 55; Sect. Löbau- Neusalza, Bl. 71; Sect. Löbau -Herrnhut, Bl. 72; Sect. Löbau -Reichenbach, Bl. 56; Sect. Rumburg- Seif hennersdorf, Bl. 87; Sect. Zittau-Oderwitz, Bl. 88; Sect. Gr. Winterberg- Letschen, Bl. 104; Sect. Sebnitz-Kirnitzschthal, Bl. 85; mit 11 Heften Er- läuterungen. [De 146.] Lübben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. Lübeck : Geographische Gesellschaft und naturhistor. Museum. — Mitteil., 2. Reihe, Heft 7 und 8. [Aa 279 b.] Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg. — XIII. Jahresheft, 1893 — 95. [Aa 210.] Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein. Mannheim: Verein für Naturkunde. Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften. Meissen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft ,,lsis“. — Beobachtungen der Isis -Wetterwarte zu Meissen im Jahre 1894. [Ec 40.] — Festschrift zur Feier ihres 50jährigen Bestehens, 1895. [Aa 319.] Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. — 22. Jahresber., Jahrg. 1893 — 94. [Aa 231.] Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“. Nürnberg : Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1894, nebst Abhandk, X. Bd., Heft 3. [Aa 5.] Offenbach: Verein für Naturkunde. — 33. — 36. Bericht, 1891 — 95. [Aa 27.] Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein. — X. Jahresber., 1893 — 94. [Aa 177.] Fassau: Naturhistorischer Verein. — 16. Jahresber. [Aa 55.] 44 Posen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Zeitschr. der botan. Abtheil., 2. Jahrg., Heft 1. [Aa 316.] j Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. Pegensburg: K. Bayerische botanische Gesellschaft. — Katalog der Bibliothek, 1. Teil, nichtperiodische Schriften. [Cb 42 b.] Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde. Reutlingen : Naturwissenschaftlicher Verein. Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein. Stettin: Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt. Geflügelzucht, Jahrg. XIX. [Bf 57.] Stuttgart: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres- hefte, Jahrg. 51. [Aa 60.] Stuttgart: Württembergischer Altertumsverein. — Württemberg. Viertel- jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 3. Jahrg. [G 70.] Tharandt: Redaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land- wirtsch. Versuchsstationen, Bel. XLV, Heft 5—6; Bd. XL VI, Heft 1 — 5. [Ha 20.] Thorn: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen. Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. — Württem- berg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 3. Jahrg. [G 70.] Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 6 — 7. Heft. [Ca 23.] Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften, IX. Bei., 1894. [Aa 289.] Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. Würzburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — Sitzungsber., Jahrg. 1894. [Aa 85.] Zivickau: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1894. [Aa 179.] 2. Oesterreich-Ungarn. Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein. Bistritz: Gewerbeschule. — XIX. Jahresber., 1893 — 94. [Je 105.] Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXXII, und 12. Bei*. der meteorol. Commission; Bd. XXXIII, und 13. Ber. [Aa 87.] Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXIV. köt., 11. — 12. füz.; XXV. köt., 1. — 10. fiiz. [Da 25.] Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische Akademie der Wissenschaften. — Mathem. und naturwissensch. Be- richte, Bd. 10—12. [Ea 37.] Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jahrg. 1894. [Aa 72.] Hermannstadt: SiebenbürgischerV erein für Naturwissenschaften. — Verband]. und Mittlieil., XLIV. Jahrg. [Aa 94.] Iglo: Ungarischer Karpatlifn-Verein. — Jahrbuch, XXII. Jahrg., 1894. [Aal98.] Innsbruck: Naturwissenschaftlich-medicinischer V erein. Klagenfurt: Naturhistorisches Land es-Museum von Kärnthen. — Diagramme der magnet. und meteorolog. Beobacht, zu Klagenfurt, 1894. [Ec 64.] — Jahrbuch, 23. Heft. [Aa 42.] 45 Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1894, Nr. 10; 1895, Nr. 1-8. [Aa 302.] Laibach : Museal verein für Krain. Lins:: Verein für Naturkunde in Ober-Oesterreich. — Jahresber., 23. Jahrg. [Aa 213.] Linz: Museum Francisco-Carolinum. — 53. Bericht nebst der 47. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.] Prag: Naturwissenschaftlicher Verein ,, Lotos“. — Jahrb. für Naturwiss., 1 n. F., Bd. XV. [Aa 63.] Prag: K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber., mathem.-naturw. CI., 1894. [Aa 269.] — Jahresber. für 1894. — Vor- träge, gehalten 1825. [Aa 270. | Prag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — Jahresber. für 1894. [Ja 70.] Prag: Ceska Akademie Cisafe Frantiska Josefa. — - Rozpravy, Trida II, Rocnik 3 (Schluss). [Aa 313.] — Bulletin international, classe des Sciences mathematiques et naturelles, Nr. I (Schluss). [Aa 313 b.j Pressburg : V erein für Heil- und N aturkunde. — Verhandl., n. F., 8. Heft. [Aa 92.] Peichenberg: Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jahrg. 26. [Äa 70.] Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXV. Bd. [Aa 71.] Temesvär: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Jermes- zettudomanyi Füzetek, XIX. köt. [Aa 216.] Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein für das Trencsiner Comitat Triest: Museo civico di storia naturale. — Atti, vol. IX. [Aa 154b.] Triest: Societä Adriatica di scienze naturali. Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jahrg. 1894, Nr. 24—27; 1895, Nr. 1—18. [Aa 11.] Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. — Schriften, Bd. XXXV. [Aa 82.] Wien: K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. IX, Nr. 3 — 4; Bd. X, Nr. 1—2. [Aa 280.] Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXIV, Heft 6; Bd. XXV, Heft 1—3. [Bd 1.] Wien: K. K. geologische Reichsanstalt. — Verhandl., 1894, Nr. 10 — 18; 1895, Nr. 1—13. [Da 16.] Wien: K. K. geographische Gesellschaft. Wien: K. K. zoologisch -botanische Gesellschaft — Verhandl., Bd. XLIV, 3. — 4. Quartal; Bd. XLV, 1. — 9. Heft. [Aa 95.] Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität. Wien: Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. 3. Rumänien. Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome VH — IX, 1893. [Ec 75.] 4. Schweiz. Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft. Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. X, Heft 1 — 3. [Aa86.] 46 Bern\ N atur f o r s cli ende Gesellschaft. — Mittheil., 1894, Nr. 1335 — 1372. [Aa 254.] Bern : Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der 77. Jaliresversamml. zu Schaff hausen, 1894. [Aa 255.] Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubündens. — Jahresber. , n. F., Jahrg. XXXVIII. [Aa 51.] Frauenfeld : Thurgauische naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., 11. Heft. [Aa 261.] Freiburg : Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles. — Compte rendu 1890-93. [Aa 264.] St. Gallen: Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1892 — 93. [Aa 23.] Lausanne: Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 3. ser., yoI. XXX, no. 115, 116; vol. XXXI, no. 117. [Aa 248.] Neuchatel: Societe des Sciences naturelles. Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mittheil,, Vol. IX, Heft 5-6. [Bk 222.] Sion : La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles. — Bulletin, fase. XXI— XXII. [Ca 13.] Zürich: Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr. , Jahrg. 39, Heft 3 — 4; Jahrg. 40, Heft 1—2. [Aa 96.] Zürich: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte, Heft 5. [Ca 24.] 5. Frankreich. Amiens: Societe Linneenne du nord de la France. — Bulletin mensuel, tome XI, no. 235 — 258; toine XH, no. 259—282. [Aa 252.] — Me- moires 1889 — 91, t. 8. [Aa 252b.] Bordeaux : Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires, ser. 4, tome I, III — IV et appendice. [Aa 253.] Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques. Dijon: Academie des Sciences, arts et belles lettres. — Memoires, ser. 4, tome 3—4. [Aa 138.] Le Alans: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin, tome XXVI, fase. 4; tome XXVII, fase. 1. [Aa 221.] Lyon: Societe Linneenne. — Annales, tome 38—40. [Aa 132.] Lyon: Societe d’agriculture, d’histoire naturelle et des arts utiles. — Annales, ser. 6, tome 2 — 5; ser. 7, tome 1 — 2. [Aa 133.] Lyon: Academie nationale des Sciences, belles lettres et arts. — Memoires, tome 30 — 31; 3. ser., tome 1—2. [Aa 139.] Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XVH, no. 7—8; tome XIX, no. 1—9. |Ba 24.] Toulouse: Societe Frangaise de botanique. — Bulletin mensuel, tome IX — XII, no. 107-139. [Ca 18.] 6. Belgien. Brüssel: Societe royale malacozoologique de Belgique. — Annales, tome XXVII. [Bi 1.] — Proces-verbaux, tome XXII— XXIV. [Bi 4.J Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 38. [Bk 13.] 47 Brüssel'. Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome XXX11I. [Ca 16.] Gembloux : Station agronomique de l'etat. — Bulletin, no. 54 — 59. [Hb 75.] Lüttich : Societe geologique de Belgique. 7. Holland. Gent : Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“. Groningen \ Naturkundig Genootschap. — 93. Verslag, 1893. [Je 80.] Hartem : Musee Teyler. — Archives, ser. II, vol. IV, p. 3 — 4. [Aa 217. | Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises, tome XXVIII, livr. 5; tome XXIX, livr. 1 — 3. [Aa 257.] 8. Luxemburg. Luxemburg : Societe de botanique. Luxemburg : Institut royal grand-ducal. Luxemburg : Verein Luxemburger Naturfreunde „Fauna“. — Mittheil., 1891, Nr. 2—4; 1892; 1893, Nr. 1—5. [Ba 26.] 9. Italien. Brescia: Ateneo. — Commentari per l’anno 1894. [Aa 199.] Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol. 7. — Bullettino mensile, fase. XXXVI— XXXVIII. [Aa 149.] Florenz: R. Instituto. Florenz: Societa entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXVI, trim. 3—4; anno XXVII, trim. 1 — 2. [Bk 193.] Mailand: Societa Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXXV, fase. 1 — 2. [Aa 150.] Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2, vol. XXVI -XXVII. [Aa 161.] - Memorie, vol. XVII, fase. 3 — 4. [Aa 167.] Modena: Societa di naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XIII, fase. 1. [Aa 148. ] Padua: Societa Veneto Trentina di scienze naturali. — Bullettino, tomo VI, no. 1. [Aa 193b.] Parma: Redazione del Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino, ser. II, anno XX, no. 10 — 12; ser. III, anno XXI, no. 1 — 9. [G 54.] Pisa: Societa Toscana di scienze naturali. — Processi verbali, vol. IX, (1. VII. 1894 bis 13. III. 1895). [Aa 209.] Pom: Accademia dei Lincei. — Atti, rendiconti, ser. 5, vol. III, sem. 2, fase. 10—12; vol. IV. — Rendiconto delFadunanza solenne del 9. VI. 1895. [Aa 226.] Pom : R. Comitato geologico d’Italia. — Bollettino, 1894, 4. trim.; 1895, 1. — 3. trim. [Da 3.] Pom: Redazione delle Rassegna delle scienze geologiche in Italia. Turin: Societa meteorologica Italiana. — Bollettino mensuale, ser. II, vol. XIV, no. 12; vol. XV, no. 1 — 11. [Ec 2.] Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti. Verona: Accademia d’agricoltura, arti e commercio. — Memoire, ser. III, vol. LXX; vol. LXXI, fase. 1. [Ha 14.] 48 10. Grossbritannien und Irland. Dublin'. Royal geological society of Irland. — Transactions, vol. I, p. 3; vol. II, p. 1 — 3; vol. III, p. 2; vol. IV, p. 2—3; vol. V, p. 1, 3, 4; vol. VI, p. 1—5. [Da 7.] Edinburg : Geological Society. — Transactions, vol. VII, p. 1. [Da 14.] Edinburg : Scottish meteorological society. Glasgow. Natural history society. Glasgoiv: Geological society. Manchester : Geological society. — Transactions, vol. XXIII, p. 3 — 9; vol. XXIV, p. 1 — 2. [Da 20.] New castle-up on-Tgne: Tyneside naturalists field club, und: Natural history society of Northumberland, Durham and Newcastle-upon-Tyne. 11. Schweden, Norwegen. Bergen'. Museum. — Aarbog for 1893. [Aa 294.] Christiania : Universität. Christiajiia : Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars- beretning for 1893. [G 2.] — Kunst og haandverk fra Norges fortid, 2. Reibe, Heft 1. [G 81.] Stockholm-. Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Are. 15. [Bk 12. J Tromsoe : Museum. TJpsala: The geological Institution of the university. — Bulletin, vol. II, p. 1 (no. 3), 1894. [Da 30.] 12. Russland. Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles. — Bulletin, tome XIII, livr. 2; torne XIV, livr. 4; tome XV, livr. 1. — Jahresber. für 1894. [Aa 259. | Helsingfors : Societas pro fauna et flora fennica. Kharkow: Societe des naturalistes ä l’universite imperiale. — Travaux, tome XXVIII. [Aa 224.] Kieiv \ Societe des naturalistes. — Memoires, tome XIII, livr. 1 — 2; tome XIV, livr. 1. ( Aa 289.] Moskau : Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1894, no. 3—4; annee 1895, no. 1 — 2. |Aa 134.] Odessa: Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome XIX, p. 1 — 2. [Aa 256.] Petersburg: Kais, botanischer Garten. — Acta liorti Petropolitani, t. XI H, fase. 2. [Ca 10.] Petersburg: Comite geologique. — Bulletins, vol. XII, no. 8 — 9; vol. XIIT; vol. XIV, no. 1 — 5. [Da 23.] — Memoires, vol. VIII, no. 2 — 3; vol. IX, no. 3 — 4; vol. X, no. 3; vol. XIV, no. 1 et 3. [Da 24.] Petersburg: Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, Jahrg. 1893. — H. Wild: Neue Normal-Lufttemperaturen für das Russische Reich, 1894. [Ec 7.] Petersburg: Academie imperiale des Sciences. — Bulletin, nouv. serie V, tome 1, no. 1 — 4; tome 2, no. 1 — 5. — Memoires, ser. VIII, vol. 1, no. 8. [Aa 315.] 49 Riga : Naturforscher-Verein. — Correspondenzblatt XXXV II. [Aa 34.] — Festschrift in Anlass seines 50jährigen Bestehens. [Aa 169b.] — Jubiläumsfeier des Naturforscher- Vereins 27. III. 1895. [Aa 169c.] II. A in er ika. 1. Nord-Amerika. (Canada, Vereinigte Staaten, Mexiko.) Albanij: New York state museum of natural history. — Annual report 47. [Aa 119.] Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. XIII, no. 116-120. [Aa 278.] Berkeley: University of California. — Departement of geology, bulletin, vol. I, no. 8—9. [Da 31.] Boston : Society of natural history. — Proceedings, vol. XXVI, p. II — III. [Aa 111.] — Memoirs, vol. IV, no. 14. [Aa 106.] — Occasional papers, vol. 1, p. 2. [Aa 111b.] Boston : American academy of arts and Sciences. — Proceedings, new sei*., vol. XXI. [Aa 170.] Buffalo: Society of natural Sciences. — Bulletin, vol. V, no. 4. [Aa 185.] Cambridge : Museum of comparative zoology. — Annual report for 1893 — 1894. — Bulletin, vol. XXV, no. 11 — 12; vol. XVI, no. 15; vol. XXVI, no. 1—2; vol. XXVII, no. 1—5; vol. XXVIII, no. 1. [Ba 14.] Davenport: Academy of natural Sciences. Halifax: Nova Scotian institute of natural Science. — Proceedings and transactions, vol. I, p. 3. [Aa 304.] Madison: Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters. Mexiko : Sociedad cientifica „Antonio Alzate“. — Memorias, tomo VIII, cuad. 3 — 4. [Aa 291.] Milwaukee: Wisconsin natural history society. — Occasional papers, vol. II, no. 2 — 3. — Public-Museum of the City of Milwaukee, 12. ann. report. [Aa 233 b.] Montreal: Natural history society. New -Haven: Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions, vol. IX, p. 2. [Aa 124.] New - York: Academy of Sciences. — Annals, vol. VIII, no. 5. [Aa 101.] — Transactions, vol. XIII. [Aa 258.] Neiv-York : American museum of natural history. Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, 1894, p. II — III; 1895, p. I. [Aa 117.] Philadelphia : American philosophical society. — Proceedings, vol. XXXII, no. 143; vol. XXXUI, no. 145 — 146; vol. XXXIV, no. 147. [Aa 283.] Philadelphia: Wagner free institute of Science. — Transactions, vol. 3, p. 3. [Aa 290.] Philadelphia: Zoological society. — Annual report 23. [Ba 22.] Rochester: Academy of Science. Rochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. VI. [Da 28.] Salem: Essex Institute. 50 San Francisco : California academy of Sciences. — Proceedings, vol. IV, p. 1 — 2. [Aa 112.] St Louis : Academy of Science. — Transactions, vol. VI, 9—18; vol. VII, 1—8. [Aa 125.] Topelm : Kansas academy of Science. Toronto : Canadian institute. Tufts College : Studies, no. I — III. [Aa 314.] Washington : Smithsonian institntion. — Annual report 1893. [Aa 120.] — Bureau of etlmology, 11.— 12. annual report. — Schriften ethno- logischen Inhalts von Pilling, Thomas, Pollard, Boas, Fowke und Mooney. [Aa 120b.] — Report of the National Museum, 1891 und 1892. [Aa 120 c.] Washington : United States geological survey. — XIII. — XIV. annual report, 1891 — 1893. [De 120a.] — Monographs, vol. XIX, XXI — XXIV. [De 120c.] — Bulletin, no. 97—122. [De 120b.] — Mineral resources, 1892-1893. [Db 81.] Washington : Bureau of education. Washington : Geograph, and geolog. survey of the Rocky mountain region. — Contributions to North- american ethnology, vol. IX. [De 120 d.] 2. Süd -Amerika. (Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.) Buenos -Aires: Museo nacional. Buenos -Aires: Museo de La Plata. Buenos -Air es: Revista argentina de historia natural. Buenos- Aires: Sociedad cientifica Argentina. — Anales, tomo XXXVIII — XXXIX; tomo XL, entr. 1 — 4. [Aa 230.] Cordoba: Academia nacional de ciencias. — Boletin, tomo XIV, entr. 1—2. [Aa 208b.] Bio cle Janeiro : Museo nacional. — Archivos, vol. VII. [Aa 211.] San Jose: Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa- Rica. Sao Paulo : Commissao geographica e geologica do estado de S. Paulo. La Plata : Museum. — Revista, tomo III — V. [Aa 308.] Za Plata : Redaction der Revista argentina de historia natural. Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Verhandl., Bd. III. [Aa 286.] III. Asien. Batavia: K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor Nederlandsch Indie, Deel 54. — Boekwerken, 1893 — 94. [Aa 240.] Calcutta: Geological survey of India. — Records, vol. XXVII, p. 4; vol. XXVIII. [Da 11.] Toldo: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. — Mittheil., Bd. VI, Heft 55 — 56; 2. Supplem. zu Bd. VI. [Aa 187.] IV. Australien. Melbourne: Mining department of Victoria. -— Annual report of the secretary for mines, 1894. [Da 21.] 51 B. Durch Geschenke. Aguilera y Ordonez: Expedicion cientifica al Popocatepetl. 1895. [De 229.] Aquila , Zeitschrift für Ornithologie, Heft 1 — 4. [Bf 68.] j Barrande, J.\ Systeme silurien du centre de la Boheme, vol. VIII, tome 1. [Dd 3.] Castülo y Aguilera : Fauna fosil de la Sierra de Catorce. [Dd 144.] Colorado : Scientific society. — Studies, 5. ann. publ. [Ah 84.] Conwentz , H.\ Beobachtungen über seltene Waldbäume in Westpreussen. 1895. [Cd 114.] Credner, H.\ Die Phosphoritknollen des Leipziger Mitteloligocäns. 1895. [De 137 g.] Daday, E. v.\ Cypridicola parasidica n. sp. Sep. 1893. [Bm 52b.] Doss , B.\ Ueber Pseudomorphen von Anatas nach Titanit im Syenit des Plauenschen Grundes. Sep. 1895. [Db 89f.| Doss , B.: Die geologische Natur der Kanger im Riga’schen Kreise. 1895. [De 225.] Engelhardt , B. v.\ Observations astronomiques. III. partie. 1895. [Ea 39.] Engelhardt , H. : Ueber neue Tertiärpflanzen Südamerikas. Sep. 1895. [ Dd94m. | Engelhardt , H.\ Beiträge zur Paläontologie des böhmischen Mittelgebirges. Sep. 1895. [Dd 94 n.] Filarzky, N.: Die Characeen Ungarns. [Ce 33.] Frenzei , A.: Leitfaden für den Unterricht in der Mineralogie an der Kgl. Bergschule zu Freiberg. 1895. [Dh 73.] Fritsch , A.: Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation Böhmens. Schluss des III. Bandes. [ Lid 19.] Oebirgsverein für die Sächsische Schweiz: Ueber Berg und Thal, Nr. 202—213. [Fa 19.] Guldberg und Nansen : On the development and structure of the whale, P. i. [Be 32.] Heim , A.: Geologische Nachlese, Nr. 4 und 5. [De 99g. ] Hegyfoky , J.\ Ueber die Windrichtung in Ungarn. Anhang: Barometer- stand und Regen. 1894. [Ec 83b.] Janet , Ch.\ Studien über Wespen. 7 Sep. [Bk 240g — n. ] — Ueber Myrmica rubra. [Bk 240 o.] Kjellmann , F. R.\ Norra Ishafvets Algflora. (Vega-Expedition.) [Aa 318.] Kuntze , 0.\ Geogenetische Beiträge. 1895. [De 226.] Ludwig , F.: Ueber einen neuen algenähnlichen Pilz. (Leucocystis Criei n. sp.) [Cf 31.] Martorelli , G. : Monografia illustrata degli ucelli di rapina in Italia. [Bf 60.] Müller , F. v.: Iconography of Candolleaceous plants. 1892. [Cg 34.] Nachtrieb , H.\ Notes of the birds of Minnesota. 1892. [Bf 67.] Petersburg'. Kaiserl. Russische geographische Gesellschaft. — Beobacht, der russischen Polarstation an der Lenamündung. 1. Th. Astronom, und magnet. Beobacht. 1882—84. [Ec 69.] Petersburg: Kaiserl. Russische mineralogische Gesellschaft. — Verhandl., 2. Ser., Bd. 31. [Da 29.] — Materialien zur Geologie Russlands, Bd. XVII. [Da 29b.] Paleigh: Elisha Mitchell scientific society. — Journal, vol. IX. [Aa 300.] Rey , E.\ Beobachtungen über den Kuckuck bei Leipzig aus dem Jahre 1894. Sep. [Bf 65a.] 52 Rey , E. : Was ist der Grund für die grosse Variabilität der Kuckuckseier? [Bf 65b.] > _ Sanchez , M.: Observatorio astronömico y meteorolögico, San Salvador. Anales, 1893 — 94. [Ec 81.] Sandberger , P. v.: Pisidium ovatum Giess. Sep. 1895. [Da 127 b.] Schaf arzik, F. v.\ Die Pyroxen-Andasite des Cserhat. Sep. 1895. [De 228.] Schreiber , P: Ueber registrirende Regenmesser und Pegel. Sep. 1895. [Ec 76 b.] Schreiber , P: Das Klima des Königreichs Sachsen, Heft III. [Ec 80.] Stavanger Museum: Aarsberetning 1891 — 93. [Aa 321.] Stossich , M.\ Osservazioni sul Solenophorus megalocephalus. Sep. 1895. [Bm 54 s.] Stossich , JA: II genere Ankylostomum Dubini. Sep. 1895. [Bm 54t.] Stossich , JA: I distomi dei vettili. Sep. 1895. [Bm 54u.] Stossich , JA: Notize helmintologiche. Sep. 1895. [Bm 54 v.] Stur, I).\ Geologische Specialkarte der Umgebung von Wien, 6 Bl. mit Erläuterungen. [De 147d.] Teller , F. : Geologische Karte der Ostkarawanken und Steiner Alpen, 4 Bl. [De 231.] Tietze , E. : Geologische Karte von Olmiitz, 1 Bl. mit Erläut. [De 230.] Voretzsch , JA: Den Manen Galileo Galileis. Sep. 1892. [Jb 75.] Voretzsch , JA : Bericht über die Thätigkeit der naturforsch. Gesellschaft des Osterlandes 1892 —94. [Aa 69. | Voretzsch , JA: Bericht über die Feier des 25jährigen Bestehens der naturforsch. Gesellschaft des Osterlandes. Sep. 1892. [Aa 69.] Zahalka , (7.: Die statigraphische Bedeutung der Bischitzer Uebergangs- schichten in Böhmen. Sep. 1895. [De 227.] C. Durch Kauf. Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jahrg. XXVIII. [G 1.] Anzeiger , zoologischer, Jahrg. XVIII. [Ba 21.] Bronn' s Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bll. II, Abth. 3 (Echino- dermen), Lief. 19; Bd. III (Mollusca), Lief. 17 — 21 ; Supplem. 4. — 5. Lief.; Bd. IV (Vennes), Lief. 38—42; Bd. V, Abth. 2 (Crustaceen), Lief. 41 — 46; Bd. VI, Abth. 5 (Mammalia), Lief. 42 — 44. [Bb 54.] Haeckel, E. : Systematische Phylogenie der Protisten und Pflanzen. 3. Theil. [Ab 83.] Hedwigia , Bd. 34. [Ca 2.] Monatsschrift , deutsche botanische, Jahrg. 13. [Ca 22.] Nachrichten , entomologische, Jahrg. 11. [Bk 235.] (Vom Isis-Lesezirkel.) Natur , Jahrg. 44. [Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.) Prähistorische Blätter , Jahrg. VII. [G 112.] Wochenschrift , naturwissenschaftliche,5 Bd. X. [Aa 311.] (Vom Isis-Lese- zirkel.) Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 67, Nr. 5 — 6; Bd. 68, Nr. 1—4. [Aa 98.] Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 13. [Ec 66.] 58 Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. XI, Nr. 4; Bd. XII, Nr. 1—2. [Ee 16.] Zeitschrift , Oesterreichische botanische, Jahrg. 45. [Ca 8.] Zeitung , botanische, Jahrg. 53. [Ca 9.] Geschlossen am 81. December 1895. C. Schiller, Bibliothekar der „Isis“. Zu bequemerer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für Mitglieder der Isis ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag von 3 Mk. können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Bibliothekar entgegen. Berichtigung. In Abhandlung VIII, S. 93 muss es heissen: Rubus macrophyllus Whe. et N. var. piletostachys Gr. et Godr„ statt Rubus macrophyllus Whe. et X. var. pilostachys Gr. et Godr. 34 Mit dem Hinweis darauf, dass allein durch die rationelle Anwendung wissenschaft- licher Principien auf das erörterte Gebiet seine glänzende Entwickelung, ganz besonders in Deutschland, möglich geworden ist, schliesst der Vortrag. Derselbe wird durch eine reichhaltige Sammlung ätherischer Oele, natürlicher wie künstlicher, erläutert. YI. Section für Mathematik. Vierte Sitzung am 14. November 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. W. Hall wachs. — Anwesend 12 Mitglieder und Gäste. Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. H artig spricht über einige topo- golische Beispiele aus dem Gebiete der Fasertechnik. Der Vortragende knüpft an die von dem Mathematiker Listing 1847 gegebene Definition des Begriffes Topologie an, wonach unter dieser Bezeichnung die Lehre von den rein modalen Verhältnissen räumlicher Gebilde verstanden sein soll, unter Ausschliessung aller Grössenbestimmungen und Grössenverhältnisse. Es wird zunächst die eigentümliche Umordnung spinnbarer Fasern auf der Krempel als Beispiel der topologischen Veränderung von Punktreihen auseinander- gesetzt. Hierauf bespricht der Vortragende die Vereinigung einer Eadenreihe und einer Fadenfolge mittelst der Ueberkreuzungen von wechselndem Sinn als die topologische Grundlage der Weberei und erörtert näher, nach Feststellung des Begriffes Rapport, die sogenannten Grundbindungen der Weberei. Als Grundlage der Seilerei wird die Vereinigung von Fadengruppen zu Ge- zwirnen von verschiedener Ordnung erörtert und die Aequivalenz von Windungen und Verdrehungen, sowie von Verdrehungen und Ueberkreuzungen nachgewiesen. Ein Ge- zwirn von n Fäden lässt in der Projection auf eine zur Längsachse parallele Ebene n (n—1) Ueberkreuzungen erkennen, deren Sinn nach (n — ]) Fäden wechselt, eine Be- trachtung, die auf eine einfache topologische Erklärung der Gef lech te führt; dieselben entstellen aus den Gezwirnen durch Aufnahme des wechselnden Sinnes der Ueber- kreuzungen oder durch die Einführung von Verschränkungen. Der V ortragende geht hiernach auf die T opologie der Knotenverschlingungen ein, für welche durch die Mathematiker Listing, Tait, Simony, Schuster u. A. schon erhebliche Aufschlüsse gewonnen sind. Es wird die Entstehung gewisser einfacher Knoten am ringförmigen Bande gezeigt, sowie die Bedeutung der Zahl der Ueber- kreuzungen für die Eintheilung der Knotenverschlingungen nachgewiesen: Seil- schlingen, Seilschleifen, Seilknoten. Zuletzt wird die Anwendung der Begriffe Ueb erkreuzung, Verwindung, Maschenbildung, Verschränkung und Verknotung auf die topologische Er- klärung der anderweit bekannten mechanisch herstellbaren Fadengebilde erwähnt. Prof. Dr. K. Rohn führt Anwendungen dieser Untersuchungen auf die Theorie der Curven höherer Ordnung an. Oberlehrer Dr. A. Witting th eilt mit, dass Dr. Brunn in München neuerdings Untersuchungen über Verknotungen angestellt hat. VII. Hauptversammlungen. Siebente Sitzung am 26. September 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 12 Mitglieder. An die Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten schliessen sich Mit- theilungen über die Ergebnisse der diesjährigen Naturforscher- versammlung. 33 IV. Section für prähistorische Forschungen. Dritte Sitzung am 21. November 1895. Vorsitzender: Kontier W. Osborne. — Anwesend 24 Mitglieder. Dr. J. Deiclimiiller legt ein gelochtes Steinbeil aus Kieselschiefer vor, welches beim Baggern im Elbbett oberhalb der Carolabrücke in Dresden gefunden wurde, sowie Urnen und cylindrische Thongewichte aus einem Gräberfelde vom „Lausitzer Typus“ zwischen Deila und Leutewitz bei Meissen. Derselbe macht ferner ausführliche Mittheilungen über eine Reise durch die sächsische Lausitz, welche er kürzlich zum Zwecke der Feststellung namentlich älterer prähistorischer Fundorte unternommen hat. Lehrer H. Döring referirt über das neu erschienene Werk von G. Buschan: Vorgeschichtliche Botanik der Cultur- und Nutzpflanzen der alten Welt auf Grund prähistorischer Funde. Breslau 1895. Dr. B. Schorler verweist auf eine Arbeit von E. Hahn in den Ver- handlungen der Berl. Ges. für Anthrop., 1894, S. 603, worin der Ver- fasser nachzuweisen sucht, dass die Hirse das älteste Getreide unserer Cultur ist. Lehrer A. Jentsch legt Scherben von Gefässen des „Lausitzer Typus“ von Eben dör fei bei Bautzen vor, sowie Funde aus der Trieske bei Pillnitz, welche seiner Ansicht nach beweisen, dass die dortigen ur- alten Feldanlagen nicht prähistorischen Ursprungs sind. (Vergl. Sitzungsber. Isis 1895, S. 11.) V. Section für Physik und Chemie. Vierte Sitzung am 17. October 1895. Vorsitzender: Prof. Dr. E. von Meyer. — Anwesend 36 Mitglieder und Gäste. Der Vorsitzende hält einen Vortrag über Geschichte, Chemie und Industrie der Riechstoffe. Zunächst werden die im Alterthum und Mittelalter bekannten Riechstoffe be- sprochen, deren Gewinnung bis in die Mitte dieses Jahrhunderts in Apotheken betrieben wurde. Mit dem Aufschwung der organischen Chemie wuchs allmählich die Kenntniss der chemischen Zusammensetzung der sogenannten ätherischen Oele, und damit wurde die rationelle Verarbeitung dieser Naturprodukte, sowie die künstliche Bildungsweise mancher .Riechstoffe angebahnt. Der Vortragende bespricht das Vorkommen, die Dar- stellungsweise und insbesondere die chemische Zusammensetzung der wichtigsten in der Natur vorkommenden Riechstoffe. Die Uebersicht der letzteren wird durch ihre Ein- theilung in verschiedene Körperklassen (Terpene, Kampherarten , Phenole und Aetlier dieser, Säureester, Aldehyde, Ketone, Senföle) wesentlich erleichtert. Die Besprechung der künstlich bereiteten, den Naturprodukten nachgeahmten Riech- stoffe, z. B. Gaulteria-Oel, Heliotropin, Cumarin, Vanillin, Jonon, giebt Anlass zu einem Streifzug in das Gebiet der organischen Synthese. Endlich werden die wirtschaftlichen Verhältnisse mit specieller Berücksichtigung der deutschen Industrie ätherischer Oele etc. beleuchtet. Hierbei wird besonders auf die Leistungen der Weltfirma Schimmel & Co, hingewiesen und der bahnbrechenden Thätigkeit von H. Haensel (in Pirna) gedacht. Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in D resden. 1895, ' / : I. : | : ■ : M ' i i ■ ■ . ■ « ' I. Der Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893. Von Clemens König in Dresden. 1. Die Lofoten, der reichste Fischgrund Europas und der nördlichste auf der ganzen Erde. Der Westfjord, der im Südwesten in einer Weite von 100 — 120 km in den Atlantischen Ocean ausläuft und nach Nordost im schmalen Ofotenfjord endigt, trennt von dem steil aus dem Meere sich heraus- hebenden Festlande eine mächtige Insel- und Klippenguirlande, welche, wie das ganze Küstenland, geologisch gesprochen, seit uralten Zeiten der Kampfplatz gewesen, auf dem Sturm, Regen, Gletscher und Brandungs- wellen bald allein, bald vereint gegen die horstartig stehen gebliebenen Erdschollen zerstörend anlaufen. Was diese wilden Gewalten der Deflation, Erosion, Exaration und Abrasion erreicht und bewirkt haben, das sagt uns das aus festem, krystallinischem Urgestein aufgebaute Küsten- und lnselland durch seine reiche Gliederung und wunderbare Modellirung. Die Inseln mit ihren Vorsprüngen, glatten Flächen und rauhen Wänden, mit ihren Klippen, Löchern und Wassertümpeln liegen so dicht und wild durcheinander, dass das Auge nicht im Stande ist, das gewaltige Gewirr von Spitzen und Mauern, von Spalten und Zacken, von Basteien, Ecken, Fjorden und Sunden von irgend einer Seite her zu überschauen. Wer da- gegen diese inselreihe aus der Vogelperspektive oder auf der Landkarte betrachtet, der kann sie in seiner Phantasie mit dem abgefleischten Rück- grate eines vorweltlichen Seeungeheuers vergleichen, das hier strandete und in Stücke brach. Die grossen Rückenwirbel liegen nahe der Küste und sind nur wenig von einander getrennt; dagegen reicht das Schwanz- stück in die See hinein und seine kleinen Wirbel liegen weiter auseinander. Diese lange, kahle Inselkette scheidet der schmale Raftsund, der sich winden, krümmen und strecken muss, um von Südwest nach Nordost vorzu- dringen, in einen mehr nördlichen Theil, Westeraalen genannt, und in einen mehr südlichen Abschnitt, die Lofoten. Die Lofoten bestehen aus vier grösseren Inseln. Die grösste und nördlichste, unmittelbar am Raftsund gelegen, heisst Ost-Waagö. Auf ihr liegen und zwar am Westfjord: Swolwär, Oerswaag mit dem Pfarrhof Kirkewaag, wo Hans Egede, der grönländische Missionar, von 1707—1718 als Geistlicher wirkte, und Henningswär, wo die Königliche Aufsichts- behörde ihren Sitz hat und wo der Waagekallen, der höchste Berg der Insel, wild und trotzig aus einer Höhe von mehr als 1000 m auf die Ges. Isis in Dresden, 1895. — Abh. 1. 4 ewig brandende Fluth niederschaut. Dann folgte West -Waagö mit Buknäs, Flakstadö mit Sund und Moskenäsö mit Reine. Jenseits des bekannten Malstroms, der über den Horganklippen beständig schäumt und siedet, taucht die kleine Insel Mosken und weiter 25 km südwestlich Wärö und noch weiter südwestlich das flache und verhältnissmässig dicht bevölkerte Rost aus dem Meere empor. Die Meeresströme, welche diese Inseln von einander trennen, sind die Strassen und Pforten, durch welche das Wasser nach dem Meere abfliesst und durch welche die vom Ocean her wandernden Fische in den Westfjord einziehen. Wer diese grossartige und in mancher Hinsicht hochalpine Felsen- und Inselwelt in ihrer landschaftlichen Schönheit, in ihrer ganzen Pracht und Erhabenheit kennen lernen will, der muss an einem hellen sonnigen Sommertage vom Festlande aus über den Westfjord herüberfahren, also zur Zeit, wenn die vielbesungene Mitternachtssonne gross und blutroth am Himmelsrande steht und in Hammerfest, der nördlichsten Stadt Europas, einen Tag heraufführt, der 21/2Monat dauert. Das sind einige von den vielen Reizen, die uns hinauf nach dem hohen Norden Norwegens locken. Und wie leicht ist es uns gemacht, diesen Lockungen zu folgen. Laufen doch im Sommer allwöchentlich von Bergen und von Drontheim kommende und dahin zurückkehrende Dampfer hier vorbei und das Lokalboot der Bergen- Nord enfjeld Ge- sellschaft legt an vielen, an zwölf verschiedenen Orten der Lofoten regel- mässig an. Wir bewundern die Sicherheit, mit welcher der Lotse das Schiff durch ein anscheinend unentwirrbares Labyrinth von Inseln und Felsen führt. Hier, wo der Dampfer nicht unmittelbar am Lande anlegen kann, warten in leichten norwegischen Böten, die wie Schaum auf den Wogen schwimmen, Knaben und Mädchen, um den erwarteten Besuch oder um die Post abzu- holen, und auf grossen schweren Prahmen hagere, hellblonde, aber wetter- feste Männer und Knechte, um allerlei Frachtgut zu verladen oder entgegen zu nehmen. Auf der nächsten Station steigen wir aus; es ist ein Fischerdorf. Dicht am Strande steht ein grosses, geräumiges Packhaus, vor dem ein Dreimaster auf den Wellen schaukelt. Nicht weit davon steht das behäbige Haus des Landhändlers, bei dem wir ein gutes Quartier und freundliche Aufnahme finden. Auf der Veranda wartet schon die Frau mit den Kindern; sie schwenkten ihre weissen Tücher und heissen uns mit dem führenden Freunde willkommen. Bei dem Landhändler ist Alles zu kaufen, was auf der Insel gebraucht wird. Reseden, Goldlack oder Gelbveilchen, Astern und Nelken schmücken die Fenster und in dem kleinen Gärtchen, das mit Gewalt dem Felsen abgerungen, blühen allerlei Blumen und reifen allerlei Sträucher ihre Früchte. Rothe und schwarze Johannisbeeren, Stachel-, Erd- und Himbeerstöcke sind bis zum Nordkap hinauf verbreitet, aber in einzelnen Exemplaren und Büschen. Aehnlich verhält es sich auch mit den Bäumen und Nutzpflanzen. Aecker und Wälder, wie wir sie gewöhnt sind, fehlen ganz und gar. Aber es giebt einzelne Birken und Kiefern, einzelne Plätze, auf denen Hafer, Gerste oder Kartoffeln gebaut werden. Die inneren Theile der Festlandsfjorde haben günstigere Vegetationsverhältnisse, aber trotz alledem werden auch auf den Lofoten vielerlei Blumen und Sträucher gezogen und gepflegt und oft mit Erfolg. Entwickelte doch im freien Land zu Stamsund eine australische Stroh- 5 blume*) bei 62 cm Höhe 90 vollständige Blumen. Ja, auch auf den Lofoten lernen wir das vegetationsarme Norwegen als das Land kennen und schätzen, in dem der schlichte Mann mit warmer, wohlthuender Liebe Blumen und Bäume zieht und schützt**). Soweit die Bergspitzen nicht mit Schnee bedeckt sind, bekleiden sie sich in ihrem oberen Theile mit allerlei Moosen, die namentlich bei feuchtem Wetter eine eigenthümliche Leuchtkraft besitzen, und in ihrem unteren Theile, immer vorausgesetzt, dass keine senkrechten Abstürze vor- handen sind, mit frischen Gräsern, die den Schafen eine ausreichende Weide geben. Auf den kleinen Inseln Mosken, Wärö und Rost bleiben diese Thiere sogar im Winter, selbst während des kältesten Monats im Jahre, während des Februars, im Freien. Die Erklärung hierfür liegt in der grossen Milde des Klimas, die der Golfstrom bedingt. Alten, das fast unter dem 70 0 n. Br. und 13 m über dem Meeresspiegel liegt, sollte seiner Lage nach eine Januartemperatur von — 24,4°, eine Julitemperatur von -f- 7,3° und ein Jahresmittel von — 8,9° C aufweisen, und in Wirklichkeit heissen diese Werthe nach mehrjährigen Beobachtungen — 7,7° für den Januar, -j- 12,6° für den Juli und -f- 0,9° C für das ganze Jahr***). Also beide Jahreszeiten: Sommer und Winter sind wärmer als sie sein sollten, der Juli etwa um 6° und der Januar um 16°. Dazu kommen noch die hellen Sommernächte, in denen die Blätter ihre Tagesarbeit fortsetzen können. Um diese Thatsachen so recht zu würdigen, müssen wir bedenken, dass die Lofoten unter dem 68. und 69.° n. Br. liegen, also zwei und drei Grade nördlicher als der Polarkreis, der den Atlantischen Ocean von dem Nördlichen Eismeer scheidet. Bedenken wir, dass der 68.° in Nordamerika vor der Mündung des Mackenzie und quer durch das mittlere Grönland verläuft, dass der 68.° in Russland die Nordspitze von der Halb- insel Kanin abschneidet und in Sibirien an Werchojansk vorbeizieht, das den traurigen Ruhm hat, die grösste bekannte Winterkälte zu besitzen. Die Lofoten liegen volle zwanzig Grad nördlicher als die Bänke von Neu- fundland, die unter dem 48.° gelegen sind und einerlei Breite mit Mainz und Prag und Krakau haben. Der schmale Flachseesaum, der die lange Küste Norwegens umgiebt, erweitert sich rechts und links von den Lofoten, an der atlantischen Seite noch etwas mehr als an der inneren Seite, wo die Tiefen des West- fjords den Boden der Flachsee zerschneiden f). Zwischen den Tiefen steigen aus dem Meeresgründe Bänke herauf, die sich hier 20, dort 30, da 50, 80, 100, ja 300 m unter dem Meeresspiegel plateauartig ausbreiten. Auf diesen Gründen erscheinen seit Alters her in den ersten Monaten des Jahres die Dorsche so zahlreich, dass hier mehr davon gefangen werden als auf der Doggerbank ff) in der Nordsee und auf den Bänken der Orkney- und Shetlandsinseln. Nur die Bänke um Neufundland liefern noch höhere Erträge. *) Rhodante maculata Dram. **) Yergl. Kosmos, VII. Jahrg\, 1883, S. 418 ff., S. 481 ff. und S. 574ff. ***) Kosmos, VII. Jahrg. , 1883, S. 348ff. Ueber die Meerestemperaturen vergl. Prof. Mohn: Die Strömungen des europ. Nordmeeres. Ergänzungsh. Nr. 79 zu Peterm. Mitth., Gotha 1885. f) Vergl. die Karten im Ergänzungsh. Nr. 63 zu Peterm. Mitth. Prof. Mohn: Die Norwegische Nordmeer -Expedition. ff) Der Dorsch heisst im Niederländischen dogge; daher Doggerbank = Dorschbank. 6 Ueberschauen wir die mitgeth eilten Thatsachen, so ergiebt sieb, dass die Lofotenbänke im Westfjord die reichsten Fischgründe in Europa und die nördlichsten auf der ganzen Erde sind. Und wer fängt den Fisch? In welcher Menge kommen die Fischer und Händler hier zusammen? 2. Wie der Fisch zieht, so gehen und kommen die Menschen. Um das Haus des Landhändlers gruppiren sich eine Menge von Häusern und Schuppen, von denen nur wenige bewohnt sind. So ist es auch anderwärts auf den Lofoten. Es ist, als wäre der grössere Theil der Bevölkerung ausgestorben oder weggezogen. Wie kommt das? Die Erklärung liefern die Dorsche. Sie fehlen im Hochsommer und mit ihnen sind auch die Fischer weggezogen. Wenn die Sonne in den Mittagsstunden wieder über den Rand des Horizontes heraufschaut, dann kommen die Fische und mit ihnen kommen die Männer aus Finnmarken, Tromsö, Helgeland, aus Drontheims Amt und aus Romsdal in ihren Böten mit allerlei Fischereigeräth, mit Köder und Proviant heraufgezogen, erst einzeln und verstreut, später vereint und geschwaderweise. Jeder Tag bringt neue Schaaren. Die Häuser füllen sich und werden 1 's * in ihre Winkel hinein bewohnt. Am Strande und draussen auf fr ^ e entwickelt sich ein buntes Leben und Treiben, wie wir es uns kaum bewegter und geschäftiger und dann wieder stiller und ruhiger ausmalen können. Erwägen wir nur, was es heisst: Vierzig Tausend Männer strömen auf kurze Zeit herbei und vertheilen sich auf dreizehn Plätze und haben all ihr Trachten darauf gerichtet, so viel als möglich Fische zu fangen. Der Fang beginnt im Januar und endigt im April; er erstreckt sich somit über die schlechtesten Monate im ganzen Jahre. Um Ordnung und Sicherheit in den Verkehr zu bringen und um die Erträge des Fanges so viel als möglich zu steigern, sendet die Regierung während der Fangzeit eine Aufsichtsbehörde nach den Lofoten, welche in Henningswär ihren Sitz hat. Im Jahre 1893 kam dieselbe am 16. Januar nach hier und war bis zum Abend des 23. Aprils thätig. Sie hat alle An- ordnungen zu treffen und all die Bestimmungen durchzuführen, welche in dem Gesetze vom Jahre 1857, die Lofotenfischerei betreffend, vorgeschrieben sind. Der Kommandeur- Kapitän der Marine, der an ihrer Spitze steht und einen Assistenten zur Seite und zehn Aufseher mit zwei Segelfahr- zeugen und 26 Mann Besatzung unter sich hat, hat alle Schiffe, alle Fischer, alle Anwesenden innerhalb des Gebietes, das dreizehn grössere und auseinander gelegene Fangplätze umfasst, zu kontrolliren. These Be- hörde hat jedesmal das Signal zu geben, wenn die Böte auf den Fang auslaufen dürfen; sie hat die Plätze und Bänke wechselweise unter die verschiedenen Fischer und Fischereibetriebe zu vertheilen und darauf zu achten, dass beim Aussetzen der langen Fanggerätlie Ordnung herrscht und kein Uebergreifen in nachbarliche Gebiete stattfindet. Ferner hat diese Behörde ein sehr reiches, statistisches Material zu sammeln und zu verarbeiten. Dazu kommen endlich noch eine Menge andere und oft recht zeitraubende Arbeiten. Dieser Behörde verdanken wir auch die Zahlen, die wir zur klaren und scharfen Begrenzung der Linien in das Bild eingeflochten haben. 7 Das Fang- und Aufsichtsgebiet auf den Lofoten liegt in der Haupt- sache im Westfjord*). An der atlantischen Seite der Insel läuft die See selten ruhig; auch fehlt es hier an sicheren, schützenden Häfen. Aber trotzdem wird es hin und wieder befahren, denn so weit die Linie reicht, welche eine Seemeile ausserhalb der entlegensten Inseln und Klippen hinläuft, soweit reicht das Gebiet, in dem nur norwegische Staatsbürger fischen und fangen dürfen. Die Bevölkerung, die sich innerhalb des Lofotenfangbezirkes sammelt, besteht aus drei verschiedenen Elementen: aus Fischern und Schiffern einerseits, aus selbständigen Händlern andererseits und zur Dritt aus kleinen, Verdienst suchenden Leuten. Während die Fischer und Händler auf eigenen Schiffen daherkommen, benützen die kleinen Leute jedes Fahrzeug, das sie mitnimmt. Im Jahre 1893 zählte die Fischerflotte Mitte Januar 500, Mitte Februar 4200, Mitte März sogar 6000 Böte. Am 25. März erreichte ihre Zahl den Höhepunkt mit 6186. Am 16. März 1892 waren sogar 7148 Böte vorhanden. Auch in den Jahren 1894 und 1895 betheiligten sich 6500, bez. 7570 Böte am Fange. Im April, wenn der Fisch in seiner Menge abnimmt, fällt auch die Zahl der fischenden Böte ziemlich rasch. In der ersten Woche des Aprils 1893 waren noch 3500, in der zweiten Woche noch 2100 und in der dritten Woche nur noch 300 Böte vorhanden, und am 23. April Abends konnte die Behörde ihre Aufsicht und Thätigkeit ganZ',' inb llen. Auf diesen Fahrzeugen, die meist nach alter Wikinger AVeise nur ein Raasegel führen, waren 26683 Fischer mit 2481 Fischerknechten und 6003 Schiffern, also rund 35000 Mann zugewandert. Die Fischerknechte sind solche Männer, die gegen festen Lohn arbeiten und den Mannsantheil ihrer Ausbeute dem einbringen, der sie bezahlt. So kopfreich sind die beiden anderen Bevölkerungsgruppen nicht. Die Handelsflotte zählte 1893 hier insgesammt 622 Fahrzeuge mit 329110 Tonnen (zu je 116 Liter) und mit 2862 Mann Besatzung. Ein kleiner Theil der Schiffe, nämlich 63, befasste sich mit dem Verkauf von Manufaktur-, Kolonial- und allerlei Kramwaaren; sie brachten Korn, Mehl, Brot und Fettwaaren, Tuch und Kleider, Leder und fertiges Schuhwerk, Geräthe und Handwerkszeug, ferner Netze, Taue, Köder und allerlei Schiffs- und Fischereigeräthe. Der grössere Theil der Handelsflotte, nämlich 559 Fahr- zeuge, war gekommen, um einzukaufen und zwar Fische und Fischprodukte, und sie erhielten alle volle Ladung. Was die Fischer und Schiffer auf den Lofoten in ihrer freien Zeit für Bedürfnisse und Wünsche haben, verräth uns das dritte Bevölkerungs- element durch seine bunte Zusammensetzung. Es bestand im Jahre 1893 aus 2 Graveuren, 3 Quacksalbern, 16 Photographen, 20 Uhrmachern und Goldarbeitern, aus 24 Musikanten und Künstlern, aus 49 Speisewirthen, 61 Fischarbeitern, 70 Handwerkern, 195 Dienstleuten, 196 Fischkopfkäufern, aus 272 Hausirern, 357 Arbeitern und aus 70 anderen Leuten, die in keine von diesen Gruppen eingestellt werden konnten. Es waren im Ganzen 1345 Köpfe. *) Auf der Aussenseite der Lofoten liegen die Fischerplätze: Rost, Gimsö, Eggnm und Borgewär, auf der Innenseite scheidet Henningswär die Ost-Lofoten (mit Skrowen, Swolwär, Kabelwaag, Storwaag und Hopen) von den West-Lofoten (mit Stamsund, Stene, Baistad, Sund, Reine und Sörwaag). Auf Westeraalen liegen: Andenäs, Hofden, Nyk- sund und Stö. Auf den Lofoten giebt es 36 Fischerdörfer oder Fiskewär. 8 Und wo finden diese vierzig Tausend Menschen, die mit dem Fische nach den Lofoten gekommen sind, Wohnung und Unterkunft? Ein kleiner Theil findet auf den Schiffen und in den aufgelegten Fahrzeugen, die 1893 45 zählten, die nöthigen Wohn- und Schlafräume. Der grössere Theil dagegen sucht und findet auf dem Lande in Logier- und Blockhäusern die gewünschte Aufenthaltsstätte. Im Jahre 1893 konnten in den 279 Logierhäusern 5216 Mann und in den 2615 Blockhäusern*), in den sogenannten Rorbodern, 31955 Mann untergebracht werden. Die Rorboder sind niedrige Holzhäuser, die oft ganz eingeschneit sind, wenn die Leute im Januar mit dem Fische einziehen. Bald ist der Pfahl- oder Blockbau ausgeschaufelt und wohnlich gemacht. Schauen wir einmal in das Häuschen hinein. Vor der Thür steht ein kleiner Vorbau, der zugleich als Vorraths- kammer dient. Hier ist Brennholz, Proviant, Köder, Thran, Roggen, Salz und allerlei Geräth aufgeschichtet und aufgehangen. Ein schmaler kurzer Gang führt uns in die Stube, in den Bod. In der Mitte, auf dem ge- dielten Fussboden, steht der Kochherd. Von der Decke herab hängen Netze und Leinen, an denen gestrickt und geknüpft wird. Vor dem Fenster hat der Tisch mit Bänken und Stühlen seinen Platz. An dem übrigen freien Theile der Wände sehen wir die breiten, für je 2 Mann eingerichteten Bettstellen, die fest gezimmert sind und wie in Schiffskojen etagenweise übereinander stehen. Statt der weichen Pfühle liegen wollene Decken darin. Besonders auffällig an den Blockhäusern ist das Dach. Auf die Bretter, die in der Stube die Decke bilden, wird beim Bau eine dicke Lage Birkenrinde aufgetragen und darauf eine Rasendecke ausgebreitet, welche im Sommer kühlt und im Winter hübsch warm hält. In den ersten zwanzig Jahren braucht diese billige Bedachung so gut wie keine Aus- besserung und Erneuerung. Aber nicht nur im Grossen und Ganzen ziehen die Menschen mit dem Fische auf den Lofoten ein und aus, sondern sie folgen ihm tagtäglich, sobald die Flagge aufgehisst wird und das Zeichen giebt, dass der Fisch gefangen werden darf. Und wie zieht und wandert der Fisch? 3. Der Dorsch und sein Fang. Der Fisch, dem die Norweger auf den Bänken der Lofoten nachstellen, heisst Dorsch oder Kabeljau ( Gadus morrhua L.). Die Norweger sagen Torsk oder Skrei**). Linne, der grosse Naturforscher des 18. Jahrhunderts, unterschied zwischen Dorsch und Kabeljau. Der Dorsch war die kleinere, auf die Ostsee beschränkte, der Kabeljau dagegen die grössere, in der Nordsee und an der atlantischen Küste lebende Art. Diese Auffassung theilt die moderne Wissenschaft nicht mehr. Weil der thatsächliche Unterschied nur *) Davon gehörten 1999 den Landhändlern, 443 den Fischern selbst und 173 anderen Leuten, in Summa = 2615 Rorboder. **) In Norwegen werden auch noch andere Kabeljau- Arten gefangen, nämlich Gadus aeglefinus , der Schellfisch, G. carbonarius , der Köhler, G. pollachius , der Pollack, G. virens , der Kohlfisch, G. molva , der Leng, der bis 2 m gross wird (die grösste und geschätzteste Art der ganzen Familie), und die ßrosme, Brosmius Brosme. 9 an der Grösse und der damit in Verbindung stehenden stärkeren Aus- bildung der einzelnen Theile haftet, deshalb werden heute beide Formen für Rassen einer Art erklärt und als Ilochseedorsch und Küstendorsch bezeichnet. Aehnliche Unterschiede bemerken wir auch an Würmern, Muscheln und anderen Fischen, die sich vom Ocean aus bis in die Ostsee hinein verbreiten; denken wir nur an Pectinaria belgica und Travisia Forbesii , an Cardium edule , Tellina baltica, Mytilus edulis und Mya arenaria und an Cottus scorpius, Esox Bellone und Cyclopterus Lumpus. Die Erklärung hierfür dürfte nicht bloss in dem verminderten Salzgehalte des Wassers, sondern auch in der engen Begrenzung des individuellen Wohngebietes zu suchen sein. Hochseedorsch und Küstendorsch stimmen darin überein, dass sie auf grünlichem oder gelbgrauem Grunde zahlreiche bald gelb, bald braun, bald roth aussehende Punkte und Flecke tragen. Beide Formen haben am Kinn einen Bartfaden, der wenigstens so lang, oft aber noch länger ist als der Durchmesser ihrer Augen. Beide Formen unterscheiden sich vom Schellfisch, der eine Art für sich bildet. Der Schellfisch besitzt einen stets kürzeren Bartfaden und an jeder Seite eine schwarze Linie, die hinter der Brustflosse mit einem schwärzlichen Flecke beginnt. Dorsch und Schellfisch sind nahe Gattungsangehörige; beide Arten haben ge- meinsam drei Rücken- und zwei Afterflossen, eine hervorragende Ober- kinnlade und eine verhältnissmässig grosse Schwimmblase; dazu haben sie von allen achtzehn Gadus- Arten, die wir zur Zeit unterscheiden, das wohlschmeckendste Fleisch. Der Dorsch fehlt im Mittelmeere. In der Ostsee wird der Küsten- dorsch und auf den Lofotenbänken während der ersten Monate im Jahre der Hochseedorsch gefangen. Der Letztgenannte scheint aus der tiefen Senke des nördlichen Eismeeres, die zwischen Spitzbergen und den Bären- inseln sich nach Süden streckt und 3700 — 4800 m unter dem Meeres- spiegel gelegen ist, aufzusteigen und durch die Meeresstrassen, welche die Lofoteninseln, besonders aber Röst, Wärö und Mosken von einander trennen, in den Westfjord hineinzuziehen und zwar in mächtigen Gesellschaften, in sogenannten Bänken und Fischbergen, um daselbst zu laichen. Die Dorsche, die zuweilen bis 1 */2 m lang und bis 50 kg schwer werden, messen, wie die Untersuchungen ergeben haben, durchschnittlich 85 cm und wiegen 4 — 5 kg. Sie gehören zu den fruchtbarsten Geschöpfen auf der ganzen Erde. Zählte doch Leeuwenhoek, der grosse Heros der Geduld und der stillvergnügte Entdecker der Welt der mikroskopischen kleinen Wesen, in einem Thiere 9 Mill. Keime, und Bradley, der ameri- kanische Zoolog, der im Aufträge der Regierung den Dorsch auf den Bänken von Neufundland studirte, spricht bei grossen Fischen von 4 Mill. Eiern. Wo solche Fische in so dichten Bänken heraufziehen, dass die Angelleinen in ihrem Niedersinken aufgehalten werden, wo die See von dem abgesetzten Laich streckenweise dick und grumsig wird, dort muss, zumal, wenn die lokalen Verhältnisse der Entwickelung der Keime nicht nachtheilig sind, der Fisch in ungeheuren Mengen heranwachsen, und das geht ziemlich rasch. Bereits im ersten Halbjahr erreicht der Lofotendorsch eine Länge von mehr denn 20 cm; dann verlässt er die Ileimath und zieht hinaus in das Meer, wo das Futter noch reichlicher zu sein scheint; denn je höher die Breite, desto ungleicher sind die Existenzbedingungen unter die Landflora und Meeresfauna vertheilt. Je kürzer der Sommer, je nörd- 10 iicher die Lage, desto ärmlicher die Flora, die circumpolar ist. Dagegen begünstigt die niedrige, aber konstante Temperatur der polaren Meere die Entwickelung gewisser Thiere, die eine ungemein reiche und kräftige Fauna bilden, die oft auf kurze Entfernungen sich ändert. Zwischen den Wäldern der riesengrossen Laminarien wohnen Millionen von Krebsthieren , die grössere Formen sättigen. Aus einer Tiefe von 4754 m, wie Joh. Walther in seiner Bionomie des Meeres erzählt (S. 51), brachte ein Netzzug 50 Thiere herauf, die in 25 Gattungen gehörten und 27 verschiedene Arten zählen Hessen. Endlich sei noch gesagt, dass zu der Zeit, wenn aus den pelagisch treibenden Fischeiern die junge Brut ausschlüpft, die nördlichen Meere ausserordentlich reich sind an kleinen, planktonischen Krebsen, und dass man in dem Magen solcher Fischbrut, die den Dottersack noch besass oder kurz vorher resorbirt hatte, bereits mikroskopische Krebse gefunden hat. Also an Nahrung fehlt es hier den Dorschen zu keiner Zeit. Bereits im dritten Jahre werden sie fortpflanzungsfähig und als Marktwaare geschätzt. Der erwachsene Dorsch ist ein gefrässiger, nimmer- satter Bursche. Fische, Krebse, Muscheln, kurz alles, was er verschlingen und bewältigen kann, dient ihm zur Nahrung. Der kleinen Lodde (Mal- lotus vülosus ) folgt er in unzähligen Mengen bis zum Nordcap hinauf und heisst deshalb „Lodde-Dorsch“. Ob die Lofotenbänke, welche die Dorsche seit Alters her als ihre Heim- und Geburtsstätte alljährlich aufsuchen, die Urstätte für die Art sind, mag ich nicht entscheiden. Sicher ist, dass sie hier die Wassertemperatur vorfinden, die den Thieren, die sich fort- pflanzen wollen, gerade zusagt; es sind, wie jahrelange Beobachtungen des Marinelieutenants Gade gelehrt haben, die Wasserschichten von 5° Wärme*). Fische, die plötzlich aus Wasser von -f- 5° C in solches von — (— 1 0 C versetzt und darin 15 Minuten gehalten wurden, hatten, wie die Messungen ergaben, ihre Blutwärme um 1/2, ja oft schon um einen ganzen Grad er- niedrigt. Der Dorsch soll überhaupt seine Blutwärme nur 3/2 Grad höher einstellen, als das ihn umgebende Wasser temperirt ist, und jeder Rück- gang in der Blutwärme stört und verzögert den Laichungsprocess. Der Fisch steigt und fällt daher mit der Wasserschicht von -f- 5° C. Um diese Schicht aufzufinden, vertheilt die Regierung an intelligente Fischer Tiefsee- thermometer; sie schickt auch selbst Späher aus, die die Tiefe dieser Schicht und die Zugrichtung der Fische zu ermitteln haben. Die Ergebnisse werden sofort zum allgemeinen Besten bekannt gegeben. Dabei spielt der Telegraph eine wichtige Rolle. Die kleinsten und entlegensten Inseln, so- fern sie für den Fang Bedeutung haben, sind an das grosse, über die Lofoten ausgebreitete Drahtnetz angeschlossen. Im Jahre 1893 wurden innerhalb des Aufsichtsgebietes und der Fangzeit 82581 Depeschen auf- gegeben und befördert. So erfahren die Fischer, wo und in welcher Tiefe der Dorsch zieht und wo und in welcher Tiefe sie ihr Zeug auszuwerfen haben. Und von welcher Art ist dasselbe? Es ist dreierlei; es sind Netze, Leinen und Handschnuren. Sind die Netze aus starkem Bindfaden gestrickt, so heissen sie „Nöter“ (Sing. Not). Sie werden so gehandhabt, wie unsere Fischer ihre Netze gebrauchen; sie werden entweder ausgespannt und dann mit ihrem Unter- rande voran landwärts gezogen oder wie eine Waagschale in die Tiefe ge- *) An der Oberfläche hatte das Wasser niemals unter 0° und am Grunde nie über + 7° C. 11 lassen und dann senkrecht lieraufgezogen. Es sind die sogenannten Zieh-, Sperr- und Sinknetze oder, wie es auf den Lofoten heisst, Dragenöter, Stängenöter und Synkenöter. Das grösste bis jetzt auf den Lofoten ge- brauchte Ziehnetz war 1000 m lang und 80 m breit. Die hier gebräuch- lichen Sinknetze dagegen haben quadratische Gestalt und eine Seitenlange von 40 m (also 1600 qm Fläche). Diese beiden Netzarten kommen immer mehr ausser Gebrauch; dagegen erfreuen sich die „Garne“, die aus schwächeren Schnüren, aus Hanfzwirn, gestrickt sind und wie Wände in die See gesetzt werden, einer immer grösseren Verbreitung. Der Fisch wird darin gefangen, indem er seinen Kopf durch die Maschen hindurch- schiebt und dann weder vor- noch rückwärts kann. Die Garne, die auf den Lofoten gebraucht werden, sind zumeist 30 — 40 m lang und 8 — 10 m tief und werden so dicht aneinander gehangen, dass Netzlängen („Garn- länke“) von 1200 — 2100 m entstehen. Die Maschenlänge zwischen zwei Knoten beträgt 80 — 95 mm. Die Leinen, es sind die ältesten aller norwegischen Fischgeräthe, sind Taue, die in Abständen von 3/4 m bis l]/4 m eine Menge Angeln tragen. In der Kegel sind 120, aber auch 300, 400, sogar 500 Angeln daran be- festigt. Je nach dem Gebrauche unterscheidet man Tag- und Nachtleinen. Die Letzteren herrschen vor. Das dritte Fanggeräth sind die Handschnuren oder die Tiefseeangeln, welche, wie schon ihr Name sagt, mit der Hand in die Tiefe hinabgelassen und dann wieder heraufgezogen werden. Sie tragen unter dem Senkblei entweder einen mit Köder besteckten Haken oder einen verzinnten Blech- fisch mit Doppelhaken, einen sogenannten Pilk. Die Zahl der Tiefseeangler ist verhältnissmässig nicht gross. Sie zählten 1893 von der Gesammtheit 7,6 °/0; aber ihre Menge ist sich gleich- geblieben (1884: 8,1 °/0); dagegen haben sich die Zahlen der Nachtleine- und der Netzefischer in den letzten zehn Jahren sehr verschoben. 1884 bildeten die Nachtleinefischer 65 °/0 und 1893 nur noch 50 °/0. In entgegen- gesetzter Richtung bewegten sich die Zahlen der Netzefischer ; sie stiegen von 27 °/o (1884) auf 43 °/0 (1893). Wird diese Bewegung sich fortsetzen? Wird es dahin kommen, dass es nur noch Netze- oder Garnfischer geben wird? Abgesehen von der persönlichen Vorliebe für jede der drei Betriebs- weisen, kommen hierbei noch drei andere Umstände in Betracht, nämlich die Grösse der hierzu nöthigen Kapitalanlagen, die Ertragshöhe, die eine jede Fangweise durchschnittlich liefert, und endlich die Bewältigung der Anstrengungen und Gefahren, die mit jeder Fangweise verbunden sind. 4. Auf der See. Der Tiefseeangler, der wenig für seine Handschnur ausgegeben und dieselbe an der Wand im Rorbod hängen hat, wenn es draussen stürmt, hat auf der See ein schweres Tagewerk. Vom Morgen bis zum Abend, so lange es das Wetter gestattet, steht er zur Dritt in seinem Boote und wirft und zieht, ohne sich frei bewegen zu können, die Angel bald aus, bald ein. Dabei werden ihm die Füsse nass und kalt; sie sind steif und wie abgestorben. Wenn er mit 100 Fischen, das Boot also mit 300 Fischen heimkehrt, dann war der Tag ein besonders glücklicher. Be- denken wir nur, dass in dem ertragsreichen Jahre 1893 auf jeden selbst- 12 ständigen Fischer innerhalb des Aufsichtsbezirkes und nicht auf einen Tag, sondern auf die ganze Fangzeit berechnet, 1012 (das Jahr vorher nur 540) Fische im Durchschnitt gezählt wurden. Die Gesammtausbeute betrug im Mittel für den Tiefseeangler 517, für den Netzefischer 955 und für den Nachtleinefischer 1137 Fische. Der Leinefischer, der sein Boot mit drei oder vier Mann und mit einem Führer (Hövedsmand) auszurüsten pflegt, der sich auf allerlei Feinheiten und Fangkniffe versteht, führt in einem Zuber seine voll beköderten Angeln. Dieselben zählen, wenn das Schiff regelrecht und gut ausgestattet ist, 2880 Stück (nämlich 6 Back oder 24 Leinen zu je 120 Angeln). Dieselben mit Frass zu bestecken, ist eine unangenehme und recht ermüdende Arbeit, selbst wenn es leicht wäre, den nöthigen Köder in ausreichender Menge zu beschaffen. Das Quantum ist viel grösser als Mancher denkt. Es be- trug, wie die amtlichen Angaben von 1893 besagen, 5000 hl frische Heringe, 9400 hl eingesalzene Heringe, 600 hl gesalzene und ungesalzene Muscheln und 1200 hl andere Fische, besonders Lodde oder Kaplan ( Mallotus arcticus ); dazu kommen noch die Eingeweide, die von der gefangenen Waare benutzt werden. Für den Frass überhaupt wurde etwas weniger als 1/3 Mill. Alk. baar ausgegeben, d. h. etwa 25 Alk.*) von jedem Leine- fischer. Während zwei Mann rudern, der dritte auf Segel und Steuer achtet, setzt der Führer, die Richtung und die Geschwindigkeit des Fahrzeuges regelnd, eine Leine nach der andern aus, und ist das geschehen, dann gilt es unter Aufbietung aller Kräfte das Boot vorwärts zu treiben, damit die ausgeworfenen Leinen gestreckt werden. Der Satz ist stets doppelt. Die eingenommene Leine wird durch eine neu ausgelegte sofort ersetzt. Das Einholen erfordert aber noch mehr Anstrengung. Das Boot muss vorwärts gleiten, stossen, wenden und halten, wie es die Lage der schwer- behangenen Leine gerade mit sich bringt. Sie wird über Bord gehoben, abgenommen, sorglich zusammengelegt und der fremde von dem eigenen Fische gesondert. Bei stillem, sonnigem Wetter arbeitet es sich gut. Wind und Wellen können diese Arbeit ungemein erschweren und die Leinen mit fremden Schnüren und Netzen verwickeln. Unter diesen Um- ständen seufzt auch der Netzefischer, der seine Boote in der Regel mit sechs Alann ausrüstet, damit die Nöter und Garne leichter bewältigt werden. Es kommt nicht selten vor, dass die Garne kreuz und quer übereinander gestellt und zu langen Wänden verknüpft werden, besonders wenn das Wetter still und ruhig zu bleiben scheint. Aber auch hier trügt oft der Schein. Unerwartet bricht der Sturm herein und reisst hier und da wohl ein Tau vom Anker, wodurch die Netze und Leinen locker und fortgetrieben und bald zu einem unförmlichen Klumpen verfitzt werden, der, sobald er in das Gebiet der Leinen hinüber getrieben wird, sich mit Hunderten von Haken spickt. Zuweilen gelingt es, das wirre Haufwerk herauszufischen, und dann ist es eine Kunst, dasselbe zu entwirren. Meist erhält man davon nur geschundenes Zeug. Ebenso oft raubt der Ocean aber auch das ganze Haufwerk, um es irgendwo endlich auf den Strand zu werfen. In welchem Grade Netze und Leinen verloren gehen und sich ab nutzen, ist in den einzelnen Jahren sehr verschieden, ln dem nicht ungünstigen *) In der Tabelle steht 18 Mk. Es sind 50 % Leinefischer unter 26 683 ; also 13 342, und zahlen diese 330 000 Mk., so kommt auf Jeden 25 Mk. 13 Jahre 1893 belief sich für die Netzefischer der Verlust auf 92 000 und der Abnutzungsbetrag auf 233000 Mk., für die Leinefischer dagegen der Verlust auf 108 000 und der Abnutzungsbetrag auf 122 000 Mk. Das er- giebt in Summa einen W erth von mehr als einer halben Million Mark. Noch kostbarer sind die Menschenleben, die jedes Jahr das nimmer- satte Meer verschlingt. Obgleich, wie schon gesagt, 1893 die Wetter- verhältnisse sehr günstige waren, so gingen doch 15 Böte und 20 Mann verloren*). 50 Menschenleben wurden noch aus der Gefahr des Ertrinkens gerettet. Der schwerste Unglückstag, der in den letzten 50 Jahren über die Lofoten hereingebrochen, war der verhängnissvolle 11. Februar 1848; da kamen 500 Menschen auf einmal ums Leben. Am gefürchtetsten sind die Tage, an denen plötzlich ein Südwestwind sich erhebt, der in einen Schneesturm ausartet und sich nordwärts dreht. Wie mit einem Riesenbesen werden dann die Wellen durch den breiten Eingang in den Westfjord hineingefegt, wo sie bald haushoch gehen und den nicht rechtzeitig zurückgekehrten Böten den Weg nach den sicheren Häfen abschneiden. Dann kentert ein Boot nach dem andern. Hierauf versucht die Mannschaft ,, umzutreten“, d. h. auf den Kiel des Schiffes zu klettern, um sich an den angebrachten Griffen oder Stoppern festzuhalten. Wo dieselben fehlen, da versuchen die Unglücklichen ihre Messer in den Balken zu schlagen, um sich daran festzuklammern. Trotzdem gelingt es nicht immer, sich zu retten; denn die Kraft der Arme erstirbt meist eher als der Sturm sich legt oder Hilfe kommt. Früher schloss man, wo das leere Boot an das Land trieb, aus der Zahl der eingeschlagenen Messer auf die Menge der Verunglückten. Um die Noth und das Elend, welches durch solche Tage herauf- beschworen wird, nach Kräften zu mildern, haben die Fischer unter sich die .Lofotenhilfskasse gegründet, welche von der Regierung überwacht und unterstützt wird. Wenn dagegen das Wetter sonnig, die See ruhig und der Fisch in Menge vorhanden ist, dann entrollt sich vor unserem Auge ein freund- liches Bild. Die Eiderenten, an ihrer weissen Brust und ihrem weissen Rücken und an ihrem schwarzen Scheitel und schwarzem Bauche leicht und sicher erkennbar, wissen, dass sie von den Bewohnern gehegt und gepflegt und durch besondere Gesetze geschützt werden, und beleben die See. Sie schwimmen mit eingesenktem Leibe und tauchen in grosse Tiefen hinab. Die meisten bleiben dabei zwei und drei Minuten unter dem Wasser, ln den Böten, die in einer unübersehbaren Reihe am Strande halten, herrscht ein munteres und geschäftiges Leben. Alles eilt und schafft, um die Fahrzeuge klar und segelfertig zu machen, und in dem Augenblicke, da die Signalflagge in die Höhe steigt, laufen sie unter lautem Jubel aus. Ein Geschwader von 600, 800, ja 900 Böten**), die um die Wette rudern und segeln, erst auf einheitlicher Bahn, dann strahlenweise auseinander- laufend, um die gesonderten Fangplätze womöglich zuerst zu erreichen; das Rufen, Schreien, Lachen und Singen, das von den Schiffen und den *) So sagt die amtliche Tabelle; ich linde aber die Bemerkung eingewebt, dass am 25. Januar 1893 auf dem Westfjord 41 Böte mit 119 Fischern untergingen. **) Am 18. März 1893 waren in Swolwär gleichzeitig anwesend 2500 Fischerböte mit rund 10 000 Mann und 130 Handelsschiffe. 900 Böte schickt ein kleiner Fiskewär z. B. Baistad aus. 14 Felsen herüberschallt, dazwischen das laute Gekreisch der silbergrauen Möven, die in stattlicher Gesellschaft leichten Fluges beutelustig folgen, die Eleganz und Schnelligkeit, mit welcher die scharfen, lenksamen Segel- böte die entgegenkommenden Wellen durchschneiden, das Alles bietet uns eine frohe, fesselnde Unterhaltung und dem Fischer eine Aussicht auf einen glücklichen Fang. Ein solcher Tag war der 22. März 1893. Da wurden an einer Nacht- leine 1000, in einer Garnlänge 1500 und mit einem einzigen Not im Laufe des Tages 6000 Fische, d. h. mehr als 54 000 Pfund Fisch gefangen. Und wie gross ist der ganze Fang? Innerhalb des Aufsichtsbezirkes wurden in diesem Jahre 273/4 Mill. Dorsche gefangen. 1894 war die Ausbeute kleiner, 1895 sogar noch grösser (bis 29. März 30,8 Milk). Davon wurden im Januar und Februar 19,6 %, im März 73,4 °/o und im April 7 °/o gewonnen. Die Tiefseeangler hatten hierzu 3,9%, die Netzefischer 40,3% und die Leinefischer 55,8 % geliefert. Erwägen wir weiter, dass ausserhalb des Aufsichtsbezirkes, in Tromsö und Nordland, 12% Milk, also halb soviel Dorsche aus dem Meere genommen wurden, so betrug 1893 die Gesammtausbeute etwa 40% Milk Fische*) oder, den Dorsch zu 4% kg gerechnet, 182 % Milk kg lebendes Gewicht oder 168 % Milk kg ausgeschlachtete Waare. Was heisst das? Unsere deutsche Fischerflotte brachte in diesem Jahre, das ihr einen Fang schenkte, wie nie zuvor, auf ihren Segelschiffen, die 771, und auf ihren Dampfschiffen, die 1088 Fahrten ausführten, eine Fischernte von 9% Milk kg nach Geestemünde, d. h. unsere Fischerflotte hat, gleichgute Jahre vorausgesetzt, achtzehn Jahre zu arbeiten, um soviel zu fangen, als auf den Lofoten in ungefähr acht Wochen aus dem Meere gehoben wird. Diese Zahlen helfen das Bäthsel lösen, weshalb bei den Küsten- bewohnern sich die Furcht vor dem wilden, grausigen Elemente in Liebe und Anhänglichkeit verwandelt hat. Dem Norweger, dem sein kahles Felsenland so wenig bietet, das kaum soviel Ackerfläche besitzt, als unsere Bautzner Kreishauptmannschaft, ist das Meer der ewige, unerschöpfliche Acker, darauf er ernten kann, ohne gesäet zu haben. 5. Auf dem Strande. Halbe und ganze Tage, an denen die Behörde das Signal zum Aus- laufen zurückbehält, heissen „konträre“ oder „Landliegetage“. Unter den 98 Tagen, vom 16. Januar bis zum 23. April 1893, gab es auf den West- lofoten 54 und auf den Ostlofoten 47 konträre Tage, sodass nur acht Wochen Fangzeit übrig bleiben. Einen ungewollten Landliegetag feiert die Flotte, wenn die See ruhig daliegt und der Fisch fehlt. Dann glänzt wohl der Fjord wie eine blanke Silber- oder Spiegelscheibe, und die Moos- decken der Felsen leuchten vom sonnigen Grün; dann gemessen die Fischer in vollen Zügen und mit grösster Behaglichkeit den warmen Sonnenschein. Sie legen sich auf den trockenen Fels, strecken sich lang und scherzen *) Lin de man giebt für ganz Norwegen als Minimum 1876 mit 40 und als Maximum 1877 mit 66,8 Mill. Stück Winter- und Frühjahrsdorscli an (vergl. Ergänzungsh. Nr. 60 zu Peterm. Mitth.). 15 und plaudern mit einander. Die Bedürfnisse, die in solcher Lage bei uns die Arbeiter befriedigen würden, kennt der norwegische Schiffer und Fischer nicht. Zunächst schlafen sie an den arbeitslosen Tagen weit in den hellen Tag hinein. Danach lesen sie die Zeitungen und „nette“, „fromme“ Bücher oder singen „hübsche Weisen“ und „schmachtende Zionslieder“. Und dabei sind diese nordischen Männer weder Heuchler, noch Mucker, noch süssliche Schwärmer; es sind ernste, biedere Männer, denen das Christenthum ein wahres Herzensbedürfniss ist. Sie verlangen nach Gottesdienst und Predigt, und Geistliche und Lehrer unterhalten dieses edle Feuer durch Gottes- dienste und Bibelstunden, durch Tag- und Abendschulen, durch Zuspruch und Vorbild. Fünf Bibliotheken versorgen sie mit gutem Lesestoff; denn auch der gemeine Mann in Norwegen strebt nach Bildung. Dagegen ver- schmäht er auch bei Kälte und Anstrengung alle berauschenden Getränke. Ich habe während eines sechswöchentlichen Aufenthaltes in Norwegen keine betrunkene Person gesehen, wohl aber in Schweden. Innerhalb des weiten Aufsichtsbezirkes gab es im Jahre 1893 während der Fangzeit nur 6 Verkaufsstätten für Branntwein, nur 7 Verkaufsstätten für Bier und 8 Verkaufsstätten für Wein, und ausserhalb der Fangzeit ist auf den ganzen Lofoten auch nicht eine polizeilich gestattete Schankstätte für Spirituosen irgend welcher Art zu finden. Wenn wir nach dieser Hin- sicht die nordischen Fischplätze mit ihrer reichen Zuwanderung mit unseren Jahrmärkten und Vogelwiesen vergleichen, so ist es nicht schwer, zu sagen, wo es besser ist. In dieser Beziehung können wir von Norwegen lernen; etwas mehr polizeiliche Zucht dürfte auch bei uns hierbei wohlthätig wirken. Dass der heimliche Verkauf von Wein, Bier und Schnaps nicht von Bedeutung sein kann, geht schon daraus hervor, dass die wachsame, überall hinblickende Polizei im Jahre 1893 nur 28 Personen deshalb (16 wegen heimlichen Verkaufs von Branntwein und 12 desgleichen wegen Bier und Wein) zur Anzeige und Bestrafung bringen konnte. Würde dem Laster der Trunksucht im Geheimen geopfert, so müssten die Folgen doch sichtbar werden, zumal die Leute so dicht beisammen wohnen; ich meine Zank, Streit und Schlägerei. Und doch hatten Polizei und Bichter 1893 auch nicht einen derartigen Fall zu untersuchen. Ihre ganze Arbeit, es klingt fast unglaublich, beschränkte sich auf 260 Polizei- (149 davon betrafen vor- zeitiges Aussetzen von Fischereigeräth und unnöthiges Ausstehenlassen in den Sonntag hinein) und 13 Strafsachen, unter denen eine auf Betrug und nur vier auf Diebstahl lauteten. Das sind Zahlen und Thatsachen, die uns den nüchternen und biederen Charakter der Norweger in schönster Weise schildern. Die nordischen Fischer und Schiffer lieben Thee und Backwerk, Kaffee, Fleisch und Fisch. Der Tabak wird selten geraucht, fast allgemein ge- kaut; daher die hässliche Angewohnheit des häufigen Ausspuckens. Wenn die Leute des Morgens aufstehen, gemessen sie eine Tasse Kaffee und geröstetes Brot (Smaabröd) mit Fisch oder Käse, oft auch eine Suppe (Supamöla). Die Hauptmahlzeit besteht aus einer Sauerampfer- suppe und Fisch, entweder Dorsch oder Hering. An Festtagen bereitet man etwas Besseres, eine Erbsen- oder Grützesuppe mit Fleisch und Speck und vielleicht sogar mit Kartoffeln. Im höchsten Ansehen steht die „Levermölje“, d. i. eine Suppe aus aufgeweichtem Haferbrot und mit in Essig zubereiteter Dorschleber. Abends giebts Mehlbrei mit Syrup. 16 Der Sauerampfer, der zur Suppe verwandt wird, ist von unseren Ampferarten sehr verschieden; er heisst Oxyrici reniformis und fehlt in unserer sächsischen Flora. In Norwegen ist diese Pflanze häufig und wird daselbst in grossen Mengen für den Wintergebrauch gesammelt, klar ge- schnitten und mit wenig Wasser zu einem Brei eingekocht. Wenn es kalt wird, lässt man den Brei gefrieren, wodurch die Speise noch mehr auf- geschlossen wird. Davon wird genommen, soviel man gerade braucht, sei es zur Suppe oder zur Milch oder zum Mehlbrei. Wird der Mehlbrei teig- artig und auf heisse Platten gegossen und gebacken, so entsteht das harte, plinzenartig dünne und dem Norden eigenthümliche Flachbrod (Fladbröd). Eine derartige Kost ernährt die Männer, die tagtäglich auf der See in so angestrengter Weise arbeiten, nicht gut genug. Deshalb versäumt die Regierung keine Gelegenheit, den Leuten vorzuhalten: „Ihr müsst mehr Fisch, vor Allem mehr Leber und Rogen gemessen, damit eure Blutbildung eine reichlichere und bessere werde.“ Wie sehr die Regierung für die Gesundheit der Fischer sorgt, ist auch daraus zu ersehen, dass sie während der Fangzeit eine Anzahl Aerzte nach den Lofoten sendet (1893 : sieben), welche den Fischern und Schiffern unentgeltlich ärztlichen Rath ertheilen und ärztliche Hilfe bringen; die Patienten haben nur für die Medikamente aufzukommen. Wie fleissig diese Aerzte sind, sagt ausführlich die Statistik. Im Jahre 1893 hatten sie, von den Fällen ausserhalb des Bezirkes ganz abgesehen*), 4193 Personen in Behandlung gehabt. Davon waren 419 in Krankenhäusern untergebracht, und 9 Kranke verloren sie durch den Tod**). Der Gesundheitszustand war in diesem Jahre überhaupt ein recht günstiger. Die Ursache hierzu lag insofern in der herrschenden Winter- kälte und in dem verhältnissmässig starken Schneefall, als durch beide die schmutzigen Sumpflachen, die das Thauwetter mit sich bringt, zugedeckt und ausgefüllt werden, und dadurch wird die gesundheitsschädliche Ver- unreinigung der Gebrauchswasser unmöglich gemacht. Befördert doch das Handwerk, das die Leute treiben, die Verunreinigung der nahen Wasser- läufe durch die Abfälle, die beim Anstecken des Köders und beim Aus- schlachten der Fische unvermeidlich sind. Von dieser Arbeit sind die Netzefischer befreit. Kommen sie mit ihrem Fange ans Land, so verkaufen sie denselben und pflegen der Ruhe, sobald sie ihre Netze in Ordnung gebracht haben. An den Landliegetagen werden die grösseren Ausbesserungen besorgt. Die Tiefseeangler und Leinefischer dagegen verarbeiten den Fisch weiter, wenn sie vom Fange heimkehren. Wie die Fischarbeiter, so köpfen sie die Thiere, weiden sie aus, spalten sie auf und hängen sie auf. Hierbei werden Kopf, Schwimmblase, Leber und Rogen jedes für sich gesammelt. Der Strand wird zu einer allgemeinen Schlachtbank und erhält da, wo die Gestelle und Stangen zum Trocknen aufgerichtet sind, einen sonderbaren Anblick, der an einen Schuliwaaren- Jahrmarkt erinnert. Welchen Werth haben die Fische und ihre Produkte? Wozu werden die Köpfe, die Schwimmblasen, die Leber und der Rogen gebraucht? *) 741 Personen. **) Am meisten kamen vor Brustentzündung 113 Fälle, akute Krankheiten der Ver- dauungsorgane 117 Fälle, Wunden 148 Fälle, akute Diarrhoe 154 Fälle, Augenkrankheiten 213 Fälle, Krätze 250 Fälle, Stoss und Verrenkung 333 Fälle, chronischer Rheumatismus 346 Fälle, chronische Gastritis Cordialgi 365 Fälle und geschwollene Finger 391 Fälle. 17 6. Der Werth des Fisches und seiner Theile. Die abgehackten Köpfe, die früher als werthlos weggeworfen wurden, werden jetzt als Viehfutter und Düngemittel verwerthet. Im Jahre 1893 wurden hier 195 Männer gezählt, die nichts weiter betrieben, als den Ein- kauf von Fischköpfen. Sie versorgen damit Viehzüchter und Fabrikanten. In drei Fabriken, die eine befindet sich in Henningswär, die andere in Brottesnäs und die dritte in Swolwär, wurden in diesem Jahre 17,7 Mill. Dorschköpfe auf Guano verarbeitet. Die Fabrik in Brottesnäs allein stellte aus 7,9 Mill. Köpfen 16 560 Sack künstlichen Dünger her, der gern ge- kauft und gestreut wird. Vielleicht ebensoviel Köpfe mögen die Viehbesitzer auf kaufen. Sie kochen dieselben in Wasser und Salz weich und verfüttern in ausgekühltem Zustande bald die salzige Brühe, bald das Dickfutter, bald beides zugleich. Die Kühe nehmen dieses Futter gern und geben danach besonders reichlich Milch, die ohne jeden Beigeschmack ist. Aus den Schwimmblasen, die man erst jetzt hier und da zu sammeln anfängt, wird Leim gesotten. Ob diese Industrie sich verlohnen und weiter verbreiten wird, kann nur die Erfahrung entscheiden. Besser steht es um die Verwendung des Bogens. Man weiss ihn jetzt als blutbildendes Nahrungsmittel zu schätzen. Ausserdem wird er ein- gesalzen und als Köder zum Sardinenfang nach Frankreich verkauft. Was das Kilogramm jetzt kostet, kann ich nicht sagen; aber der Handel ist nicht unbedeutend. 1893 wurden 14 Mill. kg dahin versandt. Nach dem offiziellen Telegramm vom 30. März 1895 betrug bis dahin die Ausbeute an Bogen im Lofoten- und Nordmeerbezirk schon 43 719 hl. Noch werthvoller ist die Leber des Fisches. Aus ihr wird nicht bloss gewöhnlicher Fischthran, sondern auch der berühmte norwegische Leber- thran bereitet. Die hierfür eingerichteten Dampfkochereien, deren es im Jahre 1893 bereits 52 gab, besitzen die nöthigen Klär- und Beinigungs- apparate und konnten 37 510 hl feinen Medizinalthran fertigstellen. Nach dem neuesten offiziellen Berichte vom 30. März 1895 waren bis dahin auf den Lofoten 9345 hl Leber und 10 706 hl Medizinalthran, im Nordmeer- Distrikte dagegen 1195 hl Leber und 142 Tonnen Medizinalthran gebucht*). Und nun der Fisch selbst. Da die Lofoten und das ganze norwegische Festland äusserst dünn bevölkert sind, so kann nur der allerkleinste Theil der gefangenen Fische frisch genossen werden. Fast der ganze Fang muss deshalb abgedörrt oder eingesalzen oder sonst wie dauernd gemacht werden. Das verursacht selbstverständlich viel Arbeit. Zuerst werden die Fische geköpft, dann ausgeweidet und endlich gespalten oder, wie der Norweger sagt, ,,kleppetu. Darnach heissen die gespaltenen Fische „Klepfisk“, woraus die verstümmelte und falsch hergeleitete Form „Klippfisch“ geworden. Je zwei halbe Fische werden mit ihren Schwänzen zusammengebunden und auf Stöcken, daher Stockfisch, aufgehangen und gedörrt. In der Begel bleiben solche Fische bis zum 14. Juni darauf hängen und werden dann als „Dörrfisch“ (d. i. Törfisk) zumeist von „norischen Jachten“ (d. i. lange, breite Fahr- zeuge mit einem Mast und einem viereckigen Baasegel) nach Bergen, aber *) Zunge und Magen, schreibt Linde man, bilden einen geschätzten Nahrungsstoff. Ergänzungsheft Nr. 60 zu Peterm. Mitth., S. 86. 18 auch nach Russland verkauft und verschifft. Die eingesalzene Waare heisst Laberdan. Der Preis für den Dauerfisch ist nach Güte, Zeit und Umständen sehr verschieden, und daraus lässt sich der Werth des ganzen Fanges nicht zutreffend berechnen. Um einen minimalen Anhalt hierfür zu ge- winnen, verfolgt die Regierungsbehörde einen sehr einfachen Weg; sie ver- rechnet den gefangenen Fisch mit 25 Pf. das Stück. Darnach repräsen- tiren die 40 ^ Mill. Dorsche einen Werth von 10 1/8 Milk Mk.*). Da alle Geschäfte auf den Lofoten gegen baares Geld abgeschlossen werden und der Umsatz noch viel höher steigt als bis auf diese 10 1/8 Milk Mk., so wird es leicht verständlich, welche Arbeit und Mühe die grossen Banken in Christiania und Bergen haben, um das nöthige Geld in ausreichender Münze herbeizuschaffen. Von diesen 10]/8 Milk Mk. entfallen im Durchschnitt auf jeden Netze- fischer 240 Mk., auf jeden Leinefischer 285 Mk. und auf jeden Tiefseeangler 130 Mk. Diese Unterschiede im Verdienste werden noch grösser, wenn wir die Einnahmen einander gegenüberstellen, welche im Jahre 1893 die Fischer erhielten, die mit grösstem und kleinstem Erfolge gearbeitet hatten. Sie sagen uns, dass bei dem höchsten Brutto Verdienste ein Netzefischer 900 Mk., hei dem niedrigsten nur 45 Mk. „ „ „ Leinefischer 763 „ „ „ „ ,, 23 „ „ „ Tiefseeangler 394 „ „ „ „ „ 5 „ vereinnahmt hat. Diese Zahlen lehren weiter, dass der Fang um so einträglicher erscheint, je grösser und theurer die gebrauchten Fanggeräthe sind und dass das Meer, das unerschöpflich reiche Meer, dem fleissigen und mit Erfolg arbeitenden Fischer das Gold doch nicht so leicht und so haufenweise in den Schooss wirft, als Viele meinen. Der Lofotenfischer ist durch die Lage seiner Fischgründe sogar noch übler daran, als unsere deutschen Fischer, die ein verlangendes Land hinter sich haben. Das beweisen auch die Gesammtzahlen des Jahres 1893. Obgleich die Ausbeute an Dorschen, die in Geestemünde auf den Markt gebracht wurde, der Masse nach 18 mal kleiner war, als die von den Lofotenbänken, so wurde sie doch so theuer bezahlt, dass der Erlös dafür nur der fünfte Theil von dem auf 10 1/8 Milk Mk. berechneten Bruttobeträge war, der für die Lofoten zu Buche stand. Noch grösser erscheint dieser Werth, wenn wir ihn mit den Summen messen, welche die Engländer und Schotten aus den Dorschen lösen, die sie an den Orkney- und Shetlandsinseln alljährlich fangen. Damit dürfte der Satz, mit dem wir unseren Vortrag begannen, nach allen Richtungen be- leuchtet und begründet sein: Die Lofoten besitzen nicht nur die nördlichsten Fischgründe auf der ganzen Erde, sondern auch die ertragreichsten in ganz Europa. Zum Schluss sei noch bemerkt, dass für die Zuverlässigkeit der mitge- theilten Zahlen nicht nur Konsul Bernhard Br ons (vergh den 18. Jahresber. d. naturf. Gesellschaft zu Emden 1894), sondern vor Allen der Kommandeur- *) Lin dem an verzeichnet, auf die Schätzungen von Mohn gestützt, der auch den Werth der Nebenprodukte einschliesst, als Durchschnitt 13,9 Mill. Kronen (Min. 1869: 8.4 Mill. Kr. — Max. 1877: 19,4 Mill. Kr.). Der Werth ertrag für sämmtliche Fischereien Norwegens wird auf rund 24 Milk Kr. (Min. 1869 : 18, n Mill. Kr. — Max. 1877 : 29.4 Mill. Kr.) angegeben und davon kommen 60 % a^f Dorsch und 27,6 % auf Hering. 19 Kapitän der Marine, Herr Knaps selbst haften, welcher über die Lofoten- fischerei das amtliche Zahlenmaterial veröffentlicht hat. Ausserdem wurden H. B. Berger, die Fischerei in Norwegen 1873, und M. Lindeman, die Seefischerei 1880 benützt. Vergleichen wir unser Bild mit dem Gemälde, das wir in Brehm’s Thierleben (Band: Fische) vorfinden, so machen sich manche Unterschiede geltend. Da sollen 70 000 Menschen zusammenströmen, 16 000 Fahrzeuge fischen, da sollen 2000 in lange Leinen mit 1200 Angeln*) gebraucht werden, da soll man am. Strande buchstäblich in den blutigen Eingeweiden waten, da soll auf weite Strecken hin das Meer so mit Rogen und Milch der Fische bedeckt sein, dass sich hier ohne Wissen und Willen der Fischer eine künstliche Befruchtung der herausgeschnittenen Geschlechtsprodukte vollzöge. In so grossen und kühnen Strichen konnte ich das Bild nicht ent- werfen; dafür bringt es aber auch die wahren und thatsächlichen Verhält- nisse zur klaren und scharfen Anschauung, und das genügt mir. Ueber- schauen wir den Dorschfang auf den Lofoten, so müssen wir sagen: Grossartig ist die Landschaft, furchtbar das sturmgepeitschte Meer, an- strengend die Arbeit und still und bieder sind die Leute, die hier schaffen. Möchte ihnen auch in Zukunft der Dorsch alljährlich ihre Mühen und noch reicher lohnen als bisher. *) Lindeman spricht von Leinen, die 500 — 2400 Angeln tragen und meint damit aneinander geknüpfte Leinen. I II. Die Melaphyrgänge am ehemaligen Eisenhahntunnel im Plauenschen Grunde bei Dresden. Von Dr. W. Bergt. Den weit in die Umgebung Dresdens hinausgreifenden Bahnhofsbauten ist eine Merkwürdigkeit zum Opfer gefallen, welche länger als ein volles Jahrhundert die Aufmerksamkeit der Geologen erregt und zu immer sich erneuenden Untersuchungen Anlass gegeben hat. Mit der Beseitigung des Eisenbahntunnels im Plauenschen Grunde verschwinden im Jahre 1895 vollständig die längst bekannten berühmten und von Fachleuten viel be- suchten Melaphyrgänge. Welche Bedeutung sie in der Geologie besessen haben, sollen die folgenden Zeilen lehren, in denen der Verfasser auf Veranlassung des Herrn Geh. Hofrathes Dr. H. B. Geinitz die ältere Literaturzusammenstellung von B. von Cotta aus dem Jahre 1836 und die jüngere von B. Doss aus dem Jahre 1889 zu einem ausführlicheren Erinnerungsblatt erweiterte. Die Werke und Abhandlungen, in denen der Melaphyrgänge kürzer oder eingehender Erwähnung geschieht, sind in Folgendem der Zeit nach angeführt. Die ihnen Vorgesetzten Zahlen dienen im Text als Citate. 1. Chr. Fr. Schultze: Nachricht von den bei Zöblitz und an anderen Orten in Sachsen befindlichen Serpentinsteinarten. Nebst einem Anhänge vom Topf- oder Lavetzsteine und den mancherlei Vortheilen, die man sich wahr- scheinlicherweise davon zu versprechen hat. Dresden und Leipzig 1771, S. 8; 2. A. G. Werner: Neue Theorie von der Entstehung der Gänge mit Anwendung auf den Bergbau. Freiberg 1791, S. 81; 3. J. K. Freiesieben: Mineral.- bergmännische Beobachtungen auf einer Beise durch einen Theil des meissner und erzgebirgischen Kreises zu Anfang des 1791. Jahres. Bergmänn. Journal 1792, Bd. II, S. 154; 4. W. G. Becker: Der Plauische Grund bei Dresden mit Hinsicht auf Naturgeschichte und schöne Gartenkunst. Nürnberg 1799, S. 36, 45; 5. A. Tauber: Mineral. Beschreibung des Plauischen Grundes bis Tharand. Im vorigen enthalten S. 12, 13; 6. J. K. Freiesieben: Beiträge zur Naturgeschichte der Gänge. Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde 1800*), Bd. IV, 2. Lief., S. 62, 76, 143; 7. Ch. G. Pötzsch: Bemerkungen und Beobachtungen über das Vorkommen des Granits in geschichteten Lagen oder Bänken u. s. w., wie auch über den Syenit u. s. w. Dresden 1803, S. 336; *) Bei Doss irrthümlicherweise 1780. Ges. Isis in Dresden, 1895. — Abh. 2. 21 8. J. F. Daubuisson: Memoire sur les Basaltes de la Saxe. Paris 1803, S. 39. Ins Englische übersetzt von P. Neill: An account of the Basalts of Saxony. Edinburgh 1814, S. 70; 9. K. von Raumer: Geognostische Fragmente. Nürnberg 1811, S. 38; 10. C. von Sternberg: Versuch einer geognostisch-botanischen Dar- stellung der Flora der Vorwelt. 1820, I, S. 8; 11. A. H. von Bonnard: Geognostischer Versuch über das Erz- gebirge Sachsens. Auszug in Leonhard’s Taschenbuch für die gesammte Mineralogie. 1822, S. 129; 12. K. L. Krutzsch: Gebirgs- und Bodenkunde. Dresden und Leipzig 1827, l.Theil, S. 157; 13. A. Klipstein: Brief in Leonhard’s Mineral. Zeitschr. 1829, S. 502 und 14. Geogn. Bemerkungen. 1830, S. 10; 15. A. Boue: Geogn. Gemälde von Deutschland, herausgeg. von Leon- hard. Frankfurt a. M. 1829, S. 172; 16. J. K. Freiesieben: Magazin für die Oryktographie von Sachsen. 1829, Heft 3, S. 105; ebenda 1831, Heft 5, S. 47, 48; 17. K. C. von Leonhard: Einige geol. Erscheinungen in der Gegend um Meissen. Leonhard’s Jahrb. 1834, S. 136; 18. B. von Cotta: Geologische Beschreibung der Gegend von Tharandt. 1836, S. 114, Abb. Taf.II, Fig. 11. l.Theil der „Geognostisclien Wanderungen“; 19. Derselbe: Briefl. Mittheilung im N. Jahrb. f. Min. 1848, S. 688, mit Abb.; 20. Derselbe: Geologische Fragen. Dresden und Leipzig 1858, S. 217, mit Abb.; 21. A. Petzoldt : Beiträge zur Geognosie von Tyrol. Leipzig 1843, S. 4; 22. J. Roth: Die Kugelformen im Mineralreich und deren Einfluss auf die Absonderungsgestalten der Gesteine. Dresden und Leipzig 1844. Erläuterung zu Taf. II, Fig. 1, S. 37, 38; 23. C. F. Naumann: Erläuterungen zu Sekt. X der geogn. Karte des Königr. Sachsen. Dresden und Leipzig 1845, S. 373; 24. K. C. von Leonhard: Lehrbuch der Geognosie und Geologie. Stuttgart 1846, S. 169, mit Abb.; 25. H. B. Geinitz: lieber die Entstehung des Plauenschen Grundes. Wochenblatt, für den Plauenschen Grund und Umgegend. 1848, Nr. 5, 6, 7; 26. Derselbe: Früheste und späteste Nachrichten aus dem Plauen- schen Grunde. Wissenschaftl. Beilage der Leipz. Zeitung. 1854, Nr. 35, 36 ff., 37; 27. Derselbe : Geognostische Darstellung der Steinkohlenformation in Sachsen etc. Leipzig 1856, S. 72; 28. Derselbe: Die Entstehung des Plauenschen Grundes. Sachsen- grün, kulturgeschichtl. Zeitschr. Dresden 1861, Nr. 9, S. 98 — 99; Nr. 10, S. 105 — 107, mit Abb. auf S. 97. 29. Derselbe : Das Elbthalgebirge in Sachsen. I. Th. (Palaeonto- graphica, Bd. XXL) 1871, S. 7; 30. F. Zirkel: Mikromineral. Mitth. Neues Jahrb. f. Mineral. 1870, S. 808; 31. G. Haar mann: Mikrosk. Untersuch, über die Struktur und Zu- sammensetzung der Melaphyre. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellschaft. 1873, S. 452, 453; 22 32. H. Möhl: Das Ganggestein des Plauensclien Grundes ist Minette. Neues Jahrb. f. Min. 1875, S. 176; 33. A. Wicli mann: Begriff von Melaphyr und Minette. Neues Jahrb. f. Min. 1875, S. 623; 34. E. Kalkowsky: Elemente der Lithologie. Heidelberg 1886, S. 127; 35. J. Iloth: Allgem. u. chemische Geologie. Berlin 1887, Bd. II, S. 27, 182; 36. W. von Gümbel: Grundzüge der Geologie. Kassel 1888, S. 136; 37. Br. Doss: Die Lamprophyre und Melaphyre des Plauensclien Grundes bei Dresden. Tsch. Min. u. petrogr. Mitth. XI, S. 1 — 66; 38. Erläuterungen zur geol. Specialkarte des Königr. Sachsen, Bl. Dresden, Nr. 66, 1893, S. 30; 39. F. Zirkel: Lehrbuch der Petrographie, II. Bd. 1894, S. 861. Bevor die Melaphyrgänge des Plauensclien Grundes Gegenstand wissen- schaftlicher Untersuchungen wurden, hatten sie schon aus praktischem bergmännischen Interesse Anziehung ausgeübt. Etwa in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, „in einer Zeit reger Bergbaulust, wo man fast jeden Gang und die Klüfte mit kleinen Stollen untersuchte, nahm man die Gänge auch wohl auf Grund alter fabelhafter Sagen von ungeheueren Schätzen auf edle Metalle in Angriff, aber ohne Erfolg.“ Zum ersten Mal werden die Gänge in den Kreis wissenschaftlicher Erörterungen gezogen durch den Dresdner Mineralogen Schultz e (1) im Jahre 1771 mit den Worten: „Und endlich befindet sich allhier in dem plauischen Grunde, unweit der sogenannten Buschmühle eine Felsen- klippe, in welche ein mächtiger Gang einsetzt, der mit dunkelgrauem Serpentinsteine angefüllt ist.“ Zwanzig Jahre später nennt Werner (2) 1791 das Ganggestein Basalt, ohne sich weiter damit zu beschäftigen. Eine ausführlichere Beschreibung finden wir zum ersten Male bei Freiesieben (3) 1792. Der Gang, welcher einige Schritte von der dritten Mühle nordwärts aufsetzt, „ist 2 J/2 Ellen mächtig und besteht aus sehr zerklüftetem, etwas mürbem, Wacke sich näherndem Basalte, der uneben, von sehr grobem Korne, unabgesondert und ziemlich rein ist; nur ist Hornblende und Glimmer sehr fein in ihn ein- gemengt, und er hat ziemlich häufig rothe und braune Eisenockerflecken.“ „Neben ihm .... findet man noch einen Basaltgang, welcher in seiner Mitte einen kleinen Bug bekommen hat. Er ist fast saiger, doch neigt er sich etwas gegen W., auch scheint er sich oben so zu wenden, dass er zu dem vorherbeschriebenen kommt und alsdann mit ihm einen Gang ausmacht. Er ist 3/4 Ellen mächtig und sein Basalt unterscheidet sich von dem vorigen bloss durch die weit häufiger und deutlicher in ihn ein- gemengte Hornblende.“ Sehr eingehend werden die Gänge im Syenit in dem Becker’schen W erke (4) 1799 behandelt. Dasselbe muss für die damalige Zeit ein Prachtwerk genannt werden. Neben einer landschaftlichen, durch eine genaue Karte und zahlreiche Kupferstiche unterstützten Beschreibung des Plauensclien Grundes bis und mit Tharandt finden wir darin ein Ver- zeichniss der wildwachsenden Pflanzen von Er. Tr. Pursch, ein Ver- zeichniss der merkwürdigsten Insekten von Ludw. Heinr. Ereiherrn von Block mit sehr schönen bunten Kupfern und endlich eine eingehende mineralogische Beschreibung von Andreas Tauber mit farbigen Profilen. 23 Becker sagt über die Gänge: „Die tiefe Entblössung dieses Syenit- gebirges und die mancherlei merkwürdigen Gänge, welche dasselbe durch- setzen, können einem Jeden, der mit der Bergkunde noch unbekannt ist, eine deutliche Vorstellung von dem inneren Bau der Gebirge geben und ihn lehren, was eigentlich Gänge sind, welche in den Tiefen der Gebirge die Schätze der Erde enthalten. Unter diesen sind hauptsächlich zwei Wackengänge beim Schweizerbette merkwürdig, die in älteren Zeiten, wo man überall Gold und Silber vermuthete, zu -sonderbaren Fabeln Ver- anlassung gegeben haben. “ — „Eine der merkwürdigsten von den hervor- ragenden, jetzt weggebrochenen Felsenklippen war das sog. Schweizerbette kurz vor der zweiten Mühle, welche den Namen Königsmühle erhalten, weil sie im Jahre 1747 unter der Regierung des Königs August III. erbaut worden ist. Dieses Schweizerbette, welches sich zwischen dem ersten und zweiten daselbst zu Tage aussetzenden Basaltgang befand, war eine herüber- ragende Felsklippe, die etwa 6 Ellen hoch, etliche Ellen breit und oben zwar flach, doch abschüssig war.“ Tauber (5) beschreibt in seinen fachmännischen Erörterungen die Gänge des Grundes genauer. „Sowohl im Grunde als auch in seinen zu beiden Seiten hereinbrechenden Schluchten setzen sehr viele Gänge und Klüfte zu Tage aus. Auf der Westseite bei dem Schweizerbette kommen drei stehende Gänge nebeneinander heraus. Der erste ist 20 Zoll mächtig, fällt 70 0 nach Osten, in seiner Mitte aber wendet er sich in einem flachen Bogen nach Westen. Seine Gangmasse ist Wacke mit kleinen Horn- blendekrystallen , Glimmerblättchen, Kalkspath, Quarz und Spatheisen- körnern gemengt und in rhomboidalische Stücke zerklüftet. Der andere, etliche Ellen davon entfernte hat die nämliche Gangmasse und Gemeng- theile, ist 2 ]/2 Ellen mächtig, streicht Stunde 3, fällt 75° nach Osten, alsdann wendet er sich in St. 3 mit 76 0 Fallen nach Westen. Hierauf nimmt er 3 1/2 Ellen weiter unten sein voriges Streichen und Fallen an.“ Das Becker’sche Werk mit den ausführlichen geologischen Erörte- rungen von Tauber war wohl geeignet, die landschaftlichen, noch nicht durch ausgedehnte Industrie beeinträchtigten und verrussten Schönheiten und geologischen Merkwürdigkeiten des Plauenschen Grundes weiter be- kannt zu machen. Wir begegnen denn auch im Anfang dieses Jahrhunderts zahlreichen Notizen über denselben und die „Basalt“- Gänge. Kurz darauf findet Freiesieben (6) 1800 an dem „dunkelen graulich - schwarzen Gestein des einen Wackenganges mit seinen gelblichen und röthlich - grauen Flecken ganz das Ansehen des Zöblitzer Serpentin- steines.“ In den ausführlichen Bemerkungen von Pötzsch (7) 1803, welche in Bezug auf die mineralogische Zusammensetzung der Ganggesteine mit denen von Freiesieben und Tauber übereinstimmen, dürfte Folgendes interessant sein: „Das Ganze ist in rhomboidalische oder vielmehr in meist gleichseitige Prismen von ungefähr 12 Zoll breit und 6 Zoll hoch, zerklüftet. Vermöge der nebeneinander gelagerten Würfel erhalten diese Gänge ein treppenförmiges Ansehen, das völlig einer sogenannten Katzen- treppe an einem steinernen Giebel grosser Häuser gleichet. Anfänglich, als dieselben vom Fusse an bis oben hinaus frisch entblösst waren, er- regte diese sogleich in die Augen fallende Erscheinung bei jedem Vorüber- gehenden Bewunderung. Nunmehr aber haben beide durch die Witterung und durch Einsturz an ihrem äussern grotesken Ansehen gar vieles ver- 24 loren.“ — „Die Masse des zweiten Ganges wird von einer mitten durch- schneidenden Kluft in zwei gleiche Theile zersetzt,“ Pötzsch entscheidet sich für keinen der bisher gebrauchten Bezeich- nungen Basalt und Wacke, findet aber eine grosse Uebereinstimmung mit dem schwedischen „Trapp“. Kalkspath soll „auf den Ablösungsklüften in äusserst kleinen zusammengehäuften Nadeln, die sternförmig auseinander- laufen, angeflogen“ sein. Daubuisson (8) 1803, Raumer (9) 1811 und Sternberg (10) 1820 führen unser Gestein als Basalt an. Aber Daubuisson will das Gestein des einen Ganges eher für einen Grünstein oder Hornblendefels halten, als Basalt. „Den letzteren erreicht es nicht an Härte und spec. Gewicht.“ Interessant ist, wie schon Daubuisson auf Grund seiner eingehenden Basaltkenntniss das Gestein des Plauenschen Grundes wegen seines äusseren Aussehens und seiner unbasaltischen Eigenschaften nicht zum Basalt ge- stellt wissen will. Daubuisson, der das Vorkommen wohl zweifellos als Freiberger Student selbst gesehen hat, berichtet weiter, dass die Gangmasse „in sehr unregel- mässige wie die Scheite in einem Zimmerhof horizontal gelagerte Prismen getheilt“ ist. Dagegen scheint Sternberg über die erwähnte Absonderung nicht aus eigener Erfahrung zu berichten. Bei ihm werden die „unregel- mässigen Prismen“ Daubuisson’s zu „horizontal liegenden prismatischen Säulen, mit denen der Basalt die Spalten oder Klüfte zu erfüllen scheine.“ Von einigem Interesse wäre es, festzustellen, oh die an Basalten so häufig und schön zu beobachtende säulenförmige Absonderung in der Regel- mässigkeit, wie die Worte Sternberg’s glauben machen wollen, jemals auf- getreten ist. Die Schilderungen Tauber’s, Pötzsch’s und Daubuisson’s sprechen nicht dafür, ebensowenig die späteren Angaben darüber. Nach Bonnard (11) 1822 „scheint der eine der Gänge mit einer, gewissem Uebergangsgrünstein sehr ähnlichen Masse erfüllt, der andere zeigt ein hornsteinartiges Gestein, das ein basaltisches Ansehen hat und specksteinartige Partieen aufnimmt.“ In schärfstem Gegensatz zu den bisherigen Auffassungen, namentlich zu den oben angeführten Worten Beckers: „Die Gänge etc. im Plauen- schen Grunde können lehren, was eigentlich Gänge sind, welche in den Tiefen der Gebirge die Schätze der Erde enthalten“ stehen Krutzsch (12) 1827 und Klipstein (13) 1829. Sie leugnen die Gangnatur über- haupt. Der Erste, Krutzsch, sagt: „Wie der Feldspath stellenweise in grösseren Massen sich an gesammelt hat, die nur einzelne kleine Horn- blendetheilchen einschliessen ; so findet sich auch die Hornblende in Nestern oder in ader- und gangartigen Streifen mit nur wenig Feldspath entweder in einem grünstein- oder hornblendegesteinartigen Gemenge, welches zuweilen dem Basalte gleicht.“ In einer Anmerkung hierzu heisst es nochmals ausdrücklich: „Was man für Basaltgänge im Syenit des Plauenschen Grundes hat halten wollen, ist nichts weiter als eine fast dichte Masse aus Hornblende und wenig Feldspath gemengt.“ Ihm scldiesst sich Klip st ein an, indem er ausführt: „Die öfteren gangförmigen Ausscheidungen eines bald feinkörnigen, bald sehr grob- und ungleichkörnigen Gemenges, theils aus Quarz und Feldspath, theils auch aus Hornblende und Feldspath bestehend, können doch nicht als eigentliche Gangbildung angesehen werden. — Sollte Herr Tauber nicht auch einige dieser feinkörnigen Lager mit Gängen verwechselt haben, 25 welche er als mit Wacke und Syenit ausgefüllt anführt.“ Die Worte von Krutzsch und Klipstein machen fast den Eindruck, als hätten sie das, was andere Basalt etc. genannt haben, überhaupt nicht gesehen, obgleich dies wohl kaum anzunehmen ist. Bei Boue (15) 1829 taucht zum ersten Mal der Olivin als Gemeng- theil des Gesteines auf, welches Boue als „eine basaltische Trappfelsart beschreibt, die ziemlich feldspathreich ist und Krystalle gelbbraunen Glimmers und schwarzen Augits einschliesst. Hin und wieder scheinen auch olivinartige Partieen sich zu finden.“ Uebrigens „ist das Gestein regellos abgesondert in wagrecht liegende Säulen und die stets dem Liegenden der Gänge parallelen Blasenräume sind mit Kalkspatli oder mit einer grünen specksteinähnlichen Substanz angefüllt.“ Einer dieser Gänge hat 1 1/2 Fuss, der andere 3 Fuss Mächtigkeit. Sie streichen aus 0. nach W. und fallen unter 30 0 gegen W. In der Höhe des Felsens ver- einigen sich beide und bilden ein Y. In demselben Jahre 1829 erwähnt Freiesieh en (16) das Vorkommen von rotliem „Blätterzeolith“ (Stilbit) in den mandel- oder grünsteinartigen Basaltgängen. Früher, als er weniger deutlich vorkam, habe man ihn für rothen Feldspath gehalten. Derselbe Verfasser schreibt bald darauf, dass das Gestein zu verschiedenen Zeiten, so wie der seit einigen Jahren angelegte Steinbruch sich änderte, einen verschiedenen Charakter besessen habe. Zur Zeit zeige sich die Masse als ein Mittelgestein zwischen Grün- stein, Wacke und Basalt, das man wohl als echten Syenit oder vielleicht mit noch mehrerem Rechte als gangförmige Ausscheidungen sehr fein- körnigen Syenites betrachten könnte, indem es übrigens das nämliche Gestein ist, was die Technologen schwarzen Granit oder orientalischen Basalt nennen. Es ist meist dunkelgrünlichschwarz und für Basalt nicht dicht und hart genug. — „Im vorigen Jahre habe ich einige regelmässige, sich glatt ablösende, rundliche Gestalten darin gefunden, die man (bei ihrer Aehnlichkeit mit manchen Gryphiten) im ersten Anblick wohl für Muschelversteinerungen halten könnte; jedenfalls scheinen sie fernere Untersuchungen zu verdienen.“ Anziehend schildert Leonhard (17) 1834 seinen ersten Besuch im Plauenschen Grunde. Im Jahre 1834, also noch vor dem Erscheinen der geognostischen Wanderungen Cotta’s erzählt er in einer Abhandlung seines Jahrbuches: ?, Geführt von einem jungen, mir überaus werthen Freunde (B. von Cotta war damals 26 Jahre), dessen Kenntnisse der Wissenschaft reiche Ernte bringen werden, wurde es mir leicht, in der kurzen Zeit weniger Tage mich mit den bedeutendsten Phänomenen durch eigene An- sicht vertraut zu machen. Ich sah, geleitet von Dr. Cotta, die schönen Gänge von Augit- Porphyr im Syenit an der Königsmühle im Plauenschen Grunde.“ 1836 belegte ebenderselbe Cotta (18) unser Ganggestein mit dem Namen Melaphyr, welcher 1813 von A. Brongniart aufgestellt, von Leop. von Buch auf verschiedene Gesteine Deutschlands angewandt worden war. „Die Verschiedenartigkeit der Meinungen“, sagt Cotta, „über den richtigen Namen dieses Ganggesteines macht die reiche Litteratur hierüber (welche Cotta zusammenstellt) besonders interessant und den Steinbruch bei der Königsmühle zugleich zu einer vielerwähnten klassischen Stelle.“ An einer anderen Stelle: „Die Grenzen dieser Gänge gegen den Syenit sind vollkommen scharf, hier und da aber sonderbar verzahnt. Bei genauerer 26 Untersuchung des Gesteines findet man, dass es wohl mit Unrecht Basalt genannt worden ist; ich glaube es mit grösserem Hechte dem Melaphyr des Herrn von Buch beizählen zu können, da dieser berühmte Geologe es selbst so nannte.“ Von dem Verdacht, Versteinerungen zu enthalten, befreit Cotta den Melaphyr mit den Worten: „Zuweilen findet man kleine abgerundete Körper in dem Gestein, welche, mit glänzenden Schüppchen überzogen, das Ansehen von Versteinerungen haben und auch wirklich dafür gehalten worden sind. Ihre ganz ungleichmässige Form und Grösse überzeugt jedoch vom Gegentheile; im Innern bestehen sie gewöhnlich aus Zeolith oder Kalkspath.“ In seinem Werkchen (18) giebt Cotta zugleich eine Skizze des Syenit- bruches an der Königsmühle mit den Melaphyrgängen. Aus der ausführ- lichen Beschreibung des Bruches, wie er sich damals dem Auge darbot, sei noch Folgendes hervorgehoben: „An der östlichen Ecke des Stein- bruches zeigt sich noch ein dritter — weit undeutlicher, begrenzter — solcher Gang im Syenit .... Zahllose Syenitbrocken schwimmen in dem Gestein dieses Ganges, welches weniger krystallinisch und mehr bräunlich von Farbe ist, als das der beiden anderen; eine Modifikation, die wohl durch Einwirkung der vielen eingeschlossenen Syenitstücke bedingt sein kann. Dasselbe Brecciengestein sieht man auch am oberen Felsrande links neben dem Hauptgange anstehen.“ Die Uebereinstimmung der Cotta’schen Benennung mit der heutigen verliert allerdings etwas an Bedeutung, wenn wir an die Unbestimmtheit des damaligen Begriffes „Melaphyr“ denken, der, wie Girard seiner Zeit sagte: „wie ein schwarzes Gespenst auf der Bühne der Wissenschaft er- schienen ist, ohne dass ihn Jemand bestimmt zu fassen vermochte.“ „Der Name wurde lediglich nach dem äusseren Ansehen aufgestellt, ohne bestimmte Kenntniss von der eigentlichen Constitution des so Bezeichneten fortgepflanzt.“*) Die Bestimmung des Begriffes „Melaphyr“ in dem heutigen Sinne erfolgte erst 1887 durch Rosenbusch. Mit der Cotta’schen Benennung kam freilich das Ganggestein des Plauenschen Grundes keineswegs zur Ruhe; es theilte vielmehr das Schicksal seines Namens. Schon wenige Jahre darauf taucht es bei Petzoldt (21) 1843 als Augitporphyr auf. „Bald war Dresden unseren Blicken ent- schwunden, und der romantische Plauensche Grund hätte uns ebenso bald im Rücken gelegen, wenn es uns nicht gewissermassen Verrath an der Heimath geschienen hätte, seine Augitporphyre (Melaphyre) ohne be- sondere Begrüssung vorüberfliegen zu lassen. Wie hätten wir vorüber- fahren können, wo es galt, Tyrol mit seinen klassischen Melaphyr en (jetzt Augitporphyrit genannt d. Verf.) zu besuchen. Für uns war es eine moralische No th wendigkeit, an diesem Orte zu verweilen.“ An einer anderen Stelle betont Petzoldt besonders das eruptive Empordringen der Gangmasse gegenüber der Ansicht der syenitischen Ausscheidungen: „Was aber diesen Gängen ganz besonderes Interesse ver- leiht, das ist ihr Verhalten zum Syenit und die Art und Weise der Ab- sonderung ihres Gesteines, indem durch diese Erscheinungen der unleug- bare Beweis ihres gewaltsamen plutonischen Aufsteigens im feurig-flüssigen Zustande geliefert wird.“ *) Siehe darüber F. Zirkel: Lehrbuch der Petrographie, Bd. II, 1894, S. 847 — 851. 27 Ein schärferer Gegensatz zu Krutzsch, Klipstein, Freiesieben, welche die Gangnatur leugneten, kann kaum gedacht werden. Als besondere Stützpunkte für die eruptive Natur führt Petzoldt an: die zahlreichen Syenitbruchstücke, welche sich in der Gangmasse ein- geschlossen finden; die deutlich prismatische Absonderung, welche auch hier senkrecht zur abkühlenden Fläche stattfindet; und als recht zweifel- haften Beweis für das gewaltsame Aufsteigen der Gangmasse die an den Berührungspunkten von Porphyr und Syenit zu beobachtenden vertikal- gestreiften Bntschflächen. „Man kann“, so schliesst Petzoldt diese Betrachtungen, „in der That nicht leicht einen Punkt finden, wo auf so kleinem Raume sich so vieles zur Bestätigung der pliitonischen Hypothese vereinigt.“ Auch Roth (22) 1844 und Naumann (23) 1845 nennen unser Ge- stein Augitporphyr. Der Letztere beschreibt es unter diesem Namen bei den Basalten. Einer der Gänge „lässt eine Anlage zu prismatischer Absonderung rechtwinkelig auf seine Salbänder erkennen.“ ,,Die Grund- masse besitzt allerdings nicht die Härte der gewöhnlichen Basalte.“ „Beide Gänge zeigen im oberen Theile des Steinbruches eine sehr auf- fallende Verwerfung.“ Roth gieht auf Taf. II, Fig. 1 einen ausgezeichneten, möglichst natur- getreuen Steindruck von dem rechts gelegenen Theil des Syenitsteinbruches ohnweit der Königsmühle mit seinen zwei Gängen von Augitporphyr. Auch er erwähnt die, „wenn auch undeutliche“ Absonderung in horizon- tale Prismen. „Nebenbei sieht man einen 2 Fuss im Durchmesser halten- den Syenitblock in die Masse des Porphyrs eingeschlossen, zum ander- weitigen Beweise des plutonischen Aufdringens dieses Porphyrs.“ Bruchstücke des Syenites im Melaphyr tauchen nochmals im Jahre 1848 auf. Cotta berichtet in einem Brief an Leonhard (19): „Von Bruchstücken, die gewissermassen erst halb losgerissen sind und mit dem einen Ende noch an der ursprünglichen Verbindungsstelle ruhen, sieht man jetzt zwei recht deutliche Beispiele in den Melaphyrgängen , welche hei der Königsmühle im plauenschen Grunde den Syenit durchsetzen.“ In Fig. 2 auf Taf. X giebt Cotta diese Verhältnisse in einer Skizze wieder, ebenso durch eine Abbildung im Text in den „Geol. Fragen“ (20) 1858. Das Dresdner mineral.- geol. Museum besitzt einen grossen Melaphyrblock, welcher ein etwa 16 cm grosses Syenitbruchstück einschliesst. Die Ansicht von H. B. Geinitz (25 — 29) 1848 — 1871 über unseren Gegenstand möge durch dessen eigene Worte im „Elbthalgebirge“ wieder- gegeben werden: „Dieses augitreiche Gestein kann seiner petrographischen Beschaffenheit und seinem Alter nach nur zu den Basalten gestellt werden. Ihm verdankt man ganz vornehmlich die Entstehung eines Theiles des Plauenschen Grundes“, welche erst nach Ablagerung des Pläners erfolgt sein könnte. Mit der Aufreissungsspalte des Plauenschen Grundes sollen die Klüfte gleichalterig sein, welche mit unserem Melaphyr erfüllt wurden. (Ausführliches darüber in 25 — 29). Der Abhandlung in „Sachsengrün“ (28) 1861 ist ein Holzschnitt von Friedrich Seidel beigegeben, welcher unter allen Abbildungen am besten die Gänge und deren Lage am oberen Ausgang des Tunnels veranschaulicht. Eine Wiedergabe desselben s. Tafel I dieses Heftes. Der von H. B. Geinitz im Jahre 1854 ausgesprochene Wunsch, die Melaphyrgänge sollten als Siegestrophäen der plutonischen Thätigkeit bei 28 fc der Bildung des Plauenschen Grundes ewig erhalten bleiben, ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Mit dem Jahre 1870 beginnt die mikroskopische Untersuchung des Ganggesteines. Auch sie vermag nicht sofort vollkommene Klarheit über die Natur des Gesteines zu geben. Das letztere erfährt vielmehr an sich die wechselnden Schicksale der jungen, rasch sich entwickelnden mikro- skopischen Petrographie. F. Zirkel (30) erwähnt 1870 das Vorkommen von mikroskopischen Apatit in dem „Melaphyr des Plauenschen Grundes.“ Haar mann (31) 1873 stellt abermals mikroskopisch die Anwesenheit von Olivin fest, der theils frisch, theils serpentinisirt auftrete, wie in dem Melaphyr aus dem Fassatliale. Während Haarmann den Mangel an Hornblende in dem Gestein be- tont, will Mo hl (32), gänzlich abweichend hiervon, das Gestein wegen seines Reichthums an Hornblende, den Haarmann für Augit angesehen habe, zur Minette stellen. „So lange der Name Minette fortbesteht, ge- hört das Ganggestein im Plauenschen Grunde hierher und weder zu den Melaphyren noch Basalten“, fordert Möhl kategorisch. Nach Möhl’s Untersuchungen ist „die Zusammensetzung im Allgemeinen dieselbe an verschiedenen Stellen des Ganges und Abweichungen sind fast nur in dem Grössenverhältniss der constituirenden Mineralien zu suchen, wo- gegen nach dem Salbande hin wesentliche Aenderungen eintreten.“ Gegen die Bezeichnung „Minette“ wendet sich Wichmann (33) 1875: „Glimmer betheiligt sich nicht derart an der Zusammensetzung, dass das Gestein den Glimmergesteinen beizuzählen wäre. Bedenkt man, dass der Olivin im Allgemeinen der Minette fehlt und ferner, dass das Gestein aus dem Plauenschen Grunde der Hauptsache nach ein Plagioklas - Augit- G estein ist, so wird es als wenig gerechtfertigt erscheinen, für den Namen „Melaphyr“ den Namen „Minette“ zu substituiren.“ Kalkowsky (34) 1886 rechnet es zu den „Glimmermelaphyren“ und lässt es seinem ganzen Habitus und geologischem Auftreten nach dem Olivin -Kersantit nahe stehen. — Roth (35), Gümbel (36) und Zirkel (39) führen es unter den Melaphyren an. Zuletzt hat Doss (37) 1889 unser vielumstrittenes Gestein zum Gegenstand eingehender Studien gemacht, dasselbe nebst den übrigen im Plauenschen Grunde auftretenden Ganggesteineil vergleichend betrachtet und beurtheilt. Zwei beigegebene Kärtchen bezeichnen für immer die Stelle, wo sich die bald verschwundenen Gänge befunden haben. Doss kommt zu folgendem Sclilussergebniss: „Das Gestein der beiden Gänge am Eisenbahntunnel bei der Haltestelle Plauen ebenso wie das oberhalb „Eiswurms Lager“ ist ein olivin haltiges Plagioklas- Augit -Biotit -Gestein mit porphyrischer Structur. Die Hornblende besitzt classificatorisch nicht den Werth der übrigen Gemengtheile. Das Alter ist nicht genau be- stimmbar, da über dem Syenit, den es durchbricht, keine geologische Formation gelegen ist. Dass wir es mit einem vortertiären Gestein zu thun haben, ‘kann nur durch die petrographisclie Beschaffenheit wahr- scheinlich gemacht werden; von den Basalten trennt es die wenig feste Beschaffenheit der Grundmasse, der grosse Gehalt an Biotit, die leichte Neigung zur Verwitterung. Von Bezeichnungen, die sich auf vortertiäre Gesteine beziehen, ist vor allem die ihm von Möhl beigelegte Benennung Minette zu verwerfen. Unser in Rede stehendes Gestein können wir als 29 Glimmermelaphyr bezeichnen, welcher local ziemlich hornblenclereich werden kann. Er steht der von Rosenbusch aufgestellten Gruppe des Weiselbergits am nächsten (S. 63). Mit den Lamprophyren des Plauenschen Grundes hat der Glimmermelaphyr nichts zu tliun. Gewisse Erscheinungen deuten darauf hin (siehe darüber Doss S. 64, 65), dass der Melaphyr jünger als jene Lamprophyre ist. Und dies würde uns ein Recht geben, das in Frage stehende Ganggestein von den älteren dyadischen Melaphyren zu trennen und es, wie dies schon H. B. Geinitz that, als jüngeren Me- laphyr — aber nicht als Basalt — zu bezeichnen.“ Die Auffassung der geologischen Landesuntersuchung (38) 1893 weicht von derjenigen Doss’ nicht ab. — Wenn wir scherzweise 1771 (Schultze) als das Geburtsjahr der Melaphyrgänge an der Königsmühle, d. h. als Jahr ihres Eintrittes in den Kreis wissenschaftlicher Untersuchung, 1889 (Doss) als Emeritirungs- jahr und 1895 als Sterbejahr annehmen, dann haben sie ein Alter in diesem Sinne von 124 Jahren erreicht. 118 Jahre lang ist an ihnen herumgezogen und gezerrt worden, grosse Männer haben sich an ihnen die Köpfe zerbrochen und wenn sie glaubten, das Richtige gefunden zu haben, dann tauchte ein anderer mit neuer Weisheit empor. Vieler Augen haben die Gänge von Kopf bis zu Fuss gemustert und sind bis in ihr innerstes Mark gedrungen, Hunderte von Geologenhämmern rüttelten an ihnen, wenn sie einmal vor dem Steinbruchsbetrieb Ruhe hatten; in den chemischen Gläsern und Retorten wurden Theile von ihnen ausgekocht und ausgesogen, vor dem Löthrohr gepeinigt und gequält. Die neueren Petrographen folterten die Gangmasse so lange mit Diamant- pulver und Smirgel, bis das unzugängliche schwarze Herz durchsichtig wurde und den forschenden Blicken Eingang gewährte bis in die innersten Falten. Grosses aber haben sie auch dafür gesehen und erlebt, die Be- gründung der Geologie als Wissenschaft zu Freiberg, den gewaltigen Auf- schwung derselben in diesem Jahrhundert, die glänzende Entwickelung der neueren Petrographie. Eingegraben sind ihre Namen, ihr Aussehen in die Bücher der Wissen- schaft. Zwar sind sie vergangen; wie lange aber wird es dauern, da gräbt vielleicht ein des Doktorhutes Lüsterner ihre „Gebeine“ aus den Schubläden einer Privatsammlung oder eines Museums aus und findet an ihnen Eigenschaften, von denen die Zeitgenossen sich nichts träumen Hessen. III. Der Syenitbruch an der Königsmiihle im Plauensehen Grunde bei Dresden. Von Dr. H. B. Geinitz. (Mit Tafel I.) Da dieser Steinbruch seit Anlage des benachbarten Eisenbahn- tunnels ausser Betrieb gesetzt 'worden ist, so sind die dortigen Lagerungs- verhältnisse, welche die beistehende Abbildung des geschätzten Malers Friedrich Seidel aus dem Jahre 1860 sehr treu darstellt, unverändert geblieben, und es bedarf nur, sie aus der Vergessenheit wieder hervor- zuziehen. Diese Abbildung war ursprünglich für eine kleine Abhandlung von mir: „Die Entstehung des Plauenschen Grundes“ angefertigt, welche 1861 in der von G. Klemm, A. V. Richard und L. Gottwald herausgegebenen kulturgeschichtlichen Zeitschrift „Sachsengrün“, Dresden 1861, S. 96 u. 105 niedergelegt worden ist. Die auf dem Bilde befindlichen Buchstaben bedeuten Syenit = S, Basalt oder jüngeren Melaphyr = B, und unteren Pläner, die cenomane Stufe der Kreideformation = PI. Wie aus der vorhergehenden Abhandlung (II) hervorgeht, hat das Gestein der beiden schwarzen Gänge (B) im Laufe der Zeit sehr ver- schiedene Beurtheilung erfahren, bis schliesslich die genaueste petro- graphische Untersuchung desselben durch Dr. B. Doss*) erfolgte. Vor Allem fällt dem Beschauer das Vorwalten kleiner Krystalle und Körner von schwarzem Augit, neben grünlichen Einsprenglingen eines weichen und milden, serpentinartigen oder kerolithartigen Minerals und der nester- artigen Einschlüsse von ziegelrothem Stilbit in der schwärzlichen glimmer- reichen Grundmasse auf, wodurch sich das Gestein sowohl dem Augit- porphyre des Fassathales nähert, der lange Zeit hindurch als Normalgestein für Melaphyr galt, als auch manchen älteren Melaphyren, welche man jetzt vorzugsweise als Melaphyr bezeichnet. Es ist bekannt, dass für die letzteren, um Verwechselungen zu verhüten, C. von Raumer 1819 den Namen Basaltit vor schlug**). *) Bruno Doss: Die Lamprophyre und Melaphyre des Plauenschen Grundes bei Dresden. Wien 1883. **) Vgl. IT. B. Geinitz: Geogn. Darstellung der Steinkohlenformation in Sachsen 1856, S. 27. Oes. Isis in Dresden, 1895. — Abli. 3. 31 Aber ebenso gross ist die Verwandtschaft dieses Gesteines mit manchen Abänderungen der tertiären Basalte, welchen sich wohl die meisten der sogen, jüngeren Melaphyre naturgemäss anscliliessen. Gerade für diese ist ein Ausspruch von Leopold von Buch noch beachtens werth, welchen unser Altmeister der Geologie bei einer Besprechung dieser Gangmassen im Syenit an der Königsmühle mir gegenüber that: Melaphyr ist Basalt und Basalt ist Melaphyr. Das Alter unserer melaphyrischen Gänge im Syenit lässt sich nicht petrographisch, sondern nur geologisch feststellen und in dieser Beziehung muss ich den an verschiedenen Orten, wie namentlich: Geogn. Darstell, der Steink., 1856, S. 72 — Sachsengrün, 1861 — Elbthalgebirge, 1871 geführten Beweis für das gleiche Alter mit unseren sächsischen und allermeisten deutschen Basalten auch heute noch aufrecht erhalten. Beiderseitige Gehänge des Plauenschen Grundes zwischen Plauen und der König Friedrich August- Hütte bei Potschappel sind mit Schichten von unterem Pläner, theilweise auch von dem darunter lagernden Quader be- deckt, welche sowohl unweit Coschütz an der rechten, als auch in ausgezeich- netster Weise bei Dölzschen (Teltschen) an der linken Seite der Weisseritz, an der nach dem Grunde herabführenden Chaussee vorzüglich aufge- schlossen sind. Beide Glieder der cenomanen Stufe unserer Kreide- oder Quadergruppe werden durch eine bis mehrere Meter mächtige Conglomerat- schicht mit vorherrschenden Syenitgeröllen von einander getrennt, welche auf eine gewaltige Bewegung der Gewässer in dieser Gegend hinweist. Diese Plänerschichten der beiderseitigen Gehänge müssen früher un- mittelbar zusammen gehangen haben und mögen erst durch Aufreissen einer grossen Spalte im Syenit des Plauenschen Grundes durch unterirdische Kräfte von einander getrennt worden sein, wobei ihre Schichtenstellung wenigstens an vielen leicht zugänglichen Stellen eine vom Thale abwärts fallende geworden ist. Wäre dieser Theil des Plauenschen Grundes vor Ablagerung des Quaders und Pläners schon vorhanden gewesen, so hätte sich der Meeres- schlamm, aus welchem jene Schichten verhärtet sind, vor Allem in dem Grunde selbst mit seinen vielen noch jetzt hervorragenden Felsenklippen abscheiden müssen. Dies ist jedoch nicht der Fall gewesen; man findet in dem Thale des Plauenschen Grundes selbst nirgends eine Spur von Quader und Pläner, und nur an seinem Ausgange hinter dem Forsthause und dem nahe gelegenen alten Flossrechen bei dem Dorfe Plauen steigt der Pläner zugleich mit der Abnahme der Felsenhöhe tiefer herab. Unmöglich hätten spätere, diluviale Fluthen Alles so spurlos wieder ver- schwinden lassen können, da die vorhandenen Ablagerungen hinreichenden Schutz vor ihrer gänzlichen Zerstörung gefunden haben würden. Der Plauensche Grund war demnach vor und während der Ablagerung des Pläners auf den ihn begrenzenden Höhen noch nicht vorhanden und seine Entstehung fällt in eine spätere Zeit, welche wohl nur die Tertiär- zeit sein kann. Das Wasser konnte solch eine Trennung unmöglich bewirken, selbst ähnliche Hochfluthen wie die durch Schmelzen der alten nordischen Gletscher herbeigelockten diluvialen es waren, vermochten nur bei ihrem Durchströmen eine vorhandene Spalte zu erweitern und an den günstigeren Orten ihre Schuttmassen und lehmigen oder lössartigen Producte noch abzulagern, wo man sie gegenwärtig auch vielorts antrifft. Die schönsten und grossartigsten Partien der Erdoberfläche sind das Product einer inneren Thätigkeit unseres Planeten, die Folge der Erhebung und Spaltung vorhandener Gebirgsmassen, sei es durch plutonisclie (vul- kanische) Kräfte, oder auch nur infolge der immer noch fortschreitenden Zusammenschrumpfung der Erde und der hierdurch ausgeübten Druck- äusserungen nach oben. In keinem Falle kann daher unsere Annahme befremden, dass die melapliyrischen oder basaltischen Gänge im Syenit an der Königsmühle, und auf dem Areale des Felsenkellers an der rechten Seite der Weisseritz, in den sie ausfüllenden Klüften im feuerflüssigen Zustande emporgepresst worden sind, während die Kluftbildung selbst mit dem Aufreissen einer grossen Längsspalte zusammenfällt, welcher unser herrliches Felsenthal, der Plauensche Grund, seine Entstehung verdankt. Wohl liegt auch die Annahme sehr nahe, dass diese nach der Ablagerung der cretacischen Plänerschichten erfolgte Katastrophe im Wesentlichen erst in der Tertiärzeit eingetreten ist, wo auch die basal- tischen Gesteine am Wiliscli bei Kreischa durch den alten Gneiss, bei Spechtshausen im Tharandter Walde durch Felsitporphyr und Quader- sandstein, am Cottaer Spitzberge und an vielen anderen Orten im Gebiete des Elbthalgebirges durch die über Hunderte von Metern mächtigen Quadersandsteine hindurch aus dem Erdinnern heraus empor gepresst worden sind. Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in D resden. 1895, \ IV. Die Verth eil img' östlicher Pflanzengenossensch.aften in der sächsischen Elbthal-Flora und besonders in dem Meissner Hügellande. Zweite Abhandlung. (Mit Tafel II.) I. Einleitung und allgemeiner Theil. Von Professor Dr. Oscar Drude. In der Festschrift der Isis vom Jahre 1885 (S. 75 — 107) habe ich unter dem Titel: „Die Verthei lung und Zusammensetzung östlicher Pflanzen- genossenschaften in der Umgebung von Dresden“ eine erste Abhandlung über den Gegenstand veröffentlicht, der heute nach weiterer zehnjähriger Durchforschung der sächsischen und thüringischen Gaue in seinen Er- gänzungen und Verbesserungen behandelt und der botanischen Section unserer Gesellschaft zum 60jährigen Jubiläum dargebracht werden soll. Die Grundlage ist dieselbe, die damals in der Einleitung hervorgehoben wurde: es handelt sich um die geographische Analyse derjenigen Bestände nach Heimathszugehörigkeit und Form der Areale ihrer einzelnen Arten, welche das Elbhügelland zwischen Pirna und Riesa als das wärmste, durch seinen Weinbau auf sonnendurchglühten Gehängen ausgezeichnete Territorium Sachsens kennzeichnen. Von floristischen Territorien, den kleinsten die Floren gaue zer- gliedernden Einheiten mit gleichmässigem Formationscharakter und gleich- artigen Leitpflanzen, zähle ich in Sachsen nach einer in „Deutschlands Pflanzengeographie“ I, Seite 18, kürzlich veröffentlichten Skizze acht, nämlich 1. das Territorium der Weissen Elster von Gera bis Leipzig, welches schon an den floristischen Eigenthümlichkeiten des Halle’schen Territoriums in beschränktem Maasse Theil nimmt; 2. das ärmliche Terri- torium der mittleren Mulde, südlich bis Chemnitz und Zwickau reichend; 3. das Elbthal-Hügelland beiderseits des Stromlaufes zwischen Pirna und Riesa , am reichsten um Meissen und an den Hügeln des Lommatzscher Wassers entwickelt; 4. das Territorium der Schwarzen Elster, die nörd- liche Lausitz einnehmend; 5. das Lausitzer Hügel- und Bergland ; 6. das Vogtländische Bergland ; 7. das Territorium des unteren, und endlich 8. das des oberen Erzgebirges. Mit Ausnahme der Territorien 2, 3 und 7 Ges. Isis in Dresden, 189-5. — Abh. 4. 36 schliessen sich alle an entsprechende Florenlandschaften Thüringens, Schlesiens oder Böhmens an, und von den speciell sächsischen Territorien ist das dritte bei weitem das interessanteste. Wenn bei dem Erscheinen der ersten Abhandlung im Jahre 1885 besonders die Abhandlung von Loew*) über Perioden und Wege ehemaliger Pflanzen- wanderungen im norddeutschen Tieflande Anregung zu interessanten Ver- gleichen und Ableitungen bot, indem die in dieser Abhandlung geschilderte „pannonische Association“ mit merkwürdigem Eigensinn vieler ihrer interessantesten Glieder Sachsen überspringt, so bieten in neuerer Zeit die inzwischen von A. Schulz gelieferten, sehr eingehenden Arbeiten aus dem Territorium der Saale, aus der Flora um Halle und weiterer Umgebung**) eine erneute Anregung zur Fortsetzung des Vergleichs um so mehr, als in dem Hügelgebiet an der Saale bei Plalle, Wettin und Rothenburg ein ganz ähnliches, nach Nordwesten geöffnetes Thalgelände gegeben ist, wie wir es besonders in dem Meissner Umkreis in Sachsen besitzen. Auf diese beiden Abhandlungen mag zum steten Vergleich hingewiesen sein, wenn auch die Beschränkung des Raumes verbietet, ständig auf sie bei den Arealen der Charakterpflanzen zurückzukommen. Jedoch sind vorerst einige principielle Punkte aus der Isis-Festschrift des Jahres 1885 herauszugreifen, für welche jetzt bei dem fortgeschrittenen Zustande der pflanzengeographischen Floristik eine schärfere Fassung nützlich scheint. Der vorliegende Zweck ist nicht der, eine vollständige Liste der ge- meinen und seltenen Pflanzenarten des Elbthal -Territoriums zu geben, sondern diejenigen Arten herauszugreifen, welche als östliche Pflanzen- genossenschaft von westpontischem Florencharakter***) mit mehr oder minder grossem Rechte bezeichnet werden müssen, weil sie zu einem kleinen Theile schon an der Elblinie Halt machen, also in dem Elb- thal-Territorium ihre westlichsten Standorte haben, zu einem viel grösseren Theile aber auch an den östlichen Pflanzengenossenschaften im Saale- gebiete Theil nehmen und nun entweder im Süden des Harzes an den *) Es seien schon hier diejenigen Arten genannt, welche in Loew’s vorzüglicher Abhandlung (in Linnaea XLII, 1879) eine genauere Schilderung ihres Areals erhalten haben und zu Vergleichen mit den Arealen der Meissner Hügelgenossenschaft einladen: Clematis recta (S. 547), Erysimum hieraciifolium (S. 551), Draba muralis (S. 551), Biscutella laevigata (S. 552), Eryngium campestre (S. 554), Myosotis sparsiflora (S. 564), Allium Sclioenoprasum (S. 569) und Scorodoprasum (S. 571). Dann im späteren Theile Anemone silvestris (S. 597), Alyssum montanum (S. 599), Inula hirta (S. 603), Euphrasia lutea (S. 607) und Thesium intermedium (S. 608). **) Die Vegetationsverhältnisse der Umgebung von Halle, in den Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle a. S. 1887, S. 30—124 mit vier, Pflanzengrenzen an der Saale enthaltenden Karten. Auch hat derselbe Verfasser in seinem Buche: „Grund- züge einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt Mitteleuropas“, über welches ich in Engler’s botanischen Jahrbüchern für Systematik und Pflanzengeographie XIX, Litteraturbericht S. 1 — 7 berichtet habe, überall auf die im Florenumkreis der Thüringer Saale herrschenden Areale und Wanderungswege hingewiesen. Wenn ich mich in meinen Berichten gegen die geologisch-entwickelungsgeschichtlichen Ideen von A. Schulz mit Nachdruck in den allzusehr gewagt scheinenden Punkten ausgesprochen habe, so geschah das in dem Streben, die pfl anzengeographische Litteratur vor einem Zerfall in Hypothesen und persönliche Anschauungen über Dinge vergangener Perioden zu be- wahren; es hindert dies nicht, ausdrücklich zu betonen, dass gleichzeitig die thatsächlichen Verhältnisse in dem weiteren Umkreis des Halle’schen Florenbezirkes von Schulz so gründlich und nutzbringend für deutsche Pflanzengeographie dargestellt sind, wie es mit wenigen kleineren Floren bis jetzt der Fall ist. ***) Vergl. Anleitung zur deutschen Landes- und Volksforschung, herausgegeben von Kirchhoff 1889, S. 210, sowie Drude, Handbuch der Pflanzengeographie, S. 379. 37 Wasserscheiden der Leine und Werra Halt machen (Kyffhäuser, Flora von Sondershausen etc.), oder aber im Norden des Harzes nach Besiedelung einzelner vorgeschobener Tosten im Gebiete von Halberstadt und Braun- schweig (am Huy, an der Asse etc.) eine entschiedene Westgrenze früher oder später erreichen. Höher im Norden können sie dann trotzdem wiederkehren; Beispiele dafür bieten Dianthus Carthusianorum und Veronica spicata , auf deren bedeutungsvolle Gegenwart in der Flora der nordfriesischen Inseln (Amrun und Röm) jüngst Knuth ausdrücklich hin- gewiesen hat*); aber diese entfernteren Standorte weisen dann auf ein anderes secundäres Ausgangscentrum, sie hängen viel mehr mit der allge- meinen südbaltischen Verbreitung zusammen als mit derjenigen im südost- deutschen warmen Hügellande. Im Südwesten können sich diese Arten weiter erstrecken und thun es meistens; Arten, welche in Bayerns floristischen Territorien durchaus fehlen, sind sehr wenig zahlreich, aber doch in ihrem Vorhandensein um so bedeutungsvoller. Für solche „Associationen“ oder Genossenschaften von Arten, d. h. für die durch ihre Einwanderungsgeschichte auf gleichartigen, durch die geographische Lage und geognostische Beschaffenheit verbundenen Standorten zusammengekommenen Pflanzenarten, gilt der von Loew im Jahre 1879 sehr richtig ausgesprochene Grundsatz**), dass es leichter erscheint, die Verbreitung der ganzen Genossenschaft festzustellen und aus derselben Rückschlüsse auf die Verbreitungsursachen zu ziehen, als es bei einer einzelnen Art möglich ist. „Die Standorte einer einzelnen Art sind so vielen Zufälligkeiten unterworfen, dass Irrthümer über ihr gegenseitiges Verhältniss unvermeidlich sind. Fasst man eine grössere Gruppe von Standorten verschiedener Arten zusammen, so treten ähnlich wie bei meteorologischen Untersuchungen bestimmte Durchschnittswerthe auf, in denen die zufälligen Anomalien sich mehr oder weniger aus- geglichen haben.“ Diese östliche Pflanzengenossenschaft besteht aber aus ganz ver- schiedenen Formationsgliedern und findet sich dementsprechend an verschiedenen Standorten; wenngleich in der ersten Abhandlung schon Stromuferpflanzen, Hügelpflanzen und Wiesenpflanzen unterschieden wurden, so war in ihr die Gliederung der Standorte nach Formationen doch noch schwach und vermischte sich allzuhäufig mit den Charakteren der Ge- nossenschaft. Pflanzenarten, wie die damals Seite 89 unter 2 und 3 ge- nannten A.nthyllis Vulneraria und Trifolium montanum , die im ganzen deutschen Kalkgebiet und besonders häufig auf Bergwiesen Vorkommen, sind in die damalige Aufzählung nur deshalb hineingekommen, weil sie im Elbthalgebiete Antheil an der Formation nehmen, die die östliche Ge- nossenschaft in ihrer reichsten Zusammensetzung einschliesst. Wenn irgendwo in Sachsen zu einer interglacialen oder postglacialen Periode Aveiter ausgedehnte Steppe nlandsc haften ausgebreitet gewesen sind, so ist es im Territorium der Elbthalhügel gewesen und wir sehen ja gerade das Vorkommen der westpontischen Genossenschaft als Beweis dafür an. Steppenlandschaften in reich gegliedertem Gelände an einem grossen Strom sind aber nicht gleichbedeutend mit Steppenformationen auf Geröllhängen, sondern schliessen ausser diesen auch noch kurz rasige *) Flora der nordfriesisclien Inseln, S. 6. **) a. a. 0., S. 583. 38 Grassteppen von beinahe wiesen artigem Charakter, ferner Haine und Gebüsche, am Strome selbst Auenwaldungen und Wiesen ein. Die Steppenformationen selbst bestehen aus offenem Bestände: zerstreute Gruppen von bei uns am liebsten kahle Berghänge, Geröllflächen und trockenen Lösslehm mit feinerdiger Beschaffenheit bewohnenden Sträuchern, Rasen, Stauden mit Trockenschutz und einjährigen Arten; sie gehören zu den Landschaftsbildern mit rasch von Ort zu Ort je nach der Boden- beschaffenheit wechselnden besonderen Ausprägungen. Diese Formationen habe ich an anderer Stelle*) in ihrer Allgemein- heit charakterisirt, die „lichte Hain- und Vorholzformation des Hügellandes11 in ihrem Baumbestände von Steinbirke, Hainbuche, Winterlinde, Kiefer und Feldahorn mit Eichenstämmen der Unterart Qaercus sessilifiora , mit Hartriegel und Rhamnus cathartica , häufigem Vorkommen von Chrysanthemum corymbosum , Trifolium meclium und alpestre\ dann die Grassteppen als „Trift gras -Fluren“ der Facies von Bromus erectus , Koeleria und Brachypodium pinnatum mit Artemisia campestris , Helianthemum vulgare, Anthemis tinctoria und ähnlichen Stauden, endlich die engeren Steppenformationen bei uns unter den „offenen Formationen des dysgeogenen Felsgesteins“, das in Sachsen hauptsächlich den harten Silicaten angehört und daher die ganz specifischen Kalkbewohner — wie die Facies der Sesleria coemdea — aus- schliesst. Die Rasen bestehen daher von gemeineren Arten hier aus Deschampsia flexuosa, Festiica ovina mit *glauca und *durinscula , von selteneren sind in Hinsicht auf ihre Vegetationslinien Car ex humilis und Schreberi zu nennen, von Gräsern Melica ciliata. Diese Formationen bestehen naturgemäss in ihrer grösseren Be- standesmenge aus Arten von weiter Verbreitung im ganzen siid- und mitteldeutschen Hügellande, deren Auftreten nichts charakteristisches für die speciellen Besiedelungsrichtungen bietet und die daher auch in ihrer Verbreitung nicht besonders geschildert zu werden brauchen; aber zwischen diesen Formationsmitgliedern mit weiterem Areal sind zahlreich unter- mischt solche mit engerem, bei uns bald gemeine und bald seltenere Arten , und da diese insgesammt westpontischen Arten in ihrer Areal- ausdehnung entweder auf Böhmen und Mähren, oder auch wohl auf die von Loew geschilderten Standorte der pannonischen Association an der Oder hinweisen, die Beziehungen zu der letzteren aber durch das Fehlen so vieler Charakterarten in Sachsen schwächere sind, so erscheint ihre Be- zeichnung als südöstliche oder „böhmische“ Genossenschaft für Sachsen als Hinweis auf ihr nächstes reicheres, secundäres Ausgangsgebiet be- rechtigt. Diesen Beziehungen sollte nun auch schon in der Abhandlung vom Jahre 1885 durch die Auswahl bestimmter Leitpflanzen entsprochen werden, von denen Cytisus nigricans für die lichten Haine, Peucedanum Oreoselinum und Scabiosa ochroleuca für die Triftgrasfluren mit Stauden- wuchs, endlich Verbascum Lychnitis für die Geröllhänge der dysgeogenen Felshügel gewählt waren. Wenn sich nun auch gegen diese Auswahl vom Standpunkte der Formationsbezeichnung durch Charakterpflanzen in weiterer Verbreitung nichts sagen lässt, so können doch hinsichtlich ihres engeren *) Deutschlands Pflanz engeographie I, Abschn. IV, Vegetationsformationen. 39 Areals und zumal für Verlas cum Lychnitis noch charakteristischere Arten gefunden werden. Andropogon Ischaemum zeichnet jedenfalls die Trift- grasfluren ebenso als Formationsglied wie durch sein Areal in Mittel- deutschlands Osten aus, da es in Schlesien fehlt und auch nicht zu Loew’s „pannonischer Association“ gehört; in Bayern findet sich dieses schöne Gras bis Aschaffenburg und Bamberg, aber auch Cytisus nigricans , welcher ebenfalls nicht zu Loew’s „pannonischer Association“ gehört und nicht mehr im nördlichen Saalegebiete zu Hause ist, ist einem grossen Theile Bayerns nicht fremd. Dagegen haben wir in der Pulsatilla pratensis für die be- rasten Hügel, seltener auch für beraste Granitgerölle, eine durch ihr Areal viel mehr ausgezeichnete Art als das genannte Peucedanum , denn diese Art fehlt südlich vom Thüringer Walde und in der ganzen bayrischen Flora und weist um so deutlicher auf den Osten mit weiterem Ausgreifen in den Bereich der Loew’schen „pannonischen Association“. In der Geröllflora endlich ist Centaurea maculosa (= panicidata Aut.), welche am Harz ihre relative Nordgrenze erreicht und im Leine- Weser- gebiet aufhört, eine noch viel besser bezeichnende Art als das Verbascum Lychnitis und sie mag daher als Ersatz für dieses eintreten. In Sachsen hält sie sich ziemlich streng an den Lauf der Elbe. Es seien daher mit Bezug auf den genannten Zweck dieser Abhand- lung als verbesserte „Leitpflanzen“ der südöstlichen Genossenschaft im Elbhügel-Territorium der Cytisus nigricans, Andropogon Ischae- mum mit Scabiosa ochroleuca und dem Oreoselinum , Pulsatilla pratensis , endlich Centaurea maculosa genannt. Von diesen Leit- pflanzen steigt Cytisus nigricans am weitesten in den sonnigen Thalrissen des Erzgebirges hinauf, indem er noch um Glashütte die Steilhänge mit seinem Blüthengold schmückt; alle anderen vermeiden auch das äusserste Erzgebirge ängstlich und erreichen das Maximum ihrer Standorte und Häufigkeit im weiteren Umkreis um Meissen! Denn das ist die wichtigste allgemeine Erfahrung gegenüber der ersten Abhandlung, dass nunmehr die Flora des Gebietes um Meissen ganz anders dasteht, als sie vor zehn Jahren geschildert wurde. Pflanzengeographische Untersuchungen lassen sich ungleich schwieriger als die gewöhnlichen morphologisch -systematischen nach Herbarmaterial anstellen, da dessen Etikettirung zur Zeit für die Zwecke der Formations- und Genossenschafts- studien völlig ungenügend zu sein pflegt. Deshalb stellte ich mich auch im Jahre 1885 auf den Boden eigener Autopsie, welche — wie Seite 87 gesagt wurde — damals über Meissen hinaus noch nicht verfolgt war. Jetzt ist diese, Dank der wichtigen Förderung, welche das Studium der Flora Saxonica dadurch gewonnen hat, dass es zu einer vom Königlichen Cultusministerium unterstützten Aufgabe unseres in der Technischen Hoch- schule befindlichen botanischen Instituts gemacht wurde, ausserordentlich erweitert; ich selbst habe an den meisten der auf der Karte angegebenen Standorte gesammelt und die Grenzen der Leitpflanzen festgestellt, von den Custoden des Herbariums haben der Reihe nach Dr. Reiche, Dr. Nau- mann und Dr. Schorler wesentlich an derselben Aufgabe mit gearbeitet, zahlreiche Excursionssammlungen sind veranstaltet und zu dem Zweck Standquartiere nördlich von Meissen bis gegen Riesa hin aufgeschlagen. Dazu kamen die werthvollen Unterstützungen durch andere Floristen, denen wir zahlreiche neue Entdeckungen und sichere Feststellungen ver- 40 danken, und unter denen nur Herr Apotheker Schlimpert*), Herr Schimpfky in Lommatzsch und Herr Fritzsche in Kötzschenbroda aus der Zahl unserer Isis-Mitglieder mit besonderem Nachdruck genannt werden sollen. So ist denn jetzt in dieser zweiten Abhandlung auch das inzwischen stattlich herangewachsene Herbarium der Flora Saxonica im botanischen Institut, welches im Jahre 1885 noch in kleinen Anfängen sich bewegte, stark zur Benutzung herangezogen. Aus dem Allen hat sich mit Sicherheit ergeben, dass sehr mit Unrecht im Jahre 1885 gemuthmasst wurde, die westpontische Genossenschaft werde wahrscheinlich an den Höhen stromabwärts von Meissen weniger reichhaltig werden: denn eine Leihe der interessantesten Standorte folgt erst in der Gegend von Diesbar und Seusslitz an der Elbe, noch mehrere an den Höhenzügen des Lommatzsch er Wassers; und da die Entfernung Meissen-Lommatzsch oder Meissen-Seusslitz und Hirschstein so gross ist, wie diejenige von Meissen stromaufwärts nach Kötzschenbroda, so muss man betonen, dass der reichste Theil von Arten, welche mit Fug und Recht zur westp ontischen Genossenschaft gezählt werden, im Elbhügellande und an einigen kleine Seitenthäler begleitenden Höhenzügen im Umkreis von Meissen noch jetzt erhalten ist. Hier sind besonders 15 Arten zu nennen, welche dem oberen Elbhügellande von Dresden bis Pirna fehlen: Astragalus Cicer , Trifolium ochroleucum und rubens , Potentilla cinerea, Tordylium maximum , Artemisia Äbsinthium (am anscheinend natürlichen Standort!), Campanula bononiensis , Veronica *prostrata, Euphrasia lutea , Verbascum phoeniceum, Praha muralis , Alyssum saxatile und montanum, Anemone silvestris , Thesium linophyllum A'inter medium ; andere Arten von weiterer Verbreitung, wie Rosa gallica *pumila, Lactuca perennis, Inula hirta , Veronica spicata und auch Andropogon Ischaemum als eine der Leitpflanzen selbst erreichen hier in der Häufigkeit der Standorte und Dichtigkeit des Vorkommens ihr Maximum. Ausserhalb der Elbhöhen im Meissner Umkreis kommen einzelne dieser Arten noch an anderen sehr zerstreuten Standorten in Sachsen vor, so Alyssum saxatile an der Wechselburg im Muldenlande, Verbascum phoeniceum bei Löbau, Trifolium ochroleucum bei Penig, Anemone silvestris im Vogtlande und Muldenlande, wo sie sich ihrer westlich viel bedeuten- deren Häufigkeit nähert. Gegenüber der Bevorzugung des Meissner Umkreises sind nur ver- hältnissmässig wenige Arten dieser Genossenschaft zu nennen, welche nur im oberen Theil des Elbhügellandes Standorte haben und zwischen der Lössnitz, Meissen und den Seusslitzer Felsen und Ufergehängen fehlen; Omphalodes scorpioides vom Kohlberg bei Pirna und nahe Tharandt steht hier voran, dann der berühmte Standort von Aster Amellus an den Felsen des Plauenschen Grundes, vielleicht auch Chrysocoma Linosyris. Diese Thatsache im Verein mit manchen anderen verdient wohl Beachtung. Es kann ja gar nicht geleugnet werden, dass im südlicheren Tlieile des Elb- hügellandes zwischen Pirna und Dresden, um Dohna und den Cottaer Spitzberg sich ähnlich beanlagte Standorte wiederfinden, auf denen die genannten Arten, wären sie einmal da, gewiss alle die nöthigen Erhaltungs- bedingungen finden würden. Und wenn man an die Wanderungslinie in *) Derselbe hat für die Flora im Umkreis von Meissen ein durch Genauigkeit werth- volles Verzeichniss der Arten und Standorte herausgegeben in der Deutschen botanischen Monatsschrift 1894 flg. 41 jüngerer Zeit aus Böhmen her denkt, so müsste man erwarten, dass das südlichere Elbhügelland das reichere an Arten und Mannigfaltigkeit der Standorte wäre, zumal gerade hier die Bodenverhältnisse mehr an Nord- Böhmen erinnern, wie in dem unteren um Meissen gelegenen Theile des Elbhügellandes. Es mag daran erinnert werden, dass A. Schulz in seinen interessanten Arbeiten über die pflanzengeographischen Verhältnisse der Flora um Halle betont hat, dass sich hier viele südöstliche, auf Böhmen als nächstes Ursprungsland weisende Arten finden, welche das ganze wärmere Hügel- land im Königreich Sachsen überspringen. Es wäre demnach die vorhin betonte Auffälligkeit der Vertheilung in Sachsen selbst noch viel stärker an der Saale vertreten: die Anhäufung südöstlicher Arten nach Nordwesten zu, von Nordböhmen (besonders dem böhmischen Mittelgebirge) gegen den Harz hin. Wenn ich auch in gelegentlichen Bemerkungen zu den theo- retischen Auseinandersetzungen von Schulz angeführt habe, dass in der Flora von Halle ausser den eigentlichen südöstlichen Arten noch ein anderer Kern, den man als fränkischen bezeichnen könne, stecke, und dass dieser letztere in das pflanzenreiche thüringische Muschelkalkgebiet eingetreten und aus ihm nordwärts weiter verbreitet anzunehmen sei, so bleiben noch genug Arten übrig, die das Auffällige in der genannten Verbreitungs weise bestätigen. Zwischen Halle, Wettin und Rothenburg an der nördlichen Saale, wo die steilen Ufergehänge mit ihren reichen Standorten oft keine 100 m mehr an Höhe erreichen und vom Flusse entfernt nur den Anblick weiter Kulturflächen auf trocken -feinerdigem Ackerboden bieten, und zwischen dem Seengebiet bei Röblingen und Eisleben sind auf kalkarmem Boden, der allerdings häufig Salz führt, ganz neue Arten der südöstlichen Genossenschaft, die in ihrer charakteristischen Häufigkeit geradezu das Formationsbild beeinflussen; ich nenne hier hauptsächlich Seseli Hippo- marathrum , Stipa capillata , Centaurea Calcitrapa , Althaea officinalis und Lavatera thuringiaca , unter den Leguminosen Oxytropis pilosa und Astragalus exscapus , auch Gagea saxatilis. Keine derselben kommt im sächsischen Elbhügellande vor; Stipa , Centaurea und die Malven treten dem Leipziger Umkreise bei Dürrenberg nahe, sie halten sich alle westlich der zwischen der Flora Sachsens und Thüringens scheidenden Saalelinie. In Böhmen haben die meisten dieser Arten ebenfalls häufige Stand- orte und scheinen in ihrer Betheiligung an den offenen warmen Hügel- formationen dem Vorkommen im unteren Saalegebiet gleichzukommen. Nur Althaea officinalis, die ja Salz liebt und im Südbalticum an der Küste vorkommt, gilt für Böhmen als sehr selten und die am Ostharze und um Eisleben so häufige Centaurea Calcitrapa gilt für Böhmen als eingeschleppt und nicht ursprünglich. Schulz hat im Jahre 1887 eine theoretische Erklärung, eine Ein- wanderungs- und Aussterbetheorie, für diese Verbreitungsverhältnisse ver- öffentlicht, hat dieselbe dann in seiner Entwickelungsgeschichte der mittel- europäischen Flora im Jahre 1894 gänzlich verlassen und durch ein in seinen Einzelzügen viel zu detaillirt ausgemaltes Bild der mit den wech- selnden Eiszeiten wechselnden Wanderzüge ersetzt. Es soll hier nicht näher darauf eingegangen werden, da eine um so grössere Breite der Darstellung von Ideen und Vorstellungen nöthig wird, je weniger Sicheres man aus alten Perioden kennt. Nur das möchte hervorgehoben sein, dass die Vertheilung der südöstlichen Genossenschaft in Sachsen und der Ver- 42 gleich der Areale ihrer Schwesterarten im Saalegebiete und am Ostharz sowie der Vergleich des Elbhügellandes mit dem Hügelland der unteren Saale im Ganzen genommen den Eindruck hervorrufen, dass diese Ver- theilung nicht auf gegenwärtig wirksamen Wanderungslinien erzielt worden ist, sondern auf andere Vegetationsverhältnisse früherer Perioden hinweist, und dass sie sich für die localen Verhältnisse am befriedigendsten erklären lassen würde, wenn man beweisen könnte, dass in jenen mehr oder weniger weit zurückliegenden Perioden am Mittellauf der Elbe und Unterlauf der Saale ein mächtiger als jetzt entwickelter Zweig der südöstlichen, noch heute in Böhmen stehen gebliebenen Hügelformationen die Höhen und zwischenliegenden Flächen besetzt hielt, von dem die heutige Flora daselbst die Reliefen darstellt, und dass die Hauptmasse der interessanteren heutigen Standorte Ausstrahlungen von den damaligen Verbreitungscentren Halle- Rothenburg-Eisleben im Westen und von dem Meissner Umkreis im Osten seien. Dies als richtig angenommen, würden natürlich die früher als wirksam anerkannten Wanderungslinien in unserer jetzigen Periode noch weiter gelten, fallen dann aber weniger stark in das Gewicht, nämlich für Sachsen der Elbedurchbruch von Böhmen nach Pirna und der niedere Sattel an den Nollendorfer Höhen, auf Gottleuba- Pirna zu, und für das nordthüringische Gebiet die Wanderlinien aus Franken und dem Thüringer Muschelkalkgebiete nordwärts. Aber es ist nicht einzusehen, wie eine solche Theorie alle Verbreitungserscheinungen befriedigend erklären könnte; denn sie müsste sich mit den von Loew im Jahre 1879 gebrauchten Er- klärungen nothwendig in Verbindung setzen, dass vom Osten her über das alte Strombett der noch nicht in Flusssysteme geschiedenen Weichsel - Oder-Elbe eine starke Einwanderung der pannonischen Association statt- gefunden hätte, die bis Magdeburg reichte und ringsum ausstrahlte. Dann bleibt aber das eigensinnige Verhalten von Schlesien und das Fehlen vieler Pflanzenarten, welche am Oderbruch in der Mark und im Gebiet von Halle-Magdeburg Vorkommen, in Sachsen trotzdem unerklärt, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die nämlichen Arten, welche an der Saale stromauf gewandert wären, sich ja auch stromaufwärts an der Elbe hätten ausbreiten können, und dass sie ebenso Wanderwege nach Schlesiens Hügellande hätten finden können. Also Loew’s Erklärung lässt sich nur in dessen eigenem Sinne, die Verbindungen alter und jetziger Stromthäler als directe Wanderungswege zu betrachten, gut benutzen und eignet sich nicht für eine Erweiterung. Immer bleibt die zwischen dem Saalegebiet und dem sächsischen Elbhügellande bestehende Verschiedenheit unerklärt, es sei denn, dass man vielleicht das Gebiet Halle-Magdeburg als von einer dreifachen Besiedelungsrichtung eingenommen betrachten will: von Böhmen her, von Ober-Franken her und von der Weichsel -Oderbruch her. Das scheint den Thatsachen zu entsprechen. — Doch muss man sagen, dass im Allgemeinen jetzt eine Neigung besteht, zu weit vorzugehen und an Erklärung von Dingen heranzustreifen, die sich nun einmal zunächst nur durch ein künstliches Gebäude von Voraus- setzungen und Schlüssen gewagter Art erklären lassen. Dies hat ja be- sonders A. Schulz mit seinem Versuch der Entwickelungsgeschichte der mitteleuropäischen Flora gezeigt. Ueberlegt man dem gegenüber die merkwürdige und unregelmässige Vertheilung der Areale und Standorte, die schon ein kleineres als einheitlich aufgefasstes Gelände, wie z. B. das im Umkreise um Meissen, zeigt, so findet man darin schon so viel 43 Launenhaftes und einer Erklärung durchaus Unfähiges, sogenanntes Zu- fälliges, dass man sich denn auch nicht wundern kann, wenn ein starker Rest von Unerklärlichem bei der Vergleichung grösserer Gebiete übrig bleibt. Dabei möchte man sich einstweilen beruhigen, bis vielleicht ge- sicherte Erfahrungen auf geologischem Gebiete in vielen jetzt noch streitigen Punkten eine Grundlage bieten, von der aus mit besserem Erfolge Er- klärungsversuche der ehemaligen Wanderwege und ihrer zeitlichen Auf- einanderfolge gemacht werden können. Bis wir so weit sind, stellen wir uns am besten auf den Boden der Thatsachen und bezeichnen die Ge- nossenschaften nach ihrer jetzigen geographischen Zugehörigkeit zu be- stimmten Florenelementen, die wir für Sachsens Elbhügelland in den westpontischen Gauen mit reichstem nordwestlich vorgeschobenen Ende im böhmischen Mittelgebirge wiederfinden. — Kommen wir nun nach Erörterung dieser theoretischen Fragen auf das Thatsächliche des gegenwärtigen Zustandes, besonders auf die oben (Seite 38) kurz berührte Anordnung der Formationen in dem frag- lichen Gelände zurück, so können wir die gesammten in der ersten und in der vorliegenden Abhandlung aufgezählten Pflanzenarten mit vergleichend abgehandeltem Areal nach ihrer Formationszugehörigkeit in vier Gruppen bringen. Dadurch wird hier Gelegenheit geboten, auch die Arten der im Jahre 1885 veröffentlichten Abhandlung noch einmal im Zusammenhänge zu wiederholen. Die Formationen folgen hier in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit für die Standorte der westpontischen Genossenschaft: Gerolle, kurzrasige trockene Triften, Haine und Gebüsche, Wiesen; manche der Arten können unter mehreren Formationen genannt werden, bei allen bleiben die gewöhnlichen und für unseren Zweck bedeutungslosen Arten weg. A. Geröllformation dysgeogener Felsarten (grösstentheils auf Granit), auch auf sterilen Kieshügeln und nacktem Thon- oder Lehmboden. Von Holzpflanzen Cotoneaster , Prunus spinosa und P osa- Arten aus der canina , tomentosa , rubiginosa und gallica- Gruppe, zuweilen Pirus- und Malus- Wildlinge, welche hier ursprüngliche Standorte haben könnten. Calluna vulgaris ab und zu im granitischen Geröll. Von Halbsträuchern mehrere Formen von Thymus Serpyllum und PLelianthe- mum vulgare. Von Stauden solche mit tiefliegendem und mächtigem Wurzelstocksystem ( Pulsatilla pratensis , Cynanchum Vincetoxicum , Peucedanum Cer- varia etc.), oder solche mit Schleim in den Blättern und Reif auf denselben und Succulenz ( Sedum album, rupestre, acre , sexangulare — Anthericum Liliago und ramosum ), Milchsaft (Euphorbia Cyparissias , Cynanchum , Laduca perennis , Hieracium Pilosella ), oder nur mit steifen, bereiften Blättern ( Asperula glauca = galioides) , wolligen Blättern ( Helichrysum arenarium , Potentilla argentea , Verbascum phlomoides)\ oder oberirdisch ausgebreitete Rosetten mit dicht be- haarten und oft grauen Blättern ( Potentilla opaca , cinerea ), auch Hochstauden mit kleinen, fein zertheilten Blattflächen ( Achillea *setacea , Anthemis tinctoria , Artemisia campestris , Centaurea maculosa). Einjährige Gewächse mit kurzer Periode: Veronica - Arten , Holosteum , Cerastium , Spergula vernalis1 Myosotis versicolor u. a. Folgende Arten der früheren Abhandlung haben kein besonders aus- gezeichnetes Areal in Mitteldeutschland in Hinsicht der Wanderungslinien, gehören der allgemeinen Formationscharakteristik an und bleiben aus der hier zum Schluss folgenden synoptischen Tabelle der östlichen Genossen- schaft fort: 2. Anthyllis Vulneraria *), auch in die Grastrift übertretend. 5. Coronilla varia , auch in Gebüschen. 9. Potentüla verna var. pilosa. Diese Form, welche sich von P opaca nur schwierig trennen lässt, zeichnet die Hügelformationen gegenüber den feuchteren Rainen und Haiden mit P. verna *genuina gerade so aus, wie bestimmte Unterarten von Thymus Serpyllum gegenüber anderen. 12. Rosa rubiginosa *micrantha. 13. Plrus communis. 16. Sedum rupestre. 22. Spergula vernalis. 27. Helianthemum Chamaecistus = vulgare. 28. Euphorbia Cyparissias. , 32. Campamda glomerata. 38. Anthemis tinctoria . 49. Verbascum Lychnitis , welches zwar viel charakteristischer als V. phlo- moides und Thapsus für die Formation ist, aber bei weitem mittel- deutschen Areal keine besondere Genossenschaft auszeichnet. 54. Cynanchum Vincetoxicum. 56. Polygonatum officinale. 57. Anthericum ramosum. 58. — Liliayo ; für beide Arten gilt das von Verbascum Lychnitis Gesagte, obwohl ihr Auftreten sich in Sachsen ziemlich eng an die Standorte der östlichen Genossenschaft hält und überall von Be- deutung ist, zumal das von Nr. 57. 67. Festuca ovina *duriuscida , welche Schwingelform besonders auszeich- nend für granitische und syenitische Felsabhänge ist, in deren Spalten sie starke Rasenbüschel entwickelt. B. Kurzrasige Grastriften und beraste Hügelgehänge auf dysgeogenen Gebirgsarten und auf Lösslehm, seltener auf Kiesunterlage. Diese Formation steht besonders mit der erstgenannten in so inniger Verbindung, dass eine grosse Menge beider gemeinsamer Arten aufgeführt werden kann, denn die Rasenbildner verlieren sich in einzelnen Horsten in das Gerolle, wie man im heissen humuslosen Granitboden der Bosel sogar kräftige Rasen von Anthoxanthum odoratum iindet, welches seine Vegetationsperiode merkwürdig früh ab laufen lässt und vom Juli an wie verbrannt dasteht. Siehe Altenkirch in Engler’s botanischen Jahrbüchern XVIII vom Jahre 1894. — Anderseits braucht an berasten Hügelgehängen die Steilheit nur zuzunehmen, um den Bestand der Grastrift in den der Gerolle überzuführen, und hier findet also die innigste Mischung beider statt. Solche Mischungen durch die Natur des Geländes sind etwas selbstverständliches und es ist davon in Deutschlands Pflanzen- geographie Seite 284 unter dem Beispiel der Hainleithe ausführlich die Rede. Die Holzpflanzen werden hier in der normalen Ausbildung der Formation durch die rasenbildenden Gräser und Seggen ersetzt, nämlich: *) Die Vorgesetzten Zahlen beziehen sich auf die Abhandlung in der Festschrift vom Jahre 1885. 45 Festuca ovinci und F. *glauca , seltener F. rubra , pratensis und pubescens , Anthoxanthum odoratum , Deschampsia flexuosa , auf frucht- bareren, zusammenhängenden Flächen auch Cynosurus ; Koeleria cristata bildet oft in mächtigen, im Juni schön silberglänzenden, hochhalmigen Hörsten den Alleinbestand; auf Kalkboden ist Brachy- podium pinnatum besonders häufig. Andropogon Ischaemum und Phi e um Böhm er i sind die oft in zusammenhängenden Rasen- decken ausgebreiteten, am meisten charakteristischen Gräser, Car ex humilis und C. Schreberi die entsprechenden Charakterarten der Seggen. Bemerkenswerth ist das Fehlen von Sesleria coerulea auch auf dem Kalk im Bereich der ganzen Elbhügelflora! Von Stauden sind ausser den in der synoptischen Liste nachher anfge- führten viele mit weiter ausgedehntem Areal durch den grössten Theil Mitteleuropas zu nennen: Armeria elongata, Silene nutans , Genista tinctoria , Viscaria vulgaris ebenfalls hier und im Geröll, Galium Mollugo und verum , Saxifraga gramdata , Achillea Millefolium etc. mögen als Kennzeichen des Bestandes dienen. An den feuchteren Beständen dieser Gruppe tritt auch Ornithogalum umbellatum auf, aber Orchideen fehlen fast gänzlich, beschränken sich vielmehr auf die feuchteren Wiesen oder die Haine. Dianthus Carthusianorum und Scabiosa ochroleuca , welche letztere viel häufiger ist als die typische Scabiosa Columbciria , verleihen diesen Triften von den arealbeständigeren Formen einen reichen Blüthenschmuck, in den im August gelegentlich das freundliche Blau einzelner Hörste von Veronica spicata Mannigfaltigkeit bringt. Unter den in der ersten Abhandlung 1885 genannten Arten gehören folgende von weiterer Verbreitung dieser Formation hauptsächlich an: 3. Trifolium montanum. 26. Polygala comosa neben der P. vidgaris. 51. Veronica latifolia. 66. Koeleria cristata. 67. Festuca ovina *glauca. 68. Brachypodium pinnatum. C. Lichte Haine und Buschhölzer. Diese Formation' besteht im Elbhügel- Gelände hauptsächlich aus Eichen-, Hainbuchen-, Kiefern- und Steinbirkenhainen, welche sich selten (soweit als die Standorte der südöstlichen Genossenschaft reichen) zu ge- schlossenen Hochwäldern erheben und in letzterem Falle einige Schatten- pflanzen beherbergen. Viel häufiger sind Gebüsche von Schlehen, Weiss- dorn- und Hagedorn-Arten, Rhamnus cathartica mit Hartriegel und niederem Feldahorn, wo gelegentlich der Liguster auftritt, und die zwischen sich noch zahlreiche Gräser ( Brachypodium , Koeleria etc.) aufkommen lassen. Wenn man an steileren Gehängen, wo die Kulturschwierigkeiten natürlichere Verhältnisse übrig gelassen haben, solche Haine und Gebüsche betrachtet, so kann man sich der Vorstellung nicht erwehren, dass die Standorte der westpontischen Genossenschaft in Sachsen im Urzustände weit ausgedehnte Waldungen von diesem lichten Hain Charakter gehabt haben mögen, zwischen denen dann die Gehänge mit Grastriften und Geröllformationen zur Elbe 46 oder zur Sohle der Nebenthälchen abfielen. An den Felsen zwischen solchen Gehölzen sind die besten zahlreichen Standorte des Cytisus nigricans . Von Arten mit weiterem Areal, welche mehr die gemeinsame Formation als die Merkmale der westpontischen Genossenschaft zur Schau tragen, sind aus der Abhandlung von 1885 folgende Nummern zu nennen: 3. Trifolium montanum l zwischen Gras in Gebüschen und 4. — alpestre (und medium ) J Vorhölzern. 5. Coronilla varia in Gebüschen niedergestreckt. 6. Orobus niger im schattigeren Walde an nicht allzuhäufigen Standorten. 15. Sorbus torminalis als seltener Hainbestandtheil in Sachsen. ~ , TT . , ^ in den Gebüschen zahlreich verbreitet und in ,^4. Hypericum montanum I sachsen wenig aus den Hügelstandorten 25- - hirsutum f herausgehend. ^ 31. Aquilegia vulgaris : besser ganz, auch aus dieser Formation, zu streichen, da ihre Standorte mehr die des unteren Bergwaldes sind. 35. Galium boreale an einzelnen Stellen auf Gras mit 3, 4, 24 und 25 im Gebüsch. 37. Inula salicina im grasreichen Gebüsch. 40. Chrysanthemum corymbosum : charakteristisch für die Formation in ihren Waldrändern und Dorngebüschen 1 47. Betonica officinalis: auf grasigen Stellen an Lichtungen mit 3, 4 etc. 61. Allium vineale im Dorngestrüpp häufig. 63. Car ex montana an den lichteren Stellen der Haine, in Sachsen nicht entfernt so häufig als im kalkreichen Thüringer Becken. In dieser Formation finden sich auch seltenere Orchideen, die aber gleichwohl trotz des Interesses ihrer Standorte nur mit Zwang zu der westpontischen Genossenschaft gerechnet werden dürften: besonders Orchis sambucina , welche von der Lausitz her bis zu den Elbhügeln (Hutberg bei Weissigü) nahe Dresden vorrückt und dort in Grastriften wie im Eichenhain häufig ist, dann Cypripedilum Calceolus , jetzt fast aus- gerottet, und von den seltensten Knabenkräutern Orchis purpur ea und Cephalanthera grandiflora = pallens , beide im Ziegenbusch bei Meissen, während Orchis mmtaris und tridentata im Elbhügellande ganz fehlen und erst im Territorium der Weissen Elster westwärts auftreten. Diejenigen Arten nun, welche von Charakterarten der in Sachsen auf- tretenden westpontischen Genossenschaft in den genannten drei Haupt- formationen vertreten sind, mögen im Folgenden zu einer synoptischen Tabelle vereinigt werden, welche in systematischer Beihenfolge die Arten aufzählt. Jede ist derjenigen Formation zugerechnet, in welcher sie im Elbhügellande hauptsächlich auftritt; das gleichzeitige typische Vorkommen in den beiden anderen Formationen wird durch einen beigefügten Strich mit Nummer bezeichnet. Die Vorgesetzten Nummern 1 — 68 beziehen sich auf die Verbreitungstabelle der ersten Abhandlung, die Nummern 69 —110 auf die nachher folgende Verbreitungstabelle der jetzt im Nach trage ge- sammelten zahlreichen Arten des Meissner weiteren Umkreises. Die durch ihr Areal: exclusiv gegenüber Thüringen westlich der Saalelinie, oder gegenüber Schlesien, oder gegenüber dem nordöstlichen Bayern — ausge- zeichneten Arten sind gesperrt gedruckt, die als Leitpflanzen ausgewählten Arten durch fetten Sperrdruck hervorgehoben. 47 Tabelle der durch ihr Areal bemerkenswerthen Formationsglieder im Elbhügelgelände. I. Dicotyledoneae cliori — und apetalae.*) a) der Felsen und G-erölle. Vicia cassubica (7) Potentillci cinerea (73) - (72) Bosa gallica *pumila (11) — trachyphylla *Jundzilli (75) Cotoneaster inteqerrimus (W Sedum alb um (76) Peucedanum Cervaria (17) Tor dylium maximum (79) Eryngium campestre (19) Libanotis montan a (77) b) der trocknen Grastriften. Astragalus Cicer (71) - (7) Potentilla rupestris (74) Filipendula hexapetala (10) - (17) Peucedanum Oreoseli- num (18) Seseli coloratum (78) c) der Haine und Gebüsche. Cytisus nigricans (1) Trifolium ochroleucum (69) — rubens (70) - (7) Potentilla alba (72) - (74) Bosa gallica *pumila (11) - (18) Dianthus caesius (20) (besitzt eine abweichende Areal- verbreitung). — Carthusianorum (21) Geranium sanguineum (80) Erysimum hieraciifolium (81) Draba muralis (82) - (83) Alyssum saxatile (84) — montanum (85) — (29) Nigella arvensis (89) Viola hirta (23) - (23) Geranium sanguineum (80) Bis cutella laeviqata (83) Corydalis solida (86) Anemone silvestris (87) Pulsafilla praten- sis (29) Banunculus illyricus (88) - (89) - (88) Clematis recta (30) Thesium montanum(90 ) — *intermedium (91) *) Die systematische Reihenfolge ist im Anschluss an die erste Abhandlung im Jahre 1885 unverändert geblieben. Gegenwärtig würde ich mich der in Deutschlands Pflanzengeographie, Abschn. III, angewendeten floristischen Reihenfolge bedienen. 48 H. Dicotyledoneae sympetalae. a) der Felsen und Gerolle. - (33) A sperula galioides (34) — (36) Artemisia Absynthium (93) Achillea Millef. *setacea (39) Centaurea maculosa (43) Lactuca perennis (44) — viminea (95) Hieracium cymosum (96) Stachys recta (48) ■ — germanica (98) Salvia silvestris (99) T eucrium Cliamae dry s (100) Yerb ascump hoeniceum (101) - (103) Orobanche arenaria (52) b) der trocknen Grastriften. Asperula cynanchica (33) Scabiosaochroleuca(36) Hieracium praealtum (45) — (96) Prunella grandiflora (97) Yeronica prostrata (103) — spicata (104) Euphrasia lutea (102) Orobanche caryophyllacea (105) c) der Haine und Gebüsche. — (36) Campanula bononien- sis (92) Inula hirta (86) Serraiula tinctoria (42) Melittis Melissophyllum (4 6) Melampyrum cristatum (50) - (104) Symphytum tuberosum (53) Myosotis sp ars iflora (106) III« Monocotyledoneae. Allium fallax (59) — (62) - (64) Festuca * glauca var. (67) Carex humilis (62) — Schreberi (64) Andropo gon Ischae m u m ( 65 ) Phleum Boehmeri (107) Melica ciliata (109) Poa bulbosa (110) Hier ochloa australis (108) Wenig ist an dieser Stelle von den Wiesenformationen zu sagen, da dieselben die geringste Zahl von Arten der westpontischen Genossen- schaft in sich aufnehmen. Es handelt sich zumeist um die Formation der langhalmigen Thalwiesen mit Avena elatior etc., auf welchen Sanguisorba officincilis und Allium Scorodoprasum als häufige oder sporadische Mit- 49 glieder die Facies mitbestimmen (aufgezählt in der Liste 1885 unter Nr. 8 und 60). Von Arten, welche durch ihr Areal für Mitteldeutschland be- deutsam sind, möchten nur Iris sibirica (55) und Cirsium canum (41) zu nennen sein. Ihr bedeutsamster Standort liegt ebenfalls im Meissner Gebiete, nahe den Spaarbergen und Niederau. — Aufzählung der durch ihre sächsischen Standorte im Vergleich mit den Nachbar fl oren bedeutsamsten Arten. In der vorstehenden Tabelle sind diejenigen Arten durch Sperrschrift hervorgehoben, welche bei den Arealvergleichen als bedeutungsvoll gelten müssen, weil sie auf bestimmte Wanderungswege der in dem Elbthal- hügellande vereinigten Genossenschaften hin weisen, oder weil sie wenigstens die Identität mit einer bestimmten anderen Genossenschaft erweisen. Als solche giebt sich unzweideutig, wie auch schon in der Abhandlung von 1885 gesagt war, die in Böhmens nördlichem warmen Hügellande, auf Basalt- und granitischen Bergen im Mittelgebirge, an den Elbgestaden und am Südfusse des Erzgebirges vereinigte Genossenschaft zu erkennen, denn hier findet sich die ganze sächsische Genossenschaft ebenfalls und fast alle Arten in viel reicherer Formationsvertretung und mit noch viel mehr neuen westpontischen Bürgern vermischt wieder vor. Dagegen fehlen sowohl im nördlichen Saalegebiete (Flora um Halle und am Osthärz bis zum Huy und zur Asse), als auch in ganz Thüringen westlich der von A. Schulz näher bezeichneten Saalelinie manche der um Meissen -Dresden vereinigten Arten, und dieselben oder andere, die in Thüringen und bei Halle Vorkommen, fehlen auch in dem zum Vergleich herangezogenen fränkisch- vogtländischen Gebietstheile des nordöstlichen Bayerns oder endlich in Schlesien. Dadurch gilt florenstatistisch Böhmen als das relative Ursprungsgebiet der östlichen Pflanzengenossenschaft im Elbhügel- gelände Sachsens. Im Folgenden sind die durch bestimmte Lücken im Areal be- merkenswerthen Arten nach vier Kategorien aufgezählt: a) fehlend westlich der Saale- linie: Nr. 4L Cirsium canum. 53. Symphytum tuberosum (siehe Ausnahme in Abh. 1885, Seite 102). 84. Alyssum saxatile. [88. Ranunculus illyricus tritt erst im nördlichen Saalegebiet um Halle auf, fehlt südlich.] Diese Art hat eines der für südöstliche Genossenschaftsbe- ziehungenbemerkenswerthesten Areale. 95. Lcictuca viminea. 108. Hierochloa australis. b) fehlend um Halle und am Ostharz, in Nordthüringen: Nr. 1. Cytisus niyricans. tu. Rosa ycillica * pumila bei Halle sparsam und dann fehlend.] 41 . Cirsium canum. [44. Lactucaperennis fehlt um Halle, kehrt aber bei Bernburg und am Ostharz wieder.] 53. Symphytum tuberosum. 69. Trifolium ochroleucum. 76. Sedum album. 84. Alyssum saxatile. 95. Lactuca viminea. 108. Hierochloa australis. 50 c) fehlend in Bayern (und zwar in dessen nördlichem Gebiet, Ober- und Unter-Franken): Nr. 29. Pulsatilla pratensis. 39. Achillea Millefoliwn * setacea aus Unterfranken (Wiirzburg) mit einem einzigen Fundort angegeben. 41. Cirsinm canum aus dem nörd- lichen Keupergebiet (Burgwind- heim im Steigerwald) als ein- zigem Fundort in Bayern an- gegeben. [74. Potentilla rupestris : selten im nördlichen Keuper.] 79. Tordylium maximum. 82. Praha muratis. 83. Biscutella laevigata. 88. Panunculus illyricus. 92. Campanula bononiensis. 95. Lactuca viminea. 101. Verbascum phoeniceum erst bei Nürnberg auftretend. 106. Myosotis sparsiflora in Bayern nur bei Nürnberg. d) fehlend in Schlesien: Nr. [19. Eryngium campestre: sehr selten.] [30. Clematis recta : sehr selten. | 44. Lactuca perennis. [62. Carex Jmmilis: sehr selten. | 65. Andropogon Ischaemum. 76. Sedum album. 79. Tordylium maximum. 82. Praha muralis. [83. Biscutella : ein Standort.] 84. Alyssum saxatile. 88. Panunculus illyricus. 90. Thesium montanum. 95. Lactuca viminea. 99. Salvia silvestris. 100. Teuer ium Chamaedrys. 102. Euphrasia lutea. Werfen wir nach diesen Vergleichen mit den grösseren summarisch herangezogenen Nachbargebieten noch einen Blick auf die westliche säch- sische Grenzflora im Gebiet der W eissen Elster, welche sich nach unseres correspondirenden Mitgliedes Dr. med. Naumann in Gera Untersuchungen so bequem für die Gegend von Weida bis Zeitz in unseren Gesellschafts- schriften*) zusammengestellt findet. Die treffend am Anfang dieser Ab- handlung zusammengestellten Pflanzenarten geben an, dass die Flora des Weissen Elster- Hügellandes sich viel enger an die der Saale, als an die des Meissner Elb -Hügellandes anschliesst; es sind dies Clematis Vitalba , Viola mirabilis , Malva moschata , Viburnum Lantana , Gentiana ciliata , Lithospermum purpur eo-co er ideum, Ajuga Chamaepithys , Allium rotundum und Carex ornithopoda , welche alle in den drei Hauptformationen der östlichen Genossenschaft ihre Standorte haben würden, wenn sie zum Pflanzenbestande des sächsischen Elb-Hügellandes gehörten. Diesen Arten lässt sich wohl auch mit gewissem Rechte Asperula tinctoria beifügen, die auf der gemeinsamen Excursion der Isis und des thüringischen botanischen Vereins zu Pfingsten 1892 am Mühlberg bei Crossen und Tauchlitz ge- funden wurde und deren Standort „im Gehege bei Dresden 1871“ doch als ein höchst zweifelhafter zu bezeichnen ist. Auch Ligustrmn vulgare ist von Dr. Naumann in diese kleine, aber wichtige Liste aufgenommen, dessen Bürgerrecht übrigens auch für Sachsen nicht ohne Zweifel bei Seite zu setzen ist. Die genannten Clematis -, Gentiana- und Lithospermum- Arten sind besonders wichtig als weit verbreitete Bürger im Gebiete Frankens, *) Isis 1890, Abhandlung Nr. 7. 51 des Thüringer Beckens, des nördlichen Saalelandes, des Ostharzes und sogar noch des Braunschweiger Landes, da die bekannte Clematis Vitalba, welche in Böhmen fehlt, noch auf der Asse südlich der Stadt Braun- schweig in den lichten Hainen die vom Diptam und Melittis geschmückten offenen Plätze umschlingt und Lithospermum purpureo - coeruleum am Huy bei Halberstadt ebenso häufig ist, als am Mühlberg nördlich von Gera; hier ist es im Gebüsch so charakteristisch, dass die Hinzufügung eines (r) als Zeichen der Seltenheit in Dr. Naumann’s Liste nur auf geringere An- zahl der Standorte Bezug hat. Die in der genannten Liste aufgeführte zweite Kategorie von Arten, welche um Gera relativ häufiger sein sollen, als in Sachsen, ist für unsere Zwecke weniger zu gebrauchen. Sie zerfällt nämlich in Arten, welche im Elb -Hügellande von Pirna- Riesa mit dein Centrum um Meissen genau so charakteristisch sind, wie auf den Höhen an der Weissen Elster mit ihren Zechsteinkalken und schwarzen Schiefern. Solches sind Peucedanum Cervaria , Aspenda glauca , Scabiosa ochroleuca , Innla hirta , Chrysanthemum corymbosum, Lappula Myosotis, vielleicht sogar die auch um Gera sehr seltene Orchis fusca (nicht aber 0. militaris und tridentata ), Anthericum ramosum und Melica ciliata und andere aus Dr. Naumann’s zweiter Liste. Dagegen fehlt ausser den zwei genannten Orchis- Arten besonders Lactuca quercina! in der Waldformation des Elb -Hügellandes, während sie an dem vom Lithospermum purp. -coeruleum besetzten Waldberge nördlich Gera so charakteristisch verbreitet dasteht; und dann kann man allerdings von einigen Arten, besonders von Salvia verticillata , Brunella yrandiflora , Teucrium Botrys , den Cephalanthera- Arten und von Epipactis rubiyinosa be- haupten, dass diese in der Geraer Flora durch Abundanz einen wesent- lichen Antheil an den Formationszusammensetzungen nehmen, während sie im sächsischen Elb -Hügellande einen äusserst dürftigen Platz inne haben. Aber das könnte recht wohl in der Bodenverschiedenheit begründet sein; denn alle diese letztgenannten Arten bevorzugen ausserordentlich das bei uns fehlende Kalkgeröll, und wenn es schon eine auffällige Sache ist, dass solche kalkholde Arten überhaupt auf den sächsischen Graniten und Dia- basen Vorkommen, so kann man ja nicht die grosse Häufigkeit von ihnen erwarten, die ihnen in den Kalkgeröll-Formationen zukommt. Machen wir dagegen die entgegengesetzte Probe und durchmustern die Hügel an der Weissen Elster auf das Vorkommen derjenigen Arten, welche oben als charakteristisch für das sächsische Elb -Hügelland und fehlend im Saalegebiete bezeichnet sind, so finden wir keine derselben und es bestätigt sich also, dass das Gelände der Weissen Elster sich an das weitere Gebiet der Saale mit seiner Flora ansehliesst, zu dem es auch geognostisch und hydrographisch gehört; zu demselben Schlüsse ist Dr. Naumann gekommen: er erklärt die Flora des weiteren Umkreises um Gera als eine östliche Grenzflora des thüringischen Kalkgebietes. Somit ist die pflanzengeographische Bedeutung der in dem Hügellande um die Stadt Meissen herum in besonders reicher Entwickelung zusammen- gekommenen Genossenschaft, die mit vier verschiedenen Formationen das Elbgebiet vom westlichsten Quadersandsteingebirge bis zum Auslaufen der bedeutenderen Granithöhen und Steilabfälle nahe der nördlichen Landes- grenze Sachsens besetzt hält, gekennzeichnet: sie trägt einen verarmten böhmisch-mährischen Charakter und ist in sehr viel kräftigerer Weise an der oberen Elbe zwischen Leitmeritz und dem genannten Quadersand- 52 steingebirge und im Bereich des böhmischen Mittelgebirges bis zum Süd- fusse des Erzgebirges hin entwickelt. Sie ist durch ganz bestimmte negative und positive Charaktere von den entsprechenden Floren an der Weissen Elster und Saale, in Schlesien und im nordöstlichen Bayern geschieden. Sie gliedert sich in ihrem sächsischen Bereich aber ebenfalls in einen weniger reichen Südosttheil, der etwa von Pirna bis Dohna und zum Plauenschen Grunde reicht, und in einen mannigfaltigere Arten enthalten- den Nordwesttheil, dessen Hauptstandorte die Lössnitz und Kötzschenbroda, die Bosel und Meissner Hügel dicht an der Stadt, der Ziegenbusch bei Niederau, die Flügel am Lommatzscher Wasser und endlich die Elbgehänge bei Seusslitz und Diesbar sind. Von diesen letzteren Standorten gab es noch eine Menge interessanter Areale als Ergänzung zu der Abhandlung von 1885 nachzutragen, welche nunmehr in derselben Form wie damals verzeichnet werden sollen; nur ist das gleichzeitige Vorkommen in Nord- Bayern bei jeder Art besonders angemerkt. II. Specieller Theil. Weitere Aufzählung der Areale von Arten der östlichen Pflanzengenossen- schaften, welche in der Festschrift des Jahres 1885 noch nicht auf- geführt worden sind, aus dem Meissner Hügellande in weiterem Umkreise, unter Benutzung des Königl. Herbars zu Dresden.*) Von Prof. Dr. Oscar Drude und Dr. Bernhard Schorler. I. D i k o t y 1 e (1 o n e n. A. Choripetalen. Verbreitung in Sachsen und Thüringen. (Die Ziffern scliliessen an die Abhandlung Isis 1885 fortlaufend an.) 69. Trifolium ochroleucwn. — Seltener Be- standtheil der lichten Hainformation: nur im Meissner Gebiet, Ziegenbusch ! (Z.) und in der Nähe der Milch- insel; ausserdem aber westwärts im Gebiet der Zwickauer Mulde (Penig) und an der oberen Saale (Saalburg). Im Thüringer Becken**) (?) (Naumburg). Fehlt um Halle. Nordabhang des Harzes (?). Am Inselsherg. 70. Trifolium rubens. — Sehr seltener Be- standteil der lichten Hainformation: Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. Das ganze südöstliche, mittlere und westliche Europa von Mace- donien bis England. Böhmen: Südabhang des Erz- gebirges. Niederschlesien: sehr selten. Nordbayern: viele Standorte. Wird nach Westen: Rhein- provinz, häufiger. Verbreitung in Mitteldeutsch- land unregelmässig und wenig bedeutungsvoll. — Das ganze südöstliche, mittlere und westliche Europa von Süd- russland bis Belgien. *) Die von den Verfassern in freier Natur beobachteten Standorte sind mit ! ! be- zeichnet, die aus Herbarium-Exemplaren anderer Sammler mit !, andere ohne Zeichen belassen. **) Die thüringer Standorte sollen nach Schulz (siehe Regel’s „Thüringen“ Bd. II, Abthlg. I) auf Verwechselung beruhen. S. 82, Anm. 3. 53 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. nur im Meissner Gebiet vom Lössnitz- thal bis zu den Spaarbergen. (B.)! Im Thüringer Bechen verbreitet. Zweifel- haft um Halle. Nordöstlicher Harz mit Vor- bergen und weiter nach NW. zerstreut. 71. Astragcdus Cicer. — Seltener Bestand- teil der trockenen Grastriften und bebuschten Anhöhen von Pillnitz bis nördlich von Meissen (Zehren a. Elbe) : Briessnitz nördlich Dresden!, einige Standorte bei Meissen. Ausserdem bei Rochlitz. Thüringen : Mit vielen Standorten sowohl im Muschelkalkgebiet als an der unteren Saale verbreitet. Bei Halle auf kalkarmem und kalkreichem Boden ; viele Standorte am Nordost- harz und von da bis zur Asse bei Braunschweig verbreitet, auch im Magdeburger Flözgebiet. 72. Potentilla alba. — Im Hügellande von Hosterwitz bis Kötzschenbroda! und bei Diesbar auf dem rechten Elbufer, und ausserdem an den Hängen des Lommatzscher Wassers an einzelnen Standorten auf Felsgeröll und in Vor- hölzern ! ! häufig. Bei Leipzig und Zeitz. Von Halle an westwärts um den Harz herum mit zunehmender Häufigkeit nach dem Werra- und Leinegelbiete. 73. Potentilla cinerea. — Seltener Bestand- teil der Meissner Hügelflora: in der Lössnitz ! !, Zitschewig, nördlich von Seusslitz (Schwedenschanze ! !), Gohrisch unterhalb Niedermuschütz!, am Lommatzscher Wasser bei Prositz ! !, im sonnigen Geröll trockener Ab- hänge meist in Gesellschaft der Poten- tilla verna var. pilosa (vergl. Abhand- lung 1885, Nr. 9). Bei Leipzig. Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. Schlesien: sehr zerstreut und selten. Böhmen : zerstreut, hauptsäch- lich im Mittelgebirge und am süd- lichen Erzgebirge. Nordbayern: viele Standorte. In Mitteldeutschland die warme Hügelregion (besonders auf Kalk) bevorzugend. — Vom mittleren und südlichen Russland durch Mitteleuropa bis Aragonien verbreitet; fehlt im deutschen Nordwesten, dagegen bis zum südöstlichen Neu Vor- pommern und Marienwerder im Nordosten von Sachsen an seltenen Standorten vorkommend. Schlesien: sehr zerstreut. Böhmen : in der nördlichen Landeshälfte ziemlich verbreitet und stellenweise häufig. Bayern: viele Standorte in Nordbayern, zumal auf Kalk. In dem sächsisch en Vorkommen liegt bei der Häufigkeit derselben Art in Nordböhmen und in Thü- ringen nichts auszeichnendes. — In breitem Strich von Süd- russland nach den Pyrenäen mit vorgeschobenen Stationen in Polen und Ostpreussen. Böhmen : im Mittelgebirge ver- breitet, auch am Südabhange des Erzgebirges. Bayern: fehlt im Waldgebiet, sonst häufig im J ura- und Muschel- kalkgebiet. In Mitteldeutschland mit einer von Ostpreussen nach dem Nahe- thal südwestwärts abfallenden Vegetationslinie; vergl. Schulz. Entwickelungsgesch. Mitteleurop. S. 48. — Vom südlichen und mittleren Russland bis nach Südschweden und von dort mit Umgehung des nordwestlichen Deutschlands zum Nahegebiet und zur Pfalz , süd- lich durch das Eisass zum Rhone- gebiet. Vegetationslinie vergl. in Schulz wie sub Nr. 71. Schlesien: zerstreut in der Ebene. Böhmen: verbreitet und ge- sellig im Hügellande, häufig im Mittelgebirge. 54 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. Um Halle verbreitet; zerstreut im Gebiet des Thüringer Muschelkalkes. Harzgebiet und nordwestwärts bis Braunschweig. 74. Potentüla rupestris. — Seltener Be- standtheil der Meissner Hügelflora: von der Lössnitz bis Nünchritz ! !, bei Riesa am rechten Elbufer, und häufiger südlich des Lommatzscher Wassers bei Schieritz ! !, im gleichen Bachthal bei Prositz ! ! und hinauf bis Leuben. An ihren Standorten in der Gras- trift, im Hügelgeröll, oder am Saume kleiner Vorhölzer meist in Rudeln und üppig blühend. — Oestlich von diesem Gebiet in der Lausitz bei Bautzen. Westlich im Muldengebiet bei Wurzen und im Zeisigwald bei Chemnitz !. Bei Halle auf meist kalkarmem Tertiär und Diluvium. Selten im Kalkgebiet der Saale, aber stromauf über Saalfeld bis Ziegenrück. Unterharz: Felsen der Rosstrappe. 75. Rosa trachyphylla Rau, *Junäzüliana Bess. (Garcke, Fl. v. Deutschi. 1890, Nr. 607). — Seltener Bestandteil der Meissner Hügelflora, dessen Ver- breitung noch nicht genügend fest- gestellt ist. Niedere, am Boden hin- gestreckte Sträucher auf sonnigem Fels: Höhen bei Wachtnitz ! !, Boselü, Ziegenbusch. — Ausserdem um Zwickau und im Vogtlande. Ist bisher im Saalegebiet nur bei Gösch- witz gefunden worden. Sie kann aber unter dem Formenkreis von R. ccinina versteckt sein. Bei Erfurt, Sondershausen und vielleicht am Südharz (? Focke). 76. Sedum cdbum. — Succulente Staude der trockensten Silicat-Felsen und Gerolle, mit ursprünglichen Standorten wahr- scheinlich nur im oberen Elbthal (Ausgang des Elbsandsteingebirges) zwischen Wehlen und Pirna, am Sattel- Verbreitung im Osten, SUdosten und Südwesten. — Gesammtareal. Bayern: nicht viele Standorte im Muschelkalk- , Keuper- und Jura- Gebiet. Wegen mangelnder Standorte in der gesammten schlesischen und sächsischen Lausitz erscheint das Vorkommen im Elbliügellande Sachsens verknüpft mit der böh- mischen Verbreitung. — Fast das ganze mitteleuro- päische Florengebiet und das an- grenzende nördliche Mediterran- gebiet, auch im nordöstlichen Deutschland. Fehlt in der Nieder- lausitz. Böhmen : im wärmeren Hügel- lande und Mittelgebirge ziemlich selten; auf grasigen Hügeln ähn- lich wie in Sachsen wachsend! Bayern: Nur vereinzelte Stand- orte im nördlichen Keupergebiete. Die Standorte im sächsischen Elbthalgebiet entsprechen dem zerstreuten Areal in Deutschland. Verbreitung noch nicht genau nach den Floren festzustellen . Schlesisches Hügelland selten, in Böhmen meist mit R. gallica ver- gesellschaftet und selten bis zum Mittelgebirge und südlichen Erz- gebirge, in Bayern bei Würz- burg etc. Es scheint diese Form der mit R. ccinina verwandten tracky- pliylla eine durch ganz Mittel- deutschland an seltenen Standorten zerstreute Hügelpflanze zu sein. Weit durch Mitteleuropa ver- breitet, in Norddeutschland feh- lend, aber von Bornholm und dem sw. Finnland angegeben. Fehlt in Schlesien. Böhmen: häufig im warmen Hügellande , durch das Mittel- 55 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. berg bei Gottleuba !, sowie unterhalb zwischen Meissen!! und Diesbar!!. Andere Standorte (Dresden) wahr- scheinlich durch Verwilderung auf Mauern. — [Selten in der Ober- lausitz: Tollenstein!!, Bautzen.] Im Vogtlande bei Plauen, Weida, Loben- stein, Ebersdorf. Im Kalkgebiet der Saale an vielen Orten, nordwärts bis Merseburg; fehlt um Halle und am Harz. 77. Libanotis montana. — Sehr seltener Bestandteil der trockenen Geröll- flora: bei Pirna, Lössnitz und Kötitz !; auch Langebrück wird ausserhalb der Elbhöhen als Standort angegeben. — Im Vogtlande bei Zeulenroda, Loben- stein, Ziegenrück und am Heinrich- stein (Saale). Im Thüringer Kalkgebiet häufiger, sowohl im Saale-Unstrut- Gebiet (Hainleithe ! !), als an der Westgrenze im Muschelkalk der Werra- Höhen. Nordöstlich vom Harz scheint nur ein Standort an der Liethe (Magdeburg) zu existiren, da Schulz die Pflanze von Halle nicht angiebt. 78. Seseli coloratum. — Selten im südlichen Theil des Hügellandes bei Rottwern- dorf und Pillnitz. Dann viel häufiger auf grasigen Hügeln bei Kötzschen- broda (Himmelsbusch ! !), Zaschen- dorf, Weinböhla, an der Bosel und im Gebiet des Lommatzscher Wassers auf den trockenen Uferhöhen ! ! . Sparsam in der Lausitz und bei Leipzig. Häufig und an vielen Orten durch das ganze Thüringer Hügelland, besonders auch bei Halle und von da nördlich des Harzes bis Braunschweig. 79. Tordylium maximum. — Sehr seltener Bestandteil in der Flora der trockenen Hügelgerölle an buschigen Abhängen nur im Meissner Gebiet: B! und nord- wärts bei Zadel!, ausserdem von Zehren und der Karpfenschänke an- Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. gebirge bis zum Elbsandstein- gebirge bei Tetschen. In Nordbayern Ins Berneck (Fichtelgebirge). Die Verbreitung in Sachsen schliesst sich zunächst den Stand- orten im Elbgebiet des böhmischen Mittelgebirges an. Weit durch Mitteleuropa ver- breitet und in dessen nördlichem Theile zerstreut, auch in den meisten deutschen Gauen (aus- genommen Posen und den Nord- westen) vorhanden, häufiger erst im südlicheren Hügelgebiet. Schlesien: zerstreut im Hügel- lande. Böhmen : auf Basalt und Kalk im wärmeren Hügellande an ein- zelnen Standorten häufig. Nordbayern: auf Jura- und Muschelkalk. Das seltene Vorkommen in Sachsen zeigt keine besondere Wanderungslinie an und ent- spricht dem im kalkarmen öst- licheren Gebiet. — Aehnlich wie Nr. 77 verbreitet, aber weniger weit nordwärts gehend ; in Deutschland der Nord- osten und Nordwesten .ausge- geschlossen. In Schlesien, Böhmen und Nordbayern auf verschiedenen Ge- steinsarten des trockenen Hügel- landes häufiger als in Sachsen. Das Elbthal - Verbreitungs- gebiet entspricht in etwas dem schlesischen; beide hängen mit einander durch Vorkommnisse in der Ober- und Niederlausitz zu- sammen. — Vom europäischen Mediterran- gebiet (Krim bis Portugal) nord- wärts durch die Balkanhalbinsel und Mitteleuropa bis Frankreich und England verbreitet; erreicht in Deutschland an der Oder (Freienwalde etc.) seine Nord- grenze. 56 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. gegeben (Schlimpert), also alle Stand- orte an den der Elbe zugewendeten Höben nabe am Strom oder bocb über demselben. Sonst in Sachsen fehlend. Thüringen : mehrere Standorte im Muschel- kalkbecken (Sulza, Allstedt, Eckartsberge etc.). Wird von A. Schulz aus der Flora von Halle gegenüber früheren Angaben nicht genannt, findet sich dagegen wieder am Unterharz (Falkenstein). 80. Geranium sanguineum. — An einzelnen Stellen der granitischen Elbbügel sehr häufiger (cop. 3), an anderen seltener und dann auf weite Strecken fehlender Bestandtheil der Staudenvegetation bebuschter Höhen, von Pirna! bis Meissen !. Am häufigsten im Lössnitz- grund ! !. Auch am Bienitz ! bei Leipzig. Thüringen-, häufig im Kalkgebiet, ebenso um Halle, und nordwestlich gemein noch am Huy ! ! und bis zur Asse ! ! . 81. Erysimum hieraciifolium *virgatum. — Nur an den Flussufern der Elbe auf Mauern und trockenen Sandhügeln von Dresden (Blasewitz !) bis Meissen (Karpfenschänke !, Gauernitz, Kötzschen- broda! etc.) und bei Seusslitz. Ausser- dem bei Pirna abseits der Elbe im Wessnitzthal!. Wird von Chemnitz angegeben; vielleicht verschleppt? Thüringen : an nicht vielen Standorten von Halle bis zum Ostharz und von Saalfeld sowie Jena bis Auleben an der Westgrenze des Gebietes. [An m.] Diplotaxis muralis. ) Ruderal- und Fluss- — tenuifolia. > ufer - Pflanzen mit SisymbriumLoeselii. J vielleicht nicht ganz natürlichem Areal in Sachsen. Die Diplo- taxis fehlen um Meisseil, wo Sisymbrium vorkommt; alle drei Arten um Dresden zer- streut, Sisymbrium auch im Elbsandstein- gebirge und bei Leipzig. Diplotaxis muralis ebenfalls bei Leipzig. — Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. Schlesien: fehlt. Böhmen : sehr selten „und viel- leicht nicht ursprünglich“ bei Prag und Jungbunzlau. Bayern: nur eingeschleppt (da- gegen in der Pfalz, Rheinprovinz und weiter westlich). Obwohl die Art durch ihr sporadisches Vorkommen grosses Interesse besitzt, so sind die säch- sischen Stationen im Meissner Gebiet weder die nördlichsten noch den Osten oder Westen in Deutschland ausschliessend. — Mitteleuropäisches Areal im weitesten Umfange, aber in diesem das südliche sowie mittlere Berg- und Hügelland (auf Kalk) bevor- zugend. Fühlt in den deutschen Haidegauen. Schlesien: zerstreut auf son- nigen Hügeln. Böhmen : verbreitet im Hügel- lande und Mittelgebirge. Bayern: verbreitet, auf dem Muschelkalk im nördlichen Bayern gemein. Areal ohne deutliche Bezieh- ung; aber die Verbreitung in Sachsen fällt in das Vorkommen der östlichen Genossenschaften. — • Areal durch das ganze Mittel- europa ausgedehnt , in Deutsch- lands Nord westen und Norden fehlend. Schlesien : verbreitet. Böhmen: fast nur im Elb- thale. Bayern: viele Standorte. Arealbeziehung zweifelhaft ; doch scheint das sächsische Vor- kommen wegen der Verbindungs - Standorte in dem Elbsandstein- gebiet auf die böhmische Elb- thal-V erbreitung hinzuweisen. Mitteleuropäisches Areal ohne besondere Beziehung ; in Deutsch- land fehlen die drei Arten haupt- sächlich in den nordwestlichen Gauen. 57 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. Sind hier nebensächlich mit angeführt, weil ihr Areal mit in die östliche Genossen- schaft fällt. 82. Draba muralis. — Sehr selten: nur auf einer Gartenmauer an einem Stein- bruch in Oberspaar (Rothe Gasse) gegenüber Meissen ! ! und bei Gauer- nitz oberhalb Meissen. Sonst in Sachsen fehlend. Thüringen: selten, hei Weissenfels, Naum- burg und Halle (Schulz, Yeget. v. Halle, p. 96). Nordostwärts hei Dessau und im Gebiet von Burg (Schneider, Fl. v. Magdeburg, S. 23). Ostharz (Harpe, S. 27). 83. Biscutella laevigata. — Seltener Be- standtheil der trockenen Sand- und Hügelflora: bei Dresden!!, Nieder- lössnitz ! ! und bei Meissen, überall in geringer Menge. Sonst in Sachsen fehlend. Thüringen : an mehreren Standorten im Saalegebiet von Halle (siehe Schulz, Veget. v. Halle, p. 117); ausserdem hei Schleusingen und am Südharz bei Nordhausen ! ! (Kohnstein), sowie im Dessauer Gebiet. 84. Alyssum saxatile. , — Sehr seltener Be- standteil der nördlichen sonnigen Felsformation an der Elbe: bei Dies- bar-Seusslitz am linken ! ! und rechten Elbufer!!. — In Sachsen ausserdem bei Wechselburg in der Eulenkluft an der Mulde ! . Fehlt in Thüringen , Halle und Ostharz. Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. Sehr sporadisch durch Europa von Südrussland bis Schweden, England, Portugal und Herzego- wina. Schlesien: fehlt. Böhmen: auf buschigen, gra- sigen Lehnen der Bergregion wenig verbreitet; häufig und oft massig auf den Moldauabhängen bei Zavist etc. Fehlt in Nordbayern, erst im Rheingebiet wiederum häufiger. Das vereinzelte sächsische Vor- kommen schliesst sich an das böhmische Areal an. — In weitem Areal durch Europa hat B. I. in Deutschland ihre Nord- grenze in Schlesien— Sachsen — Magdeburger Flora— Nahethal — Rheinthal. In Süddeutschland alpin (bis 2200 m). Schlesien : einziger Standort Kottwitzer Wald bei Breslau. Böhmen: auf Felsen (Kalk, Schiefer, Basalt), buschigen Ab- hängen und sandigen Hügeln sehr zerstreut im Mittelgebirge , auch im Bielathal des Elbsandstein- gebietes. Fehlt im bayerischen Grenz- gebiet, Das Vorkommen im Elbthal und bei Halle schliesst sich an das böhmische Areal an. — Südost-Europa, besonders Süd- russland und nördliche Balkan- Halbinsel, bis Mitteldeutschland (Sachsen) und zum Rhein. Fehlt in Schlesien. Böhmen: imElbthale vonLeit- meritz bis gegen Tetschen fast auf allen Basaltfelsen, ebenso häufig dort im Mittelgebirge (auf Kalk, Schiefer und Basalt). Bayern: Kalkfelsen im nörd- lichen Jura. Der sächsische Standort ist bemerkenswert!! durch das|Fehlen der Species im ganzen Saalegebiet und schliesst sich der böhmischen Verbreitung an. 58 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. 85. Alyssum montanum. — Seltener Be- st and th eil der wärmsten Hügelforma- tion: nur im Meissner Gebiet zwischen der Lössnitz!!, den Spaarbergen und Diesbar. Thüringen : im Muschelkalkgebiet von Jena - Mauinburg - Erfurt - Sondershausen und Auleben an zahlreichen Standorten. Im Ge- biet von Halle bei Giebich enstein, sowie auf allen Bodenarten der Saalehöhen bei Wettin (siehe Schulz, Yeget. v. Halle, p. 117) bis zum östlichen Harz (Gernrode); von da westwärts fehlend. 86. Corydalis solida. — Für Sachsen eine seltene und nur im Bereich der öst- lichen Hügelformationen zwischen Ge- büsch vorkommende Art: bei Pirna an der Wesnitz!, bei Nieschütz ober- halb Diesbar!, ausserdem bei Kalk- reuth! (Grossenhain). Thüringen : fehlt um Halle, wo dagegen die in Sachsen fehlende C. pumila häufig ist, sonst als ziemlich seltene Pflanze von Gera westwärts und am Ostrande des Harzes ent- lang durch das Gebiet zerstreut. 87. Anemone silvestris. — Höchst seltener Bestandteil der lichten Laubwal- dungen auf einer Hügelkuppe bei Schloss Scliieritz ! !. Wird auch ausser- halb des Meissner Hügellandes bei Bochlitz angegeben. In Thüringen häufig und verbreitet von den Elsterhöhen bei Gera westwärts; ebenso schon im Vogtlande: einziger Standort auf einem kalkhaltigen Diabashügel bei Plauen (Artzt !); und bei Schleiz. Bei Halle? fehlend, bei Magdeburg und Braunschweig selten. 88. Ranunculus illyricus. — Seltener Be- standteil auf den kiesig -sandigen Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. Gesammtareai. Südliches und mittleres Europa von der Weichsel über die Oder (Angermünde) nach dem Nord- rande des hercynischen Hügel- landes im Diluvium von Magde- burg und zum Ostharz; dann in Nordhessen!! und im Sieben- gebirge, von da nach Central- Frankreich. In Schlesien selten (Glogau- Breslau). In Böhmen verbreitet auf Kalk, Basalt und besonders auf Sand im wärmeren Hügellande. Bayern : zahlreiche Standorte in Franken etc. V erbreitungs weise in Mittel- deutschland unbestimmt. — Im ganzen mitteleuropäischen Gebiete, auch in Deutschland (vielleicht mit Ausschluss des Nordwestens) zerstreut und be- sonders in den mittleren Gauen. Schlesien: im südöstlichen Ge- biete, selten. Böhmen: in der wärmeren Hügelregion, selten. Bayern: von vielen Fundorten angegeben. Arealbeziehung zweifelhaft ; die wenigen Standorte fallen nur in das Gebiet der südöstlichen Genossenschaft. — Südöstliches und mittleres Europa mit NW- Grenze: Süd- schweden—Braunschweig. In Schlesien an wenig Stand- orten. Im böhmischen Hügellande verbreitet, gern auf Kalk. Nordbayern : verbreitet. Die Seltenheit der Art östlich der Elsterhöhen ist auffallend und entspricht ihrer sporadischen Verbreitung in Schlesien und im nordöstlichen Deutschland. Die sonst kalkliebende Pflanze hat die Plänerkalke des Elb- gebietes nicht aufgesucht. (Vergl. erste Abhandlung Isis 1885, S. 79 bis 81.) — Von Südrussland durch die Balkanländer und Ungarn nach Oesterreich (von da nordwest- 59 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. Wiesen der Elbufer bei Dresden!!*), Riesa und Mühlberg. Bei Halle auf den Porphyrhügeln der Saale (Schulz, Veget. v. Halle, p. 116), ver- breitet; ausserdem ziemlich häufig bei Magde- burg. Fehlt im ganzen Thüringer Becken. 89. Nigella arvensis. — Rudelweis im trockenen Hügelgelände besonders um Meissen ! und Lommatzsch ! ! vor- kommende und bis gegen Dresden verbreitete Art, vielfach auf Brach- äckern. Ebenso um Leipzig!. Thüringen : zahlreiche Standorte sowohl im Kalk- als Porphyrgebiet der Saale und so um den Harz (Huy !) bis Braunschweig ! ! ver- breitet. Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. wärts bis Magdeburg vorgescho- ben), und nach Italien verbreitet. Fehlt in Schlesien und Bayern. Böhmen : nur im unteren Mol- dau- und Elbtlial. Diese in ihrem Areal aus- gezeichnete Art erscheint als Flussthalpflanze der Elbe. — Vom mittleren Russland bis ausschliesslich Belgien durch den grössten Theil Europas verbreitete Art, wahrscheinlich durch Cultur weiter verschleppt. Schlesien: auf Aeckern zer- streut. Böhmen: auf Aeckern, aber auch auf buschigen Abhängen besonders im Norden des Landes, viele Standorte. Bayern : auf Aeckern im ganzen nördlichen Gebiete. [Anm.] Eupliorbia Gerardiana. — • Diese auf Sandhügeln und an kiesigen Ufern entlang des ganzen Elblaufs von Bodenbach (in Böhmen)- Schandau - Königstein - Pillnitz - Dresden und von da bis nach Meissen-Diesbar verbreitete Art erscheint als Flussuferpflanze. Thüringen : zerstreut durch das ganze Ge- biet, nordwestlich fehlend. 90. Tliesium montanum : — Seltener Bestand- theil im Hügelgelände von Dresden (Lössnitzgrund !) bis über Meissen hinaus: Schieritz ! und Zadel!. Auch bei Oberau! von den Elbhügeln ent- fernt. Thüringen : tritt, mit Ausnahme der Flora um Halle, im ganzen Gebiet besonders in Ge- büschen auf Muschelkalk, an vielen Punkten zerstreut auf und ist viel häufiger als in Sachsen. Die Verbreitung lässt für Sachsen auf keine deutliche Wan- derungslinie schliessen. — Südliches und mittleres Europa von Russland bis Holland, in Deutschlands nördlichen Gauen fehlend. Schlesien: fehlt. Böhmen : auf Hügeln an den Ufern der unteren Moldau und Elbe von Prag bis Aussig und Bodenbach. Bayern: zerstreut im Main- gebiet etc. Die sächsischen Standorte weisen auf Böhmen. — In den Ländern des südöst- lichen Europas von Thessalien bis Ungarn häufig, strahlt das Gebiet durch Oesterreich nach Mitteldeutschland und der Schweiz aus. Schlesien: fehlt (vergl. Th. inter medium). Böhmen: zahlreiche Standorte im Mittelgebirge ! ! und bis zum Erzgebirge. Bayern: zerstreut im ganzen nordöstlichen Gebiet. *) Der von Vogel angegebene Standort bei „Hohnstein“, den auch Hippe (Nr. 1263) citirt, erscheint der Bestätigung bedürftig. 60 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. Verbreitung im Osten, Südesten und Südwesten. Gesammtareal. Die sächsischen Standorte nehmen an der nördlichen Vege- tationslinie dieser Art in Deutsch- land Theil, weisen aber ebenso auf den SW. als den SO. — 91. Thesium inter medium. — Etwas häu- figerer Bestandteil als vorige sehr verwandte Art, aber nur im Meissner Gebiet, bez. Leuben ! bei Lommatzsch, auf der Bosel und bei Zadel. Ausser- halb der Elbhügel bei Skassa (Grossen- liain), bei Wurzen und am Bienitz bei Leipzig. Thüringen : häufiger als vorige, zugleich auch auf kalkarmem wie kalkreichem Boden der Flora um Halle (Schulz). Areal nach Osten und Westen etwas weiter ausgreifend. Schlesien : sehr zerstreut in der Ebene. Böhmen: häufiger als vorige Art. Bayern : ebenso. Das Auftreten dieser Form ist weniger charakteristisch als das der vorigen, welche allgemein als seltenere Unterart zu be- trachten ist. B. Sympetale n. 92. Campanula bononiensis. — An einem einzigen Standorte, an einem be- buschten Hügel bei Daubnitz am Lommatzscber Wasser, mit Verbascum phoeniceum etc. häufig ! !. Erst neuer- dings entdeckt: siehe Schorler in Sitzungsber. d. Isis 1893, S. 25. In Sachsen sonst fehlend. In Thüringen nur in den nördlichen und nordöstlichen Strichen: von Halle und Schkeu- ditz bis Gotha, Sondershausen- Frankenhausen, Ascherslehen und noch im Magdeburg - Helm- stedter Gebiet zerstreut. Hauptsächlich im südöstlichen Europa und von da bis Ungarn- Oesterreich verbreitet (s. Schorler, 1. c.). In Deutschlands nordöst- lichen Provinzen einzelne vor- geschobene Standorte , auch in der Mark. Böhmen : häufig im nördlichen Gebiet. Schlesien : nur an drei Stand- orten (N. und S.). Bayern : fehlt. Der einzige sächsische Stand- ort scheint der nordböhmischen Verbreitung anzugehören; jedoch ist die Wanderlinie wegen der nördlicheren Standorte nicht klar. Jedenfalls ist das Areal ein öst- liches. — 93. Artemisia Absinthium. — Ausser dem Vorkommen auf Schutt etc. nahe den Ortschaften, welches auf Verwilderung zurückzuführen ist, kommt der Absinth an seltenen Standorten im Geröll und als Bestandtheil der Dornbuscli-F orma- tionen cop. an südlichen Lagen der Hügelabhänge, mit allen Anzeichen der Ursprünglichkeit, vor, so z. B. auf den Rosa galliea -Hügeln am Lom- matzscher Wasser ! !, an der Knorre und im Spaargebirge. Einheimisch im südöstlichen und im südlichen mittleren Europa, von da nordwärts verwildert. Böhmen : Celakovsky unter- scheidet manche der zalilreichen Standorte auf Felsen, Abhängen, als wirklich ursprüngliche von den durch V erwilderung ent- standenen. Bayern : gilt als einheimisch im nördlichen Jura- und Muschel- kalkgebiet. 61 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. In Thüringen werden Standorte durch Ver- wilderung von ursprünglichen nicht unter- schieden; Schulz (Halle), Ilse und Vogel geben ursprüngliche wenigstens nicht an. 94. Inula hirtci. — Seltener Bestandtheil der lichten Hügelgebüsclie bei Pirna im Siidtheil der Elbbügel, im Meissner Gebiet an den Hügeln von Schieritz ! ! bis Wachtnitz ! ! und bei Seilitz. Dann im Westen: Bienitz bei Leipzig!. In Thüringen sowohl im Gebiet der Weissen Elster (Gera), als häutig im Muschelkalkgebiet der Saale und Unstrut, und ebenso im Gebiet um Halle auf kalkarmem Boden, von da als Seltenheit zum nordöstlichen Harz und Huy, bis Magdeburg. [Anm.] Echinops sphaerocephalus. — Ist wegen Unbeständigkeit der Standorte und des Ver- dachtes späterer Einbürgerung nur fraglich zu den echten Bestandtheilen der Elbthal- Hügelflora zu zählen, findet sich in Sachsen nur im Bereich der südöstlichen Genossen- schaft von Schandau bis unterhalb Meissen auf Weinbergen, buschigen Hügeln und am Elbufer. Thüringen’, auch in Thüringen als ver- wildert an vielen Standorten angegeben bis zum Ostharz (Grafschaft Mansfeld!) und bei Halle zerstreut; auch bei Braunschweig ver- wildert. 95. Lactuca viminea. — Sehr seltener Be- standtheil der trockenen Felsflora: im Elbgebiet östlich Dresden an den Gehängen bei Pillnitz ! ! und dann im Meissner Gebiet zwischen Diesbar und Seusslitz. (Wird aus dem Vogt- lande bei Netzschkau angegeben: dieser Standort würde der westlichste in Mitteldeutschland sein.) Fehlt westlich und nördlich von Sachsen. Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesanimtareal. Man darf annehmen, dass das Vorkommen im Meissner Hügel- lande mit zur Nordgrenze der ursprünglichen Verbreitung ge- hört. — Vom südlichen und mittleren Russland bis Frankreich und Spanien verbreitet, auch mit ein- zelnen Standorten im nordöst- lichen Deutschland bis Stettin. Schlesien: von Teschen bis Striegau als Seltenheit zerstreut. Böhmen: viele Standorte im wärmsten Hügellande auf Kalk- und Lehmboden. Nordbayern: viele Standorte. Die Standorte im sächsischen Elbthalgebiet entsprechen dem zerstreuten Areal in Deutsch- land. — Im südlichen Theil von Mittel- europa häufig und nach Norden selten, durch Einbürgerung aus dem ursprünglichen Areal ver- breitet. In Böhmen auf sonnigen, buschigen Hügeln der wärmsten Thäler, besonders um Prag und an der Elbe bei Czernosek, am südlichen Erzgebirge bei Komo- tau etc. Von Südrussland durch Oester- reich und die südliche Schweiz bis Spanien , hauptsächlich im südöstlichen Europa. Schlesien: fehlt. Bayern: fehlt. Böhmen : im trockenen Hügel- lande um Prag und in Nord- böhmen zerstreut. Der sächsische Standort ist bemerkenswert!) durch das Fehlen der Species im ganzen Saalegebiet und schliesst sich der böhmischen Verbreitung an. — Anmerkung. Lactuca quercina , in der Oberlausitz bei Bernstadt vorkommend fehlt — wie es scheint — gänzlich im Elbthalgebiet, beginnt aber westlich der Weissen Elster auf den Höhen nördlich von Gera und im Gebiet von Halle ein neues thüringisches Areal. — Lichte Hain- und Waldpflanze der Hügelformationen. 62 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. 96. Hieracium cymosum. — Seltener Be- stancltheil der trockenen Felsflora: auf der Kuppe des Todsteines bei Wahns- dorf oberhalb des Lössnitzgrundes ! ! , bei Räcknitz auf Mauern (Fl. v. Dres- den) ! ! , wahrscheinlich noch an anderen Orten bei Kötzschenbroda und südlich der Elbe. Die sonstige Verbreitung in Sachsen ergiebt sich nicht genau aus den Floren. Thüringen-, im Kalkgebiet der Saale, Saal- feld-Jena Ü-Weissenfels, nordwärts im Gebiet von Halle fehlend (Schulz), dagegen am Ost- und Südostrande des Harzes und am Kyff- häuser. Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. Weit im ganzen mitteleuro- päischen Gebiet, mit Ausschluss des Westens, und im südöstlichen Russland verbreitete Art. Schlesien: nur bei Striegau. Böhmen: zahlreiche Standorte in der warmen Hügelregion des Mittelgebirges und "am Südhange des Erzgebirges. Bayern: einzelne Standorte im nördlichen Jura- und Triasgebiet. Die sächsische Verbreitung scheint sich an die Herkunft aus Böhmen anzuschliessen , ist aber nicht eindeutig. 97. Prunella grandiflora. — An verschie- denen Standorten im Meissner Gebiet, östlich der Elbe selten, westlich der Elbe besonders bei Prositz ! ! nahe Lommatzsch, cop. in Grastriften von geringer Ausdehnung. Bei Leipzig (Bienitz) und im Vogtlande selten. Im Gebiet der Weissen Elster um Gera schon häufig auf allen Zechstein-Kalkhügelnü, ebenso als Charakterpilanze der Hügelforma- tionen durch ganz Thüringen und das untere Saalegebiet (Halle! !) bis zum Elm bei Braun- schweig. 98. Stachys germanica. — An mehreren Standorten im warmen Felsgeröll streckenweise verbreitet: bei Dresden (P. G.) und oberhalb im Weisseritz- thal bei Somsdorf; dann häufig bei Niedermuschütz und Schieritz an den Südhängen zum Lommatzscher Wasser ! ! . (Fehlt im Osten des Elb- gebiets.) Westwärts: bei Leipzig- Pegau etc. Im Vogtlande bei Greiz, Schleiz und Hohenleuben. An vielen Standorten westlich der Weissen Elster und Saale durch Thüringen ! ! nach Nordwesten abnehmend. 99. Salvia silvestris. — An der Elbe zwischen Pirna (Copitz, Posta) — Dresden (Blasewitz ! !) — Zadel, Diesbar, und Verbreitet im ganzen mittel- europäischen Gebiet und in Süd- russland, aber mitUeberspringung der nordatlantischen und süd- baltischen Region. Schlesien: sehr zerstreut. Böhmen: sehr häufig, besonders im NW. Bayern : sehr häufig (im Kalk- gebiet). Die Seltenheit in Schlesien und Sachsen , wo sie auch im oberen Elbgebiet (auf den Pläner- kalken!) fehlt, ist der Häufigkeit gegenüber westlich der Elster und Saale bemerkenswert!!. — Nur im südlicheren Theile des mitteleuropäischen Gebietes von Südrussland bis Belgien und Por- tugal, dort in allen Ländern ver- breitet; wenige Standorte in Deutschland nordöstlich von Sachsen. Schlesien: sehr zerstreut. Böhmen: häufig im wärmeren Hügellande. Bayern: ausserhalb des nörd- lichen Jura in Nordbayern selten. Die sächsischen Standorte nehmen Theil an den zerstreuten Standorten der allgemeinen Nord- grenze im mitteldeutschen Hügel- lande. — Im südlichen Mitteleuropa ver- breitet von Südrussland her durch die pannonischen Gebiete durch Deutschland bis zum Rhein, im 63 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. zwar hier an beiden Ufern, Seusslitz und Nünchritz auf kleine Strecken verstreut und meist vereinzelt. — Bei Leipzig, Gera, Lobenstein. Im Thüringer Becken an vielen Standorten, zumal im Unstrutgebiet!!, nach NW. häufiger. Im Gebiet von Halle und dem Ostharz (Schulz, Veget. v. Halle, p. 109 und 118). 100. Teucrium Chamaedrys. — Sehr selten in Sachsen und von uns noch nicht lebend beobachtet: a) im Elbsandsteingebiet oberhalb Pirna am rechten Ufer der Elbe bei Rathen (ältere Exemplare vom Jahre 1868 im Herbarium der Flora Saxonica!, ferner von C. Schiller 1885!), Holl und Heyn- hold, p. 474, Reichenb. Fl. Saxon., p. 209, Hippe, Verz. d. Plian. Sachs. Schweiz, p. 83. b) im Meissner Gebiet ebenfalls am rechten Ufer an einer Stelle bei Dorf Mülbitz, seit 1891 inW ünsche’s Excursionsflora von Sachsen auf- genommen. Thüringen : charakteristischer Bestandtheil und vielfach gesellig mit T. montcinum auf dem Muschelkalk an den Saalehöhen, aufwärts bis gegen Lobenstein und nach NW. über Halle zum Südostharz bis Eisleben verbreitet. t 101. Verlyascum phoeniceum. — Nur im nörd- lichen Theil des Elbthalgebietes, hauptsächlich links der Elbe auf den Hügeln am Lommatzscher Wasser, z. B. zahlreich zwischen Prositz und Schieritz ! !, seltener bei Leckwitz bei Riesa. Wird auch von Skassa, Mersch- witz und Mühlberg am rechten Elb- ufer angegeben. Fehlt sonst in Sachsen. Thüringen : zerstreut im Gebiet um Halle auf kalkarmem und kalkreichem Boden und nordwestlich am Ostharz bis Quedlinburg; scheint dagegen nur selten im Kalkgebiet Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. südwestlichen Deutschland feh- lend. Schlesien : fehlt [dagegen häufig im südlichen Mähren]. Böhmen: zahlreiche Standorte. Bayern: nur einzelne Stand- orte im nördlichen Triasgebiet. Die sächsischen Standorte schliessen sich gegenüber dem Fehlen in Schlesien an die böh- mische Verbreitung an und er- weitern das reichere Thüringer Areal um eine östlich vorge- schobene Insel. — Im südlichen Theil des mittel- europäischen und im nördlichen Theil des Mittelmeergebietes von Südrussland bis Spanien weit verbreiteter und zumal in Kalk- gebirgen häufiger Halbstrauch ; in Deutschland zieht sich seine Nordgrenze vom südöstlichen Ge- biet bis Thüringen, dann am Rhein bis nach Belgien hinauf. Schlesien: fehlt. Böhmen: auf den Bergen des böhmischen Mittelgebirges häufig, ebenso bei Leitmeritz und Prag etc. Bayern : häufig , besonders stark verbreitet im nördlichen Jura- und Muschelkalkgebiet. Die seltenen sächsischen Stand- orte erscheinen als vorgeschobene Posten von Böhmen entlang der Elbe, während die Thüringer Formation der im nördlichen Franken entspricht. Auch in Böhmen fehlt Teucrium mon- tanum. Von Südrussland durch das pannonische Gebiet bis Dalmatien im Süden und das Elbgebiet bei Barby (bez. Ostharz) im Norden ; in Deutschland nur im Osten und dort nördlich bis Posen-Branden- burg. Schlesien: Ebene, selten [da- gegen häufig im südlichen Mähren, in österreichisch Schlesien fehlend]. Böhmen: im nördlichen Lande zerstreut, aber meist sehr ge- sellig. Bayern : sehr selten • angegeben nur von München und Nürnberg. 64 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. oberhalb an der Saale (Jena) vorzukommen, auch am Wendelstein a. d. Unstrut zwischen Nebra und Artern. Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. Die sächsischen Standorte bil- den zusammen mit denen von Barby bis zum Harz gelegenen ein nordwestlich vorgeschobenes Areal dieser südöstlichen Pflanze von Mähren und Böhmen her. — 102. Euphrasia lutea. — Nur im Meissner Elbthalgebiet, und zwar auf den rechten Uferhöhen bei Cölln und von der Knorre ! ! bis Dorf Zadel!!, auch bei Okrilla und Naundörfel, an ein- zelnen Stellen zahlreich in der Hügel- formation mit Car ex humilis , spät im Jahre blühend; geht bis zum Strom auf den Dämmen herunter. Auf dem linken Elbufer nur an den sonnigen Hängen des Triebischthales. Fehlt sonst in Sachsen. Thüringen : an vielen Standorten auf kalk- reichem und kalkarmem Boden, am Ostharz entlang bis zur Asse bei Braunschweig gen NW. Von Südrussland durch das pannonische Gebiet bis Frank- reich und Spanien, mit Nord- grenze durch Deutschland hin- durch (vorgeschobener Posten bei Stettin). Schlesien fehlt [dagegen viele Standorte im südlichen und mitt- leren Mähren]. Böhmen: häufig im nordwest- lichen Lande, cop. Bayern: zahlreiche Standorte im Norden des Landes auf Kalk. Aehnlich der vorigen Art (Nr. 101) bilden die sächsisch-thü- ringischen Standorte das Haupt- areal im östlichen Deutschland, welchem aber eine weite Ver- breitung am Rhein folgt. — 103. Veronica prostrata. — Diese als Sub- species von V. Teucrium nicht immer von den Floristen scharf unterschie- dene Form scheint in Elbthalgebiet zwischen Dresden und Meissen an manchen Standorten häufig zu sein (siehe Holl und Heynhold, p. 11). Die mit der böhmischen Mittelgebirgs- pflanze (Milleschauer!!) genau über- einstimmende Form z. B. zahlreich zwischen Haide- und Schwingelgras in den Spaarbergen (B.ü) und am Zadler Abhang. Thüringen : scheint ebenfalls häufig, sowohl im Kalkgebiet von der Saale bis Franken- hausen, als im nördlichen Saalegebiet von Halle bis zum Nordostharz. Weit verbreitet im wärmeren mitteleuropäischen Gebiet von Südrussland bis Belgien und Spanien, ganz Norddeutschland ausschliessend. Schlesien: nur bei Friedland undRatibor angegeben [in Mähren gemein; Oesterreichisch - Schle- sien: Troppau]. Böhmen: auf trockenem Ge- lände, besonders auf Sandboden, gemein. Bayern: viele Standorte an- gegeben. Die sächsischen Standorte nehmen an der allgemeinen Nord- grenze dieser Hügelregionspflanze Theil. 104. Veronica spicata . — Im Elbhügellande nur im Meissner Gebiet beiderseits des Stromes, an den grasigen Lehnen an einzelnen Stellen cop. 3 eingesprengt, besonders von der Knorre ! ! gegen- über Meissen bis Dorf Zadel und Löbsal, an sonnigen Hügeln des Lom- Das ganze mitteleuropäische Gebiet von Süd- und Mittel- Russland— südliches Norwegen— Pyrenäen, auch in Norddeutsch- land als Seltenheit an einzelnen Standorten. Schlesien: strichweise in der Ebene. 65 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. matzscher Wassers!!, und zwischen Zehren und Hirschstein. Ausserhalb dieses Gebiets in Sachsen nur noch am Bienitz bei Leipzig. Thüringen: an vielen Standorten durch das Kalkbecken und das nördliche Gebiet , am Ost- harz, bis Braunschweiger Land!!. Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. Böhmen: verbreitet in der Hügelregion des nördlichen Landes. Bayern: viele Standorte. Die Standorte im sächsischen Elbthalgebiet entsprechen dem zerstreuten Areal in Deutsch- land mit Abnahme nach Norden. — 105. Orobanche caryophyllacea. — Seltener Bestandtheil der trockenen mit Galium- Arten bestandenen Triften: bei Dres- den !, im Lössnitzgrunde !, im Meissner Gebiet auf der Bosel, bei Zscheila und am Lommatzscher Wasser bei Prositz. (Wird auch von Markers- bach angegeben; sonst in Sachsen fehlend.) Thüringen: durch das ganze Gebiet zer- streut! Um Halle auf kalkreichem und kalk- armem Boden; von da zum Ostharz und zum Magdeburger Gebiet übergehend und mit west- licher Vegetationslinie dort für das Gebiet endend. Mitteleuropa vom Ural bis zu den Pyrenäen (Beck, Orobanche, S. 160). In Deutschlands bal- tischen Gauen bis Rügen und Usedom. Schlesien: sehr zerstreut. Böhmen : viele Standorte, nörd- lich bis Tetschen. Bayern: viele Standorte. Die Standorte im sächsischen Elbhügellande entsprechen dem zerstreuten Areal in Deutschland mit Abnahme nach Norden. 106. Myosotis sparsiflora. — ■ Im Elbhügel- lande als seltener Bestandtheil feuch- terer Gebüsche, an ihren Standorten cop. Bei Pirna und Dresden, am Ausgange des Weisseritzthales (P. G.), bei Briessnitz und Scharfenberg, bei Wachtnitz am Lommatzscher Wasser ! ! und bei Zadel. Ausserdem in der Lausitz und bei Leipzig und Grimma ! . Thüringen : im östlichen Tlieil des Landes an manchen zum Theil zweifelhaften Stand- orten, häufiger im Gebiet um Halle und bis in den nordöstlichen Harz ! ! . Fehlt westwärts. Im südlichen und nördlichen Ost-Europa weit verbreitet, mit seiner Westgrenze durch Deutsch- land laufend, in Westdeutschland ganz fehlend. (Genaueres s. Schulz, Grundz. Entwickelg. Pfl. Mittel- europas, p. 50.) Schlesien: links der Oder stellenweise. Böhmen: im Hügel- und nie- deren Berglande zerstreut, öfters mit Omphalodes scorpioides. Bayern: nur von Nürnberg an- gegeben. Die Standorte in Sachsen und Thüringen nehmen an der W est- grenze in Deutschland Theil. II. llonokotyledonen. 107. Phi eum Böhmen. — Auf sonnigen Hügeln an einzelnen Stellen cop. 3 — fast soc., aber stets in kleinerem Umkreise, so besonders auf den Felsen des Lössnitz- grundes ! ! , am rechten Elbufer ober- halb Meissen ! !, und unterhalb bei Im ganzen mitteleuropäischen Gebiet verbreitet, ebenso im süd- östlichen Russland; in Deutsch- land fast nur auf die warmen Hügelformationen beschränkt. Schlesien : zerstreut in der Ebene. 66 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. Winkwitz und Diesbar, auch am Lom- matzscber Wasser ! ! (hier mit Rosa gallica). -- Sonstige Verbreitung in Sachsen noch nicht genauer bekannt. Thüringen : vom Gebiet der Weissen Elster bei Gera ! ! und dem rechten Saaleufer an westwärts durch das ganze Gebiet stellenweise häufig und an den Triftgrasformationen Antheil nehmend!!. So bis zu den nordöstlichen Vor- bergen des Harzes. 108. Hierochloa australis. — Diese in Böhmen an einzelnen Standorten (Milleschauer ! ! und Göltsch ! ! im Mittelgebirge, Tet- schen ! !) zahlreich vertretene Art der Wald- und Gebüschformationen ist im sächsischen Elbhügellande höchst selten und von uns noch nicht beob- achtet: im Triebischthal ! und Dorf Jessen bei Meissen (Schlimpert), ferner Lockwitzgrund bei Dresden!; ausser- dem von Penig im Bereich der Leipziger Flora angegeben. Thüringen : fehlt. 109. Milica ciliata. — Seltener Bestandtheil der trockenen Felsflora, nur vereinzelt: im Süden des Gebiets am Cottaer Spitzberg, bei Lockwitz, Tharandt und P. G. ; bei Lössnitz und im Meissner Gebiet am Elbufer bei und gegenüber Diesbar an steilen Granitfelsen ! ! (neben Alyssum saxatile)\ auch bei Zadel. Thüringen : an einzelnen Standorten zer- streut von den Uferhöhen der Weissen Elster ! ! bis zum Kyffhäuser ! ! und Harz, im Floren- gebiet um Halle südlich einer von Thale a. d. Bode über Wettin nach Leipzig ver- laufende Linie (Schulz, Yeget. v. Halle, p. 106, 119, Karte 8). 110. Poa bulbosa. — Nicht häufiger Bestand- theil der Felsgerölle und Haide-be- deckten, dürren, kiesigen Hügel, beider- seits der Elbe, z. B. Grosses Gehege!, Kaditz!, Lössnitz ! !, B ! !, Osterberg ! !, Batzdorf bei Meissen, Zehren und am Lommatzscher Wasser!. Auch am Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. — Gesammtareal. Böhmen : an vielen Standorten, doch nicht allgemein verbreitet. Bayern: sehr häufig. Die verhältnissmässige Selten- heit in Sachsen macht das Vor- kommen dieser Art gegenüber der allgemeineren Verbreitung westlich der Elster- und Saale- linie bemerkenswerte Vom mittleren Bussland und Finnland, besonders aber vom westpontischen Gebiete durch Oesterreich und die Schweiz. Schlesien : in Laubwäldern an zwei Standorten. Böhmen : von Prag bis zu den Vorbergen des Erzgebirges an vielen Standorten, besonders im Mittelgebirge. Bayern: im nördlichen Keuper- und Buntsandsteingebiet an we- nigen Standorten. Diese in Thüringen fehlende und in Schlesien seltene Art zeigt für die spärlichen sächsischen Standorte eine Verbindung mit Böhmen an. — Vom mittleren Kussland bis zur Schweiz durch Deutschland mit Kordgrenze in der nördlichen Hügelregion verbreitet. Schlesien : auf felsigen Stand- orten im Hügellande zerstreut. Böhmen: zerstreut, um Prag häufig. Bayern: an vielen Standorten, besonders im Kalkgebiet. Die sächsischen Standorte neh- men an der nördlichen Vegetations- grenze in Deutschland Theil und entsprechen denen an der Saale. Von der Türkei und Portugal bis zum mittleren Schweden weit verbreitet, in Deutschland gleich- falls durch das ganze Gebiet, aber mit einigen grösseren Lücken, zumal im N. und NW. Schlesien: im Nordwesten [im mittleren und südlichen Mähren stell en weise gern ein] . 67 Verbreitung in Sachsen und Thüringen. Bienitz! und bei Königsbrück!. Sonstige Verbreitung in Sachsen noch nicht genau festgestellt. Thüringen: ebenfalls nicht häufig, doch an vielen Standorten durch das ganze Land, auf kalkreichem und kalkarmem Boden um Halle, von da bis zum Südrande des Harzes, bis Bernburg und Aschersleben; westwärts fehlend. Verbreitung im Osten, Südosten und Südwesten. Gesammtareal. Böhmen: im wärmeren Lande sehr häufig. Bayern : an vielen Standorten. Das Areal dieser Art zeigt keine besondere Wanderungsrich- tung für Sachsen. Erklärung der Karte. Die im Massstabe 1:135000 gegebene Skizze der im weiteren Umkreis um Meissen liegenden Standorte der westpontischen (böhmischen) Genossenschaft bietet den Lauf der Elbe unterhalb Dresdens vorbei an Kötzschenbroda (Lössnitz), vorbei an der Bosel (Spaarberge) , an Meissen-Cölln und Diesbar bis Schloss Hirschstein am linken Ufer, von wo nur noch unbedeutendere Höhenzüge auf der rechten Thalseite bis gegen Riesa hin mit interessanten Fundstellen folgen. Die Elbe liegt hier im ungefähren Niveau von 100 m, die Uferhöhen erreichen im Durchschnitt 150—170 m, schwellen landeinwärts auf den Flanken der Triebisch bis zu 250 m an. Die Begrenzungslinie der Standorte der Genossenschaft ist nach dem gemeinschaft- lichen Auftreten einiger, auch nur weniger Arten der synoptischen Tabelle der drei Hauptformationen gezogen und es ist besonderes Gewicht auf die Leitpflanzen gelegt; einzelne sporadische Vorkommnisse jedoch ausserhalb der Grenzlinie, welche zwischen Triebisch und Lommatzscher Wasser noch unsicher ist, sind unberücksichtigt gelassen. Die wichtigen Standorte besonders interessanter oder besonders zahlreicher Arten der Genossenschaft sind durch farbige Kreuze in mit der Fülle zunehmender Zahl an- gedeutet und die in der Nähe gelegenen Ortschaften genannt. Wie man sieht, halten sich diese Standorte hauptsächlich an die der Elbe zugewendeten Gehänge, sind zahl- reicher und bedeutungsvoller an der rechten Uferseite als an der linken und biegen nur an einer einzigen Stelle weit in ein Seitenthal ab : dies sind die sehr bedeutende Stand- orte enthaltenden Hügel am Lommatzscher Wasser zwischen Zehren an der Elbe bez. Schloss Schieritz und Leuben. Das Thal der Freiberger Mulde, welches bei Nossen eine Ecke der Karte ausfüllt, wird in einem weiten Bogen von den östlichen Genossenschafts-Arten umgangen und es bleiben dort nur die gewöhnlichen Formationsglieder an den entsprechenden Stand- orten übrig. Im Nordosten rückt der südlichste Ausläufer der Niederlausitzer Moor- und Teichflora von Radeburg her bis Moritzburg und bis zum Friedewald bis hart gegen die Standorte der Elbhügelflora vor und breitet sich eintönig auf den sandigen Hügeln und Kiesgeschieben diluvialen Alters ans. V. Die Fortschritte der geologischen Landesaufnahme in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Yon Dr. H. B. Geinitz. Aus der von dem jetzigen Director der U. St. Geological Survey in Washington. Charles Doolittle Walcott, am 14. December 1894 an die Geological Society of Washington gerichteten „Presidential Address“ geht hervor, dass nach Begründung der Geologie in Europa in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts das Interesse daran durch Auswanderung auch nach Amerika drang, und es hat sich dasselbe, vom Staate New-York ausgehend, nach und nach von Staat zu Staat weiter verbreitet, bis auch ofücielle, höchst erfolgreiche geologische Untersuchungen der Bundesregierung in das Leben traten. Unter den Männern, welche in verschiedenen Staaten die Leitung der geologischen Aufnahmen führten, sind besonders zu nennen: William Maclure, Arnos Eaton, James Hall, Ebenezer Emmons, Timothy Conrad, die Brüder William B. Rogers und Henry D. Rogers und Richard Dale Owen. Das Werk im Westen begannen Jules Marcou, J. S. Newberry u. A. unter der Bundesregierung (Federal Government), und ihnen folgten die Organisatoren der ersten Government Surveys unter Clarence King, E. V. Hayden, J. W. Powell und George M. Wheeler. Eine derselben stand als militärische und topographische Survey, westlich vom 100. Meridian, unter Controle des Kriegsministeriums und specieller Leitung des Lieutenants George M. Wheeler; eine zweite, die Geological and Geographical Survey of the Territories, war von dem Departement des Innern 1867 autorisirt und dem unermüdlichen F. V. Hayden an vertraut; die dritte stand als Geographical and Geological Survey of the Rocky Mountain Region seit 1870 unter dem hochverdienten Major J. W. Powell. Viele kostbare Publikationen dieser Surveys sind in früheren Sitzungen der Isis vorgelegt und besprochen worden. Es sind diese drei grossen Aufnahmen oder Surveys, in Folge der Anregung von Seiten der Nationalacademie der Wissenschaften 1878, seit 23. März 1879 vereinigt und als „The United States Geological Survey“ unter das Ministerium des Innern gestellt. Ihr Director, welcher vom Präsidenten berufen und vom Senate bestätigt ist, ernennt die vom Secretär des Innern zu bestätigenden ständigen und anderen Mitglieder der Survey, hat dem Letzteren einen jährlichen Operationsplan und Kostenanschlag zu unterbreiten und einen Jahresbericht oder Report am Ende des fiskalischen Ges. Isis in Dresden, 7Sf)5, — Abh. 5. 69 Jahres abzustatten. Sein Jahresgehalt ist auf 6000 Dollars, der jährliche Etat für die Geological Survey anf 100000 Dollars festgesetzt. Alle Sammlungen von Gesteinen, Mineralien, Bodenarten, Fossilien und anderen Gegenständen der Naturgeschichte, der Archäologie und Ethnologie, auch die aus den früheren grossen Surveys gewonnenen, sind in dem National - Museum niederzulegen, das in dem grossen, stattlichen Gebäude der Geological Survey geschaffen worden ist. Die Publikationen der Geological Survey bestehen aus Annual Reports of Operations, geologischen und ökonomischen Karten, welche die Hilfs- quellen und Classificationen der Länder zeigen und Berichte über allge- meine Geologie und Paläontologie enthalten. Alle Reports und speciellen Memoiren werden in Quartformat gedruckt, und, wofern es dem Director nöthig erscheint, theilweise auch in Octav. Von jedem Bande sollen 3000 Exemplare veröffentlicht werden, welche zum Tausch und Verkauf bestimmt sind. Dem ersten Director der U. St. Geological Survey, Cläre nee King, ist Major J. W. Po well schon 1879 gefolgt, dem auch unsere Dresdener Bibliotheken eine so reiche Anzahl der werthvollsten Publikationen ver- danken; seit 1894 ist Charles Doolittle Walcott Director des gross- artigen Instituts. Nach einer von Walcott hier gegebenen Uebersicht über die Arbeits- periode der U. St. Geological Survey in den Jahren 1879—1894, worüber sich schon der frühere Director J. W. Powell in seinen 14. und 15. Jahres- berichten ausspricht, sind von der topographischen Abtheilung 608 650 Quadratmeilen vermessen worden, von denen 500 000 für geologische Aufnahmen fertig sind, von geologischen Aufnahmen 100000 Quadrat- meilen, von denen 60000 für den Gravirer bereit lagen, von speciell geologischen und gemischten Untersuchungen lagen 15 grosse Jahres- berichte, 122 Bulletins und 24 Monographien vor. Viele Tausende Ab- drücke von topographischen und speciell geologischen Karten wurden gefertigt und vertheilt und es wurde ein reiches und praktisches Aus- stattungsmaterial beschafft, das für alle Zukunft einen sehr grossen Werth hat. In dem Plane für die nächste Zukunft liegt die Beendigung des hoch- wichtigen topographischen Werkes namentlich in den Landstrichen von hervorragend geologischer Wichtigkeit, und mit besonderer Rücksicht auf die Kohlen- und Eisenregion in den Appalachians von Alabama bis Penn- sylvanien; ferner die krystallinischen Areen der östlichen Appalachians mit ihrem Gold, Korund, Glimmer u. s. w.; auf die Phosphatdistrikte von Florida, welche Forschungen sich nach Georgia, Süd-Carolina und Tennessee ausdehnen sollen; auf die mergelreichen Gegenden in New- Jersey, Delaware und Virginia; die nordöstliche Abtheilung, deren Aufnahme in Massachusetts, Connecticut und Vermont nahe vollendet ist; die Eisenregion am Lake superior, deren Bearbeitung schon sehr weit vorgeschritten ist; auf die Rocky mountains mit ihrem Gold- und Silberreichthum in Colorado, Utah, Wyoming, Idaho und Montana. In dem pacifischen Gehänge sind die Untersuchungen der Goldregion in Californien weit vorgeschritten; das innere Südwesten und die grossen Ebenen von dem Rio Grande aus bis zur britischen Grenze sollen bald folgen; die Erforschung der grossen Periode des von Nord ausgeführten Inlandeises wird ununterbrochen eifrigst betrieben. 70 Zur möglichsten Förderung des grossen Werkes sind von der Regierung der Vereinigten Staaten die nöthigen Mittel in liberaler Weise in Aussicht gestellt. Daneben aber nehmen die schätzbaren geologischen Aufnahmen in einzelnen Staaten, wie Jowa, Ohio, Illinois, Missouri etc., ihren leb- haften Fortgang. In neuester Zeit hat man auch begonnen, eine nach allen Richtungen hin ausgezeichnete topographische und geologische Karte der Vereinigten Staaten unter dem Titel „Geological Atlas of the United States“, heraus- gegeben von dem Departement des Innern, Washington, D. C., 1894 u. f., in das Lehen zu rufen. Hiervon liegen die ersten elf Foliohefte vor, die wir der Güte des Directors Ch. D. Walcott als freundliche Gabe für unser Königl. Mineralogisch-geologisches Museum verdanken. Die vorzüglich bearbeiteten und ausgestatteten Kartenblätter sind in dem Maassstabe von 1:62580, 1:125 000 und 1:250000 ausgeführt und von einem über- sichtlichen Texte mit Erläuterungen, Profilen etc. begleitet. Seit Erregung des wissenschaftlichen Lebens in Amerika durch Be- gründung des „American Journal of Science“, das 1818 von Prof. Benjamin Silliman in New-Haven, Conn., seit 1846 von Prof. James D wight Dana und Prof. Benjamin Silliman j r. , später mit Edw. S. Dana herausgegeben wurde und noch heute unter Leitung von Prof. Edward S. Dana die Naturwissenschaften auf würdigste Weise vertritt*), haben ausser dem berühmten Yale College in New-Haven auch verschiedene andere Universitäten der Vereinigten Staaten mit ihren grossen Museen auch die geologischen Forschungen sehr wesentlich gefördert. Hier sei insbesondere das von Louis Agassiz begründete und noch jetzt von Alexander Agassiz geleitete grossartige Museum of Comparativ Zoology am Harvard College in Cambridge, Mass., genannt, es sei auf die von dem unermüdlichen Staats -Geologen Professor James Hall in Albany für das Natio nal-Museum des Staates New-York gesammelten reichen Schätze hin gewiesen, auf die von O. C. Marsh in New-Haven und von Professor E. D. Cope in Philadelphia genial entzifferten fossilen Wirbel- thiere, auf die unschätzbaren Arbeiten über fossile Insekten Amerikas von Samuel H. Scudder, ohne der zahllosen anderen werthvollen Arbeiten der fleissigen amerikanischen Collegen über fossile Thiere und Pflanzen der amerikanischen Vorwelt zu gedenken. Sowohl ältere geologische Institute als auch die neubegründeten geologischen Gesellschaften von Amerika sind in voller Thätigkeit zur Förderung des gemeinschaftlichen Werkes für die umfassende Wissenschaft Geologie mit ihren einzelnen Zweigen. Mit vielen dieser hervorragenden Institute pflegen unsere Gesellschaft und andere Institute Dresdens schon seit Jahrzehnten einen lebhaften Verkehr, welcher durch die wohlthuende Thätigkeit der Smithsonian Institution in denkbarst liberaler Weise vermittelt wird. Unser Königl. Mineralogisches Museum in Dresden hatte den Vorzug, den Altmeister der Wissenschaften in Amerika, Professor Benjamin Silliman sen. in New-Haven im Juli 1851 in seinen Räumen zu be- grüssen, und viele freundschaftliche Beziehungen verbinden seit jener Zeit die Geologen der alten und neuen Welt. *) Vergl. Nekrolog von James D wight Dana von E. S. Dana in American Journ. of Science, Vol. XLIX, May 1895. VI. Die Saude der Umgebung yon Dresden. Von Dr. Robert Nessig. Eines der geologischen Werkzeuge, welche nach der oberflächlichen Erstarrung des Glutballes der Erde an deren Kruste gearbeitet haben, ist das Wasser. Während sich über die chemische Wirksamkeit desselben ein erst in der Neuzeit entstandener Theil der geologischen Wissenschaft verbreitet, ist dessen mechanische Thätigkeit schon seit den ältesten Zeiten bekannt, lange schon, ehe es eine geologische Wissenschaft als solche gab. Man sollte darum meinen, dass auf diesem Gebiete Alles klar sei. Dem ist jedoch nicht so, wie ich im Folgenden zu überzeugen hoffe. Die Thätigkeit des Wassers ist bekanntlich eine doppelte, eine zer- störende, das feste Gestein zersetzende, und eine neubildende, neue Ge- steinschichten schaffende. Beide Thätigk eiten im Verein beseitigen die Unebenheiten der Erdoberfläche, so dass wir die Arbeit des Wassers kurz als Nivelliren bezeichnen können. Das Wasser, welches als Regen oder sonst in einer anderen Form aus der Atmosphäre auf die Erdoberfläche gelangt, leitet im Verein mit Temperaturschwankungen die Verwitterung der Felsarten ein, und nachdem auch chemische Kräfte mitgearbeitet haben, fällt dem abfliessenden Wasser der Transport der Verwitterungs- produkte von Berg zu Thal zu. Nun ist aber die transportirende Kraft des Wassers bekanntlich abhängig von der Wassermenge und dem Ge- fälle. Wir sehen bei grossen Regengüssen oder Wolkenbrüchen, oder zur Zeit der Schneeschmelze ganz erhebliche Veränderungen auf den Höhen der Gebirge sowohl, wie auch in den Thälern vor sich gehen. Der mächtige Druck der steil abfliessenden Bergströme und Bäche vermag umfangreiche Blöcke und Trümmer hinab ins Thal zu rollen, und in oft kürzester Frist ist eine blühende Niederung zum öden Schuttfeld, ein mit fruchtbarer Lehmdecke besetzter Bergrücken zum kahlen Felsgrat ge- worden. Wir sehen in solchen Fällen, bei der Schnelligkeit, mit der solche elementare Ereignisse einzutreten und vor sich zu gehen pflegen, nur das Ende der Riesenarbeit, welche das fliessende Wasser verrichtete, vor uns, zum Beobachten des Vorganges im Einzelnen ist meist weder Zeit noch Gelegenheit. Es lässt sich vielleicht hinterher noch berechnen, welcher Wasserdruck dazu gehört hat, diesen oder jenen Block von so und so viel Kubikmeter Inhalt von der Höhe hinabzuschaffen ins Thal, im Uebrigen aber flösst uns das Chaos der Verwüstung nur Grauen ein. Beobachten wir weiter nach einer grossen Ueberschwemmung die Resultate Ges. Isis in Dresden, 1895. — Abh. 6. 72 der transportirenden Kraft des Wassers, so sehen wir wohl Kies- und Sandmassen auf Wiesen- und Felder geschlämmt, sehen tiefe Löcher und Furchen in den weichen Boden gewühlt, gepflasterte Uferränder und Strassen aufgerissen, Brückenpfeiler unterwaschen, aber die Arbeit des Wassers selbst in der Tiefe hat Niemand gesehen, die schlammigen Fluthen decken Alles zu, und wir sind darauf angewiesen uns irgend eine Vor- stellung von dem Spiel der Kräfte zu machen, ohne ihre Richtigkeit controlliren zu können. Angeregt durch die zu einem besonderen Zwecke vorgenommene Untersuchung der im Dresdner Elbthalkessel sowohl, als auch auf der Lausitzer Hochfläche abgelagerten Sande, von denen die geologische Landesuntersuchung im Allgemeinen Haidesande, Thalsande und Flusssande unterscheidet, und über welche ich später zu berichten haben werde, be- gann ich eine grosse Zahl aus verschiedenen Strömen und Flüssen be- zogener Flusssande bezüglich ihrer Beschaffenheit mit dem Elbsande zu vergleichen, so dass ungefähr 50 Proben zur gründlichen Durchsicht ge- kommen sind. Die Methode war die denkbar einfachste. Die Sandprobe wurde zunächst gründlich mit Wasser geschüttelt, die feine Flusstrübe ausgewaschen, dann filtrirt und getrocknet. Nach dem Trocknen wurde die Probe durch ein Sieb geschlagen, dessen Maschenweite 1 qmm betrug. Die gewählte Maschenweite war zunächst eine zufällige, erwies sich aber, wie wir später sehen werden, als sehr praktisch. Siebrückstand und ge- siebter Tlieil wurden hierauf mit einem kräftigen Magneten auf das Vor- handensein von Magneteisen geprüft und dann die Durchmusterung mit der Lupe vorgenommen. Dabei stellte sich nun die überraschende und mir vollständig unerwartete Thatsache heraus, dass in dem gesiebten Tlieile der Elbsande, dessen Korngrösse also hier bis 1 qmm reicht, sich eine grosse Zahl splitteriger, nicht im geringsten gerundeter Quarze mit noch fettglänzenden Bruchflächen befanden. Im Siebriickstande wurden neben dem gröberen, gerundeten Material gleichfalls vereinzelte Splitter erkennbar. Jede weitere Probe, wo immer auch dem Strome entnommen, zeigte dieselben Verhältnisse. Zum Vergleich wurden nun, wie oben er- wähnt, Sandproben aus der Oder, dem Rhein, der Donau, der Mulde, Saale, Elster u. s. w. herangezogen und überall bestätigt gefunden, dass die Flusssande mit 1 mm und geringerer Korngrösse zahlreiche, splitterige, durch das fliessende Wasser unveränderte Bestandteile, namentlich Quarze enthalten. Die aus kleinen Flüssen und Bächen, namentlich aus solchen, welche krystallinische Gesteine oder den erzgebirgischen Schiefer- flügel durchfliessen, entnommenen Proben zeigten die Splitter meist vor- herrschend oder fast ausschliesslich den Sand bildend. Als Beispiele Hessen sich anführen der Sand aus der Röder bei Radeberg, aus der Weisseritz bei Edle Krone, aus dem Bober bei Bunzlau, aus dem Queiss bei Lauban u. s. w. Anders liegen die Verhältnisse, wenn ein Wasserlauf durch sandige Sedimente, wie den auf dem Lausitzer Plateau abgesetzten Haidesand, der, wie schon hier erwähnt werden mag, aus lauter wohl gerundeten Körnern besteht, sich den Weg gebahnt hat. Da finden wir neben den Quarzsplittern, die aus krystallinischen Gesteinen, hier dem Lausitzer Granit, stammen, die vollkommen abgerollten Körner dieses Haidesandes. Als Beispiel diene der Sand der Lockwitz im Stechgrunde. Der Sand der Polenz enthält neben ganz vereinzelten Quarzsplittern fast nur kanten- gerundete Quarze, die aus zerstörtem Elbsandstein stammen, und der Sand der Wesenitz am Eingänge des Liebethaler Grundes beweist, dass der Bach ein Granitgebiet und ein Sandsteingebiet durchfliesst, denn neben den Quarzsplittern und eckigen Granitbrocken erscheinen die charakteristischen, später noch näher zu beschreibenden, meist kanten- gerundeten Quarze des Quadersandsteines. Nach diesen Beobachtungen stand also fest, dass im strömenden Wasser die Sande unter 1 mm Korngrösse im Allgemeinen schlecht ge- rundet, namentlich aber reich an splitterigen Fragmenten von Quarz und seltener Feldspath sind. Nun machte ich mich daran, zu ergründen, worin diese eigenartige Erscheinung ihre Ursache hat. Die Frage konnte nur gelöst werden durch directe Beobachtung des Sandtransportes im Strome. Dass dieses nicht ohne weiteres möglich, oder doch nur auf Umwegen zu erreichen war, sah ich bald ein und beschloss daher, die Beobachtungen zunächst an einem schnell und kräftig fliessenden, wenig tiefen Gewässer zu beginnen. Als geeignet erwiesen sich die Priessnitz und zum Theil der Eisenbornbach. Stundenlang habe ich mit dem Opernglas das leise, zierliche Spiel der Wasser und Sandkörner beobachtet und gar bald herausgefunden, dass die kleinen Sandkörner vom Wasser gar nicht ge- rollt, sondern ausgehoben und getragen werden. Da blitzte ein hell- glänzendes Quarzkörnchen im Sonnenscheine auf! Schnell wurde ein Holzstückchen in das Wasser geworfen, und fast ebenso schnell, wie das Hölzchen abschwamm, wurde das Körnchen von der Strömung mit fort- genommen. Dass sich solche, vom Wasser ausgehobene Sandbestandtheile gar nicht oder nur nach ausserordentlich langem Transport erst abrunden, wenn sie als Splitter in die Strömung gelangen, ist bei dem relativ elastischen Medium des Wassers nur zu begreiflich. Soweit war ich mit meinen Studien gekommen, als der III. Band von Zirkel’s Petrographie"') erschien. Darin wurde auf Daubree’s Be- obachtungen an Flusssanden hingewiesen, die sich darin zusammenfassen lassen, dass alle unter 0,1 mm grossen Bestandtheile der Sande splitterig bleiben, also keine Abrundung erfahren. Daubree’s Untersuchungen erstrecken sich augenscheinlich nur auf eine beschränkte Zahl von Wasserläufen. Zu seiner Ansicht habe ich vor Allem hinzuzufügen, dass mir die Feststellung einer Grenze, bis zu welcher das Quarzkorn splitterig bleibt, u-nthunlich erscheint, denn die Grenze wird sich verschieben mit dem Wasserdruck und dem Gefälle des trans- portirenden Wasserlaufes. Bei starker Strömung werden eben noch grössere als 0,1 mm im Durchmesser haltende Bestandtheile ausgehoben und so als splitterige Fragmente erhalten. Ehe ich weiter auf den Absatz der sandigen Sedimente im Flussbett eingehe, seien hier einige Betrachtungen des grobsandigen oder kiesigen Materials, welches vom Wasser transportirt wird, eingeschaltet. Da ist zunächst darauf hinzuweisen, dass die groben Gesteinsbruchstücke in ver- hältnissmässig kurzer Zelt, je nach der Härte der Gesteine, kanten- bestossen, dann kantengerundet und schliesslich zum vollkommenen Geröll oder Geschiebe deformirt werden. Am besten kann man dies erkennen an zufällig in den Strom gelangten Schlacken, Ziegelstücken, Glasscherben, *) F. Zirkel, Lehrbuch der Petrographie. Leipzig 1894, III, S. 715, 73H, 739. Vergl. auch Section Meissen der geol. Specialkarte des Kgr. Sachsen, S. 124. / Kohlen-, ja selbst Holzstücken, die in kurzer Zeit scharfe Kanten ver- loren und eine gerundete Oberfläche angenommen haben. Die Art, wie dies geschieht, ist auch noch nicht in jeder Beziehung klar, nur soviel konnte ich ermitteln, dass ein Abschleifen der Fragmente aneinander nicht in dem Sinne erfolgt, dass die Stücke scheuernd übereinander hin- gleiten, sondern dass die Bewegung mehr ein fortgesetztes Stossen, mit tlieilweiser Schaukelbewegung der Geschiebe ist, wodurch die Kanten zunächst abgestumpft, die Unebenheiten beseitigt und sonach die Ober- fläche geglättet wird. Als Beweis dient das untere binde eines Glas- stopfens, der aus dem Baggersande der Elbe stammt und der deutlich die Spuren der Stösse anderer Gerolle aufweist. Auch ein Glasstück, welches als scharfkantiger Scherben in einer Trommel, die mit Wasser und anderen Gerollen gefüllt war, ca. vier Wochen zeitweise geschüttelt wurde, zeigt die Wirkungen der Stösse deutlich. Weiter ist noch hinzu- zufügen, dass Gesteine mit porphyrischen Feldspathen, wie manche Granite und Granitporphyre, ferner Basalte mit grossen porphyrischen Augiten deutlich zeigen, dass die betreffenden Mineralien keine glatt ge- schliffene Oberfläche haben, sondern dass sich unter den erlittenen Stössen die Spaltbarkeit geltend machte und so die betreffenden Krystalle deutliche Spaltungsflächen zeigen.") Ueberhaupt wird die Oberfläche der Gerolle und Geschiebe selbst bei verschiedenen Arten des gleichen Gesteines ganz verschieden her- gerichtet. An Basaltgeschieben kann man das ganz besonders studiren. Auch die Härte der Felsart spielt bei der Abrundung natürlich eine Hauptrolle. So werden Quarzadern oder Schnüre im rothliegenden Sand- stein förmlich lierausmodellirt, Quarzgerölle in feinerem Gestein fast frei- gelegt u. s. w. Eine Beobachtung über den Transport der Gerolle im Kiesbette des Stromes will ich noch anführen. Nach dem Hochwasser im Frühjahr 1895, während dessen die Priess- nitz weit bachaufwärts aufgestaut gewesen war, war der Schuttkegel, den der Bach vorgetrieben hatte, etwa schon 100 Schritt vor der Mündung in die Elbe zu Ende, die Sandmassen waren in schönen Wellenfurchen modellirt und am 21. April die Strömung so beschaffen, dass sie am Ende des Schuttkegels im Bachlaufe aufhörte, da dann die Stauung von der Elbe her bei einem Wasserstande von 32 cm über Null wirkte. Es wurden nun auf dieser Sandunterlage folgende Versuche angestellt. Kubische, eckige Ziegelstücken, deren rothe Farbe eine leichte Beobachtung ermöglichte, wurden in die Strömung gebracht. Sofort begann das fliessende Wasser sie wegzurollen und zwar sie immer um eine Achse drehend, wie ein Fass fortgerollt wird. Auf der schiefen Ebene eines Sand- wellenberges wurden sie auch vielfach geschoben. Vor hohen Wellen- bergen im entsprechend tiefen Wellenthal blieben diese Stücke vielfach liegen, und sofort begann dann hinter ihnen in der Strömungsrichtung ein Sandwirbel, der einen langgezogenen Sandrücken schuf. Allmählig versandete dann das ganze Stück.*) **) Plattenförmige Stücke wurden beim *) Eine Beobachtung, die Herr Ingenieur H. Engelhardt hei Pontonierübungen auf dem Rhein machte, verdient hier erwähnt zu werden. Man hörte daselbst auf dem Strome deutlich ein eigenartiges Geräusch, welches aus dem Grunde der Wasser kam und nach Aussage der Schiffer von Geröllbewegungen auf der Stromsohle herrührte. **) Vergl. damit die Erscheinung, dass hinter Brückenpfeilern in der Stromrichtung sich sehr gewöhnlich Sandbänke bilden. 75 Transport gewendet, seltener geschoben. Die Bewegung beim Wenden war aber keine stetige, sondern mehr eine ruckweise. Weitere Be- obachtungen dieser Art, zum Theil mit dem Opernglas gemacht, Hessen Folgendes erkennen. Der leicht bewegliche Sand wird in der Regel in quer zur Strömungsrichtung ziehenden Wellenfurchen abgesetzt. Wenn nun gröbere Körner oder Gerolle vom Wasser herbeigeschafft werden, so bleiben sie vielfach in den Wellenthälern liegen, da dort, im todten Winkel, der Wasserdruck nachlässt, so dass sich zwischen den feinsandigen Wellen- bergen das Wellenthal allmählig mit gröberem Materiale füllt. Ist die Vertiefung ausgefüllt, so streicht wieder der feine Sand darüber hin und deckt bald die gröberen Nester zu. In kurzer Zeit bilden sich neue Wellenfurchen, und das Hinabrollen von gröberem Material ins Wellen- thal beginnt von neuem. Bilden sich hinter gröberen Geschieben lange Sandrücken, so sammelt sich das gröbere Material in den in der Strömungsrichtung dahinziehenden Vertiefungen an. Es lässt sich so, wenn man die Verhältnisse aufs Grosse überträgt und dabei die wechseln- den Wasserm engen im Frühjahr, Sommer und Herbst in Rechnung zieht, der häufige Wechsel sandiger und kiesiger Lagen, vielleicht auch die discordante Parallelstruktur der sandigen Sedimente erklären. Die bisher erörterten Verhältnisse gelten, wie ausdrücklich hervor- gehoben werden muss, nur für die recenten Kiese und Sande des Elb- stromes. Nun wird aber ein grosser Theil der Elbthalweitung bekannt- lich eingenommen von den Absätzen des Stromes in früheren Perioden, von den sogenannten Thalsand en. In grösseren Massen abgelagert findet sich dieser Thalsand auf dem links der Elbe liegenden Gebiete in einem bei Zschieren schmal beginnenden, über Laubegast nach Dresden- Altstadt sich ziehenden und verbreiternden Streifen. Dann lagern die Thalsande weiter rechts der Elbe vom Waldschlösschen über den Alaun- platz nach Trachenberge, Kaditz, Radebeul, Serkowitz, Kötzschenbroda bis zum Spaargebirge. Vielfach sind diese Thalsandmassen von lehmigem Thalsand oder Thallehm überlagert, immer aber erweisen sich dieselben durch Führung böhmischer Basalte und Phonolithe, von Elbsandstein- geschieben u. s. w. als Absätze der Elbe zu einer Zeit, wo sie entweder als breiterer Strom das Elbthal durchfloss, oder wo sie durch Ver- sandung ihres Bettes zu vielfachen Verlegungen desselben genötliigt wurde. Diese Verdrückungen des Wasserlaufes gingen besonders von Nebenflüssen aus. So verdankt bekanntlich die Dresdner Elbschlinge ihre Entstehung den beiden Zuflüssen der Weisseritz und der Priessnitz. Die Weisseritz schuf das heutige Gehege und die Priessnitz den Boden, auf dem heute Neu- und Antonstadt steht. In Section Dresden (Seite 84) wird über den Thalsand gesagt, er bestehe aus stumpfeckigen, theilweise auch aus wohlgerundeten Quarz- körnern, während Feldspathbröckchen und Glimmerschüppchen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dem habe ich nach sorgfältiger Unter- suchung von 23 Thalsandproben aus dem Gebiet hinzuzufügen, dass der Thalsand allerdings eine etwas vollkommenere Rundung seiner Bestandteile erkennen lässt, dass aber Splitter in ihm ebenfalls, wenn auch etwas weniger reichlich als im Flusssande, vorhanden sind. Am ärmsten an solchen sind noch die Thalsande, die am Fusse des Haideplateaus lagern, und in denen sich nachweislich grosse Mengen von Haidesand einge- schwemmt finden. Die zahlreichen Brocken und Grusstheile von Lausitzer 76 Granit, die ich bei Aufschlüssen und Grundgrabungen im Thalsand in der Schnitzer, Alaun-, Hospital-, Glacis-, Camenzer, Schönefelder Strasse u. s.w. fand, weisen neben zahlreichen, wohl gerundeten Haidesandkörnern auf das sandüberschüttete Granitplateau der Haide hin. Warum sind nun die Thalsande im Allgemeinen besser gerundet und ärmer an Splitterquarzen, als die Flusssande? Ich weiss nur eine Antwort zu geben, und diese lautet: Hie Thalsande sind viel länger als unsere recenten Flusssande im strömenden Wasser bewegt, wohl auch Ablagerungen derselben wieder aufgearbeitet worden, so dass die Rundung der Körner sich vervollkommnte und Splitter seltener wurden. Das dritte, weitverbreitete Sandvorkommen im Gebiet ist der Haide- sand. Bereits von v. Gutbier*) einer sehr gründlichen Untersuchung unterzogen, wird er in Section Dresden (Seite 67) bezeichnet als ein gleichmässig feinkörniger Quarzsand mit reichlicher Feldspathführung und Glimmerblättchen, dessen fast stets gerundete Gemengtheile von ver- wittertem Sandstein der Kreideformation und von Feldspathsteinen her- rühren, besonders vom Lausitzer Granit. Dieser meist hellgelbe, aber auch fast weisse Haidesand bildet eine breitere oder schmälere Terrasse, welche das schroff nach dem Elbthal abfallende Lausitzer Plateau von Pillnitz bis zu den Trachenbergen begleitet, er findet sich aber auch auf der Hochfläche selbst, namentlich in den Depressionen und Thalgründen mehr oder minder hoch aufgeschüttet. Er zeigt allerorten ausgezeichnete Schichtung, die nur den obersten Lagen bis etwa 1 m Tiefe fehlt. Ausser- ordentlich oft ist früher, als das Sandgebiet noch der schützenden Pflanzen- decke entbehrte, stellenweise auch noch heute, der leicht bewegliche Sand von den herrschenden Westwinden zu langgestreckten Dünen zusammen- gefegt und dann als Dünensand von der Landesuntersuchung kartirt worden. Die Untersuchung der Haidesande bot ausserordentlich viel des Interessanten. Der Haidesand hat meist eine lichtgelbe Farbe, local, z. B. am Süd- und Ostabhange des Wolfshügels; am Pillnitz-Moritzburger Wege, sowie im Bereiche des Eisenborngrundes ist derselbe jedoch dunkelroth- braun durch starken Eisenschuss gefärbt. Auch fast weisse Haidesande kommen vor, so z. B. am rechten Quellflüsschen des Eisenbornbaches hinter Theresens Ruhe. Weiter mag erwähnt werden, dass der Haidesand einen sehr wechselnden Gehalt von Magneteisen aufweist, ein Umstand, der darum besondere Beachtung verdient, weil dieses Magneteisen nur aus verwitterten Feklspathgesteinen stammen kann, denn alle zum Vergleich herangezogenen Verwitterungssande des Quadersandsteines enthielten ent- weder gar kein Magneteisen oder nur Spuren desselben. Ferner enthält der Haidesand Feldspathkörner, auch Granitkörner sehr gewöhnlich, zum Theil völlig gerundet, aber auch als grussige Brocken, im Syenitgebiete auch Syenitbröckchen. Beim „letzten Heller“ gelang es mir, im Haide- sande sogar Plänerkörner neben Braunkohlenquarzitfragmenten nachzu- weisen. Die Plänerbruchstücke stammen sicher aus der daselbst einst in grösserer Ausdehnung vorhanden gewesenen Plänerbedeckung. Sehr ge- wöhnlich sind nun in den ausgezeichnet geschichteten Haidesanden Lagen oder Nester, auch vereinzelte, meist eckige Stücke von Lausitzer Granit. Einen prächtigen Aufschluss in diesen in grosser Mächtigkeit auf- *) A. v. G ut bi er, Die Sandformen der Dresdner Haide. 1865. 77 geschlossenen Haidesanden mit eingelagerten Granitfragmenten gewährte der Tunnelbau der Loschwitzer Drahtseilbahn. Am 10. Januar 1895 war der Burgberg in einem Anschnitt von etwa 10 m Höhe abgegraben. In den Sanden lagen nun etwa in halber Höhe viel Schmitzen und Lagen dicht aufeinander gepackter Granitstücken, darunter auch einzelne Gerolle von Kieselschiefer, Hornstein und Braunkohlenquarzit. Der Gehalt an Glimmer ist im Haidesand auch ein wechselnder. Noch bleibt zu erwähnen, dass bei Anlage der Prinzess -Louisa- Strasse in Loschwitz im Haidesande ein apfelgrosses böhmisches Basaltgeschiebe nebst mehreren kleineren gefunden wurde, und bei einer Grundgrabung am Stadtweg 47 b in etwa 2 m Tiefe ein vererztes Braunkohlenholz aus Böhmen. Alle diese Funde weisen, wie schon hier erwähnt werden mag, auf den wässerigen Absatz der Haidesande hin, und zwar durch die Elbe der Diluvialzeit. Was nun die Rundung der Körner des Haidesandes anbetrifft, so ist sie durchgehends eine ausgezeichnete. So viel und oft auch Haidesande aus allen Gegenden des Gebietes zur Untersuchung gelangten (ca. 41 Proben), nirgends und nie gab es Splitterquarze, nur grussige Feldspath- und Granit- oder Syenitbröckchen aus dem Untergründe waren zu entdecken. Zu dieser durchgehends ganz vorzüglichen Rundung der Haidesandkörner kommt noch der Umstand, dass namentlich die hirsekorngrossen bis erbsengrossen Bestandtheile eine ganz eigenartig matte Oberflächenbeschaffenheit zeigen. Bekanntlich hat schon v. Gutbier die intensive Betheiligung des Windes bei der Ablagerung oder wohl richtiger Umlagerung des Haidesandes in Anspruch genommen, es kann sich diese aber doch nur auf die oberen Lagen erstreckt haben, denn der z. B. beim Waldschlösschen 33 m hoch aufgeschüttete Sand der Haidesandterrasse ist aus schon oben citirten Gründen sicher ein Sediment des diluvialen Vorläufers des Elbstromes. Die vom Sandgebläse der Weststürme früher aufgewehten Sandmassen haben auch die eigenartigen Kantengeschiebe der Haidedünen zugeschliffen. Besonders interessant ist ein Aufschluss in der Südostecke des Kaditzer Tännichts. Dort lagert in den Kiesgruben von Clemen und von Jähnichen unter unzweifelhaftem Haidesand ein gröberes Material, welches die Landes- untersuchung als kiesigen Haidesand bezeichnet. Hier waltet sicher ein Irrthum ob. Der Haidesand ist ein typischer, mit lauter gut gerundeten Körnern, ohne eine Spur von Splittern, das gröbere Material, welches darunter lagert, ist echter Thalsand mit Basalt-, Phonolith-, Sandstein- geschieben und vor Allem mit Splitterquarzen. Derselbe Thalsand ist aufgeschlossen in zwei neu angelegten Kiesgruben von Schäfer an der Strasse von Kaditz nach Radebeul, die zur Zeit der geologischen Aufnahme noch nicht bestanden. Noch ist zu bemerken, dass die Auflagerungsfläche des Haidesandes im Niveau der weiten Thallehmebene liegt, die sich von Pieschen bis zu den Trachenbergen nach Radebeul hin erstreckt. Weiter ist von Bedeutung, dass auch ein Farbenunterschied zwischen dem kiesigen Thalsand und dem echten Haidesand obwaltet und dass der Thalsand eine selten schöne diskordante Parallelstruktur zeigt. Fassen wir unsere Betrachtungen zusammen, so ist das Korn der Haidesande sehr gut gerundet und er selbst frei von Splittern, der Thal- sand ist mittelmässig gerundet und enthält Quarzsplitter, der Flusssand ist schlecht gerundet und reich an Splittern. Hierzu sei noch bemerkt, dass die Prüfung von etwa einem Dutzend Sandproben der Nord- und Ostseeküste in allen diesen Sanden das Vorhandensein von Quarzsplittern 78 ergab. Besonders schon zeigte dies eine Probe vom nördlichen Strande von Bornholm. In letzter Linie erstreckten sich meine Studien auf die Bestandtheile aller drei Sandarten des Elbthales und namentlich auf die charakteristischen, allen gemeinsamen Mineralien. Und da ist es mir denn zunächst gelungen, eine besondere Art von Quarzkörnern von rothbrauner bis rosenrother Farbe und solche von gelblicher Farbe *), nicht nur im Thal-, Haide- und Flusssand, sondern auch in vielen grobkörnigen Quadersandsteinen der sächsischen Schweiz nachzuweisen. Es unterliegt sonach keinem Zweifel, dass die so auffälligen Quarzkörner, die wir in allen drei Sandarten finden, aus dem Quader stammen. Im Haidesande finden wir sie am besten gerundet — das sind die ältesten Körner dieser Art — im Thal- sand sind sie wie im jüngeren Flusssand alle mindestens kantengerundet, da sie schon im Quadersaudstein selbst als gerundete Körner eingebettet lagen. Viele Verwitterungssande des Sandsteingebietes von zwölf ver- schiedenen Orten und ungezählte Sandsteinblöcke an den Ausladeplätzen des Stromes haben mir dieselben charakteristischen rothen und gelben Quarze geliefert, die in den Sanden so auffällig sind, ein Beweis dafür, dass grosse Mengen der sandigen Bestandtheile aus dem zerstörten Sand- steingebiet bezogen worden sind. Die grauen und weissen Quarze des Haidesandes müssen zum Theil auf krystallinische Gesteine zurückgeführt werden, so die rauchgrauen namentlich auf den Lausitzer Granit. *) Vergl. Section Kötzschenbroda, Seite 54. VII. Die Bedeutung der Vegetation für die Selbst reinigung der Flüsse. Von Dr. B. Schorler. Kanalisation oder Abfuhr? Rieselfelder oder Schwemmsystem? Das sind Fragen, die heutigen Tages in jeder grösseren Gemeindevertretung erörtert werden, und jedes dieser Verfahren findet seine eifrigen Verfechter. Offenbar wäre es für eine an einem Flusse gelegene Stadt das Einfachste und Bequemste, ihren Unrath los zu werden, wenn derselbe in den Fluss geleitet würde. Leider hat auch dieses einfache Verfahren einen grossen Nachtheil, und der besteht in der Verunreinigung des Flusses, welche für die Anwohner flussabwärts schwere Schädigungen im Gefolge haben kann. Aber trotzdem hat dieses System recht zahlreiche Anhänger. Man hat nämlich beobachtet, dass die Verunreinigungen, genau wie die Trübungen des Flusswassers nach einem heftigen Gewitterregen, nach kürzerer oder längerer Zeit wieder vollständig verschwinden. Man sagt, der Fluss reinigt sich selbst. Eine solche Selbstreinigung ist bei den verschiedenen Flüssen nach ganz verschieden langem Lauf beendet. In dem durch Frankfurt stark verunreinigten Main kann in Orten, die weiter als 3 km mainab wärts gelegen sind, keine Spur von Verunreinigung mehr wahrgenommen werden; das schmutzige Isarwasser ist 7 km unterhalb München wieder so voll- ständig rein, „dass nichts mehr zu sehen, zu riechen oder zu schmecken, auch nichts mehr chemisch oder bakteriologisch von Stoffen nachzu- weisen ist, was berechtigte, von einer Flussverunreinigung zu sprechen“; die durch Köln bewirkte Verunreinigung des Rh ein wassers ist wenige Meilen stromabwärts nicht mehr bemerkbar und die durch Paris früher arg verpestete Seine endlich führte bei Meulan wieder reines genuss- fähiges Wasser. Die Selbstreinigung dieser Flüsse ist also eine fest- stehende Thatsache. Fragen wir uns nun nach den Ursachen dieses Reinigungsproeesses, so kommen eine ganze Reihe mitwirkender Kräfte in Betracht. Zunächst möchte man an die gleichen Vorgänge denken, welche die Trübungen des Flusswassers namentlich nach heftigem Gewitterregen beseitigen, an Nieder- schlag oder Sedimentirung. Aber gerade diese Sedimentirung ist nicht im Stande, irgendwie reinigend zu wirken. Es ist etwas ganz anderes, ob sich die anorganischen im Wasser schwebenden Theilchen der Regen- trübungen niederschlagen, oder die organischen Massen der Ver- ses, Isis in Dresden, 1805. ■ — Abh, 7. ' 80 unreinigungen, welche auch nach dem Niederschlag zum Faulen leicht geneigt sind und dann dem Flusse den Stempel dauernder Verunreinigung aufdrücken. Gerade diejenigen Flüsse, deren träge fliessendes Wasser den Schmutztheilchen sich niederzuschlagen gestattet, erscheinen am stärksten verunreinigt, so die Themse bei London und ehemals die Seine hei Paris, während die rasch strömende Tiber, die schon seit Tarquinius Priscus, also seit mehr als 2000 Jahren, den ganzen Unrath der Stadt Kom aufnimmt, keine organischen Sedimente zeigt, ebenso die Isar unter- halb München, welche eine Geschwindigkeit von durchschnittlich 120 cm in der Sekunde hat. Bei grösseren Flüssen ist die bedeutendere Wasser- menge vielfach der Sedimentirung hinderlich. Es ist schon vor Jahren von Pettenkofer (dessen Darstellung der beregten Verhältnisse auf der Naturforscherversammlung zu Halle 1891 ich im Wesentlichen hier folge) der Satz aufgestellt worden, dass jeder Fluss sich selbst zu reinigen vermag, „wenn dessen Wassermenge beim niedersten Wasserstande mindestens das Fünfzehnfache von der durchschnittlichen Menge des Sielwassers bei trockenem Wetter beträgt, und wenn die Geschwindigkeit des Flusses keine wesentlich geringere als die des Wassers in den Sielen ist“. Es ist ferner zu beachten, dass durch Sedimentirung wohl die festen Theilchen aus dem Wasser entfernt werden könnten (wie das z. B. in den Klärbassins geschieht), nie aber die im Wasser gelösten Stoffe und die freischwimmen- den Bakterien. Wenn also die Sedimentirung bei dem Selbstreinigungsprocess der Gewässer nicht in Anschlag zu bringen ist, so müssen wir uns nach anderen Ursachen umsehen, und da stossen wir auf chemisch wirkende und biologische Kräfte. Die ersteren bestehen der Hauptsache nach in Oxydationen. Wichtig sind hierfür Untersuchungen, die man an der Seine und Isar angestellt hat. In dem durch die Cloaken verunreinigten Seine- wasser in und unterhalb Paris fehlt der Sauerstoff vollständig, er ergänzt sich dann allmählig und ist erst bei Meulan wieder normal. Das Isar- wasser zeigt oberhalb München im Liter 6,4 ccm Sauerstoff, nach Ein- mündung der Schleussenabwässer dagegen 3,o — 3,2 ccm, aber schon 5 km weiter flussabwärts wieder 6,4 ccm. Der Sauerstoff tritt entweder direct oxydirend auf, namentlich den gelösten organischen Stoffen gegenüber, die dadurch vergast werden, oder er wird verbraucht durch Oxydation von Wasserstoff und Schwefelwasserstoff, die bei der Fäulniss erzeugt werden, und von denen namentlich der letztere für pflanzliches und thierisches Leben giftig wirkt. Die Hauptmasse des Sauerstoffes aber wird verbraucht durch den Athmungsprocess von Mikroorganismen, welche in dem mit gelösten organischen Stoffen reichlich angefüllten Wasser sehr günstige Existenzbedingungen finden. Damit kommen wir zur dritten Gruppe von reinigenden Kräften, zu den biologischen. Wir wissen seit den Untersuchungen Pasteur’s, dass die Fäulniss nicht durch physikalische und chemische Kräfte entsteht, sondern allein durch den Lebensprocess niederer Wesen, der Fäulnissbakterien. Diese nehmen Sauerstoff auf, verzehren die gelösten organischen Stoffe, die entweder zum Aufbau ihres Körpers benutzt oder als Wärme- und Kraftbildner verathmet werden, und scheiden endlich Kohlensäure und Wasser ab. Auch die Entwickelung von Sumpfgas ist der Thätigkeit der Fäulniss- bakterien zuzuschreiben. Dass diese Wasserbakterien durch ihren Lebens- process eine reinigende WTrkung auf das Wasser ausüben, sehen wir am 81 deutlichsten an den Sandfiltern. Bei der Untersuchung der Filter der Berliner Wasserwerke hat man in den oberen 10—12 cm mächtigen Kies- und Sandschichten dieselben zu Milliarden beobachtet, auch weiss man, dass neue Filter, denen diese Wasserbakterien noch fehlen, im Anfang nicht so gründlich das Wasser zu reinigen vermögen. Nach der Meinung Pettenkofer’s sollen diese Wasserbakterien auch sehr rasch mit den in das Wasser gelangenden pathogenen Bakterien, z. B. Typhusbacillen und ähn- lichen aufräumen. Die Wasserbakterien selbst können dann höheren Lebe- wesen zur Nahrung dienen, denn auch solche leben in dem verunreinigten Wasser, namentlich Amöben, Infusorien, Flagellaten, Rotatorien, Würmer, Krebsthiere und eventuell auch Fische, die auch durch das Verzehren der organischen festen Stoffe bei dem Selbstreinigungsprocess eine Rolle spielen. Die Hauptrolle aber bei der Reinigung der Flüsse von organischen Stoffen und namentlich von sogenannten Fäkalien spielt, nach der Ansicht Pettenkofer’s, die Flussvegetation. Die Wirkungsweise derselben kann eine doppelte sein. Wir haben oben gesehen, welch’ wichtige Aufgabe der Sauerstoff, theils als Oxydationsmittel, theils als Lebensluft für die Wasser- bakterien in dem verunreinigten Flusse hat. Die Ergänzung desselben geschieht zwar allmählig durch Aufnahme aus der Luft, sie wird aber unzweifelhaft beschleunigt durch die Assimilation der chlorophyllführenden Wasserpflanzen, welche den freiwerdenden Sauerstoff direct in das Wasser aussclieiden. Mit dieser wichtigen Thätigkeit als Sauerstofflieferanten scheint aber die Wirkung der Wasserpflanzen noch keineswegs erschöpft zu sein. Wenigstens ein Theil von ihnen ist wahrscheinlich im Stande, auch organische Stoffe aufzunehmen. Es sind ja seit lange eine grosse Anzahl höherer und niederer Pflanzen bekannt, und zwar chlorophyllfreie und chlorophyllführende, welche die Fähigkeit organischer Nahrungs- aufnahme besitzen. Kerner widmet dieser interessanten Gruppe von Pflanzen in seinem Pflanzenleben ein längeres Kapitel. Neben den eigent- lichen Schmarotzerpflanzen, den Pilzen, Cuscutci- Arten, den Santalaceen und Rhinanthaceen, der Schuppenwurz und den Orobanchen, der Mistel und anderen werden in dieser Zusammenstellung die sogenannten fleisch- fressenden Pflanzen und die „Verwesungspflanzen“ aufgezählt. Unter den letzteren, die entweder im verunreinigten Wasser oder auf der Borke der Bäume, an Felsen oder im Humus der Wälder etc. leben, finden wir Algen, Pilze, Moose, Bärlappe und Farne, Aroideen und Orchideen vertreten. Uns interessiren hier besonders die Wasserbewohner: In der Jauche der Düngerstätten und in den urinhaltigen Pfützen an den Viehställen und anderwärts kommen oft kleine grüne Euglenen vor, „die sich hier so massenhaft vermehren, dass die Flüssigkeit binnen wenigen Tagen nicht mehr braun, sondern grün erscheint. Der von stinkender Flüssigkeit überrieselte Schlamm an den Mündungen der Cloaken und Abzugsgräben ist über- sponnen von dem grünen Hormidium murale und der lebhaft schwingenden, dunkelen Oscillaria limosa , und vor Allem macht sich hier die räthselhafte Beggiatoa versatilis breit, welche aus der schleimig-häutigen, weisslichen Grundmasse lange, schwingende Fäden aussendet, die nach Sonnenunter- gang hervorkriechen, um dann bis zum nächsten Tage in unzählige Stäbchenbakterien zu zerfallen.“ Wird nun bei diesen Arten auch vielfach nur aus dem Standort auf die Aufnahme von organischer Nahrung ge- schlossen, so wird diese Annahme doch durch Beobachtungen und Er- nährungsversuche, wie sie namentlich Löw und Bokorny, G. Klebs 82 und Beyerinck an Algen angestellt haben, bestätigt. Genannte Forscher cultivirten die verschiedensten Algen in organischen Flüssigkeiten, wie Lösungen von Zucker, Glycerin, Pepton, Methylsulfid, Methylalkohol, Methylal, Glycol, formaldehyd-schwefligsaurem Natrium u. s. w. und beob- achteten an ihren Versuchspflanzen entweder Längenwachsthum oder Theilungen oder Stärkebildung. Löw und Bokorny halten es daher für wahrscheinlich, dass viele Fäulnissprodukte als Nährstoffe für Algen ebenso wie für Pilze dienen können. Dass auch höhere Pflanzen, die sich für gewöhnlich normal ernähren, aus solchen organischen Flüssigkeiten Stoffe aufzunehmen vermögen, ersieht man daraus, dass abgeschnittene und ent- stärkte Blätter oder Triebe bei Lichtabschluss in Zucker- oder Glycerin- lösungen Stärkebildung aufweisen. Für die Frage nach der Bedeutung der Wasservegetation für die Selbstreinigung der Flüsse ist nun in erster Linie wichtig die Constatirung der in einem verunreinigten Flusse vorhandenen Arten, „die Aufna-hme des floristischen Inventars“ und ihr mehr oder minder massenhaftes Auftreten, die Abundanz. Ausführliche derartige Untersuchungen liegen uns bis jetzt vom Rheine vor, die Sehen ck bei Bonn und Köln anstellte und im Central- blatt für allgemeine Gesundheitspflege 1893 veröffentlichte. Im Folgenden seien die Resultate dieser Untersuchungen kurz angegeben. Die Phanero- gamen fehlen im Rhein bei Bonn und Köln vollständig. Wegen der starken Strömung und des beweglichen Substrates des Uferbodens können weder die Samen keimen, noch angeschwemmte Sprosse sich anwurzeln. Auch für die Algen liegen die Verhältnisse aus den gleichen Gründen ungünstig. Freischwimmende Formen fehlen ganz, nur solche, die sich durch besondere Haftorgane (Rhizoiden) an festliegenden Steinen oder Ufer mauern befestigen können und kräftig genug gebaut sind, um von der Strömung nicht zerrissen zu werden, oder solche, die durch Gallert- bildung zu Massen verbunden werden, welche in Form von Ueberzügen oder Schichten dem festen Uferboden aufsitzen, kommen hier vor. Aus- geschlossen vom Rheine sind demnach auch jene freischwimmenden Formen, die vorwiegend in stark verunreinigtem Wasser oder in stinkender Jauche Vorkommen, wie die obenerwähnten Euglenen u. a., die in erster Linie für eine etwaige Verarbeitung von organischen Substanzen in Betracht kommen könnten. Der grösste Th eil des Flussbettes von der Mitte bis zur Ufer- zone ist wegen des beweglichen Gerölles und Sandes und wegen des herrschenden Lichtmangels vegetationslos, nur eine einzige kleine Faden- alge, die Chantransia chalybaea Fr., fand sich bei 4 m Tiefe und einige Diatomeen bei 6 m. Die Hauptmasse der Algenvegetation ist auf die schmale Uferzone beschränkt. Die schrägen oder senkrechten Steinmauern und Bühnendämme tragen dünne, schmutzig grünlich -braune Ueberziige, die im Wesentlichen von der blaugrünen Oscillaria membranacea und gesellig vegetirenden Diatomeen gebildet werden. Eingestreut finden sich hier die fluthenden Büschelchen von Cladophora ylomerata, oder die sammetartigen Flecke von Ulothrix zonata. Sandige oder kiesige, flache Uferstrecken sind entweder ganz vegetationslos, oder die festliegenden Steine sind mit einer feinen Schlammschicht mit Diatomeen überzogen oder zeigen die Oscillaria -Vegetation der Ufermauern. Günstige Standorts- bedingungen bieten dann auch die schwimmenden Holzmassen der Brücken, Schwimmbassins und Schiffe, welche neben langfluthenden Rasen von Clado- phora schöne reine Ueberzüge von Diatomeen und Oscillarien aufweisen. 83 Eine ganz andere Vegetation stellt sich unterhalb der Einmündung der Abwässersielen grösserer Uferstädte ein. „Das stark verunreinigte Wasser ist hier die Bedingung für die massenhafte Ansiedelung der Faden- spaltpilze, vor Allem der Beggiatoa alba , in geringerer Masse Cladothrix dichotoma , zu denen im Winter auch die Saprolegniee Leptomitus hinzu- kommen kann. Die Beggiatoen bilden je nach der Menge des einfliessenden Schmutzwassers mehr oder weniger weit flussabwärts sich hinziehende schleimige Ueberzüge am Ufergrund.“ In den Schleimmassen der Beggiatoa selbst leben oft in grosser Menge Diatomeen. Auch die schon oben er- wähnten Algen, Cladophora und Ulothrix , kommen neben Stigeoclonium an solchen Orten vor. Für die Frage der Flussreinigung können von den erwähnten assimilirenden Algen in erster Linie wegen ihres massenhafteren Vorkommens eigentlich nur Diatomeen und Oscillarien in Betracht kommen. Nun ist zwar für beide die Benutzung organischer Substanz wahrscheinlich, aber nicht erwiesen, auch kommen sie an den Sielen nie in besonders üppiger Entwickelung vor. Schenck pflichtet daher für den Rhein der Ansicht Pettenkofer’s, dass die Algen besonders für die Selbstreinigung der Flüsse in Betracht kommen, nicht bei und erwähnt, dass auch J. Uffelmann zu der Ueberzeugung gelangt ist, „dass man die Rolle der Algen für die Flussreinigung nicht überschätzen dürfe, denn es stehe fest, dass die grünen Fadenalgen und die meisten Diatomeen nur in frischem, wenig verunreinigtem Wasser existiren können, dass also ihre Wirksamkeit gerade da fehlen werde, wo sie am erwünschtesten sei.“ Dagegen schreibt Schenck den chlorophyllfreien Wasserbakterien die Hauptrolle der Fluss- reinigung, soweit sie von lebenden Organismen besorgt wird, zu, nament- lich der Beggiatoa -Vegetation, die selbst noch in den Cloaken und Fabrik- abwässern gedeiht und unterhalb der Sielen den Uferboden auf eine mehrere Meter breite Zone dicht mit fluthenden, oft Decimeter langen, dicken schleimigen Massen bedeckt. Wenn nun das verunreinigte Wasser über die Beggiatoa -Yliesse strömt, so entziehen diese demselben die zu ihrer Ernährung nöthigen organischen Stoffe, verathmen oder assimiliren sie, vermehren sich stark und nehmen so anderen schädlichen Bakterien die Existenzbedingungen weg. Sie selbst aber dienen niederen Wasser- thieren zur Nahrung. Auch in der Isar unterhalb Münchens hat man diese Beggiatoa-Ye getation in gleicher Ausbildung nachweisen können, sie lässt sich hier 14,5 km weit flussabwärts verfolgen, aber schon auf der Hälfte des Weges hört die üppige Entwickelung, die sich in der reichlichen Rasenbildung ausspricht, auf, weil hier der Fluss schon soweit gereinigt ist, dass die Nahrung für die Beggiatoa -Vegetation un- genügend wird. In der geschilderten Weise gestalten sich die Vegetationsverhältnisse in einem grossen Flusse mit bedeutender Wassermenge und starker Strömung. Wir sahen, dass hier die Phanerogamen für das Leben im Wasser nicht die geringste Rolle spielen. In kleineren Flüssen mit lang- sam fliessendein oder theilweise stehendem Wasser und seichtem Ufer ist das anders. Da können, wenn ein solcher durch Schleussenabwässer ver- unreinigt ist, auch die höheren Pflanzen bei der Selbstreinigung in Be- tracht kommen. Es seien deshalb hier noch die Vegetationsverhältnisse besprochen, wie sie sich in der stark verunreinigten Luppe und Elster unterhalb Leipzigs vorfinden. Die betreffenden Untersuchungen wurden von mir im letzten Sommer im Aufträge des Deutschen Fischerei -Vereins, 84 in dessen Zeitschrift für Fischerei auch die Resultate ausführlich be- schrieben sind, unternommen. Da es sich um die Beantwortung einer anderen mit der Selbstreinigung allerdings innig zusammenhängenden Frage handelte, so sind der Hauptsache nach nur die Phanerogamen berück- sichtigt worden. Oberhalb Leipzigs fiiesst das Wasser der Elster rein und klar über den meist kiesigen Boden des Flussbettes. Die Ver- unreinigungen, welche Gera, Zeitz und Pegau der Elster zugeführt haben, sind vollständig verschwunden. Ist die Configuration des Ufers für Pflanzenwuchs geeignet, so breitet sich hier als schmaler Saum eine Schilf- und Röhrichtformation (siehe Drude: Deutschlands Pflanzen- geographie, Seite 364), aus, die sich im Wesentlichen zusammensetzt aus grösseren oder kleineren, reinen oder gemischten Beständen von Spar- ganium ramosum (cop.3 greg.), Sagittaria (cop. 1 greg.) und Glyceria spedabilis (spor. greg.) oder Typha latifolia (spor. greg.), unter die sich noch sporadisch Alisma Plantago und Butomus mischen. Der hier zur Ausbildung gekommene Typus der Wasserpflanzenformation (a. a. 0. Seite 366) zeigt Schwimm- und Tauchpflanzen. Unter den ersteren ist besonders Nupliar luteum , die Nixblume, zu nennen, die mit ihren lederartigen Schwimmblättern an Stellen mit stehendem oder langsam fliessendem Wasser grössere Flächen des Wasserspiegels mehr oder weniger dicht be- deckt. Zwischen den Schwimmblättern sind die an die Blätter des Gartensalates erinnernden submersen Blätter, die für die Wechsel- beziehungen zwischen thierischem und pflanzlichem Leben noch wichtiger sind, bemerkbar. Mit der Nixblume vergesellschaftet, oder an den näm- lichen Stellen auch selbstständig kleinere Trupps bildend, wächst Potamo- geton natans , der auch zuweilen submerse Blätter ausbildet. Auch die flutbende Form von Spargcmium simplex (spor.) und die grosse und kleine Wasserlinse (cop.1 greg.), welche da Vorkommen, wo andere festsitzende Schwimm- oder auch Tauchpflanzen ihnen Schutz vor dem Fortgeschwemmt- werden gewähren, sind noch als Vertreter der Schwimmpflanzen zu nennen. Die Tauchpflanzen, denen ja bei der Frage nach der Bedeutung der höheren Pflanzen für die Selbstreinigung die Hauptrolle zufallen müsste, bilden auch ausgedehnte Bestände. So kleiden zuweilen die fluthenden Vliesse von Potamogeton perfoliatus für sich allein oder in Ge- sellschaft mit Potamogeton pectinatus *interruptus Kit. den Boden des Flussbettes auf 10 — 15 m Länge vollständig aus. Ganz ähnliche Vegetations- formen zeigen, namentlich an den Kiesbänken, Panunculus fluitans mit seinen oft mehrere Meter langen Rasen, und an tieferen Stellen Myrio- phyllum spicatum. Die Gesellschaft von Ceratophyllum demersum und Lemna trisulca imponirt zwar nicht durch ihre Ausdehnung, stellt aber an ruhigen Stellen oft eine recht beträchtliche Menge assimilirender Pflanzensubstanz dar. In dieser Ausprägung lassen sich die beiden Formationen bis nahe an die Stadt Leipzig verfolgen, wenn auch die Be- schaffenheit des Standortes mancherlei Unterbrechungen derselben hervor- ruft. Das Vegetationsbild des Flusses ändert sich aber sofort an der Einmündung des Elstermühlgrabens, welcher die grosse nördliche Vorfluth- schleusse aufnimmt und deren schmutzigen Inhalt hinter dem Rosenthal in die alte Elster leitet. Die trüben, dicken, übelriechenden Fluthen, die sich aus dem Mühlgraben hereinwälzen, sind dicht mit Sumpfgasblasen und vereinzelten schwimmenden schwarzen Schlammballen, die durch Sumpfgas getragen werden, bedeckt. Da die Elster langsamer fliesst als 85 das Wasser des Mühlgrabens, kommt dieser schwarze Schlamm an der Einmündungsstelle in, wie es scheint, ziemlich mächtiger Bodenschicht zur Ablagerung. Darauf deuten wenigstens eigenthümliche, von Zeit zu Zeit eintretende Sumpfgaseruptionen. Das Gas bildet sich in der dicken Bodenschicht durch die Fäulniss der organischen Massen, durchbricht schliesslich die zähe Schlammdecke und bringt das Wasser über einer solchen Durchbruchsstelle in brodelnde Bewegung. Dabei werden grosse Mengen des schwarzen Schlammes entweder in Form grösserer Klumpen, oder in feiner Vertheilung mit emporgerissen, die das Wasser schwarz färben. Die empordringenden Gasblasen aber erzeugen beim Zerplatzen auf dem Wasserspiegel ein deutlich wahrnehmbares zischendes Geräusch, Von den höheren Wasserpflanzen des nicht verunreinigten Flusses ist hier keine Spur mehr vorhanden. Dafür tritt aber die oben erwähnte Beggiatoa- Vegetation in üppigster Entwickelung auf. Der Boden des Flussbettes ist, am Ufer wenigstens, mit ihren weissen, fluthenden oder festsitzenden, schleimigen Rasen dicht bedeckt, die, Leinenfetzen vergleichbar, dem schwarzen Schlamme aufsitzen. Weiter flussabwärts aber überziehen sie Aeste, höhere Wasserpflanzen etc. mit einem grauweissen schlüpfrigen Schleim. Ueber der Wasserlinie bemerkt man am Ufer einen vegetations- losen, oft glänzend pechschwarzen Schlammstreifen, auf dem sich dann allmälilig einige kümmerliche Exemplare von Sparganium rcimosum und Sagittaria einfinden. Auf dem ersten reichlichen Kilometer, von der Ein- mündung des Elstermühlgrabens an gerechnet, zählte ich drei Stöcke der- selben. Weiter flussabwärts werden diese häufiger, und schon unterhalb der Einmündung der Pleisse (1,8 km), deren Wasser nicht nennenswerth verunreinigt ist, umrahmen den Fluss wieder reine oder gemischte Be- stände von Sparganium ramosum , Qlyceria spectabilis und Alisma , unter die sich noch sporadisch Butomus mischt. Auch die ersten Schwimm- und Tauchpfianzen treten hier unter dem Einfluss des belebenden Pleissen- wassers auf: Ceratophyllum demersum mit Lemna minor bilden neben j Ranunculus fluitans und Elodea canadensis einen kleinen Bestand. Doch kehren ähnliche Bestände von Wasserpflanzen im Flusse selbst auf weite Strecken nicht wieder. Der Boden ist streckenweise mit feinem, lockerem, schwarzem Schlamm bedeckt, und am Uferschilf hängen die grauweissen Schleimüberzüge der Beggiatoa -Vegetation. In reicherer Entwickelung tritt die Formation der Wasserpflanzen zuerst in den Theilen des Fluss- laufes unterhalb der Wehre auf, die das Wasser für die Mühlgräben abfangen, wodurch grössere und kleinere Strecken mit stagnirendem Wasser zu Stande kommen, denen nur von Zeit zu Zeit bei Hochwasser und an Feiertagen neue Verunreinigungen zugeführt Averden. Es haben diese Theile mehr den Charakter der pflanzenreichen Altwässer, nur mit dem Unterschiede, dass sie an ihrem unteren Ende mit dem Haupt- flusse in offener Verbindung stehen. Die erste derartige Stelle bildet das sogenannte Hundewasser, das sich bei Wahren (4,2 km) von der Elster abzweigt und erst bei Lützschena sich wieder mit derselben ver- einigt. Eine zahlreiche Gesellschaft von Nuphar luteum , Lemna und Potamogeton natans , P. pectinatus , Myrioplvyllum spicatum, Ceratophyllum und anderen hat sich hier zwischen dem Geschilf am Ufer, das haupt- sächlich aus Sparganium ramosum und Sagittaria besteht, zusammen- gefunden. Aebnliche Vegetationsbilder begegnen uns unterhalb der Wehre bei Hänichen, Altscherbitz und Schkeuditz. Die offene Verbindung dieser 86 Flusstheile mit dem Hauptflusse gestattet den Pflanzen auch den Ueber- tritt in den eigentlichen Flusslauf, wie es hier geschieht, wo sie dann auch von den durch diese Orte herbeigeführten der Masse nach geringeren Schmutzabwässern bespült werden. Von Schkeuditz (15 km) an abwärts treten im Flusse selbst neben dem Geschilf am Ufer auch die Wasser- pflanzen einzeln, oder kleinere und grössere Haufen bildend, auf: die fluthende Form von Sparganium simptex mit ihren hellgrünen Blättern, die dunkelgrünen langen Vliesse von Potamogeton pectinatus , die Stöcke von Ceratophgllum clemersum mit ihren in dem fliessenden Wasser weichen biegsamen Zweigen, zwischen denen an geschützten Stellen die grosse und die kleine Wasserlinse sich ansiedeln, und endlich Nuphar luteum mit reichem submersem Blätterschmuck sind hier bemerkenswerte Bei Wesmar (26 km) und noch mehr bei Itassnitz (27 km) schliessen sich diese Pflanzen in Verbindung mit Sparganium ramosum und Sagittaria zu einem so üppigen Bestände zusammen, wie wir ihn weiter oberhalb nur in den Altwässern oder höchstens noch in den Flusstheilen unterhalb der Wehre finden. Eine reiche Fischwelt tummelt sich ausserdem zwischen den Wasser- pflanzen, so dass die Elster hier nicht mehr den Eindruck eines ver- unreinigten Flusses macht. Auch weiter abwärts lässt sich diese Wasser- vegetation in mehr oder minder vollkommener Ausprägung bis zur Saale verfolgen. Im Vergleich mit den im Anfang genannten Flüssen, besonders der Isar und dem Main ist also die Selbstreinigung in der Elster unter- halb Leipzigs recht spät erst beendet. Etwas anders noch liegen die Verhältnisse bei der Luppe, jenem Elsterarm, der sich unterhalb Plagwitz abzweigt und, mit der Elster un- gefähr parallel westwärts fliessend, endlich in die Saale mündet. Für die Luppe ist kennzeichnend die im Verhältniss zur Grösse der Verunreinigung recht geringe Wassermenge. Bei ihrer Abzweigung erhält sie reines Elsterwasser und zeigt daher auch die oben beschriebene Vegetation des nicht verunreinigten Mutterflusses, auf ihrem Lauf durch Lindenau aber wird sie stark durch Fabrikabwässer, die aus den dortigen Fellfärbereien, einer Indigofabrik etc. stammen, verunreinigt. Es werden aber hier noch keine Schleussenabwässer eingeleitet. Unterhalb Lindenau ist das wenige Wasser des Flusses durch die erwähnten Fabrikabwässer tief dunkelblau gefärbt. Man sollte meinen, dass sich in diesem so stark verunreinigten Wasser keine Pflanzen halten könnten. Und doch ist dem nicht so. Nur auf einer Strecke von nicht ganz 1 km Länge fehlen die höheren Wassergewächse ganz, während die Beggiatoa-Ye getation auch hier in Form weisser schleimiger Rasen den Boden überzieht. Dann aber stellt sich mit vereinzelten Stöcken von Igels- und Bohrkolben am Ufer, und mit dem Froschlöffel, dem Wasserstern und dem Pfeffer-Knöterich auf dem schwarzen Schlammboden im Wasser selbst Potamogeton pectinatus in Gesellschaft der Lemna minor und L . polyrrhiza ein und bildet gleich mächtige Basen, die das schmale Flussbett auf einige Meter Länge voll- ständig auskleiden. Die freudig grünen Basen machen in ihrer üppigen Entwickelung nicht den Eindruck, als ob die Pflanzen hier mit ungünstigen Existenzbedingungen zu kämpfen hätten. Diese reiche Wasservegetation reicht flussabwärts bis zu der Stelle, wo ein grosses Siel die Schleussen- abwässer von Plagwitz-Lindenau der Luppe zuführt, und bildet hier, wo sich das blaue Luppen- mit dem schmutziggrauen Schleussenwasser mischt, eine scharfe Grenzlinie. Unterhalb der Sieleneinmündung ist der Fluss 87 wieder vegetationslos, obgleich die Bodenverhältnisse noch die gleichen sind. Grössere Mengen von Verunreinigungen werden der Luppe ca. 100 m weiter flussabwärts durch die Nahle zugeführt, einem zweiten Elsterarni, der sich ungefähr 1 km unterhalb der Einmündung des erwähnten Elster- mühlgrabens abzweigt und in Folge dessen stark verunreinigt ist. In dem so doppelt belasteten Flusslauf tritt als erste gegen Verunreinigung am wenigsten empfindliche Wasserpflanze wieder Potamogeton pectinatus un- mittelbar unterhalb der einmündenden Nahle auf Kiesbänken in zwei grösseren Basen auf, die allerdings dick mit Beggiatoa- Schleim über- zogen sind und dadurch ein recht krüppelhaftes Aussehen haben, aber Ende October die für diese Art charakteristischen Winter- und Ver- mehrungsknollen in reicher Entwickelung zeigen. Weiter abwärts aber ist der Fluss auf eine Strecke von ca. 6 km wieder ganz vegetationslos, nur am Ufer fristet hier und da ein Exemplar von Sparganium ramosum ein kümmerliches Dasein. Dann stellt sich wieder in zerstreuten kleineren und grösseren Rasen das kammartige Laichkraut, seltener das krause Laichkraut in der ebenblättrigen Form (P. *serrulatus Schräder) und etwas häufiger Ceratophyllum demersum ein. Zu eigentlichen Beständen vereinigen sich diese wenigen Wassergewächse ebensowenig wie die am Ufer zerstreut vorkommenden Schilfpflanzen, ja sie fehlen auf grösseren Strecken mit stehendem Wasser des öfteren gänzlich. So lässt sich das unschöne Vegetationsbild, das durch die missfarbenen grauen Schleim- überzüge der Beggiatoa auf allen Blättern und Stengeln auch nicht ge- winnt, 31 km weit bis zum Eintritt der Luppe in die alte Saale verfolgen. Auf ihrem ganzen Lauf macht die Luppe überall den Eindruck eines stark verunreinigten Flusses. Ueberall haben, wegen des langsam fliessenden Wassers, die organischen Beimengungen mit losgerissenen oder abgestorbenen Theilen der Fadenbakterien in mehr oder minder dicker schwarzer Bodenschicht sich niedergeschlagen, die nun, der oxydirenden Wirkung des Sauerstoffs entrückt, langsam faulen und durch die Ent- wickelung von Sumpfgas und anderen übelriechenden Gasen den feinen schwarzen Schlamm beständig aufrühren und dadurch das Wasser immer wieder von Neuem verunreinigen. Es kommt also trotz der Wirkung chemischer und biologischer Kräfte in der Luppe keine vollständige Reinigung zu Stande, weil eben die Hauptbedingungen für dieselbe: eine für die Grösse der Verunreinigung genügend grosse Wassermenge und eine raschere Strömung, um den Niederschlag des schwarzen übelriechenden Schlammes zu verhindern, fehlen. Wenn wir nun nach diesen Befunden in der Elster und Luppe die Frage nach der Bedeutung der höheren Pflanzen für die Selbstreinigung der beiden Flüsse zu beantworten suchen, so können wir nur die eigent- lichen Wasserpflanzen, also Schwimm- und Tauchpflanzen, in Betracht ziehen. Von diesen leben in den stark verunreinigten Elusstheilen und sind gegen die, durch die organischen faulenden Massen geschaffenen, für die höhere Pflanzenwelt ungünstigen Existenzbedingungen am wenigsten empfindlich nur Potamogeton pectinatus *interruptus Kit., Ceratophyllum demersum , Lemna minor und L. polyrrhiza und endlich Potamogeton crispus *serrulatus Schrad. Nuphar luteum und Myriophyllum spicatum dagegen, die in der verunreinigten Luppe nicht Vorkommen, verlangen schon einen höheren Grad von Reinheit im Wasser, wie ihr Auftreten in der Elster zeigt. Lässt man nun auch die noch offene Frage der Auf- 88 nähme organischer Stoffe bei der Ernährung dieser Wasserpflanzen ganz unberücksichtigt, so stellen doch immerhin die erst erwähnten Gewächse, und namentlich Potamogeton jiectinatus, eine so beträchtliche Menge assimilirender Substanz dar, dass sie durch die Production von Sauerstoff, welcher ja, wie wir in der Einleitung gesehen haben, bei dem Reinigungs- process eine so wichtige Rolle spielt, als wichtige Hilfskräfte bei der Selbstreinigung der Elster und Luppe von Bedeutung sind. YIIL Bereicherungen der Flora Saxonica. Zusammengestellt von Lehrer A. Jenke, Dr. B. Schorler und Oberlehrer K. Wobst. Die folgende Arbeit enthalt die im Jahre 1895 gemachten Beobachtungen derjenigen Pflanzenformen, welche für das Gebiet als neu oder als selten vorkommend bezeichnet werden müssen. I. Im kleinen Teiche des König], botanischen Gartens sammelte Unter- zeichneter im vorigen Frühjahre und zwar zwischen Cladophora- und Spirogyra -Arten, welche in reichlicher Anzahl auf demselben schwammen, das für die Dresdner Umgebung noch nicht verzeichnete Co smarium protr actum Arch., Rabenh., p. 172, und Wolle, p. 83, Abbildung: Wolle, PI. XVII, Fig. 27 und 28, vergesellschaftet mit Cosmarinm Broomei Thw. und C. Botrytis Bor., Closterium acerosmn Sehr., Pecliastrum Boryanum Turp., sowie mit Cocconeis Pediculus Ehrb., Cymatopleura elliptica Breb., Fragilaria capucina Des., Gomphonema curvatum Ktz., Navicida cryptocephala Ktz., Snrirella minuta Breb., Tryblionella angustata W. Sm. A. Jenke. II. Scirpus multicaulis Sm. Diese im Westen und Norden Deutschlands verbreitete Pflanze ist als neuer Bürger der Flora Saxonica von Prof. Drude in der Niederlausitz bei Grossgrabe aufgefunden worden. Carex dioica L. Der alte, schon von Reichenbach erwähnte Standort: Zschaila auf der nassen Aue wird durch neue Funde von Apotheker Schlimpert bestätigt. — vulpina L. *nemorosa Rebent. Bei Medingen in der Niederlausitz (Lehrer Müller -Medingen). — G oo denoughii Gay *melaena Wimm. Erzgebirge bei Fribus : am Rande eines Hochmoores im Filzbruckerwald (Scliorler). — filiformis L. Niederlausitz: Grossgrabe, Lugkteich (Drude). — hirta L. *hirtaeformis Pers. Bei Kötzschenbroda (Fritzsclie). Potamogeton crispus L. * serndatus Schrad. (= P. planifolius auct.). In der Elster und Luppe unterhalb Leipzigs (Scliorler). Diese Varietät Ges. Isis in Dresden , 1895. — Abh. 8. 90 betrachten Fick und Ucclitritz in ihrer Flora von Schlesien als Jugendform der typischen Art. Ich fand jedoch noch im September bei Leipzig, und zwar in den stark durch Schleussen wässer verun- reinigten Flussläufen, nur diese Varietät, so dass mir dieselbe eher als eine biologische Form der verunreinigten Gewässer erscheint. Auch Buchenau giebt in seiner Flora der nordwestdeutschen Tiefebene an, dass sich diese Varietät in allen selbst warmen Fabrikabwässern um Bremen häufig findet. — pectinatus L. *interriiptus Kit, (= P. Vaillantii R. et Sch.). In der Luppe und Elster unterhalb Leipzigs bis zur Saale (Schorler), Diese kräftige Varietät, deren Zugehörigkeit zu P. pectinatus sich an ihren, den Gräsern ähnlichen Blattscheiden leicht feststellen lässt, bildet grosse, oft mehrere Meter lange submerse Vliesse, auch in stark ver- unreinigtem Flusswasser. Doch fanden sich hier nie Früchte, dagegen im October jene schon seit Irmisch bekannten Ueberwinterungs- und Vermehrungsknollen in reicher Menge. Geum rivale x urbanum {G. int er medium Ehrh.). Erzgebirge: Sehmathal bei Steinbach (Drude). Rosa trachyphylla Rau f. virgata Gremli (= R. gallica x canina a. virgata Gremli). Meissen: Naundorf ler Holz (Schlimpert). — canina var. Lutetiana x gallica. Meissen: Lommatzsch er Wasser bei Prositz (Schlimpert). — - gcdlica x glauca var. complicata. Meissen: Lommatzscher Wasser (Schlimpert). — coriifolia Fr. Bei Medingen (Müller). Epitobium tetragonum L. (E. adnatum Griseb.). An der Röder bei Herms- dorf (Müller). Circaea alpina L. Pirna: Wesnitzthal bei Jessen (Müller). Myriophyllum spicatum L. A on dieser Art beobachtete ich in der Elster oberhalb Leipzigs bei Hartmannsdorf kleine, nur 2 — 3 cm über dem Boden emporragende Landformen mit kriechendem wurzelndem Stengel und zierlichen feinzerschlitzten Blättern. Letztere unterscheiden sich nur durch ihre Kleinheit von den submersen Blättern, ihre Blattzipfel sind zwar kürzer, aber nicht dicker, und eben so zahlreich als wie bei jenen, während Sclienck (Biologie der Wassergewächse, S. 22) nur Landformen mit dickeren breiteren Blattzipfeln, die den laub- artigen Tragblättern des Myriophyllum verticillatum in Gestaltung ganz entsprechen, auffand und beschrieb. Galium boreale L. Niederlausitz: bei Medingen (Müller), f Ambrosia artemisiaef dlia L. Dresden: Kötzschenbroda auf einem Acker (Lehrer Hiller - Lindenau). Artemisia pontica L, Im oberen Saalethal bei Burgk (Müller). Vaccinium Myrtillus L. var. leucocarpum Dumort. Dresden : Höckendorf bei Königsbrück (Schulz). — intermedium Ruthe. Dresden: Nadelwald bei Medingen, an zwei Stellen verschiedene Büsche, blühend, aber nicht fructificirend (Müller). Drosera anglica Huds. Erzgebirge: Hochmoor westlich von Hirschenstand (Schorler). Barbar ea stricta Andrz. Dresden: bei Weinböhla am Eisenbahndamm (Fritzsche). Erysimum virgatum Rth, Pirna: Liebethaler Grund (Müller). 91 * \Rapistrum rugosum All. Dresden: Niederlössnitz auf Schutt (Fritzsche). Ranunculus fluitans Lnck. In der Elster oberhalb Leipzigs bei Gross* zschocher fand ich neben der typischen Form mit ausschliesslich sub- mersen 3- und 2-spaltigen Blättern am 31. August mit Bliithen auch die recht seltene Form mit schwimmenden kleinen f cm langen und l2/2 cm breiten nierenförmigen 2- oder schwach 4 -lappigen Blättern, die nach Schenck nur dann auftreten, wenn die Pflanze zur Blüthen- bildung übergeht. Die zierlichen Landformen dieser Art beobachtete ich auf aus dem Wasser emporragenden Schlammpolstern in der kleinen Luppe unterhalb Lindenau. Cerastium brachypetalum Dep. Meissen: hei Gasern (Schlimpert). A mar antu s silvestris Desf. Diese in Böhmen hei Prag, Leitmeritz und Gr.-Cernosek vorkommende Art wurde in diesem Jahre zum ersten Male in Sachsen gefunden, und zwar von Schlimpert hei Meissen, unterhalb der Knorre. Equisetum maximum Lnck. (= E. Telmateja Ehrh.). Pirna: Wesnitzthal, gegenüber Jessen (Müller). B. Scliorler. IIP Andropogon Ischaemum L. Zerstreut am Dohnaer Schlossberge (Wobst). Bromus arvensis L. Dresden-Neustadt (C. Schiller). Agropyrum repens P. B. var. glaucurn ( Triticum caesium Prsl., Triticum repens var. caesium Hackel). Abhänge unterhalb Schieritz bei Meissen (Wobst). Auf diese von der Stammart durch bläulich bereifte Blätter und Aehrchen abweichende Varietät machte schon Reichenbach An- fang der siebziger Jahre auf seinen Excursionen aufmerksam und be- zeichnete sie als Agropyrum glaucurn. Der Originalstandort, Eingang des Lössnitzgrundes, ist durch Wegebauten verloren gegangen. Carex praecox Jacqu. var. longebrateata. Lössnitz (Wobst); Sächsische Schweiz (Schiller). Bei dieser um Dresden selten vorkommenden Varietät ist das Tragblatt des untersten kurzgestielten Aehrchens blattartig und mit deutlicher Scheide versehen. Ceratophgllum demersum L. Steinbruchlöcher der Dresdner Haide und in einem Teiche bei Lindenau (Wobst). Succisa pratensis Mnch. var. hispidula Peterm. ( S . lürsuta Opitz). Bei Meissen (Wobst). Blätter und der untere Theil des Stengels sind bei dieser Varietät mehr oder minder mit steifen Haaren besetzt. Mentha crispa L. Plauenscher Grund an der Friedrich- Augusthütte. Gartenflüchtling. Fhacelia tanacetifolia Benth. Diese aus Californien stammende Pflanze fand sich sehr häufig im August dieses Jahres auf einem wüsten Platze in Strehlen und dürfte wohl dem Königl. botanischen Garten entstammen (Wobst). Mimulus moschaius Dougl. Genannte Pflanze, Ziergewächs aus Columbia, fand sich in grossen Mengen in einem Steinbruche an der Radeberger Strasse in der Dresdner Haide, wo dieselbe mehrere Quadratmeter vom Juni bis September üppig überzog. Sicher mit Topferde dahin gebracht (Wobst). 92 Vaccinium uliginosum L. Dresdner Haide (Wobst). Dieser Standort ist seit Jahren bekannt. Die Pflanzen waren aber stets steril; in diesem Sommer aber batten sie schöne Blüthen und reichlich Früchte angesetzt. Delphinium Consolida L. flore albo. Felder bei Meissen (Wobst). Corydalis cava Schw. et K., mit auffällig blauer Blumenkrone. Grund hinter Niederwartha (Wobst). Viola palustris L., und zwar eine Form des trockenen Bodens. Alle Pflanzen gedrungener, vielblüthiger, in allen Theilen härter. Blüthen- und Blattstiele bedeutend kürzer. Karwiese in der Dresdner Haide (Wobst). Dianthus Carthusianorum L. var. pusyllus Beck ( nanus Neilr.) Die Stengel dieser spärlich auf der Bosel bei Meissen gesammelten Pflanzen waren sehr verkürzt (ca. 6 cm lang), mit wenig Blüthen und mit unregelmässig ausgebildeten Blättern versehen (Wobst). Lychnis coronaria Desr. Zöthain bei Lommatzsch (Wobst). Garten- flüchtling. — Flos ciiculi L. albiflora. Die sehr selten weissblühende Form fand sich auf einer sumpfigen Wiese bei Rhänitz bei Dresden zu Hunderten, unter ihnen auch einzelne mit fleischrother Färbung (Wobst). Rubus Koehleri Whe. et N. Bei Langebrück. — Schleichen Whe. et N. Ebendaselbst. — nemorosus Hayne. Ebendaselbst (Wobst). Trifolium incarnatum L. Mertitz bei Lommatzsch; verwildert. Vicia segetalis Thuill. mit V. sativa L. und V. cingustifolia All. häufig in einem Haferfelde bei Volkersdorf (Wobst). Vom Bürgerschullehrer H. Hofmann aus Hohenstein-E. gingen bei Unterzeichnetem eine Reihe von Pflanzen ein, welche derselbe auf seinen zahlreichen Excursionen in der Lausitz und im Erzgebirge gesammelt, und von denen eine grosse Anzahl in der Flora des Königreichs Sachsen noch nicht verzeichnet sind: Aspidium montanum Aschers. Bei Waldenburg: im Grünfelder Parke. Juni, — Herrnhut: am Königsholze. Juli. Pliegopteris Robertianum A. Br. Zittau: an einer Eisenbahnbrücke. Juli. Hierzu bemerkt indess Einsender, dass dieser Standort ver- loren sein dürfte, da diebetreffende Mauer in diesem Jahre renovirt wurde. Hieracium Pelertianum Merat. ssp. Relertianum a. genuinum b. angustius N. et P. Döbeln : an einem trockenen, an Hieracien reichen Abhange des Muldenthaies. Juni. - — Pilosella L. ssp. vulgare Tausch, ß subvulgare 1 striatum N. et P. Bei Hohenstein. Juni. — pachylodes N. et P. ssp. oxytorum N. et P. Hohenstein: an der Lutherhöhe. Juni. — Auricula Lam. ssp. Auricula a. genuinum N. et P. Hohenstein: Hüttengrund. Mai. — Auricula Lam. ssp. amaureilema N. et P. Hohenstein: Hüttengrund. Juni. — collinum Gochn. ssp. Uechtritzii N. et P. Bei Hohenstein. Juni. — collinum Gochn. ssp. sudetorum N. et P. Bei Döbeln. Juni. 93 Hieradium spathophyllwn N. et P. ssp. exorrabdum N. et P. a. exstriatum. Hohenstein: an der Lutherhöhe. Juni. — floribundum W. Gr. ssp. teplitzense N. et P. Hohenstein: bei Gers- dorf. Juni. — floribundum W. Gr. ssp. teplitzense X. et P. schmalblättrige Form. Hohenstein: Hirschgrund bei Oberlungwitz. Juni. — umbelliferum N. et P. ssp. saxonicum N. et P. Hohenstein: in der Nähe der Eisenstrasse, Hermsdorfer Flur. Juni. Mentha gentilis L. n. var. Hofmannii H. Braun. Bei Hohenstein. August. — silvestris L. var. cuspidata (Opitz). Zittau: hei Scheibe. Juli. — silvestris L. var. serrata (Opitz). Zittau: am Mandauufer bei Scheibe. Juli. Rubus opacus Focke. Bei Flohenstein. Juli. Diese dem Rubus plicatus Whe. et N. nahestehende Form ist in der Flora Saxonica noch nicht verzeichnet. — amygdalanthus Focke. Hohenstein: an der Lutherhöhe ziemlich ver- breitet. Juli. Eine dem R. thyrsoideus spec. collect, verwandte Form; sie ist ebenfalls für Sachsen neu und wurde von Dr. Schulz auch in der Niederlausitz gesammelt. In einem Steinbruche beob- achtete H. Hofmann Stöcke, welche dem R. thyrsanthus sehr nahe stehen. — hirtifolius P. J. Muell. var. Danicus Focke. Flohenstein: bei Ernst- thal. Juli. — macrophyllus Whe. et N. var. pilostachys Gr. et Godr. Hohenstein: bei Wüstenbrand. Juli. Beide der Yillicaulisgruppe angehörigen Formen für Sachsen neu. — Sprengeli Whe. et N. Grüna Hei Chemnitz und bei Waldenburg im Grünefelder Parke. Juni. — chaerophyllus Sag. et Schultz. Im Neissethale bei Flirschfelde. Juli. — Cimbricus Focke. Hohenstein: bei Hüttengrund an mehreren Stellen und noch häutiger im Oberwald, nach dem Dorfe Reichenbach zu. Juli. Diese für Sachsen neue Art gehört in die Gruppe der Adeno- phori, und zwar in die Abtheilung mit langgestielten Seitenblättchen. — Weickeri Hofmann. Chemnitz: im Zeisigwalde. Juli. Gruppe: Adeno- phori, Abtheil. Corylifolii. Genannte Pflanze ist jedenfalls der Ab- kömmling eines Bastards. Ihr Blüthenstand erinnert an Rubus Köhleri Whe. et N. Sie wurde in einer Anzahl von Stöcken beobachtet und hat sich ohne Zweifel durch Samen fortgeptlanzt (Hofmann). — radula Whe. et N. Döbeln: Muldenabhänge. Juli. — Koehleri Whe. et N. var. Zittau: Kahleberg bei Reichenau. August. — apricus Wimm. Zittau: auf dem Scheibenberge. Basalt. 380 m. Juli. Die für Sachsen noch nicht verzeiehnete Form steht dem Rubus Koehleri Whe. et N. nahe, ist in Schlesien verbreitet und bildet mit R. silesiacus Whe. interessante Belege für die nahe Verwandtschaft der lausitzer und schlesischen Floren. — serpens Whe. Hohenstein: bei Hüttengrund. Juli. — hercynicus X Guentheri ? Hohenstein: bei Hüttengrund. Juli. — Guentheri Whe. et N. Im Neissethale bei Hirschfelde. Juli. Walden- burg: Grünefelder Park sehr häufig. Juni und Juli. — Guentheri Whe. et N. n. var. Wobstii IFofm. Hohenstein: bei Hütten- grund, und Steina bei Waldheim. Juli. Diese neue Varietät ist kräftiger 94 als die typische Form. Schössling aufstrebend. Blätter nur am Grunde 3-, sonst 5-zählig. Rispe meist durchblättert. Griffel grün (H. Hof- mann). Rubus nemorosus Hayne. Bei Hohenstein. Juli. — cciesius X tomentosus Focke. Hohenstein: unweit der Kirche. Juli. Das Vorkommen dieses Bastards ist im hohen Grade interessant, da es noch nicht gelungen ist, die eine Stammform, Rubus tomentosus Borkh., welche in Böhmen vereinzelt auftritt, für Sachsen mit Sicher- heit nach zu weisen. K. Wobst. s Abhandl. d. Isis in Dresden, 1895. <■ > V Hirschstein g' l^antijL .oia Naundorj' j kvvid «iie-a-nAva l’d nun ca n vs'cxl d uiujcii / Muschütza, x * o I J c‘l C-'i c (a c Lommatzsch Zehret 3TI ooz W i ( J e H % ladet k■ 1894. Redaetions - Comite für 1894: Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. Mitglieder : Dr . J. D e i c h m ü 1 1 e r , Prof. Dr. 0. D r u d e , Privatdocent Dr. J. F r e y b e r g , Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. H. Nit sehe und Rentier W. Os borne. Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller. Inhalt. I. Sitzungsberichte. I. Section für Zoologie S. 3. — Drude, 0.: Die sogenannten chilenischen Haselnüsse S. 3. — Ebert, R. : Bau, Entwickelung und Lebensweise der Nematoden S. 3. — Nitsche, H.: Leuchtende Thiere und Pflanzen, der morphologische Zusammenhang zwischen abnormalen und normalen Nematoden, neuere Eintheilung der Pflanz enläuse, Dr. J. Fr. Judeich f S. 3. — Steg lieh, Br.; Krankheitserscheinungen an Pflanzen durch Hetero der a S. 3. II. Section für Botanik S. 4. — Drude, 0.: Moosherbarium von Wälde, Biographie von Alph. de Candolle, Pringsheiin’s 70. Geburtstag, Sitzungen der Vereine für Botanik und Gartenbau im K. Botanischen Garten S. 4 ; periodisches Auftreten von Desmidiaceen und Palmellaceen S. 5; Palmflora des tropischen Afrika S. 6; neue Litteratur S. 4 und 5. — Jenke, A. : Neue Desmidiaceen der Flora von Dresden S. 4; Chlathrocystus aeruginosa aus den Carolaseen S. 5; und K. Wobst, Verschwinden von Orchideen aus der Dresdner Flora S. 5. — Schiller, K. : Bei Meissen beobachtete Pilze, Vor- lagen S. 5. — Schorler, B.: Ueber Carica quercifolia S. 4; seltene Orchideen der Flora Saxonica S. 5; blüthenbiologische Demonstrationen S. 6. — Wobst, K.: Ueber Amarantus hypochondriacus , Bildungsabweichungen der Pflanzen S. 5. III. Section für Mineralogie und Geologie S. 6. — Bergt, W.: Festigkeitsprüfungen von Gesteinen S. 7; Litteraturbesprechung S. 8. — D eichmüller, J. : Encriniten des Muschelkalks S. 8. — Döring, H. : Strudellöcher im Pläner von Cotta, Ausstellung des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden S. 7. — Engelhardt, H.: Tertiär- pflanzen aus dem böhmischen Mittelgebirge S. 7; was erinnert in unserem Sachsenlande an die Pflanzenwelt der Tertiärzeit? neue Litteratur S. 8. — Francke, H.: Mineral- vorlagen S. 8. — Geinitz, H. B.: Versteinerungen aus der oberen Kreide von Rügen S. 6; Gliederung der Flötzformationen Helgolands, neue Diatomeenschichten in der Lausitz, der internationale Geologen- Congress in Zürich S. 7; die mineralogisch- geologischen Sammlungen der K. Technischen Hochschule in Dresden S. 8; neue Litteratur S. 7 und 8. — Kalkowsky, E.: K. Th. Liebe f, naturwissenschaftliche Wanderversammlungen, Demonstrations-Mikroskope von R. Fuess S. 8. — S c h n e i d e r , 0.: Nephrit -Schnitzereien aus China S. 8. — Z schau, E.: Kalkspathkrystalle aus dem Syenit des Plauenschen Grundes S. 9. IV. Section für prähistorische Forschungen S. 9. — Bergmann, A.: Kurfürst August und Kurfürstin Anna in ihren Beziehungen zur prähistorischen Forschung S. 9. — Deichmüller, J. : J. Undset f, Ausgrabungen und neue Erwerbungen der K. Prähistorischen Sammlung im Jahre 1893 S. 11; Steinzeitfunde bei Dresden S. 12. — Döring, H.: Der Lüptitzer Spitzberg bei Wurzen S. 10; Beigaben aus dem Gräber- felde von Löbtau, neolithische Reste von Löbtau S. 12; Vorlagen S. 11. — Ebert, 0.: Steinzeitfunde bei Cotta, slavische Herdstelle bei Cossebaude S. 12. — Geinitz, H. B.: Ein Dolmen in der Gersdorfer Heide bei Gross- Cotta 3 Steinbauten an den Troll- hättanfällen in Schweden S. 12. — Osborne, W.: Neolithisches Gefäss von Prag, die vorgeschichtlichen megalithischen Steinbauten, Vorlagen S. 11. — Excursion nach Zschorna S. 12. V. Section für Physik und Chemie S. 12. — Corsepius, M. : Anlage eines Elek- tricitätswerks der Stadt Dresden S. 13. — Freyberg, J.: H. Hertz f S. 12. — Helm, G.: E. Zetzsche f S. 13. — von Meyer , E.: Lavoisier und die Chemie seiner Zeit — eine Säcularbetrachtung S. 13. — Excursion nach dem Elektricitätswerk der K. Sächs. Staatseisenbahnen in Dresden- Friedrichstadt S. 13. VI. Section für Mathematik S. 13. — Krause, M.: Entwickelung der elliptischen Functionen in Potenzreihen S. 13. — Rohn, K. : Construction einer Fläche 2. Grades, von der 9 Punkte gegeben sind S. 13 ; Vereinfachung einiger Sätze und Aufgaben der Planimetrie S. 14. YII. Hauptversammlungen S. 14. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 15. — Kassenabschluss für 1893 S. 14 und 20. — Voranschlag für 1894 S. 14. — Vermehrung der Bibliothek S. 4. — Ausstellung des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden S. 14. — Vorlagen S, 14. — Bergt, W.: Die classischen Stätten 'des Contactmeta- morphismus in Sachsen S. 14. — Deichmüller, J. : Die bisherigen Ergebnisse der vorgeschichtlichen Forschungen in und um Dresden S. 14. — Hempel, W.: Be- obachtungen über Entstehung von Gesteinen S. 14. — König, CI.: Die Grundlagen zu Alexander von Humboldt’s pflanzengeographischen Ideen S. 15. — Raspe, F. : Vorlagen S. 14. — Schneider, 0.: Litteraturbesprechung S. 14. — Ulbricht, R. : Bericht über seine Reise nach Chicago 1893 S. 14. — Excursionen nach Tetschen, nach den elektrischen Werkstätten von Kummer & Co. in Niedersedlitz S. 15. II. Abhandlungen. Eb ert, R. : Ueber Allantonemct mirabile, Sphaerularia bombi und Heterodera Schachtii. S. 18. Engelhardt, H.: Ueber neue fossile Pflanzenreste vom Cerro de Potosi. Mit Tafel I. S. 3, Geinitz , H. B. : Die mineralogisch-geologischen Sammlungen der K. Technischen Hoch- schule in Dresden. S. 14. Töpler, A.*. Ueber die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen Condensatorschwingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla’schen Ver- suche. S. 22. Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen . Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf besonderen Wunsch 25 Separat- Abzüge unberechnet, eine grössere Anzahl gegen Erstattung der Herstellungskosten. Sitzungskalender für 1894. September. 27. Hauptversammlung. October. 4. Prähistorische Forschungen. 11. Zoologie und Botanik. — Mathematik. 18. Botanik (Floristenabend). 25. Hauptversammlung. November. 1. Mineralogie und Geologie. 8. Physik und Chemie. 15. Prähistorische Forschungen. 22. Zoologie. 29. Hauptversammlung. December. 6. Botanik. 13. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 20, Haupt- versammlung. Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs- berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch- handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender Weise festgestellt worden: Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf. Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 I. — Pf. Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December 2 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 I. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 und 1871. April-December pro Heft 3 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . . 4M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 5 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-De- cember 3 M. — Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884, 1886 bis 1893, pro Jahrgang 5 M. — Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1894. Januar- Juni . t 2 M. 50 Pf. Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt. Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs- berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell- schaft, d. Z. Dr. Deiclimüller, Dresden-A., Zwingergebäude, K. Mineral.- geolog. Museum, entgegengenommen. Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus- wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber in den Sitzungsberichten quittirt wird. Königl. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach — Warna tz &, Lehmann Schloss- Strasse 32. DRESDEN. Fernsprecher 152. empfiehlt sich zur Besorgung wissenschaftlicher Litteratur. Druck von Wilhelm Baensch in Dresden. / y der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in D resden. Herausgegeben, von dem Redactions-Comite. Jahrgang 1894. •Juli b is De cem'be i*. Mit 1 Tafel und 1 Abbildung im Text. Dresden. In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hofbuchhändler. 1895. Redactions -Comite für 1894: Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm. Mitglieder: Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. 0. Drude, Privatdocent Dr. J. Freyberg, Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. H. Kitsche und Rentier W. Osborne. Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller. Sitzungskalender für 1895. Januar. 10. Physik und Chemie. 17. Prähistorische Forschungen. 24. Zoologie. 31. Hauptversammlung. Februar. 7. Botanik und Zoologie. 14. Mathematik. 21. Mineralogie und Geologie. 28. Hauptversammlung. März. 7. Physik und Chemie. 14. Prähistorische Forschungen. 21. Zoologie. 28. Haupt- versammlung. April. 4. Botanik. 18. Mineralogie und Geologie. 25. Hauptversammlung. Mai. 2. Physik und Chemie. 9. Prähistorische Forschungen. 16. Zoologie. 23. Ex- cursion oder 30. Hauptversammlung. Juni. 6. Botanik. 13. Mathematik. 20. Mineralogie und Geologie. 27. Haupt- versammlung. Juli. 25. Hauptversammlung. August. 29. Hauptversammlung. September. 26. Hauptversammlung. October. 3. Mineralogie und Geologie. 10. Botanik. 17. Physik und Chemie. 24. Haupt- versammlung. November. 7. Zoologie. 14. Mathematik. 21. Prähistorische Forschungen. 28. Haupt- versammlung. December. 5. Zoologie und Botanik. 12. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 19. Hauptversammlung. - ' Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs- berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch- handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender Weise festgestellt worden: Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M 50 Pf. Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 M. — Pf. Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December 2 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 und 1871. April-December pro Heft 3 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . . 4M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 5 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-De- cember 3 M. — Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884, 1886 bis 1894, pro Jahrgang 5 M. — Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf. Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt. Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs- berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell- schaft, d. Z. Dr. Deichmüller, Dresden-A., Zwingergebäude, K. mineral.- geolog. Museum, entgegengenommen. Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus- wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber in den Sitzungsberichten quittirt wird. sr- -■ % Königl. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach ' Warnatz & Lehmann Schloss -Strasse 32. DRESDEN. Fernsprecher 152. empfiehlt sich zur Besorgung wissenschaftlicher Litteratur. Druck von Wilhelm Baensch in Dresden. der ft aturwissensehaftliehen Gesellschaft ... * ' - \ • ISIS in TD resden. Herausgegeben von dem Redactions - Comite. Jahrgang 1895. Januar bis Juni. Mit 1 Tafel. Dresden. In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hof buchhändler. 1895. Redactions -Comite für 1895: Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. Mitglieder: Dr. J. Deich müller, Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. W. Hall wachs, Prof. Dr. E. von Meyer, Prof. Dr. H. Nits che, Bentier W. Osborne und Oberlehrer K. Wobst. Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller. Inhalt. I. Sitzungsberichte. I. Section für Zoologie S. 3. — Drude, 0.: Vegetation der Lofoten S. 3. — Ebert, R. : Temperatur der Lofoten S. 3. — Geinitz, H. B.: Fossiles Vorkommen des Dorsches S. 3. — König, OL: Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893 S. 3. — Kitsche, H. : Zahnformeln der Säugethiere, Sitten der Lofotenbewohner, Erass von Rhyncolus culinaris S. 3. — Reibisch, P. : Neueste Ansichten über Artenbildung und Vererbung S. 3. II. Section für Botanik S. 4. — Drude, 0.: Ueber den Traubenschimmelpilz S. 4 ; glaciale Elorenreste von Deuben S. 6. — Jenke, A.: Neue Algen der Elora von Dresden S. 4. — Le dien, E. : Er o st Wirkungen des letzten Winters auf Laubhölzer S. 7. — Nits che, H.: Mittel zur Vernichtung der Engerlinge, der sogen. „ Seelachs S. 4. — Schiller, K. : Neuropteren von Borkum, neue Litteratur S. 4; Ergebnisse seiner Kryptogamen- Excursionen im Jahre 1894 S. 6. — Schorler, B.: Entwickelung der Kenntniss des Zellenbaues in den letzten 20 Jahren S. 4; die sogen. „Holzblumen“ S. 7. — Wobst, K. : Neue oder seltene Pflanzen der Elora Saxonica S. 4 ; neue Lit- teratur S. 6. — Besichtigung des K. botanischen Gartens S. 7. — Vorlagen S. 5 und 7. ft III. Section für Mineralogie und Geologie S. 7. — Bergt, W. : Litteratur und Wesen der Melaphyrgänge des Plauenschen Grundes S. 10. — Ebert, 0.: Cretacische Schwarzkohlenfunde bei Dresden S. 8. — Engelhardt, H.: Tertiäre Florenverhält- nisse von Ecuador und Colombia S. 8. — Geinitz, H. B.: J. F. Johnstrup f, Haushofer f S. 7; J. D. Dana f S. 9; Einwirkung der Melaphyrgänge auf die Bildung des Plauenschen Grundes S. 10; neue Litteratur S. 8. — Kalkowsky, E.: Korallenkalke in Deutschland S. 9. — Krone, H.: Melaphyr- Vorkommen bei Aden S. 10. — Osborne, W.: Pithekanthropus erectus aus dem Pliocän von Java S. 9. — Besichtigung der Melaphyrgänge im Plauenschen Grunde S. 10. IV. Section für prähistorische Forschungen S. 10. — Deich müller, J.: Neue Litteratur S. 11. — Ebert, 0.: Neolithische Ansiedelungen und Begräbnissplätze bei Lobositz, Amulett und Glasperle von Stetzsch S. 10. — Geinitz, H. B.: Neue Litteratur S. 11. — J ent sch, A. : Uralte Ackerspuren in der Trieske bei Pillnitz S. 11. — Osborne, W.: Neolifchisches Grab bei Bohnic bei Prag, Ursprung und Heimath des Urmenschen, mit Bemerkungen von J. Deichmüller S. 11. — Ex- cursion nach Kleinböhla und Altoschatz S. 12. V. Section für Physik und Chemie S. 12. — Förster, Fr.: Chemische Natur der Metalllegierungen S. 13. — Hempel, W. : Principien der Heizung S. 12. — Meyer, E. von: Carl Wilhelm Scheele und die Chemie seiner Zeit S. 12; über Argon S. 12 und 13; über Calciumcarbid und Acetylengas S. 13. — Schorler, B.: Stiftungsfest der Isis in Meissen S. 13. VI. Section für Mathematik S. 13. — Hall wachs, W. : Problem der Stromverzweig- ung in einem Wechselstromnetz S. 14. — Helm, G.: Anwendung Fourier’scher Integrale auf die Theorie des Spectrums S. 13. — Rohn, K.: Darstellung ein- facher complexer Functionen durch Modelle S. 13. — Witting, A.: Litteratur - besprechung S. 14. T1I. Hauptversammlungen S. 14. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 20. — Kassenabschluss für 1894 S. 16, 18 und 28. — Voranschlag für 1895 S. 16. — Wahl eines Verwaltungsraths -Mitgliedes S. 17. — Verlegung der Bibliothek S. 16. — Beschluss über Vermehrung der Bibliothek S. 16. — Ausfall von Hauptversammlungen S. 20. — Helmholtz-Denkmal S. 20. — Excu'rsion und Festsitzung zur Feier des 60 jährigen Stiftungsfestes S. 17 und 18. — Drude, 0.: Die Papierstoffe in ihrer culturhisto- rischen Bedeutung S. 14 ; neue Instrumente der meteorologischen Station im K. bota- nischen Garten S. 17; Förderung floristischer Studien durch Formationsherbarien S. 20; neue Litteratur S. 14 und 20. — Geinitz, H. B.: A. Stelzner f S. 16. — H artig, E.: Technik der Papierfabrikation und deren Geschichte S. 17. — Kal- kowsky, E.: Die neuere Krystallographie und der Unterricht darin S. 18. II. Abhandlungen. Bergt, W. : Die Melaphyrgänge am ehemaligen Eisenbahntunnel im Plauenschen Grunde bei Dresden. S. 20. Geinitz, H. B. : Der Syenitbruch an der Königsmühie im Plauenschen Grunde bei Dresden. Mit Tafel I. S. 30. König, CI. : Der Dorschfang auf den Lofoten im Jahre 1893. S. 3. Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen • Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf besonderen Wunsch 25 Separat- Abzüge unentgeltlich, eine grössere Anzahl gegen Er- stattung der Herstellungskosten. Sitzungskalender für 1895. September. 26. Hauptversammlung. October. 3. Mineralogie und Geologie. 10. Botanik. 17. Physik und Chemie. 24. Haupt- versammlung. Kovember. 7. Zoologie. 14. Mathematik. 21. Prähistorische Forschungen. 28. Haupt- versammlung. Dezember. 5. Zoologie und Botanik. 12. Mineralogie und Geologie. — Mathematik 19. Hauptversammlung. Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs- berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch- handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender Weise festgestellt worden: Denkschriften. Dresden 1860. 8. 1 M. 50 Pf. Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 I. — Pf. Dr, Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.. Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December . . . . . 2 M. 50 Pf.. Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 . 3 M. 50 Pf.. Sitzungsberichte. Jahrgangl870 u. 1871. April-December, pro Heft 3 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . .4M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 . . . 5 M. — Pf. Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1881. Juli-December 3 M. — Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884, 1886 bis 1894, pro Jahrgang . . 5 M. — Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1895. Januar bis Juni 2 M. 50 Pf. Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.. Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs- berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell- schaft, d. Z. Dr. Deichmüller, Dresden-A., Zwingergebäude, K. mineral.- geolog. Museum, entgegengenommen. Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus- wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber in den Sitzungsberichten quittirt wird. r== Königl. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach —■■■■■■' ' Warnatz & Lehmann " Schloss -Strasse 32. DRESDEN. Fernsprecher 152. empfiehlt sich zur Besorgung wissenschaftlicher Litteratur. Druck von Wilhelm Baensch in Dresden. n dh n der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden. Herausgegeben von dem Redactions - Comite. Jahrgang 1895. «Juli bis December, Mit einer Tafel. Dresden. In Commission von Warnatz & Lehmann, K. Sachs. Hofbuchhändler. 1896. ' __ IqL Pi Redactions - Comite für 1895 : Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. Mitglieder: Dr. J. Deichmüller, Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. W. Hallwachs, Prof. Dr. E. von Meyer, Prof. Dr. H. Nitsche, Rentier W. Oshorne und Oberlehrer K. Wobst. Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller. Sitzungskalender für 1896. Januar. 9. Physik und Chemie. 16. Prähistorische Forschungen. 23. Zoologie. 30. Hauptversammlung. Februar. 6. Botanik. 13. Mathematik. • 20. Mineralogie und Geologie. 27. Haupt- versammlung. März. 5. Physik und Chemie. 12. Prähistorische Forschungen. 19. Zoologie und Botanik. 26. Hauptversammlung. April. 9. Botanik. 16. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 23. Prähistorische Forschungen. 30. Hauptversammlung. Mai. 7. Physik und Chemie. 14. Excursion oder 21. Hauptversammlung. Juni. 4. Zoologie. 11. Botanik. 18. Mineralogie und Geologie. 25. Hauptversammlung. Juli. 30. Hauptversammlung. August. 27. Hauptversammlung. September. 24. Hauptversammlung. October. 1. Physik und Chemie. 8. Zoologie. — Mathematik. 15. Botanik. 22. Mineralogie und Geologie. 29. Hauptversammlung. November. 5. Prähistorische Forschungen. 12. Physik und Chemie. 19. Zoologie. 26. Hauptversammlung. Ilecember. 3. Botanik und Zoologie. 10. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 17. Hauptversammlung. . - I f> ■ 1 '• ... : - ■ < . ' ■ • . ■ : ■ ' ' - V ■ ■ " V- .' ; • ,.'■■■ ' , : - ... - ' . ... . . ,. .. . ... ..... r ... ■ .. .. - . . . : >. . :rseww ■ ■ I . * v . ' . , ' . ' ■ Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs- berichte der „Isis“, welche durch die Burdach’sche Hofbuch- handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender Weise festgestellt worden: Denkschriften. Dresden 1860. 8 Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln Dr. Oscar Schneider: Natnrwissensch. Beiträge zur Kenntniss der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 Sitzungsberichte. Jahrgang 1868 Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Juni, October-December Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-December Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September .... Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1876, 1878, pro Jahrgang Sitzungsberichte. Jahrgang 1877. Januar-März, Juli-December Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1881. Juli-December Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884, 1886 bis 1895, pro Jahrgang . Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 .... Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt. Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs- berichte der Isis“ werden von dem ersten Secretär der Gesell- schaft, d. Z. Dr. Deichmiiller, Dresden-A., Zwingergebäude, K. mineral.- geolog. Museum, entgegengenommen. jpQP’ Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus- wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber in den Sitzungsberichten quittirt wird. 1 M. 50 Pf. 3 M. — Pf. 6 M. Pf. 1 M. 20 Pf. 1 M. 80 Pf. 1 M. 50 Pf. 2 M. 50 Pf. 3 M. — Pf. 3 M. 50 Pf. 2 M. — Pf. 3 M. — Pf. 2 M. 50 Pf. 4 M. — Pf. 3 M. — Pf. 5 M. — Pf. 3 M. — Pf. 3 M. — Pf. 5 M. Pf. 2 M. 50 Pf. ! I